Palliative Care: Schwelle zum sanften Licht
Dokumentation | ma.m2.2 _ Palliative Care: Schwelle zum sanften Licht Jan Bröker | Shari Brunsmann | Juan González Blanco prof. kazu blumfeld hanada © msa | münster school of architecture 2020
“Architecture is not a science. It is still the same great synthetic process of combining thousands of definite human functions, and remains architecture. Its purpose is still to bring the material world into harmony with human life. To make architecture more human means better architecture, and it means a functionalism much larger than the merely technical one. This goal can be accomplished only by architectural methods- by the creation and combination of different technical things in such a way that they will provide for the human being the most harmonious life.� Alvaar Aalto
Inhalt
Vorwort 01_Palliative Care Definition Bedeutung Prinzipien Schlüsselwörter Zahlen
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02_Gesellschaft und Tod Philosophie und Tod Psychologie und Tod Soziologie und Tod Kunst und Tod Architektur und Tod
026
03_kommende Palliativarchitektur
046
Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
Elemente des palliativen Raumes 04_Entwurf Referenzen Herz Jesu Krankenhaus Raumbuch Konzept Darstellungen Literatur
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Vorwort
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Der Tod ist ein Begriff, der in unser aller Leben irgendwann Einzug erhalten wird. Menschen beschäftigen sich aktiv und bewusst mit der letzten Lebensphase, andere hingehen gehen ihr weitläufig aus dem Weg. Doch irgendwann betrifft es jeden, ist es doch der natürliche Lauf des Lebensund kann von niemandem ignoriert werden. Nur in seiner Präsenz kann der Sterbeprozess individuell, nach den persönlichen Bedürfnissen des Menschen behandelt werden. Die Umstände und auch der Zeitpunkt des Sterbeprozesses sind keine vorausschaubaren Prinzipien. Jedoch ist die letzte Lebensphase eines Menschen anhand einiger Parameter warm und herzlich gestaltbar, wodurch die Aufgabe einer Palliativstation ebenso wichtig, wie sensibel wird. Eine Architektur mit seiner Geste sollte respektvoll, schützend und lindernd auf physischer, sowie auf psychischer Ebene, im Kontext mit der letzten Lebensphase eine Menschen interpretiert werden. Umso wichtiger ist es, dass wir, die Architekten, uns würdevoll und intensiv mit der wohl sensibelsten Phase im Leben eines Menschen befassen, um eine Antwort auf all die Themen finden und geben zu können. Die neue Palliativstation wird eine Erweiterung des Herz-Jesu-Krankenhauses in Hiltrup auf dem Dach des Anbaus aus dem Jahr 2007 sein. Dies ist eine Gelegenheit, die Bedürfnisse des sterbenden Patienten zu erfüllen und das Konzept des palliativen Raums zu überdenken.
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Bedeutung
„Wir werden alles dafür tun, bis zuletzt leben zu können“1 Cicely Saunders, Gründerin der modernen Hospiz Bewegung
Palliative Care
Einen Menschen gehen zu lassen, sei es aufgrund einer schweren Erkrankung, oder aufgrund eines natürlichen Todes, bedeutet für seine Angehörigen eine Zeit geprägt von Trauer und Schmerz. Doch was muss nur in der Person vorgehen, die ihre Lebenskraft durch eine schwere, andauernde Krankheit immer weiter verliert? Das Bewusstsein gegenüber dem Sterben hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mit der Gesellschaft geändert. Das Sterben findet immer selbstverständlicher in klinischen Einrichtungen und weniger im eigenen Zuhause statt, wie es noch vor 50 Jahren die Regel war. Dies liegt auch an der Entwicklung der medizinischen Versorgung, der Altersdurchschnitt der Sterbenden wurde höher und der Prozess an sich kontrollierbarer. Akzeptieren, dass es keine Hoffnung auf Heilung gibt, ist unfassbar schwer für Patienten, ihre Angehörigen – und auch für Mediziner. Sie sehen die Heilung des Menschen als das oberste Ziel. Was aber, wenn Leben zu schützen nicht mehr bedeutet, es zu retten? Wenn es nicht um heilen geht, sondern um lindern? Infauste Prognosen sind auch für Ärzte im wahrsten Sinne des Wortes eine Grenz-Erfahrung.2 Durch die Veränderung der Gesellschaft und dem damit zusammenhängenden Verständnis gegenüber dem Sterbeprozess hat sich auch das Bedürfnis einer professionellen und fürsorglichen Pflege der Patienten in den Jahren stark entwickelt. Erste Schritte hin zu stationären und auf die Pflege sterbenskranker Menschen spezialisierter Einrichtungen wurden 1960 durch die Hospizbewegung, gegründet durch Cicely Saunders, im Vereinigten Königreich gemacht. Schnell etablierte sich die Betreuung schwerkranker Menschen stets gemessen an der fachlichen Kompetenz der Pflege, statt an materiellen Möglichkeiten der sich weiterentwickelnden medizinischen Versorgung, die „Palliative Care“.
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01_Palliative Care
Begriff Das Wort „palliativ“ leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet so viel wie „mit dem Mantel bedecken/umhüllen“. In anderen Räumen wird das Wort von „pelte“ abgeleitet, was so viel wie „Schutz“ oder „Schild“ bedeutet. Palliative Care kann auf den verschiedensten Ebenen, von der Weltgesundheitsorganisation WHO bis hin zu den Gesellschaften der verschiedenen Länder, in Deutschland die Gesellschaft für Palliativmedizin e.V, unterschiedlich definiert werden. So versteht die WHO die Palliative Care als international übergeordneten Ausdruck der Palliativpflege, wobei in Deutschland die Begriffe Palliativmedizin, Palliativbetreuung oder Palliativversorgung in Gebrauch sind. Der Versuch den Begriff, „Palliative Care“ gleichermaßen international als gängigen Begriff der Palliativversorgung zu verstehen, wurde von der Europäischen Gesellschaft für Palliative Care (EAPC) unternommen, welche ein Weißbuch zu den Standards und Richtlinien für die Hospiz- und Palliativversorgung in Europa veröffentlicht hat. Als 1967 die Hospizbewegung durch Cicely Saunders und der Eröffnung des St. Christophers Hospice in London begann, bürgerte sich der Begriff „Hospiz“ zunächst ein. Doch als Balfour Mount 1975 eine Bezeichnung für seine neue Abteilung im Spital Montreal suchte, erkannte er die Begriffsproblematik. Denn der Begriff „Hospiz“ war in Kanada bereits anderweitig in Verwendung, was ihn dazu veranlasste den Begriff „Palliative Care“ einzuführen.
01.01 St. Christopher’s Hospice. Cicely Saunders talking with a hospice patient in the bedroom ward of St. Christopher’s Hospice. Though it was originally an open Space plan, the layout encourage people to personalize their spaces and offered ample opportunity for prospect and refuge seeking activities.
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Bedeutung
Bedeutung Viele Menschen verstehen unter Palliative Care oder Palliativmedizin das Synonym zum Hospiz. Hier gibt es viele kleinere Missverständnisse, die man mit dem Begriff „Palliativ“ in Verbindung bringt. „Palliative Care ist auf Sterbebegleitung reduziert.“, „Palliative Care ist auf Tumorerkrankungen reduziert.“, zwei Aussagen von einigen, die leider immer wieder in den Zusammenhang mit dieser Pflege gebracht werden. Palliative Care ist keineswegs auf eine Sterbebegleitung zu reduzieren, vielmehr beginnt die Pflege schon sehr früh nach Diagnostizierung unheilbarer Krankheiten. Zudem ist eine Palliativstation im Vergleich zu einem Hospiz kein letzter Ort, an dem ein Patient zwangsweise verstirbt. Die Sterberate einer Palliativstation liegt bei ungefähr einem Drittel. Das heißt, dass ein Drittel der Patienten Linderung der Schmerzen erfährt und den Weg auf eine andere stationäre Station, oder sogar nach Hause antreten können. Ein Drittel der Patienten wird bei Verschlechterung der Symptome auf eine Hospizstation verlegt. Die Palliativpflege ist auch nicht ausschließlich auf die Behandlung von Tumorerkrankungen zu reduzieren, Palliative Care betreut alle unheilbaren und chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel COPD, MS und AIDS. Darüber hinaus umfasst die Pflege nicht nur den Patienten, sondern auch sein näheres Umfeld und die Angehörigen. Sie werden in der schweren Phase der Erkrankung, dem Sterbeprozess und auch darüber hinaus psychologisch betreut.
„Wer die Vergangenheit nicht kennt, wird die Zukunft nicht verstehen.“4 Konfuzius, 551-479 v.Chr.
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01_Palliative Care
Behörden/Institute Kirche Sanitätshaus Sozialarbeit Pflegepersonal Psychotherapie Physiotherapie Seelsorge
Patient Palliativmediziner
Ehrenamt Sozialdienst
Angehörige Ergotherapie Kunst- und Musiktherapie
Apotheke Fachärzte
stationäre Hospize 01.02 Zusammenhänge
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Prinzipien
Prinzipien Schon Konfuzius wusste vor 2.500 Jahren um die Bedeutung des Vergangenen und dass man ohne das Wissen um die Vergangenheit die Zukunft nicht gestalten kann. Das Gleiche gilt für die Hospizbewegung und Palliativmedizin.5 Ein wesentlicher Bestandteil der Palliative Care ist es, den Patienten und sein individuelles Leid zu verstehen und sich darauf einzulassen. In der Pflege geht es darum, jeden einzelnen Patienten als Individuum zu sehen und auch so zu behandeln. Nur durch Kommunikation und Empathie lässt sich das Bedürfnis eines jeden Einzelnen erfahren. Der Ansatz wird hier schnell deutlich: Es geht nicht nur um reine medizinische und pflegerische Maßnahmen, oder darum beeinträchtigende körperliche Symptome des Patienten zu lindern. Es geht um eine ganzheitliche Versorgung, die an das Personal hohe Anforderungen an Teamfähigkeit, Empathie, Kommunikation und auch Organisation stellt. Innerhalb der Pflege ergeben sich somit einige, unabdingbare Grundprinzipien, die unverzichtbar für eine angemessene und qualitativ hochwertige Pflege sind. Aus diesen Grundprinzipien lassen sich wiederum verschiedene Begriffe ableiten, die auf den folgenden Seiten aufgeführt und umschrieben werden.
„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“3 Cicely Saunders, Gründerin der modernen Hospizbewegung
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01_Palliative Care
01.03 Jeu de portes . Philippe Bazin medic and photographer . Geriatric Centre . deshumanization of the space of the end of a life . 1981
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SchlĂźsselwĂśrter
01.04 La sieste . Philippe Bazin medic and photographer . Geriatric Centre . deshumanization of the space of the end of a life . 1981
01.05 Le noeud coulant . Philippe Bazin medic and photographer . Geriatric Centre . deshumanization of the space of the end of a life . 1981
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01_Palliative Care
Lebensqualität Ein zentrales Ziel der Palliativversorgung ist es, die bestmögliche Lebensqualität des Betroffenen zu erreichen, zu unterstützen und zu erhalten. Besonders zu beachten ist hierbei, dass jeder Mensch Lebensqualität anders definiert.
Würde Palliativversorgung soll in einer respektvollen, offenen und sensiblen Weise durchgeführt werden, mit Einfühlungsvermögen sowohl gegenüber persönlichen, kulturellen und religiösen Werten, Glaubensinhalten und Gewohnheiten, als auch gegenüber den Gesetzen jedes Landes.
Respekt Respekt ist, genauso wie Vertrauen, eine wichtige Grundlage für einen positiven Aufenthalt des Betroffenen. Die Bedürfnisse, Wünsche, Kultur etc. sollten in jedem Falle respektiert werden.
Individuell angepasste Begleitung In der Palliativversorgung wird jede Person als einzigartiges Individuum gesehen und respektiert. Diese Individualität bezogen auf das Alter, den Lebensumstand, das Krankheitsstadium und persönliche Werte ist eine der grundlegenden Philosophien.
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SchlĂźsselwĂśrter
01.06 Jeu de portes . Philippe Bazin medic and photographer . Geriatric Centre . deshumanization of the space of the end of a life . 1981
01.07 Patients taking light and fresh air . Sanatorium Zonnestaal . Netherlands . Jan Duiker . 1926
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01_Palliative Care
psychische Belastung Auch die Betreuung und Versorgung der Angehörigen der Betroffenen ist ein wichtiger Bestandteil. Durch die kontinuierliche Konfrontation mit einem schwerstkranken Menschen ist die psychische Belastung dieser Personen ein wichtiger Punkt, der durch die sogenannte Entlastungspflege betreut werden soll.
Wärme Wärme - ein Bedürfnis, welches unter verschiedenen Aspekten interpretiert werden kann. So kann die Architektur eine wärmende und wohlige Hülle geben, aber auch der verständnisvolle und fürsorgliche Umgang des Personals mit den Patienten und Angehörigen kann Wärme garantieren.
Kommunikation Kommunikation ist eine umfassende Voraussetzung, die in unterschiedlichste Interaktionen unterteilt wird. So zum Beispiel die Kommunikation unter Patienten zu Pflegepersonal, zwischen den Aufgabenbereichen und Professuren, den Betroffenen und den Angehörigen.
Vertrauen Das Pflegepersonal sollte eine partnerschaftliche Beziehung mit den Betroffenen und deren Angehörigen zulassen und auch aufbauen. Vertrauen bildet eine Grundlage für eine enge und entspannte Zusammenarbeit.
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Schlüsselwörter
01.08 L’attente . Philippe Bazin medic and photographer . Geriatric Centre . deshumanization of the space of the end of a life . 1981
01.09 Chapel Bruder Klaus. Peter Zumthor. 2007
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01_Palliative Care
interdisziplinär | multiprofessionell Multiprofessionalität und Teamarbeit sind zwei wichtige Grundsteine für eine gute und hochwertige Palliativpflege. Multiprofessionalität bedeutet, dass ein Team aus verschiedenen Aufgabenbereichen, Professuren und Ehrenämtern stetig in enger Zusammenarbeit präsent ist und sich dementsprechend immer neu zusammensetzen kann.
Autonomie | Selbstbestimmung Selbstbestimmung ist für die meisten Menschen ein hohes Gut, welches sie bis an ihr Ableben wahren möchten. Im Idealfall sollte dem Betroffenen diese und auch Autonomität vorbehalten sein, sofern und solang es sein gesundheitlicher Zustand zulässt.
individuelle Menschengruppen Jeder Mensch ist einzigartig, hat andere Bedürfnisse, Wünsche, Krankheiten. Nicht nur die Betroffenen sind immer sehr unterschiedlich, sondern auch ihre medizinische Behandlung und ihr Krankheitsverlauf. Das Personal muss immer flexibel bleiben und sich in unterschiedlichste Menschen einfühlen können.
Rituale Besonders in schweren Zeiten helfen Rituale mit der Situation umgehen zu können und sie evtl. auch für jeden Beteiligten angenehmer zu machen.
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Schlüsselwörter
01.10 The Hill of Meditation . Stockholm South Cemetery . Lewerentz and Asplund . 1915
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01_Palliative Care
Trauer Eine stetige Begleitung durch die Versorgung bedeutet auch den Verlust und die Trauer der Angehรถrigen behutsam zu behandeln. Das Umfeld auf einen Verlust vorzubereiten gehรถrt zu einer Palliativversorgung dazu, ebenso wie die Trauerbegleitung dieser Menschen. .
