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!ticket Österreichs Eventmagazin Nr.1
musik MAI show 2022 sport theater kabarett Ausgabe 249
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Österreichische Post AG / MZ 15Z040254 M, CTS Eventim Austria GmbH, Mariahilferstraße 41–43, 1060 Wien; Preis: € 2,90
Rockstar, Bierbrauer & Politiker: Marco Pogo von Turbobier hat viele Geschichten zu erzählen
AMORE Melissa Naschenweng kokettiert in Lederhose, Richie Bravo weckt Sehnsüchte & die Libido
beggin’
Diesen Sommer am Nova Rock, kommendes Jahr in der Wiener Stadthalle: Die italienische Rocksensation Måneskin geht steil!
MÅNESKIN
Ab September 2022
AB OKTOBER 2022
© Disney | Foto: Johan Persson
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DAS MUSICAL
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TM © 1988 CML
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Foto: vbw © Deen van Meer
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RAMMSTEIN Drei Jahre nach ihrem letzten Album sind die deutschen Arsonisten Rammstein mit ihrem neuen Album „Zeit” zurück – wie immer mit durchdachtem Marketing, das sogar über kreative Schwächen hinwegtrösten kann.
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Harvest of Gold
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ür zumindest drei Generationen – die Millennials, die Gen Z und erst recht für die Alpha – ist der Streamingdienst Spotify nicht mehr wegzudenken. Vor etwa einem Jahrzehnt ging das „Ikea für die Ohren”, wie es Kollege Tobi Müller in der Zeit auf den Punkt brachte, bei uns online und hat seitdem zwar nicht zwingend die Musik, die wir hören, verändert, aber die Art, wie wir Musik konsumieren. Ja, seit ebenfalls fast 10 Jahren steigen auch die Umsätze bei haptischen Tonträgen wieder, werden wieder vermehrt CDs, Platten und sogar Kassetten gekauft. Dennoch ist Streaming für deutlich mehr als die Hälfte des Branchenumsatzes verantwortlich. Branchenführer Spotify selbst hält sich bedeckt mit Informationen darüber, wie hoch die Vergütung der einzelnen Künstler ist – zumal auch die Auszahlung in den jeweiligen Ländern variieren kann, es ist unter anderem von der Anzahl der Abonnenten sowie der gesamten Menge an Streams im jeweiligen Land abhängig. Als groben Richtwert kann man bei bekannten Künstlern jedoch von grob 0,0031 Euro ausgehen, von dem noch die Steuern und die Anteile an etwa Plattenfirmen abzuziehen sind. Nach Adam Riese bleibt also bei Spotify eher wenig über. Schlechter honoriert nur YouTube (0,0014
Euro), während der Mitbewerb teilweise deutlich über Spotify rangiert: Amazon Music zahlt etwa 0,0038 Euro, Deezer 0,0050 Euro und Apple Music gar 0,0060 Euro. Selbst für mathematische Nudelaugen ist die Rechnung also einfach; Im Vergleich zur „goldenen Ära” sind die Bedingungen für Künstler im Zeitalter des Streamings deutlich schlechter geworden, die Einkommensschere zwischen kleinen Fischen und den Big Sellern umso größer: Großes Geld machen nur die ganz Großen, auch weil die Konzentration ohnehin ein generelles Phänomen im Internet ist – Algorithmen mögen die Seiten, die viele mögen. Soll heißen: Ja, dank solcher Plattformen wie Spotify haben wir theoretisch eine große Vielfalt vorliegen, aber eben nur theoretisch. Die Monopole sind heute größer denn je, denn gehört wird bei einem überwiegenden Gros der Hörerinnen und Hörer nach einem sich ständig auf den Usern anpassenden Algorithmus, begreift sich Spotify immerhin nicht als Verleger, sondern als Technologieunternehmen. Nur selten werden explizit Inhalte vom Benutzer ausgewählt, viel mehr arbeitet Spotify mit künstlicher Intelligenz und schlägt immer exakter aufs Konsumbedürfnis zugeschnittene Namen und Lieder vor, die in der Fülle der Rezeption verschwimmen. Neu sind Zusammenstellun-
gen zwar nicht grundsätzlich, man kennt CD-Sampler wie Kuschelrock und Bravo Hits schon lange. Kern des Geschäftes waren sie aber nie. Das ist heute anders, Spotify nennt die Playlist seit geraumer Zeit schön analog wieder Mixtape, und genau diese Mixtapes sind zum längsten Hebel im Musikgeschäft geworden, gute Platzierungen in diesen entscheiden heute über Karrieren. Wer wohin kommt, bestimmt: Spotify. „Everyone loves Music”, „Musik für jeden Moment”, „You are what you listen to”, „Listening is Everything” waren bisher die Slogans, mit denen Spotify warb. Seit diesem Jahr heißt es ehrlich: „Empowered by you.” Und ja, letztlich geht es bei Spotify nicht um Musik, sondern um Userdaten: so hart wie bei Spotify war die Kundenbindung nie, ist immerhin auch die Offline-Wiedergabe nur in der App möglich. So liefern Nutzer unentwegt Datenspuren an das Unternehmen, und die sind heute freilich Gold wert, mehr als die Kunst. So kommt Spotify-CEO Daniel Ek auf ein Vermögen von 2,7 Milliarden Dollar, im Vergleich dazu: Taylor Swift rangiert bei 340 Millionen Euro, Mick Jagger bei 425 Millionen, Bono Vox bei 700 Millionen und selbst Paul McCartney „nur” bei etwa 900 Millionen. Stefan Baumgartner (Chefredakteur)
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JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ
IN DIESER AUSGABE BACK TO LI E
[14] Rammstein mit neuem Album auf Tour [15] Bücherwurm Yello, Günther Lainer, Julia Engelmann & TV Personalities [16] Marco Pogo Geschichten des bierbrauenden, rockenden Politikers [16] Hubert von Goisern über aktuelle und vergangene Zeiten [20] Rimini Seidls Biographie von Richie Bravo [21] Arena di Verona ein großer Opern-Reigen in Italien [22] Daniel Sloss Tabus sind tabu [22] Melissa Naschenweng Schattenseiten und Feminismus RAF Camora & Bonez MC. Sie arbeiteten gemeinsam an ihren Alben „Palmen aus Plastik“ und „Palmen aus Plastik 2“ und kamen dabei auf den Geschmack: Nicht nur musikalisch, sondern auch kulinarisch haben sich die beiden Deutsch-Rapper RAF Camora und Bonez MC gefunden, inspiriert von ihrer Vorliebe zu Softdrinks: Herausgekommen sind vier Storten Wild Crocodile, die ab sofort im Handel erhältlich sind. RAF Camora gastiert übrigens am 2. Juni, Bonez MC am 7. Dezember in der Wiener Stadthalle D.
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Fotos: Bryan Adams, Chiaramilo, Total Thrash, Illustration: Österreich in leiwanden Grafiken
oeticket auf Spotify. Seit vergangenem Juli ist oeticket unter „Eventim Austria“ nicht nur auf Instagram, Facebook und Twitter aktiv, sondern dreht auch auf Spotify die Lautsprecher auf die sprichwörtliche 11: Regelmäßig werden kuratierte Playlisten veröffentlicht, die zu einem bestimmten Thema – sei es ein Festival, ein bestimmter Künstler oder ein Genre – eine akustische Brücke schlagen und somit „Lust auf mehr“ machen soll. Ganz aktuell: Um die Österreich-Premiere von „Total Thrash“ gebührend zu feiern, hat uns Rainer Höllersberger von den österreichischen Thrashern Enclave eine Liste der besten Thrash-Metal-Songs zusammengestellt.
Total Thrash. Im Rahmen der Poolinale Nights zeigt das Wiener Filmhaus am 9. Juni die Österreich-Premiere der umjubelten Doku „Total Thrash – The Teutonic Story“. Die liebevoll gestaltete, aber auch informative Hommage zeigt die Entwicklung des musikalischen und kulturell extrem einflussreichen Genres Thrash Metal in Deutschland. Der Fokus des Films spielt dabei in der Keimzelle des Genres – dem Ruhrpott. Hier wollten viele Jugendliche Anfang der 80er Jahre aus der vorherrschenden gesellschaftlichen Strukturen ausbrechen und ihren eigenen Lebensweg finden. Die Welt war zu dieser Zeit oftmals trist und von vielen sozialen Problemen geprägt. Die Flucht der Jugendlichen endete in der Musik, mit Bands wie Kreator, Sodom und Destruction. Die drei genannten Bands haben mit „Hate Über Alles“, „Bombenhagel EP“ und „Diabolical“ auch aktuelle Alben am Start.
DIE TOPH-TS HIGHLIG2 202
PETER CORNELIUS & BAND „HITS AND MORE“ – Di. 21.6.22
MANIA – THE ABBA TRIBUTE FROM LONDON´S WESTEND – Sa. 20.8.22
STEFANIE WERGER SUPPORT BORIS BUKOWSKI „GROSSE ABSCHIEDSTOURNEE“ – Do. 1.9.22
COMEDIANS DELL`ARTE HAZEL BRUGGER
„KENNEN SIE DIESE FRAU?“ – So. 26.6.22
LUIS AUS SÜDTIROL „OSCHPELE“ – Fr. 8.7.22
MNOZIL BRASS „GOLD“ – Di. 12.7.22
KAYA YANAR
„FLUCH DER FAMILIE“ – Do. 14.7.22
GERY SEIDL
„HOCHTIEF“ – Sa. 30.7.22
GERNOT KULIS
„BEST OF 20 JAHRE Ö3-CALLBOY“ – Do. 18.8.22
OMAR SARSAM
„SONDERKLASSE“ – Do. 25.8.22
LISA ECKHART
„DIE VORTEILE DES LASTERS“ – Sa. 27.8.22
FESTGELÄNDE WIESEN
BEGINN 20:00
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SCHEINWERFERLICHT
Ville Valo, den Namen kennt man noch aus verflossenen Zeiten, als er mit HIM die Herzen schwarz färbte. Kürzlich meldete er sich mit seiner neuen Single „Loveletting” zurück, die sein Debüt-Soloalbum „Neon Noir” ankündigt, das Anfang 2023 erscheinen soll. Begleitend zu dieser Veröffentlichung, die (versprochen!) in seinem ur-typischen Sound, der einer einsamen und von launischer Wehleidigkeit bevölkerten Welt zugehörig ist, beheimatet ist, dürfen wir ihn zudem live am 5. März in der Arena erleben.
