!ticket Dezember Jänner 2020/21

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!ticket Österreichs Eventmagazin Nr.1

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Ausgabe 239

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Damit sind Sie live dabei!

Lektüreempfehlungen von Lisa Eckhart, Thomas Stipsits, Paul Pizzera, Katja Krasavice, Stefanie Sargnagel und mehr!

„DER TYPUS DES MITLÄUFERS UND PROFITEURS DÜRFTE WOHL EINE ZEITLOSE ERSCHEINUNG DER SPEZIES MENSCH SEIN.“ Andreas Vitásek über Der Herr Karl

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you’re beautiful KLASSIK AM DOM

2021 feiert Klassik am Dom sein 10-jähriges Bestehen nach, da sich auch die Linzer Konzertreihe Corona beugen musste. Fast das gesamte Programm konnte auf die kommende Saison verlegt werden, als Neuzugang begrüßen wir James Blunt!


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SA FE

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COVID-19 MASSNAHMEN

MUSIC BY ANDREW LLOYD WEBBER BASED ON OLD POSSUM’S BOOK OF PRACTICAL CATS BY T. S. ELIOT. ORIGINALLY PRODUCED BY CAMERON MACKINTOSH AND THE REALLY USEFUL GROUP LIMITED

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CATS 2021 dürfen wir mit Grizabella, Rum Tum Tugger und Alt Deuteronimus eine weitere Saison den Jellicle Ball feiern. Weil wir Österreicher einfach nicht genug von den singenden Katzen bekommen. Das ist historisch bedingt.

20 Alive spürt man mehr.

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ls ich vor knapp einem halben Jahrzehnt im norwegischen Bergen ein Festival besuchte, bei dem vor einem Publikum, das sich von Südamerika bis Asien, von (natürlich!) Norwegen bis nach Down Under spannte, ausschließlich heimische Bands auftreten sollten, diskutierte ich noch mit europäischen Journalistenkollegen über die Spezifik der nordischen Länder und die Absurdität, ein derart geografisch eng gebündeltes Line-up irgendwo anders in Europa zu probieren. Allein der Gedanke schien schon waghalsig, insbesondere wenn man trotz Nationalfokus auch stets das internationale Format im Auge behalten, gleichzeitig feinsinnig und wirtschaftlich kuratieren wollte: Volksmusikund Boutique-Festivals also außen vor. Natürlich, die österreichische Musikschreibung hört auch in der distanzierten Außenwahrnehmung nicht bei Mozart oder Falco auf – einige wenige zeitgenössische Musiker haben sich auch im deutsch- und fremdsprachigen Ausland einen Namen gemacht. Und ja, Wien hat das fabulöse

Popfest, bei dem auch weniger prominente Namen zum Handkuss kommen – doch weite Kreise über unsere kleinen Landesgrenzen hinaus zieht selbst selbiges nicht. Und nicht selten auch die Krux, dass sich ein Österreicher erst im Ausland seine Sporen verdienen muss, bevor er „daheim“ überhaupt von der Seite angeschaut wird – Parov Stelar sei hier als ein Beispiel von vielen genannt. Die Gründe, warum etwa Österreich lange Zeit von der Landkarte verschwunden war, sind mannigfaltig und nicht allein mit einem Schulterzucken abzutun: Niveau, Professionalität und Charakter waren über weite Strecken ebenso wenig en vogue wie Gönnerschaft oder Solidarität. Gleichsam hörte nicht selten der anfänglich lodernde Esprit auf, sobald man sich im Dorfe einen Ruf erspielt hatte und die Erwartungshaltung, fortan hofiert zu werden, künstlerischen Wagemut überdeckte. Selbst heute, inmitten der Gabalier-, Seiler&-Speer-, Wanda- und Bilderbuch-Hysterie von einem Hype österreichischer Musik zu sprechen, wäre übertrieben – aber im-

EDITORIAL merhin „Potenzial“ lässt sich mit gutem Gewissen konkludieren: Während im Formatradio und bei Preisverleihungen stets dasselbe (teils aalglatte) Dutzend wiedergekäut wird, hat sich mittlerweile in zweiter Reihe eine Phalanx gebildet, die dem Zeitgeist entspricht und nicht, wie Herr und Frau Österreicher sonst auch mal gern, in vorgestriger Dauerschleife festhängt – dabei Lokalkolorit in mondiale Gewänder hüllt und somit Musik aus Österreich verkauft, ohne vehement mit der Landesflagge zu wacheln und Reparationslobhudeleien einzufordern. Diesem mittlerweile stringent aber gesund wachsendem Pulk zollt oeticket seit Jahresanfang vermehrt Tribut: Sowohl als ALIVE@home coronabedingt auf der digitalen Bühne als auch als livehaftige Konzertreihe ALIVE, die etwa diesem Herbst mit Dua Plicity, Pure Chlorine und Dives im WUK stationierte. Hier wird deutlich, dass das österreichische Charisma zum Glück nicht bei Austropop aufhört und langsam der Landesliga entwächst. Stefan Baumgartner (Chefredakteur)

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JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ

IN DIESER AUSGABE

28 Paw Patrol Die bunte Live-Show zur Nickelodeon-Serie mit sechs Helden auf vier Pfoten

LIFESTYLE 30 Happy, Merry & Tschüss 2020 Danke, dass das Jahresende naht. Zeit, sich auf Neues vorzubereiten.

HEIMAT 32 Kreisky haben mit „Atlantis“ ein treibendes, bremsendes, kluges, verrücktes Album gemacht.

LOCATION 36 Theater im Park Corona machte es möglich: Österreichs größtes Freiluft-Theater bleibt bestehen

[16] Andreas Vitásek Doppelte österreichische Kulturgeschichte [18] Wellcard Balance zur Unrast des Alltags [20] CATS Von wegen Katzenjammer! [22] Stefan Leonhardsberger Lady Gagalier und Seiler & Garfunkel [24] Zucchero Die Reibeisenstimme mit neuen Sounds [40] Der Watzmann Die Faszination des deutschen Kulturberges [46] Musikbibliothek Autoren über ihre Lieblingsbands Ohne Kunst & Kultur wird’s still. Aktuell liegt die Kunst- und Kulturszene brach. Tausende Menschen können ihrem Beruf nicht nachgehen und ihre Existenzen sind bedroht, aber auch die kulturelle Vielfalt ist in Gefahr. Das führt zu geistiger Armut in der Gesellschaft. Alle sind von dieser Krise getroffen, aber keine Branche trifft es so hart wie die der Kunst und Kultur – die Branche, die als erstes beschnitten wurde und wohl als letzte wieder in vollem Umfang erblühen darf. Mehr Infos zur Kampagne auf Facebook und ohnekunstundkulturwirdsstill.de.

KULTOUR 38 In Linz beginnt’s Nicht nur die Bundeshauptstadt Wien steht im kulturellen Fokus!

SPORT 42 Masters of Dirt Geschicklichkeit statt Geschwindigkeit, Balance statt Power, Artistik statt Aggression

GCHECKT 48 Bücher, Musik, und Equipment AC/DC, Paul Pizzera, Katja Krasavice, Bang & Olufsen und mehr

David Heavyhoff. Kultmusiker und -schauspieler David Hasselhoff hat mit dem Wiener Metal-Duo CueStack den Heavy-Metal-Song „Through the Night“ aufgenommen, der am 10. Dezember veröffentlicht wird. Dabei sind die beiden Wiener ebenfalls keine Unbekannten oder gar szenefremde Spaßpiraten: Martin Kames kennt man etwa als Drummer der Ende der Neunziger prominenten Black-MetalBand Seraph, Bernth Brodträger verdiente sich seine Sporen etwa als Gitarrist von Eboncrown und als Live-Gitarrist von u. a. Belphegor, Stormnatt – und aktuell (nicht ganz so heavy) Seiler und Speer. Auf Kickstarter kann man das Projekt noch bis 1. Dezember unterstützen und dabei tolle Goodies abstauben!

MEINUNGEN 26 Markus Höller Ein widerspenstiger Journalist gegen eine fast einheilige KritikerMeinung: Welche Musikalben sind eigentlich ziemlich überbewertet? 35 Walter Gröbchen Der Verleger, Journalist und Kurator wirft einen wertschätzenden Blick auf die österreichische Kulturlandschaft. 51 Robert Fröwein Der umtriebige Musikjournalist schlägt mit den besten Live-Alben die Brücke zwischen kollektivem und individuellem Erleben. 53 Alfred Dorfer Der Satiriker widmet sich in unregelmäßigen Abständen der „fremdSprache“. Diesmal geht es um Studien und Sex rechts der Mitte. 62 Stefan Verra Der Körpersprache-Experte verrät: Gerade die nonverbale Kommunikation hat einen entscheidenen Einfluss auf die Rezeption.

Eine Regel lautet: Große Worte mit kleiner Körpersprache. Und kleine Worte mit großer Körpersprache. – Stefan Verra

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Fotos: Deen van Meer, CueStack, Ohne Kunst und Kultur wird’s still; Illustration: Österreich in leiwanden Grafiken

KINDER


Show Highlights 2021

RAINHARD

FENDRICH

DI E

SCH L AGER NAC HT

A M N E U S I E D L E RS E E

DES ES JAHR

2021

NIK. P & BAND

JÜRGEN DREWS MELISSA NASCHENWENG ROSS ANTONY

STARKREGEN

LIVE 2021 GRAZ • WIEN • LINZ • INNSBRUCK SALZBURG • KLAGENFURT • TULLN ST. MAGARETHEN • DORNBIRN

La Notte DIE GROSSE ITALIENISCHE SCHLAGERNACHT

&

2021

SCHLAGERPILOTEN DIE DRAUFGÄNGER DIE PALDAUER PABLO GRANDE

13.07.21 MÖRBISCH WOLFGANG

14.07.21 MÖRBISCH

JOESI

AMBROS PROKOPETZ KLAUS CHRISTOPH EBERHARTINGER FALBL

AL BANO ROMINA POWER

RICCHI E POVERI

ALICE DRUPI

04.08.21 MÖRBISCH

29.04.21 SALZBURG 30.04.21 WIEN

ÖSTERREICH TOURNEE 2021

INNSBRUCK • SALZBURG • WIEN • LINZ WIENER NEUSTADT • GRAZ • ST.PÖLTEN

The world’s most spectacular Queen Tribute Show

V E R E I N I G T E B Ü H N E N W I E N , S E M M E L C O N C E RT S & S H OW FA C TO RY P R Ä S E N T I E R E N

feat. Marc Martel

DAS M U S I C A L VON M I C H A E L K U N Z E & S Y LV E S T E R L E VAY

KONZERTANTE AUFFÜHRUNG

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Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteurin und Herausgeberin

The Show must go on! Unser Coverstar James Blunt führt uns vorerst noch imaginär nach Linz, wo wir am 28. Juli auf ein reales Konzert hoffen dürfen. Neben ihm werden uns auch unter anderem Elina Garanca, Gregory Porter und (endlich!) David Garrett am Domplatz erfreuen. Nicht weit von Linz entfernt eröffnen Deep Purple und Uriah Heep am 9. Juli einen sommerlichen Konzertreigen auf der idyllischen Burg Clam, gefolgt von illustren Namen wie Pizzera & Jaus, Lionel Richie, Judas Priest, Parov Stelar, Seiler & Speer, Hubert von Goisern und der aus unter anderem Alice Cooper, Johnny Depp und Joe Perry bestehenden Supergroup Hollywood Vampires. Optimistisch gestimmt und erwartungsvoll wünsche ich Ihnen einen guten Start in ein eventreich(er)es 2021! Roberta Scheifinger

• Highlights Frühjahr • Max Raabe & Palast Orchester am 10. Jänner in der Wiener Stadthalle D

The Dead South Der Bluegrass-Folk aus der Prärie Kanadas klingt wie ein Grizzly auf Ecstasy 16. März, Gasometer 2raumwohnung Seit 20 Jahren zelebriert das Duo mit ihrem Elektropop Berlinparty pur 10. März, Arena Opeth Mit ihrem aktuellen Album „In Cauda Venenum“ und The Vintage Caravan 16. März, Arena Selig Mit ihrem neuen Album „Myriaden“ im Gepäck 28. Feber & 1. März, Linz & Wien Oliver Pocher Der Entertainer, Podcaster und WendlerFan mit seinem neuen Programm 28. Februar, Gasometer Lola Marsh Israels coolster Pop-Export mit seinem Album „Someday Tomorrow Maybe“ 20. & 22. Februar, Linz & Wien Die Sterne Aus Hamburg erreicht uns das Potpourri aus Soul, Hip-Hop, Funk und Indie-Pop 26. Februar, Grelle Forelle Max Herre Mit seinem vierten, überaus vielfältigem Album „Athen“ im Gepäck 16. & 17. Februar, Graz & Wien The Dead Daisies Die All-Star-Band melden sich mit ihrem Album „Holy Ground“ lautstark zurück 18. Februar, SIMMCity

Fotos: Christian Jungwirth (Opus), Barracuda Music (FM4 Frequency), Armen Keleshian (Nova Rock), Gregor Hohenberg (Max Raabe)

SCHEINWERFERLICHT


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Nova Rock 2021 Im Zuge des Bergkarabachkonflikts zwischen den Streitkräften Armeniens und der Republik Arzach haben System of a Down mit „Protect The Land“ und „Genocidal Humanoidz“ gleich zwei neue Songs veröffentlicht, um Spendengelder für armenische Hilfsfonds zu generieren. Es ist der erste Song-Release der legendären CrossoverMetalband seit 15 Jahren, ein Album ist aber leider vorerst nicht im Gespräch, wie es heißt.Live stellen sie selbige nebst u. a. Volbeat, Muse, Billy Talent, Deichkind, Seiler & Speer, Sabaton, Bring Me The Horizon, Korn und Scooter am Nova Rock (2. bis 5. Juni) vor! FM4 Frequency 2021 Ja, auch das FM4 Frequency musste dieses Jahr pausieren – die gute Nachricht ist jedoch, dass nicht nur der Termin für 2021 (19. bis 21. August) bereits fixiert wurde, sondern auch zahlreiche Acts, darunter Annenmaykantereit (Foto), Raf Camora, Marshmello, Bonez MC, Die Antwoord, Ferdinand & Left Boy, Von Wegen Lisbeth, Bilderbuch, Martin Garrix, Timmy Trumpet, Yung Hurn, Antilopen Gang, Jugo Ürdens, Kytes und noch viele mehr. Also: Wir freuen uns schon aufs Plantschen in der Traisen! Opus: Opus Magnum Abschiedstournee Nach beinahe fünf Jahrzehnten Bandgeschichte verabschiedet sich die steirische KultFormation mit neuem Album „Opus Magnum“ und einer Abschiedstournee, die sie zwischen Juni und Dezember u. a. in Judendorf, am Picture On, im Linzer Brucknerhaus, der Wiener Stadthalle und der Oper Graz gastieren lässt.

highlights

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Sc I

n regelmäßigen Abständen taucht plötzlich, wie aus dem Nichts, ein Song auf, der den Moment so wunderschön, brutal ehrlich und treffend beschreibt, dass du einfach nicht weghören kannst. Dieser Song weckt in einem die reinste, die stärkste, die leidenschaftliche Reaktion. Man spürt plötzlich wieder, dass man am Leben ist. Weil man seine Seele spürt. „Rolling in the deep“ von Adele oder „Somebody that I used to know“ von Gotye sind gute Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit. Auch „Need you now“ von Lady Antebellum hat uns genauso verzaubert wie „White Flag“ von Dido oder „Say Something“ von A Great Big World & Christina Aguilera. Diese Songs trafen den Puls der Zeit und berührten von Beginn an auf eine Weise die Seele, wie sie es eben nur in diesem Moment tun konnten. Gleichzeitig wurden sie wegen dieser großen Emotionen zu zeitlosen Stücken, die sich in die Musikgeschichte eingebrannt haben. Der vielleicht größte musikalische Beweis, dass das auf den ersten Blick Unscheinbare immer noch das Wesentlichste ist, hat uns 2005 aber zweifellos

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der britische Schmuse-Troubadour James Blunt dargebracht: „You’re Beautiful“, die Geschichte einer Liebe, die nicht mehr sein wird, fand auf Anhieb dank sanftem und gleichzeitigem kraftvollen Gitarrenspiel und Blunts stimmlichem Konglomerat aus mutiger Verletzlichkeit und zerbrechlicher Leichtigkeit den Weg in unsere Herzen, löste dort diesen bestimmten Stich aus und bewies sich so als emotionales Hörerlebnis, das seinesgleichen sucht. Und das so voller Sehnsucht und Hoffnung zugleich ist. 16 (!) Jahre später hat Blunts bis heute größter Hit nichts von seiner Fähigkeit, ein emotionales Schleudertrauma auszulösen, eingebüßt, ist nach wie vor ganz großes und allen voran zeitloses Kino für die Ohren. Wenn Altmeister Elton John das Lied als einzig würdigen Nachfolger seines „Your Song“ (ebenfalls ein rarer akustisches Gefühls-Blockbuster) bezeichnet, darf man melancholischverträumt lächelnd voll und ganz zustimmen. Blutende Seele Nostalgie, Melancholie, Herzschmerz: Blunts Seele blutet, wenn

er auf der Bühne steht, sie blutet wahrscheinlich noch mehr, wenn er seine oftmals zutiefst traurigen Songs schreibt, komponiert und im Studio mit seiner Gitarre aufnimmt. Mit minimalen Mitteln erzeugt Blunt intensivste Wirkung. Mitunter gibt’s zwar auch ein paar Happy-Peppy-Songs im musikalischen Œuvre des 46-Jährigen, aber am Ende sind’s doch seine nachdenklichen Nummern, die unser Herz und unseren Kopf gleichsam am stärksten berühren und die auch Blunt am meisten am (gequälten) Herzen liegen. „Man hört meine Ehrlichkeit. Und ehrlich zu sein ist alles, was ich kann“, sagte Blunt mal in einem Interview und fasste damit wohl unbewusst sein Erfolgskonzept zusammen. In seiner Seele lesen zu können wie in einem offenen Buch, davor scheut der SingerSongwriter nicht nur nicht zurück, es scheint gar Therapie für ihn zu sein, denn neben seiner Familie (seit 2014 ist Blunt verheiratet und hat zwei Söhne) scheint er in seiner Gitarre den größten Halt zu finden: In „Monsters“ nimmt er öffentlich Abschied von seinem sterbenskranken Vater, im Video zu „The

Fotos: Gavin Bond, Klaus Mittermayr, Gregor Hohenberg, Heike Blenk, Ami Sioux, Volker Weihbiold, Christoph Köstlin

Bei Klassik am Dom 2021 stellt der Musiker, Ex-Soldat und Twitter-Kasperl James Blunt mit viel Wärme, Sympathie und Humor seine EntertainerQualitäten unter Beweis. TEXT: MANUEL SIMBÜRGER


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chmerz James Blunt bei Klassik am Dom Mit seinem Witz und Charme als Musiker und Entertainer fügt er sich perfekt in das musikalische Programm für die Konzertreihe im einzigartigen Open-AirAmbiente vor dem Linzer Mariendom ein.

KLASSIK AM DOM 2021 Die Konzertreihe Klassik am Dom, die direkt am Linzer Domplatz und somit vor der malerischen Kulisse des Mariendoms stattfindet, mauserte sich in den vergangenen zehn Jahren zum musikalischen Höhepunkt des Sommers. Aufgrund von COVID-19 wird das zehnjährige Jubiläum mit Pauken und Trompeten 2021 nachgefeiert – mit einem abwechslungsreichen Programm vom Feinsten.

Fotos: Gavin Bond, Klaus Mittermayr, Gregor Hohenberg, Heike Blenk, Ami Sioux, Volker Weihbiold, Christoph Köstlin

8. Juli: ELINA GARANCA mit Freunden und dem Symphonieorchester der Volksoper Wien; Die Mezzosopranistin versprüht mit ihrer warmen Stimme freudige Energie, tiefe Sehnsucht und Leidenschaft und zelebriert die mannigfaltigen Klangfarben, die den Sommer herbeisehnen lassen. 10. Juli: JEDERMANN RELOADED SYMPHONIC der Philharmonie Salzburg mit Philipp Hochmair & Die Elektrohand Gottes; Vor genau 100 Jahren wurde „Jedermann“ zum ersten Mal in Salzburg aufgeführt. Bei Klassik am Dom wird nun eine ganz spezielle Orchesterversion präsentiert. 11. Juli: GREGORY PORTER & Band; Porter verfügt über eine der fesselndsten und souligsten Baritonstimmen der Gegenwart. Er schafft es, einem die Emotionen und den Geist jedes erdenklichen Songs zu vermitteln, ohne auf theatralische Tricks zurückgreifen zu müssen. Seine eingängigen Melodien gehen einem sofort ins Ohr und unter die Haut. 18. Juli: KLASSIK AM DOM FOR KIDS: Karneval der Tiere mit Günther Lainer und dem Kammerorchester der Anton Bruckner Privatuniversität Linz; Das bekannteste Werk des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns ist eine interaktive Aufführung in 14 Sätzen für Kinder. Als Erzähler fungiert der Kabarettist Günther Lainer, der mit mundartgerechten Texten das Publikum auf diese besondere Klangsafari mitnimmt. 23. und 24. Juli: DAVID GARRETT & Band „Unlimited Live“; Endlich ist es so weit: Gemeinsam mit seiner Band wird David Garrett wie kein anderer Rock- und Popmusik mit Klassik zu einer mitreißenden, emotionalen, bildgewaltigen und dennoch intimen Show vereinen.

28. Juli: JAMES BLUNT „Once Upon a Mind“-Tour.


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tragen nicht nur zu Blunts EntertainerQualitäten auf der Bühne bei, sondern machen ihn auch zu einem der sympathischsten Sänger der Gegenwart – und zum Humor-Twitter-König! Man mag’s vielleicht nicht glauben, aber James Blunts Twitter-Account ist einer der witzigsten im Gezwitscher-Universum, regelmäßig wird hier ein Feuerwerk aus Endorphinen gezündet. Seinen Hatern nimmt er mit bemerkenswerter Uneitelkeit, Selbstbewusstsein und vor allem direkter Konfrontation den Wind aus den hasserfüllten Segeln, mittels inzwischen 280 Zeichen entfernt er sich erfolgreich vom Image eines langweiligen Dauer-Depressiven. „Ich nehme mich selbst nicht zu ernst“, sagt er. Wohl deshalb ist James Blunt durch und durch beautiful.

