CAROLINE. Das Theatermagazin November/Dezember 2018

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Das Theatermagazin

November/Dezember 2018

Event zum Jahreswechsel

Von märchen und Wundern Eine Russische Silvestergala Ein Menschenfeind für hier und heute. Oder: Wie es bei einer Konzeptionsprobe zugeht S. 3

Vom tanzenden Elefanten. Beim 3. Sinfoniekonzert beeindruckt der Kontrabass mit »tiefen Tönen« und filigranen Läufen S. 5

Ein Kraut mit Namen »Nies-mitLust«. »Zwerg Nase« muss es im diesjährigen Weihnachtsmärchen finden! S. 8

aroline C


2 aktuelles Editorial

Neu im Theater-Spielplan »Schtonk!« — Filmkomödie überzeugt auch auf der Theaterbühne

Liebe Musik- und Theaterfreunde, spätestens mit der Adventszeit werden auch die umtriebigsten Zeitgenossen unter uns besinnlicher – die Natur zieht sich zur Winterruhe zurück, und auch wir wenden den Blick in dieser Jahreszeit von der Außen- in die Innenwelt. So ist der Herbst traditionell eine gute Zeit für Konzert- und Theaterbesuche, das merken wir jedes Jahr auch an der Theaterkasse. Um Sie mit Geistes- und Seelennahrung für die kühlen Tage zu versorgen, haben wir ein dichtes Programm für Sie vorbereitet, das von Unterhaltung bis zu Versenkung alles bereithält: Ein jährlicher Höhepunkt ist immer das Silvesterkonzert in der Stadthalle Bad Blankenburg, in diesem Jahr mit einer russischen Silvestergala und jungen Gesangsstars des Mariinski-Theaters Sankt Petersburg. Die Karten sind ein beliebtes Weihnachtsgeschenk bei Jung und Alt und in der Regel hochbegehrt. »Weihnachten bei Mozarts« heißt es im traditionellen Weihnachtskonzert der Thüringer Symphoniker und in den Oktober- und November- Sinfoniekonzerten verwöhnen wir Sie mit Brahms und Beethoven und der preisgekrönten Anna-Doris Capitelli von der Mailänder Scala. Auch im Schauspiel wird heftig geprobt für die November-Premiere von Molières »Menschenfeind« und der Schminkkastenrevue »Schnucki, ach Schnucki«. Sie sehen, wir haben für alle Lebenslagen etwas dabei – verbringen Sie die dunklen Abende einfach bei uns im Theater – Sie stoßen dabei garantiert auf Gleichgesinnte. Ihr Oliver Weder Musikdirektor

Als eine »gelungene Premiere«, die »unbedingt einen Theaterbesuch lohnt«, hat Ulrike Kern (Ostthüringer Zeitung) die Aufführung besprochen. Das Publikum habe sich »auf die Schenkel geklopft vor Lachen«. Das Stück, das überdies Gesellschaftskritik formuliert, die aufzeigt, »wie rasch Menschen jeglichen Anstand, Verstand und Sorgfalt verlieren«, sei »großartiges Theater«. »Überragend« auch die beiden Hauptdarsteller Seidensticker und Ostberg. Regisseur Reiner Heise gelänge ein »temporeiches, unterhaltsames Stück (…), was letztlich dennoch Nachdenklichkeit hinterlässt.« Bühnenbildner Gruber zaubere gleichermaßen Teile der ehemaligen Yacht Görings, wie auch Stern-Redaktion und Fälscher-Stübchen auf die Bühne.

Reiner Heises Inszenierung ziele trotz ihrer Nähe zum Spielfilm auf etwas anderes, nämlich auf das »deutsche KollektivTrauma«. Wenn Hitler irgendwo erscheine, da schaue man hin, schreibt Peter Lauterbach in seiner Kritik fürs Freie Wort. Genüsslich inszeniere Heise »die Wirkung des Gifts«, der »Nazischeiße«, die noch immer funktioniere. Neben »all der herrlichen Komik, die Seidensticker und Ostberg drauf haben, neben allem Jux und Tollerei«, sei eben das die nüchterne Wahrheit.

 Die nächsten Vorstellungen entnehmen Sie bitte dem aktuellen Spielplan!

Heikle Situation: Die Pressekonferenz zur Veröffentlichung der Tagebücher ... Foto: Friederike Lüdde

Unsere Lieblingsorte in Rudolstadt, Saalfeld und Umgebung Ich gehe gerne auf die Burg zum Spazieren, eine unschlagbar schöne Aussicht, wie ich finde. Neulich entdeckte ich diesen kleinen Engel im Pavillon – mein Schutzengel für einen guten Start in Rudolstadt. Gretl Friederike Kautzsch, Ausstattungsleiterin


Schauspiel

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Ein Menschenfeind für hier und heute

