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Ist die Supergroup The Smile rund um Radioheads Thom Yorke wirklich super oder nur eine Cash Cow?
BILLIE EILISH hat den Oscar eingesackt! Eine Zeitreise durch die Musik von James Bond
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THE ROLLING STONES
The Rolling Stones feiern am 15. Juli im Wiener Ernst-Happel-Stadion ihr 60-jähriges Jubiläum!
rocken das Leben. radio886.at
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JAMES BOND Billie Eilish hat soeben für ihren Bond-Titelsong „No Time To Die” einen Oscar eingestreift! Wir gratulieren nicht nur herzlich, sondern blicken zu diesem Anlass auch auf die diverse Geschichte zurück!
16 EDITORIAL
Natty Dread
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ährend Putins RusslandInvasion mit abertausend Toten und viel Irrsinn tobt, wir noch immer an den Wehen von Corona leiden und die Klimakrise schrill tickt, hat die Ortsgruppe Hannover der Fridays for Future-Bewegung ein noch viel größeres Dilemma aufs Tableau gebracht: den Haarschnitt. Für den 25. März wäre in Hannover nämlich eine Demonstration mit musikalischer Begleitung angesetzt gewesen, als eine der Musikerinnen war die mit internationaler, mehrsprachiger, also: kulturell diverser Band gesegnete (wenngleich künstlerisch wenig spannende) Ronja Maltzahn angekündigt. Sie wurde dann kurzfristig doch wieder ausgeladen, die Aktivisten begründeten die Absage mit der Frisur der (weißen) Sängerin: Dreadlocks seien in den USA ein Widerstandssymbol der Bürgerrechtsbewegung schwarzer Menschen geworden. „Wenn eine weiße Person also Dreadlocks trägt, dann handelt es sich um kulturelle Aneignung, da wir als weiße Menschen uns aufgrund unserer Privilegien nicht mit der Geschichte oder dem kollektiven Trauma der Unterdrückung auseinandersetzen müssen”, schrieben die Klimaschützer. Allerdings schießen sie ein Angebot, für das sie sich später entschuldigten, nach: Wenn sich Maltzahn die Haare abschnitte, dürfte sie doch auftreten. Ich persönlich ziehe den Hut vor der
Künstlerin, die die Sache zwar öffentlich machte – und damit neben einem massiven Shitstorm gegen die FFFBewegung auch ein breites Medienecho auslöste – aber dennoch zu Protokoll gab, Enttäuschung, aber keinen Groll zu hegen und gar mit den Verantwortlichen in den Diskurs treten wolle. So viel Raison und Dezenz ist heute rar geworden, insbesondere, wenn es um emotional aufgeladene und/oder höchstgradig persönliche Begebenheiten handelt, wie das eigene Aussehen. Nicht nur bei den tapfer streitbaren Recken des Internetzes, sondern auch in der Fachpresse gab es hingegen nur wenig Verständnis für das arrogante Auftreten der FFF-Aktivisten, mit dem sich die eigentliche honorable Bewegung nur wenig Gutes getan hat. Fangen wir einmal bei der Basis an: Die amerikanische, schwarze Bürgerrechtsbewegung hat die Dreadlocks von den Rastafaris übernommen, der frauenverachtenden und schwulenfeindlichen jamaikanischen Pseudoreligion. Die Rastas haben es von den muslimischen Derwischen oder hinduistischen Sadhus; selbst Wikinger, vermuten Historiker, haben die Haarkämme gehasst. Ja, man könnte als guter Christ sogar bis zum vierten Buch Mose zurückspringen, wo geschrieben steht, dass sich jemand, der sich dem Herrn geweiht habe, kein Schermesser über sein Haupt fahren lassen solle. Dass die Kulturgeschichte der ver-
wahrlosten Köpfe also auf eine Bewegung zurückzuführen ist, ist somit von Haus aus schon einmal ein hanebüchener Blödsinn, die Annahme, dass ich nur deswegen verfilzte Haare trage, weil ich als wohlstandsverwöhnter Europäer in Jamaika urlaubte, und das total niedlich fand, ist schlichtweg frech. Und selbst wenn: Es gab in den letzten Jahren auch immer wieder einen Aufschrei über „weiße Bluesmusiker”, bei der stets vergessen wurde, dass Bands wie die Rolling Stones, Led Zeppelin oder Cream für einen zweiten Karriereschub bei ihren schwarzen Vorreitern wie Muddy Waters oder John Lee Hooker gesorgt haben. Oder auch Dylan und Clapton, die gar Bob Marley zu einem neuen Frühling verhalfen. Und weiters: Gerade die politische Linke fordert, aus den eigenen Scheuklappen auszubrechen und andere kulturelle Eigenarten respektieren und vielleicht sogar schätzen zu lernen. Wenn ich dies tue, ist es nur selbstverständlich, dass ich jene im besten Falle übernehme und so für ein Potpourri aus den irdischen Liebreizen sorge. Letztlich kann man nur hoffen, dass Maltzahn (die vom positiven Medienecho wohl noch lange zehren wird können) nicht tatsächlich klein beigibt und sich die Haare schneidet, sonst schreien gar noch die Skinheads „kulturelle Aneigung”. Stefan Baumgartner (Chefredakteur)
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JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ
IN DIESER AUSGABE
[14] The Cure eine der einflussreichsten Bands aus den Achtzigern ruft sich wieder in Erinnerung, sogar mit neuem Album? [16] James Bond eine Zeitreise durch die 007-Soundtracks [18] The Smile Supergroups: eine Chashcow oder wirklich Legenden? [21] Gewalt kathartischer Eskapismus [22] Parov Stelar zurück zur Leichtigkeit [24] Thomas Stipsits über Eier und andere Stinatzer Delikatessen
Foo Fighters. Völlig unerwartet starb Taylor Hawkins, Schlagzeuger der Foo Fighters, nur kurz nach der Veröffentlichung ihres Films „Studio 666“ und des dazugehörigen Albums der fiktiven Band Dream Widow, bei der sich die Foos von einer deutlich härteren Seite zeigten, am 25. März während ihrer Medicine At Midnight-Welttournee in Bogotá, Kolumbien. Eine Todesursache ist noch nicht bekannt. Ruhe in Frieden.
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IHRE SPENDE WIRD VON DER ÖSTERREICHISCHEN BUNDESREGIERUNG VERDOPPELT!
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Foto: ARIS MESSINIS / AFP / picturedesk.com
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Fotos: Universal Music, xxx, xxx, Illustration: Österreich in leiwanden Grafiken
oeticket auf Spotify. Seit vergangenem Juli ist oeticket unter „Eventim Austria“ nicht nur auf Instagram, Facebook und Twitter aktiv, sondern dreht auch auf Spotify die Lautsprecher auf die sprichwörtliche 11: Regelmäßig werden kuratierte Playlisten veröffentlicht, die zu einem bestimmten Thema – sei es ein Festival, ein bestimmter Künstler oder ein Genre – eine akustische Brücke schlagen und somit „Lust auf mehr“ machen soll. Ganz aktuell: Unter dem Motto BACK TO LIVE haben wir einige der größten Hits von Bands, die demnächst bei uns gastieren, zusammengestellt!
Red Hot Chili Peppers, Harry Styles & Miley Cyrus. Am 1. April schicken sich mit Miley Cyrus und den Red Hot Chili Peppers gleich zwei Megaseller an, ihre neuen Platten zu veröffentlichen: Miley wird mit „Attention” ihr erstes Live-Album vorlegen, das neben vom Publikum gewählten Songs (!) mit „You” und „Attention” auch gleich zwei neue Stücke erhält. Aus dem Studio hingegen melden sich die Red Hot Chili Peppers mit „Unlimited Love” zurück, ihr erstes neues Album seit „The Getaway” von 2016. Man darf also vermuten, dass sich zumindest die Peppers demnächst auch mal in unsere Breitengrade verirren werden, um auch die neuen Songs (übrigens wieder mit John Frusciante an der Gitarre!) zu Klassikern werden zu lassen! Etwas später, nämlich am 20. Mai, veröffentlicht Harry Styles sein neues Album „Harry’s House”. Der Titel ist eine Anlehnung an den gleichnamigen Song von Joni Mitchell, so erzählt Harry Styles, dass er bereits zu den Aufnahmen von „Fine Line” (2019) in einem „ziemlich großen Joni-Loch” steckte und sprach sich als riesiger Fan ihrer 1971 erschienenen Platte „Blue” aus. „Harry’s House” erschien freilich 1975 auf „The Hissing of Sommer Lawns”. Live gastiert Harry Styles dann am 16. Juli in der Wiener Stadthalle D!
FR 15 JULI
WIEN
ERNST-HAPPEL-STADION ROLLINGSTONES.COM
TICKETS AB SOFORT BEI OETICKET.COM
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SCHEINWERFERLICHT
Die Burg Hochosterwitz, genauer gesagt das Areal am Bergfuß, macht Kärnten um eine malerische Live-Location reicher! In guter (auch öffentlicher) Anbindung zwischen Friesach und St. Veit gelegen, zieht eines der Kärntner Wahrzeichen und beliebtes Ausflugsziel fortan nicht nur in die geschichtsträchige Vergangenheit des Bundeslandes, sondern lädt auch ein, musikalische Zeitgeschichte zu erleben: Dieses Jahr gastieren sowohl Seiler & Speer (24. Juni) als auch Parov Stelar (25. Juni) unter Burg Hochosterwitz!
