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Österreichs Eventmagazin Nr.1
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Esther Graf über Spotify, Ambitionen, Selbstkritik und ungefragtes Feedback von Männern
SEP 2 0 2 4
Damit sind Sie live dabei! musik show sport theater kabarett 2,90 € Ausgabe 272
Lili Paul-Roncalli darüber, wie schwerig der Drahtseilakt zwischen Zirkus-Nostalgie und der modernen Welt ist
GRUSELN MIT AUSTROFRED
Eine unheimliche Geschichte von Austrofred auf Seite 25!
Dominik Wlazny kannte man lang nur als Marco Pogo von Turbobier. Aus Jux wurde damals auch die Bierpartei gegründet, eine Partei, die man mittlerweile mehr als ernst nehmen muss ...
CAMERON MACKINTOSHS SPEKTAKULÄRE NEUPRODUKTION VON ANDREW LLOYD WEBBERS
CIRCUS-THEATER RONCALLI
Nostalgie und Atmosphäre kann Roncalli. Aber man wird auch den Ansprüchen der modernen Welt gerecht, wenn man etwa auf Tier-Hologramme oder Bahn-Transport setzt, verrät uns Lili Paul-Roncalli.
Ich identifiziere mich als aufgeklärter Mensch, pro-feministisch, mitte-links, weltoffen. Und dennoch werde ich in meinem Umfeld hie und da zurechtgewiesen: „Der Witz ist politisch nicht korrekt.” Jo eh. Über die ur-eigenen Grenzen von Humor zu diskutieren ist nicht erst seit gestern mühselig. Klar, es gibt soziale Normen, eine Situationsabhängigkeit und natürlich auch die mitschwingende Intention. Aber: Im ZEIT-Magazin von 17. Juli frug Alard von Kittlitz nicht ganz zu Unrecht, warum Linke sich eigentlich stets als moralische Spaßbremse geben, ständig auf Ungerechtigkeiten, Bigotterien und Lügen im bürgerlichen Gesellschaftssystem hinweisen müssen. Wobei: Ganz so streng sind Linke (der Einfachheit halber mal über den Kamm geschert) nun auch wieder nicht – zumindest, wenn ihre Bonmots Personen oder Gruppierungen treffen, die es ihrer Meinung nach „verdient” haben. Ich denke da zurück an „KILL TILL”-Plakate, die an Till Lindemann, den Sänger von Rammstein gerichtet waren und Bezug nahmen auf die (mittlerweile fallengelassenen) Vorwürfe, er hätte junge (volljährige) Frauen unter Drogen gesetzt und zu Sex genötigt. Der Konsens, dass sexuelle Nötigung widerstandsunfähiger Personen widerlich und zu ahnden ist, ist indiskutabel. Jemand hierfür im privaten Hinterstübchen den Tod zu wünschen, ist vermutlich für ein Gros selbst der aufgeklärten Gesellschaft nachvollziehbar, insbesondere,
wenn man selbst betroffen ist, ähnliche Erfahrungen gemacht hat oder es sich um das eigene Kind handelt. Gedanken wie diese sind in Extremsituationen „nur allzu menschlich”, jedoch: Rache widerspricht unserer Rechtsstaatlichkeit, unserem moralischen und ethischen Konsens. Mit einer derartigen öffentlichen Äußerung begibt man sich daher freilich zu Recht selbst ordentlich aufs Glatteis.
Aufs Glatteis begab sich erst kürzlich nicht nur Kyle Gass von Tenacious D, der sich bei einem Auftritt in Sydney zum Geburtstag wünschte, „Donald Trump beim nächsten Mal nicht zu verfehlen” – Bandkollege Jack Black brach daraufhin die Tournee ab. Mit Gass am Glatteis befand sich auch der deutsche Satiriker El Hotzo; er hatte auf das Attentat mit dem Kommentar „leider knapp verpasst” reagiert und nachgelegt: „Ich finde es absolut fantastisch, wenn Faschisten sterben.” Sogleich fühlte ich mich erinnert an Stermann und Grissemann, die 2000 im Umfeld der Regierungsbildung in Österreich im Rahmen eines Interviews die Aussage tätigten: „Ich glaube, wenn man Haider derzeit stoppen wollte, müsste man ihn erschießen.” Für sie gab es damals ein sofortiges, wenngleich kurzes Sendeverbot im ORF, bis man sich förmlich bei Haider entschuldigte (Jedoch acht Jahre später, nach seinem tödlichen Unfall, erneut Parlamentsdebatten auslöste, da man in „Willkommen Österreich” die Grenzen der Pietät überdehnte.). El Hotzo
hat seine – bisher trotzig unentschuldigt gebliebene – Aussage seinen Job als Moderator der Sendung „Theoretisch cool” beim RBB gekostet. Es ist nämlich weder theoretisch noch praktisch cool, jemandem Leid oder gar den Tod zu wünschen, ganz egal wie hoch der – Entschuldigung! –Arschlochfaktor ist. Selbstverständlich finden es viele bedauerlich, dass das Attentat von Stauffenberg auf Hitler missglückt ist, möglicherweise hätte dies tausende Menschenleben gerettet. US-Senator Lindsey Graham sagte 2022 im Gespräch mit Fox News, jemand solle Putin „ausschalten”. Auch dies hätte – möglicherweise – Menschenleben gerettet. Dieser Tyrannenmord beschäftigt Gesellschaften seit Aristoteles, heute gilt dies als ethischer Grenzfall, maßt sich doch eine Einzelperson oder eine Gruppierung an, im Namen einer höheren Gerechtigkeit das Recht zu brechen. Wer dem Tyrannenmord leichtfertig das Wort spricht, so der Theologe Ulrich Körtner am 20. Juli in der Kleinen Zeitung, bereitet den Weg, den Mord als Mittel der Politik zu legitimieren. Und das ist, in meinen Augen, nicht einmal als Witz lustig – ganz egal, wie sehr es einem etwa vor einer nahenden, zweiten Präsidentschaft von Trump schaudert. Da schon lieber einen unbedachten, infantilen „Deine Mutter”Witz reißen. Das ist zwar nicht zeitgemäß, aber der Schaden vergleichsweise: begrenzt.
Stefan Baumgartner (Chefredakteur)
[12] Please Madame werden sich immer stärker ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst [14] Circus-Theater Roncalli Lili PaulRoncalli über den Drahtseilakt zwischen Zirkus-Tradition und den Ansprüchen einer modernen Welt [18] Tischtennis EM Wahlösterreicherin Sofia Polcanova über physische und psychische Stärke [20] Christoph & Lollo über den Wandel von Sprache, Beschwörungsformeln und beleidigte Leberwürste [22] Esther Graf über mentale Stärke, Sichtbarkeit von Frauen und Spotify
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Oasis. Die vielleicht beste BritpopBand veröffentlichte nicht nur Ende August die Jubiläums-Edition ihres 1994 erschienenen Debüt-Albums „Definitely Maybe”, sondern kündigt auch an, was sich Fans über Jahre hinweg erhofften, bisher aber unwahrscheinlicher schien als fliegende Kühe: eine Reunion! Am 27. August wurde verlautbart, dass sich Noel und Liam „wieder vertragen” und für eine Reunion gemeinsam auf die Bühne gehen werden. Bisher wurden 14 Konzerttermine für 2025 verlautbart, bislang alle in Großbritannien. Da der Redaktionsschluss vor dem Vorverkaufsstart am 31. August war, kann man nur mit ziemlicher Sicherheit vermuten, dass alle Termine umgehend ausverkauft waren. Ob weitere Konzerte, insbesondere auch in Österreich, folgen, stand zu dem Zeitpunkt noch nicht fest. n Meldet euch auf oeticket.com für den Ticketalarm für Oasis an, um informiert zu werden, wenn ein Konzert hierzulande folgt!
Aut Of Orda. Gut vier Monate nach der Veröffentlichung des Debütalbums „Das Empörium schlägt zurück“ verlässt Austropop-Star Christopher Seiler das Kollektiv, um sich auf Seiler und Speer und andere Projekte zu konzentrieren. Neu an Bord ist der Salzburger Rapper Dame, gleich bleibt die Idee der musikalischen Grenzenlosigkeit. Der Ausstieg von Seiler mag für die Fans überraschend kommen, aber zumindest gibt es kein böses Blut und keine Animositäten: „Ich verstehe mich mit den Jungs wie am ersten Tag und wünsche ihnen nur das Beste. Ab jetzt halt ohne mich, aber das wird dem Projekt nichts abtun.“ Paul Pizzera verspricht: „Dani Fellner und ich werden weiterhin Exporthits mit Wortwitz liefern.“ n Die nächste Show von Aut Of Orda findet am 5. Dezember im Gasometer statt. Ob Christopher Seiler zumindest als Gast auftritt, ist noch nicht bekannt. Paul Pizzera erleben wir mit Pizzera & Jaus im Herbst in Kufstein und in Grafenegg, mit seinem Live-Podcast im Herbst, Winter und Frühjahr in Wien, Salzburg und St. Pölten. Nicht zuletzt freuen sich Seiler und Speer wohl auch schon auf ihre Jubiläums-Show im Ernst-Happel-Stadion am 19. Juli ...
