!ticket Juli/August 2022

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!ticket Österreichs Eventmagazin Nr.1

2022

# 251

FESTIVAL SOMMER

GRAMMELN STATT

GRUMMELN

Neben Nova Rock und Frequency hat Österreich auch diesen Sommer wieder noch viele Festivals mehr zu bieten

Der Puppenflüsterer Sascha Grammel ist ansteckend dauergutgelaunt

Österreichische Post AG / MZ 15Z040254 M, CTS Eventim Austria GmbH, Mariahilferstraße 41–43, 1060 Wien; Preis: € 2,90

JUL/AUG

AM FUSSBOIPLOTZ Seiler & Speer, Turbobier, Pizzera & Jaus, Josh., Russkaja, Der Nino aus Wien, Bloodsucking Zombies From Outer Space und viele mehr kicken gegeneinander für die Wiener Frauenhäuser

HERBERT GRÖNEMEYER

mensch

Sein für dieses Jahr geplante „Mensch”-Jubiläum fiel wegen Corona leider ins Wasser, 2023 steht dem „Schiffsverkehr” nach „4630 Grönland” jedoch nichts im Wege!


BACK TO LI E OET-0028_Ostern_2022_200x280_F39L_V2.indd 1

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FESTIVALSOMMER Auch wenn das Nova Rock bereits Geschichte ist: Der diesjährige Festivalsommer ist noch lange nicht vorbei! Neben dem Frequency gibt es etwa mit dem SBÄM (Foto), dem Poolbar oder Fuzzstock noch viele Gelegenheiten, Party zu machen!

18 Woke me up, before you go-go

S

owohl das Kremser Donaufestival als auch die Wiener Festwochen darf man zweifelsohne als arrivierte (pop)kulturelle Veranstaltungen bezeichnen, die – mal mehr, mal weniger gekonnt – bemüht sind, starre und klassische Geschmacksgrenzen aufzubrechen, die Möglichkeiten der Kunst auszuloten und so die eigentliche Idee jedweder künstlerischen Darstellung anzustoßen, nämlich einen Diskurs zu führen. In einer Zeit, in der die Freiheit der Kunst gerne und viel zu oft auf den Altar politischer Korrektheit geopfert wird, hätten beide Avantgardefestivals dieses Jahr eigentlich gute Chancen für eben diesen Diskurs gehabt, der auch angestoßen wurde – nur leider ziemlich patschert geführt wurde. Aber was ist überhaupt passiert? Zunächst wollte sich das Donaufestival diese Saison programmatisch mit kultureller Aneignung beschäftigen, dazu erschienen ist ein Begleitband, der unter anderen den Text „Paint it Black” des deutschen Pophistorikers Karl Bruckmaier enthielt, der jedoch (etwa von der teilnehmenden Performancegruppe Mei Ling) als „chauvinistisch” und „rassistisch” kritisiert wurde. Thomas Edlinger, künstlerischer Leiter des Festivals, veröffentlichte hierauf nicht nur eine Entschuldigung, sondern ließ

auch den Verkauf des Büchleins stoppen und machte es ohne den problematischen Text online verfügbar. Wenige Tage später feierten die Wiener Festwochen ihre Eröffnung – es gastierte etwa auch der Wiener Rapper Yung Hurn. Irritation und Kritik hagelte es hierauf ob seiner pornografischen Songtexte, die nicht jeder als ironische Persiflage auf gängige (frauenverachtende) Hip-Hop-Klischees verstanden haben will. Regisseur David Schalko, der die Eröffnung inhaltlich verantwortete, beklagte zwar den „starken Cancel-Drang” und gab zu Protokoll, sein Ziel wäre es gewesen, mit Künstlern wie Yung Hurn oder auch Bilderbuch „Welten” in die Festwochen „reinholen zu wollen”, die sonst hier nicht vertreten sind. Eine inhaltliche Auseinandersetzung vonseiten der Festwochen mit Fragen wie Sexismus gab es jedoch keine. Tatsächlich gibt es keinen besseren Ort als die Bühne, um Wirklichkeiten aufeinander prallen oder – im besten Falle – zueinander finden zu lassen. Hunderte Buben und Mädchen (!) haben halb ekstatisch die wenig reizwortbefreiten Textzeilen Yung Hurns mitgesungen und somit gezeigt, dass Rap (neben zahlreichen anderen, aneckenden Genres) nun mal Teil der Kultur ist – auch wenn es zahlreichen Eltern, der Woke-Szene oder steifen Kunstliebhabern

EDITORIAL nicht gefällt. Ob man Schmuddel-Grenzen wie bei den Festwochen übertritt, oder sich mit Fragestellungen wie beim Donaufestival auseinandersetzt, ist im Privatimen jedem selbst überlassen, was aber nicht geht ist, wenn die Politik oder eine Hysteria beurteilt, was Kunst ist und was nicht. Was aber auch nicht geht: Einen Diskurs anstoßen wollen, und ihn dann nicht führen. Wieso hat Thomas Edlinger den problematischen Text nicht mit Anmerkungen versehen und so die zwangsweise erfolgte Mystifizierung verhindert? Wieso gab sich David Schalko beleidigt, hat aber keine Diskussion initiiert? Diskutables ist nicht durch Rückzugs- oder Trotzreaktionen wegzuwischen, sondern sollte Anreiz sein, auf ein Gespräch auf Augenhöhe mit einem Austausch von Argumenten zu setzen. Ziel ist es letztlich aber auch nicht, einen allgemein gültigen Konsens zu finden, ist es immerhin auch nicht Aufgabe der Kunst, allen zu gefallen. Vielmehr ist das Ziel die von Jürgen Habermas vor vierzig Jahren skizzierte „deliberative Demokratie”: Es gilt, so viele Gelegenheiten wie möglich zu schaffen, in denen man sich ohne Hierarchie die Meinung geigt. Stefan Baumgartner (Chefredakteur)

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JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ

IN DIESER AUSGABE BACK TO LI E

[14] Zeal & Ardor Black Metal trifft auf Black Music [16] Über Theater im Wiener Volkstheater werden Grenzen gesprengt [18] Festivalsommer es passiert viel zwischen Nova Rock 2022 und 2023 [20] Alle Achtung Marie ist auf Krawall und Liebe gebürstet [22] Band Fußball Cup Josh., Turbobier, Pizzera & Jaus und mehr kicken gegeneinander, für die Wiener Frauenhäuser [24] Sascha Grammel ein Gute-Laune-Garant Satyricon & Munch. Nur noch bis 28. August wird in Oslo die Ausstellung „Satyricon & Munch” gezeigt, eine Ausstellung, die zwei der bekanntesten norwegischen Künstler zu einem bahnbrechenden Kunstwerk, das die Grenzen zwischen Hochkultur und Black Metal zerfließen lässt, vereint. Das 56minütige Instrumentalwerk, das vor Ort die Bilder von Munch untermalt, ist beim österreichischen Label Napalm Records erschienen, das Buch zur Ausstellung gibt es leider nur im Museum selbst käuflich zu erwerben.

Corona ist zwar immer noch Thema, aber endlich ist Livemusik ohne Einschränkungen wieder möglich! Sowohl das Ukraine-Benefiz im Ernst-HappelStadion als auch das Nova Rock Festival haben dieses Jahr bereits eindrucksvoll bewiesen, dass selbst Großevents sicher sind, aber auch zahlreiche Konzerte „unter Dach”, etwa im Gasometer oder der Wiener Stadthalle, konnten keine Cluster vermelden! Kein Grund also mehr, sich nicht ins Getümmel zu stürzen und die fantastischen KünstlerInnen, die in den nächsten Wochen und Monaten bei uns Station machen, gebührend abzufeiern! Sie haben es sich so wie ihr auch verdient, endlich wieder das einzigartige Liveerlebnis zu genießen! Tickets für die besten Konzerte gibt es auf oeticket.com.

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oeticket.com

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Fotos: Hersteller, Munch-Museum/Napalm Records, Illustration: Österreich in leiwanden Grafiken

Stranger Things. Erstmals seit gefühlt Äonen war es nicht die App Tiktok, die einen (alten) Hit wieder in die Charts katapultiert hat oder ein DJ, der sich in der Vergangenheit bedient hat. Nein, es war die vierte Staffel der Netflix-Erfolgsserie „Stranger Things”, die der 63-jährigen britischen Ikone Kate Bush und ihrem 1985 auf „Hounds of Love” erschienenen Hit „Running Up that Hill” den Wiedereintritt in die Billboard 100 beschert hat, sogar in die Top-10 zwischen Harry Styles und Bad Bunny! 1985 schaffte sie es übrigens nur auf Platz 30. Welche Rolle der Song in der Serie spielt, sei an dieser Stelle nicht verraten, wir wollen ja nicht spoilern. Nur so viel: Er „erdet” eine der Hauptdarstellerinnen, Max. Neben Kate Bush ist übrigens auch ein Österreicher zu hören, nämlich Falco mit „Rock Me Amadeus”. Übrigens: Am 1. Juli gibt es die letzten beiden neuen Folgen von „Stranger Things” auf Netflix zu sehen, das große Staffelfinale wird sogar um die 150 Minuten dauern! Wir sind schon gespannt, welche Musik beim „Big Bang” zu hören sein wird ...


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ICH WIEDER: MANEGE FREI ! BERNHARD PAUL'S NEUES MEISTERWERK!

Wien

RATHAUSPLATZ 14. sept 9. Okt KEINE VERLÄNGERUNG MÖGLICH

JETZT TICKETS SICHERN Tickets an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie im Internet und telefonisch unter der Roncalli-Hotline.

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SCHEINWERFERLICHT

Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteurin und Herausgeberin

Das Nova Rock konnte nach zweijähriger Pause endlich über die Bühne gehen und ganz ehrlich, mit Gatsch oder (diesmal: und) Hitze muss man bei einem Festival rechnen. Hut ab vor dem maximalen Einsatz des Nova-Rock-Teams! Auf ein Neues von 7. bis 10. Juni 2023: jetzt Early Bird Tickets sichern! Wer nach dem energiegeladenen Auftritt von Måneskin Lust auf mehr hat, für das Konzert am 28. April in der Wiener Stadthalle gibt es noch Restkarten. Es lohnt sich übrigens immer wieder nachzuschauen, ob Tickets über fanSALE erhältlich sind! Aber etwa auch Rise Against, Kraftklub, Sportfreunde Stiller, Alligatoah und mehr kommen in den nächsten Monaten wieder! Ich wünsche Ihnen einen perfekten Sommer mit all den schönen Sommertheaterproduktionen, Festivals und Open Airs! Roberta Scheifinger

DIE EIN TIERISCHER LIVE-SPASS FÜR

GANZE FAMILIE!

