Tell me more. Was ist eine gute Geschichte?

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Theater für junges Publikum Jahrbuch 2024

2024

HOW DO YOU HANDLE UNCERTAINTY? 08. — 15. Juni 2024

ASSITEJ Theater der Zeit

ixypsilonzett

Theater für junges Publikum

Jahrbuch

ixypsilonzett

Zehn. Begegnungen in Briefform Elf. Antworten als Bildstrecke Zwanzig. Autor innen im Gespräch *

Internationales & Baden-Württembergisches Theaterfestival www.jes-stuttgart.de

Eberhardstr. 61a, 70173 Stuttgart

0711 218 480–18

ticket@jes-stuttgart.de

Dreißig und mehr. Einladungen in Anzeigenform Ganz viel. Preise, Termine, Verbandszeug

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Was ist eine gute Geschichte? ASSITEJ Theater der Zeit


STREITEN? Junges Schauspiel Düsseldorf Jonathan Gyles, Valentin Schwerdfeger, Natalie Hanslik, Rafael-Evitan Grombelka, Eduard Lind, Bounracksa Phomkoumphon. Foto: Thomas Rabsch

Die Premieren der Spielzeit 2023/24 — www.dhaus.de

Time to Shine Tanz- und Theaterspektakel von Takao Baba und Ensemble — ab 12 Regie und Choreografie: Takao Baba Die Inszenierung ist für hörende, schwerhörige und Taube Menschen Uraufführung am 10. September 2023 Münsterstraße 446 Der Teufel mit den drei goldenen Haaren von F. K. Waechter nach den Brüdern Grimm — ab 6 Regie: André Kaczmarczyk Premiere am 19. November 2023 Schauspielhaus, Großes Haus

SCHAUBURG – THEATER FÜR JUNGES PUBLIKUM SPIELZEIT 2023/2024

Die Räuber nach Friedrich Schiller in einer Bearbeitung von Felix Krakau — ab 14 Regie: Felix Krakau Premiere am 3. Dezember 2023 Münsterstraße 446 Das Pommes-Paradies Über Kinderarmut in einer reichen Stadt von Akın Emanuel Şipal — ab 10 Regie: Liesbeth Coltof Uraufführung im April 2024 Münsterstraße 446

Spielverderber Ein Theaterstück über Spaß am Sport und ein komisches Gefühl von Veronika Maurer — ab 8 Regie: Robert Gerloff Uraufführung im Mai 2024 Münsterstraße 446 Panda-Pand Wie die Pandas mal Musik zum Frühstück hatten von Saša Stanišić — ab 4 Regie: Carmen Schwarz Uraufführung am 27. August 2023 Open Air im Hofgarten und ab 17. September 2023 im Foyer des Jungen Schauspiels Future (t)here 2024 — Internationaler Jugendkongress — Im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft


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2023:24 SEXUALKUNDE FÜR DAS NEUE JAHRTAUSEND

AUS HEITEREM HIMMEL

Coming-of-age-Komödie von Olivier Sylvestre | Aus dem kanadischen Französisch von Sonja Finck (DSE) [15 plus]

Nach dem Kinderbuch von Jon Klassen | Aus dem Englischen von Thomas Bodmer | In einer Bearbeitung von Rike Schuberty [4 plus]

HYPER NORMAL

DIE ERFINDUNG DES SITZENS

Tanzstück über Radikalität | Von Hege Haagenrud (UA) [15 plus]

Stückentwicklung über eine riskante Körperhaltung | In einer Konzeption von Christian Berens, Hannes Koch und Julia Berger [8 plus] Gefördert im Programm Zero – Klimaneutrale Kunst- und Kulturprojekte der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

KRABAT Von Otfried Preußler | Puppentheater in einer Bearbeitung von Nils Zapfe [10 plus]

WIR ZWEI Geschichte über eine Familie | Von Fayer Koch (UA) [8 plus]

EINE WEIHNACHTSGESCHICHTE Märchen von Charles Dickens | In einer Bearbeitung von Karsten Dahlem [7 plus]

WILDE BÜHNE: BLUTEN Läuft bei uns – von der Menarche bis zur Menopause [12 plus]

MUTIG, MUTIG

Infos & Karten 0341.486 60 16 www.tdjw.de

premieren

Nach dem Bilderbuch von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer | In einer Bearbeitung von Leonie Graf und Deborah Ziegler [4 plus]


TRÄUME ENTFALTEN

THEATER E RL EBE N

T S N U K

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H C R DU

N E G N D RI

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G E S TA LT U N G : S C H M I D/ W I D M A I E R

N E T L E W E NT D E C K E N


editorial

von Katrin Maiwald und Nikola Schellmann

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Katrin Maiwald ist Theatervermittlerin, Dramaturgin, Regisseurin sowie Vorstandsmitglied der ASSITEJ e.V. Sie arbeitet freischaffend u.a. in Leipzig und Zürich. Nikola Schellmann (sie/ihr) ist mit einer weißen Perspektive Mitarbeiterin für Kommunikation und Fachdiskurs im Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland (KJTZ) sowie Kuratorin für Austausch- und Diskursformate. Fotos: Julius Erler und privat

Liebe Leser*innen, wann habt ihr das letzte Mal einen Brief bekommen? Oder eine Person getroffen, der ihr gerne schreiben würdet, obwohl ihr euch kaum kennt? In diesem Jahrbuch steht der Dialog im Fokus. Wir haben gefragt: Wie kommen wir zu spannenden Geschichten und vielfältigen künstlerischen Ergebnissen, die sowohl junge Menschen als auch theaterschaffende Erwachsene bewegen? Wie gelingt uns endlich dieser machtkritische Umgang, von dem alle immer reden, im Hinblick auf Zusammenarbeit, Qualitätssicherung oder Ressourcenverteilung? Was bedeuten diese ganzen Diskursthemen für die Praxis? Wie kann ich die dort anwenden? Geht es überhaupt um ‚Anwendung‘ oder eher um Arbeitskonstellationen und -prozesse, die aus den Begegnungen erwachsen? Das ist doch der beste Einstieg für so ein Jahrbuch – erstmal einen ganzen Absatz nur Fragen stellen. Wir sind überzeugt, dass diese nur im Austausch beantwortet werden können, und deshalb freuen wir uns sehr über die Briefwechsel in unserem ersten gemeinsamen Heft.

Auch die Tagungsreihe Frankfurter Forum Junges Theater 2021/22 hat sich mit den oben genannten Fragen befasst. Deshalb haben wir Personen aus diesem Kontext gebeten, für das Jahrbuch zu schreiben. Diese Setzung hat mit Macht zu tun – und wir als Herausgeberinnen möchten nicht die einzigen sein, die Autor*innen auswählen: Die Personen, an die die Briefe gerichtet sind, wurden von den Absender*innen selbst ausgesucht. So startet das Jahrbuch mit einer konkreten Beziehungsgeschichte, die aus dem FForum hervorgegangen ist, und aus der Monate später eine gemeinsame Theaterproduktion wurde. Weiter geht es um Erfolgsgeschichten, die gar keinen Antwortbrief einfordern, sondern Euch alle zum Innehalten im Wettbewerb anregen wollen. Berufs-, Herkunfts-, und Konkurrenzgeschichten sind ebenso Thema wie Ausbildung, Zukunft, Veranstaltungen und Sachgeschichten aus Förder- und Finanzperspektive. Ein Brief zu Theatergeschichten richtet sich an uns als Herausgeberinnen – gerne haben auch wir einen der Dialoge geführt. Über die Schriftwechsel hinaus haben wir alle Autor*innen gebeten, uns auf die Frage „Was ist eine gute Geschichte?“ mit einem selbstaufgenommenen Foto für die Bildstrecke zu antworten. „Wir“ sind ab dieser Ausgabe Katrin Maiwald und Nikola Schellmann als Herausgeberinnen, Katrin betreut die Publikationen zudem redaktionell und Marie Herholz ist weiterhin für die Spielzeit- und Premierendaten dabei, die in diesem Jahr erstmalig online zur Verfügung stehen. Wir freuen uns, dieses und die kommenden Hefte mit euch zu diskutieren! Beste Grüße Katrin Maiwald und Nikola Schellmann


tell me more briefwechsel

service

ixypsilonzett Theater für junges Publikum Jahrbuch 2024

6

Beziehungsgeschichten: State of the Heart von Gila Christina Schahabi und Sepiedeh Fazlali

11

Zukunftsgeschichten: Junge Intendanzen, KI-Geschichten und Hoffnungslosigkeit von Mariella Pierza und Pauri Röwert

16

Berufsgeschichten: Den Weg beschreiben, den Weg beschreiten von Emel Aydoğdu und Juli Mahid Carly

21

Konkurrenzgeschichten: Kurzmitteilungen zu Wettbewerb, Privilegien und Motivation von Wicki Bernhardt und Wera Mahne

26

Herkunftsgeschichten: Nicht-Verstehen, Lügen und die Erfahrung des Publikums von Tarig Eltayeb und Maria Milisavljević

30

Erfolgsgeschichten sind Erschöpfungsgeschichten: Für Solidarisierung, Ressourcenteilung und das Verbinden aller Punkte von Anna Gschnitzer

34

Theatergeschichten: Miteinander spielen von Christel Hoffmann

39

Unerzählte Ausbildungsgeschichten von Maike Gunsilius und Nora Patyk

44

Veranstaltungsgeschichten: Gemeinsame Räume, von und für Menschen gemacht von Leyla Ercan und Mirrianne Mahn

49

Sachgeschichten: An unsere Geldgeber*innen – to whom it may concern von Maike Piechot und Lisa Stumpf

54

Preiswürdig Auszeichnungen für Kinder- und Jugendtheater 2023

58

Spielzeitgeschichten Die Premierendaten 2023/2024 sind online

64

Verbandszeug

68

Termine

72

Impressum

ANDLE TY? 2024

ASSITEJ Theater der Zeit

ixypsilonzett

Theater für junges Publikum

Jahrbuch

2024

briefwechsel

Coverfoto: Wicki Bernhardt & Wera Mahne

inhalt

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Zehn. Begegnungen in Briefform Elf. Antworten als Bildstrecke

heaterfestival ticket@jes-stuttgart.de

Zwanzig. Autor*innen im Gespräch

Dreißig und mehr. Einladungen in Anzeigenform Ganz viel. Preise, Termine, Verbandszeug

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Was ist eine gute Geschichte? ASSITEJ Theater der Zeit


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Tell me Was ist eine gute Geschichte?

Foto: Sepiedeh Fazlali


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Beziehungsgeschichten: State of the Heart von Gila Christina Schahabi und Sepiedeh Fazlali

L briefwechsel

 Brief 1 

Liebe Sepiedeh, der Anfang unseres Kennenlernens war eine Begegnung auf dem Frankfurter Forum Junges Theater 2022. Eine Tagung mit vielen Menschen, die sehr weit weg von mir waren – und eine Tagung, die eine kleine Gruppe von Menschen zusammen brachte, die sich vor dem Hintergrund von Vertrauen und Gegenüber für eine Weile verbunden hat. Es war eine Begegnung, bei der wir, Menschen mit einer kleinen Schnittmenge von ähnlichen Erfahrungen, uns gefunden und die Zeit während des Forums miteinander verbracht haben. Nach unserem Kennenlernen beim FForum hat meine Kolleg*in Nathalie dich in der letzten Spielzeit als Autorin für die Produktion State of the heart nach Bremen geholt. Das hat dazu geführt, dass wir uns dann und wann wieder gesehen und verbunden gefühlt haben. Ein bisschen sind wir also immer in Kontakt geblieben. Wir leben in unterschiedlichen Städten mit unterschiedlichem Alltag. Wir sind, würde ich sagen, im Herzen und manchmal am Telefon verbunden. Jetzt beginnen wir einander zu schreiben und ich freue mich darauf, weil ich dir dadurch ein Stückchen begegnen darf. Aber wie fängt man eigentlich einen Brief an, ich meine wenn man sich noch nicht so richtig kennt ... Also ... Als ich dich gesehen habe, habe ich gedacht: Ah, da ist sie wieder, diese Vertrautheit, da will ich dann sofort hin … Vertrautheit in der Ausstrahlung und im Dasein, die ich immer suche, die mir bei anderen oft fehlt, aber von der ich mich dann angezogen fühle, vor dem Hintergrund von Zuhausesein. Und diese Vertrautheit, die entsteht, wenn ich das Gefühl habe, du könntest auch einen kleinen Teil meiner Geschichte erzählen und ich vielleicht auch einen Teil von deiner? Und dann sind wir ins Gespräch gekommen, auf dem Balkon, als ich rauchte und bei Wind. Und du hast so was gesagt wie: „Als ich in deine Augen gesehen habe, wäre ich fast reingefallen in diese Tiefe.“ Und das war ein schönes Gefühl, weil dann mal jemand versucht hat, den Grund dieser Augen und der Geschichte in diesem Körper anzusehen und zu ergründen. Gute Geschichten fangen für mich da an, wo etwas über Beziehungen erzählt wird, oder vielmehr da, wo diese Beziehungen zwischen den Menschen für mich erlebbar ge-

macht werden. Ich habe die Sehnsucht nach Geschichten, die mich persönlich abholen. Das hat immer ein bisschen mit Heimat zu tun. Glaube ich. Es kann metaphorisch, fantastisch, thematisch sein, aber irgendwie muss es mich berühren, und ich glaube, das ist immer genau dann, wenn ich ein Fünkchen von Zuhausesein, von Emotionalität oder Empathie für mein Leben und meinen Körper spüre. Wenn ich an das Theater denke oder auch an die Bücher, die ich während meiner Schulzeit und meiner Studienzeit gelesen habe, sind es eigentlich Geschichten, die ich da früher oder bis vor kurzem nicht gesehen, gehört oder gelesen habe. Außer Haruki Murakami oder Gioconda Belli oder Milan Kundera, also die habe ich schon immer gemocht. Aber auch diese Geschichten haben mich in so einer bestimmten irrationalen Energie abgeholt. Geheimnisvoll, bezaubernd, ein bisschen ver-rückt, das mag ich auch immer noch und danach suche ich. Und du? Wie erinnerst du unser Zusammenkommen? Jetzt weint mein Kind, es ist krank … Alles Liebe deine Gila Christina

 Brief 2 

Liebe Gila Christina, es hat mich sehr bewegt, was du geschrieben hast und vor allem auch wie du geschrieben hast – mit sehr viel Gefühl. Vielen Dank für deine Post! Während ich dir nun antworte, tönen Gebetsgesänge vom Isaha von der Moschee zu mir, Motorräder fahren draußen vorbei, Autos hupen, das Gebrumme der Generatoren der Klimaanlagen im Hof ist zu hören und ein paar Menschen, die im Flur sprechen. Es ist 21:20 Uhr. Wir haben 32 Grad draußen, in meinem Zimmer sind es 22 Grad, dank Klimaanlage. Du fragst mich, wie ich unser Zusammenkommen erinnere. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht mehr so viel. Ich war wohl ziemlich überlastet mit Informationen und Eindrücken von diesem Tagungsteil des FForums. Im Allgemeinen ist alles, was mit Theater zu tun hat, sehr speziell für mich, weil es eine mehrheitlich weiße, akademische Elite ist, die sich da zusammenfindet, um dann über Partizipation, Inklusion und Diversität zu sprechen.


beziehungsgeschichten

 Brief 3 

Gila Christina, Liebes, hast du meine Mail gelesen? Hoffe, dein Kind ist wieder gesund. Viele Grüße Sepiedeh

 Brief 4 

Sepiedeh, jaaaa. Daaaankeeee. DU stehst eigentlich ganz oben auf meinen Listen und viele Male habe ich auch schon eine Antwort im Kopf formuliert. Ich habe in der nächsten Woche wieder Kapazitäten, um in Ruhe zu schreiben. Wenn immer so viel los ist, finde ich häufig keine Gedanken einen schönen Brief zu formulieren. Aber ich habe dich in meinem Kopf und vielleicht bekommen wir in der nächsten Woche unseren Briefwechsel ja auch schon komplett. Ist das in Ordnung für dich? Liebe Grüße Gila Christina

 Brief 5 

Oh, welch eine Ehre, ganz oben auf deiner Liste zu stehen. Ich lächle dir zu, mein Herz. Es ist sehr in Ordnung und ich freue mich nächste Woche auf deinen schönen Brief, liebe Christina. Einen guten Tag für dich! Sepiedeh

 Brief 6 

Liebe Sepiedeh, ich sammele mal kurz, um mich zu sammeln und dann an dir anzuknüpfen… Sich besinnen, zurücknehmen, solidarisch denken und empathisch handeln. Das sind für mich Grundlagen von Menschlichkeit. Emotionen leben und sie zu einem gemeinsamen Erlebnis zu machen. Ich mag Theater, das unter die Haut geht. Auch mal Gänsehaut erzeugt, ohne kitschig zu sein. Im Theater sehe ich selten, dass jemand im Zuschauer*innenraum aus Rührung weint oder laut lacht. Da muss man sich häufig zusammenhalten, damit man keinen Rüffel von der Nebenperson bekommt ... Die Menschen sind so verkopft, knüpfen wenig in ihren Körpern an. Bringen nicht zum Ausdruck, was sie fühlen. Das empfinde ich als sehr oberflächlich und abgekoppelt von mir selbst. Ich funktioniere da ganz anders, eher im Gegenteil. Manchmal zu viele Tränen ;-) Vielleicht ist das auch der Grund, warum Geschichten im Theater manchmal an mir vorbei steuern, mein Herz nicht berühren? Im Kindertheater erlebe ich es anders. Die Kinder reagieren auf alles. Lassen sich mitnehmen. Lachen, weinen, gehen auf Toilette, wenn es ihnen zu viel wird, kommen wieder rein und sind auch wieder dabei ... Nur, und das ist auch immer noch ein großer Kritikpunkt, frage ich mich: fühlen sich diese ganzen Kinder aus den Schulklassen, die da ins Theater kommen, eigentlich repräsentiert auf der Theaterbühne? Und in der Geschichte, die sie sich ansehen? Oder ist es auch dieses bestimmte mulmige Gefühl, wenn man kein Gegenüber hat, das einem ähnlich sieht, das die Geschichten erlebt, die man selber erlebt… das einem ein kleines Stechen verpasst, mit dem man dann aus dem Theater wieder rausgeht. Fühlen sie sich angesprochen und wahrgenommen? Fühlen sie sich gemeint und verstanden? Während ich dir gerade schreibe, am offenen Fenster, höre ich draußen im Hof meinen guten Freund lachen, er trägt viele gute Geschichten in sich und teilt sie… Egal, ob sie wahr oder unwahr sind. Aber häufig sind sie lebensnah, faszinierend und fantastisch, bis man es herausfindet. Und dann ist es immer ein Lachen, das uns befreit. Eine gute Geschichte ist wie eine Wellenbewegung: Abtauchen, auftauchen, weiterschwimmen, nachdenken, Energie aufnehmen bis in die Fußspitzen, dann erfrischt sein und gestärkt herauskommen. Neue Impulse mitnehmend für das eigene Sein.

briefwechsel

Ich erinnere mich nur noch, dass ich dich gesehen habe und deine Augen Bände gesprochen haben. Wir haben uns erkannt, ohne ein Wort zu wechseln. Verbündete. Sicherheit. Und darüber war ich sehr froh, dass es dann noch eine Person mehr war. Zwei in einer Handvoll Menschen unter hundert, die eine gemeinsame Basis hatte, Teil einer gemeinsamen Geschichte ist. Draußen spricht der Imam immer noch das Gebet. Was macht nun für mich eine gute Geschichte aus?! In einer guten Geschichte muss ich mich wiederfinden. In den Figuren, ihrer Lebensrealität oder/und Denkweise. Ich möchte zum Nachdenken angeregt, unterhalten und emotional berührt werden. Es dreht sich dabei für mich um inhaltliche und FormFragen: Welches Weltbild wird vermittelt? Welche Rollen werden eingenommen? Wer spricht, aus welcher Perspektive? Wie ist die Geschichte dramaturgisch und logisch aufgebaut? Welche Sprache/n (Umgangssprache etc.) werden gesprochen? Ich bin so froh, gerade weit weg von Deutschland zu sein. Und gleichzeitig fühlt es sich merkwürdig an, diesen Brief zu schreiben, denn würde ich jetzt nach draußen gehen und eine Person fragen, was eine gute Geschichte ausmacht, würde … Wer darf Geschichten erzählen und wer nicht? Wessen Geschichte wird erzählt und warum? Die Klimaanlage macht den Raum gerade zu kühl und der Imam ist mittlerweile verstummt. Dein Kind ist krank. Das tut mir leid. Was fehlt deinem Kind? Ich bin geneigt zu ergänzen: was fehlt deinem Kind, außer einer guten Geschichte? Liebe Grüße und bis bald Sepiedeh

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tell me more

briefwechsel

 Brief 7 

Guten Morgen Gila, deine Fragen zum Kindertheater (was verstehst du unter Kindertheater?) haben mich nachdenklich gemacht. Wenn Schulklassen in Vorstellungen gehen, arbeitet ihr doch auch bestimmt theaterpädagogisch die Inhalte des Stückes auf, oder? Erzählen die Kinder dann nicht, wie sie das Stück fanden in Worten oder als Bild oder …? Gibt es auch Schulklassen, die ein Theaterstück mitentwickeln? Glaubst du, Kinder würden freiwillig ins Theater gehen, wenn sie die Wahl hätten? Auf jeden Fall müssten sie erst mal das Theater (als Veranstaltungsort) kennen, also überhaupt wissen, dass es ein Theater gibt, und dann käme alles Weitere … Emotionen zeigen zu können, so zu sein wie eine Person ist, das wäre schön, wenn das im Theater für alle möglich wäre, auch für Jugendliche bis hin zu Erwachsenen. Was auch immer ‚Erwachsene‘ sind?! Ich kenne viele Menschen, die gehen nicht ins Kino, weil sie es da zu ungemütlich finden. Sie können nicht die Beine hochlegen und keine Shisha rauchen oder was auch immer tun. Und die Filme sind auch nichts für sie, weil da nicht ihre Sprache gesprochen wird und das gezeigt wird, was sie im Leben interessiert. Ins Theater würden die niemals gehen. Warum auch? Was gibt es da für sie? Ich denke gerade an das Projekt, das ich in Bremen begleiten durfte, wofür du mich angesprochen hast. Eine „partizipative Stückentwicklung“. Zuerst wusste ich nicht, was das genau sein sollte. Die jungen Menschen haben selbst ihre Themen gesetzt und wir Autor*innen haben sie begleitet bzw. ihren Themen sprachlichen Ausdruck verliehen. Ich habe eng mit einer Person zusammengearbeitet, die auch selbst geschrieben hat. Wir waren voll auf Augenhöhe und haben uns gegenseitig vertraut. Und am Ende haben das Stück wieder andere junge Menschen gesehen und wussten, dass das, was auf der Bühne gesprochen und performt wird, echte Geschichten aus dem Leben sind. Doch auch bei den Jungen Akteur:innen in Bremen machen nur theateraktive Personen mit. Andere haben keinen Zugang zum Theater, nie die Möglichkeit etwas auszuprobieren… Und auch wenn sie die Zugänge hätten, müssten die Inhalte und die Strukturen passen. Das sind einige Baustellen, die da zu bearbeiten sind. Hast du eigentlich meinen Stipendiumsbericht über Zugänge zum Theater gelesen?1 Aus dem letzten Brief ist mir auch noch das Lachen deines Freundes hängengeblieben und dass du nicht weißt, ob seine Geschichten wahr sind oder nicht. Wenn der Freund Geschichten erzählt und die Wahrheit nicht sicher ist, dann bist du, falls die Geschichte interessant genug war, zum Nachdenken und Nachforschen angeregt, um die Wahrheit herauszufinden. Ich übertrage das jetzt aufs Theater, denn für meinen Geschmack könnte es mehr interaktive Stücke 1

Fazlali, Sepiedeh: ALL IN?! Zugänge zum Theater und Performance-Kunst für junges Publikum mit rassismus- und diskriminierungskritischen Fokus, URL: https://tjp-nrw.de/wp-content/uploads/2023/03/Sepiedeh_ALLIN_2022.pdf

geben, so wie bei einem Escape Game. Dann wäre Theater vielleicht auch mal cool Mein Kopf rattert und ich habe tausend Ideen für Umsetzungen auf der Straße und interaktiv und situativ und … das wird gerade etwas zu viel. Also wünsche ich dir jetzt erstmal einen guten Start in den Tag!

 Brief 8 

Guten Morgen Sepiedeh, ich hake mal gleich ein: unter Kindertheater verstehe ich Theater für Kinder, das von professionellen Schauspielenden, Musizierenden o.ä. erzählt wird. Qualitätsmerkmale sind für mich: Augenhöhe und Fantasie. Es geschehen Wunder (Kinder glauben nämlich an Wunder) genauso wie ver-rückte Dinge. Die Kinder sind im Prozess des Zuschauens ein aktiver Teil des Theatererlebnisses. Sie erfahren identitätsstiftende Momente und sie sehen Geschichten, die sie auch in ihrer Lebensrealität erleben könnten. Ja, es gibt Inszenierungen, die wir theaterpädagogisch begleiten. Bei den Inszenierungen für die Kinder finde ich es gut, im Vorfeld mit den Gruppen zu arbeiten. Also bevor sie ins Theater kommen. Gemeinsam und spielerisch in Themen einsteigen: theatrale Momente, die die Kinder beim Theaterbesuch erleben werden, im Workshop aufzugreifen, die sie dann im Stück wiederfinden, empfinde ich als Möglichkeit sinnliche Zugänge zu schaffen. Besonders bei performativen Inszenierungen oder Collagen. Es ist so, als hätte man schon vor dem Theaterbesuch eine konspirative Verbindung geschaffen. Mit einer meiner letzten Gruppen aus einer Grundschule im Bremer Norden hatte ich bereits eine Weile zur Moks-Inszenierung Der rote Baum nach dem Kinderbuch von Shaun Tan, die in der letzten Spielzeit bei uns Premiere hatte, gearbeitet. Wir haben einige Elemente aus dem Buch, aber auch direkt aus der Inszenierung in unserer Arbeit mit ihnen aufgegriffen. Als das Projekt zu Ende war und die Kids eine eigene kleine Präsentation in der Schule hatten, war es total ergreifend zu sehen, wie sehr sich die Kinder später beim Theaterbesuch im Moks mit dem Inhalt und den Figuren aus der Inszenierung identifizieren konnten. Mit leuchtenden Augen saßen sie davor, sangen mit, sprachen mit, wippten mit. In solchen Momenten bemerke ich, was mir insbesondere an der Arbeit mit den Kindern Spaß macht. Es ist alles echt. Die Kinder zeigen mit ihrem ganzen Körper, ob ihnen das, was sie sehen, gefällt oder auch nicht. Ob sie sich ein- oder ausgeladen fühlen. Das heißt, eigentlich könnten die guten Geschichten im Kinder- und Jugendtheater anfangen. Ich schreibe hier „eigentlich“, weil natürlich auch hier die Bedingungen für eine gute Geschichte, von der sich alle angesprochen fühlen dürfen, erst erfüllt werden müssten. Und diese müssen nicht nur via Erzählung erfüllt werden, sondern z.B. auch via Ensemble, Regieteams, Leitung, etc. Auch Beiratsstrukturen von Kindern und Jugendlichen sind ja immer wieder im Gespräch und werden teilweise erprobt.


beziehungsgeschichten

Sepiedeh Fazlali ist Autorin, Medienwissenschaftlerin und Gründerin von mindcombined, einer Kreativagentur für neue Perspektiven. In ihrer Arbeit ist es ihr wichtig, vielfältige Lebensrealitäten sichtbar zu machen und den sozialen Dialog zu fördern. Foto: Jörg Landsberg

Erlebnis. Und dem kann ich dann mit meiner Vermittlungsarbeit auch nichts mehr entgegensetzen. Aus diesen plausiblen Gründen müssen die guten Geschichten her, wie wir sie anfänglich in unserem Briefwechsel beschrieben haben. Also, ich bin gespannt auf deinen Stipendiumsbericht und freue mich auf ein baldiges Wiedersehen. Deine Gila Christina ;-)

 Brief 9 

Hallo Gila, ich bin froh, dass du nun den letzten Brief beantwortet hast. Ehrlich gesagt habe ich etwas gebraucht, um ihn zu be-greifen. Für mich ist die akademische Theaterwelt gerade etwas weit weg … den Begriff „konspirativ“ musste ich erstmal googeln, ich kenne die Geschichte Der rote Baum nicht und auch nicht Peggy Porsche. Oh, das war jetzt die Autokorrektur. Piesche meinte ich :)) Doch nun zum Inhaltlichen. Realness ist in Theaterstücken wichtig, yes, und wir alle wollen Geschichten, mit denen wir uns identifizieren können und die unsere Lebenswirklichkeit widerspiegeln. Jugendliche wollen keine pädagogischen Urteile und Bewertungen zu den Inhalten, die sie für relevant empfinden und über die sie gerne sprechen möchten (so sagen es Jugendliche im Dossier Kunst kommt von Können, Klassismus im Kulturbetrieb2). Das bringt mich gedanklich sofort wieder zum Thema Diskriminierung ... Die Handreichung des Aktionsbündnisses sollte daher eine der Pflichtlektüren für Theaterschaffende sein Ich möchte unseren Briefwechsel mit einer Zitatcollage aus unserem gemeinsamen Theaterstück State of the Heart beenden, welche für mich das Empowerment, eigene Geschichten zu erzählen, greifbar macht: „Keine Kopien, kein Nachgeplappere, keine Worte, die mir in den Mund gelegt werden. Meine Sprache. Meine Aussprache, mein Slang #selfimprovement.“ Viele Grüße Sepiedeh 2

Bongk, Alina und Bellounar, Yasmina: „Kunst können?! Rassismus- und klassismuskritische Perspektiven auf kulturelle Bildung mit Kindern und Jugendlichen“. In: Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung (Hg.): Kunst kommt von Können, Klassismus im Kulturbetrieb, S. 74–75. URL: https://diversity-arts-culture.berlin/sites/default/files/2023-08/kunstkoennengesamt-web.pdf

Gila Christina Schahabi ist Theatervermittlerin am Theater Bremen. Ihre Schwerpunkte als Vermittlerin of Color liegen in ihrer Arbeit auf machtkritischer Theatervermittlung und auf Empowerment für Kinder und jugendliche BIPoC. Foto: privat

briefwechsel

Du weißt, es gibt da ja auch diese tolle Handreichung Diskriminierungskritische Perspektiven Vol.1 vom Aktionsbündnis ____. Da kann man als Theaterschaffende reflektieren, wie man auf eingeschliffene Strukturen reagieren kann. Durch unser Aktionsbündnis ____, den dortigen Austausch mit meinen Verbündeten, die Workshops beim Frankfurter Forum Junges Theater 2021/22 sowie durch die Entstehung der Handreichung habe ich das starke Bedürfnis und auch die Lust, Geschichten und Strukturen – und alles, was daran hängt – als wandelbar zu betrachten und meine Energien in die aktive Auseinandersetzung damit zu geben. Wir wissen, intersektionalen Perspektiven wird nur sehr langsam Platz in Theaterstrukturen freigeräumt. Oft wird er auch wieder von alten Gewohnheiten besetzt. Ist bekanntlich „einfacher“. Peggy Piesche hat neulich in einem Vortrag gesagt, Lernen verläuft in Schleifen, also spiralförmig. Ein Lernprozess besonders in der Auseinandersetzung mit Rassismus und weiteren Diskriminierungsformen ist niemals abgeschlossen. Es muss also verlernt und verinnerlicht werden. Also muss ich üben, wenn ich das Gelernte veralltäglichen will. Dafür braucht es auch Durchlässigkeit und die Lust daran, lang einstudierte Gefilde zu verlassen. Das fällt Vielen, besonders privilegierten Menschen, schwer. Ich bin immer noch am Theater, weil ich möchte, dass die Generationen von Schulklassen, die wir mit den Geschichten, die wir ihnen zeigen, großziehen, von diesem Lernen in Spiralen profitieren. Nämlich so, dass das, was die weiße, nicht behinderte, heteronormative Dominanzgesellschaft ursprünglich eine gute Geschichte genannt hat, in Zukunft von der Unterschiedlichkeit unserer gesellschaftlichen Lebensrealitäten geprägt ist. ALLE sollen gute Geschichten im Theater erleben dürfen. Keine Person soll mehr aus dem Theater rausgehen und sich fragen müssen, warum sie mal wieder nicht mitgedacht wurde. Und ich finde, dass das Theater für Kinder und Jugendliche nicht nur die Verantwortung, sondern in seiner Freiheit der Formen und Geschichtenwahl auch das Potential dazu hat. Und damit kann ich mir schon vorstellen, dass Kinder freiwillig ins Theater kommen würden, weil sie neugierig sind. Das Gute an den Besuchen mit der Schulklasse ist ja zumindest, dass auch die Schulklassen, die nicht von Zentrumsnähe profitieren dürfen, ins Theater kommen können. Aber die Theaterschaffenden haben den Auftrag, dass Theaterlust und Neugierde beflügelt werden, und dass wir die Kinder nicht gefrustet und retraumatisiert nach Hause entlassen. Sonst haben die nämlich keinen Bock mehr zu kommen und der Theaterbesuch mit der Schulklasse wird zum gewaltvollen

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Foto: Gila Christina Schahabi


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Zukunftsgeschichten: Junge Intendanzen, KI-Geschichten und Hoffnungslosigkeit