Greatest“ bedankt er sich in COVID19-Zeiten bei allen medizinischen Helfern. Den Song „1973“ widmete er dem Gründungsjahr seines Lieblingsclubs in Ibiza, in dem nicht nur kathartisch geheult, sondern auch kathartisch gesoffen wurde. Wait … whaaaat?! Singender Soldat So authentisch das Schmuse- und Schmachtfetzen-Sänger-Image von Blunt auch ist, so ist es auch nur die Hälfte der Wahrheit. Der Brite verbindet Wärme und Leiden nämlich gerne mit ganz viel – dunklem, trockenem, nicht immer jugendfreiem und vor allem selbstironischem – Humor. Ähnlich wie bei best buddy Ed Sheeran (der gemeinsam mit „Star Wars“-Ikone Carrie Fisher Taufpate von Blunts Erstgeborenem ist) sieht man bei Blunt schon aus kilometerweit Entfernung den unverhohlenen Gizzi aus den Augen rausschauen (für alle NichtSteirer: es sitzt ihm ein riesengroßer Schalk im Nacken). James Blunt hat viele Gesichter, ist nicht nur Balladen-Fetischist, sondern auch Ehrendoktor der Universität Bristol, (ehemaliger) Partytiger, Ex-Soldat und Twitter-Kasperl. Blunt war sechs Jahre Berufssoldat, diente im Kosovo und war 2002 sogar ehrwürdiger Sargträger bei der Beerdigung der Queen Mum. Dieser reizvolle Widerspruch und PR-Feuchttraum – nämlich: der Soldat mit den großen Gefühlen – hob Blunt von Beginn an vom Rest seiner Balladen-Kollegen ab. Anfang der Nullerjahre repräsentierte er eine neue Art von Männlichkeit: Kampfgeist und Sensibilität fanden problemlos in derselben (männlichen) Seele ihren Platz. Mehr noch: Stark war der, der sich seiner Tränen nicht schämte. Und der trotzdem in der Notlage dem bösen Widersacher die Stirn bieten konnte.

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Humoriges Gezwitscher Der Blunt’sche Widerspruch hört aber mit dem Soldaten-Dasein nicht auf: Mit Sheeran machte er viele Nächte zum Tag, kaufte spontan ein Pub und ließ sich zum Barkeeper ausbilden. Viele seiner Musikvideos sind vollgepackt mit düsteren Metaphern, seinem größten Hit „You’re beautiful“ steht Blunt selbst am kritischsten gegenüber: Der Song sei eher „creepy als romantisch“, betont er, immerhin besingt er darin einen Stalker, der high seiner Ex-Geliebten in der UBahn begegnet (true story!) und sich danach aus Liebekummer eine Klippe hinunterstürzt (not true story!). Und zur Sperrstunde wird in seinem Pub eben dieser Song aufgelegt, um die Menschen zur Flucht anzuregen, grinst er. Über seinen vornehmen Akzent macht er sich gerne lustig, erzählt in Interviews schon mal Halbwahrheiten und nennt grinsend das Geheimnis seines ewigjungen Aussehens: „Alkohol!“ Diese Selbstironie, gemixt mit wunderbar trockenem Humor und Bodenständigkeit,

BLUNTS TWITTER-BEST-OF „Oh fuck – Ich hab euch vergessen zu sagen, dass ich ein neues Album draußen hab.“ „Aber „Back to Bedlam“ verkaufte sich besser als 488 von ihnen. Lol.“ (als Reaktion auf die „500 Best Albums of all Time“-Liste von Rolling Stones, auf der James Blunt nicht berücksichtigt wurde) „Wenn Ihr dachtet, dass 2016 schlecht war – ich veröffentliche 2017 ein neues Album.“ „Mein Wochenende ist furchtbar, ein Typ hat mich gefragt, ob ich James Blunt sei?!“ – „Meines auch und sogar schlimmer. Ich habe realisiert, ich bin es!“ „Fuck you, James Blunt!“ – „Tut mir leid, aber du musst dich in der Schlange hinten anstellen.“ „Keine Sorge, wenigstens denkt James Blunt, du wärst beautiful.“ – „Ich schwöre: Tu ich nicht.“ „Oh Gott, wer hat zugelassen, dass James Blunt ein neues Album veröffentlicht?“ – „Dein Gott kann dich nicht hören. Er lauscht gerade Track 3.“ „Ich habe nie verstanden, wieso James Blunt die Notwendigkeit verspürt, sich im Musikvideo auszuziehen.“ – „Würdest du auch, wenn deiner so groß wäre.“ „Alles Gute für mich. 27 Jahre alt ... in Spice Girls Jahren.“

Twitter: @JamesBlunt


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Ina Müller & Band „55“ heißt das aktuelle Album von Ina Müller. Das Wort „Zahl“ und nicht „Alter“ ist bewusst gewählt, denn es geht hier vorrangig um die Frage, wie viele Herzen in ihrer Brust schlagen. Wie viele verschiedene Ina Müllers in der einen, der absoluten, der ultimativen Ina Müller wohnen. Viele davon haben wir über die Jahre kennenlernen dürfen – laut und in Zwischentönen – auf ihrem neuen Album stellt sie uns nun 12 neue vor, die am 12. und 13. November 2022 (!) auch in der Wiener Stadthalle F zu Wort kommen …

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Limp Bizkit Ob Skate- oder Snowboarder, seit Mitte der Neunziger kann niemand an der Band von Tattookünstler und Frontman Fred Durst vorbei gehen. Entdeckt wurden Limp Bizkit übrigens damals von Korn-Basser Fieldy, der sich mal eben ein neues Peckerl holen wollte und bei diesem Anlass gleich auch ein Demotape in die Hand gedrückt bekam … Der Rest ist, wie es so schön heißt, Geschichte – eine Geschichte, die zwischen Hip-Hop und Hardcore changierend am 2. August im Gasometer gefeiert wird!

Yungblud: Life On Mars Der in Yorkshire geborene Singer/Songwriter und Multiinstrumentalist Yungblud gastiert im Rahmen seiner „Life on Mars“-Tour am 5. November im Gasometer und verspricht „eine doppelte Ladung an Energie, Emotionen und Leidenschaft“. Kein Wunder: Auch Yungblud war nun fast ein Jahr „eingesperrt“ und sein ADHS braucht nun Zündstoff, um ihn in Brand zu setzen … Einstweilen kann man die Wartezeit mit seinem zweiten, als Coming-of-Age-Werk beschriebenen Album, das treffend mit „Weird!“ betitelt ist, überbrücken!


Fotos: Barracuda Music (Limp Bizkit, Ina Müller), Holiday On Ice Productions (Holiday On Ice), Otto Sibera (MVM), Katrin Nusterer (Cornelius Obonya), konopix (Thommy Ten & Amelie Van Tass), Show Factory (Cavalluna), Roland Rudolph (Elina Garanca), Haris Nukem (Yungblud)

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Stella Jones & Band feat. Eric Papilaya Der 14. Tullnerfelder Advent wird am Samstag, den 28. November mit dem Jubiläum „20 Jahre Stella Jones, Gospel in Österreich“ im Berghotel Tulbingerkogel gestartet. Viele bekannte Melodien werden die Besucher begeistern, als Stargast erwarten wir Eric Papilaya! Beim 19. Tullnerfelder Neujahrskonzert, das am 5. Jänner ebenfalls im Berghotel Tulbingerkogel über die Bühne geht, freuen wir uns auf Prof. Günter Seifert mit seinem Quartett „Die Wiener“, Katharina Engelbrecht und Rebecca Neslen.

Thommy Ten & Amélie van Tass kehren ab Ende Jänner mit ihrer neuen Show „Zweifach zauberhaft“ zurückpräsentieren ihre mentalmagischen Fähigkeiten noch spektakulärer und atemberaubender!

Cornelius Obonya: Liebe soll sein! Cornelius Obonya und das Ensemble Wild begeben sich am 11. Februar im Festspielhaus St. Pölten auf Streifzug durch die Welt der Liebe, fündig werden sie in literarischen wie klanglichen Bekenntnissen pulsierender Herzen von Boccaccio und Dante über Christine Lavant und Ingeborg Bachmann bis Gabriel Fauré und Christoph Willibald Gluck. Das volle Saisonprogramm finden Sie auf festspielhaus.at! Holiday On Ice: Supernova Im Jänner wäre es wieder so weit, da würde Holiday On Ice mit neuer Show in Wien und Innsbruck eine „Reise zu den Sternen“ kredenzen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie muss jedoch ein Jahr ausgesetzt werden, und so wird erst im Jänner 2022 die energiegeladene Eisshow zu einem farbenprächtigen Winterfest im ewigen Eis laden.

Cavalluna Kommenden Juni kommen Wien, Graz und Salzburg beim neuen Programm der beliebten Pferdeshow, „Legende der Wüste“, in den Genuss von Reitkunst, Akrobatik, Tanz und Musik.

Elina Garanca Gleich an drei außergewöhnlichen Orten hat man kommenden Sommer die Möglichkeit, die Mezzosopranistin zu erleben: Bei Klassik am Dom, Klassik unter Sternen und Klassik in den Alpen.


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So sind wir, nicht? „Der Herr Karl“ ist ein Stück österreichischer Kulturgeschichte. Sechs Jahrzehnte nach seiner Uraufführung hat der einstündige Monolog nichts von seiner Kraft verloren. Kabarettist Andreas Vitásek löst sich vorsichtig von Original-Darsteller Helmut Qualtinger, setzt aber selbstbewusst auf die genuine Qualität des zeitlosen Dokuments. TEXT: HANNES KROPIK

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Warum ist die Figur des Herrn Karl immer noch so stimmig? Was haben

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Merz/Qualtinger vor rund 60 Jahren in diesen Text verpackt, dass er letztendlich so zeitlos „funktioniert“? Carl Merz und Helmut Qualtinger ist es gelungen, ein perfektes Solostück zu bauen, in dem sie die Biografie eines charakterlich fragwürdigen Einzelgängers in einen wichtigen Abschnitt der Geschichte Österreichs einwebten. Außerdem dürfte der Typus des Mitläufers und Profiteurs wohl eine zeitlose Erscheinung der

Spezies Mensch sein. Ich würde das gar nicht unbedingt auf Österreich beschränken. Obwohl … Was hat dich inspiriert, diesen großen Monolog gerade jetzt auf die Bühne zu bringen? Bei der Arbeit an meinem letzten Soloprogramm „Austrophobia“ habe ich mich auf die Suche nach der österreichischen Seele begeben. Und da kommt man am Herrn Karl nicht vor-

Foto: Jan Frankl

ie Erstausstrahlung im Österreichischen Fernsehen im November 1961 löste einen beispiellosen Proteststurm tiefbetroffener Patrioten aus: In dem Einpersonenstück „Der Herr Karl“ aus der Feder der Satiriker Carl Merz und Helmut Qualitinger schlüpfte der geniale Menschendarsteller Qualtinger, damals 33, selbst in den Arbeitsmantel eines etwa 60-jährigen Lagerarbeiters in einem Wiener Feinkostladen. Das Porträt des bornierten, wehleidigen und selbstgefälligen Wendehalses, der sich den bequemsten Weg durch die Wirrnisse der heimischen Geschichte gesucht hatte, ist noch heute bedrückend aktuell – wie Kabarettist Andreas Vitásek, 64, in seiner Vorstellungsreihe beweist.


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bei. Das Stück hat mich nicht mehr losgelassen und so war es für mich die logische Fortsetzung meiner Arbeit. Helmut Qualtinger ist im Herrn Karl natürlich allgegenwärtig. Wie macht man so eine Figur zu seiner eigenen? Mir wurde sehr früh klar, dass ich das Stück vom übermächtigen Darsteller Qualtinger lösen musste und für mich eine eigene Spielart finden muss. Dass das geklappt hat, spricht für die genuine Qualität des Textes. Wie viel Selbstvertrauen braucht es, um in eine so eindeutig mit einem anderen Schauspieler verknüpfte Rolle zu schlüpfen? Na ja, es hat schon eine sportliche Seite gehabt, die mich gereizt hat. Aber wie gesagt, ich habe dem tollen Text vertraut und auch viel Persönliches in der Figur gefunden. Sozusagen meinen eigenen Herrn Karl.

Foto: Jan Frankl

Du hast ja eine grundsolide Ausbildung als Schauspieler und Pantomime und es hat den Eindruck, dass du mehr mit Mimik und Gestik arbeitest, als es Qualtinger getan hat. Ist das deine Möglichkeit, die Figur eine Spur anders anzulegen? So bewusst habe ich das jetzt gar nicht eingesetzt. Ich spiele halt die Figur mit meinen darstellerischen Mitteln, die natürlich noch von meiner Vergangenheit als Pantomime geprägt sind. War Qualtinger am Beginn deiner Karriere eigentlich ein Vorbild? Und hast du ihn je persönlich kennengelernt? Ich habe ihn bewusst zweimal gesehen. Einmal noch als Schüler im Café Wortner im 4. Bezirk, damals mein

Schul- und Stammcafé. Er ist draußen beim Engelsbrunnen gesessen und hat Zeitung gelesen. Ich habe mich leider nicht getraut, ihn anzusprechen. Das zweite Mal im Kino bei einer Vorführung der restaurierten Fassung von „Im Westen nichts Neues“. Als der Saal dunkel wurde, hat der Billeteur einen Sessel hereingetragen und neben die Sitzreihe gestellt, in der ich gesessen bin. Dann kam der schon sehr gewichtige Qualtinger und sah sich den Film an, um vor dem Ende im Schutz der Dunkelheit das Kino wieder zu verlassen. Mein Eindruck war, es ist besser, ihn nicht anzusprechen und wenn, dann sollte man sich vorher gut überlegen, wie man es anlegt. Du bleibst sehr nah am Originaltext, hast dir aber kleine Aktualisierungen erlaubt. Der Herr Karl sagt „von mir aus brauchert’s ka Theater geben, ka Kino …“, du fügst noch das Kabarett hinzu. Weil wir in einer Zeit leben, in der ernsthaft diskutiert wird, ob Kunst und Kultur systemrelevant sind? Die Frage nach der Wichtigkeit von Kunst und Kultur in Zeiten der Pandemie beschäftigt nicht nur die Künstler. Meine einfache Antwort ist: Zum Überleben braucht man keine Kunst. Zum Miteinanderleben aber sehr wohl. Auf welcher Seite stünde Herr Karl heute in Bezug auf Corona-Maßnahmen? Wäre er ein „CoronaLeugner“? Immerhin haben ihn Merz/Qualtinger schon vor 60 Jahren sagen lassen: „I war ja immer kritisch. Ich hab’ immer alles durchschaut.“ Ich denke, da er im Grunde ein ängstlicher und hypochondrischer

Typ ist, würde er alle Anweisungen brav befolgen. Nach der ersten Flasche Wein würde er wohl drauf pfeifen. Bundespräsident Van der Bellen hat 2019 über H.-C. Strache und dessen Ibiza-Performance gesagt: „So sind wir nicht“. Aber sind „wir“ so wie der Herr Karl? Ich glaube, wir sind nicht der Herr Karl, aber wir sind seine Kinder. Wir tragen seine Gene in uns. Also sollten wir aufpassen. Nach Ende der Vorstellung läuft wohl nicht ganz zufällig Bob Dylans „Things Have Changed“. Was hat sich denn im Wesentlichen geändert? Es freut mich, dass meine kleine versteckte Botschaft wahrgenommen wurde. Ja, die Dinge haben sich geändert, so viel steht fest. Ob zum Guten oder zum Schlechten, darauf gibt Bob Dylan aber keine Antwort. Herr Karl sagt über die jungen Menschen: „Sie wissen ja nicht, was Fröhlichkeit war, echte Heiterkeit“. Mittlerweile bist du selbst etwa im Alter des fiktiven Herrn Karl: Teilst du seine Einschätzung in Bezug auf die Jugend? Im Rückblick wird immer viel verklärt. Ich beneide die Jugendlichen nicht, die Zeiten sind schwierig. Aber ich glaube dennoch, dass die Jugend heute mehr Chancen hat, ein geglücktes Leben zu führen, als zu meiner Zeit. Das hoffe ich jedenfalls für die nächste Generation. n Andreas Vitásek spielt „Der Herr Karl“ laufend im Wiener Rabenhof Theater, „Austrophobia“ ebenfalls laufend, u. a. im Wiener Stadtsaal, im Theater Akzent und im Orpheum Wien.

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Jungbrunnen Dresscode: Bademantel. Und schon steht die Zeit still – Thermen sind beileibe kein Seniorenhort mehr, sondern dienen sogar der unermüdlich emsigen Generation als Balance zur Unrast des Alltags. Mit der Wellcard finden Sie Zuflucht in über 500 Thermen, Day Spas und Wellnesshotels in neun Ländern. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER

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in schon naturgemäß esoterisch anheimelnde Gefilde – schweifen; oftmals reicht bereits ein kurzer Ausbruch aus dem Alltag, hinein in die nahe liegenden Wellness-Tempel, um den anthropomorphen Akkumulator wieder in Gang zu bringen und die somatischen Ketten und Zahnräder zu ölen. Die Wellcard: für Körper und Geist Mit der Wellcard etwa kann man aktuell in über 500 Thermen, Day Spas und Wellnesshotels in neun Ländern – neben Österreich in Deutschland, Italien, Ungarn, Luxenburg, der Slowakei, Slowenien, in Tschechien und Ungarn – die Seele baumeln lassen! Da Ihnen bei dieser riesigen Auswahl an Wohlfühloasen zumindest eine Pein bei all den Glücksgefühlen noch bleibt, nämlich die Qual der Wahl, hält die Wellcard nebst ihrer allumfassenden Flexibilität und Fülle an verlockenden Angeboten noch einen weiteren Benefit bereit: Bei jeder Wiederaufladung erhalten sie 10 % des Aufladewertes geschenkt.

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Foto: Semtainment

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s gab Zeiten, in denen das Reisen vornehmlich der Bildung diente: Oscar Wildes Umtriebigkeit förderte angeblich die „Veredelung des Geistes“, Johann Wolfgang von Goethe wollte aus Italien „etwas in der Seele“ nach Hause retten, „was immer wachsend sich vermehrt“. Doch: Tempi passati. Längst kann man gar nicht genug des körperlichen Wohls haben, seit die Wellness-Welle rollt, kommt neben Bauch, Beine und Po vor allem die „Work-Life-Balance“ und damit die Seele groß raus: „Der Leib ist nicht länger der lästige ,Bruder Esel‘ (Luther), sondern ein verwöhntes Kätzchen, das gehätschelt werden will, und zwar so oft wie möglich“, schreibt Dieter Richter im „Jahrbuch für Reise- und Tourismusforschung“. In Deutschlands Süden versprechen Zirbenpackungen auf der Schwebeliege höchstes Wohlgefühl, Schönheitsbehandlungen inmitten der Landschaft von Rioja schwören auf spanischen Wein. In Jordanien wird zwischen Wasserfällen entspannt, auf Sri Lanka gibt’s Ayurveda-Kuren und auf den Malediven verjüngende Como Shambhala-Massagen. Doch bekanntlich muss man nicht ausschließlich in die Ferne – in demnach


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Infos & Teilnahmebedingungen zu den Gewinnspielen finden Sie unter www.ticketmagazin.com (!ticket Gewinnspiele Dezember/Jänner 2020/21). REDAKTION: STEFAN BAUMGARTNER

Fotos: Deen van Meer (CATS), BAHLSEN (Bahlsen), Sennheiser (Sennheiser), Hersteller

Musik hören, wie sie wirklich ist: der HD 560S von Sennheiser

CATS – Ein weltweites Musical-Phänomen in Wien

Der HD 560S ist maßgeschneidert für alle, die eine Melodie in all ihren Details verstehen wollen, vom Aufnahmestudio bis zur Audiodatei: Handelsübliche Kopfhörer liefern aufgrund ihres angepassten Klangbildes eine technische Interpretation des jeweiligen Songs. Der HD 560S hingegen zeigt, wie ein Titel tatsächlich klingt. Seine offenen Ohrmuscheln ermöglichen eine natürliche Ausbreitung der Schallwellen. Die angewinkelten Schallwandler erzeugen, ähnlich wie in einem sorgfältig eingerichteten Tonstudio, eine optimale Hörposition. Mit einem Frequenzgang von 6 Hz – 38 kHz gibt der HD 560S den gesamten Frequenzbereich linear und signalgetreu bis in die tieferen Bässe wieder. Gleichzeitig bieten eine hohe Empfindlichkeit von 110 dB/1V und ein außergewöhnlich niedriger Klirrfaktor (< 0,05 % bei 90 dB) eine ausdrucksstarke Dynamik und Klarheit, selbst bei hohem Schalldruck. Für ausgedehnte Hörsitzungen sind Kopfhörer erforderlich, die bequem sind oder – besser noch – sich anfühlen, als wären sie gar nicht da. Das ultraleichte Gehäuse des HD 560S sorgt für ungestörten Hörgenuss. Das offene, ohrumschließende Design ermöglicht nicht nur natürlichen Klang – die belüftete Ohrmuschel bleibt kühl und berührt die Ohren des Trägers nicht einmal. Die Velours-Ohrpolster umschließen das Ohr vollständig und ermöglichen damit ein angenehmes Langzeit-Hören. Der Sennheiser HD 560S ist um 199 EUR (UVP) im Fachhandel erhältlich. Wir verlosen ein Stück.

GEWINN SPIEL

Mit BAHLSEN die gemeinsamen Momente zelebrieren Die kalte Jahreszeit lässt die goldenen Herbsttage langsam hinter sich und man macht es sich zu Hause so richtig gemütlich. Es ist die Zeit der Liebe, der Familie und des Heimkommens. Dabei dürfen die BAHLSEN Winterfreuden natürlich nicht fehlen. Neben klassischen Lebkuchen-Lieblingen wie Contessa und Akora oder dem würzigen Spekulatius können wir uns in diesem Jahr endlich wieder auf die beliebten schokolierten Lebkuchen „Herzen und Sterne“ sowie die fein-nussigen Kipferl freuen. Die diesjährige BAHLSEN Weihnachtsdose zeigt diese gemütlichen, gemeinsamen Momente mit dem emotionalen Motiv „Heimkommen“. Ob raffinierte Lebkuchenkreationen oder saftige Zimtsterne, ob mit edelherber oder Vollmilchschokolade – im festlichen Gewand verpackt lässt die BAHLSEN Weihnachtsdose Genießer- und Sammlerherzen auch in diesem Jahr höherschlagen. Mehr Informationen finden Sie auf www.bahlsen.at. Wir verlosen 6 BAHLSEN-Winterfreuden-Kekspakete.

GEWINN SPIEL

Bisher haben über 73 Millionen Menschen in 30 Ländern und 16 Sprachen das außergewöhnlich faszinierende Musical CATS gesehen. Erleben auch Sie, wie sich die Jellicle-Katzen rund um Mr. Mistoffelees, Rum Tum Tugger oder Victoria im Mondlicht zum jährlichen Jellicle-Ball versammeln, ihre Geschichten erzählen und um das Geschenk eines zweiten Lebens wetteifern. Atemberaubende Choreografien, spektakuläre Kostüme, ein fantastisches Bühnenbild und der emotionale Welthit „Memory“ („Erinnerung“) der Katzen-Diva Grizabella machen diesen Abend unvergesslich. Ein magischer Theaterabend im Ronacher für die gesamte Familie. Jetzt Vorfreude schenken und die besten Tickets sichern!