Im römischen Amphitheater Arena di Verona reisen wir zwischen Juni und August eindrucksvoll in die Welt der Oper, von „Aida” und „Nabucco” über „Carmina Burana” und „La Traviata” bis hin zu „Carmen” und „Turandot”. Auf nach Verona!
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Fotos: Veranstalter (Burg Hochosterwitz, Arena di Verona), Konrad Fersterer (Hubert von Goisern), Hordur Óttarson (Sigur Ros), Cofo Entertainment (Klimt), Veranstalter (Maneskin)
Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteurin und Herausgeberin
Seit der letzten Ausgabe hat sich die Welt leider nicht zum Besseren verändert, der Krieg in der Ukraine erschüttert zutiefst. Umso mehr zeigen die zahlreichen Benefizveranstaltungen, wie professionell unsere heimischen Veranstalter reagieren und scheinbar Unmögliches innerhalb kürzester Zeit auf die Beine stellen. Hochrangige Künstler:innen waren sofort bereit, ohne Gagen aufzutreten. Es zeigt auch, dass Solidarität in unserem Land funktioniert, wenn es darauf ankommt, Hut ab! Alle Live-Termine von Alex Kristan, Bilderbuch, Buntspecht, Cari Cari, Edmund, Folkshilfe, Gernot Kulis, Ina Regen, Josh., Kerosin95, Lemo, Maschek, Mathea, Mavi Phoenix, Maya Hakvoort, Melissa Naschenweng, Michael Niavarani, Omar Sarsam, Oska, Pizzera & Jaus, Seiler und Speer, Turbobier, Viktor Gernot, Wanda und vielen mehr wie immer auf oeticket.com. #yeswecare Roberta Scheifinger
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Die Immersive Experience Klimt präsentiert auf noch nie zuvor gesehene Art und Weise die weltberühmten Kunstwerke von Gustav Klimt: Die Gemälde werden mit Hilfe von aufwendigen Lichtinstallationen und Projektionen mehrfach vergrößert und an den Wänden der Präsentationsräume zum Leben erweckt. Meisterhafte Kunst trifft auf modernste Technik – eine Symbiose, die Klimts Genialität zwischen April und September in der Marx Halle in ein neues Zeitalter tragen und unvergessen machen wird.
Sigur Rós geht nach langer Livepause endlich wieder auf Tour und gastiert dabei am 8. Oktober auch im Wiener Gasometer. Zu erwarten sind erneut sakrale Momente, die in massive Gitarrenwände krachen und von Projektionen ummantelt werden. Aktuell stehen die zwei Gründungsmitglieder Jónsi und Georg Holm mit dem nach fast zehn Jahren zur Gruppe zurückgekehrten Kjartan Sveinsson, der zuletzt im Wiener Volkstheater sein „Der Klang der Offenbarung des Göttlichen” vorstellte, im Studio: Dort entsteht die erste Platte seit „Kveikur“ (2013).
Hubert von Goisern hat sich nach seinem letzten Konzert im Oktober 2016 zurückgezogen und nicht nur einen neuen Roman geschrieben, der Ende Mai erschienen ist. Sondern auch: neue Musik! Mit diesem Album, das den schönen, dabei aber bedeutungsschwangeren Titel „Zeiten und Zeichen” trägt, ist ihm ein dynamisches, kritisches, druckvolles Meisterwerk gelungen, das nur so darauf wartet, auch live vorgestellt zu werden! Die Chance dazu hat man zwischen April und November u. a. in Graz, Wien, Innsbruck, Bregenz, Klagenfurt, Bad Ischl, Klam und Salzburg.
ZWEIFACH ZAUBERHAFT DIE NEUE SHOW
© 2019 Kiddinx Studios GmbH
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BRUCKNERHAUS LINZ STADTTHEATER STEYR STADTSAAL ST. PÖLTEN ORPHEUM GRAZ CONGRESS CENTER VILLACH
Liave Touufr
SO, 03.04.22 MI, 13.04.22 DO, 14.04. + FR, 15.04.22 SO, 17.04.22 DO, 28.04.22 FR, 29.04. + SA, 30.04.22 SO, 01.05.22
CONGRESS INNSBRUCK MONTFORTHAUS FELDKIRCH WIENER STADTHALLE – HALLE F ARENA NOVA WR. NEUSTADT SALZBURGARENA AUDITORIUM GRAFENEGG VAZ ST. PÖLTEN
Tickets erhältlich unter www.nxp.at, 02742 / 71400, www.oeticket.com, in allen Raiffeisenbanken mit oeticket-Service in Wien, NÖ und auf shop.raiffeisenbank.at – mit Ermäßigung für Raiffeisen Kontoinhaber!
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Ewige Jugend dur GEWINN SPIEL
The Rolling Stones Wie man es beim 60-jährigen Jubiläum der Stones nicht anders erwarten würde, spielen sie für ihre Fans eine Setlist, die mit (fast) allen Klassikern gefüllt ist: „Gimme Shelter”, „Paint It Black”, „Jumpin‘ Jack Flash”, „Tumbling Dice”, „(I Can’t Get No) Satisfaction”, „Start Me Up” und viele mehr werden ebenso wenig fehlen, wie ein paar Überraschungen ...
Fotos: J. Bouquet, The Rolling Stones
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urch Rock n Roll Am 15. Juli kommen die Rolling Stones im Zuge ihrer „Sixty“-Tour noch einmal ins Wiener Ernst-Happel-Stadion. Jagger, Richards und Co. können auf 60 Jahre zurückblicken, die nicht nur die Musik-, sondern im weitesten Sinne auch die Weltgeschichte geprägt haben. TEXT: ROBERT FRÖWEIN
Fotos: J. Bouquet, The Rolling Stones
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ls Charlie Watts letzten August im Alter von 80 Jahren im Kreise seiner Familie in einem Londoner Krankenhaus entschlief, dachten manche nicht ganz zu Unrecht an das endgültige Ende der größten Rockband dieses Planeten. Er war der Rhythmusgeber, ruhige Sir und zusammenhaltende Kitt in einer Gespanschaft voll überbordender Egos, die vor exakt 60 Jahren damit begann, die Welt nicht nur musikalisch in ihren Grundfesten zu erschüttern. Doch keine zwei Mal Durchschnaufen später präsentierte man den langjährigen Bandfreund Steve Jordan als Nachfolger am Drum-Schemel. Der pflegt seit Mitte der 80er-Jahre eine enge Freundschaft mit Keith Richards und reüssierte im Herbst 2021 auf der US-Tour. Nun kommt auch Österreich in den Genuss der revitalisierten Stones, denn im Zuge der „Sixty“-Tour gibt es im Wiener HappelStadion noch einmal alle großen Hits als vermeintlich letzte Revueshow jener Band, ohne der es heute definitiv nicht die Form von Rock’n’Roll geben würde, die uns gerne für ein paar Stunden aus dem harschen Alltag bugsiert.
