mosaik ein produktives quartier an der spree
dokumentation | ma.m2.3 _ fluid territories_2.0 carina fischer | lara thewes prof. kazu blumfeld hanada © MSA | münster school of architecture 2023
vorwort
i: analyse
die köpenicker straße – von mitte bis kreuzberg historie der köpenicker straße potenziale der köpenicker straße nutzungen an der köpenicker straße
ii: grundstück
056 historie behala-gelände viktoriaspeicher bestandshallen
iii: konzept
iv: entwurf
v: modellfotos
Im Rahmen des Schinkel-Wettbewerbes 2024 mit dem Titel „über:morgen“ haben wir uns mit den Themen Nachverdichtung und baulichen Potenzialflächen in Berlin auseinandergesetzt. Ausgehend von einer Recherche nach möglichen Grundstücken für die Bearbeitung der Wettbewerbsaufgabe sind wir auf die Köpenicker Straße gestoßen, welche sehr zentral die Stadtteile Berlin-Mitte und Berlin-Kreuzberg miteinander verbindet und darüber hinaus historisch geprägt ist.
Wir konnten entlang der Köpenicker Straße einige Potenzialflächen entdecken und haben uns für die Bearbeitung eines Gewerbehofes an der Schillingbrücke entschieden.
Basierend auf einer umfassenden Analyse der Köpenicker Straße und des Grundstücks und einer Auseinandersetzung mit den Themen „Kreuzberger Mischung“ und „urbane Produktion“ haben wir im Anschluss ein neues Quartier entwickelt, welches einem bunten Nutzungsmix aus den Bereichen Wohnen, Produktion und Gewerbe Platz bietet.
die köpenicker straße – von mitte bis kreuzberg
Die Köpenicker Straße befindet sich im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick.
Sie ist ungefähr 2 Kilometer lang und verläuft nahezu parallel zur Spree, dabei passiert sie am Bethaniendamm die Bezirksgrenze zwischen Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg. Sie beginnt an der neuen Jacobstraße am Schulze-Delitzsch-Platz und endet am Schlesischen Tor, an welcher Stelle die Schlesische Straße beginnt.
Sie verbindet beide Stadtteile miteinander und ihr Charakter verändert sich im Laufe der Straße mehrfach deutlich. Sie ist geprägt durch die verschiedensten Situationen und Nutzungen von Wohnen über Kultur, Clubs, dem Wurstpaten bis hin zu Gewerbe, Industrie, denkmalgeschützten Gebäuden und einigen Baustellen. Wenn man sie genauer betrachtet, durchkreuzt die Köpenicker Straße die sogenannte Luisenstadt und endet im Wrangelkiez in Kreuzberg.
mitte
friedrichshainkreuzberg
luisenstadt
Die Luisenstadt ist ein historischer Bezirk von Berlin und gehört heute zum Bezirk Alexanderplatz in Berlin Mitte. Die Stärken dieses Bezirks sind viele Grünflächen, gute Nachbarschaftsstrukturen und eine engagierte Bürgerschaft, die zentrale Lage, eine sehr gute ÖPNV-Anbindung, zahlreiche kultu- relle Angebote und der daraus resultierende Tourismus als Einnahmequelle für Gewerbetreibende.
Die Luisenstadt teilt sich in das Heinrich-Heine-Viertel West und das Heinrich-Heine-Viertel Ost auf: Beide sind ruhige Wohngebiete und zeichnen sich durch eine gute verkehrliche Anbindung und großzügige Wohnflächen aus. Im Westen befindet sich das Viertel außerdem zu einem großen Teil im Geltungsbereich der Erhaltungssatzung „Heinrich-Heine-Siedlung“.
kreuzberg
Darauf folgt der Stadtteil Kreuzberg, der zum Bezirk FriedrichshainKreuzberg gehört. Er liegt voll- ständig innerhalb des S-Bahn-Rings und zählt somit zur Berliner Innenstadt.