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Hey Pauri, ich schreibe dir gerade einen Tag vor der Zeugnisausgabe. Meine Vorfreude auf die Ferien und die freie Zeit ist riesig. Zukunftsgeschichten sind für mich sehr viel, aber eventuell auch nichts. Ich frag mich natürlich erstmal, wie ist die Zukunft? Wie werden wir leben und welche Geschichten sind dann überhaupt noch relevant? Für mich und für die Welt. Für mich sollte es um Themen gehen, die aktuell wichtig sind. An welche Themen denkst du? Ich denke an: Schule, Klimawandel, aktuelle politische Lage, künstliche Intelligenzen. Vielleicht übernehmen dann die Künstlichen Intelligenzen unsere Theater? Wäre auch interessant zu sehen, was es dann für Stücke geben würde. Mir fehlen aktuell gute Geschichten über Adultismus, die Diskriminierungsform, bei der Kinder und Jugendliche aufgrund ihres Alters diskriminiert werden. Ich wünsche mir, dass wir in unseren Geschichten in der Zukunft darüber reden, wie wir den Adultismus bekämpft haben. Es gibt in meiner Traumzukunft keinen Adultismus mehr. Jugendliche sollen selbst bestimmen, was für sie gerade jetzt eine Geschichte wert ist. Kinder sollen entscheiden, was für Geschichten sie jetzt schreiben und hören wollen. Wo sollten deine perfekten Zukunftsgeschichten stattfinden? Ich möchte eine Geschichte am See hören. Alle dürfen kommen und jede*r soll Zugang dazu haben. Am besten im Sommer beim Sonnenuntergang. Zu meinen Zukunftsgeschichten soll jede*r Zugang haben. Jede Person darf ihren eigenen Bedürfnissen folgen und muss nicht nur still dasitzen. Es sollte nichts kosten und man kann alle Freund*innen mitbringen. Lieben Gruß Mariella

✸✸✸ Hey Mariella, vielen Dank für deinen Brief und deine unterschiedlichen Gedanken zu den Geschichten der Zukunft! Ich fühle mich geehrt, dass du mich für den Briefwechsel ausgesucht hast und freue mich, mich mit dir austauschen zu können. Ich

kann mich noch gut erinnern, wie wir uns im September 2022 beim Netzwerktreffen der Kinder- und Jugendbeteiligungsgruppen in Bochum kennengelernt haben. Wir saßen zufällig im selben Zug aus Berlin, der mit großer Verspätung in Bochum ankam und kamen dann dort vor Ort in ein riesiges Unwetter. Später saßen wir an der Bushaltestelle auf dem Weg zum Bochumer Theaterrevier und haben mit dem Kinder- und Jugendbeirat des Theaters an der Parkaue, den ich begleitet habe, „Ich sehe was, was du nicht siehst“ gespielt. Bei deiner Idee, dass KI zukünftig unsere Theater übernehmen, musste ich schmunzeln. Denkst du, dass es dann vielleicht gerechter im Theater bei der Entscheidung über Inhalte zugehen könnte? Schließlich könnten künstliche Intelligenzen aus einem Querschnitt an unterschiedlichen Ideen, Wünschen und Bedürfnissen ganz neue Geschichten für die Bühne generieren. So könnten zum Beispiel Kinder und Jugendliche über digitale Tools ganz anders befragt und in die Entwicklung von Stoffen einbezogen werden. Oder vielleicht würden unter der Intendanz der KI noch mehr Formate entstehen, die von Anfang an interaktiv gedacht werden, sodass die Zuschauer*innen den Verlauf der Aufführung steuern und nach ihren Wünschen verändern können? Ich wünsche mir so wie du eine Zukunft, in der im Theater der Adultismus kritisch bekämpft und Macht zwischen erwachsenen und jungen Menschen geteilt wird. Was denkst du – wie könnte ein Theater funktionieren, dass von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gemeinsam geleitet und gestaltet wird? Deine Zukunftsgeschichten am See während des Sonnenuntergangs klingen toll! Gerade deine Ideen zur Zugänglichkeit sprechen mich sehr an und sind mir persönlich wichtig. Ich wünsche mir Zukunftsgeschichten, die während der Aufführung gemeinsam zwischen den Spieler*innen und den Zuschauer*innen entstehen und von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gemeinsam entwickelt werden. Das Tolle am Nachdenken über die Zukunft ist ja, dass erst einmal alles möglich scheint. Oder eben gerade nicht? Ich habe die Inszenierung Bambi & Die Themen von Bonn Park, die auch im Rahmen des letzten Festivals AUGENBLICK MAL! gezeigt wurde, leider bisher nicht sehen können. Was ich aber in der Nachbesprechung des Stückes sehr interessant fand, ist, dass viele erwachsene Menschen von den gezeigten Zukunftsdystopien eher abgeschreckt sind, sich aber viele Jugendliche und junge Erwachsene gerade davon ange-

briefwechsel

von Mariella Pierza und Pauri Röwert


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sprochen und darin gesehen fühlen. Wie ging es dir mit der Aufführung von Bambi & Die Themen? Ich hoffe, du hast den Zeugnistag gut überstanden und genießt deinen freien Sommer! Ich starte nun auch in die Sommerpause und freue mich sehr auf den Urlaub. Liebe Grüße Pauri

briefwechsel

✸✸✸ Hey Pauri, danke für deinen Brief! An Bochum denke ich gerne zurück. Ich weiß noch, dass Anna Eitzeroth (Geschäftsführerin ASSITEJ) meinte, Pauri sei die erwachsene Person mit der orangenen Regenjacke. Ich schreibe dir grade aus Athen. Es ist unglaublich warm, jedoch wunderschön. Heute besteigen wir die Akropolis. Die Vorstellung von KI im Theater finde ich interessant. Die KI könnten viel gerechtere Entscheidungen treffen. Ich glaube, dass sie viel rationaler denken könnten. Sie würden ganz andere Geschichten erzählen, da sie ja alles wissen, was im Internet steht. KI wissen ja so, was gerade interessant ist. Interaktive KI-Intendanzen wären auch superspannend. Sie würden ja komplett anderes denken als Menschen. KI könnten eventuell alle einbeziehen, obwohl ich es schöner finden würde, wenn wir Menschen es schaffen alle einzubeziehen. Die KI sollten niemals die tollen Menschen im Theater ersetzen, denn das Theater lebt für mich von vielen wertvollen Menschen. Denkst du, KI könnten Berufe im Theater ersetzen? Und denkst du, es wäre gut für unsere Zukunftsgeschichten? Mein Wunsch wäre es, dass junge Menschen die Spielplanzusammenstellung bestimmen und die Intendanzen am Kinder und Jugendtheater übernehmen. Ich stelle mir es so vor: Die Kinder und Jugendlichen sollen diverse Perspektiven haben. Einerseits sollen Theaternerds dabei sein, aber auch Kinder und Jugendliche, die eigentlich mit Theater nichts zu tun haben. Alle Perspektiven sollen vertreten sein. Es soll eine große Gruppe sein, die sich untereinander unterstützt und auch streiten kann. Die Gruppe soll selbstbestimmt arbeiten. Eine Leitung gibt es nicht, aber eine Person, die sich um die Bedürfnisse kümmert. Es soll nicht das Gefühl von Alleingelassen-Werden vorhanden sein. Die Gruppe agiert mit der „erwachsenen Intendanz“ als Leitungsteam, also gleich viel Entscheidungsmacht. Ich würde es aber auch toll finden, wenn eine solche Gruppe ein Theater leiten kann, ganz ohne eine „erwachsene Intendanz“. Dafür müssten einige Menschen ihre Machtpositionen verlassen und sie für jüngere frei machen. Ich glaube, dass wäre meine Traumvorstellung von Machtverteilung in der Zukunft. Wie wäre deine? Die Zukunft vorzustellen ist für mich schwer. Ich wünsche mir eine schöne Zukunft, aber ich sehe so viel Dunkelheit. Wir zerstören unseren Lebensraum und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen kann. Einerseits ist da super viel Gutes und der Gedanke „Es wird schon alles gut gehen“. Hoffnungs-

losigkeit ist trotzdem in mir vorhanden. Bambi & Die Themen hat mir gezeigt, am Ende wird nicht immer alles gut. Dieser Gedanke wird so selten von Erwachsenen ‚zugelassen‘. Es wird oft nur das rosarote Ende gezeigt. Vielleicht war es das, was viele Erwachsene abgeschreckt hat. Man darf selten darüber nachdenken, was passiert, wenn nicht alles gut wird. Bei Bambi & Die Themen durfte ich das. Ich glaub mir fällt es auch deswegen so schwer, mir Zukunftsgeschichten auszudenken, denn ich weiß nicht, ob sie gut oder schlecht werden. Wenn du dir eine Geschichte ausdenken könntest, wie wäre sie? Ich hoffe, du hast einen schönen Sommer! Ich genieße gerade die Freizeit ohne Schule Liebe Grüße Mariella

✸✸✸ Liebe Mariella, ich schreibe dir nun aus Frankreich und schicke dir ganz liebe Grüße vom Mittelmeer. Wir sind gerade in Marseille und lassen uns den starken Küstenwind um die Nase wehen. Ich hoffe, du hattest einen schönen Urlaub und genießt die schulfreie Zeit! Ich stimme dir zu, dass ich mir wünsche, dass wir es auch ohne KI schaffen, die Stimmen von jungen Menschen im Theater wahrnehmbarer zu machen. Das Spielen und Experimentieren mit KI im Theater der Gegenwart und der Zukunft ist sicherlich interessant und eröffnet ganz neue Möglichkeiten, aber ich habe mich gerade deshalb beruflich für die Arbeit am Theater entschieden, da ich es genieße, gemeinsam mit anderen Menschen zu arbeiten, zu spielen und nachzudenken. Ich finde ein Theaterprojekt dann gelungen, wenn aus vielen Menschen mit unterschiedlichen Kompetenzen, Fähigkeiten, Ideen und Erfahrungen ein Produktionsteam wird, das gemeinsam kreativ ist, voneinander lernt und zusammen etwas ganz Neues erschafft. Leider fehlen aber in so vielen Projekten wichtige Perspektiven und Fähigkeiten, die in der Antragsstellung bzw. Teamzusammenstellung nicht mitgedacht werden – zum Beispiel die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen. Welcher Theaterprozess war bisher deiner spannendster bzw. an welches Theaterprojekt, bei dem du Teil des Teams warst, denkst du am liebsten zurück? Ich finde deine Ideen zu Kindern und Jugendlichen als Intendanzen spannend und anregend. Mir persönlich wäre auch wichtig, dass das junge Leitungsteam aus einem diversen Team mit unterschiedlichen Hintergründen und Perspektiven besteht und wirklich gleichberechtigt in alle Entscheidungen einbezogen wird. Dazu gehören für mich zum Beispiel auch Entscheidungen über das Budget und das Personal eines Theaters. Da Erwachsene so übermächtig im Theater sind, finde ich das Nachdenken über ein Theater, das ausschließlich von Kindern und Jugendlichen geleitet wird, natürlich sehr spannend. Daran schließen sich für mich spontan gleich einige Fragen an: Haben junge Menschen


neben der Schule genug Zeit, um ein Theater zu leiten? Wie würde es dabei mit der Bezahlung für die Arbeit der jungen Menschen und geltenden Arbeitsschutzgesetzen für Kinder und Jugendliche in Deutschland aussehen? In welchen Bereichen wäre es notwendig, dass das junge Leitungsteam von erwachsenen Begleiter*innen unterstützt wird und in welchen Bereichen wäre es gerade wichtig, dass junge Menschen auf sich allein gestellt sein dürfen? Als Theatervermittler*in war ich schon mehrmals in der Rolle der erwachsenen Person, die Gruppen von jungen Menschen am Theater begleitet und versucht, sich – so wie du es beschrieben hast – um alle Bedürfnisse zu kümmern. Mir macht diese Aufgabe großen Spaß, aber ich finde es oft auch schwierig, das richtige Verhältnis zwischen Vorgaben und Freiheit abzuwägen. Welche Vorgaben braucht es, um jungen Menschen Sicherheit und einen klaren Rahmen zu geben und wie viel Freiheit ist notwendig, um jungen Menschen genug Spielraum für die eigene künstlerische Arbeit zu ermöglichen? Wie empfindest du das? Was wünschst du dir von Erwachsenen, die dich als junge Person am Theater begleiten und unterstützen? Bei deiner Frage, welche neue Geschichte ich mir gern ausdenken würde, habe ich spontan an eine Liebesgeschichte mit asexuellen und/oder aromantischen Hauptfiguren gedacht. Als jugendliche Person hatte ich das Gefühl, dass die Themen Romantik und Sexualität mit sehr viel Druck und sozialen Normen verbunden sind. Ich habe mich oft nicht in dem wiedergefunden, was mir andere Menschen vorgegeben bzw. vorgelebt haben. Im Theater, Fernsehen und in der Musik gab und gibt es sehr wenig Repräsentation von asexuellen und aromantischen Menschen. In der neuen Staffel der Serie Heartstopper habe ich aktuell zum ersten Mal seit langem wieder ein Format gesehen, in dem auch eine asexuelle Person im Mittelpunkt steht. Was erleben Figuren, die kein Interesse an Romantik und/oder Sexualität haben? Welche anderen Formen gibt es, (k)eine romantische Beziehung zu führen? Das finde ich sehr spannend – die Beschäftigung mit diesen Themen und Fragen würde ich gern für die Bühne weiterentwickeln. Welche neue Geschichte würdest du dir gern ausdenken? Ich wünsche dir noch tolle Sommerferien und hoffe, du hast eine tolle Zeit! Liebe Grüße Pauri

✸✸✸ Hallo Pauri, ich schreibe dir grade im Zug zwischen Berlin und Köln. Wir waren in Köln im Theater, es war wunderschön mal wieder da zu sein. Aber trotzdem genieße ich die freie Zeit ohne Schule und Proben. Ich hoffe, du auch! Bei mir geht es ja bald wieder los. Ich sehe es genauso wie du! Ein wertvoller Theaterabend besteht daraus, dass ganz viele Perspektiven, Menschen und Ideen zusammenkommen. Mir ist auch wichtig, unterschiedliche Körper auf der Bühne zusehen. Diversität heißt

für mich auch körperliche Diversität, so dass jeder Körper auf der Bühne sichtbar ist. Ich denke sehr gerne an die Vertretung für junge Perspektiven bei AUGENBLICK MAL! zurück. Der Prozess, den wir zusammen gemacht haben, war einfach so unfassbar wertvoll. Ich hätte niemals gedacht, dass wir so viel zusammen bewegen können. Ich denke an eigentlich fast alle Theaterprojekte sehr gerne zurück. Ich glaube am wertvollsten war der Jugendclub How to Connect und die Inszenierung Nathan am DT Jung*. Es gibt für mich keinen anderen Ort, an dem ich mich so ausprobieren konnte, wie am DT Jung*. Bei Nathan fand ich den Rahmen der Produktion so toll. Ich habe so viel über mich selbst gelernt und ganz viele wundervolle Menschen kennengelernt. Hast du einen Theaterprozess, an den du gerne zurückdenkst? Gibt es eventuell eine Sache, die du während eines Probenprozess in der Zukunft ändern könntest? Ich merke es oft selbst, wie schwer die Balance von Schule und Theater zu halten ist. Es wäre superwichtig, die Kinder und Jugendlichen in Intendanzpositionen vor Stress und Überforderung zu schützen, denn Schule und Theater lässt sich oft nicht gut miteinander verbinden. Man müsste eine Vereinbarung mit den Schulen treffen, dass es für die Schüler*innen funktioniert. Meine Schule unterstützt mich zum Glück und das sollte an jeder Schule so sein. Die Kinder und Jugendlichen müssen genau so viel Geld bekommen, wie die „erwachsenen Intendant*innen“, denn letztendlich machen sie dieselbe Arbeit. Es sollte jedoch ein großes Team sein, damit nicht drei Personen alles alleine machen müssen. Ich finde den Gedanken der „Regieassistenz“ als Begleitperson ein toller Gedanke. Letztendlich müssten die Kinder und Jugendlichen jedoch selbst entscheiden, was sie für eine Begleitung wollen. Ich kann es mir total gut vorstellen, dass es nicht einfach ist, ein richtiges Verhältnis als Begleitperson im Kinder- und Jugendbeirat zu finden. Denn es gibt oft sehr viele Vorgaben. Aber was ist, wenn man eventuell ein paar Vorgaben streicht? Oder es erst gar keine gibt? Total frei arbeitet? Und alles zusammen als Team entwickelt? Ich wünsche mir von einer erwachsenen Begleitperson ein offenes Ohr und Bock, etwas verändern zu wollen und nicht zu allem „Nein“ zu sagen. Die Strukturen zu hinterfragen und sie verändern zu wollen. Die Person sollte sich für uns in jeder Teamsitzung einsetzen und uns nicht vergessen. Bei der Vertretung für junge Perspektiven finde ich, dass Kristin Grün es so toll gemacht hat. So würde ich es mir nochmal wünschen. Ihre Bezeichnung als Assistenz fand ich toll, denn sie sind oft die geheimen Held*innen im Theater. Heartstopper find ich eine tolle Geschichte. Die zweite Staffel habe ich noch nicht geschaut. Wie du bereits meintest, ich habe noch nie eine Geschichte über asexuelle Personen gesehen. Und deine Fragen würde ich sehr gerne auf der Bühne sehen! Eine gute Geschichte wäre für mich über Fett. Was heißt es in unserer fettfeindlichen Gesellschaft dick-fett zu sein? Eines meiner Lieblingsbücher, Lügen über meine Mutter von

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briefwechsel

zukunftsgeschichten


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tell me more

Daniela Dröscher, handelt unter anderem über das Aufwachsen in einer Familie, in der das Körpergewicht alles bedeutet. So eine Geschichte wünsche ich mir im Theater. Ich würde mir aber auch eine Geschichte über das Aufwachsen einer jungen, dick-fetten Protagonist*in in unserer Gesellschaft wünschen. Diese Geschichten fehlen mir zu sehr! Die Frage jetzt mal umgekehrt: Welche Geschichten möchtest du nicht mehr sehen? Oder welche Geschichte wurden schon so oft erzählt, dass man sie nicht mehr hören will? Liebe Grüße aus dem Zug, der bis jetzt pünktlich fährt Mariella

briefwechsel

✸✸✸ Hi Mariella, ich bin mittlerweile wieder gut in Berlin angekommen und schreibe dir gerade aus dem Park. Nachdem es in den letzten Tagen so regnerisch war, scheint hier endlich mal wieder die Sonne. Ich muss sagen, dass ich die arbeits- und theaterfreie Zeit im Moment sehr genieße und mir viel Zeit nehme, um in Ruhe über kommende Projekte nachzudenken. Ich stimme dir zu, ich wünsche mir auch viel mehr körperliche Diversität im Theater! Ich denke dabei vor allem auch daran, dass auf (und hinter) den großen Bühnen viel zu wenige behinderte Künstler*innen zu sehen sind. Ich wünsche mir Theaterstücke, in denen behinderte und nicht-behinderte Menschen ganz selbstverständlich zusammen auf der Bühne stehen. Ich wünsche mir Theaterstücke mit ganz unterschiedlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten, so dass zum Beispiel blinde und taube Zuschauer*innen in den Proben von Anfang an mitgedacht werden und am Ende ein ebenso spannendes Theatererlebnis haben wie das nicht-behinderte Publikum. Ich finde, dass ihr als Vertretung für junge Perspektiven sehr viel bei AUGENBLICK MAL! bewegt habt. Ich hoffe, dass eure Forderungen ernst genommen werden und sich das Festival künftig weiter zu einem Ort entwickelt, der nicht nur Programm für ein erwachsenes, sondern auch für ein junges Fachpublikum gestaltet! Ich denke auch gern an viele unterschiedliche Theaterprojekte und an die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, mit denen ich jeweils zusammenarbeiten konnte, zurück. Besonders frisch sind für mich die Eindrücke des diesjährigen Kinderclubs am Theater an der Parkaue, für den ich gemeinsam mit meiner Kollegin Miriam Cochanski die Spielleitung übernommen habe. Gemeinsam mit zwölf

Mariella Pierza ist 16 Jahre alt und Teil der Vertretung für junge Perspektiven beim Festival AUGENBLICK MAL! 2023. Sie ist Darstellerin am DT Jung* und am Atze Musiktheater. Foto: privat

Kindern zwischen 7 und 12 Jahren und einem großartigen Team haben wir das Stück ABC des Wohlfühlens entwickelt und versucht, im Theater einen Ort zu erschaffen, an dem sich sowohl die Spieler*innen als auch die Zuschauer*innen wohlfühlen können (mit z.B. Sitzsäcken für das Publikum, Oropax und Kopfhörern sowie einem zusätzlichen Raum zum Entspannen und Zurückziehen). Dabei haben wir versucht, die jungen Spieler*innen so viel wie möglich teilhaben zu lassen – bei der Entwicklung der Themen, der Szenen, der Musik, der Kostüme und der Bühne. Gerade in den Endproben gab es aber immer wieder Punkte, an denen wir aus Zeitgründen allein künstlerische Entscheidungen treffen mussten (z.B. bei der Entwicklung des Lichtkonzepts oder bei der genauen Ausarbeitung der Dramaturgie). Für zukünftige Projekte nehme ich mir vor, diese Entscheidungen noch transparenter zu kommunizieren und von Anfang an mehr Zeit einzuplanen, um die Spieler*innen mehr in diese Prozesse einbeziehen zu können. Ich finde die Idee sehr reizvoll, die erwachsene Begleitperson eines jungen Leitungsteams als „Regieassistenz“ zu bezeichnen. Schließlich formt eine Bezeichnung auch das Selbstverständnis der jeweiligen Person. Wenn sich Erwachsene nicht als Spielleiter*in oder Theaterpädagog*in, sondern als Assistent*in, Begleiter*in oder Unterstützer*in bezeichnen und verstehen, wird klar, dass die jungen Menschen im Mittelpunkt des jeweiligen Projekts stehen und die Erwachsenen ‚nur‘ als Wegbereiter*innen agieren. Danke dir für deine Ideen für Geschichten, die unbedingt auf der Bühne zu sehen sein sollten, und für die interessante Folgefrage! Ich will keine Geschichten mehr hören und sehen, in denen Kinder und Jugendliche als Projektionen von erwachsenen Menschen auf die Bühne gebracht werden – ganz egal, ob es klischeehafte Geschichten über naive und unmündige Kinder oder vermeintlich inspirierende Erzählungen über junge Held*innen sind, die die Welt retten. Ich will, dass Kinder und Jugendliche in ihrer Diversität auf der Bühne gezeigt werden und vor allem selbst darüber entscheiden können, wie sie dargestellt werden. Ich will, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene gemeinsam Kunst machen und hoffe, dass dieser Auftrag von immer mehr Theatern ernst genommen wird! Jetzt wird es langsam dunkel und ich gehe gleich aus dem Park nach Hause. Liebe Grüße – hoffentlich sehen wir uns bald wieder! Pauri

Pauri Röwert ist 31 Jahre alt und hat den Beirat des Theaters an der Parkaue bis Ende 2023 begleitet. Pauri arbeitet als freie*r Theatervermittler*in in Berlin. Foto: Robin Klingenberg


rubrik

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Foto: Pauri Röwert


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Berufsgeschichten: Den Weg beschreiben, den Weg beschreiten

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briefwechsel

von Emel Aydoğdu und Juli Mahid Carly

Liebe Emel, ich schreibe dir aus dem sonnigen Portugal, einem Land, von dem ich als Kind immer dachte, es wäre wie Spanien nur mit kälterem Wasser – und wenn ich ehrlich bin, ist es auch ein bisschen so. Wie du weißt, sitze ich gerade an der Fassung für Kabale + Liebe, das ich im Herbst für ein Publikum ab 14 Jahren in Konstanz schreibe und inszeniere. Du arbeitest ja auch gerade dort, wahrscheinlich ist dir aufgefallen, dass Konstanz ein bisschen anders ist als andere deutsche Städte. Weniger Menschen, die aussehen wie du oder ich, weniger als im Ruhrgebiet, Kassel oder in Berlin. Damit will ich nicht andeuten, dass die Menschen hier hässlich sind, sondern vielmehr, dass es eher eine reiche, weiße Welt ist, in der wir da Theater machen. Manchmal kommt mir das Theater insgesamt vor wie eine reiche, weiße Welt. Dir auch? Und wenn ja, wie geht man mit diesem Gefühl produktiv um? Schließlich kann man mit einer Produktion ja meistens nicht akut viel an der Zusammensetzung des Publikums oder der Konfiguration der bildungsbürgerlichen Gymnasialklassen, die von ihren Lehrer*innen ins Theater gebracht werden, ändern. ◆ ◆ ◆ Aloha Juli, wie schön ist das denn. Du bist gerade an meinem Lieblingsurlaubsort. Dort war ich mal surfen und ich bin den portugiesischen Jakobsweg gelaufen. Ein wunderbarer Ort, um sich auszuruhen, Energie zu tanken, Natur und Menschen zu erleben. Gerade in unserer Sommerpause, die wir dringend brauchen, um die neue Spielzeit erfrischend zu starten. Nun, gerade ist der Atlantik zwischen uns, denn ich befinde mich auf der anderen Seite der Welt – in den USA. Ich denke mir, Wahnsinn, ich arbeite, verdiene meine Brötchen mit dem, was ich schon immer machen wollte und bin mit Ü30 nun an dem Punkt angelangt, dass ich mir eine etwas größere Reise im Jahr einigermaßen leisten kann. Ich erinnere mich gerne an unsere Begegnung im Foyer des Jungen Theaters in Konstanz zurück, nachdem wir uns beim Frankfurter Forum Junges Theater im März 2022 in Mainz kennengelernt hatten – und ehrlich gesagt, hatte ich ähnliche Gedanken/Wahrnehmung wie du sie hast. Ja, es ist eine Seltenheit, Menschen wie dir und mir in Konstanz zu begegnen. Daher habe ich mich gefragt, für wen ich hier überhaupt in dieser Stadt Theater mache? Vor allem ist es ein Stück, in dem es darum geht, in unprivilegierten Verhältnissen aufzuwachsen. Also Themen wie Rassismus und Klassismus werden voller Sprachkunst von Ewe Benbenek auf den Tisch gehauen, Inhalte, mit denen ich mich identifizieren kann und dabei natürlich den absoluten Drang habe, diese zu erzählen. Doch wie wird das Publikum damit umgehen? Mir geht es nicht darum, eine Betroffenheit herzustellen, sondern vielmehr aufzuklären – vielleicht ein ungünstiges Wort: aufklären –, durch die Stimme der Spielenden. Empathie zu schaffen und den Blick auch zu öffnen, zu schärfen für diejenigen, die in unserer Gesellschaft wenig Raum für ihre Stimmen haben. Und unser Beruf gibt diesen eben den Raum dafür: Wahrnehmbarkeit! ◆ ◆ ◆ Juli: In mir baut sich da plötzlich ganz groß der Wunsch auf, den Menschen ihre Privilegien vor Augen zu führen. Ihnen mit Schillers Geschichte von Luise und Ferdinand, die zu großen Teilen auch eine Erzählung von unüberbrückbaren Klassenunterschieden ist, zu erklären, wie wichtig es ist, dass sie später, wenn sie nach Berlin ziehen, um International Business Law zu studieren und von den Bodensee-Eltern ihr geräumiges Altbau-Zimmer im Prenzlauer Berg finanziert bekommen, ein bisschen sensibel sind für die Probleme ihrer Kommiliton*innen, die vielleicht nicht so gut situiert sind.


berufsgeschichten

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Ich hatte früher als 16-jährige Person ein Schülerabo fürs Theater, das nur fünf Euro gekostet hat. So weit, so gut. Die Klassenkamerad*innen, mit denen ich dann aber ins Theater gegangen bin, wollten vorher immer bei einem galanten Asian-FusionRestaurant oder einer spießigen Burger-Kette essen, die nach einer Fabelwesen-Figur benannt ist, die nie erwachsen werden würde und Panflöte spielt. Die Devise war, wenn wir uns schon schick anziehen, dann vorher auch schick dinieren. Manchmal habe ich dafür dann gespart, aber eigentlich konnte ich mir das wirklich nicht leisten und beim nächsten Mal habe ich das Abo dann einfach nicht mehr bestellt, weil es mir als soziale Aktivität keinen Spaß gemacht hat. In der Zeit wollte ich auch Schauspieler*in werden. Glaube ich. Ich schreibe “Glaube ich”, weil ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, dass es überhaupt möglich ist, irgendwie Regisseur*in oder Autor*in für Theater zu werden, und deshalb bin ich mir nicht sicher, ob ich einfach nur den erstbesten Beruf im Theater zu meinem Traum auserkoren hatte. Als ich mit meiner Familie oder Freund*innen über diesen Berufswunsch sprach, kamen wir immer relativ schnell zu dem Schluss, dass das keine gute Idee sei. Es wäre doch eigentlich unvernünftig von einer Schauspielschule, mich anzunehmen, weil es ja gar keine Rollen für nicht-weiße, nicht-dünne, nicht-gendernormkonforme Menschen gibt. Ich frage mich, ob das damals tatsächlich irgendwie sogar wahr war, oder immer noch wahr ist. Gleichzeitig frage ich mich, wie wir mit solch einer Selbstverständlichkeit darüber reden konnten, dass in dieser Institution kein Platz für diejenigen ist, die dort bisher nicht auf der Bühne stehen. Mal ganz abgesehen von so etwas wie spielerischem Talent, an dem es dann vielleicht doch auch noch gescheitert wäre. ◆ ◆ ◆

Juli: Emel, ich muss es zugeben. Ich hab dich gegoogelt. Das ist mir irgendwie unangenehm. Gerade denke ich, es wäre vielleicht besser gewesen, ich hätte dich einfach mal angerufen, um zu fragen, was du studiert hast, oder zumindest auf Insta geschrieben, um zu erfahren, wo du eigentlich wann geboren bist. Informationen, die man sich digital erschleicht, können übergriffig sein, vor allem in unserem Fall, in dem die Außensicht auch so viel damit zu tun hat, was man uns zutraut und zuschreibt. Jedenfalls habe ich beim Googlen herausgefunden, dass du schon seit deiner Jugend in Bochum im städtischen Theater in Clubs, aber auch im Jungen Ensemble gespielt hast, also quasi zu einem Zeitpunkt, wo ich mit unserer hochwohlgeborenen Arbeitgeberin und Kulturerbe-Anwärterin noch gefremdelt habe, warst du mittendrin. Mich würde total interessieren, wie sich das auf deinen Weg im Theater ausgewirkt hat und wie es vielleicht auch deine jetzige Arbeit beeinflusst, gerade auch für ein junges Publikum. ◆ ◆ ◆ Emel: Wie cool, ich habe Dich auch mal gegoogelt, als wir damals unser erstes Gespräch für den Writers Room im Rahmen des Projekts Bitter Sweet Home kennengelernt hatten. Damit ich mich auf unser Gespräch vorbereiten konnte, war es mir wichtig und

briefwechsel

Emel: Das verstehe ich und daher war ich mit diesen Kids nicht wirklich befreundet. Nicht, dass ich mich nicht anfreunden wollte, eher herrschte des Öfteren eine Barriere zwischen ihnen und mir. Eine unsichtbare Barriere, in denen wir nicht zusammen­ kamen, auch wenn wir einen Raum miteinander teilten. Den Theaterraum. Als Theaterscout konnte ich mir zum Glück kostenfrei Vorstellungen am Schauspielhaus Bochum ansehen. Das war eine prägnante Zeit. Wie schade, dass du diese Erfahrungen gemacht hast. Aber es ist toll, dass du dennoch dran geblieben bist. Und ich frage mich oft, für wen diese Abos gemacht sind? Sollten wir das auch nicht nochmal überdenken? Das Abosystem ist ein sehr altes, aber dennoch ein wichtiges finanzielles Element im Theatergeschäft. Nicht das Schüler*innen-Abo, ich meine das Abo-Abo. Wäre es nicht auch möglich, dies für junge Leute neu zu denken. Zum Beispiel gibt es in einigen Städten – wie in Bochum – einen Semesterbeitrag von ca. – lass mich nicht lügen – 1 Euro und die Studierenden können im Theater eine Vorstellung kostenfrei ansehen. Wir sollten viel mehr – sowieso – an das Nachwuchspublikum denken. Was geschieht, wenn wir sie jetzt nicht mehr greifen und für das Theaterschauen gewinnen können? Für wen machen wir dann noch Theater? Diese Frage über das zukünftige Theaterpublikum beschäftigt mich sehr. ◆ ◆ ◆


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briefwechsel

ich halte es für völlig in Ordnung, einmal zu schauen, wie eine grobe Theatervita der Kolleg*innen verfasst ist, die, wie wir wissen, von uns selbst für die Theaterhomepages geschrieben werden. Die Zeit am Jungen Schauspielhaus Bochum war wichtig für meinen Lebensweg. Ich durfte mit sehr professionellen Menschen zusammenarbeiten, die mich als jungen Menschen heranwachsen sahen, die mir Möglichkeiten der Entfaltung meiner Kreativität anboten und an mich glaubten. In meiner Teeniezeit habe ich viel in Jugendclubs gespielt, jede Veranstaltung mitgemacht, die ich mitmachen konnte, neben dem stressigen Gymnasium, das nicht ohne war. Zu Hause war vieles in einer Schieflage, sodass mich das Theater und die Menschen, die das leiteten, auffangen konnten. Ein*e Theaterclubteilnehmer*in meinte mal, auch eins von diesen besagten Kids, ich könne nicht mal einen Weg beschreiben, wie wolle ich denn Regisseurin werden? Durch das Theater formte sich meine Sprache, ich versuchte Vieles in mich hineinzusaugen. Worte, Sprichwörter, Fachwörter… Ich schaute viel Theater und merkte, wie sehr es mir half, und ich fand nicht nur ein Stück weit den Ausgleich, sondern auch einen Boden vor, auf, hinter der Bühne. Meiner Identität, die mich in meiner Teeniezeit sehr beschäftigte, – wer bin ich, was will ich, woher komme ich, wohin will ich – gab es einen wichtigen, richtigen Schliff. Daher bin ich der absoluten Überzeugung, dass das Theater jungen Menschen im Alltag helfen kann. Antworten auf Fragen finden lassen kann. Einen Raum geben kann, zu träumen, zu ermutigen, zu reflektieren. Denn nichts ist schöner – das habe ich in meiner Produktion Wenn Wolken wachsen festgestellt – als die erste Theatererfahrung der jungen Menschen zu prägen, auf die sie nach zwanzig, dreißig Jahren zurückblicken und sich an Bilder und Worte erinnern, die wir als Erzählende geschaffen haben. ◆ ◆ ◆ Juli: Ich habe irgendwie immer ein bisschen Angst, zu sehr Theater für das kleine Teenagerseelchen zu machen, das damals dann nicht mehr ins Theater gegangen ist, weil es sich unwohl gefühlt hat mit dem Kontext, den Inhalten, den immergleichen und immerfernen Geschichten über Männer und Frauen in Hotelbars oder Familiengeheimnisse, die erschüttern sollten, in meiner Familie aber einfach von Anfang an ganz klar ausgesprochen wurden. Eigentlich finde ich es nicht besonders schlau oder erkenntnisreich, sein eigenes künstlerisches Schaffen als therapeutisch zu beschreiben. Ich verstehe das sogar eher als eine devote Geste denjenigen toxischen Genies gegenüber, die ganz offensichtlich dringend mal eine Therapie bräuchten oder gebraucht hätten. Trotzdem sind die Geschichten, die wir versuchen zu erzählen, doch bewusst ganz andere als diejenigen, die wir früher gehört haben. Ist es verwerflich, dass unser Antrieb darin besteht, mehr Wahrnehmbarkeit für uns, oder solche wie uns, was auch immer das bedeutet, zu verschaffen? Und wollen wir überhaupt wirklich diese anderen Geschichten erzählen, oder sollen wir es nur wollen, weil es zu einer bestimmten Agenda des Theaters passt. Und hast du auch manchmal das Gefühl, dass du zwischen diesem Selbst-Wunsch nach Wahrnehmbarkeit und Diversifizierung und der Fremdzuschreibung, dass man die richtige Person eben genau dafür sein könnte, nicht mehr so leicht differenzieren kannst? Vor allem seitdem sich ökonomische und berufliche Fragestellungen da mit dem eigenen Lebensweg und der eigenen Vorstellung von guter Kunst verschränken?