NEU: klassikticket.at Österreichs größtes Klassik- und Kulturportal
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Mag. Roberta Scheifinger
Chefredakteurin und Herausgeberin
So rasch geht es! Kaum hat er angefangen, schon ist er auch wieder vorbei, der Open-Air-Sommer – und erneut haben wir bei teils Kaiserwetter fantastische Konzerte etwa in Linz, in St. Pölten, im Burgenland oder auch in der METAStadt und im Stadion erleben dürfen! Aber nicht verzagen, die ersten Termine für den nächsten Sommer sind schon fixiert: Das Nova Rock findet zwischen 12. und 14. Juni statt, als erste Bands wurden u. a. Slipknot, Electric Callboy und Wanda bekannt gegeben. Das LIDO SOUNDS wird zwischen 27. und 29. Juni über die Bühne gehen, mit dabei sind u. a. AnnenMayKantereit, Beatsteaks und eine meiner heimischen Lieblingsbands: Uche Yara. Und auch für das FM4 Frequency ist bereits ein Termin fixiert: Zwischen 14. und 16. August feiert das Festival seinen 25. Geburtstag, mit welchen Künstler:innen ist noch ein kleines Geheimnis. Tickets sind bereits bei oeticket erhältlich!
Aber auch in den Wochen und Monaten bis dahin stehen bereits zahlreiche Highlights in meinem Kalender, darunter die neue James-Bond-Ausstellung, die ab 7. September in der METAStadt gastiert, das Circus-Theater Roncalli, das im Herbst durch Österreich tourt (Lesen Sie dazu unser spannendes Interview mit Lili Paul-Roncalli!), oder auch die Tischtennis-EM, die im Oktober in Linz gastiert. Mit der Wahl-Österreicherin Sofia Polcanova, die unsere Nation vertreten wird, haben wir ebenfalls ein sehr angeregtes Gespräch geführt. Sie haben, wie auch ich, nur noch die altbekannte „Qual der Wahl”, so wie auch am 29. September bei der Nationalratswahl, für die erstmals Dominik Wlazny, auch bekannt als Marco Pogo von Turbobier, mit seiner Bierpartei antreten wird. Was er plant, lesen Sie in unserer Coverstory!
Gute Unterhaltung wünscht Roberta Scheifinger
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Die Gewinnspiele der aktuellen Ausgabe finden Sie auf den Seiten 06, 12–13 und 22
Zu gewinnen gibt es:
• einen € 50 Gutschein für Webhotels
• vier CDs von Please Madame plus je 2x2 Tickets für ihr Konzert in Wien & Graz
• 1x2 Tickets für Esther Graf in Wien
Eine Teilnahme an den Gewinnspielen ist möglich auf oeticket.com/magazine im Beitrag „!ticket Gewinnspiele September 2024“. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 15. September 2024.
Fotos: Barracuda Music (Finch), Peter Rigaud (Alfred Dorfer), Daphne von Schrader (Luca Malina)
Alfred Dorfer schreibt sich in seinem neuesten Soloprogramm „GLEICH” mit Freude seine Welt und teilt auf Augenhöhe aus. Mit sympathischer Souveränität und viel Selbstironie nimmt er als genauer Beobachter unseres Alltags gesellschaftliche Strömungen als rhetorischer Bruder Leichtfuß aufs Korn. Vergnüglich und gekonnt spielt er mit seinem Publikum, nichts und niemand ist vor seinen unerwarteten Gedankengängen ab Oktober u. a. in Wien, Graz, Linz und Klagenfurt sicher.
Jameson Connects geht in die zweite Runde, und zwar am 12. Oktober in der Ballonhalle des Arsenals! Das einzigartige Festival verbindet Musik-, Street Food- und Whisky-Liebhaber:innen gleichermaßen und wird nach dem großen Erfolg des letzten Jahres noch größer, bunter und aufregender. Allein das fantastische Line-Up verspricht ein unvergessliches Erlebnis: KYTES, Sharktank, Naked Cameo und Shane Ó Fearghail & the Host sorgen in der Ballonhalle für mitreißende Stimmung, während RAHEL, Toby Whyle und Luca Malina (Foto) die Outdoor-Bühne zum Beben bringen. Good people, good music und good vibes für alle ab 18 Jahren!
Finch ist seit 10 Jahren nicht mehr aus der deutschsprachigen Musiklandschaft, den Charts und größten Konzertbühnen wegzudenken, ich erinnere mich da etwa zurück an sein bombastisches Konzert – Stichwort: „Eskalation!” – diesen Juli in der ausverkauften Open-Air-Arena. Nun kommt der nicht mehr ganz so asoziale „David Hasselhoff Ostdeutschlands” am 4. Oktober für ein Konzert live in die Wiener Stadthalle und wird wohl auch dort wieder für eine amtliche „Dorfdisko” sorgen ...
Dominik Wlazny will mit seiner Bierpartei ins Parlament. Der Turbobier-Sänger, Unternehmer, Buchautor, Kabarettist und studierte Mediziner verstand sein politisches Engagement zunächst als Satireprojekt. Inzwischen ist es ihm Ernst damit. Aber wofür steht die Bierpartei? Wen will sie ansprechen? Und sind Politik und Rock’n’Roll vereinbar?
TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER
(
Wien-Simmering, unweit der Gasometer.
gleich beim ersten Antreten den Einzug ins Parlament schaffen.
In einem Gewerbebau, der mehrere Firmen beheimatet, findet sich das Büro der Bierpartei. Es herrscht emsige Betriebsamkeit. Parteigründer und Spitzenkandidat Dominik Wlazny, auch bekannt unter dem Namen Marco Pogo, gibt am laufenden Band Interviews. Von seinen Erfahrungen als Musiker weiß er: Jegliche Promo und mediale Präsenz hilft. Ende September möchte er mit der Bierpartei
Du bist bist Rockmusiker und nun auch Politiker. Wie ist es, sich in derart verschiedenen Welten zu bewegen? Spannend. Ein Beispiel: Prinzipiell duze ich alle. Ich merke aber, dass nicht mehr alle zurückduzen. Daran muss ich mich erst gewöhnen. Wahrscheinlich liegt das an meinen politischen Ambitionen. Oder daran, dass ich doch nicht mehr 18 bin.
Kann man sagen, dass deine Politlaufbahn als Spaßprojekt begonnen hat und mittlerweile Ernst daraus geworden ist? Das kann man so sagen. Ich hab die Bierpartei als Satireprojekt gegründet, aber auch zu Beginn schon immer wieder durchblitzen lassen, wo ich stehe und was mir am Herzen liegt. Ich find’s auch leiwand, wenn sich Projekte weiterentwickeln. Das ist ähnlich wie in der Musik, immer nur dasselbe Album zu veröffentlichen ist auf Dauer auch fad.
An welchem Punkt wurde es ernst? Das war nach der Wien-Wahl 2020. Mit elf BezirksrätInnen kann man schon was bewegen, und das haben wir dann auch gemacht. Es wäre für mein Empfinden schade gewesen, diese Mandate nicht sinnvoll zu nutzen. Außerdem hat man es als Satirepartei in Österreich auch nicht mehr sonderlich leicht bei der Konkurrenz im Parlament. Da habe ich mir gedacht: Dann muss halt die vormalige Satirepartei Ernst machen.
Kommt einem in der Politik der Spaß nicht abhanden? Den darf man sich nicht nehmen lassen. Generell gilt das für das ganze Leben. Alles muss von einer gewissen Leichtigkeit getragen sein. Sonst sollte man es besser bleiben
Cut. Dominik Wlazny nimmt einen Schluck aus seinem Glas. Der Raum für Meetings der Bierpartei verfügt neben einem sehr langen Tisch mit entsprechenden Sitzgelegenheiten auch noch über einen prall gefüllten Kühlschrank, in dem sich ausschließlich Turbobier befindet: Unter dem Namen seiner Band verkauft Wlazny auch Bier. Beim Gespräch gibt es wohlgemerkt nur Leitungswasser. Was zur nächsten Frage führt.
Wieviel Bier steckt eigentlich noch in der Bierpartei? Ich habe am Anfang viele Schmähs mit Bier gemacht. Man muss einem Projekt aber wie gesagt auch zugestehen, dass es sich im Lauf der Zeit weiterentwickelt. Der Name Bierpartei bleibt trotzdem. Ich finde ihn gut. Wir haben ihm Sinnhaftigkeit gegeben, indem wir sagen: Das „Bier“ in Bierpartei steht für „Bin in einer Reformbewegung“. Das drückt gut aus, was wir wollen. Außerdem mag ich Bier nach wie vor. Bier ist in Maßen genossen eine gute Sache. Es bringt die
Leute zusammen. Auf Bier reimt sich „wir”. Dieses Wir-Gefühl wollen wir zurückbringen. A bissl mehr Miteinander und weniger Gegeneinander, das würd der Politik generell gut tun.
Mit welchen Parteien ist eine Zusammenarbeit denkbar? Ein Miteinander gibt es für uns mit jenen, die konstruktiv daran interessiert sind, die Situation für die Menschen in diesem Land besser zu machen.
Beansprucht das nicht jede Partei für sich? Vermutlich würden das viele von sich behaupten. Was ich meine: Wenn jemand eine gute Idee einbringt, soll man sich die anhören und unterstützen. Man darf nicht gleich automatisch alles ablehnen, weil es von einer bestimmten Partei kommt. Das ist sicher auch ein Grund, warum die Leute so politikverdrossen sind. Dieses ständige Hickhack interessiert niemand.
Man hört oft, dass das Antreten der Bierpartei eigentlich der FPÖ in die Karten spielt, weil die potenzielle Wählerschaft eher aus dem Pool von SPÖ oder den Grünen kommt. Was sagst du dazu? Das halte ich für einen Blödsinn. Ein Einzug der Bierpartei könnte auch eine Zweierkonstellation Schwarz-Blau verhindern. Aber ich bin kein Politikwissenschaftler. Man wird sehen, was am Wahlabend rauskommt. Die Wähler der Bierpartei kommen aus allen Richtungen daher. Wir reichen allen die Hand und hören ihnen zu – egal, was jemand vorher gewählt hat.