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Zahlen
Orte Der Sterbeprozess ist ein vielseitiger und meistens unvorhersehbarer Vorgang, für den es keine Gesetze und zeitlichen Maßstäbe gibt. Unfälle, plötzliche körperliche Beschwerden wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder allergische Reaktionen lassen sich genau so wenig voraussagen wie der natürliche, altersbedingte Tod. Im Jugendlichen bis hin in das Erwachsenenalter mag man sich nur eventuell damit beschäftigen, an welchem Ort, in welchem Umfeld oder unter welchen Umständen man dem Tod begegnen „möchte“. Doch besonders in hohem Alter, als schwerkranker oder sterbender Mensch setzt man sich zwangsläufig mit diesem intimen und individuellen Wunsch auseinander. Besonders schwerkranke und sterbende Menschen, die eventuell sogar diesen Wunsch dem familiären Umfeld oder medizinischen Vertrauenspersonen mitgeteilt haben, benötigen besondere Zuwendung, Pflege und Betreuung. Der Ort, an dem ein Mensch aus dem Leben scheidet, ist ein besonderer Ort und möchte, sofern es durch den Sterbeprozess möglich ist, bedacht gewählt werden. Laut einer repräsentativen Umfrage der Bertelsmann-Stiftung aus dem Jahr 2013 möchten 76 Prozent der Menschen im vertrauten Umfeld, dem eigenen Zuhause, sterben. Doch sieht die Realität zumeist anders aus, so sterben fast die Hälfte der Menschen in Krankenhäusern.6
gewünschter Sterbeort
tatsächlicher Sterbeort (2013)
01.11 Sterbeorte, 2020
76%
zu Hause
20%
10%
Hospiz
3%
6%
Krankenhaus
46%
2%
Alten-/Pflegeheim
31%
6%
Sonstige/Weiß nicht
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01_Palliative Care
Palliativversorgung in Deutschland Denkt man über Palliativversorgung nach, so denkt man automatisch an eine stationäre Einrichtung, manchmal fälschlicher Weise, an ein Hospiz. Doch die Versorgung schwerkranker und sterbender Menschen findet auch häufig im familiären und vertrauten Umfeld statt. Also kann Palliativversorgung in den eigenen vier Wänden, einem Pflegeheim, einer Wohngruppe, einem Krankenhaus oder einem stationären Hospiz gewährleistet werden. Vermutlich ist aber die stationäre Behandlung, rein aus personeller Sicht, die direkteste Möglichkeit, denn nur hier kann permanente, multiprofessionelle Versorgung sichergestellt werden. Doch gibt es Menschen, denen eine Versorgung im eigenen Zuhause, die meiste Kraft und den größten Lebenswillen vermittelt. Die stationäre Palliativversorgung im Krankenhaus, erfolgt auf den Allgemein-, Intensiv-, Überwachungs- und Palliativstationen. Im April 2020 gibt es nach Angabe des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes e.V. in Deutschland rund 1500 ambulante Hospizdienste, ca. 230 stationäre Hospize für Erwachsene sowie 17 stationäre Hospize für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, ca. 330 Palliativstationen in Krankenhäusern.7
Palliativmedizin International Besonders im englischsprachigen Raum wie z.B in den USA ist eine rasche Entwicklung der Hospizidee zu beobachten. Bereits im Jahr 2010 existieren in den USA 4700 Hospizprogramme mit 1,4 Millionen Patienten und 1300 Palliativversorgungsprogramme in Krankenhäusern. Auch auf dem europäischen Kontinent ist eine ähnlich schnelle Entwicklung wie in den USA zu beobachten. Das EU-Parlament befasst sich damit, wie aus Modellprojekten für die Palliativversorgung Richtlinien und Handlungsempfehlungen für die Gesundheitspolitik der Mitgliedsstaaten entstehen können. Hierzu gibt es ebenfalls ein Weißbuch zu Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Palliative Care (EAPC). Allerdings bestehen beim Versorgungsstandard zur Palliativpflege innerhalb der Europäischen Union weiterhin große Unterschiede. In den Osteuropäischen Ländern entwickeln sich Konzepte und Strukturen für die Palliativversorgung mit zum Teil großer Dynamik. Ein exemplarisches Beispiel hierfür ist Rumänien, das an einer nationalen Strategie für Palliative Care arbeitet und mit der Bildung eines Ausbildungszentrums für Palliative Care in Brasov ein Referenzzentrum für Ost- und Südeuropa geschaffen hat.8
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Zahlen
Island
Norwegen Schweden
Palliativ- und Hospizdienste pro Mio. Einwohner
Dänemark
>16 12-16
Irland Vereinigtes Königreich
8-12
Niederlande
Polen
4-8 Belgien
2-4
Deutschland Tschechische Republik
<2
Slowakei
0 Österreich Frankreich
Ungarn
Schweiz Slowenien Kroatien Italien
Bosnien
Serb
Montenegro
No M Spanien Portugal
01.12 Palliativ- und Hospizdienste pro Millionen Einwohner in der europäischenRegion der WHO, 2020
Albanien
Gr
01_Palliative Care
Deutschland im Internationalen Vergleich Der Weltverband für Palliativpflege (WPCA) schätzt, dass rund um den Globus 100 Millionen schwerkranke Menschen und Angehörige besonders betreut, gepflegt, begleitet und geschult werden müssten. Tatsächlich haben aber im Jahr 2010 nur acht Millionen Menschen überhaupt Zugang zu Einrichtungen wie Hospizen, Palliativsta-
Finnland
tionen oder häuslicher Sterbebegleitung. In einer Studie wurde im Jahr 2010 die Sterbequalität (quality of death) in 40 Ländern Weltweit untersucht und eine relativ unterschiedliche Qualität in den verschiedenen Ländern festgestellt. Die Kriterien der Sterbequalität waren dabei das Vorhandensein
Estland
von Basis-Gesundheitsversorgung am Lebensende, der Zugang zu einer spezialisierten Versorgung am Lebensende (end-of-life care), sowie deren Kosten und Qualität. Gerade beim Zugang zu einer spezialisierten Versorgung ist auffällig, dass Deutsch-
Lettland
land im Vergleich zu anderen Europäischen Ländern mit 4-8 Palliativ- und Hospiz-
Litauen
diensten pro Million Einwohner, eher im Mittelfeld liegt.
Russland
Im weiteren Vergleich liegt Großbritannien deutlich an der Spitze, wobei weitere hochentwickelte Länder wie Deutschland schlechtere Plätze im Mittelfeld einnehmen.
Belarus
Deutschland belegt im internationalen Vergleich den 8. Platz noch hinter Österreich und den Niederlanden, jedoch vor Kanada und den USA. Ausschlaggebend für die Platzierung vor einer weit entwickelten Nation wie die USA war die Basis-Gesundheitsversorgung am Lebensende, schlechter für die Bewertung jedoch waren die Zu-
Ukraine
gangsmöglichkeiten zu einer spezialisierten Versorgung am Lebensende. Auch ein innereuropäischer Vergleich des Europäischen Parlaments von 2007 kam zu einem ähnlichen Ergebnis und sah Großbritannien als führend in Europa, während Deutschland nach dieser Untersuchung ebenfalls auf Platz 8 lag.9
Rumänien
bien Bulgarien
ordMazedonien
n
Griechenland Türkei
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26
Philosophie und Tod
02_Gesellschaft und Tod
„Gewöhne dich daran zu glauben, dass der Tod keine Bedeutung für uns hat. Denn alles, was gut, und alles, was schlecht ist, ist Sache der Wahrnehmung. Der Verlust der Wahrnehmung aber ist der Tod.“ Epikur In einer Zeit, in dem der Tod immer mehr aus dem alltäglichen Leben verdrängt wird, stellt sich die Frage, welche Rolle er überhaupt noch spielt. Durch den Wandel der Gesellschaft kommen wir allerdings kaum noch mit dem Thema Tod in Berührung. Viele erleben in ihrer Kindheit den ersten Kontakt mit dem Tod durch das Ableben des geliebten Haustieres, oder der Großeltern. Meist folgt dann eine lange Periode, in der man mit eben diesem nicht mehr konfrontiert wird. Die Menschen konzentrieren sich auf das hier und jetzt, auf ihr Leben. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Ableben erfolgt erst, sobald es einen Todesfall im Umfeld gibt, oder man vielleicht sogar selbst betroffen ist. Eine Ausnahme bilden hierbei selbstverständlich die Menschen, die berufsbedingt täglich mit dem Tod zu tun haben. Was genau ist der Tod? Was macht er mit einem Betroffenen, auf psychischer Basis? Und was mit den Angehörigen, Pflegern und Ärzten? Sterben stellt jeden Beteiligten vor eine Herausforderung, die die Menschen aus ihrem alltäglichen Leben wirft. Meist ist es nicht nur eine physische Belastung, falls der Sterbende beispielsweise von den Angehörigen gepflegt wird, sondern auch eine enorme physische Belastung.
02_Gesellschaft und Tod
Philosophie und Tod Was genau ist der Tod? Im Allgemeinen wird zwischen zwei verschiedenen Arten des Todes unterschieden. Es gibt den Zustand, in dem man klinisch tot ist, zum Beispiel als Folge von einem Kreislaufstillstand. Dieser Tod muss nicht endgültig sein, da man noch reanimiert werden kann. Jedoch die zweite Form des Todes, der Hirntod, beendet das Leben in jedem Fall. Hierbei setzen alle, vom Gehirn gesteuerten Funktionen aus, sodass ein multiples Organversagen den Tod herbeiführt. In der Philosophie bleibt es nicht einfach nur bei dieser einfachen Erklärung. Sie beschäftigt sich tiefer mit dem Geist, mit der Seele. Für viele Philosophen ist der Tod nur das Ende des körperlichen Lebens. Für eine weitere Präzision vom Tod gilt es individuell auf zwei Fragen zu antworten: a) Endet die Existenz eines Menschen nach dem Tod gänzlich oder nur teilweise? b) Ist der Tod endlich oder nur das vorläufige Ende des Lebens (z.B. Glaube an Wiedergeburt, Paradies, etc.)? Der Tod ist etwas sehr individuelles. Wie man mit ihm als Betroffener umgeht, ihn zu durchleben, oder auch als Angehöriger Anteil zu nehmen. Genauso unterschiedlich sind die Vorstellungen, was uns nach dem Tod erwartet. Manche Menschen glauben, dass danach nichts mehr kommt und eine Seele oder Geist nicht weiterlebt. Viele Menschen glauben an ein „Wiedersehen“ mit ihren engsten Bezugspersonen, andere glauben an eine „Wiedergeburt“. Die Hoffnung auf diese Ereignisse gibt den Menschen in dieser schweren Zeit oft viel Kraft. Der Tod bringt immer viel Trauer mit sich. Jeder muss für sich lernen, damit umzugehen und einen Trauerprozess zuzulassen. Besonders wichtig ist hierbei auch die Einbindung von Kindern. Viele Eltern versuchen ihre Kinder von den sterbenden Großeltern fernzuhalten oder bagatellisieren den Tod. Durch diese Art des Umgangs fördert man allerdings eine Tabuisierung des Todes und macht es den Kindern weitaus schwerer im Laufe ihres Lebens mit einem Todesfall umgehen zu können. Ihnen sollte beigebracht werden, dass das Leben endlich ist und der Tod zum Leben dazu gehört.
Der Tod - Gut, Übel oder keines von Beiden? In der Philosophie ist der Tod ein Gut, ein Übel, oder keines von Beiden. Für die Bewertung des Todes scheint allein die Qualität des Lebens bedeutend zu sein. Für die meisten Menschen ist der Tod immer ein Übel, da er ihnen ihr wichtigstes Gut raubt. Folgt man der dualistischen Auffassung, dass die Seele nach dem Tod fortexistiert, hängt die ethische Qualität des Todes von mehreren Faktoren ab wie zum Beispiel der Bewertung des eigenen diesseitigen Lebens (Gut, Übel, keins von Beiden) und in welcher Qualität die Seele fortlebt (Himmel/ Hölle, Inkarnation). Für viele Menschen ist der Tod ein so sensibles Thema, dass sie teils mit Wut auf Nachfragen auf den ihrigen reagieren. Wir sollten uns jedoch an den Gedanken ge-
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Philosophie und Tod
wöhnen, dass wir sterben werden, um dadurch die Furcht vor dem Tod zu mindern, sodass wir das Ende des Lebens, wenn es sich nähern wird, mit Gelassenheit erwarten und hoffentlich entspannter gehen können.
Platon - Dualismus von Seele und Körper Nach den Theorien von Platon ist die Welt in zwei Teile geteilt. Es gibt die Sinneswelt, in der nichts beständig ist und alles vergeht. Diese Welt ist für den Menschen kaum zu greifen und nur mit Hilfe der fünf Sinne erfahrbar. Die zweite Welt, die Ideenwelt, dient dem Erlangen von vollkommenem Wissen durch Vernunft. Diese „Ideen“ sind unveränderlich und ewig. Sein Menschenbild ordnet er diesen zwei Welten zu. Der Körper ist mit der Sinneswelt verbunden und somit vergänglich. Die Seele des Menschen ist wiederum mit der Ideenwelt verbunden und wird vom Tod nicht berührt, ist also unsterblich. Nach Platon haben die Seelen schon im Reich der Sinne existiert, bevor sie in einen menschlichen Körper gelangen. Durch diese „Inkarnation“ vergisst die Seele all ihre in der Sinneswelt gesammelten Ideen und Erfahrungen. Jedoch kehren im Laufe des Lebens viele dieser Erinnerungen durch Wiedererleben der Situationen und Begebenheiten wieder zurück. Der Mensch, bzw. seine Seele, scheint sich nach dem Ursprung, der Herkunft dieser Ideen, zu sehnen und möchte dorthin zurück.
Nagel Auch Thomas Nagel beschäftigt sich in seinem Text „Death“ mit der Frage, ob der Tod ein Übel, ein Gut oder keins von Beidem ist. Er kann für Nagel nicht nur negativ gesehen werden, wenn er auch positive Seiten hat (z.B. Erlösung nach langer Krankheit). Auch geht es um eine Art „aufwiegen“ von Todesfällen. Ist der Tod eines jungen Erwachsenen ein größeres Übel, als der eines Dreiundachzigjährigen? Gerechtfertigt wird solch ein Denken durch Aussagen wie „Er hätte noch so viel erleben können.“ Macht es nicht mehr Sinn, beide Tode als schlimm zu bezeichnen? Vielleicht hat der Ältere beim eigentlichen Sterbeprozess mehr gelitten? Der Mensch möchte in seinem Leben einen Zustand haben, in dem er aktiv und lebhaft sein, Erfahrungen und Erlebnisse sammeln kann. Wir bekommen sehr früh beigebracht, dass der Tod nur all unser Glück auf dieser Erde zerstört und diesem ein Ende setzt. Viele Menschen haben Angst vor dem Tod, da sie sich tatsächlich vorstellen, wie es ist tot zu sein. Mit logischem Menschenverstand betrachtet ist diese Vorstellung unmöglich, da wir nie etwas Vergleichbares erleben werden und diese Ungewissheit folgt in Angst. Neurologen war es möglich, zu erforschen, was im Gehirn eines sterbenden Menschen passiert. So wird Noradrenalin, Serotonin und Dopamin ausgeschüttet. Diese Stoffe sorgen teils für mystische Wahrnehmung und Trugbilder, aber auch für ein Ge-
02_Gesellschaft und Tod
fühl von Wärme und Glück. Des Weiteren werden körpereigene Opiate ausgeschüttet, die den Organismus beruhigen und Mattheit bringen. Hieraus lässt sich folgern, dass sich das Sterben an sich nicht schlimm anfühlt und keinen Grund zur Angst darstellt. Eine weitere Quelle der Angst ist es, andere Menschen sterben zu sehen, ihre Hilflosigkeit wahrzunehmen und zu befürchten eines Tages selbst so gesehen zu werden. Vor der Geburt und nach dem Tod befindet sich der Mensch in einer Nichtexistenz. Bevor das Leben entsteht, denkt keiner darüber nach, was „gewesen wäre wenn“. Aber wenn ein Mensch stirbt wird sich immer wieder an ihn erinnert, darüber philosophiert was er oder sie jetzt gerade machen würde, hätte der Tod nicht das Leben beendet.
02.00 Am Sterbebett, Edvard Munch, 1893, Öl auf Leinwand, 90cm × 120,5cm
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Psychologie und Tod
Psychologie und Tod Thanatopsychologie ist das Gebiet der Psychologie, welches sich mit Sterben, Tod und Trauer befasst. Sie ist eng verbunden mit der Sozialpsychologie, die die Interaktions- und Kommunikationsstrukturen zwischen Sterbenden und Betreuern untersucht. Damit steht sie auch im engen Zusammenhang zur Soziologie. Einen großen Forschungsbereich stellt die Trauer, sodass es hierzu viele Studien gibt. Generell ist beispielsweise bekannt, dass Frauen bei einem Verlust einer nahestehenden Person stärker leiden, als Männer. Bei falschem Umgang mit Trauer kann dies sogar zu seelischen Schäden führen. Bei einer Konstruktionsstichprobe des Würzburger Trauerinventars (WüTi, N=521) wurde der mittel- und langfristige Trauerprozess ab Zeit des Verlustes untersucht. Im ersten Jahr überwogen unangenehme Gedanken, Gefühle und die Empfindung einer Nähe zum Verstorbenen nimmt stark zu. Dieses Nähegefühl nimmt vom 12. 18. Monat nach Verlust wieder stark ab. Bis zur Vollendung des dritten Jahres nehmen die unangenehmen Gefühle und Gedanken, sowie das Gefühl der Nähe stetig ab. Am Ende dieser Phase erfolgt ein Zugewinn an positiven Erlebens- und Verhaltensmustern. Betroffene erhalten auch die Fähigkeit an der Trauer anderer teilzunehmen und diese dann in deren Trauerprozess zu begleiten. Demnach kann der Verlust einer nahestehenden Person nachhaltig positive Effekte mit sich bringen. So individuell wie Tod und Sterben ist auch die Trauer. Diese Untersuchungsergebnisse sind nicht zu pauschalisieren. Für viele Menschen ist Trauern ein langwieriger Prozess, der nach einem Jahr noch nicht abgeschlossen ist. In vergangenen Generationen haben Rituale nach dem Tod den Hinterbliebenen oft in ihrer Trauer geholfen. Durch den Wandel der Gesellschaft und die Intimisierung des Sterbens, wurden diese jedoch sehr stark zurückgedrängt und werden nur noch vereinzelt in dem betroffenen Umfeld durchgeführt. Ein weiterer Blick gebührt dem Pflegepersonal der Hospize und Palliativstationen. Diese neuen Rubriken fordern eine ganz andere psychische Belastung von ihnen. Sie müssen sich weitaus intensiver (in diesen Einrichtung betreut ein Pfleger in der Regel 5 Betroffene) auf jeden Betroffenen einstellen, sind dadurch viel näher mit dem Menschen verbunden und somit automatisch mehr in einem Trauerprozess involviert. Darüber hinaus sind es hier nicht die Ärzte, die den Betroffenen und Angehörigen nahe stehen, es sind die Pfleger. Hierbei ermöglicht sich auch die Entwicklung eines neune, abgegrenzten Kompetenzbereichs.
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02_Gesellschaft und Tod
Kübler-Ross - Fünf Phasen des Sterbens Elisabeth Kübler-Ross war eine Psychologin, die sich intensiv mit dem Tod befasste und schließlich ihre bekannten „Fünf Phasen des Sterbens“ entwickelte, welche sich mit dem Inneren eines Menschen beschäftigen, der Nachricht über sein baldiges Ableben erhält. Diese Theorie wird im Folgenden näher erläutert. Die erste Phase ist geprägt von Leugnung, Verdrängung, Schock, Wut und Isolation. Der Betroffene möchte die Situation nicht wahrhaben. Darauf folgt in der zweiten Phase aggressiver Widerstand des Betroffenen, vor allem gegen Ärzte. Es wird nach einer Erklärung gesucht. Viel Zuspruch von Außen ist hier nötig. In der dritten Phase beginnt schließlich die Auseinandersetzung mit dem Tod. Der Betroffene fängt an, innere Verhandlungen mit sich, oder einem Gott zu führen. An dieser Stelle formulieren sich oft letzte Wünsche. Mit Beginn der vierten Phase verschlechtert sich oft das Wohlbefinden des Betroffenen. Symptome DURCH werden stärker. Phase ist gekennzeichnet von Rückblicken auf ERZEUGT EINEDiese AUTODESK-STUDENTENVERSION das eigene Leben. Ängste und Trauer vor dem Tod nehmen zu.
In der letzten Phase wird der Tod akzeptiert und als Teil des Lebens angenommen. Der Betroffene fängt an, sein Schicksal mit Fassung zu tragen. In der Regel werden hier letzte Angelegenheiten geregelt, Abschied genommen und losgelassen.
