NUMMER 22 – KOSTENLOS
DAS STARTUP-MAGAZIN
DER HERAUSFORDERER ZKZ 89109
Erst Microsoft, jetzt SAP: Mit Enfore greift Marco Boerries wieder an CLEANTECH
TALLINN
REISEN
Wie Startups mit sauberen Ideen die Energiewende voranbringen
In Sachen Digitalisierung ist Estland Deutschland weit voraus
Gründer wagen Außergewöhnliches – auch wenn sie in den Urlaub fahren
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EDITORIAL
CHRISTOPH EICHHORN ist deutscher Botschafter in Tallinn. Er sagt, Deutschland kann in Sachen Digitalisierung viel von Estland lernen, um seinen Platz als führende Industrienation zu halten. Seite 50
SANDRA POP
Cover: Kerstin Müller; Fotos: Saskia Uppenkamp, Deutsche Botschaft Tallinn, Emma Matratzen GmbH/Hannes Keller
hat einen Abschluss in Textil- und Betriebswirtschaft und jetzt einen interessanten Job: Head of Sleeping Comfort bei Emma Matratzen. Was ihre Aufgaben sind, erklärt sie auf Seite 52
OLAF JACOBI war schon als Schüler auf der Cebit unterwegs, um neue Technologien zu erleben. Wie sich die Cebit heute aufstellen muss, kommentiert der Partner von Capnamic Ventures auf Seite 59
RAUSGEHEN Liebe Leserin, lieber Leser, es ist Zeit. Endlich macht es wieder Spaß, nach draußen zu gehen. Und diese Zeit sollte man wirklich nutzen, um Menschen zu treffen – und zwar im richtigen Leben, nicht nur digital. Das Digitale kann dabei trotzdem eine Rolle spielen. Bei einem Besuch der ersten Cube Tech Fair oder der Republica in Berlin zum Beispiel. Während sich die Republica in ihrer elften Auflage längst einen großen Namen gemacht hat als eine der wichtigsten Internet-Konferenzen in der Republik, muss sich die Cube Tech Fair erst noch beweisen. Während es bei der einen Konferenz vor allem um Netzpolitik geht, dreht sich bei der Cube Tech Fair alles um das Thema Innovation und welche Rolle Startups dabei spielen können. Mehr als 300 internationale Startups stellen sich dabei dem Fachpublikum vor. Eröffnet wird die Veranstaltung übrigens von Apple-Mitgründer Steve Wozniak. Live dabei zu sein ist allemal besser, als nur am Bildschirm zu sitzen. Auch wenn die großen Messen wie etwa die Cebit viel an ihrer Ausstrahlungskraft verloren haben, so sind diese Ausstellungen doch wichtig, um Neues zu erleben, Menschen zu treffen und sich zu vernetzen. Manchmal trifft man nämlich Leute und sieht Sachen, nach denen man gar nicht gesucht hat … Deutschland kann in Sachen Digitalisierung und Innovation ganz sicher noch einige international beachtete Messen und Konferenzen gebrauchen,
bei denen sich die Weltspitze trifft. Und es wäre schön, wenn die neu aufgestellte Cebit im kommenden Jahr dann auch so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, wie sie es um die Jahrtausendwende noch getan hat. Unsere Aufmerksamkeit haben wir in dieser Aus gabe auf das Thema Cleantech gerichtet. Wir wollten wissen, welche Startups die Energiewende voranbringen. Tatsächlich ist der Energiemarkt ein ganz besonderer Markt, auf dem Startups es nicht gerade leicht haben. Und dennoch tut sich da einiges, wie wir gesehen haben. Deutschland ist das Land der Energiewende, Estland dagegen das Musterland der Digitalisierung. Während man bei uns noch vor den Ämtern Schlange steht, loggen sich die Bürger Estlands einfach in das zentrale Internetportal eesti.ee ein und haben dann Zugriff auf Hunderte digitale Bürgerdienste. „In Estland passiert einfach alles online“, schreibt Berlin- Valley-Herausgeber Jan Thomas, der sehr beeindruckt war von seinem Besuch in Tallinn. Beeindruckend ist auch die Geschichte von Enfore, Marco Boerries‘ vierter Gründung. Mehr als sieben Jahre haben er und sein Team an der Entwicklung der neuen Business-Plattform gearbeitet, die Ende des zweiten Quartals an den Markt gehen soll. Und der Markt ist riesig, sagt Marco Boerries: 200 Millionen kleine Unternehmen weltweit. Viel Vergnügen bei der Lektüre, wünscht
Corinna Visser
VIELEN DANK! OHNE DIE UNTERSTÜTZUNG UNSERER SPONSOREN WÄRE DIESES KOSTENLOSE MAGAZIN NICHT REALISIERBAR. DAFÜR GANZ HERZLICHEN DANK AN:
berlinvalley.com / 3
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STARTUPS FÜR DIE ENERGIEWENDE Der Energiemarkt entwickelt sich von großen zentralen Strukturen hin zu dezentralen, intelligenten Systemen. Die regionale Energiegewinnung und Vermarktung muss neu organisiert werden. Startups können in der neuen Welt eine wichtige Rolle spielen. An Ideen und Projekten fehlt es nicht – an Risikokapital und politischer Unterstützung allerdings schon
32 „DIE EUROPÄER SIND IMMER SKEPTISCH“ Yann de Vries ist Partner bei Atomico. Der von Niklas Zennström gegründete VC unterstützt europäische Startups bei der globalen Expansion. Yann de Vries ist überzeugt, dass man hier genauso erfolgreich Einhörner bauen kann wie im Silicon Valley.
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WEGBEREITER IN DIE DIGITALE WELT Enfore ist das vierte Startup von Marco Boerries. Diesmal nimmt sich der Gründer den Markt der 200 Millionen kleinen Unternehmen vor. Er bietet ihnen eine Business-Plattform, die Geschäftsprozesse digital abbildet – und fordert damit SAP heraus.
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GRÜNDER AUF REISEN Entrepreneure wagen Außergewöhnliches – in der Wirtschaft und auch in ihrer Freizeit. Wir haben Gründer gefragt, was ihre liebsten Reiseziele sind, und ein Fotoalbum daraus gemacht. Es führt vom nördlichen Polarmeer bis in die Wüste.
DER DIGITALE STAAT Das kleine Estland mit seiner Hauptstadt Tallinn zeigt Berlin, wie man eine digitale Gesellschaft aufbaut. Selbst Bundesaußenminister Sigmar Gabriel sagt, bei der Digitalisierung ist Deutschland Entwicklungsland im Vergleich zu Estland.
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INHALT 14 Wir sind die Neuen: Startups im Kurzporträt 16 Auf dem Grill: Investoren bewerten Startups 18–27 Cleantech: Wie Startups die Energiewende voranbringen 22 „Das Thema Stromspeicher gehört auf die politische Agenda“, sagt Martin Kröner von Munich Venture Partners im Interview 24 „Wir managen Energieflüsse.“ – Oliver March erklärt das Geschäftsmodell von Lumenaza 26 Ideen für die Energiewende: Startups im Kurzporträt 31 Elevator Pitch: Startups müssen sich beweisen 32 „Es gab nie bessere Zeiten, um in Europa zu gründen“, sagt Yann de Vries, Partner von Atomico, im Interview 36–40 Kassensysteme: So gelangen kleine Unternehmen in die digitale Welt 38 „Wir lassen 200 Millionen Firmen wie eine aussehen“, erklärt Marco Boerries das Modell von Enfore im Interview 42 „Wir wollen eine Art Navigator werden“, erklären Pavel Romanenko und Florian Stein von NKF Media ihr Projekt heet.io 46–51 Das Vorbild: Estland zeigt, wie man eine digitale Gesellschaft baut 49 Startup-Szene Estland 52 Jobprofil: Was macht eigentlich ein Head of Sleeping Comfort? Fotos: Rebecca Lautner, Fotolia/Anton Balazh, Jan Zappner, Maria Spilka
56 Bürobesuch bei Babbel: eine Reise von Afrika nach Ozeanien 59 „Der Schlüssel ist Exklusivität“, Olaf Jacobi erklärt in seiner Kolumne, was Tech-Konferenzen und die Cebit in Zukunft leisten müssen 60 Warum Hardware-Startups es ein bisschen schwerer haben, erklärt Roman Sick von Holoplot im Interview 64–68 Wenn Gründer reisen: Berichte und Fotos von Spitzbergen bis Bali 70 Eventbericht: Startup Camp Berlin 72 Eventrückschau 73 Eventkalender 74 Impressum und Vorschau
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Das Tech-Team der HypoVereinsbank unterstützt Tech-Unternehmen bei ihrem internationalen Wachstum. Es versteht die digitalen Geschäftsmodelle der Branche und liefert passende Lösungen. Neben dem Berliner Team gibt es noch weitere Standorte in München und Hamburg. International bietet die HypoVereinsbank über das Bankennetzwerk der UniCredit mit mehr als 3000 Experten in rund 50 Ländern globale Leistungen vor Ort an. Spezialisten für Auslandsmärkte, Zahlungsverkehr sowie Zins- und Währungssicherung begleiten Unternehmen in neue Märkte und bei den Herausforderungen im internationalen Handel. hvb.de/tech
Fotos: Saskia Uppenkamp
„WIR SIND TECH!“
HYPOVEREINSBANK – MEMBER OF UNICREDIT
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Ende gut, alles gut: Republica-Gründer Johnny Haeusler (links) und Andreas Gebhard halten Karaokezettel bei der traditionellen „Closing Ceremony“ 2016 in die Höhe
ES GIBT EINIGES ZU BESPRECHEN Das Umfeld, in dem die Republica und die Media Convention stattfinden, lädt nicht gerade zum Feiern ein Auch das Programm der diesjährigen Republica und der parallel stattfindenden Media Convention Berlin steht in diesem Jahr klar unter dem Eindruck des Brexit und der US-Wahl. Das Glaubwürdigkeitsdilemma des Journalismus und der Erhalt der Meinungsvielfalt sind Schwerpunktthemen vom 8. bis 10. Mai in der Station Berlin. Die großen Fragen: Wie schaffen es Medienkonzerne, aber auch Plattformen und Startups ihre Marken zu stärken? Wie gelingt es, die Meinungsvielfalt zu erhalten? Und wie werden wir durch Virtual Reality oder Künstliche Intelligenz die Medien in Zukunft erleben – gerade auch zu Beginn des Wahlkampfs in Deutschland? S peaker wie Adam Ellick von der New York Times, Jim Egan von BBC Global News, aber auch
Fotos: re:publica/Jan Zappner CC BY 2.0, Harry Soremski, Microsoft
ZYPRIES LEGT AGENDA FÜR INNOVATIONEN VOR Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) hat mit der Vorlage der neuen Innovationsa genda angekündigt, einen neuen High-Tech-Gründerfonds III mit einem Zielvolumen von 300 Millionen Euro aufzulegen. Zudem soll das Exist-Programm Gründungen aus der Wissenschaft mit jährlich 90 Millionen Euro fördern. Die Agenda spricht sich für eine innovations- und investitionsfreundliche Regulierung aus und will mehr Wagniskapital für nichttechnische Innovationen stimulieren. Thema Breitbandausbau: Bis 2025 sollen flächendeckend Zugangsgeschwindigkeiten von rund einem Giga bit pro Sekunde bereitgestellt werden. bmwi.de
Steve Sullivan, Holographic-Video-Pionier bei Microsoft stehen für die globalen Perspektiven der Veranstaltung. Stammredner Sascha Lobo will von seinen Recherchen zur „Diskurskultur“ im Web berichten und Schachgroßmeister Garry Kasparov hält einen Vortrag über Macht und Propaganda im digitalen Zeitalter. Insgesamt mehr als 400 Termine können sich die Besucher in den Kalender eintragen. Das Motto von #rp17: „Love out loud!“. Als kleine Orientierung für Startups dienen im Session-Planer auf der Website die Stichworte „Business & Work“, „Mobility & City“, „Fashiontech Lab Berlin“, „Fintech“ und „Global Inno vation Gathering“. Den Startschuss gibt am 8. Mai Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). re-publica.com
„ES WURDEN VIELE VERSPRECHEN GEGEBEN, DIE NICHT GEHALTEN WURDEN. DAS IST AUCH EINE FRAGE DER GLAUBWÜRDIGKEIT GEWORDEN“ MICHAEL OTTO kritisiert das Verhalten von Rocket Internet und befürchtet negative Auswirkungen auf die gesamte Szene. handelsblatt.de
WUNDERLIST WIRD TO-DO – CHRISTIAN REBER HEBT AB Keine große Überraschung: Microsoft hat nach der Übernahme von Wunderlist vor zwei Jahren die App ins eigene Ökosystem integriert. Unter dem Namen To-Do entwickelt das ehemalige Wunderlist-Team nun die Anwendung weiter, die bei der Erstellung und Verwaltung von Aufgaben hilft. Gründer Christian Reber hat sich inzwischen neuen Herausforderungen zugewandt. Er ist Teilhaber des Münchner Startups Lilium Aviation (Seite 34), das einen elektrisch betriebenen Senkrechtstarter entwickelt. Fast zeitgleich mit dem Start von To-Do verkündete das Startup den erfolgreichen Jungfernflug des Lilium-Jets. office.de/to-do, lilium.com
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BUCH-TIPP
REIN UND RAUS Wer bekommt wie viel? Wer übernimmt wen? Finanzierungen und Exits
ERFOLGSFORMEL „MACHEN!“
Die Mymuesli-Gründer veröffentlichen ein Buch, damit mehr Träume wahr werden Zehn Jahre nachdem sie ihren eigenen Traum verwirklicht haben, veröffentlichen die Mymuesli-Gründer ihr eigenes Buch. In „Machen“ beschreiben Hubertus B essau, Philipp Kraiss und Max Wittrock, wie sich ihr Startup vom ersten, leisen Klick zu einem Unternehmen mit 800 Mitarbeitern entwickelt hat, das 50 Läden in sechs Ländern betreibt. „Wir haben vieles gelernt bei diesem Abenteuer, mit unserem Team unzählige Fuckups erlebt, vieles falsch, noch mehr glücklicherweise richtig und anders als die anderen gemacht“, schreiben die Autoren, die ihre Erfolgsformel auf ein Wort reduzieren: „Machen!“ Das sei meistens der beste Markttest für eine Idee und der Grundstein für viele erfolgreiche Unternehmen, die es nie gegeben hätte, wenn die Macher hinter dem Unternehmen vorher zu viel überlegt hätten. Das Buch der Mymuesli-Gründer ist bei Edel Books erschienen und kostet 16,95 Euro. Eine kleine Lese probe gibt es auch, und zwar hier: mymuesli.com/aktion/machen-preview
LEMONCAT SICHERT SICH SECHS MILLIONEN EURO Der Online-Marktplatz für Business Catering hat nur sechs Monate nach dem Launch die zweite Finan zierungsrunde mit einem Volumen von sechs Millionen Euro abgeschlossen (neun Millionen insgesamt). An der neuen Finanzierungsrunde ist neben den bisherigen Investoren auch der internationale Venture-Capitalist Northzone beteiligt. lemoncat.de
HABT IHR SPANNENDE NEUIGKEITEN? SCHREIBT UNS: news@berlinvalley.com ZWEI MILLIONEN FÜR GETSURANCE Das Berliner Insurtech-Startup hat die Seed-Finanzierung mit zwei Millionen Euro abgeschlossen. Das Geld kommt von Picus Capital von Alexander Samwer, dem VC Fonds Kreativwirtschaft Berlin II der IBB Beteiligungsgesellschaft und der Schweizer Bank Post Finance. Getsurance entwickelt eine digitale Berufsunfähigskeitsversicherungslösung. getsurance.de
AXEL SPRINGER STEIGT BEI UBER EIN
STRATEGIEWANDEL BEI ROCKET INTERNET
Das Handelsblatt will eine neue strategische Ausrichtung bei RocketChef Oliver Samwer erkennen. In letzter Zeit, so heißt es in einem Bericht, investiere Samwer häufiger in Startups aus dem B2B-Bereich. Das Geschäft mit dem E-Commerce sei mühselig geworden. „B2B ist die logische Weiterentwicklung unserer Marktplätze“, sagt Geschäftsführer Alexander Kudlich. handelsblatt.de
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GRÜNDERCAMPUS GTEC EXPANDIERT NACH FRANKFURT
Vor knapp zwei Jahren eröffnete in Berlin das erste German Tech Entrepreneurship Center (GTEC) als privater, von Großkonzernen finanzierter GründerCampus. Seit dem 20. April hat GTEC nun eine Dependance in Frankfurt am Main. Unter dem Dreiklang „Inspire, Guide, Grow“ will GTEC auch an diesem Standort das Unternehmertum fördern und diverse Programme und Veranstaltungsreihen anbieten. Um Verknüpfungen zum lokalen Netzwerk herzustellen, hat GTEC sein Advisory Board um den norwegischen Wirtschaftsphilosophen Anders Indset, den Investor Johannes Peschko und den Management-Berater Oliver Clasen erweitert. Sitz von GETC Frankfurt ist der Junghof-Komplex im Finanzviertel. gtec.berlin
SWIPESTOX HOLT 12,5 MILLIONEN AUS CHINA Die chinesische Fosun Group investiert 12,5 Millionen Euro in The Naga Group aus Hamburg, die hierzulande vor allem durch die Social-Trading-Plattform Swipestox bekannt ist. Neben dem Geld will der Investor auch den Zugang zu asiatischen Märkten erleichtern. Hinter Swipestox steht der ehemalige Profischwimmer Benjamin Bilski. swipestox.com
Fotos: Viktor Strasse, Benjamin Rohe, Lemoncat, Getsurance, Swipestox
Der Fahrdienstvermittler Uber aus Kalifornien gewinnt mit dem Medienkonzern Axel Springer einen gewichtigen Investor. „Es handelt es sich um eine Finanzbeteiligung, keine strategische Investition“, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Erst kurz zuvor war bekannt geworden, dass der ehemalige Bild-Herausgeber Kai Diekmann als Berater für den US-Transportdienst tätig wird. axelspringer.de, uber.com
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BERLINER STARTUP RETTET LEBENSMITTEL
PSSST! Noch nicht spruchreif
Sirplus will Ressourcen schonen und soziale Projekte fördern
ANDROID-ENTWICKLER PLANT SMARTPHONE Googles ehemaliger Hardware-Chef und Vater des mobilen Betriebssystems Android arbeitet derzeit mit seinem Unternehmen Essential an einem Smartphone. Ein Teaserbild, das Andy Rubin auf Twitter veröffentlich hat, nährt die Erwartungen. twitter.com/Arubin
CHROME ERHÄLT ADBLOCKER
Gerüchten zufolge will Google in künftigen Versionen seines Webbrowsers einen Werbeblocker integrieren. Dabei sollen aber nicht alle Anzeigen deaktiviert werden, sondern nur von der Coalition for Better Ads als „unakzeptable“ definierte, berichtet wsj.com
APPLE ENTWICKELT LASER-DATENBRILLE
Fotos: Sirplus
Das soll aus einer versehentlich an hunderte Apple-Mitarbeiter verschickten Unfallstatistik hervorgehen, die von einem „unangenehmen Laserblitz“ eines Probanden berichtet. Ein anderer Bericht schildert Augenschmerzen nach „Arbeit mit einem Prototyp“. gizmodo.com
Wenn Lebensmittel bis zum Ladenschluss nicht verkauft sind oder schon bei Anlieferung nicht der Norm entsprechen, landen diese meist zur Entsorgung im Container. Das Startup Sirplus will diese Verschwendung reduzieren. In Zusammenarbeit mit Händlern sollen noch genießbare Waren stattdessen vor Ort in Berlin oder im OnlineShop verkauft werden. 20 Prozent der Lebensmittel sind für soziale Projekte bestimmt. Initiator des Startups ist der Lebensmittel-Aktivist Raphael Fellmer. Mitgründer sind der Umweltingenieur Martin Schott sowie der Digital-Unternehmer Alexander Piutti. Um das Konzept zu realisieren, läuft seit dem 19. April eine Crowdfunding-Kampagne auf Startnext. Zum Redaktionsschluss waren zwei Drittel des Fundingziels erreicht. sirplus.de
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EINFACH MAL AUFLADEN Ein Berliner Unternehmen zeigt wie’s geht: Lade- und Abrechnungslösungen für Elektrofahrzeuge Für Menschen wie für Elektromobile gilt: Ab und zu muss Energie aufgeladen werden, um Leistung zu bringen. Im Idealfall ist die Erholung beziehungsweise das Aufladen immer gleich vor Ort möglich. Das war der zentrale Gedanke von ubitricity, als sie begonnen haben, eine Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge zu entwickeln. Die Lade- und Abrechnungslösungen des Berliner Unternehmens tragen deutlich zum entspannten Umgang mit der E-Mobilität bei. Dreh- und Angelpunkt bei ubitricity ist der mobile und geeichte Stromzähler. Was man bisher nur aus dem Haus kannte, haben die Experten zusammen mit Kommunikationstechnologie in ein Ladekabel gebaut. Die Vorteile liegen auf der Hand: Zum einen wird Ladeinfrastruktur deutlich günstiger, schließlich wird auch ein Teil der Technik in das Kabel verlagert. So wird es deutlich attraktiver, überall dort Ladepunkte zu schaffen, wo Elektrofahrzeuge parken – ganz gleich, ob das zu Hause, am Arbeitsplatz oder an öffentlichen Orten ist. Zum anderen verliert die Frage nach der Reichweite an Brisanz, wenn es flächendeckend Ladepunkte gibt. Jede Parkzeit wird Ladezeit – immer und überall. Derweil profitiert der Nutzer von seinem Mobilstromvertrag, den er für sein intelligentes Ladekabel abschließt. Wann immer er einen der Ladepunkte nutzt, erfolgt das zu den Konditionen dieses Vertrags, und
zwar öko und exakt nach Kilowattstunde über den in das Kabel integrierten mobilen Zähler. Am Ende des Monats gibt es eine Rechnung mit allen Ladevorgängen – übrigens auch denen, die an anderen Ladesäulen erfolgen. Denn dort kann der Nutzer mit dem SmartCable ebenfalls laden – zwar zu den Konditionen des jeweiligen Anbieters, aber praktisch und bequem. Praktisch und bequem sind auch die Lösungen von ubitricity für die kniffligen Fälle, zum Beispiel in Mehrfamilienhäusern: Wer in einer gemeinsam genutzten Tiefgarage regelmäßig sein Elektrofahrzeug laden will, traf bisher auf wenig Gegenliebe bei den Nachbarn. Verständlich! Denn der entnommene Strom wird in der Regel über den Hausstrom abgerechnet und damit auf alle Anwohner, auch die ohne Elektromobil, umgelegt. Die ubitricity-Lösung ist denkbar einfach. Der E-Fahrzeugbesitzer braucht einen einfachen Ladepunkt und ein SmartCable. Die Kosten für das Laden werden ihm über den Mobilstromvertrag exakt in Rechnung gestellt, während ubitricity im Hintergrund dafür sorgt, dass die allgemeine Hausstromrechnung unbelastet bleibt. So einfache Lösungen machen Elektromobilität zu einer echten Alternative. Und: Wer weniger über das Laden seines Elektromobils nachdenken muss, hat mehr Zeit, selbst etwas Energie zu tanken.
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MEHR BASS
HIN UND WEG Wer kommt? Wer geht? Wer hat was erreicht? Diese Personalien bestimmen die Startup-Szene
In Kreuzberg startet ein Coworking Space für Musik-Startups Am 15. Mai öffnet in Berlin ein neuer Coworking Space für Musiker, Produzenten, Journalisten, Studierende und Entrepreneure. The Venue Berlin bietet in einem 300-Quadratmeter-Loft neben dem Treffpunkt für Musik-Enthusiasten und einer Bühne für Events auch ein Aufnahmestudio für Platten- und Radioproduktionen. Unterstützt werden die Startups in Workshops durch den Axel Springer Plug and Play Accelerator, der den Teilnehmern augenzwinkernd einen „unfairen Vorteil“ im Wettbewerb verschaffen will. Für das 100-Tage-Accelerator-Programm können sich Startups bewerben, die mit ihren Lösungen Künstler bei der Kreation oder der Distribution unterstützen, sich mit Rechten und Lizenzen befassen sowie Produktionen durch neue Technologien verstärken. thevenueberlin.com
„ALEXA, ICH WILL MEIN BURGER-MENÜ“
Lieferando setzt nun auch auf Amazon Echo als neuen Bestellkanal. Nach der Verknüpfung mit dem sogenannten Skill lassen sich Gerichte einfach per Sprachbefehl bestellen und nach Hause liefern. Für Lieferando-Gründer Jörg Gerbis ist das „die perfekte Ergänzung zum bisherigen Angebot“. Um den Sprachservice nutzen zu können, müssen Lieferando-Kunden zuvor drei Lieblingsgerichte definieren. Dann reichen Sprachbefehle wie „Alexa, sag Lieferando, ich will mein Burger-Menü“ aus. lieferando.de
ZALANDO RECHNET MIT WACHSTUM
Nach vorläufigen Zahlen steigt der Umsatz des Online-Modehändlers im ersten Quartal 2017 um 22 bis 24 Prozent auf 971 bis 987 Millionen Euro (Q1 2016: 796,1 Millionen Euro). Für den gleichen Zeitraum erwartet Zalando ein bereinigtes Ebit in Höhe von zehn bis 30 Millionen Euro. Als Treiber des Wachstums nennt CoCEO Rubin Ritter die Investitionen in das Kundenerlebnis wie auch in das Angebot an die Markenpartner. Die endgültigen Geschäftszahlen gibt Zalando am 9. Mai bekannt. corporate.zalando.de
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HELLOFRESH NUMMER EINS IN EUROPA
Die Financial Times hat ermittelt, welche europäischen Unternehmen zwischen 2012 und 2015 am stärksten gewachsen sind. Spitzenreiter ist das Rocket-Internet-Venture Hellofresh. Im Berichtszeitraum hat der Umsatz des Kochbox-Lieferanten um 13.159 Prozent zugelegt (409,9 Prozent pro Jahr). Mit Erlösen von knapp 305 Millionen Euro und 981 Angestellten überragt Hellofresh die anderen Top-Ten-Firmen. Auf Platz zwei folgt Codewise aus Polen vor Green IT Das Systemhaus aus Deutschland. ig.ft.com/ft-1000/
KATHRIN NUSSER ÜBERNIMMT CFO-POSTEN BEI FLACONI
MICHAEL VON ROEDER WIRD COO VON SENSORBERG
THERMONDO BAUT FÜHRUNGSTEAM MIT DAVID HANF AUS
ANDREAS KAPLAN IST NEUER REKTOR DER ESCP EUROPE
SNAP INC. HOLT MARIANNE BULLWINKEL
Anya Schmidt hat Tobias Stöger als CEO des Fintechs Outbank abgelöst. Die gebürtige US-Ameri kanerin hat mehr als zehn Jahre Erfahrung im Aufbau von Startups, darunter im Team von Gründer und Investor Frank Thelen. outbankapp.com
Der Gründer und Investor wurde vom SaaS-Startup Sensorberg auf den Posten des COO berufen. Zu seinen Aufgaben zählen vor allem der Kontakt zu anderen Firmen sowie die Unterstützung der Sales-, HR- und Finanzbereiche. sensorberg.com
Der Online-Parfümshop hat mit Kathrin Nusser einen neuen CFO in die Führungsriege berufen. Die 35-Jährige kommt von Friendscout24 und wird maßgeblich die Bereiche Finanzen, Human Resources und Business Intelligence verantworten. flaconi.de
Der 34-Jährige verantwortet seit Ende März als neuer CFO die Bereiche Finanzen und Human Resources beim Heizungsbauer. Zuletzt war David Hanf als Geschäfts führer und COO beim Kreditmarkt platz Smava und auch als Investor tätig. thermondo.de
DIGITALWIRTSCHAFT TREIBT BERLIN AN
Die Chancen stehen gut, dass die Berliner Wirtschaft im BundesländerVergleich wieder überdurchschnittlich wächst. Die Investitionsbank Berlin erwartet ein Wachstum von 2,2 Prozent (Deutschland: 1,1 Prozent). Die Zahl der Erwerbstätigen wird 2017 in Berlin mit rund 60.000 neuen Stellen Höchststände erreichen. Mehr als 77.000 Menschen arbeiten bereits sozialversicherungspflichtig in der Berliner Digitalwirtschaft. Allein im Fintech-Bereich werden rund 2.000 neue Arbeitsplätze entstehen. ibb.de
Als Studiendekan war Kaplan an der Berliner Wirts chaftss chule zuletzt für die Entwicklung der Studiengänge aller Standorte verantwortlich. Sein Forschungs schwerpunkt liegt in den Bereichen Social Media und digitale Welt. escpeurope.eu
Das Unternehmen hinter der Messaging-App Snapchat hat die ehemalige Facebook-Deutschland- Chefin Marianne Bullwinkel ein gestellt. Sie wird voraus sichtlich die Position des Country-Managers für die DACH-Region übernehmen. snap.com
Fotos: John Hult/Unsplash, Blende 11/Outbank, Flaconi, Sensorberg GmbH, Thermondo GmbH, ESCP Europe Berlin, Marianne Bullwinkel
SCHOOL OF ROCK
ANYA SCHMIDT WECHSELT ALS CEO ZU OUTBANK
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WELTREKORD
DATES
Wo man sich jetzt noch bewerben kann
31.05.
LAUTLOS ABHEBEN
14.06.
Fotos: Jean-Marie Urlacher/Siemens
Next47-Entwicklung sichert Siemens Kooperation mit Airbus Weiterer Erfolg für den Siemens-Inkubator Next47. Forscher haben im Bereich eAircraft zwei neue Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt. Besonders bemerkenswert: Als weltweit erster Elektroflieger schleppte die Extra 330 LE ein Segelflugzeug in nur 76 Sekunden auf 600 Meter Höhe. „Der Schleppflug ist ein weiterer, sehr sichtbarer Beleg für die Leistungsfähigkeit unseres Rekordmotors“, sagt Frank Anton, Leiter eAircraft in der Startup-Einheit Next47. „Sechs solcher Antriebe würden schon ausreichen, ein typisches 19-sitziges hybrid-elektrisches Flugzeug anzutreiben.“ Auf Basis des Rekordmotors werden Siemens und Airbus hybrid- e lektrische Regionalflugzeuge entwickeln. „Bis 2030 erwarten wir erste Maschinen mit bis zu 100 Passagieren und rund 1000 Kilometern Reichweite“, erklärt Anton. next47.com
05.07.
STARTUP EUROPE COMES TO SILICON VALLEY: Im dritten Jahr in Folge organisieren EIT Digital und Mind the Bridge die Initiative Startup Europe Comes to Silicon Valley. Das von der EU geförderte Programm verbindet zukünftige europäische Startup-Unicorns mit den Schlüsselakteuren der US-Industrie. Bewerbungsfrist für das Event im September ist der 3 1. Mai. sec2sv.com INTERNATIONAL BUSINESS AWARD: Die „internationalen Stevies” zeichnen Unternehmen für besondere unternehmerische Leistungen aus. Der Ableger des US-Preises wird am 21. Oktober in Barcelona verliehen. Anmeldeschluss ist der 10. Mai. Aber bis zum 14. Juni werden auch noch verspätete Anmeldungen durch Unternehmen oder Einzelpersonen gegen eine höhere Gebühr angenommen. stevieawards.com HVB GRÜNDERINNEN-MENTORING 2017: Die Initiative des Frauenbeirats der Hypovereinsbank geht in die fünfte Runde: Erfahrene Unternehmerinnen und Mitglieder des Beirats begleiten Gründerinnen sechs Monate lang auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Die Bewerbung – vorzugsweise mit Businessplan – auf einen der sechs Mentoring-Plätze ist noch bis zum 5. Juli möglich. hypovereinsbank.de
Aus Begeisterung wird Business. IBB für junge Unternehmen: Die Startup-Förderer in Berlin.