In Extremo gastieren im Rahmen ihrer „Kompass zur Sonne” am 14. Mai endlich wieder im Gasometer. Im Vorprogramm werden wir von Osaka Rising und Russkaja, die mit In Extremo bereits für „Gogiya” musizierten, angeheizt! Ein Abend für flotte Tanzfüße!
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Fotos: Universal Music (Il Divo), Jens Koch (In Extremo), Jonas Brandt (Ville Valo), Nils Müller (Max Mutzke), Waldeck (Waldeck)
Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteurin und Herausgeberin
So sehr wir uns über die wiederkehrende Normalität bei Live-Events freuen, trübt der Krieg in der Ukraine nach wie vor unsere Unbeschwertheit. Doch gerade in Momenten wie diesen kann es hilfreich sein, die Alltagssorgen zu vergessen und all die großartigen Veranstaltungen zu genießen. Hilfreich ist vor allem auch der Besuch von Konzerten zur Unterstützung der Ukraine. So sind etwa „Ukrainische Klänge“ am 14. Mai im Wiener Ehrbarsaal und am 15. Mai im Grazer Minoritensaal zu hören. Am 17. Mai laden Künstler:innen der Soul-, Funk- & Jazz-Szene zum Benefizkonzert „Songs for Souls“ in den Wiener Reigen, knapp 400 Meter Luftlinie weiter westlich findet am selben Tag „Uni4Ukraine” in der Hofburg Innsbruck statt, bevor am 5. Juni Gandalf, Meena Cryle & Chris Fillmore sowie Revolution 69 in der Villa Kunterbunt in Pressbaum unter dem Motto „Peace, Love & Music – für Ukraine“ auftreten. #yeswecare Roberta Scheifinger
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Max Mutzke , der „Astronaut” und Gewinner von „The Masked Singer” auf ProSieben und Sänger des ESC-Hits „Can’t Wait Until Tonight” wird am 21. Mai im Konzerthaus Klagenfurt mit der 18köpfigen kelagBIGband unter der Leitung von Hans Lassnig Station machen, als Gastsolist wird auch Torsten Goods, Gitarrist von u. a. Sarah Connor, bei diesem einzigartigen Musikabend, der irgendwo zwischen Pop, Rock, Jazz, Soul und Funk changiert, mit dabei sein. Ein musikalisches Feuerwerk der Extraklasse ist garantiert!
PRÄSENTIEREN
ELĪNA GARANČA Il Divo gehen (aus traurigem Anlass) auf „Greatest Hits”-Tour, die am 29. Juni auch in der Wiener Stadthalle D Station macht: Kongenial verbinden Urs Bühler (Schweiz), David Miller (USA), Sébastien Izambard (Frankreich) und bisher Carlos Martin (Spanien), der vergangenes Jahr an COVID-19 im Alter von nur 53 Jahren verstarb und bei dieser Hommage an ihn von Steven La Brie (Mexiko) ersetzt wird, Oper und klassische Musik mit Pop – im Gepäck haben sie auch ihr aktuelles Album „For Once in My Life”.
© SARAHKATHARINA PHOTOGRAPHY
6. Juli 2022 Stift Göttweig 9. Juli 2022 Kitzbühel
Waldeck gastiert am 3. und 4. Juni im Porgy & Bess, feiert doch das KultPlattenlabel Dope Noir sein 20-jähriges Jubiläum, auch mit einer Luxusvinylbox, die hier vorab erhältlich sein wird. Am ersten Abend musiziert Waldeck gemeinsam mit Patrizia Ferrara „Belle & Pop”, in kammermusikalischer Besetzung und an seinen elektronischen Wurzeln orientierend. Davor gibt sich Saint Privat die Ehre. Am zweiten Abend spielt Waldeck mit (10-köpfigen!) Sextett und erneut Patrizia Ferrara „It Might be French” – ausnahmsweise komplett ohne Elektronik! Davor erleben wir Soul Goodman.
www.klassikopenair.at
highlights
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Måneskin bedeutet eigentlich „Mondschein”, doch sind die vier ehemaligen Schulfreunde mittlerweile zum neuen, großen Stern am Rock-Firmament gewachsen. Mit ihrem Song gegen den Krieg in der Ukraine und ihrem neuen Album werden sie diesen Status wohl noch deutlicher festigen.
Foto: Francis Delacroix
Im Netzhemd zu Fr
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rieden und Freiheit Retten sie den Rock’n’Roll durchs 21. Jahrhundert oder sind sie der erfolgreichste Stromgitarren-Marketinggag seit Jahren? Die ESC-Sieger Måneskin bewegen und polarisieren. Hinter der geschminkten und dekadenten Fassade verbirgt sich der Wunsch vier junger Menschen, die Welt zu einem besseren Ort zu gestalten. TEXT: ROBERT FRÖWEIN
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Foto: Francis Delacroix
ie groß war die Aufregung bei den MTV Music Awards 2003, als Pop-Königin Madonna ihre jungen Alter Egos Britney Spears und Christina Aguilera mit großer Leidenschaft küsste. Beim Coachella-Festival 2015 drückte Madonna dann auch noch Rapper Drake ihre Zunge in den Rachen. Alle waren entrüstet. Doch der wichtigste Kuss der jüngeren Musikgeschichte hatte nicht ausschließlich Publicity-Gründe. Polen, Juni 2021. Während der Performance des Måneskin-Hits „I Wanna Be Your Slave“ treten Sänger Damiano David und Gitarrist Thomas Raggi plötzlich in den Lippen-Infight und setzen damit ein Zeichen gegen Diskriminierung. Und das live vor Publikum auf der Bühne eines Landes, das sich ähnlich den Ungarn mit Vehemenz gegen die LGBTQKultur und eine offene Gesellschaft stellt. Das Polsat SuperHit Festiwal hatte seinen Landesskandal und der Rest der Welt verliebte sich noch ein bisschen mehr in die heißeste, aufregendste und vor allem frischeste Rockband seit Jahren.
GEWINN SPIEL
yl mamia”-Vin n eine „Mam Wir verlose akate von Måneskin. und fünf Pl rmationen und Mehr Info : edingungen Teilnahmeb agazin.com tm e www.tick
Verheißung auf Wiederkehr In Zeiten von Bedroom-Produktionen, Solokünstlern und billigen Beats aus der Steckdose sind die vier Schulfreunde aus Rom so etwas wie die Verheißung auf eine Wiederkehr der guten alten Zeit. Einer Zeit, als die Political Correctness noch nicht zur schmähzerstörenden Scheinmoralinstanz
gedieh, wo hautenge Hosen und kajalumschminkte Augen für Sex-Appeal sorgten und man die optisch-zügellose Frivolität mit herausragendem Können an den Instrumenten vermischte. Die mittlerweile wieder vom Hype-Train gefallenen Greta Van Fleet haben schon vor ein paar Jahren den Anspruch auf den Rock-Thron gestellt. Eine Stimme wie von Robert Plant, ein Gehabe wie bei Queen und dazu noch ein Familienband, das Standfestigkeit und Authentizität vermittelte. Im Gegensatz zu Måneskin wirken die Amerikaner aber wie schnöde Klosterschüler. Damiano David ist ein charismatischer Frontmann mit Stimmgewalt und Haltung, Bassistin Victoria De Angelis spielt kokett mit ihrem Äußeren und ist der rhythmische Motor der Band, Gitarrist Thomas Raggi der Kitt des Instrumentalen und Drummer Ethan Torchio sorgt für die anrüchige Wucht des Dargebotenen. Mit dieser Mischung, viel Talent, noch mehr harter Arbeit und dem richtigen Momentum starteten Måneskin 2021 eine Erfolgsserie, die es so noch nie gab. Die wichtigsten Eckpfeiler: im März gewinnt man das Sanremo-Festival mit dem Song „Zitti e buoni“, zwei Monate später triumphiert die Band mit ebenjener Nummer beim Eurovision Song Contest. Die Magazine und Zeitungen reißen sich um Interviews, man erobert die weltweiten Charts, es gibt ein paar mitreißende Shows im geplagten Pandemiesommer (u. a. beim Nova Rock Encore in Wiener Neustadt) und man
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ist plötzlich Support-Act der Rolling Stones in Las Vegas. Dazwischen räumt man weitere Awards ab und präsentiert den flotten Hard Rock mit Blues-Einflüssen bei Jimmy Fallon und Ellen DeGeneres. „Uns sind so viele großartige Dinge passiert, die können wir gar nicht auflisten“, so Drummer Torchio im Interview. Sind Måneskin die Retter und Heilsbringer der totgeglaubten Rock-Musik? „Es wäre vermessen, das so zu sehen, aber sind stolz, wenn wir unseren Beitrag dazu leisten können“, so Sänger David, „wir machen, was uns Spaß macht und werden nicht damit aufhören.“ Nicht so sehr Rock’n’Roll Mitunter liegt der Erfolg auch an der offen zur Schau gestellten Lässigkeit. In Zeiten des wiederaufkommenden Spießertums und zunehmenden Gleichschaltung umweht die Italiener das verruchte Gefühl des Leibhaftigen. Bei De Angelis blitzt die Brust aus dem Netzhemd und David lässt sich beim Crowdsurfing gerne durch die Menge tragen. Måneskin spielen mit Klischees und einem ausladenden Rock’n’RollGestus,wirken trotz ihrer Jugend fast wie ein Relikt aus alten Tagen. Die Gefährlichkeit, die in jungen Jahren die Stones, Iggy Pop oder Led Zeppelin ausstrahlten, scheint in den Europäern reinkarniert zu sein. Zudem verstehen sie die Rockmusik nicht bloß als Marktplatz für ausufernden Hedonismus, sondern auch als Möglichkeit, die Welt mit Spaß, Leichtigkeit und viel Inhalt ein Stückchen besser zu gestalten. „Wir sind nicht so Rock’n’Roll wie die Leute denken“, so Torchio, „Damiano ist noch nicht einmal Fan von Partys.“ Diese nur vermeintlichen Widersprüche zeigen, dass Måneskin die revolutionäre Blaupause für eine Jugendbewegung ist, die unentwegt an Grenzen stößt. Jene Mauern sind meist weiße, alte