Samstag, 01.10.2022

Sonntag, 02.10.2022

10:30 & 14:00 & 17:00 Uhr

10:30 & 14:00 & 17:00 Uhr

WIEN • Stadthalle - Halle F www.pawpatrollive.de

Eros Ramazzotti veröffentlicht diesen September und somit vier Jahre nach seinem letzten Album sein neues Werk „Battito Infinito”, die erste Single „Ama” (eine Einladung so zu lieben, wie man will) ist bereits zu hören. Live werden die neue Stücke neben seinen Hits am 17. April in der Wiener Stadthalle D erstmals live zu hören sein, und eines ist gewiss: Es wird ein majestätisches Live-Abenteuer, eine musikalische Reise, die der charismatische Italiener mit seinen Fans gemeinsam feiert.

Panic! At the Disco schicken sich an, Mitte August ihr 7. Album „Viva Las Vengence” zu veröffentlichen, es wird eine introspektive Reise durch die 10-jährige Karriere von Brendon Urie werden. Vorgestellt wird selbiges am 20. Februar in der Wiener Stadthalle D.

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Fotos: Martin Kierszenbaum (Sting), Barracuda Music (Panic! At the Disco), Mario Botty (Eros Ramazzotti), Philipp Gladsome (Kraftklub), Wyatt Troll (Rise Against)

Tickets verfügbar bei www.oeticket.com und www.stadthalle.com


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Sting wird am 15. Juli im Schlosspark Esterhazy eine Show vorlegen, die sich auf seine beliebtesten Songs von The Police bis zu seiner Solokarriere konzentriert, darunter „Englishman in New York”, „Fields Of Gold”, „Shape Of My Heart”, „Every Breath You Take”, „Roxanne”, „Message In A Bottle” und viele mehr. Live wird Sting mit Begleitung von Dominic Miller (Gitarre), Josh Freese (Schlagzeug), Rufus Miller (Gitarre), Kevon Webster (Keyboard), Shane Sager (Harmonica) und Melissa Musique & Gene Noble (Backing Vocals) spielen.

Kraftklub sind fünf gute Freunde aus Chemnitz: 2012 haben sie mit ihrem Debütalbum die komplette Republik aufgemischt, das gab einem den Glauben an die anarchische Kraft guter Pop-Erzählungen zurück. Seitdem haben sie ausverkaufte Tourneen und umjubelte Headliner-Shows auf Festivals sowie eigene Open-Airs gespielt. Ihre Musik wurde mehrfach mit Gold und Platin ausgezeichnet. Die Band etablierte mit dem Kosmonaut ein eigenes Festival und veröffentlichte mit „Mit K“, „In Schwarz“ und „Keine Nacht Für Niemand“ drei Nummer-eins-Alben in Folge. Dieses Jahr kehren Kraftklub mit ihrem neuem Album „Kargo” zurück und gastieren damit am 19. November in der Wiener Stadthalle D.

Rise Against haben vergangenes Jahr ihr neuntes Album „Nowhere Generation” veröffentlicht, nun folgte im Juni überraschend die neue EP mit dem Titel „Nowhere Generation II”. Der Klang: typisch Rise-Against, soll heißen Pop-Gefühl im Punkrock-Gewand, hymnische Stadion-Größe mit knackigem Bandsound, mitreißende BackgroundChöre und dazu ein Text voller Widerstandsgeist. Bereits am diesjährigen Nova Rock konnte man sich von der Omnipotenz der vier Chicagoaner überzeugen, nun steht für den 9. November ihre Headliner-Show in der Wiener Stadthalle D an, eröffnen werden The Story So Far.

NEW ALBUM „AS I AM“

LIVE!

13.12.22 WIEN

highlights

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08| TEXT: MARKUS HÖLLER

Herbert Grönemeyer zählt zu den beliebtesten, aber auch zu Unrecht immer wieder unterbewerteten deutschen Künstlern. Zumindest was seine gesanglichen und auch instrumentalischen Fertigkeiten betrifft. Was auch völlig egal ist, denn am Ende zählt, was der Bochumer für ein Mensch ist. Ich sage: sehr. Denn mit seinem wohl persönlichsten Werk, das sich 2022 zum zwanzigsten Mal jährt, geht Gröni nächstes Jahr auf Tour.

Mensch, Gröni!

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A

ls 1984 ein blasser, eher schütterer Deutscher hinter dem Keyboard auf seinem eh schon fünften Studioalbum mit seinem nasal-knödelnden Sprechgesang den immer noch aktuellen Hit „Männer“ hinrotzte, war deutsche Musik plötzlich richtig hip: Kritische Texte, einfühlsame Geschichten und eingängiger, von kräftigen Klavier- und Keyboard-Hooks getragener Deutschrock wurden furztrocken von einem Ruhrpöttler serviert. Ein gewisser Herbert Grönemeyer aus Bochum, mehr unsexy geht eigentlich nimmer. Und dann Bravo und Rennbahn Express. Was war und ist dran an diesem auf der Bühne so ungelenken Anti-tainer?

Foto: Antoine Melis, Kunstmann, Hersteller

Ganz einfach, es ist Kraft und Aufrichtigkeit. Als Mann ein Album, nach einigen durchschnittlichen Debütalben, mit so viel Demut (Albumtitel „4630 Bochum“) und ehrlicher Härte („Alkohol“) in den hedonistischen Achtzigern hinzulegen, das ist schon groß. Und so nebenbei in dem bis heute unerreichten Kriegsdrama „Das Boot“ eine tragende Rolle glaubhaft zu spielen, Hut ab. Anstatt sich wie damals üblich hinter Kajal und Glitzer zu verstecken, setzt Grönemeyer auf Blue Collar Charme aus dem Ruhrpott. Seht her, ich trage

Mensch Wie entstand die Platte „Mensch”? Welche Zutaten, Menschen und Momente trugen dazu bei? Aufgeschrieben von Arezu Weitholz, lebendig und feinfühlig illustriert von Katrin Funcke erschien das Buch am 26. Mai im Kunstmann Verlag, die Konzerte zum 20. Jubiläum des Albums mussten leider coronabedingt abgesagt werden. Aber 2023 kommt der Mensch hinter „Mensch” und vielen wunderbaren Alben mehr endlich wieder nach Wien!

einen blonden Scheitel und Bundfaltenhosen, ich bin und fühle wie ihr! Und es läuft in Folge auch prima für ihn. Albumverkäufe, erfolgreiche Tourneen, bei denen meist die österreichischen Konzerte besonders emotional werden. Warum? Der von seinem zweiten Album stammende und anfänglich weitgehend unbeachtete Track „Ich hab dich lieb“ ist bei österreichischen Konzertbesuchern immer ein besonderes Highlight, und niemand weiß wieso. Und dann ist da das Songmaterial selbst. „Kindern an die Macht“, „Was soll das“ oder „Komet“ zeigen auf den nach „Bochum“ folgenden Album eine große Bandbreite an Themen und selbstbewusste Kompetenz im Songwriting. Wiewohl sein Material natürlich seinen größten Charme ausstrahlt, wenn es von ihm selbst vorgetragen wird, ist da durchaus auch für andere viel dran. Zum Beispiel 1998, als der milchgesichtige GZSZ-Schauspieler Oliver Petszokat alias Oli P. gemeinsam mit Tina Frank das sperrige „Flugzeuge im Bauch“ im sanften Popgewand zu lichten Charthöhen verhalf. Viele junge Menschen, die den blonden Onkel Herbert an den Tasten bis dahin noch nicht wahrnahmen, wurden über diesen Umweg Fans.


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Und dann 1998. Wenige Monate nach Veröffentlichung des Albums „Bleibt alles anders“ sterben sowohl seine Ehefrau als auch sein Bruder innerhalb weniger Tage. Ein Schlag, den wohl niemand irgendwie verdauen oder gar verstehen kann. Der Musiker zieht sich in der Folge für vier Jahre völlig aus der Öffentlichkeit zurück, Zukunft unklar. Dann, 2002, der Paukenschlag: der als gebrochen abgeschriebene Medienstar tritt fit und gefestigt auf und präsentiert sein Album „Mensch“. Der titelgebende Track und der Rest des Albums gräbt sich mit seinen tief persönlichen Worten und der Aufarbeitung des menschlichen Dramas sofort in das popkulturelle kollektive Gedächtnis im deutschen Sprachraum ein. Ehrliche Wertschätzung und Respekt von Publikum und

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Kritikern gleichermaßen machen das Album zum wahrscheinlich größten Phönix-aus-der-Asche-Moment seit „Back in Black“ von AC/DC. In Deutschland, der Schweiz und Österreich zumindest. Mit dieser Initialzündung seiner quasi zweiten Halbzeit als Künstler hat sich Herbert Grönemeyer als einer der verlässlichsten und sympathischsten Künstler mit deutscher Sprache etabliert. Die offizielle Single zur HeimFußball-WM im ballverrückten Deutschland beschert ihm die nach „Mensch“ zweite Nummer Eins in den Charts, beispielsweise. Oder sein Millionenseller-Status – kein anderer deutscher Künstler konnte in der Heimat so viele Tonträger verkaufen wie er,

satte 18 Millionen Stück. Es war also ein unglaublich schwerer Schicksalsschlag und das im Nachgang erschienene Album „Mensch“, das dem Künstler seine lange, über vier Jahrzehnte andauernde Karriere erst in dieser Form ermöglichte. Um das gebührend zu feiern, wollte man eigentlich schon letztes Jahr die Tour zu 20 Jahre „Mensch“ starten, doch der Meister höchstpersönlich musste coronabedingt passen. Nun aber ist es endlich so weit, Herbert ist Mensch bei bester Gesundheit und schon bald können sich österreichische Fans wieder bei „Ich hab dich lieb“, „Flugzeuge im Bauch“ oder „Alkohol“ in den Armen liegen! n Herbert Grönemeyer gastiert am 23. Mai in der Wiener Stadthalle D.

