Österreichs Eventmagazin Nr.1
TISCHGESPRÄCH
Manuel Rubey & Simon Schwarz im großen Gespräch über Wein, Bodenkultur, Veganismus & Aztekensalbei
JUL AUG 2 0 2 4
Damit sind Sie live dabei! musik show sport theater kabarett 2,90 € Ausgabe 271
ZURÜCK ZU DEN WURZELN
Auf der musikalischen Spurensuche in die Welt der Folklore und Naturverbundenheit
GRUSELN MIT AUSTROFRED
Eine unheimliche Geschichte von Austrofred auf Seite 25!
bond, james bond 007
Schöne Frauen, schnelle Autos, coole Gadgets und zwischendurch ein paar Drinks: Das ist die Welt von MI6-Agent James Bond. Eine Welt, die ab 007. September nun auch in der Wiener METAStadt hautnah zu bestaunen ist.
JETZT TICKETS SICHERN!
CAMERON MACKINTOSHS
SPEKTAKULÄRE NEUPRODUKTION
VON ANDREW LLOYD WEBBERS
AUCH IM JULI LIVE ZU SEHEN
DAVID GARRETT
Star-Geiger David
vereint auf seinem neu-
L’amour toujours
Mitte August wird der italienische DJ Gigi D’Agostino am FM4 Frequency für eine ausgelassene Partystimmung sorgen, zwischen Oktober und März dann auch in den größten Hallen in Graz, Klagenfurt und Dornbirn – fast alle Termine sind ausverkauft. Und das, obwohl er bereits Ende der Neunziger Berühmtheit erlangte und mit insbesondere „Bla Bla Bla”, „The Riddle” und „L’amour toujours” die Eurodance-Szene maßgeblich prägte. Während der Eurodance seitdem Staub angesetzt hat, blieb Gigi über all die Jahre hinweg eine ikonische Konstante und wird regelmäßig auf Retro-Partys gefeiert. Grund dafür ist freilich in erster Linie sein gigantischer Nostalgiefaktor.
Doch nun ist „L’amour toujours”, seine unverfängliche Ode an die Liebe, in Verruf geraten: In sozialen Netzwerken ist es ein Trend geworden, den Refrain des Songs umzudichten, auf die Melodie, die im Original ohne Songtext auskommt, singen meist Jugendliche die unmissverständliche Parole „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus”, ein Schlachtruf der NeonaziSzene der Achtziger. Denken wir nur an das Video aus Sylt, das kürzlich die Runde machte und ordentlich Staub aufwirbelte!
Die Melodie findet sich heute in hunderten Videos, die rechtsextremistische Propaganda oder Ressentiments verbreiten, es ist also zum Erkennungszeichen der rechten Szene geworden. Was aber haben der DJ und sein Liebeslied mit den Rechten und mit Aus-
länderhass zu tun? Die banale Antwort: Gar nichts, sie kamen nicht wegen ihrer Gesinnung oder ihrer Aussage zum Handkuss, es hätte jedes beliebige, kultige Liedgut treffen können, geht es nämlich allein um den Nostalgiefaktor: „L’amour toujours” wurde zum Symbol der Neuen Rechten, weil die Nostalgie auch ihr vielleicht mächtigstes Werkzeug ist, das dazu dient, Ideologien unterschwellig zu verbreiten und Anhänger zu mobilisieren. Denken wir an die Glorifizierung der Vergangenheit, in der traditionelle Werte und eine kulturelle Homogenität angeblich noch vorherrschten. Denken wir an die starke Verbindung zu Mythen und Traditionen, die das Gefühl nationaler Identität und Stolz stärken. Denken wir an die Wiederbelebung traditioneller Lebensweisen, Geschlechterrollen und sozialer Strukturen, die als stabil, natürlich oder sogar gottgegeben dargestellt werden. Denken wir an ihre Publikationen, die mit Sepia-Tönen und alten Lettern ebenfalls aus grauen Vorzeiten stammen könnten. Letztlich funktioniert die Nostalgie aber auch (und das besonders gut) durch die Hintertür, schafft sie doch so unterschwellig ein starkes Gemeinschaftsgefühl, Zugehörigkeit und Solidarität – insbesondere wenn nostalgische Elemente etwa mit RetroMusik aufgeladen werden. Ein weiterer Vorteil: Durch die Aneignung von kulturellen Elementen lassen sich auch leicht politische Botschaften verpacken – wird die Musik doch zu einem Symbol und steht
für das, was man nicht explizit ausgesprochen haben möchte. Es wird wohl kein Zufall sein, dass vor wenigen Wochen in einem Video des Kopfes der Identitären, Martin Sellner, im Hintergrund scheinbar beiläufig „L’amour toujours” lief.
Symbole haben eine tiefere Bedeutung und transportieren eine Vielzahl von Bedeutungen, welche über ihre unmittelbare Erscheinung hinausgehen und oft in unterschiedlichen Kontexten auch unterschiedlich funktionieren. Sie dienen als Träger für Ideen, Konzepte oder Assoziationen und spielen eine zentrale Rolle in der menschlichen Kommunikation. Symbole erleichtern die Übertragung komplexer Ideen und Emotionen in einer kompakten und oft universell verständlichen Form. Sie signalisieren Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe und werden von Gemeinschaften geschaffen und gepflegt, um gemeinsame Überzeugungen auszudrücken.
Muss man „L’amour toujours” nun also aus dem Radio verbannen, ihn dem ÖFB als Jubel-Hymne untersagen, D’Agostino gar mit einem Auftrittsverbot belegen? Trifft ihn nun dasselbe Schicksal wie das Swastika, das (bis heute) im Buddhismus etwa als Glückssymbol verwendet wird? Ich sage: Nein. Symbole (und demnach auch das Musikstück) sind immer im Kontext zu betrachten, ein allgemeines Verbot wäre an Groteske nicht zu überbieten.
Stefan Baumgartner (Chefredakteur)
IN DIESER AUSGABE
[12] Klassikticket ein neuer, zeitgemäßer und niederschwelliger Einstieg in die Welt der Klassik [14] David Garrett beweist mit seiner ureigenen Interpretation, dass Hits nicht unbedingt mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel haben müssen [18] Manuel Rubey & Simon Schwarz tauchen bei bio-dynamischer Essens- und Weinbegleitung in die faszinierende Welt der Kulinarik ein [22] Folklore & Natur mit Perchta, Heilung und Wardruna reisen wir in die naturbelassene Welt der Folklore
>> oeticket.com/magazine mit den aktuellsten VeranstaltungsNeuigkeiten, den wichtigsten Alben-Veröffentlichungen, Single- und Videopremieren, Fotos von den geilsten Konzerten in ganz Österreich, Interviews mit Stars und zahlreichen Gewinnspielen!
Coldplay. Am 4. Oktober erscheint mit „Moon Music” das neue Album von Coldplay, seit 21. Juni können wir mit „feelslikeimfallinginlove” die erste Single des Albums hören. Nachdem Coldplay auf ihrer aktuellen Tour bereits völlig neue Wege in Sachen Nachhaltigkeit gehen –im Vergleich zur letzten Stadiontour konnten die CO2-Emissionen bisher um 59% reduziert werden –, hat die Band alles daran gesetzt, auch die physische Veröffentlichung von „Moon Music“ so nachhaltig wie möglich zu gestalten, so besteht die Vinyl etwa aus neun recycelten Kunststoffflaschen, die CD zu 90 % aus recyceltem Polycarbonat aus Haushaltsabfällen und die NotebookEdition aus 70 % Flussplastikabfällen. Das finden wir schon einmal sehr lobenswert! n Coldplay spielen am 21., 22., 24. und 25. August im Wiener Ernst-Happel-Stadion, die Konzerte sind ausverkauft.
Fansale. Es gibt vermutlich nur wenige Menschen, die noch nie auf eBay, willhaben oder anderen Plattformen Second-Hand-Artikel erstanden oder verkauft haben. So toll manchmal gewisse Schnäppchen und Glücksgriffe auch sein mögen, wollen wir die Probleme auch nicht außer Acht lassen: Von vielen Seiten hört man, dass Verkäufer unzuverlässig oder bei der persönlichen Übergabe unangenehm waren, das Produkt nicht der Beschreibung entsprach, oder auch, dass die Käufer anstrengend waren, etwa weil sie unpünktlich waren oder über den Preis noch verhandeln wollten. Gerade, wenn man dort Konzertkarten kauft, begibt man sich in brandgefährliche Gefilde, werden Tickets doch oft zu überzogenen Preisen angeboten oder sind sie am Konzertabend gar nicht gültig, weil es sich um eine Fälschung oder Kopie handelte. All diese Probleme werden mit der Plattform n fansale.at ausgehebelt: Hier können Konzertkarten maximal zum Originalpreis von Fan zu Fan weiter verkauft werden und oeticket garantiert, dass man auf keine Fälschung reinfällt und tatsächlich das bekommt, wofür man auch gezahlt hat. Und all dies passiert für Käufer und Verkäufer gleichermaßen sicher, mit nur wenigen Klicks – ohne persönliche Übergabe und ohne Gebaren wie am Basar.
WACHAUFESTSPIELE WEISSENKIRCHEN
Freilichtaufführungen im historischen Teisenhoferhof (bei Schlechtwetter in der nahen Wachauhalle)
www.wachaufestspiele.com
16. Juli bis 25. August 2024
Mit: Barbara Kaudelka, Claudia Rohnefeld, Leila Strahl, Georg Hasenzagl, Andreas Sauerzapf und Hubert Wolf
Regie: Marcus Strahl, Musikalische Leitung: Elena Gertcheva, Bühne: Martin Gesslbauer, Kostüm: Christine Zauchinger
Aufführungsrechte: Thomas Sessler Verlag, Wien
Karten unter Tel.: 02715/2268 www.wachaufestspiele.com
Komödie mit Musik und Gesang von Susanne Felicitas Wolf
SCHEINWERFERLICHT
Der Sommer steht aktuell am Zenit: Wir haben bereits vier Tage mit Maneskin, Green Day und vielen mehr am Nova Rock gefeiert, das fabelhafte LIDO SOUNDS mit unter anderem Kings Of Leon und Deichkind ist leider auch schon wieder Geschichte, wie auch das Rolling Loud mit Travis Scott, Nicki Minaj und Playboi Carti neben anderen bereits seinen Einstand gefeiert hat.