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Männer. „Wenn uns etwas wichtig ist, dann werden wir dafür unsere Stimme erheben“, so Bassistin De Angelis. So hat man bei den letzten Songwritingsessions in Los Angeles einen Song gegen den Krieg in der Ukraine geschrieben, um damit die Kampagne „Global Citizen’s Stand Up For Ukraine“ zu unterstützen. „So nah waren wie noch nie an einem Protestsong“, ist Frontmann David stolz auf die Nummer, „die Leute sehen uns vornehmlich als eine Partyband, aber wie alle anderen auch, kommen wir nicht an den Geschehnissen auf dieser Welt vorbei. Was in der Ukraine passiert ist absoluter Horror und ich wünschte, wir könnten mehr tun. Wir können unsere Stimmen zumindest dort zur Verfügung stellen, wo sie einen kleinen Unterschied ausmachen. Wir stehen mit den Ukrainern und unseren dortigen Fans, aber auch zu unseren russischen Fans, die gegen Krieg sind und mit den Konsequenzen von etwas leben müssen, für das sie sich selbst nie entschieden haben.“ Richtige Richtung Dass die Band mit ihrem Look und ihrem Gehabe anno 2022 verschrecken und schockieren kann sieht sie nicht zwingend als Zeichen dafür, dass sich gewissen Themen in der Gesellschaft zu sehr versteifen oder zurückbewegen. „Wir entwickeln uns alle weiter, die Dinge gehen in die richtige Richtung“, so David, „heute haben mehr Menschen als je zuvor Akzeptanz für vieles. Es fällt nur nicht so sehr auf, weil die wenigen Stimmen der anderen lauter sind. Natürlich gibt es noch eine Menge zu tun. In puncto Offenheit, Toleranz und Akzeptanz bei sogenannten Außenseitern muss man ständig weiterarbeiten. Nur so können sich die Dinge auf Dauer verbessern.“ Måneskin sehen sich auch nicht als Feindbild der „Generation Woke“. „Zumindest nicht aus
meiner Perspektive“, erklärt der Sänger, „die Welt ist ständig im Wandel und die junge Generation will sie zum Besseren verwandeln. Gewisse Schlüsselbegriffe werden immer dann verwendet, wenn man Angst schüren und spalten möchte. Wir haben die richtige Richtung eingeschlagen, aber viele Dinge gehen einfach nicht schnell genug.“ Bevor es in wenigen Wochen wieder beim Nova Rock aufschlägt, erinnert sich das Quartett mit Freude an das Nova Rock Encore zurück. „Die Musik bringt Menschen zusammen und durch sie können wir uns ausdrücken. Außerdem kann sie den Menschen Hoffnung bringen und aus dem Alltag holen. In Zeiten wie diesen ist das schon eine sehr große Sache.“ So wie Måneskin für Ungezwungenheit und das soziale Miteinander stehen, sehen sich die vier Musiker schon mit Anfang 20 in einer Vorbildrolle. „Es gefällt uns, wenn wir vorgefertigte Meinungen und Ansichten der Menschen über uns durchbrechen können. So wie wir es lieben, Grenzen zu durchbrechen. Alle sagten uns, als italienische Band könne man in den USA keinen Durchbruch schaffen. Alle sagten uns, der Song Contest und die Glaubwürdigkeit als Rockband würden nicht zusammengehen. Wir lieben es, diese Barrieren zu durchbrechen und die Leute Lügen zu strafen.“ Das neue Album ist in Arbeit, ein paar neue Songs werden es auch auf die Bühne in den Pannonia Fields schaffen. Was gleich bleibt, ist die Botschaft für Frieden und Freiheit. Beides scheint die Welt sukzessive zu verlieren, aber die vier jungen Römer kämpfen unaufhaltsam für eine bessere Zukunft. n Måneskin gastieren im Juni am Nova Rock Festival, sowie am 28. April im Zuge der „Loud Kids on Tour” in der Wiener Stadthalle D.
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WIEN #24
3/6/2022——5/6/2022 OTTAKRINGER BRAUEREI
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Jurassic Park Im oberösterreichischen Dinoland können kleine Forscher ab sofort mit T-Rex und Co. auf Tuchfühlung gehen. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER wird aber nicht nur „gelernt”: DinoScooter, Dino-Reiten und eine DinoRallye sorgen für actiongeladene Abwechslung, zahlreiche herausfordernde Kletteranlagen, Riesenrutschen, Balancierpfade, ein verwunschenes Labyrinth und ein Flying Fox sorgen dafür, dass auch Ihr Kind abends rasch die Reise in seine Traumurzeit antreten wird – vielleicht sogar mit einem neuen Plüschdino im Arm? n Das Dinoland auf Schloss Katzenberg ist Samstag und Sonntag bis 30. Oktober für Dinofans geöffnet, in Ferien und an Feiertagen gibt es Sonderöffnungstage.
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Foto: Dominik Gruss
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m Dinoland auf Schloss Katzenberg können Dino-Fans in einem weitläufigen Wald- und Wiesenareal in die geheimnisvolle Vergangenheit unseres Planeten eintauchen: Sie begeben sich auf ihrer Entdeckungstour auf eine erlebnisreiche Forschungsreise mit mehr als 70 lebensgroßen, realistischen Dinosauriern, Skeletten und Fossilien. Auge in Auge mit den beeindruckenden Kolossen – einige bewegen sich sogar und geben Geräusche von sich – erzählen sie den kleinen (und großen) Archäologen interessante Geschichten, im Forschercamp kann man sogar selbst Fossilien freilegen! Es
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Anti-Gravitation Über Corona hat sich bei den Masters-of-Dirt-Ridern viel überschüssige Energie angestaut, die sie nun auf ihren Snowmobilen, Bikes & Buggies wieder rauslassen müssen. Grenzen der Physik? I wo! TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
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Fotos: Pascal Riesinger, flp photography
enn der Zirkus in der Stadt gastiert, dann eilen in ihrer überbordenden Euphorie alle Kinder mit ihren leuchtenden Äuglein hin. Wer jedoch motorisierte Megasprünge Trapezkünstlern vorzieht und statt auf Clowns lieber ein Auge auf die im wahrsten Wortsinn heißen Fuelgirls wirft, der ist hingegen beim dröhnendsten Zirkus aller Zeiten goldrichtig: Bei Masters of Dirt liegt Benzingeruch in der Luft, das Adrenalin schießt Athleten und Fans gleichermaßen in die Venen, Feuersäulen steigen in die Höhe und die überdimensional wirkenden Rampen werden in wenigen Sekunden zum Spielplatz für ewige Kinder auf der Suche nach der richtigen Dosis Dopamin, während bombastische Beats analog zum Adrenalin durch die Laut-
sprecher pumpen. Wenn die „Masters Of Dirt“ in Österreich Station machen, dann ist ein wahrlich einzigartiges Spektakel voller Artistik, Benzin und Showcharakter garantiert – und das bereits seit Jahren. 2007 veranstaltete der Wiener Georg Fechter das aufsehenerregende Programm zum ersten Mal, seitdem hat man sich Jahr für Jahr das ambitionierte Ziel gesetzt, die motorisierte Jagd noch höher, noch schneller und noch weiter zu peitschen. Wo Kinderaugen im Zirkus staunen, staunen hier selbst gestandene Männer, wenn sich mehrere Dutzend lebensmüde Athleten auf wahlweise zwei oder vier Rädern (oder gar Kufen!) in die Höhe katapultieren und knapp unter der Hallendecke ihre atemberaubenden Stunts feilbieten. Ohne Zirkus-Artistik gering-
schätzen zu wollen: Jahrelange Übung und eine gehörige Portion beinah animalischer Wahnsinn sind mehr noch bei Masters of Dirt essenziell, um auf Gefährten, die bis zu mehrere Hundert Kilogramm schwer sind, Distanzen von bis zu 30 Metern springen, Salti oder gar Backflips dabei zu produzieren und somit der Schwerkraft zumindest für einen kurzen, aber beeindruckenden Moment den Mittelfinger zu zeigen. „Über den Wolken muss die Freiheit grenzenlos sein” sang dereinst der große Reinhard Mey – und Masters of Dirt kratzt haarscharf an dieser Freiheit. n Masters of Dirt gastiert zwischen 10. und 12. Juni in der Wiener Stadthalle, im März und April dann in Linz, Graz, Salzburg und Innsbruck.
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Triste Titten Mit „Zeit” melden sich die Arsonisten Rammstein zurück – wie gewohnt mit durchdachtem Marketing, das über eingefahrene kreative Schwächen hinwegzutrösten bestrebt ist. Auch die großen Aufreger sind altersmilde geworden. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
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war stets ein geschicktes, man denke an das Merchandise, das oft etwas infantil, dafür überdeutlich mit den stark sexuell konnotierten Texten im Einklang stand, man für „Pussy” sogar einen Hardcore-Porno simulierte, der auf einem einschlägigen Kuschelvideo-Portal debütierte – oder als man für ihr letztes Album den Holocaust als Marketing-Gag instrumentalisierte. Nicht minder fingerfertig wird nun auch das achte Studioalbum „Zeit” umgarnt, das nun nach nur dreijähriger Wartezeit am 29. April erschien und dem Sextett als kreative Ersatzhandlung zur Zwangspause während der Pandemie fungierte. Insbesondere, als man bekanntgab, in eine Berliner Schönheitsklinik investiert zu haben und eine Bilderreihe zeigte, die die sechs Musiker scheinbar nach Schönheitsoperationen portraitierte, muss man eingedenk des Körperkults, der gerade dank Instagram und TikTok grassiert, von einem gelungenen Schachzug sprechen – während die damit beworbene Single „Zick Zack”, eine verlangsamte Hommage an „Links 2 3 4” und „Asche zu Asche”, vielleicht das Prädikat „nett” verdient hat und der Kaufanreiz primär durch das beigelegte Retro-Jugendmagazin begründet ist. Viel wonnevoller wird’s nicht, weniger noch als beim ohnehin zerfahrenen Vorgänger: Einzig viel-
leicht „Dicke Titten” mit seiner Zeltfeststimmung weiß, aufhorchen zu machen, ein überwiegendes Gros der weiteren Stücke hat man von Rammstein schon einmal geschickter inszeniert gehört, auch die pointierten Aufreger sind im Vergleich zu früher handzahm geworden („OK” – „ohne Kondom”). Beinahe möchte man hie und da ätzen, dass Rammstein – die Balladen früher natürlich auch konnten! – nun vorzugsweise schunkelnd die Unheilig-Nachfolge antreten („Zeit”, „Adieu”, „Schwarz”, „Meine Tränen”, „Lügen”), zumal man dem tonnenschweren Groove selbst in den dröhnenden Passagen über weite Strecken das Fett abgesaugt hat und Eigenzitate noch kolossaler im Raum thronen, als seit 2004 ohnehin. Ja, neben „Zick Zack” und „Dicke Titten” könnten live auch das verspielte, abwechslungsreiche „Giftig”, sowie der düstere Stampfer „Angst” im wahrsten Wortsinn zünden – als Referenzpunkte werden sie im posthumen Nachhall im Jahre Schnee wohl eher nicht einfließen. Doch für die Tour hat man wohl ausreichend Lametta im Gepäck. n Rammstein gastieren am 25. und 26. Mai in Klagenfurt, Flake liest aus „Heute hat die Welt Geburtstag“ im November und Dezember in Wien, Graz, Innsbruck und Linz.
