!ticket November 2016

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!ticket Österreichs Eventmagazin Nr.1

€ 2,90

Damit sind Sie live dabei!

ROBBIE und die Heavy Entertainment Show

P.b.b. 15Z040254 M CTS Eventim Austria GmbH, Heumühlgasse 11, 1040 Wien

musik show 2 0 1 6 sport theater kabarett

NOV

Skifoan! Wir starten dieses Jahr in die Wintersaison u. a. mit Deichkind, Alligatoah & Glasperlenspiel

schlangengrube Mit ihrem neuen Album „Brotherhood of the Snake“ zementieren die Ikonen ihren Status neben Granden wie Metallica und Slayer.

TESTAMENT


Foto VBW © Rafaela Pröll 2015 Foto VBW © Rafaela Pröll 2016

NUR NOCH BIS 31. DEZEMBER 2016

Musik und Liedtexte

STEPHEN SCHWARTZ

Das neue musical

Buch

CHRISTIAN STRUPPECK Regie

TREVOR NUNN

E I N MU S IC A L V O N MICHAEL KUNZE UND DARIO FARINA NACH „IL MONDO PICCOLO“ VON GIOVANNINO GUARESCHI

Ö S TE R R E I C H I S C H E E R S T A U F F Ü H R U N G

JÄNNER 2017

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Gott ist (nicht) tot.

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ines muss man dem Leben lassen: Es folgt einer erstaunlich konsequenten Logik. 2016 fing an, wie 2015 aufhörte – mit einem Todesfall. Am 28. Dezember verabschiedete Lemmy Kilmister seine sterblichen Überreste, am 10. Jänner dann David Bowie – bei beiden wurde Krebs als Todesursache genannt. Ihnen folgten Keith Emerson, Roger Cicero, Prince, John Berry von den Beastie Boys, Nick Menza von Megadeth und viele andere mehr – die Vermutung, irgendwer „da oben“ trachte danach, eine Supergroup größer als Cream, CSNY, Fantômas, Heaven and Hell und Prophets of Rage in toto zusammenzustellen, liegt nahe. Letztgenannte spielen 2017 übrigens am Nova Rock Festival. Man mag mir jetzt Herzlosigkeit vorwerfen – oder noch vielmehr: Gotteslästerung. Nicht nur der Bildungsbürger kennt ihn, den Spruch: „Gott ist tot“. Diesen Aphorismus, eine „Theothanatologie“, prägte ab 1882 sein Vater, der klassische Philologe Friedrich Wilhelm Nietzsche, in die Köpfe der Menschheit ein – missverstanden haben ihn die meisten von uns dennoch, wenn heute – im Zeitalter der Religionsabwendung, zumindest in den uns direkt betreffenden Breitengraden – bei jedem medienwirksamen Todesfall die noch vor dem Liebesgeständnis berühmtesten Wörter geheult werden. Denn: Tot kann nur ein Geschöpf, aber nicht der Schöpfer allen Lebens sein. Schon die alten Griechen unterschieden zwischen den Sterblichen, synonym für die Menschen, und den Unsterblichen, den Göttern – die Todeserklärung Gottes ist daher nur ein gesellschaftliches Frageverbot nach Gott, ein Denkverbot bezüglich aller Gedanken, die mit Gott zu tun haben. Somit wandeln wir, in unserem Verlust, alle irr, die den Tod unserer fleischgewordenen Götter betrauern – denn dann, dann würden wir auch unsere Erinnerungen tilgen, und das werden Fachpresse und Kultusgemeinde gleichermaßen auch hinkünftig zu verhindern wissen. In lautstarkem Gedenken an all unsere Götter, Stefan Baumgartner (Chefredakteur)

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SEILER SPEER Tour 2016

SPECIAL GUESTS:

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NOVEMBER 2016

DI,15.11. DO,17.11. FR,18.11. SA,19.11. www.seilerundspeer.at

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CREDIT: Thomas Unterberger

(SOLO)

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DEZEMBER 2016

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17.11.16 TIPSARENA LINZ 18.11.16 WIENER STADTHALLE

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Wiener Stadthalle

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!ticket inhalt

Glaubensfragen.

impressum

Die Beatles oder doch die Rolling Stones? Ist Robbie Williams der Messias? Und wann kommt endlich das Christkind?

14-20 STARS&PEOPLE 14 Back For Good Der Tiger prangt noch immer auf der schwarzen Unterhose, Robbie Williams ist immer noch für „Heavy Entertainment“ gut!

SKI-HASERL Auf der Alm, da gibt’s ka Sünd’ – dafür aber eine Menge Action und Spaß im Schnee und Après-Ski. Glasperlenspiel und Co. eröffnen die Skisaison!

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18 Reset Die Amnesie-Komödie von Michael Niavarani und Roman Frankl wirft nicht nur die Frage auf, was tun mit einer Geldsumme von zwei Millionen Euro?

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LIFE&STYLE

FUN&ACTION

LIVE&MEDIA

22 Laaaast Christmas … Die besinnliche Zeit des Jahres naht, und mit ihr erklingen auch die wohlbekannten FesttagsOhrwürmer. Ein Plädoyer für die Weihnachtslieder.

26 Bitte lächeln! Der Körper schüttelt sich, die Tränen fließen: Lachen wirkt sich positiv auf Körper und Geist aus. Lachen ist die beste Medizin, nicht nur in der tristen Jahreszeit!

32 Aufsteiger 2015 traten Seiler und Speer erstmals breitenwirksam auf – ein gutes Jahr später haben sie die Herzen erobert!

24 Lifestyle Die kuscheligste Jahreszeit ist da – der Herbst! Wir haben die besten Helferlein gefunden, um möglichst unbeschadet durch das kalte Grau-in-Grau zu kommen!

28 Kochabo Wenn man jemanden „zum Kochen bringt“, dann tratzt man selbige Person üblicherweise bis das Fass überläuft. Marley Spoon bewertet das Sprichwort jedoch neu.

36 Kieberei! Auf MeuchelmörderJagd, aber immer mit viel Schmäh: Krimis haben nach wie vor Hochsaison! 38 Media Mit Leonard Cohen, Metallica, Sennheiser, Woody Allen und vielen mehr!

Herausgeberin, Chefredakteurin: Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteur & Chef vom Dienst: Stefan Baumgartner Anzeigen: Mag. Thomas Keuschnigg, Mag. Roberta Scheifinger Anzeigenproduktion & Verrechnung: Susanne Franzl Redaktion/Kolumnisten: Stefan Baumgartner (sb), Amina Beganovic (ab), Georg Biron, Paul M. Delavos B.A. (pmd), FM4 Ombudsmann, Robert Fröwein (rf), Alexander Haide (ah), Mag. Joachim Schmida (js), Andreas Ungerböck (ray-Magazin, au), Andy Woerz Cartoons: Bertram Haid (BAES Cartoons), Gerhard Haderer (MOFF.) Lifestyle: Anna-Lena Horn Lektorat: Gunther Natter Fotos: Filmverleiher, Plattenfirmen, Fotoagenturen, Veranstalter, sh. Copyright. Cover: Gene Ambo / Nuclear Blast Medieninhaber, Eigentümer: CTS Eventim Austria GmbH, Heumühlgasse 11, 1040 Wien Designkonzept, grafische Produktion: QMM Quality Multi Media GmbH, Mariahilfer Straße 88a/II/2a, 1070 Wien Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten Abonnements: !ticket Österreichs Eventmagazin Nr. 1 erscheint 10 x jährlich. Jahresabo Österreich: € 22,00, Jahresabo Europa: € 44,00. Kündigung jeweils acht Wochen vor Ablauf der Bezugsfrist nur schriftlich eingeschrieben an !ticket Eventmagazin, Heumühlgasse 11, 1040 Wien oder per E-Mail an abo@ticketmagazin.com. Einzelpreis: € 2,90 Abo-Bestellung unter abo@ticketmagazin.com oder telefonisch unter +43 (0)1 589 54-450 Redaktionsanschrift: !ticket Eventmagazin, Heumühlgasse 11, 1040 Wien Telefon: +43 (0)1 589 54-450, E-Mail: office@ticketmagazin.com, Web: www.ticketmagazin.com. Sie finden uns auch auf Facebook und Twitter. Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos übernehmen wir keine Haftung, eine Rücksendung erfolgt nicht, es besteht kein Recht auf Veröffentlichung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Nachträgliche Honorarforderungen für nicht veröffentlichte Fotocredits werden nicht anerkannt. Alle Inhalte vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Die Offenlegung lt. Mediengesetz finden Sie auf www.ticketmagazin.com/impressum.

Überall, wo Sie dieses Symbol in unserem Magazin sehen, sind Fantickets verfügbar! Mehr Informationen finden Sie auf www.oeticket.com/fanticket!

Foto: beigestellt, Illustration: baes

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!ticket highlights

SCHEINWERFERLICHT

Mag. Roberta Scheifinger Chefredakteurin und Herausgeberin

Stefanie Wergers Weg nach oben.

Fotos: Dean Chalkley (David Guetta), Palazzo (Palazzo), Arcadia Live GmbH (The 1975), xx (Die Eiskönigin)

LEKTÜRETIPP!

Ich habe beschlossen, dem November einen neuen Namen zu geben: Lovember steht für Live-November und plötzlich leuchtet der triste Monat unter einem anderen Stern. Unser Lovember beginnt in Linz (wo sonst?) mit Volbeat (2. 11. Wien, 4. 11. Innsbruck). Diese großartige Live-Band hat beim diesjährigen Nova Rock Zigtausende Menschen trotz heftigem Regen davon abgehalten, sich in die trockenen Zelte zu verziehen. Am 9. November kommt Rod Stewart in die Wiener Stadthalle, ihm folgen Twenty One Pilots (5.), Placebo (13.), Jean-Michel Jarre (17.), Red Hot Chili Peppers (21.) und Elton John (24.). Achtung! Die Pixies (15.) wurden in das Wiener Gasometer verlegt, von dort am selben Tag Jake Bugg in die Ottakringer Brauerei! Seiler und Speer starten ihre Herbsttournee am 15. in der Innsbrucker Music Hall. Bei aller Liebe zum Livegeschehen steht dieser Monat, auch Movember genannt, ganz im Zeichen der Gesundheit für Männer. Geschätzte Männer, lasst euch für 30 Tage einen Schnurrbart wachsen. Liebe Frauen und Männer, nehmt an MOVE, einer 30-tägigen FitnessChallenge teil, spendet, seid aktiv, beginnt mit der eigenen Gesundheit! LOVE & MOVE @ NOVEmber.

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The 1975

European Tour Mit Joy Division, The Smiths oder Oasis gilt Manchester längst als Hochburg des Indie-Rock – The 1975 sind die nächste Generation herausragender Musiker aus der englischen Großstadt, haben sie spätestens mit dem 2016 erschienenen Album „I Like It When You Sleep, For You Are So Beautiful Yet So Unaware Of It“ zumindest das Jahr definiert, so vielschichtig, ambitioniert und tiefschürfend war kein zeitgleich erschienes Album. 20. Februar, Wiener Stadthalle (D) Völlig Unverfroren (live) Gänsehaut ist garantiert, wenn man in der Stadthalle den großartigen und mit zwei Oscars ausgezeichneten Welterfolg von Disney auf einer überdimensionalen Leinwand erlebt. Gesangsnummern werden dazu live auf der Bühne von Starsolisten gesungen, begleitet vom Max Steiner Orchester und dem Chor der Neuen Wiener Stimmen unter Dirigent Gottfried Rabl.

Die Eiskönigin

11. März, Wiener Stadthalle (D)

Palazzo

Graziös und Glücksjäger Erstmals in seiner Geschichte schlägt Palazzo gleich zwei Zelte in Österreich auf, eines in Wien (mit der Show „Glücksjäger“), das andere in der steirischen Landeshauptstadt Graz, hier mit der brandneuen Show „Graziös“. In Wien zeichnet Toni Mörwald für das Menü verantwortlich, im grünen Herzen Österreichs sein Kollege Eckart Witzigmann! Und beide sind Gastgeber, die Sie rundum verwöhnen wollen … November bis Frühjahr 2017, Wien und Graz Unity Das Testimonial der UEFA EURO 2016 wird für das elektronsiche Konzertspektakel des Jahres 2017 sorgen, starten vor dem Franzosen immerhin bereits am Nachmittag internationale Top-Acts der EDM in das ultimative Open-Air-Event! Zu später Stunde freuen wir uns dann auf Gassenhauer wie „Love Is Gone“, „When Love Takes Over“, „Sexy Bitch“, „Titanium“, „She Wolf“, „Lovers on the Sun“, „Dangerous“ oder „This one’s for you“, die gemeinsam mit einer spektakulären Lichtshow die Krieau wohl in einen Hexenkessel verwandeln werden!

David Guetta

IT’S ONLY WOERZ

Der Glaube Der Glaube ist per Definition eine „feste Überzeugung, die nicht auf Fakten, Beweisen, sondern auf dem Gefühl beruht“. Welchem Gefühl ihr auch immer anhängt, lasset euch folgende wahre Geschichte erzählen: Billy-JoelKonzert in der Wiener Stadthalle. Der Meister brilliert auf der Bühne. Ein Welthit nach dem anderen, locker und gekonnt dargeboten. Dann setzt er zu einer kurzen Rede an. Sinngemäß: „Einer unserer Roadies hat Geburtstag, wollte immer schon einmal in einer großen Halle wie dieser auftreten und singen, singt aber ganz andere Lieder als ich. Sein Titel ist mehr so …“ Er zögert. „… ist mehr so der Soundtrack einer Glaubensgemeinschaft!“ Das Publikum vermutet nun irgendwas zwischen Hare Krishna und Gospel und lehnt sich geistig zurück. Dann beginnt ein Gitarrenriff, das Eingeweihten wohligen Grusel über den Rücken laufen lässt. Ein Aufschrei der Glaubensgemeinschaft im Saal. Grob geschätzt alle 16.000. Der Roadie rennt in legerer schwarzer Arbeitskleidung auf die Bühne und gibt unter frenetischem Jubel der Zuhörer „Highway to Hell“ zum Besten. Ein starkes Glaubensbekenntnis. So stark, dass Joel ein paar Welthits lang seine liebe Mühe hatte, das Publikum wieder auf sich einzuschwören. Als Angehöriger beider Glaubensgemeinschaften ist das Konzert bei mir in besonderer Erinnerung geblieben. Ich suche mir nun in diesem Magazin eine Glaubensrichtung samt Vertretern ebendieser, deren Auftritt ich besuchen werde. Ich glaube, ich schaff’ das.