Wenn wir also, gekitzelt von den Sonnenstrahlen, nun ein bisschen im Gras an einem See chillen, um etwa fürs kommende Frequency Kraft zu tanken, bietet sich die beste Gelegenheit, sich nebenbei auch ein paar Gedanken zu machen: Etwa über den Boden, auf dem wir gerade so gemütlich lümmeln – denn Böden sind die Grundlage unseres Lebens, verrät uns Simon Schwarz im großen Kulinarik-Gespräch (ab Seite 18). Nicht nur um die Wunder der uns umgebenden Natur, sondern auch um unsere Traditionen ranken sich die musikalischen Geflechte, die etwa Perchta, Wardruna und Heilung erzählen – wie das klingt, erfahren wir ab Seite 22.
Aber natürlich wollen wir auch den technischen Fortschritt nicht gänzlich außer Acht lassen: Bei der neuen James-Bond-Ausstellung, die ab September in der METAStadt gastiert, erleben wir eine spannende Zeitreise mit all den Supercars und Gadgets, die 007 beim Kampf gegen das Böse so unterstützen!
Einen schönen Sommer wünscht Roberta Scheifinger
WORK HARD, HAPPY HOUR HARDER
GEWINN SPIELE
Die Gewinnspiele der aktuellen Ausgabe finden Sie auf den Seiten 08–10 und 14–16. Zu gewinnen gibt es:
• 5x2 Flex-Tickets für 007 ACTION VIENNA
• drei Vinyl des neuen David-Garrett-Albums „Millennium Symphony”
Eine Teilnahme an den Gewinnspielen ist möglich auf oeticket.com/magazine im Beitrag „!ticket Gewinnspiele Juli/August 2024“. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 15. August 2024.
Nikita Lev ist eine junge New Yorkerin, die erst 2023 debütierte und gleich aufzeigte, was für ein Ausnahmetalent sie ist. Jedes Wort trifft ins Mark, jeder Akkord untermalt ihre Message. Musikalisch wird ein sympathischer Mix aus Fleetwood Max und Nana Mouskouri feilgeboten, ein bisschen Mazzy Star wurde auch noch beigemengt. Was besticht: Nikita Lev versucht erst gar nicht, das musikalische Rad neu zu erfinden. Sie braucht es einfach nicht. Ihre Stimme, ihre Songs, ihre Texte und ihr ganzheitlicher Vibe spielen einfach so perfekt zusammen. Selbst überzeugen kann man sich davon am 12. November im Haus der Musik.
Zola Jesus, die amerikanische „Königin der Schwermut”, kommt mit der in einem ehemaligen Kloster im türkischen Bezirhane aufgenommenen Live-EP „Alive in Cappadocia“ im Gepäck am 16. September ins Porgy & Bess und schickt sich ebendort an, mit ihrer Musik die „spirituelle Leere, die um und in uns ist, zu füllen“. Sie setzt allein auf ihre eindrucksvolle Stimme, begleitet mit einem verletzlich-beklemmenden, zarten, weltentrückten und bittersüßen Piano. Gänsehaut ist garantiert!
Emma Ruth Rundle, Singer-Songwriterin und ex-Mitglied von Red Sparowes und Marriages, verarbeitet in ihrer Musik Gefühle von Verlust, Herzschmerz und selbstzerstörerischem Verhalten, eingebettet in atmosphärischem Indie-Folk. So erinnert sie mehr als einmal an die Soloscheiben von Lamb-Sängerin Lou Rhodes, an Fink, manchmal auch Tori Amos oder PJ Harvey. Am 27. August gastiert sie in der Arena, mit einem Querschnitt aus ihrem kompletten Programm und einem Schwerpunkt auf „Some Heavy Ocean”, das dieses Jahr sein 10. Jubiläum feiert.
THE BRAND NEW ALBUM THEN AND NOW FEATURING NEW TRACKS BETTER , ALL THE LOVE WE NEED, WONDER WOMAN & ALMOST THERE PLUS YOUR FAVOURITE ROACHFORD TRACKS INCLUDING CUDDLY TOY AND ONLY TO BE WITH YOU REVISITED.
Kein Grund
Während in Sölden bereits seit 2018 eine James-Bond-Ausstellung stationiert ist, zieht ab 007. September mit 007 ACTION VIENNA nun auch in Wien eine actiongeladene Zeitreise durch das Franchise ein.
TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
James Bond, den fiktiven Agenten des britischen Geheimdiensts MI6, vorzustellen, hieße, Eulen nach Athen zu tragen. Oder besser gesagt, „Pferde nach Wien“, hat Wien immerhin nicht nur eine lange Tradition mit Lipizzanern, sondern tatsächlich auch mit dem Agenten mit der „Lizenz zum Töten“ vorzuweisen: In den beiden Romanen „Der Mann mit dem goldenen Colt“ und „Liebesgrüße aus Moskau“ von Ian Flemming reist Bond auf dem Weg nach Jamaika beziehungsweise Istanbul jeweils durch Wien; in zweitem hebt er sogar die Schönheit und Geschichte Wiens hervor. Und 1987 stand Timothy Dalton, in meinen Augen ein stark unterschätzter Mime, sogar in Wien vor der Kamera. Gedreht wurde im Wiener Prater, bei der Volksoper und beim Gasometer. Dass auch andere Orte in Österreich – der Kärntner Weißensee, die Seebühne in Bregenz („Ein Quantum Trost“), Sölden und Altaussee („Spectre“) –Drehorte für James-Bond-Filme waren: geschenkt. Auch in weiteren Filmen finden sich Szenen wieder, die in den österreichischen Alpen gedreht wurden, ohne direkt in den Filmen als solche erwähnt zu werden. Und doch heben wir bewusst Wien, unsere Hauptstadt, hervor, und lassen ohne Geringschätzung das umliegende „Land der Berge“ einmal bewusst bei Seite, denn während bereits seit 2018
in Sölden (da sind wir wieder!) auf dem Gipfel des Gaislachkogls mit 007 Elements ein interaktives Museum zur Franchise zu finden ist, zieht ab 007. September nun in der Wiener METAStadt nach Stationen im französischen Beaulieu, London, Los Angeles, New York, Brüssel und Prag die offizielle, von der Bond-Filmproduktionsgesellschaft Eon Productions verantwortete 007 ACTION-Ausstellung ein.
Der Schwerpunkt – zu finden auf dem Areal, in dem bereits etwa die Harry-Potter- und bis vor kurzem die Formel-1-Ausstellung gastierten –liegt auf den Fahrzeugen, die 007 in seinem Kampf gegen all die Übeltäter von Ernst Stavro Blofeld, dem Kopf der kriminellen Organisation SPECTRE und in „Spectre“ und „Keine Zeit zu sterben“ impersoniert vom Wiener Christoph Waltz, über Le Chiffre, Francisco Scaramanga und Raoul Silva bis hin zu Elektra King begleitet haben – und nicht selten dabei mehr oder weniger arg in Mitleidenschaft gezogen wurden: Autos, Motorräder, U-Boote, Flugzeuge und Helikopter. Auf knapp 3.500 Quadratmetern tauchen wir (nicht chronologisch gereiht) mit über 50 Originalen (nicht Nachbauten!) und 30 Miniaturen ein in die Franchise von Sean Connery bis Daniel Craig, aufgeteilt in die vier Zonen
Feuer, Wasser, Erde und Luft. Jeder Raum bietet ein immersives Erlebnis, das legendären Filmszenen gewidmet ist: Nicht fehlen dürfen dabei auch Blicke hinter die Kulissen, zahlreiche Kostüme von Bond, seinen Gespielinnen und Antagonisten und die Gadgets, die von Q entwickelt wurden –darunter sämtliche (!) Uhren, die Bond über 25 Filme hinweg getragen hat. Ein gleich multisensorisches Erlebnis bieten zudem Soundeffekte und die Filmmusik von John Barry (der die berühmte Titelmusik geschrieben hat) über Tom Jones und Tina Turner bis hin zu Billie Eilish – und auch eine Bar, die inmitten der Ausstellung platziert ist und dazu einlädt, wie auch James Bond zwischendurch einmal einen Wodka-Martini (geschüttelt, nicht gerührt) zu schmecken
So pophistorisch relevant die JamesBond-Franchise, so beeindruckend und spektakulär die Filme auch waren: Wenngleich sein Charakter und sein Umgang stellenweise in den letzten Jahren entschärft und einem moderneren Zeitgeist angenähert wurde, darf man sich heute freilich fragen, ob es denn Not tut, einem sexistischen Schwerstalkoholiker –einem „Dinosaurier“, wie Judi Bench es als M in „GoldenEye“ pointiert formulierte – eine dermaßen große Bühne zu bieten. Wir denken: ja. Und erklären auch, warum.
zu sterben
Seit nunmehr 62 Jahren ist der britische Geheimagent mit der Lizenz zum Töten Teil des popkulturellen Weltkulturerbes. Doch seit einigen Jahren steht die einst so beliebte Figur am gesellschaftlichen Pranger, selbst direkt auf der Leinwand wurde Bond schon von seiner Chefin als „sexistischer Dinosaurier“ heruntergeputzt. Und dennoch brauchen wir genau solche Typen auf der Leinwand!
