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!ticket Österreichs Eventmagazin Nr.1
HEAVY METAL GODS
Österreichische Post AG / MZ 15Z040254 M, CTS Eventim Austria GmbH, Mariahilferstraße 41–43, 1060 Wien; Preis: € 2,90
Zehn Gründe, warum Judas Priest die beste und wichtigste Metalband aller Zeiten ist.
musik SEPT show 2 0 2 3 sport theater kabarett Ausgabe 262
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Damit sind Sie live dabei!
TRANS EUROPA EXPRESS Das Europavox-Festival im WUK lädt zur musikalischen Entdeckungsreise quer durch Europa
21.SEPT– 01.OKT Alle Infos zum SLASH Filmfestival 2023 + exklusives Gewinnspiel für das SLASH 2024 auf Seite 11.
FAB FOX
fabulous
COLDPLAY zwischen „Star Wars“-Nerdtum, opulentem Konzertgigantismus und nachhaltiger Emissionsverringerung
Ein junger Niederösterreicher wandelt auf den Spuren von Harry Houdini und David Copperfield. Mit erst 24 Jahren hat FAB FOX aus Niederösterreich das geschafft, wovon viele träumen: Eine eigene Zaubershow, die sich mit den großen Vorbildern in Las Vegas messen kann.
Original graphics designed by Dewynters, London | Foto: vbw © Deen van Meer
EIN MUSICAL VON MICHAEL KUNZE & SYLVESTER LEVAY REGIE: FRANCESCA ZAMBELLO
Nur noch bis Jänner 2024!
Ab Oktober 2023
Produktionssponsor
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COLDPLAY Als einzige Band der Welt schaffen Coldplay eine Grätsche zwischen Nerdtum, Konzertgigantismus und nachhaltiger Emissionsverringerung. Von all dem haben wir uns bereits vor ihren HappelKonzerten in Amsterdam überzeugen können.
14 It’s a beautiful day in the neighborhood
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ine meiner frühesten musikalischen Prägungen war die amerikanische Punkrock-Band Ugly Kid Joe, die auf ihrem 1992er-Debütalbum, trefflich mit „America’s Least Wanted” betitelt, einen Nachbarschafts-Disput beschrieben, wie man ihn etwa auch aus den Flodder-Filmen her kennt: In einem gepflegten, nicht näher benannten Vorort sitzt hier eine amerikanische Bilderbuchfamilie in ihrem gepflegten Vorgarten, nippt an Limonade – bis plötzlich ein neuer Nachbar einzieht. Und da spricht jener: „I brought my life, my ugly wife, my dirty dog with fleas. My kid’s a punk, and I’m a drunk (...) Welcome to, home sweet hell, dissatisfaction guaranteed.” Ähnlich begeistert wie diese amerikanische Bilderbuchfamilie waren wohl auch meine Eltern, als es aus meinem Jugendzimmer anfing, wüste Rockmusik wie diese zu dröhnen. Auch in diesem Mikro-Umfeld des elterlichen Haushalts gab es in den Folgejahren den einen oder anderen nachbarschaftlichen Disput: Meiner juvenilen Meinung nach war die Musik eh leise genug (wenngleich zu laut, um sie über Kopfhörer zu hören – so früh wollte ich mein Gehör dann doch nicht verlieren), in der Vorstellung meiner Eltern war „der Scheiß” jedoch viel zu laut und eine Zumutung, insbesondere in der Früh und in den Abendstunden. Rückblickend, mit einer Distanz von einem viertel Jahrhundert, kann ich das durchaus nach-
vollziehen – wenngleich ich die Genre-Kategorisierung „Scheiß” immer noch vehement bestreite. Aber vermutlich hätten meine Eltern die Zwangsbeschallung einer zugänglicheren Musik – The Beatles etwa – auch nicht so super gefunden. Und das, obwohl meine Mutter ein großer Fan der Beatles ist und als sie wiederum noch eine Jugendliche war, die Oma (also: ihre Mutter) regelmäßig ins Zimmer gestürmt kam und den Stecker vom Plattenspieler zog, weil „der Scheiß” viel zu laut und außerdem prinzipiell unerträglich war. Sie sehen: History repeats itself – und vermutlich würde auch ich heute dezent ungehalten reagieren, wenn ich Kinder hätte und ihr (sagen wir einmal:) Armin van Buuren („der Scheiß”) in meinen vier Wänden meinen Nick Cave übertönt. Was im Mikrokosmos unausweichlich ist, ist auch im urbanen Makrokosmos ein unabwendbarer Reibungspunkt: Mit der Lärmbelästigung von MA 48, den Wiener Linien oder des Straßenbaus hat sich der gemeine Städter ja weitestgehend abgefunden, immerhin kommt das auch einem selbst zugute. Kritisch wird es schon, wenn sich im Wohnungsumfeld ein Schanigarten befindet und eine Minute nach 22 Uhr noch Menschen ebendort eine Kommunikation betreiben: Da ist die Kurzwahl am Mobiltelefon zur nahen Polizeistation schon eine unglaubliche Befriedigung. Viel mehr noch, wenn „der Scheiß” ungefiltert und ungehemmt durch
EDITORIAL
die im Sommer geöffneten Fenster dröhnt: Wenn etwa das Lido Sounds in Linz, das Frequency in St. Pölten oder die Arena in Wien in den Sommermonaten abertausende Menschen mit ihren mannigfaltigen KünstlerInnen rare Glücksmomente bereiten, gibt es (allen Vorsorgen zum Trotz) immer wieder eine Handvoll Anrainer, die die Zwangsbeschallung einer Kriegserklärung gleichsetzen und auf die Barrikaden gehen. Einerseits verstehe ich den Unmut gegenüber jedweder Zwangsbeglückung – im Büro ist auch nicht jeder hocherfreut, wenn ich Musik ein Eizerl zu laut abspiele, auch wenn meine KollegInnen so oft Alben bereits vor ihrer Veröffentlichung hören dürfen müssen. Andererseits: Die raren temporären Belästigungen von Open-Air-Veranstaltungen sind für die Bezirke ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der auch den BewohnerInnen zugutekommt, zumal etwa die The MarksTürme in Wien-Erdberg erst dieses Jahr und somit lang nach der Arena als Veranstaltungsort bezogen wurden – man also wissen hätte müssen, auf was man sich einlässt. Mein selbstloses Angebot daher an dieser Stelle: Ich tausche meine ruhige Wohnung gerne Eins-zu-eins mit einem der aufgebrachten The Marks-Mieter und ich höre mir „den Scheiß” aus der Arena hinkünftig gemütlich vom Balkon aus an. Stefan Baumgartner (Chefredakteur)
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IN DIESER AUSGABE
Ganz neu ist der Online-Auftritt unseres Magazins! Hinkünftig findet ihr unter oeticket.com/magazine nicht nur die aktuellsten News über alle Veranstaltungen in ganz Österreich, sondern auch Infos über die wichtigsten Alben-Veröffentlichungen, Singleund Videopremieren – insbesondere von heimischen KünstlerInnen –, Fotos von den geilsten Konzerten in ganz Österreich, Interviews mit Stars, zahlreiche Gewinnspiele und natürlich alle Artikel aus unserem Magazin, damit ihr auch unterwegs immer am Laufenden bleibt!
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Volkstheater. Kay Voges, seit 2020 Künstlerischer Direktor des Wiener Volkstheaters, wird ab der Saison 2025/26 das Haus leider verlassen und fortan die Schauspielsparte der Bühnen Köln in Deutschland übernehmen. „Die Entscheidung ist mir schwergefallen und der Abschied aus Wien in zwei Jahren wird sicher nicht leicht“, erklärte Voges. „Aber als die Anfrage kam, ob mich die Intendanz in Köln interessieren würde und ob ich mich bewerben möchte, konnte ich nicht ‚nein‘ sagen. Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung – aber bis zu meinem Start in Köln gehört meine volle Aufmerksamkeit dem Volkstheater. Mein Team und ich werden in den verbleibenden zwei Spielzeiten auf den Erfolgen der vergangenen Saisonen weiter aufbauen – und die vielen Ideen und Pläne, die wir für die kommenden Jahre haben, mit voller Power umsetzen.“ Während seiner Amtszeit in Wien konnte er Kritiker und Publikum gleichermaßen überzeugen, und so bedauert auch Roland Geyer, Vorstandsvorsitzender der Volkstheater-Privatstiftung, die Entscheidung entsprechend: „Er hat viel frischen Wind in die Wiener Theaterlandschaft gebracht und mit großem Elan, Mut und Innnovationskraft neue Inhalte, Stoffe und Theaterformen dem Wiener Publikum präsentiert.” Sunn Verstärker. Sunn stellten ab Mitte der Sechziger bis ins Jahr 2002 Gitarrenverstärker her, gegründet wurde die Firma von den Brüdern Norm und Conrad Sundholm, erster Bassist der Band The Kingsmen. Hintergedanke war damals, Verstärker für Bass und Gitarre herzustellen, die laut genug waren, um immer größer werdende Konzertsäle zu beschallen. Mega-Rockstars der damaligen Zeit wie Jimi Hendrix, The Who, Kiss, Queen und Black Sabbath waren Fans des schweren, übersteuerten Sounds, der zuerst zum Synonym für den frühen Heavy Metal wurde, später dann auch von der Grunge-Welle und Bands wie Nirvana und Melvins neu aufgegriffen wurde. Doch 2002 wurde die Konkurrenz zu stark, und Sunn wurde in den Ruhestand geschickt – bis jetzt! Denn ab Ende 2023 sind die Sunn-Verstärker, die übrigens auch von der DroneBand SUNN O))) (am 19. September in der Arena) gehuldigt werden, endlich wieder erhältlich – diesmal unter den Argusaugen von u. a. Fender, Bose, Yamaha und einem Beraterteam aus ehemaligen SunnIngenieuren, Designern und Führungskräften. Geil!
Fotos: Nikolaus Ostermann, Slashley Photography, Sunn Musical Equipment Corp Matt York
[11] SLASH Filmfestival eine Angst vor Spinnen sollte man besser nicht mit ins Kino bringen ... [14] Coldplay schaffen die Grätsche zwischen Nerdtum, Konzertgigantismus und Nachhaltigkeit [16] Judas Priest 10 Gründe, warum Priest die beste und wichtigste Metalband aller Zeiten ist [18] Seiler & Molden sind zwar zuwider, aber doch unterhaltsam [20] Lambchop reduzieren sich für das Blue Bird Festival auf ihre Essenz [22] Serdar Somuncu setzt sich zum letzten Mal mit Alltagsfaschismus und Hass auseinander [24] Europavox zum 6. Mal gastieren acht musikalische Geheimtipps aus ganz Europa im WUK
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LIVE! REINHOLD
MESSNER NANGA PARBAT MEIN SCHICKSALSBERG
4.10. INNSBRUCK / 5.10. SAALFELDEN / 6.10. VÖCKLABRUCK 7.10. AMSTETTEN / 8.10. WIEN / 11.10. VILLACH
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www.theater-liberi.at
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SCHEINWERFERLICHT
Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteurin und Herausgeberin
Fast schon traditionell melde ich mich für unsere September-Ausgabe erneut vom Burning Man aus der Wüste Nevadas. Einer der Grundsätze vom Event ist das „gifting”, das bedingungslose Schenken ohne Rückgabe oder Tausch gegen gleichwertige Dinge oder Leistungen. Seit zwei Jahren unterstützt oeticket mit dem Projekt „Be Live“ (siehe QR-Code) Sozialorganisationen dabei, Menschen, mit denen es das Schicksal nicht so gut gemeint hat, unvergessliche Live-Momente zu ermöglichen. Ohne die bedingungslose Unterstützung unserer Veranstalter:innen und ohne Ihre Spenden ist das nicht möglich. DANKE! Weitere Infos, Erlebnisberichte und was Sie zu „Be Live“ beitragen können, finden sie im QR-Code oben. Ich freue mich schon jetzt auf einen heißen Eventherbst mit all den großartigen Konzerten, Theateraufführungen und Musicals – in diesem Sinne: Rock Me Amadeus! Roberta Scheifinger
Ihr exklusiver Benefit: Zu Jahresende erhalten Sie 2 % Ihrer Einkäufe gutgeschrieben. Melden Sie sich in Ihrem oeticket-Kundenkonto jetzt kostenlos an! Mehr Informationen unter oeticket.com/magazine/fanbonus.