Phasen des Sterbens 1
2
3
4
5
Hoffnung Akzeptanz Verhandlung
Rückblicke
Angst
Dekathexis
Abschied
letzte Wünsche
Depression Wut
Schmerzen
Verleugnung Schock Bewusstsein über tödliche Erkrankung 02.01 Kübler-Ross, 5 Phasen Diagramm
Zeit
Tod
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Soziologie und Tod
Soziologie und Tod Neben der Medizin und Psychologie nehmen sich Ökologie und Soziologie immer mehr des Todes an. Thanatosoziologie ist somit ein sehr neuer Forschungsbereich der Soziologie, dessen Ursprünge sich auf Kübler-Ross rückführen lassen. In den 1960er Jahren begann sie damit, intensiv Kontakt zu Sterbenden aufzunehmen, wobei sie zahlreiche Untersuchungen durchführte und ihre Ergebnisse in zahlreichen Studien festhielt (s. 02.01).
Soziales und psychisches Sterben Die Thanatosoziologie unterscheidet zwischen dem sozialen und dem psychisch-/ physischen Sterben. Das soziale Sterben hat immer einen Zusammenhang zur Gesellschaft. Daher kann man hier auch von einem prämortalen sozialen Sterben sprechen, was zum Beispiel den Arbeitsplatzverlust, Rollenverlust, Ausgrenzung aus dem Zentrum der Gesellschaft, bis hin zum äußersten Rand durch Unterbringung in Sterbeeinrichtung, zur Folge hat. Hierbei kann zwischen einem guten und einem schlechten sozialen Sterben unterschieden werden. Bei Letzterem erfolgt ein Ausschluss aus der Gesellschaft, zum Beispiel durch einen Gefängnisaufenthalt. Simmel sieht solche Entwicklungen als einen tragischen Bruch in der Vergesellschaftung des Individuums und den Tod somit als eine „Befreiung“ von den sozialen Zumutungen. Das positive soziale Sterben zeichnet sich durch die Nähe zu anderen Menschen aus. Der Verstorbene wird durch Rituale im Kreise einer Gesellschaft aus dieser entlassen. Das physische und psychische Sterben wird in der Thanatosoziologie definiert durch den Verlust körperlicher Funktionen, sowie des (Selbst-)Bewusstseins.
Sterben im Wandel der Zeit In vorangegangenen Generationen war die Sterblichkeitsrate von Säuglingen, Kindern, Jugendlichen, jungen Müttern und Soldaten weitaus höher als heute. Damals war die medizinische Versorgung noch nicht in dem Maß gewährleistet, wie es heute der Fall ist und die Weltkriege ließen viele Männer, in jungem Alter, aus ihrem Leben treten. Der Tod war allgegenwärtig und der Umgang der Hinterbliebenen mit diesem und dem Körper des Verstorbenen unterscheidet sich stark zur heutigen Zeit. Rituale, vor allem religiöse, hatten eine große Bedeutung. In unserer modernen Gesellschaft sterben die Menschen (zu) spät. Viele sind psychosomatisch stark geschädigt, marginalisiert und empfinden sich selbst als große Last für ihre Angehörigen. Durch den Wandel unserer Gesellschaft rückt der Tod immer mehr hinter verschlossene Klinikmauern. Rund 60% der Deutschen sterben in Krankenhäusern, 70% gaben
02_Gesellschaft und Tod
an in den letzten 5 Jahren an keiner Beerdigung teilgenommen zu haben. Es erfolgte ein Wandel im Denken der Gesellschaft, welche unsere „animalischen“/ natürlichen Aspekte, von Toilettengängen bis hin zum Sterben, tabuisierte. Aber auch der Glauben und die Religiosität der Menschen hat sich gewandelt, sodass weitaus weniger, vor allem junge Menschen, an eine „Hölle“ glauben. Was früher (religiös) rituell bewältigt werden konnte, ist heute Sache der Psychologen. In vergangenen Generationen waren öffentliche Beerdigungen Normalität. Starb ein Mensch nahm das ganze Dorf an der Beisetzung teil. Die Gentrifizierung könnte einen großen Anteil am Wandel in dieser Hinsicht tragen. Die Anonymität der großen Städte hat auch eine Anonymität des Sterbens zur Folge. Der Tod wurde nach und nach aus dem alltäglichen Leben gedrängt. Dabei geht es nicht nur um das Verdrängen bloßer Gedanken an den Tod, sondern auch das physische verdrängen sterbender Menschen in Sterbeeinrichtungen und Krankenhäuser. Die Unterbringung Sterbender in Krankenhäusern widerspricht jedoch den Grundsätzen dieser Institutionen. Sie sind darauf ausgelegt Menschen möglichst lange am Leben zu halten und alles in ihrer Macht stehende zu tun um diesen Grundsatz durchzuführen. Anders verhält es sich mit Hospizen und Palliativstationen. Erleidet ein Sterbender hier einen Herzstillstand „darf“ er gehen und wird nicht wiederbelebt. Die ganze Art und Weise wie die Menschen sterben hat sich sehr gewandelt. Es hat sich von einem natürlichen, schicksalhaften Prozess zu einem medizinisch-technisch-organisierten Vorgang entwickelt. Durch die Professionalisierung wird die Fremdenkontrolle und die Isolation des Individuums gefördert. Der Anteil der Menschen, die schon vor ihrem Tod und während des Sterbeprozesses einsam und isoliert sind
02.02 Le Chien, Alberto Giacometti, 1951, Bronze, 44,2cm × 96,8cm × 15,7cm
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Soziologie und Tod
hat stark zugenommen. Die Sterbenden wurden im zunehmendem Ausmaß aus dem Alltagsleben entfernt (prämortales soziales Sterben) und an Professionelle übergeben.
Neuer Hype um den Tod (?) Knoblauch und Zingerle führen in ihrem Buch „Tod, Hospiz und die Institutionalisierung des Sterbens“ zahlreiche Beispiele für eine große Präsenz des Todes in der Öffentlichkeit an. Krimis und Thriller sind seit vielen Jahren fester Bestandteil in Bücherlisten und Kinos. Zwar beschäftigen diese sich nicht mit dem Sterben, dennoch hat der Tod die Hauptrolle inne. Des weiteren gibt es zahlreiche Zeitschriften, Reportagen und Fernsehbeiträge, die den Tod zum Thema haben. Die Hospizbewegung war in diesem Fall ein wichtiger Wegbegleiter. Für viele noch immer unbekannt, ist sie ein beliebtes Reportagethema. Knoblauch und Zingerle sehen eine große Chance in der neuen Palliativmedizin für ein neues Todesbewusstsein, welches auch in neuen Traditionen resultieren könnte (vgl. S.25).
Nahtoderlebnisse und Soziologie Ein weiteres, sehr präsentes und für viele interessantes Themenfeld rund um den Tod bilden die Nahtoderlebnisse. Was genau kann man darunter verstehen? Sie sind besondere Ereignisse im Leben von Menschen, die sich in einem Moment in der Nähe des Todes befanden. In den meisten Fällen wird von einer Ablösung des „Ichs“ vom eigenen Körper und einem sehr schönen, warmen Gefühl berichtet. Nahtoderlebnisse können je nach kulturellem und sozialem Umfeld anders aussehen. In diesem Bereich der Soziologie handelt es sich um ein kaum erforschtes Gebiet, weshalb die meisten Interpretationen der Erlebnisse auf sehr subjektiven, unbelegten weltanschaulichen Grundpositionen basiert sind. Manche Forscher sehen die Nahtoderlebnisse auch als bloße Trugbilder des Gehirns an. Raymond Moody hielt die Erlebnisse der Betroffenen in einer „Standarderfahrung“ fest: Der im Sterben liegende Mensch hört, wie der Arzt ihn für tot erklärt. Plötzlich hat er das Gefühl sich rasant durch eine Art Tunnel zu bewegen. Nun befindet er sich außerhalb seines irdischen Körpers, jedoch in der selben Umgebung wie zuvor. Aus der Beobachtungsperspektive nimmt er die Wiederbelebungsversuche wahr. Allmählich gewöhnt er sich an die Situation und wenig später tritt ein „Geistwesen“, welches u.a. wie ein verstorbener Verwandter oder Freund aussehen kann, in sein Blickfeld. Anschließend gerät der Sterbende an eine Art Grenze, welche den Übergang zwischen dem irdischen und dem folgenden Leben darstellt. Ihm wird klar, dass er diese nicht überschreiten kann und auf die Erde zurückkehren muss. Ein Gefühl von Freude und Liebe erfüllt ihn.
02_Gesellschaft und Tod
Auch Elisabeth Kübler-Ross stellte drei Phasen der Nahtoderfahrungen auf: Zuerst verlässt die unsterbliche Seele den vergänglichen Körper. Danach ist die Seele im Bereich des „Ätherischen“. Dabei nimmt sie ihre Umwelt wahr, kann aber nicht mit ihr in Kontakt treten. Sie begegnet Engeln und verstorbenen Wesen. Mit dem Gang über eine Schwelle, oder durch einen Tunnel, beginnt die letzte Phase, in der alles von einem sehr hellen Licht durchflutet werden. In der Kritik stehen diese beiden Theorien vor allem, da sie sehr einseitig sind und in diese nur Erlebnisse von Menschen aus dem selben kulturellen Umfeld geflossen sind. Des weiteren sind Moody und Kübler-Ross sehr stark dem „New Age“ (religiöse Strömung, die Ähnlichkeiten zum tibetischen Buddhismus hat) angelehnt. Ihre Interpretationen sind demnach sehr an diese Denkmuster behaftet. Dabei gibt es zahlreiche Erlebnisse, die nicht in dieses Schema passen und sich komplett anders begeben haben. Beispielsweise erlebte eine Frau, die während eines Autounfalls zu ersticken drohte, eine Nahtoderfahrung. Sie sah ihren Vater, der ihr regelrecht befahl zu schreien. Sie leistete dem Folge und rettete somit ihr eigenes Leben. Für Viele sind diese Erfahrungen äußerst positiv behaftet, sodass manch einer sich sogar seinen Tod herbei wünscht. Auf der anderen Seite gibt es auch Betroffene, für die diese Erfahrung eher einem Albtraum glich. Zusammenfassend kann man sagen, dass eine Standardisierung in diesem Themenfeld wenig Sinn macht, da diese Erlebnisse genauso individuell sind, wie jeder Mensch und jeder Sterbeprozess. Kenneth Ring führt das Ganze so weit, dass für ihn Nahtoderfahrene einen „höher entwickelten Typus Mensch mit einem erweiterten Bewusstsein“ darstellen. (vgl. Knoblauch 1999. )
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02.03 Der Tod und das Mädchen, Hans Baldung Grien, 1517, Öl auf Holz, ca. 30cm x 15cm
Kunst und Tod
02.04 Das Mädchen und der Tod, Edvard Munch, 1894, Kaltnadelradierung, 30,5cm x 22cm
02_Gesellschaft und Tod
Kunst und Tod Auch die Kunst ist ein wichtiges Feld um zu untersuchen, wie sich die Gesellschaft mit dem Tod auseinandersetzt und wie sich dieses Bild möglicherweise im Laufe der zeit gewandelt hat. Hauptsächlich wird der Tod in der (klassischen) Kunst auf zwei Weisen dargestellt: In Verbindung mit einem Totentanz, oder zusammen mit einer jungen Frau. Abweichende Motive sind jedoch auch zu finden. Eine der ersten Darstellungen vom Tod mit einer jungen Frau malte 1517 Hans Baldung Grien (s. 02.03). Häufig wird der Tod als ein Skelett oder grausliches Wesen dargestellt, welches versucht, das junge Mädchen zu verführen. In den modernen Versionen von Munch (02.04) und Beuys (02.05) ist das Motiv an sich dasselbe, jedoch dem Stil der jeweiligen Kunstepoche angepasst und weitaus abstrakter. Vor allem bei Munch spielt der Gedanke des Leben, in seiner Gesamtheit, durch Darstellung von Symbolen vom nächsten Leben, eine wichtige Rolle.
02.05 Der Tod und das Mädchen, Joseph Beuys, 1957, Bleistift und Wasserfarbe auf Papier, 21,1cm x 29,7cm
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Kunst und Tod
Auffällig ist, dass es in vergangenen Epochen weitaus mehr Darstellungen mit und über den (personifizierten) Tod gibt. Auch hier ist ein Wandel in der Gesellschaft zu erkennen. Hat vielleicht der Tod an Schrecken verloren, den er im Mittelalter noch verbreitete? Die Menschen waren tief gläubig, hatten Angst vor der Hölle, die Pest war allgegenwärtig. Aus dieser Zeit, der Epoche der Renaissance, stammt das Gemälde „Der Triumph des Todes“ von Peter Bruegel d.Ä. (s.02.08). Auf dem Bild herrscht ein heilloses Durcheinander und der Tod ist in verschiedensten Arten, personifiziert als Skelett, vorhanden. Von Naturgewalten, wie Feuer und Wasser, bis hin zu menschengemachten Toden, beispielsweise durch Erhängung und Selbstmord. Erwähnenswert ist hier, dass der Künstler bewusst darauf aufmerksam macht, dass der Tod jeden ereilt. So malte er neben dem sterbenden Landwirt auch den sterbenden König (links unten). Der Blick in den Barock fällt vor allem auf die Vanitasstillleben, die mit ihrer Symbolhaftigkeit immer eine ganz individuelle Geschichte erzählen. Vanitas (lat. leerer Schein, Prahlerei, Eitelkeit) beschreibt in seinem Kern das Auseinandersetzen mit Vergänglichkeit. Die Menschen wurden dazu angehalten sich nicht zu sehr auf das irdische Leben und seine Verführungen einzulassen/ beschränken. Dazu gehören neben materiellem Besitz auch Aspekte wie Schönheit. Alles auf der Welt ist vergänglich und wird irgendwann ein Ende haben. Der Vanitasgedanke war speziell in dieser Epoche in der Kunst und Lyrik sehr stark ausgeprägt. Als Beispiel wird hier das Vanitasstillleben von
02.06 Der Triumph des Todes, Pieter Bruegel d.Ä., 1562, Öl auf Holz, 117cm × 162cm
02_Gesellschaft und Tod
Harmen van Steenwijck (02.06) herangeführt. Es bildet mit all seinen Symbolen ein Wechselspiel zwischen Leben und Tod. Viele Gegenstände stehen für irdisches Vergnügen (Musikinstrumente, Muschel, Kessel), aber das göttliche Licht strahlt auf den Totenschädel, den Menschen, hinab und stellt ihn in den Mittelpunkt, zur Mahnung der Besinnung auf sich selbst und den eigenen Geist. Der Kompass, der die Reise durch das Leben steuert und der blaue Stoff als Metapher für das Paradies sind weitere wichtige Symbole. Des weiteren sind andere Wertgegenstände zu erkennen, die scheinbar nicht europäischen Ursprungs sind. Dies könnte darauf hindeuten, dass hier das Leben eines speziellen Menschen dargestellt wurde, der gerne in fremde Länder reiste.
02.07 Vanitasstillleben, Harmen van Steenwijck, 1656, Öl auf Holz, 39,2cm × 50,7cm
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02.08 Eismeer, Caspar David Friedrich, 1824, Öl auf Leinwand, 96,7cm × 126,9cm
Kunst und Tod
02_Gesellschaft und Tod
Die Romantik ist, wie der Barock, eine Zeit voller symbolhafter Kunst. Die industrielle Revolution brachte viele Künstler dazu märchenhafte, verträumte und melancholische Darstellungen der Natur zu malen. Einer der bedeutendsten Landschaftsmaler ist Caspar David Friedrich, der diese Art der Kunst beinahe revolutionierte. Sein Gemälde „Eismeer“ (s. 02.07) stellt die Macht der Natur, der der Mensch unausweichlich ausgeliefert ist, in den Vordergrund. Die in dynamischer Komposition gemalten, spitzen Eisblöcke strahlen eine kaum vergleichbare Bedrohlichkeit aus. Dahingegen fällt dem Betrachter das gekenterte Schiff meist erst auf den zweiten Blick auf. In Friedrichs Gemälden ist das Schiff immer ein Symbol für ein Menschenleben, in diesem Fall den Tod dessen. Friedrich ruft mit seinem Gemälde den Betrachter dazu auf, sich über die eigene Sterblichkeit und die Macht der Natur bewusst zu werden. Auch Edvard Munchs „Am Sterbebett“ (02.00), aus der Stilrichtung des Symbolismus, ist ein interessantes Beispiel für Tod in der Kunst. Man kann förmlich die Trauer spüren, die die Angehörigen mit all der schwarzen Farbe umhüllt und einnimmt. Gleichzeitig strahlt das Gemälde auch sehr viel Wärme, durch den großen Anteil der roten Farbe, aus. Der Leichnam verschwindet beinahe in der weißen Farbe und bleibt sehr anonym, da er vom Betrachter abgewandt ist. Munch ist es hiermit gelungen die Trauer der Hinterbliebenen zum Thema seines Gemäldes zu machen. In beinahe jeder Epoche spiegelt sich die Gesellschaft wider, mit ihren Denkweisen, Werten und Problemen. Oftmals fanden Unruhen statt, die unter anderem in Aufständen, Kämpfen und sogar bis hin zum Krieg führten. Vor allem der Krieg ist eine prägende Zeit für jeden Beteiligten. Auch Otto Dix hat der Krieg (1. WK) noch lange nach seinem Wehrdienst beschäftigt. Die Verarbeitung dieser Erlebnisse versuchte er
02.09 Der Krieg, Otto Dix, 1924, Radierung
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Kunst und Tod
1924 in rund 52 Radierungen festzuhalten, die den Titel „Der Krieg“ tragen (s. 02.09). Die mit Gasmasken bekleideten Soldaten erinnern stark an Totenköpfe, alles ist kark und dennoch herrscht viel Dynamik. Es ist unübersehbar, dass für Dix der Krieg ein großes Übel und lediglich ein Todbringer war. Für Alberto Giacometti ist der Tod nicht nur etwas, das den Menschen angeht, sondern auch Tiere. In seiner Plastik „Le Chien“ (s. 02.02) stellt er einen abgemagerten, durchlöcherten Hund dar, der offensichtlich dem Ende seine Lebens entgegen tritt. Seine gebückte Haltung lässt auf Schmerz und Schwäche schließen. Die ursprünglich aufgestellte These, dass die Gesellschaft die Angst vor dem Tod und Sterben verloren hat, lässt sich mit dem Blick auf neue Interpretationen dieses Themas revidieren. Der Tod spielt nach wie vor eine bedeutende Rolle in der Kunst, nur dessen Darstellung hat sich stark gewandelt. In vielen Fällen greifen die Künstler auf andere Medien, wie zum Beispiel Installationen und Skulpturen zurück. Auch die Darstellung ist abstrakter, doch exzentrischer. Fredéric González-Torres erhielt in den 1980er Jahren die Nachricht, sich bei seinem
02.10 Loverboys, Fredéric González-Torres, 1991
02_Gesellschaft und Tod
Partner mit HIV infiziert zu haben. Damals war dies noch ein Todesurteil, welches der Künstler in seinem Werk „Loverboys“ (s. 02.10) verarbeitete. Er maß sein eigenes Gewicht und das seines Partners ab und wandelte es in Bonbons um, welche er an seinen Ausstellungen an die Besucher verteilte. Symbolisch stehen sie hier nicht nur für das sich reduzierende Gewicht der Bonbons, sondern auch der beiden Aids-Erkrankten, die auf ihrem Weg zum Tod krankheitsbedingt auch immer weiter abbauten. Auch die Süße der Bonbons ließ die Besucher die Süße der Liebe und die Süße des Todes schmecken. Der für seine lebensnahen Skulpturen bekannte Künstler, Ron Mueck, präsentierte den Besuchern seiner Ausstellung eine Nachbildung der nackten Leiche seines Vaters (s. 02.11). Die Detailgetreue schreckt einerseits ab, andererseits weckt sie aber auch Neugierde. Kaum jemand sieht heutzutage noch einen toten Menschen. Munch spielt hier genau mit dem Fakt, dass der Tod an die Grenze unserer Gesellschaft gedrängt wurde. Fast banal offensiv wird die skulpturale Nachbildung ins Scheinwerferlicht gerückt, wobei der Rest des Raumes dunkel bleibt.