Die Mischung macht’s Wie niemand zuvor spielten die Rolling Stones schon in den frühen Sechzigern mit ihrem Image. Wo die Beatles ein paar Jahre brauchten, um sich ihre jeweils eigene Identität aus dem Pilzkopfallerlei herauszuarbeiten, hatten die beiden Stones-Masterminds Mick Jagger und Keith Richards schon früh wenig gemein. Da der breitmäulige Charmeur mit dem klar ausgestellten Ego und einem britischen Bubi-Sex-Appeal, den Steven Tyler von Aerosmith wohl am liebsten 1:1 kopiert hätte. Dort das kantige, kettenrauchende Raubein mit dem Herz am rechten Fleck und einem deutlicher ausgeprägten Hang zu Rauschmittel und Betäubung. Dazu gab es anfangs den famosen, aber ungreifbaren Brian Jones an der Gitarre und den im Jazz verhafteten Gentleman Watts. Dem fünfjährigen Gastspiel von Mick Taylor als Nachfolger des viel zu früh verstorbenen Jones folgte ab 1975 Ronnie Wood, der seit fast 50 Jahren als ewiger Jungspund der Rolling Stones gilt und sich schon zuvor mit Jeff Beck und Rod Stewart für die ganz großen Bühnen rüstete. Mit ihrem Blues-basierten Hard Rock überwanden die Stones schon früh in ihrer Karriere Hörergräben und ähnelten
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damit durchaus den scheitelbraven Beatles. Die Jugend flippte aus und fühlte sich verstanden, die hüftsteifen Eltern aus der Chuck-Berry- und Elvis Presley-Ära tobten. Mit dem Unterschied, dass die Stones in ihrer Musik und dem gesamten Auftreten wirklich immer das Gefühl vermittelten, die hübschen Töchter dieser Welt wären fortan nicht mehr vor den saitenaxtschwingenden Bestien sicher. Bis auf den kurzen Ausflug in die unvermeidliche Psychedelic-Ära mit der 1967er-LP „Their Satanic Majesties Request“ blieben Jagger und Richards als Songwritergespann ihrem Genre treu und sorgten dabei für maximalen Wiedererkennungswert. Rückblickend mögen die Beatles in ihrem kurzen Dasein revolutionärer ans Werk gegangen sein, aber die Stones etablierten eine qualitätsvolle und schwunghafte Konstanz, von der so gut wie jeder Künstler zehrte, der seine Stromgitarre fortan an einen Verstärker koppelte. Ende der Hippie-Ära Wer sich die rüstige, aber noch immer ungemein agile Altherrentruppe heute ansieht, kann sich kaum vorstellen, dass Manager Andrew Loog Oldham sie in den frühen Jahren zu einer „Inkarnation des Bösen“ formen wollte. „Langhaarig und hässlich und anarchistisch, wie sie waren, wurden sie durch Oldham in diesen Eigenschaften noch bestärkt, und er verwandelte sie in alles das, was Eltern am meisten hassten, wovor sie sich am meisten fürchteten“, analysierte Autor Nik Cohn ihn einst in einem Buch. Für die Skandale sorgte in den 60ern aber nicht die Band selbst. Im September 1965 randalierten Fans und beschädigten die Berliner Waldbühne, vier Jahre später verstarb beim legendären Altamont
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Free Concert ein farbiger Jugendlicher vor der Bühne, nachdem er von einem als Sicherheitskraft tätigen Hells Angel erstochen wurde. Damit wurde der Auftritt der Stones indirekt zum symbolischen Ende der „Hippie-Bewegung“ in den Sechzigern. Im Folgejahrzehnt zersplitterte die Band fast mehrmals, rappelte sich aber immer wieder hoch und sorgte für unvergessliche Songs wie „Brown Sugar“, „Angie“ oder „You Can’t Always Get What You Want“. Ab den Achtzigern fanden die Stones dann wieder in die Spur und entwickelten sich mit ihrer letzten wirklich großen Hit-Single „Start Me Up“ zum Prototyp einer allumfassenden Stadionband. Die künstlerischen Erfolge, Verkaufszahlen und auch Schlagzeilen mögen zwar zeitweise zurückgegangen sein, die Marke Rolling Stones hat aber beständig an
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Strahlkraft dazugewonnen. Charlie Watts trommelt heute im Himmel mit Ginger Baker, Keith Richards hat unlängst semiheimlich das Rauchen aufgegeben, Mick Jagger pflegt mit einem asketischen Lebensstil den Körper eines 17-Jährigen und Ronnie Wood hat Ruhe und Gesundheit in der Malerei gefunden. Doch wenn die verbliebenen drei Kultmitglieder noch einmal zum gemeinsamen Halligalli laden und 60erKultsongs mit einem modernen Bühnenbild und zeitgemäßer Video- und Lichttechnik koppeln, dann spürt man auch nach sechs Dekaden handgemachter Rockmusik die juvenile Spielfreude von hungrigen Buben, die ihr Seelenheil nicht von den Millionen am Konto, sondern durch den Applaus ihrer treu ergebenen Fans beziehen. Natürlich ist ein Charlie Watts nicht zu ersetzen, aber „the show must go on“. Und rund 50.000 Feinschmecker im Stadion werden ihrem verlorenen Helden samt Band auch sicher würdig Tribut zollen. I know it’s only rock’n’roll, but I like it! n The Rolling Stones feiern ihr 60-jähriges Jubiläum am 15. Juli im ErnstHappel-Stadion.
COMEDIANS DELL`ARTE
WIESEN LACHT, WIESEN STAUNT!
DIE TOPHIGHLIG HTS 2022
HAZEL BRUGGER
„KENNEN SIE DIESE FRAU?“ – So. 26.6.22
LUIS AUS SÜDTIROL „OSCHPELE“ – Fr. 8.7.22
MNOZIL BRASS „GOLD“ – Di. 12.7.22
KAYA YANAR
„FLUCH DER FAMILIE“ – Do. 14.7.22
GERY SEIDL
„HOCHTIEF“ – Sa. 30.7.22
GERNOT KULIS
„BEST OF 20 JAHRE Ö3-CALLBOY“ – Do. 18.8.22
OMAR SARSAM
„SONDERKLASSE“ – Do. 25.8.22
LISA ECKHART
„DIE VORTEILE DES LASTERS“ – Sa. 27.8.22
FESTGELÄNDE WIESEN INFOS: WWW.ELIASWERNER-PRODUCTIONS.COM
BEGINN 20:00
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Bastille veröffentlichten im Februar die letzte Single ihres aktuellen, vierten Albums „Give Me The Future“, das sich mit Zukunft, Virtual Reality und der fiktiven Firma Future Inc., die ihren Kunden erlaubt, der Realität zu entschwinden, auseinandersetzt: In „Shut Off The Lights“ geht es um die schöne Idee, dass man, um Musik spüren zu können, nicht sehen muss, was um einen herum passiert. Livehaftig ausprobieren kann man dies am 24. November in der Wiener Stadthalle D, wenn Bastille wieder für „happier” Momente sorgen. rem bislang letzten Longplayer „When Legends Rise“ von 2018 ganz auf ihre Anfänge und urspüngliche Stärken. Hierfür gab es einen besonderen Grund: Das Debüt feierte rund um die Veröffentlichung von „When Legends Rise“ seinen 20. Geburtstag, für die Band schloss sich damit ein Kreis. Was dies nun für die kommende Platte bedeutet, ist derzeit noch offen: Die erste neue Single soll im Spätsommer folgen, sodass bei ihrem Konzert am 22. Oktober im Gasometer neben den alten Hits auch endlich neues Material abgefeiert werden kann.
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Beatsteaks sind fünf Freunde aus Berlin. Über die Jahre hinweg haben sie sich von der kleinen Punk-Attraktion zu einer der größten Bands des deutschsprachigen Raums gemausert. Zuletzt erschien ihre „Wohnzimmer“-EP von 2002 erstmals auf Vinyl, im Dezember 2020 die Cover-EP „In The Presence Of“ und schließlich folgte ihrer Version des Velvet Underground-Songs „After Hours“ auch ein Video – damit machten die Beatsteaks gleichzeitig auf die Situation der Livebranche während des Lockdowns aufmerksam. Nun ist zumindest dieses Darben vorbei und man gastiert am 17. Juni im Arena Wien Open Air.
Fotos: Barracuda Music (Godsmack), Erik Weiss (Beatsteaks), Sarah Louise Bennett (Bastille), Verlage (Bücher)
Godsmack besannen sich mit ih-
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Bücherwurm Monchi, Sänger von Feine Sahne Fischfilet, hat abgespeckt. Hendrik Bolz von Zugezogen Maskulin rappt sich durch die Nullerjahre. Wolfgang Ambros zieht ein persönliches Resümee. Thomas Griessl kauft Platten. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
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arius Müller-Westernhagen singt in seinem Hit „Dicke” von 1978: „Ich bin froh, dass ich kein Dicker bin / Denn dick sein ist ‘ne Quälerei.” Würde heute, in der woken Gesellschaft, jemand (noch dazu ein Mann!) so einen Text schreiben, hätte er sicher die Kacke am Dampfen: Bodyshaming ist dieser Tage in einem Atemzug mit Sexismus und Rassismus zu nennen, „auch dicke Menschen können schön und glücklich sein” wird krakeelt! Natürlich: man muss nicht zwingend den BMI von Germany’s Next Topmodel (für Frauen) oder von US-Highschool-Serien (für Männer) als oberste (beziehungsweise: unterste) Messlatte hernehmen oder die Proportionen von Barbie und He-Man auf die Gesellschaft projizieren. Aber wenn die Fettleibigkeit – die Adipositas – gesundheitsgefährdende Ausmaße einnimmt und das tägliche Leben erschwert, sollte man sich tatsächlich Gedanken über seinen Lebenswandel machen und dies thematisieren, das spricht allein schon die Vernunft. So geschehen bei Jan Garkow alias Monchi, Sänger der Punkband Feine Sahne Fischfilet. Monchi war
schon als Kind stärker gebaut, aber das Leben eines Rockstars zollte Tribut: Jahrelang gab er Vollgas, Vollräusche gehörten zum Bandleben dazu, Fressattacken gerade in schwierigen Lebensphasen ebenso. Schließlich brachte er über 182 Kilo auf die Waage, Gewand passte ihm kaum mehr, Betten brachen unter ihm zusammen, Aktivitäten waren nicht oder nur schwerlich möglich, seine Haut wurde rissig und selbst die Körperhygiene fiel ihm schließlich schwer. Dann, in Corona, hat er angefangen umzudenken und nach einigen Anfangsschwierigkeiten mit Sport und Ernährungsumstellung beinahe ein Drittel seines Gewichts verloren. Diesen Leidensweg, aber auch die einhergehende Erfolgsgeschichte hat er nun schonungslos ehrlich in „Niemals satt” verschriftlicht: Es ist kein Diätratgeber geworden, sondern eine sehr intime, persönliche Erzählung über seine subjektiven Erkenntnisse: Er hinterfragt Gewohnheiten, befragt sein Umfeld, seine Familie, seine Bandkollegen, erkennt, dass Scheitern am Weg zum Erfolg dazugehört, lernt, sich seine Macken einzugestehen, aber auch, dass es notwendig ist, der Maßlosigkeit den Kampf anzusagen, wenn er – mit all seinen Annehmlichkeiten – leben will. Und auch jetzt, nach der Erfolgsgeschichte, ist er sich bewusst: Der Kampf ist noch nicht vorbei, sondern erst der Anfang.
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Wir verlosen 2 Bücher von Monchi „Niemals satt”. Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: www.ticketmagazin.com
n Monchi präsentiert sein Buch „Niemals satt” am 14. Mai im Wiener Rabenhof.