Sie haben eine innovative Idee für eine Unternehmensgründung – wir haben das Förderprogramm. Gemeinsam mit Ihnen entwickeln wir einen passenden Finanzierungsplan, damit Ihr Unternehmen zum nachhaltigen Erfolg wird. Sprechen Sie mit uns! Telefon: 030 / 2125-4747 E-Mail: gruenden@ibb.de www.ibb.de/gruenden
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EIN ÜBERRASCHENDER WANDEL Das französische Startup-Ökosystem hat in den letzten Jahren eine dynamische Entwicklung erlebt. Vor allem in Paris hat sich der Einsatz der Stakeholder auf die Professionalität und den Reifegrad der Startups ausgewirkt
Die Start Alliance Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, globale Aktivitäten für Berliner Startups mit internationalen Ambitionen zu erleichtern. Zum Beispiel mit Austausch-Programmen, die Berlin Partner jedes Jahr organisiert, um junge Gründer bei der Expansion zu unterstützen. Zu den Partnerstädten gehören New York, Shanghai, Tel Aviv – und Paris. Informiert Euch über die Programme:
STARTALLIANCE.BERLIN
Ökosystem so lebhaft wächst. Wir konnten miterleben, wie sich Hidden Champions wie Cedexis, Dashlane, Peopledoc, Dataiku und Algolia zu erfolgversprechenden Tech-Unicorns gemausert haben. Zugegeben: die Lebenshaltungskosten in Paris sind – beispielsweise im Vergleich zu Berlin – noch immer sehr hoch und eine der größten Hürden für junge
Unternehmen mit Potenzial. Paris gleicht das aber mit einem wichtigen Vorteil aus: einem großen Pool an hochqualifizierten Tech-Talenten. Frankreich hat eine lange Wissenschaftstradition. In Paris sammeln sich herausragende Ingenieurschulen, die Talente mit anerkannter Expertise auf den Gebieten der künstlichen Intelligenz, der Computer wissenschaft oder des Deep Learning hervorbringen. Große Tech-Unternehmen ziehen in die französische Hauptstadt: Erst kürzlich hat Facebook seinen dritten Forschungs-Hub für künstliche Intelligenz in Paris eröffnet. Viele weitere IT-Unternehmen haben Frankreich langfristige Investitionen zugesagt. In den nächsten Monaten entsteht mit Station F der weltgrößte Campusinkubator. Dieses Projekt hat das Potenzial, Paris in einen führenden Tech-Standort zu verwandeln. Zur Veranschaulichung dieser Entwicklungen möchte ich als aufmerksamer Szene-Beobachter einige aufstrebende Pariser Startups vorstellen:
MATTHIAS FILLE ist Manager bei Axeleo, dem ersten französischen Tech-Accelerator für B2B-Tech-Startups. axeleo.com Fotos: pexels.com
Wenn wir an Startup-Hotspots, Technologie-Hubs und Innovationszentren denken, fällt uns nicht unbedingt als erstes Frankreich ein. Eher assoziieren wir Frankreich mit hohen Steuern, einem starren Arbeitsmarkt, Verzahnung von Politik und Wirtschaft, Sprachfaulheit oder mangelnder Fehlerkultur. Da überrascht es, dass das französische Startup-
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HEURITECH (2013) wurde von zwei Promovierten gegründet und beschäftigt mittlerweile 16 Mitarbeiter, von denen sieben ebenfalls ihren Doktortitel auf den Gebieten der künstlichen Intelligenz und Deep Learning erworben haben. Heuritech entwickelt hochmoderne Bilderkennungstechnologien. Diese werden von Luxusmarken eingesetzt, um Modetrends zu erkennen und somit Einkauf, Bestandsaufstockung und Merchandising zu optimieren. Das Unternehmen hat vor Kurzem von einer Seed-Finanzierung von Serena Capital profitiert.
UAVIA (2015) ebnet den Weg für das Internet der Drohnen. Die Drohnen von Uavia machen die aufgrund der beschränkten Funkreichweite erforderliche körperliche Anwesenheit bei Vor-Ort-Inspektionen mithilfe von 4G-/LTE-Vernetzungstechnologien und flexiblen Ladestationen überflüssig. Die Drohnen lassen sich von jedem internetfähigen Gerät der Welt aus steuern. Somit werden sensible Luftinspektionen und Überwachungen in Echtzeit ohne menschlichen Außendiensteinsatz möglich. Sehen Sie sich einfach das Video-Experiment einer Fernüberwachung in Paris an – die von San Francisco aus gesteuert wurde!
SENCROP (2016) hat eine vernetzte agrartechnologische Wetterstation entwickelt, die es Landwirten ermöglicht, zur richtigen Zeit die richtigen agronomischen Entscheidungen zu treffen (Pflanzenschutz, Aussaat, Bewässerung und so weiter). Sencrop stellt Landwirten in Echtzeit hochzuverlässige Standortdaten bereit, wie zum Beispiel die aktuelle Temperatur, Temperaturprognosen, hygrometrische Daten, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit sowie die Niederschlagsmenge über ihren Feldern. Hier rollen bahnbrechende Entwicklungen auf uns zu!
Fotos: heuritech.com, uravia.eu, sencrop.com, yusofleet.com
YUSOFLEET (2016) bietet eine Echtzeit-Dispositionssoftware für On-Demand-Transportflotten (Taxis, Krankenwagen, Last-Mile-Logistik) und greift dabei auf Ansätze für Yield-Pricing und dynamische Disposition zurück. Yusofleet wird zweifelsohne dazu in der Lage sein, sich mithilfe der Carsharing-Disposition an die Herausforderungen der Großstädte (Verkehr, Stau und autonome Fahrzeuge) anzupassen. Interessant ist dabei, dass das Team zunächst sein eigenes Autovermietungsunternehmen (Marcel) gegründet hat, um die Machbarkeit unter Beweis zu stellen, bevor es mit der Software-Sparte an den Start ging.
N E U E S TA R T U P S
WIR SIND DIE NEUEN Täglich entstehen neue Ideen und Startups in Deutschland. Berlin Valley stellt einige vor
RECHNUNG TEILEN ÜBER EINEN LINK Die einen sammeln noch Bargeld ein, die anderen schicken einen Link. Mit Cashlink kann man Geld digital überweisen, ohne App und ohne Registrierung. Der Nutzer erstellt online einen Cashlink, sendet diesen an Freunde, die bezahlen ganz einfach im Browser – etwa für das gemeinsame Geburtstagsgeschenk oder den Anteil am Dinner. Alle Transaktionen laufen über die Solarisbank. cashlink.de
EINE REISE INS UNBEKANNTE Wer mutig genug ist, die Planung des nächsten Trips Unplanned zu überlassen, kann sich auf ein maßgeschneidertes Reiseerlebnis freuen. Das Budget und Reisedatum bestimmt der Reisende. Infos zur Anreise und Unterkunft kommen eine Woche vor der Abreise per Post. Vier Tage später kommt eine E-Mail mit einer kleinen Packliste, Zeit und Ort der Abreise. unplanned.de
MIT MUSIK VOKABELN LERNEN Vofy möchte, dass Kinder beim Vokabellernen Spaß haben. Wenn der Nutzer eine neue Vokabel eingibt, dann sucht Vofy passende Lieder mit Text aus der Vofy-Playlist heraus. So lernt das Kind die Vokabel auch schon im Kontext. Wer das Vokabellernen an seinen Musikgeschmack anpassen möchte, kann Vofy mit seinem Spotify-Account verknüpfen. vofy.de
IHR HABT GERADE EIN STARTUP GEGRÜNDET? MELDET EUCH: news@berlinvalley.com 14 / berlinvalley.com
N E U E S TA R T U P S
DER DIGITALE BEIFAHRER Es ist verboten, während der Fahrt zum Smartphone zu greifen, dennoch reizt es Autofahrer. Mit Chris wird das Kommunizieren im Auto etwas ungefährlicher. Das Gadget reagiert auf Gestik und Sprache. Chris verbindet sich mit dem Smartphone und lässt sich in jedes Fahrzeug einbauen. Gerade hat das Startup German Auto labs für Chris 250.000 Euro bei Kickstarter eingesammelt. hellochris.ai
HOME AWAY FROM HOME
Fotos: Mymemo via Fotolia, aletia2011 via Fotolia, Rawpixel.com via Fotolia, Slava Bowman via Unsplash, Toa Heftiba via Unsplash, German Autolabs, Katie Treadway via Unsplash, Marcos Moraes via Unsplash
Livabout ist ein digitaler Marktplatz für Geschäftsreisende, auf dem diese ein Apartment auf Zeit finden können. Professionelle Angebote, Transparenz und Effizienz verspricht Livabout dem Nutzer auf seiner Website. Im Moment gibt es noch die Beta-Version, auf der die Nutzer ein Zuhause für eine Woche oder mehrere Monate finden und buchen können. Weitere Features sollen folgen. livabout.com
UPGRADE FÜR FUSSBALLFANS Facebook, Youtube und Twitter in einem und so beim Lieblingsteam immer am Ball bleiben, das versprechen die Macher von Zwölfter. Auf der Plattform findet der Fußballfan Spielergebnisse, News, Bild- und Videomaterial an einem Ort und in Echtzeit. Auch die Kommentare, Bewertungen und Stimmen der Nutzer kommen mit ins Spiel. zwoelfter.de
ARBEIT FÜR AUTISTEN
FRÜHLINGSERWACHEN
Es ist die zweite Gründung von Dirk Müller- Remus. Nach Auticon startet er nun Diversicon. Auch dieses Startup will Menschen mit Autismus in den ersten Arbeitsmarkt bringen, diesmal aber nicht nur in IT-Jobs. Diversicon begleitet dabei nicht nur die Autisten selbst sondern coacht auch die Unternehmen im Umgang mit ihren Mitarbeitern, damit befristete Jobs zur Festanstellung werden. diversicon.de
Ob Zimmerpflanzen, Kräuter oder anderes Saatgut – bei Botanicly findet der Nutzer eine individuell angepasste Box mit Pflanzen, die zu seinem Life style passen. Die Plattform Botanicly ist darüber hinaus auch eine Sammelstelle für Pflanzenwissen und Pflanzentools. Damit kann sich der Nutzer nicht nur auf eine gesunde Pflanze freuen, sondern auch auf eine eigene Ernte. botanicly.de
berlinvalley.com / 15
AUF DEM Drei Investoren bewerten* vier Startups
ALEXANDER KÖLPIN ist Partner bei Westtech Ventures, einem Berliner Seed-VC, der auch mit seinem Inkubator im Pre-Seed-Bereich aktiv ist. Er war vorher Vorstand und Mitgründer der German Startups Group und hat die Berlin Web Week mitgegründet. westtechventures.com
THOMAS R VILLINGER ist geschäftsführender Gesellschafter und Mitgründer beim ZFHN Zukunftsfonds Heilbronn mit mehr als 25 Jahren Erfahrung im Venture-CapitalBereich. zf-hn.de
MAXIMILIAN KEMPKEN ist Investment-Manager beim europäischen VentureCapital-Investor Btov Partners. Btov verwaltet eigene Fonds, Partner-Fonds und bietet Privatinvestoren Zugang zu Direktinvestitionen. btov.vc
* Grundlage der Bewertung sind die Pitch Decks der Unternehmen. Die Skala reicht von 1 – uninteressant bis 5 – sehr interessant.
SOLLEN WIR EUER STARTUP AUF DEN GRILL LEGEN? SCHREIBT UNS: grill@berlinvalley.com 16 / berlinvalley.com
HOTELCHAMP
ist ein Tool für Kreative, das die Organisation von Kundenfeedback erleichtert. Die Arbeit wird hochgeladen und kann von Kunden direkt kommentiert werden. Mit Filestage wird konstruktive Zusammenarbeit möglich. filestage.io
ermöglicht personalisierte Booking Experience und verspricht seinen Kunden durch persönlichen Support und ausgewählte Methoden einen Anstieg ihrer Direkt b uchungen und eine Stärkung der Kundenbindung. hotelchamp.com
Ein erfahrenes Team, das bereits erfahrene Investoren an Board hat. Das Produkt scheint gut positioniert zu sein, wie man an der beachtlichen Kundenliste sehen kann. Ich sehe viel Bewegung auch von neuen Wettbewerbern in diesem Markt, der am Ende nicht nur international ist, sondern an dem auch Größen wie Dropbox et cetera mitspielen. Am Ende wird wahrscheinlich das Produkt entscheiden, das den Nerv der Nutzer am besten trifft. Das räumt so einem Spezialisten gute Chancen ein.
Hotelchamp ist mit einem Funding von mehr als zwei Millionen Euro den Kinderschuhen entwachsen und mit mehr als 40 Mitarbeitern in mehr als 30 Ländern mit ihrem SaaS-Modell aktiv. Entsprechend stark ist die Hypothese, das Buchungsgeschäft von den großen Portalen wieder in die Hände der Hoteliers zu bekommen. Ein großer, aber umkämpfter Markt, zumal das Gefunden werden und der Vergleich immer noch bei den Portalen liegen. Wir werden sehen, wie sich das Kräfteverhältnis entwickeln wird.
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
Das Bedürfnis nach konstruktiver Projektzusammenarbeit ist in der Kreativwirtschaft sehr hoch. Der erleichterte Reviewprozess stellt eine klare Value Proposition dar. Derartige Feedback- und Freigabeprozesse über SaaS werden bereits von etablierten Anbietern wie Hightail angeboten, die schon mehr als 90 Millionen Dollar Venture Capital einwerben konnten. Das Marktpotenzial bei dem B2B-Geschäftsmodell ist hoch, leider lässt der Pitch viele Fragen unbeantwortet.
Durch hohe Comission Fees der OTAs von bis zu 30 Prozent geraten die Margen von Hoteliers unter Druck. An diesem Point of Sale setzt Hotelchamp an. Der Markt von Hotelbuchungen ist groß, aber auch hart umkämpft. Ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Hotelchamp wäre eine deutliche Abgrenzung zu direkten Wettbewerbern wie Bookingdirection oder Triptease. Der USP ist allerdings nicht klar erkennbar. Die internationale Skalierung im SaaS-Modell stellt ein attraktives Geschäftsmodell dar.
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
Die Software ist übersichtlich gestaltet, einfach bedienbar und wird bereits global von zahlreichen Kunden verwendet. Ob die Bedienbarkeit zu einer nachhaltigen Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb führt, bleibt offen. Wird hier ein großes Problem für eine potente Zielgruppe gelöst? Von der adressierten Marktgröße her ist der Bereich jedenfalls eher kleiner.
Das Produkt ist einleuchtend für Hotels. Diese können mittels direkter Buchungen die Kundenbeziehung wieder aktiv gestalten. Hotelkunden profitieren von niedrigeren Preisen sowie weiteren Extras. Es gibt nicht nur viele Early-Stage-Firmen mit demselben Leistungsversprechen, sondern ebenfalls extrem kapitalstarke Großkonzerne, welche Endkunden mit massiven Marketingbudgets werben. Sicherlich nicht die einfachsten Gegenspieler, zumal die Skalierung des Vertriebes von Produkten an Hotels schwierig ist.
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
29 PUNKTE
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Fotos: Btov Partners, Zukunftsfonds Heilbronn, Westtech Ventures
GRILL
FILESTAGE
PARLAMIND ist ein Tool für den Kundenservice. Die Software liefert beim Öffnen des Service- Tickets Antwortvorschläge in Form von passenden Textbausteinen. Das soll die Produktivität der Service-Mitarbeiter um bis zu 37 Prozent erhöhen. parlamind.com
PROVENEXPERT Empfehlungsmarketing wird immer relevanter. Mit Provenexpert können Nutzer Umfragen zu ihrem Produkt erstellen und sich von ihren Kunden bewerten lassen. Die Ergebnisse können auf der Website des Nutzers eingebunden werden. provenexpert.com
Ein top-strukturiertes Pitch Deck, das erst mal keine Frage offen lässt. Ein Team von erfahrenen Spezialisten bohrt ein dickes Brett – Automatisierung mit AI im CRM-Bereich. Technologisch eines der spannendsten Themen derzeit. Der Term AI wird hier nicht nur wegen des Hypes benutzt. Am Ende ist es eine Frage der Zeit. Auch nur ein bis zwei Jahre zu früh zu sein, kann das (Über-)Leben als Startup hart machen. Dem Team ist es zuzutrauen, das Problem zu lösen, wenn die Zeit insgesamt technologisch reif dazu ist.
Die sehr inhaltsstarke Präsentation des in etwa drei Jahre alten Unternehmens zeigt, dass sie ihre KPIs nicht verstecken müssen. Das Business-Modell lässt sich als Ekomi für Berater und Dienstleister beschreiben, ist also nicht neu. Ein starker Vertrieb und insgesamt gute Execution sind daher eher der Schlüssel zum Erfolg als technische Innovation. Das ist sowohl Fluch als auch Segen. Neue und alte Wettbewerber können jederzeit in den Markt stoßen.
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
Parlamind drängt auf einen Markt, der von vielen etablierten Anbietern bespielt wird. Entscheidend für den Erfolg ist die zugrundeliegende KI, die sich von Wettbewerbern abgrenzt, da diese Keyword- g etrieben arbeiten. Durch weitere Anwendungsbereiche für Semantik-KI (zum Beispiel Legal) ergibt sich ein erhebliches Marktpotenzial. Das Vertriebskonzept bleibt offen, ist aber für die Skalierung der SaaS-Lösung entscheidend.
Eine einfache Lösung zur Kundengewinnung. Die Visualisierung und das Tracken von Kundenzufriedenheit ist ein enorm wichtiges Marketingtool für Experten. Das starke Wachstum wiederkehrender Umsätze und die geringe Churn Rate unterstreichen die Skalierbarkeit und Planbarkeit des Geschäftsmodells. Das Marktpoten zial ist allerdings begrenzt, da die kritische Masse bereits erreicht wurde.
WWW.INNOVATIONSPREIS.DE GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
Die Automatisierung und Verbesserung des Kundenservice bei gleichzeitiger Kosten einsparung ist sehr spannend. Es gibt zahlreiche Early-Stage-Firmen, welche KI oder Entscheidungsbäume aufbauen. Das Team von Parlamind hat die Grundlage geschaffen, um vorne mit dabei zu sein. Als Plug-and-play-Lösung ist der Appstore von Zendesk oder Shopify ein interessanter Vertriebskanal. Es wird spannend, in der nächsten Entwicklungsstufe von der KI erstellte Antworten zu sehen.
Kundenbewertungen spielen bei der Kaufentscheidung im Internet eine große Rolle. Dies erkennen auch weniger online-affine Unternehmen sowie Dienstleister. Proven expert hat eine starke Traction, und es gibt eine große Anzahl an potenziellen Kunden. National und international gibt es zahlreiche Wettbewerber, und es wird spannend zu sehen, wie man sich differenzieren kann, um stark zu expandieren.
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
38 PUNKTE
24 PUNKTE
Märkische Allgemeine
Köpfe
Fotos: Lorem Ipsum
18 / berlinvalley.com
CLEANTECH
MEHR INTELLIGENZ IM NETZ MIT NEUEN GESCHÄFTSMODELLEN BRINGEN STARTUPS DIE ENERGIEWENDE VORAN
CLEANTECH
STROMPREISENTWICKLUNG FÜR HAUSHALTE Durchschnitt in Cent pro Kilowattstunde
25,23
16,53
13,94
16,11
17,19
17,96
18,66
19,46
23,21
2009
2010
29,14
28,81
2013
2014
2015
25,89
21,65
14,32
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Jahresverbrauch von 3500 kWh
E
s ist 07.30 Uhr. Ich stehe auf, knipse das Licht an, schalte die Kaffeemaschine ein, backe Brötchen auf und stelle mich unter die Dusche. Das tun um diese Zeit viele andere Menschen in Deutschland auch. Der Energieverbrauch steigt plötzlich an. Um Versorgungsspitzen einerseits und Produktionsschwankungen bei erneuerbaren Energien andererseits in Einklang zu bringen, ist eine komplexe Infrastruktur nötig. Das System entwickelt sich weg von großen Stromerzeugern hin zu kleineren, dezentralen – und auch intelligenteren Spielern auf dem Energiemarkt. Viele Startups treten an, mit neuen Geschäftsmodellen die Energiewende voranzutreiben und den Markt kundenfreundlicher zu machen. HERAUSFORDERUNGEN Der wachsende Anteil der erneuerbaren Energien – insbesondere von Wind und Sonne – stellt die Energielieferanten vor neue Herausforderungen. Atomoder Kohlekraftwerke lassen sich steuern. Wind und Sonne dagegen nicht. Die Energiemengen, die sie liefern lassen, sind nur schwer vorauszusehen. Das kann zu Engpässen und Überkapazitäten führen. Lange Zeit wurde der zu viel produzierte Strom billig ins Ausland verkauft – teilweise sogar zu negativen Preisen. Gleichzeitig musste ein Backup-System mit fossilen Energieträgern aufrecht erhalten werden, um die Stromversorgung sicherzustellen. Der aktuelle Stand der Technik lässt andere Modelle zu, mit denen der Anteil an erneuerbaren Energien im Netz noch gesteigert werden kann. „Ich sehe großes Potenzial bei neuen Modellen zur Vermarktung von Energie und bei Steuerungssystemen, die Schwankungen im Netz ausgleichen können“, sagt Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin. Das Startup Lumenaza etwa bietet eine Software an, die das smarte Management von fluktuierenden Energieströmen ermöglicht. Auf einem Marktplatz werden die verschiedenen großen und kleinen Produktionsanlagen einer Region abgebildet. Lumenaza kauft die Energie, die diese Anlagen produzieren, und fasst sie in einem Energiepool zusammen. Aus diesem Pool werden die Kunden des regionalen Stromproduktes bedient. Der Ausgleich von Angebot und Nachfrage findet innerhalb eines Pools oder zwischen den verschiedenen Pools statt, die Lumenaza managt. Wie genau das funktioniert,
20 / berlinvalley.com
2008
2011
2012
Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft
erklärt Gründer Oliver March im Interview (Seite 24). Er ist überzeugt: „Der Anteil an erneuerbaren Energien kann noch deutlich gesteigert werden, wenn gleichzeitig auch die Intelligenz im Netz steigt.“
„NEUE ANBIETER AUS DEM IT-BEREICH BETRETEN DIE BÜHNE“
DIE GROSSEN TEILEN SICH Die großen Akteure haben bereits begonnen, sich auf Veränderungen einzustellen. 2008 gründete RWE seine Öko-Sparte Innogy. Sie beteiligt sich seit 2016 über Innogy Ventures an Startups und hat bereits sechs Investitionen getätigt. In einem Innovation Hub sucht das Unternehmen außerdem nach neuen
CLAUDIA KEMFERT, DIW
Auch Energiespeicher funktionieren im Pool-Modell. Wie das geht, zeigt das Startup Sonnen. Das Unternehmen aus dem Allgäu verkauft Speicher, die kaum größer sind als ein Billy-Regal und zwischen zwei und 16 Kilowattstunden Energie aufnehmen können. Besitzer von Photovoltaik-Anlagen machen sich damit unabhängiger vom Stromanbieter. Eine intelligente Software sorgt dafür, dass Überkapazitäten gespeichert werden und zur Verfügung stehen, wenn sie gebraucht werden. Zusätzlich gibt es die Sonnen- Community. Hier werden Solaranlagen und Speicher zu einem virtuellen Energiepool zusammengeschlossen. Eine Software managt Angebot und Nachfrage im Pool und sorgt dafür, dass immer überall genug Strom vorhanden ist. NEUE BEZAHLMODELLE Dieses Community-Modell ermöglicht Sonnen auch ein neues Abrechnungsmodell: eine Stromflatrate. Der Kunde bezahlt einen Community-Beitrag und wird dafür mit dem Strom beliefert, den er zusätzlich zur Energie aus seiner Solaranlage noch braucht. Da die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen nach der Investition in die Anlage quasi nichts mehr kostet, könnten sich ganz neue Bezahlmodelle für Strom durchsetzen. Neben einer Flatrate ist auch eine minutengenaue Abrechnung möglich. Die Technik, den realen Stromfluss zu messen, ist längst vorhanden.
MIT EINER KILOWATTSTUNDE STROM KANN MAN … … 1 Maschine Wäsche waschen. … eine Glühbirne 17 Stunden lang brennen lassen. … eine Energiesparlampe 90 Stunden lang brennen lassen. … 70 Tassen Kaffee kochen.
Fotos: Lorem Ipsum
17,11
20,64
23,69
28,84
BLOCKADEN „Die Energiewelt der Vergangenheit war geprägt von Energieriesen, die wir in Zukunft nicht mehr brauchen“, sagt Claudia Kemfert vom DIW. Sie sieht die Zukunft eher bei Unternehmen die klein und wendig sind, dezentral und schnell, digital und innovativ. Der Markt strukturiert sich gerade um: „Im Moment sind die Türen weit offen und neue Anbieter aus dem IT-Bereich betreten die Bühne“, sagt Kemfert. Das werde aber nicht ewig so sein, meint sie. „Es besteht die Gefahr, dass die Großen sich durchsetzen und die Kleinen wegbeißen.“ Eon, RWE, EnBW und Vattenfall versuchen, ihre Stellung aus dem alten – stark regulierten – Energiesystem zu bewahren. Die Taktik, die gegen Uber funktioniert hat, hätten auch die großen Player auf dem Energiemarkt versucht, erläutert Kemfert: Veränderungen einfach nicht zulassen. „Das Ziel der Energiewende sind 80 Prozent erneuerbare Energien im Netz. Dazu braucht es aber neue Modelle. Die alten Player haben versucht zu verhindern, dass das erfolgreich wird.“ Besonders bei der politischen Regulierung sieht Energieökonomin Kemfert Gefahren: „Startups haben einfach nicht die größte Lobby.“ Der Strommarkt ist stark reguliert, um die Versorgung sicherzustellen. Deswegen sind auch neue Modelle in diesem Bereich abhängig von der Politik. „Die Politik macht im Moment eine Vollbremsung und folgt dem Lobby-Geschrei der Energieriesen“, kritisiert Kemfert. Der Anteil der erneuerbaren Energien im Markt soll begrenzt werden. Dies sei das Ergebnis von Gespenster debatten um Kosten und Gefahren für das Netz, die es mit intelligenter Steuerung nicht gebe. „Das Ziel der Großen ist es, die Kleinen regulativ aus dem Markt zu drängen“, meint Kemfert. Nötig sei eine politische Begleitung des Marktumbaus und ein weiterer Ausbau der erneuerbaren Energien.
CLEANTECH
Service-Lösungen für seine Kunden und legt Projekte mit Startups auf. Auch Eon hat sich 2014 in zwei Teile gespalten. Mit dem Agile-Accelerator hat Eon schon mehr als 40 Startups unterstützt. EnBW wiederum unterstützt Gründungen aus dem eigenen Unternehmen auf dem Innovationscampus und beteiligt sich mit EnBW New Ventures an Startups. Der Corporate-VC ist unter anderem in Lumenaza investiert. Und auch Vattenfall hat mit Greenfield eine Schnittstelle geschaffen, die Ausgründungen unterstützt und externe Startups mit den richtigen Leuten im Unternehmen verbindet. Der Energiekonzern arbeitet dazu unter anderem mit dem Cavalry Ventures zusammen.
Anteil der erneuerbaren Energien insgesamt: 37 Prozent Windenergie, Land Biomasse, reg. Müll Photovoltaik Wasserkraft Windenergie, See
16 %
Anteil am Netto-Stromverbrauch
IDEENEXPORT Erneuerbare Energien sind besonders auch für die Entwicklungsländer ein spannendes Thema. Staaten wie Kenia, Tansania oder Ghana entwickeln gerade eigene Industrien, die Strom brauchen. Doch nicht alle Regionen sind ans Netz angeschlossen. Das Unternehmen Mobisol verkauft Solar-Home-Systeme in Ostafrika und bietet den Menschen dort Zugang zu sauberer und günstiger Energie. Um die Investition für die Kunden möglich zu machen, bietet Mobisol eine Finanzierung über 36 Monate an. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen bereits 70.000 Solar-Home-Systeme installiert. Das Berliner Startup Ecoligo baut Solarkraftwerke für Unternehmen in Afrika und finanziert die Projekte über Crowd investing vor. Durch solche Unternehmen entsteht in Entwicklungsländern aktuell eine dezentrale Energieinfrastruktur, die auf erneuerbaren Energien basiert. Sie starten den Aufbau dieser Infrastruktur auf einem sehr viel höheren technischen Niveau als wir.
ANTEILE AM DEUTSCHEN ENERGIEMARKT
14 % 12 % 10 % 8% 6% 4% 2% 0% 2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Entwicklung des Anteils erneuerbarer Energien am Netto-Stromverbrauch (Endenergie) in Deutschland Quelle: Fraunhofer ISE/BMWi
Anna-Lena Kümpel
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„GELD ALLEINE REICHT NICHT“ Lasse Landt vom europäischen Frühphasen-Investor InnoEnergy spricht über seine Zusammenarbeit mit Gründern, Herausforderungen und die Stärken der deutschen Startups
Fotos: InnoEnergy
Was genau verbirgt sich hinter InnoEnergy? InnoEnergy ist Europas größter Pre-Seed-Investor im Energie- und Cleantech-Bereich. Derzeit unterstützen wir 171 Startups, davon mehr als 20 in Deutschland. Diese entwickeln sehr unterschiedliche Lösungen für eine nachhaltige Energiezukunft. Aber wir arbeiten nicht nur mit Startups, sondern auch mit rund 300 Partnern aus Wirtschaft, Forschung und Bildung an dem Ziel, die Energiewende gemeinsam zu bewältigen. Was können Startups von InnoEnergy erwarten? InnoEnergy investiert sehr früh in besonders nachhaltige Ideen im Bereich Energie und Cleantech. Neben der Anschubfinanzierung kümmern wir uns gemeinsam mit unseren Startups um Anschlussfinanzierung und helfen, das Geld richtig einzusetzen. Geld allein macht aber kein erfolgreiches Business. Wir selbst stehen daher als Mentoren zur Seite und
geben unsere jeweilige Erfahrung weiter, bei mir ist das zum Beispiel ein Sales-Training oder Tipps, wenn es um die patentrechtliche Sicherung der eigenen Technologie geht. Außerdem erleichtern wir den Zugang zu internationalen Märkten.
Energy-Venture, finanziert mittels Crowdinvesting eine Solaranlage für eine afrikanische Blumenfarm, die auch an deutsche Supermärkte liefert, und bekämpft so den Klimawandel und bietet Sparern in Zeiten von Nullzins auch ein attraktives und grünes, hoch ethisches Investment mit vernünftigen Zinsen.
Welche Voraussetzungen muss ein Startup für ein Investment erfüllen? Es muss ‚green at heart‘ sein. Entweder wird CO2 eingespart, die Versorgungssicherheit erhöht oder es werden Energiekosten gesenkt. Spannend finden wir Ideen, die großen gesellschaftlichen Nutzen haben. Wir unterstützen aber auch Gründungen, die eine bestimmte Nische besetzen und eine gesunde Unternehmung etablieren wollen. Können deutsche Startups gegen das Silicon Valley mithalten? Unbedingt! Gerade im Energiebereich ist Deutschland ein extrem spannender und innovativer Markt, da durch den Atomausstieg und die politisch und gesellschaftlich gewollte Energiewende der Innovationsdruck sehr hoch ist. Das führt dazu, dass auf einmal viele „alte“ Probleme von ganz neuer Seite angegangen werden. In Büros werden seit langem unnötig Ressourcen verbraucht. Eines unserer Startups, vilisto, hat nun eine Lösung für mehr Effizienz beim Heizen von Büroräumen entwickelt, die durch künstliche Intelligenz Einsparungen ermöglicht und gleichzeitig den Wohlfühlfaktor optimiert. ecoligo, ein anderes Inno
DR. LASSE LANDT, MBA vertritt den Startup-Investmentarm von InnoEnergy in Berlin. Er unterstützt ein Portfolio frühphasiger Cleantech-Startups bei der Geschäftsentwicklung und Themen wie Geschäftsmodell, Sales und Finanzierung. Davor arbeitete er unter anderem als Head of BizDev bei einem Berliner IT-Startup und als Referent der Geschäftsführung bei der Daimler- Tochter Li-Tec. innoenergy.com
CLEANTECH
„WIR BRAUCHEN DIE ALTE WELT NOCH“
Martin Kröner: Er ist der Maschinenbauingenieur im Team von Munich Venture Partners.
