Berlin Valley 17 - August 2016

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AUGUST/SEPTEMBER – KOSTENLOS

CHANGE ZKZ 89109

Mut zum Pivot

BAUEN

PRÜFEN

LERNEN

Die ersten Körperteile aus dem 3D-Drucker

Startup-Analyse der Parteien zur Berlin-Wahl

Mit Design Thinking bessere Produkte entwickeln

BERLINVALLEY.COM



EDITORIAL

WIR HABEN DIE WAHL PHILIPP HARTMANN ist Founding Partner von Rheingau Founders. Jetzt startet der Investor eine zweite Karriere als Dozent beim E-Learning-Portal Udemy. Sein Kurs richtet sich speziell an junge Gründer. Seite 14

SIMON SCHÄFER

Cover: Fotografie: Jann Venherm, Illustration: Louisa Pepay, Inspiration: brosmind.com; Fotos: Saskia Uppenkamp, Max Threlfall, Simon Schäfer

erklärt, warum der Brexit das beste Beispiel für miserables Marketing ist, warum die Idee Europa für StartupUnternehmer Sinn macht und warum er gern einen blauen Pass hätte. Seite 15

ANSGAR OBERHOLZ findet die Idee, einen IT-Staatssekretär in Berlin zu installieren, brillant. Was er und andere Startup-Experten zu den Programmen der Parteien für die BerlinWahl sagen: Seite 18

Liebe Leserin, lieber Leser, die TOA ist vorbei, da kündigt sich bereits das nächste Festival an, bei dem Innovationen im Fokus stehen. Allerdings wird das Newnew Festival, das in diesem September zu ersten Mal in Karlsruhe stattfinden wird, einen ganz anderen Charakter haben als das Tech Open Air in Berlin. Trotzdem darf man gespannt sein, denn dort werden auch Corporates ihren Platz haben und zeigen, wie sie künftig mit Startups zusammenarbeiten wollen. Das Festival findet im Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) statt, womit dafür gesorgt ist, dass auch die Kunst auf dem Festival viel Raum haben wird. Wie sich Initiator Ulrich Dietz das Ganze vorstellt, verrät er uns im Interview. Außerdem wird es – ähnlich wie bei der TOA – über die Stadt verteilt viele Satellite Events geben. Unis und Forschungseinrichtungen öffnen ihre Türen. Ganz Karlsruhe im Innovationsfieber? Anfang September werden wir es erleben. Ebenfalls im September werden wir wissen, wer Berlin in den kommenden Jahren regiert. Wir haben die Parteien gefragt, was in Sachen Startups und Digitalisierung in ihren Wahlprogrammen steht – und haben das Vertretern aus dem Startup-­ Ökosystem zur Kommentierung gegeben. Unsere Experten haben jedenfalls noch einige Anmerkungen zu den Plänen: „Es stellt sich die Frage, warum bis heute kein flächendeckendes Breitband existiert“, ist nur eine davon.

Mit der „10-Punkte-Agenda zur Digitalisierung“, der „Startup-Agenda“ und der „Smart-City-Strategie“, um nur einige wohlklingende Vorhaben zu nennen, habe die Politik „eine gute strategische Grundlage, die wir in der nächsten Legislaturperio­ de abarbeiten müssen“, kündigt der zur Wiederwahl stehende Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) im Interview an. Wir werden sehen. Neben all den Festivals und der Politik beschäftigen wir uns natürlich weiterhin mit den wirklich wichtigen Themen, nämlich wie man ein Startup erfolgreich macht. Design Thinking etwa ist eine Methode, die hilft, Kunden und Mitarbeiter besser zu verstehen – und also bessere Produkte zu machen. Nach so einem Workshop kann es sein, dass man bei einem Startup die Richtung ändert und plötzlich andere Kunden oder einen anderen Markt ins Visier nimmt, also einen Pivot macht. Der kommt in den besten Unternehmen vor. Starbucks zum Beispiel verkaufte zuerst Espresso­ maschinen, Twitter startete als Podcast-Plattform und der Foto-Sharing-Dienst Flickr als ein Element des Online-Spiels Game Neverending. Ein Pivot ist keine plötzliche Erleuchtung, sondern eine kalkulierte, planvolle Änderung des Kerngeschäfts auf Basis von Tests, Feedback und Erfahrungswerten. Und auch wenn der Prozess sehr schmerzhaft sein kann – oft ist der Pivot der Weg zum Erfolg. Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre!

Corinna Visser

VIELEN DANK! OHNE DIE UNTERSTÜTZUNG UNSERER SPONSOREN WÄRE DIESES KOSTENLOSE MAGAZIN NICHT REALISIERBAR. DAFÜR GANZ HERZLICHEN DANK AN:

Mut zum Pivot: Unser Cover zeigt Nikita Fahrenholz, der mit Book a Tiger gerade einen Kurswechsel vollzogen hat. Mehr dazu im Interview Seite 42.

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KÖRPERTEILE AUS DEM 3D-DRUCKER Die Medizinische Modellbau Manufaktur druckt Organe, an denen Chirurgen ihre Operationen üben können. In Karlsruhe werden Kunststoffe entwickelt, die Metall im Körper ersetzen sollen. Ein Blick in die Zukunft der modernen Medizin.

42  „ICH BIN BRUTAL EHRLICH“ Book a Tiger startete als Plattform, die Reinigungskräfte vermittelt. Jetzt arbeitet das Startup nur noch mit festen Mitarbeitern. Wie er den Kurswechsel managt, erklärt Gründer Nikita Fahrenholz im Interview.

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BERLIN-WAHL: DARUM GEHT’S Das politische Umfeld trägt zum Erfolg des StartupÖkosystems bei. Berlin Valley hat Experten die Wahlprogramme der Parteien auf Startup-Tauglichkeit prüfen lassen und Gründer gefragt, was sie von der Berliner Politik halten.

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EMPATHIE-ARBEIT Beim Design Thinking geht es darum, sich zuerst auf das Problem zu konzentrieren und sich in die Lage des Nutzers zu versetzen. Am Ende kommt ein Produkt heraus, dass das Poblem wirklich löst.

FASHION UND TECH Leistungssteigernde Sportbekleidung, T-Shirts und Röcke, die mit Licht und Ton verschiedene Stimmungen erzeugen: Auf der Fashiontech Berlin verbinden sich Mode und technische Innovation.

12


INHALT 07 Meldungen 12 So verbinden sich Fashion und Tech 15 Ein stärkeres Europa wünscht sich Unternehmer Simon Schäfer 17 Berlin wählt: Wie Startup-freundlich sind die Wahlprogramme? 20 „Ich hätte nichts gegen ein paar weitere Zalandos“, sagt der Regierende Bürgermeister Michael Müller im Interview 21 Gründer kommentieren die Startup-Politik 22 Auf dem Grill: Investoren bewerten Startups 24 Wir sind die Neuen: Startups im Kurzporträt 26 Bioprinting: Körperteile aus dem 3D-Drucker 28 Das können Startups von Design Thinking lernen

Fotos: Flickr.com: h2Woah!, Jan Venherm, 360 FashKits, Kay Herschelmann, Medizinische Modellbau Manufaktur

30 „Design Thinking ist eine gute Wachstumsstrategie“, sagt D-School-Gründer Ulrich Weinberg 34 „Heimat für Top-Experten“ – Florian Heinemann und Uwe Horstmann über die Positionierung von Project A Ventures 38 Target Global und Partech Ventures stellen sich vor 40 Spezial: Pivot 42 „Wir wollen die Branche revolutionieren“, sagt Nikita Fahrenholz von Book a Tiger 44 So meisterten N26, Figo, Adjust und Iversity ihren Pivot 46 Investor Olaf Jacobi ist überzeugt, dass die Initiative zum Kurswechsel in einem guten Team von den Gründern kommt 48 Bürobesuch bei Getyourguide 52 Elevator Pitch: Startups müssen sich beweisen 56 Treffpunkte: Das steht auf dem Programm beim Newnew Festival, Dmexco und der Startup Night 60 Rückschau: Das war TOA 2016 65 Eventkalender 66 Vorschau und Impressum


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Oben ohne: Wie Inseln verteilen sich viele kleine Bühnen auf der Ausstellungfläche in den Hallen der Arena Berlin. Im Hintergrund schwimmt das Logo der Bread and Butter – zwei &-Zeichen als 3D-Installation – auf der Spree.

BREAD AND BUTTER FÜR ALLE Auf dem Gelände der Arena in Treptow will Zalando die Modemesse neu beleben Ohne Tempelhof und ohne Messe-Gründer Karl-Heinz Müller fängt die Bread and Butter am 2. September noch einmal von vorne an. „Unser Konzept bricht mit dem Status quo“, sagte David Schneider, Gründer und Vorstandsmitglied des Neueigentümers Zalando. Der Online-Modehändler hatte die Messe nach der Insolvenz im vergangenen Jahr übernommen und musste gleich die Januar-Ausgabe absagen. Jetzt geht es endlich los – oder „Now“, wie es das auf das internationale Publikum zugeschnittene Motto der Messe auf den Punkt bringt. In der Arena soll sich die Bread and Butter drei Tage lang von einer Trade-Show zu einer Trend-Show für Marken und Konsumenten entwickeln. Und zwar für jedermann. „Die Bread and Butter by Zalando schließt

Fotos: Friends Factory, Number26, Kemmler Kemmler

BANKLIZENZ UND NEUER NAME FÜR NUMBER26 Ein wichtiger Schritt für Number26 auf dem Weg zur echten Alternative zur Hausbank: Anderthalb Jahre nach dem Start erhält das Fintech von Valentin Stalf (r.) und Maximilian Tayenthal die Vollbanklizenz der Bafin. Mit der Erlaubnis, Bankgeschäfte in Europa tätigen zu können, ändert das Startup auch seinen Namen in N26. Zusammen mit den 40 Millionen Dollar aus der Series-B-Runde im Juni ist das Fintech gerüstet, sein Angebot auszuweiten. Geplant sind Real-Time-Kredite, Sicherheit durch KI oder Expense Sharing, bei dem man Rechnungen mit nur wenigen Klicks unter Freunden aufteilen kann. (Mehr auf Seite 44) n26.com

den Konsumenten nicht länger aus der Modewelt aus, sondern lädt ihn ein, Teil von ihr zu werden“, sagt Schneider. Passend dazu soll es Customizing Workshops geben, in denen Besucher sich ausgewählte Artikel individuell gestalten lassen können. Neuheiten werden mithilfe von Augmented Reality vorgestellt. Den passenden Hintergrund liefern die Konzepte der Illustratoren Craig & Karl und der Kreativagentur Kemmler Kemmler. Überhaupt spielt Digitales eine wichtige Rolle auf der Messe, darunter Mode, die mitmilfe intelligenter Maschinen hergestellt wird. Zalando-Marketing-VP Carsten Hendrich freut sich auf den Mix: „Wir zeigen, was in der digitalen Welt angesagt ist und teilen das mit unseren Konsumenten.“ breadandbutter.com

„ES WIRD IMMER SCHWERER, LEUTE DAVON ZU ÜBERZEUGEN, IN TÜRKISCHE STARTUPS ZU INVESTIEREN“ ROLAND MANGER, Partner beim VC Earlybird sagt, dass selbst Leute, die um die Stärken des Standorts wissen, zunehmend unruhig werden. zeit.de

ETVENTURE KOOPERIERT MIT FRIENDSFACTORY „Coworking ist als Arbeitsmodell tot“, kommentiert Gregor Gebhardt, Geschäftsführer der Bürovermietung Friendsfactory das neue Joint Venture mit dem Company Builder Etventure. „Man kann sein Geschäftsmodell nicht unter zig Leuten im gleichen Raum ernsthaft auf- und ausbauen. Dafür braucht es ein eigenes Büro.“ Die Kooperation erweitert die eigenen Office-Lösungen um Dienstleistungen für Startups. Mieter und Mitglieder erhalten ein Startup-Building vergleichbar mit Acceleratoren-Programmen. Start ist in München. Standorte in Hamburg, Berlin und Stuttgart sollen noch 2016 öffnen. friendsfactory.de, etventure.de

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MELDUNGEN

Überraschung des Monats

REIN UND RAUS Wer bekommt wie viel? Wer übernimmt wen? Finanzierungen und Exits

COOLAR EROBERT NEW YORK Das Kühlschrank-Startup holt im Finale von „The Venture“ 50.000 Dollar

Mehr als 2500 Gründer hatten sich bei der neuen Runde des mit einer Million Dollar dotierten Wettbewerbs „The Venture“ beworben. Voraussetzung für die Teilnahme sind Geschäftsideen, deren Ziel es ist, die Welt zu verbessern. Veranstalter ist der Whisky-Hersteller Chivas Regal. Fünf Teams, darunter das Berliner Startup Coolar, schafften es am 14. Juli ins Finale nach New York. Noch einmal hatte Gründerin Julia Römer (Mitte) fünf Minuten, um die Jury von dem Nutzen ihrer Technologie zu überzeugen. Coolar entwickelt von einem Stromnetz unabhängige Kühlsysteme. So kann das Startup in den ärmsten Regionen der Welt die Kühlung von Lebensmitteln oder Medizin sicherstellen. Das Jury-Urteil: Platz fünf und ein Preisgeld von 50.000 Dollar. Platz eins und 300.000 Dollar gingen an das kolumbianische Startup Conceptos Plásticos, das Gummiabfälle zu Material für den Bau von Häusern oder Schulen umwandelt. Die weiteren Finalisten: Wefarm, Eyecontrol und Wakami. theventure.com

45 MILLIONEN EURO VON TCV FÜR BRILLEN.DE Technology Crossover Ventures (TCV), einer der größten Risikokapitalgeber im Silicon Valley, investiert erstmals in Deutschland: Der Fonds steckt 45 Millionen Euro in Brillen.de. Das Startup aus Wildau bei Berlin produziert – anders als Mister Spex oder Brille24 – auch eigene Modelle kostengünstig bei einem Partnerunternehmen in Schanghai. brillen.de

HABT IHR SPANNENDE NEUIGKEITEN? SCHREIBT UNS: news@berlinvalley.com SHORE ERHÄLT 13 MILLIONEN VON ZALANDO

In Baden-Württemberg hat das Forschungsministerium grünes Licht für den berufs­b e­gleitenden Masterstudiengang Intra- und Entrepreneur­ ship der Universität Stuttgart und der Hochschule der Medien (HdM) gegeben. Er startet im Wintersemester und richtet sich an Mitarbeiter aus technologieorientierten Unternehmen sowie Startups. Bewerbungen sind ab sofort möglich. innovativeentrepreneurship.de

INSOLVENZ: IVERSITY PLANT NEUSTART

Die Online-Lehrplattform Iversity ist insolvent. Eine für Juni geplante Finanzierung sei geplatzt, sagte Iversity-Gründer Hannes Klöpper. Weil sich die Altinvestoren T-Venture und Bmp neu orientiert hätten, gebe es von ihnen kein frisches Geld mehr. Von den zuletzt 24 Mitarbeitern mussten 20 gehen. Derzeit werde mit einem neuen Investor verhandelt. (Mehr auf Seite 45) iversity.org

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NACH DEM BREXIT: BERLIN WIRBT UM STARTUPS

„Dear start-ups, keep calm and move to Berlin“, warb die FDP bereits am Tag nach dem BrexitReferendum augenzwinkernd auf mobilen Plakaten in London. Dabei könnte genau das eintreten. Berlin Partner für Wirschaft und Technologie bestätigt bereits mehrere Anfragen, vor allem aus dem Fintech-Bereich. Für Oktober hat die Wirtschaftsförderung die Eröffnung eines Popup-Labs in London geplant. Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) fordert: „Berlin muss sich in Stellung bringen und bietet beste Voraussetzungen für Unternehmer aus dem Ausland.“ Bereits am Tag nach dem Referendum hat sie erste Schreiben an britische Firmen verschickt, in denen sie für Berlin als neuen Standort wirbt. berlin-partner.de

PETER THIEL INVESTIERT IN DEUTSCHE STARTUPS Der Paypal-Gründer, Facebook-Investor und seit Kurzem Trump-Unterstützer, Peter Thiel, hat mit Finlab und weiteren Geldgebern in zwei deutsche Startups investiert. Deposit Solutions aus Hamburg, Anbieter von Zinspilot, erhält 15 Millionen Euro. 3,5 Millionen Euro gehen an die Kölner Lern- und Ausbildungsplattform Nextmarkets. nextmarkets.com, zinspilot.de

Fotos: JCS (CC BY 3.0, flickr), JD Lasica(CC BY-NC 2.0, flickr), Shore, brillen.de, The Venture, Heimat Berlin

Die Zalando-Gründer Robert Gentz, David Schneider und Rubin Ritter investieren mit der Funke Mediengruppe, Bayern Kapital, dem ehemaligen Versatel-Vorstand Peer Knauer und anderen Geldgebern 13 Millionen Euro in Shore. Das Startup von Alexander Henn (l.) und Philip Magoulas unterstützt kleine Firmen mit einer Managementsoftware. shore.com

STUDIENGANG BILDET GRÜNDER WEITER


MELDUNGEN

ONLINESHOP TOP12.DE SPONSERT DIE ROTEN TEUFEL Mit Beginn der neuen Fußball-Bundesligasaison 2016/17 wird das E-Commerce-Startup Top12.de offizieller Haupt- und Trikotsponsor des 1. FC Kaiserslautern. Der 2015 gegründete Onlineshop sichert sich damit ein Leistungspaket, das neben der Präsenz auf dem Trikot unter anderem auch TV-relevante Werbung und ein Digitalpaket enthält. Für Frederic Palmstorfer, Geschäftsführer von Top12.de, schließt sich der Kreis: „Für mich als ehemaligen Jugendspieler des FCK ist es natürlich eine besondere Freude, dieses Bündnis einzugehen!“ Er freue sich, den Verein als zwölfter Mann zu unterstützen. top12.de

„WIR MÜSSEN DIE STARTUP-NATION WERDEN – NICHT EINE VON VIELEN“ THORSTEN DIRKS Der Bitkom-Präsident schlägt den Aufbau „digitaler Ökosysteme“ vor, in denen etablierte Unternehmen und Startups zusammengebracht werden. bitkom.org

UPDATES

Neue Funktionen, Fort- und Rückschritte

SCALABLE CAPITAL EXPANDIERT Nur wenige Monate nach dem Marktstart in Deutschland ist der digitale Vermögensverwalter jetzt auch in Österreich aktiv. Bei dem Fintech aus München können Nutzer in kostengünstige, global diversifizierte ETF-Portfolios investieren. scalable.capital

WEITERE STÄDTE FÜR CATERWINGS

Rocket Internets Online-Marktplatz für Caterer expandiert durch eine strategische Partnerschaft mit Eventinc nach Köln, Frankfurt und Düsseldorf. Anfragen über den Online-Event-Anbieter werden ab sofort von Caterwings betreut. caterwings.de, eventinc.de

Fotos: Top12, Eve Sleep

UDACITY KOMMT NACH DEUTSCHLAND

Die E-Learning-Plattform bietet zum Start die gleichen Kurse wie in den USA an. Sie sind auf konkrete Fähigkeiten und Wissensbereiche ausgerichtet und kosten 200 Euro pro Monat. Zu den Investoren des Unternehmens mit Einhorn-Status zählt Bertelsmann. udacity.de

DA LEGST DI NIEDER 8,2 Millionen Euro für Eve. Was finden Investoren an Matratzen-Startups? Der Hype um den Online-Verkauf von Matratzen reißt nicht ab. Im Juli hat das deutsch-englische Startup Eve Sleep von dem TV-Sender Channel  4 und den bestehenden Investoren DN Capital sowie Octopus Ventures frisches Kapital erhalten. Die zusätzlichen 8,2 Millionen Euro sollen vor allem in die internationale Expansion fließen, erklärt CEO und Mitgründer Jan Bagniewski. Er spricht von einer unglaublichen Entwicklung. „Wir verzeichnen von Monat zu Monat ein Wachstum von 25 Prozent.“ Für 2016 ist ein Umsatz von 20,3 Millionen Euro angepeilt. Fast das

Fünffache hat im vergangenen Jahr bereits Casper umgesetzt. Mit Büros in Berlin und London drängt das New Yorker Matratzen-Startup nun in den hartumkämpften europäischen Markt. Allein in Deutschland tummeln sich Startups wie Bruno, Muun, Emma oder Buddy im Wettbwerb. Warum auch nicht? Das Produkt ist attraktiv. Guter Schlaf zählt zum Lifestyle und die Margen sind im Online-Vertrieb noch einmal höher als beim Händler an der Ecke. Von schlaflosen Nächten bei den Gründern keine Spur. „Die Konsumenten nehmen unser Geschäftsmodell hervorragend an“, sagt Bagniewski. evemattress.de

GELD VOM STAAT Wirtschaftsminister Gabriel: „Neue Gründerzeit in Deutschland anstoßen“ Mehr Geld für junge, innovative Unternehmen: Der Europäische Investitionsfonds und ERP-Sonder­ vermögen – vertreten durch das Wirtschaftsministerium – haben die Mittel für den ERP/EIF-Dachfonds und European Angels Fonds um eine Milliarde Euro erhöht. Zusammen mit den Mitteln für die im März gestartete Wachstumsfazilität stehen künftig rund 3,2 Milliarden Euro zur Finanzierung von Startups bereit. „Durch die Aufstockung sind wir unserem Ziel, eine neue Gründerzeit in Deutschland anzustoßen, wieder einen Schritt näher gekommen“, sagt Wirtschaftminister Sigmar Gabriel

(SPD). Außerdem berichtet die Welt am Sonntag, dass die Bundesregierung mit einem neuen, zehn Milliarden Euro schweren Fonds Gründer stärker fördern will. Den Plänen des Finanzministeriums zufolge soll die KfW-Bank Gründern für jeden Euro an Wagniskapital einen Euro Kredit zu vergünstigten Konditionen bereitstellen. So sollen insgesamt 20 Milliarden Euro zusammenkommen. Bisherige Programme lassen aber am Erfolg zweifeln. Von den 150 Millionen Euro des Programms Invest etwa sind laut Wirtschaftsministerium bisher nur 23,59 Millionen abgerufen worden. welt.de, bmwi.de

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MELDUNGEN

Gadget des Monats

HIN UND WEG Wer kommt? Wer geht? Wer hat was erreicht? Wichtige Personalmeldungen der Startup-Szene

DRUCKEN UND GUCKEN

Fischertechnik kooperiert für Bausatz mit Startup German Reprap Auf der Spielwarenmesse im Januar hat er bereits für Aufsehen gesorgt. Jetzt ist der vielbeachtete 3D-Drucker-Bausatz von Fischertechnik im Handel erhältlich. Das Set ist ein Gemeinschaftsprodukt der Waldachtaler mit dem 3D-Drucker-Startup German Reprap aus Feldkirchen. Auch nach dem Aufbau der 890 Teile bleibt die Technik sichtbar, weil der Bausatz auf eine umschließende Abdeckung verzichtet. In der Bibliothek der Software sind bereits Beispiele als druckfähige G-Codes gespeichert. Zusätzlich lassen sich aus Internet-Datenbanken importierte oder selbst mit einem CAD-Programm gestaltete STL-Dateien in der Drucker-Software verarbeiten und in einen druckfähigen G-Code verarbeiten. Preis des Bausatzes: 699,95 Euro. fischertechnik.de, germanreprap.com

Berlin wird Testlabor für den neuen Mobilfunkstandard 5G. Partner beim Aufbau und der Entwicklung des Netzes ist die Deutsche Telekom. 5G ermöglicht Echtzeitkommunikation sowie deutlich höhere Datenraten von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde. Die Technologie soll bis 2020 Marktreife erreichen. Eine der Sendeanlagen kommt unter anderem auf das frühere Telefunken-Hochhaus am Ernst-Reuter-Platz. Auch Startups und Organisationen sind ab sofort aufgefordert, 5G-Innovationen in Berlin zu erproben. telekom.de

COMPANISTO KNACKT 30-MILLIONEN-MARKE

Die in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätige CrowdinvestingPlattform hat mehr als 30 Millionen Euro in Wachstumsunternehmen und Startups investiert. Auf Facebook meldete das Unternehmen, dass bislang nur sieben von insgesamt 60 Startups erfolglos waren. Dies entspricht 1,42 Millionen Euro ausgefallenem Kapital. „Der Anteil des ausgefallenen Kapitals liegt somit bei nur 4,52 Prozent – dies ist für den Venture-Capital-Bereich eine extrem niedrige Quote“, schreibt Companisto. companisto.com

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GELD FÜR GLOBAL FASHION GROUP

Die Global Fashion Group (GFG) hat Ende Juli eine Finanzierungsrunde in Höhe von 330 Millionen Euro abgeschlossen. Das Geld kommt von den bestehenden Gesellschaftern, einschließlich Rocket und dem Rocket Internet Capital Partners Fund. GFG wurde 2014 gegründet und gehört zu den führenden Online-FashionUnternehmen in Schwellenländern. „Die jüngste Finanzierungsrunde verschafft GFG das nötige Kapital, um diesen Weg weiter zu verfolgen“, sagt Rocket-Chef Oliver Samwer. global-fashion-group.com

CLAUDIA THÄNS BRINGT PRINTERFAHRUNG ZU DCMN

FINLEAP HOLT CAROLIN GABOR ALS MANAGING DIRECTOR

ORIETTA MENDEZ KEHRT ZU GLISPA ZURÜCK

BENEDIKT LEHNERT VERLÄSST WUNDERLIST FÜR MICROSOFT

SUNNY WUNSCH ÜBERNIMMT NEUES RESSORT BEI PIABO

Die Komikerin hat im Juni mit DCM und anderen Geldgebern in Stagelink investiert. Kebekus nutzt das Promotion-Startup bereits für die Bewerbung ihrer Shows. Nun freut sie sich, „auch als Investorin Teil des Stagelink-Teams zu werden“. stagelink.com

In dieser Position soll die frühere Beraterin bei der Boston Consulting Group die marktreifen Startups in den Bereichen Strategie und Wachstum bis hin zum möglichen Exit unterstützen. Zuletzt war Gabor CEO bei Autohaus24. finleap.de

Nach zwölf Jahren bei Axel Springer soll Claudia Thäns bei DCMN nun helfen, den Printund Digital-Bereich intensiver auszubauen. Bisher ist der Growth Solution Provider hauptsächlich für Performance-basierte TVKampagnen bekannt. dcmn.de

Die Marketingspezialistin, die bereits von 2009 bis 2012 bei dem Berliner Startup gearbeitet hat, ist nun VP Global Operations & Partnerships. Zwischenzeitlich hatte Mendez beim Venture Builder Covus das Unternehmen Crobo aufgebaut. glispa.com

P7S1 PLANT WEITERE ZUKÄUFE

Der Medienkonzern Prosiebensat.1 will sein Digitalgeschäft nach den Zukäufen von Verivox und Etraveli mit weiteren Übernahmen stärken. Für Akquisitionen habe man bis zu eine halbe Milliarde Euro zur Verfügung, sagte Konzernchef Thomas Ebeling der Süddeutschen Zeitung. „Das Problem ist, dass es gar nicht so viele größere Unternehmen in Deutschland gibt, die strategisch passen und bei denen wir eine Wertsteigerung für unsere Aktionäre erwarten. Aber wir haben die Augen offen.“ prosiebensat1.de

Ein Jahr nach der Übernahme von 6Wunderkinder durch Microsoft wechselt der Chief Design Officer von Wunderlist zur Mutter nach New York. Dort soll er das OutlookTeam als Director of Product Design for iOS, Android und Mac unterstützen. microsoft.com

Die Kommunikationsexpertin wird Head of E-Commerce & Brand PR. Ihr neu zusammengestelltes Spezialteam soll bei Piabo die Nachfrage der wachsenden E-Commerce-Branche bedienen. Sunny Wunsch kommt von CLY Communication. piabo.de

Fotos: Glispa, Finleap, DCMN, Fischertechnik, Axl Klein, Duncan Davidson

5G-NETZ ZUERST IN BERLIN

CAROLIN KEBEKUS GEHT UNTER DIE INVESTOREN


DATES

Sieger des Monats

Wo man sich jetzt noch bewerben kann PROJECT FLYING ELEPHANT: Der Inkubator des Beliner VC Westtech startet im Oktober sein neues Programm für Teams in frühen Entwicklungsphasen. Ziel ist es, Gründern eine Umgebung zu bieten, in der sie etwa drei Monate intensiv an ihrem jeweiligen Projekt unter optimalen Rahmenbedingungen arbeiten können. Die Bewerbungsphase läuft noch bis zum 15. August 2016. projectflyingelephant.de

15.08.

GRÜNDUNGSMEISTER

EY PUBLIC VALUE AWARD: EY zeichnet in Kooperation mit der HHL Leipzig Graduate School of Management erstmals Startups für ihren Beitrag zum Gemeinwohl aus. Letztlich gebe es nichts, was eine Idee stärker legitimiert als ihr Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenleben und Fortschritt. Startups, die sich in diesem Bereich engagieren, können sich online bis zum 15. August bewerben. eypva.com

15.08.

Mit Wickeltaschen zum Sieg beim Businessplan-Wettbewerb 2016 Am 14. Juli wurden in der Investitionsbank Berlin die besten Gründer der Region Berlin-Brandenburg ausgezeichnet. In der Kategorie „Plan“ gewann das Berliner Startup Mara Mea, das multifunktionale Wickeltaschen sowie Umstands- und Stillmode für moderne Eltern entwickelt. Im Bereich „Canvas“ überzeugte LQ Enterprise, ebenfalls aus Berlin, mit der mehrsprachigen Plattform Jobkraftwerk, die Geflüchtete und Unternehmen zusammenbringt. Die Abschlussprämierung bildete den Höhepunkt der dreiphasigen Initiative, die Existenzgründer kostenlos mit mehr als 100 Seminaren sowie einem großen Expertennetzwerk bei der Entwicklung eines tragfähigen Geschäftskonzepts unterstützt. Rund 1500 Interessierte nutzten das Angebot des diesjährigen Businessplan-Wettbewerbs. Insgesamt wurden 295 Geschäftskonzepte eingereicht. b-p-w.de

DEEP TECH AWARD: Im Rahmen der Landesinitiative „Projekt Zukunft“ und der Kampagne für den IT-Standort Berlin „Log in. berlin.“ werden Lösungen und Produkte im Bereich Internet of Things (IoT) gesucht, die sich vor allem durch einen hohen Innova­ tionsgrad auszeichnen. Das Preisgeld beträgt 60.000 Euro. Bewerbungsschluss ist der 20. Oktober, die Preisverleihung findet am 9. November statt. sibb.de

20.10.

IHR HABT SPANNENDE NEUIGKEITEN? SCHREIBT UNS: news@berlinvalley.com

WENN DU NOCH EINMAL ANFANGEN KÖNNTEST …

Fotos: Leo Seidel, european startup initiative

… wo würdest du dein Startup heute gründen? Diese Frage ist Grundlage einer Studie der European Startup Initiative (ESI) unter 700 Gründern Wenig überraschend: An der Spitze liegen Berlin (15 Prozent) und London (14 Prozent), die zusammen knapp ein Drittel der Stimmen verbuchen. Anders sieht das Ranking aus, wenn man nur die Erwähnungen der Hubs in den bekanntesten Techblogs – Wired, Techcrunch, The Next Web und Mashable – untersucht. Hier liegt London vor Paris und Berlin nur auf Rang drei, was zeigt: Persönliche und unabhängige Erfahrungen spielen bei der Standortwahl offenbar eine größere Rolle als die Berichterstattung in den Medien. Für die Mitte Juli vorgestellte Startup Heatmap Europe haben die Autoren auch die Umzugsbereitschaft der Gründer untersucht: Fast ein Viertel der Teilnehmer haben ihr Unternehmen nicht in ihrem Herkunftsland gegründet, wobei Männer eine deutlich höhere Bereitschaft zum Umzug zeigen als Frauen: 90 zu zehn Prozent. Aber was sind die entscheidenden Faktoren für die Standortwahl? Wichtig sind Zugang zu Talenten und die Qualität des Ökosystems, weniger wichtig ist das Geld. Die Erklärung: „Unternehmer müssen nicht dem Geld folgen, wenn sie sicherstellen können, dass das Geld zu ihnen kommt.“ Alle Ergebnisse der ESI-Studie unter: startupheatmap.eu

FOUNDERS’ FAVOURITE HUBS «Where would you start up if you could begin all over again?»