DER PLATTENLÄSTERER Quantität muss nicht immer im Gegensatz zu Qualität stehen. Auch und erst recht im Musikbiz. Eindrucksvoll wird das durch Herbert Grönemeyer bewiesen, dessen Alben „4630 Bochum“ und „Mensch“ die meist- bzw. drittmeistverkauften Alben eines Künstlers in Deutschland sind. Lediglich Phil Collins kann da mithalten. Aber welcher der beiden Millionenseller ist nun das beste, künstlerisch wertvollste oder einfach nur mit den meisten Bangern gefüllt? Schwierig. Mit ein Grund auch, warum ich solche Ausnahmeerscheinungen in meiner Läster-Kolumne sonst auslasse. Aber schauen wir mal! Die „Bochum” startet mit dem Titeltrack, der Ode an seine Heimatstadt und mittlerweile Hymne des VfL Bochum, eher verhalten, zieht dann aber mit einem Hattrick ordentlich an. Zuerst „Männer“, die wohl beste XY-Chromosom-Nabelschau überhaupt. Dann die höchst komplexe Ballade „Flugzeuge im Bauch“, trotz der erfolgreichen Coverversion von Oli P. eigentlich unnachahmlich. Und schließlich „Alkohol“, dem Ethanol-kritischen Banger, dem wir alle aus unterschiedlichen Gründen zustimmen müssen. Das würde eigentlich schon für ein Hit-Album reichen, aber mit Knüllern wie „Mambo“ oder „Amerika“ ist hier noch massig Substanz für die Ewigkeit. In Summe ein sehr dynamisches, songtechnisch reifes und energiegeladenes Album, das einen nichtmal 30-jährigen Grönemeyer am Höhepunkt seiner Kräfte in seiner ersten Karriere zeigt. Besser wurde es später mit „Sprünge“ oder „Ö“ dann nur noch auszugsweise. „Mensch“ wiederum spiegelt einen völlig anderen Grönemeyer wider. Fast 20 Jahre älter, gebeutelt, aber nicht gebrochen durch seine tragischen persönlichen Verluste, ist dieses sensible Werk schon fast als Konzeptalbum zu werten. Die konsequente Trauerarbeit und die nachdenklichen Texte rund um die vielen Eigenschaften der Spezies Homo Sapiens Sapiens machen das Album zu einer immens wertvollen lyrischen Sammlung, auch wenn der musikalische Aspekt hier nicht ganz mithalten kann. Zumindest was Hitpotenzial und/oder Hymnentauglichkeit betrifft. Freilich, die Eröffnungs-Kombination aus dem schwermütigen Titeltrack, dem knackigen „Neuland“ und der berührenden Liebeserklärung „Der Weg“ ist schon mal eine erstklassige Achterbahnfahrt, die ein wenig Durchatmen erfordert; dann bleibt es textlich zwar auf hohem Niveau, musikalisch geht dem Longplayer bis zum starken Ende mit „Zum Meer“ und „Demo“ aber ein wenig die Luft aus. Dennoch, das muss man angesichts der Umstände erstmal so hinkriegen! Gibt es ein Fazit, und wenn ja: warum nicht? Wie schon eingangs erwähnt, schwierig. Objektiv nein, zumal es sich ja fast schon um Werke zweier verschiedener Persönlichkeiten handelt. Rein persönlich betrachtet ist für mich aber „Bochum“ ein wenig vorne, weil man sie in jeder Lebenslage hören kann. Und weil sie ganz eng mit vielen Erinnerungen aus meiner Skikurs-Zeit verbunden ist. „Mensch“ ist durch die enge thematische Klammer zwar großartig als Begleitung für die schwierigen Stunden im Leben, aber nicht fürs Workout oder in der Urlaubsplaylist für den Strand.

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Journalist Markus Höller versus Herbert Grönemeyer


Martina Schwarzmann © Gregor Wiebe

Hubert von Goisern © Stefan Wascher

ALEX KRISTAN

MNOZIL BRASS

GERNOT KULIS

RAINHARD FENDRICH & BAND

THOMAS STIPSITS GERY SEIDL OMAR SARSAM M. SCHWARZMANN KLAUS ECKEL Die Bühne am Ende des Tunnels 2022

PETER KRAUS & BAND

ANGELO KELLY & FAMILY HUBERT VON GOISERN GÖTTERKLANG TRIFFT DONAUGOLD www.donaubuehne.at

Tickets auf www.tullnkultur.at & www.donaubuehne.at (print@home) | in allen Raiffeisenbanken in Wien und NÖ & mit oeticket-Service und auf shop.raiffeisenbank.at Spezielle Ermäßigung mit einem Raiffeisen Konto | www.noen.at/ticketshop | Ticketshop „Gute Unterhaltung“ Wiener Str. 16, 3430 Tulln | bei oeticket.com, 0900/94 96096 | Trafiken mit trafiknet | an der Abendkasse


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Tedros Teclebrhan wurde 1983 in Eritrea geboren, wuchs aber im deutschen Mössingen auf, debütierte 2009 im Musical „Hairspray”. Aufmerksamkeit erlangte er 2011 auf YouTube mit „Umfrage zum Integrationstest” und mittlerweile über 27 Millionen Klicks. Nach einer Hauptrolle in „Halbe Brüder” gelang ihm der Sprung von YouTube zur eigenen Live„Teddy Show” mehr als eindrucksvoll, dort zeigt er eine einzigartige Mischung aus Comedy, Musik, Tanz – und seine tausend Gesichter. Selbst überzeugen kann man sich ab Mitte September in Wien, Graz und Salzburg.

Bomba Estéreo wurde 2006 in Kolumbien vom Musiker Simón Mejía und der Sängerin Li Saumet gegründet. Gemeinsam schufen sie ein einzigartiges Projekt, das zu einer der attraktivsten Musikgruppen der Welt werden sollte, ziehen sie doch mit ihrer eklektischen Avantgarde-Fusion aus elektronischen und karibischen Klängen Millionen von Menschen in ihren Bann, etwa auch als Vorband von Arcade Fire. 2021 kam ihr aktuelles Album „Deja“, das die vier Elemente repräsentiert und auch bei den diesjährigen Grammys nominiert war. Live eintauchen heißt es dann am 27. November im Flex!

VLBG #14

1/7/2022——3/7/2022

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PFÖRTNERHAUS FELDKIRCH

www.feschmarkt.info

Fotos: Barracuda Music (Bomba Estéreo), Nils Müller (Teddy), Austria For Life (Austria For Life), Kunsthistorisches Museum Wien (Austria For Life), WMG (Sam Ryder), Jens Koch (Silbermond), BBQUE/Develey/Mautner Markhof/Penny (Grillen)

Austria For Life geht am 10. September vor Schloss Schönbrunn in die zweite Runde: Bei der Benefizshow sollen Kinder und Jugendliche sowie deren Familien im Fokus stehen, die gerade nach der Pandemie und während des andauernden Krieges in Europa Unterstützung benötigen. 150 nationale und internationale KünstlerInnen werden hierfür in die Rollen historischer Persönlichkeiten schlüpfen, Elke Winkens wird als Geschichtslehrerin auf der Bühne stehen und gemeinsam mit ihrer Schulklasse und dem Publikum in die Vergangenheit reisen.


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MUNDPROPAGANDA

Sam Ryder sang sich mit „Space Man“ auf Platz 2 des Eurovision Song Contest 2022 und musste sich nur (naheliegend) der Ukraine geschlagen geben. Sogar Damiano von Måneskin und unsere Conchita Wurst outeten sich als große Fans! Im Juni durfte der Brite sogar für die Queen zu ihrem Platinum Jubilee vor dem Buckingham Palast singen, am 4. November kommt er dann ins Flex!

Hören Sie mal rein! Aus Österreich kommt hervorragende Musik! Ein Beweis gefällig? Folgende Alben haben internationales Format! (sb) Crystn Hunt Akron – Lick My Fur Crystn Hunt dekontruiert den überladenen Rausch und groteske Künstlichkeit des Aprés-Ski-Trash zu sensorischem Overload.

Silbermond melden sich nach ihren drei sommerlichen (und übrigens restlos ausverkauften) Open-Air-Terminen dieses Jahr in Österreich, nämlich in Graz, Gmunden und Krems, auch für kommendes Jahr an! Am 7. März spielen Stefanie Kloß und ihre Mannen im Gasometer und präsentieren neben allen alten Hits auch neue Songs und kündigen an: „Das wird das Beste, was euch je passiert ist!“

LIVE

Thosar – Elementa Sludge Metal, nur mit Gesang, Bass und Schlagzeug: geht das? Und wie! Das Weizer Duo hat Eier wie ein Südkaper. Gewaltig!

TIPPS FÜR DIE GRILLSAISON Die ÖsterreicherInnen lieben es: das Grillen. Auch wenn wir eher den Ruf haben, lieber beim Altbewährten zu bleiben, wollen einer von Mautner Markhof in Auftrag gegebenen Studie zur Folge rund 80 Prozent der Befragten ihre Gewohnheiten heuer ändern: Der Trend geht vor allem in Richtung gesündere Ernährung und Nachhaltigkeit. Mehr Gemüse, mehr fleischlose Alternativen und Fisch sollen auf den Grillteller, wenn Fleisch gegrillt wird, dann soll dieses überwiegend aus der Region kommen.

Ob Rind, Hendl- oder Schweinefleisch – die PENNY-Eigenmarke „Ich bin Österreich“ garantiert beste Fleischqualität zu 100 Prozent aus Österreich. in 222 Filialen stehen übrigens FleischhauerInnen mit Tipps und Tricks rund um die genussvolle Grillerei beratend zur Seite. Aber auch Vegetarier und Veganer kommen bei PENNY nicht zu kurz: Neben Gemüse findet man hier auch die neue Eigenmarke „Food For Future”, die zahlreiche Schmankerl für das fleischlose Grillherz kredenzt.

Neben Fleisch, Fisch, „Vleisch” und Gemüse nicht fehlen darf natürlich auch die Begleitung: Die Senfe von Mautner Markhof stehen hoch im Kurs, insbesondere Estragon und Kremser Senf. Aber probieren Sie doch auch einmal einen Senf mit Pfefferoni, Honig, Zwiebel oder Tabasco! Apropos Tabasco: Ganz neu im Sortiment ist die TexMex Salsa Sauce von Develey, die mit ihrem fruchtig-scharfen Geschmack als Dip, Beilage oder Topping jeden Essen das gewisse Etwas verleiht! Ebenfalls nicht zu verachten sind die fünf verschiedenen BBQUE-Saucen, die nicht nur cool aussehen, sondern auch exzellent schmecken – ganz gleich ob klassisch, mit Chili & Kren, Honig & Senf, Bacon (!!!) oder rauchig mit Grill & Buchenholz.


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„Metal ist ein kle Gerade erst hat Zeal & Ardor mit seiner eigenwilligen Mixtur aus Black Metal und Black Music im Vorprogramm von Meshuggah auch hierzulande aufhorchen lassen. Kein Wunder, hat der Schweizer doch über mittlerweile drei Alben meisten Bands suchen erfolglos nach ihrem eigenen Sound, dir ist er zugeflogen. Es sagt wahrscheinlich etwas aus, dass es durch Zufall passiert ist – und nicht durch Kalkül meinerseits. Tatsächlich ist es sehr schwierig, noch etwas Neues zu finden. Wobei gerade Wien in der Hinsicht mit Bilderbuch & Co. gut bedient ist.

Die Musik von Zeal & Ardor ist nicht nur für Metalfans gemacht. Unterscheidet sich das Publikum sehr von dem typischer Acts aus dem Genre? Schon. Wir werden oft als Einstiegsdroge betitelt. Ein bisschen stimmt das wohl. Unsere Musik ist halt ein bisschen mundgerechter, weil sie nicht nur laut ist. Gesang und Melodien spielen auch ihre Rollen.