TEXT: MARKUS HÖLLER
Als Ian Fleming, selbst noch von den Kriegswirren geprägt, in den 1950er Jahren nach dem Vorbild einiger tatsächlicher Agenten seinen prototypischen harten Kerl schuf, musste ausgerechnet der sanfte Vogelkundler James Bond als Inspiration für den Namen herhalten. Und wiewohl die von Fleming verfassten Romane durchaus populär waren, begann der Bond-Hype erst viel später mit der ersten offiziellen Verfilmung „007 jagt Dr. No“ 1962. In der Hauptrolle ein bis dahin eher unbekannter, aber sehr maskuliner und fescher Kampl namens Sean Connery. Das damals etablierte Strickmuster aus High Society, technischen Gimmicks, ikonischem Bösewicht und natürlich jeder Menge wunderschönen Gespielin-
nen und rauen Mengen Alkohol blieb seither im längstlaufenden Film-Franchise der Kinogeschichte unverändert.
Never change a running system
Und das aus gutem Grund. Obwohl im Lauf der Jahre sechs verschiedene Schauspieler in die Rolle des MI6-Agenten schlüpften, blieb der Grund für den Erfolg der Filme gleich: Frauen wollten vom kultivierten, charmanten, aber auch testosterongesteuerten Raubein begehrt und umgarnt werden, Männer wollten wie er sein, dazu seine Uhren und Autos besitzen. Und am Ende triumphierend die Welt vor einem Irren gerettet haben. Natürlich in einem halbwegs plausiblen, aber in der Praxis völlig an den Haaren herbeigezogenen Szenario. Das Zauber-
wort heißt Eskapismus. Erdacht in der Zeit des kalten Krieges, dienten die Agentengeschichten mit der schlussendlichen Weltrettung als willkommene Flucht vor der tristen Realität. Die wenigsten Menschen kommen in die privilegierte Lage, am helllichten Tag im Smoking Martinis zu schlürfen, in den schönsten Locations der Welt Steuergeld zu verprassen, Modelmaterial nach Lust und Laune abzuschleppen und zwischendurch auch einmal völlig ohne Konsequenzen Menschen zu töten. Aber ihm gönnen es alle, denn er tut es ja a) im Auftrag Ihrer Majestät und b) um die Welt zu retten, falls das noch nicht erwähnt wurde. Simple Filmzutaten, von echten Kapazundern am Regiesessel und einer schier unüberschaubaren Schar an
GEWINN SPIEL
Wir verlosen 5x2 Flex-Tickets für die 007 ACTION VIENNAAusstellung. Mehr Informationen siehe Seite 6.
007 ACTION
Bei der Ausstellung kann man nicht nur über 50 originale Fahrzeuge, die 007 von Sean Connery bis Daniel Craig auf seinen Missionen begleitet haben, bestaunen, sondern auch zahlreiche Gadgets (darunter sämtliche Uhren!), die ihm Q auf den Leib geschneidert hat. Für eine stilechte Pause sorgt eine Cocktailbar, bei der man auch einen Martini geschüttelt (nicht gerührt!) genießen kann.
A-List-Schauspielern in Szene gesetzt.
Beginnender Unmut
Während im Lauf der Jahrzehnte der einst grobe Agent immer mehr zu einer selbstironischen Gaudiversion mit flapsigen Sprüchen und begleitet von immer absurderen Gimmicks erodierte, fand mit der Bestellung von Daniel Craig als Bond für den 2006er Film „Casino Royale“ die Klamauk-Phase ein jähes Ende. Schroff, hart, und mehr denn je ganz offensichtlich von Alkoholsucht und Beziehungsunfähigkeit gebeutelt, zeichnete man erstmals wieder einen realistisch anmutenden Topagenten. Da gibt es halt wenig zu lachen. Wiewohl diese, der originalen Romanfigur deutlich nähere, Interpretation von Fans und Kritikern ausgesprochen positiv aufgenommen wurde als, sagen wir, Roger Moore in Clownschminke, schlich sich unbemerkt ein anderes Gift in den sonst so unverwundbaren Bond-Kreislauf: Wokeismus. Unbemerkt von den Produzenten, die in der Ära mit Pierce Brosnan den superfeschen, auch kräftig zulangenden Bond durch immer absurdere Inszenierungen (unsichtbare Autos, anyone?) immer mehr ins Lächerliche zogen, wandelte sich die Gesellschaft. Und zwar deutlich. Ohnehin von Anfang überhöhte, fiktive Rollen und Eigenschaften wurden plötzlich ernsthaft analysiert, ganz besonders Bonds misogynes Verhalten.
Pantoffel statt PPK?
Ein Staatsdiener, der im Auftrag einer höchst intransparenten Behörde um die Welt jettet,
Leuten aufs Maul gibt, Eigentum ihrer Majestät zu Schrott fährt, dabei ständig einen in der Kanzel hat und Frauen völlig ohne vorherige Einholung des Einverständnisses anfasst – unerhört! Dieser grobe Klotz, so ereiferten sich viele, ist ein unmögliches Vorbild, ein Schlag ins Gesicht für die moderne Gesellschaft, nicht tragbar.
Jo eh! Aber es kann nur ein kompromissloser, Regeln biegender und brechender Einzelgänger ohne Gewissen und Reue einem Gegenspieler Paroli bieten, der sich ebenfalls nicht an gesellschaftliche Konventionen hält. Einer, der aus beruflichen Gründen Wachposten erwürgt, ist halt keiner, der erst beim dritten Date verschämt mit dem Fuß scharrt und schüchtern um ein Busserl bittet. Bond ist nun mal, alle angelernten Jet-Set-Manierismen beiseitegelassen, ein primitiver Alpha-Macho. Primitiv, aber in sich konsistent. Wäre er jemand, der ohne mit der Wimper zu zucken einem Bösewicht die Rübe wegpustet und im Anschluss mit seiner Liebschaft zum Häkelkurs geht, wäre er nicht normal. Sondern ein Psychopath ersten Ranges wie Serienkiller Ted Bundy – und somit für heikle Einsätze völlig ungeeignet. Tatsache ist: jemand, der auf fast täglicher Basis sein Leben riskiert, andere ausknipst und generell dauernd in einer Zone der Grenzüberschreitung agiert, bekommt irgendwann einen Dachschaden. Substanzabhängigkeit und schwindende Empathie gehören zu einer traumatischen Verrohung nun mal dazu. Das wollen aber viele aus ihrem Safe Space im Elfenbeinturm nicht wahrhaben.
Das Paradoxon Bond
Auf der einen Seite will der erwachsene Kinogeher von heute also einen Leinwandhelden, der echt und glaubwürdig agiert, aber das nur in einem gesellschaftlich akzeptablen Rahmen – ohne jemanden zu beleidigen. Sorry, aber das geht sich nicht aus. Bond-Filme sind weder Arte-Dokumentationen noch Fan-Fiction, sondern ein über Jahrzehnte etabliertes, fantastisches Kinospektakel, das schon aufgrund von komplexen rechtlichen und geschäftlichen Verflechtungen in einem sehr starren Rahmen gefangen ist. Wer heute ins Kino geht oder Netflix anwirft, weiß schon beim ersten Ton der legendärem Titelmusik von John Barry, was auf ihn/sie zukommt. Ganz ehrlich: schon in den ersten Momenten jedes Films blickt man durch den gezogenen Lauf einer Waffe, nur um wenig später eine Kugel von Bond einzufangen und taumelnd zu verbluten. Was erwarten sich die Zuseher dann? Rosenkavalier Ryan Reynolds? Selbst im Kontext der Filme und Romanvorlagen endeten wagemutige Versuche, ihm ein wenig Menschlichkeit oder gar Verletzlichkeit einzuhauchen, für den armen James immer in einem persönlichen Fiasko. Warum also versuchen, das schottische PTSD-Waisenkind passend zur Woke-Agenda weichzuspülen? Bond ist, was er sein muss: eine tragische Heldenfigur, der pflichtbewusst Leib und Seele hingibt, um die Menschheit zu retten. Fast ein bisschen so wie Jesus.
n Die Ausstellung „007 ACTION Vienna” gastiert ab 7. September in der METAStadt.
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Begnadet für das Schöne
Die Österreicher, so heißt es in unserer Bundeshymne, seien ein Volk „begnadet für das Schöne”. Das, was jede/r von uns als schön empfindet, ist freilich individuell – zweifelsohne ist es aber auch unsere reiche Welt des Kulturellen, die als rühmenswert erachtet werden kann. Für einen zeitgemäßen, niederschwelligen Zugang sorgt mit klassikticket.at nun der heimische Ticketvertrieb oeticket und präsentiert sich somit auch als Kulturvermittler.
TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
Eines der Menschenrechte ist das „Recht auf Bildung”. Wie so oft gehen jedoch auch hier Theorie und Praxis nicht selten getrennte Wege, wenn ich etwa zurück an meine Studienzeit denke. Natürlich, nach meinem erfolgreichen Schulabschluss hatte ich das Anrecht, eine Universität zu besuchen – vorerst gar noch ohne Studiengebühren. Allerdings musste man sich damals noch zu Semesteranfang zu unchristlichen Zeiten bei den einzelnen Büros der Professoren und Professorinnen persönlich anstellen und mit der Bitte um einen Platz in ihrem Kurs vorstellig werden. Als Anfänger verfügte man zudem noch über kein Hintergrundwissen über die einzelnen Lehrpersonen, und so fiel nicht selten (aufgrund der Kürze der Schlange) die Wahl auf einen Ordinarius, der etwa die grauen Vorzeiten noch mit Leib und Seele lebte. Glücklicherweise begleitete mich diese bürokratische Misere nur wenige Semester,
bald schon stellten die Universitäten auf ein Online-Anmeldesystem um, wie auch Studierende ein Forum ins Leben riefen, in dem man sich über das Lehrpersonal, Kurse und andere Fragen niederschwellig austauschen konnte.