Mautner Markhof, Nuri, Seeberger und Tabasco wünschen guten Rutsch! Mautner Markhof startet frisch in das neue Jahr und setzt mit dem innovativen Bio-Apfelessig einen neuen Essigtrend: Dank seiner schonenden Herstellung ist er reich an Essigsäurebakterien. Zur kommenden Fastenzeit ist der unpasteurisierte Bio-Apfelessig der optimale Begleiter, denn die natürlichen Essigsäurebakterien stärken die Darmflora und das Immunsystem. Die Kultsardinen von Nuri werden bereits seit Generation fangfrisch und mit viel Liebe in Handarbeit in Portugal verarbeitet. Die „Nuri Sardinen in scharf gewürztem Olivenöl“ überzeugen mit ihrem kräftigen Aroma. Früher als „Heißhungerattacken“ abgetan, wandeln sich Snacks zu wertvollen Mini-Mahlzeiten. Dabei spielen gerade Nüsse, geröstete Hülsenfrüchte, Samen und Trockenfrüchte eine besondere Rolle. Seeberger wird diesen Wünschen gerecht und präsentiert die neue Produktserie Snack2go. Die drei Sorten eignen sich, auch wegen der kleineren Verpackungsgrößen, hervorragend als Snack für einen gemütlichen Nachmittag, als kleine Stärkung während einer Wanderung oder einfach für den knackigen Genuss zwischendurch. Hergestellt aus natürlichen Zutaten reift die TABASCO® Original Red Pepper Sauce bis zu drei Jahren in Eichenfässern. 1868 von Edward McIlhenny aus reifen Chilischoten, Weingeistessig und Salz kreiert, gilt die würzig-scharfe „TABASCO Pepper Sauce“ weltweit als Inbegriff für aromatische Schärfe. Und sie wird noch heute auf dem Familienanwesen GEWINN Avery Island in Louisiana produziert und abgefüllt. Die TABASCO® Original Red Pepper Sauce passt zu einer SPIEL Vielzahl von Gerichten, von Pizza bis hin zu scharfen Drinks. Die Produkte sind auch im gut sortierten Fachhandel erhältlich. Wir verlosen einen prall gefüllten Silvester-Geschenkekorb!

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Es wird weite Von wegen Katzenjammer: Auch 2021 dürfen wir wieder mit Grizabella, Rum Tum Tugger und Alt Deuteronimus den Jellicle Ball feiern, diesmal unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen. Der Magie tut dies keinen Abbruch – denn die Liebesbeziehung zwischen Österreich und „Cats“ kann auch Corona nicht zerstören. TEXT: MANUEL SIMBÜRGER

Deutschsprachige Erstaufführung Und: Es ist ein Musical-Phänomen, das mit Wien „seit Ewigkeiten eine ganz besondere Liebesbeziehung“ verbindet, so Christian Struppeck, Musical-Intendant der VBW. Die deutschsprachige Erstaufführung (da war Österreich tatsächlich mal schneller als Deutschland, womit „Cats“ quasi das Córdoba unter Musical-Fans ist, nur um einiges campier) fand am 24. Sep-

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tember 1983 um 19.30 Uhr im Theater an der Wien statt, als Schirmherr der singenden Katzen fungierte damals kein Geringerer als Peter Weck. Das Schauspiel-Urgestein und damaliger Generalintendant der VBW holte trotz Widerstand innerhalb der heimischen Musical-Szene die singenden Katzen nach Wien, nachdem er bei der „Cats“Welturaufführung in London „wie vom Blitz getroffen“ war.„Es kam immer wieder zu schlechten Stimmungen“, erinnert sich Weck. „Natürlich nur so lange, bis alle das Resultat sahen und sich der Erfolg einstellte!“ Alles neu Bis es so weit war, war harte Arbeit angesagt, denn das Musical 1:1 aus London zu übernehmen, das war Wecks Sache nicht. Die Songtexte mussten ins Deutsche übersetzt werden, „Mungojerrie und Rumpleteazer“ wurde modernisiert, Mistoffelees zur reinen Tanzrolle ohne Text umgeschrieben. Und: Anstatt inmitten des Publikums, wie es in London der Fall war, tanzten und rockten die Katzen erstmals auf einer typischen Theaterbühne. Weck: „Ich dachte mir:

Fotos: VBW Stefanie J Steindl Deen van Meer

2020

war nicht gerade mit positiven Schlagzeilen gesegnet. Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass die Vereinigten Bühnen Wien im September die Musical-Saison 2020/21 gestartet haben – und das mit einem lauten Miau: Das legendäre Kultmusical „Cats“ von Andrew Lloyd Webber ist aufgrund des großen Publikumserfolgs auch in der neuen Spielzeit auf der Bühne des Ronacher zu sehen. Heißt: Es wird wieder miaut, gekratzt, geschnurrt und vor allem ganz viel gesungen und getanzt. „Cats“ ist wie kein anderes Musical bis zur Perfektion vereinte Kunst mit Kommerz, ist Eskapismus auf Schwindelniveau, ist ein mit kindlicher Leichtigkeit bestechendes Gesamtkunstwerk aus Tanz, Magie und Mystik. Eine Pop-Extravaganza. Eine Allegorie des menschlichen Lebens, wie sie nur Katzen darstellen können.


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er miaut!

Fotos: VBW Stefanie J. Steindl, Deen van Meer

Entweder brechen wir mit diesem Musical total ein oder wir haben einen durchschlagenden Erfolg. Gott sei Dank ist Letzteres eingetreten.“ Schon nach der Premiere waren die Wiener vom Katzenfieber gepackt, der erste Besuch des Jellicle Ball wurde mit 20-minütigen Standing Ovations bedacht – was auch am tollen Cast gelegen haben dürfte: In der deutschsprachigen Erstaufführung waren spätere Musical-Größen wie Angelika Milster, Ute Lemper, Steve Barton und Michel Howe zu sehen. Gigantische sieben Jahre lang begeisterte „Cats“ im Theater an der Wien sowie im damals neu renovierten Ronacher – ohne Unterbrechung! Insgesamt erklang „Memory“ in Wien 205-mal, 2.161.000 Besucher wurden gezählt. Der dazugehörige Soundtrack wurde hierzulande mit Dreifach-Platin ausgezeichnet. Österreich hatte aber immer noch nicht genug: Neuadaptionen folgten in Wien 1995, 2012 und eben 2019, jeweils mit großem Erfolg. Emotionale Verbindung 2019 war es Christian Struppeck, der Grizabella und Co. wieder in ihre deutschsprachige Heimat zurückholte. „,Cats‘ gilt bis heute als Meilenstein in der Geschichte des Musiktheaters und hat die Welt des Musicals grundlegend verändert“, ist er überzeugt. Weltweit haben bisher über 73 MilDie Katzen tanzen wieder Die VBW zeigen das weltberühmte Musical in einer neuen Version der Originalproduktion in deutscher Sprache im Ronacher. Die Dauer der Vorstellung beträgt etwa 2 Stunden und 40 Minuten.

lionen Menschen in 30 Ländern und 16 Sprachen dieses außergewöhnlich faszinierende Musical gesehen – für Struppeck keine Überraschung: Denn so exzentrisch diese Katzen-Welt auch erscheinen mag, so sehr kann sich jeder in ihr wiederfinden: „Es werden universelle Themen angesprochen, die jeden Menschen seit jeher berühren, zum Beispiel die Liebe, der Tod und die Unsterblichkeit. Solche Themen stellen eine innere emotionale Verbindung zum Publikum her.“ Bei der aktuellen Version, die im Ronacher seit September nach monatelanger Spielpause – und vorbehaltlich weiterer coronabedingter Unterbrechungen – endlich wieder zubewundern ist, handelt es sich um eine behutsam adaptierte und an die modernen Seh- und Hörgewohnheiten angepasste Neufassung der Originalproduktion in deutscher Sprache. Als Regisseur fungiert niemand Geringeres als Sir Trevor Nunn, der auch schon für die Uraufführung in London verantwortlich zeichnete. Sicherheit geht vor „Wir stehen für Musiktheater auf höchstem Niveau“, fasst Struppeck das Erfolgsrezept der VBW zusammen. „Als Österreichs größter Kulturbetrieb möchten wir unseren ZuseherInnen Musical-Produktionen zeigen, die sie so sonst nicht zu sehen bekommen.“ Daran soll – und darf – sich auch in Krisenzeiten nichts ändern: „Die Situation in den letzten Monaten war oft schwierig, dennoch haben wir stets nach vorne geblickt“, so Struppeck. „Wir eröffneten als eines der ersten Musicalhäuser weltweit die von uns allen so sehnsüchtig erwartete neue Musical-Saison.“ Trotzdem steht Gesundheit natürlich an erster Stelle – weshalb die

ELISABETH IN SCHÖNBRUNN Das einzige Musical, das in Österreichs Bühnengeschichte noch erfolgreicher ist als „Cats“, ist „Elisabeth“. Das imposante, pompöse und fesselnde Musicaldrama rund um die österreichische Kaiserin geht als konzertante Open-Air-Aufführung 2021 in die nächste Runde: Am 1., 2. und 3. Juli wird erneut vor Originalkulisse, nämlich im Ehrenhof des Schlosses Schönbrunn, und begleitet vom Orchester der VBW geliebt, gelitten und gesungen. Als Sisi rührt Maya Hakvoort zu Tränen, als Tod fasziniert Mark Seibert. Ein unvergessliches Konzerterlebnis der Extraklasse!

VBW für alle ihre Häuser gemeinsam mit GesundheitsexpertInnen und in enger Abstimmung mit den anderen Wiener Theatern ein umfassendes Präventionskonzept erarbeitet hat: Für die Bereiche Vorderund Hinterhaus wurden spezielle Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Unter anderem lenkt ein farblich markiertes Leitsystem die Publikumsströme, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Die Mund-Nasenschutzpflicht gilt im gesamten Theater, durch eine neue Sitzordnung wird der erforderliche Mindestabstand unter den Zuschauern auch im Saal eingehalten. Im ganzen Haus gibt es zahlreiche zusätzliche Hygienespender, zudem wird die gesamte Raumluft durch eine über die gesetzlichen Standards hinausgehend leistungsstarke Frischluftanlage und entsprechende Filter kontinuierlich gereinigt und erneuert. Einem sicheren, entspannten und vor allem magischen Theatererlebnis steht somit nichts mehr im Wege. n „Cats“ im Wiener Ronacher: Termine sind bis Ende Juni verfügbar.

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Don Quijote & S Stefan Leonhardsberger und Martin Schmid versprechen in ihrer neuen Show gute Unterhaltung abseits von Corona. Dafür verwandeln sie sich in Lady Gagalier und Seiler & Garfunkel und einen der größten Rockmusik-Klassiker in Schleichwerbung für ihr Merchandising. TEXT: HANNES KROPIK

Stefan,„Die Leonhardsberger & Schmid Show“ verspricht nicht weniger als „Songs, Gags, Glamour, Dance Moves und echte, fleischfressende Dinosaurier“ – aber worum geht es in eurem neuen Programm tatsächlich? Wir sprechen über die Entstehungsgeschichte des Programms und daraus entspinnt sich eine kleine Reise durch unsere Biografie. Wir erzählen, wie wir die Welt sehen und die Fantasie ist dafür unser Werkzeug. Musik spielt bei euch immer eine große Rolle, vor allem in Form von Coverversionen internationaler Hits mit mehr oder weniger werkgetreuen deutschen Texten. Bleibt ihr diesem Erfolgsrezept treu? Diesmal stellen wir uns die Frage, warum sich in der Pop-Landschaft immer alles wiederholt.

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Wir wollten einen frischen Ansatz finden und mischen bestehende Künstler zu neuen Hybridwesen. So werden Andreas Gabalier und Lady Gaga zu Lady Gagalier. Es passt erstaunlich gut, wenn du auf die Melodie von ihrem „Bad Romance“ einen Gabalier-haften Text singst. Und aus Simon & Garfunkel und Seiler & Speer wird Seiler & Garfunkel und statt „Sound of Silence“ heißt es bei uns „Sand im Seidl“. Nach welchen Kriterien sucht ihr die Songs aus, denen ihr eine neue Bedeutung verleiht? Als Künstler ist es wichtig, die eigene Komfortzone zu verlassen. Das Publikum spürt ja intuitiv, wenn wir ein bisserl mehr riskieren, es liegt dann so eine Spannung in der Luft. Deshalb verwandeln wir zum Beispiel „Bohemian Rhapsody“ von Queen in eine versteckte Schleichwerbung für unser Merchandising (lacht). Mutig, diesen opulenten Rock-Klassiker zu zweit aufführen zu wollen … Es hat natürlich keinen Sinn, Queen zu kopieren. Wir müssen unseren eigenen Weg finden – aber wir haben nichts herausgestrichen, weil es uns zu schwer gewesen wäre. Nachdem ich Martin von der Idee erzählt habe, hat er abgewunken und gesagt, er kann das nicht spielen. Aber wenn dir der kalte Schweiß auf der Stirn steht, wird es richtig interessant. Wenn aus dem „Das schaffen wir nicht“ ein „Probieren wir es aus“ wird, entwickelst du die weiter.

Foto: Luis Zeno Kuhn

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ach seinem Liederabend „Da Billi Jean is ned mei Bua“ (2013) und dem Kabarett-Thriller „Rauhnacht“ (2018) kehrt das österreichisch-bayrische Duo mit der „Leonhardsberger & Schmid Show“ zurück ins Rampenlicht. Der 35-jährige Oberösterreicher Stefan Leonhardsberger, der Mann mit dem längsten Namen der deutschsprachigen Kabarettszene, brilliert an der Seite seines stoisch ruhigen Partners Martin Schmid erneut als spielfreudiger Entertainer, der auf der Bühne vor allem eines will: die Zuseher maximal gut unterhalten.


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Sancho Pansa

Foto: Luis Zeno Kuhn

Ihr habt wieder zu dritt an eurem Programm gearbeitet, nämlich Martin, du und Autor Paul Klambauer. Wie haben Corona und der Lockdown im Frühjahr das Schreiben und damit vielleicht das Programm selbst beeinflusst? In der Konzeption und im Schreibprozess arbeiten Paul und ich ohnehin hauptsächlich via Skype; später gibt es gezielte Klausuren, in denen wir intensiv überprüfen, was bisher erarbeitet wurde. Das war vor Corona auch schon so und deshalb ist das Virus im Prinzip kein Thema im Programm. Wir wollen den Menschen, die eh schon genug mit diesem Thema beschäftigt sind, die Möglichkeit geben, in eine Welt ohne Corona einzutreten und eineinhalb Stunden genussvoll Kraft zu tanken. Ich bin kein politischer Kabarettist, sondern Entertainer, der die Menschen maximal gut unterhalten will.

Bayrisch-östereichische Freundschaft Stefan Leonhardsberger (r.) und Martin Schmid sind seit ihrem ersten, ungeprobten Auftritt 2013 ein unzertrennliches Künstlerpaar.

Wer hat dich als Künstler am meisten geprägt? Musikalisch die Beatles, die zum Glück auch Martins Lieblingsband sind. Und als Kabarettist Josef Hader. Er ist ein künstlerischer Weltenwanderer und hat immer wieder den Mut, sich neu zu erfinden. Ich bin aber auch von amerikanischen Comedians fasziniert, zum Beispiel Bill Burr. Diese Spontanität, diese Lust am Spiel, diese Kraft, die er verströmt, sind beeindruckend! Wenn man dein Austrofolk-Projekt „Stefan Leonhardsberger & die Pompfüneberer“ mitrechnet, in dem Martin Schmid am Banjo dabei war, ist diese

Show bereits euer viertes gemeinsames Projekt. Was auffällt, ist, wie gut ihr aufeinander eingespielt seid … Ja, wir haben eine Aufteilung wie Don Quijote und Sancho Pansa. Ich bin der Abenteurer, der in den Abend hineinmarschiert, und der Martin hält mit stoischer Ruhe alles zusammen. Das ist aber nicht abgesprochen, sondern hat sich ganz organisch entwickelt. Dein Kollege Gunkl kommt auf die Bühne, stellt sich mittig hin und bewegt seine Füße bis zum Abgang keinen Millimeter vom Fleck. Wenn man dich zwingen würde, eine Minute ruhig stehen zu bleiben … Vergiss es! Seit Beginn unseres Gesprächs habe ich gute 300 Meter im Wohnzimmer zurückgelegt. Ich kann einfach nicht ruhig sitzen oder stehen, da ist so viel Energie, die ich in etwas Lustiges, etwas Positives umwandeln muss. Du stammst aus Lasberg. Wikipedia erwähnt acht historisch relevante Persönlichkeiten mit Bezug zu diesem Ort im Mühlviertel – zwei davon waren Priester, einer Pfarrer, einer Abt. Die Lasberger sind keine schlechten Leute, aber ganz sicher keine Heiligen (lacht). Es ist eine Ortschaft mit gut 3.000 Einwohnern und ich sage immer: Es ist das Auenland von Österreich, dort wohnen kleine Männer mit haarigen Füßen – und ich bin der Größte von ihnen. n Die „Leonhardsberger & Schmid Show“ spielt es laufend in ganz Österreich, u. a. in Linz, Salzburg und Wien.

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ting, Peter Gabriel, Eric Clapton, Bono von U2 oder Bryan Adams – um nur einige zu nennen – kommen gerne zur Kollaboration ins Studio, wenn Adelmo Fornaciari ruft. Beim aktuellen Werk „D.O.C.“ verzichtet Zucchero allerdings auf Hochkaräter und holte sich die junge Schwedin Frida Sundemo an seine Seite. Nach einer überlangen Tournee mit 166 Konzerten gönnte sich die 64-jährige Italo-Röhre keine großartige Auszeit. „Nach einer kurzen Pause habe ich sofort wieder begonnen, Titel für das neue Album zu schreiben“, erzählt er, „Ich mag es nicht, zu lange in den Ferien zu sein. Da roste ich ein, mir wird rasch langweilig.“ Innerhalb von nur zehn Monaten war der neue Longplayer „D.O.C.“ fertig. Es ist die Ambivalenz des Songschreibens und des Tourens, die den alten Blues-Warrior jung hält: „Wenn ich an neuen Liedern schreibe, bin ich zu Hause. Es ist ein konzentriertes, diszipliniertes und ruhiges Arbeiten. Auf der Bühne kickt das Adrenalin ein und ich sehe sofort die Reaktionen des Publikums. Wenn man jeden Tag in einer anderen Stadt aufwacht, ist man ständig in Bewegung. Das ist das richtige Leben!“ „D.O.C.“ startet mit der Aussicht auf „Licht am Ende des Tunnels“, auch wenn „Spirito Nel Buio“ frei übersetzt

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„Der Geist im Dunklen“ bedeutet. „Ich hatte die Idee eines modernen Gospels. Dabei geht es immer um den Geist, das Licht, um Nebel, die sich lichten. Der Song hat eine Menge Energie, verströmt Positives“, erklärt der Maestro, „In Gospels finde ich auch Sinnlichkeit. Wenn in der Kirche jeder singt und tanzt, dann ist das doch etwas Wunderbares. So ist derzeit mein Gemütszustand. Ich bin weniger aggressiv, weniger provokant.“ Wunderbar und Feen gleich steigt Zuccheros DuettPartnerin bei „Cose che già sai“ ein. Man könnte vermuten, dass sich der Blues-Man Tochter Irene ins Studio geholt hätte, die selbst längst erfolgreich Musik macht. „Nein, das ist Frida Sundemo, eine junge Künstlerin aus Schweden, die früher viel mit Avicii gearbeitet hat. Sie hat eine sehr klare Stimme“, gibt sich Zucchero noch immer von der Skandinavierin beeindruckt, „Ich wollte kein normales Duett aufnehmen, bei dem man nacheinander singt. Ihre Stimme liegt direkt über meiner, wir singen im wahrsten Sinn des Wortes wirklich zusammen.“ Tochter Irene Fornaciari wäre auch gar nicht zur Verfügung gestanden. „Nach ihrer erfolgreichen Sommer-Tournee schreibt sie bereits an ihrem nächsten Album“, gibt sich der Papa voller Stolz im Gespräch.

Bei den neuen Songs fällt auf, dass sie zeitgemäßer instrumentiert sind. Für Zucchero im Normalfall ungewöhnlich, dürfen jetzt schon mal Computersounds und Pop-Elemente im Vordergrund stehen. „Ich wiederhole mich nur ungern und experimentiere ständig mit neuen Sachen herum“, freut er sich über das Ergebnis, „Wenn man sich meine 14 Studioalben ansieht, klingt jedes anders. Die Herausforderung dabei ist, sich selbst treu und wiedererkennbar zu bleiben. In den vergangenen Jahren hat sich ein Generationswechsel vollzogen. Also fragte ich mich, wie das neue Album denn klingen könnte.“ Das Rezept war rasch gefunden, der organische ZuccheroSound trifft auf synthetische Klänge: „Es gibt echte Musiker, den Gospelchor, die Bläser, echte Streicher. Dann wollte ich Synthesizer und viele unterschiedliche Filter. Für mich ist das etwas völlig Neues. Ich war erstaunt, dass Elektronik auch warm klingen kann, und nicht nur kalt und maschinell.“ Deshalb finden sich gleich mehrere Producer auf „D.O.C.“. Der bewährte Don Was kümmerte sich gemeinsam mit Zucchero um die klassischen Rock-Partien, vier junge Produzenten sorgten für den Pepp des 21. Jahrhunderts: „Wenn man diese Stilmittel vorsichtig und sorgsam ein-

Fotos: Universal Music

60 Millionen Käufer können nicht irren: Seit drei Jahrzehnten gehört Zucchero zu den Fixsternen am Blues-Himmel. Bei seinem aktuellen Album „D.O.C.“ bedient sich die Reibeisenstimme neuer Sounds, Pop und Beinahe-Dance überraschen. TEXT: ALEXANDER HAIDE


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setzt, dann ergibt das einen warmen Sound.“ Musikalisch darf übrigens auch gezockt werden. „Kopf oder Zahl“ („Testa O Croce“) spielt im echten Zucchero-Leben keine Rolle. „Ich traue dem nicht, denn es ist viel zu einfach, sich selbst zu beschummeln“, lacht der Italo-Star, „Wenn einem das erste Ergebnis nicht passt, dann wirft man eben noch einmal.“ Er selbst verlässt sich lieber augenzwinkernd auf den Papierkorb: „Treffe ich auf Anhieb hinein, dann läuft alles richtig.“ Zufälle terminlicher Natur gibt es für Adelmo in den kommenden Monaten sowieso nicht. Nach der Promotion für den neuen Longplayer kann sich Zucchero wieder dem widmen, was er am liebsten macht: auf einer Bühne zu stehen. Neben zwölf ausverkauften Gigs in der ehrwürdigen Arena di Verona stehen nun „nach Corona“ auch mehrere Österreich-Konzerte auf dem Tourkalender.