Mit einer Einwohnerzahl von 153.000 und einem Durchschnittsalter von 38 handelt es sich um den jüngsten Bezirk in Berlin. Er besitzt mit Abstand die höchste Einwohnerdichte und zählt zu den Be- zirken mit den höchsten Einkommen. Kreuzberg zeichnet sich durch die zentrale Lage an der Spree, eine sehr gute Infrastruktur und eine hohe Restaurant- und Bardichte aus. Ein großer Teil der Berli- ner Medien- und Kreativszene ist dort ansässig, davon besonders viele junge Unternehmen. In den letzten Jahrzehnten haben Kreuzberger Start-Ups mehrere Zehntausend Arbeitsplätze geschaffen. Dabei wurden häufig historische Industriebauten umgenutzt.
Während der Teilung Deutschlands war Kreuzberg an drei Seiten von der Berliner Mauer umgeben und durch diese Abschottung konnte sich in Kreuzberg vor allem eine linke Subkultur gut ent- wickeln. Durch viele Gastarbeiter in den 1960er Jahren wurde Kreuzberg multikulturell und in den 1970er und 1980er Jahren existierte eine große Hausbesetzerszene.
Kreuzberg steht zu großen Teilen unter Milieuschutz und städtebaulichem Erhaltungsschutz.
Das Wrangelkiez ist ein dicht besiedeltes Wohnviertel im Osten Kreuzbergs an der Grenze zu Fried- richshain und Treptow. Das Kiez ist stark durch die „Kreuzberger Mischung“ geprägt - dort befinden sich zahlreiche Mehrfamilienhäuser aus der Gründerzeit mit oft begrünten Hinterhöfen und kleinen Handwerksläden, Kultureinrichtungen, Spielplätzen und öffentlichen Grünflächen.
Früher handelte es sich um ein eher einfaches, nicht besonders wohlhabendes Viertel mit junger, multikultureller Anwohnerschaft. Dies ist heute zu Teilen immer noch so, dazu mischen sich aber zusätzlich noch Künstler:innen, Szenegänger:innen und viele Studierende.
Durch diese Szene sind in den letzten Jahrzehnten vielfältige kulturelle und kulinarische Angebo- te entstanden - Cafés, Plattenläden, Vintage-Shops, Bars, Clubs, Buchläden, Galerien und kleine Agenturen prägen den Charakter des Viertels.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Projekte und Initiativen im soziokulturellen Bereich.
historie der köpenicker straße
Die heutige Köpenicker Straße wurde 1589 unter dem Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg angelegt und führte von Berlin nach Köpenick.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es durch die Industrialisierung und die verkehrsmäßige Erschließung an die Berliner Innenstadt zu der Ansiedelung von vielen Handelsunternehmen und Fabriken entlang der Köpenicker Straße. Zu diesen zählten zum Beispiel die Papier- und Briefum- schlagfabrik Bretschneider & Graeser und die Stock Motorrad AG.
Die meisten erhaltenen Gebäude aus dieser Zeit sind denkmalgeschützt, darunter auch die Viktoriaspeicher I und II der BEHALA. In der Gründerzeit prägten lange Straßenzeilen mit Wohngebäuden die Köpenicker Straße, soweit diese erhalten sind werden sie saniert. Von 1961 bis 1990 teilte die Berliner Mauer ohne Grenzübergang die Köpenicker Straße. Der Bereich nordwestlich des Bethaniendamms lag im sowjetischen Sektor und der südliche Bereich im amerikanischen Sektor.