Foto: Bryan Adams
anze zehn Jahre musste man auf das letzte, unbetitelte Album von Rammstein warten, groß sollte es hierauf betourt werden – Wien kam im Jahr vor der Corona-Krise bereits in den Genuss, gehüllt in ein gewohnt imposantes Flammeninferno schlichen sich damals gleich acht neue Stücke von „Deutschland” über „Radio” und „Ausländer” bis hin zur „Puppe” in die Setlist ein, während der Schwerpunkt freilich auf den Klassikern von „Sehnsucht”, „Herzeleid” und „Mutter” lag. Gerade in der direkten Gegenüberstellung – mehr noch als im singulären Album-Kontext – stand übergroß wie auch Lindemanns RiesenpenisMaschine die Fragestellung im siedend heißen Raum, ob sich die lange Wartezeit gelohnt hat, wie viele und welche der neuen Stücke eine ähnliche Omnipotenz und Nachwirkung wie ihre Frühwerke erarbeiten werden können, wenn überhaupt. Die Krux ist keine neue, haben Rammstein doch seit „Reise, Reise” konsequent abgebaut und konnten nur mehr sehr vereinzelt an etwa „Weißes Fleisch” und „Laichzeit”, „Du hast” und „Engel”, oder auch an „Links 2 3 4” und „Rein raus” anknüpfen – „Mein Teil”, „Mann gegen Mann”, „Ich tu dir weh” oder auch „Puppe” stechen exzeptionell heraus. Allein: Ihr Händchen für perfektes Marketing
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Bücherwurm
Benjamin Berton Dreamworld
Klangmaler Blank und Wortmagier Meier vertonen den Dadaismus, Günther Lainer kredenzt Lebensweisheiten, Julia Engelmann streut Konfetti und Benjamin Berton erzählt von brüchiger Illusion. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
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Fotos: Goldmann, Ventil, Schultz & Schirm, Edition Patrick Frey
ber 40 Jahre sind verstrichen, seit sich Yello („A Yelled Hello” – „ein gebrülltes Hallo”) im malerischen Zürich daran machten, aus Motorengeräuschen und Experimentalsounds Lieder zusammen zu schnipseln und fortan Musikgeschichte zu schneidern. Heute genießen Yello neben Kraftwerk einen festen Platz im Pantheon der Pioniere elektronischer Pop-Sounds, ja, im Gegensatz zur Kollegschaft bewiesen sie auch erst kürzlich, 2020, mit ihrem vierzehnten Album „Point”, dass Alter vor musikalischem Abenteuergeist nicht schützt. Stets haben sie sich geweigert, sich dem aktuellen Zeitgeist anzubiedern – dies macht ihren Ruf, wenngleich man heute nicht mehr als Rabauken, sondern als etablierte Gentlemen der Avantgarde geführt wird, letztlich so unikal. Mit „Oh Yeah”, benannt nach ihrem größten Hit, liegt nun ein Coffee-Table-Buch vor, 450 Seiten mit einer Unmenge an Fotos, Dokumenten und Anekdoten aus der
Gebeutelt von Drogen, Depression und übler Gesundheit ist Dan Treacy heute ein Pflegefall – kein Wunder, möchte man attestieren, war doch sein Leben mit den Television Personalities ein turbulentes, wie so oft bei Genies. Berton zeichnet nun dessen Historie und der „Godfather of Indie-Pop” nach, allerdings nicht als faktengetreue Werkschau, sondern mit räsonabeler Imagination. So gerät die Biographie zu einem Weitwinkel, der die „Dreamworld” Treacys auch im Umfeld einfängt, euphorisch in ihrer Tragik.
Karriere der beiden Yello-Köpfe Boris Blank (der Klangmaler) und Dieter Meier (der Wortmagier): Geschickt gewählt ist der Fokus auf Bilder, mit geringem Textanteil, sprechen doch die Aufnahmen vielmehr Bände über ihre kreative Begeisterung – etwa, wenn man Blank mit bübischem Eifer am Keyboard sieht oder in Meiers Augen die Passion leuchtet. Das gleicher- Lass mal an uns selber glauben In ihrem neuen Buch maßen dokumentarische wie inszenierte „Lass mal an uns selber Potpourri zeigt, dass es sich hier nicht leglauben” versammelt diglich um ein Pop-Duo (anfänglich mit die deutsche Sängerin Carlos Perón ein Trio) unter vielen handelt, und Dichterin Julia sondern vielmehr um ein exzeptionelles Engelmann ihre besten, weil gefühlvollsten Multimedia-Kunstprojekt – demnach ist Zeilen über das Leben, „Oh Yeah” auch fernab davon, eine schnödie Liebe und die Suche de Biographie zu sein, sondern lebt sich nach dem Glück. Zweifelsohne sprechen ihre vielmehr in der visuellen Konzeptdarstel- mal rührenden, mal grüblerischen, mal tieflung aus: Es ist eine mosaikhafte Reportage schürfenden Gedanken für die Generationen aus vergangenen Zeiten, aber auch ein Do- Y, Z und Alpha und schenken ihnen Zuversicht, kument eines von postpunkigem Übermut machen Mut, streuen aber auch Konfetti. Live mit Musikuntermalung gastiert Engelmann beseeltem Zeitgeist, entwachsen aus der am 21. Mai in Innsbruck, am 22. in Wien. Geburtsstätte des Dadaismus, gründete doch Hugo Ball 1916 in Zürich unweit von Lenins Exilwohnung das Cabaret Voltaire, in dem er gemeinsam mit seiner Lebensweisheiten, die keiner braucht Wenn mich mein Vater Freundin Emmy Hennings fast allabendlich als Kind auf die Palme seine exzentrischen Programme aufführte, bringen wollte, dann hat die wenig später gemeinsam mit Tristan er mit bevorzugt Tzara, Hans Arp und Richard Huelsenbeck gereimten Lebensweisheiten aufgetrumpft. den Grundstein für die Dada-Aktivitäten Selbige legt nun auch legten. Wie auch jene waren Meier und Günther Lainer in BuchBlank geniale Dilettanten, die mehr zufällig form vor – schöpft dabei als gewollt – ja, sie bezeichnen sich sogar aus über einem halben Jahrhundet Erfahrung heute noch gern selbst als als Kabarettist, Religionslehrer und Mensch. Ihm ist somit ein treffliches Nachschlagewerk Hochstapler – schräge t er ti en äs Meisterwerke schu- Günther Lainer pr ik am für alle Eltern gelungen, die ebenfalls ihre Kinder zu Themen von Freundschaft über von Klass fen, die bis heute im Rahmen10. Juli „Karneval am Liebe und Ernährung bis hin zu Erfolg und it om m D Gemeinsam an nachwirken. der Tiere”. Gott enervieren wollen. r Christi
Julia Engelmann
Günther Lainer
berate Ernährungs ielt er in ganz Putscher sp urstSalat”. „W Österreich
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Gschichtl Rockstar, Bierbrauer und Politiker – jetzt sucht Marco Pogo eine weitere Herausforderung und geht mit seinem sehr persönlichen Solo-Debüt als Erzähler auf Tournee. Denn die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben selbst – soweit man sich daran erinnern kann. TEXT: HANNES KROPIK
Ein „Gschichtldrucker“ ist im Wienerischen jemand, der es mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt. Erklärt der Titel deines Solo-Debüts gleich dessen Stil und Inhalt? Natürlich könnte alles erfunden sein – ist es aber nicht. Ich erinnere mich zumindest so an diese Geschichten. Womit wir bei einem gewissen Problem sind: Oft kann man sich ja nicht hundertprozentig erinnern, was wirklich passiert ist. Darum habe ich vergangenes Jahr ein Buch, „G’schichtn“, geschrieben: um bestimmte Episoden meines Lebens nicht zu vergessen. Und daraus ist jetzt ein ganzes Programm geworden. Im Herbst hast du schon Lesungen aus „G’schichten“ gehalten, doch diese Tournee
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musste Lockdown-bedingt abgebrochen werden. Was ist jetzt anders? Ich wollte nicht mehr nur in sich abgeschlossene Geschichten vorlesen. Deshalb habe ich ein Programm geschrieben, das unterschiedliche Inhalte unterhaltsam verbindet. Es ist eine künstlerische Weitentwicklung. Du siehst „Gschichtldrucker“ nicht als Kabarettprogramm. Warum? Weil ich zu viel Ehrfurcht vor diesem Wort habe. Wenn ich an Kabarett denke, denke ich an Alfred Dorfer, Andreas Vitasek und Josef Hader. Ich selbst bin ein Gschichtldrucker. Was aber nicht heißt, dass ich in diese Rolle nicht hineinwachsen könnte. Das Leben ist eine Abfolge von Herausforderungen, die ich wahrzunehmen versuche. Als Musiker hast du Bandkollegen neben dir – wie fühlt es sich an, allein im Rampenlicht zu stehen? Es gibt kein Verstecken! Aber ich habe keine Angst, ich bin im Lauf der Jahrzehnte ein richtiger Bühnenprofi geworden. Und bei Konzerten mache ich ja auch immer recht launige Ansagen zwischen den Songs. Das neue Programm ist für mich einfach eine einzige, sehr lange Bühnenansage (lacht). Erwartest du Stagediver? Hoffentlich! Tatsächlich war das Publikum bei den Lesungen deutlich gesetzter und ruhiger als bei Turbobier.
Aber vielleicht waren es eh die gleichen Leute wie bei den Konzerten, nur dass sie sich nicht schon vorher acht Bier reingestellt haben. Im Buch geht oft um Abenteuer, die du auf Reisen erlebt hast – unter anderem eine irre Geschichte von einem mongolischen Mafioso, der sein eigenes Luxusauto anpinkelt. Turbobier werden öfters für internationale Konzerte angefragt und ich versuche, solche Möglichkeiten unbedingt wahrzunehmen. Man erlebt dann Dinge, die zu Hause unmöglich wären. Wie eben diese Geschichten, die sich 2018 auf unserer China-Tour abgespielt haben. Auf der Bühne nehme ich mir genüsslich Zeit, diese recht komplexen Anekdoten genau zu schildern. Wer sich in der Inneren Mongolei nicht so gut auskennt, wird sonst vielleicht nicht verstehen, was so fantastisch daran ist, dass dieser Typ seinen eigenen Bentley anpisst – und mich dann auf eine nächtliche Spritztour in diesem 700-PS-Auto einlädt. Ein wiederkehrendes Erlebnis waren deine Probleme mit der Polizei wegen deines alten Armee-Patronengürtels. In China haben wir zwölf Shows gespielt – und in dieser Zeit bin ich mindestens 15-mal von der Polizei angehalten worden. Und auf einem Flughafen in Japan ist deshalb sogar ein Bombenentschärfungskommando angerückt. Das war verrückt!