Martin, wie ist Munich Venture Partners aufgestellt? Wir haben zwei Fonds, mit denen wir in CleantechStartups investieren. Insgesamt managen wir 190 Millionen Euro. Cleantech ist ein sehr industriell ausgerichtetes Thema. Darauf sind wir bei MVP spezialisiert. Zu unserem Team gehören Kaufleute, Physiker, Informatiker und Ingenieure. Ich selbst bin Maschinenbauingenieur und war vorher CEO bei einem Cleantech-Startup.
22 / berlinvalley.com
Wie sind die Cleantech-Startups gestrickt? Oft gründen Techniker in dem Bereich und holen sich dann einen Kaufmann dazu. Viele Gründungen kommen aus den Unis, und die Gründer sind tendenziell älter als beispielsweise im klassischen E-Commerce- Startup und haben oft schon mal gegründet. Die Geschäftsmodelle sind sehr hardwarelastig. Man findet wenige Unternehmen, die nur Software anbieten. Selbst unsere Portfolio-Firma Relayr, die IoT-Software anbietet, ist sehr industriell ausgerichtet, weil sie dort ihre großen Kunden findet und die Hardware der Industrie mit IoT-Intelligenz ausrüstet.
„OHNE DAS EEG GÄBE ES DEN INDUSTRIELLEN CLEANTECH-SEKTOR JETZT NICHT“
Wie sieht die Startup-Szene rund um den Energie-Markt aus? Da bewegt sich einiges, und es entstehen viele Start ups. Aber es ist definitiv zu wenig Geld im Markt. Deswegen gibt es wenig Wettbewerb unter den Investoren und das ist wiederum nicht gut für die Startups. Sie müssen insbesondere in B- und C-Runden derzeit froh sein, wenn sie überhaupt weitere Kapital geber finden. Der Energiemarkt ist stark reguliert und von der Politik beeinflusst. Wie geht Ihr damit um? Die Abhängigkeit von der Politik ist natürlich immer ein Thema. Wir versuchen, Startups mit Geschäftsmodellen zu finden, die nicht direkt davon betroffen sind. Wir sind beispielsweise nicht in Wind- oder Photovoltaik-Firmen investiert. Ein gutes Beispiel ist das Startup Sonnen. Das hat ohne staatliche Förderung erfolgreich eine Energie-Community aus Solarproduzenten und Heimbatterie-Speichern aufgebaut. Da war es sogar so, dass der Umsatz immer etwas zurückging, wenn wieder ein großes Förderprogramm in Planung war, weil die Kunden auf das neue Förderprogramm gewartet haben. Der Markt ist außerdem nicht überall
Fotos: Munich Lorem Ipsum Venture Partners
Martin Kröner vom CleantechInvestor Munich Venture Partners über die positiven Effekte der Regulierung, die Dezentralisierung der Stromversorgung und die Rolle von sicheren Netzen im neuen Energiemarkt
CLEANTECH
so stark reguliert wie in Deutschland, und da wir als VC international tätig sind, balanciert sich das aus. Wie schätzt Du die Regulierung in Deutschland ein? Der Energie-Markt ist immer reguliert und das ist gut so, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Leute schimpfen häufig auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) – das würde den Strom zu teuer machen. Ich sehe das differenzierter. Vor 20 Jahren sah der Markt in Deutschland noch ganz anders aus, und wir hätten den industriellen Cleantech-Sektor in Deutschland ohne dieses Gesetz heute nicht. Das hat Planungssicherheit bewirkt, und es gibt Studien, die sagen, dass der Strom heute ohne die erneuerbaren Energien sogar noch teurer wäre. Es wäre jetzt aber wieder an der Zeit zu deregulieren, weil die Technologien mittlerweile wettbewerbsfähig sind und die Regulierung neuen Technologien im Weg stehen kann. Wir haben beispielsweise Electrochaea im Portfolio, eine Power-to-Gas-Technologie, mit der Strom in Form von Erdgas gespeichert und transportiert werden kann. Durch die derzeitige Regulierung existiert dafür aber kein Markt in Deutschland. Der Strom wird im Überschuss produziert, ich speichere ihn, mache dadurch mehr erneuerbare Energie im System verfügbar und zahle trotzdem eine EEG-Umlage auf den gespeicherten Strom. Das ist eine Doppelbesteuerung, die Stromspeicherung unnötig teuer macht. Das zeigt, dass das EEG nicht mehr in allen Bereichen für Sicherheit und Fortschritt sorgt. Welche Geschäftsmodelle haben Zukunft im deutschen Energiemarkt? Es geht im Moment in Richtung Dezentralisierung, und das Stromnetz der Zukunft wird stärker von dezentralen, intelligent gemanagten Anlagen geprägt sein als von großen Energieproduzenten. Da gibt es auf Erzeuger- und Verbraucherseite viele verschiedene Modelle, die man nur noch sinnvoll miteinander verknüpfen muss. Die Technologien dafür sind heute schon verfügbar. Bisher hat die Energieversorgung durch wenige große Anbieter gut funktioniert. Warum dezentralisiert sich das jetzt? Der Transport von Energie ist schwierig, deswegen sind Energiespeicherung und Netzauslastung immer auch lokale Themen. Eine Zeit lang war es lukrativ, den Strom aus der eigenen Solaranlage ins Netz einzuspeisen, weil die Einspeisevergütung durch das EEG sehr hoch festgesetzt war. Diese Vergütung ist jetzt so stark gesunken, dass es sich eher lohnt, den Strom einer lokalen Community zur Verfügung zu stellen, aus der man dann auch seinen eigenen Strom bezieht. Dazu braucht es intelligente Steuerung, und darin sind Startups sehr gut. Allerdings funktioniert das nur, wenn die Infrastruktur da ist, um den Strom zu verteilen.
bieten müssen. Diesen Wandel in so großen Konzernen hinzukriegen, ist aber nicht so einfach. Da sind die Startups gerade vorn. RWE und Eon haben sich beispielsweise aufgespalten, um dem gerecht zu werden. Das ist sinnvoll, denn wir brauchen den Wandel und das Neue. Aber wir brauchen auch die Sicherheit und die alte Welt noch.
„DAS STROMNETZ DER ZUKUNFT WIRD STÄRKER VON DEZENTRALEN, INTELLIGENT GEMANAGTEN ANLAGEN GEPRÄGT SEIN“
Was muss noch passieren, damit wir die Energiewende schaffen? Das Thema Stromspeicher gehört auf die politische Agenda. Die Doppelbesteuerung von gespeicherter Energie ist sinnlos und verhindert neue Geschäfts modelle in dem Bereich. Im Startup-Bereich brauchen wir mehr Kapital durch mehr und auch größere Investoren. Ansonsten sind unsere deutschen Startups sehr gut aufgestellt und können weiterhin eine Vorreiterrolle im europäischen und auch weltweiten Energiemarkt einnehmen. Insbesondere durch die Kombination aus Hardware und IoT entstehen völlig neue Lösungen, die die Wertschöpfungsketten grundlegend verändern werden. Startups bringen dazu die Agilität und ein neues Mindset in den Energiemarkt.
Das Gespräch führte Anna-Lena Kümpel.
MARTIN KRÖNER gehört zum Team von Munich Venture Partners. Zuvor war er Mitgründer und CEO von Agnion Energy und führte mit der Firma mehrere Finanzierungsrunden mit renommierten Investoren wie Kleiner Perkins Caufield & Byers und Wellington Partners durch. Kröner ist Maschinenbauingenieur und hat im Bereich Thermodynamik promoviert.
Speicher an der Wand: Das Startup Sonnen gehört zum Portfolio von Munich Venture Partners.
Fotos: Munich Venture Partners, Sonnen
Die großen Netzbetreiber und Energieversorger werden also weiterhin eine Rolle spielen? Ja, aber sie erleben einen Wandel. Die Strompro duktion aus Sonne und Wind ist extrem günstig. Sobald das Solar- oder Wind-Kraftwerk steht, sind die Stromgestehungskosten extrem niedrig. Die Energie aus Wind und Sonne selbst kostet ja nichts. Der Strom wird im besten Fall vom Verbraucher selbst produziert. Die Menschen werden zukünftig eher für die Netze und die Versorgungssicherheit bezahlen als für den Strom selbst. Das läuft dann – ähnlich wie in der Telekommunikation – auf ein Flatrate-Modell hinaus. Wie genau verändert sich die Rolle der großen Player? Die Energieriesen haben erkannt, dass sich ihre Rolle vom Stromversorger zum Energiedienstleister wandelt und sie ihren Kunden einen Service
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CLEANTECH
„DAS IST EINE ANSPRUCHSVOLLE MANAGEMENT-AUFGABE“ Rein physikalisch ist der Strom aus der Steckdose Graustrom, also eine Mischung aus allem. Da wir aber den Strom direkt von den Erzeugern beziehen und in einem Bilanzkreis zusammen mit den Verbrauchern bilanzieren, können wir davon ausgehen, dass der lokal erzeugte Strom lokal verbraucht wird.
Oliver Philipp March von Lumenaza über regionale Stromerzeugung und Vermarktung und intelligente Systeme für mehr grünen Strom in unseren Netzen Oliver, was tut Ihr bei Lumenaza? Wir nehmen drei Rollen ein: Wir managen Energieflüsse aus erneuerbaren Energien über unsere Software, wir treten als Direktvermarkter von kleinen Produktionsanlagen auf und wir können auch Stromlieferant sein. Am Anfang haben wir uns darauf fokussiert, Regionalstrom als Produkt abzubilden und an den Kunden zu liefern. Mittlerweile haben wir uns weiterentwickelt und bieten über unsere Plattform fast alle Funktionalitäten des Energiemarktes modular an. Für den Energiemarkt wird eine intelligente Steuerung, wie wir sie bieten können, immer wichtiger. Wie funktioniert Regionalstrom? Es gibt eine Art Marktplatz. Darauf sind Erzeugungsanlagen. Die können der Stadt gehören, aber auch Privatpersonen oder Unternehmen. Man kann sich die Anlagen auf dem Marktplatz anschauen. Wo sind sie, wie viel Strom erzeugen sie, wer sind die Produzenten. Die Summe dieser Anlagen speist den Strom für ein Regionalstromprodukt. Jeder Produzent aus der Region kann seine Anlage zu diesem Pool hinzufügen und Kunden können den Strom aus diesem Pool dann kaufen. Wie sieht das konkret aus? Wir haben zum Beispiel das Projekt Fichtelgebirgsstrom: 55 Prozent des Bedarfs werden in der R egion produziert, aber die Bürger konnten nicht darauf zugreifen. Unsere Software bietet dem Stadtwerk Wunsiedel die Möglichkeit, ein regionales Stromprodukt aufzulegen und diesen Strom wirklich seinen
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Kunden zur Verfügung zu stellen. In diesem Projekt sind wir nur der Softwaredienstleister. Wir stellen den Marktplatz zur Verfügung. Wir interagieren mit den Anlagen. Wir kaufen den Strom von den Produzenten ein und fungieren für sie als Direktvermarkter. Wir bilanzieren den Strom in einem eigenen Bilanzkreis. Das Stadtwerk ist der Lieferant und macht die Abrechnung. Wie verdient Ihr Geld? Wir haben ein SaaS-Modell. Unsere Kunden zahlen eine Gebühr pro Endkunde und Strommenge. Wir nehmen auch eine Gebühr, um unser System auf das jeweilige Projekt anzupassen. Bisher laufen bei uns zwölf Projekte, und wir konnten unseren Umsatz von 2015 bis 2016 vervierfachen. Wer sind Eure Kunden? Wir bedienen Organisationen, die regionale Stromprodukte anbieten wollen. Zum Beispiel Energieversorger wie Stadtwerke oder Energiegenossenschaften, die in erneuerbare Energien investiert haben und ihren Genossen die Möglichkeit bieten wollen, diesen Strom auch zu konsumieren. Auf der anderen Seite bedienen wir auch die Produzenten, indem wir ihren Strom für sie vermarkten. Warum ist so etwas wie Regionalstrom überhaupt sinnvoll? Die Regionen werden autarker, weil die Wert schöpfung dort bleibt. Lange konnten die Leute gar nicht auf den Strom zugreifen, der in ihrer Nähe produziert wurde. Das ist jetzt anders. Die Stadtwerke können mit Regionalstrom neue Kundengruppen ansprechen und ein größeres Gebiet erschließen. Es gibt eine Nachfrage nach regionalen Produkten, und die Stadtwerke können diese Nachfrage mit Regionalstrom bedienen und ihre Kunden aktiv in die Energiewende einbeziehen. Beziehen die Kunden ihren Strom dann tatsächlich nur von Euren Produzenten?
Die erneuerbaren Energien liefern nicht zuverlässig die immer gleiche Menge an Strom und belasten so die Netze stark. Wie weit kann der Anteil an grünem Strom noch wachsen? Aktuell decken wir in Deutschland mehr als 30 Prozent unseres Energiebedarfs mit Erneuerbaren Energien. Da gibt es auf jeden Fall noch deutlich Spielraum nach oben – vorausgesetzt mit dem Anteil der Erneuerbaren steigt auch die Intelligenz im Netz. Je größer die Anteile werden, desto größer werden auch die Herausforderungen an die Steuerung. Wir bei Lumanaza lernen und verbessern uns mit jedem Projekt, weil wir immer wieder vor neuen Anforderungen stehen. Mit den Anforderungen wachsen also die Fähigkeiten der Steuerung.
Das Gespräch führte Anna-Lena Kümpel.
NAME: Lumenaza
GRÜNDUNG: 2013
GRÜNDER: Bernhard Böhmer, Christian Chudoba, Oliver Philipp March
MITARBEITER: 18
STANDORT: Berlin
SERVICE: Eine Software-Plattform, die alle Teilnehmer der neuen Energiewelt vernetzt. lumenaza.de
Fotos:Lumenaza Foto: Lorem Ipsum
Das Gründer-Team von Lumenaza (v. l.): CTO Bernhard Böhmer, CEO Christian Chudoba und CFO Oliver Philipp March
Wie funktioniert das Bilanzkreismanagement? Wir bilden einen eigenen Bilanzkreis und managen ihn. Ein Bilanzkreis ist wie ein Konto, auf dem man Produktion und Verbrauch managen muss. Wenn man fluktuierende erneuerbare Energien in einem Bilanzkreis hat, ist die Herausforderung, Überschüsse und zu wenig Energie auszugleichen. Dazu ist eine intelligente Software nötig. Wir gleichen entweder zwischen unseren Bilanzkreisen aus oder kaufen Grünstrom vom Markt zu. Das ist wirklich eine anspruchsvolle Management-Aufgabe. Umso ausgeglichener ein Portfolio ist – Windkraft, Biogas, Photovoltaik, Wasserkraft –, desto leichter kann man ausgleichen.
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Gemeinsam für eine gute Sache: Marco Voigt mit Nena und Rea Garvey
GREEN LIFESTYLE IST UNSER ERFOLGSMODELL Marco Voigt, Co-Gründer der GreenTec Awards, von Green Window und NewsGreen, spricht über seine Erfahrungen mit Startups, Tipps für Gründer und wie Green Lifestyle ein immer größerer Teil der Gesellschaft wird Die GreenTec Awards feiern dieses Jahr Zehnjähriges. Wie kam es dazu, einen Umweltpreis zu gründen? Ich habe für Ministerien viele Umwelt-Projekte betreut und gesehen, dass grüne Themen in Deutschland nicht so spannend, nicht so gesellschaftsfähig aufbereitet werden wie in den USA. Das hat mich gestört. Also hatten wir die Idee, grüne Projekte auf eine glamouröse Bühne zu bringen.
Foto: Green Window
Warum Berlin und nicht Silicon Valley? Die meisten coolen grünen Ideen kommen aus Deutschland. Sie werden nur nicht öffentlichkeitswirksam präsentiert. Mit unserer Gala haben wir das geändert. So wie die Oscars in L.A. Sinn machen, gehören die GreenTec Awards nach Berlin. Die Gala der Awards ist nur einmal im Jahr. Was passiert bei Euch im Rest des Jahres? Wir haben uns in zehn Jahren zu der Plattform für grüne Themen entwickelt. Aber klar, wir wollen Green Lifestyle 365 Tage im Jahr anbieten. Deshalb habe ich gemeinsam mit Nena und Rea Garvey Green Window
ins Leben gerufen. Dort finden Endverbraucher grüne Produkte für jeden Lebensbereich. Jedes nachhaltige Produkt kann auch stylisch sein. Green Window bietet grüne Alternativen, die man kaufen kann, aber nicht muss. Ich bin der Prototyp eines Käufers. Ich möchte persönlich neue Produkte ausprobieren, mir muss das T-Shirt aber auch gefallen. Wenn es dann noch ressourcenschonend ist, ist das cool. Aber niemals auf Krampf.
Wir denken Green Lifestyle aus der 360-Grad-Perspektive. Es fängt bei einem Produkt mit einer individuellen Story an, geht über die Verpackung bis hin zur Kampagne. Anders als ein normaler Onlineshop bieten wir Unternehmen auch an, gemeinsam grüne Produkte zu kreieren. Kunert ist ein gutes Beispiel. Wer hätte vor wenigen Jahren gedacht, dass eine Strumpfhose aus Meeresmüll einen reißenden Absatz findet? Green Lifestyle ist für die meisten ‚öko‘. Das ändern wir.
„GREEN LIFESTYLE IST FÜR DIE MEISTEN ‚ÖKO‘. DAS ÄNDERN WIR“
Gibt es etwas, das Dir noch fehlt an grünen Innovationen? Eine elektrische Harley!
Du hast schon mehrere Unternehmen erfolgreich gegründet. Was würdest Du Gründern von Startups raten? Du musst von deiner Idee mehr als 100 Prozent überzeugt sein. Du wirst unheimlich viel Durchhaltevermögen brauchen und zwar nicht nur ein paar Monate lang. Zweitens: Immer wieder nachjustieren. Bin ich noch relevant? Lauf ich in die richtige Richtung? Treffe ich den Markt? Und last, but not least: Such dir ein gutes Team! Ihr sagt, Euer Ziel ist es, den Green-Lifestyle Gedanken in die Gesellschaft zu tragen. Wie funktioniert das?
MARCO VOIGT begann seine Karriere bei der Porsche AG. Er ist Co-Gründer des Postunternehmens PIN AG und arbeitete als Berater für die EU, das Wirtschafts-, Forschungs- und Umweltministerium. 2008 initiierte er die GreenTec Awards und gründete mit Nena und Rea Garvey die grüne Plattform Green Window, um nachhaltigen Konsum zum Durchbruch zu verhelfen. greenwindow.com
CLEANTECH
SMARTE ENERGIELÖSUNGEN DROHNEN FINDEN FEHLER Allein in Deutschland gibt es aktuell 1,6 Millionen Photovoltaik anlagen. Doch ein großer Teil davon ruft nicht die volle Leistung ab, weil sie defekt sind. Das kann die Besitzer bis zu mehrere tausend Euro pro Jahr kosten. Das Startup Ucair will dieses Problem lösen: Die Plattform verbindet Drohnenpiloten mit den Besitzern von Solaranlagen. Die Drohnen machen Wärmebildaufnahmen der Anlagen und Ucair wertet die Daten aus. Dieses Verfahren kann sehr genau zeigen, wo es Defekte in der Anlage gibt. Die Besitzer können die Solarpanels dann reparieren lassen. „Unserer Erfahrung nach werden viele Anlagen in Deutschland entweder gar nicht oder nur grob inspiziert“, sagt Ucair-Mitgründer Christian Shuster. „Viele Defekte lassen sich mit anderen Methoden nicht wirklich genau lokalisieren und wenn doch, dann nur mit sehr großem Aufwand.“ Das Startup stellt bei etwa 80 Prozent der Anlagen Auffälligkeiten fest, die dann repariert werden können. Eine Ucair-Inspektion kostet für kleine Anlagen 199 Euro. „Unsere Vision ist, eine Welt zu schaffen, in der kein Sonnenstrahl mehr vergeudet wird, weil Solaranlagen nicht gewartet werden“, sagt Christian.
Landwirtschaft ist in vielen Entwicklungsländern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Bauern, die ihre Ware exportieren wollen, müssen sich aber an internationale Regularien halten und Obst, Gemüse oder Milch kühl lagern können. Professionelle Kühl anlagen sind in der Regel teuer und brauchen viel Strom. Der ist in den meisten landwirtschaftlichen Regionen aber kaum ver fügbar. Die Kühl-Container von Inspirafarms versorgen sich selbst mit Solarenergie, sind verhältnismäßig günstig und konform mit Hygienevorschriften. Bisher ist das italienische Startup hauptsächlich in Guatemala, Kenia und Ruanda aktiv. Gerade werden die Märkte Mexiko, Tansania und Kolumbien erschlossen. Die Kunden sind Farmbetriebe, aber auch Großgrundbesitzer, die ihren Ertrag exportieren wollen und große Organisationen, die mit Farmer-Netzwerken zusammenarbeiten, um deren Ware zu vertreiben. „Seit unserer Gründung Ende 2014 haben wir acht Kühlanlagen verkauft“, erzählt Paula Rodriguez von Inspirafarms. „Jetzt haben wir unseren Proof of Concept und schon 30 weitere Module in der Sales-Pipeline.“ Je nach Größe kosten die Kühlanlagen zwischen 15.000 und 80.000 Euro. Langfristig will das Startup fünf Anlagen pro Jahr verkaufen.
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Fotos: Ucair, Inspirafarms
KÄLTE AUS DER SONNE
CLEANTECH
GÜNSTIGER STROM FÜR AFRIKA Das Berliner Startup Ecoligo finanziert und betreibt Solaranlagen in Entwicklungsländern. Die ersten Märkte sind Ghana, Kenia und Tansania. Die Strompreise in diesen Ländern sind meist sehr hoch. Eine Kilowattstunde kostet etwa 38 Cent. Zum Vergleich: In Deutschland bezahlen wir inklusive aller Steuern nur 27 Cent. „In Ghana können wir den Strompreis mit unseren Solaranlagen um 40 Prozent senken“, sagt CFO Markus Schwaninger. Das Startup bietet die Solar-Projekte seiner Community in Europa als Crowdinvestments an und baut die Anlagen auf. Der Kunde vor Ort bezahlt den Strom über eine individuell festgelegte Laufzeit, dann geht die Anlage in seinen Besitz über.
ENERGIE AUS DEM OZEAN Das Wasser im tropischen Meer ist an der Oberfläche etwa 25 Grad warm, in 1000 Metern Tiefe sind es aber nur noch fünf. Die Idee, aus diesem Temperaturunterschied Energie zu gewinnen, ist schon alt. Sie wurde beispielsweise 1930 in Kuba getestet und dann wieder vergessen. Das niederländische Startup Bluerise grub die quasi verschollene Technologie 2010 wieder aus und plant Projekte, in denen sie sich sinnvoll ein setzen lässt. Die einfachste Möglichkeit, die Energie des Meeres zu nutzen, ist kaltes Tiefsee-Wasser nach oben zu pumpen und Klimaanlagen zu betreiben. Mit einem Kraftwerk, das ähnlich funktioniert wie ein Erdwärme-Kraftwerk, kann auch Strom erzeugt werden. Im warmen, flachen Wasser wird Ammoniak erhitzt, bis aus der Flüssigkeit ein Gas wird. Das Gas treibt eine Turbine an und wird dann durch Rohre in einen Kondensator geleitet, der im tiefen, kälteren Teil des Meeres liegt. So schließt sich der Kreislauf, und das Ammoniak kann wieder erhitzt werden. Der Strom ist relativ günstig: „Wenn man die Kraftwerke entsprechend groß baut, kann man Strom für nur fünf Cent pro Kilowattstunde produzieren“, sagt Vice-President of Engineering Joost Kirkenier.
Fotos: Ecoligo, Caleb George, Bettervest
EFFIZIENZ AUS DER CROWD „Wir wollen, dass sich jeder unabhängig von seinem Budget an Projekten beteiligen kann, die der Umwelt nutzen“, sagt Bettervest-Gründer Patrick Mijnals. Auf der Crowdfunding-Plattform können Nutzer in Bauprojekte investieren, die Gebäude energieeffizienter machen. Die Renditen liegen bei bis zu zwölf Prozent und ergeben sich ausschließlich aus den Einsparungen bei den Energiekosten der Anlage. Bettervest lässt jedes Projekt von einer unabhängigen Energieberatung prüfen, bevor es auf die Plattform darf. 51 wurden seit der Gründung 2013 vollständig finanziert. Patrick will Bettervest jetzt noch stärker in den Mainstream bringen: „Unser großes Ziel ist es, dass Investitionen dieser Art zu den gängigen Optionen gehören, wenn es um die Geldanlage geht.“
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Treffpunkt: Der geräumige Küchenbereich lädt zum Gedankenaustausch ein.
Das CleanTech Innovation Center (CIC) im Berliner Bezirk MarzahnHellersdorf ist eine der spannendsten Ideenschmieden der Hauptstadt. Die künftige Verzahnung mit den Unternehmen des CleanTech Business Park verspricht gewaltige Potenziale Es ist ein imposantes und gleichzeitig filigranes Konstrukt aus Hightech-Folie mit Verstrebungen – und doch nimmt die beeindruckende Drohne, die von der Decke hängt, nur einen Bruchteil des Raums ein. Werkbänke säumen eine Wand, eifrige Tüftler bewegen sich zwischen Messgeräten und Schraubstöcken.
Das CleanTech Innovation Center (CIC) in Berlin-Marzahn ist kein gewöhnlicher Startup-Hub. Es ist spezialisiert auf Gründer aus dem Bereich der sauberen Technologien. Hier arbeiten Teams im Coworking-Space in moderner Atmosphäre an hölzernen Schreibtischen, beraten sich in Konferenzräumen und nutzen den geräumigen Küchen-
Lorem Ipsum Netzwerk: Politik Lorem trifft Ipsum Startups. Lorem
Fotos: Gregor Fischer
DIE ZUKUNFT DER INDUSTRIE
bereich zum Gedankenaustausch. Nur eine Tür weiter lassen sich die Pläne der Gründer gleich auf ihre Praxistauglichkeit überprüfen – in einer 330 Quadratmeter großen Werkstatt. „Ich bin beeindruckt, mit welcher Leidenschaft und Zielstrebigkeit die Gründer die Möglichkeiten nutzen, die wir ihnen bieten“, sagt Johannes Martin, der das Projekt als Bezirksstadtrat begleitet: „Wir sind gut ausgelastet, aber noch gibt es Platz für weitere Startups.“ Eigentümer, Errichter und Vermieter des CIC ist die Gewerbesiedlungs-Gesellschaft Berlin (GSG Berlin) in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung Marzahn-Hellersdorf. Letztere übernimmt auch das Marketing sowie die Betreuung der Startups – beispielsweise durch Mentoren- und Austauschprogramme. Das Projekt wird durch die Europäische Union gefördert. Das ganze Potenzial des Standorts lässt sich aber erst bei einem Blick durch die bodentiefen Fenster der Werkstatt erahnen. Nur wenige Meter entfernt erstreckt sich ein 90 Hektar großes Areal – hier entsteht derzeit der CleanTech Business Park. Schon bald werden sich dort, wo momentan noch Grünfläche vorherrscht, die ersten Industrieunter-
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„WIR BIETEN SPIELRÄUME“ Bezirksstadtrat Johannes Martin erklärt im Interview, warum der Standort Marzahn Unternehmen und Gründern gleichermaßen einzigartige Möglichkeiten bietet Herr Martin, mit dem CleanTech Business Park entsteht in Berlin-Marzahn ein Projekt mit Fokus auf saubere Technologien. Das Gelände ist einer der offiziellen Berliner Zukunftsorte. Was zeichnet den Standort aus? Die Zukunftsorte haben die Aufgabe, Ideen auf wissenschaftlicher Basis zu realisieren und den dafür nötigen Raum zu bieten. Gerade im Berliner Innenstadtbereich werden die Räume aber immer knapper. Der CleanTech Business Park ist eines der wenigen freien Areale, das enorme Flexibilität bei der Ansiedlung bietet. Für Unternehmen ist das eine große Chance, zukunftsorientiert Flächen zu erwerben. Was die Skalierung angeht, können wir Spielräume anbieten, die sonst nirgendwo in der Hauptstadtregion zu finden sind.
Bezirksstadtrat Johannes Martin
nehmen ansiedeln. Und dafür gibt es gute Gründe: Das umfassend erschlossene Gelände des CleanTech Business Park ist infrastrukturell perfekt an die Berliner Innenstadt angebunden. Eine Schutzzone für Produktionsverfahren, die dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) unterliegen, macht das Industrieareal in Berlin einzigartig und die Grundstücke noch einmal attraktiver. Und nicht zuletzt eröffnet die unmittelbare Nähe zum direkt angrenzenden Gewerbegebiet und zum CIC nicht nur den Startups, sondern auch den etablierten Unternehmen im CleanTech Business Park eine Vielzahl von Möglichkeiten, voneinander zu lernen und zu profitieren. Von der Idee bis hin zum Produkt: Hier entsteht die Zukunft der Industrie.
Es hat sich bereits ein Partner-Netzwerk des CleanTech Business Park etabliert. Was hat es damit auf sich? Dieses Netzwerk besteht aus unterschiedlichen Akteuren: vom Bauplanungsbereich über den Finanzierungsbereich bis hin zur Projektwirtschaft. Die Expertise unserer Partner können wir Interessenten von der ersten Idee einer Ansiedlung bis hin zur Realisierung und Produktion zur Seite stellen. Mit dem CleanTech Innovation Center (CIC) und dem CleanTech Business Park sind Startups und Industrie Haustür an Haustür. Was erwarten Sie davon? Wir haben in unmittelbarer Umgebung des CIC bereits jetzt zahlreiche Unternehmen im Bereich Hightech. Es wird enge Anknüpfungspunkte und Kooperationen mit den Gründern geben. Außerdem ist eine enge Vernetzung zwischen dem CleanTech Innovation Center und der produzierenden Industrie angedacht. Meine Vision ist es, dass Gründer eine Idee im CIC entwickeln und diese dann auf der Fläche des Business Parks verwirklichen können. Welchen Beitrag für die Zukunft leisten der CleanTech Business Park und das CleanTech Innovation Center? Wir erwarten, dass von CIC und CleanTech Business Park wichtige Impulse für Fragen der Transformationsprozesse und Energiekonzepte in Siedlungen ausgehen. Wir erwarten, dass zahlreiche Arbeitsplätze entstehen. Und wir erwarten, dass die Qualität des Areals auf den Standort Marzahn und die Stadt Berlin abstrahlt.
