!ticket
Österreichs Eventmagazin Nr.1
2 0 2 4
show sport theater kabarett 2,90 € Ausgabe 273
Damit sind Sie live dabei!
2 0 2 4
show sport theater kabarett 2,90 € Ausgabe 273
Damit sind Sie live dabei!
Edna Million klingt altersuntypisch nicht nach Taylor Swift, Madison Beer oder Billie Eilish, sondern viel mehr nach Patti Smith.
Eine unheimliche Geschichte von Austrofred auf Seite 25!
Dass das Leben in Weißrussland nicht unbedingt Zuckerwatte und Sonnenschein ist, hört man Molchat Doma ziemlich deutlich an. Selbst aus dem Exil in Los Angeles.
Kabarettist Thomas Stipsits hat sich neben seiner Bühnen- und Autorenkarriere ein weiteres Steckenpferd zugelegt: In Gablitz braut er nun auch sein eigenes Bier.
CAMERON MACKINTOSHS SPEKTAKULÄRE NEUPRODUKTION VON ANDREW LLOYD WEBBERS
Obwohl sie ihrer Heimat Weißrussland erzwungen entwurzelt sind, schöpft das Trio Inspirationen aus der Perestroika-Ära und dem Brutalismus, erschafft so dystopische Klänge, die an Joy Division erinnern.
„Red’s in a Sackl!”
Wenn eine „Bubble” zusammentrifft, ist es nur natürlich, dass sich Gespräche um das (eine) einander verbindende Thema drehen: Für Jungmütter ist es der Verdauungs- und Schlafrhythmus ihrer Babies, für Katzenmamas der niedliche Stubentiger, begleitet von abertausend Handyfotos (das selbe gilt natürlich auch für Hundemamas; überraschenderweise sind Aquariumsbesitzer*innen weniger mitteilsam). Engagierte Studierende schwelgen in Politik und Umweltschutz, Personen, die sich dem Gesundheitskult verschrieben haben, finden bei Quadriceps und Kalorientabellen gemeinsame Begeisterung. Und ja, natürlich gibt es da auch die Plattensammler (bewusst nicht gegendert), die sich über länderspezifische Sonderpressungen ereifern können. Stößt man als Außenstehende*r zu so einer Bubble, zu so einem Gespräch dazu, kann es schon einmal passieren, dass die geteilte Begeisterung nur bedingt übernommen wird und man sich nach wenigen Minuten schwelender Fadesse auch einmal auf gut Wienerisch denkt: „Red’s in a Sackl!” Diese charmante Verdeutlichung eines Desinteresses wurde in den letzten Jahren von der nicht minder charmanten Frage „Wollt ihr nicht einfach einen Podcast machen?” abgelöst – siehe dazu Seite 12. Was bei Treffen in kleinen Gruppen intensiv persönlich diskutiert wurde, wird heute im Internet tatsächlich eine größere Bühne geboten, führt interessierte Bubbles zusammen: Podcasting, ein Kofferwort aus „iPod”
und „Broadcasting”, boomt spätestens seit der Biedermeier-Zeit Corona auch hierzulande. Heute scheint es so, als hätte jede*r, der/die etwas (oder auch nichts) zu sagen hat, einen Podcast, und nicht wenige davon auch eine überraschend hohe Zahl an treuen Hörer*innen – ganz gleich, ob es sich thematisch um Serienmörder, Politik, Fitness, Sex, Literatur, Mode und Beauty, Botanik oder Kulinarik handelt. Aber warum sind Podcasts so viel beliebter als die klassischen Medien, die im Grunde ebenfalls Information und Unterhaltung bieten?
Nun, zum einen sind Podcasts on demand verfügbar, man kann also selbst entscheiden, wann und in welcher Situation sie genutzt werden – diese Flexibilität macht sie als unaufdringliche Hintergrundberieselung für den modernen, oft hektischen Lebensstil besonders attraktiv. Zudem haben Podcasts keine festen Vorgaben, sie können so lang oder so kurz sein, wie es das Thema verlangt: So entsteht ein Gefühl von Tiefe und Authentizität, die klassischen Medien oft fehlt. Ganz abgesehen davon, dass Podcasts Informationen aus zahlreichen Quellen bündeln und den Hörer*innen so eine mundgerechte (wenngleich: gewichtete) Orientierung ermöglichen. Schließlich, und das ist wohl ihr größtes Alleinstellungsmerkmal, vermittelt das Hören von Podcasts ein Gefühl von Nähe und Intimität: Viele Podcast-Hörer*innen berichten, dass sie sich mit den Moderator*innen verbunden fühlen, als würden sie (und da sind wir wieder bei der
„Bubble”, von der wir ausgegangen sind) einem Gespräch unter Freunden, unter Gleichgesinnten lauschen – ganz gleich, wo sie sich auf der Welt befinden – und das noch dazu im „geschützten Rahmen”, ist Soziophobie doch auch ein Zeitgeistproblem, das von Corona nur noch verstärkt wurde. Podcasts sind für gleich eine Vielzahl an Generationen (nicht nur der des Smartphones) also eine Flucht in andere Welten, ohne dass man dafür (wie etwa bei der Lektüre einer Zeitung) seine tägliche Routine unterbrechen muss, und stärken dabei noch „parasoziale Beziehungen”, also einseitige Bindungen, die Einsamkeit verringern und so in der modernen Zeit als emotionaler Anker fungieren. Bei der steigenden Popularität von Podcasts ist es somit auch kein Wunder, dass sie sich auch live als ein neues Eventformat etabliert haben und man zur Abwechslung mit den Moderator*innen und Mithörer*innen auch persönlich sozial interagiert: Bei „Verbrechen von nebenan” (1.2.), „True Crime” (18.1.), „Mordlust” (23.11.), „Mord auf Ex” (26.2.), „Kack- und Sachgeschichten” (1.12.) oder auch bei Schwarz & Rubey und Paul Pizzera, Gabi Hiller & Philipp Hansa (jeweils mehrere Termine) ist die Bubble einmal nicht nur durch Glasfaserkabel verbunden. Vielleicht haben Podcasts so auch einen weiteren positiven Nebeneffekt: Wir erlernen wieder sinnvollen Smalltalk unter Fremden?
Stefan Baumgartner (Chefredakteur)
[12] Büchertipps Nostalgie wird bei den Büchern für die herbstliche
Couch groß geschrieben [14] Molchat Doma haben ihr neues Album erstmals in der erzwungen entwurzelten Heimat Los Angeles aufgenommen, Post-Sowjet-Einflüsse sind aber noch zuhauf vorhanden [18]
Edna Million klingt mit ihren düster-intensiven Liedern spannend anders, als andere Songwriterinnen ihrer Generation [22] Gregor Seberg führt nur auf der Bühne eine „offene Zweierbeziehung”, lässt sich aber den Mund nicht verbieten
>> oeticket.com/magazine mit den aktuellsten VeranstaltungsNeuigkeiten, den wichtigsten Alben-Veröffentlichungen, Single- und Videopremieren, Fotos von den geilsten Konzerten in ganz Österreich, Interviews mit Stars und zahlreichen Gewinnspielen!
Udo Jürgens. Ende September erschien zum 10. Todestag und 90. Geburtstag „udo 90”, ein Album, auf dem wir 90 Singles, die er zwischen 1956 und 2014 veröffentlicht hat, hören. Seine Kinder Jenny und John Jürgens haben diese Auswahl aus nahezu 550 weltweiten Single-Veröffentlichungen kuratiert. Außerdem finden wir mit „Als ich fortging” auch einen alten neuen Song: Der Titel stammt aus dem Jahr 1985, ursprünglich komponierte Jürgens den Song für das Album „Treibjagd“. Da er damals nicht ins Konzept passte, legte man ihn beiseite – und er geriet in Vergessenheit. Der Text stammt von Michael Kunze, der auch für Hits wie „Griechischer Wein” und „Ich war noch niemals in New York” verantwortlich zeichnete. n Nochmals Udo Jürgens „live” erleben? Die Chance bietet sich Ende November in der Wiener Stadthalle D bei „Da Capo Udo Jürgens” mit dem Pepe Lienhard Orchester und bei der „Udo Jürgens Story” im Dezember in Wien, Wels, Leibnitz und Berndorf, im März erneut in Wien.
Linkin Park. Als Chester Bennington sich 2017 das Leben nahm, war dies nicht nur für Freunde und Familie ein erschütternder Moment, auch bedeutete dies das Aus von Linkin Park. Nun sind sieben Jahre ins Land gezogen und die Nu-Metaller rund um Gitarrist Mike Shinoda melden sich zurück – diesmal mit einer Frau am Mikrofon: Emily Armstrong. Bei ihren ersten Konzerten, darunter einem in Hamburg, stellte die Band (nach der ersten Single „The Emptiness Machine”) mit „Heavy is the Crown” bereits den zweiten neuen Song des im November kommenden Albums „From Zero” vor. Augen- und Ohrenzeugen berichten, dass Linkin Park live mehr als eindrucksvoll demonstriert haben, dass sie auch ohne Chester eine Zukunft verdienen und zudem auch viel Potential besitzen, sich noch einmal selbst ganz neu zu definieren. n Für Österreich stehen aktuell noch keine Live-Termine im Kalender, aber meldet euch gleich beim Ticketalarm auf oeticket.com an, um sofort informiert zu werden, sobald etwas bekannt wird!