Foto: Julius Hirtzberger
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arco Pogo – bürgerlicher Name Dr. Dominik Wlazny – ist Sänger und Mastermind der Punkrockband Turbobier („Heute fahr ma Polizei“), vertreibt die gleichnamige Biersorte und führte seine Bierpartei 2020 zu überraschenden Erfolgen bei der Wiener Gemeinderatswahl. Im Vorjahr veröffentlichte der frühere Arzt sein erstes Buch „G’schichtn“, aus dem sich nun das abendfüllende Programm „Gschichtldrucker“ entwickelte. Ehe der 35-jährige „King of Simmering“ im Herbst für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten kandidiert, geht er ab Ende Mai mit seinem Solo-Debüt auf Tour.
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ldrucker heimischen Innenpolitik – kann man selbst damit unterhalten? Ich erzähle die Geschichte der Parteigründung, denn danach werde ich immer wieder gefragt. Österreich ist ja das Land der 1.000 Parteien und die Bierpartei gehört noch zu den harmloseren. Deshalb baue ich ein kleines Quiz im Programm ein, welche Parteien es sonst noch gibt. Versprochen, das wird amüsant!
Marco Pogo Von der niederösterreichischen Provinz über Wien-Simmering bis nach Kuala Lumpur hat der Frontmann von Turbobier ein wildes Potpourri an unglaublichen Abenteuern gesammelt. Davon erzählt er in „Gschichtldrucker”.
Apropos amüsant: Wie ernst ist es dir mit deiner Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten im Herbst? Jetzt gehe ich mit dem Programm auf Tour, und im Sommer spielen wir mit Turbobier bei gut 20 bis 25 Festivals. Ich arbeite an Songs für ein neues Turbobier-Album und im August soll der Mitschnitt unserer Konzerte im Volkstheater veröffentlicht werden. Aber, ja: Ich meine die Kandidatur absolut ernst. Vor allem sollen sich die anderen Parteien ruhig Sorgen machen, ob ich wirklich antrete. Konkurrenz belebt das Geschäft.
Lernt man daraus nicht irgendwann und lässt diesen Gürtel einfach zu Hause? Mittlerweile bin ich 35 und denke mir: Okay, das nächste Mal trage ich in China vielleicht einen anderen Gürtel. Aber damals war ich Anfang 30, da hätte ich mich unter keinen Umständen davon getrennt! Erstaunlich ist: Du steigst in deinen G’schichten nicht immer als Held aus. Meine Storys sind nicht heroisch. Wenn ich erzähle, wie ich in Amerika neben einem Le-
guan auf der Matratze aufwache, dann ist das doch wesentlich spannender, als wenn ich von Flügen in Privatjets erzähle oder ob ich Brüste signiert habe. Aber du hast schon auf Brüsten unterschrieben. Natürlich. Aber das ist nichts, worauf ich besonders stolz wäre. Als Vorsitzender der Bierpartei wirst du immer stärker zum Thema der
Bei einer Umfrage stand die Bierpartei in Wien zuletzt bereits bei sechs Prozent, Tendenz steigend. Wie erklärst du dir deine Popularität? Man muss mit den Leuten auf Augenhöhe kommunizieren. Wenn sich ein Politiker in die ZIB 2 setzt und in diesem ewigen NLP-Sprech 20 Minuten redet, ohne etwas zu sagen, dann zieht es doch jedem normalen Menschen die Bock aus. n Marco Pogo erzählt ab 30. Mai im Wiener Orpheum und dem Wiener Stadtsaal seine Gschichtln. Im Mai spielt er mit Turbobier auf der Wildstyle & Tattoo Messe in ganz Österreich, sowie im Juni am Nova Rock.
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„Tief in die Wu Nach fast sechs Jahren Konzertpause steht Hubert von Goisern endlich wieder auf der Bühne. Ein Gespräch über Vorfreude, Anspannung, seinen nahenden 70er, aber auch über Krieg, Putin und Songtexte, die aus heutiger Sicht prophetisch wirken. TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER Corona ausgebrochen ist, wir haben sie im Mai 2020 nur noch gemischt. Das Wort prophetisch klingt anmaßend. Aber vielleicht sind einige Texte hellsichtig und sehr am Puls dessen, was grad passiert. „Future Memories“ handelt davon, wie sich die Zeit verliert und alles stillsteht. Das war das Gefühl im ersten Lockdown. Da ist es mir oft so gegangen. Ich habe Dinge ausgedrückt, die sich nachher manifestiert haben. Es ist eine Sensibilität und Hellsichtigkeit für das, was in der Luft liegt. Ein guter Künstler kann das zum Ausdruck bringen.
Zuerst mussten Sie Ihre Konzerte wegen Corona verschieben, jetzt herrscht Krieg. Wie fühlt es sich an, in so einer Situation auf Tour zu gehen? Bei den Proben bin ich draufgekommen, dass ganz viele Lieder tief in die Wunden reingehen, die die Welt und die Gesellschaft haben. Es ist auf jeden Fall kein Programm, das vergessen lässt, was draußen ist. Ich bin neugierig, wie die Menschen darauf reagieren.
Sie sind keiner, der das Publikum berieseln will. Aber runterziehen soll es das Programm wohl auch nicht? Im Grunde genommen ist es immer mein Wunsch, dass es den Leuten, wenn sie nach unserer Darbietung nach Hause fahren, besser geht als vorher. Ich hoffe, dass uns das auch in der Situation gelingt. Nach so langer Wartezeit sind wir auf jeden Fall freudig erregt. Mit den Fallzahlen ist es nach wie vor ein Tanz auf der Rasierklinge. Wir sind 16 Leute in einem Bus. Wenn es einen erwischt, haben wir wahrscheinlich eine Mega-Blase. Ich selber habe unter Anführungszeichen das Glück, Mitte März Corona gehabt zu haben.
Welches Lied geht Ihnen besonders nahe? Die Lieder waren alle schon fertig, als
Wie geht es Ihnen damit, dass plötzlich Krieg in Europa herrscht? Es ist ja nicht
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so, dass das auf einmal aus dem Nichts auftaucht. Ich bin sehr viel gereist und dabei auch in viele Konfliktzonen gekommen. Ich habe gesehen, wie es sich anfühlt, wenn Krieg ist, und was das für die Menschen bedeutet. Wir hatten in Europa ja auch den Jugoslawienkrieg, das darf man nicht vergessen. Und ob es Afghanistan oder Syrien ist, sind wir durch die Flüchtlingsströme auch von diesen Konflikten unglaublich betroffen. Es gibt und gab die ganze Zeit Kriege, seit ich auf der Welt bin. Der erste, an den ich mich erinnern kann, war der Korea-Krieg. Da herrschte eine große Betroffenheit innerhalb meiner Familie. Für mich als kleines Kind hat das nach Weltuntergang geklungen. Reagiert Europa richtig? Ich habe schon das Gefühl, dass Europa Druck ausübt. Es ist eine Frage der Balance. Jemand steht vor dir, der außer sich ist und nicht mehr seine sieben Zwetschken beisammen hat. Damit meine ich Putin. Er hat einen 45erColt und zeigt auf dich. Da tust du dir schwer, ihm einfach eine runterzuhauen. Der ist bis zu den Zähnen bewaffnet und hat genug ähnlich gesinnte Generäle hinter sich. Putin lebt in einer Blase. Als Bub habe ich mir immer gedacht: Warum hat niemand Hitler umgebracht? Jetzt erfahre ich, dass das nicht geht. Diese Leute lassen niemand mehr an sich heran.
Foto: Stefan Wascher
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ubert von Goisern kehrt nach einem Abstecher in die Welt der Literatur mit seinem aktuellen Album „Zeiten & Zeichen” wieder auf die Bühne zurück und trotzte beim Tourauftakt professionell spielerisch Widrigkeiten: Beinah die komplette Band fiel ihm in Linz aus, es ist dem Geschick des Meisters zuzuschreiben, dass er aus der Not eine Tugend machte und den Abend mit abgewandeltem Programm dennoch über die Bühne bringen konnte. Das Bild, das ihn für „Zeiten & Zeichen” verfolgte, war das einer riesigen Welle, die sich wie ein Tsunami aufbaut und die wir surfen müssen, schreibt er im Begleitheft zum Album. Dass er Widrigkeiten besurfen kann, bewies er somit einmal mehr – nicht nur in der folgenden, zeitgeschichtlichen Betrachtung.
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unden rein“ Mannes erzählen.
Glauben Sie an baldigen Frieden? Ich weiß nur: Mit Putin wird es keinen Frieden geben. Die Russen selbst müssen sich von diesem System befreien. Die tun mir wirklich leid. Sie sind seit Generationen unfrei und habe alles immer irgendwie ertragen.
Zuletzt haben Sie mit dem Roman „flüchtig“ aufhorchen lassen. Wird es weitere Bücher geben? Ich möchte gern wieder schreiben. Mir hat das getaugt, weil man sich mit niemandem koordinieren muss. Es ist ein einsamer Job. Das ist der Nachteil, aber auch der Vorteil. Ich kann mir vorstellen, dass ich mir wieder ein, zwei oder drei Jahre Auszeit zum Schreiben nehme. Aber jetzt muss ich endlich dieses Album an die Leute bringen.