Oder: Wie es bei einer Konzeptionsprobe zugeht Es ist Montag, der 1. Oktober, ein kühler, sonniger Herbstmorgen, um 9 Uhr 40. Auf der Probebühne 2 im theater tumult wird es voll heute. Im kleinsten Probenraum des Theaters hat die Bühnentechnik zwanzig Stühle kreisförmig angeordnet. Nun tröpfeln nach und nach Schauspieler, Souffleuse und Regieteam herein. Regisseurin Bettina Rehm, Swana Gutke (Bühne) und Julia Hattstein (Kostüme) sind seit Jahren ein eingespieltes Team; das ist deutlich zu merken. Mit kompakten, klaren Sätzen stimmen sie bereits organisatorische Details ab, als sie die Schwelle des tumult überschreiten. Dann begrüßen sie jeden der Anwesenden mit Handschlag und stellen sich vor. Am Theater Hildesheim arbeiten sie seit Jahren zusammen, in Rudolstadt ist es ihre erste Inszenierung. Langsam geht es auf zehn zu. Aber noch fehlen Schauspieler. Eine Minute nach der vollen Stunde schleicht der letzte von ihnen, ein junger Kollege, herein. So leise sein Tritt, so groß die Geste dabei. Die Kollegen sind amüsiert. Ihre scherzhaften Bemerkungen klingen ab. Die Regisseurin beginnt, das gemeinsame Vorhaben zu erläutern: Molière, »Der Menschenfeind«, noch sechs Wochen bis zur Premiere. Bettina Rehm erinnert sich, was sie bewegte in der Beschäftigung mit dem Stück. Welche uns bekannten Phänomene entsprechen dem, was Molière schon vor über 350 Jahren thematisiert hat? Was könnte seine verzweifelt-komische Titelfigur Alceste heutzutage so unablässig, ja fast manisch, geißeln? Die Komödie handelt von einem ganz bestimmten Menschenbild, dem jeder zu entsprechen versucht, um in der Gesellschaft mitzuspielen. »Anpassungsdruck«, »Entfremdung von den eigenen Gefühlen«, »Konkurrenzkampf« lauten einige der Stichworte, die fallen. Bekanntlich konkurriert im Stück eine Reihe Pariser Adeliger um die junge, hübsche und begüterte Witwe Célimène. Zu Molières Zeiten konnte man hinter dieser Konstellation das Ringen der Aristokraten um die Gunst ihres absoluten Monarchen Ludwig XIV. wiedererkennen. Und heute, in Rudolstadt, wo auf die Spitze getriebener vornehm-ausgestellter Lifestyle kaum anzutreffen ist?

Nicht für die Welt der Heuchler geboren: der Menschenfeind (Johannes Geißer). Rehm interessiert sich besonders für die Figur der Célimène, für die sie nach einer interessanten Entwicklung sucht. In der Vorlage ist diese Rolle eine Kokette, die Mehreren ihre Zuneigung versichert, sich aber auf keinen festlegt; und am Ende fliegt der Schwindel auf, Célimènes in Wahrheit sarkastische Haltung zu ihren Bewerbern wird bloßgestellt. Hier sucht die Regisseurin einen anderen Weg, eine andere Pointe. Célimène wird zur Gestalterin ihrer Geschicke. Basque, Célimènes Hausangestellter, ist in dieser Inszenierung eine Basquette und, versetzt Rehm mit ironischem Lächeln, wahrscheinlich »die größte Rolle«. Denn sie wird wohl die ganze Zeit auf der Bühne sein. Dann ist es Zeit, Bühnenbild und Kostüme zu beschreiben. Der Salon der Célimène ist ganz in Pink gehalten, mit Palmblättern dekoriert. Eine Leiter führt einen Steg hinauf, der an einen Sprungturm erinnert, eine Insel aus Kissen lädt zum Verweilen ein. Aus dem Salon des 17. Jahrhunderts wurde ein heutiges Spaund Fitness-Center, in dem die Menschen ihr Äußeres optimieren … Nach einer knappen Stunde ist das Inszenierungskonzept umrissen. Dass es überzeugt hat, ist deutlich zu spüren. Trotzdem, aus Fragen der Schauspieler entspinnt sich eine angeregte Diskussion über Figuren und Grundtendenzen in dieser Inszenierung. Es geht sofort in die Tiefe, es ist ein Austausch, bei dem

Foto: Lisa Stern

jeder auf Augenhöhe dabei ist. Es wird deutlich: hier gibt es Futter, um Figuren zu entwickeln, das schätzen die Akteure. Dann wird das Stück gelesen. Hier und da kleine Klarstellungen, Fragen zu schwierigen Szenen. Widersprüche werden aufgedeckt, andeutungsweise auch schon aufgelöst… Das Belebende eines lustvollen, ergebnisoffenen Aufbruchs schwingt in der Luft. Um 14 Uhr, am Ende der Probe, sieht es so aus, als sei der Rahmen abgesteckt für eine fruchtbare gemeinsame Arbeit an einem »Menschenfeind« für Rudolstadt. Johannes Frohnsdorf

Der Menschenfeind Komödie von Molière übertragen von Rainer Kirsch

Regie: Bettina Rehm Bühne: Swana Gutke Kostüme: Julia Hattstein Dramaturgie: Johannes Frohnsdorf Es spielen: Oliver Baesler, Laura Bettinger, Joachim Brunner, Jochen Ganser, Johannes Geißer, Marcus Ostberg, Anne Kies, Benjamin Petschke, Marie Luise Stahl, Manuela Stüßer  PREMIERE: 17.11. / 19.30 Uhr Theater im Stadthaus  Nächste Termine: 27.11. / 15 Uhr / 07.12. / 19.30 Uhr / 16.12. / 15 Uhr / 21.12. / 19.30 Uhr


