12. Jahrgang
03 2014 B 1645 F Preis 5,90 €
Die starken Seiten unserer Region Prof. Werner Mang
Seelenheil mit dem Skalpell
Wellness Freizeit
Zum Jubiläum
60 Jahre Bezirk Schwaben Spezial
Landkreis Neu-Ulm
& Gesundheit
VISIONEUM
THERMENTEST für Schwaben
Veranstaltungen und Termine
Wohnen von übermorgen in Königsbrunn
Großer
PUBLIKUMSMAGNET „Kopfüber herzwärts“ im Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Haus
STURMJÄGER
mit der Kamera: Daniel Eggert fotografiert Unwetter
Aus dem Inhalt
03 2014
FREIZEIT, WELLNESS & GESUNDHEIT 04 07 08 10 12
Schwaben boomt: So viele Gäste waren es noch nie Ferienimmobilien haben ihren Preis Zurück in die Natur – am besten mit dem Auto Braucht Bad Wörishofen eine Verjüngungskur? top schwaben-Thermentest: Für den kleinen Sommer zwischendurch: neun Thermen und Erlebnisbäder Schwabens im Test
20
Sorgenkind Stadtbad Das Augsburger Jugendstiljuwel braucht Pflege
22
„Wir stellen uns dem Wettbewerb!“ Das Heilbad Krumbad im Umbruch
24
Seelenheil mit dem Skalpell Interview mit Schönheitschirurg Prof. Werner Mang
28
5 Millionen Mitglieder im Blick Finanzverhandlungen für die Sportförderung
30
Patienten sollen sich willkommen fühlen Das Konzept der Hessingpark-Clinic in Augsburg
Großer
THERMENTEST für Schwaben
60 JAHRE BEZIRK SCHWABEN 32
Der „erste Schwabe“ Jürgen Reichert Interview mit dem Bezirkstagspräsidenten
36 38 40 42 44 46 48 50
Der Bezirk: in Berührung mit jedem Zweiten Alfred Schneid: Direktor aus Leidenschaft
63
Meisterbonus, Fugger und Welser Erlebnismuseum und LandART-Kunstpfad in Bonstetten
78
Publikumsmagnet „Kopfüber herzwärts“
Heinz Liebert: der Herr der Zahlen Gertrud Kreutmayr: Managerin für das Soziale Mercedes Leiß: Kultur und Europa fest im Blick Claudia Kreibich: für die Rechte, Jugend und Natur Thomas Düll: sieben Kliniken und ein halbes Hotel Kloster Irsee: die Tür steht offen - mehr noch das Herz
SPEZIAL: LANDKREIS NEU-ULM 66
„Bildungspolitik ist Sozialpolitik!“ Interview mit Neu-Ulms Landrat Thorsten Freudenberger
68 70
Kernthemen Natur & Kultur Tourismus Erste Bildungsregion Bayerns, Krankenhäuser, Ratiopharm-Arena und junge Künstler
QUER DURCH DIE REGION 52
Sturmjäger: Daniel Eggert fotografiert Landschaften am Himmel – und Unwetter
60 61 62
Donauwörther Kulturtage Ehren für Ehrenamtler / Augsburg liest ein Buch Wohnen von übermorgen: Visioneum Energie +
72 74 76
Grenzregion – stark vernetzt, Renaturierung Iller Kloster Roggenburg Aushängeschild für die Region „Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es auch dem Landkreis gut!“
80 Veranstaltungen: Oktober/November 2014 84 Impressum
Edito r ial
„Heiße Tage“ unter grauem Sommerhimmel Liebe Leserinnen, liebe Leser,
letzten Ausgabe nicht erreicht. Unsere Leser wissen genau,
auch wenn die Freibäder und viele Hüttenbetten heuer witte-
was sie wollen und welche Wünsche sie haben: top schwaben
rungsbedingt leer geblieben sind – für uns war es ein „heißer
soll bunter werden, was die Themen angeht: vor allem inte-
Sommer“. Von Juli bis September haben wir zwischen Neu-
ressante Menschen aus der Region, aber auch Brauchtum,
Ulm und Oberstdorf neun Thermen und Erlebnisbäder im
Heimatgeschichte, Kunst, Kultur, Kulinarik, Gastronomie, Ge-
bayerischen Schwaben getestet. Was eher nach Urlaub, Well-
sundheit, Architektur und Wohnen und die regionale Wirtschaft
ness und Erholung klingt, war für unsere Redaktion echte Ar-
sollen in top schwaben zukünftig eine stärkere Rolle spielen –
beit: Gäste befragen, vor Ort recherchieren, Eindrücke sam-
ein Wunsch, dem unsere Redaktion gerne nachkommen wird.
meln – manchmal in zwei Bädern an einem Tag. Zugegeben: An richtig grauen Regentagen, wie wir sie in Oberstdorf oder
Was uns freut, ist das Lob, das wir für den Relaunch erhal-
Schwangau hatten, entwickelte die Recherche zwischen Sole-
ten haben. Die Wertigkeit des Heftes wird ebenso gewürdigt
becken und Panoramasauna durchaus ihren Charme und
wie die redaktionellen Inhalte, die Fotos – vor allem auch die
machte es möglich, das Angenehme mit dem Nützlichen zu
Bildstrecke, die es in dieser Ausgabe nun zum dritten Mal gibt
verbinden. Andernorts dagegen offenbarte sie wenig Erqui-
– und das „frische“ Layout. Persönliches Lob wie „Sie haben
ckendes. Dazu mehr in unserem Thermentest ab Seite 12.
einen sehr hohen Qualitätsstandard gesetzt“ sind gleichzeitig Ansporn und Motivation, den eingeschlagenen Weg engagiert
Dass uns auch „heiße Tage“ erwarten würden, war uns bereits
weiterzugehen, unser Blatt Schritt für Schritt weiterzuent-
klar, bevor die Möbelpacker kamen: Doch mit dem Umzug von
wickeln, neuen Themen zu öffnen und Storys zu finden, die
der Bäckergasse in die Eserwallstraße – zwischen Freilicht-
nicht nur unterhalten, sondern einen Blick „hinter die Kulis-
bühne und IHK Schwaben gelegen – war auch klar, warum
sen“ ermöglichen oder charakterisieren sollen, wie schwäbi-
kaum jemand zu finden ist, der mit Telekom & Co. zufrieden ist.
sche Persönlichkeiten „ticken“ – z. B. in dieser Ausgabe im
Obwohl exakt terminiert und vom magenta-farbenen „Dienst-
Interview mit dem Schönheitschirurgen Prof. Werner Mang,
leister“ so bestätigt, waren wir erst mal nicht erreichbar: Zwei
den wir in seiner Lindauer Bodenseeklinik besuchen durften
Wochen ohne Telefon und Fax, ohne Internet und Mail machen
(Seite 24), den interessanten Gesprächen mit den Verantwort-
nach einem ersten Aufbegehren ratlos, tatenlos, dann hilflos.
lichen beim Bezirk Schwaben (im Sonderteil „60 Jahre Be-
Alle Rädchen stehen still, nur weil die Telekom das will ...
zirk“ ab Seite 32) und mit Neu-Ulms neuem Landrat Thorsten Freudenberger auf Seite 66.
Zum Glück waren wir „nur“ zwei Wochen offline, sonst hätten uns die vielen Informationen unserer Leserbefragung der
Wolfgang Strobl, Herausgeber, wos@topschwaben.de Redaktion top schwaben, Eserwallstraße 17, 86150 Augsburg
topschwaben.de, facebook.com > top schwaben, twitter.com/topschwaben
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Sc hwe rpun k t: Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
Berlin
10 5 2 Leipzig
Übernachtungen in Millionen
Mehr Übernachtungen als im Bayerischen Wald oder im Schwarzwald – das Allgäu ist „Spitze im Süden“. Mehr Übernachtungen hat nur München.
Dresden
Nürnberg
Schwaben boomt: So viele Gäste waren es noch nie! Text: Florian Pittroff
München
Allgäu
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Ko lu m nent itel
Sommer wie Winter ein Vergnügen zwischen Natur und Kultur: am Fuß der Harburg links, im Allgäu (oben). Fotos: Allgäu GmbH/Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben
Schon in der Antike war das Verreisen bekannt und beliebt. Allerdings nur bei den Privilegierten. Eine Reise zu tun, war den reichen Schichten vorbehalten – und beschränkte sich auf Ausflüge zu bestimmten Ereignissen, wie den Olympischen Spielen der Antike in Griechenland, zu Wettkämpfen oder zu einer frühen Form des Wellness in Parks oder Bädern. Der Tourist von heute sucht eigentlich nichts anderes. Seine Eckpfeiler sind ebenfalls: Entspannung, Erholung und das Kennenlernen anderer Kulturen. 2,2 Prozent mehr Ankünfte und 0,9 Prozent mehr Übernachtun-
Zahlen des Tourismusverbands Allgäu/Bayerisch-Schwaben
gen registriert wurden. Die Zahlen der Gästeankünfte und Gäs-
belegen, dass der Gast von heute das auch zu schätzen weiß:
teübernachtungen waren schon nach dem sehr guten Ergebnis
Das Allgäu und Bayerisch-Schwaben zählen zu den beliebtes-
2012 im Jahr 2013 nochmals leicht gestiegen und lagen teilweise
ten Urlaubszielen in Bayern. (Quelle: Bayerisches Landesamt für
bereits auf einem langjährigen Höchststand. Damit aber noch
Statistik). Im Gebiet des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch-
nicht genug. „Seit 1995 geht es mit den Gästeankünften konstant
Schwaben stieg die Zahl der Gästeankünfte für das erste Halbjahr
bergauf“, so Geschäftsführer Bernhard Joachim.
2014 im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 Prozent. Bei den Übernachtungen konnte ebenfalls ein Plus von 1,6 Prozent erreicht
Auf „Grand Tour“ im Schwabenland
werden – eine gute Bilanz angesichts der schneearmen Monate
Die Touristen kommen von überall her, um das schöne Schwa-
Februar und März 2014. Über zwei Millionen Gäste mit über
benland zu entdecken. Das war früher schon so – also ganz frü-
sechs Millionen Übernachtungen verbrachten heuer bereits ih-
her. Während des späten Mittelalters zum Ende des 17. Jahrhun-
ren Urlaub zwischen Bodensee, den Alpen und dem Nördlinger
derts kam es in Mode, junge Adelige auf die so genannte „Grand
Ries. Damit liegt das Ergebnis des Tourismusverbands Allgäu/
Tour“ zu schicken. Diese mehrjährige Tour brachte die Reisen-
Bayerisch-Schwaben über dem bayerischen Durchschnitt, wo
den durch fast ganz Europa – Ziel dieser Reisen war die Bildung
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Kartenquelle: Nationalatlas aktuell, Leibniz-Institut für Länderkunde
In Schwaben lässt sich das alles erleben – und die neuesten
Sc hwe rpun k t: Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
in Sprache, Kultur und Menschenkenntnis. Apropos Kultur: Kaum ein anderes Reiseziel in Deutschland bietet so viele historische Städte auf so engem Raum wie Bayerisch-Schwaben. Fürs „Städtehüpfen“ ist das ideal, denn mit der schwäbischen Donau und der Romantischen Straße stehen zwei besonders attraktive Routen für Städtefans zur Wahl. Große Highlights, kleine Geheimtipps: Bayerisch-Schwaben mit seinen „Leuchttürmen“ Augsburg und Legoland Deutschland, dem Geopark Ries und dem Schwäbischen Donautal bietet vielfältige Erlebnismöglichkeiten – gerade für den Kurzurlaubs- und Ausflugstourismus. Städte- und kulturinteressierte Gäste finden hier genauso inspirierende Anregungen wie Naturfans, Aktivurlauber und Familien. Genauso natürlich im Allgäu, das mit malerischer Natur, allgegenwärtiger Alpenkulisse und traditionsreichen Städtchen ideale Bedingungen für Aktivurlaub und Erholung bietet. Die vielen Erlebnismöglichkeiten waren und sind aber auch ein stetig anhaltender Entwicklungsprozess. So entstanden, wie die Marketingleute sagen, über die Jahre für ganz Schwaben vorzeigbare, attraktive und marktfähige „Leit-
In Schwaben gibt’s was auf die Ohren: Die Lauschtouren sind ein Erfolgsprojekt Über iPod oder Smartphone gibt es 14-mal großes Kino für die Ohren: mit viel Information, Humor und Sound-Erlebnis unter freiem Himmel
produkte“ in den Themen Wandern, Gesundheit, Radfahren, Kultur sowie Winter und Städte. Bayerisch-Schwaben ist vor
ausgeschilderten Wegen erleben Wanderer die landschaftliche
allem in den Feldern Familie, Rad, Städte und Natur aktiv. So
Vielfalt des Allgäus. Je nach Vorlieben und Kondition lassen
wird den Gästen als guter Wegbegleiter der Erlebnispass mit
sich individuelle Routen zusammenstellen, auf denen Natur-
an die Hand gegeben. Das Bonusheft beinhaltet 31 Freizeitat-
und Kulturinteressierte gleichermaßen auf ihre Kosten kom-
traktionen in und um Bayerisch-Schwaben. Jeder Tipp umfasst
men. Die Allgäu GmbH hat hier wirklich deutschlandweit be-
einen Coupon für kleine Extras oder Vergünstigungen. So zeigt
achtete Destinationsentwicklungsarbeit geleistet, denn „eine
der Pass zum einen die Erlebnisvielfalt Bayerisch-Schwabens
stabile Tourismusentwicklung ist kein Automatismus. Wir
und bietet gleichzeitig einen Anreiz, diese Freizeitattraktionen
haben gesagt, Kirchturmdenken ade, wir arbeiten alle zusam-
auch zu besuchen.
men unter dem Dach der Marke Allgäu“, so Geschäftsführer
Foto: Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben.
Bernhard Joachim. Und so konnte sich das Allgäu ganz vorn
Seufzende Ritter und donnernde Meteoriten
positionieren – gerade in so umkämpften Tourismusfeldern
Wer lieber lauscht, dem sei das jüngste Erfolgsprojekt der Des-
wie Rad, Wandern oder auch Wellness. „Zu diesen drei The-
tination ans Herz gelegt, die „Bayerisch-Schwaben-Lausch-
men wurden dann auch die entsprechenden Leuchtturmpro-
tour“. Piepsende Zeitmaschinen und donnernde Meteoriten,
dukte für die Region entwickelt“, erläutert Geschäftsführer
seufzende Ritter, meckernde Orgelpfeifen oder der Pulsschlag
Joachim. Und herausgekommen ist neben der „Wandertrilo-
eines wiederbewässerten Moors: Die „Bayerisch-Schwaben-
gie“ noch die „Radrunde Allgäu“. Hier kann man von leicht bis
Lauschtour“ bietet großes Kino für die Ohren – mit viel Info,
anspruchsvoll auf 450 Kilometern die beeindruckende Natur
Humor und Sound-Erlebnis. Und alles unter freiem Himmel!
des Allgäus erkunden – und „Alpenwellness Allgäu“. Und weil
Insgesamt gibt es bereits 14 Lauschtouren in ganz Bayerisch-
die Skisaison nicht mehr weit ist, sei noch der Ausblick auf den
Schwaben – in der Stadt genauso wie mitten in der Natur: Ap-
Winter gestattet. Mit dem Liftpass „Superschnee Allgäu-Tirol-
ropos Natur: Mit der so genannten „Wandertrilogie“ ging 2014
Kleinwalsertal“ kann der Brettl-Fan auf über 500 Pistenkilo-
das größte bisherige Entwicklungsprojekt der Destination All-
metern seiner Leidenschaft frönen. Aber so richtig!
gäu an den Start. Geschäftsführer Bernhard Joachim betont, dass die Wandertrilogie Allgäu die umfassendste Produktent-
Und wer nun zu alledem was zu sagen hat, für den gibt es zwei
wicklung im Allgäu ist. „In keinem unserer anderen Themen
neue Blogs: www.familienbayern.com für Bayerisch-Schwa-
haben wir so lange, so umfangreich und mit so viel Überzeu-
ben und www.allgaeueralpen.com fürs Allgäu. Damit will man
gung gearbeitet wie an der Wandertrilogie.“ Das Weitwan-
die vielfältigen touristischen Attraktionen der Region bekann-
derwegenetz vereint drei Höhenlagen und Landschaftsbilder
ter machen, aber auch mit den Gästen direkt in Kontakt treten.
sowie eine individuell wählbare Routenführung zu einem herr-
Denn wie es sich für einen Blog gehört, sollen hier auch Ur-
lichen Wandererlebnis. Auf insgesamt 876 Kilometern bestens
laubs- und Tagesgäste selbst ihre Geschichten erzählen.
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Sc hwe rpunk t : Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
Die Beliebtheit des Allgäus hat ihren Preis: Ferienimmobilien sind teuer wie nie 4.000 Euro pro Quadratmeter für Gebrauchtimmobilien sind keine Seltenheit. Das Allgäu boomt, der Markt für Ferienwohnungen ist fast
sind die Preise in den letzten Jahren im Allgäu kräftig gestie-
leergefegt. „Wir verzeichnen eine sehr hohe Nachfrage nach
gen. Die Sparkasse spricht von rund 30 Prozent, um welche die
Ferienwohnungen, Häusern und nach alten Höfen außerhalb
Preise seit der Niedrigzinsphase angezogen hätten. Das nut-
der Ortschaften“, stellt Andrea Schwendinger, Vertriebsassis-
zen offensichtlich viele Verkäufer. „In Hopfen am See liegt eine
tentin in der Immobilienabteilung der Sparkasse Allgäu, fest.
Wohnung, Baujahr 1997, mit 45 Quadratmetern bei 185.000
Vor allem aus dem Großraum Stuttgart häufen sich die An-
Euro“, erzählt sie, „das ist schon fast Münchner Niveau.“ Alpenblick in Verbindung mit See
ist am
sind Immobilien noch günstig und haben
meisten gesucht – und wird am höchsten
die Vorstellung, dass man für 80.000 oder
bezahlt. Aktuell zeichnet sich ein ganz
100.000 Euro noch einen Hof mit ein paar
neuer Trend ab: „Oft tun sich drei, vier
Hektar Land kaufen kann“, erzählt sie aus
Pärchen zusammen, um in einem alten
ihren Erfahrungen mit Anrufern vom Ne-
Hof oder einem großen Haus eine Alters-
ckar. „Wenn ich dann sage: Da müssen sie
WG zu planen“, so Schwendinger. Wenn
das Sechsfache rechnen, ist erst mal Stille
das Berufsleben vorbei ist, will man halt
am anderen Ende der Leitung.“ In der Tat
dorthin, wo‘s schön ist ...
wos
Foto: Wolfgang Strobl
fragen. „Die denken offenbar, im Allgäu
© Eckhart Matthäus Fotografie
© Eckhart Matthä
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Sc hwe rpun k t: Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
Berge bedeuten Ruhe, Einsamkeit und atemberaubende Natur. Oder doch nicht? Jedes Wochenende drängen Touristenströme die Berge wie etwa den Tegelberg hinauf. Ob die sich mit Rotwild und Haselhuhn vertragen? Text: Kristin Ruckschnat
Zurück in die Natur, am besten mit dem Auto Talstation Tegelberg, Samstag, 12 Uhr. Vom Parkplatz aus
der es um das Überleben der Tiere geht. Skifahrer müssen
sind es nur wenige Stufen hinauf zum Kassenhäuschen der
dann besondere Rücksicht auf die Ruhegebiete nehmen, um
Tegelbergbahn. Hier gibt es das Ticket zum Gipfel: Wanderer,
die Vogelart nicht zu gefährden. Ausgleich zum touristisch
die durch die Wälder schreiten. Drachenflieger, die durch die
genutzten Tegelberg schafft etwa das Naturschutzgebiet, das
Lüfte gleiten. Besucher, die einfach nur den Ausblick genie-
sich direkt an den Berg anschließt.
ßen wollen ... eine illustre Schar bunter Gäste, von denen die Seilbahn pro Stunde 470 Personen hinaufbringt. An guten Ta-
Es ist also gut, wenn einzelne Gegenden touristisch stärker
gen sind das einige tausend Menschen. Einsamkeit ade.
genutzt werden – zumindest, was massive Erschließungsmaßnahmen angeht. Das schafft an anderen Stellen Entlas-
„Wer Einsamkeit sucht, muss antizyklisch losziehen“, rät Jörg
tung. „Ansonsten ist die Streuung natürlich schon vorhanden,
Ruckriegel, Ressortleiter Natur- und Umweltschutz beim Deut-
weil flächendeckend ein Wanderwegenetz existiert“, sagt
schen Alpenverein (DAV). Sehr früh am Morgen oder wenn das
Ruckriegel. „Das ist an sich aber auch schon eine Lenkung
Wetter mal nicht so gut ist, seien die Wege weniger frequen-
und trägt zum Naturschutz bei.“
tiert. „Aber nicht jeder sucht Einsamkeit in den Bergen. Für viele ist es kein Problem, wenn mehr Leute unterwegs sind.“
Seit 1968 gibt es sogar Bestrebungen, auf einem 230 km2 gro-
Besinnliche Einsamkeit scheint also nicht das Ziel zu sein. Die
ßen Gebiet im Ammergebirge einen Nationalpark einzurich-
Besucher genießen die Natur, die Wälder, Bächlein und die
ten, in dem die Natur sich selbst überlassen und auf kommer-
frische Luft in geselliger Runde. Nur: Wie viele Menschen ver-
zielle Forstwirtschaft verzichtet wird. Dieser Nationalpark
trägt die Natur? „Auf den ersten Blick denkt man, dass Touris-
würde auch den Tegelberg umfassen. Das Anliegen hat seit
mus und natürliche Lebensräume nicht zusammenpassen“,
2011 einen eigenen Förderverein. „Wir leben in einer Welt, in
sagt Dietmar Prantl, Förster in Füssen-Schwangau. „Der Te-
der die Natur zunehmend zerstört wird und sich Mensch und
gelberg wird intensiv genutzt, da liegt der Schwerpunkt auf
Natur entfremden“, sagt Hubert Endhardt, erster Vorstand
dem Tourismus. Das ist auch in Ordnung. Man muss nur auf
des Fördervereins Nationalpark Ammergebirge. „National-
der anderen Seite Ruhezonen für die Tiere schaffen.“ Ein Bei-
parks sind wichtige Orte für Natur- und Selbsterfahrung des
spiel: Der Winter ist eine kritische Zeit für Raufußhühner, in
Menschen.“ Zudem seien die Besucher von Nationalparks oft
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Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
besonders umweltfreundlich eingestellt und interessiert; was
Schwangau
Füssen
teilweise bereits bei der Anfahrt sichtbar würde. Denn viele Bergbesucher genießen Wochenende für Wochenende die Natur – und reisen trotzdem mit dem Auto an. Ruck-
Hohenschwangau
riegel: „Das ist ein Problem. Gerade in den Bayerischen Alpen sieht man jedes Wochenende, dass viele Menschen unterwegs hat auch Auswirkungen auf den CO2-Ausstoß.“ Klimafreundlicher und angenehmer sei es, mit der Bahn zu fahren. „Das hat zusätzlich den Vorteil, dass man vielleicht sogar eine Überschreitung machen kann und von dem anderen Punkt wieder zurückfährt, ohne sich Gedanken ums Auto machen zu müs-
Bayerischer Alpenplan
Zone A Zone B Zone C Seit 1972 gibt es den Bayerischen Alpenplan, der durch Zonierung die nachhaltige Entwicklung im bayerischen Alpenraum fördern soll. Zone A (grün), die „Erschließungszone“, umfasst ca. 35,3 Prozent der Bayerischen Alpen. Zone B (gelb) wirkt als „Pufferzone“ (22,2 Prozent), in der (Infrastruktur-)Projekte vor der Umsetzung erst ökologisch geprüft werden müssen. Den größten Anteil mit 42,5 Prozent nimmt Zone C (rot) ein, die Ruhezone. Sie ist als strikte Schutzzone angelegt. In ihr sind alle Verkehrsvorhaben außer notwendigen landeskulturellen Maßnahmen nicht zulässig.
sen.“ Um die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fördern, schlägt der Deutsche Alpenverein in seinem Mitgliedermagazin Touren vor, für die kein Auto benötigt wird. Zudem ist geplant, im Internet ein Mobilitätsportal zu erstellen, auf dem die Informationen gebündelt zur Verfügung stehen. Auch Förster Prantl wünscht sich einen rücksichtsvollen Umgang miteinander: „Es gibt Probleme, wenn sich Wanderer und Mountainbiker in die Quere kommen; genauso ist es mit Tourismus und dem Schutz von Lebensräumen. Es gibt immer gesellschaftliche Ansprüche bezogen auf die Nutzung der Natur. Das Wichtige ist, dass Rücksicht genommen wird, dann brauchen wir auch keine strengen Regeln.“
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Foto: Florian Hammerich / Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben, google maps, fotolia
im Stau stehen. Das ist nicht nur wenig komfortabel, sondern
Sc hwe rpun kt: F re i z eit , Wellness u nd Gesu ndheit
Braucht Wörishofen eine Verjüngungskur? Bad Wörishofen in der Findungsphase Es kommt schon ein wenig beschaulich daher, oder soll man eher sagen „unaufgeregt“ oder gar „entschleunigt“? Nirgendwo sonst wird die original Kneipp-Kur seit über 150 Jahren erfolgreich angewendet und verabreicht. Die Rede ist von Bad Wörishofen – einer Stadt mit vielen alten Menschen.
muss es schon im Blick behalten“, so Horst Graf, der vor gut zweieinhalb Jahren sein Amt angetreten hat. Seine Devise ist: „Zuerst beobachten – bevor man etwas wegkehrt“. Um eine Veränderung durchführen zu können, „müssen wir alle in Bad Wörishofen mitnehmen, die Gastronomie genauso wie den Einzelhandel und die Hotels“. Und das scheint auch zu funktionieren. „Natürlich gibt es mittelfristige oder langfristige Ziele“, betont Graf. 1986, in den „goldenen Zeiten“ der
Bad Wörishofen ist ein Kurort und hat ein wertvolles Allein-
Kneippstadt, lagen die Spitzenwerte bei etwa 1,4 Millionen
stellungsmerkmal: Kneipp. „Daran sollte sich auch nichts
Übernachtungen mit 77.000 Ankünften pro Jahr.
Foto: Bad Wörishofen
ändern. Ansonsten vermischen wir uns mit vielen anderen Tourismusorten im Allgäu, die aber immer auch ihre Berge
Der Gast bleibt nicht mehr drei Wochen
und Seen haben“, sagt Bernhard Auer, Chef des Hotels „Das
Heute stehen 700.000 Übernachtungen 135.000 Ankünften
Marienbad“ in Bad Wörishofen. Die große Mehrheit seiner
gegenüber. Das bedeutet, Bad Wörishofen liegt immer noch
Gäste ist „55 plus“, wie überall in Bad Wörishofen. Beim
im Trend – der Gast bleibt aber nicht mehr zwei oder drei
Bummeln an der Kurpromenade treffen sich die eher älteren
Wochen, sondern eher eine Woche oder zehn Tage. Klar seien
Semester – aber was ist schon ein älteres Semester: 50, 65,
die Übernachtungszahlen zurückgegangen, aber dieser Trend
70, 90? Und wie alt sind die jungen Semester? Sind das die
ist, so Graf, bundesweit zu beobachten. Heute sind die Men-
20-Jährigen, die 35-Jährigen oder hier auch
schen wesentlich mobiler. Da geht es neben
noch die 60-Jährigen? Bad Wörishofens Kur-
Bad Wörishofen auch schon mal für drei, vier
direktor Horst Graf sieht das so: „Die Älteren
Tage nach London oder 14 Tage in die Türkei.
sind jünger geworden“. Um seine These zu
Erst wenn der so genannte Stress zuschlägt,
untermauern zieht der Kurdirektor Albrecht
wenn der Mensch merkt, dass er nicht mehr
Dürer zu Rate, genauer gesagt ein Bild von
so belastbar ist, wird er Möglichkeiten su-
Dürer, auf dem er seine Mutter gezeichnet
chen, etwas mehr für sich und seine Gesund-
hat. Sie war damals 60 Jahre. Auf dem Bild
heit zu tun. „Und hier kommt der Kurort ins
ist eine verhärmte, hagere und ausgemergelte Frau zu se-
Spiel“, meint Hotelchef Auer, „in einem Kurort habe ich die
hen. Dieses Bild, sagt Graf, stimme so eben heute nicht mehr.
Möglichkeit, einfach mal langsam zu tun. Ich bin nicht ge-
Es habe sich vieles geändert und der 60-Jährige sei heute
jagt und muss nicht jeden Tag einen Berg ersteigen oder ein
eben noch jung – und deshalb soll Bad Wörishofen auch jün-
anderes touristisches Highlight mitmachen. Der Kurort bzw.
ger werden. Also ... nicht von heute auf morgen – „aber man
das Kurhotel gibt mir die Möglichkeit, mich und meine Natur
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auch mal von einer anderen Seite kennenzulernen, durch die verschiedensten Anwendungen, Massagen und Therapien.“ Aber bei allen Diskussionen um Alt oder Jung, Bad Wörishofen muss sich bewegen, um weiter konkurrenzfähig zu bleiben. Das sieht auch Kurdirektor Horst Graf so. Die Lifestyle-Komponente sei noch ausbaufähig.
Bad Wörishofen soll „hip“ werden „Wir wollen den Aktivcharakter mehr in den Vordergrund stellen. Bad Wörishofen müsse „hip“ sein. „Hip“ bei den Jüngeren und „hip“ bei den Älteren. „Dann sind wir auf dem richtigen Weg“. Horst Graf sieht auch, dass sich innerhalb der Stadtgesellschaft einiges bewegt und schon bewegt hat. „Ein Kurkonzert ist immer noch das Größte für die Gäste – insbesondere für die Älteren. Aber auch die Jüngeren interessieren sich für
Einladung Symposium
xieland, Swing zum Frühschoppen und das klassische Kurkon-
„Chancen und Herausforderungen für den ländlichen Raum“
zert dann am Nachmittag: Alle sind zufrieden, alle fühlen sich
24. OKTOBER 2014
Orchestermusik. Und das Kurorchester hat reagiert. Jazz, Di-
abgeholt. Ein weiteres Beispiel ist der Barfußpark. Auf 1.550 Metern an 23 Erlebnisstationen kann man mit seinen Füßen die unterschiedlichsten Bodenbeläge erforschen. An schönen und sonnigen Tagen sind bis zu 200 Leute am Pfad, weiß der Kurdirektor. Und zwar Familien mit Kindern und ältere Menschen.
Ein frischer Internetauftritt für die Klientel Graf sagt von sich, er sei „Marketingmann und Vertriebler“, einer, der auch Wert auf Werbung im Internet legt. Bad Wörishofen ist auf Facebook – und erreicht dort genau die richtige Klientel. Denn die Teens und Twens sind längst umgezogen auf Instagram und haben Facebook ihren Eltern überlassen... Auch der Internetauftritt wurde überarbeitet. Er ist frischer, moderner, informativer und nicht mehr nur auf Sanatorium getrimmt. Wellness und Gesundheit stehen im Vordergrund. Der Anspruch an einen Kurort hat sich nämlich verändert. Insgesamt gilt: Gäste wollen eine qualifizierte Betreuung, messbare Ergebnisse und vor allem möchten sie sich nicht alt und hausbacken fühlen.