NEU: klassikticket.at Österreichs größtes Klassik- und Kulturportal
presented by oeticket
Mag. Roberta Scheifinger
Chefredakteurin und Herausgeberin
Ich verrate Ihnen etwas: Der Oktober ist vermutlich mein Lieblingsmonat. Natürlich hat jeder Monat etwas Besonderes, aber mit dem Oktober verbindet mich noch ein kleines bisschen mehr Nicht nur, weil wir am 1. Oktober den Weltmusiktag begehen und (zumindest in Amerika) der 1. Oktober auch der „Tag des CD-Players” ist. Der Oktober ist auch der Monat, in dem zahlreiche Oktoberfeste auch hierzulande mit Party-Musik die gute Laune des Sommers aufgreifen und in den Herbst transportieren – und Halloween ein charmantes Gruseln durch die Straßen wehen lässt. So wie auch Austrofred, der im Oktober sein neues Buch „Gänsehaut” veröffentlicht: Erste Eindrücke seiner gruseligen Erlebnisse durften Sie ja bereits exklusiv in unseren letzten Ausgaben lesen, diesmal erzählt er (auf Seite 25) über Hirschkäfer, Zahnfeen und natürlich Spinnen. Die Angst vor Spinnen heißt übrigens Arachnophobie, die Angst vor Halloween Samhainophobie!
Apropos: Aus Amerika kommt nicht nur (das eigentlich in Irland wurzelnde) Halloween, dort gilt auch der 5. Oktober als „Do Something Nice Day”. Und etwas Nettes, das sollten wir vielleicht öfter tun – zum Beispiel einen Freund, eine Freundin anrufen und auf einen netten Kabarettabend einladen. Denn Lachen, das hilft gegen das triste Wetter, das den Herbst durchzieht – zum Beispiel mit Gregor Seberg, der für ein Gespräch mit uns nicht nur seine „Schatzkiste” geöffnet hat (ab Seite 22). Natürlich kann man auch mit dem Wetter gehen, und sich von introspektiver, melancholischer Musik einlullen lassen – zelebriert etwa von der fantastischen Wienerin Edna Million am Blue Bird Festival (ab Seite 18) oder vom brutalistischen Trio Molchat Doma aus Weißrussland (ab Seite 14).
Gute Unterhaltung wünscht Roberta Scheifinger
Gönnen Sie sich eine Auszeit voller Entspannung und Genuss im steirischen Retter Bio-Natur-Resort mit 100% Bio- und Slow-Food-Kulinarik. Tauchen Sie ein in die Wellnesswelten Bewusst.SEIN und Wald.SEIN mit Sauna, Ruheräumen, Wasserbetten, Kuschelnestern, einem 25 Meter langen Waldpool und Naturbadeteich, oder finden Sie Ihre Balance mit Yoga, ZEN und Pilates beim täglichen Aktiv-Fit-Programm. Lassen Sie sich verwöhnen und genießen Sie die wohltuende Atmosphäre!
Mit den WEBHOTELS Thermengutscheinen sind Sie im Retter Bio-Natur-Resort VIP-Gast. Thermengutscheine sind die perfekte Geschenkidee und sind online auf oeticket.com & thermengutscheine.at erhältlich, sowie in zahlreichen Trafiken!
Die Gewinnspiele der aktuellen Ausgabe finden Sie auf den Seiten 06, 14–17 und 18–21.
Zu gewinnen gibt es:
• einen € 50 Gutschein für Webhotels
• Tickets für Molchat Doma
• Festivalpässe für das Blue Bird Festival
Eine Teilnahme an den Gewinnspielen ist möglich auf oeticket.com/magazine im Beitrag „!ticket Gewinnspiele Oktober 2024“. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 15. November 2024.
Hot Wheels Monster Trucks Live gastiert mit der neuen Show „Glow-NFire” am 1. und 2. Februar in der Wiener Stadthalle D! Was erleben wir da? Hot Wheels Monster Trucks wie Mega Wrex™, Tiger Shark™, HW 5-Alarm™, Bone Shaker™, Bigfoot®, Gunkster™ und erstmals auch der brandneuen Skelesaurus™ werden über Autos donnern, dass es nur so kracht und scheppert! Mehr Testosteron geht kaum!
Cro kommt am 13. September mit seiner „CRONICLES”Tour in die Wiener Stadthalle D, nimmt dabei seine Fans mit auf einen Trip durch seine über zehn Jahre andauernde Karriere und präsentiert das Beste seiner aus fünf Nummer-1-Alben bestehenden Diskografie: von den Anfängen mit der legendären Panda-Maske über experimentelle Releases bis hin zu seinem Neubeginn. Zwölf Jahre, drei Masken und unzählige Banger sind garantiert!
THE BRAND NEW ALBUM THEN AND NOW FEATURING NEW TRACKS BETTER , ALL THE LOVE WE NEED, WONDER WOMAN & ALMOST THERE PLUS YOUR FAVOURITE ROACHFORD TRACKS INCLUDING CUDDLY TOY AND ONLY TO BE WITH YOU REVISITED.
ist eine Tribut-Show an den größten Popstar unserer Zeit, nämlich Taylor Swift! Ja, leider haben Swifts Stadionshows in Wien nicht stattfinden können, aber so haben Swifties am 1. Mai in der Wiener Stadthalle D die Möglichkeit, ihre Freundschaftsarmbänder zu tauschen, sich zu verkleiden und in die Musik von Taylor Swift einzutauchen! Aufwendige Choreografien, ein beeindruckendes Bühnenbild sowie ein faszinierendes Lichtdesign sorgen zusammen mit einer hochkarätigen Band für einen Abend, der nicht nur Swifties begeistern wird.
Er ist schon ein Multitalent: Der Leobener und Griechenland-Fan Thomas Stipsits macht bereits seit seiner Schulzeit Lieder und Sketches. Von den KabarettBühnen des Landes ist er mittlerweile nicht mehr wegzudenken, wie auch aus dem Buchregal: Seine „Stinatz-Krimis“ rund um Inspektor Sifkovits begeistern die Buchwürmer in ganz Österreich. Und nun braut er, gemeinsam mit Braumeister Markus Führer von der Gablitzer Privatbrauerei, sogar ein eigenes Bier. TEXT: ROBERT FRÖWEIN
Thomas, ganz grundsätzlich gibt es ja die Religionsfrage „Wein oder Bier”. Warum ist es bei dir Bier geworden? Ich habe Wein nie wirklich gut vertragen und Bier ist ja auch etwas Basisches, beruhigt mehr den Magen. Bier ist ein wunderbarer Durstlöscher, also nach einer Wanderung ist so ein richtig kaltes Bier unfassbar wohltuend. Und ehrlich gesagt habe ich auch keine Ahnung von Wein. Zu den Zeiten, an denen ich Wein trank, habe ich mir den Rotwein mit Cola aufgespritzt.
Als Steirer ist mir die Liebe zum Bier genauso bewusst wie dir. Was hat deine Liebe zum Bier erweckt und war es – wie man ob deiner Herkunft vermuten kann – das Gösser, das dich als erstes in den Bann zog? Das Bier war mir von der Mama her schon immer präsent. Dadurch, dass die Großeltern in Göss waren, war ich sehr viel dort im Stift Göss unterwegs, wo die ursprüngliche Brauerei ist. Damals konnte man einfach so aufs Brauereigelände gehen und die beschädigten und falsch etikettierten Flaschen mitnehmen. Zu der Zeit habe ich natürlich noch kein Bier getrunken, aber der Geruch ist mir stark in Erinnerung geblieben. Im Stiftsgarten hat es immer so nach Malz gerochen und diesen malzigen Geruch liebe ich, wenn ich selbst braue.
Bier ist ja auch nicht gleich Bier. Bier ist nicht gleich Bier, das ist vollkommen richtig. Ich mag Biere, die nicht zu herb sind, Pale Ale zum Beispiel schmeckt mir überhaupt
Markus Führer & Thomas Stipsits haben sich bei einem gemeinsamen TVSpot-Dreh gefunden. Dass beide die Liebe zum Bier teilen, haben sie aber erst später entdeckt und sofort wurde die Idee zu einem eigenen Bier geboren. Die Freundschaft mit Markus Führer, die gemeinsame Leidenschaft für das Brauen und das Vertrauen in die Werte und die Philosophie der Gablitzer Brauerei hat Thomas bewegt, schließlich gar Gesellschafter in der Brauerei werden. So wurde der Grundstein für das erste gemeinsame Projekt, das Stips-Bier, gelegt.
nicht. Ich mag neben den Hellen aber auch gerne dunkle Biere, richtige Schwarzbiere. Da gibt es in England sehr viele tolle. Besonders gerne trinke ich ein Bier nach einer Wanderung in Griechenland, nach einer Vorstellung auf einer Bühne ist ein kaltes Bier auch etwas ganz Besonderes.