Wolfgang Ambros A Mensch möcht i bleib’n Es ist weder eine Biographie, erst recht keine Heldengeschichte, die der vielleicht größte lebende Musiker Österreichs pünktlich zu seinem Siebziger vorlegt – auch wenn dies seinem Status gerecht würde. Vielmehr ist es eine Anekdotensammlung aus seinem bewegten Leben, in der sich Ambros dem Schicksal im wahrsten Wortsinne beugt: Durch viele seiner Hochs und Tiefs führt er den Leser und zeigt, dass man die ausgleichende Gerechtigkeit oft suchen muss. Live-Termine von Ambros: oeticket.com.
Thomas Griessl Heart of Gold Protagonist des zweiten Romans von Thomas Griessl ist Klaus, der in den Siebzigern in der Südoststeiermark aufwächst und sich wie viele Jugendliche, gerade am Land, in seiner Sinnsuche unverstanden fühlt – bis ihm eine Plattenbestellung beim Versandhandel Donauland eine neue Welt eröffnet, die der Freiheit. Fortan begleitet ihn die Musik, vom Rock’n’Roll bis hin zur Klassik, durch seine Adoleszenz: Die Skizzen seines Lebens geraten kurzweilig und in der musikalischen Begleitung auf Spotify lebhaft.
Hendrik Bolz Nullerjahre 2015 veröffentlichten Zugezogen Maskulin den Song „Plattenbau O.S.T.”, der Soundtrack einer Jugend, wie sie Duo-Hälfte Hendrik Bolz selbst erlebt hat. Aus den mit Beats unterlegten Lines sind nun 300 Seiten geworden: Mit einer ähnlichen Leichtigkeit, aber auch Härte erzählt Bolz aus seiner oft perspektivenlosen Jugend, die im Osten Deutschlands hauptsächlich daraus bestand, selbst Scheiße zu bauen, dabei aber nichts auf die Fresse zu bekommen. Sein Geschick: Persönliches mit Sachlichem kongenial zu vermischen.
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Zurück aus de Mit einer Welttournee ruft sich The Cure, eine der besten und einflussreichsten Bands aus den 1980ern, wieder in Erinnerung. TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER
Gegründet wurde die Band 1976 im südenglischen Sussex von den Schulkollegen Robert Smith, Peter O’Toole, Lol Tolhurst, Porl Thompson und Michael Dempsey. Anfangs hieß sie noch The Easy Cure und der spätere Frontman mit den wirren Haaren war bloß ihr Gitarrist. Als O’Toole auswanderte, übernahm Smith die Sängerrolle. Seine ersten Songs schrieb er an Wochenenden zu Hause am Küchentisch. Während andere ausgingen, verarbeitete er seinen Frust in dreiminütigen ElendsSinfonien und trank dazu Papas Biervorräte aus. So geht das. Die erste Single „Killling An Arab“ sorgte 1978 gleich für einen Skandal und unberechtigte Rassismusvorwürfe. Das Debütalbum „Three Imaginary Boys“ (1979) zeigte die zum Trio geschrumpfte Band als erstklassige Post-Punk-Combo im Stil der damaligen Zeit. Richtig zu sich fand sie erst in den 1980ern. Diese gelten als Jahrzehnt im Zeichen von Oberflächlichkeit und Genusssucht, aber es gab auch
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die anderen Achtziger. The Cure gehörten zu dieser Opposition. Smiths Songs wurden mit der Zeit immer langsamer und schwermütiger. Gleichzeitig begann er Makeup und Lippenstift aufzutragen. So wurde er zum Vater der Gothic-Szene, als der er bis heute von schwarz gewandeten, bleich geschminkten Menschen verehrt wird. Ihm selber war das zwar nicht so recht, aber er blieb dem Stil
treu und statt für den Underground waren The Cure bald ein Fall für die Charts und MTV: Ihre Musik wurde zum Sprachrohr für all die traurigen Pubertierenden, Außenseiter und Übersehenen da draußen. Als Resultat davon war jede neue Platte noch erfolgreicher als ihr Vorgänger. The Cure gehörten zu den ganz wenigen Independent-Bands jener Zeit, die kommerziell erfolgreich waren.
Foto: Andy Vella
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ie Musik, die Robert Smith und seine Mannen seit über 40 Jahren machen, gilt gemeinhin als Gruftie-Sound für düstere Gestalten mit betrübten Seelen, ganz viel Schwermut und ganz wenig Hoffnung im Herzen. Inzwischen sind Songs wie „Close To Me“ oder „The Forest“ aber längst Klassiker und nicht mehr auf eine Szene beschränkt, Spuren der Musik von The Cure kann man gar bei mehreren nachfolgenden Generationen von Indiepoppern raushören.
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der Gruft Intern sah es weniger rosig aus, die Musiker lagen häufig miteinander im Clinch. Viele kamen und gingen (und kamen zurück und gingen wieder) – über all die Jahre blieb als einzige wirkliche Konstante Kreativkopf Robert Smith. Durch den Ruhm steigerte sich sein Alkoholkonsum ins Maßlose, irgendwann ging er kaum noch vor die Haustür. Nichtsdestotrotz spielt Smith am Ende seiner großen Dekade mit „Disintegration“ (1989) jenes Album ein, das vielen Fans als die definitive Cure-Platte gilt und die Hits „Lovesong“ und „Lullaby“ enthält.
Was danach kam, hatte den Charakter von Ehrenrunden. Die Musik klang oft toll, ohne die Dringlichkeit der frühen Tage noch einmal zu erreichen. So gelang der Band Anfang der Neunziger ausgerechnet mit ihrem fröhlichsten Song „Friday I’m in Love“ ihr größter Single-Erfolg. Um 2000 wollte der Frontman einmal fast den Stecker ziehen. Dann gab er stattdessen das Trinken auf oder mäßigte sich zumindest soweit, als er nun immerhin vor Auftritten trocken bleibt. O-Ton: „Ich hätte nicht gedacht, dass Konzerte so viel Spaß machen.“ Die atmosphärisch dichte Musik, die The Cure heute als ihre eigenen Werkverwalter live performen, ist zeitlos. Sie schwebt in ihrer ureigenen Sphäre zwischen Düsterkeit, Sehnsucht und Verzweiflung. Das letzte Studiowerk „4:13 Dream“ datiert aus dem Jahr 2008. Von einem Nachfolger war immer mal wieder die Rede, aber materialisiert hat er sich bis heute nicht. Bevor er etwas Halbgares in die Welt setzt, spielt Smith eben lieber seine alten Klassiker, wenngleich er angekündigt hat, dass der Nachfolger nun endlich vor der kommenden Tour erscheinen soll. Mit oder ohne neuen Songs haben The Cure jedoch eine paradoxe Wirkung: Wenn man sie hört, fühlt man sich gleichzeitig deprimiert und happy. Er würde es nie zugeben, aber wahrscheinlich muss man sich Robert Smith als glücklichen Menschen vorstellen. n The Cure gastieren am 23. Oktober mit The Twilight Sad in der Marx Halle.
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Goldkehlchen vs Die immer noch blutjunge Billie Eilish gewann soeben für ihren BondTitelsong „No Time To Die“ einen Oscar, die nach „Skyfall” und „Writings on the Wall” dritte Auszeichnung. Grund genug, die lange und hoch interessante Verflechtung von Musik und 007 zu betrachten und den Soundtracks, als auch den Titelsongs auf den Zahn zu fühlen. TEXT: MARKUS HÖLLER
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Pistolenlauf-Sequenz am Anfang oder überhaupt erst ganz zum Schluss. Jedenfalls immer dann, wenn der Agent mit der Doppelnull zur Sache geht – mit einer Ausnahme: Javier Bardem, der Bösewicht aus „Skyfall“, flehte Regisseur Sam Mendes an, in einer Szene selbst mit dem Titel unterlegt zu werden, das wurde ihm gewährt. Wo? Selbst die Ohren spitzen und gut aufpassen!
liger Schatz gehegt und gepflegt und immer mit größtem Respekt in die jeweilige Iteration der nun schon sechs Jahrzehnte prägenden Filmserie eingepflegt.
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Bond in Concert
Am 21. Oktober steht das Brucknerhaus Linz ganz im Zeichen von James Bond, es wird ein Galaabend im Dienste Ihrer Majestät! Gespielt werden die legendären Songs und Scores aus den Bond-Filmen, mit großem Orchester und den stimmgewaltigen Publikumslieblingen Maya Hakvoort, Nazide Aylin und Missy May, dazu werden auf großer Leinwand Filmszenen gezeigt. Als besonderes Highlight wird Lukas Perman durch den Abend führen und natürlich ebenfalls Bondsongs interpretieren.