02.11 Dead Dad, Ron Mueck, 1996, Fiberharzglas, 102cm x 38cm x 20cm
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02.12 Im Letzten Hemd, Hanna Thiele-Roth und David Roth, 2016
Kunst und Tod
02_Gesellschaft und Tod
Das Fotoprojekt „Im letzten Hemd“ (s. 02.12) wurde 2016 von dem Bestatterehepaar Hanna Thiele-Roth und David Roth initiiert. In ihrem beruflichen Alltag werden sie jeden Tag mit dem Thema Tod und Trauer konfrontiert. Viele der Angehörigen kennen die Wünsche des Verstorbenen nicht, da diese zu dessen Lebzeiten nie besprochen wurden. Oftmals gibt es auch keine Wünsche, da der Verstorbene sich nie Gedanken dazu gemacht hat. Daher kam dem Ehepaar die Idee der Fotostrecke, in der sie verschiedene Personen in verschiedensten Altersstufen dazu aufforderten, darzustellen, wie und mit was sie beerdigt werden möchten. Die Ergebnisse waren genauso individuell, wie jeder Mensch es ist. Manche ließen sich „nur“ in ihrem liebsten Kleidungsstück ablichten, während andere Gegenstände ihres Hobby oder ihrer Leidenschaft um sich legten. Interessant ist auch, dass manche ihr Gesicht zur Kamera gerichtet und wieder andere den Kopf zur Seite gedreht haben.
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
Kommende Palliative Architektur
„Mein lieber Soltan, wie schön wäre es, in der Sonne schwimmend zu sterben“ Le Corbusier, 27 August 1965, Roquebrune-Cap-Martin
Die Geschichte der Architektur, der Raum für die Krankheit und die Heilung haben sich ständig verändert und sich an die Bedürfnisse der Kranken und des Arztes angepasst. Die Vorstellung vom individuellen Tod und seiner Beziehung zum vergangenen Leben hat sich mit dem Zeitgeist geändert und sich in der Ausarbeitung der Architektur im Laufe der Jahrhunderte gezeigt. Vom romanischen heiligen Raum der Basilika bis zum technischen Funktionalismus des modernen Krankenhauses. Bedeutende Ereignisse in der Geschichte wie der Schwarze Tod und die
Weltkriege
lung
und
Tod
haben und
die
Sichtweise
folglich
die
unserer
Architektur
Gesellschaft
dieser
Räume
auf
Hei-
verändert.
Heutzutage vertrauen die Menschen auf die Wissenschaftsmedizin, um unsere Gesundheit für lange Zeit zu erweitern und zu verbessern. Dies hat dazu geführt, dass Menschen mit großem Abstand dem Thema Tod gegenüber treten. Krankheiten werden als Hauptgrund für den Tod angesehen und nicht als natürlicher Prozess in uns. Der Tod ist ein tragischer Umstand in unserem Leben. Diese
unvermeidliche
unserer
Gesellschaft.
wärtige
individuelle
Zukunft
wurde
Konzentrieren
Leben.
Der
Tod
gedämpft sie
sich
spielt
in
und mehr
verbirgt auf
unserem
das
sich
vor
gegen-
täglichen
Le-
ben keine Rolle. Und das wurde auch in der Architektur demonstriert.
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03_kommende Palliativarchitektur
03.00 Bild von Le Corbusier am Strand von Cap Mar tin, wenige Tage bevor er starb und 1965 im Wasser des Mittelmeers schwamm
„Architektur ist keine Wissenschaft. Es ist immer noch der gleiche großartige Synthesevorgang, bei dem Tausende bestimmter menschlicher Funktionen kombiniert werden, und es bleibt Architektur. Ihr Zweck ist es immer noch, die materielle Welt mit dem menschlichen Leben in Einklang zu bringen. Architektur menschlicher zu machen bedeutet bessere Architektur, und es bedeutet einen Funktionalismus, der viel größer ist als der rein technische. Dieses Ziel kann nur durch architektonische Methoden erreicht werden - durch die Schaffung und Kombination verschiedener technischer Dinge, so dass sie dem Menschen das schädlichste Leben ermöglichen.“ Alvar Aalto
O bwohl mehr Menschen in Krankenhäusern sterben, sind diese Räume nur als kurzfristiger Ort geplant, um sich zu erholen, in denen viel Aufwand in medizinische Techniken gesteckt wird und andere Bedürfnisse des Patienten vergessen werden. Diese wissenschaftliche Sichtweise hat die Menschlichkeit in den Hintergrund des Krankenhauses gerückt, dessen Hauptakteur derzeit die Institutionalisierung ist. Architekten sollten einen neuen architektonischen Ansatz für die Architektur von Palliativstationen anstreben. Das Umdenken in der zukünftigen Palliative-Care-Architektur erfordert einen Rückblick in die Vergangenheit, um eine Antwort auf den Raum für die Erfahrung in der Nähe des Todes zu geben.
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
Obwohl die Medizin fast so alt ist wie der Mensch, ist das Krankenhaus als Institution, in der sie praktiziert wird, sehr viel neuer. Als semi-gemeinnützige Organisation war ein Krankenhaus stark von der wirtschaftlichen und moralischen Unterstützung der Gemeinde abhängig und konnte daher nicht existieren, bis eine Gesellschaft ihr soziales Gewissen zumindest so weit entwickelt hatte, dass Landbesitzer bereit waren, ihre Leibeigenen nicht als Ware zu betrachten, aber als Personen, die medizinische Hilfe verdienen. Folglich sind frühe Krankenhäuser selten. Es ist bekannt, dass es in den Zivilisationen des antiken Griechenlands, der Römer, des Indus, Ceylons, Persiens und Arabiens Beispiele gegeben hat, aber erst mit dem kommenden Christentum. Mit seinem neuen Wirken wurden nachhaltige Fortschritte erzielt. Das Christentum bot eine vorgefertigte Organisation für den Umgang mit Kranken. Sie gründete Orden, die der Fürsorge gewidmet waren, und gründete relativ früh in der Geschichte der Kirche primitive Krankenhäuser, von denen einige noch immer bestehen. Erst mit dem Aufstieg der Bourgeoisie und der modernen Medizin begannen sich die Krankenhäuser von der Kirche zu trennen. Krankenhäuser werden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem repräsentativen Denkmal für den bürgerlichen Stolz und den wissenschaftlichen Fortschritt einer Weltmacht.
130 AC The sanctuary of Asclepios . Pergamon
820 AC
03_kommende Palliativarchitektur
Herbert Hospital . Woolwich
1855 AC
1495 AC
Rennkioi prebuilded Hospital . Crimea
Lazzareto . Milano
1729 AC
San Bartolomeu Hospital . London
CLOISTER
Zonnestraal Hospital . Hilversum . Jan Duiker
French academy of Sciences . New Hôtel-Dieu . Paris
Le Roy Hôtel-Dieu . Paris
San Luis Hospital . Paris
1932 AC
1764 AC
Lille Hospital City
Plymouth Royal Hospital . London
1871 AC
Saint Thomas Hospital . London
400 AC The Seodocium of Pammachius . Porto
PAVILIONS
1295 AC
Tonnerre Hospital
1250 AC
BASILICA
King of Burgos Hospital . Burgos
1671 AC
Hôpital des Invalides . Paris
1286 AC
1881 AC
Niuvanniemi . Kuopio
1929 AC
Lázeňský dům zvaný Machnáč
1934-35 AC
Solana Sanatorium
1934-35 AC
1967 AC 1772 AC
Hôtel-Dieu . Paris
Maggie Keswick Jenck's Cancer Caring Centre . OMA
St Christopher's Hospice
1774 AC
Petit Hôtel-Dieu . Paris
1871 AC
Laribosière Hospital . Paris
1419 AC
Santa Maria la Nuova . Milano
First Palliative Station
1885 AC
Stuimbenberg Hospital . Amberes
Ospedale Maggiore . Milano
1965 AC
Venice Hospital . Le Corbusier
1675 AC
430 BC
1786 AC
Poyet Hôtel-Dieu . Paris
1450 AC 1419 AC
Hospital Santa Cruz . Toledo
50
100
300
400 m
XV
XVII
PANOPTICON
Ospedale degli innocenti . Milano
XIX
TECHNICAL BLOCK
Desgodets . Paris
The katagogion . Epidaurus
GREEK CROSS
Paimio Hospital . Alvar Aalto
1923 AC
1786 AC
1773 AC
1607 AC
0
1932 AC
1864 AC
The Benedictine Abbey . Sant Galle
XIX
XXI
Eine kurze Geschichte des Raumes fĂźr Heilung und Tod
First Palliative Station
Krankenhaus Genealogie
03_kommende Palliativarchitektur
Gruppierung der untersuchten Hospitale nach Größe und Form durch Darstellung der Verkehrsflächen
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
Der Kurtempel
03.01 Plan des Hotels Katagogion in Epidauros. Das Gästehaus wurde im vier ten Jahrhunder t vor Christus erbaut.
Bei den ersten architektonischen Räumen, die der Heilung in der Geschichte gewidmet waren, handelet es sich um griechische und römische Heiligtümer, die Körper und Seele heilen sollten. Tempel, Bibliotheken, Bäder, Theater, Toiletten, Quellen, Räume für körperliche Bewegung, Massagen, Musiktherapie und Häuser für Patienten waren Teil dieses Komplexes. Diese Orte erhalten den Namen Asklepieion oder Katagogion, der dem Gott Asclepius gewidmet ist, der der griechische Gott der Medizin und der Heilung ist. Das Asklepieion in Asclepius wurde im IV. Jahrhundert v. Chr. als eines der wichtigsten therapeutischen Zentren der Antike erbaut. Die Praktiken im Krankenhaus reichen von Ritualen und primitiven Therapien für den Körper bis hin zu Musiktherapien für psychische Erkrankungen. Das Krankenhaus war von Wäldern und Gärten umgeben, in denen die Priester die heiligen Pflanzen von Asclepius, medizinische Wurzeln, kultivierten. Der Grundriss ist in 4 Quadranten mit jeweils 4 Atrien unterteilt. Diese Komposition heißt Griechisches Kreuz und war ein Leitmotiv in der Geschichte der Krankenhäuser. Die Innenhöfe waren von Kolonnaden umgeben, auf denen Kranke herumlaufen konnten. Die Räume waren um die Innenhöfe herum angeordnet. Dieser Komplex bot Platz für 160 Patienten. In diesem Krankenhaus durften Menschen nicht sterben oder geboren werden. Die Patienten wurden untersucht und wenn sie eine unheilbare Krankheit hatten, durften sie nicht eintreten. Schwerkranke Personen und Schwangere wurden aus dem Zentrum vertrieben. Im Eingang befand sich eine Inschrift: „Für die Größe aller Götter ist der Eintritt des Todes in diesen heiligen Platz verboten“
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03_kommende Palliativarchitektur
“ Das Heiligtum wurde von der Hippokratischen Ordnung regiert, die sich gegen Magie und Rituale aussprach und versuchte, Medizin von Aberglauben und Spekulation zu trennen. Hippokrates ‚wissenschaftlicher Rahmen basierte auf einer Vier-Teilung (Humor) und seine medizinischen Theorien können als praktische Anwendung von Empedokles‘ philosophischer Theorie der vier Elemente angesehen werden. Die Behandlungen in diesem Heiligtum umfassten Wasser aus der heiligen Quelle, Fasten, Waschungen, Schlammbäder, Traumdeutungstherapie namens „Inkubatio“, Massagen, Salben, Kräuter, Musiktanz, Gebete und Spaziergänge in den Gärten. Auch Sportspiele wurden gespielt. Die Gesundheitsversorgung war kostenlos, aber die Patienten gaben Geschenke als Zeichen der Dankbarkeit, je nachdem, was sie sich leisten konnten. Die meisten reichen Bürger machten Votivgaben mit der Darstellung des heilenden Teils des Körpers.
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
03.02 Heiligtum von Asclepios Soter in Pergamon 130-140 n. Chr
Die temporären Sklavenkrankenhäuser des spätrömischen Reiches wurden durch dauerhaftere Klostereinrichtungen ersetzt, von denen einige noch bestehen. Das Heiligtum von Asclepios Soter in Pergamon wurde in den späteren Jahren der Regierungszeit von Hadrian erbaut. Es war ein Komplex aus Anbetung und Heilung aus hellenistischer Zeit im zweiten Jahrhundert nach Christus. Dieser Ort mit umfangreichen Badeeinrichtungen für Patienten, einem Gebetsraum, eine kleine Nachbildung des Pantheons, einem Raum, den der Kaiser als Bibliothek nutzen konnte. Das Halbkreisstadion und eine kreisförmige zweistöckige Behandlungshalle befanden sich außerhalb des Komplexes.
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03_kommende Palliativarchitektur
03.03 Das Xeodochium von Pammachius in Por to 400 n. Chr
Das
Xenodochium
war
eine
alte
basilistische
Gebäudetypologie
aus
dem Jahr 400 n. Chr., die im Römischen Reich häufig verwendet wurde Diese öffentlichen Basiliken wurden gebaut, um die Kranken zu versorgen und die Armen zu ernähren. Der römische Senator Pammachius gründete eine ähnliche Stiftung in Porto (in der Nähe von Rom), nachdem seine Frau Paulina 397 bei der Geburt gestorben war. Dieses Gebäude und seine spezifische Funktion als Wohltätigkeitsort war wahrscheinlich das erste seiner Art in Westeuropa. Das Xeodochium von Pammachius in Porto in der Nähe von Rom war ein Ort, an dem Reisende Schutz fanden und sich um die Bedürftigen kümmerten. Dieses auf Wohltätigkeit ausgerichtete Gebäude kann als Vorläufer des modernen Krankenhauses angesehen werden. Das Krankenhaus war oft Teil eines Klosterkomplexes. Tatsächlich gibt es eine gewisse Parallele zwischen der raschen Entwicklung des Mönchtums ab dem zehnten Jahrhundert und dem Bau von Orten, an denen Bedürftige versorgt werden. Zu letzteren gehörten normale Gäste im Hospitium, Pilger, Reisende, ältere Arme und, aber nicht primär, Kranke. Die allgemeine Fürsorge wurde Teil des Gemeinschaftslebens der Mönche und deutete auf eine Abkehr von ihrem individualistischeren Lebensstil als Einsiedler hin, die das Leben der ägyptischen Wüstenväter kopierten.
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
Das Schutzhaus
03.04 Der Plan des St. Galler Religionskomplexes wurde um 820 n. Chr. Gezeichnet
In der Zeit zwischen dem VII. Und XIV. Jahrhundert waren Krankenhäuser Schutzhäuser, die an die Kirche angeschlossen waren, für Arme und Pilger, nicht nur für kranke Menschen. Diese Krankenhäuser waren hauptsächlich Klöster und basilistische Typologien, die von den religiösen Institutionen regiert wurden, die den Vorsitz der Kirche oder des Klosters führen. Die Benediktinerabtei in St. Gallen in der Schweiz war ein großer Komplex mit einer Katagogion, in dem wichtige Gäste untergebracht waren. Der allgemeine Plan der Abtei, der ursprünglich um 820 n. Chr. Gezeichnet wurde, ist gut erhalten und wurde mehrfach kopiert. Der Grundriss der Hauptkirche folgt einem lateinischen Kreuz, während der Kreuzgang mit seiner Verbindung zum Paradiesgarten die bekannte quadratische Form hat. Die Krankenstation befindet sich auf der Ostseite des Komplexes, ebenfalls quadratisch. Der Plan des St. Gallener Religionskomplexes wurde um 820 n. Chr. gezeichnet. Das Gästehaus für wichtige Besucher befand sich nordöstlich des St. Gabriels-Turms, während eine weitere Herberge entlang des Eingangs auf der Westseite angesiedelt wurde. Die Krankenstation wurde östlich der Hauptkirche gebaut. Alle diese Gebäude hatten einen quadratischen Grundriss, der auf ein Gefühl der Einschließung abzielte.
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03_kommende Palliativarchitektur
03.05 Hôpital de Tonnerre . 1293 . Frankreich
Ab dem XII Jahrhundert begann sich die Vormundschaft der Krankenhäuser von der Kirche zu lösen und wurde mit der Zivilgesellschaft für die Verwaltung der Einrichtung geteilt. Dies führte zur Entstehung der Hallentypologie, als einen einzigartigen Raum, um alle Kranken aus der Ferne zu ersehen. Dieser Raum wurde von den zeitgenössischen zivilen
Konstruktionen
in
ganz
Europa
übernommen.