Mit Kneippen zum UNESCO-Kulturerbe? Übrigens hat man sich in Bad Wörishofen mit der Kneipp-Therapie für das immaterielle UNESCO-Kulturerbe beim Bayerischen Kultusministerium für das bundesweite Verzeichnis beworben, denn Kneipp ist mehr als nur kaltes Wasser.
pit
Der ländliche Raum macht etwa 81% der Gesamtfläche des Regierungsbezirks Schwaben aus. Vor diesem Hintergrund richtet der Verkehrsverbund Mittelschwaben das erste Symposium zum Thema „Chancen und Herausforderungen des ÖPNV im ländlichen Raum“ aus, das sich an Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung in Schwaben richtet. Die Themen: • Perspektiven für den ÖPNV im ländlichen Raum • Herausforderungen im ländlichen Raum und Lösungsansätze • Anforderungen an den ÖPNV aus Sicht der Senioren • fahrgastfreundliche Gestaltung des ÖPNV • Fallbeispiel: Bürgerbus Salach • Fallbeispiel: Flexibus im Landkreis Günzburg • Fallbeispiel: Pfiffibus im Landkreis Neu-Ulm • ganzheitliche Fahrplanauskunft für ländliche Räume am Beispiel VVM Kompetente Referenten der Bayerischen Staatsregierung, des Bayerischen Gemeindetages, der Sozialplanung und innovative Praktiker aus dem ÖPNV zeigen in ihren Impulsvorträgen auf, wie der ländliche Raum für seine Bürgerinnen und Bürger nachhaltig attraktiv und lebenswert bleibt und welche Maßnahmen erforderlich sind, die Entwicklungen der Demografie, des Schulwesens und des neuen Freizeitverhaltens positiv zu gestalten.
Interessiert?
Für Informationen und Rückfragen steht Ihnen gern Herr Martin Kreutner zur Verfügung. VVM Verkehrsverbund Mittelschaben Herrn Martin Kreutner, Tel. +49 (0) 8282 81830 info@vvm-online.de
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Ko lu m nent itel
Großer
THERMENTEST für Schwaben
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Sc hwe rpunk t : Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
Der Sommer war schneller vorbei als erhofft. Die Tage sind bereits wieder kurz, graue Regenschleier und Nebeltage drücken auf die Stimmung. Gut, dass es in der Region einige Wellness-Tempel und Freizeitbäder gibt, die den Sommer zurückbringen – zumindest für einen Tag oder ein paar Stunden. Welche Thermen lieben die Schwaben besonders, welche weniger? top schwaben hat’s getestet.
Für den kleinen
Sommer
zwischendurch
o fe a d W ö ri s h T h e rm e B
Text: Wolfgang Strobl
n
Der Kies knirscht unter den Füßen, ein sanftes Plätschern
gebaute, wohlig-dunkle, kreisrunde Erdsauna mit großem
dringt ans Ohr. Eine Phoenix-Palme, zwei Handvoll Badegäs-
Kaminofen im Zentrum wird jede Stunde vom Personal mit
te, die in der warmen Septembersonne entspannt auf ihren
großen Buchenscheiten befeuert. Aus der großen, neuen, ver-
Liegen dösen. Aus einiger Entfernung trägt die sanfte Herbst-
glasten Panoramasauna blickt man dagegen hinein ins Iller-
luft leise fröhliches Badetreiben herüber, freudiges Kinderge-
tal, wo unmittelbar am Bad fast 100 Enten quakend über
schrei – ein Bild wie aus dem Reisekatalog. Das Schöne: Man
eine vom Regen durchtränkte Feuchtwiese wackeln, und
muss nicht in das Flugzeug steigen, um eine kleine Auszeit zu
auf die Sonthofen umgebende Bergwelt – eine perfekte Sym-
genießen. Einige schöne Badeziele liegen direkt vor unserer
biose von Landschaft und Erholung. „Einfach schön hier“,
Haustür. Zum Beispiel das Wonnemar in Sonthofen, wo eben
sagt ein Gast, der mit seiner Frau aus Lindenberg hier ist,
jene kleine Szene spielte. Der sanft nach Süden abfallende
„das Bad hat durch die Erweiterung sehr gewonnen.“ Schön
Außenbereich der Saunen-
war das Bad schon vorher, seit es nach dem verheerenden
welt wurde gerade erwei-
Iller-Hochwasser im August 2005 so stark beschädigt wurde,
tert. Eine bis übers Dach
dass es für vier Monate schließen musste. Es ist geteilt in den
in die Böschung ein-
Bereich „Erlebnis- und Sportbad“, Gesundheitsbad und Saunawelt – ein Konzept, das aufgeht: Auf dem Parkplatz Augsburg und Weilheim zu sehen. Die Gäste kommen gezielt nach Sonthofen, vor allem Familien mit Kindern. Die fahren vor allem auf die Brandung im von künstlichen Felsen und Palmen umgebenen „Abenteuerwellenbecken“ und eine Rutschpartie in der „Kamikazerutsche“, der Blackhole-, Crazy-River-, Turbo- oder
K ri st a llt h e
Familienrutsche ab. Nebenan, im Schwimmerbecken, geht es weitaus ruhiger zu – auch wenn der Geräusch-
rm e S ch w a ngau
pegel im Erlebnisbad heftig ist. „Wir kommen hier regelmäßig her“, erzählen zwei Jungs um die 20, die b e rs ta u fe A q u a ri a O
n
aus Memmingen rund 70 Kilometer Anfahrt in Kauf
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Fotos: Thermen, Aufmacherbild: Therme Bad Wörishofen
sind Autokennzeichen von Ravensburg, Lindau, Bregenz,
Sc hwe rpun k t: Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
nehmen, um hier mit ihren Freunden im Wasser des Außen-
nem Sanarium wählen. Auch vom 33 Grad wohltemperierten
beckens und im Gesundheitsbad zu „chillen“. „Der Wonne-
Panorama-Außenbecken, dessen Wasser erstaunlicherweise
burger ist übrigens auch klasse“, schwärmen sie von einem
aus Niedersachsen stammt, schaut man hinüber zum Königs-
üppigen Burger mit Pommes, von dem die Hälfte allerdings
schloss. Kleiner Wermutstropfen: Die Kristalltherme ist nicht
im Teller bleibt. „Ich muss ein bisschen aufpassen“, sagt der
ebenerdig angelegt. Hier zwei, drei Treppen hinauf, dort wie-
eine, „ich will ja eine gute Figur machen.“
der ein halbes Dutzend Treppen runter – die Wege von einem Ort zum anderen sind in der verwinkelten und an manchen
Der Blick in die Bergwelt – unbezahlbar schön
Stellen recht engen Wellness-Oase ein einziges Auf und Ab.
Ein gute Figur macht auch das Wonnemar in Sonthofen selbst.
„Was mich hier stört, sind die Tische mit Rauchern direkt
Die Saunalandschaft punktet bei unserer Gästebefragung
vor der Glasfront“, fühlt sich ein Gast dadurch beeinträchtigt,
mit hohem Erholungswert und der besten Bewertung aller
dass es keine „Raucherecken“ in der Anlage gibt, sondern
Testkandidaten beim Badeerlebnis. Auch wenn die Gäste mit
der lästige Qualm dem Saunagast direkt beim Gang ins Freie
den Eintrittspreisen aller getesteten Bäder hadern – wir sind
des Obergeschosses in die Nase steigt.
eben in Schwaben –, der wunderschöne Blick in die Allgäuer Bergwelt ist unbezahlbar. Das gilt auch in Oberstdorf und vor
Geraucht wird auch in Kempten, aber anders. Dort bietet das
allem in Schwangau. Aus der dortigen Panoramasauna oder
Cambomare seinen Gästen eine kleine Rauch-Sauna in An-
von einer der Liegen in den riesigen Freiluft- und Indoor-Ru-
lehnung an die alten finnischen Rauchsaunen, in denen in re-
hezonen schweift der Blick hinüber zu gleich drei Schlössern:
gelmäßigen Abständen weißer Rauch zugeführt wird. „Freu-
Neuschwanstein, Hohenschwangau und zum Hohen Schloss
de am Leben“ verspricht der Slogan des Cambomare, eines
zu Füssen. Mystisch-spektakulär der Blick aus dem verglasten Obergeschoss, wie eine Regenfront von Nordwesten hereinzieht ins Lechtal A m m e r-
und vor dem Hintergrund des gebirges seine nasse Fracht über
„Störend sind die Raucher direkt am Ruhebereich“
dem Bad, St. Coloman und den Königsschlössern ablässt. Dem Vergnügen der Badegäste tut
der wenigen Bäder in Schwaben, das nicht von einem pri-
das keinen Abbruch: Sie trei-
vaten Betreiber geführt wird. Seit Eröffnung im Jahre 2003.
ben durch das Außenbecken
Das Kemptener Kommunalunternehmen KKU (siehe auch
„Alpentherme“,
entspan-
separater Kasten) baute und betreibt den Komplex, der aus
nen in einem der Thermal-
Freibad (im Sommer), dem Erlebnisbad und dem Saunenbe-
sole-Außenbecken,
sind
reich besteht. Fast jeder dritte der durchschnittlich fast 1.000
bei der Wassergymnas-
täglichen Cambomare-Gäste ist auch Saunagast – und das hat
tik oder lassen sich an
seinen Grund. Das Hüttendorf, das rund um ein Warmwas-
der integrierten Pool-
serbecken angelegt ist, gefällt nicht nur den Menschen aus
bar
K
Schw erme h t l l r i s ta
anga
u
„Hildegard
Kempten und Umgebung. „Ich finde die unterschiedlichen
Bingen“-Innen-
Saunenangebote, das gemütliche Ambiente und vor allem
becken einen Drink
die Aufgüsse mit 100 Prozent naturreinen ätherischen Ölen
schmecken.
Über
sehr, sehr schön“, sagt eine 35-jährige Augsburgerin, die mit
von
im
den mehr oder weniger
ihrem Freund extra nach Kempten gefahren ist. Warum sie
prunkvollen Zierrat in der Anlage, die
nicht nach Neusäß oder Königsbrunn gehe? „Weil ich es hier
wohl der Leidenschaft für des Märchenkönigs Schloss-
einfach entspannender finde“, sagt sie – und füllt gern unse-
ausgestaltung nachempfunden sein soll, lässt sich streiten.
ren Fragebogen aus. Draußen, im Außenbereich der Saunen-
Den einen gefällt’s, andere finden die Verbindung zwischen
welt, geht es relaxt zu im Cambomare: Das große Saunahaus,
glattem Bäderzweckbau und üppigem Prunkzierrat ein we-
Erdsauna, Kräutersudsauna und die Hügelsauna sind relativ
nig aufdringlich. Allerdings: Dadurch ist die Kristalltherme in
weitläufig übers Areal verteilt. Dazwischen tummeln sich das
Schwangau auch einzigartig, ebenso wie die riesige Kaiser-
Ruhehaus mit „Kaminhock“, der „Lese- und Schwätzraum“,
saal-Sauna, die mit rund 200 Sitzplätzen so groß ist wie das
ein kleiner (chemisch unbehandelter) Naturschwimmteich
Gesamtangebot mancher getesteten Saunaanlage. Fürs Geld
und ein Multifunktionsruhehaus. Drinnen im Hauptgebäude
kann der Kristallthermen-Gast unter vier heißen Saunen, ei-
ist es hektischer, weil relativ klein und eng. In und um die
ner Entspannungssauna, Dampfgrotten und -bädern und ei-
Ein- und Ausgangsschleuse herrscht fast ein wenig Hektik.
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Sc hwe rpunk t : Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
Hier ist ständige Unruhe, ein einziges Kommen und Gehen – und zwar unmittelbar auf engstem Raum. Grund sind die Ablagefächer für Taschen, die WCs und Duschen, die eng um den Ein- und Ausgang gruppiert sind – ein Schwachpunkt im Cambomare. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass man den Innenbereich ändert, in dem jetzt die Knüppel-, Schwartenund Baumsauna untergebracht sind“, überlegt ein Kemptener, der seit Eröffnung des Bades Woche für Woche Gast ist. „Dort könnte ein großzügiger Duschbereich untergebracht
H ü g e ls a u
werden.“ Drei Duschen und je eine Toilette jeweils für Frauen
na Cambo ma
re K e m p te n
und Männer seien „einfach zu wenig“. Dazu habe das Cambomare mittlerweile zu viele Gäste – ein Eindruck, dem man zustimmen kann. Vor Betriebsschluss muss man lange warten, bis eine Dusche frei wird – und auch die ist ärgerlich, weil sie nach nur zehn gefühlten Sekunden bereits wieder abschaltet und per Daumendruck wieder zu neuen Wassergaben animiert werden muss. Es ist eng im Duschbereich – und man ist froh, wenn die Seife abgewaschen ist und man diese „Mausefalle“ wieder verlassen werden kann. Anders der Rest des Cambomare: Das Freizeitbad ist weitläufig. In der Schwimmlagune tummeln sich etliche Jugendliche, lassen sich im Strö-
e - A nw L a S to n
endung
Oberstd
orf
mungskanal treiben, blödeln unter dem Wasserpilz und verschwinden tauchend in der blau illuminierten Sprudelgrotte. Dahinter ist Action in der Black-Hole-Röhrenrutsche und der Doppelreifen-Rutsche. Keine Frage: Die Kids haben Spaß. Auch draußen, im Ganzjahres-Warmwasseraußenbecken, im „Kids-Garten“ für die Jüngsten und im 25-Meter-Sportbecken mit 1- und 3-Meter-Brett ist reger Besuch, jetzt zur Happy-Hour, die zweieinhalb Stunden vor Badeende beginnt und deutlich ermäßigten Eintritt in die Bade- und Saunawelt ermöglicht.
Leeres Wellenbad, „griabiges“ Saunadorf Ganz anders die Situation am Abend in Oberstdorf. Keine
Therme
Oberstd
orf
zehn Personen tummeln sich trotz regnerischen Wetters an einem Mittwoch Anfang September im Bad, das den spröden Charme der 70er-Jahre versprüht. Auch wenn es jede halbe Stunde Wellen gibt – für Kinder und Familien ist nicht viel Fotos: Thermen
geboten. „Es täuscht“, erzählt ein Oberstdorfer, der sich als „Gast der ersten Stunde“ bezeichnet. „Es gibt Tage, da ist es hier brechend voll. Sie haben keinen typischen Tag erwischt.“ Anders die Situation im „alpenländischen Saunadorf“ der Oberstdorf-Therme. Sie ist klein, überschaubar, angenehm. „Griabig“, sagt der Oberstdorfer und schwärmt, dass der frühere private Betreiber, der auch die Kristalltherme konzipiert hat, viel Liebe zum Detail mitgebracht hat. Ende der 90er-Jahre sei es dann abwärtsgegangen. Die Verpachtung an einen Stuttgarter Thermenbetreiber, dessen Vertrag nach nur zwei Jahren im Streit von der Marktgemeinde Oberstdorf gekündigt wurde, sei nicht gut gewesen und habe viel Ärger gebracht. Es sei kaum mehr etwas investiert, das Bad
15
Sc hwe rpun k t: Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
sich selbst überlassen worden. Jetzt sei das Bad
Großer Thermen-Test für Schwaben
in ernsten Schwierigkeiten. „Wir machen trotz 460.000 Besuchern jedes Jahr rund eine Million Euro Verlust“, sagt Wolfgang Ländle, Pressespre-
ERGEBNIS
cher Oberstdorfs. Mittlerweile hat sich ein Freundeskreis zur Rettung des Bades gebildet, weil lange Neusäß
nicht klar war, ob der Markt Oberstdorf die hohen Defizite weiter auffangen will. „In Oberstdorf wird
Titania
Neu-Ulm
Königsbrunn
Wonnemar
Königstherme
es weiter ein Angebot geben“, verspricht Ländle, „eine Sondersitzung des Marktgemeinderats wird
Baujahr Parkplatzangebot Eintrittspreis/Preisgestaltung Angebot Tageskarten/Stundenkarten/Ermäßigte Preis / Leistung insgesamt
Bad Wörishofen Therme
im Jahr 2014 zu diesem Thema noch stattfinden.“ Denn auch für den Tourismus ist die Therme wichtig: „Gerade die privaten Ferienwohnungsvermieter Kempten
brauchen das Bad und die Saunenwelt der Therme,
Cambomare
weil sie das ihren Gästen im Gegensatz zu den gro-
Oberstaufen Sonthofen Wonnemar
Oberstdorf
gesprächige Thermengast – selbst ein Mitglied des Auswirkungen im Fremdenverkehr Oberstdorfs – ein Problem, das Oberstaufen nicht kennt. Dort „brummt“ das Aquaria. Das Haus ist voll. Kinder schreien und quietschen vergnügt im „Paradies für zwischendurch“, wie die Werbung verspricht. Tatsächlich plumpst und planscht es allerorten hinein ins Nass. Vor allem für Kinder und Familien ist das Aquaria ein Dorado, nicht nur an Regentagen. Des einen Freud, des andern Leid: Durch die Bauart des Bades bestimmt, geht der Wellness- und Erholungsgenuss im Aquaria leider verloren. „Wissen Sie“, vertraut uns eine
Kristalltherme
Aquaria
ßen Hotels nicht selbst bieten können“, denkt der Thermen-Freundeskreises – an eventuell negative
Schwangau
Therme
In jeder Therme wurde eine Stichprobenbefragung bei 10 Badegästen durchgeführt. Maximal 10 Punkte konnten für die kundenrelevanten Themen vergeben werden. Weil in der Therme Bad Wörishofen Kinder bis 16 Jahren nur am Samstag zugelassen sind, wurde der familienrelevante Bereich dort nicht abgefragt. Aus diesem Grund gibt es auch zwei Bewertungen: die Gesamtpunktzahl mit und ohne Familienangebot (mit * gekennzeichnet).
braungebrannte Oberstaufenerin im Saunabe-
Badebereich insgesamt Größe / Ausstattung Erlebniswert/Attraktionen* Angebot Familien / Kinder* Kinderfreundlichkeit* Aktivitäten/Animationen (z. B. Wassergymnastik) Saunalandschaft insgesamt Entspannungswert / Saunenangebot Aufgüsse Ruheräume / Ruhezonen Freundlichkeit Personal Wellness-Angebot Gastronomie (Qualität Speisen, Preis, Ambiente) Sauberkeit insgesamt Wartung/Instandhaltung Gesamteindruck Umkleide (Platzangebot, Föns, Schlüsselsystem) Information Internetseite (Aufmachung, Info) Gesamtpunktzahl von möglichen 210 Punkten
Platz Nr. *Gesamtpunkte ohne Familienangebot (max. 180)
Platz Nr.
reich des Obergeschosses an, „Sie haben hier keine Chance, auch nur ein bisschen Ruhe zu genießen.“ Es stimmt: Da-
dass der Wellness- und Erholungsbereich
durch,
ohne akustische Trennung wie auch das Erlebnisbad direkt unter der Badekuppel untergebracht sind, ist es sehr laut. „Und heute ist ein ruhiger Tag“, so die Mitsechzigerin, die dennoch als Stammgast mehrfach in der Woche hier ist – weil die Saunaanlage an sich sehr schön
Te s
Wo er 1: tsieg
ar nnem
Sont
hofen
ist. Auch hier: eine Panoramasauna mit Blick hinüber zur Nagelfluhkette. Die Bergsauna will aufgrund des steil ansteigenden Geländes tatsächlich erst mal
erklommen sein, bevor auch von hier der Blick ins Oberallgäu und ins Tal genossen werden h o fe B a d W ö ri s 2 : T h e rm e r e g ie ts s Te
16
n
kann. Apropos Gelände: Das Aquaria ist direkt
Sc hwe rpunk t : Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
Cambomare Kempten
Kristalltherme Schwangau
Promenadestr. 3 Oberstdorf oberstdorftherme.de
Königstherme Königsbrunn
Königsallee 1 Königsbrunn koenigstherme.de
Aquaria Oberstaufen
Am Ehberg 16 Schwangau kristallthermeschwangau.de
Stadionweg 5 Sonthofen wonnemar.de
Thermenallee 1 Bad Wörishofen thermebadwoerishofen.de
Alpenstraße 5 Oberstaufen aquaria.de
Wiblinger Str. 55 Neu-Ulm wonnemar.de
Birkenallee 1 Neusäß titanianeusaess.de
2003 9,00 8,25 7,75 8,50
1970er Jahre 7,25 6,75 6,50 8,00
2001 8,50 8,00 7,50 8,00
2004 9,25 5,25 6,75 8,00
1970er Jahre 8,75 7,00 7,75 8,25
1985 9,75 6,25 6,50 6,75
1993 6,00 7,75 8,00 7,75
1998 9,75 8,00 7,50 8,25
2001 8,75 7,00 7,25 7,25
7,75 7,50 7,25 7,00 7,75 7,25
8,75 8,50 4,50 4,50 4,00 8,25
8,25 8,25 8,75 9,00 8,75 8,00
9,50 9,00 ohne Bewertung ohne Bewertung ohne Bewertung 8,75
6,00 6,75 4,25 4,50 4,25 4,75
6,25 6,00 5,00 5,25 5,00 8,25
8,25 7,75 8,25 8,50 8,00 7,00
7,50 8,50 8,25 7,50 7,25 7,75
6,75 5,75 7,00 6,75 6,75 7,50
8,75 9,25 9,75 8,50
8,25 7,75 9,00 7,75
9,00 9,25 9,50 8,50
9,50 9,75 9,50 9,50
8,50 8,75 9,25 8,75
7,25 7,00 7,50 8,50
6,50 4,00 6,25 5,50
9,25 8,50 8,75 8,50
8,25 8,50 9,00 7,50
9,50 8,50 7,00 8,50 8,50 7,00
8,75 8,25 8,75 8,75 8,25 7,00
8,50 9,00 9,00 8,75 8,75 8,00
9,25 9,25 8,25 9,25 9,25 9,00
8,50 8,00 8,25 8,00 7,50 7,50
8,50 7,50 7,25 6,25 4,75 8,75
8,00 7,75 8,25 8,00 7,75 8,00
8,50 7,25 7,25 7,75 7,75 8,25
7,50 8,50 7,75 8,25 6,75 7,50
9,00 172,25
8,75 158,25
8,50 179,75
9,00 158,00
8,25 153,50
7,25 145,50
8,00 155,25
9,00 171,00
7,50 157,75
2
4
1
5
8
9
7
3
6
150,25
145,25
153,25
158,00
140,50
130,25
130,50
148,00
137,25
Aybühlweg 58 Kempten cambomare.de
3
5
Wonnemar Sonthofen
2
Therme Wörishofen
Therme Oberstdorf
1
6
9
8
Wonnemar Neu-Ulm
4
Titania Neusäß
7
über der B 308 in den Berg gebaut, was in der Enge große
der in Stuttgart beheimateten InterSPA-Gruppe übernommen
Parkplatzprobleme mit sich bringt. Rund ums Bad ist es steil,
und mit leicht verändertem Konzept wieder eröffnet wurde.
kurvig – und, sofern man nicht ins Parkhaus fährt, steht man
Besonderheit im Wonnemar: Die Bohrung zum Thermalwas-
unvermittelt vor einer Schranke, wo es kein Zurück gibt. Für
ser liegt auf dem Gelände des Bades. Das Thermalwasser
Ortsfremde seltsam und schwierig – was sich auch in der Gäs-
befindet sich in einer Tiefe von 1.036 Metern und hat am
tebefragung widerspiegelt.
Austrittspunkt eine Temperatur von 28,5 Grad. Die Bohrung
In Neu-Ulm speist Thermalwasser das Bad
einer Fördermenge von zwei Litern pro Sekunde nach oben
Keine Parkplatzprobleme dagegen im Neu-Ulmer Wonnemar
befördert. Ein Pärchen, das regelmäßig aus Geislingen nach
oder in der Therme Bad Wörishofen, wo an beiden Bädern
Neu-Ulm kommt, schätzt den Neu-Ulmer Wellnessbereich als
ausreichend große Parkflächen zur Verfügung stehen. Das
„schönes Angebot für zwischendurch“. Der Bade- und Well-
Neu-Ulmer Bad, das direkt an der Donau liegt, punktet wie sei-
nessbereich wären für den regelmäßigen Besuch „vollkommen
ne Sonthofener Schwester mit einem attraktiven Erlebnisbad
okay“, ebenso die Leistung und der Eintrittspreis – anders als
und einer schönen Saunaanlage, die – ähnlich in Sonthofen –
in Bad Wörishofen, deren Therme sich die Gäste offenbar weit-
nach der Überflutung des Vorgängerbades Atlantis 2005 von
aus seltener, dafür aber ganz gezielt leisten.
17
Fotos: Thermen
wurde 1998 vorgenommen und seither wird das Wasser mit
Sc hwe rpun k t: Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
Echte Palmen und ein auffahrbares Dach Architektonisches Wahrzeichen der mittlerweile auch schon zehn Jahre in Betrieb befindlichen Therme Bad Wörishofen ist die riesige, komplett zu öffnende Lichtkuppel in 18 Meter Höhe. Und hierher strömen die erwachsenen Besucher, sommers wie winters – Kinder dürfen nur samstags in die Therme. Die Preise haben es in sich, sind mit Abstand die höchsten aller getesteten Bäder – doch das Preis/
Kräu
te r
a saun
Wör Bad
isho
Leistungs-Verhältnis wird von den Gästen anerkannt,
fen
wie sich bei unserer Befragung zeigt. Obwohl die Therme in puncto Eintrittspreis die deutlich schlechtesten Bewertungen im gesamten Test von ihren Gästen erRu he be re ich Ba d Wö ris ho fen
Ohne Zuschuss geht es nicht Die Therme Bad Wörishofen macht vor, wie es geht. Eine dreiviertel Million Besucher jährlich spülen Geld in die Kassen der privaten Betreiberfamilie Wund. Bad Wörishofen ist fein raus – die Stadt hat einen Wohlfühl-Tempel, um den sie andernorts beneidet wird. Dennoch gibt Bad Wörishofen jährlich rund 500.000 Euro aus, um das neben der Therme liegende Familienbad „Blue Fun“ – in das im Gegensatz zur Therme auch Kinder dürfen – zu bezuschussen. Baden ist teuer, auch für die Kommunen. In Oberstdorf fließen jährlich 1 Mio. Euro ins Bad, Sonthofen und Neu-Ulm bezahlen für den Badebetrieb genauso wie Neusäß und Kempten. Doch die Kemptener betreiben ihr Bad selbst – mit großem Erfolg. Die Gästezahlen steigen kontinuierlich, 2013 auf fast 940 Gäste täglich, Tendenz weiter steigend. Die Besonderheit: Das Cambomare wird als kommunaler Eigenbetrieb in eigener Regie geführt und betrachtet sich als Freizeit- und Erlebnisbad mit angegliedertem Freibad (eines der größten Freibäder Bayerns). Die Preispolitik orientiert sich im Freibad und in der Badewelt im wirtschaftlich vertretbaren Rahmen, „maximal am politischen Auftrag der Daseinsfürsorge und weniger an der Gewinnmaximieriung“, sagt Betriebsleiter Bernhard Dengel – mit einer bewussten Entscheidung mit Blick auf die soziale Verpflichtung gegenüber Schulen, Vereinen, sozial Schwachen. Auch sehr hohe Sicherheitsstandards, nachhaltiges Energiemanagement und ständige Qualitätsverbesserung sind Ziele des Bades, das trotz Eigenregie der Stadtkasse jährlich ein Defizit von 400.000 bis 500.000 Euro verursacht – zusätzlich zum Freibad-Defizit in gleicher Höhe. Eine Million Euro jährlich ist die Zahl, die im Bäderbetrieb Schwabens häufig zu hören ist – eine Summe, die Königsbrunn nicht aufbringen muss. „Wir bezuschussen die Königstherme nicht“, sagt Königsbrunns Pressereferent Andreas Eser, „das Bad wird rein privatwirtschaftlich geführt und bewirtschaftet.“ Wohin das führt, ist in Königsbrunn deutlich sichtbar: Die Deyle-Gruppe gibt kaum Geld für die Therme aus – und das, obwohl das Bad dem Investor selbst gehört. Die Folge ist eine Negativspirale nach unten: Von ursprünglich 400.000 Gästen kommt nur noch die Hälfte. Eintrittsgelder bleiben aus, die leeren Kassen führen zu einem riesigen Investitionsstau – und dazu, dass das Bad immer unattraktiver wird. wos
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hielt, lag sie erstaunlicherweise bei Preis/Leistung im vorderen Bereich. Dass die Gäste das „Südseeparadies“ mitten im Unterallgäu lieben, beweisen rund 725.000 Millionen Besucher jährlich ebenso wie unsere Stich-
probenbefragung. Bewertungen mit einer glatten 10 sind hier im Gegensatz zu den anderen Testkandidaten keine Seltenheit – und 10 Punkte vergeben die Gäste vorwiegend rund um den Saunabereich. Hier erleben die Gäste – und das stimmt in diesem Falle tatsächlich – auf über 2.000 Quadratmetern Saunavielfalt wie sonst nirgends in Schwaben. Eine maurisch gestaltete AlhambraSauna, die Meditationssauna im japanischen Stil, wo an der zu einem Teich verglasten Wand fast bewegungslos große Kois dahingleiten, eine im Stil des Colosseums erbaute Römer-Sauna wie auch diverse andere Saunen rund um den Sandstrand am See sind Attraktionen, für die Gäste zumindest hin und wieder weit fahren. „Ich gehe nicht oft in die Sauna“, erzählt eine Blondine, die einmal im Jahr von Lindau nach Wörishofen kommt, „um hier mit Massage und Maskenanwendungen eine Auszeit zu nehmen. Ich schätze das sehr“, sagt sie, „weil ich aus der Branche bin und sehe, wie viel Mühe man sich hier gibt, alles perfekt zu machen.“ Auch die Sauberkeit – ein wichtiger Punkt für die meisten Gäste – lässt nichts zu wünschen übrig.
Shitstorm bei der „Großmutter aller Thermen“ Anders in Königsbrunn, wo die dortige Königstherme die mit Abstand schlechtesten Bewertungen für Sauberkeit, Instandhaltung und Gesamteindruck einfährt. Erst vor kurzem brach ein Facebook-Shitstorm über das Bad herein. „Schlechter geht es nicht mehr. Verschimmelt, vergammelt und überteuert“, bringt es Facebook-Nutzer Toni Held drastisch zum Ausdruck – ruft zum Boykott auf und bekommt dafür 115 Likes und wird 354-mal geteilt! Die gleiche Tendenz bei unserer Gästebefragung: „Fühle mich hier nicht wohl“, sagt eine Mutter, die mit ihren Kids hier ist, und schimpft: „Ich dachte, die große Rutsche ist in Betrieb. Dabei erfahre ich hier, dass die Familienrutsche seit einem Jahr gesperrt ist.“ Ein Saunagast moniert eine blassgelbe Pfütze, die seit Monaten Tag für Tag im Herren-Pissoir
Sc hwe rpunk t : Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
steht. Darauf angesprochen, gibt sich die Saunaaufsicht erst ahnungslos, dann lenkt man ein. „Die wischt die Putzfrau jeden Morgen weg“. Die Gäste sind jedoch sicher, dass ein Klempner die bessere Lösung für das Problem wäre ... Böse Anrufe wegen der Therme erhält auch die Stadt Königsbrunn. „Acht von zehn Beschwerden laufen bei uns in der Stadtverwaltung auf. Wir verfolgen mit Sorge die Diskussion in den sozialen Netzwerken“, berichtet der Pressechef im Bürgermeisterbüro, Andreas Eser. Was viele nicht wissen: Die Stadt hat mit dem Betrieb der Königstherme nichts zu tun. „Sicher gibt es Berührungspunkte“, sagt Eser, „die Königstherme ist allerdings zu 100 Prozent ein privatwirtschaftlicher Betrieb, in dem wir kein Mitspracherecht haben.“ Natürlich sind die Missstände in der Königstherme auch dem Betreiber, der Deyle-/Starwaters-Gruppe, von der sich sowohl Oberstdorf als auch Neusäß im Streit getrennt haben, bekannt. „Unsere Anlage wird 30 Jahre alt. Sie war die zweite in Deutschland überhaupt, damals die ‚Mutter aller Thermen’“, spöttelt Betriebsleiter Dieter Gehle über das eigene Haus und gibt offen und ehrlich zu: „Heute ist die Königstherme leider die ‚Großmutter aller Thermen‘ und schneidet katastrophal ab.“ Das habe allerdings Gründe: „Wir haben zuletzt eine Viertelmillion Euro in ein Blockheizkraftwerk und die Technik gesteckt. Das sieht der Badegast leider nicht. Ziel ist es, nächstes Jahr die Therme für drei Monate zu schließen und die ganzen Becken und Saunen neu zu machen“, stellt Gehle in Aussicht.