Wie ist das aktuelle Album „Zeal & Ardor“ entstanden? Du ringst deiner Formel da einige erstaunliche Facetten ab, wenn ich das so sagen darf. Danke. Ich habe sehr intensiv dran gearbeitet. Man romantisiert den kreativen Prozess ja oft. Ich stehe nicht oben ohne an einer Klippe im Regen und bete Satan an, damit er mir Ideen gibt. Meistens bin ich zu Hause in Unterhosen und versuche, komische Lieder zu machen. Oft klappt es nicht, manchmal klappt es. Auf dem Album wollte ich mich freischaufeln. Es gibt LoFi-Hip-Hop-Elemente und elektronische Sachen. Ich versuche langsam die Türen aufzumachen, um in andere Richtungen zu gelangen. Wenn man mir sagen würde, ich müsste Black Metal und Black Music ad nauseam kombinieren, würde ich wahrscheinlich aufhören. Das wäre ein zu große Einschränkung.

Du vermengst Black Metal mit Black Music – von Gospel bis Soul. Wie kam es? Ich war gerade mit einem anderen Projekt etwas gelangweilt. Um mich herauszufordern, ging ich auf eine Website namens 4chan und bat die Menschen dort, mir verschiedene Musikrichtungen hinzuschreiben. Ich würde zwei von den Vorschlägen nehmen und ein Lied in beiden Stilen daraus machen. Jemand schrieb Black Music, eine andere Person Black Metal. Das habe ich kombiniert und so kam’s. Inzwischen sind drei Alben erschienen und eine Karriere daraus geworden. Die

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Stück 11 heißt „Götterdämmerung“. Wie kam Richard Wagner auf die Platte? Mich hat gereizt, mir Wagner anzueignen. Das Ganze ist ein Spaß und sicher keine sehr

tief gehende Auseinandersetzung. Aber natürlich spielt mit rein, dass er vor 80, 90 Jahren für sehr doofe Sachen benutzt worden ist. Er hatte wohl auch selber kein so tolles Weltbild. Du bist halb Schweizer und halb Amerikaner. Wie bist du musikalisch aufgewachsen? Meine Mutter ist Jazzsängerin, mein Vater Percussionist in einer Funkund Salsaband. Darum hasse ich übrigens Salsa, das kann ich nicht mehr hören. Aber zurück zum Thema: In Basel gibt es eine sehr ausgeprägte linke Szene mit besetzten Häusern. Dadurch bin ich früh auf Punk gekommen und habe bemerkt, dass mir laute Musik gefällt. Der nächste Schritt war Metal. Die Schweiz hat ein langweiliges Image. Es entstehen dort aber auch sehr spezielle Dinge, wenn ich zum Beispiel an die Band Yello oder den Autor Christian Kracht denke. Das sind halt Rich Kids. Dieter Meier war damals wohl der einzige, der sich teure Synthesizer leisten konnte. Man muss aber sagen, es sind sehr gute und komische Sachen dabei rausgekommen. Wer sind deine Vorbilder? Vom Arbeitsethos nehme ich mir ein Beispiel an Autoren. Ich sehe Kreativität als Muskel, den man jeden Tag trainieren muss. Meine Lieblingsschriftsteller Ernest Hemingway und James Joyce sind immer sehr früh

Foto: Hersteller, Georg Gatsas

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eal & Ardor ist das erfrischend andere Bandprojekt des Schweizers Manuel Gagneux. Er nimmt sich selbst wie auch die Gepflogenheiten der Metalszene nicht zu ernst und vermischt furchtlos Black Metal mit Gospel. Ein Gespräch über Kreativität, Zufälle, Wagner, Hemingway und Slash.


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einer Jungsclub” hinweg einen interessanten Klangkosmos entwickelt, der sich nicht abnützt. Seine „Götterdämmerung” eruptiert nun in voller Brillanz im WUK, wie auch schon 2018 beim Waves, damals noch im kleinen Rahmen. TEXT: SEBASTIAN FASTHUBER aufgestanden und haben mindestens tausend Wörter geschrieben. Es braucht viel Zeit. Neunzig Prozent meiner Sachen sind Scheiße, das ist einfach so. Irgendwie muss ich auf die guten zehn Prozent kommen.

durch. Irgendwann merken die Booker, dass wir eine Metalband sind. Aber so lange es geht, werden wir auf so unterschiedlichen Festivals wie nur möglich spielen.

Wie geht es dir mit deiner dunkleren Hautfarbe in der Metalszene? Es wird besser. Nicht nur in der Hinsicht. Metal ist grundsätzlich so ein insuläres Knabending, ein kleiner Jungsclub. Den ein bisschen aufzumischen macht mir Spaß. Das Bizarre ist, dass alles ja eigentlich aus dem Blues entstanden ist. Ich eigne mir das jetzt wieder an.

Was war die beeindruckendste Begegnung mit einem Helden deiner Jugend? Ein Abendessen mit Slash. Es war gleichzeitig einer der stressigsten Momente in meinem Leben. Wir waren in Paris in einem Restaurant mit zwei Michelin-Sternen. Ich hatte schon mit dem Werkzeug zu kämpfen, war am Schwitzen. Und dann sitzt mir noch Slash gegenüber und fragt mich, wie mein Tag war. Das war zu viel für mich.

Bei dir sind vermutlich auch Mädchen vor der Bühne? Ja, auf jeden Fall. Auch die Band selbst soll kein reines Jungsding sein. Ich hatte lange eine Bassistin. Zum Team gehören eine Tourmanagerin und eine Technikerin. Es ist witzig zu sehen, wie die Knaben darauf reagieren, wenn unglaublich kompetente Frauen ihren Job besser machen als sie. Zuerst müssen sie kurz schlucken. Wenn das Eis mal gebrochen ist, spürt man meist höchsten Respekt. Zeal & Ardor bespielen ganz unterschiedliche Bühnen, auch das Montreux Jazz Festival war darunter. Oder kürzlich die Royal Albert Hall. Das hat schon gut getan. Die Range ist sehr groß. Ich glaube aber, wir kommen nicht mehr lange damit

Er spricht? Ja. Vor allem spricht er Gitarre, aber er spricht. Die Sonnenbrille hatte er auf. Aber den Zylinder hat er gnädigerweise entfernt. Auch ein ungewöhnlicher Anblick. Worüber wurde geredet? Wir haben die damalige Zeit mit heute verglichen. Das Volumen an Geld in der Musikindustrie war vor 30 Jahren in einer komplett anderen Atmosphäre. Wir fliegen nicht immer Privatjet, sondern höchstens mal Business Class. Die Hauptsache ist, ich kann davon leben. Ich darf Leute anschreien und werde dafür bezahlt. n Zeal & Ardor spielt am 10. Dezember im WUK.

Zeal & Ardor ist englisch für „Eifer & Inbrunst”. Hinter dem Musikprojekt steckt der Amerikaschweizer Manuel Gagneux. Auf mittlerweile drei Alben („Devil is Fine”, „Stranger Fruit” und „Zeal & Ardor”) hört man seine einzigartige Mischung von Black Metal und Black Music.


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Der Theatermacher Volkstheater Hier findet sowohl Faust als auch Dirk von Lowtzow eine Bühne.

Wie ist Ihre Zwischenbilanz als künstlerischer Direktor des Volkstheaters nach dem großen Schock mit der Pandemie zu Beginn? Es war ein wirklich schwieriger Start zwischen Sanierung und den drei Lockdowns. Da ein neues Programm und das neue Volkstheater zu präsentieren war nicht einfach. Jetzt habe ich das Gefühl, dass das Volkstheater wieder da ist und das macht mich glücklich. Seit Jänner läuft das

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Programm regelmäßig und wir haben Corona vorerst einmal so weit unterbunden, dass die Partys laufen. Eine Band wie Turbobier im Volkstheater konnte man sich noch vor wenigen Jahren nicht vorstellen. Nun impliziert der Begriff Volkstheater ja schon, dass es dem breiten Volk dienen soll. Kommen Sie dem mit Ihren Ideen entgegen? Wir sind keine Kulturinstitution, die im Elfenbeinturm sitzt und zwischendurch Einblicke in die hohe Kunst gibt. Wir sind niederschwellig und geben der Gegenwartskunst ihren Raum. Wir untersuchen Goethes „Faust“ auf die Gegenwart, lassen aber auch eine Punkoder Electro-Band bei uns auftreten. Wir wollen nicht nur die Bildungsbürgerelite ansprechen, sondern alle. Wir beschäftigen uns auch stark mit Bildender Kunst. So kommt der US-amerikanische Großkünstler Paul McCarthy mit einer Performance Anfang September ins Haus. Wir bespielen auch mit digitalen Formaten und mit Musik. Wer sich eher für Bildende Kunst interessiert kann hier genauso fündig werden wie der Clubbing- oder Konzertbesucher. Aber

auch österreichische Literatur und hohe Schauspielkunst werden geboten. Im selben Haus tritt eine Band wie Gewalt auf und es wird Goethes „Faust“ gespielt. Wie erklärt man das dem traditionellen Wiener Theaterbesucher? Gewalt und „Faust“ passen doch ganz gut zusammen (lacht). Für mich ist es ganz wichtig, dass wir gut 50 Jahre nach Andy Warhol endlich in die Tat umsetzen, dass es keinen Unterschied zwischen Pop- und Hochkultur gibt. Diese U- und E-Unterscheidung halte ich für einen absoluten Schmarren. Dieses dünkelhafte Kulturprogrammieren, wo sich eine Kulturinstitution über andere Kulturen erhebt, finde ich abscheulich. Wir machen Gegenwartskunst, das ist der gemeinsame Level. Ob wir da die Wiener Symphoniker oder Gewalt bei uns auftreten lassen, macht für mich keinen Unterschied. Brauchen das Volkstheater und andere klassische Kultureinrichtungen mehr Sex, Drugs und Rock’n’Roll? Das Dionysische in der Kunst gab es vor Jahrhunderten bei Shakespeare oder Mozart und heute bei

Foto: Emil Blau, Marin Geyer

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ach der ersten Post-LockdownSaison, die allen Widrigkeiten zum Trotz eine Vielzahl an Highlights bieten konnte (etwa Konzerte von Gewalt und Fuckhead, oder auch Turbobier, sowie „Der Klang der Offenbarung des Göttlichen”), geht das Wiener Volkstheater unter der Leitung von Kay Voges nun in die nächste spannende Runde – und kredenzt neben klassischen Produktionen aus der Feder von Goethe etwa („Faust”) auch Schräges (Bunuels „Würgeengel”) oder mit Benjamin Clementine und Dirk von Lowtzow (Tocotronic) auch Musikalisches. Wie dies zusammenpasst, erklärt der künstlerische Direktor Kay Voges.