Werkstatt und Coworking: Tür an Tür
JOHANNES MARTIN begleitet als Bezirksstadtrat für Wirtschaft, Straßen und Grünflächen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf das CleanTech Innovation Center (CIC) als Coworking Space für grüne Startups sowie den CleanTech Business Park, Berlins größtes Industrieareal. cleantech-innovationcenter.de cleantechpark.de
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KLEIN ANFANGEN, GROSSES BEWIRKEN Von Coworking bis Prototyping: Im CleanTech Innovation Center (CIC) finden junge grüne Unternehmen die ideale Infrastruktur für die Verwirklichung ihrer Projekte. Diese fünf Startups stehen für die Vielfalt der Möglichkeiten
KLEINE KRAFTWERKE indielux entwickelt Balkonsolaranlagen mit einem werkzeugfreien Universalhaltesystem. Die kleinen Kraftwerke passen mit wenigen Handgriffen an die meisten Balkonbrüstungen. So können Mieter und Wohnungseigentümer unkompliziert ihren eigenen Strom produzieren. Auf einem geeigneten Balkon kann die Anlage etwa zehn Prozent des Strombedarfs eines Haushalts produzieren. indielux hat mit „Apartmentstrom“ auch Konzepte für Mehrfamilienhäuser. indielux.com
DROHNEN STEIGEN LASSEN Skypoint-e hat ein sturmresistentes Drohnensystem für den Langzeit einsatz entwickelt, das bei jeder Wetterlage einsetzbar ist. Dieses seilgebundene Fix-Drone-System kann verschiedene Kamerasysteme, Messsysteme, Sende- und Empfangsanlagen sowie Drohnenerkennungssysteme aufnehmen. Einsatzgebiete sind vor allem die Bereiche Security, Tagebau und Landwirtschaft. skypoint-e.com
AUF GRÜN GESCHALTET Ecomaxwell macht die globale Energieversorgung umweltfreundlicher und sicherer. Das Cleantech-Unternehmen hat eine industrielle Schaltanlage entwickelt, die ohne ein hochgradig umweltschädliches Gas auskommt, welches heute weltweit in Schaltanlagen eingesetzt wird und mit bis zu einem Prozent zur globalen Erderwärmung beiträgt. Ecomaxwell wird sein Patent an die Hersteller solcher Schaltanlagen lizensieren. ecomaxwell.com
UNABHÄNGIG INFORMIERT shoutr labs hat mit dem shoutr.System ein Besucherinformationssystem zur Bereitstellung interaktiver multimedialer Inhalte in Gebäuden oder im Freien entwickelt. Die Übertragung der Daten auf die mobilen Endgeräte der BesucherInnen (BYOD – Bring Your Own Device) erfolgt mittels eines autonomen Hochgeschwindigkeits-WLANs und benötigt keine Internetverbindung der Endgeräte. Die WLAN-Infrastruktur wird von den shoutr.Boxxen bereitgestellt. shoutrlabs.com
ELEXOS ist ein Anbieter innovativer Batteriespeichersysteme speziell für den Einsatz im industriell-gewerblichen Bereich. Die Systeme sind gleichzeitig USV- und smart-grid-fähig. Mit vergleichsweise hohem Energieinhalt können so sensible Fertigungsbereiche von Industrieunternehmen in bisher nicht vorhandener Form gegen jegliche Formen von Versorgungsmängeln mit Elektroenergie abgesichert werden. elexos-batteries.de
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Fotos: Gregor Fischer
IMMER UNTER STROM
N E U E S TA R T U P S
ELEVATOR PITCH Du im Aufzug. Pling. Tür auf. Dein Trauminvestor tritt ein. Das ist die Chance Deines Lebens. Du musst überzeugen – in 30 Sekunden. Nerven behalten: Du schaffst das!
SERVICE: Banking-Plattform für Gründer und Startups, die andere Systeme wie die Buchführung integriert GRÜNDER: Rafal Lipinski, Maria Flyvbjerg Bo SERVICE: Automatisierte Netzwerkoptimierung zur Verbesserung der Internetperformance und Verkürzung der Ladezeiten
GRÜNDUNG: Dezember 2015
GRÜNDER: Sascha Coldewey, Sebastian Spies
PITCH: Hufsy ist eine Banking-Plattform für Startups und Entrepreneure. Es ist im Kern ein Geschäftskonto, geht aber darüber weit hinaus. Unsere Mission ist es, eine effiziente und sichere Plattform zu bieten, die Startups einen besseren Überblick über ihre Finanzen verschafft und mit Systemen integriert, welche sie alltäglich nutzen. So kann Hufsy zum Beispiel direkt mit dem Buchführungssystem integrieren und wird zum Ort, an dem alle Finanzen geregelt werden. Wir nutzen AI um einen noch besseren Überblick über die finanzielle Situation geben zu können, damit rechtzeitig die richtigen Business-Entscheidungen getroffen werden. So wie ein Fitness-Tracker deine Gesundheit im Blick hat, hilft Hufsy Dir, den Überblick über deine Finanzen zu behalten und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
GRÜNDUNG: Mai 2015
Fotos: Datapath.io, Reparando GmbH, hufsy.com
datapath.io PITCH: Datapath.io ersetzt die traditionell reaktiven und manuellen Verfahren der Netzwerkoptimierung durch eine vollständig automatisierte Lösung. Es erlaubt Netdevops, programmgesteuert Netzwerk-Switches zu nutzen, um die Internetperformance bis zu 60 Prozent zu optimieren. Dazu beobachtet Datapath.io das weltweite Internet und findet die schnellsten verfügbaren Internetrouten. Dann wird der Datenverkehr ohne zusätzliche Kosten zu den Endnutzern umgeleitet. Datapath.io bietet seinen Kunden die freie Auswahl von Internetanbietern und die beste Performance durch eine programmierbare Internetverbindung. Im Marktsegment der ISPs und Transitprovider ist das Startup damit wettbewerbslos. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist der Fakt, dass Datapath.io nicht auf bestimmte Transitprovider angewiesen ist.
hufsy.com
WOLLT IHR EUER STARTUP HIER PRÄSENTIEREN? MELDET EUCH: pitch@berlinvalley.com
SERVICE: Reparatur von Smartphones und Tablets deutschlandweit am Wunschort des Kunden GRÜNDER: Vincent Osterloh, Jakob Schoroth, Till Kratochwill GRÜNDUNG: Juli 2015 reparando.net PITCH: „The service industry will be digitized within the next years. We build the blueprint for it.“ Das ist unsere Vision mit Reparando! Reparando ist als deutschlandweiter mobiler Smartphone-Reparaturdienstleister unterwegs und repariert mit einem Team von 80 Mitarbeitern Smartphones direkt am Wunschort des Kunden. Um das umzusetzen, haben wir eine eigene Techniker- A pp, ein Logistik-System und ein umfangreiches Backend für das Matching der Aufträge selbst entwickelt. Der derzeitige Markt für Smartphone- und Tablet-Reparaturen ist mehr als 15 Milliarden Euro groß, und das Smartphone entwickelt sich immer stärker zur mobilen Plattform der Zukunft. Unterstützt werden wir von Investoren wie der Deutschen Telekom, Cancom und den Trivago- G ründern.
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INTERVIEW
NAME: Atomico
GRÜNDUNG: 2006
GRÜNDER: Mattias Ljungman, Niklas Zennström
MITARBEITER: 40 Vollzeitkräfte, 50 mit Entrepreneur-Partnern, Executives-in-residence und Entrepreneurs-in-residence
STANDORTE: London, Peking, Tokio, São Paulo, Stockholm
SERVICE: Investitionen in disruptive Technologie-Unternehmen ab Series A
atomico.com
„ES GAB NIE BESSERE ZEITEN, IN EUROPA ZU GRÜNDEN“
Yann, Atomico hat gerade einen vierten Fonds mit 765 Millionen Dollar geschlossen. Das ist einer der größten Fonds in Europa. Wer sind Eure Investoren? Es ist eine geografisch breit gestreute Mischung über verschiedenen Assetklassen hinweg aus traditionellen Gründerfonds, Pensionsfonds, Staatsfonds, zum Beispiel aus Asien, die eine Menge
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regional-strategische Einblicke geben. Die Mit investoren sind sehr nützlich für uns, aber auch für die Unternehmen, da sie aus verschiedenen Regionen kommen und auch viele Kontakte haben. Sie erweitern sogar unsere Investitionskraft über die 765 Millionen Dollar hinaus, wenn man die Folge investitionen in Betracht zieht. Das heißt, wir können eine Langzeitstrategie umsetzen. Was habt Ihr mit dem Geld aus dem Fonds konkret vor? Wir werden knapp 70 bis 75 Prozent des Kapitals in Europa investieren. Die meisten Mitglieder unseres Teams kommen aus Europa, und wir kennen die Märkte dort am besten. Unser Ziel: Wir wollen europäische Gründungen mit globalen Ambitionen von einer frühen Phase an aufbauen und sie bei der Skalierung begleiten. Der Fokus liegt auf Early-StageUnternehmen – Series A, aber auch Series B und C bei Tech-Unternehmen und Internet- S oftwareMarktplätzen. Wir wollen vielversprechenden Firmen helfen, andere Regionen zu erschließen. Will zum Beispiel eine erfolgreiche US-Firma nach Europa, China oder Brasilien expandieren, sind wir gut aufgestellt, ihr dabei zu helfen.
Was macht Euch als VC besonders? Vier Dinge: Erstens, wir sind gründergeführt und damit gründerfreundlich. Niklas Zennström hat durch sein erfolgreiches Unternehmen Skype eine Menge Erfahrung, wie man ein Business global skaliert. Diese Erfahrung möchte er an die nächste Generation von Entrepreneuren weitergeben, und er möchte sich mit anderen Gründern zusammentun, die gleiche Erfahrungen haben. Wir haben sechs Gründer im Team, die mehr als eine Milliarde- D ollar-Exits hingelegt haben. Das sind sehr erfahrene Entrepreneure, die mit ihrem Wissen helfen können, Fehler zu vermeiden. Das zeigt, wir stehen Gründern nahe, und dass es nicht in unserem Interesse ist, die Kontrolle über die Firma zu erlangen. Wir sind auf ihrer Seite. Und die anderen Punkte? Der zweite Punkt ist, dass wir global agieren. Wir haben einen Fonds, aber wir investieren auch als globaler Kapitalpool. Wir arbeiten als ein Team. Der dritte Punkt – und der ist wirklich wichtig: Wir haben ein Value-Creation-Team. Das sind Experten, die unseren Unternehmen helfen. In der heutigen wettbewerbsgetriebenen Zeit ist die Herausforde-
Fotos: Jan Zappner/Raum 11, Atomico
Yann de Vries, Partner beim Venture Capitalist Atomico, spricht darüber, welche Pläne Atomico mit dem neuen Fonds verfolgt, was Europa im Vergleich zum Silicon Valley alles zu bieten hat und mit welchen Unternehmen die Investoren gern zusammenarbeiten
INTERVIEW
„Wir haben eine Mission“: Yann de Vries ist überzeugt, dass Entrepreneurship der nächste Weg ist, um die Gesellschaft positiv zu verändern.
rung nicht mehr, eine Firma zu gründen, sondern ein globaler Player zu werden. Dafür benötigt man viel Wissen, das keine Person alleine besitzen kann. Zum Beispiel ist Niall Wass, ehemaliger S enior Vice President von Uber International, Partner bei Atomico. Er hat Uber in 50 Länder expandiert. Auch Dan Hynes ist Partner. Er war bei Google, Skype und Cisco verantwortlich für Personal, hat Google von ein paar Hundert auf 6000 Angestellte skaliert und er kennt alle Tech-Menschen in New York. Wir machen es möglich, dass solche Experten den Gründern bei der Bewältigung ihren größten Herausforderungen helfen. Das ist europaweit eine einzigartige Herangehensweise. Das macht sonst niemand in Europa, und niemand hat die globale Plattform, die wir bieten, und niemand ist wirklich gründergeführt. Das ist aber noch nicht alles … Das Vierte ist die Höhe des Kapitals. Das gibt uns eine Menge Flexibilität, früh zu investieren und dann längerfristig die Company bei ihrem Erfolg und ihrem Wachstum zu begleiten. Wie lange bleibt Ihr bei einem Unternehmen? Das hängt vom Unternehmen ab. Unser Fonds läuft über zehn Jahre. Wir wollen langfristig dabei sein. Wir schauen, wie sich das Unternehmen ent wickelt, und machen eventuell noch ein, zwei oder drei Folgerunden. Wie viele Unternehmen nehmt Ihr in Eurer Portfolio auf? Mit diesem Fonds, unserem vierten, wollen wir rund 30 Unternehmen mit aufbauen. Wir haben einen 100-Tageplan, danach einen für zwölf bis 18 Monate, und wir können dem Unternehmen schnell helfen. Läuft die Firma nicht und hat keine Aussicht auf Erfolg, dann ziehen wir uns zurück und setzen unsere Ressourcen für eine andere Firma ein. Ihr habt Euer eigenes Manifest. Wie wichtig ist das für Euch? Wir haben eine Mission und die ist uns sehr wichtig.
Selbstverständlich müssen wir Geld machen für die Investoren, aber es geht um mehr. Es geht uns darum, Europa zu helfen, erfolgreich zu sein. Es geht uns darum, ein intaktes europäisches Öko system aufzubauen. Wir glauben, dass Entrepreneurship der nächste Weg ist, um die Gesellschaft zu verändern, positive Resultate zu erzielen. Deshalb ziehen wir Gründer an.
„WIR SIND GRÜNDER GEFÜHRT UND DAMIT GRÜNDER FREUNDLICH“ Wie beurteilst Du das Umfeld für Entrepreneure in Europa im Vergleich zu den USA oder Asien? Es gab nie bessere Zeiten, in Europa ein Unternehmen zu gründen. Zum einen gibt es in Europa ein Rekordniveau an Kapital sowie Mergers & Acquisitions. Die globalen Player kaufen alle Assets in Europa. Es gibt hier verschiedene Entrepreneure, die einen Exit hingelegt, Erfahrung gesammelt haben und hier bleiben. Zum anderen ist das Silicon Valley in den USA zwar der Mittelpunkt für Technologie, aber es ist dort so wettbewerbsintensiv und teuer geworden, auch um gute Leute zu rekrutieren und zu halten, dass die Leute inzwischen lieber hier bleiben. Ist das Europas einzige Chance, dass die USA unattraktiv werden? Nein, es gibt eine Menge Dinge, die Europa derzeit einen Vorteil verschaffen. Zum einen ist das Kapital hier. Das Talent ist hier. Es gibt mehr Entwickler in Europa als in den USA. Die Qualität der Entwickler ist sehr, sehr hoch. Die führenden fünf Informatik- Institute der Welt sind in Europa. Und die nächsten Innovationen werden sich um Artificial Intelligence und Big Data Analytics drehen. In Europa sind eini-
ge der besten Datenwissenschaftler und damit großes Potenzial in Hinblick auf künstliche Intelligenz. Schau dir Google, Facebook und Amazon an … … das sind alles US-amerikanische Firmen. Aber sie haben ihre KI-Forschungszentren in Europa. Die besten KI-Unternehmen sitzen in E uropa. Deep Mind in Großbritannien ist der Hub der Welt für KI, gefördert von Google. Und wenn du nach Frankreich oder Deutschland schaust, gilt das gleiche. Facebook baut sein Forschungszentrum in Frankreich auf. Das ist eine große Chance für Europa. Wenn du zum Beispiel auf Fintech schaust, gibt es in Europa inzwischen viel weniger Einschränkungen als in den USA. Schau Dir den Modemarkt in Europa an. Oder den Reisemarkt: Trivago, Skyscanner, Goeuro – alle haben in Europa angefangen. Und heutzutage guckt man global auf die Dinge von Tag eins an. Das verschafft einen enormen Vorteil gegenüber US-Unternehmen, die in ihrer Silicon-Valley-Blase leben und die Möglichkeiten in sich entwickelnden Märkten nicht ausnutzen. Wann gibt es in Europa Unternehmen wie Google, Facebook und Amazon? Es sind in Europa in den vergangenen zehn Jahren bereits 40-Milliarden-Dollar-Unternehmen entstanden. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie sind Europäer immer skeptisch und pessimistisch.
„DIE EUROPÄER SIND IMMER SKEPTISCH“ Welche Technologien, in die Ihr investiert, werden die Welt verändern? Ein aktuelles Beispiel: Eine deutsche Firma namens Lilium aus München. Sie arbeiten an einem Flugzeug der nächsten Generation, elektrisch, vertikaler Start und Landung. Es könnte den Transport in den Städten grundlegend verändern. Derzeit sind alle Städte vollgestopft, und es gibt keine wirkliche Lösung. Wenn du Züge und Tunnel baust, dauert es Jahre und es kostet Millionen von Dollar. Mit dieser
Atomico: Das Team um Mitgründer und CEO Niklas Zennström (erste Reihe, dritter von links) ist überzeugt, dass großartige Unternehmen überall auf der Welt gebaut werden können.
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INTERVIEW
neuen Form der Infrastruktur – ohne Lärm, sicher und umweltfreundlich – lässt sich das ganze System verändern. Da sitzen wirklich Genies in München. Firmen wie Uber haben großes Interesse daran. Vielleicht in New York, aber wie lange würde es dauern, bis die deutsche Regierung so etwas erlauben würde? Die Lösung gefällt ihnen, weil sie Stau und andere Verkehrsprobleme damit in den Griff bekommen. Die Infrastruktur existiert bereits: Es fliegen ja auch Hubschrauber, und die sind nicht so sicher und leise. Die Flugzeuge von Lilium können viel näher an Wohngebiete heranfliegen, und sie sind günstiger als Helikopter. Sie kosten pro Kilometer so viel wie eine Auto.
„ES GEHT UNS DARUM, EIN INTAKTES EUROPÄISCHES ÖKOSYSTEM AUFZUBAUEN“ Welche Technologie-Trends siehst Du noch? Das Internet der Dinge ist eine große Sache. Schau Dir Connected Cars an. Europa hat starke Netzwerktechnologien, als Erbe der Nokias und Ericssons. Zusammen mit dem 5G-Netzwerk eröffnen sich eine Menge neuer Möglichkeiten. Es gibt viel Hardware-Know-how in Europa. Wenn man dieses mit Kommunikationstechnologie und mit Big Data Analytics kombiniert, hast Du alle Zutaten, die Du brauchst, um eine sehr interessante Next-Generation-Plattform zu bauen. Es gibt so viele zugängliche Daten, dass die Herausforderung darin besteht, sie alle zu analysieren. Darin ist Europa sehr, sehr gut. Außerdem zählt künstliche Intelligenz zu den Trends. Diese Technologien finden wir sehr interessant. Wenn ein junges Unternehmen aus einem dieser Bereiche mit Euch ins Gespräch
kommen will, was sollen sie tun? Sollen sie ein Pitch Deck senden? Wir werden oft angesprochen. Ich würde Gründern deshalb empfehlen, über Leute auf uns zuzukommen, die wir kennen und sich von anderen Gründern empfehlen zu lassen. Das ist normalerweise der beste Weg und hilft uns bei der Auswahl. Ansonsten kann man uns auch ganz normal kontaktieren. Aber es ist immer besser, über eine unserer Portfolio-Firmen zu kommen. Wie viele Bewerbungen bekommt Ihr? Wir sehen so um die 2000 bis 3000 Firmen pro Jahr. Und wir investieren dann vermutlich in zehn. Wir sind sehr wählerisch. Worauf achtet Ihr besonders? Was wir vor allem wichtig finden, sind starke Teams. Wir wollen Leute mit Leidenschaft, die auf ein großes Problem gestoßen sind und die Mission verfolgen, es zu lösen – die kontinuierlich an der Lösung arbeiten, egal welche Hindernisse es gibt, egal wie lange es dauert. Dafür ist ein starkes Team nötig, denn es ist sehr hart ein Startup zu gründen. Die Presse neigt dazu, die Herausforderung zu unterschätzen und porträtiert den glücklichen Sieger, als wäre das alles Glückssache. Der erfolgreiche Typ ist unglaublich intelligent und talentiert, hat sich gegen globale Konkurrenz durchgesetzt, steht jede Woche vor lebensentscheidenden Situation, ist eine hervorragende Führungspersönlichkeit. Gründer haben ihre Jobs verlassen ohne die Garantie eines Einkommens. Sie müssen sehr komplexe Probleme lösen. Deshalb wollen wir sie unterstützen. Die Voraussetzungen sind: Sie haben globale Ambitionen, ein Produkt und bewiesen, dass die Kunden es mögen und dass es Traction hat. Sie müssen damit nicht unbedingt Umsatz machen oder profitabel sein, aber wir wollen sehen, dass sie den richtigen Weg verfolgen. Wir unterstützen sie dann bei der Skalierung – auf europäischer oder globaler Ebene – mit unseren Ressourcen. Darin liegt unsere Stärke. Wir versuchen, zum richtigen Zeitpunkt da zu sein. Für eine Mobile-Company kann das sehr früh in Series A sein, weil Mobile-Companys von Tag eins an global denken. Pipedrive, eines unserer Investments ist ein SaaS-Modell. SaaS braucht in der Regel etwas länger, aber sie haben ein großartiges Modell, und
sie skalieren in mehr als 40 Ländern – organisch und sehr schnell. Wieder ein gutes Beispiel für ein in Europa, in Tallinn, gegründetes Unternehmen mit globalem Erfolg. Das sind die Unternehmen, die wir wirklich mögen.
„GLOBALE SKALIERUNG IST UNSERE STÄRKE“ Wenn Ihr in ein Unternehmen investiert, hat der Gründer die Chance, Niklas anzurufen, wenn es ein Problem gibt? Natürlich. Niklas ist sehr aktiv. Er ist in verschiedenen Boards, er ist stark involviert in verschiedene Unternehmen. Und neben Niklas haben wir auch noch viele andere Experten.
Das Gespräch führte Corinna Visser.
YANN DE VRIES ist Partner bei Atomico mit Fokus auf Werbetechnologie, Logistik, Transport und Gesundheit. Zuvor gründete er Redpoint Eventures und arbeitete für Cisco. Er begann seine Karriere in großen Technologiefirmen in Europa, Hongkong und Ägypten. Yann studierte an der ETH in Zürich und der Harvard Business School.
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Fotos: Fotos Jan Zappner, Lilium
Eine Lösung für die Transportprobleme in Städten: Lilium Aviation aus München hat mit seinem senkrecht-startenden Elektro-Flugzeug eine gefunden, ist Yann de Vries überzeugt.
ÖA K KS OSSEYNSSTY ES MT ETM A LE L I N N
Polly Paper: 2012 gründete Polly Schmincke ihren Laden für nachhaltige Schreibwaren in Berlin-Mitte. Sie ist die erste Kundin von Inventorum.
AM ANFANG IST DIE KASSE
Der Markt für Kassensysteme ist riesig, auch die Zahl der Anbieter wächst ständig. Startups wie Inventorum, Locafox, Orderbird oder bald Enfore fordern die etablierten Anbieter heraus
2,5 MILLIONEN KLEINE UNTERNEHMEN Etwa 2,5 Millionen kleine und mittlere Unternehmen gibt es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland. Wer sie in die digitale Welt bringen will, fängt am besten bei der Kasse an. Inzwischen gibt es eine fast unüberschaubare Anzahl von Anbietern – von den Herstellern aus der alten Welt mit ihren komplexen Systemen, die eigentlich für die großen Ketten entwickelt wurden, über unzählige kleine Anbieter reiner Kassensoftware bis hin zu den Startups, die iPad-basierte Systeme anbieten. Keiner hat den Markt bisher geknackt. Alle Anbieter werben um kleine Unternehmer, die sich eigentlich lieber um ihr Geschäft, als um ihre Technik kümmern wollen. Zu den Herausforderern auf dem Markt gehören unter anderen Inventorum, Locafox oder Oderbird. Neu kommt jetzt Enfore,
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das vierte Startup von Marco Boerries, hinzu, das noch im zweiten Quartal in den Markt starten will. Der Gesetzgeber hat die Gewerbetreibenden noch einmal gezwungen, sich mit dem Thema Kassensystem zu beschäftigen: Zwar besteht in Deutschland immer noch keine Verpflichtung eine Registrierkasse einzusetzen, doch wer sie einsetzt, für den gelten seit dem 1. Januar 2017 neue Pflichten. Die Registrierkassen müssen nun den „Grundsätzen zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff“ (GoBD) entsprechen. Sie müssen direkt digitale Unterlagen für die Buchhaltung veränderungssicher erzeugen können. „Die Zeiten der alten Registrierkasse waren auch schon 2012 vorbei, als ich meinen Laden eröffnet habe“, sagt Polly Schmincke. „Also habe ich nach Kassensoftware gegoogelt und eine Firma in Berlin-Zehlendorf gefunden.“ Über die Firma konnte sie damals auch günstig gebrauchte Hardware erwerben, die sie außerdem benötigte: Kassenlade, Computer, Scanner, Drucker. 1500 Euro hat Polly allein für die Hardware ausgegeben. Dann konnte sie loslegen. „Ich hatte null Busin ess- Erfahrung“, sagt sie. Alles habe sie sich selbst beigebracht, Learning by Doing. Dabei gab es immer wieder auch Probleme mit der Kassensoftware. „Irgendwann habe ich festgestellt, dass das ,Wir’, das auf der Website der Softwarefirma stand, in Wahrheit nur eine EinMann-Bude war. Und wenn der Programmierer nicht
zu erreichen war, gab es keinen Ansprechpartner und ich hatte ein Problem.“ Eines schönen Tages habe dann der ProjektManager eines Startups, das sein Büro zufällig um die Ecke hatte, mit seinem iPad bei ihr im Laden gestanden und gefragt, ob sie Interesse an einem neuen Kassensystem habe. „Der kam wie der Engel vom Himmel“, sagt Polly. „Denn ich hatte immer mehr Probleme mit der alten Software.“ Polly wurde die erste Kundin von Inventorum. Seither gibt sie regelmäßig Feedback. INTEGRIERTE WARENWIRTSCHAFT 4000 Artikel hat Polly Schmincke in ihrem Laden. „Ich brauche ein vernünftiges Warenwirtschaftssystem“, sagt sie. „Und zwar eines für Einsteiger, das man direkt versteht und ohne Vorkenntnisse bedienen kann.“ Auch das könne Inventorum ihr bieten. „Grundsätzlich hat es alles was ich brauche“, sagt sie. „Und ich muss mich um meine Bestände nicht mehr kümmern, da auch der Onlineshop mit dem System synchronisiert wird.“ Zwar entdeckt sie immer wieder Kleinigkeiten, die besser laufen könnten, doch sie ist zufrieden mit dem neuen System. Dennoch hat sie eine Fallback-Lösung: Ihre Kartenzahlung läuft nicht über Inventorum, da sie den anderen Vertrag bereits vorher abgeschlossen hatte. Und wenn das Kassensystem einmal nicht funktionieren sollte, können die Kunden bei Polly Paper immer noch mit Karte zahlen – und die Rechnung schickt Polly später – dann wieder über Inventorum – per E-Mail.
Foto: Inventorum
Immer wieder – erst für die Kita, dann für die Schule – suchte Polly Schmincke nach umwelt freundlich produzierten Schreibwaren für ihre beiden Kinder und fand sie nicht. „Nicht mal einen Malblock aus Recycling-Papier konnte ich hier auftreiben“, sagt Polly. Und da sie gerade dabei war, sich beruflich neu zu orientieren, beschloss sie 2012, selbst einen Laden für ökologischen und nachhaltigen Büro- und Schulbedarf in BerlinMitte zu gründen. Neun Monate suchte Polly nach Produkten und dem passenden Ladengeschäft, besuchte Hersteller und Messen, um das umwelt freundliche Sortiment zusammenzustellen. Das Kassensystem fand sie im Internet.
Ö K O S Y S T E M AT A N LZLEI IN GN E
ZAHLEN, BITTE! Früher waren Kassensysteme meist kompliziert und teuer. Startups bieten neue Lösungen – eine Auswahl
INVENTORUM GRÜNDER: CHRISTOPH BREM UND MICHAEL BREHM; GRÜNDUNG: 2013 Wie der Name andeutet, ging es Christoph Brem anfangs eigentlich darum, eine Warenbestandsverwaltung für Einzelhändler zu bauen. Daraus ist jedoch eine umfangreichere Plattform entstanden, eine Art digitales Cockpit für den Einzelhändler auf dem iPad. Die Lösung umfasst ein Kassensystem, Warenwirtschaft, Onlineshop, Ebay-Anbindung, vorbereitende Buchhaltung und Kundenverwaltung. Das Team in Berlin ist inzwischen auf 45 Leute angewachsen. Kunden sind inhabergeführte Modegeschäfte, Zoohandlungen, Einrichtungs- und Dekoläden, Friseure, Vaporizer- und auch Pop-up-Stores. „Nach unseren Schätzungen schlummern in 465.000 Geschäften ungefähr 600 Millionen Produkte. Das ist viermal so viel wie auf Amazon.de. Nur keiner weiß, wo die Produkte sind, zu welchem Preis und ob die Produkte verfügbar sind – genau hier setzen wir mit unserer Lösung an”, sagt Christoph Brem. Neben dem iPad bietet Inventorum weitere Hardware – Scanner, Kassenschublade, Bon-Drucker – als Reseller an. 1300 Kunden hat Inventorum bereits in der DACH-Region. inventorum.com
LOCAFOX GRÜNDER: KARL JOSEF SEILERN, FABIAN FRIEDE, LUKAS ZELS, MICHAEL WENDT UND ROB MORGAN; GRÜNDUNG: 2013 Ursprünglich startete Locafox als Online-Marktpkatz für den stationären Handel. Inzwischen hat das Startup seine Angebotspalette ausgebaut und entwickelt Services und Tools, mit denen es lokale Einzelhändler dabei unterstützt, in der digitalen Welt wettbewerbsfähig zu bleiben. „Wir möchten mit Locafox die Vielfalt in unseren Innenstädten bewahren und den Händlern dabei helfen, ihr Stationärgeschäft erfolgreich mit dem Internet zu verbinden, um so wieder vermehrt Online-Kunden in den Laden zu holen“, sagt CEO Josef Seilern. Nutzer des Marktplatzes können Produkte in Geschäften in ihrer Nähe kaufen und sich die Ware am selben Tag liefern lassen. Das Tablet-Kassensystem Locafox POS basiert auf Android. Es ist Kasse, Warenwirtschaft, elektronisches Kassenbuch und E-Commerce-Lösung in einem und bietet eine Anbindung an den Marktplatz. Mehr als 50 Mitarbeiter aus 18 verschiedenen Nationen arbeiten in Berlin-Kreuzberg sowie in der Außenstelle in Kapstadt (Südafrika) für Locafox, das unter anderem von HV Holtzbrinck Ventures und der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft finanziert ist. locafox.de
„WIR GLAUBEN AN PARTNERSCHAFTEN“ Seit 2015 investiert das vierköpfige Team der Berliner Volksbank Ventures in Startups Herr Laule, agiert Berliner Volksbank Ventures als strategischer Investor oder sind Sie rein renditeorientiert? Wir versuchen, das Beste aus beiden Welten zu vereinen. Wir haben einen klaren Renditeanspruch und haben unsere interne Struktur an die von unabhängigen VC-Fonds angelehnt. Zudem haben wir auch einen strategischen Fokus. Wir wollen Neues lernen und der Berliner Volksbank und ihren Kunden auf den Feldern Digitalisierung und Innovation Impulse liefern. Wie groß ist der Fonds? Wir haben 20 Millionen Euro, die wir über vier bis fünf Jahre investieren können. Um eine gewisse Streuung zu erreichen, geben wir pro Ticket 250.000 bis eine Million Euro aus. Wir investieren in der Serie A, es müssen also schon ein Produkt und erste Umsätze vorhanden sein. Wo liegt Ihr Schwerpunkt? Fintech ist natürlich der Bereich, in dem wir uns am besten auskennen und wo die Bank auch Partnerschaften eingeht. Das gilt auch für Proptech, denn im Immobilien-Kreditgeschäft sind wir traditionell stark. Ein weiterer Bereich sind B2B-Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen, die Mehrwert für unsere Kunden schaffen. Das war auch die Idee bei Inventorum, unserem ersten Investment. Inventorum hat ein Warenwirtschaftssystem mit iPad-Kasse als SaaS-Modell für kleine Händler entwickelt – ein echter Mehrwert für eine große Gruppe klassischer Volksbankkunden. Was kann ein Startup von Ihrem Team erwarten? Zum einen Geld, zum anderen können wir viele Türen öffnen und Brücken zur Berliner Volksbank, deren Kunden sowie der gesamten Finanzgruppe bauen. So wird zum Beispiel die Lösung von Inventorum deutschlandweit über die rund 1000 Volks- und Raiffeisenbanken an Einzelhändler vertrieben. Ein anderes Beispiel ist die Vertriebsplattform Flexperto, die gerade ein Pilotprojekt in unserem Hause aufsetzt. So werden die Themen Innovation und Digitalisierung auch in die Bank getragen. Wir glauben nicht daran, dass man Kreativität einkaufen kann, aber wir glauben an Partnerschaften. Investieren Sie nur in Berlin und Brandenburg? Die meisten Startups denken und handeln global, da muss man mitgehen. So haben wir zuletzt in Figo aus Hamburg investiert und wir schauen uns auch ein Startup in Österreich an. Unser Schwerpunkt liegt jedoch in der Region Berlin und Brandenburg.