Es gibt also keine primäre Zielgruppe wie Protestwähler oder junge Leute? Wir haben keine spezifische Zielgruppe. Die Dinge, die wir ansprechen, gehen uns alle was an, ob jung oder alt, ob Stadt oder Land. Von einem Zukunfts-
ministerium, wir wir es fordern, profitieren alle Menschen, die in Österreich leben, von einer höheren Kompetenz in den Ministerien durch unseren „Eignungstest“ profitieren auch alle, wenn einfach bessere Entscheidungen getroffen werden.
Jungwähler werden von den etablierten Parteien kaum angesprochen. Was ist euer Angebot an sie? Das Wichtigste ist, ein offenes Ohr für sie zu haben. Man muss ihre Sorgen ernst nehmen. Auf die Jungen und ihre Bedürfnisse wurde während und nach Corona nicht geschaut. Die Rechnung dafür bekommen wir jetzt präsentiert. Psychische Erkrankungen sind massiv angestiegen. Sie fühlen sich auch von der Politik nicht repräsentiert und nicht abgeholt. Das ist für unsere Gesellschaft ganz schlecht.
Die Bierpartei ist bislang ein Parteiprogramm, in dem sie ihre Standpunkte gesammelt präsentiert, schuldig geblieben. Auf der Website finden sich nur Positionen zu ein paar ausgewählten Themenbereichen. Manche Beobachter vermuten, Wlazny will vor der Wahl inhaltlich nicht zu viel sagen, um sich nicht angreifbar zu machen. Oder braucht eine moderne Partei etwa gar kein Programm mehr? Wir fragen nach.
Warum gibt es noch kein richtiges Parteiprogramm? Diese Frage beantworte ich sehr gerne: Wir hackeln intensiv an unserem Menü.
So heißt das bei der Bierpartei? Ja. Das Menü soll ein dynamischer Prozess sein. Die relevanten Themen verändern sich ja ständig. Was in Parteiprogrammen niedergeschrieben steht, ist oft sehr starr. Und veraltet. Das Parteiprogramm der Grünen ist aus 2001. Das war eine andere Welt, würde ich sagen.
Deshalb überspringen wir diesen Schritt einfach. Wir arbeiten stattdessen an unserem Menü. Das wird auch nicht mit 29. September fertig sein, es ist ein laufender Prozess. Wir setzen uns mit den Menschen an Stammtischen zusammen, diskutieren, versuchen die Probleme herauszufinden, die sie beschäftigen. Und dann machen wir Experten-Stammtische mit Menschen aus der Praxis. Wenn ein Menüpunkt fertig ist, gehen wir damit raus. Es werden noch etliche Punkte folgen.
Experten gut und schön. Aber ist die Bierpartei bis dato nicht eine OneMan-Show von Dominik Wlazny?
Unsere Bundesliste, die wir gerade präsentiert haben, hat 17 Kandidaten. Das sind fähige, gute Leute aus allen Ecken des Landes, die sich uns angeschlossen haben. Sie sollen die Bevölkerung abbilden. Das tut das Parlament aktuell nicht. Es ist zu alt, zu männlich. Man kann gar nicht alleine bei einer Nationalratswahl kandidieren. Will ich auch nicht. Ich brauche ein gutes Team um mich herum. Ich vereine nicht alleiniges Expertentum in meiner Person, sondern höre gern Fachleuten zu, die wissen, worum’s geht.
Du hast ein Medizinstudium abgeschlossen. Welche Positionen vertritt die Bierpartei im Gesundheitsbereich? Da liegt sehr viel im Argen. Es gibt nicht die eine Maßnahme, die alles wieder gut macht. Wir können aber an vielen Schrauben drehen, um für die Menschen in den Gesundheitsberufen wieder bessere Arbeitbsbedingungen zu schaffen und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen. Damit sie wieder gerne dort arbeiten. Und bleiben. Die Leute rennen ja aus diesen Beruf raus. Gleichzeitig wird die Bevölkerung immer älter. Da wird es irgendwann mächtig paschen.
Würdest du in deinen erlernten Beruf zurückgehen? Es ist ein wunderbarer Beruf. Aber ich bin seit zehn Jahren selbständiger Musiker und sehr dankbar, dass ich das sein kann. Es gelingt nicht vielen, von der Musik leben zu können. Und jetzt bringe ich mich politisch ein. Ich glaube, da werde ich gerade dringender gebraucht.
Zum Thema Kulturpolitik: Woran hapert es da? Wir müssen begreifen, dass Kultur in Österreich über die Salzburger Festspiele und Grafenegg hinausgeht. Es gibt sehr viel Subkultur und alternative Musikkultur. Da hängen auch Jobs dran. Auf die darf man nicht vergessen.
Welches Ziel habt ihr für die Wahl, welches Ergebnis wäre ein Erfolg? Wir wollen einziehen und frischen Wind bringen. Je mehr Prozent, desto besser, denn dann haben wir auch die
notwendige Kraft, lang überfällige Reformen einzufordern. Fürs erste sind wir mit 51 Prozent zufrieden, wir wollen ja nicht übertreiben.
Der war gut. Letzte Frage: Gehen Rock’n’Roll und Politik überhaupt zusammen? Schön wär’s schon. Jedes Mal wenn ich mir im Fernsehen „Hohes Haus“ anschaue, denke ich mir: Sehr viel Rock’n’Roll ist im Nationalrat nicht. Aber wir von der Bierpartei haben unseren Spirit. Und der wird bleiben. Wir werden für Rock’n’Roll im Parlament sorgen.
n Turbobier spielen am 7. Dezember im Alten Schlachthof Wels, am 12. im VZ Komma.
Für ihr viertes Studioalbum „Easy Tiger“ haben die Salzburger IndiePopper Please Madame an einigen Stellschrauben gedreht. Besonders markant: Die Band wird sich immer stärker ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst.
In so mancher Seminararbeit stellte sich wohl schon die Frage, ob Musiker Hochleistungssportler sind. Bei manchen Stars kann man die Frage definitiv mit „ja“ beantworten. Taylor Swift etwa übt an drei bis vier Abenden in Folge auf der Bühne ein dreieinhalbstündiges Workout aus und bereitet sich für diese Monsterleistung monatelang vor. Wenn Superstar P!nk bei ihren opulenten Konzerten durch ein Stadion segelt und dabei wild durch die Gegend wirbelt, hört man ihrer Gesangsstimme die Anstrengungen an. Please Madame-Frontmann Dominik Wendl hingegen sieht Sport vor allem als mentalen Ausgleich zum Leben als Musiker und Produzent. Der passionierte Tennisspieler und Berggeher benötigt das Gefühl des Auspowerns, um sich von allen Sorgen und Gedanken frei zu machen, aber auch, um den nötigen Abstand von der Realität zu gewinnen. Besagte Realität kann ganz schön hart sein, wie man auf dem vierten Bandalbum „Easy Tiger“ erfährt, wenn man Wendls Texten die nötige Aufmerksamkeit widmet.
Wichtig für Körper und Geist
Der Albumtitel selbst ist eine nonchalante Metapher, um ruhig zu bleiben und sich nicht aus dem Tritt bringen zu lassen. „Es
TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
ist vor allem ein Mantra an uns selbst als Band, aber auch allgemein“, erzählt er uns im gemütlichen Gespräch bei einem Seiterl Bier am Ottakringer Yppenplatz, „schau dich mal um, wie gehetzt wir alle sind. Nicht nur im Beruf, sondern auch im Privatleben. Das kann unmöglich gesund sein und wir wollen ein bisschen aus diesem Hamsterrad rauskommen.“ Im Umkehrschluss bedeutet das, dass sich auch freischaffende Künstler die notwendigen Routinen aneignen müssen, um psychisch möglichst gesund zu bleiben. Für Wendl heißt das, die freien Tage auch als frei zu nützen. „Bei mir ist das Wochenende vielleicht dann Montag oder Dienstag, weil wir sonst meist auftreten. Aber dann versuche ich bewusst das Handy wegzulegen, Nachrichten einmal einen Tag lang nicht zu beantworten und mich beim Tennis zu verausgaben. Ich merke einfach, wie wichtig das für Körper und Geist ist.“
Mit ihrer zeitlosen Form des IndieRock/Pop haben sich Please Madame längst einen Namen über die eng gesteckten Landesgrenzen hinaus gemacht. Wendl und Co. scheuen nicht davor zurück, politische Kante zu zeigen und für Mitmenschlichkeit einzutreten. War der 2021 veröffentlichte Vorgänger „Angry Boys, Angry Girls“ thematisch noch eine klarere Kritik an die
prekären Gesellschaftszustünde der Welt, geht „Easy Tiger“ introspektiver ans Werk. Wendl verarbeitet in den oftmals sehr persönlichen Texten unterschiedliche Dinge, ohne den thematischen Bogen zu verlieren. „In manchen Songs geht es ums Drogen ballern, in anderen um meine inhaltliche Leere oder den Tod meiner Tante. Die 13 Songs durchzieht ein bisschen Nostalgie, aber auch ein Blick nach vorne und die Erkenntnis, dass man mit Dingen im Leben abschließen und mit sich selbst umzugehen lernen muss. Ich bin sehr glücklich und es macht mich stolz, dass all das als Gesamtkonzept auf einem Album wirklich funktioniert.“
Den Kosmos geöffnet
Im Bandcamp hat man in den letzten Jahren an unzähligen Bausteinen gerückt und sich neu aufgestellt. Die Band hat einerseits ihr eigenes Label gegründet und bucht sich nun alle Konzerte selbst, andererseits hat man sich beim Songwriting erstmals nach außen hin geöffnet. Das Quartett ließ externe Songwriterinnen wie Violetta Parisini, Oliver Varga oder Felicia Lu in den eigenen Kosmos eindringen und sich damit von neuen Perspektiven überraschen. „Wenn eine Person wie Violetta, die in ihrer Karriere schon alles gesehen hat, auf einmal
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Mehr Informationen siehe Seite 6. GEWINN SPIEL
in deinem Studio sitzt und dir über das Songwriting und vom Leben erzählt, dann hörst du zu und nimmst so viel wie möglich mit.“ Nicht zuletzt am hohen gegenseitigen Respekt untereinander liegt es, dass Please Madame auf „Easy Tiger“ frisches Blut zuließen, im Endergebnis aber trotzdem noch nach sich selbst klingen. Wobei auch hier Änderungen zu verzeichnen sind. Mehr Elektronik, mehr Hedonismus, mehr Lockerheit. Trauen sich die Salzburger mit dazugewonnener Reife gar, die Indie-Fesseln abzulegen und offener gen Mainstream-Pop zu schreiten?