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Mit der Örtlichkeit „Theater” verbinden viele Menschen klassische Stücke, die stets ein Hauch von Nostalgie umweht. Ein exzeptionelles Beispiel, wie man verstaubte Theatergrenzen brechen kann, ohne die Tradition zu missachten, ist hierzulande das Volkstheater, das neben Goethe und Bernhard nicht nur zeitgenössische Autoren zu Wort kommen lässt, sondern etwa mit Gewalt und Turbobier auch den Saal für kontemporäre Musik öffnet. Ein Diskursgespräch mit dem künstlerischen Direktor Kay Voges. TEXT: ROBERT FRÖWEIN Gewalt. Warum sollte man das nicht am Volkstheater weiterziehen? Gibt es für Sie auch kulturelle Grenzen oder sind den visionären Ideen Tür und Tor geöffnet? Wir haben den inhaltlichen Anspruch, dass wir klar auf humanistischen Boden programmieren und als Kulturinstitution vom Bund und von der Stadt finanziert werden. Damit haben wir auch einen Kulturauftrag. Können wir ein Angebot machen, das für die Menschen intellektuelle, emotional und diskursiv interessant ist? Ansonsten könnten wir hier „Cats“ und „Die große Schlagerparade“ anbieten. Dafür gibt es andere Veranstalter, das wird es bei uns nicht geben. Wir versuchen hier Kunst zu transportieren, die sich mit den Themen der Gegenwart auseinandersetzt. Kann und soll ein Theater für seine Besucher etwas Religiöses an sich haben, Wie es etwa bei Fußballvereinen und ihren Fans der Fall ist? Das Theater ist eine Kirche der Zweifler. Es ist der perfekte Ort für Menschen auf der Suche. Für jene, die nicht alles wissen und glauben, sondern auch hinterfragen und immer wieder neu überlegen. Menschen, die wissen, wie alles geht, könnten im Theater verstört werden. Sie waren zehn Jahre Intendant am Schauspiel Dortmund, nun knapp zwei Jahre in Wien. Was sind für Sie die größten Unterschiede zwischen der österreichischen und deutschen Theaterlandschaft? Die

Bedeutung von Kultur ist in Wien wesentlich höher als an vielen Orten, an denen ich war. Es ist ein unglaublicher Segen, dass es die Traditionen, die Bedeutung und den Stolz von Kultur hier so gibt. Gleichzeitig ist diese Kulturtradition das große Problem von Wien. Traditionalisten gelten oft als konservativ und dem Neuen gegenüber nicht sehr offen eingestellt. So ist die Tradition der Kultur in Wien gleichermaßen der größte Segen wie auch der größte Fluch.

wir wollen auch keine reine Gefälligkeitsanstalt sein. Das Theater ist ein Ort der Auseinandersetzung. Dann wird man vielleicht nicht von allen gemocht, aber es ist ein ästhetischer und gedanklicher Vorgang, der vielleicht Erlebnisse schaffen kann, die im Mittelmaß überhaupt nicht zu finden sind.

Spüren und sehen Sie selbst, dass man sich in Wien zu sehr in der Vergangenheit suhlt und auf Traditionen beharrt, anstatt sich dem Neuen zu öffnen? Die Skepsis dem Neuen gegenüber liegt sehr tief in der Wiener Wurzel. Andererseits wurde Wien über die letzten Jahrzehnte zu einer Weltstadt. Sie ist nicht mehr so wie zu Gustav Mahlers Zeiten, den man bis zum Tod nicht verstanden hat, ihn aber jetzt lobt und ehrt. Da ist die Stadt schon wesentlich moderner und offener geworden und das sieht man zum Beispiel bei uns oder auf den Wiener Festwochen. Es gibt ein experimentierfreudiges, neugieriges Publikum.

Zur Empörungskultur gehören begriffe wie Political Correctness, Cancel Culture, Wokeness oder Snowflakes. Muss man als Theatermacher auf diese Begriffe achten oder darf man überhaupt gar nicht darauf achten, sondern muss radikal daran vorbeiziehen? Ich glaube, dass die Liberalisierungsbewegung der letzten Jahrzehnte unfassbar wichtig ist. Marginalisierte Gruppen sind so stark in unser Bewusstsein gerückt und das ist ungemein wichtig. Das steht für mich alles unter dem humanistischen Grundbegriff. Wenn alle Menschen gleich sind, warum handeln wir dann nicht so? Es ist also notwendig, den humanistischen Boden in unserer Kunst zu haben. Andererseits müssen wir auch für die Kunstfreiheit eintreten. Die Kunst muss frei sein von religiösen und politischen Ideologien.

Auch wenn man das Volk anspricht – sucht man als Kreativdirektor manchmal die Ablehnung der Masse und die Provokation, um sich als Institution etwas zu exponieren? Ich versuche hier ein Programm zu generieren, das nicht mittelmäßig ist, sondern radikale, kluge künstlerische Handschriften sind. Mittelmaß wollen wir vermeiden und

n Das volle Gespräch lesen Sie online auf service.oeticket.com. Alle Informationen zur neuen Saison des Wiener Volkstheaters finden Sie auf oeticket.com. Ebenfalls im Programm: Zahlreiche Sommertheater-Bühnen, viele heimische Bühnen mehr (darunter auch das Burgtheater) und noch viel mehr Theater von Nord bis Süd und Ost bis West!

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Frischluft Zwei lange Jahre konnte der geliebte Festivalsommer nicht in der gewohnten Form stattfinden, nun ist es endlich wieder so weit: Auf Äckern & Wiesen darf wieder amtlich gerockt werden. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER

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orona hat allen Festivalbegeisterten einiges an Verständnis abgerungen: Nicht nur, dass die Festivals selbst jetzt für zwei lange Jahre nicht in ursprünglicher Form stattfinden durften, Theatergeher hingegen konnten sich unter entsprechenden Schutzmaßnahmen in den Sommermonaten weiterhin delektieren. Doch nun läuft das Uhrwerk wieder und im Gegensatz zu vielen anderen

Ländern ist Österreich glimpflich aus der Krise geschlittert: Nicht nur die Giganten wie Nova Rock und Frequency haben überlebt und sind in alter Stärke zurück, sondern auch zahlreiche kleine Festivals sorgen erneut für eine Vielfalt auf den heimischen Äckern und Wiesen – mit einer stilistischen Bandbreite von Metal und Rock über Indie bis hin zu Hip-Hop und Reggae. Tatsächlich schaut auf den ersten Blick

Das Fuzzstock, das 2019 von Herwig Zamernik und Georg Hochegger ins Leben gerufen wurde, geht am 26. und 27. August ins vierte Jahr: Im Zentrum des Woodstock in den Kärntner Bergen (genauer: am Klippitztörl) steht ein geschmackvolles, anspruchsvolles, aber trotzdem unterhaltsames Musik-Programm mit vorrangig heimischen Acts, begleitet von einem hochwertigen Rahmenangebot (Lesungen, Kabarett, Erlebniswanderungen etc.). Bestätigt sind neben Attwenger (Foto) u. a. auch Clara Luzia, Fuzzman & The Singin Rebels, Kreiml & Samurai, K.U.N.T.Z. (das Country-Punk-Projekt von Voodoo Jürgens), Stefanie Sargnagel & Euro Teuro, Bipolar Feminin, Viech, Fritz Ostermayer und viele mehr!

alles aus wie vor der Krise: Der Mix aus internationalen und nationalen Bands ist harmonisch, Einschränkungen wie Maske und Babyelefant sind nicht erforderlich, ja nicht einmal ein 1/2/3GNachweis ist zu erbringen. Nun liegt es also an allen Musikbegeisterten, die harte Arbeit und das Durchhalten auch entsprechend zu honorieren und gemeinsam lautstark die Wiederkehr des Festivalsommers abzufeiern!

Das Area53 verspricht zwischen 14. und 16. Juli am Festivalgelände Leoben-Schladnitz wieder Lärm vom Feinsten, wenn neben Blind Guardian (Foto) auch die Heroen Accept, Testament, Sepultura, Exodus, Death Angel, Ensiferium, Deserted Fear, Suicidal Angels, Black Inhale, Darkfall und mehr auf der Bühne stehen. Das One Love ist das größte heimische Reggae-Festival und findet dieses Jahr am 5. und 6. August in Wiesen statt. Prominenter Headliner ist der Musiker, Künstler und Aktivist Julian Marley (Foto), dem der Geist seines Vaters Bob Marley sichtlich in die Wiege gelegt wurde. Außerdem spielen u. a. Third World, Eek a Mouse, Anthony B., Max Romeo, Mono & Nikitaman u.v.m. auf und kredenzen positive Vibes in bester Wiesen-Atmosphäre.

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Fotos: Ines Altschach (Ewig Frost), Hupfauer/Wimmer (Attwenger), Luke Rogers Vanboom Productions (Julian Marley), Andre Noll (Wizo), Barracuda Music (Sportfreunde Stiller), Philip Nurnberger (Scooter), Dirk Behlau (Blind Guadrian), Dennis Dirksen (Madsen), Markus Hauschild (H-Blockx)

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Beim Lake Rock am Salzburger Messegelände lassen am 16. und 17. September zahlreiche nationale und internationale Bands das Areal erbeben: Neben H-Blockx (Foto) und Frog Leap sei ein besonderes Augen- und Ohrenmerk auf Turbobier, Black Inhale, Ektomorf, Infected Rain und Cil City gelegt. Ein besonderes Schmankerl werden die regionalen Essens- und Getränkeangebote sein!

Das Black Rainbow verspricht am 23. Juli am Seedcamp Kautzen im Waldviertel Sommerfrische bei 12 Stunden Rock’n’Roll und kühlen Drinks: Neben Ewig Frost (Foto) pfeffern auch Roadwolf, Mortal Strike, Franz Fuexe, Boogie Hammer, Liquid Steel, Mothers of the Land, Exorcizphobia, Küenring und 3 Tog Nimma Gacken Gwesn den Verstärker auf die 11!

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Das SBÄM Fest 4 geht dieses Jahr am 30. und 31. Juli in der Tabakfabrik über die Bühne und hat ein mehr als hochkarätiges Line-up parat: Als Headliner fungieren Wizo (Foto) und Dropkick Murphys, außerdem werden u. a. Pennywise, Descendents, Millencolin, Russkaja, Donots, Bloodsucking Zombies From Outer Space und viele mehr für amtliche Stimmung sorgen. Ein Rahmenprogramm mit Kunst und Skate-Sport rundet das Festival mehr als gelungen ab. Bereits seit Mai steht der Posthof unter dem Motto FrischLuft, noch bis Anfang September wird ein breit gefächertes Programm kredenzt, wenn neben Thomas Stipsits und Harry G das Kabarett nicht zu kurz kommt, mit Buntspecht, Der Nino aus Wien und Mathea die heimische Musik, oder mit Madsen (Foto) auch Internationales. Nicht zu vergessen auch das angrenzende ahoi!pop vom 6. bis 10. Juli, mit Sido, Wanda und Element of Crime. Das poolbar begeistert auch diesen Juli und August wieder im Alten Hallenbad in Feldkirch mit einem Programm, das aus Nischen schöpft und bis hin zum Pop liebäugelt. Sportfreunde Stiller (Foto), HVOB, Agnes Obel, My Ugly Clementine, Thees Uhlmann & Band, Efterklang, 5/8erl in Ehr’n, Alfred Dorfer, Oska und Mother’s Cake sind dabei nur wenige der vielen Highlights.