2.392

Total Votes

29%

of all votes go to Berlin & London

Berlin

1

15 %

London

2

14%

Amsterdam

3

10 %

Barcelona

4

Lisbon

5

WHAT GETS THE FOUNDERS MOVING? Dublin

6

4 %

Stockholm

7

4 %

Munich

8

4 %

7 %

Copenhagen

9

3%

5 %

Vienna

10

3%

TALENT

COSTS

CAPITAL

69%

51%

44%

Second is the quality of the ecosystem, though founders from high-tech startups rate it slightly higher than talent.

Founders from low GDP per capita countries rated the costs more relevant as compared to founders from other countries.

Even though founders from high-tech startups rate access to capital higher it ranks overall least important.

ECO -SYSTEM

71% Access to highly qualified talent is relevant or very relevant to the highest number of founders.

Founders had up to 5 votes from a list of 30 cities. Percentages indicate how many of all founders would like to startup in the respective city. To access the full list of favorite Hubs please click here.

* The percentages show the share of founders who find a certain factor relevant or very relevant (4 and 5 points out of 5) when considering a location choice.

Get the full report here

HOW DID THE REGIONS VOTE?

BALTICS NORDICS

CEE SOUTH

FINDING A SPECIALISATION

58%

52%

52 %

42 %

32 %

29 %

London

Berlin

Tallinn

Riga

Amsterdam

Stockholm

50 %

48 %

45 %

30 %

15 %

Berlin

Stockholm

London

Copenhagen

57 %

46 %

32 %

20 %

London

Berlin

Amsterdam

64 % London

Dublin

Amsterdam

13 % Tallinn

18 %

17 %

Barcelona

Warsaw

50 %

46 %

32 %

32 %

10 %

Berlin

Lisbon

Amsterdam

Barcelona

Madrid

High-Tech Startup Access To Capital

-1

+3

ZURICH

+7

1

+1

MADRID

+5

2

-2

+3

2

+2

4

-4

LUXEMBOURG

3

+3

-3

BARCELONA LISBON

Percentages indicate how many founders coming from a region imagine to startup in the mentioned city. Founders had up to 5 choices.

1

BERLIN MUNICH

5

-5

The choice for a startup hub depends on the founders needs or preferences.

ZURICH MUNICH Jumps 7 ranks for High-Tech startups

Jumps 3 ranks for Access to Capital

This shows the rank change when we only look at founders of high-tech companies with a high appreciation for access to capital.

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FA S H I O N T E C H

KLEIDER MIT BLING Alarm bei Annäherung: Eine Mitarbeiterin integriert das Proximity Kit von 360Fash Tech in ein Brautkleid.

Gleich am Anfang der Halle posiert ein muskulöser Mann im Sportdress. Die Botschaft des Models: „Wer mit der Sportbekleidung von Antelope trainiert, sieht nach wenigen Wochen aus wie ich.“ Spaß beiseite. Wunder kann auch die vom 2014 gegründeten Startup Wearable Life Science entwickelte Sportbekleidung nicht vollbringen. Leistungssteigernd ist sie sehr wohl. „Antelope besteht aus einer Kompressionstextilie mit integrierten Elektroden, einer Smartphone-großen Elektronikeinheit sowie einer App zur Steuerung des Systems“, erklärt Firmengründer Philipp Schwarz. Über elektrische Impulse von außen werde die natürliche Muskelkontraktion verstärkt, jede sportliche Betätigung sei damit intensiver und effektiver. Wearable Life Science aus Nürnberg war einer von 27 Ausstellern auf der Fashiontech Berlin, die Ende Juni bereits zum sechsten Mal stattfand. Wie jede Modemesse machte sie optisch viel her. Aber mit Technologie kombinierte Hosen und Handtaschen sind besonders schön, weil sie blinken und leuchten. Der Ambience-­Rock der Designerin Lina Wassong macht über zwei im Innenfutter angebrachte Lautsprecher auch Geräusche. Man hört das Rauschen eines Flusses oder das Rascheln von Baumkronen im Wind.

Glanzvoller Auftritt: Elektrisch illuminierte Clutch von Moon Berlin

Wer das für Spielereien hält, sollte sich vor Augen führen, dass die Fashiontech mittlerweile eine etablierte Veranstaltung ist. 30 Referenten sprachen bei der Konferenz über die Zukunft der Mode, 3500 Besucher waren ins Kühlhaus gekommen. Und da eine Messe nicht nur ein Markt ist, sondern auch einen Markt schafft, könnte das Segment der technisch aufgerüsteten Kleidung schon bald aus der Nische heraustreten. Dafür spricht auch der gemeinsame Plan von Google und Levi’s: Seit die Konzerne im März dieses Jahres verkündet haben, dass sie bis 2017 eine smarte Jacke herausbringen wollen, gilt als ausgemacht, dass die innovativen Designer, die Smartphones oder LED-Lämpchen in die Kleidung integrieren, auf der richtigen Spur sind. Es verwundert auch nicht, dass Shirts, die Insulin- oder Blutwerte messen, oder Jacken mit eingebautem Navigationsgerät Nachfrage erzeugen. Für Lisa Lang ist es nur eine Frage der Zeit, bis Tech-Fashion bei H & M oder Zara hängt. Für die Gründerin der Plattform Elektrocouture, die Designer mit IT-Unternehmen zusammenbringt, ist die intelligente Mode gar die Retterin in der Krise, in der die Branche feststeckt, weil sie seit Jahren das Immergleiche präsentiert. rw

Taschen aus der Libet-Serie mit LED-Beleuchtung von 360Fash Tech

Fotos: 360Fashion, Moon Berlin, Popkalab/Ricardo O'Nascimento, Lisa Wassong/Christopher Santos, Jasna Rok/Nils Krüger, Niké Dolman, Deutsche Telekom/Florian Reimann, Inforce Yoga/Lilien Stenglein, Formbytime

Fashiontech Berlin: Wie IT die Mode aus der Krise rettet


FA S H I O N T E C H

Viel Gesprächsbedarf: Diskussionsrunde auf der Messe

Lisa Lang: die Gründerin von Elektrocouture auf der Fashiontech Berlin

Passt sich an: Wearable Facade von Popkalab nimmt mit Mikrokameras die Umgebung auf und übersetzt sie in farbige Lichteffekte.

Surface Distortion: neuestes Highlight der holländischen Designerin Maartje Dijkstra

Hat den Durchblick: Peter Ramsauer am Stand von Jasna Rok

Reflektiert die Körperhitze: die Kollektion von Inforce Yoga

Formwandler: Formbytime aus Österreich integriert Motoren, Akkus, Sensoren und Bluetooth in Schmuckstücke.

Zum Einnähen: Die Motoren des Robotic Dress Kit von 360Fash Tech verändern die Form der Kleidung. Lorem Ipsum Leistungssteigernd: die Sportbekleidung von Antelope

Flimmert wie Glühwürmchen, klingt wie Waldesrauschen: der Ambience-Rock von Lina Wassong


JOBPROFIL

WAS MACHT EIGENTLICH EIN

NAME: Udemy

E-LEARNING INSTRUCTOR In der Startup-Szene gibt es viele eigentümliche Jobbezeichnungen. Philipp Hartmann erklärt, was seine Aufgaben als Dozent beim E-LearningPortal Udemy sind. Sein neuer Kurs richtet sich speziell an junge Gründer Die Zukunft des Lernens ist digital. Seit Jahren boomen die Angebote rund um das Thema E-Learning. In den USA längst riesengroß, wächst auch hierzulande der Zuspruch für anspruchsvolle Online-Tutorials. Wer, wie ich, in Deutschland aufgewachsen ist, der weiß, dass Bildung ein Allgemeingut ist. Aber in anderen Teilen der Welt sind solche Strukturen kaum vorhanden. Insofern reizt mich an dem E-Learning-Phänomen, dass man mit Online-Kursen plötzlich einen Zugang für all jene schafft, die kein Geld für teure Studien oder Weiterbildungsprogramme haben. Nicht nur in vielen ärmeren Ländern, sondern auch in Deutschland und im EU-Ausland ist der Wissenserwerb durch Online-Kurse die ideale Ergänzung zum eigenen Lebenslauf. Ich selbst habe BWL an der European Business School studiert und mir viel Wissen im klassischen Hörsaal angeeignet. Wenn ich heute als Student die Wahl hätte, auch Online-Kurse zu belegen, um mein Wissen zu erweitern, würde ich das sofort machen. Als mich Udemy fragte, ob ich Lust hätte, als Dozent für den Wissensanbieter tätig zu werden, habe ich sofort zugesagt. Ich fand es spannend, dabei mitzuwirken, Inhalte zu produzieren, in denen ich mein Wissen mit anderen teile. Die Plattform hilft Dozenten, in wenigen Schritten einen Kurs aus unterschiedlichen Komponenten zusammenzubauen. Als Co-Founder und Company Builder habe ich Einblick in die Aufbauarbeit bei mehr als 20 Portfolio-

Unternehmen gewinnen können und dadurch eine Menge gelernt. Ich finde es wunderbar, Jung-Gründern auf diese Weise Starthilfe zu geben und damit meine eigene Erfahrung an ein großes Publikum weiterzureichen. Weltweit hat die Plattform elf Millionen Nutzer. Natürlich freue ich mich auch, wenn ich als Online-Dozent für Rheingau Founders den einen oder anderen neuen Kontakt über Udemy knüpfen kann. Besonders bin ich auf die Interaktion mit der Community gespannt und darauf, wie meine Inhalte vom breiten Publikum angenommen werden. Als Dozent behält man übrigens die Rechte an dem Kurs und kann die Inhalte beispielsweise auch auf der eigenen Website vertreiben. STARTHILFE FÜR JUNGE GRÜNDER Konkret geht es in meinem Kurs „Entrepreneurship in Deutschland“ (seit 29. Juli im Programm) um die digitale Gründerszene in Deutschland und speziell die in Berlin. Ich spreche über meinen persönlichen Weg, über den Startup-Hub Berlin, von Gründer­ mythen und von dem optimalen Gründer und dem dazu passenden Partner. Weitere Aspekte sind die Skalierung des Startups von Beginn an über die Wahl des Geschäftsmodells bis hin zu verschiedenen Formen des Exits. Fragen der passenden Rechtsform, der Finanzierung und – last but not least – das Pitch Deck werden ebenfalls besprochen.

GRÜNDUNG: 2010

GRÜNDER: Oktay Caglar, Eren Bali, Gagan Biyani

MITARBEITER: 20.000 Instructors

STANDORTE: San Francisco, Dublin, Ankara

SERVICE: Online-Lern- und Lehr-Marktplatz udemy.com

Bei Udemy geht es nicht darum, theoretisches Wissen an Dritte zu vermitteln und dafür vielleicht noch ein Abschlusszertifikat zu vergeben, sondern darum, von Praktikern zu lernen, echte Erfahrungen zu teilen – und zwar genau das Wissen, das einem im realen Leben und im Job auch weiterhilft – nicht nur auf dem Papier. Und für die Dozenten lohnt es sich auch: Sie behalten bei Selbstvermarktung fast 100 Prozent der Einnahmen. Spitzendozenten verdienen mehrere tausend Euro im Monat. In Deutschland gibt es inzwischen rund 500 Dozenten bei Udemy.

HAST DU EINEN UNGEWÖHNLICHEN JOB? SAG ES UNS: jobprofil@berlinvalley.com

PHILIPP HARTMANN Der Founding Partner von Rheingau Founders, dem professionellen Co-Founder für OnlineFirmen mit Sitz in Berlin, ist unter anderem beim Aufbau von Firmen wie Lieferando, Schutzklick oder Service Partner One beteiligt. Seit Juli ist er zudem Dozent bei Udemy.

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Fotos: Udemy Lorem Ipsum

rheingau-founders.com


KOLUMNE

WTF, EUROPA! Ist das wirklich alles, was Politik und Startups drauf haben? SIMON SCHÄFER ist Unternehmer und hat 1997 mit Felix Petersen seine erste Internetagentur gegründet. Danach arbeitete er für Kameha, Motorvision und Wire­c ard, und hat in Berlin-Mitte eine Sneaker-Boutique und Street-Art-Gallerie betrieben. 2011 gründete er mit Udo Schloemer die Factory Berlin und entwickelt nun weitere Factory-Gebäude in Europa. Als Co-Initiator des Startup Europe Summit ist Schäfer politisch aktiv und investiert als Business Angel in Startups. factory.co

D

er Brexit führt uns erschreckend vor Augen: Europa versagt, Gespenster von Nationalismus und Pseudofaschismus gehen um. Dass gerade der englischsprachige Wirtschaftsraum – alle Computer funktionieren auf Englisch – aus der EU austreten will, ist hanebüchen. Auch weil nicht die Zukunft gesiegt hat, nicht die Innovation, sondern Ideologie und Vergangenheit. Denn vor allem ältere Menschen haben für den Brexit gestimmt, junge waren mit überwältigender Mehrheit gegen einen Austritt. Gerade wir als Startup-Unternehmer können nur für einen gemeinsamen Wirtschaftsraum sein. Wie sonst soll schnelles Skalieren funktionieren? Wie sonst soll ein kompetitiver Raum geschaffen werden, der es mit den Hegemonialmächten USA und China aufnehmen kann? Wer als Startupoder Tech-Unternehmer für einen Brexit ist, sollte sich einen neuen Job suchen. Denn mit einer Dekonstruktion Europas ist unserer Branche nicht geholfen. In der Factory haben wir die Erfahrung gemacht, dass Politiker gerne vorbeikommen, um für Fotos zu posieren. Dagegen haben wir nichts, denn sie machen nicht nur Werbung für sich, sondern auch für unser junges Unternehmertum, die Startup-Szene. Meistens sind die Funktionsträger überrascht, wenn wir auch eine inhaltliche Diskussion führen wollen. Doch sie gehen darauf ein, und meist ergeben sich Folgetreffen. Die Liste der Begegnungen ist lang und illuster: Björn Böhning, Cornelia Yzer, Michael Müller, Klaus Wowereit, Anne Ruth Herkes, Dorothee Bär, Brigitte Zypries, Peer Steinbrück, Thomas Jarzombek, Lars Klingbeil, Peter Tauber, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Sigmar Gabriel, Joachim Gauck, John Emerson, João Vasconcelos, Stefan Löfven, Günther Oettinger, Andrus Ansip, Neelie Kroes und Carlos Moedas.

Fotos: Simon Schäfer

ES GEHT NICHT UM UNSERE TECH-BUBBLE Die Zusammentreffen führen uns aber auch immer wieder vor Augen, wo der Hund begraben liegt, nämlich in der Distanz zwischen der Politiker-Kaste und dem Rest unserer Gesellschaft. Der Brexit zeigt: Hier muss sich was ändern. Und das ist auch möglich: Denn die Politik ist mehr denn je auf der Suche nach authentischen Stimmen aus

der realen Welt, der innovativen Wirtschaft. Doch nehmen wir uns für diesen Dialog genügend Zeit? Setzen wir uns für Netzneutralität ein, machen wir uns für Safe Harbor stark und fliegen wir mal nach Brüssel, um im Parlament unsere Meinung hörbar zu machen? Das Engagement würde sich lohnen: Technologie greift so sehr in unsere Gesellschaft ein, dass Veränderung – etwa die Abschaffung der Netzneutralität – uns alle betrifft. Wenn Facebook und Youtube schnell laden, aber ein aufstrebender Konkurrent deutlich länger braucht, spüren die Nachteile wir alle: Monopole verfestigen sich, Investitionen in bandbreitenintensive Startups (Video, Games, Foto-Sharing) werden unsicherer. Warum sollte man in ein Unternehmen investieren, das willkürlich von einem Kabelbetreiber an- oder abgedreht werden kann?

POLITIK KANN VOM PROGRAMMIEREN LERNEN Die Folgen sind offensichtlich, aber der Politik fehlen Konzepte. Auf der anderen Seite: Nicht einmal VCs wissen, wohin die Entwicklung geht. Sonst wäre es einfach, mit Venture Capital zu verdienen. Klar ist also auch: Politiker haben es schwer, mit Gesetzen und Regularien Innovation zu antizipieren, wenn selbst diejenigen, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen, häufig Bruchlandungen erleben. Hinzu kommt: Die Implementierung von Gesetzen ist eine Schnecke, sie dauert bis zu fünf Jahre. Eine Idee für schnellere und flexiblere Gesetze: Wie wir vom Programmieren wissen, bedeuten Variablen Flexibilität. Warum also nicht mit Variablen definieren, was ein Startup ist? Warum keine Parameter festlegen, die Änderungen im Steuerrecht oder im Investitionsraum möglich machen? Vorschlag: Jede Firma, die nicht älter als drei Jahre ist, weniger als 80 Prozent Risikokapital hat und keinen Gewinn macht, zahlt keine Mehrwertsteuer (die kommt bei Investitionen sowieso zu 100 Prozent zurück), kann ohne Insolvenzverfahren geschlossen werden, und die Verluste können von Minderheitsgesellschaftern (Angels, FFF, VCs unter 20 Prozent Beteiligung) steuerlich abgeschrieben werden. Boom! Wer Schulden macht (kein Venture Capital), wer Gewinn abwirft und wer seit vier Jahren überlebt, ist kein Startup mehr. Die unablässige Voraussetzung für solch innovative Gesetzesentwürfe: Die Politik muss

Dialoge führen, muss Gründer fragen – und dazu müssen Gründer sich Zeit nehmen. Die Zeiten für solche Politikinnovationen sind gut: Startups werden von allen Parteien unterstützt. Keiner hat was gegen Innovation, nicht im eigenen Land, nicht in Europa. Denn das Startup-Phänomen trägt zur gesellschaftlichen Entwicklung bei: Diversity, Sustainability, Social Tolerance and Redistribution of Wealth – Startups zu fördern ist ein No-brainer (um bei Anglizismen zu bleiben – pun intended). Warum bessere Politik außerdem notwendig ist? Wie ein Mantra tragen wir vor uns her, dass neun von zehn Startups scheitern. Wir müssen dieses Problem reduzieren. Das geht nur, wenn wir den Key Performance Indicator unserer Ökonomie optimieren, mit anderen Worten: Wir müssen deregulieren. Wir müssen es einfacher machen, etwas zu starten, sowie es einfacher machen, jemandem Geld zu geben, der etwas versucht. Es einfacher machen zu scheitern, ohne juristische Folgen (vorausgesetzt freilich, man ist nicht straffällig geworden).

EUROPA HAT EIN MARKETINGPROBLEM Warum ist dieser Dialog so schwierig? Tatsächlich ist der Brexit das beste Beispiel für miserables Marketing in Europa. Brexit, mit den Hashtags #leave und #remain. Remain. Really? Remain where, in the past? Stay! Und wer hat das entschieden? Wie kann es sein, dass eine Entscheidung, die so wichtig ist für Europa, nicht mit den modernsten Mitteln unterstützt wird? Warum ist das nicht besser ausgeführt als Obama’s Change campaign aus 2008? Seien wir ehrlich: Die Kommission, Horizon 2020, SMEs, die Bürokratie und das Synonym hierfür, Brüssel, sind straight up unsexy. Das Logo ist dramatisch. Es ist das Gebäude (die komische Form im Hintergrund), in dem die Kommissare und der Präsident sitzen. Das geht viel besser. Ich hätte zum Beispiel gerne einen europäischen Pass. In blau. Die Idee Europa ist das einzige, was Sinn macht. Wer als Tech-Unternehmer denkt, dass individuelle Staaten es schaffen könnten, mit vielen Handelsabkommen und Verträgen Tech-Innovation und das Google oder Facebook von morgen auch in Europa über seine Grenzen hinweg möglich zu machen, der ist verrückt. Da will ich lieber einen blauen Pass.

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Linie Sicherheit, doch auch Flexibilität und Schnelligkeit spielen eine große Rolle. Gerade in der Anfangsphase ist uns die HypoVereinsbank hierbei sehr entgegengekommen. Nach einem Anruf erhielten wir oftmals schon binnen Minuten einen Termin am selben Tag. Gerade während der ersten Gründung ist es von Vorteil, wenn man auf Schnelligkeit und Flexibilität zählen kann. Zudem waren die Ansprechpartner der Bank auch strategische Sparringspartner, die uns die Möglichkeit gaben, frühzeitig Herausforderungen und Themen zu diskutieren.

„MAN BRAUCHT EINE BANK, DER MAN VERTRAUT“ Anton Rummel, Co-CEO von Move24, über die Herausforderungen einer Gründung und die Unterstützung durch erfahrene Bankberater Anton, seit wann gibt es Move24 und was macht Ihr genau? Move24 bietet internationale Services für alle Arten von Umzügen an. Da wir Ineffizienzen im Markt eliminieren, können wir Umzüge mit voller Preistransparenz zum attraktiven Festpreis anbieten. Dabei werden stets höchste Qualitätsstandards garantiert. Die Umzüge werden von einem internationalen Netzwerk von zertifizierten Partnerunternehmen durchgeführt. Durch das Bündeln von Umzugsvolumen sowie die Übernahme administrativer Aufgaben nimmt Move24 den Partnern einen großen Teil der Kosten und Planungsunsicherheiten. Diese können im Gegenzug deutlich attraktivere Preise anbieten. Move24 wurde im Sommer 2015 in Berlin gegründet und zieht mehrere tausend Haushalte pro Monat um. Was waren die größten Herausforderungen bei der Gründung von Move24? Neben dem Fundraising war der formelle Gründungsprozess eine Herausforderung. In den ersten Wochen war der administrative Aufwand höher als erwartet. In dieser Phase hat uns die HypoVereinsbank, die vom ersten Tag an mit im Boot war, maßgeblich unterstützt.

„ES IST VON VORTEIL, WENN MAN AUF SCHNELLIGKEIT UND FLEXIBILITÄT ZÄHLEN KANN“ Warum habt Ihr Euch für das TechTeam der HypoVereinsbank entschieden? Ausschlaggebend war der erste Eindruck, insbesondere die Flexibilität und Schnelligkeit. Von Anfang an wurden wir von der HypoVereinsbank Schritt für Schritt durch den Prozess geleitet. Durch die Expertise auf Seiten der Bank hinsichtlich der speziellen Herausforderungen eines Startups konnte das TechTeam besonders hilfreich agieren. Dieses Verständnis war während des Aufbaus und der Durchführung professioneller Gründungs- und Finanzierungsprozesse von immenser Bedeutung. Was erwartet Ihr ganz konkret von Eurem Bankpartner? Von unserem Bankpartner erwarten wir in erster

Wie müsste aus Eurer Sicht eine Bank der Zukunft aufgestellt sein? In einer Bank der Zukunft spielen Flexibilität, Schnelligkeit und auch durchgängige Erreichbarkeit eine große Rolle. Auf technischer Seite benötigt man Browser- und Mobile-basierte Real-Time-Tools sowie smarte und sichere Validierungsprozesse. Welchen Rat gebt Ihr Gründern für die Auswahl eines Bankpartners? Wenn sich die Frage auf die Gründung im Allgemeinen bezogen hätte, hätte die Antwort gelautet, dass man sich seiner Sache nie zu sicher sein und sich auf das Wesentliche konzentrieren sollte. Die Erfahrungen, die wir mit der Bank gemacht haben, waren kontinuierlich positiv. Um sich auf das Wesentliche, nämlich das operative Business konzentrieren zu können, braucht man eine Bank, der man vertraut und die stets zu Diensten ist. Hier ist man bei der HypoVereinsbank an der richtigen Adresse.

EUER KONTAKT ZUM TECHTEAM DER

FALKO MEISSNER ist Relationship Manager im TechTeam der HypoVereinsbank. Die Bank bietet mit mehr als 3000 Experten in rund 50 Ländern über das Bankennetzwerk der UniCredit globale Lösungen vor Ort an. Im TechTeam beraten neben den Relationship Managern auch Spezialisten in den Bereichen Cash-Management, Internationalisierung, Zins-, Währungs- und Risikomanagement bundesweit rund 140 Unternehmen. tech@unicredit.de; hvb.de/tech

Fotos: Christian H. Hasselbusch, Max Threlfall

Das Management von Move24 (v. l.): Marcel Rangnow, CMO und Managing Director, Ante Krsanac, Co-CEO und Managing Director, Anton Rummel, Co-CEO, Philipp Andernach, COO. Ergänzt wird das Management-Team von Marion Nöldgen, Vice President Business Development.

Stichwort Internationalisierung: Für Move24 spielt das europäische Geschäft eine große Rolle. Wie hat Euch die Bank auf dem Weg ins Ausland unterstützt? Wichtig sind vor allem gute Lösungen für das Cash-Management, die Außenhandelsfinanzierung, das Devisenmanagement sowie die Veranlagung von Sichteinlagen. Während unserer Internationalisierung hat die HypoVereinsbank uns in vielerlei Hinsicht unterstützt. Gut ist, wenn das gesamte Treasury nur über eine Bank laufen kann: Man kann mit einem einzigen Cash-Management-Tool arbeiten und nicht mit vielen unterschiedlichen. Agiert man wie wir international, ist die Hilfestellung bei Kontoeröffnungen im Ausland über Partnerbanken im Ausland sehr nützlich.


WA H L E N I N B E R L I N

Startup Europe Summit: Startups engagieren sich auch in der Politik. Beim Spacehack ging es zum Beispiel um die Frage, wie Technologie die Lebensbedingungen von Flüchtlingen verbessern kann.

PARTEI ERGREIFEN Aber welche macht vernünftige Startup-Politik? Unsere Analyse zur Berlin-Wahl am 18. September

Fotos: Stefan Wieland, Stefan Kny, Max Threlfall

Seit die Berliner Startup-Szene national und immer mehr auch international von sich reden macht, hat auch die Politik die jungen Unternehmen entdeckt. Zu den Top-Wahlkampfthemen sind Innovationen fördern, die Digitalisierung vorantreiben und bessere Rahmenbedingungen für Gründer in der Digitalwirtschaft schaffen deswegen noch nicht geworden. Immerhin aber kommen Startups in den Wahlprogrammen der Parteien vor. Dass noch viel zu tun bleibt, zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die Stadt bewege sich zwar auf einem stabilen Wachstumskurs und die Arbeitslosigkeit sinkt, dennoch sei Berlin die einzige Hauptstadt in Europa, deren Produktivität und Pro-Kopf-Einkommen immer

noch unter dem Landesdurchschnitt liegt. „Berlin ist in den vergangenen Jahren aus seinem Dornröschenschlaf erwacht“, kommentierte DIW-Präsident Marcel Fratzscher die Studie. „Es könnten goldene Jahrzehnte vor Berlin liegen – die Politik muss die Weichen aber richtig stellen, um das enorme Potenzial der Stadt besser zu nutzen.“ Dafür sei aber eine Reihe an Maßnahmen nötig, sagen die Forscher. Unter anderem müssten die Wachstumsbedingungen für junge Unternehmen verbessert und anstehende Infrastrukturausbauten realisiert werden. Auf den folgenden Seiten stellen wir vor, was die Parteien in ihre Wahlprogramme aufgenommen haben und was Vertreter aus dem Startup-Umfeld von den Programmen halten. vis

MASOUD KAMALI

FLORIAN NÖLL

ANSGAR OBERHOLZ

ist Gründer und CEO der S&S Media Group (1995) sowie von Westtech Ventures (2013). Der Frühphaseninvestor ist auf Deep-Tech-Start­ ups spezialisiert und fördert in seinem Inkubator-Projekt Project Flying Elephant Startups aus dem Medienbereich.

gründete bereits als Schüler sein erstes Unternehmen. Er ist Vorstandschef des Bundesverbands Deutsche Startups und damit verantwortlich für die Agenda des Verbands. Nöll kandidiert in der Abgeordnetenhauswahl für die CDU im Bezirk Mitte.

Der Gastronom und Gründer lebt seit 1993 in Berlin. Bevor er 2005 das St. Oberholz eröffnete, betrieb er eine Werbeagentur und produzierte Software. Auch als Musiker und Buchautor („Für hier oder zum Mitnehmen?“) war Oberholz bereits tätig.

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WA H L E N I N B E R L I N

„Mit der 10-Punkte-Agenda zur Digitalisierung hat der Regierende Bürgermeister Michael Müller für die richtigen Impulse gesorgt. Berlin soll 5G-Hauptstadt werden und über Testfelder die Grundlage für neue Produkte und Services bieten. Wir werden für schnelles Internet in ganz Berlin sorgen. Mit der SPD wird es einen IT-Staatssekretär geben. Die Förderung eines gründungsfreundlichen Umfeldes ist für den SPD-geführten Senat Chefsache. Die Internationalisierung befördern, mehr Gewerbeimmobilien für wachsende Startups, die weitere Stärkung von Entrepreneurship und Ausgründungen an den Unis sowie Vernetzungsmöglichkeiten zwischen Youngstern und etablierten Unternehmen schaffen – das sind einige unserer Vorhaben. Auch die Landesunternehmen werden wir enger mit Startups vernetzen und somit neue Anwendungsmöglichkeiten schaffen. Um Talenten das Ankommen in Berlin noch leichter zu machen, wollen wir die Willkommensstrukturen weiter verbessern, etwa über mehr Zweisprachigkeit in der Verwaltung.“

„Berlin hat sich zur wachstumsstärksten Start­ up-­M etropole entwickelt. Nun wollen wir Berlin zur Hauptstadt von Risikokapitalgebern machen. Dafür haben wir die Kapitalbereitstellungen des Venture Capital Fonds Technologie Berlin gestärkt. Wir setzen uns für vereinfachte Investitionen von Business Angels ein und haben vorgeschlagen, das Programm zur Förderung von Wagniskapital mithilfe von Investitionszuschüssen zu verlängern und von der Ertragsbesteuerung zu befreien. Um Berlin für Gründer aus aller Welt attraktiv zu machen, brauchen wir ausreichende Informationsangebote etwa zu Einreise, Schule und Spracherwerb. Außerdem wollen wir Gründer von Bürokratie entlasten und Kooperationen von Schulen und Universitäten mit Unternehmen fördern. Die fortschreitende Digitalisierung bietet Startups eine Vielzahl attraktiver Geschäftsfelder. Die CDU Berlin setzt sich daher für einen Ausbau der Datenautobahnen und ein freies WLAN-Netz ein und unterstützt die Pilotierung des neuen 5G-Netzes.“

„Für uns ist der Prozess der Digitalisierung ein zentrales Zukunftsthema, denn er durchdringt und verändert alle Lebensbereiche nachdrücklich. Wir wollen die Verwaltung digitalisieren, auf den Stand der Technik bringen und das ITDZ zum leistungsfähigen IT-Dienstleister des Landes entwickeln. Der Investitionsstau ist auch hier enorm. Ferner gilt es, Open Data auszubauen, um die Datenbestände so aufzubereiten, dass sie wirtschaftlich genutzt werden können, ohne den Datenschutz zu verletzen. Für Startups im IKT-Bereich gibt es in Berlin inzwischen eine gute Finanzierungsstruktur aus privaten und öffentlichen Mitteln. Ausbauwürdig ist die Vernetzung der Szene mit den traditionellen Branchen im Interesse aller Beteiligten und die Sicherung von Gewerbestandorten besonders im Innenstadtbereich. Nicht zuletzt muss auch Berlin sich dem Thema Smart City endlich seriös unter der Fragestellung zuwenden, was die Stadt tatsächlich braucht und der Lebensqualität ihrer Bewohner*innen dient.“

Die CDU, die momentan in Berlin mit der SPD regiert, bietet ein buntes Angebot für Startups und den Standort. Es stellt sich die Frage, warum bis heute kein flächendeckendes Breitband existiert. Unabhängig davon wären die Vereinfachung, Bezuschussung und die Ertragssteuerbefreiung der Angel- und Serien-A-Investments zu begrüßen. Wir leiden immer noch unter einem Mangel an Serien-A-Investments in Berlin und Deutschland!