Fotos: Universal Music

D.O.C. Auf seinem aktuellen Album „D.O.C.“ kümmert sich Zucchero, gemeinhin „das gute Gewissen Italiens“, verstärkt um Zivilcourage und Zwischenmenschlichkeit.

n Zucchero gastiert am 1. Juni in der Wiener Stadthalle D, am 30. Juni in der Stadthalle Graz und am 2. Juli in der Olympiahalle Innsbruck.

GEWINN SPIEL

Wir verlosen zwei signierte CDs von „D.O.C.“. Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: www.ticketmagazin.com

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Körperwelten: Am Puls der Zeit Die neueste Ausstellung „KÖRPERWELTEN – Am Puls der Zeit“ von Dr. Gunther von Hagens und Dr. Angelina Whalley feiert in Salzburg Europa-Premiere und gastiert von Anfang Dezember bis 7. März im Messezentrum (Halle 4). Ausstellungsmacherin Dr. Angelina Whalley zeigt hierin den menschlichen Körper in vielen Facetten, veranschaulicht seine Verwundbarkeit und sein Potenzial angesichts der Herausforderungen, mit denen er sich im 21. Jahrhundert konfrontiert sieht: „Die Ausstellung soll den Besucher einladen, die dauerhafte Reizüberflutung des modernen Lebens und ihre langfristigen Auswirkungen auf Körper und Geist kritisch zu hinterfragen. Ich möchte den Besucher anregen, sich seiner Verantwortung für seine eigene Gesundheit bewusst zu werden.“

METAStadt Open Air: Saison 2021 Das Debüt der Wiener METAStadt-Open-Air-Saison ging im Sommer 2019 mit u. a. Scooter, The 1975 und Greta Van Fleet stimmungsvoll und bombastisch über die Bühne, umso mehr sollte die Folgesaison nachknallen: Doch der Mittelfinger von Covid-19 machte auch hier eine Verschiebung nötig, und so freuen wir uns halt auf nächsten Sommer und auf Sarah Connor (11. Juli), Ms. Lauryn Hill (12. Juli), Sido (13. Juli), Alt-J (Foto, 17. Juli) und The Kooks (18. Juli). Für ausgewählte Konzerte dürfen wir auch ein Comfort-Upgrade anbieten, inkludiert sind im Preis etwa alkoholfreie Getränke, Wein/Bier, ein eigener Stehtisch, wassergespülte Toiletten im Kesselhaus und je nach Upgrade auch eine Flasche Spirit oder Champagner.

DER PLATTENLÄSTERER Die besten, größten und wundervollsten Alben der Musikgeschichte: Nach fast einhelliger Kritikermeinung sind sie in Stein gemeißelt. Aber sind sie das wirklich? Ich finde nicht. Wie zum Beispiel „Achtung Baby“ von U2. Das war schon eine wilde Zeit, damals Anfang der 90er. Die großen Umwälzungen in Geopolitik und Musik gingen Hand in Hand, auf den Mauerfall folgte Grunge, nach Perestroika kam Britpop. Und mittendrin kamen die vier Buben aus Dublin auf die Idee, sich in Berlin einzunisten, um dort den Nachfolger zum von Kritikern geschmähten (ein wenig zu Unrecht, wie ich meine) Album „Rattle and Hum“ einzuspielen. Kalkül? Gewiss. Aber auch großes Drama: Persönliche Probleme, Richtungsstreit in der Band, Produzent Brian Eno ruft zur großen Erneuerung. Dann, so geht die Mähr, entsteht der unbestritten ganz und gar großartige Song „One“, und plötzlich flutscht es. Eno setzt sich durch, das fertige Album klingt so gar nicht nach den üblichen U2, die Kritiker sind hellauf begeistert, die Fans anfangs irritiert. „Achtung Baby“ gilt fürderhin als bestes, weil innovativstes Album der Band. Berauscht von den vielen Lorbeeren ergeht sich die Band in den Folgejahren in schwachen Irrsinnigkeiten wie „Zooropa“ oder „Pop“, nur um dann – oh Ironie – ausgerechnet mit dem traditionellen U2-Sound der 80er auf „All That You Can’t Leave Behind“ nochmal kurzzeitig zur reüssieren. Noch ein Treppenwitz: Gerade „One“ ist der am wenigsten progressive Song und gleichzeitig bis heute der meistperformte des Albums, während Experimentaltracks wie „The Fly“ auch Hardcorefans wenig abgehen, wenn sie nicht live gespielt werden. Unverzichtbar hingegen bleiben bis heute die zwingenden Songs von „The Joshua Tree“ oder „War“ – das sind meiner Meinung nach die mit Abstand besten Alben von U2. Und eben nicht „Achtung Baby“, dessen teils hervorragende Songs und Mut zur Neuerfindung man durchaus respektieren muss, das aber durch die immer wieder geradezu religiös ventilierten Begleitumstände (Berlin! Brian Eno! Mauerfall! Fast-Auflösung!) weit über die eigentliche Substanz hinaus verklärt wird.

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Journalist Markus Höller versus U2

Fotos:Jörg Steinmetz (Die Ärzte) CAA (OneRepublic) David Tood (Körperwelten) Mads Perch (Alt J) Hersteller

OneRepublic: Live in Concert Eigentlich hätte dieses Jahr das neue Album „Human“ erscheinen sollen, aber Covid-19 machte auch OneRepublic einen Strich durch die Rechnung – und selbiges erscheint nun kommendes Jahr. Immerhin gab es im Mai mit „Lose Somebody“ (mit Kygo) und im September mit „Wild Life“ (vom Disney+-Movie „Clouds“) eine kleine Entschädigung, und ein Ersatztermin für das diesen Herbst geplante Konzert wurde auch gefunden: OneRepublic treten nun am 4. November in der Wiener Stadthalle D auf.


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einfach nur Die Ärzte so hinbekommen, irgendwo zwischen albern und absolut ernst zu nehmen. Auf „Planet Punk“ sangen sie noch „Haben wir euch gefehlt? Habt ihr uns vermisst?“ – und die Antwort ist, wie könnte es auch anders sein, ein klares „Ja!“. Deswegen kommen Die Ärzte auch live wieder, und zwar kommenden Winter, am 11. Dezember 2021 nach Bad Hofgastein und am 17. und 18. Dezember in die Wiener Stadthalle D.

Fotos:Jörg Steinmetz (Die Ärzte), CAA (OneRepublic), David Tood (Körperwelten), Mads Perch (Alt-J), Hersteller

Die Ärzte: In The Ä Tonight Da sind sie also wieder: Achteinhalb Jahre (!) nach dem letzten Album hat „die beste Band der Welt“ ihr neues Album veröffentlicht, heißen tut es „Hell“. „Hell“ ist wieder ein typisches Die-Ärzte-Album geworden mit diesem typischen Sound, den man gar nicht holistisch beschreiben kann, weil es ihn nicht gibt. Den trotzdem aber jeder sofort erkennt. Dieser Touch, den

highlights

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Teamwork Retter im Einsatz: Die bunte Liveshow zur beliebten NickelodeonSerie „Paw Patrol“ verspricht jede Menge Bühnenaction mit sechs Helden auf vier Pfoten. TEXT: AMINA BEGANOVIC

Zwar gelten Hunde seit Jahrtausenden als Haustiere und Begleiter des Menschen, der Einsatz von Rettungshunden kam aber erst im 19. Jahrhundert auf. Besonders Bernhardiner prägten zu dieser Zeit das Bild, wurden sie doch meist als Helfer in verschneiten Bergregionen eingesetzt. Später wurden die Vierbeiner im Sanitätsdienst des Militärs ausgebildet, um an der Front bei der Suche nach verwundeten Soldaten zu helfen. Auch heute ist der Einsatz von Hunden essenziell in Rettungsmissionen und für die Polizei – Stichwort Spürnase. Bevorzugte Rasse ist übrigens der holländische Schäferhund. „Sein Gewicht, seine Größe und Beweglichkeit machen aus ihm einen guten ‚Allrounder‘“, erklärt die Sondereinheit der Polizeidiensthunde Wien. Im Polizeidienst stehen aber auch deutsche Schäferhunde, Riesenschnauzer und vereinzelt Rottweiler.

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unde sind bekanntlich die besten Freunde des Menschen – aber diese Vierbeiner bringen das Ganze auf ein neues Level: „Paw Patrol“ begleitet die sechs heldenhaften Welpen Chase, Marshall, Rocky, Zuma, Rubble und Skye bei ihren Abenteuern. „Kein Einsatz zu groß, keine Pfote zu klein!“ lautet dabei das Motto. Angeführt von ihrem Freund und Lehrer Ryder bewältigen die mutigen Wuffis als tierisches Einsatzkommando die verschiedensten Aufgaben zum Wohle der Sicherheit der Bewohner in der „Abenteuerbucht“. Die Animationsserie aus dem Hause Nickelodeon und Spin Master erfreut seit einigen Jahren junge Fans auf der ganzen Welt. Im deutschen Sprachraum ist sie seit 2016 auf SUPER RTL zu sehen

n Ob es ihnen gelingt, erfährt man am 24. & 25. April jeweils um 10:30, 14 und 17:30 Uhr in der Wiener Stadthalle F.

Fotos: Paw Patrol

SCHON GEWUSST?

– und hat sich zu einer der erfolgreichsten TV-Serien für Kinder im Vorschulalter entwickelt. Das Erfolgsrezept? Niedliche, aber vor allem couragierte Hundewelpen, die verschiedene Stärken und Fähigkeiten aufweisen, sowie coole Fahrzeuge und technisches Equipment, das ihnen bei ihren Einsätzen zur Seite steht. Das wichtigste Credo der Paw Patrol ist jedoch das Teamwork: Sei es Marshall der Feuerwehrhund, Chase der Polizei-Bello oder Junghündin Skye in ihrem Helikopter – jeder der Welpen zeigt, was es bedeutet, gemeinsam als Team zu arbeiten und sich für andere einzusetzen. Natürlich kommt auch der Humor bei den Rettungseinsätzen nicht zu kurz. Davon können sich die Fans im Frühling nun live überzeugen bei der bunten Bühnenproduktion „Paw Patrol Live! – Das große Rennen“. Bei diesem Einsatz brauchen die sechs Vierbeiner nämlich Hilfe: Am Tag des großen Rennens, das jährlich zwischen der Abenteuerbucht und der Nachbarstadt stattfindet, wird ausgerechnet Bürgermeisterin Gutherz vermisst. Gemeinsam mit dem Publikum und begleitet von jeder Menge Musik müssen die Rettungshunde das Rätsel um die verschwundene Bürgermeisterin lösen …


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A K J O T S I R R A H

und: Thank God it’s X-mas, nde naht. se Danke, dass das Jahre ch auf si Zeit, innezuhalten und AKTION: ANGELIKA GOLDMANN RED Neues vorzubereiten.

SALUT!

a ein Harri Stojkine e s o tu ir v x“, e arren ar der Git mi Hendri n. 2020 geb lbum: „Salut to Ji Meister-Virtuose A n neues n andere Dezember in der g an eine . Huldigun rleben wir am 18 3. Dezember beim e 2 a m jk a ie Sto m Harri n live sow Innsbruck. Mit de rio ie W a n re T A Open Air RockJazz Treibhaus Express, dem Hot rio stehen gT Stojka Hot Swin erte und dem weit weitere Konz h ic österre dem Spielplan. auf .com oeticket

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Fotos: Barracuda Music Hersteller

HOME CARE


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LICHTBILDMACHER Die neue Sony Kamera Alpha 7C ist ein kleines Wunderding. Vom Keksebacken bis zum KlopapierRolle-Wechseln lassen sich neue Dimensionen des Alltags visuell festhalten. Stichwort: Home-Safari. sony.at

GLANZ & GLAMOUR Auch wenn’s vielleicht keiner sieht – ein bissi fancy muss es auch diesen Winter sein. Jacke aus der Studiokollektion AW20 von H&M. Nur Online erhältlich! hm.com

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Fotos: Barracuda Music, Hersteller

STRAIGHT TO THE SOUL OF COFFEE Mit den Kaffeevollautomaten der PrimaDonna Soul Serie bleibt kein Kaffeewunsch unerfüllt: Die neue Modellreihe zaubert bis zu 21 authentische, personalisierbare Kaffeerezepte ganz einfach per Knopfdruck und zeigt, wie bereits kleine Einstellungsänderungen das tägliche Kaffeeerlebnis auf ein neues Genusslevel heben können. Jeder Kaffee nimmt mit der Bohne seinen Anfang. Der richtige Mahlgrad ist dabei ausschlaggebend und wirkt sich letztlich auf die optimale Geschmacksentfaltung der Bohnensorte aus. Dank der einzigartigen Bean Adapt Technology übernimmt die PrimaDonna Soul diese Einstellung: Mithilfe der „Coffee Link“-App werden die Mahlund Brühparameter auf die jeweilige Bohnensorte abgestimmt und dadurch die optimale Kaffee Extraktion gewährleistet. Das patentierte LatteCrema System sorgt darüber hinaus für den perfekt temperierten, cremigen Milchschaum bis zum letzten Schluck! delonghi.at


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SHORTFACTS Heimat Wien/Oberösterreich Genre Indierock kreisky.net facebook.com/kreiskymusik „Atlantis“ erscheint am 22. Jänner bei Wohnzimmer Records.

20. Jänner Wien, Radiokulturhaus 18. März

Dornbirn, Spielboden

19. März

Salzburg, ARGE

20. März

Linz, Posthof

15. April

Graz, Dom im Berg

LOKALAUGENSCHEIN Bei Stadtspaziergängen in Wien findet man nicht selten und unverhofft das eine oder andere Paradies. Auch Franz Wenzl ist eines schönen Tages beim „Herumstreunen“ über so einen versteckten Rückzugsort gestolpert. „Einer meiner Lieblingsplätze in Wien ist der Garten des Caritas-Altersheims in der Schönbrunner Straße.“ Gemeint ist das „Haus Schönbrunn“, eine altehrwürdige Villa mit einem eigenen kleinen Park. Nahe dem Schloss Schönbrunn gelegen, ist das Haus eine wahre Mischung aus Stadtnähe und Ruheoase. Das Kaffeehaus ist für jede/n öffentlich zugänglich und bietet neben hausgemachten Mehlspeisen auch eine gut bestückte Bibliothek zum Schmökern. Auch kostenloses WLAN für Gäste ist vorhanden. Wer also Lust hat auf echtes Altwiener-Flair in romantisch-grünem Ambiente, sollte mal auf der Schönbrunner Straße 295 vorbeischauen. „Dort gib es nicht nur ein Inigo-Restaurant mit billigen, aber schwer okayen Mittagsmenüs, wo Langzeitarbeitslose kellnern, sondern – seit sie den Hasenstall weggerissen haben – sogar ein originales Prinzessin-Diana-Denkmal! Ziemlich charmant, wie ich finde, und im Sommer ein echter Geheimtipp!“

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Geschichten „Atlantis“, das neue Album von Kreisky, ist mal treibend, mal bremsend, oft klug und ein wenig verrückt. TEXT: AMINA BEGANOVIC

E

s sind Welten, die kollidieren. Menschen, die verlernt haben, einander zuzuhören. Das Streben nach Idealen – und das Scheitern daran. Aber auch ein Funke Hoffnung, der am Ende bleibt. Das neue Kreisky-Album „Atlantis“ ist eine Achterbahn der Gefühle und Gedanken, verpackt in musikalisch gerahmten Geschichten. Einfach nur Pop zu machen, der gängig ins Ohr geht, wäre dem Quartett zu wenig: „Unsere Songs sind keine Ansammlung von lässigen Riffs, zu denen ebenso lässig gesungen wird, und am Ende wird alles super gemischt. Wir betreiben viel mehr ein Storytelling, wie es nicht jeder macht. Die Lieder sind Kurzgeschichten, aus Texten mit Musik“, so Frontmann Franz Adrian Wenzl im Gespräch mit !ticket. Kreativmaschine Kreisky Lediglich acht Songs hält der neue Longplayer bereit – die sollten es dafür aber in

sich haben. „Wir wollten es ‚geballt‘ haben, eine ‚megastarke‘ Platte, weshalb am Ende auch die eine oder andere schwächere Nummer weggelassen wurde. Jetzt sind es 36 Minuten auf einem wirklich guten Level“, zeigt sich Wenzl zufrieden. Nicht zuletzt spiegelt die Platte auch die kreative Weiterentwicklung von Kreisky wider. „Am Anfang unserer Karriere hatten wir ein ziemlich klares Bild davon, was Kreisky sein sollte – eine seriöse Rockband, in Anzug und mit allem Drum und Dran. Da hat sich mittlerweile vieles aufgelockert, besonders bei den Sounds, etwa mit den Synths. Alles richtet sich jetzt mehr danach, was die Songs brauchen.“ Kam das Vorgängerwerk „Blitz“ von 2018 eher poppig und flott daher, gibt es auf „Atlantis“ nun mehr Platz für bewusste Stilbrüche. „Wenn ‚Blitz‘ unsere Pop-Platte war, dann ist das jetzt unsere ‚Arrangement-Platte‘. Gerade Gitarre und Bass

Fotos: Ingo Pertramer Hersteller

TERMINE


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Mehr Optimismus Die sonst so „grantigen“ Kreisky lassen auf ihrer neuen Platte nebst all der Sehnsucht auch Platz für optimistische Töne.

Fotos: Ingo Pertramer, Hersteller

haben mit neuen Effekten experimentiert, mit vielen Synth-Sounds, die sich stark vermischt haben, so dass man teilweise nicht mehr hört, was jetzt welches Instrument ist. Da war bissl mehr Mut zu verfremdeten Sounds“, erklärt Bassist Lelo Brossmann. Sehnsucht, Ideale & Marcel Hirscher Der mystische Albumtitel kommt auch nicht von ungefähr. Zum einen sollte er natürlich catchy sein („Es muss nicht immer logisch sein!“), zum anderen ist die Suche nach etwas Verschollenem ein Thema, auf das die Figuren in den Lyrics immer wieder treffen. „Mit ‚verschollen‘ meinen wir nicht unbedingt Orte, sondern etwas, das in jedem schlummert und manchmal in Vergessenheit gerät. Das Bewahren von jugendlichem Idealismus oder Unschuld ist ein Grundthema der gesamten Platte“, so Wenzl. Der Song „Abfahrt Slalom Super G“, in dem sich die erzählende Figur mit Marcel Hirscher vergleicht, handelt etwa davon – von dem Wunsch nach Veränderung, danach, die Welt zu bewegen, aber auch dem gleichzeitigen Gefangensein in festen Rollen. Die erste Singleauskopplung „ADHS“ wiederum erschien bereits im Oktober – und ist neben ihrem prägnanten Rhythmus vor allem ein misanthropisches Aufeinander-

prallen von Vorurteilen und Gehässigkeit, die Menschen letztendlich dazu bringt, sich von einander zu entfernen und zu isolieren. Wehe, wenn unsere vermeintliche Idylle gestört wird! Wenn das kein passender Song für das Jahr 2020 war? Hört nicht auf zu tanzen! Aber auch hoffnungsvolle Töne finden Platz auf „Atlantis“, sogar offen zur Schau gestellter Optimismus. Ein deutliches Novum für die musikalischen „Großmeister des Grant“. „Wir sind grundsätzlich ja sehr menschenfreundlich, aber es kommt irgendwie immer anders rüber…“, schmunzelt Wenzl. Die Single „Wenn einer sagt“ etwa ist eine regelrechte Hymne an die Selbstbestimmtheit. „Wenn einer sagt, was du da machst, ist der letzte Dreck – sag: Es ist mein Dreck!“, wird hier gesungen. Auch in „Lonely Planet“, einem Herzstück der Platte, darf die Sonne ein bisschen aufgehen: Hier fordern Kreisky dazu auf, sich die kindliche Neugier und den Wunsch nach Freiheit zu bewahren, denn die Welt gehört „den Mutigen, den Blutigen, denen, die nicht aufhören zu tanzen!“ Eine schöne Zeile, um in das Jahr 2021 zu starten. Apropos: Fertig war das Album bereits im Jänner 2020, doch der ursprünglich geplante Release im August musste (wie so ziemlich alles) Corona-bedingt verschoben werden. „Die lange Pause mit den vielen Absagen hat uns schon sehr geschmerzt, die Bühne ist uns wirklich abgegangen“, so Bassist Brossmann. Umso größer ist die Vorfreude auf die kommenden Live-Termine 2021. „Es sollen keine Greatest-HitsShows werden, wir werden uns stattdessen auf die Präsentation des neuen Albums konzentrieren“, verrät Sänger Wenzl. „Wir wollen etwas Besonderes daraus machen, da es wohl keine typischen Konzerte mit großen Hallen sein werden. Sitzplatzkonzerte können Raum für bedachtes Zuhören geben, in diesem Rahmen kann man die neuen Songs bewusst zelebrieren.“


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TITUS PROBST

Achtzigerjahre Unangepasst und speziell zelebriert Titus Probst Klänge der Achtziger. Dass die heimische Musikwelt nicht nur gut, sondern manchmal auch speziell sein kann, davon zeugt der Grazer Titus Probst. Er ist ein Künstler mit vielen Facetten, der sich in einer viel zu angepassten Welt den Luxus der Unangepasstheit herausnimmt. Aktuellstes Beispiel: Seine Single „Only One“, die sich als simple Ballade tarnt, dabei aber eine Abhandlung über das Wachsen an sich und in der Gesellschaft erzählt. Live gastiert Titus etwa mit dem Lunsentrio am 23. Jänner in der ARGEkultur.

Ciao! Nach dem konzertlosen Sommer präsentierten Wanda Ende Oktober ihre neue Single „Jurassic Park“: Ein Ohrwurm, der live fix ordentlich abgehen wird! Das Coronavirus kämpft gegen all das an, wofür Wanda stehen: Liebe, Amore, Zwischenmenschlichkeit und Humanismus. Deswegen vielleicht auch die Single „Jurassic Park“ – kein Song über Urzeitechsen, sondern Wandas Art, etwas Positives zu dieser Zeit beizutragen. Dabei soll dieses Stück über Beziehungen definitiv kein Zeitdokument sein, und während ein neues Album noch Zukunftsmusik ist, freut man sich schon über die Abkehr von „Social Distancing“, denn: Kommenden Sommer werden die diesjährig ausgefallenen Termine in Wien, Innsbruck, Linz und Graz nachgeholt.