Fotos: Titania und Bad Wörishofen Therme
Neuer Schwung in der Titania-Therme Kräftig renoviert wurde auch ein paar Kilometer weiter, in Neusäß – allerdings nach der Trennung von der Deyle-Gruppe durch die Stadt. Nach zwei Schließungen 2013 und 2014 macht die Titania-Therme nun einen prima Eindruck. Der Badebereich ist zwar eher klein – die Fels- und Höhlenlandschaft wie Schiffe zum Spielen für die Kinder kommen jedoch gut an – die erste deutsche Trichterrutsche, die schöne Saunaanlage mit Hamam, einem römisch anmutenden Dampfbad und Wellnessangeboten sowieso. Das Konzept, Saunen-Eigenarten aus aller Welt einzubauen, findet mit der indischen
T it a n ia - T h
säß e rm e N e u
Kiva-Sauna seinen Höhepunkt, in der – wie in einem Bergwerk – ein mächtiger, heiß abstrahlender Findling auf einer Lore ins runde Saunahäuschen hereingefahren wird. Fazit: Für Erwachsene ist die Therme Bad Wörishofen klarer Favorit und „Wellness-Tempel Nr. 1“. Die Therme punktet mit einem überdurchschnittlich umfangreichen Angebot und hervorragender Sauberkeit. Das Sonthofener Wonnemar hat andere Qualitäten – noch dazu für Familien mit Kindern. Für die ist der Badetempel im Oberallgäu der Sieger. Und auch bei Wellnessfreunden, die es lieber ruhiger angehen, schneidet das Wonnemar mit Platz 2 hervorragend ab.
K iv a - S
auna, T it a n ia
19
Sc hwe rpun k t: Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
Sorgenkind Stadtbad
Schwimmen war längst zu einer beliebten Sportart geworden. Weil sich Männer und Frauen aber nicht gemeinsam im Wasser tummeln sollten, wurden im Augsburger Stadtbad zwei Schwimmhallen eingerichtet: das große Männerbad und das kleinere Frauenbad, in dem Bademeisterinnen das Regiment führten. Überliefert ist, dass Frauen hier nicht auf dem Rücken schwimmen durften, obwohl sie unter sich waren. Das galt damals als
„Solange es uns gibt, wird es das Alte Stadtbad geben“, sagt Franz Ragutzki, Vorsitzender des Augsburger Vereins „Freunde des Alten Stadbads“. Denn das Jugendstil-Juwel ist ein Sorgenkind der Stadt, das ständig gepflegt werden muss.
unschicklich und unanständig. Wer sich waschen wollte, ging je nach Geldbeutel in ein Wannenbad der ersten, zweiten oder dritten Klasse. In der Geschichte des Bades, das seit der Eröffnung des Familienbades 1959 „Altes Stadtbad“
Als 1903 in Augsburg mit einem Schauschwimmen das Stadt-
heißt, finden sich noch andere Kuriositäten. Es soll ein Hun-
bad eröffnet wurde, setzte sich eine lange Tradition der Ba-
debad gegeben haben und im Foyer darf man über eine Fliese
dekultur fort. Denn bereits im Mittelalter war es üblich, in öf-
staunen, auf der Männer ihre Zigarre ablegen konnten, wäh-
fentliche Badestuben zu gehen. Nach römischem Vorbild saß
rend sie eine Eintrittskarte lösten.
man mit anderen in großen Bassins oder Zubern, ließ sich den Rücken schrubben, wurde vom Bader zur Ader gelassen,
Von Anekdoten und Besonderheiten weiß Franz Ragutzki zu
geschröpft, massiert, rasiert und frisiert, bekam Speisen und
berichten. Er war von 1977 bis 2009 Betriebsleiter des Hau-
Getränke serviert oder wurde im Dampfbad behandelt. Zu ei-
ses und ist heute Vorsitzender des Vereins „Freunde des Alten
nem Aufenthalt in einem solchen Etablissement, der durchaus
Stadtbades“. Der wurde 2010 gegründet, um mit einem Bür-
den Namen Wellness-Tag verdient hätte, wurden sogar offizi-
gerbegehren den wegen erneuten Sanierungsbedarfs geplan-
elle Gäste der Stadt eingeladen. Allerdings hatten nicht alle
ten Verkauf des beliebten Bades zu verhindern. Es ist gelun-
Häuser einen guten Ruf, weshalb sich reiche Patrizier mehr
gen, das Alte Stadtbad ist weiter im Besitz der Stadt, aber nach
und mehr eigene Bäder einbauen ließen.
wie vor ein Sorgenkind. Auf seinen regelmäßigen Rundgängen entdeckt Franz Ragutzki immer wieder etwas, das dringend
Davon konnten die Arbeiterfamilien Ende des 19. Jahrhun-
getan werden sollte. Die bei der letzten großen Sanierung von
derts nur träumen. Sie lebten in winzigen Wohnungen, die
1986 bis 1992 eingebauten Holzfenster müssten saniert wer-
kein Badezimmer hatten und öffentliche Badestuben waren
den, woanders wäre ein neuer Anstrich fällig. Er hat selbst
längst verschwunden. Die Textilfabrikantin Emilie Forster, ge-
schon einmal im Eingangsbereich zum Pinsel gegriffen, und
borene Sander, kannte die Nöte der Arbeiter und wusste, wie
auch viele andere der 130 Vereinsmitglieder packen an, wenn
wichtig Hygiene war. Sie verfügte in ihrem Testament, dass
es nötig ist. Zwischen Ende Mai und Ende Juni führen sie die
ihre Erben der Stadt Geld für ein Volksbad zur Verfügung stel-
Sommersauna und ermöglichen den Stammgästen den Be-
len sollten. „Emilie Forster wollte, dass sich jeder Augsburger den Besuch im Bad leisten konnte“, erklärt Werner Steierberg, stellvertretender Leiter des Sport- und Bäderamtes, das im Stadtbad angesiedelt ist. Bereits 1895 stifteten die Kinder 300.000, vor Baubeginn dann weitere 60.000 Mark. Nachdem auch die Stadt genug Geld zurückgelegt hatte, begann 1901 der Bau eines Volksbades im Jugendstil. Das Grundstück zwischen zwei Kanälen am Leonhardsberg lag in der Nähe der Jakobervorstadt, wo viele Arbeiter wohnten. Wären die Planungen etwas schneller vorangegangen, hätte Augsburg das erste Hallenbad in Bayern gehabt. So ging der Titel nach München, wo 1901 das Müller‘sche Volksbad eröffnet wurde. Es soll damals das größte und teuerste Schwimmbad der Welt gewesen sein.
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1. März 1903 Eröffnung des Stadtbades am Leonhardsberg 15 1908 + 1915 Schäden durch Dampf und Feuchtigkeit 1915 erste Renovierung 1925 bis 1929 Umbau und Modernisierung, Entfernung vieler Jugendstil-Teile 1944 Schäden durch Bombenangriffe 1981 Schließung wegen Einsturzgefahr 1985 Ministerpräsident Franz-Josef Strauß sagt 10 Millionen Mark für die Sanierung zu 1987 bis 1992 Sanierung 28. März 1992 Wiedereröffnung 2009 Pläne zum Verkauf des Alten Stadtbades 2010 Unterschriftensammlung gegen den Verkauf bis 2012 Sanierung der Sauna
Sc hwe rpunk t : Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
such von Sauna und Dampfbad dann, wenn
sagt Franz Ragutzki. Außerdem kann das
das Stadtbad eigentlich geschlossen ist. Eine
Stadtbad nie ein Erlebnisbad sein. Es ist
Idee des Vereins sind auch die langen Sau-
nur bedingt für Kinder geeignet, denn die
na-Nächte Ende Mai und Ende Juni, die von
niedrigste Wassertiefe beträgt 90 Zentime-
16 bis 24 Uhr dauern. Außerdem bringt der
ter. Dafür setzt die Stadt auf den Wellness-
Verein in jedem Jahr eine stattliche Summe
Trend. „Wir haben für unsere überwiegend
an Spenden für das Bad auf. „Solange es uns
älteren Besucher die Wassertemperatur auf
gibt, wird es auch das Alte Stadtbad geben“,
29 Grad angehoben“, berichtet Werner Stei-
ist sich Franz Ragutzki sicher.
erberg. „Warmbaden an jedem Tag“ ist nur
Die Liebhaber des Jugendstilbades kommen bereits beim Betreten des Vestibüls ins Schwärmen. Die alten grünen Wandfliesen, der Kassenbereich mit den kleinen Fenstern, die darüber hängende historische Uhr, die Ehrentafel für die Stifter und vor allem
Franz Ragutzki (links) hat 2010 zusammen mit den Freunden des Alten Stadtbades den Rettungsring ausgeworfen, um das Bad zu erhalten. Rechts Werner Steierberg, Sport- und Bäderamt Stadt Augsburg.
die angenehm dampfige Luft, die viele schon seit ihrer Kindheit in der Nase haben, versprühen den Charme einer längst vergange-
einer von vielen Wohlfühl-Faktoren im Alten Stadtbad. Mit ihrem „Wellness-Café“ sorgt Anna Gaßner seit zehn Jahren dafür, dass neue, auch junge Besucher in das Bad kommen. „Der Wellness-Bereich brummt“, kommentiert Werner Steierberg, zum Beispiel beim „Entspannungstag“ mit Sektfrühstück, Schwimmen und Sauna. Danach wird man
Fotonachweis Große Halle: Edward Fick - Freunde des Alten Stadtbades e.V. und Roswitha Mitulla
bei einer Ganzkörpermassage, bei Aquarobic, mit Mittagessen, Kaffee und Kuchen
nen Zeit. „Jedes Bad braucht Pflege, ein altes
und einer Cremepackung verwöhnt. Wer
Bad noch mehr als ein modernes Hallenbad,
möchte, erhält noch ein Make-up und geht
in dem dafür weniger Personal notwendig
nicht nur entspannt, sondern individuell
wäre, weil man es leichter reinigen kann“,
aufgehübscht nach Hause. Roswitha Mitulla
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Sc hwe rpun k t: Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
„Wir stellen uns dem Wettbewerb!“ Wenn ein Heilbad-Manager von seinen Gästen hört, sie seien auf Empfehlung gekommen, dann müsste er sich eigentlich keine Sorgen um die Bekanntheit und Beliebtheit seines Hauses machen. Aber es gibt viele Reha-Kliniken, Kurhotels und Wellnesstempel. Die Konkurrenz ist groß und ausländische Bäder locken mit niedrigen Preisen. Ruhig und friedlich liegt das Krumbad umgeben von Buchen-
Das andere Alleinstellungsmerkmal ist seit Jahrhunderten der
wäldern vor den Toren Krumbachs. Karl-Josef Honz ist seit zehn
Krumbader Badstein, ein Tonstein, der zu 65 Prozent aus Kie-
Jahren Geschäftsführer der Heilbad Krumbad GmbH und weiß,
selsäure besteht und dem Heilbad Krumbad zur staatlichen
dass sein Haus mit der idyllischen und ruhigen Lage inmitten
Anerkennung als Peloid-Kurbetrieb verholfen hat. Er lagert im
der Natur und dem Charme der historischen Gebäude punkten
Erdreich rund um das Bad, wo man ihn nur alle zehn Jah-
kann. Dennoch ist der Markt hart, viele Häuser ähnlichen Zu-
re ohne Umweltbelastung abbaut. Das Gestein muss dann ein
schnitts kämpfen um Gäste. „Wir stellen uns dem Wettbewerb,
bis zwei Jahre trocknen, bevor es zerklopft, gemahlen und
müssen hierbei gute Arbeit leisten und Angebote für alle Ziel-
mit Wasser zu einem Brei verrührt wird. Angewärmt kommt
gruppen machen“, sagt er. Folgerichtig hat sich das Haus ent-
der graue Schlamm als Packung, Wickel, im Rasulbad, bei
wickelt. Es wurde viel Geld in moderne Therapie-, Hotel- und
der Knetbehandlung oder im Wannenliegebad zur therapeu-
Gastronomieeinrichtungen investiert, um auch in Zukunft erfolg-
tischen Anwendung. Er hält die Wärme länger als Fango und
reich zu sein.
ist bei rheumatischen Erkrankungen, Gelenkschmerzen, nach Operationen und Unfallverletzungen angezeigt. Gegen Entzün-
Dennoch ist es gut, wenn ein Haus dieser Größenordnung
dungen helfen kühle Packungen.
Alleinstellungsmerkmale hat. In Krumbad ist es die Besonderheit, dass es nicht Hotel, Reha-Klinik, Wohlfühloase, Ta-
Zeitgeist: vom Alltag entspannen
gungszentrum oder Restaurant ist, sondern alles zusammen.
Nur noch die Hälfte der Gäste macht im Heilbad Krumbad eine
„Damit können wir für unsere Gäste ein Treffpunkt für Ge-
von den Sozialleistungsträgern bezahlte Reha. Es sind über-
sundheit, Genuss und Geselligkeit ebenso sein wie eine Kraft-
wiegend Patienten, die eine orthopädische Operation hinter
quelle für Leib und Seele“, betont Honz.
sich haben. Die reine Badekur zur Vorbeugung gibt es fast gar nicht mehr. Als Ende der 1980er-Jahre die Kassenzuschüsse gesenkt, eine Eigenbeteiligung eingeführt wurde und dann später noch die Verkürzung der Reha-Zeiten folgte, kamen viele Kurbetriebe in Existenznöte und mussten sich etwas einfallen lassen. Man sprang auf die Wellness-Welle auf, die aus Amerika herüberschwappte“, erklärt Honz. Auch in Krumbad. Rund 50 Prozent der Gäste zahlen heute ihren Aufenthalt selbst und buchen nach den persönlichen Wünschen und Anliegen
Foto: Roswitha Mitulla
traditionelle oder moderne Therapien für Fitness, Wellness, Kosmetik und Gesundheitsprävention hinzu. Das Modell Wohlfühlwelt mit einzeln buchbaren Behandlungen und PauschalArrangements funktioniert. Es trifft den Zeitgeist und kommt Karl-Josef Honz führt seit zehn Jahren die Heilbad Krumbad GmbH
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dem Wunsch der Menschen entgegen, sich zu erholen und vom Alltag zu entspannen. Sie können es bei unterschiedlichen Mas-
Sc hwe rpunk t : Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
sagen, einer Vielzahl an Bädern, Schönheitsbehandlungen, mit Sport, in Dampfbad, Sauna oder Schwimmbad und bei den medizinischen Anwendungen in angenehmer Atmosphäre tun. Ein Weg, der die Zukunft des Bades, das auch ein wichtiger Arbeitgeber ist, sichern soll. Mit großen Gewinnen kann die 1981 gegründete Heilbad Krumbad GmbH trotzdem nicht
Bücher
aus, von & über Schwaben
rechnen. „Unser Ziel ist, wirtschaftlich in Balance zu bleiben, genügend Mittel für Investitionen zu haben, um immer mehr Nutzen zu bieten und Arbeitsplätze zu erhalten – idealerweise zu vermehren“, sagt Honz. Dies sei bisher gelungen, derzeit wird ein neues Therapiezentrum gebaut.
Marita Krauss/Stefan Lindl/ Jens Soentgen (Hg.)
Der gezähmte Lech Preis: 24,90 €
ISBN 978-3-86222-140-0
Das Krumbad steht auf vier Beinen Das Wichtigste sind für Honz die vier Standbeine, auf denen Krumbad steht. „Es gibt nicht viele Orte, die eine solche Bandbreite haben, die von Reha bis Hochzeit mit Trauung in der Hauskapelle reicht“, meint er. Neben Reha und Well-
Biografie eines „Flusses der Extreme“ auf 232 reich bebilderten Seiten. Der Lech ist heute ein „Cyborg“, ein Mischwesen zwischen lebendigem Organismus und Maschine. Er wird wie ein Kraftwerk „gefahren“, seine Wassermenge bestimmt sich durch den Strompreis. Die Natur ist von der Technik völlig überformt, der Fluss verschwindet.
ness kann er mit dem modernen Vier-Sterne-Hotel werben. Es wird auch von Geschäftsleuten und Urlaubern sowie für Tagungen gebucht. Von den Zimmern schaut man ins Grüne oder in den romantischen Innenhof. Im Panorama-Restaurant mit Wintergarten und Sonnenterrasse dagegen trifft man nicht nur Hotelgäste, sondern auch Besucher, die hier essen oder Kaffee trinken. Die lichten Räume mit den großen Glasfenstern, die den Blick in die Natur freigeben, eignen sich zudem für Familienfeiern, Tagungen und Seminare. Erstaunt ist Honz jeden Tag über die vielen Besucher, die zum
Wir sind stolz, Zigeuner zu sein
Vom Leben und Leiden einer Sinti-Familie Preis: 9,80 € ISBN 978-3-89639-961-8 Auch als E-Book erhältlich
Die freie Journalistin Angela Bachmair, die in Augsburg und im Allgäu lebt, ermöglicht in ihrem Buch einen persönlichen Einblick in eine fast unbekannte Kultur. Sie macht uns vertraut mit der Lebenswirklichkeit und der Geschichte der Sinti – eine Geschichte, die uns alle angeht.
Frühstück ins Restaurant kommen. Auch freut es ihn, dass Spaziergänger und Ausflügler von den hausgemachten Kuchen schwärmen. Tagesgäste finden den Weg aus der näheren Umgebung nach Krumbad, Hotelbesucher aus ganz Deutschland. Sie schätzen vor allem die gelungene Verbindung von Tradition und Moderne. Die Anlage kann sich rühmen, das älteste Heilbad Schwabens zu sein, das eine über 600-jährige Badetradition hat. Das damals genutzte Heilwasser der Adelheidquelle kommt heute nicht mehr zum Einsatz. Die Entdeckung seiner Heilkraft ging auf eine schauerliche Tat zurück, die sich 1390 zwischen dem Ritter Ulrich von Ellerbach und seiner Gemahlin Adelheid auf der Hiltipoldsburg zugetragen haben soll. Die Sage erzählt, dass der Ritter bei einem Turnier
Meuchelmord im Kemptener Wald
Anton Maurus über ein mysteriöses Verbrechen nach einer wahren Begebenheit Preis 12,80 € ISBN: 978-3-931951-93-1
Eine wahre Begebenheit inspirierte den Autor und Namensvetter des damaligen Opfers Anton Maurus zu diesem Roman, welcher sich vorwiegend in der Gegend des Ostallgäuer Bauerndorfs Görisried und des naheliegenden Kemptener Waldes abspielt. Die Geschichte ist im ländlich-bayerischen Allgäu des 19. Jahrhunderts angesiedelt. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse jener Zeit bilden den Hintergrund für diesen spannenden Roman.
weilte, als man ihm zutrug, seine Gattin zu Hause sei ihm untreu geworden. Vor Eifersucht tobend eilte er zur Burg zurück
volle Entwicklung erlebte. Aus dem 16. Jahrhundert ist über-
und ging mit einem Schwert auf sie los. Adelheid, die in der
liefert, dass auch Ärzte sicher waren, dass das Wasser gegen
Nacht eine Ahnung gehabt hatte, flüchtete in eine Scheune.
120 Krankheiten helfen würde. „Heute nutzen wir die anderen
Der Ritter zögerte nicht, verriegelte die Tür und zündete das
ortsspezifischen Heilmittel“, so Honz. 1891 kaufte Dominikus
Holzgebäude an. Adelheid kam in den Flammen um.
Ringeisen, der Gründer der St. Josefskongregation, das Krumbad. Die St. Josefskongregation wurde Hauptgesellschafterin
Nachdem die Brandstätte abgeräumt war, entdeckte man
und Eigentümerin, weitere Gesellschafter sind heute der Bezirk
an dieser Stelle eine Quelle. Es war die Geburtsstunde eines
Schwaben, der Landkreis Günzburg und die Stadt Krumbach.
Heilbads, das in den folgenden Jahrhunderten eine wechsel-
Roswitha Mitulla
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Sc hwe rpun k t: Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
Seelenheil mit dem Skalpell Prof. Dr. Werner Lothar Mang ist einer der bekanntesten Mediziner Deutschlands. Zwei Tage vor seinem 65. Geburtstag traf sich top schwaben mit ihm zum Gespräch über seine Person, das Alter und die Schönheit. Interview: Wolfgang Strobl
top schwaben: Sie haben übermorgen Geburtstag, werden 65 – legen Sie zum Beginn des Rentenalters wenigstens für einen Tag das Skalpell aus der Hand? Prof. Mang: Oh Gott, ja. Ich feiere den Geburtstag in Bad Wörishofen im Steigenberger Hotel. An sich feiere ich seit meinem 60sten nicht nicht mehr so groß. Damals habe ich noch 1.000 Leute in ein Oktoberfestzelt eingeladen, aber diesmal wird‘s ein kleinerer Rahmen mit
Fotos: privat
einem Golfturnier für einen guten Zweck. Was ist das Spannende am Operieren? Das
ge man gesund und vital ist und etwas beweProf. Dr. Werner Mang vor seiner Klinik Swiss, die gegenüber der Lindauer Bodenseeklinik auf der Schweizer Seite des Bodensees liegt. Der Mediziner ist ein bayerischer Schwabe, dessen Elternhaus in Babenhausen steht. Er selbst ist in Ulm geboren und in Lindau aufgewachsen, wo er auf der Insel die Bodenseeklinik gebaut hat.
gen kann, sollte man das tun, „wer rastet, der rostet“. Bei mir ist es wie bei Ecclestone – den muss man wahrscheinlich mit der Bahre von der Rennstrecke fahren. Wissen Sie, der Spaß am Beruf zählt im Alter noch mehr. Ich habe mir alle Träume erfüllt, die man sich so erfüllen kann. Das heißt, Geld spielt wirklich keine Rolle mehr. Zufrieden muss man sein, eine nette Familie haben, Spaß am Beruf und dass man gesund bleibt. Denn Glück ist die Abwesenheit von physischen und psychischen Schmerzen. Wenn man gesund ist, hat man keine Schmer-
Geld kann es bei Ihnen nicht mehr sein ...
zen. Und wenn die Seele in Ordnung ist, passt
Prof. Mang: Das Spannende ist einfach: Solan-
alles. Daraus schöpfe ich auch die Kraft.
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Sc hwe rpunk t : Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
ist. Aber es müssen schon andere beurteilen, wer der Beste ist. Ich selbst bezeichne mich als alemannischen Jungen vom Bodensee, der Freude am Beruf und viel erreicht hat. Nach welchen Maßstäben bemisst ein Werner Mang, wie gut ein Schönheitschirurg in seinem Fach ist? Prof. Mang: Wie bemisst man einen guten Chirurgen, würde ich sagen. Er muss viel Erfahrung haben, muss sich spezialisieren auf gewisse OPs, muss diese täglich durchführen, muss ein Gewebegefühl haben und Geschick. Im Arztberuf ist es wie in anderen Berufen auch: Es gibt Leute, die mehr Talent und mehr Begabung haben als andere, aber zum Talent gehört immer auch absoluter Fleiß. Wenn man nicht fleißig ist, ist das ganze Talent nichts wert. Fleißig waren Sie wohl immer, begabt und ideenreich auch ... Prof. Mang: Ja, schon. Ich war 1985 der Erste, der Collagen-Spritzen aus Los Angeles von einem Kongress mitgebracht hat, und einer der Ersten, der Faltenunterspritzung gemacht Zeit ist das kostbarste Gut: Wenn Prof. Mang in verschiedenen Kliniken tätig ist und wichtige berufliche Termine einhalten muss, ist sein Fortbewegungsmittel auch der Hubschrauber,
hat. Lang vorher, mit 19 Jahren, habe ich 1968 schon als jüngster Student mit meinem ersparten Geld als Bademeister alle Mühen und Strapazen auf mich genommen und bin zu Prof. Pitanguy (Anm. der Redaktion: einer der Pioniere der plastischen Chirurgie) nach Brasilien gepilgert, um bei ihm zu hospitieren. Es war schon immer in meinem Interesse, die ästhetisch-plastische Chirurgie durchzuführen. Und ich glaube, in jedem Beruf muss man 110 %
Sie arbeiten seit 1982 in der plastischen Chi-
Leistung, Risiko und Opferbereitschaft bringen,
rurgie, gelten als „Pionier“ der Schönheits-
um nach oben zu kommen. Und dann gelingt
chirurgie und halten sich, so liest man, für den
das auch nur, wenn man eine robuste Natur hat.
„besten Schönheitschirurgen Europas“. Prof. Mang (schüttelt energisch den Kopf): Ich
Was war denn der entscheidende Moment,
halte mich, um Gottes Willen, für gar nichts.
dass Sie sich nach Ihrem Studium der Hals-
Ich bin vielleicht der bekannteste ästhetische
Nasen-Ohren-Heilkunde der plastischen Chi-
Chirurg. Ich bin Facharzt für HNO und plasti-
rurgie verschrieben haben?
sche Operationen und habe 1987 die Deutsche
Prof. Mang: Das war Zufall. Ich habe erst
Gesellschaft für ästhetische Medizin gegründet und war lange deren Präsident. Ich bin schon so etwas wie ein Pionier
Chirurgie gemacht am Kreiskrankenhaus Lindau. Dann war mein Weg vorgezeichnet: Facharzt Chirurgie und
in der ästhetischen Chirurgie, die aus
dann plastische Chirurgie. Ich bin
der plastischen, also der wiederher-
dann als Stabsarzt zum Militär ein-
stellenden Chirurgie hervorgegangen
gezogen worden und im Militärkran-
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Sc hwe rpun k t: Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
kenhaus zur HNO gekommen, habe dann den
Image der Stadt: Es gibt manche Touristen, die
Facharzt für HNO gemacht und später in Mün-
kommen gezielt zur Bodenseeklinik.
chen den Zusatz „Plastische Operation“. Durch die Militärzeit kam ich zur Spezialisierung auf
Kommen Ihre Bekannten und Freunde aus
das Gesicht, danach auf Lid- und Nasenkor-
Film und TV auch hierher?
rekturen. Das sind ja die schwierigsten ästhe-
Prof. Mang: Was ich am meisten schätze, ist,
tischen Eingriffe.
dass ich auf der ganzen Welt sehr gut vernetzt bin. Das habe ich geschafft, aus bürgerlichem El-
Warum haben Sie eigentlich nie den Facharzt
ternhaus in Babenhausen. Ich bin zum Beispiel
für plastische Chirurgie und ästhetische Chir-
in China als Arzt sehr bekannt und habe Freun-
urgie nachgeholt?
de in Russland, England und USA. Oft ist es ja so,
Prof. Mang: Den Facharzt für plastische Chir-
dass der Fürst im eigenen Land nicht so viel gilt.
urgie gibt es erst seit 1992. Vorher gab es nur Chirurgie, Zusatzbezeichnung „Plastische Chi-
Die Bodenseeklinik gilt heute als Europas
rurgie“ oder HNO, Zusatzbezeichnung „Plasti-
größte Klinik für rein ästhetische Medizin.
sche Operationen“. Und 1992 war ich ja schon
Beschränken Sie sich ausschließlich auf die
Chef in Lindau. Da hatte ich wirklich keine Zeit
Schönheitschirurgie?
mehr, das nachzuholen. Aber Sie können si-
Prof. Mang: Nein. Es ist so, dass wir über die
cher sein: Ich bin mit meiner Ausbildung sehr
Hälfte medizinische Operationen durchführen. At-
zufrieden.
mungsbeschwerden, Unfallnasen, abstehende Ohren, Lidkorrekturen, Tumoren. Auch rekonstruk-
Sie gelten als sehr wirtschaftlich denkender
tive Brustchirurgie gehört hierzu. Und es ist auch
Mediziner, veröffentlichen auch eine Preisliste
eine medizinische Indikation, wenn man eine rie-
der OPs auf Ihrer Homepage ...
sengroße, hängende Brust hat, die geformt wird.
Prof. Mang: Das muss transparent sein für unsere Patienten und für mich. Ich bin Jungfrau im
Warum ist Ihre Klinik in Lindau – und nicht in
Sternzeichen. Das ist mein Medizinertum, meine
München, Berlin oder Hamburg?
Penibelkeit und fachliche Intention. Der Aszen-
Prof. Mang: Ich hätte 1989 Chefarzt in Frank-
dent Löwe beeinflusst ganz klar den wirtschaftli-
furt werden können. Als ich vom Termin zu-
chen Faktor. Ich finde, das ist eine gute Symbiose.
rückgefahren bin, hatte ich die Stelle in der Tasche, aber den schönen See gesehen und gesagt:
In der Bodenseeklinik führen Sie jährlich rund
Mensch, eigentlich will ich hier gar nicht weg.
2.000 kosmetische Behandlungen an Nasen,
Ich habe mit der Stadt Lindau gesprochen, mit
Brüsten, Lidern, Ohren und Gesichtern durch. Da
Hilfe der Sparkasse ein altes Haus am Schran-
kommt ein hübscher Jahresumsatz zusammen ...
nenplatz gekauft und dort die Bodenseeklinik
Prof. Mang: Ganz so ist es ja nicht. „Behand-
gegründet. So habe ich mit zwei Angestellten
lungen“ sind ja nicht nur Operationen. Dazu
angefangen – und jeder hat gesagt: Du bist ver-
zählt jeder Patientenkontakt. Das sind oft wenige hundert Euro für eine Hautanalyse, Faltenunterspritzung oder Botox. Dennoch wird ein erkleckliches Sümmchen zusammenkommen. Welche Rolle spielt die Bodenseeklinik für Lindau und Umgebung? Prof. Mang: Wir sind ein mittelständisches Unternehmen mit Arbeitsplätzen und sicher auch ein Wirtschaftsfaktor für Lindau, weil die Patienten teils stationär bleiben. Die gehen ins
Leidenschaftlich für sein Thema plastische und ästhetische Medizin und Chirurgie: Prof. Mang hat Stammpersonal, das zehn Jahre und länger täglich mit ihm zusammenarbeitet. Dadurch besteht ein eingespieltes Team von Oberarzt, Anästhesist, Assistenz und OP-Schwester. Sicherheit und Qualität sind das Wichtigste bei einer Operation.
rückt, in die Provinz nach Lindau zu gehen und auf eine Lebensstellung, Chefarztstelle und viel Geld zu verzichten. Warum haben Sie es dennoch getan? Das ist eben die Ader des Unternehmers, man muss eine Vision haben, an sich glauben und von sich überzeugt sein. Jeder andere hätte sich auf den gesicherten Chefarztposten gesetzt. Ich wollte immer eine eigene private Klinik schaffen für die HNO und ästhetische Chirurgie. Und:
Restaurant, ins Kino, kaufen Kleidung, geben
Ich wollte nie, dass einer mir sagt, was ich zu
Geld aus. Und die Klinik ist auch gut für das
tun habe. Deswegen sind wir jetzt hier.
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Sc hwe rpunk t : Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
Zum 20-jährigen Bestehen der Bodenseeklinik brachten Sie
Wäre das gut für Ihre Psyche? Sie sagen, dass Schönheits-
ein Büchlein heraus, auf dem Titel ein Stern des Hollywood-
operationen Menschen helfen können, psychische Probleme
boulevards. Wie wichtig ist für Sie, selbst im Rampenlicht der
wegen ihres Aussehens in Griff zu bekommen?
Öffentlichkeit zu stehen?