Jeff Goldblum ist nicht nur ein echter Hollywood-Star, den wir aus Filmen wie „Jurassic Park”, „Independence Day”, „Die Fliege” oder auch „The Grand Budapest Hotel” kennen, er macht auch professionell Musik: Wie auch Woody Allen gehört sein Herz dem Jazz und mit seiner Band The Mildred Snitzer Orchestra tritt er regelmäßig in Los Angeles auf. Gelegentlich, so wie auch jetzt, tourt er um die Welt und macht dabei auch in Wien Station, genauer gesagt am 18. Oktober im Globe Wien.
Shirin David, eine der Ikonen der Gen Z, hat sich innerhalb kürzester Zeit als die Pionierin des zeitgenössischen Female Raps etabliert & kommt am 19. November mit ihrem zweiten Album „Bitches brauchen Rap” gleich in die Wiener Stadthalle D! Kennen tut man die gute Dame ja schon länger: Als Teil der DSDS-Jury oder dank ihrer Kollabo mit Haftbefehl ...
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Gerade eben haben Sleaford Mods noch am Lido Sounds amtlich zerlegt, nun kehren sie im Herbst wieder, und zwar am 26. Oktober in den Gasometer und am 28. in die Münchner TonHalle: Der polemische Frontmann Jason Williamson und der gewiefte Produzent Andrew Fearn treten mit unvergleichlichem Biss und Witz gegen Dummheit in Politik und Gesellschaft an und wettern mit ihrem unnachahmlichen Humor gegen Heuchelei, Ungleichheit und Apathie. Ja, im Grunde sind die Konzerte der Sleaford Mods nicht einmal wirklich „nur” Konzerte: Zwischen allerlei Bass-Gepumpe und Noise-Tracks gibt sich Jason als Inquisitor und leidenschaftlicher Redner, der unter ständigem Speichel-Sprühregen nicht nur als Stimme seiner Generation (der, der alten weißen Männer), sondern auch der Gen Z klug und wortgewandt auftritt. So geben sie dem österreichischen Nationalfeiertag zusätzlich Berechtigung, ein solcher auch wirklich zu sein ... Fotos: Live Nation (Shirin David), Ewen Spencer (Sleaford Mods), Christoph Mangler (Grossstadtgeflüster), Pari Dukovic (Jeff Goldblum)
Bei Grossstadtgeflüster werden im Frühjahr wieder die Deckenlampen wackeln und die Hallenböden tiefer gelegt, wenn sie mit ihrem neuem Album im Gepäck quer durch die Lande poltern: Am 2., 3. und 4. Mai gastiert das Berliner Trio hierzulande im Rockhouse, der Arena (Open-Air) und im Grazer Orpheum. An dieser Stelle sei erwähnt: Wer dabei sein will, sollte nicht zu lange warten, denn die beiden Hallen-Tourneen zum letzten Album waren ratzfatz ausverkauft!
ENERGIE ZUM FEIERN!
penny.at/oxxenkracherl
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Zersägte Jungfrau war gestern 08|
Fotos: Fab Fox
Wahrlich „fabulous” Ein junger Niederösterreicher wandelt auf den Spuren von Harry Houdini und David Copperfield: Mit erst 24 Jahren hat Fabian Blochberger alias Fab Fox das geschafft, wovon viele träumen: Eine eigene Zaubershow, die sich mit den großen Vorbildern in Las Vegas messen kann.
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Wenn jemand heute behauptet, Zauberer zu sein, tun sich vor dem geistigen Auge immer nur zwei Möglichkeiten auf: entweder völlig irrwitziger Las Vegas-Bombast mit Elefanten und Millionengage oder schon tausendmal gesehene Kartentricks am Stammtisch beim Kirchenwirt. Dass es auch einen lokalen, höchst beeindruckenden Mittelweg gibt, beweist der sympathische Top-Magier Fab Fox. Der kommt nämlich mit seiner Riesenshow aus Österreich – nach Österreich. TEXT: MARKUS HÖLLER
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enauer gesagt auf große Tour von Jänner bis Mai, es stehen große Locations wie die Wiener Stadthalle oder die SalzburgArena auf dem Programm. Es ist bereits die zweite von ursprünglich geplanten drei Tourneen (Corona, ehschowissn) und ein wahrhaft gewaltiges Unterfangen. Eine Crew von 30 Assistenten, Technikern, Pyrotechnikern und sonstigen Spezialisten teilt sich on the road auf zwei Nightliner auf, im Tross befinden sich weitere vier LKW für das tonnenschwere Equipment. Eine große Verantwortung, wie Fab Fox erzählt, denn die Kosten dafür sind sowohl für ihn als auch die Spielstätten nicht ohne. Erfahrungsgemäß aber bürgt sein Programm für volle Häuser, zum Beispiel wenn er eine seiner Lieblings-Illusionen vorführt: das Teleportieren von einer Seite der Bühne zum anderen. Wem das jetzt bekannt vorkommt: ja, das gibt es auch im NolanKnüller „The Prestige“, und nicht umsonst ist dieser Magier-Thriller von großem Einfluss und ein Vorbild für den Österreicher. Wie auch der laut ihm größte Magier aller Zeiten, David Copperfield. Dutzende TV-Aufzeichnungen seiner spektakulären Tricks, ebenso die von Siegfried & Roy, inspirierten seinerzeit den Schüler, der gerade seinen ersten Zauberkasten bekommen hatte, und nach unzähligen Stunden des Übens und Vorführungen
im kleinen Kreis entwickelte sich nach der Matura tatsächlich eine Profession daraus. Firmenfeiern und lokale Veranstaltungen steigerten sich immer mehr, und schon bald waren mit größerem Publikum auch größere Illusionen nötig. Was nicht heißt, dass es nur noch mit Technik und Feuer geht: Tischzauberei, oder Close-Up-Magie, wie es im Fachjargon heißt, ist immer noch ein wichtiger Teil der Show und Liebkind des Magiers. Verblüffende Zauberei mit Karten, Handys und dergleichen sind seit eh und je das Brot-und-Butter-Grundstock jedes Showmans. Daher sind die Shows von Fab Fox – trotz Bombast auf internationalem Niveau – immer auch ein Spektakel für die ganze Familie. Apropos Familie: die eigene Verwandtschaft ist auch heute noch das zuverlässigste, weil sehr kritische Testpublikum. Als Zauberkünstler ist es nicht einfach, heute noch eine völlig neue Illusion zu kreieren; eine Aufgabe, die nach Auskunft von Fab Fox von der Idee bis zur bühnenreifen Ausführung mindestens sechs bis acht Wochen in der Entwicklung braucht, manchmal aber auch Jahre. Da ist ein kundiges Urteil derer, die schon die ersten generischen Tricks aus dem Zauberkasten vorgeführt bekamen, ganz wichtig. Wichtiger vor allem als irgendwelche Meisterschaften oder Wettbewerbe, bei denen sich Zauberkünstler gegenseitig bewerten. Sympathische, und
sehr un-österreichische Aussage: „Ich zaubere ja nicht für Titel oder Kollegen, sondern für mein Publikum.“ Das nach umfangreichen eigenen Erkenntnissen und Studienreisen ins Magier-Mekka Las Vegas in Europa wesentlich schwieriger ist als in den USA. „Dort legt man Wert auf eine große Show und Inszenierung, dafür lassen sich die Leute auch viel offener auf das Spiel ein. Hier ist das Publikum skeptischer und zurückhaltender.“ Vor allem, wenn mal was nicht funktioniert. Dann heißt es „Überspielen und improvisieren. Im Idealfall weiß das Publikum gar nicht, was eigentlich geplant war.“ Klingt schon ziemlich abgebrüht für einen Anfangzwanziger, der aber trotzdem immer noch vor jedem Auftritt gut Lampenfieber hat. Das merkt man aber nicht, wenn er mit seiner neuen Tour „Fabulous“ unterwegs ist. Zu den neuen spektakulären Acts zählen zum Beispiel neben der Überwindung einer massiven Stahlplatte und Teleportationen auch eine vom großen Houdini inspirierte Entfesslung – allerdings nicht mit Wasser, sondern mit Feuer, so viel sei hier schon verraten! Also schnell zugreifen, vor allem rund um Weihnachten gehen die Karten üblicherweise als Geschenk weg wie die warmen Semmeln. Wie schon erwähnt, sind die Shows von Fab Fox für alle, auch Kinder ab vier Jahren, geeignet. Es gibt kein Zersägen, keine Kaninchen oder
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FAB FOX IM INTERVIEW Auf was dürfen wir uns denn genau freuen? Der Titel ist Programm: Es ist tatsächlich die größte Zaubershow, die in Österreich jemals produziert wurde. Wir werden Menschen aus dem Publikum teleportieren lassen, ich werde Vorhersagen machen und vieles, vieles mehr. Es werden zahlreiche faszinierende und magische Dinge auf der Bühne geschehen. Du vertrittst die „junge Generation der Zauberkunst“. Was bedeutet das eigentlich genau? Ich will weg vom Klischee „Frack-Hut-Hase-Zauberstab“. Ich untermale meine Show mit fetziger Musik, mit modernem Tanz, mit viel Humor. Das Tempo ist sehr hoch. Ich möchte zeigen, dass Zauberei jung, frech, modern und dynamisch sein kann. Dafür brauche ich keine verstaubten Requisiten. Nerven dich die von dir angesprochenen Zauberei-Klischees? Ja, ehrlich gesagt schon. Deshalb möchte ich meinem Publikum etwas ganz anderes bieten. Ich versuche bei meiner Show durchgehend, die Leute mit Zauberei zu flashen. Richtest du dich an eine bestimmte Altersgruppe? Nein, absolut nicht, im Gegenteil. Die Großeltern sollen genauso eine gute Zeit haben wie die Enkerl. Das ist mir ganz wichtig. Zauberei ist altersund zeitlos, sie begeistert alle Menschen. Das soll bei mir nicht anders sein. Wieso fasziniert Zauberei so viele Menschen? Ich glaube, wir alle genießen es, den Alltag für eine geraume Zeit hinter uns zu lassen, daraus herauszutreten und uns im wahrsten Sinne des Wortes verzaubern zu lassen. Vielleicht auch sein inneres Kind wieder zu entdecken. Etliche Leute kommen nach der Show zu mir und sagen, sie wären an diesem Abend wieder Kind gewesen. Das finde ich sehr schön! Jeder Mensch liebt es, verblüfft zu werden. Wünschst du dir manchmal, tatsächlich zaubern zu können? Ich glaube, dieser Wunsch steckt in jedem von uns – zumindest zeitweise. Menschliche Träume wie Zeitreisen oder Teleportation greifen wir in der Show auch auf und bringen sie dem Publikum anhand von Tricks näher. Aber: Ich bin kein Magier, der behauptet, magische Kräfte zu besitzen und tatsächlich zaubern zu