PIZZERA & JAUS

Reich an Emotionen Paul Pizzera hat während Corona sein erstes Buch geschrieben, im Oktober gab’s eine neue Single.

Wer, wenn net ihr. Paul Pizzera, eine Hälfte des reichlich umklatschten Duos Pizzera & Jaus, hat Corona sinnvoll genutzt und mit „Der hippokratische Neid“ ein Buch geschrie-

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ben (s. Seite 50). Darin lädt der Steirer mit ordentlich Zynismus zur (Selbst-)Therapie – Balsam für die Seele gibt es allerdings auch in Liedform: Ende Oktober veröffentlichte er gemeinsam mit seinem Kompagnon Otto Jaus die neue Single „wer, wenn net du“ und mit ihr eine emotionale Huldigung all jener Menschen, die eine nicht zu füllende Lücke in unserem Leben hinterlassen haben. Wenn sie den Song am 16. und 17. auf Burg Clam live spielen werden, werden fix ein paar Tränen kullern! Apropos Gefühle: Ihr Kabarett „wer nicht fühlen will, muss hören“ tourt kommendes Frühjahr durch ganz Österreich.

MYNTH

Shades I Mynth Anfang November erschien das dritte Album von Mynth. Am 6. November erschien mit „Shades I Mynth“ das dritte Studio-Album des Salzburger Geschwisterpaars – ein großes PopAlbum das sich zwischen David Bowie, Kate Bush und Fleetwood Mac einordnet. Hinter jedem Song versteckt sich hier ein kleines mintgrünes Geheimnis, eine Facette, eine Geschichte – die, gehüllt in harmonische Klangfarben, auch live erzählt werden: Im Februar und März in Salzburg, Graz und Linz.

Fotos: Moritz Schell (Pizzera & Jaus), Wolfgang Seehofer (Wanda), Rea Von Der Liszt (Mynth), Patrick Winker (Titus Probst), Maximilian Salzer (The Fictionplay), Stefan Wascher (Hubert von Goisern)

WANDA


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MONKEY BUSINESS

Zukunftsmusik

MUNDPROPAGANDA Hören Sie mal rein!

von Walter Gröbchen

Die folgenden Veröffentlichungen sollten in keinem gut sortierten Plattenschrank fehlen. Oder? (ab)

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lingt trocken, ist aber ein erfreuliches Faktum: Das Musikgeschehen in Österreich erlebte in den letzten Jahren einen erstaunlichen Boom – bei gleichzeitiger inhaltlicher und stilistischer Ausdifferenzierung. Mit dem plötzlichen Auftauchen des Coronavirus erfuhren aber sowohl die hiesige Popkultur als auch die Musikwirtschaft einen nachhaltigen Schock. Das Ausweichen ins Netz als jenen Ort, an dem sich gezwungenermaßen nun auch das Live-Geschehen ereignet, wurde Mainstream. Und veröffentlicht wird mehr denn je, vorrangig auf Spotify & Co. Dabei ist etwas offensichtlich, was den ebenfalls merkbaren Trend zu hochwertigen Vinyl-Ausgaben und analogen Re-Issues fast schon begünstigt: was digital nicht vorhanden ist, existiert nicht. Schon mal versucht, das erste MinisexAlbum, Songs von Ronnie Urini, Al Cook oder den Schmetterlingen zu streamen? Oder das komplette Œuvre des Wienerlied-Erneuerers Roland Neuwirth? Viel Glück! Jede gängige Streaming-Plattform kennt diese Namen nur sehr lückenhaft, wenn überhaupt. Versucht man hier tat-

THE FICTIONPLAY

Mirror, Mirror

sächlich vielfältige, durch Zeit, Namen und Genres mäandernde Playlists zu generieren, wird dies schnell zum Hindernislauf. Und das gilt für die halbe Austropop-Historie, von Free Jazz oder Neunzigerjahre-Elektronik ganz zu schweigen. Zu viel ist im persönlichen musikalischen Bewusstsein und Gedächtnis vorhanden, aber nicht digital verfügbar und damit teilbar. Ein trauriger Befund. Der Speicher ist leer. Was also fehlt ist eine Plattform, die sich systematisch um den digitalen Erhalt und die kommerzielle Verfügbarkeit von österreichischer Musik kümmert, von gemeinfreier ebenso wie von solcher, die (in Kooperation mit den Urheber/inne/n und Rechteinhabern) erstmals digital verfügbar gemacht wird. Nennen wir dieses Kulturerbe-Projekt „Zukunftsmusik“. Interesse anyone? Man könnte sich damit nachhaltig Lorbeeren um die hiesige Popkultur verdienen.

HUBERT VON GOISERN

Zeit & Zeichen

Die Fuzz-Rocker beenden mit einer neuen Single zwei Jahre Funkstille.

Gar nicht so „flüchtig“: Das neue Album des Goiserers.

Eine knurrende Bassline legt das Fundament für den neuen Track „Mirror Mirror“, der von Synthesizern und E-Gitarren umspielt die außergewöhnliche Stimme in Szene setzt – dazu pumpt das Schlagzeug, garniert mit dezent eingesetzten Percussion: Das klingt dann letztlich nach dem Sound früher Muse, und das ist verdammt gut so. Im April wird schließlich auch die lange LiveFunkstille beendet: The Fictionplay gastieren am 22. April in der ((szene)).

Ende Mai erschien mit „Flüchtig“ Hubert Achleitners Debütroman im Zsolnay Verlag, Ende August schließlich dann sein neues Album „Zeiten & Zeichen“, das freilich unter seinem Pseudonym Hubert von Goisern den Weg in die Läden fand. Dabei geriet das Album überwältigend vielfältig, dynamisch, freudvoll, aber auch kritisch und besonnen. Live werden die neuen Songs ab Mai vorgestellt, u. a. in Wien, auf Burg Clam und der Donaubühne Tulln.

LIVE Mynth – Shades I Mynth Die Zwillinge aus Salzburg vermischen TriphopBeats mit Gitarren und sinnlichen Vocals. Austro-Elektropop voller Facetten!.

LIVE

Culk – Zerstreuen über Euch Das zweite Album der Wiener Formation sagt dem tiefverwurzelten Patriachat den Kampf an. Post-Punk auf seine dringlichste Weise.

LIVE Wiener Blond – Bis in die Früh Entschleunigend: Verena Doublier & Sebastian Radon singen, beatboxen, komponieren, granteln – und machen die Krise tanzbar.

Kommando Elefant – Seltene Elemente Betörende Stimmungsmusik: Nostalgie, aber auch Zuversicht und Zwischenmenschliches bestimmen die Texte auf dem 6. Album.

LIVE Jansky – LP1 Zarte Vocals schweben über einem Teppich aus Gitarre, Piano und Synths – das Geschwisterpaar aus NÖ macht Musik zum Genießen.


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Theater im Park

PROGRAMM & ANREISE Ab 1. Mai startet das Theater im Park in seine zweite Saison, und das mit einem hochkarätigen, breit gefächerten Programm, das zudem stets erweitert wird: So freuen wir uns auf die neue Simpl Revue sowie ein oder zwei Theaterstücke von und mit Michael Niavarani, man munkelt, getrieben vom Geiste Johann Nestroys. Außerdem wird Gernot Kulis die Wien-Premiere seines „Callboy“-Programms feiern, wie auch Andreas Vitásek, Viktor Gernot, Florian Klenk und Florian Scheuba, Erwin Steinhauer mit einem H.C.-Artmann-Abend, Karl Markovics, Michael Köhlmeier und Dr. Eckart von Hirschhausen als illustre Gäste gewonnen wurden. Das Theater im Park finden Sie in der PrinzEugen-Straße in 1030 Wien, eingesäumt vom Belvedere und Palais Schwarzenberg.

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m 1. Juli, also inmitten einer kurzen Verschnaufpause während der Coronakrise, eröffneten Michael Niavarani und Georg Hoanzl von der gleichnamigen Agentur nach dem Globe ihr zweites gemeinsames Projekt: das Theater im Park, malerisch zwischen Belvedere und Schwarzenbergplatz gelegen. Bereits 2017 keimte die Idee auf,

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das aufgrund eines Brandschadens vorübergehend geschlossene Globe kurzerhand ebenda in einem Zelt temporär einziehen zu lassen – doch damals wurde aus den Plänen nichts. Nun, drei Jahre später, fand man die Tore des Globes abermals geschlossen, allerdings nicht feuer-, sondern virusbedingt – und die Familie Schwarzenberg wurde aufs Neue kontaktiert, diesmal erfolgreich: Zwar kein Zelt, aber eine Bühne durfte im englischen Naturgarten aufgestellt werden – vis-à-vis einer barocken Grotte, wo schon vor Jahrhunderten ein Freilufttheater geplant war, damals noch in der Vorstadt, heute im Herzen Wiens. Glücklicherweise bewies Georg Hoanzl schon oft Gespür für das „besondere Etwas“, für das Rundherum, das den Künstler stützt: „Damit jener seine Kraft, seine Wirkung, seine

Gedankenwelt entfalten kann, ist die Poesie des Räumlichen ganz, ganz wichtig“, verriet er bei der Eröffnung sichtlich stolz. Dieser gesamtheitliche Ansatz galt bereits für das Globe, nicht minder für das in einem Rotlicht-Etablissment eingeführte „Kabarett Separee“ und mehr noch für das Theater im Park: Denn der Park wurde nicht allein als Standplatz „missbraucht“, vielmehr das Theater behutsam zwischen die Platanen „eingesetzt“: Schattierte Planen ließen alle Aufbauten im Park beinahe verschwinden und fast wähnte sich der geneigte Besucher tatsächlich gelöst neusprachlich chillendim Park, und eben nicht programmatisch steif im Theater sitzend; Beinahe 100.000 Besucher holten sich bei knapp über 100 Vorstellungen diesen Sommer die gerade jetzt so dringend nötige Zerstreuung bei einem geschickt kuratierten Programm, das sich (naturgemäß) vom Kabarett über Theater bis hin zu verschiedenen Musiksparten – freilich tendenziell an Klassik, Jazz und Wienerlied angelehnt – streckte. In seiner stimmigen Umsetzung schien es fast zu schade, dass das Theater im Park zu einer „Corona-Notlösung“ verkommen sollte. Aber bereits bei der Eröffnung hofften Georg Hoanzl und Michael Niavarani auf einen Zuspruch, der eine Fortsetzung möglich machen würde: Das königliche Wort ihrer Gäste ermöglicht nun tatsächlich eine Prolongierung ab 1. Mai – einige der bereits feststehenden Programmpunkte finden Sie im Kasten links, selbiges wird aber sukzessive ausgebaut.

Fotos: Markus Wache (Globe Wien), Stefan Gergely (Theater im Park), Wolfgang Thaler (WUK), Stadtsaal (Stadtsaal)

Der riesige Park der fürstlichen Familie Schwarzenberg war bereits im Gespräch, als 2017 von Georg Hoanzl und Michael Niavarani ein Ersatz für ihr brandgeschädigtes Globe gesucht wurde. Corona hat die von Platanen gesäumte Bühne wieder spruchreif gemacht. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER


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WUK

STADTSAAL WIEN

Während der Pandemie gehen Konzerte anders über die Bühne, nämlich mit Abstand und im Sitzen. Das WUK hat all diesen Konzerten das Banner „& The Bad Seats“ übergezogen, freilich entlehnt von Nick Caves Begleitband The Bad Seeds: So schlecht wie der fast schon wieder gute Wortwitz ist die Sicht aber von keinem der Sitzplätze, und so kann man sich ungestört auf etwa Sharktank am 8. Dezember und Please Madame am 12. freuen. 2021 darf man bei u. a. Harakirik For The Sky (23. Jänner), Mynth (26. Februar) und Tina Naderer (3. März) vielleicht schon wieder stehen?! Support: wuk.at/superspende

GLOBE WIEN

Auch das Globe Wien sorgt in der Krise für höchste Sicherheit: Großzügige Abstände gerade im Publikumsbereich und eine Einhaltung aller Hygienemaßnahmen garantieren in den nächsten Wochen einen sicheren Genuss von etwa Alex Kristan („Lebhaft“), Klaus Eckel („Ich werde das Gefühl nicht los“), Thomas Stipsits („Stinatzer Delikatessen“), Omar Sarsam („Herzalarm“) und Klenk & Scheuba („Sag du, Florian“).

Ein Besuch im Wiener Stadtsaal auf der Mariahilfer Straße ist auch jetzt, in der Covid-19-Krise, so sicher wie nur irgendwie möglich: Zwischen den unterschiedlichen Besuchergruppen werden nämlich Plexisglastrennwände montiert, die als gesetzeskonforme Schutzvorrichtung den Babyelefanten ersetzen. So kann man gemeinsam, aber doch sicher in den kommenden Wochen mit Lukas Resetarits („Wurscht“), den Science Busters („Global Warming Party“), Thomas Maurer („WOSWASI“), Thomas Stipsits („Stinatzer Delikatessen“), Gunkl („So und anders“) und vielen mehr der tristen Realität entfliehen.


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In Linz beginnt’s GEWINN SPIEL

Wir verlosen 5×2 Flexi-Tickets zzgl. Van-Gogh-MNS-Masken. Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: ticketmagazin.com

Van Gogh Die „Immersive Experience“ zu Van Goghs Werk ist bereits aufgebaut und harrt ihrer Eröffnung. Anschließend ist sie bis Mitte Februar in Linz stationiert und zeigt seine Werke auf eindrucksvolle Art und Weise.

MUSICALISCHER REIGEN Kommenden Sommer gastiert im Großen Saal des Linzer Musiktheaters das Musical „Bodyguard“: Es ist dies eine der größen Liebesgeschichten aller Zeiten, das Musical selbst brilliert nicht nur mit den herausragenden Songs, sondern auch mit einem spektakulären Bühnenbild und einem fantastischen Ensemble. Am 26. Februar gastiert (nebst Terminen in Wien, Salzburg und Innsbruck) mit „Game of Thrones: The Concert Show“ eine „zelebrierte Klanggewalt mit epischer Wucht“ im Brucknerhaus. Orchester, ein großer Chor sowie Solokünstler werden die Musik aus allen acht Staffeln der Hit-Serie präsentieren. Ebenfalls im Brucknerhaus werden gleich fünf große Künstler mit ihrem eigenen Musical geehrt: Am 23. Jänner Freddie Mercury, am 3. März ABBA, am 27. März Elvis, am 3. April Frank Sinatra und am 4. April Tina Turner.

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er niederländische Maler und Zeichner Vincent van Gogh schuf fast 900 Gemälde und über 1.000 Zeichnungen, mit denen er die moderne Malerei begründete – und das, obwohl er sich 1880 mit 27 Jahren erst relativ spät in seinem Leben entschloss, Maler zu werden. Zuvor verdiente er sich als Hilfslehrer und -prediger seine Brötchen. Erst 1884 richtet er sich bei seinen Eltern ein eigenes Atelier ein, um sich professionell der Malerei zu widmen. Zu dieser Zeit erlebt er mehrere traurige Erfahrungen, die sein Gemüt sein Leben lang beeinflussen werden: Sein Verhältnis mit Margot Bergemann, einer Frau aus der Nachbarschaft, wird beendet, nachdem sie versucht, sich das Leben zu nehmen. Kurz danach stirbt noch dazu unerwartet sein Vater. 1885 reist van Gogh nach Belgien, um Kunst zu stu-

dieren. Hier wird er stark von den französischen Malern Cézanne, Signac, Seurat und Gauguin beeinflusst. Nach weiteren Studien in Paris lernt er ein paar Jahre später Pablo Picasso und Paul Gauguin kennen. 1888 lebt Van Gogh zusammen mit Gauguin in Arles in Südfrankreich. Sein Traum ist es, dort eine Künstlergemeinschaft zu gründen. Zu dieser Zeit entsteht die Reihe seiner berühmten Sonnenblumenbilder. Doch: Seine geistige Verfassung verschlechtert sich rapide und Van Gogh schneidet sich im Zuge eines Streits mit Gauguin einen Teil seines linken Ohres ab. In Folge prägen Nervenkrisen seine letzten Lebensjahre, die er zurückgezogen, aber überaus produktiv verbringt: Die meisten seiner Bilder entstehen im letzten Lebensjahrzehnt, bevor er sich Ende Juli 1890 eine Kugel in die Brust schießt. Über die Beweggründe zu der Tat wird bis heute viel spekuliert, eine der zahlreichen möglichen Thesen ist, dass er eine Wertsteigerung seiner Bilder bewirken wollte. Dass Van Goghs Werk auch ohne die bedrückenden Hintergründe ein beeindruckendes ist, zeigt das Multimedia-Spektakel „Van Gogh – The Immersive Experience“ nach Stationen in Paris und Brüssel bis 14. Februar in der Linzer Tabakfabrik: Die Gemälde des Künstlers – von den zuvor angesprochenen „Sonnenblumen“ bis hin zur „Sternennacht“ – werden mehrfach vergrößert und mit gefühlvollen Melodien untermalt dreidimensional zum Leben erweckt.

Fotos: COFO (Van Gogh), Nele Martensen (Bodo Wartke), Helmut Walter / Stefan Eibelwimmer (Winnetou 1-3), LW Media (Wein & Genuss)

So lautete früher der Werbeslogan für die Stadt an der Donau. Und auch wenn kulturell natürlich die Bundeshauptstadt stets im Fokus steht, muss sich Oberösterreich nicht verstecken! TEXT: STEFAN BAUMGARTNER


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LUKULLISCH

TRAGISCH

Im Februar lassen sich bei Wein & Genuss beste Weine und edle Lebensmittel im Design Center entdecken.

Bodo Wartke gastiert mit „König Ödipus“ und „Antigone“ im Linzer Posthof.

Edle Weine und gesunde Lebensmittel liegen voll im Trend und sprechen immer weitere Kreise der Bevölkerung an, natürlich auch Herr und Frau Oberösterreicher. Diesen Tatsachen und Trends wird die WEIN & GENUSS Linz am 12. und 13. Februar im Design Center Linz Rechnung tragen. Die besten Winzer Österreichs und ausgewählte Gastwinzer sind eingeladen und werden in Form klassischer Tischpräsentationen den Besuchern nähergebracht. Im Kulinarik-Segment runden Lebens- und Genussmittel das Angebot ab.

In Bodo Wartkes Bearbeitung als Solo-Theater wird aus „König Ödipus“ (3. Februar), der griechischen Tragödie nach Sophokles, ein musikalischer, kurzweiliger, frech und intelligent präsentierter Klassiker, der das Publikum mitreißt, der die Laune und das Bildungsniveau schlagartig hebt. In „Antigone“ (6. Februar) beweist der Berliner Gentleman-Klavierkabarettist zum zweiten Mal mit einer Tragödie des Sophokles sein Schauspieltalent: Wartke und seine langjährige Bühnenpartnerin Melanie Haupt spielen alle Rollen des Stückes in rasanten Rollenwechseln mit wenigen Requisiten in minimalistischem Bühnenbild.

Ungeheuer ist viel und nichts ungeheurer als der Mensch. (Sophokles in „Antigone“)

ABENTEUERLICH Im Linzer Theater Phönix wird bis Mitte Jänner dem Mythos Karl May auf den Grund gegangen. Karl May ist einer der erfolgreichsten Trivialliteratur-Autoren des 19. Jahrhunderts und seine Biografie liest sich fast so abenteuerlich wie seine Romane und seine fiktiven Reiseerzählungen über den Orient und den „Wilden Westen“. In „Winnetou eins bis drei und am Ende stirbt Karl May“ gehen Erik Etschel und Lisa Fuchs noch bis 10. Jänner im Theater Phönix dem Mythos Karl May auf den Grund und erforschen seinen Kosmos. In unterhaltsamen, collagenartigen Theaterabenden lassen sie das Publikum auf seine bekanntesten Romanhelden treffen, werfen einen Blick hinter die Kulissen und durchleuchten das Prinzip der Selbsterfindung und Selbstdarstellung.