4 Schauspiel

Ich bin etwas schief ins Leben gebaut Macht Platz für Ringelnatz — das Künstlerduo Stillmark & Pfüller lädt in die Wunderländer des Poeten unddreißig Berufe gehabt habe und in ebenso vielen Ländern herumgekommen bin. Ich war Auslagenarrangeur, Hirte, Tapezierer, Sekretär bei zwei Fürsten und so weiter ... hauptsächlich aber Seemann. Und nebenbei schrieb ich immer wieder. … Künstlerisch kenne ich keine Richtung. Ich schreibe immer mich selbst. Da ist auch äußerlich viel los. Ich begann als Schiffsjunge auf einer Segelbarke. Ich avancierte in den Krieg hinein und war zuletzt Kommandant eines Minensuchers, bravo. Wenn ich aus einer Luke emporstieg, sagten meine Kameraden immer: »Es kommt nichts anderes als eine Nase heraus, an der, schaut man genauer hin, ein Tröpfchen hängt, das ist der Ringelnatz.« Ich bin überzeugt, daß mein Gesicht mein Schicksal bestimmt. Hätte ich ein anderes Gesicht, wäre mein Leben ganz anders, jedenfalls viel ruhiger verlaufen. Am meisten bekam ich zu hören, daß ich jenen Köpfen gleichsehe, die aus einer Witzkiste an langen Spiralfedern hervorschnellen. Boys, der Wein ist gut!

Eine neue Inszenierung des Künstlerduos Alexander Stillmark und Volker Pfüller steht im Schminkkasten ins Haus. Nach dem GoetheSchiller-Balladenabend, und ihrer Auseinandersetzung mit Wilhelm Busch und Christian Morgenstern ist das ihr vierter Streich an diesem Ort. Das immense literarische Spektrum des großen Humoristen Hans Bötticher mit dem Pseudonym Joachim Ringelnatz wird zu erleben sein. Aus einem Gespräch mit Joachim Ringelnatz, erschienen am 26. Februar 1924 im Neuen Wiener Journal innerhalb eines Essays von Adelbert Muhr, Joachim Ringelnatz, der dichtende Seefahrer: »Ich bin ein uralt Kind«, bestätigt Ringelnatz selbst im vertrauten Gespräch mit Freunden … Boys, der Wein ist gut! Was hab' ich schon alles getrunken ... Nie genug, nie genug. Ach ja, ich bin Deutscher; stamm' ich aus Passau, Leipz'ch oder von der Waterkant? Ich weiß es nicht. Meine Heimat ist die See, meine Heimat ist das Abenteuer, die Dauer im Wechsel. Oder eigentlich auch nicht. Seht, heute mit meinen einundvierzig Jahren liebe ich eine Häuslichkeit, ich liebe es, mein Heim auszuschmücken, in Ruhe zu lesen, rauchend zu ruhen. Vielleicht gerade deshalb, weil ich fünf-

Antworten von Joachim Ringelnatz 1. Frage: Was essen Sie am liebsten? — Austern. 2. Frage: Welches Temperament ist bei Ihnen vorherrschend? — Das linke. 3. Frage: Haben Sie eine Weltanschauung? — Eine ganz kleine. 4. Frage: Wie heißt Ihre Lieblingsblume? — Seegras.

5. Frage: Was ist Ihnen die Erotik? — Heimlicher Sport. 6. Frage: Welchen Duft schätzen Sie sehr? — W.C. 7. Frage: Was verstehen Sie unter Glück? — Dito. 8. Frage: Wie denken Sie über Frauen? — Ähnlich. 9. Frage: Was trinken Sie am liebsten? — Terpentinöl. 10. Frage: Welche Meinung haben Sie von der Ehe? — Eine dicke Ehrfurcht. 11. Frage: Sind Sie diskret? — Warum nicht! 12. Frage: Warum nicht? — Weshalb denn? 13. Frage: Haben Sie Takt? — Ja, mehrere. 14. Frage: Welches Buch lieben Sie vor allem? — Das Hamburger Adressbuch. 15. Frage: Wie ist Ihr Verhältnis zu Kunst und Wissenschaft? — Ein inniges. 16. Frage: Welche Ausdrucksform und Richtung bevorzugen Sie? — Hautana. (der idealste Büstenhalter dieser Zeit – Anm. der Redaktion) 17. Frage: Haben Sie ein Ziel? — Nicht bei mir. 18. Frage: Was erregt Ihre absolute Abneigung? — Der Tod.

Die Antworten entstammen dem Gästebuch seines Freundes Carl Wilkens, (wohl Januar 1923)

Reise, Reise, Ringelnatz

Von bösen Kindern, deutschen Turnern und anderen Seepferdchen Regie: Alexander Stillmark Bühne und Kostüme: Volker Pfüller Musik: Thomas Voigt Dramaturgie: Michael Kliefert Es spielen: Johannes Arpe, Rayk Gaida, Ulrike Gronow sowie Thomas Voigt (am Klavier)

Johannes Arpe

Foto: Lisa Stern

 PREMIERE: 23.11. / 20 Uhr Schminkkasten  Nächste Termine: 25.11., 18 Uhr / 16.12. / 18 Uhr / 26.12. / 20 Uhr


Konzert

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Vom tanzenden Elefanten Beim 3. Sinfoniekonzert beeindruckt der Kontrabass mit »tiefen Tönen« und filigranen Läufen

im Verhältnis zur 1. Sinfonie. Doch sind es überraschend viele, die Brahms wiederum zu einer großen Sonatenform zusammenfasst. Dennoch bleibt die Form immer klar und verständlich: Die Symphonie gehört seit ihrer Uraufführung in Wien im Jahr 1878 zu den am meisten gespielten Kompositionen von Brahms.