In Österreich gibt es alle Arten und Sorten von Bier – was lässt das Stips von der Konkurrenz herausstechen? Es gibt wahnsinnig viele gute Biere in Österreich und ich möchte die Konkurrenz gar nicht ausstechen. Ich würde die Frage andersrum stellen: Warum sollte man nicht sein Erspartes fürs Stips ausgeben? Es ist ein helles, sehr an die bayerischen Biere orientiertes Bier. Es ist das erste Bier, das wir machen wollten, eine sehr klassische Sorte mit nicht zu hohem Alkoholgehalt und einer sehr dezenten Hopfennote. Wir achten sehr darauf, dass es tolle Rohstoffe hat. Es ist rein Österreichisch, außer der Hopfen, der ist aus der Hallertau und Hallertau ist eines der besten Hopfengebiete in unseren Breitengraden in Bayern. Frauen trinken das Stips auch ganz gern, weil wir überhaupt nichts künstlich dazugeben. Dadurch hat es nicht so einen großen Kohlensäuregehalt und ist relativ süffig. Ich kann nicht sagen, es wäre das beste Bier, weil die Bier-Geschmäcker sehr verschieden sind. Mich freut es schon, wenn man es einfach mal probiert.
Du und der Gablitzer-Brauerei-Chef Markus Führer haben sich bei einem gemeinsamen TV-Spot kennengelernt. Wie kam es zu dieser hopfenhaltigen Kooperation? Beim besagtem Spot hat er mir erzählt, dass er gerade den Braumeister macht und eine kleine Brauerei starten möchte. Ich fand das großartig, weil er doch einen sehr guten Job in der Werbebranche hatte, den er für seine Leidenschaft und Passion aufgab. Die Kooperation zwischen uns stand schon ewig im Raum. Wenn ich Filme drehe, lade ich nach Drehschluss die ganze
Stipsits und das Stips Die höchste Auszeichnung die das feine Bier (ein vollmundiges Helles, goldgelb mit dezenter Hopfenbittere, leicht getreidig im Antrunk, ausgewogen karbonisiert und süffig) erfuhr, war von Hand gebraut zu werden, fernab von Industrie und Mainstream. Biere handwerklich zu brauen ist der Kern der Brauerei. So lag es auf der Hand, dass Thomas Stipsits sein Bier natürlich zusammen mit dem Brauteam selbst und handwerklich braut und auch selbst abfüllt.
Produktion ein und es gibt zu Essen und zu Trinken. Da hatten wir verschiedene Sorten vom Gablitzer. Markus und ich haben dann immer wieder geredet, manchmal brauchen Ideen aber ein bisschen, damit sie komplett ausreifen. Irgendwann haben wir es dann einfach gemacht.
Davor hast du dich schon als Hobbybrauer verdingt. Ich habe früher ganz viel gebraut, für mich zu Hause, mit so einem kleinen Heimbrauset. Ich habe pro Sud immer 20 Liter gebraut. Das muss man alles händisch machen, das ist das Schöne daran und hatte stets etwas Meditatives. Lustigerweise ist damals schon die Idee aufgekeimt, vielleicht selbst eine Brauerei aufzumachen. Ich habe das dann wieder verworfen, weil beruflich so viel zu tun war, dass sich das nicht ausgegangen wäre, denn die Logistik dahinter ist das Schwierigste. Es hat was, wenn man sein eigenes Bier braut und es Gästen und guten Freunden mitgeben kann. Ich verwende das Wort nicht so gerne, aber es
macht einen auf eine gewisse Art und Weise stolz.
Mittlerweile bist du auch schon Gesellschafter von der Gablitzer Brauerei. Wie viel Zeit veranschlagt diese Aufgabe? Das kommt immer darauf an, wie die Nachfrage ist. Bei uns ist sie Gott sei Dank viel größer, als wir gedacht haben, nur müssen wir heute mit der Kapazität sehr sorgfältig umgehen. Das Bierbrauen ist ein wundervoller Ausgleich und wir sind wirklich sehr klein und haben Gott sei Dank eine tolle Partnerbrauerei: Die Schremser, die auch ein wunderbares Bier brauen, bei denen wir, wenn Engpässe entstehen, unser Rezept brauen können. Ich würde mich freuen, wenn das alles in den nächsten Jahren wachsen würde und man das Bier auch flächendeckender anbieten kann, aber so weit sind wir noch lange nicht. In erster Linie geht es darum, dass die Qualität passt. Ich versuche so gut es geht bei jedem Brau-Tag dabei zu sein. Erstens, weil es mich entspannt und zweitens, weil ich möchte, dass in dem Bier ein bisschen von mir selbst drinnen ist, wenn die Leute es trinken. Das heißt jetzt nicht, dass ich hineinspucke, aber ein bisschen „Stips“ ist immer dabei, vom physischen Stips.
Du braust dein Stips fernab vom großen Brauerei-Mainstream. Unabhängigkeit ist mir sehr wichtig – allgemein in meinem Beruf. Natürlich sind es große Konzerne, die sehr viel beherrschen, aber momentan würde ich sagen, sind wir in einer Größe, wo wir nicht wirklich eine Konkurrenz für die Brauunion darstellen. Ich finde es aber schön, dass die verschiedenen Privatbrauereien oft zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Wir müssen schauen, wie sich das die nächsten Jahre entwickelt. Das Stips gibt es als Seiterl und für die Gastro auch in Halblitergebinden. Ist das Bier eher als zeitintensives und leidenschaftliches Hobby gedacht, oder hast du
damit auf Langstrecke größere Ziele? Ich möchte schon, dass das Bierbrauen nicht nur ein Hobby bleibt, sondern längerfristig zu einem Standbein wird. Auch weil ich die Leidenschaft zum Bierbrauen mit Markus teile, obwohl ich kein Braumeister bin. Nächstes Jahr ist es bei mir beruflich etwas ruhiger und da möchte ich dann den Braumeister machen, damit das alles Hand und Fuß hat. Markus und ich werden zu Weihnachten in einer limitierten Anzahl wieder ein kleines Fest-Bier machen, also keinen Bock, weil mir persönlich ist der Bock manchmal zu stark, sondern ein kräftigeres Weihnachtsbier mit ca. fünf Prozent. Diese schönen Dinge erleichtern den Braualltag. Es gibt ein griechisches Bier, das ganz tolle Gläser hat und wahrscheinlich werden wir ähnliche Gläser nehmen. Da hat man dann beim Trinken ein mediterranes Flair. Eine griechisch-österreichische Freundschaft in flüssiger Form sozusagen.
Für Marco Pogo von Turbobier ist der Radler ein absolutes „No Go“. Was ist beim Bier „erlaubt”? Ich bin kein großer
Radlerfan, ich mag Bier schon gerne als Bier. Letztendlich geht es aber darum, was jedem schmeckt und wie er es gerne trinkt, und der Gösser Naturradler ist schon sehr erfrischend. Früher haben wir gerne Diesel getrunken, also Cola mit Bier. Ich trinke auch selten alkoholfreies Bier, die haben einen Nachgeschmack, der mir nicht so taugt. Deshalb trinke ich lieber gleich Mineral, bevor ich alkoholfreies Bier trinke. Wenn ich Bier trinke, dann möchte ich schon den ganzen Genuss des Bieres haben, aber ich bin niemand, der irgendjemanden sagt, was erlaubt ist und was verpönt.
Was ist deine absolute Rekordzunahme an Bieren in deinem Leben? Und auf wie viele Biere kommst du – ganz ehrlich – in einer durchschnittlichen Woche? Die Frage ist gut (lacht). In jungen Jahren waren wir mal in einem holländischen Jugendzentrum und da haben wir ein sehr leichtes Bier getrunken. Damals waren wir alle gut in Trinkform und da sind schon einige gegangen. Für das, was wir da an Bier getrunken haben, hätten wir schon ein paar
Eigentlich kommt Braumeister Markus Führer von der Gablitzer Brauerei aus der Werbung. Das Bierbrauen war erst eine späte Berufung. Allerdings: So kann er aus seiner Erfahrung schöpfen.
Mit dem Kabarettisten Thomas Stipsits haben Sie einen öffentlichkeitswirksamen Partner gewonnen, wo die Sympathie und Zusammenarbeit über das Stips-Bier hinausgeht. Wie verändert diese Zusammenarbeit und Freundschaft Ihren Zugang zur Brauerei und wie stark setzt sie Zeichen für die Zukunft der Brauerei? Sehr, denn jetzt habe ich durch unsere Freundschaft noch ein gehöriges Stück mehr Verantwortung zu diesem gemeinsamen Produkt, hinter dem Thomas gegenüber dem Konsumenten da draußen steht und das zu 100 Prozent passen muss. Die Dynamik sowie das Potential, das hinter diesem Bier steht ist so enorm, dass ich ernsthaft neue Ziele für die Brauerei stecken muss in Sachen Kapazitäten, aber auch personeller Natur. Wir haben beide laufend neue Ideen bezüglich Sorten und Artikel. Die muss man bündeln und letztendlich handeln, sodass jedes einzelne Stück so authentisch bleibt, wie es für das Stips immer als wichtigstes Ziel galt.
Mit Sascha Madsen haben Sie auch schon das Bummzack, das Schlagzeuger-Bier gebraut. Diese Nähe zu Kunst und Kultur ist in Ihrer eigenen Vergangenheit und dem persönlichen
Interesse verankert, oder? Ja, das kann tatsächlich so sein. Auch zu Beginn meiner Werberzeit waren immer Events, Konzerte, Musik ein wichtiger Begleiter. Vielleicht liegt mir tatsächlich eine Art Kreativität im Blut, dank meiner Blutsverwandtschaft zu einem so genialen und kreativen Künstler wie Egon Schiele, oder es ist einfach mein Drang, immer ein wenig mehr zu schaffen und zu sehen, als die Dinge, die ein Job von Natur aus mit sich bringt. Ich war aber tatsächlich immer daran, ein Musikinstrument zu lernen, was sich leider sowohl beim Klavier als auch beim Schlagzeug erst im Erwachsenenalter realisieren ließ. Aber vielleicht ruht daher meine Liebe zu der Musikbranche.
