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!ticket Österreichs Eventmagazin Nr.1
musik show 2 0 2 0 sport theater kabarett
MÄRZ
Ausgabe 238
2,90 €
Damit sind Sie live dabei!
Österreichische Post AG / MZ 15Z040254 M, CTS Eventim Austria GmbH, Mariahilferstraße 41–43, 1060 Wien
über Liebe, Stolz und Fan-Sein
Die Gegenwart der Popmusik ist weiblich: Billie Eilish führt die Generation junger Stars an.
Rammstein-Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz über das Schreiben und das Lesen.
WILDSTYLE & TATTOO MESSE
Heavy Birthday! Von März bis November ist die vielleicht schrägste Geburtstagsparty des Jahres angesagt: Die legendäre Wildstyle & Tattoo Messe feiert quer durch Österreich ihren 25. Geburtstag, zahlreiche Stargäste inklusive.
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WEGEN GROSSEN ERFOLGS VERLÄNGERT!
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C A M E R O N M AC K I N T O S H S ERFOLGSPRODUKTION VON BO U B L I L & S C H Ö N B E R GS
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PREMIERE HERBST 2020
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BILLIE EILISH Die Pop-Gegenwart ist weiblich: Billie Eilish führt eine Generation junger Stars an. Sie dominieren die Charts, schreiben ihre eigenen Songs, bestimmen ihr Image selbst und stehen für Female Empowerment.
16 Das Gleichheitsgebot
B
illie Eilish: Der Name der 18-jährigen Sängerin ist in aller Munde. Ja, mittlerweile auch bei all jenen, die sich für diese Art von Musik nicht begeistern können oder Musik überhaupt nur als namenlose Hintergrundberieselung verstehen. Als Eilish 15 war, nahm sie gemeinsam mit ihrem Bruder Finneas einen Song unter der Bettdecke auf. Auch heute noch passiert, so geht zumindest die verklärte Kunde, ihr Kunstschaffen im Kinderzimmer: Dies gilt es nicht zu diskreditieren, wurde sie für ihr letztjährig veröffentlichtes Debütalbum „When We All Fall Asleep, Where Do We Go?“ diesen Jänner immerhin mit fünf Grammys honoriert und ist damit die erste Frau in der Geschichte der Preisverleihung, die die vier Hauptpreise „Best New Artist“, „Record of the Year“, „Album of the Year“ und „Song of the Year“ gleichzeitig gewonnen hat. Und: Sie ist die jüngste Preisträgerin der letztgenannten Kategorie überhaupt. Wenige Wochen später trat sie dann bei der 92. Verleihung der Oscars auf, stellte dort jedoch nicht wie erwartet ihren Beitrag zum neuen James-Bond-Abenteuer „Keine Zeit
zu sterben“ vor, sondern gedachte mit Beatles’ „Yesterday“ der Verstorbenen der Filmbranche. Dennoch sei angemerkt: Eilish ist zwar nicht die erste, aber immerhin jüngste Frau, die einen Musiktitel zur lange Zeit ziemlich chauvinistischen Geheimagentenreihe beisteuern darf. Damit gelingt Eilish vor allem eins: Sie passt in den Zeitgeist, ist in einer Zeit, in der in den USA ein Präsident an der Macht ist, der gegen das Recht auf Abtreibung wettert, von zahlreichen Frauen der sexuellen Belästigung beschuldigt wird und sich für die Kohle- und Waffenindustrie statt für den Umweltschutz starkmacht, wie auch Greta Thunberg ein potenter Gegenpol. Sie ist eine Pionierin, wenn es um Repräsentanz von Frauen nicht nur in der Musikwelt, sondern überhaupt in der Weltgeht. Zusammen mit Künstlerinnen wie Lizzo, die mit drei Grammys ausgezeichnet wurde, steht sie für eine Generation an Menschen, die unangepasst, divers und politisch sind, und auch für ihre eigenen Widersprüche einstehen. Ist jetzt also die Zeit gekommen, endlich den Gendergap nicht nur im Makrokosmos der Entität,
EDITORIAL sondern auch im Mikrokosmos des Kunsttreibens zu schließen? Werden hinkünftig – siehe unsere Geschichte auf den Seiten 16 bis 18 – mehr Künstlerinnen auf den Festivalplakaten zu finden sein? Nicht zwangsweise, wenn es nach der Britin La Roux geht: Frauen, so ihre Sicht der Dinge, werden nicht von Bühnen ferngehalten, weil sie weiblich sind. Sondern: weil sich weibliche Musik für manche Festivals, für gewisse Genres, nicht eignet – Rockmusik etwa lebt durch einen Testosteronüberschuss, ist reine maskuline Energie, die Frauen in der Form nicht ausstoßen. So sehr also Gleichberechtigung in der heutigen Zeit unumgänglich ist, ist es auch zu erkennen, dass Frauen und Männer„scheiße verschieden“ sind, wie es La Roux auf den Punkt bringt.„Wenn wir ewig so tun, als seien wir alle gleich, wird dieses Problem nie gelöst werden. Es geht nicht um Gleichberechtigung, sondern gerade um Unterschiede, um das Genre, um die Kultur und Bedürfnisse.“ Mic drop. Stefan Baumgartner (Chefredakteur)
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JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ
IN DIESER AUSGABE KINDER
28 Monsterfreunde Wenn zig Kinder gemeinsam ihre Stimmen erheben, klingt das monster-tastisch
LIFESTYLE 30 Frühlingsgefühle Nicht nur die Farben knallen, auch live gibt es viel Energie und Frauenpower
HEIMAT 32 New Wellness Alles konsumieren können, immer und überall – doch wann wird es zu viel?
LOCATION 36 Metropol Dort, wo früher frische Semmeln gebacken wurden, lebt seit 1980 Kult & Kultur auf
KULTOUR 38 Sommertheater Von Ost bis West, von Nord bis Süd steht die Sommertheatersaison vor der Tür
SPORT 42 Fußball Nichts verbindet Fußballfans so sehr wie die Zuneigung zu ihrem Verein
GCHECKT
Audio-Brille von Fauna. Stylische Designer-Brille und glasklarer Sound in einem: Das gibt es jetzt mit den neuen Audio-Brillen des Grazer Start-ups Fauna. Überzeugend sind sie nicht nur durch ihr Aussehen, sondern vor allem durch ihre einzigartige Klangqualität. Wer bis 31. März vorbestellt, bekommt (wie bei vielen Musikfestivals) den Early-BirdPreis! Der von der Brille produzierte Klang wird über die Geräusche der Umgebung gelegt, während die Privatsphäre des Nutzers gewahrt bleibt. Die Audio-Technologie konzentriert den Klang rund um die Ohren des Trägers und: So hört alleine der Träger den Klang aus der Brille. Disney+. Der Streaming-Service des Maus-Konzerns wird in Österreich am 24. März starten und wird 6,99 € im Monat beziehungsweise 69,99 € im Jahr kosten. Disney+ bietet Fans jeden Alters ein neues, einzigartiges Erlebnis mit Inhalten der ikonischen Entertainment-Marken des Unternehmens, darunter Disney, Pixar, Marvel, Star Wars und National Geographic. Darüber hinaus wird es exklusive, ausschließlich für den Service produzierte, Disney+ Originals geben in Form von Spielfilmen, Dokumentationen, Serien sowie Kurzfilmen. Die Möglichkeiten der Plattform lesen sich ähnlich wie die der Mitbewerber wie etwa Netflix: Plattformenvielfalt, Werbefreiheit, Downloads, Personalisierung und Kinderschutz werden auch hier großgeschrieben.
MEINUNGEN 26 Markus Höller Ein widerspenstiger Journalist gegen eine fast einheilige KritikerMeinung: Welche Musikalben sind eigentlich ziemlich überbewertet? 35 Walter Gröbchen Der Verleger, Journalist und Kurator wirft einen wertschätzenden Blick auf die österreichische Kulturlandschaft. 49 Robert Fröwein Der umtriebige Musikjournalist schlägt mit den besten LiveAlben die Brücke zwischen kollektivem und individuellem Erleben. 51 Alfred Dorfer Der Satiriker widmet sich in unregelmäßigen Abständen der „fremdSprache“. Diesmal geht es um das Prozentrechnen im Sport. 62 Stefan Verra Der Körpersprache-Experte verrät: Gerade die nonverbale Kommunikation hat einen entscheidenen Einfluss auf die Rezeption.
Schlurfende, spannungslose Bewegungen sind nicht „cool“. Sie zeigen nur Desinteresse. Beobachte dich selbst, vielleicht machst du es manchmal unbewusst. – Stefan Verra
Fotos: Universal Music, Disney, Fauna; Illustration: Österreich in leiwanden Grafiken
46 Musik, Filme, Equipment und Spiele Ozzy Osbourne, Body Count, AVICII, „Mulan“ und mehr
[14] Flake Der Rammstein-Keyboarder liest [16] Popfrauen Ist die Zukunft der Popmusik weiblich? [20] Max Raabe Über überraschende Duette und Lebensphilosophie [22] Russell Howard Schamesröte und Political Correctness [24] Fiva Über Frauen und Realness [40] Einstürzende Neubauten Heimwerkkataloge und Weißwein [52] Duo RaDeschnig Eine Annäherung in Zeiten gegenseitiger Abschottung
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SHOW HIGHLIGHTS IN ÖSTERREICH AM NEUSIEDLERSEE
DES S JAHRE
2020
NIK.P & BAND
JÜRGEN DREWS
KERSTIN OTT
MELISSA NASCHENWENG
ROSS ANTONY
& GÄ
U ER ALDA NI P E I D S A MO SILVIO
SCHLAGERPILOTEN 29.04.2020 WIEN WIENER STADTHALLE
DIE DRAUFGÄNGER PABLO GRANDE
D
14.07.2020 MÖRBISCH SEEBÜHNE
DAS MEGA
STE:
15.07.2020 MÖRBISCH SEEBÜHNE
La Notte
DIE GROSSE ITALIENISCHE SCHLAGERNACHT
OPEN AIR
AM
SEE
Rednex • Dr. Alban
Captain Jack • 2Unlimited Masterboy & Beatrix Delgado Blümchen • Haddaway • EAST 17 LAYZEE FKA. MR. PRESIDENT
&
AL BANO ROMINA POWER
RICCHI E POVERI
ALICE DRUPI
11.08.2020 MÖRBISCH SEEBÜHNE
DIE GRÖSSTEN STARS DER 90ER - LIVE 04.08.2020 MÖRBISCH SEEBÜHNE
08.05.2020 BREGENZ FESTSPIELHAUS D 10.05.2020 WIEN WIENER STADTHALLE 11.05.2020 LINZ BRUCKNERHAUS 13.05.2020 WR. NEUSTADT ARENA NOVA 21.05.2020 ST. PÖLTEN VAZ 23.05.2020 VILLACH CONGRESS 24.05.2020 GRAZ STADTHALLE 26.05.2020 SALZBURG SALZBURGARENA 27.05.2020 GÖTZIS AMBACH
05.08.2020 MÖRBISCH SEEBÜHNE
31.05.2020 WIEN WIENER STADTHALLE
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LLE 23.+24.05.2020 INNSBRUCK OLYMPIAHA HALLE D STADT ER WIEN WIEN 20 6.20 07.0 06.+ 13.+14.06.2020 GRAZ STADTHALLE RENA 20.+21.06.2020 SALZBURG SALZBURGA
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SCHEINWERFERLICHT
• Highlights März • Highlights März • Highlights März James Blunt Mit seinem neuen Album „Once Upon A Mind“ auf Tour 22.–31., Innsbruck, Linz & Wien
Avril Lavigne am 22. März in der Wiener Stadthalle D
Santana Die Gitarrenikone zum 50. Geburtstag von „Abraxas“ auf „Miraculous“-Tour 20., Wiener Stadthalle D Max Herre Mit seinem vierten Soloalbum „Athen“ auf Tour 20. & 22., Graz & Wien Metronomy Mit ihrem sechsten Album „Metronomy Forever“ im Gepäck 28., Gasometer
Bohren & Der Club of Gore Mit ihrem neuen Meisterwerk „Patchouli Blue“ im Gepäck 22., Grelle Forelle
Kytes Mit ihrem teilweise in Wien aufgenommenen Album „good luck“ im Gepäck 12., Arena
2raumwohnung Feiern mit all ihren größten Hits ihr 20-jähriges Bestehen 29., Arena
The Kyle Gass Company Ein Monat nach Tenacious D gastiert Kyle Gass erneut in Wien 13., Chelsea
Kummer Der Kraftklub-Sänger Felix Brummer mit seinem ersten Solo „Kiox“ solo 16., Gasometer
06| highlights
Fotos: Olivia Rose (Michael Kiwanuka), Barracuda Music (The Killers), Barracuda Music (Rage Against The Machine), David Needleman (Avril Lavigne)
Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteurin und Herausgeberin
Die Besten der Besten dürfen sich nicht nur über Grammys und BRIT Awards freuen, hierzulande werden die Lokal-Heroen am 23. April mit dem Amadeus ausgezeichnet: Diesmal in der Wiener Stadthalle, neben geladenen Gästen haben erstmals auch 2.000 Fans die Chance auf eines der heiß begehrten Tickets! Bereits am 30. März wird in der Frankfurter Festhalle zum 15. Mal der Live Entertainment Award (LEA) vergeben, der den gesamten D/A/CH-Raum honoriert: Österreich darf sich über Nominierungen für Bilderbuch, das picture on festival, John Cleese & Michael Niavarani, die Pratersauna und die Wiener Stadthalle freuen. Die Nominierungen für das Konzert und die Club-Tournee des Jahres 2019 werden Anfang März bekanntgegeben, wir drücken die Daumen! Roberta Scheifinger
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The Killers Nach acht langen Jahren kommt die Kultband um Frontmann Brandon Flowers endlich wieder live nach Österreich: The Killers gastieren mit ihren Hits von „Mr. Brightside“ über „Human“ bis „When You Were Young“ am 14. Juli in der Wiener Stadthalle D!
Michael Kiwanuka Nachdem das letzte Konzert im Dezember 2019 in der Wiener Stadthalle F nicht nur fulminant, sondern auch restlos ausverkauft war, kommt Michael Kiwanuka – die Soul-Sensation – auch im Sommer 2020 nach Wien! Diesmal wird er am 21. Juli seiner Stimmgewalt im unvergleichbaren Ambiente der Open Air Arena in Wien unter freiem Himmel Ausdruck verleihen.
Rage Against The Machine Die Crossover-Heroen gehen erstmals seit 2011 (!) auf siebenmonatige, weltweite Headliner Tour. Start ist am 26. März in El Paso, Texas („From Dusk Till Dawn“, erinnert ihr euch?), das Ende der Tour findet (Trommelwirbel!) am Samstag, dem 12. September in der Wiener Stadthalle D statt! Mit im Gepäck: Run The Jewels!
highlights
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Wo die wilden Kerle Jedes Tattoo erzählt eine Geschichte. Du erinnerst dich, wo du zu dem Zeitpunkt gerade warst und wer es gemacht hat – es ist ein bisschen wie eine Postkarte. Tattoos sind sehr kraftvolle Dinge. (Wildstyle-Stargast Lucky Diamond Rich)
Es ist großartige, nachhaltige Kunst und in den meisten Fällen soll das Tattoo an etwas erinnern, und wenn es nur der Moment des Stechens selbst ist. (Wildstyle-Gründer Jochen Auer)
Foto: Zimon Avellaneda
Tattoos repräsentieren Freiheit und Ermächtigung. Alles hat eine gewisse Struktur und es ergibt ein großes Meisterwerk. (Wildstyle-Stargast Mexican Vampire Woman)
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e und Mädels wohnen Die Wildstyle & Tattoo Messe geht heuer in das 25. Jahr ihres Bestehens. Wie gewohnt bietet sie dabei ein spektakuläres Show-programm und versammelt die Crème de la Crème der internationalen Tattooszene. Doch bei allen optischen Reizen geht es auch darum, die Gesellschaft ein bisschen offener und bunter zu machen. TEXT: ROUVEN AHL
GEWINN SPIEL Wir verlosen 5×2 Eintritte pro Stadt zzgl. eines € 200-Tattoo-Gutscheins, einlösbar im Wildstyle & Tattoo Studio in Bad Ischl. Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: www.ticketmagazin.com
Foto: Zimon Avellaneda
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eulich an der Kassa eines großen Drogeriemarktes. Die Verkäuferin zieht die Artikel über den Scanner und zeigt dabei ihre komplett tätowierten Arme und Hände. Noch vor wenigen Jahren wäre das wohl ein NoGo gewesen. Und dieses Beispiel ist nur eines von vielen – Tätowierungen sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das bestätigte zuletzt auch eine in der Kleinen Zeitung veröffentlichte Umfrage des Marktforschungsinstituts IMAS, nach der bereits jeder vierte Österreicher Farbe unter der Haut trägt. Jochen Auer hat mit seiner Wildstyle & Tattoo Messe sicherlich seinen Teil dazu beigetragen, dass der Tätowierung ihr Schmuddelimage abhanden gekommen ist. „Die Wildstyle & Tattoo Messe war Mitte der Neunziger einer – wenn nicht der Auslöser – für den Tattoo-Boom in Österreich bzw. im deutschsprachigen Raum“, sagt Auer im Interview. Die Wildstyle geht heuer in ihr 25. Jahr und ist damit eine echte Erfolgsgeschichte. Ein Grund dafür
ist mit Sicherheit die gekonnte Mischung aus zur Schau gestellter Körperkunst sowie einem umfangreichen und spektakulären Showteil, bei dem sich das Who’s who der internationalen Tattooszene die Klinke in die Hand gibt. Ein weiteres Schmankerl: Auf den jeweiligen Vorplätzen findet bei freiem Eintritt das European Street Food Festival statt. Hungrig muss sich also keiner der Gäste unter die Nadel legen! „Bei der Wildstyle gibt es seit 25 Jahren das Hammer-Showprogramm mit der Crème de la Crème der internationalen Körperkultszene. Die bekanntesten Acts, Künstler und Tätowierer waren und sind noch immer bei der Wildstyle“, schwärmt Veranstalter Auer. Mexican Vampire Woman Einer der bekanntesten Gäste ziert unser Cover: „Die Wildstyle & Tattoo Messe ist eine Veranstaltung, die tolle Künstler und fantastische Tätowierer hat. Wir sind wie eine große Familie und das ist sehr wichtig. Und das allerwichtigste dabei ist uns, unsere Botschaft der Freiheit und das Recht, wir selbst zu sein, zu vermitteln“, erzählt Maria Jose Cristerna. Die Mexikanerin ist besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Mexican Vampire Woman und gehört nicht zum ersten Mal zu den Stargästen der Wildstyle. Cristerna ist laut dem Guinessbuch der Rekorde die Frau mit den meisten künstlichen Körperveränderungen und die am
häufigsten fotografierte tätowierte Frau der Welt. Allein auf ihr Aussehen lässt sie sich dabei aber nicht reduzieren, kämpft die vierfache Mutter und Anwältin doch für Frauenrechte und setzt sich für Minderheiten ein: „Ich will das soziale Bewusstsein stärken und Leuten dabei helfen, Menschen zu akzeptieren, die nicht der Regel und der Norm entsprechen“, umschreibt sie ihr Ziel. Tätowierungen und Körperkunst repräsentieren für sie „Freiheit und Ermächtigung“. Lucky Diamond Rich Neben der Mexican Vampire Woman findet mit Lucky Diamond Rich ein weiterer Rekordhalter seinen Weg auf die Wildstyle. Der Australier ist der meisttätowierte Mensch der Welt. Sein erstes Tattoo hat er sich mit 16 Jahren stechen lassen – im Londoner Rotlichtbezirk, wie er selbst sagt. Seitdem habe er „einfach nicht mehr damit aufgehört”, wie sein zu hundert Prozent tätowierter Körper beweist. Die diesjährige Teilnahme an der Wildstyle wird aber leider seine letzte sein: „Jochen Auer hat mich überzeugt, dieses Jahr noch einmal dabei zu sein – das war’s dann aber – dann ist wirklich Schluss mit meiner Karriere als Künstler.“ Zum Abschluss freut er sich einfach, „nochmals Teil dieser einzigartigen Show zu sein. Österreich kann sich sehr glücklich schätzen so ein tolles Event wie die Wildstyle & Tattoo Messe zu haben.“
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Heartshaped Tattoo Teil der diesjährigen Wildstyle ist auch eine echte musikalische Legende: Metalqueen Doro Pesch wird mit ihrer Band dem Publikum in Wien und Innsbruck einheizen, für Salzburg konnte man mit dem The Night Flight Orchestra ebenfalls einen echten Hochkaräter gewinnen: die schwedische Rockband setzt sich aus Mitgliedern von etwa Soilwork, Arch Enemy und Spiritual Beggars zusammen und ist demnach eine wahre Supergroup, die den AOR-Sound der Achtziger zu neuem Glanz verhilft. Beim Buchen der musikalischen Acts wird sich Auer auch in Zukunft nicht auf Kompromisse einlassen – und verrät damit einen kleinen Blick in die Zukunft, denn nach 25 Jahren ist für die Wildstyle noch lange nicht genug. Simply the best Weitere Highlights der Wildstyle sind Ae-
rial Manx, der weltweit einzige Schwertschluckakrobat, sowie The Crazy Nock Brothers mit waghalsigen Motorradstunts und natürlich auch die atemberaubenden Wildstyle Showgirls. Wie für den Showteil gilt auch bei den anwesenden Tattookünstlerinnen: das Beste ist gerade gut genug. Für Auer ist dabei insbesondere wichtig, dass sie „charakterlich dazu passen“ und natürlich dass der Frauenanteil stimmt, ist die Szene laut Auer in den letzten Jahren deutlich weiblicher geworden,„sowohl bei den Tätowierten als auch bei den Tätowiererinnen selbst“. Für Lucky Diamond Rich ist das ein nur natürliches Spiegelbild der Gesellschaft, hat sich immerhin die Gleichstellung von Mann und Frau im Laufe der Jahre entwickelt. Allerdings: „Frauen sind heutzutage viel involvierter und es gibt viel mehr Respekt für weibliche Arbeit“, schießt Maria José Cristerna nach.