Prof. Mang: Ja, Schönheitschirurgie ist auch Seelenheil mit
Prof. Mang: Ach, früher am Anfang der Karriere war das
dem Skalpell. Wir haben z. B. eine Patientin, ein Mädchen,
wahnsinnig wichtig: nach oben kommen, wichtige Menschen
das eine Höcker-Langnase hat, ein fliehendes Kinn und kei-
kennenlernen. Heute ist mein Vorbild Franz Beckenbauer, der
nen Partner bekommt. Also da kann man echt helfen.
für mich mit seiner in sich ruhenden Art einer der bekanntesten und freundlichsten Menschen ist und mit seiner Prominenz
Wenn Sie zwei Wünsche frei hätten: Wen würden Sie gerne
ganz locker und bescheiden umgeht. Das heißt: je bekannter
operieren?
man wird, desto normaler und vernünftiger wird man.
Prof. Mang: Bei Steffi Graf die Nase und bei Gerard Depardieu eine Komplettoperation: Schlupflider, Tränensäcke,
Stehen Sie heute noch zu Ihren Thesen, dass es schöne Men-
Fett absaugen ... (lacht).
schen leichter und erfolgreiche Menschen schwerer haben? Prof. Mang: Erfolgreiche Menschen haben es schon schwerer, weil sie immer im Fokus stehen. Und dass es Schöne leichter haben, steht für mich außer Frage. Das war bei den alten Griechen so und bei den Römern. Und heute können Sie im Handelsblatt lesen, dass schlanke Männer mit Haaren auf dem Kopf höhere Aufstiegschancen haben. Ästhetik spielt schon eine große Rolle in der Gesellschaft, aber wir dürfen es nicht
„Ich wollte nie, dass mir einer sagt, was ich zu tun habe.“
überdrehen zum Schönheitswahn. Jeder Mensch hadert doch irgendwo mit seinem Körper. Wo
Was macht der bekennende Workaholic Werner Mang im
würden Sie – sagen wir als Geburtstagsgeschenk zu Ihrem
September 2024, mit 75 Jahren?
65sten – bei sich selbst das Messer ansetzen?
Prof. Mang: Viele Leute würden sich mit 65 zur Ruhe set-
Prof. Mang: Die Tränensäcke und Schlupflider. Vielleicht noch
zen, wie einige meiner Studienkollegen. Das ist nichts für
ein paar Haare. Das sind im Übrigen auch die meisten Männer-
mich. Ich hoffe, dass wir dann auch wieder hier sitzen und
OPs. Ich habe nur gar keine Zeit und fühle mich an sich ganz
ein Interview machen, dass ich gesund bleibe und arbeite.
wohl so, wie ich bin. Wenn mich das mal stört, lasse ich das
Man wird die Arbeitszeit ein bisschen reduzieren, vielleicht
von meinem Oberarzt machen.
nur noch vormittags. Das ist mein größter Wunsch.
top schwaben im Netz Internetauftritt www.topschwaben.de und eigene facebook-Seite top schwaben hat seine Website relauncht. Für Abonnenten, Abo-Interessenten und Anzeigenkunden sind alle relevanten Informationen hinterlegt. Als Abo-Kunde können Sie Ihre Printausgabe auch online lesen. Als PDFDownload steht Ihnen die jeweilige Ausgabe zur Verfügung. Den Download-Zugang erhalten Sie, sobald Sie die Zugangsdaten bei uns anfordern: Einfach Mail mit Ihrem Namen und Ihrer Abo-Nummer an abo@topschwaben.de schicken. Auch beim Nachrichtendienst twitter und in facebook ist top schwaben nun präsent – wenn Ihnen das neue top schwaben gefällt, freuen wir uns über Ihr „Like“, Ihre Anregungen, Ihre Wünsche ans Heft wie auch über den Kontakt zu und den Austausch mit Ihnen.
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Sc hwe rpun k t: Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
5 Millionen Mitglieder im Blick Wenn im Sport, vor allem im Breitensport, die Vereine über gute Anlagen und Ausstattungen, aber auch über qualifizierte Übungsleiter verfügen, dann haben die Kommunen und die Sportorganisation jedes Jahr die Weichen in den Finanzverhandlungen über die Sportförderung gestellt. Sie stehen auch in Schwaben derzeit wieder an. „Die Haushaltsberatungen sind entscheidend für den Sport in diesem Rahmen“, betont einer der einflussreichsten Sportfunktionäre, Schwabens BLSV-Präsident Bernd Kränzle. Darüber hinaus deutet Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und oberster deutscher Sportrepräsentant, an, die Sportorganisation könne sich künftig in einer neuartigen Struktur effizienter und zeitgemäßer aufstellen – mit einer Art Aufsichtsrat und einem Vorstand.
auch als Vizepräsident des Bayerischen LandesSportverbandes BLSV amtiert. Allerdings erwarten Politiker und Sportrepräsentanten eher schwierige Verhandlungen um die weitere Anpassung des Förderniveaus. Doch sei es „entscheidend, dass die Vereine eine gute Basis für die Breitensportarbeit finden“, spielt Kränzle auf das mit dem Generationswechsel spürbar verschärfte Problem an, Führungspositionen in allen Bereichen längerfristig zu besetzen. Der Sportentwicklungsbericht des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB bestätigt es. Alfons Hörmann, der Präsident des deutschen Sport-Dachverbandes aus dem Oberallgäu, verweist freilich auch darauf, dass „die Bereitschaft steigt, sich punktuell und spontan zu engagieren“. Der DOSB diskutiere mit Sportverbänden
„An die sozialen Bindungskräfte des Sports den-
und Landessportbünden eine neue Organisation
ken“ – dafür plädiert Bernd Kränzle, der sich dem
mit Auswirkung auch auf deren Ehrenamt. Kern:
Sport in Bayern und Schwaben seit Jahrzehnten in verantwortlichen Positionen verpflichtet weiß. Vor allem den hohen Anteil an Jugendförderung hebt er hervor, auch „die wichtige Betreuung im Ehrenamt“ (siehe Beitrag „Ehren für Ehrenamtler“ Seite 61). Dass die Politik und die Verwaltung durch die Vereine seit jeher auch mit Rat und Tag unterstützt wird, weiß wohl niemand besser als der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der Augsburger CSU-Stadtratsfraktion Bernd Kränzle. Auf Landtagsebene gehe es Fotos: DOSB, Fotolia
heuer um die Sicherung der Vereinspauschale, dem wesentlichen Element zur Förderung des Breitensports. „Diese Pauschale ist immer noch nicht bei der Zielgröße 30 Cent pro Mitglied angekommen“, moniert Schwabens Sportchef, der
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DOSB-Präsident Alfons Hörmann (Mitte) mit jungen Sportlern.
das Direktorium wird zum Vorstand, mit voller finanzieller und rechtlicher Verantwortung, das Präsidium eine Art Aufsichtsrat mit Kontrolle und konzeptioneller und strategischer Beglei-
Sc hwe rpunk t : Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
ÜbungsleiterAusbildung an der Fachakademie in Nördlingen und im BLSV-Sportcamp Inzell.
tung des Vorstands, quasi ähnlich einer Aktiengesellschaft. Sein Heimatverein in Sulzberg im Oberallgäu beispielsweise brauche über eine solche Struktur jedoch nicht nachzudenken, sei man auf diesen Ebenen „froh, wenn wir für jeden Job im Verein eine oder einen Freiwilligen finden“. Bei der öffentlichen Anerkennung der Engagements langjähriger Helfer in den vielfältigen Vereinsfunktionen, vom Platzwart bis zum Schatzmeister, ist der Bezirk Schwaben mit dem „Tag des Ehrenamts“ Vorreiter in Bayern. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert zeichnet alljährlich Mitglieder aus den Vereinen der schwäbischen Sportkreise aus und würdigte sie dieses Jahr „als die wahren Weltmeister“. Weil in Sportvereinen alle
Einen erfreulichen Trend registriert Claudia Linke. „Das Inte-
Generationen zusammenfinden, werden die Clubs mit ihren
resse an der Ausbildung zum Übungsleiter ist enorm gestie-
Ehrenamtlichen auch zu Problemlösern und Helfern für den
gen“, bilanziert die Vorsitzende der Bayerischen Sportjugend
Einzelnen, betonte Reichert.
(BSJ) in Schwaben: „wir sind in ganz Bayern führend“. Acht Kurse zum „C-Schein für Breitensport Kinder/Jugendliche“
Auf ein akut werdendes Problem um Sportstätten auch
stehen heuer auf dem Programm gegenüber zwei in früheren
in Schwaben macht Kränzle am Beispiel vieler maroder
Jahren. 25 bis 30 Teilnehmer im Durchschnitt, fast doppelt
Schwimmbäder aufmerksam. Zahlreich seien die Fälle, wo
so viele wie früher, absolvieren jetzt die 143 Übungseinhei-
Dächer und Becken erneuert werden müssten. Eine zeitge-
ten à 45 Minuten. Die intensive und aufwändige Ausbildung
mäß bedingte große Sanierungswelle sieht er anrollen. Auf
in zwölf Sportarten, aber auch Ernährung, Prävention ge-
insgesamt rund 7,3 Millionen Euro summieren sich konkrete
gen Sex und Gewalt, Gesundheit und rechtliche Grundlagen
Projekt- und Grundsatzbeschlüsse des Augsburger Stadtrates
wird über ganz Schwaben hinweg zwischen Nördlingen und
zur Komplettsanierung des Plärrerbades, Dachsanierung des
Kempten angeboten. Mittelbar spricht dies für offenkundig
Spickelbades und für Brandschutz der Hallenbäder Haunstet-
florierende Sportvereine, stellt doch der C-Schein die Basis
ten und Göggingen, listet Augsburgs Ordnungs- und Sportre-
für die finanziell geförderte Vereinsarbeit dar. „Wir haben
ferent Oliver Wurm auf. Auch den Freistaat will Kränzle ver-
gute Papiere“, fasst Bernd Kränzle zusammen, und steuert
stärkt in die Förderpflicht nehmen, sei doch Schwimmen ein
unermüdlich auf das erklärte Ziel von fünf Millionen Sport-
herausragender Gesundheitssport, vor allem im Schulsport.
vereinsmitgliedern in Bayern zu.
hrs
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Sc hwe rpun k t: Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
Patienten sollen sich willkommen fühlen Hessingpark-Clinic: Qualität durch Spezialisierung
„Trotz des hohen Niveaus der medizinischen Versorgung
HP-Clinic wurde zur überregionalen Marke entwickelt
steigt die Unzufriedenheit der Patienten. Der Grund: Das
Schon als die privatärztliche Fachklinik für Orthopädie im
ärztliche Handeln ist zunehmend wirtschaftlichen Zwängen
Herbst 2002 an den Start ging, setzte sie auf das damals
ausgesetzt. Die Folge: Patienten fühlen sich oft schlecht in-
noch nicht so explizit verbreitete Konzept von „Qualität
formiert und behandelt. Die Konsequenz: Der Patient muss
durch Spezialisierung“. Damals von nicht wenigen Mitbe-
wieder in den Mittelpunkt des medizinischen Gesamtkonzepts
werbern nur milde belächelt, hat sich die Hessingpark-
gerückt werden. Ziel muss ein optimales Behandlungsergeb-
Clinic zu einer Marke entwickelt, die auch über die Gren-
nis sein, das gleichzeitig die Bedürfnisse der Patienten nach
zen Augsburgs hinaus bekannt und eine Anlaufstelle ersten
Geborgenheit und Wohlbefinden in den einzelnen Phasen der
Ranges bei orthopädischen Problemen ist. Das bestätigte
Behandlung trifft. Qua-
auch Augsburgs OB Dr.
lität,
Kurt Gribl in seinem
nicht
Quantität
wird deshalb in der neu-
Grußwort
en
der
Hessingpark-Clinic
anlässlich
„Geburtstagspar-
im Vordergrund stehen.
ty“ zum zehnjährigen
Diese Philosophie wird
Bestehen der Hessing-
einerseits
eine
park-Clinic: „Den her-
durch
konsequent
betriebe-
vorragenden Ruf, den
ne orthopädische Spe-
sich die Hessingpark-
zialisierung
Clinic in den zehn Jah-
erreicht,
andererseits wird der
ren
Service am Patienten
erworben hat, hat sie
höchstes Gebot sein.“
sich
ihres
Durch
hart
Bestehens erarbeitet.
hervorragende
Mit dieser Feststellung
Ärzte, durch kompe-
in einer medizinischen
tentes
Fachzeitschrift
ches Pflegpersonal und
charak-
terisierte Dr. Ulrich Boe-
und
fürsorgli-
durch patientenorien-
nisch, Ärztlicher Leiter der Hessingpark-Clinic und Motor des
tierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung
Projektes, im Jahr 2001 seine Vorstellungen von „neuzeitlicher“
und im Servicebereich.“
Orthopädie. „Damals wie heute ist die umfassende orthopädische Versorgung aus einer Hand und auf kurzen Wegen ein
Spezialisten für jeden Fachbereich
Eckpfeiler unserer Philosophie“, sagt Dr. Ulrich Boenisch heute,
In der HP-C, wie sie mittlerweile im Sinne einer verankerten
zwölf Jahre nach Eröffnung der privatärztlichen Hessingpark-
Institution genannt wird, sind aktuell folgende Fachbereiche
Clinic im Augsburger Stadtteil Göggingen.
etabliert: konservative Orthopädie und Rheumatologie, Knie-,
30
Sc hwe rpunk t : Fr eizeit , Wellness u nd Gesu ndheit
Hüft-
Schulterchi-
mograph ersetzte in der
rurgie, Hand- und Ellbo-
und
Abteilung für Radiologie
genchirurgie,
und
den nur acht Jahre alten
Sprunggelenkschirurgie,
Fuß-
Vorgänger. Damit verfügt
Wirbelsäulentherapie, An-
das privatärztliche Zent-
ästhesie und Kernspinto-
rum für konservative und
mographie. Hinzu kommt
operative Orthopädie über
mit
„Hessingpark-Clinic
eine der modernsten bild-
Therapie und Training“ ein
gebenden Anlagen dieser
Fachbereich für Training
Art in der gesamten Re-
und
Eine
gion. Mit einem MRT, wie
Praxis für Naturheilkunde
er in der HP-C zum Ein-
Rehabilitation.
und Osteopathie rundet das Angebotsspektrum mit alternati-
satz kommt, lassen sich nicht nur statische dreidimensionale
ven Therapien ab. Die Patienten, die sich in der HP-C als will-
Aufnahmen „schießen“. Vielmehr können Körperfunktionen
kommene Gäste fühlen sollen, werden von international ausge-
auch in dynamischen Bewegungsstudien untersucht werden.
bildeten Fachärzten medizinisch betreut: Das Ärztekollegium
Sensationelle mikroskopische Einblicke verschaffen sich die
mit Dr. Ulrich Boenisch, PD Dr. Florian Elser, Dr. Ulrich Frank,
Radiologen mit speziellen Mikroskopiespulen, über die nur
Dr. Christian Griesmann, Dr. Felix. C. Hohmann, Dr. Martin
wenige Kernspin-Zentren in Europa verfügen. Mit diesen
Jordan, Dr. Ralf Stapelfeldt, Dr. Manfred Thomas, Dr. Karsten
Spulen gelingen hoch auflösende Darstellungen auch noch
Wiechert, Eberhardt Binhammer, Dr. Sebastian Swierkot und
von Strukturen, die teilweise nur den Bruchteil eines Milli-
die Radiologen Dr. Wolfgang Fischer und Dr. Peter Mundinger
meters betragen.
setzt auf Therapiepläne, die auf wissenschaftlichen Ergebnissen basieren (Evidence-based Medicine).
Training und Reha „vor der Haustür“ Der architektonische Meilenstein der vergangenen Jahre war die Inbetriebnahme des Neubaus von „Hessingpark-Clinic
Einblicke wie nur an wenigen Zentren
Therapie und Training“ im Jahr 2011. In dem Gebäude ge-
Auch architektonisch stellt die HP-C die Patienten in den Mit-
genüber der Hessingpark-Clinic werden auf über 1.400 Qua-
telpunkt. Kurze Wege, modernste Technik in der Diagnostik
dratmetern Physiotherapie, Prävention, medizinisch unter-
und der Therapie, großzügige und helle Patientenzimmer mit
stütztes Training, Naturheilkunde und Osteopathie in einem
gehobener Ausstattung sorgten bei der Eröffnung und sorgen
nach modernsten architektonischen und therapeutischen As-
heute in weiterentwickelter Form dafür, dass auch gehobene
pekten konzipierten Rahmen angeboten. Und das alles quasi
Ansprüche nach Service und Ambiente erfüllt werden. Um
„vor der eigenen Haustür“. Durch den Umzug in die neuen
diesen Ansprüchen dauerhaft gerecht werden zu können,
Räumlichkeiten konnte in der Folge die 1. Etage der HP-C in
ist die HP-C kontinuierlich nicht nur auf personelle, sondern
Untersuchungs- und weitere Patientenzimmer umgewandelt
auch auf bauliche und technische Weiterentwicklung bedacht.
werden. Das bedeutet ein nochmals verbessertes Servicean-
So startete die HP-C in das Jahr 2010 mit einer technischen
gebot, denn mit dieser Neuerung ist jetzt auch in Spitzenzei-
Innovation der Extraklasse: Ein neuer 3-Tesla-Kernspinto-
ten die Unterbringung in einem Einbettzimmer garantiert. ts
Fotos: Hessingpark-Clinic
Magnetresonanztomographie (MRT):
31
Ko lu m nent itel
60 Jahre
32
Ko lu m nent itel
Der „erste Schwabe“ Jürgen Reichert Kraft seines Amtes steht der Bezirkstagspräsident dem Schwäbischen Bezirkstag vor. Als Chef der dritten kommunalen Ebene ist er damit der „oberste“ Schwabe. Interview: Wolfgang Strobl
Als Bezirkstagspräsident befinden Sie sich in einem ex-
Anfälligkeit zeigt und damit schon stark ist aus eigener
klusiven Club. Es gibt in Deutschland 13 Ministerpräsi-
Kraft. Dass wir einen Nachholbedarf bei Museums-
denten, aber nur sieben Bezirkstagspräsidenten. Warum
und Kulturförderung hatten, sehe ich sehr wohl. Da hat
hat Bayern die Sonderkonstellation der Bezirke?
der Staat klar den Blick auf die Ballungsräume München
Jürgen Reichert: Der Ursprung Bayerisch-Schwabens
und Nürnberg, die immer als Erste dran sind. Deswegen
ist auf 1804 zurückzuführen, als Bayern Königreich ge-
vielleicht auch die Reihenfolge Altbayern, Franken und
worden ist. Damals ist auch Bayerisch-Schwaben in den
dann Schwaben.
Grundzügen entstanden. Seitdem gibt es auch Bezirksregierungen, die früher Kreise hießen. Im Zeichen des
Machen sich die Schwaben manchmal nicht selbst das
Nationalsozialismus wurden die Bezirke aufgelöst, weil
Leben schwer, weil die Heterogenität der Region einem
damals der Staat beispielsweise direkten Zugriff auf die
gemeinsamen Auftreten in München im Wege steht?
behinderten Menschen wollte – mit schrecklichem Aus-
Jürgen Reichert: Ein bisschen was ist schon dran ... Die
gang, wie wir heute wissen. Man hat alle unteren Be-
Altbayern und Franken sind eigene Stämme mit einem
hörden ausgeschaltet, um Gesetzgebung direkt vor Ort
verwurzelten, gemeinsamen Bewusstsein. Die Schwaben
durchsetzen zu können, ohne lange zu diskutieren. Weil
haben aufgrund ihrer langen Geschichte mit Fürstbischö-
Bayern ein großes Flächenland ist und einen hohen An-
fen und Markgrafen und einer kleinräumigen Struktur
spruch an Föderalismus hat, wurden 1953 die Bezirke
eine andere Tradition. Aber zunehmend sprechen wir
wieder installiert – eine Werte-Entscheidung, die meiner
Schwaben mit einer Stimme. Der Bezirk, die Kammern
Meinung nach sehr viel Substanz hat und damals schon
und andere sagen als bayerische Schwaben deutlich ihre
in Hinblick auf Psychiatrie, Kultur und soziale Themen
Meinung. Mit Jammern kommt man nicht weiter. Man
sehr zukunftsorientiert war. Manchmal fragen mich
muss Selbstbewusstsein demonstrieren und Leistung zei-
Schüler, warum es in Bayern Bezirkstagspräsidenten
gen. Ich glaube, das sind zwei wichtige Argumente.
gibt und im Saarland nicht. Dann sage ich scherzhalber: Weil das Saarland kleiner ist als Schwaben.
Andersherum gefragt: Sehen Sie die Unterschiede schwä-
Sie haben gerade die Größe angesprochen. Im Kreise
Teilregionen eher als Stärke oder Schwäche?
der bayerischen Bezirke wird Oberbayern immer zuerst
Jürgen Reichert: Ich sehe es als Stärke, absolute Stärke.
und Schwaben immer zuletzt genannt. Kommt Schwa-
Wir sind eine Region, die aus vielen Regionen besteht,
ben in der Landeshauptstadt noch immer schlechter
in der Wettbewerb in den Teilregionen kreative Kräfte
weg als die anderen Bezirke?
weckt. Eine gesunde Konkurrenzsituation „Ich will gut
Jürgen Reichert: Ich denke, dass man so behandelt
sein“ spornt an. Das Allgäu ist ein gutes Beispiel, hat eine
wird, wie man selber handelt. Und ich habe die Er-
Marke geschaffen, die bundesweit von hoher Bedeutung
fahrung gemacht, dass eigene Qualität und Stärke
ist. Auch wenn die Mentalitäten in den Teilregionen sehr
letztendlich den Ausschlag gibt, wie man in Bayern
unterschiedlich sind: Es ist in den letzten Jahren schon
wahrgenommen wird. Schwaben ist der zweitgrößte
gelungen, das Miteinander zu stärken. Es gibt zwar
Bezirk, Zuzugsregion, wirtschaftlich stark und hat eine
noch viel zu tun, das ist gar keine Frage. Und wenn wir
ausgewogene Struktur von Klein-, Mittel- und Großbe-
Schwaben einheitlich auftreten, haben wir mehr Gehör
trieben, die bei Konjunkturschwächen nicht so große
an vielen anderen Stellen als in München oder Berlin. > Weiter auf der nächsten Seite
33
Foto: Harald Langer
bischen Brauchtums, unterschiedlicher Mundarten und
60 Jahre Konkret?
überziehen. Das ist eine großartige Leistung, die wir unseren
Jürgen Reichert: Wir haben in Augsburg eine Synagoge,
Mitarbeitern und Partnern zu verdanken haben.
die bundesweit einmalig ist. Die müsste normalerweise vom Bund als zentrales Thema gesehen, finanziert und geför-
Welche Schwerpunkte setzt der Bezirk im Bereich der
dert werden. Wir haben besonders beim Bezirk viel Kraft
Kultur- und Heimatpflege?
investieren müssen und lange gebraucht, bis wir mit dem
Jürgen Reichert: Unser Leitgedanke ist, Dinge zu schaffen,
„tim“ ein Museum bekommen haben, das der Staat trägt.
die Leuchtturmcharakter haben – Projekte und Themen, die
Das Klinikum ist das dritte Thema: Wir haben außer im Be-
es in der Form noch nicht gibt und die für die Schwaben
zirkskrankenhaus Günzburg kein Universitätsklinikum. Ich
und deren Identität wichtig sind. Wir fördern also ein Völker-
denke, Ministerpräsident Seehofer hat erkannt, dass der Frei-
kundemuseum, ein Bienenmuseum, ein Naturparkmuseum,
staat in dem Thema überall engagiert ist, außer in Schwaben.
ein Rieskratermuseum, ein Bauernhofmuseum usw. Es gibt keine fünf schwäbischen Krippenmuseen, sondern eines. Da-
Was halten Sie von der Idee, das bayerische Schwaben zu
rauf achten wir sehr, weil sich die Kultureinrichtungen nicht
öffnen und mehr gemeinsam mit den württembergischen
kannibalisieren sollen und die Besucher nicht mehr werden.
Schwaben anzupacken?
Die Denkmalpflege mit rund 2.100 Denkmälern in Schwaben
Jürgen Reichert: Ich denke, da hat sich in den letzten Jah-
ist ebenfalls sehr wichtig: Das Denkmal ist ein sichtbares Zei-
ren schon viel entwickelt, zum Beispiel durch den länder-
chen lebendiger Kultur. Deswegen gibt es den Denkmalpreis
übergreifenden Regionalverband Donau-Iller. Dennoch ist
und wir fördern privates Engagement, um Private zu moti-
Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene eher schwierig.
vieren, sich alter Dinge anzunehmen. Dazu kommen Brauch-
Es gibt Gesetze in Bayern und Baden-Württemberg, die ei-
tum mit Volksmusik, Trachten und Literatur. Hier geht es
nen engeren Zusammenschluss nicht zulassen. Die Schüler-
darum, in der wissenschaftlichen Arbeit Tradition zu konser-
beförderung zum Beispiel. Die Kosten für die Beförderung
vieren, zu bewahren – und weiterzuentwickeln für die neue
werden nur bis zur „Grenze“ erstattet. Liegt die Schule au-
Generation, ohne das Alte zu verfälschen. Und wir haben das
ßerhalb, müssen die Eltern selber dafür aufkommen. Vor-
Thema Musik mit dem Schwäbischen Jugendsinfonieorches-
bildlich dagegen ist die Zusammenarbeit mit dem Klinikver-
ter, dem ASM, der Musikfachschule in Krumbach und das
bund Günzburg/Ulm gelungen. Im BKH Günzburg haben wir
Theater. Auch unsere europäische Verwurzelung, Identität
über die Universität Ulm die einzige Uniklinik in Schwaben
und die europäische Arbeit des Bezirks zähle ich zur Kultur.
für Forschung in der Psychiatrie und Psychotherapie ... Wir sind hier in Irsee – ein Ort, der Ihnen aufgrund seiner Ge-
34
... ein klassischer Bereich der Bezirksaufgaben ...
schichte und heutigen Bedeutung besonders am Herzen liegt ...
Jürgen Reichert: Ja. Mehr als 90 Prozent des Bezirkshaus-
Jürgen Reichert: Also dieser Dreiklang Benediktinerkloster,
halts fließen in den Bereich „Gesundheit und Soziales“, etwas
Musik und Wissenschaft sowie Zentrum der geistigen Stärke,
mehr als 600 Mio. Euro. Hier zeigt sich die wichtige Aufgabe
der hier in diesen Mauern mitschwingt, ist schon etwas Be-
des Bezirks, einen Ausgleich zu schaffen über alle Landkreise
sonderes. Zumal mit der Thematik des früheren Irrenhauses,
und kreisfreien Städte hinweg. Die Kosten für behinderte und
in dem von den Nationalsozialisten die Euthanasie exem-
alte Menschen steigen seit Jahren progressiv – Kosten, bei
plarisch vollzogen wurde – das ist ein dramatischer Bereich.
denen wir eine Dreiteilung zwischen Land, Kommunen und
Unser Bildungswerk schult genau hier jährlich Tausende un-
dem Bund anstreben, weil der Bund die Gesetzgebung im So-
serer Mitarbeiter aus den Kliniken, die in der Psychiatrie, der
zialbereich verantwortet. Im Moment finanziert sich der Be-
Behindertenarbeit und in der Pflege tätig sind. Dazu setzen
zirk über den kommunalen Finanzausgleich in Bayern und
wir hier über die Schwabenakademie Bildungsangebote, die
die Bezirksumlage der Kreise und kreisfreien Städte, weil
den schwäbischen Innovationsanspruch über Schwaben hin-
der Bezirk keine eigenen Quellen und kein Steuererhebungs-
aus in die Welt transportieren wie den Autorenworkshop und
recht hat. Ich bin froh, dass es mir in meinen letzten beiden
den Literaturpreis Pegasus. Das ist etwas Besonderes, etwas
Amtszeiten gelungen ist, seit 2006 nie mehr den Haushalt zu
Einmaliges – was auch Irsee zu einem besonderen Ort macht.
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35
60 Jahre
Der Bezirk: in Berührung mit jedem zweiten Schwaben Der Bezirk Schwaben feiert sein 60-jähriges Bestehen: Am 28. November 1954 fanden die ersten freien Bezirkstagswahlen in Bayern statt Text: Wolfgang Strobl
Die Bezirke sind eine bayerische Besonderheit. Als sie
Ausnahme des Rechnungsprüfungsausschusses vorsteht.
1954 geschaffen wurden, hat man dem Umstand Rech-
Auch wenn verschiedene Parteien und Gruppierungen im
nung getragen, dass die Landkreise und kreisfreien Städte
Bezirkstag vertreten sind – hier spielt Parteipolitik kaum
trotz hoher eigener Leistungsfähigkeit nicht alle Aufgaben
eine Rolle. Die Entscheidungen im „Schwaben-“ oder „So-
selbst schultern können. Dazu zählen insbesondere die
zialparlament“, wie der Bezirkstag auch genannt wird,
überörtliche Sozialhilfe, die psychiatrische Versorgung so-
fallen meist mit einer breiten Mehrheit, da man sich an
wie die Pflege der regionalen Kultur, die, wie es Bayerns
der Sache orientiert. Und noch eine Besonderheit: Der Be-
Ministerpräsiden Horst Seehofer formuliert, „in gemein-
zirk darf selbst keine Steuern erheben – er finanziert sich
samer Anstrengung teils besser und effizienter zu bewäl-
größtenteils über die sogenannte Bezirksumlage von den
tigen sind“. Aus diesem Grund gibt es in Bayern drei Ebe-
Landkreisen und kreisfreien Städten sowie über staatliche
nen kommunaler Selbstverwaltung: Ebene 1: Gemeinden
Ausgleichszahlungen.
und Städte. Ebene 2: Landkreise und kreisfreie Städte. Die dritte Ebene sind die sieben bayerischen Bezirke Ober-
Gründung bereits im Königreich Bayern
bayern, Niederbayern, Oberpfalz, Ober-, Unter-, Mittel-
Die Bezirke haben in Bayern eine lange und wechselvolle
franken und Schwaben.
Vorgeschichte. Bereits vor fast 200 Jahren, im Jahr 1818,
Fotos: Andreas Lode, Bezirk Schwaben
wurde im damaligen Königreich Bayern die gemeindliche
Das „Schwaben-“ oder „Sozialparlament“
Selbstverwaltung in die bayerische Verfassung aufgenom-
An der Spitze eines Bezirks steht der von den Bürgern
men und 1828 wurden die Kreisgemeinden – die Vorgän-
gewählte Bezirkstag. An dessen Zusammensetzung wird
ger der heutigen Bezirke – gegründet. Vorläufer des späte-
die Verbundenheit der kommunalen Ebenen deutlich: Un-
ren Bezirks Schwaben war bis 1837 der Oberdonaukreis,
ter den Bezirksräten – die mit dem Bezirkstag das sog.
der Neuburg an der Donau umfasste. Kompetenzen hatte
„Schwabenparlament“ bilden – sind zahlreiche Kom-
der Oberdonaukreis nur wenige.
munalpolitiker, Landräte, Bürgermeister und Vertreter
36
unterschiedlicher Berufsgruppen zu finden. Die Bezirks-
Eine der bis heute wichtigsten Aufgaben war die Schaf-
tagsmitglieder wählen aus ihrer Mitte den Bezirkstagsprä-
fung von Einrichtungen für psychisch kranke Menschen,
sidenten, der dem Bezirkstag und den Ausschüssen mit
was in Schwaben bereits 1849 mit der „Kreisirrenanstalt“
in Irsee erfolgte. Der Nationalsozialismus brachte nicht nur eine Zäsur in der Selbstverwaltung, sondern auch ein besonders schreckliches Kapitel mit sich: In den „Pflegeund Heilanstalten“ Kaufbeuren und Irsee wurden über 2.000 Patienten Opfer der „Euthanasie“, der geplanten Tötung von Menschen mit einer Behinderung.