Welche neuen Ideen/Visionen/Ziele haben Sie für die nähere Zukunft? Aktuell haben wir ja bereits ganz tolle Projekte, allen voran das Stips, aber ebenso das neue urpur – das Purkersdorfer Stadtbier, das eine enorme Fülle an Ideen und Sorten bringen kann. Aber es gibt auch viele Ansätze im Hinterkopf, vor allem einige Ideen rund um die Produktion. Mein Steckenpferd „Events“ soll nun endlich richtig angegangen werden und wir haben rein örtlich eine Fülle an Möglichkeiten zu verschiedensten Veranstaltungen mit ganz tollen, regionalen Partnern, wo uns die Ideen sicher nicht ausgehen werden und wir den Genuss und Wohlfühlfaktor herstellen können, den sich unsere Kunden verdienen.
Schweinsbraten essen können. Wie viele ich im Durchschnitt trinke, kann ich gar nicht sagen. Das ist unterschiedlich. Ich trinke gerne ein Bier, wenn ich Lust darauf habe. Wenn ich mit dem Auto unterwegs bin, trinke ich lieber gar keines, denn dann habe ich Angst, dass es mir schmeckt. Trinke ich dann zwei, kann ich nicht mehr fahren.
Was macht für dich das perfekte Bier und den perfekten Moment aus? Das perfekte Bier ist ein Durstlöscher und eine Gaumenfreude. Es gibt viele perfekte Momente, um ein Bier zu genießen. Man kann sich diese perfekten Momente irgendwie ein bisschen selber hinbiegen oder nicht? Zum Beispiel: „Jetzt sind wir in St. Pölten, trinken wir ein Bier.“ – auch das kann funktionieren.
n Gemeinsam mit Viktor Gernot spielt Stipsits „Lotterbuben” laufend in ganz Österreich, im Vorprogramm des zehnjährigen Jubiläums von Seiler & Speer am 19. Juli im ErnstHappel-Stadion erleben wir Thomas Stipsits mit Band musizierend.
Wenn der Sommer in die Zielgerade einbiegt, hat der Bücherherbst schon längst Fahrt aufgenommen: Nicht nur am Strand, auch auf der Couch kann man hervorragend in einem guten Buch versinken.
TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
Es mag vielleicht daran liegen, dass ich schon einige Lenze am Buckel habe, aber Nostalgie ist mir nicht fremd. Zwar verteile ich noch keine Werther’s Echte an Enkelkinder, Geschichten von früher habe ich dennoch schon zu erzählen, viel lieber lausche ich aber den romantisierten Schwänken noch ergrauterer Personen: In „Reading Rock” tauchen wir über 22 „laute” Kurzgeschichten ein in persönlich prägende Musikmomente aus dem anno dunnemals, geschrieben von 13 (Triskaidekaphobie, anyone?) Autor*innen, die sich in der österreichischen Musikszene mehr oder weniger einen kleinen Namen gemacht haben. Da lesen wir davon, dass 1981 gegen die hohen Ticketpreise von The Clash in der Wiener Stadthalle mit Molotow-Cocktails demonstriert wurde: Das damalige Äquivalent eines heute grantigen Postings auf Social Media. Oder davon, dass man sich Ende der Neunziger bei Martin Blumenau selig auf FM4 („Zimmerservice”) Musik wünschen konnte, Spotify ist in Österreich ja erst seit 2012 verfügbar. Zwischendrin stiebt das Büchlein auch weg von Zeitzeug*innen, hin zu Fantastereien – etwa, dass Lemmy seinen Tod nur vorgetäuscht hat und nun in Mistelbach Regale bei Lidl einräumt und bei den Kreuzstettner Zipfelbuam den Bass zupft. In wehmütigen Erinnerungen schwelgen (Prä-)pensionist*innen auch in „Branntweiner, Blue Box und Bermuda Dreieck” – über Zeiten, in denen man noch kettenrauchend mit 100 Schilling (7,27 Euro) durch die Nacht kam. Damals hat sich Christian Schachinger vom Standard bei Swans im U4 seinen ersten Tinnitus geholt und
bei The Jesus and Mary Chain gemerkt, wie viel cooler als das Studium lärmiges Feedback ist. Herbert Molin, der heute unter dem LICCHT-Banner Wiens wohl verquerste Konzertserie verantwortet (27. November, Clock DVA im Flex: Soll angeblich sogar bei Jeffrey Dahmer am Plattenspieler rotiert haben!), hat damals das Kult-Lokal Blue Box mitbegründet, später das Rhiz und B72 verantwortet – und hie und da hat ihm ein Gast im Suff auch schon mal gegen die Bar gepinkelt. Damals hat sich Christian Fuchs (FM4, Die Buben im Pelz) von Fürstenfeld per Autostopp auf nach Wien gemacht, um irgendwann einmal auch mit Kurt Cobain backstage im U4 abzuhängen. Dass aus ihm, dem einstigen ruralen Postpunk-Posterboy, „trotzdem” mehr geworden ist als ein trauriger Überrest aus dem nebulösen Nachtleben Wiens, verdankt er übrigens nicht nur dem Post Punk, sondern auch der Kinokultur, in der er heute durchaus als internationale Koryphäe zu werten ist. Wie Filme ihm tatsächlich das Leben gerettet haben, beschreibt er im parallel erschienen Buch „Das Glühen im Dunkeln”. Als mein eigener Altherren-Freundeskreis einmal zusammensaß und in Erinnerungen schwelgte, entfuhr einer der Ehefrauen der gut gemeinte, aber nicht gänzlich uneigennützige Vorschlag, wir mögen doch bitte für die interessierte (spitze) Zielgruppe einen Podcast machen und sie mit den Geschichten verschonen. Die drei vorgestellten Bücher zeigen, dass vielleicht das Medium des gedruckten Wortes unserem Soziotop dienlicher ist, beinahe großväterliche Annalen jedoch nicht charmanten Reiz missen lassen.
Sein aktuelles Album „Belaya Polosa“ hat das weißrussische Post-Punk- und Synthie-Trio Molchat Doma erstmals in der erzwungen entwurzelten Heimat Los Angeles aufgenommen. Mannigfaltige Einflüsse aus der Post-SowjetÄra sind aber noch zuhauf vorhanden. Im Interview gibt uns die Band nähere Einblicke in ihre Klangwelt, ihre alte Heimat und notwendige Veränderungen.
TEXT: ROBERT FRÖWEIN
Zugegeben: Musikalisch hört man eher selten etwas aus Weißrussland. Dabei sind Belarussen sehr musikalische Menschen, mit tragischer Geschichte – kein Wunder also, dass wir mit Molchat Doma eine der besten Darkwave-Bands der Geschichte vorliegen haben: Sie schöpfen ihre Inspirationen aus der Perestroika-Ära, dem Brutalismus und den Plattenbau-Siedlungen Minsks und erschufen so dystopische Klänge, die nicht selten insbesondere Joy Division ähneln.
Ihr orientiert euch sehr stark am Darkwave-/Post-Punk- und Dark-PopSound der sowjetischen UndergroundSzene der 1980er-Jahre. Gibt es dort so viele, in der westlichen Welt unbekannte Juwelen zu entdecken und wie viel von eurer Herkunft und Historie wollt ihr abseits der bloßen Musik vermitteln? Die sowjetische Szene hat uns als Band definitiv stark beeinflusst. Auf unserem neuen Album „Belaya Polosa“ („Ein weißer Streifen”) haben wir uns dann aber doch deutlich davon entfernt. Dasselbe
gilt auch für das bekannte Lo-Fi-Konzept. Wir orientieren uns mittlerweile deutlicher am Sound der Neunziger-Jahre.
Wie wichtig ist die Kunstform des Brutalismus für euren Sound? Wenn man eure Musik hört, dann ziehen automatisch die markante Architektur weißrussischer Gebäude und osteuropäische Konstruktionen vor dem inneren Auge vorbei. Gibt es viele Querverbindungen zwischen diesem visuellen Aspekt und euren Klangwelten?
Molchat Doma stammen aus Minsk in Belarus, der Bandname heißt übersetzt „Die Häuser schweigen”. Molchat Doma wurden 2017 gegründet und bestehen seitdem aus Egor Shkutk (Gesang), Roman Komogortsev (Gitarre, Drumcomputer, Synthesizer) und Pavel Kozlov (Bass, Synthesizer). Bisher wurden vier Alben veröffentlicht, zuletzt im September „Belaya Polosa”.
sind damit aufgewachsen und waren permanent damit konfrontiert – insofern hat diese Bauweise definitiv die Stimmung unserer Musik inspiriert. Wenn du dich auf Instagram herumtreibst, wirst du auch sehen, dass es den Hörern genauso geht. Es gibt extrem viele Videos von Gebäuden und Konstrukten aus der Sowjet-Ära, die mit unseren Songs hinterlegt sind.
und ein eher vorsichtiger Blick auf die Welt, um zu eurem Sound zu kommen?
Ist es für euch essenziell, der Dunkelheit im Leben viel Raum zu gewähren? Wir sind uns sehr sicher, dass jeder von uns eine dunkle Seite in sich trägt, die sich manchmal den Weg nach außen bahnt – zumeist in Form von Musik. Im realen Leben sind wir aber ziemlich positive und soziale Menschen.