Nach der deutschen Wiedervereinigung kam es zu einem Strukturwandel an der Köpenicker Straße – es siedelten sich vermehrt Clubs, Bars und Start-Ups an, die zum Teil leerstehende Industriebauten nutzten. Das Wohnprojekt und Kulturzentrum „Köpi“ entstand 1990, als Westberliner leerstehende Bauten im ehemaligen Ost-Berlin besetzten.
potenziale der köpenicker straße
Entlang der Köpenicker Straße offenbaren zahlreiche Räumlichkeiten ein beträchtliches städtebauliches Potenzial, das einer effizienteren Nutzung bedarf. Neben bereits geplanten Arealen erstrecken sich hier ungenutzte Brachflächen, besser nutzbare Industrie- und Gewerbehöfe, unbebaute Flächen, eine unvollendete Baustelle und ein besetztes Gebäude. Im südlichen Teil der Köpenicker Straße entlang der Spree vermehren sich zudem Gewerbehöfe.
beplante gebiete
brachfläche
industrie | gewerbe baulücken
ruine besetzt orte
nutzungen an der köpenicker straße
kultur bildung freizeit gastronomie einzelhandel beherbergung bahnhof
u heinrich-heine-straße
michaelkirchstr. köpenicker str. / adalbertstr. bethaniendamm manteuffelstr. / köpenicker str. eisenbahnstr. u schlesisches tor
heinrich-heine-straße
nuntzungen an der köpenicker straße
u8, 165, 265, n8, n40, n60, n65 165, 265, n60, n65 165, 265, n60, n65 140, 147, 165, 265, n60, n65 140, 165, 265, n60, n65 165, 265, n60, n65 u1, u3, 165, 265, n1, n60, n65
grundstück
Auf dem Grundstück der BEHALA befinden sich mehrere Bestandsbauten, darunter der denkmalgeschützte Viktoriaspeicher I, der 1910 erbaut und in den 1960er Jahren zu Teilen saniert wurde.
Des weiteren befinden sich auf dem Gelände drei Industriehallen, welche in Stahlskelettbauweise ca. in den 1960er Jahren errichtet wurden. Das Stahltragwerk ist in einem guten Zustand.
Neben dem Viktoriaspeicher befindet sich eine weitere Industriehalle, dessen Tragwerk in Stahlbeton ungefähr in den 1980er Jahren errichtet wurde.
Darüber hinaus existieren mehrere kleinere Gebäude zwischen einer Industriehalle an der Längsseite des Grundstücks und dem Viktoriaspeicher.
Das freistehende Gebäude ist zweigeschossig, etwa 11 Meter lang und 8 Meter breit und wurde vor 1953 errichtet.
köpenicker straße 22 - 28 behala - gelände
viktoriaspeicher I 1911 stahlbetonskelettbau lagerhalle 1980er jahre stahlbetonrahmenbau industriehallen 1960er jahre stahlrahmenbau grundstücksfläche4hektar
historie behala-gelände
Die BEHALA übernahm 1929 die Grundstücke Köpenicker Straße 20-29A und die Anlagen des Viktoriaspeichers I. 1960 wurde der Kohlegroßhandel vom Urbanhafen zum Viktoriaspeicher verlagert und im Zuge dessen wurde der Speicher in Teilen modernisiert. 1980 gab es einen Spitzenumschlag von 250.000t Kohle.
Der Großhandel hatte in den 1990er Jahren eine Größe von 1,7ha und eine Kailänge von 200m. Es verfügte über zwei Getreidespeicher, Begasungs-, Reinigungs- und Trockenanlagen und eine über 65 spannende Verladebrücke auf der Kohlelagerfreifläche.
Die Verladebrücke wurde zwischen 2004 und 2006 abgebaut, die Kranbahn aus Stahlbeton existiert noch heute und spannt über 186 Meter.
viktoriaspeicher
Die Viktoriaspeicher und II wurden ursprünglich 1879 errichtet und von der Berliner Omnibusgesellschaft genutzt. 1907 wurden große Teile der Viktoriaspeicher durch einen Brand vernichtet, 1910 wurden die Speicher für die „Victoria-Speicher Actien-Gesellschaft“ als Stahlbeton-Skelettbau wieder errichtet.