Der demokratische Neubeginn 1953 Danach erfolgte der demokratische Neubeginn. Am 27. Juli 1953 wurde die Bezirksordnung für den Freistaat Bayern bekannt gegeben. Mit der Bezirksordnung 1953 wurde die Selbstverwaltung wieder gestärkt. Am 28. November 1954 fanden die ersten freien Wahlen zu den Bezirkstagen in Bayern statt, am 17. Dezember 1954 die erste konstituierende Sitzung eines von den Bürgern gewählten Bezirkstags.
Jeder Zweite mit dem Bezirk in Berührung Jetzt, sechs Jahrzehnte später, zeigt sich, wie wichtig und richtig diese Entscheidung war: Die Bezirke sind starke Partner ihrer Bürgerinnen und Bürger. Was viele nicht wissen und für den Bürger nicht sichtbar ist: Fast jeder Zweite der über 1,8 Millionen Schwaben kommt täglich mit dem Bezirk Schwaben in Berührung – sei es durch dessen soziale und medizinische Hilfen oder über eines seiner Kultur-
Gedenken an Dr. Georg Simnacher Von 1974 bis 2003 prägte Bezirkstagspräsident Dr. Georg Simnacher den Bezirk Schwaben ganz entscheidend mit. Sein Nachfolger im Amt, Jürgen Reichert, würdigt das Schaffen Dr. Simnachers als „Schwaben mit Leib und Seele“: „Was er für Schwaben und die bayerischen Bezirke getan hat, ist nicht in Worte zu fassen.“ Der gebürtige Ziemetshauser habe ein neues Schwabenverständnis geschaffen, sein Herz habe den Menschen gehört. „Meilensteine“ wie die Sanierung Kloster Irsees oder die Gründung des Schwäbischen Volkskundemuseums in Oberschönenfeld gehen auf die Konsequenz und das Standvermögen Simnachers zurück, der auch immer unmissverständlich darin gewesen ist, „dass Schwaben kein Anhängsel von Stuttgart ist, sondern ein eigenständiger Bezirk in Bayern.“ Georg Simnacher, der am 28. April 2014 in Burgau 81-jährig verstarb, war zwischen 1979 und 2003 auch Präsident der bayerischen Bezirke.
und Bildungsangebote.
37
60 Jahre
Alfred Schneid: Direktor aus Leidenschaft
Foto: Peter Buchner, Bezirk Schwaben
25 Jahre hielt Alfred Schneid im Bezirk Schwaben „alles zusammen“. Im September verabschiedete er sich aus seiner Tätigkeit. Durch die Glasfront des Raumes „Donau“ im siebten Stock der
waltung. Das Besondere an seiner Position: Der Leiter der Haupt-
Bezirkshauptverwaltung am Hafnerberg blickt man hinüber zum
verwaltung wird dem Bezirk – wie der Leiter der Sozialverwaltung
Augsburger Rathaus und zum Perlach. Augsburg liegt dem Besu-
– vom Freistaat Bayern zur Verfügung gestellt. Im Gegensatz zu
cher zu Füßen – und Verwaltungsjurist Alfred Schneid freut sich,
seinen Kollegen ist der Verwaltungschef also kein kommunaler,
dass der Bezirk 2013 eben jenen Raum geschaffen hat, Das hat
sondern Staatsbeamter – mit folgendem Hintergrund: Als die Be-
auch mit Alfred Schneid zu tun, der kräftig „mit angeschoben“ hat,
zirke 1954 in Bayern installiert wurden, wollte „der Freistaat bei
um endlich im eigenen Haus am Hafnerberg die Möglichkeit zu
der dritten kommunalen Ebene, den Bezirken, noch einen Fuß in
haben, die Bezirkstagsverammlungen abzuhalten. Alfred Schneids
der Tür haben“, wie Alfred Schneid die Konstellation beschreibt.
Büro liegt unmittelbar nebenan – oder besser: lag nebenan. Denn
Daran hat sich bis heute nichts geändert. In Absprache zwischen
am 30. September verabschiedete sich der verdiente Direktor nach
Bezirkstagspräsident und dem Bayerischen Innenministerium
25 Dienstjahren beim Bezirk in den Ruhestand.
wird der Leiter der Hauptverwaltung eines Bezirks festgelegt, was auch für Alfred Schneids Nachfolger gelten wird. Doch zu-
38
Als Alfred Schneid am 1. April 1990 zum Direktor bestellt wurde,
rück zu Alfred Schneid: Im Laufe der Zeit veränderte sich auch
leitete er zunächst alle Abteilungen, mit Ausnahme der Sozialver-
unter dem Bestreben Alfred Schneids die Struktur des Bezirks
„Der Schwabentag zeigt, welche Vielfalt die schwäbische Heimat parat hält.“ Viel zu erfahren, zu entdecken und probieren gab es beim Schwabentag 2014 in Friedberg, das gleichzeitig ‚750 Jahre Friedberg“ feierte. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, Landrat Klaus Metzger, Bürgermeister Roland Eichmann, und Peter Tomaschko, MdL. (v. r. n. l.).
stark. Die Fachbereiche diversifizierten sich, wurden komplexer
den Schwachen helfen, und der auf Ebene der Landkreise nicht
und wuchsen. Um das Wachstum während der 25 Jahre Schneids
möglich wäre, da dort jeder seine eigenen Befindlichkeiten im
in Zahlen zu fassen: Die Anzahl der Mitarbeiter stieg von 2.481
Blick habe. Und auch Schneids kommunalpolitisches Engagement
auf rund 3.720 (inkl. Krankenhäusern), die Finanzen verdreifach-
zeigt, wie verbunden er dem demokratischen Gedanken ist. In
ten sich gar von 300 auf 930 Millionen – die Bezirkskliniken mit
Wertingen agiert er als Stadtrat und Wirtschaftsreferent, zudem
eingerechnet.
wurde er dieses Jahr als stellvertretender Landrat von Dillingen wiedergewählt. Seine Ehrenämter wird er auch in Zukunft aus-
Ein Projekt, für das Schneid sich mit besonders viel Herzblut ein-
üben. Und wie fühlt man sich nach 25 Jahren als Direktor der Be-
setzte, war der Wandel der Psychiatrie, die anfangs mit in seinen
zirksverwaltung? Schneid: „Großartig. Ich sehe einfach den Sinn
Zuständigkeitsbereich fiel. Alfred Schneid: „Wir haben das Ent-
des Bezirks als Modell direkter Demokratie im regionalen Bereich.
hospitalisierung genannt: Raus aus den Spitälern, mehr ambu-
Daher habe ich meine Arbeit sehr gerne gemacht.“
ruc
lante Versorgung. Ein weiteres Schlagwort war Dezentralisierung: Die Einrichtungen sind zu den Menschen gekommen. Das war eine unglaublich humanitäre Tat.“ Auch die Leitungen der Krankenhäuser wurden umstrukturiert, hin zu einer kollegialen Leitung, in welcher der medizinische Bereich, die Pflege und die Verwaltung gleichgeordnet sind. Das hieß für Schneid: Pläne entwickeln, Sitzungsvorlagen erstellen, mit den Beteiligten verhandeln, Vorschläge in den Bezirkstag einbringen und Beschlüsse umsetzen. Eine ziemlich genaue Beschreibung von Schneids Tätigkeit, die ansonsten eher schwierig zu vermitteln ist. Schneid: „Ich habe einmal versucht, dem Fahrer unseres früheren Präsidenten zu beschreiben, was ich mache. Und am Ende hat er den wirklich klugen Satz gesagt: ‚Sie halten also alles zusammen.’“ Alfred Schneid ist einer, der nicht nur hinter einzelnen Projekten steht, sondern Verfechter des Bezirksmodells als solches ist. „Es gibt ja immer wieder die Diskussion, die Bezirke rein aus finanziellen Gründen aufzulösen. Aber wenn man die Idee sieht, die dahinter steckt, wäre es schade“, sagt er. Mit „Idee“ meint Schneid, dass der Bezirk – gerade vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus – als demokratisches Element Vorschläge und Entwicklungen ethisch hinterfragt und diskutiert. Zudem seien es die Bezirke, die pro Jahr über vier Milliarden Euro vom Staat und den Kommunen einfordern, um den sozialen Bereich zu för-
60 Jahre Bezirk Schwaben und Stadt Augsburg: Eine erfolgreiche Partnerschaft mit und für unsere Bürgerinnen und Bürger in Schwaben. Gemeinsam heute – für morgen. Herzlichen Glückwunsch!
dern. Daraus entstehe ein Finanzausgleich, bei dem die Starken
39
60 Jahre Jetzt, im Oktober, ist Heinz Liebert 25 Jahre Finanzchef und feiert sein 40-jähriges Betriebsjubiläum beim Bezirk. Weil seine Entscheidungen unmittelbar Einfluss beim Bürger in den Kommunen haben, ist er froh, durch seine Ehrenämter „nah dran“ zu sein.
Heinz Liebert: Der Herr der Zahlen „Ich gebe jeden Tag zwei Millionen Euro aus“, erklärt Heinz Liebert unumwunden. Zwei Millionen, das sind insgesamt 634,8 Millionen Euro – der Etat, den der Bezirk Schwaben 2014 für die Bereiche Soziales und Gesundheit, Kultur und Heimatpflege, Jugend und Bildung, Natur und Umwelt sowie Europäische Arbeit zur Verfügung hat. Geld, das in Leistungen fließt, die über die Leistungsfähigkeit von Gemeinden, Städten und Landkreisen hinausgehen. „Das Zusammenspiel zwischen den
Politik und Verwaltung sitzt. „Wichtig ist, das politisch Gewünsch-
Kommunen und dem Bezirk ist mir ein besonderes Anliegen, weil sich
te, das finanziell Machbare mit dem Notwendigen und Möglichen
der Bezirk über die Umlagen der Kreise und kreisfreien Städte finan-
in Einklang zu bringen“, sagt er und schmunzelt: „Kämmerer ist
ziert“, sagt Liebert. Dass er zum Fototermin ins Kloster Thierhaupten
kein Beruf, sondern ein Zustand.“ Dass sich Heinz Liebert, der
kommt, ist bewusst gewählt. Im Hauptberuf Kämmerer des Bezirks, im
sich mit 65 Jahren Anfang 2015 in den Ruhestand verabschieden
politischen Ehrenamt stellvertretender Landrat im Kreis Augsburg, re-
wird – sein Nachfolger wird Martin Seitz, derzeit Kämmerer beim
präsentiert er zwei kommunale Ebenen. Deren Zusammenarbeit ist es
Landkreis Augsburg – in seinem Amt jedoch pudelwohl fühlt,
auch zu verdanken, dass die ehemalige Benediktinerabtei aus einem
merkt man ihm in jedem Satz an. „Ich bin ein Zahlenmensch“,
„Dornröschenschlaf“ erwachte. 1983 kaufte der Markt Thierhaupten
erzählt er, „und so seltsam es klingt: Kämmerer bin ich letztend-
die desolate Klosteranlage und renovierte sie gemeinsam mit dem
lich geworden, weil ich schon als Bub hervorragend schafkopfen
Landkreis Augsburg, dem Bezirk Schwaben und dem Freistaat Bay-
konnte“. Wie bitte? Mit zwölf Jahren habe er festgestellt, dass er
ern. „Es ging darum, das Klosteranwesen mit Leben zu erfüllen“, erin-
sich die Karten weit besser merken konnte als die reichen Bau-
nert sich Heinz Liebert, „dass heute hier wieder vielbeachtete Konzerte
ern, die in seinem Geburts- und Wohnort Langenreichen jeden
und das Landkreisfest stattfinden, zwei Außenstellen des Bayerischen
Abend um Geld spielten. Als er einmal das Blatt für einen Bauern
Landesamtes für Denkmalpflege eingezogen sind und die Schule der
halten sollte, der eine kurze Pause machte, häuften sich statt
Dorf- und Landesentwicklung hier ist. ist Ergebnis gemeinsamer An-
Zehnerle und Fünferle Silbergeldmünzen auf des Bauern Einsatz
Fotos: Simon Stöckel, Bezirk Schwaben
strengung aller kommunalen Ebenen.“ Wie ein „roter Faden“ zieht sich diese Denke durch Lieberts Arbeit. „Sie dürfen nicht glauben, dass es immer einfach ist, die geplanten Maßnahmen zu argumentieren und die Budgets zusammenzustellen“, berichtet der Bezirks-Finanzchef über seine Etatplanungen, der in seinem Amt an der Schnittstelle zwischen
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Seite 1
60 Jahre Bezirk Schwaben – Wir gratulieren! Der Bezirk Schwaben und der Landkreis Ostallgäu: gemeinsame Gestalter des erfolgreichen Weges unserer Region! Gestern, heute und morgen.
Bildungsregion Landkreis Neu-Ulm Der Landkreis Neu-Ulm gratuliert herzlich zum
Jubiläum
60
Jahre Bezirk Schwaben
an – der Grundstein für Heinz Lieberts Zahlenkarriere war gelegt. Der Bub wurde zum größten Schafkopfturnier angemeldet, die Bauern übernahmen das Startgeld, der kleine Heinz wurde zum großen Sieger und strich 50 Mark Gewinnerprämie ein. „Ein Heidengeld damals“, über das er sich noch heute freut. Dem Generationswechsel beim Bezirk – auch Direktor Alfred Schneid erreicht die Altersgrenze – sieht Liebert gelassen entgegen. „Wir können ein gut bestelltes und geordnetes Haus an unsere Nachfolger übergeben“, sagt er. Ein Haus, das sogar über
Der Bezirk Schwaben ist ein starker Partner des Landkreises Neu-Ulm im Sozialwesen und in der Kultur- und Heimatpflege. Sein eng geknüpftes soziales Netz, attraktive kulturelle Angebote und
hervorragende Bildungsund Betreuungseinrichtungen zeichnen unseren Landkreis aus. Auf unseren Internetseiten finden Sie ausführliche Informationen. www.landkreis.neu-ulm.de
umfangreichen Immobilienbesitz in den neuen Ländern verfügt. Ein Zufall: „Als ich 1974 beim Bezirk angefangen habe, sollte ich Akten aufräumen“, erinnert er sich an seine erste Zeit am Hafnerberg. Dabei ist ihm ein Paket Aktien der Thüringer Handwerksbau AG/ Jubilaeum_Bezirk.indd Weimar in die Hände gefallen. „Wegschmeißen“, hat sein damaliger
1
28.08.2014 14:59:14
Chef gesagt – was der junge Inspektor damals aber nicht tat. Er behielt die Aktien in seinem Schreibtisch, bis zur Wende 1989. Die AG gab es noch – und so hält der Bezirk Schwaben bis heute nie darum, Staub aufzuwirbeln, sondern Spuren zu hinterlassen“, resümiert er – und freut sich, dass ihm das vielerorts in Schwaben mit Sachverstand, Kalkül und seiner ausgleichenden Art im Amte des Bezirkskämmerers gelungen ist.
Fotos: Caritas/Bernhard Gattner (2)
19 Prozent an der Immobilienfirma. „In meiner Position ging es mir
Karolinenstraße 12 86150 Augsburg Tel. 0821 50224-0 augsburg@pustet.de
wos
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60 Jahre Als Leiterin der Abteilung Soziales & Gesundheit ist Juristin Gertrud Kreutmayr für mehr als 90 Prozent des Bezirksetats zuständig. Eine Mammutaufgabe, welche die Aichacherin engagiert und leidenschaftlich angeht.
Gertrud Kreutmayr: Managerin für das Soziale Mit mehr als 90 Prozent des Bezirkshaushaltes gehen in Schwaben knapp 600 Mio. Euro in den Bereich „Soziales & Gesundheit“. Die mit Abstand wichtigste Aufgabe des Bezirks Schwaben zeigt gleichzeitig auch eines: dass es in Schwaben – im Gegensatz zu den anderen sechs bayerischen Bezirken – eine ausgesprochen karitative Tradition gibt, die nicht selbstverständlich ist. Zahlreiche Einrichtungen der Wohlfahrtspflege wie das DominikusRingeisen-Werk oder die Regens-Wagner-Stiftungen wurden bereits in den vergangenen Jahrhunderten errichtet und sind bis heute von großer Bedeutung. Als Kostenträger für die verschie-
Menschen. Die Eingliederungshilfe soll den behinderten Men-
densten Maßnahmen ist der Bezirk dabei meist der wichtigste
schen zu einem weitgehend selbstständigen Leben befähigen.
Finanzier. „Es steht nicht Bezirk drauf, wo Bezirk drin ist“, erläu-
Dazu gehört vor allem auch, dass er einen angemessenen Beruf
tert Gertrud Kreutmayr das Dreiecksverhältnis zwischen Bezirk,
ausüben und möglichst unabhängig von Pflege leben kann.
Leistungserbringern und den Menschen, welche die Leistungen in Anspruch nehmen (müssen). Es gilt das Subsidiaritätsprinzip. Das
„Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Hilfe zur Pfle-
heißt: Der Bezirk ist zwar einer der Kostenträger, die Leistungen
ge“, beschreibt Gertrud Kreutmayr den Bereich, der mit 100 Mio.
selbst werden von den Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas, der
Euro den zweitgrößten Posten ihres Haushalts ausmacht. „Wer
Diakonie und anderen Verbänden und Stiftungen erbracht.
wegen Krankheit oder Behinderung für die gewöhnlichen und
Foto: Simon Stöckel
regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des tägli-
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Zuständig sind die Bezirke für die Aufgaben, die das Leistungs-
chen Lebens auf fremde Hilfe angewiesen ist, hat Anspruch auf
vermögen der Landkreise und kreisfreien Städte überschreiten.
Hilfe zur Pflege“, heißt es im Gesetz. In Schwaben betrifft das
Im Sozialen heißt das insbesondere die Finanzierung der Ein-
rund 4.200 Personen, deren eigenes Einkommen und Vermögen
gliederungshilfe für geistig, körper- oder mehrfach behinderte
wie auch die Pflegeversicherung zur Deckung der Kosten eines
Menschen, die rund 375 Mio. Euro jährlich ausmacht und 16.000
Heimplatzes nicht ausreichend sind. Beantragt werden kann die
Menschen in Schwaben betrifft. In diesen Bereich fällt die am-
Hilfe direkt beim Bezirk. Dieser ist also von der Frühförderung
bulante, teilstationäre und vollstationäre Behandlung ebenso
für die Kleinsten bis zu den Hilfen im Erwachsenenalter bis hin
wie beispielsweise die Kostenübernahme für heilpädagogische
zur Pflege für Menschen mit Behinderung und bei Pflegebedürf-
Tagesstätten, Förderstätten oder Werkstätten für behinderte
tigkeit für Bürger in jedem Lebensalter zuständig. „Insgesamt
Der Landkreis Unterallgäu gratuliert dem Bezirk Schwaben zu seinem 60-jährigen Bestehen! Seit sechs Jahrzehnten ist der Bezirk Schwaben als dritte kommunale Ebene ein verlässlicher Partner, der in unserer Region zahlreiche positive Akzente gesetzt hat. Landkreis Unterallgäu • Bad Wörishofer Str. 33 • 87719 Mindelheim
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kümmern sich rund 240 Mitarbeiter in neun Sachgebieten der
anderen zu sich selbst und zurück ins Leben. Es geht darum, im
Sozialabteilung um die soziale Sicherung in Schwaben“, kons-
Zuge der Leitlinie „Ambulant statt stationär“ als Alternative zu den
tatiert die Aichacherin, die wir in der Caritas-Tagesstätte für
Bezirkskliniken, die heute echte Akutkliniken sind, ein wohnort-
psychische Gesundheit zum Gespräch treffen – einem typischen
nahes und ergänzendes Netz an Angeboten aufzubauen. „In ganz
Ort, der das Leistungsspektrum im Bereich Eingliederungshilfen
Schwaben stehen den Menschen Sozialpsychiatrische Dienste,
zeigt. Hier finden Gruppensitzungen und Workshops statt. Men-
Suchtberatungsstellen, Tagesstätten und ambulante Wohnformen
schen, die aufgrund einer psychischen Krise oder Erkrankung
zur Verfügung“, sagt Kreutmayr. „Hier erhalten sie Unterstützung
Probleme im Leben haben, finden über aktive (Mit-)Arbeit in der
und Beratung, Angebote zur Strukturierung ihres Alltags sowie
hauseigenen Schreinerei, in der Küche oder im Dienst an den
Hilfen zu einem möglichst selbstständigen Leben.“
wos
Soziales & Gesundheit Fotos: Caritas/Bernhard Gattner (2)
Bei Außensprechtagen in den Landkreisen und kreisfreien Städten informieren Mitarbeiter des Bezirks vor Ort über das ganze Spektrum sozialer Hilfen, auch ganz individuell.
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60 Jahre
Mercedes Leiß: Kultur und Europa fest im Blick Jede Region hat ihre eigene Kultur, so auch Schwaben. Damit diese Kultur nicht vergessen wird, gibt es die Museen und die Heimatpflege, Dafür ist Mercedes Leiß mit den Abteilungen „Kultur und Heimatpflege“ wie auch „Europa“ zuständig, als dessen Baustein sich der Bezirk sieht. Ein buntes Stimmengewirr dringt über den Platz, als wir Mer-
schen Gedanken beflügelt. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert,
cedes Leiß Mitte August beim internationalen Fußballturnier in
der ebenfalls die gesamten drei Veranstaltungstage mit von der
Kempten/Wildpoldsried am Rande des Fußballfeldes treffen. Das
Partie war und sich mit seinen Amtskollegen aus Frankreich, Ru-
Turnier, das der Bezirk Schwaben ausrichtet, hat mittlerweile be-
mänien und der Ukraine austauschen konnte, stellte fest: „Die
reits Tradition und vereint rund hundert junge Menschen aus den
Jugendlichen können im Austausch neue Sichtweisen kennenler-
west- und osteuropäischen Partnerregionen des Bezirks bei der
nen, Solidarität und gelebtes europäisches Miteinander erfahren.
Jugendbegegnung „Vier Regionen für Europa“. Die vier Regionen,
Denn so verschieden wir in Europa leben, so ähnlich sind wir uns!“
Foto: Harald Langer
das sind Mayenne/Frankreich, Schwaben und der Landstrich der
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Bukowina mit den Bezirken Suceava in Rumänien und Czernowitz
Als europäische Region hat Schwaben genau dieses Ziel im
in der Ukraine. „Durch die politische Situation dort sind wir sehr
Blick: Verständnis und Toleranz fördern. Als Vorreiter der euro-
froh, dass es geklappt hat, die ukrainischen Jugendlichen für die
päischen Ost-West-Beziehungen ging der Bezirk bereits 1997
Begegnung ins Allgäu zu holen“, freut sich Mercedes Leiß darüber,
als eine der ersten kommunalen Gebietskörperschaften Deutsch-
dass die persönliche Begegnung junger Menschen den europäi-
lands eine Partnerschaft mit zwei Regionen in Osteuropa ein,
schon 1987 besiegelte der Bezirk offiziell seine Partnerschaft mit dem französischen Departement Mayenne. Aktuell sind 22 schwäbische Gemeinden in der Mayenne partnerschaftlich verbunden. Der Partnerschaftsarbeit des Bezirks Schwaben wird über das Europabüro abgewickelt, in den Osten in enger Kooperation mit dem Bukowina-Institut, das 1988 gegründet wurde und seit 2003 ein AN-Institut (organisatorisch und recht-
Kultur und Europa Trachten, Volksmusik und die lebendige Präsentation schwäbischer Kultur pflegt der Bezirk in einer eigenen Abteilung. Auch die Bukowina (Foto unten rechts) ist für die Abteilung „Kultur und Europa“ ein wichtiges Thema.
lich eigenständige Forschungseinrichtung) an der Universität Augsburg ist, und dem Bukowina Hilfswerk e. V., das Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, alte Menschen mit Behinderungen und soziale Randgruppen unterstützt. „Koordiniert wird dies vom Europabüro“, sagt Leiß, „das zudem als Ansprechpartner bei Fragen zu europapolitischen Themen und europäischen Förderprogrammen zur Verfügung steht.“ Die Kulturen kennen und verstehen zu lernen – hier schließt sich der Kreis zur eigenen, zur schwäbischen Kultur. Das Engagement des Bezirks im Kulturellen und in der Heimatpflege spiegelt praktisch alle Facetten wider, die die Region zu bieten hat. Der Bezirk ist Träger des Schwäbischen Volkskundemuseums in Oberschönenfeld, des Rieser Bauernmuseums Maihingen spielt Sonderausstellungen in den Räumen des Erdgeschosses
die Schlussphase“, erzählt Mercedes Leiß, „die Ausstellung ‚Le-
in Schloss Höchstädt und entfaltet kulturelle Aktivitäten in Irsee
ben, Wohnen und Arbeiten‘ wird neu konzipiert und im Frühjahr
und Thierhaupten. Er war Mitinitiator des Bayerischen Textil- und
eröffnet.“ Weiterer wichtiger Punkt in der Abteilung ist die Kultur-
Industriemuseums „tim“ in Augsburg, ist Sitz der Bezirksheimat-
förderung. „Es ist noch viel zu wenig bekannt, dass nicht nur für
pflege, bietet Trachtenkulturberatung im denkmalgeschützten
die Denkmalpflege Gelder bereitstehen“, berichtet Mercedes Leiß
Landauer Haus in Krumbach, betreibt die Beratungsstelle für
davon, dass jedes Jahr zwischen 40 und 50 Förderanträge für
Volksmusik und bietet in Lehrgängen und Veranstaltungsreihen
Kulturförderung eingehen. „Man kann für das Wohl der Menschen
unter anderem spezielle Instrumentenseminare an. „Derzeit ge-
viel gestalten“, sagt sie, „dafür arbeiten zu dürfen, finde ich schön.“
hen die Arbeiten im früheren Brauereigebäude in Maihingen in
Fotos: Carola Neidhart, Christina Bleier, Helene Weinold-Leipold, Evi Heigl / Bezirk Schwaben
und des Schwäbischen Bauernhofmuseums Illerbeuren und be-
wos
Kultur für alle Sinne
Bezirk Schwaben - wir machen Kultur für Schwaben
v Volkskundemuseum Oberschönenfeld mit Schwäbischer Galerie v Rieser Bauernmuseum Maihingen v Hammerschmiede und Stockerhof Naichen v Bauernhofmuseum Illerbeuren v „Kinderland Schwaben“ im Schloss Höchstädt v Trachtenkulturberatung und Volksmusikberatungsstelle v Bezirksheimatpflege v Schwäbisches Jugendsinfonieorchester (sjso)
www.bezirk-schwaben.de
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60 Jahre
Claudia Kreibich: für die Rechte, die Jugend und Natur Claudia Kreibich betreut beim Bezirk Schwaben drei sehr unterschiedliche Bereiche in einer Abteilung: das Justitiariat, Schulen und Bildung sowie die Naturpflege. Die Sonne scheint warm, das Wasser in den Teichen des Fischereihofs Salgen liegt ruhig da. Hinter dem Gelände, das etwas abgeschieden nördlich von Mindelheim zwischen Salgen und Mörgen liegt, erstrecken sich Felder. Trotz dieser Idylle kommt Claudia Kreibich nur ungefähr fünfmal im Jahr hier her. Sie leitet die Abteilung 4 des Bezirks, welche die höchst unterschiedlichen Teilbereiche Justitiariat, Schulen und Naturpflege umfasst. Den größten Teil ihrer Arbeit – gute 60 Prozent – beansprucht
Das betrifft in erster Linie die Sozialverwaltung. So unterstützt
das Justitiariat. Öfter als in Salgen trifft man Claudia Kreibich
der Bezirk etwa Menschen mit Behinderungen, die ihren Unter-
vor Gericht: „Ich bin praktisch der Rechtsanwalt für den Bezirk
halt selbst nicht aufbringen können. Da er die Leistungen der
Schwaben, weil ich mich um alle Rechtsstreitigkeiten kümmere,
Sozialhilfe letztendlich aus Steuereinnahmen finanziert, muss er
bei denen der Bezirk als Kläger auftritt oder verklagt wird.“
überprüfen, ob etwa Angehörige leistungsfähig sind. „Das betrifft zum Beispiel den 50-jährigen Sohn einer alten Dame im Pflegeheim. Dann gibt es aber Menschen, die sagen: ‚Nein, ich kann nichts zuzahlen. Ich hatte schon immer ein Motorrad und drei
Fischereihof Salgen Im Fischereihof Salgen werden Fischarten wie Äsche, Nase und bedrohte Kleinfischarten gehalten, vermehrt und an schwäbische Fischzüchter abgegeben. Auch Edelkrebse werden immer seltener.
Autos. Das kann man mir nicht zumuten.’ Dann muss man leider streiten und trifft sich vor Gericht, um die Zuzahlung von 500 Euro für die Mutter durchzusetzen.“ Zudem berät die Abteilungsleiterin die Mitarbeiter des Bezirks, wenn es um rechtliche Fragen geht, oder versucht Streitigkeiten mit Bürgern auch ohne Gericht zu lösen. Etwa dann, wenn sich zwei Angehörige darum streiten, wer wie viel für das Pflegeheim der Mutter bezahlen muss und dass einer vielleicht Teile des Ein-
Fotos: Harald Langer. SBI, Dr. Born
kommens oder Vermögens verschwiegen hat. „Wenn mehrere Leute beteiligt sind, setzen wir uns immer erst zusammen. Ich bin Außenstehende in Familien- und Erbschaftssachen. Es ist besser, das im Guten zu klären, als wenn ein Richter eingreifen muss.“
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Dass zu ihrer Abteilung noch zwei weitere Bereiche gehören, findet Kreibich spannend. Der Fischereihof Salgen etwa vermehrt nicht nur gefährdete Arten wie Äsche, Nase und Barbe und gibt die Tiere an schwäbische Fischzüchter ab. Hier sitzt auch die Fischereifachberatung, welche die Lebensgrundlage einheimischer Fische erhält, entwickelt und verbessert. Außerdem können Schulklassen zu einer Bach- und Teichsafari in die Wasserschule vorbeikommen. Im Bereich Schule und Bildung ist seit einigen Jahren der Umgang mit Medien ein großes Thema. Deshalb ist der Bezirk Träger der so genannten Medienfachberater, die als Ansprechpartner in der Jugendarbeit bereitstehen und diese in den Bereichen Video, Foto, Audio und Multimedia begleiten und unterstützen. Aber auch für andere Bereiche der Jugendarbeit macht sich der Bezirk stark: So beträgt der Betriebskostenzuschuss für die Jugendbildungsund Begegnungsstätte Babenhausen pro Jahr 443.500 Euro und der Bezirksjugendring Schwaben erhält für seine Geschäftsstelle 234.000 Euro. Zudem gehört mit dem „Förderzentrum Augsburg – Förderschwerpunkt Hören“ eine einzigartige Einrichtung für Kinder und Jugendliche zur Abteilung von Claudia Kreibich.
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60 Jahre Immer mehr Menschen bekennen sich zu psychischen Krankheiten und lassen sich behandeln. Warum der Bettenabbau in den Bezirkskliniken trotzdem gut für die Patienten ist, erklärt Vorstands vorsitzender Thomas Düll.