Boguslaw Furtok ist Solo-Kontrabassist beim hr-Sinfonieorchester Foto: M. Pietruszynski Viele denken bei ihm an die Eleganz des »Elefanten« aus dem »Karneval der Tiere«. Dass ein Kontrabass jedoch viel mehr Klangfarben hat und auf ihm auch filigrane und chromatische Läufe möglich sind, wird beim 3. Sinfoniekonzert der Thüringer Symphoniker in Nino Rotas »Divertimento Concertante« für Kontrabass und Orchester hörbar. Rota mischte für seine Filmmusiken alle Kompositionsstile tonaler Art und hatte auch keine Berührungsängste vor den »dirty notes« des Jazz oder verspielten Swing-Rhythmen. Das macht seine Musik für die Filme von Fellini, Visconti und Coppola zu Ohrwürmern. Einige prägnante Motive meint man im »Divertimento Concertante« in abgewandelter Form wiederzuerkennen. Jedenfalls lebt auch das dreisätzige Konzert für Kontrabass und Orchester von stilistischen

Überraschungsmomenten – und natürlich der Virtuosität des Solisten. Nino Rota schrieb es für den Kontrabassisten Francesco Petracci, der am Konservatorium von Bari unterrichtete. Der Solist des Konzerts in Saalfeld ist Boguslaw Furtok, Solokontrabassist des Radio-SinfonieOrchesters Frankfurt und bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Weitere Werke des Konzerts sind Brahms 2. Sinfonie und An Lun Huangs Stück für Symphonieorchester »Flying Free in the Sky«. Die Sinfonie des Hamburger Komponisten entstand 1877 in der Sommeridylle des österreichischen Wörthersees. Heiter und mit wenig Pathos aufgeladen erscheinen ihre Motive und ihre Anlage

Weit weniger bekannt aber dafür nicht weniger reizvoll ist An-Lun Huangs »Flying Free in the Sky«. Der chinesische Komponist, geboren 1949, ist in seinem Heimatland besonders durch die Oper »YueFei« bekannt, einer Synthese traditioneller chinesischer Melodik und wagnerianischer Klangfülle. Auch »Flying Free in the Sky« (»Freier Himmelsflug«) aus dem Orchesterwerk »The Deity in Cloud« (»Die umwölkte Gottheit«) ist eine Synthese beider Elemente. Der Dirigent des Abends James Peng Liu ist ein Spezialist für die moderne chinesische Musik und leitet das »Wuhan Philharmonic Orchestra«. Carlo Mertens

3. Sinfoniekonzert

»Tiefe Töne« — Werke von Huang, Rota und Brahms Kontrabass: Boguslaw Furtok Musikalische Leitung: James P. Liu  30.11. + 01.12. / Meininger Hof Saalfeld Beginn jeweils 19.30 Uhr


6 Konzert

Eine Musikalische Schlittenfahrt Konzerte zur Adventszeit erinnern mit froher Musik und besinnlichen Texten an die berühmte Musikerfamilie

Die Mozarts gingen an Weihnachten gern ins Konzert oder in die Oper. Zweimal komponierte Wolfgang Amadeus sogar selbst eine: »Mitridate, re di ponto« und »Lucio Silla« wurden jeweils am zweiten Weihnachtsfeiertag 1770 und 1772 in Mailand uraufgeführt. Im diesjährigen Weihnachtskonzert der Thüringer Symphoniker im Rudolstädter Theater im Stadthaus und in dem stimmungsvollen Rahmen der Schlosskapelle in Saalfeld erklingt, unter der Leitung von Olaf Storbeck, deshalb auch eine Arie aus Mozarts letzter Oper, »La Clemenza di Tito«. Die Sopranistin ist Annika Rioux, die dem Theater Rudolstadt schon mehrere Jahre verbunden ist. Sie wird auch Wolfgang Amadeus Mozarts festliche Motette »Exsultate, jubilate« singen, die ebenfalls im Winter 1772 in Mailand entstand. Das Marienlob ist gesanglich genauso virtuos wie die zeitgleich entstandenen Koloraturarien der Opern. Ebenfalls Maria und die Geburt Jesu stehen in dem Messtext »Et incarnatus est» im Mittelpunkt. Mozarts Vertonung aus dem Jahr 1783 in seiner Großen c-MollMesse dürfte zu den bekanntesten und eindrucksvollsten gehören. »Ich finde,

besonderen Höhepunkt bildet das Konzert für Harfe und Flöte im Mittelteil des Abends. Susanne Gassios und Anne Baumbach werden als Solistinnen dieses Souvenir Mozarts aus Paris aufführen, das mit seinen pastellhaften Klangfarben und glänzenden Harfensoli jenes Bild vermittelt, das wir heute von der Zeit um 1780 haben. Eindeutig aus einer anderen Epoche stammt »Engel Gottes künden« von Franz Xaver Mozart. Die weihnachtliche Komposition des Mozartsohnes ist 1828 in Wien entstanden. In der Familie Mozart kommt nicht nur hundert Jahre Musikgeschichte, sondern mit den Stationen Augsburg, Salzburg und Wien auch der Zusammenhang des süddeutschen und österreichischen Kulturraumes zum Ausdruck. Auf die Frage, ob Wolfgang Amadeus Mozart ein Schwabe war, hat Annika Rioux deshalb auch eine klare Antwort (mit einem Lachen): »Na klar war Mozart Schwabe! Sein Uropa hat sogar in der Augsburger Fuggerei gewohnt und Papa Leopold Mozart ist in Augsburg aufgewachsen. Und Wolfgang hatte seine erste Liebschaft mit dem berühmten »Augsburger Bäsle«. Ich finde es dass Mozart keinen konkret religiösen spannend, Rahmen braucht, das ist einfach Mozart und Wenn wir im Traume eines ewigen Traumes in Augsburg das kann man einfach Alle unfeindlich sind – einmal im Jahr! – an die Orte zu gehen, überall spielen. Die Uns alle Kinder fühlen eines Baumes. an denen Musik hat immer eine Wie es sein soll, wie's allen einmal war. Mozart starke Wirkung«, sagt schon war.« die Augsburgerin. Der (aus »Vorfreude auf Weihnachten« Aus diesem ebenfalls aus Augsburg von Joachim Ringelnatz) Grund stammende Leopold werden im Konzert auch Briefe aus der Mozart komponierte im Winter 1755 Familie Mozart vorgelesen. die »Musikalische Schlittenfahrt«, mit welcher der Abend eröffnet wird. Einen Carlo Mertens