Landwirtschaftli-
che, häusliche und palastartige Räume wurden wie große Schiffe gebaut. In Frankreich ist das Hospital de Tonnerre ein besonders aussagekräftiges Beispiel. Es wurde 1293 erbaut und bestand aus einem einzigen großen Schiff mit einer Länge von über 90 m, das auf jeder Seite in Krankenkabinen unterteilt war. In jeder Kabine befand sich ein Bett, das vom Gemeinschaftsraum abgeschnitten werden konnte. An einem Ende befand sich der Chape-Bereich, der vom Altar dominiert wurde, auf dem die Messe gefeiert wurde. Die Galerie enthielt einen schwimmenden Krankenwagen im Umkreis, um alle Patienten zu erreichen.
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
03.06 Hôpital de Tonnere Innenansicht Hauptraum
03.07 Hôpital de Tonnere Schnitt
03.08 Hôpital de Tonnere Betten und Galerie
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03_kommende Palliativarchitektur
03.10 Santa Cruz Hospital . Toledo . 1450
03.09 Santa Maria la Nuova . Milano . 1286
Während sich die Kirchen änderten, um die lineare Form der Basilika zu verlassen und das kreuzförmige Kirchenschiff entstehen zu lassen, blieb die Krankenhaustypologie gleich. 1286 wurde das erste kreuzförmige Krankenhaus, Santa Maria la Nuova in Florenz, gebaut, das die neuen Krankenhaustypologien vorwegnahm, die während des 15. und 16. Jahrhunderts im Mittelmeerraum Europas entstanden. Beispiele wie das Santa Cruz Hospital in Toledo mit dem lateinischen Kreuz bleiben die Kreuzgänge der Basilika. Das
Mittelalter
war
eine
Zeit
verheerender
Epidemien,
wie
Lep-
ra und des Schwarzen Todes im Jahr 1348, welche die Bevölkerung dazu veranlasste, Flüchtlinge in Religion und Wohltätigkeit zu finden. Das Planmuster blieb stabil, bis die Renaissance die Notwendigkeit hervorrief, die Situation neu zu bewerten. Die Prinzipien des Designs und der Proportionen der Renaissance wurden bald selbstverständlich auf Krankenhausstrukturen angewendet, und diesen Prinzipien lagen die wissenschaftlichen Entdeckungen der Zeit zugrunde. Belüftungs- und Hygieneprobleme wurden untersucht und Hygienegrundsätze aufgezählt.
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
Der Palast für die Kranken
Während des XV, XVI und XVII Jahrhunderts wurden Krankenhäuser zu einem Aushängeschild der Zivilmacht, die mit der eclesiastischen Macht konkurrierte und palastartige Morphologien annimmt, die die Macht des Adels repräsentierten. Diese architektonische Form der Renaicassance-Paläste hat ihren Ursprung in den Kreuzgängen der alten Klöster, deren Umfang stets zunimmt. Im zwölften Jahrhundert wurden infektiöse Patienten, normalerweise Leprakranke, von den sogenannten nicht infektiösen Patienten getrennt, und das Lazaretto-Haus war bis zum Rückgang der Lepraerkrankungen im fünfzehnten Jahrhundert ein häufiger Anblick. Es bestand normalerweise aus getrennten Hütten und einer Kapelle mit einem ummauerten Inneren in einiger Entfernung von der Stadt. Das Risiko, die Krankheiten auf engstem Raum zu verbreiten, folgte in der Zerlegung der Krankenhäuser in Pavillons. Das Krankenhaus in San Louis in Paris wurde mit 2 quadratischen Ringen entworfen. Der innere enge Ring hielt die infizierten Patienten und der äußere fraktionierte Ring enthielt die medizinischen Leistungen. Dies war der erste Schritt in Richtung einer Architektur für Pavillonkrankenhäuser.
03.11 Hôpital San Luis. Paris . 1495
03.12 Lazaretto . Milano . 1495
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03_kommende Palliativarchitektur
Ospedale Maggiore. Milano. 1419. Grundriss und Hauptteil von den Innenhöfen
Der medizinische Fortschritt veränderte das Konzept des Krankenhauses, obwohl es noch keinen Raum für die Medizin gab, aber von den Schmerzen, den Armen, den Infizierten und der Wohltätigkeitsorganisation wurden Menschen der Oberschicht nicht gesehen. Ein großer Meilenstein in Krankenhäusern war das von Filarete entworfene und 1456 erbaute Ospedale Maggiore di Milano. Das Design war innovativ in der Komposition des Plans, d.h. einer Kombination zwischen dem Lateinkreuz und dem Kreuzgang, den Zwischenräumen und dem Abschnitt der Zimmer. Das Design sollte eine Antwort auf die Komfort- und Hygieneprobleme der Kranken geben. Hochdach- und Frischluft-Ventialtionssysteme zwischen den Wänden des Seitenschiffs sollten Feuchtigkeit vermeiden. Loggien wurden als Elemente zur Kontrolle des Sonnenlichts verwendet, abgesehen davon, dass sie Ambulanzen für Besuche und Krankenschwestern waren. Das Krankenhaus war auch eines der ersten, das außerhalb der Stadtmauern erbaut wurde.
03.13 Ospedale Maggiore . Milano . 1419 . Lageplan und Schnitt der Patientengalerie
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
Im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert hatten Krankenhäuser in Frankreich durchschnittlich 300 bis 500 Betten, aber im siebzehnten Jahrhundert war der französische Kolonialismus auf seinem Höhepunkt; der Handel entwickelte sich und die Städte wuchsen; Hygieneprobleme traten auf und der Staat war gezwungen, Gesundheitsmaßnahmen wie die Quarantäne von vierzig Tagen für alle Reisenden einzuführen. Die Kranken lagen nicht mehr verstreut auf dem Land; Sie drängten sich in den städtischen Krankenhäusern, die nach und nach erweitert wurden, um sie aufzunehmen. Der Plan des Hôtel-Dieu vor dem Brand von 1772 zeigt dieses zufällige Wachstum deutlich. Das Ganze besteht aus mehreren getrennt identifizierbaren Gebäudeteilen, die miteinander verzahnt sind, um endlose Raumvolumina zu bilden. Die fünfhundert Betten pro Etage enthielten manchmal bis zu acht Personen in jedem Bett, und zu einer Zeit lebten 7.000 Kranke in diesem Gewirr, in dem jeder vierte starb.
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03.14 Das HĂ´tel-Dieu im Zentrum von Paris verbindet die Stadt mit einem BrĂźckenbau. 1772
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
Die Heilmaschine
03.15 Poyet Hôtel-Dieu. Paris. 1786. Grundriss und Schnitt
Im 18. und 19. Jahrhundert konzentriert sich die Krankenhausnutzung auf kranke Menschen, die sich medizinischen Behandlungen unterziehen mussten. Die Krankenhäuser waren unabhängig von den zuverlässigen und zivilen Machtinstitutionen. Das Aufwachen der modernen Medizin und die Anerkennung des Rechts auf medizinische Versorgung vergrößerten den Drang, die Krankenhausarchitektur zu überdenken. Das neue Krankenhaus vertrat nicht die politische und religiöse Macht, war ein wissenschaftliches Instrument, eine „Maschine“, die zur Heilung beiträgt. Neue Vorschläge sollten das alte Hôtel-Dieu in Paris ersetzen. Jean Baptiste Le Roy sagte in Erinnerung an das Projekt für das neue Krankenhaus: „Ein Krankenzimmer, wenn dies so ausgedrückt werden darf; das ist eine echte Maschine, um Kranke zu behandeln “. Die Medizin postulierte damals, dass der Ursprung der Hauptkrankheit im Gestank und der Reinheit der Luft lag. In Krankenhäusern hatte die Beatmung Priorität. Der Entwurf für das Hôtel-Dieu von Petit hat einen großen konischen Schornstein über der zentralen Kapelle. Der Poyet-Vorschlag enthält Luftkammern im Boden. Le Roys Patientenzimmer zeigen zahlreiche Extraktionsschornsteine. Trotz te
das
der
modernen
Design
nicht
Ideen auf
dieser
Krankenhäuser
neoklassizistische
Formen,
die
verzichtevon
grie-
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03_kommende Palliativarchitektur
chischen
Tempeln
und
vom
Kolosseum
in
Rom
inspiriert
waren.
In England teilen andere Entwürfe, die auf Isolation und naturalistischen Theorien beruhen, das Krankenhausgebäude in kleinere Pavillons und große offene Korridore. Das 1764 erbaute Marinekrankenhaus von Plymouth in Rovehead besteht aus zehn Pavillons, die durch einen überdachten Korridor im Erdgeschoss miteinander verbunden sind. Sie lagen um einen zentralen Innenhof herum und blieben die zentralen Formen der alten Kreuzgänge. Das Gebäude öffnet sich vorne wie eine „U“ -Form. Die offenen Korridore machten das Gebäude nach außen durchlässig. Diese Zirkulationsräume verbinden die Patientenzimmer mit einem Serviceteil mit Treppen, bevor sie in jeden Pavillon eintreten. Das Hauptgebäude des Krankenhauses befindet sich in der Mitte der Komposition. Der Innenhof ist ein Ort, an dem Besucher und Patienten durch die Natur spazieren können.
03.16 Plymouth Royal Hospital . London . 1764
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Eine kurze Geschichte des Raumes fĂźr Heilung und Tod
03.17 HĂ´tel-Dieu. Paris. 1776. Grundriss und Schnitt
03.18 Krimkriegskrankenhaus. 1855. Pavillon
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Das effiziente Lager
03.19 Herber t Hospital . Woolwich . 1864
Alle Hauptelemente eines Krankenhauses existierten jetzt und sind erprobt. Es wurden zahlreiche Variationen des Korridor-, Hof- und Pavillonthemas konstruiert, aber es erforderte die Bedingungen des Krimkrieges und das Genie von I. K. Brunei, um einen bedeutenden Fortschritt zu erzielen. Im Februar 1855 wurde er beauftragt, Krankenhausgebäude für die verwundeten und von Aufruhr geplagten Truppen auf der Krim zu entwerfen. Er beschloss, dass die Strukturen „in der Lage sein sollten, sich innerhalb angemessener Grenzen an jedes Grundstück anzupassen“ und billig, komfortabel und unbegrenzt erweiterbar sein sollten, wenn die Opferliste länger wird. Er nahm den Korridor als sein Hauptelement und vergrößerte ihn zu einem 6 Meter breiten, offenen Rücken, der eine halbe Meile lang war. Durch diesen wurde vorgeschlagen, eine Eisenbahn vom Hafen aus zu fahren, damit die Kranken direkt entladen werden konnten. Zu beiden Seiten dieser offenen „Wirbelsäule“ waren die Stationspavillons angebracht, die jeweils zwei Stationen mit 26 Betten mit Spülschränken und einem Eingangsbelüftungssystem enthielten (ob er aus dem Extraktsystem von Lariboisiere gelernt hatte, ist unbekannt). Das Holz war weiß getüncht und die Dächer zum Schutz vor der Sonne mit poliertem Zinn bedeckt. Nur die Waschhäuser und Küchen waren aus Eisen. Das gesamte System war so einfach, dass es von Anfang an nur elf Wochen dauerte, bis die erste Schiffsladung, sich wiederholender Einheiten, aus England versandt wurde. Sieben Monate später behandelte das Krankenhaus in Renkioi 1.500 Patienten.
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
Die medizinische Institution
03.20 Niuvanniemi Hospital . Kuopio . Finland . 1881-85
In den X X Spitälern sind nicht nur die Krankenhäuser als Ort der Diagnostik und Behandlung von Krankheiten konzipiert, auch die wissenschaftliche Forschung und die pädagogische Spezialisierung vereinen sich an einem Ort. Die industrielle Revolution machte die Städte unbewohnbar und für Mensch und Natur unantastbar. Staubpartikel, Rauch und Mangel an Natur und reiner Luft in den überfüllten Vierteln waren ein Nährboden für Krankheiten. Es ist die Zeit, in der die hygienischen Kriterien auf das Design in der modernen Architektur angewandt werden, um eine Lösung für die Probleme des ungesunden Lebens in den Städten zu finden. Viele medizinische Theorien erschienen und wurden von der städtischen Skala bis zur Raumskala angewendet, nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in Schulen, Fabriken oder Häusern. Das Bett, als grundlegende Funktionseinheit eines jeden Krankenhauses, begann angesichts der wachsenden diagnostischen Möglichkeiten an Boden zu verlieren. Dieses Jahrhundert hatte die Anästhesie die Chirurgie zu einer forschenden Wissenschaft gemacht; Pasteur, Lister und von Bergmann setzten sich gegen Infektionen durch, und 1895 entdeckte Röntgen die gleichnamige Strahlung. Das Telefon und das Auto erweiterten das Einzugsgebiet der Patienten, und doch durften die Bedeutung dieser Ereignisse und der daraus resultierende Druck das etablierte Muster der Krankenhausplanung nicht stören. Das Konzept der Veränderung hatte physisch keinen Platz. Das Krankenhaus als unflexibles Monument des Bürgerstolzes sollte dies bis in die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts bleiben. In dieser Zeit entstanden zwei Arten von Krankenhäusern: Das allgemeine Krankenhaus und das Sanatorium für Lungenkranke. Letzteres wur-
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03_kommende Palliativarchitektur
de aufgrund der schnellen Ausbreitung der Tuberkulose zum Hauptakteur der modernen Architektur in der Zwischenkriegszeit. Die weiße Schlichtheit und die Durchlässigkeit nach außen waren Konzepte, die das Erscheinungsbild einer neuen Bewegung bildeten. Sanatorien bestanden aus einem Block in T- oder offener Schmetterlingsform. Diese Typologien wurden von den kaiserlichen Palästen des XIX. Jahrhunderts geerbt, die zu offenen und symmetrischen C-Formen tendierten, wie das Niuvanniemi-Hospital in Kuopio, Finnland, das eines der ersten dieser Art war. Der Grundriss verliert den Charakter des Kreuzgangs und ist nach Süden ausgerichtet, um ein Maximum an Sonnenlicht einzufangen. Ein weiteres ähnliches Beispiel ist das Sanatoirum La Solana in El Escorial, Madrid. Das Projekt zeichnet sich im Plan durch seine eigentümliche Konfiguration des Wohnblocks aus, der in vier Teile oder Raumeinheiten zerstückelt ist, die sich quer in West-Ost-Richtung bewegen, um einen gebrochenen Block zu bilden.
03.21 La Solana Sanatorium . El Escorial . Madrid . 1935
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
Die Städte der Gesundheit und sozialistischen Konstruktivismus Mit Beginn des 19. Jahrhunderts und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts führte die Zunahme der Tuberkulosefälle zusammen mit der Entwicklung verschiedener experimenteller Therapien zur Heilung dieser Krankheit zum Entstehen sehr unterschiedlicher Arten von Sanatorien und tertiären Gesundheitskomplexen, die als „Städte der Gesundheit“ bezeichnet werden. Die deutsch-schweizerischen „Sanatorienstädte“, in denen Therapien auf der Grundlage von Klima, Ruhe und reiner Luft angeboten werden, die „Rehabilitationskolonien“ für Tuberkulosekranke mit arbeitsorientierten Therapien oder die riesigen Sanatorien der Mitte des 20. Jahrhunderts. Das Sanatorium und die „Städte der Gesundheit“ sind nach wie vor gültige Referenten zur Bekämpfung der in der Stadt tatsächlich vorhandenen Probleme der physischen und psychischen Gesundheit.
03.22 Clair vivre Health City Landschaf tsplan und Grundriss eines Wohnhauses . 1935 B. Moretti
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03_kommende Palliativarchitektur
03.23 Wettbewerb „Grüne Stadt Moscu“ 1929-1930 M.Ginzburg
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
Die Grüne Stadt oder Ruhestadt von M. Ginzburg basiert auf dem Kontakt zwischen Mensch und Natur als Medium, um die verlorene Kraft zurückzugewinnen und die Schicklichkeit zu erhalten. Ginzburg schlug vor, die Stadt Moscu in einen großen Park zu verwandeln, welcher der Kultur und der Erholung dienen sollte. Der Vorschlag besteht in einer geradlinigen Stadt, die aus durchgehenden parallelen Häuserstreifen besteht, die parallel zu den Straßen verlaufen und zwischen 200 und 250 Meter voneinander getrennt sind. Jedes Haus ist eine einzigartige und individuelle Hygienezelle von 12 Quadratmetern, mit guter Belichtung und Belüftung, umgeben von der Natur, wie ein Sanatoriumsraum. Die Green City verfügt über öffentliche Kantinen, Sportzonen und Ruhezonen für die Arbeiter. Sie umfasst auch Schulen, Laboratorien, Kindergärten und Wohngemeinschaften für junge Menschen, so dass Natur, Kultur, Erholung, Gesundheit und Bildung miteinander verbunden sind.
Trotz des Ginzburg-Vorschlags und vieler anderer Vorschläge von
Architekten und Stadtplanern, die versuchten, die Stadt zu verändern und zu verbessern, sind unsere Städte heutzutage immer noch ungesunde Orte und verschlechtern die physische und psychologische Gesundheit der Bürger.
Der
Fußabdruck
der
Gesundheitssiedlungen
hat
gezeigt,
dass sie die Mediziner waren, die als erste die Idee der Sanatorien entwickelten
und
die
Architekten
und
Stadtgestalter
des
XX
Jahrhun-
derts bei der Verbesserung der Gesundheit durch Architektur anleiteten. Nicht nur, um die Bedürfnisse der kranken Menschen zu decken, sondern
auch,
um
über
Gesundheitsstädte
für
alle
nachzudenken.