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Groß, mächtig – sc empfiehlt

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Eigentlich wurde der Vorhang 2016 zugezogen, doch wenn der Watzmann ruft, dann kommen doch alle noch einmal wieder: So gibt es kommenden Herbst ein Dacapo für Wolfgang Ambros und Konsorten. Von der Faszination des deutschen „Kulturberges“. TEXT: ROBERT FRÖWEIN

ächtig und erhaben thront er in den Berchtesgadener Alpen, stets bereit, das Schicksal aus den ihn Besteigenden herauszufordern; 2.713 Meter pures Abenteuer, steinmassiv und Ehrfurcht gebietend: Der Watzmann ist gemeinhin nicht nur einer der anspruchsvollsten, sondern auch attraktivsten Berge Bayerns. Er ist ein Quell der Inspiration – nicht nur für Sportler, Naturbegeisterte und Action-Aficionados, sondern auch für Kulturbegeisterte und Freunde der Kunst im Allgemeinen. Der einzigartigen Faszination des Watzmanns kann sich schlichtweg niemand entziehen. Er ist wie ein Aphrodisiakum für den Abenteuerlustigen und wurde schon vor Hunderten Jahren in die Welt der Kultur gezogen. Ausschlaggebend dafür war die berühmte Watzmannsage, die über viele Generationen hinweg bis heute begeistert und ein gewichtiges Stück mitteleuropäische Alpingeschichte darstellt: Der Sage nach wurde das Land vom grausamen König Wazemann beherrscht, der gemeinsam mit seiner Frau und den Kindern Furcht und Schrecken verbreitete. Durch einen Fluch verwandelte er sich mitsamt seiner Familie zu Stein, während der Königsund Obersee der Sage nach durch das zusammengeflossene Blut der Königsfamilie entstanden seien. Wer sich dem mächtigen Bergmassiv von Norden

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nähert und genug Fantasie aufweist, erkennt in den Gipfel von links nach rechts die Watzmannfrau, die Kinder und rechts außen schlussendlich auch den König selbst. In seinem bekannten Roman „Die Martinsklause“ verbreitete der Schriftsteller Ludwig Ganghofer den Mythos und auch in der bildenden Kunst fand der Watzmann im Laufe der Jahre überbordend viel Zuspruch. Neben dem weithin bekannten Gemälde von Caspar David Friedrich haben sich insbesondere im 19. Jahrhundert auch Künstler wie August Leu, Johann Matthias Ranftl, Julius Lange oder Ludwig Richter den Watzmann zum Motiv ihrer Bilder gemacht. Wolfgang Ambros folgt dem Ruf Einer, der genau weiß, welche Faszination der Watzmann auf die Kulturszene hat, ist Austropop-Legende Wolfgang Ambros. Mit dem 1974 entstandenen Konzeptalbum „Der Watzmann ruft“ schuf er gemeinsam mit seinen Jugendfreunden Joesi Prokopetz und Manfred Tauchen heimische Kulturgeschichte. Als erste gemeinsame Arbeit wählten sie das Alpendrama, das das ewige Gerufen-Sein durch den bösen Berg Watzmann und die fast schon krankhafte Imponiersucht der bergsteigenden Männer beschreibt, die aufgrund ihres juvenilen Überschwangs oft mit ihrem Leben bezahlen müssen. Zudem missbraucht im Stück eine Gailtailerin

die Macht über die Männer und stürzt diese damit ins Verderben. Die erste Bühnenaufführung gab es bei den Wiener Festwochen 1972, bis heute hat sich das Konzeptwerk mehr als 250.000-mal verkauft, was es im deutschsprachigen Raum in die absolute A-Liga hievt. „Die Grundidee kommt aus der verrauchten Luft in einer Wohnung im Ersten Bezirk“, erinnert sich Ambros im Gespräch an die Ursprünge zurück, „alles weitere ist dann im Laufe der Jahre gereift.“ Echo, Echo, Echo, … Dass die Thematik rund um das Album seit mittlerweile fast 50 (!) Jahren aktuell und von zeitloser Popularität ist, erfreut auch Ambros ungemein. „Die Nachfrage ist immer noch ungebrochen und der Erfolg gibt uns recht.“ Er gibt ihnen sogar so recht, dass das Kult-Musical entgegen aller früheren Beteuerungen nun wieder auf die Bühne geholt wird. Prinzipiell hat sich das Stück vor vier Jahren in die ewigen Jagdgründe verabschiedet, doch für eine einmalige Herbsttournee wurde die Originalbesetzung noch einmal reanimiert. Das war neben der inhaltlichen Originalaufführung und einer adäquaten Bezahlung auch das wichtigste Kriterium für Ambros, ent-


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schicksalsträchtig gegen früherer Beteuerungen noch einmal auf die Bühne zu gehen. Der Künstler selbst hat seinen Lebensmittelpunkt schon vor Jahren von der Bundeshauptstadt in die Naturlandschaft Tirols verlegt und weiß um die Magie der Berge. „Ich habe die Berge immer geliebt und es war für mich nur logisch, dass ich hier irgendwann leben werde. Hier tanke ich Kraft und vor allem Kreativität.“ Original bedeutet im Falle des WatzmannStücks, dass EAV-Legende Klaus Eberhartinger die Gailtalerin personifiziert, Joesi Prokopetz als Knecht und

Vater brilliert und Christoph Fälbl in einer Doppelrolle als Bua und Knecht zu sehen ist. Ambros übernimmt – wie gewohnt – mit der No. 1 vom Wienerwald die musikalische Begleitung und ist auch Großknecht und Geisterstimme. Aus der anfänglichen Schnapsidee wurde also ein Kultwerk, das Generationen begeistert und seine ganz eigene Form von Sage immer wieder weiterträgt. Wolfgang Ambros selbst hat auch im realen Leben seine Erfahrung mit dem mächtigen Watzmann gemacht. Für seine TV-Serie „Gipfeltreffen“ lud ihn einst Werner Schmidbauer in die Sendung ein. Im Gegensatz zum Bergbauernsohn im Musical kamen die beiden am Ende auch wieder sicher und

Foto: Lukas Beck

Ein letztes Mal in Originalbesetzung Wolfgang Ambros und seine No.1 vom Wienerwald, die EAV-Legende Klaus Eberhartinger als Gailtalerin, Joesi Prokopetz als Knecht und Vater und Christoph Fälbl als Bua und Knecht (Foto) werden noch einmal den Watzmann erklimmen.

gesund im Tal an. „Das war ziemlich anstrengend“, erinnert sich der Barde an diesen besonderen Moment zurück. Für seinen großen Watzmann muss er sich diesen Herbst auch noch einmal besonders anstrengen – um ihn dann mit Würde und innerer Zufriedenheit in die endgültige Pension schicken zu können. n Zum letzten Mal wird der Watzmann zwischen 8. Oktober und 8. November bestiegen, und zwar in Gmunden, Innsbruck, Salzburg, Wiener Neustadt, Linz, Graz, St. Pölten und Wien.

GEWINN SPIEL Wir verlosen fünf CDs „Watzmann Live“ und je Termin 1×2 Tickets. Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: www.ticketmagazin.com


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Geschicklichkeit statt Geschwindigkeit, Balance statt purer Power, Artistik statt Aggression – der Motorsport Hallentrial und das Showspektakel „Masters Of Dirt“ haben mehr gemeinsam, als man im ersten Augenblick glauben mag. Beide begeistern ab kommenden März in Österreich. TEXT: ROBERT FRÖWEIN

Höher, schneller, weiter Sollte uns das Virus bis März etwas

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wohlgesinnter sein, können sich Fans von halsbrecherischen Stunts und einer feurigen Performance wieder auf ein ganz besonderes Fest der Superlative vorbereiten. Wie gewohnt wird „Masters Of Dirt“ auch in der 2021er-Auflage die Grenzen des vermeintlich Unmöglichen ad absurdum führen und für rund zweieinhalb Stunden in eine ganz besondere Welt des Spektakels verschleppen. Freestyle-Motocrossbikes, Schneemobile, Quads, Mountainbikes und Buggys trotzen den Regeln der Schwerkraft und werden für atemberaubendes Staunen sorgen. Athleten

aus aller Herren Länder springen bis zu 35 Meter weit und üben sich Jahr für Jahr an immer extremeren Tricks, um das prestigeträchtige Event noch populärer zu machen. Natürlich dürfen auch die traditionellen Fuel Girls nicht fehlen, die mit ihrer Mischung aus Pyroshow, Tanz und Akrobatik die ganze Halle zum Brennen bringen. Frei nach dem Motto „man muss dafür nicht verrückt sein, aber es schadet nicht, wenn man es ist“ wird in Wien, Linz, Graz, Salzburg und Innsbruck wieder mit dem Unerwarteten gerechnet werden müssen.

Fotos: Next Level Entertainment GmbH, Joan Carles Vázquez, Pep Segales/FIM

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uerst auf Juni verschoben, dann auf März 2021 – auch „Masters Of Dirt“-Mastermind Georg Fechter hatte es 2020 nicht leicht. Seine beliebte und traditionelle Erfolgsshow wurde ebenso ein Corona-Opfer wie unzählige weitere Veranstaltungen. Zurzeit bleibt nur die Hoffnung auf eine Besserung der Lage und ein ausgeklügeltes Sicherheitskonzept, das eine Durchführung der fulminanten Veranstaltungsreihe möglich macht. Doch auch wenn der Sonnyboy mit ungeahntem Stress konfrontiert wurde, gab es vergangenen Herbst doch noch eine gute Nachricht. In einer rund 900 Quadratmeter großen Lagerhalle im niederösterreichischen Korneuburg wurde Mitte September ein neues Flaggschiff, das „Masters Of Dirt“-Warehouse, eröffnet. Dort sorgten beim Opening nicht nur „MOD“-Stars wie Tobi Merz oder Clemens Kaudela für Furore, im weiteren Sinne versteht Fechter das Gebiet als Spielplatz für Action- und Abenteuersüchtige. Adrenalin-Freaks und Hobbysportler sollen sich dort selbst ausprobieren können.


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Fotos: Next Level Entertainment GmbH, Joan Carles Vázquez, Pep Segales/FIM

Masters Of Dirt Auf BMX, Mountainbikes, FMX-Bikes, Quads, Buggys und sogar Snowmobiles setzen die Athleten die Gesetze der Physik scheinbar außer Kraft und lassen nichts unversucht, um ihre Fans jedes Jahr aufs Neue mit waghalsigen Tricks zum Staunen zu bringen.

Keine Konkurrenz, aber eine thematische Erweiterung findet – ebenfalls im März 2021 – in der Wiener Neustädter Arena Nova statt. Dort geht nämlich die Hallentrial-Weltmeisterschaft über die Bühne und das mit durchaus starker österreichischer Beteiligung. Zu den gefährlichsten Außenseitern zählt der aus Prigglitz stammende Marco Mempör, der sich 2019 zum Junioren-Europameister krönte und erst unlängst den zweiten Staatsmeistertitel einfuhr – und das mit gerade einmal 18 Jahren. Doch das Alter ist für den motorisierten Sport kein wirkliches Kriterium, wie

er uns im Gespräch erklärt: „Je älter man wird, desto mehr Erfahrungen hat man, aber darunter leidet auch die Agilität.“ Vater Mario Mempör war jahrelang passionierter Trial-Fahrer und infizierte den Filius früh. „Ich habe schon sehr früh gejammert, dass ich auch aufs Bike will“, lacht Marco, „mit 7 durfte ich auf eine 50-cm3-Maschine, nur damals gab es in diesem Sport kaum Bewerbe.“ Es ist nicht zuletzt den Mempörs zu verdanken, dass sich der Trial-Sport steigender Beliebtheit erfreut – wenn auch nicht im Ansatz so stark wie etwa in Spanien. Eat, sleep, train, repeat Von dort stammen die größten Kaliber, die 2021 in Wiener Neustadt zu bestaunen sein werden. Etwa der 26-fache Weltmeister Toni Bou, dessen enorme Titelsammlung sich auf Indoor- und Outdoor-Bewerbe aufteilt. Es ist kein Zufall, dass Spanier im Motorsport allgemein die Nase vorne haben. „Dort sind die klimatischen Verhältnisse so

gegeben, dass man ganzjährig fahren kann. Selbst die Franzosen fahren im Winter dorthin, um sich im Training mit den Besten zu messen.“ Mempör befindet sich mit seinem Vater alljährlich für etwa vier Monate im katalonischen Piera nahe Barcelona. Von Glanz und Glamour keine Spur. „Wir sind im Wohnmobil unterwegs, schlafen und essen darin. Wir halten dort, wo es Strom, Wasser und Trainingsmöglichkeiten gibt und treffen Freunde, die man sich über die Jahre aufbaut.“ Für seinen großen Traum bringt Mempör nicht nur das Opfer der fehlenden Freizeit. „2019 waren wir nur etwa 150 Tage zu Hause und man kann gerade mal mit Ach und Krach davon leben. Betreibt man den Sport professionell, gehen sich ein Job oder die Schule kaum aus. Es ist eine finanzielle Gratwanderung, aber dafür kann ich meiner Leidenschaft nachgehen. Ginge es mir ums Geld, hätte ich Fußballer oder Golfspieler werden müssen.“ Der Trialsport dreht sich nicht um Geschwindigkeit, sondern um Geschicklichkeit, Artistik und Balance. Ein Grund dafür, dass er im Vergleich zu anderen Motorsportarten relativ verletzungsfrei ist und Maschine und Equipment leichter erschwinglich sind. Das Training nimmt trotz allem viel Zeit in Anspruch. „Wenn wir keine Bewerbe haben, sitze ich sechs Mal die Woche für zwei bis fünf Stunden auf der Maschine. Man muss das Handling üben und sich auf dem Motorrad sicher fühlen. Je mehr Zeit man auf der Maschine verbringt, umso schneller wird

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man eins mit ihr.“ Eine gewisse Mensch-Maschine-Romantik ist im Trialsport nicht abzustreiten, doch man muss für den Sport nicht unbedingt verrückt sein. „Man muss lernen, den Kopf auszuschalten und mental bereit zu sein. Das ist ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor. Wenn sich einem schwierige Hindernisse in den Weg stellen, dann darf man sich einfach nichts scheißen und muss Eier in der Hose haben“, lacht Österreichs aktueller „Motorsportler des Jahres“, „es ist einfach der Wille, der dich besser macht als die anderen. Du musst den Erfolg wollen.“ Nachholbedarf Im Vergleich zu den großen Favoriten aus Spanien ist Mempör bei der WM trotz allem großer Außenseiter. Für den Youngster geht es vorwiegend darum, sich mit den Besten zu messen, Erfahrungen zu sammeln und daraus zu lernen. So wie er es den künftigen Topathleten im Trialsport vorzeigen möchte. „Ich hoffe schon, dass ich jüngere Menschen dazu animieren kann, mit dem Sport zu beginnen oder dabei zu bleiben. Das ist nämlich eines der größten Probleme. Es gibt viele Talente, aber

irgendwann hören sie auf, weil man eben nur schwer davon leben kann. Die Spanier nehmen ihre Nachwuchsfahrer in großen Sattelschleppern mit auf Tour, diese müssen nichts bezahlen und kriegen meist noch ein Taschengeld. Bei uns sind wir jetzt immerhin schon so weit, dass während der WM nicht auch gleichzeitig ein heimischer Meisterschaftslauf angesetzt wird. Das war nicht selbstverständlich.“ Wie sehr Trial in den Alltag von Spitzensportlern einwirkt, erklärt Mempör an einem ganz berühmten Beispiel: „Marcel Hirscher fährt auch Trial, um Balance und Geschicklichkeit zu trainieren.“ Doch gibt es auch Parallelen zwischen dem weniger populären Hallentrial und der alles überstrahlenden Stuntshow „Masters Of Dirt“? „Jein. Beim Hallentrial geht es um den Wettkampf und Erfolge, bei ,MOD‘ um coole Stunts und eine große Show. Es ist schwer, diese beiden Sparten zu vergleichen, weil sie per se schon sehr unterschiedlich sind. Allerdings sind im ,MOD‘-Zirkus hervorragende Fahrer mit Herz und Hirn, die mit ihren Stunts sehr viel für den gesamten Sport machen. Wir haben nicht die Popularität

und die feurige Liveshow von ,MOD‘, aber beim Hallentrial geht es oft so knapp her, dass es nicht weniger spannend ist.“ Wäre für Marco Mempör denn ein Ausflug zum „Masters Of Dirt“ denkbar? „Aktuell ist das Rampenspringen nicht so mein Fall“, lacht er, „aber wer weiß schon, was noch alles so kommt.“ n Masters Of Dirt gastiert zwischen März und Mai in der Wiener Stadthalle, der TipsArena, der Stadthalle Graz, der Salzburgarena und der Olympiahalle. Die X-Trial World Championship gastiert am 20. März in der Arena Nova.

Österreich-Premiere bei den X-Trials Marco Mempör, JuniorenEuropameister, österreichischer Staatsmeister, 3. in der 125-cm3-WM und Österreichs Motorsportler des Jahres 2019, startet mit einer Wildcard bei der X-Trial World Championship am 20. März in der Arena Nova.

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Fotos: Chris Singer (Hansi Hinterseer), Gunther von Hagens‘ KÖRPERWELTEN, Institut für Plastination, Heidelberg,www.koerperwelten.de (Körperwelten), COFO (Van Gogh), Hello Concerts (Haindling)

AKTUELLE EXKLUSIV-ANGEBOTE FÜR OETCARD BONUSCLUB MITGLIEDER Körperwelten: Am Puls der Zeit Die neueste Ausstellung „KÖRPERWELTEN – Am Puls der Zeit“ feiert am 4. Dezember in Salzburg EuropaPremiere und gastiert noch bis 7. März im Messezentrum (Halle 4). Erleben Sie den menschlichen Körper in seinen vielen wunderbaren Facetten, sowohl in seiner Verwundbarkeit als auch in seinem Potenzial angesichts der Herausforderungen, mit denen er sich ständig konfrontiert sieht.

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Van Gogh: The Immersive Experience Bis Mitte Februar erleben Sie in der Linzer Tabakfabrik ein völlig neu konzipiertes Multimedia-Spektakel, das sich den Werken des niederländischen Malers Vincent van Gogh widmet: Die Gemälde des Künstlers werden mit Hilfe von aufwendigen Lichtinstallationen und Projektionen vergrößert und an den Wänden zum Leben erweckt.

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Hansi Hinterseer 2020 blickte Hansi Hinterseer mit der DVD „Ich halt zu Euch“ auf seine 25jährige Karriere zurück, am 27. August feiert er gemeinsam mit den Jungen Zillertalern in der Arena Nova.

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Haindling Die Bayern kultivieren seit fast 40 Jahren einen Musikstil, der geprägt ist von einer Mixtur aus exotischen Klängen und bayrischen Einflüssen: Live am 28. Juni in Linz, am 1. August in Schärding.


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n unserer letzten Ausgabe, die – man glaubt es kaum – bereits im März erschien, haben wir Constanze Kleis, Autorin des Buches „Ballgefühle. Wie Fußball uns den Mann erklärt“, zu Wort kommen lassen. Sie verriet uns, was leidgeprüfte Frauen ohnehin schon wussten: „Männer sind beim Fußball so, wie die Frauen sie gerne in der Beziehung hätten: leidenschaftlich, ekstatisch, treu und zu Tränen gerührt.“ Zugegeben, obwohl ich mich der Spezies Mann gemeinhin zugehörig

NICHT VERPASSEN! Seine Gedanken sind überaus komisch, dabei aber unglaublich filigran: Seit den Achtzigern zaubert Max Goldt mit seiner Kurzprosa Betrachtungen des Alltäglichen, die thematisch nicht banaler, in ihrem Blickwinkel und ihrer Ausformulierung jedoch nicht geistreicher sein könnten. Goldt liest am 27. Februar im Theater Akzent aus seinem reichen Œuvre. Mit ihren freizügigen YouTube-Videos kam der Fame von Katja Krasavice: In ihrer Autobiografie „Die Bitch Bibel“ (siehe Folgeseite) erzählt die gebürtige Tschechin am 30. Jänner im Linzer Cineplexx und am 31. Jänner in der SIMMCity von ihrer dramatischen Jugend, aber auch davon, dass sie ihrem Schicksal irgendwann den Mittelfinger zeigte. Im Frühling gründete die Autorin Barbara Zeman gemeinsam mit dem vor dem Virus auf einen Berg geflohenen Schauspieler Robert Stadlober einen YouTube-Leseklub: Er behandelte die besten Bücher der besten, dabei aber toten, AutorInnen der Welt. Am 19. Dezember gastiert man gemeinsam für eine Lesung mit Stefanie Sargnagel und musikalischer Begleitung von Farce im Posthof. Kommenden November liest Rammstein-Keyboarder Flake in Graz, Wien, Linz und Innsbruck aus seinem zweiten Buch „Heute hat die Welt Geburtstag“, in dem er Einblick in seine Welt bietet – stets mit der im wahrsten Wortsinn schwelenden Gefahr, im Kessel auf der Bühne gegrillt zu werden. Es ist somit nicht nur ein banaler Einblick in das Tourleben seiner Broterwerbskapelle, sondern in erster Linie einfach nur trockener Berliner Humor.

fühle, tangiert mich Fußball, um Hans Krankl zu persiflieren, nicht einmal primär. Aber: Umgelegt auf die Welt der Musik fühle ich ähnlich – nicht zu guter Letzt, weil hier orgiastische Ekstasen durchaus Stunden dauern können, in der Libido ein Ding der Unmöglichkeit. Außerdem: Natürlich gibt es den einen Künstler, der einem dereinst die Welt der Musik überhaupt erst offenbart hat, dem man seit ehedem treu ergeben ist und den man vielleicht auch ohne knurrende Widerworte durch tiefe Täler begleiten hat müssen, während man auf dem Wege von ehedem bis heute Abertausend Euro in seinem Namen spendiert hat. Trotzdem ist Polyamorie en vogue, man darf sich durchaus theoretisch jeden Tag ein Stück neu und immer wieder verlieben. Die erste große und tatsächlich einzige Liebe zürnt deswegen nicht, denn sie weiß: Wenngleich sie vielleicht für einige Tage, Wochen, oder Monate gar kein Gehör findet, sie wird niemals ersetzt werden, nie-

mand wird ihr je das Wasser reichen können – selbst, wenn sich der einfassende Musikgeschmack in gänzlich andere Richtungen entwickelt. Ich habe mich 1989, im zarten Alter von sechs Jahren, in David Hasselhoff verliebt. Freilich: Objektiv betrachtet kann ich heute meine Eltern schon verstehen, die sich damals ob der Konservenbeats Altersschwerhörigkeit herbeisehnten und den Texter am liebsten an seinen Testikeln aufgehängt hätten. Ja, auch in den night rockenden Momenten ist Hasselhoff nicht mehr als Hitparaden-Mitklatschhölle und ja, mit Fortschreiten meiner Mannwerdung hat sich mein Naturell, meine Disposition elaboriert und schließlich irgendwo zwischen Metallica, Richard Wagner und Nick Cave eingependelt – allesamt Namen, die man im gesunden Geisteszustand wohl nie in einem Atemzug mit The Hoff nennen würde. Und trotzdem besuche ich jedes seiner nahen Konzerte bis heute, und

Fotos: Ingo Pertram, KiWi Verlag

Vergangenen Herbst hat der Verlag Kiepenheuer & Witsch eine neue Buchreihe ins Leben gerufen: Für die „Musikbibliothek“ schreiben AutorInnen über ihre Lieblingsband. Dabei bewegt sich das Spannungsfeld zwischen Die Toten Hosen, Take That und Nick Cave. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER


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Fotos: Ingo Pertram, KiWi Verlag

trotzdem schießen mir bei einem Pegelstand jenseits von Gut und Böse die Tränen in die Augen, wenn im Gassenhauer ein Jüngling sein Elternhaus verlässt, weil er trotz Reichtum kein Gefühl von Freiheit in sich trägt … Sofern für den Verlag Kiepenheuer & Witsch interessant, stelle ich für ihre „Musikbibliothek“ nur zu gern ein ausformuliertes Manifest über die hofftastische Brillanz zusammen – allzeit bereit ist nicht nur die Devise der Pfadfinder.

Radikal subjektive Liebeserklärungen Zugegeben, die Autorinnen, die für den KiWi-Verlag Ohr und Herz öffnen und den geneigten Leser teilhaben lassen an ihren jahrzehntealten Beziehungen, kreisen nicht so tief im Trash wie ich: Thees Uhlmann, die Stimme von Tomte, durchlebte mit den Toten Hosen die Geschichte Deutschlands (die ja Hasselhoff maßgeblich mitprägte, als er die Mauer zu Fall brachte), Uebel-&-Gefährlich-Mitbegründer Tino Hanekamp trat Nick Cave auf den Schlips, Spex-Journalistin Anja Rützel hingegen Enissa Amani, hat dafür bei Take That alles über die Liebe gelernt. Sophie Passmann, etwa aus Böhmermanns Neo Magazin Royale ein Begriff, bekämpft mit Frank Ocean ihre manischen Depressionen, die Musikerin Lady Bitch Ray würde ohne Madonna heute vielleicht Lady Princess Ray heißen. Kabarettist Frank Goosen ist Beatles-Fan nicht nur seitdem er 13 ist, son-

dern auch „Acht Tage die Woche“, so der Titel seines aktuellen Kabarettsolos, das auf ebendiesem autobiografischen Buch basiert. Autor Klaus Modick hingegen (er schrieb auch für Fröhling & Schickes Album „Metamorphosen“ die Texte) vertrieben die Fab Four bloß den Mief der Nachkriegszeit, bevor er zu Leonard Cohens „Suzanne“ mehr als nur seine leibliche Unschuld verlor. Da merkte auch er, dass Frauen (und Männer) kommen (ba dum tss!) und gehen, Musik hingegen ein Leben lang wirkt – und hätte Hasselhoff in den späten Sechzigern schon gewirkt, wäre wohl auch Modick in Versuchung geraten, über die Wirkung der Musik zu trällern: „You and I belong together, like the sand and sea, I’m crazy for you.“ n Thees Uhlmann spielt mit Band am 18. Juli vor The Kooks beim METAStadt Open Air, Nick Cave gastiert mit seinen Bad Seeds am 15. Mai in der Wiener Stadthalle D.