Von 1937 bis 1939 dient der Speicher als Lager für „entartete Kunst“, welche 16.558 Kunstwerke von jüdischen Künstler:innen umfasste. Der Speicher wurde im zweiten Weltkrieg stark beschädigt und musste anschließend wieder aufgebaut werden.
bestandshallen
Heute befinden sich auf dem Geländer der BEHALA verschiedene Gewerbenutzungen: Ein Recyclinghof, ein Fachhandel für Verpackungsmaterial, ein Getränkelieferant, zwei Großhändler, ein Lebensmittelgroßhändler, ein Biervertrieb, ein Grafikdesigner, ein Modedesigner, ein Fotostudio und eine Werbeagentur.
leitthemen
Entlang der Köpenicker Straße offenbaren zahlreiche Flächen ein beträchtliches städtebauliches Potenzial, das einer effizienteren Nutzung bedarf. Das gewählte Grundstück ist ein Gewerbehof der BEHALA und befindet sich direkt an der Spree an der Schnittstelle zwischen Berlin Mitte und Kreuzberg. Heute gibt es auf dem Gelände verschiedene Gewerbenutzungen. Ausgehend von der „Berliner Mischung“ und der Einbindung von Kreislaufstrukturen im neuen Quartier werden verschiedene Formen der urbanen Produktion ermöglicht.
Eine Transformation der Flächennutzung vom Horizontalen ins Vertikale bietet Potenziale für diese untergenutzte Fläche. Ein ausgewogenes Verhältnis von Wohnen, Gewerbe und Industrie schöpft die volle Qualität des Grundstücks auch in hoher baulicher Dichte aus. Die Architektur übernimmt dabei die Funktion als „Infrastruktur“ oder „neutrales Gehäuse“ für Raumstrukturen. Auf den Gebäuden befinden sich Gewächshäuser, die der urbanen Landwirtschaft dienen.
berliner mischung
Der Begriff der „Berliner Mischung“ geht auf die sogenannte „Kreuzberger Mischung“ zurück. Diese beschreibt große geschlossene
Baublöcke der Gründerzeit, die durch eine dichte Bebauung des Blockinneren wirtschaftlich genutzt werden konnten. Die Mietshäuser dieser Zeit zeichneten sich durch größere Wohnungen zur Straße hin, kleinere Wohnungen in den Seitenflügeln und Gewerbebetriebe in den Hinterhöfen aus.
Dieses Prinzip führte zu dem „traditionellen“ Mischgebiet des späten 19. Jahrhunderts, in dem es keine reinen Industriegebiete gab, denn den Industrieflächen waren immer auch Wohnbereiche zugeordnet.
Der Vorteil damals der kurze Weg zur Arbeitsstelle, Nachteile waren allerdings die Schmutz-, Geruchs-, Lärm- und Verkehrsbelästigung für die Wohnnutzung.
Heute versteht man unter dem Begriff der „Berliner Mischung“ ein kleinteiliges Miteinander in Berlin, vor allem das dichte Nebeneinander von Wohnen, Gewerbe und Produktion innerhalb eines städtischen Blocks. Flächennutzungspläne sollen eine Nutzungsmischung von Wohnen und Arbeiten für die gesamte Stadt garantieren - dabei sollen auch einzelne Gebiete betrachtet werden, damit es in jedem Areal zu einer ausgewogenen Mischung kommt.
nebeneinanderimstädtischenkontext
Urbane Produktion, auch „urban manufacturing“, bezeichnet die Herstellung und Verarbeitung von materiellen Gütern und diesbezüglichen Dienstleistungen in einer Mischung von unterschiedlichen Nutzungen in einer Stadt.
Durch den anhaltenden Trend der Urbanisierung und die gleichzeitige Anforderung an Städte, lebenswert, nachhaltig und zukunftsfähig zu werden, kann urbane Produktion ein wichtiger Aspekt sein. Allerdings wurden produzierende Unternehmen in den letzten Jahrzehnten häufig aus dem Stadtbild verdrängt.