Für jüngere Semester wirken solche Errungenschaften, die gefühlt Äonen am Buckel haben, heute vermutlich wie eine Selbstverständlichkeit – wenn man aber in andere Teilbereiche des Lebens blickt, so merkt man, dass eine niederschwellige Vermittlung und ein ebensolcher Zugang immer noch nicht überall angekommen sind: Während Populär-Musikliebhaber sogar mit einer nur gering vorhandenen Internet-Affinität heute etwa den Vorteil genießen, dass Plattformen wie Spotify relativ rasch aus dem Hörverhalten lernen und dazu passende neue KünstlerInnen vorschlagen – oft auch mit Verweisen auf kommende Live-Auftritte in der Nähe –, ist die Welt der Kultur, der Klassischen
Musik und des Theaters (trotz zahlreicher inhaltlicher moderner Ansätze) immer noch mit den Hürden behaftet, mit denen ich vor Jahrzehnten an der Hochschule zu kämpfen hatte: Fragen über etwa die verglichen mit Rockbühnen strengere Etikette müsste man sich erst mühevoll selbst zusammensuchen, folgend dann in zahlreichen Feldversuchen herausfinden, ob einem klassische Musik, Oper und Operette, Tanzveranstaltungen, oder doch das Erzählerische – also Theater und Musicals – besser zu Gesicht stehen, ja, was denn überhaupt die Differenzierung zwischen all diesen strengen Unterkategorien ist! Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen Stücken im Volkstheater und dem Burgtheater etwa – wenn in beiden zum Beispiel der „Faust” gegeben wird? Ist die Interpretation im ersten fürs gewöhnliche Fußvolk, im zweiten für den Studioso nur? Und wo kann man mit Kindern und Jugendlichen hingehen, ohne
dass diese mit Langeweile im roten Samt einschlafen? All diesen und ähnlichen Fragen widmet sich die neue Plattform klassikticket.at, spricht sich oeticket-CEO Christoph Klingler (dessen Team das Produkt verantwortet) doch dafür aus, dass „Kultur für alle da ist”. Somit ist klassikticket weitaus mehr als „nur” eine Verkaufsplattform, sondern vielmehr ein Treffpunkt der klassikaffinen Gemeinschaft (und derer, die es noch werden wollen) – mit dem gemeinsamen Ziel, aus dem reichen Angebot, das wir zwischen Dornbirn und Wien, zwischen Retz und Klagenfurt genießen können, das individuell Schönste herauszukristallisieren.
Aber natürlich ist klassikticket auch eine Kaufplattform – und zwar eine, die alle (teilnehmenden) Bühnen des Landes bündelt. Denn im Gegensatz zur Populären Musik setzten die einzelnen Theater bisher bevorzugt auf ihre eigenen Theaterkassen und Internetauftritte. Wer sich also tatsächlich zum Beispiel zwei unterschiedliche Interpretationen des „Faust” in zwei Häusern geben möchte, musste sich bisher auch bei zwei Kassen (im Netz oder persönlich) anstellen. Mit klassikticket ist diese Hürde nun auch: Geschichte.
„Kunst und Kultur sind essenzieller Bestandteil unserer Identität und verdienen es, von jedem erlebt zu werden”, zeigt sich Christoph Klingler begeistert – und schafft mit klassikticket tatsächlich beste Voraussetzungen für alle zwischen GenZ und Boomer, in die Welt des Schönen einzutauchen. Apropos: Goethes „Faust” spielt es tatsächlich ab Herbst im Salzburger Landestheater – und zwar in einer Fassung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, auf die Essenz der Figuren zu konzentrieren und das Stück somit zu verdichten. Und im März bringt Nikolaus Habjan den „Faust” als eine Kombination aus Schau- und Puppenspiel auf die Bühne des Congress Center Villach und präsentiert das ehrwürdige Stück somit in einer mitreißenden Neuinterpretation ...
Wiederholen ka erschaffen nur
aus allen Generationen. Nach einer ausufernden Klassik-Tour veröffentlicht er im Herbst das Doppelalbum „Millennium Symphony“ und vereint dort 25 Hits aus den letzten 25 Jahren. Damit kommt er 2025 in die Wiener Stadthalle.
Im Herbst erscheint dein Doppelalbum „Millennium Symphony“, auf dem du die größten Hits der letzten 25 Jahre mit Geige und Orchester interpretierst – dazu gibt es eine große Tour, die dich 2025 auch nach Wien bringt. Wie kam das Projekt zustande? Ich hatte drei Ideen mit jeweils gutem Potenzial für ein Album und habe diese dann meinem Label vorgestellt. Wir haben uns dann gemeinsam erst einmal für „Millennium Symphony“ entschieden. Ich hatte den Titel für das Album schon fertig, weil das Konzept bereits stand. Ich wollte Musik nehmen, die in den letzten 25 Jahren entstand und somit auch für mich einen etwas moderneren Weg einschlagen. Es sind quasi „Klassiker der Moderne”, aber ich fand dann meinen Titel sexyer (lacht).
Viele Menschen behaupten, die letzten großen Klassiker wurden in den Neunzigern geschrieben. Ist dein Album ein Gegenstatement? Ich habe mir die schönsten Diamanten des letzten Vierteljahrhunderts herausgepickt und teilweise auch ein paar Songs, die vielleicht schon in Vergessenheit geraten sind und nicht unbedingt Nummer-1-Hits waren.
TEXT: ROBERT FRÖWEIN
Waren dabei auch Genres wie K-Pop ein Thema, die von Asien aus immer erfolgreicher werden? Damit habe ich mich auch beschäftigt, klar. Fairerweise muss ich aber sagen, dass ich gerne Lieder nehme, wo die Leute im Publikum textsicher sind. Es ist eine Sache, eine memorable Melodie zu haben, aber eine ganz andere, wenn eine Halle mitsingen kann. Es gibt schon ein paar Nummern wie „Dynamite” von BTS, mit denen ich kurz flirtete, aber ich ließ sie dann doch weg. Zu mir kommen ja nicht nur Kids, sondern auch Eltern und Großeltern und da muss ich eine Schnittstelle treffen.
Du willst auf der Tour auch einzelne Orchestermitglieder stärker ins Rampenlicht stellen. So soll etwa das Licht auf den jeweiligen Solisten fallen und man als Zuseher viel mehr von den Musikern mitbekommen. Das Publikum hat vielleicht nicht immer Ahnung, wie das entsprechende Instrument im Orchester klingt, aber wenn du die Möglichkeit hast, dieses Instrument greif- und spürbar zu machen, solltest du diese Chance nützen. Wenn man die Musiker besonders hervorhebt, hat das die schöne Begleiterscheinung, dass das
Publikum etwas lernt, ohne es bewusst wahrzunehmen.
Bleibt bei solchen Produktionen noch Raum für Spontanität oder Improvisation? Was die Moderation und die Interaktion mit dem Publikum angeht, ja. Die Leute reagieren in jeder Stadt und in jedem Land anders und da muss ich dann auf das Publikum eingehen. In den Songs selbst bleibt der Raum in meinen Geigenparts und nuanciert bei den Musikern. Das Gerüst muss aber zu 100 Prozent stehen. Das ist nicht anders als in der Klassik. Dort kannst du natürlich hier und da das Tempo verwalten, aber jeder muss genau wissen, was seine Aufgabe ist.
Schon früh im Tourplan kommst du in die Wiener Stadthalle. Ist es in einer Stadt, die so stark mit Klassik konnotiert ist, anders, ein poppiges Crossover-Programm zu spielen? Ich habe unlängst erst im Musikverein gespielt und ich liebe das Wiener Publikum. Wenn jemand gut ist, dann geben sie Vollgas und ich habe das große Glück, dass sie immer Vollgas geben, wenn ich komme. Die Schlussfolgerung daraus: Ich bin nicht so schlecht (lacht). Ich fühle mich
kann jeder,
rwenige
in einer klassischen Stadt aber nicht anders als sonst wo. Ich bin hier eher Vermittler von großen Genies und dementsprechend verhält man sich. Crossover erlaubt mir viel mehr Freiheiten als das recht strenge Klassik-Korsett.
Gab es für „Millennium Symphony“ Songs, die du gerne gespielt hättest, die sich aber nicht in die Realität umsetzen ließen? Nein, da bin
ich zu stur. Wenn ich etwas machen will, dann mache ich es so lange, bis es funktioniert und da gibt es keine Widerrede. Wenn ich eine Idee nicht umsetzen kann, bin ich nicht gut genug, also muss ich so lange daran arbeiten, bis sie passt. Aufgeben ist keine Lösung, auch wenn ich mir die Zähne dabei ausbeiße.
Hast du in allen Belangen den Ehrgeiz von früher? Sich neue Instrumente zu kaufen, neue Projekte zu lancieren und überall das größtmögliche Maß an Perfektion anzustreben? Oh ja, ich werde immer ehrgeiziger. Das ist Fluch und Segen zugleich. Je mehr schöne Sachen man aus der Vergangenheit aufzuweisen hat, desto mehr will man diese auch wieder erleben. Ich sehe vielleicht nicht so aus, aber innerlich bin ich ein sehr zerrissener, emotionaler und mit Selbstzweifeln geplagter Künstler. Man denkt immer, dass man Glück
GEWINN SPIEL
verlosen drei
verwandelt mit seinen genialen Violinvariationen Tophits der letzten 25 Jahre in frappierende Klangbilder. Darunter finden sich Hits von Taylor Swift, Rihanna, Ed Sheeran, Apache 207, The Weeknd und vielen mehr!
hat, aber man hat dafür auch hart gearbeitet. Es muss immer mehr gehen und alles besser werden, denn sonst wäre das Ende schon erreicht. Das Ziel ist, immer etwas auf die Beine zu stellen, das es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Wiederholen kann jeder, erschaffen können nur wenige.