29. Juli, Krieau Wien

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!ticket thema: glaubensfragen

Populärer als Jesus K

ünstler von Iggy Pop über David Garrett und Justin Bieber bis hin zu Andreas Gabalier gehen in ihrer Musik auf und geben sich ekstatischen Gefühlen hin – allein die Menschenmassen, die im Auditorium vor ihnen zu knien scheinen, leiten schon zu diesem Höhenflug hin. Aber auch die Fanschar – beim kanadischen Enfant terrible Bieber sakral auf „Beliebers“ getauft – kann sich diesem Sog nicht entziehen, denn Klänge wirken unterbewusst. „Musik und Religion haben gleiche Wurzeln“, bestätigt die Schweizer Musikwissenschaftlerin und Psychologin Maria Spychiger. „Sie können Gefühle auslösen, die schwer in Worte zu fassen sind. Es können Erfahrungen entstehen, die den Alltag überschreiten.“ Die spirituelle Kraft der Musik wirkt von den Anfängen der Menschheitsgeschichte bis heute. Noch im 21. Jahrhundert setzen Schamanen bei ihren Ritualen Trommelschläge oder Flötenklänge ein. Bei den Naturvölkern dient die Musik nicht der Unterhaltung – mit ihrer Hilfe treten sie mit den Göttern in Verbindung. Und auch im Christentum spielt Musik seit jeher eine wichtige Rolle, von der Gregorianik bis hin zum Gospelgesang findet die Musik eine eigene Sprache für Klage und Jubel, Meditation und Ekstase. Der Paderborner Musikpsychologe Heiner Gembris malt gar ein

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epochales Bildnis: „Musik ist wie der Flügelschlag eines Engels, der uns berührt und die flüchtige Anwesenheit von etwas Größerem fühlen lässt, das uns über die Grenzen unserer Befangenheit in der Welt hinausträgt.“ Natürlich: In der westlichen säkularisierten Welt rückt der religiöse Aspekt der Musik immer weiter in den Hintergrund, doch die Verehrung der (vermeintlichen?) Heilsbringer ist ungebremst, in der Musik (und im taumelnden Kollektiv Gleichgesinnter) wird Freude und Trost gesucht: „Musik hat für viele Menschen einen hohen Stellenwert, sie finden darin Bedeutung und Lebenssinn. Und manche regulieren sogar religiöse Bedürfnisse über das Medium Musik“, weiß Spychiger, und auch David Byrne, Sänger der Talking Heads ist sich sicher: „Dank dem Rock ’n’ Roll erfahren weiße agnostische Kinder erstmals die Ekstase der Religion, ohne ethisches oder metaphysisches Dogma.“ Denn selbst wenn die Gotteshäuser mittlerweile leer bleiben, des Seelenfriedens bedarf es dennoch, und den holt man sich heute halt in den Arenen, gleich ob auf Rock- und Popkonzerten, Technopartys und vielleicht auch in der Erhabenheit klassischer Konzerte – all den Musiken gemein ist, dass sie über das vegetative Nervensystem auf den ganzen Körper einwirken.

„God is a DJ“ wusste schon die US-amerikanische Sängerin P!nk es auf den Punkt zu bringen, und tatsächlich: Egal ob Musiker oder DJ, auf den Konzerten ihrer Stars entwickeln die Rezipienten ein Zusammengehörigkeitsgefühl, durch Rituale, Kleidung und Körperschmuck bildet man eine Einheit, die sich mal stärker, mal schwächer nach außen hin abgrenzt, die Mystifizierung ihrer Künstler zu wahren Übermenschen – ob als Gott, oder als seinen Gegenspieler, den Teufel, ist in der Wirkungsmächtigkeit im Grunde irrelevant – spielt dabei eine große Rolle. Konzerte mutieren in ihrem Pomp nicht selten zu einer Neudichtung des Alten Testaments, in dem man Gott persönlich antrifft – als vielleicht letzter wirklich großer Messias stieg Michael Jackson, der in bombastische Lichteffekte gehüllt wie ein Erlöser wirkte, zu seinem Volk herab. Es stellt sich also längst nicht mehr die Frage, ob ein Künstler tatsächlich größer als Jesus zu sein vermag – lediglich die Glaubens- und Gretchenfrage: Die Beatles oder die Stones?

Fotos: Fotolia, Stage Entertainment / Morris Mac Matzen, Arcadia Live GmbH, Peter Yang, Wolkenflug

1966 passierte John Lennon ein Fauxpas, als er meinte, die Beatles seien „populärer als Jesus“. Doch wie blasphemisch ist die vermeintliche Gotteskindschaft tatsächlich? TEXT: STEFAN BAUMGARTNER


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glauben: zweck Justin Bieber. Der Hype um Justin Biebers Musik ist ungebremst. Mit weltweiten ChartSpitzenpositionen seiner Alben (auch seinem Letztling „Purpose“) und unzähligen Hitsingles in Folge, bricht der kanadische Superstar (der allerdings auch mit Fehlverhalten von sich reden macht …) global alle Rekorde: Unter anderem hatte er 17 Songs in den „Hot 100 Charts“ innerhalb einer Woche, und damit hat er sogar die Beatles geschlagen … Am 8. November spielt er in der Wiener Stadthalle (D).

glauben: eiskalt Holiday On Ice. Die neue Show der Eisrevue Holiday On Ice trägt den Titel „Believe“ und ist eine Neuinszenierung von „Romeo und Julia“. Hier geht es um Sehnsucht, Verlangen, Eifersucht und die wahre Liebe. Jedoch gegengleich zu Shakespeares Tragödie zeigt man hier, dass es nicht immer schlecht ausgehen muss … Große Gefühle am Eis gibt es zwischen 12. und 22. Jänner in der Wiener Stadthalle (D).

glauben: nippel Nick Hornby. Der Verfasser von u.a. „High Fidelity“ ist einer der bekanntesten zeitgenössischen Autoren Englands. Sein Monolog „Nipple Jesus“ stellt mit pointensicherer Leichtigkeit nicht nur die Mechanismen des zeitgenössischen Kunstbetriebs, sondern auch unseren subjektiven Blick auf Kunst infrage: Dave ist Museumswärter, er soll ein umstrittenes Bild bewachen. Aus der Ferne betrachtet, zeigt es den leidenden Jesus am Kreuz. Tatsächlich ist es eine Collage aus Tausenden Brustwarzen. Noch bis 12. November inszeniert im MMKK Klagenfurt.

glauben: trip Choir Of Young Believers. Jannis Noya Makrigiannis, der Kopf hinter dieser Indie-Formation aus Dänemark, ist ein extravagantes Talent, und so divers klingt auch seine Musik. Am aktuellen Album zeigt er sich unberechenbar wie nie, mit retrospektiven Elektro-Kompositionen, R ’n’ B, Soul und Hip-Hop, die sich zu abgedrehten Selbstfindungstrips verquirlen. Live entrückt man sich am 11. November im Wiener B72.

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Still Deadly Weltweite Touren (demnächst mit den Chart-Stürmern Amon Amarth), hervorragende Alben, starkes Line-up: Die Bay-Area-Thrash-Ikonen Testament sind nach 30 Jahren populärer und besser denn je zuvor. TEXT: ROBERT FRÖWEIN termine

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Testament Unangefochten das stärkste Line-up der Geschichte, zeichnet sich für die Rhythmusfraktion seit wenigen Jahren niemand Geringerer als Steve DiGiorgio (Bass; Sadus, Death u. a.) und Gene Hoglan (Schlagzeug; Dark Angel, Death, Devin Townsend, Strapping Young Lad u. a.) verantwortlich.

Foto: Gene Ambo

!ticket coverstory


Foto: Gene Ambo

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ir sprachen mit Sänger Chuck Billy ausführlich über das neue Album „Brotherhood Of The Snake“ und rollten den Alben-Katalog der Kalifornier noch einmal von hinten auf. Der Frontmann zeigte sich bei der Rückbetrachtung zum Aufnahmeprozess ebenso selbstkritisch wie bei der Karriere-Retrospektive.

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Snake“ quasi zum Geburtstag um die Ecke zu kommen? Eigentlich wollten wir das Album schon 2014 veröffentlichen, aber wir hatten sehr viele Touren und die Arbeiten am Album dauerten ewig an, weil wir auch immer wieder unterbrochen wurden. Heuer haben wir uns vorgenommen, es endlich fertigzumachen, und uns reingehängt.

Chuck, unter dem Namen Testament firmiert ihr nun seit exakt 30 Jahren. War es der Plan, mit dem neuen Studioalbum „Brotherhood Of The

Seit eurer „Wiedergeburt“ mit „The Formation Of Damnation“ 2008 werden die Alben von euch immer besser. Wie funktioniert das? Bei den meisten Thrash-Metal-Bands geht das Qualitätslevel eher in die entgegengesetzte Richtung … Das ist pure Magie (lacht)! Ehrlich gesagt fühlen wir uns noch jung im Herzen und glauben daran, dass wir im ThrashBereich noch immer was zu sagen haben. Für „Brotherhood Of The Snake“ mussten wir harte Phasen durchtauchen. Es gab viel Frustration und Wut zwischen mir und Gitarrist Eric Peterson, weil wir lange nicht wussten, wie wir die Songs fertigstellen sollten. Nach all den Problemen war es wirklich schön zu sehen, dass das finale Produkt funktioniert hat. Ich will möglichst nie mehr in dieser Weise ein Album schreiben, aber dieses Mal war es nicht zu verhindern. Hattet ihr auch persönliche Probleme? Das nicht. Wir haben einfach zu lange an dem Album geschraubt. Die Kommunikation hinkte und irgendwie hingen wir in den Seilen. Wir hatten schon Momente, wo es mal gekracht hat, aber am Wichtigsten ist, dass das Produkt am Ende passt. Wir hätten natürlich noch mehr diskutieren und fighten können, aber davon verkaufst du am Ende des Tages nichts. Über die letzten Jahre hinweg gab es

bei euch immer wieder Line-upWechsel. Bassist Steve DiGiorgio und Drummer Gene Hoglan sind mehr oder weniger recht frisch in der Band. Ist das nun das beste TestamentLine-up aller Zeiten? Es ist auf jeden Fall das stärkste und solideste. Wir performen so gut wie nie zuvor und ziehen alle an einem Strang. Das war nicht immer so, der Teamspirit passt heute perfekt. Was steckt hinter dem Albumtitel? Die „Brotherhood Of The Snake“ ist eine Geheimgesellschaft, die vor etwa 6.000 Jahren formiert wurde. Es ging ihnen darum, alle Religionen niederzuschlagen und zu entwerten. Ihr Glaube begründete sich darauf, dass ein Außerirdischer namens Anu die Menschheit erschaffen hat, um sich dadurch all die wertvollen Minerale und das Gold der Erde zu besorgen. Religionen und Aliens haben uns schon immer fasziniert und wir wollten uns textlich einfach stärker in diese Richtung bewegen. Du bist mittlerweile 54, deine Stimme thrasht aber immer noch problemlos alles nieder. Fällt es dir im Studio immer noch so leicht, dir die Lungen rauszuschreien? Mir fällt es jetzt sogar leichter, weil ich das schon so lange mache und weiß, wie ich mit der Stimme umgehen muss. Ich mache jeden Tag ein Warm-up, bevor ich singe. Als ich jünger war, habe ich viel mehr gesoffen, geraucht und bin oft nächtelang um die Häuser gezogen, was für die Stimme natürlich suboptimal war. Ihr wart neben Bands wie Metallica, Exodus oder Heathen an der Spitze der Bay-Area-Thrash-Bewegung. Wie viel vom Geist dieser Szene gibt es heute noch?

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Chuck Billy hat für uns exklusiv die Band-Diskografie aufgerollt. „The Legacy“ (1987): Mein Lehrjahr. Die Texte waren geschrieben, als ich in die Band kam und ich erlernte dort das Singen. „The New Order“ (1988): Für mich immens wichtig, weil ich erstmals voll involviert war. Damit haben uns auch Atlantic Records entdeckt. „Practice What You Preach“ (1989): Atlantic nahm uns unter Vertrag und wollte uns kommerzieller formen. Wir wurden ein bisschen von den Mechanismen des Business aufgerieben. „Souls Of Black“ (1990): Wir tourten mit Iron Maiden und waren für das Album nicht bereit. Es geschah alles überhastet, weil uns das Label dazu drängte.

Nicht mehr so viel wie früher. Es gibt diese Szene aber wieder anders, weil es neue Subarten von Thrash gibt und viele Bands heute versuchen, diesen Spirit aufleben zu lassen. Damals gab es aber definitiv mehr Venues, in denen Bands spielen konnten. Egal ob große oder kleine. Viele Clubs wurden unwiederbringlich geschlossen. Die Szene von damals kannst du gar nicht reproduzieren, denn damals war alles so neu und frisch. Es war eine besondere Bewegung und die lässt sich nicht wiederholen. In den USA gab es daneben auch noch die andere große Szene an der Ost-

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„The Ritual“ (1992): Das Label wollte Singles, wir aber nicht. Alex Skolnick verließ danach die Band, weil er sich stärker dem Jazz zuwandte. Wir drifteten damals leider stark auseinander. „Low“ (1994): Wir waren von der Szene angepisst, niemand interessierte sich mehr für Thrash. Ich experimentierte mit Death-Metal-Vocals und unser Major-Vertrag lief aus. Das Klima war rau. „Demonic“ (1997): Gene Hoglan war unser neuer Drummer und trieb Eric zu einem schnelleren Album. Viele Fans mögen das Album, aber für unsere Ausrichtung war es rückblickend nicht ideal. „The Gathering“ (1999): Wir haben uns wiederentdeckt und die Geister der Vergangenheit beschworen.

küste mit Bands wie Overkill, Anthrax oder Nuclear Assault. Worin habt ihr euch voneinander unterschieden? Die Bay-Area-Szene war mehr vom Punkrock inspiriert, im Osten waren sie stärker vom Hardcore beeinflusst. Eine große Rivalität gab es aber nie. Es war eher immer mit einem Augenzwinkern gemacht, um sich gegenseitig bei der Promotion zu helfen und Aufmerksamkeit zu lukrieren (lacht). Im Herbst kommt ihr mit Amon Amarth und Grand Magus auf Europatour – ein stilistisch sehr stark

Zudem hatten wir mit Dave Lombardo, Steve DiGiorgio und James Murphy ein Bomben-Line-up. „First Strike Still Deadly“ (2001): Alex kam in die Band zurück und wir haben die für uns wichtigsten Songs noch einmal neu aufgenommen. Die Masterbänder rückte Atlantic leider nicht raus … „The Formation Of Damnation“ (2008): Nach meiner Krankheit spielten wir ab 2005 nur ein paar Shows. Dann kam das Album und das gemeinsame Ziel, es noch einmal so richtig anzupacken. „Dark Roots Of Earth“ (2012): Ich bin mit den Songs noch immer sehr glücklich, mit der Produktion aber nicht. Meine Vocals klingen hier trockener und ich singe gleichmäßiger – das war ein Experiment.

durchmischtes Line-up. Ist es für euch spannender, in weniger standardisierten Paketen zu touren? Das ist uns eigentlich egal. Ob als Headliner oder nicht, wir spielen unseren Thrash und nur das zählt. Das Gute an diesen Packages ist, dass du die Möglichkeit hast, Menschen zu erreichen, die mit Testament noch nie etwas zu tun hatten. Wenn du die Möglichkeit hättest, mit einer Band deiner Wahl zu touren, welche würdest du wählen? Metallica und Guns N’Roses – das wäre für mich das Größte!