Aber es gibt natürlich auch etliche Bond-Kracher, die ohne das Zutun der 2011 verstorbenen Musiklegende ganz famosen Ohrenschmaus zum Kanon beisteuerten. Man denke nur an die einmalige Zusammenarbeit von Paul und Linda McCartney mit den Wings für „Live and Let Die“, für den kein Geringerer als Beatles-Produzent George Martin den restlichen Soundtrack gestaltete. Auch andere Könner wie Marvin Hamlisch, Bill Conti, Michael Kamen, Eric Serra und neuerdings auch Hans Zimmer durften je einmal ran, um mit angemessenem Bombast die Abenteuer von 007 zu vertonen. Lediglich Schwergewicht David Arnold (fünfmal) und der ebenso hervorragende Thomas Newman (zweimal) durften mehrmals Hand anlegen. Das große Erbe von John Barry aber wird von allen stets wie ein hei-
GEWINN SPIEL
von n drei CDs Wir verlose .. James Bond” Bond. „The Best of Soundtracks von und drei Die”. „No Time To nen & io at rm Mehr Info ingungen: ed Teilnahmeb agazin.com tm e k ic .t www
Foto: Universal Music Austria
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leich mal vorweg: wenn man den Martinis schlürfenden Agenten und seine Begleitmusik auf einen gemeinsamen Nenner reduziert, kann das nur John Barry sein. Der britische Ausnahme-Komponist hat mit dem legendären James Bond Theme gleich beim ersten Streifen „Dr. No“ einen Titel geschaffen, der heute so bekannt ist wie Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Wahrscheinlich sogar noch bekannter. Für gleich elf der insgesamt 25 offiziellen Bond-Filme gestaltete er den gesamten Soundtrack – Co-Credits bei ebenso vielen Titelsongs inklusive. Witzigerweise ging sich aber für ihn weder song- noch scoretechnisch keine einzige OscarNominierung aus. Macht aber nix, denn der talentierte Mister Barry hat sich auf anderem Weg gleich sechs der goldenen Glatzköpfe in der Musikdisziplin gesichert, unter anderem für Knüller wie „Jenseits von Afrika“ oder „Der mit dem Wolf tanzt“. Zurück zu Bond: ebenjenes ikonische Thema kommt immer wieder unterschiedlich zum Einsatz. Mal anderes orchestriert, mal während der obligaten
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vs Goldmannchen Eine etwas zugänglichere, aber keineswegs weniger großartige Disziplin ist der singuläre, immer extra für den jeweiligen Film aufgenommene Titelsong, der meist (aber eben nicht immer) den gleichen Titel trägt. Diese Sitte gibt es streng genommen erst seit dem dritten Streifen „Goldfinger“, geschmettert von der großartigen Shirley Bassey und im Grunde Blaupause für alle folgenden, großen Arrangements. Ebenso wie die schlaue Angewohnheit der offiziellen Produktionsfirma Eon Productions, sich immer einen gerade besonders angesagten Künstler zu
nas Beitrag „Die Another Day“ als schlechtester Bond-Song, übrigens in Einklang mit ihrer schauspielerischen Leistung ebenda und dem Film als solchem. Ein deutlicher Überhang an Sängerinnen trägt zwar nicht mit System, aber oftmals dennoch zum Besseren bei. Mit der Ausnahme des großen Louis Armstrong, Tom Jones oder Chris Cornell sind die Beiträge männlicher Performer oft ein wenig zu beliebig, auch wenn zum Beispiel Duran Durans „A View to a Kill“ auf vielen anderen Ebenen großartig ist. Und man muss froh sein, dass zum Beispiel das von
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Im Geheimdienst ihrer Majestät – Operation Hollywood Trotz der weltweiten Beliebtheit der britischen Agentensaga und aufwändiger Produktionen hinterließen die James Bond-Filme bisher nur einen sehr kleinen Fußabdruck in Amerika. Die Fakten. Sechs Oscars konnten generell für 007 eingefahren werden, davon drei (für „Skyfall“, „Spectre“ und „No Time To Die“) für den besten Song. Elf andere Nominierungen gingen leer aus. Rekordhalter ist „Skyfall“ mit fünf Nominierungen. Kein Künstler durfte mehr als einmal ans Mikro – mit der Ausnahme der drei Einsätze von Shirley Bassey. „A View To A Kill” bleibt bis heute der einzige Bond-Song mit einer Nummer-1-Platzierung in den US-Charts. Sam Smith wiederum ist der erste Künstler, dem eine Bond-Nummer-1 in UK gelang (WTF, falls wir es noch nicht erwähnt haben.). Bisher stammen alle Interpreten eines Bond-Titelsongs entweder aus UK oder den USA. Einzige Ausnahme: A-ha (Norwegen).
krallen, damit die Cross-Promotion zwischen Musik- und Kinocharts auch richtig gut greift. Das geht aber nicht immer auf: So gilt nach einhelliger Meinung Madon-
Bono und The Edge geschriebene „Goldeneye“ von der unvergleichlichen Tina Turner interpretiert wurde und nicht von den irischen Weltverbesserern persönlich.
Danke. Wirklich. Aber Sam Smith? Was zum Geier hat die Academy damals geritten, einer weinerlichen Schmonzette wie „Writing’s on the Wall“ einen Preis zu verleihen? WTF?
Apropos Preisverleih. Wie schon eingangs erwähnt, wurden in der langen Geschichte der offiziellen Bond-Filme erst sechs Titelsongs in der Kategorie „Best Original Song“ nominiert. Aktuell eben „No Time To Die“, zuvor „Live and Let Die“, „Nobody Does It Better“, „For Your Eyes Only“, „Skyfall“ und „Writing’s on the Wall“, wobei vor Billie Eilish nur letztere beiden auch tatsächlich die begehrte Auszeichnung einsackten. (An der Stelle nochmals ein herzhaftes WTF für Sam Smith aus der Redaktion.) Für den besten Score gab es bisher nur zwei kümmerliche Nominierungen und im Jahr 2013 sogar einen verdienten Oscar in der mittlerweile gestrichenen technischen Kategorie „Bester Tonschnitt“ für „Skyfall“. Doch lassen wir uns die bahnbrechende Nominierung und Auszeichnung von Billie Eilish – und natürlich ihrem kongenialen Bruder und Musikpartner Finneas O’Connell – nochmal auf der Zunge zergehen! Sie haben es geschafft, nicht nur als das erste Geschwisterpaar, das einen Musik-Oscar einstreift, in die Geschichte einzugehen, zudem ist Billie mit ihren 20 Lenzen auch eine der jüngsten Oscar-Gewinnerinnen überhaupt in der über 90jährigen Geschichte der Academy Awards. Wir gratulieren zum verdienten Gewinn! n Der Galaabend Bond in Concert findet am 21. Oktober im Linzer Brucknerhaus statt.
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The Smile Die neue Supergroup bestehend aus Thom Yorke und Jonny Greenwood von Radiohead sowie Tom Skinner von Sons Of Kemets hat erst zwei Singles veröffentlicht: „You Will Never Work In Television Again“ und „The Smoke“. Beide wurden bereits euphorisch rezipiert und versprechen Großes!
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faktor zur Potenz Seit Mitte der 60er-Jahre sind sogenannte Supergroups nicht mehr aus der Musikwelt wegzudenken. Manche wurden zu Legenden, andere verpufften, noch bevor sie überhaupt bemerkt wurden. Das Alternative-Trio The Smile will den patinierten Begriff nun entstauben und in die Zukunft transferieren. TEXT: ROBERT FRÖWEIN
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Foto: Alex Lake
eter „Hooky“ Hook, Bassist der legendären Joy Division und direkt danach bei New Order hat das künstlerische Wesen von sogenannten Supergroups in einem legendären Zitat auf den Punkt gebracht. „Wir erschaffen keine Rock-Supergroup um der Supergroup Willen. Manchmal will man Dinge verändern und einen frischen Zugang haben, also startet man einfach als neue Gruppe durch.“ Supergroups gehören zum Rock’n’Roll wie Stromgitarren und Hedonismus, aber ihre Weste ist nicht zwingend blütenweiß. Nicht immer stecken künstlerische Ambitionen hinter der Zusammenfügung großer Namen zu einem noch größeren und neuen Ganzen. Oft sind es schnöde wirtschaftliche Interessen, denn die Schulmädchenrechnung „Superstar A kombiniert mit Superstar B und Superstar C ergibt eine in lichte Höhen potenzierte Cash Cow“ wird zwar schnell am Reißbrett entworfen, doch nur selten geht sie auch so golden auf. All-Star-Pioniere Die Geschichte der Supergroups begann im April 1966, als der heute gerne schwurbelnde Wundergitarrist Eric Clapton mit Schlagzeug-Exzentriker Ginger Baker in medias res ging und dazu Jack Bruce am Bass vorschlug. Dass Bruce
und Baker zuvor schon handgreiflich wurden war schlussendlich egal. Die gemeinsame Magie genialer Musiker war stärker und Cream als Blaupause für alles Folgende erschaffen. In den knapp zweieinhalb Jahren ihrer Existenz bescherten uns die kultigen Blues-Psych-Rocker drei göttliche Alben, das vierte folgte posthum. Angespornt vom Erfolg der Pioniere, gab es in den 60ern mehr oder weniger erfolgreiche All-Star-Allianzen. Clapton und Baker schlossen sich mit anderen Top-Musikern für ein Album als Blind Faith zusammen, doch an der fehlenden Chemie merkte man recht schnell, dass dies eine mürbe Idee geldgieriger Manager war. Crosby, Stills, Nash und wahlweise Neil Young hingegen starteten 1968 eine gemeinschaftliche Weltkarriere, auch das Prog-Gespann Emerson, Lake And Palmer agierte trotz starker Individuen in einem ungewohnt harmonischen Gleichklang. Das Time-Magazin erkannte schon 1974 in einem bissigen Artikel, dass Supergroups ein „wirksames, aber kurzlebiges Rock-Phänomen“ wären, die ein „Amalgam, kreiert aus talentierten Unzufriedenen unterschiedlicher Bands“ darstellen würden. Keine allzu falsche Annahme, denn die meist aus starken Musikern und noch stärkeren Egos bestehenden