Hast du bei all dem Ehrgeiz und den inneren Drängen noch Momente der Zufriedenheit? Sehr selten. Ich kenne diese Momente aus dem Urlaub. Man braucht immer ein paar Tage, bis man seine Einheit gefunden und aus dem Alltag heruntergekommen ist. Man spürt Müdigkeit und Erschöpfung, realisiert aber auch, was man in den letzten 18 Monaten so alles geschafft hat. Während einer Tour blickt man maximal drei Tage vorwärts und hangelt sich durch. Es ist unmöglich, in dieser Zeit zu reflektieren.
Geht es dir bei deiner Getriebenheit darum, alles auszureizen und neue Bestleistungen aufzustellen? Psychologisch ist diese Getriebenheit zu einem gewissen Stück eine Motivation, sich selbst etwas zu beweisen. Man steckt viel Liebe, Herzblut, Schweiß, Arbeit und Lebensenergie in etwas. Wenn du mit dem Ergebnis da-
raus das erste Mal für drei Minuten auf der Bühne stehst und die Leute begeistert davon sind, dann war es all die Mühe wert.
Auf der letzten „Iconic“-Klassik-Tour hast du 113 ausverkaufte Live-Konzerte gespielt. Ist das nicht so eine Zahl, wo man sich unweigerlich fragt: „Kann man das denn überhaupt noch überbieten?” Nein, das war einfach extrem. Diese Tour war irre geplant. Irgendwann mussten wir auf die Stopp-Taste drücken und das Gas rausnehmen. Ich und mein Team arbeiten gerne hart. Wir sind in dem Sinne so richtige Jungs und gehen nach dem Prinzip „bis einer weint“ vor. Das ist unsere Maxime. Sie ist natürlich total ungesund, aber keiner will oder kann schwächeln. Ich am Allerwenigsten, denn ich bin der Rädelsführer dieser Truppe und will, dass andere schwächeln, bevor ich es tue. Dann passiert aber, dass wir viel zu viel annehmen und nicht mehr aufhören. Am Schluss will keiner zugeben, dass es zu viel war und man sehnt sich innerlich den Tag herbei, an dem endlich alles vorbei ist (lacht)
Übergeht ihr dabei nicht Warnsignale,
ROCK ANTENNE Österreich
Es gibt einfach so Bands, die machen, was sie wollen. Die Kings of Leon sind eine davon.
Nach einer kleinen, musikalischen Kurskorrektur 2008, haben die vier Typen aus Tennessee nur noch gemacht was sie wollten. Trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb) sind dabei nur Hits rausgekommen und der anhaltende Erfolg gibt den Followill Brüdern de昀nitiv Recht.
Das neue, mittlerweile neunte Studioalbum der
die Körper und Geist aussenden? Der legendäre Bayern-Torwart Oliver Kahn hat in einer Pressekonferenz einmal gesagt: „Ich habe so viel Druck, ich kenne keinen Druck mehr.“ Wenn du immer auf Hochspannung bist, bleibst du drauf. Ich werde auf Tour fast nie krank, weil der Körper es gewohnt ist, mit so viel Adrenalin, Energie und Intensität umzugehen. Wenn ich dann Pause mache, klappe ich zusammen und fange mir eine Erkältung ein.
Wenn wir die erste Show von „Millennium Symphony“ sehen, bist du gedanklich wahrscheinlich wieder eineinhalb Projekte voraus? Obwohl ich schon weiß, dass das nächste Projekt vor der Tür steht, bin ich bei den ersten Shows einer solchen Tour gedanklich noch nicht so weit. Ich weiß jetzt schon die nächsten zwei, drei Projekte. Die Namen und auch die Umsetzung sind mir bekannt, das ist ein Fluch, weil ich da absolut rastlos bin und nicht aus meiner Haut kann. Wenn ich aber auf die Bühne gehe und diese Songs spiele, bin ich gedanklich voll im Hier und Jetzt.
n David Garrett gastiert mit seiner „Millenium Symphony”-Tour am 21. März in der Wiener Stadthalle D.
Kings of Leon trägt den bezeichnenden Titel „Can we please have fun“. Der geneigte Hörer muss sich dazu nicht zwei Mal bitten lassen: Viele Songs auf dem Album sind erstmal sperrig und gewöhnungsbedürftig, aber wenn der Funke dann mal übergesprungen ist, entfaltet das Album sein wahres Suchtpotential.
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Genießer sind Manuel
und
beide. Manuel trinkt gerne 2, 3 Gläschen und isst sogar Innereien, Simon bleibt bei 2, 3 Schluck pro Glas und isst bevorzugt vegan. Dafür ist er ein großer Fan von Böden.
Tischgespräch
Manuel Rubey und Simon Schwarz haben in ihrem ersten gemeinsamen Kabarettprogramm ein Restaurant eröffnet. Anlass und Grund genug, sich mit ihnen bei bio-dynamischer Essens- und Weinbegleitung im BRUDER über die faszinierende Welt der Kulinarik auszutauschen.
TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
Der Autor dieser Zeilen hatte zeitlebens kein Stammlokal, bis er in fortgeschrittener Adoleszenz 2018 auf das in der Wiener Windmühlgasse gelegene BRUDER stieß: Lucas Steindorfer verantwortet hier die Küche und die Butter, Hubert Peter die Bar und das Fermentierte. Sowohl bei dem, was aufs Teller, als auch bei dem, was ins Glas kommt, stehen die Natürlichkeit und die Hochwertigkeit im Mittelpunkt – viele der verarbeiteten Produkte werden sogar selbst gesammelt, geerntet und verarbeitet. So ergibt sich ein Menü in fester und flüssiger Form, das die beiden Wirtsleute in einer sympathischlockeren Doppelconférence bestreiten –ein Unique Selling Point, der auch Manuel Rubey und Simon Schwarz bereits des Öfteren in die heimelige Gastwirtschaft einkehren ließ. Somit ist es nur folgerichtig, dass genau dieser Ort für ein gelöstes Kulinarikgespräch auserkoren wurde – und noch mehrere Fortsetzungen folgen lässt.
Ich habe in der Küche extra nachgefragt: Im Gegensatz zum Salbeirisotto mit Aztekensalbei, den ihr in eurem Restaurant kredenzt, sind bei unserem Menü heute keine halluzinogenen Substanzen beigemengt. Manuel Rubey: Ich bin hier aber auch schon einige Male rausgewankt, berauscht von Substanzen, wo ich nicht genau wusste, wo sie herkommen! Aber es war
immer zauberhaft.
Wie viel Ahnung habt ihr von Wein? Rubey: Ich kann bei gutem Licht Weiß von Rot unterscheiden. Aber ernsthaft: Ich habe dieses Wein-Chichi immer belächelt, aber der Timotheus von Gut Oggau hat mir damals die Welt der Naturweine eröffnet, das war eine Geschmacksexplosion. Seither liebe ich Naturweine, zum Beispiel auch die von Koppitsch, nachdem der uns gerade eingeschenkt wurde. Alex und Maria sind eigentlich fast schon Freunde geworden, sie waren auch bei der Premiere von „Das Restaurant“ und haben uns eine Kiste Wein mitgebracht. Aber trotzdem fühle ich mich der Wein-Szene nicht zugehörig, das wäre vermessen – weil ich mich nicht auskenne, sondern nur gerne trinke.
Simon Schwarz: Ich trinke gar nicht so viel und so gern, mich interessiert der Weinbau an sich mehr als das Trinken selbst. Ich hatte immer schon eine Liebe zur Landwirtschaft. Meine Liebe kommt über den Boden, ich liebe Böden. Das kommt ja auch bei uns im Programm vor. Der Boden ist die Grundlage unseres Lebens – und in dem Fall auch des Weins, das heben die Winzer und Winzerinnen ja auch immer so hervor. Beim Weintrinken hat mich früher oft gestört, dass der Alkohol so stark im Vordergrund steht – aber irgendwann kamen dann auch bei mir die Naturweine,
die auch für mich ein anderes Feld aufgemacht haben. Da schmeckst du die Frucht, die Blume, diesen Ursprungsgedanken mehr, als beim klassischen Wein.
Diesen Ursprungsgedanken lebt man im BRUDER ja an allen Ecken und Enden, vieles von dem, was in der Küche verarbeitet wird, haben die Chefitäten selbst im Wald, am Feld gepflückt. Schwarz: Das Wesen von Ernährung und Küche ist ja, dass der Mensch in seinem Umfeld jagt und sammelt und sich davon ernährt. Alles andere ist eine Ausgeburt des Schwachsinns und reiner Überfluss.
Wie weit lebt ihr diese Ursprünglichkeit privat? Schwarz: Ich bin leider ein wahnsinnig schlechter Pilzsucher, aber einmal war ich mit so einem echten Pilzfreak unterwegs, der anhand Bepflanzung und Sonnenstand die geilsten Pilzverstecke gefunden hat. Der hat nicht einmal auf den Boden schauen müssen, um Pilze zu finden! Das war schon geil. Beerenpflücken gehen wir in der Familie schon gerne, und die Kinder wissen auch, dass man die Gänseblümchen vom Wegrand nicht unbedingt essen muss, weil da vielleicht ein Tier draufgepinkelt hat (lacht). Aber da ist jedenfalls noch Luft nach oben bei mir.