Obwohl die Digitalisierung ein zentrales Zukunftsthema für Die Linke zu sein scheint, hört sich alles nach Zentralisierung und Verstaatlichung an! Die Szene braucht keine Politiker, um sich zu vernetzen! Es wäre schön zu verstehen, was Die Linke unter Smart City versteht! Es ist zu begrüßen, dass man sich für Open Data einsetzt, vorausgesetzt, dass dies nicht zu mehr Bürokratie und noch schärferen Datenschutzgesetzen führt!

Der Wahlprüfstein der CDU wirkt fast bescheiden, hatte sie doch in den vergangenen fünf Jahren das Wirtschaftsressort inne und gute Dinge auf den Weg gebracht. Der Ausblick auf die nächsten fünf Jahre wirkt im Vergleich eher wenig ambitioniert. Kooperationen ‚von Schulen und Universitäten mit Unternehmen‘ wären hingegen ein echtes Statement, für das sich jedoch wahrscheinlich kein Koalitionspartner finden lässt.

Die Linke will das ITDZ ‚zum leistungsfähigen IT-Dienstleister des Landes entwickeln‘. Wen? Es geht um die Digitalisierung der Verwaltung. Open Data und Smart City sind wichtig, echte Startup-Themen finden sich jedoch kaum. Lediglich die Vernetzung der ‚Szene mit den traditionellen Branchen‘ ist erwähnenswert. Ob hingegen viele Gründer unterschreiben würden, dass wir in Berlin eine ‚gute Finanzierungsstruktur‘ haben?

MASOUD KAMALI Die SPD regiert seit der Wiedervereinigung in Berlin! Sie ist sowohl für eine gute Institution wie die IBB Bet als auch für das Verbot von Uber verantwortlich! Sie sorgt dafür, dass es schwieriger ist, einen Termin mit dem Ordnungsamt zu bekommen als mit dem Regierenden Bürgermeister! Her mit dem IT-Staatssekretär und sofortige Zweisprachigkeit der Verwaltung! Estländer lachen über unsere Internet-Geschwindigkeit, Herr Müller!

FLORIAN NÖLL*

ANSGAR OBERHOLZ Mit Berlin als 5G-Hauptstadt könnte sich der Plan der FDP mit 100 Mbit/s bis 2021 erübrigen. Einen IT-Staatssekretär zu installieren, ist eine brillante Idee. Wichtig wäre aber ein zielgerichtetes Profil dieses Postens, damit dort auch wirklich die drängendsten Probleme gelöst werden. Im Übrigen könnte ich für diesen Posten jemanden vorschlagen.

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* Nöll kandidiert für die CDU für das Berliner Abgeordnetenhaus. Seine Einschätzungen sind die Meinungen des Startup-Verbands.

Kooperationen zwischen Schulen und Startups zu fördern, ist eine gute Idee. Noch wichtiger ist die Digitalisierung der Schulen selbst, nicht nur im Hinblick auf Technik, sondern auf die Mind-Sets der Lehrkörper, die oftmals noch das Digitale als gefährlich ansehen und die Schüler nicht in ihrer digitalisierten Lebensrealität abholen, geschweige ihnen Wissen für dieses Gebiet vermitteln.

Noch besser als das ITDZ zu einem leistungsfähigen IT-Dienstleister auszubauen, wäre es, das ITDZ wie ein innovatives Startup zu führen, Standards für Schnittstellen zu entwickeln und Open-Source-Prinzipien zu verankern. Das würde wiederum den Bereich Open Data automatisch beflügeln.

Fotos: Stefan Kny, Max Threlfall

Ins Auge springen der IT-Staatssekretär und die Erklärung der Digitalisierung zur Chefsache. Doch halt! Stellt die SPD nicht schon seit 15 Jahren den Regierenden Bürgermeister? Manches wurde in der letzten Legislatur gemacht, doch das Behörden-Chaos zeigt, es hapert an der Umsetzung. Ein IT-Staatssekretär ist zu wenig. Wenn durchgesetzt wird, was hier steht: gut. Die Vergangenheit zeigt aber, dass davon nicht auszugehen ist.


WA H L E N I N B E R L I N

„Startups brauchen Räume und Freiräume. Wir werden ein Flächensicherungskonzept voranbringen, das Kreativität, Gewerbe und Wohnen in Einklang bringt. In Coworking Spaces und Gründungszentren wollen wir mitwachsende Möglichkeiten schaffen, damit ab der Gründungsphase bezahlbare Räume für Startups zur Verfügung stehen. Wir brauchen eine neue ‚Kultur des Scheiterns‘, die zweite Chancen gewährt, gerade auch bei staatlichen Förderprogrammen. An Universitäten und Forschungseinrichtungen schaffen wir Laborkapazitäten. Finanziell werden wir die Anschub- wie Wachstumsphase fördern und hierfür neben staatlichen Mitteln auch die Crowdfinanzierung rechtlich erleichtern. Berlins Attraktivität für an Hochschulen ausgebildete oder zuziehende Fachkräfte für die Startups zu erhalten, ist uns wichtig. Ein gut ausgebautes glasfaserbasiertes Breitbandnetz und flächendeckendes WLAN in der Stadt ist überfällig. Gründungen von Frauen wollen wir durch Mentoring-Angebote unterstützen.“

„Die Alternative für Deutschland steht für eine Willkommenskultur für Gründer und Unternehmer! ‚Die AfD fordert, steuerliche Anreize für Risikoinvestitionen in Startups zu schaffen und bürokratische Hemmnisse bei der Gründung und Regulierung von Startups abzubauen‘, heißt es in unserem Programm. Eine weitere Forderung: ‚Wir möchten erreichen, dass mehr Aufträge regional vergeben werden können, um mittelständische Unternehmen aus der Region zu stärken.‘ Wir setzen uns für die Streichung unsinniger Regeln und die Reduzierung von Genehmigungsverfahren ein. Die AfD wird den Kammerzwang beenden und die Forschungsförderung intensivieren. Beides kommt Startups besonders zugute. Wir sorgen zudem für ein attraktiveres Umfeld. Unser Programm sieht neben besserer Schulbildung und mehr Sicherheit unter anderem eine Entlastung von Investoren, Familien, Hausbesitzern und Mietern vor – allesamt Standortfaktoren. Plus: Wir erhalten den Flughafen Tegel und beenden die Drangsalierung der Autofahrer.“

„Wir Freien Demokraten glauben an innovative Ideen und an die Chancen durch den technischen Fortschritt. Wir wollen das nächste Berlin zu einem digitalen Berlin machen: ob Ämter, Justiz, Polizei oder unsere Schulen. Unsere Stadt soll Vorreiter im E-Government werden. Jeder Behördengang soll sich per Klick 24 Stunden am Tag von zu Hause aus erledigen lassen. Die Ideen Berliner Startups wollen wir aktiv einbinden, um zum Beispiel passende Apps zu entwickeln. Für kürzere Bearbeitungszeiten und bessere Dienstleistungen sollen alle Berliner Behörden flächendeckend die elektronische Verwaltungsakte einführen. Wir wollen, dass jeder Haushalt bis 2021 mit einer 100-Mbit/s-Breitbandverbindung erreichbar sein kann. Das ermöglicht auch die Durchsetzung neuer Geschäftsmodelle. Wir setzen auf Open Source, Open Data und offene Schnittstellen. Daten von allgemeinem Interesse sollen kostenlos, frei verfügbar sein. Damit wollen wir das Entwickeln neuer Apps ermöglichen und Berlin für Gründer attraktiv halten.“

Ja, Bündnis 90 Die Grünen – eine Partei, die für ihre Ideale bekannt war und immer eine Frau als Vorsitzende hatte und hat; diese Partei hat, wenn es um Frauen und Startups geht, nur Mentoring-Angebote übrig? Crowdfinanzierung rechtlich erleichtern? Gibt es da landesspezifische Probleme? Es wäre schön, wenn man mehr über Flächensicherungkonzepte erfahren würde! Solche Zukunftsräume hören sich spannend an!

Es ist ironisch, dass die AfD als erstes betont, dass sie für eine Willkommenskultur für Gründer stehe, während die Partei-Prominenz über den Schießbefehl an der Grenze oder die Nachbarschaft zu einem Schwarzen parliert: 33 Prozent der Gründer und deren Mitarbeiter in Berlin haben Migrationshintergrund oder sind Migranten und stammen aus der ganzen Welt! Und: Sie sind gut über die AfD informiert!

Geht es hier um eine Partei oder eine Internet­ agentur? Auf jeden Fall eine neue Partei! Es ist nicht lange her, dass die FDP mit ähnlichen Argumenten wie die SPD gegen Uber gewesen ist! Die neuen Startups brauchen ein neues Frame­ work für die Zusammenarbeit mit Politik und Verbänden, um neue Geschäftsideen zu entwickeln. Wir brauchen Parteien, die dies verstehen und uns bei der Umsetzung helfen!

Interessant klingt das ‚Flächensicherungskonzept für Kreativität, Gewerbe und Wohnen‘. Aber was wird gesichert? Mehr Gewerbe oder mehr Wohnen? Hinzu kommen rechtliche Vereinfachungen und Förderung von Crowdfinanzierungen. Auch die Worte Fachkräfte und Glasfaser fallen. Als einzige Partei will man sich für eine Kultur des Scheiterns einsetzen. Das Insolvenzrecht ist keine Ländersache, aber die Initiative ist löblich.

‚Die Alternative für Deutschland steht für eine Willkommenskultur.‘ Diesen Einstiegssatz liest man zweimal und überlegt sich im Anschluss dreimal, ob man danach überhaupt noch weiterlesen will. Es folgen mit ‚steuerlichen Anreizen für Risikoinvestitionen‘ und Maßnahmen zum Bürokratieabbau glaubwürdige Ziele. Die geplante Abschaffung des Kammerzwangs hat das Potenzial Euphorie in der Gründerszene auszulösen.

Die FDP positioniert sich schon länger als Startup-Partei. Hier beschränkt sie sich jedoch auf E-Government, Breitband und Open Data. Startups tauchen nur als Ideengeber für eine moderne Verwaltung auf. Der große Wurf, in Verbindung mit einer Strategie um mehr Risikokapital und Fachkräfte nach Berlin zu holen, fehlt. Schade, eigentlich ist die FDP hier besser aufgestellt.

Coworking Spaces! Ein zentraler und erhaltenswerter Baustein der Berliner Gründer­ szene, der maßgeblich die Entwicklung der letzten Jahre begünstigt hat. Im nächsten Wahlprogramm werden wir hoffentlich lesen dürfen, dass auch Co-Living-Projekte erhalten und gefördert werden sollen.

Stimmt ja! Drangsalierung der Autofahrer ist eines der dringendsten Probleme der Berliner Startup-Szene. Gut, dass das endlich mal jemand anfasst.

Was fangen die Berliner mit ihrer neu gewonnenen Zeit an, wenn sie alle Behördengänge online erledigen? – Mehr Startups gründen! Das ist ein schlauer Schachzug. 100 Mbit/s bis 2021 ist eine schöne Idee, aber eine flächendeckende Versorgung der Haushalte mit 50 Mbit/s bis 2017 wäre schon nett. Solange es Funklöcher in Berlin-Mitte gibt, ist auf diesem Gebiet viel zu tun.

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R U BHRLIEKN – I N WA THE BM ER AL I N

Mit der 10-Punkte-Agenda zur Digitalisierung, der von der Startup Unit erarbeiteten Startup-Agenda und unserer Smart-City-Strategie, die ebenfalls viele Digitalisierungsprojekte beinhaltet, haben wir eine gute strategische Grundlage, die wir in der nächsten Legislaturperiode abarbeiten müssen. Die Digitalisierung ist auf jeden Fall eine der großen Chancen Berlins, die auch der nächste Senat mit höchster Priorität versehen wird.

„EINE GUTE STRATEGISCHE GRUNDLAGE“ Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) zieht Bilanz seiner Startup-Politik und verrät, was er von den Startups erwartet Herr Müller, in der Berliner Startup-Szene sind viele neue Jobs entstanden. Welchen Anteil hat Ihre Politik daran? Zu Beginn des Berliner Startup-Booms hat die Berliner Politik eher indirekt auf das Startup-Umfeld eingewirkt, indem wir Berlin als internationale und tolerante Metropole weiterentwickelt haben. Seit 2012 haben wir dann etwa über den bei mir angesiedelten Startup-Roundtable aktiv intensive Kontakte zur Szene aufgebaut und in vielen Bereichen das Gründungs- und Wachstumsumfeld verbessert. So haben wir Finanzierung und Förderung deutlich aufgestockt und auf digitale Produkte ausgerichtet. Über die von TU-Präsident Thomsen und mir angestoßene 10-Punkte-Agenda Digitalisierung stärken wir digitale Infrastrukturen und digitale Inhalte in Wissenschaft und Forschung. Wir unterstützen bei der Vernetzung mit etablierten Unternehmen und bei der Internationalisierung. Und wir haben die Startup-Metropole in unserer politischen Agenda, in unserer Öffentlichkeitsarbeit und im HauptstadtMarketing zu einem Topthema gemacht. Wo sehen Sie Versäumnisse der Politik? Die Fachverwaltungen sollten bei Querschnittsthemen wie Digitalisierung und Startups noch stärker ressortübergreifend und interdisziplinär zusam-

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menarbeiten. Ich würde mir zudem wünschen, dass manche Prozesse in der Stadt schneller laufen und wir politische Ziele zügiger umgesetzt bekommen. Perspektivisch ist mir vor allem wichtig, dass wir für die Berliner Startups ausreichend Räume für weiteres Wachstum sichern und schaffen. Was erwarten Sie von den Startups? Zunächst freue ich mich über jedes Unternehmen, das in Berlin gegründet wird, hier vor Ort wächst und dem Standort treu bleibt. Ich hätte durchaus nichts gegen ein paar weitere Zalandos. Klar ist, dass sich Startups zu Beginn primär um ihr Produkt und die Finanzierung kümmern. Für bestimmte Themen ist in der Anfangsphase nachvollziehbarerweise wenig Raum. In den späteren Phasen erwarte ich aber schon, dass sich die Startups genauso wie die etablierten Unternehmen auch mit Fragen der Ausbildung oder der Arbeitnehmerrechte befassen. Als Berliner Senat haben wir die Verbundausbildung gestärkt, so gibt es etwa die Möglichkeit, dass ein Startup und ein eta­ bliertes Unternehmen gemeinsam ausbilden. Ich finde, das könnten noch mehr Startups nutzen. Beeindruckend finde ich, wie sich viele Startups für die Stadt engagieren und sich ehrenamtlich einbringen. Begeistert bin ich davon, dass sich das Ökosystem mittlerweile selbst regeneriert und ältere Startups in Infrastrukturen für neue Gründungen investieren oder selbst anbieten. Deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass der Startup-Boom in Berlin nachhaltig sein wird. Wie wollen Sie die führende Rolle Berlins in der Digitalwirtschaft weiter ausbauen?

„ICH HÄTTE DURCHAUS NICHTS GEGEN EIN PAAR WEITERE ZALANDOS“ Die entsprechende Infrastruktur ist Voraussetzung für erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle. Wie wollen Sie dafür sorgen, dass es 5G zuerst in Berlin geben wird? Berlin muss es mit Blick auf einen nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung künftig noch stärker schaffen, in Schlüsselbranchen Innovationstreiber zu sein. In Bereichen wie etwa der Gesundheitswirtschaft gelingt uns das schon ganz gut. Um für Innovationen unter anderem in der Sensorik die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, wollen wir in Berlin als notwendige Infrastruktur in mehreren Stufen 5G-Testfelder aufbauen. Die Wirtschaftsverwaltung führt dazu entsprechende Gespräche unter anderen mit den Netzbetreibern. Ich zähle darauf, dass es uns zügig gelingt, zunächst einzelne Zukunftsorte mit dem neuen Standard zu versehen und diesen in späteren Schritten auf das Stadtgebiet auszudehnen. Denn die Wettbewerber schlafen nicht. Braucht Berlin einen Senator für Digitales? Das in diesem Jahr verabschiedete E-Government-Gesetz sieht die Einsetzung eines für IT verantwortlichen Staatssekretärs vor. Diese Art neuer CIO soll die vielfältigen Digitalisierungsprojekte an zentraler Stelle koordinieren und mit Nachdruck voranbringen. Da die Digitalisierung ein Querschnittsthema ist, erwarte ich darüber hinaus von allen Fachressorts, in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen digitale Themen noch stärker in den Fokus zu nehmen. Die Fragen stellte Corinna Visser.

Fotos: Thomas Platow/Landesarchiv

Der Startup-Boom ist nachhaltig: Davon ist Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) überzeugt.

Welche Pläne haben Sie für ein Startup-­ Zentrum am Flughafen? Der ehemalige Flughafen Tempelhof ist eine einzigartige Immobilie. Deshalb wollen wir aus dieser Liegenschaft auch etwas Besonderes machen. Es soll ein neuer Leuchtturm entstehen, der interna­ tional Beachtung finden wird. Im Senat haben wir beschlossen, dass dort unter der Marke ‚Berlin Creative District‘ Berlins neues Quartier für Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft entstehen soll. Dies schließt Innovation und Startups ausdrücklich mit ein. Relativ weit vorangeschritten ist bereits die Vergabe des sogenannten Gebäudeteils H2rund. Hier soll vor allem ein Gründerzentrum für digitale und kreative Startups aufgebaut werden. Sobald die Vergabe erfolgt ist, können die Bauarbeiten beginnen und mehrere tausend Quadratmeter für die Berliner Startups geschaffen werden.


WA H L E N I N B E R L I N

MEHR DIALOG

Fotos: Wunderagent, Bloomy Days, Junique, Thermondo

Berlin Valley hat bei vier Gründern nachgefragt: Wie zufrieden seid Ihr mit der bisherigen Digitalisierungsstrategie und Startup-Politik Berlins? Was muss Eurer Meinung nach besser werden?

ANDRÉ TORKLER

FRANZISKA GRÄFIN VON HARDENBERG

ist Gründer und Geschäftsführer des Online-Immobilienmaklers Wunderagent. Er gehört keiner Partei an.

ist Gründerin und Geschäftsführerin des Blumen-Abonnement-Startups Bloomy Days. Sie ist keiner Partei zugehörig.

„Die Menschen haben Berlin durch Gründungen zur digitalen Stadt gemacht, die ihre Willkommenskultur für Zugezogene aus aller Welt bewahren sollte. Als Unternehmen haben wir eine

„Die Startup-Politik ist für Gründerinnen eine große Hürde – es gibt weder Mutterschutz, noch ist das Thema Elterngeld optimal gelöst: nur wer zu Hause bleibt, wird finanziell entlastet. Dies ist

Digitalisierungsstrategie nicht bewusst erlebt, vielleicht sollte man dies erlebbarer machen. Wir würden uns zudem mehr Dialog über ‚Innovation in der Wohnungswirtschaft‘ wünschen.“

für Selbstständige keine Option. Eine flexible Nutzung des Elterngeldes für Fremdbetreuung wäre ein praxisnaher Ansatz. Wenn wir Frauen fördern wollen, müssen wir die Politik fordern.“

LEA LANGE

PHILIPP PAUSDER

ist Gründerin und Geschäftsführerin der Online-Galerie Juniqe. Sie möchte über eine Parteizugehörigkeit keine Aussage treffen.

ist Gründer und Geschäftsführer von Thermondo, einem Startup, das Heizungsanlagen vertreibt und einbaut. Er gehört keiner Partei an.

„Die Berliner Startup-Szene und die Politik sind noch zu weit voneinander entfernt. Aktuelle Themen der Unternehmer von Digitalisierung über VC-Bestimmungen bis zu existenziellen Aspekten

„Ich habe den Eindruck, dass die Berliner Politik das Startup-Ökosystem sehr ernst nimmt. Wir haben beispielsweise erfolgreich mithilfe von Berlin Partner Blue-Card-basierte Einstellungen vor-

werden nur oberflächlich behandelt. Während im Startup-Umfeld eine starke Dynamik herrscht, ticken die Uhren in der Politik deutlich langsamer. Wir müssen stärker in den Dialog starten.“

genommen. Und gleichzeitig muss Berlin in der allgemeinen Verwaltung noch unendlich effizienter werden. Als Start­ up-Gründer leben wir von Trac­ tion. Das sollte für alle gelten.“

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AUF DEM Drei Investoren bewerten* vier Startups

FABIAN LEIPELT ist Associate bei WestTech Ventures, einem Pre-Seed und Seed-Venture Capitalist in Berlin. Er ist außerdem als Program Manager bei Project Flying Elephant, WestTech’s Inkubator tätig. westtechventures.de

JÖRG BINNENBRÜCKER ist Managing Partner bei Capnamic Ventures. Jörg bewegt sich seit mehr als 16 Jahren in der Venture-Capitalund Private-Equity-Szene. Vor der Gründung von Capnamic Ventures hat er Dumont Venture aufgebaut. capnamic.de

JASPER MASEMANN investiert seit acht Jahren und ist seit 2015 Principal im Berliner Büro von Holtzbrinck Ventures mit Fokus auf alle Arten von B2B-Modellen, SaaS-Platformen und Marktplätzen. holtzbrinck-ventures.com

Grundlage der Bewertung sind die Pitch Decks der Unternehmen. Die Skala reicht von 1 – uninteressant bis 5 – sehr interessant.

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NEOVOLTAIK

bietet Mietern die Möglichkeit, ihre Nebenkostenabrechnung online von Experten prüfen zu lassen. Wer zuviel gezahlt hat, kann sich sein Geld innerhalb der zwölf Monate Widerspruchsfrist mithilfe von Mineko zurückholen. mineko.de

stellt Batterien auf Basis einer Lithium-Eisen-Phosphat-Technologie her. Die Module haben ein großes Speichervolumen und sollen nur sehr langsam an Leistung verlieren. Nach zehn jahren garantiert Mineko noch 87 Prozent der Leistungsfähigkeit. neovoltaic.net

Alle Jahre wieder – so auch bei der Nebenkostenabrechnung! Diese Leistung scheint im deutschen Mietmarkt auf positive Resonanz zu stoßen. Eine klare Value Proposition für den Kunden und für Mineko ein gutes Geschäftsmodell durch die Planbarkeit des Forderungsabkaufs und der Abrechnungsdaten, die gewonnen werden. Ob und inwieweit dieser Prozess bereits automatisiert ist, ist nicht ersichtlich, sollte aber in Zeiten von Machine Learning eine spannende Aufgabe sein.

Im Bereich erneuerbarer Energiequellen stoßen die All-in-one-Lösungen bei den Kunden, die Erzeuger und gleichzeitig Verbraucher sind, auf sehr positive Resonanz, wenn man das Umsatzwachstum von Neovoltaic betrachtet – ein klarer USP. Die Rolle der großen Stromversorger wird sich weiter stark wandeln. Ob das B2B-Vertriebskonzept nachhaltig mitwachsen kann und wichtige Kooperationen geschlossen werden können, bleibt der Knackpunkt für den langfristigen Erfolg.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

Mit mehr als 30 Millionen Mietern in Deutschland adressiert Mineko einen Massenmarkt und bringt Transparenz in die für Mieter kaum nachzuvollziehende Nebenkostenabrechnung. Der spitze Use Case und der einfache Prozess erleichtern die Kundenansprache. Die Skalierbarkeit Minekos steht und fällt mit dem Automatisierungsgrad der Prozesse.

Der Umsatz zeigt, dass es eine Nachfrage gibt. Die Abgrenzung zu anderen Anbietern und Produkten sollte im Pitch klarer kommuniziert werden. Zudem fehlen kritische Informationen zu Vertriebskanälen, -zyklen und -kosten. Des Weiteren deutet der Pitch auf ein statisches Geschäftsmodell hin, welches aufgrund des angebotenen One-Stop Shops (Planung, Installation, Finanzierung) lange Sales-Zyklen mit einer hohen Kundenbetreuung voraussetzt und wenig Raum für ein skalierbares Geschäftsmodell lässt.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

Mineko prüft für seine Kunden ihre Nebenkostenabrechnungen und übernimmt als lizensierter Inkasso-Dienst in Zukunft die Rückforderungen überhöhter Kosten. Mit fünf Milliarden Euro zu viel gezahlten Nebenkosten in Deutschland adressiert Mineko einen sehr attraktiven Markt. Der anstehende Pivot von der gebührenfinanzierten Prüfung der Abrechnungen zur Durchsetzung der Forderungen auf Provisionsbasis birgt Risiken, ist aber vergleichbar mit erfolgreichen Modellen im Bereich Fluggastrechte.

Neovoltaic beruft sich darauf, dass sie die einzigen im DACH-Markt sind, die eine All-in-one-Lösung (Energiespeicher, Energiemanagement et cetera) anbieten und daher die Schnittstellen optimal abstimmen können. Die Frage ist, ob der „grüne“ Energiemarkt bereits so weit ist, dass so eine All-in-one-Lösung, die von der Idee her sicherlich sinnvoll ist, von den Kunden akzeptiert wird.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

33 PUNKTE

29 PUNKTE

Fotos: Westtech Ventures, Jasper Masemann, Capnamic Ventures

GRILL

MINEKO


Projektmanagement und Collaboration Software

Get things done! Anstatt deine Zeit mit E-Mails und in Meetings zu verschwenden ... WELL IT entwickelt mobile Softwarelösungen, um die Kommunikation zwischen Krankenhäusern, Ärzten und Patienten zu verbessern. Die App Zepter hilft bei der Zuweisung von Patienten zu Krankenhäusern, Lotse stellt Patienten relevante Informationen bereit. well-it.de

KARTENMACHEN.DE gestaltet und vertreibt individuelle Einladungskarten online. Der Nutzer kann sich ein Motiv aussuchen, den Einladungstext an Kartenmachen senden und bekommt von ausgebildeten Grafikdesignern Gestaltungsvorschläge für die Karten. kartenmachen.de

Der Aufholbedarf im Gesundheitssystem in den Bereichen Automatisierung und Digitalisierung ist enorm. Das Matchmaking zwischen Ärzten und Kliniken, um eine optimale Patientenzuweisung zu gewährleisten, stellt hier einen Teil der Verbesserung dar. Wer den größten Schmerz hat und wie incentiviert werden kann, wird sich zeigen. Ärzte sind allerdings nicht unbedingt als Early Adopter bekannt. Es bleibt abzuwarten, ob eine signifikante Marktdurchdringung möglich ist.

Kartenmachen.de hat sich die großen Shopping-Plattformen zunutze gemacht und dort dank sehr guter Bewertungen einen Sales-Channel gefunden, der das Business ankurbelt. Bisher gebootstrapped und bereits in der Gewinnzone hat das Unternehmen eine sehr gute Entwicklung genommen. Ob das Geschäftsmodell wirklich skalierbar ist, lässt sich nicht abschätzen ohne konkrete Zahlen – die Konkurrenz ist sehr groß und schläft nicht, wenn es um neue Produkte geht.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

Aufgrund der starken Verkrustung der Branche bietet sich momentan viel Spielraum für Healthtech-Unternehmen. Well IT verspricht Effizienz in einen weitestgehend unstrukturierten Prozess zu bringen und gibt den Patienten mehr Transparenz. Form und Inhalt der Pitch-Unterlagen sollten unbedingt überarbeitet werden. Viele wesentliche Informationen zum Produkt und der Markteintrittsstrategie bleiben unbeantwortet. Der Vertrieb in Praxen und Krankenhäuser erfordert eine smarte Sales-Strategie.

Das Produkt wirkt sehr hochwertig und adres­siert eine breite Zielgruppe. Zudem verspricht es hohe Wiederkaufraten. Eine kurze Wettbewerbsanalyse offenbart jedoch zahlreiche Alternativen. Hier stellt sich die Frage der Differenzierung. Die Skalierbarkeit des Modells hängt stark von den Marketingausgaben und der finanziellen Ausstattung des Unternehmens ab. Kurzum: gutes Produkt mit klarem Use Case für den Massenmarkt, jedoch ohne starken USP und daher eher ein Marketing Play.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

Well IT will Unklarheiten und Effizienz-Probleme bei der Überweisung von Patienten an Krankenhäuser beheben und durch integrierte Kommunikation eine transparente Pre-Selection von potenziellen Ärzten und Krankenhäusern ermöglichen. Der Markt hierfür ist vorhanden, wenn auch nicht besonders groß. Die große Frage bleibt, ob sich so ein System durchsetzen wird, da diese Art von Software nur den gewünschten Effekt hat, wenn sehr viele Krankenhäuser und Ärzte damit arbeiten.

Klar ist es oldschool, eine physische Einladung zu verschicken. Aber seien wir mal ehrlich: zur Hochzeit werden die meisten auch in Zukunft mit ‚echten‘ Karten eingeladen. Insofern greift Kartenmachen.de einen stabilen, leicht rückläufigen Markt an. Das Produkt sieht toll aus, kann aber leicht kopiert werden. Hoffentlich lassen sich die Gründer vom innovativen Konkurrenten Lovepop aus den USA inspirieren, der zum Beispiel mit 3D-Karten punktet.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

21 PUNKTE

Besser zusammenarbeiten geht ganz einfach.

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25 PUNKTE

Statusmeetings und schnellere Entscheidungswege – die Zusammenarbeit in Wrike macht Teams effizienter. Auch agile Arbeitsweisen lassen sich darüber abbilden. Bestens geeignet für Startups, die etwas erreichen wollen.


N E U E S TA R T U P S

WIR SIND DIE NEUEN Täglich entstehen neue Ideen und Startups in Deutschland. Berlin Valley stellt einige vor

SCORE ZUR SHARING ECONOMY Deemly will Anbieter und Nutzer von Sharing-Economy-Plattformen transparenter machen. Auf einem Deemly-Account werden die Ratings verschiedener Plattformen wie Airbnb, Uber oder Blablacar zusammengefasst. Daraus ergibt sich der Deemly-­ Score, den jeder als Vertrauensnachweis auf seiner Website integrieren kann. deemly.co

LIFESTYLE-SPORTNAHRUNG Hej Nutrition stellt Zusatznahrung für Sportler her und verkauft bislang Proteinpulver in verschiedenen Geschmacksrichtungen, Chia-­ Samen und Power-Riegel. Das Startup legt einen Schwerpunkt darauf, das Bodybuilder-Image von Nahrungsergänzung aufzulösen und sie zum Teil eines modernen und gesunden Lifestyles zu machen. hej-nutrition.de

ARZTTERMINE ONLINE BUCHEN Einen Arzttermin zu finden oder zu verschieben, ist meist ein aufwendiger Abstimmungsprozess. Über Doctolib kann die Terminfindung zukünftig online und in Echtzeit geschehen. Das Tool verknüpft einen Service zur Terminbuchung für Patienten mit einem Kalender für Ärzte. So sind keine weiteren Abstimmungen mehr nötig. doctolib.de

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GEMA FÜR FOTOGRAFEN Für Fotografen ist es schwierig, den Überblick darüber zu behalten, wer ihre Fotos wo im Internet verwendet, und Lizenzverletzungen einzuklagen. Lapixa scannt das Netz nach den Fotos ihrer Klienten und unternimmt weitere rechtliche Schritte, wenn die Bilder widerrechtlich genutzt werden. Den Service finanziert das Startup über eine Provision bei erfolgreichen Klagen. lapixa.de

FOTOS UND VIDEOS VON OBEN Bei Airteam können Kunden Fotografen für Luftaufnahmen buchen. Das Startup hat sich deutschlandweit ein Netzwerk aus erfahrenen Drohnenfotografen aufgebaut und vermittelt diese an ihre Kunden. Auch Image-Filme und 360-Grad-Aufnahmen sind möglich. Außerdem lassen sich 3D-Modelle erstellen, die in Kombination mit Fotos und Videos genutzt werden, um Immobilien vielseitig darzustellen. airteam.camera

Fotos: Deemly, Airteam, Doctolib, HEJ, Zinsbaustein, Scott Garner (Flickr.com CC by 2.0)

Sometimes it’s hard to let go of the things you love. We help your business to grow up.