Einblick hinter Ursprung und Bedeutung des Namens geben? Ist auch er direkt an die Architektur eurer weißrussischen Heimat angelehnt oder eher metaphorisch gemeint? Die Antwort auf diese Frage findet man im Song „The Houses Are Silent“ von unserem Debütalbum: Wir beziehen uns da auf die endlosen Plattenbausiedlungen von Minsk.
Nicht nur die deutsche, auch die russische Sprache klingt wesentlich harscher und härter als etwa Französisch, Spanisch oder Italienisch. Wie wichtig ist der reine Klang eurer Muttersprache für die Botschaften, die ihr in euren Texten vermitteln wollt? Das ist eine exzellente Frage. Die jeweilige Sprache, in der Lieder gesungen werden, ist immer besonders wichtig. Es stimmt, dass Deutsch oder Russisch viel härter und kantiger klingen und nicht die abgerundeten Stellen von Französisch oder auch Weißrussisch hat, das ebenfalls sanfter als Russisch klingt. Das ist der Grund, warum wir oft danach gefragt werden, warum wir unsere Songs nicht in Englisch oder anderen Sprachen vortragen. Das Russische passt aber viel besser zu unseren Texten und der gesamten Atmosphäre. Außerdem beherrsche ich Englisch nicht flüssig genug.
Zieht ihr eure Inspirationen aus der bildenden Kunst und optischen, visuellen Aspekten? Meist ist es Künstlern ja besonders wichtig, ihren Hörern neben dem Sound auch eine visuelle Botschaft mitzugeben, die sich in den Köpfen über die
Texte erst so richtig entfaltet. Natürlich ziehen wir sehr viele Inspirationen aus dem visuellen Bereich. Ich bin zum Beispiel einmal durch Instagram gescrollt und habe ein Video gesehen, wo ein Paar Jive getanzt hat. Ich dachte mir, das könnte gut zum Song „You Don’t Know Who I Am“ passen. Nun haben wir darin einen Mann, der Jive tanzt – et voila.
Neben all der östlichen Einflüsse findet man natürlich auch zahlreiche westliche
in eurer Musik. Welche Bands, Maler, Lyriker, Poeten oder Schriftsteller inspirieren euch besonders stark? Das ist absolut korrekt, wiewohl wir vorwiegend von anderen Musikern oder Bands wie Depeche Mode, Massive Attack, Portishead, Radiohead und noch vielen anderen beeinflusst sind.
Ist es eines eurer größten Ziele, die östlichen und westlichen Einflüsse so zu vermengen, dass etwas völlig Neues, noch nicht Gehörtes daraus entsteht? Wir haben dahingehend überhaupt keine spezifischen Ziele. Wir wissen eigentlich nie so richtig, was am Ende des Tages aus uns rauskommt. Wir lieben es, zu experimentieren und machen einfach immer das, worauf wir Lust haben.
Wie wichtig ist denn euer Heimatland per se für eure Musik? Die Notalgie, die damit einhergeht? Die Art, wie Weißrussland in der Peripherie, aber auch in eurer Heimatstadt Minsk aussieht, riecht und sich anfühlt? Das ist wirklich schwer zu beantworten, denn wir haben das neue Album erstmals außerhalb unserer Heimatstadt geschrieben. Generell würde ich aber schon sagen, dass die jeweilige Umgebung stark mitbestimmt, wie etwas am Ende klingt und sich anfühlt.
Was macht Weißrussland generell und Minsk im Speziellen für euch als Musiker so besonders? Wie ist es um die musikalische Szene dort bestellt und gibt es noch viel mehr Acts, die man dringend entdecken sollte? Wir waren schon eine Zeit lang nicht mehr in Minsk und wissen nicht mehr so richtig, was in der musikalischen Szene dort so alles passiert.
Werdet ihr grundsätzlich von anderen Bands und Künstlern beeinflusst? Befruchten sich die verschiedenen Künstler untereinander oder steht ihr da eher außen vor? Ich muss dir ganz ehrlich sagen, dass ich der lokalen Musikszene in Minsk nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit widme und auch schon lange nichts mehr von neuen oder jüngeren Künstlern gehört habe. Vor fünf Jahren war das noch ganz anders, aber diese Zeit ist vorbei.
Wie schaut es mit der touristischen Komponente in Minsk aus? Was sind die größten Highlights und „Must Sees“ in eurer Heimatstadt und was macht Minsk eurer Ansicht nach besonders einzigartig? In erster Linie musst du dich in die einheimische, weißrussische Küche fallen lassen. Das ist absolut essenziell. Dann solltest du einfach einen gemütlichen Spaziergang durch die Stadt machen – sie ist wunderschön.
Sehr viele Musiker versuchen ihre künstlerischen Stärken mit anderen Kunstformen zu verknüpfen. Könntet ihr euch vorstellen, dass Molcha Domat über kurz oder lang mit einem Maler oder anderen Projekten auf direktem Wege kooperieren? Vielleicht einen Song zu einem Bild schreiben oder einer Kurzgeschichte, einem Film? Wir sind sehr daran interessiert, mit anderen Künstlern zu arbeiten. Vor allem Regisseuren oder sogar Videospielentwicklern. Da kann ich mir sehr viel vorstellen und wir sind definitiv sehr offen für solche Ideen.
Was ist beim Songwriting für euch am Allerwichtigsten? Geht es vor allem darum, dass ihr euch immer wieder selbst neu erfindet? Den inneren künstlerischen Kern zu entfalten und den musikalischen Begierden nachzugehen? Am Wichtigsten ist es für uns, sehr viel zu experimentieren und neue Ideen zu kreieren. Wir suchen immer nach etwas Neuem, das uns interessiert und das wir auch für die Außenwelt als spannend erachten. All das möchten wir dann über die Musik ausdrücken.
Wie wichtig ist die Freundschaft untereinander in Molcha Domat und wie gedeiht die Band schlussendlich in der geschlossenen Gemeinschaft? Wir sind sehr gute und enge Freunde und unterstützen uns in allen Dingen des Lebens. Ich würde auch sagen, dass wir in erster Linie Freunde sind und uns dadurch gegenseitig helfen, kreative Prozesse anzustoßen und gemeinsam Inspirationen zu finden.
Hat sich euer Zugang zur Musik in den letzten fünf oder sechs Jahren eklatant verändert? Ist Molcha Domat heute in gewisser Weise eine andere Art von Band als sie es zu Beginn war? Ich denke, diese Veränderung hört man dem neuen
Album sehr gut an. Unser Sound hat sich stark verändert. Wir haben heute mehr Möglichkeiten uns auszudrücken und zu präsentieren. Wir haben uns auf natürlichem, ungezwungenem Wege entwickelt und sind nicht stehengeblieben. Das merkst du vor allem deutlich im Direktvergleich mit unseren frühen Liedern.
Wenn ihr Konzerte spielt, dann modifiziert ihr euren Sound und passt ihn der jeweiligen Situation an. Wir wichtig ist euch auch auf der Bühne der experimentelle Aspekt und der Überraschungseffekt? Ist es euch ein Anliegen, bereits vorhandene Songs neu zu arrangieren und zu überarbeiten? Absolut. Wir lieben das Experimentieren generell, viel mehr aber noch auf der Bühne. Wir versuchen an den Intros zu schrauben, neue Instrumente in die Live-Versionen einzubauen, den Grundsound zu verändern oder Arrangements zu adjustieren. Ein Livekonzert sollte sich immer deutlich von einer Studioaufnahme unterscheiden.
Gibt es etwas ganz Besonderes, dass ihr mit eurer Musik transportieren und anderen mitteilen wollt? Was sollte man fühlen oder spüren, wenn man Molchat Doma zu Hause oder auch live im Club hört? Unsere Hauptaufgabe als Musiker ist es, die Energie, die Stimmung und unsere Gefühle auf der Bühne und in den Songs so zu transportieren, dass automatisch eine besondere Verbindung zu den Hörern entsteht. Wir wollen Musik verständlich machen, ohne dafür extra Wörter zu verwenden. Auch wenn die Menschen nicht verstehen, worüber ich singe, sollen sie sich mit den Songs identifizieren können.
n Molchat Doma gastieren am 21. November im Gasometer.
Edna Million klingt zuerst einmal altersuntypisch nicht nach Taylor Swift, Madison Beer oder Billie Eilish. Vielmehr ist Edna Million eine der tiefsten Stimmen Wiens, deren Name nicht ohne Zufall nach einer Kunstfigur von Tom Waits benannt wurde. Mit Inspirationen von Joan Didion und Patti Smith erschafft sie ihr eigenes dunkles Universum.
Edna Million ist die außergewöhnlichste Singer/Songwriterin des Landes. Diese Auszeichnung hat sie sich mit ihrem ersten Album „The Pool“ und düster-intensiven Liedern aus dem Stand verdient. Ein Gespräch über Dunkelheit, den Wunsch nach Klarheit und ihre liebe Not mit der Gitarre.
Fotos: Luna Rosa Ceto, Stefan Baumgartner, Ebru Yildiz, Adel Setta, Justine Latour
Du bist gerade von einem längeren Skandinavienaufenthalt zurück. Was sucht eine österreichische Songwriterin in Schweden? Ich war für mein Studium ein halbes Jahr in Göteborg. Aber natürlich habe ich in der Zeit auch geschrieben.