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!ticket stars&people

Back For Good Der Tiger prangt noch immer auf der schwarzen Unterhose – die Robbie Williams auch im Alter von 42 Jahren noch gerne lüftet. Eine „Heavy Entertainment Show“ eben. TEXT: ALEXANDER HAIDE, STEFAN BAUMGARTNER

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Robbie Williams Neben der endgültigen Rückkehr von Guy Chambers glänzt „The Heavy Entertainment Show“ vor allem auch dank der Kollaborationen mit Ed Sheeran und TheKillers-Fronter Brandon Flowers. Und Robbie ist einfach saugut.

auch noch für „Hotel Crazy“ mitverantwortlich, Rotschopf Ed Sheeran für „Pretty Woman“ – nicht zu vergessen auch Stuart Price („Bruce Lee“), der mehrfache Grammy-Gewinner, der schon mit Madonna, The Killers, Kylie Minogue, Pet Shop Boys und nicht zu guter Letzt auch mit Take That kooperierte, damals in den Neunzigern.

„Party Like a Russian“ – ebenfalls posthum zum Zug gekommen), Rufus Wainwright und – wie angekündigt – nach langer Absenz wieder Guy Chambers als Autoren. Es ist das Comeback von Chambers, der anno dazumal für einige der größten Robbie-Hits verantwortlich zeichnete – er veredelt immerhin fünf der neuen Nummern. Wainwright, der große Kanadier, der gemeinsam mit der Leonard-Cohen-Tochter Lorca Vater eines 5-jährigen Mädchens ist, zeichnet

Wie alles begann Fünf Jahre Take-That-Bootcamp ersetzen dem damals 16-jährigen Burschen in Tanzausbildung dereinst die gutbürgerliche Berufslaufbahn. Sex, Drugs und, naja, Pop pflasterten statt 9-to-5-Büroarbeit seinen Weg. Die Rollen in der von Manager Nigel Martin-Smith gecasteten Band waren fix definiert: Gary Barlow schrieb Songs und sang, Robbie und die anderen drei steuern Backgroundstimmen und Getanze bei. Für Williams war da wenig Platz für künstlerische Selbstverwirklichung, er fiel mehr durch seine Eskapaden auf,

Fotos: Sony Music, Hersteller

uten Abend, ihr verlorenen Kinder der kulturellen Vernachlässigung, ihr habt nach einem Heiland gesucht – hier bin ich!“ Mit diesem messiasgleichen Einstieg auf „The Heavy Entertainment Show“, seinem 11. Soloalbum, meldet sich Robbie Williams zurück. Oder Robert, wie er sich höchst seriös in den Credits als Songwriter des neuen Longplayers nennt. Keine Angst, denn ganz so seriös ist Herr Williams nicht geworden. Drei Jahre hat sich Williams für das neue Studioalbum Zeit genommen, für medialen Wind sorgten bei der Präsentation der neuen Songs vorerst die üblichen Kasperleien: Sei es der offene Hosenstall zum Show-off des Tigers auf der Untergatte; oder der kräftige Griff ans eigene Gemächt; oder die Beichte, er hätte sich schon mal von einer völlig Unbekannten manuell befriedigen lassen. Natürlich gab es das sexuelle Anekdötchen werbewirksam zur Prime Time. Die wirklich bedeutenden News aus dem Williams-Stall sind aber die künstlerischen Randnotizen zum neuen Werk, den elf neuen Tracks von „The Heavy Entertainment Show“ (siehe Kasten). Schon der Opener und Titelsong des Albums kann sich mit hochkarätigen Schreibern schmücken: Da liest man – nebst Robert Williams selbst – Enfant terrible Serge Gainsbourg (neben Sergei Prokofiev – dieser für die Lead-Single


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wandelte sich rasch zum Bad Boy der Truppe und zum erklärten Liebling der Mädels. Lange konnte das nicht gut gehen – der große Krach lag wochenlang in der Bravo-Luft: Zum einen war Williams sauer, da er seine musikalischen Ideen, den polierten Boygroup-MainstreamSound mit Hip-Hop und Rap anzureichern, nicht verwirklichen konnte. Zum anderen hatten die anderen die Schnauze voll, dass sich ihr Kollege immer unvorhersehbarer verhielt und zum unkalkulierbaren Risiko bei der anstehenden USTournee werden würde. Aus Take That wurde ein – nur noch mäßig erfolgreiches Quintett: „No Robbie, no Hits“. Dutzende Teenie-Mädels wollten sich nach seinem Ausstieg beinah das junge Leben nehmen, die Szene wiederum hatte Robbie schon abgeschrieben: Sollte er ruhig als nächster Junkie am Misthaufen der Pop-Geschichte landen. Sing When You Are Winning Doch dann knallte 1997 das Solo-Debüt „Life Thru A Lense“ in die Musiklandschaft. Ein Signature-Album, denn bis heute ist „Let Me Entertain You“ die offizielle Hymne der Williams-Fans, und „Angels“ einer der beliebtesten Soundtracks bei Bestattungen. Das Hirn hinter den cleveren Mega-Hits ist Guy Chambers, heute 53 Jahre alt, Songwriter u. a. für Tom Jones, James Blunt, Tokio Hotel und Frida Gold. Das bleibt auch beim Nachfolgealbum „I’ve Been Expecting You“ so, das ein Jahr später neuerlich die Charts aufmischte und das Fundament der Williams’schen Karriere erst richtig einzementierte: „Millennium“, „No Regrets“ und der Schmuse-Überhit, „She’s The One“ sind der Schlüssel zur Unsterblichkeit. „Sing When You’re Winning“ (2000) komplettiert schließlich mit den Erfolgstiteln „Rock DJ“ und „Supreme“ den Album-Hattrick im Eilzugstempo.

Narrenfreiheit Superstar Williams schien sein Erfolgsrezept gefunden zu haben, das beliebig, leicht abgeändert, wiederholt werden kann. Doch Robbies Wege sind verschlungen und eben nicht vorhersehbar. „Wenn ich berühmt bin, mache ich ein Bigband-Album und ihr werdet euch wundern!“, verkündete er schon, als seine erste CD gerade aus dem Presswerk kam. Niemand nahm die Spinnereien ernst. Nach drei Longplayern die sich prächtig verkauften, machte er seine Ankündigung wahr, denn mit dem Erfolg der ersten drei Platten im Rücken hatte Williams Narrenfreiheit: Statt playing safe und dem Pop-Rotzbuben gab er nun den Entertainer à la Sinatra im schnieken Smoking. Nicole Kidman an seiner Seite verlieh dem Remake von „Something Stupid“ erst richtig Glamour. Der Titel

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der Platte „Swing When You’re Winning“ kam nicht von ungefähr, der Track „I Will Talk And Hollywood Will Listen“ wirkte präpotent, erwies sich aber als prophetisch und richtig: 15 Jahre nachdem der Text geschrieben wurde, ist Williams einer der wichtigsten Player im Musicbiz. Mit Wohnsitz in Los Angeles. Escape Auf ihrem Zenit ging die Ära ChambersWilliams zu Ende: Nach den Aufnahmen zu „Escapology“ – mit den Smash-Hits „Feel“ und „Come Undone“ – und einem gehörigen Knatsch zwischen den beiden nahm Stephen Duffy, Gründungsmitglied

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essential backkatalog „Life Thru A Lense“ markierte den überraschend starken Start in Williams’ Solo-Karriere, trotz diverser Drogen- und Alkoholexzesse. „Swing When You Are Winning“ war sein erster Ausflug zum Swing, der Bad Boy bewies, dass ihm auch der Smoking gut steht und er durchaus zum spitzbübischen Charmeur reifte. „Progress“ war Robbies Wiederkehr zu Take That, und wenngleich der jugendliche Charme aus den 90ern verlustig war, so präsentierte es sich als musikalischer, konzeptueller, vor allem aber persönlicher Triumph: „Progress“ zeigt reife Künstler – ohne Dominanz von Barlow.

das neue album „The Heavy Entertainment Show“ soll, so Williams, „leichte Kost mit Substanz“ sein – und dies ist ihm zweifelsohne (insbesondere mit den Nummern der DeluxeVariante) gelungen. Er tritt hierauf als gewieftes musikalisches Chamäleon auf, verbindet kurzweilig Moderne mit dem goldenen Klang der Siebziger.

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von Duran Duran, Chambers’ Platz als Hit-Schreiber ein. Für ein einziges Album: „Intensive Care“. Danach komponierte und textete Williams in unterschiedlichen Teams. Sowohl „Intensive Care“ (2005), „Rudebox“ (2006), „Reality Killed The Video Star“ (2009), „Take The Crown“ (2012) als auch das zweite Swing-Album seiner Karriere, „Swings Both Ways” (2013; u. a. mit Olly Murs, Rufus Wainwright, Michael Bublé und Lily Allen), waren allesamt Erfolgsalben, verkauften sich wie wild und sorgten für so manchen #1-Hit. So auch „Candy“ (auf „Take The Crown“), das als Kooperation mit ExTake-That-Kumpel Gary Barlow überraschte. Bereits zwei Jahre zuvor hatten sich übrigens die belanglos gewordenen Take That wieder mit Robbie zusammengetan, der zweite Aufguss der Boyband von 2010 bis 2012 gipfelte im Album „Progress“ und der dazugehörigen

Tournee. Beide brachen Verkaufsrekorde. Doch als Madame Ayda Williams, geehelicht 2010, im Herbst 2012 mit Töchterchen Theodora Rose in den Wehen lag, verließ Robbie zum zweiten Mal Take That – dieses Mal allerdings ohne Streit. Gone for Good. Back for Good Trotz des massiven kommerziellen Erfolgs, hoch dotierter Werbeverträge inklusive (u. a. mit einem deutschen Autokonzern), sucht man seit Jahren – seit dem Ende der intensiven Kollaboration mit Guy Chambers – die Mega-Hits der frühen Jahre vergeblich. Vielleicht ist das auch Herrn Williams aufgefallen. Und so geriet, nachdem man sich bereits bei den Arbeiten zu „Swings Both Ways“ wieder angenähert hatte, das aktuelle „The Heavy Entertainment Show“ nun wieder zu einem „echten“ WilliamsChambers-Werk.


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Dropkick Mur

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phys

Mit Slapshot und Skinny Lister „Let’s Go Murphys“ – die sympathische Truppe aus Boston mit ihrer außergewöhnlichen Mischung aus Punkrock, Irish Folk, Rock und Hardcore beehrt uns nach ihrer ausverkauften Show in der Open-Air-Arena wieder in Wien! Ihr Glaube an die Solidarität der Arbeiterklasse, Freundschaft, Loyalität sowie den Spirit der Selbstverbesserung lassen sie zur Verbesserung der Gesellschaft antreten. Heraus kommt einfach ein Cocktail an Spaß und energiegeladener Bühnenshow, welche die Fans rund um den Erdball nicht mehr missen wollen.

Bonnie Tyler

Greatest Hits Ihren Durchbruch hatte die Rockröhre der 80er bereits, als sie 1983 ihr Debüt „Faster Than the Speed of Night“ veröffentlichte – ein Album, das u. a. auch den Hit „Total Eclipse of the Heart“ (komponiert von Jim Steinman) beinhaltete: Dieser erklomm auf beiden Seiten des Atlantiks die Spitzenposition der Charts. Auch ihr Hit „A Rockin’ Good Way“, den sie mit Shakin’ Stevens aufnahm, war ein Fixpunkt in den Charts, ebenso wie ihre Erfolge „Holding Out for a Hero“ und „Here She Comes“. All diese Hits und noch viele mehr spielt sie gemeinsam mit Band! 9. April, Wien & 10. April, Linz

20. Jänner, Gasometer Wien

Fotos: James Marcus Haney (Coldplay), Dean Karr (Korn), COFO (Bonnie Tyler), FMS (Dropkick Murphys)

Coldplay

A Head Full of Dreams Gemeinsam mit den renommierten Produktionsdesignern Misty Buckley und Paul Normandale haben Coldplay eine neue Show entwickelt, die bereits in Lateinamerika, USA und Teilen von Europa für Begeisterungsstürme gesorgt hat. Damit und mit ihrem aktuellen Album „A Head Full of Dreams“ im Gepäck kommen die britischen Hitgiganten auch nach Wien – es wird dies nach dem Nuke Festival 2005 und ihrem Stopp im Rahmen der „Viva la Vida“-Tour 2008 ihr erst dritter Österreich-Auftritt sein!