ORDERBIRD GRÜNDER: BASTIAN SCHMIDTKE, JAKOB SCHREYER, ARTUR HASSELBACH UND PATRICK BRIENEN; GRÜNDUNG: 2011 Orderbird hat sein Kassensystem auf iOS-Basis als Software-as-a-Service speziell für die Gastronomie entwickelt. Ziel der Gründer war es, eine Kassenlösung anzubieten, die für Restaurants, Cafés, Bars, Clubs, Eisdielen und Biergärten erschwinglich und intuitiv ist und sich den Bedürfnissen der modernen Gastronomie anpasst. Inzwischen beschäftigt das Startup mehr als 140 Mitarbeiter am Standort Berlin. Das Unternehmen gewinnt nach eigenen Angaben mehr als 300 Neukunden pro Monat und verfügt mittlerweile über einen Kundenstamm von mehr als 7500 Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie in Großbritannien und Irland. Seit 2016 ist Orderbird auch in Frankreich aktiv, 2017 soll Spanien dazukommen. Im vergangenen Jahr schloss Orderbird eine Series-C-Finanzierungsrunde über 20 Millionen Euro ab. Zu den Investoren gehören Digital+ Partners, die Metro Group und der Payment-Dienstleister Concardis. Mit den strategischen Partnern und dem frischen Kapital will das Startup die Produktentwicklung und seine Expansion in den europäischen Markt weiter vorantreiben. orderbird.com
ANDREAS LAULE ist seit 1997 bei der Berliner Volksbank beschäftigt. Nach einigen Jahren im Rechtsbereich der Bank war er mehr als zehn Jahre als Abteilungsleiter im Kreditbereich tätig. Seit Mitte 2015 verantwortet er das Beteiligungsgeschäft der Bank als Direktor. Er ist Geschäftsführer der Berliner Volksbank Ventures. volksbank-ventures.berlin
KASSENSYSTEME
NAME: Enfore (ehemals Number Four AG)
GRÜNDUNG: 2009
GRÜNDER: Marco Boerries
MITARBEITER: 65
STANDORT: Berlin, Hamburg, Qingdao
SERVICE: Enfore entwickelt eine BusinessPlattform für kleine Unternehmen, um deren digitale Geschäftsprozesse ganzheitlich abzubilden. enfore.com
„WIR LASSEN 200 MILLIONEN FIRMEN WIE EINE AUSSEHEN“
Marco, Ihr wollt digitale Lösungen für kleine Unternehmen anbieten. Wieso ausgerechnet diese Zielgruppe? Die 200 Millionen Small Businesses weltweit sind das größte Einzelsegment in der gesamten Technologie-Welt. Aber es gibt keinen globalen Player, der sie bedient. Wenn ich die 200 Millionen Firmen zusammenzähle, erwirtschaften sie ein größeres Sozialprodukt als jedes andere Segment, aber als einzelnes Geschäft sind sie natürlich nicht so attraktiv, weil sie klein und schwer zu erreichen sind. Deswegen hat es noch keiner geschafft, in diesem Markt eine ähnliche Dominanz zu erreichen wie etwa SAP oder Oracle im Großkundenmarkt oder Google und Facebook im Konsumentenmarkt.
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Euer Ziel ist also, SAP oder Oracle für kleine Firmen zu werden? Unser Ziel ist: to help them run their business. Heute wird alles durch Software bestimmt – alle Geräte, alle Dienste und Services. Aber wenn ein kleines Unternehmen eins nicht hat, ist es Technologie und Software. Für kleine Unternehmen wird es also immer schwerer, Kunden langfristig zu halten. Kleine Unternehmen brauchen prinzipiell die gleichen Technologien wie die Großunternehmen, aber sie können sie sich nicht leisten und verstehen sie zum Teil auch nicht. Unsere Mission ist es, diese Unternehmen mit der Technologie auszustatten, die sie brauchen, um in der vernetzten Welt wettbewerbsfähig zu sein. Ich finde small is beautiful, und ich möchte nicht in einer Welt leben, wo es nur noch Amazon, Ebay und Zalando gibt. Das sind tolle Firmen, aber ich mag den Wettbewerb und die Vielfalt. SAP bemüht sich auch um kleine Firmen … Das funktioniert aber nicht so gut. Es ist auch nicht so einfach, wenn die Leute, die 20 oder 30 Jahre lang nur Software für Großunternehmen gemacht haben, dies nun für kleine Firmen machen sollen.
Ist das tatsächlich so viel anders? Ja, das ist anders. Diese kleinen Unternehmen sprechen eine ganz andere Sprache. Wenn man bei ihnen von Business-Prozessen oder Workflow- Management anfängt, dann verstehen die gar nicht, wovon man redet. Die haben halt ganz andere Probleme. Das geht schon damit los, eine Kasse zu haben, also Geld einzunehmen und Cash zu managen. Was mache ich mit Trinkgeld? Was mache ich mit Kreditkartenabrechnungen und der Servicegebühr? Möchte ich meinem Kunden Vorbestellung und Vorauskasse anbieten wie Starbucks das macht? Da gibt’s viele Themen, bei denen wir helfen können. Zum Beispiel auch bei Loyalität und Kundenpflege, für die es digitale Tools gibt, die die Small Businesses aber nicht nutzen – wie Whatsapp, Facebook oder iMessage. Ihr fangt also beim Kassensystem an? Der Point of Sale, das ist für uns mehr als nur die Kasse. Da hängt automatisch ein gesamtes Warenwirtschaftssystem dahinter mit Lagerhaltung und Bestellwesen. Per Knopfdruck lassen sich neue Verkaufskanäle wie die eigene Website öffnen, egal ob man darüber Produkte verkaufen oder Services
Fotos: Jan Zappner, Enfore
Marco Boerries, Gründer von Enfore, erklärt die Nöte kleiner Firmen, wie er ihnen helfen will und warum er mehr als sieben Jahre brauchte, bis das Produkt so weit war
KASSENSYSTEME
Marco Boerries, Jahrgang 1968: Mit 16 gründete er seine erste Firma Star Division und machte Microsoft mit seiner Büro-Software Staroffice Konkurrenz.
wie Haareschneiden oder Tischreservierung anbieten will. Ganz gleich ob man als Restaurant sein Inventory bei Bookatable synchronisieren oder als Spezial-Tea-Store seine Produkte auf Amazon oder Ebay listen möchte – alle diese Sachen haben wir bei uns schon integriert. Wir fangen mit dem klassischen Geschäft an, machen das ein bisschen komfortabler, schneller, sicherer und gehen dann in die neue Welt rein.
Fotos: Jan Zappner, Enfore
Das klingt nach einer riesigen Lösung für alle Probleme – ist das nicht zum Scheitern verurteilt? Wir sehen das anders. Wir glauben, die Welt entwickelt sich genau dahin. Schau Dir an, wie Technologie in großen Unternehmen entstanden ist: Die Unternehmen haben mit einem enormen Aufwand alle ihre Bereiche digitalisiert. Die Warenwirtschaft kommt von SAP, der Vertrieb kommt von Salesforce, andere Anwendungen von Google, und dann versucht die IT-Abteilung das Ganze irgendwie zu integrieren. Wir sind fest davon überzeugt, dass das für kleine Unternehmen nicht funktionieren wird, die können nicht Systemintegratoren sein. Sie möchten auch nicht gleich alles auf einmal einsetzen. Wir haben eine Plattform gebaut, die wirklich alle Aspekte eines Businesses abdeckt. Auf diese Plattform setzen wir nachher Business-Apps. Das kann man sich vorstellen wie das iPhone, das bietet mit iOS auch eine breite Plattform mit ganz verschiedenen Anwendungen.
Apps schon drauf und du gehst in den App-Store und holst dir, was du noch willst. Das wird bei uns ähnlich sein, wir fangen natürlich erst mit einem gewissen Set an, der die wichtigsten Workflows umfasst. In absehbarer Zeit werden wir die gesamte Plattform öffnen, sodass andere Softwareentwickler ihre eigenen Anwendungen anbieten können. Habt Ihr dafür ein eigenes Betriebssystem entwickelt? Es ist kein eigenes Betriebssystem, sondern eine Business-Plattform. Wir geben den Entwicklern Tools, sodass sie eigene Anwendungen schreiben können, damit wir eine breitere Abdeckung für verschiedene Business-Verticals erreichen können. Wir können nicht alles alleine machen. Wir fokussieren uns darauf, die Business-Plattform und die wichtigsten Anwendungen zur Verfügung zu stellen.
„DU BRAUCHST BESONDERE LEUTE – DAS IST DEFINITIV NICHT FÜR JEDEN“
Ich buche weitere Anwendungen hinzu? Genau. Ich fange meinetwegen mit der Kasse an und wenn ich dann sage: ‚Jetzt möchte ich auch einen Onlineshop haben’, dann ist das ein Klick mehr. Weil es auf einer homogenen Plattform basiert, brauche ich nichts noch mal neu zu machen, es ist alles schon da.
Ihr arbeitet seit siebeneinhalb Jahren daran. Du hältst wohl nichts von Lean Startup? Wenn ich eine E-Commerce-Site baue, dann muss ich sie natürlich in zwei, drei Monaten auf den Markt bringen. Aber wir bauen ein Ökosystem. Das kostet mehr Zeit. Apple hat iOS oder das iPhone auch nicht an einem Tag oder in einem Jahr gebaut – und das sind vergleichbar große Projekte. Tausende Firmen haben vorher schon versucht, diesen Markt zu knacken, und sie waren ja nicht alle unintelligent. Ich glaube aber, dass wir einen anderen Weg gefunden haben.
Das spannende bei iOS ist ja, dass die Apps nicht alle von Apple kommen. Wir sind genauso: eine offene Business-Plattform. Wenn du dir das iPhone kaufst, sind die wichtigsten
Bei Lean Startup fragt man die Kunden frühzeitig, was sie brauchen … An dieser Stelle möchte ich Henry Ford zitieren: ‚If I had asked my customers what they wanted, they
would have said faster horses.‘ Aber wir haben siebeneinhalb Jahre lang natürlich sehr intensiv mit unseren Kunden gesprochen und mit Testkunden gearbeitet. Ist es wirklich nötig, sich sofort die ganz große Komplettlösung vorzunehmen? Man kann es mit dem Hausbau vergleichen: Wenn ich ein Fundament baue, ist es ein Unterschied, ob ich drei Stockwerke draufsetzen will oder 99 Stockwerke. Ich muss vorher wissen, ob ich ein Einfamilienhaus bauen möchte, ein Mehrfamilienhaus oder einen Wolkenkratzer. Enfore möchte also einen Wolkenkratzer bauen? Wir möchten eine Plattform bauen, die 200 Millionen Firmen hilft, ihr Business zu führen. Das ist eine sehr ambitionierte Sache. Wir haben sehr lange darüber nachgedacht und sehr viel entwickelt. Da sind ein paar hundert Mann-Jahre drin. Jetzt sind 65 Leute im Team. Wie viele sind denn von Anfang an dabei? Das Core-Team mit mehr als 30 Leuten hatten wir ziemlich schnell zusammen. Wie motiviert man die Leute über diese Zeit, ohne ein Produkt am Markt zu haben? Wir haben ja nicht nur Software gebaut, sondern auch die komplette Hardware entwickelt. Das allein hat fast drei Jahre in Anspruch genommen. Es ist ja auch nicht so, dass man vorher sagt: ,Ey, das dauert sieben Jahre.’ Das habe ich 2009 auch nicht vorhergesehen, weil ich das Thema Hardware gar nicht auf dem Schirm hatte. Aber wir haben schon unsere Milestones gehabt, immer wenn eine Komponente der Plattform fertig war. Muss man ein besonderer Unternehmer sein, oder braucht man besondere Leute? Du brauchst besondere Leute – das ist definitiv nicht für jeden. Du brauchst auch ein besonderes Leadership-Team und einen besonderen Unternehmer, der das Urvertrauen hat. Das ist jetzt meine vierte Firma. Ich habe vor 32 Jahren meine erste Firma gemacht, Star Division. Auch damals hieß es: ‚Wie kann ein junger Gründer aus Deutschland Microsoft Konkurrenz machen? Das geht ja gar
Auf der Cebit: In Hannover präsetierte das Team um Marco Boerries die Produktpalette von Enfore.
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nicht.‘ Es reizt mich, komplexe Probleme zu lösen und zwar dann so einfach wie möglich.
sich jetzt noch ein bisschen nebulös an, aber mehr kann ich noch nicht sagen.
komplexe Systeme verstehen und abstrahieren, und ich wollte nicht mit 40 Frührentner werden.
Warum baut Ihr eigene Hardware? Warum hat Apple 2007 ein besseres Phone gebaut? Da gab es ja schon seit 20 Jahren von Nokia, Siemens und so weiter, die tolle Phones gebaut haben. Eben nicht! Wir haben ja nicht irgendwelche Consumer-Hardware gebaut, sondern Purpose-B uilt-Business-Devices, weil wir festgestellt haben, dass es dafür keine gute Lösung gab.
Wo fangt Ihr an? Wir fangen in Deutschland an und werden im Sommer in die USA gehen, dort eine Pilotphase starten und dann weiter nach Asien gehen.
Man kann ja Investor werden … Das bin ich nicht. Es gibt Leute, die haben Ideen, es gibt Leute, die können Ideen entwickeln, und es gibt Leute, die Ideen haben, entwickeln und auch in die Tat umsetzen. Ich gehöre zu letzteren.
Wie geht Ihr den Markt an? Wenn wir an den Start gehen, werden wir nicht 200 Millionen Firmen auf einen Schlag versorgen. Wir gehen zuerst das Marktsegment Local Business an. Dort haben wir noch einmal drei Verticals definiert – Gastronomie und Hotel, Handel sowie Dienstleistungen. Für diese Segmente haben wir unser Software-System mit verschiedenen Modulen ausgestattet. Das Ganze läuft nicht nur auf unserer Hardware, sondern auf einem Android-Device, auf dem iPad, auf dem Mac, auf dem PC. Das heißt, du musst nicht unbedingt unsere Hardware kaufen. Aber wir haben festgestellt, dass die Firmen als erstes eine Kasse brauchen. Wir werden das System zu einem Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten, das ziemlich einzigartig ist. Das kündigen wir aber erst später an. Wird es Pay as you go sein? Nein. Es ist das gleiche wie das Apple-Modell. Apple ist ja eigentlich eine Softwarefirma. Aber die Software wird über den Verkauf der Hardware monetarisiert. Wie wollt Ihr 200 Millionen kleine Unternehmen angehen, baut Ihr eine Vertriebs organisation auf oder nutzt Ihr Partner? Wir nutzen Partner. Aber wir bauen auch eine eigene Vertriebsorganisation auf. Ich weiß, das hört
Enfore hat zwei Büros in Deutschland: eines in Berlin und eines in Hamburg.
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„ICH MÖCHTE NICHT IN EINER WELT LEBEN, WO ES NUR GROSSE KONZERNE GIBT“ Eure Investoren haben sieben Jahre stillgehalten? Der bei Weitem größte Anteilseigner bin ich selbst. Ich habe persönlich sehr viel Geld in das Unternehmen gesteckt. Wir sind nicht das Standard-Berlinoder Standard-Hamburg-Startup. Das ist ganz klar. Unsere Partner arbeiten mit uns zusammen, weil sie meine Historie kennen. Ich mache das seit 32 Jahren, war nicht ganz unerfolgreich und die Leute wissen, dass ich jemand bin, der die Sache auch durchzieht, bis sie fertig ist. Warum hast Du Dir das zum vierten Mal angetan? Ich möchte nicht in einer Welt leben, wo es wirklich nur diese großen Konzerne gibt. Die Small Businesses liegen mir seit 32 Jahren am Herzen, seit ich Staroffice gemacht habe. Und ich mag intellektuelle Herausforderungen. Ich kann sehr gut
Und warum hast Du erneut in Deutschland gegründet? In den USA hättest du vor 15 Jahren auch noch Leute bekommen, die so lange dabeibleiben. Heute nicht mehr. Silicon Valley ist von einem Ort der Leute mit einer Mission zu einem Ort von Söldnern geworden. Wir haben hier in Deutschland Entwickler aus aller Herren Länder bekommen, hatten die Ruhe, die wir brauchten, und konnten das Ganze siebeneinhalb Jahre geheim halten. Warum war das Geheimnis so wichtig? Warum soll ich siebeneinhalb Jahre lang erzählen, was noch nicht da ist. Ich kann doch jetzt darüber sprechen.
Das Gespräch führte Corinna Visser.
MARCO BOERRIES war mit 16 Jahren als Austauschschüler im Silicon Valley. Von der Reise inspiriert, gründete er 1985 seine erste Firma, Star Division, die er später an Sun Microsystems verkaufte. 1996 startete er Star Finanz und verkaufte seinen Anteil 2001 an die Sparkassen-Organisation. Firma Nummer drei war Verdisoft, die Yahoo 2005 übernahm.
Fotos: Jan Zappner, Enfore
Wieso ist das iPad nicht gut genug? Das iPad ist für den Einsatz in Geschäften oder Restaurants nicht designt. Es ist relativ klein, es spiegelt und wie schließt du Hardware an? Das iPad ist ein wunderschönes, fantastisches, persönliches Device, aber das ist halt nicht dafür gebaut worden, ein POS-Terminal zu sein.
Ihr seid mit 40 Millionen Dollar finanziert. Hat das gereicht bis jetzt oder wie lange reicht es noch? Ich habe immer darauf geachtet, dass wir diese Sache sauber finanziert haben, um Reserven zu haben. Das ist eine Sache, die ganz wichtig ist.
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SOLAR-PRODUKTE FÜR DIE SMART CITY Individuelle solare Ladesysteme für mobile und stationäre Anwendungen Das Berliner Startup SEG Sonnenrepublik Energie GmbH wurde Anfang 2016 als Nachfolgeunternehmen der Sonnenrepublik GmbH gegründet. Der Gründer Dr. Oliver Lang, Festkörperphysiker und Produktentwickler, promovierte über Dünnschicht-Solarzellen und gründete 1990 seine erste Firma in Berlin. Seither verfolgt der passionierte Musiker und Elektroniker stetig seine Idee, Solarenergie alltagstauglich und für jeden zugänglich zu machen. Sein fundiertes Fachwissen, die mehr als 20-jährige Erfahrung aus eigenen Ingenieurbüros und erfolgreichen Firmengründungen und das daraus erwachsene umfangreiche Netzwerk stellen die solide Basis der Sonnen republik dar. Im August 2016 stieg der Diplom-Ingenieur Christian Schubert als zweiter Geschäftsführer für den kaufmännisch-administrativen Bereich ein. Er verfügt über langjährige Führungserfahrung in mittelständischen Unternehmen des Anlagenbaus und der Elektroindustrie. Mit ihm verfügt die Sonnenrepublik über eine belastbare kaufmännische Basis, um die Entwicklung der Gesellschaft voranzubringen. Dritter im Bunde des Kernteams der Sonnenrepublik ist der Schauspieler und Regisseur Ian Hansen, der den Vertriebsbereich seit Anfang 2016 leitet. Die Sonnenrepublik entwickelt und produziert solare Produkte und Systeme, die sich durch maximale Effizi-
enz, Funktionalität und Qualität bei hohem Design anspruch auszeichnen. Kernstück der Anfang 2013 gegründeten Firma waren neuartige solare Geräteplattformen, auf der sich hocheffiziente modulare Komponenten zu individuellen Stromversorgungen und Systemen kombinieren lassen. Um das daraus entstandene Produktsystem Clicc wurde eine Marke aufgebaut,
die schnell Aufmerksamkeit auf sich zog – mit einer sehr erfolgreichen Crowdfinancing-Kampagne im Jahr 2013. Als die neuen Smartphone-Generationen immer energie- hungriger wurden, mussten die Miniatur-Bausteine des Clicc-Systems zu größeren Produkten hochgerampt werden: Die Wing-Serie entstand und war die Grundlage für die Neugründung der SEG. Das neue Produktprogramm teilt sich in die Bereiche USB- und 12-Volt-Ladegeräte. Neu sind auch stylische Accessoires wie Taschen und Audio-Powerbanks. Damit kann sich jeder sein Solarladesystem für Smartphone, Notebook, Beleuchtung oder E-Mobility beliebig konfigurieren. Oder auch die mobile Solarversorgung für Camping, Boot oder Zelt. Neben den Eigenentwicklungen für den Consumer-Bereich bietet SEG auch für den industriellen und OEM-Bereich kundenspe zifische Lösungen, etwa miniatu risierte Energy- H arvesting-Pro dukte oder größere autarke Systeme bis in den Kilowatt-Bereich.
R IN U BERI G I KE N – ETRH ESM AA CHE
LOREM IPSUM
Pavel Romanenko und Florian Stein von NKF Media und Michael Bogner und Marco Waldner von der Agentur Perspective sprechen über das ambitionierteste Projekt des jungen Verlags NKF Media: Heet.io Worum geht’s bei Heet.io, und für wen ist es gedacht? PAVEL: Heet.io ist eine Seite mit detaillierten Startup-Profilen. Viele junge Unternehmen scheitern, weil sie noch keiner kennt und es zu wenige Informationen über sie gibt. Wir möchten Startups die Möglichkeit geben, sich professionell zu präsentieren, um so ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. Sie alle brauchen Mitarbeiter, Kunden und Investoren. Und genau diese drei Gruppen sehen wir als Zielgruppe unserer Seite. Im ersten Schritt möchten wir Startups als attraktive Arbeitgeber präsentieren.
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Aber es gibt doch bereits Job-Plattformen. PAVEL: Ja und nein. Nehmen wir als Beispiel Berlin. Die Stadt ist voll von jungen Leuten aus der ganzen Welt. Und Startups sind die attraktivsten Arbeitgeber. Sie zu finden, ist aber eher dem Zufall überlassen. Der Eindruck, den Startups auf aktuellen Job-Plattformen hinterlassen, ist meist recht anonym. Deswegen setzen wir unter anderem auf emotionale Berührungspunkte. Hinzu kommt, dass Jobsuchende – speziell die jüngeren – immer mehr nach der Mission ihres möglichen Arbeitgebers fragen. Deshalb wird man nach bestimmten Begriffen suchen können wie Social Startups, Sharing Economy oder Musik. Somit gehen wir deutlich weiter als eine normale Jobseite. Eigentlich eher wie eine Dating-Seite. FLORIAN: So ermöglichen wir einen leichten Einstieg auch für Personen, denen das Startup-Öko system noch fremd ist. Hinzu kommt, dass wir einen starken Fokus auf Datenintelligenz legen. So findet man bei uns jeden Monat nicht nur mehr als 4000 Jobs aus der Startup-Welt, sondern auch News zu vielen Firmen oder die Events, bei denen Mitarbeiter des Startups als Speaker auftreten. Wir nehmen den Nutzern den Recherche-Aufwand ab und helfen ihnen dabei, sich für den richtigen Arbeitgeber zu entscheiden.
Wie grenzt Ihr Euch ab von anderen Datenbanken mit Unternehmensprofilen? PAVEL: Im Vergleich zu Plattformen wie LinkedIn und Xing verläuft die Grenzlinie sehr klar. Wir fokussieren Startups und können viel klarer auf die Bedürfnisse junger Unternehmen eingehen. FLORIAN: Wenn man sich Angellist oder Crunch base anschaut, dann stehen dort eher Parameter wie Investitionsrunden oder das Gründungsd atum im Mittelpunkt. Was das Team ausmacht, erfährt man dort allerdings nicht. Die bestehenden Datenbanken sind aus meiner Sicht eher kalte Informationsseiten, die sich an Investoren richten oder eine Benchmarking-Funktion haben. Als Bewerber liefert mir das keine überzeugende Hilfestellung. PAVEL: Man darf nicht vergessen: Startups haben immer auch eine starke emotionale Komponente. Es sind oft faszinierende Unternehmen, die etwas Überdurchschnittliches erreichen wollen. Internationale Top-Startups wie Spotify und Airbnb oder in Deutschland Soundcloud oder Zalando zeigen das. Je besser man das kommunizieren kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, gute Leute zu finden, die von dieser Vision angesteckt werden. Hierfür möchten wir die Plattform werden.
Fotos: Jan Michalko
„ZUM START PRÄSENTIEREN WIR 5000 STARTUP-PROFILE“
IN EIGENER SACHE THEMA – RUBRIK
Setzten den Relaunch von Heet.io um: Florian Stein und Pavel Romanenko von NKF Media unterstützt von Marco Waldner und Michael Bogner von Perspective Digital (von links)
Also hat Heet.io viele Alleinstellungsmerkmale? PAVEL: In Deutschland existiert derzeit keine Datenbank mit gut gepflegten Startup-Profilen. Crunch base oder Angelist sind super, bieten aber keine flächendeckenden Informationen über Deutschland. Sucht man zum Beispiel nach Food-Startups in Berlin, erhält man auf Crunchbase keine vollständige Übersicht. Und ohne eine gute Marktübersicht kann auch kein gesundes Ökosystem entstehen. FLORIAN: Daten sind der Schlüssel. Deshalb a ggregieren wir konstant neue Datensätze. Genauso wichtig ist User-generated Content. Unsere Profile werden von den Unternehmen selbst gepflegt. Heet.io ist schon länger in der Public Beta. Nun folgt der offizielle Launch. Was ist bisher passiert, und was wird sich ändern? FLORIAN: Die bisherige Seite war eher ein technischer Proof, aber noch sehr unemotional. Wir haben in den letzten Monaten den Umgang mit Daten perfektioniert, konnten unseren Nutzern aber noch nicht das Erlebnis bieten, das wir uns vorgenommen hatten. Umso glücklicher sind wir, dass wir mit Perspective Digital den idealen Partner gefunden haben, der nun ein erstklassiges Design für Heet.io entwickelt hat. Michael und Marco, Ihr betreibt die Agentur Perspective Digital. Stellt Euch doch mal vor. MICHAEL: Perspective ist mit drei Jahren noch recht jung. Unser Hauptfokus ist Design. Wir sind der Auffassung, dass Design das große Potenzial hat, Dinge zu verändern – unabhängig davon, ob es sich um digitale Produkte oder um reine Marketing kommunikation handelt. Unser Ansatz ist es, digitale Kampagnen designgetrieben zu entwickeln. Seit Ende 2015 konzentrieren wir uns mehr und mehr auf Performance-Marketing.
Benz bei der Neukundengewinnung. Dabei begleiten wir dann meist das gesamte Projekt von der Konzeption bis zur Umsetzung und der Aus steuerung der Kampagnen. MICHAEL: Aus unserer Sicht muss eine Agentur einzigartige Mehrwerte liefern. Nur Leute einzustellen und Kunden zu akquirieren, bedeutet keine Exzellenz. Den Wert einer Agentur steigert man nur, wenn man Strategien und Produkte etabliert. Daher versuchen wir immer mehr, automatisierte Prozesse anzubieten, um die Qualität für unsere Kunden zu steigern. Wir entwickeln beispielsweise produktspezifische Landingpages, die eine bis zu fünffache Conversion Rate erreichen, denn wir beginnen mit der individuellen Awareness, begleiten diese Kampagnen durch die verschiedenen S tadien und bauen so den ultimativen Lead Channel.
„EIN RICHTIG TOLLES ERLEBNIS FÜR JEDEN, DER DIE SEITE BENUTZT“ Was hat Euch nach Berlin geführt? MICHAEL: Wir kommen aus Österreich und arbeiten schon seit Schulzeiten miteinander. Im Jahr 2013 bekamen wir Lust, unser eigenes Startup zu gründen. Wir hatten uns eigentlich für Finnland als Standort entschieden und saßen schon mit gepackten Koffern am Flughafen. Dort haben wir uns kurzerhand umentschieden, stattdessen einen Mietwagen gebucht und sind nach Berlin gefahren. Hier haben wir dann unser erstes Startup – eine Couponing-Idee – gegen die Wand gefahren. Das war bedauerlich, aber auch sehr lehrreich. Dadurch ist der Wunsch entstanden, ein nachhaltiges Geschäft aufzubauen. Und so kam es zur Agenturgründung.
Und wie kam es zur Zusammenarbeit Was für Projekte sind das? zwischen Perspective und Heet.io? MARCO: Ganz unterschiedlich. Wir unterstützen FLORIAN: Als Full-Stack-Entwickler habe ich immer beispielsweise im Automobil-Bereich Mercedes- schon das Problem gesehen, dass wir datenseitig
Fotos: Lorem Jan Michalko Ipsum
Team heet.io: Pavel Romanenko, Johannes Richter und Florian Stein
sehr gut aufgestellt sind, aber ein Defizit haben, die Daten für unsere Nutzer zugänglich zu machen. Wir wussten: Für dieses ambitionierte Projekt brauchen wir unbedingt ein cooles Design. Deshalb bin ich über die Zusammenarbeit sehr glücklich. PAVEL: Das erste Gespräch mit Perspective hat sofort gezeigt, dass sie verstehen, worum es uns geht. Ich denke, unsere Vision hat sie gereizt. Und uns hat umgekehrt ihre Begeisterungsfähigkeit und ihr professioneller Blick fürs Detail gefallen. Und ihr Designverständnis. Der Austausch war von Anfang an konstruktiv. Ein partnerschaftliches Verhältnis. MICHAEL: NKF ist auf uns zugekommen, weil ihnen unsere Arbeit und unser Design gefallen haben. Diese Wertschätzung hat uns gefreut. Wir finden Heet.io großartig, da es an ein Thema anknüpft, mit dem wir uns vor zwei Jahren intensiv auseinandergesetzt hatten. Damals schon hatte uns die fehlende Emotionalität im Recruiting-Markt irritiert. Was macht gutes Design aus? MICHAEL: Design sollte man immer aus Kundensicht betrachten. Der Nutzer wird heutzutage überflutet mit Angeboten und Informationen. Umso wichtiger ist die User Experience. Es geht nicht mehr um die Frage, wer bietet, was man sucht, sondern wer bietet es in der besten Form. Darin liegt der Wert von Design. Aus diesem Grund darf man ein User Interface nie isoliert betrachten, sondern als Kern eines Projekts. MARCO: Beim Begriff Design hat ja fast jeder ein unterschiedliches Verständnis. Für den einen ist es die Farbgebung, für den anderen ist es vielleicht die Form oder die Schriftart. Wir bei Perspective verstehen Design übergeordnet als Problemlöser. Es geht nicht nur um die Gestaltung, sondern darum, welches Problem gelöst werden soll. Anschließend kann man mit Designs eine Lösung skizzieren. Auf einer UI-Ebene ist es beispielsweise wichtig, das Design soweit wie möglich in den Hintergrund zu rücken, damit die Inhalte leben können. Deshalb ist Design eines der spannendsten Themen der Welt.