Rubey: Ich züchte Kräuter. Also: Ich kaufe sie und setze sie in die Erde ein und finde
Brüder #2
Die Chefitäten im BRUDER: Hubert Peter und Lucas Steindorfer kredenzen gemeinsam mit ihrem herausragenden Team (etwa Sommelier Philipp Schneider) zwischen Mittwoch und Samstag ab 17 Uhr in der Wiener Windmühlgasse 20 (unweit des Haus des Meeres) feinste Bioweine und ein abwechslungsreiches, biologisches Menü zu überschaubaren Preisen.
es super, wenn das Basilikum ein paar Wochen überlebt.
Du hast also von Fiona Swarovski-Grasser gelernt, die dereinst meinte, dass arme Menschen einfach auf ihrer Terrasse Gemüse selbst anbauen sollten. Rubey: (lacht) Jedenfalls versuche ich auch, immer zu wissen, wo das Fleisch und der Fisch herkommen. Und während der Pandemie habe ich Karotten gezogen. Aber ich würde mir nicht die Kompetenz zutrauen, im Wald ein Schwammerl zu erkennen, und Bärlauch
mag ich nicht, den muss ich also erst gar nicht klauben gehen.
Schwarz: Bärlauch mag ich sehr gerne, da muss man halt höllisch aufpassen, dass man ihn nicht mit Maiglöckchen verwechselt. Erst letztens habe ich wieder gelesen, dass sich ein älteres Ehepaar vergriffen hat und an einer Maiglöckchen-Suppe verstorben ist.
Die Maiglöckchen sind dann noch gefährlicher als euer Aztekensalbei. Rubey: Viele denken, wir haben uns das ausgedacht. Das
finde ich schade, weil das nimmt ein bisschen die Dramatik raus. Da gab es nämlich in der Süddeutschen einen großen Artikel dazu, der Redakteur, seine Frau und ihr Kind wollten Salbei-Risotto kochen und haben deswegen in einem Bioladen Salbei eingekauft ...
Schwarz: ... und glücklicherweise hatte der Redakteur schon Drogenerfahrung, weil als sie dann das vermeintliche Salbei-Risotto aßen, ist ihm gleich etwas komisch vorgekommen und er hat seinen Nachbarn zur Hilfe gerufen. Gut so, weil als der dann kam, war die Familie schon in einem Zustand, wo sie sich nicht mehr artikulieren konnte. Der Nachbar hat sie dann in die Klinik gebracht, das Kind musste gleich drei Tage dortbleiben, weil es schrecklich halluziniert hat, aus jedem Gesicht Schlangen kommen sah. Da ist die Polizei natürlich hellhörig geworden, es kam zu einer Strafanzeige und man ist schließlich draufgekommen, dass der Bioladen unter der Hand auch Aztekensalbei verkauft – was die Verkäuferin aber nicht wusste und den Unterschied nicht erkannt hat! Aztekensalbei ist in Deutschland übrigens verboten, in Österreich jedoch nicht.
Wie kreativ esst ihr? Schwarz: Da ich mich bevorzugt vegan und vegetarisch ernähre, muss ich schon ein bisschen kreativ sein, weil es sonst sehr rasch sehr langweilig wird.
Wie lang bist du vegan-vegetarisch?
Schwarz: Seit fünf Jahren. Aber hie und da esse ich schon Fleisch und Fisch, letzten September waren wir zum Beispiel im Mraz & Söhne, da wäre es sinnbefreit, nicht alles zu kosten. Ich bin ja auch nicht vegan, damit keine Tiere sterben – mir ist Tierwohl zwar wichtig, aber mir geht es hauptsächlich um meinen CO2-Abdruck. Ich wäre ja durchaus auch bereit, einen Jagdschein zu machen oder Fischen zu gehen, was ich als Kind schon gern gemacht habe. Ich habe nichts gegen eine gute Kreislaufwirtschaft, ich habe nur ein Problem mit Massentier-
haltung. Ich finde, wir müssen lernen, mit unseren Lebensmitteln anders umzugehen. Das hat sonst keine Perspektive für die Menschheit. Als Fleischesser sollte man aber dann auch das ganze Tier, etwa die Innereien, verwerten – und nicht nur die Filetstücke herausschneiden.
Rubey: Ich bin zwar nicht sehr mutig im Leben, dafür aber beim Essen. Ein guter Freund hat mich einmal zum Christian Petz in der Gusshausstraße mitgenommen, der ein großer Innereien-Spezialist war. Das war spektakulär!
In unserer großmütterlichen Küche war es ja durchaus üblich, dass möglichst viel verwertet wurde, und Fleisch nicht an der Tagesordnung stand. Schwarz: So viel Fleisch wie wir heute essen, gab es damals nicht. Dafür bekommt heute Cem Özdemir, der Landwirtschaftsminister Deutschlands, einen Shitstorm, wenn er sagt, dass Fleischessen kein Menschenrecht ist. Gott sei’s gedankt geht die Küche aber wieder zurück zu diesen großelterlichen Zeiten – gerade junge Menschen wie auch hier im BRUDER interessieren sich immer mehr wieder für die Variation beim Essen und nehmen das Produkt Lebensmittel wieder ernst, gebär-
den sich dabei aber nicht elitär. Das stimmt mich positiv.
Rubey: Stimmt es eigentlich, dass hier nur Weine von Weingütern ausgeschenkt werden, wo Lucas und Hubert auch persönlich waren?
Ja. Es ist ihnen wie auch bei den Lebensmitteln wichtig zu sehen, wo der Wein eigentlich herkommt. Rubey: Ich find es ziemlich sexy, wenn du merkst, dass Menschen ihren Beruf so lieben. Übrigens, weil wir vorher bei der Wichtigkeit der Böden waren: Der Eduard vom Weingut Oggau hat mir einmal erzählt, dass er den dreifachen Ertrag hätte, wenn er spritzen würde. Aber das interessiert ihn einfach nicht.
Bei Oggau ist’s halt auch geil, dass die da nicht mit den großen Maschinen durchpflügen, sondern noch ganz old-school Pferde für den Weingarten zum Einsatz kommen. Rubey: Voll. Deswegen haben sie ja auch weltweit diesen Ruf. Ich war einmal in New York, bei einem Vietnamesen Mittagessen – auf der Weinkarte: Oggau und Christian Tschida. Meine Frau hat dann der Kellnerin erzählt, dass wir den Tschida kennen, und der ist die Kinnlade runtergefallen (lacht). Das sind wirkliche Stars dort.
rik-Schiene, mit der ich wenig anfangen kann. Wenn zum Beispiel die Birgit Braunstein auf ihre Fässer Begriffe wie „Freude“ draufschreibt, damit der Wein beseelt wird. Rubey: Mein Gaumen reicht jedenfalls nicht aus, um „Freude” oder Mondeinstrahlung mit zu schmecken. Wir alle lieben aber Geschichten. Mir als Gast taugt das, wenn der Thomas im Mraz, der Stephan in der Rundbar oder der Philipp hier im BRUDER unterhalten können. Im Gedächtnis ist mir geblieben, dass der Stephan über irgendeinen Wein meinte, er schmecke nach Schießpulver. Das war schon irgendwie geil, auch wenn ich klarerweise nicht weiß, wie Schießpulver schmeckt. Schwarz: Einem Freak, der weiß, wie Schießpulver schmeckt, oder der stundenlang mit seinem Finger in der Erde bohrt und wartet, was passiert, vertrau ich aber mehr als so einem komischen Schnösel-Sommelier im Frack.
Tschida zu kennen ist ja auch die beste Eintrittskarte fürs Noma in Kopenhagen. Rubey: Ich glaube, bei der Weinbegleitung im Noma kommt der Tschida ja sogar dreimal vor. Seinen Hokuspokus finde ich mit das Beste, was ich je getrunken habe. Schwarz: Wie ist der Tschida so?
So wie auch Eduard und Stephanie von Oggau sympathisch und überhaupt nicht abgehoben, ganz im Gegenteil. Bei manchen biodynamischen Winzern ist es nur die Esote-
Arg finde ich nur, wenn man erfährt, dass manche Sommeliers selbst nicht (mehr) trinken, sondern nur noch kosten. Das würde mich in dem Umfeld in den Wahn treiben. Schwarz: Auf Dauer macht der Körper das ja täglich auch nicht mit. Ich habe ja null Suchtverhalten, ich kann jetzt etwas trinken und sofort aufhören damit. Rubey: Wenn es Naturwein nicht gäbe, würde ich sofort zum Trinken aufhören. Schwarz: Für mich ist konventioneller Weinbau Stalinismus, Naturwein die freie Welt.
n Manuel Rubey & Simon Schwarz erleben wir mit „Das Restaurant” im Rahmen des dreitägigen „Intermezzo”-Kabarettfestivals neben Alex Kristan (am 20.) und Pizzera & Jaus (am 22.) am 21. August in der Wiener Staatsoper. „Das Restaurant” spielt es zudem auch laufend in ganz Österreich.
Ab September bringen Schwarz & Rubey außerdem ihren gemeinsamen Podcast live auf die Bühne und gastieren mit selbigem etwa in der Kulisse, im Orpheum Graz und in der Kürnberghalle.
Zurück zu
Bands, die Mythen, Folklore, Sagen und Traditionen leben, haben längst den Mainstream erobert. Anhand der Tiroler Perchta, der Norweger Wardruna und der gesamtnordischen Heilung begeben wir uns auf die Suche nach alten Göttern und Geistern – und wie sich die Konzepte mit der Gegenwart verknüpfen lassen.