Weihnachtskonzert

Werke von Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart Gesang: Annika Rioux / Flöte: Anne Baumbach Harfe: Susanne Gassios / Sprecher: Anne Kies/ Johannes Arpe Musikalische Leitung: Olaf Storbeck

Foto: Wolfgang Köhler

 14.12.18 / 19.30 Uhr / 26.12.18 / 17 Uhr Schlosskapelle Saalfeld  15.12.18 / 19.30 Uhr / 25.12.18 / 17 Uhr Theater im Stadthaus


Konzert

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Märchenhafter Jahreswechsel Silvestergala mit Solisten des Mariinski-Theaters St. Petersburg mit Melodien aus Oper, Operette und Filmmusik

Ob es an diesem Silvesterabend in Thüringen schneit, ist nicht garantiert — in St. Petersburg und Moskau hingegen stehen die Chancen viel besser. Wer also dem trüben Wetter am letzten Tag des Jahres entfliehen möchte, kann sich in dem Galakonzert der Thüringer Symphoniker in eine märchenhafte, russische Winterlandschaft hineinträumen.

Foto: Iuliia Gatcko (Shutterstock)

Vier Solisten des weltberühmten Mariinksi-Theaters – Anna Denissowa, Ekaterina Krapiwina, Artjom Melihow und Oleg Sytschow – treten in Bad Blankenburg auf. Zusammen mit Chefdirigent Oliver Weder werden sie das Schönste aus der Welt der russischen Oper, der Operette und der sowjetischen Filmmusik erklingen lassen. Im ersten Teil des Abends führt das Programm zurück in das winterlich-prächtige St. Petersburg des 19. Jahrhunderts. Es erklingen Arien aus der Märchenoper »Snjegurotschka« von Nikolai Rimsky-Korsakow, danach folgen die berühmtesten Gesangsmelodien Tschaikowskys und Mussorgskys. Unvergessene Musiktitel von Isaak Dunajewski, Tichon Chrennikow, Andrei Petrow und vielen anderen russischen Komponisten werden im zweiten Teil den letzten Stunden des Jahres ein ostalgisches

Flair geben. Dazu gehören Dunajewskiis »Mondwalzer« und sein »Wiegenlied« aus dem Film »Zirkus«. Die Thüringer Symphoniker präsentieren dies im Stil einer klassischen Estrade mit Moderation und aufwendigem Bühnenbild. Viktor Vysotski, Regisseur und künstlerischer Leiter verschiedener, namhafter Festivals in Russland, wird als Moderator so manches Geheimnis um die Bräuche der russischen Silvesternacht lüften. Für das leibliche Wohl und den Bustransfer zur Stadthalle Bad Blankenburg und zurück nach Rudolstadt, Saalfeld oder Königsee wird gesorgt.

Von Märchen und Wundern Russische Silvestergala mit den Thüringer Symphonikern und jungen Solisten des Mariinski-Theaters St. Petersburg

Sopran: Anna Denissova / Mezzosopran: Ekaterina Krapivina / Tenor: Artjom Melihow / Bass: Oleg Sytschow Dramaturgie und Moderation: Viktor Vysotzki Musikalische Leitung: Oliver Weder  31.12. / 15 und 19:30 / Stadthalle Bad Blankenburg

Geburtstagsrevue für den Intendanten Freunde, Weggefährten und Kolleg*innen bringen ein Ständchen schem Salto ins nächste Jahrzehnt seiner Lebensreise. Freunde, Weggefährten, Kolleginnen und Kollegen wollen diesen Tag in seinem Heimathafen Rudolstadt mit einer kleinen Revue festlich begehen. Da soll gesungen, gedacht und gelacht, erinnert und voraus geschaut werden, da sollen die Puppen des großen Welttheaters tanzen. Ein Oeuvre gilt es zu feiern, die mühevollen Wege zur Klarheit, die den Nebel der Ideologien zu durchleuchten sucht. Wohl denn, die Korken Der Lyriker, Romanautor, Schauspieler, Clown, Intendant und Dramatiker Steffen sollen knallen, die Worte und Melodien aufbrausen in diesen kläglichen Zeiten Mensching springt mit halsbrecheri-

und der »junge Autor« soll Eingang finden in die Reihen der Weisen. Eine Geburtstagsfeier der besonderen Art, bei der natürlich vor allem einer nicht fehlen darf: Steffen Menschings langjähriger Bühnenpartner Wenzel & Band!