Gespanschaften verpufften oft extrem schnell. In den 80er-Jahren wurde das Formieren derartiger Bands quasi Usus. Asia mit John Wetton, Steve Howe, Carl Palmer und Geoff Downes kämpften ab 1981 gegen den allgemeinen Niedergang des Prog-Rock. Bei Power Station nutzten John und Andy Taylor die Pause von Duran Duran, um mit Robert Palmer und Chic-Drummer Tony Thompson den Pop zu revolutionieren. Sie scheiterten dabei aber ähnlich kläglich wie die Led-Zeppelin-Könige Jimmy Page und Robert Plant, die mit gleich zwei Projekten baden gingen. XYZ mit den Yes-Musikern Chris Squire und Alan White scheiterte schon im Fötusalter, die Rhythm-&-Blues-basierten Honeydrippers mit Jeff Beck schafften zumindest eine EP. Bereit für die Feuertaufe Ungeschlagen im Name-Dropping war natürlich Bob Geldofs karitative MegaKonstellation Band Aid, doch die wahren Könige der 80er waren die Traveling Wilburys. Bob Dylan, George Harrison, Tom Petty, Jeff Lynne und Roy Orbison: Jeder für sich ein Gott der Populärmusik, zusammen für gut zwei Jahre eine Wirkmacht wie von einem anderen Stern. In der jüngeren Vergangenheit haben sich
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mehr (Black Country Communion, Them Crooked Vultures, Velvet Revolver) oder weniger (Chickenfoot, Hollywood Vampires, Prophets Of Rage) gute Konstellationen zusammengefunden, um in oder außerhalb ihres angestammten Genres nach Inspiration zu suchen, oder das ohnehin schon prall gefüllte Konto noch ein bisschen weiter aufzufüllen. Der jüngste Zusammenschluss kundiger Top-Musiker möchte seine Feuertaufe in Kürze auf Europa-Tour bestehen, die am 17. Mai in den Wiener Gasometer führt: The Smile, bestehend aus den Radiohead-Musikern Thom Yorke und Johnny Greenwood und dem von der britischen Jazz-Sensation Sons Of Kemet bekannten Drummer Tom Skinner. Das Trio ist eine wahrhaftige PandemieGeburt und vermischt Proto- und PostPunk mit Math Rock und einer untrüglichen, aber gut versteckten Liebe zum britischen Alternative-Rock der späten
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THOM YORKE Trotz seiner mittlerweile 53 Jahre umweht den Briten der Nimbus des ewig Jugendlichen. Das liegt an seiner musikalischen als auch persönlichen Strahlkraft auf die Indie-Welt. Mit seiner Falsettstimme bei Radiohead wurde Thom Yorke ab Mitte der 90er zu einem Sprachrohr einer missverstandenen Generation. „The Bends“, „OK Computer“ und das progressive „Kid A“ führten den rebellischen Geist der Grunge-Generation ins neue Jahrtausend. Yorke waren stilistische Fesseln seit jeher ein Graus, deshalb liegen zwischen dem Post-GrungeSong „Creep“ und seiner elektronischen Aphex-Twin-Nähe auch Welten – obwohl von derselben Band exerziert. Solo tauchte er tiefer in die Elektronik ein, mit Atoms For Peace erprobte er sich schon 2009 in SupergroupGefilden (mit Flea und Nigel Godrich). Dazwischen gab es Kollaborationen mit PJ Harvey, Björk oder Modeselektor. Mit dem Soundtrack zum Horrorfilm „Suspiria“ setzte er sich 2018 ein eigenes Denkmal. Kaum ein Musiker passt weniger gut in die Rock And Roll Hall Of Fame (Aufnahme 2019) als der politisch aktive Menschen- und Tierrechtsaktivist. Aber auch das ist nur ein weiterer Mosaikstein auf seinem kunterbunten Lebensteppich.
90er-Jahre. Retro-Chic und futuristische Klangkaskaden vernetzen sich zu einem Malstrom aus Experimentierfreudigkeit und kreativer Schübe, die aber nicht zulasten einer doch deutlich hervorstechenden Eingängigkeit gehen. Die bisher veröffentlichten Singles „You Will Never Work In Television Again“ und „The Smoke“ gaben einen delikaten Ausblick auf weitere Glanztaten. Bei den umjubelnden Streaming-Konzerten unlängst in London gab die Band mit zahlreichen
neuen Nummern und einem mitreißenden Cover von Joe Jacksons „It’s Different For Girls“ einen weiteren Vorgeschmack auf eine verheißungsvolle Zukunft. Ob Supergroup oder freundschaftlich verbundenes Kreativgeschwader: in der ohnehin noch dürftigen Welt der Livemusik darf man sich hier auf ein besonders hypnotisches Bonmot freuen. n The Smile gastieren am 17. Mai im Gasometer.
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Gier nach Gewalt Kathartischer Eskapismus, aber nicht wie im Schlager: Nach einer Vielzahl an Singles veröffentlichte die Berliner Industrial-Krachmaschine Gewalt letztes Jahr ihr Debüt „Paradies”. Nach der Inaugurierung im Volkstheater folgt dieses Jahr nun unter dem Motto „Gier” der Kreuzzug der einzig wahren Vertreter des Depressionismus. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
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Fotos: Magnus Winter, Cloud Hills
ewalt, das sind (immer schon) Helen Henfling und Patrick Wagner – der zudem auch über die Apokalypse rezitiert – an den Gitarren und (seit einiger Zeit) Jasmin Rilke am Bass. Der Beat kommt aus der DM1-Konserve. Sechs Jahre lang gab es nur Seven-InchVinyls und Konzerte, 2021 dann endlich das verführerisch, aber irritierend mit „Paradies” betitelte Debüt. Das Album füllt gleich eine Doppel-LP und deren Zweiteilung ist offensichtlich: Auf der zweiten Platte sind einige neuabgemischte Stücke der Singles versammelt. Vergangenen Herbst wurde „Paradies” gemeinsam mit Fuckhead im kleinen Rahmen im Volkstheater präsentiert. Jahrhundertfick Ganz gleich, ob am Plattenteller oder auf der Bühne: Gewalt werden auch über ihr Stück „Jahrhundertfick” hinaus ebendiesem Titel quer durch ihr Œuvre gerecht. Es geht um Unterwerfung, um die „verfickte” Seele, um den Schmerz, der „wie aus dem Nichts zusticht” und natürlich um ein Paradies, das eigentlich die wahre Hölle ist. Zu den Texten, die stets zwischen Utopie und Dystopie mäandern, krächzen die Gitarren in kaputter Verstimmung, und der Bass bohrt sich tief in den dröhnenden Taktschlag, der mal hektisch, mal monoton, aber stets wie eine Salve aus einem Urschlamm zu gurgeln scheint. Beinahe könnte man dazu tanzen, wenn man
nicht gerade an seinen Pulsadern herumfummeln würde, hat ein Besucher im Volkstheater durch das gleißend grelle Stroboskop-Licht hindurch trefflich reüssiert. Wagner bellt, tobt und schreit quer durch Echo und Hall und versetzt die Textzeile „Ich werd eingewiesen / Zur eigenen Sicherheit” aus der lyrischen in die faktische Realität. „Unsere Musik kann einen wirklich durchdringen”, meinte Wagner im Gespräch vergangenes Jahr – und ja, das, was Gewalt zelebrieren ist eine größtmögliche Zumutung, unweigerlich werden Erinnerungen an die frühen Einstürzenden Neubauten, The Grey Wolves, Nitzer Ebb, Front 242, Laibach oder auch DAF wach. Gewalt sind ähnlich mechanisch und unterkühlt, minimalistisch, pulsierend und stumpf: In etwa das, was Rammstein für die Popmusik sind, nur für ein Publikum, das das Unbehagen im be-
drohlichen, stickig vernebelten Untergrund sucht. Die Stücke berserkern und eskalieren roh vor sich hin und verkünden allumfassenden Defätismus – es ist ein apokalyptischer, drogesker Rave, der in seiner Intensität gleich wie der Rattenfänger von Hameln in eine Katharsis lockt, so wie etwa auch Sunno))) mitten hinein in die Schönheit des Schalldrucks: direkt aus dem Kopf in den Bauch. Gewalt wirkt auf den Rezipienten wie ein Aufruf zur Trance, in der er sich vor die im gleichnamigen Song erbaute Wand stellt, erschießen lässt und sich aus seinen hervorquellenden Eingeweiden geläutert neu erbricht. n Gewalt gastieren im Rahmen ihrer „Gier”Tour am 27. April im Orpheum Graz, am 29. im Fluc Wien, am 30. im Spielboden Dornbirn, am 1. Mai im Kulturhof Villach und am 3. im PMK Innsbruck.
GEWINN SPIEL Wir verlosen je 2x2 Tickets für alle Österreich-Shows von Gewalt. Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: www.ticketmagazin.com
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Moonlight L Der Oberösterreicher Marcus Füreder ist als Parov Stelar seit Jahren zugkräftigster Musikexport des Landes. Mit seinem neuen Album „Moonlight Love Affair“ möchte er zurück zur Leichtigkeit. Was in Zeiten wie diesen keine leichte Aufgabe ist. Ein Gespräch über Spaß und Geschäft, Kunst und Falco – und die Ukraine. TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER
Die Pandemie scheint sich in die Zielgerade zu bewegen, dafür haben wir nun Krieg in Europa. Und ich habe unglücklicherweise einen Song namens „Odessa“ auf meinem Album. Das macht mir ordentlich Stress. Im Endeffekt ist es ein altes Volkslied, das es in tausend Versionen gibt. Ich habe den Song letztes Jahr mit Georgij von Russkaja aufgenommen, beziehungsweise mit seiner zweiten Band Russian Gentlemen Club. Ich habe „Odessa“ dann sowohl in der Ukraine als auch in Russland bei DJ-Sets gespielt. Die Reaktion waren Wahnsinn, alle haben sich gefreut. Jetzt empfinden den Song die Ukrainer teilweise als Provokation. Inwiefern? Zum einen heißt die Band eben Russian Gentleman Club. Und die Stadt Odesa schreibt man in der Ukraine inzwischen nur mehr mit einem „s“, nur die Russen schreiben sie noch mit zwei. Solche Kleinigkeiten hatte ich nicht am Schirm.