11. Juni, Wiener Ernst-Happel-Stadion

REST N KARTE

Korn Mit Heaven Shall Burn und HellYeah Korn, allen voran Jonathan Davis (Gesang), Fieldy (Bass) und James „Munky“ Shaffer (Gitarre), sind so etwas wie die Geburtshelfer eines gesamten Genres: Sie definieren und revolutionieren seit vielen Jahren die Grenzen und Parameter des Metal immer wieder neu, erst kürzlich wurde Davis zitiert, selbst ein Meilenstein wie „Roots“ von Sepultura wäre ohne ihrer Vorarbeit nicht möglich gewesen. Andererseits (und das wird hingegen Munky nicht müde zu betonen) hätten Korn ohne Sepulturas „Chaos A.D.“ auch nie ihre ureigene Schiene gefunden. Von daher kann man durchaus resümieren: „Kunst inspiriert Kunst.“ Und Kunst, das ist ihr aktuelles Album „The Serenity of Suffering“ auf jeden Fall! 3. April, Gasometer Wien

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!ticket stars&people

Alles auf Anfang Die erfolgreiche Komödie von Roman Frankl und Michael Niavarani, „Reset – Alles auf Anfang“, geht auf Bundesländer-Tour. Wir sprachen mit einem Teil des Teams u. a. über 2 Millionen Euro und einen Neustart. TEXT: PAUL M. DELAVOS

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ichael Niavarani hat gemeinsam mit Roman Frankl eine Amnesie-Komödie geschrieben. Herbert, ein erfolgreicher Geschäftsmann, verliert hierin sein Gedächtnis und plötzlich drehen alle in seinem Umfeld durch: Sie versuchen, ihm eine neue Wirklichkeit – die natürlich auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist – einzureden. Und so können aus zwei Millionen Schwarzgeld in einem Koffer, der nun nicht mehr auffindbar ist, auch plötzlich drei Millionen werden. Das Ergebnis ist eine temporeiche Boulevard-Kömodie, in der nichts so ist, wie es scheint ...

empfiehlt

„Reset – Alles auf Anfang“ spielt im November im Wiener Konzerthaus, in der Johann-Pölz-Halle Amstetten, in der Spinnerei Traun, der Bühne im Hof in St. Pölten, im Grazer Orpheum, Kulturzentrum Eisenstadt, im Salzburger republic, im Weizer Kunsthaus, im Welser Stadttheater und Stadtsaal Vöcklabruck. Im Jänner folgen Termine im Grazer Orpheum, im Wiener Konzerthaus und Theater Akzent, im März im Kulturzentrum Oberschützen, im Wiener Konzerthaus, der Johann-Pölz-Halle Amstetten, im AktivPark St. Georg und in der Leondinger Kürnberghalle. Im April folgt Velden.

info „Reset – Alles auf Anfang“ ist eine Komödie von Roman Frankl und Michael Niavarani. Als DarstellerInnen fungieren Stefano Bernardin, Hemma Clementi, Eva Maria Frank, Günther Lainer, Julian Loidl, Bernhard Murg und Andreas Wanasek, Regie führen Bernhard Murg und Oliver Rosskopf. www.resetdiekomoedie.at

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Gedächtnisverlust Sie wachen nach einem Autounfall auf und haben Ihr Gedächtnis verloren. Alles ist weg. Die Festplatte ist leer und kann neu formatiert werden, die Frage ist nur von wem?

Die große Interviewrunde mit Hemma Clementi (Herberts Ehefrau), Eva Maria Frank (Herberts Sekretärin), Bernhard Murg (Herbert & Regie) und Oliver Rosskopf (Regie) wurde mit der naheliegenden Frage eröffnet, was man mit zwei Millionen anstellen würde. Da wurde so manch spannende Idee geboren: Olivers erster Impuls wäre tatsächlich, mit dem Arbeiten aufzuhören – aber will er das wirklich? Eva Maria hat sich die Frage tatsächlich schon öfters gestellt

und würde eine Weltreise machen. Bernhard würde es niemandem sagen und in einen Minigolfkurs investieren, weil Golf dauert ihm zu lange. Hemma würde sich ein Haus mit einem großen Grund kaufen und ihren Lebensstil „sozusagen um eine Etage anheben“. Und doch kam letztendlich der gemeinsame Konsens heraus: Man würde es wohl in die Nachkommenschaft investieren – schließlich haben die Beteiligten an der Produktion insgesamt 14 Kinder.

Fotos: Jan Frankl

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Der Stücktext lässt auf ein sehr rasches Tempo schließen – wie geht es euch damit? Bernhard: Es muss auch manchmal wahnsinnig schnell sein, aber dann muss es Momente geben, wo man durchschnauft, nicht nur wir auf der Bühne – weil wir ein gewisses Alter schon erreicht haben, da spreche ich hauptsächlich über mich (allgemeines Gelächter) –, sondern auch das Publikum. Es muss mit Rhythmuswechsel stattfinden, sonst ist es langweilig. Oliver: Das stimmt, man kann nicht die ganze Zeit das Tempo vom Anfang bis zum Ende durchziehen. Hemma: Da würden wir alle wahnsinnig werden. Wobei, ganz normal ist keiner im Stück. Bernhard: Nein, einer ist normal und das „Herz“ des Stücks, der Malermeister Klapsch: Der Einzige, der wirklich irgendwie normal ist, nicht hysterisch oder betrügen will. Oliver: Aber auch nur, weil er anfangs von einer viel geringeren Summe ausgeht als den zwei Millionen. Der Einzige, der nicht nur auf seinen eigenen Vorteil aus ist, das ist der Krankenpfleger. Für mich ist das Spannende, dass alle ProtagonistInnen eigentlich nicht glücklich sind. Oliver: Aber das ist ja lustig. Eva Maria: Ich denke, nicht einmal meine Figur ist glücklich am Schluss, obwohl sie wohl das Beste aus ihrer Situation gemacht hat. Aber ich glaube, keine Beziehung geht lebendig weiter. Überlegt ihr manchmal, ob ihr euer Leben auf Anfang stellen würdet, wenn ihr könntet? Ich denke mir manchmal, ein Reset wäre fein, aber nur wenn man irgendwie alles weiß, was man jetzt schon weiß … Eva Maria: Ich hab mir schon oft gedacht, dass ich bei manchen Situationen

Gedächtnisstützen Sie alle wollen Herbert helfen, sein Gedächtnis wiederzufinden: die hysterische Ehefrau, die Geliebte, die auch seine Sekretärin ist, der enterbte Halbbruder. Und natürlich Martin. Der mit dem Koffer.

gerne die Zeit zurückdrehen würde – aber man ist ja dann auch nicht gescheiter. Bernhard: Also ich würde nichts ändern wollen. Weil, wo fängst du an und wo hörst du auf? Es gehört ja alles dazu. Eva Maria: Und unsere Entscheidungen – auch die Fehlentscheidungen – machen uns aus. Oliver: ich habe gerade überlegt, welches Alter es sein sollte. Es gibt so ein paar Entscheidungen in meinem Leben, die es grundsätzlich verändert hätten. Also zum Beispiel bin ich statt nach Hollabrunn zur Profifußballerkariere in die Kindergartenschule gegangen – und so ist das dann letztendlich mit der Schauspielerei herausgekommen. Das wäre wirklich so ein Entscheidungspunkt. Hemma: Aber eigentlich auch wieder nicht, oder? Weil du warst so weit, wie du warst – also ich kann das wirklich nicht trennen. Außerdem, wenn man an die Wiedergeburt glaubt – so wie ich – dann ist eh immer wieder Reset. Es ist wieder auf Anfang. Es geht ein neues Leben los und trotzdem nimmst du das mit, was du schon gelebt hast. Bernhard: Ich finde es halt toll, wie das im Stück konstruiert ist. Plötzlich bricht in diesem Gefüge eine Konstante weg

und alle anderen, die in einer Beziehung mit dieser Konstante stehen, flippen komplett aus. Hemma: Der Egoismus bricht bei allen aus, jeder will sich seinen Wunsch erfüllen … Ob sich nun jeder seinen Wunsch erfüllen kann, sei hier nicht verraten. Das müssen Sie sich schon selber anschauen!

Die Autoren Roman Frankl (links) und Michael Niavarani (rechts) zeichnen für „Reset“ verantwortlich. Erscheint im Verlag Schultz & Schirm.

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Bolschoi Staatsballett Belarus

Liebe Leserin! Lieber Leser! Gibt es eine transzendente Macht, die mein Leben lenkt? Diese Frage ist für einen Menschen, der – verzeih die deutlichen Worte – alle Tassen im Schrank hat beim besten Willen nicht zu beantworten. Was uns bleibt, sind Vermutungen. Die vorherrschende Annahme in unseren Breiten ist, wir selber seien Gott. Von der Menschwerdung des Herrn zu Rassismus und Nationalismus ist es ein ideologischer Katzensprung. Viele glauben so sehr, sie selbst seien Gott, dass sie sich während Fußballübertragungen nicht aufs Häusl trauen. Der Gegner könnte diese Lücke in ihrer segensreichen Aufmerksamkeit ja für einen Torschuss nützen. Dass Österreich jahrelang so schlecht gespielt, heißt aber nicht, dass wir beim Gagsen entspannter sind. Weil, wenn ich nicht selber Gott bin, ist dann dieser üble Geruch gerechtfertigt? Was, wenn jemand merkt, wie bestialisch ich stinke? Womöglich mein Lebenspartner, der mein Geschick in Händen hält. Wird er mich mit Plagen strafen? Ist er oder sie Gott? Nach Trennungen kriegt man auf die Frage „Warum hast du mich verlassen?“ aber selten „Nach dir stinkts immer so!“ zur Antwort. Und so zerstreut sich auch dieser Verdacht schnell wieder. Sie bemerken, Gott ist eine Suche. Und gegen das Glauben hilft am besten das Fragen.

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im Dezember in der Wiener Stadthalle (F) und im Salzburger Festspielhaus

Philipp Poisel

Mit Band Der deutsche Liedermacher Philipp Poisel geht im Frühjahr auf große Arena-Tournee. Im Gepäck hat er nicht nur die Songs seines mit Gold ausgezeichneten Debüt-Albums „Wo fängt dein Himmel an?“, sondern auch das Platin-Meisterwerk „Bis nach Toulouse“ sowie seine neue Hit-Single „Erkläre mir die Liebe“, die auf Anhieb in die Top 10 der Charts einstieg. Der eingängige Song handelt von der ständigen Veränderung in den wichtigen Dingen des Lebens und von der Freude und Bereicherung, die der Liedermacher durch sie erfährt. 5. April, Wiener Stadthalle (D)

Fluch der Karibik

Disney in Concert Riskante Seemanöver, eine abenteuerliche Schatzsuche und die rasante Flucht vor hungrigen Kannibalen: Über 100 Orchester- und Chormusiker stechen zum live auf Leinwand gezeigten Film „Fluch der Karibik“ mit in See, um den epochalen Soundtrack von Hans Zimmer und Klaus Badelt zum Leben zu erwecken. Jeder Bogenstrich, jeder Paukenschlag sitzt punktgenau und untermalt das Geschehen auf der überdimensionalen Leinwand auf eindrucksvolle Weise. Live-Konzert und großes Kino verschmelzen in perfekter Synergie und garantieren ein unvergessliches Seeräubervergnügen: Arrrr! 17. Dezember, Wiener Stadthalle (D)

Fotos: Christoph Koestlin (Philipp Poisel), RBI Konzerte GmbH (Bolschoi Belarus), Presentation licensed by Disney Music Publishing and Buena Vista Concerts, a division of ABC Inc. © All rights reserved (Fluch der Karibik)

Tipps vom FM4 Ombudsmann

Schwanensee & Der Nussknacker Auch in diesem Jahr reist eine der weltweit exzellentesten Compagnien wie die des Bolschoi Staatsballetts Belarus an, um die traditionellen Freunde der Ballettkunst zu verwöhnen – hier kann man sich sicher sein, dass das russische Erbe nicht durch fremde Eingriffe verunstaltet wird. Zur Aufführung kommt nicht nur Tschaikowskys Meisterwerk „Schwanensee“, sondern auch „Der Nussknacker“, basierend auf dem klassischen Märchen von E.T.A. Hoffmann, „Nussknacker und Mausekönig“.


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!ticket life&style

Laaaast Christmas … Die besinnliche Zeit des Jahres naht, und mit ihr erklingen auch die wohlbekannten Festtags-Ohrwürmer. Ein Plädoyer für die Weihnachtslieder – und warum sie einfach dazugehören. TEXT: AMINA BEGANOVIC

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Christmas in Vienna Es singen Angela Denoke, Vesselina Kasarova, Dmytro Popov und Günther Haumer, begleitet werden sie vom ORF Radio-Symphonieorchester, der Wiener Singakademie und den Sängerknaben.

Spanisches Weihnachten José Feliciano ist anno 1970 genau so ein Lied gelungen: Mit „Feliz Navidad“ (Spanisch für „Frohe Weihnachten“) schrieb der puerto-ricanische Musiker eine Weihnachtshymne, die aus dem alljährlichen Repertoire nicht mehr wegzudenken ist.

Das liegt zum einen an dem für besinnliche Weihnachtslieder unüblichen Latin-Rhythmus, der jeden Weihnachtsmuffel zum Tanzen einlädt. Kein Wunder, wird in Felicianos Heimatland schließlich sechs Wochen lang Weihnachten gefeiert, mit bunten Umzügen und Maskeraden auf den Straßen, die mehr einem Karneval gleichen. Zum anderen findet sich der Hit-Charakter auch im simplen, gängigen Aufbau des Liedes, das der blinde Singer-Songwriter nach eigenen Angaben in nur fünf Minuten geschrieben hat: Man nehme drei Akkorde, 21 Mal

Fotos: Fotolia, Manfred Baumann, Scheibmaier&Schilling, Christopher Amerouso , Marcel Billaudet

gal ob wir einen Adventkranz stecken, Kekse und Lebkuchen backen, Mistelzweige aufhängen oder uns durch die Massen am Christkindlmarkt schieben – wir haben stetige Begleiter dabei: Weltweit erklingen zur Weihnachtszeit die dazugehörigen Lieder, die wir schon seit unserer Kindheit auswendig mitsingen können. Was bei vielen wohl auch daran liegt, dass sie schon ab November in Endlosschleifen im Radio runtergespielt werden. Zugegeben, nicht wenige verlassen spätestens nach der dritten Runde „Last Christmas“ mit den Fingern in den Ohren den Raum. Es gibt aber auch diese Klassiker, bei denen automatisch der Tannen- und Zimtgeruch in die Nase steigt, und zu denen man sich gerne um den geschmückten Christbaum versammelt.


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200 Jahre „Stille Nacht“ Doch auch in unserer schönen Alpenrepublik sind wir stolz auf unsere traditionellen Weihnachtslieder, mit denen viele Generationen bereits groß geworden sind. Weniger schwungvoll, aber nicht minder bekannt ist etwa der heimische Klassiker schlechthin – der heuer einen stolzen Geburtstag feiert: 1816, also vor genau 200 Jahren, schrieb der Geistliche Joseph Mohr im beschaulichen Mariapfarr in Salzburg die Zeilen zu „Stille Nacht“. 1818

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„Feliz Navidad“ und 16 Mal die Textzeile „I wanna wish you a Merry Christmas“ – und fertig ist ein bilingualer Evergreen, den man auf der ganzen Welt singt, damals wie heute. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mit diesem Song ein solches Monster erschaffe“, scherzte El Maestro Feliciano in einem Interview mit dem Billboard Magazine. „,Feliz Navidad‘ ist eines dieser Lieder, das eben nicht ausschließlich für Latinos geschrieben ist – es ist sowohl auf Spanisch als auch auf Englisch, und das ist der große Vorteil.“ Hinzu kommt die unverkennbare Heiterkeit, die die simple, aber zentrale Botschaft des Liedes trägt: „Felicidad, ich wünsche dir Glück aus der Tiefe meines Herzens.“ Und darum geht es schließlich an Weihnachten, weshalb man „Feliz Navidad“ wohl auch noch weitere 50 Jahre singen wird.

