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!ticket Österreichs Eventmagazin Nr.1
Österreichische Post AG / MZ 15Z040254 M, CTS Eventim Austria GmbH, Mariahilferstraße 41–43, 1060 Wien
Über Dadaismus und Postmoderne von Ghostemane, Hatari, Poppy und Igorrr
musik show 2 0 2 0 sport theater kabarett
FEB
Ausgabe 237
2,90 €
Damit sind Sie live dabei!
Deichkind und Grossstadtgeflüster zelebrieren ein Remmidemmi aus Trinkliedern mit Systemkritik
run to the hills IRON MAIDEN
Am 16. Juli gastieren die britischen Heavy-MetalGiganten nach ihrer Headliner-Show am Nova Rock ’18 im Rahmen der „Legacy Of The Beast“-Tour nun im Stadion in Wiener Neustadt. Im Vorprogramm heizen Lord Of The Lost und Airbourne ein.
www.mcg.at
CONGRESS GRAZ STILL MAKING HISTORY. All in one. Der Congress eignet sich für so gut wie alle Veranstaltungen. Symposien, Ausstellungen, Kongresse, Bälle und Konzerte finden regelmäßig im historischen Ambiente statt. Mit topmoderner Ausstattung und hervorragender Akustik.
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PET SHOP BOYS 35 Jahre nach „West End Girls“ gehen die Pet Shop Boys mit ihren größten Erfolgen auf Tour. Die Songs des neuen Albums „Hotspot“ schließen die Paten des Electropop ein: Für sie sind sie jetzt schon Hits.
22 Der Tod des Autors
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eit ich 1996 in das Fach des Journalismus gerutscht bin, gab es noch in jeder Redaktion Diskussionen darüber, ob gewisse Künstler protegiert werden: Nicht aufgrund von Prominenz oder gar kreativem Missfallen, sondern aufgrund ihrer politischen und/oder sozialen Positionen. Musiker sind letztlich, egal wie sakrosankt sie sich gebärden, auch nur Menschen – und bereits ein nicht sonders lang schweifender oder tiefschürfender Blick auf einen beliebigen Stammtisch oder in die sozialen Medien offenbart allzu rasch Abgründe. Meinungen, so heißt es salopp, sind wie Arschlöcher: Jeder hat eins. Und manchmal unterscheiden sich die Inhalte von Hirn und Hinterausgang nur marginal. Das fällt jedoch im privatimen Rahmen kaum ins Gewicht: Der Mensch zieht naturgemäß eine Blasenexistenz vor, umgibt sich tendenziell mit ähnlich denkenden Menschen und sorgt so für möglichst geringe Reibeflächen. Darüber
hinausgehende soziale Interaktion ist zumeist oberflächlich genug, dass diese Blase nicht angestochen wird: Ob der Bäcker seiner Gattin auch gerne mal eine gesunde Watsche verpasst, der Fleischer Hitler als Politiker mit infrastrukturellem Händchen rühmt oder die Handelskettenkassenkraft Klimaerwärmung als dummes Gewäsch abtut, weil ihr ohnehin immer kalt ist, manifestiert sich nur in den seltensten Fällen. Was aber, wenn die verehrte Prominenz, deren Innerstes stets nach außen, in die weite Welt gekehrt wird, das eigene Weltbild erschüttern macht? Jüngstes illustres Beispiel: Unbestritten ist zwar die Brillanz seines Œuvres, dennoch überschatteten im Zuge der letztjährigen Nobelpreisverleihung Peter Handkes apologetische Stellungnahmen zu den Jugoslawienkriegen seine literarischen Qualitäten. Lässt sich das Werk eines Künstlers von seiner privaten Person trennen? Verändert die Moral den Blick auf die Filme eines Roman Po-
EDITORIAL lanski oder Woody Allen oder die Musik eines Michael Jackson, Morrissey oder Roger Waters? Die Lösung für diese Krux liegt für mich in den Dogmen der Literaturwissenschaft begraben: In den Achtzigern formierte sich dort unter dem Schlagwort „Tod des Autors“ ein Zerstörungskult der romantischen Idee eines überlebensgroßen Schöpfers – der Prophet hatte fortan Pause, entscheidend waren plötzlich nicht die Intentionen des Autors, sondern was die Leserschaft aus seinen Hervorbringungen mitnimmt. Wieso also nicht das, was im Seminar seit bereits vier Jahrzehnten zelebriert wird, in die Welt der Hitparaden und Internetklicks mitnehmen? Dazu müssen wir uns nur verdeutlichen, dass auch in der Popkultur die Autoren profan-irdisch und demgemäß sterblich sind, nicht nur physisch. Eine Ekstase funktioniert letztlich auch ohne totale Identifikation. Stefan Baumgartner (Chefredakteur)
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JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ
IN DIESER AUSGABE KINDER
28 Herr Beethoven packt aus Ein interaktives Mitmachkonzert, das den großen Meister näherbringt
LIFESTYLE 30 Glücklich Unser Motto für dieses Jahr: Mehr Musik hören, denn das macht glücklich
HEIMAT 32 Christina Kosik Die besten Texte schreibt immer noch das Leben – am Würstelstand
LOCATION 36 Kasematten Wiener Neustadt In den revitalisierten Gemäuern ziehen Königsdramen ein
KULTOUR 38 Literatour Klassiker der Weltliteratur, von „Faust“ über „Romeo & Julia“ bis „Heldenplatz“
SPORT 42 Masters Of Dirt Action und Entertainment in Reinkultur: BMXProfi Tobi Merz im Gespräch
GCHECKT
Bruce Dickinson. Während es im britischen Königshaus ordentlich Bröseln gibt (Prince Harry als der neue „The Artist Formely Known As Prince“?) bekommt die Royal Air Force prominenten Zuwachs: Iron Maiden-Sänger Bruce Dickinson wird Ehrenkapitän und wird die R.A.F. auch im Fechtteam unterstützen. Dickinson war nach seiner Zeit an der Universität für sechs Monate bei der Armee und besitzt auch einen Flugschein: Nicht nur, dass er seine Band durch die Weltgeschichte kutschiert, 2008 flog er etwa Soldaten in einer Boeing 747 aus Afghanistan nach Hause. Coming Soon. Das Musikjahr 2020 verspricht bereits jetzt einiges an spannenden Veröffentlichungen. Im Februar erscheinen von Green Day „Father of All Motherfuckers“, von Ozzy Osbourne „Ordinary Man“ und Tame Impala „The Slow Rush“, im März von Noel Gallagher’s High Flying Birds die „Blue Moon Rising“-EP, von Morrissey „I Am Not A Dog On A Chain“ und Pearl Jam „Gigaton“, im Mai kommt von Weezer „Van Weezer“. Unbekannt sind die Veröffentlichungstermine der neuen Alben von Justin Bieber, The Strokes, Die Ärzte, The Cure, Foo Fighters, Rihanna, Lana Del Rey, Dua Lipa, The Killers, Die Antwoord, Bruce Springsteen & The E-Street Band, Bon Jovi, Iron Maiden, Nine Inch Nails, Red Hot Chili Peppers und angeblich auch Guns N‘ Roses!
MEINUNGEN 26 Markus Höller Ein widerspenstiger Journalist gegen eine fast einheilige KritikerMeinung: Welche Musikalben sind eigentlich ziemlich überbewertet? 35 Walter Gröbchen Der Verleger, Journalist und Kurator wirft einen wertschätzenden Blick auf die österreichische Kulturlandschaft. 49 Robert Fröwein Der umtriebige Musikjournalist schlägt mit den besten Live-Alben die Brücke zwischen kollektivem und individuellem Erleben. 62 Stefan Verra Der Körpersprache-Experte verrät: Gerade die nonverbale Kommunikation hat einen entscheidenen Einfluss auf die Rezeption.
Bewegung ist für unser Gehirn attraktiver als Stillstand. Sie bietet emotionale Anknüpfungspunkte für unser Gegenüber. Das macht attraktiv. – Stefan Verra
Fotos: Phil Fisk, John McMurtrie, Hersteller; Illustration: Österreich in leiwanden Grafiken
46 Musik, Filme, Equipment und Spiele Selena Gomez, Algiers, „The Gentleman“ und mehr
[12] Viva la Revolución! Postpubertäres Aufbegehren von Ghostemane, Hatari, Poppy & Igorrr [16] Pumpn muas! Dada von Deichkind & Grossstadtgeflüster [20] Simply Red Nostalgischer 70sBlues & -Funk [22] Pet Shop Boys Die Hitbuben [24] Manuel Rubey Allein mit Goldfischen [40] Thomas Maurer Fakten versus Meinungen [52] Nik P. Der Schlagerstar im klassischen Gewand
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SHOW HIGHLIGHTS IN ÖSTERREICH DAS BEZAUBERNDE FAMILIEN-MUSICAL
mit , Gedeon Burkhard rt Maya Hakvoo & Alfons Haider
27.02.2020 SALZBURG FESTSPIELHAUS 01.03.2020 INNSBRUCK CONGRESS 24.03.2020 BREGENZ FESTSPIELHAUS 10.04.2020 GRAZ STADTHALLE
29.04.2020 WIEN WIENER STADTHALLE
31.05.2020 WIEN WIENER STADTHALLE
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06.03.2020 WIEN WIENER STADTHALLE 07.03.2020 GRAZ HELMUT-LIST-HALLE
24.05.2020 WIEN GASOMETER
11.08.2020 MÖRBISCH SEEBÜHNE
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22.05.2020 GRAZ STADTHALLE HALLE F 23.+24.05.2020 WIEN WIENER STADT RENA URGA SALZB BURG SALZ 20 27.+28.05.20 30.+31.05.2020 LINZ BRUCKNERHAUS 01.06.2020 BREGENZ FESTSPIELHAUS
LLE 23.+24.05.2020 INNSBRUCK OLYMPIAHA HALLE D 06.+07.06.2020 WIEN WIENER STADT 13.+14.06.2020 GRAZ STADTHALLE RENA 20.+21.06.2020 SALZBURG SALZBURGA
27.01.2021 SALZBURG SALZBURGARENA F 29.01.2021 WIEN WIENER STADTHALLE HALLE STADT GRAZ 21 1.20 30.0 27.02.2021 BREGENZ FESTSPIELHAUS
KARTEN BEI ALLEN OETICKET-VERKAUFSSTELLEN | WWW.OETICKET.COM TICKETS & INFOS: WWW.SHOWFACTORY.AT
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SCHEINWERFERLICHT
Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteurin und Herausgeberin
Die heimische Musikszene lässt seit Jahren wieder Aufhorchen! Wanda, Seiler & Speer, Voodoo Jürgens, Josh., Julian le Play und viele mehr touren in den kommenden Wochen und Monaten durchs Land. Austropop-Urgestein Rainhard Fendrich (wir gratulieren herzlichst zum 60. Geburtstag!) begibt sich ab Mai auf großangelegte Konzertreise durch Österreich und Deutschland. Und oeticket ruft mit der Eventreihe ALIVE ein großangelegtes Bandsupport-Projekt zur Unterstützung von heimischen Bands ins Leben. Das erste Konzert findet am 26. März unter dem Motto „Mundart“ mit Schwanara, Christina Kosik & die Gang Band und Gnackwatschn in der Szene Wien statt. Be there! Roberta Scheifinger
ROCKIGE ALTERNATIVE AM R VALENTINSTAG GESUCHT ? Das Hard Rock Cafe Vienna verwöhnt zum TTaag der Liebennden mit einem köstlichen 3-Gänge-Menü. Alle Inffos auf hardrockcafe.com
• Highlights Februar • Highlights Februar • Highlights Februar Silbermond am 11. Februar in der Wiener Stadthalle D
Babymetal Mit ihrem dritten Album „Metal Galaxy“ im Gepäck 11., Wiener Stadthalle D Dropkick Murphys Mit Frank Turner & The Sleeping Souls und Jesse Ahern im Vorprogramm 18., Wiener Stadthalle D Masters Of Hardcore Mit Angerfist, Miss K8, N-Vitral pres. Bombsquad, Anime (live) und mehr 22., Marx Halle
Editors Mit ihrem Best-of-Album „Black Gold“ auf gleichnamiger Tour 7., Gasometer
Das große Schlagerfest XXL Mit Florian Silbereisen, Matthias Reim, Jürgen Drews und vielen mehr 16., Wiener Stadthalle (D)
Papa Roach Mit Hollywood Undead und Ice Nine Kills im Vorprogramm 25., Gasometer
Liam Gallagher Der Ex-Oasis mit seinem zweiten SoloAlbum „Why Me? Why Not.“ auf Tour 18., Gasometer
Senna Gammour Das Ex-Mitglied der Girlgroup Monrose auf „No More Fuckboys“-Tour 16., Gasometer
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Fotos: Live Nation (Dua Lipa), Barracuda Music (Patti Smith), Zack Whitford (Aerosmith), Jens Koch (Silbermond)
Five Finger Death Punch Mit Megadeth und Bad Wolves im Vorprogramm 19., Wiener Stadthalle D
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Patti Smith & Band Ende Oktober 2019 bekam die „Godmother of Punk“ in Wien das Ehrenzeichen der Republik Österreich für Wissenschaft & Kunst verliehen, am 23. und 24. Juli kommt sie mit Band für zwei Shows zurück nach Wien und Linz!
Dua Lipa: Future Nostalgia Tour Für ihr zweites Album, das den Titel „Future Nostalgia“ tragen wird, hat sich der britische Popstar von seinen Lieblings-Künstlern wie Gwen Stefani, Madonna, Moloko, Blondie und Outkast inspirieren lassen. Außerdem soll das Album ein stärkeres „LiveGefühl“ als noch das Debüt verströmen, fein unterlegt mit einer modernen elektronischen Produktion. Der Erscheinungstermin von „Future Nostalgia“ ist noch nicht fixiert, der Konzerttermin aber sehr wohl: Dua Lipa gastiert am 19. Mai in der Wiener Stadthalle D.
Aerosmith Nach ihrem Engagement in Las Vegas gehen Aerosmith wieder auf Tour durch Europa und gastieren am 9. Juli auch in der Wiener Stadthalle D – im Gepäck ihren schier unerschöpflichen Hit-Katalog mit Klassikern von „I Don’t Want To Miss A Thing“ über „Walk This Way“ und „Cryin’“ bis „Dream On“. Restkarten!
highlights
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Das Heavy-Meta Fotos: John McMurtrie, beigestellt
Iron Maiden kommen aus London und wurden 1975 gegründet. Ihr Markenzeichen sind die galoppierenden Bassläufe von Bandgründer Steve Harris und der variantenreiche Gesang von Bruce Dickinson. Außerdem hat man mittlerweile drei Gitarristen für eine dementsprechende „Wall of Sound“.
Die 10 besten Songs von Iron Maiden: 01. Hallowed be Thy Name 02. The Trooper 03. Aces High 04. 2 Minutes to Midnight 05. The Number of the Beast
06. Fear of the Dark 07. Run to the Hills 08. Wrathchild 09. The Wicker Man 10. Alexander the Great
2020 gastieren die beiden Bands, die als Paradeexempel für das Genre des Heavy Metal genannt werden, in Österreich: Iron Maiden und Judas Priest. Doch wer der beiden Vorreiter hat letztlich mehr Schwermetall im Blut? TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
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eht es nach Judas Priest, die gegenwärtig Black Sabbath-Frontmann Ozzy Osbourne auf seiner Solo-Abschiedstournee auch in unseren Breitengraden begleiten, würden sie sich desgleichen gut und gerne auch mit einer anderen GenreGröße vorstellen können: Iron Maiden. Zuletzt
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waren die beiden Metal-Schwergewichte in den Achtzigern gemeinsam unterwegs – und es gibt wohl kaum einen wahren Heavy-Metal-Fan, der sich bei dieser Kombination nicht sämtliche Finger wund schlecken würde, gelten beide britischen Formationen immerhin als Vorreiter, Blaupause, Mitbegründer des
Genres: Müsste man einem außerirdischen Besuch oder der eigenen Großmutter, die zur lärmenden Krachmusik vermutlich ähnlich viel Zugang hat, die Brillanz und das ureigene energetische Vibrato erklären, täte man sich leicht, möglichst wenig Worte zu fassen und stattdessen „The Number of the Beast“ (Iron
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tal-Deathmatch GEWI SPIELNN
Wir ve vier Ir rlosen 1 Pa on ke Reissu -Maiden-A t aus den letzte lben a es. M n Teiln ehr Inform ls remaste www ahmebedin ationen u rte n .ticke g d tmag ungen: azin. com
Fotos: John McMurtrie, beigestellt
Judas Priest kommen aus Birmingham und wurden 1969 gegründet. Neben dem Gitarrendoppel, für das lange Zeit K.K. Downing und Glen Tipton verantwortlich zeichneten, ist vor allem Rob Halfords Stimme Aushängeschild der Band.