◆◆◆ Emel: In erster Linie möchte ich natürlich als Künstlerin wahrgenommen werden. Ich möchte nicht etwas bedienen, was nicht meinem Selbst entspricht. Beispielsweise suche ich nach den Stücken und Themen, die mich interessieren und mit denen ich mich identifizieren kann. Daher möchte ich, weil diese Haltung dominiert, gerade diese ‚anderen‘ Geschichten erzählen, die jahrelang nicht erzählt wurden. Es fühlt sich eher wie eine Lücke an, die nicht ausgesprochen ist, bis ich satt werde vom Erzählen. Auf der anderen Seite möchte ich mich nicht in einem Theaterraum aufhalten, in dem diese ‚diversen‘ Geschichten nur als ‚en vogue‘ angesehen werden. Das merke ich und möchte seitens des Theaters nicht als token hingehalten werden. Das würde für mich bedeuten, dass ich als eine Minderheit in eine dominierende Gruppe wie das Theater eingeladen wäre, aber mich das Theater nur einlädt, weil es nicht an meiner Person oder an meiner Kunst interessiert ist, sondern nur, um sich nach außen hin zu schmücken. Ich finde es natürlich


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immer am Besten, dass ich zunächst als Mensch, der eine interessante Kunst macht, eingeladen werde. Auf der anderen Seite ist es aber wichtig, dass wir auch als Mensch mit, sei es Migrationsgeschichte oder als Frau eingeladen werden, da diese Kulturinstitutionen überwiegend, weiß, männlich, dominiert sind. Es ändert sich etwas, aber langsam. In dieser Spielzeit inszeniere ich einige Stücke/Romane, die teilweise von Autor*innen mit Migrationsbiografie geschrieben wurden und Geschichten erzählen, die ich gerne schon in den Nullerjahren am Schauspielhaus Bochum gesehen hätte. Auch damals nach dem Abitur habe ich mich bei den Aufnahmeprüfungen für das Regiestudium mit ‚diversen‘ Geschichten befasst, die politisch waren. Dies ist schon über 13 Jahre her und ich wurde, weil ich nicht unbedingt Shakespeare inszenieren wollte, sondern mich vielmehr für aktuelle politische Inhalte interessierte, nicht aufgenommen. Daher hat sich etwas Unerzähltes in mir gestaut und sollte jetzt raus, hinaus in die Welt, sodass nichts unerzählt bleiben kann. Um Wahrheiten und Perspektiven spiegelnd zu reflektieren ist das Theater als Medium ein wichtiges Mittel. Ein Mittel, um überhaupt eine Möglichkeit für den Diskurs und das Einander-Zuhören zu realisieren. ◆ ◆ ◆ Juli: Hast du das Gefühl, dass es hauptsächlich Solidarität gibt unter den Theatermacher*innen mit projizierter Migrationsbiografie? Ich benutze diesen Begriff, weil ich glaube, dass er am besten beschreibt, was Begriffe wie Migrationshintergrund oder PoC in Deutschland nicht treffend formulieren können. Nämlich die Eigenschaft von Menschen, anderen Menschen ihr ethnisches Deutschsein abzusprechen, weil sie unter deutsch etwas verstehen, das weiß ist und vermeintlich seit dem Mittelalter zwischen Elbe und Rhein lebt. Oder gibt es neben Solidarität auch manchmal eine merkwürdige Konkurrenz, weil man Angst hat, dass es nur eine begrenzte Anzahl von uns geben kann, bevor der mehrheitlich weiße Markt genervt von uns ist, oder oute ich mich hier gerade als die einzige doofe Person, die solche Gefühle an sich selbst beobachtet? ◆ ◆ ◆

Juli: Oh man, ich merke, dass ich über so Vieles gerne mit dir sprechen würde – und auch wie sehr mich diese schriftliche Briefform gerade befreit von etwaigen sozialen Konventionen einer mündlichen Konversation. Ich hoffe, das ist erstmal alles okay für dich und wenn nicht, dann können wir das ja auch alles auf jeden Fall streichen oder noch mal von einer anderen Seite aufziehen. Ich geh jetzt mal in den kalten Atlantik und denke ein bisschen weiter darüber nach, wie ich mich am besten gleichzeitig über Ferdinand, Schiller und mich selbst lustig machen kann. Wir sehen uns dann spätestens in ein paar Wochen in Konstanz. Liebe Grüße Juli

Juli Mahid Carly ist freischaffende*r Regisseur*in, Autor*in und Performer*in und arbeitet zur Zeit in München, Konstanz und Kassel. Foto: privat

Emel Aydoğdu ist Regisseurin und Autorin. In der Spielzeit 2023/24 inszeniert sie für das Theater Bonn, Theater Konstanz, Maxim Gorki Theater Berlin und JES Stuttgart. Foto: David Peters

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Emel: Darüber habe ich auch mal nachgedacht. Und bin zu dem Entschluss gekommen, dass gerade weil wir alle individuell sind, unterschiedliche Ästhetiken mitbringen und auf verschiedene Themenbereiche fokussiert sind, es wunderbar ist, so hoffe ich, sich nicht in einer Konkurrenz zueinander betrachten zu müssen und diese Jobs im Theater zu bekommen. Ich merke langsam eine Veränderung. Nicht überall, aber es geht nach vorne. Ich denke, dass ich als Theaterschaffende eher Angst davor habe, wie wahrscheinlich jede*r andere Künstler*in diese Ängste hat, nicht eine Spielzeit gefüllt zu haben mit Projekten. Eine begrenzte Anzahl kann und sollte es nicht geben. So hoffe ich. Wir sollten als Nachwuchstheaterschaffende wie die Mehrheitsgesellschaft angesehen werden und gemeinsam einen Zusammenhalt schaffen, uns miteinander solidarisieren und uns unterstützen. ◆ ◆ ◆


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briefwechsel

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Foto: Juli Mahid Carly


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Konkurrenzgeschichten: Kurzmitteilungen zu Wettbewerb, Privilegien und Motivation von Wicki Bernhardt und Wera Mahne

W

W [04.07.23, 14:30] Also ich finde die Idee richtig schön, mit dir über Konkurrenz und Wettbewerb nachzudenken. Allerdings bin ich jetzt doch ziemlich geschockt, dass es für diese Arbeit nur eine Aufwandsentschädigung gibt. Das hat ja voll viel Einfluss. Wer kann es sich überhaupt finanziell leisten, Artikel zu schreiben und so Teil des Diskurses zu sein? Besonders Freiberufler*innen müssen dafür dann so gut verdienen, dass sie sich diese Arbeitszeit selbst gegenfinanzieren können. Das ist auch ein Privileg, sich leisten zu können, für so wenig Geld zu arbeiten, um Wahrnehmbarkeit zu erlangen.

sind ähnlich alt. Bist du eigentlich West-sozialisiert? Das wäre dann vielleicht ein Unterschied in den Erfahrungen …  W [05.07.23, 12:00] Dass wir uns in vielen Privilegien ähnlich sind, beschäftigt mich auch, wenn ich darüber nachdenke, welche Strategien wir haben oder welche entwickelt werden könnten, um aus diesem „Konkurrenz-Game“ auszutreten oder Konkurrenz zumindest abzuschwächen. Mit unseren Privilegien erfahren wir auch viele Ausschlüsse nicht und haben sie somit vielleicht auch noch nicht erkannt.

  W [05.07.23, 11:23] Ja, das stimmt. Und das ist dann auch schon ein Teil von unserem Konkurrenz-Thema: Wer hat wann und wo Finger/Gedanken/ Gesicht im Spiel? Wer wird angefragt, aber auch, wer kann es sich leisten, das Angebot anzunehmen? Ich finde, wir müssten das in unseren „Briefwechsel“ einbauen, dass Wettbewerb nicht nur von einem selbst kommt, sondern auch oft in der Struktur oder in den Konditionen steckt.

W [05.07.23, 13:25] Da muss ich an unser Talk ohne Show1 denken. Mehr Wissen und Erfahrungen zu teilen, Dinge zu benennen und auch die Kollegialität in der kompetitiven freien Theaterszene zu stärken ist ja auch ein Anliegen der Netzwerkinitiative. So nach dem Motto: Lasst uns gegenseitig unterstützen und den Weg ebnen, um in diesem oft undurchsichtigen und ungerechten System aktionsfähig zu werden. 

W [05.07.23, 11:30] Ja voll. Und es geht dabei ja auch noch viel weiter als rein finanzielle Barrieren. Wer kann überhaupt, mit welchen Voraussetzungen, in das konkurrenzhafte System Theater einsteigen? In Konkurrenz zu stehen ist somit auch ein Privileg, weil das bedeutet, dass ich den Zugang schon gefunden habe ...

W [05.07.23, 13:32] Gut. Dann kommt das alles mit in den Austausch und wir machen das trotz der geringen Bezahlung. Schöne Sommerpause dir  W [15.07.23, 14:25] Dir auch. Bis August.

 W [05.07.23, 11:35] Unsere beiden Perspektiven sind da natürlich sehr ähnlich. Wir sind beide Cis-Frauen, weiß, abled, haben Theater studiert, arbeiten oft in der Position der künstlerischen Leitung,

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Talk ohne Show ist eine Vernetzungsinitiative für Akteur*innen für performative und choreografische Formate im Theater für junges Publikum, ins Leben gerufen von Wicki Bernhardt, Wera Mahne, Janna Pinsker und Lisa Zehetner. In offenen (digitalen) Treffen finden Austauschformate zu Themen wie Finanzen und Verhandlungen, Wertschätzung, Machtstrukturen oder Klassismus statt. Die Initiative definiert sich als Freund*innenschaft.

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W [05.08.2023, 11:24] Ich war noch auf einem Familienfest am Wochenende und schreibe jetzt mal quasi in der neuen Spielzeit drauflos. Das Thema Konkurrenz ist nicht so einfach zu fassen, denn meistens ist es ja gar nicht so, dass es so eine offene Konkurrenz gibt im künstlerischen Bereich wie zum Beispiel beim Sport, sondern Konkurrenzmomente eher versteckt oder unbewusst im System behaftet sind. Außer natürlich bei Festivals, wenn es da einen (Geld)Preis gibt, wird die Konkurrenz geschürt. Bei fast allen Festivals, auf denen ich war, gab es aber dennoch so eine Kollegialität wie „Ich finde, alle hätten es verdient“ oder „Ich bin einfach schon so froh hier zu sein“. Also, worum geht es bei Konkurrenz – was ist das überhaupt? Wikipedia sagt: „Wettkampf im Sport und Spiel“. Das gefällt mir eigentlich wieder ganz gut. Wettkampf oder Konkurrenz kann ja auch etwas Positives, Regulatives sein und danach schüttelt mensch sich die Hände übers Tennisnetz. Das geht aber nur fair, wenn die gleichen Voraussetzungen herrschen, was natürlich nie zutrifft. Konkurrenz ist nie gleichberechtigt, da alle unterschiedliche Voraussetzungen und manche gar keinen Zugang haben. Das ist jetzt nicht neu als Erleuchtung, aber ich finde es wichtig, das nicht zu vergessen.

W [11.08.2023, 18:32] Absolutely. In meinem Kollektiv probieren wir daher immer die Sprecher*innenpositionen klar aufzuteilen. Manchmal ist das schade, weil dann alles so geordnet und auch weniger intuitiv ist. Aber ich glaube, dass das wichtig ist. Ist ja auch eine krasse Machtfrage, wer wie lange Raum bekommt.

briefwechsel

 W [09.08.23, 18:38] „Konkurrenz als Motivation“ – weil die Anderen anfangen und irgendwas tun, fange ich auch an und tue irgendwas. Konkurrenz und Wettbewerb sind da sehr eng verknüpft. Und damit bekommt es auch sehr schnell etwas Kapitalistisches und Neoliberales. Schnell sein, produktiv sein, massentauglich und möglichst auch qualitativ besser als die Anderen sein. Wenn ich jetzt Bäckerin wäre und du hättest deine Bäckerei im Nebenhaus, würde ich wahrscheinlich versuchen früher aufzustehen als du, das bessere Mehl zu verwenden als du und vielleicht auch alles billiger zu machen als du. Was heißt das für die Kunst? Ich finde schon, dass es auch viel offene Konkurrenz im Theatersystem gibt. Neben den Preisen und Auszeichnungen, fallen mir auch Förderungen ein… So auf die Webseite des Fonds DaKü gucken und sehen, welche Kolleg*innen die Mehrjahresförderung bekommen haben, und vielleicht hatten wir uns auch beworben… Da ist es dann manchmal nicht so leicht, nicht neidisch zu werden oder irgendein Gefühl von Ungerechtigkeit zu entwickeln. Soweit erstmal von meiner Pause im Tiergarten. Lieben Gruß!  W [11.08.2023, 18:25] Konkurrenz beim Sprechakt … Wer spricht zuerst und wie lang. Kennst du das?

 W [11.08.2023, 18:33] Das genaue Absprechen nimmt dann aber auch viel Zeit ein.  W [11.08.2023, 18:34] Ja, das braucht ziemlich viel Aufmerksamkeit, wenn mensch irgendwie versuchen will, Konkurrenz zu vermindern, Macht bewusst wahrzunehmen etc.  W [11.08.2023, 18:42] Ich hab‘ mal eine Produktion erlebt, die nicht so gut im Probenprozess gelaufen ist, da waren viele Menschen dabei, die sich nicht so gut kannten und unterschiedliche Erfahrungen, Interessen und Positionen hatten. Da war dann irgendwann die Situation, dass alle immer nur noch länger geredet haben, um ihre Meinung präsent zu machen. Wenn die Person, die gerade geredet hat, fertig war, wurde nicht auf den Inhalt eingegangen, sondern einfach etwas Anderes angesprochen oder das Gleiche wiederholt und noch länger geredet. Das war richtig furchtbar, weil wir immer länger im Theater rumsaßen, zu Zeiten, in denen wir hätten schlafen und uns erholen sollen. Da war dann die Person mit der besten Kondition wahrscheinlich die Person, die sich durchgesetzt hat. So eine Dynamik ist sehr ungerecht und exklusiv. Ich würde außerdem sagen, dass es künstlerisch nicht zielführend ist. Ich denke und hoffe, ich würde jetzt anders damit umgehen und aus diesem Spiel aussteigen. Das habe ich die letzten Jahre viel geübt, das Spiel, die Situation zu erkennen und einen Ausstieg zu finden. Der kann meistens ganz simpel sein und muss die anderen nicht runtermachen. Die meisten Leute reagieren darauf, weil es eine aufweckende, nicht erwartete Reaktion ist. Das kriege ich aber auch nur hin, wenn ich selbst noch nicht im Krisenmodus bin.  W [14.08.2023, 11:36] Ich muss an zwei Gespräche denken, die ich in den letzten Tagen geführt habe. Da ging es um die Verteilung von Macht im Theatersystem und im Bildungssystem Uni. Und um Ausschreibungen, die sich explizit an FLINTA* (Frauen, Lesben,


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intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen) richten. Es ging dann in den Gesprächen darum, dass es uns (ich habe ausschließlich mit FLINTA* Personen gesprochen) schon häufiger passiert ist, dass wir auf männliche Cis-Kollegen treffen, die sich durch solche Ausschreibungen ausgeschlossen fühlen und Angst um ihre Karriere haben. Eine befreundete Person, die gerade frisch einen Leitungsposten besetzt hat, wurde dann von ihrem Kollegen mit den Worten empfangen: Ja, da kommst du ja auch genau in eine Zeit rein, die dich als Frau* sehr unterstützt … Also die Frage danach, inwiefern die explizite Förderung marginalisierter gesellschaftlicher Gruppen als Konkurrenz empfunden wird – von Leuten, die die Privilegien haben (und ohne speziell aufgelegte Programme ganz selbstverständlich gefördert werden – also die, die sonst immer gemeint sind). Ich frage mich, ob das statistisch auf irgendwas gestützt ist. Also werden statistisch gerade wirklich mehr Frauen* in höheren Stellen besetzt? Beziehungsweise zu welchen Rahmenbedingungen werden sie besetzt? Im „Theaterbiz“ ist es doch ganz offensichtlich, dass Cis-Männer einen Großteil der zur Verfügung stehenden Gelder verdienen und auch weiterhin sehr viele, sehr hohe Posten neu besetzen … Ich würde da gern mal Statistiken lesen: Wie wird verhandelt, wie wird verdient in unserer Szene? Und was verhandelt sich im Schnitt zum Beispiel eine abled weiße Cis-Frau im Vergleich zu weniger privilegierten Gruppen im Theater …

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Jacinta Nandi hat beim Bachmannpreis gelesen und dann als Abschluss-Statement sinngemäß gesagt: Übrigens braucht es in Zukunft Kinderbetreuung bei dieser Veranstaltung, damit ich und Andere hier teilnehmen können.  W [14.08.2023, 12:03] Schlimm finde ich auch den häufig dazugehörigen und gefährlichen Umkehrschluss, dass Leuten, die nicht dem privilegierten Bild entsprechen, unterstellt wird, sie würden ihre Aufgabe nicht aufgrund inhaltlicher Kompetenzen erhalten.  W [14.08.2023, 12:06] Und das kann sich dann auch auf die eigene Wahrnehmung übertragen: Habe ich diesen Job wirklich verdient ...? Bin ich gut genug? Das kann dann Einfluss auf die künstlerische Arbeit nehmen. Selbstbewusst rüberkommen und keine Schwächen zeigen ist großer Teil eines Erfolgskonzepts, dem ich oft begegnet bin.  W [14.08.23, 12:17] Wie meinst du das?

 W [14.08.23, 11:53] Krass. Ich glaube wirklich, dass das statistisch gesehen totaler Bullshit ist ...  W [14.08.23, 11:59] Das Grundproblem ist, glaube ich, dass privilegierte Menschen denken, Konkurrenz und Wettbewerb sind förderlich und ‚natürlich‘ und dadurch wird die fähigste Person den Job machen, den Preis gewinnen, die Keynote halten, etc. Dass aber andere Personen gar nicht die Voraussetzung, den Zugang, die Förderung und die Ressourcen dafür haben, sich im Wettbewerb zu beteiligen, ist dann gar nicht mitgedacht. Solche und andere Strukturen setzen sich dann ja fort, in Bezug auf Menschen mit Behinderung, People of Color und weitere marginalisierte Gruppen.

W [14.08.23, 12:33] Ich bin gefühlt schon noch durch ein System gegangen, bei dem viele Regisseur*innen stark ihre Autorität beweisen und halten mussten. Und ich wollte ja auch künstlerisch arbeiten und wusste: ich muss da eine ganz bestimmte Art von Sicherheit ausstrahlen, sonst bekomme ich keine Chance. Immer eine Antwort wissen, immer „Herr“ der Lage sein, immer klare Ansagen machen. Das übliche Problem ist dabei, dass weiblich gelesene Regisseur*innen weniger beliebt waren mit diesen Kompetenzen und bei Männern war es normal. Diese Herangehensweise bringt auch eine bestimmte Art von Kunst hervor. Wenn ich nie nachfrage, hinterfrage, suche und wieder verwerfe, sondern immer beim ersten Mal richtig liegen muss, kommt da auch etwas raus, was von dieser Denkweise beeinflusst ist. Und in jeder Zusammenarbeit prägt der Umgang auch das Ergebnis.  W [15.08.23, 13:00] Ich habe noch einen Gedanken zu Strategien im Umgang mit dem System: Mit meinem Kollektiv hatten wir auch mal den unangenehmen Moment, dass wir uns gefragt haben, ob wir eine konkretere Positionierung als Gruppe bräuchten, um mehr Reichweite zu erlangen und vielleicht auch

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 W [14.08.23, 11:53] Im ensemble-netzwerk gibt es dazu Statistiken, glaub ich. Ich habe vor kurzem eine alte Schulfreundin wieder gesehen und sie hat mir erzählt, dass sie sich um ihre beiden Töchter keine Sorgen macht, da Frauen ja jetzt überall besetzt werden, auch ohne „einschlägige Kompetenzen“. Ihr Sohn hingegen hätte es da sicherlich schwerer.


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weitere Publikumskreise anzusprechen. In unserem Fall war das die Frage danach, inwiefern wir unsere Kunst auch als queer-feministisch bezeichnen wollen und ob das für alle in der Gruppe dann stimmig ist. Ich finde es total schön und auch wichtig, mich mit meiner Kunst zu positionieren, auch über die einzelnen Stücke hinweg. Ich finde es aber total problematisch, wenn das auch aus Gründen von Marketing irgendwie reizvoll ist und ich finde es richtig schwierig, das für mich voneinander trennen zu können.  W [15.08.23, 13:15] Oh ja. Kann ich verstehen. 

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W [18.08.23, 07:02] Wann Konkurrenz in unseren Arbeiten vorkommt, finde ich auch noch interessant. Ich versuch‘s mal: In unserem Stück Paare sind feindliche Inseln – Rette sich, wer kann! geht es um Paarbeziehungen, um den Druck in Liebesbeziehungen sein zu müssen und ums Flirten (dazu habt ihr ja auch ein Stück gemacht, oder?). Wir verhandeln das Ganze in dem Zusammentreffen von Menschen und Objekten. Das Grundsetting ist, dass ich auf der Suche nach Partner*innen bin und eigentlich permanent scheitere. Nichts passt so richtig, aber wirklich lösen von der Idee mit der Kettle-Bell flirty zu sein, kann ich mich auch nicht. Irgendwann später kommt dann Janna auf die Bühne und hat voll easy super viele (Ex-)Beziehungen und Lovegeschichten zu allen möglichen Dingen am Start. Da entsteht dann so eine Art Konkurrenzsituation – da ist eben der Erfolg direkt neben dem Scheitern. Und dann haben wir in unserem Klassenzimmerstück Stranger Life Fantasies, welches wir mit dem Ensemble des Theaters an der Parkaue entwickelt haben und in dem es um Berufswahl und Klassismus geht, eine Situation, in der die Schulklasse kurzzeitig vor der Entscheidung steht, wer von zwei Schauspieler*innen jetzt gekündigt werden soll.

 W: [18.08.2023, 19:35] Ah ja. Interessant. Wäre gespannt drauf, wie ihr diese Situationen dann (auf-)gelöst habt. Ich hab‘ mal den Roman Krasshüpfer von Simon van der Geest zu einem Stück umgeschrieben, da ging es um zwei Brüder, die sich unter anderem um einen Kellerraum in ihrem Zuhause gestritten haben. Das eskaliert dann im Laufe der Geschichte ganz tragisch, aber vorher stellt der kleinere Bruder symbolisch eine Armee aus Insekten auf und denkt sich ziemlich viele abgefahrene Tricks aus, damit er gegenüber seinem älteren Bruder nicht den Kürzeren zieht. Als der andere Bruder sich dann böse verletzt deswegen, bekommt er einen Riesenschreck. Diese Geschichte zeigt eigentlich ganz gut, wie sehr Konkurrenz motivieren kann, Dinge zu kreieren und dabei über sich selbst hinaus zu wachsen. Gleichzeitig wird es auch richtig gefährlich und … schäbig. Vor allem wenn das Gefühl vorherrscht, es gäbe nur begrenzten Raum und deswegen müsse „die Konkurrenz“ verschwinden. Das heißt, das Konkurrenzgefühl und auch der Wettbewerb wird stärker, je weniger Raum zur Verfügung steht. Dadurch kann auch Konkurrenz und daraus entstehende Missgunst von außen befeuert werden. Ich finde, sich das bewusst zu machen, hilft, die Perspektive zu wechseln und festzustellen, zusammen und gemeinsam sind wir stärker, erfolgreicher und wahrscheinlich auch kreativer. Außerdem geht es dann eher darum, den Raum (die Förderungen, die Möglichkeiten, die Unterschiedlichkeiten, die Chancen, die Positionen) zu vergrößern. Du, ich glaub wir haben die Aufwandsentschädigung gründlich abgearbeitet ;)  W: [19.08.2023, 12:42] Ja, das glaub ich auch. Wir sind durch :) Danke Wera für den Austausch!  W: [19.08.2023, 13:23] Danke dir, Wicki!

Wicki Bernhardt ist Performerin und Regisseurin und Teil des Performanceduos PINSKER+BERNHARDT. Sie lebt und arbeitet freischaffend in Berlin und Frankfurt am Main. Foto: Janna Pinsker

Wera Mahne ist freischaffende Regisseurin und Mitglied des Performancekollektivs „Leute wie die“. Seit ihrem Studium der Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis in Hildesheim arbeitet sie u.a. am Düsseldorfer Schauspielhaus, dem Schauspiel Hannover, dem FFT Düsseldorf, dem Theater Strahl Berlin und dem Jungen Nationaltheater Mannheim. Foto: privat


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Foto: Lisa Stumpf


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Herkunftsgeschichten: Nicht-Verstehen, Lügen und die Erfahrung des Publikums

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von Tarig Eltayeb und Maria Milisavljević

Lieber Tarig, wenn ich ins Theater gehe, habe ich oft das Gefühl, dass ich Kunst sehe, die sich nur um Form dreht oder, dass das, was auf der Bühne erzählt wird, nichts mit meinem Leben zu tun hat. Es sind mehr Thesen als ‚echtes‘ Leben… Ich selbst schreibe Theaterstücke, weil ich Menschen erreichen will. Sie zum Nachdenken bringen oder einfach auch nur zeigen möchte, dass sie mit ihren Sorgen oder in ihrer Lebenssituation nicht alleine sind. Ein Stück habe ich über eine Altenpflegerin geschrieben, weil meine Mutter Altenpflegerin ist und ich den Alltag von Altenpfleg*erinnen noch nie auf einer Bühne gesehen habe. Andere Stücke habe ich mit Jugendlichen entwickelt, damit deren Themen auf die Bühne kommen – und dadurch wahrnehmbar werden. Ich mache mir viele Gedanken darüber, wie Theater ein Ort sein kann, an dem wir uns verstanden und wahrgenommen fühlen, wir alle. Aber geht das überhaupt? Hast du jemals ein Theaterstück gesehen, bei dem du das Gefühl hattest, dass es dich zum Nachdenken gebracht hat oder dir das Gefühl gegeben hat, verstanden zu sein? Oder genereller gefragt, was muss Theater können, damit wir hingehen wollen und nicht lieber zuhause Netflix schauen? Liebe Grüße Maria

briefwechsel

✪✪✪ Liebe Maria, ich hoffe, dieser Brief erreicht dich wohlauf. In unserer modernen Zeit haben wir unzählige Möglichkeiten, uns zu unterhalten und Geschichten zu erleben. Das Theater findet sich nun in einer Welt wieder, in der Streaming-Dienste wie Netflix dominieren. Diese Veränderung hat mich nachdenklich gemacht und ich möchte meine Gedanken mit dir teilen. Das Theater muss eine Magie bieten, die über das hinausgeht, was man zu Hause erreichen kann. Diese Magie kann durch kreative Inszenierungen, innovative Nutzung des Bühnenraums und tiefe emotionale Verbindungen zwischen den Darsteller*innen und dem Publikum entstehen. Für mich ist es also wichtig diesen entscheidenden Unterschied, dass Theater live ist hervorzuheben. Beispielsweise habe ich zuletzt ein Theaterstück besucht, welches relativ

interaktiv war. Ich im Publikum wurde angesprochen, was ein kleines Gefühl von Scham aber auch Freude in mir ausgelöst hat. Das passiert, wenn ich eine Serie oder einen Film anschaue nicht in mir. Zudem waren die Darsteller*innen im Stück sehr jung und ein paar sogar genau so alt wie ich. Da hat mich beispielsweise auch fasziniert, wie sie mit Fehlern umgegangen sind und auch wie routiniert sie gewirkt haben. Trotz dieser Erfahrungen fehlt mir persönlich beim Theater der Aspekt des Unrealistischen, was Filme von beispiels­ weise Marvel oder Anime nutzen können und einen somit viel besser aus der Realität holen und in ihre Welt eintauchen lassen können. Gleichzeitig kann Theater die Interpretation dessen, was passiert, viel besser ausnutzen. Dies ist mir auch beim Nachgespräch des besagten Stücks aufgefallen. Doch der große Punkt, der mich oft davon abhält, ins Theater zu gehen und doch lieber zu Hause am Fernsehen sitzen lässt, ist, dass ich entscheiden kann, was ich mir anschaue. Das ist im Theater nicht möglich, da dort nicht alle Genres abgedeckt werden können, wie beispielsweise, dass ich mir ein Anime oder einen Actionfilm oder eine Komödie an einem Abend ansehen kann. Um jemanden dazu anzuregen, ins Theater zu gehen, muss das Theater ein Erlebnis bieten, das in der digitalen Welt nicht zu finden ist. Dies könnte bedeuten, traditionelle Grenzen zu durchbrechen und multimediale Elemente zu integrieren, die das Publikum in eine immersive Welt eintauchen lassen. Es könnte auch bedeuten, mutige und provokative Themen anzusprechen, die die Zuschauer*innen zum Denken und Diskussionen anregen. Ich denke, letztendlich liegt die Zukunft des Theaters in seiner Fähigkeit, sich neu zu erfinden und sich den wandelnden Erwartungen des Publikums anzupassen. Es muss sich weiterhin als einen Ort behaupten, an dem die Grenzen der Vorstellungskraft überwunden werden, Geschichten lebendig werden und menschliche Emotionen in ihrer reinsten Form ausgedrückt werden. Mit herzlichen Grüßen Tarig

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herkunftsgeschichten

ist es dann das Außen, auf das ich reagieren und mich selbst darin verorten muss. Letzteres ist, finde ich, das Gegenteil: das Innen, das mich bewegt. Da sehe ich eine Figur oder Geschichte auf der Bühne, mit der ich mich verbinden kann, weil ich sie verstehe oder mich mit ihr identifiziere – oder sie mich ärgert oder triggert. Was ja auch eine wertvolle Reaktion auf Kunst ist. Wichtig ist dabei aber, dass ich weiß, warum ich es nicht mag – nicht einfach nur, weil ich nicht verstehe, was da passiert ist. Deswegen finde ich auch, dass Theater nur dann gut sein kann, wenn es das Publikum wirklich mitdenkt. Das schreibst du ja auch: über die Erwartungen des Publikums und menschliche Emotionen. Vielleicht müssen nicht immer Publikumserwartungen erfüllt werden, denn Zauber und Magie und Überraschung nehmen einen ja oft genauso sehr gefangen, als etwas, das mensch sich vorher schon hat vorstellen können oder erwartet hat. Aber auch da: wenn Theater bereit ist, mich mitzunehmen auf die Reise – sei es durch etwas, das mich bewegt oder einfängt, oder durch eine gute Geschichte und Figuren, die mich berühren – dann bin ich Teil der Erfahrung. Bei der Inszenierung oben hatte ich das Gefühl, dass es nicht darum ging, das Publikum Teil von etwas werden zu lassen. Vielmehr darum, etwas zu präsentieren, das sie irritiert, provoziert und auch ärgert und dadurch im besten Fall zum Umdenken bewegt. Aber kann ich jemensch zum Umdenken bewegen, wenn ich sie*ihn nicht mitgenommen habe, auf eine (Gedanken- oder Gefühls-)Reise? Ich sage nicht, dass mensch immer die Welt des Publikums auf die Bühne bringen muss. Utopien und Magie und Spektakel und auch Dystopien gehören ins Theater, nicht nur das Alltägliche. Aber das Publikum muss doch Teil dieser Erfahrung sein, sonst bespielt das Theater nur sich selbst und feiert sich selbst und verpasst damit jegliche Wirkung. Verstehst du, was ich meine? Oder übersehe ich etwas? Muss Theater vielleicht manchmal auch einfach nur erschrecken, um aufzurütteln? Ekeln, um aufzudecken? Irritieren, um neue Gedanken zuzulassen? Komplett losgelöst sein von der Realität des Publikums, um neue Welten zu eröffnen? Beim Film ist immer eine Geschichte da, die bewegen soll und auch Figuren, mit denen wir uns identifizieren sollen … Na gut, vielleicht nicht immer. Aber zumindest auf Netflix Ich sende dir liebe Grüße durch diesen heißen Sommer und hoffe, es geht dir gut. Ich freue mich auf deine Antwort und Gedanken. Maria