The Christmas Gospel Klassiker wie „Oh Happy Day“, „Amazing Grace“ und „When the Saints“ gehören zum Repertoire der besten Südstaaten-Stimmen.

Eine weihnachtliche Tour von Wham! mit ihrem Hit „Last Christmas“ dürfen wir leider nicht ankündigen, denn das britische Popduo ist seit 1986 nicht mehr aktiv. Dafür freuen wir uns aber auf das „Christmas Special“ von José Feliciano, das am 2. Dezember im Grafenegger Auditorium abgehalten wird, „Feliz Navidad“ natürlich inklusive. International bekannte Weihnachtslieder erwarten Sie auch bei Musical Christmas im Wiener Theater Center Forum, bei The Sound of Christmas im Welser Stadttheater und im Festsaal St. Aegyd. Die schönsten Weihnachtslieder samt Anekdoten präsentieren Maya Hakvoort, Marjan Shaki, Lukas Perman und Ramesh Nair, die 4 Voices of Musical im Rahmen der Klingenden Bergweihnacht in Seefeld in Tirol. Weihnachtlich wird es auch mit Andy Lee Lang, wenn der Rock-’n’-Roll-Entertainer zur „American Christmas Dinnershow“ in der Arena Nova oder

zu „Rockin’ Christmas“ u. a. in Wien, Graz, Innsbruck, Linz und Salzburg lädt! Magisch wird es bei Papermoons „Magic Christmas“ im VAZ St. Pölten. Aber Weihnachten gibt es auch in Russland und in Irland, wie uns die Russian Groovy Christmas Show u. a. mit Georgij Makazaria (Russkaja) am 8. Dezember im Wiener Metropol sowie das 21. Guinness Irish Christmas Festival u. a. in Imst und Oslip und Irish Christmas in Wien, Steyr und Güssing beweisen. Fixpunkt ist natürlich auch alljährlich nicht nur Christmas in Vienna (mit Angela Denoke und Vesselina Kasarova) im Wiener Konzerthaus, sondern auch die wunderbaren Gospel-Klassiker: The Christmas Gospel, die vom Linzer Dom über die Grazer Herz-Jesu-Kirche bis in die Wiener Karlskirche für vorweihnachtliche Stimmung sorgen, und Stella Jones, die in der Wiener Votivkirche und im Danubium Tulln für einen mitreißenden Advent sorgt!

Feliciano und Lang Bei José Feliciano erleben wir ein Weihnachten von latino-feurig bis feierlich-besinnlich, bei Andy Lee Lang indes mit amerikanischen Weihnachtsklassikern.

komponierte der Dorfschullehrer und Organist Franz Xaver Gruber die berühmte Melodie dazu, die im gleichen Jahr erstmals bei der Christmette in Oberndorf erklang. Heute ist „Stille Nacht“ das wohl bekannteste Weihnachtslied der Welt, das bereits in mehr als 300 Sprachen übersetzt wurde und die kleine Kapelle in Oberndorf zum Touristenmagneten werden ließ. Das Werk wurde zum konfessionsübergreifenden Teil der Festkultur, der zum Grundbestand schulischer, kirchlicher und privater Weihnachtsfeiern gehört. Von den Wiener Sängerknaben über Bing Crosby und Elvis Presley bis hin

zu Mariah Carey: Unzählige Interpreten haben das Lied bereits vertont, das 2011 von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt wurde. Die Botschaft ist damals wie heute dieselbe: In einer Zeit, in der die Menschen die Mühen des Krieges durchlitten, sollte es ein Symbol für Frieden und Hoffnung werden. Somit ist es für viele der Inbegriff des Weihnachtsliedes überhaupt – nicht zuletzt, da die Zeilen nach wie vor ihre Gültigkeit haben.

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Bitte lächeln! Der Körper schüttelt sich, die Tränen fließen: Lachen wirkt sich positiv auf Körper und Geist aus. Lachen ist die beste Medizin, nicht nur in der tristen Jahreszeit. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER

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rziehung, gesellschaftliche Zwänge und vermutlich auch der Ernst des Lebens vermindern – sofern man nicht ein besonders kindisches Exemplar ist – mit zunehmendem Alter das Lachen: Während Babys und Kleinkinder rund 500 Mal am Tag ihre überschwengliche Freude zeigen, so lacht ein Erwachsener im Schnitt nur 15 Mal – und Tote gar nicht mehr. Sie sehen also, wohin das führt. Böse Zungen mögen behaupten, dass Babys ja auch um ein Vielfaches mehr herumheulen, während sich der Adoleszent zusammenreißt – insofern gleicht sich das schon wieder aus.

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Die Sonnenseite des Lebens Obwohl Babys im Schnitt viel weniger ins Kabarett gehen als Erwachsene, lachen sie häufiger.

trägt zu einem besseren Allgemeinzustand bei, die Stresshormone im Blut (Adrenalin und Kortisol) werden reduziert, Endorphine dafür ausgeschüttet. Lachen kräftigt das Herz-KreislaufSystem, die Durchblutung wird ange-

regt und fördert die Verbrennung von Cholesterin – und hilft der Gesundheit damit in etwa ebenso wie 10 Minuten joggen oder 30 Minuten Entspannungsübungen. Obwohl das schon fast sportlich klingt: Abnehmen durch La-

Foto: Fotolia

Pumperlgsund Dabei wäre es aus biologischer Perspektive grundvernünftig, sich das Lächeln auf den Lippen zu bewahren, das „Lachen erhält uns vernünftiger als der Verdruss“, wusste schon Gotthold Ephraim Lessing. Natürlich hilft Ihnen eine gehörige Portion schwarzer Humor relativ wenig, wenn Sie bei der herbstlichen Gartenarbeit mit Ihrem Unterarm in den Häcksler geraten – aber gegen etwaige Depressionsanfälle im tristen Grau-in-Grau ist eine beschwingte Lebenssicht durchaus dienlich. Denn das mit dem Lachen verbundene gesteigerte Wohlbefinden


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chen ist nicht. Zwar werden in der Gesichtsregion 17, am restlichen Körper sogar 80 Muskeln bei einem Lachanfall beansprucht – aber um ein Lärcherl von 40 Kalorien zu verbrennen, müssten Sie schon 10 Minuten am Stück lachen – und das ist selbst mit dem „lustigsten Witz der Welt“ schwer möglich: Der gleichnamige Sketch der britischen Komikertruppe Monty Python spielt im Zweiten Weltkrieg. Der britische Witzfabrikant Ernest Scribbler erfindet den lustigsten Witz der Welt und lacht sich darüber buchstäblich tot. Der Brückenschlag zur psychologischen Kriegsführung ist ein logischer – der Witz wird ins Deutsche über- und gegen die Nazis eingesetzt: „Wenn ist das nun Stück gitt und Schlottermeyer? –Ja: Bayer-Hund. Das, oder die Flipper-Wald Gespütt!“ Sozialer Klebstoff Der Grund dafür, dass Sie sich jetzt nicht ebenfalls totgelacht haben, ist nicht allein der Tatsache geschuldet, dass der Schmähfaktor des vermeintlich lustigsten Witzes eigentlich ziemlich überschaubar ist, sondern weil die Mehrzahl unserer Lacher weniger mit schlechten Gags zu tun haben, sondern viel mehr als sozialer Klebstoff funktionieren. Aber: schön langsam der Reihe nach! Nicht nur, dass Menschen, die in ihrem Job ständig dazu angehalten werden zu lächeln, besonders Burn-out-gefährdet und anfälliger für Depressionen sind, tatsächlich Totlachen geht wirklich! Lachen kann der Auslöser für Todesfälle sein, diese sind dann allerdings durch bereits vorliegende Krankheiten bedingt. In der Regel kommt es dabei zu Herzstillstand oder Ersticken, die durch einen Lachanfall oder einen Affektkrampf ausgelöst werden. Plötzliche

Todesfälle allein durch explosives Lachen sind natürlich reiner Humbug und Fiktion: Die Figur Kenny stirbt in der South-Park-Episode „Scott Tenorman Must Die“ an einem Lachanfall beim Betrachten eines Videos, der Batman-Gegenspieler The Joker tötet seine Opfer durch ein Lachgift, durch das diese sich totlachen. Tatsächlich hat das Geschäft mit dem Humor seit jeher Hochkonjunktur, wird das Lachen immerhin in einer Gehirnregion gesteuert, die deutlich älter als das Sprachzentrum ist: Noch dachte jede Generation, dass gerade die Zerstreuung eine passable Realitätsflucht sei, und noch liefern Politik und Gesellschaft zu jeder Zeit genügend Stoff für Schenkelklopfer. Aber genau diese gilt es nicht überzubewerten: Die wenigsten Menschen lachen, wenn sie alleine sind. Die Erfahrung zeigt, dass meist in der Gruppe gelacht wird, für den Lacherfolg wichtiger als die Pointe – ganz gleich, ob sie prinzipiell Mario Barth oder Gunkl witziger finden – ist die Konstellation: 80 Prozent der „Spaßkommunikation“ kommt sogar gänzlich ohne Humor aus. Lachen ist soziale Interaktion, eine intensive und häufig unbewusste Form der Kommunikation, während der das Denken übrigens zeitgleich unmöglich ist (was wieder für Barth und gegen Gunkl spricht). Evolutionsbiologen vermuten, dass sich das Lachen als Unterwerfungsgeste entwickelte, damit der Ursteinzeitmensch keinen Steinkeil über die Rübe gezogen bekam, wenn es dunkel und optische Gesten nicht sonders hilfreich waren. Oder auf heute umgelegt: Selbst wenn der Witz des Chefs noch so dämlich ist, Sie werden vermutlich trotzdem mitlachen. Und das ist nicht nur natürlich, sondern vor allem allzu menschlich:

termine Wir überwinden den tristen Herbst und den kalten Winter in unserem Freundeskreis, unter anderem bei folgenden Künstlern: Mario Lucic, aufgewachsen am Rennbahnweg, einem der größten Gemeindebauten Wiens, spricht in „Der Ghettoneurotiker“ offen über seine Neurosen und Migrationshintergrund. Auch Petutschnig Hons, der smarte Wutbauer, drischt auf Missstände der Gegenwart ein – egal ob in „Auf’s Maul“ oder im Nachfolger, der „Gusch GmbH“. Nachhaltig wird es bei Johann König und seiner „Milchbrötchenrechnung“, bei Stermann und Grissemann ist in der Fortsetzung ihrer Loriot-Huldigung das Ei hart. Einen „musikalischen Amoklauf“ zelebriert Otto Jaus in seinem ersten Solo, in der er die Oper, das Musical und das Theater etwas näher beäugt … Gunkl nähert sich mit Gerhard Walter „Herz und Hirn“, mit Uta Köbernick in „Grüße aus Lakonien“ verschiedenen Menschheitsfragen wie auch in seinem Solo „So Sachen“. Politisch inkorrekt und sexuell anrüchig ist der Schotte Daniel Sloss in „So?“, ebenfalls aus Edinburgh ereilen uns Gastspiele vom Edinburgh Fringe im Wiener Rabenhof, u. a. die Tour de Force durchs Jenseits, „Am I dead yet?“, und die Nerd-Comedy „What would Spock do?“.

Schimpansen können zwar vor Vergnügen keuchen, Ratten piepsen rhythmisch, wenn sie gekitzelt werden, aber lachen, das können neben dem sprichwörtlichen Honigkuchenpferd tatsächlich nur Menschen. 19 verschiedene Arten des Lachens will der amerikanische Wissenschaftler Paul Ekman entdeckt haben, nur eine Variante ist aber echt – alle anderen dienen zur Anpassung innerhalb der Gesellschaft. Aber herzliches, aufrichtiges Lachen, das macht und ist sexy. Die meisten Menschen – außer Gothics, Emos und Black-Metaller – werden gerne zum Lachen gebracht. Immerhin kann ein herzhafter Lachanfall gerade im gemeinsamen Miteinander kurzzeitig ähnliche Empfindungen auslösen wie ein Kokainrausch, ist dabei aber nicht nur der Gesundheit zuträglicher (siehe oben), sondern auch billiger als ein Gramm Angie. Und damit ist nicht Merkel gemeint.

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!ticket fun&action

Du bist, was du isst Wenn man jemanden „zum Kochen bringt“, dann tratzt man selbige Person üblicherweise bis das Fass überläuft. Lebensmittel-E-CommerceUnternehmen wie Marley Spoon bewerten das Sprichwort jedoch neu. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER

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tickeett test

Stefan Marz (Leitung Marketing & Sales bei oeticket.com) kocht 2 Tage für seine Familie: „Marley Spoon – Abendessen, einfach gemacht!“ So der Slogan und so auch die Erwartung im Test. Das Prinzip ist einfach: Online in den Menüvorschlägen gustieren, Kochbox für gewünschte Personenanzahl wählen und Liefertermin aussuchen – fertig! Die Familie (2 Erwachsene und 2 Kinder) hat abgestimmt: saftige BBQ-Pute mit Kartoffel- Dill-Salat sowie faschierte Bällchen mit Petersilienjoghurt in Pitataschen stehen am Menüplan. Die Kochboxen wurden pünktlich um 18:44 Uhr kompakt in einem Karton geliefert und alle Zutaten waren praktischerweise jeweils zusammengehörig pro Menü verpackt. Obenauf liegen die übersichtlichen und Schritt für Schritt erklärten (auch bebilderten) Zubereitungsvorschläge – die zusätzlich notwendigen und in jedem gut sortierten Haushalt üblichen Kochutensilien (Küchengeräte, Standardgewürze etc.) werden überschaubar in Listenform aufgezählt. So steht einem genüsslichen und entspannten Kochen nichts mehr im Wege – zur Not würde bis 21 Uhr sogar die Koch-Hotline für Fragen zum Rezept zur Verfügung stehen! Marley Spoon liefert tolle Rezepte und frische Zutaten direkt nach Hause, sodass Kochen zum Kinderspiel wird – wir hatten dabei großen Spaß und waren schlussendlich auch von unserer Mahlzeit begeistert … Wo sonst bekommt man von der Familie fünf Hauben verliehen und hat als Mann die Gelegenheit, seine Frau zu bekochen?