Sieben Kliniken und ein halbes Hotel Direkt neben dem Zentralklinikum Augsburg liegen die Bauten des Bezirkskrankenhauses. Knapp 500 Beschäftigte kümmern sich hier um Patienten mit psychischen Erkrankungen, um chronisch Kranke ebenso wie um akute Krisenfälle. Auf diesem Gelände hat auch Thomas Düll sein Büro, seit 1997 ist er Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben, die als Anstalt des öffentlichen Rechts eigenständig unter dem Dach des Bezirks geführt werden. Bevor das Gebäude auf der vom Zentralklinikum abgewandten Seite für die Verwaltung umgebaut wurde, befanden sich hier Apartments. Der lichtdurchflutete Gang vor den Büros war vormals ein offener Laubengang, heute zieren Bilder aus der Kunsttherapie seine Wände. Für den Bezirk Schwaben leitet Thomas Düll nicht nur die Bezirkskliniken als
ausweitet.“ Zu den häufigsten Volkskrankheiten zählten heute
eigenständiges Unternehmen, sondern auch die Abteilung Kran-
unter anderem Depression, Demenz und Sucht. Der Grund für
kenhaus- und Bauangelegenheiten.
die hohen Patientenzahlen liegt nicht zwangsläufig darin, dass mehr Leute erkranken. Auch die gesellschaftliche Aufklärung tra-
Augsburg ist einer von aktuell sieben Standorten der Bezirks-
ge dazu bei. So gehöre es zu den wichtigsten Aufgaben der Be-
kliniken Schwaben (siehe Kasten), die in Betrieb sind. 2016 er-
zirkskliniken, die Krankheitsbilder zu „entstigmatisieren“. „Das ist
öffnet mit Obergünzburg der achte. Zugleich gehört das Kom-
etwas, das nur mittel- und langfristig Früchte trägt. Das kommt
munalunternehmen mit rund 3.500 Mitarbeitern zu den größten
jetzt langsam. Ich glaube, dass sich heute mehr Leute zu ihrer
Arbeitgebern der Region. Damit sichert es im Auftrag des Bezirks
psychischen Krankheit bekennen“, so Düll.
Foto: Peter Buchner, Bezirkskliniken Schwaben
flächendeckend die neurologische und psychiatrische Versorgung. Mit Erfolg: Das Kommunalunternehmen schreibt schwarze
Seit 1849 die erste Heilanstalt in Irsee gegründet wurde, hat sich
Zahlen, was keine Selbstverständlichkeit ist. Rund die Hälfte aller
viel getan. Die historische Forschung profitiert davon, dass alle
deutschen Krankenhäuser macht Minus.
Krankenakten seit der Gründung vorhanden sind, in denen damals die gesamte Lebenssituation der Patienten aufgenommen
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Jeder Tausendste Einwohner Bayerisch-Schwabens wird täglich (!) in
wurde. Zudem wird die Kliniksituation immer mehr an den Bedarf
den Bezirkskliniken Schwaben stationär versorgt. „Das ist be-
der Betroffenen angepasst. Sieben Krankenhäuser garantieren
eindruckend, aber auch besorgniserregend“, sagt Düll. „Es zeigt,
eine flächendeckende Versorgung, Spezialisierung steigert die
dass sich das Thema psychische Gesundheit zur Volkskrankheit
Qualität. Das Bezirkskrankenhaus Günzburg etwa konzentriert
brauchen wir auch deren Spezialisten. Daher sind wir mit unseren Einrichtungen entweder direkt in den Allgemeinkrankenhäusern baulich integriert oder auf dem Nachbargrundstück.“ So auch der Neubau des Bezirkskrankenhauses Kempten, der einen gemeinsamen Eingang mit dem Klinikum Kempten haben wird. Düll: „Man sieht den Patienten in Zukunft nicht mehr an, weshalb er da ist, was ihm fehlt.“ Zu der Anpassung an den Bedarf gehört auch der Abbau von Betten. Was angesichts steigender Patientenzahlen zunächst widersprüchlich klingt, hat einen simplen Hintergrund: Immer mehr Patienten werden mittlerweile ambulant betreut. Auf gut 20.000 stationär Betreute in der Psychiatrie kommen mittlerweile 55.000 ambulante pro Jahr. Zur Betreuung zählen zum Beispiel auch Tagesklinken, bei denen die Betroffenen von 8 bis 16 Uhr in die Einrichtung kommen und genau die gleiche Versorgung erhalten, wie die Patienten, die dort wohnen. Gleichzeitig übernachten sie aber daheim und werden dadurch in ihrem gefestigten Umfeld belassen. Die künftige Fachklinik in Obergünzburg geht in eine ähnliche Richtung. Auch hier soll es um akut kranke Personen gehen, jedoch nicht um Schwerkranke, wie etwa suizidgefährdete Personen. Unter dem Motto „mehr Hotel, weniger Krankenhaus“ bekommen Patienten in Obergünzburg die Möglichkeit, in Abgeschiedenheit und atmosphärischer Lage aus dem Alltag auszusteigen und Ruhe zu finden. Daher wird es auch eine Sauna und einen Wellnessbereich geben. Obwohl die Bezirkskliniken erfolgreich laufen, bereiten die Entwicklungen des Gesundheitssystems Düll Sorgen. Der Grund: sich als einziges Krankenhaus Deutschlands ausschließlich auf
2012 wurde ein leistungsorientiertes Vergütungssystem auch
die Versorgung aller Erkrankungen des zentralen und peripheren
im psychiatrischen und psychosomatischen Bereich eingeführt,
Nervensystems.
dessen Auswirkungen für Patienten und Kliniken noch nicht absehbar sind. Die Befürchtungen gehen dahin, dass Patienten zu-
Auch die Nachbarschaft von Zentralklinikum und Bezirkskranken-
nehmend auch anhand ökonomischer Gesichtspunkte bewertet
haus Augsburg sind kein Zufall, sondern gehören zum Konzept.
werden, anstatt ausschließlich gesundheitlicher. Und das würde
„Allgemeinkrankenhäuser haben natürlich auch ganz viele Pati-
eher dem Grundsatz „weniger Krankenhaus“ Rechnung tragen,
enten mit psychischer Grunderkrankung“, sagt Düll. „Andererseits
als den Bedürfnissen der Patienten.
ruc
Standorte: Augsburg, Donauwörth, Günzburg, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, ab 2016 auch Obergünzburg Mitarbeiter: 3.500 Patienten: ca. 75.000 (ambulant und stationär) Bilanzsumme: 370 Mio. Euro
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60 Jahre
Kloster Irsee: „Die Tür steht offen – mehr noch das Herz“
Fotos: Ulrich Wagner / Bezirk Schwaben
Im Schwäbischen Tagungs- und Bildungszentrum Kloster Irsee treffen sich Gäste aus Wissenschaft, Politik und Verbänden – ebenso wie Musik- und Literaturfreunde aus aller Herren Länder. Denn Kloster Irsee ist Veranstaltungsort für bemerkenswerte Kunst- und Kulturveranstaltungen. Neben herausragenden Baudenkmalen wie Kloster Maihingen,
„Schwäbischen Musiksommer“, den Literaturwettbewerb „Irseer
Schloss Höchstädt, dem Gögginger Kurhaustheater oder dem
Pegasus“, die „Pomona-Akademie“ oder „Irseer Klostermusik der
Landauer Haus in Krumbach ist Kloster Irsee eine ganz beson-
Renaissance – Solennia 2014“ oder das „Tonspuren-Festival“, das
dere Adresse in Schwaben. Die ehemalige Abtei der Benediktiner
im Frühjahr bereits zum dritten Mal stattfinden wird. „Die Tür
nahe Kaufbeuren bietet heute mit dem Schwäbischen Tagungs-
steht offen – mehr noch das Herz“, betont der Leiter des Ta-
und Bildungszentrum Irsee als Einrichtung des Bezirks Gästen
gungszentrums und Bildungswerkes, Dr. Stefan Raueiser, ganz
aus Wissenschaft, Politik und Verbänden Tagungs-, Veranstal-
in der Tradition des benediktinischen Mönchsgrußes porta patet,
tungs- und Übernachtungsmöglichkeiten. Gemeinsam mit dem
cor magis.
Bildungswerk des Bayerischen Bezirketags und der Schwaben-
50
akademie wird ein umfangreiches Musik-, Kunst- und Kulturpro-
Seit seiner Eröffnung im Jahr 1981 hat sich das Haus mit
gramm der beruflichen Weiterbildung und Erwachsenenbildung
81 komfortablen Gästezimmern und 15 individuell ausgestatteten
angeboten. Darüber hinaus ist Kloster Irsee Veranstaltungsort
Tagungsräumen unterschiedlicher Größe einen international be-
für bemerkenswerte Kunst- und Kulturveranstaltungen wie den
achteten Namen als Veranstaltungszentrum erworben.
wos
Warum Irsee? Unter dem Titel „Warum Irsee?“ veröffentlicht das
Den Anlass zur Veröffentlichung bietet also das
Schwäbische Bildungszentrum Irsee Bild- und
165. Jubiläum des „Stifterfestes“ der ersten Be-
Textdokumente über die Gründungsgeschichte
zirkseinrichtung in Schwaben überhaupt: Am
der sogenannten „Kreis-Irrenanstalt Irsee“ vom
1. September 1849 wurde die erste stationäre
Ende der 1820er-Jahre bis zur Eröffnung 1849
Psychiatrie Schwabens im säkularisierten Be-
sowie über den weiteren Ausbau der Anstalt
nediktinerkloster Irsee eröffnet. Bis zur Schlie-
bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Bezirks-
ßung 1972 wurde jedes Jahr am 1. September „ein
tagspräsident Jürgen Reichert schreibt dazu in
Gartenfest im Männergarten hinter der Kirche“
seinem Geleitwort: „Der Verdienst vorliegender
gefeiert. „Da gab‘s nachmittags Kaffee und Ku-
Studie liegt darin, die Planungs- und Gründungs-
chen und die Patienten freuten sich“ (so die Aus-
geschichte dieser ersten psychiatrischen Klinik in Schwaben vom Ende der 1820er-Jahre bis zum Abschluss ihres Ausbaus in den 1930er-Jahren nachzuzeichnen. Denn dass der Ursprung aller schwäbischen Bezirkskrankenhäuser in Kloster Irsee liegt, das am 1. September 1849 als „KreisIrrenanstalt“ eine neue Verwendung fand, daran soll anlässlich des 165. Jahrestages der Anstaltseröffnung und im 60. Jahr der Wiederbegründung
Autor ist der Historiker Dr. Gerald Dobler, der 2013 unter dem Titel „Von Irsee nach Kaufbeuren“ (Grizeto-Verlag 2013, ISBN 9783-9812731-7-5, € 14,80) bereits die Erweiterungsplanungen für die Irseer Anstalt veröffentlichte, die zwischen 1872 und 1876 zum Neubau der „Heilanstalt für Geisteskranke in Kaufbeuren“ (heute Bezirkskrankenhaus) führte.
sage einer Zeitzeugin). Wie die Konzeption einer psychiatrischen Anstalt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aussah, warum gerade Irsee als Standort gewählt wurde, weshalb Planungs- und Bauphase über 20 Jahre in Anspruch nahmen, wie die Klostergebäude in Irsee für den neuen Verwendungszweck umgebaut und in welcher Form die Anstalt bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts weiter ausgebaut wurde, wird anhand
des Bezirks Schwaben nach den Schrecken des
des im Schwäbischen Bildungszentrum reich
Zweiten Weltkrieges erinnert werden.“
überlieferten Planmaterials illustriert.
ts
TAG E N U N D TA FE L N M IT S TI L Historisch geprägt, atmosphärisch einzig: Als vielfach ausgezeichnetes Konferenzhotel gehört das Schwäbische Bildungszentrum Irsee zum erlesenen Kreis der „Allgäu TopHotels“ und bietet seinen Gästen den glanzvollen Rahmen für internationale Begegnungen und anspruchsvolle Tagungen. Die hochkarätigen Konzerte, Kunst- und Kulturveranstaltungen in Kloster Irsee sind weit über Schwaben hinaus bekannt. Schwäbisches Tagungs- und Bildungszentrum Eine Einrichtung des Bezirks Schwaben
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Landschaft am Himmel
Daniel Eggert hat ein Faible für Unwetter
Daniel Eggert liebt den Sommer. Nicht, weil er an den BaggerDer 19-jährige Daniel Eggert aus Gablingen bei Augsburg ist am liebsten in der Natur unterwegs – wie hier am Auerberg. Großes Bild: Eine Superzelle bei Buchloe im Juli 2011. Eine Superzelle ist ein Gewitter mit rotierenden Aufwindbereichen und besonders starken Begleiterscheinungen wie Orkanböen, Großhagel und Tornados.
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see kann, wie andere seines Alters auch. Der 19-Jährige wartet auf Unwetterwarnungen – und dann erwacht sein Jagdinstinkt. „Es gibt im Web sehr detaillierte Unwetterkarten, die die aktuelle Blitzhäufigkeit in einer Region zeigen“, erzählt der frischgebackene Abiturient, wie er „seinen“ Unwettern auf die Spur kommt. Bereits mit zehn und einer ersten Kompaktkamera hat er vom Kinderzimmer aus Blitze fotografiert. Heute geht er raus, nah ans Unwetterzentrum heran und sucht „sein“ Motiv. Er ist kein Spinner, der sich der Gefahr aussetzt.
Er ist ein ruhiger, bedachter und mittlerweile sehr erfahrener
ten „Runner-Up-Wildlife“-Wettbewerb 2012 räumte er mit der
„Sturmjäger“. „Ich wähle meist einen erhöhten Standort, acht
Makroaufnahme einer raureifüberzogenen Küchenschelle im
oder zehn Kilometer von der Unwetterzelle entfernt“, sagt er.
Sonnenaufgang in London den 2. Preis unter 80.000 einge-
So wie in der „besten Gewitternacht“ des 12. Juni 2014, als er
sandten Motiven ab. „Eine tolle Erfahrung, die mir auch einen
über Altenstadt hinweg gewaltige Blitzformationen in mächti-
Fernsehbericht eingebracht hat.“ Im Frühjahr nun will Daniel
ger Bergkulisse einfing. „Für mich sind Wolkenbilder und Un-
in die USA, um erstmals Tornados zu sehen – und zu foto-
wetterzellen Landschaft am Himmel, also Landschaftsfotogra-
grafieren. Danach wird studiert. Nicht Meteorologie, wie man
fie mit einem ganz speziellen Fokus“, beschreibt der Gablinger
vermuten könnte, sondern Geowissenschaften – die Zusam-
die ganz persönliche Sichtweise auf seine Fotos. Die haben
menhänge von Erde und Atmosphäre. Mehr Motive und der
schon höchste Ehrung erfahren: Beim weltweit renommier-
neue Gewitterkalender im Web: www.natur-motive.de
wos
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Blitze zucken beim nächtlichen Gewitter bei Altenstadt / Schongau. Im Hintergrund der Hohe PeiĂ&#x;enberg (12. Juni 2014):
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Freistehendes Gewitter bei Hรถhenkaltluftlage nahe Gablingen bei Augsburg (Juni 2012)
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Eine „Superzelle“ bei Uffenheim/Franken: Das Abendlicht und viele sichtbare Blitze machen die Szenerie zu etwas Besonderem (Juni 2012)
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Donauwörther Kulturtage � Qu er du r ch die Regio n
41. Saison, 23 Veranstaltungen noch bis 22. November
Die Donauwörther Kulturtage starten nunmehr in ihre 41. Saison. 23 Veranstaltungen bieten bis 22. November Kabarett, Lesungen, Musik und Kindertheater bis hin zur Klassik. Oberbürgermeister Armin Neudert und die Leiterin des Kulturbüros, Iris Scheibel, freuen sich über diese Vielfalt, denn die Kulturtage spannen alljährlich einen weiten Bogen von einheimischen und regionalen Mitwirkenden bis hin zu internationalen Größen. Dank zahlreicher Sponsoren ist es auch in diesem Jahr möglich, erschwingliche Eintrittspreise für alle anbieten zu können.
Bildrechte: Copyright: Mixsticks, Stadtkapelle Donauwörth - Fotos: Stefan Sisulak
Das festliche Eröffnungskonzert am 4. Oktober mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim unter der Leitung von Stefan Fraas stimmt die Besucher auf die Kulturtage ein. Helmut Eisel brilliert auf seiner Klarinette als Solist des Abends. Die Kunstfreunde Donauwörth laden am 5. Oktober zur Ausstellungseröffnung „Abbild der Wirklichkeit“ von Bianca Schmidt. Im Rahmen des Museumstages lernen Kinder am 5. Oktober im Heimatmuseum verschiedene Techniken des Strickens und Häkelns kennen. Einen Klavierabend gibt es am 8. Oktober mit dem Duo St. Petersburg: Bereits 2005 und 2006 feierten Maja und Sergej Zirkunow fulminante und ausverkaufte Auftritte in Donauwörth (auch diesmal bereits ausverkauft). Das Mixsticks-Schlagzeugduo, Gewinner des Shanghai Percussion Competition, beeindruckt am 9. Oktober mit Talent für Rhythmus. In ihrem Programm wechseln sich Originalkompositionen mit Bearbeitungen bekannter Musikwerke ab. Am 11. Oktober gibt es einen Liederabend mit Peter Schöne (Bariton) und Holger Berndsen (Klavier), der in Kooperation mit dem Kulturkreis Mertingen organisiert wird. Die Tanzsportabteilung des VSC lädt am 11. Oktober zum Herbstball „Tanzen Sie mal wieder!“ ein. Die Fotoausstellung „Landschaften entlang der Via Claudia Augusta“ wird am 12. Oktober in der Stadtbibliothek eröffnet; der Chor und das Orchester der Kirche Christi Himmelfahrt bringen Stefan Zweigs ergreifende Erzählung „Händels Auferstehung“ zur Aufführung. Am 13. Oktober beleuchtet Stadtarchivar Dr. Ottmar Seuffert das Thema „70 Jahre Gerichtsprozess Hans Leipelt“. Eine Ausstellung hierzu präsentieren die Weiße Rose Stiftung e. V. und die HansLeipelt-Schule. Am 13. Oktober ist das Duo Ulrich Herkenhoff (Panflöte) und Matthias Kel-
60
ler (Klavier) im Enderlesaal zu Gast: Zu hören sind u.a. Werke von Ennio Morricone, Wolfgang Amadeus Mozart, Claude Debussy und Harald Genzmer. Mit seinem neuem Solo-KonzertProgramm „Erfolg“ gastiert am 15. Oktober der Schauspieler und Musiker Michael Fitz in Donauwörth. Die A-capella-Band VIVA VOCE begeistert am 17. Oktober im Stadtsaal mit dem neuen Programm „Ego“ das Publikum. Am 18. Oktober dürfen sich die Kinder auf das Theaterstück „Rumpelstilzchen“ freuen, und Friedrich von Thun präsentiert abends „Novecento – Die Legende vom Ozeanpianisten“ mit musikalischer Umrahmung von Max Scat Neissendörfer. Im Rahmen einer Matinee liest am 19. Oktober der Schauspieler Peter Fricke „Reinecke Fuchs – Goethe & Brahms“, und die Kinder erwartet ein Erzähltheater mit Guido Kasmann „Hotzenplotz räubert Geschichten“. Einen bunten Reigen von Volksmusik aus der Region können Sie beim „Musikalischen Hoigarta“ am 19. Oktober im Zeughaus erleben.
Kartenverkauf:
Der ehemalige deutsche Skispringer Sven Hannawald präsentiert am 22. Oktober im Zeughaus sein Buch „Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben“ und stellt sich dazu den Fragen von Alex Kunz. Mit dem Kabarettprogramm „Botox to go – Bei uns kriegst du dein Fett weg“ gibt es am 23. Oktober mit den Weibsbildern eine Beauty-Anwendung der anderen Art, bei dem viel Lachen ein überwältigendes Anti-Aging-Erlebnis verspricht (bereits ausverkauft)! Einen exquisiten Kammermusikabend am 24. Oktober bietet das Prazák Quartett, das seit mehr als 30 Jahren weltweit auf den Musikbühnen zu Hause ist. Unter der Leitung von Dekanatskantorin Maria Steffek kommt in diesem Jahr am 26. Oktober die „Nelsonmesse“ von Josef Haydn zur Aufführung, und mit einem unterhaltsamen Konzertabend unter dem Motto „Comeback – Wir sind wieder zurück“ lädt die Stadtkapelle Donauwörth am 22. November zum Finale der Donauwörther Kulturtage ein. hrs
per schriftlich, per Fax oder rther Kulturtage können wö nau Do 41. 1, die sse für sga en hau Die Eintrittskart (Zimmer 103, Rat o der Stadt Donauwörth bür tur bis 13 Kul 9 m von bei itag und t Fre E-Mail gebuch r und 14 bis 16 Uhr; nnerstag von 9 bis 12 Uh ristDo Tou bis dt. g nta Stä Mo der n: in s, eite Öffnungsz Donauwörther Rathau im t lieg t hef mm gra s Pro bereit oder ist im Uhr) abgeholt werden. Da ten Stellen zur Abholung ibliothek und allen bekann dtb Sta der n, atio rm Info uwoerth.de abrufbar. Internet unter www.dona 1, 86609 Donauwörth, auwörth, Rathausgasse Don dt Sta der o bür tur Veranstalter: Kul www.donauwoerth.de kultur@donauwoerth.de,
Qu er du r ch die Regio n
Lesen verbindet – sogar eine ganze Stadt. Augsburg liest Gäste und Geehrte aus dem gastgebenden Sportkreis Aichach-Friedberg. Von links Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann, Bezirksrätin Sissi Veit-Wiedemann, Landrat Dr. Klaus Metzger, BLSV-Kreisvorsitzende Brigitte Laske, die Ehrenamtlichen Franz Brosig (BC Adelzhausen), Josef Kreitmair (SC Oberbernbach), Franz Lochner (VfL Ecknach), Landtagsabgeordnete Dr. Simone Strohmayr und Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert.
Ehren für Ehrenamtler Die WM-Siegesfeiern waren gerade erst vorbei, als der politische und der Sportbezirk Schwaben gemeinsam und mittlerweile zum 21. Mal den „Tag des Ehrenamts“ feierten. In Aichach wurden über 60 ehrenamtlich aktive Frauen und Männer durch Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert und den Vorsitzenden des Sportbezirks Schwaben und Vizepräsidenten im Bayerischen Landessportverband BLSV, Bernd Kränzle, mit Urkunden ausgezeichnet. „Ihr seid die wahren Weltmeister“, würdigte Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert die Tätigkeit etwa der Platzwarte, Übungsleiter, Betreuer für Kinder und Jugendliche oder zum Beispiel auch der Trikotwäscherinnen – Aufgaben, die viel Freizeit abverlangen, jedoch die Basis dafür bilden, dass aus dem Breitensportler ein erfolgreicher Leistungssportler werden kann. In der TSV-Halle in Aichach dankten den engagierten Ehren amtlern auch der Aichach-Friedberger Landrat Dr. Klaus Metzger und Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann. Dass es künftig nicht leichter werde, freiwillige Helferinnen und Helfer zu finden, betonte Brigitte Laske, die ehrenamtliche langjährige Vorsitzende des BLSV-Sportkreises Aichach-Friedberg. „Mit Geld allein wäre das alles nicht zu machen“, so Bernd Kränzle. Er ermutigte dazu, vielen vom Ehrenamt zu berichten und so zu Engagement zu ermuntern. Von der Politik erwartet er den Abbau bürokratischer Hürden zur Erleichterung aller, die sich gerne und freiwillig in die Arbeit der Sportvereine einbringen. Mit einem bunten Programm zeigten die Sportler von den Tanzmäusen des TSV Aichach, der Showtanzgruppe des SV Mering und den Rope Skipperinnen des TSV Friedberg beim „Tag des Ehrenamts“, welche Leistungen letztlich von den Ehrenamtlichen mit ermöglicht werden. hrs
ROBERT SEETHALERS „Der Trafikant“ „Eine Stadt liest ein Buch“ wurde in Hamburg erstmals im Jahr 2002 mit „Mann im Strom“ von Siegfried Lenz umgesetzt und 2003 mit „Die Erfindung der Currywurst“ von Uwe Timm wiederholt. Die Resonanz war so groß, dass seitdem viele Städte das Konzept übernommen haben. Die Idee stammt ursprünglich aus Chicago, dort wurde es erstmals als „One Book, One Chicago“ realisiert. Auch in Augsburg heißt es nun: „Augsburg liest ein Buch“ - und zwar bis Anfang 2015 den Roman „Der Trafikant“ von Robert Seethaler. Es ist die Geschichte des jungen Franz Huchel, seiner Liebe zu Anezka und seiner Freundschaft zu Sigmund Freud. Der Roman spielt im Wien der 1930er-Jahre. Das Buch kann in der Neuen Stadtbücherei und deren Zweigstellen ausgeliehen und in allen Buchhandlungen erworben werden.
werden. Initiiert wurde es übrigens von den Wirtschaftsjunioren Augsburg, die dabei von Juliane Votteler (Intendantin des Theaters Augsburg), Prof. Dr. Stefanie Waldow (Universität Augsburg), Kurt Idrizovic (Buchhandlung am Obstmarkt) sowie dem Schriftsteller Peter Dempf unterstützt wurden und werden. Augsburgs Bürgermeisterin Eva Weber ist Schirmherrin und selbst begeisterte Leserin. „Das Abtauchen in Geschichten ist auch heute für mich noch eine der besten Entspannungsmöglichkeiten“. Auch von der Idee „Augsburg liest ein Buch“ ist sie sehr angetan: „Ich mag den Gedanken, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl in unserer Stadt durch ein gemeinsames Projekt – und dazu noch durch ein Leseprojekt – wächst. Ich freue mich auf die Veranstaltungen rund um diese Idee und auf viele Gespräche mit anderen Leserinnen und Lesern über dieses wunderbare und liebenswerte Buch. Veranstaltungen sind auch schon geplant, so wird es z. B. am 9. November 2014 eine literarisch–musikalische Traverse von Wien nach Augsburg geben. Vollführt von Edgar Mathe, Udo Korzer und Swing de Paris mit Prosa und Songs aus dem Wiener Kosmos. (Weinstube Jakobus, Maximilianstraße 73, 86150 Augsburg). Matthias Klösel und Tom Graza werden am 13. November eine Lesung aus „Der Trafikant“ mit musikalischer Begleitung veranstalten, und zwar in der österreichischen Gaststätte Edelweiß in Pfersee.
Über alle Altersklassen hinweg sollen die Bürger der Stadt das Buch lesen und sich darüber austauschen, so die Idee hinter dem Projekt. Es soll Lesungen im öffentlichen Raum geben, Theateraufführungen, Schülerwettbewerbe, Universitätsveranstaltungen, Ausstellungen, Vorträge, musikalische und tänzerische Beiträge – ganz Augsburg und alle Augsburger sollen von dem Buch in den Bann gezogen
Vea Kaiser, geb. 1988 in Österreich, veröffentlichte 2012 ihren Debütroman „Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam“, der Platz 1 der ORF-Bestenliste erreichte und Leser wie Presse gleichermaßen begeisterte. Am 25. November gibt sich Vea Kaiser im Bahnpark in Augsburg die Ehre. Unbestrittener Höhepunkt der Lese-Initiative: Als gefeierter Autor kommt Robert Seethaler am 30. November zu einer Lesung in die Augsburger Stadtbücherei. pit
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Mit diesem Entwurf des „Visioneums Energie +“ werben die Planer für das „Wohnen von übermorgen“.
Wohnen von übermorgen … in Königsbrunn
Königsbrunn, der dynamische kleine Stadtnachbar im Süden von Augsburg, will die Energiewende bauen und leben. „Visioneum Energie +“ heißt das ambitionierte Projekt. Fürs Wohnen von übermorgen wird es Innovationen zeigen, die der Häuslebauer wirklich kaufen kann. Wissenschaftler der Hochschule Augsburg werden langjährige Messungen für eine heute erst ansatzweise realisierte Ökobilanz am Bau vornehmen. Und der Projektpartner LEW ist als Energieversorger mit im Boot auf der Reise in die Energiewende.
Foto: G.A.S. Sahner planen bauen wohnen
Im „Visioneum Energie +“ sollen sie greifbar werden, die Technik, die Materialien, die Geräte, kurz all das, was in der Energieversorgung der Zukunft eingesetzt werden dürfte. Davon sind Politiker wie Königsbrunns Bürgermeister Franz Feigl, Wissenschaftler wie der Architekt und Baufachmann Professor Georg Sahner von der Hochschule Augsburg, Unternehmer wie LEW-Technik-Vorstand Norbert Schürmann und eine ganze Menge mittelständischer regionaler Partnerfirmen im Projekt überzeugt. Sie vereint das Ziel, viele Innovationen in einem vernetzten System einzurichten, um sie unmittelbar in Bürgerinformation und Wissenstransfer weiterzugeben. Das passt Königsbrunn ins Energiekonzept und in die städtebauliche Planung. Die Stadt hat bereits ein Klimaschutzbüro, einen eigenen Energieberater und ein Förderprogramm zur CO2-Einsparung aufgelegt. Im Visioneum entsteht das „neutrale Bürgerforum der Energiewende“, freut sich Bürgermeister Feigl. Wo im gläsernen Bau am Europaplatz die Energieexperten der Stadt und der LEW beraten werden. Ein Stockwerk höher – im solarbetriebenen Aufzug erreichbar – wird die Wissenstransfer-Ebene eingerichtet: Ein Multifunktionssaal ist für Schulungen zum Thema Energie ausgestattet. Die Wohnausstellung im zweiten Stock soll, so HochschulProjektleiter Georg Sahner, „überraschen und faszinieren“ mit praxisnahen Neuerungen in Küche, Bad und Wohnlandschaft, die im Zuge der technischen Entwicklungen laufend erneuert werden. Die Gebäudetechnik im Keller wird über den „Standard“ (Sahner) Wärmepumpe zum Heizen hinaus durch die neue Technologie „Heizen mit Eis“ verblüffen. Der Fachmann: beim Abkühlen von Wasser um ein Grad wird 80mal mehr Energie frei, die im Sommer auch zum Kühlen verwendet werden kann. Dass eine Lüftungsanlage nach aktuellem Stand der Technik installiert wird, ist ebenfalls
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eine Selbstverständlichkeit. Eher schon wegweisend: Wenn Lüften notwendig wird, greift das „Visioneum Energie +“ auf eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zu. Generell ist „eine intelligente Steuerung“ Grundlage der Gebäudeautomation, betont Sahner.
Erstmals in Deutschland wird die Fassade eines Baus aus Vakuumglas bestehen. Extrem leicht und dünn, was folglich nur leichte Profile und Beschläge erfordert – und „exponentiell bessere Dämmwerte“ als selbst eine Dreifach-Verglasung aufweist, diese Eigenschaften einer in China entwickelten und gefertigten Innovation begeistern die Fachwelt. Zusätzlich ist eine „Algenfassade“ geplant, wie sie bislang hierzulande erst ein einziges Mal, in Hamburg, realisiert wurde. Als „Zukunftsmusik“ bezeichnet der Wissenschaftler Sahner denn auch diese Installation, bei der zwischen den Glasscheiben Wasser eingefüllt ist, in dem Biogas produzierende Algen wachsen. Auf insgesamt 1,2 Millionen Euro ist das Projekt „Visioneum Energie +“ veranschlagt. Den Löwenanteil von 500.000 Euro trägt Königsbrunn selbst, dessen Stadtrat nach etlichen Sitzungen mit durchaus kritischen Fragen in großer Mehrheit für das ehrgeizige Vorhaben stimmte. 200.000 Euro steuern die LEW bei, weil sich der Energieversorger, so Vorstandsmitglied Norbert Schürmann, „Gedanken über die Entwicklung im Rahmen der Energiewirtschaft und weitere Angebote entlang der Wertschöpfungskette für die Kunden macht“. Vor rund drei Jahren habe man erstmals in kleinem Kreis zwischen LEW und Hochschule Augsburg mit dem visionären Ansatz gespielt, nächstes Frühjahr ist der Spatenstich geplant. Eröffnet wird der Energiesparbau bereits im Herbst 2015. Mit 480.000 Euro aus dem Städtebauförderprogramm ist außerdem der Freistaat eingestiegen. Denn der Bau wird als zentrales Projekt die Königsbrunner Mitte wesentlich aufwerten und ein städtisches Sanierungsgebiet beleben. Als „Vorzeigeprojekt für alle Disziplinen an der Hochschule Augsburg“ bewertet ihr Präsident Prof. Dr. Hans-Eberhard Schurk das Visioneum, an dem Studierende und Professoren am praktischen Modell Neues ausprobieren können. Mit von der Partie sind zudem viele Mittelstandsfirmen aus der Region, die ebenfalls in diesem Energiewende-Projekt vernetzt in die Praxis des Wohnens von übermorgen einsteigen. Am „Visioneum Energie +“ wird dies vom nächsten Jahr an für 15 Jahre Projektlaufzeit möglich sein. hrs
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Ein Tausender „Meisterbonus“ aus der Hand von Handwerkskammer-Präsident Hans-Peter Rauch (rechts), Kammer-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner (links) und Wirtschaftsstaatssekretär Franz Pschierer (2. von links).