03.24 links: Entwur f Lageplan 03.25 rechts: Linie mit Zellen-Häusern, Green City 1929-1930 M.Ginzburg
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03_kommende Palliativarchitektur
03.26 A xonometrie und Fer tigteil für die Linear-Häuser Green City 1929-1930 M.Ginzburg
„Wenn Menschen unwohl werden, können sie mit geeigneten Medikamenten geheilt werden. Es wäre jedoch weitaus besser und für die Menschen am wenigsten kostspielig gewesen, die Krankheit direkt zu verhindern. In der Tat, darin besteht die sozialistische Medizin: in der Prophylaxe. Wenn die Stadt schmutzig ist, oder wenn die Stadt Stadt Stadt ist, mit all ihren Attributen: Lärm, Staub, Licht-, Luft- oder Sonnenmangel, greift sie auf die Medizin zurück: Häuser und kleine Villen auf den Feldern, Kurorte, Ruhestätte, grüne Städte. All dies ist Medizin, Medizin, die notwendig ist, wenn eine Stadt ist und wir ihr nicht helfen können“. Moisie Ginzburg, Green City
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
Palliativpflege und Hospizarchitektur Die alte Idee eines einzigen Krankenhauses zur Befriedigung aller Bedürfnisse gehört der Vergangenheit an ... wir brauchen eine Reihe von Institutionen ... im Endstadium ist die Familie so notwendig wie jede andere Form der Pflege. Aber wir schließen Familien von der Intensivstation aus ... wir brauchen [Pflegeeinrichtungen], in denen die Menschheit den technischen Apparat nicht überwinden muss. John D. Thompson Die medizinischen Technologien des 21. Jahrhunderts blenden unsere Vorstellungskraft. Sie schützen uns, so scheint es, vor Missbildungen, Krankheiten und sogar vor dem Tod. Ein Patient kann jahrelang am Leben erhalten werden, selbst wenn sein Gehirn nicht mehr funktioniert. Ein solcher Patient wird in einem mittelalterlichen Klosterkrankenhaus Lichtjahre von dem sterbenden Patienten entfernt. In den 1960er Jahren hatte sich eine alternative Philosophie herausgebildet, auch wenn sie im Schatten blieb, marginalisiert und vom Mainstream der modernen Medizinwissenschaft und dem Mainstream der modernen Architektur abgehoben. Sterbenden Patienten wäre es nicht mehr garantiert das schändliche Schicksal, ihre verbleibenden Tage in der Isolation zu verbringen, in einer onkologischen Abteilung eines Krankenhauses, oder einfach nach Hause geschickt werden, um für sich selbst zu sorgen. Diese Determinanten bilden zusammen die Bühne für die zeitgenössische Hospizbewegung. In Cicely Saunders‘ Interaktionen 1948 mit David Tasma, einem sterbenden Patienten, diskutierten Tasma und Saunders, damals medizinischer Sozialarbeiterin, oft über seine Isolation, seinen Schmerz und darüber, welchen anständigen Weg er dem Tod entgegengehen könnte. In diesen Gesprächen stellten sich Saunders und Tasma ein Haus vor, in dem die Menschen Schmerzlinderung finden könnten und in dem die Einrichtung erbaulich und nicht deprimierend sein würde. Als Tasma starb, hinterließ er Saunders 500 Pfund, damit sie eines Tages, in seinen Worten, „ein Fenster in Ihrem Haus“ sein könnte. 1967 eröffnete Saunders ihre eigene Einrichtung, das St. Christopher‘s Hospice in einem Londoner Vorort. Ihre Arbeit im Vereinigten Königreich fand Verstärkung durch parallele zeitgenössische Arbeiten von Elisabeth Kübler-Ross in den USA und einer kleinen Handvoll Ärzte und Krankenschwestern in anderen Teilen des Vereinigten Königreichs und in ganz Europa. Kübler-Ross‘ bahnbrechendes Buch „On Death and Dying“ (Über Tod und Sterben) aus dem Jahr 1969 war ein Aufruf zu einer gründlichen Neudefinition der gesellschaftlichen Einstellung zu Sterben und Tod. Das St. Christopher‘s Hospice war das erste zeitgenössische Hospiz im Vereinigten Königreich. Aus dieser Bewegung finden sich viele Beispiele in der Hospizarchitektur. Das MaggiesZentrum hat viele davon, einige bemerkenswerte Werke wie das Maggie Keswick Jenck-s Cancer Caring Centre, das von OMA entworfen wurde. Das Gebäude hat eine privilegierte landschaftliche Umgebung um sich herum, seine Innenräume wechseln Perspektiven auf den Außengarten und den Innenhof ab. Die Absicht dieses Maggie‘s ist es, die Aktivitäten des Lebens auf die von seinen Bewohnern gelebte Erfahrung zu konzentrieren.
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03_kommende Palliativarchitektur
03.27 Aussichtskorridor
03.28 Christophorus-Hospiz . Dachaufsicht . 1967 . Stewar t, Hendr y und Smith
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Eine kurze Geschichte des Raumes fĂźr Heilung und Tod
03.29 Maggie Keswick Jenckâ&#x20AC;&#x2DC;s Krebsbehandlungszentren . 2007 . OMA
03.30 Maggie Keswick Jencks Krebsbehandlungszentrum im Inneren des transparenten Korridors zum Innenhof
03_kommende Palliativarchitektur
03.31 Angels Grace Hospice, Oconomowoc, Wisconsin, 1961. Geplant ist ein gecluster tes, rein privates Raumkonzept, das von einem bia xialen Zirkulationsmuster dominier t wird, mit dem Hauptaktivitätsraum im Zentrum, auf einer Achse mit dem Haupteingang. Die Kapelle befindet sich in diesem Fall unten rechts.
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
The Hospital and the Modern Movement
03.32 Paimio Sanatorium floor plan . 1932 . Alvar Aalto
Die moderne Bewegung begann geschichtlich zur gleichen Zeit wie die Sanatoriumsarchitektur. Besonders interessant ist der Einfluss, den neue Gesundheitstheorien auf die Entwürfe der modernen Architektur hatten. Gute Belüftung, Sonnenlicht, Reinräume, Beziehung zwischen Natur und Mensch spielten eine wichtige Rolle im Konzept des Gebäudes. Die Hauptidee von Aalto für das Sanatorium, das ursprünglich für 296 Patienten geplant war, ein Gebäude, das die Heilung und Rehabilitation von Tuberkulosepatienten begünstigte, oder in Aaltos eigenen Worten, ein Gebäude, das so konzipiert war, als wäre es ein „medizinisches Instrument“. Die Einrichtung besteht aus klar voneinander abgegrenzten Bereichen, nämlich dem der Patienten und Galerien oder Toiletten, dem der Gemeinschaftsräume und dem der Dienstleistungen, wobei die Blöcke, die diese Funktionen enthalten, entsprechend der Ausrichtung und den Ansichten um einen zentralen Kern von Funktionen gruppiert sind. Die Ärzte- und Angestelltenhäuser werden als privatisierte Pavillons behandelt, um den Angestellten Privatsphäre und Ruhe zu bieten. Paimio kann als das Ergebnis der Vereinigung der in offenen Räumen grup-
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03_kommende Palliativarchitektur
pierten Teile verstanden werden, die in unterschiedlichen Schwerpunkten zusammenlaufen. Seine Form geht dazu über, den Bedürfnissen spezifischer Architekturprogramme, die in jedem seiner fünf Teile entwickelt wurden, Vorrang vor der Errichtung einer allgemeinen geometrischen Ordnung zu geben und die kompositorischen Beziehungen von Architektur und Landschaft an jedem seiner drei Schauplätze. „...Die Architektur und ihre Details gehören in gewisser Weise zur Biologie. Vielleicht ähneln sie zum Beispiel einem großen Lachs oder einer Forelle. Erwachsene werden nicht geboren,...“ Alvar Aalto
03.33 Skizzen . Alvar Aalto
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
„Die Bugholzmöbel sind das Ergebnis anderer Experimente, die im Sanatorium von Paimio durchgeführt wurden. Zur gleichen Zeit, als diese Experimente durchgeführt wurden, wurde der erste Schrank aus verchromtem Stahl in Europa gebaut. Die Oberflächen Stahl und Chrom sind gute technische Lösungen, aber sie sind keine für den Menschen psychologisch geeigneten Materialien. Das Sanatorium brauchte Möbel, die leicht, flexibel, leicht zu reinigen usw. sind. Nach vielen Versuchen mit Holz wurde das gebogene System entdeckt, und so ergab sich eine Methode und ein Material, die in der Kombination zur Herstellung von Möbeln ein besseres Gefühl für den Menschen ergaben; und als bequemeres Material im Allgemeinen für das lange und schmerzhafte Leben in einem Sanatorium „ Das Sanatorium ist für verschiedene Arten von Patienten geeignet, wobei Elemente wie die Sicht auf die Außenvegetation oder die Verwendung einer Lampe mit indirektem Licht bei bettlägerigen Patienten berücksichtigt werden. Aalto entwarf die Innenräume unter Berücksichtigung aller Details, wie z.B. die Einführung von abgerundeten Oberflächen beim Zusammentreffen von Wänden und Böden, um die Reinigung zu erleichtern, oder die Entwicklung eines speziellen Spucknapfes für die Kranken, der schließlich nicht benutzt wurde. Er entwarf auch das Innere der Räume und einen Großteil der Möbel, wie zum Beispiel den Stuhl Paimio, der die Atmung der Patienten erleichtern sollte und sich noch heute in der Produktion befindet.
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
03.34 Grundriss des Venedig-Krankenhauses . 1956 . Le Corbusier
Gegen Mitte der 1960er Jahre hat eine Reihe von Debatten und Diskussionen über die Zukunft Venedigs eine zunehmend angespannte Atmosphäre geschaffen, die zu einem offenen Konflikt zwischen Konservatoren und Innovatoren zu führen drohte. Genau vor diesem Moment, zwischen dem 8. und 14. April 1965, besuchte Le Corbusier zum zweiten Mal seit Beginn der Krankenhausaffäre die Lagune. Das Spital wurde für Patienten mit schweren Krankheiten und für Notfälle geplant. Bei allen Ansätzen gibt es eine Aufwärtsbewegung, dank derer der Patient an der Spitze des Krankenhaussystems steht, unterstützt vom Gesundheitspersonal. Das Oberlicht des Patientenzimmers warf die Schatten der Vegetation des begrünten Daches und die Farben der Reflektoren auf dem schrägen Dach, die den Patienten vom Bett aus ersichtlich waren. Offensichtlich schien der Vorschlag des Zimmers nicht als eine gültige Alternative für die Rehabilitation eines Patienten und noch weniger als sterbewürdig. Vielleicht wäre das Konzept der Zimmereinheit mit zunehmender Reife des Projekts zu einem Ansatz geworden. Es scheint, dass Le Corbusier seine letzten Tage an einem ganz anderen Ort verbringen wollte als dem, den er für die Patienten, die in sein Krankenhaus in Venedig kommen sollten, geplant hatte. Erstaunlich ist, dass das Hospital nicht als plausible Todesumgebung betrachtet wird, sonst wäre sie wahrscheinlich unter einem anderen Konzept vorgestellt worden.
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03_kommende Palliativarchitektur
03.35 Zellenplan und Sektion des Venedig-Krankenhauses . 1956 . Le Corbusier
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Eine kurze Geschichte des Raumes für Heilung und Tod
Im Alter von 65 Jahren entwarf Le Corbusier ein minimalistisches Haus in einer privilegierten Umgebung auf einer Klippe am Meer, in Cap Martin. Er schuf und baute 1952 einen intimen Rückzugsort, in dem er seine letzten Tage verbringen konnte. Das Cabanon zeigt ein schlichtes und strenges Äußeres, das eine düstere Innenatmosphäre erzeugt, eine Darstellung einer Architektur des Schattens, auf die seine Architektur in den dreißiger Jahren hinarbeitete. Le Cabanon ist ein Zufluchtsort, ein intimer und introvertierter Raum. Ein Ort, der Le Corbusier nach eigener Aussage glücklich gemacht hat. Le Corbusier starb gegenwärtig den Gewässern, die er von seiner Kabine aus sah.
03.35 Der Arbeitsraum, oder chambre de tra vail, wurde im Juli 1954 in Cap Mar tin eingerichtet. Zwei Jahre nach seinem Umzug in sein Wohn-Cabanon schrieb Le Corbusier in einem Brief vom 15. April 1954: „15 Meter von meinem Cabanon entfernt habe ich mir ein Baustellen-Barrengestell gebaut, 4 m x 2 m. Ich lebe wie ein glücklicher Mönch“. Le Corbusier
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03_kommende Palliativarchitektur
03.36 Cabanon-Handzeichnung . 1956 . Le Corbusier
03.37 Le Corbusier-Gedächtnisgrab . 1965
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Elemente des palliativen Raums
Elemente des palliativen Raums
03_kommende Palliativarchitektur
Weder „Krankenhaus“ noch „Heim“; das stationäre Hospiz hat eine einzigartige architektonische Identität, die weitgehend undokumentiert ist. Es gibt eine Fülle von architektonischen Forschungen zu allgemeineren Gesundheitsgebäuden wie Krankenhäusern und Pflegeheimen. Die Architektur von stationären Hospizen bleibt jedoch hinsichtlich der Rolle, die sie bei der Unterstützung der ganzheitlichen Prinzipien der Palliativpflege spielen kann, missverstanden. Die Gestaltung von Elementen von der Krankenhaus- bis zur Hausarchitektur kann als Inspiration zur Definition des Palliativraums verstanden werden.
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Elemente des palliativen Raums
Das Bett
03.38 Das Bett als MaĂ&#x;vorgabe
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03_kommende Palliativarchitektur
03.39 Cabanon . Le Corusier . 1956
03.40 Mar tel Janville Sanatorium . P. Abraham y H.-J. Le MĂŞme . Jean ProuvĂŠ Furniture. 1933-37
03.41 Paimio Turku chair . Alvar Aalto . 1928
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Elemente des palliativen Raums
03.42 Lázeňsk ý dům zvaný Machnáč . Jaromír Krejcar . 1929-30
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03_kommende Palliativarchitektur
03.42 Lázeňsk ý dům zvaný Machnáč . Jaromír Krejcar . 1929-30
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Elemente des palliativen Raums
Der Balkon
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03_kommende Palliativarchitektur
03.43 Lázeňsk ý dům zvaný Machnáč . Jaromír Krejcar . 1929-30
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Elemente des palliativen Raums
Das Fenster
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03_kommende Palliativarchitektur
03.44 Norrkoping Villa . Sverre Fehn . 1965
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Elemente des palliativen Raums
03.45 Fisher House . Louis Kahn . 1961
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03_kommende Palliativarchitektur
03.46 Cabanon . Le Corusier . 1956
03.47 bewegliches Fensterelement .Dr. Turban
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Elemente des palliativen Raums
Die TĂźr
03.48 Future House . Alison Peter Smithson . 1915
03.49 Cabanon . Le Corusier . 1956
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03_kommende Palliativarchitektur
03.50 Orphanage in Amsterdam . Aldo Van Eyck. 1955-60
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Elemente des palliativen Raums
Die Landschaft
03.51 Skogsk yrkogĂĽrden . Gunnar Asplund Sigurd Lewewrentz . 1915
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03_kommende Palliativarchitektur
03.52 Skogsk yrkogĂĽrden . Gunnar Asplund Sigurd Lewewrentz . 1915
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Elemente des palliativen Raums
03.53 Skogsk yrkogĂĽrden . Gunnar Asplund Sigurd Lewewrentz . 1915
03_kommende Palliativarchitektur
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03.54 Enric Miralles . Igualada Cemeter y . Barcelona . 1984
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Elemente des palliativen Raums
03.55 Hotel Complex . 1928 . Sokolov
03_kommende Palliativarchitektur
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Elemente des palliativen Raums
Das Bad
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03_kommende Palliativarchitektur
03.56 Villa Savoye . Le Corbusier . 1929
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Elemente des palliativen Raums
03.57 Wayland . Alison Peter Smithson . 1959
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03_kommende Palliativarchitektur
03.58 Mediterranean house . Bernard rudofsk y . Mรกlaga 1970
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Elemente des palliativen Raums
The Terrace
03.59 UnitĂŠ dâ&#x20AC;&#x2DC;habtiation Marselle . Le Corbusier . 1929
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03_kommende Palliativarchitektur
03.60 Movable closing window . Dr. Dosquet
03.61 Paimio hospital terrace . Alvar Aalto . 1928
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Elemente des palliativen Raums
Das Oberlicht
03.62 Venice Hospital model . 1956 . Le Corbusier
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03_kommende Palliativarchitektur
03.63 Venice Hospital sk ylight
03.64 Aditiva system . 1970 . Jorn Utzon
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Elemente des palliativen Raums
Das Dach
03_kommende Palliativarchitektur
03.65 Shade structure . Javier Vellés y María Luisa López Sardá . Cercedilla . Spain . 1979
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04_Entwurf
Referenzen
04_Entwurf
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04.01 Sonnenterrasse, Appartement Beistegui, Le Corbusier, 1929
Referenzen Interaktion
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04_Entwurf
Interaktion Appartement Bestegui Paris Architekt Standort
Le Corbusier Avenue des Champs-Ă&#x2030;lyssĂŠes, Paris
Fertigstellung 1929
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Referenzen Interaktion
Appartement Beistegui Das Appartement, welches von Le Corbusier in Auftrag des exzentrischen Millionenerben Charles de Beistegui entworfen wurde, findet seine Verortung inmitten von Paris auf der Avenue des Champs Élyseés. Le Corbusier positioniert die Wohnung bewusst offensiv zum städtischen Kontext. Doch wird nicht das städtische Umfeld zum dominanten Bestimmer, sondern die Wohnung bewusst über der Stadt positioniert. Er setzte zwei klar definierte, eckige Körper mit großen Fenstern, umgeben von Terrassen und offenen Treppen auf den klassizistischen Altbau. Um einen immer gleichen und statischen Blick auf die Stadt zu vermeiden, gibt es automatisch verfahrbare Hecken, die den Blick auf die vier Wahrzeichen der Stadt, den Arc de Triomphe, den Eiffelturm, Sacré-Couer und Notre-Dame nach Wunsch verändern oder verschließen. Hecken, Türen und Wände, welche sich teilweise ebenso elektrisch verschieben lassen, werden durch ihre Dynamik also als Objekte zur Rahmung der Innen und Außenbereiche verwendet. Die Fenster sind so konzipiert, dass die gesamte Wohnung mittels natürlichen Tageslichts ausgefüllt werden kann, was eine elektrische Lichtversorgung überflüssig macht. Ebenso dynamisch und genau definiert ist der Innenraum in Bezug auf sein Bild zu Paris. Der Salon verfügt über zwei große Panoramafenster, eines zeigt den Eiffelturm im Süden und eines welches Notre-Dame im Osten zeigt. Die hälfte des großen Südfensters lässt sich, ebenso elektrisch, öffnen und schafft somit eine scheinbar schwellenlose von Innen zu Außen, zur großzügigen Dachterrasse. Deutlich wird, dass der Blick des Menschen gezielt durch die Architektur gelenkt und bestimmt wird, jedoch dynamisch und stets veränderlich bleibt. Le Corbusier sieht den Menschen bei diesem Projekt zwar als Grund für dieses Haus, doch als wesentlich bestimmendes Organ sieht er das Auge. Das Haus wird zur „Wahrnehmungsmaschine“.Auf die Spitze des surrealen trieb es Le Corbusier, indem er auf der obersten Terrasse einen von hohen, weißen Wänden umrahmten Hof, der mit Steinmöbeln vor einem „falschen“ Kamin, Rollrasen und weiteren Einrichtungsgegenständen schaffte. Hier wird einem die schwellenlose Interpretation zwischen Innen und Außen fast unbegreiflich. An welchem Ort bin ich? In einem üppig ausgestatteten Kaminzimmer eines Barockschlosses, auf einer Theaterbühne, einer Terrasse inmitten der Provence oder vielleicht doch inmitten der Metropole Paris?