Foto: Marley Spoon, Fotolia

rinnern Sie sich, als ein vom Lie- Ende haut man ja dann doch wieder nur beskummer gebeutelter Raj in ein Stück Fleisch in die Pfanne und TiefThe Big Bang Theory meinte, er kühlpommes ins Rohr. Bei Marley Spoon brauche jetzt, wo Amazon sogar schon (und dem Gros des Mitbewerbes) bekommt frische Hummer zustelle, nie wieder man (im flexiblen Abo) neben den das Haus zu verlassen? TatRezepten auch alle Zutaten sächlich: Zumindest Bezugestellt, zu ausgemachwohner der Bundesten Lieferzeitpunkten hauptstadt sind ver– abends versteht sich, wöhnt, dank LieferOtto Normal ist ja services wie Mjam berufstätig. und SpeisenzustelAußerdem sind die lern wie Viennafood Lebensmittel in exakmuss man nicht einter Dosierung beigemal mehr zur Grundbepackt, so wirkt man der dürfnisbefriedigung das VerschwendungsgesellHaus verlassen. schaft entgegen – wenneine Wir verlosen box für ch o Ein bisschen mehr ergleich die Zustellung -K n o Marley Spo Menüs). i re (d en n o wachsene Selbstbestimaus ökologischer Sicht zwei Pers ationen und Nähere Inform gungen auf mung (manche sagen: nicht gänzlich unproilnahmebedin azin.com! Te Würde) bei beinah gleichblematisch ist. Aber ag www.ticketm bleibendem Servicechaimmerhin: Das Angebot rakter behält man sich mit eiist divers und variabel, geht auf die unternem der zahlreichen Anbieter von „Koch- schiedlichen Ernährungsbedürfnisse und boxen“, die in den letzten Jahren auch Haushaltsgrößen ein, die Zutaten sind frisch, in Wien wie in anderen Großstädten wie zumeist regional und saisonal – und ein Pilze aus den Boden schossen. Aufpreis im Vergleich zum SupermarkteinEin spontaner Trend? Von wegen! Koch- kauf ist kaum spürbar. Die Gerichte sind boxen – im Test: der Kochabo-Nachfolger modern, ausgewogen, abwechslungsreich Marley Spoon – machen das Leben leich- (selten nur „speziell“) und dabei einfach ter, ersparen sie uns immerhin nicht nur zum Nachkochen, sofern man weiß, wie ein das lästige Einkaufen, sondern auch nerv- Kochlöffel zu halten ist. Da ist bei Marley tötende, langwierige Diskussionen (mit Spoon schon der Bestellprozess die einzige dem Partner, den Kindern, oder auch Hürde, die es anfänglich zu meistern gilt. nur sich selbst), was denn „zur Abwechs- Aber dann läuft von der Zustellung bis hin lung einmal“ gekocht werden soll. Am zum Tischgebet alles meisterlich.


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Ski-Haserl !ticket live

Auf der Alm, da gibt’s ka Sünd’ – dafür aber eine Menge Action und Spaß im Schnee und Après-Ski: Zum Auftakt sorgen Deichkind, Alligatoah, Glasperlenspiel und Pur für den Soundtrack. TEXT: ALEXANDER HAIDE

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termine 4. bis 6. November in Zell am See/Kaprun: WOW Glacier Love mit Ghosts, Leyya, Filous, Rene Rodrigezz u.a . 26. November in Ischgl: Top of the Mountain Concert mit Pur 2. Dezember in Schladming/Planai: 10 Jahre Ski-Opening mit Deichkind und Alligatoah 2. bis 4. Dezember in Saalbach-Hinterglemm: BERGFESTival mit Alligatoah, Wolfmother, La Brass Banda, Skindred, Zebrahead u. a. 3. Dezember in Obertauern/Passhöhe: Live-Skiopening mit Glasperlenspiel 9. Dezember in Wagrain/Talstation Flying Mozart: Winterstart hoch 2 mit Milow

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Glasperlenspiel Das Skigebiet Obertauern startet mit den fantastischen Glasperlenspiel in die diesjährige Saison! Wir verlosen 3 x 2 Karten!

Geil“ und „Leck mich am Arsch“ schon Neues beim Ski-Opening in Schladming zu hören? Verstärkt werden Deichkind vom nicht weniger kultigen Rapper Alligatoah, der mit der Tournee „Himmelfahrtskommando“ und dem bejubelten Album „Musik ist keine Lösung“ heuer bereits kräftig abgeräumt hat (und auch das zeitgleiche BERGFESTival in Saalbach-Hinterglemm beehren wird). Zum Party-Spaß kommt – natürlich gut ausgeschlafen und bei günstiger Schneelage – Skifahren bis zum Abwinken, egal ob auf der legendären

Planai oder der Hochwurzn. Neu geschaffen hat man eine Funslope (ein Mix aus Snowpark, Boardercross und Piste) und eine Fatbike-Tour: phat! Kristallin Nicht minder top sind die Hänge in Obertauern. Wenn in Schladming noch der Deichkind-Kater kuriert wird, geht man es hier beim heurigen Ski-Opening am 3. Dezember mit Glasperlenspiel etwas ruhiger an: Elektro-Pop vom Feinsten, garniert mit ihrem Über-Hit „Geiles Leben“, liefert den perfekten Soundtrack für einen hoffentlich geilen

Fotos: Henning Besser, beigestellt (Internet)

eider geil“ – ganz passend zum Hit der heurigen Stars feiert ganz Schladming am 2. Dezember das zehnte Ski-Opening-Jubiläum! Im WM-Park Planai – dort, wo die besten Skirennfahrer der Welt regelmäßig abschwingen – lassen es die Schladminger für ihre (jungen) Gäste gewaltig krachen. Mit den deutschen Kult-Stars Deichkind, die sich seit ihrem ersten Hit „Bon Voyage“ schon wieder 16 Jahre auf den Buckel gerappt haben, konnten die Veranstalter einen der begehrtesten Fische im ChartsTeich angeln. Nach dem Album „Niveau Weshalb Warum“ und der dazugehörigen Tournee basteln die Hamburger Musiker bereits an neuen Tracks, vielleicht gibt’s ja neben „Leider


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Winter! In Obertauern hat das Konzert auf der Passhöhe ebenfalls bereits Tradition, das Duo Carolin und Daniel kann dabei gleich seinen zehnten Jahrestag als Paar begießen, dann gibt’s eventuell „knallharte Champagnerfeten“. Das Album „Tag X“ ist nach wie vor aktuell, aber vielleicht lassen die beiden in Obertauern ja schon den einen oder anderen neuen Titel aus dem Sack, wer weiß?! Dank der perfekten Lage des Ortes gibt’s eine Schneegarantie: Zwischen 1.630 und 2.313 Metern locken mehr als einhundert (!) Pistenkilometer, unzählige Bars und Pubs sorgen nach Spaß beim Sport im Schnee für gute Stimmung abseits der Abfahrten.

Abenteuerland Mehr als vier Jahrzehnte nach ihrer Gründung haben es Pur endlich ins wahre Abenteuerland geschafft, nämlich zum Top of the Mountain Concert am 26. November auf die Idalp. Wo schon Elton John, Muse, Silbermond und Thirty Seconds To Mars eines der schönsten Skigebiete Österreichs mit insgesamt 238 Kilometern Piste beschallten, lädt nun Hartmut Engler zur Gipfelshow. Mit dabei haben die deutschen Popper natürlich alle großen Hits, vom Debüt „Lena“ über „Funkelperlenauge“ bis hin zu „Ich lieb’ Dich“ und

den Liedern des neuen Albums „Achtung“. Die obligaten Kostüme und die sehenswerte Live-Show kommen natürlich auch mit aufs Dach Tirols, aber das versteht sich ja von selbst. Howling at the Snow „Winterstart hoch 2“ – unter dieses Motto stellt die Tourismusregion Wagrain-Kleinarl heuer das SkiOpening-Weekend vom 8. bis 11. Dezember, und das hat einen guten Grund: Nicht nur, dass Ohrwurm-Lieferant Milow den Saisonstart am 9. musikalisch mit seinen Hits beschallt, sondern auch, weil man für Fans und Gäste ein besonders üppiges Pauschalangebot erstellt hat. Zu den Gassenhauern „You And Me (In My Pocket)“, „Little In The Middle“, „We Must Be Crazy“ und seinem heurigen Sommerhit „Howling at the Moon“ laden diverse Attraktionen abseits der üblichen Pisten zum Spaß im Schnee ein. Kleinarl kann mit dem Absolut Park – einem der größten TerrainParks Europas – punkten, und Wagrain garantiert mit mehr als 250 Schneekanonen weiße Pracht auf 160 Hektar Pistenfläche.

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Kitz-itz-itz In Kaprun, unter dem Gipfel des Kitzsteinhorns, und im nahe gelegenen Zell am See setzt man beim großen Eröffnungsevent der heurigen Wintersaison auf ein sehr trendiges Line-up, es gibt Drum ’n’ Bass, Electro, Pop, Indie Dance und Deep House. Aufgrund der Vielzahl der Events und Konzerte hat man gleich das ganze Wochenende vom 4. bis 6. November in etlichen Lo-

cations – darunter die Gletscherbühne am Kitzsteinhorn – verplant. Filous, einer der Neo-Stars der elektronischen Beats, hat sich genauso angesagt wie Lovra, die ihre 80er- und 90er-JahreEinflüsse nicht verbergen kann. Auch der 21-jährige Drum-’n’-Bass-Produzent Schwarzmarct aus Innsbruck kommt. Wer bei der Menge an Konzerten und Partys noch Zeit fürs Skifahren findet, der kann sich zwischen der Schmittenhöhe in Zell am See und dem Kitz Kaprun nach Herzenslust austoben.

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!ticket live

Aufsteiger Das umtriebige Duo Der Schauspieler und Komiker Christopher Seiler und der Filmemacher Bernhard Speer bilden zusammen das kongeniale Duo.

termine Seiler und Speer gibt es zwischen 15. und 19. November in Innsbruck, Salzburg, Hohenems und Wiener Neustadt, am 9. Dezember noch in der Wiener und am 10. in der Grazer Stadthalle.

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uftritt vor Tausenden Menschen beim Donauinselfest, jubelnde Massen spätabends auf der „Red Stage“ beim Nova Rock und eine souveräne und mit viel Applaus bedachte Performance im Vorprogramm von Queen in Linz – das künstlerisch umtriebige Duo Seiler und Speer hat 2016 endgültig

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die Ernte für die Saat eingefahren, die im Jahr zuvor unter dem Namen „Ham kummst“ auf die Menschheit losgelassen wurde. „Allesamt schöne Erlebnisse“, freut sich Sänger und Frontmann Christopher Seiler im Rückblick, „aber wir hatten bislang keine Zeit, diese Eindrücke zu verarbeiten. Nach den Shows im Som-

mer begannen die Dreharbeiten zur dritten Staffel von ,Horvathslos‘ und mit dieser Figur Emotionen zu zeigen, wäre sowieso Blödsinn.“

Fotos: Pascal Riesinger, Hersteller

2015 traten Seiler und Speer erstmals breitenwirksam auf – ein gutes Jahr später haben sie die Herzen der Österreicher im Sturm erobert: Zeit für einen Blick nach vorn und zurück. TEXT: ROBERT FRÖWEIN

Rapper Dame eroberte unlängst Platz 1 der heimischen Albumcharts, nun geht er noch auf große Österreich-Tour, am 24. im Salzburger Rockhouse, am 25. in der Innsbrucker Music Hall und am 26. im Dornbirner Conrad Sohm. Der im In- und Ausland gehypte Strizzi Voodoo Jürgens ist am 8. im Innsbrucker Weekender und am 18. im Salzburger Rockhouse zu sehen. Weitere interessante November-Termine: All Faces Down mit Album-Releaseshow am 3. in der Wiener Szene, danach noch in Timelkam, Leoben und Kufstein, im Wiener Chelsea gibt es am 7. Grant und am 13. Lelkem zu sehen. Bernhard Eder präsentiert am 22. im ORF Radiokulturhaus sein zu Monatsende erscheinendes Cover-Album „Remake“, DAWA präsentieren am 7. im Theater Akzent „(r)each“. Es folgen Auftritte am 10. im Grazer ppc, am 18. im Spielboden Dornbirn und am 21. in der ARGEkultur Salzburg.


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MUNDPROPAGANDA

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Proleten-Ecke Die Faszination des niederösterreichischen Duos manifestiert sich in der künstlerischen Vielfältigkeit. Geschickt changieren die beiden zwischen Musik, Kabarett, Internetvideos und bald wohl auch TV und Radio: „Ja, es gibt Angebote“, bestätigt Seiler, „aber ich muss die erst sondieren. Im Radio würde mich jedenfalls so eine Art Betthupferl für Erwachsene reizen. Eben Comedy mit tiefem Schmäh“. Der tiefe Schmäh ist es auch, der Seiler und Speer seit Anbeginn in die Proleten-Ecke à la Turbobier rückte. So ganz können sie die Kategorisierung nicht nachvollziehen. „Das kommt doch immer von denen, die selbst noch größere Proleten sind. Da beschweren sich Leute übers Saufen und haben selber drei Promille.“ Zu viel Durst Doch welcher erfolgreiche Künstler spaltet die öffentliche Meinung nicht? Dass sich die vielen Auftritte, Pressetermine und der plötzliche Ruhm nicht immer leicht verarbeiten ließen, daraus macht Seiler keinen Hehl: „Es ist unmöglich zu sagen, man ist der gleiche wie vorher. Manchmal ist es irrsinnig schwer, am Boden zu bleiben. In einem Moment glaubst du, du hättest die Welt erfunden, kurz danach kommt eine Depression. Sich komplett wegzuschießen wäre aber genauso falsch, wie einen auf Buchhalter machen und gebückt ins Büro gehen. Heilige sind wir schließlich alle keine.“ Familie, Freunde und ein geerdetes Privatleben ist für die beiden mittlerweile unumgänglich. Seiler erinnert sich auch an weniger ruhmreiche Momente: „Ich habe eine Zeit lang wirklich sehr besoffen Interviews gegeben. Über den Durst trinken kann jeder mal, aber so viel Durst wie ich damals kann gar kein normaler Mensch haben. Aber zwei Wochen Urlaub und Abstand holen dich schnell wieder zurück.“

Kein Lugner Mit Urlaub ist vorerst aber nichts, denn neben „Horvathslos“ stehen bis 10. Dezember auch noch zahlreiche Live-Termine in Deutschland und Österreich (mit Hans Söllner und Turbobier) und vor allem auch die Fertigstellung des zweiten Albums an. „Bei den Konzerten im Winter werden wir wohl schon sechs, sieben neue Songs spielen“, verrät Seiler, „auch das Set-up und die Show werden sich von den anderen Konzerten in diesem Jahr unterscheiden. Ich würde als Fan selbst mein Geld zurückverlangen, wenn ich immer dasselbe sehen müsste. Außerdem wollen wir den Leuten mit unserem Hype nicht zu sehr am Arsch gehen. Wir werden 2017 keine großen Festivals spielen und allgemein musikalisch weniger in Erscheinung treten. Ich bin sicher nicht der Lugner, dass ich jedem mein Gesicht aufzwingen muss.“ Live und mit Anspruch Was die Fans im Frühjahr 2017 auf Konserve erwartet, dazu will Seiler noch nicht ins Detail gehen. „Wir haben jedenfalls mehr Songs geschrieben als beim letzten Mal, was ein Luxus ist, da wir aussortieren müssen. Wobei Aussortiertes ist ja meistens ein Schas.“ Eine Weitentwicklung wird jedenfalls zu erkennen sein: „Es wäre auch traurig, hätten wir das in zwei Jahren nicht geschafft. Im Gegensatz zum Debüt wird das Album mit der Liveband eingespielt. Zwei, drei Songs werden verträumt oder dichterischer sein, diesen Anspruch habe ich. Das verlange ich auch von anderen Bands. Okay, vielleicht nicht von DJ Ötzi oder Nik P. Ich glaube, deren Fans würden nicht schunkeln, wenn sie ,Stairway To Heaven‘ spielen würden.“ Die leidigen Vergleiche mit Wanda und Bilderbuch könnten damit auch enden. „Ich mag beide sehr gerne, aber wir sind künstlerisch doch etwas ganz anderes.“ Vielleicht klärt sich das ja im Radio-Betthupferl …

Hören Sie mal rein! Die folgenden Veröffentlichungen sollten in keinem gut sortierten Plattenschrank fehlen. Oder? (rf, sb)

LIVE

Disharmonic Orchestra – Fear Of Angst Die Kärntner sind die komplexesten Frickler unter den heimischen Todmetallern, manchmal zu sperrig.