War es so dunkel, wie man es sich vorstellt? Noch dunkler. Ich habe Familie in Schweden, die habe ich allerdings bisher immer nur im Sommer besucht. Den Winter habe ich sehr unterschätzt. Es war eigentlich durchgehend dunkel, auch wenn es hell ist, ist es dunkelgrau. Ich habe schon ziemlich gelitten darunter. Man stellt sich das gemütlich vor, und dass man eben Filme schaut. Aber es war hart.
Wie klingen dann die Songs, die du dort geschrieben hast? Gar nicht so düster. Ich wollte mich nicht in diese Dunkelheit reinlehnen. Im Gegenteil: Ich musste ein bisschen gegen die Düsterkeit anschreiben.
Songschreiben ist Handwerk, aber auch ein
Mysterium. Wie funktioniert es bei dir? Ich bin keine, aus der die Songs nur so rausfließen würden. Andere schreiben jede Woche einen Song, bei mir dauert es eher zwei, drei Monate. Deswegen braucht es schon länger, bis überhaupt genug da ist für ein Album. Am Debütalbum habe ich insgesamt vier oder fast fünf Jahre gearbeitet. Da gab es eben noch keine Frist. Ich funktioniere besser mit Deadlines.
Du bewegst dich in ein Umfeld mit Wiener
Musikern wie Ernst Molden oder Der Nino aus Wien, die sehr dezidiert im lokalen Idiom singen. Wieso setzt du auf englischsprachige Songs? Ich bin ein unglaublich großer NinoFan. Ich glaube, rein vom Anhören habe ich bei ihm viel über Songwriting gelernt. Aber auf Deutsch zu singen, wäre für mich unmöglich. Ich würde mich nackt fühlen.
Warum? Ich denke ja auf Deutsch. Wenn ich auf Englisch texte, gibt es einen Filter oder Übersetzungsaspekt. Den finde ich ganz an-
genehm, weil es dadurch durchdachter wird, was ich in einem Text ausdrücke. Ich will in meiner Musik nicht so ein Tagebuch-Gefühl haben. Auch wenn ich das zugegeben bei anderen Artists sehr gern mag. Ich habe auch keine Lust, Liebeslieder oder Break-up-Songs zu machen, obwohl ich sie gern höre. Das ist in gewisser Weise natürlich widersprüchlich.
Du fühlst dich in der Rolle der Beobachterin eben wohler. Ja. Zumindest beim ersten Album wollte ich lieber Szenen schreiben wie für einen Film.
Ich möchte auch zwischen Edna Million und mir als Privatperson trennen. Wobei der Unterschied gar nicht so groß ist. Vielleicht kann ich in ein paar Jahren ein bisschen mehr Persönliches zulassen und auch mehr Verletzlichkeit erreichen.
Deine Musik ist sehr intim und du trittst ganz allein auf. Wie arg war das bei den ersten Konzerten? Man öffnet sich in dem Moment komplett und kann sich nicht hinter anderen Leuten in einer Band verstecken. Das macht aber auch den Reiz aus. Ich lerne langsam damit umzugehen, angeschaut zu werden.
Viele Bühnenkünstler greifen in solchen Situationen auf Alkohol und andere Substanzen zurück. Ich bin am liebsten nüchtern auf der Bühne. Diese Kontrolle brauche ich. Ich könnte mir überhaupt nicht vorstellen, vor einem Konzert auch nur irgendwas zu trinken. Aber ich verstehe, warum Leute das brauchen. Mir ist die volle Klarheit lieber. Es würde nichts Gutes dabei rauskommen, wenn ich nach zwei Bier auf die Bühne gehe.
Du bist zum Studieren nach Berlin gezogen. Wie lebst du dort? Am Anfang war ich in Charlottenburg. Das war eh schön, aber nicht unbedingt das Berlin, das man sich vorstellt, wenn man mit 19 hinzieht. Es hatte fast schon wieder was von Wien. Nach einem Jahr bin ich dann nach Kreuzberg gezogen. Jetzt ist es richtig Berlin.
Bist du dort in eine Szene eingebunden? Momentan gar nicht. Aber eine Zeit lang habe ich viel bei Open Stages gesungen. Das hat mir überhaupt erst den Mut gegeben, selbst etwas zu machen. Alle Anderen hatten ihre Lieder schon auf Spotify, obwohl sie auch noch ganz am Anfang standen. Das war für mich wichtig. Ich habe gemerkt: Ich muss nicht warten, bis mich vielleicht jemand entdeckt, ich kann das selber in die Hand nehmen.
Der Einstand hat wunderbar funktioniert. Du hast bei deiner Albumpräsentation den prestigeträchtigen Club Porgy & Bess ausverkauft. Wie soll es weitergehen? Ich möchte es auf jeden Fall intensivieren und professionalisieren. Das Studium der Historischen Linguistik mache ich rein aus Interesse. Man kann damit überhaupt nichts machen, außer weiterhin auf der Uni zu bleiben. Es ist natürlich superschwer, von der Musik zu leben. Ich habe beschlossen, es einfach einmal zu probieren. Der Beginn war gut, ich habe das Glück, dass es langsam ins Rollen gekommen ist. Jetzt schaue ich einmal, wohin es rollt. Ich bin noch jung und als Musikerin allein unterwegs, darum ist der Druck nicht so groß. Aber ich weiß natürlich
DAS PROGRAMM VOM BLUE BIRD FESTIVAL
Das Blue Bird Festival feiert zwischen 21. und 23. November sein 20. Jubiläum im Wiener Porgy & Bess, und das mit einem Programm, das sich sehen und hören lassen kann!
Donnerstag, 21. November:
Wallis Bird hatte bereits ihren ersten Auftritt in Österreich 2008 beim Blue Bird: Inzwischen hat die irische Musikerin, die mittlerweile in Berlin lebt, sieben Alben veröffentlicht und engagiert sich für die Queer Community.
ZINN stammen aus Wien und werden sich mit ihrem aktuellen Album „Chthuluzän”, auf dem sie sich auf die feministische Theoretikerin Donna Haraway beziehen, im Porgy einfinden und zynischer Endzeitstimmung eine poetische Diskussion entgegensetzen.
A.S. Fanning stammt aus Irland und ist ein nüchterner Chronist einer untergehenden Welt – realistisch-pessimistisch. Melancholie ist hierfür ein zu schwaches Wort!
Vera Sola aus den USA wurde bereits als das geheime Kind von Leonard Cohen und Nancy Sinatra bezeichnet, andere sagen, sie sei wie PJ Harvey in ihren zornigsten Momenten. Tatsächlich ist sie die Tochter von „Ghostbuster” Dan Aykroyd.
Freitag, 22. November:
Dan Croll aus Großbritannien wurde bereits früh als eine Mischung aus Paul Simon und Prince bezeichnet, seine Musik kennt man nicht nur aus dem Vorprogramm der 2013er-Europatour von Imagine
nicht, wie es mit 40 sein wird.
Wir verlosen 1x2 Festivalpässe für das Blue Bird-Festival. Mehr Informationen siehe Seite 6.
Woran musst du noch arbeiten? Vielleicht an meinen Gitarrenkenntnissen. Ich habe zwar schon ein bissl Unterricht gehabt, aber ich muss mich jedes Mal wieder mit dem Instrument anfreunden. Das ist sehr viel Arbeit. Ich habe null theoretisches Wissen. Es ist bei jedem Song, den ich schreibe, wieder ein Herumirren. Andererseits ist es eine große Freiheit, nicht zu wissen, was man tut.
n Edna Million ist eine der zahlreichen Künstler*innen am Blue Bird Festival im Porgy & Bess, das zwischen 21. und 23. November über die Bühne geht. Sie spielt am zweiten Festivaltag.
Dragons, sondern auch aus einer Deichmann-Werbung, von FIFA 2014 und Grand Theft Auto V. Myriam Gendron aus Kanada wurde von den Gedichten von Dorothy Parker inspiriert, Musik zu machen: Ihre tiefe Liebe zu traditionellem Folk, aber auch die Freude an Avantgarde sind offenkundig, ihr aktuelles Album „Mayday“ ist ein Meisterwerk.
Kids With Buns stammen aus Belgien und haben sich bei der Antwerp Pride kennen gelernt. In ihren Songs geht es oft um den Kampf, in einer immer noch homophoben Welt erwachsen zu werden.
Edna Million aus Wien zaubert mit knappen Worten wundersame Klanglandschaften und atmosphärische Räume, wie es nur wenige Musiker*innen zuwege bringen.
Samstag, 23. November:
Jessica Pratt aus den USA entwirft mit ihrer Musik einen Soundtrack zu einem Film, der in deinem Kopf abläuft, wenn du nachts am Meer sitzt und dich von sanfter Dunkelheit einhüllen lässt.
Porcelain id aus Ruanda zeichnet für einzigartige Popsongs im Grenzbereich zwischen Soul und Indie verantwortlich, fesselnd und kathartisch!
Clarissa Connelly aus Dänemark befasst sich ausführlich mit nordischer Kultur und keltischen Traditionen, auf ihrem aktuellen Album „World of Work” beschäftigt sie sich mit Träumen und Meditation. Reveal Party stammt ebenfalls aus Dänemark und präsentiert mit ihrer Musik die Zukunft für trans Artists: Es ist erstaunlich, wie leichtfüßig hier harsche Kritik mit fast verträumten Melodien verbunden wird.