Auf Ihrem Album „Zeiten & Zeichen“ singen Sie „Freunde … (das Leben ist lebenswert)“ von Franz Lehár. Kommt das auch im Konzert? Ich bin mir nicht sicher, ob ich es zusammenbringe. Da würgt es mich einfach. Ich möchte es gerne singen. Aber da habe ich echt Angst, dass ich in der Mitte der Nummer nicht mehr kann. Wie ist Ihre ganz spezielle Version des Liedes entstanden? Ich wollte mit dem Tenor Andreas Schager etwas machen. Eine Idee war dieses Lied von Lehár, der in Ischl gelebt hat. Ich liebe seine Musik, bin damit aufgewachsen. Noch vor Corona wollte ich einen neuen Text dazu schreiben. Damals ist dauernd gejammert worden. Alles ist scheiße und geht den Bach runter, früher war es besser. Die Urintention war, in den Strophen aufzuzählen, was die Leute alles bemängeln. Dann bin ich auf die Geschichte von Fritz Löhner-Beda gestoßen, der war Lehárs Librettist. Er wurde 1942 im KZ Auschwitz ermordet. Nachdem ich das wusste, konnte ich das Lied nur mehr als die Geschichte dieses
Man sieht es Ihnen nicht an, aber Sie werden heuer 70. Ist eine Riesentour da auch schon eine Kraftsache? Ich habe keine Ahnung, wie das wird. Es wird auf jeden Fall spannend. Am meisten beschäftigt mich, wie es die Stimmbänder aushalten werden. Ich hoffe, dass es sich ausgeht. Es ist ein sehr ambitioniertes Programm. Wir haben fast 80 Konzerte stehen. Aber ich lebe halbwegs gesund. Und wenn man das tut, was einem Freude macht, kommen die Kraft und die Motivation eh von innen. Zeiten & Zeichen Auf dem aktuellen Album von Hubert von Goisern bündeln sich all seine Ideen, die vielen Einflüsse, die er über die Jahrzehnte als aktiver Musiker, als Reisender und als ein auf die Welt neugieriger Mensch sammeln konnte. Mit Neugier, aber auch Sorge sieht er demnach in unserem Gespräch auch das aktuelle Weltgeschehen.
n Hubert von Goisern betourt aktuell ganz Österreich, die nächsten Termine sind Innsbruck, Bregenz, Klagenfurt, Leoben, Bad Ischl, Klam, Tulln und Salzburg.
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In seinem neuen Film „Rimini”erzählt Ulrich Seidl die Geschichte des gefallenen, fiktiven niederösterreichischen Schlagerstars Richie Bravo. Eine Reminiszenz präsentiert dessen ebenfalls soeben erschienenes Best-Of mit den 10 ultimativen Hits aus seinem Leben. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER
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wenn Bravo nicht in seiner Rolle ist, etwa wenn er sich um seinen dementen Vater kümmert, der im Altersheim die Zeit des Nationalsozialismus wieder herbeisehnt (Hans-Michael Rehberg in seiner letzten Filmrolle); oder gemeinsam mit seinem Bruder (Georg Friedrich) – der in „Sparta”, dem Folgefilm des „filmischen Diptychons über zwei Brüder”, wie „Rimini” unterschrieben ist, den Hauptstrang übernehmen soll – den Tod der Mutter mit reichlich Alkohol betrauert; oder auch seine Tochter (Tessa Göttlicher) etwas patschert bevatert, obwohl sie ihn – aufgrund ihrer nicht gerade fürsorglichen, warmherzigen Vergangenheit nicht gänzlich unberechtigt – anstatt als Elternteil lediglich als eierlegende Wollmilchsau erachtet; oder auch, wenn er kurz vor dem Auftritt seinen Bierbauch zuerst ins Korsett, dann in den Glitzeranzug zwängt und tatsächlich bemüht ist, für weniger Marie als dereinst immer noch der übergroße Freudenspender zu sein. Dass seine Lieder – im Film singt Bravo etwa auch Udo Jürgens – neben Jahrhun-
dertschlager tatsächlich funktionieren, ist dem großen Fritz Ostermayer (FM4) und Herwig Zamernik (Fuzzman, Naked Lunch, Disharmonic Orchestra) geschuldet: Ihren zehn Originalkompositionen, die als vermeintliches Best-Of zur Veröffentlichung gelangen, sind schöne, unumwundende Melodien voll mit Sehnsucht, Schmerz, Verlust – aber auch Freude und Liebe. Ihnen ist es gelungen, nicht nur vertiable Hits zu schreiben, sondern selbige auch Michael Thomas passgenau auf den Körper zu schneidern: So wie Thomas Bravo nicht nur spielt, sondern die Rolle tatsächlich belebt, gereichen auch seine Lieder zu kollektiven Wachträumen, knospend in Pathos, Kitsch und Kläglichkeit, Wünschen, Ängsten und Sehnsüchten. n Zahlreiche Schlager-Konzerte, von Helene Fischer, den Nockis und Melissa Naschenweng über Andrea Berg, Nik P. und Andreas Gabalier bis hin zu Roland Kaiser, den Amigos und Fantasy finden Sie auf oeticket.com.
Fotos: Ulrich Seidl Filmproduktion, San Tropez Records
ichie Bravo, kongenial impersoniert von Michael Thomas („Braunschlag”, „Boesterreich”), ist der Hauptprotagonist in „Rimini”, dem neuen Film von Ulrich Seidl: Seine glorreichen Zeiten hat der einstige Stern am Schlagerfirmanent – wohl irgendwo zwischen Udo Jürgens, Bata Illic und Howard Carpendale – bereits mit reichlich Alkohol und seiner Spielsucht den Bach hinab gespült, mittlerweile fristet er im italienischen Rimini sein Dasein und umgarnt dort in billigen Diskotheken mit seinen schmalzigen Hits die Ohren seiner betagten Zuhörerinnen, gegen Aufpreis weckt er jedoch nicht nur ihre Träume und Sehnsüchte, sondern auch ihre längst verflossen geglaubte Libido. Ja, Bravo – oft gewandet im SeehundfellMantel, den er sich über die Unterwäsche stülpt wie einen schützenden Panzer – ist ein Charmeur mit moralischen Defiziten, doch wie so vielen Figuren im Werk von Seidl wohnt auch in ihm etwas Liebeswürdiges, Zärtliches und zutiefst Menschliches – allesamt Eigenschaften, die aufblitzen,
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Va, pensiero, sull’ali dorate Fünf Opern aus der Feder von Bizet, Verdi und Puccini, sowie drei GalaAbende stehen am Spielplan des 99. Opernfestivals in der italienischen Arena di Verona und versprechen unversäumbare Erlebnisse in einTEXT: STEFAN BAUMGARTNER drucksvoller Kulisse!
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nlässlich des 99. Opernfestivals kehren die faszinierenden Inszenierungen in die Arena di Verona zurück: 46 Aufführungen mit fünf Opern und drei Sonderveranstaltungen lassen bereits die Saison ein Jahr vor dem großen Jubiläum zu einem Highlight gereichen. Der Vorhang des Festivals öffnet sich am 17. Juni mit einer eindrucksvollen und denkwürdigen Wiederkehr: „Carmen” von Georges Bizet wird in der legendären Inszenierung von Franco Zeffirelli, die 1995 das Debüt in der Arena gefeiert hat, gegeben. Die Oper wird in der bestmöglichen Verschmelzung der verschiedenen Inszenierungen dargestellt, mit der die feurige, von einem beschwörenden Realismus geprägte Leidenschaft vor dem Hintergrund einer atemberaubenden Stadt Sevilla erzählt wird. Als zweite Oper steht tra-
ditionsgemäß „Aida” von Giuseppe Verdi am Programm, die Königin unter den Opern und Symboloper der Arena seit ihrem ersten Festival 1913. Aufgeführt wird die Reise in ein goldenes, illusionäres Altägypten in der Inszenierung von Franco Zeffirelli. Auch die dritte Oper, „Nabucco”, stammt aus der Feder von Verdi: ein episches, kollektives Drama in der imposanten und filmischen Inszenierung unter der Regie von Arnaud Bernard, die sich an das italienische Risorgimento anlehnt. Der vierte Titel des Festivals, „La Traviata”, gilt gemeinhin als künstlerischer Höhepunkt des Schöpfers Verdi, dessen künstlerisches Erbe (sie haben es geahnt) der Arena di Verona gewidmet ist. „La Traviata” in der wundervollen Inszenierung von Franco Zeffirelli gilt gemeinhin als populärste Liebesgeschichte der Opernwelt. Schließlich folgt noch „Turandot” von Giacomo
DIE ARENA DI VERONA Die Arena von Verona, errichtet 30 n.Chr., ist ein gut erhaltenes römisches Amphitheater im historischen Zentrum der italienischen Stadt Verona. Sie ist ein Symbol der venetischen Stadt zusammen mit den Figuren von Romeo und Julia. Es ist eines der antiken Amphitheater, das dank der systematischen Restaurierungen seit dem 16. Jahrhundert am besten erhalten geblieben ist. Mit der heutigen Größe von 138 x 109 Meter ist die Arena nach dem Kollosseum in Rom und der Arena von Capua das drittgrößte der erhaltenen antiken Amphitheater. 22.000 Zuschauer finden hier heute Platz.
Puccini, die Reise ins märchenhafte China verantwortet wiederum Franco Zeffirelli. Als wäre dies noch nicht genug, stehen auch drei Galaabende am Programm, die nicht geizen: Roberto Bolle zelebriert am 20. Juli ein wahres Fest des Balletts in all seinen Formen, am 12. August folgt die monumentale, szenische Kantate „Carmina Burana” und zuletzt am 25. August die Wiederkehr des umjubelten Placido Domingo.
GEWINN SPIEL
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SPIELPLAN SAISON 2022 ab 17. Juni: Carmen (9 Vorstellungen) ab 18. Juni: Aida (11 Vorstellungen) ab 25. Juni: Nabucco (8 Vorstellungen) ab 2. Juli: La Traviata (8 Vorstellungen) 20. Juli: Roberto Bolle & Friends ab 4. August: Turandot (7 Vorstellungen) 12. August: Carmina Burana 25. August: Placido Domingo
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Tabus sind Grenzen des Anstands und des Geschmacks sind für Daniel Sloss nichts anderes als Aufforderungen, sie rücksichtslos zu überschreiten. Auch mit seinem neuen Programm „Hubris“ will der schottische Comedian seine Zuschauer nicht nur zum Lachen bringen. TEXT: HANNES KROPIK
Gratulation zur Geburt deines Sohnes. Freust du dich auf die Tour, um endlich wieder genug Schlaf zu bekommen? Ich wollte schon lange Vater werden und genieße jede Sekunde mit Caelan. Aber tatsächlich werde ich auf Tour jeden Tag mindestens 12 Stunden schlafen, um alles wieder aufzuholen. Also Nächte ohne Sex, Drugs & Rock’n’Roll? Alkoholexzesse kann und will ich nicht ausschließen. Ich hab das neulich mit meiner Verlobten Kara besprochen: Was hätte sie zu Hause davon, wenn ich auf Tour nüchtern bin?
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In deinen früheren Programmen hast du dich immer als überzeugten Single präsentiert. Wie geht es dir in deiner Rolle? Kritiker werfen mir vor, ich wäre ein Heuchler. In „Jigsaw“ ist es aber um Beziehungen gegangen, die zumindest für einen Partner schlecht sind. Ich habe es geliebt, Single zu sein. Ich war darin wirklich gut und hatte – weil ich offenbar berühmt genug bin – immer wieder die Gelegenheit, mit zwei Frauen gleichzeitig ins Bett zu steigen. Aber ich habe auch immer gesagt: Ich tausche mein SingleDasein sofort gegen eine Beziehung, wenn das noch besser ist. Das ist es mit Kara definitiv.