Ungeachtet der verschiedenen großartigen Künstler und Künstlerinnen aus allen Bereichen, die in den vergangenen 25 Jahren Teil der Wildstyle waren – für Auer ist und bleibt das Highlight, „dass bei der Wildstyle viele verschiedene und bunte Menschen aus der ganzen Welt zusammenkommen, zusammenarbeiten und zusammen feiern. Egal von wo jemand herkommt, wie jemand aussieht und an was oder wen jemand glaubt“. n „25 Years of Wildstyle“ wird das ganze Jahr über zelebriert: Am 28. und 29. März in der Wiener Stadthalle E, am 4. und 5. April in der Innsbrucker Messe, am 18. und 19. April im Messezentrum Salzburg, am 24. und 25. Oktober in der Tabakfabrik Linz und am 31. Oktober und 1. November im House of Wildstyle in Bad Ischl. Am jeweiligen Samstag ist die Messe von 12 bis 24 Uhr, am Sonntag von 12 bis 20 Uhr geöffnet.
Jetzt nur bei Sky. © Wildside/Haut et Court TV/Mediapro/Sky
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A Day To Remember Die intensive Härte des Metalcore trifft auch auf dem mittlerweile siebten Album „You’re Welcome“ des Quintetts aus Florida auf die schmissige Melodie-Kunst des PopPunk, gewürzt mit scharfkantigen Zitaten aus dem Post-Hardcore. Bei ihrem Wienstopp am 10. Mai im Gasometer hat man ob ihrer eigenen Gratwanderung zwischen den Genres auch einen etwas ungewöhnlichen Opener parat: grandson ist ein kanadisch-amerikanischer Songwriter, der sein aktuelles Album „A Modern Tragedy Vol. 3“ vorstellt.
Kabarett Separee Vergangenen Oktober haben Fritz Jergitsch und Georg Hoanzl ihr Baby „Kabarett Separee“ noch als „Überrschungsei“ bezeichnet – keiner wusste, wie die neue Serie ankommen würde. Doch das Konzept ging auf, und so bringt ab 9. März die satirische Nachwuchsszene wieder die Arena Bar in Wien-Margareten zum Kochen. An vier aufeinander folgenden Montagen präsentieren sich je sechs KabarettistInnen dem geneigten Publikum. Wieder mit von der Partie: Georg Hoanzl als Host des Abends.
Jazz Fest Wien Zwischen 23. Juni und 11. Juli sorgt das renommierte Jazz Fest Wien erneut und in ehrwürdigen Wiener Spielstätten für ein wohfeil kuratiertes Programm. Als erste Höhepunkte wurden nun Paolo Conte am 3. Juli und Bryan Ferry (Foto) am 6. Juli in der Wiener Staatsoper, Verena Zeiner solo am Piano am 29. Juni im Bank Austria Salon des Alten Rathauses, sowie Scott Bradlee’s Postmodern Jukebox am 9. Juli und Beth Hart am 10. Juli im Arkadenhof des Rathauses angekündigt. Weitere Programmpunkte folgen demnächst!
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Fotos: Roger Rich (IAMDBB), Axel Martens (Max Goldt), Travis Shinn (A Day To Remember), Bryan Ferry Mgmt (Bryan Ferry), Markus Wache (Kabarett Separee), Michael Topyol (Lola Marsh), Moritz Hagedorn (Messer), Show Factory (Joan As Polic Woman), Felix Broede (Rolando Villazon)
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IAMDDB IAMDDB ist ein Akronym für „I Am Diana De Brito“: Die in Lissabon geborene und in Manchester aufgewachsene Musikerin beschreibt ihren Stil als „Urban Jazz“ und gilt mit selbigem als heißester R’n’B-Export, den Großbritannien momentan zu bieten hat. Die minimalistisch-fetten Instrumentals und ihr Gesangsstil, den man sofort wiedererkennt, sprechen eine eigene Sprache. Nun hat das 23-jährige Multitalent nicht nur ihr Debütalbum für dieses Jahr angekündigt, sondern gastiert mit neuen und Stücken ihrer bisherigen EPs am 22. März auch im Flex.
Joan As Police Woman kehrt im Trio und mit ihrem neuen Album „Cover Two“ zurück und gastiert zwischen 16. und 18. Mai im Wiener Porgy & Bess, im Grazer Dom im Berg und im Linzer Posthof.
Messer: No Future Tour Messer meldet sich mit ihrem mittlerweile vierten Album zurück: Auf „No Future Days“ kristallisieren sich neue musikalische Einflüsse heraus – Dub und Reggae mischen sich mit dem wieder etwas klassischer daherkommenden Post Punk, ist die mittlerweile auf ein Quartett gesund geschrumpfte Band doch zu einem unmittelbareren Soundgewand zurückgelangt. Live am 25. März im Rhiz. Lola Marsh Die israelischen Indies stehen für Pophits, warme Harmonien und smarte Texte. Erstmals machten sie beim Primavera Sound 2014 im großen Stil auf sich aufmerksam. Mit dem zweiten Album „Someday Tomorrow Maybe“ gastiert man nun am 3. März im Salzburger Rockhouse, am 4. März im Grazer ppc und am 8. Oktober in der Arena Wien.
Rolando Villazón bringt gemeinsam mit L’Arpeggiata unter der Leitung von Christina Pluhar Monteverdis „L’Orfeo“, eine der bedeutendsten Opern, am 2. Mai ins Wiener Konzerthaus.
Max Goldt liest am 2. April im Theater Akzent: Das ist nicht nur überaus komisch, sondern kredenzt auch ein Potpourri aus Spracheleganz, Poesie und blendend heller moralischer Intelligenz.
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Du liest so gut Als Literat tritt Rammstein-Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz alleine ins Rampenlicht. Vor seiner Lesereise Ende März erzählt uns der 53-jährige Berliner, warum es um sein aktuelles Buch „Heute hat die Welt Geburtstag“ riesigen Ärger gab, weshalb Lesen so wichtig für ihn ist und worum es im Leben eigentlich geht. TEXT: HANNES KROPIK
Flake, wie bist du als erfolgreicher Musiker eigentlich auch noch Schriftsteller geworden? Die Anregung kam von unserem Gitarristen Paul. 2014, als wir mit Rammstein gerade nicht gespielt haben, wollte er mich eigentlich nur ärgern: „Wenn du nichts zu tun hast, dann schreib doch ein Buch. Aber lass mich mit der Band zufrieden.“ Ich wollte keine Pause machen, sondern immer weiterspielen. Meine Reaktion auf seinen Witz war: „Na gut, dann mache ich das eben.“ (Anm.: Flakes erstes Buch „Der Tastenficker“ ist 2015 erschienen.) Du schreibst in „Heute hat die Welt Geburtstag“, dass Rammstein am Anfang „so richtig schön sinnlos“ waren und die Shows vor allem eurer „Freude am Unfug“ entsprangen. Ist es dieses Gefühl
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der Leichtigkeit, das du dir als Schriftsteller zurückholen wolltest? Wenn man auf einer Bühne steht und das Publikum mit einem künstlichen Penis vollspritzt, dann ist das eine besondere Art der Freude. Andere Menschen vermuten darin einen tieferen Sinn, aber man selbst weiß, dass man im wahrsten Sinne des Wortes nur Unsinn macht. Aber das Schreiben habe ich nicht so sehr als Unsinn gesehen. Sondern? Bücher haben mich – fast noch mehr als die Musik – durch meine Kindheit und Jugend begleitet. Ich war im Sport schlecht, trug damals schon eine Brille und habe stark gestottert. Ich war im Prinzip ein Streber, ich hatte in Mathe und Deutsch immer eine Eins. Und Klavier gespielt habe ich auch noch! Ich habe also alles gemacht, was ein Kind nicht machen sollte, wenn es von anderen Kindern gemocht werden will. Also hast du dich in die Bücher geflüchtet? Ich habe festgestellt, dass ich mich in Büchern in eine fremde Welt begeben kann. Aber nicht wie bei einem Film, den ich mir nur ansehe. Bei Büchern habe ich mir im Kopf ja selbst die Bilder zur Geschichte geschaffen. Dadurch war ich von meinem eigenen Leben abgelenkt und gleichzeitig
von diesen anderen Welten fasziniert; ich war so getröstet, dass ich irgendwann dachte: Was sind das für Wunderwerke! Ein Buch ist mehr als ein paar Seiten beschriftetes Papier, es ist Zauberei! Bist du immer noch so ein begeisterter Leser? Ja. Auf Tourneen habe ich immer mehrere Bücher mit. Früher waren wir ja immer wieder sechs bis acht Wochen durchgehend in Amerika auf Tournee und in dieser Zeit sehnt man sich ganz doll nach deutscher Sprache. Als wir begonnen haben, gab es das Internet noch nicht in der Form wie heute, das heißt, man konnte nicht einfach Filme streamen oder deutsche Nachrichtenseiten online lesen. Man war wirklich auf die Bücher angewiesen, die man mitgenommen hat. Früher bestand praktisch mein gesamtes Gepäck aus Büchern. Welche Autoren empfiehlst du für so lange Reisen? Damals habe ich alles gelesen, was ich in die Finger bekommen habe. Egal ob das jetzt Stefan Zweig war oder französische Klassiker wie Honoré de Balzac. Dann habe ich viele Krimis gelesen und fand eine Zeit lang schwedische Autoren wie Per Wahlöö und Maj Sjöwall sehr gut. Am liebsten lese ich Kri-
Foto: Matthias Matthies
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it Rammstein füllt er weltweit Stadien und sorgt speziell im Zusammenspiel mit Frontmann Till Lindemann für explosive LiveAction. Nun kann man Flake erstmals in einem deutlich ruhigeren und intimeren Rahmen bewundern: Der Berliner befindet sich mit seinem aktuellen Buch „Heute hat die Welt Geburtstag“ auf Lesereise durch Österreich und beweist dabei, dass sich hinter dem sonst so martialischen Äußeren eine überraschend kluge und unterhaltsame Portion Humor verbirgt.
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mis, bei denen die eigentliche Information nicht die Handlung betrifft, sondern die Charaktere entwickelt – wie zum Beispiel bei Janwillem van de Wetering oder Robert van Gulik. In deinem neuen Buch verrätst du sehr intime Details, zum Beispiel, dass in der Band jeder schon jeden beim Sex gesehen hat. Hast du das mit deinen Kollegen vorher abgesprochen? Ich kann es mit einem Wort zusammenfassen: Es gab Riesenärger. Nur durch viele lange Gespräche ist es mir gelungen zu erklären, dass das Buch ja keine Biografie ist. Was ist es dann? Es geht darum zu zeigen, welche Dinge man warum wichtig nimmt. Ist es wichtig, berühmt zu sein? Oder ist es eher wichtig, dass man sich wohlfühlt und nicht verstellen muss? Wichtig ist zum Beispiel, mit den richtigen Menschen zur richtigen Zeit gemeinsam im Bus zu sitzen. Wenn du mit Rammstein auf Tour bist, reist du im ganz großen Stil. Wie ist der Autor Flake auf Lesereise unterwegs? Ich werde mit der Bahn fahren. Es gibt einen Nachtzug nach Wien und innerhalb Österreichs möchte ich alles mit der Bahn fahren. Ich reise ja alleine und habe kein Problem damit. Einsam ist man ja nur, wenn man unter dem Alleinsein leidet.
GEWINN SPIEL
Foto: Matthias Matthies
Wir verlosen drei signierte Exemplare von „Heute hat die Welt Geburtstag“. Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: www.ticketmagazin.com Flake und der Geburtstag Die RammsteinMemoiren, die aber keine Biografie sein sollen, sind eine köstliche Narretei, ein bodenständiger Schelmenroman.
Wie geht es dir auf der Bühne, wenn du die gesamte Zeit über alleine im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehst? Es ist eine Herausforderung, der ich am Anfang nicht gewachsen war. Erst nach der zehnten Lesung habe ich aufgehört zu zittern. Ich bin heute noch hundertmal aufgeregter als bei einem Konzert. Aber wie es mit schwierigen Herausforderungen halt so ist: Wenn man sie bewältigt hat, fühlt man sich danach besser, als wenn man etwas macht, das ohnehin selbstverständlich ist. n Flake liest aus „Heute hat die Welt Geburtstag“ am 21. März im Linzer Posthof, am 23. im Orpheum Graz, am 26. im Globe Wien und am 28. März in der Music Hall Innsbruck.
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Die Pop-Gegenwart ist weiblich: Billie Eilish führt eine Generation junger Stars an. Sie dominieren die Charts, schreiben ihre eigenen Songs, bestimmen ihr Image selbst und stehen für Female Empowerment. TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER
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s war schon im Vorfeld zu vermuten, dass es ihre Nacht werden würde. Aber wie sehr die junge USMusikerin Billie Eilish heuer die Grammy-Verleihung prägte, kam dann doch überraschend. Die Sängerin und Songwriterin, die mit ihrem ersten Studiowerk „When We All Fall Asleep, Where Do We Go?“ das Album vorgelegt hatte, auf das sich 2019 alle Lager einigen konnten, triumphierte in sämtlichen Hauptkategorien. Es gab fünf Grammys für das „Album of the Year“, „Best Pop Vocal Album“, „Song of the Year“, „Record of the Year“ (die beiden letzteren für ihren Überhit „Bad Guy“) und als „Best New Artist“. Das Bemerkenswerte an der Entscheidung: Die zuletzt nicht immer geschmackssichere Grammy-Jury hat Qualität ausgezeichnet – und eine junge Künstlerin, die für Individualität steht anstatt für am Reißbrett entworfenen Kaugummi-Pop. Im Musikbusiness ist in den letzten Jahren langsam, aber sicher etwas in Bewegung geraten. Immer mehr junge Künstlerinnen setzen sich durch, die nicht mehr dem Klischee der hübschen Sängerin mit männlichen Produzenten im Hintergrund entsprechen. Diese neue Generation weiblicher Popstars weiß genau, wie sie klingen und rüberkommen will – und bestimmt ihre Musik und ihr Image selbst.
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The future is female? Im Pop gilt es schon für die Gegenwart. Weitere drei Grammys gingen 2020 an die Sängerin und Rapperin Lizzo, die gegen Körpernormen und für Body Positivity kämpft. In der Kategorie „Best Pop Solo Performance“ setzte sie sich mit ihrem Hit „Truth Hurts“ gegen ausschließlich weibliche Konkurrenz durch. Ebenfalls nominiert waren Eilish, R’n’B-Queen Beyoncé („Spirit“), die von der TeenieSeriendarstellerin zur Pop-R’n’BÜberfliegerin gereifte Ariana Grande („7 Rings“) und Aus-Country-machPop-Superstar Taylor Swift („You Need to Calm Down“). Feminismus und Musikindustrie Die augenscheinlichste Verschiebung im Pop ist, dass auf Fotos von weiblichen Stars nicht mehr unbedingt die typischen Signale – nackte Haut, lasziver oder auch betont unschuldiger Blick – ausgesendet werden. Klar: Sexyness hilft immer noch dabei, Streams, Tonträger und Konzerttickets zu verkaufen. Bis zu einem gewissen Grad wird das immer so bleiben. Aber in einer Zeit, in der
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Wir verlosen eine exklusive Kassette, eine CD und zwei 7"-Vinylboxen von Billie Eilish. Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: www.ticketmagazin.com
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Billie Eilish Die 18-Jährige hat mit fünf gewonnenen Grammys einen Rekord aufgestellt. Zusammen mit Künstlerinnen wie Lizzo steht sie für eine junge Generation von Frauen, die unangepasst, divers und politisch ist.
der Feminismus eine prägende Kraft geworden ist und nun auch das auf Ebene der Entscheidungsträger lange rein von Männern bestimmte Musikgeschäft infiltriert, ist Erotik nicht mehr zwingend notwendig. Billie Eilish ist natürlich in erster Linie wegen ihrer Musik erfolgreich. Ihre Songs wirken, als würden sie ungefiltert aus der Perspektive einer Jugendlichen auf dem Weg zum Erwachsensein stammen. Und das tun sie ja auch. Seit ihrer Kindheit schreibt die aus einer Künstler-Familie stammende – man kann das an ihrem vollständigen Namen Billie Eilish Pirate Baird O’Connell ablesen – Kalifornierin ihre eigene Musik. Die Eltern sind beide Schauspieler, die Mutter (übrigens auch Billies Managerin) verfasst dazu noch Drehbücher, und ermutigten ihre Kinder von klein auf dazu, sich kreativ auszudrücken. Auch Billies älterer Bruder Finneas O’Connell ist Musiker und steht ihr als Songwriting-Partner und Produzent zur Seite – alles bleibt in der Familie. Wie gesagt: Die Musik macht mindestens die Hälfte aus. Ohne das dazugehörige Image wäre Billie Eilish trotzdem nicht annähernd so berühmt. Die visuelle Inszenierung als rebellischer Teenager, der sich nicht den Normen beugen will – dazu gehören bunt gefärbte Haare, ein gelangweilter bis miesepetriger Blick und übergroße Freizeitkleidung – ist fast ebenso wichtig. Wohlgemerkt: Die optische Erscheinung wirkt bei ihr deshalb so stimmig, weil sie einfach authentisch ist.
Die Mutter von allem und allen Mit ihrem ausgestreckten Mittelfinger gegen Konventionen begeistert die Musikerin, die irische Wurzeln hat, nicht nur Gleichaltrige. Sie kommt auch bei Eltern, die ihren Nachwuchs zu starken Individuen erziehen wollen, gut an. Das Gesamtpaket Eilish ist sogar derart mehrheitsfähig, dass die 18-Jährige den Titelsong zum 25. JamesBond-Film „Keine Zeit zu sterben“ beisteuern wird. Damit ist sie die jüngste Bond-Song-Interpretin aller Zeiten. Niemand diktiert Billie Eilish, was sie zu tun hat. Für ihre Generation ist das schon fast selbstverständlich. Erkämpft haben es Popmusikerinnen in den vergangenen Jahrzehnten. Begonnen hat alles mit Madonna. Diese gilt zwar als große Egozentrikerin des Pop. Das musste sie als Frau aber vermutlich auch sein, um sich erst durchzusetzen und danach über viele Jahrzehnte an der Spitze des Geschäfts zu bleiben. Madonna hat vorgemacht, dass Künstlerinnen sich ihr eigenes Pop-Imperium aufbauen können. Sie hat das Spiel mit Selbstinszenierungen und Neuerfindungen perfektioniert. Ihre Laufbahn, die von bis zur Verbissenheit extremem Arbeitseifer geprägt ist, zeigt auch: Frauen müssen in der Regel viel härter arbeiten als ihre männlichen Kollegen. Erst recht, wenn sie eine lange Karriere anstreben. Während ihrer letzten Tour postete die 61-Jährige auf Instagram ein Video, in dem sie nach einem Konzert ein Eisbad nimmt – ähnlich wie Spitzensportler bei der Regeneration.
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6 beisammen sind. Gleichzeitig demonstrierten die Kolumbianerin Shakira und die aus Puerto Rico stammende Lopez geballte Latina-Power. Sie wiesen darauf hin, dass Amerika ein Einwanderungsland ist, das ohne seine vielfältigen Einflüsse so langweilig aussehen würde wie die Performance von Maroon 5 im Vorjahr. Ein Hoch auf die Vielfalt Die Neuzeit im Pop setzte mit Lady Gaga ein. Bei ihr stand von Anfang nicht der Faktor Sex im Mittelpunkt, sie wollte lieber überraschen und verstören. Damit begann im Mainstream-Pop das Zeitalter der Diversität. Neue Stars müssen nicht mehr unbedingt altbekannten Klischees und
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Rollenbildern entsprechen, stattdessen ist Vielfalt angesagt, wie auch die Bildstrecke zeigt. Lana Del Rey etwa hatte anfangs noch mit Anfeindungen zu kämpfen, sie sei nur ein Püppchen und es gebe bestimmt männliche Strippenzieher im Hintergrund. Doch sie blieb stark und hat sich besonders mit ihrem aktuellen Album als einzigartige Stimme und Pop-Poetin erwiesen. Es wären noch viel mehr Namen zu nennen. Etwa die vielseitige R’n’B-Künstlerin Janelle Monáe, die mit dem Video zu 1 Lana Del Rey wählte mit ihrem sechsten Album „Norman Fucking Rockwell“ Tiefgang statt Oberflächlichkeit. 2 Avril Lavigne verarbeitet auf „Head Above Water“ ihre LymeBorreliose-Erkrankung. 3 Camila Cabello hat sich mit „Romance“ mehr noch als mit ihrem Debüt von ihrer Girlgroup-Vergangenheit emanzipiert. 4 Dua Lipa schickt sich an, dieses Jahr ihren Zweitling „Future Nostalgia“ zu veröffentlichen. 5 Halsey erzählt auf ihrem dritten Album „Manic“ ohne Berührungsängste von den Schattenseiten ihres Lebens. 6 Taylor Swift In der neuen NetflixDoku „Miss Americana“ enthüllt sie Unsicherheiten mit ihrem Körper. 7 Lady Gaga Nach dem Leak von „Stupid Love“ im Jänner soll wohl bald ihr sechstes Album folgen. 8 Selena Gomez präsentiert sich auf ihrem dritten Album „Rare“ gereift, persönlich wie auch musikalisch.