„Vielleicht hat das mit dem Alter zu tun, vielleicht ist uns aber einfach mehr wurscht“, lacht der Sänger, „in erster Linie mache ich Musik für mich und nicht für irgendwelche Idioten, die vor ihren Tastauren sitzen und mir sagen wollen, wie ich zu klingen habe. Wir sind sicher eingängiger geworden und ich freue mich darüber, dass das auch sehr gut angenommen wird. Es gibt so viel Musik da draußen,
wenn es dir nicht gefällt, dann hör halt was anderes.“ Diese Einstellung unterscheidet sich freilich diametral vom Song „People Pleaser“. „Das bin ich natürlich auch. Ich will, dass es den Leuten gut geht, wenn sie unsere Konzerte besuchen, oder wenn sie mit mir reden. Immer geht das aber nicht. Manchmal hat man die Energie nicht und dann muss es auch okay sein, wenn man nicht alle zufriedenstellt. Das Album ist überhaupt ein Appell an die Menschlichkeit. Auch wenn uns die Gesellschaft das oft einreden will, aber wir sind keine Maschinen. Wir dürfen Fehler machen und auch mal grob danebengreifen, wenn wir uns entscheiden. Es ist nicht möglich, in jeder Situation des Lebens der Heiland zu sein und alles perfekt hinzukriegen.“
Die eine große Heroine
Die elektronischere Ausrichtung hängt auch damit zusammen, dass Please Madame auf Tour die Begleitband von AYMZ sind und Wendl AYMZ produziert. „Natürlich befruchtet das eine das andere. Es sind sicher mehr elektronische oder mutige Stellen auf ,Easy Tiger‘ zu finden. Vieles davon ist mir aber auch erst später aufgefallen, als wir mit dem Album schon fertig waren. Wenn wir Songs schreiben, liegen schon mal Instrumentals von einem Projekt herum, die dann vielleicht gut zum anderen passen. Das passiert alles sehr in-
stinktiv.“ Auch mit Superstar Christina Stürmer arbeiten die Please Madame-Musiker eng zusammen. Die heimische PopQueen hat auf Wendl vor allem einen menschlich immens großen Einfluss. „Wir sind mit der ganzen Stürmer-Familie am Mittagstisch gesessen. Es herrschte so viel Wertschätzung. Sie waren alle so lieb und nett. Wenn ich menschlich in Österreich zu jemandem aufschaue, dann ist das Christina. Sie ist meine große Heroine. Sie liebt die Musik über alles, aber noch mehr ihre Familie. Sie kriegt alles unter einen Hut und das so spielerisch und völlig zwanglos. Sie ist ein absolutes Vorbild dafür, wie man im Musikbusiness auch sein kann.“
„Easy Tiger“ ist keinesfalls eine Anleitung zur Revolution, sondern vielmehr ein musikalisches Mahnmal für Gemeinschaft, Zwischenmenschlichkeit und der Liebe an sich. „Dieser sonderbare Begriff des Mannes, der nicht über seine Probleme reden darf, der nicht fühlen darf und der nicht verletzlich sein darf – das ist der größte Scheißdreck überhaupt in unserer Gesellschaft. Wir müssen genauso verletzlich sein, weil wir Menschen sind. Das gehört zum Leben dazu. Da tut sich gottseidank schon viel, aber noch viel zu wenig. Man muss sich im Leben den Raum für Emotionen erlauben. Es ist okay, wenn man sich einmal die ganze Nacht niedersäuft, weil es die Psyche verlangt. Es ist genauso okay, wenn du zwei Stunden lang auf einen Berg läufst, weil du das brauchst, um dich von allem zu lösen. Jeder Mensch in jedem Beruf braucht einen Ausgleich, der nichts mit seinem Alltag zu tun hat. Das ist ungemein wichtig.“ Zum Anfang eines solchen Ausgleichs könnte man beispielsweise „Easy Tiger“ hören. Tanzbarer und seelenstabiler wird Indie-Pop in Österreich heuer nicht mehr.
n Please Madame gastieren im Oktober in Graz, Lustenau, Innsbruck, Kufstein, Wien & Salzburg, am 25. April dann nochmals.
Sie entstammt einer legendären Artistendynastie und ist im Zirkus aufgewachsen. Heute windet sich das Leben von Lili Paul-Roncalli aber nicht nur um ihre Auftritte als Schlangenfrau. Gemeinsam mit ihren Geschwistern übernimmt die „Let’s Dance“-Siegern hinter den Kulissen des Circus Roncalli immer mehr Verantwortung.
TEXT: HANNES KROPIK
Lilian „Lili“ Paul-Roncalli, 26, ist die jüngste Tochter von CircusRoncalli-Gründer Bernhard Paul und der Artistin Eliana Larible-Paul. Mit sechs Jahren begann sie ihre Karriere als schlangengleiche Kontorsionskünstlerin.
2020 gewann sie die 13. Staffel der RTLShow „Let’s Dance“ an der Seite von Profitänzer Massimo Sinató, 2022 war Lili „Starmania“-Jurorin. Gemeinsam mit ihren Geschwistern Vivian und Adrian arbeitet die Freundin von Tennisprofi Dominic Thiem auch hinter den Kulissen des Circus Roncalli, der mit seinem neuen Programm „ARTistART“ im Herbst in Wien, Innsbruck und Graz gastiert.
Was kannst du uns über das neue Programm „ARTistART“ verraten? Es ist eine Fortsetzung unseres vorangegangenen Programms „All for ART for All“. Es geht wieder darum, große Künstler wie Keith Haring, Frida Kahlo oder Pablo Picasso
zu ehren, indem wir ihre Werke in unsere Nummern einfließen lassen. Ihre Kunst ist von Anfang bis Ende Teil unserer Show.
Wie dürfen wir uns das vorstellen? Wir haben verschiedene Ansätze. Keith Haring zum Beispiel war ein guter Freund meines Papas und hat ihm einen Zylinder gemalt. Das war eines der letzten Kunstwerke, die Haring finalisiert hat. Und aus dieser Zeichnung haben wir einen Zylinder anfertigen lassen, den Andrey Romanovski geschickt in seine Nummer einbauen wird. Die Frisur unserer Ringkünstlerin Alisa Shehter ist eine Hommage an Frida Kahlo – aber meine eigene Nummer soll noch eine Überraschung sein …
Verzichtet der Circus Roncalli wieder auf Tiernummern? Zumindest physisch, ja. Pferde werden aber erneut in Form von Holografien zu bewundern sein. Das ist unser Weg, mit Tieren zu arbeiten,
ohne Tiere wirklich in der Manege zu brauchen.
Wie schwierig ist der Drahtseilakt zwischen der langen Zirkus-Tradition und den Ansprüchen einer modernen Welt? Wir hatten damit nie Probleme. Im Gegenteil, der Circus Roncalli war von Anfang an ein Vorreiter. Wir haben uns immer Gedanken gemacht, wie sich die Welt ändert und welchen Platz der Zirkus darin hat. Ich finde, Tiere durch technologische Innovationen wie die Holografie zu ersetzen, war eine gute Entscheidung. Und wir versuchen, so nachhaltig wie möglich zu agieren.
Wie macht ihr das? Zum Beispiel, indem wir unsere Zirkuswagen mit der Bahn von Stadt zu Stadt transportieren und nicht auf der Straße. Wichtig ist bei allen Innovationen aber, dass die ursprüngliche Atmosphäre und die Nostalgie erhalten
Lili Paul-Roncalli wurde 1998 als jüngstes Kind des österreichischen Zirkusdirektors und Mitbegründers des Circus-Theater Roncalli Bernhard Paul und der italienischen Artistin Eliana LariblePaul geboren. Seit ihrem sechsten Lebensjahr trainiert sie mit den Artisten des Circus, 2013 trat sie erstmals auf, seit 2014 regelmäßig. Ihre Lebensgeschichte ist 2022 im Verlag Friedrich Oetinger mit dem Titel „Manege frei für Lili” erschienen.
„Wichtig ist bei allen Innovationen aber, dass die ursprüngliche Atmosphäre und die Nostalgie erhalten bleiben.”