Als du mit deinem Kollegen Kai Humphries zusammengewohnt hast, hattet ihr einen großen Dinosaurier im Wohnzimmer. Steht der jetzt im Kinderzimmer? Rowdy! Nein, nicht im Kinderzimmer, er steht jetzt in meinem Garten. Ich wohne jetzt zwar nicht mehr mit Kai, sondern mit meiner Verlobten und unserem Sohn zusammen, aber Rowdy ist geblieben. Er steht im Garten herum und verschreckt die Nachbarn. Rowdy hat immer mir gehört, Kai war nur so eine Art Stiefvater, der sich zwar eine Zeit lang intensiv in unser Leben gemischt, sich dann aber auch wieder verpisst hat. Rowdy war der Name des ausgestopften Hundes aus der Serie „Scrubs“. Er ist immer noch irrsinnig wichtig für mich.
Aber sie kannte deine Vorgeschichte? Nicht nur das. Sie ist die kleine Schwester einer Ex-Freundin. Das war lustig, als ich das erste Mal wegen ihr bei ihren Eltern zu Gast war. Ihre Mutter hat mich zur Seite genommen und süffisant ins Ohr geflüstert: „Schön, dich wieder zu sehen ...“
Beschäftigt sich dein aktuelles Programm bereits mit deiner neuen Welt? Nein, die unvermeidlichen Eltern-Jokes halte ich bewusst zurück. Aber sie werden früh genug wie bei einem Durchfall aus mir herausspritzen.
Du hast einst davon erzählt, dass du dir Mundwasser über den Penis geschüttet hast – tust du das als verliebter, verlobter Vater immer noch? Nein, das ist ein Fehler, den du nur einmal in deinem Leben machen solltest. Niemand schüttet sich absichtlich ein zweites Mal Mundwasser über den eigenen Penis.
Worum geht es dann in „Hubris“? Die vier Programme davor waren unbeabsichtigt recht ähnlich aufgebaut: Ich habe – möglichst unterhaltsam – über meine dunklen Gedanken zu ernsthaften Themen gesprochen. Und ich habe es genossen, wenn den Leuten das Lachen vergangen ist, weil sie sich plötzlich in ihren eigenen Fantasien ertappt gefühlt
Foto: Troy Edige
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aniel Sloss, 31, wuchs als ältestes von vier Kindern einer Mikrobiologin und Biochemikerin (in Diensten der UNO) und eines Computerprogrammierers im schottischen Fife auf. Den Tod seiner behinderten Schwester verarbeitete er mit seinem berüchtigten schwarzen Humor in dem Netflix-Special „DARK“. Eine zweite Netflix-Show, „Jigsaw“ (beide 2018), das sich mit toxischen Beziehungen beschäftigte, führte weltweit zu mehr als 300 Scheidungen und tausenden Trennungen. Mittlerweile ist der überzeugte Single selbst glücklich verlobt und seit Februar erstmals Vater. Ende Mai gastiert Daniel Sloss mit seinem Programm „Hubris“ (zu deutsch: „Übermut“) dreimal in Österreich.
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tabu
Daniel Sloss hat sich als einer der weltweit bedeutendsten und erfolgreichsten Stand-Ups seiner Generation etabliert. Seit seinem 16. Lebensjahr steht der junge Schotte auf der Bühne, Kraftausdrücke und kontroverse Themen prägen seine Programme.
haben. Mit „Hubris“ kehre ich zu meinen Wurzeln in schottischen Pubs zurück. Wie dürfen wir uns das vorstellen? Ich reiße dumme Witze und überschreite Grenzen – einfach aus Spaß daran, Grenzen zu überschreiten. Einige der Pointen sind wirklich schrecklich – aber es macht viel Spaß, sie auf der Bühne zu bringen. Du bist erst 31, aber bereits mit dem 12. Programm auf Tournee. Wie schwer ist, die eigenen Grenzen immer weiter zu verschieben, wenn man zum Beispiel Veganer schon mit Pädophilen und ISIS-Terroristen verglichen hat (und sie beide Male nicht gut aussteigen hat lassen)? Einige meiner älteren Witze würde ich heute nicht mehr bringen. Aber ich bereue nichts. Meine Absichten war immer rein: Ich wollte Menschen zum Lachen bringen. Doch auch ich entwickle mich weiter und damit ändert sich, was ich selbst lustig finde. Als Kara mit unserem Sohn schwanger war, habe ich aufgehört, Witze über Missgeburten oder Abtreibungen zu reißen. Nein, warte, das stimmt nicht. Ich habe natürlich nicht aufgehört, Witze über Abtreibungen zu machen. In „DARK“ hast du 2018 den Tod deiner Schwester Josie aufgearbeitet. Sie war sieben, als sie gestorben ist, du warst damals neun. Nicht einmal eine so private Tragödie ist für dich tabu? Es muss erlaubt sein, mit allen Tabus zu spielen. Die Frage ist nur: Bin ich der richtige Mann dafür? Ich sage zum Beispiel nichts über das Thema Transgender, weil ich nichts Kluges, Interessantes oder auch nur Unterhaltsames zur Diskussion
beitragen könnte. Das heißt aber nicht, dass nicht Kollegen dazu fantastische Pointen finden können. Comedy ist jedenfalls sehr komplex und irgendwen wirst du unter Garantie immer beleidigen. Deine Aufgabe ist es, genau zu zielen, damit du mit deinen Pointen die richtigen Menschen triffst. Wie gehst du mit Kritik an deinen expliziten Inhalten um? Schau: Ich nutze nur mein Recht auf freie Meinungsäußerung – ohne Rücksicht auf Verluste. Das Publikum hat selbstverständlich das gleiche Recht und sagt dann etwas wie: „Deine Witze sind scheiße. Du bist scheiße.“ Dann gerät alles ein bisschen aus den Fugen und am Ende beschließen Leute, die nie zu meiner Show gekommen wären, dass sie sicher nie zu meiner Show kommen werden. Mein finanzieller Verlust beläuft sich also auf null Pfund. Durch so einen Shitstorm haben aber 5.000 andere Leute zum ersten Mal von mir gehört und
halten mich deshalb für einen total irren Typen, den sie unbedingt sehen müssen ... Also keine Angst vor unserer aktuellen „Cancel Culture“? Welche „Cancel Culture“? Der Einzige, der wirklich „gecancelt“ wurde, war Bill Cosby, aber der musste wegen Vergewaltigung ins Gefängnis. Was passiert sonst? Du darfst nicht in einem bestimmten Club auftreten? Alter, dann spiel einfach im Park hinter dem Club. Oder auf einem Parkplatz in der Nähe. Du hast ein Recht auf Meinungsäußerung, aber kein verbrieftes Recht auf irgendwelche Plattformen, sei es Fernsehen, Radio oder Theaterbühnen, auf denen du deinen Beruf ausüben möchtest. Irgendwer wird dich immer hassen. Willkommen in der Welt der Kunst! n Daniel Sloss gastiert mit „Hubris” am 27. und 29. Mai im Gasometer, am 28. im Orpheum Graz.
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Kärntner Schlag Hinter Andreas Gabalier ist Melissa Naschenweng schon seit geraumer Zeit die heißeste Aktie im heimischen Schlagerbusiness. Im Interview offenbart sie uns ihre Schattenseiten und erklärt ihre Definition von Feminismus. Zudem gibt sie einen Ausblick auf kommende Großtaten. TEXT: ROBERT FRÖWEIN
Wie hält man es physisch und psychisch durch, wenn es mit Vollkaracho von Termin zu Termin geht? Ein Jahr wie 2019 möchte ich nie wieder erleben. Da habe ich nur noch funktioniert. Nachträglich erkenne ich auf Fotos, wie schlimm ich aussah. Wenn 7.000
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außen kehrst? Ich komme von ganz unten, mir wurde nichts geschenkt. Ich habe mich durch alle Discos gespielt, dort kannst du keine Balladen spielen. Da drehen sich sofort alle um und gehen zur Theke trinken. Meine Fans wissen alles von mir und das ist auch etwas Schönes. Man glaubt immer, man müsse perfekt sein, aber das stimmt nicht.
Gibt es Dinge, die du mit den gewonnenen Erfahrungen so nicht mehr machen würdest? Ich spiele nur mehr so viele Konzerte, wie es mein Körper zulässt. Im September 2019 hatte ich 19 Konzerte und war dazu noch zehn Tage im Tonstudio. Das war für mich als weibliches Wesen zu viel. Ein Mann schafft das vielleicht, ich mache das aber nie wieder.
Du inszenierst dich auf Social Media sehr explizit und hast dort beachtliche Followerzahlen. Ist es nicht anstrengend, wenn man sich immer wieder neu präsentieren muss? Mein kleiner Bruder Tobias macht die Fotos. Er kann das viel besser als meine Eltern und hat ein gutes Auge. Der kriegt schon die Krise, wenn er mich wieder fotografieren muss und meinte schon, ich sollte mir wen Professionellen suchen. Seitdem kriegt er etwas Taschengeld dafür (lacht).
Gab es Momente, wo du gemerkt hast, dass einfach gar nichts mehr geht? Bei einer Autogrammstunde im Lavanttal hatte ich einen Kreislaufkollaps und brach zusammen. Ich bin mit meiner Songwriterin Anita Kollmann ins Auto gestiegen und verzweifelte völlig. Ich bräuchte nur einen Tag für mich, habe ich gesagt. Anita fuhr dann heim und schrieb um 5 Uhr morgens „Manchmal brauch ich’s still“. Ich bin auch nur ein Mensch und keine Maschine. Man muss selbst herausfinden, wie weit man gehen kann, sodass alle Beteiligten noch glücklich sind. Erlaubt es dir die Entertainmentbranche überhaupt, dass du deine stillen Seiten nach
Es ist kein Geheimnis, dass du sehr stark mit deiner Optik spielst. Ist das notwendig? Ich bin das Madl vom Bauernhof, aber auch dort kann man mit einer kurzen Jeans und einem Top auf das Dorffest gehen. Ich war nie die Brave. Wenn ich mit 16 unterwegs war, hatte ich schon auch mal ein sehr kurzes Kleid an. Man muss ein Gespür dafür haben, es darf nur nicht zu billig sein. Du bist offiziell Single und kokettierst damit. Würde es dem Erfolg schaden, wenn du vergeben wärst? Andreas Gabalier und Helene Fischer hatten immer Beziehungen
Foto: HCH-Fotopress
Melissa, im Gegensatz zu vielen anderen scheint dir die Pandemie gutgetan zu haben. Dein Album „LederHosenRock“ eroberte im Herbst 2020 die Charts und du bist rundum gut gebucht … Ich bin eine der Wenigen, die von Corona profitiert haben. Im ersten Monat habe ich daheim Energie aufgetankt, meinem Bruder die Haare geschnitten, bin mit dem Hund spazieren gegangen und habe gebacken und gekocht. Ein paar Konzerte gab es zwischendurch immer. Das Musikerleben ist kein leichtes und die Pause war dringend notwendig. Man singt nicht nur dreimal die Woche, sondern bedient Social-Media-Kanäle, gibt Interviews und soll dann im Fernsehen noch gut aussehen, wenn man völlig ausgelaugt ist.