„Pynk“ einen furiosen Gegenentwurf zur schwanzdominierten Popkultur vorlegte. Sie bewegt sich darin durch eine kunterbunte Welt, die ganz ohne Männer auskommt.„Who run the world? Girls!“, konstatierte Beyoncé ja schon vor einigen Jahren. Wurde das damals noch von quasimilitärischem Auftreten im dazugehörigen Clip begleitet, so ist Monáe schon weiter: Ihr Video ist auf verspielte Art sexy, so lustig wie ein Kindergeburtstag und gleichzeitig eine Demonstration für „Pussy Power“. Sogar Popsternchen, die als Kinder- beziehungsweise Teenager-Stars im Showgeschäft aufgewachsen sind, haben heute als Erwachsene eine faire Chance, ohne
Karriereknicks weiterzumachen und sich zu eigenständigen Stimmen zu entwickeln. Das zeigt die Entwicklung, die Ariana Grande oder Selena Gomez mit ihren letzten Alben genommen haben. Auch „Havana“-Star Camila Cabello, die aus der Girlgroup Fifth Harmony hervorging, könnte sich ähnlich mausern. Viele Hochs und einige Tiefs hat die Kanadierin Avril Lavigne hinter sich. Eine Borreliose-Erkrankung stoppte sie für mehrere Jahre. Mit dem Album „Head
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Above Water“ gelang ihr der Neustart, die Tournee führt sie demnächst in die Wiener Stadthalle. Ebendort wird im Mai auch die in den Charts derzeit erfolgreichste Dance-Pop-Sängerin Dua Lipa Hof halten. Die Britin bringt ihr für Anfang April angekündigtes Zweitwerk „Future Nostalgia“ mit. Die Zeichen stehen wieder mal auf Achtziger-Sound zwischen Synth-Pop und Disco. Manches ändert sich eben nie. n Von den genannten „Popfrauen“ gastieren Avril Lavigne am 22. März und Dua Lipa am 19. Mai in der Wiener Stadthalle D. Für Alicia Keys, Lana Del Rey, Camila Cabello und Halsey empfiehlt sich ein Konzerttrip nach Deutschland.
Fotos: Kenneth Cappello, Live Narion, FKP Scorpio, Universal Music, Barracuda Music, Primary Talent
Nach Madonnas Pionierarbeit in den 1980ern traten in der darauffolgenden Dekade Sängerinnen wie Christina Aguilera, Britney Spears, Jennifer Lopez oder Shakira auf den Plan. Bei ihnen ging Selbstermächtigung meist noch mit knappen Outfits einher. Dass sich auch auf die Art Botschaften transportieren lassen, zeigte jüngst der Auftritt von Shakira und J Lo in der Pause des Superbowl – alljährlich das größte Popspektakel in den USA. Vordergründig war zu sehen, dass beide immer noch toll
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Die musikalische Stilikone Max Raabe ist derzeit als MTV Unplugged-Künstler unterwegs. Im Interview spricht er über überraschende Duette, seine Lebensphilosophie und natürlich den wilden Musiksender. TEXT: MANUEL SIMBÜRGER
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schen MTV-Unplugged-Konzerte fortzusetzen, darf ohnehin als folgerichtig bezeichnet werden: Seit vielen Jahren zählen sie zu den erfolgreichsten Musikformationen Deutschlands, ihre Tourneen führen sie rund um den Globus, sie begeistern von London bis Tokio. Und mit ihrem klassischen Instrumentarium sind sie ohnehin schon Unplugged-Spezialisten. MTV und Max Raabe – passt das überhaupt zusammen? Als ich gefragt wurde, ein MTV-Unplugged-Konzert zu geben, dachte ich zuerst auch: Das passt nicht, ich bin ja kein MTVKünstl e r ! Aber der Witz an der Sache ist ja, dass man diverse Künstler dazu einladen
Foto: Gregor Hohenberg
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ir erreichen Raabe – trotz oder eher aufgrund des ihm umgebenden vornehmen Glanzes des Altmodischen die coolste Socke des deutschsprachigen Musikraums – im Zug von Berlin nach Münster, wo er Stunden später ein umjubeltes Konzert seiner aktuellen MTV Unplugged-Tour geben wird. Falls er bereits nervös ist, lässt es sich Raabe, der aktuell mit seinem Duett „Der Rest meines Lebens“ mit dem deutschen Rapper Kummer einmal mehr beweist, dass Genre-Denken eigentlich abgeschafft gehört, nicht anmerken. Contenance und so. Apropos Zusammenarbeit: Für ihr MTV-Unplugged-Konzert, das im Mai 2019 in Clärchens Ballhaus in Berlin Mitte aufgezeichnet wurde, haben sich Max Raabe und das Palast Orchester ganz in der ehrwürdigen Tradition der legendären Akustikkonzertreihe illustre Gäste mit ins 1920er-Boot geholt: Samy Deluxe ist genauso dabei wie LEA, Namika, Mr. Lordi oder Herbert Grönemeyer. Dabei herausgekommen sind genauso faszinierende wie überraschende Duette, die den augenzwinkernden Humor, die Frechheit und den Wortwitz der klassischen Lieder mit moderner und jugendlicher Impulsivität, Wortakrobatik und auch Laszivität verbinden. Dass Max Raabe & Palast Orchester eingeladen wurden, die Reihe der deut-
„Guten Tag, liebes Glück“ heißt das neue Programm des Baritons Max Raabe, ein Stück, das er für MTV Unplugged gemeinsam mit LEA singt. Weitere Gäste des Albums reichen von menschlich (Grönemeyer) bis … eher nicht so menschlich (Mr. Lordi).
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Foto: Gregor Hohenberg
ück“ amm aabe, MTV m mit Gäste n von eyer) ht so ordi).
kann – und zwar Gäste, auf die man nie käme, wenn man an uns denkt! Bei solchen Kooperationen entsteht Spannendes. Ab diesem Gedanken war ich sofort dabei und los ging’s! Wie kam die Auswahl der Gäste zustande? Ich hab ganz oben angefangen und einfach mal bei Herbert Grönemeyer begonnen – nach dem Motto: Fragen kannste ja mal! Überraschenderweise hat’s bei Grönemeyer sofort geklappt. Samy Deluxe wiederum wollte ich dabeihaben, weil er ein sehr kluger Rapper ist – es gibt ja wahnsinnig viele Rapper, die schlecht gelaunt im großen Auto sitzen und über ihre merkwürdige Gefühlswelt philosophieren. Samy aber hat eine kluge Sicht auf die Gegenwart, er reimt intelligent und spiegelt das gesellschaftliche Leben in seinen Texten wider. Er ist einfach ein lässiger Hund – und der Kontrast zu mir ist natürlich enorm. Ein ungewöhnlicher Gast: Sie haben auch Mr. Lordi eingeladen … Der leiseste und stillste Moment des gesamten Projekts sollte von der wildesten Erscheinung dargebracht werden, die man sich nur vorstellen
GEWINN SPIEL Wir verlosen je eine 2-CD- und DeluxeEdition von Max Raabes „MTV Unplugged“. Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: www.ticketmagazin.com
kann. Dieser Effekt ist ja auch eingetreten. Was haben Sie von all diesen Kooperationen gelernt? Dass man den verrücktesten und spontansten Ideen einfach folgen muss, ohne großartig zuvor abzuwägen und es tot zu überlegen. Das, was einem das Gehirn als erstes zuwirft, ist meist am effektivsten und passendsten. Und ich habe gelernt, dass all diese großen, hervorragenden Künstler im Grunde vor allem Musiker sind, die es lieben, sich mit Musik auseinanderzusetzen. Es ist ein großes Kompliment, dass diese Künstler Stücke aus meinem Repertoire gesungen und sich auf unseren Planeten begeben haben. Wieweit hat MTV Sie als Künstler geprägt? Ich hab das zwar alles wahrgenommen und fand auch das Unplugged-Konzert von Herbert Grönemeyer toll, bin aber trotzdem nie lange beim Sender hängengeblieben. Es war eher wie ein Mythos, mit dem ich mich nie näher beschäftigt habe. Zu den Salzburger Festspielen könnte ich ihnen wohl mehr erzählen (lacht)! Auf welches Ihrer Musikvideos sind Sie besonders stolz? Auf sehr viele. „Küssen kann man nicht alleine“ mit dem Frosch, der durch die Stadt irrt, finde ich ganz lustig. Aber ich sehe mir meine eigenen Videos eigentlich nicht so oft an. Ganz aktuell gastieren Sie, und zwar auf der Single von Felix Kummer: „Der Rest meines Lebens“. Hätten Sie einen Wunsch bei einer Fee frei: Wie würde
der Rest Ihres Lebens aussehen? Dass ich bis zum Tag meines Ablebens gesund bleibe. Und dass ich nicht miterleben muss, wie sich mein Freundeskreis vor mir verabschiedet. In Ihrem Song „Guten Tag, liebes Glück“ laden Sie das Glück zu sich nach Hause ein. Wie würde es aussehen, wenn das Glück einen ganzen Tag bei Max Raabe daheim verbringen würde? Ich bin schon zufrieden, wenn ich zufrieden bin. Das Glück wenige Sekunden zu erleben reicht mir, es muss nicht ein ganzer Tag sein. Ich bin da sehr entspannt. Dauernde Euphorie ist nichts für mich. Man muss auch die Gegenseite kennen, um Glück schätzen zu können. 2020 werden die Goldenen 20er 100 Jahre alt. Werden Sie dieses Jubiläum besonders feiern? Ich feiere die 20er Jahre, seitdem wir unsere ersten Konzerte gegeben haben. Wir zelebrieren die Musik, die Kultur, die Schlagfertigkeit, den Wortwitz, die Ironie und den offenen Humor. Wir haben übrigens Stücke im Programm, die tatsächlich 1920 geschrieben wurden und bereits 100 Jahre alt sind. Wie schnell die Zeit voranschreitet, gibt einem schon zu denken. Gleichzeitig wird auch deutlich, wie zeitlos diese Songs sind, denn das Publikum reagiert immer noch sehr kraftvoll darauf. n Ohne die Gastkünstler des Albums gastiert Max Raabe mit seinem Palast Orchester am 8. und 9. Mai in der Wiener Stadthalle F, am 10. Mai im Linzer Brucknerhaus und am 8. Dezember im Festspielund Kongresshaus Bregenz.
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Verschnaufpause Vor seinem Österreich-Debüt am 3. April verrät uns der britische Rekord-Komiker Russell Howard, warum er seine Mutter immer wieder beschämt erröten lässt, wie er es mit der Political Correctness hält und warum ihn Donald Trumps kleine Hände nicht reizen. TEXT: HANNES KROPIK
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ierzulande gilt Russell Howard noch als Geheimtipp, im angelsächsischen Raum zählt er dank seiner TV-Shows – aktuell „The Russell Howard Hour“ auf Sky One – jedoch zu den populärsten Comedians: Mit seinem freizügigen Humor füllt er im Vereinigten Königreich regelmäßig die größten Hallen, 2017 löste Russell mit neun ausverkauften Shows an aufeinanderfolgenden Tagen Frank Sinatra und Barry Manilow als Rekordhalter in der Royal Albert Hall ab. Der fanatische Anhänger des FC Liverpool ist seit vergangenem Sommer mit der Ärztin Cerys Morgan verheiratet und feiert Ende März seinen 40. Geburtstag. Kurz danach, am 3. April, gibt er mit seinem neuen Stand-up-Programm „Respite“ im Wiener Gartenbaukino sein Österreich-Debüt.
In England bist du ein Superstar. Außerhalb der Insel hält sich dein Bekanntheitsgrad aber noch in Grenzen, du hast noch nicht einmal einen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag … Umso mehr freue ich mich auf die Gelegenheit, in Städten wie Wien aufzutreten, wo mich niemand auf der Straße oder im Pub erkennt! Und ich freue mich darauf, auf kleinen Bühnen den Zuschauern viel näher zu sein als in der O2-Arena oder der Wembley Arena, wo ich vor 16.000 Menschen auftrete. Für mich ist
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die Interaktion mit dem Publikum sehr wichtig. Ich gestalte meine Programme ja nicht nur für die Fans, sondern jeden Abend neu mit ihnen. Dein aktuelles Programm heißt „Respite“. Den Titel könnte man mit unterschiedlichen Bedeutungen übersetzen, zum Beispiel als „Atempause“, „Aufschub“ oder „Bedenkzeit“. Was war deine Intention? Ich verstehe das Lachen als „Respite“, also als kurze Atem- oder Verschnaufpause in diesem Irrsinn unserer mittlerweile permanent erbosten Welt. Herzhaftes Lachen ist so unglaublich wichtig, wenn alle nur noch wild durcheinander schreien und sich in ihrer Wut auf wen oder was auch immer zu übertönen versuchen. Das beantwortet die Frage, ob du dich selbst als politischen Komiker betrachtest. Meine TV-Show ist sehr politisch. Aber ich versuche immer, einen humorvollen Aspekt in den aktuellen Nachrichten zu finden und spreche nicht über das, was die Leute ohnehin schon wissen. Mich interessieren die Dinge, die unter der Oberfläche vor sich hin blubbern. Ein anderer Aspekt deines Humors ist deine unvergleichliche Offenheit: Du machst dich nicht nur über deine eigene Sexualität lustig, sondern auch über jene
deiner Eltern. Gibt es denn gar nichts, was für dich als Bühnenthema tabu wäre? Nein, nicht wirklich. Bevor ich mit solchen Gags an die Öffentlichkeit gehe, mache ich etwas, das ich den „Rotes-GesichtTest“ nenne: Ich spiele sie meinen Eltern und meiner Frau vor – und erst, wenn sie vor Scham erröten, weiß ich: Ja, jetzt passt es! Aber natürlich, ich würde niemals etwas sagen, worüber sie sich wirklich aufregen … Das heißt, deine Eltern akzeptieren all diese Jokes – zum Beispiel wenn du erzählst, dass nicht nur Gwyneth Paltrow Kerzen mit ihrem Vagina-Duft verkauft, sondern auch deine Mutter Ninette? Ja, sie lieben diese Witze! Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich aus einer traditionellen Arbeiterfamilie stamme und wir alle einen ziemlich dreckigen Humor haben. Political Correctness ist mittlerweile ein übergroßes Thema geworden. Hast du das Gefühl, dass du heute irgendetwas nicht mehr sagen dürftest, was zu Beginn deiner Karriere noch vollkommen normal war? Nein. Mir redet niemand in mein Programm hinein, nicht einmal bei den TVShows. Ich lasse mir von niemand vorschreiben, was ich lustig finden darf.
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Genießt du es, als Comedian in Zeiten eines Donald Trump und eines Boris Johnson zu leben? Solche Typen sind der ultimative Antrieb für Comedy – alleine schon, weil sie permanent in den Schlagzeilen sind. Natürlich reicht es nicht, sich nur über Donald Trumps kleine Hände lustig zu machen. Aber in der Zeit, als er es 2018 zum Government Shutdown kommen ließ, haben sie ein Gesetz verabschiedet, das es Männern erleichterte, mit häuslicher Gewalt durchzukommen. Das ist niederschmet-
ternd, andererseits aber irgendwie faszinierend und deshalb ein Thema für mich. Diese allzu flachen, aufgelegten Witzchen über Politiker interessieren aber längst niemanden mehr. Du hattest den New Yorker Late-NightTalkmaster John Oliver zu Gast in deiner „Sendung und hast über ihn gesagt: „Sein großes Verlangen ist es, Dinge besser zu machen und trotz allem Hoffnung zu finden“. Trifft diese Beschreibung nicht auch auf dich zu?
Foto: Russell Howard
Russell Howard In Großbritannien ist der 1980 geborene Russell Howard einer der bekanntesten Stand-up-Comedians überhaupt, und zwar einer, der für seine messerscharfen Analysen und Pointen über das Weltgeschehen berühmt wurde.
So wie er in „Last Week Tonight“ spreche ich über die ganz großen Themen und so wie er versuche ich, sie aufzubrechen und die unterhaltsamen Teile zu finden. Mein Ziel ist es, dass sich die Zuschauer am Ende eines Abends besser fühlen als zu Beginn und sie zumindest einen Funken Hoffnung mit nach Hause nehmen. Ich versuche immer, das Schöne und Positve zu sehen. n Russell Howard gastiert mit „Respite“ am 3. April im Gartenbaukino.
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Bitch oder Be Z
uletzt im Bigband-Kontext agierend, ist ihre neue Agenda auf „Nina“ die der Reduktion. Gemeinsam mit dem Kollektiv C.O.W.牛 schuf sie formschöne Tracks: Ein Gespräch über die eigene Realness und Pornorap à la Yung Hurn. In „Einfach nicht bremsen“ bezeichnet sich die Protagonistin als „Kind der Münchner Mittelschicht“ – ist das autobiografisch? Ja, absolut. Ist das nicht ein Problem des deutschen Hip-Hop, dass da so viel Mittelschichtmenschen am Tun sind und die Musik im Ursprung eine Ghettomusik war? Das war sie natürlich. Aber jede Musikrichtung hat die Erlaubnis, sich zu entwickeln. Im Grunde kommt alles aus der Subkultur, das ist ja etwas Schönes. Mittlerweile rappen halt auch so Menschen wie ich. Das Wichtigste für mich ist, dass die Realness stimmt, man muss authentisch sein. Auch Universitätsprofessoren könnten rappen, wenn sie dabei „real“ sind. Wie hast du den Rap für dich entdeckt? Natürlich über den amerikanischen Rap. Das war 1994, den Wu-Tang Clan habe ich viel gehört. Heute redet man schnell von Sexismus, aber was ich damals alles gehört habe, das würde heutzutage wahrscheinlich keine Akzeptanz mehr finden. Bald gab es auch in München coole Rapmusik, Blu-
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mentopf etwa. Oder Texta in Österreich. Mir hat gefallen, dass man endlich etwas sagen konnte. „Ich habe zu Hause nicht gelernt, dass meine Stimme zählt“ heißt es in „Nina“ – hast du die Kraft der Sprache mit dem Rap entdeckt? Absolut. Ich hatte das Gefühl, ich könne etwas bewegen. Das strikt Subjektive hat mir am Rap gefallen. Haltung zeigen, das war von Anfang an wichtig. „Solange über Gefühle reden, bis man sie hat“ – heißt es in deinem Song „Popcorn Monologe“. Funktioniert das? Für manche Leute schon. Alles ist derzeit so hart emotional. Das Gesprochene ist voller Superlative, Floskeln und Worthülsen. Das macht mich misstrauisch. Die Sprache hat in Zeiten der Fake News an Autorität verloren. Ihr wird weniger getraut. Spürt man das auch im Hip-Hop? Die Konsequenz daraus ist glaube ich beim geschriebenen Wort krasser. Deichkind haben diesbezüglich gerade ein Superlied herausgebracht. Es heißt „Wer sagt denn das?“. Jeder kann ja alles sagen. Wir sollten uns mehr für die Motive der Sprecher interessieren. Es gab Zeiten, da war der HipHop strikt politisch. Heute
Foto: Daniel Dückminor
empfiehlt
Vergangenen Herbst meldet sich die Münchnerin Fiva mit ihrer autobiografischen Platte „Nina“ zurück und zeigt, wie sie nach einer lebensverändernden Zeit ihre auf dem Kopf stehende Welt wieder geraderückt. TEXT: SAMIR H. KÖCK
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Beute sind Formen wie Cloudrap populär, wo die Protagonisten hauptsächlich über Sex, Drogen und Markenartikel reimen. Ist das eine Verfallsform des Genres? Nein, überhaupt nicht. Man kann diese narzisstische Haltung auch politisch deuten. So jemanden wie Yung Hurn finde ich einen Superkünstler, ohne mich im Geringsten mit dem identifizieren zu können, worüber er singt. Außerdem ist Yung Hurn eine Kunstfigur.