Die moderne urbane Produktion steht vor allem für die Integration von Betrieben in verdichteten Räumen und die Herstellung von individuellen, lokalen Produkten unter hohem Wissenseinsatz. Dabei kommt es häufig zu dem Einsatz von innovativen Technologien und Werkstoffen.
Die Produktion ist hocheffizient und durch geringe Emissionen wohnverträglich.
Urbane Produktion als Chance für die Belebung untergenutzter, leerstehender oder brachliegender Flächen betrachtet werden. Die regionalen und lokalen Wirtschaftskreisläufe können gestärkt werden, die Stadt der kurzen Wege wird unterstützt und es kommt zu einer CO2Einsparung durch die Vermeidung von energieintensiven Transporten und einen verringerten Aufwand für die Logistik, da Produktionsmög -
urbane industrie
industrielle fertigung (emissionsfrei + leise)
urbane manufakturen
fablabs | offene werkstätten | makerspaces handwerk | kleine fertigungsbetriebe
urbane landwirtschaft
lebensmittelproduktion | vertical farming
MÖGLICHE BRANCHEN: lebensmittelindustrie
medizintechnik
nanotechnologie
kreativwirtschaft
informationstechnologie
kommunikationstechnologie
kleinteiliger maschinenbau
konsumgüterindustrie
lichkeiten und Absatzmarkt direkt vor Ort zur Verfügung stehen. Darüber hinaus werden für Arbeitnehmer:innen kurze Arbeitswege und flexible Arbeitszeitmodelle und somit eine bessere Work-Life-Balance ermöglicht.
Man unterscheidet bei der urbanen Produktion drei verschiedene Typologien: Urbane Industrie, Urbane Landwirtschaft und Urbane Manufakturen.
Die urbane Industrie bezeichnet die emissionsarme industrielle Fertigung, urbane Landwirtschaft beschreibt die Lebensmittelproduktion im städtischen Kontext und urbane Manufakturen umfassen kleine Fertigungsbetriebe, Handwerksbetriebe, offene Werkstätten und FabLabs.
Geeignete Branchen des verarbeitenden Gewerbes sind Bereiche der Nanotechnologie, der Medizintechnik und des kleinteiligen Maschinenbaus. Außerdem besitzen die Konsumgüter- und Lebensmittelindustrie (z.B. Möbelherstellung, Brauereien) aufgrund ihrer Affinität zur Kundennähe ein hohes Potenzial für die urbane Produktion. Darüber hinaus eignen sich auch die Informations- und Kommunikationstechnologie und die Kreativwirtschaft.
rooftop farming outdoor farming vertical farming indoor farming
kreisläufe / symbiosen
Durch das Mischen von Produktion, Gewerbe und Wohnen in einem Quartier entstehen verschiedene Symbiosen und Kreisläufe, die zu einem in sich funktionierenden System führen.
Zum Beispiel bieten Produktion und Gewerbe Arbeitsplätze für Menschen, die ebenfalls in diesem Quartier wohnen. Das Urban Farming versorgt die Menschen mit Lebensmitteln, während Kompost als Dünger wiederverwertet werden kann. Die produzierte Ware kann direkt vor Ort angeboten werden.
mögliche nutzungen
Ausgehend von der „Berliner Mischung“ und der Ermöglichung von Kreislaufstrukturen in unserem Quartier möchten wir uns auf bestimmte Typen der urbanen Produktion konzentrieren.
01 Die Lebensmittelpr oduktion + Vertrieb
Urban Farming, Vertical Farming, Algen, Pilze...
02 Urbane Manufaktur en + Vertrieb Handwerk, of fene Werkstätten, Recycling + Upcycling, Pop-Up Stor e, Markt
03 Kleine Pr oduktionsanlagen + 3D-Druck Mikr obrauerei, Brillenfertigung, Gesundheit und Orthopädie (eigene Sofort-Fertigung)
Start-Ups (z.B 3D-Druck Vasen)
Mögliche Nutzungen im Bereich des Gewerbes können unter anderem auch bisher bestehende Betriebe des BEHALA Grundstücks sein, wie der Lebensmittelgroßhändler oder der Kartonvertrieb, welche beide auf große Lagerflächen angewiesen sind.