können. Das wäre eine dreiste Lüge, von der ich Abstand nehmen möchte. Zauberei ist eine spezielle Art der Unterhaltungsform. Wir bieten den Menschen tolle und verblüffende Illusionen anhand von Tricktechniken. Dazu stehe ich und ich finde es sehr wichtig, das Publikum diesbezüglich auch nicht an der Nase herumzuführen. Wie ist das eigentlich als professioneller Zauberer, der ja alle Tricks kennt: Kannst du persönlich noch an Magie, an Übernatürliches glauben? Oder denkst du sehr wissenschaftlich, orientierst dich an harten Fakten? Ich glaube, ich bin ein Mischtyp (lacht)! Wir zeigen in der Show Tricks, die physikalisch eigentlich unmöglich sind. Und doch finden wir eine Lösung, sie möglich zu machen. Was ihr auf der Bühne seht, ist echt – aber gleichzeitig auch nicht. Ich glaube nicht an Spirituelles, aber ich möchte meinem Publikum den Glauben daran schenken. Was macht einen guten Zauberkünstler aus? Er muss wissen, wie man Geschichten erzählt. Muss wissen, wie man das Publikum in den Bann der Magie ziehen und zum Träumen animieren kann. Das alles versuche ich zu tun. Steckt da auch eine Message dahinter? Träume können wahr werden. Wenn ich lang genug an etwas glaube oder daran arbeite, kann es Realität werden. Für jedes Problem gibt es eine Lösung, solange man fest an sich selbst glaubt. Auch das ist eine Art von Magie. Gibt es einen Trick eines berühmten Magiers, den du im Gegensatz zur Allgemeinheit schnell entlarven konntest? Der Entfesselungskünstler Houdini zeigte anno dazumal, wie er aus einer gigantischen Milchkanne flieht. Hinter diesen Trick bin ich recht schnell gekommen – und solch einen ähnlichen habe ich nun auch in der Show. Welcher Zaubertrick in deiner aktuellen Show ist der herausforderndste? Ich muss mich mit Handschellen innerhalb einer Minute aus einer brennenden Box befreien. Sollte ich das nicht schaffen, explodiert die Box. An dieser Performance übten wir Wochen, auch mithilfe eines Stunt-Teams, das mir zur Seite steht. Das Ganze ist ja nicht ganz ungefährlich! Sehr spektakulär ist aber auch, wenn wir jemandem aus dem Publikum auf die Bühne teleportieren. Und das, ohne dass der- oder diejenige etwas vom Trick mitbekommt! Wow! Wie viele Verletzungen hast du dir während der Proben eigentlich bereits zugezogen? Einige (lacht)! Prellungen oder Schürfwunden gehören einfach zum Berufsrisiko. Wenn du tatsächlich zaubern könntest, was würdest du in oder an der Welt verändern? Ich bin durch und durch Pazifist. Das heißt, ich würde tatsächlich den Weltfrieden herbeizaubern. (Interview: Manuel Simbürger)
sonstige verstörende oder zweifelhafte Tricks, sondern moderne Illusionen – selbst erdacht oder neu interpretierte Klassiker. Wie gesagt: Genrefilme wie „Die Unfassbaren“ oder „The Illusionist“ hatten immer schon eine große Vorbildwirkung auf den heimischen Starmagier. Nach der Tour ist dann bekanntlich vor der Tour. Auf die Frage, was dann nach 2024 noch folgt, gibt sich Fab Fox ambitioniert bis vage: „Eine Tour in Deutschland oder der Schweiz wäre schon noch ein großes Ziel, man erreicht wesentlich mehr Leute. Und es kann, wie bei meinen guten Bekannten, den Ehrlich Brothers, auch ein Sprungbrett nach Las Vegas sein. So ein Engagement über ein paar Monate dort wäre sicher das Nonplusultra. Aber langfristig sehe ich mich als Zauberkünstler schon in Europa.“ n Fab Fox gastiert ab kommenden Jänner in Wiener Neustadt, Wien, Innsbruck, Bregenz, Salzburg, Linz, Klagenfurt und Graz.
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Hast du Zoophobie? Dann ist das diesjährige SLASH Filmfestival eher nix für dich. Außer, du willst deine Ängste vor Spinnen, Schlangen, Fröschen und anderem Getier bekämpfen ... TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
GEWINN SPIEL
Wir verlosen 8x 2 Tic einen SLASH-W kets für unschfilm exkl. Eröffnung. Alle Informat ione siehe Seite 30 n . Animals! Attack! In der diesjährigen Retrospektive des SLASH Filmfestivals schicken sich 10 Filme an, etwaig vorhandene Tierphobien zu bekämpfen. Aber auch darüber hinaus wird es: gruselig.
Foto: SLASH Filmfestival
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ch bin ein Stadtkind, demnach hatte ich als Heranwachsender früh einen Bezug zu Ampeln, Zebrastreifen und Autos oder Radfahrern, die sich an selbige mal so/mal so hielten. Meine Erfahrungen mit Flora und Fauna hingegen beschränkten sich auf adrett gestutzte Parkanlagen in Wien-Speising, knuffige Tiere wie Katzen, Hunde, Hamster und Aquariumsfische – und natürlich Zoo-Getier, aber das zumindest aus sicherer Distanz und hinter Gitter oder Glas. Mit all dem Kreuchenden und Fleuchendem, mit dem ein Landkind so aufwächst, hatte ich genau null Berührungspunkte. Doch meine Eltern wollten mir auch diese Welt näherbringen, und so fiel ihnen eines Tages Urlaub am Bauernhof ein. Es wurde sogar ein Zelt im Garten aufgebaut, damit ich einmal auch „draußen”, unterm Sternenhimmel in der Natur schlafen konnte. Es ist keine große Überraschung, dass das Zelt nach zwei Wochen Urlaub, wo ich zumindest den um die Kühe kreisenden Fliegen näherkam, unverrichteter Dinge wieder abgebaut werden musste. Doch welches Bild bot sich mir da! Anstatt mir hatten – in meiner kindlichen Vorstellung – Billiarden Ohrenschlürfer die wohligen Räume des Zeltes be-
zogen und so rannte ich beim ungeplanten Aufeinandertreffen panisch brüllend davon, das Zelt durfte mein überaus mutiger Vater abbauen. Seitdem habe ich nicht nur eine mittelschwere Phobie vor Kriechgetier allerart, sondern auch vor: Zelten. Das war natürlich in späteren Jahren, als ich bei Festivals zelten musste, ein mittelschweres Drama (ganz abgesehen davon, dass ich immer schon das Bett dem Schlafsack vorzog) – einen Fachausdruck für eine Phobie vor Zelten gibt es meines Wissens jedoch nicht, also dürfte dieser Angstzustand eher selten sein. Vielleicht kann ich zumindest meine Phobie vor Kriechgetier am diesjährigen SLASH Filmfestival aber überwinden, denn: Ich werde mich nun, 35 Jahre später, endlich meinen Ängsten stellen, wenn sich zum 14. Jubiläum des Filmfestivals viele (nicht alle) Filme rund um Arachnophie (Angst vor Spinnen), aber
auch Ophidiophobie (Angst vor Schlangen), Bufonophobie (Angst vor Fröschen), Kynophobie (Angst vor Hunden) und jede Menge weiterer Ängste mit Faunabezug drehen. Schon im Eröffnungsfilm „Vermin” macht eine stattliche Giftspinne einen vorstädtischen Plattenbau unsicher und kriecht weiter in die diesjährige Retrospektive, in der es von „Tarantula” über „Kingdom of Spiders” (mit William Shatner!) bis hin zu „Arachnophobia” (mit John Goodman!) nur so krabbelt und kribbelt. Glücklicherweise ist Festivalkurator Markus Keuschnigg gnädig und bedient nicht ausschließlich meine Todesängste (ok, Donald Trump („Hello Dankness”) evoziert vielleicht auch ein kleines Unwohlsein). Aber ansonsten? Explodierende Köpfe („Scanners”) und Stecker im Schädel („Possessor”), horrende Mutationen („Freaks”), Kettensägenmassaker („Das Wiener Kettensägenmassaker”), Blutsauger („The Vourdalak”), pubertäre Veränderungen („Tiger Stripes”), dämonische Rituale („It Lives Inside”), abartige Lustorgien („2551.02 – The Orgy of the Damned), Dragqueens („Femme”) und Human Puppies („Good Boy”) bereiten mir keine schlaflosen Nächte, ganz im Gegenteil. Aber: Wenn mir Markus Keuschnigg im Kinosaal statt eines Sitzplatzes vielleicht noch ein Zelt aufstellt, dann kann ich vielleicht gleich zwei meiner Ängste bewältigen ...
VORSCHAU: SLASH 2024 Nach dem SLASH ist vor dem SLASH: 2024 findet das SLASH Filmfestival zwischen 19. und 29. September statt. Und das Beste ist: Wir verlosen nicht nur Tickets für das diesjährige Festival, sondern bereits auch für kommendes Jahr! Unter oeticket.com/magazine (siehe QR-Code) könnt ihr ab 21. September 5x2 Tickets für das SLASH 2024 mit je einem SLASH-Goodiebag gewinnen!
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Ilgen-Nur legte nach ihrem gefeierten Debütalbum „Power Nap” Anfang Juli mit „Purple Moon” ein neues Lebenszeichen von sich vor und wird selbiges am 30. November im fluc vorstellen. Das Album ist eng mit einer bestimmten Stadt verwoben, nämlich mit Los Angeles. In diese Stadt verliebte sich die Songwriterin und schrieb so ein Album, dass das besondere Lebensgefühl dort vermittelt. Wir sind gespannt, wie sich der Hauch von L.A. bei uns anhören und anfühlen wird!
Robbie Williams musste ja wetterbedingt nach seinen umjubelten WienKonzerten seinen Auftritt vor der kärnterischen Burg Hochosterwitz leider kurzfristig absagen, aber wir verzagen nicht, denn am 7. und 8. Dezember spielt er beim Ski Opening in Schladming! So werden die frostigen Nächte in der Skiregion in ein Feuerwerk des puren Entertainments verwandelt, und vermutlich werden sogar die Schneeflocken im Rhythmus seiner Hits tanzen ... Die Bühne samt Licht- und Lasershow wird einzigartig sein, beeindruckend in ihren Ausmaßen, aber auch im Design!
WIZO haben ein neues Album, das „Nichts wird wieder gut” heißen wird und am 16. Jänner im Backstage München, im Februar in Wörgl, Wels, Graz und der Wiener Arena live vorgestellt wird. Das Tour-Ziel der großen alten Herren des deutschen Punkrocks: In beschissenen Zeiten gemeinsam einen wunderschönen Abend im arschlochfreien Raum auf der wilden Punkrock-Achterbahn verbringen! Zwischen ganz großen Gefühlen, Wut, Lachen, Heulen und Albernheit werden WIZO in altbekannter Manier ihre zeitlosen Ohrwurm-Hits und Hymnen von der Bühne ballern.