Die 10 besten Songs von Judas Priest: 01. Painkiller 02. Screaming for Vengeance 03. Living After Midnight 04. Dissident Aggressor 05. Grinder
06. The Ripper 07. Breaking the Law 08. The Hellion / Electric Eye 09. A Touch of Evil 10. Jawbreaker
Maiden) oder „Painkiller“ (Judas Priest) für sich sprechen zu lassen. Denn weder davor noch danach wurden die Eckpunkte des Genres derart auf den Exzess gepeitscht wie auf diesen beiden Kultscheiben von 1982 und 1990. Doch welche der beiden Bands trägt letztlich mehr Schwermetall im Blut? Zugegeben, der Schwanzvergleich ist ebenso lächerlich wie die Wahl zwischen Freddy Krueger und Jason Voorhees, wird man immerhin von keinem Gericht der Welt vor die Wahl
gestellt: Es steht jedem frei, beide, eine von beiden oder gar keine der beiden Bands zu mögen. Und doch ist es eine Frage, die Apologeten seit Jahrzehnten beschäftigt – ähnlich, wie sich ihre Eltern zwischen den Beatles und den Rolling Stones „entscheiden mussten“. Zweikampf Wagen wir dennoch einen rationalen Zugang: Beide Bands kommen aus dem Vereinigten Königreich, brillieren mit sich duellierenden Gitarren und können ihre unikalen, exzeptionellen Sänger zurecht auf ein
Podest heben. Beide Bands sind zweifelsohne ikonisch, haben ihren Einfluss gestreut und sind bis heute beständig und ohne horrenden Qualitätsabfall aktiv. Jedoch: Als sich Iron Maiden formierten und erst ein stabiles Line-up finden mussten, waren Judas Priest bereits seit einigen Jahren aktiv und hatten mit „Sad Wings of Destiny“ und „Sin After Sin“ bereits zwei Meisterwerke veröffentlicht, als Iron Maiden endlich ihr punkiges Debüt aufnahmen, legten Judas Priest mit „British Steel“ die Messlatte bereits hoch: Zu dieser Zeit waren Halford & Co. tatsächlich
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die Metal Gods und führten die in den Kinderschuhen steckende NWoBHM-Bewegung an. Waren Priest ein Einfluss auf Maiden? Zweifelsohne. Doch bereits nach zwei Alben vollzogen Iron Maiden mit der Trennung von Sänger Paul Di’Anno einen Quantensprung: In den Reihen hieß man fortan mit der von Samson abgeworbenen „Air Raid Siren“ Bruce Dickinson den vielleicht talentiertesten Sänger des Genres willkommen. Das Ergebnis: „The Number of the Beast“ (1982). Zeitgleich veröffentlichten Priest mit „Screaming for Vengeance“ ein weiteres Meisterwerk, das scheinbar nebenher auch das Subgenre des Speed- und Thrash Metal überhaupt erst ermöglichte – doch Maiden waren ihnen dicht auf den Fersen und bereits 1984 gleichauf: Neben ihrem epochalen, progressiven „Powerslave“, das mit der „Live After Death“-Tour in der bedeutendsten Tour aller Zeiten überhaupt gipfelte, verblasste selbst ein grandioses Album wie das zeitgleich veröffentlichte „Defenders Of Faith“. Noch deutlicher ward der Wechsel an der Spitze zwei Jahre später, als beide Bands Synthies in ihren Sound einwoben; doch während Priest mit „Turbo“ stellenweise überaus kommerziell-poppig wirkten, stellten Maiden ihr im Gegentum nicht nur düstereres, sondern zudem anspruchsvolleres, intelligenteres Songwriting auf „Somewhere in Time“ vor, das vor allem durch die Kontraste zwischen Smith und Harris lebte, und ja, vielleicht kann man den Text von „Alexander the Great“ auch auf ihren schwelenden Zweikampf umlegen: „My son, ask for thyself another kingdom, for that which I leave is too small for thee.“ Wechseljahre Weitere zwei Jahre später verloren Priest mit „Ram it Down“ an Dampf, Maiden bauten mit ihrem Konzeptalbum „Seventh Son of a Seventh Son“ die Vormachtstellung aus: So ambitioniert wie hier war man nie wieder am Werken. Doch hierauf der Paukenschlag: Aufgrund künstlerischer Differenzen verließ Smith Maiden, das Ergebnis war ein rück-
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wärtsorientiertes „No Prayer for the Dying“, während Priest eine 180-Grad-Wende vollzogen und mit „Painkiller“ im selben Jahr eine Granate abfeuerten, die dermaßen durch die Botanik pflügte, dass hierauf kein Gänseblümchen mehr stand. Mehr Potenz hatte der Heavy Metal davor und danach nie wieder, nicht einmal bei Iron Maiden. Ihre Folgejahre jedoch: glanzlos, denn Halford verließ die Band und sein Nachfolger Tim „Ripper“ Owens wirkte allein „bemüht“. Doch auch bei Maiden gab es nach ihrem Klassiker „Fear of the Dark“ Bröseln, verließ auch hier die Stimme der Band selbige und wurde mit Blaze Bayley ebenfalls minder ersetzt. Eine dunkle Zeit für beide Heroen. Wie Phönix aus der Asche Heute wissen wir: Beide Bands erstarkten nach je zwei mediokren Alben wieder, doch da hatten Maiden eindeutig nicht nur zeitlich die Nase vorn: 2000 gab es mit „Brave New World“ eines der vielleicht besten Comeback-Alben überhaupt, während Priest erst 2005 mit „Angel of Retribution“ nicht dermaßen fulminant an alte Glanztaten heranreichen konnten. Seit ehedem gibt es auch bei Maiden einen merklichen inspirativen Rückgang, doch auch Priest erlangen die einstige ureigene Dynamik nicht und nicht, wenngleich die aktuelle Platte „Firepower“ wieder hier und dort beklatscht wurde. Aber gerade und insbesondere auf der Bühne ward der Spalt in den letzten zwei Jahrzehnten überdeutlich: Iron Maiden sind live bis heute omnipotent, mit bahnbrechenden Bühnenaufbauten, während Priest und gerade Halford der Überlebensgröße verlustig gingen – spätestens als Richie Faulkner K.K. Downing und Andy Sneap Glenn Tipton ersetzten: Ihrer „juvenilen“ Energie zum Trotz wirkt hier irgendwie etwas „falsch“. Deathmatch Was ist nun das subjektive Fazit? Beide Bands haben erstaunliche Sänger, doch Dickinson ist unterm Strich variantenreicher und
gefühlvoller – und hält, im Gegensatz zu Halford, bis heute konsequent durch. Beide Bands haben – im Falle von Priest: hatten – prägende Gitarristen in ihren Reihen. Tipton und Downing schufen die „Twin Metal Attacks“, für die später etwa auch Mustaine & Friedman (Megadeth) und Hanneman & King (Slayer) Ruhm einheimsen sollten. Und ja, Downing ist unter allen Gitarristen vielleicht der technisch versierteste. Doch Murray und Smith schrieben einprägsamere Riffs und Soli: Erster agiert frei von der Leber, zweiter peitscht Emotion und Melodie in schwindelerregende Höhen – im Zusammenspiel und verstärkt durch Janick Gers, der Downing nur geringfügig unterlegen ist, eine ureigene Virtuosität von edler Größe. Am deutlichsten wird der Unterschied jedoch in der Rhythmus-Fraktion: Ja, Scott Travis ist ein exzellenter Schlagzeuger, der es Priest ab 1990 überhaupt erst ermöglichte, Gas zu geben. Doch gegen Nicko McBrain, nicht allein Spaßkanone bei Maiden, verblasst selbst er. Und Steve Harris? Er ist einer der besten Bassisten und Songwriter aller Zeiten, Punkt. Priest hingegen haben meiner Meinung nach nie herausgefunden, wie man Ian Hill – übrigens einzig verbliebenes Gründungsmitglied – exponieren könnte. Er macht das, wofür Bassisten gemeinhin verschrien sind: Fundamente legen. Das ist unumgänglich, aber kein Alleinstellungsmerkmal. Und wenngleich Priest mit „Painkiller“ den Heavy-Metal-Soundtrack schlechthin vorlegten, das Œuvre von Maiden ist gesamt einfach stärker, kreativer, intelligenter und konsistenter. Überdies sei noch erwähnt, denn das Auge isst schließlich auch in der Musik mit: Priest mangelt es zudem an einem Eddie. Aber letztlich ist all dies: Jammern auf hohem Niveau. n Iron Maiden gastieren im Rahmen ihrer „Legacy of the Beast“-Tour am 16. Juli im Stadion Wiener Neustadt (Support: Airbourne und Lord Of The Lost), Judas Priest feiern „50 Heavy Metal Years“ am 25. Juli auf Burg Clam (Support: Saxon und Beyond The Black).
Petition: SMS mit REGENWAL*D an 54554
Rette den Amazonas. Rette seine Bewohner. * Mit Ihrer SMS erkl채ren Sie sich einverstanden, dass Greenpeace Ihre Telefonnummer zur Kontaktaufnahme f체r diese Kampagne erheben, speichern & verarbeiten darf. Diese Einwilligung kann jederzeit mit Wirkung f체r die Zukunft per Nachricht an service@greenpeace.at oder Greenpeace, Fernkorngasse 10, 1100 Wien widerrufen werden. SMS-Preis laut Tarif, keine Zusatzkosten. Greenpeace dankt f체r die kostenlose Schaltung dieses Inserats.
amazonas.greenpeace.at
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RAF Camora: Zenit Tour Auf dem Höhepunkt seiner beispiellosen Karriere hört RAF Camora, immerhin Österreichs erfolgreichster Pop-Export, jetzt auf. Am Zenit seiner Karriere, schaut er sich um und weiß: hier oben ist es manchmal kalt und oft einsam. Daher muss es jetzt einmal enden, immerhin heißt es, man soll den Schlussstrich ziehen, wenn es am Schönsten ist – und zwar natürlich auf der Bühne: Am 31. Juli auf Burg Clam (mit KC Rebell & Summer Cem) und am 8. Oktober in der Wiener Stadthalle D.
Nick Mason’s Saucerful of Secrets Es gibt wenige Bands, die kulturell gesehen so wichtig sind wie Pink Floyd, Schlagzeuger Nick Mason ist nicht nur Gründungsmitglied, sondern auch das einzige konstante Mitglied und hat auf allen Alben mitgewirkt. Gemeinsam mit seiner Begleitband, den aus Gary Kemp, Guy Pratt, Lee Harris und Dom Beken bestehenden „Saucerful of Secrets“ (ein Verweis auf die zweite Floyd-LP) spielt er am 26. Mai in der Planet.tt Bank Austria Halle im Gasometer die Floyd-Klassiker!
Guns N’ Roses Guns N’ Roses gastieren am 9. Juni erneut im Ernst-Happel-Stadion und trachten danach, ihrem Ruf als größte Rockformation wiederholt gerecht zu werden: Die Originalmitglieder Axl Rose, Slash und Duff McKagan werden zweifelsohne mit ihren Charterfolgen und Klassikern wie „November Rain“, „Paradise City“, „Sweet Child O’ Mine“, dem Dylan-Cover „Knockin’ on Heaven’s Door“ und dem McCartneyKlassiker „Live and Let Die“ für ein phänomales Konzerterlebnis sorgen!
Fotos: Robert Maschke (Ingmar Stadelmann), Katarina Benzova (Guns N’ Roses), Katja Ruge (Akua Naru), Sam Shaw (Fischer-Z), James Kay (Hollow Coves), Will Ireland (NMSOS), Arena (Princess Nokia), Farido Davis (RAF Camora), Dara Munnis (Tash Sultana)
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Ingmar Stadelmann: Verschissmus „Der Meister des bösen Wortes“ macht mit seiner hemmungslosen Stand-up-Comedyshow „Verschissmus“ (1. April, WUK) konsequent da weiter, wo sein letztes Programm „Fressefreiheit“ aufgehört hat: Er verbindet seine explosionsartigen Pointen mit Momenten des Innehaltens. Getreu seinem Motto „Lachen First, Gedanken Second!“ kommt man erst aus dem Lachen nicht heraus und dann aus dem Denken. Im besten Fall erlacht man sich also eine Horizonterweiterung. Auch nicht schlecht, heute mehr denn je!
Hollow Coves Der ehemalige Zimmermann und Bauingenieur spenden mit den Songs ihres Sensationserfolgs „Moments“ am 20. April im B72 „Licht und Frieden“.
Tash Sultana Letzten Sommer hat die australische Multiinstrumentalistin zwei Mal hintereinander das Open-Air-Areal der Arena ausverkauft, am 6. September gastiert sie nun im Ambiente des Steinbruchs St. Margarethen – dieses Mal mit Band! Wir sind gespannt, wie die Songs der „Notion“-EP, des Debüts „Flow State“ und die neuen Stücke (!) mit großer Besetzung klingen! Akua Naru: The (Love) Right Now Tour Akua Narus Musik zeugt von politischer Dringlichkeit und intellektueller Poesie. Ihre sehr persönliche Tonsprache ist geprägt von Elementen des Soul, Blues, Jazz und Hip-Hop, darunter mischen sich afrikanische Einflüsse. Kommenden Herbst erscheint ihr fünftes Album, bereits am 30. März gastiert sie im Porgy & Bess!
Fischer-Z John Watts feierte letztes Jahr 40jähriges Jubiläum, mit dem aktuellen Album „Swimming in Thunderstorms“ gastiert er am 16. Mai im WUK.
Princess Nokia Gemeinsam mit Tkay Maidza gastiert die New Yorker Hip-Hop-Hoffnung Princess Nokia („Balenciaga“) am 5. März in der Arena. Geheimtipp!
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Time For A
Revo
Originäre Musik ist auch im 21. Jahrhundert möglich: Selbst in Zeiten der Aufgeklärtheit vermögen es noch Musiker, für ungläubiges Staunen bei Jüngeren und Kopfschütteln bei Älteren zu sorgen.
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s gehört zum ureigensten Verständnis junger Menschen, mit gegebenen Konventionen brechen zu wollen. Evolution und Geschichte lehren gleichermaßen, dass nicht nur die Abnabelung von Eltern und das Finden einer eigenen Existenz auf dieser Welt eine parallel laufende Symbiose bilden, sondern auch der Drang, bestehende Strukturen umzureißen und gezielt zu provozieren oder zumindest zu verunsichern. Im Musikbusiness scheint das ungeschriebene „Zwei-Dekaden-Gesetz“ zu gelten. Etwa in diesem Abstand spülen sich ganz besonders vife Individuen nicht nur aufgrund ihrer musikalischen Fertigkeiten in den Mainstream, sondern auch wegen ihres unikalen Potenzials zur Verstörung. Elvis gelang das in den Fünfzigern mit einem bloßen Hüftschwung, KISS in den Siebzigern mit dämonischen Schminkfratzen und Marilyn Manson nutzte Mitte/Ende der 90er-Jahre das einst noch populäre MTV, um mit seinen diabolischentarteten Videos Ohnmachtsanfälle kreuzbraver Hausmütter zu verursachen. Politisches Statement In Zeiten grassierender Political Correctness und dem Durchbruch der digitalen Meinungspolizei haben so einige jüngere
Ghostemane Letztes Jahr veröffentlichte er vier EPs, darunter eine als Kollaboration mit seinem TourSupport Parv0.
Künstler keine Lust mehr, nach den Regeln zu spielen. Vielmehr wollen sie diese Regeln einreißen, indem sie ihre oft nur vermeintliche Provokation einem tiefen Generationsverständnis vorstellen. Wer erinnert sich etwa nicht an den kruden Song-Contest-Auftritt dreier junger Isländer namens Hatari. Die Musik changiert irgendwo zwischen Techno, Hardcore und Industrial, die Einstellung ist offen antikapitalistisch und das gewagte Outfit gemahnt an die Fetisch-/BDSM-Szene. Ausgerechnet bei der Punktevergabe mitten in Tel Aviv (!) hält die Band eine Palästina-Flagge in die Kamera und erreicht damit die ganze Welt. Der in der isländischen Landessprache intonierte Song heißt übersetzt „Hass wird siegen“ und richtet sich gegen den „neoliberalen Hyperkapitalismus“, den die Band so verachtet. Dass so mancher Musikervater isländischer Außenpolitiker oder Diplomat ist, verleiht dem provokanten Auftritt zusätzliche Würze. Mit Elektronik kennt sich Gautier Serre schon lange sehr gut aus. Sein Projekt Igorrr hat der Franzose nach seiner Wüstenrennmaus benannt, musikalisch stieß er schon vor mehr als zehn Jahren neue Türen auf. Die Mischung aus Barockmusik, Klassik, Black und Death Metal, Balkan-
Igorrr Der Nachfolger von „Savage Sinusoid“ soll dieses Jahr auf Metal Blade folgen. Auf Tour mit dabei: Otto von Schirach und Author & Punisher.
musik, elektronischer Programmierung und partiellen indischen Einsprengseln sah Serre schon im !ticket-Interview 2017 als sein „persönliches Musikideal“. Jahrelang mäandert er im Underground, kooperiert mit Mayhem-Hirn Teloch und versucht seine krude Version zu kommerzialisieren, bis ihn 2017 das etablierte Label Metal Blade Records unter Vertrag nimmt und er das Soloprojekt zur Band macht. Der blonde Hüne Laurent Lunoir tritt mit Corpsepaint am Mikro auf und versprüht martialische Gefahr, die aphrodisierende Laure le Prunenec sorgt für die barocke Stimmnote. Das Endergebnis ist so faszinierend wie beängstigend und erschafft gerade in der Livesituation eine animalische Präsenz. Sein Ziel, die Grenzen der Musik einzutreten und all das zu kreieren, was Mainstream-Bands nicht gelingt, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Mit der kruden Stilvermengung hat er jedenfalls ein völlig originäres Soundbild erschaffen. Netzphänomen Die aktuelle Bedeutung und Funktionalität des Internets auf junge Benutzer kann derzeit niemand besser personifizieren als Poppy. Satanischer Kult, Illumi-
Foto: Barracuda Music, Arcadia Live
TEXT: ROBERT FRÖWEIN
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Hatari Mit ihrem eigenwilligen Mix aus Techno, Industrial und Punk landeten die Isländer beim ESC 2019 auf Platz 10.
Foto: Barracuda Music, Arcadia Live
naten-Schützling oder bloß ein Roboter, der das Netz mit humaner Motorik auf ein neues Level heben möchte? Die Gerüchte rankten sich ins Unermessliche, die Wahrheit bleibt zumindest mystisch. Man weiß: Hinter Poppy steckt Moriah Rose Pereira aus Nashville, nun wohnhaft in Los Angeles, die mit obskuren Inter-
Poppy bezeichnet sich selbst als Kawaii-Barbie-Kind, das renommierte New York Magazine geht deutlich weiter und verleiht ihr den Titel „Warhol der YouTube-Ära“.
netvideos, viel Geheimniskrämerei und einer an J-Pop angelehnten Musikmelange aus Pop und Punk die jungen Massen begeistert. Über zahlreiche Details der Biografie der 25-Jährigen darf man zweifeln und ihre On- und Offline-Auftritte sind oft nicht wirklich zuordenbar. Wenn YouTube-User ihre Musik als Mischung aus Slipknot, Babymetal, Queen und den Beach Boys beschreiben, geht sie damit d’accord. Wenn ihr Dinge zu rund und komfortabel laufen, ist sie verängstigt, Bipolarität streitet sie nicht ab. Ihr unschuldiges Äußeres verknüpft sie mit bizarren Videos und einer harschen Ausstrahlung – wie etwa auf ihrem brandneuen, deutlich härteren Album „I Disagree“. Pastelltöne vermischen sich mit mysteriösen Keyboardklängen, eine scheinbare Körperlichkeit mit der Unendlichkeit des Virtuellen, kommerzielle Grundstrukturen mit juveniler Anarchie. Poppy ist vor allem deshalb so interessant, weil sie so nah erscheint und doch so ungreifbar ist: Das vielleicht interessanteste Phänomen moderner Popkultur. „Ghostemane ist die Antwort darauf, wie man 2018 Metalcore mit Rap verbindet“ hieß es im Vice vor knapp eineinhalb Jahren nicht ganz falsch. Damals war noch nicht absehbar, dass sich der als Eric Whitney geborene Vollblutkünstler – mittlerweile übrigens auch Poppys Freund – 2019 endgültig von allen stilistischen Fes-
seln befreien würde. Der aus dem Hardcore-Punk und Doom stammende 28Jährige sieht sich als Emo, revolutioniert das Musikbusiness aber mit einer depressiven Ernsthaftigkeit, wie man sie seit Kurt Cobain nicht mehr erlebt hat. Als jener einst die sperrige, aber grandiose „In Utero“ auf das Mainstream-Schlachtschiff „Nevermind“ folgen ließ, war der Aufschrei laut. 25 Jahre später ist ein noch wilderes Herumspringen zwischen HipHop, Trap, Industrial, Black Metal, Hardcore und nihilistischem Noise der Soundtrack des Zeitgeists. Wenn die Jungen heute schon auf den großen Festivals mühelos zwischen Billie Eilish, Sido und The Offspring herumspringen, geht das auch im Underground-Rahmen. Der einstige Astrophysik-Student färbt sich die Haare bunt, stattet seine Bandkollegen mit albtraumhaften Masken aus und brilliert mit der bewussten Nähe zu seinen Fans. Die Songs drehen sich um Depressionen, Liebeskummer, Okkultismus, den Tod und Existenzprobleme. All die Themen, die der Generation Post-OK-Boomer den Blick in eine sichere Zukunft erschweren. Vor Ghostemane muss man sich ein bisschen fürchten und das tun Teenager schon seit Generationen hinweg gerne. Wie alle zuvor genannten Künstler besticht er aber vor allem mit unbändiger Liebe zur Musik, Lust an der Provokation und Mut zur Revolution. Die viel zitierte Langeweile im Musikbusiness sieht anders aus. n Hatari gastieren bereits am 6. Februar in der Grellen Forelle, Poppy am 26. März im Flex, Ghostemane am 30. März in der Arena und Igorrr am 21. April in der ((szene)).
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Keine Par Hedonismus, Dada-Techno und Trinklieder mit Systemkritik: Deichkind und Grossstadtgeflüster machen den Traum des ewigen Partymachens wahr, ohne dabei auf die Realität zu vergessen. Lasset den Wahnsinn beginnen! TEXT: MANUEL SIMBÜRGER
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s gibt Künstler, die gehen richtiggehend darin auf, auf der öffentlichen Bühne im Weltschmerz zu baden. Sich ihrem blutenden Herzen und ihrer geschädigten Seele hinzugeben, in ihren epischen Balladen darüber mit Tränen zu trällern, dass wir es irgendwie schaffen müssen, in dieser tristen, dunklen Welt zu überleben. Dabei leidet der Künstler selbst derart in dem Bestreben, uns und sich selbst im Eskapismus zu verlieren, dass man sich unweigerlich fragt, wie er oder sie es eigentlich geschafft hat, heute Morgen aus dem Bett zu kommen. Das alles ist okay und gut so. Deichkind und Grossstadtgeflüster kommen auch jeden Morgen aus dem Bett. Wahrscheinlich hüpfen sie eher, denn das war’s auch schon mit den Ähnlichkeiten zwischen Weltschmerz-Artisten und den beiden aktuell beliebtesten Partykollektiven Deutschlands. Eskapismus bieten diese Bands nicht, denn das müssen sie gar nicht: Wer will schon aus einer Realität fliehen, die ausschließlich aus Party, gute Laune, Remmidemmi, Anarchie und zelebrierend umarmendem Dadaismus zu bestehen scheint? Weil: Wer sagt denn (get it?!), dass unser Leben keine einzige große Party sein kann und darf, dass wir die Feste nicht feiern, wie sie fallen, weil wir aus dem dekadenten, weil durch und durch boden-
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ständigen Feiern erst gar nicht rauskommen? Wobei, Feiern wird bei den Jungs und dem Mädel vielschichtig verstanden und ist mehr als bloß rotziger Adoleszenz-Irrwitz: Vielmehr geht’s auch um kritisches Hinterfragen, um Schubladen verlassen, Normen zu entlarven, kollektive Zwänge freizulegen und somit über den gesellschaftlichen Haufen zu werfen. Eben schräger Dadaismus at its best, weil wir ja alle im Grunde nicht verstehen, was wir eigentlich tun. Lustvolle Orientierungslosigkeit „Die Stimmen einer ganzen Generation auf der Suche nach einem passenden Lebenskonzept“, beschreibt ein YouTube-User das Berliner Elektropop-Trio Grossstadtgeflüster, bestehend aus Frontfrau Jen Bender, Keyboarder Raphael Schlaz und Schlagzeuger Chriz Falk. Genau jene Authentizität ist
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rty!
es, die Bender und ihre Jungs zu Vorbildern macht, die man eigentlich nicht haben darf, aber sich genau deshalb umso mehr an ihnen orientiert. Offen sprechen Grossstadtgeflüster über ihren Marihuana-Konsum, über sonstige intellektuelle Rauschzustände, über persönliche Freiheit, Selbstermächtigung sowie Kontrolle und Erwachsensein als marketingtechnische Illusion. „Wir finden keine Mitte zwischen Menschenhass und Menschenliebe“, meint die rotzfreche Berlinerin im Kurier-Interview, und genau das macht auch die Faszination ihrer Songs aus: Kantig, leiden-
schaftlich, trotzig, bissig und sozialkritisch wird gemeckert und gestänkert, aber niemals, ohne den Spaßfaktor aus den Augen zu verlieren. Bender provoziert unterhaltsam und erklärt dabei dem guten Geschmack und gesellschaftlichen Konsens den Irrwitz-Krieg. Sprudelnde und sich nicht zurückhaltende Berliner Schnauze, irgendwo zwischen Revoluzzer und Hippie-Utopie. Als „lustvolle desillusionierte Beobachtung und zynische Abrechnung des Menschen und seinem besten Freund, dem Ego“, bezeichnet die Band zum Beispiel ihren Song „Skalitzer Straße“. In der „Fickt-euch-Allee“ könne man wunderbar üben, die Schultern zu zucken, grinst Bender. Bei Grossstadtgeflüster steht der Feierabend und das EwigKind-Sein im Fokus, gepaart mit New Wave, Hip-Hop und Bums-Beats. Mit dem Strom schwimmen? Nein danke, aber mit sich selbst muss man auch nicht zwingend im Reinen sein. Tatsächlich verkörpern Grossstadtgeflüster die Orientierungslosigkeit einer Generation, die genau jene zum eigenen Weg gemacht hat.