Andere Möglichkeiten wären Co-Working, Start-Ups und Ateliers sowie Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungsbetriebe. Darüber hinaus können sonstige Nutzungen der Bereiche Kreativität, Kultur, Freizeit, Sport und Mobilität in dem neuen Quartier Platz finden. mögliche nutzungen
dichte
flexibilität
Die derzeitigen Nutzungen des ehemaligen Hafengeländes schöpfen in ihrer geringen Dichte der Bebauung nicht das volle Potenzial des Grundstücks aus. Auf horizontaler Ebene angelegte und einzig zur Lagerung genutzte Flächen wie der Recyclinghof und das Getränkelager nehmen ungefähr die Hälfte der Grundfläche des Areals ein, ohne ihr dabei einen Mehrwert zu geben.
Eine Transformation der Flächennutzung vom Horizontalen ins Vertikale bietet neue Potenziale für diese untergenutzte Fläche. Durch vertikales Denken, zum Beispiel in der vertikalen Produktion und Lagerung oder auch in vertikalen Wohnformen, kann der durch Versiegelung bedingte Flächenverbrauch deutlich verringert werden.
Wohnformen die sich auf die Gemeinschaft und das Teilen fokussieren, modulares Wohnen, Mikro-Wohnen oder flexible und schaltbare Wohnungstypen können dazu beitragen die Dichte im Quartier, sowohl baulich als auch sozial, nachhaltig zu erhöhen. Durch ein gesundes Verhältnis von Wohnen, Gewerbe und Industrie kann die volle Qualität des Grundstücks auch in einer hohen baulichen Dichte ausgeschöpft werden.
Ein weiteres Leitthema für die Entwicklung eines neuen Quartiers an der Köpenicker Straße ist die Flexibilität – Gebäude werden erst dann nachhaltig langlebig, wenn sie größtmöglich flexibel bespielbar und rückbaubar sind.
Auf diese Weise können die baulichen Strukturen auf die verschiedensten zukünftigen Nutzungsszenarien reagieren, was zu einer Vermeidung von Leerstand führt.
Die Architektur kann dabei die Funktion als „Infrastruktur“ oder „neutrales Gehäuse“ für Raumstrukturen übernehmen. Ein in einem Raster konzipiertes Skelettbau-Tragwerk in Kombination mit festen Erschließungs- und Technikkernen kann die verschiedensten Raumgrößen ermöglichen. Dabei können Trennelemente mehr oder weniger temporär gestaltet sein, sodass die Multifunktionalität der Architektur gewährleistet wird.
Für das neue Quartier auf dem BEHALA Gelände bedeutet dies, Flexibilität innerhalb der einzelnen Nutzungsstrukturen zu ermöglichen: im Innenraum Wohnen, Gewerbe und Produktion und im Außenraum zusätzlich urbane Landwirtschaft.
Die Identität des neuen Quartiers wird durch alle bisherigen Leitthemen beeinflusst. Verdichteter urbaner Raum mit einer möglichst flexiblen Struktur bietet Platz für den Nutzungsmix im Stil der „Berliner Mischung“ mit Wohnen und urbaner Produktion und Gewerbe – dazu kommen einige zusätzliche Nutzungen aus den Bereichen Freizeit, Kunst und Kultur, vor allem solche, die in der engeren Nachbarschaft nicht vorhanden sind. Auf diese Weise wird auch eine Verbindung des Quartiers zur Umgebung ermöglicht.