✪✪✪ Liebe Maria, vielen Dank für deinen Brief! Es ist interessant, dass du auf die Schwierigkeit hinweist, Theater für ein breites Publikum zugänglich zu machen. Die Situation mit deinem Vater und deiner Stiefmutter, die trotz des künstlerischen Aufwands Schwierigkeiten hatten, die Produktion zu verstehen, ist sicherlich frustrierend. Die

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Lieber Tarig, vielen Dank für deinen Brief. Mir geht es gut. Das Theater macht gerade ja Sommerpause und ich muss die Inszenierung eines meiner Texte Anfang Juli noch verarbeiten… Auch deswegen bewegt mich, was du schreibst. Ich würde dir gern kurz von dieser Produktion erzählen: Es war eine bunte, wilde Produktion, mit original komponierter Musik, vielen wirklich tollen Videosequenzen, Live-Kameras auf der Bühne, einem diversen Cast, der mit viel Kraft und Liebe an die Produktion rangegangen ist. Zwar ist durch die Wildheit der Produktion – und vielleicht auch die Trickkiste der Effekte und inhaltlichen Assoziationen – nicht viel von meinem Text übriggeblieben, aber so ist das manchmal. (Und das ist ein anderes Thema, für einen anderen Brief ). Was mich heute bewegt – eben wegen deines Briefs und mit Blick auf die Inszenierung im Juli – ist, dass jeden Abend 1.500 Leute, insgesamt 21.000 Menschen, diese Theaterproduktion gesehen haben und die meisten nicht verstanden haben, worum es ging oder „was der Abend sollte“. Trotz des großen künstlerischen Aufwands. Ich habe mit vielen Leuten darüber gesprochen und viele Kritiken gelesen. Aber viel krasser: Alle Menschen, die mir wichtig sind – Freund*innen, Familie, Kolleg*innen – die da waren, sagten, dass sie nicht das Gefühl hatten, dass der Abend von ihnen verstanden werden wollte. Mein Vater und meine Stiefmutter sind sogar in der Pause gegangen, weil sie nichts verstanden haben. Mein Vater ist Elektriker und hat nicht viel mit Kultur zu tun. Meine Stiefmutter ist als Erwachsene nach Deutschland gekommen. Ich erwähne das, denn in der Produktion war die Handlung, bzw. mein Text, zu 70% durch Fremdtext, Popkulturreferenzen und Filmzitate ersetzt worden. Meine Familie kannte die Filme und Referenzen nicht, und so haben sie nicht verstanden, worum es geht und sind gegangen. Das hat mich traurig gemacht, weil es das zweite Mal war, dass mein Vater überhaupt gekommen ist, um sich ein Theaterstück von mir anzusehen. Meine Stiefmutter war das allererste Mal im Theater und wird nicht wieder hingehen. Eine der Schauspieler*innen, die türkisch-deutsch ist, sagte dann bei einem Publikumsgespräch, dass es das oft hochtrabende Deutsch wäre, in dem Stücke geschrieben sind, das Menschen aller sozialen Hintergründe aus dem Theater ausschließt. Deswegen haben sie meinen Text, der ihnen zu wenig gesprochenes Deutsch war, an vielen Stellen komplett gestrichen und in ihrer eigenen Sprache gesprochen oder eben andere Texte verwendet. Mein Vater und meine Stiefmutter haben trotzdem nichts verstanden. Hätte es eine Geschichte gegeben, hätten sie ihr folgen können, sagen sie. Denn sie sehen viel Fernsehen und einer guten Geschichte kann man immer folgen. Du schreibst in deinem Brief, dass spannende Umsetzungen, wie eine neue Nutzung des Bühnenraums, Innovationen und Multimedia ein Publikum faszinieren können. Oder dass durch eine tiefe emotionale Verbindung zwischen Darstellenden und Zuschauer*innen Gedanken angestoßen werden und das Publikum mitgenommen wird. Ich stimme dir in beidem zu. Bei Ersterem finde ich, dass durch Immersion das Theater oft zu einer komplett neuen Erfahrung wird. Da

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Bemerkung der Schauspielerin über die Sprache und die Verwendung von Fremdtexten ist ein wichtiger Punkt, den es zu berücksichtigen gilt. Die Kommunikation ist entscheidend, und wenn das Publikum den Text nicht versteht, kann dies die gesamte Erfahrung beeinträchtigen. Persönlich würde ich hier auch gerne mit meinen Erfahrungen auf den Tagungen Frankfurter Forum Junges Theater anknüpfen, denn im Großen und Ganzen habe ich durch diese zum ersten Mal Theater hautnah erlebt. Besonders erinnere ich mich an den Workshop „Was sind die besten Lügen von Theatermacher*innen?“ von Max Brands und Hanna Steinmair in Dresden. Es ging darin generell um Lügen üben, wie der Name schon verrät. Im Prinzip macht man während des Workshops kleine Spielchen und es geht immer ums Lügen. Aber es wurde gesagt, dass man die Wahrheit sagt und nichts anderes als die Wahrheit. Sozusagen: Auch wenn du lügst, sagst du die Wahrheit. Es hat mir sehr gut an dem Workshop gefallen, dass er spielerisch gestaltet war und somit jede Altersgruppe Spaß an dem Workshop hatte. Da waren verschiedene Altersgruppen, etwas ältere Menschen und Jugendliche. In einer Spielsituation wurden wir in Gruppen eingeteilt und man musste in der Gruppe eine Lüge erzählen oder eine Wahrheit und die musste von den anderen Gruppenmitgliedern enttarnt werden. Wenn es eine Lüge war und die Leute es erkannt haben, dann musstest du einen Jenga-Stein nehmen und ihn – wie beim normalen Jenga-Spiel – obendrauf legen und wenn es eine Wahrheit war und die erkannt wurde, genauso. Nur wenn du erfolgreich gelogen hattest, musstest du nichts machen. Als der Workshop in Frankfurt dann ein zweites Mal angeboten wurde und jemand krank war, durften Filypos und ich sogar als Helfer einspringen und da hat der Workshop noch mehr Spaß gemacht. Zu den Tagungen an sich: Das erste Mal war wegen Corona alles im Videochat. Filypos und ich haben den ersten Teil des Frankfurter Forum Junges Theater als Mitglieder der Jugendgruppe im Theaterhaus Frankfurt online mitverfolgt. Wir waren drin, aber wir haben nicht wirklich so richtig darauf geachtet. Das lag daran, dass alles zu fachlich war. Wir haben kaum was verstanden und saßen einfach nur da und haben uns mit den Betreuer*innen über Theater unterhalten. Deshalb war die erste Tagung nicht sehr schön. Beim nächsten Tagungsteil in Mainz hat mir das dann sehr gefallen. Wir sind als Gruppe zusammen hingefahren und konnten

Tarig Eltayeb, 18 Jahre alt, ist derzeit Schüler und leidenschaftlicher Fußballspieler. Der Austausch mit anderen Menschen ist ihm sehr wichtig. In seiner Freizeit unternimmt er gerne etwas mit Freunden, wie beispielsweise Essen oder ins Kino gehen. Er kommt aus Frankfurt am Main, seine Wurzeln liegen im Sudan. Foto: privat

Autor*innen treffen, haben mit ihnen über ihre Stücke und alles im Gesamtbild gesprochen. Wir haben auch etwas über Dramaturgie gelernt und ganz am Ende gab es ein kleines Pizzaessen, das war eine super Tagung. Man konnte Stücke in Lesungen der Autor*innen hören, man konnte Vorschläge machen, Feedback geben und da waren auch sehr interessante Geschichten dabei. In Dresden bei Teil 5 der Tagungsreihe war es auch super. Die vier Tage waren sehr ansprechend für uns Jugendliche: Wir konnten ein Theaterstück anschauen, haben uns mit den Darsteller*innen danach unterhalten. Das war wirklich top. Die Tagungen wurden immer besser. Am Ende, den letzten Teil der Reihe im Zoogesellschaftshaus in Frankfurt, durften wir sogar selber mitgestalten. Allerdings, wenn es darum ging, was Theater für Jugendliche interessanter und ansprechender macht, muss ich schon sagen, dass die Tagungen da ihr Ziel nicht ganz erreicht haben. Für mich hat es Theater interessant gemacht, aber nicht auf so einem Level, dass ich jetzt regelmäßig ins Theater gehen würde. Man hat versucht aus dem Theater einen freien Ort zu machen, da gab es sehr viele Vorschläge und ja, also ich persönlich habe Theater dadurch besser verstanden, euch Autor*innen, die Darsteller*innen, alles im Ganzen, aber es hat nicht so gewirkt, als würde man wirklich auf das Ziel hinarbeiten, Theater für Jugendliche interessanter zu machen. Deswegen waren wir als jugendliche Gruppe aber ja eigentlich dabei und das wurde leider so ein bisschen verfehlt. Allerdings wenn es um den Faktor Spaß, Gesellschaft und Gemeinschaft ging, waren die Tagungen top. Ich habe viele interessante Menschen kennengelernt, ich konnte mich sehr viel austauschen und diese Erfahrung war für mich einfach super! Im letzten Teil des Forums haben wir beide uns ja auch kennengelernt. Wir hatten als Jugendliche Tische und am Nebentisch gab es ein Spiel. Das war ein Quiz, das Filypos moderiert hat. Du hast uns von einem Stück von dir erzählt und wir haben da auch über Vorschläge für Stücke gesprochen und auch damals schon über den Vergleich zu anderen Medien. Eigentlich so ähnlich wie jetzt in unserem Briefwechsel, der daraus ja auch entstanden ist. Ich würde sowas gerne immer wieder machen! Und ich hoffe, meine Gedanken sind für dich hilfreich. Ich freue mich darauf, in Zukunft mehr von deinen Theatererlebnissen und deiner Arbeit zu hören. Mit freundlichen Grüßen Tarig

Maria Milisavljević, 40 Jahre alt, ist von Beruf Theaterautorin und Übersetzerin. Sie ist Mutter eines 19-jährigen Sohnes und verbringt ihre Freizeit am liebsten in der Natur. Ihre Hobbys sind Gitarre spielen, sich mit Freund*innen treffen, Kochen und Backen. Maria kommt aus dem Sauerland, hat aber in der Vergangenheit an vielen verschiedenen Orten gelebt. Momentan wohnt sie in Berlin. Foto: Jochen Quast


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Foto: Tarig Eltayeb


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Erfolgsgeschichten sind Erschöpfungsgeschichten: von Anna Gschnitzer

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Liebe alle, ich wurde gefragt, ob ich Lust hätte, einen Text zu schreiben, in dem es um Erfolg, um Preise und Auszeichnungen gehen sollte, bzw. um den „Markt“ und die Frage, wer überhaupt Zugang zu diesem hat. Der Text sollte ein Brief sein, den ich an eine Person meiner Wahl aus dem Frankfurter Forum Junges Theater 2021/22 adressieren und die mir – im besten Fall – auf diesen Brief antworten sollte. Aber ehrlich gesagt, geht es hier nicht um eine bestimmte Person. Es geht auch nicht um einen Dialog zwischen zwei Menschen. Es geht hier um uns alle. Um alle, die dieses System, das Theater, mitgestalten. Warum? Weil der Markt, so wie er jetzt besteht, Vereinzelung erzeugt. Weil er uns glauben macht, dass wir alle im Wettbewerb zueinanderstehen. Jede*r gegen jede*n. Schließlich steht da zum Schluss eben nur eine*r allein auf dem Treppchen ganz oben, mit dem Preis, der gewonnenen Uraufführung, dem Stipendium, oder der lobenden Kritik in der Hand, während die anderen, tja, blöd gelaufen, leer ausgehen. Und wenn wir das ändern wollen, wenn wir nicht ständig gegeneinander antreten wollen, dann müssen wir uns miteinander solidarisieren. Also schreibe ich euch, den Schreibenden, aber auch allen, die auf, vor und hinter der Bühne stehen, denjenigen, die die Institutionen Theater organisieren, stützen, leiten, kritisch hinterfragen, erneuern. Dieser Brief ist an euch alle gerichtet, denn allein gegen Vereinzelung anzukämpfen macht keinen Sinn. Wir brauchen diejenigen, die in Entscheider*innen-Positionen sitzen; diejenigen, die Allianzen bilden; die, die sich nicht wegducken; die, die aufhören sich als Ich-AG zu vermarkten, aufhören dem Genie-Kult hinterherzuhecheln; diejenigen, die Wege suchen um verknöcherte, alte, weiße, männliche, rassistische, sexistische, binäre und elitäre Systeme zu durchbrechen; diejenigen, die lauten Widerstand leisten, und diejenigen, die es leise und stetig tun; wir brauchen vor allem aber auch die, die noch immer nicht verstanden haben, dass es nur sehr, sehr kurze Zeit Spaß macht, allein ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Theater ist Teamplay, ein Text ist kein Theaterabend. Es bedarf vieler Menschen, die sich einem Text widmen, ihn verändern, erweitern und zum Wachsen bringen, um daraus Theater zu machen. Theater ist also ein Ort, an dem eine Person allein wenig bewegen kann. Dennoch ist Theater immer noch ein Ort, der nur für bestimmte Menschen zugänglich ist und an dem es meistens nur einzelnen Personen gelingt, Aufmerksamkeit für sich und ihre Arbeit zu generieren. Diese Personen sind häufig weiß und cis männlich und häufig besitzen sie kulturelles, ökonomisches und soziales Kapital. Deshalb ist Theater oft ein langweiliger Ort, der den Bezug zur Realität verloren hat. Wenn wir uns im Theater also nicht weiterhin zu Tode fadisieren wollen, weil wir dort immer und immer wieder dieselben Geschichten zu hören bekommen, dann müssen wir gegen die Vereinzelung vorgehen, dann müssen wir das System Wettbewerb abschaffen, dann müssen Allianzen gebildet werden und Ressourcen nicht nur an Einzelne, z.B. in Form von Preisen vergeben, sondern geteilt werden – und zwar mit denjenigen, denen der Zugang zu den Theaterräumen verwehrt bleibt. Das klingt nach einer Kampfansage, nach einem Zusammentrommeln, einem Sich-gegenseitig-Mut-Machen, es klingt nach viel Kraft – dabei fühle ich mich doch eigentlich sehr, sehr müde. Und eigentlich auch nicht nur gerade. Man könnte sagen, Erschöpfung ist eine ständige Begleiterin in meinem Leben. Wenn man mich in den letzten Jahren gefragt hat, wie es mir gerade geht, dann habe ich, wenn ich ehrlich war, meistens geantwortet, dass ich erschöpft bin. Sofort sehe ich das verständnislose Gesicht meiner Mutter vor mir, das mich anschaut und fragt: Warum seid ihr Jungen eigentlich ständig müde? Ich zucke mit den Achseln und frage mich selbst wiederum, ob ich die Erschöpfung der Frauen-Generationen vor mir geerbt habe, die Erschöpfung meiner Mutter, die meiner Großmutter, die meiner Urgroßmutter usw., weil sie als Frauen ihrer Klasse nicht das Privileg hatten sich erschöpft fühlen zu dürfen? Vielleicht ist meine Erschöpfung eine transgenerationale, eine


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angehäufte Erschöpfung? Vielleicht ist sie ein – ich gebe zu – zweifelhaftes Privileg, das mir als erste einer ganzen Frauengenealogie zuteilwird, als erste, die es als sogenannte „Klassenaufsteigerin“ geschafft hat. Vielleicht liegt der Grund meiner Erschöpfung nicht in der Arbeit, dem Wettbewerb, der Vereinzelung, der Leistung, die ich erbringen musste, um aufzusteigen, sondern ist das Resultat meines Erfolgs? Vielleicht bin ich die erste Generation, der es erlaubt ist, Erschöpfung überhaupt zu spüren – und vielleicht lastet sie deshalb so stark auf mir? Ich imaginiere mich, wie ich am Ende meiner Karriere statt einer goldenen Medaille einfach nur bleierne Müdigkeit von allen Ahninnen meines Stammbaums als Preis für mein Lebenswerk überreicht bekomme. Und möchte das Bild sofort abschütteln. Auch weil es so einfach nicht ist. Denn Erfolgsgeschichten sind immer auch Erschöpfungsgeschichten. Ohne Fleiß keinen Preis, ohne Zurichtung keine Aufrichtung, lauten die Formeln des Marktes. Die Wege nach oben sind allerdings unterschiedlich steinig, weit und hart. Sehr unterschiedlich sogar. Ich z.B. hatte Glück – oder wie man es auch nennen kann: Privilegien –, konnte als weiße, junge, gesunde Frau, meine Arbeiter*innenherkunft mit mühsam antrainierten Sprachgesten und Körperhaltungen verschleiern, eine Universität besuchen und die richtigen Menschen treffen, die mich auf meinen Weg führten, um die Wettbewerbe herum. Ich traf Menschen, die sich für meine Arbeit abseits von Markt und Hype interessierten, die einfach Lust auf eine Zusammenarbeit hatten und mit denen ich einen gemeinsamen Weg eingeschlagen habe, in dem es nicht darum ging, einander zu überholen, sondern sich zu unterstützen. Ohne diese Form des Empowerments durch andere, hätte ich es nie geschafft, auch nur einen einzigen Text zu Ende zu schreiben.

Mein Weg führte aber ehrlich gesagt meistens um Wettbewerbe herum, nicht nur, weil ich keine Lust auf Vereinzelung und Konkurrenz hatte und es mich immer wieder zu Kollaborationen hinzog, ich daraus überhaupt erst die Energie fürs Schreiben ziehen konnte, sondern auch, weil ich sie mir meistens nicht habe leisten können. Denn um einen Text für einen Wettbewerb einreichen zu können, muss dieser noch frei sein zur Uraufführung. D. h., man muss es irgendwie schaffen, den Text ohne Auftrag, bzw. ohne Geld zu schreiben. Viele Autor*innen finanzieren sich dieses Schreiben ins Ungewisse durch eine andere Erwerbstätigkeit, einen Brotjob; wenn sie Glück haben, durch ein Stipendium und wenn sie noch größeres Glück haben, durch Erbe, bzw. die finanzielle Absicherung durch eine wohlhabende Herkunft. Und wären die Teilnahmebedingungen an so einem Wettbewerb nicht schon absurd genug, sind die meisten Wettbewerbe und Stipendien auch noch altersbegrenzt, die magische Grenze liegt bei 35. Eine Zahl, die ich deshalb, nicht nur aufgrund von Jugendwahn, etwas wehmütig hinter mir zurückgelassen habe. Als Kind einer Arbeiter*innenfamilie habe ich mir lange Zeit nicht zugetraut, tatsächlich eine Karriere als Autorin anzustreben, während meines Studiums und in meinen gesamten 20ern war ich also mit Studieren, Nebenjobs, Existenzängsten, Impostor-Syndrom und schließlich dann doch auch mit einigen kollektiven Theaterprojekten in der freien Szene beschäftigt. Daneben blieb wenig Zeit, einen „Gewinnertext“ für den Markt zu schreiben. Dann kamen Anstellungen am Theater, als Assistentin und Dramaturgin, und die hatten es in sich, also auch hier am Ende des Tages wenig Zeit und überhaupt irgendeine Form von Ressource, um diese in einen Text für einen Wettbewerb zu stecken. Und schließlich bin ich Mutter geworden. Um die unbezahlte Care-Arbeit, die Auftragswerke, die glücklicherweise gerade nicht wenige sind, und die Erwerbstätigkeit unter einen Hut zu bringen, die es mir dann erst erlauben würde, Zeit in die Arbeit in den vielbeschworenen, ersehnten und

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Für Solidarisierung, Ressourcenteilung und das Verbinden aller Punkte


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P.S: Das Bild hat meine zweijährige Tochter von mir gemacht. Es ist unscharf und verwackelt, aber ich mag es sehr, denn es ist das erste Bild, das sie von mir gemacht hat. Ich fand es sehr schön, dass es mich zeigt, wie ich mich ausruhe, denn ich möchte ihr zeigen, dass auch weiblich gelesene Personen nicht ständig verfügbar sein müssen, auch wenn sie die eigenen Mütter sind, ich möchte ihr ein Vorbild sein, ich möchte, dass auch sie lernt, ein Recht auf Erholung zu haben.

herbeigewünschten „Gewinnertext frei zur UA“ zu stecken, müsste der Tag schon wirklich sehr viel mehr Stunden haben. Ich will mich nicht ständig beschweren, schließlich habe ich das Glück und das Privileg (!), von Menschen umgeben zu sein, die mich mit ihrer künstlerischen Zusammenarbeit bestärken, dennoch spüre ich, dass der Weg um die Wettbewerbe herum auch auf eine Weise mühsamer ist, eben erschöpfend. Der Marktwert steigt langsamer als durch das Gewinnen eines Preises. Denn Wettbewerbe und Preise können deine Gagen plötzlich in die Höhe schießen lassen, sie können dafür sorgen, dass du nachgespielt wirst, dass du dich nicht ins Burnout arbeitest. Gleichzeitig sind sie aber auf keinen Fall der Goldtopf am Ende des Regenbogens, denn sie vereinzeln, sie sind eben nicht auf kollektives Arbeiten, auf Solidarität und Loyalität ausgelegt, sondern auf Ellenbogen. Wenn niemand da ist, der dich auffängt, wenn die Schwerkraft einsetzt, dann macht der Höhenflug auch keinen Spaß.

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Das System, mit seinen Wettbewerben, Preisen und Stipendien fördert also gezielt Menschen, die es sich leisten können, unbezahlt zu schreiben, die keine Care-Arbeit übernehmen müssen und schon früh in ihrer künstlerischen Arbeit gefördert wurden und damit auch schon früh wussten, wie der Theatermarkt funktioniert. Es fördert Menschen, die weich fallen, sollte es mal nicht so gut laufen. Es fördert vor allem junge, männliche, bürgerliche, weiße Menschen, die weder krank sind, noch sich um kranke, alte oder junge Menschen kümmern müssen. Ah, und ich hab noch was vergessen, man sollte auf jeden Fall auch studiert haben. Das System, mit seinen Wettbewerben, Preisen und Stipendien ist einfach der absolute ABFUCK!

Anna Gschnitzer ist Autorin und Dramaturgin, sie schreibt u.a. über Themen wie Care und Klassismus und lebt derzeit mit ihrer Familie in München. Foto: Julian Baumann

Und natürlich bin auch ich von diesem System abhängig, bzw. profitiere an manchen Stellen und bin somit Teil davon. Ich empfinde mich als Individuum aber zu klein, zu unbedeutend, um nicht auch nach seinen Regeln spielen zu müssen, und genau das ist der Punkt. Der Punkt, der sich verbinden muss mit vielen anderen Punkten, bis da keine einzelnen Punkte mehr sind, keine kleinen Ich-AGs, die ständig Werbung für sich schalten, als bekämen sie mit jedem Like ein Stück Selbstwert zurück, den sie mit der Anmeldung auf der Plattform des Neides durch ihr Smartphone hindurch unwiederbringlich verkauft haben. Ich will mich nicht ständig beschweren, ich will nicht bitter sein, ich will mich für die Erfolge anderer freuen, ich will mich verbinden, solidarisieren, engagieren, ich will Ressourcen teilen. Und da drehen wir uns also immer weiter im Kreis, denn um diese Revolution der Zuneigung, der Solidarität und der Allianz zu beginnen, braucht es Kraft. Und ich habe gerade keine Kraft, sie ist nach einem Tag, der mich zwischen Schreiben und Care-Arbeit aufreibt, verbraucht. Auf dem auszehrenden Weg hin zum Erfolg, der ein Ankommen, Sicherheit, Erholung verspricht und sein Versprechen niemals hält, bleibt keine Zeit für Solidarität, die eigentlich der Schlüssel wäre für ein für alle besseres Leben. Dabei bin ich mir sehr sicher, nicht allein zu sein mit diesem Dilemma. Drei Viertel der Mütter minderjähriger Kinder können sich von der Belastung nicht ausreichend erholen, dabei sollte doch, wie Teresa Bücker in ihrem Buch Alle_Zeit schreibt, der Tag nicht nur aus Erwerbstätigkeit und Sorgearbeit bestehen, sondern eben auch Platz, bzw. Zeit beinhalten, für Selbstfürsorge, die einen Kraft schöpfen lässt, um sich auch gesellschaftspolitisch zu engagieren und Veränderungen – in dieser auf Vereinzelung und Erfolg ausgelegten Welt – anzustoßen. Tragischerweise ist Zeit, und deshalb auch Erholung, durch die Kraft für Veränderung geschöpft werden kann, gerade für Menschen, die am meisten Erholung und Veränderung bräuchten, am wenigsten verfügbar. Deshalb bedeutet es sehr viel, sich Zeit zu nehmen, wenn man gerade eigentlich keine hat. Der Beginn einer Revolution kann auch so aussehen: Eine Frau legt sich mitten am Tag auf die Couch und schläft. Jeder Aktivismus beginnt mit Kraft und jede Kraft beginnt mit Erholung. Deshalb möchte ich keine Antwort auf diesen Brief, ich fände es gut, wenn ihr euch einfach für einen Zeitraum eurer Wahl (ein paar Minuten, einen Tag, eine Woche, ein Jahr) auf die Couch legen und euch ausruhen würdet, vielleicht verschwindet dann diese Erschöpfung, die – denke ich – eine ist, die Ihr, auf unterschiedliche Weise zwar, aber doch auch spürt. So dass wir uns wieder begegnen, solidarisieren, miteinander verbinden können, mit neuer Kraft. Ich winke euch zu, von meiner Couch aus und wünsche euch ein erholsames Nickerchen. Eure Anna Gschnitzer


Foto: Anna Gschnitzer


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Theatergeschichten: Miteinander spielen

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von Christel Hoffmann

Liebe Katrin, liebe Nikola, eure Fragen, „Was ist gute Kunst, was sind gute Texte, was sind gute Geschichten in den Darstellenden Künsten für junges Publikum?“, haben mich zu diesem Brief ermuntert. Ich möchte mit euch meine Gedanken teilen, die mich veranlassen, gemeinsam mit dem jungen Publikum im Theater eine bestimmte Geschichte zu erzählen. Dass dies mit den jeweils aktuellen gesellschaftlichen Umständen korrespondiert, versteht sich von selbst. Dafür genügt ein kurzer Rückblick auf die Historie unserer Sparte: Im sogenannten Arbeiter- und Bauernstaat DDR ging es in den frühen Jahren um den Klassenstandpunkt, so die Lesart der Märchen – der Ärmste wird König. Im Westen blieb die Tradition des Weihnachtsmärchens an den Stadttheatern dominant, bis die 68er Bewegung radikal damit brach. Weltbekannt wurde das GRIPS Theater als eine Gründerin und Vertreterin des „emanzipatorischen Theaters“, das die unmittelbaren Probleme der Kinder aus ihrer Perspektive aufgreift und auf die Bühne bringt. Diesen Anspruch hat es bis in unsere Tage, in denen die Lebensumstände der Heranwachsenden ganz gewiss anders, aber nicht kleiner geworden sind.

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Unbestritten ist, dass Stücke des GRIPS Theaters oder auch des schwedischen und niederländischen Kinder- und Jugendtheaters, die lange Zeit die Spielpläne beherrschten, heute kaum noch auf unseren Bühnen zu finden sind. Alles hat seine Zeit. Heute sind die Theater für junges Publikum den Stempel los, pädagogische Lebensregeln zu vermitteln. Sie haben inzwischen im Ensemble der darstellenden Künste einen anerkannten Platz eingenommen und neue Formate entwickelt, unter anderem: • Durch das Erzähltheater gewann es eine große stoffliche Erweiterung. • Im Theater für die Allerkleinsten erschloss sich ein künstlerisches Experimentierfeld für eine Zuschauergruppe, für die das Theater bis dahin nicht in Frage kam. • Durch eine neue Künstlergeneration fand auch die Performance in den verschiedenen Formen in unserer „Sparte“ eine rasche Verbreitung. Ich habe den Eindruck, dass auf diesem Gebiet die theoretische Diskussion und praktische ästhetische Suche aktuell geführt wird. Deshalb möchte ich näher darauf eingehen. Wir sind uns inzwischen bewusst, dass Kinder und Erwachsene in einer gemeinsamen Welt leben. Das heißt, was uns betrifft, betrifft alle, also auch die nachfolgende Generation. Und da wir Kinder als „Experten“ ihrer selbst betrachten, begegnen wir ihnen auf der viel strapazierten „Augenhöhe“. Aus dieser Empfindung, dass alle alles angeht, sucht meines Erachtens die Performance aus einer moralischen Perspektive nach ästhetischen Lösungen. Die Künstler*innen setzen auf Recherche, um die Erfahrungen und Denkweisen der Kinder zu ergründen und mühen sich, sie in ihre Entscheidungsprozesse sowohl hinter wie auf der Bühne einzubeziehen. Das Augenmerk ist vor allem

Liebe Christel, danke für deinen Brief. Gerne nehmen wir die Herausforderung des gemeinsamen Denkens an. Wir fragen uns, aus welcher Perspektive du über deine Einschätzungen schreibst und die Auswahl dieser historischen Ereignisse triffst? Diese Frage stellen wir uns auch im Hinblick auf Generationenaustausch oft: Wer spricht eigentlich über was? Du merkst sicher schon, dass wir es mit der Sprache sehr genau nehmen: Denn jede sprachliche Äußerung gestaltet – auch sprechakttheoretisch und performancetheoretisch, dazu kommst du ja weiter unten in deinem Brief noch – die Welt oder die gesellschaftlichen Umstände mit. Aus unseren Arbeitsperspektiven haben wir den Eindruck, dass die Gewichtung auf den meisten Spielplänen der Theater zeigen, dass insbesondere dem Schauspiel, dem Umgang mit Rollen und Geschichten – auf die du später noch eingehst – weiter­ hin am stärksten vertraut wird. Sicher haben sich Ästhetiken in den Inszenierungsweisen an vielen Stellen performativer Elemente bedient und vielen Theatermacher*innen ist es ein Anliegen, Geschichten und Figuren mit möglichst offenen und flexiblen Deutungsmustern erlebbar zu machen. Parallel dazu wachsen seit einigen Jahren die Bereiche des zeitgenössischen Tanzes und des Musiktheaters für junges Publikum. Interessant finden wir neben Experimentierfeldern wie Stückentwicklungen, Recherchestücken und Performances für junges Publikum, die du erwähnst, auch das stetige Anwachsen professioneller Produktionen, in denen junge Menschen als Akteur*innen, Regisseur*innen, Co-Autor*innen, etc. selbst beteiligt sind – oder mit erwachsenen Künstler*innen kollaborieren. Im Sinne eines intergenerativen Erfahrungsaustauschs: Schließt sich da vielleicht ein Kreis? Auch jetzt


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Hoffmann, Christel (2022): Dramaturgie am Kinder- und Jugendtheater. Hg. v. Kinder- und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt/Main und Berlin, S.6.

werden „bestimmte Geschichten mit dem jungen Publikum erzählt“, bzw. werden die von dir genannten Ansätze in der Theaterpädagogik über die Jahre stetig weiterentwickelt. Es geht uns nicht darum, schwedische Kinderstücke mit Stückentwicklungen aus jugendlichen Lebensrealitäten gegeneinander zu stellen, sondern produktiv darüber nachzudenken, woher Geschichten kommen, wer sie erzählt, und aus welcher Expertise heraus diese den Weg auf die Bühne finden. Sein, wer man ist und nicht so tun, als ob: da können wir direkt anschließen. Mit J. L. Austin gesprochen ist der Performativitätsbegriff wirklichkeitskonstituierend. Das heißt, dass die Wirklichkeit mitgestaltet wird, dass in einer performativen Aussage Wirklichkeiten geschaffen werden: „Hiermit verspreche ich, etwas zu tun“. Zum Anderen ist das Performative selbstreferentiell, es bedeutet also genau das, was es sagt. Es tut im Akt der Äußerung bereits das, was es bezeichnet und ‚muss‘ nicht noch semiotisch, also in Bezug auf ein Zeichensystem, gedeutet werden. Für unser Verständnis bietet das sehr viel, um unterschiedliche Zugänge junger und auch älterer Menschen in den darstellenden Künsten zu thematisieren oder zu inszenieren: wir würden nicht von „oberflächlichem Mittun“ sprechen, wenn es um die Gestaltung von Welt geht. Oder um die Schaffung von Wirklichkeiten. Um die Einbeziehung von Lebensrealitäten, von Wahrnehmungen, von Perspektiven, und, ja, auch von Mitbestimmung oder Machtkritik. Denn die eine Wirklichkeit, das eine Zeichensystem, die/das sich möglicherweise in westlichen, postkolonialen Erzählungen und Narrativen des globalen Nordens in einem Als-Ob auf den Bühnen zeigte, gibt es nicht. Die eine, auf griechischer Antike und Brechtischem Gestus basierende (hier mit Absicht um Jahrtausende verkürzte!) Theatergeschichte gibt es nicht. Vielmehr müssen wir mehreren Stimmen die Möglichkeiten geben, performative Äußerungen zu tätigen und damit wirklichkeitskonstituierend zu sein. Stimmen, Perspektiven, Realitäten, die durch diese ihre eigene Äußerung genau das bedeuten, was sie sagen. Weil sie Expert*innen für ihre eigenen Realitäten sind. Weil sie immer und immer wieder wahrnehmbar gemacht werden müssen, um Perspektivwechsel zu ermöglichen. Um Wissenshierarchien im Theater zu thematisieren – und sie damit von möglichst vielen Beteiligten als veränder- und gestaltbar begreifen zu können. Mit Wissenshierarchie meinen wir genau so etwas: Indem du das Zitieren von Picasso oder Reinhardt als „abgegriffen“ bezeichnest, soll es