Fotos: Auge Altona, Christoph Mangler
Trinklieder mit Befreiungsschlag Streng genommen sind Grossstadtgeflüster „nur“ die Erben von Deichkind, der vielleicht faszinierendsten, schrillsten, lautesten und künstlerischsten, kurz: nicht greifbaren Partyband Deutschlands. Seit bereits 20 Jahren pumpt das Phänomen Deichkind auf Dauerrotation in den Playlists aller, die Gesellschaftskritik mit Satire, Haudrauf-Mentalität, Hedonismus, Absurdität und dröhnenden Tech-Rap-Beats verbinden wollen – und müssen, weil das Leben ansonsten an ihnen vorbeiziehen würde. Denn Deichkind sind eine Lebensphilosophie, die sich am besten mit dem zum Deichkind feiern mit den Süchten, kommerzen die Kunst, lieben die kollektive Macht, reimen die Zeit und bringen, etwa mit den Stücken ihres aktuellen Albums „Wer sagt denn das?“ eh das fetteste Gewummer.
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Grossstadtgeflüster muss laut sein, um gehört zu werden! Nach 12 Jahren gemeinsamer Bandgeschichte macht auch ihr aktuelles Album „Trips & Tricks“ Spaß und hat Bumms.
viralen Kulthit avancierten Clip zu ihrem Song „Keine Party“ beschreiben lässt, in dem „Sexgott“ Lars Eidinger durch Berlin stampft und dabei eindrucksvoll zeigt, dass Freude, Alberei und Vergnügen sowie pumpendes Gedankenwirrwarr ortsunabhängig und sowohl im Park, auf der Rolltreppe, im Supermarkt oder auf dem Lkw-Anhänger in ekstatische Höhen getrieben werden können. In der losgelösten Welt von Deichkind findet Revolution jede einzelne Sekunde statt – nämlich in einem selbst, wenn man es zulässt. Der Songtitel ist dabei clevere Umkehr-Psychologie, denn der Electro-Kracher will natürlich genau das: Party machen bis zum Umfallen! Weil wir wissen: Arbeit nervt, um gesellschaftliche Konstrukte aufzuzeigen, braucht es vielmehr einen Aufstand im (brachialen) Schlaraffenland, ohne Anbiederung, dafür mit viel Like-micham-Arsch sowie Denkprozessen außerhalb der Spießer-Box. Party mit Verstand eben. Dass sich Philipp Grütering und Sebastian „Porky“ Dürre dabei meist ironisch-humorvoll, grotesk sowie mitunter demonstrativ prollig geben, zeigt, dass hinter jedem Trinklied und Festival-Schlamm-Gehüpfe gesellschaftsveränderndes Potenzial steckt. „Keine deutschsprachige Band hat diesen Widerspruch zwischen Anspruch, Ausbruch und Zusammenbruch besser erfasst als Deichkind“, bringt es FM4 auf den
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Punkt. Sinn kann nur durch Sinnlosigkeit entstehen, Neues nur durch pulsierende Dekonstruktion. Aber immer ohne Hass, ohne Gewalt: „Es ist geiler auf der guten Seite“, meinte Porky zum Spiegel schon vor Jahren. Rollende Partylawine Man muss sowohl Deichkind als auch Grossstadtgeflüster höchstpersönlich erleben und spüren, um die Spaß-AnarchieAura, die sie umgibt, wirklich zu verstehen – wie bei einer richtigen Party eben. Sowohl Grossstadtgeflüster als auch Deichkind gelten als eine der besten Live-Bands Deutschlands, beide liefern den perfekten Sound zum Schwitzen, Toben und Pogen, zum Schimpfen, Sau-Rauslassen, Sichselbst-Verbrauchen und Die-Weltherrschaft-an-sich-Reißen. Von der ersten Sekunde an rollt die Partylawine und greift auf die hemmungslos hüpfende und jubelnde Masse über, die sich zum partywütigen Kollektiv verbindet, gemeinsam nur ein einziges Ziel vor Augen habend: Spaß und Widerstand zur Lebensphilosophie zu erheben, den Mittelfinger aus der Hosentasche zu holen und grölend und schreiend dem Leid in der Welt zu trotzen – das alles bei einer endorphingeschwängerten Atmosphäre, die man ansonsten wohl nur in der Sesamstraße oder im Schlumpfdorf vorfindet.
Die Shows von Deichkind machen dem Ruf der Band als Party-Kings alle Ehre und erinnern an einen Mix aus Kindergeburtstag auf LSD, perfekt geplanten Chaos-Happenings und Aktionskunst mit ihren hämmernd-blubbernden Beats, zuckenden Lichteffekten, noch mehr zuckenden Gliedmaßen und Kostümen, die unter anderem aus Pyramidenschädel, Daft-Punk-Helmen oder dreidimensionalem Gehirn-Kopfschmuck bestehen, wobei Letzteres vielleicht als Sinnbild für gesellschaftliche Gehirnwäsche verstanden werden darf. Mit einem Schlauchboot crowdsurfen die Jungs schon mal durch das begeistert tobende Publikum und schießen mit Konfettikanonen, weil Partymachen kann man alleine nun mal nur halb so gut. Genauso wie die Welt verändern: Vielleicht kombinieren Deichkind in ihren Shows deshalb Sozialkritik mit LED-Bierduschen. Erst wenn die Sitte am Boden liegt, hat die Anarchie gewonnen. Grossstadtgeflüster gehen es auf der Bühne zwar weniger ausgefallen, aber dafür nicht minder energiegeladen an: Verweigerungs-, Freimachungs- und Mitgrölparolen werden gerne mit Luftschlangen, Ballons und anderem lustigen Zeugs untermalt. Wenn es Bender danach ist, schlägt sie auch mal einen enthusiastischen Purzelbaum. Weil das Jetzt nicht wiederkommt. Nein, Eskapismus gibt’s bei Deichkind und Grossstadtgeflüster tatsächlich nicht. Denn die beiden Bands tun alles, um uns daran zu erinnern, dass es ein Leben auch vor dem Tod gibt. n Deichkind machen am 21. Februar in der Wiener Stadthalle D Party, Grossstadtgeflüster zwischen 7. und 9. Mai in Linz, Wien und Graz. Pumpen wird es 2020 aber auch am City Of Sound mit u. a. Seeed und Frittenbude am 31. Juli in Graz oder mit Die Fantastischen Vier am 22. Mai in der Wiener Stadthalle D.
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eit 35 Jahren ist Mick Hucknall der berühmteste Rothaarige des PopBusiness. Mit Simply Red schrieb er Musikgeschichte und ist bis heute relevant. Auf dem neuen Album „Blue Eyed Soul“ hat der mittlerweile 59-Jährige wieder sein musikalisches Feuer entfacht und sich auf Anraten guter Freunde auf seine Stärken besonnen – die einzigartige Soulstimme in den Vordergrund zu rücken und mit nostalgischen 70s-Blues- und FunkKlängen zu vermischen.
Mick, das neue Simply-Red-Album „Blue Eyed Soul“ klingt so, als wäre es direkt in den Siebzigern aufgenommen worden. Ein hehres Vorhaben, das viele haben, aber nur wenige gut umzusetzen wissen. Dem stimme ich total zu. Einen Ersteindruck davon siehst du schon am CoverArtwork. Die Siebziger waren die goldene Ära und meine Lieblingsmusik wurde damals erschaffen. Künstler wie David Bowie oder Led Zeppelin hatten dort ihre Höhepunkte. Damals wurde noch nicht so viel Technik verändert, in den Achtzigern hatten die Bands diese lieblosen Drum-Maschinen, Schulterpölster und dämliche Frisuren. Selbst als ich in den Achtzigern erfolgreich wurde, habe ich mich nie als Teil davon gesehen. Es war
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Foto: Dean Chalkley
Im Gespräch freut sich Mick Hucknall von Simply Red über die „Wiederauferstehung“ seines Sounds, sein Wien-Konzert im kommenden Herbst und weiß über Österreich und seine Einwohner nur Gutes zu berichten. TEXT: ROBERT FRÖWEIN mehr so, als ob ich in der falschen Dekade gelandet wäre. Amy Winehouse hat das später ähnlich gesehen und fühlte sich mehr in den Sechzigern verhaftet. Im Endeffekt ist dieses Album ein bewusster Schritt zurück zu deinen musikalischen Wurzeln. Exakt. So sehen mich die Leute offenbar und warum sollte ich ihnen dann nicht geben, was sie wollen und was ich tun sollte? Ich bin ein blauäugiger Sänger mit Soul in der Stimme. Das vorletzte Album „Big Love“ erschien vor mehr als vier Jahren und klang anders als „Blue Eyed Soul“. Abseits dessen, dass du hier den Soul wiederentdeckt hast, gab es auch andere Dinge, die du im Direktvergleich unbedingt verändern wolltest? Viele Songs darauf sind sehr weichgespült und fast schon süßlich. Auf „Blue Eyed Soul“ wollte ich meine Stimme wieder herausfordern
Simply Red Nach 40 Jahren Erfahrung im Musikbusiness wollte Mick Hucknall, Mastermind hinter Simply Red, nun mit dem aktuellen Album „Blue Eyed Soul“ etwas schaffen, das auf die Kernstärke seiner fantastischen Band zugeschnitten ist: den Groove.
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Foto: Dean Chalkley
und mehr Verzerrung reinbringen. Zudem wollte ich die Songs so verändern, dass es der Band Nacht für Nacht beim Livespielen Spaß machen sollte. Das neue Album hat mehr Drive und ist etwas härter und flotter ausgefallen. Ist es mehr ein Band-Album, mehr ein Gemeinschaftsprodukt? Wir haben „Blue Eyed Soul“ zusammen in einem Raum in den British Grove Studios in West-London eingespielt, auch wenn ich die Arrangements vorher schon zusammen hatte. Und ich kann garantieren, dass wir diesen Sound auch auf der Bühne reproduzieren können, weil das Einspielen schon in dieser LiveAtmosphäre passiert ist. Hatte eigentlich die Phase, wo du bei den reformierten Faces an Bord warst, einen direkten Einfluss auf die neueren Simply-RedAlben? Ich glaube nicht, dass die Faces dieses Album beeinflusst haben, aber beide Projekte haben dieselben Einflüsse. Ich erinnere mich daran, dass der leider verstorbene Faces-Keyboarder Ian McLagan immer sagte, sie alle wären große Fans von Booker T. & The M.G.’s gewesen. Genau dasselbe war ich auch. Der Song „Complete Love“ hat genau dieses Feeling, er klingt auch ein bisschen nach Otis Redding.
Ist es dir nach all den Jahren wichtig, dich kompositorisch noch selbst überraschen zu können? Und ist es schwierig, das zu erreichen? Wenn du 59 bist, dann ist es nicht mehr notwendig, sich selbst zu überraschen. Ich bin dankbar dafür, dass ich diesen Job noch immer machen kann. Ich wollte mich selbst nicht zu sehr drängen. Meine Mission war es dieses Mal, mich nicht zu sehr zurückzulehnen. „Big Love“ war ein ziemlich entspanntes Werk, vielleicht etwas zu entspannt. Sogar auf dem Cover-Artwork sah ich aus wie ein alter Vater (lacht). Ich wollte dieses Mal nicht so entspannt sein, sondern aggressiver. Hörst du dir auch neue Musik an, lässt du dich von aktuellen Künstlern inspirieren? Nein, nicht wirklich. Ich tue aber auch nicht so, als ob. Ich will kein junger Typ sein. Wenn ich etwas höre und mag, dann ist das natürlich großartig, ich suche nur nicht aktiv danach. Ich lerne wohl mehr von meiner Tochter, doch selbst ihre Lieblingsband ist Queen. Sie ist zwölf Jahre alt. Sie hat mir etwa einen tollen Song von Lily Allen gezeigt, der mir total gut gefallen hat. Sie hat den Geschmack der Kids von heute. Hört sie auch gerne Simply Red? Natürlich kennt sie all die Songs, das ist unerlässlich. Für meine Tochter bin ich aber Vater und nicht der berühmte Typ. Zuhause ist Simply Red nicht wirklich existent. Wenn ich an Songs arbeite, dann laufen sie dauernd in meinem Studio und in meinem Kopf auf und ab. Zu Hause gibt es eine Grenze. Da bin ich Ehemann, Vater und der Typ, der den Hund Gassi führt und ihn füttert. Fürchtest du, dass der Brexit die Zukunft von Simply Red direkt beeinflussen könnte? Ich bin mir sicher, dass ich durch meinem Hass dem Brexit gegenüber einige Men-
schen, die uns gerne hören, beleidigt habe. Ich bin wirklich peinlich berührt über die Lage Großbritanniens. Ich habe einen irischen Großvater und eine schottische Großmutter und mein Vater stammt von den Kelten ab. Dieser Brexit ist aber etwas rein Englisches. Er basiert auf London und dem Nordosten Englands. Wenn ich die Chance bekommen würde, würde ich Artikel 50 schon morgen widerrufen. Ich will die Wände zusammenreißen und keine blutigen Wände aufbauen. So sehe ich die Welt nicht. Am 10. November kommst du für eine Show in die Wiener Stadthalle. Worauf freust du dich? Ich freue mich auf ein wirklich gutes Schnitzel und einen grünen Veltliner. Meine Frau wurde in Wien geboren, deshalb ist diese Stadt für mich immer sehr speziell. Ihr seid ein bisschen wie die Salvador Dalis Deutschlands: Irgendwie surrealer und abgedrehter, aber wahnsinnig liebenswert und eigenständig. Ihr seid sehr liberal und offenherzig. Hattest du mit deiner Frau auch schon die Gelegenheit, Wien oder Österreich abseits deines Jobs zu besuchen? Ich war schon mehrmals bei euch Ski fahren. Ich mag das Land sehr gerne und die Shows in Wien haben immer viel Spaß gemacht. Ich besuche immer diesen einen schönen Markt. Ich glaube, er heißt Naschmarkt. Gibt es eigentlich einen speziellen Rat, den du deinem jüngeren Ich mit dem Wissen von heute geben würdest? Achte gut auf dich selbst und bleib gesund. Ich habe das ganz gut hingekriegt und darüber bin ich sehr froh. Es ist völlig egal, wie viel Geld du am Konto hast, wenn du krank bist, helfen dir die ganzen Milliarden nichts. n Simply Red gastieren am 10. November in der Wiener Stadthalle (D).
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Hitbuben 35 Jahre nach „West End Girls“ gehen die Pet Shop Boys mit ihren größten Erfolgen auf Tour. Die Songs des neuen Albums „Hotspot“ schließen die Paten des Electropop ein: Für sie sind sie jetzt schon Hits. TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER
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gute bis sehr gute Platten zu machen, ist kein klassisches Frage-Antwort-Gespräch. Es ist, als würde man einer Doppelconférence beiwohnen. Meist führt Sänger Neil Tennant das Wort, während Keyboarder Chris Lowe unbeteiligt scheint. Doch dann schaltet er sich blitzschnell wie ein Komiker mit beißenden Zwischenmeldungen ins Geschehen ein. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie irgendwann von der Musik genug haben sollten, könnten die beiden Waldorf und Statler, die bösen Alten aus der Muppet Show, beerben. Pet Shop Party Die Androhung, dass auch ein paar politische Fragen zum Brexit und zur Weltlage auf der Liste stehen, quittiert Lowe mit angedrohter Arbeitsverweigerung: „Wenn wir über Politik reden sollen, werde ich auf die Toilette gehen.“ Er bleibt dann doch auf seinem Sessel sitzen und kommentiert die Situation originell: „Neulich habe ich eine Werbebroschüre der Partei für Tierwohl zugeschickt bekommen. Zuerst fand ich das absurd, aber ehrlich gesagt gibt es weitaus schlimmere Parteien, für die man stimmen kann. Denn wir Menschen sind das Problem, nicht die Tiere.“ Songs über Haustiere wird man auf dem neuen Album der Pet Shop Boys dennoch
vergeblich suchen. Mit der Vorab-Single „Dreamland“ gibt es dafür ein sehr schönes Stück, das die politische Situation in Europa mit Träumerei über eine bessere Welt verbindet. Der Text handelt von einem Land, für das niemand ein Visum braucht. Tennant singt das Lied im Duett mit Olly Alexander von der jungen Electropop-Band Years & Years.
(Not) The Way It Used To Be? Für einen echten Hit hat es nicht ganz gereicht, was wohl weniger an der Qualität des Songs liegt als an der Musiklandschaft, über die Neil Tennant sich ärgert: „Wenn du älter wirst, wirst du von den großen Radiosendern nicht mehr gespielt. Hätten wir den Song als Years & Years feat. Pet Shop Boys veröffentlicht, wäre er ein Hit auf Radio 1 geworden. Klar ist Pop junge Musik, aber dieser Jugendwahn macht mich fertig.“ Chris Lowe ist da eher der Stoiker: „Man muss das akzeptieren. Es ändert nichts daran, wie wir unsere Songs schreiben.“ Und das können sie noch. „Hotspot“ ist ein knackig kurzes Werk aus zehn Songs mit einer Mischung aus discoiden bis technolastigen Stücken und nachdenklichen Balladen. Zum wiederholten Male hat das Duo mit Stuart Price zusammengearbeitet.