GEWINN SPIEL Absolut Vodka startet in die Festival-Saison und präsentiert gemeinsam mit dem Electric Love Festival (7. bis 9. Juli, Salzburgring mit u. a. Gigi D’Agostino, Steve Aoki, Paul Kalkbrenner & Timmy Trumpet) eine neue Limited Edition, die Musik, Zusammenhalt und Lebensgefühl verkörpert. Wir verlosen 1x2 Flaschen! Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen: www.ticketmagazin.com

Das szene openair am Alten Rhein in Lustenau geht dieses Jahr zwischen 4. und 6. August über die Bühne und hat erneut ein energetisches Line-up parat: Neben den drei Headlinern Marteria, Casper und Scooter (Foto) versüßen u. a. auch Folkshilfe, Turbobier, Fiva, Kerosin95, Elderbrook, Princess Nokia (!!!), Mavi Phoenix, Pippa und mehr die Stimmung. Besonderer Mehrwert: Den Besuchern steht ein Badeeingang zur Liegewiese zur Verfügung!

Alle Festivals des Sommers finden Sie übrigens auf www.oeticket.com/ campaign/festivals


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Tanzmariechen 2020 landeten sie mit „Marie“ einen Sommerhit, nun ist die steirische Popband Alle Achtung mit ihrem Album „Liebe & Krawall“ auf Tour. TEXT: AMINA BEGANOVIC

Mitten in der Pandemie habt ihr mit „Marie“ einen Volltreffer gelandet. Hättest du damit gerechnet? Wir haben natürlich gespürt, dass der Song eine Kraft hat, waren zu der Zeit aber noch völlig unbekannt. Wir haben auch auf gut Glück Gerda Rogers gefragt, ob sie im Video mitmachen möchte – sie hat sofort zugesagt und uns damals geraten, mit dem Release noch zu warten ... Hat sie das aus den Sternen gelesen? Wahrscheinlich! Sie meinte, wir sollten erst im Sommer mit dem Song rausgehen, und nicht schon im Jänner. Und dann ist das Lied aufgrund des ersten Lockdowns tatsächlich erst im Sommer 2020 erschienen! Dass es aber so groß wird, hat uns kalt erwischt.

Zwei Jahre später seid ihr nun mit eurem Album „Liebe und Krawall“ auf Tour. Der Name ist ein interessanter Gegensatz. Diese Gegensätze sind bezeichnend für uns als Band: Einerseits steht die Liebe über allem, denn wir sind wie eine Familie. Andererseits regiert auch der Krawall, weil wir eine leidenschaftliche Liveband sind! Bist du selbst ein „Optimist“? Und braucht es mehr solche Songs in Zeiten wie diesen? Ich bin oft sogar zu optimistisch (lacht)! Österreichische Musik hat oft die Tendenz zum Sudern, aber das ist nicht unser Ding. Wir haben gemerkt, dass wir besser vorankommen, wenn wir positiv bleiben. Unser Grundtenor: Wenn wir es mit unserer Musik schaffen, dass es den Leuten nach drei Minuten ein bisschen besser geht, haben wir schon alles erreicht.

Die Single „Cool oder nicht“ ist ein hartnäckiger Ohrwurm im besten Sinne. Es ist schwierig, uns in ein „Genre“ einzuordnen, wir spielen in Einkaufszentren bis hin zum Nova Rock. Natürlich stellt man sich da die Frage: „Ist das jetzt cool, oder nicht?“ Die Antwort für mich persönlich ist, dass es eigentlich wurscht ist. Letztendlich geht es nur darum, dass die Energie der Musik die Menschen erreicht, egal wo. Auf welche kommenden Livetermine freust du dich besonders? Am 7. September treten wir am Kremsmauer Festival auf und haben uns dafür eine besondere Aktion überlegt: Alle Zuschauerinnen, die „Marie“ heißen, kommen gratis hinein! Das wird super, ich hab mir sagen lassen, dass Bilderbuch vor Jahren in diesem Saal ihren ersten Bandcontest gewonnen haben. n Neben dem Kremsmauer Festival gibt es davor und danach noch zahlreiche weitere Termine in ganz Österreich, außerdem kickt man auch beim Band Fußball Cup (siehe Seite 22 und 23).

Romantisch randalieren Von flotten 80s-Sounds bis zur gefühlvollen Klavierballade ist bei Alle Achtung alles dabei. „Wir wollen uns musikalisch keine Grenzen setzen, dafür aber live umso mehr Energie versprühen.“

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Foto: Carina Antl

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ch will nur, dass du glücklich bist, Marie …“: Mit diesem lebensbejahenden Ohrwurm wurden Alle Achtung auf einen Schlag im deutschsprachigen Raum berühmt. Und das in einer Zeit, als es für die Musikszene alles andere als einfach war. „Der Song hat eine durch und durch positive Message, vielleicht war das damals einfach dringend notwendig,“ erinnert sich Sänger Christian Stani zurück.


TURBOBIER • ELDERBROOK • FOLKSHILFE LO & L E DUC • PR I NCESS NOK I A BHZ • F I VA • ELVA NA • PROVINZ SONS OF THE EAST • JEREMIAS JULES AHOI • DR AMAS • ANG ER • SCHMY T WIENER BLOND • PIPPA • MAVI PHOENIX SWISS & DIE ANDERN • 01099 PRINZ G RIZZLEY & HIS BEARG AROOS Y UNG PALO & NANA LE V R AI BI BI ZA • BOUNTY & COCOA UND VIELE MEHR !

poolbar Festival HOME OF JAZZ

7. Jul—14. Aug

Nischen bis Pop

S, HVOB LIVE, KYTES , LOLA MARSH , LOCAL NATIVE , EFTERKLANG, PROTOJE, METRONOMY, JEREMY LOOPS THEES UHLMANN AGNES OBEL, MY UGLY CLEMENTINE, GONZÁLEZ, JOSÉ , THING EVERY THING EVERY & BAND, MEHR AS I LAY DYING , TOM GREGO RY & VIELE → POOLB AR.AT

HOME OF JAZZ

16. – 17. September 2022 Messegelände – Salzburg

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Am Fußboiplotz Bereits zum dritten Mal veranstaltet Roman Gregory den Band Fußball Cup, stets zu Gunsten der Wiener Frauenhäuser. Neben Josh., Turbobier und Russkaja kickt erneut viel heimische Musikprominenz, erstmals im Trainingszentrum des Wiener Sport-Club. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER

Du kommst zwar aus dem Boxsport, aber deine Nähe zu Fußball ist bekannt – nicht zuletzt durch die Alkbottle-Hymne auf Rapid und deine ehemalige Rolle als Präsident der Wiener Viktoria. Könntest du vielleicht trotzdem deine fußballerische Prägung Revue passieren lassen? Es war eigentlich immer schon eine Mischform bei mir – mein Vater war selbst Boxer und hat mich schon als Vierjähriger mit zum Training in die Boxhalle am Mittersteig genommen. Dort habe ich mit dem Lederball immer zwischen den Boxern herumgeschossen und hie und da auch den Stuck von der Decke (lacht). Bei den Sportlern war in den Siebzigern der Hans Orsolic natürlich immer ein großes Thema, dann kam aber ein an-

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derer Hans, nämlich der Krankl und mit ihm Cordoba – und das hat mich dann auch zum Fußball gezogen. Nach einigen Jahren im Viktoria Nachwuchs hat sich allerdings herausgestellt, dass aus mir kein Krankl wird – und dann hat es mich doch wieder zurück zum Boxen getrieben, durchaus mit Erfolg. Mit dem Boxen habe ich dann meine sportliche Karriere aber auch beendet. Und heute? Ich bin heute einer von den 8 Millionen österreichischen Teamchefs. Aufgrund einer Sprunggelenkverletzung von 1992 könnte ich heute nur mehr im Tor aktiv sein – Laufsport geht bei mir nicht mehr. Für ein Videoshooting für den Band Fußball Cup habe ich letztens wieder einmal versucht, das wohlgemerkt leere Tor zu treffen: Der Elfmeter hätte für ein schönes Bild im Kreuzeck landen sollen. Nach gut dreißig Versuchen hat dann meine Zehe dementsprechend ausgeschaut – allerdings hatte ich auch das falsche Schuhwerk an (lacht). Alkbottle hatte Ende der Neunziger die Rapid-Hymne „Wir trinken auf Rapid“. Ist Rapid deine Religion? Im zunehmenden Alter sehe ich mich nicht mehr so vereinszugehörig wie damals in der Schule, da war Rapid noch wirklich eine Religion, und jeder, der sich gegen unsere kollektive Mannschaft ausgesprochen hat, ist dann in der Zehnerpause im Mistkübel gelandet – insbesondere, wenn er Austrianer war. Davon bin ich mittlerweile abgerückt, und vergönne es mittlerweile auch der Austria, die dieses Jahr im-

merhin den Europacup erreicht und Rapid hinter sich gelassen hat, einfach weil sie herzerfrischend und gut gespielt haben. Auch bei der WM oder EM freue mich heute einfach, wenn die bessere Mannschaft gewinnt. Beim Band Fußball Cup kicken keine Profis, sondern heimische Musiker: Was verbindet Musik und Fußball? Beides ist Entertainment. Das Publikum spielt eine große Rolle, es peitscht auf – ob man die Energie auf den Platz oder die Bühne bringt, ist letztendlich das gleiche. Das bringt die Spieler und Musiker gleichermaßen zu Höchstleistungen. Apropos Leistungen: Ist von den Musikern auch ein gutes Match zu erwarten? Es kommt als Zuschauer niemand, der einen Zauberkick erwartet oder glaubt, schlummernde Talente zu entdecken. An erster Stelle steht, dass sich keiner wehtut, dann kommt der Spaß und natürlich auch das Spendenziel. Die meisten Musiker haben schon beim Band Fußball Cup gespielt und sie wissen, was zu erwarten ist: ein pfeifendes Beischl und ein lang anhaltender Muskelkater danach – und letztlich ist auch die dritte Halbzeit, die dann in der Kantine stattfindet, nicht unwichtig. Spätestens dort zeigen sich dann alle in Bestform (lacht). Aber gerade Christopher Seiler ist definitiv ein Mentalitätsmonster, er gibt keinen Ball verloren – man merkt, er hat in seiner Jugend viel Fußball gespielt und weiß auch, wo das Tor steht. Aber von so einer Aufopferung lebt der Band

Foto: Roland Rudolph

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m Jahr 2019 versammelte sich erstmals unter der Schirmherrschaft von Alkbottle-Kopf Roman Gregory das Whois-Who der heimischen Musiklandschaft, um für einen guten Zweck ihre Instrumente mit dem Ball zu tauschen: Vor den gestrengen Augen der Fußballlegenden und Schiedsrichter Hans Krankl und Herbert Prohaska werden dieses Jahr Christopher Seiler, Josh., Paul Pizzera, Turbobier, Russkaja, Der Nino aus Wien, Alle Achtung, Folkshilfe, Bloodsucking Zombies From Outer Sprace, Kreiml und Samurai, EsRap, Monobrother, Average und viele mehr gegeneinander und für die Wiener Frauenhäuser kicken. Es moderiert Birgit Denk, Initiator Roman Gregory hat uns im Vorfeld (in bester Kroos-Manier) ein paar deppate Fragen beantwortet.