Hier finden herausragende Startups engagierte Mitarbeiter
HEET.IO
Team Perspective Digital: Antonin Nehring, Marco Waldner und Michael Bogner
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R IN U BERI G I KE N – ETRH ESM AA CHE
Wie waren Eure Erfahrungen der Zusammenarbeit? FLORIAN: Ganz ehrlich – für mich war das Design immer ein Kampf. Umso positiver war die Überraschung, dass Perspective von Anfang an ins Schwarze getroffen hat sowohl bei der Ästhetik als auch der Formsprache. Das war aus meiner Sicht nicht zu erwarten, denn die Anforderungen an das Design sind immer etwas diffus. PAVEL: Es ist wichtig, die Aufgaben vorher konkret zu definieren. Ein detailliertes Briefing mit klaren Erwartungen ist aus meiner Sicht essenziell. Ergänzend haben wir Mockups als Diskussionsgrundlage erstellt. Das ist zwar ein höherer Initialaufwand, sorgt aber für eine deutlich schnellere Umsetzung. MARCO: Ja, vor allem die gute Vorbereitung ist sehr wichtig, denn so ein Projekt kann schnell ausufern oder unüberschaubar werden. Gab es besondere Herausforderungen? MARCO: Wichtig aus unserer Sicht war, dass Projekt ‚Mobile First‘ zu denken und zu gestalten. Das birgt ein paar Herausforderungen, beispielsweise die Screen-Aufteilung, die Anzahl an Funktionen und die Leichtigkeit der Gestaltung. Außerdem ist die Seite modulbasiert aufgebaut, wodurch der Nutzer viel Freiraum bekommt, sich sein Profil zusammenstellen. MICHAEL: Wir präsentieren viele Zusatzinhalte wie News, Events, Teammitglieder und so weiter. Und trotzdem sollen der einfache Zugang und der schnelle Überblick gewährleistet sein. Man will nicht von Informationen erschlagen werden und den Unternehmensfotos und Teamfotos Platz zur Wirkung lassen. Das ist sehr gut gelungen, das Ganze ist ein richtig tolles Erlebnis für jeden, der die Seite benutzt. Woher kommen Eure Daten, und mit wie vielen Profilen startet Ihr? FLORIAN: Wir durchforsten seit anderthalb Jahren systematisch Jobplattformen, um Startups zu identifizieren. Zu diesen Startups haben wir Basis-Profile erstellt und sie anschließend mit Events und News angereichert. All diese Daten werden semantisch erfasst, automatisch vertaggt und kategorisiert. PAVEL: Zum Start präsentieren wir ungefähr 5000 Profile deutscher Startups, die aus aggregierten Daten bestehen. Im zweiten Schritt laden wir die Unternehmen ein, ihre Profile zu ergänzen. Zeitgleich
Michael Bogner, Gründer von Perspective: „Es geht nicht mehr um die Frage, wer bietet, was man sucht, sondern wer bietet es in der besten Form.“
haben wir zigtausende Profile europäischer Startups erstellt, die wir im zweiten Schritt bearbeiten werden. Was ist Euer Geschäftsmodell und was kostet das Profil für die Startups? PAVEL: Unser Verlag NKF Media sieht sich als Förderer der Startups und baut aufstrebenden Unternehmen eine Bühne – sowohl mit unseren Magazinen Berlin Valley und the Hundert, genau wie mit unserem Newsletter Venture Daily oder der Konferenz reihe NKF Summit. Unsere Projekte sind für Startups in der Regel kostenlos – so auch Heet.io. Es gibt auch ein optionales Premiumprofil mit ein paar Extra-Features. Dafür fallen Kosten an, die aber überschaubar sind. Sogar das posten von einer bestimmten Anzahl an Job-Angeboten ist bei uns kostenlos. Wie verdient Ihr Geld? FLORIAN: Es gibt unglaublich viele Unternehmen und Institutionen, die junge innovative Startups kennenlernen wollen. Für Corporates sind Tech-Startups inzwischen eine Art ausgelagerte R&D-Abteilung. Unternehmen wie Daimler oder Ströer investieren quasi im Monatstakt in Startups. BMW
oder die Telekom betreiben eigene Investmentfonds. Für solche Unternehmen werden wir dank unserer Insights ein wichtiger Ansprechpartner. Noch bedeutender wird das Thema Geschäftsanbahnung. Jeder spricht von Digitalisierung – und Startups entwickeln sehr spannende Services, die Corporates oder Mittelständler unbedingt kennen sollten. Hier setzen wir an und wollen eine Art Navigator werden. PAVEL: Außerdem dient die Plattform unserer Redak tion als Recherchetool, und wir stellen die Daten auch anderen Redaktionen gern zur Verfügung – ein weiterer Mehrwert für die Startups auf unserer Plattform. Wo seht Ihr Euch in einem Jahr? FLORIAN: Wir hoffen, dass die Plattform eine komplette Übersicht der deutschen Startup-Szene präsentiert. Zeitgleich wollen wir Anlaufpunkt für Jobsuchende werden, die gerne in Startups arbeiten möchten, sowie für Unternehmen, die sich über die deutsche Startup-Landschaft informieren wollen. Wir haben die Plattform von Anfang international geplant, fokussieren uns aber zunächst auf Deutschland.
Das Gespräch führte Jan Thomas.
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Fotos: Jann Lorem Jan Michalko Venherm, Ipsum KNect365 Finance
Das User-Interface entsteht: Lead-Designer Antonin Nehring legt letzte Hand an.
Fotos: Lorem Ipsum
THEMA – RUBRIK
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R ÖUKBORSI Y K S–T ETM H E TMAAL L I N N
Tallinn: Auf den ersten Blick verschlafen, auf den zweiten die vielleicht modernste Stadt Europas.
DAS DIGITALE VORBILD Anfang 2007 stand das kleine Estland für zwei Wochen im Mittelpunkt des Weltinteresses. Eine Reihe an Internetangriffen auf Websites von Regierung und Parlament sowie Medien und Banken sorgten international für große Unruhe. Die estnische Regierung sprach von Cyberterrorismus, beschuldigte den Kreml und schaltete die EU und die Nato ein. Zwar wurde später einiges relativiert, doch für Estland markierte diese Angriffswelle einen Wendepunkt auf dem Weg zu einem der am stärksten digitalisierten Staaten der Welt. Elektronische Sicherheit wurde Teil der Landesverteidigung. Das ohnehin schon ausgeprägte digitale Selbstverständnis wurde zusätzlich befeuert. Wie die meisten baltischen Staaten hat auch Estland seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion einen erstaunlichen Wandel an den Tag gelegt. Im Jahr 1991 wurde Estland unabhängig. Mutige estnische Politiker erkannten die „grüne Wiese“ als Chance und machten Estland zum digitalen Vorreiter. Eine echte Erfolgsgeschichte.
E-ESTONIA – ALLES IST DIGITAL
Wie groß der Unterschied zwischen den „grünen Wiesen“ Estlands und den „blühenden Landschaften“ Deutschlands ist, bringt Bundes außenminister Sigmar Gabriel auf den Punkt:
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FLÄCHE 45.339 km2 EINWOHNER 1.315.944 (1. Januar 2016) AMTSSPRACHE Estnisch BRUTTOINLANDSPRODUKT 29,543 Milliarden Dollar JAHRESMITTELTEMPERATUR 4,5 °C
„Wir Deutschen haben uns dabei ein bisschen wie ein Entwicklungsland gefühlt.“ Er und andere deutsche Politiker wie Angela Merkel (CDU), Hannelore Kraft (SPD) und sogar auch das Wirtschaftsministerium des Rot-Rot-Grün regierten Thüringens pilgern in Heerscharen in die baltische Republik, um sich in Sachen E-Government aufschlauen zu lassen. Das ist auch bitter nötig: Deutschland hinkt laut European Digital Progress Report der EU-Kommission im EU-Vergleich weit hinterher und liegt im E-Government nur auf Platz 18 von 28 Ländern. Lediglich 19 Prozent der deutschen Internetnutzer nutzen entsprechende Digital-Angebote der Regierung – einer der niedrigsten Werte in der gesamten EU. Ganz anders die Situation im nördlichsten Land des Baltikums: Während Politiker hierzulande noch uneins scheinen, ob das Internet vielleicht doch nur ein temporäres Phänomen ist, ist das kleine Estland ein echter Pionier bei der Digitalisierung und bei allen Projekten rund um das Thema E-Government. Während man bei uns noch vor den Ämtern Schlange stehen muss, loggt man sich in Estland einfach in das zentrale Internetportal eesti.ee ein und hat Zugriff auf hunderte von digitalen Bürgerdiensten und Online-Dienstleistungen. In Estland passiert einfach alles online – ohne Öffnungszeiten und in rasender Geschwindigkeit.
Fotos: Enterprise Estonia, Rebecca Lautner
Das ehemals sowjetische Estland zeigt, wie man sich mit Willen, Vision und dem richtigen Mindset in die Champions League katapultiert. Insbesondere die Hauptstadt Tallinn ist in vielen Punkten das, was Berlin hätte sein können – nein, müssen: ein Paradebeispiel für eine effiziente, digitale Gesellschaft
Ö K O S Y S T E M TA L L I N N THEMA – RUBRIK
LAND UND LEUTE
Fotos: Solarisbank
Die Republik Estland liegt an der östlichen Küste der Ostsee, am Knotenpunkt von Skandinavien, Mitteleuropa und den östlichen Staaten Europas. Das Land ist mit nur 1,3 Millionen Bürgern und mit einer Fläche etwas größer als die Schweiz extrem dünn besiedelt. Die Landschaft besticht durch seenreiches Wald- und Hügelland mit vielen Mooren und mehr als 2000 Inseln. Das Klima ist gemäßigt bis rau. Die Winter sind kalt, die Sommer nicht warm und die Tage nicht gerade hell. Die Hauptstadt Tallinn ist das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Circa 40 Prozent der Einwohner Estlands wohnen dort. Die Republik Estland ist seit 1918 ein unabhängiger Staat. Diese Unabhängigkeit wurde nach dem zweiten Weltkrieg durch die sowjetische Vereinnahmung für ein halbes Jahrhundert unterbrochen. 1991 wurde Estland wieder unabhängig. Tallinn gehört heute zum Kulturerbe der UNESCO.
Unter dem Label „E-Estonia“ („e“ wie elektronisch) gilt Estland in Europa heute als Vorreiter der digitalen Verwaltung. Estlands Bürger können mehr als 600 E-Government-Dienste nutzen, von der elektronischen Steuererklärung bis hin zum E-Voting. Durch die konstante Optimierung der Leistungen der öffentlichen Hand ist in den letzten Jahren eine durch und durch digitale Gesellschaft entstanden, die Bürger und Politiker gleichermaßen begeistert. Kein Wunder: Estland, das sich selbst als „the coolest digital society“ bezeichnet, räumt seinen Bürgern konsequent sämtliche Verwaltungshürden aus dem Weg. Während Angela Merkel langsam erstes Digitalverständnis offenbart („Es wird alles digitalisiert werden, was digitalisiert werden kann. Wir brauchen ein positives Verhältnis zu Daten“), ist das in Estland längst Alltagsrealität. Hier funktioniert alles online, vor allem auch die Behördengänge. Wo es deutsche Behörden vielerorts nicht mal schaffen, einen Termin online buchbar zu machen, sind die einzigen drei Gründe, warum man in Estland überhaupt noch ein Amt von innen sehen muss Heirat, Scheidung und der Kauf eines Hauses. Selbst die Meldung einer Geburt ist in Estland vollständig elektronisch möglich, inklusive Anmeldung des Kindes zur Krankenversicherung und Beantragung staatlicher Sozialleistungen. Für Deutschland, wo circa elf Prozent der Arbeitnehmer im öffentlichen Sektor arbeiten, undenkbar. Der estländischen Erfolgsformel „Weniger Papier bedeutet mehr Produktivität“ bleibt man hierzulande verschlossen. In Estland funktionieren mehr als 99 Prozent der 2400 Staatsservices online. Eine (!) zentrale Datenbank sorgt für stets aktuelle Bürgerdaten, auf die jeder Bürger und jedes Unternehmen jederzeit zugreifen kann. Die unterschiedlichen Ämter sind angehalten, einem Bürger niemals die gleiche Frage zweimal zu stellen (das meiste steht ja in der zentralen Datenbank). Jeder Bürger hat eine eigene elektronische ID. Die digitale Unterschrift ist das Natürlichste der Welt, wodurch auch alle
Rechtsgeschäfte problemlos über das Internet abgewickelt werden können. Verwaltungsprozesse funktionieren Blockchain-basiert. Jeder neu einzuführende Prozess wird zunächst digital gedacht. Nicht nur Arzttermine kann man online vereinbaren, auch die digitale Krankenakte ist längst Realität. Das digitale Arzneirezept ist neben der elektronischen Steuererklärung der populärste E-Service. Busticket oder Parkgebühren werden mit dem Mobiltelefon bezahlt. Schulnoten und Hausaufgaben der Kinder können online eingesehen werden. Der Zugang zum Internet wurde zum Grundrecht erklärt. Kostenloses WLAN ist überall im Land verfügbar – sogar im Wald oder am Strand. Die breite Durchdringung der digitalen Möglichkeiten und Akzeptanz in der Bevölkerung gehen Hand in Hand: Bereits Ende 2013 hatten die 1,3 Millionen Esten insgesamt 130 Millionen Mal im Netz elektronisch unterschrieben. Inzwischen sind es mehr als 500 Millionen Transaktionen pro Jahr. Und ganz wichtig: Esten vertrauen den digitalen Lösungen. Sicherheitsbedenken oder Sorgen vor staatlicher Datenhortung gibt es kaum, die Begeisterung siegt über die Zweifel. „In Estland traut man dem elektronischen System und den Institutionen. Man gibt ihnen die Daten und erlaubt den Austausch. Wir verwenden dazu das X-Road-System, das einen sicheren Transfer ermöglicht“, sagt Jaan Priisalu, führender Experte für Computersicherheit und Miterfinder von X-Road. Viele Akten, etwa Grundbücher, existieren inzwischen nicht mehr in Papierform. Auch amtliche Mitteilungen erscheinen seit Juli 2003 ausschließlich online.
„WIR DEUTSCHEN HABEN UNS DABEI EIN BISSCHEN WIE EIN ENTWICKLUNGSLAND GEFÜHLT“ BUNDESAUSSENMINISTER SIGMAR GABRIEL
EINE FRAGE DES MINDSETS
Estland gilt als „the most wired and wireless places on earth“. Die Esten sind sehr technikverliebt. „E-Estonia“ ist eine hochgradig vernetzte Gesell schaft. „Esten sind E-Gläubige. Wir sind stolz darauf, Pioniere und Vorreiter im E-Government zu sein“, betont der ehemalige Staatspräsident Toomas Hendrik Ilves. Und so merkt man schnell: Erfolgreiche Digitalisierung ist eine Frage des Mindsets, nicht eine Frage der Möglichkeiten. Denn das rohstoffarme Estland ist ein wirtschaft licher Zwerg. Natürlich birgt fehlende Größe auch den Vorteil der Agilität. „Natürlich ist es manchmal in einem größeren Land, in einem föderalen Land, in einem Land, das einen langen Entwicklungsprozess schon ohne das digitale Zeitalter hinter sich hat, nicht ganz so einfach, die Dinge zu verändern“, hatte Merkel bei ihrem Tallinn-Besuch im August 2016 neidvoll erkannt. Doch man darf nicht fehlenden Willen mit fehlenden Möglichkeiten verwechseln. Estland hatte das Glück, seit den 1990er-Jahren
BERLIN ALS KARRIERECHANCE Ein Kommentar von der gebürtigen Estin Marie Hermanns, Head of Business Intelligence der Solarisbank in Berlin In Berlin ist Englisch die Muttersprache der Startup-Community. Das macht es für Esten wie für andere Internationals leicht, sich zu integrieren und eine Karriere zu starten. Es existiert sogar eine aktive estnische Community. Esten profitieren beispielsweise von den Veranstaltungen der estnischen Botschaft und vom estnischen Kulturverein KAMA. Berlin bietet mir zudem Karrierechancen, die ich so in Estland nicht gehabt hätte. In meiner Heimat ist der professionelle Umgang mit Daten und Business Intelligence nicht so weit entwickelt wie in Berlin. Oft planen estnische Firmen, ihren Hauptsitz außerhalb des Landes zu errichten, da der Markt in Estland vergleichsweise klein ist und es an Finanzierungsoptionen mangelt. Deutlich weiter ist Estland hingegen im Bereich des E-Governments. In Deutschland gestaltet sich die Beziehung zwischen der Regierung und den Bürgern bislang noch analog. Als Estin in Berlin ist mein Leben um einiges bürokratischer geworden. Da ich die Vorteile einer digitalen Regierung selbst kennengelernt habe, weiß ich, wie bürokratische Hürden durch die Digitalisierung eliminiert werden können. Darüber hinaus sind die einzigartige Natur in Estland und die grenzenlose Internetabdeckung Gründe, warum ich immer wieder gerne in die Heimat reise. Bei uns hat man sogar auf unbewohnten Inseln Internetempfang. Vorteile Tallinn • Unternehmensorientierte Regierung auf der Suche nach effizienten, skalierbaren und digitalen Lösungen • Junges und IT-affines Land • durch eine schnelle Markteinführung und enger Zusammenarbeit zwischen der Startup-Community und der Regierung lassen sich gut große Ideen ausprobieren Vorteile Berlin • Talent aus aller Welt • Zugang zu riesigen Märkten • Vergleichsweise leichter Zugang zu signifikanten Finanzmitteln • Unternehmerische Stadt mit einer bemerkenswerten Startup-Szene
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R ÖUKBORSI Y K S–T ETM H E TMAAL L I N N
Ein Kommentar von Andrea Peters, Vorstandvorsitzende von Medianet Berlinbrandenburg Unser Besuch in Tallinn war eine wirklich großartige Erfahrung. Es ist beeindruckend, mit welchem Elan und Fortschritt alle Bereiche, Politik, Wirtschaft und Hochschulen, an der Digitalisierung der Branchen arbeiten. Davon profitieren alle. Bereits sehr früh setzt dieser Weg an. Kinder kommen aus den Schulen in die Inkubatoren der Universitäten, um dort aus Lego Roboter zu bauen. Gleichzeitig kommen sie mit jungen Gründern und Startups in Kontakt.
eine sehr junge Regierung zu haben. Bei seinem Amtsantritt 1992 war Ministerpräsident Mart Laar gerade einmal 32 Jahre alt. Laar und seinem Team war die Bedeutung der digitalen Transformation bereits früh bewusst. Schon seit 1999 arbeitet das estnische Kabinett papierlos. Anfangs noch mit stationären Computern, mittlerweile mit Laptops und Tablets. Dank dieser Erkenntnis formten sie das Land zu einer der fortschrittlichsten Gesellschaften der Welt. Ein Weg, der vom heutigen Ministerpräsident Jüri Ratas fortgesetzt wird. Welche Faktoren beeinflussen die Digitalisierung in Estland, welche Vorteile haben die Esten im Alltag? Die wichtigsten Punkte im Überblick:
„JEDER BÜRGER KANN JEDERZEIT PRÜFEN, WELCHE DATEN AUFBEWAHRT WERDEN UND WER ZU WELCHEM ZWECK WANN DARAUF ZUGEGRIFFEN HAT“ LIINA ARENG, STAATLICHES AMT FÜR INFORMATIONSDIENSTE IN ESTLAND
Ein Fieldtrip in die Zukunft: Die Teilnehmer der vom Medianet Berlin Brandenburg organisierten Reise kommen aus dem Staunen nicht heraus.
Der elektronische Ausweis: das Herz der Digital-Offensive
ID-KARTE: DER ELEKTRONISCHE PERSONALAUSWEIS Neben X-Road ist der elektronische Personalausweis ein Schlüsselfaktor der Digitalisierung. Die ID-Karte wird in Kombination mit einem Lesegerät und Zweifaktor-Authentifizierung zur sicheren Online-Legitimation genutzt und kann bei praktisch allen E-Diensten in Estland eingesetzt werden. Mit ihr kann man sich identifizieren und digital unterzeichnen, ohne sich zum Ort des Vertragsschlusses begeben zu müssen. Die digitale Unterschrift ist rechtswirksam. Zur Gewährleistung der Sicherheit werden die Daten einerseits hoch verschlüsselt, und zum anderen wird nur eine geringe Menge an personenbezogenen Daten auf der Karte gespeichert. Inzwischen verwenden 94 Prozent der Bürger die elektronische ID-Karte. In mehr als zehn Jahren wurde nicht ein einziger Fall von Missbrauch gemeldet! DIE BLOCKCHAIN SORGT FÜR VERTRAUEN Blockchain ist zurzeit – nicht zuletzt dank der Digitalwährung Bitcoin – in aller Munde. In Deutschland, geschweige denn in Deutschlands Verwaltung, hat sie jedoch noch keinen Einzug gehalten. In Estland basieren die meisten E-Government- Anwendungen auf dem BlockchainPrinzip, wodurch das zentrale Problem von digitalen Gütern und Informationen gelöst wird: Die unberechtigte Vervielfältigung. Genau wie sich jede Bitcoin-Transaktion nachvollziehen lässt und jeder Bitcoin eindeutig identifizierbar ist, stellt die Blockchain in der Verwaltung gegenüber herkömmlichen Verfahren ein sehr viel sichereres und transparenteres System der Datenverwaltung dar. „Blockchain hat das Potenzial, die Art und Weise, wie zukünftig Verträge zustande kommen, Steuern eingezogen werden, Pässe ausgegeben und Grundbücher geführt werden, grundlegend zu verändern“, beschreibt der oberste wissenschaftliche Berater der britischen Regierung, Sir Mark Walport, in einem Gutachten die disruptiven Veränderungsmöglichkeiten dieser Technologie. WAHLEN PER SMS UND INTERNET Die Wahlen online vorzunehmen, ist für die Esten bereits seit 2005 möglich. Bei der letzten Parlamentswahl im März 2015 haben mehr als 30 Prozent aller Wähler davon Gebrauch gemacht – ein neuer Rekord. Seit 2011 dürfen Wahlberechtigte in Estland ihre Stimme sogar erstmals auch als SMS abgeben. Genau wie bei einer Online-Abstimmung können die Wähler nachträglich die von ihnen getroffene Entscheidung korrigieren. E-RESIDENCY: DIGITALE STAATSBÜRGERSCHAFT Seit Ende 2014 existiert das E-Residency-Programm, ein weltweit einmaliges Projekt. Die E-Residency
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Fotos: Enterprise Estonia, Rebecca Lautner, Hoffotografen
GROSSARTIGE ERFAHRUNG
X-ROAD Die digitale Gesellschaft E-Estonia wurde in weiten Teilen dadurch möglich, dass die Infrastruktur des Landes dezentral entwickelt wurde. Sie besteht aus mehr als 900 verbundenen Netzwerken. Das offene Setup ist sehr flexibel, wodurch im Laufe der Jahre konstant neue Komponenten entwickelt, hinzugefügt und ausgetauscht werden konnten. Es war nicht erforderlich, die bestehenden Anwen dungen kostenaufwändig zu aktualisieren. Dieses dezentrale System heißt X-Road und ist quasi das Rückgrat des digitalen Erfolges. X-Road ermöglicht den Datenaustausch zwischen verschiedenen Datenbanken und macht jeden Datenaustausch nachvollziehbar: „X-Road ist ein Programm, mit dem der sichere Datenaustausch verschlüsselt wird und durch die elektronische Unterschrift autorisiert werden kann. Das betrifft den Transfer zwischen Nutzern ebenso wie zwischen Institutionen“, sagt Jaan Priisalu, Miterfinder von X-Road und führender Experte für Computersicherheit und erklärt das Prinzip genauer. „Jeder Austausch ist nachvollziehbar und kann beobachtet werden. Wenn ich zum Beispiel eine Blutprobe im Labor abgebe, kann ich das Ergebnis im System sehen. Und mein Arzt bekommt die Daten auch sofort. Zugang haben aber nur autorisierte Personen. Unbefugte sehen diese Daten nicht. Aber jeder kann sehen, wer sich Zugang zu den Daten verschafft hat.“
THEMA – RUBRIK
STARTUP-SZENE ESTLAND Die Startup-Szene Estlands ist lebhaft. Große Marken wie Skype, Hotmail und Transferwise wurden von Programmierern aus Estland ins Leben gerufen Ohne Frage: Das digitale Mindset Estlands ist ein hervorragender Nährboden für eine stetig wachsende Startup-Szene, die sich inzwischen einen internationalen Ruf erworben hat. Es gibt wahrscheinlich kein Land auf dieser Welt, bei dem man den Beginn des Startup-Booms so klar datieren kann, wie in Estland. Der Erfolg der Startup-Szene Estlands ist eng mit der Firma Skype Technologies verbunden, die im Juli 2003 von dem schwedischen Unternehmer Niklas Zennström und dem dänischen Unternehmer Janus Friis gegründet wurde. Die eigentliche Software des kostenlosen Messaging-Dienstes (ursprünglicher Name: Skyper 1.0) wurde von den Esten Ahti Heinla, Priit Kasesalu und Jaan Tallinn entwickelt, die auch gemeinsam mit Niklas Zennström und Janus Friis die Filesharing-Software Kazaa entwickelt hatten.
SKYPE – DER URKNALL
Skype ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte für Estland. Der Verkauf spülte viel Kapital in die baltische Republik und war ein internationales Ausrufezeichen. Im September 2005 wurde Skype für 3,1 Milliarden Dollar von Ebay übernommen. 2,6 Milliarden Dollar wurden sofort gezahlt, der Rest als Aktien, verteilt auf
#Estonian Mafia: So nennt sich die Startup-Szene in Estland. die Jahre 2008 und 2009. Im Mai 2011 wurde Skype für 8,5 Milliarden Dollar an Microsoft weiterverkauft. Zu diesem Zeitpunkt war es die teuerste Übernahme in der Geschichte von Microsoft. Den Skype-Erfindern gelang es, bei den Transaktionen doppelt abzukassieren: beim Verkauf an Ebay, und dann, als Ebay weiterverkaufen wollte, erwarben die Gründer nach einem hässlichen Schlagabtausch um angebliche Urheberrechtsverletzungen 14 Prozent von Skype zurück – zu
Fotos: Lorem Fund KredEx, Ipsum Atomico, Pipedrive
Treiber des Ökosystems: Skype-Gründer Niklas Zennström (heute Atomico)
STARTUPS TO WATCH Eine Auswahl an jüngeren Startups aus Estland, die Ihr kennen solltet PIPEDRIVE ist ein weltweit bekanntes CRM – einer der Shootingstars aus Estland. pipedrive.com
WEPS ist ein Chatbot, mit dessen Hilfe man Websiten in zwei Minuten erstellen kann. getweps.com
FUNDERBEAM
Head of Startup Estonia: Mari Vavulski
ist eine Crowdinvesting-Plattform – eine Mischung aus Nasdaq, Angellist und CBInsights. funderbeam.com
BARKING hilft bei der Verwaltung und beim Finden von Parkplätzen. barking.ee
einem geheimen Preis. Für diesen Anteil erhalten sie rund 1,2 Milliarden Dollar. Zennström betreibt heute die Investmentfirma Atomico (Interview ab Seite 32), TOGGL deren vierter Fonds gerade mit 765 Millionen Dollar ist ein auch in Deutschland inzwischen aufgelegt wurde. Atomico ist im baltischen Raum sehr bekanntes Timetracking-Tool. aktiv. Das Skype-Gründerteam toggl.com wird in Estland augenzwinkernd als Skype-Mafia bekannt (skypeNORDIC AUTOMATION SYSTEMS (NAS) mafia.com). NAS bietet eine einzigartige End-to-EndFür viele Investoren ist Estland Internet-of-Things-Lösung an. ein ernstzunehmender Startup- nasys.no Hub. Wie die meisten anderen Osteuropäischen Startup- Hubs TESTLIO (Warschau, Budapest, Bratislava, Riga oder Prag) brodelt dort eine ist eine Software-Testing-Plattform mit Kunden wie besondere Mischung aus UnterMicrosoft, Lyft, Salesforce und CBS Interactive. nehmergeist, Veränderungsdrang testlio.com und Professionalität. Estland rangiert weltweit unter den Top-21ZEROTURNAROUND Ländern des Weltbank-Reports ist eine Plattform für Entwickler, die bereits knapp „Doing Business 2017“ und ist laut 15 Millionen Dollar einsammeln konnte. diesem gekennzeichnet von einer zeroturnaround.com besonderen Unternehmenskultur, niedrigen Zinsen, großartiger Infrastruktur und einem unternehmensfreundlichen Steuer- und Rechtssystem. Mit Skype, Transferwise, Pipedrive, Nortal, Cloutex, Click & Grow, Grabcad, Erply, Fortumo, Lingvist und nun Starship Technologies gibt es zahlreiche Leuchtturm-Unternehmen, die wiederum Auffällige Fassade: das Hauptquartier der CRM-Softwarefirma Pipedrive internationale Talente anziehen. Mit Latitude59 existiert eine wichtige Tech-Konferenz, die dieses Jahr zum zehnten Mal stattfindet (25. und 26. Mai 2017) und circa 1500 Besucher anziehen wird. Insgesamt 13 Accelerator helfen jungen Startups bei der Gründung. Die Initiative Startup Estonia (startupestonia.ee) ist ein kompetenter Anlaufpunkt für alle Unternehmer und Investoren. Sämtliche Startups in Estland sind dort aufgeführt, inklusive vieler Zusatzinformationen. Außerdem müssen wegen der geringen Größe des Heimatmarktes estländische Startups von Anfang an international denken. Dank dieser Voraussetzungen sind in den letzten Jahren einige international bedeutsame Firmen entstanden. Doch auch der umgekehrte Weg wird angestrebt: Seit Anfang 2017 gibt es das Startup-Visa-Programm, das es Nicht-EU-Bürgern erleichtern soll, ein Unternehmen in Estland zu gründen.
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Deutschland ist eine Top-Industrienation in der Welt. Wenn wir diesen Spitzenplatz halten wollen, geht es nur mit Digitalisierung. In Estland kann man lernen, wie’s geht. Es lohnt sich anzuschauen, wie Estland den Datenschutz organisiert. Ein staatlicher Rechtsrahmen, das kennen wir auch. Aber: Ich als Bürger kann in Estland meine Daten selbst kontrollieren und schützen: Ich kann mich abends zu Hause mit meiner digitalen Chipkarte hinsetzen und in sehr kurzer Zeit feststellen, ob zum Beispiel die Polizei Tallinn gestern auf meinen Datensatz zugegriffen hat. Wenn ich mir das erklären kann, ist es in Ordnung. Wenn ich mich wundere, wer auf meine Daten zugreift, habe ich das Recht auf eine sehr schnelle Auskunft. Wenn das alles in Ordnung ist – gut. Wenn nicht – drastische Strafen, die abschrecken. Diese Mischung aus Schutz durch Staat und Bürger funktioniert sehr gut. Ein anderes Beispiel ist der Autokauf vom Sofa aus: Von der Bestellung mit digital autorisierter Unterschrift bis zum Losfahren mit angeschraubtem Nummernschild verlasse ich meine Wohnung nicht. Und schon gar nicht, um mir das Nummernschild zu besorgen. Alles digital. Die deutsche Lieblingssportart – Warten auf der Kfz-Zulassungsstelle – in Estland unbekannt. Wie ist es dazu gekommen? Der politische Ansatz in Estland war top-down: Bereits 2000 hatte die Regierung landesweit flächendeckend Internet und das E-Government-System aufgebaut. Und alle Schulen ans Netz gebracht. Mit internetgestütztem Mathe-Unterricht. Seither haben die Bürger im Alltag gemerkt: Es funktioniert; es macht das Leben einfacher, schneller, billiger. Kaum noch Behördengänge, weniger Nervkram. Wenn wir in Deutschland nur einen Teil von dem umsetzen können, was in Estland täglich funktioniert, hätten wir Deutschland erheblich vorangebracht. Das gilt auch für die Industrie 4.0: Wenn sich der digitale Vorreiter Estland und der Industrieriese Deutschland enger zusammentäten, haben wir enorme Chancen. Es liegt an uns, diese Chancen zu ergreifen.