Foto: Phil Fisk
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oran sich ablesen lässt, ob eine Beziehung intakt ist: Wenn man auch nach Jahrzehnten noch herzlich mit- und übereinander lachen kann. Bei Neil Tennant und Chris Lowe, die sich als Duo musikalisch perfekt ergänzen und obendrein beste Freunde sind, ist alles in Ordnung. Den kahlen Londoner Büroraum, in dem das Interview mit ihnen stattfindet, erwärmen die beiden Popgentlemen schnell mit ihrem herzlichen Lachen. Tennant berichtet beim inoffiziellen Teil vor Gesprächsbeginn seinem Kollegen, gerade von der Post eine rare Disco-Platte bekommen zu haben. Ein Geschenk eines anonymen Absenders, wobei er dem Vinyl-Hype wenig abgewinnen könne und lieber CDs höre, denn die müsse man nicht umdrehen. „Ach komm, du weißt nur nicht, wie man CDs wechselt“, feixt Lowe daraufhin. „Du hast mich erwischt“, gibt Tennant sich geschlagen. „Ich höre seit 35 Jahren dieselbe CD: ,Brothers in Arms‘ von Dire Straits.“ Großes Gelächter. Ein Treffen mit den Hitlieferanten der 1980er und 1990er (die Liste reicht von „West End Girls“ über „Always on My Mind“, „It’s a Sin“, „Being Boring“ und „Go West“ bis „Se a vida é“ aus 1996), die auch nachher nie aufgehört haben,
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Der englische Musiker, der seine Karriere um 2000 mit der Retro-Achtziger-Band Zoot Woman begonnen hat, und in der Folge zum Produzenten der Stars mutierte (Madonna, The Killers), ist schon fast zum dritten Pet Shop Boy geworden. „Mit ihm ins Studio zu gehen fühlt sich nicht wie Arbeit an“, lobt Lowe. „Die meiste Zeit reden und lachen wir.“ Theoretisch wäre das Duo auch in der Lage,
ein Album allein fix und fertig zu produzieren. Allerdings würde das ewig dauern, meint Neil Tennant. „Wenn wir einen Vocoder-Sound suchen, dauert das stundenlang. Das Ergebnis ist vielleicht nicht mal berauschend. Stuart erledigt das nebenbei und es klingt toll.“ Begonnen hat die Arbeit an „Hotspot“ in Berlin, wo die Pet Shop Boys zehn Jahre viel Zeit verbracht haben. Das Album wurde zum Teil in den legendären Hansa Studios aufgenommen, wo einst David Bowie Großes schuf. Ursprünglich sollte die Platte einen deutschen Titel tragen. Aber „Kindergarten“ oder „Zeitgeist“ fanden die beiden dann doch nicht so prickend. „Eine Zeit lang haben wir überlegt, sie ,Von Pet Shop Boys‘ zu nennen“, so Tennant. „Uns hätte das gefallen. Aber unsere deutschen Freunde schauten nur betreten drein, also haben wir es verworfen.“ One More Chance „Hotspot“ schließt eine Trilogie ab, die 2013 mit „Super“ begonnen hat und 2016 mit „Electric“ fortgesetzt
Hot- oder Hitspot? Das brandneue Album „Hotspot“ ist erst wenige Tage alt. Dennoch: Die „größten Hits“ haben Tennant & Lowe beileibe nicht nur in den Achtzigern und Neunzigern geschrieben …
GEWINN SPIEL
Foto: Phil Fisk
Wir verlosen „Hotspot“ 3× auf CD. Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: www.ticketmagazin.com
wurde. Die Pet Shop Boys, die ihre Produzenten früher häufig wechselten, sehen diese Werkphase als ihre Jahre mit Stuart Price. Weil sie am liebsten mit ihm weitermachen würden, erwägen sie noch ein Prequel dranzuhängen. „Unseren ,Hobbit‘, wenn man so will“, scherzt Chris Lowe. Als musikalischer Direktor ihrer Bühnenshow bleibt Price, dessen Frau das Duo managt, ohnehin an Bord. Er ist für die modernen Überarbeitungen ihrer alten Hits verantwortlich und erfüllt die Anforderung, die das Duo daran hat, perfekt: Die Songs sollen einerseits so klingen, wie man sie in Erinnerung hat, aber auch zeitgemäß und frisch rüberkommen. Ihre kommende Tour wird die beiden im Frühjahr auch nach Österreich führen. Angekündigt wird sie als ihre erste Greatest-Hits-Tour. „Wir hätten sie unsere letzte Greatest-Hits-Tour nennen sollen“, witzelt Lowe. „Dann wären wir jetzt schon ausverkauft.“ Die Idee reifte auf den letzten Konzertreisen, wo Neil Tennant feststellte: „Wenn wir Hits spielen, bekommen wir die stärksten Reaktionen. Warum also nicht gleich nur die Hits spielen? Wir haben das ausprobiert und alle haben mitgesungen. Bei diesem Probekonzert haben wir ein echtes Gefühl von Gemeinschaft erlebt. Ich möchte, dass es auf der ganzen Tour so ist.“ Auf die Setlist darf man gespannt sein. „Domino Dancing“? Wahrscheinlich, war schon auf früheren Touren ein Bringer. „Jealousy“? Hoffentlich, schließlich ist es einer ihrer schönsten Songs. Aber was ist mit den neuen Stücken, fallen die ganz weg? „Nein, denn in unserer Welt sind sie Hits“, antwortet Chris Lowe mit bestechender Logik. „Unsere nächste Single ,Monkey Business‘ liebe ich besonders.“ Nachsatz: „Und das sage ich nicht über alles, was ich mache.“ n Die Pet Shop Boys gastieren mit ihren größten Hits am 12. Mai im Gasometer.
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Allein zu Egal, ob Film, TV oder Bühne: Manuel Rubey ist einer der profiliertesten und wandlungsfähigsten Künstler des Landes. Nun wagt er einen Schritt aus der Komfortzone und präsentiert sein erstes Solo-Kabarettprogramm – unterstützt von seinem „Goldfisch“. TEXT: HANNES KROPIK
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igentlich wollte der laut Eigendefinition große Prokrastinierer schon zum Dreißiger sein erstes Soloprogramm auf die Bühne bringen. Doch dem Vater zweier Töchter (Ronja, 13, und Luise, 9) kamen immer wieder andere Dinge in die Quere, etwa Serien („Braunschlag“, „Altes Geld“), TV-Krimis („Tatort“), Filmproduktionen („Gruber geht“) oder Kabarattprogramme mit Thomas Stipsits (für „Triest“ wurden sie 2012 mit dem Österreichischen Kabarattpreis ausgezeichnet). Nun hat der mittlerweile 40-Jährige Wiener sein Debüt dennoch fertiggestellt und geht mit „Goldfisch“ auf Österreich-Tour.
gramm eigentlich schon vor zehn Jahren spielen wolltest, dir aber immer etwas dazwischengekommen wäre. Warum ist es jetzt endlich doch so weit? Ich bin im März 40 geworden und dachte mir: Jetzt gibt es keine Ausreden mehr.
Deine Karriere hat mit der Band Mondscheiner („Dieser Tag“) begonnen, die von der Grundidee her eigentlich eine Kabarett-Gruppe war. Aber hattest du in jungen Jahren schon den Traum einer Solo-Karriere? Unsere Vorbilder waren Gruppen wie Die Hektiker, Schlabarett und Projekt X. Ein Solo-Programm wäre schon ein Thema gewesen, aber die Angst davor war zu groß.
Das heißt, dass du sehr intime Gedanken und Ängste preisgeben musst? Ich stehe als Manuel Rubey auf der Bühne und bin sehr ehrlich. Aber gleichzeitig werde ich den Teufel tun, irgendwem zu verraten, was von der Geschichte erfunden ist und was nicht. Das macht es auch für mich sehr unterhaltsam.
In der Ankündigung deines Solo-Debüts „Goldfisch“ steht, dass du dieses Pro-
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Du siedelst „Goldfisch“ in einem sehr privaten Setting an. Es handelt von einem Katastrophenszenario meines Ichs. Die Grundidee ist: Ich bin alleine gelassen worden – von der Frau, den Kindern, dem Hund. Übrig geblieben sind nur mein Goldfisch und ich. Ich fand es hochgradig faszinierend, mit diesen Gedanken zu spielen.
Hat „Goldfisch“ für dich einen therapeutischen Ansatz? Man sollte den Beruf des Kabarettisten nicht aus diesem Grund ergreifen. Aber
natürlich hat er im besten Fall eine therapeutische Wirkung – und das umso stärker, wenn du dein Programm selber schreibst. Du hast zuletzt zwei sehr erfolgreiche Kabarettprogramme mit Thomas Stipsits gespielt. Wie fühlt es sich an, erstmals ganz alleine im Rampenlicht zu stehen? Dieses Soloprogramm ist ein Schritt heraus aus meiner Komfortzone. Ich finde es wichtig, dass man sich als Künstler selbst alle paar Jahre so eine Falle stellt. Wie reagiert deine Familie darauf, dass du jetzt so private Dinge preisgibst? Meine Frau ist sehr kritisch, aber auch sehr tolerant. Sie bekommt meinen Beruf ja seit 14 Jahren aus nächster Nähe mit und ist klug genug zu erkennen, dass sie sich damit irgendwie arrangieren muss. Ich habe ja nichts G’scheit’s gelernt. Eigentlich wollte ich ja ein Interview ohne Falco-Referenz führen, aber der Titel lässt mir keine Wahl: Ist „Goldfisch“ eine Reminiszenz an Falco? Immerhin geigen in „Ganz Wien“ im Kult-Lokal U4 bekanntlich die Goldfisch’ … Das Schöne am Schreiben ist, dass man
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u Haus bis zu einem gewissen Grad glaubt, alles kontrollieren zu können. Aber tatsächlich verselbstständigt sich so eine Geschichte mit der Zeit, die Figuren diktieren dir, wie es weitergeht. Vielleicht hat bei „Goldfisch“ ein Falco-Geist aus der Vergangenheit mitgeschrieben. Bewusst habe ich diesen Zusammenhang nicht gesucht, aber die Vorstellung einer Reminiszenz finde ich total okay.
Foto: Ingo Pertramer
Du bezeichnest dich selbst als großen Prokrastinierer. Aber wie ist das mit deinem umfangreichen Output als Schauspieler und Kabarettist vereinbar? Wenn ich etwas kann, dann prokrastinieren. Aber ich tarne mich durch Geschäftigkeit. Ganz viel von dem, was dir meine vermeintliche Präsenz am Bildschirm vorgaukelt, sind Produktionen, die einfach nur wiederholt werden. Wenn man acht Drehtage bei einem Film hat, kommt man darin recht präsent vor. Aber aufs Jahr gerechnet habe ich schon sehr viel Zeit, um der Prokrastination wirklich zu frönen. n Manuel Rubeys „Goldfisch“ premierte Anfang Jänner im Stadtsaal und spielt es aktuell in ganz Österreich, etwa auch auf der Ybbsiade.
Vielseitig Im Herbst hat Rubey in vier Filmen vier Rollen gespielt: einen Mönch, einen Buchhändler, einen Politiker und Mozart. In „Goldfisch“ spielt er nun: sich selbst.
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Testament: The Bay Strikes Back Tour & Area 53 Testament sind eine der ersten Thrash-Metal-Bands aus der San Francisco Bay Area: Quasi ort- und zeitgleich mit Metallica begann man das damals noch junge Genre zu formen und veröffentlichte über die Jahre hinweg – angefangen von „The Legacy“ über „Demonic“ und „The Gathering“ bis hin zum aktuellen Album „Brotherhood of the Snake“ – mehr als nur stilprägende Alben. Gemeinsam mit den Kollegen von Exodus („Blood In, Blood Out“) und Death Angel („Humanicide“) gastiert das Quintett im Rahmen der „The Bay Strikes Back“-Tour am 20. Februar in der Arena, bevor sie im Juli wiederkehren und neben Sepultura („Quadra“), Suicidial Angels, Subway to Sally, Epica, Accept und vielen mehr das Area 53-Festival in Leoben (9. bis 11. Juli) veredeln.
Napalm Death: Campaign For Musical Destruction Tour 2015 veröffentlichten die britischen Grindcore-Politiker Napalm Death mit „Apex Predator – Easy Meat“ ihr letztes Album, dieses Jahr soll dazu über Century Media der Nachfolger erscheinen. Es ist somit nicht unwahrscheinlich, dass auf der „Campaign For Musical Destruction“Tour, die am 11. Februar in der Arena Einzug hält, auch der eine oder andere neue Song zu hören sein wird. Fest steht aber: Selten war ein Tour-Titel derart treffend, werden sie immerhin von EyeHateGod, Misery Index, Rotten Sound und Bat – letzte ein Nebenprojekt von Municipal Waste – begleitet und das heißt: „fast music for slow people“, um einen T-Shirt-Aufdruck von Rotten Sound zu zitieren …
DER PLATTENLÄSTERER Die besten, größten und wundervollsten Alben der Musikgeschichte: nach fast einhelliger Kritiker-Meinung sind sie in Stein gemeißelt. Aber sind sie das wirklich? Ich finde nicht. Wie zum Beispiel „Exile on Main St.“ von den Rolling Stones. Versteht mich nicht falsch, ich liebe die Rolling Stones! Und bin so wie die meisten anderen Menschen der Meinung, dass „Dirty Work“ der mit Abstand schlechteste Longplayer der Legenden ist. Aber „Exile on Main St.“ aus dem 72er Jahr steht praktisch in jeder Bestenliste auf Platz 1, und ich verstehe nicht, wieso. Klar, es gibt mit „Tumbling Dice“ einen richtigen Hit, und „Happy“ zeigt hier erstmals die charmanten Leadsänger-Qualitäten von Keef. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Album trotz allen musikalischen Könnens ein relativ unstrukturierter Haufen aus recht generischem Stones-Blues ist. Vereinzelt zeigt sich wahres Genie, unbestritten, man höre nur „Ventilator Blues“. Aber das Album im Ganzen wirkt dann doch eher wie eine planlos zusammengestellte Compilation von B-Seiten. Und noch dazu die mediokre Produktion! Ok, natürlich auch den drogenschwangeren Umständen in Nellcôte geschuldet, aber dennoch: Hätten die Jungs damals das Material auf ein Album normaler Länge gerafft und sich diszipliniertem Songwriting statt als Songs getarnten Jams gewidmet, wäre der lupenreine Hattrick nach den famosen beiden Vorgängern „Let It Bleed“ und „Sticky Fingers“ perfekt gewesen: Für mich übrigens ex aequo die tatsächlich besten Alben der Steine. Das sind Scheiben mit Emotion, mit dringlichen Botschaften in Sachen Liebe, Gesellschaft und Spielfreude. Songs, die Gänsehaut und Kammerflimmern verursachen, ich sage nur „Gimme Shelter“ oder „Brown Sugar“. „Exile“ hingegen wurde von einem Haufen mehr oder weniger abgedichteter und saturierter Superstars in einer Villa an der Côte d’Azur, angemietet aus Gründen der Steuerflucht (!), aufgenommen. Und das hört man. Bestens geeignet, um im Hintergrund zu laufen, während man sich im Sommer auf der Terrasse einen Sundowner gönnt/die Bong befeuert, aber größtes Stones-Album aller Zeiten? Wohl kaum.
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Journalist Markus Höller versus The Rolling Stones
Fotos: Gene Ambo (Testament) Picwish Fotodesign (Hammerfall) M A D Tourbooking (Napalm Death) ÖFB (ÖFB)
Hammerfall: World Dominion Tour Letzten Sommer veröffentlichten die schwedischen Heavy Metal-Götter Hammerfall mit „Dominion“ ihren aktuellen Longplayer, der seinem Namen mehr als gerecht wird: Seit ihrem 1997erDebüt „Glory to the Brave“ haben sie nichts an Brillanz und Durchschlag eingebüßt! Nun geht es mit Battle Beast und Serious Black auf Tour, die am 21. Februar auch im Orpheum Graz und am 22. Februar im Gasometer Station macht.
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Stadion. Tickets für die Länderspiele aller Nationalteams sind auf oeticket.com und unter oefb.at/tickets erhältlich. Reise mit Rot-Weiß-Rot zur EURO 2020 Gemeinsam mit seinem Partner RUEFA, bietet der ÖFB vielseitige Reiseangebote für Fans des österreichischen Nationalteams an. Egal ob per Bus oder Flugzeug, Tagestrip oder 3-Tages-Reise – für jeden Geschmack sollte etwas dabei sein. Alle Infos zu den aktuellen Angeboten findest du online unter oefb.at/reisen.
Fotos: Gene Ambo (Testament), Picwish Fotodesign (Hammerfall), M.A.D. Tourbooking (Napalm Death), ÖFB (ÖFB)
Fußballfeste im EURO-Jahr EURO 2020 – #MiaSanDabei! Nach der erfolgreichen Qualifikation des Nationalteams für die Europameisterschaft, konnte der ÖFB weitere Fußballfeste fixieren. Um Baumgartlinger, Alaba, Arnautovic und Co. möglichst ideal auf das Großereignis im Juni vorzubereiten, wird in Wien zunächst gegen die Türkei (30. März, Ernst-Happel-Stadion) getestet. Das absolute Highlight folgt im Juni, wenn auch England mit all seinen Superstars in der Bundeshauptstadt gastiert. Spieltermin ist der 2. Juni, ebenfalls im Ernst-Happel-
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Auspacken Beim interaktiven Mitmachkonzert „Herr Beethoven packt aus“ lernen Kinder auf spielerische Weise den großen Ludwig van Beethoven, sein Leben und seine Musik kennen. TEXT: AMINA BEGANOVIC dessen wichtig war, erfährt man im Konzert, da packt er nämlich aus. Sowohl Kinder als auch Eltern sollen dabei Neues erfahren. Ausgehend von der Musik erzählen wir etwa, welche Bedeutung Natur und Landleben für Beethoven hatten oder wie er kommunizierte, nachdem sein Hörvermögen abnahm.
Nicht nur als Komponist, auch als Privatperson dürfte Beethoven eine Ausnahmeerscheinung gewesen sein. Mit 7 Jahren gab er sein erstes Konzert, mit 12 komponierte er Stücke mit lustigen Namen wie „Elegie auf den Tod eines Pudels“. Der junge Beethoven galt als charismatische Frohnatur, im Alter soll er jedoch immer griesgrämiger geworden sein. Er war unangepasst und hatte einen sperrigen Charakter, die Leute kannten ihn als seltsamen Kauz. Alles war der Musik untergeordnet – selbst die Hygiene, denn der große Meister galt als sehr unordentlich! Der ungeleerte Nachttopf stand nachmittags noch unter seinem Flügel, während die Essensreste zwischen den Notenblättern verfaulten. Ob es deshalb nie etwas wurde mit der „unsterblichen Geliebten“? Beethoven blieb jedenfalls Zeit seines Lebens Junggeselle.
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ieses Jahr jährt sich der Geburtstag Beethovens zum 250. Mal. Grund genug, dem Komponisten mit einer Vielfalt an Programmpunkten zu gedenken. Und zwar nicht nur für Erwachsene: Auch für Kinder hält das Jahr allerlei Veranstaltungen rund um den großen Meister bereit, wie etwa das Konzert „Herr Beethoven packt aus“. !ticket sprach mit Initiatorin und Konzertpädagogin Hanne Muthspiel-Payer über die spielerische Vermittlung von Beethoven. Wie kam die Idee zum Konzert? Hinter dem Titel steckt eine Doppelbedeutung: Beethoven ist in den 35 Jahren, die er in Wien lebte, über 70 Mal umgezogen! Wir wissen, dass er nicht jedes Mal seine Besitztümer ordentlich einund ausgepackt hat. Was für ihn statt-
Warum wollen Sie Kindern Ludwig van Beethoven näherbringen? Ich wollte einen Lebensbezug zum „unerreichbaren“ Meister herstellen. Viele ergreift beim Namen „Beethoven“ die Ehrfurcht, wir verbinden damit Ernst und Tragik. Doch er schrieb seine Musik mitten aus dem Leben heraus. Er ging gerne spazieren, aß und trank, er sehnte sich nach Nähe, nach Gleichheit unter den Menschen. Das sind Bedürfnisse, die uns auch 250 Jahre später bewegen. n „Beethoven packt aus“ spielt es für Kinder von 4 bis 7 Jahren zwischen 3. und 7. Juni im Musikverein Wien und am 13. und 14. Juni im Brucknerhaus Linz.
Fotos: Anett Lysann Kraml, Shakiba Booshehri
SCHON GEWUSST?
Wie läuft das Konzert ab? Die Dramaturgie entwickelt sich mit der Musik. Wir haben anfangs einen Schauspieler, der als Kofferträger Beethovens Hab und Gut für den Sommer aufs Land bringen soll. Beethoven erscheint aber nicht, so beginnt der Kofferträger auszupacken und schlüpft allmählich in dessen Rolle …
BDKV
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022020. NullZweiZweiNullZweiNull. Wem dazu ein Song einfällt, sollte sich dieses Jahr als Musiker versuchen. Und sonst? Mehr Musik live hören, denn es macht glücklich.
IRISH BY HEART
Fotos: Barracuda Music Hersteller
S Y H P R U M K IC K P O R D
REDAKTION: ANGELIKA GOLDMANN
s Boston nicht nur mit le! Wenn die Burschen au on und Tin Whistle Sty h Iris ar zw d un t, zei Es ist wieder Party Dudelsack, Akkorde zeug, sondern auch mit k’s Day und Gitarren, Bass und Schlag t am 17. März bereits am 18. Februar St. Patric ers aufspielen, dann ist statt b Wiens! oeticket.com Pu ßte grö s da e all dth Sta die
AUF DER WELLE
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Nicht immer muss es der Fernseher sein: Zur Abwechslung lieber mit einer Tasse Tee durchschnaufen und Radio hören. Zum Beispiel mit dem Evoke H4 Digital- & UKW Radio mit Bluetooth und Farbdisplay von PURE. Die „pure“ Entschleunigung. pure.com
DOPPEL DECKER LEIBNIZ KEKS’N CREAM MILK: Der Doppelkeks mit Kakao & cremiger Milchfüllung erinnert an Kindertage. leibniz.at
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MUS S I L A MINIM t:
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GOLDLÖFFEL
Fotos: Barracuda Music, Hersteller
Wer hat von meinem Tellerchen gegessen? Besteckset von Mömax in goldgelbem Glanz. moemax.at
ALLZEIT BEREIT Mit den Ohrringen Hedda von Monki trägt man die Liebe immer mit sich herum. Heute wichtiger denn je! monki.com
SCHÖN BUNT Die sportlich-eleganten Schuhe der ECCO Sommer Edition 2020 lassen Freude aufkommen. ecco.com
SONNEN STRAHLEN Der hellorange Lippenstift velvet matte Nr.8 von essence zaubert die Sonne ins Gesicht. meindm.at
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SHORTFACTS Heimat Linz und Wien Genre Austro-Poprock christinakosik.com instagram.com/christinakosik facebook.com/kosikchristina/ Die erste EP von Christina Kosik & Gang Band soll im Frühjahr erscheinen.