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Ist das neues Album Ihre Pandemiearbeit? Das würde ich eher über den Vorgänger „Voodoo Sonic“ sagen, der sehr melancholisch war. Diesmal hatte ich schon einen anderen Umgang mit der Pandemie und habe eine Art Aufbruchsstimmung empfunden. Ich wollte wieder mehr Lust aufs Ausgehen und positive Gefühle verbreiten.
Wie bewahrt man sich das Spielerische beim Produzieren? Vor drei, vier Jahren habe ich mir gedacht: Ich kann nicht den selben Kaugummi immer wieder bringen. Da wird mir ja selber auch fad. Seither
Wie gelingt Ihnen das, ganz allein im Studio verschanzt? Das mag ich einfach. Ich habe viele Kooperationen aus dem Grund abgesagt. Die Leute wollen sich mit mir zusammensetzen, aber ich kann das nicht. Bei mir im Studio läuft ein Loop locker zwei Stunden, ohne dass sonst etwas passiert. Ich groove mich langsam rein. Dazu brauche ich meine Ruhe.
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Foto: Jan Kohlrusch
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arov Stelar vollzieht mit dem Album „Moonlight Love Affair” eine weitere Phase seiner künstlerischen Entwicklung. Radikale Ehrlichkeit, Offenheit zu sich selbst und seinem Umfeld pflastern diesen Weg.
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Love Affair versuche ich Sachen zu machen, die anders klingen – und trotzdem nach Parov Stelar. Das ist die Kunst. Dazu muss man die Gedanken so gut es geht ausschalten. Besser nach dem Gefühl gehen. Sie haben für ein großes Team Verantwortung. Bremst das die kreative Arbeit manchmal? Nein, mein Traum zu kreieren ist dafür zu groß. Gerade in der letzten Zeit hatte ich derart viele Ideen. Ich habe nach wie vor einen unglaublichen Spaß an der Sache. Das ist das Wichtigste. Wenn du den Spaß verlierst, wird es brenzlig. Natürlich muss ich das Geschäftliche auch erledigen, aber man darf die Musik nicht als Geschäft sehen. Die Hallen wurden bei Ihnen immer größer. Ist inzwischen die Decke erreicht? Das hatte ich vor drei Jahren schon. Da spielten wir in Hallen mit 10.000 bis 20.000 Leuten und sind mit einer unglaublichen Technik herumgefahren. Mehr geht nicht. Dafür habe ich auf Spotify grad einen neuen Höchststand an Hörern erreicht. Es ist wie im Sport: Je weiter du kommst, desto schwieriger wird es. Irgendwann fehlt dir
Moonlight Love Affair Das neue Album von Parov Stelar ist eine Liebesbeziehung, in welcher es keine Grenzen gibt: Der Mond färbt die Welt in ein anderes Licht und lässt uns die Dinge mit anderen Augen sehen und spüren. Das Album erscheint am 29. April, wir sind auf die Live-Umsetzung bereits sehr gespannt!
nur noch ganz wenig auf den Schnellsten. Da wird die Luft dünn. Ist es Ihr Anspruch, der Beste und Erfolgreichste zu sein? Eigentlich nicht. Ich will die Qualität hochhalten. Die einen sehen Musik als Konsumgut, das nebenbei läuft. Denen ist wurscht, wer singt und woher der kommt. Ich vergleiche das mit einem Kasblattl, das man liest und danach wegschmeißt. Es gibt aber auch ein gut recherchiertes Buch, das stellt man sich ins Regal. Nachdem ich eigentlich aus der Kunst komme, ist mir wichtig, dass das Werk einen Gehalt hat. Sie wollen jetzt auch den Kunstmarkt aufmischen. Wie kommt das? Ich male ja schon immer, vielleicht heute wieder mehr. Eine Initialzündung nach außen war, dass Alfred Weidinger vom Francisco Carolinum in Linz vor einem Jahr eine Ausstellung machen wollte. War es eine Überwindung, Ihre Sachen herzuzeigen? Es gibt nichts Faderes als Musiker, die auch malen, oder Maler, die auf einmal ein Countryalbum aufnehmen. Mir war bei Parov Stelar aber die Visualisierung von Anfang an sehr wichtig. Nichtsdestotrotz habe ich mit Kritik gerechnet. Sie kam aber nicht. Die Leute, die meine Kunst kaufen, haben von Parov Stelar noch nie etwas gehört. Sie schauen sich die Bilder unbedarft an. Ist die Kunst Ihr Ausgleich vom Musikbusiness? Nein, das feuert sich gegenseitig an. Zum Ausgleich mache ich drei Mal
die Woche Wing Chun. Das Schöne am Älterwerden ist, man wird ein bissl gelassener. Vor 15 Jahren habe ich mir gedacht: Wenn ich dieses und jenes erreicht habe, geht’s mir gut. Ich habe es erreicht, aber besser ging es mir nicht. Was brauche ich dann, damit es mir gut geht? Das hat meistens nichts mit Geld und Erfolg zu tun. Gerade ist Ihr Remix von Falcos „Kommissar“ erschienen. Wie nähert man sich so einem Klassiker an? Mit viel Respekt, aber ohne sich was zu scheißen. Ich wollte mich nicht zu sehr ans Original anlehnen, das braucht niemand. Also habe ich die Instrumentalisierung komplett rausgeschmissen. Geblieben ist der Kern von Falco: seine Vocals, seine Stimme. Daraus habe ich etwas Neues gebaut. Kann man von Falcos Schicksal etwas lernen? Man muss vorsichtig mit Vergleichen sein, die Achtziger waren eine andere Zeit. Aber klar: Wenn du wie er auf gewissen Substanzen unterwegs bist, um zu funktionieren, gelingt das nicht ewig. Irgendwann muss du diesen Kredit zurückzahlen. Freuen Sie sich auf viele Auftritte heuer? Sehr, aber ich muss leider jetzt schon Anfragen absagen. Ich könnte heuer 300 Mal spielen, wenn ich wollte. Aber das will ich nicht mehr. n Parov Stelar gastiert am 16. und 17. April im Wiener Konzerthaus, am 25. Juni bei Burg Hochosterwitz und am 30. Juli bei Burg Clam.
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Stinatzer Delikat Nach seiner Bühnenpause vergangenen Herbst, die einem Burn-out geschuldet war, meldet sich Thomas Stipsits nun gleich doppelt zurück: Auf der Bühne gibt es „Stinatzer Delikatessen”, und in seinem mittlerweile dritten Krimi nebst einer Leiche ganz viele Eier. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
Im „Eierkratz-Komplott” thematisierst du am Rande das Thema „psychische Gesundheit”. Nun hast du mit Mitte 20 bereits eine Angsttherapie durchgemacht und letztes Jahr wegen Burn-out pausiert. Wie hast du den Umgang mit der psychischen Erkrankung einst und heute wahrgenommen? Mit 25 hatten meine Eltern schon eine sehr feinfühlige Sensorik zu erkennen, dass das nicht nur ein Schnupfen ist. Damals war ich ja bei weitem noch nicht so bekannt wie heute, deswegen haben das auch wenig Leute von außerhalb mitbekommen. Ich habe da nur gemerkt, dass plötzlich auch Personen aus meinem privaten Umfeld den Schritt nach außen gegangen sind und gesagt haben, dass auch
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sie an psychischen Problemen leiden und sich nie darüber reden getraut haben, weil sie sich sorgten, was dann die Leute über einen sagen. „Anderen geht es ja viel schlimmer als dir.” Ja, das ist pures Gift. Der Vergleich ist kein guter Begleiter, weil der nichts mit meinem persönlichen Empfinden zu tun hat. Aber ich habe schon das Gefühl, dass sich das Thema zum Positiven gewendet hat, Menschen immer mehr psychische Probleme auch als Krankheit anerkennen. Welche Hilfsmittel hast du für dich gefunden, um diesem Strudel nicht erneut zu verfallen? Ich gehe nach meiner Reha weiter in Therapie. Die Angst werde ich nie ganz ausschalten können, die ist ein ständiger Begleiter. Angst kann auch etwas Positives sein, uns vor Dingen schützen. Da arbeiten Gehirn und Seele ja zusammen. Das Kunststück ist, damit zu leben, damit umzugehen, es als Teil von sich anzuerkennen, der einen aber nicht aus der Bahn wirft. Nachdem dir damals das Burn-out live auf der Bühne eingeschossen ist: War dann die Angst bei deinen ersten Auftritten danach ein besonders übergroßer Begleiter – oder überwiegte die Freude, endlich wieder auf der Bühne stehen zu können? Beides. Es war schon ein großer Res-
pektsmoment und eine gewisse Unruhe da, aber je öfter man über diesen einen Punkt drüber geht und der Angst auch ganz bewusst eine Absage erteilt, umso größer wird dann auch wieder die Sicherheit. Im „Eierkratz-Komplott” gibt es oft und viele Eier zu essen. Eines deiner Tagesrituale ist es, deinen Kindern Frühstück zuzubereiten – am liebsten Eierspeise, weil die ist die „beste der Welt”. Was macht deine Eierspeise aus? Die viele Butter (lacht). Mein Sohn mag sie außerdem mit klein geschnittener Salami. Frischer Schnittlauch obendrauf ist auch ein heißer Tipp! Es schmeckt auch sehr gut, die Eierspeise mit Kräuterbutter zu verfeinern – oder mit Käse obendrauf. Es ist dein dritter Stinatz-Krimi, langsam könnte man also an eine Verfilmung denken: Würdest du da selbst die Hauptrolle übernehmen? Ja, klar! Es gibt tatsächlich schon sehr konkrete Pläne für eine Verfilmung von der „Kopftuch-Mafia”, die nächstes Jahr im Spätsommer stattfinden sollte. Die drei alten Damen möchten wir tatsächlich im Südburgenland casten, weil die Laientheater-Szene dort ohnehin so groß ist. Da sind immer wieder Talente dabei! Für mich ist wichtig, dass meine Geschichten Authentizität haben, deswegen muss auch an den Originalschauplätzen gedreht werden.