Best of Lungau 2023
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Hosea Ratschiller steht für
Fotos: Christopher Glanzl (Hosea Ratschiller), Amac Garbe (Olaf Schubert), Sebastian Toenissen (WIZO), Cherie Hansson (Robbie Williams), Miriam Marlene (Ilgen Nur), Emily Butler (Gov’t Mule), Jim Louvau (Cavalera), Philipp Hirtenlehner (Turbobier)
Witz mit Eleganz. Seine preisgekrönten Shows gastieren in Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz. Er macht aus lustigen Kleinigkeiten große Geschichten. Neben der Bühne bespielt er auch Radio (FM4 Ombudsmann), Fernsehen („Pratersterne“), Bücher und Filme. Nun tanzt der1981 in Klagenfurt geborene SAKund KAC-Fan in seinem neuen Programm „Hosea” (ab Ende September in ganz Österreich) am Abgrund, denn: Das Ende kommt von allein, da musst du nichts dafür tun. Insbesondere, weil das 21. Jahrhundert wieder kein Spaziergang ist. Und wer trägt an allem Schuld?
Olaf Schubert präsentiert sein neues Programm „Zeit für Rebellen” ab September in ganz Österreich: Rebell war er freilich schon immer. Niemals schwamm er mit dem Strom! Aber auch nicht dagegen. Lieber: daneben, auf dem Trockenen.
Gov’t Mule gastieren mit „Peace ... Like A River” am 9. November im GLOBE Wien, bereits am 8. in der Alten Kongresshalle München. Prägnantes Songhandwerk koexistiert auf dem am 16. Juni erschienen Album nahtlos mit den für die Band typischen instrumentalen Reisen, und Haynes‘ lyrische Themen dienen als Klebstoff, der die außergewöhnliche klangliche Vielfalt der neuen LP zusammenhält. Beim Namen Cavalera klingeln die Ohren jedes Metallers im Dauer-Stakkato, zeichneten die beiden brasilianischen Brüder doch jahrzehntelang unter dem Namen Sepultura für zahlreiche Genreklassiker verantwortlich, man denke an „Beneath the Remains”, „Arise”, „Chaos A.D.” oder auch „Roots”. Viel zu selten genannt werden jedoch die beiden Frühwerke „Bestial Devastation” und „Morbid Visions”, die nun neu aufgenommen bei Nuclear Blast erschienen sind und am 29. November live in der ((szene)) präsentiert werden.
Turbobier gehen im März 2024 mit neuem Album auf große Tour durch Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien und Tschechien. Ganze 19 Konzerte wird Turbobier spielen – hierzulande in Linz, Dornbirn, Innsbruck, Salzburg, Graz und Wien-Simmering, letztgenanntes bekanntlich die Turbobier-Heimat. Die Tour steht ganz unter dem Motto „Weltuntergang”, und wenn schon Weltuntergang, dann selbstverständlich mit neuen Songs, einer neuen Show und allen Hits. Frontmann Marco Pogo verspricht, dass er am neuen Album (und demnach auch live) zu seinen Wurzeln zurückkehrt, soll heißen: Es wird laut, es wird fett, es wird Turbobier!
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Opulent und trotzde Als einzige Band der Welt schaffen Coldplay eine Grätsche zwischen „Star Wars“-Nerdtum, opulentem Konzertgigantismus und nachhaltiger Emissionsverringerung. Allen Unkenrufern zum Trotz folgt das Quartett beharrlich seinem eingeschlagenen Weg. TEXT: ROBERT FRÖWEIN
Outer Space im Happel-Stadion Hitsongs wie „My Universe“ oder „Higher Power“, die wenig mit den Indie-Coldplay der Millenniumsjahre und mehr mit EDMDJs der Neuzeit zu tun haben, greifen bewusst in ferne Weiten, um den demütigen Fans möglichst viel Gigantismus zu ser-
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vieren. Das Wiener Happel-Stadion hat Coldplay bereits jetzt für August 2024 ausverkauft – und zwar ganze viermal am Stück, was selbst Taylor Swift, immerhin größter Popstar der Gegenwart, zur Vergleichsstatistin degradiert. Der Autor dieser Zeilen überzeugte sich schon diesen Sommer in Amsterdam von dem, was in einem knappen Jahr auch auf uns zurollt: ein orbitales Bühnensetting, durch das Stadion fliegende Planetenbälle und das ständige Gefühl, Martin und Co. würden kurz vor dem Raketenstart ins Unbekannte stehen. Das Großspurige und Austrabende lieben Coldplay genauso wie das Science-Fiction-Nerdtum der „Star Wars“-Reihe. Auch ihre Konzerte pendeln irgendwo zwischen zuckerlbuntem Fiebertraum und extrater-
restrischer Planeteneroberung. Hauptsache grell, Hauptsache schrill. Nachhaltigkeit Schwieriger wird es, wenn die Opulenz des Drumherums mit einer zur Schau gestellten Bescheidenheit der handelnden Personen einhergeht. Martin verschwendet schon geraumer Zeit keine Sekunde daran, sich vom Nimbus des „jungen Bono Vox“ abzukapseln und ist längst zum Prediger einer ganzen Generation geworden. Irgendwo zwischen „wir haben uns alle lieb“ und „ernährt euch bitte vegan“ mäandern seine Botschaften, von tagespolitischen Ereignissen lässt er (meist noch) die Finger. Das ist per se nicht negativ und entspricht auch dem Zeitgeist, doch wie weit geht sich das Bemühen für Nachhaltigkeit im Kontext seines Status als Frontmann einer der weltgrößten Bands aus? Schon 2019, nach dem Ende ihrer letzten fulminanten Stadiontour, pochte Martin felsenfest darauf, nur mehr dann auf Tour zu gehen, wenn diese möglichst nachhaltig wäre. Nun ist mit vollen Hosen leicht stinken, aber man muss der Band zugutehalten, dass sie zumindest nichts unversucht lässt, um mit Vorbildwirkung eine allgemeine Trendwende herbeizuführen. In der Praxis ein gar nicht so einfach umzusetzendes Vorhaben. Vor allem dann nicht, wenn wuchtige Laser den Nachthimmel durchbrechen, gefühlt alle fünf Songs ein Feuerwerk in den Orbit schießt und man mit den Licht-
Fotos: Stef Keynen, Ben Houdijk
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un gut, galaktischer Größenwahn ist in der Pop- und Rockgeschichte jetzt per se keine Neuigkeit: David Bowie flüchtete gerne in ferne Sphären, das Sun Ra Arkestra sowieso und Tangerine Dream rund um den 2015 verstorbenen Wahl-Wiener Edgar Froese haben sich mit ihrer bahnbrechenden Elektronik ohnehin stets im „outer space“ befunden. Tieferschnüffelnde Trüffelschweine im metallischen Sektor erinnern sich vielleicht an das schwedische Black-MetalProjekt Vondur, das zeit seines sehr kurzen Bestehens eine reine Hommage an „Star Wars“ war. In doch merkbar kommerziellere Sphären katapultieren die britischen Pop-Superstars Coldplay das Franchise von George Lucas. Ihr millionenfach verkauftes, immer noch aktuelles Album „Music Of The Spheres“ wurde laut Frontmann Chris Martin direkt von dort inspiriert. Als er es sich daheim auf der Couch gemütlich machte und den Streaming-Anbieter seines Vertrauens anwarf, überlegte Martin, wie Musiker im restlichen Universum wohl drauf wären und legte damit den Grundstein für die derzeit wohl größte Tour der Welt.
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em nachhaltig effekten eine mittlere Kleinstadt erhellen könnte. Doch Coldplay und eine Runde von Experten nützten die Pandemie nicht nur zum Musikschreiben, sondern auch für reifliche Umweltschutzüberlegungen. Der Crew-Jet ist mit Biokerosin unterwegs, bei den Konzerten setzt man auf Ökostrom und auf einer kinetischen Tanzfläche erzeugt das Publikum allabendlich selbst Elektrizität. Damit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe, denn man tut damit auch der eigenen Fitness etwas Gutes. Dem Bündnis „Music Declares Emergency“ haben sich viele Künstler angeschlossen. Auch Acts wie Billie Eilish, Massive Attack oder das deutsche Trio Die Ärzte, Die Toten Hosen und Deichkind überlegen sich vor jeder neuen Reise, wie man sich möglichst emissionsfrei durch die brüchige Gegenwart bewegt. Coldplays persönliches Ziel war es von Anfang an, die Emissionen der aktuellen „Music Of The Spheres“-Tour im Vergleich zur letzten großen Stadionrutsche um rund 50 Prozent zu senken. Wer sich übrigens über die bunten Plastikleuchtbänder der Band aufregt, und ich gehörte anfangs selbst dazu, der irrt. Die LED-Armbänder wurden aus pflanzlichen und kompostierbaren Materialien hergestellt, sind also keine Gefahr für die Weltmeere, die Martin und Co. als Allererstes schützen möchten.
Dass man für jedes verkaufte Ticket auch einen Baum pflanzen möchte ist ebenso löblich wie die Tatsache, zehn Prozent der Einnahmen in einen Fonds für umweltund sozialbewusste Zwecke zu stecken. Die Zwischenbilanz ist durchaus achtbar. Vom Tourstart im März 2022 bis Ende Juni 2023 habe man die CO2-Emissionen laut einer abgegebenen Erklärung tatsächlich um 47 Prozent gesenkt. Die von bekannten Unternehmen wie DHL, BMW oder Energy Floors mitentwickelten Maßnahmen hätten sich bislang ausgezahlt. Doch Greenwashing? Doch trotz aller Bemühungen und Ambitionen müssen sich die Briten immer wieder den Vorwürfen des Greenwashings erwehren. Etwa als man vor geraumer Zeit eine Partnerschaft mit dem finnischen Mineralölunternehmen Neste einging, das für den umweltfreundlichen Biokraftstoff sorgt. Einer Studie von „Friends Of The Earth“ zufolge hätten Nestes Palmöllieferanten zwischen 2019 und 2020 aber rund 10.000 Hektar Wald in Ländern wie Indonesien oder Malaysia gerodet. Auch die tiefe Zusammenarbeit mit dem Automo-
bilkonzern BMW wird von der Öffentlichkeit nicht kritiklos begleitet. Ob all die Vorhaben nur ein „Head Full Of Dreams“ sind oder man federführend tatsächlich einen nachhaltigen Wandel im Entertainmentbusiness anstoßen kann, diese Antwort wird die Zukunft bringen. Coldplay mögen Fantasten und Träumer sein, doch sie versuchen auch aktiv, die Dinge zum Besseren zu verändern und Dinge zu bewegen. Dazu tragen 2024 nicht zuletzt knapp 200.000 Konzertbesucher in Wien bei. n Coldplay gastieren am 21., 22., 24. und 25. August im Ernst-Happel-Stadion. Die Konzerte sind ausverkauft, sehen Sie aber bitte davon ab, Tickets über Zweitmarkt-Plattformen abzukaufen! Tickets vieler großen Stars (zum Beispiel Taylor Swift) sind auf den originalen Käufer personalisiert oder nur über dessen oeticket App als Pass abrufbar, und somit erhalten Sie als Käufer über eine Zweitmarkt-Plattform KEINEN Zugang zum Konzert! Außerdem kann es sein, dass Sie dort weit überhöhte Preise bezahlen. Einzig die Plattform fansale.at bietet Ihnen absolute Sicherheit: Hier können Sie sicher Tickets, die vom originalen Käufer nicht mehr benötigt werden, erwerben, und das ohne erhöhte Preise und mit der Garantie, dass Sie (und nur Sie!) Zugang zum Konzert erhalten. ColdplayTickets können ab einem späteren Zeitpunkt auf Fansale angeboten werden.