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LIVE TERMINE

GEWINN SPIEL

Wir verlosen ein en menden Musike von allen teilnehrn signierten Fu zzgl. zwei Karte ßball n für den Band Fußball Cup. Mehr Info rmatio Teilnahmebedin nen und www.ticketm gungen: agazin.com Kicken für einen guten Zweck Josh., Georgij von Russkaja und Marco Pogo von Turbobier haben das Vorabtraining mit Roman Gregory bereits ohne Verletzungen überstanden.

Fußball Cup auch: Wenn er nach einem 30Meter-Sprint am Boden liegt und jemand vom Publikum schüttet ihm zur Ersten Hilfe ein Bier drüber, dann hat das natürlich einen eigenen Charme (lacht). Du hast es bereits angesprochen: Die meisten diesjährigen Spieler waren beim Band Fußball Cup schon dabei. Hast du Wunschkandidaten, die du bisher noch nicht gewinnen konntest? Das kann man schwer planen, die Tourpläne der einzelnen Bands stehen natürlich im Vordergrund – zumal der Band Fußball Cup noch im Ausläufer der Open-Air-Saison passiert. Insofern ist es immer schwierig, da die Kalender abzustimmen. Deswegen mussten dieses Jahr auch Marco Wanda und Voodoo Jürgens leider absagen. Aber da sieht man auch: Alle Musiker nehmen den Band Fußball Cup ernst und wollen sich entsprechend dafür vorbereiten, und nicht zwischen Tür und Studio einfach „abhaken“. Ich denke, wir sind dieses Jahr wieder ganz gut und prominent aufgestellt, mit Josh., Paul Pizzera und Alle Achtung haben wir auch neue Gesichter am Platz. Wie wird die Aufstellung aussehen? Wir schauen, dass wir die einzelnen Musikgenres gegeneinander spielen lassen, dieses Jahr wird es mit Kreiml & Samurai und EsRap auch eine Hip-Hop-Mannschaft geben, und

Seiler & Speer spielen außerdem etwa am 20. August, u. a. mit Hans Krankl & Monti Beton als Vorband, auf Burg Clam, Josh. sehen wir gemeinsam neben u. a. Alle Achtung zum Beispiel am Kremsmauer Festival im September, aber auch im Sommer auf Tour durch ganz Österreich und kommenden April im Gasometer. Pizzera & Jaus spielen Mitte August auf Burg Clam und touren mit „wer nicht fühlen will, muss hören” aktuell durch ganz Österreich, kommenden März gibt es dann die „Comedian Rhapsody” in Linz, Salzburg und Graz. Turbobier spielen (wie auch Folkshilfe) etwa beim Szene Openair im August und im Oktober bei der Wildstyle & Tattoo Messe, Russkaja nebst den Bloodsucking Zombies From Outer Space Ende Juli beim SBÄM Fest 4, zweite auch am 17. Dezember in der ((szene)). Der Nino aus Wien spielt laufend, u. a. mit Ernst Molden, in ganz Österreich, Kreiml und Samurai im Sommer am Fuzzstock und am World Bodypainting Festival, am 28. Oktober im Gasometer, kommenden April in Linz, St. Pölten, Salzburg, Innbsruck, Lustenau und Graz. Alle und noch mehr Live-Termine siehe oeticket.com!

Russkaja werden mit den Bloodsucking Zombies fusionieren. Wir schauen, dass es stimmig ist, wer da gerade am Platz steht. Du hast mit Virgina Ernst auch einmal weibliches Talent am Platz gehabt – mit der Frauenquote sieht es dieses Jahr eher schwach aus? Wir versuchen durchzusetzen, dass in Zukunft jede Mannschaft zwei Frauen in ihren Reihen hat. Birgit Denk übernimmt dieses Jahr die Moderation und sorgt dafür, dass zumindest in Punkto Wortmeldungen der Frauenanteil nicht zu kurz kommt (lacht). Trotzdem steht die Frau im Fokus, denn wie auch schon die Male zuvor geht die Spende an die Wiener Frauenhäuser. Warum gerade dorthin? Die Frauenhäuser fassen viel zusammen, weil Frauen, die ihre Hilfe in Anspruch nehmen müssen, nicht nur Österreicherinnen sind, sondern etwa auch aus der Ukraine geflüchtete Frauen und ihre Kinder. In meinen Augen sind die Frauenhäuser ein Schmelztiegel vieler Notbedürftigen. Außerdem gefällt mir die Idee ganz gut, dass der als Männersport verschriene Fußball etwas für Frauen macht. Du hast die Wiener Viktoria, bisher Austragungsort des Band Fußball Cup, bereits mehrfach angesprochen. Wieso der diesjährige Wechsel zum Wiener Sportclub? Ich habe mit meinem Ex-Verein im März

gebrochen, gewisse Umstände haben dazu geführt, dass ich dort meine Präsidententätigkeit nicht mehr wahrnehmen möchte. Beim Sport-Club ist man uns wunderbar entgegengekommen und wir haben auch eine gemeinsame, ideologische Basis: Auch sie setzen sich für Menschenrechte, Gleichstellung und für Frauen ein. Abgesehen vom hehren Ziel der Spende an die Frauenhäuser: Welchen Mehrwert hat das Publikum, zu kommen? Da wir nicht in einem Stadion mit entsprechenden Schutzvorrichtungen spielen, besteht neben einem unterhaltsamen Match natürlich auch die Möglichkeit, seinen Star hautnah zu treffen und vielleicht auch gemeinsame Fotos zu machen. Und nicht zuletzt ist der Band Fußball Cup auch eine Mischung aus Sportevent und Kabarett: Die Schiedsrichter sind mit einem Headset ausgestattet, wenn dann Hans Krankl und Herbert Prohaska miteinander fachsimpeln und Josh. oder Christopher Seiler erklären, wie man einen Freistoß zu machen hat oder dem Marco Pogo, wie man richtig in der Mauer zu stehen hat, dann hat das durchaus komödiantische Züge. Der Entertainment-Faktor steht also an erster Stelle! n Der Band Fußball Cup findet am 18. September im Trainingszentrum des Wiener Sport-Club statt.

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Der Puppen Sascha Grammel, Puppenspieler, Bauchredner und Gute-Laune-Garant, über Selbstverwirklichung, die Muppets und wieso die Realität bei ihm keinen Platz hat. TEXT: MANUEL SIMBÜRGER

Sie beschreiben sich im Pressetext zum Programm als „dauergutgelaunt“. Stimmt das tatsächlich? Ich würde es so ausdrücken: „gutgelaunt“ ist mein natürlicher Aggregatzustand (lacht). Ich wache tatsächlich mit einem Lächeln auf. Und es gehört schon einiges dazu, mir diese Fröhlichkeit auszutreiben. Außerdem habe ich mir angewöhnt, schlechte Nachrichten gar nicht oder nur sehr dosiert an mich und meine Lieben herankommen zu lassen. Das funktioniert ausgesprochen gut. Kann ich nur empfehlen. Und sollte ich doch mal einen mauligen Moment haben, behalte ich den heimlich für mich. Warum sollte ich auch andere damit belasten? Gegenfrage: Was verdirbt Ihre Laune? Jede Form von Böswilligkeit und Ungerechtigkeit. Und unsere Welt ist leider voll davon. Da ist es für mich inzwischen eine Art Lebensaufgabe, die Menschen wenigstens während der zweieinhalb Stunden in meinen Shows daraus in

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meine ganz bewusst kindlich-fröhliche Grammelwelt zu entführen. Wo befinden sich Ihre Puppen, wenn Sie nicht auf der Bühne sind? Wenn wir nicht zusammen auf der Bühne stehen, haben die Puppen frei. Professor Hacke ist dann meist in seinem Labor, Frederic hängt entweder vor der Spielekonsole ab oder geht mit Kumpels skaten. Und Josie macht so oft sie kann kleine Daytime-Beautyschläfchen inklusive Rundum-Hornhautpeeling und Gurkensalatmaske. Reden Sie auch privat manchmal mit Ihren Puppen? Nein, soweit ist es dann doch nicht (lacht). Ich habe zum Glück ganz liebe Menschen um mich herum, mit denen ich über alles reden kann. Welche ist Ihre Lieblingspuppe? Tatsächlich wechselt das und ist von meiner jeweiligen Tageslaune abhängig. Bin ich grad selbst ein bisschen aufmüpfig, bringt mir Frederic am meisten Spaß. Bin ich eher verkuschelt und anhänglich drauf, entspricht Josie dann eher meinem Grundgefühl. Und habe ich einen meiner vielen besonders albernen Tage, freue ich mich immer sehr auf den skurrilen Irrsinn von Professor Hacke, dem Außerirdischen Herrn Schröder oder meinem berlinernden Katzenfisch Mieze. Sprechen Ihrer Figuren Dinge aus, die Sie

als Sascha Grammel nie sagen würden? Ganz klar: jein. Ich kann mich schon ganz gut selbst verwirklichen und sagen, was ich meine und denke. Die Puppen können das aber natürlich noch sehr viel charmanter, verrückter oder auch mal emotionaler und direkter als ich ausdrücken. Woher kommt Ihre Leidenschaft für Puppen? Sind Sie manchmal deswegen auch aufgezogen worden? Als etwas rundliches, unsportliches und verträumtes Spandauer Kind könnte man meinen, dass ich auf der „BitteHänsel-mich-Skala“ auf einem der vorderen Ränge stand. Wenn man dann noch wie ich zusätzlich im Keller Zaubertricks übt und mit Handpuppen redet, hätten andere wohl sogar die unangefochtene Pole-Position inne. Bei mir war das aber zum Glück nicht der Fall. Ich wurde nie gehänselt. Im Gegenteil, ich wurde gefühlt zu jedem Kindergeburtstag in meiner Klasse eingeladen. Und das obwohl oder vielleicht gerade weil ich die Zauberei und das Puppenspiel schon immer geliebt habe. Vielleicht ist es auch meine Art, wie ich mit meinen Mitmenschen umgehe? In Ihren Programmen stellen Sie, im Gegensatz zu vielen anderen Comedians, keinen Bezug zu aktuell gesellschaftlichen Problemen her ... Ich mag keine Witze auf Kosten anderer. Besonders dann nicht, wenn diese schon am Boden liegen und man nochmals – verbal – nachtritt. Das finde ich billig und

Foto: Sascha Grammel

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ascha Grammel, der berühmteste Bauchredner und Puppenspieler im deutschsprachigen Raum, hat es in seinem aktuellen Programm „FAST FERTIG!“ (das heißt so, weil der Perfektionist bis zur allerletzten Sekunde an seinen Programmen feilt) auf eine Gute-Laune-Insel verschlagen. Aber weil er selbst alles andere als eine Insel ist, begleiten ihn seine altbekannten und ein paar neue Puppen-Freunde und helfen ihm dabei, den tristen Alltag außen vor zu lassen.