Gregor Seberg, 57, ist Präsident des Hobbyfußballvereins FC Wojytla, zweifacher Vater – und ein künstlerischer Tausendsassa. Zuletzt war er im TV in der Serie „School of Champions“ zu sehen, die 2025 fortgesetzt werden soll, außerdem feiert er zeitgleich ein Comeback in seiner Erfolgsrolle als Helmuth Nowak in der Krimiserie „SOKO Donau”. Für Lacher sorgt der gebürtige Grazer aktuell mit seinem Solo-Kabarett „Schatzkiste“ und gemeinsam mit Magda Leeb in „Doppelbuchung“. Im Oktober feiert die (Tragik-) Komödie „Offene Zweierbeziehung“ mit Kristina Sprenger Premiere in Berndorf.
Du bist Schauspieler, Kabarettist, Autor,
Synchronsprecher und betreibst einen wöchentlichen Podcast. War es von Anfang an dein Ziel, künstlerisch so breit aufgestellt zu sein? Ursprünglich wollte ich Naturforscher werden – und eigentlich ist das immer noch mein Ziel. Als Schauspieler wollte ich zuerst nur ans Theater. Ich war der Meinung, ich bin die Wiedergeburt von Marlon Brando und werde die Welt zum Besseren verändern.
Ein hehres Ziel! Ja. Aber auch ein bisschen naiv. Ich habe recht bald erkannt, dass das Theater die Welt keineswegs verändert. Als mich Werner Brix gefragt hat, ob ich nicht mit ihm Kabarett spielen möchte (Anm.: „Die Erleser kommen“, 2007), war
ich zuerst sehr zurückhaltend. Ich hatte –und habe immer noch – eine riesige Hochachtung vor der Kunstform des Kabaretts. Überhaupt: Wenn man wie ich das Glück hat, sein Geld zu verdienen, indem man einen richtigen Beruf schwänzt, dann sollte man versuchen, in Demut an seine Aufgaben heranzugehen.
Nach welchen Kriterien wählst du deine Projekte aus? Grundsätzlich: Ich sehne mich nicht nach dem, was ich gerade nicht mache, sondern bin glücklich mit dem, womit ich mich aktuell beschäftige. Und deshalb wähle eigentlich nicht ich aus –die Projekte wählen mich aus! Oft kommen Anfragen daher, bei denen ich mir denke:
„Aber dann habe ich in einem Zeitungsartikel gelesen, dass Männer über 50 keine Podcasts machen und eigentlich generell die Gosch’n halten sollten.”
Gregor Seberg lässt sich den Mund nicht verbieten. Er muss aber nicht immer Pointen schleudern.
Die da wäre? Als Vater von zwei kleinen Kindern muss ich natürlich auch dafür sorgen, dass Geld ins Haus kommt (lacht).
Gregor Seberg
Von 2006 bis 2017 verkörperte er in „SOKO Donau” den Oberstleutnant Helmuth Nowak, außerdem kennt man ihn etwa von „Boesterreich” und „Weber & Breitfuß”, im Kino von „Rotzbub” oder auch dem Eberhofer-Film „Rehragout-Rendezvous”. Für die 20. Saison „SOKO Donau” kehrt Seberg als neuer Chef zurück: Zu sehen ab 2025 auf ORF 1. Bis dato gab es von Seberg 10 Bühnenprogramme, davon zwei mit Werner Brix, eins mit Eva Marold und eins mit Magda Leeb: Mit ihr spielt er seit 2021 die „Doppelbuchung”, aktuell erleben wir auch sein Best-of „Schatzkiste”, im Oktober premiert „Offene Zweierbeziehung” mit Kristina Sprenger in Berndorf.
Wie sehr hat es dein Verlangen nach künstlerischer Vielfalt geprägt, dass du mehr als zehn Jahre lang, von 2006 bis 2017, vor allem für „SOKO Donau” vor der Kamera gestanden bist? Damals warst du zeitlich unflexibel und konntest nicht sehr viel nebenbei spielen. Es war eine sehr gute Zeit, die meine Karriere vorangetrieben hat. Aber wir haben zeitig in der Früh zu drehen begonnen und bis spät in der Nacht gearbeitet. Irgendwann habe ich mir gedacht: Du hast doch nicht den Beruf des vagabundierenden Kasperls ergriffen, um dann erst recht wieder ins Büro zu gehen und jeden Tag mit den gleichen Leuten zusammenzuarbeiten.
Und jetzt kehrst du doch in die Rolle des Helmuth Nowak zurück und wirst sogar Chef der „SOKO Donau“. Warum? Weil sie mich so lieb gefragt haben und ich ein höflicher Mensch bin (lacht). Vor allem aber, weil ich es sehr reizvoll finde,
erstmals in eine Rolle zu schlüpfen, mit der ich eigentlich schon abgeschlossen hatte. Der Unterschied ist, dass die Dreharbeiten für mich diesmal nicht so zeitintensiv sind und ich mich auch anderen Projekten widmen kann.
Zum Beispiel „Schatzkiste“, deinem Solo-Programm, das du seit zwei Jahren spielst – eigentlich ein Best-of, aber du liebst es offenbar, zu improvisieren. Ich wollte eigentlich nie ein Best-of-Programm spielen – aber mein Management hatte gute Argumente. Du weißt schon: Es muss ein Geld ins Haus. Also habe ich mir von Anfang große Freiräume eingeräumt, um meine Spiellust zu befriedigen. Jeder Abend ist anders, und das verkörpert für mich das Wesen von Kleinkunst: Die Unterhaltung findet nur in diesem einen Moment statt und ist nicht wiederholbar. Wobei ich sehr streng zu mir bin: Es ist ja nicht wurscht, was ich auf der Bühne tue oder erzähle. Alles muss der Geschichte dienen, mit der ich die Leute unterhalten möchte.
Im Oktober feierst du mit Kristina Sprenger in „Offene Zweierbeziehung“ Premiere. Warum hast du dich für dieses
Projekt begeistert? Weil die Kristina, die ich schon sehr lang kenne, irrsinnig raffiniert ist (lacht). Ich habe mit meinem lieben Freund Ali Jagsch „Ein seltsames Paar“ gespielt – in Berndorf, wo Kristina Intendantin ist. Irgendwann hat sich mich zur Seite genommen und gesagt: „Schatzi, in ein, zwei Jahren spielen wir ein Stück miteinander!“ Und ich dachte mir, ja, okay, bis dahin ist ja noch ein bisserl Zeit.
Also hat auch das Projekt dich ausgesucht? Genau. Aber ich freu’ mich drauf! Obwohl „Offene Zweierbeziehung“ Anfang der Achtziger geschrieben wurde, ist es thematisch aktuell. Wir haben es ein wenig adaptiert, aber die Grundfrage ist brisanter als je zuvor: Kann eine Zweierbeziehung überhaupt funktionieren? Ist der Mensch für ewige Treue geschaffen?
Wie beantwortest du – als „vagabundierender Kasperl“ – diese Frage? Ich halte mich für einen modernen Menschen. Aber gerade in diesem Punkt bin ich altmodisch: Warum sollte ich jemanden betrügen, den ich liebe? Und würde ich damit nicht auch meine eigenen Gefühle für diesen geliebten Menschen betrügen – und damit mich selbst?
Obwohl die Jungs nie richtig weg gewesen sind, haben sich Kissin‘ Dynamite dieses Jahr mit einem Knall zurückgemeldet, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: „Back with a Bang“ heißt das neueste Werk der Deutschen und der Titel ist durchaus Programm!
Die insgesamt 12 Songs sind voller eingängiger Melodien, mitreißender Refrains und harten Rocksounds!
Wobei Hannes Braun und Co den musikalischen Weg vom Vorgängeralbum konsequent weitergehen: Facettenreicher, melodi-
Künstlerisch bist du aber scheinbar ein Schmetterling, der von Blüte zu Blüte fliegt … Apropos: Hast du dir je überlegt, was verliebte Schmetterlinge im Bauch haben? Mit solchen Fragen könnte ich mich stundenlang beschäftigen!
In „Sprechblasen“, dem Podcast mit deinem Kollegen Ali Jagsch, hast du alle Freiheiten, solchen Fragen nachzugehen. Ich wollte nie Podcaster werden! Aber dann habe ich in einem Zeitungsartikel gelesen, dass Männer über 50 keine Podcasts machen und eigentlich generell die Gosch’n halten sollten. Ich verstehe, woher diese Meinung kommt, aber ich habe mir gedacht: Gerade jetzt habe ich so viel zu sagen! Also habe ich begonnen, mit Ali unsere eigenen Perspektiven zum Leben zu behandeln. Und zwar ganz ohne Druck, Pointen zu schleudern.
n Gregor Seberg spielt sein Best-Of „Schatzkiste” laufend, etwa in der Kulisse oder im Konzerthaus Klagenfurt. Gemeinsam mit Magda Leeb gibt es in der Kulisse die „Doppelbuchung”, „Offene Zweierbeziehung” mit Kristina Sprenger premiert am 3. Oktober in Berndorf und ist 2025 auch in Eisenstadt zu sehen.
scher Hardrock, teilweise sogar Stadionrock dominiert auf „Back with a Bang“. Zwar lässt sich nicht leugnen, dass Bon Jovi eine große Inspirationsquelle für Kissin‘ Dynamite sein dürften, jedoch schafft es die Band dennoch, mehr als nur eine Kopie einer 80er-Kult-Band zu sein.