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darauf gerichtet, innerhalb der Strukturen Mitbestimmungsmodelle zu schaffen. Das begrüße ich, aber vielleicht ist es an der Zeit, auch die Rezeptionsforschung, wie sie vornehmlich in den 90er Jahren praktiziert wurde, neu zu beleben. Sie hatte den Zweck herauszufinden, wie sich das Zusammenspiel zwischen den Schauspielenden und Zuschauspielenden während der Aufführung gestaltet. Es galt herauszufinden, wie und wodurch es gelingt, das junge Publikum zum imaginierenden Mitspiel zu bewegen. Ich frage mich, wie dieses Dazwischen, durch das das Kunstwerk Aufführung ja erst entsteht, in der Performance verläuft, die die vorgegebenen Prämissen des postdramatischen Theaters befolgt. Wenn man also auf der Bühne ist, wer man ist. Wenn man etwas tut, aber nicht so tut als ob. Wenn man anstelle eines situativen Spiels einer Geschichte mit Figuren, sie nur durch Zitate zu Wort kommen lässt, weil sie vor allem dazu herhalten, ein bestimmtes aktuelles Thema zu versinnbildlichen, das die Künstler bewegt. Wenn sich die Partizipation des Publikums nur nach verbaler Aufforderung und Verabredung in einem oberflächlichen Mittun erschöpft. Erlaubt mir, dass ich mich in diesem Zusammenhang selbst zitiere. Ich schrieb in meinen Erinnerungen: „Es dominiert die vom Künstler ausgestellte Erfahrung, in der die Perspektive der jungen Menschen zu kurz kommt, oder nicht in Erscheinung treten kann. Beide leben zwar in einer Welt, aber sie haben einen unterschiedlichen Zugang zu ihr.“ 1 Wie lässt sich dieser Zugang beschreiben? Bereits kleine Kinder besitzen die Fähigkeit, sich durch ihr Spiel eine eigene andere Welt zu schaffen, um sich die vorgefundene reale anzueignen. Sie lernen aus eigenem Antrieb, was man alles selber angstfrei machen kann. So werden sie auch zu Schöpfern ihrer eigenen Lernprozesse, die sie mit spielerischer Lust trainieren. Das Spielbedürfnis, oder anders ausgedrückt die Mimesis, ist im Menschen fest verankert. Sie hilft, eine visuelle Vorstellungskraft zu entwickeln, die jeder Mensch ein Leben lang braucht, zumal in unserer Zeit, in der wir mit medialen Bildern zugeschüttet werden. Für Künstler*innen ist diese Fähigkeit, sich etwas bildhaft und anschaulich vorstellen zu können, die Voraussetzung des Berufes. Für mich ist die Verwandtschaft zwischen Kunstschaffenden und Kindern evident. Um dies zu belegen, brauche ich wohl kaum die abgegriffenen Zeugenaussagen zu zitieren, wie Picassos Vergleich seiner Stierkampfzeichnungen mit denen von Kindern. Und – was das Theater direkt betrifft – Max Reinhardt zu nennen, der behauptete, dass sich der Schauspieler mit der Kindheit in der Tasche auf den Weg gemacht hat. Im Theater für die Jüngsten ist diese Nähe augenscheinlich. Mit künstlerischem Erfindungsreichtum werden profane Dinge verwandelt, um damit in neuen ästhetischen Welten kleine Geschichten zu erzählen. Natürlich bin weit davon entfernt, kindliches Verhalten mit den künstlerischen Verfahren gleichzusetzen. Aber entscheidend für mich ist, dass die Künstler an die Haupttätigkeit der Kinder in diesem Alter anknüpfen und zum Gegenstand ihrer künstlerischen Intensionen machen. Müsste das nicht die Grundhaltung jedes Künstlers, jeder Künstlerin sein, der/die vor einem jungen Publikum auftritt, um zu vermeiden, es von oben herab defizitär zu behandeln, dem man vermittelt, das Theater eine Kunst ist?

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Auch Rollenspiele, die vor allem 3- bis 6-jährige Kinder aus eigenem Antrieb aus- und für sich aufführen, verraten viel über ihre Erlebnisse. Sie erweitern ihren Handlungsspielraum im wahrsten Sinne des Wortes. Ich möchte nicht die vielseitige Wirkung auflisten, die die Pädagogik diesem Phänomen zumisst. Ich will bei unserem Metier bleiben, denn auffällig ist hier schon allein die begriffliche Nähe. Die Kinder handeln in vorgestellten Situationen, wodurch sie sich in andere Personen hineinversetzen und auch ihre Empfindungen in eigener Interpretation wiedergeben. Es wächst nicht nur ihr Verständnis für die reale Welt, es ist auch nicht nur ein Vorgriff auf ein erwachsenes Leben. Sie erzeugen innere Bilder, die sie mit ihren improvisierten Einfällen selbst inszenieren. Sie gestalten fantasievoll fiktive Szenen nach Vorlagen, die sie erfahren, gehört, gesehen oder gelesen haben. In der Interaktion mit anderen stärken die Kinder ihre Selbstgewissheit, ihre eigene Identität. Ich bin überzeugt, dass das Theater für junges Publikum unterstützend und beispielgebend auf dieser Begabung aufbauen kann, wenn es dieses Publikum als gleichberechtigten Mitspieler gewinnen will. Ob ich Kindern eine Gute-Nacht-Geschichte vorlese, ob ich eine Geschichte erzähle oder eine Vorstellung spiele, immer vergegenwärtigen wir uns das Geschehen durch innere Bilder. Das gelingt, indem wir uns die Situation vorstellen, in der die Figuren so oder so handeln. Die bildhaft vorgestellte Situation erlaubt es uns unsere inneren Bühnen aufzubauen und uns in die fiktiven Figuren hineinzuversetzen. Die Situation ist in den Alltags- wie in den literarischen Erzählungen das Grundelement, denn es ermöglicht uns nicht nur, dramaturgisch gesprochen, eine Geschichte zu strukturieren, sondern beteiligt auch den Rezipienten an ihrem Ablauf und seiner Entwicklung. Die Situation ist der Teil der Erzählung, die das Publikum auf dem Stuhl festnagelt (Dario Fo). Auch die Lesbarkeit der Zeichen ist von ihr abhängig. Den wohl schlüssigsten Beweis liefert uns die Komödie, die ohne „Situationskomik“ uns kaum zum Lachen bringen würde. Ich verstehe die Skepsis vieler Künstler in unserer Zeit gegenüber der Rolle. Sie wollen authentisch sein, und es ist ihnen bewusst, dass ihnen, unter anderem auch durch den Konsum, immerzu ein bestimmtes Rollenverhalten abverlangt wird. Dass die darstellenden Künste sich dagegen wehren und das postdramatische das bürgerliche Theater ablehnt, das auf Identifikation mit dem „Helden“ setzt, begrüße ich. Auch im Theater für junges Publikum wurde früher die Forderung laut, dass sich die zuschauenden Kinder wie im Stanislawski-System in die handelnden Personen einfühlen sollen, um im Leben diesen Vorbildern nachzueifern. Da aber, nach meiner Beobachtung, die hinter der 4. Wand aufgebaute Illusion Kindern fremd ist, hielt ich die epische Spielweise für sie als angemessen. Genauso wenig wie die Schauspieler sich mit ihren Rollen identifizieren, tun dies auch ihre zuschauenden Mitspieler. Sie kommunizierenden miteinander direkt und über die Figur, wissend, dass sie ein imaginiertes Spiel aufführen. Der gespielte Mensch, wie ich die Figur nenne, ist der Code, mit dem beide befasst sind. Auf diese Weise begegnen sich gleichberechtigte Partner: der eine spielt aus der Erinnerung, der andere mobilisiert seine Erfahrung, Erinnerung, Kenntnisse, um zu entschlüsseln, worum es sich handeln könnte. Beide treffen sich im gemeinsamen Erleben des Spiels. Auch wenn das junge Publikum beim Schlussapplaus die negative Figur ausbuht, heißt das nicht, dass dies etwas mit der Realität zu tun hat, denn sie tun dies im Rahmen der vorgeführten Geschichte. Selbst wenn auf der Bühne gar keine Geschichte gezeigt wird,

eigentlich unnötig erscheinen. Du nennst und nutzt die Verweise aber dennoch und zeigst damit, dass du um ihre inflationäre Nutzung weißt. Das impliziert für uns, dass wir sie eigentlich auch kennen sollten, weil du von einem bestimmten Wissensstand ausgehst. Wir möchten hier die These aufstellen, dass – wenn das Gegenüber im Dialog die eigene Perspektive klarmacht und damit zugleich Raum für die der anderen Seite eröffnet – der Dialog auch jenseits von Wissenshorizonten erfolgreicher sein könnte. Und das hat dann auch mit Sozialisation zu tun: Wer hat Zugang zu welchem Wissen und welchen Geschichten? Diese Frage ist ja immer noch hochaktuell! Weitere steile These von uns: Wir sind hier thematisch gar nicht so weit voneinander entfernt! Aber das WIE des Austauschs sollte aus unserer Sicht nicht aus dem Blick verloren werden. Aus unserer Arbeitspraxis würden wir hier gerne ergänzen, dass die „Vorstellungskraft der Kinder bzw. Menschen“, von der du weiter oben geschrieben hast, durch ganz unterschiedliche ästhetische Erfahrungen angeregt bzw. inspiriert werden kann. Es gibt für uns nicht nur die eine sprachbasierte Weise, Geschichten zu erfahren bzw. erleben zu dürfen: Neben dem Fokus auf Sprache, Rollen, Erzählstränge oder Fiktion können genauso auch abstrakte Bild-, Ton-, Musik-, Tanzeindrücke und weitere künstlerische Erfahrungen wichtig für die Kulturelle Bildung oder die persönliche Entwicklung oder Unterhaltung sein. Wir möchten ungern die verschiedenen künstlerischen Herangehensweisen in eine Hierarchie bringen, sondern im Gegenteil bestehende Verhältnisse in Bezug auf Stoffe und Ästhetik kritisch befragen und marginalisierte Positionen ins Zentrum rücken. Auf diese Weise kann aus unserer Sicht gesellschaftliche Pluralität und möglichst große künstlerische Vielfalt und Zugänglichkeit für Künstler*innen und junge Menschen produzier- und rezipierbar gemacht werden. Diese Frage nach „Welt“ war und ist Katrin aus ihrer Dramaturgie-Tätigkeit auch lange Zeit eine gute Begleiterin gewesen. Wir möchten sie gerne erweitern: „Wessen und welche Welt ist (nicht) in dieser Geschichte?“ Aus unserer Sicht kann oder sollte niemand den Deutungsanspruch haben, ‚universale Menschheitsgeschichten‘ zu erzählen, aber wir alle können uns, wie du schreibst, unseren subjektiven oder auch kollektiven Wissensund Interessensbeständen bedienen, diese auf den Tisch legen und aus all den unterschiedlichen Beiträgen Verschiedenes nebeneinanderstellen – oder im Austausch immer wieder Neues kreieren. Und natürlich dürfen wir uns dabei parallel nie


theatergeschichten

belegen Zeichnungen nach Aufführungen, dass jeder sich ihre eigene Geschichte baut oder sich in Gedanken ausmalt. Ihr fragt danach, was eine gute Geschichte ausmacht. Eine allgemein gültige Antwort kann ich nicht geben. Was mich an einer Geschichte interessiert und fesselt, beruht auf meinen eigenen Erfahrungen und vielen anderen Faktoren, sogar eine momentane Stimmung kann dafür ausschlaggebend sein. Dennoch, oder sollte ich besser sagen, trotzdem berühren uns Geschichten und menschliche Schicksale, die die Jahrhunderte überdauern. Ich habe ein Leben lang als Dramaturgin mit Autoren am Aufbau ihrer Texte gearbeitet habe und erinnere mich an ein Kriterium, mit dem wir im Team einen Text beurteilten. Wir fragten: „Wie viel Welt ist in dieser Geschichte?“ Das hieß: Bleibt die Lebensgeschichte im Privaten stecken oder bietet der konkrete Plot eine größere menschliche Dimension durch seinen gesellschaftlichen Bezug, hervorgerufen durch Widersprüche, in denen die dargestellten Personen handeln? Eine erzählte Biografie, die nur um die Selbstwahrnehmung kreist, kann unsere Neugier befriedigen, auch unser mitleidiges Verständnis erringen. So mancher kann sich auch darin bestätigt fühlen, weil es ihm selbst so geht. Aber es gibt nicht nur die eine reale Welt, es gibt auch die reale Welt in Bildern. Letztere ermöglicht es dem Menschen sich selbst in einer menschheitsgeschichtlichen Dimension wiederzuerkennen. Diese Sinnbilder aus dem Weltkulturerbe enthalten durch ihren Beziehungsreichtum für junge Menschen Erkenntnisse, über die sie noch nicht verfügen. In diesem Spannungsverhältnis zwischen ihrer bisherigen Erfahrung und der noch nicht gewussten Welt sollten die Geschichten für sie handeln, die es ihnen erleichtern, ihren Platz in der Welt zu finden. Gemäß des Mottos: „An der langen Strecke zwischen Realität und Utopie liegen ihre Arbeitsfelder.“ (Wolfgang Kohlhaase) Davon bin ich nach wie vor überzeugt, obwohl der Zustand der heutigen Welt diesem Optimismus zu widersprechen scheint. So las ich kürzlich, ich gebe zu, mit Bestürzung, in einer Premiereneinladung folgenden Spruch des bekannten niederländischen KinderbuchAutors Ted van Lieshout: „Kein Land ist übrig, das ich noch entdecken kann. Sondern nur diese eine Insel, die ICH heißt.“ Leider liest sich diese Sentenz wie ein Synonym auf unsere Zeit, die die Suche nach der eigenen Identität favorisiert und das soziale Miteinander vernachlässigt. Da ich mich nur selbst im DU, im anderen erkennen kann, brauchen wir, auch um unser selbst willen, Geschichten, die unsere soziale Fantasie beflügeln.

aufhören zu fragen, wer alles um den Tisch versammelt ist; wer geladen war, aber nicht kommen kann; wer nicht geladen ist und warum – und ob es auch wichtig sein kann, den eigenen Platz am Tisch einmal freizugeben. Welchen Einfluss diese Gedanken in Bezug auf ‚Kanon‘ oder ‚Qualitätskriterien‘ haben, finden wir sehr spannend zu diskutieren!

Seid herzlich gegrüßt Christel Hoffmann

Herzlich Katrin Maiwald und Nikola Schellmann

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Hasters, Alice (2023): Identitätskrise. München.

Prof. Dr. Christel Hoffmann war Chefdramaturgin am Theater der Freundschaft in Berlin (DDR), wissenschaftliche Mitarbeiterin der ASSITEJ Sektion Deutsche Demokratische Republik und des Kinder- und Jugendtheaterzentrums in der Bundesrepublik Deutschland. Sie hat ihr ganzes Leben lang sowohl mit Kindern Theater gespielt wie auch für professionelle Kinder- und Jugendtheater als Dramaturgin gearbeitet und zahlreiche Bücher veröffentlicht. Christel Hoffmann lehrte bis 2017 an der Fachhochschule Osnabrück Theaterpädagogik. Schwerpunkte ihrer Lehrtätigkeit sind Erzählweisen des epischen Theaters auf der Grundlage Bertolt Brechts und die Methodik des Theaters mit Kindern, die sie auch in zahlreichen Workshops im In- und Ausland vermittelte. Foto: Marina Dafova

briefwechsel

Noch ein paar Worte zur Frage nach Identität und sozialem Miteinander, die uns auch stark beschäftigt, zum (vorläufigen!) Abschluss dieses Briefwechsels: Wir denken, das soziale Miteinander, von dem du schreibst, wird von Identitäten/Identitätssuche geprägt. Alice Hasters schreibt: „Die Identitätskrise der Privilegierten [kostet] marginalisierten Menschen das Leben […]. Es ist Zeit, dass Menschen lernen, was der Unterschied zwischen Leben und Identität ist, und auf ihre Fähigkeiten vertrauen, sich ändern zu können.“1 Theatermachen hat für uns auch mit Bewusstsein für Privilegien zu tun: Wenn mir selbst klar ist, aus welcher Position heraus ich Theater mache oder junge Menschen anspreche, geht es dabei immer auch um Identität. Nur: im Zweifel eben nicht nur um unsere eigene. Und das ist aus unserer Sicht dringend notwendig, denn sonst brauchen wir auch nicht von Perspektiven- oder Generationenwechsel zu sprechen. Denn wenn wir Perspektiven einbeziehen möchten, weil wir sie selbst nicht haben, müssen wir andere Menschen fragen. Und da ist er wieder, der Dialog, der Austausch und auch die Selbstreflexion in Bezug auf das eigene „ICH“, ohne die – finden wir – keine Kunst stattfinden kann, sei es performative, postdramatische, brechtisch-epische oder mimetische. Was aber meinst du genau, wenn du von Identität und sozialem Miteinander sprichst? Und schaffen wir es, uns über die Grenzen unserer verschiedenen Erfahrungen, Denk- und Sprechweisen hinweg gegenseitig darüber zu verständigen?


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briefwechsel

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Foto: Christel Hoffmann


rubrik

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Unerzählte Ausbildungsgeschichten

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Liebe Nora, bei der Frage, mit wem ich gerne einen Briefwechsel zum Thema Ausbildungsgeschichten führen möchte, musste ich an dich denken. Getroffen haben wir uns 2020/2021 – in deinem letzten und meinem ersten Jahr an der Universität Hildesheim, pandemiebedingt leider online. Dann hast du deine Abschlussarbeit geschrieben, parallel zu deinem Berufseinstieg als Theaterpädagogin am Staatstheater Hannover, und hast dafür ein Workshopformat zu diskriminierungskritischer Theaterarbeit unter dem Titel It’s time to be an Ally entwickelt: Es war dein Anliegen, Theaterarbeit als Raum, Gegenstand und Methode einer diskriminierungskritischen Praxis zu gestalten und zu untersuchen. Wir haben über Referenzpunkte aus Theorie und Praxis für deine Arbeit gesprochen, nach denen du mehr oder weniger vergeblich gesucht hast. Denn das war 2021 der Stand: Die Notwendigkeit einer rassismuskritischen Überprüfung von gesellschaftlichen Diskursen, Strukturen und Praktiken – auch im Theater – war zwar zunehmend erkannt und begonnen worden: Azadeh Sharifi, Julian Warner, Sandrine Micossé-Aikins und Bahareh Sharifi, Carmen Mörsch und andere haben sie im deutschsprachigen Raum für Theaterwissenschaft und -praxis und Kulturelle Bildung kontinuierlich eingefordert. Mit dem 360 Grad-Programm der Kulturstiftung des Bundes wurden Kulturinstitutionen darin unterstützt, sich diversitätsgerecht zu entwickeln. Doch abgesehen von einzelnen Vorreiter*innen waren kaum umfassende theoretische Konzepte im Diskurs von Theater und Theaterpädagogik etabliert, und vor allem konkrete Verfahren und Tools in der Praxis wurden dringend gesucht. Wegweisende Arbeiten wurden von mir und anderen weißen Vertreter*innen wissenschaftlicher und künstlerischer Ausbildungsgänge darüber hinaus vermutlich nicht ausreichend wahrgenommen. Gefunden hast du Referenzpunkte und Tools vor allem in der rassismuskritischen politischen Bildungsarbeit, mit deren Hilfe du theaterpädagogische Übungen und Praktiken variiert und erweitert hast. Mein Eindruck damals war, dass dein Berufseinstieg durchaus mit hohem Erwartungsdruck verbunden war: Durch deinen eigenen Anspruch, hier einen rassismuskritischen Beitrag leisten und dafür als Workshopleitung ein hohes Maß an Verantwortung übernehmen zu wollen. Seitens der Institution schien es mir eine große Offenheit für deine Vorschläge zu geben, verbunden mit ebenfalls hohen Erwartungen. Du hast damals beschrieben, wie du als Berufseinsteigerin auch an Grenzen dieser Herausforderung gestoßen bist. Ein paar Monate nach deinem erfolgreichen Abschluss

haben wir uns – schon wieder online – beim ersten Tagungsteil des Frankfurter Forum Junges Theater 2021/22 wieder gesehen. Ich hatte gerade in der Podiumsdiskussion Wer ist/ macht die neue Generation formuliert, dass wir Ausbildungsmacher*innen besser darin werden müssen, eine diversere Studierendenschaft zu erreichen, das eigene Personal diverser aufzustellen, die Strukturen und Inhalte, die behandelten Diskurse und Praktiken, die Auswahl an Autor*innen, Künstler*innen etc. diskriminierungskritisch zu überarbeiten. Im Anschluss setzte ich mich zu dir an einen virtuellen Biertisch, an dem du mit dem frisch gegründeten Aktionsbündnis_____ zum gemeinsamen Suchen und Nachdenken über eine diskriminierungskritische Theater(vermittlungs)praxis eingeladen hast, um perspektivisch eine Handreichung zu entwickeln. Ich habe von diesem Biertisch einige wichtige Gedanken und Fragen mitgenommen. Als Aktionsbündnis _____ seid ihr dann mit dem Frankfurter Forum Junges Theater auf die Reise gegangen, um euer Vorhaben weiterzuentwickeln. Anderthalb Jahre später haben wir uns auf dem Festival AUGENBLICK MAL! 2023 wiedergetroffen, wo ihr die frisch gedruckte Handreichung für rassismuskritische Theaterpraxis vorgestellt und die Geschichte ihrer Entstehung erzählt habt: Als die Geschichte einer komplexen Herausforderung für Theaterinstitutionen und insbesondere für Theatervermittler*innen of Color. Eine Geschichte über die Grenzen der individuellen Möglichkeiten, in behäbigen und machtvoll strukturierten Institutionen Veränderungen anzustoßen sowie über die kollektive und solidarische Handlungsmacht von Allys, also Verbündeten. Die Handreichung ist nicht das Happy End dieser Geschichte, sondern zugleich ihr Anfang. Denn sie ist weder eine Toolbox noch eine Checkliste, die man diszipliniert abarbeiten könnte. Sie ist eine Orientierungshilfe, die Wissen über rassistische Einschreibungen in Theater- und theaterpädagogische Praxis vermittelt, offene Fragen zur Selbstreflexion der eigenen Positioniertheit, Vorannahmen und konkreten Praxistools anbietet, an beispielhaften Anekdoten konkretisiert und einzelne Methoden zur kritischen Bearbeitung der eigenen Praxis vorschlägt. Darin sehe ich die große Qualität der Handreichung: Dass sie für eine komplexe Aufgabe einen vielschichtigen handlungsund reflexionsorientierten Vorschlag macht, der auf Mut und Fehlerfreundlichkeit setzt und die Notwendigkeit fortlaufender Auseinandersetzung ins Zentrum stellt. Vor wenigen Wochen hast du mit dem Aktionsbündnis_____ die Handreichung in Form eines sehr produktiven (Online-) Workshops in einem meiner Seminare vorgestellt. Für mich hat sich in dem Moment die großartige Entste-

briefwechsel

von Maike Gunsilius und Nora Patyk


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hungsgeschichte dieser Handreichung mit einer wirklich guten Ausbildungsgeschichte verknüpft: Du hast dein Studium genutzt, um seine Inhalte sowie die Strukturen und Praktiken deines zukünftigen Berufsfeldes kritisch zu untersuchen und in der Verknüpfung von Studienabschluss und Berufseinstieg alternative Vorschläge zu entwickeln. Die Herausforderungen, auf die du dabei gestoßen bist, hast du mit verbündeten Kolleg*innen geteilt und weiterverfolgt. Um als Vermittler*innen of Color in weißen Institutionen handlungsfähig zu sein und euch von der Erwartung, hier kontinuierlich kostenlose Bildungsarbeit zu leisten, zu entlasten, habt ihr euer Wissen in einem Vorschlag zur selbstkritischen Auseinandersetzung in Heftform gebündelt. Deine Suche während des Studiums nach Bezugspunkten aus Theorie und insbesondere Praxis für eine rassismuskritische Theaterarbeit hast du zum Anlass genommen, diese Handreichung einfach im Kollektiv selbst zu schreiben. Du nutzt sie jetzt, um deine eigene Praxis kontinuierlich weiterzuentwickeln, (bezahlte) Fort- und Weiterbildungsarbeit zu leisten – in deiner Institution, als Gast an deiner ehemaligen Hochschule und in vielen weiteren Zusammenhängen. Aus Ausbilder*innenperspektive gefällt mir diese Geschichte ziemlich gut – ich bin gespannt, wie deine Version lautet? Und was du – über die Handreichung hinaus – deiner ehemaligen Ausbildungsstätte sagen möchtest? Du hast auch mal erzählt, dass dir eine Printversion eurer Handreichung wichtig war, damit ihr sie in einer Dramaturgieabteilung auf den Tisch legen könnt. Um gebündeltes Wissen weiterzugeben. Um die Verantwortung zur Auseinandersetzung damit weiterzugeben. Auch um dich als Vermittlerin früher in künstlerische Prozesse einschalten zu können? Am Schauspiel Hannover erprobt ihr neue Modelle der Zusammenarbeit im Produktionsprozess. Mich interessiert, wie sich dadurch das Verhältnis zwischen Regie, Dramaturgie und Vermittlung verändert – und wie es Geschichten und Erzählweisen verändert? Was zeichnet für dich eine gute Geschichte für Kinder und Jugendliche im Theater aus? Herzlich Maike

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   Liebe Maike, vielen Dank für diesen Brief. Damit schließt sich für mich noch einmal mehr der Kreis bzw. dröselst du damit den Verlauf unserer Begegnungen auf, den du, wie ich finde, total schön beschrieben hast. Danke dir dafür! Ich musste natürlich auch ein bisschen schmunzeln, denn diese Geschichte, dieser Verlauf, „meine Ausbildungsgeschichte“ klingt im Rückblick – und das ehrt mich auch ein bisschen – fast zu schön, um wahr zu sein. Gleichzeitig war (und ist) dieser Weg für mich als Person of Color in weißen Institutionen immer auch herausfordernd und nicht leicht. Angefangen mit der Überschneidung meines Berufseinstieges am Schauspiel Hannover und gleichzeitigen Konzeption meiner Bachelorarbeit: Rückblickend würde ich sagen das war mein Glück im Unglück, denn aus organisatorischer

Sicht war diese Überschneidung äußerst kompliziert. Dennoch lag genau hier auch die Qualität, denn nun war ich offiziell in der Praxis und konnte erkennen, dass politische Diskurse in der Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen wahrnehmbar wurden, aber es an praktischen Methoden und Strategien zur Überführung in die Praxis fehlt. Mit dieser Erkenntnis, deiner Betreuung und sicherlich zu hohen Erwartungen an mich selbst wollte ich also einen Teil dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Und was soll ich sagen: Ich bin irgendwie immer noch dran. In meiner Zeit an der Universität und auch jetzt am Theater sind wir als BIPoCs unterrepräsentiert und vereinzelt. Auch diese Erkenntnisse waren und sind nicht immer leicht, vor allem wenn sich doch vermeintlich alle einen Strukturwandel wünschen und alle für Diversität kämpfen. Für mich als PoC geht es dabei auch oft um die Ambivalenz von Sprechfähigkeit und Tokenism: Als Token bist du in der Struktur aufgrund deiner Selbstpositionierung- oder weil du so gelesen wirst. Dies allein macht dich allerdings noch nicht sprechfähig. Das Spannungsfeld wächst und ich muss also immer wieder reflektieren: In welchen Strukturen bewege ich mich? Warum bin ich hier? Welche Strukturen ermöglichen es mir zu sprechen? Welche nicht? Und warum? Wann werde ich gehört? Wann werde ich nur an-gehört (aber nicht ernstgenommen)? Eine Vernetzung mit anderen BIPoCs an der Universität hätte ich mir gewünscht, denn ich glaube, sie hätte für mich Einiges vereinfacht. Ich glaube es ist wichtig, dass solche Räume auch in der Ausbildung geöffnet und mitgedacht werden, um marginalisierte Menschen in zum Teil auch gewaltvollen Räumen zu unterstützen und zu schützen. Ich bin jetzt schon zwei Jahre nicht mehr an der Uni. Vielleicht gibt es mittlerweile solche Räume an der Universität? Oder Diskurse zum Verhältnis von BIPoC und weiß positionierten Personen in der Studierendenschaft – und auch der Dozierendenschaft? Umso notwendiger war für mich der Zusammenschluss zum AB_____ mit Céline Bartholomaeus, Thilo Grawe, Nika Warias, Gila Christina Schahabi und Lea Sherin kurz nach der Abgabe meiner Bachelorarbeit. Wir wollten uns vernetzen, austauschen, befragen, solidarisieren, empowern und überregional verbünden, um nicht länger alleine zu sein. Mit dem Frankfurter Forum Junges Theater auf die Reise zu gehen, ermöglichte uns einen neuen Rahmen, in dem wir unabhängig von unseren Arbeitsbeziehungen an Institutionen oder freien Projekten, einen Raum zur Auseinandersetzung mit machtkritischen und intersektionalen Fragestellungen für die Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen gestalten konnten. Wir gaben Workshops und Inputs, waren Beobachter*innen und Fragensammler*innen, gestalteten Podien, virtuelle Biertische und begannen eine Handreichung zu schreiben. Diese Handreichung, also die Veröffentlichung, Verschriftlichung und Zusammenführung von machtkritischem Wissen, unsere anwendungsbezogenen (Reflexions-) Fragen an Theaterstrukturen, Inhalte, Publikum und Zielgruppen, sowie die Anekdoten und konkreten Methoden und nicht zuletzt unsere Erwartungen an eine rassismuskritische Theaterarbeit, ist für mich im Kern nichts Anderes als


wieder der Versuch, die Theorie, den politischen Diskurs und den Anspruch an eine antirassistische Theaterarbeit in eine Thea­terpraxis zu überführen. Damit das gelingt, war mir tatsächlich eine Printversion wichtig. Denn für mich hat das etwas mit Sichtbarkeit und Anerkennung von Wissen zu tun. Und damit, die Verantwortung tatsächlich an weiße Kolleg*innen abzugeben. Nicht ohne Grund hat mir die Vorstellung gefallen, die Handreichung auf den Tisch knallen zu können. Zu deiner Frage zum Verhältnis von Vermittlung und Produktion am Haus kann ich sagen, dass wir als Vermittler*innen versuchen, eng im Kontakt mit der Dramaturgie und der Regie zu sein, vor allem wenn diese Produktion JUNG! ist, wie wir es nennen. Wenn sie sich also mit jungen Lebensrealitäten auseinandersetzt. Wir als Vermittler*innen bestimmen natürlich nicht den Spielplan oder die Besetzungen, aber wir wollen enger und insbesondere früher im konzeptuellen Austausch darüber sein, wie wir Geschichten für junge Menschen inszenieren und erzählen. Strategisch betrachtet möchte ich als Vermittlerin die strukturell fehlende Perspektive von jungen Menschen im Produktionsprozess sichtbar machen. Konkret heißt das für mich: Auch mal kritisch auf Darstellungen und Ästhetiken zu schauen und diese zu befragen, zu beobachten, welche Geschichte gerade wie und aus welcher Perspektive erzählt wird und natürlich auch, ob die Altersangabe stimmt. Das heißt auch, dass es mir nicht nur darum geht, welche Geschichte erzählt wird, sondern mit welcher Haltung, welcher Ästhetik und welcher Konzeption die Geschichte erzählt wird. Wenn du mich nach einer guten Geschichte für Kinder und Jugendliche fragst, dann ist diese nicht langweilig, und sie denkt Kinder und Jugendlichen auf Augenhöhe mit, fordert sie, repräsentiert ihre Lebensrealität, ist differenziert erzählt und nicht zu platt. Als Vermittlerin of Color gehe ich gerne noch einen Schritt weiter und empfinde Geschichten, die vor allem junge, marginalisierte und rassifizierte Menschen empowern, unglaublich wichtig. Solche Geschichten erzählt unter anderem Mable Preach mit ihren Regiearbeiten. Mit I AM. WE ARE. Their wildest dreams und (K)now Black Heroes gelingt ihr in meinen Augen die Verknüpfung zwischen Wissenstransfer, dem Korrektiv zur weißen Kulturgeschichtsschreibung, Spaß und Empowerment für Kinder und Jugendliche. Diese Geschichten zeigen, dass es künstlerische Strategien gibt, komplexe gesellschaftliche Diskurse auch für Kinder und Jugendliche ästhetisch erfahrbar zu machen. Und was macht für dich eine gute Geschichte für Kinder und Jugendliche aus? Herzlichst Nora    Liebe Nora, danke für deine Antwort! Zu deinen Fragen: Es gab und gibt eine BIPoC-Hochschulgruppe und einzelne Initiativen von Studierenden, geschützte Räume zu etablieren, was die