IMMOBILIEN-INVESTMENTS FÜR KLEINANLEGER Im Niedrigzinsumfeld ist Geldanlage ein schwieriges Thema; besonders kleine Beträge sind schwer außerhalb des Bankkontos unterzubringen. Mit Zinsbaustein haben Kleinanleger Zugang zum Immobilienmarkt. Das Unternehmen bündelt Investitionsbeträge ab 500 Euro für je ein Projekt und will das angelegte Geld nach Projektabschluss mit 5,25 Prozent Zinsen auszahlen. zinsbaustein.de

Texte: Anna-Lena Kümpel

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BIOPRINTING

International gefragt: Durch die Knochen fühlen sich die Silikonprothesen von Stamos + Braun wie echt an.

DER GEDRUCKTE MENSCH Organe aus dem 3D-Drucker sind die Zukunft der modernen Medizin. Auch deutsche Startups gehen unter die Bioprinter

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den Businessplan-Wettbewerb der Berliner Sparkasse gewonnen und den Bundeswettbewerb „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“. Die Finanzierung stellten sie zusammen mit der Deutschen Bank auf die Beine und nutzten dafür auch öffentliche Mittel wie den Gründerkredit „Startgeld“ der Förderbank KfW. Nun gehören schon Kliniken in ganz Deutschland zu den Kunden. Trotzdem ist Pfützner viel unterwegs, um sein Angebot bei Chefärzten und Ausbildern vorzustellen. „Es ist eine immense Arbeit, Interesse an einem Produkt zu wecken, dass es bis dato nicht gegeben hat“, sagt er der Plattform Medizintechnologie.de. DAS ALTER BESIEGEN Ärzte und Forscher träumen von einer wahren Revolution der Medizin: lebensfähiges Gewebe aus dem Drucker. Allein in Deutschland warten 10.000 Menschen auf eine Organtransplan­tation. 3D-Drucker könnten das Problem beheben. Das Anwendungsfeld ist riesig. Chirurgen könnten Patienten nach schweren Unfällen das Gesicht rekonstruieren, verletzte Beine würden nachgedruckt, verschlissene Knie mit neuen Knorpeln versehen. Sogar das Alter ließe sich besiegen – indem altes Gewebe einfach ersetzt wird. Noch steckt das sogenannte Bioprinting in den Kinderschuhen, aber es ist schon Erstaunliches möglich. Forscher der Universität Princeton haben ein Ohr gedruckt, das Frequenzen wahrnimmt, die normalerweise unhörbar sind. Das US-amerikanische Unternehmen Organovo wiederum druckt Gewebe

für die medizinische Forschung, um Tierversuche überflüssig zu machen. Auch eine Mini-Niere kam schon aus dem Drucker. Sie überlebte fünf Tage außerhalb des Labors. An der Harvard University ist es gelungen, Gewebe zu drucken, das sechs Wochen überlebte. Möglich war das durch eine spezielle Biotinte bestehend aus Enzymen, Gelatine, Zellen und Wachstumsfaktoren. Noch ist eine Anwendung am Menschen nicht möglich, aber überall auf der Welt entwickeln Forscher und Unternehmen Produkte, die im wahrsten Sinne des Wortes beeindruckend sind. Auch in Deutschland, wie die Beispiele aus Berlin, Karlsruhe und Dresden zeigen. KEIN METALL MEHR IM KÖRPER In Karlsruhe gibt es seit zwei Jahren das Startup Indmatec. Sein Mitgründer Tony Tran-Mai sagt: „Auch wenn es sehr viel Zuspruch von allen Seiten gibt, gehen viele doch vorsichtig an diese recht neue Technologie heran.“ Das Unternehmen hat den thermoplastischen Kunststoff Peek entwickelt, der mittels Schmelzschichtung, der sogenannten FFF-Technologie, gedruckt werden kann. Peek soll eine Alternative zu Metall sein, leicht wie Aluminium, aber sehr belastbar. Geeignet unter anderem als Zahnersatz oder als Werkstoff in der Chirurgie. Denn viele Patienten, die etwa Titan in den Körper geschraubt bekommen, damit schwere Brüche heilen, reagieren allergisch auf das Metall. „Wir sind das erste Unternehmen weltweit, das Peek mit der FFF-Technologie professionell verarbeiten kann“,

Fotos: matthiaspopp.com, MMM Medizinische Modellbau Manufaktur GmbH

Aus dem Drucker kommen menschliche Knochen, Muskeln und Organe. Sie sehen aus wie echt, sie fühlen sich echt an. Mitten in einem historischen Backsteinbau vor den Toren Berlins findet gerade die Zukunft statt. Das Startup Medizinische Modellbau Manufaktur, kurz MMM, stellt lebensechte Kopien von Organen her – mit einem 3D-Drucker. Neulich haben sie hier das Herz einer 86-jährigen Frau nachgedruckt. Die Patientin konnte kaum atmen oder laufen, weil ihre Herzklappe sich verengt hatte. Die Ärzte planten eine Aortenklappenprothese – eine heikle Operation in diesem Alter. Also ließen sie das Herz der Frau originalgetreu nachdrucken und übten daran in einer Probeoperation präzise jeden Handgriff. Anhand des Herzens aus dem Drucker konnten sie auch die exakt passende Prothese für die alte Dame anfertigen. Das ist eine Revolution der Medizintechnik – und Marcel Pfützner ist mittendrin. Pfützner hat das Startup MMM 2014 zusammen mit seiner Frau gegründet. „In fünf Jahren werden 3D-Drucker in allen großen Unternehmen und Krankenhäusern stehen“, sagt er im Magazin der Deutschen Bank. Wenn es nach ihm geht, soll die modellgestützte Operationsplanung schon 2020 aus keiner Klinik mehr wegzudenken sein. Sein Startup hat sich vorwiegend auf Ärzte spezialisiert, die anhand der 3D-Modelle ihre Eingriffe planen und individualisieren. Von der Übermittlung der Patientendaten bis zum fertigen Modell dauert es rund 72 Stunden. Auch Jungmediziner können anhand der lebensechten Organe geschult werden. Die Pfützners haben dafür im vergangenen Jahr


BIOPRINTING

sagt Tran-Mai. Sein Ziel sei es, das Verfahren in der Medizin für Implantate oder Prothesen zu etablieren. Das Startup finanziert sich derzeit durch den Verkauf der speziellen Kunststofffasern und zugehöriger Drucker. Es bietet aber auch Beratungen und Trainings an. „Bereits im ersten operativen Geschäftsjahr konnten wir einen sechsstelligen Umsatz erzielen“, sagt Tran-Mai. Zurzeit werde mit potenziellen Investoren verhandelt. Kürzlich wurde Indmatec als bestes Startup Baden-Württembergs ausgezeichnet. Bei der Veranstaltung des Netzwerks für Beteiligungskapital VCBW dürfte eine hübsche Summe zusammengekommen sein: Mindestens 300 .000 Euro und bis zu drei Millionen Euro konnten die Teilnehmer einwerben. Die genauen Deals wurden diskret verhandelt.

„IN FÜNF JAHREN STEHEN 3D-DRUCKER IN ALLEN GROSSEN FIRMEN“

KÖRPERTEILE ÜBERSCHRIFT AUS DEM DRUCKER

SCHÄDEL

Neurochirurgen aus Utrecht haben bereits eine künstlich erzeugte Schädeldecke verpflanzt.

AUGEN

OHREN

Forscher im britischen Cambridge haben lebende Netzhautzellen gedruckt. Sie sind überzeugt, damit irgendwann Blinde heilen zu können.

In Princeton haben Forscher ein bionisches Ohr erzeugt, das Radiowellen hören kann.

LEBER

Die US-Firma Organovo druckt funktionsfähige Leberzellen. Sie werden der Pharmaindustrie für die Forschung verkauft.

KNOCHEN

Forscher der Universität Freiburg arbeiten daran, Knochen zu drucken, die eigene Blutgefäße enthalten.

MARCEL PFÜTZNER, MMM

HAUT GEFÜHLSECHTE SKELETTHAND Das Dresdner Startup Stamos + Braun Prothesenwerk hat sich bewusst gegen Investoren entschieden, um unabhängig zu sein. Das Unternehmen finanziert sich aus dem Cashflow, den es durch seine Kunden aus aller Welt generiert. Die lebensechten Prothesen sind international gefragt – die Kunden kommen aus Saudi-Arabien, Katar, Kuwait. Kurz nach der Gründung im Jahr 2014 haben Stamos + Braun den Fokus auf den 3D-Druck gelegt und kooperierten dafür mit der Technischen Universität Dresden. Als weltweit erstem Unternehmen ist es ihnen gelungen, medizinische Silikone zu drucken. „Die Prothesen aus dem 3D-Drucker wiegen bis zu 50 Prozent weniger. Für einen Prothesenträger sind

In Hannover werden münzgroße Hautstücke gedruckt. Mäusen wurden sie erfolgreich transplantiert.

das Welten“, sagt Mitgründer Alex Stamos. Künstliche Füße, Finger oder Hände werden mitsamt integrierten Knochenstrukturen gedruckt. „Durch die Knochen fühlt es sich extrem echt an, wenn man die Hand gibt“, sagt Stamos. Derzeit laufen Testdrucke, Patienten tragen die ersten komplett gedruckten Vorfußprothesen Probe. Ende des Jahres wollen Stamos + Braun einen ei-

genen Silikon-3D-Drucker auf den Markt bringen. „Wir wollen zeigen, dass nicht nur die Big Player in dem Bereich mitmischen können, sondern auch kleine innovative Betriebe“, sagt Stamos. Das israelische Verteidigungsministerium habe bereits Interesse angemeldet. Jenny Becker

Testkörper: realitätsnahe Patientennachbildung eines Herzens und eines Brustkorbs, um die Implantation einer Aortenklappe zu üben

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Lernen Design Thinking: die Studierenden der D-School am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam

EMPATHISCH PROBLEME LÖSEN Wie Design Thinking hilft, Kunden und Mitarbeiter besser zu verstehen

VERSTEHEN

BEOBACHTEN

Problemlösung und Ideengenerierung.“ Vom Nutzer her zu denken, sei aber nicht das Gleiche, wie kundenorientiert zu denken, sagt Taherivand im Gespräch mit Berlin Valley. Sich am Nutzer zu orientieren bedeutet auch, potenzielle Nutzer einzubeziehen, die ein Produkt bisher vielleicht gar nicht verwenden. Ein gutes Beispiel ist der Pizzaschneider. Er wurde entwickelt, nachdem die Hersteller Kinder und Menschen mit Gicht beobachtet hatten, die mit dem normalen Messer nicht zurechtkamen. Diese Extremnutzer gaben die Inspiration für die runde Klinge, die heute einen Platz in vielen Küchen hat. EMPATHIE-ARBEIT „Bei den ersten beiden Schritten des Prozesses geht es darum, sich in die Schuhe des Nutzers zu begeben, seine Probleme, Emotionen und Motivationen zu verstehen und zu beobachten, wie ein

STANDPUNKT DEFINIEREN

IDEEN ENTWICKELN

bestehendes Problem bisher gelöst wird“, erklärt Taherivand. Für eines seiner Projekte, die wachmachende Guarana-Brause, ist er genau so vorgegangen. Das Ziel war es, etwas Neues im EnergyDrink-Markt zu entwickeln. Taherivand wollte sich von Extremnutzern inspirieren lassen und landete schnell bei Software-Entwicklern, die überdurchschnittlich viele Energy Drinks, Kaffee oder Mate konsumieren. In Interviews und der Empathie-Arbeit konnten er und seine Mitgründer herausfinden, warum ihre Testpersonen so viel Wachmachendes konsumieren, was sie daran mögen und welche Emotionen damit verbunden sind. Aus den Ergebnissen entstand die Idee, die aufputschende Wirkung in Form von einer Schleckbrause anzubieten. „Extremnutzer sind eine gute Inspiration, weil sie sich oft schon sehr intensiv mit einem Problem auseinandergesetzt haben und sich gut mit den bisherigen Lösungen auskennen“, sagt Taherivand.

PROTOTYP BAUEN

TESTEN

Der Prozess ist ein Kernelement des Design Thinkings. Die Empathie-Arbeit während der ersten Schritte unterscheidet Design Thinking wesentlich von anderen Innovations-Methoden wie Lean Startup oder Open Innovation.

28 / berlinvalley.com

Fotos: Kay Herschelmann, Moonshot, Spacedeck, Room in a Box

Bei Corporates gilt Design Thinking als Wundermittel gegen Ideenlosigkeit, aber auch Startups können von der Innovationsmethode lernen. Erfunden wurde sie bereits 1991 von der kalifornischen Design- und Innovationsagentur Ideo. 2004 wurde die erste D-School für Design Thinking am Hasso Plattner Institute of Design in Stanford gegründet. Dort lernen Studierende in Projekten, wie Design Thinking funktioniert und angewendet wird. Seit 2007 gibt es auch in Potsdam eine D-School. „Das Wertvolle an Design Thinking ist nicht der Prozess an sich, sondern das Mindset“, sagt Abraham Taherivand. Er ist ein erfahrener Design Thinker, studierte 2009 an den D-Schools in Potsdam und Stanford, gründete mehrere erfolgreiche Unternehmen und ist im Design Thinking Coaching und der Programmentwicklung an der HPI Academy in Potsdam involviert. Er erklärt den Kern von Design Thinking so: „Es geht um nutzerzentrierte


DESIGN THINKING

Für Gerald Dissen, Gründer der Firma Room in a Box, bedeuten die ersten beiden Schritte im Design-Thinking-Prozess, Experte für ein bestimmtes Thema zu werden. „Um ein Problem wirklich nutzerorientiert zu lösen, muss man sich mit dem aktuellen Stand der Technik gut auskennen“, sagt Dissen. Für das neueste Produkt von Room in a Box, den Monkey Desk, wurde er zum Experten für Tische. „Ich habe gelernt, dass es so etwas wie eine Sitz-Steh-Dynamik gibt, dass es einen optimalen Blickwinkel auf den Monitor und eine optimale Ellenbogen-Position zum Arbeiten gibt. Auch dass Tische standardmäßig 75 Zentimeter hoch sind und früher nur 70 Zentimeter hoch waren und noch viel mehr. Das alles hat geholfen, den Monkey Desk so zu entwickeln, dass jeder damit seine Arbeitsposition verbessern kann.“

„IM ERSTEN TEIL DES PROZESSES GEHT ES DARUM, SICH IN DIE SCHUHE DES NUTZERS ZU BEGEBEN“ An diese ersten Schritte schließt sich die Definition des Standpunktes an. Alle Erkenntnisse werden zu einer These verdichtet, aus der im nächsten Schritt Ideen entwickelt werden. Im weiteren Prozess wird aus einer Idee ein Prototyp. Er wird getestet und nach dem Kundenfeedback verändert, bis ein funktionierendes Produkt mit funktionierendem Geschäftsmodell entsteht. Dieser zweite Teil des Prozesses funktioniert wie der Lean-Startup-Ansatz. Es geht darum, Produkt und Geschäftsmodell früh zu testen, um möglichst schnell aus eventuellen Fehlern zu lernen und damit weniger Ressourcen zu

Von Software-Entwicklern inspiriert: Wachmachende Guarana-Brause von Moonshot

verbrauchen. Im Gegensatz zu Lean Startup lässt sich Design Thinking auch in kleinem Rahmen in Workshops gewinnbringend einsetzen und ist daher optimal, um Veränderungen innerhalb von bestehenden Firmen anzustoßen. DESIGN THINKING FÜR INTERNE PROZESSE „In einem Startup wird es dann spannend, wenn das Unternehmen wächst“, sagt Martin Güther, Gründer von Spacedeck und D-School-Alumni. Spacedeck ist eine Browser-Anwendung, in der Teams ihre Brainstorming-Ergebnisse festhalten können. „Das Team wird größer und die lockere, innovative Startup-Atmosphäre droht verlorenzugehen“, sagt Güther. „Strukturen wie Personalmanagement oder Buchhaltung wachsen und sind meist sehr spezialisiert in ihren Fachbereichen, Platz für Innovation wird so immer kleiner.“ Design Thinking gibt Managern die Möglichkeit, an solchen Problemen zu arbeiten: Mitarbeiter sind quasi Extremnutzer der aktuellen Unternehmenskultur. Die meisten sind Experten für ihre Abteilungen. Von Vorteil ist, möglichst diverse Mitarbeiter-Teams verschiedener Abteilungen, verschiedener Standorte oder mit unterschiedlichem fachlichen Hintergrund

In Design-Thinking-Prozessen entstanden: das digitale Whiteboard von Spacedeck und der Monkey Desk von Room in a Box

zu bilden. Denn so gibt es viele Blickwinkel auf ein Problem und viele Lösungshorizonte, aus denen Synergien entstehen können. Im ersten Schritt geht es dann mit den Teams an die Empathie-Arbeit: Wie sieht das Problem eigentlich aus, wie lösen die Betroffenen es bisher, warum lösen sie es so, welche Randbedingungen spielen eine Rolle? Erst danach geht es an die Lösung: Gemeinsam entwickelt das Team verschiedene Ansätze, diskutiert sie und baut einen Prototypen. Meist wird es sich bei den Lösungen nicht um Produkte zum Anfassen, sondern um Prozesse oder Services handeln. Einen solchen Prozess durchzuspielen gilt ebenfalls als Prototyp. Mit den Ergebnissen dieser ersten Tests kann das Team die Lösung weiterentwickeln und sie schließlich in größerem Rahmen in der Abteilung testen. Bei regelmäßigen Design-Thinking-Workshops können verschiedene Probleme angesprochen werden, und die Mitarbeiter beginnen gleich mit der Lösung. Das hilft in jedem Fall, die Old-Economy-Frustration fernzuhalten, und das Team nutzt seine kreativen Fähigkeiten, um die eigenen Prozesse effektiver zu gestalten. Anna-Lena Kümpel


DESIGN THINKING

Können Startups als kleine, agile Unternehmen von Design Thinking profitieren? Aus den kleinen Unternehmen werden irgendwann größere; sie wachsen aus der Startup-Phase he­raus und in eine Organisationsform hinein, die ich Brockhaus-System nenne. Bei Zalando beobachten wir das gerade intensiv, weil wir ein Projekt zusammen machen. Zalando ist so extrem gewachsen, dass jetzt Strukturprobleme entstehen, die von Beratern gelöst werden, die noch in alten Mustern denken. Ich finde es aber wichtig, dass diese Unternehmen ihre organisatorischen Herausforderungen von innen heraus und mit Blick auf die sich wandelnde Technologie selbst in den Griff kriegen. Auf der Organisationsebene ins 20. Jahrhundert zurückzufallen, bringt keinen Fortschritt. Genau hier kann Design Thinking ansetzen.

„IN TEAMS WIRD VIEL ENERGIE FREI“ D-School-Gründer Ulrich Weinberg erklärt, wie bedeutend vernetztes Denken ist und wie Design Thinking in Startups einen Unterschied macht Herr Weinberg, 2007 haben Sie die D-School in Potsdam gegründet. Hat sich die Bedeutung von Design Thinking in diesen neun Jahren verändert? 2007 haben wir unseren Schwerpunkt auf die Studierenden und auf Innovationen rund um Produkte und Services gelegt. Teambasiertes Arbeiten mit Studierenden aus verschiedenen Disziplinen stand im Vordergrund. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass Design Thinking auch für die Entwicklung und das Redesign von Business-Modellen interessant ist. In diesem Bereich bewege ich mich mittlerweile immer mehr und bin jetzt ganz nah dran an Managern, Bankdirektoren, Firmenchefs. Warum ist Design Thinking für diese Unternehmen so interessant? Durch die Digitalisierung wächst der Veränderungsdruck nicht mehr linear, sondern exponentiell. Es vernetzen sich Netze mit Netzen; dadurch ergeben sich mehr Informationen und Möglichkeiten. Viele Prozesse werden schneller, und die Unternehmen merken, dass sie ihre Geschäftsmodelle verändern müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Mit dieser Veränderung kommen viele schlecht klar, weil sie mit einem alten Denk- und Handlungsapparat an die Sache herangehen: analog, nicht vernetzt und kompetitiv.

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Wie kommt es, dass auch junge Menschen noch in diesem Denken stecken? Die Menschen kommen aus einem hochkompetitiven Bildungsapparat, der bestimmte Denkgewohnheiten prägt. Schulen und Hochschulen setzen traditionell extrem auf den Einzelnen, der in Wettbewerb zu anderen steht. Wenn ich das jahrelang trainiere, bildet sich eine sehr wettbewerbsorientierte Haltung. Interessant ist, dass unsere Studenten denken, sie seien vernetzt, weil sie auf Facebook, Linkedin und so weiter aktiv sind. Aber eigentlich sind oft nur die Maschinen vernetzt, nicht die Köpfe. Vor diesem Problem stehen auch Unternehmer. Was raten Sie: Wie können Unternehmen das ändern? Im digitalen Zeitalter brauchen wir ein vernetztes und kollaboratives Denken. Was wir hier an der D-School machen, hat im Kern wenig mit Technik zu tun. Das Spannende ist die soziale Innovation. Die Studenten lernen zuerst im Team zusammenzuarbeiten. Das ist in der Regel eine ungewohnte Erfahrung, obwohl die meisten schon Teamerfahrung haben. Die ist aber meist negativ, wenn T-e-a-m bedeutet: ‚Toll, ein anderer macht’s!‘ In den ersten Wochen arbeiten unsere Studenten verschiedene Aufgaben in Teams ab und merken nach einer Weile, dass wir nicht auf die Einzel-Performance achten und auch die Teams nicht benoten. Wir schauen uns die Qualität der Ergebnisse bei der Präsentation an. Sobald sie das registrieren, passiert in den Köpfen etwas und in den Teams wird eine unglaubliche Energie frei. In einem solchen bewertungsfreien Umfeld entsteht die intrinsische Motivation, gute Qualität abzuliefern.

Gibt es dafür ein Beispiel? Paypal hat vor etwa zwei Jahren eine Design-ThinkingWelle über den Globus geschickt und alle Mitarbeiter wenigstens grundlegend geschult: Was ist Design Thinking, wie bleibe ich nah am Kunden, wie befördere ich die Kooperation zwischen unterschiedlichen Werken besser, wie funktioniert Proto­typing? Das hat mich erstaunt, und ich fand sehr gut, dass sie sich das verordnet haben. Paypal hat verstanden, dass es nicht darum geht, ein bisschen besser oder ein bisschen innovativer zu sein, sondern um einen tiefgreifenden Kulturwandel im ganzen Unternehmen. Das Gespräch führte Anna-Lena Kümpel.

ULRICH WEINBERG ist Professor für Design Thinking an der HPI D-School in Potsdam, die er 2007 gründete. Er vermittelt Studierenden die Fähigkeit, in multidisziplinären Teams benutzerfreundliche Produkte zu entwickeln, und arbeitet mit Unternehmen an deren Innovationsfähigkeit. Zuvor war er Professor für Computer Animation. hpi.de

Fotos: Kai Herschelmann

Schult Studierende im vernetzten Denken: Professor Ulrich Weinberg

„AUF DER EBENE DER ORGANISATION INS 20. JAHRHUNDERT ZURÜCKZUFALLEN, BRINGT KEINEN FORTSCHRITT“


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Made with love in Berlin


L E A N S TA R T U P M E E T U P

„DU MUSST EXCEL LIEBEN“ Bauen, messen, lernen: Lean Startup war Thema des zweiten Berlin-Valley-Meetups Was hat ein Wasserfall mit Lean Startup zu tun? – Gar nichts? Im Gegenteil. Waterfall nennt man den klassischen Weg einer Produktentwicklung: ein Pflichtenheft schreiben, ein Jahr lang programmieren und wenn das Produkt fertig ist, schaut man, ob es jemand haben will. Bei der Lean-Startup-Methode geht man genau anders vor: Man schaut zuerst auf den Markt und die Kunden, stellt Hypothesen auf, baut ein minimal-funktionales Produkt und testet dies am Markt. Bauen, messen, lernen – so lautet der Optimierungskreislauf bei Lean Startup. „Es ist ein ständig iterativer Prozess“, erklärt Thomas Janson von Leanberlin.de beim zweiten Meetup von Berlin Valley in der Factory.

Vielen Dank an unseren Partner Factory und unseren Sponsor Brlo. Mehr Bilder vom Meetup:

FACEBOOK.COM/BERLINVALLEY/PHOTOS

Thomas Janson erklärt: das Lean-Startup-Mindset

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80 Gäste kamen, um sich bei Vorträgen und Podiumsdiskussion und beim anschließenden Networking über Lean Startup auszutauschen. Messen ist ein wesentlicher Bestandteil der Methode. Es kommt aber darauf an, die richtigen Daten zu sammeln, erläuterte Sven Ripsas, Professor für Entrepreneurship an der HWR Berlin. Er entwickelt ein Startup Monitoring Tool. „Wenn ihr einen im Team habt, der Excel liebt, dann ist das ein großer Fortschritt“, rät er den Zuhörern. Und: „Du musst einmal die Woche deine Zahlen genau angucken, am besten tagesaktuell.“ Aus der Praxis berichteten dann in der Po­diums­diskussion Sophie Willborn, Gründerin von Headwave, Tamer El-Hawari von Project A Ventures und Sebastian Bacher von Nu3. „Einfach machen!“, lautet zum Beispiel der Rat von Sophie, deren Unternehmen ein kabelloses Soundsystem für Motorradfahrer entwickelt hat. Mit dem ersten handgelöteten Helm hat sie Kunden befragt. Ihr Tipp: „Am besten einen Stand auf einer Messe mieten, die zu Eurem Thema passt.“ Dort lässt sich ganz einfach das nötige Feedback einholen. vis

Gruppenfoto: Dank an die Beteiligten auf und hinter der Bühne


make investments. make them matter.

Musik für Motorradfahrer: Sophie Willborn erklärt ihren Helm.

Gemeinsam Solarprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern finanzieren.

Baut ein Startup Monitoring Tool: Sven Ripsas

Bei einem kühlen Bier: Zeit zum Netzwerken

Wollte fast jeder testen: den Helm von Headwave Noch Fragen? Die Experten standen Rede und Antwort.

Fotos: Adela Dupetit

Aufmerksame Zuhörer: Das Meetup in der Factory war gut besucht.

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Fotos: Saskia Uppenkamp

INVESTOREN


INVESTOREN

„GELD IST NICHTS BESONDERES“ Project-A-Ventures-Partner Florian Heinemann* und Uwe Horstmann über die Ausrichtung, Strategie und Erfolgsfaktoren des Frühphaseninvestors Ihr nennt Euch bei Project A „Operational VC“. Wie positioniert Ihr Euch in der Investorenlandschaft? UWE: Wir sehen uns grundsätzlich als Venture Capitalist und nehmen ganz klar am Kampf um die besten Unternehmer teil. Geld ist heutzutage nichts Besonderes. Investoren brauchen ein Alleinstellungsmerkmal. Für uns ist es wichtig, die Unternehmen wirklich operativ unterstützen zu können. Um das zu kommunizieren, haben wir den Begriff Operational VC erfunden. FLORIAN: Wir glauben, dass die Start-Konfiguration einer Firma die spätere Entwicklung wesentlich beeinflusst. Daher ist der Grenznutzen von operativer Unterstützung in der frühen Phase deutlich höher. Wir alle glauben sehr stark an die Konfigurationstheorie, der zufolge die Anfangskonfiguration einer Firma den min/max Entwicklungspfad determiniert. Unser Ziel ist daher, das Grund-Setup einer Firma nachhaltig zu verbessern, weswegen wir uns in einem frühen Stadium involvieren, also Series A und davor. Allerdings lassen sich Start­ ups schwer am Reißbrett konstruieren und VC ist letztendlich ein von Wahrscheinlichkeiten geprägtes Spiel. Deswegen setzen wir auf Unternehmen, bei denen das Gründerteam eine emotionale Bindung zur Firma hat und entsprechend incentiviert ist. Den perfekten Unternehmer gibt es nicht, und Gründer bauen ihre Organisation optimalerweise so um sich herum auf, dass sie ihren Stärken und Schwächen entsprechen. Genau hier wollen wir in einer frühen Phase des Unternehmens ansetzen und operativ unterstützen, das Startup möglichst passend aufzustellen. Das unterscheidet uns von den meisten Company Buildern, die eine Firma einfach hochziehen und dann ein Führungsteam rekrutieren, das eben nicht lang genug durchhält. Große Firmen brauchen im Schnitt acht bis zwölf Jahre bis sie wirklich eine Relevanz erreichen. Selbst Zalando, wo alles extrem schnell ging, hat ja sechs, sieben Jahre gebraucht, bis es wirklich eine relevante Firma war. Euer Vorbild ist wahrscheinlich Andreessen Horowitz. Wie seht Ihr Euch im Vergleich? FLORIAN: Der wesentliche Unterschied sind die Assets under Management. Außerdem muss man verstehen, dass unser Business ein Outlier-Business ist. Das heißt, du musst schauen, dass du bei den international erfolgreichsten Firmen mit dabei bist. Die international erfolgreichsten Startups gehen eher zu den Leuten, die eine sehr starke Reputation haben, und das sind eben primär amerikanische VCs und dann vielleicht noch angloamerikanische. Diese Reputation fehlt uns, und man kann sie sich nur über die Zeit aufbauen. Ein Marc Andreessen Arbeiten intensiv mit den Startups zusammen: Uwe Horstmann und Florian Heinemann

hat sie verdienterweise qua Persona. Oder auch Ben Horowitz. Wir müssen sie uns eben verdienen, aber das ist ja auch nicht schlimm. Außerdem arbeitet Andreessen Horowitz hauptsächlich mit seniorigen Leuten. Wir auch, aber wir haben auch viele Juniors dabei. Ich persönlich finde eine juniorigere Personalstruktur nicht so schlecht, weil wir damit stärker am Puls der Zeit sind. Ob ein senioriger Experte, der nur noch sehr high level berät, in der frühen Phase das richtige Setting ist, weiß ich nicht. Jochen Krisch von Exciting Commerce hat die These aufgestellt, dass Project A zwar noch in der Findungsphase ist, zeitgleich aber kurz vorm Durchbruch steht. UWE: Wir haben 2012 angefangen und hatten vor anderthalb Jahren den ersten großen Aufschlag. Seitdem haben wir uns gefunden und einen Masterplan definiert, den wir sehr schnell exeku­ tieren. Es kommt zwar immer wieder die Frage ‚Wo ist Euer Zalando?‘, aber inzwischen haben die meisten verstanden, dass wir viele B2B-Firmen im Portfolio haben, die nach außen wenig präsent sind. Ich vermute, dass der Durchbruch kommt, sobald unsere Ventures in der Außendarstellung sehr stark werden. Ist Project A so ein bisschen ist wie das frühe Rocket Internet? UWE: Ich finde, wir haben uns viel stärker in die VC-Richtung entwickelt als Rocket. Rocket ist mehr: ‚Wir starten jetzt was. Wir machen jetzt ein Zipjet, wir machen jetzt ein Hellofresh, ein Helpling.‘ Wir sind eher so: ‚Hier kommt eine Company, die eine coole Mobile-Targeting-Technologie gemacht hat, lass uns mit denen mal hinsetzen.‘ Wie seid Ihr formal aufgestellt? UWE: Rechtlich sind wir ein Investmentfonds. Wir arbeiten rein finanziell orientiert und werden nur über den Erfolg der Startups incentiviert. Wir haben ganz normal Geldtöpfe und bauen für unsere bald zwei Fonds Portfolios von vielleicht je 25 bis 30 Unternehmen auf. Wir machen oft klassische Seed- und Series-A-Finanzierung, in Höhe von ein paar Hunderttausend bis drei Millionen Euro. In diesen Deals sind wir oft der klassische Lead-Investor. Dann gibt es Series-B- und Series-C-Finanzierungen, in denen wir eher ein Juniorpartner sind und mit ein paar Fonds zusammenarbeiten, die uns da auch proaktiv einbinden, auch weil operativer Support benötigt wird. Insgesamt können wir pro Firma bis zu zehn Millionen Euro ausgeben. Es gibt außerdem eine zweite Einheit von 100 operativen Experten, die unseren Unternehmern ihre Serviceleistungen quasi wie ein Menü zur Verfügung stellen. Wenn wir eine Due Diligence machen, sitzen wir mit den Unternehmern und den jeweiligen Experten zusammen und versuchen zu verstehen, wie wir den Startups helfen können. Manchmal ist das nur Input, manchmal richtige operative Manpower. Das geht meistens über einen intensiven Zeitraum von ein paar Monaten, immer mit dem klaren Fokus auf den Aufbau eines eigenen Teams im Venture.