Die Musikbibliothek In den Büchern der Musikbibliothek schreiben AutorInnen wie Thees Uhlmann (Foto) über ihre Liebe zur Musik, über ihre Lieblingsband. Es sind dies allesamt Herzensbekenntnisse, die freilich unterschiedlicher nicht sein könnten. Bisher sind 7 Bände erschienen.

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Paul Pizzera Der hippokratische Neid

Der Spätherbst und Winter sind traditionell die Zeiten des Jahres, in denen wir uns besonders gerne mit einem guten Buch auf der Couch einrollen: In den letzten Monaten ist der Bücherstapel am Beistelltisch schon gut gewachsen. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER

In seinem schlanken Debütroman lädt Spaßpirat Paul Pizzera in eine psychiatrische Praxis und lässt Therapeut und Patient einen Schlagabtausch liefern, der sich für beide Seiten gewaschen hat. Zwischen den Zeilen schwingt aber auch etwas Ernst, soll der Text doch seelische Gesundheit von ihrem Stigma befreien. Fortsetzungen sind geplant! Paul Pizzera spielt mit Otto Jaus „wer nicht fühlen will, muss hören“ laufend in ganz Österreich, am 16. und 17. Juli musizieren sie auf Burg Clam.

Leo Lukas Lisa Eckhart Omama Österreichische Nachkriegsliteratur türmt sich zum Saufüttern in den Universitätsbibliotheken, doch der weinerliche Duktus, mit dem hierin der Nationalsozialismus aufgearbeitet wird, hat bereits Staub angesetzt. Nicht so beim herrlich burlesken Romandebüt der Kabarettistin Eckhart, die nicht nur Allerhand aus dem Leben ihrer Großmutter Helga zu berichten weiß, sondern auch viel über die Wesensart des Menschen, des Österreichers im Speziellen. Dabei gerät beinah jeder Satz zu einer Sentenz, mit einer schweren Inflation an Zynismus und einer großen Liebe für inhaltliche Bagatellen, dabei aber sprachliche Exzesse – nicht selten derb, verprollt und fäkalfreudig. Lisa Eckhart spielt „Die Vorteile des Lasters“ kommendes Jahr in ganz Österreich.

In seinem Kriminalromandebüt erliegt Kabarettist Leo Lukas nicht der süßlich lockenden Versuchung, seinen brotberuflichen Witz zwanghaft einfließen zu lassen – diese meisterhafte Kür der Gratwanderung schafft hierzulande vielleicht Nikowitz allein. Vielmehr ist ihm mit „Mörder Quoten“ eine durchaus fesselnde, locker-flockig zu lesende Erzählung geraten, die zwar bekannten Schemata folgt, dabei aber durchaus den einen oder anderen vifen Haken schlägt.

Thomas Stipsits

Stefan Kutzenberger

Uhudler-Verschwörung Kabarettist Thomas Stipsits lässt nach der „Kopftuchmafia“ (2019) seinen „Stinatzer Columbo“ Sifkovits zum zweiten Male, diesmal im Umfeld südburgendländischer Uhudler-Weinbauern ermitteln, denn: Eine der beiden Lokalkoryphäen ist gestorben, vielleicht war es entgegen erster Annahmen doch ein Mord? Leider eint Wein und Geschichte mehr als nur der Titel: Wie der „Haustrunk“ ist auch der Text mit seinen sehr flach gezeichneten Charakteren von einer Meisterklasse weit entfernt, ein (um den Autor selbst zu zitieren) Château Haut-Brion aus Bordeaux wird aus keinem der beiden werden – „trinkanimierend“, beziehungsweise das literarische Pendant dazu: ergötzlich – sind sie dennoch. „Stinatzer Delikatessen“ von Thomas Stipsits spielt es laufend, u. a. in Wien, Klagenfurt, Graz, Tulln, Baden und mehr.

Jokerman

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Das Setting in Kutzenbergers zweitem Roman klingt besonders absurd: Eine Geheimgesellschaft, so mächtig und subliminal wie George Soros und Bill Gates zusammen, vertritt die Meinung, dass Kröterich Bob Dylan in seinen Texten die Weltordnung programmatisch vorgibt. Kutzenberger, im Roman wie im echten Leben Literaturwissenschaftler, erweist sich unverhofft für die Dylanologen mit seiner tölpelhaften Textexegese als Exekutive der Dylan’schen Judikatur – und soll, dem interpretativen Wortlaut von „Jokerman“ folgend, keinen Geringeren als den POTUS Trump an die Himmelstür klopfen machen. Offen bleiben in diesem meisterhaften Politthriller nur zwei Fragen: Was sagt die Church of Cave dazu? Und: Why not Neil Young?

Fotos: Fotolia, Ueberreuter, Berlin Verlag, Paul Zsolnay Verlag, Paula Winkler, Riva Verlag, Milena Verlag, Rowohlt

Mörder Quoten


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Stefanie Sargnagel Dicht Für viele ist die Wiener „Anarchopoetin“ Stefanie Sargnagel, die bürgerlich nicht weniger cool „Sprengnagel“ heißt, ein rotes Tuch – fast so wie ihre knallrote Baskenmütze, die lange Zeit ihr Markenzeichen war. Mit ihren Facebook-Einträgen, die gesammelt etwa 2017 bei Rowohlt erschienen, erregte sie regelmäßig Gemüter, insbesondere von Männern. Sie schienen sich von Sargnagels „Gosch’n“ direkt angegriffen – so etwa auch Autor Thomas Glavinic, der ätzte, Sprengnagel sei ein „sprechender Rollmops“ und eine „talentfreie Krawallnudel“. Zugegeben, die Bezeichnung Krawallnudel ist vielleicht nicht schmeichelhaft, liegt aber nicht so weit von der Wahrheit entfernt: Sargnagel bürstet nicht nur in Wort, sondern – etwa im Falter – auch in Bild gern gegen den Strich und das erschwert den Zugang zu ihr, zumindest als Kunstfigur. Dass die Kunstfigur aber vielleicht vom Menschen dahinter nicht so weit entfernt ist, vielleicht gar nur eine Replik, das deutet ihr autobiografisch geprägter Comingof-Age-Roman „Dicht“ an: Nach ihren zugespitzten Alltags- und Gegenwartsverdichtungen auf sozialen Medien für den Endkonsumenten ein vielleicht nicht dringlich notwendiger, aber doch erlösender Kontext. Wie weit „Dicht“ da nun ein Bildungsroman ist, der entweder autobiografisch oder autofiktional mäandert, ist letztlich egal: Die Geschichte, die Sargnagel im Alter von etwa 15 bis 20 durchlebt, ist belanglos und drastisch zugleich und schafft mit diesem klaffenden Ungleichgewicht exakt die Ordnung, die es braucht, um Sargnagels stringent hakenschlagendes Spiel mit Konventionen zu verstehen – beschreibt sie doch hier ihren Weg von einer in endloser Verweigerung treibenden, frustrierten Schülerin zur Künstlerin, bei der nie ganz klar ist, wo die Kunst aufhört und die Künstlerin schließlich anfängt: Anstatt bildungsbürgerlich zu adoleszieren stiefelt sie mit teils wechselndem Freundeskreis, den der Wahnsinn und der Rausch eint, durch den vor Grind nur so triefenden Alltag in Beisln, Suchtler-Stuben, Parks und Assi-Buden. Hier wird ein Wienbild gemalt, das ebenso eine der Wahrheiten über die österreichische Hauptstadt ist wie der aufgedrückte Stempel der „Lebenswertigkeit“: Ein Stadtbild nämlich, das etwa auch Voodoo Jürgens besingt oder Helmut Qualtinger beschreibt. In flacher Dramaturgie werden jugendliches Pathos, Weltekel und -verbesserung schön ausstaffiert – verklärt wird dabei jedoch nicht. Vielmehr erbricht Sargnagel mit ihrer unverzagten, saloppen Sprache eine bestechend präzise Milieustudie.

Christopher Just

Katja Krasavice

Der Moddetektiv besiegt Corona Es war zu hoffen, dass Corona in der künstlerischen Auseinandersetzung allein bei ohnehin schon unlustigen deutschen Comedians Einzug findet, doch die Pandemie treibt ihre Stilblüten bereits bis in die Welt der Literatur hinein. Gottlob nähert sich Christopher Just mit seinen zwischen Infantilität, Torheit und Schläue changierenden sprachlichen Stilstudien atypisch der Misere und löst den ernsten Zeitgeist auf: Just war in den Neunzigern Grandseigneur der Wiener Elektronik, lange bevor auch nur irgendein Hahn nach den heutigen Koryphäen krähte. Später postete er dann viel trashigen, dabei aber eminent äsopischen Scheiß auf Facebook. 2017 legte er schließlich seinen Debütroman vor, eine aberwitzige Tour de Force eines skurrilen (Mod)-Detektivs, der nicht nur ein trauriges Überbleibsel einer Subkultur war, sondern auch einen spektakulären Kriminalfall lösen musste. Nun, drei Jahre später, findet sich der Moddetektiv in der zweiten Welle von Corona wieder, und diese hat die Welt noch stärker getroffen als die erste – die Menschheit auf die Hälfte reduziert und Plasma-Junkies zerfleischen auf der Suche nach Antikörpern Gesundete. Auch der Moddetektiv kränkelt, doch ist er unabdingbar, einer wahnwitzigen Sekte und ihrem Superspreader das Handwerk zu legen: Glücklicherweise hat er so etwas wie ein „Miracle Cure“ in petto … Der Modfather Paul Weller gastiert am 12. Mai in Linz, am 14. in Wien.

Bitch Bibel Nicht allen Menschen gefällt, wie sich die im tschechischen Teplice geborene rappende YouTuberin Katja Krasavice (bürgerlich Katrin Vogelová) inszeniert: Beleidigungen und Hasskommentare prägen bereits die früheste Jugend der heutigen „Boss Bitch“, die schon im zarten Alter als „billige Barbie“ durch ihre neue Heimat Leipzig stolzierte und – um die daraus resultierende Ablehnung durch ihre Geschlechtsgenossinnen zu kompensieren – bald auch vögelte. Ihre „Bitch Bibel“, das niedergerschriebene Ergebnis der coronabedingten Tour-Zwangspause, erzählt von Verletzungen und Verlusten, Träumen und Traumata, Erkenntnissen und Erfolgen, Selbsterkenntnis und Selbstbestimmung – aber eigentlich geht es vor allem ums Aussehen, Lebensziel Barbiepuppe. Nicht, um irgendwem, sondern allein um sich selbst zu gefallen. Das wird an allen möglichen Ecken als Hyperfeminismus verkauft, wirkt dabei aber ein bisserl unbeholfen aus dem Dekolleté quellend. Trotzdem: Dass Krasavice ihre Selbstinszenierung als Selbstbestimmung feiert und dafür kämpft, ein künstliches Klischee zu sein, kauft man ihr ob der kalkulierten Provokation seit Anbeginn ihrer Geschichtschreibung (die sich hie und da auch wie eine Rechtfertigung liest) ab. Krasavice präsentiert ihre „Bitch Bibel“ am 30. Jänner in Linz, am 31. in Wien. Ihre „Eure Mami“-Tour gastiert am 2. Oktober im Gasometer.

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Wenn Bang & Olufsen sein 95. Jubiläum feiert, dann richtig: Das neue Kopfhörer-Flaggschiff Beoplay H95 erhebt mit Signature Sound, Noise Cancelling und edelsten Materialien Anspruch auf die Wireless-Weltspitze. TEXT: MARTIN SCHRAPFENEDER

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Rechnung tragende Anpressdruck ist durch die mit Memoryschaum gepolsterten Ohrmuscheln gut verteilt. Der Sound ist indes – nicht zuletzt dank aptX Adaptive und der hochauflösenden 40-mm-Titantreiber – über jeden Zweifel erhaben: Der H95 ist kein Bass-Monster, die Tieftonleistung ist aber kräftig und überaus geschmackvoll. Mittel- und Hochtöne sind klar und feinporig, sodass auch für den audiophilen Hörer kaum Wünsche offenbleiben. Ein Feintuning des Sounds ist über die großartige HandyApp möglich, die für Android und iOS verfügbar ist. In Sachen Sound eröffnet sich auch die nächste kleine Schwäche: Für meinen Geschmack ist die Lautstärke etwas zu gering, da holen namhafte Mitbewerber mitunter mehr heraus. Das aktive Noise Cancelling spielt definitiv in der oberen Liga mit, bleibt jedoch etwas hinter den beiden Marktführern Bose und Sony zurück. Für ein weitgehend ungestörtes Klangerlebnis reicht das B&O-System völlig – im Test filterte es Straßenund U-Bahn-Lärm sowie das Betriebsgeräusch eines Airbus A380 via YouTube zu meiner vollen Zufriedenheit heraus. Bewertung: € 800,– (UVP) www.bang-olufsen.com

Fotos: Hersteller

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udio-Adel verpflichtet: Wenn die Luxus-Hi-Fi-Schmiede Bang & Olufsen einen neuen Wireless-Primus ankündigt, lässt das Kopfhörer-Affine aufhorchen. Entsprechend hoch sind meine Erwartungen, als das Testexemplar des brandneuen Beoplay H95 geliefert wird. Das Unboxing gerät zu einem gleichermaßen optischen wie haptischen Schmankerl – so eine Verpackung habe ich an einem Kopfhörer (unter 1.000 Euro) überhaupt noch nie gesehen: Die edle Transportbox aus gebürstetem Aluminium ist auf der Innenseite mit weichstem Textil ausgekleidet; die mitgelieferten Kabel, die nicht etwa von ordinärem Gummi, sondern von einem Lederband zusammengehalten werden, sind in einem magnetisch schließenden Fach untergebracht. Die Kopfhörer selbst sehen einfach nur großartig aus und fühlen sich mit ihren Ohrpolstern aus feinstem Lammleder, dem makellos verarbeiteten Alugehäuse und dem superweichen Textil am Bügel auch genauso an. Die ersten beiden Sinne recken den Daumen steil nach oben, Design und Material sind vom Feinsten.

Viel Licht, wenig Schatten Seine Verwandtschaft mit dem mittlerweile in dritter Generation aufliegenden H9 kann der H95 nicht leugnen, wie u. a. die charakteristischen Drehbügel belegen. Auf den ersten Blick könnte man sie verwechseln, die ovale (statt der runden) Form der Ohrmuschel identifiziert den jüngsten B&O-Spross jedoch zweifelsfrei. Gleich ist den Geschwistern auch das Alu-Touchpad für die Steuerung der Wiedergabe. Für die Einstellung von Lautstärke, Noise Cancelling und Außengeräuschtransparenz hat der Hersteller auf Knöpfe verzichtet und dafür je einen Drehregler direkt in der linken und rechten Ohrmuschel verbaut. Zumindest was das Feintuning des ANC betrifft, ist das bei keinem anderen Kopfhörer, den ich kenne, so einfach. Hier eröffnet sich auch die erste Schwäche des H95: Von den beiden Drehreglern hätte ich mir eigentlich eine ähnlich genial-lautlose Leichtgängigkeit wie beim bereits legendären „Milchkandl“, dem Beosound 2, erwartet. Stattdessen ist das Drehen der beiden Regler bei ausgeschalteter oder leiser Musik deutlich in den Ohrmuscheln zu hören. Schade! Trotz seines Gewichts von mehr als 300 Gramm sitzt der Beoplay H95 auch nach vielen Stunden bequem, der dem Gewicht


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LIVE SPÜRT MAN MEHR

Musikjournalist Robert Fröwein präsentiert: die besten Live-Alben aller Zeiten!

Johnny Cash At Folsom Prison 1968, Columbia Records

Live-Alben – wozu? Wer sich diese Frage stellt, dem gehört vielleicht noch einmal eine Extralektion Musikerziehung aufgebürdet. Selbstredend gibt es die pflichterfüllenden, nichtssagenden, mediokren. Aber es gibt auch die einzigartigen, legendären, unverzichtbaren.

Grundig Heinzelmann 75 Jahre Edition Optisch an das Originalgerät angelehnt, ist unter der Haube der Neuauflage des legendären Heinzelmann-Radios aus dem Jahre 1945 moderne Technik verbaut. Der digitale Soundprozessor, ein Passivradiator sowie 4-Zoll-Hochleistungslautsprecher liefern einen besonders intensiven Sound. Das Radio unterstützt FM, DAB+, Bluetooth sowie Spotify Connect und bietet eine Weckerfunktion. € 329,– (UVP)

Harman Kardon Citation 200 Ein tragbarer High-End-Lautsprecher, der in schmutz- und wasserabweisenden grauen oder schwarzen Stoff gekleidet ist. Musikinhalte können drahtlos über WLAN oder Bluetooth vom Smartphone bzw. PC aus wiedergegeben werden. Zusätzlich verfügt der Lautsprecher über einen USB-C-Anschluss. Ist der Akku nach etwa acht Stunden Dauerwiedergabe leer, spielt das Gerät in der Ladestation weiterhin Musik ab. € 349,– (UVP)

Technics SC-C70MK2 Das neue Kompaktsystem ist ein Upgrade des Vorgängermodells C70 und wurde in Sachen Klangqualität, Funktionen und Design verbessert. Dank Chromecast- und AirPlay-Unterstützung ist das Stereo-Soundsystem multiroomfähig und verfügt mit Space-Tune über eine Funktion, die individuelle Sounds an die jeweilige Raumsituation anpasst. Unterstützt werden neben Streamingdiensten auch Radio- und CD-Wiedergabe. € 899,– (UVP)

Mehr Testberichte gibt es im aktuellen e-media!

13. Jänner 1968. Es ist nicht das erste Mal, dass Amerikas inoffizielles Nationalidol Johnny Cash als Musiker durch Gefängnistore geht. 1957 hat er im Alter von 25 Jahren das erste Mal in einer Strafanstalt gespielt, einige weitere Male sollten folgen. Doch die Glanzstunde seiner eigentlich kaputten Karriere folgt an diesem verhängnisvollen Tag, wo Woodstock oder die Geburt des Heavy Metal maximal lose Gedankenexperimente darstellten. Den „Folsom Prison Blues“ schrieb er schon 1955, nun war es an der Zeit, dem Gefängnis in Kalifornien seine Aufwartung zu machen. Nur zwei Monate davor gab er sein erstes Konzert in nüchternem Zustand seit zehn Jahren, die jahrelange Tablettenabhängigkeit führten beinahe zum Freitod und dann zu einem harten Entzug. Nun jubeln ihm rund 1.000 Häftlinge zu und sehen rund 70 Minuten lang, wie der geknickte Mann mit einer Wagenladung voller Charisma und Spielfreude in die Annalen der Musikhistorie eingeht. Im Speisesaal spielt er in zwei Anläufen (das Label traute ihm nicht zu, dass er den Gig in einer Aufnahme gut genug spielen würde) nicht nur ein Album ein, das sich sechs Millionen Mal verkaufen wird, sondern das sich auch zum amerikanischen Kulturgut entwickelt. Einer Auferstehung gleich spielt und singt sich Cash mit seinen Tennessee Three in die Herzen der „schweren Jungs“, die sich vom „Man in Black“ so verzaubern lassen, dass die Wärter ihre in Stellung gebrachten Maschinenpistolen niemals erheben müssen. Das Besondere an diesem legendären Vormittag sind aber freilich nicht die Songs, die Cash singt, sondern die Verbundenheit zwischen ihm und den Häftlingen: Wortwörtlich ist er einer von ihnen. Er ist humorig, flucht manchmal und die Stimme droht öfters zu brechen. Authentizität auf allerhöchstem Level, denn die Sträflinge jubeln einem gebrochenen Mann zu, der in diesem Moment eins mit ihnen ist, eine telepathische Verbindung aufbaut. Eine Momentaufnahme für die Ewigkeit.