Bonus für die Meister Eine Million Euro ist dem Handwerk und dem Freistaat als Geldgeber die Förderung des qualifizierten Nachwuchses auf Meisterebene allein seit dem vergangenen Jahr wert. Diesen „Meisterbonus“ erhalten jetzt alle Absolventen der beruflichen Weiterbildung auch zum Betriebswirt des Handwerks, zum Energieberater und zum Verkaufsleiter im Lebensmittelhandwerk, jährlich rund 1.000 im Bereich der Handwerkskammer für Schwaben, bilanziert Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner. Als „finanzielle Anerkennung in der Karriere mit Lehre“, schätzt Wirtschaftsstaatssekretär Franz Pschierer dieses Förderinstrument, das Bayern als einziges Bundesland eingerichtet habe. Insgesamt 27 Millionen Euro hat der Freistaat dafür im aktuellen Haushalt eingestellt. „Beispielhaft“, nicht zuletzt wegen der unbürokratischen Handhabung, lobt Kammerpräsident Hans-Peter Rauch den Meisterbonus, bei dem übrigens die Schwaben als
Schnellste in diesen Fördertopf gegriffen haben. Rauch: „Die berufliche Weiterbildung wird so ein Stück attraktiver.“ Den frischgebackenen Meistern kommt der Tausender durchaus recht – immerhin berappen sie für diesen hochwertigen Bildungsabschluss je nach Gewerk zwischen 6.000 und 14.000 Euro. So will beispielsweise die Friedbergerin Jessica Roxane Hanson, nach dem erfolgreich beendeten Verkaufsleiterkurs das Geld in die Ausbildung zur Metzgermeisterin investieren. Der Untermeitinger Maurer- und Betonbaumeister Jens Quilitsch legt den Bonus erst mal schwäbisch-solide aufs Sparbuch. An einer weiter gehenden Perspektive liegt dem Meringer Landmaschinenmechaniker-Meister Tobias Held. Er plädiert dafür, wegen des spürbaren Nachwuchsmangels im Handwerk sollte ein Bonus schon als finanzieller Anreiz bei der Lehre gezahlt werden. hrs
LandART Kunstpfad Bonstetten Diese Form einer Wandertour ist – so Land-ArtKünstler Hama Lohrmann – in Deutschland wohl einmalig: Auf dem knapp sechs Kilometer langen Kunstpfad im Wald bei Bonstetten (Landkreis Augsburg) im Naturpark Augsburg – Westliche Wälder wandert man zu sechs Objekten des Augsburger Künstlers. Er gestaltet seine „nichtbesitzbaren Werke“ weit überwiegend aus Naturmaterialien aus dem unmittelbaren Umfeld des Objektes, das überwiegend aus Steinen, Sand, farbigen Erden, Zweigen, Ästen, Gräsern und Laub besteht (siehe Foto). Seine Werke unterliegen im Lauf der Zeit dem natürlichen Verfall. Start- und Zielpunkt der ca. 90-minütigen Wanderung ist Bonstetten. Finanziert wird das Projekt vom Landkreis Augsburg und der Regio Augsburg Tourismus GmbH. ts
Ein neues, altes Haus für die Fugger und Welser und Handelswege erlebbar wird. Textstelen präsentieren – leicht verständlich und mit vielen Bildern – wissenschaftlich fundiert historische Fakten. Erzählt wird, wie die Fugger und Welser (neben anderen Augsburger Handelshäusern) durch Baumwoll- und Barchenthandel reich wurden und als Montanunternehmer agierten, zu Bankiers für Kaiser, Könige und Päpste wurden und Handelsexpeditionen nach Indien und Südamerika finanzierten.
her: Von 1637 bis 1642 lebte und arbeitete der Optiker Johann Wiesel in dem um 1530 erbauten Renaissancehaus. Wiesel fertigte nicht nur Brillen an, sondern entwickelte astronomische Fernrohre und Mikroskope, die an Wissenschaftler, Fürsten- und Königshäuser in ganz Europa verschickt wurden. Der Biografie Johann Wiesels und der Geschichte des Hauses im Äußeren Pfaffengäßchen 23 ist ein eigener Bereich im Museum gewidmet. ts
Viele Sponsoren, viele Macher Dass das Wieselhaus mit dem „Fugger und Welser Erlebnismuseum“ im heutigen Glanz erstrahlt, ist der Idee des Tourismusdirektors Götz Beck zu verdanken: Die Regio Augsburg Tourismus GmbH betreibt nun auch das Museum. Die Sanierung des Wieselhauses durch das Büro Schrammel Architekten sowie die Gestaltung des Museums ermöglichten zahlreiche Fördergeber, Unterstützer und Sponsoren. Der Name Wieselhaus leitet sich von einem ehemaligen Bewohner des Anwesens
Fotos: Martin Kluger(2), Handwerksammer Schwaben (1)
Genannt hat sich die Stadt lange so, ein Museum gab es nicht. Das ist nun anders: Seit Ende September können die Besucher der „Fuggerstadt“ Augsburg den beiden bedeutendsten Kaufmannsfamilien aus dem im goldenen Zeitalter der Renaissance einen Besuch abstatten. Im aufwändig sanierten Wieselhaus im Domviertel beleuchtet das „Fugger und Welser Erlebnismuseum“ vor allem die wirtschaftlichen Beziehungen der bedeutendsten Augsburger Kaufmannsfamilien des späten 15. und des 16. Jahrhunderts. Weitere Themen sind ihre gesellschaftlichen Netzwerke, Kommunikationsstrukturen und Handelsbeziehungen sowie ihre Rolle bei der beginnenden Globalisierung. Im Mittelpunkt steht die Frage nach den Erfolgsfaktoren, welche die Fugger und Welser reich werden ließen und ihnen am Ende einen Platz in den Geschichtsbüchern sicherten.. Der Name des (Erlebnis-)Museums ist Programm: Modernste Museumstechnik sorgt dafür, dass die Geschichte der beiden Familien, Augsburgs sowie wichtiger Handelszentren
Mehr in unserer nächsten
Ausgabe und www.fugger-und-welserm useum.de
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SPEZIAL top schwaben
aben top schw
E I R E S
e und s i e r k d n Die La en Städte i kreisfre bens Schwa – – Teil 3 Ulm e is N uLandkre
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s
top schwaben
SPEZIAL
Landkreis Neu-Ulm Das bayerische Schwaben umfasst vier kreisfreie Städte und zehn Landkreise. top schwaben stellt in jeder Ausgabe eine dieser Gebietskörperschaften vor.
Obwohl der Landkreis Neu-Ulm mit nur 515 Quadratkilometer Fläche zu den kleinen Landkreisen in Bayern zählt, gehört er mit einer Bevölkerungszahl von über 165.000 Einwohnern zu den größten – und liegt in den „Top Ten“ der 71 bayerischen Kreise an neunter Stelle. Aufgrund seiner Wirtschaftsstärke galt der Landkreis touristisch als wenig attraktiv – das ändert sich derzeit kräftig. Der Landkreis Neu-Ulm umfasst 17 Städte, Märkte und Gemeinden, darunter die Große Kreisstadt
Von Wolfgang Strobl, Kristin Ruckschnat und Florian Pittroff
Foto: Wolfgang Strobl
Neu-Ulm und die Städte Illertissen, Vöhringen, Senden und Weißenhorn.
SPEZIAL top schwaben
„Bildungspolitik ist Sozialpolitik!“ Interview mit Neu-Ulms Landrat Thorsten Freudenberger Interview: Wolfgang Strobl
Herr Landrat, Ihr Vorgänger Erich Josef Geßner hat Ihnen den Landkreis gut bestellt übergeben. Sie haben mit den Strukturen im Landratsamt „Bewährtes erhalten“ und wollten, so das Wahlversprechen „Neues wagen“. Wo setzen Sie aktuell neue Impulse? Thorsten Freudenberger: Wenn Sie die Verwaltung ansprechen: Es stimmt, ich konnte ein wohlbestelltes Haus übernehmen. Das passt in Sachen Strukturen und Zuständigkeiten, Arbeitsprozessen, der Atmosphäre im Haus und in puncto Zusammenarbeit und Kompetenz. Und – das ist mir ganz wichtig – das Haus ist klar auf Bürgerorientierung ausgerichtet. Wo wir uns auf den Weg machen wer-
Stichwort Bildung: Als früherem Gymnasiallehrer
den, ist die „Digitalisierung“: Eine neuer Mitarbeiter
liegen Ihnen Investitionen in die Bildung beson-
für den Bereich E-Government sieht sich an, was
ders am Herzen. Wo „brennt“ es besonders?
die Bürger direkt von zu Hause aus erledigen und
Thorsten Freudenberger: Bildung ist ein Kern-
welche Anträge online gestellt werden können. Do-
anliegen der Kreispolitik und damit des Landrats.
kumentenmanagement, die „digitale Akte“, ist ein
Warum? Weil die Wirtschaft auf gut ausgebilde-
Thema. Und auch der digitale Dialog, der Austausch
te junge Menschen angewiesen ist. Bildung ist
mit den Bürgern, ist uns ein Anliegen. Gern hätten
also eine ökonomische Notwendigkeit. Aus dem
wir die Möglichkeit, strittige kreispolitische Themen
sozialen Bereich höre ich: „Je früher und bes-
auf digitalen Plattformen zu diskutieren.
ser Jugendliche ausgebildet worden sind, desto weniger Probleme gibt es später.“ Das heißt:
Und politisch?
Bildungspolitik ist auch Sozialpolitik. Und Bil-
Thorsten Freudenberger: Zwölf Jahre als Kreis-
dung ist auch eine kulturelle Frage und prägt ei-
rat und sechs Jahre als CSU-Fraktionsvorsitzen-
nen Landkreis mit. Deshalb werden wir für die
der habe ich den Landkreis Neu-Ulm schon vor
17 Schulen, für die wir zuständig sind, klare Inves-
der Zeit als Landrat mitgestalten dürfen. Wir sind
titionsschwerpunkte setzen. Ich habe mich gefreut
in allen Bereichen gut aufgestellt, es gibt keinen
als ich kürzlich am Illertal-Gymnasium in Vöhrin-
Bereich, in dem ich sagen würde: Da haben wir
gen meinen ersten „Bildungs-Spatenstich“ für ein
geschlampt oder zu wenig getan. Hier gilt das
Großprojekt mit 20 Mio. Euro machen durfte. Ge-
Gleiche wie für die Verwaltung: Ein Landrat, der
nau dort habe ich vor 22 Jahren mein Abitur ge-
einen Landkreis übernehmen darf, handelt falsch,
macht.
wenn er sagt, „Sieht doch alles ganz gut aus“ und
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meint, dann wird es auch so bleiben. Auch hier
Was ist der zentrale Punkt in der gemeinsamen
ist meine Aufgabe herauszufinden: Wo sind die
Aktion mit der IHK Schwaben?
Zukunftsthemen? Wo müssen wir Schwerpunkte
Thorsten Freudenberger: Wir sind die erste zer-
setzen? Was können wir so fortführen wie bisher?
tifizierte Bildungsregion in Bayern. Da reicht es
Da bin ich im Moment mittendrin.
nicht, sich darauf auszuruhen, dass man die Me-
tallplakette unten an der Tür hat. Man muss das
eine Ära im Landkreis prägen. Was wären über die-
Erreichte weiterentwickeln. Es ist für unsere wirt-
sen Zeitraum Ihre wichtigsten Themen?
schaftlich starke Region eine entscheidende Stand-
Thorsten Freudenberger: (winkt ab): Da muss ich
ortfrage, Fachkräfte zu sichern und zu gewinnen.
Sie enttäuschen. Ich bin jetzt für sechs Jahre gewählt
Ein Beispiel: Von meinem Abiturjahrgang ist knapp
und gehe meine Aufgabe engagiert und mit Freude
die Hälfte in Großstädte oder vereinzelt ins Ausland
an. Ich weiß nicht, was die weitere Zukunft bringen
gegangen. Die Attraktivität der großen Zentren ha-
wird. Daher: Für die Sache in die Zukunft denken –
ben wir hier deutlich gespürt. Der Wettbewerb wird
ja. Für mich persönlich in die Zukunft denken – nein.
sich verschärfen, wir müssen da noch intensiver reingehen. Bis hin zu Akademikern, die fertig wer-
Man lobt Sie als offenen und zugänglichen Verwal-
den, müssen wir die Frage beantworten: Warum soll
tungschef. Wie schwer ist es bei 480 Mitarbeitern
ich denn zum Arbeiten und Leben ausgerechnet in
plus 916 Klinikbeschäftigten und 76 Mitarbeitern
den Landkreis Neu-Ulm gehen?
des Abfallwirtschaftsbetriebs, diese moderne Linie der Amtsführung durchzuhalten?
Wenn Sie die Frage schon selbst stellen? Warum?
Thorsten Freudenberger: Ich bin an die neue Auf-
Thorsten Freudenberger: (lacht): Weil‘s hier super
gabe sehr ernsthaft, aber auch recht offen herange-
ist! Ich muss zwar schon von Amtswegen subjektiv
treten und habe viel zugehört. Es gibt für das Amt
urteilen, und weil ich hier seit 41 Jahren lebe – aber
des Landrats keine Ausbildung und kein Studium.
im Ernst: Die Stärke des Landkreises ist seine Viel-
Man kann dieses Amt nicht lernen. Man kann‘s nur
falt. Ich kann, wenn ich will, in der Stadt leben, und
ausüben und muss dies tun, vom einen auf den
zwar gut. Ich kann aber auch das Leben auf dem
anderen Tag. Jeder Landrat – egal, was er vorher
Dorf finden, so wie ich das jetzt seit sieben Mona-
gemacht hat, wird ins kalte Wasser geworfen und
ten selbst pflege. Ich habe eine ganz hervorragende
muss schwimmen lernen. Ich habe versucht, mich
Lage. Ich bin in einer Stunde im Allgäu, in Stuttgart
über Wasser zu halten, zu schwimmen, dabei vor-
oder in München. Wir haben über die A 7 und die
anzukommen und mich beim Schwimmen wohlzu-
A 8, die Bundesstraßen und die Bahn hervorragen-
fühlen. Das ist mir bisher nach eigener Einschät-
de Anbindungen in alle Himmelsrichtungen. Was
zung gelungen. Ich versuche einfach, mir selbst
wir selber nicht haben, können wir sehr schnell
treu zu bleiben und die Ziele, die ich mir im Amt
erreichen – vom Skifahren bis zum Flughafen, der
stecke, gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und
nächste ist in Memmingen. Um diese hervorragen-
Mitarbeitern zu erreichen. Als Sportler weiß ich,
den Bedingungen beneiden uns viele. Außerdem
wie wichtig Teamgeist ist.
können wir auf eine starke Wirtschaft, einen stabilen sozialen Zusammenhalt, ein reichhaltiges kulturelles
Was hat sich für Sie persönlich verändert, als Sie
Angebot und ein lebendiges Vereinsleben bauen.
im Mai das Lehrerzimmer mit dem einsamen Chef-
Andernorts muss man mit Defiziten von Kreiskran-
Thorsten Freudenberger: Das Amt des Landrats
kenhäusern klar kommen. Warum ist das in Neu-
bedeutet ein Höchstmaß an Verantwortung und Ge-
Ulm anders?
staltungsfreiheit. Die thematische Vielfalt ist wun-
Thorsten Freudenberger: Anstelle von drei Kran-
derbar, aber auch sehr herausfordernd, ebenso wie
kenhäusern, die alle das Gleiche anbieten und sich
das Tagesgeschäft – insgesamt eine hohe zeitliche
selbst Konkurrenz machen, versuchen wir, gewisse
Beanspruchung. Ich versuche, öffentlich so präsent
Spezialisierungen und Profilbildungen vorzuneh-
zu sein wie möglich. Dennoch freue ich mich, Ver-
men. Das war ein mitunter schwieriger Umstruktu-
ständnis dafür zu bekommen, dass auch das Privat-
rierungsprozess, hat aber dazu geführt, dass wir mit
leben nicht zu kurz kommen darf. Es ist mir ganz
einem hervorragenden Management gute Zahlen
wichtig, Freiräume für Freunde und Familie zu er-
vorweisen können.
halten. Hier finde ich die Ruhe und die Kraft, die ich dann im Amt wieder in die Zukunft meiner Heimat
Blicken wir über die aktuelle Amtsperiode hinaus:
investieren kann.
Mit 41 Jahren sind Sie der jüngste Landrat seit 1977. Sie könnten über vier oder fünf Wahlperioden
Herr Landrat, vielen Dank für das Gespräch.
Foto: Daniel Mühlebach
sessel im Landratsamt getauscht haben?
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SPEZIAL top schwaben Elchingen Nersingen
Neu-Ulm
Holzheim Pfaffenhofen
Senden
Kernthemen Natur & Kultur
Weißenhorn Roggenburg
Vöhringen Bellenberg
Das touristische Interesse am Landkreis Neu-Ulm wächst langsam, aber stetig.
Buch Illertissen
Unterroth
Altenstadt
Oberroth
Osterberg Kellmünz
Fotos: Landkreis Neu-Ulm (4), Wolfgang Strobl (2)
Die Iller von Süd nach Nord und die Donau (Ost / West) sind die Flüsse, die Bayern und Württemberg verbinden.
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Die Ferienzeit liegt in Bayern noch
So viel Interessantes und Wissenswertes über
nicht weit zurück, da werden die meis-
Kultur, über Bachläufe, über das Prämonstraten-
ten beim Thema Tourismus an ihren
ser-Kloster Roggenburg mit seinem bundesweit
letzten Urlaub denken. Die einen haben
einmaligen Bildungszentrum für Familie, Umwelt
sich irgendwo an einem Strand erholt und
und Kultur gab es im Landkreis Neu-Ulm aber
Meer und Sonne genossen, andere waren sport-
nicht immer.
lich aktiv, wieder andere haben sich – frei nach dem Motto „Warum in die Ferne schweifen“ – in
2002 wurde LEGOLAND Deutschland im Land-
der Nähe erholt, sind geradelt oder gewandert.
kreis Günzburg eröffnet und eben das erwähnte
Vielleicht war der ein oder andere ja auf „Lausch-
Zentrum für Familie, Umwelt und Kultur im Land-
tour“ in Elchingen. Im Pariser Triumphbogen auf
kreis Neu-Ulm. Das alles ging irgendwie Hand in
den Champs-Elysées ist dieser Ortsname nämlich
Hand mit dem Startschuss für konsequente För-
in Stein gemeißelt. Der Grund: Hier hat Napoleon
derung und Entwicklung des Tourismus im Land-
1805 eine seiner wichtigsten Schlachten gewonnen.
kreis Neu-Ulm. Das Büro „neuland – Werkstatt für
Diese Schlacht kann an den Originalschauplätzen
Tourismus und Regionalentwicklung“ in Aulen-
rund ums ehemalige Kloster nacherlebt werden –
dorf wurde vom Landkreis Neu-Ulm im Dezember
eben mit der Lauschtour. Die Bayerisch-Schwaben-
2002 beauftragt, eine Tourismusanalyse für den
Lauschtouren sind interessant-amüsante Hör-Wan-
Landkreis zu erarbeiten. Gesagt, getan, im Wonne-
derungen, die es kostenlos als App für iPhone und
monat Mai stellte „neuland“ sein Maßnahmenkon-
Android oder via iPod am Ort der Touren gibt. In
zept vor. Die Erkenntnis war schlicht wie einfach.
diesem Fall in der Klosterbräustube Oberelchingen.
Der Landkreis Neu-Ulm zeichnet sich mehr als
ber den Landkreis Neu-Ulm kennenlernen und erkunden. Es entstanden touristische Broschüren in Zusammenarbeit mit der Ulm/Neu-Ulm-Touristik (UNT) und dem Alb-Donau-Kreis, Qualifizierungsmaßnahmen für Gästeführer im Schwäbischen Donautal und es wurde der Donau-Radwanderführer in Zusammenarbeit mit dem Verein „Donautal aktiv“ herausgegeben. Ihr Übriges tat dann 2008 die Landesgartenschau in Neu-Ulm. Nach 164 Tagen Gartenfestival hatten insgesamt 800.000 Gäste die Veranstaltung besucht. Die Organisatoren zogen eine positive Bilanz. Neu-Ulm und der Landkreis Neu-Ulm wurden einem noch breiteren Publikum bekannt und es kamen weitere Urlauber in die Region. Seitdem hat sich die Tourismusförderung sowohl im Innen- als auch im Außenmarketing noch stärker positioniert. So wurde 2009 ein „Runder Tisch Tourismus“ ins Leben gerufen, mit dem Ziel, sich untereinander noch stärker zu vernetzen und zu informieren und gemeinsame Angebote zu schaffen. 2010 ging ein ganz dickes Projekt an den Start bzw. online, das Tourismus-Portal www.landWirtschaftsregion denn als Feriengebiet aus und
kreis.neu-ulm-tourismus.de. Hier kann man sich
gehört nicht zu den klassischen Tourismusregionen
einen umfassenden Überblick über die 80 Orte an
Bayerns. Urlaub, genauer gesagt Urlaubstourismus
der Donau, im Iller-, Roth- und Bibertal, die in 17
spiele im Landkreis eine sehr geringe Rolle. Die
Städten, Märkten und Gemeinden zusammenge-
vorhandene touristische Infrastruktur, vor allem
fasst sind, verschaffen. Jeder dieser Orte hat seine
Hotellerie und Gastronomie, lägen vorwiegend ent-
eigene Geschichte, spezielle Entwicklung und cha-
lang der Illerachse und im Norden des Landkreises
rakteristische Besonderheit, Kunst von der frühen
und seien auf Geschäftsreisende ausgerichtet. Es
Geschichte bis zur Moderne – eine vielfältige Mu-
bestand also Handlungsbedarf! Die Vorgabe war,
seumslandschaft lädt zu den unterschiedlichsten
man müsse die Impulse, die insbesondere durch
Entdeckungstouren ein. Dies und vieles mehr wird
das LEGOLAND Deutschland, aber auch durch das
auf dem Portal erläutert, erklärt und soll Spaß und
Kloster Roggenburg gesetzt werden, nutzen. Das
Laune auf den Landkreis Neu-Ulm machen. Dies
touristische Profil sollte mit der Konzentration auf
scheint gelungen zu sein, denn die Touristen kom-
die Kernthemen Natur und Kultur geschärft wer-
men: Gab es 2002 noch 253.733 Übernachtungen,
den. Der Landkreis Neu-Ulm machte sich also an
so waren es 2006 schon über 300.000, und 2013
die Arbeit und es passierte viel in den darauf fol-
liegt man knapp unter der 400.000er-Grenze. „Die
genden Jahren. Fast könnte man sagen, der Land-
Entwicklung bei den Übernachtungen zeigt, dass
kreis Neu-Ulm sei aus seinem Dornröschenschlaf
wir auf dem richtigen Weg sind“, so Andrea En-
erwacht. Das Tourismusjournal „kulttourland“
gel-Benz vom Landratsamt Neu-Ulm und für den
wurde ins Leben gerufen. Damit kann der Urlau-
Tourismus zuständig. Seit 2011 werden verstärkt
Oben: Wandern im Landkreis.. Mitte: Klosterkirche Oberelchingen. Unten: Fuggerschloss Weißenhorn
Angebote in Zusammenarbeit mit dem Touris-
400.000 Übernachtungen 2002 zählte man 253.733 Übernachtungen im Landkreis Neu-Ulm. 2013 waren es bereits knapp unter 400.000 – Tendenz weiter steigend. Der Tourismus im Landkreis kommt langsam, aber stetig in Fahrt.
musverband Bayerisch-Schwaben entwickelt. „Die starke Nachfrage nach unseren Broschüren, sei es auf der CMT in Stuttgart, telefonisch oder per Internet sowie in der Tourist-Info in Ulm zeigt uns, dass das Interesse am Landkreis Neu-Ulm groß ist und stetig wächst“, so die Tourismusexpertin aus dem Landratsamt.
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SPEZIAL top schwaben
Erste Bildungsregion Bayerns Um die Bildung von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, hat das Kultusministerium Bayern das Gütesiegel „Bildungsregion in Bayern“ ins Leben gerufen. Der Landkreis Neu- Ulm wurde im April 2013 als erste Gebietskörperschaft ausgezeichnet. Dazu veranstaltete er im Vorfeld Dialogforen zwischen Schulen, Kommune und Bildungsträgern vor Ort und analysierte, in welchen Bereichen noch Nachholbedarf besteht. Ein Schwerpunkt der Bildungsregion ist beispielsweise die Sprachförderung, da der Landkreis einen großen Migrantenanteil hat. BiSS, „Durchgängige Sprachbildung – Bildung durch Sprache und Schrift“, heißt ein Programm, das sich Kindern verschrieben hat. „Wir wollen gerne auch über BiSS hinaus mehr machen und sind daher viel in Kontakt mit der Wirtschaft und verschiedenen Bildungsakteuren, um den Bedarf zu eruieren“, sagt Sonja Seger, Referentin für die Bildungsregion Neu-Ulm. Auch Segers Stelle mit eigenem Haushalt schuf der Landkreis im Zuge der Entwicklung der Bildungsregion. Da der Landkreis Neu-Ulm zudem stark von der Industrie geprägt ist und unter Fachkräftemangel leidet, ist ein weiteres Schwerpunktthema die MINTFörderung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik).
So unterstützt der Landkreis etwa regionale Kitas und Horte dabei, ein „Haus der kleinen Forscher“ zu werden. In Fortbildungen können Pädagogen lernen, wie sie die genannten Fächer besser in den Alltag einbauen. Viele Projekte, ein Ziel: die Bildung im Landkreis Neu-Ulm zu stärken. Um die einzelnen Projekte für die Öffentlichkeit besser sichtbar zu machen, fehlt der Bildungsregion noch eine Website. Die plant Koordinatorin Seger aktuell; zudem soll die digitale Plattform den Austausch fördern. In ganz Bayern sind mittlerweile 20 Gebietskörperschaften als Bildungsregionen ausgezeichnet worden; sechs davon in Schwaben (LK Neu-Ulm, Stadt Kaufbeuren, Stadt Kempten, LK Donau-Ries, LK Augsburg, LK Ostallgäu). ruc
Kerngesund: die Neu-Ulmer Krankenhäuser
Fotos: Landkreis Neu-Ulm
Tief rote Zahlen und rückläufige Patientenzahlen zwangen den Landkreis Neu-Ulm 2005 zu einer Spezialisierung der Krankenhäuser in Neu-Ulm, Weißenhorn und Illertissen. Heute sind die Kliniken, die organisatorisch unter dem Dach der Kreisspitalstiftung in Weißenhorn geführt werden, Vorreiter im Freistaat Bayern. Mit einem Haushaltsvolumen von 80 Millionen Euro und 916 Mitarbeitern geht es den Kreiskliniken gut.
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Landrat Thorsten Freudenberger: „Es war grundsätzlich die richtige Entscheidung, die Kliniken nicht in private Hand zu geben, sondern weiterhin als Landkreis die Trägerschaft zu behalten.“ Dafür, dass das Haus in Illertissen Abstriche machen müsse, könne es nichts, schließlich seien hier die unprofitablen Bereiche der Geburtshilfe/Gynäkologie und der Altersmedizin (Geriatrie) an-
gesiedelt. „Altersmedizin ist in Hinblick auf den demografischen Wandel der richtige Schwerpunkt“, erklärt Freudenberger. Sie sei angesichts der heutigen Fallpauschalen aber ökonomisch nicht rentabel. „Die Menschen kommen oft nicht nur mit einer Herzschwäche, sondern haben multimorbide Erkrankungsmuster: Bandscheibenschaden, Herzschwäche und eine beginnende Demenz. Und schon ist die Frage:
Wie rechnet man das ab?“ Neben der Spezialisierung gibt es laut Landrat Thorsten Freudenberger einen weiteren Grund, warum die Krankenhäuser im Landkreis so gut laufen: das Management. „Die Strukturen und das Personal arbeitet sehr effektiv“, so Freudenberger. Ein wesentliches Erfolgsrezept sind engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Klinikbereichen.