Wir rocken gemeinsam: Am 09. Oktober sind Kissin‘ Dynamite zu Gast in der ((szene)) Wien – präsentiert von ROCK ANTENNE Österreich.
Jetzt neu in Wien auf UKW 104,6 und landesweit über Web, App und DAB+
Viele Leute habe Angst vor exotischen Tieren, vor Spinnen oder Schlangen. So auch ich. Aber ich habe auch wirklich allen Grund dazu!
Dazu ein persönliches Erlebnis: Einmal habe ich bei einem Soundcheck in Innsbruck zu meinem Tontechniker, dem Prummer Mike, gesagt, „du, schau mal, ob mit der Erdung alles passt, das Mikro kitzelt so eigenartig an den Lippen.“ Mit dem Strom war aber alles ok, also hat der Mike testweise die Mikrophon-Kapsel aufgeschraubt – und was soll ich sagen? Auf einmal kräult eine riesige Spinne heraus, höchstwahrscheinlich eine Südamerikanische Bananenspinne, hochgiftig! Ich schreibe es ungern, aber in diesem Moment hat es mir komplett die Kette ausgehängt. Unterschiedlichste Flüssigkeiten haben gleichzeitig meinen Körper verlassen, ich habe nur noch geschrien, extrem laut – klar, ich habe ja eine ausgebildete Voice mit der entsprechenden Range. Der Mike dagegen hat die Spinne zack-zack mit seinem Multifunktionsgürtel erschlagen, das Mikro wieder zugeschraubt und gesagt, „Jetzt dürfte es nicht mehr kitzeln.“
Dass ich auf Spinnen so, sag ich einmal, intensiv reagiere, ist übrigens die alleinige Schuld vom ORF, weil die haben in meiner Kindheit einmal den
grausigen Fünfziger-Jahre-Riesenspinnen-Film „Tarantula” im Vormittagsfernsehen gebracht, zu einer Zeit, wo ich mir den Pumuckl oder den Hans Moser erwartet hätte. Und genau seitdem habe ich mit Spinnen, insbesondere mit so pelzigen (wäh!) bzw. haarigen (pfuiteifi!), leichte Probleme. Ich meine, ich will der Südamerikanische Bananenspinne keinesfalls ihr Lebensrecht absprechen, ganz im Gegenteil. Aber damit ich sie wertschätzen kann, brauche ich sie nicht bei mir im Schlafzimmer. Eine friedliche Koexistenz auf unterschiedlichen Kontinenten reicht mir vollkommen. Haltets mich ruhig für hysterisch, aber die Vorstellung, dass mir im Schlaf eine Spinne oder ein Hirschkäfer ins Ohr kräult, die macht mich einfach ein bisschen unrund, das halte ich nicht aus. Ich bin auch froh, dass es in meiner Kindheit die sogenannte Zahnfee noch nicht gegeben hat. Ich meine: Schleicht sich an in der Nacht, holt sich einen ausgefallenen Zahn und, ja, ok, lässt ein Geschenk dafür da. Von mir aus, eh nett – aber kann sie das nicht bei Tag erledigen wie andere anständige Feen auch? Sicher, Milchzähne sind bei mir eh nicht mehr
Austrofred ist der vielleicht wahrhaftigste Popstar Österreichs, singt er doch Austropop-Texte zu QueenMelodien und gemeinsam mit Kurt Razelli. Aber nicht nur! Seit diesem Jahr hat Austrofred mit „Barcelona” seine eigene Late-Night-Show auf ORF III, aufgezeichnet wird im RadioKulturhaus. Und nicht zu guter Letzt schreibt Austrofred Bücher, etwa über Mozart, den guten alten Schilling, prickelnde Erotik und Pferdeleberkäse. Im Oktober 2024 erscheint nun sein siebtes Buch, „Gänsehaut. Unerklärliche Phänomene erklärt”. Erste Einblicke gibt es an dieser Stelle letztmalig in dieser !ticket-Ausgabe.
zu holen, aber wenn ich mir vorstelle, zu mir käme in der Nacht eine Haarfee, kassiert mein letztes Deckhaar ein und legt mir dafür, Hausnummer: eine Dose Radler unter den Kopfpolster, da beutelt es mich durch und durch. Im Übrigen behandelt man Haarausfall sowieso nicht durch das Herbeirufen überirdischer Hilfe sondern allein durch standhaftes Ignorieren. Schon ein Kapperl oder ein Hut signalisieren dem Körper, hallo, für die Kopfhaut ist anderweitig gesorgt, du kannst deine Energie woandershin kanalisieren. Und das war es dann mit dem Resthaar.
31. JAN. – 02. FEB. 2025
die etwas auf sich halten, setzen Awareness-Teams ein. Das ist gut gemeint. Aber ist es auch gut gemacht?
Awareness-Teams sind oft gut sichtbare Personen, die als erste Anlaufstelle fungieren, wenn man sich im Nachtleben, im öffentlichen Raum oder auf Veranstaltungen diskriminiert, sexuell belästigt oder übergriffig behandelt fühlt. Im Idealfall ist ihre bloße Anwesenheit außerdem ein starkes Zeichen gegen unerwünschtes Verhalten und für eine sichere Umgebung. Auf den ersten Blick also eine sinnvolle Maßnahme. Aber wie effektiv sind diese Teams wirklich?
Wenn wir über den symbolischen Charakter von Awareness-Maßnahmen sprechen, ist das Schlagwort „Virtue Signalling” nicht weit. Damit ist das demonstrative Zeigen vermeintlich hoher moralischer Werte gemeint, ohne dass diese auch konsequent umgesetzt
werden. Wenn Veranstalter*innen Awareness-Teams einsetzen, um eine bequeme und trendy Lösung für ein komplexes Problem auszulagern, dann geht es ihnen vorrangig um ihr eigenes Wohl. Die tatsächliche Wirksamkeit ist zweitrangig. Das kann man auch als Heuchelei bezeichnen.
Problematisch ist dieses Delegieren von Achtsamkeit besonders darum, weil es noch keine Qualitätsstandards gibt. Eine mangelhafte Ausbildung kann in heiklen Situationen unangemessen und kontraproduktiv sein. Und in weniger heiklen Situationen zumindest merkwürdig wirken, wenn diese Teams ein bisschen zu proaktiv an ihre Aufgabe herangehen. Wenn ich zum Beispiel unentspannt dreinschaue, möchte ich eher nicht, dass mir jemand anbietet,
Die Kultur- und Musikbranche kennt Astrid Exner von der Plattenfirma bis zur Konzertlocation aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Sie war Kommunikationschefin im Kulturzentrum WUK, kuratierte Playlisten beim Majorlabel Sony Music und beobachtet die Szene als Jurymitglied verschiedener Preise und Förderprogramme.
Ihr Musikblog Walzerkönig war in den 2010er Jahren die erste Anlaufstelle für lokale Popmusik. Bis 2021 schrieb sie für The Gap die feministische Kolumne Gender Gap. Hier beschäftigt sich Astrid mit Diversität in all ihren Dimensionen.
ein Mandala zu malen, sondern will lieber in Ruhe gelassen werden.
Die Frage ist grundsätzlich, ob die Aufgabe überhaupt einzelnen Personen übertragen werden kann oder ob die Querschnittsmaterie Awareness nicht vielmehr – Stichwort Zivilcourage – in der Verantwortung aller beteiligten Personen liegt. Das wäre zumindest eine Welt, in der mein Gesichtsausdruck entspannter wäre.
Die nächste Ausgabe erscheint am 6. November. IMPRESSUM
Herausgeberin, Chefredakteurin: Mag. Roberta
Scheifinger Chefredakteur & Chef vom Dienst: Stefan Baumgartner Anzeigen: Ines Rubitzko, BA
Anzeigenproduktion: Susanne Franzl Redaktion: Austrofred, Stefan Baumgartner, Astrid Exner, Sebastian Fasthuber, Robert Fröwein, Hannes Kropik Fotos: siehe Copyright Cover: Gablitzer Brauerei Medieninhaber, Eigentümer, Redaktionsanschrift: CTS Eventim Austria GmbH, !ticket Eventmagazin, Mariahilfer Straße 41–43, 1060 Wien Designkonzept, grafische Produktion: SHE Wirtschaftsmedien-Beteiligungs GmbH, Mariahilfer Straße 88a/II/2a, 1070 Wien
Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager Druck: Walstead Leykam Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten
Abonnements: !ticket Österreichs Eventmagazin Nr. 1 erscheint 10 x jährlich. Jahresabo Österreich: € 22,00, Jahresabo Europa: € 44,00. Kündigung
jeweils acht Wochen vor Ablauf der Bezugsfrist nur schriftlich eingeschrieben oder per E-Mail an abo@ticketmagazin.com. Einzelpreis: € 2,90
Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos übernehmen wir keine Haftung, eine Rücksendung erfolgt nicht, es besteht kein Recht auf Veröffentlichung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Nachträgliche Honorarforderungen für nicht veröffentlichte Fotocredits werden nicht anerkannt. Alle Inhalte vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Die Offenlegung lt. Mediengesetz finden Sie auf www.ticketmagazin.com/impressum. Sie finden oeticket online auf Facebook, Instagram, Twitter und Spotify, sowie unter www.oeticket.com und www.ticketmagazin.com. Tickets für über 76.000 Events finden Sie auf oeticket.com und in der oeticket-App!
Produziert nach den Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens, Walstead Let’s Print Holding AG, UW 808