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Die wahren Ki 2024 kommen die Heavy-Metal-Legenden Judas Priest noch einmal für eine feurige Top-Show in die Wiener Stadthalle. Wir sammeln zehn Gründe, warum Priest die beste und wichtigste Metalband aller Zeiten ist. TEXT: ROBERT FRÖWEIN
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GEWINN SPIEL
Wir verlosen 2x 2 Stehplatz-Tic kets für Judas Pries t Alle Informat in Wien. ionen siehe Seite 30.
1. PAINKILLER
3. GLEN TIPTON/KK DOWNING
Als Judas Priest dieses Monstrum von einem Album auf die Menschheit losließ, gab es sie schon mehr als 20 Jahre und es war der bereits 13. Studiorundling. 85 Prozent aller Bands kommen in ihrer Karriere gar nicht so weit, die wenigen anderen wiederholen sich längst nur noch selbst und bei Iron Maiden war Album Nummer 13 „Dance Of Death“. Ihr merkt es selbst oder? Der Titeltrack ist der Fistbumper des Jahrhunderts und gilt noch immer als DAS Referenzlied, wenn es um die schnellste Erklärung von Heavy Metal geht. Das Gitarrenduo Tipton/Downing sägt – in Nieten und Leder gewickelt – mit dem Riffmesser durch härtesten Beton und Rob Halford kreischt sich die Lunge aus dem Leib. Dazu noch die Songs: „Hell Patrol“, „Between The Hammer And The Anvil“, „Metal Meltdown“ oder „Leather Rebel“. Eigentlich ein Album für die „Library Of Congress“.
Wer die legendären Twin-Gitarrenduelle wirklich erfunden hat, lässt sich wahrscheinlich nie mehr so ganz genau nachzeichnen. Iron Maidens Dennis Stratton reklamierte sie mit Dave Murray 1979 für sich. Wishbone Ashs Andy Powell lässt kein Interview aus, in dem er nicht davon erzählt, wie er mit Ted Turner in England das gleichberechtigte Gitarrenduell als erster zelebrierte, doch die wahren Doppelgötter an der Axt waren schon immer Glenn Tipton und KK Downing. Der eine kämpft heute gegen Parkinson und ist seltener Bühnengast, der andere wurde vor einigen Jahren geschasst und setzt auf sein eigenes (bleischweres) Metal-Projekt KK’S Priest, das 2021 sein Debüt „Sermons of the Sinner” veröffentlichte. Als Duo waren sie handgezählte 37 Jahre unschlagbar. Bei Live-Konzerten hören wir heute Andy Sneap und Richie Faulkner an den Twin-Gitarren.
2. 1969
4. ROB HALFORD
Das offizielle Gründungsjahr, wo noch kein Mitglied der wichtigen PriestÄra dabei und die Band vom Heavy Metal so weit entfernt war wie Österreichs Damentennis von der Weltspitze. Doch mit dem Gründungsjahr lässt sich strenggenommen auch der Heavy-Metal-Kult zurückdatieren. Klar, es gab bereits Black Sabbath, Steppenwolf, Deep Purple oder Led Zeppelin, die alle partiell in diese Richtung eingeordnet wurden, aber mit Judas Priest ging es so richtig los. Iron Maiden, Saxon, Accept und Co. folgten nach.
Wer von der Fachpresse und den Fans als „Metal-Gott“ tituliert wird, braucht sich eigentlich nicht weiter vorstellen. Wenn Rob Halford kommenden April die Wiener Bühne entert, ist er 72, aber mit etwas Glück noch immer in Top-Form. Sein schneidend-hohes Organ revolutionierte die Szene und auch wenn der ewige Konkurrent, Iron Maidens Bruce Dickinson, trotz Kehlkopfkrebs konstantere Top-Leistungen bringt, Halford ist nach einem kurzen Tief in den 2010er-Jahren wieder zu einer Hochform aufgelaufen, die er seitdem nicht mehr abgab.
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Foto: d4mance
s ist alles andere als ein Aprilscherz, vielmehr eine Jubelmeldung für Liebhaber des echten Stahls. Judas Priest machen am 1. April wieder einmal der Wiener Stadthalle ihre Aufwartung und haben dabei niemand Geringere als die britischen NWoBHM-Legenden Saxon und das Hard-Rock-Flaggschiff Uriah Heep im Schlepptau. Ein testosterongeschwängertes Nostalgie-Fest unter dem Banner „Metal Masters 2024“, das diesen großspurig anmutenden Titel redlich verdient. Im ewigen Zweikampf der Heavy-Metal-Titanen aus Großbritannien mag die Stadionband Iron Maiden rein kommerziell wohl als Sieger hervorgehen, doch wenn man unbefangen an die Sache rangeht, kann nur „the mighty Priest“ zuerst über die Ziellinie rauschen. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, deshalb zehn Fakten, warum SIE die wahren Könige des Heavy Metal sind.
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Kings of Metal 5. OUTING
8. TIM „RIPPER“ OWENS
Strenggenommen war Halford gerade nicht bei Judas Priest, als er sich am 4. Februar 1998 via MTV outete, aber etwas, das heute völlig normal erscheint, war vor 25 Jahren ein wilder Skandal. In der männlich dominierten und extrem maskulin auftretenden Metalszene war jeder Anflug von Homosexualität verpönt. Faith No More-Keyboarder Roddy Bottum outete sich fünf Jahre vor Halford als erster, von Hüsker Düs Bob Mould wusste man es noch nicht und Gorgoroths Gaahl war 1998 noch nicht einmal bekannt. Halford ging souverän mit dem Outing um und die gesamte Metalszene wurde sukzessive offener und toleranter. Heavy Metal bedeutet auch Mut und das bewusste Ankämpfen gegen den Mainstream: ein Outing in diesem Setting war das Maximum dessen.
In den Neunzigern verloren Rob Halford und Bruce Dickinson zwischenzeitlich die Lust am Tun und mussten schweren Herzens ersetzt werden. Das Direktduell gewinnt eindeutig Judas Priest, die mit Tim „Ripper“ Owens eine technisch perfekte Röhre einsetzten und zumindest mit „Demolition“ auch eine viel bessere Platte kreierten als Maiden es zuweilen mit Ersatzmann Blaze Bayley vollbrachten.
6. SELBSTIRONIE Mit steigendem Alter fühlt Halford sich mit sich selbst und seiner Rolle als „Metal-Gott“ zunehmend sicherer und wagt weitere Schritte in Bereiche, für die man in den Achtzigern wohl gelyncht worden wäre. Seine erkleckliche Sammlung an unterschiedlichsten Katzen-T-Shirts machte ihn auch bei einer jüngeren Generation zum Instagram-Star, die dadurch wiederum auf PriestSongs stoßen. Solo veröffentlichte er bereits zwei Weihnachtsalben und selbst wenn er während einer Show, wie 2011 in Brasilien passiert, mit dem Motorrad umfällt, bringt ihn das längst mich aus dem Tritt. Go your own way, Rob!
7. ARBEITSETHOS
Foto: d4mance
Zugegeben – den besitzen natürlich auch Iron Maiden. Doch Judas Priest sind eine gut geölte Maschine, die ihrer Heimat Birmingham, dem Epizentrum der britischen Working-Class-Heros, alle Ehre machen. Line-Up-Wechsel, Krankheiten, Verletzungen, interne Querelen – alles egal, the Show must go on. Und das tut man erfolgreich seht mehr als 50 Jahren.
9. ROCK AND ROOLL HALL OF FAME Als Priest dort 2022 mit dem „Musical Excellence Award“ ausgezeichnet wurden, war die Freude groß. Es ist zwar kein klassischer Einzug in die renommierte Liste, doch der gelang im Metal-Bereich bislang nur Metallica. Der „Excellence Award“ wird dann verliehen, wenn ein Künstler ein Genre besonders prägte. Dass die ewigen Konkurrenten Iron Maiden ausgestochen wurden, wurde im Priest-Lager zwar nicht offiziell gefeiert, rief aber sicher den einen oder anderen Jubelsturm hinter den Kulissen hervor.
10. BREAKING THE LAW 1980, als Judas Priest mit ihrem wegweisenden Album „British Steel“ zu absoluten Weltstars mutierten, sorgte diese Single für besonderes Raunen im printstarken Metalblätterwald. Grob umrissen dreht sich der Song um einen zurückgelassenen und verlorenen Typen, der weder Arbeit noch Heim hat und um den sich niemand schert. Um sich endlich wieder zu spüren, beschließt er, das Gesetz zu brechen. DIE Hymne für alle Outsider und solche waren bekanntlich schon immer Metalheads. Nie wieder traf eine Metalband den Working-Class-Nerv so präzise wie Priest mit diesem Song.
n Judas Priest gastieren am 1. April gemeinsam mit Saxon und Uriah Heep in der Wiener Stadthalle D.
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Gar nicht so zw Da haben sich Zwei gefunden! Die „zwidan Zwa” heißt die Besetzung aus Ernst Molden und Christopher Seiler, unterhaltsam sind sie dem Titel zum Trotz dann doch. Zu rechnen ist mit einigen Schmankerln aus dem Feld der Neuinterpretation. TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER
Ernst Molden und Christopher Seiler, das ist wie Stadtsaal und Wiener Stadthalle. Wie kam es zu der überraschenden Zusammenarbeit? Ich traf Ernst vor Jahren bei einer Amadeus-Verleihung und wir gestanden uns in einem flüchtigen Gespräch unsere gegenseitige Anerkennung. Jahre später meldete ich mich nach dem tragischen Unfalltod von Willi Resetarits über Instagram beim Ernst, und fragte, ob wir nicht gemeinsam eine Nummer im Studio aufnehmen wollen. Wir verstanden uns auf Anhieb – und so wurde aus dieser Nummer ein ganzes Album. So richtig kennengelernt haben wir uns erst bei den Aufnahmen im Burgenland im März dieses Jahres. Für mich ist der Ernst einer der komplettesten Musiker unserer Zeit. Es wird die Geschichte erzählt, dass du
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im Bentley vor der Cselley Mühle in Oslip vorgefahren bist, wo ihr aufgenommen habt. Hat ein bisschen was von: Popstar goes Indie. Ein Ausflug in eine andere Welt? Die Geschichte ist eher eine Sage. Ein Bentley war vermutlich gerade im Burgenland unterwegs, ich reiste allerdings im Wagen vom Ernst an. Das Studio in der Mühle war tatsächlich eine andere Welt für mich. Eine wunderschöne, friedliche und hochinspirierende. Das Album heißt „de zwidan zwa“. Das erinnert an Kurt Sowinetz und „Alle Menschen san ma zwider, i mechts in die Goschn haun“. Eine probate Beschreibung des Wiener Wesens? Durchaus, aber auch ein knackiges Wortspiel, welches mit uns allerdings wenig zu tun hat. Wir sind beide nicht wirklich zwida, sondern meistens gut gelaunt. Das gilt auch für die Songs, da rennt mitunter ordentlich der Schmäh. Wie waren die Aufnahmen? Eben. Die waren harmonisch. Generell ist die Stimmung bei uns sehr harmonisch. Weit entfernt vom Leistungsdruck, den man sonst kennt. Die Musik klingt sehr lebendig. Alles live eingespielt? Wir haben das ganze Album tatsächlich in eineinhalb Tagen komplett live auf einer Tonbandmaschine eingespielt.