Was erwartet einen Unternehmer, wenn er zu Euch kommt? FLORIAN: Anfangs gibt es eine sehr intensive Zusammenarbeit zwischen uns und dem Startup. Wir versuchen auf Partnerebene etwa alle zwei Wochen in Kontakt zu stehen, meist sogar häufiger. Im Idealfall gibt es auch einen Austausch auf fachlicher Ebene etwa mit unserem Head of Marketing oder Head of BI. Im ersten Jahr arbeiten oft Leute von uns in den Startups mit, bis sie sich selbst quasi überflüssig gemacht haben.

„UNSER ZIEL IST ES, DAS GRUND-SETUP EINES STARTUPS ZU VERBESSERN“ Kannst Du Beispiele nennen? FLORIAN: Catawiki ist ein gutes Beispiel. Wir sind in einer für uns relativ späten Phase mit einem Co-Investment mit Accel eingestiegen. Es gab bereits eine gut laufende Plattform: einen der führenden Marktplätze für außergewöhnliche Sammlerstücke. Wir konnten an zwei Stellen weiterhelfen: Wir haben das Performance-Marketing- und CRM-Team ausgebaut. Anfangs haben unsere Experten Catawiki unterstützt, dann haben wir vier Junior-Manager direkt von der Hochschule rekrutiert und so ausgebildet, dass sie die Positionen besetzen konnten. Außerdem haben einige unserer Entwickler geholfen, Data-Warehouse-Ent

NAME: Project A Ventures

GRÜNDUNG: Januar 2012

GRÜNDER: Florian Heinemann, Uwe Horstmann, Thies Sander, Christian Weiss

MITARBEITER: rund 100

STANDORTE: Berlin, São Paulo

SERVICE: Frühphasen-Investor und operativer VC im Bereich digitale Technologien project-a.com

*Florian Heinemann ist Investor der Tomorrowland GmbH, der Holding des Verlags NKF Media GmbH.

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INVESTOREN

Im Gespräch mit Jan Thomas von Berlin Valley: Florian Heinemann (l.) und Uwe Horstmann

Also kein echter Standardprozess? FLORIAN: Teils, teils. Die meisten Unternehmer, die zu uns kommen, haben schon Gründungserfahrung. Die ersten operativen Workshops machen wir bereits, wenn wir das Investment vorbereiten. Unsere Teams sitzen dann mit dem jeweiligen Startup zusammen, und aus den Gesprächen ergibt sich, welche Punkte auf unserer ‚Menükarte‘ für das Unternehmen sinnvoll sind. Letztlich entscheidet aber immer das Management der Firma, ob sie unsere Unterstützung wollen. Sie ist keine Bedingung für das Investment. Später gibt es eine Art Key Accounter auf Partnerebene, also Uwe, Christian, Thies oder ich. Im ersten Jahr gibt es eine sehr intensive Phase der Zusammenarbeit, auch mit unserem Head of BI oder Head of Marketing. In diesem Zusammenspiel erkennst du eine Reihe von Mustern. Du siehst, was bei einem Startup funktioniert und versuchst, das auf andere Themen zu übertragen. So ein Apparat ist sicher sehr teuer. Refinanziert sich Euer Modell? UWE: Einen relevanten Teil der Kosten tragen wir selbst. Das heißt, wir machen im Prinzip jedes Jahr Verlust. Damit wir solvent bleiben, reinvestieren wir die Management-Fee in den Apparat. Eigentlich sind wir Partner wie Angestellte und verdienen aktuell nur unser Gehalt. Das ist nicht kompatibel mit der Mentalität: ‚Ich mache mir als Partner auf Basis der Management-Fee die Taschen voll, obwohl ich eigentlich noch

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nichts getan habe.‘ Bisher scheint es gut zu funktionieren, unsere Performance nach Kosten ist sehr gut. Wir investieren selbst viel in den Fonds, und das wird sich bezahlt machen. Für uns gibt es ein Commitment, dass wir hier mindestens zehn Jahre arbeiten. Dieser Vertrag ist gerade unterschrieben. Ihr seid vier Partner. Wie funktioniert die Zusammenarbeit? UWE: Flo und ich arbeiten seit neun Jahren zusammen. Wir kennen die Stärken und Schwächen des anderen. Andere Fonds sind fast franchiseartig in Silos organisiert. Wir funktionieren eher wie ein Jenga-Turm: Alles greift ineinander. Ich kümmere mich um neue Deals, Florian gibt Marketing-Input, Thies macht Funding/Financing und Christian kümmert sich um IT- und HR-Themen. Wir brauchen uns gegenseitig sehr stark.

„EIN GRÜNDERTEAM AUSZUWECHSELN, IST IMMER BLÖD“ Warum habt Ihr Euch für dieses Mischmodell aus VC und Company Builder entschieden? FLORIAN: Das ist für mich eine sehr persönliche Entscheidung. Ich glaube, dass ich besser darin bin, an der Seitenlinie zu stehen und Leute zu beraten als selbst zu spielen. Ich bin ein vernünftiger Unternehmer, aber nicht herausragend in der Umsetzung. Dafür reizt es mich, von außen auf ein Unternehmen zu schauen und Punkte zu identifizieren, an denen wir ansetzen können. Von Euch gibt es Ausgründungen wie Loop­ line Systems oder Spryker. Ist das nicht streng genommen Company Building? UWE: Manchmal haben wir Unternehmer, die sagen: ‚Ich hab hier ein gutes Thema. Wollen wir das nicht zusammen anschieben?‘ Das ist tatsächlich eher Co-Founding als Inkubation. Bei Spryker war

unser eigener CTO Teil des Teams, das das Projekt umsetzen wollte. Loopline haben wir als internes Tool gebaut und unsere Head of HR fand das so cool, dass sie das weiter ausbauen wollte. Also haben wir das umgesetzt. Wahrscheinlich finden sich viele Argumente dafür, dass es Schwachsinn ist, unsere Wettbewerbsvorteile quasi auszugründen. Aber sei’s drum. Es steckt Potenzial in den Ideen und wären wir darauf angewiesen, dass wir diese ‚Secret Source‘ haben, läge das Problem tiefer. Wir teilen das gerne. Im Bereich Business Intelligence denken wir sogar darüber nach, Teile unseres geistigen Eigentums Open Source zur Verfügung zu stellen. Spryker hat kürzlich auch einen Teil seines Quellcodes veröffentlicht. So könnten auch Leute, die nichts mit Project A zu tun haben, eine Inhouse-Business-Intelligence aufbauen. Das Ökosystem könnte auf jeden Fall davon profitieren. Also reines Gutmenschentum? UWE: Wir hoffen, dass das auf unsere Außenwahrnehmung einzahlt. Vielleicht hat der eine oder andere dann noch mehr Lust, mit uns zusammenzuarbeiten. Außerdem werden wir besser, wenn wir Feedback von außen bekommen. Und wir profitieren davon, wenn das Ökosystem wächst. Wir haben ja kein Interesse daran, das Business-Intelligence-Know-how in der Startup-Szene gering zu halten, damit wir selbst stärker hervorstechen. Wir lernen viel eher vom Austausch mit klugen Köpfen und je mehr Austausch es gibt, desto besser. Auf welche Themen fokussiert Ihr Euch? UWE: Wir kommen aus dem transaktionalen B2C-Bereich, wo es viele Marktplätze und viel E-Commerce gibt. Das bleiben auch wichtige Themen für uns. Aber wir haben uns gefragt, wo die Schaufeln für diesen Goldrausch hergestellt werden. Für uns ist das der B2B-Bereich. Das Thema haben wir dann mit Software-as-a-Service-Unternehmen in unser Portfolio aufgenommen. Seit ein paar Monaten tauchen wir auch in das Thema Digital Health ein, weil wir das spannend finden. Das ist ein Bereich, in dem wir noch mehr operativen Mehrwert liefern können als beispielsweise im E-Commerce. In dem Bereich haben wir mit Junomedical bereits ein erstes Investment und es sind zwei weitere in der Pipeline.

Fotos: Saskia Uppenkamp

wickler einzustellen und mit denen gemeinsam das Data-Warehouse-System entwickelt. Dieses System steuert das gesamte Content-Management und die Kundeninteraktion. Mit der Zeit hat sich unser Team immer weiter rausgenommen und heute hat Catawiki ein eigenes Team von zehn DataWarehouse-Entwicklern. Insgesamt wurde alles nach einem Jahr komplett an das Startup übergeben. Im Vergleich dazu haben wir bei Pets Deli relativ früh investiert und dann unter anderem den Shop neu gebaut. Unser Team hat sich in den Bereichen IT, Data-Warehouse und Marketing eingebracht und dann – wie bei Catawiki – geholfen, neue Leute für diese Bereiche einzustellen. Wir setzen uns mit den Ventures zusammen und klären gemeinsam, wie die Zielorganisation aussehen soll und versuchen das möglichst schnell aufzubauen.


INVESTOREN

Wie läuft der interne Entscheidungsprozess? UWE: Wir investieren nur, wenn einer von uns richtig für ein Thema brennt. Dann sind die anderen meist bereit mitzuziehen. Ich wollte beispielsweise Catawiki unbedingt machen. Das war keine einfache Diskussion, und das ist auch richtig so. Wir haben uns viele Gedanken gemacht, auch weil wir die Anforderungen der Gründer erfüllen wollten. Im Nachhinein war es gut, dass wir uns dafür entschieden haben. Woran merkt Ihr, dass Ihr bei einem Venture die Reißleine ziehen müsst? FLORIAN: Wir hatten sechs Ventures, die wir als Abschreibung zählen. Wenn wir merken, dass wir eine bestimmte Funktionsfähigkeit nicht herstellen können, ziehen wir die Reißleine. Wir fragen uns bei jedem Geschäftsmodell vorher, woran man glauben muss, um davon auszugehen, dass es funktioniert. Wenn diese Hypothesen plausibel sind, glauben wir sie so lange, bis sie aktiv widerlegt sind. UWE: Dieser Baum der Hypothesen, die dem Modell zugrunde liegen, ist ein sehr guter Check. Wir stellen ihn vor jedem Investment auf, aber Du kannst ihn eigentlich immer wieder anschauen, wenn sich etwas verändert. Wenn wir an eine der Hypothesen nicht mehr glauben können, müssen wir umdenken. Welche Hypothesen sind dabei wichtig? UWE: Es gibt zwei wichtige Hypothesen. Erstens: Ist das Team in der Lage, das Business umzusetzen? Zweitens: Ist Project A in der Lage, einen positiven Impact zu leisten? Wenn wir beide Fragen noch mit Ja beantworten, machen wir grundsätzlich weiter. Wie seht Ihr, wann Ihr eingreifen müsst? FLORIAN: Wir müssen erkennen, ob der Kompass noch richtig läuft. Wenn ein Gründer systematisch schlechte Entscheidungen trifft, ist das problematisch. Häufig passiert es auch, dass jemand nicht in der Lage ist, mit der Organisation zu wachsen:

das Team aufzubauen, die Leute zu halten und zu motivieren. Manchmal fehlt es dazu an der emotionalen Intelligenz, und die ist schwer zu trainieren. Wir beobachten das sehr genau, aber jemanden auszutauschen, bleibt für uns die Ultima Ratio. Das machen wir sehr ungern. Könnte es den Fall geben, dass Ihr das Gründerteam bittet zu gehen, so wie das bei Movinga geschehen ist? Oder würdet ihr das Unternehmen dann eher schließen? UWE: Zuerst stellt sich die Frage, ob die Hypothese richtig ist und ob wir mit dem richtigen Business-Modell unterwegs sind. Das Team ist dabei ein wichtiger Punkt. Also muss man sich auch fragen, ob es mit diesem Team weitergehen kann. Wenn das ganze Team wegbricht, ist es schwierig. Wenn einer der Gründer wegbricht, kann man unter Umständen einen Ersatz finden. FLORIAN: Es ist ein Missverständnis, dass wir – oder auch Rocket – gerne Leute aus unseren Teams schmeißen. Ein Gründerteam auszuwechseln ist immer blöd, selbst wenn das rechtlich möglich ist und man die Anteile einziehen kann. Man muss dann einen adäquaten Ersatz finden. Das bringt Unruhe in die Organisation und verunsichert auch neue Investoren. Ich kenne keinen Investor, der gerne Leute rausschmeißt. In der Regel zerstört das auch erst einmal viel Wert und Vertrauen. Für uns ist es der Gründer, der sein Unternehmen treibt. Und bis zu einem gewissen Punkt tragen wir auch Entscheidungen mit, die wir nicht für richtig halten, solange diese Entscheidungen systematisch gefällt werden. Wir haben einen Zeithorizont von acht bis zwölf Jahren im Blick, und langfristig ist es wichtig, dass die Gründer die Ownership für ihr Unternehmen behalten. Das wird nichts, wenn wir ihnen ständig sagen, was sie zu tun haben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Leute selbst kündigen, wenn man ihnen zu oft die Verantwortung entzieht. Das ist langfristig schlimmer als ein paar Fehlentscheidungen.

DAS PORTFOLIO VON PROJECT A VENTURES Alle Beteiligungen des Frühphaseninvestors Marktplätze, E-Commerce und transaktionale Geschäftsmodelle

Digitale Infrastrukturlösungen und Enabling Technologies

Exits

Quelle: Project A Ventures

FLORIAN HEINEMANN, UWE HORSTMANN Bevor Florian Heinemann und Uwe Horstmann 2012 Project A Ventures mitgründeten, waren beide Geschäftsführer bei Rocket Internet. Jeder von ihnen hat zahlreiche Startups (mit-)gegründet, zudem sind beide Investoren und Business Angels. Ihre Ausbildung absolvierten sie unter anderem an der WHU in Vallendar.

Was haltet Ihr vom Blue-Yard-Ansatz? Dort scheint die wichtigste Frage zu sein: Was wäre, wenn das wirklich funktioniert? Businesspläne sind da erstmal nebensächlich. UWE: Ich glaube, Ciarán O’Leary tut dem Ökosystem durch seine Herangehensweise sehr viel Gutes. Zeitgleich ist es ein Zeichen der Reife des Ökosystems, wenn groß gedacht werden kann. Die zunehmende Kapitalbereitstellung versetzt erst in die Lage, dass wir auch hierzulande die großen Denker haben, die sich für Deutschland oder Europa entscheiden, und nicht in die USA gehen. Gerade starten immer mehr VCs, unter anderem von erfolgreichen Unternehmern gegründet. Professionalisiert sich der Markt? FLORIAN: Ja, und zwar sowohl auf der VC- als auch auf der Unternehmerseite. Es gibt immer mehr Serial Entrepreneurs. Es gibt Leute, die bei sehr guten Startups gearbeitet haben und dann Unternehmer werden. Qualität und Quantität der investierbaren Gelegenheiten nehmen tendenziell zu. Ob schnell genug ausreichend Geld verfügbar sein wird, kann ich noch nicht sagen. Aber der Wettbewerb um die guten – oder vermeintlich guten – Deals wird weiter zunehmen. Als VC müssen wir uns auf einen Markt einstellen, auf dem wir informiertere Unternehmer treffen, die noch besser und bewusster entscheiden als heute. Die heißen Deals können sich aussuchen, wer bei ihnen investiert, so wie das im Silicon Valley auch der Fall ist. Wir müssen uns wie fast alle deutschen VCs im internationalen Wettbewerb fragen, warum die guten Leute ihr Geld von uns nehmen sollten. Von unseren Unternehmern fordern wir ja auch, dass sie ihre USPs benennen können und sich klar am Markt positionieren. Viele Investoren haben hier Nachholbedarf und sind nicht klar positioniert. Es gibt eine Reihe älterer VCs, die vermutlich nur deshalb einen guten Dealflow haben, weil sie früh da waren und Geld hatten. Das wird sich verändern. Unsere Aufgabe als operativer VC wird sein, unser Serviceangebot so gut und so attraktiv zu gestalten, dass wir gute Antworten auf die Frage ‚Warum wir?‘ geben können. Die größte Herausforderung ist es, immer an den aktuellen Themen dranzubleiben, unsere Experten und das Serviceangebot up to date zu halten. Wenn wir das gut machen, habe ich wenig Sorgen, dass unsere Positionierung glaubwürdig und werthaltig ist. Die Kernherausforderung ist: Schaffen wir es, für die Topexperten in den jeweiligen Bereichen eine gute Heimat zu bieten? Das Gespräch führte Jan Thomas.

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INVESTOREN

„WIR KENNEN DIE WELT” Alexander Frolov, Partner von Target Global, über den Reiz von B2B-Modellen und warum Berlin für Investoren attraktiver ist als London Alexander, in Eurem Portfolio sind Unternehmen wie Delivery Hero, Gobutler, Dreamlines und Book a Tiger – klassische B2C-Marktplätze. Was macht Euch als Investor in diesem Bereich einzigartig? Unsere Vision ist es, einer Firma Kapital über das ganze Spektrum – Seed, Early und Later Stage – zur Verfügung zu stellen. Unser Fonds hat ein Volumen von mehr als 300 Millionen Dollar. Dadurch können wir Unternehmen mehr Kapital als andere zur Verfügung stellen – jeweils in Portionen von fünf bis 30 Millionen Dollar. Ein starkes Argument. Aber es geht doch nicht nur ums Geld? Nein, das ist nicht der Hauptgrund, aber es hilft. Wir bieten auch viel Wissen in verschiedenen Bereichen. Ein Partner befasst sich nur mit Fintechs. Ein anderer, Yaron Valler, hat vorher für Hasso Plattner Ventures gearbeitet und kennt sich mit SaaS und Unternehmenssoftware aus. Und da wir mit einem Bein in Israel stehen, haben wir einen guten Draht zu den hochtechnisierten Firmen vor Ort. Wir sind sehr international. Mit Dreamlines sind wir inzwischen in zehn Ländern. Delivery Hero agiert in 30 Ländern. Wir kennen die Welt, und wir helfen Firmen zu verstehen, wie Sachen funktionieren, an die sie vielleicht vorher nicht gedacht haben.

Genau. Du kannst anfangen und für Disruption sorgen. In der ganzen Branche verdienen Leute eine Menge Geld, aber die Kunden sind nicht unbedingt glücklich mit ihren Erfahrungen. Das ist eine gute Basis dafür, dass etwas passieren muss. Welche Bereiche habt Ihr noch im Auge? Wir beobachten eine Konvergenz des Marktplatz-Modells mit Software-as-a-Service. Ein Beispiel ist unser Investment in Docplanner. Die stellen auf der einen Seite eine Plattform zur Arztwahl bereit. Zum anderen gibt es auch eine Software für Ärzte, um Patientendaten zu verwalten. Ein weiterer Trend ist B2B. Business-Kunden sind großartig, wenn man sie bekommt. Sie verdienen mehr, sie haben mehr Life-Time-Values. Kannst Du ein Beispiel nennen? Wir haben vor Kurzem mit Rocket Internet und ­Lukasz Gadowski in den Caterer Lemoncat investiert. Caterer machen B2B-Geschäfte auf zwei Seiten – mit dem Caterer und mit dem Unternehmen, an das sie Caterer-Marketplaces-Services verkaufen. Viele Unternehmen arbeiten so. Ich bin gespannt, wie deutsche Gründer dieser Herausforderung gewachsen sind. Wenn sie es schaffen, wird es viele wertvolle Unternehmen geben. Target Global unterhält Büros in Moskau, Tel Aviv und Berlin. Welche weiteren Hot­spots sind interessant? Ich denke, London wird weiterhin aktiv sein. Man wird sehen, wie der Standort sich nach dem Brexit verändert. Außerdem ist Barcelona sehr aktiv,

ebenso Skandinavien. Im Prinzip könnte man ein tolles Unternehmen überall in der Welt gründen. Was mögt Ihr an Berlin? Wir hatten die Wahl zwischen Berlin und London. Berlin hat schließlich aus verschiedenen Gründen besser gepasst. Zum einen weil die Firmen, nach denen wir aus den Bereichen Business Process Innovation und B2C suchen, hier ansässig sind. In London sind es eher Unternehmen aus den Bereichen Life Science und Halbleiter, die uns nicht interessieren. Zum anderen ist die Kapitalstruktur in der Early Stage hier viel gesünder. In Großbritannien gibt es viele Steuervorteile. Man kann 100.000 Euro investieren und bekommt 100.000 Euro auf der Steuerabrechnung zurück. Das führt zu der verrückten Situation, dass Dinge gefundet werden, die nicht gefundet werden sollten.

„IN LONDON DENKT MAN SICH: WARUM ZUR HÖLLE MACHEN DIE DAS?“ Ist der Markt überhitzt? Ja, irgendwie schon. Es ist einfach nicht gesund, was dort passiert. Die Leute, die hier investieren, sind Entrepreneure. Sie verstehen, was funktioniert oder was zumindest eine Chance hat zu funktionieren. Und deshalb ist das Umfeld in Berlin für uns als VCs, die zur Seed Stage oder später dazustoßen, wertvoller. Die Leute hier tun die richtigen Sachen. In London oder in anderen Städten denkt man sich: ‚Warum zur Hölle machen die das?‘ Wie geht es bei Euch weiter? Wir stellen ein! Wir wollen unser Team erweitern. Das Gespräch führte Jan Thomas.

Alexander Frolov ist seit 2012 Partner bei Target Global und spezialisiert auf digitale B2C-Investments.

Hilft Eure Internationalität auch bei der Kapitalbeschaffung? Ja. Bei Goeuro haben wir zum Beispiel Battery Ventures, NEA und kürzlich auch Goldman Sachs aus den USA an Bord geholt. Dieses Angebot, das wir Gründern machen können, unterscheidet uns von anderen.

Weil man das sehr einfach algorithmenbasiert machen kann. Man braucht kein Unternehmen mit zigtausend Angestellten.

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Fotos: Adela Dupetit

Investoren benehmen sich oft wie Lemminge. Was wird der nächste Bereich sein, auf den sich alle stürzen? Interessante Frage. Ich habe vor ein paar Wochen Garrett Camp, Mitgründer von Uber, in London getroffen. Er hat gesagt: ‚Versicherungen!‘ Versicherungen sind das große Ding in den USA, und wir werden es auch in Europa sehen. In Berlin sind wir beispielsweise Co-Investor bei Finleap und Clark, und es gibt noch weitere Startups wie Financefox und Knip. Das ist auf jeden Fall ein Bereich, den man sich anschauen muss.


Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds. Partech Ventures deckt das gesamte Spektrum an Finanzierungsbedarf bei Tech- und Digitalunternehmen ab. Unsere Investment-Plattform agiert dabei sowohl in Europa als auch in den USA mit folgenden drei Herangehensweisen: Es gibt einen Seed-Fonds (Partech Entrepreneur Fund, circa 100 Millionen Euro), einen Venture-Fonds (Partech International Ventures Fund, circa 350 Millionen Euro) und einen Growth-Fonds (Partech Growth Fund, circa 400 Millionen Euro). Pro Jahr führen wir rund 40 bis 50 Investitionen durch, deren Höhe von 150.000 Euro bis zu 50 Millionen Euro variieren.

Fotos: Partech Ventures

Für welche Unternehmen könnt Ihr Euch begeistern? Wir tätigen Investitionen in richtungsweisende Unternehmen aus den Bereichen Internet und mobile Services, Business-Software und -Anwendungen, Fintech und Insurtech, intelligente Hardware sowie IoT und fortgeschrittene Technologien, auf die folgende Punkte zutreffen: Herausragende und vielseitige Management-Teams, hochdifferenziertes Produkt beziehungsweise Service, kurze Einführungs- und Sales-Schleifen, nachweisliche Traktion und Retention, übersichtliche Kundenakquisitionskosten und Best-in-ClassWirtschaftseinheiten, gezielte Ansprache großer Absatzmärkte und Industrien. Welche Mehrwerte bietet Euer Fonds? Wir sind eine global agierende Technologie-Investment-Plattform, die Unternehmern neben Kapital mit vielen weiteren Services beratend zur Seite steht: Die Plattform fungiert als transatlantische Brücke zur internationalen Expansion sowie als umfassender Beratungsdienstleister. Beschreibe doch bitte Euer Team. Mittlerweile sind wir an die 40 Mitarbeiter an drei Standorten (Berlin, Paris und San Francisco), die als ein Investment-Team eng zusammenarbeiten.

Olivier Schuepbach, General Partner des Berliner Büros bei Partech Ventures

Die zehn Partner haben höchst vielfältige und sich komplementierende Expertisen – die meisten sind selbst Unternehmer oder hielten Management-Funktionen in verschiedenen Technologie-Unternehmen. Wie viele Unternehmen befinden sich in Eurem Portfolio? Mehr als 120 Unternehmen. Wir rechnen damit, innerhalb der nächsten zwölf Monate weitere 40 bis 50 Investitionen hinzuzufügen. Antworten von Olivier Schuepbach partechventures.com


PIVOT

DER RICHTIGE Warum es manchmal wichtig ist, den Kurs zu wechseln, um erfolgreich zu sein Der Fernbusmarkt in Deutschland war gerade frisch liberalisiert. Und natürlich wollten Kunden jetzt Bustickets online vergleichen, so wie sie das bei Flugtickets auch tun. Angebot und Nachfrage auf einer Mobilitätsplattform zu matchen – das war die Vision von Julian Hauck und Johannes Thunert, den Mitgründern von Fahrtenfuchs. Sie hatten bereits einen Algorithmus, bauten einen Prototyp und konnten Investoren von der Idee überzeugen. Im Dezember 2014 sammelte das Startup in einer Seed-Runde eine siebenstellige Summe ein. Doch dann entwickelte sich das Geschäft nicht wie erwartet. Auch die geplante Einbindung des öffentlichen Nahverkehrs stellte sich als technisch aufwendig und ökonomisch unattraktiv heraus. „Wir haben uns entschieden, weiter in die Tiefe zu gehen und die Busse nicht nur vergleichbar, sondern die Tickets auch buchbar zu machen“, erzählt Johannes Thunert. Die Inte­ gration des Nahverkehrs wollten sie stoppen, doch die Investoren waren anderer Meinung. Sie wollten die Neuausrichtung unter dem Namen Distribusion nicht finanzieren. Von den zwölf Mitarbeitern mussten alle bis auf zwei gehen. Distribusion stand vor dem Aus. EIN PIVOT KOMMT IN DEN BESTEN STARTUPS VOR Nur fünf Prozent der Businesspläne werden so umgesetzt, wie sie geschrieben werden, sagt Nils Högsdal, Professor für Corporate Finance und Entrepreneurship an der Hochschule der Medien in Stuttgart. „Das bedeutet aber nicht, dass 95 Prozent der Startups scheitern. Sie machen nur zum Teil etwas anderes.“ Ein Kurswechsel oder auch Pivot ist also keinesfalls die Ausnahme, sondern kommt in den besten Unternehmen vor. Mehr noch: „Ein erfolgreiches Startup macht im Schnitt drei Pivots“, sagt Högsdal. Das Startup Genome Project stellte in einem Report vor ein paar Jahren fest, dass Startups, die einen oder zwei Pivots machen, mehr Kapital einsammeln (2,5-mal mehr), ein höheres Nutzerwachstum haben (3,6-fach) und mit einer höheren Wahrscheinlichkeit (52 Prozent) früher skalieren als Startups, die mehr als zwei Pivots oder gar keinen machen. „Ein Pivot bedeutet, dass mindestens ein Aspekt des ursprünglichen Geschäftsmodells geändert wird“, erläutert Högsdal. „Es

bedeutet nicht, dass man alles über den Haufen wirft.“ Dafür wählt er das Bild eines Kletterers in der Steilwand, der nur an einer Stelle loslassen kann, um sich neuen Halt zu suchen. „Man sollte maximal ein oder zwei Aspekte ändern“, rät Högsdal, „sonst weiß man nicht mehr, was erfolgreich war.“ Eine typische Anpassung sei etwa die Umstellung des Modells von einer Lösung für Endkunden auf ein Business-to-Business-Modell oder die Umstellung einer App von Werbefinanzierung auf ein Abo-Modell. Wichtig sei aber, um im Bild des Kletterers zu bleiben, dass man immer noch den gleichen Gipfel anpeilt, also die gleiche Vision verfolgt. ES GEHT UM EINE STRUKTURIERTE KURSKORREKTUR Eric Ries, der Begründer der Lean-Startup-Methode, definiert den Pivot in seinem Buch „Lean Startup“ als eine „strukturierte Kurskorrektur“. Es geht also um eine geplante Anpassung. „Der Pivot darf keine Ausrede für Gründer sein, die keinen Plan

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M PI O N M IKE TYSO N

„Business ist nichts anderes als ein Knäuel menschlicher Beziehungen.“ Svenja Klüh und Cristin Liekfeldt drehen für den Companisto-Blog regelmäßig Videos über Startups, Investoren und Zukunftstechnologien. Das Video-Interview zum Thema Pivot mit Investor Olaf Jacobi findet Ihr bei unserem Kooperationspartner Companisto:

companisto.com/blog

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Foto: Cristin Liekfeldt, Illustrationen: Louisa Pepay

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PIVOT

WIE MAN DEN KURS KORRIGIERT

DREH haben“, sagt Högsdal. Daher sei es wichtig, die einzelnen Schritte des Pivots zu validieren. „Jeder Pivot beruht auf einer Annahme, die überprüft werden muss.“ Und anders als bei der klassischen Sichtweise geht es nicht darum, das neue Modell über Monate hin zu entwickeln, sondern in einem schnellen Iterationsprozess von Bauen, Messen, Lernen anzupassen. „Es ist besser, zehnmal klein zu scheitern mit einem überschaubaren Budget, als alles auf eine Karte zu setzen“, sagt Högsdal. Bei einem strukturierten Kurswechsel geht es darum, Daten zu sammeln und daraus Rückschlüsse zu ziehen. „Wer erfolgreich sein will, darf nicht stur auf seinem Kurs fahren, sondern muss sich nach dem Wind richten“, sagt Högsdal. „Wichtig ist es, sein Ziel vor Augen zu haben, aber man sollte nicht blind am Kurs festhalten.“ Das falle allerdings vor allem Alleingründern schwer. RECHTZEITIG MIT DEM INVESTOR REDEN Doch wie erklärt man seinen Investoren, die man ja von dem ursprünglichen Weg überzeugt hat, dass man nun einen anderen Kurs nimmt? „Erfahrene Business Angels wissen, dass sie kurzfristig über Anpassungen informiert werden“, meint Högsdal. „Wenn die Vision die gleiche bleibt, dann werden sich die Investoren darauf einlassen“, sagt Uwe Horstmann, Mitgründer des Frühphaseninvestors Project A Ventures. Es gehe ja nicht darum, etwas wild auszuprobieren. „In einer idealen Welt macht man den Pivot frühzeitig, wenn noch Geld auf dem Konto ist.“ Ob man die Investoren überzeugen könne dabeizubleiben, sei eine Kommunikationsfrage. Daher sei es wichtig, die Investoren frühzeitig mit einzubinden. „Das unterscheidet gute von schlechten Unternehmern, auch in dieser Situation noch überzeugend zu sein.“ Trotzdem bleibe es eine Herausforderung. „Ich würde immer auf die Lernkurve abstellen“, rät Horstmann. „Dann ist das für den Investor leichter zu verdauen. Es ist gut, wenn man

So verschieden können Pivots sein, nach Eric Ries

sagen kann, was man jetzt weiß und vorher eben nicht wusste.“ Seine Vorgehensweise beschreibt er so: „Wir stellen eine Investmenthypothese auf. Solange die nicht grundlegend widerlegt ist, glauben wir, dass es einen Weg dahin gibt. Und dass das Team in der Lage ist, diesen Weg zu finden.“ Auch seine Erfahrung sagt: Es klappt meistens nicht beim ersten Mal. Im schlimmsten Fall gelingt es den Gründern nicht, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Investoren aufzubauen – und das Geld ist zu Ende. „Das ist die schwächste Position“, sagt Horstmann. In genau so einer kritischen Situation befand sich Distribusion vor dem Pivot zum B2B-Anbieter einer innovativen Buchungstechnologie für Fernbusse im Sommer 2015. Zunächst floss eigenes Geld in das Unternehmen, dann konnten die Gründer neue Investoren für den neuen Kurs gewinnen. Es gelang ihnen eine Series-A-Finanzierung über sechs Millionen Euro von den internationalen Investoren Northzone, Creandum und HR Ventures einzuwerben. Inzwischen arbeitet Distribusion mit mehr als 150 Fernbusanbietern aus mehr als 25 Ländern zusammen. Die neueste Entwicklung: Distribusion kooperiert nun mit Amadeus, einem weltweit führenden Anbieter von IT-Lösungen für die Reisebranche mit einem Umsatz von knapp vier Milliarden Euro. Corinna Visser

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VO N FLICKR

Zoom-in Hierbei wird eine einzelne Funktion, die zuvor Teil eines Gesamtpaktes war, zum Produkt. Zoom-out Der umgekehrte Schritt: Das Gesamtpaket wird auf eine einzelne Funktion reduziert und als Teil eines größeren Produkts angeboten. Kundensegment Das Produkt löst ein Problem, aber für eine andere Gruppe von Kunden als ursprünglich gedacht. Kundenbedarf Der anvisierte Kunde hat ein anderes Problem, das sich zu lösen lohnt, als ursprünglich gedacht. Plattform Aus einer Anwendung wird eine Plattform – oder umgekehrt. Geschäftsarchitektur Aus einem Geschäft, das auf hohe Margen und niedrige Volumen ausgerichtet ist, wird eines mit niedrigen Margen, aber hohem Volumen – oder umgekehrt. Wertschöpfung Das Unternehmen wechselt seine Wachstumsstrategie, um ein schnelleres oder gewinnbringenderes Wachstum zu erreichen. Wachstumsmotor Es gibt virale, zähe oder bezahlte Wachstumsmodelle. Meist erfordert der Wechsel des Wachstumsmotors auch einen Wechsel der Wertschöpfungsmethode. Absatzweg Ein Wechsel des Verkaufskanals – zum Beispiel durch den direkten Verkauf an den Endkunden. Technik Dieselbe Lösung wird mit einer anderen Technologie erreicht, mit der höhere Preise und/oder bessere Leistung erzielt werden. Quelle: Eric Ries, „Lean Startup – Schnell risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen.“, aus dem Englischen von Ursula Bischoff, Redline Vertrag, 19,99 Euro


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Was haben die Investoren gesagt? Ich bin immer brutal ehrlich. Ich verspreche niemandem das Blaue vom Himmel. Wir haben eine klare Vision, an die wir glauben, und die testen wir. Dazu dient unser monatliches Reporting. Investoren wollen ein kreatives Team, das mit offenen Karten spielt und die richtigen Rückschlüsse aus den Daten zieht. Als ich den Strategiewechsel das erste Mal angedeutet habe, haben tatsächlich alle die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Ich konnte das aber mit Daten untermauern. Inte­ ressanterweise folgen uns jetzt unsere Wettbewerber – zumindest in den USA. Wie haben die Kunden reagiert? Wir fragen die Kunden nach jeder Buchung, wie der Prozess und die Reinigungsdienstleistung waren. Im vergangenen Sommer hatten wir im Schnitt eine Bewertung von 3,8 von fünf möglichen Sternen. Seit drei Monaten sind wir jetzt bei 4,5 Sternen. Offensichtlich gefällt den Kunden, was wir machen. Dabei seid Ihr teurer geworden … Ja, wir zahlen jetzt den Tariflohn, der in Westdeutschland bei 9,80 Euro liegt. Wir waren auch als Plattform schon hochpreisiger als die Konkurrenz.