Beim Circus-Theater Roncalli wechselt man von der Straße auf die Schiene
bleiben. Du darfst im Zirkuszelt nie das Gefühl haben, in einer beliebigen Mehrzweckhalle zu sitzen.
Wie stark sind du und deine Geschwister in solche Entwicklungen einbezogen?
Mein Papa ist mit seinen 77 Jahren immer noch wahnsinnig fit und trifft die finalen Entscheidungen. Und wir sind sehr froh darüber, immerhin hat er fast 50 Jahre Erfahrung in diesem Business. Aber wir werden von Jahr zu Jahr mehr involviert. Viviane kümmert sich zum Beispiel um das Casting der Künstler für die Show und gemeinsam sind wir für alle Kostüme verantwortlich; Adrian ist vor allem in unserem Apollo Varieté in Düsseldorf tätig. Und da ich selbst regelmäßig auftrete, bekomme ich genau mit, was in der Manege und hinter den Kulissen passiert und kann rasch reagieren, wenn irgendwo et-
was nicht ganz rund läuft.
Siehst du dich eher als Artistin oder als Managerin? Es ist ein spannender Spagat zwischen beiden Welten. Tatsächlich muss ich manchmal zwischen zwei Auftritten schnell Businessentscheidungen treffen. Aber so ist das im Zirkus: Dinge entwickeln sich organisch, jeder bringt seine Stärken da ein, wo sie am besten passen.
Wenn ihr auf Tournee seid, wohnst du – wie alle anderen auch – in einem der Zirkuswagen. Wie geht man auf so beengtem Raum mit Stress und Druck um? Im Zirkus musst du generell sehr flexibel sein und immer lösungsorientiert denken und handeln. Natürlich gibt es auch bei uns zwischenmenschliche Probleme, die werden aber so schnell wie möglich ausgeredet.
Du bist im Zirkus aufgewachsen. In deinem Buch „Manege frei für Lili“ schreibst du: „Kein Zirkuskind wundert sich, wenn Männer sich schminken oder glitzernde Kostüme tragen“. Wie groß war die Umstellung zur „richtigen“ Welt außerhalb des Zirkus? Ich bin im Zirkus unterrichtet worden und war nur im Winter jeweils für zwei Monate in einer „normalen“ Schule. Von Jahr zu Jahr habe ich mehr Unterschiede wahrgenommen. Im Zirkus schwebt man in einem Paralleluniversum, in dem das Leben nicht ganz so kompliziert ist. Aber auch die „normale“ Welt kann sehr schön, sehr bunt sein.
Deine Mutter ist Italienerin, dein Vater Österreicher und du selbst bist in Deutschland zur Welt gekommen. Welcher Nationalität fühlst du dich am
ehesten zugehörig? Tatsächlich besitze ich den italienischen Pass. Aber eigentlich ist jedes dieser Länder ein wichtiger Teil von mir.
Deine Familie mütterlicherseits ist eine Zirkusdynastie in achter Generation, dein Onkel David Larible ist einer der berühmtesten Clowns der Welt. Hattest du als Teenager je das Bedürfnis zu revoltieren und Buchhalterin oder Beamtin zu werden? Nein, niemals. Ich habe mit sechs Jahren spielerisch zu trainieren begonnen und nie einen anderen
Berufswunsch als Artistin gehabt.
Du beschreibst dich selbst als schüchtern und zurückhaltend. Warum zieht es dich dennoch ins Rampenlicht? Ich bin im Rampenlicht groß geworden, für mich ist das etwas ganz Normales. Deshalb habe ich mich bei „Let’s Dance“ auch so wohlgefühlt: Es war ein sehr vertrautes Gefühl. Und je älter ich werde, umso mehr genieße ich es, vor Publikum aufzutreten. Jeder Artist weiß, dass seine Zeit in der Manege nicht unendlich währt.
Kannst du dir nach der Tanzshow „Let’s Dance“ vorstellen, dich in Zukunft verstärkt in Richtung Film und Fernsehen zu orientieren? Einzelne Projekte haben mir bisher schon sehr viel Spaß gemacht, und wenn wieder ein spannendes Angebot kommt, dann werde ich es gerne machen. Aber den Zirkus werde ich nie ganz verlassen.
n Das Circus-Theater Roncalli gastiert zwischen 11. September und 8. Dezember zuerst in Wien, anschließend in Innsbruck und schließlich in Graz.
„Das ist unser Weg, mit Tieren zu arbeiten, ohne Tiere wirklich in der Manege zu brauchen.”
Im Roncalli setzt man weiterhin auf Holographien und keine echten Tiere in der Manege
Im Oktober kommt die europäische Tischtenniselite nach Linz, weil hier die Europameisterschaft über die Bühne geht. Im heimischen Fokus steht die Linzerin Sofia Polcanova, die bei der letzten Einzelbewerbs-EM in München 2022 gleich zwei Goldmedaillen holte.
TEXT: ROBERT FRÖWEIN
Sofia Polcanova fällt auf. Einerseits durch ihre körperliche Größe, andererseits durch ihr impulsives und offensives Tischtennisspiel. Damit ist sie derzeit Österreichs Aushängeschild und tritt in die Fußstapfen von einheimischen Legenden wie Werner Schlager oder Liu Jia, die nebenbei zu ihren größten Idolen zählen. Bei der EM 2022 in München gewann Polcanova Gold im Einzel und im Doppel, nach ihrer Teilnahme bei den diesjährigen Olympischen Spielen ist die anstehende EM in Linz das nächste Highlight. Linz ist seit 2008 nämlich auch die Wahlheimat der 30-jährigen Vollblutathletin, die mit Tischtennis durch ihren Vater in der alten Heimat Moldau in Berührung kam und längst zur Elite des Sports zählt.
Nach Schwechat 2013 findet heuer im Herbst in Linz die bislang zweite Tischtennis-EM in Österreich statt. Bei der ersten warst du noch relativ jung. Hast du noch gute Erinnerungen daran? Ich habe grundsätzlich sehr positive Erinnerungen an Schwechat. Es war natürlich ein Highlight, dass die EM in Österreich stattgefunden hat. Ich habe im Einzel zwar nicht so gut gespielt, aber im Team kamen wir ins Viertelfinale – das war schon ein gutes Ergebnis. Und ich habe zum ersten Mal ein besseres Gefühl für Teamplay bekommen.
In diesen elf Jahren hat sich viel verändert. Es gab Höhenflüge, aber auch ein paar
Rückschläge. Bist du ein anderer Mensch als 2013? Sicher. Ich war 2013 19 Jahre alt und seitdem sind sehr viele Sachen passiert. Ich habe meine Sichtweise auf das Leben verändert und mich stark weiterentwickelt. Als ich früher noch für die Republik Moldau gespielt habe, war mein Papa mein Trainer, 2014 hat er Krebs bekommen und ist dann 2015 gestorben. Das hat mich sehr geprägt, aber natürlich auch stark verändert.
Tischtennis ist vor allem ein mentaler Sport. Kann man das Mentale trainieren und ist es wichtig, um für das Physische gerüstet zu sein? Ich denke, dass das Mentale sogar extrem wichtig ist. Man kann die Stimmung trainieren, die man an einem Wettkampfoder auch an einem normalen Trainingstag hat. Mir persönlich ist es besonders wichtig, Ziele zu visualisieren und fest daran zu glauben.
Kann man seine mentale Grundfestigkeit so trainieren, dass man automatisch selbstsicherer in ein Spiel geht? Ein wichtiger Faktor ist natürlich, dass man Spiele gewinnt. Es ist sehr wichtig, dass man von sich und seiner Spielweise überzeugt ist. Mit der richtigen Visualisierung kann man viel bewirken. Ansonsten probiere ich immer im Moment zu bleiben.
Was macht denn Tischtennis zu einem intensiveren oder schwierigeren Sport als andere Sportarten? Ich denke, jede Sportart,
die man auf professionellem Niveau betreibt, ist sehr intensiv. Im Tischtennis hängt sehr viel von Konzentration ab und wir müssen schnell antizipieren. Tischtennis ist so wie Schach, nur muss man sich dazu auch noch bewegen. Man muss die Kombinationen schon im Vorhinein wissen, aber trotzdem im Moment entscheiden können. Wenn der Ball zu dir fliegt, musst du innerhalb von einer Sekunde 1.000 Mal überlegen, was du jetzt machst und in welche Richtung du spielst.
Natürlich überstrahlen die Olympischen Spiele heuer alles, aber eine Europameisterschaft direkt in deiner Wahlheimat Linz ist schon auch etwas ganz Besonderes. Ich habe in Linz schon die Austrian Open gespielt, aber eine EM ist der Wahnsinn. Für mich ist das ein ganz besonders schönes Gefühl. Ich lebe seit 16 Jahren in Linz. Die Stadt ist meine Heimat und die TipsArena ist nur acht Minuten mit dem Auto von meinem Zuhause entfernt.
Was bedeutet diese Europameisterschaft für Linz als Stadt? Natürlich sehr viel. Linz war schon immer eine Tischtennisstadt. Der Leistungsstützpunkt ist in Linz und Sport hat hier generell eine hohe Bedeutung. Wir hatten den „Olympic Day“ in Linz, der LASK und BW Linz spielen hier und es gibt sehr viele Judoveranstaltungen. Es ist schön, dass jetzt auch Tischtennis wesentlich mitmischt. Hoffentlich wird es eine sehr große Veran-
staltung, die alle Beteiligten erfreut.