Ohne Schnickschnack. Einfach pur und ehrlich. Das war uns wichtig. Es ist eine sehr männliche Platte geworden, die Texte drehen sich um verlassene Männer, Alkohol, Einsamkeit und Selbstmitleid. Was ist das Reizvolle an dieser uralten Konstellation? Vermutlich die Ehrlichkeit. Die meisten Songs sind ja direkte Übersetzungen bereits existierender Songs vom Ernst, die sehr nah bei den Originalen sind. Die thematische Vorgabe liegt daher ohnehin bei den ursprünglichen Interpreten. Aus einigen Songs sprechen verletzte Männer. Heute würde man vielleicht schon von toxischer Männlichkeit sprechen. Diese Thematik begleitet ja auch mein eigenes Schaffen seit Beginn an. Mein Zugang zur Musik ist die unverblümte Wahrheit. Anders gesagt: Ich singe über das, was ich sehe. Ihr singt wienerische Fassungen der Lieder von Udo Lindenberg oder Nick Cave. Wie habt ihr die Nummern ausgewählt? Viele Stücke gab es bereits in Übersetzungen vom Ernst. Wir haben uns da einfach hingesetzt und ausgesucht, was uns am meisten Spaß macht zu spielen. Lieder wie „Es Gligg“ stammen zum Beispiel aus mei-
Foto: Daniela Matejschek
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ine Bestellung klingt bei Ernst Molden und Christopher Seiler so: „an schnops zwa rüschaln drei bia“. Zumindest trägt ein Song diesen Titel. Der heimische Songwriter und die Seiler-&Speer-Hälfte haben sich für ein sehr lässiges Album zu Molden & Seiler zusammengetan. Was das mit Willi Resetarits zu tun hat und warum die beiden gar nicht so schlecht gelaunt sind, wie der Albumtitel „de zwidan zwa“ vermuten ließe, erklärt Seiler im Interview.
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zwida nem Schaffen von 2017. Da bin ich wirklich froh, dass es nun endlich auch auf Platte ist. Begleitet werdet ihr von Ernst Moldens Frauenorchester. Wie wichtig war weibliche Präsenz als Ausgleich zu der Überdosis Männlichkeit in den Stücken? Es ist eine großartige Band, welche auch menschlich einen immensen Mehrwert mitbringt. Und das ist grundsätzlich das, was zählt. Stilistisch sind hiesige Prägungen von Blues, Country, frühem Rock’n’Roll zu hören, manchmal mit einem Schuss Wie-
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nerlied drin. Was ist dein Bezug zu diesen Genres? Ich bin ein Mensch, der sich ungern auf Genres festlegt. Für mich muss ein Song ausdrucksstark sein. Alles andere ist Schubladendenken, welches ich schon als Jugendlicher abgelegt habe. Und das ist gut so. Wieviel Mut beziehungsweise Getränke vorher braucht es, um sich an einen Göttersong wie „The Weeping Song“ von Nick Cave überhaupt heranzuwagen? Weder noch. Ich denke, es braucht in erster Linie Freude fürs Spielen und Respekt vor einem Künstler und seinen Werken. Wir parodieren ja nicht, sondern interpretieren. Und das ganz nah am Original. Wie liefen die ersten gemeinsamen Konzerte im Sommer? Wenn ein Konzertabend Tage später noch nachwirkt, und das positiv, war er etwas ganz Besonderes. Das sind
Abende, die vor Witz und Spielfreude nur so sprühen. Ich liebe es. Im Herbst geht ihr auf Tournee. Ist eine Fortsetzung geplant? Solange wir befreundet sind, werden wir auf der Bühne stehen. Und da ich meine Freundschaften pflege, wird das noch sehr lange dauern. n „De zwidan zwa” spielen u. a. am 12. September im Cinema Paradiso Baden, am 15. im Wiener Stadtsaal, am 23. in der Csello Cselley Mühle Oslip und am 18. Dezember im Orpheum Wien. Christopher Seiler ist am 18. Oktober auch mit seinem anderen Projekt AUT of ORDA in der Marx Halle, und gemeinsam mit Bernhard Speer zwischen November und Dezember in ganz Österreich zu erleben. Auch Ernst Molden erleben wir laufend in unterschiedlichen Formationen, darunter mit Nino aus Wien am 17. Dezember im Wiener Konzerthaus und mit „Einzelgänge” im Oktober und November im Rabenhof Theater.
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Hier kommt K 1986 in Nashville gegründet, haben Lambchop in ihrer Musik Einflüsse von Country, Soul und Jazz verarbeitet. Für das Blue Bird Festival können wir ein einzigartiges Erlebnis erwarten: Mastermind Kurt Wagner wird mit seinem musikalischen Langzeit-Wegbegleiter Andrew Broder die Klassiker der Band am Piano präsentieren, reduziert auf ihre Essenz, hochemotional und intim. TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER
In Wien gastieren Sie mit einer sehr intimen Fassung von Lambchop: Sie singen, nur begleitet von einem Pianisten. Wird das Ihr Sinatra-Moment? Lassen Sie gar die Diva ins sich raus? (lacht) Vielleicht. Nein, Diva bin ich bestimmt keine. Wenn ich Stimmen wie Frank Sinatra heute höre, kommt mir die damalige Zeit einfacher vor, weniger kompliziert als unsere Gegenwart. Sinatra ist aber nicht Schuld an diesen Konzerten. Was hat Sie inspiriert? Das Ganze hat sich aus unserem letzten Album „The Bible“ entwickelt. Andrew Broader war einer der Produzenten. Wir haben Arrangements für spezielle Konzerte mit 16 Leuten auf der Bühne
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erarbeitet. Danach dachte ich mir: Wenn wir das mit so vielen Musikern machen können, können wir es auch ganz reduziert als Duett versuchen. Wir haben in den USA schon ein paar solche Auftritte gemacht. Das lief sehr gut. Also kommen wir damit auch nach Europa.
zu schauen, wie die Songs klingen, wenn nur mehr das Piano da ist. Wir spielen vor allem Songs der letzten Alben, haben uns aber auch einige ältere Stücke vorgeknöpft.
Hat es Sie gereizt, die Begleitung ganz einfach zu halten? Ihre letzten Alben wurden ja von zahlreichen Experimenten und elektronischen Sounds gekennzeichnet. Klar. Wobei schon auch viel Piano drauf war, vor allem auf unserem vorletzten Album „Showtunes“. Für mich ergab es Sinn, alles andere rauszuschmeißen und
Foto: Mickie Winters
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nser liebster Brummbär Kurt Wagner hat mit seiner Band Lambchop ein erstaunliches, wild wucherndes Werk vorgelegt. Von Alternative Country und Americana bewegte sich der Mann aus Nashville zuletzt in überraschende Gefilde, experimentierte mit Autotune-Gesang und sogar ein wenig mit Hip-Hop. Beim Songwriter-Festival Blue Bird in Wien wird Lambchop in ungewohnt intimer Besetzung auftreten: als Duo, nur mit Stimme und Klavier. Ein Gespräch über Frank Sinatra und Punk, Veränderung und Stillstand, die Beatles und Jimi Hendrix.
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Kurt Kann man sich das so vorstellen: Sie singen und erzählen zwischen den Songs ein bisschen aus der Bandgeschichte? Nein, ich spreche nicht. Oder nur das Nötigste. Die Idee der Performance ist, aus all den Songs ein ganzes Stück zu machen. Sie gehen ineinander über, Andrew Broader spielt am Klavier improvisierte Übergänge. Es ist zwar eine ganz andere Baustelle, aber mich hat es an frühe Punkbands erinnert. Die haben auch einfach angefangen zu spielen und nie
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aufgehört. Diese Energie möchte ich erzeugen. Nichts soll von der Musik ablenken. Wie fix oder variabel sind Arrangements und Setlist? Ich mag das Ungewisse. Wir haben uns schon intensiv vorbereitet. Dabei gingen es vor allem darum, das Menü festzulegen. Die Speisefolge kennen wir. Aber es bleibt Abend für Abend viel Raum für Improvisation. Das bringt die Freiheit zurück in die Musik. Ich finde es langweilig, eine ganze Tournee lang mehr oder weniger dasselbe Set zu spielen. Werden es Sitzkonzerte sein? Auf jeden Fall. Das Gute ist: Dadurch kommen auch Menschen in meinem Alter zu den Konzerten, die es begrüßen, wenn sie einen gemütlichen Sitzplatz haben. Wir spielen in schönen Theatersälen oder in Wien eben in einem Jazzclub. Und es braucht nicht viel Technik. Da sind nur ein Instrument und eine Stimme. Keine Elektronik, keine Ablenkungen. Dabei kommt Ihr Partner Andrew Broader von der Elektronik. Stimmt. Ich bin erst im Lockdown durch Videos auf Instagram draufgekommen, dass er Piano spielt. Er hat schon sehr viele interessante Sachen gemacht. Unglaublich finde ich das Album, das er mit dem Native American Joe Rainey aufgenommen hat. Das war eine der interessantesten Platten 2022. Herausfordernd und schön. So mag ich es.
BLUE BIRD LINE-UP 23.11.: Porridge Radio (solo), Ben Caplan, Kira Skov & Naima Bock 24.11.: Lambchop, Maiijata, Chloe Foy, & Murray A. Lightburn 25.11.: The Magnetic Fields, Will Sheff/Okkervil River, The Saxophones & Kendall Lujan
Apropos herausfordernd: Wie haben Ihre Fans die letzten Alben aufgenommen? Statt Alternative Country servierten Sie da Vocoder-Gesang und wilde Stilmischungen. Manche waren nicht so begeistert. Es ist total okay, wenn man eine bestimmte Ära von Lambchop bevorzugt. Ich spiele immer die Musik, an die ich gerade glaube. Letztlich geht es vielen Künstlern so. Denken Sie an Bob Dylan oder Neil Young. Manche mochten es nicht, als
Dylan elektrisch wurde. Das ist okay. Aber für ihn als Künstler war es wichtig, sonst wäre er stehengeblieben. Künstlerisch bedeutet Stillstand letztlich Rückschritt. Sehe ich auch so. Sogar die Beatles hatten in ihrer kurzen Karriere einige verschiedene Phasen. Wenn sie länger gespielt hätten, hätten sie sich wohl noch drastischer geändert. Und das hätte auch nicht allen gefallen. Oder nehmen wir Jimi Hendrix: Vor seinem Tod hat er nicht Acid Rock gespielt, sondern Jazz und improvisierte Musik. Es wäre interessant zu sehen gewesen, wo er sich hinbewegt hätte. Ich bin mir sicher, er hätte sich selbst und das Publikum herausgefordert. Sie haben so eine tolle Bariton-Stimme, wie ein Brummbär. Welche Stimmen inspirieren Sie? Es gibt so viele tolle Sänger, ich bin gewiss keiner von ihnen (lacht). Die ganze Sinatra-Ära, das hatte schon was. Aber auch Oper ist wunderbar. Und Joe Rainey. Das wollte ich noch einmal sagen: Es sollte mehr herausfordernde Musik wie die seine geben. Lambchop waren in den letzten Jahren extrem produktiv. Ich bin mir sicher, Sie haben schon wieder ein neues Album aufgenommen. Noch nicht, aber ich arbeite aber daran. Ich habe in letzter Zeit viel frühe Country Music mit Gesang, Banjo und einem Chor gehört. Das geht auf eine schottische Tradition zurück und wurde nach Amerika importiert. Es gibt einen Leader, der eine Zeile singt, und der Chor wiederholt sie. Diese Call-and-Response-Struktur inspiriert mich sehr. Die Texte der Songs waren meist sehr religiös. Nun, ich werde über andere Dinge singen. n Das Blue Bird Festival mit Künstlern wie Porridge Radio, Lambchop und Magnetic Fields findet zwischen 23. und 25. November im Porgy & Bess statt. Lambchop spielt am zweiten Festivaltag.