Foto: Daniel Dückminor
Gegen seinen Pornorap regt sich neuerdings Widerstand, mit dem Totschlagargument Sexismus. Ist das richtig so? Nein, finde ich nicht. Wenn ich daran denke, was wir früher gehört haben: Von Foxy Brown bis Snoop Dogg, das war auch weit von Political Correctness entfernt. Das Nennen der vielen Labels und Markenartikelnamen, das langweilt mich total, ist aber wahrscheinlich für ganz junge Hörer wichtig. Aber ich denke mir, es ist ein Style und der hat eine bestimmte Lebenszeit. „Und wie war das damals mit den Frauen nicht anders als heute, Bitch oder Beute“ heißt es in „Einfach nicht bremsen“. Wie siehst du den Status der Frau im HipHop? Wir sind da in der Minderheit, aber verboten hat es uns niemand, dass wir uns im Hip-Hop engagieren. Zu Beginn war es nicht der Ort, an dem man sich als
Fiva Auf „Nina“ fängt sie neben ihrer scharfsinnig beobachteten eigenen Gefühlslage auch die Blickwinkel, Unsicherheiten und Hoffnungen all jener ein, die zwischen Großstadtträumen und Kleinstadtheldentum groß geworden sind.
Frau am behaglichsten fühlte. Aber die Entwicklung hin zur Gleichberechtigung ist grandios. Ist der Druck bei Frauen größer? Nicht unbedingt. Den haben Männer auch. Wir machen uns meistens den Druck selbst. Das Glücklichsein im Moment, das scheint mir eine eigene Kunstform zu sein. In diesem Teil der Welt hätten wir alle Voraussetzungen dafür und doch gelingt es viel zu selten. „Alles ist so scheißkorrekt“ heißt es im Lied „Anti“. Mit welchem Gefühl kam dieses Lied in die Welt? Ich habe da etwas in mir eingebaut, das mich dazu zwingt, den ganzen Tag danach zu trachten, dass es allen um mich herum gut geht. Am Abend will ich ausbrechen. Mein Problem ist bloß, immer wenn die Party losgeht, bin ich müde. Das war schon so mit 16 Jahren. Dagegen hilft vielleicht ein bisschen Alkohol. „Abends ungern nüchtern“ ist eine höchst charmante Nummer. Worin liegt der Segen des Alkohols? Er entspannt mich. Dass das charmant ist, das sagen nur die Österreicher. Die verstehen mich sofort. In Deutschland fragt man mich, ob ich ein Alkoholproblem hätte. Ich habe eine Null-Drogen-Karriere, aber das abendliche Achtel Wein ist mir sehr wichtig. Verwegen wie ich bin, geht es mir um den Genuss. Du hast zuletzt mit der Jazzrausch Bigband gearbeitet. Wie war das? Es war erhebend. Ich weiß, dass ist ein komisches, altbackendes Wort. Aber das trifft es. Was für herzliche Menschen das sind! Die haben überhaupt keine Allüren, obwohl sie totale Könner sind. Am Ende waren wir ausgespielt. Dennoch glaube ich, dass ich nicht zum letzten Mal mit ihnen gearbeitet habe.
Und so entstand dein neues Album „Nina“ in kleiner Besetzung. War es leicht, vom opulenten Klang wegzukommen? Nein. Es dauerte ein Weilchen, bis ich mich diesbezüglich reduzieren konnte. Ein halbes Jahr habe ich nach einem geeigneten Produzenten gesucht. Es wurde dann dieses futuristische Kollektiv namens C.O.W.牛 . Sie haben die Musik geschrieben, ich die Texte. Das war eine ganz neue Arbeitsform für mich. Was ist das Wichtigste bei einem RapTrack? Dass Text und Musik zueinander passen. Das ist gar nicht so einfach im Hip-Hop. Ein Juwel ist auch das Lied „Ich nehm dich mit“. Worum geht es da? Auf der Metaebene geht es um die Lücke zwischen Weggehen und Ankommen. Das spüre ich als Mutter eines Zweijährigen besonders intensiv. Bin ich bei meinem Sohn, will ich spielen, bin ich auf der Bühne, habe ich Sehnsucht nach ihm. Es geht um dieses Gefühl der Zerrissenheit. Man muss nicht unbedingt ein Kind haben, um das zu kennen. Deine Mutter ist kürzlich gestorben und du selbst bist Mutter geworden – wie hast du in diesem Gefühlschaos überhaupt kreativ sein können, kreativ sein wollen? Es war diesmal schon besonders schwer, die richtigen Worte zu finden. Das ist auch der Grund, warum das Album „Nina“ heißt. Es ist die unrationalste, persönlichste Platte, die ich jemals gemacht habe. Wenn man so einen Verlust einmal erlebt hat, wie kann man dann nicht daran interessiert sein, dass es allen gut geht? Und einem selbst auch. Der Schmerz hat mich verändert. n Fiva gastiert am 22. Mai im Cinema Paradiso, am 23. im Grazer Orpheum, am 25. Juli in der Open-Air Arena und am 30. Juli am Szene Openair in Lustenau.
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Dara O’Briain: Voice Of Reason Der Ire Dara O’Briain ist eines der bekanntesten Gesichter im britischen Fernsehen, als Host der äußerst erfolgreichen Sendungen „Mock The Week“, „Star Gazing Live“, „Robot Wars“ und „Go 8 Bit“. Er gilt als einer der charismatischsten, intelligentesten und zudem mit einer der flinkesten Zungen ausgestatteten Entertainer. 2009 veröffentlichte er den Bestseller „Tickling The English“ und 2017 sein erstes Kinderbuch über den Weltraum mit dem Titel „Beyond The Sky: You and the Universe“ im Jahr 2017, im Folgejahr dann „Secret Science: The Amazing World Beyond Your Eyes“. Seine Leidenschaft für den Weltraum wurde sogar honoriert: 2015 wurde ein Asteroid nach ihm benannt! Nun gastiert er mit seinem aktuellen Live-Programm „Voice Of Reason“ am 21. Mai im Globe Wien!
Dead Kennedys: 40 Years Fresh Fruit For Rotting Vegetables Es war definitiv eines der Highlights des letzten Jahres, als die Dead Kennedys endlich wieder in Wien gastierten – und obwohl sie bereits gut vier Jahrzehnte auf dem Buckel haben mühelos das rappelvolle WUK zerlegten. Kein Wunder, gelten die ’78 in San Francisco gegründeten Punker als eine der wichtigsten, kritischsten, zynischsten, schnellsten und provokantesten Punkbands! Vor genau vier Jahrzenten veröffentlichten die Polit-Punks aus der Bay Area ihr legendäres Debüt „Fresh Fruit for Rotting Vegetables“. Das Manifest enthält Klassiker wie „California Über Alles“, „Holiday In Cambodia“ und „Kill The Poor“, mit denen sich die Punk-Bewegung bis heute identifiziert. Passend, dass es nun am 16. August in der Arena heißt: „Nazi Punks Fuck Off!“
DER PLATTENLÄSTERER Die besten, größten und wundervollsten Alben der Musikgeschichte: Nach fast einhelliger Kritikermeinung sind sie in Stein gemeißelt. Aber sind sie das wirklich? Ich finde nicht. Wie zum Beispiel „Never Mind the Bollocks ...“ von den Sex Pistols. Dieses erste und einzige Studioalbum der Aushängeschilder der britischen Punkbewegung war zweifellos ein echter Gamechanger und hat zu Recht seinen Platz als eines der wichtigsten Alben der Musikgeschichte. Fakt. Aber das waren in gewisser Weise „All Or Nothing“ von Milli Vanilli oder Nirvanas „Nevermind“ auch, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen. Worauf ich hinauswill: Ein prägendes Album im musikhistorischen Kontext muss noch lange kein musikalisch gutes Album sein. Und genau das ist beim Debüt der britischen Racker unter der geschickten Regie von Hansdampf Malcolm McLaren der Fall. Das fängt schon beim Handwerklichen an. Johnny Rottens Gesang zu seinen zornigen Texten ist, nun ja, zumindest unverwechselbar und der eigentliche USP der Band. Das lärmende Geholze aber der restlichen Kameraden, wenn auch inhärent DNA des Punk, kann man selbst im Genre-Maßstab nur als rudimentär bezeichnen; wobei es noch ein Glück ist, dass Sid Vicious nur bei einer einzigen Nummer tatsächlich selbst Hand am Bass anlegt. Das extrem repetitive Songmaterial klingt auch bei aufmerksamer Widmung großteils doch wie ein und derselbe Song – mit der Ausnahme des zugegebenermaßen herausragenden „Anarchy in the UK“, das selbst die wirklich famosen Musiker von Megadeth in ihrer Coverversion nicht mehr verbessern konnten. „Mostly Filler, One Killer“ könnte man auch sagen. Denn: eine gewisse Einfalt am Instrument kann mehr als nur kompensiert werden, wenn die Songs passen, wie die schon eingangs erwähnten Nirvana eindrucksvoll bewiesen. Ja, die Sex Pistols waren Wegbereiter und Ikonen, aber anhören? Nicht mal betrunken. Dann lieber Longplayer von den New York Dolls, The Stooges, The Clash, Hüsker Dü und natürlich den unvergleichlichen Ramones mit ihren zweieinhalbminütigen Wunderwerken. Fazit: Never mind the Sex Pistols, Gabba gabba hey!
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Journalist Markus Höller versus Sex Pistols
Fotos: Arena (Dead Kennedys) Off The Kerb Productions (Dara O’Briain) Guido Engels (Martin Rütter) ÖFB (ÖFB) Hersteller
Martin Rütter: Freispruch! In seinem neuen Live-Programm „Freispruch!“ hält Martin Rütter am 19. März in der Stadthalle Graz, am 20. März in der TipsArena Linz und am 21. März in der Wiener Stadthalle D ein bellendes Plädoyer für die Beziehung von Hasso und Herrchen, natürlich wie gewohnt im Auftrag der Hunde und zur Aufklärung ihrer Menschen, denn niemand weiß es besser als er: Der tierisch-menschliche Alltag, der manchmal skurrile Beziehungsdschungel hat seine eigenen Gesetze …
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Fußballfeste im EURO-Jahr EURO 2020 – #MiaSanDabei! Nach der erfolgreichen Qualifikation des Nationalteams für die Europameisterschaft konnte der ÖFB weitere Fußballfeste fixieren. Um Baumgartlinger, Alaba, Arnautovic und Co. möglichst ideal auf das Großereignis im Juni vorzubereiten, wird in Wien zunächst gegen die Türkei (30. März, Ernst-Happel-Stadion) getestet. Das absolute Highlight folgt im Juni, wenn auch England mit all seinen Superstars in der Bundeshauptstadt gastiert. Spieltermin ist der 2. Juni, ebenfalls im Ernst-Happel-Stadion. Tickets für
die Länderspiele aller Nationalteams sind auf oeticket.com und unter oefb.at/tickets erhältlich. Reise mit Rot-Weiß-Rot zur EURO 2020 Gemeinsam mit seinem Partner RUEFA bietet der ÖFB vielseitige Reiseangebote für Fans des österreichischen Nationalteams an. Egal ob per Bus oder Flugzeug, Tagestrip oder 3-Tages-Reise – für jeden Geschmack sollte etwas dabei sein. Alle Infos zu den aktuellen Angeboten findest du online unter oefb.at/reisen. TIERFREI
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Fotos: Arena (Dead Kennedys), Off The Kerb Productions (Dara O’Briain), Guido Engels (Martin Rütter), ÖFB (ÖFB), Hersteller
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ART-GERECHT
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Keine Verlängerung möglich!
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16. sept
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6. dez
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Monsterparty Diese Party ist ein Konzert für die ganze Familie: Wenn Tausende Kinder gemeinsam ihre Stimmen im Chor erheben, klingt das nicht nur toll – es klingt monster-tastisch! TEXT: AMINA BEGANOVIC
Besonders bei Kindern und Jugendlichen kann das Arbeiten im Chor zur Stärkung der zwischenmenschlichen Kommunikation beitragen. Kein Wunder, werden doch verschiedenste Faktoren geschult: Rhythmusgefühl, der Einsatz von Tonhöhen, das Verändern von Lautstärke sowie sprachlicher Ausdruck – nicht zu vergessen das Gefühl des Zusammenhaltes. Eine Studie in Salzburg hat 2017 zudem nachgewiesen, dass das Chorsingen als kreative Betätigung zur Reduktion von Stress beiträgt, insbesondere bei psychisch kranken Kindern. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Landeskliniken testete dafür den Cortisol-Level von Gruppen, nachdem sie über einen gewissen Zeitraum im Chor sangen. Und siehe da: Es zeigte sich eine deutliche Reduktion der Stresshormon-Werte. Chorarbeit ist also nachweislich gesund – auch für Erwachsene!
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usik macht Laune – und ist pädagogisch wertvoll. Das zeigt auch das Konzept der „Monsterfreunde“, Österreichs größtem musikbasiertem Volksschulprogramm. Moment mal, wer? Zur Erklärung: Die Monsterfreunde sind sieben bunte Viecherl, die nicht nur lustig aussehen, sondern auch Lerninhalte anhand von Musik vermitteln. Die Idee stammt aus der Feder des Chorpädagogen Michael Wagenthaler, der sich dachte: „Warum nicht die Töne der Tonleiter zum Leben erwecken?“ Gemeinsam mit Illustrator Marco Heimel schuf er die Monster DO, RE, MI, FA, SOL, LA und TI. Jedes von ihnen ist einem Schulfach zugeteilt, sie begleiten mithilfe von eigens entwickelten Materialien den Unterricht
n Wie das außerhalb vom Klassenzimmer klingt, gibt es beim großen Abschlusskonzert zu hören: Die Kinder der 2. Klasse treten am 13. und 14. Mai in insgesamt sechs Konzerten im Globe/Marx Halle auf. Die Kinder der 4. Klasse wiederum stürmen am 27. Mai die Bühne der Wiener Stadthalle.
Fotos: Laurent Ziegler
SCHON GEWUSST?
auf spielerische Art und Weise. Einstudiert werden die Lieder mit professionellen Chorleiterinnen und Chorleitern. „Ich möchte mit den Monsterfreunden einen fantasievollen Bildungszugang eröffnen, der neben Spaß am Wissenserwerb auch soziale Werte vermittelt: Zusammenhalt, Empathie und Freundschaft,“ erklärt Monster-Mastermind Wagenthaler. Gemeinsam mit den einäugigen Monsterfreunden erleben die Kinder zahlreiche Abenteuer im Laufe des Schuljahres. Dabei trainieren sie nicht nur ihre Stimmen, sondern auch Konzentrations- und Teamfähigkeit sowie sinnerfassendes Lesen. „Wichtig ist uns, dass jedes Kind, unabhängig von Herkunft und finanziellen Möglichkeiten, am Programm teilnehmen kann. Deshalb halten wir den Unkostenbeitrag für die Liederbücher so gering wie möglich,“ so Wagenthaler. Gerade in Schulen, die keinen Chor im Stundenplan oder als Freifach vorsehen, bringen die Monsterfreunde mehr Musik in den Alltag – und das schadet bekanntlich nie!
23.04. Bilderbuch Conchita Wurst Pizzera & Jaus Seiler und Speer Wanda Wil i Resetarits uvm. Alle Informationen unter amadeusawards.at Jetzt Tickets sichern!
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NOVA TWINS
Mit Powerfarben in den Frühling Nicht nur die Farben knallen diesen Frühling, auch die Live-Acts im März versprechen viel Energie & Frauenpower. REDAKTION: ANGELIKA GOLDMANN
NOVA TWINS South – Amy Love und Georgia East uth So s au die Nova Twins ch au rz Mä im es sen London – las ein en ng bri d un en ch kra in Wien eling bisschen Underground-Fe das ch au ist ck mit. Mit im Gepä the neue Album „Who are uenFra llte ba ge Die . Girls?“ rz in der power gilt es am 31. Mä ! Arena abzufeiern oeticket.com
THE MUSIC FUTURE IS FEMALE
GREENHORN Das Mi Note 10 von Xiaomi in Farbe Aurora Green ist nicht nur hübsch anzusehen, auch der Inhalt beeindruckt. Die 108-Megapixel-Kamera mit 5 Sensoren soll besonders kreatives und fotoaffines Publikum erfreuen! mi.com
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TIPP
Neben den Nova Twins hat der musikalische März noch Weiteres zu bieten: Christina Kosik & die Gang Band spielen bei ALIVE by oeticket.com: #1 Mundart am 26. März in der ((szene)) auf. Das Band-Support-Projekt soll heimischen MusikerInnen eine Plattform bieten. Die vierfache Grammy-Award-Gewinnerin Angélique Kidjo beehrt am 27. März den Wiener Musikverein und die junge englische Songwriterin Jade Bird singt und spielt am 3. März in der Grellen Forelle. Tickets gibt es bei oeticket.com.
NEON-FEUERWERK Das Frühjahr darf mit Knallfarben begrüßt werden, Mut zur Farbe ist angesagt! Mit der Lidschatten-Palette Wired mit gepressten Pigmenten von Urban Decay entsteht ein Farbenwunderwerk. Erhältlich bei Douglas und Marionnaud. urbandecay.com
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SCHMUCKE SACHE Auch diese Saison darf Schmuck große Töne von sich geben, je größer, je lieber! Grobgliedrige Kette von S.Oliver Red Label. soliver.at Fotos: Hersteller
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ROTE OHREN? Die In-Ear Kopfhörer FreeBuds 3 von Huawei kommen jetzt auch in Knallrot daher! Die kabellosen Kopfhörer mit Intelligent Active Noise Cancellation sind ein extravaganter Blickfang und garantieren auch ebensolches Hörvergnügen. huawei.com
SONNENFIT Auch Augen können einen Sonnenbrand bekommen! Lieber gleich vorbeugen und die Augen mit der feschen „Sarah“ von neubau-eyewear.com schützen.
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SHORTFACTS Heimat Wien Genre Indiepop instagram.com/new_wellness_music facebook.com/newwellnessmusic „Lexicon Of Untold Stories“ erscheint am 27. März auf Wohnzimmer Records.
26. März Album Release Show, fluc + fluc wanne Weitere Termine sind noch nicht bekannt.
LOKALAUGENSCHEIN Zwar ist Silvio Lenglachner gebürtiger Oberösterreicher, lebt aber schon seit einigen Jahren in Wien. Seine Empfehlung: „Die Vollpension, der Kuchen dort ist wirklich eine Reise wert.“ Süßes geht bekanntlich immer – wer die Vollpension also noch nicht kennt, sollte sich dringend einmal in die Schleifmühlgasse 16 begeben, denn das Lokal ist auch ein öffentliches Wohnzimmer für mehr Dialog und Miteinander. Das gemütliche Generationencafé (im wahrsten Sinne des Wortes) bietet handgemachte Mehlspeisen wie anno dazumal, serviert von rüstigen Omas und Opas. Dazu gibt es eine gute Melange und die eine oder andere Geschichte und Lebensanekdote. Übrigens: Im Oktober 2019 eröffnete in der MUK (Musik und Kunst Privatuniversität) in der Johannesgasse 4 im ersten Wiener Gemeindebezirk eine zweite Vollpension. Wer sich nach dem Kaffeetschi die Beine vertreten möchte, macht am besten einen Spaziergang direkt in den 5. Bezirk, empfiehlt Silvio. „Besonders die Gegend um den Margaretenplatz ist wie ein kleines Dorf mitten in der Stadt. Es zahlt sich schon aus, einfach mal die Gebäude anzusehen, weil das Stadtbild so idyllisch ist. Margareten ist auch ein heißer Tipp für alle, die gerne Tischtennis spielen, es gibt im 5. nämlich einige gute Outdoor-Tische dafür.“
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Zeitgeist Silvio Lenglachner, ehemals Stimme der Indieband We Walk Walls, meldet sich mit seinem neuen Solo New Wellness zurück. TEXT: AMINA BEGANOVIC
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t’s about music, movies, Netflix, life and all that stuff. And memes… don’t forget the memes.“ Silvio Lenglachner setzt sich musikalisch mit dem Hier und Jetzt auseinander, mit einem modernen, hippen Internet-Zeitalter, das vor Möglichkeiten und vor Output nur so strotzt – und dadurch manchmal auch beängstigend werden kann. Nach dem Ende seiner Band We Walk Walls gönnte sich der Musiker eine dringend benötigte Verschnaufpause. Mit neuer Energie, neuem Namen und bald auch neuem Album befasst er sich nun mit der Ambivalenz unserer Gegenwart. Ambivalent klingt auch sein Sound – elektronisch-sphärisch, dann wieder mit starken Gitarrenelementen kommen die Songs eingängig und flott daher, lassen aber auch bewusst innehalten und einfach zuhören. Die erste Single-Auskopplung „Treat Yourself“ stieg im Jänner sogleich auf Platz 13 der FM4-Charts ein. Das Video
dazu ist eine visuelle Collage mit fliegenden Delfinen, Palmen, tanzenden Donuts und knallbunten Farben – und erinnert nicht von ungefähr an einen überladenen Instagram-Account. Warum ihn der gegenwärtige Zeitgeist zu neuen Themen inspiriert, über die er schreiben möchte, verriet Silvio im Gespräch mit !ticket. Wie kam dir die Idee zum Projektnamen New Wellness? „New Wellness“ ist eine aktuelle Strömung: Selbst wenn du „wellnessen“ gehst, gehst du nicht einfach nur entspannen, sondern du versuchst, dieses Erlebnis perfekt durchzuplanen, um das Maximum herauszuholen. Quasi ein „Wellness-Overachieving“. Richtig! Obwohl ich persönlich diese Denkweise ablehne, ist sie trotzdem ein Teil unserer Generation: Dass man alles
Fotos: Wohnzimmer Records
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Überangebot Alles konsumieren können, immer und überall – doch wann wird es zu viel? Auch diese Frage stellen die Songs von New Wellness.
perfektionieren muss, laufend das Beste aus sich herausholen soll. Daher fand ich den Namen sehr passend.