Österreich hat eine große und erfolgreiche Tischtennis-Historie von Werner Schlager bis Liu Jia. Beflügelt das so, dass du sie übertreffen willst oder verunsichern dich diese großen Leistungen aus der Vergangenheit?
Von Werner Schlager war ich schon immer begeistert, in meiner Kindheit hing ein Post von ihm in der Trainingshalle. Einmal gewann ich für Moldau eine Medaille: Ich habe sie für die Fotos dann zwischen die Zähne genommen, so wie er, weil mir das so imponiert hat. Deswegen ist es manchmal noch ein bisschen surreal, dass ich für Österreich spielen darf und auch schon zwei EM-Titel gewonnen habe. Ich kann behaupten, ein bisschen Geschichte für dieses Land geschrieben zu haben. Es gibt viele erfolgreiche Tischtennisspieler in Österreich, alle sind anders. Niemand muss jemand anderem etwas wegnehmen. Man kann stolz sein, dass wir im Tischtennis so viele Erfolge hatten.
Wenn Kinder mit Sport beginnen, wollen sie Fußball- oder Tennisprofi werden, aber
versucht und sind viel mit dem Bus gereist. Flüge waren für uns viel zu teuer. Meine Eltern haben wirklich alles dafür getan, dass ich jetzt hier sitzen und mit dir reden kann.
Als du 2008 nach Österreich gekommen bist, warst du 14 Jahre alt. Welchen Stellenwert hatte da der Sport? Hat er dir dabei geholfen, dich an diesem neuen Platz in deinem Leben zurechtzufinden? Der Sport hat mir sehr dabei geholfen, mich zu integrieren. Ich konnte anfangs nur ein paar rudimentäre Brocken Deutsch und hatte keine Freunde, aber die Tischtennisgruppe, in der ich damals trainierte, hat mich sehr unterstützt. Die Mädels waren alle richtig nett zu mir, was eine sehr große Hilfe war.
Was sind dei-
ne Ziele für die Europameisterschaft? Ich habe natürlich konkrete Ziele, rede aber nie in der Öffentlichkeit darüber. Man darf mich da ruhig als abergläubisch bezeichnen, aber bislang bin ich ganz gut damit gefahren.
Hast du ganz bestimmte Träume oder Ziele, die du dir im Sport und auch außerhalb davon noch erfüllen möchtest? Außerhalb des Profisports lebe ich meinen Traum. Beim Tod meines Vaters hatte ich eine unglaublich schwierige Zeit, deshalb wünsche ich mir vor allem Gesundheit für meine Familie. Das ist das Allerwichtigste. Zum Sportlichen: Natürlich wünscht man sich immer eine Olympiamedaille oder eine Medaille bei einer EM. In Linz eine Medaille abzuräumen wäre natürlich unglaublich. Den ganz großen Traum von EM-Gold konnte ich mir zum Glück schon erfüllen. München war legendär und nach diesem Erfolg hat es ein bisschen gedauert, mir neue Ziele zu überlegen.
n Die Tischtennis EM geht vom 15. bis 20. Oktober in der TipsArena Linz über die Bühne.
nur selten hat jemand eine Karriere im Tischtennis im Kopf. Wie kam es bei dir überhaupt dazu? Mein Vater spielte die wichtigste Rolle. Er hat früher selbst Tischtennis gespielt, aber dann aufgehört. Eltern wollen immer das Beste für ihr Kind, also hat mein Vater mit mir trainiert und mich zu Turnieren gefahren. In meiner Kindheit gab es nur sehr wenig Geld, aber sehr viele Möglichkeiten. Es gab keine Finanzierung vom Staat oder sowas, doch wir haben alles
wurde 1994 in
ge-
ihr Lebensmittelpunkt heute ist
Die Linkshänderin spielt für den Verein LINZ AG Froschberg und rankt auf der Weltrangliste aktuell auf Platz 23.
Das Wiener Duo bestehend aus Christoph Drexler und Lollo Pichler, deren Kombination aus Gesang und Kabarett, aus Gesellschaftskritik und Blödelei die Qualität des Einzigartigen besitzt, macht sich über Gott und die Welt Gedanken. Dabei hat man stets dieses gewisse Funkeln in den Augen, als ob sie kurz vor ihrem nächsten Streich stehen würden. Als wir zum Gespräch bitten, befinden sich Christoph & Lollo gerade in der Endphase ihres neuen Albums „alles gut“. Die Scheibe bietet elf neue Lieder über alles, was (nicht) interessiert – von Politik und Kaffee über Hundstrümmerl bis hin zu Instagrammern, Corona und verletzten Gefühlen.
Ihr bekommt die berühmte Frage „Wie geht’s dir? Alles gut?“ gestellt. Wie antwortet ihr – ehrlich oder mit einer Floskel?
Lollo: Ich bin da ein typischer Wiener. Ich sage immer: „Jo, geht eh gut.“
Christoph: Es ist aber natürlich immer gelogen, oder? Weil man hat immer etwas, warum es einem nicht gut geht.
Wieso habt ihr euer neues Album „alles gut“ genannt? Lollo: Es ist auffällig, dass mittlerweile auf die Frage „Wie geht es dir?“, viele Leute antworten: „Alles gut.“ Oder wenn man jemanden anrempelt oder sich jemand entschuldigt, dass man zu spät ist, antwortet man: „Alles gut.“ Das ist re-
lativ neu, das hat früher niemand gesagt. Ich finde es lustig, dass die Leute in den letzten fünf Jahren angefangen haben, „alles gut“ zu sagen, obwohl alles so schlecht ist wie noch nie.
Seht ihr hier einen Zusammenhang? Lollo: Ein bisschen macht es den Anschein einer Beschwörungsformel.
Christoph: Die Betonung ist ja oft ein bisschen resignativ. Wenn man hingegen früher gesagt hat: „Paaaasst schooo!“, war das immer mit einem leichten Unterton der Zufriedenheit verbunden.
Sprache verändert sich. Lollo: Etwas, was sich wirklich verändert hat ist, dass Sprache vom Internet diktiert wird, insbesondere von Influencern und YouTubern. Früher hatten Politiker, Künstler und Zeitungen die Hoheit über Sprache. Heutzutage sind das 20-jährige Arbeitslose. Außerdem wird alles wahnsinnig schnell übernommen. Wenn Veränderungen die Sprache bereichern, freut es mich sehr. In Wirklichkeit aber wird das Wörterbuch immer dünner.
Auch Wien trumpft mit einer sehr spezifischen Sprache auf. Seid ihr gerne Wiener? Christoph: Man hat schon Glück, wenn man hier lebt, wie auch generell in Österreich beziehungsweise in Mitteleuropa. Ich bin froh, dass Wien anders ist,
auch politisch. Aber auch im Alltag, im Leben, wie man durchs Leben kommen kann, ist es in Wien einfacher als woanders.
Wien wird regelmäßig als einer der lebenswertesten Städte der Welt gewählt. Aber gleichzeitig gilt Wien auch als einer der unfreundlichsten Städte der Welt ... Lollo: Je besser es einem geht, desto mehr raunzt man. Und: Was als unhöflich und unfreundlich angesehen wird, ist ja auch eine Kulturfrage. Da stecken oft auch Missverständnisse dahinter. Aber davon abgesehen sind wir halt wirklich unfreundlich. Christoph: Unfreundlich könnte man aber auch übersetzen in: Sachen besser machen wollen. Und vielleicht macht man es dann auch besser.
Die aktuelle Weltlage kann man alles andere als „alles gut“ bezeichnen. Christoph: Die Welt geht zugrunde. Das darf man nie aus dem Auge verlieren. Es gibt Leute, die absichtlich in Richtung Untergang arbeiten, weil es andererseits Leute gibt, die genau das gut finden. Das ist meiner Ansicht nach ein Verbrechen. Dass Vollkoffer so populär sind, hat natürlich auch mit der großen Macht des Internets zu tun.
Lollo: Was mich auch sehr ärgert ist, dass man die Menschen die ganze Zeit mit irgendwelchem Schwachsinn ablenkt, anstatt sich mit echten Problemen zu beschäftigen.
Diskussionen gehen sehr oft an der Sache vorbei. Der Aufreger um Gewessler und das Renaturierungsgesetz ist hier ein gutes
Hat Musik gesellschaftsveränderndes PoChristoph: Eher nein. Kunst kann, und da schlägt auch der Albumtitel in die Kerbe, uns für ein paar Momente die Probleme vergessen lassen. Obwohl: Ist das dann nicht auch schon Veränderung?
Welche Themen behandelt euer neues Album? Lollo: Es ist ein bisschen eine Corona-Nachbearbeitung. Ansonsten geht es um Klimawandel, Influencer, das Internet, Komiker und Musiker, die uns ständig anlügen, unseren Heimatbezirk Favoriten und das völlig unterschätzte Thema der Kaffee-Überextraktion. Es gibt endlich auch ein
Christoph & Lollo wurden mit ihren „Schispringerliedern” bekannt, 2009 besangen sie in ihrem Lied „Karl-Heinz” die sogenannte „Causa Grasser” rund um den ehemaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Am 4. Oktober erscheint nun ihr neues Album „alles gut”.
Lied über Hundstrümmerl. Und wir haben eine neue Bundeshymne geschrieben. Ach ja, ein erotisches Lied über Neurodermitis gibt es auch.
Ihr geht auch der Frage „Wo sind die Hände?“ nach. Lollo: Ich bin der Meinung, dass DJ Ötzi und Micky Krause in ihrer intellektuellen Wirkungskraft völlig unterschätzt werden.