15. Februar: „Musik hilft Kinderherzen“, Local Wien 8. März: Vinyl & Music Festival, Ottakringer Brauerei 26. März: mit Schwanara & Gnackwatschn, ((szene)) 8. August: vor Seiler und Speer auf Burg Clam
LOKALAUGENSCHEIN In Linz ist für die beiden Kosik-Schwestern (selbstredend auch für ihre Bandkollegen) ein Besuch beim Würstelstandl „Da Toni“ (Linke Brückenstraße 1, zu finden auf fb.com/toniswuerstelstandl) Pflichtprogramm – eh kloar! Der hat nur momentan leider Winterpause und wirft erst ab März wieder den Grill an. Wohin jetzt also? Keine Sorge, zum gemütlichen Einkehren haben Christina und Jasmin ebenfalls eine Empfehlung: Das Pianino, eine kleine Weinbar mit großem Wohlfühlfator, in der es sich auch hervorragend essen und feiern lässt (Landstraße 13, Taubenmarkt). „Es ist ein echter Geheimtipp, versteckt mitten in der Innenstadt! Wir sind schon oft irgendwann in der Früh aus dem Pianino nach Hause gegangen“, lachen die Schwestern. Im Sommer kann man im kleinen aber feinen Gastgarten sitzen, abends eignet sich das Ambiente des Bistros auch sehr gut zum Cocktailtrinken. Die Karte weist eine große Variation an leichten bis zu deftigeren Speisen auf – definitiv ein Treffpunkt für Linzer Genussmenschen. Ansonsten ist die Band aber noch auf der Suche nach ihrem nächsten Stammbeisl. Wer also nachts mal auf Christina Kosik und ihre Jungs trifft, kann gleich mit ihnen anstoßen – und vielleicht schon das eine oder andere Gang-Band-Lied mit anstimmen.
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Lebensnah Christina Kosik und ihre Gang Band erzählen flotte Geschichten im Austro-Gewand, die nur das echte Leben so schreiben kann. TEXT: AMINA BEGANOVIC
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ine Idee für all jene, die vielleicht unter einer Schreibblockade leiden: Einfach mal an einen Würstelstand stellen und den Menschen eine Weile zuhören. Dort kommen nämlich nicht nur die Leut’ zam, auch sammelt sich hier ein Potpourri an Erlebnissen und Erzählungen in einer Reinform, wie man sie kaum woanders zu Ohren bekommt. Davon können Christina und Jasmin Kosik ein Lied singen, im wahrsten Sinne des Wortes: Gemeinsam betreiben sie seit der Pensionierung von Papa Toni den FamilienWürstelstand am Linzer Donauufer. Die beiden Schwestern können dadurch nicht nur handfeste Grillexpertise aufweisen, sondern haben im Laufe der Jahre auch so manchen Blick in die menschliche Seele geworfen. „Am Würstelstand sind die Menschen gleich, egal ob jung oder alt, dick oder dünn, egal aus welcher Gesellschaftsschicht. Alle treffen sich dort und erzählen von ihrem Alltag – da bekommt
man Dinge zu hören, die kann man so gar nicht erfinden,“ fasst Christina Kosik im Gespräch mit !ticket zusammen. Ein geradezu unerschöpflicher Fundus also, aus dem sich auch wunderbar Songs schreiben lassen. Von Bosna zur Bandgründung Dass sie eigentlich für die Musik brennt, war Christina schon im Teenager-Alter klar. „Den Wunsch, Sängerin zu werden, hatte ich schon mit zwölf Jahren, mein erstes Vorbild in der Hinsicht war Hannah Montana. Ich hab’ mir gedacht: Das kann ich auch – und dann habe ich es einfach auch gemacht! Mittlerweile bin ich 23, seit zwei Jahren bewegen wir uns in der Wiener Kreativszene, da haben wir uns auch alle kennengelernt.“ Mit befreundeten Musikern wurde eines schönen Abends in Linz spontan eine Jam-Session zusammengetrommelt, der kreative Funke sprang über. „Gleich in der ersten Nacht
Fotos: Illuminati Films
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Fotos: Illuminati Films
Alles echt Liebe, Stress im Job, der Alltag: Die Texte von Christina Kosik und ihrer Gang Band sind nicht ausgedacht, alles ist echter Input von den Menschen am Würstelstand.
ist unser Debütsong ‚Lang schon weg‘ entstanden. Das Ganze hat schnell eine Eigendynamik entwickelt, der Antrieb war von Anfang an da, “ verrät Keyboarder Sidrit Vokshi. Es war die Geburtsstunde für Christina Kosik & die Gang Band, die große Schwester Jasmin übernahm den Part des Managements. Nicht zuletzt auch aus praktikablen Gründen. „Uns wurde in den letzten Jahren sowohl von Musikern als auch von so manchen Managern immer wieder etwas versprochen, aber nicht eingehalten. Das ist uns irgendwann zu deppert geworden, also haben wir beschlossen, einfach alles selbst zu machen,“ so Jasmin. Mit dem ersten Song in petto sollte im nächsten Schritt gleich das erste Musikvideo entstehen. Auch hier wurde fast alles in Eigenregie produziert, die Dramaturgie und Kulisse mit den malerischen Plattenbauten ähneln ganz bewusst dem Kultfilm „Muttertag“. Die unglückliche Liebesgeschichte von „Lang schon weg“ könnte an jedem typischen Würstelstand erzählt werden – wurde sie auch, wie die Kosik-Schwestern versichern. Beim Videodreh kam die Band erstmals in voller Besetzung zusammen, die Musiker Lukas Antos (Gitarre), Martin Edelmann (Gitarre), Mario Stübler (Schlagzeug) und Sebastian Risavy (Bass) gesellten sich noch dazu: allesamt in weiteren heimischen Formationen aktiv, allesamt mit unterschiedlichem musikalischem Background.
Eine bunte Mischung, die dem weiteren Songwriting und der Energie der Gang Band zugutekommt. Einfach Austro Dass das Ganze auch live funktioniert, bewiesen Powerfrau Christina und ihre Jungs beim ersten gemeinsamen Gig im Wiener B72 im Herbst. Darauf wurden auch andere aufmerksam: Nur wenige Monate nach ihrer Gründung bekamen sie bereits die Anfrage, im Vorprogramm von Seiler und Speer im Sommer 2020 auf der Burg Clam zu spielen, gemeinsam mit namhaften Acts wie LaBrassBanda, Monti Beton & Johann K. und Minisex. „Mir ist erst mal der Löffel in die Suppe gefallen, wie ich meine Mails gecheckt habe, “ lacht Jasmin. Dann kamen die Freudentränen. Soundtechnisch passen Christina Kosik & die Gang Band auf jeden Fall gut ins Programm. Auch die zweite Single „Ma hod’s ned leicht“ mischt leichtgängigen Poprock mit frecher Dialektmusik, gesungen wird diesmal von den Mühen des Lebens in einer Überflussgesellschaft, in der man sich selbst schnell verlieren kann. Genretechnisch will sich die Truppe aber nicht pauschal kategorisieren lassen. „Es passiert vieles aus der Emotion heraus, wir passen in keine Schublade,“ meint Frontfrau Christina. „Unsere Musik ist einfach Austro“, ergänzt Mario. Zukunftsmusik Vor dem Auftritt auf Burg Clam soll im Frühling noch eine EP mit rund vier Liedern herauskommen („die Leute sollen ja was zum Mitsingen haben!“); als nächste Single wird „Zukunft von Wien“ released, ein nicht von ungefähr verheißungsvoller Titel. Apropos Zukunft: Auch, wenn alles „ned leicht“ ist – dass der Weg für Christina Kosik und Band ein noch sehr spannender werden könnte, zeichnet sich schon jetzt ab.
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REINHOLD BILGERI
70 & still rocking Unser heimischer Rockprofessor Reinhold Bilgeri, Bestsellerautor („Der Atem des Himmels“) und erfolgreicher Filmregisseur ist mit 25 Top-Hits, über 3 Millionen verkauften Tonträgern weltweit und seiner wilden Bühnenshow noch immer ein internationales Aushängeschild der Österreichischen Popmusik. So wundert es nicht, dass er auch seinen 70. Geburtstag nicht auf der Couch, sondern auf der Bühne begeht, etwa am 26. März im Orpheum Wien und am 1. August in Wiesen.
DER WATZMANN RUFT
Zum letzten Mal live! Zum allerletzten Mal gibt es das Kultstück in Originalbesetzung: Mit Wolfgang Ambros, Klaus Eberhartinger, Joesi Prokopetz und Christoph Fälbl! 46 Jahre ist es nun her, da schallte es zum ersten Mal aus Rillen gepresst in schwarzes Vinyl: „Vül hat’s schon pockt, am Berg aufi g’lockt, g’folgt sans ihm tapfer, oba da Berg, der wüll sei Opfer …“ Die Initialzündung des Watzmann wurde von seinen Vätern gerne als „Schnapsidee“ bezeichnet, doch der Erfolg sprach andere Worte. Im Herbst wird das Stück aber nun das letzte Mal in Originalbesetzung quer durch Österreich live zu erleben sein, immerhin ist es ab einem gewissen Alter selbst ohne Schnaps nicht mehr soooo einfach, auf den hohen Berg auffe zu kraxeln …
INA REGEN UND VIRGINIA ERNST
Frauentag Am 8. März ist Internationaler Frauentag: Zwei Veranstaltungen setzen da die Frau in den Fokus.
Frauenfokus. Unter dem Motto „SIE – UNGEWÖHNLICH SELBSTVERSTÄNDLICH“ feiert und spielt Ina Regen gemeinsam mit Marianne Mendt, Wiener Blond,
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Ana Milva Gomes, Lylit, Yasmo, Birgit Denk, Monika Ballwein, Marina & the Kats, 5/8erl in Ehr’n und Eva-Maria Marold am 8. März im Konzerthaus. Unter dem Hashtag „#weare“ versammelt Virginia Ernst „starke Stimmen und starke Frauen“ um sich: Ebenfalls am 8. März gibt es in den Sofiensälen neben ihr selbst auch Erika Pluhar, Verena Scheitz, die Kernölamazonen, Eva K. Anderson, The Schick Sisters, Simone Kopmajer, GuGabriel, Christiana Uikiza und Jasmin Dolati zu hören und zu sehen. Männer sind natürlich herzlichst eingeladen!
BZFOS
Halloween Eine mehr als authentische Zeitreise in die Sechziger und Siebziger Seit 15+ Jahren treiben die Bloodsucking Zombies From Outer Space mittlerweile ihr Unwesen und präsentieren ihren Horrorbilly-Sound in ausverkauften Häusern den Ohren der Welt. Die musikalische Zombie-Apokalypse hat also schon längst begonnen und das Einzige, wovor man sich wirklich fürchten muss, ist auch in ihren Bann gezogen zu werden, etwa am 31. Oktober (Halloween!) in der Arena!
Fotos: Lukas Beck (Der Watzmann), Pascal Riesinger / BZFOS (Bloodsucking Zombies From Outer Space9), Nina Stiller (Ina Regen), Peter Gordebeke (Paenda), Jens Ellensohn (Reinhold Bilgeri), Bernhard Mayr (Deladap), Hersteller
Universalgenie Reinhold Bilgeri begeht seinen 70. Geburtstag
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MONKEY BUSINESS
MUNDPROPAGANDA
Niemand hilft ihm
Hören Sie mal rein!
von Walter Gröbchen
W
enn einem gar nichts Besseres einfällt und man auf die Idee verfällt, einen Roman schreiben zu wollen, der die Existenz des Ungeheuers Rock ’n’ Roll in Österreich zum Thema hat, dann kann er eigentlich nur von Ronald Iraschek handeln. Alias Ronnie Rocket. Alias Ronald Marquis D’Urin. Respektive Ronnie Urini. Als letzteren kennen ihn Fans der hiesigen Pop-Historie anno 2020 wohl noch am ehesten – weil er unter diesem nom de guerre doch einige Spuren hinterlassen hat. Etwa den Song „Niemand hilft mir“, die Vertonung eines zutiefst pessimistischen und lebensmüden Textes von Konrad Bayer – der ja auch in den Sechzigern seiner Poesie unter tragischen Umständen ein Ende setzte. Die Interpretation von Urini und seiner Band, den Letzten Poeten rund um Gitarrist Christian Mayer, ist meinem Geschmack nach die beste Single, die je in Österreich erschienen ist. Ästhetisch mehr an Rock und New Wave orientiert, verkörpert das 1982 veröffentlichte Stück als irrlichternder Nachzügler der PunkBewegung eine unbändig anarchistische,
PÆNDA
Electro & Jazz
wüste und freibeuterische Denkart. Dass zeitgleich eine Version der Linzer Band Willi Warma erschien und man einander lange Jahre wechselseitig des Diebstahls bezichtigte, passt schließlich wie die Faust aufs Auge. Fast vierzig Jahre später ist der geborene Kremser Iraschek immer noch Punk, irgendwie. Und Rockstar. Jedenfalls changiert sein Gemütszustand irgendwo zwischen gemütlichem Ungustl und jovialem Szene-Fossil. Ich sah ihn zuletzt auf der Bühne der ((szene)) im Dezember des Vorjahrs, und „Niemand hilft mir“ war wieder Fixpunkt der kurzen Show. 2020 möchte Ronnie auf Kur gehen. Und er tut gut daran. Aber ich bleibe dabei: als Protagonist eines Romans, der die Irrungen und Wirrungen, Triumphe und Niederlagen, ja die gesamte Vermessenheit der Popkultur in Österreich als roten Faden hat, fiele mir niemand Besserer ein als dieser Mann. Bestseller mag es keiner werden, aber das wäre nur konsequent.
DELADAP
15 Years
PÆNDA hüllt ihre und fremde Electronic in ein Blues- und Jazz-Gewand
Deladap feiern nicht nur 15. Geburtstag, sondern auch 100 Jahre Swing
Popmusik ist bekanntlich um die Ecke von Jazz & Blues zu Hause. Eine musikalische Ecke, in der PÆNDA lange, bevor sie ihren Weg in die elektronische Welt fand, gelebt hat. Speziell für den 15. Feber im Theater Akzent packt sie sowohl ihre als auch bekannte, elektronische Songs in eben jenes Gewand und kehrt damit für diesen besonderen Moment zu ihren musikalischen Wurzeln zurück. Begleitet wird sie dabei u. a. von Jörg Seidel.
Das Electro-Swing-Projekt rund um Mastermind Stani Vana feiert 15-jähriges Bestehen und lädt nach dem Motto „100 Jahre Swing“ am 14. Februar zu einer Nacht voller eingängiger Rhythmen und gefühlvoller Musik in die ((szene)) ein. Durch ihre genreübergreifende Fusion aus mitreißenden Grooves mit Wurzeln im Balkan vereinen sie Menschen unterschiedlicher Couleurs, die der unwiderstehliche Drang zum Feiern verbindet.
Die folgenden Veröffentlichungen sollten in keinem gut sortierten Plattenschrank fehlen. Oder? (ab)
IVE
L Mantha – Cupcake Aus seiner Liebe zu Störgeräuschen und einzelnen Soundelementen kreiert der Salzburger mitreißende In-Your-Face-Beats.
Distance Project – Runner’s High Hannes Zellhofer verwebt verschiedenste Electronic-Stile wie Lounge, Trance, Goa oder Ambient zu einem Klangteppich.
LIVE Hhanoi – Can’t control it Der Tiroler versteht es, Stimmungsbilder zu erzeugen. Eine musikalische Reise durch nebelbefangene Hügel und düstere Wälder.
LIVE Kovacs / Wenger – The Urge Of Night Clemens Wenger (5/8erl in Ehr’n) arrangierte ausgewählte Stücke aus dem Œuvre von Mira Lu Kovacs für Ensemble. Traumhaft!
Bulbul – Break (EP) Die Wiener verknüpfen Rock mit Dance, Electronic & Experiment. „Break“ ist erster Vorbote zum neuen Album – Vorfreude!
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Wortwiege
PROGRAMM & ANREISE Der Titel der ersten Spielzeit lautet „Bloody Crown“ und widmet sich dem politischen Genre der Königsdramen. Den Beginn macht „König Johann“ (Friedrich Dürrenmatt, 5. März bis 19. April), gefolgt von „Die Königin ist tot“ (Olga Flor, 12. März bis 19. April). Gleichzeitig entsteht ein länderübergreifender Dialog zwischen Theater, Literatur und Wissenschaft: Die Kuratierung des „Salon Royal“, der Dialogveranstaltungen zwischen 5. März und 19. April, übernimmt der renommierte Kulturwissenschaftler Wolfgang Müller-Funk. Als Gäste werden etwa die Schriftstellerin Olga Flor und der Germanist Wynfried Kriegleder erwartet. Die Kasematten liegen im Stadtpark neben dem Kapuzinerkloster, in Gehweite des Wiener Neustädter Hauptbahnhofs, in der Bahngasse 27.
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asematten, übersetzt „Erdschlund“ oder „Wallgewölbe“, waren ursprünglich ein vor Artilleriebeschuss geschütztes Gewölbe im Festungsbau – neben den bereits als Eventlocation genutzten am Grazer Schlossberg etwa auch in Wiener Neustadt zu finden. Jahrhundertelang schlummerten diese hier unbenutzt
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unter der Erde, was uns heute bestens erhaltene Mauerteile und viele Erkenntnisse über die damalige Bauweise beschert. Führungen durch diese unterirdischen Gewölbe geben ungeahnte Einblicke in eine mehr als spannende Geschichte der Stadtabwehr, denn: Seit der Renovierung im Rahmen der Landesausstellung blüht dieses im 12. Jahrhundert gebaute Architekturjuwel in Wiener Neustadt als begehbares Zeitdokument und zudem als multifunktionales Veranstaltungs-, Kultur- und Kongresszentrum neu auf. Unter der gekonnten Führung des renommierten Architekturbüros Bevk Perovik glückte die Metamorphose: Die bestehende Substanz aus Zeiten der Stadtgründung wurde gekonnt mit modernen Elementen zu einer zeitgerechten Archi-
tektur-Symbiose zusammengeführt. Solch historisch bedeutende Räume sind der ideale Ort für die Theatercompagnie wortwiege, die sich traditionell und ganz bewusst an geschichtsträchtigen Orten niederlässt. Die Inszenierung ihres aktuellen Stückes „Bloody Crown“ (siehe Kasten) ist daher eine logische Konsequenz der so einzigartigen Location der Kasematten. Wer zeitgenössisches dramatisches Erzählen sucht, wird sich in der wortwiege wohl gebettet finden, soll unter den Besuchern doch mehr entstehen als das reine Theatererlebnis: Lust auf gemeinsames Erleben, Denken, Diskutieren und Verweilen soll durch die Schaffung dieser besonderen Atmosphäre in den Kasematten ermöglicht werden. Literatur wird so szenisch sinnlich erlebbar. Die besondere Verbindung zwischen Theater, Film, Musik und Bildtableaus, die ab März in den Kasematten inszeniert wird, spielt auch wie die anderen Stücke der wortwiege mit dem Geist des Ortes, sprich dem genius loci: Traditionell beschreibt dieser die geistige Atmosphäre eines Ortes beziehungsweise der Menschen, die sich dort aufhalten. Daher ist es nur verständlich, dass sich das Ensemble rund um die künstlerische Leitung von Theatermacherin Anna Maria Krassnigg und der kaufmännischen Leitung von Komponist, Filmemacher und Produzent Christian Mair für ihre neue Spielzeit „Bloody Crown“ diesen so passenden Raum ausgewählt haben.