„ICH BIN IMMER BRUTAL EHRLICH“ Book-a-Tiger-Gründer Nikita Fahrenholz erklärt, warum sein Unternehmen das Geschäftsmodell geändert und wie er die Investoren von dem Kurswechsel überzeugt hat Nikita, warum habt Ihr Euer Geschäfts­ modell umgestellt? Wir haben festgestellt, dass unsere Kunden – vor allem Privatkunden – zwei Dinge wollen: immer die gleiche Putzfrau und gute Qualität in der Reinigungsleistung. Das konnten wir mit dem Plattformgedanken nicht erfüllen. Beim Freelancer-Modell waren wir nicht weisungsbefugt, das heißt, wir konnten den Reinigungskräften nicht sagen, wann sie wo sein sollen, wie sie etwas machen sollen und wie sie dabei auszusehen haben. Das können wir jetzt, weil wir sie anstellen. Ihr macht aus einer digitalen Plattform eine Handwerksfirma? Wir sind trotzdem noch eine Plattform, interpretieren es nur anders. Wir können natürlich noch immer sehr kurzfristig Nachfrage und Angebot miteinander matchen. Nur das Verhältnis zwischen uns und unseren Reinigungskräften ist enger. Wir haben dadurch viele Vorteile: Wir können unsere Arbeitnehmer schulen, genau auswählen, wer zu uns

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passt und Anweisungen geben. Diese Faktoren haben eine direkte Wirkung auf die Qualität unseres Angebots und das Kundenerlebnis. Bleibt ihr eine Tech-Company? Wir haben einen digitalen und effizienten Ansatz. Vermutlich gibt es keine andere Reinigungsfirma, die so viele Entwickler hat wie wir. Wir haben vier Data Scientists, die sich den ganzen Tag darüber Gedanken machen, wie die Plattform die gesamte Aussteuerung automatisch ausführen kann. Unser Ziel ist es, eine digitale Facility Management Company zu bauen und damit diese Branche zu revolutionieren. Wir wollen automatisieren, was die Konkurrenz manuell macht. Was war die größte Schwierigkeit beim Umbau? Wir sind von 100 auf mehrere hundert Angestellte gewachsen und so innerhalb von nur sechs Monaten zur größten Reinigungsfirma für Privathaushalte in Deutschland geworden. Dabei mussten wir viel lernen, zum Beispiel wie wir Reinigungskräfte ausbilden. Dafür haben wir jetzt die Tiger Academy. Und wir mussten unser Recruiting umstellen, von ‚Hey, hast Du nicht Lust, als Freelancer bei uns zu arbeiten?‘ hin zur Rekrutierung qualifizierten Personals. Wie viele Leute habt Ihr jetzt? Wir kommunizieren die Zahl nicht mehr, weil sie wettbewerbsrelevant ist. Wir gehen aber mit sehr großen Schritten auf 1000 Mitarbeiter zu.

Und die Kunden machen das mit? Der Schwarzmarkt ist natürlich immer noch viel günstiger. Aber meiner Überzeugung nach ist es falsch, sich einerseits bei Starbucks einen Fairtrade-­Kaffee für sechs Euro zu kaufen und sich andererseits das eigene Klo für weniger als zehn Euro die Stunde putzen zu lassen.

„INVESTOREN WOLLEN EIN KREATIVES TEAM, DAS MIT OFFENEN KARTEN SPIELT“ Wollen die Reinigungskräfte tatsächlich eine Festanstellung? Der Großteil ja. Wir arbeiten bereits heute daran, in ein bis zwei Jahren Bonusvereinbarungen treffen und Karrieremöglichkeit bieten zu können. Dann ist der Job eine echte Alternative – sowohl monetär als auch vom gesellschaftlichen Status. Gibt es einen Rat, den Du anderen Gründern geben kannst? Man sollte darauf hören, was der gesunde Menschenverstand sagt. Das klingt einfach, aber man kann sich in Startup-Situationen sehr leicht belügen. Es wächst alles schnell, und man schaut nur den Umsatz an oder die Klicks und vergisst, wo das Business steht und ob wirklich alles Sinn macht, was man tut. Für uns war es wichtig zu wissen, wo wir in fünf Jahren stehen und worauf wir dann stolz sind. Bei dem Plattform-Modell wusste ich nicht immer zu 100 Prozent, ob das Feedback positiv ausfällt. Das hat mich nicht stolz gemacht. Mittlerweile weiß ich, dass das nicht mehr passieren kann, weil alle gut ausgebildet sind. Das ist mir wichtig. Das Gespräch führten Anna-Lena Kümpel und Corinna Visser.

Fotos: Jann Venherm

Chef einer modernen Reinigungsfirma: Nikita Fahrenholz ist einer der beiden Gründer von Book a Tiger.



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AM ANFANG FEHLTE DER MUT

„Der Pivot war einer unserer Gründungsmomente“, sagt Valentin Stalf, Gründer von Number26 (jetzt N26) Bau en eine Ban k: das Team von N26

„Die Idee zu N26 ist Maximilian und mir Anfang 2013 gekommen. Wir saßen zu Hause in Wien und haben über verschiedene Ideen nachgedacht. Dann kamen wir auf die geniale Idee, eine Taschengeldkarte mit App (namens Papaya) für Eltern

und Kinder auf den Markt zu bringen. Im Nachhinein betrachtet ein kleiner und schwieriger Markt, daher ist es nicht überraschend, dass fast alle unsere ersten Business Angels Kinder im Teenageralter hatten. Als das Produkt dann in der Testphase war,

kamen immer mehr Tester auf uns zu, die das Produkt nicht für ihre Kinder, sondern für sich selbst verwenden wollten. Das Teenager-Produkt war der Anfang und hat uns den Weg zur größeren Idee gezeigt. Eine Mobile Bank zu gründen, dafür hat uns anfangs noch der Mut gefehlt. Im Nachhinein ist die Taschengeldkarte eine verrückte Idee, eigentlich irre, dass wir daran so fest geglaubt haben und das Produkt bis zum Launch entwickelt haben. Die Entscheidung zum Pivot ist relativ rasch nach dem Start der Beta-Phase gefallen. Als Gründer wussten wir schnell, dass in der Mobile Bank von morgen größeres Potenzial steckt. Relativ bald haben wir dann unsere Investoren eingebunden. Die konnten wir zum Glück schnell für unsere neue Idee gewinnen, auch wenn das nicht ganz einfach war. Unsere Vision ist es, eine paneuropäische Bank zu bauen, die am Smartphone eine exzellente Erfahrung bietet und gleichzeitig die besten Produkte mit einem Klick zugänglich macht. Seit unserem Launch von circa eineinhalb Jahren haben uns mehr als 200.000 Kunden ihr Vertrauen geschenkt. Heute beschäftigen wir bei N26 in Berlin rund 140 Mitarbeiter 20 verschiedener Nationalitäten. Beim Aufbau eines Unternehmens gibt es viele Gründungsmomente, einer war sicher unser Pivot, aber man ist jeden Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Wer genügend Durchhaltevermögen mitbringt, hat am Ende zumindest die Chance, ein langfristig erfolgreiches Unternehmen aufzubauen.“

ERST EINE APP, DANN EINE PLATTFORM „Es war ein schmerzhafter Prozess“, berichtet André M. Bajorat, zuerst Business Angel, jetzt CEO von Figo

„Figo startete 2012 als Banking-App, die sich an Endkunden richtete. Ziel war es, dem Nutzer ein finanzielles Zuhause zu geben und die Bank als Frontend zu ersetzen. Doch 2013 gab es Probleme, die App über den Appstore von Apple anzubieten, was beinahe das Ende des jungen Unternehmens zur Folge hatte. Ein B2B-Angebot war zwar schon länger Teil der Figo-Idee gewesen. Allerdings haben wir uns zu Beginn auf den B2C-Case fokussiert. Daher war es keine totale Überraschung, als der Pivot im Gesellschafterkreis besprochen wurde. Dennoch war es ein schmerzhafter und harter Prozess für das gesamte Team. Mit dem Zuspruch der richtigen Menschen um uns herum, ist es uns aber gelungen. Kunden und Lieferanten haben wir sehr klar und offen über die Situation in Kenntnis gesetzt und hatten das Glück, dass diese uns zum großen Teil treu geblieben sind. Ende 2013 begann der Fintech-Boom. Immer mehr Unternehmen identifizierten ein Problem im Finanzwesen, dessen Lösung sie in modernen und benutzerfreundlichen Anwendungen sahen. Genau an der Stelle kommt Figos API ins Spiel, die im Rahmen der App-Entwicklung ohnehin schon für Figo selbst das Mittel zum Zweck war. Der Bedarf, Finanzquellen innerhalb kürzester Zeit in eigene Services zu integrieren, war so groß, dass sich daraus die jetzige Geschäftsidee entwickelte. Figo ist der erste Banking-Service-Provider Europas und ermöglicht

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Diensten seiner Kunden und mehr als 55 Millionen Online-Banking-Konten in Deutschland und Österreich. Neben Fintechs nutzen auch Banken und Großunternehmen die Lösung. Figo hat heute 31 Mitarbeiter, und 700 Entwickler arbeiten derzeit mit der API.“

Dritten innovative Services mit Banking-Funktionen. Durch die Integration der Figo-Banking-API können diese ihre Anwendungen, Produkte und Dienstleistungen an derzeit mehr als 3100 Finanzquellen anbinden. Figo schlägt mit der Banking-asa-Service-Plattform die Brücke zwischen modernen

Au f de n B2B-M ark t fok

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Fig o


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DER MARKT WAR NICHT BEREIT

„Mit dem Feedback änderten wir das Modell“, sagt Christian Henschel, CEO von Adjust „Bei der Gründung von Adjust beruhte das Geschäftsmodell auf Mobile Ad Verification, sprich der Überprüfung, ob Anzeigen realen Menschen an realen Orten gezeigt werden. Aus dem Konzept entstand ein Prototyp, der in alle Ad-Netzwerke integriert werden musste, damit die Verifizierung funktioniert. Nachdem der Prototyp fertig war, mussten wir leider feststellen, dass der Markt für diese Art Technologie noch nicht bereit war. In erster Linie waren Medienagenturen und nicht App-Entwickler am Kauf des Produktes interessiert. Dieser Umstand reduzierte aber die von uns geschätzte Marktgröße erheblich, da zu Anfang App-Entwickler mit eingerechnet wurden. Während erster Tests stellte sich zudem heraus, dass auf dem Markt noch eine Lücke für Attribution, also die Zuordnung von Ads, bestand: Es gab bereits Akteure, die sich mit dem Problem befassten, jedoch waren diese nicht für die Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen geeignet (was Privatsphäre und Datenschutzverordnung betraf). Mit den Erkenntnissen aus den Tests sowie dem Feed­ back des Marktes änderten wir das Geschäftsmodell im August/September und stellten auf App-Attribution um. Zudem suchten wir im Netzwerk nach Ingenieuren, die neue Expertise ins Team einbringen.

Im me r in Be we gu ng:

die Grü nd er von Ad jus

Zum Zeitpunkt der Umstellung hatte Adjust nur einen Investor, Target Partners, der bereit war, die gesamte Reise mit Adjust zu bestreiten. Aus seiner Erfahrung heraus verstand Target die Erkenntnisse, die Adjust auf dem Markt gesammelt hat, und stimmte der Entscheidung im vollem Umfang zu. Der Investor wusste, dass diese Art des Lernens Teil des Prozesses ist. Mittlerweile hat sich der Markt weiterentwickelt und Adjust ist zum anfänglichem Konzept zurückgekehrt, jedoch mit einem neuen Blickwinkel. Die Bekämp-

t

fung von mobilem Ad-Betrug (Fraud) ist zu einem wichtigen Bestandteil des Produkts geworden. Der Markt ist zunehmend bereit, sich mit dem Problem der Zuschreibung auseinanderzusetzen und Adjust einen Schritt näher, es zu lösen. Die vielen Erkenntnisse, die über den Markt gesammelt wurden, können nun in die Entwicklung des Produktes mit einfließen. Nichtsdestotrotz gibt es noch viele Entwicklungsrichtungen für Adjust, von denen viele heute noch gar nicht absehbar sind.“

WEITERBILDUNG IM VISIER

Fotos: Adjust, Figo, Number26, Iversity

Hannes Klöpper, CEO von Iversity, testete den Markt mit einem Wettbewerb

„Die Idee zu Iversity entstand ursprünglich aus der Frustration über die digitale Abstinenz der Hochschulen. In der Lehre wurden lediglich benutzerunfreundliche Learning-Management-Systeme eingesetzt, bei denen es sich letztlich um PDF-Friedhöfe handelte. Das wollten wir ändern. Aber wir mussten schnell erkennen, dass Hochschulen für Start­ ups schwierige Kunden sind. Der Vertriebsprozess war sehr zäh. Als die Massive Open Online Courses (MOOCs) aufkamen, sahen wir die Chance, das Thema Online-Lernen ganz unabhängig von bestehenden Institutionen voranzubringen. Zusammen mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft lobten wir bei einem Wettbewerb 250.000 Euro für die besten Online-Kurs-Konzepte aus. Die Resonanz war groß, schon am Tag unseres Launches im Oktober 2013 hatten wir mehr als 100.000 angemeldete Nutzer. Im Anschluss wuchs unser Angebot kostenloser akademischer Online-Kurse aus allen Wissensgebieten weiter. Dabei haben wir nicht nur mit Hochschulen zusammengearbeitet, sondern zum Beispiel auch mit der EU, den Vereinten Natio-

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nen und dem WWF. Mitte 2015 haben wir unser Geschäftsmodell geändert und uns das Thema Weiterbildung vorgenommen. Dabei konnten wir natürlich auf all das zurückgreifen, was wir zuvor gelernt haben, wie man gute Online-Lehre gestaltet. Zusammen mit der WHU haben wir einen Kurs zum Thema Visual Thinking entwickelt, der sowohl bei Berufstätigen als auch Unternehmen hervorra-

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gend ankam. In den letzten Monaten konnten wir mit unserem Angebot einige namenhafte Kunden wie etwa die Deutsche Bahn, KPMG, RWE, die Commerzbank oder auch den Stahlhändler Klöckner gewinnen. In 2016 werden wir uns voll auf den Ausbau unseres digitalen Weiterbildungsangebots konzentrieren. Das werden wir jetzt allerdings mit neuen Investoren tun müssen.“

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NAME: Capnamic Ventures

GRÜNDUNG: Februar 2013

GRÜNDER: Jörg Binnenbrücker und Christian Siegele

MITARBEITER: zehn

STANDORTE: Köln und Berlin

SERVICE: Das Unternehmen unterstützt Startups aus den Bereichen Mobile Applications, Softwareas-a-Service, Internet of Things, Fintech, Mobility und E-Health überwiegend in der Frühphase mit Wagniskapital. capnamic.de

„MAN SOLLTE KEIN TOTES PFERD REITEN“ Olaf, wie viele Startups, in die Du investiert hast, haben einen Pivot gemacht? Die genaue Zahl kann ich nicht sagen, aber es kommt in den meisten Fällen vor. Man rechnet zwar nicht damit, aber es passiert, weil einige Annahmen über den Markt, die Wettbewerber oder die Reaktion der Kunden nicht hundertprozentig stimmen. So passieren Pivots. Je später ein Investor in ein Unternehmen investiert, desto weniger. Wenn man in der Series B investiert, dann gibt es eigentlich keine Pivots mehr. Was ist Deine Definition von einem Pivot? Als Investor investiert man nicht in ein fertiges Produkt, man investiert in ein Team, in einen Markt,

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in eine Technologie. Und wenn aus dieser Technologie nicht das Produkt herauskommt, das der Markt gerade braucht, dann baut man ein anderes Produkt. Das nenne ich einen Pivot. Wie viel Geduld muss man haben, bis man feststellt, der Markt will ein Produkt nicht? Natürlich brauchen einige Sachen länger, bis sie sich durchsetzen. Aber wenn das Produkt fertig ist und man es den ersten Kunden zeigt und die sagen, ‚damit kann ich nichts anfangen‘, dann ist das ein Signal. Anders ist es, wenn man sagt: ‚Das Produkt passt, wir brauchen aber lange, um es in den Markt zu bringen.‘ Ein Beispiel: Man will von Deutschland nach Rom – zu Fuß. Wenn ich den direkten Weg wähle, muss ich über die Alpen. Wenn ich vor den Alpen stehe und sage, ‚es ist echt schlechtes Wetter und es macht keinen Sinn, hier über die Alpen zu gehen‘, dann sollte ich einen Umweg nehmen. Das heißt, ich muss irgendwie an den Alpen vorbei. Das ist ein Umweg, aber ich komme auf jeden Fall nach Rom. Wie erkennt man, ob man einen anderen Weg wählen muss?

Ich habe mein letztes eigenes Startup 2005 in Boston gegründet. Wir hatten internationale VCs, weil wir ein sehr erfahrenes Team waren. Wir haben einen Linux-Server gebaut, ganz ähnlich dem, was Protonet heute in Hamburg macht. Die großen Distributoren, mit denen wir vorher gesprochen haben, sagten, sie würden den Server verkaufen. Wir wollten ihn gegen Microsoft in den Markt bringen. Wir haben sieben Millionen Dollar von den VCs eingesammelt und angefangen zu verkaufen. Aber auf einmal wurde klar, das Ding will keiner verkaufen. Der Kunde kommt zum Verkäufer und sagt: ‚Ich hätte gern einen Microsoft-Server.‘ Und kein Verkäufer sagt dann: ‚Nimm doch den Collax- Server.‘ Darauf hatten wir keinen Einfluss. Als das nach drei, vier Quartalen klar war, mussten wir einen Pivot machen. Ich habe also zu meinen Investoren gesagt: ‚Leute, wir können jetzt noch weiter Geld verbrennen, oder wir machen etwas anderes.‘ Sind es immer die Gründer, von denen die Initiative zum Kurswechsel ausgeht? In einem guten Team sind es die Gründer. Wenn du ein schlechtes Gründerteam hast, dann sind es andere Leute, vielleicht Investoren oder der

Fotos: Saskia Uppenkamp

Olaf Jacobi von Capnamic Ventures erklärt, warum manche Investoren lieber den CEO auswechseln, als das Geschäftsmodell zu ändern, und warum er davon abrät


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War selbst Startup-Unternehmer: Olaf Jacobi. Er weiß daher, wie es ist, wenn man als Gründer seinen Investoren den Kurswechsel erklären muss.

Aufsichtsrat. Aber die Gründer sind ja ganz nah dran, setzen die Dinge täglich um und reden mit den Kunden. Wenn die nicht drauf kommen … Natürlich möchte ein Gründer nicht so einfach aufgeben, es ist ja schließlich seine Idee. Dann ist der Investor als Partner da, um zu fragen: ‚Rennst du dich da jetzt nicht tot?‘ Aber das erste Gefühl, das etwas nicht stimmt, haben die Gründer. Wie ist das für den Investor, der ja zunächst von den Argumenten der Gründer überzeugt war? Wenn man selber Gründer war, kennt man das Gefühl. Wer reiner Investor ist, wer nie selbst ein Unternehmen aufgebaut hat, für den ist das ein Schock. Was muss ein Gründer tun, um die Investoren zu überzeugen? Authentizität ist ganz wichtig und auch Offenheit. Zu sagen: ‚Das war meine Idee, aber ich habe festgestellt, das funktioniert jetzt (noch) nicht, lass uns einen Schritt zur Seite gehen und einen anderen Weg nehmen.‘ Wenn man das richtig rüberbringt, ist das ein Zeichen von Stärke. Was den Investor angeht: Capnamic Ventures hat den Anspruch, wenn es mal Bad News gibt, und ein Pivot ist keine Good News, dann möchten wir der erste Ansprechpartner sein. Das Schlimmste ist, wenn Gründer sagen: ‚Wir wissen, es funktioniert nicht, aber wir wollen weitermachen, weil wir den Investor nicht sauer machen wollen.‘ Das ist Humbug! Wie nimmt man die Mitarbeiter mit? Bei den Mitarbeitern sehe ich kein Problem. So ein Pivot findet in den ersten ein bis zwei Jahren eines Startups statt. Da ist das Team eine eingeschworene Gemeinschaft. Wer ist am schwersten zu überzeugen? Aus meiner eigenen Erfahrung sind das die Investoren, die selbst keine unternehmerische Erfahrung haben und Märkte und Unternehmen an Hand von Excel bewerten.

Wie managt man einen Pivot? Das gute an einem Pivot ist ja, dass man bereits Erfahrung gesammelt hat, und die muss man nutzen. Und man muss die Finanzen planen. Mit dem Pivot startet man die Entwicklung neu, und bevor die ersten Umsätze kommen, sind dann nicht wie geplant sechs Monate, sondern vielleicht sogar zwölf Monate vergangen. Da braucht man einen Investor, der mitzieht. Retrospektiv ist das Einräumen von Fehlern ein Zeichen von Stärke. Es gibt viele Teams mit unerfahrenen und schwachen Leuten, die rennen einfach weiter, wie ein Hamster im Laufrad und merken gar nicht, dass sie etwas verändern müssen. Man darf als Gründer also nicht zu sehr verliebt in sein Produkt sein? Punkt! Als Unternehmer muss man hartnäckig sein. Wenn man durch die Eingangstür nicht reinkommt, muss man schauen, ob vielleicht ein Fenster offensteht, oder man geht durch die Hintertür. Aber man muss auch irgendwann hinterfragen, ob es an einem selbst liegt oder an dem Produkt oder an den Kunden. Es ist falsch, immer mehr Features auf das Produkt zu schmeißen in der Hoffnung, dass es sich dann verkauft. Aber Hartnäckigkeit ist doch eine wichtige Eigenschaft für einen Unternehmer? Das sage ich ja, dass das wichtig ist. Aber man muss sich auch irgendwann eingestehen, dass man nicht die Erfolge erzielt, die man sich vorgestellt hat. Es gibt diese schöne Metapher: ‚to ride a dead horse‘. Man sollte kein totes Pferd reiten. Ein Beispiel: In meinem Alter noch Weltmeister im Marathon werden zu wollen, ist eine Schwachsinns­ idee. Ich könnte sagen, ich trainiere härter. Das bringt aber nichts. Wenn ein Pferd tot ist, könnte man den Reiter wechseln. Das machen Investoren. Die schmeißen den CEO raus, aber das Pferd bleibt tot. Oder ich gebe dem Pferd mehr zu essen, also mehr Investment. Bringt nichts. Es ist immer noch tot. Daran kann man gut sehen: Du musst das Pferd wechseln. Ich denke, diese Metapher trifft für einen Pivot hervorragend zu. Die Gründer müssen selbst feststellen: ‚Mein Pferd ist tot.‘ Denn die meisten Investoren versuchen, das Thema zu fixen, indem sie den Reiter wechseln oder mehr Geld reinstecken.

OLAF JACOBI ist seit Dezember 2015 Managing Partner bei Capnamic Ventures. Der 48-Jährige hat mehr als 20 Jahre Erfahrung als Manager, Unternehmer und Investor. Von 2007 bis 2015 war er Partner und Mitinhaber bei Target Partners. Von 1999 bis 2007 gründete er mehrere Startups. In seiner Freizeit spielt Olaf ambitioniert Beachvolleyball.

Wie oft darf man einen Pivot machen? Das kommt auf die Beteiligten an, auf die Symbio­ se von Gründerteam und Investor. Wie agieren sie miteinander, wie kommunizieren sie? Hat der Investor schon einmal in einer ähnlichen Situation gesteckt als Unternehmer? Hat er absolutes Vertrauen in den Gründer? Da spielen sehr viele Fragen eine Rolle. Wann entscheidet man, dass das kein Pivot mehr ist, sondern das Aus? Wenn man das wüsste (lacht). Irgendwann kommen die Gründer als erste dahin und sagen: ‚Leute, das macht keinen Sinn.‘ In den meisten Fällen wird es eine Übereinkunft zwischen den Gründern, dem Investor und dem Board sein. Das ist wie in einer Beziehung. Das kennt jeder von uns. Man versucht es immer wieder, aber irgendwann merkt man, dass es nicht mehr geht. Also probiert man so lange, bis das Geld weg ist? Andersrum: Das Geld ist irgendwann weg, und dann kann man nicht mehr probieren.

Das Gespräch führte Corinna Visser.

Pivot ist nicht die Ausnahme: Er kommt bei den meisten Startups vor, sagt Olaf Jocabi.

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BÜROBESUCH

BEWEGUNG MIT KAFFEETASSE Bei Getyourguide trifft sich das Team in der Küche

NAME: Getyourguide

GRÜNDUNG: 2009

GRÜNDER: Tao Tao, Johannes Reck, Josef Gatzek

MITARBEITER: etwa 200, davon 170 in Berlin

STANDORTE: Berlin, Zürich, Rom, Las Vegas, Paris, London, Barcelona, Bangkok, Dubai, New York, Sydney

SERVICE: Online-Buchung von Tickets für Sehenswürdigkeiten

Treffpunkt: Zum Mittagessen sitzen die Mitarbeiter auch gern in der kleinen Küche im ersten Stock zusammen.

getyourguide.de

kann sich in einen der acht Meeting-Räume zurückziehen. Zwei davon sind so klein, dass sie liebevoll „Telefonbuden“ genannt werden. Die Möbel im ganzen Büro sind schick und schlicht: weiße Tische, schwarze Stühle, ein großer Monitor an jedem Platz. „Ich bin hier auch für die Arbeitssicherheit zuständig und achte sehr auf ergonomische Arbeitsplätze“, sagt Mandy. „Unsere Tische sind alle höhenverstellbar, und wer mal vom Schreibtisch weg möchte, kann sich mit seinem Laptop in eine Couchecke zurückziehen.“ Gegenüber den Büros im zweiten Stockwerk steht ein hölzerner Affenfelsen mit roten Sitzsäcken: die Update Area. Jeden Freitag treffen sich hier um 17.30 Uhr alle Mitarbeiter und beenden die Woche gemeinsam mit Vorträgen und Bier. Ein Teil des Teams in Berlin hatte leider keinen Platz mehr im Hauptquartier. Deswegen arbeiten die mehr als 30 Mitarbeiter aus den Abteilungen Content und Finance in der Greifswalder Straße und die 80 Leute im Customer Service haben ein separates Büro in Kreuzberg. In einem Jahr will Getyourguide deshalb an einen anderen Standort ziehen, damit das ganze Berliner Team an einem Ort zusammenarbeiten kann. ak

Gemütlich: In der Update Area beendet das Getyourguide-Team gemeinsam die Woche.

Fotos: Adela Dupetit

Die Wurzeln von Getyourguide liegen in Zürich. Drei Jahre nach der Gründung 2009 zog das wachsende Tourismus-Startup nach Berlin. Im Headquarter, einem modernisierten Backsteinbau am Prenzlauer Berg, arbeiten nun 60 Mitarbeiter auf zwei Etagen. Treffpunkt am späten Morgen ist die große, moderne Küche im zweiten Stockwerk: Ab neun gibt es Frühstück. Einige Mitarbeiter tragen ihre vollen Kaffeetassen mit sich herum, denn die einzige Kaffee­m aschine steht eine Etage tiefer in der kleineren Küche. „Das hat sich so ergeben, und bisher haben wir keinen Anlass gesehen, das zu ändern. So sind die Mitarbeiter animiert, sich zu bewegen, und die Teams auf den verschiedenen Stockwerken laufen sich öfter über den Weg“, erzählt Mandy Mill. Sie ist für das Office-Management zuständig. Der Weg nach unten führt durch einen schmalen Gang, rechts sitzen, durch Glaswände getrennt, die Teams für Sales und Marketing. Die Entwickler arbeiten ein Stockwerk tiefer. Die Räume bei Getyourguide sind groß und offen. Auf der ersten Etage sitzen die verschiedenen Abteilungen an großen Tischgruppen in einem einzigen Raum. Wer in Ruhe etwas besprechen will,


BÜROBESUCH

Kreativ: Die Entwickler kleben ihre Projekte einfach an die Wände.