121
04_Entwurf
04.02 Perspektive, Appartement Beistegui, Le Corbusier, 1929
04.03 Ansicht SĂźd, Appartement Beistegui, Le Corbusier, 1929
122
Referenzen Interaktion
04.04 Grundriss Terrasse, Appartement Beistegui, Le Corbusier, 1929
123
04_Entwurf
04.05 Ansicht Terrasse, Appartement Beistegui, Le Corbusier, 1929
124
04.06 Isometrie, Appartement Beistegui, Le Corbusier, 1929
Referenzen Interaktion
125
04_Entwurf
04.07 Ansicht Terrasse, Appartement Beistegui, Le Corbusier, 1929
126
Referenzen Interaktion
04.08 Skizze, Appartement Beistegui, Le Corbusier, 1929
127
04_Entwurf
04.09 Zugang Sonnenterrasse, Appartement Beistegui, Le Corbusier, 1929
128
04.10 Wohnhaus, Research House, Richard Neutra, 1932
Referenzen Interaktion
129
04_Entwurf
Interaktion Neutra Research House Los Angeles Architekt Standort
Richard Neutra 2300 Silver Lake Boulevard, Los Angeles
Fertigstellung 1932
130
Referenzen Interaktion
Neutra Research House Sein Ziel bedarfsorientiert, erschwinglich und möglichst „naturnah“ zu bauen verfolgte Richard Neutra mit dem im Jahr 1932 für sich erbauten Privathaus und Studio. Seine Realisierung verdankt das Haus dem Darlehen eines früheren Freundes Neutras, Case H. van der Leeuw, welcher ein niederländischer industrieller und Architekturliebhaber war. Beim Entwurf des Hauses verwendete Neutra natürlichen Lichteinfall und ruhige, klare Formen. und die Natur behielt durch großzügige Glaselemente Einzug in das Haus. Die architektonischen Elemente wie Dach, Fassade und Proportion wurden allesamt horizontal konzipiert, was einen weiten Blick in die Ferne, somit in die Natur, generiert und eben nicht auf die unschönen Dächer der Häuser in der Nachbarschaft gelenkt wird. Durch die durchdachten, horizontalen Statements und die reduzierten Möbelstücke, welche ebenfalls durch Richard Neutra entworfen wurden, strahlt der Entwurf in seiner Gesamtheit Ruhe und Gelassenheit aus. Visuelle Instrumente wie Wasserflächen im Außenbereich und Spiegelflächen gehörten ebenso zum besinnlichen Erscheinungsbild wie Holzverkleidungen und frei auskragende Träger. All diese Aspekte lassen das Haus in großem Maße mit der natürlichen Umwelt interagieren. Im Jahr 1963 wurde das Haus durch einen Brand zerstört, nur das Nebengebäude blieb erhalten. Sein Sohn, Dion Neutra, baute das Haus unter Aufsicht von Richard Neutra auf seinen Originalstrukturen mit einer Reihe von Änderungen im Design wieder auf.
04.11 Skizze Research House, Richard Neutra, 1932
131
04_Entwurf
04.12 Wohnhaus, Research House, Richard Neutra, 1932
132
Referenzen Interaktion
04.13 Treppenhaus, Research House, Richard Neutra, 1932
133
04_Entwurf
04.14 Blick in die Natur, Research House, Richard Neutra, 1932
134
Referenzen Interaktion
04.15 Mobilar | Schwelle, Research House, Richard Neutra, 1932
135
04_Entwurf
04.16 Mobilar, Research House, Richard Neutra, 1932
136
04.17 Skizze Schnitt 1965
Referenzen Licht
137
04_Entwurf
Licht Wallfahrtskirche Maria Kรถnigin des Friedens Velbert-Neviges, Bergisches Land Architekt
Standort
Gottfired Bรถhm Elberfelder Str., Velbert
Fertigstellung 1968
138
Referenzen Licht
Wallfahrtskirche Maria Königin des Friedens Im Rahmen eines Wettbewerbs plante G. Böhm 1963 die Errichtung einer Wallfahrtskirche in Neviges. Dieser Ort war lange Zeit eine wichtige Pilgerstätte, sodass der Bau dringend notwendig war. Nach dem Kölner Dom ist sie der zweitgrößte Sakralraum der Erzdiözese Köln und bietet Platz für rund 10.000 Pilger. Die Inspiration Böhms an den Hügeln des Bergischen Land lässt sich ist klar am Dom erkennen. Des Weiteren ist auch die Anlehnung an ein Zelt, welches Symbol für die Pilgerfahrt ist, zu erkennen. Der Pilgerweg zum Dom hin wird weiter durch die lange, niedrige Steigung des Vorplatzes akzentuiert. Während des 13. Jahrhunderts waren Pilger nicht nur Menschen, die aus religiösen Motiven eine Kirche aufsuchten. In dieser Zeit waren Kirchen auch Krankenhäuser, die die Pilger aufnahmen und pflegten. Heute bleibt davon symbolisch der Gedanke der Seelenpflege. Im Inneren tritt der Besucher zunächst durch ein dunkler, höhlenartiges Eingangsportal, sodass sich das Eintreten in den 25m hohen, lichtdurchfluteten Hauptraum wie eine Erlösung anfühlt. Dieser bildet ein unbegreifbares Bild von Faltungen, Kanten, Nischen, Lichtern und Schatten. Auch Zeit spielt eine wichtige Rolle in Böhms Entwurf. Je nach Jahres- und Tageszeit fällt das Licht anders in den Kirchenraum hinein, sodass jeder Tag eine Einzigartigkeit erhält. Besonders spannend wird es, wenn die Sonne auf das Rosenfenster auf der Südseite trifft und den ganzen Raum in rotes Licht hüllt.
04.18 Grundriss Wallfahrtskirche, Vorplatz und Pilgerherbergen
139
04_Entwurf
04.19 Innenansicht Hauptraum und Kanzel
140
04.20 Rotes einfallendes Licht in den Hauptraum
Referenzen Licht
141
04_Entwurf
04.21 Ansicht von Süden
04.22 Blick auf Kapelle
142
04.23 Skizze Schnitt
Referenzen Licht
143
04_Entwurf
Licht Koshino house
Koshino Ashiya, Kobe Architekt
Standort
Tadao Ando Kobe, Japan
Fertigstellung 1984
144
Referenzen Licht
Koshino house Auch in diesem Privathaus, gebaut für den Designer Koshino, blieb Ando sich seinem markanten Stil, geprägt von Einfachheit und Sichtbeton, treu. Licht und Schatten sind die einzigen dekorativen Elemente. An einem Hang gelegen verbindet sich der Haupteil des Hauses mit dem umliegenden Terrain. Es besteht aus drei einzelnen Baukörpern. Die ursprünglich geplanten Körper sind quaderförmig und der später durchgeführte Anbau findet einen runden Abschluss, der stark mit den zwei anderen Volumen kontrastiert. Zwar sind die Räume ebenerdig mit der Umgebung verbunden, aber in der Akzentuierung des Lichts mach Ando deutlich klar, dass man sich gleichzeitig unterhalb der Oberfläche befindet. Ferner ist die Positionierung der Fenster sehr interessant, da sie im hinteren Bereich den zuvor erwähnten Effekt unterstreichen, aber den vorderen Bereich der Räume komplett in Licht tauchen und somit hier der Eindruck erweckt wird, wieder an der Oberfläche zu sein.
04.24 Grundriss UG
04_Entwurf
04.25 Flur Schlafflügel
145
146
04.26 Innenraum Anbau
Referenzen Licht
147
04_Entwurf
04.27 Sicht von StraĂ&#x;e
04.28 Wohnzimmer mit Blick auf Eingangstreppe
148
04.29 Zonnestraal Sanatorium
Referenzen Sanatorium
149
04_Entwurf
Sanatorium Sanatorium fĂźr Tuberkulose Zonnestraal Hilversun, Noord-Holland Architekt Standort
Jan Duiker und Bernard Bijvoet Loosdrechtse Bos 15, Hilversum
Fertigstellung 1931
150
Referenzen Sanatorium
Sanatorium für Tuberkulose Zonnestraal
Im Jahr 1919 beauftragte die Diamantenarbeitergewerkschaft die jungen Architekten Jan Duiker und Bernard Bijvoet mit der Gestaltung eines Sanatoriums, in dem von Tuberkulose geheilte Menschen wieder gesund werden konnten. Das Projekt integriert die Hauptideale der modernen Sanatoriumsarchitekturbewegung der 1920er Jahre. Diese Theorien basierten auf den Prinzipien des hygienischen Funktionalismus: Flügelpavillons, um direktes Sonnenlicht zu erhalten und ein Ventialtionssystem mit Nord-Süd Belüftung. Die Komposition steht in Teilen hinter der Idee des Funktionalismus, der Entwicklung des Programms in unabhängigen Bänden und der Schaffung tangentialer Haupteingänge. Die geometrische Anordnung in Landschaft, welche sich durch das gesamte Gebäude erstreckt, bietet einen unendlichen Blick auf den umliegenden Wald. Auf den Terrassen kann der Patient die Räume verlassen und frische Luft und Sonnenlicht empfangen. Transparenz der vertikalen Flächen in modernen Gebäuden entsteht hier mit der Sanatoriumsarchitektur. Die Demateralisierung der Wände macht die Landschaft zum Hauptakteur in der Erfahrung des Raumes. Das Gebäude ist keine enge Höhle, sondern ein großer, von Bäumen umgebener Unterschlupf, in dem die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwimmen.
04.30 Plan Zusammenhang und Wachstum einzelner Pavillons.
151
04_Entwurf
04.31 Lageplan Zonnestraal Wald und Wege, 1929
04.32 Bild des Hauptgebäudes
152 Literatur
04.33 Zonnestraal Sanatorium Postkarte
04.34 Sichtachsen mit Bezug auf die Natur
Referenzen Sanatorium
04_Entwurf
04.35 Grundriss und Schnitte des Hauptgebäudes
153
154
04.36 Foto Terrassen der Patientenzimmer
04.37 Patienten auf den Terrassen
Sanatorium Referenzen
04_Entwurf
04.38 Grundriss 1.Obergeschoss Hauptgebäude und Schnitte
155
156
04.39 Grundriss Haupteingang
Referenzen Sanatorium
157
04_Entwurf
04.40 Patienten an der frischen Luft und dem Tageslicht
04.41 Treppenanlage
158
Referenzen Sanatorium
04.42 Kabinen fĂźr Langzeitpatienten in der Natur 1935
159
04_Entwurf
04.43 Le Petit Cabanon. Le Corbusiers Haus auf St.Martin fĂźr sein Lebensende 1952
160
Referenzen intimate space
04.44Le Petit Cabanon. Skizze Le Corbusier
04.45 Le Petit Cabanon. Skizze Le Corbusier
161
04_Entwurf
intimate space Petite Cabanon de vacances Roquebrune-Cap-Martin, Alpes-Maritimes France Architekt Standort
Le Corbusier Sentier Massolin
Fertigstellung 1951
162
Referenzen intimate space
Petite Cabanon de vacances . Kritik der Moderne Eines der letzten Projekte, die Le Cobusier für ihn und seine Frau Yvone gebaut hat, war dieses kleine Ferienhaus, das sich unter einem Johannisbrotbaum befindet und vor der blauen Küste des Cap Martin gelegen ist. Der Gedanke des Flüchtlinges unterstreicht die Idee eines minimalen Lebensraums. Das Gebäude ist ein Manifest der blanken Architektur, in der der Mensch all seiner nutzlosen Dinge beraubt ist und glücklich in der Natur lebt. Le Corbusier nutzt diesen Ort am Ende seines Lebens als Rückzugsort und Ruheplatz. 366x366cm sind die Abmessungen des Innenraums. Die Zonen sind in Schlaf-, Arbeits- und Reinigungsbereiche unterteilt. Alle Objekte haben einen menschlichen Maßstab, der an die Maße des Architekten angepasst sind. Die verschiedenen Arten von Fenstern, rahmen ein kleines Stück Landschaft ein und stellen eine starke Beziehung zwischen den Außenansichten und der Privatsphäre des Menschen her, der im Inneren lebt. Die Umgangssprache und die Einfachheit der Holzkonstruktion im Außenbereich kontrastieren auch mit der modernen und farbenfrohen Innenseite. „The individual who loses contact with nature suffers impairment and pays dearly, with disease and decrepitude, a break that weakens your body and ruins his sensitivity, corrupted by the illusory joys of city“ Le Corbusier
04.46 Grundriss
163
04_Entwurf
04.47 Le Corbusier Cabanon 1951
04.48 Lageplan
164
Referenzen intimate space
04.49 Krankenhaus Venedig 1952-56. Schnitt und Grundriss
04.50 Skizze Grundriss Le Cobusier
165
04_Entwurf
04.51 Fotos Innenraum
04.52 Le Corbusier mit Blick durchs Fenster auf die KĂźste
166
04.53 Luftbild Herz-Jesu-Krankenhaus
Herz-Jesu Krankenhaus
167
04_Entwurf
Allgemein Das Herz-Jesu-Krankenhaus liegt an der Westfalenstraße am Hiltruper Stadtrand. Es beinhaltet eine Vielzahl von Fachbereichen, wie beispielsweise Chirurgie, HNO, Neurologie, Gynäkologie und Orthopädie. Getragen wird das Krankenhaus von der christlichen Franziskus Stiftung Münster, welche in NRW und Bremen 15 Krankenhäuser mit rund 4000 Betten betreut und somit zu einer der größten konfessionellen Krankenhausträgerinnen Deutschlands zählt. Das Herz-Jesu-Krankenhaus hat heute in etwa 420 Betten Das Leitbild des Krankenhauses orientiert sich am christlichen Zusammenhang seiner Geschichte und ruft alle Mitarbeiter/innen zu dessen Umsetzung auf. Durch „Kompetenz und Zuwendung“ wollen sie den Menschen als Individuum betrachten und ihm die nötige Würde und Einfühlsamkeit schenken.
Geschichte Die Geschichte der Herz-Jesu-Krankenhaus beginnt nicht als solches, sondern 1899 mit der Gründung des Orden des „Heiligsten Herzen Jesu“ durch den Pater Hubertus Linckens. Zu Beginn gab es nur das Mutterhaus, in dem die Ordensschwestern schnell, den christlichen Werten wie Nächstenliebe folgend, eine Krankenstation einrichteten, die Platz für bis zu zwölf Patienten bot. In der Nachkriegszeit entwickelte es sich schnell zu einem Krankenhaus mit 200 Betten, das 1950 in die Trägerschaft der Franziskus Stiftung übergeht und zunächst die Abteilungen Chirurgie, Innere Medizin, Augen- und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde als Fachkrankenhaus arbeitet. Schon kurze Zeit später reichte die vorhandene Kapazität nicht mehr aus, sodass in den 1960er Jahren unter anderem zwei neue Bettenhäuser gebaut wurden. Kaum dreißig Jahre später, in den 1990er Jahren, wurde das Krankenhaus ein weiteres Mal um einen Bettentrakt, eine Liegendanfahrt und einen neu gestalteten Eingangsbereich erweitert. Im Jahre 2008 wurde die letzte Erweiterung, eine Praxisklinik, fertiggestellt und das Krankenhaus um eine Stroke-Unit (Notfallbehandlung für Schlaganfälle) und eine Palliativstation erweitert.