The Crispies – Death Row Kids Eine Dekonstruktion der versifftesten Momente der Rockgeschichte, irgendwo zwischen Post-Punk und Psych.

Intra – Intra Ein exzeptionelles Potpourri gleich einem Koitus inmitten der Wüste, dreckig wie Kyuss, dabei stimmlich zuckersüß.

LIVE Wien Martin – Live in der Eden Bar Der Bottlechef im swingenden Zores mit der „Espresso Gitti“ und Kapazunder wie Michi Seida und Birgit Dank.

Vaseva – Tales Of Time Wer die Schönheit von Indie-Pop mit etwas Rock ’n’ Roll und Wüsten-Feeling genießt, der ist hier goldrichtig.

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!ticket highlights

Red Hot Chili Peppers

The Getaway Nach ihrem großartigen Headliner-Gig am diesjährigen Nova Rock Festival sind die Peppers zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder in Wien! Mit im Gepäck haben sie ihr sensationelles elftes Studioalbum „The Getaway“. Für das ausverkaufte Konzert gibt es noch ein Restkontingent aus ticketPLUS+ Bus-Angeboten, bei denen neben dem Konzertticket auch eine komfortable Anreise aus Salzburg, Oberösterreich, der Steiermark, Niederösterreich oder dem Burgenland inkludiert ist. Infos auf www.oeticket.com!

The Hits Rod Stewart ist mit über 200 Millionen Einheiten einer der bestverkaufenden Künstler in der Geschichte der Musikindustrie. Seine Markenzeichen – Stimme, Stil und Haarschnitt – überwinden die Genregrenzen von Popmusik, Rock ’n’ Roll und New Wave mühelos und reichen bis zum Great American Song Book, und machen ihn zu einem der wenigen Stars, die über fünf Jahrzehnte andauernden Erfolg feiern können. Wir freuen uns auf „Rhythm Of My Heart“, „Can’t Stop Me Now“, „Da Ya Think I’m Sexy?“ und mehr!

9., Wiener Stadthalle (D)

21., Wiener Stadthalle (D)

Placebo

Vorstadtlieder Mit ihrem musikalischen Leiter Christian Frank erarbeitete Nina Proll ein prickelndes, humorvolles Programm mit vielen bekannten und teilweise neuen Texten und ungewohnten Arrangements. Begleitet von einer siebenköpfigen Band und vier Tänzer/innen tanzt, swingt und blödelt sie sich durch ein buntes musikalisches Potpourri!

Nina Proll

20 Years Of Placebo Anlässlich des 20. Geburtstags erleben wir einen Querschnitt durch die Karriere der britischen Alternative-Band, 25 Songs ist die Setlist stark: Von „Pure Morning“ über „Lazarus“ und „Space Monkey“ bis hin zu „Without You I’m Nothing“, „Special K“, „Teenage Angst“ und „Nancy Boy“ ist (neben dem Kate-Bush-Cover „Running Up That Hill“) der Schwerpunkt auf frühes und selten gespieltes Material gelegt! 13., Wiener Stadthalle (D)

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17., 18. & 26., St. Pölten, Wiener Neustadt & Wien

Fotos: www steveharrisbritishlion com (British Lion) Wildstyle at (Wildstyle) Katharina Rabl (Blue Bird) Günther Egger (Nina Proll) FMS (Placebo) Steve Keros (Red Hot Chili Peppers) Norbert Ivanek (Roman Gregory) Sony Music (Rod Stewart) Richard Dumas (Tindersticks)

November

Rod Stewart


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Wien Martin

Roman Gregory singt Dean Martin auf Wienerisch Endlich erscheint die einzigartige Kabarett/Ratpack/Wiener-Lied-Mischung mit all den genialen Interpretationen Roman Gregorys – von „Es gibt Zores“ („That’s Amore“), „Käsekrainer Out Of Hell“ („Memories Are Made Of This“) oder „Espresso Gitti“ („Detroit City“) – endlich auch auf Live-Doppel-CD und DVD, aufgenommen in der berühmtesten aller Wiener Nachtbars, der legendären Eden. Unser Tipp: Den Abend aber auch live erleben! Mit dabei sind gute Freunde und Kapazunder wie Birgit Denk, Georgij Makazaria und Toni Wegas!

Fotos: www.steveharrisbritishlion.com (British Lion), Wildstyle.at (Wildstyle), Katharina Rabl (Blue Bird), Günther Egger (Nina Proll), FMS (Placebo), Steve Keros (Red Hot Chili Peppers), Norbert Ivanek (Roman Gregory), Sony Music (Rod Stewart), Richard Dumas (Tindersticks)

24., Eden Bar Mit Cœur de Pirate, Sarah Jaffe, Ian Fisher und mehr Sonnenschein und Badewetter sind überbewertet. Tatsächlich tanzt das Herz beim Gedanken an den November, wenn der blaue Vogel der Glückseligkeit wieder im Porgy & Bess landet. Mit dabei ist u. a. Ian Fisher (Foto), ein kleiner Mann mit großer Stimme, die erst 18-jährige Fenne Lily und die romantisch-verwegene Kanadierin Cœur de Pirate mit brandneuem Material! Brandneues Material hat auch Ian Fisher mit, „Koffer“ (Erscheinungstermin: 18. November) ist seine ganz neue Songsammlung.

Blue Bird

24.–26., Porgy & Bess

Tinderstic

The Waiting Room Anfang 2016 veröffentlichten die Tindersticks ihr neues Album „The Waiting Room“. Es ist in vielerlei Hinsicht das ehrgeizigste, vielfältigste und aufwendigste unter den bisherigen Alben. Das Album wird von einem ambitionierten Filmprojekt begleitet: aus internationalen Beiträgen wurde für jedes Lied ein Kurzfilm ausgewählt. Die Konzerte selbst entführen in eine Welt voll Traurigkeit und Schönheit, wie kaum eine andere Band schaffen es die Tindersticks, musikalische Sehnsuchtsorte anzusteuern, in denen Melancholie mit zeitloser Eleganz auf Hoffnung trifft.

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Wildstyle & Tattoo Messe

10., Helmut-List-Halle Graz & 11., Posthof Linz

British Li

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Mit Voodoo Six Vor wenigen Monaten stand Bassist Steve Harris noch mit den legendären Iron Maiden auf der Rockin-Vienna-Bühne, diesen Winter kann man ihn mit seiner eigenen Formation British Lion in der steirischen Landeshauptstadt erleben. Das beste dabei ist nicht nur, eine Grande wie ihn im intimen Rahmen zu erleben, sondern auch die Tatsache, dass einige Shows für ihr kommendes Live-Album mitgeschnitten werden sollen … Ob Graz auch dabei ist? Zur Sicherheit laut mitbellen! 18., Orpheum Graz

Jahrmarkt der Freaks An sensationellen und neuen Showacts erlebt man auf der wildesten Messe der Welt u. a. Alex – The Mexican Werewolf, Kiros Hadgu, den elastischsten Menschen der Welt (Foto) und die Tattoo-Ikone The Enigma. Außerdem freuen wir uns neben einer Vielzahl an Ausstellern und Tattookünstlern mit Reverend B. Dangerous auf einen wahren Veteran mit durchgeknallter Freakshow! 15., Linz & 12., Wiener Neustadt

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!ticket live

Kieberei!

termine

man am mec erlebt iroslav Ne underbaren GeschichM r sa is m als w “-Kom gleichDen „Tatort r in der Bühne im Hof rmittelt“ nach der und e t be 26. Novem d Musiker, „Kottan terhaltsam: Im Herbs ! un r un of r le H de äh im in rz m ne t ne te erie ist nich f Theater und der Büh -S TV en ig ho nam iener Raben Winter im W

Auf Meuchelmörder-Jagd, aber immer mit viel Schmäh: Krimis haben nach wie vor Hochsaison, insbesondere Österreich liebt seine TV-Kieberer. Zwei Unikate kann man ab November auf den heimischen Bühnen erleben. TEXT: AMINA BEGANOVIC

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Tatort Miroslav Nemec ist weit mehr, als nur ein Tatort-Kommissar. Seine wahre Geschichte erzählt er in „Miroslav Jugoslav“.

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Kottan Der Kult-Kieberer befindet sich auf der Jagd nach dem „Hannibal Lecter von Hernals“.

tirische, mitunter respektlose Umgang mit dem Polizeialltag, der anno 1976 mit der Figur Kottan erstmals im österreichischen Fernsehen aufkam und Wogen der Entrüstung vonseiten der Polizeigewerkschaft hochgehen ließ. Doch genau das macht den Charme des „ur-österreichischen Krimi-Kieberers“ aus, dem durch Kottan der Weg geebnet wurde. Tatort: Bühne im Hof Wir machen einen Blick ins Nachbarland: Weniger satirisch, aber ebenfalls kultig ist auch Hauptkommissar Ivo Batic, bekannt aus dem bayerischen „Tatort“. Mit weniger Slapstick, dafür mehr kriminalistischem Instinkt und Gerechtigkeitsgefühl ist er gemeinsam

mit seinem Partner Franz Leitmayr Verbrechern auf der Spur – ein DreamTeam, das seit 1991 ermittelt und seine mitfiebernde Anhängerschaft hält, der „Tatort München“ feierte heuer immerhin sein stolzes 25-jähriges Jubiläum. Fans können Miroslav Nemec alias Kommissar Batic nun von einer neuen Seite kennenlernen: In „Miroslav Jugoslav“ erzählt, rezitiert, liest und singt das Allround-Talent aus seiner gleichnamigen Autobiografie. Erinnerungen an den kroatischen Lausbuben und seine Patchwork-Familienverhältnisse zwischen Zagreb, Adria, Oberund Niederbayern in den 50er- und 60er-Jahren – bis schließlich aus dem Nemec der Batic wurde. Nicht nur für „Tatort“-Liebhaber ein Tipp!

Fotos: Rita Newman, Katrin Jäger

enn Kottan im Rabenhof ermittelt, bleibt garantiert kein Auge trocken: Der berühmteste Major der österreichischen Krimi-Geschichte („Inspektor gibt’s kan’!“) macht dort Jagd auf den psychopathischen Frauenmörder „Hannibal Lecter von Hernals“ – und hat nicht nur damit alle Hände voll zu tun. Auch sein patschert-bemühter Assistent Schrammel sowie seine liebe Frau Mutter machen ihm nämlich die Arbeit nicht gerade leichter … Der Kult um TV-Ermittler wie Dauergrantler Adolf Kottan bleibt bestehen. Nicht nur die unorthodoxen, jedoch durchaus effektiven Ermittlungsmethoden des Herrn Major treiben dem Publikum dabei die Lachtränen in die Augen. Es ist vor allem der sa-


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MUNDPROPAGANDA Hören Sie mal rein! Die folgenden Veröffentlichungen sollten in keinem gut sortierten Plattenschrank fehlen. Oder? (sb)

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Café Society Woody Allen befindet sich mit zwei (nicht nur) hübschen HauptdarstellerInnen im Hollywood der dreißiger Jahre. TEXT: ANDREAS UNGERBÖCK

Phil Campbell & The Bastard Sons – s/t Erdiger, eingängiger Rock’n’Roll mit breitbeinigem Hüpfschwung aus der Feder des Ex-Motörheads, samt Söhne.

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Lambchop – Flotus Indie mit der Essenz trauter Zweisamkeit – mit subtilem Feingefühl, umwerfender Zärtlichkeit und innigster Karezza. Gute Chemie Vonnie (Stewart) und Bobby (Eisenberg) geben nicht nur optisch, sondern auch schauspielerisch ein gutes Paar ab, vielleicht auch, weil sie privat eben keines sind.

Nils Bech – Echo Schier uniridisch muten diese elektronische Synth-Flächen an, die sich filigran mit dem kristallinen Tenor verweben.

In Flames – Battles Sphärisch wie zuletzt, geht Album #12 zurück zu epochaler Heavyness, markanten Riffs und „Clayman“-(Raf)finesse.

Highly Suspect – The Boy Who Died Wolf Ein schwindelerregender, versiffter Trip in die Gosse, ganz im Geiste von QOTSA und Royal Blood.

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auch wenn – oder gerade weil – sie privat kein Paar sind. Eisenberg spielt in „Café Society“ den jungen New Yorker Bobby, der in den dreißiger Jahren nach Hollywood kommt und auf den baldigen Durchbruch hofft, zumal sein Onkel Phil dort eine große Nummer ist. Doch Phil hat wenig Zeit, und so verbringt Bobby mehr Zeit mit dessen hübscher Sekretärin Vonnie. Das stört ihn gar nicht, allerdings muss er festellen, dass Vonnie leider bereits „vergeben“ ist – oder doch nicht? Hollywood, Vonnie, dazu noch sein Bruder Ben, der als Mafioso über Leichen geht ... Bobby hat bald alle Hände voll zu tun. Woody Allen selbst fungiert – natürlich nur in der Originalfassung – als Erzähler. powered by

www.ray-magazin.at

Fotos: Hersteller, Warner Bros.