Kylie Minogue – Disco Die Popdiva lässt nach ihrem Country-Ausflug den nostalgischen Discosound wieder aufleben: Ja, „Disco“ ist überinszeniert und hie und da tritt man mit Autotune, Schnulz und Kaugummi-Pop auch ins Häuferl, einen Überhit sucht man ebenso vergebens. Trotz des mal irrgeleiteten Unmaßes ist der glitzernde Funkbeat doch ein Lichtblick im tristen Jahr. (sb)

Paris Jackson – Wilted Bereits als Teenager verarbeitete die Tochter des King of Pop ihre Depressionen in Balladen, immer wieder stimmte die Umweltaktivistin auf ihren sozialen Plattformen Lieder an und veröffentlichte mit ihrem Ex Gabriel Glenn einige Songs. Mit ihrem Debüt „Wilted“ und dem hierauf zärtlich-melancholisch mäandernden Indiefolk emanzipiert sie sich vornweg. (sb)

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Learning English Lesson 3 Die Hosen haben sich auf ihrem dritten Englisch-Lehrgang (die Vorgänger erschienen 1991 und 2017), inspiriert von Campinos quasi gleichzeitig erschienenen ersten Buch „Hope Street“, dem Liverpooler Sound gewidmet und poltern in die Ära der 50er und der 60er – und ja, der ungestüme, wilde Beat von damals war schon ziemlich Punkrock, vielleicht sogar näher dran als die Hosen heute, möchte manch einer ätzen. Zwar fehlt diesmal die ausschweifende Gästeschar, aber eines muss man den Düsseldorfern schon lassen: Auch wenn sie natürlich ihren eigenen Stempel aufdrücken, bleibt die urige Atmosphäre der Originale liebevoll konserviert. (sb)

Trip Es war ein brüsker, aber seltsam gelungener Stilbruch, als die „most fucked-up country band in Nashville“ nach zwei Dekaden gediegener Americana plötzlich die Elektronika für sich entdeckte. Nun, zwei Alben später, bringt das Kollektiv um Kurt Wagner plötzlich wieder ein erfrischend sprödes Album raus. Dabei nimmt sich der Bandkopf so weit als möglich zurück und überlässt die Basisdemokratie seinen Mitstreitern, die erwählen fremde, dabei Preziosen aus zweiter und dritter Reihe: Das Ergebnis klingt mal geisterhaft, dann wieder stampfend und schwelend, vor allem mangels Autotune warm und zumeist wie ein Slowjam, eine diesige Fata Morgana. (sb)

ANNENMAYKANTEREIT

Phil Campbell And The Bastard Sons – We’re the Bastards Motörheads einstiger Gitarrist versucht samt seinen Jungs, den wahren Geist des Rock’n’Roll wacker zu halten – doch seine Konsequenz in allen Ehren, musikalisch und gesanglich fehlt schon viel vom Anarchischen. Mehr als plätschernder Altherrenrock, der im Hintergrund nicht sonders stört, ist das leider nicht. (sb)

Power Up Quasi gestern noch zeigten die australischen Hardrocker massive Zersetzungserscheinungen – Malcolm Young verstarb, Cliff Williams wollte in Rente, Brian Johnsons Gehör befand sich auf Talfahrt und Phil Rudd in den Fängen der Judikative. Andere Bands hätten mit ihrem Finanzpolster gesegnet wohl den Stecker gezogen – doch AC/DC drehen (power up!) nach einer kurzen Aspiration die Regler nicht nur wieder auf, sondern gleich auf die sprichwörtliche 11: Ein „Back in Black“ mag ihnen nicht gelungen sein, dafür kurz vor dem 50. Bandgeburtstag ein Album wenngleich ohne Überflieger auch ohne Ausfälle, straighte Kost von durchgehend gewohnter Qualität. (sb)

DIE TOTEN HOSEN

Amy MacDonald – The Human Demands Trotz ihrer wenigen Lenze ist die Schottin mittlerweile seit anderthalb Jahrzehnten im Business und hat bis auf ihren Letztling keine Ausfälle zu verzeichnen: Vom hierauf zelebrierten Popübermaß ohne nachhaltiger Wirkung hat sie sich glücklicherweise wieder abgewandt und präsentiert erneut hymnenhaften Folkpop mit fluffigen 90s-Einwürfen. (sb)

IVE

L 12 Mit ihrem neuen Album werden die Kölner Langweiler Teil der Krise: „12“ ist – dementsprechend „düster“ klingt es auch – ein spontan entstandenes Zeitgeistdokument, das wie auch das Virus selbst ohne Vorwarnung auf die unbedarfte Hörerschar losgelassen wurde. Jemand klimpert Klavier, ein anderer spielt unauffällig Gitarre oder langweilt am Schlagwerk, ein anderer versucht, am Bass nicht im Weg zu stehen. Dazu: Trotziges Geseiere. Ja, AnnenMayKantereit sangen auch vor der Pandemie schon mit unglaublicher Lethargie über studentische Revolution, mit ihrem Drittling sind sie jedoch endgültig eins mit der Schmuddelcouch geworden. Helden! (sb)

Fotos: Hersteller

AC/DC

LAMBCHOP

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TIM_53_Glosse Alfred Dorfer_g_k1.qxp_Layout 1 19.11.20 23:45 Seite 1

fremd-Sprache Eine Glosse von Alfred Dorfer

Der Wiener Alfred Dorfer zählt zu den wichtigsten Satirikern und Autoren im deutschen Sprachraum, den er als seine Bühne begreift. Nach ersten Erfolgen mit der Gruppe Schlabarett erlangte er neben Josef Hader als Hauptdarsteller im Film „Indien“ überregionale Bekanntheit. Dorfer ist großer Fan des Fußballklubs FK Austria Wien und dissertierte 2011 an der Universität Wien mit „Satire in restriktiven Systemen Europas im 20. Jahrhundert“. Aktuelle Live-Termine findet Ihr unter dorfer.at!

Warum Sex rechts der Mitte und in der Schweiz besser ist und wie aussagekräftig sogenannte Studien sind.

Foto: Peter Rigaud

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ine ganz spezielle Sprache kommt immer auf, wenn sogenannte Studien im Spiel sind. Damit werden wir täglich überflutet und manche halten das sogar für Wissenschaft. Am lustigsten sind Studien über Sex: Zunächst müssen wir wissen, dass bei diesem Thema ja stets wahrheitsgemäß geantwortet wird. So ergab eine Untersuchung in der Schweiz, dass die Eidgenossen doppelt so viel Sex haben wie die Deutschen. Eine ähnliche Studie in Deutschland brachte wiederum zum Ausdruck, dass die Deutschen wesentlich mehr Geschlechtsverkehr haben als der übrige Kontinent und damit auch die Schweizer. In Österreich war das Resultat komplett anders. Dort wurden Rekordwerte festgestellt. Sprich: Vergiss die Deutschen und die Schweizer, der genitale Hotspot liegt eindeutig bei uns. Die austriakischen Männer haben im Durchschnitt die meisten Frauen pro Leben, nämlich 29,3. Das ist Rekord, abgesehen von dem Rätsel, wie wohl ein Drittel Frau im Bett ist. Ein kleiner Wermutstropfen mischt sich da drunter: „Österreicher haben mehr Sex, aber kurz!“ Bei der Ausdauer sind Brasilianer

Weltspitze. Österreichs Qualitäten dürften eher im Sprint liegen. Interessant auch, dass besonders die Schweizer Managerinnen großen sexuellen Frust mit sich tragen. Vermutlich suchen sie sich ihre Partner aus dem gleichen beruflichen Umfeld aus. Wer schon einmal eine größere Anzahl von Managern um sich hatte, weiß, wie prickelnd das ist. Richtig spannend wird es aber bei einer anderen, natürlich höchst seriösen, Untersuchung. Da wurde festgestellt, dass zu viel Sex für ältere Männer negative gesundheitliche Auswirkungen hat. Im Gegensatz zu älteren Frauen, wo häufiger Geschlechtsverkehr ein Lebenselixier ist. Das ist durchaus überraschend, wird aber durch ein Resultat einer europaweit durchgeführten Befragung noch getoppt. Befriedigender Sex ist eindeutig eine Frage der politischen Ausrichtung. Das Ergebnis zeigt, dass ideologisch eher rechts Stehende den weitaus besseren Sex haben, nach eigenen Angaben! Die Schnittmenge würde nun ergeben, dass rechte, ältere Frauen das sexuelle Nonplusultra wären, und das scheint revolutionär.

Will auch heißen: Finger weg von alten Linken, meine Damen, die können es nicht und werden Ihnen am Ende gar noch krank. Dann schon lieber ein gestandener Rechtskonservativer diesseits der Lebensmitte. Aber was bleibt dann den ach so lockeren Linken? Die müssen sich halt wieder ihrer Kernkompetenzen besinnen. Rotwein, Toskana und beseelte Erinnerungen an angeblich wilde Zeiten. Immer noch besser als schlechter Sex, oder? Wir sehen, die Sprache bei Sexstudien ist die der Lüge, aber wir alle wissen: Lügen können doch sehr amüsant sein. Besonders beim Thema Sex.

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glosse


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Steigenteschgasse 94b, 1220 Wien www.orpheum.at Beginn jeweils 20:00 Uhr

05.01. Mike Supancic - Familientreffen

06.01. Heilbutt & Rosen - Wer will mich ... noch? 07.01. Peter & Tekal - Was schluckst du..?!

08.01. Monti Beton - Elvis Night

09.01. Alfred Dorfer - „und...“

© Felicitas Matern

© Stefan Gergely

Tricky Niki

Omar Sarsam

11.01. Science Busters - Corona Spezial

12.01. Gery Seidl - HOCHTiEF 13.01.

14.01. Roland Düringer - Africa Twinis

15.01. Clemens Maria Schreiner - Schwarz auf Weiß 16.01. Pepi Hopf - Sternzeichen: Stur

13:00 Uhr

17.01. Andreas Ferner - Chill amal, Fessor! 17.01. Omar Sarsam - Herzalarm

© Markus Hechenberger

© Karl Nikowitz

Monti Beton

Peter & Tekal

06.02 Barbara Balldini - Balldini´s Night

18.01. Klaus Eckel - Ich werde das Gefühl nicht los

19.01. TRICKY NIKI - NIKIpedia

10.02. Andreas Vitásek - Austrophobia

21.01. Lainer & Putscher - WurstSalat

12.02. Rock in Peace - in memoriam of the superstars

11.02. Weinzettl & Rudle - Jubiläumsprogramm - „zum x-ten Mal“

20.01. Manuel Rubey - Goldfisch

Premiere

22.01. Lydia Prenner Kasper - Damenspitzerl 24.01.

13.02. Mojo Blues Band - Im Auftrag des Blues

19.02. Christoph & Lollo - Schispringerlieder Tour 20.02. Wir 4 - Das Beste von Austria 3 21.02.

26.01. maschek. - Das war 2020 28.01.

22.02. Thomas Stipsits - Stinatzer Delikatessen

30.01. Christoph Fritz - Das Jüngste Gesicht

23.02. Gery Seidl - HOCHTiEF

24.02. Omar Sarsam - Herzalarm

25.02. Heilbutt & Rosen - Wer will mich ... noch? 26.02. Jimmy Schlager - Leberkaas Hawaii 28.02. Gunkl - So und anders

© lynephotography.com

© Manfred Halwax

Lydia Prenner Kasper

Weinzettl & Rudle

© Ingo Pertramer, Ursula Feuersinger

© Katrin Werzinger © Jeff Mangione

© Leo Bauer

Heilbutt & Rosen

Manuel Rubey

Lukas Resetarits

Gery Seidl

03.03. Lydia Prenner Kasper - Damenspitzerl 07.03. Manuel Rubey - Goldfisch

09.03. Andreas Vitásek - Austrophobia

10.03. Thomas Stipsits - Stinatzer Delikatessen 12.03. Andreas Ferner - Chill amal, Fessor!

13.03. Paddy´s Return - St. Patrick´s Night 2021 18.03. Walter Kammerhofer - Offline

19.03. Lydia Prenner Kasper - Damenspitzerl

20.03. Monti Beton - A Tribute To NEIL DIAMOND 22.03. Omar Sarsam- Herzalarm

01.04. Lukas Resetarits - Das Letzte

10.04. Miss Allie - Die kleine Singer-Songwriterin mit Herz 13.04. Gery Seidl - HOCHTiEF

16.04. Science Busters - Corona Spezial

20.04. Andreas Vitsaek - Austrophobia

25.03. Heilbutt & Rosen - Wer will mich ... noch?

22.04. Lydia Prenner Kaspar - Damenspitzerl

31.03. Lukas Resetarits - Das Letzte

Christoph & Lollo

08.04. Barbara Balldini - g´hörig DURCHGEKNALLT

23.03. Gery Seidl - HOCHTiEF

24.03. Alfred Dorfer - „und...“

© Christian Schreibmüller

© Jan Frankl

Andreas Vitasek

21.04. Heilbutt & Rosen - Wer will mich ... noch?

23.04. Bohemian Rhapsody - The Music of QUEEN

24.04. Legendary Daltons - 28 Jahre Jubiläum 28.04. Tricky Niki - NIKIpedia

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Live spürt man mehr! James Blunt The Afterlove Tour Im Sommer 2018 gastierte James Blunt in der Wörthersee-Halle in Klagenfurt, kommenden Sommer zelebriert der Sympathikus seine „Once Upon A Mind“Tour im Rahmen von Klassik am Dom in Linz!

Wanda

Alt-J Relaxer Tour Im Februar 2018 präsentierten Alt-J ihr aktuelles Album „Relaxer“ in der Wiener Stadthalle, nun ist es schon längst wieder an der Zeit, uns ihre fuilminante audiovisuelle Bühnenshow live unter freiem Himmel zu präsentieren: am 17. Juli im Rahmen der METAStadt-OpenAir-Saison!

Volbeat Rewind, Replay, Rebound Tour Am 17. November 2019 gastierten in der Wiener Stadthalle die Vollblutrocker Volbeat, kommenden Sommer kommen sie wieder: Neben System Of A Down, Muse und Billy Talent sind sie einer der Headliner am Nova Rock!

Mehr Konzertfotos gibt es auf www.ticketmagazin.com!

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Fotos: Stefan Kuback, Pascal Riesinger, Christoph Kaltenböck, Niko Auer,

Niente Tour Im Frühjahr 2018 zelebrierten Wanda ihr damals aktuelles Album „Niente“ ganz groß in der Wiener Stadthalle, kommenden Sommer wird der Nachfolger „Ciao!“ endlich gebührend gefeiert, in Innsbruck, Wien, Linz, Graz und Klagenfurt!


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POST SCRIPTUM

übrigens! Thomas Stipsits (Foto) ist frisch gekürter Preisträger des „Salzburger Stier“. Der Steirer mit burgenländischen Wurzeln kann bereits auf fünf Soloprogramme, zwei satirische Kleinkunststücke und eine Werkschau zurückblicken und ist in zahlreichen Filmen und Serien aufgetreten. Sein Krimi-Buchdebüt „Kopftuchmafia“ (2019) ist bisher 50.000 Mal verkauft worden, diesen November erscheint sein zweiter Stinatz-Krimi namens „Uhudler Verschwörung“ (siehe dazu Seite 48). Wir gratulieren herzlich! Der „Formula 1 myWorld Großer Preis von Österreich 2021“ wird vom 2. bis 4. Juli 2021 am Red Bull Ring stattfinden – und das wieder vor der großartigen Fan-Kulisse! Frühbucher-Tickets (minus 20 Prozent) sind bereits auf oeticket.com erhältlich. Wie auch im Frühjahr

setzt oeticket nun auch im Winter heimische Künstler im Rahmen der Serie ALIVE@home auf seinen Social MediaKanälen in den verdienten Fokus. Wer seinen musikalischen Horizont erweitern möchte, sollte unbedingt reinhören!

GEWINNSPIELE finden Sie in dieser Ausgabe auf den Seiten 19, 24–25, 38–39 und 40–41. Sie können über das Gewinnspielformular auf www.ticketmagazin.com („!ticket Gewinnspiele Dezember/Jänner 2020/21“) mitspielen. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 15. Jänner 2021.

Das nächste !ticket erscheint im 1. Quartal 2021.

Foto: Ingo Pertramer

IMPRESSUM Herausgeberin, Chefredakteurin: Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteur & Chef vom Dienst: Stefan Baumgartner Anzeigen: Tamara Gosch, Mag. Roberta Scheifinger Anzeigenproduktion & Verrechnung: Susanne Franzl Redaktion: Stefan Baumgartner, Amina Beganovic, Alfred Dorfer, Robert Fröwein, Angelika Goldmann, Walter Gröbchen, Markus Höller, Hannes Kropik, Martin Schrapfeneder, Mag. Manuel Simbürger, Stefan Verra Cartoon: Österreich in leiwanden Grafiken Lektorat: Gunther Natter Fotos: siehe Copyright Cover: Gavin Bond Medieninhaber, Eigentümer, Redaktionsanschrift: CTS Eventim Austria GmbH, !ticket Eventmagazin, Mariahilfer Straße 41–43, 1060 Wien Designkonzept, grafische Produktion: QMM Quality Multi Media GmbH, Mariahilfer Straße 88a/II/2a, 1070 Wien Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager Druck: Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße

12, 3100 St. Pölten Abonnements: !ticket Österreichs Eventmagazin Nr. 1 erscheint 10 x jährlich. Jahresabo Österreich: € 22,00, Jahresabo Europa: € 44,00. Kündigung jeweils acht Wochen vor Ablauf der Bezugsfrist nur schriftlich eingeschrieben oder per E-Mail an abo@ticketmagazin.com. Einzelpreis: € 2,90 Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos übernehmen wir keine Haftung, eine Rücksendung erfolgt nicht, es besteht kein Recht auf Veröffentlichung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Nachträgliche Honorarforderungen für nicht veröffentlichte Fotocredits werden nicht anerkannt. Alle Inhalte vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Die Offenlegung lt. Mediengesetz finden Sie auf www.ticketmagazin.com/impressum. Sie finden uns online auf Facebook und Twitter, sowie unter www.ticketmagazin.com. Tickets für über

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Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, NP Druck, UW-Nr. 808


TIM_62_Glosse Stefan Verra_g_k1.qxp_Layout 1 19.11.20 23:58 Seite 1

Körpersprache Eine Kolumne von Stefan Verra

Russische Ärzte, IT-Fuzzis in Texas, Juristen in Frankreich und Studenten an Universitäten, ihnen allen erklärt Stefan Verra die Körpersprache. In seinem aktuellen Buch „Leithammel sind auch nur Menschen – die Körpersprache der Mächtigen“ analysiert er, was „die da oben“ mit ihrer Mimik und Gestik eigentlich sagen wollen. Und wenn Sie einmal bei einer Veranstaltung dabei sind, werden Sie am Ende nicht wissen, ob Sie mehr gelacht oder mehr gelernt haben. Die Seite zum Thema: stefanverra.com

„Wenn der Körper lacht“ Ob ein Witz gut ist oder nicht, entscheidet oft die Körpersprache. Doch es gibt Unterschiede.

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gen und führt mit launigen Meldungen über das aktuelle Publikum die Ironie ihrer Existenz vor. So liebt er es, uns Österreichern unsere Unzulänglichkeiten vorzuhalten. (Michl, als ob’s die gäbe!) Aber wirklich lustig wird es, weil er seine urtypische Körpersprache einsetzt: Manieristische Mimik, Gesten der Hände und Arme fast gespenstisch überzeichnet und wild über die Bühne hetzend. Und genau damit wird auch die eine halblustige Meldung plötzlich zum Schieflachen. Körpersprachlich ganz anders macht es ein anderer Bayer: Gerhard Polt. Dessen Humor nähert sich dem Witz von der anderen Seite an. Seine Mimik, Gestik und Körperhaltung bleibt nahezu still. Wenn er über Alkoholsucht, Ausländerhass und Kindesmissbrauch spricht, explodieren die Bilder in unserem Kopf. Dabei bleibt aber sein Bewegungsradius auf der Bühne so begrenzt wie die Distanz zwischen Stempelkissen und Kuvert bei Ihrem Postbeamten ums Eck. Die Hände hebt er nie über seinen Kopf hinaus, seine Mimik verzieht er selten. Diese kör-

persprachliche Unbewegtheit vermittelt uns große Selbstverständlichkeit. Und damit löst er zwei Gefühle in uns aus: Einerseits sind die Themen mitunter so heftig, dass wir meinen: Er übertreibt! Niemand würde es wagen, diese Themen so direkt anzusprechen. Andererseits aber zeigt er dabei eine dermaßen unaufgeregte Alltagskörpersprache, dass wir erkennen: Das könnte doch real sein! Selbst wenn Sie diese Zeilen lesen, entsteht wahrscheinlich in Ihrem Gehirn eine kognitive Dissonanz: „Soll ich es lustig finden oder betroffen sein?“ Ein Tipp für Sie: Beobachten Sie die Körpersprache Ihrer Lieblingskabarettisten. Sie werden erkennen, wie groß die Rolle ihrer Körpersprache ist.

Foto: Severin Schweiger Fotografie

W

enn Mario Barth witzelt, geht er auf Nummer sicher. Wahrscheinlich, weil er über die Qualität Bescheid weiß. Bevor er nämlich einen Gag raushaut, zeigt er allen im Publikum an: Leute, jetzt wird es gleich lustig. „Pass uf, jetzt kommt dit Beste! Kennste? Kennst nich? Macht nüscht! Kannte ick oooch nich. Muhahahahahahahahaha!“ Dabei krümmt er sich, als würde er sich das Beuschel aus dem Leib lachen. An dieser Stelle hat er noch gar keinen Witz gemacht, aber er zeigt an, es kommt gleich einer. Dabei macht er sich zunutze, dass unser Gehirn gerne spiegelt. Sehen wir einen so exaltiert lachenden Menschen, gibt unser Gehirn den motorischen Befehl, tatsächlich auch zu lachen. Und so stimmen wir ein, wenn wir herzhaft lachende Menschen sehen. Lachyoga funktioniert genau auf der Basis. Und deswegen grantelt es sich in der Wiener U-Bahn auch so gut. Man ist damit einfach nie alleine. In die gleiche Richtung stößt Michael Mittermeier. Er lässt sich vor den Shows gerne mal Lokalzeitungen brin-


WIEN AM SCHILLERPLATZ

WIEN AM MARGARETENPLATZ

WIEN DC TOWER

WIEN HAUPTBAHNHOF

1010 Wien | Nibelungeng. 5

1050 Wien | Strobachg. 7-9

1220 Wien | Donau-City-Str. 7

1100 Wien | Wiedner Gürtel 9

WIEN SOFIENSÄLE

WIEN UNIQA TOWER

WIEN EXECUTIVE CLUB

WIEN MEDICAL

1030 Wien | Marxerg. 17

1020 Wien | Untere Donaustr. 21

1010 Wien | Opernring 13-15

1010 Wien | Getreidemarkt 8

LINZ ATRIUM CITY CENTER

LINZ DONAUPARK

GRAZ THALIA AM OPERNRING

4020 Linz | Mozartstr. 7-11

4020 Linz | Untere Donaul. 21-25

8010 Graz | Girardig. 1c (4. Stock)

W W W. J O H N H A R R I S . AT


Ab 1. Mai Luftig – lustig – schön – sicher Michael Niavarani  Carolin Kebekus  Viktor Gernot  Karl Markovics Matthias Bartolomey  Helmut Deutsch  Jonas Kaufmann  Klaus Eckel  Christoph Fritz Die neue SIMPL Revue: Bernhard Murg, Joachim Brandl, Matthias Memedof, Julian Loidl, Johannes Glück, Ariana Schirasi-Fard, Jennifer Frankl, Katharina Dorian  Andreas Vitásek  Michael Köhlmeier Ulrike Beimpold  Angelika Kirchschlager  Maria Happel  Sona MacDonald  Michael Maertens Omar Sarsam  Alex Kristan  Gery Seidl  Klenk & Scheuba  Missy May  André Bauer  Lukas Perman Maya Hakvoort  Tricky Niki  Lisa Eckhart  Der Nino aus Wien  Ernst Molden  Ursula Strauss Willi Resetarits  Walther Soyka  Hannes Wirth  Birgit Minichmayr  Chris Hopkins  Bernd Lhotzky Erwin Steinhauer  Michael Mittermeier  Musicbanda Franui & Nikolaus Habjan  Kaya Yanar Gernot Kulis  Thomas Stipsits  Lukas Resetarits  Lisz Hirn  Raoul Schrott  Paul Liessmann Konstantin Wecker  Gerhard Polt & Well-Brüder  Martina Schwarzmann  Stermann & Grissemann Mai Cocopelli  Christian Altenburger  Franz Bartolomey  Thomas Selditz  Jasminka Stancul Volkhard Steude  Elmar Landerer  Herbert Mayr  Dörte Lyssewski  Amarcord  Dieter Nuhr Dr. Eckart von Hirschhausen  Wolfgang Ambros  uvm.

Alle Termine & Infos: theaterimpark.at Eingang: Prinz-Eugen Straße / Ecke Plösslgasse, 1030 Wien


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