Fotos: Bevk Perovic (Kasematten), Harald Eisenberger (Kunsthaus Weiz), Cleopress (Stadttheater Leoben), forumkloster (ForumKLOSTER)
Lange Jahre waren die Wiener Neustädter Kasematten, eine einzigartige Befestigungsanlage aus dem 16. Jahrhundert, für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Für die NÖ Landesausstellung wurden sie revitalisiert, nun erblüht ein „Erlebnis für alle Sinne“. TEXT: KARIN STEINER
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KUNSTHAUS WEIZ
FORUMKLOSTER
Seit über 50 Jahren hat sich Weiz als Kulturstadt einen Namen gemacht und überregional positioniert. Das Kulturangebot kann sich freilich auch dieses Jahr sehen lassen: Im Rahmen der Jazzdays im Juni gastieren Rebekka Bakken & Band, Giora Feidman & Rastrelli Cello Quartett und Felicia Taylor, Marina & The Kats am 21. Februar, Lukas Resetarits mit „Wurscht“ am 16. Oktober, Roland Düringer mit „Africa Twins“ am 25. März, Andreas Vitasek mit „Austrophobia“ am 3. März, aber auch Die Paldauer (19. April) und Shows wie „Night of the Dance“ (7. März).
STADTTHEATER LEOBEN
Das Stadttheater Leoben, das älteste durchgehend bespielte bürgerliche Theater Österreichs, befindet sich inmitten der historischen Altstadt in einem denkmalgeschützten Gebäude in klassizistischer Bauweise. Das Frühjahrsprogramm reicht von Stücken wie „Die Physiker“ (Dürrenmatt) über Kindertheater (etwa „Der gestiefelte Kater“) bis hin zu Ciro de Luca (27. März) und Alfred Dorfer (17. April).
Im Areal des ehemaligen Dominikanerinnenklosters mitten im Zentrum der Stadt Gleisdorf wurde das Begegnungszentrum forumKLOSTER errichtet – eine Kombination aus revitalisierten 100-jährigen Gebäudekomplexen und zukunftsorientierten Neubauten. In diesem charmanten Umfeld spielen Kabarettisten wie Andreas Vitásek (28. April), Manuel Rubey (20. Mai) und Viktor Gernot (3. Juni), „Pippi Langstrumpf“ als Musical (17. März), aber auch so diverse Musiker wie Ina Regen & Band (7. Oktober), Ganes (16. Oktober), Die Nockis (4. November), Die Seer (6. Dezember).
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Literatour
Des Pudels Kern „Faust“ erlebt gut 200 Jahre nach der Uraufführung eine Hochkonjunktur auf den Theaterbühnen, etwa im Salzburger Landestheater.
SKANDAL-KLASSIKER Thomas Bernhard, der für die größten Skandale der heimischen Theatergeschichte sorgte, erließ mit seinem Tod ein Aufführungsverbot in Österreich – zum Glück wurde dies von seinen Erben nicht umgesetzt. Mit „Heldenplatz“ ist gerade wieder der Klassiker von ihm zu sehen, der bereits vor seiner Uraufführung großen Wirbel hervorrief: Das Stück über die fehlende Aufarbeitung der NS-Zeit wird in Graz und Salzburg gezeigt. Dabei wird „Heldenplatz“ erstmals im Grazer Schauspielhaus gespielt; Franz-Xaver Mayr hat bei diesem Debüt inszeniert. Die Inszenierung der bekannten Regisseurin Alexandra Liedtke feiert am 19. April im Salzburger Landestheater Premiere. Außerdem: Bernhards „Ritter, Dene, Voss“ wird aktuell von Stephan Suschke in den Linzer Kammerspielen inszeniert.
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oethes „Faust“ gilt als der Literaturklassiker schlechthin – es gibt wohl kaum jemanden, dem das Drama oder Zitate daraus nicht geläufig sind: Faust als „armer Tor“ und mit „zwei Seelen in der Brust“, der „so klug als wie zuvor“ ist, möchte herausfinden, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Der Pakt mit dem Teufel scheint heute noch aktuell, ebenso das unruhige Streben eines Menschen nach mehr. Bei der Umsetzung der literarischen Vorlage Goethes sind den Theaterschaffenden keine Grenzen gesetzt, wie vier unterschiedliche Inszenierungen in ganz Österreich beweisen. Daher gilt: Hat man bereits einen „Faust“ genossen, kann man sich ruhig einen zweiten, dritten oder vierten gönnen.
„Faust“ für Jung und Alt Martin Kušej hat seinen „Faust“ aus München ans Burgtheater mitgebracht: Dabei wird ein düsterer, moderner „Faust“ gezeigt, der sich aus „Faust I“ und „Faust II“ zusammensetzt. Der Protagonist findet sich anstatt in seiner Studierstube etwa in Bordellen und Technodiscos wieder. Scheinbar das direkte Gegenteil dazu bietet Nikolaus Habjan mit seiner witzigen, gekürzten „Faust“-Inszenierung im Next Liberty: Das Schauspiel mit Puppen nimmt Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene allen Alters auf die rastlose Reise von Faust mit. Ab 26. Februar kommt das Stück, das bereits durch die Schweiz und Deutschland tourte, wieder nach Graz. Neuinszenierung & Wiederaufnahme In Salzburg kann man „Faust“ mittlerweile als Dauerbrenner bezeichnen. Seit 2009 feierte das Stück in der Inszenierung von Carl Philip von Maldeghem bereits mehrere Wiederaufnahmen. Am 24. Februar gibt es die nächste Chance, die Pudel-Puppe vom obigen Foto in Action zu erleben. In Klagenfurt feiert „Faust“ hingegen erst am 9. April Premiere: Unter der Regie von Marco Štorman werden beide Teile Goethes als Doppelprojekt an einem Abend gespielt. Die Musik von Thomas Seher begleitet hier Fausts atemloses Streben nach neuen Empfindungen.
Fotos: Anna-Maria Löffelberger (Faust), SNG Opera in balet Ljubljana / Darja Štravs Tisu (Romeo & Julia), Sebastian Kreuzberger (Die letzten Tage der Menschheit), Piper Verlag (Denis Scheck)
Wer Klassiker der Weltliteratur an nur einem Abend erleben möchte, ist in Österreichs Theaterhäusern gut aufgehoben – wir haben für Sie einige Highlights ausgewählt. TEXT: MICHAELA KURCSICS
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ES WAR DIE NACHTIGALL
DIE GRELLSTEN ERFINDUNGEN SIND ZITATE
Das wohl berühmteste Liebespaar der Welt tanzt gemeinsam in den Tod.
„Die letzten Tage der Menschheit“ finden im Juni in Wien statt.
„Romeo und Julia“ ist weltweit bekannt. Aber nicht nur das Drama aus der Feder von Shakespeare selbst ist ein richtiger Klassiker, auch die Ballettversion vom russischen Komponisten Sergej Prokofjew hat bereits Kultstatus. Im Frühjahr hat man in zwei österreichischen Städten die Chance, die berührende Geschichte zu sehen: Ab 22. Februar wird „Romeo und Julia“ in einer Inszenierung von Reginaldo Oliveira in Salzburg das Publikum mitreißen, während das Staatsballett Ljubljana ab 30. April in Klagenfurt gastiert.
WAS LOHNT ZU LESEN?
Das Stück von Karl Kraus, das ihm nur für ein „Marstheater“ geeignet schien, stellt für Theaterhäuser eine Herausforderung dar. Regisseur Paulus Manker hat 2018 eine Inszenierung in Wiener Neustadt auf die Beine gestellt, die großen Erfolg erzielte: Kraus’ Abrechnung mit dem Ersten Weltkrieg wird dabei mit einer Vielzahl an SchauspielerInnen und an verschiedenen Schauplätzen gezeigt, wobei das Publikum seinen eigenen Weg durch das Stück wählen kann. Ab 5. Juni sind „Die letzten Tage der Menschheit“ in der Alten Remise Eichenstraße in Wien zu sehen.
Es ist ein sehr großes Event. Ich war überrascht, wie viele sinnliche und erlebbare Szenen man aus diesem sehr spröden Stück herausfinden kann, ohne es grob zu verändern. (Paulus Manker)
Denis Scheck hat auf diese Frage 100 Antworten, die durchaus überraschen. In „Schecks Kanon. Die 100 wichtigsten Werke der Weltliteratur“ (erschienen bei Piper) hat der bekannte Literaturkritiker, Übersetzer und Herausgeber Denis Scheck seine Auswahl an Klassikern zusammengestellt: von Ovid und Sappho über Lindgren und Carroll bis hin zu Vonnegut und Houellebecq. Dabei überzeugt er mit einem ausgewogenen Kanon, in dem er Genre, Geschlecht und Herkunft berücksichtigt. Mit einem ähnlich lebendigen Stil wie in seiner Show „Druckfrisch“ stellt er die Literaturklassiker vor, aufgelockert durch Torben Kuhlmanns Illustrationen.
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Der Denk In seinem neuen Programm „Woswasi“ denkt Kabarettist Thomas Maurer über Fakten und Meinungen nach und setzt sich mit der Frage auseinander, woher eigentlich unsere Ideen kommen und ob wir wirklich wissen, was wir zu wissen denken. TEXT: HANNES KROPIK
Die Zielgruppe von „WOSWASI“ … … ist sehr divers: Von all jenen, die ihre sieben Zwetschgen beisammenhaben, bis hin zu den Menschen, die nicht mehr wissen, wo ihnen der Hut steht.
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ür „WOSWASI“ wählt Thomas Maurer die purste Form des Kabaretts und verzichtet auf jegliche technischen Gimmicks. „Es ist Licht auf der Bühne und der Künstler ist anwesend“, sagt der 52-jährige „Staatskünstler“ über sein bereits 18. SoloProgramm, das Mitte Jänner im Wiener Stadtsaal seine umjubelte Premiere feierte.
Foto: Ingo Pertramer
Thomas, du hast 2015 in „SOKO Donau“ einen Grantler gespielt, der auf kritische Nachfrage der Polizei geknurrt hat: „Woswasi!“ Und Stefan Jürgens in der Rolle des Major Ribarski antwortet: „Ich fasse zusammen: Sie wissen eigentlich gor nix und reden nur dummes Zeuch!“ „Zeuch“ nämlich, ganz wichtig! Aber ist es das, was dein neues Programm „WOSWASI“ verkürzt zusammenfasst: Du weißt nichts und redest nur dummes Zeug? Ich hoffe nicht – obwohl zwischendurch definitiv immer wieder dummes Zeug vorkommt. Aber tatsächlich geht es um die Frage, die der Titel stellt. Der ist ja zweideutig und kann auf gut wienerisch „Leck mich in Oasch“ heißen, aber auch: „Was kann ich wissen?“ Der Deutungsbogen, der zwischen diesen Polen aufgeht, hat mir gut gefallen. Worum also geht es? Es geht ums Denken, es geht um die
Psyche. Und es geht um diese vielen Gelegenheiten, bei denen wir uns aus vollkommen anderen Motiven für etwas entscheiden oder eine Meinung bilden. „Schnelles Denken, langsames Denken“, das Buch von Daniel Kahnemann, war eine wichtige Inspirationsquelle. Inwiefern? Unter anderem geht es darum, ob eigene Ideen wirklich von jener Instanz kommen, von der wir annehmen, dass sie der Ursprung ist – nämlich das Nachdenken. Meistens ist die Antwort: Nein! Kahnemann unterscheidet zwei Systeme: Das unglaublich leistungsfähige „schnelle“ Denken bringt uns durch den Alltag und sorgt dafür, dass wir auf der Straße keine Leute umrennen und nicht in Hundstrümmerl steigen, obwohl wir gerade telefonieren. Dieses System kann sehr viel, aber was es nicht kann, ist analytisches Denken! Das übernimmt System zwei, das man bewusst einschalten kann, wenn man konzentriert über ein Thema nachdenken will. Dieses „langsame Denken“ halten wir aber nicht sehr lange durch. Konzentriertes Denken verbrennt nämlich irrsinnig viel Energie und das will die Natur nicht. Sehr oft verfällt man wieder ins automatische, schnelle Denken, während man noch glaubt, man beschäftige sich eigentlich mit Inhalten. Und dann stehst du oft vor Resultaten und weißt nicht, wie du darauf gekommen bist. Aber wir sind ja adaptionsbereit: Nachträglich eine Erklärung oder Entschuldigung zu finden – das geht immer. Eine Strömung, die sich durch „WOSWASI“ zieht, ist der Konflikt zwischen Fakten und Meinungen. Wir sind gerade Zeugen, dass interessierte Kreise einen Krieg gegen das Konzept einer gemeinsamen Wirklichkeit anzetteln. Am Sichtbarsten ist das in
der Administration Trump. Donald Trump behauptet mit fast schon beeindruckender Beharrlichkeit das Gegenteil von dem, was der Fall ist. Das beste Beispiel sind die Bilder von seiner Angelobung: Seine Anhänger sind bereit, mehr Menschen zu sehen, wo eigentlich weniger zu sehen sind. Das nennt man den „Backfire-Effekt“: Wenn Menschen Emotion in eine Überzeugung investieren, führt die Mitteilung, dass diese Überzeugung nachweislich falsch ist, nur dazu, dass sie noch beharrlicher an dieser Idee festhalten. Gehört es zur Werkseinstellung eines Kabarettisten, dass er trotzdem noch Humorvolles in solchen Entwicklungen findet? Humor ist ja keine Technik, sondern eine Grundhaltung, eine Krisenbewältigungsstrategie. Von Leonard Cohen gibt es diesen großartigen Satz: „There is a crack in everything, that’s how the lights get in.“ Alles, was zu glatt oder zu sauber gedacht ist, stimmt meistens nicht. Das gilt auch für alles, was zu gut oder zu böse ist. Ich glaube, dass jeder Mensch grundsätzlich ein wenig an der Welt leidet, egal ob er sich beruflich abreagieren kann oder nicht. Und ich glaube, dass es im Leben unter anderem darum geht, dass man nicht abstumpft und scheißdrauf wird. Wir haben ja nur dieses eine Leben und das ist geschwind vorbei. Wenn man die Hälfte davon mit Schmollen verbracht hat, war das keine gute Entscheidung. n Thomas Maurers „WOSWASI“ premierte Mitte Jänner im Stadtsaal und spielt es aktuell u. a. ebendort, im Posthof, der Kulisse, der ARGEkultur, der Bühne im Hof und im Orpheum Wien. Gemeinsam mit Florian Scheuba und Robert Palfrader gibt er die Staatskünstler, im April auf der Ybbsiade und laufend in ganz Österreich.
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Only the sky W
er Action und Entertainment in Reinkultur sucht, der ist bei Masters Of Dirt goldrichtig aufgehoben. Bei der schwindelerregenden Freestyle-Show begeistern Athleten auf zwei oder vier Rädern mit atemberaubenden Stunts, die jeglichen Gesetzen der Schwerkraft trotzen. Längst ist das „Baby“ von Gründer und Mastermind Georg Fechter die größte Freestyle-Show der Welt, deren wichtigste Prämisse es ist, sich keine Grenzen zu setzen. „Wir stehen voll am Gas und haben noch viele weitere verrückte Ideen im Ärmel, mit der wir die letztjährige Show toppen wollen“, erklärt Fechter vorab. Wenn es zwischen März und Mai in der Wiener Stadthalle, der TipsArena in Linz, der Stadthalle in Graz, der Salzburgarena und der Innsbrucker Olympiahalle rundgeht, dann werden wieder sämtliche Gesetze der Schwerkraft aus ihren Angeln gehoben. Unter dem Banner „Freestyle Evolution Tour“ legt Fechter schon im Titel fest, dass es noch viel Luft nach oben gibt. Die gewohnten Attraktionen der Freestylemotocross-Bikes, BMX, Mountainbikes, Schneemobile, Quads und eines Buggys werden durch einige Adaptierungen erweitert. So wird die Frauenpower künftig auch im Teilnehmerfeld erhöht. Nicht nur die britischen „Fuel Girls“ heizen mit ihrer bombastischen
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Pyroshow ein, auch im Teilnehmerfeld setzt man auf die Kraft der Weiblichkeit. So wird sich etwa die Russin Arina Brabus auf dem BMX an einem noch nie zuvor gesehenen Trick versuchen. Spannend wird es auch für die Freestyle-Motocrosser. Denen steht das erste Mal ein 35Meter-Sprung zur Verfügung – bislang waren 23 Meter das absolute Maximum. Wer vor der Show live im Fahrerlager dabei sein möchte, hat für nur fünf Euro die Möglichkeit dazu. Gratis MOD-Tattoos, eine Fashionmeile, sowie Autogrammstunden und die samstägliche Aftershowparty in der Praterdome komplettieren das Vergnügen. Besonders fein: Kinder zahlen nur die Hälfte Eintritt. Eines der Aushängeschilder des Bewerbs wird der gebürtige Mödlinger Tobi Merz sein. Das Masters Of Dirt war einst ausschlaggebend dafür, dass er sich im Alter von zwölf Jahren auf ein BMX-Rad setzte, nur zwei Jahre später war er durch viel Fleiß und harten Einsatz selbst ein Teil der Show. Mittlerweile gehört er fast schon zu den Veteranen des Bewerbs und hat auch seine Liebe zur motorisierten Artistik entdeckt. BMX-Fahren ist nicht Fahrradfahren an sich, das weiß auch der Laie. Man braucht artistisches Geschick und die Verletzungsgefahr ist natürlich um einiges höher … Man beginnt mit ganz einfachen Tricks,
die man relativ schnell lernen kann. Wenn man dann einen solchen Trick beherrscht, ist das eine unheimliche Befriedigung, die man gar nicht in Worte fassen kann. Diese Befriedigung will man immer wieder spüren und deshalb muss man immer neue Tricks lernen.
Das Glücksgefühl ist unbeschreiblich. Es ist ein bisschen so, wie wenn du als Kind das erste Mal geradeaus mit dem Rad fährst oder deinen ersten Salto am Trampolin schaffst. Wie viel Zeit hast du anfangs zum Üben aufgewendet? Das ist schwer in Zahlen zu bemessen. Ich bin einfach immer zur Rampe und dann solange gefahren, wie es Spaß machte. Das war meist direkt nach der Schule, bis es dunkel wurde. In Liesing gab es früher so ein tolles Trainingsgelände für BMX-Fahrer. Der Park dort gehört mittlerweile einem Freund von mir. Wie sieht dein Training aus? Was musst du tun, um die Kondition zu haben und die belasteten Gelenke so gut wie möglich zu schonen?
Fotos: Flap Photography, Pascal Riesinger
empfiehlt
Im März findet endlich wieder das Freestyle-Spektakel Masters Of Dirt in Wien statt. Wir haben uns die Neuigkeiten angesehen und den heimischen BMXTopfahrer Tobi Merz zum Gespräch gebeten. TEXT: ROBERT FRÖWEIN
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y is the limit Masters Of Dirt Die besten Freestyle-Athleten der Welt setzen auf zwei und vier Rädern die Grenzen der Physik außer Kraft – lassen Sie sich dieses fulminante Spektakel nicht entgehen!.
Man überlegt sich einen Trick, den man lernen möchte und dann testet man das Ganze erst einmal im „Foampit“, einer Art Schaumstoffbecken. Da sieht man dann gleich, dass es meist nicht so funktioniert, wie man es sich vorstellt. Man muss dort solange an Nuancen feilen, bis es passt. Es geht bei den Tricks fast immer um Feinheiten. Man kann sie auch hinpfuschen, damit sie funktionieren, aber dann sehen sie nicht so gut aus. Der nächste Schritt wäre eine „weiche Landung“. Das sind Matratzen, über die eine Plastikfolie gezogen wird. Wenn es einen dann doch noch aufhaut, fällt man zumindest immer noch weich. Wenn der Trick dann wirklich gut sitzt, dann macht man erst die normale DirtLandung.