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enn Woody Allen ruft, dann kommen sie alle: Seine Filme sind immer gespickt mit Stars, die, wie man hört, sogar zum gewerkschaftlichen Mindestlohn arbeiten, wenn der große alte Kinomagier sie besetzt. Auch bei seinem 47. Werk „Café Society“, das dieses Jahr als Eröffnungsfilm in Cannes ausgewählt wurde, ist das nicht anders. Und so können wir uns nicht nur am großartigen Steve Carell erfreuen, sondern auch an Blake Lively, Parker Posey – und vor allem am wohl feschesten Leinwandpaar, das Hollywood gegenwärtig zu bieten hat: Kristen Stewart und Jesse Eisenberg. Dass die beiden aber nicht nur hübsch anzusehen sind, sondern auch stets tolle schauspielerische Leistungen abliefern, haben sie gemeinsam schon zweimal bewiesen, in „Adventureland“ und „American Ultra“. Die Chemie zwischen den beiden Jungstars stimmt einfach,


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!ticket media METALLICA

Hardwired... to Self-Destruct „Gehasst, verdammt, vergöttert“: Auf keine andere Band trifft dieser Slogan mehr zu – nicht einmal auf die Initiatoren: Metallica, die Band, die den Metal gleichermaßen gerettet wie vermeintlich verraten hat, stellt sich nach acht langen Jahren erneut seinen harten Kritikern, und das gleich mit einem ambitionierten Vabanquespiel über knapp 80 Minuten hinweg. Doch bereits die ersten Teaser, das an den Wut

von „Hit The Lights“ erinnernde Titelstück, wie auch das ausgeifelter, aber nicht minder brachial agierende „Moth Into Flame“ machten aufhorchen. Und tatsächlich, mit „Hardwired“ gelingt ihnen über weite Strecken, woran sie in ihrer Identitätskrise zuletzt kläglich scheiterten – viel mehr noch als in der sträflich unterschätzten Blues-Phase von „Load“ und „ReLoad“: Wo man zuvor so wild („St. Anger“) und so laut („Death Magnetic“) als möglich die Krise zu bewältigen trachtete, dabei aber nur wüst und übersteuert vorgab, etwas zu sein, was man schon lange nicht mehr war: nämlich juvenile Rabauken, hätte das potente, oft gar pesante „Hardwired“ vor zwei Jahrzehnten mühelos als die logische und dabei gute Kontinuation ihrer gerühmten, selbstbetitelten Klimax gegolten, zuvörderst mit der Übernummer „Atlas, Rise!“, aber mit „Spit Out The Bone“ auch dem stärksten Finale seit „Dyers Eve“. (sb)

4/5

BÖHSE ONKELZ

LIVE

Memento Die neben Rammstein wohl strittigste deutsche Band ist endlich realiter zurück – nicht nur live, sondern auch mit Album. Die Überraschung ist groß, denn das Desaster „Wir bleiben“ war keine Messlatte: „Memento“ ist freilich fernab juvenilen Ungehorsams, aber gerade Beißer wie „Mach’s dir selbst“ und „Es ist sinnlos mit sich selbst zu spaßen“ zeigen die Onkelz (und wundersam: gerade Kevin) erquickt – breit im Schritt, aber auch hell im Hirn. (sb)

PRETENDERS LEONARD COHEN

You Want It Darker Erst kürzlich gab sich Leonard Cohen im New Yorker eventuell fatalistisch, zumindest aber empyreisch, als er knochentrocken offenbarte, nun sterbebereit zu sein – und so krächzt der alte Melancholiker auch etwas von „I’m ready, my Lord“ auf seinem 14. Album, dem eventualiter Grande Finale seiner Karriere. Noch vor vier Jahren, auf „Old Ideas“, blitzte er Gottvater noch verschmitzt-heiter, ja:

beinahe frech ins Antlitz, mittlerweile überwiegt der Duktus des SichLösens von allem Irdischen – programmatisch wirkt es, wenn Gideon Zelermyer „Hineni, Hineni“ querklagt; das geäußerte GentlemanAgreement zwischen Abraham und dem Erlöser, als es um das isaac’sche Opferlamm ging. Frühere weltliche Tröstungen scheinen bei Cohen (dereinst immerhin ein Lebemensch, ein Frauenheld) nicht nur ihre Wirkung, auch ihre Relevanz verloren zu haben, so ätzt er über Sex, Liebe und Stimulanzen, ganz gleich wie liebreizend die unheimlichen Melodien des Shaar Hashomayim Synagogue Choir locken. Die Bitternis überwiegt – jedoch macht „You Want It Darker“ spitzzüngig vor allem in den Zwischentönen klar, dass selbst wenn man sich kurz vor dem Tode wähnt, man sich noch lange nicht enthusiastisch kooperativ in diesem unausweichlichen Prozess zeigen muss. (sb)

4/5

Alone Ruppige Gitarren und tanzbares Gepolter – die Rückkehr der Pretenders klingt zwar evident nach Produzent Auerbach, dank der flatternden Synthies und des Liebreiz Chrissie Hyndes bleibt der ursprüngliche Charme aber erhalten. So wirkt die Wiederkehr verrucht und ehrlich retro, dabei so abgespact, dass es plötzlich indiskutabel en vogue scheint, sich coram publico dem Taumel der Lüste zu ergeben. (sb)

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Hören, staunen & genießen Der Herbst – für passionierte Zocker immer eine ganz besondere Jahreszeit: Game City in Wien, reichlich Neuankündigungen und Nachschub. BioShock: The Collection sowie Forza Horizon 3 sorgten bei uns für spannend-turbulente Stunden. Und das alles mit brillantem Sound dank des kürzlich erschienenen Sennheiser Gaming-Headsets PC 373D. TEXT: JOACHIM SCHMIDA ssehen Jos Au eines der t. ke hl ist woten bei !ticis b ms seltsan seinem Fußer aus, o V ht er ls sie zum Hae ein normal Kopf n wi ei eur. S nem Redakth ist in eingen. jedoc schel gefa Haarbü

Sennheiser PC 373D Plus: Das 7.1-Headset mit USB-Anschluss besticht vor allem durch sein höchst beeindruckendes Dolby-Surround-Sounderlebnis. Was außerdem begeistert: Der extrem geschmeidige Tragekomfort durch die samtigen Ohrpolster plus einige sehr praktische Features, beispielsweise der Mikrofonarm, der sich beim Hochklappen auf stumm schaltet. Minus: Vergleicht man das Dolby-Surround-Erlebnis mit dem „normalen“ Stereo-Betrieb, ist das Klangbild „nur“ solide, nicht beeindruckend. Fazit: Für den anspruchsvollen PC-Gamer: eines der qualitativ besten derzeit auf dem Markt erhältlichen Headsets.

gameboy JO

Spielwiese Jeden Monat stellt euch Joachim Schmida eine Auswahl der besten Konsolenspiele vor. Faszinierend, was sich in der Game-Welt so tut!

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Forza Horizon 3 (Playground Games für Xbox One, PC) Plus: Ihr wolltet schon immer mal nach Australien? Darüber hinaus träumt ihr davon, mit dem Edel-Vehikel eurer Wahl querfeldein durchs weite Outback zu donnern oder auf heißem Asphalt durch belebte Städte zu brettern? Genau dieses Erlebnis bringt Forza Horizon 3 ins eigene Wohnzimmer. Grafisch enorm beeindruckend, vom Fahrgefühl her einzigartig und obendrein herausfordernd sowie abwechslungsreich zugleich. Minus: Da hat die Werkstatt kaum etwas zu beanstanden – ohne große, bahnbrechende Neuerungen erobert der FunRacer die Poleposition. Fazit: Forza Horizon 3 ist das aktuelle Maß aller Dinge in Sachen Rennsimulationen.

Fotos: Hersteller

BioShock: The Collection (Irrational Games für PS4, Xbox One, PC) Plus: Optisch aufpoliert können wir wieder in die Unterwasserstadt Rapture eintauchen oder in die Wolkenstadt Columbia emporsteigen. Nach wie vor spielt das skurrile Endzeit-Setting, die beklemmende Atmosphäre und die dystopische Story der BioShock-Trilogie in einer eignen Liga. Minus: Steuerungstechnisch, insbesondere Shooter-spezifisch, offenbart das Game dann doch einige Mängel, sprich: Es nagt der Zahn der Zeit bereits am Spiel. Fazit: Als ich das erste Mal vor über neun Jahren BioShock anspielte, dachte ich mir: „Du bist etwas Besonderes, von dir wird man noch lange reden.“ Glauben Sie mir, ich hatte recht.


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!ticket service

Zum Abschluss des Länderspieljahres gegen die Slowakei!

Foto: Purker

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um Abschluss des Länderspieljahres trifft das österreichische Nationalteam im freundschaftlichen Generali Länderspiel am 15. November um 20.45 Uhr im Wiener Ernst-Happel-Stadion auf die Slowakei. Die Kartenpreise gegen das Team rund um Napoli-Star Marek Hamšik wurden gegenüber den Qualifikationsspielen reduziert und liegen zwischen € 8,- und € 40,-. Bestellungen sind beim ÖFB Online Ticket Shop unter www.oefb.at/tickets bzw. über die

ÖFB Ticket Hotline unter (01) 96096 555 möglich. Es können maximal acht Tickets pro Besteller geordert werden.

Bei der Bestellung ist eine Registrierung des Käufers aus Sicherheitsgründen erforderlich.

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!ticket spaß

Gefangen im Alltag Das ist keine Glaubensfrage: Unsere Welt wird immer engmaschiger, und wir werden von politischen und bürokratischen Machthabern zu einem Marionetten-Dasein mit Konsumzwang verurteilt. Ich trage die Münzen aus dem Marmeladeglas zur Bank, schütte die Ware in den Münzzähler und muss schließlich dafür, dass ich die Arbeit erledige, Spesen bezahlen. Das selbe Spiel rotiert beim Online-Banking, wenn ich Unsummen an die SVA und ans Finanzamt zahle und IBAN, Zahlungsreferenzen und Empfänger einge-

SEX SELLS Georg Biron

be und mir für die zeitraubende Tipperei von der Bank Gebühren verrechnen lasse. Über uns wird ein Raster gelegt, das immer weniger Entscheidungen ermöglicht und Überwachung garantiert. Mit dem Herzen sehen Die Welt ist voller Irrtümer. Wir glauben nur das, was unsere Augen wahrnehmen. Doch der „Kleine Prinz“ von Saint-Exupéry wusste: „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Man kann nur mit dem Herzen sehen.“ Mit dem Herzen lässt sich die Welt umar-

STARREBUS Raten und gewinnen! !ticket sucht in Form eines lustigen Rebus jeden Monat einen Künstler oder ein Event! Was könnte hiermit gemeint sein? Die Auflösung unseres letzten Rebus war „Deichkind”. Zu gewinnen gibt es ein !ticket-Überraschungspaket.

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men. Diese natürliche Begabung haben wir vergessen, verloren, verkauft und verschenkt – wie so vieles, was wir früher einmal wussten und was heute ein ungelöstes Geheimnis ist. Liebevoller Sex kann uns bei der Befreiung aus der Sklaverei helfen. Aber nur, wenn wir ihn analog genießen und bei der Partnersuche nicht ins Smartphone glotzen, sondern in unser Herz. Ich weiß, ich bin ein Romantiker, aber den Glauben an die Liebe lasse ich mir nicht nehmen.

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Weitere Gewinnspiele: Seiten 24, 28 und 30/31. Infos & Teilnahmebedingungen: ticketmagazin.com. Wir freuen uns auch über Postkarten: !ticket Eventmagazin, Betreff: Gewinnspiel & Wunschgewinn, Heumühlgasse 11, 1040 Wien. Einsendeschluss ist der 15. November 2016.

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Als erster Headliner des Rock In Vienna wurden Die Toten Hosen bestätigt, neben Green Day freuen wir uns am Nova Rock u.a. auch auf System Of A Down. Bryan Ferry kommt im Frühsommer 2017 für gleich zwei Termine nach Österreich, nach Wien und Linz. Bereits fürs Frühjahr hat sich ebda Otto Waalkes angekündigt.

Fotos: moff, fotolia, beigestellt

Das nächste !ticket erscheint am 30. November 2016.


Sie kotzt  es an.

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fair!

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präsentiert

HIGHLIGHTS

19.11.’16 Linz, Tips Arena 20.11.’16 Graz, Stadthalle 21.+22.11.’16 Wien, Stadthalle F

MICHAEL MITTERMEIER „Wild“

STEFFEN HENSSLER

„Henssler tischt auf“

04.02.’17 Salzburg, Arena 05.02.’17 Linz, Tips Arena 22.03.’17 Wien, Stadthalle D 14.05.’17 Graz, Stadthalle

S EHRLICH BROTHER ue

„Faszination – die ne Magie Show “

26.01.’17 Graz, Stadthalle 27.01.’17 Wien, Stadthalle D 28.01.’17 Linz, Tips Arena 29.01.’17 Salzburg, Arena

„Kronk“

BÜLENT CEYLAN

14.11.’16 Salzburg, Arena 21.11.’16 Linz, Tips Arena 10.+ 11.01.’17 Wien, Globe

HARRY G

„#HarrydieEhre“

06.01.’17 Salzburg, Congress 09.01.’17 Wien, Globe 10.01.’17 Linz, Posthof 31.01.’17 Innsbruck, Congress

SASCHA GRAMMEL

„Ich find’s lustig“

06.02.’17 Salzburg, Arena 07.02.’17 Graz, Statdhalle 08.02.’17 Linz, Tips Arena 09.+10.02.’17 Wien, Stadthalle D 31.05.’17 Bregenz, Festspielhaus

GERNOT KULIS

„Kulisionen“ – Schlussrunde!

28.10.’16 Leonding, Kürnberghalle 03.11.’16 Wien, Stadtsaal 18.11.’16 Krieglach, VZ 11.11.’16 Steyr, Stadtsaal 19.11.’16 Liezen, Kulturhaus 12.11.’16 Salzburg, Republic Weitere Termine: 15.11.’16 Wien, Orpheum gernotkulis.at

r. Neustadt, 23.03.’17 W Arena Nova 24.03.’17 Linz, Tips Arena

„nachSITZen“

MARTIN RÜTTER 11.05.’17 Salzburg, Arena 12.05.’17 Linz, Tips Arena 13.05.’17 Graz, Helmut-List-Halle 14.05.’17 Wien, Stadthalle F

„Nur Nuhr“

DIETER NUHR


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