 27.12. / 18 Uhr / Theater im Stadthaus

60 Jahre


8 junges Theater

Ein Kraut mit Namen »Nies-mit-Lust« »Zwerg Nase« muss es im diesjährigen Weihnachtsmärchen finden!

zurück. Dass er in die Fänge der Hexe Kräuterweis geraten ist, weiß niemand. Nach sieben langen Jahren gibt sie ihn frei. Das wirkliche Abenteuer beginnt jedoch erst jetzt, denn seine Eltern erkennen ihn nicht mehr. Wie auch! Das böse, alte Weib hat ihn verzaubert. Mit langer Nase und Buckel gezeichnet muss er sich ganz allein in der Welt behaupten. Mut, Zuversicht und seine Kochkünste sind sein Rüstzeug. Als der Herzog seinen Meisterkoch mit dem Tod bedroht, erhält »Zwerg Nase«, wie man ihn nennt, Hilfe von einer sprechenden Gans. Ob er je wieder seine alte Gestalt erlangt und glücklich heimkehren kann, können Klein und Groß im November und Dezember im Theater Rudolstadt erleben.

Von »A« wie »Aladin« bis »Z« wie »Zwerg Nase«

Illustration: Nora Ferl Mit ihrem Sohn Jakob haben die Gemüsefrau Hanne und ihr Mann, der Schuster, alles Glück der Welt, denn er ist hübsch und hilfsbereit. Jakob, der den Kunden immer die Einkäufe nach Hause trägt, kehrt eines Tages nicht nach Hause

Gunnar Kunz, der Autor des Theaterstücks »Zwerg Nase«, das in Rudolstadt am 3. November 2018 seine Uraufführung erlebt, ist ein echter Allrounder. Autor zahlreicher Märchenbearbeitungen für Kinder, Klassikerbearbeitungen — insbesondere Shakespeare hat es ihm angetan! — Musical-Erfinder für die Bühne, Krimiautor, llustrator, Fotograf und SchottlandReisebericht-Herausgeber — Gunnar Kunz ist unglaublich vielseitig und vielbeschäftigt. Auf seiner liebevoll gepflegten Homepage (www. gunnarkunz.de) lädt er zum Schmökern ein. Hier ein kleiner Vorgeschmack:

RätselspaSS Wie heißt »Zwerg Nase« mit richtigem Namen? _ _ _ _ _ Den 3. Buchstaben tragt ihr als ersten Buchstaben unten im Lösungswort ein Als was arbeitet »Zwerg Nase« beim Herzog? _ _ _ _ Den zweiten Buchstaben tragt ihr als zweiten Buchstaben im Lösungswort ein Wo verkauft die Mutter mit ihrem Sohn ihr Obst und Gemüse? _ _ _ _ Den dritten Buchstaben tragt ihr an dritter Stelle unten im Lösungswort ein Wie viele Jahre dient »Zwerg Nase« bei der Hexe Kräuterweis? _ _ _ _ _ _ Den vierten Buchstaben trag ihr als vierten Buchstaben im Lösungswort ein. Lösungswort: Wir suchen den Gegenstand, den Zwerg Nase der Hexe Kräuterweis nach Hause trägt. Er trägt einen schweren _ _ _ _ Wenn Ihr bis zum 30. November 2018 eine Postkarte mit der richtigen Lösung an das Theater Rudolstadt (Anger 1, 07407 Rudolstadt / Stichwort: »Rätselspaß« schickt), habt Ihr die Chance, zwei Freikarten für eine »Max und Moritz«- Vorstellung im Februar zu gewinnen. Viel Glück!

Vom Geschichtenerzählen – So etwas wie ein Lebenslauf »Ich war immer eine Leseratte. (…) Eigene Geschichten zu erzählen, hat mich von Anfang an gereizt, und mit zehn beschloss ich, Schriftsteller zu werden. (…) Wer Erfolg haben will, muss etwas riskieren.« Ich »arbeitete als Regieassistent, Inspizient, Dramaturg, Requisiteur, Tourneebegleiter, Licht- und Tontechniker und Statist, kurz, ich lernte die Theaterarbeit aus jeder möglichen Perspektive kennen (…). Das Theater brachte mir Vieles darüber bei, wie eine gute Geschichte erzählt werden muss, aber das Regieführen stand für mich immer an zweiter Stelle, nach meiner schriftstellerischen Tätigkeit. Also wagte ich 1997 erneut den Sprung ins kalte Wasser. Da ich während meiner Theaterzeit nie aufgehört hatte zu schreiben und eines meiner Stücke mit großem Erfolg (14000 Zuschauer) uraufgeführt worden war, machte ich mich als freiberuflicher Autor selbständig. Nach einer Durststrecke kamen dann auch weitere Theaterstücke von mir zur Aufführung, erste Bücher wurden veröffentlicht, Lesungen mit mir gebucht, und so bin ich mittlerweile in der glücklichen Lage, von meiner Arbeit als Autor leben zu können.« Gunnar Kunz, Dezember 2011

Zwerg Nase Kinderstück von Gunnar Kunz nach dem Märchen von Wilhelm Hauff (Uraufführung) Regie: Sonja Wassermann Bühne und Kostüme: Sven Hansen Musik: Thomas Voigt Es spielen: Elisabeth Degen, Korbinian Joseph Müller, Neele Pettig, Patrick Oliver Schulz Termine für Familien  PREMIERE: 03.11.18 / 16 Uhr Theater im Stadthaus  22.12.18 / 15 und 17 Uhr / 26.12.18 / 15 und 17 Uhr / Theater im Stadthaus


Vorgestellt

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Brandflecken mit Brahms Auf einen Kaffee und Kuchen mit unserem neuen Musikdramaturgen Carlo Mertens