Hochschule unterstützt. Sowohl die Studierendenschaft als auch die Dozierendenschaft unseres Fachbereiches sind weiterhin überwiegend weiß positionierte Gruppen, was deine Frage und die Notwendigkeit für eine diskriminierungskritische Überarbeitung von Strukturen, Inhalten und Praktiken auch in der Hochschulausbildung deutlich und dringlich macht. An dieser Herausforderung bin ich innerhalb der Hochschule also auch weiter dran – allerdings aus der Position einer weißen Akademikerin, also Teil des strukturellen Problems. Wie bemühen uns, Aufnahmeverfahren, Inhalte und Perspektiven innerhalb der Hochschulausbildung zunehmend rassismuskritisch zu überprüfen – es bleibt ein Weg. In der Frage, warum kulturwissenschaftliche und künstlerische Studiengänge im Feld Theater keine diversere Studierendenschaft erreichen, spielen Strukturen und Inhalte der Hochschulausbildung selbst eine Rolle, darüber hinaus natürlich auch das Theater. Wie einladend oder ausschließend und möglicherweise diskriminierend haben potenzielle Studienanfänger*innen z.B. das Kinder- und Jugendtheater erfahren? Inwiefern wird das Theater als Berufsfeld und entsprechend auch ein Hochschulstudium in diesem Bereich von wem in Betracht gezogen? Innerhalb der Ausbildung versuche ich Ansätze einer intersektionalen diskriminierungskritischen Theaterpraxis und die entsprechenden Diskurse in meinen Lehrveranstaltungen stark zu machen und einen Raum zu schaffen, in dem eigene Vorannahmen, Haltungen und Praktiken diskriminierungskritisch reflektiert werden können. In der Hochschule wie auch im Theater geht es für mich um Fragen des Umgangs mit einem literarischen und einem theoretischen Kanon, um Fragen der Repräsentation unterschiedlicher Perspektiven – im Kollegium und in den Seminarplänen – und immer auch um die Form, in der diese besprochen, befragt und möglicherweise überschrieben werden. Das kritische Über- und Umschreiben als ästhetische Praxis interessiert mich zurzeit sehr. Auch im Theater für Kinder, insbesondere aber im Theater für Jugendliche ist diese hochrelevant. Klar, in theaterpädagogischen Arbeiten war es immer schon eine zentrale Frage, wie sich z.B. eine Gruppe jugendlicher Darsteller*innen ins Verhältnis zu einem (möglicherweise klassischen) Text oder Stoff setzt: Geht es um ein aktualisierendes Aneignen dieses Stoffes? Einige zeitgenössische Arbeiten sowohl mit jugendlichen Darsteller*innen aber auch für ein jugendliches Publikum gehen darüber hinaus. Sie erzählen nicht einfach eine aktualisierte ‚gute Geschichte‘, sondern ihre Auseinandersetzung mit einer möglicherweise gar nicht guten, möglicherweise diskriminierenden Geschichte. Sie zeigen, dass Geschichten konstruiert sind, aber auch um- oder neu geschrieben werden können und bringen ein Spiel zwischen Crediting und Cancelling auf die Bühne – wenn Texte genutzt oder Narrative aufgerufen werden, um sie explizit zu kommentieren, kritisch zu befragen, zu verändern, zu verwerfen oder zu überschreiben. Wie die von dir angesprochene Stückentwicklung K(no)w Black Heroes von Mable Preach. Im letzten Semester habe ich sie gemeinsam mit Studierenden in meinem Seminar „Neue Narrationen“ gelesen und gesehen. Wir haben hier untersucht, welche sich verändernden

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Themen, gesellschaftlichen Narrative und Erzählformen (die nie nur formale Träger*innen von Geschichten, sondern konstitutiv für sie sind) wir in zeitgenössischen Texten und Stückentwicklungen des Kinder- und Jugendtheaters finden. Welche sich verändernden Bilder von Kindheit, Jugend, Erwachsensein und vom generationellen Verhältnis werden hier erzählt? Mit Barbara Kantel, Leiterin der Abteilung Künstlerische Vermittlung am Staatstheater Hannover, haben wir darüber gesprochen, dass K(no)w Black Heroes ja eigentlich keine neue, sondern eine zumindest in deutschen Bildungsinstitutionen unerzählte Geschichte erzählt: Zwei Freundinnen reisen mit einem selbst gebauten Raumschiff zu einem neuen Planeten – im Gepäck die Errungenschaften Schwarzer Erfinder*innen, wie die Ampel, die Damenbinde oder Zentralheizungssysteme, die in der etablierten Kulturgeschichtsschreibung weißen Erfinder*innen zugeschrieben werden. Hier werden gesellschaftliche Narrative und eine westliche Kulturgeschichtsschreibung um-erzählt. Wie sich hier biografische Erinnerung, Frontalunterricht, Gedächtnisspiele und TikTok-Tänze zu einer Geschichte von solidarischer und empowernder rassismuskritischer Gegenschreibung verbinden – das ist für mich auch eine richtig gute Geschichte: Eine Geschichte, die an der Lebenswelt von Jugendlichen orientiert ist, sie ernst nimmt, Heldinnen oder Identifikationsfiguren bietet, Spaß macht, keine Lösungen hat, sondern zentrale Fragen stellt, nicht über sondern aus einer marginalisierten Perspektive Geschichte(n) als veränderbar erzählt. Liebe Nora, ich bin gespannt auf die nächste und weitere Spielzeiten. Welche unerzählten, oder neuen ‚guten Geschichten‘ wirst du (mit)erzählen für Kinder- und Jugendliche? Was sind Next Steps – für dich und für das Kinder- und Jugendtheater? Was wünschst du dir? Deine Maike

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   Liebe Maike, wow, das sind nochmal große Fragen am Ende: Zur Zeit bin ich als Vermittlerin Teil der neuen Produktion von Mable Preach bei uns am Schauspiel Hannover und kann sagen, dass auch in dieser Inszenierung spannende, un-erzählte Geschichten auf das (junge) Publikum warten, die erzählt werden müssen.

Maike Gunsilius ist Professorin für die Ästhetik des Kinder- und Jugendtheaters an der Universität Hildesheim und Dramaturgin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Dramaturgien des zeitgenössischen, performanceorientierten Kinder- und Jugendtheaters sowie partizipative und forschende Ansätze mit Kindern und Jugendlichen im Theater. Foto: privat

Grundsätzlich bin ich weiterhin dabei, die Lücke zwischen der Theorie von diskriminierungskritischer und intersektionaler Theaterarbeit und der Praxis zu schließen. Auch hier wächst die Erkenntnis, dass diese Aufgabe durch das Schreiben der Handreichung nicht etwa mitten im Prozess ist, sondern eigentlich gerade erst angefangen hat. Im Rahmen meiner Arbeit im AB_____ sitze ich derzeit auf Podien, berate freischaffende Kollektive und Theatergruppen, gebe Inputs und Workshops zu rassismuskritischer und antirassistischer Theaterarbeit. Weiterhin suche ich aus der Institution heraus nach Wegen, um die rassismuskritische und intersektionale Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen strukturell zu denken und praktisch auszuprobieren. Ich wünsche mir, dass das Theater für junges Publikum seine Türen für marginalisierte junge Menschen nicht nur projektweise öffnet. Diesbezüglich suche und erprobe auch ich neue Ideen für langfristigere, nachhaltige Zusammenarbeiten und Beziehungen. Hier schließt sich für mich wieder der Kreis zur Ausbildungsstätte, denn zum Teil sind die Personen, mit denen ich im Rahmen meiner Vermittlungspraxis arbeiten darf, auch die Theaterstudierenden von morgen. Ich habe in dieser Spielzeit den Empowerment Point eingerichtet, zu dem alle BIPoC Teilnehmenden und Freund*innen unserer Spielräume einmal im Monat zusammenkommen können, um sich zu auszutauschen, zu feiern, abzuhängen und auch, um sich mal auszukotzen. Dieser Raum war für mich der nächste logische Schritt, um BIPoCs eben nicht nur für einzelne Angebote einzuladen, sondern ihnen ohne Produktionsdruck ihren eigenen Raum im Theater zur Verfügung zu stellen. Diesen Raum können sie eigenverantwortlich nutzen, um ihre Perspektive(n) einzubringen, die Strukturen zu hinterfragen und bitte auch auf den Kopf zu stellen. Wenn ich hierbei über Next Steps nachdenke, wünsche ich mir, dass sich dieser Empowerment Point vergrößert und die Perspektiven der Jugendlichen wahrnehmbarer werden, damit sie ihre Visionen und Wünsche an das Theater nicht nur untereinander formulieren, sondern sogleich einfordern und vielleicht selbst oder wahlweise mit mir zusammen umsetzen können. Das wäre für mich (noch) kein Happy End, aber zumindest ein richtig guter Cliffhanger auf dem Weg zum Staffelfinale. Liebe Grüße Nora

Nora Patyk positioniert sich als Person of Color und ist Künstlerische Vermittlerin am Schauspiel Hannover. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind macht- und rassismuskritische Theaterarbeit und Empowerment. Sie ist Mitglied des AB_____ und in dieser Funktion Mitautorin und Mitherausgeberin von Diskriminierungskritische Perspektiven: Eine Handreichung für Theatermacher*innen, Vol. 1: Rassismuskritische Theaterpraxis (KJTZ, 2023). Foto: Kerstin Schomburg


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Foto: Maike Gunsilius


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Veranstaltungsgeschichten: Gemeinsame Räume, von und für Menschen gemacht von Leyla Ercan und Mirrianne Mahn

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Liebe Mirrianne, ich möchte mit dir über machtkritische Veranstaltungsstrukturen sprechen. Mein Wunsch, diesen Briefwechsel mit dir zu führen, rührt daher, dass du für mich einen unglaublichen Optimismus ausstrahlst. Als ich während unseres gemeinsamen Podiums beim 7. Teil der Tagungsreihe Frankfurter Forum Junges Theater 2021/22 ein wenig resignativ geschlussfolgert habe: „Tja, wenn die weißen, dominanzkulturellen Institutionen sich nicht verändern wollen, so what?! Dann bleiben wie sie sind, sie werden sich ohnehin bald abgeschafft haben“, hast du darauf erwidert: „Nein, sie müssen und werden sich verändern. Ich kann nicht zulassen, dass meine Kinder die gleichen Erfahrungen machen wie ich“. Das hat mich richtig geflasht. Weil ich selbst keine Kinder habe, neige ich dazu schnell aufzugeben, wenn es um den stagnierenden organisationalen Wandel in Kultureinrichtungen geht. Umso gespannter bin ich auf deine Perspektiven. Gern würde ich – medias in res – mit drei konkreten Beispielen anfangen: 1) Schlichtweg vergessen?!: Vor einigen Jahren war ich auf einer Konferenz, bei der es um kulturelle und religiöse Vielfalt ging. Die Tagung war für mich als Muslima sehr schwierig einzurichten, weil sie am Ramadanfest (Eid-alFitr, Tag des Fastenbrechens) stattfand. Direkt im Grußwort hieß es, dass man sich mehr Vielfalt, insbesondere muslimische Teilnehmende unter den Referent*innen und im Publikum gewünscht hätte. Ich wies auf den Feiertag hin – und darauf, dass der Termin auch für mich schwierig einzurichten gewesen war. Das Orga-Team schwieg betreten, konnte gar nicht mehr rekonstruieren, wie dieser Fauxpas passieren konnte. Ich fragte, ob denn muslimische Menschen im Team seien oder ob zumindest muslimische Communities bei der Konzeption der Tagung beteiligt wurden – das wäre doch naheliegend bei einer Tagung über religiöse Vielfalt. Anscheinend hatte niemand dran gedacht.

2) A ls seien sie nicht anwesend: Eine weitere Beobachtung mache ich oft in Netzwerkzusammenhängen, in denen für die sogenannte „Integration“1 zuständige Menschen aus Institutionen und mehrheitsgesellschaftlichen Zu-

sammenhängen mit Menschen aus migrantischen (bzw. marginalisierten) Communities zusammenkommen. Ein sich wiederholendes Muster ist dort, dass die sogenannten „Integrationsbeauftragten“ sich zu Beginn der Netzwerkveranstaltung zu Wort melden, nicht selten mit defizitorientierten Begriffen wie „bildungsfern“, „kulturell desinteressiert“, „nicht erreichbar“ und „integrationsunwillig“, „sozialer Brennpunkt“. Diese abwertende Art über Menschen (und deren Lebenswelten) zu sprechen, die sich im gleichen Raum befinden, bewirkt etwas. Es werden Hoheitsrechte markiert, Rankings in der Gruppe hergestellt, Handlungs- und Sprechkompetenzen abgesprochen, eingegrenzt, eingehegt. Migrantische Menschen spüren in diesen Zusammenhängen, dass sie nicht als Subjekte wahrgenommen werden, sondern als Statist*innen der Projekte und Maßnahmen einer weiß geprägten, dominanzkulturellen Einrichtung. Sie fühlen sich austauschbar, es scheint irrelevant, was sie sagen, denn der paternalistische Projektblick hat schon einen fixen Ort, eine Position für sie vorgesehen: die des Objekts in einem fremdbestimmten, gewaltvollen sogenannten „Integrations“-Diskurs. 3) Das erste Wort geht an ...? Vor einigen Wochen war ich Teil eines Podiums mit drei weiteren Frauen und einem weiß-deutsch positionierten Mann, der die Leitung einer renommierten Einrichtung innehat. Schon zu Beginn war ich irritiert: die Moderatorin, eine durchsetzungsstarke, politisierte junge Frau, adressierte die erste, später auch die letzte Frage an diesen einen Mann in der Runde. Dadurch signalisierte sie für mich, wer auf dem Podium besonders wichtig ist und mit dem ersten Wortbeitrag den Ton und den deutungshoheitlichen Rahmen setzen darf. Das ist ein Muster, das ich immer wieder beobachte: nicht selten werden Podien eröffnet mit einer Frage an die gesellschaftlich und funktional (für alle offensichtliche 1

Ich setze „Integration“ in Anführungszeichen, weil ich das „Integrationsparadigma“ insgesamt nicht zielführend und problematisch finde und integrative Ansätze in meiner Arbeit nur punktuell verwende. Als Alternative bieten sich Diversitätsansätze und inklusionsorientierte, intersektionelle Teilhabemodelle an, die in vielen Behördenzusammenhängen allerdings noch nicht praktiziert werden.


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Diese Fragen begleiten mich seit Jahren: in der Arbeit mit jungen Menschen, mit Kindern, mit intersektional mehrfachmarginalisierten BIPoC- und Refugee-Gruppen. Und ich beobachte bedauerlicherweise, dass in Kulturinstitutionen und insbesondere auch Theatern im Kern der Debatten um Künstlerische Freiheit, Produktionsweisen, kulturelle Vermittlung und Teilhabe, genau dieses paternalistische künstlerische Selbstverständnis zu finden ist: Auftrag ist es, über die Köpfe der vermeintlich „Unwissenden“ und „Heranzuführenden“ hinweg Kunst schaffen. D.h. ein auf Augenhöhe angelegtes Projekt fällt immer wieder unbewusst zurück in (rassifizierende, migrantisierende) Ungleichheitsdynamiken, die man zu überwinden sucht. Zum Einen, weil Menschen mit ungleichen Voraussetzungen und Sprech- und Handlungsfähigkeiten zusammenkommen, zum Anderen auch, weil Kulturinstitutionen die ohnehin schon gewaltvollen gesellschaftlichen Dynamiken noch zusätzlich potenzieren und verschärfen. Es ist ein Paradox: Wie schaffen wir Chancengleichheit und Ermächtigung unter „Ungleichen“? Meine Hypothese: Es bedarf macht- und rassismuskritisch reflektierter und gesteuerter Prozesse für Veranstaltungen, Projekte und Dialog- oder Begegnungsformate im kulturellen Feld, in denen wir thematisch, aber vor allem: methodisch und strukturell gesellschaftliche Macht- und Ungleichheitsdynamiken berücksichtigen. Wie gehen wir damit um, dass wir es oftmals mit unterschiedlich positionierten, unterschiedlich empowerten Menschen, mit unterschiedlichen Sprechfähigkeiten zu tun haben? Wenn ich selbst z.B. Podien organisiere oder moderiere, lege ich deshalb großen Wert darauf, das Gespräch, die Themen und die Anliegen der Gäst*innen gemeinsam mit den Gäst*innen entlang einer machtkritischen Dramaturgie zu gestalten. Für mich ist es wichtig, dass gesellschaftliche Ungleichheitsverhältnisse sich in der Podiumszusammensetzung, der Themenauswahl und in den Gesprächsdynamiken nicht unbewusst reproduzieren. Das ist eine kollaborative und bottom-up-Konzeption von Veranstaltungsformaten, die viel Zeit braucht und von langwierigen Aushandlungsprozessen bestimmt ist: Diejenigen, um dies es gehen soll, deren Lebensrealitäten, Erfahrungshintergründe und Wissensbestände im Zentrum des Gesprächs stehen sollen, bekommen die Deutungs- und Gestaltungshoheit über den Aushandlungsraum. Andernfalls droht nämlich, dass wir die Ausschlüsse, die wir beabsichtigen abzuschaffen, in der Komposition unserer Veranstaltung unbewusst reproduzieren. Das heißt Powersharing, auf allen Ebenen und von Anfang an: (Diskurs)Räume öffnen und vollständig abgeben und ökonomische, räumliche, soziale, aufmerksamkeitsöko-

nomische Ressourcen teilen. Und nicht zu vergessen: sich als (Repräsentantin einer) Institution zurücknehmen. Dabei orientiere ich mich an einer Reihe von Leitfragen aus der marginalisierten BIPoC-Perspektive, die ich gern mit dir diskutieren würde, liebe Mirrianne, weil ich weiß, dass du diese unbewussten Gestaltungsmerkmale und -dynamiken von Veranstaltungen auch wahrnimmst. Was läuft da in der Veranstaltungskonzeption und -organisation eigentlich immer falsch? – Wer zeichnet für die Veranstaltung verantwortlich? Wer hat die Gestaltungs- und Entscheidungsmacht (Stichworte: personelle Vielfalt, Repräsentationsgerechtigkeit)? – Wer sucht nach welchen Kriterien Projektleitung, Teammitglieder, Moderation etc. aus? – Wie werden wir der Maxime „Nichts, was ohne uns über uns gemacht wird, ist für uns“ gerecht? Wie und nach welchen Kriterien werden Beteiligte und Gäst*innen ausgewählt? – Gibt es ein Bewusstsein für und eine Strategie zur Vermeidung von Tokenisierung? Wie wird sichergestellt, dass Menschen jenseits identitätspolitischer Zuschreibungen auch als Individuen sprechen können? – Wie schafft es eine Veranstaltung von Anfang an, gesellschaftliche Diversität, Multiperspektivität und Vielstimmigkeit, Vielfalt diskursiver Positionen als Strukturprinzip mitzudenken und umzusetzen? – Wie werden die Gäst*innen, die sowohl gesellschaftlich als auch in ihren Funktionen unterschiedlich machtvoll positioniert sind, im Veranstaltungsprogramm gemeinsam handlungs- und sprechfähig gemacht? – Wie bringen wir z.B. Podiumsgäst*innen dazu, einander aktiv zuzuhören, vor allem die artikulationsstarken aus der Selbstprofilierungshaltung („Schlagabtausch“) herauszuholen und in eine Haltung des aktiven, empowernden Zuhörens zu versetzen? Wie schaffen wir es, dass unsichere Menschen zu ihrer Stimme finden und dass diejenigen, die sich einer klaren Wahrheit bewusst sind, lernen sich selbst zu hinterfragen und Ambiguität zuzulassen? – Wie schafft die Moderation es, das Gespräch insgesamt macht- und rassismuskritisch zu steuern und zu führen? Das Herzstück ist für mich dabei eine macht- und rassismuskritische Veranstaltungs- oder Podiumsdramaturgie. Weil wir den gesellschaftlichen Ungleichheiten entgegenwirken möchten, muss die Veranstaltung bzw. das Podium anders funktionieren als die Gesellschaft – sie sollte die Utopie eines alternativen, fairen, diskriminierungs- und machtkritischen Miteinander performativ erproben. In diesen utopischen Räumen, im gemeinsam erlebten Miteinander und den unmittelbar gemeinsam gemachten Erfahrungen können wir eingefahrene Bilder und Haltungen aufbrechen und bestehende gesellschaftliche Kräfteverhältnisse verschieben. Die Krux mit den ‚shared spaces‘: Die allergrößte Hürde, und daran verzweifle ich manchmal, liebe Mirrianne, sind die gemeinsamen Räume. Wie du weißt, funktioniert Empowerment in ‚safer spaces‘ sehr gut, deshalb fordern wir diese ja so nachdrücklich. Aber was ist mit ‚shared spaces‘ oder ‚braver spaces‘? Gerade in den gemeinsamen Räumen wird es

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und unhinterfragte) hierarchie- und positionshöchste Person. Das verstört mich sehr – je älter ich werde, umso mehr – insbesondere wenn das Thema des Podiums sich genau mit diesen Fragen beschäftigt: Wie betreiben wir Em­powerment und Powersharing? Müssen wir das Geforderte dann nicht auch selbst auf dem Podium praktizieren, damit es glaubwürdig ist?

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kompliziert, denn dort stehen wir vor der Herausforderung, eine Dramaturgie für eine Atmosphäre zu schaffen, in der die eine Gruppe lernt, sich mit Blick auf die eigene Machtposition zu sensibilisieren und freiwillig zurückzunehmen und die andere Gruppe sich von der anderen zu emanzipieren. Ich ertappe mich dabei, dass ich die ‚shared spaces‘ in Frage stelle, weil es fast unmöglich scheint in ihnen niederschwellige, inkludierende Methoden, psychologische Sicherheit, selbstbestimmte Ermächtigung zu ermöglichen. Aber ich möchte an ‚shared spaces‘ und ‚braver spaces‘ glauben! Privilegierte müssen lernen das gewaltvolle, selbstbezogene Sprechen zu verlassen, so dass eine Zuwendung, ein Hinhören, ein Gehörtwerden, Anerkanntwerden stattfinden kann. Nur so entsteht auf der Seite der Deprivilegierten sowas wie Agency, Handlungsmächtigkeit. Was hast du für Erfahrungen mit Räumen und Veranstaltungen gemacht? Vielleicht fallen dir auch ein paar verkorkste Veranstaltungen ein? Und du hast bestimmt auch viele wirksame Strategien in petto, liebe Mirrianne! Liebe Grüße Leyla PS: Und sorry, dass es so lange gedauert hat mit dem Text. Trotz sozialen und beruflichen Aufstiegs führen Women of Colour sehr ereignisdichte, intersektionale Leben, mit viel familiärer Verantwortung und Care Work, Krankheit, Tod, existenziellen Unsicherheiten, den nie enden wollenden Diasporathemen und sonstigen Achterbahnfahrten …

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   Liebe Leyla, ich möchte zunächst auf dein PS reagieren und sagen, wie sehr ich deine Gedanken und Sorgen bezüglich der aktuellen Weltlage verstehe! Es ist wirklich schwer, sich in dieser Zeit auf so viele Dinge zu konzentrieren, und ich frage mich oft, ob meine Bemühungen ausreichen und ob sie überhaupt einen Unterschied machen. Besonders in Anbetracht der politischen Lage, in der die AfD in Hessen zur zweitstärksten Partei wird und Der Spiegel unseren Bundeskanzler mit „Wir müssen mehr abschieben“ zitiert. Ich finde es sehr schwierig, im Schatten dieser ganzen Ereignisse über Diskriminierung in kulturellen Veranstaltungen für Fachpublikum zu schreiben, obwohl ich die Beispiele, die du genannt hast, nur allzu gut kenne und deinen Brief mit durchgehend zustimmendem Kopfnicken gelesen habe. Irgendwie passt das aber traurigerweise auch zum Thema: Die Weltlage, politische Umstände und Entwicklungen, die Fähigkeit, mit dem Leben klarzukommen, haben Einfluss auf das Tun. Auch und besonders für BIPoC, die an Veranstaltungen teilnehmen wollen oder sollen. Es ist mir unbegreiflich, wie häufig solche – ich nenne sie jetzt mal – Umstände, nicht mitgedacht werden, obwohl doch diese Veranstaltungen für Menschen gemacht sind, sei es für junge oder für erwachsene Menschen. Es ist mir unbegreiflich, also ich kann wirklich nicht greifen, wie sehr Veranstalter*innen oft an sich selbst denken und damit nicht nur das Publikum ignorieren, son-

dern auch eingeladene, also beteiligte Personen. Kriegt das doch endlich in den Griff ! Ich steigere mich in dieses Wortfeld jetzt ein bisschen hinein, weil damit so viel zusammenhängt, finde ich. Weil sich mit einem Mitdenken, mit einem ehrlichen, ernst-nehmenden, wertschätzenden, achtsamen Mitdenken anderer Menschen soviel be-greifen und lernen lässt, das wir mit unserer eigenen Perspektive nicht wissen und kennen können. Ich lese jetzt nochmal deinen Brief und fange nochmal am Ende an, kurz vor dem PS, denn ich kann mich am besten in die Dinge deines letztes Teils hineinversetzen. Shared Spaces und Braver Spaces sind Themen, die du angesprochen hast. Du weißt, dass ich an die Notwendigkeit von sicheren Räumen glaube. Doch ich bin auch der Ansicht, dass es nicht die Aufgabe marginalisierter Gruppen sein sollte, diese Räume zu schaffen. Es ist an der Zeit, dass privilegierte Kulturinstitutionen verstehen: Die Tatsache, dass so viele Räume für so viele Menschen ein ‚feindliches Umfeld‘ darstellen, ist darauf zurückzuführen ist, dass andere Menschen genau das geschaffen haben. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen, die bedauerlicherweise vor allem in ‚braveren Räumen‘ stattfinden, möchte ich mich auf das konzentrieren, was genau in diesen Räumen geschehen muss, damit sie überhaupt erträglich sind. Du hast darüber geschrieben, dass es wichtig ist, dass sich privilegierte Menschen zurücknehmen. Ich stimme dem teilweise zu, aber ich glaube, dass wir hier schnell Gefahr laufen, die Ängste dieser privilegierten Menschen zu bestätigen, wenn wir darum bitten oder die Forderung stellen, dass sie sich zurücknehmen sollen. Denn dies impliziert immer, dass sie dadurch benachteiligt werden. Es impliziert auch, dass die Macht immer noch in ihren Händen liegt und der Raum einer Person unterwürfig ist und sich zurücknehmen muss. Ich würde es lieber so ausdrücken, dass privilegierte Menschen aufhören sollten, zu diskriminieren. Denn meiner Meinung nach lassen sich alle von dir genannten Beispiele immer wieder darauf zurückführen, dass die Avantgarde, die mit ihrem Rucksack voller Privilegien voran stolziert, verstehen muss, dass mit diesem Rucksack auch eine Verantwortung einhergeht: Die Diskriminierung, die dazu geführt hat, dass der Rucksack so prall gefüllt ist, muss bekämpft werden. Was ich damit sagen möchte, ist, dass ich in ‚braveren Räumen‘ immer öfter erlebe, wie sich weiße ältere Männer als ‚aufgewacht‘ präsentieren, großzügig Platz machen und dann oft „der Schwarzen Frau“ einen Platz anbieten. Dabei verstehen sie oft immer noch nicht, dass die Tatsache, dass am Tisch nicht genug Platz für alle ist und dass sie sich jetzt so großzügig zurücknehmen, letztendlich auch ihnen zugutekommen wird. Denn Diversität und Diskriminierung sind zwei Seiten derselben Medaille. Ich verstehe vollkommen, wie sehr dich diese Gedanken und Fragen in deiner Arbeit mit jungen Menschen und intersektional mehrfachmarginalisierten Gruppen beschäftigen. Es ist bewundernswert, wie sensibel und kritisch du mit diesen Themen umgehst. Ich bin mittlerweile der Meinung, dass Aufklärung, Sensibilisierung und Bildung allein nicht ausreichen. Ich bin der


Ansicht, dass die Politik eine große Verantwortung trägt. Sie ist für die Förderlandschaft in Deutschland verantwortlich. Ich finde, dass die politisch Verantwortlichen endlich dieses Problem angehen müssen. Dabei könnten sie sich beispielsweise an Großbritannien ein Beispiel nehmen, wo Diversität und Diskriminierungskritik aktiv gefördert werden und das Fehlen von Diversität mit dem Fehlen von Förderung ‚bestraft‘ wird. Konkret könnte das meiner Meinung nach so aussehen: Regierungen können durch Gesetze und politische Maßnahmen die Chancengleichheit fördern. Dies umfasst die Bekämpfung von Diskriminierung und die Schaffung von Rahmenbedingungen, die die Teilhabe marginalisierter Gruppen an der Kulturlandschaft erleichtern können. Dafür muss verstanden werden, dass wir alle als Teil dieser Gesellschaft rassistische, diskriminierende Teile in uns tragen und deswegen aktiv Kontrollmechanismen etablieren müssen, um diese auf ein geringes Maß zu reduzieren. Die einfachste und kostengünstigste Maßnahme ist die Repräsentation. Repräsentation von Perspektiven und Lebensrealitäten. Das können divers besetzte Leitungsteams sein, die die traditionellen Intendanten der großen Kulturhäuser ersetzen. Das können Findungskommissionen sein, die verschiedene marginalisierte Perspektiven bei der Besetzung von Leitungspositionen beachten. Was meiner Meinung nach ebenfalls entscheidend ist, ist die Ermächtigung benachteiligter Gruppen. Dies kann durch Programme und Organisationen erreicht werden, die Unterstützung, Ressourcen und Schulungen bereitstellen, um Menschen in die Lage zu versetzen, ihre eigenen Interessen zu vertreten und Veränderungen in ihren Gemeinschaften herbeizuführen. Dazu gehört es auch, Betroffene dafür zu sensibilisieren, wo die Diskriminierungen in den einzelnen Institutionen liegen und wie sich diese äußern können. Und wir müssen in einem Bereich wie Theater oder Kultur insgesamt, in dem Sprache einfach eine so wichtige Rolle spielt, damit umgehen lernen, dass diese komplett von diskriminierenden Elementen durchzogen ist. Sprache ist Macht. Und Macht kann Gewalt bedeuten. Gewalt fängt oft mit der Sprache an und endet teilweise in rassistischen Terrorangriffen – wie Hanau! Sobald wir als von Rassismus Betroffene die Sprache kritisieren, werden alle möglichen Menschen plötzlich zu Sprachwissenschaftler*innen und Verteidiger*innen der deutschen Sprache. Dabei darf Sprache nicht im luftleeren Raum betrachtet werden. Sie ist Teil einer Gesellschaft, ein aktiver Mechanismus, der sich mit der Gesellschaft entwickelt. Sprache benennt und drückt Situationen aus, speichert und

kategorisiert diese dadurch. Diskriminierung ist ein konstanter Begleiter der deutschen Sprache und in vielen Formen, Fragen, Assoziationen oder Redewendungen zu finden. Die eigenen Formulierungen entsprechend zu hinterfragen und neu zu denken, bedeutet aufmerksam und diskriminierungsarm zu sprechen. Dass Menschen das N-Wort als verletzend und diskriminierend empfinden, ist schon laaange bekannt. Sehr lange. Und es wird auch schon lange diskutiert, inzwischen sind auch schon längst alle Argumente auf dem Tisch. Aber es gibt immer noch unfassbar viele Menschen, die sich selbst als nicht-rassistisch sehen. Die denken, ihre fadenscheinigen Argumente, dieses Wort nutzen zu müssen – besonders im Namen der Kunstfreiheit –, seien wichtig genug, dass Schwarze Menschen sich verletzen lassen sollten. Wir alle haben im Kulturbetrieb Regeln des respektvollen Miteinanders gelernt. Wir beweisen das jeden einzelnen Tag. Die N-Wort-Diskussion war eigentlich schon an dem Tag vorbei, als eine relevante Zahl an Menschen gesagt hat, dass sie das verletzt. Eine Kultur- und Theaterlandschaft, die gesellschaftlich relevant sein will, hat hier die Aufgabe, sich hinter diese Menschen zu stellen. Das bedeutet konkret nicht nur den Aufruf, nett zueinander zu sein, sondern klar Position zu beziehen. Und da greife (!) ich unseren Bogen der Veranstaltungsgeschichten wieder auf: Die Art und Weise, wie auf Veranstaltungen selbst miteinander umgegangen wird, hat sehr oft mit Sprache zu tun. Und damit meine ich nicht, dass auf einmal alle Menschen alle diese komplizierten Diskursbegriffe kennen müssen. Sondern es geht um gegenseitigen Respekt und Aufmerksamkeit dafür, wie ich mit Menschen spreche, die mit mir auf einem Podium sind. Oder die mit mir im Workshop streiten, Menschen, die andere Sprachen sprechen als ich. Mit Menschen, die hinter den Kulissen für das Catering sorgen, die ich kurz vor der Veranstaltung um ein neues Mikro bitten muss. Oder es geht auch darum, wer – wie du in deinem Beispiel genannt hast – einer bestimmten Rede-Reihenfolge ausgesetzt ist. Und mit einem solchen Bewusstsein wird vielleicht auch die Utopie von machtkritischen und diskriminierungssensiblen Räumen greifbar. Ich hoffe, meine Antwort bringt dir zumindest eine Bestätigung dafür, dass es noch viel zu tun gibt – dass es aber Menschen wie dich braucht, die diese Themen immer wieder aufbringen. Und ich freue mich darauf, weiter mit dir dazu im Austausch zu sein und Strategien für großartige Veranstaltungen zu entwickeln! Mit herzlichen Grüßen Mirrianne