Innerhalb dieser Struktur sollen individuelle Aneignungs-, Begegnungs- und Kommunikationsflächen geschaffen werden, um möglichst viele gemeinschaftliche Identifikationspotenziale für die Bewohner:innen zu ermöglichen. Diese werden darüber hinaus idealerweise direkt in den Planungsprozess mit einbezogen. Die Begegnungs- und Aneignungsflächen sollen als gemeinschaftlich genutzte Flächen in verschiedenen Maßstäben durch semi-private, halb-öffentliche und öffentliche Flächen im Quartier existieren. Ein zusätzlicher wichtiger Aspekt ist die Fassade und einhergehend die Beziehung und der fließende Übergang von Innen und Außen, um zu vermeiden, dass der Außenraum einen reinen Transitraum ohne Aufenthaltsqualität darstellt. Des weiteren beeinflusst auch die Historie des Grundstücks und der Köpenicker Straße im Allgemeinen den heutigen Identitätscharakter: die Produktion und das Gewerbe sollen im Stadtraum wieder sichtbar gemacht werden.
instandsetzung + weiternutzung des denkmalgeschhützten viktoriaspeichers
umgang mit dem bestand
Auf dem Gewerbehof befinden sich drei Bestandsstrukturen: den denkmalgeschützten Viktoriaspeicher, drei Industriehallen aus den 1960er Jahren und eine Halle aus den 1980er Jahren.
Da sich der Viktoriaspeicher in einem guten Zustand befindet und denkmalgeschützt ist, werden nur kleinere Eingriffe – wie das Einziehen von Trennwänden – vorgenommen.
Das noch intakte Stahltragwerk der Industriehallen wird vollständig erhalten und mit einer neuen Hülle versehen. Die Dachflächen werden vollständig mit Polycarbonat verkleidet – dieses besteht aus zwei Lagen mit einer Luftschicht, die für eine bessere Wärmedämmung sorgt.
Die Fassaden zur Straße und zur Spree hin werden aus einer Pfosten-Riegel-Fassade und in Teilen mit geschlossenen Teilen aus Metallständerwänden mit einer Verkleidung aus Wellblech gebildet. Während die entstehenden Warmräume Richtung Spree mit den Neubauten verbunden werden, springen die Warmräume zur Köpenicker Straße zurück, sodass eine Promenade entsteht. Die Industriehallen bilden auf diese Weise einen „Rahmen“ um die Neubauten.
Das Rahmentragwerk aus Stahlbeton der Lagerhalle am Rande des Grundstücks wird ebenfalls vollständig erhalten, dabei werden sowohl die Wand- als auch die Dachflächen mit zwei Lagen Polycarbonat mit Luftschicht versehen. Auf diese Weise erhalten die tiefen Raumflächen viel gedämpftes Tageslicht.
neuverkleidung mit polycarbonat + weiternutzung der lagerhalle
erhalt des stahltragwerks der industriehallen, neue nutzung + anschluss an den neubau
entwurf
Die Neubauten ordnen sich – mit Bezug auf das Bestandstragwerk - in einem Raster von 6x6m entlang der Achse der historischen Kranbahn an und werden dabei im 1. Obergeschoss durch Brücken und semi-öffentliche Terrassen miteinander verbunden.
Durch die flexible Tragwerksstruktur und feste Technikkerne können in den oberen Geschossen auch verschiedene Wohnkonzepte von Mikrowohnungen über gemeinschaftliches Wohnen bis hin zu großen Apartments für Familien oder Maisonettewohnungen realisiert werden. Die auf diese Weise entstehenden Wohneinheiten werden über Laubengänge und innenliegende Treppenkerne erschlossen. Alle Wohneinheiten sind mit Schiebetüren zum Laubengang hin ausgestattet, sodass die Wohnungen mit möglichst viel Licht versorgt werden.
Die hohe Sockelzone bietet im Erdgeschoss Platz für verschiedenste Formen von Gewerbe und Produktion – durch das Unterteilen in Abschnitte oder das Einziehen von zusätzlichen Decken kann die Struktur auf die jeweiligen Anforderungen eines Betriebes reagieren. Falls Bedarf besteht, können auch darüber liegende Geschosse mit einbezogen werden: auf diese Weise wird sowohl vertikale Produktion als auch vertikales Farming ermöglicht.