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Schluss m
Im November gibt es die letzte Gelegenheit, Serdar Somuncu mit seinem Programm „Das Vierte Reich“ live in Österreich zu bestaunen. Warum er nie Kabarettist war und weshalb er sich nun aus der Öffentlichkeit zurückzieht, erzählt der deutsche Künstler im Interview. TEXT: HANNES KROPIK
Du hast angekündigt, dich mit Ende dieser Tournee aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Mit welchen Gefühlen drehst du deine Abschiedsrunde? Ich genieße die Zeit mit einer Mischung aus Vorfreude und Erleichterung. Ich freue mich auf die letzten Auftritte – ich freue mich aber auch, dass es danach vorbei ist. Warum hörst du jetzt auf? Ich habe das Gefühl, genug gesagt zu haben. Ich möchte nichts mehr kommentieren, weder privat noch als Künstler. Deshalb beende ich auch all meine Podcasts. Ich habe gemerkt, dass ich mich inhaltlich wiederhole – und vor allem, dass es überhaupt nichts bringt, wenn ich etwas sage. Ich erlebe, dass mich die Leute, die mich missverstehen wollen, mich immer missverstehen werden. Und zwar unabhängig von dem, was ich sage oder tue.
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Du tendierst dazu, deine Gedanken explizit und oftmals provokativ zu formulieren. Hat deine Entscheidung etwas mit der immer restriktiveren „political correctness“ zu tun? Auf jeden Fall! In den vergangenen Jahren hat sich alles geändert. Es ist nicht mehr möglich, auf die Bühne zu gehen, ohne hinterher angegriffen zu werden. Als Sprachkünstler brauchst du das freie Wort aber, um schlagkräftig agieren zu können. Diese Entwicklung ist für viele Kolleginnen und Kollegen existenzbedrohend. Es geht nämlich nicht mehr darum, jemanden zu kritisieren – und schon gar nicht, sachlich und fundiert zu kritisieren. Sie wollen einen förmlich vernichten. Wenn du alle drei, vier Wochen im Mittelpunkt eines neuen Shitstorms stehst, wird es quälend und hinterlässt Spuren an dir – auch, wenn du diese „Kritik“ nicht an dich herankommen lassen willst.
Dieser Versuch, Kunst zu reglementieren, hat etwas Ur-Diktatorisches.
Rund um die Vorwürfe gegen RammsteinSänger Till Lindemann gibt es eine breite Diskussion, ob man den Künstler von seinem Werk trennen darf, trennen muss. Wie siehst du das? Müssen wir wirklich wieder ganz von vorne anfangen und erklären, dass der Typ, der im „Tatort“ einen Mörder spielt, im wirklichen Leben kein Mörder ist? Ich sehe das so: Wenn der Künstler auf der Bühne steht, ist er schon von der Privatperson getrennt. Es gibt aber kein Gesetz, wie sich Künstler als Künstler zu benehmen haben.
Nein, wer? Aktuell sind ja sehr viele „Seelenheiler“ im Umlauf, diese selbsternannten Gurus, die „Heilung“ versprechen. Besonders fasziniert mich Braco, der Mann mit dem „heilenden Blick“. Und dann gibt es einen Typen hier in Deutschland, der bietet Seelenheilung per Telekinese an; sein Standardpaket kostet 500 Euro und dafür schickt er dir einmal seine Energie, ohne, dass irgendetwas sichtbar oder greifbar wäre. Zahlbar mit allen gängigen Kreditkarten. Das große Paket kostet – und das ist kein Witz – 1,5
Vor zwei Jahren hast du uns im Interview zur Premiere von „Seelen Heil! Das Vierte Reich“ erzählt, dass der Faschismus dein künstlerisches Lebensthema ist und du deshalb in deinem Programm dem Alltagsfaschismus nachspürst. Die Lesung aus Hitlers „Mein Kampf“ war 1996 die Initialzündung meiner kabarettistischen Arbeit. Die Programme danach waren inhaltlich nicht zuletzt über die generelle Frage verbunden, wie Propaganda heute funktioniert. Mit meinem letzten Programm, das am liturgischen Kalender angelehnt ist, schließt sich nun ein großer Erzählbogen: Meine Figur, der Hassias, kehrt zu Pfingsten als Heiliger Geist, also als körperloses Wesen, zurück. Weißt du übrigens, wer mich zu dieser Idee inspiriert hat?
Foto: Michael Palm
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erdar Somuncu, 55, erregte mit seiner szenischen Lesung aus Adolf Hitlers „Mein Kampf“ Mitte der NeunzigerJahre erstmals die Gemüter. Auch in seinen weiteren Programmen setzte sich der GröHaZ, der „Größte Hassias aller Zeiten“ intensiv mit Themen wie Alltagsfaschismus und Hass auseinander. Sein aktuelles Programm „Das Vierte Reich“ schließt nicht nur einen großen Erzählbogen ab, es ist gleichzeitig das Ende seiner Karriere als Kabarettist, Podcaster und Radiomoderator.
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mit Hass Millionen Euro. Dafür schickt er dir lebenslang per Telekinese jede Nacht um drei Uhr sein Energiepaket …
Das wäre natürlich eine schöne Idee für dich nach Ende deiner Karriere … Es ist eine brillante Idee. Aber im Ernst: Ich weiß noch nicht, was ich machen möchte. Ich werde mich ein bisschen treiben lassen und schauen, was auf mich zukommt. Ich bin 55 und habe diesen Job jetzt mehr als 30 Jahre gemacht. Wenn alles gut läuft, habe ich vielleicht noch 30 Jahre vor mir und in dieser Zeit möchte ich mich auf etwas anderes konzentrieren als die Sprachkunst. Wenn du auf deine Kabarettkarriere zurückblickst: Wie fällt dein Resümee aus? Im Grunde war alles scheiße. Das Einzige, was es gebracht hat, war: Ich konnte meine Theaterarbeit dadurch verkleiden und verkaufen, ich konnte meine Musik damit finanzieren und all die anderen Dinge ermöglichen, die mir wichtig waren. Kabarett ist für mich aber keine wirkliche Kunst. Kabarettisten sind einfach nur Menschen, die es nicht geschafft haben, auf eine Schauspielschule zu gehen. Ich selbst habe mich nie als Kabarettist gesehen, sondern als Schauspieler, der kabarettistisch gearbeitet hat. Das Schlimmste war die Anstrengung, immer alles kommentieren zu müssen. Und dieser ewige Konkurrenzkampf um die Aufmerksamkeit und dieser Geltungsdrang! Und ganz schlimm sind auch die Kollegen: Mit 90 Prozent dieser Leute willst du privat nichts zu tun haben. Die Momente auf der Bühne und die echten Begegnungen mit meinem Publikum waren jedoch das Allerschönste! n Serdar Somuncu gibt seine letzten Österreich-Termine am 3. November in der Kürnberghalle, am 4. im Globe Wien und am 5. im Grazer Orpheum.
Schluss mit der Seelenheilung Es ist ein langes und bewegtes Bühnenleben, das im Herbst diesen Jahres zuende gehen wird, wenn Serdar Somuncu zum letzten Mal als Seelenheiler auf Tour geht.
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Der Trans-Eur Zum sechsten Mal lädt das Wiener WUK zu einer Reise quer durch Europa ein – und dafür braucht es nicht einmal einen Interrail-Pass: Denn Europa gastiert in Form von insgesamt acht musikalischen Geheimtipps an zwei Tagen im November selbst direkt in Wien. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER GEW lischen Entdeckungsreise zu laden: Am 17. und 18. November zieht also das musikalische Europa – hochwertiger, als beim Eurovision Song Contest präsentiert – zum bereits sechsten Mal im WUK ein und macht Lust, nicht nur über die eigenen Landesgrenzen hinauszublicken, sondern auch Bands, die fernab von einem omnipräsenten Megasellerstatus musizieren, ein Ohr zu schenken und so, für einen Moment, den Problemen, unter denen auch Europa laboriert, zu entfliehen und die Strahlkraft zu genießen.
LUCY KRUGER & THE LOST BOYS
BIPOLAR FEMININ
Auf ihrem 5. Album „Heaving”, das dieses Frühjahr erschienen ist, taucht die südafrikanische Wahl-Berlinerin Lucy Kruger ein in eine dunkle, intensive, atmosphärische Pop Noir-Welt, mit Texten, die irgendwo zwischen Verlangen und Verlust, Angst vor dem Tod, Einsamkeit und der großen Liebe changieren. So geraten Text und Musik sehr körperlich und sprechen sämtliche Sinne an, brechen wie eine Welle über den Hörer herein – wirken direkt greifbar. Kein Wunder, ist es immerhin auch Lucys Anspruch, mit ihrer Musik „das Dazwischen” zu berühren. Fans von PJ Harvey: unbedingt reinhören!
Für das im Jahr 2018 im oberösterreichischen Ebensee gegründete und mittlerweile in Wien beheimatete Quartett rund um Frontfrau Leni Ulrich zeigt die Karrierekurve steil nach oben: Im Mai ist nach der EP „Piccolo Family” nun das Debüt „Ein fragiles System“ erschienen, live wurden die neuen Songs erst kürzlich u. a. auch am renommierten Popfest vorgestellt – und das mehr als energetisch. Hier gibt es Krawallwatschen gegen das Patriarchat, Loblieder auf Bodypositivity, Songs gegen Konsumwahn und viel mehr, noch dazu im klassischen Setup mit (lauten) Gitarren, Bass und Schlagzeug und ohne viel Schnickschnack – als ob wir es hier mit einer erfrischend direkten Nachwehe des Post-Punks oder des 90er-Schluder-Rocks zu tun hätten, allerdings: mit gesteigerten Popsensibilitäten und massiven Hooks.
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17. NOVEMBER
Wir verlosen 3x 2 Fe für das Europa stival-Pässe vox Alle Informat im WUK. ionen siehe Seite 30.