Wie wichtig ist dann die mentale Komponente? Die ist das Allerwichtigste. Man muss immer vollen Fokus setzen und sich voll konzentrieren. Man darf sich keine Tricks aufzwingen lassen, wenn man mental nicht dafür bereit ist. In der Stadthalle sind 8.000 Zuseher bei einer Show und man sieht beim Runterfahren nicht einmal die Rampen, weil man komplett bei der Sache ist. Glaubst du, dass es auch mal ein Ende der Fahnenstange gibt und man in puncto Tricks als Fahrer irgendwann nicht mehr weiterkommen kann? Auf keinen Fall. Es geht immer weiter und es werden immer neue Rampen ge-
baut, die höher sind oder von denen man weiter springen kann. Der Sport wird niemals aufhören, sich weiterzuentwickeln. Du fährst auch gerne motorisiert und nicht nur auf deinem Bike durch die Gegend. Ich habe letztes Jahr angefangen, Freestyle-Motocross zu fahren. Das nächste große Ziel von mir wäre, auch mit der Motocross beim Masters Of Dirt dabei zu sein, damit ich mein ganzes Repertoire aufbieten kann. Bist du jemand, der generell Extreme liebt und seine Grenzen gerne auslotet? Ich glaube, jeder gute BMX-Fahrer kennt seine Grenzen. Das ist bei unserem Sport verdammt wichtig, denn sonst geht es oft einmal in die Hose. Diese Grenzen
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lotet man am Anfang seiner Karriere aus, da verunfallt man noch öfter. Bevor ich mich komplett zerschieße und im Krankenhaus aufwache, versuche ich so sicher wie möglich zu fahren. Sicherheit ist das allerwichtigste Grundprinzip. Die Leute glauben immer, wir wären verrückt, aber wir trainieren all das jahrelang. Wir sind keine Menschen, die krank im Kopf sind, sondern Artisten auf zwei und vier Rädern. Mittlerweile ist es auch so, dass Frauen bei Masters Of Dirt nicht mehr nur als Fuel Girls vorkommen, sondern teilweise auch im Teilnehmerfeld aufscheinen. Wie siehst du diese Entwicklung generell? Es ist leider so, dass nur sehr wenige Frauen Motocross oder BMX fahren. In Österreich kenne ich zum Beispiel gar keine. Langsam tut sich da aber was und es wird besser. Ich hoffe, dass es so weitergeht und der Sport für die Frauen immer attraktiver wird. Wie wichtig ist dir neben dem sportlichen Aspekt der reine Entertainmentfaktor von Masters Of Dirt? Ich bin ein Showfahrer. Mir macht es unheimlich viel Spaß, Leute zu unterhalten. Es ist immer geil, wenn man einen guten Trick macht und die Leute jubeln.
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Das ist das beste Gefühl und es spornt mich dazu an, noch bessere Tricks zu machen. Wenn das Publikum laut ist, dann kommen die Tricks von selbst. Das ist eine perfekte Interaktion. Was würdest du jungen Talenten und interessierten Nachwuchsfahrern als wichtigste Tipps mitgeben? Vor allem Spaß an der Sache zu haben. Nicht gleich erwarten, dass ein Trick klappt oder die Sponsoren kommen. Man muss fokussiert bleiben und seine Grenzen kennen – der Rest kommt dann von selbst. Kannst du mit dem BMX- beziehungsweise Motocrossfahren deinen Lebensunterhalt bestreiten? Es geht sich nicht ganz aus, aber ich studiere nebenbei Wirtschaftsingenieurwesen. Man kann diesen Sport natürlich nicht ewig machen, aber es gibt Jobs, bei denen man in der Materie bleibt. Ich könnte mir eine Aufgabe im Eventmanagement gut vorstellen. Einen herkömmlichen Bürojob, wo ich fünf Tage die Woche am Schreibtisch sitze, halte ich nicht aus. Ich brauche immer Action. Ist diese Leidenschaft familiär bedingt? Eigentlich nicht und meine Eltern finden es noch immer nicht so toll, dass ich das
mache. Meine Mutter ist Ärztin und hat mich immer zusammengeflickt. Die schwerste Verletzung waren wohl ein Meniskus- und Kreuzbandriss im Knie. Die Muskeln sind aber so stabil, dass ich derzeit kein Kreuzband brauche. Ich musste nur den Meniskus richten lassen. Es passieren ständig irgendwelche Kleinigkeiten wie gebrochene Finger, Zehen oder Gehirnerschütterungen. Hättest du die Macht beziehungsweise Entscheidungsgewalt – was würdest du an Masters Of Dirt ändern? Schwierige Frage. Es ist schon perfekt, so wie es ist und Georg und die Crew haben so gut wie an alles gedacht. Wir Fahrer sehen uns nicht das ganze Jahr hindurch und jeder trainiert alleine geheim an seinen Tricks. Bei Masters Of Dirt werden sie dann vorgestellt und so stellt sich die Show am Ende auf die Tricks der Fahrer ein. Wir wissen selbst nicht, was die anderen übers Jahr machen und das macht die Vorbereitung extrem spannend. n Masters Of Dirt gastiert zwischen 13. und 15. März wieder in der Wiener Stadthalle D, gefolgt von Stationen in Linz (TipsArena, 20. März), Graz (Stadthalle, 27. März), Salzburg (Salzburgarena, 10. April) und Innsbruck (Olympiahalle, 1. Mai).
So rockt das Leben. Mit freundlicher Genehmigung von Universal Music Austria
Aktuelles Album: Bon Jovi – This house is not for sale
Foto: Š wegotit.at
radio886.at
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GRIMES
ALGIERS
Rare Mit ihrem dritten Album „Rare“ emanzipiert sich Selena Gomez: persönlich in Reife und einhergehender Segregation von Ex Justin Bieber, aber auch musikalisch ist sie im Gegensatz zu ihrem Verflossenen, der jüngst mit der marktschreierisch aalglatten, nach Massentauglichkeit lechzenden Single „Yummy“ den Ersteindruck seines noch im ersten Quartal erscheinenden
We Sell The Dead – Black Sleep Auf diesem pompösen Bastard mit Wave-, Gothic- und Pop-Pathos steht eingewoben in melodiös-doomige Riffs der Tod im Fokus, doch nicht alleine seine dunkle Seite, sondern auch das Licht, das er aufs Leben wirft. (sb)
Miss Anthropocene Grimes Partner Elon Musk steht wie kaum ein anderer Zeitgenosse für (technologischen) Fortschritt, und auch sie reist auf ihrem 5. Album ins Anthropozän, das Zeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Erde geworden ist. Das klingt naturgemäß: dunkel und ätherisch. (sb)
LIVE
LIVE Sepultura – Quadra Überraschung: Das erste Plattendrittel ist kein Totalausfall und kann stellenweise sogar an die „Chaos A.D.“- und „Roots“-Phasen andocken. Der weitere Plattenverlauf ist aber, wie erwartet, erneut ein heilloses Desaster. (sb)
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Never Not Together Mit ihrem inhaltsschweren, aber doch unbeschwert klingenden Powerpop erinnern Nada Surf auch fürderhin viel mehr an Kalifornien als an New York, wo sie sich tatsächlich formierten; Letztlich ist es ihr genuines Geschick, teenage angst in ein Gefühl der Leichtigkeit zu tauchen: hübsch! (sb)
LIVE
There Is No Year Bereits seit zwei Alben wissen wir, dass das Potpourri aus Gospel, Soul und New Wave mit flirrendem Industrial nicht nur funktioniert, sondern gar betört. Auf ihrem Drittling wirken die Amerikaner noch einen Tick dringlicher und fiebernder, verwehren sich stringent jedwedem Eskapismus. (sb)
THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA
NADA SURF
Suicide Silence – Become the Hunter Für Death Metal geschulte Ohren klingt Deathcore ja immer ein wenig nach Kindergarten, Suicide Silences Letztling war sonders in Flauschewatte verpackt. Doch nun: Was für ein Brett! Hier regiert der Watschenaugust! (sb)
neuen Albums vorstellte, unbeirrt unterwegs zur Wertigkeit. Nach den teenietypischen Kaugummihits ist Gomez, auch wenn sie weiterhin ihr Babyface trägt, nun in der Erwachsenenliga des Pop angelangt: Das Bieber-Schlamassel ist mit den ersten zwei Singles gottlob abgehandelt, und das zudem mit souveräner Abgeklärtheit; Hip-Hop-Features gibt es, im Gegentum zu einem Gros der Neo-Popmusik glücklicherweise nur zwei, die dafür pointiert und ohne Großkotz arrangiert – und auch Auto-Tune krakeelt es nicht aus jedem Ton. Besonders exzeptionell bestechen indes etwa „Dance Again“ mit einer betörend funky pumpenden Bassline und der Polka-Brass-Beat, der „Let Me Get Me“ mit einem rassigen Flair auflädt. Überdies ist „Ring“ mit seiner zeitlosen Eleganz, die gar in Sphären von etwa Caro Emerald vorstößt, vielleicht die beste Zukunftsmusik auf „Rare“: So darf Gomez hinfort nur zu gern würdig reifen. (sb)
LIVE Aeromantic Würden die schwedischen AORler tatsächlich den Flugverkehr verwalten, wäre der CO²-Ausstoß zwar nicht geringer, dafür in Regenbogenfarben & mit Glitter! Naheliegend: Wurde das Album doch mit dem Schlagzeug, das auch auf Abbas „Super Trouper“ zu hören ist, eingespielt … (sb)
Fotos: Hersteller
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SELENA GOMEZ
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Lichtspiele
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Back to the Roots: Mit Starbesetzung kehrt Guy Ritchie in „The Gentlemen“ zu seinem Erfolgsrezept der britischen Gangsterkomödie zurück. TEXT: ANDREAS UNGERBÖCK
Smart & knallhart Mit Gespür fürs Geschäft hat sich der Exil-Amerikaner Mickey Pearson (Matthew McConaughey, rechts) über die Jahre ein millionenschweres Marihuana-Imperium in London aufgebaut.
Fotos: Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH, Constantin Film
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enn der texanischste aller lebenden Filmstars einen Kriminellen spielt, der sich in London ein veritables Drogenimperium aufgebaut hat und dieses nun verhökern will, dann kann das nur einem eingefallen sein: richtig, Guy Ritchie. Der Film heißt „The Gentlemen“, und Matthew McConaughey gibt darin den Drogenlord Mickey Pearson, der sich zur Ruhe setzen und seine „Bestände“ an einen US-amerikanischen Milliardär verkaufen will. Doch so einfach, wie es klingt, ist das natürlich nicht, und vor allem mischen sich schon bald allerlei seltsame Gestalten in den Deal ein, die man lieber nicht zu Kaffee und Kuchen zu sich nach Hause einladen würde. Mit „The Gentlemen“ kehrt Madonnas Ex, der 51-jährige Brite Guy Ritchie zu seinen Wurzeln zurück: 1998 hatte er mit seinem ersten langen Film, der CockneyCrime-Komödie „Lock, Stock and Two Smoking Barrels“, einen phänomenalen Hit gefeiert und zwei Jahre später mit dem
ähnlich gestrickten „Snatch“ gleich noch eins draufgesetzt. Aus erstem wurde wegen des großen Erfolgs sogar eine Mini-TVSerie entwickelt. Neben einem Händchen für eine gute Geschichte, flottes Storytelling und gewitzte Dialoge bewies Ritchie auch im Umgang mit aufstrebenden (Jason Statham, Dexter Fletcher, Vinnie Jones) und bereits etablierten Stars (Brad Pitt, Benicio del Toro) großes Geschick. Nach „Rock N Rolla“ (2008), mit dem Idris Elba und Tom Hardy bekannt wurden sowie zwei mehr oder weniger gelungenen „Sherlock Holmes“-Filmen mit Robert Downey Jr. und Jude Law wurde ihm auch eine Hollywood-Karriere zuteil, die ihm allerdings eher durchwachsene Resultate einbrachte: Weder „Codename Uncle“, die Filmadaption der Sechziger-Jahre-Kult-Fernsehserie, noch „King Arthur“ und schon gar nicht die Disney-Animations-Realverfilmung „Aladdin“ fanden bei der Kritik besonderes Wohlwollen. Immerhin aber war „Aladdin“ finanziell sehr einträglich und spielte
– bei Produktionskosten von 138 Millionen – weltweit mehr als eine Milliarde Dollar an den Kinokassen ein. Stichwort Stars: Daran mangelt es auch bei „The Gentlemen“ nicht. Neben McConaughey sind unter anderem Colin Farrell, Henry Golding (der fesche Halbasiate aus „Crazy Rich Asians“), Charlie Hunnam, Eddie Marsan und Hugh Grant mit von der Partie, und mit Michelle Dockery aus der überaus beliebten Serie „Downton Abbey“ findet sich immerhin auch eine sehr ansehnliche Lady im illustren Aufgebot. Man kann jedenfalls von einem spaßigen Unterfangen ausgehen, und das Warten wird sich lohnen.
AUSSERDEM IM KINO Birds Of Prey Vier Jahre nach „Suicide Squad“ wird Gotham City von einer zunehmenden Zahl an Straftaten heimgesucht. Zwischenzeitlich ist Batman verschwunden und Harley Quinn hat den Joker verlassen. Als Cassandra, ein junges Mädchen, auf einen Diamanten des Verbrechenslords Black Mask stößt, wird sie von Harley, Black Canary, Huntress & Renee Montoya beschützt. Bloodshot Basierend auf dem Comic impersoniert Vin Diesel ab 5. März Ray Garrison, einen Soldaten, der bei einem Einsatz starb. Doch die RST Corporation reanimiert ihn mit jeder Menge Nanotechnologie: Er ist fortan in der Lage, sich bei Verletzungen sofort selbst zu heilen. Als unverwundbarer Bloodshot bekämpft er zahlreiche Gegner – bis er merkt, dass diese auch in den eigenen Reihen sitzen …
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Plug & Play Mit der dritten Generation des Beoplay H9 legt Bang & Olufsen Mitbewerbern im Wireless-Headphones-Segment die Latte recht hoch. Wir haben das neue B&O-Flaggschiff getestet. TEXT: MARTIN SCHRAPFENEDER
Überwältigend Nach dem Pairing mit Smartphone oder Tablet eröffnet sich im ersten Probehören allerdings erst die wahre Größe des jüngsten B&O-Coups, der nun in seiner neu überarbeiteten dritten Version vorliegt: Der Sound ist einfach atemberaubend. Das akustische Gitarrenintro von Pink Floyds „Wish You Were Here“ ist von entwaffnender Ehrlichkeit und Transparenz. Singstimmen klingen gerade so, als würde der Künstler dem Hörer Strophen und Chorus direkt ins Ohr hauchen. Bei basslastigen Titeln wie Toni Braxtons „Sorry“ tendiert die Kinnlade dank der neuen Bassöffnung offen stehen zu bleiben, so der Titel das auch vorsieht – trotz wummernder Tieftöne bleiben Höhen und Mitten zu keinem Zeitpunkt auf der Strecke. Chaka Khans Intro zu „Ain’t Nobody“ perlt verführerisch, ehe mir mit dem Einsatz von Bass und Schlagzeug endgültig die Spucke wegbleibt. Der B&O-Signature-Sound ist
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präsent und, wenn nötig, unaufdringlich zugleich. Zwar ist das Soundprofil nicht als audiophil zu bezeichnen, der Klang wird jedoch stets sämtlichen Regeln des guten Geschmacks gerecht, steht auf breiter Bühne und ist warm und direkt. Wer mit den Voreinstellungen noch nicht ganz glücklich wird, kann via App, die für Android und iOS verfügbar ist, sein persönliches Feintuning vornehmen. Gestenreich In Sachen Bedienung setzt der Hersteller auf Gesten, die am Aludeckel der rechten Ohrmuschel umgesetzt werden: Lauter und leiser dreht man durch kreisende Bewegungen im und gegen den Uhrzeigersinn. Das Starten und Stoppen der Wiedergabe sowie das Annehmen und Beenden von Anrufen funktioniert per einfachem Fingertipp in der Mitte. Das solide arbeitende aktive Noise Cancelling wird durch Streichen von oben nach unten aktiviert und abgeschaltet, der für mehr Sicherheit auf der Straße zuständige Transparency Mode – der Außengeräusche über Mikrofone in die Hörmuschel leitet – durch Streichen von unten nach oben. Streicht man von links nach rechts beziehungsweise in die Gegenrichtung, springt die Wiedergabe jeweils einen Titel vor oder zurück. Lediglich drei Funktionen werden über klassische Tasten gesteuert: Ein- und Ausschalten sowie das Aktivieren von Pairing-Modus und Google Assistant. Letzterer bringt zusätzliche Funktionalität und Features – so kann der H9 etwa eingegangene Nachrichten
vorlesen oder über den aktuellen Wetterbericht informieren, ohne das Handy dafür in die Hand nehmen zu müssen. Insgesamt funktioniert die Steuerung via Touchpad tadellos, es muss jedoch darauf geachtet werden, Gesten präzise und an der richtigen Stelle durchzuführen. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase stellt das allerdings kein Problem dar. Die dritte Generation des Beoplay H9 gehört zweifellos zu den bestaussehenden und wohlklingendsten drahtlosen Lösungen, die der Markt derzeit zu bieten hat. Zugegebenermaßen ist der H9 mit einem Preis von über 450 Euro alles andere als ein Schnäppchen – für anspruchsvolle Musikfreunde aber sicher jeden Cent wert: Der Klang ist herausragend, und mit aktivem Noise Cancelling, Transparency Mode, Google-Assistant-Implementierung und einem breiten Frequenzgang bringt der H9 alles mit, was ein moderner Kopfhörer braucht. Zwar ist die höchstmögliche Lautstärke wie bei allen Wireless-Kopfhörern etwas zu gering, im Betrieb mit dem mitgelieferten Klinkenkabel kann der H9, an einen Verstärker angeschlossen, in Sachen Power und Klangqualität jedoch restlos überzeugen. Einzig die Steuerung via Touchpad ist etwas gewöhnungsbedürftig. Must-have!
Bewertung:
€ 453,– (UVP) www.bang-olufsen.com
Fotos: Hersteller
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elten war Unboxing ein derart sinnliches Vergnügen. Wer den neuen H9 des dänischen Soundexperten Bang & Olufsen aus der Verpackung hebt, merkt sofort, dass es sich dabei um ein besonderes Produkt handelt. Schon das haptische Erlebnis ist dank der Verwendung edelster Materialkomponenten ein Genuss: Die schmeichelweichen Ohrpolster aus adaptivem Memoryschaum sind in Lammleder gehüllt, der Kopfbügel ist aus Rindsleder gefertigt. Die Abdeckungen der Ohrmuscheln bestehen aus eloxiertem und poliertem Aluminium, Rahmen und Gelenke aus hochwertigem Edelstahl. State of the Art!
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LIVE SPÜRT MAN MEHR Zwei Farbvarianten Der neue H9 ist wahlweise in schlichtem Schwarz oder als Beige-Gold-Version erhältlich. Musikjournalist Robert Fröwein präsentiert: die besten Live-Alben aller Zeiten!
Nirvana MTV Unplugged In New York 1994, Geffen Records
FEATURES • Drahtloser Over-Ear-Kopfhörer mit aktivem Noise Cancelling • Bis zu 25 Stunden Laufzeit mit ANC • Frequenzbereich: 20–22.000 Hz • BT 4.2, AptX LL, CvC, AAC, SBC • 197 × 200 × 52 mm, 285 g
PRO & CONTRA + Herausragende Soundeigenschaften + Hoher Tragekomfort + Google-Assistant-Unterstützung – Touchpad-Steuerung etwas gewöhnungsbedürftig
Edelste Materialien Lamm- und Rindsleder, Stoff, eloxiertes Aluminium und Edelstahl sehen nicht nur gut aus, sondern fühlen sich auch gut an.
Live-Alben – wozu? Wer sich diese Frage stellt, dem gehört vielleicht noch einmal eine Extralektion Musikerziehung aufgebürdet. Selbstredend gibt es die pflichterfüllenden, nichtssagenden, mediokren. Aber es gibt auch die einzigartigen, legendären, unverzichtbaren. „Unplugged In New York“ heißt das Glanzstück von Nirvana, das dank Kurt Cobains Kompromisslosigkeit die von MTV initiierte Reihe für immer verändern sollte. Als er bei den Proben das verpönte „Rape Me“ anspielt und den Verantwortlichen die Schweißperlen aufsteigen, ist das eines der letzten Rock’n’Roll-Statements, bevor der Grunge wenig später mit seinem Heilsbringer in die ewige Verdammnis rutschen sollte. Weiße Lilien, dunkle Stoffe und mystische Kerzen stellen die Aura einer Beerdigung dar. Von den zahlreichen Megahits spielen Nirvana nur „Come As You Are“. Es hätte dem Antirockstar-Gestus Cobains widersprochen, gebe er dem Volk, wonach es geifert. Stattdessen: ausgewählte Cover-Versionen von David Bowie, den Vaselines oder den befreundeten Meat Puppets. Was „Pennyroyal Tea“ oder „Something In The Way“ bereits ankündigen, vervollständigt sich im letzten Konzertdrittel. Bei den Fremdkompositionen fährt Cobain zur Form seines Lebens auf: Das country-eske „Lake Of Fire“ zerbricht durch sein Timbre wie Porzellan, bei Leadbellys legendärem „Where Did You Sleep Last Night“ überschlägt sich die fragile Stimme. Der damals 26-Jährige schreit all den Schmerz aus Leib und Seele, der ihn nur wenige Monate später das junge Leben kosten sollte. Das ganze Album ist ein livehaftiger Moment voll Schmerzen und Katharsis. Ein nihilistisches Aufbäumen gegen das Unvermeidliche, das vom sonst so wirsch dahinklopfenden Dave Grohl mit angenehmer Percussion begleitet wird. Dass Cobain zu diesem Zeitpunkt an Heroinentzug leidet, ist Voraussetzung für die intime Intensität, die dieses historische Tondokument so leuchtend erstrahlen lässt. Während Livealben meist eine hingebungsvolle Zelebration des eigenen Könnens sind, lassen Nirvana Platz für Unsicherheit und das Imperfekte. Kurt Cobains künstlerisch größter Moment ist gleichzeitig der Tod der Flanellhemden- und Strickjacken-Ära. Und in seiner Sanftheit auch das Ende der letzten RockRevolution.