Souvenirs: Die Mitarbeiter bringen Kühlschrankmagnete von ihren Reisen mit.

Inspiration: Um neue Partner zu akquirieren, holen sich die Mitarbeiter Anregungen in Reiseführern. Company Culture: Die Fotos der James-Bond-Mottoparty vor Weihnachten hängen im Office.

Die Welt erobern: Auf der Karte an der Wand ist eingezeichnet, wo es Getyourguide schon überall gibt.

Wochenende: Zum Freitags-Update gibt es Bier. Hell und offen: das Büro der Marketing-Abteilung

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DURCHSTARTEN IN X-BERG Erfolgreiche Symbiose: GSG Berlin und Startups

SCHMUCKVOLLE GRÜNDERZEITFASSADEN Alles begann 1966 mit dem Kauf des Gewerbehofes in der Blücherstraße, der auch noch heute im Bestand der GSG Berlin ist. Weitere Ankäufe folgten, die Gewerbehöfe wurden behutsam instandgesetzt und teils durch moderne Erweiterungsbauten

ergänzt. Heute gehören zum Portfolio 45 Standorte mit rund 900.000 Quadratmetern Gewerbefläche. In Kreuzberg tummeln sich besonders viele architektonische GSG-Perlen mit interessanten Geschichten. In der Oranienstraße 6 tüftelte Konrad Zuse an seinem ersten Rechner, in der Reichenberger Straße erblickten Bechstein-Flügel und -Klaviere das Licht der Welt.

KLEIN ANFANGEN, GROSS RAUSKOMMEN Heute findet man in der Mieterliste der GSG Berlin viele bekannte Namen der Berliner Startup-Szene. Oft haben sie hier, teils mit Unterstützung der GSG Berlin, klein angefangen und sind mittlerweile groß rausgekommen. Es sind ständig wechselnde Flächenangebote in vielen Größenordnungen verfügbar. Mehr unter: www.gsg.de

20-MAL IN X-BERG GSG-Hof Adalbertstraße 5–8 GSG-Hof Alexandrinenstraße 2–3 GSG-Hof Blücherstraße 22 GSG-Hof Gneisenaustraße 66–67 GSG-Hof Köpenicker Straße 145 GSG-Hof Köpenicker Straße 154–157 AQUA Carré, Lobeckstraße 30–35 GSG-Hof Lobeckstraße 36

GSG-Höfe Oranienstraße 6, 10–11, 24 und 188 GSG-Hof Prinzessinnenstraße 19–20 piano forte Hof, Reichenberger Straße 124 GSG-Hof Schlesische Straße 27 GSG-Höfe Skalitzer Straße 97 und 127–128 GSG-Hof Urbanstraße 71 GSG-Höfe Waldemarstraße 33 a und 37 a GSG-Hof Zossener Straße 55–58

gsg.de/kreuzberg

CLUE – NOW YOU KNOW Mit der Zyklus- und Fruchtbarkeits-App Clue können Frauen weltweit auf einfache und vertrauensvolle Art und Weise ihren Körper besser kennenlernen. helloclue.com

GSG-HOF ADALBERTSTRASSE

Fotos: GSG Berlin, Companisto/Max Jurisch

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er durch Kreuzberger Straßen flaniert, kommt an den markanten, silberfarbenen drei Buchstaben an Klinkersteinfassaden nicht vorbei. GSG – das steht für Gewerbesiedlungs-Gesellschaft (GSG Berlin), die 1965 gemeinsam vom Land Berlin, der Berliner Handwerkskammer und der IHK gegründet, im Jahr 2007 aber privatisiert wurde und heute Teil eines europaweit agierenden Immobilienunternehmens ist. Ziel war es, in den Nachkriegsjahren Berliner Firmen günstige Büro- und Gewerbeflächen in der Hauptstadt zur Verfügung zu stellen. Daran hat sich auch 51 Jahre später nichts geändert.


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CROWDFUNDING FÜR STARTUPS Companisto ist Marktführer für Crowdinvesting. Hierbei schließen sich viele Menschen zusammen, um sich gemeinsam an Startups und Wachstumsunternehmen zu beteiligen. companisto.com

GSG-HOF KÖPENICKER STRASSE UND INNENANSICHT

COWORKING SPACE Betahaus ist ein Coworking- und Event-Space für Entrepreneure und Kreative, die ihre eigenen Projekte verwirklichen und sich mit anderen austauschen wollen. betahaus.de

GSG-HOF PRINZESSINNENSTRASSE

SOFTWARE-LÖSUNGEN Xailabs ist ein innovatives Softwareunternehmen, das funktionale Enterprise-Lösungen gestaltet, originelle mobile Anwendungen kreiert und nachhaltige Markenerlebnisse schafft. xailabs.com/de

GSG-HOF LOBECKSTRASSE

SERIELLER 3-D-DRUCKER BigRep ist der Entwickler und Hersteller des weltweit größten, serienmäßig verfügbaren 3-D-Druckers. bigrep.com

GSG-HOF GNEISENAUSTRASSE


N E U E S TA R T U P S

ELEVATOR PITCH Du im Aufzug. Pling. Tür auf. Dein Trauminvestor tritt ein. Das ist die Chance Deines Lebens. Du musst überzeugen – in 30 Sekunden. Nerven behalten: Du schaffst das!

SERVICE: Die Schuhleister nutzen moderne Technik wie den 3D-Druck und optische Fußvermessung, um maßgefertigte Schuhe mit nur einer Vermessung anzubieten. SERVICE: Digitando sammelt E-Mails, die beim Onlineshopping anfallen, und bündelt sie auf einer übersichtlichen Oberfläche.

GRÜNDER: Timo Marks

GRÜNDER: Florian Götz

die-schuhleister.de

GRÜNDUNG: November 2015

PITCH: Die Schuhleister lassen ein altes Handwerk der kundenindividuellen Schuhe mit den Methoden des 21. Jahrhunderts wieder neu aufblühen. Wir nutzen unter anderem optische Fußvermessung und 3D-Druck der Leisten und Einlagen, um moderne und hochqualitative Maßschuhe anzubieten, die nach einmaliger Vermessung passen und jederzeit durch den Kunden nachbestellt werden können. Hierbei sorgen wir für die perfekte Mischung aus Anpassung an den Fuß mit Gesundheitsaspekten und persönlicher Zufriedenheit des Endkunden beim Stil – dies stellt die Schuhleister-Kundenzufriedenheitsmotivation dar. Die Schuhleister sind ein B2B-Service, welcher Geschäftskunden (Händler, Marken, Hersteller, Unternehmen) unterstützt, ihre Kunden und Mitarbeiter zufriedenzustellen.

PITCH: Heute basiert die Beziehung zwischen Onlineshops und Kunden auf jeder Menge E-Mails. Sie sollen den Kunden zum nächsten Kauf animieren. Dabei liegt die Erfolgsquote bei sechs Prozent und kostete deutsche Unternehmen im Jahr 2015 1,9 Milliarden Euro. Digitando ist die digitale Sekretärin: Sie erledigt derartige Post und stärkt damit die Kundenposition gegenüber Onlineshops. Informationen in Bestellungen, Rechnungen, Angeboten, Kontakt- und Zugangsdaten werden gebündelt und für unsere Nutzer dargestellt. Zusätzlich belohnen wir die individuelle Kundenbeziehung mittels Cashback. Freemium für private Nutzung und Abo für Business-Kunden sind die Einnahmequelle. Die praktische Anwendung des Vendor-Relationship-Managements macht Digitando einzigartig, extrem skalierbar und seit Ende März nutzbar.

WOLLT IHR EUER STARTUP HIER PRÄSENTIEREN? MELDET EUCH: pitch@berlinvalley.com

SERVICE: Nook Names verbindet Auftraggeber mit handverlesenen Freelancern aus der Kreativ- und Werbebranche. GRÜNDER: Phil Meinwelt, Jonas Drechsel GRÜNDUNG: Februar 2016 nook-names.de PITCH: Nook Names als Freelancer-Netzwerk ist über Jahre gewachsen. Nach 15 Netzwerk-Events umfasst unsere Community inzwischen mehr als 600 kreative Freelancer aus den Bereichen Design, Text, Entwicklung, Foto, Video und Marketing. Wir haben sie in einem Aufnahmeverfahren darauf getestet, ob wir sie gern als Dienstleister weiterempfehlen möchten. Seit unserer Gründung akquirieren wir interessierte Auftraggeber aus der Agentur- und Startup-Branche, denen wir persönlich auf ihren Bedarf hin abgestimmte Freelancer vorschlagen. Mit diesen Erfahrungen und einem Proof of Concept gehen wir den nächsten, deutlich skalierbareren Schritt. Aktuell suchen wir dafür vor allem Startups, die Freelancer-Bedarf haben, sowie Investoren, die gerne mit uns das Google der FreelancerSuche aufbauen möchten.

Fotos: Digitando, die Schuhleister, Nook Names

digitando.de

GRÜNDUNG: Juni 2016


D E M O D AY S

AB INS FERNSEHEN Demo Day bei Prosiebensat.1 Nur vier Startups hatten sich unter mehr als 300 Bewerbern für das siebte Batch des Prosiebensat.1 Accelerators durchgesetzt und präsentierten sich Ende Juni beim Demo Day: die Vergleichsplattform für Immobilienbesitzer 123makler.de, der digitale Automobilklub Jimdrive, das Online-Pfandhaus Valendo und der Spielzeugverleih Meinespielzeugkiste.de. Sie alle verfügen nun über ein Werbebudget in Höhe von 500.000 Euro auf den TV-Sendern von Prosiebensat.1. p7s1accelerator.com

RAUS AUS DER GRÜNDERETAGE Demo Night bei Microsoft Acht Startups schlossen ebenfalls Ende Juni die fünfte Klasse des Microsoft Accelerators ab. Die Themen waren vielfältig, es präsentierten: das Online-Therapieprogramm Caspar, die Mitglieder-Management-Plattform Raklet, die Plattform für digitalisierte Fabriken Factor-E, das Logistik-Software-Startup Flutaro, das Netzwerk Linknovate für innovative technische Entwicklungen, die Gesundheits-App Hidoc, das Produktivitätstool Datary und die Musik-Sharing-Plattform iGroove. microsoftaccelerator.com

WECHSELHELFER UND MITGESTALTER

Fotos: Prosiebensat.1, Microsoft, Stefan Kny

Demo Day bei GTEC Anfang Juli lud Christoph Räthke zum Demo Day der GTEC Startup Academy und des Labs. Insgesamt neun Startups stellten sich vor, darunter das Immobiliennetzwerk RealPD, die Mitgestaltungsplattform Projecttogether, die Multiplayer-Music-Maker-App Polyjammer, die Personal-Coaching-Plattform Ellistra, der automatisierte Recruitment-Berater iCombine und den Wechselhelfer Swapp, mit dem Haushalte günstigere Versorger und Spezialisten finden. gtec.berlin

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„Eigene Spielregeln definieren“: Diskussionsrunde auf dem Women in Leadership Summit in Monaco

SEI STARK, SEI SCHLAU, SEI FRAU Wie kann Genderparität in der Arbeitswelt beschleunigt werden? Was können Frauen tun? Was ist der Beitrag der Männer? Welche Rolle spielen neue Technologien? Uschi Schreiber, EY Global Vice Chair, erklärt, wie Frauen in Zeiten des digitalen Wandels stärker in Führung gehen können – als Managerinnen und Unternehmerinnen

MÄNNER, WO BLEIBT IHR? Obwohl die Einladung zu dem Summit an Männer wie Frauen ging, fiel auf, dass erstere nur sehr vereinzelt im Publikum vertreten waren. Sicher, es gibt auch nicht von der Hand zu weisende Vorteile von Meetings mit einem vorwiegend weiblichen Publikum: So kann die Diskussion auf einem hohen inhaltlichen Niveau geführt werden, was daher rührt, dass gemeinsame „weibliche“ Karriereerfahrungen und Hintergrundwissen aus erster Hand ausgetauscht werden. Aufgrund der Tatsache, dass männliche Teilnehmer am Wirtschaftsleben immer noch die meisten Senior- und Führungspositionen innehaben, ist es jedoch von entscheidender Wichtigkeit, dass Männer aktiv an der Diskussion über Geschlechtergleichbehandlung und -gerechtigkeit teilnehmen. Frauen und Männer müssen sich zusammenschließen, wenn ein wirklicher Wandel in der Arbeitswelt und am Arbeitsplatz stattfinden soll. Frauen erreichen mittlerweile eine ganze Menge als Führungskräfte am Arbeitsplatz oder Unternehmerinnen im eigenen Betrieb. Sie führen die Genderdiskussion weiter an. Diese Diskussion braucht aber männliche Führungskräfte als Diskussionspartner, damit sich ein vollständiges Bild ergibt, das

als Blaupause für weiteres, zielführendes Handeln dienen kann. Im Interesse aller. FRAUEN, BLEIBT IHR SELBST Um die eigenen Stärken ausspielen zu können, müssen weibliche Führungskräfte Antworten auf zentrale Fragen finden. So wurde auf dem Summit die Kernfrage gestellt: „Was ist eine authentische und glaubwürdige weibliche Führungspersönlichkeit – und wie wird man eine?“ Margaret Heffernan, Entrepreneurin, CEO und Autorin von „Beyond Measure: The Big Impact of Small Changes“ sowie zahlreichen anderen Büchern und Artikeln konnte einiges zur Diskussion beitragen. Ihr erster Rat an andere Führungsfrauen lautete: „Definieren Sie Ihre eigenen Spielregeln!“ Sie selbst hatte im Laufe ihrer Karriere erkannt, dass es nicht zielführend für Frauen ist, Männer und ihren Führungsstil zu kopieren. Nach den ersten Versuchen in dieser Richtung erkannte sie, dass dies kein Erfolgsrezept ist. Ihr Resümee aus ihren Erfahrungen: „Ich will nicht das Spiel anderer spielen. Ich glaube, dass wir Frauen dazu da sind, die Spielregeln zu verändern.“ Der Standpunkt von Margaret Heffernan trug zu einer lebhaften Diskussion bei und warf viele

Fotos: Studio phenix

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enderparität in der Arbeitswelt und Gesellschaft ist ein überragend wichtiges Thema, das in so gut wie alle Lebensbereiche hineingreift. Die Gleichstellung der Geschlechter ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch des Erfolgs von Organisationen und Gesellschaften. Es gibt ganz klare Beweise, dass Unternehmen und Staaten mehr erreichen, wenn sie Frauen gleichberechtigt einbeziehen. Es liegt also in unser aller Interesse, dass die völlige Gleichstellung von Männern und Frauen Wirklichkeit wird. Auf dem Women in Leadership Summit im Rahmen des EY World Entrepreneur of the Year 2016 Forum vom 7. bis zum 12. Juni in Monaco wurde wieder einmal deutlich, dass zur Verwirklichung der Genderparität unter anderem drei Dinge nötig sind: • Männer müssen sich engagierter in die Genderdebatte einbringen. • Weibliche Führungskräfte und Unternehmerinnen müssen ihren eigenen, authentischen Führungsstil entwickeln. • Frauen müssen heute und in Zukunft stärker in Technologie- und MINT-Berufen mitmischen.


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Fragen auf. Fragen sind ein sehr guter Start, wenn man etwas verändern will. Jacqueline de Rojas, Präsidentin des britischen Hightech-Verbands techUK, unterstrich an diesem Punkt: „Sie müssen kein Alphatier und Killertyp sein, um Ihre Angelegenheiten und Interessen durchzusetzen. Manchmal kann es viel effektiver sein, die ‚richtigen’ Fragen zu stellen.“ Also Fragen, die die Karten neu mischen. RICHTIG FRAGEN, WEITERDENKEN Auf dem Summit wurden also richtige Fragen gestellt, mit denen wir uns selbst und unsere Rolle als Führungspersönlichkeiten auf den Prüfstand stellten. Hier sind einige der Fragen, welche zum Nachdenken anregten: • Was will ich wirklich tun? Was mache ich gerne? • Was will ich überhaupt erreichen? • Achte ich auf meine Stärken? Respektiere ich meine Erfolge? • Kenne ich meine Schwächen? Kann ich diese kompensieren? • Kann ich Dinge konstruktiv hinterfragen und dann gekonnt managen? • Bin ich zu bescheiden? Fordere ich auch, was mir wirklich zusteht (Geld, Position, Respekt)? • Nehme ich genug Wissen auf, um weiter in der Spitzengruppe mitzuspielen? • Arbeite ich genug an meinen Netzwerken, die mich unterstützen und neue Möglichkeiten eröffnen? • Umgebe ich mich mit Leuten, die Widerspruch vertragen oder sogar begrüßen? • Unterstütze ich andere bei der Erfüllung ihrer Träume und Ziele? Jacqueline de Rojas und Margaret Heffernan hoben die positiven Auswirkungen von richtigen Fragen hervor, die das Team aktiv beteiligen und Vorausdenken begünstigen. Die Fähigkeit,

aus intelligenten Fragestellungen zu lernen, wird immer wichtiger in einer Welt, die geprägt ist von disruptiven Technologien und rapide fortschreitenden Wandlungsprozessen. Wir brauchen smarte Persönlichkeiten und diversifizierte Teams, die in neuen Kategorien denken, um auf bahnbrechende Ideen zu kommen. TECHNOLOGIEN MÜSSEN WEIBLICHER WERDEN Beschäftigt man sich mit der Genderparität, so zeigen sich immer wieder Möglichkeiten neuer Technologien für den Gleichstellungsprozess. Auf dem Summit kamen digitale Unternehmerinnen und Vordenkerinnen zu Wort, die hervorhoben, dass sich Frauen in größerem Umfang mit neuen Technologien befassen müssen. Weibliche Unternehmerinnen und Führungskräfte müssen verstärkt „Technik können“ und hier das entsprechende Wissen sowie die nötigen Qualifikationen mitbringen. Emer Coleman, CEO von Dsrptn, brachte es folgendermaßen auf den Punkt: „Ingenieure schreiben den Code der Zukunft, und Frauen müssen auf dem Gebiet der Codierung eine stärkere Rolle spielen. Wenn sie den Code beherrschen, haben sie den Schlüssel zum Erfolg in der Hand.“ Jacqueline Simmons von Bloomberg News, die einen Teil des Gipfels moderierte, stellte fest, dass es in den technologischen Disziplinen noch einen deutlichen Mangel an Frauen gibt. Zahlreiche Studien zeigen, wie problematisch dies in einer Welt ist, in der MINT-Felder im Begriff sind, die Führung zu übernehmen. Vielen Frauen bleibt oft noch eine Fülle neuer Arbeitsmöglichkeiten verschlossen. Darüber hinaus arbeiten sie noch zu häufig in Bereichen, die von Routinen und Prozessen bestimmt sind, welche durch disruptive Technologien wie Automatisierung und Robotik obsolet werden. Daniele Fiandaca von Creative Social und von Token Man führte hierzu aus: „Es gibt 1,4 Millionen Arbeitsplätze im Technologiesektor, aber nur drei Prozent Frauen, die in den Startlöchern sind, um

USCHI SCHREIBER ist Partner im Bereich Markets & Business Development bei EY New York. Mit Kunden auf der ganzen Welt arbeitet sie an der Lösung komplexer Probleme und der Umsetzung von nachhaltigem Wandel. ey.com/de, uschischreiber.com/blog

diese einzunehmen. Dies ist eine schockierende Statistik.“ Mädchen müssen schon im frühen Schulalter für technische Berufe und Fächer begeistert werden. Je früher, desto besser. Sie haben dann eine größere Chance, sich zu MINT-Berufen und technischen Fächern hingezogen zu fühlen – und in diesem Bereich ein Leben lang zu lernen.“ Um ihren Standpunkt deutlicher zu machen, vermittelte Emer Coleman den Summit-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern in einer Masterclass ihr technologisches Wissen. Hier wurde sehr deutlich, wie wichtig lebenslanges Lernen für den eigenen Erfolg in einer Welt im disruptiven Wandel ist. Mädchen und Frauen zu begeistern und zu motivieren, ist ein essenzieller Beitrag zur Verwirklichung der Gleichstellung von Mann und Frau – für die Gesellschaft und eine bessere Arbeitswelt. Es führt kein Weg daran vorbei, die Genderparität auf unsere Agenda zu setzen – und mit zahlreichen Initiativen wie den Summit und anderen Programmen zu unterstützen.

WO GRÜNDERINNEN IHR GESCHÄFTSMODELL BESCHLEUNIGEN: ENTREPRENEURIAL WINNING WOMEN EU 2016 Das weltweit erfolgreiche Programm wird dieses Jahr zum ersten Mal in der EU durchgeführt. Es bietet vielversprechenden jungen Unternehmerinnen die Möglichkeit, ihr Geschäftsmodell zu skalieren. Ist euer Start-up mindestens zwölf Monate alt? Lag euer Umsatz 2015 bei mindestens 500.000 Euro, oder habt ihr mindestens

500.000 Euro Funding erhalten? Dann meldet euch bis zum 8. August mit Namen des Unternehmens, Namen der Gründerin, Erläuterung des Geschäftsmodells, Umsatz 2015, Umsatzplan 2016 und Pitch Deck an bei:

STARTUPINITIATIVE@DE.EY.COM

„Richtige Fragen stellen“: Jacqueline de Rojas, Präsidentin des britischen Hightech-Verbands techUK, diskutierte auf dem Summit die Chancen von Frauen in der Arbeitswelt.


TREFFPUNKT

DAS NEWNEW FESTIVAL Das Festival findet vom 20. bis zum 22. September 2016 im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe statt. Teil des Festivals ist der StartupWettbewerb Code_n, für den sich mehr als 380 junge Unternehmen aus 40 Ländern beworben haben. 52 Finalisten aus den Clustern „Applied Fintech“, „Connected Mobility“, „Healthtech“ und „Photonics 4.0“ werden beim Festival dabei sein.

NEWNEWFESTIVAL.COM

„EINE PRICKELNDE MISCHUNG“ Warum Karlsruhe? GFT-Chef Ulrich Dietz erklärt, was Besucher auf dem Newnew Festival erwartet Herr Dietz, es gibt so viele Startup-Veran­ stal­tungen, warum brauchen wir jetzt noch das Newnew Festival? Das Newnew Festival ist bewusst kein reines Start­ up-­E vent. Uns war es viel wichtiger, eine Innovationsveranstaltung zu initiieren. Startups sind ein zentraler Teil davon – es sind aber viele weitere Bausteine nötig. Was sind die anderen Teile? Wir bieten eine internationale Mischung aus hochwertigem Content, unter anderem ein Konferenzprogramm auf drei Bühnen. Neben den Startups werden auch unsere Industriepartner ihre Themen ausstellen, Trends diskutieren, Experten diverser Bereiche vernetzen sich. Außerdem gibt es Kunst und Musik – das darf nicht fehlen. Warum war das nicht in Hannover auf der Cebit möglich, wo die Industriepartner gleich um die Ecke sind? Wir waren viermal in Hannover – mit mehr als 75.000 Besuchern war es 2015 ein sensationeller Erfolg. Aber die Cebit ist eine IT- und keine Innovationsmesse. Wir hatten das Gefühl, wir sind inzwischen erwachsen geworden und es ist an der Zeit, ein eigenes Format zu entwickeln. Code_n steht für ‚Code of the New‘ – diesen Anspruch haben wir auch an uns selbst.

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Und warum haben Sie ausgerechnet Karlsruhe ausgewählt? Karlsruhe ist sicher nicht der Nabel der Welt, Berlin aber übrigens auch nicht. Karlsruhe bietet uns ein ideales Ökosystem mit innovativen, lokalen Partnern. Ausschlaggebend war letztlich aber unser Veranstaltungsort: das Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien (ZKM). Eine weltweit einzigartige Kulturinstitution. Innovation in Verbindung mit avantgardistischer Medienkunst – das ist eine prickelnde Mischung. Und im ZKM haben wir zudem genug Platz, um unseren Themen den nötigen Raum zu geben. Es sind auch in der ganzen Stadt Veranstaltungen geplant: vom Pub Crawl über Konzerte bis hin zum Abschluss-Event bei den Schlosslichtspielen. Das endgültige Programm steht noch nicht fest, wird aber in den nächsten Wochen Stück für Stück vorgestellt.

Wie kommt ein mittelständisches Unternehmen wie GFT auf die Idee, ein Festival in diesem Maßstab zu organisieren? Das Festival ist ein Element unseres Innovationsnetzwerks Code_n. Wir machen das nicht ganz allein: Wir haben starke Industriepartner an unserer Seite, und auch das Bundesforschungsministerium unterstützt uns. Die Digitalisierung geht uns alle an. Wir brauchen mehr mutige Unternehmer, um als Industrie­ nation weiter vorne mitzuspielen. GFT ist weltweit aktiv, und wir haben uns gefragt, wie wir ein Format entwickeln können, das uns ständig herausfordert und mit dem wir permanent über den Tellerrand blicken. Wir wollen die Innovationsentwicklung bei unseren Kunden aus der Finanzwirtschaft vorantreiben, und dafür brauchen wir Glaubwürdigkeit. Deshalb probieren wir Dinge aus und entwickeln sie weiter. Das leben wir sehr intensiv. Wieso muss es dann gleich ein Festival mit Musik und Kunst sein? Ich bin der Ansicht, wir müssen in Deutschland attraktive Veranstaltungen realisieren, die echte Begeisterung hervorrufen. Gerade für die IT-Welt! Ich denke dabei an so etwas wie die ‚Floating Piers‘ des Künstlers Christo auf dem Iseosee. Damit hat er fast 1,3 Millionen Besucher angelockt. Für so einen Zuspruch werden wir natürlich noch eine Weile hinarbeiten müssen (lacht).

Wie groß ist das Interesse der Startups? In Hannover hatten wir zuletzt 450 Bewerbungen. Für Karlsruhe waren es 385 aus 40 Ländern. Wir waren positiv überrascht, dass es erneut so viele waren, obwohl wir ein neues Format auf die Beine stellen. Code_n als Innovationsmarke hat sich etabliert – davon profitieren wir jetzt: 52 Startups aus elf Ländern sind im Finale dabei.

Welche Besucher würden Sie denn gern auf dem Newnew Festival sehen? Alle, die sich von der digitalisierten Welt inspirieren lassen wollen. Das Versicherungsunternehmen aus München ebenso wie den Beamten aus Berlin oder Studenten aus Köln sowie alle, die sich für neue Geschäftsmodelle begeistern. Wir erwarten eine bunte Mischung – also nicht nur Manager.

Wie war die Qualität der Bewerbungen? Hervorragend. Es wird auch jede Menge zum Anfassen und Staunen geboten sein. Wir konzentrieren uns bewusst auf Startups, die aus dem technischen Umfeld kommen. Uns interessiert nicht der nächste Essenslieferdienst, sondern wir suchen nach Startups, die technologisch dicke Bretter bohren.

Und mit wie vielen Besuchern rechnen Sie? Unser Ziel sind 10.000. Wenn es nur die Hälfte wird, ist das fürs erste Jahr auch okay – zumindest solange jeder ein Quäntchen Inspiration in seinen Alltag mitnimmt. Das Gespräch führte Corinna Visser.

Fotos: GFT Technologies SE, Blickhift, Ambigate, 8-Tree, University of Oxford

Initiator des Code-n-Wettbewerbs: Ulrich Dietz, Vorstandschef von GFT Technologies in Stuttgart

Inwiefern? Wir konzentrieren uns auf die vier Cluster ‚Applied Fintech‘, ‚Healthtech‘, ‚Connected Mobility‘ und ‚Photonics 4.0‘: Fintech, weil das unser Kerngeschäft bei GFT betrifft und wir den Bereich weiter pushen wollen. Mobility, weil es ein zentrales Thema unserer Industrie ist. Health, weil das Armband, das den Puls misst, erst den Anfang darstellt. Und Photonics, weil es aktuell noch stark unterrepräsentiert ist, aber Themen wie Laser und LED ungeheures Potenzial für die Industrie bieten.