Fotos: Wohnzimmer Records
Ist der Song „Treat Yourself“ eine Liebeserklärung an dieses Hier und Jetzt – oder im Gegenteil? Beides. Nicht nur bei der Single, dieses Schema zieht sich durch die ganze Platte: Das Gefühl, dass man hin- und hergerissen ist. Ich wollte ein Album über die Generation Y schreiben, über die Präsenz des Internets, aber auch über Filme, über Netflix … Über all die Dinge, die uns im Alltag umgeben. Ebenso natürlich auch über diese Angst, womöglich nicht „genug“ leisten zu können. Auf der anderen Seite gibt es die Frage: Warum sollte ich überhaupt etwas leisten? In diesem Spektrum bewegen sich die Themen der Songs. Also ist die Widersprüchlichkeit unseres Zeitgeistes der rote Faden für das Album? Auch, in jedem Fall ist es die Gegenwart, das Zeitgenössische, aber nicht im Sinne von zeitgenössischer Kunst. Wir befinden uns in einer extrem schnelllebigen Zeit – und von unserer Generation wird erwartet, dass wir damit gut umgehen können, weil wir „Natives“ sind. Jeder erwartet von uns, dass wir automatisch wissen, wie das alles funktioniert.
Und Achtung, wenn du es nicht weißt, weiß es der Nächste garantiert … Ganz genau. Aber auf der anderen Seite sehe ich gerade in meinem Freundeskreis, dass wir uns alle an einem Punkt befinden, wo dieser Druck immer stärker wird – und man nicht weiß, ob man dem einfach nachgeben soll. Natürlich kann man dadurch auch motiviert und angespornt werden, im schlimmsten Fall wird man aber blockiert. Diese Ängste und die Frage, wie man damit umgeht, sind eigentlich der rote Faden des Albums. Diese Ambivalenz spiegelt sich ja auch im Sound der Lieder wider. Ich habe versucht, diesen Zwiespalt musikalisch widerzugeben. Man kann glücklich und zufrieden, gleichzeitig aber trotzdem unzufrieden sein. Und beides ist okay. Damit setzte ich mich sowohl in den Texten als auch im Sound auseinander. Natürlich ist er auch ein Ergebnis der vielen unterschiedlichen Stile, die ich höre – von Grunge und Postpunk über zeitgenössischen Pop. Und das ist heute auch voll das Ding! Als ich noch 16 war, war es ganz wichtig, dass du eine spezielle Musikrichtung hörst, sonst warst du nicht cool. Jetzt aber ist das alles nicht mehr so präzise – was die derzeitige Popmusik sehr interessant macht. Mir hat es Spaß gemacht, verschiedene Teile von verschiedenen Strömungen innerhalb der Songs zusammenzusetzen. Wie geht es 2020 weiter? Mein Fokus liegt jetzt auf dem ReleaseKonzert und wie ich das Ganze live umsetze. Werde ich alleine auf der Bühne sein, hole ich eine Band dazu – oder beides? Wie machen wir das mit dem Licht? Auch das Artwork der CD wird komplett von mir stammen. Es ist zwar viel und stressig, aber ich finde es toll, dass ich diesmal jeden Schritt der Produktion so innehabe.
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AMADEUS AMA
20. Jubiläum Die österreichischen Grammy Awards gehen in die 20. Runde Die AMADEUS Austrian Music Awards feiern am 23. April ihr 20-jähriges Jubiläum ganz groß in der Wiener Stadthalle D. Geehrt werden die in sieben allgemeinen und sieben Genre-Kategorien erfolgreichsten heimischen MusikerInnen des vergangenen Jahres, durch die Jubiläumsshow wird wieder Conchita Wurst führen. Und natürlich gibt es neben Glanz & Glamour auch eine Vielzahl an spektakulären Live-Acts, darunter Bilderbuch, Pizzera & Jaus (Foto), Wanda und Willi Resetarits.
#1: Mundart oeticket.com setzt ab sofort heimische Bands noch mehr in den Fokus: Die erste Edition der hauseigenen ALIVE-Reihe steht im Zeichen der Mundart. Gemäß dem Motto „Live spürt man mehr“ bietet Österreichs größter Ticketanbieter oeticket.com ab sofort heimischen Nachwuchs-Musikern eine Bühne und führt das bewährte Konzept der ALIVE-Reihe fort, die das hauseigene Magazin !ticket bereits 2012 und 2013 etablierte. Beim Auftakt, der am 26. März in der ((szene)) Wien stattfindet, wird ein sprachlicher Brückenschlag gewagt: Sowohl bei Schwanara als auch bei Christina Kosik & die Gang Band und bei Gnackwatschn (Foto) steht die Mundart, ihr ureigener Regiolekt, im Fokus. Tickets ab € 5 für oetCARD-Kunden!
WIEN IS UR OASCH!
Aber auch ur leiwand! Am 13. März lassen Grant, Leichtsinn, Schodl und Freunde Schöner in der ((szene)) Wien erklingen.
Ur oasch. Was Wien abseits des Mainstreams musikalisch so zu bieten hat, findet sich gesammelt auf der Spotify-Playlist „Wien is ur oasch“. Vier der darauf vertretenen
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Bands rocken nun gemeinsam am 13. März die ((szene)) Wien: Bei Grant (Foto) geht es unter anderem um die verschwindende Kunst des Rauchens, das dritte Album ist aktuell in Mache. Leichtsinn erzählen auf ihrem Debüt „Weltgeschichten“ mit Ironie und Fantasie von einer besseren Welt, Schodl verpacken in ihren einfach argen und lustig-düsteren Texten Ernst in Spaß und umgekehrt, Freunde Schöner baden in Badewannen voller Bier, vielleicht sogar mit ihren Ex-Freundinnen? Ihnen allen gemein ist: Sie zeigen, dass oasch manchmal ur leiwand ist.
THE WEIGHT
In Control Österreichs Rock-Aushängeschild mit ihrem zweiten Studioalbum The Weight veröffentlichen mit „In Control“ ihr heiß ersehntes 2. Studioalbum: Die musikalische Varianz verblüfft, kein Lied auf dieser Platte klingt wie das andere. Und doch durchdringt alle Tracks ein verbindender Geist des Trotzes, der Lebensfreude und des Bewusstseins der eigenen Vergänglichkeit. Gerockt wird im März in Wien, Salzburg, Dornbirn, Ebensee und Graz, im Juni am Nova Rock!
Fotos: Kiki Heindl (Gnackwatschn), Barracuda Music (The Weight), Moritz Schnell (Pizzera & Jaus), Samuel Haller (Grant), Hanna Fasching (My Ugly Clementine), Ingo Pertramer (Voodoo Jürgens)
ALIVE
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MONKEY BUSINESS
Privatradio 2.0
MUNDPROPAGANDA Hören Sie mal rein!
von Walter Gröbchen
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eulich war ich bei einem Podcast-Produzenten eingeladen. Auch mal eine interessante Erfahrung, zumal es um die Unterschiede zwischen dem guten, alten UKWDampfradio und der modernen Medienwelt ging. (Wer das Ergebnis nachhören will, google „Aus Gründen. Berger trifft Menschen und ihre Geschichten.“) Jedenfalls war ich weniger davon fasziniert, mit wie wenig Equipment sich so eine Audioplattform einrichten lässt – Mikrofone, Kopfhörer und bequeme Stühle sind ungebrochen Insignien des Handwerks –, als davon, wie elegant die Verbreitung des Ergebnisses mittlerweile gelingt. Respektive, auf Hörerseite, der Zugang zu Podcasts. Flott eine App aufs Handy geholt, und schon kann es losgehen. Von einem Wermutstropfen erzählte mir Host Stephanos Berger allerdings im Lauf der guten Stunde: Podcasts transportieren kaum Musik. Der Grund: es sei zu unüberschaubar, zu komplex
VOODOO JÜRGENS
Glücksspieler
und oft zu kompliziert, Musik legal zu lizensieren. Entweder nehme man AKM-freie Musik von der Stange, oder es werde rasch teuer und bürokratisch. Was mich als Musikproduzent doch erstaunte: Künstler, Labels und Verlage leben ja davon, Musik zu verkaufen. Medienmacher stehen auf populäre Inhalte. Und auch Kleinvieh mach Mist. Eigentlich eine Win-win-Situation für alle Seiten. Ich habe mir erlaubt, diesbezüglich bei der sogenannten „Verwertungsgesellschaft“ (kein schönes Wort!) AKM vorstellig zu werden. Und bringe eine frohe Botschaft mit: man ist dabei, sich an den Podcasting-Trend zu gewöhnen – und online sollte es aktuell bereits recht unkompliziert klappen mit One-Stop-Lizensierung und Zahlungsmodalitäten. Aber hallo! So gesehen spricht nichts mehr dagegen, seine eigene Privatradiostation zu eröffnen.
MY UGLY CLEMENTINE
Supergroup
Der Strizzi mit seiner neuen Platte „’s klane Glücksspiel“ auf Tour
Mit Mitgliedern von Leyya, Schmieds Puls, 5kHD und anderen
Als Ende 2016 das Debüt-Album „Ansa Woar“ erschien, bekam es durch die Bank Lobeshymnen; Ein Hype, der zur Abwechslung einmal tatsächlich auch berechtigt war. Nach drei Jahren Funkstille war der Hunger nach neuem Material gigantisch, im Dezember wurde jener befriedigt: Mit dem grenzgenialen Nachfolger (und Band im Schlepptau) geht der Strizzi nun auf Tour, ab März in Oslip, Amstetten, Wels, Tulln und Wien.
Mit positivem Vibe, einem kräftigen Schluck 90er-Gitarren samt Post-Punk-Einflüssen und einer Prise 60er-Jahre-Soul zaubert das Quartett zeitgemäßen Pop: Die Songs sind catchy, die Texte haben Nachdrücklichkeit und Botschaft – und trotzdem nimmt den geneigten Hörer vor allem die unfassbare Leichtigkeit mit, nicht nur auf Platte, sondern auch live am 16. April in Salzburg, am 22. in Wien, am 25. in Graz, am 28. in St. Pölten und am 1. Mai in Dornbirn.
Die folgenden Veröffentlichungen sollten in keinem gut sortierten Plattenschrank fehlen. Oder? (ab)
LIVE Amanda – Durch die Ewigkeit Psychedelic-Rock mit Mundart-Lyrics aus der Steiermark: Amanda vertonen Mystik und Sehnsucht auf ihrem ungewöhnlichen Debüt.
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Kristoff – Aus da Haut Der ehemalige Garish-Gitarrist singt poetisch-melancholische Lieder, die trotz Dialekt dem Folk-Rock der 70er ähneln.
LIVE aNNika – LUV Die Singer-Songwriterin mit der zarten Stimme (Feist lässt grüßen!) lädt mit ihren melancholischen Liedern zum Träumen ein.
Spitting Ibex – Love Hate Fear Fate Die Wiener Band mischt Retro-Funk mit Hip-Hop und Elektro, die Stimme von Tanja Peinsipp haucht Gänsehaut ein.
LIVE Petra und der Wolf – Surface! Der treibende Rocksound des Wiener Damen-Duos erinnert an den Grunge der 1990er. Erfrischend und mitreißend!
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Bühnenbäckerei
PROGRAMM & ANREISE Seit 12. Februar und noch bis 28. März spielt es das 70er-Jahre-Musical „Rock My Soul“ mit Andy Lee Lang. Das Akkordeonfestival zieht bis Ende März auch 2020 wieder neben anderen Wiener Spielorten auch im Metropol ein, Hans Theessink gibt wiederholt am 3. und 4. April seinen umjubelten Birthday Bash, Axel Zwingenberger am 28. und 29. April die „Boogie Woogie News“ und Minisex und Christoph & Lollo gastieren am 2. April. Lustig wird es an zahlreichen Abenden mit zum Beispiel Lainer & Putscher („Wurstalat“), Flo und Wisch („Lockvögel: Kann das eine Falle sein?“), Nina Hartmann („Laut“) & den Kernölamazonen. Das Wiener Metropol finden Sie in der Hernalser Hauptstraße 55 im 17. Gemeindebezirk, unweit der U6 Alser Straße.
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in gutes Händchen dürfte der junge Würzburger Bäckermeister Quirin Maierhofer wohl nicht nur beim Teigkneten gehabt haben. Denn als dieser 1828 nach Wien übersiedelte und 1860 aus den an den Bäckereibetrieb angeschlossenen Stallungen einen Veranstaltungssaal bauen ließ, traf den Zahn
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der Zeit. Bereits damals wurde der Metropol-Vorläufer zum Treffpunkt der Stadt und so fand dort schnell von Bällen über Spankferkelessen bis hin zu Ehrenringkämpfen alles statt. Von seinem Schwiegersohn Georg Klein ab 1872 vergrößert und vorerst um den Gartensalon sowie das heutige Metropoldi (damals: Hernalser Stadttheater), schließlich 1874 um den 2. Glassalon und heutigen Bühnenbereich erweitert, traten dort um die Jahrhundertwende alle Stars der Zeit auf, Hernals war damals das Vergnügungsviertel von Wien. Viele namhafte Künstler wurden hier populär und eroberten von hier aus das Umland. Als 1980 die sanfte Revitalisierung des Areals erfolgte, ging der Siegeszug dieser
Kulturinstitution weiter. Auf insgesamt drei Bühnen wird den Zusehern eine Bandbreite an nationalen und internationalen Programmen geboten. Neben dem größten Saal im Metropol und dem Metropoldi verfügt das Areal mit der Pawlatschen-Bühne im Garten wohl über das letzte Bühnenoriginal der gesamten Wiener Vorstadt. Auch der Hauptsaal des Wiener Metropols lässt seit der Erneuerung keine Wünsche offen und ist so immer wieder der ideale Schauplatz vieler namhafter Musicals oder Kabaretts. Mit seiner nach drei Seiten offenen Bühne nimmt er die Besucher mit auf eine beeindruckende Reise durch die Shows. Imposant sind sicherlich auch die beiden Messingluster, die das Mittelschiff des Saales schmücken, sowie die sechs sand- und goldfarbenen Säulen, die das besondere Flair des alten Theaters nicht nur behalten sondern perfekt in diese moderne Zeit mittragen. Das Metropoldi – ist der ideale Raum für Kleinkunstveranstaltungen aller Art. Ob Kabarett, Theater oder Lesung – mit seinen altehrwürdigen Mauern bietet der charmante kleine Saal die ideale Kulisse für einen gelungenen und besonderen Abend in der Wiener Vorstadt. Mit einem Besuch in der Hernalser Hauptstraße 55 treffen Sie immer die richtige Wahl. Eine echte Kultstätte der Wiener Szene eben.
Fotos: Lalo Jodlbauer (Metropol), Acoda Films (METAstadt), Flora Huebl (Theater am Spittelberg), Rockhouse (Rockhouse)
Seit der Neueröffnung 1980 hat sich das Wiener Metropol zu einer Kultstätte der Wiener Szene entwickelt, hat diese belebt und geprägt und ist bis zum heutigen Tag ein begehrter Gastspielort für in- und ausländische Künstler. TEXT: KARIN STEINER
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METASTADT
ROCKHOUSE
Weil die letztjährige DebütSaison so fulminant war, passiert in der transdanubischen METAstadt diesen Juli gleich noch viel mehr: Eröffnet wird der bunte Reigen am 11. Juli von Within Temptation und Royal Republic, gefolgt vom „Karneval der Tiere“ für Kinder mit Kabarettist Günther Lainer und dem 40-köpfigen Kammerorchester der Anton Bruckner Privatuniversität Linz sowie Andrea Szewieczek und Elias Gillesberger am Folgetag. Am 14. rocken The Kooks, am 15. Sido, am 17. Gigi D’Agostino, am 18. Juli Alt-J und am 19. Juli schließlich Sarah Connor.
THEATER AM SPITTELBERG
Das Theater am Spittelberg, im Herzen vom Wiener Bobostan, ist einerseits ein „Ort der persönlichen Begegnung“ wie auch eine Bühne, die jede Facette künstlerischer Darbietung würdigt, etwa mit den etablierten Wienerlied-Reihen „Wien im Rosenstolz“ Ende Mai und im Oktober, dem A-cappella-Festival „Voicemania“ im November sowie der Sommerbühne und dem „Wintertainment“.
Das am äußeren Rande der Altstadt gelegene Salzburger Rockhouse steht trotz seines Namens für eine stilistische Breite ein, die vor allem auf junge und heimische Musik fokussiert. „Gerockt“ wird also über die Grenzen hinaus, wie allein schon das März-Programm verdeutlicht: Lola Marsh (3.) reiht sich da nahtlos ein ins Potpourri von Max Giesinger (11.) und Che Sudaka (12.), bis hin zu den Heavy-Sounds von The Weight (13.), Krisiun (23.) und Colour Haze (25.). Im April freuen wir uns insbesondere auf Son Of The Velvet Rat (16.) und Avec (25.), während es im Mai eigentlich nur Schlagergott Christian Steiffen (14.) geben kann.
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Sommerfreude
(Sommer-)Bühne frei! Jahr für Jahr beeindrucken die Freiluft-Theater mit außergewöhnlichen Bühnenbildern, wie hier die Bregenzer Festspiele dieses Jahr bei „Rigoletto“.
SOMMER–THEATER–FEST 2019 feierte das Theaterfest Niederösterreich, dem zwanzig Sommertheater angehören, mit über 230.000 BesucherInnen sein 25-JahrJubiläum. Heuer möchte man diesen Erfolg wiederholen und bietet erneut ein spannendes, vielseitiges Programm – hier ein paar Schmankerl: „Die 10 Gebote“ werden bei den Sommerspielen Melk uraufgeführt; namhafte Autorinnen und Autoren wie Paulus Hochgatterer, Franzobel und Eva Rossmann bearbeiten dafür je eines der Gebote. Närrischer geht es bei der Sommernachtskomödie Rosenburg zu: Mit Jean Poirets „Ein Käfig voller Narren“ wird ein wahrer und überaus raffinierter Komödienklassiker gezeigt. Auf der Oper Burg Gars ertönt hingegen die „Habanera“, wenn Bizets „Carmen“ in der atemberaubenden Garser Naturkulisse um ihre Freiheit kämpft.
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um Sommer gehören laue Nächte, kühle Getränke – und natürlich die Sommertheater. Auch in diesem Jahr wird auf den zahlreichen Bühnen im Land ein Spitzenprogramm geboten: Vom Klassiker bis hin zur Uraufführung, von Theater über Operette und Oper bis hin zu Musicals – da ist für jeden etwas dabei, und das im ganzen Land! Vom Burgenland … Ganz im Osten wird bei den Seefestspielen in Mörbisch ein Musical-Dauerbrenner erstmals aufgeführt: „West Side Story“ kommt mit Leonard Bernsteins Hits wie „Maria“ und „I Feel Pretty“ auf die Seebühne. Der erfahrene Musicalregisseur Werner Sobotka inszeniert die Geschichte um zwei rivali-
sierende Gangs und ein Pärchen, das – wie Romeo und Julia – zwischen den Fronten steht. Mit einem sensationellen Bühnenbild soll das New York der 1950er-Jahre ins Burgenland geholt werden, etwa in Form einer zwölf Meter hohen Freiheitsstatue. Ein paar Kilometer weiter zeigt die Oper im Steinbruch nach dem großen Erfolg von Mozarts „Die Zauberflöte“ erneut ein Meisterwerk: Giacomo Puccinis unvollendete Oper „Turandot“ wird in St. Margarethen in Starbesetzung präsentiert: Sowohl das Leading Team um Regisseur Thaddeus Strassberger als auch das Ensemble, angeführt von Martina Serafin, wissen zu überzeugen. Bei der berührenden Handlung um die Prinzessin Turandot, die ein schier unlösbares Rätsel lösen muss und dabei die Macht der Liebe erfährt, heißt es zurecht „Nessun dorma – keiner schlafe“. … bis nach Vorarlberg Am anderen Ende Österreichs kehrt der riesige Narrenkopf mit seiner beeindruckenden Mimik und den spannenden Special Effects zu den Bregenzer Festspielen zurück: Giuseppe Verdis Meisterwerk „Rigoletto“ feiert seine Wiederaufnahme! Regisseur Philipp Stölzl setzt bei der Dreiecksgeschichte um den Herzog von Mantua, den Hofnarren Rigoletto und dessen Tochter Gilda erneut auf die Balance zwischen intimen, gefühlvollen Szenen und aufsehenerregenden Bühnenspektakel.
Fotos: Bregenzer Festspiele / Anja Köhler (Bregenzer Festspiele), Simon Jappel (Theater Sommer Klagenfurt), fotohofer.at (Leh´´ar Festival), C-Major Entertainment (DVD Bregenzer Festspiele)
Wenn die Tage wieder länger werden und die Temperaturen steigen, steht die Sommertheater-Saison vor der Tür – wir können es bei dem diversen Programm kaum noch erwarten! TEXT: MICHAELA KURCSICS
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FEUERWERK VOLL POINTEN
LEHÁR ZU EHREN
„Eine moderne Beziehungskomödie mit Woody-Allenhaften Zügen“ beim Theater Sommer Klagenfurt
Ein Mekka der Operette: niveauvolle Unterhaltung und große Tradition beim Lehár Festival
Im elften Jahr seines Bestehens begeht der Theater Sommer Klagenfurt einen neuen Weg: Erstmals wird keine eigene Fassung erarbeitet – was bei „Piranhas im Wasserbett“ aber auch nicht notwendig ist: Die bissige Komödie von Peter Limburg punktet mit viel Sprachwitz und Charme. Das Stück handelt von den Ermüdungserscheinungen zweier befreundeter Ehepaare im Angesicht der Midlife Crisis und thematisiert Fragen rund um Liebe, Erotik und Vertrauen humorvoll und psychologisch raffiniert.