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nflüsterer Puppenzoo Wir verraten ein gut gehütetes Geheimnis: Für sein neues Programm hat Sascha Grammel seinen Puppenzoo um ein oder gar zwei Charaktere erweitert!

gemein. Ich will das Gegenteil, ich will die Menschen in eine heile, harmlose, manchmal endlos alberne und auch skurrile Welt entführen, in der es keine bösen Überraschungen oder schlechte Nachrichten gibt, in der sie „sicher“ sind – und das garantiert! Da hat zum Beispiel Politik nichts zu suchen. Bei meinen Puppen und mir stirbt niemand, niemand wird ernsthaft krank, niemand streitet sich, niemand wird geschieden, niemand verliert seinen Job und es gibt kein Problem, welches wir nicht mit „drüber reden“ – beziehungsweise „drüber lachen“ – lösen können. Bei uns zählen Freundschaft, Zusammenhalt und Respekt voreinander, auch wenn es natürlich kleine

Kabbeleien und Sticheleien besonders zwischen Puppencharakteren wie Frederic und mir gibt. Aber das artet nie in einem echten Streit aus, wie es im wirklichen Leben schnell passieren kann. Meine kleine Grammelwelt ist quasi mein wünschenswertes Ideal unserer realen Welt da draußen. Welche Ihrer Puppen ist am herausforderndsten für Sie? Aktuell ganz klar: das Känguru Aaachim Spironsik. Wie beschreibt er seine Stimme selbst ganz treffend: „Ich klinge ja wie eine Ente im Stimmbruch!“ Und jetzt kann ja jeder mal probieren, wie anstrengend so eine Ente spricht (lacht)!

Mit welcher berühmten Puppe würden Sie gerne mal auf der Bühne stehen? Als Puppenspieler war es immer mein Traum Jim Henson persönlich kennenzulernen und mit ihm und einer seiner bekannten Puppen der „Muppet-Show“ zusammen auf der Bühne zu stehen. Leider ist Jim Henson im Alter von 53 Jahren viel zu früh verstorben. Seine Puppen leben allerdings weiter. Mein Traum ist also noch nicht ganz geplatzt. n Sascha Grammel gastiert mit „Fast fertig!” im September in Innsbruck, Salzburg, Wien und Linz.

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wukvienna musik.wuk.at

ZWEIFACH ZAUBERHAFT DIE ERFOLGS-SHOW

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06.07.

Thievery Corporation 19.07.

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FR, 28.04.23 SA, 29.04.23 SO, 30.04.23 SA, 06.05. + SO, 07.05.23 FR, 12.05.23 SO, 14.05.23 SA, 27.05.23

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The Gardener & The Tree 02.09.

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SALZBURG GRAZ VILLACH EISENSTADT ST. PÖLTEN WR. NEUSTADT

Sofi Tukker 28.09.

Sons Of The East 29.09.

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WELS LINZ GRAZ WIEN YBBS ST. PÖLTEN

TICKETS: www.nxp.at, 02742/71400, Geschäftsstellen von oeticket.com, Raiffeisenbanken


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Lindner Music präsentiert

RAINHARD

FENDRICH 03.09. Festung KUFSTEIN

17.03. bis 19.03.2023 Linz - TipsArena

10.09. Festung KUFSTEIN HANSI HINTERSEER & DAS TIROLER ECHO

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Tickets unter 09 00-94 96 0 96•www.oeticket.com sowie an den bek. VVK-Stellen. 1,09 €/Min. inkl. MwSt.

Weitere Infos unter DisneyOnIce.at

www.lindnermusic.at

PHILHARMONIE SALZBURG Orchester Chefdirigentin Elisabeth Fuchs

IMLAUER HOTEL SCHLOSS PICHLARN SCHLOSSPARK | AIGEN IM ENNSTAL Freitag, 19. 8. 2022 | 19.30 Uhr BAD HOFGASTEIN | ALPEN ARENA Samstag, 20. 8. 2022 | 19.30 Uhr Kartenvorverkauf: Imlauer Hotel Schloss Pichlarn +43 (0) 3682 24 440 Tourismusverband Schladming-Dachstein +43 (0) 3687 23310 801 Tourismusverband Bad Hofgastein +43 (0) 6432 3393 320 Konzertdirektion Glück +43 (0) 664 7363 5616 | Oeticket 0900 9496096

© Dario Acosta / DG

© WilfriedHösl


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360°

PROJECTIONS

1000m2 SCREENS

VIRTUAL REALITY

Bis 4.9.2022 WIEN | MARX HALLE www.klimt-experience.com

Bis 30. OKTOBER 2022

SCHLOSS KATZENBERG (INNVIERTEL) WWW. DINO-LAND. AT

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Wörthersee-Halle KLAGENFURT

INTENDANZ: MARCUS STRAHL

2. September bis 10. September 2022 Mit: Michael Duregger, Martin Oberhauser, Leila Strahl, Gerhard Dorfer, Judith Rumpf und Martin Gesslbauer

Wachaufestspiele Weißenkirchen Von Dan Gordon, nach dem Oscar gekrönten Hollywood Spielfilm

Karten unter Tel.: 02715/2268 www.wachaufestspiele.com


Wälder retten heißt Leben retten.

Petition: SMS mit WALD * an 54554

wald.greenpeace.at *Mit Ihrer SMS erklären Sie sich einverstanden, dass Greenpeace Ihre Telefonnummer zum Zweck der Kampagnenkommunikation erheben, speichern & verarbeiten darf. Diese Einwilligung kann jederzeit per Nachricht an service@greenpeace.at oder Greenpeace, Wiedner Hauptstraße 120-124, 1050 Wien widerrufen werden. SMS-Preis laut Tarif, keine Zusatzkosten. Greenpeace dankt für die kostenlose Schaltung dieses Inserats.


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DER PLATTENLÄSTERER Die besten, größten und wundervollsten Alben der Musikgeschichte: nach fast einhelliger Kritiker-Meinung sind sie in Stein gemeißelt. Aber sind sie das wirklich? Ich finde nicht. Wie zum Beispiel „Discovery“ von Daft Punk. Die exzentrischen Soundtüftler aus Frankreich sind ja spätestens seit ihrem vierten Studio-Album „Random Access Memories“ von 2013 mit dem Gassenhauer „Lucky“ und der Mitwirkung von Pharrell Williams wirklich jedem geläufig. Dieses ist auch ein sehr gutes Album; aber nach Meinung vieler Kritiker nach wie vor von ihrem zweiten Release „Discovery“ weit übertroffen. Die liegen aber auch falsch. Schon klar, allein der Auftakt mit gleich vier Hitsingles ist schon beeindruckend, auch das Konzept mit dem begleitenden Anime „Interstella 5555“ (das mit den blauen Weltraum-Rockstars) passt wirklich wie ein Handschuh. Aber was noch? Weitere zehn Tracks schmücken die Platte, von denen aber kaum mehr hängenbleibt als gefälliges Fahrstuhlgedudel. Zu sehr haben sich die beiden Helmis hier in den Ehrgeiz vertieft, mit Anleihen aus Disco, Soul und Pop aus ihrem Follow-Up das ultimative Hitalbum zu machen. Ist ja auch gelungen, irgendwie. Auf der Strecke blieb dabei jedoch der Mut und die wuchtige Innovation des Erstlings „Homework“. Dieser auch schon 25 Jahre alte House-Klassiker ist für ein Debüt erstaunlich reif, stieß die Türen für ein frisches Genre weit auf und ist somit meiner Meinung nach immer noch der Benchmark, an dem sich alle weiteren Daft PunkAlben messen müssen. Und so nebenbei überhaupt auch für die ganze Elektro-Szene. Wild, manchmal sperrig und unkategorisierbar – aber nie langweilig oder gefällig. „Happy“ trällert heute aus den AirPods saturierter Boomer beim Joggen, „Discovery“-Singles laufen im Programmradio. In den Clubs greifen die DJs aber immer noch gerne zu späterer Stunde zum knackigen „Da Funk“ oder dem hpnotischen „Around the World“. Warum? Weil „Homework“ das bessere Album ist, darum.

Journalist Markus Höller versus Daft Punk

GEWINNSPIELE Zu gewinnen gibt es: • 2 Absolut-Flaschen • Tickets für den Band Fußball Cup • einen signierten Fußball von Seiler & Speer, Josh., Russkaja und mehr

FREIKR DEANRTE

MUSTER

Die Gewinnspiele der aktuellen Ausgabe finden Sie auf den Seiten 18–19 und 22–23.

FÜ CUP BAND FUSSBALL

Eine Teilnahme an den Gewinnspielen ist möglich auf www.ticketmagazin.com im Beitrag „!ticket Gewinnspiele Juli/August 2022“. Hier finden Sie auch Informationen und Teilnahmebedinungen zu unseren Gewinnspielen und Datenschutz. Einsendeschluss ist der 25. August 2022.

Fotos: Hersteller, oeticket

IMPRESSUM Herausgeberin, Chefredakteurin: Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteur & Chef vom Dienst: Stefan Baumgartner Anzeigen: Stephanie Ableidinger, Mag. Roberta Scheifinger Anzeigenproduktion & Verrechnung: Susanne Franzl Redaktion: Stefan Baumgartner, Amina Beganovic, Sebastian Fasthuber, Robert Fröwein, Markus Höller, Manuel Simbürger Lektorat: Gunther Natter Fotos: siehe Copyright Cover: Antoine Melis Medieninhaber, Eigentümer, Redaktionsanschrift: CTS Eventim Austria GmbH, !ticket Eventmagazin, Mariahilfer Straße 41–43, 1060 Wien Designkonzept, grafische Produktion: QMM Quality Multi Media GmbH, Mariahilfer Straße 88a/II/2a, 1070 Wien Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager Druck: Walstead NP Druck GmbH, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten Abonnements: !ticket Österreichs Eventmagazin Nr. 1 erscheint 9 x jährlich. Jahresabo Österreich:

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Die nächste Ausgabe erscheint am 7. September. € 22,00, Jahresabo Europa: € 44,00. Kündigung jeweils acht Wochen vor Ablauf der Bezugsfrist nur schriftlich eingeschrieben oder per E-Mail an abo@ticketmagazin.com. Einzelpreis: € 2,90 Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos übernehmen wir keine Haftung, eine Rücksendung erfolgt nicht, es besteht kein Recht auf Veröffentlichung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Nachträgliche Honorarforderungen für nicht veröffentlichte Fotocredits werden nicht anerkannt. Alle Inhalte vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Die Offenlegung lt. Mediengesetz finden Sie auf www.ticketmagazin.com/impressum. Sie finden oeticket online auf Facebook, Instagram, Twitter und Spotify, sowie unter www.oeticket.com und www.ticketmagazin.com. Tickets für über 75.000 Events finden Sie auf oeticket.com und in der oeticket-App!

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