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Spielwiese 2020 – ein Spielejahr, das wieder allerhand Neuerungen in Sachen Hardware (Xbox Series X, PS5) sowie zahlreiche Gaming-Schmankerln auf den Markt bringt. TEXT: JOACHIM SCHMIDA
The Last Of Us Part 2
Gears Tactics Im April ist die Veröffentlichung von „Gears Tactics“ sowohl auf dem PC als auch auf der Xbox One geplant. Die dürfte vor allem Fans der legendären XCOM-Reihe Freudentränen ins Gesicht zaubern, handelt es sich dabei doch um ein – aktuell ohnehin eher selten erscheinendes – rundenbasiertes Strategiespiel. Was wir wissen: The Coalition und Splash Damage zeichnen sich für die Entwicklung verantwortlich und siedeln das Spiel zwölf Jahre vor dem ersten Teil der Gears-Saga an. Wir sind auf alle Fälle schon mehr als gespannt, ob es der TaktikTitel mit der Strategie-Perle XCOM aufnehmen kann.
50| gcheckt: games
Cyberpunk 2077 Das polnische Studio CD Projekt RED („The Witcher“) beglückt uns Mitte September mit dem storygetriebenen Open World-Rollenspiel „Cyberpunk 2077“. Schon die Präsentation auf der E3 2019 mit Keanu Reeves war das Highlight der Messe. Was wir über den Inhalt bis dato wissen: „Cyberpunk 2077“ spielt in Night City – einer Megalopolis, deren Bewohner von „Macht, Glamour und Körpermodifikationen“ besessen sind. Als gesetzloser Söldner ist man auf der Suche nach einem einzigartigen Implantat: dem Schlüssel zur Unsterblichkeit. Allein die musikalische Untermalung mit Acts wie Grimes, Run the Jewels oder Refused ist beachtlich und lässt umso mehr hoffen, dass die neue IP ein richtiger Kracher im Sci-Fi-RPG-Universum werden könnte.
Fotos: Hersteller
Die Veröffentlichung von „The Last of Us Part 2“ war ursprünglich für den 21. Februar angesetzt, Naughty Dog mussten den Termin jedoch auf 29. Mai schieben. Wir sind jedenfalls nicht minder gehypt, war doch Teil 1 des Survival-Spiels eines der wahrscheinlich außergewöhnlichsten Games der jüngeren Spielegeschichte. Es wird schwer, den Vorgänger zu toppen, wir hoffen dennoch, dass die Fortsetzung kein Abklatsch wird, sondern in Sachen Stimmung, Atmosphäre und Plot nochmals eins draufsetzen kann.
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… und aus Nik P. Nikolaus Presnik, dann muss Großes im Busch sein. Und wahrlich: Im Oktober präsentiert der Schlager-Star im Salzburger Festspielhaus seine Hits erstmals in klassischem Gewand. TEXT: ALEXANDER HAIDE
Wenn man sich die entstehenden Produktionskosten ansieht, kann sich das mit einem einzigen Konzert und einer DVD nicht ausgehen. Kommt die Klassik-Tournee? (lacht verlegen) So kann ich das nicht sagen, das wissen wir nicht. Das geht erst, wenn wir den Erfolg sehen. Der Verkauf zeigt mir aber, dass ich viele große Fans habe, die hinter mir stehen und mich in diesem festlichen Rahmen sehen wollen und sofort Karten kaufen. Sie
wissen, dass ich kein Sprücheklopfer bin, sondern dass das etwas Großes wird. Kannst du dich an das erste CrossoverAlbum erinnern, das dich fasziniert hat? Ich war immer schon ein ganz großer Fan von Queen. Queen haben immer wieder Klassik einfließen lassen, das hat mich sehr begeistert. Für mich ist das eine der besten Rock-Bands, die es je gegeben hat und die den Weg über die Klassik gesucht und das unglaublich gemeistert haben. Durch die klassischen Elemente hat das eine unglaubliche Kraft bekommen, die ich sonst bei keiner Rock-Band erlebt hab’. Wenn ich mir „One Vision“ anhöre, wie das Orchester da hineinkommt … ein Wahnsinn! Da hab’ ich Gänsehaut. Ist dir die klassische Komponente all die Jahre in deiner Karriere abgegangen? Abgegangen nicht, es war aber immer schon ein Traum, meine Musik einmal im orchestralen Kleid präsentieren zu dürfen. Es ist doch etwas ganz Einzigartiges, wenn ein Orchester hinter dir auf der Bühne steht. Wie oft hast du das denn schon in deinem Leben? Es kommt auch immer auf die Songs an. Ich glaube, dass ich Songs geschrieben habe, die sich einfach für Klassik anbieten. Ist ein Mega-Hit wie „Der Stern“ Fluch oder Segen? Man muss schon sehen, wohin mich der
Foto: Nik P.
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in Stern (der deinen Namen trägt)“ und „Geboren um dich zu lieben“ – mit diesen beiden Liedern brannte sich Nik P., bürgerlich Nikolaus Presnik, tief in die Geschichte der deutschsprachigen Musik. Vor allem jener Gassenhauer, den er heute meist verkürzt „Der Stern“ nennt, brach jegliche Rekorde. Mehr als eine halbe Million Mal verkaufte sich der Song und stieß Freddy Quinns „Die Gitarre und das Meer“ vom ewigen Chart-Thron: Kein anderer Titel hielt sich länger in der deutschen Hitparade. Nik P. goes Klassik – es wäre einfach, das neueste Projekt des gebürtigen Kärntners darauf zu reduzieren. Vielmehr erfüllt sich Herr Presnik damit einen Lebenstraum. Die Premiere findet am 30. Oktober im Großen Festspielhaus in Salzburg statt, dort, wo normalerweise nur die Granden der Hochkultur auftreten. Bereits die Ankündigung des Projekts schlug hohe Wellen: Während die Präsentation vor versammelter Presse und über die Social-Media-Kanäle des Stars lief, wurden mehrere Hundert Tickets in wenigen Minuten verkauft.
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Song gebracht hat. Vor dem „Stern“ war ich gut unterwegs, in Deutschland bin ich eher als Nebenerscheinung gelaufen. Und dann kommt dieser gewaltige Hit, der mich innerhalb dieses Genres zu jemandem gemacht hat. Da kamen plötzlich die Superstars auf mich zu, haben sofort gratuliert. Weil jemand, der so einen Song schreibt und die Massen bewegen kann … Das ist schon etwas Großes gewesen! Ich hab’ das Liadl irgendwann geschrieben, dass es so aufgeht, hab’ ich nicht erwartet. Wenn ich Songs schreibe, dann kümmere ich mich nicht darum, ob das jetzt ein Hit wird. Ich schreib’ aus meiner Seele heraus. Wenn es gut ist und für mich passt, dann gehe ich damit raus.
Foto: Nik P.
Viele Künstler, die Superhits geschrieben haben, wissen, dass ihnen das vermutlich nicht noch einmal gelingen wird. Hattest du nach „Ein Stern“ so etwas wie Erfolgsblues? Die anderen fordern das ja immer wieder. Wenn du
Nik P. 2020 erfüllt sich Schlagerstar Nikolaus Presnik einen Lebenstraum und gibt seine großen Hits gemeinsam mit seiner Band und mit großem Symphonieorchester unter der Leitung von Dirigent Edward Mauritius Münch einmalig im Großen Festspielhaus Salzburg. Folgt eine Tour? Wir werden sehen!
etwas ablieferst, sagen die: Das ist gut, aber kein „Stern“. Aber das habe ich schon gehabt. Ich bin da ehrlich. Ich will nicht auf das reduziert werden. Ja, ich habe „Der Stern“ geschrieben, aber auch viele andere Songs. Ja, ich hab’ auch „Geboren um dich zu lieben“ geschrieben. Zwangsweise werde ich auf das reduziert, das will ich aber gar nicht. Durch das Klassik-Projekt möchte ich auch zeigen, dass es noch viel mehr von mir gibt. Ist das eine zusätzliche Abgrenzung zum Ballermann-Schlager? Klar. Ich war nie für das. Ich hab’ mich da immer ein bissl zurückgehalten. Ich trete noch immer in Zeltatmosphäre auf, aber nur, wenn ich konzertant auftreten kann. Das ist die Voraussetzung für jeden Veranstalter. Ich komme, ich gebe ein Konzert, aber auf meine Art und Weise. Konzertant. Wenn das umsetzbar ist, mache ich das. Ich möchte, dass die Fans mir zuhören. Ich hab’ was zu sagen, in alle Richtungen. Es soll Stimmung sein, es soll fröhlich sein, es soll gelacht werden. Es soll aber auch zum Nachdenken anregen. Ich möchte mit Musik berühren, das ist für mich immer das Wichtigste gewesen. Macht es für dich einen essenziellen Unterschied, ob du vor Club-Publikum, in einer großen Halle oder auf dem „geheiligten“ Boden im Großen Festspielhaus in Salzburg auftrittst? Ganz so wurscht ist es mir net, das muss ich schon sagen. Ich hab’ auch kein Problem damit, vor nur zehn Leuten zu spielen, oder wie am vergangenen Wochenende vor 13.000 in Oberhausen. Es macht immer Spaß! Wenn du aber ein
Konzert gibst und das ist ausverkauft, ist das schon eine große Anerkennung für mich. Ob das fünfzig oder zehntausend sind, ist egal. Aber der Rahmen ist für mich schon wichtig. Ich möchte bei keinem Oktoberfest auf der Bühne stehen, wo es keinen Arsch interessiert, wer da gerade spielt, weil es nur um die Maß Bier geht. Dafür ist mir das, was ich mache, zu schade. Es gibt andere Künstler, die das gerne machen, die davon gut leben. Das ist alles recht und gut, jeder soll machen, was er für richtig empfindet. Was sagen deine Kinder zum Star-Papa? Die sind total stolz! Ich muss ehrlich sagen, dass meine Kinder Fans sind. Die kommen zu meinen Konzerten. Ich sag’ immer, dass sie bitte nicht in der ersten Reihe stehen sollen, weil mich das emotional so berührt. Wenn sie mitsingen und dann kommt so ein Herzens-Song von mir, dann würde ich die eine oder andere Träne verlieren. Und das auf der Bühne. Das brauch’ ich net. Da möchte ich, dass sie weiter hinten stehen, wo ich sie nicht unbedingt sehe. n Nikolaus Presnik gastiert am 30. Oktober symphonisch im Großen Festspielhaus Salzburg. Im gewohnten Rahmen und mit Band spielt Nik P. kommendes Jahr etwa in der Stadthalle Steyr und der Burgarena Finkenstein, im Juli gibt es sein großes Heimspiel in Friesach, außerdem gastiert er im Rahmen der Schlagernacht in St. Martin, beim Steirern Sommer Open Air in Pöllau, beim Murtal Sommer Open Air in Zeltweg und (für die Vorausplaner) im Juli 2021 beim Open Air Sinabelkirchen.
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Live spürt man mehr! Turbobier King of Simmering Tour Am 21. Dezember luden Turbobier zum „King of Simmering“-Tourabschluss ins Wiener Gasometer. Stefan Kuback hat „das fetteste Turbobier-Konzert aller Zeiten“, das Yokohomo und Kultkuttenträger Romano eröffneten. Die nächste fette Party steigt beim TurboFest am 1. Mai in München!
Alter Bridge Walk The Sky Tour Im Rahmen ihrer „Walk The Sky“-Tour machten die amerikanischen Rockstars von Alter Bridge mit The Raven Age und Shinedown im Vorprogramm am 29. November im Gasometer Station. Stefan Kuback hat die Fotos!
Michael Kiwanuka European Tour Am 6. Dezember füllte Michael Kiwanuka mit seinem selbstbetitelten Album und Celeste im Vorprogramm die Wiener Stadthalle F bis auf den letzten Platz. Eva Ruiz hat die Fotos! Kiwanuka gastiert am 21. Juli erneut in Wien, im Open-AirAreal der Arena!
Deep Purple
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Live in Concert Tour Am 1. Dezember gastierten vor der Linse von Niko Auer die legendären Hardrocker Deep Purple in der Messehalle Klagenfurt. Deep Purple kommen 2020 wieder: Im Juli aufs Clam Rock auf Burg Clan und aufs Lovely Days in Eisenstadt!
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POST SCRIPTUM
übrigens! Joan As Police Woman gastiert als Trio mit ihrem neuen Album „Cover Two“ zwischen 16. und 18. Mai im Porgy & Bess, Dom im Berg und Posthof. Die streng limitierten Nova Rock-Tageskarten sind bereits im Verkauf! Nach seinem famosen Konzert in der ausverkauften Stadthalle F vergangenen Winter lädt Soul-Superstimme Michael Kiwanuka am 21. Juli zum lässig-lauen Sommerabend in das Open-Air-Areal der Arena. Die Vereinigten Bühnen Wien zeigen den Musical-Publikumserfolg „Cats“ auch ab Herbst 2020 im Wiener Ronacher. Mit ihrem aktuellen Album „i,i“ vervollständigten Bon Iver (Foto) den Jahreszeitenzyklus: 2007 erschien mit „For Emma, Forever Ago“ das Winteralbum, auf das 2011 das Frühlingsalbum „Bon
Iver“ und 2016 das Sommeralbum „22, A Millionen“ folgten. Am 11. November gastieren die US-Folker mit ihrem Zyklus in der Wiener Stadthalle D, am selben Tag gastiert Gregory Porter in der Wiener Stadthalle F nebenan.
GEWINNSPIELE finden Sie in dieser Ausgabe auf den Seiten 08–10 und 22–23. Sie können über das Gewinnspielformular auf www.ticketmagazin.com („!ticket Gewinnspiele Februar 2020“) mitspielen. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 15. Februar 2020.
Das nächste !ticket erscheint am 26. Februar 2020.
Foto: Graham Tolbert & Crystal Quinn
Fotos: Stefan Kuback, Eva Ruiz, Niko Auer
IMPRESSUM Herausgeberin, Chefredakteurin: Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteur & Chef vom Dienst: Stefan Baumgartner Anzeigen: Catharina Brand, Suzana Milic, Mag. Roberta Scheifinger Anzeigenproduktion & Verrechnung: Susanne Franzl Redaktion: Stefan Baumgartner, Amina Beganovic, Sebastian Fasthuber, Robert Fröwein, Angelika Goldmann, Walter Gröbchen, Markus Höller, Michaela Kurcsics BA BA MA, Mag. Joachim Schmida, Martin Schrapfeneder, Mag. Manuel Simbürger, Mag. Karin Steiner, Andreas Ungerböck, Stefan Verra Cartoon: Österreich in leiwanden Grafiken Lektorat: Gunther Natter Fotos: siehe Copyright Cover: Barracuda Music Medieninhaber, Eigentümer, Redaktionsanschrift: CTS Eventim Austria GmbH, !ticket Eventmagazin, Mariahilfer Straße 41–43, 1060 Wien Designkonzept, grafische Produktion: QMM Quality Multi Media GmbH, Mariahilfer Straße 88a/II/2a,
1070 Wien Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager Druck: Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten Abonnements: !ticket Österreichs Eventmagazin Nr. 1 erscheint 10 x jährlich. Jahresabo Österreich: € 22,00, Jahresabo Europa: € 44,00. Kündigung jeweils acht Wochen vor Ablauf der Bezugsfrist nur schriftlich eingeschrieben oder per E-Mail an abo@ticketmagazin.com. Einzelpreis: € 2,90 Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos übernehmen wir keine Haftung, eine Rücksendung erfolgt nicht, es besteht kein Recht auf Veröffentlichung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Nachträgliche Honorarforderungen für nicht veröffentlichte Fotocredits werden nicht anerkannt. Alle Inhalte vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Die Offenlegung lt. Mediengesetz finden Sie auf www.ticketmagazin.com/impressum
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Körpersprache Eine Kolumne von Stefan Verra
Russische Ärzte, IT-Fuzzis in Texas, Juristen in Frankreich und Studenten an Universitäten, ihnen allen erklärt Stefan Verra die Körpersprache. In seinem aktuellen Buch „Leithammel sind auch nur Menschen – die Körpersprache der Mächtigen“ analysiert er, was „die da oben“ mit ihrer Mimik und Gestik eigentlich sagen wollen. Und wenn Sie einmal bei einer Veranstaltung dabei sind, werden Sie am Ende nicht wissen ob sie mehr gelacht oder mehr gelernt haben. Die Seite zum Thema: stefanverra.com
„Musik ist für die Augen“
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ch war ein Sting Fan. Wirklich. Mehr als Sie es sind. Ich schwör’s. Live habe ich ihn viermal gesehen, das letzte Mal bei seiner Reunion-Tour mit The Police. (Für das Ticket zahle ich heute noch Kredit zurück.) Aber jedesmal verließ ich das Konzert mit einem schalen Beigeschmack. Heute weiß ich, warum. Die Musik war wunderbar gespielt. Aber in Erinnerung bleibt, dass die Konzerte eines waren: langweilig. (Stingfreunde, ich sehe euch Kopf schütteln. Entspannt euch und widmet euch wieder eurem HermannHesse-Reclam.) Wir alle gehen nämlich zu einem Konzert, um auch (!) etwas auf die Augen zu bekommen! Egal ob Mariss Jansons am Pult schier ausflippt, Pink ihre unglaublich energiegeladene Körpersprache darbietet oder Heavy-Metal-Bands mit ihrer Mimik „best of Böse“ zeigen: Alle liefern sie eine Show für die Augen. Klar, Show ist auch das Licht, die Pyrotechnik und das Bühnenbild. Vor allem aber sind es die Menschen auf der Bühne, die wir dort agieren sehen wollen. Wir sind nämlich abhängig von ihrem
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körpersprachlichen Ausdruck. Er zeigt uns, wie wir eine Musikstelle zu verstehen haben. Wenn Harnoncourt seinen Primgeiger irre anstiert (sorry, Maestro), als wolle er ihm die Saiten um den Hals legen, erkennt auch der, der nur aus gesellschaftlichen Gründen ins Konzerthaus geht, „oh, das scheint jetzt intensiv zu sein“. Wenn Helenchen (sorry, Maestra) über ihre Atemproblemchen singt, verzieht sie dabei ihr Gesicht so leidend, dass 50 Prozent ihres Publikums am liebsten sofort mit Mund zu Mund Beatmung zur Stelle wären. Und wenn die Metal-Musiker ihre Köpfe schütteln, schüttelt die ganze Halle mit. Die Körpersprache auf der Bühne macht ein Konzert zu einem Erlebnis, das mehr ist als das Abspielen von Liedern. Je klarer die Musiker das „Meaning“ des Stückes zeigen, desto besser können wir uns reinfühlen. Das ist ein Mitgrund, warum beim virtuosen Jazzgitarristen, der im Keller mit Strickpullover fast entrückt in sich hineinspielt, weniger Besucher kommen, als, sagen wir, bei Florian Silbereisen. Bands wie Deichkind, Slipknot und Cro machen es uns schwerer, mitzufühlen.
Denn sie tragen Masken. Damit haben sie einen hohen Wiedererkennunsgswert. Aber die Gesichter bleiben eben auch unbewegt. Erst die schiere LiveGewalt der Shows zum Beispiel von Slipknot mit ihrer enormen körpersprachlichen Intensität hilft uns darüber hinweg. Aber eines steht fest: Wenn das Gesicht sich hinter einer Maske verbirgt und damit regungslos ist, bleibt immer Distanz zwischen Publikum und Bühne. Ach ja, wenn Sie wieder mal eine Präsentation halten und Ihre Inhalte in Sting-Manier unbewegt runterleiern, lösen sie auch wenig Begeisterung aus. Für Sie persönlich bedeutet das: Zeigen Sie Humorvolles mit humorvoller Mimik, Ernstes mit Ernstem und Stabiles mit einer selbstsicheren Gestik. Und nein, dafür müssen Sie nicht (silbereisenmäßig) nach den Sternen greifen.
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Wer meint, Musik kann man nur mit den Ohren erleben, liegt falsch. Ein gutes Konzert spricht zuerst den Sehsinn an.
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