18. NOVEMBER Fotos: Europavox, Wikipedia
E
uropa, das ist zunächst einmal in Kontinent – oder viel mehr: ein Subkontinent. Europa, das ist aber auch ein Bündnis zahlreicher Nationen und etwa 700 Millionen Menschen – einige davon sind auch Musikschaffende: ABBA, U2, Coldplay, Rammstein und Muse sind weltweit die wohl bekanntesten Künstler aus Europa, doch zwischen Longyearbyen und Tarifa, zwischen Reykjavik und Tiflis tummeln sich noch viele Bands mehr, von denen sich zahlreiche auch zu entdecken lohnen. Das französische Europavox-Projekt hat es sich zum Ziel gesetzt, in sechs europäischen Städten – darunter auch Wien – aus dem Pool der noch unbekannten Namen zu fischen und so zu einer musika-
INN SPIEL
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ropa-Express THE HAUNTED YOUTH „Haunted”, das ist wahrlich das perfekte Adjektiv, um den bittersüßen Dream Pop, den wir hier beim belgischen Aufsteiger hören, zu umrahmen: Frontmann Joachim Liebens quälte sich auf dem im vergangenen November erschienenen Debüt „Dawn of the Freak” durch ein Spannungsfeld aus Teenage Angst, Zweifel und Hoffnung, kurz: den zeitlosen Sorgen und Nöten des Erwachsenwerdens und vom schwierigen Alltag im Hier und Jetzt, mit inneren und äußeren Sollbruchstellen. Musikalisch wird diese himmelhochjauchzende Depression jedoch in anschmiegsame Gewänder getaucht, wir hören einen hypnotischen, melodiestarken Klang, der irgendwo zwischen The Cure und MGMT changiert und The Haunted Youth so etwa zu einem Highlight am Reeperbahn Festival gereichen ließ.
POM POKO 18. NOVEMBER
Der quirlige, an Weezer erin17. NOVEMBER nernde Stil des Quartetts hat seinen Ursprung im Jazz, so verwundert es kaum, wenn ihre beiden Alben – das 2019 erschienene „Birthday” und „Cheater” von 2021 – einer rasanten Achterbahnfahrt beinah schon den Rang ablaufen, wenn hinter jeder Kurve, hinter jeder Berg- und Talfahrt eine neue Überraschung wartet. Verzerrte Gitarren treffen auf zuckersüße Melodien, bevor Tempo- und Rhythmuswechsel den geneigten Hörer zwischen Kratzigkeit und Kuscheligkeit tanzen lassen. Neben Improvisation spielt bei den Trondheimer Jazzstudenten aber auch handwerkliches Geschick eine entscheidende Rolle, sodass trotz minimalistischer Besetzung ein fulminanter Sound eruptiert, bei dem die Instrumente zwar oft gegeneinander anspielen, aber schließlich doch gemeinsam des Weges tänzeln. Dazu gibt es absurde Texte, von Traumszenen inspiriert.
MNNQNS
KOIKOI
Der experimentelle Post-Punk 17. NOVEMBER von MNNQNS verführt ins London der späten Siebziger. Kein Wunder: Sänger und Gitarrist Adrian d’Epinay, dessen pathetischer Gesang insbesondere hervorzuheben ist, verbrachte seine Studienzeit nicht nur in Cardiff, sondern diese Zeit auch mehr damit, durch die örtliche Clubszene zu pilgern. Das Ergebnis sind seit 2016 nach zwei EPs nun mittlerweile auch zwei Alben, das letzte mit dem Titel „The Second Principle” und 2022 erschienen. Auf jenem zeigt sich das Quartett „von Thermodynamik, dem Weltall, H.P. Lovecraft und den retrofuturistischen Klängen von Nine Inch Nails” beeinflusst. Wie das klingt? Manchmal wie The Beach Boys, manchmal wie Bowie, und dann wieder wie Roxy Music. Jedoch immer fieberhaft, energetisch und experimentell.
Globalen Einflüssen offen gegenüberstehen 18. NOVEMBER und trotzdem regionale Musiktraditionen respektieren und integrieren – das ist oft genug das Rezept für einen eigentümlichen, plakativ formuliert: geilen Sound. So auch bei Koikoi aus Belgrad, die seit 2017 gekonnt Balkan-Melodien mit lautem Electro-Rock verweben und noch dazu einen ordentlichen Schuss Neo-Psychedelia einweben. So gelingt ihnen mühelos anstatt gekünstelt der Spagat zwischen unkonventioneller Pop-Sensibilität und abenteuerlustigen Stilbrüchen, sodass das Quartett eine ureigene musikalische Identität gefunden und gleichzeitig auch etabliert hat, eine Identität, die wie einer der namensgebenden japanischen Koi-Karpfen mal in die eine, mal in die andere Richtung tigert: So klingen Koikoi zwischen Gitarren und Synthesizer gleichzeitig eng und ausladend, straff und doch locker, mal minimalistisch, dann wieder mit kontrolliertem Overdrive überaus verführerisch, abwechslungsreich und dynamisch.
SHAME
ADA ODA
All die Bands der neuen britischen PostPunk-Welle lernen rasch, über den zu engen Tellerrand hinauszublicken; Das gilt nicht nur für etwa Fontaines D.C., sondern auch für shame: Zwar türmen sich auf ihrem aktuellen dritten Album „Food for Worms” immer noch die Gitarren auf und stolpern übereinander, doch dann schält sich daraus auch schon mal ein (wenngleich ziemlich kaputtes) Klavier und Charlie Steen singt mit einer Stimme zwischen Pubschlägerei und Verletzlichkeit. Letztere ist neu, und lockert den von Joy Division oder auch The Fall geschulten Krawall etwas auf. Aber keine Sorge: Zugänglich sind sie immer noch nicht geworden, vielmehr werden Punk, Garage, Alternative, Blues und Indiepop durch den Fleischwolf gedreht und in ein kontrolliertes Chaos verwandelt. Rotzig!
17. NOVEMBER
„Niente Da Offrire“ brüllt Victo18. NOVEMBER ria Barracato, die Sängerin der belgischen Lo-Fi-Post-PunkBand Ada Oda, in ihrer italienischen Muttersprache auf der Debütsingle im März 2022. Nichts zu bieten, wirklich? Weit gefehlt! Das Debütalbum „Un Amore Debole” kredenzt gleichermaßen poppige wie auch punkige super-effektive Vintage-Nummern, eine donnernde Kombination aus Gitarre, Bass und Schlagzeug. Dass das auch live funktioniert (und das obwohl die Band erst frisch seit Corona gemeinsam musiziert) zeigte sich dieses Jahr bereits am großen EuropavoxFestival in Clermont Ferrand, wo Ohrenzeugen von einer unprätentiösen, sich ständig steigernden Performance schwärmten, die am Höhepunkt ganz nonchalant den Stecker zog: So wirkt ihre Intensität nur noch gewaltiger nach.
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JAMES HERSEY
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AVEC, PLEASE MADAME,
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ONK LOU, SIAMESE ELEPHANTS + DJS 14.10. BIRTHDAY PARTY - PART 2
BUKAHARA, BON JOUR, MEFJUS, DAXTA, BERGLIND, ANSA SAUERMANN U.A. 16.10. BLUE MONDAY
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DER PLATTENLÄSTERER Die besten, größten und wundervollsten Alben der Musikgeschichte: nach fast einhelliger Kritiker-Meinung sind sie in Stein gemeißelt. Aber sind sie das wirklich? Ich finde nicht. Wie zum Beispiel „461 Ocean Boulevard“ von Eric Clapton. Diesmal wird wieder an einer Legende gerüttelt. EC, Slowhand auch genannt, ist zweifellos einer der einflussreichsten Musiker und fähigsten Gitarristen aller Zeiten. Und privat leider auch einer der ungutesten Knilche seiner Generation. Das sei hier deswegen noch erwähnt, weil sein turbulentes Privatleben untrennbar mit seinem musikalischen Schaffen verbunden ist. Was zum einen großartige Songs hervorgebracht hat, zum anderen aber oft auch die Sicht der Kritiker etwas vernebelt, zum Beispiel bei seinem 1974er Longplayer „461 Ocean Boulevard“. Prinzipiell ja kein schlechtes Album, aber es wurde und wird gerne in den Himmel gehoben, weil es sein Comeback nach drei Jahren unproduktivem Junkie-Dasein war. Mit dem eher uninspirierten Bob Marley-Cover „I Shot The Sheriff“ (wäre zum Beispiel heute als kulturelle Aneignung gecancelt) als einzigem echten Hit, weiteren Covers und nur drei Songs aus eigener Feder fällt das Album punkto Songwriting ziemlich durch. Wenngleich, in aller Fairness, die Gitarrenarbeit wirklich fantastisch ist. Sein wahres Potenzial als Bluesmeister reizte er ohnehin schon viel früher mit Bands von den Yardbirds über Cream bis Blind Faith aus, seine besten Momente als Sänger/Songwriter/Gitarrist wiederum sind mit Sicherheit auf „Slowhand“ zu finden. Zweifellos hat Clapton als Solokünster ein insgesamt mächtiges, wenn auch sehr durchwachsenes Oeuvre geschaffen, im Grunde ist er aber ein Bandmusiker, der erst im Zusammenspiel mit anderen Größen sein imposantes Potenzial entfalten kann, seien es die Beatles, Duane Allman oder eben auch die einzigartige Marcy Levy. Ganz auf sich gestellt, ist er dann eben doch ein von seiner eigenen Marke profitierender, sehr rückwärtsgewandter Blues-Grantscherm und Ex-Junkie, wie eben auf „461 Ocean Boulevard“.
Journalist Markus Höller versus Eric Clapton
GEWINN SPIELE Die Gewinnspiele der aktuellen Ausgabe finden Sie auf den Seiten 11, 16–17 und 24–25. Zu gewinnen gibt es: • Tickets für das SLASH Filmfestival • Tickets für Judas Priest • Tickets für Europavox
Fotos: Hersteller, Ross Halfin, Francis Broek, SLASH Filmfestival
Eine Teilnahme an den Gewinnspielen ist möglich auf www.ticketmagazin.com im Beitrag „!ticket Gewinnspiele September 2023“. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 1. Oktober 2023 (außer SLASH, da bereits am 15. September).
IMPRESSUM Herausgeberin, Chefredakteurin: Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteur & Chef vom Dienst: Stefan Baumgartner Anzeigen: Stephanie Ableidinger, Suzana Prgic Anzeigenproduktion: Susanne Franzl Redaktion: Stefan Baumgartner, Sebastian Fasthuber, Robert Fröwein, Markus Höller, Hannes Kropik Lektorat: Gunther Natter Fotos: siehe Copyright Cover: Fab Fox Medieninhaber, Eigentümer, Redaktionsanschrift: CTS Eventim Austria GmbH, !ticket Eventmagazin, Mariahilfer Straße 41–43, 1060 Wien Designkonzept, grafische Produktion: QMM Quality Multi Media GmbH, Mariahilfer Straße 88a/II/2a, 1070 Wien Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager Druck: Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten Abonnements: !ticket Österreichs Eventmagazin Nr. 1 erscheint 10 x jährlich. Jahresabo Österreich: € 22,00, Jahresabo Europa: € 44,00. Kündigung
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Die nächste Ausgabe erscheint am 4. Oktober. jeweils acht Wochen vor Ablauf der Bezugsfrist nur schriftlich eingeschrieben oder per E-Mail an abo@ticketmagazin.com. Einzelpreis: € 2,90
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