Fotos: Ingo Pertramer, Ueberreuter Verlag
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as Örtchen Stinatz, im Südburgenland gelegen, findet man freilich auf der Landkarte, nur sucht man es eher selten: Zwar stammen sowohl Kabarettist Lukas Resetarits als auch Musiker Kurt Ostbahn aus Stinatz, und S.T.S. besangen es in „Fürstenfeld”, aber sonst ist Stinatz ein 1.000-Seelendorf wie zahlreiche andere in Österreich auch. Gänzlich anders sieht es jedoch aus, wenn man Thomas Stipsits – mit Stinatzer Wurzeln – als Reiseführer hat, denn: Sowohl in seinem Bestof „Stinatzer Delikatessen” als auch in seiner Krimi-Reihe rund um Kommissar Sifkovits wird die Reise in die burgenländische Beschaulichkeit eine sehr aufregende.
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tessen Wie werden in Stinatz eigentlich deine Krimis aufgenommen? Geteilt. Ich weiß schon, dass nicht alle glücklich darüber sind, und das hat mich anfangs schon ein bisschen gekränkt, weil Stinatz an sich ja schon eine positive Grundstimmung in meinen Büchern hat. Wenn sich Reisebusse voll mit Stipsits-, Sifkovits- und Stinatz-Fans aus ganz Österreich dorthin verirren: Auf welche touristischen Eckpfeiler stößt man? Wo soll ich beginnen (lacht)? Die Kirche ist sehr interessant! Aber es gibt in Stinatz auch die kleinste Galerie Europas, dort hängt ein Bild. Und es gibt auch ein Heimatmuseum. Aber die wahre Auszeichnung ist, wenn man mit der Bevölkerung dort ins Gespräch kommt – am besten in den Stinatzer-Hof gehen, dort gibt’s auch das Berlusconi-Brot, das man aus meinen Krimis kennt. Die Kathrin, die Chefin, freut sich sicher, wenn wer Auswärtiger eines bestellen kommt.
Ich könnte mich jetzt nicht an einen Mordfall erinnern – es gab tragische Unfälle, das schon. Man darf auch die Landflucht nicht vergessen, von der auch Stinatz nicht verschont ist: Unter der Woche ist es hier schon sehr ruhig.
Was einige nicht wissen: Sowohl der Name deines Kommissars als auch sein bevorzugtes Getränk – der Käsepappeltee – gehen auf dieselbe berühmte Person zurück: Tauscht du dich mit Schiffkowitz von S.T.S. künstlerisch aus? Er hat sich Abgesehen vom Bombenanschlag 1995: beinah geehrt gefühlt, dass er Ideengeber war. Dafür will er dann im Film aber auch Ist in Stinatz eigentlich schon zumindest eine Nebenrolle haben einmal etwas Schlimmes (lacht)! Aber ja, er ist jemand aus passiert? Die Beschauder Branche, mit dem ich relichkeit überwiegt. gelmäßig in Kontakt stehe. Es ist immer großartig, sich mit are von pl em Ex ei dr alten Haudegen austauschen, Wir verlosen plott”! Das volle Kom „Eierkratz- omas Stipsits finden die bereits alles in der Branche it Th Interview m online auf: Sie erlebt haben und für dich mit n.com etmagazi www.tick ihrer reichen Erfahrung gewissermaßen eine Vaterrolle einnehmen.
INTERVIEW & GEWINN SPIEL
„Eierkratz-Komplott” In seinem dritten Fall steht der „burgenländische Columbo” Sifkovits nicht nur vor einem kniffligen, sondern vor allem auch sehr persönlichen Fall, denn: In einer Leiche steckt das Eierkratzmesser seiner Mutter Baba! Bisher erschienen sind „Kopftuchmafia” und „Uhudler-Verschwörung”, erster soll im Spätsommer kommenden Jahres verfilmt werden!
Es ist jedoch nicht S.T.S., die im „Eierkratz-Komplott” maßgeblich zur Lösung des Falles beitragen, sondern Seiler & Speer. Wie nah stehst du österreichischer Musik? Seit der Pubertät bin ich Fan von österreichischer Musik – Georg Danzer war damals mein Erweckungserlebnis. Ich war sehr traurig, als dann die österreichische Dialektmusik später überall totgeschwiegen wurde. Aber es gab da ein paar Leute, die mir versichert haben, dass das wiederkommt. Und siehe da, dann kamen auf einmal Seiler & Speer, Wanda, Bilderbuch oder auch Pizzera & Jaus, Ina Regen, die 5/8erl in Ehr’n, Molden und Voodoo Jürgens! Ich finde nach wie vor, dass sich die österreichische Musik vor internationaler Popmusik überhaupt nicht verstecken muss: Wenn man in der Runde sitzt und jemand eine Gitarre dabeihat, kommt der „Großvater“ immer noch besser als „Poker Face” von Lady Gaga. n Thomas Stipsits spielt seine „Stinatzer Delikatessen” laufend in ganz Österreich. Das volle Interview gibt es auf ww.ticketmagazin.com.
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Musik: usik: M Alan Menken
Texte: exte: T Howard Ashman & Tim Rice Originalregie: Robert Jess Roth
Buch: Linda Woolverton
Regie: György Böhm
Die Übertragung des Aufführungsrechtes für Österreich erfolgte in Übereinkunft mit Josef Weinberger Ltd. im Namen von Music Theatre International
29.06. - 10.07.22 · Oper Graz www.die-schoene-und-das-biest-musical.at
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DER PLATTENLÄSTERER Die besten, größten und wundervollsten Alben der Musikgeschichte: nach fast einhelliger Kritiker-Meinung sind sie in Stein gemeißelt. Aber sind sie das wirklich? Ich finde nicht. Wie zum Beispiel „Dark Side of the Moon“ von Pink Floyd. Ui. Da überspannt er den Bogen aber jetzt komplett, der Höller. Sakrileg! Gotteslästerei! Das heilige Opus Magnum einer der größten Rockbands aller Zeiten! Welches seit gefühlten 175 Jahren in den Charts ist und auf praktisch jeder Liste ganz oben logiert. Diese menschliche Großtat mit dem ikonischen Cover soll überbewertet sein? Warum? Nun, fangen wir mal gleich mit dem Cover an. Klar, das Design der britischen Design-Gurus Hipgnosis ist genial, keine Frage. Daher kennt es auch jeder, und meint entsprechend auch die Musik zu kennen. „Perception Bias” nennt man das in der Psychologie. Als wären auf dem Album alle Hits der Briten drauf. Mitnichten. Schon mal das ganze Album durchgehört? Nüchtern, am Stück, vormittags? Und nicht bekifft auf einer WG-Party? Eben. Denn dieser abgehobene Konzept-Trip würde bei einer anderen Band, zu einer anderen Zeit, maximal als Ambient-Sampler durchgehen. Die Klassiker „Time“ und „Money“ mal ausgenommen, wabert und jault es im Großen und Ganzen eher mehr anstrengend als erhebend dahin. Produktionstechnik hin oder her, wenn ein Dreivierteljahr in den Abbey Road Studios gewerkt wird, kann man das bei einem Output von knapp 45 Minuten voraussetzen. Time and Money eben, haha. Dass es auch flotter und besser geht, zeigt nämlich der Nachfolger „Wish You Were Here“. Das ist mal ein Konzeptalbum, aufgenommen in Gedenken an den leider völlig abgedrehten Floyd-Mitgründer Syd Barrett in nur einem halben Jahr, da sind wahre Kunstwerke zu hören. Und mit dem Titeltrack einer der ergreifendsten Rocksongs überhaupt. Nicht umsonst finden die Herren Wright und Gilmour, es wäre ihr bestes Album. Case closed. Übrigens: es gibt keine dunkle Seite des Mondes, nur eine der Erde abgewandte ...
GEWINNSPIELE Zu gewinnen gibt es: • Tickets für The Rolling Stones • Bücher von Monchi • CDs von James Bond • Tickets für Gewalt • Vinyls von Parov Stelar • Bücher von Thomas Stipsits
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Die Gewinnspiele der aktuellen Ausgabe finden Sie auf den Seiten 12–13, 16–17, 21, 22–23 und 24–25.
Journalist Markus Höller versus Pink Floyd
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Eine Teilnahme an den Gewinnspielen ist möglich auf www.ticketmagazin.com im Beitrag „!ticket Gewinnspiele April 2022“. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 15. April 2022.
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