SEEBÜHNE IM WOHNZIMMER
Der 150. Geburtstag von Franz Lehár wird beim gleichnamigen Festival in Bad Ischl mit zwei Kult-Operetten und einer Uraufführung gebührend gefeiert: Am Spielplan steht zwischen 11. Juli und 30. August mit „Die Csárdásfürstin“ von Emmerich Kálmán eines der berühmtesten Werke der Operettengeschichte. Burlesk-fantastisch geht es zwischen 18. Juli und 29. August bei Paul Linckes „Frau Luna“ zu. Zudem wird am 14., 16. und 19. August „Dein war mein ganzes Herz“ uraufgeführt: Jenny W. Gregors Stück behandelt die Lebensgeschichte des Großmeisters der Operette, wobei natürlich seine schönsten Melodien nicht fehlen dürfen.
Dieses Festival ist weltweit einmalig und in aller Munde. Wenn man musikalische Unterhaltung auf höchstem Niveau sehen möchte, dann muss man nach Bad Ischl kommen! (Thomas Enzinger, Intendant)
Die Bregenzer Festspiele gemütlich auf der Couch genießen: von A wie Aida bis Z wie Zauberflöte Wem das Warten auf den Sommer zu lang ist, der kann sich schon jetzt ein wenig Sommertheater nach Hause holen: 2018 erschien eine DVD-Box der Bregenzer Festspiele, die fünf Opernproduktionen der letzten Jahre (2009 bis 2017) enthält – dabei sind mitunter die schönsten Opern, die das Fach zu bieten hat. Die Aufnahmen schaffen es, die einzigartige Atmosphäre ins Wohnzimmer zu holen; einzig die Bodensee-Brise fehlt. Einen FestspielBesuch ersetzt die DVD zwar nicht, aber zur Erinnerung und als Anreiz, selbst einmal live dabei zu sein, ist sie perfekt.
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ütter mein Ego!“ skandiert Blixa Bargeld über Maschinengeräusche und fordert lautstark „Russische Vitamine“. Es handelt sich um einen hageren jungen Mann in Schwarz, der nicht wirklich gesund aussieht und dessen skurriler Name wie aus einem Lustigen Taschenbuch entlehnt scheint. Akustisches Unwohlsein, angezerrte Stimme, Wellblech statt Wellness. Einstürzende Neubauten – allein schon der Name ist sperrig! Es sind die frühen Achtziger in Berlin, etwa um den Dreh, als Iggy Pop, David Bowie oder Nick Cave den lokalen Drogendealern ihre Ware en gros abnehmen. Die Neubauten, deren Instrumentarium nach dem selbstgesetzten Prinzip „Sei schlau, klau beim Bau“ alles Erdenkliche von Stahlfedern bis Presslufthammer umfasste, sind famose Kinder ihrer Zeit. Dissonanter Metalllärm und akustisches Unwohlsein prägen die ersten Alben, entstanden in einer geteilten Stadt, aufgerieben zwischen den Fronten: Ein paar geniale Dilettanten erschaffen den Sound-
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track zum ausgehenden Kalten Krieg. Das beeindruckt nachhaltig Künstler wie Depeche Mode und prägt ganze Genres. Meine ersten Kontakte mit den Einstürzenden Neubauten – zugegebenermaßen erst nach dem Mauerfall – waren wie Erweckungserlebnisse. Diese rohe Energie, wortgewandte Texte, Krach und Melodie: meine ganz eigene Alternative zu den Studentenlieblingen Tocotronic, Blumfeld und Konsorten. Ein virtuoses Zusammenspiel aus Wut und Intelligenz, gänzlich frei von Pullunder, aber mit einem gerade noch ausreichenden Maß an Romantik. „Zwischen Semtex und Utopie“ singt Blixa Bargeld dann irgendwann. Genau meins. Als ich zum ewigen Fan werde, sind die Neubauten schon deutsches Kulturgut. Man ist im Feuilleton angekommen, untermalt Theaterstücke und Hörbücher, tritt für die Akademie der bildenden Künste in Wien auf. Blixa Bargeld speist in Haubenrestaurants, kocht in der ARD bei Alfred Biolek auf und auch das Schlagwerk
Einstürzende Neubauten Die aktuelle Pressefotografie erinnert an das letzte Abendmahl: Für manche sind die Neubauten tatsächlich von biblischer Schwere, greis und hochbejahrt sind sie dennoch nicht.
wird nun nicht mehr entwendet, sondern eingekauft. Kurzfristig wird Bargeld sogar zum Werbetestimonial eines Heimwerkermarktes und liest in TV-Spots aus deren Katalog. (Bis heute halte ich das für einen ebenso unterhaltsamen wie ungewöhnlich teuren Insider-Schmäh.) Während sich so mancher Fan von damals abwendet, bleibe ich gefangen im Bann der Neubauten. Meine zahlreichen Versuche, meinen Bürokollegen und Freunden zumindest die melodiösere Spätphase näherzubringen, scheiterten oft binnen Sekunden und ernteten verständnislose Blicke. Immerhin: meine Frau beendet ungefragt so manche von mir nebenbei dahingemurmelte Zeile eines Songs. Ich unterschätze ihre Geduld und wie oft sie mich auf Konzerte begleitet haben muss. Anfang der Nullerjahre fliege ich nach Berlin. Andere reisen zum Auswärtsspiel ihres Heimligisten, ich bin unterwegs zu meiner eigenen Meisterfeier in Rostrot. Die Neubauten hatten nämlich MusikCrowdfunding noch lange vor anderen
Foto: Mote Sinabel
Mit ihren Krachexperimenten haben die Einstürzenden Neubauten nicht nur die deutschsprachige Musik, sondern auch persönliche Entwicklungen maßgeblich geprägt: Eine Reminiszenz aus Heimwerkkatalogen, Weißwein & mikrofonierten Hunden. TEXT: EMANUEL RUDAS
Foto: Mote Sinabel
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Künstlern für sich entdeckt und ihre Fans eingeladen, gegen eine Gebühr beim Entstehungsprozess zum neuen Album teilzunehmen. In einer zweiten Auflage dieser Idee wurde ein Chor gesucht, der aus den Unterstützern zusammengestellt wurde. Wer rechtzeitig vor der Tür zu einem muffigen Lokal in Berlin-Kreuzberg stand, war ganz ohne Vorsingen dabei. Manche Menschen stellen sich an für ein brandneues iPhone? Ich ausschließlich, um wenige Tage später im asbestverseuchten DDR-Prunkbau Palast der Republik den Song „Was ist ist“ mitschreien zu dürfen. Den Backstage-Pass dazu habe ich bis heute. Deutlicher kann man den Begriff „Fan“ kaum definieren. In den kommenden Jahren treffe ich mehrfach auf die Band. Sei es im Rahmen von Meet & Greets, die es für die Supporter zuhauf gab, oder später, als ich bereits in der Kulturwirtschaft tätig bin: In einem Backstage-Raum warte ich im März 2009 auf Blixa Bargeld, der an diesem Abend aus seinem Buch mit dem
schönen Titel „Europa kreuzweise“ lesen soll. Der schmale Band fasst eine Tournee der Band nur anhand von Bargelds Restaurantbesuchen zusammen – eine großartige Idee. Bargeld, den bekennenden Weinliebhaber, möchte ich als Fan zuvorkommend mit einer handverlesenen Flasche Weißwein beschenken. „Wo ist meine Garderobe? Ich habe in Kürze Tonprobe!“, höre ich es vor der Türe poltern. Bargeld tritt ein, seine Anwesenheit füllt den Raum. Ob der mitgebrachte Tropfen denn genehm sei, frage ich nach der Begrüßung? „Das ist ein guter Wein“, nickt Bargeld anerkennend, um schließlich lautstark mit einer Fratze nachzusetzen: „… aber noch besser wäre er, wenn er KALT wäre!“. Ich stürme zum Telefon und rufe den ansässigen Barbetreiber an, mit der dringenden Bitte um einen Kübel Eis. Verwundert ob meiner Hysterie fragt dieser, ob jemand denn seinen Finger verloren hätte? Oder gar ein anderes Körperteil? Soll man die Rettung rufen? Nein, nein, rasche Kühlung wäre aber dennoch
wünschenswert. Es handelt sich schließlich um den Krachgott! Unbelegt hingegen sind viele Mythen über die zweifelsohne experimentierfreudige Band. Hat man wirklich einmal einen mikrofonierten Hund im Studio über dutzende Wiener Schnitzel in Staniol laufen lassen? Umfasst die Cateringliste der Band tatsächlich über vierzig Seiten an ausgewählten Weinen? Who cares! Der Legendenstatus ist vorhanden, ein Platz in meiner Hall of Fame gesichert. Vierzig Jahre sind die Einstürzenden Neubauten nun alt. Über diese lange Zeit haben sie sich nicht nur personell, sondern auch inhaltlich verändert. Und das ist auch gut so! Wie lächerlich wirken die Unkenrufe Ewiggestriger, die jene alten Zeiten heraufbeschwören, als die Wiener Arena aufgrund eines leider misslungenen Bühnenexperiments auf Basis von Benzin und Feuer evakuiert werden musste. Künstler dürfen und müssen sich entwickeln, das ist auch hier nur gut und richtig. Bei der Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie stand man ebenso am Programm wie Weltstars der Klassik. Museen suchen um Auftragsarbeiten an. Eine neue Generation an Musikern zitiert aus dem Backkatalog der Band und sucht an um Zusammenarbeit. Die Einstürzenden Neubauten gehören noch nicht zum alten Eisen (Verzeihung!). Das beweisen Werke wie „Lament“ (2014) oder das neue Album „Year Of The Rat“. Ein Stück Musikgeschichte. Zumindest meiner eigenen. n Die Einstürzenden Neubauten präsentieren auf „The Year Of The Rat“-Tour ihr neues Album am 23. Mai auch in der OpenAir-Arena.
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Platz für ewi Liebe, Leben, Leidenschaft – nichts verbindet Fußballfans so sehr wie die Zuneigung zu ihrem Verein. Das kann durchaus religiöse Züge annehmen. In der Rivalität liegt die größte Leidenschaft.
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Mai 2002. Mittlerweile bin ich 17 Jahre alt und kurz davor, den Führerschein zu machen. Die Lehrzeit als Bürokaufmann geht bald dem Ende zu, der achtmonatige Grundwehrdienst rückt dafür beträchtlich nahe. Das ist heute aber alles egal, denn ich bin im (damals noch) Schwarzenegger-Stadion in Graz-Liebenau, um meine „Roten“ zum dritten Cupsieg zu peitschen. Ein schales Bier in der einen, eine halb abgerauchte Winston Light in der anderen Hand. Um mich herum Gleichgesinnte aus allen Altersklassen und sozialen Schichten: Doktoren, Professoren, La-
gerarbeiter, Arbeitslose, Studenten, Handelsvertreter. „Hier. Regiert. Der GAK.“ Für 90 bis 120 Minuten ist jeder gleich. Wir tragen keine Titel, sondern Farben. Wir dienen unserer Leidenschaft und lebenslangen Liebe. Tage-, was heißt: wochenlang geht es nur um dieses eine Thema. Eine Stadt, geteilt in rot und schwarz. Das Stadion einmal mehr bis zum Bersten gefüllt. Im Hinterkopf das Wissen, dass man bei einer Niederlage eine gefühlte Ewigkeit dem Spott des Lokalrivalen ausgesetzt ist. Vergessen Sie Kapfenberg gegen Simmering – der wahre Krieg ist immer ein Fußballstadtderby!
DIE GROSSE LIEBE VON REDAKTEUR FRÖWEIN: DER GAK Der GAK (Grazer Athletiksport-Klub) wurde 1902 als Fußballverein gegründet. Im Laufe der Jahre wurde aus dem GAK ein Allroundsportverein, der in 14 verschiedenen Sportarten Meisterschaftserfolge verzeichnen konnte. Bereits in der Vorkriegszeit kürte sich der Fußballverein dreimal zum österreichischen Amateurstaatsmeister, zwischen 1945 und 1978 fanden erstmals „goldene Jahre“ statt, indem der GAK im damals noch Wien-dominierten Fußball zweimal ins heimische Cupfinale einzog. 1981 gelang dem Verein der erste von insgesamt vier Cup-Siegen, dazu feierte der GAK 2004 den ersten und bislang einzigen Meistertitel. Finanzielle Misswirtschaft führte den Klub in den Ruin, wodurch in der Saison 2006/07 der Zwangsabstieg in die Regionalliga Mitte folgte. Als der Verein am 19. Oktober 2012 den vierten Konkursantrag einbrachte, war es vorerst um ihn geschehen. Unter Führung von Obmann Harald Rannegger gelang dem Verein 2013 unter dem Namen GAC ein Neustart in der 1. Klasse Mitte A. Schon nach der ersten Saisonhälfte verzeichnete der Verein 1.000 Mitglieder und ebenso viele verkaufte Dauerkarten. Wenig später wurde die Fußballsektion wieder in den Stammverein GAK eingegliedert und bis Sommer 2019 feierte der Verein sechs Meistertitel in Serie. Dadurch ist der GAK der einzige Verein Österreichs, der in allen Ligen Meister wurde. Nach dem Durchmarsch spielt der Verein aktuell in der 2. Liga.
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Lieben heißt leiden Die erste Halbzeit ist Magie in ihrer pursten Form. Wie ein Neujahrskonzert am Rasen, bei dem der Ball Riccardo Muti ist. 15. Minute: Ronnie Brunmayr knallt den Ball via Elfmeter zum 1:0 in die schwarzen Maschen. Fünf Minuten später doppelt der Torjäger nach SturmVerwirrung in der Abwehr nach und der eher unter Fehlkauf einzusortierende Schwede Jones Kusi-Asare erzielt in Minute 36 nach Steilpass von Rene Aufhauser das 3:0. Die Schwarzen werden wie eine Schülermannschaft zerlegt. Sie riechen in Hälfte zwei dank zweier Treffer von Ivica Vastic Lunte, aber der Pokal gehört uns. Es ist nicht bloß ein Pokalsieg, es ist eine gefühlte Offenbarung. Als Roter ist man Watschen gewohnt. Man ist der kleinere, aber durchaus sympathischere Verein. In den Jahren davor haben uns die Unaussprechlichen zweimal mit 5:0 und einmal mit 6:1 paniert. Lieben heißt leiden und jeder weiß, dass eine Leidenschaft Leiden schafft. Aber so ein Sieg gibt Energie für viele Wochen. Man zehrt lange davon und kann erhobenen Hauptes, stolz seine Farben tragend durch die Herrengasse stolzieren. Schließlich weiß jeder Fußballfan: du findest nicht deinen Verein, dein Verein findet dich!
Fotos: Fotolia, GAK, Schauspielhaus Graz
TEXT: ROBERT FRÖWEIN
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wige Pubertät Wir wissen also, die Frage „Bist du GAK oder Sturm?“ mutet auf den ersten Augenschein ziemlich dümmlich an. Sie zu stellen ist aber trotzdem legitim. Vor allem, wenn sie im Kunst- und Kulturbereich gestellt wird. Das Schauspielhaus Graz hat es sich nämlich zum Ziel gemacht, das Theater erstmals zu einem Stadion zu verwandeln und den wichtigsten Fragen der (Fußball)-Menschheit auf den Grund zu gehen. Was heißt Fan sein? Was macht den Stadionbesuch aus? Wer sind eure Freunde und Feinde? Wer ist euer Idol? Wen hasst ihr? Warum ist euer Verein denn so viel besser als der Stadtrivale? Jeweils elf Fans beider Mannschaften wurden für eine Bürgeraufführung gesucht, die das ewig gültige Thema einmal von einer anderen Seite beleuchten soll. Die Liebe zum Verein auf der Theaterbühne auszuleben als einmalige Chance, auch einmal einen künstlerisch-spielerischen Zugang zur ewigen Rivalität zu finden. Amateure auf der Bühne und Profis hinter den Kulissen. Ein mehr als interessanter Zugang, um den Wahnsinn „Fußballrivalität“ einmal aus einer gänzlich neuen Perspektive zu betrachten. Anonyme Romanzen Viel mehr als um Rivalität geht es beim Sport – und speziell beim Fußball – aber um die Liebe. Die einen sprechen von der wichtigsten Nebensache der Welt, andere von einer Religion. Für die einen ist es die einzig wahre, unkaputtbare lebenslange Liebe, für andere eine willkommene Flucht aus der har-
schen Realität. Fußballliebe ist nichts anderes als therapeutische Liebe. Trifft das eigene Team und triumphiert es am Ende sogar, dann lässt man Energien frei und löst innere Blockaden. Wildfremde werden für einen geschichtlichen Wimpernschlag der unbändigen Freude zu besten Freunden. Menschen, die nichts in ihren Leben, Ansichten und Werten gemeinsam haben, können alle zwei Wochen bei Heimspielen im Stadion für 90 Minuten zu blinden Vertrauten werden. So sehr man sich gerade in dieser Sportart auch mit Hass und Gewalt auseinandersetzen muss, ist der Fußball noch immer die sportliche Blaupause für menschliche Inklusion. Nirgendwo anders liegen sich Wildfremde so vogelfrei in den Armen, um gemeinsam zu jubeln oder zu trauern. Der Fußball schreibt Geschichten über anonyme Romanzen und ungeahnte Verbrüderungen. Autorin Constanze Kleis bestätigt in ih-
GEWINN SPIEL Wir verlosen ein signiertes ÖFB-Trikot. Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: www.ticketmagazin.com ÖFB-News finden Sie auf Seite 27!
rem Buch „Ballgefühle. Wie Fußball uns den Mann erklärt“, was Insider ohnehin längst wissen: „Männer sind beim Fußball so, wie die Frauen sie gerne in der Beziehung hätten: leidenschaftlich, ekstatisch, treu und zu Tränen gerührt.“ Paare kennen das gewiss aus der Realität. Während ein Auswärtsspiel in Innsbruck die sechs Stunden Fahrt locker wert ist, kämpft Frau oft wochenlang um einen gemeinsamen Ausflug ins angrenzende Grüne. Während man sich daheim oft schwertut, die richtigen Worte für die jeweilige Gefühlslage zu finden, können einem nach einer wichtigen Niederlage schon einmal unkontrolliert die Tränen aus den Augen schießen. Kleis sieht im Fußball „eine Art Reservat, wo Eigenschaften zählen, die sonst nicht
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mehr sehr gefragt sind“. Darunter zähle, dass man sich auch ohne viele Worte verstehe und der Alkoholkonsum durchaus problemlos toleriert wird. Fußball ist eine Spielwiese für Erwachsene, in der man sich ganz selbstverständlich für eine gewisse Zeitspanne und völlig unpeinlich zum Pubertierenden zurückentwickeln darf. Vorsicht vor der Liebe! Den wohl legendärsten Satz bezüglich Liebe und Leidenschaft im Fußball hat 1981 die Liverpool-Trainerlegende Bill Shankley getätigt. „Einige Leute halten Fußball für einen Kampf um Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich versichere Ihnen, dass es viel ernster ist.“ Doch Vorsicht ist geboten! Experten der University of Oxford haben erst vor wenigen Wochen festgestellt, dass die besonders hingebungsvolle Liebe zum runden Leder und seiner jeweiligen Lieblingsmannschaft alles andere als gesund ist. Für die Erhebung dieser Erkenntnis wurde der Speichel von 40 brasilianischen Fußballfans vor, während und nach der historischen 1:7-Niederlage gegen Deutschland bei der WM 2014 getestet. Es zeigte sich, dass das Hormon Kortisol, das an vielen
Unbändige Ekstase Alexander Rother schießt am 11. Mai 2019 in Vöcklamarkt das 2:0 und den GAK damit erstmals nach zwölf Jahren zurück ins Profigeschäft.