Zusätzlich befinden sich auf den Dächern der Gebäude Gewächshausstrukturen, welche für die urbane Landwirtschaft genutzt werden.
flexibel bespielbare flächen dadurch wird ein mix an unterschiedlichsten wohnformen möglich
erschließung über laubengänge und daran anschließende treppenhäuser + aufzüge
zentral angeordnete, feste versorgungskerne mit anschlüssen für küche und bad
anlieferung abholung
gewerbe produktion köpi-promenade recycling point co-working mobility-hub
handwerkshof
vertical-farmingdachterrasse wohnen
maisonette wohnen farming neuer spreepark
gemeinschaftsgarten
veranstaltungsraum spree-promenade showroom produktion
tragwerk + konstruktion
Die Neubauten besitzen ein in einem Raster konzipiertes Skelettbau-Tragwerk mit festen Erschließungs- und Technikkernen, welches verschiedenste Raumgrößen ermöglicht.
Das Tragwerk dieser Struktur besteht aus Stahlhohlprofilen und Lochstegträgern, sowie Trapezblech in der sekundären Tragstruktur.
Da 99% des Baustahls rückbaubar ist und die Struktur langfristig flexibel genutzt werden kann, handelt es sich um die ökologisch nachhaltigste Lösung.
Das vorsetzte „Gerüst“ verleiht den Gebäuden einen filigraneren Charakter. In der Sockelzone wird der obere Teil mit Polycarbonatpaneelen versehen, welche als Sonnenschutz für die hohen Räume funktionieren. Dort ermöglichen hohe Pfosten-Riegel-Fassaden helle Räumlichkeiten.
Die Fassaden sind in den oberen Geschossen entweder mit Wellblech oder Photovoltaik-Paneelen verkleidet, je nach Ausrichtung der jeweiligen Fassade.
stahltragwerk als haupttragwerk mit vorgesetztem tragwerk für die laubengänge
01 gewächshaus polycarbonatpaneele 40mm pfosten-riegel-konstruktion 120mm hohlprofile 140mm
02 dachaufbau zementplatten 40mm stelzlager 60mm dämmung xps 120mm trapezblech 100mm HEA 240 lochstegträger
03 wandaufbau stützen hohlprofile 240mm dämmung holzfaser 120mm unterkonstruktion stahlwinkel + konterlattung wellblechpaneele 20mm schiebetür aluminium 70mm stahlwinkel und isokorb 200mm unterkonstruktion IPE 120 gitter auf stahlwinkeln 40mm blechverkleidung 300mm geländer stahl 40mm
04 deckenaufbau bodenbelag 20mm trittschalldämmung 70mm randdämmstreifen trapezblech 120mm lochstegträger HEA240
05 fassadenaufbau eg stützen hohlprofile 240mm pfosten-riegel-konstruktion 120mm unterkonstruktion stahlholhprofile 60mm polycarbonat 40mm
06 deckenaufbau eg industrieestrich, geschliffen und versiegelt 70mm trennlage pe-folie trittschalldämmung 50mm bodenplatte stahlbeton 200mm
07 sockel fundament stahlbeton 500mm dampfsperre perimeterdämmung 150mm abdichtung 2-lagig drainvlies füllsand kiesschüttung 120mm zementplatten 20mm
passive design-strategien
Die Integration von passiven Design-Strategien wie bauwerksintegrierte Photovoltaik, die Nutzung der Abwärme der Produktion oder die Kühlung durch Flusswasser der Spree sorgen für eine Reduzierung des Energiebedarfs des Quartiers. Darüber hinaus fungieren die Laubengänge, welche als Gitter ausgebildet sind, als baulicher außenliegender Sonnenschutz. Unversiegelte Grünflächen und Windschneisen wirken einer Überhitzung des Quartiers entgegen.
bauwerkintegrierte photovoltaik