TEXT: ROBERT FRÖWEIN
Vorm Auftritt von Perchta beim diesjährigen The Fall-Festival in der Wiener Szene darf ich als Begleiter des Fotografen Mäuschen spielen: Frau Percht und ihre gestandenen Musiker stimmen sich ein, die Frontfrau schminkt sich in aller Ruhe, während sich die Herren in ihre Lederhosen quetschen, mit Bier auf die bevorstehende Show anstoßen und im breitesten Tiroler Dialekt zur Motivation aufrufen. Als Symbol der Verbundenheit drückt die Chefin ihren Musikern einen schwarzen Handabdruck ins Gesicht, zum internen Ritual gehört natürlich auch ein „Mander s’isch Zeit!“Ruf, bevor es endlich losgeht. Auf der Bühne nimmt dann das Visuelle genauso viel Raum ein wie das Akustische: Die Bühnendekoration besteht aus Ästen, Knochenfragmenten von Wildkadavern und Familienerbstücken. Frau Percht steckt in einem „Kasettl“ aka „Röcklgwand“, eine Tracht, die nur im Tiroler Unterinnental zu finden ist. Der Mikrofon-Hexenbesen, die Trommel, die Teufelsgeige und der Ranzen wurden nach ihren Vorgaben von Schmieden, Schneiderinnen und Instrumentenbauerinnen aus der unmittelbaren Umgebung
angefertigt. Selbst bei den Perchten – also den Musikern – wird nichts dem Zufall überlassen. „Für mich ist die Verbindung zu meinen Ahnen über diese Reliquien äußerst wichtig“, erzählt uns Frau Percht im Gespräch, „nahezu alles Visuelle ist handgemacht und besteht aus Naturmaterialien.“
Sie gründete das Projekt ursprünglich solo 2017, seit dem Ende der CoronaPandemie ist Perchta als vollständige Band live auf Bühnen zu sehen. Das neue Album „D’Muata“ steht unter dem Banner „Schuiterschluss da Schwestanschåft“ und animiert zu mehr Verbundenheit unter Frauen. „Die Texte sind stark von meinem eigenen Leben als Hebamme, Mutter und Frau inspiriert. Ich betrachte Perchta gerne als Gesamtkunstwerk, denn für uns ist das Konzept hinter der Band und den Alben mindestens genauso wichtig wie die Musik, die wir schreiben. Vollgepackt mit Symbolik und Anspielungen auf das aktuelle Weltgeschehen gibt es hinter dem folkloristischen und rustikalen Mantel viel zu entdecken. Sei es etwa der Naturschutz in ,Erdn‘ oder das präsente Thema der häuslichen Gewalt gegen Frauen in ,Ois wås ma san‘. Wir zeigen gerne mit
u den Wurzeln
den scharfen Klauen der Perchta auf gesellschaftliche Probleme und regen somit zum Nachdenken an.“
Der Rückbezug auf Traditionen, Folklore, Sagen und Mythen feiert auch abseits des Tiroler Berglands große Erfolge. Vor exakt zehn Jahren gründete sich das deutsch/dänisch/norwegische Kollektiv Heilung als Nordic-Ritual-Folk-Band, um ihre Musik basierend auf originalen Artefakten und überlieferten Texten aus der Eisen- und Wikingerzeit mit den Hörern zu teilen. Man möchte mit den urig-metallenen Sounds laut Eigenbekunden Meditations- und Trancezustände hervorrufen, die den Kontakt mit dem inneren und heilen Selbst herstellen sollen. Auch bei Heilung werden absurd anmutende Behelfsmittel wie Knochen und Speere zum Instrumentarium gerechnet, die Gesangswelt variiert – je nach Bandmitglied –zwischen Kehlkopfgesang, keifendem Flüstern oder die auch von der Band The Hu bekannt gewordene tibetisch-mongolische Gesangsweise. In den teils altnordischen Texten geht es um Sexualmagie, Götter und Geister. Mit ihrer Musik stießen Heilung in ein neuheidnisches Trend-Wespennest, dessen Ursprünge im westnorwegischen Bergen zu verorten sind.
Perchta
Am 14. Juni ist das neue Album „D’Muata” von Perchta erschienen. Es steht unter dem Banner „Schuiterschluss da Schwestanschåft“ und animiert zu mehr Verbundenheit, Akzeptanz und Authentizität unter Frauen.
Dort sorgt Einar Selvik mit seinem Lebensprojekt Wardruna seit mehr als 20 Jahren dafür, dass nordische Spiritualität und Weisheit einem Publikum in der postmodernen Kapitalismusgesellschaft nähergebracht werden. Als Grundlage dient ihm die nordische Runenkunde und seine Liebe zu Originalinstrumenten aus längst vergangenen Tagen, die Selvik mit Gitarre, Schlagzeug und einer modernen Produktion verknüpft. „Das Sammeln dieser alten Instrumente ist eine Beschäftigung, die eigentlich nie endet“, erklärt er uns im Gespräch, „an meinem ersten Album habe ich sieben Jahre gearbeitet, weil ich nicht nur die Instrumente oder Werkzeuge dafür finden, sondern mir auch die Fertigkeiten draufschaffen musste, um sie zu spielen.“ Die Beharrlichkeit zahlte sich bei Selvik aus. Sein aktuelles Album „Kvitravn“ (2021) landete auf Platz eins der österreichischen Albumcharts – ganze zehn Positionen höher als in seiner norwegischen Heimat. Die Sehn-
sucht nach dem Alten und Traditionellen ist für ihn absolut nachvollziehbar.
„Wir moderne Menschen haben in der heutigen Zivilisation den Kontakt zur Natur verloren – die Menschen waren früher viel direkter mit ihr verwachsen. Die Faszination heute liegt darin, dass man sich gerne von diesen Zeiten inspirieren lässt, sie romantisiert, studiert und gerne in sie hineinversetzt. Dieses Romantisieren der Vergangenheit und der Eskapismus sind für viele Menschen unheimlich wichtig, weil sie meditativ wirken und das brutale Tempo der Gegenwart für eine gewisse Zeit einbremsen. Ich sehe meine Musik als eine Brücke von heute in diese Vergangenheit und lade alle ein, den Weg mit mir zu beschreiten.“
Wenn man musikalisch oder literarisch in die Sagenwelt von früher reist, dann kreuzen sich alpenländische Folklore und nordische Mythologie immer wieder. Das ist ein Mitgrund, warum neben den Tirolern Perchta auch die Nordländer Hei-
lung und Wardruna bei uns so erfolgreich sind. „Wir sind alle eins und haben den gleichen Ursprung. Ich liebe diesen verbindenden Gedanken“, führt Frau Percht aus, „das erste Album von Wardruna gehört zu meinen persönlichen Top-10Werken überhaupt. Ich habe die Band nachher nicht mehr so genau verfolgt, zehre aber immer noch davon. In erster Linie freue ich mich aber darüber, dass in Teilen der Gesellschaft ein Sinneswandel stattzufinden scheint. Dieser musikalische Trend geht meiner Ansicht nach Hand in Hand mit dem bewussteren Leben vieler Menschen einher, das sich in einer veganen Ernährung, der Müllreduktion oder einem Klimabewusstsein widerspiegelt. In einer Welt des Überflusses mit einer konsumgesteuerten Gesellschaft tut es gut, sich auf Beständigkeit, Echtheit und Vertrautheit zu besinnen.” Die auditive wie auch visuelle Authentizität, die alle Projekte mit sich tragen, erfordert auch eine gewisse Form der inhaltlichen Akkuratesse. „Wenn ich diesen Traditionen und Mythen aus der Vergangenheit eine
Heilung Am 9. August erscheint mit „Life Iotungard” eine Live-Aufnahme aus dem Jahre 2021, als das nordische Kollektiv sein uraltes Ritual zwischen den riesigen Sandsteinen Red Rocks, einst Heimat indigener Stämme, aufführte. Sie zollten der Geschichte Tribut, indem sie die Ureinwohner zum Gebet einluden, mit dem alle ihre Rituale beginnen.
Wardruna
Aktuell arbeiten Wardruna an ihrem neuen Album, vorab erschienen ist die Single „Hertan”: Das skandinavische Wort für Herz ist in der Tradition der Band fest verankert, welche mit diesem Lied den Beginn eines neuen Zyklus ankündigt. Das Lied erforscht den Rhythmus des Pulses, der in allen Formen des Lebens und in der Natur sichtbar ist, sowie das Herz als Lenker unserer Entscheidungen und wahren Wünsche.
Stimme gebe, dann will ich das mit der größtmöglichen Wahrheit und Nachvollziehbarkeit machen“, so Selvik, „hoffentlich kann ich dabei einige Stereotype aufklären und die Menschen mit der korrekten Geschichte erreichen.“ Frau Percht sieht ihr Projekt vor allem als Angebot. „Wir möchten nicht missionarisch tätig sein, indem wir den Leuten unsere Glaubensgrundsätze eintrichtern. Die uns umgebenden Wunder der Natur, sowie die liebevollen und detailverliebten Traditionen unserer alpenländischen Kultur mit all ihrer Symbolkraft ergeben durch alle Jahreszeiten hindurch einen unstillbaren Fluss an Inspiration ohne stupiden patriotischen Hintergedanken.“ So beruft sich Selvik auf die Details der nordischen Mythologie, während uns Perchta in die weitläufige Sagenwelt der Tiroler Seitentäler entführt. Neoliberalismus und Leistungsgedanken haben hier keinen Platz.
Alle drei Projekte sind nicht nur von einer besonderen Leidenschaft, sondern auch von einer stringenten Perfektion durchzogen.