Karolin Berg zusammen mit Carlo Mertens in der Theater-Bar Carlo Mertens ist seit ein paar Wochen neuer Konzertdramaturg am Theater Rudolstadt. Da auch ich noch neu am Haus bin, verabreden wir uns zu einem kleinen Kennenlernkaffee in der Stadt. Uns verschlägt es in die kleine Bäckerei am Markt. Zielstrebig steuert Carlo erstmal die Kuchenauslage an und lässt seinen Blick über die vielen süßen Verlockungen schweifen. Bei koffeinhaltigen Heißgetränken samt Creme Eclair und Papageienkuchen suchen wir uns einen Tisch zum Schwatzen. Carlo, du kommst aus einer Familie, in der es oft zweisprachige Situationen gab. Du bist in Köln geboren. Deine Familie väterlicherseits kommt aus Italien. Ja. Ich selber habe mehrere Jahre in Italien gelebt. Deshalb ist die Vorstellung von einer rein regionalen Identität für mich schwer erdenklich gewesen, aber ich sehe ihre Vorteile. Ich persönlich empfinde meinen biografischen Hintergrund in den meisten Situationen als Bereicherung. Klar, man kommt dann zwar irgendwohin und spricht nicht den richtigen Dialekt, aber ich finde mich immer schnell in neuen Umgebungen zurecht. Ich mag dieses Heitere, Familiäre an Rudolstadt und die Kuchen sind auch gut. Das ist jetzt die unoriginellste Frage schlechthin, aber was macht ein Konzertdramaturg eigentlich den lieben langen Tag? Ich arbeite als Musikvermittler in unterschiedlichen Bereichen und für unterschiedliche Hörergruppen. Das umfasst die Moderation des Kinderkonzerts, genauso wie die Programmhefte zu den Sinfoniekonzerten. Außerdem berate ich den Chefdirigenten der Thüringer

Foto: Lisa Stern

Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt Oliver Weder bei der Gestaltung des Konzertprogramms. Ich freue mich auf diese sehr unterschiedlichen Herausforderungen. Wie könnte die »Heimatlosigkeit« deine Konzertprogrammgestaltung beeinflussen? So heimatlos bin ich musikalisch nicht. Es gibt eine klare Ausrichtung nach Italien und Frankreich. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts. Aber auch die französische Grand Opéra des 19. Jahrhunderts und die Operetten Offenbachs finde ich spannend. Der Kölner Jakob, später Jacques Offenbach, feiert im nächsten Jahr außerdem seinen 200. Geburtstag. Du bist viel herumgekommen, das macht sich auch in deinem bisherigen beruflichen Werdegang bemerkbar … Ja, das ist meine erste Station als Konzertdramaturg. Ich war davor Journalist

Einige der neuen Gesichter am Theater

als Freelancer für Nachrichtenagenturen und davor war ich Musiker und habe in einem Profichor gesungen, aber das war natürlich finanziell nicht so einfach. Wobei, wenn ich so darüber nachdenke, eigentlich habe ich immer alles parallel gemacht, inklusive einer Doktorarbeit. Ach so, fast vergessen, ich habe auch noch als Komparse im Film mitgespielt. Ich finde es auch wichtig, wenn man über Theater und Musik schreibt, dass man auch selber etwas aktiv gemacht hat. Wenn man in dem Bereich schon gearbeitet hat, versteht man eher, warum jetzt bestimmte Besetzungen so sind, wie sie sind – aus praktischen, aus finanziellen Gründen. Als Konzertdramaturg umgibst Du dich beruflich viel mit Musik. Bevorzugst Du zuhause, wenn Du abschalten willst, dann eher die Stille oder welche Musik hörst Du privat? Das ist ganz unterschiedlich: Wenn ich abends von der Arbeit nach Hause komme, höre ich meist klassischen New Wave, zum Beispiel Blondie oder Patti Smith. Am Wochenende dann auch gerne Musik, die mit der Arbeit zu tun hat, also vor allem Orchestermusik des 19. Jahrhunderts. Da muss ich aber Zeit für haben, das kann ich nicht beim Putzen oder Bügeln. Bei Brahms gäbe es zu viele Brandflecken. Für den Rückweg ins Büro nimmt sich Carlo noch schnell ein Stück Apfelkuchen und ein zweites Creme Eclair mit. Also mit seiner Leidenschaft für Süßspeisen ist er hier in Rudolstadt schon einmal bestens aufgehoben. Karolin Berg (Schauspieldramaturgin seit dieser Spielzeit) im Gespräch mit Carlo Mertens

Foto: Lisa Stern


10 Dies und das Unser Preisrätsel

AuSSenseiter

Mit seiner Komödie »Der Menschenfeind« schuf der französische Dichter Molière ein zeitloses Porträt eines Mannes, der mit der Welt der Heuchler gebrochen hat. Alceste verzichtet auf Höflichkeitsfloskeln, setzt vielmehr auf Ehrlichkeit. Schonungslos solle man sich ins Gesicht sagen, was man vom Anderen denkt. Ist das nicht ein achtungsvolles Ansinnen? Geradezu ein Ideal an Wohlanständigkeit? Doch seien wir mal ehrlich. Wie in der Komödie und zu Molières Zeiten höfischer Koketterie stieße man schnell an die Grenzen der gesellschaftlichen Akzeptanz. Wer kann schon die Wahrheit ertragen? Doch Alceste hält an seiner Überzeugung fest, nicht nur an dieser, sondern auch an seiner vergeblichen Liebe zu der schönen Célimène, einer Verführerin durch und durch. Zur Uraufführung am 4. Juni 1666 am Palais Royal in Paris spielte Molière die Hauptrolle. Sein »Menschenfeind« gilt zudem als das am meisten autobiografisch geprägte Stück des gefeierten Autors. Nicht nur in der Weigerung Alcestes, sich dem höfischen Gebahren anzupassen, auch seine enttäuschte Liebe zu Célimène lässt Vergleiche zu Molières 20 Jahre jüngeren Frau Armande zu. Welches Stück stammt nicht aus der Feder des großen Komödienschreibers? A B C