Nächstes Jahr feiert ihr 30. Bandjubiläum. Euer Resümee? Lollo:
Eine unserer klügsten Entscheidungen war, uns das Klimaticket zu besorgen. Dumme Entscheidungen gab es so viele, dass mir die Auswahl sehr schwerfällt. Ab und zu sind wir wo aufgetreten, wo von vornherein klar war, dass es nicht funktionieren wird. Da sind wir vor Ort schon mal verzweifelt.
Seid ihr immer noch so spontan auf der Bühne wie früher? Lollo: Wir machen uns üblicherweise das erste Lied aus und vielleicht das letzte. Aber ansonsten bemühen wir uns, spontan zu sein.
Auf der Bühne spontan sein zu können ist ein großes Talent. Christoph: Es wäre langweiliger, wenn man wüsste, was bevorsteht. Spontanität ist gleichzeitig aber auch beängstigend, weil man nicht weiß, ob es völlig in die Hose gehen wird.
Ihr seid für eure kritischen Texte bekannt. War schon einmal jemand beleidigt? Christoph: Einmal hat sich tatsächlich jemand, ich glaube, er war Muslim, über unser „Islamlied“ aufgeregt. Seine Frau musste ihn beruhigen, dann sind sie aber gegangen.
Lollo: Manfred Ainedter hat sich sehr empört über ein Lied von uns und es vor Gericht vorgetragen. Wir haben uns sehr empört, dass er nicht um Erlaubnis gefragt hat, ob er unseren Text verwenden darf.
Hat Satire Grenzen? Lollo: Tendenziell ist es natürlich immer gut, wenn man nicht auf die einschlägt, denen es eh schon scheiße geht. Aber man darf auch Spaß haben.
Welche Rolle möchtet ihr in Zukunft in der österreichischen Musiklandschaft spielen? Lollo: Ich sehe mich als Mischung aus Christian Kolonovits und André Heller: Ich will nur auf einem Sessel sitzen und anderen sagen, was sie tun sollen.
n Christoph & Lollo gehen mit ihrem neuen Album ab Anfang Oktober auf Tour quer durch Österreich.
Aus Spittal an der Drau in Kärnten kommend, ist Esther Graf nun schon länger in Berlin zu Hause: Mit Features auf Songs von SDP, Sido und Finch machte sie sich einen Namen, heuer erschien ihr Debütalbum „Happy Worstday“. Mit weit mehr als 2 Millionen monatlichen HörerInnen auf Spotify ist sie die meistgestreamte österreichische Künstlerin, inzwischen erstrahlte ihr Bild auch schon am New Yorker Times Square. Ein Gespräch über riesengroße Ambitionen, Selbstkritik und ungefragtes Feedback von Männern.
TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER
Dein Erfolg in Deutschland ist an der österreichischen Musikszene vorbei passiert. Musstest du nach Berlin gehen, um dir etwas aufzubauen? Es ist nicht so, dass ich gesagt hätte: Berlin ist die schönste Stadt der Welt, ich möchte da unbedingt hin. Aber ich wollte mich nie auf Österreich beschränken. Und meine Musik ist wahrscheinlich etwas zu wenig österreichisch, als dass sie hier direkt Früchte getragen hätte. In Berlin habe ich gute Chancen gesehen und da waren auch Leute, die an mich geglaubt haben.
Du kommst aus Kärnten und musstest für die Musik früh mobil werden. Genau. Ich habe schnell verstanden: Es wird sehr
schwer, eine Musikkarriere aus Spittal an der Drau zu machen. Zumindest mit dem, was ich vorhabe. Ich habe geschaut, wo es die größten Möglichkeiten gibt. Über Salzburg und Wien bin ich nach Berlin gekommen. Ich kannte schon einige Leute. Auf gut Glück wäre ich nicht hingezogen.
Im Mai 2024 warst du das Gesicht der Equal-Kampagne von Spotify, die weibliche Artists in die Auslage stellt. Dein Bild prangte am New Yorker Times Square. Was war das für ein Gefühl? Voll krass. Ich konnte für einen Moment innehalten. Ich habe es wohin geschafft, das wurde mir da klar. Man ist ja immer damit beschäftigt sich zu optimieren. Oft vergisst
man, was man eigentlich schon alles geschafft hat. Ich bin ein sehr selbstkritischer Mensch. Mir fällt schwer zu sagen: Es läuft toll. Aber das war ein Moment, wo ich einfach nur Stolz und Dankbarkeit gespürt habe. Ich habe als Musikerin eine Daseinsberechtigung. Das muss ich mir selbst ab und zu sagen.
Wie funktioniert die Spotify-Kampagne? Eine Art Gremium von Spotify selbst wählt monatlich eine Künstlerin aus. Ich habe das zuvor schon bei anderen Artists gesehen und fand es immer schon ganz toll. Es war auf meiner Bucketlist. Es ist ja nicht nur dieses Billboard am Times Square damit verbunden, sondern eine ganze Kampagne.
lists und kriegt viel Support auf Social Media. Rund um die Veröffentlichung meines Albums hat es auch vom Zeitpunkt total gut gepasst.
Gingen die Streaming-Zahlen gleich in die Höhe? Ja. Das war heftig. „Mama hat gesagt“, mein Song mit SDP und Sido, kam auch gerade raus. Die Zahlen waren crazy. Und es stehen ja echte Menschen dahinter. Ich habe mir in den letzten Jahren eine Fanbase aufgearbeitet. Auf einmal ging es darüber hinaus. Ich habe plötzlich eine ganz andere Zielgruppe erreicht.
„Wir sind grad gut dabei, für ganz viel Sichtbarkeit zu sorgen.”
Frauen (und gerade junge) haben es als Musikerinnen noch immer nicht leicht: Oft geht es um Äußerlichkeiten und Männer vermeinen, ihnen die Welt erklären zu müssen. Aber: Es geht voran, wie moderne Popmusik zeigt.
Graf wurde 1998 in Spittal an der Drau geboren, ihre Musikausbildung erhielt sie am BORG Gastein. Später zog es sie weiter nach Wien, sie legte dort in der Abendschule ihre Matura ab und machte sich danach als Model und Sängerin selbständig. Seit 2021 lebt sie in Berlin, diesen Sommer erschien ihr Debütalbum „Happy Worstday”.
Ist es als junge weibliche Künstlerin immer noch schwieriger in der Musikindustrie? Ich versuche mich nicht zu sehr mit anderen Artists zu vergleichen. Da wird man nur verbittert. Jeder geht seinen Weg. Aber man muss sich als Frau schon einiges anhören. Viele Männer meinen, ihren Senf abgeben zu müssen. Das muss bei einem Ohr rein, beim anderen raus gehen. Es gibt aber auch konstruktives Feedback. Das muss man rausfiltern lernen. Bei einer Frau wird das Erscheinungsbild stärker beurteilt. Ich kenne keine Künstlerin, die nicht enorm viel in ihren Style und Social Media reinbuttern würde. Mentale Stärke ist superwichtig. Denn am Ende muss ich bei mir sein. Das Problem ist: Ich mache es gern allen recht. Aber das funktioniert nicht, sonst zerreißt es dich. Es existieren da draußen einfach auch Leute, die mich nicht gut finden. Punkt.
Du singst: „Tausend Leute, die sind deutlich talentierter – Doch da draußen will es keiner mehr als ich“. Bist du so getrieben? Ja, ich will das unbedingt. Und ich habe immer so sehr dran geglaubt. ich komme aus einem Dorf. Da war ich als Kind eine der besseren Sän-
gerinnen, es gab ja auch keine große Auswahl. Aber auf dem Weg wurde es anders. In Salzburg dachte ich mir: Boah, die können viel besser singen als ich. In Wien war das Niveau sowieso ein ganz anderes. Okay, ich bin nicht die virtuoseste Sängerin, aber ich habe dafür einen absoluten Ehrgeiz. Wenn ich mir was vornehme, ziehe ich das durch.
Musikalisch willst du dich nicht zwischen Pop-Punk und R’n’B entscheiden. Eine ungewöhnliche Kombi. Als ich die ersten Pop-Punk-Songs gemacht habe, hat sich für mich eine Welt aufgetan. Für mich ist beides einfach Popmusik. Man kann aus verschiedenen Welten einen Einfluss haben.
Was schreibt sich leichter: Ein Lovesong oder ein Trennungslied? Früher habe ich so viele Heartbreak-Songs geschrieben, dadurch fällt mir das leicht. Mein erstes Liebeslied fand ich voll cringe. Ich musste mich erst daran gewöhnen. Spannender finde ich einen Lovesong zu schaffen, der sich echt anfühlt.
Du beginnst dein Album mit einem Liebeslied auf dich selbst. Das war gar nicht
ALBUM-TIPP: ROYAL REPUBLIC – Lovecop
Eigentlich haben wir nach ihrem letzten Album „Club Majesty“ gedacht, die Grenze des Machbaren in puncto Genreverschmelzung wäre erreicht.
Jetzt beweisen uns die Schweden aber: Da geht noch mehr! Auch auf dem fünften Royal Republic Album kommt zusammen, was auf den ersten Blick eigentlich gar nicht zusammengehört. Rock meets Disco meets Funk meets Pop meets Metal meets Dance. Und damit haben wir gerade mal die ersten beiden Songs des neuen Albums beschrieben. Das Schöne daran: Musikalisch sind Adam Grahn und seine Kollegen immer noch ein Wahnsinn!
leicht zu schreiben. Wie kann ich meine Story in drei Minuten erzählen? Ich bin ja keine Rapperin. Dann hatte ich die Idee einer Laudatio an mich selbst. So konnte ich mehr über mich sagen als in einem normalen Song. Zuerst habe ich im Kopf das Konzept entwickelt und es dann noch mit den richtigen Worten gefüllt.