Stoffwechselvorgängen beteiligt ist und bei Stress vermehrt freigesetzt wird, exorbitant in die Höhe schoss. Dies kann die Blutgefäße verengen und einen Herzinfarkt fördern. 11. Mai 2019. Unglaubliche 17 Jahre sind seit dem historischen Cup-Sieg gegen Sturm vergangen und als GAKFan hat man in dieser Zeit wohl mehr Gefühlsachterbahnen erlebt als irgendwo anders auf der Welt. 2004: erster und bislang einziger Meistertitel. 2007: Erster von vier Konkursen und
BIST DU GAK ODER STURM? Das Schauspielhaus Graz hat sich zum Ziel gesetzt, zum ersten Mal das Theater in ein Stadion zu verwandeln und zwar mit einer Fußball-BürgerInnenbühne über Liebe, Stolz und Fan-Sein! Was heißt Fan sein? Was macht Stadion aus – wer sind Freunde und Feinde, wer ist Vorbild, wohin fällt die Liebe, wohin der Hass? Am 28. Februar feierte die Produktion „Bist du GAK oder Sturm?“ auf der großen Bühne von Haus EINS des Schauspielhaus Graz Premiere: Im Fokus die beiden Rivalen im Grazer Fußball-Derby, die auf eine lange Geschichte zurückblicken, der GAK und Sturm Graz. Beide Vereine durchschritten bereits Höhen und Tiefen, Verlass war aber immer auf ihre Fans. Bertolt Brecht soll einmal gesagt haben: „Theater muss wie Fußball sein.“ Tatsächlich haben Fußball und Theater mehr Gemeinsamkeiten, als man denkt: Es gibt große Dramen, vergötterte Heldinnen, tragische Verliererinnen. Und die Emotionen, die sich in einem vollbesetzten Stadion entladen, sind vergleichbar mit den kathartischen Momenten in einem Amphitheater der griechischen Antike. Die nächsten Termine finden am 3., 11., 18. und 21. März, sowie am 2. und 3. April statt.
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Zwangsabstieg in die dritte Liga. 2012: Vierter Konkurs. Schließung des Spielbetriebes. Endgültiges Ende. 2013: Neugründung durch ambitionierte Fans und Liebhaber. Einstieg in die 1. Klasse Mitte A, die achthöchste Spielklasse in Österreich. Nun eben Mai 2019: 2:1Erfolg im oberösterreichischen Vöcklamarkt. Ein Spiel ohne Glanz, aber mit Effizienz. Sechster Meistertitel in Serie, Rückkehr in den Profisport und Vollendung einer unfassbaren Märchengeschichte. Die Schwarzen aus dem Grazer Süden mögen sportlich erfolgreicher gewesen sein, aber wahre Legendengeschichten beinhalten auch Leid und Rückschläge. Somit ist auch heute noch klar: die Nummer 1 in Graz bleibt der GAK. n An zahlreichen Terminen im März und April findet im Schauspielhaus Graz eine Fußball-BürgerInnenbühne über Liebe, Stolz und Fan-Sein statt und fragt: „Bist du GAK oder Sturm?“. Tickets für die Spiele des ÖFB finden Sie ebenso auf oeticket.com wie auch Tickets zu den Heimspielen des FC Red Bull Salzburg, SK Puntigamer Sturm Graz und des FC Wacker Innsbruck.
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BODY COUNT
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Carnivore Vor 30 Jahren waren Body Count nicht nur musikalisch ein Aushängeschild: Ja, ihre Verschmelzung von Rap, Metal und Hardcore/Punk war Pionierarbeit, genreprägend wie -übergreifend; Mehr Dringlichkeit hatten nur die sozialkritischen Texte von Ice-T. Exakt diese Brillanz greift „Carnivore“ mühelos erneut auf. (sb)
New Man, New Songs, ... Adam Darski gelingt es, den Death Country des Debüts weiterzudenken und auch dank der diversen, wohlfeil ausgesuchten Gästeriege mit einer unerwarteten Vielschichtigkeit aufzuladen; Ein spektakulärer Streifzug wie Dante Alighieris Jenseitsreise in der „Göttlichen Komödie“, von der Hölle bis ins Paradies. (sb)
IGORRR
My Dying Bride – The Ghost Of Orion Es grollt, dazu elegischer Gesang, ein Gastbeitrag von Wardrunas Lindy-Fay Hela. Hie und da klagende Streicher, Piano, ein ätherischer Chor. Nahtlos prallt sakrale Epik auf tonnenschweres Trauerknurren: alles richtig gemacht. (sb)
Ordinary Man So wie Topf und Deckel, Pfeffer und Salz, Schlüssel und Schloss oder A-Hörnchen und B-Hörnchen zwingend zusammengehören, ist auch Ozzy Osbourne obligates Puzzleteil für die unheilschwangere Klangwelt von Black Sabbath: Als er 1979 aus der Band geschasst wurde, implodierte selbige und war bis zu seiner Wiederkehr 2011 quasi nicht existent – jegliche Versuche, sein unikales Timbre
DOOL
Circa Waves – Sad Happy „Dance Weep“ nennt Dua Lipa ihre Musik: Lieder, zu denen man tanzen möchte, obwohl sie traurig sind. Auch die Liverpooler Indies bedienen mit ihrem Viertling beide Gegenpole, ist eine Albumseite froh, die andere betrübt. (sb)
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mit prominenten Substituten von Ronnie James Dio über Ian Gillan bis Glenn Hughes zu remplacieren, waren im Grunde nichts mehr als reiner Hohn. Andersrum sah die Sache einen Deut besser aus: In seinem interimistischen Solotreiben konnten ihm vorerst Randy Rhoads, nach dessen Tod Zakk Wylde sehr wohl einen trefflichen Rahmen schneidern, gerade seine Frühwerke von „Blizzard of Ozz“ bis „No Rest for the Wicked“ beinhalten einige feine Momente. Jedoch: Im Fahrwasser von Sabbaths Schwanengesang „13“ wirkt nun „Ordinary Man“ über weite Strecken wie bisslose Ausschussware, und gerade beim gegenwärtig leider hippen (gottlob: finalen) Rap-Feature mit Travis Scott beutelt einen das kalte Grausen. Im Kontext des – von Slash über Duff McKagan, Chad Smith, Tom Morello & Elton John – durchaus prominent besetzten Albums war da noch die erste Single „Under the Graveyard“ am würdigsten, Material zum „Klassiker“ sucht man selbst mit Wohlwollen vergebens. (sb)
ME AND THAT MAN
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OZZY OSBOURNE
J. Hultén – Chants From Another Place Sanftere, akustische Klänge schlägt Hultén, Gitarrist bei Tribulation, auf seinem Solodebüt an, changiert ebda. zwischen traditionellem, nordischen Folk und dem intensiven Spannungsfeld zwischen Wovenhand und Hexvessel. (sb)
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Summerland Ryanne Van Dorst samt einstigen The-Devil’s-Blood-Mitgliedern hat sich in den letzten Jahren eine Spitzenstellung in der Dark-Rock-Szene erarbeitet. Ein Ruf, dem „Summerland“ nicht gänzlich gerecht wird: Über weite Strecken wirkt es zu licht, mangelt es doch an unheilschwangerem Raunen. (sb)
Spirituality & Distortion Wie auch schon auf den drei Alben zuvor zelebriert Gautier Serre samt Kollektiv musikalischen Dadaismus, einen Parforceritt von Metal über Jazz und barocke Klassik bis hin zu Electro und Ethno. Den teils konträren Klängen gemein ist ihre emotionale Tiefe, das Album Ergebnis seiner Geisteszustände. (sb)
Fotos: Hersteller
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Lichtspiele
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Ende März gibt es mit „Mulan“ den Realfilm-Reboot des Animationsfilms von 1998, mit dem sich Disney seinerzeit ganz schön in die Nesseln setzte. TEXT: ANDREAS UNGERBÖCK
Traditionell Im Realreboot ist endlich nicht nur die Hauptrolle tatsächlich auch mit einer Chinesin besetzt. China wird jedoch wohl auch diese Version sehr kritisch beäugen.
Fotos: Disney Enterprises, Universal Pictures
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m Zuge seiner Modernisierungsarbeiten am eigenen Film-Archiv ist der Maus-Konzern nun beim finanziell wie künstlerisch eher mittelerfolgreichen Animationsabenteuer aus dem Jahr 1998 angekommen. Die Geschichte von Mulan, ebenso einfach wie genial, stammt (vermutlich) aus dem 5. Jahrhundert und ist als heroische Ballade fester Bestandteil des kulturellen Erbes in China: Das tollkühne Mädchen Mulan erfährt, dass ihr kranker Vater in den Krieg ziehen soll, um die Hunnen von China fernzuhalten. Sie verkleidet sich als Mann und nimmt seine Stelle ein. Dass sie das als Frau niemals hätte tun dürfen, versteht sich (leider nicht nur im historischen Rückblick) von selbst. In der chinesischen Welt, die bekanntlich nicht so klein ist, war man mit dem Film gar nicht glücklich: Zum einen kreidete man Disney an, dass die Geschichte ziemlich von der Originalstory abwich, und auch die Tatsache, dass zwar die Titelfigur von einer gebürtigen Chinesin gesprochen
wurde, die meisten anderen Rollen jedoch von weißen (Schnulzensänger Donny Osmond!) und schwarzen (Eddie Murphy!) Americans, stieß auf wenig Begeisterung. Und dass ausgerechnet der japanischstämmige Pat Morita den chinesischen Kaiser sprach, fand man auch nicht besonders subtil. Es kann nicht überraschen, dass es mehrere lokale Verfilmungen des traditionsreichen Stoffes gibt, unter anderem der groß angelegte Realfilm „Mulan – Legende einer Kriegerin“ (Hua Mulan) von 2009, in der die überaus populäre Vicki Zhao in der Rolle der furchtlosen jungen Frau zu sehen war. Doch diese Zeiten sind längst vorbei, und heute, wo die ganze Welt auf den gigantischen chinesischen Markt schielt, kann sich Disney solche Ausrutscher sowieso nicht mehr erlauben. So ist nun also bei der Neuauflage zwar nahezu die gesamte Crew amerikanisch, vor der Kamera agieren aber (fast) ausschließlich chinesische Stars, darunter solche Kaliber wie die in
die Jahre gekommenen Martial-Arts-Fürsten Donnie Yen und Jet Li (als Kaiser) und Chinas Vorzeigeschauspielerin Gong Li als Hexe Xian Lang, die es in der Originalgeschichte nicht gibt und die der traditionsreichen Figur der „baigujing“ („weißer Knochengeist“) aus dem großen Roman „Reise in den Westen“ nicht unähnlich ist. Die Hauptrolle, und damit kommen wir zum Höhepunkt, verkörpert diesmal die strahlend schöne Liu Yifei, wie viele andere chinesische Schauspielerinnen Ex-Model und Sängerin: Sie war übrigens schon, in einer kleineren Rolle, in dem genannten chinesischen Mulan-Film von 2009 zu sehen.
AUSSERDEM IM KINO Narziss und Goldmund Zwei konträre Lebensentwürfe bilden den Kern der am 12. März im Kino anlaufenden Geschichte, die auf Hermann Hesses weltbekannter Erzählung basiert: Da ist auf der einen Seite der asketische, tiefreligiöse Klosterschüler Narziss, auf der anderen Seite der ungestüme Goldmund. Schnell entwickelt sich in der Abtei eine tiefe Freundschaft, die jedoch Jahre später auf die Probe gestellt wird … Trolls World Tour In der Fortsetzung von „Trolls“ entdecken ab 26. März die Trolle, dass sie nur einer von sechs Trolls-Stämmen sind, die alle zudem von den unterschiedlichen Musikrichtungen geprägt sind: Funk, Country, Techno, Klassik, Pop und Rock. Damit ist zumindest eines klar: Ihre Welt wird nicht nur größer, sondern auch sehr viel bunter und lauter! Doch der Hard-Rock-Königin Barb passt das so gar nicht …
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Plug & Play Was kommt raus, wenn IKEA und Sonos gemeinsame Sache machen? Ein Wi-Fi-Lautsprecher, der sich nicht nur ins Regal stellen, sondern auch selbst als Wandregal nutzen lässt. TEXT: JULIA HAIDER
Design von IKEA Der Name ist Programm: Der kompakte Lautsprecher ist gleichzeitig dekorativ und praktisch, denn er lässt sich nicht nur ins Regal stellen oder legen, sondern kurzerhand auch selbst als Regalbrett nutzen, indem er per Haken oder Halterung an die Wand montiert wird. IKEA hat dem WLAN-Speaker ein schlichtes, unauffälliges Kunststoffgehäuse mit Stoffüberzug auf der Frontseite spendiert. Auch bei den Anschlüssen und Bedienelementen war Schlichtheit die Devise: Lediglich ein Ethernet-Port und drei Tasten (Lautstärke und Play/Pause) sind vorhanden. Auf AUXBuchse, optischen Anschluss oder auch Bluetooth-Unterstützung wurde verzichtet. Ein optionales LAN-Kabel für den Anschluss direkt am Router ist im Lieferumfang enthalten. Nicht ganz optimal: Das Stromkabel ist lediglich 1,50 Meter lang. Wer den Speaker also in ein höhergelegenes Regal stellen oder aufhängen möchte, benötigt unbedingt ein zusätzliches Verlängerungskabel.
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Technik von Sonos Das Herzstück des Regal-Speakers ist natürlich die Technik, die Sonos beigesteuert hat. Obwohl der Speaker vergleichsweise günstig ist, muss man beim Sound kaum Abstriche machen: Der Lautsprecher liefert für seine kompakte Größe einen überraschend guten Klang mit klaren Höhen und Mitten, im Vergleich zur Symfonisk Tischleuchte jedoch weniger kräftigen Bässen. Unterm Strich erzeugt der Speaker ein stimmiges Klangbild, das an jenes des Sonos Play:1 heranreicht. Gesteuert werden die Lautsprecher über die Sonos-App für Android und iOS, die eine große Anzahl an Musik und Radiosendern unterstützt. Zusätzlich ist die Regal-Box mit allen gängigen Musikstreaming-Diensten wie Spotify, YouTube Music oder Apple Music kompatibel. Da die Symfonisk-Lautsprecher auch AirPlay-2-fähig sind, können Apple-User Musik direkt vom iPhone streamen, ohne die SonosApp nutzen zu müssen. Ebenfalls exklusiv für Besitzer eines Apple-Geräts ist die Raumtuning-Funktion „Sonos Trueplay“. Die App erkennt über das SmartphoneMikrofon Raumzuschnitt und Lautsprecherposition und stimmt den Klang darauf ab, wie der Sound von Wänden und Möbeln reflektiert wird. Stereo-Sounderlebnis Wer zwei oder mehr Sonos-Lautsprecher besitzt, kann diese für kleine bis mittelgroße Räume zu einem Surround-Set bündeln. In unserem Test haben wir zwei Regallautsprecher zu einem Stereopaar zusam-
mengeschlossen. Das hat ganz einfach über die Sonos-App funktioniert, die alle Speaker im Raum automatisch erkennt und gleich koppelt. So kann man in wenigen Schritten mehrere Boxen gruppieren oder einen neuen Regallautsprecher in ein bereits bestehendes System einfügen. Zudem lassen sich beliebig viele Speaker für ein Multiroom-System verbinden – somit kann in verschiedenen Räumen wahlweise die gleiche oder unterschiedliche Musik abgespielt werden. Extra-Zubehör Soll der Speaker an die Wand montiert werden, müssen Haken oder Wandhalterung extra für zehn beziehungsweise fünf Euro dazugekauft werden. Ebenfalls optional gibt es eine Fernbedienung, mit der sich Sonos-Soundsysteme wie der RegalSpeaker von überall in der Wohnung steuern lassen. Die Unterstützung von Bluetooth und Sprachassistenten sowie ein etwas längeres Stromkabel wären wünschenswert gewesen; abgesehen davon bekommt man mit dem Symfonisk Regal-Speaker aber Sonos-Soundqualität zum günstigen Preis. Zu den Pluspunkten zählen die Einbindung ins SonosÖkosystem sowie die vielfältigen Möglichkeiten, den Speaker im Wohnraum zu platzieren und mit anderen Lautsprechern zu koppeln. Bewertung: € 100,– (UVP) www.ikea.com
Fotos: Hersteller
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mart Home ist bei IKEA eingezogen: Nachdem der schwedische Möbelkonzern bereits smarte Glühbirnen und Steckdosen im Sortiment führt, hat er sich nun mit USSoundprofi Sonos zusammengetan, um zwei multiroomfähige Lautsprecher auf den Markt zu bringen, die es in dieser Form bisher noch nicht gegeben hat. Die Symfonisk Tischlampe wurde bereits im e-media Oktober 2019 getestet, nun steht der günstigere Symfonisk Regal-Speaker auf dem Prüfstand.
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Klingendes Wandregal Mit dem kostengünstigen Zubehör lässt sich die Symfonisk rasch und einfach an der Wand befestigen und als kleines Regal benutzen.
LIVE SPÜRT MAN MEHR
Musikjournalist Robert Fröwein präsentiert: die besten Live-Alben aller Zeiten!
Kiss Alive! 1975, Casablanca Records
FEATURES • Wi-Fi-Speaker • Bewährte Sonos-Technik • WLAN, LAN-Anschluss • Multiroomfähig • 10x15x31 cm, Kabellänge 150 cm
PRO & CONTRA + Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis + Soundqualität von Sonos + Lässt sich aufstellen, hinlegen oder an die Wand montieren – Kein Bluetooth / Audioeingang – Kurzes Kabel
Regal-Speaker Der Name kommt nicht von ungefähr: Der Lautsprecher lässt sich nicht nur ins Regal stellen, sondern kurzerhand auch selbst als Wandregal nutzen. Die Traglast liegt bei drei Kilogramm.
Live-Alben – wozu? Wer sich diese Frage stellt, dem gehört vielleicht noch einmal eine Extralektion Musikerziehung aufgebürdet. Selbstredend gibt es die pflichterfüllenden, nichtssagenden, mediokren. Aber es gibt auch die einzigartigen, legendären, unverzichtbaren. In unserer aufgeklärten Gesellschaft kann man sich das ja gar nicht mehr vorstellen, aber denken Sie doch zurück an die unschuldigen 70er-Jahre. Real oder imaginär – je nach Ihrem derzeitigen Alter. Damals, als musikalische Schreckgespenster wie Marilyn Manson oder Slipknot-Sänger Corey Taylor noch die ersten Schritte im Sandkasten übernahmen, erschütterten Kiss ganz Amerika und später auch den Rest der Welt in ihren Grundfesten. Vier geschminkte Kreaturen mit Plateaustiefeln, diabolisch langen Zungen und außerirdischen Panzern zogen blutspuckend und brandschatzend durch die Welt, um kleine Kinder zu fressen. Gut, am Ende war es doch nur glamouröser Hard Rock, aber sagen Sie das einmal Musikfans, die bis dorthin nur mit Slade, Deep Purple oder Led Zeppelin firm waren! „Alive!“, das erste Livealbum von Kiss, war vor allem auch eine visuelle und marketingtechnische Revolution, leitete eine ganz neue Ära in diesem Segment ein. Für Kiss war der Schritt gleich in doppelter Hinsicht wichtig. Einerseits, weil die drei vorher aufgenommenen Studioalben zwar gut waren, aber floppten. Andererseits, um den Fans zu zeigen, wo die wahre Stärke des Quartetts aus New York liegt, denn hier merkte man erst, welche Kraft die bis dahin sträflich verschmähten Songs eigentlich haben. Ob kaum (laut Gene Simmons) oder extrem nachbearbeitet (laut Peter Criss) ist schlussendlich egal – wichtig ist nur der kraftvolle, brodelnde und 16 Songs starke Hard Rock, der noch 45 Jahre später die Faust zum Posen in die Höhe schnellen lässt. Explosionen auf der Bühne ließen sich mit der damaligen Technik nicht so einfach aufnehmen, also wurden im Studio derartige Töne einfach hinzugefügt. Dass „Alive!“ mit einem herkömmlichen Live-Album wenig am Hut hat, ändert nichts daran, dass Kiss damit erst ihre Weltkarriere starten konnten. Danach kamen „Destroyer“, „Rock And Roll Over“ und „Love Gun“ und der Rest ist Musikgeschichte. You wanted the best, you got the best!
Mehr Testberichte gibt es im aktuellen e-media!
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Spielwiese „AVICII Invector“ ist ein Rhythmus-Spektakel, mit dem wir die eindringlichsten Stücke des viel zu früh verstorbenen Schweden nun auch als Spiel auf uns wirken lassen können. TEXT: JOACHIM SCHMIDA
Zugegeben, der EDM-Musik war ich noch nie besonders verbunden. Mit AVICII verhielt sich die Sache dennoch immer irgendwie anders: Als er im Juli 2014 in der Wiener Krieau mit einem bombastischen Live-Set Zigtausende Fans begeisterte (siehe Fotos), hatte die DJ-Show und die gesamte Atmosphäre durchaus etwas sehr Einnehmendes bis Faszinierendes – auschlaggebend dafür war sicher sein enormes Gespür für pompöse DancePop-Hits mit „catchy“ Melodien sowie seine Geschmackssicherheit in Sachen Kollaborationen und Anleihen anderer Genres. Insofern war Tim in der Tat ein Ausnahmekünstler seines Metiers. Zu Lebzeiten selbst Gamer, hatte er an „Invector“ mitgewirkt und konnte die Veröffentlichung der ersten PS4-Version noch miterleben. Der nunmehrige Multiplattform-Release zelebriert Berglings Musik auf äußerst charmante Weise. Genauso wie die 25 Best-of-Tracks zu fesseln verstehen, packt einen das Spiel durch sein nahezu hypnotisierendes, stark süchtig machendes Gameplay. Das Spielprinzip ist schnell erklärt: Wir steuern einen kleinen Raumgleiter durch neonfarbene Welten und müssen dabei durch zeitgerechtes Drücken der korrekten Tasten im Takt bleiben. Mit zunehmendem Spielverlauf werden die Levels durchaus knackig und herausfordernd, aber wie heißt es so treffend im wunderschönen Song „What Would I Change It To“: „Losing is only a sign / It’s only a sign that you really tried (really tried).“
PLUS
MINUS Die Story zwischen den einzelnen Herausforderungen hätte es verdient, optisch „AVICII Invector“ erfindet das Rad nicht neu, ist aber eine mehr als würdige Hommage an die – wie sich tragisch herausstellen sollte – höchst „zerbrechliche Künstlerseele“ Tim Bergling und sein Lebenswerk. Übrigens: Ein Teil der Einnahmen kommt der „Tim Bergling Foundation“ zugute, deren Ziel es unter anderem ist, Jugendlichen mit psychischen Problemen zu helfen.