Der verdorbene Wüstling Der Geizige Der eingebildete Kranke

Die Lösung senden Sie uns bitte bis zum 12. Dezember 2018 an Theater Rudolstadt, Anger 1, 07407 Rudolstadt oder per Mail an presse@theater-rudolstadt.de Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir 1 mal 2 Freikarten für einen Besuch in Ihrem Theater Rudolstadt in der Spielzeit 2018/19. (gilt nicht für Gastspiele und Sonderveranstaltungen)

Den Gewinnernamen veröffentlichen wir in der folgenden Ausgabe der Theaterzeitung. Die Lösung in unserer September/OktoberAusgabe lautet: C) Löbau Gewonnen hat Fabio Schmidt aus Kahla. Wir wünschen viel Freude beim Theaterbesuch. Impressum Herausgeber: Thüringer Landestheater - Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt GmbH Intendant und Geschäftsführer: Steffen Mensching / Spielzeit 2018/2019 Heft Nr. 5-2018 / Redaktion: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Dramaturgie / Layout: Hermine Wange / Technische Herstellung: wirmachen-druck.de / Satz: Friederike Lüdde

In der Theater-Bar mit Petra Zieger

Stargast beim »Heiteren Beruferaten«

Im ersten Augenblick erkannt: Petra Zieger Wo kommen Sie gerade her? Ich bin heute aus Berlin angereist – meine zweite Heimat nach Thüringen. Waren Sie denn schon einmal in Rudolstadt? Ja, wir sind 2012 beim Altstadtfest auf dem Marktplatz aufgetreten. Es war ein toller Auftritt. Ich kann mich erinnern, dass wir bestes Wetter hatten. Die Burg war beleuchtet, und der Marktplatz platzte aus allen Nähten. Das war zu unserem 30-jährigen Band-Jubiläum. Mittlerweile sind es ja sogar schon 35 Jahre. Was ist Ihnen bei der Ankunft als Erstes aufgefallen? Als erstes fiel mir auf, dass es auch hier, wie wohl überall, viele Baustellen gibt. Ich finde es schade, dass ich auch deswegen nicht im Großen Haus des Theaters auftreten konnte. Viele sagten mir, dass das Haus wunderschön sein soll. Aber ich glaube, es wird noch schöner, wenn die Bauarbeiten beendet sind. Wobei vergessen Sie die Zeit? Wenn ich bewusst nicht auf die Uhr schaue und zusammen mit meinem Mann einfach mal in den Tag hinein lebe. Dann gehen wir auch nicht ans Telefon und genießen die gemeinsamen Stunden. Wann platzt Ihnen der Kragen? Unprofessionalität, Unpünktlichkeit und Verlogenheit regen mich auf. Ich bin ja schon seit 40 Jahren im Musikgeschäft unterwegs, und da erlebt man so einiges. Wichtig ist mir, dass man miteinander offen und ehrlich umgeht.

Foto: Friederike Lüdde Welchen Beruf hätten Sie ergriffen, wenn Sie nicht das geworden wären, was Sie jetzt sind? Ich bin ja gelernte Schneiderin. Das war also damals zumindest der Weg, den ich eingeschlagen habe, bevor ich Gesang in Weimar studierte. Als Kind habe ich auch oft »Was bin ich?« mit Robert Lembke geschaut, und dort war in einer Show ein Pralinenhersteller. Da ich selbst sehr gerne Pralinen esse, dachte ich, das ist doch mein Traumberuf. Auch Dekorateurin hätte ich mir gut vorstellen können. Würden Sie etwas an Ihrem Leben ändern? Nein. Ich lasse vieles auf mich zukommen und mich vom Leben überraschen. Was war Ihre letzte gute Tat? Ich probiere, jeden Tag etwas Gutes zu tun. Sei es auch nur ein Anruf bei meinen Verwandten oder Freunden, um zu hören, wie es ihnen geht. Ich bin sehr interessiert daran, dass es den Menschen in meinem Umfeld gut geht. Was war das schönste Kompliment, das du jemals bekommen hast? Da fällt es mir schwer mich festzulegen. Meine Fans sind so unfassbar herzlich. An ein Kompliment erinnere ich mich jedoch sehr gerne zurück. Ein 17 Jahre junges Mädchen sagte zu mir, wenn sie mal so alt ist wie ich, möchte sie auch so eine »coole Alte« sein. Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen? Für jedes Familienmitglied, für jeden Freund und selbstverständlich für meinen Mann. Das Gespräch führte René Stoof


Orchesterball der Thüringer Symphoniker

Vorverkauf ab 1. Dezember

11. Mai 2019 19.30 Uhr Stadthalle Bad Blankenburg Erleben Sie eine rauschende Ballnacht mit glanzvoller musikalischer Unterhaltung, Überraschungsgästen, Showtanz und exquisiter Gastronomie. Karten: 105 € / 95 € inkl. Menü (am Tisch serviert) und Sektempfang. VVK: Theaterkasse, Marktstraße 57, Rudolstadt / Tel. 03672/42 27 66 Stadthalle Bad Blankenburg, Bahnhofstraße 23, Bad Blankenburg / Tel. 036741/26 67



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