Weder optisch, noch akustisch wird etwas dem Zufall überlassen. Wer Sagen, Mythen und Legenden der alten Tage in die Jetztzeit transferiert, hat naturgemäß wenig Spielraum für den Zufallsfaktor. Die musikalischen Protagonisten spielen ihre Projekte nicht nur, sie leben sie. „Die Einstellung und Philosophie von Perchta spiegelt sich in meinem Alltagsleben wider“, erklärt Frau Percht, „in der heutigen Zeit ist es wichtiger denn je, mit sich selbst und der Umgebung im Einklang zu leben. Mir ist es wichtig, mich auf jene Dinge zu besinnen, die das Leben einzigartig und wertvoll machen. Dazu gehören keine materiellen Errungenschaften, Aktienspekulationen oder eine Mainstream-Anerkennung.“ Selvik ergänzt: „Für die meisten war die Ruhe während Corona nur eine temporäre Wahrnehmung, aber sehr viele haben gesehen, dass man sich für eine lebenswerte Zukunft anders auf dieser Welt bewegen muss. Ein bisschen mehr so wie früher.“
n Heilung gastieren am 11. September in der Arena (Open-Air, im Vorprogramm Zeal & Ardor), Wardruna am 17. November im Wiener Konzerthaus, sowie Perchta am 30. November im p.m.k. Innsbruck.
GÄNSEHAUT
Eine Glosse von
Austrofred
Bekannterweise ist Rockmusik eine mit dem Schamanentum eng verwandte Wissenschaft, beide wurzeln in der Ekstase und im Rausch.
Zudem ist wissenschaftlich belegt, dass laute Musik die Menschen nicht übers Hirn erreicht, sondern über die Geschlechtsorgane. Da ist es naheliegend, dass in einem solchen ekstatischen Prozess Energien angezapft werden, die nicht ganz ungefährlich sind. Stichwort: Schwarze Magie. Nicht zufällig hat Jimmy Page von Led Zeppelin – bekannt dafür, dass er seine Gitarre wie eine Teufelsgeige mit dem Bogen bearbeitet hat – eine Zeit lang im Haus vom Hexenmeister Aleister Crowley gewohnt. Und Ritchie Blackmore von Deep Purple hat mehrfach beschrieben, wie sein Geist bei manchem besonders orgiastischen Gitarrensolo aus seinem Körper ausgetreten und über dem Publikum geschwebt ist.
Eine solche Exkursion der Seele, wie sie in der magischen Literatur oder bei Nahtod-Erlebnissen vielfach dokumentiert ist, habe auch ich einmal erlebt, und zwar in Bischofshofen, bei einem Gig in der dortigen Landesmusikschule. Ich kann es mir nicht anders erklären als dass meine Stimme einen Moment lang einen magischen Ton getroffen haben muss, außerhalb
der gängigen Tonleitern – auf jeden Fall war ich auf einmal in ein Lichtermeer getaucht, in eine Explosion strahlender Farben, es war überwältigend! Wie ein Delfin bin ich über den Köpfen der Bischofshofener und Bischofshofenerinnen geschwebt, völlig frei von Kredit-Sorgen und kleinbürgerlichen Zwängen. Dann ist meine Seele weitergeglitten, quer durch die Landesmusikschule, aus der Landesmusikschule hinaus und über die Dächer der Pongau-Metropole. Ein unbeschreibliches Hochgefühl!
Wie meine Seele nach diesem Wahnsinnserlebnis in meinen Körper zurückkehrt, steckt der gerade im Klofenster der Landesmusikschule fest. Draußen zieht mein Assistent, der Mitter Klaus, hektisch an meinen Armen und schreit: „Außer, außer!!“ „Was ist denn los?“, frage ich, immer noch in glückseliger Trance. „Schnell weg, dich darf da keiner mehr sehen!“
Wir haben geschwind mein Equipment in den Kofferraum von meinem Opel geschmissen und sind mit schreiendem Motor abgezogen. Ein muskulöser Bursch hat im Wegfahren noch mit den Fäusten aufs Autodach getrommelt und geschrien, „Du per-
Austrofred ist der vielleicht wahrhaftigste Popstar Österreichs, singt er doch Austropop-Texte zu QueenMelodien und gemeinsam mit Kurt Razelli. Aber nicht nur! Seit diesem Jahr hat Austrofred mit „Barcelona” seine eigene Late-Night-Show auf ORF III, aufgezeichnet wird im RadioKulturhaus. Und nicht zu guter Letzt schreibt Austrofred Bücher, etwa über Mozart, den guten alten Schilling, prickelnde Erotik und Pferdeleberkäse. Im Oktober 2024 erscheint nun sein siebtes Buch, „Gänsehaut. Unerklärliche Phänomene erklärt”. Erste Einblicke gibt es an dieser Stelle in der aktuellen und den kommenden !ticket-Ausgaben.
verse Sau!“ Und eine alte Frau hat in unsere Richtung ausgespuckt. Dann waren wir weg.
Was da los war? Ich weiß es bis heute nicht. Und den Klaus kann ich nicht fragen, weil sobald er nur daran denkt, dass dieser Abend je passiert ist, dann bindet er mir eine Woche lang nicht mehr die Schuhbandln. Ich habe jedenfalls keinerlei Einstichstellen am Körper gefunden, keine dubiosen Spuren am Anus, keine sonstigen Auffälligkeiten. Aber was immer mein Körper unbeaufsichtigt in Bischofshofen getrieben hat – ich finde es schade, dass ich nicht dabei war.
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25.04.25 I WIEN, Stadthalle D
27.04.25 I SALZBURG, salzburgarena
01.05.25 I DORNBIRN, HYPO Vorarlberg Halle 11
05.05.25 I LINZ, TipsArena
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Toto & Guests (Uriah Heep & Slade)
Pizzera & Jaus (Ness & Tagträumer)
Robin Schulz (Glockenbach & Cyril)
Krebs nimmt Hoffnung. Geben wir sie zurück!
Die neunjährige Lena strahlt, wenn sie tanzt. Denn sie liebt es zu tanzen und zu singen – sie ist unbeschwert und voller Lebensfreude. Doch alles ändert sich schlagartig, als ein furchteinflößendes Wort in ihr Leben tritt: Krebs. Ein bösartiger Tumor an der Wirbelsäule stiehlt ihr nicht nur die Freude am Tanzen, sondern auch ihre Zuversicht. Anstelle von Unbeschwertheit tritt Angst in ihr Leben. Angst, nie wieder tanzen zu können. Angst, alleine im Krankenhaus sein zu müssen. Ganz alleine, ohne ihre Mama.
Für Lenas alleinerziehende Mutter Silvia bricht eine Welt zusammen. Um ihre Tochter bei den zahlreichen Untersuchungen zu begleiten, muss sie ihren Job aufgeben. Außerdem steht noch ein Umzug in eine neue Wohnung an. Die finanzielle Belastung ist überwältigend und Silvia ist mit der Situation überfordert – sie und Lena brauchen dringend Hilfe.
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Freizeitstress. Astrid Exner
So so, Rammstein spielen
also demnächst wieder in Österreich. Welche Botschaft sendet man, wenn man 2024 ein Konzert der Band besucht?
Während hierzulande die großen Booking-Agenturen von einer weiteren Zusammenarbeit mit der Band absehen, hat sich ein Linzer Metal-Veranstalter gefunden, der die Stadion-Termine in Klagenfurt abwickelt. Die Tour ist ausverkauft, die Ermittlungen gegen Till Lindemann sind eingestellt. Die Peniskanone wird demonstrativ wieder ausgepackt und mit Jetzt-erst-recht-Gestus auf die Bühne zurückgeholt. Im Standard-Forum schreien manche weiterhin:
„Herr Lindemann hat sich nichts STRAFRECHTLICHES zu Schulden kommen lassen!” Also: Alles beim Alten? Nicht ganz. Bisher konnte ein reicher, berühmter 61-Jähriger mit Entourage seine Macht ungestört und abgeschirmt an gerade mal volljährigen jungen Frau-
en ausüben. Nun werden seine Angewohnheiten zum ersten Mal öffentlich unter dem Begriff Machtmissbrauch diskutiert. Das ist keine rechtliche, sondern eine moralische Frage. Was vor dem Gesetz nicht verboten oder schwer zu beweisen ist, kann trotzdem verachtenswert sein. Und darüber, was wir als Gesellschaft in Ordnung finden und wo die Grenze ist, diskutieren wir weiterhin intensiv. Gut so.
Die Forderungen nach Absagen und Auftrittsverboten letztes Jahr waren natürlich billige politische Effekthascherei, die vor allem eines gezeigt haben: Dass die, die sie äußern, wenig Ahnung von den ökonomischen Rahmenbedingungen des Livegeschäfts haben. Dürfen Rammstein weiterhin Stadien ausverkaufen? Freilich dürfen
Über die Missbrauchsvorwürfe wurde im vergangenen Jahr trotz zahlreicher Einschüchterungsversuche viel geschrieben und gesprochen. Vor kurzem ist etwa der Podcast „Rammstein – Row Zero” von NDR und Süddeutscher Zeitung erschienen. Die Musik- und Unterhaltungsbranche kennt Astrid Exner von der Plattenfirma bis zur Konzertlocation aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Sie war Kommunikationschefin im Kulturzentrum WUK, kuratierte Playlisten beim Majorlabel Sony Music und beobachtet die Szene als Jurymitglied verschiedener Preise und Förderprogramme. Hier beschäftigt sich Astrid mit Diversität in all ihren Dimensionen.
sie das. Es dürfen auch alle hin, denen es das Geld wert ist. Was auf der Bühne passiert, ist von der Kunstfreiheit gedeckt – eine wichtige demokratische Errungenschaft. Komplexer ist da schon die Frage, ob sich die Kunst vom Künstler trennen lässt. Jetzt wissen es nämlich alle: Die Peniskanone ist keine Ironie. Wer trotzdem hingeht, sagt halt vor aller Augen: Das meint der echt so, und ich unterstütze das.
Die nächste Ausgabe erscheint am 4. September. IMPRESSUM
Herausgeberin, Chefredakteurin: Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteur & Chef vom Dienst: Stefan Baumgartner Anzeigen: Ines Rubitzko, BA
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