FAZIT
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Publisher: Wired Productions Plattform: PC, PS4, Xbox One, Switch folgt
Fotos: Hersteller, Joachim Schmida
reizvoller in Szene gesetzt zu werden.
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fremd-Sprache Eine Glosse von Alfred Dorfer
Der Wiener Alfred Dorfer zählt zu den wichtigsten Satirikern und Autoren im deutschen Sprachraum, den er als seine Bühne begreift. Nach ersten Erfolgen mit der Gruppe Schlabarett erlangte er neben Josef Hader als Hauptdarsteller im Film „Indien“ überregionale Bekanntheit. Dorfer ist großer Fan des Fußballklubs FK Austria Wien und dissertierte 2011 an der Universität Wien mit „Satire in restriktiven Systemen Europas im 20. Jahrhundert“. Aktuelle Live-Termine findet Ihr unter dorfer.at!
Im Sport gelten beim Prozentrechnen andere Regeln als in der Wirtschaft. Trotzdem hängen Fußball und Brexit zusammen.
Foto: Peter Rigaud
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port und im Besonderen Fußball haben bekanntlich einen eigenen Jargon. So spricht man gern von einer tausendprozentigen Torchance. Auch Trainer sitzen oft tausendprozentig fest im Sattel. Wenn so ein Satz von einem Präsidenten fällt, heißt das für den Betroffenen meist nichts Gutes. Denn das Wort Prozent sagt etwas über den Anteil an Hundert aus. Mehr als hundert Prozent geht eigentlich nicht. Tausendprozentig ist also das Zehnfache des Möglichen. Offenbar kann man beim Kicken zehnmal mehr als fest im Sattel sitzen. Doch das ist, wie es neuerdings in Interviews tönt, in keinster Weise gemeint. Kein ist also steigerbar, das ist interessant, denn es heißt eigentlich „nicht ein“. Keiner wäre dann etwas weniger als nicht. Und keinst hieße schließlich nichtest. Der Trainer sitzt also besonders nicht unfest im Sattel. Vielleicht wäre tausendpromillig in dem Fall besser, wenn nicht die Promille in diesem Land eine ganz spezielle Bedeutung hätten. Immer wieder hört man auch, dass die Chancen auf den Sieg 50:50 stehen, also halbhunderprozentig. Da ein Match bekanntlich 90 Minuten dauert, wird bestenfalls ein Brief auf-
gegeben, denn gewinnen kann man quasi immerst. Von dem her wird auch oft gern genommen bei Interviews und besonders: „Wir konnten unsere Leistung nicht abrufen.“ Wobei man diese nur erbringen, Potenziale hingegen abrufen kann. Ob das stattfindet, ist meist eine Mentalitätssache. Und manche Fußballphilosophen meinen ja, die spiegelt sich im Spielstil der Nationalteams wider. Bei den Afrikanern ist das nachvollziehbar, sie spielen wirklich noch Fußball, wie die Kinder, unbelastet, nicht taktierend, fast wie Tanz. Sonst stimmt diese These schon lange nicht mehr. Man denke an die Italiener, im Alltag Großmeister der Improvisation, liebenswert schlampig. Am Feld preußischer als die Preußen, spielen sie Fußball wie Bankiers, berechnend und öd. Oder, was könnte man aus den ständigen Tormannfehlern für Rückschlüsse auf die Briten ziehen? Warum lassen englische Goalies Bälle durch, die Mädchen im Kindergartenalter mit der Kappe fangen? Weil sie auch jedes Turnier ähnlich schnell verlassen wollen wie die EU? Der Niederländer, im täglichen Umgang eher protestantisch lust- und hu-
morfrei, zeigt am Rasen spielerische Größe. Mag sein, dass all die kreativen Möglichkeiten des Landes in den Fußball fließen, das würde den faden Geschmack des dort produzierten Edamers erklären. Selbst die Deutschen spielen längst nicht mehr germanisch. Jogis Bubentruppe bietet inspirierten Kick, keine Rede mehr von der deutschen Dampfwalze. Und was das Überraschende ist: kaum Überheblichkeit. Ein sympathisches deutsches Team, das ist wohl das Sensationellste. Leider können wir da unsere Vorurteile nicht mehr abrufen. Schade eigentlich. Von dem her.
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glosse
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Grantscherbn Schwarzhumorige Pointen, spitzzüngige Dialoge und Alpenlieder mal anders: Duo RaDeschnig halten in ihrem aktuellen Programm „Doppelklick“ nicht nur Österreich, sondern der gesamten Online-Welt einen Sitten-Spiegel vor. TEXT: MANUEL SIMBÜRGER
Worum geht es in „Doppelklick“? Birgit: Es geht grob umrissen um einen Versuch der Annäherung in Zeiten ge-
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genseitiger Abschottung und die Suche nach einer gemeinsamen Basis als Ausgangspunkt für ein Gespräch. Auf dem Weg dorthin wird sehr viel geflucht, geschimpft und beleidigt – wir haben uns also am Grundton der digitalen Kommunikation orientiert. Nicole: In „Doppelklick“ geht es um zwei Personen, die nur mehr über soziale Medien miteinander kommunizieren und dabei blindlings in digitale Echokammern tappen. Wie ist die Idee entstanden? Birgit: Ich wollte verstehen, warum Menschen in sozialen Netzwerken oft solche Trotteln sind, wenn sie miteinander was besprechen. Nicole: Ich hab mich gefragt, ob es gut oder schlecht ist, wenn eine Software darüber entscheidet, welche Beiträge man sieht und welche nicht. Für die Recherche hab ich einmal versehentlich eine Hundenärrin geliked und plötzlich tauchten nur mehr Leute mit Hunden in meiner Timeline auf. Dabei mag ich Katzen. Welche Erfahrungen habt ihr mit sozialen Medien? Birgit: Rein berufliche. Eine Meinung zu posten halte ich deshalb nicht aus, weil ich die Richtung, die der Diskurs daraufhin mitunter einschlägt, nicht mehr unter Kontrolle hab. Da kann unter eigener Abwesenheit so viel formuliert werden,
dass ich jedes Mal Schweißausbrüche hatte beim Einloggen. Nicole: Ich streite lieber persönlich. Ihr seid für „Doppelklick“ mit dem Österreichischen Kabarettpreis ausgezeichnet worden. Birgit: Preise betrachte ich als offizielle Bestätigung dafür, dass auch andere Leute das lustig finden, was wir für lustig halten, und diese Art der Wertschätzung ist in einer derart subjektiven Kategorie wie Humor durchaus beruhigend. Nicole: Dadurch, dass ich im Urlaub und mein Handy abgedreht war, hatten elf familieninterne Anrufe in Abwesenheit eher eine beängstigende Wirkung. Ich war also in erster Linie erleichtert. Ist es leichter oder schwieriger, wenn die eigene Schwester auch Kollegin ist? Birgit: Da wir bisher keine anderen DuoPartnerInnen hatten, fehlen uns für eine wissenschaftlich fundierte Antwort die Vergleichswerte. Wie ähnlich sind sich eineiige Zwillinge tatsächlich? Birgit: Sehr ähnlich. Es ist im Alltag oft schwer zu wissen, wer man eigentlich ist. Habt ihr schon mal als Zwillingspärchen Streiche gespielt, sich zum Beispiel als die jeweils andere ausgegeben?
Foto: Stefan Grauf-Sixt
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ie surfen mit präziser Rasanz, irrwitziger szenischer Fantasie, schonungsloser Selbstironie sowie darstellerischer und musikalischer Virtuosität durch Chaträume, Echokammern, YouTube-Kanäle und Fotoshops“, kann sich die Jury des Österreichischen Kabarettpreises vor Bewunderung und Begeisterung nicht mehr retten, wenn sie von den Kärntner Zwillingsschwestern Birgit und Nicole spricht, die schon 2010 den altbewährten Grazer Kleinkunstvogel, bereits 2016 den Österreichischen Kabarettpreis gewannen und seitdem die Welt ein Stückerl humorvoller machen. „Mit ihrem fünften Programm haben RaDeschnig ihrem bislang ausnahmslos außergewöhnlichen kabarettistischen Œuvre eine würdige Krone verpasst“, zieht die Jury auch 2019 ihr Fazit – wahrscheinlich in einem Moment, als sie zwischen Lachkrämpfen kurz zum Luftholen kam. Denn „Doppelklick“ ist erneut RaDeschnig pur: Mit denselben Genen, aber völlig unterschiedlichen Suchergebnissen verlassen zwei Schwestern für einen Abend die Gemütlichkeit ihrer Paralleluniversen, um sich ihre verschiedenen Sichtweisen auf die großen Themen des Alltags, allen voran das Internet, ungefiltert um die Ohren zu hauen.
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Birgit: Wir haben direkt nach der Geburt die Rollen getauscht – bis jetzt hat es noch niemand bemerkt! Wann habt ihr euer Talent, Menschen humoristisch zu unterhalten, entdeckt? Birgit: Wie so oft war es die fruchtbare Mischung aus Existenzangst und Zufall, die uns zum Schreiben animiert hat. Und als wir bemerkt haben, dass der zufällige Weg die Existenzangst minimiert, sind wir dabei geblieben. Nicole: Wir haben uns bei den ersten selbst geschriebenen Texten gewundert, dass die Leute das amüsant finden. Als sich dieses Phänomen wiederholte, habe ich meinen Traum, dramatische Bühnenstücke zu schreiben, an den Nagel gehängt.
Foto: Stefan Grauf-Sixt
Angeblich wird es Frauen im Gegensatz zu Männern sehr übel genommen,
wenn sie auf der Bühne Schimpfund/oder Fäkalwörter verwenden. Ihr aber schreckt vor derber Sprache in euren Programmen nicht zurück. Nicole: Ein Programm über das Kommunikationsverhalten in sozialen Medien zu schreiben, ohne dabei derbe Sprache zu verwenden wäre wohl komplett illusorisch. Birgit: Ich finde das Überreizen von „Scheißen“ und „Ficken“ als reine Provokation grundsätzlich und völlig geschlechtsneutral fad. Was mich nach wie vor irritiert ist eher, dass uns mit dem unsäglichen Label „Powerfrau" immer wieder übernatürliche Kräfte attestiert werden, nur weil wir uns auch auf eine Bühne trauen. Ihr macht euch auch immer wieder über eure Kärntner Herkunft lustig. Was
unterscheidet Kärnten vom Rest Österreichs? Birgit: Es ist anscheinend immer noch eine Pointe, wenn man sagt, dass man aus Kärnten stammt, und dieser Umstand unterscheidet das Bundesland wohl auch vom Rest Österreichs. Wie bringt ihr euch gegenseitig zum Lachen? Birgit: Wir vergleichen unsere SVA-Beitragszahlungen und lachen aus einer gewissen Verzweiflung heraus. n Duo RaDeschnig spielen „Doppelklick“ laufend in ganz Österreich, etwa im Wiener Haus des Meeres, in der Tischlerei Melk Kulturwerkstatt und im Kabarett Niedermair. Duo RaDeschnig Seit 2010 mischen die Kärntner Zwillingsschwestern mit höllischem Galgenhumor und musikalischer Vielschichtigkeit die deutschsprachige Kabarettszene auf, aktuell mit ihrem fünften Programm „Doppelklick“. Außerdem machen sie in der Bandformation Klakradl gemeinsame Sache mit dem Kärntner Jazzduo Klak und sind obendrein mit diversen Radiokolumnen regelmäßig auf FM4 zu hören.
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Live spürt man mehr! Tenacious D Post Apocalypto Tour Am 13. Februar gastierten die Klamaukbuben von Tenacious D mit Wynchester im Vorprogramm im Rahmen der „Post Apocalypto“-Tour in der ausverkauften Wiener Stadthalle D: Vorerst gab es den Apocalypto-Film mit Live-Intermezzi, im zweiten Showteil dann ein Best-of-Set. Stefan Kuback hat die Fotos!
Sabaton The Great War Tour In den Atemzügen des Oscar-prämierten Dramas „1917“ gastierten am 21. Jänner Sabaton mit ihrem „The Great War“-Epos im Gasometer, im Vorprogramm: Apocalyptica und Amaranthe. Stefan Kuback hat die Fotos!
Slipknot We Are Not Your Kind Tour Am 14. Februar gastierten Slipknot, die wahnsinnigen Clowns aus Iowa, mit der polnischen Feuerwalze Behemoth im Vorprgramm in der Wiener Stadthalle D. Stefan Kuback hat die Fotos!
Babymetal
Mehr Konzertfotos gibt es auf www.ticketmagazin.com!
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Fotos: Stefan Kuback
Metal Galaxy Tour Im Rahmen ihrer „Metal Galaxy“-Welttournee machten die japanischen Superstars Babymetal am 11. Februar auch im Gasometer Station. Im Vorprogramm: Skynd. Stefan Kuback hat die Fotos! Babymetal spielen auch am Nova Rock!
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POST SCRIPTUM
übrigens! Parov Stelar (Foto) steckt mitten in den Arbeiten seiner „Voodoo Sonic“-Trilogie, von der Teil 1 bereits im November veröffentlicht wurde. Er kündigt nun vor der Veröffentlichung von Teil 2 am 24. April zwei spezielle Abende im Wiener Konzerthaus an: der 19. September ist bereits ausverkauft, für den 20. gibt es noch Karten! Der Tiger Tom Jones kommt am 16. Juli ins Wiener Konzerthaus und am 19. Juli in die Grazer Stadthalle, Joss Stone am 26. August in das Open-Air-Areal der Arena. Ebenfalls dort: Wolfmother am 25. August und Beck, der in den Neunzigern mit seinem Debüt-Hit „Loser“ weltweit durchstartete, mit seinem aktuellen Album Nummer 14 namens „Hyperspace“ am 20. Juni. Limp Bizkit bespielen am 13. August im Gasometer. Ab so-
fort gibt es für einige Konzerte des diversen Sommerprogramms in der METAStadt auch Comfort-Upgrades, die etwa kostenfreie Getränke und Zutritt zu exklusiven Bereichen beinhalten!
GEWINNSPIELE finden Sie in dieser Ausgabe auf den Seiten 08–10, 14–15, 16–18, 20–21 und 42–44. Sie können über das Gewinnspielformular auf www.ticketmagazin.com („!ticket Gewinnspiele März 2020“) mitspielen. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 15. März 2020.
Das nächste !ticket erscheint am 25. März 2020.
Foto: Mark Unterberger
Fotos: Stefan Kuback
IMPRESSUM Herausgeberin, Chefredakteurin: Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteur & Chef vom Dienst: Stefan Baumgartner Anzeigen: Catharina Brand, Suzana Milic, Mag. Roberta Scheifinger Anzeigenproduktion & Verrechnung: Susanne Franzl Redaktion: Rouven Ahl, Stefan Baumgartner, Amina Beganovic, Alfred Dorfer, Sebastian Fasthuber, Robert Fröwein, Angelika Goldmann, Walter Gröbchen, Julia Haider, Markus Höller, Michaela Kurcsics BA BA MA, Mag. Joachim Schmida, Mag. Manuel Simbürger, Mag. Karin Steiner, Andreas Ungerböck, Stefan Verra Cartoon: Österreich in leiwanden Grafiken Lektorat: Gunther Natter Fotos: siehe Copyright Cover: Zimon Avellaneda Medieninhaber, Eigentümer, Redaktionsanschrift: CTS Eventim Austria GmbH, !ticket Eventmagazin, Mariahilfer Straße 41–43, 1060 Wien Designkonzept, grafische Produktion: QMM Quality Multi Media GmbH, Mariahilfer Straße 88a/II/2a,
1070 Wien Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager Druck: Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten Abonnements: !ticket Österreichs Eventmagazin Nr. 1 erscheint 10 x jährlich. Jahresabo Österreich: € 22,00, Jahresabo Europa: € 44,00. Kündigung jeweils acht Wochen vor Ablauf der Bezugsfrist nur schriftlich eingeschrieben oder per E-Mail an abo@ticketmagazin.com. Einzelpreis: € 2,90 Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos übernehmen wir keine Haftung, eine Rücksendung erfolgt nicht, es besteht kein Recht auf Veröffentlichung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Nachträgliche Honorarforderungen für nicht veröffentlichte Fotocredits werden nicht anerkannt. Alle Inhalte vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Die Offenlegung lt. Mediengesetz finden Sie auf www.ticketmagazin.com/impressum
Sie finden uns online auf Facebook und Twitter, sowie unter www.ticketmagazin.com. Tickets für über 75.000 Events finden Sie auf oeticket.com und in der oeticket-App!
Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, NP Druck, UW-Nr. 808
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Körpersprache Eine Kolumne von Stefan Verra
Russische Ärzte, IT-Fuzzis in Texas, Juristen in Frankreich und Studenten an Universitäten, ihnen allen erklärt Stefan Verra die Körpersprache. In seinem aktuellen Buch „Leithammel sind auch nur Menschen – die Körpersprache der Mächtigen“ analysiert er, was „die da oben“ mit ihrer Mimik und Gestik eigentlich sagen wollen. Und wenn Sie einmal bei einer Veranstaltung dabei sind, werden Sie am Ende nicht wissen ob Sie mehr gelacht oder mehr gelernt haben. Die Seite zum Thema: stefanverra.com
„Schrödingers Punk“
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unk hat mich nie so wirklich aus den Socken gehauen. Es war mir zu (gewollt) „anders“. Aber ich halte den Punk für wichtig. Und, Leute, er ist nicht aus der Musik heraus entstanden. Die Bewegung war die deutlichste Gegenbewegung zu geschniegelten Gordon Gekkos der Siebziger und Achtziger, die in Nadelstreifenanzügen ihre Kinder zur Eliteschule zum Geigenunterricht gefahren haben. (Was wiederum eine Gegenbewegung zu den 68ern war, was wiederum eine Gegenbewegung zu den strengen 1950ern war.) Zuerst fing es nämlich damit an, dass Punks in ihrem Verhalten unangepasst waren: Die Art des schlurfenden, ziellosen Gehens, die nachlässige Körperhaltung und der unenthusiastische Gesichtsausdruck. All das war ein Signal gegen die Eltern, die Lehrer, die Firmenbosse – eben gegen das Establishment. Und manche von diesen Protestlern machten eben Musik. Aber auch eben in Form von „Ich geh doch nicht in die Musikschule, um ein Instrument zu lernen. Ich hau irgendwie drauf und
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brülle dazu“. Ein Sid Vicious von den Sex Pistols war damals einfach etwas Besonderes. Und diese Sids hat es in jeder größeren und kleineren Stadt gegeben. Keiner von ihnen hat aber Richard Bransons Aufmerksamkeit auf sich gezogen und damit einen Plattenvertrag bei Virgin Records bekommen. Heute? Pfuh – schwierig, schwierig. Wer meint, heute mit zerrissener Jean, Ohrring und Tattoo jemanden zu irritieren, soll doch einmal einen H&M-Katalog durchblättern. Da finden Sie diesen Style in allen gängigen Größen. Gehen Sie mal auf ein Green-Day-Konzert, die Punkheroen der breiten Masse. „Ey voll cool, Mann, der Drummer hat grünes Haar.“ Oh, là, là! (Das machen heute mindestens drei Schülerinnen in jeder 7. Klasse.) „Wie abgefahren, die geben nichts auf ausgefeilte Kompositionen, Ihre Lieder bestehen aus drei Akkorden – wow! Echte Punkmusik.“ Sorry Leute, das tun Lieder der Kastelruther Spatzen auch. Okay, bei denen sind’s vielleicht fünf, aber die reichen dafür fürs ganze Album. „Voll brutal, die scheißen aufs Establishment und zeigen es mit baumelnden Metallketten
am Hosenbund!“ Gefällt dir? Findest du natürlich ebenfalls bei H&M um 5,90 Euro. Es wird also schwieriger, sich abzugrenzen von dem, was früher mal Establishment war. Punk jedenfalls zählt nicht dazu. Und damit rückt die Musik in den Vordergrund. Green Day schreiben einfach gute Songs, sie bringen jede Halle zum Kochen und zaubern den Besuchern ein Lächeln ins Gesicht. So what! Vielleicht ist Punk ohne die gesellschaftspolitische Aufladung ohnehin besser? Ich weiß es nicht. Aber eines lassen Sie sich gesagt sein: Wenn Sie meinen, mit rotziger Körpersprache, schlurfendem Gang und desinteressierter Mimik Ihren Chef, Ihre Kunden und Hausbewohner in Punkmanier aufmischen zu können, vermitteln Sie heute nur mehr eines: Respektlosigkeit.
Foto: Severin Schweiger Fotografie
Punks haben zuerst mit ihrer Körpersprache revoltiert. Wer das heute noch versucht, läuft Gefahr, sich lächerlich zu machen.
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