Welche Vorbilder hast du? Das klingt vielleicht komisch, aber ich war immer ein großer Fan von Heidi Klum. Sie ist einen spannenden Weg gegangen, hat sich selbst nie Grenzen gesetzt. Sie ist aber auch total Mutter und Familienmensch. Das mit der Karriere unter einen Hut zu bringen, finde ich stark. Auf musikalischer Ebene fallen mir Avril Lavigne und Miley Cyrus ein. Und P!nk ist auch eine krasse Frau. Jetzt gerade finde ich Olivia Rodrigo cool. Es gibt aktuelle viele tolle Künstlerinnen. Wir sind grad gut dabei, für ganz viel Sichtbarkeit zu sorgen.
n Esther Graf gastiert Ende Oktober in Wien, Salzburg und Graz, kommenden August dann in der fantastischen Burgarena Finkenstein.
Für uns schon jetzt der Soundtrack des Sommers, den man sich aber auch im Winter gut anhören kann.
Wir rocken gemeinsam: Bisher haben Royal Republic leider noch keinen Termin bei uns in der Rockrepublik veröffentlicht, dafür kommen sie aber zumindest in unsere Nähe. Royal Republic sind am 21. November im Zenith, in München zu Gast.
Jetzt neu in Wien auf UKW 104,6 und landesweit über Web, App und DAB+
Manches, was man im Laufe einer Karriere im Rockbusiness erlebt, ist so unglaublich, dass man an seinen eigenen Sinnen zweifelt ...
Es gibt einfach mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als wir uns mit unserer (zumal österreichischen) Schulweisheit erklären können. So sind zum Beispiel von den Kölner Krautrock-Legenden Can paranormale Vorkommnisse überliefert, auf die man sich einfach keinen Reim machen kann: So soll einmal der Gitarrist, Michael Karoli, mit dem Kopfhörer Aufnahmen gemacht haben, während vor dem Fenster ein Nachbar Holz gehackt hat. Es heißt, dass jedes Mal, wenn der Karoli zum Spielen aufgehört hat, auch der Holzhacker irritiert seine Arbeit unterbrochen und sich umgeschaut haben soll, obwohl er von der Gitarre nicht den leisesten Ton hören hat können. Schräg. Ein anderes Mal hat die Band eine Fernsehaufzeichnung wegen technischer Probleme unterbrechen müssen, und genau in dem Moment ist auch der Sekundenzeiger der Studiouhr stehen geblieben. Wie das Problem behoben war und sie wieder weiterspielen haben können, ist auch die Uhr wieder angegangen! Von allein! Dieser Vorfall ist von vier BBC-Kameras gefilmt worden. Leider keinen Videobeweis, sondern
nur das Ehrenwort eines Ehrenmannes kann ich euch für eine nicht unähnliche Geschichte anbieten, die mir selbst einmal passiert ist. Und zwar habe ich da eine Studio-Session mit mehreren Musiker-Spezln gespielt, eine intensive, ja, „magische“ Angelegenheit. Wir waren wie in Trance. Und jetzt kommts aber! Ich weiß noch genau, wie ich auf die Uhr geschaut habe: Elf Uhr nachts. Kurz darauf schaue ich wieder auf die Uhr – und was soll ich sagen? Auf einmal war es neun Uhr vormittags! Ich habe es nicht fassen können! Wo sind die zehn Stunden dazwischen geblieben? Haben wir uns derart in Ekstase gespielt, dass wir jegliches Zeitgefühl verloren haben? Meine Mitmusiker, darunter mehrere Amadeus-Preisträger und sogar ein Grammy-Nominee, waren genauso baff. Nervlich aufs Äußerste irritiert von dieser außergewöhnlichen und furchteinflößenden Situation sind wir in die Abhörkabine gegangen und haben uns von unserem überaus blassen, um nicht zu sagen: kasweißen Tontechniker die Aufnahmen der letzten zehn Stunden vorspielen lassen. Und was soll ich sagen: Da war absolut nichts
Austrofred ist der vielleicht wahrhaftigste Popstar Österreichs, singt er doch Austropop-Texte zu QueenMelodien und gemeinsam mit Kurt Razelli. Aber nicht nur! Seit diesem Jahr hat Austrofred mit „Barcelona” seine eigene Late-Night-Show auf ORF III, aufgezeichnet wird im RadioKulturhaus. Und nicht zu guter Letzt schreibt Austrofred Bücher, etwa über Mozart, den guten alten Schilling, prickelnde Erotik und Pferdeleberkäse. Im Oktober 2024 erscheint nun sein siebtes Buch, „Gänsehaut. Unerklärliche Phänomene erklärt”. Erste Einblicke gibt es an dieser Stelle in der aktuellen und den kommenden !ticket-Ausgaben.
drauf!
Aber das eigentlich Ungeheuerliche kommt erst noch: Die fünf Kisten Wieselburger, die neben der Recording Booth gestanden sind, waren weg, futsch, das Leergebinde völlig willkürlich und in, meiner Einschätzung nach, nicht-menschenmöglicher Unordnung über das gesamten Studio-Interieur verteilt. Einer meiner Mitmusiker ist dann auf die Idee verfallen, dass wir von Außerirdischen besucht worden sein müssen. Aber, bei aller Liebe: Aliens, die Bier stehlen – was denn nicht noch alles?!
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Soll ich „L’amour toujours” boykottieren? Oder gibt es wirksamere Maßnahmen gegen eine rechtsradikale Vereinnahmung der Gesellschaft?
Auch diesen Sommer stand ich wieder für heiratende Bekannte hinter dem DJ-Pult. Das ist eigentlich ein leichter Job: Open Bar sei Dank gibt es kaum Hemmungen am Dancefloor. Eitel darfst du halt als Hochzeits-DJ nicht sein. Es geht nicht darum, sich künstlerisch zu verwirklichen. Musikwünsche nehme ich daher gerne an. Nur einige wenige Ausnahmen kommen mir nicht über die Lautsprecher. Nationalistische Chiffren, Sexismus und Machtmissbrauch haben auf einem Fest der Liebe nichts zu suchen.
Aber wie umgehen mit „L’amour toujours”? Seit der Evergreen von Gigi
D’Agostino im Mai wegen rechtsradikaler Parolen in die Schlagzeilen geriet, frage ich mich, ob der Song jetzt
Herausgeberin, Chefredakteurin: Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteur & Chef vom Dienst: Stefan Baumgartner Anzeigen: Ines Rubitzko, BA
Anzeigenproduktion: Susanne Franzl Redaktion: Austrofred, Stefan Baumgartner, Astrid Exner, Sebastian Fasthuber, Robert Fröwein, Hannes Kropik Fotos: siehe Copyright Cover: 007 ACTION Vienna Medieninhaber, Eigentümer, Redaktionsanschrift: CTS Eventim Austria GmbH, !ticket Eventmagazin, Mariahilfer Straße 41–43, 1060 Wien Designkonzept, grafische Produktion: SHE Wirtschaftsmedien-Beteiligungs GmbH, Mariahilfer Straße 88a/II/2a, 1070 Wien Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager Druck: Walstead Leykam Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten
Abonnements: !ticket Österreichs Eventmagazin Nr. 1 erscheint 10 x jährlich. Jahresabo Österreich: € 22,00, Jahresabo Europa: € 44,00. Kündigung
tabu ist: Auf der noblen deutschen Ferieninsel Sylt hatten Besucher:innen eines Clubs zur Melodie des Songs fremdenfeindliche Texte gegrölt, einer von ihnen zeigte dabei mit seinen Fingern einen Hitlerbart und hob den rechten Arm. Das Video sorgte für Entsetzen. Weil es sich eben um keinen Einzelfall handelt, reagierten Justiz und Politik, aber auch Organisator:innen von Großveranstaltungen mit Konsequenzen. So kündigte das Münchner Oktoberfest an, „L’amour toujours” auf der diesjährigen Wiesn zu verbieten. Auch das Frequency Festival sagte den Auftritt von Gigi D’Agostino ohne Angabe von Gründen ab. Das sind vermutlich richtige Entscheidungen. Wer seine Klientel kennt, tut gut daran, strafrechtlich re-
Als Hochzeits-DJ hat Astrid Exner „L’amour toujours” auch weiterhin im Gepäck.
Die Musik- und Kulturbranche kennt sie von der Plattenfirma bis zur Konzertlocation aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Sie war Kommunikationschefin im Kulturzentrum WUK, kuratierte Playlisten beim Majorlabel Sony Music und beobachtet die Kreativszene als Jurymitglied verschiedener Preise und Förderprogramme. Bis 2021 schrieb sie für The Gap die feministische Kolumne Gender Gap. Hier beschäftigt sich Astrid mit Diversität in all ihren Dimensionen.
levante und rufschädigende virale Momente zu vermeiden.
Nur: Der Song kann halt nichts dafür, dass er von Rechtsradikalen vereinnahmt wurde. Die ursprüngliche Botschaft der Nummer – Liebe, immer –ist eine ganz andere. Darum sollten wir uns davor hüten, ihn kategorisch zu canceln. Wer ein wirksameres Zeichen gegen Hass und Hetze setzen will, muss am 29. September wählen gehen.
Die nächste Ausgabe erscheint am 2. Oktober.
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31. JAN. – 02. FEB. 2025