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STEUERERKLÄRUNG UND E-TAX Es verwundert nicht, dass auch die Steuererklärung durch die Einführung der digitalen Dienste deutlich einfacher geworden ist. Alle Formulare lassen sich mithilfe der gesicherten ID-Daten automatisch ausfüllen. Die Steuererklärung lässt sich im zentralen Internetportal der Steuerbehörde innerhalb weniger Minuten fertigstellen und signieren. Und nicht nur das: Die Steuererklärung steht dem Bürger schon vorausgefüllt bereit. Die notwendigen Daten werden vom Finanzamt automatisch bei Arbeitgeber, Banken und anderen Behörden abgerufen. Im Jahr 2012 hatten 95 Prozent
der Esten ihre Steuererklärung online abgegeben – ein weltweit einzigartiger Wert. E-HEALTH Die Gesundheitsdaten der gesamten Bevölkerung sind in einem Patientenportal vereint. Dort findet man sämtliche personenbezogen Daten wie etwa Arztbesuche, Röntgenbilder, Diagnosen und verschriebene Medikamente – von der Geburt bis zum Tod. Wie bei allen anderen Daten ist auch hier der Bürger Besitzer seiner Daten und kann den Ärzten und Krankenhäusern jederzeit den Zugriff verweigern. Aber auch hier überwiegen die Vorteile gegenüber der Skepsis. Auch Rezepte können digital ausgestellt werden. Der Apotheker kann diese online abrufen. ONLINE-JUSTIZ Die Transparenz regiert: Ein Justizportal führt sämtliche Gerichtsurteil auf. Prozessbeteiligte können außerdem über eine spezielle Datenbank
STARSHIP TECHNOLOGIES Ein Startup aus Tallinn erobert deutsche Bürgersteine Seit letztem August sieht man sie auch in Deutschland: Die kleinen Lieferroboter des Technologie- Startups Starship Technologies aus Estland. Der Logistikdienstleister Hermes Germany testet derzeit die Möglichkeiten der Technik im Großraum Hamburg mit insgesamt drei Robotern. Die Starship-Roboter können bis zu 15 Kilogramm auf eine Entfernung von fünf Kilometern befördern. Sie fahren bis zu sechs Kilometer pro Stunde, navigieren mithilfe des Satellitennavigationssystems GPS und erfassen ihre Umgebung mit mehreren Kameras. Die Roboter fahren somit autonom, werden aber von einer Leitzentrale überwacht. Starship erprobt den Einsatz der Roboter bereits erfolgreich in London, Washington und Tallinn. Neben Hermes kooperiert Starship in Deutschland auch mit Metro. Ende März verkündete Domino’s Pizza, dass man ebenfalls die Auslieferung mit Starship-Robotern teste. Der sechsrädrige Roboter soll die Pizza und andere Speisen im Umkreis von zwei Kilometern um eine Filiale ausliefern. Die Kunden öffnen das Gerät über eine App. Das Unternehmen Starship Technologies wurde im Jahr 2014 von den Skype-Mitgründern Ahti Heinla und Janus Friis gegründet. Die Firmenzentralen von
Starship befinden sich in Estland und UK. Das Unternehmen wurde zuletzt in Deutschland bekannt, da sich der Automobilkonzern Daimler im Januar 2017 an einer insgesamt 16,2 Millionen Euro schweren Finanzierungsrunde beteiligt hat. Die Kooperation zwischen beiden Unternehmen besteht schon länger. Unter anderem wurde im vergangenen Jahr der Robovan entwickelt – ein Lieferwagen, der als Basis für mehrere Zustellroboter dient.
Fotos: Deutsche Botschaft, Starship Technologies, Raigo Pajula
Christoph Eichhorn, deutscher Botschafter, über den Alltag in Estland und die Chancen für Deutschland
Zieht bis zu 1500 Besucher an: die Startup-Konferenz Latitude59
Fotos: Lorem Ipsum
„WENIGER NERVKRAM“
richtet sich nur an Nicht-Estländer, sowohl EUals auch Nicht-EU-Bürger. „Über E-Residency kann jeder Bürger der Welt eine behördlich gewährte digitale Identität erhalten und somit die Möglichkeit, über das Internet eine Firma zu leiten und sein unternehmerisches Potenzial weltweit zu entfalten“, so Kaspar Korjus, Programm-Manager des E-Residency-Programms. Man geht davon aus, dass es bis 2025 ganze zehn Millionen E-Residents geben wird. Hinter dem Programm steckt ein cleveres Kalkül, denn es zielt vor allem auf Unternehmer, die damit in Estland ihre Internetfirmen gründen können, um in den Genuss der digitalen Verwaltung zu kommen. Die E-Residents werden allerdings keine Bürger Estlands. Auch eine Aufenthaltserlaubnis ist nicht an das Programm gekoppelt. Ermöglicht werden jedoch unter anderem das Erstellen von digitalen Signaturen, die Gründung von Unternehmen und das Einreichen einer Online-Steuererklärung. Die ersten Bewerbungen für das Programm kamen aus Finnland, Russland, Lettland, den USA und dem Vereinigten Königreich. Die Bearbeitungszeit beträgt wenige Wochen, die Bearbeitungsgebühr circa 100 Dollar. Geleitet wird das E-Residency-Projekt von Taavi Kotka, dem stellvertretenden Kanzler der Kommunikations- und Informationssysteme des Wirtschaftsministeriums und einer der Gründer von Skype.
THEMA – RUBRIK
online auf die Gerichtsunterlagen Verfahren zugreifen.
laufender
E-POLIZEI Und auch die Polizei macht sich die digitalen Möglichkeiten zunutze. Die Polizeibeamten können sich bei Verkehrskontrollen oder Ähnlichem sehr leicht das Vorstrafen-Register, Versicherungsdaten und alle nötigen Informationen zum Fahrzeughalter und Fahrer anzeigen lassen. GRÜNDUNG VON UNTERNEHMEN Natürlich ist auch die Gründung eines Unternehmens über das Internet in Estland möglich. Jeder Unternehmer kann dies online und ohne aufwendigen Papierkram tun. Die Firmengründung dauert durchschnittlich nur eine halbe Stunde. DATENHOHEIT Wichtig für das Vertrauen in die neue Digitalwelt: Bei allen Digitallösungen behalten die Bürger Estlands die Hoheit über ihre Daten. „Jeder Bürger kann jederzeit sehen und prüfen, welche Daten aufbewahrt werden und wer zu welchem Zweck wann darauf zugegriffen hat und der Bürger kann im Zweifelsfall eine Erklärung verlangen, warum auf die Daten zugegriffen wurde“, erklärt Liina Areng vom staatlichen Amt für Informationsdienste. Das System hält jede Abfrage fest und garantiert Transparenz, und unerlaubte Dateneinsicht wird juristisch geahndet. WLAN Wahrscheinlich wäre es nicht gänzlich falsch, Esten als internetsüchtig zu bezeichnen – oder zumindest als internetverwöhnt. Man ist einfach immer online. Kostenloses, schnelles WLAN gibt es auf öffentlichen Plätzen, in Restaurants, öffentlichen Verkehrsmitteln, Flughäfen, Züge, Busbahnhöfen und sogar am Strand oder im Wald. Estland ist quasi lückenlos angeschlossen. Gegenwärtig arbeitet man an der Umsetzung der nächsten Breitband-Generation mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von bis z u 100 Megabit pro Sekunde einzuführen. Diese soll 2018 eingeführt werden. AUTONOMES FAHREN Der neueste Streich auf dem Weg zu vollständig digitalisierten Gesellschaft: Seit März 2017 sind die ersten selbstfahrenden Fahrzeuge auf Tallinns Straßen unterwegs. Zwar muss weiterhin ein Fahrer im Fahrzeug sein und notfalls eingreifen können, aber die Weichen sind gestellt. „Selbstfahrende Autos sind eine aufregende Transport-Lösung für die Zukunft. Menschen und Regeln werden sich zeitnah anpassen“, sagt Kadri Simson, Ministerin für Wirtschaft und Infrastruktur, und ergänzt: „Einer der Schlüsselfaktoren für Estlands Erfolg in den letzten Jahren liegt in der frühen Implementierung innovativer Lösungen. Die Technologie ist inzwischen an einem Punkt, wo sie bestimmte Aufgaben des Fahrers übernehmen kann und dadurch den Verkehr insgesamt sicherer machen kann.“
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ENGLISCH – FREMDSPRACHE NUMMER EINS Zwar kein Digital-Feature, aber sicherlich ein weiterer wichtiger Baustein in der Erfolgsgeschichte Estlands: Nach der Unabhängigkeit wurde Russisch als erste Fremdsprache durch Englisch ersetzt. Der Englischunterricht beginnt mitunter schon im Kindergarten. Jüngeren Studien zufolge gehören die Esten zu den Europäern mit den besten Englischkenntnissen.
Jan Thomas
Gründerin von Funderbeam: Kaidi Ruusalepp
„BÖRSENGÄNGE SIND SO 2015“ Funderbeam möchte die weltweit führende Plattform für Wachstumskapital werden. Ein Gespräch mit der Gründerin Kaidi Ruusalepp Man hat das Gefühl, Startups aus Estland denken sehr international? Zum Glück ist unser Land so klein und unsere Sprache so kompliziert. Das zwingt die Startups, sofort international zu denken – vergleichbar mit Israel. Und wir müssen von Anfang an in Englisch kommunizieren. Es macht einfach keinen Sinn, sich mit dem lokalen Markt zu beschäftigen. Deswegen sind Asien und die USA für uns sehr attraktive Märkte. Wir haben verstanden, wie man unterschiedliche Kulturen adaptiert. Wie kam es zur Gründung von Funderbeam? Ich war lange in führenden Positionen der Nasdaq Tallinn tätig und hatte dann die Idee, ein Spiel für Teenager zu entwickeln, bei dem sie mit Aktien handeln. Und plötzlich hatte einer der Designer die Idee, dass man auch Anteile an Start ups handeln könnte. Kurze Zeit später war uns klar, dass es nicht nur ein Spiel sein darf, sondern eine echte Börse werden kann. Und so haben wir begonnen, Funderbeam zu entwickeln. Ihr nutzt die Blockchain-Technologie. Die ist generell sehr präsent in Estland, oder? Ja, sie ist ein sehr sicheres System. Blockchain entwickelt sich mehr und mehr zum Vertrauensgarant. Wir erleben zurzeit, dass Technologie die Institutionen und Banken ablöst. Blockchain kann nicht manipuliert werden. Und uns als Funderbeam gibt es die Möglichkeit, einen Großteil der Zwischenhändler zu überspringen, was niedrigere Kosten und höhere Effizienz bedeutet. Wie grenzt sich Funderbeam von Crowdfunding-Plattformen ab? Ein Teil unseres Geschäftsmodells ist das Crowdfunding. Junge Unternehmen nutzen uns, um Geld einzusammeln, und wir möchten die führende Plattform für Wachstumskapital werden. Doch wenn man einen IPO hinterfragt, stellt man fest, dass dieser eigentlich nichts anderes bedeutet als ein IPO. Nur die Regeln und die Volumina sind anders. Also warum sollte dies künftig nicht ein fließender Prozess sein? Unser Slogan ist ‚IPOs are so 2015‘. Das besondere bei Funderbeam ist der Handel mit Unternehmensanteilen. Ja, wir möchten der Anlaufpunkt für Liquidität in der Startup-Welt in der PostIPO-Welt werden. Unternehmen können bei uns Anteile platzieren und anschließend können diese Anteile auf unserer Plattform gehandelt werden.
Das Gespräch führte Jan Thomas.
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WAS MACHT EIGENTLICH EIN
HEAD OF SLEEPING COMFORT In der Startup-Szene gibt es viele eigentümliche Jobbezeichnungen. Sandra Pop von Emma Matratzen erklärt, was sie als Head of Sleeping Comfort macht Im Schnitt schlafen die Menschen hierzulande 492 Minuten pro Nacht. Diese 8,2 Stunden sollten so angenehm, erholsam und komfortabel wie möglich sein – genau das ist mein Job. Ich kann an allen Stellen mitwirken, um für viele ausgeruhte Emma-Schläfer zu sorgen. Als Head of Sleeping Comfort war ich auch für den Launch unserer Produkte neben dem Kernprodukt Matratze verantwortlich. Bei einem Startup ist das sehr umfangreich. Das beginnt mit der Definition der Strategie in ersten Kick-off-Meetings und betrifft die komplette Supply Chain von der Lieferantensuche bis hin zu den Texten für die Website oder gar die After Sales Maßnahmen. Dafür bin ich auf Fachmessen unterwegs, telefoniere mit Lieferanten und Dienstleistern, gebe Produktschulungen oder arbeite vor Ort mit unserem Kooperationspartner zusammen. Stillstand gibt es in meinem Job nie. Wenn ich morgens aufwache, dann überlege ich manchmal, was ich geträumt habe oder warum ich noch so müde bin. Also im Prinzip Fragen, die wir uns alle stellen. Ich setze dabei nur die „Schlafbrille“ auf, um die Bedürfnisse unserer Kunden möglichst gut zu verstehen. Pro Woche werden bis zu 1500 Emmas verkauft. Obwohl wir noch ein sehr junges
SANDRA POP
Unternehmen sind, haben wir dadurch schon eine Menge Feedback bekommen. Es sind viele glückliche Träumer unter den Absendern, gleichwohl kommen gelegentlich konstruktive Optimierungsimpulse bei uns an. Diese haben beispielsweise dazu geführt, dass wir praktische, stabile Tragegriffe an den Seiten des Bezugs ergänzt und für eine bessere Luftzirkulation die Latex- durch eine Airgocell ausgetauscht haben. Damit Emma auch für große und schwerere Personen geeignet ist, haben wir außerdem den stützenden Kaltschaum optimiert. Ob früher alle Ideen, die Käufer im Laden geäußert haben, bei den Chefs oder in der Produktentwicklung angekommen sind, wage ich zu bezweifeln. Das ist ein super Vorteil des E-Commerce: Ein Kommentar im Netz und direkt wird darüber diskutiert und an einer Lösung gearbeitet. Einmal hat eine Kundin sehr begeistert über ihre neue Emma geschrieben, die ihr Hund ebenfalls super findet. So super, dass er jede Nacht bei ihr im Bett schlafen wollte. Das fand sie nur „geht so“ und fragte uns, ob es die Matratze auch in relativ klein für ihren Hund gibt. Gibt es nicht – aber wir haben einfach eine produziert. Hund und Frauchen sind happy und wir dann umso mehr.
NAME: Emma Matratzen GmbH
GRÜNDUNG: 2015
GRÜNDER: Max Laarmann
MITARBEITER: Tochterfirma der Bettzeit GmbH, über 100 Mitarbeiter
STANDORT: Frankfurt
SERVICE: Online-Matratzen emma-matratze.de
Ausgeschlafen: Sandra Pop, Head of Sleeping Comfort bei Emma Matratzen, über den Dächern Frankfurts
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Fotos: Emma Lorem Ipsum Matratzen GmbH/Hannes Keller
Die 26-Jährige hat einen Abschluss in Textil und Betriebswirtschaft (International Fashion Retail) der Hochschule für Textil und Design Reutlingen. Damit verantwortet sie Themen aus denen Träume werden: Bettwäsche, Bettdecken, Kopfkissen und Matratzenbezüge. Hobby: Schlafen
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„Als wir vom Public Value Award gehört haben, war für uns sofort klar, dass wir mitmachen.“ Das Team vom Start-up Sonovum mit dem „EY Public Value Award“, den es für seinen außergewöhnlichen Beitrag zum Gemeinwohl erhalten hat.
„VON SO VIEL PUBLICITY KONNTEN WIR NUR TRÄUMEN“ Das Prüfungs- und Beratungsunter nehmen EY und die HHL Leipzig Graduate School of Management zeichnen jährlich Start-ups aus, die sich in besonderem Maße um das Gemeinwohl verdient machen. Professor Timo Meynhardt von der HHL, Michael Bätz von EY und Konrad Sell von Sonovum sprechen über sinnvolles Handeln, überzeugende Geschäftsmodelle und den Nutzen, den der „EY Public Value Award“ einem Start-up bringt.
Fotos: Sonovum AG
Alle reden vom Public Value Award. Was steckt dahinter? PROFESSOR TIMO MEYNHARDT: Der Award klopft ein Geschäftsmodell daraufhin ab, ob es auch gesellschaftlich sinnvoll ist. Denn nicht alles, was viel Geld bringt, ist auch für das Gemeinwohl gut. Aber genau diesen gesellschaftlichen Nutzen, den ein Unternehmen mit seinem Produkt oder seiner Leistung stiftet, zeichnet der Public Value Award aus. Was hat ein Start-up davon, wenn es den Award gewinnt?
MEYNHARDT: Zumindest dreierlei: Der Preis stärkt zuallererst das Selbstbewusstsein der Gründerin oder des Gründers; der Preis ist ein echter Ego-Booster. Er zeigt ihr oder ihm, dass das, was getan wird, auch für die Gesellschaft sinnvoll ist. Dann strahlt der Preis auf das Umfeld des Unternehmens aus. Der Award zeigt der Familie, Freunden und Bekannten, dass das Start-up auf dem richtigen Weg ist. Und schließlich festigt der Preis den Ruf des Start-ups. Und das wiederum ist für das weitere Wachstum wichtig, etwa wenn das Unternehmen einen Investor sucht. Warum unterstützten Sie und EY den Public-Value-Award-Wettbewerb? MICHAEL BÄTZ: Seit meiner Kindheit sind für mich unternehmerisches Handeln und gesellschaftliche Verantwortung unlösbar miteinander verbunden. Bereits als Student habe ich mich bei MicroFinance- Projekten in der Entwicklungshilfe engagiert. Heute unterstütze ich Start-ups unter anderem dabei, überzeugende Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dazu gehört natürlich auch ihr gesellschaftlicher Beitrag, der für Investoren immer wichtiger wird. Von daher war es für mich selbstverständlich, dass EY den Wettbewerb unterstützt. Und warum hat sich das Start-up Sonovum beteiligt? KONRAD SELL: Ich finde die Frage, wie sich der Wert eines Unternehmens an seinem Beitrag fürs Gemeinwohl messen lässt, viel interessanter als die Frage, wie sein monetärer Wert ermittelt werden kann. Als wir vom Public Value Award gehört haben, war für uns sofort klar, dass wir mitmachen. Darüber hinaus passt der Wettbewerb exzellent zu unserem Selbstverständnis: Wir wollen mit unserer
Software natürlich Geld verdienen. Aber mehr als das möchten wir damit die Lebensqualität von anderen Menschen erhöhen, das heißt, einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Und von einer externen Jury zu erfahren, wie hoch dieser Beitrag ist, finde ich extrem spannend. Hat Ihnen der Award einen Nutzen gebracht? SELL: Auf jeden Fall! Die öffentliche Aufmerksamkeit war immens! Das hätten wir mit unseren beschränkten Marketingmitteln allein nie hinbekommen. Der Mitteldeutsche Rundfunk hat sogar einen ganzen Drehtag mit uns gebucht, um uns in seiner Sendung ‚Einfach genial‘ vorzustellen. Von so viel Publicity für unser Unternehmen und unser Produkt konnten wir vor der Preisverleihung nur träumen! Herr Bätz, unterstützen Sie Start-ups auch außerhalb des Public Value Awards? BÄTZ: Selbstverständlich! Wir haben bei EY ja die Start-up-Initiative, mit der wir junge und wachstumsstarke Unternehmen systematisch auf ihrem Weg nach vorne begleiten. Darüber hinaus bin ich selbst Investor bei einem Start-up. Ich habe eine hohe Affinität zur Gründerszene! Und ich freue mich schon auf die nächste Runde!
Jetzt bewerben! Ihr wollt zeigen, welchen Beitrag Euer Start-up zum Gemeinwohl leistet? Das Anmeldeformular und die Teilnahmebedingungen findet Ihr hier:
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Fotos: Lorem Ipsum
RUBRIK
Fotos: Lorem Ipsum
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BABBELONIA Bei Babbel dreht sich alles ums Sprachenlernen – das setzt sich auch in der Gestaltung der Räume fort
Willkommen: Die Babbelonians malen gern.
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NAME: Babbel
GRÜNDUNG: 2007
GRÜNDER: Markus Witte und Thomas Holl
MITARBEITER: 450
STANDORT: Berlin, New York
SERVICE: Online-Sprachkurse für 14 Sprachen babbel.com
Babbel-Kultur eingeführt, lernen die verschiedenen Abteilungen und den CEO kennen. Seine Arbeit organisiert bei Babbel jeder selbst. Es gibt keine Kernarbeitszeiten und jeder kann Home office machen. Für Eltern hat das Unternehmen einen Kinderraum eingerichtet. In den Großraumbüros ist es relativ still. Die Kollegen kommunizieren untereinander via Hipchat. Für Besprechungen gibt es genug Meeting-Räume, die gebucht werden können. Schnelle Meetings finden gern auch mal in den Küchen statt. Wer seine Ruhe haben möchte, kann sich in einen der Silent-Spaces zurückziehen, die es auf jedem Stockwerk gibt. Auch außerhalb der Arbeit treffen sich die „Babbelonians“ zu gemeinsamen Aktivitäten. „Viele Kollegen gehen mittags zusammen Laufen“, sagt Alina. Um wieder frisch zu werden, gibt es Duschen im Haus. Angeboten werden außerdem eine Yoga-Klasse und natürlich verschiedene Sprachkurse. Das Startup organisiert regelmäßig Team-Events und für den Weg zur Arbeit gibt es ein BVG-Ticket oder eines der gebrandeten Babbel-Bikes. Vor dem Bürogebäude stehen viele der grau-orangenen Fahrräder und zeigen, dass dieses ungewöhnliche Incentive gern angenommen wird. ak
Abwechslung: Überall gibt es Sitzecken und alternative Arbeitsflächen.
Fotos: Heike LoremNiemeier Ipsum
Bei Babbel reisen die Marketer von Afrika nach Ozeanien, wenn sie zum Kühlschrank oder zur Kaffeemaschine wollen. Glücklicherweise müssen sie dafür nicht quer über den indischen Ozean schwimmen, sondern nur eine Altbau-Treppe nach oben gehen. Passend zum Geschäftsmodell des Online-Sprachkurs-Startups tragen die fünf Stockwerke des Büros in Berlin Mitte die Namen der fünf Kontinente. Die insgesamt 18 Meeting-Räume sind nach Ländern der jeweiligen Kontinente benannt. Neben der Küche im zweiten Stock gibt es eine Bühne und Kaffeetische. „Hier findet jeden Montag um 12 Uhr unser Company Standup statt“, erzählt PR-Managerin Alina Wagner. „Zum Standup kommt die ganze Firma hier zusammen und unser CEO oder unsere Heads geben kurz die wichtigsten Informationen durch.“ Die ganze Firma – das sind bei Babbel inzwischen etwa 450 Kollegen. Allein 150 davon sind Sprachwissenschaftler, die die Babbel-Kurse entwickeln. Verkehrssprache ist Englisch, denn die Mitarbeiter kommen aus 39 verschiedenen Nationen. Und das Unternehmen vergrößert sich weiter. Einmal im Monat findet im Social Room ein Welcome Day für neue Mitarbeiter statt. Hier werden sie in die
BÜROBESUCH THEMA – RUBRIK
Stille: Die Mitarbeiter können sich in die Silent-Spaces zurückziehen.
Pause: Bei Babbel wird gern gekickert. Informell: Spontane Meetings finden auch mal in der Küche statt.
Fotos: Heike Lorem Niemeier Ipsum
Viel Platz: Das Startup nimmt alle fünf Stockwerke des Gebäudes ein.
Treffpunkt: In der großen Küche begegnen sich die Kollegen.
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R BU ÜB RR OIBKE S – UT C HH EMA
Guten Morgen: Schon im Eingangsbereich gibt es Kaffee. Cool: Babbel stellt jedem Mitarbeiter ein Fahrrad zur Verfügung.
Spielzeug: Im Silent-Space gibt es Antistressbälle.
Gut organisiert: Die 450 Mitarbeiter im Organigramm.
Wow: der Ausblick aus dem fünften Stock des Büros.
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Fotos: Heike LoremNiemeier Ipsum
Willkommen: Hier werden Besucher begrüßt.
KOLUMNE THEMA – RUBRIK
DER SCHLÜSSEL IST EXKLUSIVITÄT Was Tech-Konferenzen und Messen wie die Cebit heute leisten müssen OLAF JACOBI ist Managing Partner bei Capnamic Ventures. Sein BWL-Studium absolvierte er in Hamburg. Olaf hat mehr als 20 Jahre Erfahrung als Manager, Unternehmer und Investor. Zwischen 2007 und 2015 war er Partner und Mitinhaber bei Target Partners. Olaf investierte in der Vergangenheit als Business Angel in junge Unternehmen im IT- und Internet-Bereich. Von 1999 bis 2007 gründete beziehungsweise baute er erfolgreich (IPO und Trade-Sale) mehrere Startups auf. capnamic.com
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as erste Mal auf der Cebit war ich noch zu den Zeiten als sie Bestandteil der Hannover Messe (Industriemesse) war. Erst 1986 entstand die selbstständige Cebit. Ich kann mich noch erinnern, wie ich als Jugendlicher vor einem C64 stand und wahrhaft beeindruckt war. Zu Hause hatte ich damals einen Sinclair ZX81. Jahre später während meines Studiums arbeitete ich dann auf der Cebit und verpasste in den Jahren 1989 bis 1999 nicht einen einzigen Tag. Mit zunehmender Digitalisierung entstanden jedoch immer größere Einzelmärkte, wie zum Beispiel Telekommunikation, IT-Security, SaaS und so weiter, und die Cebit stand vor der Herausforderung, sich an diese Entwicklung anzupassen und eine eigene Position zu behaupten. Aufgrund der abnehmenden privaten Besucherzahlen war ein erster Positionierungs-Versuch die klare Ausrichtung als B2B-Messe mit dem Ziel, Geschäftsbeziehungen aufzubauen und neue Märkte zu erschließen. Der erhoffte Anschluss an alte Erfolge blieb jedoch aus, und manch einer hatte die Cebit sogar bereits totgesagt. Betrachtet man die großen Events im Technologie bereich in Deutschland, so lässt sich auch hier erkennen, dass verschiedenste Formate das ganze Jahr über stattfinden. In jedem Jahr kommen gefühlt neue Veranstaltungsformate dazu, die sich um das große Thema Digitalisierung kümmern möchten.
Foto: Saskia Uppenkamp
DIE KLASSISCHE MESSE STEHT IN FRAGE Die Cebit ist als klassisches Messeformat angelegt, eine sogenannte Leistungsschau. Dort geht es in erster Linie darum, eigene Produkte vorzustellen und auf dieser Basis mit potenziellen Partnern ins Geschäft zu kommen. In früheren Jahren lag der Vorteil dieser Formate tatsächlich darin, dass Produkte nur am Ort der Messe erstmals erlebbar und anfassbar gemacht wurden. Ich konnte damals nur auf der Cebit in Hannover den neuesten Commodore 64 sehen und hautnah erleben. Diese Einmalig keit wurde durch die Digitalisierung verändert. Durch das Internet und die Ad-hoc-Informationsverbreitung mit multimedialen Inhalten sind Unternehmen über Messen hinaus in der Lage, selbst ihre neuesten Produkte als Kommunikatoren im Netz zu präsentieren und weitestgehend erlebbar zu machen. Unternehmen sind viel weniger auf die Hoheit einer globalen Messe angewiesen, sondern
inszenieren sich und ihre Produkte auf eigenen Plattformen und in eigenen Formaten. Das prominenteste Beispiel ist sicherlich Apple, die seit Jahren schon die Cebit verschmähen und mit der WWDC ein eigenes jährliches Event von globaler Strahlkraft veranstalten. Ihre Produktpräsentationen finden in den schon fast ikonisch gewordenen Darbietungen erst von Steve Jobs und nun von Tim Cook statt und werden weltweit beachtet. Je stärker die Marke, desto einfacher ist es, sich selbst mit eigenen Formaten unabhängig von dritten Plattformen zu positionieren. Die Digitalisierung hat also auch bei den Messen dafür gesorgt, dass – wie in so vielen anderen Branchen auch – eine Ausdifferenzierung stattfand und der USP durch die Möglichkeiten des Internets teilweise hinfällig wurde. Doch warum finden dennoch nach wie vor Veranstaltungen statt? Warum versuchen sich immer wieder einzelne Formate daran, die wichtigsten Player einer Branche zu versammeln? Und warum glaube auch ich, dass Formate wie die Cebit nach wie vor eine Daseinsberechtigung haben? Der Schlüssel liegt im Wort Exklusivität. Vor dem Zeitalter des Internets konnten auf klassischen Leistungsschauen Produkte exklusiv erlebbar gemacht werden. Zugang zu den neuesten Produkten hatten Interessierte ausschließlich auf der Cebit. Durch das Netz fällt diese Exklusivität weg. Dennoch gibt es auch Aspekte, die nur auf Events exklusiv und einmalig möglich sind: der persönliche Austausch zwischen relevanten Personen und der Aufbau von Netzwerken. Um diesen Punkt näher zu erläutern ist es notwendig, sich vom Konzept der Messe abzuwenden und sich eher dem Format der Konferenz zuzuwenden. Auf Konferenzen liegt viel mehr das Networking und der Erfahrungs- und Know-howTransfer im Fokus. Bei Messen hingegen geht es auch heute noch um die Präsentation von Produkten, Unternehmen und die Kundenansprache. Nach wie vor sind beides relativ günstige Gelegenheiten, um viel Wissen innerhalb kürzester Zeit zu sammeln und sich über Neuheiten, Trends und Ideen zu informieren, dennoch lassen sich innerhalb von Konferenzen besser und kundenorientierter exklusive Inhalte schaffen. Auf Konferenzen wie der Noah, OMR, TC Disrupt, Bits & Pretzels oder DLD gelingt es immer wieder, in verschiedensten Dimensionen Exklusivität herzustellen. Zum Beispiel durch die internationale Ausrichtung: Noah und DLD sind globale Marken, die ihre Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten weltweit (DLD) oder europaweit (Noah)
stattfinden lassen. Ein weiterer USP der genannten Veranstaltungen ist das Line-up der Speaker. In der Regel sprechen die wichtigsten Köpfe der Branche gebündelt im Rahmen der großen Veranstaltungen. Sie haben es geschafft, dass die großen CEOs nur einige wenige Speaker-Slots in ihrem Kalender markiert haben, und das meist auf den oben genannten Konferenzen. Sie sprechen in der Regel über Themen, die vorher noch nicht behandelt wurden, und nutzen die Bühne zur Verkündung von Neuigkeiten. Das wiederum kreiert nicht nur eine große Nachfrage beim Publikum, sondern sorgt auch dafür, dass die großen Medien die Konferenzen besuchen und sie ausgiebig in ihre Berichterstattung aufnehmen.