Leute wegen dir da sind, dann musst du liefern. Ich nehme vieles dafür in Kauf, was mir die Leute zurückgeben. 2019 habe ich nur in Discos und Festzelten gespielt. Da kann ich schlecht einen Salat und Suppe verlangen, wenn sie dir Würstel und Leberkäsesemmerl hinlegen. Das ist jetzt aber anders, ich lebe gesünder und bewege mich mehr.
Foto: Stefan Wascher
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as für Deutschland Andrea Berg oder Helene Fischer, das ist Melissa Naschenweng für Österreich: Mit ihrem kecken Schlager-Poprock verzeichnet die junge Kärntnerin mit der Lieblingsfarbe Rosa einen Erfolg nach dem anderen, egal ob auf der Bühne oder im Fernsehen. Nun hat sie sich auch noch dem Traktorführerschein gewidmet und mit uns über das heimische Frauenbild unterhalten.
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ger-Terminatrix Melissa Naschenweng wurde 1990 in Villach geboren und lernte bereits ab dem sechsten Lebensjahr bei ihrem Vater die Steirische Harmonika. Sie brach erfolgreich ein Jus-Studium ab und widmete sich hierauf voll ihrem ureigenen Schlager-Poprock. Sie war im „Musikantenstadl” und im „ZDF-Fernsehgarten” zu Gast, war Teilnehmerin von „Herz von Österreich“ auf Puls 4, rockte das Donauinselfest, stand mit Willi Gabalier vor der Kamera und schrieb den Titelsong der 15. Staffel von „Bauer sucht Frau”. Zahlreiche Auszeichnungen pflastern ihren Weg, 2021 präsentierte sie in Zusammenarbeit mit der Zillertaler Trachtenwelt ihre eigene Trachtenkollektion, und in der aktuellen Staffel von „Starmania” fungierte sie als Gastjurorin. Rosa ist offensichtlich ihre Lieblingsfarbe.
Der Schlager transportiert kaum feministische Botschaften. Machst du dir darüber Gedanken oder ist dir das egal? Würde ich mir über alles Gedanken machen, könnte ich mich nie wieder auf etwas konzentrieren. Wenn andere glauben, sie müssten über Feminismus diskutieren ist das okay. Das Schlagerpublikum reicht mir völlig und wie andere denken ist mir egal. Was bedeutet Feminismus für dich persönlich? Manche Frauen wollen häuslich sein, daran ist nichts falsch. In „Der Sensenmann“ frage ich, was wir Frauen ohne die Männer wären. Ein Mann ist das stärkere Geschlecht. Ich fühle mich sicherer, wenn mich ein Mann umarmt und nicht eine Frau. Einen Spruch wie „nur Frauen an die Macht“ halte ich für falsch. Ich würde die Hymne gleich singen wie Gabalier (lacht). Wie gehst du mit der FLINTA*-Bewegung um? Dieser Begriff ist bei mir im Lesachtal noch nicht einmal angekommen (lacht). Von mir aus kann alles so bleiben, wie es ist. Ich fange auch mit dem Gendern beim Schreiben nichts an.
und es hat funktioniert. In diesem Bereich halte ich den Ball flach. Ich will den Fans das Gefühl geben, ich wäre noch erreichbar.
Foto: HCH-Fotopress
GEWINN SPIEL
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Du hast mit dem Song „Difigiano“ für Aufruhr gesorgt, deine Kollegin Hannah mit „Aussa mit die Depf“. Ist es für dich nachvollziehbar, dass Frauen sich über solche Songs schockiert zeigen? Dem einen gefällt es, dem anderen nicht. Ich will es nicht jedem recht machen. Ich habe das nächste Album im Kopf und da ist vorerst nichts oben, was schockieren könnte. Ich entwickle mich weiter und werde erwachsener. Als Frau mit 40 würde ich „Difigiano“ nicht machen, das hätte keinen Stil.
Im Herbst kommt dann schon dein nächstes Album? Es gibt das Sommer-Open-Air auf der Teichalm und das Winter-Open-Air am Nassfeld. Nächstes Jahr gehe ich auf „Bergbauern“-Tour, dort kommt eine neue Bühne regelmäßig zum Einsatz. Im Oktober spiele ich nach zwei Jahren endlich mit Helene Fischer und dann, irgendwann im Herbst, kommt das Album. n Melissa Naschenweng spielt ab Sommer wieder zahlreiche Open-Airs, darunter am 9. Juli das große Bergbauern Open-Air, am 10. Dezember das Nassfeld Open-Air. Alle Termine finden Sie auf oeticket.com.
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20.05. Horitschon Open Air im Weingut 09.06. Pöchlarn Kirchenplatz
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NEUE PASSION IM STEINBRUCH Mai – Juli 2022 www.passio.at
Die Geschichte Jesu ist weltberühmt, seit Jahrhunderten wird sie erzählt. Darum braucht es immer wieder neue Ansätze in der Interpretation der altehrwürdigen Geschichte Jesu. Die Passionsspiele von St. Margarethen, die es seit 1926 gibt, wollen mit der Zeit gehen. Mit einer Neuinszenierung stößt man die Tür für eine ansprechende Verbindung von Historie und persönlicher Betroffenheit auf und das alles in der überwältigenden Szenerie des Steinbruchs.
STEFANIE WERGER
“Langsam wea i miad” ABSCHIEDSTOURNEE
www.stefaniewerger.at
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Wiener Konzerthaus
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Brucknerhaus Linz
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Festivalgelände Wiesen Open Air (mit Boris Bukowski)
26.10.
Haus für Mozart Salzburg
Martina Schwarzmann © Gregor Wiebe
Hubert von Goisern © Stefan Wascher
ALEX KRISTAN
MNOZIL BRASS
GERNOT KULIS
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THOMAS STIPSITS GERY SEIDL OMAR SARSAM M. SCHWARZMANN KLAUS ECKEL Die Bühne am Ende des Tunnels 2022
PETER KRAUS & BAND
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DER PLATTENLÄSTERER Die besten, größten und wundervollsten Alben der Musikgeschichte: nach fast einhelliger Kritiker-Meinung sind sie in Stein gemeißelt. Aber sind sie das wirklich? Ich finde nicht. Wie zum Beispiel „1989“ von Taylor Swift. Obwohl es zunehmend weniger klassische Alben gibt als noch in den letzten Jahrzehnten, etablieren sich dennoch immer noch Superstars mit Millionensellern. Zum Beispiel Taylor Swift, die in ihrer nun auch schon 16 Jahre andauernden Karriere als Profimusikerin immerhin bereits neun Alben veröffentlicht und diese satte 250 Millionen Mal verkauft hat. Nicht schlecht! Und von diesen Megasellern wird oftmals das 2014 erschienene Album „1989“ als ihr Meisterwerk gefeiert. Nun ja, das sehe ich anders. Wiewohl echte Banger wie „Shake It Off“, „Style“ und natürlich „Blank Space“ absolut großartiger Power-Pop sind, wirkt das ganze Album dann doch sehr überproduziert. Abseits der hauptsächlich von SongwriterGenie Max Martin gestalteten Produktion ist man sogar geneigt, das übrige von Swift selbst (mit)geschriebene Material in der Kategorie Belanglos einzuordnen. Kurz: der Großteil des Albums würde nur mit der Wandergitarre am Lagerfeuer kaum funktionieren. Schade, denn am wesentlich reiferen Vorgängeralbum „Red“ war Fräulein Swift mit erst 22 Lenzen eigentlich schon am Zenit ihres Könnens als Singer-Songwriter angelangt. Der weitestgehende Verzicht auf Hitmaker wie Martin macht das Album wesentlich persönlicher, selbst eine Kollaboration mit Ed Sheeran bleibt trotzdem ihr unverwechselbarer, von Country- und Folkbeeinflusster White-Girl-Pop. Mit „We Are Never Ever Getting Back Together“ und „I Knew You Were Trouble“ beschert sie hier einer ganzen Generation zwei der ultimativen Schlussmacher-Songs aller Zeiten, unbeschwerter Feel-Good-Pop wie „22“ lässt sogar alte weiße Männer wie mich wackeln mit die Hufte. Klar, „1989“ ist punkto Sales der unumstrittene Big Mac und perfekt für bombastischen Stadion-Pop; aber die ideale Schnittmenge zwischen Songwriting und Inszenierung bleibt „Red“.
MUSTER
GEWINNSPIELE Die Gewinnspiele der aktuellen Ausgabe finden Sie auf den Seiten 08–10, 21 und 24–25.
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Eine Teilnahme an den Gewinnspielen ist möglich auf www.ticketmagazin.com im Beitrag „!ticket Gewinnspiele Mai 2022“. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 25. Mai 2022.
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Zu gewinnen gibt es: • Platten & Plakate von Måneskin • Tickets für die Arena di Verona • VIP-Tickets mit Meet-&-Greet für Melissa Naschenweng
Journalist Markus Höller versus Taylor Swift
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Die nächste Ausgabe erscheint am 1. Juni. € 22,00, Jahresabo Europa: € 44,00. Kündigung jeweils acht Wochen vor Ablauf der Bezugsfrist nur schriftlich eingeschrieben oder per E-Mail an abo@ticketmagazin.com. Einzelpreis: € 2,90 Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos übernehmen wir keine Haftung, eine Rücksendung erfolgt nicht, es besteht kein Recht auf Veröffentlichung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Nachträgliche Honorarforderungen für nicht veröffentlichte Fotocredits werden nicht anerkannt. Alle Inhalte vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Die Offenlegung lt. Mediengesetz finden Sie auf www.ticketmagazin.com/impressum. Sie finden oeticket online auf Facebook, Instagram, Twitter und Spotify, sowie unter www.oeticket.com und www.ticketmagazin.com. Tickets für über 75.000 Events finden Sie auf oeticket.com und in der oeticket-App!
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