Leyla Ercan ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin. Momentan arbeitet sie freiberuflich als Kulturmanagerin und -beraterin, Referentin und Lehrbeauftragte zu Change, Diversität, Inklusion und Teilhabe sowie Kritischen Kulturellen Praktiken in Kultureinrichtungen. Foto: privat

Mirrianne Mahn ist Referentin für Diversitätsentwicklung und Antidiskriminierung und seit 2021 Stadtverordnete in Frankfurt am Main und Autorin. Foto: Katharina Dubno

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briefwechsel

veranstaltungsgeschichten


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Foto: Maria Milisavljević


junge expertise

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Sachgeschichten: An unsere Geldgeber*innen – to whom it may concern

L

Liebe Fördermittelgeber*innen, wir sind euch dankbar, dass ihr unser Projekt Frankfurter Forum Junges Theater im Jahr 2021/22 gefördert habt. Allerdings bin ich verzweifelt: Bei der Projektabrechnung ist mir aufgefallen, dass einige Teilnehmer*innen die Pfandflaschen mitgenommen haben, die wir während der Veranstaltung mit Wasser, Saft und Softdrinks zur Verfügung gestellt hatten. Nun können wir sie nicht zurückgeben und bleiben auf dem eingesetzten Pfandbetrag sitzen, denn Pfand ist laut den Zuwendungsbestimmungen nicht förderfähig. Als eingetragener Verein mit wenigen bis keinen Eigenmitteln können wir solche Kosten auf Dauer nicht abfangen, denn wir hangeln uns von Projektförderung zu Projektförderung. Institutionelle Förderung – das wär’s, aber das ist in unserem Bereich nur Wenigen vorbehalten. Jeder neue Antrag muss „innovativ“, „zukunftsweisend“, „modellhaft“ sein. Dazu kommt, dass fast immer ein Eigenanteil notwendig ist – den können wir meist kaum auftreiben, weil wir im Bereich Kinder- und Jugendtheater keine großen Eintrittseinnahmen erzielen. Unser Hauptanliegen ist die Kunst, die wir dem jungen Publikum näherbringen. Viele unserer knappen Ressourcen fließen in die mühsame Arbeit der Fördermittelakquise bei Stadt, Land und Bund. Private Stiftungen sind eine gute Option, jedoch haben sie ihre ganz eigenen Förderkriterien und wir jonglieren dann für ein Projekt mit zahlreichen Anforderungen, um allen gerecht zu werden: Die einen fördern nur Projekte mit Bezug zum Bundesland, die anderen bundesweit, wieder andere haben als Voraussetzung, dass Zivilgesellschaft beteiligt ist. All das unter einen Hut zu bringen ist enorm schwierig, aber Alltag in der Finanzverwaltung. Die Komplexität dieser Tätigkeiten ist in der dauerhaft angespannten Förderlage enorm gestiegen und benötigt zunehmend Personalressourcen. Wer finanziert das in Zukunft? Die Infrastruktur– wenn sie denn gefördert wird – muss besser ausgestattet werden, um diese Herausforderungen meistern zu können. Das bedeutet mehr Geld für sogenannte „Eh-da“-Kosten (die in den meisten Projekt-

förderungen zudem ausgeschlossen sind). Die Übernahme von Kosten für Mieten, Büroinfrastruktur und Fachpersonal bildet die Grundlage, damit überhaupt Anträge für Projektförderungen gestellt und abgerechnet werden können. Und damit die Darstellende Kunst, die Geschichten bei den Kindern und Jugendlichen auch ankommen. Liebe Fördermittelgeber*innen, wie sollen wir uns den Themen Inklusion, Diversität und Beteiligung von jungen Menschen widmen und damit zeitgemäße Geschichten für ein junges Publikum erzählen können, wenn wir sowieso schon die letzten Cents zusammenhalten müssen, um unseren Betrieb aufrechtzuerhalten? Die Kulturlandschaft der Zukunft verlangt nach innovativen Konzepten, aber dazu muss erst einmal ein Raum geschaffen werden, abseits vom Alltagsgeschäft vieler Institutionen. Wir brauchen neue Förderkonzepte und Programme, die niedrigschwellig Geld fließen lassen. Und Bürokratieabbau… Im Frühjahr 2020 kommt die Corona-Pandemie. Theater müssen schließen, Künstler*innen verlieren Einkünfte, Kinder und Jugendliche müssen zuhause bleiben und Freizeitangebote fallen aus. Die Regierung stampft Corona-Hilfsprogramme aus dem Boden, denn allen soll in dieser Lage geholfen werden. Wieder einmal begeben sich Theater und Künstler*innen in das Labyrinth der Fördermöglichkeiten. Mit dem Programm NEUSTART KULTUR – Junges Publikum hat die Bundesregierung in 2020 ein Rettungs- und Zukunftsprogramm für den Kultur- und Medienbereich aufgesetzt, durch das viel Geld in die Szene geflossen ist. Die Förderungen waren niedrigschwellig angelegt, um einen schnellen Geldfluss zu gewährleisten (das geht also doch!). Neue Wege (ins Theater) sollten erprobt werden, der Zugang zum Publikum während der Pandemie sollte neu gefunden werden. Viele Projekte konnten erfolgreich durchgeführt werden und haben innovative und zukunftsweisende Methoden entwickelt. Und das in kürzester Zeit und unter Zeitdruck, denn die Mittel waren zeitlich limitiert und Projekte mussten schnell umgesetzt werden. Drei Jahre später sind

briefwechsel

von Maike Piechot und Lisa Stumpf


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tell me more

briefwechsel

die Verhältnisse nicht genauso wie vor der Pandemie – viele Kinder- und Jugendliche wurden durch die Pandemie besonders belastet und haben dringenden Unterstützungsbedarf. Was bleibt nun von den entwickelten (Modell-) Konzepten im Rahmen von NEUSTART KULTUR dauerhaft bestehen? Die Fördermöglichkeiten des Programms sind bereits ausgelaufen. Kürzungen in den Kulturhaushalten und bei der finanziellen Ausstattung der Angebote für Kinder- und Jugendliche sind bereits angekündigt. Wie soll der große Bedarf nach diesen Angeboten mit den bereitgestellten Mitteln gedeckt werden? Wie soll sichergestellt sein, dass die Arbeit im Kinder- und Jugendtheater langfristig und nachhaltig gesichert und zukunftsweisend finanziert wird? Das junge Publikum von heute sind doch schließlich die Erwachsenen von Morgen… aber nun muss ich erstmal wieder von Neuem auf die Suche nach geeigneten Fördermöglichkeiten gehen.

Liebe Lisa, ich habe deinen Brief an die Fördermittelgeber*innen gelesen. Danke, dass du ihn mit mir teilst. Das Schreiben ist ganz schön scharf, aber je mehr ich darüber nachdenke, gebe ich dir Recht: Man muss da mal was geraderücken. Ich denke immer noch an unser letztes Gespräch zum Kinder- und Jugendtheater. Besonders hängengeblieben ist mir dein 23 cm-Stapel Verwendungsnachweise mit dem Post-It beim Posten „Festivaleröffnung“: 142 Euro Pfand haben Publikum und Künstler*innen mit nach Hause genommen. Wie kriegen wir das abgerechnet? Ich befasse mich ja nicht ausschließlich mit diesem Feld und fand es toll mit dir zu überlegen, was die Förderung und Produktion von Kunst für ein junges Publikum eigentlich auszeichnet. Einige unserer Gedanken habe ich mal notiert.

• Wir machen der vielfältigsten gesellschaftlichsten Gruppe ein Angebot. • Unsere Klientel entwächst unserem Angebot in wenigen Jahren. Kunden­bindung ist unser Ding. • Unser Publikum will kein Abo. • Unser Publikum ist das Kritischste überhaupt. • Unser Publikum kommt nur ins Weihnachtsmärchen. • Unser Publikum ist bei jeder Performance voll dabei. • Unser Publikum will oft kein Theater sehen – wir machen trotzdem ein Angebot. • Uns sind Großeltern und Abiturient*innen zur neusten Tanzpremiere mehr als willkommen. • W ir haben die treusten Fans von Anfang an. • Wir bieten Konzerte für Babys an. • Wir lassen alle rein, die prägnant, kurz und sinnlich, manchmal ohne Sprache, mit und ohne Darsteller*innen, Kunst erleben wollen. All in! • W ir schaffen ganze Projektwochen an einem Tag und lieben das freiwillige soziale Jahr. • Wir vertrödeln gerne unsere Zeit. • W ir können aus Pfandkästen Bühnenbilder bauen. • Wir machen Bühnenbilder gerne wieder zu Geld. • Uns ist Nachhaltigkeit kein Fremdwort. • Wir können uns Wegschmeißen nicht leisten. • Wir schmeißen uns weg bei guten Witzen. • Wir können uns Einlagern nicht leisten. • Wir leisten Unmögliches. • Wir arbeiten gerne unentgeltlich. • Wir arbeiten gerne mit Pauschalen. Stundensätze sind nicht unser Ding. • Wir fangen oft wieder von vorn an. • Wir machen Kunst an ungewöhnlichen Orten. • Wir lieben klassische Stoffe auf der Schulbank. • Wir lieben Performances in Banken. • W ir schaffen gerne Virtual Reality Brillen an, um nach Corona innovativ neu zu starten. • Wir gehen mit dem Frust um, neues Equipment liegen zu lassen, weil nötige Personalmittel für weitere Angebote fehlen.


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• Wir bringen gern partizipative Projekte auf die Bühne. • Wir lassen alle mitspielen, die sich investieren wollen. • Wir machen aus jeder unserer Produktionen gleichzeitig eine Werkstatt. • Wir lernen gern fürs Leben und für die Kunst. • Wir lieben Peanuts. • Wir geben gerne Geld fürs Buffet aus. • Wir finden, es darf wenig sein, aber dafür neon. • Wir können keine dauerhafte Miete aufbringen. • Wir schließen ungern langfristige Verträge. • Wir leben im Augenblick. • Wir lieben Kleinteiligkeit. • Wir machen Theater für wenige Kinder. • Wir arbeiten mit ganzen Schulen. • Wir lieben kritische Massen. • Wir sind polyfinanziert. • Wir stellen nur Anträge, deren Abwicklung uns nicht überfordert. • Wir sind wichtig für Kultur und Bildung von Anfang an. • Wir sind systemrelevant. • Alle lieben uns. • Alle geben uns Geld in der benötigten Höhe. • Alle würden uns Geld geben. • Niemand will an uns sparen. • Wir haben ein gesteigertes Mitteilungsbedürfnis, uns brennt was unter den Nägeln. • Wir gehen auf euch zu.

Was denkst du? Was machen wir daraus? Schon wieder ein Manifest? Oder ist das zu manifest? Sollten wir vielleicht besser ein persönliches Kennenlernen anregen?

Liebe Fördermittelgeber*innen, wir haben uns einige Gedanken gemacht – und wie Theatermacher*innen das so tun, möchten wir reden. Würde das gehen? Haben wir das gleiche Ziel? Gerne sagen wir euch, was wir genau brauchen. Gerne zeigen wir euch, wie wir arbeiten. Was braucht ihr von uns, damit es für beide Seiten so einfach wie möglich ist? Mit freundlichen Grüßen Zwei, die es betrifft

Lisa Stumpf arbeitet bei der ASSITEJ e.V. im Bereich Finanzen und Controlling in Frankfurt am Main. Foto: privat

Maike Piechot ist als Kulturwissenschaftlerin freiberuflich im Bereich Darstellende Künste tätig und begleitet für das Kulturamt Frankfurt am Main die Entwicklung des neuen Kinder- und Jugendtheaters im Frankfurter Zoogesellschaftshaus. Für die Landeshauptstadt Wiesbaden leitet sie die Geschäftsstelle des Kulturbeirats Wiesbaden. Foto: privat

briefwechsel

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preiswürdig Foto: Lisa Stumpf


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service


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Preiswürdig Auszeichnungen im Kinder- und Jugendtheater 2023

NRW-Nachwuchsstipendien Freie Kinder- und Jugendtheater 2023 vergeben an Leonie Adam (4.D Spartenübergreifende Angelegenheiten, Dortmund) Elisa Marcelle Berrod (Maschinenhaus Essen) Kaja Hansen (KOM’MA Theater, Duisburg) Antje Mies (mini-art, Bedburg-Hau) Charlotte Petersen (Fetter Fisch Performance/ Theater, Münster) Analena Razborsek (Alfredo Zinola Productions, Köln) | tjp-nrw.de |

Berliner Kindertheaterpreis verliehen am 25. April 2023 im GRIPS Theater, Berlin an Lara Schützsack für Woche – Woche und an Marie Hüttner für Ertappt (Förderpreis) | grips-theater.de |

Niederländisch-deutscher Kinder- und Jugenddramatikerpreis 2023 verliehen am 26. Februar 2023 am Theater Duisburg an Özlem Özgül Dündar (D) für Mädchenschrift und an Annet Bremen (NL) für Het Sterrehuis | kaasundkappes.de |

Mülheimer KinderStückePreis verliehen am 26. Mai 2023 in Mülheim an der Ruhr an Roland Schimmelpfennig für Die kleine Meerjungfrau | kinderstuecke.de |

Die Kinder- und Jugendtheaterveranstalter Bayern e.V. verliehen am 9. März 2023 in München-Pasing im Rahmen der 24. Kinderkulturbörse an Theater Con Cuore für Tigerwild Sonderpreis in der Kategorie „Theater für die Allerkleinsten“ an Theater Mär für EINS ZWEI DREI TIER | kinderkulturboerse.net | Preise der Penguin‘s Days 2023 verliehen am 16. März 2023 im Schlosstheater Moers Der goldene Pinguin an Jessica Schultheis (Spiel), Stephanie Rolser (Regie), Andreas Braun (Technik) für All das Schöne Sonderpreis in der Kategorie „Beste Symbolik und Bildsprache“ an das Consoltheater Gelsenkirchen für Wem gehört die Straße? | schlosstheater-moers.de | Marburger Kinder- und Jugendtheaterpreis verliehen am 25. März 2023 im Rahmen von KUSS – Theater sehen! Theater spielen! im Theater am Schwanhof, Marburg an das Theater Marabu Bonn für Splash! | hltm.de |

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ASSITEJ-Preise 2023 verliehen am 23. April 2023 im Theater Strahl, Berlin an die Geheime Dramaturgische Gesellschaft, Hannah Biedermann und Thomas Lang, ASSITEJ-Veranstalter*innenpreise an Florian Rzepkowski (Figurentheater Osnabrück) und Bernd Upadek (Scharoun Theater Wolfsburg), Vera Gerdau-Preis zur Förderung inklusiver Projekte im Kinder- und Jugendtheater an Leute wie die, ASSITEJ-Preis für Kulturjournalismus (Bernd Mand-Preis) 2023 an Play Time – Stream & Diskurs Junges Theater (Kooperation von nachtkritik.de und der Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des Programms JUPITER) | jungespublikum.de |

Karfunkel – Kinder- und Jugendtheaterpreis der Stadt Frankfurt am Main verliehen am 27. April 2023 in Frankfurt an Paradiesvogel e.V. | kultur-frankfurt.de |

Prix ASSITEJ Schweiz 2023 verliehen am 17. Juni 2023 im Kurtheater Baden im Rahmen von figurati! 2. Internationales Objekt- und Figurentheaterwochenende an Priska Praxmarer für ihr langjähriges Engagement als Kulturschaffende in der freien Theaterszene | figura-festival.ch | assitej.ch | Westwind-Preise verliehen am 20. Juni 2023 am Theater Marabu in Bonn von der Kinderjury an Carina Sophie Eberle für Der Katze ist es ganz egal (Theater Münster) von der Jugendjury an an Martina van Boxen für Der geheimnisvolle Fremde (Junge Bühne Bochum in Koproduktion mit Schauspielhaus Bochum) von der Preisjury an Hannah Biedermann, Nora Vonder Mühll und Ives Thuwis für dÄmonen (FFT Düsseldorf in Koproduktion mit Theater Sgaramusch Schaffhausen, Theater Liechtenstein TAK Schaan, ROTONDES Luxemburg) | westwind-festival.de | Retzhofer Dramapreis verliehen am 25. Juni 2023 in Graz in der Kategorie für junges Publikum an Lena Gorelik für SagdochmalLuca und Marisa Wendt für Emily weint doch nie Lobend erwähnt: Rinus Silzle, Lotta Seifert, Rike Reiniger | dramaforum.at | Förderpreis für neue Dramatik der Landeshauptstadt München 2023 verliehen am 4. Juli 2023 in München an Matthias van den Höfel für Drinnen | muenchen.de | Monica-Bleibtreu-Preis der PrivatTheaterTage Hamburg 2023 verliehen am 9. Juli 2023 in den Hamburger Kammerspielen in der Kategorie (Zeitgenössisches) Drama an überzwerg – Theater am Kästnerplatz, Saarbrücken für BOY IN A WHITE ROOM | privattheatertage.de |

Südwind Theaterfestival SÜDWIND-Theaterfestival verliehen am 11. Juli 2023 in der Schauburg, München in der Kategorie Humor an das Mainfranken Theater Würzburg für Käpten Taumel, in der Kategorie Technik und Special Effects an das Theater Pfütze Nürnberg für Ich bin Vincent und ich habe keine Angst, in der Kategorie Musik / Live-Musik an das Theater Mummpitz, Nürnberg für Der Bärenberg, in der Kategorie Bühne / Bühnenbild an das Theater Pfütze Nürnberg für Ich bin Vincent und ich habe keine Angst | suedwindfestival.de | Hamburger Kindertheaterpreis 2023 verliehen am 27. August 2023 im Fundus Theater in Hamburg an Theater Kormoran für Achtung Bau:Stille | kulturstiftung-hh.de | Kulturvermittlungspreis Kanton Bern verliehen am 31. August 2023 in Bern an Tom Blaess für sein langjähriges Engagement für die zeitgenössische Kunst | be.ch | WILDWECHSEL-Preise verliehen am 17. September 2023 am Theater Plauen-Zwickau von der Kinderjury an Jan Rozman / Julia Keren Turbahn mit Jan Kress für DINGE DINGEN (eine Produktion von Emanat in Koproduktion mit dem Puppentheater Ljubljana in Kooperation mit dem FELD Theater für junges Publikum) von der Jugendjury an das Landestheater Eisenach für All das Schöne (eine Zusammenarbeit mit THINKA Eisenach – Thüringer Initiative für Integration, Nachhaltigkeit, Kooperation und Aktivierung) Sonderpreis/Solidaritätspreis an CHICKS* freies performancekollektiv für LECKEN | wildwechsel-festival.de | Fritz-Wortelmann-Preis verliehen am 17. September 2023 in Bochum in der Kategorie „Professioneller Nachwuchs“ an Lukas Schneider für Scaena Corpus. Mann und Puppe nehmen Maß in der Kategorie „Erwachsene Amateure“ an Pamela Banchetti für Oh mein schöner Schnurrbart in der Kategorie „Schultheater/Jugendclubs“ an das Berliner Projekt Butter Käse Brot – Wir sagen tschüss!, eine Kooperation von Schaubude Berlin, TUSCH Berlin und Humboldthain Grundschule | fidena.de |


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STELLA*23 – Darstellender.Kunst.Preis für junges Publikum verliehen am 6. Oktober 2023 in Wien in der Kategorie Herausragende Produktion für Kinder an Kompanie Freispiel, Wien für Spiel auf Zeit in der Kategorie herausragende Produktion für Jugendliche an dreizehnterjanuar Wien & Vorarlberger Landestheater für King Kong Vivienne in der Kategorie herausragende darstellerische Leitung an Felix Pacher für seine darstellerische Leistung in Tschick, Wiener Staatsoper in der Kategorie herausragende Ausstattung an Paul Barritt für Animation, Video & Bühne in Mehr als alles auf der Welt, Burgtheater Wien in der Kategorie herausragende Musik an: Martin Siewert für die Musik in The Dead Class, toxic dreams / WUK, Wien Spezialpreis der Jury – Partizipative Projekte an Grimm! – Die wirklich wahre Geschichte von Rotkäppchen und Ihrem Wolf von „Jugend spielt Musical“ (Kooperation des Landestheaters Linz mit dem Oberösterreichischem Landesmusikschulwerk) Sonderpreis des ASSITEJ Vorstands an Traude Kossatz & Paul Kossatz, Figurentheater Lilarum | assitej.at |

Kulturpreis 2023 der Stadt Biel verliehen am 2. November 2023 im Stadttheater Biel an Regina Düring | biel-bienne.ch | IKARUS – Auszeichnung für herausragende Theaterinszenierungen für Kinder und Jugendliche verliehen am 10. November 2023 im ATZE Musiktheater an Nasheeka Nedsreal & Theater o.N. für Flip-Flop (2+) (Preis der Fachjury im Bereich Kindertheater), an Tanzkomplizen für OZ – der Zauber in uns (10+) (Preis der Fachjury im Bereich Jugendtheater), an Zitadelle Puppet Company für Neeweißnicht und Rosenrot (5+) (Preis der Jugendjury im Bereich Kindertheater), an Platypus Theater für Ikarus f**ked up (14+) (Preis der Jugendjury im Bereich Jugendtheater) | jugendkulturservice.de |

Deutscher Theaterpreis DER FAUST verliehen am 25. November 2023 in Hamburg an Alexander Riemenschneider für Das Kind träumt, Theater an der Parkaue – Junges Staatstheater Berlin (Inszenierung Theater für junges Publikum), an Wicki Bernhardt und Janna Pinsker in family creatures, Künstler*innenhaus Mousonturm Frankfurt und FFT Düsseldorf (Darsteller*innen Theater für junges Publikum), Perspektivpreis der Länder an das Fundus Theater | Forschungstheater, Hamburg | derfaust-theaterpreis.de | Kölner Kinder- und Jugendtheaterpreis 2023 verliehen am 4. Dezember 2023 in Köln an WASIHRWOLLT, Inszenierung: Manuel Moser, COMEDIA Theater | sk-kultur.de |

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Gastspiel beim Südwindfestival 2023 Das sagt die Jury: Die titelgebende, alltägliche Frage nach dem/der Verursacher*in von Pannen, wird variiert, differenziert, tänzerisch abstrahiert und nie ganz aufgelöst. So gelingt ein kleines Kunstwerk, das für sich steht und als Einstieg in den Tanz allen die Hände reicht.

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Langzeitprojekt seit 2015 mit Emilie Karb »Socken« erzählt auf humorvolle, berührende Weise einen Ausschnitt aus acht Jahren einer Mutter-Tochter-Beziehung.

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Sabine Karb ist Gast der

Die Modeindustrie hinterlässt Katastrophen für Beschäftigte und Umwelt. Wie geht das zusammen mit dem Spaß am schnellen Umstyling, egal in welchem Alter? Sieben junge Darstellerinnen erkunden die Welt zwischen Sweatshops, Kaufrausch und Müllkippe.

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von Jan Sobrie/Raven Ruëll

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von Eva Rottmann

DER SPIELRAUM SIND ELLA ELIA ANSCHEIN (nin/er)

HAROLD UND MAUDE (14+)

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von Colin Higgins

Leitung Junges Theater & Mitarbeit Dramaturgie Leitung Junges Theater & Vermittlung

ALEXANDRA MICHAELA MARIA STÖLZL (sie/ihr) Theaterpädagogik

FABIAN EBERHARDT (er/ihm)

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NORA (ODER EIN PUPPENHEIM) (16+) von Henrik Ibsen

Theaterpädagogik

INFOS ZUR SPIELZEIT, TERMINE & KARTEN

von Heinrich von Kleist

THEATERAALEN.DE


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Prävention & Internationale Theaterprojekte

Mobile & präventive

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Wir kommen zu Euch! Mit unseren lebensbejahenden Stücken führen wir achtsam in verschiedene Themen wie (Cyber-)Mobbing, Gewalt, Resilienz, Ernährung, Friedensbildung oder Radikalisierung. mobil und bundesweit buchbar!

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DIE MITTE DER WELT von Andreas Steinhöfel ab 14 Jahren Regie: Niko Eleftheriadis Premiere: 16.Dezember 2023

DIE BRÜDER LÖWENHERZ von Astrid Lindgren für die Bühne bearbeitet von Christian Schönfelder Ab 9 Jahren Regie: Julia Mayr Premiere: 28. Oktober 2023

TROPFEN TRIEFEN, TROPFEN KLOPFEN Mobile Projektentwicklung für die Allerkleinsten ab 2 Jahren Regie: Katharina Mayrhofer Premiere: 27. Januar 2024 Junges Theater mobil

DER LEBKUCHENMANN Wintermärchen von David Wood Ab 6 Jahren Regie: Ekat Cordes Premiere: 18. November 2023

ZUM GLÜCK! (Arbeitstitel) SPIELZEIT 2023 I 2024 Tanzprojekt Ab 12 Jahren Regie/Choreographie: Ives Thuwis Premiere: 04. Mai 2024

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Stadttheater Ingolstadt Hier findest Du unser Angebot: www.theater.ingolstadt.de

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Stadttheater Ingolstadt

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Spielzeitgeschichten Die Premierendaten 2023/2024 sind online

An dieser Stelle habt ihr in den letzten Jahrbüchern die Spielzeitdaten gefunden: Wir haben – angelehnt an die Briefe in diesem Heft – um einen Austausch dazu gebeten, wieso die Daten ins Digitale umziehen. Danke an Anne-Sophie Garthe, Leiterin der Sammlung des KJTZ, und Julia Dina Heße, stellvertretende Vorsitzende der ASSITEJ Deutschland und Mitglied im Executive Committee der ASSITEJ International.

Anne-Sophie Garthe: Wann wurden die Spielzeitdaten erstmalig ins ixypsilonzett-Jahrbuch aufgenommen – und warum eigentlich?

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Julia Dina Heße: Ganz ehrlich: Wann, das weiß ich überhaupt nicht, aber sicher jemand in der Redaktion :-) [Anmerkung der Redaktion: Seit dem Jahrbuch 2013 wurden Premierendaten abgedruckt.] Und warum, das vermute ich jetzt mal: Weil es für eine Sichtbarkeit sorgt, wie viele Premieren und Produktionen die Darstellenden Künste für junges Publikum jedes Jahr auf die Bühne bringen, welche Vielfalt in den Formen und Disziplinen es hier gibt und natürlich auch, wie breit sich unsere Kunst in verschiedenen Themen und für verschiedene Alters- und Zielgruppen aufstellt. Aber jetzt wird ja alles anders! Die Spielzeitdatenbank zieht vom Heft um ins Digitale. Wo finde ich also in Zukunft die Premieren? Anne-Sophie: Bisher waren die Spielzeitdaten der Theater und Verlage fester Bestandteil des Jahrbuchs ixypsilonzett. Theater für junges Publikum. Auch wenn die Premieren ab diesem Jahr nicht mehr im Heft abgedruckt werden, bleiben sie ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Auf der Webseite www.jungespublikum.de werden wir unter dem Menüpunkt „Publikationen“ – neben wichtigen Informationen zu ixypsilo­nzett – auch eine Datenbank für die aktuellen Spielzeitdaten anbieten. Mit verschiedenen Filterfunktionen wird es möglich sein, die Auswahl der angezeigten Spielzeiten einzugrenzen. So kann man sich beispielsweise die Spielzeitdaten von einzelnen Städten oder Bundesländern anzeigen lassen. Doch auch, wer die vertraute PremierenÜbersicht braucht, wird diese hier finden: mit Erscheinen

des Jahrbuchs werden die Spielzeitdaten chronologisch als PDF-Datei für den Download auf der Webseite bereitgestellt werden. Was würdest du dir als ASSITEJ-Vorstandsmitglied von einer Spielzeitdatenbank wünschen? Denkst du, es ist ein Gewinn gegenüber dem Abdruck im Magazin? Julia: Naja, ein ganz großer Vorteil für jemanden, deren Arbeitsplatz eher chaotisch aussieht, ist natürlich, dass ich dann jederzeit und von überall auf die Daten zugreifen kann und nicht erst überlegen und suchen muss, wo ich das Heft habe, in dem das steht, was ich brauche. Als Mitglied der ASSITEJ ist eine gesammelte Spielzeitübersicht immer spannend, weil ich nicht nur schauen kann, wo welche*r Kolleg*in gerade spielt oder inszeniert, sondern auch, was die Theater insgesamt beschäftigt, in den Stücken und Projekten, denen sie sich über eine Saison intensiv widmen möchten. Wenn die Premieren ab sofort digital auf der Webseite abrufbar sind, kann ich dann spielzeitübergreifend nach Titeln suchen oder immer nur innerhalb von einer Spielzeit? Werden also auch vergangene Spielzeiten digitalisiert? Anne-Sophie: Dein Gedanke einer recherchierbaren Datenbank für Spielzeitdaten beschäftigt uns schon sehr lange. Bisher war es so, dass die von den Mitgliedern eingegeben Daten einerseits für den Druck im Jahrbuch ixypsilonzett vorgesehen waren, andererseits wurden sie auch für die Sammlung des Kinder- und Jugendtheaterzentrums gesammelt. Im Heft wurde nur ein kleiner Teil der Daten abgedruckt, die tatsächlich von den Mitgliedern erfasst wurden. Mit der Veröffentlichung des Online-Katalogs der Sammlung 2015


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wurden auch die bis dahin erhobenen Spielzeitdaten recherchierbar gemacht und sind auch heute noch einsehbar. In unserem Online-Katalog kann bereits nach Titel, Autor*innen, Jahrgängen u.a. gesucht werden. Aufgrund technischer Probleme ließ sich die Bereitstellung der darauffolgenden Jahrgänge im Online-Katalog leider nicht weiterführen. Der Plan für das kommende Jahr ist nun, die Umgebung für die Eingabe und Ausgabe der Spielzeitdaten neu zu gestalten. Die Durchsuchbarkeit alle bisher gesammelten Informationen ist ein wichtiges Anliegen in diesem Prozess. Wie diese neue Datenbank aussehen und welche genauen Funktionen sie haben wird, steht jetzt allerdings noch nicht fest. In der Entwicklung des Projektes orientieren wir uns stark an bestehenden Bedarfen der Theaterpraxis und -forschung und stehen im Austausch mit Kolleg*innen im Bereich der Theatersammlungen und -archive der Darstellenden Künste. Wie wichtig ist aus deiner Sicht das Thema Verschlagwortung? Greifst du bereits auf Normdaten zurück in deiner Forschung? Sollten wir unsere Daten stärker mit anderen Institutionen vernetzen? Kann die Datenbank tatsächlich mehr Barrierefreiheit im Bereich Wissenstransfer bedeuten?

Julia: Persönlich fände ich Schlagworte natürlich sehr praktisch, weil ich dann z.B. für meine Doktorarbeit einfach kurz nachschauen könnte, wann welches Stück zum Schlagwort „Nachhaltigkeit“ oder „Umweltschutz“ gespielt wurde und ob es in den letzten 5 Jahren mehr Stücke dazu gegeben hat als in den 10 Jahren davor. Eine Vernetzung mit anderen Institutionen und vielleicht sogar internationalen Datenbanken wäre natürlich fabelhaft. Das Archiv der weltweiten ASSITEJ liegt ja schon immer in Deutschland und ist ein echter Schatz. Wenn wir hier noch weitere Wege finden könnten, uns mit Partner*innen im Bereich Darstellende Künste und junges Publikum national und international zu vernetzen und übergreifende Daten zugänglich zu machen, würde das für Viele eine tolle Wissens- und Forschungsquelle sein, denke ich. Für eine echte Barrierefreiheit braucht es dann natürlich mehr als nur eine Digitalisierung. Da müssen Sprache und Benutzeroberflächen verschiedenen Bedürfnissen entsprechen. Aber wir können ja Schritt für Schritt denken und machen ;-)

Junges Theater Frankfurt • Gastspiele • Vermittlung

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KINDER JUGENDLICHE EINREICHFRISTENDE 2024

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Neue Studien zum Freien Kinder- und Jugendtheater Freie Darstellende Künste für Junges Publikum: Wie viele Vorstellungen spielen sie im Jahr? Wie hoch ist ihr Umsatz? Was bedeutet es, als Künstler:in für junges Publikum tätig zu sein? Die Schwerpunktausgabe „ixypsilonzett – Wie macht Ihr das?!“ diskutiert Studienergebnisse zum Förderprogramm NEUSTART KULTUR – Junges Publikum und entwickelt daraus Perspektiven für die Zukunft. Der Sammelband „Im Fokus“ erscheint im März 2024 und gibt in zwei Studien Einblick in die Welt der Freien Darstellenden Künste für junges Publikum, zu der es bisher kaum statistisches Material gibt.