ES GEHT UM DIE MASSE DER SHARES Darin liegt vielleicht der Schlüssel zu erfolgreichen Konferenzen in der Digitalisierung. Die eigentliche Konferenz findet für die große Öffentlichkeit und die Sponsoren gar nicht am Ort der Veranstaltung selbst statt, sondern in der medialen Kommunikation drumherum. Erfolgreiche Veranstaltungen von morgen müssen es über die Messe hallen hinausschaffen und Öffentlichkeit herstellen. Es geht nicht um die Masse der Besucher, sondern vielmehr um die Masse der Klicks und Shares. Wenn Konferenzen es schaffen, diese Strahlkraft aufzubauen, dann ist wirtschaftlicher Erfolg garantiert. Vor Ort muss dann dafür gesorgt werden, dass die Teilnehmer selbst dem eigentlichen Geschäft nachgehen können und im direkten Austausch Netzwerke knüpfen können. Denn das ist, was die eigentliche Zielgruppe der Gründer, Investoren und Hersteller wirklich erwartet: die perfekten Bedingungen zum exklusiven Austausch mit den relevanten Personen der Branche. Zusammengefasst müssen sich Messen und Konferenzen vom klassischen Gedanken der Leistungsschau wegbewegen und zwei Ziele verfolgen: nach innen einen exklusiven Rahmen für die Besucher der Veranstaltung und nach außen eine möglichst große Strahlkraft und einen Nachrichtenwert, um für eine kurze Zeit „Talk of the Town“ zu werden. Die Messe findet heute auch digital statt. Traditionelle Tanker wie die Cebit müssen ihre starke vorhandene Marke nutzen, um sich wieder als Leitmesse zu präsentieren. Der Kurswechsel der Cebit war daher abzusehen. Unter dem Motto „Festival der Innovationen“ versucht sie sich nun 2018 neu zu positionieren.
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R IN UTBERRI V K I E– W THEMA
NAME: Holoplot
GRÜNDUNG: 2011
ERFINDER: Helmut Oellers
GESCHÄFTSFÜHRER: Roman Sick
MITARBEITER: 6
STANDORT: Berlin-Tempelhof
SERVICE: ein Audiosoundsystem für den professionellen Einsatz
holoplot.com
„ES IST EXTREM VIEL KOMMUNIKATION“ Roman, auf Eurer Website steht, Ihr löst das größte Problem in der Audiotechnik. Welches ist das? Das größte Problem ist, dass man Schall nicht kontrollieren kann. Wenn ich den Lautsprecher anmache, geht der Ton in alle Richtungen, egal ob das ein iPhone ist, die Bose-Anlage oder das professionelle PA-System beim Open-Air-Konzert. Durch die kugelförmige Ausbreitung geht viel Energie auf der Distanz verloren. Je weiter ich mich von einem Lautsprecher entferne, desto schlechter wird die Qualität. Das ist Physik, wie kann man die ändern? Wir erzeugen eine andere Art von Schallwellen. Es sind keine Kugelwellen, sondern Wellen, die sich
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planar – also eher flach – ausbreiten und seitlich stark begrenzt sind. Dabei geht deutlich weniger Energie verloren. Je nach Systemgröße hat man bei uns erst ab etwa 80 Metern Distanz einen Verlust in der Lautstärke, das heißt es ist direkt vor dem Lautsprecher genauso laut wie 80 Meter weiter. Das ist ein riesiger Unterschied. Die planaren Wellen können wir über Software sehr präzise in unterschiedliche Richtungen lenken, ohne dass wir den Lautsprecher bewegen müssen. Das erlaubt es uns, ganz genau zu bestimmen, wo etwas zu hören ist und wo nicht. Auch die störenden Reflexionen können wir zu einem Großteil vermeiden und dadurch eine extrem hohe Audioqualität auch auf weite Entfernung erzeugen. Was ist Eure Erfindung dabei? Unser System funktioniert so, dass eine hohe Anzahl an Lautsprechern in Mikrosekunden eine planare Wellenfront aufbaut. Jeder unserer Lautsprecher hat eine eigene IP-Adresse und über die Software können wir präzise steuern, was jeder Lautsprecher in jedem Moment macht. So erzeugen wir eine Wellenfront, die in eine bestimmte Richtung geht oder wir erzeugen auch mehrere
gleichzeitig, die dann in unterschiedliche Richtungen gehen. Macht die Firma schon Umsatz? Ja, durch die ersten Pilotprojekte. Wir gehen jetzt aber erst richtig mit den ersten Kunden an den Markt. Sucht Ihr weitere Investoren? Wir sind mitten in der Finanzierungsrunde. Wir wollen einen siebenstelligen Betrag aufnehmen. Für ein Hardware-Produkt ist das immer etwas schwieriger. Wo liegen die Schwierigkeiten? Die liegen darin, ein ziemlich komplexes Produkt einfach zu erklären. Man muss sich ein bisschen Zeit nehmen, um das wirklich zu verstehen. Viele Investoren schließen Hardware sogar kategorisch aus. Andere sind erstmal skeptisch und fragen: ‚Habt ihr schon die ersten Kunden? Ihr hattet sechs Jahre Entwicklungszeit: Ist es jetzt soweit, oder braucht ihr nochmal fünf Jahre?‘ Das alles zusammenzubringen ist bei Hardware ein bisschen schwieriger, und dann muss man auch oft mehr investieren als bei Software. Der große Vorteil bei unserem Produkt ist aber, dass
Fotos: Alexander Freundorfer, Holoplot
Roman Sick von Holoplot über planare Wellen, Audioqualität und die Schwierigkeit, ein HardwareStartup aufzubauen
INTERVIEW THEMA – RUBRIK
Eine Wand von Lautsprechern: Jeder einzelne von ihnen kann von der Software einzeln angesteuert werden, erklärt Geschäftsführer Roman Sick von Holoplot.
wir auch eine große Software-Komponente haben und das Produkt stark disruptiv ist. In welchem Stadium ist Euer Produkt jetzt? Unser Produkt ist fertig. Die erste Version wird jetzt verschifft oder verkauft. Wo produziert Ihr? Wir haben Zulieferer für unterschiedliche Komponenten und die Endmontage findet hier statt. Wie findet Ihr Eure Investoren? Vor allem durch unser Netzwerk. Da ist Berlin stark, hier lernt man schnell über Leute neue Leute kennen, und bei Investoren ist das sowieso die sinnvollste Ansprache. Es läuft viel über andere Startups oder über Business Angels. Es ist extrem viel Kommunikation. Mittlerweile kristallisiert sich heraus, für welche Investoren das ein Thema ist und für welche nicht. Ein Großteil der Berliner VC-Landschaft kommt für das Produkt nicht in Frage. Ihr habt im März bei der SXSW in Texas den Innovation Award gewonnen. Hat Euch das etwas gebracht? Ja, denn der amerikanische Markt ist total interessant für uns. Das liegt an der Größe und am Einsatz von Audio in allen möglichen Bereichen, allen voran in der Entertainment-Industrie – die ist einfach deutlich größer als in Deutschland oder Europa. Und die Amerikaner sind offener gegenüber neuer Technologie und begeisterungsfähiger. ,Wow that’s great. I want this’, das haben wir dort oft gehört. Wollte auch jemand gleich kaufen? Das passiert bei so einem System nicht so einfach. Aber es gab auf jeden Fall ein paar sehr interessante Kontakte aus der Musikszene und zu Investoren. Allerdings fragen die immer nach einer Präsenz in den USA und wollen erst dann mit einem sprechen. Aber wir haben jetzt ein paar Kontakte an der West Coast, die für uns relevant sind. Wir hatten vorher schon Kontakte in die USA und müssen nun überlegen, wann wir tatsächlich in den Markt reingehen.
Wenn der größere und bessere Markt ist, warum sitzt ihr dann noch in Tempelhof? Wir würden nicht Europa skippen, um direkt in die USA zu gehen. Warum nicht? Um den US-Markt richtig anzugehen, müssen wir volle Präsenz da drüben zeigen. Wir haben aber momentan eine große Nachfrage in Deutschland, warum sollen wir die nicht erst bedienen und dann mit einem wirklichen Partner-Case und Distributoren-Netzwerk rübergehen und gleich einen guten Auftritt dort haben? Ich gehe lieber richtig in den US-Markt, als da so durchzustolpern. Und dann ist da noch das Thema Zertifizierung: Wir brauchen eine Zulassung für 110 Volt und müssen die ganzen Sicherheitsstandards erfüllen, die dort für Hardwareprodukte gelten. Das bereiten wir jetzt vor. Wir wollen zeitnah in den US-Markt, aber wir canceln deswegen nicht die Nachfrage aus Europa.
„ICH GEHE LIEBER RICHTIG IN DEN US-MARKT, ALS DA SO DURCHZUSTOLPERN“ Wie groß ist der Markt insgesamt? Das ist schwierig zu beziffern, der professionelle B2B-Audiomarkt liegt zwischen zwölf und 15 Milliarden Dollar weltweit. Die Frage ist, was man alles dazuzählt: den Veranstaltungsmarkt und PA-Systeme auf jeden Fall, die ganzen Lautsprecher auf Bahnhöfen oder Flughäfen wohl eher weniger. Der große Vorteil unserer Technologie aber ist, dass wir ein Problem im Audiobereich lösen und zwar in ganz unterschiedlichen Branchen. Das kann auch die Fabrikhalle sein, wo gezielte Warnungen an Fabrikarbeiter gerichtet werden. Überall wo Akustik eingesetzt wird, kann dieses Produkt eine sehr gute Lösung sein, gerade wenn es ein bisschen komplexere Umgebungen sind. Damit hat man ganz unterschiedliche Segmente, die man mit dieser Technologie bedienen kann.
Ihr wart im Accelerator-Programm der Deutschen Bahn. Was hat das gebracht? Vor allem, dass wir in extrem kurzer Zeit mit der relevanten Unit der Deutschen Bahn zusammenarbeiten konnten. Wenn man von extern an die Bahn rangeht, dauert das Jahre, bis man einen Ansprechpartner hat. Wir hatten nach sechs Wochen am Frankfurter Hauptbahnhof ein System installiert und alle wichtigen Leute der Bahn sind vorbeigekommen, das war der große Vorteil. Wie sieht Euer Geschäftsmodell aus? Unser Geschäftsmodell ist in Hardware und Software unterteilt. Wir haben eine Hardwarekomponente, wenn der Kunde sich das System anschafft. Dann erwirbt er außerdem eine Softwarelizenz. Die Software wird sich unheimlich weiterentwickeln in der Zukunft. Wir suchen jetzt vor allem Software-Engineers, um das Interface zu verbessern und weitere Features in die Systemlandschaft zu integrieren. Da ist noch ein Riesenpaket an Aufgaben. An der Hardware muss ich nicht viel verändern, aber über eine verbesserte Software kann ich aus dem System später mehr Leistung rausholen.
Das Gespräch führte Corinna Visser
ROMAN SICK ist seit 2016 geschäftsführender Gesellschafter bei Holoplot. Er hat an der Zeppelin Universität studiert und seinen CEMS Master an der ESADE in Barcelona gemacht. Noch während des Bachelors hat er seine erste Firma gegründet. Im Anschluss ging er zu Rocket Internet und setzte verschiedene Projekte mit Berliner VCs um.
Fotos: Lorem Ipsum
Präzise angesteuert: Das Holoplot-System sorgt dafür, dass man im Raum an unterschiedlichen Stellen verschiedene Dinge hört. Adrian Lara ist Head of Product, Roman Sick ist CEO und Erfinder Helmut Oellers ist Head of R&D.
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Fotos: Lorem Ipsum
RUBRIK – THEMA
Fotos: Lorem Ipsum
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WENN GRÜNDER REISEN Entrepreneure wagen Außergewöhnliches – im Job und auch in ihrer Freizeit. Wir haben nachgefragt, welches die Lieblingsziele der Gründer sind, und sie gebeten, uns von den spannenden Orten, die sie besucht haben, zu erzählen und uns ein Foto zu schicken. Herausgekommen ist eine Bilderreise um die Welt
N E R Ä B S I E N E D I E B H C U S E ZU B Ich habe das Glück, seit meiner Jugend viel gereist zu sein. Zu den schönsten Orten zähle ich Chile, Namibia, Bhutan, Myanmar, Iran, Neuseeland und die USA. Die vermutlich ungewöhnlichste Expedition führte mich nach Spitzbergen, eine Inselgruppe im arktischen Ozean. Ich wohnte eine Woche lange auf einem Schiff, mit dem wir Robbenkolonien und Eisbären besuchten und bis zur Eisküste des Nordpols fuhren. Die Sonne ging nie unter, und bei Landausflügen musste man überall nach Eisbären Ausschau halten.
Maria Spilka
Gründerin von Mädchenflohmarkt
MIT DEM FAHRRAD DURCH RUANDA Ungewöhnliche Orte entdecken, regionales Essen ausprobieren und neue Leute kennenlernen – das alles begeistert mich am Reisen. Kennt Ihr es, wenn man eine Wanderung macht, sich in einem eiskalten Wasserfall erfrischt und auf die Sonne wartet, die hinter den Bergen zum Vorschein kommt? Verantwortungsvolles Reisen macht die Welt zu einem besseren Ort: für Reisende, Gastgeber und die Welt. Deswegen habe ich Fairaway gegründet.
Saskia Griep
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Fotos: privat Lorem Ipsum
Gründerin von Fairaway
LIFESTYLE THEMA – RUBRIK
ROCKY MOUNTAINS ROAD TRIP Als letztes war ich in Seattle. Da ich absolut süchtig nach Motorradfahren bin, meine Blade aber leider nicht ins Handgepäck passt, musste ich improvisieren. Die Gegend zu Fuß zu erkunden wäre sowas von uninspirierend gewesen... Also, Motorrad kla motten in die Tasche gequetscht, Helm ins Flugzeug geschmuggelt und drüben einfach Motorradfahrer angequatscht, ob sie ein Bike übrig haben. Und tatsächlich! Ich habe wirklich zwei Jungs gefunden, die gerade einen Road Trip durch die Rocky Mountains starten wollten und ein Motorrad für mich hatten! Der Trip war der absolute Oberhammer!
Sophie Willborn
Gründerin von Headwave
FASZINATION JAPAN Was mich an Japan so fasziniert ist die Tatsache, dass es auf einzigartige Weise Futurismus und Altertum verknüpft. Es gibt viele wunderbare Länder wie etwa Bolivien oder Indien, die alte Werte und Bräuche pflegen. In der Regel sind diese Länder aber – was den Entwicklungsstand angeht – noch nicht in der Moderne angekommen. Japan ist wirtschaftlich und technisch Europa einiges voraus, kulturell aber wunderbar der Vergangenheit zugewandt. Diese Kom bination kenne ich in keinem anderen Land der Welt. Das macht Japan so speziell! Das Streben nach Perfektion lässt einen Unternehmer zudem in ehrfürchtiger Stille verweilen. Perfektion und Liebe zum Detail sind dem Shokunin das Wichtigste. Und als Foodie ist Japan für mich sowieso das Nonplusultra!
Niko Woischnik
Gründer von Tech Open Air
AUF DEN P FADEN DER ANDEN
Von acht Monaten Backpacking in Südamerika zeigt dieses Bild einen unvergesslichen Moment in Peru. Für Nicht-Peruaner ist jeder Schritt in den Anden hart, daher hatten wir Gepäckesel – wie ihr seht, ich habe einen Freund gefunden! Kurz bevor wir nach einer langen Wanderung das Camp erreicht hatten, wurde uns klar, dass wir den Gaskocher vergessen hatten. Unser Guide zahlte einen einheimischen Jungen, der in kurzer Zeit den Kocher holte und dabei den Weg, für den wir echt lange gebraucht hatten, zweimal lief – ohne jede Anstrengung. Wir waren beeindruckt, und das warme Essen war echt lecker.
Ori Hagai
Fotos: privat Lorem Ipsum
Gründer von Let‘s Yalla
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SONNENUNTERGANG AM ENDE DER WELT Nirgends weltweit trifft man auf so spannende Menschen wie auf dem Jakobsweg. Man läuft sich alles ab. Am Ende ist man frei.
Robin Eric Haak
Gründer von Jobspotting
DURCH DIE ASCHEWÜS TE DES MOUN T BROMO Eine meiner besten Erfahrungen: Meine Reise in Indonesien über die Java Insel. Dort mit dem R oller durch die Aschenwüste des Mount Bromo bei Sonnenuntergang und Nebel zu fahren. Es war wie auf dem Mond!
Kevin Kiesewetter Gründer von Blookery
KAMELTREKKING IN INDIEN Eine Reise, die ich nie vergessen werde, war ein Urlaub zusammen mit meiner Familie in Indien. Wir waren drei Tage Trekking, sind auf Kamelen geritten und haben im Freien übernachtet, mitten in der Wüste. Der Sternenhimmel war einfach unglaublich! Hier in Holland hat man Glück, wenn man mal ein paar einzelne Sterne sehen kann, es ist einfach zu hell. Dort aber konnten wir sogar die Milchstraße sehen. Das war extrem beeindruckend.
Nick Bortot
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Fotos: privat Lorem Ipsum
Gründer von Bux
LIFESTYLE THEMA – RUBRIK
KITEN AM KAP Ich gehe leidenschaftlich gern Windsurfen – zum Beispiel hier bei Norderney. Der beste Ort zum Windsurfen ist aber am Kap der guten Hoffnung, Platboom Beach: super Wellen, starker Wind, Wale – was will man mehr?
Eric Podzuweit
Gründer von Scalable Capital
IM BANN VON BHUTAN Auf meiner Reise durch Bhutan hat mich besonders die einzigartige Kombination aus Natur, den gewaltigen Bergmassiven und der Ruhe, die dort herrscht, in den Bann gezogen. Man spürt hautnah, dass Glück dort zum obersten Ziel der nationalen Politik zählt und sogar in der Verfassung verankert ist. Vor allem die ungeheure Gastfreundschaft und die Herzlichkeit vergesse ich nie. Nach diesem Besuch war klar, dass Bhutan als außergewöhnlicher Kraftort und wegen der besonderen Menschen in unserem Reiseportfolio für kleine und große Auszeiten dabei sein muss.
Bernita Müller
Gründerin von Wainando
COWORKI NG AUF BA LI
Bali in Indonesien hat mich in den letzten Jahren mehrfach begeistert. Als Surfer genießt man dort eine außergewöhnliche Mischung aus stabilem, schnellen Internet, westlichen Standards bei Infra struktur, R estaurants und Unterkünften, warmen Temperaturen, perfekten Wellen und der guten E rreichbarkeit (viele internationale Direktflüge). Zudem ist Bali mit sechs Stunden Zeitverschiebung noch an der Grenze des Machbaren für die Zusammenarbeit mit Kollegen in Deutschland.
Christian Häfner
Fotos: privat Lorem Ipsum
Gründer von Fastbill
berlinvalley.com / 67 berlinvalley.com / 67
R L IUFB ER ST IK Y L–E T H E M A
ABENDMA HL IN DER WÜSTE Eines meiner beeindruckendsten Reiseerlebnisse war eine kleine Wüstensafari, die wir in Dubai auf einer Konferenz für die Speaker organisiert haben. Zuerst gings mit den SUVs die Sanddünen hoch und runter, gefolgt von einer Falkenshow. Anschliessend ein Ritt auf den Kamelen. Das Highlight und die Überraschung war, als wir – auf unseren Kamelen sitzend – auf einmal am Horizont ein kleines Beduinencamp erspähen konnten, das nur für unsere Gruppe aufgebaut wurde. Dort wurde dann mit einem Prachtmahl, Livemusik, Tänzern, Shisha und viel Wein unter dem klarsten Sternenhimmel noch lange gefeiert.
Tao Tao
Gründer von Get Your Guide
IN DER MONGOLISCHEN STEPPE Meine Partnerin und ich waren im vergangenen Sommer in der Mongolei. In der Steppe, unter dem endlosen, blauen Himmel. Mit Jurten, Yakmilch, Sand dünen und Nomaden. Ohne Internet. Eine einmalige Erfahrung, die ich jedem ans Herz legen kann. Nur die vergorene Yakmilch muss nicht nochmal sein.
Renaud Visage
Gründer von Eventbrite
M I Ã E N L A A C A FIN R A M O D O I D ESTÁ
Brasilien – Copa do Mundo 2014. Es war eine sensationelle Zeit mit Freunden in einem wunderschönen Land. Ein Road Trip vorbei an Stränden, Bergen und mit einem krönenden Finale in Rio de Janeiro.
Alessandro Quaranta
68 / berlinvalley.com
Fotos: privat Lorem Ipsum
Gründer von Formbar by Okinlab
Fotos: Lorem Ipsum
THEMA – RUBRIK
berlinvalley.com / 69
R EV U EBN R ITK S – THEMA
WENIG BEWEGUNG
70 / berlinvalley.com
Beispiel in den USA, Frankreich oder Skandinavien ganz anders. Insgesamt 1000 Teilnehmer kamen zur zwölften Auflage des Startup Camp nach Berlin. Mehr als 150 Speaker und Kuratoren waren eingeladen, um ihr unternehmerisches Wissen an junge Gründer weiterzugeben. Partnerland war diesmal Bulgarien. Gebremst fühlen sich deutsche Startups nicht nur in Sachen Mobilität. Ada Health entwickelt mit der Medizinischen Hochschule Hannover eine AI-App, die anhand persönlicher Daten und Symptome mit 87-prozentiger Genauigkeit Erkrankungen diagnostizieren kann. Doch wegen des Ferndiagnoseverbots hierzulande hat das Startup seine Aktivitäten nach London verlegt. Sabine Petzsch
Startups im Hörsaal der Humboldt-Uni: Das Mobility-Panel bestritten Derk Marseille (Tothem.co), Daniel Krauss (Flixbus), Holger Weiss (German Autolabs) und Tom Kirschbaum (Door2Door). Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) hielt die Keynote zum Abschluss.
Fotos: Lorem Ipsum
Deutschland steht sich selbst im Weg. Da waren sich alle Teilnehmer des Mobility-Podiums einig. „Die Industrie muss sich dramatsich verändern, kann es aber nicht, weil die gesetzlichen Rahmenbedingung einfach zu starr sind“, sagte Tom Kirschbaum von Door2Door. „Wir sind Nummer eins in der Automobilwelt, aber an letzter Stelle, wenn es um den Digitalisierungsfortschritt geht.“ Viel Geld fließe in den Sektor, stellte Holger Weiss von den German Autolabs fest. Aber es gebe zu viele Institutionen die parallel und zu wenige, die zusammenarbeiteten. „Wir müssen als ein gemeinsames Ökosystem arbeiten.“ Deutschland sei auch nicht offen genug und neugierig auf Innovationen, ergänzte Daniel Krauss von Flixbus. Das sei zum
Fotos: Bundesverband Deutsche Startups
Startup Camp Berlin: Deutsche Gesetze sind zu restriktiv
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Fotos: Lorem Ipsum
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R EV U EBN R ITK S – THEMA
Der Bitkom lud zum Gründerfrühstück: Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop stellte ihre Startup-Strategie vor
Berlin Email Summit 2017: Auftakt der E-Mail-Marketing-Konferenz
GUT GETROFFEN Jeden Monat trifft sich die Startup-Szene auf Konferenzen, Partys, Hackathons und anderen Events. Ein kleiner Rückblick
Applaus: Aufmerksames Publikum bei dem Startup Connect Berlin
Cindy Haus von S4M beim Mobile Advertising Summit: „Mobile ist das einzige Medium, das in der Lage ist, online und offline in Einklang zu bringen.“
Siegerehrung beim Tech5 Landeswettbewerb: Sebastiaan Roebroek (TNW), Sieger Nikolaj Hviid (Bragi), Maximilian von der Ahé (Betahaus) und Maarten Wessels (Adyen).
Fotos: Startup Connect Berlin, Adzine Redaktion, Eventfotografie Offenblen.de, Deep Focus Production, SeedstarsSummit, Adyen, Bitkom
On Stage: Coskun Tuna, Geschäftsführer der Seeding Alliance, bei seiner Rede auf dem Native Ads Camp 2017
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Fotos: Lorem Ipsum
Bühne frei: Mehr als 70 internationale Startups bewarben sich beim Seedstars Summit in Lausanne um Finanzierungen bis zu einer Million Dollar.
KALENDER
EVENTS THEMA – RUBRIK
Wichtige Events und Konferenzen für Gründer und Startups im Überblick 05.05.–07.05. | DÜSSELDORF | SIPGATE STARTUP SPRINT
Entwickle mit Unterstützung von Top-Coaches aus (d)einer Idee dein Startup, an nur einem Wochenende. Jeder kann mitmachen.
17.05. | BERLIN | SPREESPEICHER BANKING AND INSURANCE SUMMIT
Das Motto des Summits: „Markenkommunikation im Umbruch – Kunden und Mitarbeiter als Influencer aktivieren“.
05.05–12.05. | DÜSSELDORF STARTUP-WOCHE DÜSSELDORF
17.05. | FRANKFURT | BROTFABRIK BLOCKCHAIN UNCHAINED
08.–10.05. | BERLIN | STATION BERLIN RE:PUBLICA UND MEDIA CONVENTION
27.05. | BERLIN | SCHWUZ UND VOLLGUTLAGER STICKS & STONES BERLIN EDITON
An sieben Tagen erwarten Euch hier mehr als 100 Veranstaltungen über das gesamte Stadtgebiet verteilt.
Auf den #MCB17-Bühnen geht es um aktuelle Fragen der Medien- und Netzpolitik, Markttrends und Entwicklungen der digitalen Mediengesellschaft.
Europas größtes LGBTI-Karriere-Event. Mehr als 3.000 Besucher_innen kommen, um sich zu vernetzen, weiterzubilden, neue Jobs zu finden.
29.05. | JERUSALEM | CONVENTION CENTER DATA SCIENCE SUMMIT EUROPE
15.–17.06. | PARIS | EXPO PORTE DE VERSAILLES VIVATECHNOLOGY
29.05.–02.06. | BERLIN | MARITIM PROARTE WEBINALE
21.06. | BERLIN | JÜDISCHES MUSEUM DEUTSCHER EIGENKAPITALTAG
09.–10.05. | ZÜRICH | PARK HYATT DIGITAL ECONOMIC FORUM
31.05.–01.06. | BERLIN | SPREEGALERIE CONTENT MARKETING MASTERS
22.–23.06. | BERLIN | ESTREL K5 FUTURE RETAIL CONFERENCE
10.05.–12.05. | BERLIN | CITYCUBE CUBE TECH FAIR
01.–02.06. | BERLIN | ESTREL IOT TECH EXPO EUROPE
11.05. | BERLIN | DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM RISE OF AI
11.–13.06. | BERLIN | KULTURBRAUEREI BERLIN BUZZWORDS
Die Konferenz für digitale Professionals, Trendsetter und Macher im World Wide Web bietet Wissensvermittlung, Inspiration und Erfahrungsaustausch.
Fotos: Max Threlfall, Publicis Event, Maximilian Prechtel Photography
STARTUP-CALENDAR.COM
Mit Use Cases, Einzelvorträgen und Diskussionen widmen sich die Teilnehmer der Veränderung der Finanzarchitektur durch die Blockchain.
Schwerpunkte des von IGTcloud, Intel, Carmel Ventures, O’Reilly und SAP organisierten Events sind Data Science, Artificial Intelligence, Deep Learning.
Fotos: Lorem Ipsum
Alle Event-Details, NewsletterAnmeldung und mehr:
Es geht um das Spektrum digitaler Technologien: neue Geschäftsmodelle, die Digitalisierung von Prozessen und neue Nutzeranforderungen.
Die Messe und Konferenz verbindet die besten B2B-Tech-Startups mit Corporates und Influencern. und Mitarbeiter als Influencer aktivieren“.
Game-Changer, Influencer, Enterpreneure und Investoren aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz treffen sich zum Austausch.
Im Mittelpunkt der Intensivseminare und der 16 Sessions in zwei Tracks stehen Erfahrungsaustausch, Status-quo-Analyse und neue Trends.
Das Event ist ein Hub für Innovatoren, Gründer, Corporates und Investoren. Es gibt eine Konferenz, Labs, eine Hall of Tech und einen Accelerator.
Neben Beiträgen zu aktuellen Trends des deutschen Beteiligungsmarktes gibt es Gelegenheit zum persönlichen Austausch und zur Netzwerkpflege.
Als Strategie- und Wachstumskonferenz begleitet K5 die Handelsbranche als Plattform für den Handel von morgen.
Europas größtes IoT-Event mit 4000 Teilnehmern bietet sechs Konferenzen mit mehr als 200 Speakern zum Thema Internet der Dinge.
An drei Tagen geht es bei Barcamps, Meetups und Hackathons um die Möglichkeiten, größere Datenmengen zu durchforsten.
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RVUOBRRSI C KH–A TUH E M A
IN DER NÄCHSTEN AUSGABE SCHREIBTISCH VOM CHEF So arbeiten Gründer
IMPRESSUM
NOAH17 BERLIN Interview mit Gründer Marco Rodzynek
CHEFREDAKTEURIN (V. I. S. D. P.) Corinna Visser (vis; cv@berlinvalley.com) HERAUSGEBER Jan Thomas (jt; jt@berlinvalley.com) ANSPRECHPARTNER ANZEIGEN Sebastian Schäfer (sch@nkf.media), Lars Hügemeier (lh@nkf.media), Antonio Maiocchi (am@nkf.media), Markus Kreth (mk@nkf.media) OPERATIONS MANAGER Kata Oldziejewska CHEFIN VOM DIENST Julia Meusel (jm) MANAGING EDITOR Christoph Strobel (cs) REDAKTION Katharina Grin (kg), Anna-Lena Kümpel (ak), Jan Thomas (jt) STÄNDIGE MITARBEITER Pavel Romanenko CREATIVE SUPERVISION Balázs Tarsoly (balazs.tarsoly@operationbutterfly.com) CREATIVE DIRECTOR Kristina Kahlert (kristina.kahlert@operationbutterfly.com) Tatjana Haede (tatjana.haede@operationbutterfly.com) PRODUKTIONSLEITER Johnnie Clapper (johnnie.clapper@operationbutterfly.com) FOTOGRAFEN Gregor Fischer, Alexander Freundorfer, Jan Michalko, Kerstin Müller, Heike Niemeier, Jan Zappner/Raum 11 DRUCK Möller Druck und Verlag GmbH, Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde OT Blumberg PAPIER glzd. gestr. aufgebessert LWC, 70 g/m² SZO AUFLAGE 20.000 Exemplare Berlin Valley erscheint monatlich und kostenlos in der NKF Media GmbH, Gustav-Meyer-Allee 25, 13355 Berlin, Telefon: 030 46777251, nkf.media
STARTUP-SZENE HAMBURG Wir stellen das Ökosystem in einer Spezial-Ausgabe vor
ERSCHEINT AM: 15. JUNI
Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die in diesem Magazin enthaltenen Angaben werden nach bestem Wissen erstellt und mit großer Sorgfalt auf ihre Richtigkeit überprüft. Trotzdem sind inhaltliche und sachliche Fehler nicht vollständig auszuschließen. NKF Media GmbH übernimmt keinerlei Garantie und Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen. Alle Angaben sind ohne Gewähr.
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WIR BEDANKEN UNS BEI WEITEREN PARTNERN UND UNTERSTÜTZERN
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Zukunft ist einfach. Wenn man für Investitionen einen Partner hat, der Geschäftsideen von Anfang an unterstützt.
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RUBRIK
Lässt sich Gewinn anders als in Zahlen messen?
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Unternehmen haben einen Wert für die Gesellschaft. Je höher dieser Public Value, umso besser für alle. Wenn auch dein Start-up einen Beitrag zum Gemeinwohl leistet, bewirb dich jetzt für den EY Public Value Award for Start-ups. Die besten Geschäftsmodelle werden am 26. Oktober 2017 in Leipzig prämiert. Einsendeschluss ist der 23. Juli 2017. www.eypva.com www.de.ey.com #BetterQuestions