168
04.54 Krankenhauspark
Herz-Jesu Krankenhaus
04_Entwurf
04.55 Missionsschwestern vom Hlst. Herzen Jesu, Mutterhaus
169
170
04.56 momentane Platzierung Palliativstation
Herz-Jesu Krankenhaus
171
04_Entwurf
Palliativstation Mit Blick Richtung Osten ist die Palliativstation momentan im, in den 1960er Jahren entstandenen Teil des Herz-Jesu-Krankenhaus, in direkter Nachbarschaft zur Krankenhauskapelle, angesiedelt. Leiter dieser Station ist Dr. Wolfgang Clasen, der mit seinem Pflegeteam bis zu 6 Patienten behandelt. Da sie den Richtlinien der Palliative Care folgen, lehnen sie Tötung auf Wunsch konsequent ab und versuchen die Umstände für alle Betroffenen am angenehmsten wie möglich zu gestalten. Dies fängt schon bei der Ankunft an. Ziemlich außergewöhnlich für ein Krankenhaus stimmt der Patient zusammen mit Dr. Clasen seine Therapie und dessen Ziele ab. Was ist das Problem? Welche Hilfen sind möglich? Welche Unterstützung brauchen die Angehörigen? In der Regel verbringen Patienten hier vierzehn Tage. Ausnahmen können von gerade mal 24 Stunden bis hin zu mehreren Monaten reichen. Dabei ist diese Station nicht als das Ende zu sehen - ein Drittel der Patienten sterben hier. Die anderen zwei Drittel werden in Pflegeheime/ Hospize oder nach Hause entlassen. Aus einer Vielzahl von Gründen ist der leitende Arzt und das Pflegeteam mit der momentanen Palliativstation sehr unzufrieden. Als wichtigster Grund wird Platzmangel in jeglicher Hinsicht genannt. Die Station hat eine zu geringe Kapazität an Betten. Für einen Aufenthalt mit den Angehörigen ist kaum ein Platz zu finden. Zwar gibt es ein „Wohnzimmer“, welches als eine Abwechslung zum Zimmer dienen soll, jedoch ist es so klein, dass nur ein Patient und seine Angehörigen dort Platz finden. Es fehlt aber auch an bloßen Lagerräumen. Die Funktionalität der Station entspricht nicht mehr heutigen Standards, indem sie nicht für jeden Patienten eine eigene Nasszelle bereitstellen kann. Weiter gibt es auch Nachfrage an einen Therapieraum, sowie einem „Raum der Stille“, der vielseitig genutzt werden kann. Momentan ist die Station Richtung Osten ausgerichtet, bekommt dementsprechend nur morgens direktes Licht, und ist dadurch sehr dunkel. Für die Angestellten hat Würde einen sehr hohen Stellenwert. Leider kann die momentane Palliativstation diesem Leitsatz nicht nachkommen, da es sich hier nun mal nicht um einen Ort handelt, der dazu einlädt, die eventuell verbleibende Lebenszeit dort zu verbringen. Die Gestaltung der Zimmer und Aufenthaltsräume wirken sehr einsam und trostlos. Dies sind wahrlich keine Attribute, die man mit solch einer Station in Verbindung bringen möchte. Das Palliativteam wünscht sich daher ein weitaus einladenderes Konzept für den geplanten Neubau. Wichtig ist ihnen dabei nicht nur eine „warme“ Gestaltung, sondern auch, dass die Patienten den Bezug zur Außenwelt nicht verlieren, damit sie sich auch auf der Palliativstation noch mit der Gesellschaft verbunden fühlen können.
172
04.57 Flur Palliativstation
Herz-Jesu Krankenhaus
04_Entwurf
04.58 Wohnzimmer Patienten und Angehรถrige
173
174
04.59 Patientenzimmer
Herz-Jesu Krankenhaus
04_Entwurf
04.60 Versorgungsraum Pflegepersonal
175
176
04.61 vorgesehene Platzierung Neubau Palliativstation
Herz-Jesu Krankenhaus
04_Entwurf
04.62 Bestandsgebäude
177
178
Raumprogramm
Fläche Für eine Palliativstation mit 10 Betten ergibt sich aus den folgenden Flächenansätzen in Einzelzimmerunterbringung ein Flächenbedarf von ca. 460 bis 530m2, also ca. 50m2 pro Bett, bei einer Umsetzung des vollständigen Raumprogramms.
Raumprogramm Haupträume Patientenzimmer
25m2 (incl. Nasszelle)
Platz für ein Beistellbett oder ein Schlafsofa für Angehörige, Pflegesessel, Rollstuhl und Toilettenstuhl sollten berücksichtigt werden. Jedem Zimmer ist eine Nasszelle zuzuordnen. Die Nasszelle ist so zu planen, dass sie pflegegerecht und barrierefrei ist, um eine Hilfestellung bei allen pflegerischen Tätigkeiten zu ermöglichen. Ausstattung: - elektrisch verstellbares Patientenbett - Pflegesessel - dimmbare Beleuchtung - Pflegematerial im Rollwagen oder Einbauschrank - Sitzecke/Besucherecke - Tisch - leicht bewegliche Sitzmöbel - Einbaukühlschrank - Tresor - Radio/TV - Bilderleiste umlaufend - Fenster bodentief Zugang oder Verbindung zur Natur sind sehr wünschenswert! Ausstattung Nasszelle: - Dusche bodengleich mit Duschvorhang und ggf. Duschschürze - Duschstuhl - WC und Waschtisch minimum einseitig mit Rollstuhl unterfahrbar - Spiegel ausreichend groß, abdeckbar und leicht getönt Kippspiegel sind aus Hygiene- und Kostengründen nicht zu empfehlen
179
04_Entwurf
Wohnbereich mit Küche
30m2
Der Ausstattungsstandard ist aufgrund der spezifischen Nutzung höher als im Patientenaufenthaltsraum der Allgemeinpflege. Zentral anzuordnender Bereich mit vielfältigen Nutzungen, Aufenthalt-, und Kommunikationsmöglichkeiten der Patienten, Angehörigen und Pfleger. Die Atmosphäre soll wohnlich und für Kinder individuelle Spiel- und Beschäftigungsangebote vorhanden sein.
Ausstattung: - kombinierbare Sitzgruppen - Küchenzeile mit nötigen Elektrogeräten - Essbereich neben Küchenzeile - Kühlschrank - Radio/TV
Pflegestützpunkt
25m2
Ein Pflegestützpunkt bildet in den meisten Fällen einer Palliativstation den Mittelpunkt, das Herzstück. Er sollte offen und transparent, aber zugleich verschließbar, gestaltet sein. Er dient als zentrale Anlaufstelle für Patienten, Angehörige und das Personal und beheimatet die wichtigen organisatorischen Funktionen. Möglichkeiten zum Austausch von Ärzten und Personal sollten ebenso gegeben sein, wie ein direkt angegliederter Pausenraum des Personals.
Ausstattung: - Abschließbar - Glastüren und Fenster ggf. Milchglas - EDV - Lichtdimmung - ausreichend Stauraum
180
Raumprogramm
Behandlungs- und Arztraum
16 und 12m2
Auf einer Palliativstation werden verschiedene Therapien und Behandlungen durchgeführt, die individuelle Ausstattungen benötigen. Auch hier ist eine ruhige und warme Atmosphäre von Bedeutung. Genug Platz für unterschiedliche Mobilitätsstufen muss gegeben sein. In direktem Bezug sollte ein Arztzimmer angeordnet werden, welches ebenso dazu dient ruhige und vertrauensvolle Gespräche mit Patienten und Angehörigen zu führen.
Ausstattung Behandlungsraum: - Anlagen für Diagnostik, Therapie und Punktionen/Katheder - Büroarbeitsplatz mit nötiger EDV - Waschtisch bettenbefahrbar
Ausstattung Arztzimmer: - Schreibtisch mit nötiger EDV - Sofaecke - Sitzmöbel für Patienten und Angehörige
Snoezelraum
15m2
Das Wort „Snoezelen“ wurde in den Niederlanden entwickelt und steht für die Sinne des Menschen: Sehen, Fühlen, Schmecken, Hören und Riechen. „Sonezelen“ ermöglicht grundlegende Sinneserfahrungen im taktilen, emotionalen und kognitiven Bereich und ein Aufenthalt im Snoezelraum dient vor allem zur Entspannung. Ruhig sitzend oder liegend hören die Patienten ruhige Melodien oder Geschichten, betrachten dazu beruhigende Lichteffekte und erfahren die stille, reizarme und gemütliche Atmosphäre des Raumes.
Ausstattung: - harmonische Raumausstattung - reizarme Einrichtung - Lichtplanung - verschiedene Polstermöbel zum liegen und/oder sitzen
181
04_Entwurf
Entspannungsbad
14m2
Ein Entspannungsbad sollte Möglichkeit zur Entspannung, Therapie und zum Ausgleich bieten. Im Vordergrund steht die körperliche und seelische Entspannung. Es sollte für alle Mobilitätsstufen ausgerichtet sein, barrierefrei sein und eine wohnliche, ansprechende Atmosphäre haben.
Ausstattung: - Wanne aufgeständert und mit Hebevorrichtung - dimmbares Licht - Audiotechnik
Therapieraum
15m2
Der Therapieraum der Palliativstation soll multifunktional, auf die verschiedenen Therapien zugeschnitten, nutzbar sein. Barrierefreiheit und ausreichend Platz für Rollstühle, Rollatoren und Betten sollte gegeben sein.
Ausstattung: - Hocker - Bank - Handläufe - Sprossenwand - hochwertige Musikanlage - Klangliege
182
Raumprogramm
Raum der Stille
20m2
Ein Raum für Patienten, Angehörige und das Pflegepersonal. In dem Raum können verschiedene Funktionen wie Andachtsraum, Therapieraum, Verabschiedungsraum und Raum für Personalgespräche untergebracht sein.
Ausstattung: - besondere Raumatmosphäre - Licht - Deckenbeläge - Wandbeläge - Sitzgelegenheiten Der Raum sollte durch seine Materialität und besondere Raumatmosphäre ein Ort zum Zurückziehen sein und die Möglichkeit bieten, ein ungestörtes und vertrauliches Gespräch führen zu können. Der Raum soll stimmungsvoll gestaltet werden und auf das Bedürfnis trauernder und schwerkranker Menschen behutsam eingehen. Kombinierbar mit einem Raum für Gespräche.
Garten, Terrasse Um den Patienten die Möglichkeit zu geben, auch außerhalb der Therapieangebote, den Weg aus dem Patientenzimmer zu gehen sollte ein, möglichst direkter, Zugang zur Natur geplant werden. Dies kann in Form einer Terrasse, oder sogar eines Gartens, sein. Ausstattung: - Blick ins Freie - überdachte Fläche als Sonnen- und Regenschutz - separater Raucherbereich - diverse Blumen und Bäume - Wasserspiel
183
04_Entwurf
Raumprogramm Nebenräume Angehörigenzimmer
12m2
Angehörigenzimmer nach Möglichkeit mit eigener Nasszelle. Büroräume
12m2
Für einen ambulanten Konsiliardienst und andere Aufgaben. Arbeitsraum rein
15m2
Mit Medikamententresor und ausreichend Lagermöglichkeit für Verbrauchsmaterialien etc. Arbeitsraum unrein
12m2
Raum mit Ausguss, einer Fäkalspüle und einem Handwaschbecken und ausreichend Abstellfläche für Entsorgung. Waschmaschine und Wäschetrockner. Abstellraum
16m2
Gegebenenfalls auf mehrere kleinere Räume/Nischen verteilen, nach Möglichkeit aber vermeiden. Lager
10m2
Lager für medizinische Ge- und Verbrauchsgüter und Wäsche. Lagerung in Modulschränken. Putzmittel
3m2
Putzmittelraum ist bis einschließlich 9 Betten mit in den Entsorgungsraum integriert. Entsorgungsraum
10m2
Lagerraum für unreines Material und Abfall. Containerfläche
2m2
Fläche für zwei Versorgungscontainer Personal WC
2m2
WC-Räume mit mindestens 1x Damen und 1x Herren Personalumkleideraum mit Nasszelle
12m2
Umkleideraum 6m und Waschraum 4m mit Spind und Dusche. Damen und Herren 2
entsprechend ASR getrennt zu planen
2
184
Lageplan
Aufgabe Die Initiatoren des Herz-Jesu-Krankenhaus planen einen Neubau der vorhandenen Palliativstation, da die z.Zt. genutzte Station nicht mehr den heutigen Anforderungen hinsichtlich Ausstattung und Größe entspricht. Insbesondere die fehlenden Nasszellen und Lagermöglichkeiten für Pflegezubehör bedingen einen besser strukturierten Neubau. Da auf der vorhandenen Palliativstation nicht mehr Platz gewonnen werden kann, wurde beschlossen, dass die Station als Aufstockung des Anbaus aus dem Jahr 2008, welcher eine größere Grundfläche aufweist, ausgeführt werden soll. Hier stehen ca. 400qm zur Verfügung, in der das Raumprogramm sinnvoll untergebracht werden soll. Ziel ist es, einen städtebaulich und architektonisch ansprechenden, funktional für die Bedürfnisse der Palliativstation geeigneten und wirtschaftlich tragfähigen Entwurf zu erhalten. Der Neubau soll sich dabei gut in die vorhandenen Strukturen einfügen. Die Anordnung auf dem Bestandsgebäude ist so vorzunehmen, dass Funktionsabläufe innerhalb des Gebäudes optimal aufeinander abgestimmt sind. Das Herz-Jesu-Krankenhaus liegt am Rande der Ortsbebauung von Hiltrup. Das bauliche Umfeld ist geprägt von Gewerbegebieten, Ackerlandschaften und vereinzelter Wohnbebauung. Das Grundstück liegt nah an der viel befahrenen Westfalenstraße, weshalb auf Emissionsschutz (Lärm) zu achten ist.
04_Entwurf
04.63 Lageplan M 1:2000
185
186
Konzept
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
04.64 Unterteilung Tragstruktur Bestand
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
187
04_Entwurf
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
04.65 Bezüge
188
Konzept
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
04.66 Zonierung
189
04_Entwurf
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
04.67 Zentrum
190
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
Kernbereich Ruhebereich Krankenhaus intern
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
Patientenzimmer
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
04.69 Zonierung
Konzept
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
191
04_Entwurf
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
ERZEUGT DURCH EINE AUTODESK-STUDENTENVERSION
04.68 Verbindungen
192
04.70 Grundriss M 1|200
Grundriss
193
04_Entwurf
9 Lager 10 Arbeitsraum unrein/Entsorgung 11 Container/Putzmittel 12 Arbeitsraum rein 13 Arztraum 14 Umkleide 15 WC 16 Wohnzimmer
1 Patientenzimmer 2 Raum der Stille 3 Pflegestützpunkt 4 Angehörigenzimmer 5 Behandlungsraum 6 Entspannungsbad 7 Therapieraum 8 Snoezelraum
12
11
1 Patientenzimmer 2 Raum der Stille 3 Pflegestützpunkt 4 Angehörigenzimmer 5 Behandlungsraum 6 Entspannungsbad 7 Therapieraum 8 Snoezelraum
13
5
14
10
1
1
9
15 3
1
1
1
16
7
6
A
9 Lager 10 Arbeitsraum unrein/Entsorgung 11 Container/Putzmittel 12 Arbeitsraum rein 13 Arztraum 14 Umkleide 15 WC 16 Wohnzimmer
194
Schnitt
04.71 Schnitt AA M 1|200
04_Entwurf
195
196
04.72 Schnitt AA M 1|100
Schnitt
04_Entwurf
197
198
Schnitt
04.73 Schnitt BB M 1|200
04_Entwurf
199
200
04.69 Ansicht Nord M 1|200
Ansicht Nord
04_Entwurf
201
202
04.70 Ansicht Nord M 1|200
Ansicht Nord
04_Entwurf
203
204
04.71 Ansicht Süd M 1|200
Ansicht Süd
04_Entwurf
205
206
04.72 Ansicht Süd M 1|200
Ansicht Süd
04_Entwurf
207
208
04.73 Ansicht West M 1|200
Ansicht West
04_Entwurf
209
210
04.74 Ansicht West M 1|200
Ansicht West
04_Entwurf
211
212
04.74 Ansicht Detail M 1|50
Detail
04_Entwurf
213
04.75 Schnitt Detail M 1|50
214
Detail
04_Entwurf
215
04.76 Schnitt Detail M 1|10
216
Konstruktion
04.77 Konstruktion Axonometrie
04_Entwurf
04.78 Otaniemi Chapel, Heikki Siren + Kaija Siren, 1954
217
218
Patientenzimmer
04.79 Patientenzimmer Detail
04_Entwurf
219
220
Patientenzimmer
04.80 Patientenzimmer Axonometrie
04_Entwurf
221
222
Patientenzimmer
04.81 Patientenzimmer Perspektive
04_Entwurf
223
224
Empfang
04.82 Perspektive Empfang
04_Entwurf
225
226
Perspektive
04.83 Perspektive AuĂ&#x;en
04_Entwurf
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228
04.84 Lageplanmodell
Modellfotos
04_Entwurf
04.85 Lageplanmodell
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04.86 Konstruktionsmodell
Modellfotos
04_Entwurf
04.87 Konstruktionsmodell
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232
04.88 Konstruktionsmodell
Modellfotos
04_Entwurf
04.89 Konstruktionsmodell
233
234
Literatur
01_ Palliati ve Care
01 https://www.bbraun.de/de/produkte-und-therapien/services/ palliative-care/palliative-care.html
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02
https://www.hospizdienst-paderborn.de/geschichte-der-hospizbe
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https://www.palliative-care-kompakt.de/ms/palliative-care-historie.
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04 .https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publika
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05 https://www.dhpv.de/service_zahlen-fakten.html
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https://www.akademienunion.de/fileadmin/redaktion/user_upload/Publikationen/
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Reclam, 2014
06
Death - Thomas Nagel - Noûs, Vol 4, No. 1 - 1970
07
Soziologie des Sterbens und des Todes, Klaus Feldmann, VS Verlag für
Sozialwissenschaften, 2010
Bildnachweis 08
Begleitheft - Zum Sterben schön? Der Tod in der Kunst des 20. Jahrhunderts -
Ausstellung Recklinghausen, 2007
09
Joseph Beuys - Der Tod und das Mädchen - 1957
10
Edvard Munch - Das Mädchen und der Tod - 1894
11
Arnulf Rainer - ohne Titel - o.J
12
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Tod_und_das_Mädchen#/media/Da
tei:Hans_Baldung_006.jpg Der Tod und das Mädchen - Hans Baldung Grien - 1517 13 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Stilleben.steenwick..jpg Vanitasstilleben - Harmen van Steenwijck - 1656 14 https://www.wikiart.org/en/edvard-munch/by-the-deathbed-fever-1893 By the deathbed - Edvard Munch - 1893
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Literatur
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monument-of-civic-pride-remained-so-until-the-second-half-of-the-twen
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Literatur
04_ Entwurf Apartement Beistegui
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http://www.fondationlecorbusier.fr/corbuweb/morpheus.aspx?sysId=13&IrisOb
jectId=4572&sysLanguage=en-en&itemPos=2&itemSort=en-en_sort_string1%20
&itemCount=79&sysParentName=&sysParentId=64
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Research House 03
https://www.ubm-development.com/magazin/das-vermaechtnis-des-richard-neu
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07 https://de.wikipedia.org/wiki/Neutra_VDL_Studio_and_Residences
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Wahlfahrtskirche G.Böhm 08
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Zonnestraal Sanatorium | Petite Cabanon de vacances 11
RUILOBA QUECEDO, Cecilia . Arquitectura terapeútica, el sanatorio antitu
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