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In Zusammenarbeit mit ASSITEJ e. V. Weitere Informationen und Bestellung tdz.de/kinder-und-jugendtheater

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Der neue Online-Zugang für das ganze Theater. 8.000+ Texte aus 1.500+ Büchern und Zeitschriften ab 5,99 € / Monat (inkl. E-Paper Download)


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9. norddeutsches kinderund jugendtheaterfestival 25. bis 31. Mai 2024 in hildesheim, wolfenbüttel und wolfsburg

Für unser junges und junggebliebenes Publikum

Pippi Langstrumpf Familienstück zur Weihnachtszeit von Astrid Lindgren | für alle ab 6 Jahren ab 8. Nov 2023 → Opernhaus, ANTIPOLIS DER BAU Create and survive Jugendstück+ nach Franz Kafka für alle ab 12 Jahren | R: Barbara Frazier ab 8. Dez 2023 → TiF – Theater im Fridericianum

Prometheus INC. Die Geschichte der Familie Frankenstein Interaktive Schauer-Science-Fiction+ nach Mary Shelley | für alle ab 14 Jahren R: David Czesienski ab 1. Feb 2024 → Opernhaus, ANTIPOLIS Peter Pan Musical von George Stiles und Anthony Drewe für alle ab 10 Jahren ML: Peter Schedding | R: Nora Bussenius ab 13. Apr 2024 → Schauspielhaus Mission Tutti (UA) Abenteuer-Suite von Felix Stachelhaus für Blechblasensemble und Schauspieler:in für alle ab 8 Jahren ab 8. Jun 2024 → TiF – Theater im Fridericianum www.staatstheater-kassel.de

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Emil und die Detektive – Musical von Erich Kästner | mit Musik von Marc Schubring, Libretto von Wolfgang Adenberg für alle ab 10 Jahren wieder ab 11. Sep 2023 → Schauspielhaus


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mehr TADAA statt to do

THEATER ON TOUR DIE FREIWILLIGEN ANGSTHASEN (ab 4 Jahren)

DAS GEHEIMNIS DER WILDEN GANS (ab 5 Jahren)

NEBENSACHE (ab 6 Jahren)

DIE KARTOFFELSUPPE (ab 6 Jahren)

KÖNIG LINDWURM ODER - WIE SCHREIBT MAN EINEN BRIEF? (ab 8 Jahren)

DIE SELTSAME UND UNGLAUBLICHE GESCICHTE DES TELEMACHOS (ab 8 Jahren)

HANNAH ARENDT AUF DER BÜHNE (ab 10 Jahren)

KÖNIG LINDWURM ODER - WIE PREMIERE THEATER KÖNIG LINDWURM ODER - WIE SCHREIBT MAN EINEN BRIEF? JETZTLAND ODER PREMIERE DIE KLAUBERINNEN 15.-17. März / St. Vith (BE) SCHREIBT MAN EINEN BRIEF? ON TOUR DIE SELTSAME UND UNGLAUBLICHE

NEUN HÄUSER

THEATER 15.-17. März / St. Vith (BE) ON TOUR KÖNIG - WIE DIELINDWURM SELTSAME ODER UND UNGLAUBLICHE PREMIERE THEATER MAN EINEN BRIEF? KÖNIG LINDWURM ODER -SCHREIBT WIEGESCHICHTE DES TELEMACHOS DIE FREIWILLIGEN ANGSTHASEN PREMIERE FAULHEIT, ER ON 15.-17. März /FEIGHEIT, St. Vith (BE) SCHREIBT MAN EINEN BRIEF? PREMIERE TOUR EITELKEIT KÖNIG LINDWURM ODER - WIE DIE SELTSAME UND UNGLAUBLICHE 15.-17. März / St. Vith (BE) PREMIERE UR SCHREIBT MAN EINEN BRIEF? HANNAH DES ARENDT AUF DER15.-17. BÜHNE März 2024 / St. Vith (BE) DAS GEHEIMNIS DER WILDEN GANS GESCHICHTE TELEMACHOS DIE FREIWILLIGEN ANGSTHASEN DIE SELTSAME UND UNGLAUBLICHE FAULHEIT, FEIGHEIT, (ab 12 Jahren) (ab 8 Jahren)

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DIE FREIWILLIGEN ANGSTHASEN

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(ab 12 Jahren) 15.-17. März / St. VithFAULHEIT, (BE) AKTUELLE INFOS UNTER: FEIGHEIT, EITELKEIT GESCHICHTE DES TELEMACHOS

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N ANGSTHASEN EITELKEIT FAULHEIT, FEIGHEIT, (abJETZTLAND 7 Jahren) DIEZentrum SELTSAME UND UNGLAUBLICHE ODERwww.agora-theater.net DIE KLAUBERINNEN DIE KARTOFFELSUPPE (ab 8der Jahren) Kultur für GANS HANNAH NEUNARENDT HÄUSER NEBENSACHE EITELKEIT AUF DER BÜHNE (ab 7 Jahren) (ab 15 Jahren) (ab 7 Jahren) DAS GEHEIMNIS DER WILDEN GESCHICHTE DES TELEMACHOS ASEN FAULHEIT, FEIGHEIT, (ab 6 Jahren) (ab 12 Jahren) Junges Publikum 10 Jahren) (ab 5 Jahren) (ab 7 Jahren) AKTUELLE INFOS UNTER: (ab 8 Jahren) BÜHNE DER WILDEN GANS HANNAH ARENDT AUF DER (ab EITELKEIT Köln und NRW www.agora-theater.net (ab 10 Jahren) JETZTLAND ODER DIE KLAUBERINNEN DIE KARTOFFELSUPPE AKTUELLE INFOS UNTER: HÄUSER NEBENSACHE (ab 7 Jahren) ARENDT AUF DER BÜHNE NEUN(ab N GANS HANNAH (ab 7 Jahren) 15 Jahren) www.agora-theater.net (ab 6 Jahren) (ab 12 Jahren) (ab 10 Jahren) NEUN HÄUSER AKTUELLE INFOS UNTER: comedia-koeln.de (ab 12 Jahren) www.agora-theater.net JETZTLAND ODER DIE KLAUBERINNEN DIE KARTOFFELSUPPE NEUN HÄUSER (ab 7 Jahren) (ab 15 Jahren) UPPE (ab 12 Jahren) JETZTLAND ODER DIE KLAUBERINNEN (ab 15 Jahren)

UNSERE HIGHLIGHTS

JETZTLAND ODER DIE KLAUBERINNEN (ab 15 Jahren)

SPIELZEIT 2023/24

ab 19/11/23 — Werkstatt

AUF DIE INSEL FERTIG LOS Ein inklusives Theaterstück in Laut- und Gebärdensprache für alle Menschen ab 3 Jahren

ab 02/03/24 — Werkstatt

ES BLA EINMAL von Till Wiebel, Auftragswerk für das Theater Konstanz Uraufführung — JTK 8+

ab 03/02/24 — Spiegelhalle

ROBINSON. MEINE INSEL GEHÖRTMIR von Raoul Biltgen — JTK 10+

ab 22/03/24 — Stadttheater

MY HEART IS FULL OF NA-NA-NA von Lucien Haug Deutsche Erstaufführung JTK 12+

30.

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Internationales Theaterfestival für junges Publikum Rhein-Main

20.2.– 4.3.2024

www.starke-stuecke.net


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Die 25. Kinderkulturbörse ist in Berlin! Zum ersten Mal in Berlin. Veranstalter können rund 40 aktuelle Inszenierungen sichten.

tro m m e l w i rbe l: sta rke stü c ke!

FEZ-Berlin

16. und 17. April 2024 Kinder-, Jugend- und Familienzentrum im Waldpark Wuhlheide Programm, Infos, Karten: www.kinderkulturboerse.net Veranstalter: Kulturagentur Claudius Beck kikuboe@claudiusbeck.de | Telefon: 07544 912068 | 01523 4335946 In Zusammenarbeit mit dem FEZ-Berlin, dem größten gemeinnützigen Kinder- und Jugendfreizeitzentrum Europas

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Verbandszeug Neue Sparte JUP – Junges Pfalztheater in Kaiserslautern Seit der Spielzeit 2023/24 hat das Pfalztheater Kaiserslautern eine eigene Sparte für junges und junggebliebenes Publikum: das Junge Pfalztheater JUP. | pfalztheater.de | jott: Paderborns Sparte für Junges Theater bleibt bestehen Das Ministerium für Kultur und Wissenschaften von Nordrhein-Westfalen hat die Fördermittel für die 2020 neugegründete Kinder- und Jugendtheatersparte am Theater Paderborn verstetigt. Paulina Neukampf leitet das jott auch nach Ablauf des Kalenderjahres 2023. | theater-paderborn.de | Neue Leitung Junges Theater Detmold Am Landestheater Detmold leitet die Schauspielerin Natascha Mamier seit dieser Spielzeit das Junge Theater. | landestheater-detmold.de | Neustart an der Badischen Landesbühne Bruchsal Die Intendanz übernimmt seit Herbst 2023 Wolf E. Rahlfs, Leiterin des Jungen Theaters ist die Regisseurin Gina Jasmina Wannenwetsch. | badische-landesbuehne.de | Neue Abteilung Spielraum am Theater der Stadt Aalen Unter der neuen Doppelintendanz von Tonio Kleinknecht und Tina Brüggemann zur Spielzeit 2023/24 wird der Bereich des Kinder-, Jugend- und Bürgertheaters sowie der Theaterpädagogik in der neugeschaffenen Abteilung Spielraum zusammengefasst. Verantwortlich sind Ella Elia Anschein, Julius Max Ferstl und Alexandra Stölzl. | theateraalen.de | Runde Geburtstage von Autor*innen Wir gratulieren: Roberto Frabetti, Autor, Schauspieler und künstlerischer Leiter des Theaters La Baracca Testoni Ragazzi in Bologna, feiert am 14. April 2024 seinen 70. Geburtstag. Jürgen Flügge, Regisseur, Autor, ehemaliger Vorsitzender der ASSITEJ e.V. Bundesrepublik Deutschland und ehemaliger Vizepräsident der ASSITEJ International, hat am 27. Mai 2024 seinen 80. Geburtstag.

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Jubiläen von Theatern für junges Publikum Wir gratulieren: 15 Jahre theaterperipherie, Frankfurt am Main 20 Jahre Forschungstheater am FUNDUS THEATER, Hamburg 70 Jahre Schauburg – Theater für junges Publikum der Landeshauptstadt München 70 Jahre BAG Spiel und Theater 30 Jahre Theater Marabu Bonn 33 Jahre Junges Theater Konstanz 40 Jahre Ensemble und 25 Jahre Haus der Theaterwerkstatt Pilkentafel, Flensburg

Konzeptionsförderung für Kinder- und Jugendtheater in Hamburg Erstmals vergibt die Behörde für Kultur und Medien (BKM) der Hansestadt Hamburg für die Spielzeit 2024/25 eine dreijährige Konzeptionsförderung an Künstlerinnen und Künstler aus dem Bereich Kinder- und Jugendtheater. Mit 144.000 Euro soll nun gezielt eine freie Szene gestärkt werden. | hamburg.de/bkm | Nordrhein-Westfalen: Projekte erhalten dauerhafte Förderung Mit dem Förderprogramm „Neue Wege“ hat die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen seit 2018 innovative Formate im Bereich künstlerisches Experiment, des inklusiven, mobilen oder auf Kinder und Jugendliche ausgerichteten Theaters in Institutionen des Landes angestoßen. Die ersten dieser Projekte wird das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes nun dauerhaft fördern: Mit insgesamt über 2,5 Millionen Euro jährlich werden 23 Projekte unterstützt. | neuewege-foerderung.de | Kinder- und Jugendbeteiligung in den Darstellenden Künsten für junges Publikum Nach dem Netzwerktreffen für Beteiligungsgruppen an Theatern im September 2023 geht es vernetzend und international weiter: Das KJTZ ist mit dem Arbeitsschwerpunkt Kinderund Jugendbeteiligung Teil des EU-Projekts ForesTEEN. Zusammen mit Partner*innen aus sieben weiteren EU-Ländern werden kulturelle Angebote für junge Menschen weiter- und neugedacht und Partizipation zum künstlerischen und politischen Prinzip. | jungespublikum.de | Nah dran! Neue Stücke für das Kindertheater Im Oktober entschied die Jury über die geförderten Textkonzepte von Dorian Brunz, Finn-Ole Heinrich, Lisa Krusche und Markolf Naujoks. Die Uraufführungen der entstehenden Stücke finden in der Spielzeit 2024/25 statt. | jungespublikum.de | Wege ins Theater Die nächste Frist für Anträge für Wege ins Theater, das „Kultur macht stark“-Förderprogramm der ASSITEJ, ist der 30. März 2024. Der frühestmögliche Projektbeginn ist bei dieser Frist der 1. Juli 2024. Die Frist gilt für alle Projekte in den Formaten TheaterEntdecker*innen, Theater-Spieler*innen, Theater-Entscheider*innen sowie für Kombinationen mit dem Format Theater-Reise. Projekte in den Formaten Theater-Entdecker*innen, deren Fördersumme 8000 Euro nicht übersteigt, können auch unabhängig von Fristen nach Rücksprache mit dem Projektbüro eingereicht werden. | jungespublikum.de/wegeinstheater |

NEUSTART KULTUR – Junges Publikum Mit dem Sammelband Im Fokus: Freies Kinderund Jugendtheater. Studien zur Situation 2017–2022 veröffentlicht die ASSITEJ e.V. im März 2024 zwei Begleitstudien zum Förderprogramm. Der Sammelband enthält die bisher umfangreichste Datenerfassung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Freien Kinder- und Jugendtheater. Er besteht aus einer quantitativen Erhebung mit Fokus auf wirtschaftliche Kennzahlen und einer qualitativen Interviewbefragung mit Fokus auf soziale, ökonomische und ästhetische Faktoren der Freien Kinderund Jugendtheater. Am 30. Juni 2023 endet die Projektlaufzeit von NEUSTART KULTUR – Junges Publikum. Mit ca. 21 Millionen Euro wurden von Mai 2021 bis Juni 2023 die geförderten Künstler*innen und Theater dabei unterstützt, ihre künstlerische Praxis für junges Publikum aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln. Bundesweit haben die geförderten Künstler*innen und Theater – trotz der Herausforderungen der Pandemie – Kindern und Jugendlichen eine Teilhabe an Kunst und Kultur ermöglicht. Das elfköpfige Team von NEUSTART KULTUR – Junges Publikum bedankt sich bei den Geförderten, allen Mitarbeitenden der ASSITEJ sowie der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien für die gute Zusammenarbeit. | jungespublikum.de/neustart-kultur | AUGENBLICK MAL! 2025 Das Festival des Theaters für junges Publikum AUGENBLICK MAL! 2025 findet vom 6. bis 11. Mai 2025 in Berlin statt. Bis zum 15. Mai 2024 nimmt das KJTZ Vorschläge von professionellen Theatern aller Sparten, Ensembles, Kollektiven und Akteur*innen der Darstellenden Künste für junges Publikum in Deutschland für das Gastspielprogramm des Festivals entgegen. | kjtz.info | Neu im ASSITEJ-Vorstand Ab 1. Januar 2024 übernimmt Johannes Leppin, geschäftsführender Direktor des Theater an der Parkaue – Junges Staatstheater Berlin, die Funktion als Schatzmeister im Vorstand der ASSITEJ. Er löst die langjährige Schatzmeisterin Lydia Schubert, Verwaltungsdirektorin der Oper Leipzig, ab. | jungespublikum.de | AG Musiktheater für junges Publikum Die ASSITEJ-AG baut eine 2022 begonnene Kooperation mit der Bundesakademie für junges Musiktheater (#BAJMT) in Rheinsberg aus: 2024 sind mehrere Treffen geplant, vom 31. Mai bis 2. Juni 2024 findet eine partizipative Tagung mit Workshops unter dem Arbeitstitel Stimme. Macht. Spiele statt. | jungespublikum.de |


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STÜCKE SPIELZEIT 2023/24 30. SEPT. 23

Unsere neue große Welt 2+

11. NOV. 23

Land behind the Curtain 11+

Ein Fantasy-Stück Inszenierung: Josie Dale-Jones

All das Schöne 14+

Solo mit Publikum, von Duncan Macmillan, Inszenierung: Frederic Lilje

KinderTheaterClub 9–11 Alles, was Spaß macht! 10–14 Ein inklusives Spaß-Labor

Die JES-Philosoph*innen 11–17

Mitdenker*innen bei allen Fragen rund ums JES

TanzTheaterClub 12+ Your Stage! 12–15

Impro-Theater für BIPoC-Jugendliche

24. FEB. 24

SHAME – The Musical 12+

Beautiful Destruction 12–16

20. APR. 24

Aus heiterem Himmel 4+

Urban Arts Lab 12–16 Theatre meets urban arts

11. MAI. 24 JUNI 24

Von Kirsten Fuchs und David Pagan Inszenierung: Marcos Darbyshire

Nach einem Bilderbuch von Jon Klassen Inszenierung: Patricija Katica Bronić

Das Herz eines Boxers 12+ Schauspiel von Lutz Hübner Inszenierung: Emel Aydoğdu

Offenes Tanz- oder Schauspieltraining 14+ Club der Schaulustigen 16–25 3PLACE 16–25 Jugendliche feat. Theaterprofis

We Carry 7+ Mehrgenerationen-Tanztheater Choreografie: Teresa Hoffmann, Lina Höhne Infos hier zu und noch viel mehr:

Unsere Stücke findest du hier: www.jes-stuttgart.de

Ein performativer Empowerungsversuch für Mädchen*

Eberhardstr. 61a, 70173 Stuttgart

0711 218 480–18

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03. FEB. 24

Ein Wimmelstück für hörende und taube Menschen, Inszenierung: Grete Pagan

MITMACHEN

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Dranbleiben an der Welt. Mit starken Stücken Die Welt ist vielfältig und komplex. Sie stellt uns vor große Herausforderungen, die uns alles abverlangen. Einfache Lösungen gibt es oft nicht, noch nicht mal auf der Bühne. Starke Stücke können aber Mut machen, zum Träumen und Lachen anregen, den Blick öffnen – von den Allerkleinsten bis zu den fast schon Erwachsenen.

Was kostet die Welt?

Nur mal kurz die Welt retten!

CASH von Wolter Muller und Floris van Delft

AMEISE AUF WELTREISE von Franziska Werner

GLANZ von Christina Kettering WUTSCHWEIGER von Raven Ruëll und Jan Sobrie

BÄR – EINE UMWELTOPER von Mareike Zimmermann und Francesco Damiani

Nicht von dieser Welt

EINAR, DER AUSZOG, DIE WELT ZU RETTEN von Niels Klaunick

DANCER von Nadja Wieser DIE GROSSE ENTWUNDERUNG DES WILBUR WHITTAKER von Dan Giovannoni SPACEMAN von Nick Barnes und Mark Down

Aus verschiedenen Welten

Freunde bis ans Ende der Welt ANFALL UND ENTE von Sigrid Behrens SCHLUSS JETZT! Von Carsten Brandau SEXUALKUNDE FÜR DAS NEUE JAHRTAUSEND von Olivier Sylvestre

WIR/DIE von Carly Wijs

World Wide Web

KNOCKOUT von Bart Oomen

I WORLD von Knut Winkmann

DAS PROJEKT von Luisa Campanile

NETBOY von Petra Wüllenweber

SCHNECKE DURCH DIE HECKE von Jens Raschke

#SILENCEFORFUTURE von Ursula Kohlert

Traumwelten EIN KNALLROTES FEUERWEHRAUTO von Roberto Frabetti

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AUSNAHMEZUSTAND von Christina Kettering

WER NICHT TRÄUMT, IST SELBST EIN TRAUM von Jens Raschke

DREI MASKEN VERLAG GmbH THEATERSTÜCKEVERLAG im Drei Masken Verlag Herzog-Heinrich-Straße 18 80336 München Tel.: 089/54 45 69 09 www.dreimaskenverlag.de www.theaterstueckverlag.de


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SPIELZEIT 2023.24 PREMIEREN Wenn ich’s nicht tanzen kann, fühl ich’s nicht (7+) Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit (14+) Schaum ich an (2+) Lügen üben – Ein Budenzauber (13+) Fantastische Drachenwesen im Ferienlager – und wie sie sich kombinieren lassen (10+) →JOIN← Abschmecken (6+) Hören Fühlen Riechen (für alle)

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Termine PURPLE 8. Internationales Tanzfestival für junges Publikum 20. bis 28. Januar 2024, Berlin | purple-tanzfestival.de |

WESTWIND 40. Theatertreffen für junges Publikum NRW 1. bis 8. Juni 2024, Essen | westwind-festival.de |

Verleihung des Deutschen Kindertheaterpreises und Deutschen Jugendtheaterpreises 2024 21. November 2024, Frankfurt am Main | jungespublikum.de |

Festival MOMIX 1. bis 11. Februar 2024, Kingersheim (FR) | momix.org |

Synergura 14. Internationales Puppentheaterfestival 5. bis 9. Juni 2024, Erfurt | waidspeicher.de |

Frankfurter Forum Junges Theater 21. bis 23. November 2024, Frankfurt am Main | jungespublikum.de |

panoptikum 13. Europäisch-bayerisches Kindertheaterfestival 6. bis 11. Februar 2024, Nürnberg | festival-panoptikum.de | Starke Stücke 40. Internationales Theaterfestival für junges Publikum Rhein-Main 20. Februar bis 4. März 2024, Frankfurt und Rhein-Main-Gebiet | starke-stuecke.net | Jungspund Theaterfestival für junges Publikum 29. Februar bis 29. März 2024, St. Gallen (CH) | jungspund.ch | KUSS – Theater sehen! Theater spielen! Hessische Kinder- und Jugendtheaterwoche 10. bis 16. März 2024, Marburg | hltm.de/de/kuss-uebersicht | Opening Doors Festival Wales‘ International Theatre Festival for Young Audiences 12. bis 16. März 2024, Aberystwyth, Wales (UK) | openingdoors.wales | Aprilfestival der ASSITEJ Dänemark 14. bis 21. April 2024, Esbjerg (DK) | aprilfestival.dk | 25. KinderKulturBörse 16. und 17. April 2024, Berlin | kinderkulturboerse.net | KinderStücke 49. Mülheimer Theatertage 4. bis 25. Mai 2024, Mülheim an der Ruhr | stuecke.de | Hart am Wind 9. Norddeutsches Theaterfestival für junges Publikum 25. bis 31. Mai 2024, Hildesheim / Wolfenbüttel / Wolfsburg | festival-hartamwind.de | Voices of a New World 21st ASSITEJ World Congress and Performing Arts Festival 2024 24. Mai bis 1. Juni 2024, Havanna (CU) | assitej-international.org |

service

Theatertreffen der Jugend 31. Mai bis 8. Juni 2024, Berlin | berlinerfestspiele.de/treffen-junge-szene |

Schöne Aussicht Internationales & Baden-Württembergisches Theaterfestival 8. bis 15. Juni 2024, Stuttgart | schoene-aussicht.org | Penguin’s Days 12. bis 27. Juni 2024, Moers | schlosstheater-moers.de | Local Players Theatertreffen der Bürger*innen-Ensembles, Theaterwerkstätten und Spielclubs der Stadt- und Staatstheater im Rhein-Main-Gebiet Juni 2024, Mainz | staatstheater-mainz.com | THINK BIG! #10 2. bis 14. Juli 2024, München | thinkbigfestival.de | 4. Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit 16. bis 18. September 2024, Potsdam | bundeskongress-kja.de | schultheater.leben Bundeswettbewerb Schultheater der Länder 22. bis 27. September 2024, Bremen | schul.theater/sdl-2024 | SPURENSUCHE Das Arbeitsfestival der freien Kinder- und Jugendtheater 10. und 11. Oktober 2024, Augsburg | jungespublikum.de/events-series/spurensuche | kopfüber Theatertreffen der Kinder- und Jugendtheater in Rheinland-Pfalz 10. bis 12. Oktober 2024, Herxheim bei Landau | chawwerusch.de/kopfueber-festival-2024/| WIR.HIER.JETZT. LASS UNS ZAUBERN! 10. Deutsches KinderTheaterFest 10. bis 13. Oktober 2024, Saarbrücken | kinder-theater-fest.de | FRATZ International 2024 11. bis 17. Oktober 2024, Berlin | fratz-festival.de | wunder. Internationales Figurentheaterfestival 16. bis 27. Oktober 2024, München | wunderpunktfestival.de |


Musiktheater → Uraufführung 29. Nov 2023 ICARO Kammeroper von Alessandro Baticci ab 12 Jahren → Premiere 19. Jan 2024 FUNDBÜRO Eine musikalische Expedition ab 12 Jahren Musiktheater ab 6 Jahren Der Räuber Hotzenplotz Holle!

→ ab 8. Dez 2023 → ab 18. Mai 2024

Karten: 0711 20 20 90 Löwentorstraße 68 70376 Stuttgart

Neue szenische Konzerte

Und vieles mehr im JOiN junge-oper-im-nord.de

Familienkonzert ab 5 Jahren → ab 26. Mai 2024 Das Dschungelbuch

WIR, HIER, JETZT ab 14 Jahren

→ ab 14. Jun 2024

Gnadenlos atemlos von 7 bis 77 Jahren

→ Sommer 2024

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Die Reise zum Mittelpunkt der Erde → ab 28. Okt 2023 ab 5 Jahren


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2023

Programm Junges Publikum

2024

«PRESS Play.», Foto: Kurt Van Der Elst

Rosa Lebensgeschichte einer mutigen Frau, ab 5 Jahren Theater Sgaramusch S!NG ME A LOVE SONG Auf der Suche nach zeitgemässer Romantik, ab 14 Jahren junges theater basel Der kleine Siebenschläfer Eine Pudelmütze voller Wintergeschichten, ab 5 Jahren Circle of Crows Stereo-Typen: From Zero to Hero Eine Geschichte über zwei Aussenseiter, ab 8 Jahren Theater Kolypan und Teatro Lata When You Move Like That Tanzend die Welt erobern, ab 12 Jahren Ilona Kannewurf und Guy Krneta PRESS Play. Von Avataren und Algorithmen, ab 10 Jahren Kopergietery Gent und playField. WUT Eine interaktive Musikperformance, ab 11 Jahren Mandarina&Co. BEST Bündner Schultheaterfestival Theater Chur Was macht ds Wätter? Objekttheater, ab 3 Jahren Engel & Magorrian Theaterzmorga Brunch für die ganze Familie Theater Chur und Familienzentrum Planaterra

staatlich anerkanntes Bildungswerk für Weiterbildungen in Theaterpädagogik und Zirkuspädagogik mit transdisziplinärem Schwerpunkt

EXIT Zeitgenössischer Zirkus Circumstances sweet & sauer Geschmäcker sind verschieden, ab 15 Jahren Junges Theater Graubünden

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SCHILLER! Wie wird man zum Klassenzimmerhit?, ab 14 Jahren Daniel Kuschewski und Theater Chur Tickets und weitere infos auf unserer Website theaterchur.ch

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SPIELZEIT 2023 / 24 AUSGEWÄHLTE PREMIEREN

MOKS

Und alles / 9+ von Gwendoline Soublin Regie: Theo Fransz 23. September 2023, Brauhaus MOKS

Eddy (oder ein Anderer) / 14+ frei nach Motiven von Édouard Louis Regie: Yeşim Nela Keim Schaub 6. Oktober 2023, Brauhauskeller JUNGE AKTEUR:INNEN

Wonderland / 14+ frei nach Motiven von Lewis Carroll Regie: Nathalie Forstman 19. Januar 2024, Brauhaus MOKS

Wunderwerke / 6+ Was der Körper ist von Birgit Freitag und Ensemble Choreografie: Birgit Freitag 17. Februar 2024, Brauhaus JUNGE AKTEUR:INNEN

Prinz*essin / 14+ von Katharina Bill und Ensemble Regie: Katharina Bill 6. April 2024, Brauhauskeller MOKS

CH OS! / 12+ von Arnold&Bianka Regie: Arnold&Bianka (Fabian Eyer, Valeska Fuchs, Sebastian Rest, Anne Sauvageot) 27. April 2024, Brauhaus

I AM.WE ARE

Their wildest dreams Ein Projekt von Mable Preach REGIE Mable Preach URAUFFÜHRUNG 6. OKTOBER 2023

PIGS

Eine interaktive Installation von Miriam Tscholl zum Thema Schwein REGIE Miriam Tscholl

Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen und der Schau­ burg München, mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus / Junges Schauspiel, dem Nationaltheater Mannheim mit der Bundes­ gartenschau Mannheim 2023, dem Schauspiel Stuttgart und dem Theater an der Parkaue Berlin

HANNOVER­PREMIERE 2. NOVEMBER 2023

HEX. DORNRÖSCHEN IM FEENWALD

Familienstück nach einer Adaption von Dornröschen von Rufus Norris und Tanya Ronder REGIE Katharina Birch DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG 5. NOVEMBER 2023

WUTSCHWEIGER

von Jan Sobrie und Raven Ruëll Klassenzimmerstück REGIE Ruth Langenberg PREMIERE 13. DEZEMBER 2023

LEYLA. FRAGMENTE

Stückentwicklung von Miriam Ibrahim REGIE Miriam Ibrahim URAUFFÜHRUNG 16. FEBRUAR 2024

BREAKING POINT

von Alessandro Schiattarella und Ensemble REGIE Alessandro Schiattarella Koproduktion der Staatstheater Hannover mit dem Festival Theaterformen In Kooperation mit der Theaterakademie Hamburg

URAUFFÜHRUNG 9. MÄRZ 2024

DIE VERWANDLUNG

nach der Erzählung von Franz Kafka REGIE Clara Weyde PREMIERE 6. APRIL 2024

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PREMIEREN 23/24

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IMPRESSUM

ixypsilonzett Theater für junges Publikum Tell me more Was ist eine gute Geschichte? Jahrbuch 2024 Eine Veröffentlichung der ASSITEJ e.V. Bundesrepublik Deutschland (Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche), in Kooperation mit dem Kinderund Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland (KJTZ) Herausgegeben von Katrin Maiwald und Nikola Schellmann (V.i.S.d.P.)

ASSITEJ e.V. Bundesrepublik Deutschland Schützenstraße 12 60311 Frankfurt am Main Tel. 069 291538 assitej@jungespublikum.de www.jungespublikum.de Verlag: Theater der Zeit, Berlin Gestaltung: Kerstin Bigalke Druck: Druckhaus Sportflieger, Berlin Printed in Germany

impressum

Redaktion: Simone Glatt, Marie Herholz (Online-Premierendaten), Katrin Maiwald, Nikola Schellmann

ixypsilonzett ist Bestandteil der Abonnementauflage von Theater der Zeit sowie für die Mitglieder der ASSITEJ Deutschland.

Jahrbuch im Einzelverkauf: 9,50 Euro (print) 9,50 Euro (digital) Abonnementpreis: Jährlich je 1 Ausgabe ixypsilonzett Theater für junges Publikum | Magazin und ixypsilonzett Theater für junges Publikum | Jahrbuch; in Deutschland: 22 Euro, außerhalb Deutschlands: 40 Euro Abo- und Einzelheftbestellung: Theater der Zeit Winsstraße 72 10405 Berlin Tel. +49 30 4435285 -12 abo-vertrieb@tdz.de www.tdz.de Jahrbuchbestellungen auch über: assitej@jungespublikum.de

Alle Rechte bei den Autor*innen und der Redaktion. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von Verlag und Herausgeber*innen. Redaktionsschluss für dieses Heft: 10. November 2023 ISBN (Paperback) 978-3-95749-462-7 ISBN (ePDF) 978-3-95749-463-4

Gefördert durch das


STREITEN? Junges Schauspiel Düsseldorf Jonathan Gyles, Valentin Schwerdfeger, Natalie Hanslik, Rafael-Evitan Grombelka, Eduard Lind, Bounracksa Phomkoumphon. Foto: Thomas Rabsch

Die Premieren der Spielzeit 2023/24 — www.dhaus.de

Time to Shine Tanz- und Theaterspektakel von Takao Baba und Ensemble — ab 12 Regie und Choreografie: Takao Baba Die Inszenierung ist für hörende, schwerhörige und Taube Menschen Uraufführung am 10. September 2023 Münsterstraße 446 Der Teufel mit den drei goldenen Haaren von F. K. Waechter nach den Brüdern Grimm — ab 6 Regie: André Kaczmarczyk Premiere am 19. November 2023 Schauspielhaus, Großes Haus

SCHAUBURG – THEATER FÜR JUNGES PUBLIKUM SPIELZEIT 2023/2024

Die Räuber nach Friedrich Schiller in einer Bearbeitung von Felix Krakau — ab 14 Regie: Felix Krakau Premiere am 3. Dezember 2023 Münsterstraße 446 Das Pommes-Paradies Über Kinderarmut in einer reichen Stadt von Akın Emanuel Şipal — ab 10 Regie: Liesbeth Coltof Uraufführung im April 2024 Münsterstraße 446

Spielverderber Ein Theaterstück über Spaß am Sport und ein komisches Gefühl von Veronika Maurer — ab 8 Regie: Robert Gerloff Uraufführung im Mai 2024 Münsterstraße 446 Panda-Pand Wie die Pandas mal Musik zum Frühstück hatten von Saša Stanišić — ab 4 Regie: Carmen Schwarz Uraufführung am 27. August 2023 Open Air im Hofgarten und ab 17. September 2023 im Foyer des Jungen Schauspiels Future (t)here 2024 — Internationaler Jugendkongress — Im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft


Theater für junges Publikum Jahrbuch 2024

2024

HOW DO YOU HANDLE UNCERTAINTY? 08. — 15. Juni 2024

ASSITEJ Theater der Zeit

ixypsilonzett

Theater für junges Publikum

Jahrbuch

ixypsilonzett

Zehn. Begegnungen in Briefform Elf. Antworten als Bildstrecke Zwanzig. Autor innen im Gespräch *

Internationales & Baden-Württembergisches Theaterfestival www.jes-stuttgart.de

Eberhardstr. 61a, 70173 Stuttgart

0711 218 480–18

ticket@jes-stuttgart.de

Dreißig und mehr. Einladungen in Anzeigenform Ganz viel. Preise, Termine, Verbandszeug

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