ALLES IM BLICK Blickshift bietet Produkte und Lösungen für die Analyse des Blickverhaltens von Autofahrern an. Das Hauptprodukt ist die Software Blickshift Analytics, die auf hochaktuellen Forschungsergebnissen der Visual Analytics basiert. Blickshift wurde 2015 von drei PhD-Absolventen des Instituts für Visualisierung und Interaktive Systeme der Universität Stuttgart gegründet. Die Vision ist es, innovative Software für die Mensch-MaschineInteraktion und Big Data Analytics zu entwickeln. connect.code-n.org/startups/blickshift

SCHLAUE FENSTER 2014 erfand Bodle Technologies aus Oxford eine revolutionäre, ultradünne Lacktechnologie, die auf Knopfdruck Licht manipulieren kann. Vor allem für farbige, reflektierende Displays, bei denen Auflösung, geringes Gewicht und niedriger Stromverbrauch entscheidend sind, bietet diese bahnbrechende Technologie außergewöhnliche Möglichkeiten. Das erste Produkt wird ein flexibles Display mit extrem hoher Auflösung sein. Das zweite ein „schlaues“ Fenster, bei dem man aktiv die Menge an eintretendem Infrarotlicht steuern kann. bodletechnologies.com

HEILEN MIT 3D Ambigate, ein Spin-off der Universität Tübingen, entwickelt mit E-Reha eine videospielbasierte Bewegungstherapie für das häusliche und betriebliche Umfeld. Bei den Übungen bewegt man sich in einer virtuellen Welt. Eine 3D-Kamera erkennt kontaktlos die Bewegungen des Nutzers und lokalisiert sofort Ausführungsfehler. Zusätzlich wird mittels hochinnovativer Parameter der Krankheitsfortschritt bestimmt und die Therapie entsprechend online dynamisch angepasst. Ambigate hat unter anderem einen Grant und den IKT-Innovativ-Preis des BMWi erhalten. ambigate.com

DELLEN FINDEN 8tree macht Dinge etwas anders: zum Beispiel komplexe Messtechnik mal ganz einfach. Ein Knopfdruck genügt, um zuverlässig und hochgenau Dellen am Flugzeug mittels eines 3D-Scanners zu vermessen. Dies war bisher eine notwendige, aber ungeliebte manuelle Aufgabe. Mit dem Produkt Dentcheck geht das mit einem optischen Verfahren in zwei Sekunden. Und der Clou: Das Ergebnis wird auf die Oberfläche projiziert, sodass jeder sofort weiß, was als nächstes zu tun ist. Das Verfahren des Daisen­d orfer Startups ist weltweit patentiert. 8-tree.com berlinvalley.com / 57


TREFFPUNKT

Die Dmexco Lorem Ipsum2015 hat’s vorgemacht: Ein bisschen Show muss sein, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

BITTE NAHMACHEN Mehr Live-Gefühl, engerer Kundenkontakt lauten die Gebote der Stunde. Wie das geht und was die digitalen Strategien für Konsumenten und die werbetreibende Industrie bedeuten, zeigt die Dmexco in Köln „In unserer Wirtschaft sind die digitalen Technologien der Schlüssel, um Prozesse zu optimieren, eigene Stärken und Wissensressourcen besser zu nutzen sowie Geschäfte weiter auszubauen“, heißt es auf der Website der Dmexco, die am 14. und 15. September erneut die wichtigen Player der Digitalwirtschaft in Köln zusammenbringt. Ein Beispiel erleben wir gerade hautnah. Weltweit sind die Menschen im Monsterrausch und fangen mit der App Pokémon Go kleine süße Wesen. Niantic und Nintendo, die Macher der App, haben dabei geschickt den seit 20 Jahren andauernden Kult in die digitale Welt übertragen, indem sie die kleinen Taschenmonster in die Augmented Reality von Google Maps platzieren. Lokale Händler können den Hype und den Spieltrieb für sich nutzen und sogenannte Lockmodule platzieren, die Monster und somit Kunden auf der Jagd anziehen. „Hier sehe ich ein richtig krasses Potenzial für lokale Unternehmen. Sprich: All die Burgerläden oder Cafés. Nutzt den Effekt“, schreibt der Social-Media-Experte Philipp Steuer auf seinem Blog (philippsteuer.de). SNAPSHAT IST SPÜRBAR ENGER Der andere Hype ist Snapshat. Während die älteren Digital Natives bereits an dem Bling-Bling des sozialen Netzwerks verzweifeln, steht die App bei Jugendlichen hoch im Kurs. In der Umfrage im Youth Insight Panel (YIP) der Bravo hängt Snapchat bei den unter Zehn- bis 19-Jährigen (35 Prozent; 2015:

17 Prozent) das in die Jahre gekommene Facebook (32 Prozent; 2015: 40 Prozent) ab. Auch das Berliner Startup Einhorn, das mit nachhaltig produzierten Kondomen und einer schillernden ContentMarketing-­Strategie, auf sich aufmerksam macht, hat Snapshat für sich entdeckt. „Inzwischen erreichen unsere Snaps gute vierstellige View-Zahlen und unsere Storys werden von mehr als 80 Prozent der Nutzer komplett angesehen“, sagen die Gründer Philip Siefer und Waldemar Zeiler im Interview mit Online Marketing Rockstars. „Das sind jetzt zwar noch keine Mega-Reichweiten, der Kontakt zu unseren Followern ist auf Snapchat aber spürbar viel enger als auf anderen Plattformen.“ Der Trend geht ganz klar zu mehr Live-Gefühl und Produktpräsentation in Echtzeit. In diesem Jahr wird es daher erstmals auf der Dmexco eine Motion Hall geben, die Video und Bewegtbild ein spezielles Forum bietet. Facebook, Twitter, Maker Studios, aber auch etablierte Player wie AOL, Bloomberg Media, NBCUniversal, RTL und ZDF zeigen dort die aktuellen Trends und Themen sowie neue Inhalte und Plattformen, die für die Marketing-, Media- und Kommunikationsindustrie von Bedeutung sind. „Digital is every­ thing – not every thing is digital“ lautet das Motto der Messe und soll zeigen, warum digital alles ist und alles von der Digitalisierung profitiert. Entsprechend vollgepackt ist die Dmexco, die in den Bereichen Expo und Conference den Bogen vom Internet of Things über Wearables und künstliche In-

telligenz bis zur virtuellen und erweiterten Realität spannen will. Die großen Fragen: Wie erreiche ich die Konsumenten? Welche Rolle spielen Chatbots in der Kundenbeziehung? Worauf kommt es beim 360-Grad-Storytelling an? Wie können Unternehmen sinnvoll die Off- und Onlinewelt verknüpfen? EIN STÜCK VOM KUCHEN Faszinierende Beispiele gibt es bereits, etwa die Out-of-home-Kampagne, die der Außenwerber Ströer für die Daimler-Tochter Moovel zusammen mit der Agentur Vivaki umgesetzt hat: Auf mehr als 100 Werbevideo-Screens waren bis Ende Juni in Hamburg abhängig von Zeit und Wetter unterschiedliche humorvolle Werbebotschaften zu sehen. Das Stichwort für die Messe: Programmatic Advertising. Vor allem aber ist Kreativität und Inspiration gefragt, wenn es darum geht, die begrenzte Zeit der Konsumenten auf sich zu lenken. Jeder will ein Stück vom Kuchen haben, der Aufmerksamkeit heißt. Startups können wichtige Impulse geben. Sie erhalten im von der Gründerinitiative des Bundesverbands Digitale Wirtschaft organisierten Start-up Village ein Forum, auf dem sie Ideen, disruptive Methoden und Modelle sowie Know-how präsentieren. Wer die Aufmerksamkeit bündeln will, bucht einen Speaker-Slot. Für Richard Michel, CEO vom Bildverwaltungs-Startup Pixxio, hat sich der Besuch gelohnt: „Viele der damaligen Besucher setzen unsere DAM-Software mittlerweile erfolgreich in Unternehmen ein.“ cs

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Fotos: Dmexco

Ob im Bad in der Menge oder in den Bällen: Netzwerken hat auf der Dmexco oberste Priorität.


TREFFPUNKT

SCALE YOUR BUSINESS Welchen Maßstab legt Ihr bei Euren Startups an das Thema Skalierung? Alle Startups denken international und wissen, dass sie ein Geschäftsmodell entwickeln müssen, das mehr oder weniger global ausrollbar ist. Entsprechend würden wir in kein Startup investieren, dass nur in Deutschland oder den Niederlanden funktioniert. Das ist einfach die Marktlogik und würde einem auf Wachstum ausgelegten Venture-Modell wie dem unseren auch nicht entsprechen.

„Faszinierender Spirit“: Peter Borchers, Leiter des Telekom-Inkubators Hubraum, pflegt die Kontakte zum Silicon Valley.

„WIR MÜSSEN IN DIE ZUKUNFT SCHAUEN“ Am 3. September findet in Berlin die Startup Night statt. Wir haben das Motto „Meet Investors. Meet Corporates. Scale your Business. Be International.“ zum Anlass für ein Gespräch mit Peter Borchers, Leiter des Hubraum, genommen

Stimmt Ihr Euch bei Euren Investitionen mit anderen Telekom-Abteilungen, zum Beispiel DT Capital Partners, ab, die als Nachfolgeinvestoren in Frage kommen könnten? Der Hubraum ist grundsätzlich unabhängig bei seinen Entscheidungen. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht austauschen. Wenn zum Beispiel DT Capital Partners Dealflow bekommt, der für sie zu früh ist, leiten sie ihn an uns weiter und umgekehrt.

MEET CORPORATES MEET INVESTORS

Fotos: Deutsche Telekom

Peter, worauf achtet Ihr, wenn sich Startups bei Euch bewerben? Auf der einen Seite sind für uns die klassischen VC-Kriterien wichtig: Glauben wir an das Produkt oder den Service? Ist der Markt groß genug? Wie ist das Team aufgestellt? Das Team ist besonders wichtig, weil die Gründer in der Frühphase ja meist nur mit Prototypen zu uns kommen. Zum anderen prüfen wir, ob mittelfristig die Aussicht auf Synergieeffekte mit den Produkten oder Services der Telekom besteht. Wenn sich die beiden Kreise überschneiden, dann investieren wir. Haben sich die Kriterien in den vergangenen Jahren verändert? Die Themen entwickeln sich. Wir kümmern uns insbesondere um Themen, die heute nur am Rande oder noch nicht im Tagesgeschäft der Telekom relevant sind und vermarktet werden. Wir müssen in die Zukunft schauen. Dementsprechend interessieren uns neben den klassischen Feldern wie Internet of Things, Cyber Security oder Connected Devices auch Themen wie Robotics, künstliche Intelligenz oder Blockchain.

Neben der Telekom sind bei der Startup Night auch Microsoft, VW, Eon und die Deutsche Bank an Bord. Wie sieht für dich idealerweise ein Match zwischen Startup und Corporate aus? Ein super Case aus unserem Portfolio ist Teraki. Das Startup beschäftigt sich mit der Datenoptimierung im Internet of Things und kürzt – ähnlich wie bei der MP3-Komprimierung – große Mengen an Daten um irrelevante Informationen. Dadurch lässt sich die Netzlast um den Faktor 1:10 bis 1:20 reduzieren. Eine zukünftige Implementierung könnte uns beispielsweise wahnsinnig helfen, etwa die Auslastung der Backbones und Datenleitungen zu verbessern. Machen solche Startups die konzerneigenen Innovationsabteilungen auf Dauer überflüssig? Ganz im Gegenteil. Inkubatoren sehe ich als weiteres Instrument im Werkzeugkasten der Innovation. Start­ up-Units ersetzen nicht die konzerneigene Produktinnovation, sondern wir ergänzen sie. Apple und Google erfinden ja auch nicht alles selbst. Es gibt immer ungleich mehr Leute außerhalb des Unternehmens, die auch gute Ideen haben, als in den Unternehmen.

Du hast gesagt, dass Ihr Euch die Teams genau anschaut. Greift Ihr in die Personalstruktur ein, wenn Ihr merkt, das läuft nicht? Wir prüfen die Teams sehr genau und schauen unter anderem, dass alle Kernkompetenzen im Gründerteam vorhanden sind. Dann verlassen wir uns darauf, dass die Gründer im Wesentlichen die richtigen Entscheidungen treffen. Sie kennen ihr Modell viel besser als wir und fordern Input von uns. Insofern verstehen wir uns eher als Servicedienstleister, der den Teams mit Rat und Tat zur Seite steht. Dass wir eingreifen und gegensteuern müssen, kommt eigentlich kaum vor.

BE INTERNATIONAL Ihr seid mit dem Inkubator-Modell nach Krakau und Tel Aviv expandiert. Was sind die Gründe für die Standortwahl? Der Grund findet sich in den Suchfeldern, die wir zu Beginn besprochen haben. Im Bereich Cyber Security kommen zwar auch immer wieder Ideen aus Deutschland oder Osteuropa, aber viel weniger im Vergleich zu Israel. Von hier erhalten wir irrsinnig gute Bewerbungen in diesem Bereich. Deswegen haben wir uns für Tel Aviv entschieden, um von diesem Standort aus neue und andere Märkte zu erschließen. Ist die Brücke ins Silicon Valley noch wichtig? Die Brücke ist nach wie vor sehr wichtig. Viele unserer Teams haben US-Investoren und gehen früher oder später in die USA. Auch wenn wir dort noch keinen Hubraum haben, pflegen wir unsere persönlichen Netzwerke. So gewährleisten wir, dass die Teams mit den richtigen Leuten zusammenkommen und sich in dem Ökosystem vor Ort bewegen können, um Kunden oder andere Startups zu treffen. Das funktioniert in den USA nach wie vor sehr gut. Ein Anruf und daraus ergeben sich gleich drei neue tolle Sachen. Das ist ein ganz spezieller, faszinierender Spirit. Welcher Standort in Europa hat am ehesten das Potenzial eines Silicon Valley? Ich glaube, dass die Großräume München und Berlin sich noch wahnsinnig weiterentwickeln werden. Beide haben eine starke Gründerszene und gute Corporate-Anbindungen. Aufgrund des technischen Schwerpunkts hat aber aus meiner Sicht München eher das Potenzial, eine Art Silicon Valley von Deutschland oder Europa zu werden. Die Szene in Berlin ist wie in New York eher inhaltlich von den Geschäftsmodellen getrieben. Das Gespräch führte Christoph Strobel.

Fünf Standorte öffnen am 3. September zur Startup Night. Infos und Tickets unter:

STARTUPNIGHT.DE

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EVENTS

Entspannter Erfahrungsaustausch: Helen Feng (4. v. l.) und Philipp Grefer (2. v. r.) von Fake Music Media haben im Rahmen des Tech Open Air chinesische Unternehmer nach Berlin gebracht.

GO WEST!

Wer durch Pekings Altstadt schlendert, kann sie leicht übersehen. Die Bar Capital Spirits Baijiu befindet sich nicht im 30. Stock eines glitzernden Hochhauses, sondern in einem historischen, restaurierten Hutong, einem der typischen chinesischen Wohnbauten. „Alle haben uns davon abgeraten“, erinnert sich Matthias Heger an die Anfänge seines Unternehmens. Baijiu, was übersetzt „weißer Alkohol“ bedeutet, war lange Zeit die inoffizielle Währung für gegenseitige Gefallen. Erhältlich in allen Preisklassen haftet Baijiu bis heute das Image von Billigfusel und Korruption an. Womit keiner gerechnet hat: Das Konzept kam vor allem bei den jungen Chinesen und Touristen an. Magazine und TV-Sender aus der ganzen Welt berichteten über die Erfolgsgeschichte – und schließlich stand der erste Vertreter eines staatlichen BaijiuHerstellers auf der Schwelle. „Die Baijiu-Industrie befand sich gerade mitten in einer riesigen Absatzkrise und wollte von uns wissen: ‚Wie macht ihr das nur?’“, sagt Heger. Um die passenden Antworten geben zu können, gründete Heger Capital Spirits, eine Beratungsfirma für Baijiu-Export. Heger ist ein Brückenbauer. Die Trinkgewohnheiten des Westens und wie Marken in Europa und den USA funktionieren ist den Baijiu-Produzenten völlig fremd. Außerdem „herrscht in China ein Paradox zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung“, erklärt Heger. „Viele denken, was in China geht, geht auch im Westen und andersrum.“ Für junge Unternehmen wie Capital Spirits bilden diese Unterschiede die Geschäftsgrundlage. Und das Geschäft ist, eingesessenen Staatsbetrieben die Tore zum Westen zu öffnen. Warum Heger die Tür zuerst in New York und

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Berlin und nicht etwa in London oder Paris aufstößt, ist schnell erklärt: „In Berlin kommst du mit 20 Prozent weniger PR-Budget aus als in London. Außerdem werden hier mittlerweile mehr Trends geboren. Und die Stadt ist zunehmend internationaler.“

„BERLIN IST DAS LETZTE GROSSE MEKKA. NEW YORK IST TOT UND SAN FRANCISCO ZU TEUER“ SCHICKSAL SELBST IN DIE HAND NEHMEN Das liegt nicht zuletzt an Künstlern wie Helen Feng. Die ehemalige MTV-Moderatorin und Frontfrau der chinesischen Band Nova Heart liebt Berlin wegen der Kreativität. Feng ist außerdem Mitinitiatorin von Neu China, einer Plattform, die den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen China und dem Westen fördern will. Im Rahmen der Premiere auf dem Tech Open Air am 13. Juli stellte die Initiative

verschiedene Protagonisten und Anknüpfungspunkte der aufstrebenden Startup-Szene Chinas vor. „Berlin ist das letzte große Mekka“, sagt Feng. „New York ist tot und San Francisco zu teuer. Hier schwebt noch eine Art längst vergessener Traum, der dich daran erinnert, dass du kein Geld verdienen solltest. In diese Richtung sollte sich auch Peking entwickeln.“ Dafür dürfte es aber mittlerweile zu spät sein. Peking spielt längst in einer Liga mit Startup-Hubs wie das Silicon Valley. Dank zahlloser Inkubatoren, privater Förderer, Communitys und Coworking Spaces boomt die Szene. Das System treibt junge Menschen eher unfreiwillig ins Unternehmertum. Durch fehlende Absicherung der Arbeitsplätze ist es in China einfach, von einem auf den anderen Tag den Job zu verlieren. Als Unternehmer hingegen hat man sein Schicksal in der eigenen Hand. Rechtliche Hürden zwingen zwar viele Einsteiger in den Graubereich, das stellt aber am Anfang kein großes Problem dar. „Wenn du unter dem Radar fliegst und klein bleibst, klappt das wunderbar“, erklärt Feng. Ein größeres Hindernis sind allerdings die Banken. Die investieren lieber in sichere Staatsbetriebe statt in Startups. Folglich kommen Investitionen vor allem von anderen, inzwischen gewachsenen Unternehmen. Feng bezeichnet diesen Effekt der gegenseitigen Kredite als „Big-Brother-Netzwerk“. Da aber nicht alle Unternehmer gleich ehrenwert handeln, entsteht Vertrauen in China nur sehr, sehr langsam. Die wenigen Vertrauensbeziehungen, die chinesische Unternehmer haben, werden deshalb umso intensiver gepflegt. Es sind die vorausstrebenden Privatunternehmen, die China aktuell antreiben

Fotos: NEU China

In China herrscht Aufbruchstimmung. Treiber sind Startups, die weltweite Hipster-Bewegung und die Punk-Rock-Haltung einiger Unternehmer. Der Weg in den Westen führt über Berlin


EVENTS

und in Aufbruchstimmung versetzen. „China hat sein Wachstum vor allem der Punk-Rock-Haltung einiger Unternehmer zu verdanken“, sagt Feng. „Leute wie Jack Ma, Gründer von Alibaba, hassen das alte System. Unternehmen wie seines bekommen keine Kredite von chinesischen Banken, sondern von Investoren aus Südafrika.“ HASS AUF DAS ALTE SYSTEM Alibaba gehört zusammen mit Baidu und der Wechat-Mutter Tencent zu der Kategorie der Unternehmen, die symbolisch für Chinas Fortschritt und Technikbegeisterung stehen. Das hierzulande nur als Messenger bekannte Wechat ist in China

eine Universal-App für Bankgeschäfte, Einkäufe oder den Taxiruf. „Für Außenstehende ist unsere Smartphone-Nutzung nur schwer nachzuvollziehen, aber für die Chinesen ist das Smartphone ein bedeutender Teil des Lebens. Viele Leute haben Nackenschmerzen, weil wir ständig aufs Display schauen“, sagt Feng. Die Technikversessenheit der Volksrepublik lässt sich gut mit der jungen Geschichte erklären. Durch die Verschlossenheit bis Ende der Siebzigerjahre war China lange Zeit eine Art Einwegspiegel. Die Öffnung war für viele Chinesen ein Kulturschock. „Wir wussten, dass wir hinterher waren, aber wir kannten das Ausmaß nicht. Daher kommt nicht nur das Interesse für Neues, sondern auch viel

Unsicherheit. Aber die verfliegt langsam und das Selbstbewusstsein steigt.“ Für chinesische Startups bedeutet das vor allem die Erschließung weiterer Märkte. Hochburgen wie Berlin sind dabei ideale Drehkreuze. „Die weltweite Hipster-Bewegung in den Metropolen ist ein wichtiges Bindeglied und Übersetzer zwischen den Kulturen“, sagt Heger, der mit der richtigen Idee zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Mit einem auf den Westen angepassten Geschmack und einer neuen Markenidentität soll das chinesische Nationalgetränk Baijiu ab Oktober den Westen erobern. Justus Zenker

Bauen brücken: Matthias Heger mit seiner Beratungsfirma Capital Spirits und Helen Feng als Frontfrau der Band Nova Heart

AUF DEM WEG NACH CHINA

Wie man den chinesischen Markt erobert – das war die Techcode-Konferenz von Berlin Valley „Der Misserfolg der meisten Unternehmen in China hat nichts mit China zu tun“, sagt Daniel Lachmann, Senior Project Manager bei Techcode Berlin. „Sie scheitern, weil sie nicht auf ihre Kunden hören und sich nicht den Gegebenheiten anpassen. So würden sie auch auf dem Heimatmarkt scheitern.“ Wer erfahren wollte, wie man es besser macht, konnte sich auf der Konferenz Going China informieren, die Berlin Valley Anfang Juli gemeinsam mit Techcode veranstaltete. Wenn Startups an Expansion denken, dann denken sie meist an Europa und die

USA. Dabei ist China mit seinen knapp 1,4 Milliarden Einwohnern und dem weltweit größten Internetmarkt durchaus eine interessante Option. Lesara arbeitet seit der Gründung 2013 mit chinesischen Herstellern zusammen. Gründer Roman Kirsch berichtete, dass der Onlineshop Produk­tion, Qualitätskontrolle, Fotostudio, Lager sowie Versand in China hat. Daher dauert es im besten Fall nur noch zehn Tage vom Erkennen eines Trends bis das Produkt im Onlineshop auftaucht. Auch Mathieu Caudal vom Elektroroller-Startup Unu und Alvin

Wei Shi vom Onlineshop Wohlheit berichteten von ihren Erfahrungen mit chinesischen Partnern. Ebenso wie Liwen Qin, Gründerin des Beratungsunternehmens Trends Eurasia, hatten sie vor allem einen Rat: „Sucht Euch Eure chinesischen Partner sorgfältig aus und dann vertraut ihnen!“ Techcode baut von China aus ein globales Netzwerk von Inkubatoren und Acceleratoren für Start­ ups und ein Ökosystem für Entrepreneure auf. Seit Ende vergangenen Jahres hat Techcode auch ein Innovationscenter in Berlin. vis

Fotos: Adela Dupetit, Jann Venherm

Berichteten von ihren Erfahrungen auf dem chinesischen Markt (v. l.): Christian Herzog (Berlin Partner), Alvin Wei Shi (Wohlheit), Mathieu Caudal (Unu), Daniel Lachmann (Techcode), Liwen Qin (Trends Eurasia), Roman Kirsch (Lesara)

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EVENTS

Hoch soll sie leben: die TOA16.

Fireside mit Fabian und Ferry: Die Brüder Heilemann tauschen sich mit TOA-Gründer Nikolas Woischnik aus. Besser als mit der Bahn: Zur TOA geht’s mit dem Schiff. Sonne tanken: eine kurze Pause auf dem Hauptstadtfloß

DAS WAR DIE TOA 2016 Idylle an der Spree: So entspannt sich das Publikum zwischendurch.

Drei Tage Tech, Kunst, Musik und Spreefahrt: mehr als 80 Speaker und 175 Satellite Events standen auf dem Programm des Tech Open Air

Schau mal: TOA-Grüner Niko Woischnik und Springer-Chef Mathias Döpfner zusammen unterwegs

Tech für das Allgemeinwohl: Sajida Altaya (Kiron-Studentin), Markus Keßler (Kiron) und Sebastian Stricker (Sharethemeal) im Gespräch

Der Blick nach vorn: volles Haus im Studio 1

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Fotos: Nika Kramer, Stefan Wieland, Dan Taylor (Heisenberg Media

Ganz entspannt: Yoga am Wasser


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EVENTS

Frauenpower beim Zest in Malta (v. l.): Tugce Ergul (Angel Labs), Julie Meyer (Ariadne Capital), Videesha Kunkulagunta (Redstone Digital) und Kaidi Ruusalepp (Funderbeam)

Innovation Weekend in Berlin: Ikuo Hiraishi bringt sein Projekt aus Japan zur Infarm.

GUT GETROFFEN Schöner Ausblick: Michael Grupp von Pantavision bei Meeting Europe’s Startup Stars

Jeden Monat trifft sich die Startup-Szene auf Konferenzen, Partys, Hackathons und anderen Events. Ein kleiner Rückblick

Jetzt aber ran: Die Manager von Lventure und Luiss Enlabs bereiten sich beim International Investor Day vor.

Abwarten: Das Team und Teilnehmer von Lventure und Luiss Enlabs netzwerken außerhalb des Rainmaking Loft.

Am Ball: Ein Kidsize Robot kickt beim Robocup in Leipzig.

Alle dabei: Gruppenbild zur Preisverleihung „Innovators under 35“ des MIT Technology Reviews Die Mannschaft 2.0: So wird beim Robocup 2016 in Leipzig Fußball gespielt.

Da lang: das Rescue-Robot-Finale beim Robocup in Leipzig

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Fotos: Tom Schulze, Stefan Hoyer, RD Media, Lorenzo Serafini, EU Startup Services, Ikuo Hiraishi und Shiya Yoshimi, Rolf Schulten, Malta Communications Authority

Aus der Vogelperspektive: der Rework Machine Intelligence Summit in Berlin in der Umweltforum Auferstehungskirche


EVENTS

KALENDER

Wichtige Events und Konferenzen für Gründer und Startups im Überblick 18.08. | KÖLN | KOELNMESSE GAMESCOM CONGRESS

Deutschlands größter Kongress rund um digitale Spiele und Schnittstelle zu anderen Kultur- und Kreativbranchen sowie zur Digitalwirtschaft.

Täglich präsentieren sich zehn Startups auf der Ifa.

Alle Event-Details, NewsletterAnmeldung und mehr:

BERLINSTARTUP.EVENTS

17.–21.08. | KÖLN | KOELNMESSE GAMESCOM

13.–16.09. | LONDON | VERSCHIEDENE ORTE SOCIAL MEDIA WEEK LONDON

06.–07.10. | TOULOUSE | QUAI DES SAVOIRS EMTECH FRANCE

18.–19.08. | BERLIN | UCI KINOWELT COLOSSEUM HYBRIDCONF

14.–15.09. | KÖLN | KOELNMESSE DMEXCO

24.–29.09. | TEL AVIV | HATACHANA DLD TEL AVIV

26.08. | BERLIN | PRENZLAUER BERG PING PONG CUP

15.–18.09. | ZÜRICH | KAUFLEUTEN DIGITAL FESTIVAL

06.–07.10. | TOULOUSE | QUAI DES SAVOIRS EMTECH FRANCE

30.08. | BADEN | TRAFO BADEN SWISS INDUSTRY 4.0 CONFERENCE

19.–20.09. | BERLIN | BERLIN CONGRESS CENTER INDUSTRY OF THINGS WORLD

17.–18.10. | LONDON | INTERNATIONAL O2 GLOBAL EXPANSION SUMMIT

30.–31.08. | DÜSSELDORF | RADISSON BLU HORIZONT WERBEWIRKUNGSGIPFEL

20.–22.09. | KARLSRUHE | ZKM NEWNEW FESTIVAL

25.–27.09. | MÜNCHEN | ICM MÜNCHEN BITS & PRETZELS

31.08.–02.09 | BERLIN | VERSCHIEDENE ORTE POP-KULTUR

22.–23.09. | HAMBURG | REEPERBAHN NEXT CONFERENCE

00.00. | STADT | ORT NAME

01.–02.09. | DÜSSELDORF | NIKKO HOTEL CONTRA 2016

24.–29.09. | TEL AVIV | HATACHANA DLD TEL AVIV

00.00. | STADT | ORT NAME

Die Messe für interaktive Spiele zeigt die besten und neuesten Games und die Highlights des Jahres der Games-Community.

Bei der Konferenz für Kreative stärken Designer und Entwickler ihre Zusammenarbeit. Ziel ist es, das Web zu verbessern.

Das erste jährliche Ping-Pong-Turnier für Berliner Startups

Bei der Konferenz rund um Industrie 4.0 wird der Swiss Industry 4.0 Award verliehen.

Hier verschaffen sich Werbungtreibende und Mediaplaner einen Überblick über den aktuellen Stand und die Trends der Werbewirkungsforschung.

Fotos: Wilfried Feder, EmTech Europe

02.–06.09 | BERLIN | MESSE BERLIN IFA STARTUP DAYS

Interdisziplinärer Austausch ist das Programm. Das schließt wissenschaftliche Diskurse ein wie auch Konzerte, Performances, Talks und Lesungen.

Im Zentrum steht die Frage, welche Strategien zur Conversion und Traffic-Optimierung heute funktionieren.

Bei der Social Media Week, die in 18 Metropolen weltweit stattfindet, steht der Einfluss sozialer Medien auf Kultur und Wirtschaft im Zentrum.

Die Fachmesse für digitales Marketing und Werbung verbindet die Wirtschaft mit visionären Trends und kommerziellen Potenzialen.

Die Tech-Welt trifft sich bei Keynotes, Labs, Sessions und HackZurich, um Fragen der digitalen Zukunft zu diskutieren.

Das Programm der Plattform für Player der Internetindustrie beinhaltet Keynotes, Workshops, Briefings, Panel-Diskussionen und Networking.

Das Event präsentiert Zukunftstechnologien und vernetzt Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und der Kreativbranche (mehr auf Seite 56).

Zusammen mit dem Reeperbahn Festival wird das Digitale und Kulturelle mit Business und Unterhaltung kombiniert.

Tel Aviv wird als Stadt der Innovation gefeiert und Tastemaker aus verschiedenen Feldern werden zusammengebracht.

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Das MIT Review veranstaltet die größte Emerging-Technology-Konferenz.

Tel Aviv wird als Stadt der Innovation gefeiert in dem Tastemaker aus verschiedenen Feldern zusammen gebracht werden.

The größte Emerging Technology Konferenz, veranstaltet vom MIT Review.

Diskutiert werden globale Entwicklungsmöglichkeiten in der digitalen Welt.

Bei diesem Startup-Festival versammeln sich Gründer, Investoren, Studierende und Gründungsinteressierte in Trachten zum Oktoberfest.

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VORSCHAU

IN DER NÄCHSTEN AUSGABE FINTECH Wie weit sind die neuen Banken?

IMPRESSUM

INTERNATIONALISIERUNG Die Dos und Don’ts der Expansion

CHEFREDAKTEURIN (V. I. S. D. P.) Corinna Visser (vis; cv@berlinvalley.com) HERAUSGEBER Jan Thomas (jt; jt@berlinvalley.com) ANSPRECHPARTNER ANZEIGEN Sebastian Schäfer (sch@berlinvalley.com) CHEFIN VOM DIENST Julia Meusel (jm) MANAGING EDITOR Christoph Strobel (cs) REDAKTION Jenny Becker (jb), Anna-Lena Kümpel (ak), Rosa Wehler (rw), Justus Zenker (jz) LEKTORAT Julia Meusel STÄNDIGE MITARBEITER Sabine Petzsch, Erik Giertz CREATIVE SUPERVISION Balázs Tarsoly (balazs.tarsoly@operationbutterfly.com) CREATIVE DIRECTOR Natascha Ungereit (natascha.ungereit@operationbutterfly.com) PRODUKTIONSLEITER Johnnie Clapper (johnnie.clapper@operationbutterfly.com) MITARBEITER GRAFISCHE GESTALTUNG Louisa Pepay FOTOGRAFEN Adela Dupetit, Saskia Uppenkamp, Jann Venherm DRUCK Möller Druck und Verlag GmbH, Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde OT Blumberg PAPIER glzd. gestr. aufgebessert LWC, 70 g/m² SZO AUFLAGE 20.000 Exemplare Berlin Valley erscheint monatlich und kostenlos in der NKF Media GmbH, Gustav-Meyer-Allee 25, 13355 Berlin, Telefon: 030 46777251, nkf.media

NEW YORK STARTUPS ON THE RISE Wir stellen das Ökosystem der Ostküstenmetropole vor

ERSCHEINT AM: 6. OKTOBER

Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die in diesem Magazin enthaltenen Angaben werden nach bestem Wissen erstellt und mit großer Sorgfalt auf ihre Richtigkeit überprüft. Trotzdem sind inhaltliche und sachliche Fehler nicht vollständig auszuschließen. NKF Media GmbH übernimmt keinerlei Garantie und Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen. Alle Angaben sind ohne Gewähr.

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Als Repräsentant der Startups engagieren wir uns für ein gründerfreundliches Deutschland. deutschestartups.org

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Fotos: Flickr/Penn State CC by 2.0, alphaspirit-Fotolia.com, Philipp Henzler/Unsplash

WIR BEDANKEN UNS BEI WEITEREN PARTNERN UND UNTERSTÜTZERN


DURCHSTARTEN! NKF publiziert zwei der führenden Startup-Medien in Deutschland – Berlin Valley und the Hundert. Innovationen sind unsere Leidenschaft. Wir möchten Veränderung verstehen und mitgestalten, technologisch und gesellschaftlich. Kurzum: Unser Platz ist vorne, unser Blinker links. Wir haben Spaß an dem, was wir tun. Unsere größte Stärke ist unser Team. Und hier kommst Du ins Spiel. Denn wir wollen weiter wachsen und suchen daher ab sofort:

EVENT-MANAGER (M/W)

ONLINE-REDAKTEUR (M/W)

PRAKTIKANT (M/W)

WENN DU FLIESSEND DEUTSCH UND ENGLISCH SPRICHST, DANN RICHTE DEINE BEWERBUNG INKL. GEHALTSVORSTELLUNGEN BITTE PER E-MAIL AN BILGEN YAYLALI: BY@NKF.MEDIA


117 years until all companies profit from more women in leadership? Apply now for the EY Entrepreneurial Winning Women™ program - an executive leadership development initiative that identifies a select group of high-potential women entrepreneurs and support those to scale up and achieve their full potential! General Information www.ey.com/be/eww Direct Contact and applications to startupinitiative@de.ey.com, Deadline: 8th August 2016 #BetterQuestions

“EY” and “we” refer to all German member firms of Ernst & Young Global Limited, a UK company limited by guarantee. ED None.

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