Erfreuliche Entwicklung Eine sehr erfreuliche Entwicklung in den Neu-Ulmer Krankenhäusern ist der Anstieg der Geburten. Im ersten Halbjahr 2014 kamen in den Kreißsälen der Illertisser Illertalklinik und der Neu-Ulmer Donauklinik insgesamt 670 Babys zur Welt. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 erblickten in den Kreiskrankenhäusern heuer elf Prozent mehr Kinder das Licht der Welt. ruc
Ratiopharm-Arena
Seit fast drei Jahren bereichert sie nun schon die Kulturlandschaft Ulms und Neu-Ulms: Am 9. Dezember 2011 wurde die fast 2.000 m2 große Ratiopharm-Arena eröffnet. Trotz anfänglicher Kritik, etwa zum bargeldlosen Bezahlsystem, läuft’s in der Multifunktionshalle rund. Als Heimarena der Basketballmannschaft ratiopharm ulm finden hier pro Saison allein 20 Spiele der Basketball-Bundesliga statt. Sportmuffel kommen bei Konzerten, Comedy
und Musicals auf ihre Kosten. Highlights in nächster Zeit: Am 23. Oktober tritt James Blunt im Rahmen seiner „Moon-Landing-Tour“ auf, und am 4. November gibt’s Lachmuskeltraining mit Michael Mittermeier. Außerdem wird die Ratiopharm-Arena ein immer beliebterer Ort für Firmenveranstaltungen. Während früher vor allem der VIP-Bereich genutzt wurde, finden nun auch Vorträge und Präsentationen mit bis zu 1.500 Personen im Hauptbereich statt. ruc
Junge Künstler – Stars von morgen
Ein starkes Stück Schwaben
Fotos: bildwerk89, Landkreis Neu-Ulm
Festival in Illertissen: Noch bis 26. Oktober musizieren ARD-Preisträger im Barocksaal des Illertisser Schlosses. Der ehrenamtlich tätige „Freundeskreis Kultur im Schloss“ mit inzwischen 330 Mitgliedern macht es möglich, dass neben den drei Konzertwochenenden mit je zwei Veranstaltungen junge Illertisser den ARD-Preisträgern direkt „über die Schulter“ schauen können. „Wir konnten unsere Künstler dazu gewinnen, kostenlose Workshops zu machen, die wir nun für Klavier, Harfe, Violine und Fagott für Nachwuchsmusiker anbieten“, sagt Fritz Unglert vom Freundeskreis. „Der weltbekannte Solooboist der Berliner Philharmoniker, Albrecht Mayer, unterstützt uns – ebenso übrigens wie der Landkreis, die Stadt Illertissen und der Bezirk Schwaben.“ Besonderes Highlight ist das Konzert am 18. Oktober: Die gebürtige Illertisser Harfenistin Christina Maria Kurz im Schloss. „Wir versuchen, hier in Illertissen ein begeisterndes und perfektes Festival durchzuführen“, sagt Unglert, „bevor wir es dieses Jahr mit dem Abschlusskonzert am 26.10. in der Festhalle Kolleg beenden.“ wos
www.landkreis.neu-ulm.de
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SPEZIAL top schwaben
GRENZREGION Neu-Ulm: stark vernetzt Diese Lage ist speziell: Ganz am westlichen Rand Bayerns befindet sich der Landkreis Neu-Ulm, nur die Iller und die Donau trennen ihn von Baden-Württemberg. Die Kommunikation ist also eher ostwärts orientiert – wobei: Die enge Verknüpfung der Städte NeuUlm und Ulm und Projekte wie die Iller-Renaturierung fördern den Dialog auch in die andere Richtung. Mit seinen 17 Städten, Märkten und Gemeinden profitiert der industriell geprägte Landkreis aber auch von einem ganz besonderen Standortvorteil: seinen starken Verkehrsadern. Denn im Norden kreuzen sich die Autobahnen A 7 und A 8 und auch die Erschließung des Landkreises mit insgesamt 300 Kilometern Bundes-, Staats- und Kreisstraßen ist so gut wie
sonst nirgends in Schwaben. „Darum beneiden uns andere Landkreise“, weiß Landrat Thorsten Freudenberger. Im Schienenverkehr stellt sich wieder die Nähe zu Ulm als Vorteil heraus: Die ICE-Linien München – Ulm – Frankfurt – Berlin/Köln und das moderne Güterzentrum im Norden Ulms bieten Privatpersonen wie Unternehmen schnelle Transportmöglichkeiten in alle Himmelsrichtungen. Auch zum nächsten Flughafen ist es nicht weit – nach Berlin oder Hamburg fliegt man ganz bequem vom Allgäu-Airport bei Memmingen. Und wer im Landkreis bleiben will, fährt mit dem Donau-Iller-Nahverkehrsbund, kurz DING. Der ist besonders wichtig in den eher ländlichen Gebieten im Süden. ruc
Mehr Lebensqualität für Aue und Äsche Viele Jahre dauert die Renaturierung der Iller nun schon an. Mit Erfolg: Bereits jetzt haben sich die Lebensbedingungen im Grenzfluss verbessert. Seit gut 18 Jahren laufen die Arbeiten zur Renaturierung der Iller bereits. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt von Bayern und BadenWürttemberg, denn durch die baulichen Veränderungen zwischen 1860 und 1900 tieft der Grenzfluss ein, derzeit auf bis zu 4,5 Meter. Dadurch sinkt auch der Grundwasserspiegel ab, was beispielsweise den Kontakt des Auwaldes bei Vöhringen zum Grundwasser unterbricht und Brunnen im Illertal weniger ergiebig werden lässt. Zudem hatte sich die Qualität des Flusses als Lebensraum verschlechtert. Die Iller wird stark zur Stromerzeugung genutzt, Kraftwerke beeinträchtigen die Durchwanderbarkeit des Flusses für Fische. „Insbesondere das Ayer Wehr hat eine herausragende Stellung“, sagt Dr. Oliver Born, Leiter der Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben. „Es ist das unterste Wehr im Iller-Einzugsgebiet. Wenn Fische dort hinschwimmen und nicht weiter kommen, ist die ganze Iller abgesperrt.“ Ein weiteres Defizit des Grenzflusses: Es gibt viel zu wenig Kiesflächen. Diese brauchen die Fische zur Vermehrung, als Versteck und Jungfischhabitat. Viele Kleintiere leben dort und dienen den Fischen als Nahrung.
Fotos: Landkreis Neu-Ulm
Bayern und Baden-Württemberg haben allein in den letzten Jahren rund 30 Millionen Euro in die Renaturierung investiert. Aufgrund der hohen Kosten und der aufwändigen Planungen verläuft die Sanierung in Teilabschnitten. In diesem Frühjahr
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wurde vom früheren Bayerischen Umweltminister Marcel Huber und dem Baden-Württembergischen Umweltminister Franz Untersteller ein Abschnitt eingeweiht, der bei Vöhringen liegt. Zu den Maßnahmen gehörten unter anderem die Verbreiterung der Iller und die bereichsweise Tieferlegung der Aue um zwei Meter. „Diese tiefergelegten Bereiche werden nicht bepflanzt. Durch häufigere Flutungen mit Iller-Wasser und mit einem verbesserten Grundwasseranschluss erhoffen wir uns dort eine eigenständige Entwicklung einer möglichst natürlichen Weihholzaue“, sagt Ralph Neumeier, Leiter des zuständigen Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth. Der Einbau von 15.000 Tonnen an Steinen soll zudem ein erneutes Eingraben des Flusses verhindern und durch die Einbringung von Kies den Lebensraum an die Bedürfnisse der Fische anpassen. Um die Durchwanderbarkeit der Iller für Fische zu verbessern, wurden bereits an mehreren Kraftwerken Fischaufstiegsanlagen in Form von Umgehungsbächen geschaffen. Außerdem züchtet der Fischereihof Salgen gefährdete Fischarten wie Huchen und Äschen nach, um die Iller-Fische im Bestand zu stützen. Experte Born: „Das Wesentliche ist, dem Fluss wieder Raum zu geben und das eingezwängte Flussprofil wieder auszuweiten. Die Entwicklung ist bereits jetzt positiv, wir gehen von einer hohen Wirksamkeit für die Natur und die Fische aus.“ ruc
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Aushängeschild für die Region
Fotos: Kloster Roggenburg, Landkreis Neu-Ulm
Schon von weitem sind die Türme des Klosters Roggenburg zu sehen – ein besonderer Ort für das westliche Schwaben.
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Als das Prämonstratenser-Kloster 1126 gegründet
Mönche, die sich hinter ihre Klostermauern zu-
wurde, entwickelte es sich sehr schnell zu einem
rückziehen. Sie sind Seelsorger aus Leidenschaft
geistlichen Zentrum der Region, das diese Gegend
und betreuen in der Pfarrseelsorge Pfarrgemein-
prägte. In seiner Blütezeit umfasste das Reichsstift
den der Umgebung. Die Prämonstratenser sind
Roggenburg 18 Dörfer, bis 1802 Napoleons Trup-
ins Dorfleben integriert, begleiten die Jugendar-
pen kamen und das Kloster auflösten. 180 Jahre
beit und engagieren sich mitunter als Notfallseel-
dauerte es, bis sich 1982 in Roggenburg wieder
sorger bei Krisenereignissen. Ohne Voranmeldung
einige wenige Klosterbrüder niederließen. „Das
können Menschen am Samstag von 10 bis 12 Uhr
Kloster lebt durch den Konvent“, sagt Christian Fi-
ins Kloster kommen und finden ein „offenes Ohr“
scher, Verwaltungsleiter des Zentrums für Familie,
– einer der Patres nimmt sich Zeit zum Gespräch.
Umwelt und Kultur im Kloster Roggenburg. Damals
Die ansprechend gestaltete Sonntagsliturgie in der
wie heute beleben Prämonstratenser das Kloster,
Klosterkirche zieht zahlreiche Gläubige der Region
wirken in der Seelsorge der Landgemeinden und
an, vielleicht auch deshalb, weil der Gottesdienst
knüpfen am geistig-geistlichen Leben dieser rei-
mit dem leiblichen Wohlbefinden kombiniert wer-
chen Tradition an. Das Kloster und das Zentrum
den kann – im Klostergasthof, in dem man auch
für Familie, Umwelt und Kultur sind Impulsgeber
übernachten kann. Doch was ist das Besondere an
und Stabilitätsfaktor für die Region.
Kloster Roggenburg?
Die Prämonstratenser in Roggenburg sind sehr
„Modellhaft und einzigartig ist die heutige Konzep-
jung für eine Ordensgemeinschaft, „um die 40
tion“, sagt Christian Fischer. Im Trägerverbund,
Jahre alt“, wie Fischer sagt. Und sie sind keine
bestehend aus der Gemeinde Roggenburg, dem
Vier Landkreismuseen Landrat Thorsten Freudenberger sind die Themen Bildung und Kultur wie seinen Vorgängern Erich Josef Geßner und Franz Josef Schick sehr wichtig. Diese etablierten vier eigene Landkreismuseen – einmalig in der schwäbischen Kulturwelt.
Museum für bildende Kunst im Landkreis Neu-Ulm Nersingen – Oberfahlheim Alte Landstraße 1a, 89728 Nersingen Das jüngste Kreismuseum, 1999 in Oberfahlheim eröffnet, ist der zeitgenössischen Kunst der Region vorbehalten. Markanter Blickfang des 1785 als Bräuhaus des Klosters Elchingen errichteten Gebäudes sind der klassizistische Zwerchgiebel und die sechs Meter hohe Großskulptur „Unendlich“ von Tomitaro Nachi vor dem Gebäude. Postmodern mit leuchtend blauem Treppenhaus präsentiert sich dagegen das Innere, wo eine Auswahl der Kunstsammlung des Landkreises als Dauerausstellung untergebracht ist. Wechselnde Kabinett- und Sonderausstellungen präsentieren das Kunstgeschehen der Gegenwart. Landkreis Neu-Ulm, dem Bezirk Schwaben und dem Kloster selbst, hat man sich die Aufgabe ge-
Klostermuseum Roggenburg
stellt, den Betrieb des Bildungszentrums – einer
Klosterstraße 7, 89297 Roggenburg,
in Deutschland einmaligen Bildungseinrichtung
Eingang neben dem Kirchenportal
für Familie, Umwelt und Kultur – zu unterstützen
In den Räumen der ehemaligen Prälatur wird die
und seine wirtschaftliche Grundlage zu sichern.
Geschichte des Reichsstifts und seines Territori-
„Wir haben jedes Jahr rund 100 Schulklassen, oft
ums von der Gründung 1126 bis zur Säkularisation
mehrtägig hier“, berichtet Fischer, „in Roggenburg
1802 anschaulich dargestellt. Thematisiert sind die
finden beispielsweise Seminare, Firmenveranstal-
Gründungs- und Baugeschichte, rechtliche und wirt-
tungen, Fortbildungsmaßnahmen, Familien-Um-
schaftliche Verhältnisse und Aspekte des kulturellen
welt-Ferien, Seniorenwochen, Öko-Erlebnistage
und religiösen Lebens des ehemaligen Reichsstifts.
und Fortbildungen für Lehrer und Erzieher statt.“ Mit über 20.000 Übernachtungen und 70.000 Be-
Archäologischer Park Kellmünz
suchern jährlich hat Roggenburg Strahlkraft und
Rechbergring 6, 89293 Kellmünz an der Iller
Magnetwirkung weit über die Landkreisgrenzen
Caelius Mons – kleine Zeitreise zu den Römern:
hinaus – und ist ein wichtiger Wirtschaftfaktor im
Das Kastell Caelius Mons war ein wichtiger Stütz-
Landkreis Neu-Ulm. Jetzt freuen sich der Konvent
punkt des Donau-Iller-Rhein-Limes. Anhand re-
und die rund 100 Mitarbeiter, wenn die Außenan-
konstruierter Mauerreste und eines mit farbigen
lagen fertiggestellt und die Baufahrzeuge abgerückt
Pflastersteinen markierten Rundgangs erschließt
sind. „Im Kloster wurde von innen nach außen sa-
sich die Dimension des Kastells. Im Museumsturm,
niert, renoviert und gebaut. Wenn die Fassade nun
der auf antiken Fundamenten steht, werden die
im Oktober, November fertig gestellt sein wird, ist
Geschichte der römischen Provinz Raetien und
eine fünfjährige Bauzeit endlich abgeschlossen“,
die Forschungsergebnisse der Ausgrabungen an-
sagt Fischer. Und auch mit öffentlichem Nahver-
schaulich erklärt und besprochen.
Oben und Mitte: Museum für bildende Kunst in Oberfahlheim. Unten: Archäologischer Park in Kellmünz
kehr ist Roggenburg jetzt zu erreichen. „Wir sind sehr froh, dass auch Samstag und Sonntag Busse
Bayerisches Bienenmuseum Illertissen
fahren“, meint Fischer, „das passt perfekt zu unse-
Schlossallee 23, 89257 Illertissen,
rer Ausrichtung auf Ökologie und Umwelt.“
im Vöhlinschloss Wegen Umbau geschlossen.
wos
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SPEZIAL top schwaben
„Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es auch dem Landkreis gut“ Der Landkreis Neu-Ulm ist der bayerische Teil der „Innovationsregion Ulm – die clevere Alternative e. V.“. Unter diesem Label kooperieren der Landkreis Neu-Ulm, die Große Kreisstadt Neu-Ulm mit dem Alb-Donau-Kreis und der Stadt Ulm.
Die Region Ulm/Neu-Ulm zeichnet sich durch eine hohe Dynamik und durch ein attraktives Lebensumfeld aus. Rund 500.000 Menschen leben hier – bei einem Arbeitsplatzangebot von rund 170.000 Stellen. „Hier ist eine ausgeglichene Work-Life-Balance ohne Weiteres möglich“, konstatiert
Landrat
Thorsten
Freudenberger
hinsichtlich hervorragender Lebensbedingungen und eines Umfelds, in dem viele renommierte, bekannte und große Unternehmen ihren Sitz haben: PERI und Oetinger-Aluminium in Weißenhorn, R-Pharm, Karger, Kränzle oder Butzbach im Raum Illertissen oder bekannte Marken wie EvoBus, Settele, Carl Götz oder Fruchthof Nagel kennt man in Neu-Ulm, Möbel Inhofer in Senden ist Ziel vieler Besucher aus mehreren hundert Kilometern Entfernung. Keine Frage: Der Wirtschaftsstandort Landkreis Neu-Ulm „brummt“. Die hervorragende Verkehrsanbindung über die Straße (A 8 und A 7) wie auch die Anbindung ans europäische Schienennetz durch den ICE-Haltepunkt Ulm, das neue Güterverkehrszentrum im Bosch-Rexroth: einer der großen „Player“ an seinem Produktionsstandort Elchingen
Norden von Ulm und der nahe Allgäu Airport in Memmingen spielen in Sachen Infrastruktur eine
Stuttgart
wichtige Rolle. „Ebenso wichtig ist, dass wir in der Kreispolitik die Wirtschaft im Blick haben“, sagt
Dillingen
Landrat Freudenberger, „wenn es der Wirtschaft
Blaubeuren Ulm Ehingen
Günzburg Neu-Ulm
gut geht, geht es dem gesamten Landkreis gut.“ Augsburg München
Biberach Fotos: Landkreis Neu-Ulm
Memmingen
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Ravensburg
Folgerichtig hat der Landkreis die Bildung im Blick, um die Fachkräftesicherung für die Unternehmen zu unterstützen. Gemeinsam mit der IHK Schwaben gibt es die Offensive, die duale
Friedrichshafen Lindau
Kempten Füssen
Ausbildung in Betrieb und Berufsschule voranzubringen. „Wichtige Bausteine“, wie Thorsten Freudenberger sagt, „damit die Betriebe auch in Zeiten des demografischen Wandels qualifizier-
te Auszubildende finden.“ Dass es sich im Landkreis Neu-Ulm besonders gut leben lässt, zeigt die Studie „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ aus dem Jahr 2009, die das Potenzial von Landkreisen und kreisfreien Städten bewertete. Der Studie zufolge belegte der Landkreis NeuUlm in Schwaben Platz 1, bayernweit Platz 15 und bundesweit Platz 25. Überdurchschnittlich ist daher auch die Kaufkraft der Landkreisbewohner. Ein Index von 108 belegt, dass das verfügbare Einkommen im Landkreis deutlich über dem Bundesdurchschnitt (Index 100) liegt. Be-
„Weisse Weihnachten.“
„Zwei Minuten Ruhe.“
sonders Elchingen (Index 123,7), Senden (111,4) und Neu-Ulm (109,4) ragen hier heraus. Auch die heterogene Wirtschaftsstruktur spielt für die gute Statistik eine wichtige Rolle. „Der gesunde Mix aus produzierendem Gewerbe mit 50 Prozent, Handel und Dienstleistungen hat sicher dazu beigetragen, dass der Landkreis NeuUlm mit am besten aus der letzten Finanzkrise gekommen ist“, stellt Freudenberger fest. Eine Prognos-Clusteranalyse zeigt, wie stark die Wirtschaft im Landkreis aufgestellt ist: Das Kompetenzfeld Metall bietet 5.800 Arbeitsplätze, der Maschinenbau 4.200, fast ebenso viele der Bereich Pharma und Gesundheit. Auch der Nutzfahrzeugbau mit 3.600 und der Logistikbereich (2.800) zeigt, wie vielschichtig meist traditionsreiche Familienbetriebe aufgestellt sind, von denen sich viele zum „Global Player“ entwickelt haben.
wos
„Ein Bruder für meinen Teddy.“
„Die Welt sehen.“
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Wir machen den Weg frei. Es gibt Millionen Gründe, morgens aufzustehen. Welcher ist es bei Ihnen? Ist es die Tasse Kaffee am Morgen? Oder ist es Ihre Familie? Eines ist gewiss: Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Und genauso sicher, wie es etwas gibt, das Sie morgens aufstehen lässt, ist - wir unterstützen Sie dabei, Ihre Ziele und Wünsche zu erreichen. Denn es ist unser Antrieb, Ihnen versprechen zu können: Wir machen den Weg frei.
Metall und Fahrzeugbau: EvoBus Neu-Ulm (oben), Aluminiumofen bei Oetinger Weißenhorn (links).
Volksbanken | Raiffeisenbanken im Landkreis Neu-Ulm VR-Bank Neu-Ulm/Weißenhorn eG | Raiffeisenbank Iller-Roth-Günz eG | Volksbank Ulm-Biberach eG | Volksbank Neu-Ulm eG | Raiffeisenbank Roggenburg-Breitenthal eG | Raiffeisenbank Holzheim eG | VR-Bank Langenau-Ulmer Alb eG
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Qu er du r ch die Re g i o n
„Kopfüber herzwärts“ – da steckt viel drin: ein Stück Wagemut, eine Ecke Emotion, viele Anregungen. Das alles will die aktuelle Ausstellung im Kindermuseum Neu-Ulm zeigen. Den menschlichen Körper präsentiert sie als Haus. Die turbulente Reise in den Körper ist die bislang beliebteste Ausstellung in der mittlerweile fünfjährigen Geschichte dieser schwabenweit einmaligen Institution im Edwin Scharff Museum Neu-Ulm.
Publikums-Magnet
Bilder: Nik Schölzl/esm
Stellen wir uns vor, der Körper wäre ein Haus. Wie liegen also dort das Wohnzimmer, das Kinderzimmer, wo die Küche? Was passiert im Bad? Zwölf „Erlebnis-Wohnräume“ führt Museumsleiterin Dr. Helga Gutbrod ein, sind auf 400 Quadratmetern und zwei Etagen eingerichtet. In ihnen knüpfen die Besucher direkt an Alltagserfahrungen von Kindern an, „in vertrauten Raumsituationen erkennen sie Körperfunktionen, Bedürfnisse und individuelle Vorlieben wieder“, erläutert Helga Gutbrod das Ausstellungskonzept. In den Erlebnisräumen können Kinder, genauso aber auch ihre Eltern, Omas und Opas, Onkel und Tanten, kurz alle Begleiter spielerisch in der inszenierten Ausstellungsrealität auf Erkundung gehen. Die bunte Schau stellt Fragen und regt Kinder an, selbst die Antworten zu finden. Wie beispielsweise Verdauung funktioniert, wie das Gedächtnis, das lässt sich im Bad und im Arbeitszimmer aufspüren. Was man braucht, um gut schlafen zu können, erfährt man also wo? Richtig, im Schlafzimmer. In der Werkstatt kann mit einem echten Stethoskop diagnostiziert, in der Energiezentrale nebenan dem eigenen Herzschlag gelauscht werden. Nachrichten verschickt man in diesem Spielhaus per echter, mindestens 20 Meter langer, durch viele Räume sausender Rohrpost – für die Kinder eine der Hauptattraktionen. Wenn sie nicht gerade an einer der vielen anderen Hör-, Seh- oder Aktionsstationen dran sind, die Möglichkeiten ihres Körpers unmittelbar zu erfahren. Zu testen sind beispielsweise Reaktionsfähigkeit, Rhythmus und Ausdauer. Helga Gutbrod: Pustend reisen die Kinder in die Lunge, kriechen als junge Forscher in Speiseröhre und Magen, steppen, um ihren Herzschlag zu erleben. Interaktiv ist die vom Grazer Kindermuseum FRida@freD konzipierte Schau strukturiert und mit einer Menge Informa-
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tionstechnologie ausgestattet. Der Gag schlechthin: die „Wohlfühl-Karte“. Jeder kleine Entdecker erhält zu Beginn seiner Reise „Kopfüber herzwärts“ eine Plastik-Card, die einer Kreditkarte oder dem Führerschein ähnelt – um darauf „Fotos, Ergebnisse und Erkenntnisse“ (Helga Gutbrod) zu speichern. Wenn die Besucher das Museum verlassen, bekommen sie ein Passwort mit. Das ist ihr Schlüssel, um das ganz persönliche „Ich fühl mich wohl“-Album aus dem Internet herunterzuladen und auszudrucken. „Das ideale Instrument, damit die Schau noch weit über das Museum hinaus im Alltag wirkt“, lächelt die Museums-Chefin, vielleicht mit dem Hintergedanken, auf diesem Weg noch mehr neugierige Besucher in die Ausstellung zu locken. Die kommen in Scharen. Einen „fulminanten Start“ haben sie hingelegt, freut sich Birgit Höppl, die stellvertretende Museumsleiterin. Mittlerweile nähern sie sich der 40.000er-Marke. Hunderte Schulklassen und Kindergartengruppen waren schon da. Sogar einen Film haben Ulmer Realschüler gedreht (auf der Museumswebsite unter www.edwinscharffmuseum.de). Viel Lob heimsen die Museumsleute ein. „Bildung + Bewusstsein schaffen! Tolle Sache!“, schrieb ein Besucher, „ich wünsche dem museum fil glück und wir komen noch mal wider“, drückt es eine kleine Museumsratte aus, denn, stellt ein anderer fest, „da ist Museumgehen nicht mehr so langweilig“. Und für eine Oma mit zwei vier- und zehnjährigen Enkeln vom Bodensee war es in der „unterhaltsamen und informativen Kinderausstellung einfach schön, meine Enkelkinder zu beobachten“. Dr. Helga Gutbrod und Birgit Höppl wissen den Anspruch des Museums bestätigt, „qualifizierter außerschulischer Lernort“ zu sein. Die Ausstellung „Kopfüber herzwärts – in meinem Körper bin ich zu Haus“ im Kindermuseum des Edwin Scharff Museums, Petrusplatz 4, Neu-Ulm, ist bis 1. März 2015 zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags und mittwochs, 13 bis 17 Uhr, donnertags bis samstags, 13 bis 18 Uhr, am Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Info: edwinscharffmuseum.de Hanns-Rainer Strobl
Qu er du r ch die Regio n
Das Kindermuseum Neu-Ulm Der Mut der Neu-Ulmer Kommunalpolitiker wurde belohnt, im Jahr 2009 das erste Kindermuseum Bayerns in kommunaler Trägerschaft zu eröffnen. Seine ersten fünf Ausstellungen erfreuten sich mal mehr, mal weniger ausgeprägter Beliebtheit. Mit „Achtung Familie“ waren die Museumsmacher um Dr. Helga Gutbrod gestartet, die Welt zum Anfassen gab es in „Ganz weit weg und doch ganz nah“. Ein bislang oft tabuisiertes Thema griffen die Neu-Ulmer mit „Erzähl mir was vom Tod“ auf und luden Weltenentdecker ein zu „Willkommen@ HotelGlobal“ im vorigen Jahr. Weil alle Ausstellungen regelmäßig durch einwöchige Ferienprogramme begleitet sowie Erziehern und Lehrern spezielle Fortbildungen angeboten werden, außerdem Projekttage, Workshops und umfangreiche Sonderprogramme aufgelegt werden, nimmt das Neu-Ulmer Kindermuseum eine Vorreiterrolle in Sachen Museumspädagogik ein. Es ist nicht zuletzt aus diesen Gründen von der Münchener Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern als „äußerst förderwürdig“ eingestuft. Und erschließt die Institution Museum quasi niederschwellig breiten, auch bildungsferneren Zielgruppen. Denn die Kinder und ihre Begleiter brauchen nicht einmal eine Tür zum Übergang ins Edwin Scharff Museum zu öffnen, sondern können unmittelbar reinspazieren. Als einziges eigenständiges Kindermuseum im süddeutschen Raum ist das Neu-Ulmer Haus direkt an ein Kunstmuseum angegliedert – und stellt Kindern wie Kunstliebhabern gleich viel Platz zur Verfügung.
Impressionen aus „Kopfüber herzwärts“.
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Bis Di., 11. November 2014 Hochzoller Kulturtage Augsburg Ein vielseitiges Programm für Groß und Klein bieten auch in diesem Jahr wieder die Hochzoller Kulturtage. Konzerte, ein orientalischer Abend und offene Ateliers sind nur ein kleiner Ausschnitt des bunten Hochzoller Lebensgefühls.
Bis Sa., 22. November 2014 Donauwörther Kulturtage Donauwörth Seit dem 4. Oktober laufen bereits die 41. Donauwörther Kulturtage. 23 Veranstaltungen – Kabarett, Lesungen, Musik und Kindertheater – bieten ein umfangreiches Spektrum für verschiedene Geschmäcker.
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404 – Fabian Hesse AUSSTELLUNG
Artefakte – Bilder der Natur von Maximilian Moritz Prüfer und Nikola Irmer
Schwäbische Galerie im Volkskundemuseum Oberschönenfeld, Gessertshausen
AUSSTELLUNG
2013 erhielt der junge Augsburger Künstler Fabian Hesse den Kunstpreis des Bezirks Schwaben als Reisestipendium. Während eines mehrwöchigen Aufenthalts in den Niederlanden sammelte er Erfahrungen auf dem Gebiet es großformatigen 3D-Drucks. Die Ausstellung zeigt Arbeiten Hesses aus den letzten drei Jahren.
MEWO Kunsthalle, Memmingen Nikola Irmer dokumentiert die Bestände zahlloser Tierpräparate mit künstlerischen Mitteln, gleichzeitig fasziniert von der Schönheit und der Morbidität. Maximilian Moritz Prüfer arbeitet dagegen direkt mit Abbildern aus der Natur.
Mit ihrem Spielfilmdebüt Chilla (40 Days of Silence) war die junge usbekische Regisseurin Saodat Ismailova auf der diesjährigen 64. Biennale vertreten. Nun wird sie in ihrer ersten Museums-Einzelausstellung in Deutschland vorgestellt,
Die Ausstellung thematisiert auch mit der Stadt Augsburg verbundene Zeitungsgeschichte vom Beginn des 17. Jhd. bis in die Gegenwart.
Bis So., 6. Januar 2015 Verglühte Träume: Werke junger Künstler, Opfer des Ersten Weltkrieges AUSSTELLUNG
Edwin Scharff Museum, Neu-Ulm
Bis So., 11. Januar 2015 Haitzinger.Karikaturen. Gemälde AUSSTELLUNG
Mindelheimer Museen, 87719 Mindelheim Anlässlich des 75. Geburtstags von Horst Haitzinger bieten die Mindelheimer Museen einen Überblick über das Werk des großen Karikaturisten von den 70er Jahren bis in die Gegenwart.
Bis So., 25. Januar 2015 Jaume Plensa – The Secret Heart – Das Geheimherz AUSSTELLUNG
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Bis Fr., 15. Mai 2015 Mit Gott für Kaiser und Reich. Unsere Region im Kriegszustand 1914 AUSSTELLUNG
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Ein buntes Programm zwischen bunten Trachten erwartet den Zuhörer des Allgäuer Kulturabends, welcher der Sozialarbeit des NOTHilfe e.V. gewidmet ist. Dargeboten werden alpenländische Volksmusik, Allgäuer Mundartlieder, Kompositionen aus dem Bereich der Klassik sowie Anekdoten aus dem Allgäuer Alltagsleben, moderiert von Josef Wagner.
Ein abwechslungsreiches Konzertprogramm mit Highlights wie Pete York & Young Friends erwartet die Liebhaber von Boogie, Blues und Swing.
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Hutfabrik Lembert, Augsburg Tag der offenen Tür mit Vorträgen zu professionellen Live-Shootings und Monitor-Kalibrierung anlässlich Eröffnung der neuen Räume der Fotoschule Augsburg und des Lighthouse Ateliers in den Räumen der Hutfabrik Lembert.
Bayerischer Musikschultag Memmingen Festakt, Forum, Workshops: Drei Tage lang steht die Stadt Memmingen im Zeichen der Musik.
Zum zehnten Mal schon schafft es ein Teufelsgeiger: „Ein Ort wird Musik“ heißt es im Oberallgäuer Bad Hindelang noch bis zum 18. Oktober. Der „Hauptverantwortliche“, künstlerischer Leiter und Solist, ist der Geiger Florian Meierott. Ein origineller Kopf, wie sein Jubiläumsprogramm zum diesjährigen Musikfestival dokumentiert: Highlights einer, so Meierott selbst, „Gratwanderung der Kreativität“. Nach einem Violinabend mit Bach verwandelt sich der Geiger in den charmanten Schmankerl-Virtuosen, der selbst Verdis La Traviata auf seinem neuen Instrument zelebriert, einer Petrus Guarneri von 1703 aus dem renommierten Instrumentenbauer-Clan (Meierott anekdotisch: „Auf die Frage Midlife-Crisis oder Guarneri hat mir meine Frau geraten: „Nimm die Guarneri.“). Ein Markenzeichen des Bad Hindelanger Musikfestes ist der Ausflug „Langsamster Wanderweg der Welt“ durchs Ostrachtal. Hier lässt sich der Virtuose spontan von Landschaft, Menschen und Tieren musikalisch inspirieren.
Das Landestheater Dinkelsbühl spielt die Kriminalkomödie „Die 39 Stufen“ von John Buchan und Alfred Hitchcock. Kartenvorverkauf im „Haus des Gastes“..
Fr., 31. Oktober 2014
Do., 23. – Sa., 25. Oktober 2014
Musik zum Wandern und zum Wundern
Pfarrheim St. Nikolaus, Pfronten
Der Ausflug endet traditionell im „Jazzweinkeller“, wo das Duo Spink plus Violinvirtuose „die Alpen zum Glühen“ bringen wollen, lacht Meierott, der sich tags darauf in der Badehose mit dem Cortel Streichquartett zu „Klassik im Spa“ zeigt. Nach brillanten Gitarrenensembles, dem Amadeus Guitar Duo und dem Duo Gruber & Maklar – Meierott: auf höchstem Niveau in Deutschland – und einem „Haydnspaßigen“ Abend mit dem Kaiserquartett und Werken des Jubilars Richard Strauss (German Chamber Orchestra und Cello-Solist Tobias van der Pals, den Meierott beeindruckend hoch schätzt) setzt der Festival-Chef noch eins drauf: Im Konzert „Verbrechen Liebe“ liest Miroslav Nemec alias Kommisar Batic Exotisches von Casanova und anderen, der Geiger begleitet´s mit solistischem Charme aus der Zeit Paganinis, Verdis & Co. Avantgardistisches – solche Spannweiten tragen dieses Festival – bringt Florian Meierott seinem Publikum wie seit eh und je im „Modersohn-Haus“ auf dem Gailenberg zu Gehör. An musikalischer Experimentierfreude können sich die Hörer in begleitenden Diskussionen reiben, ein Mix mit intellektuellem Reiz. Impulse, die eben auch zu einem Musikfest gehören, das sich an seines Leiters künstlerischer Philosophie orientiert: „Der Mensch braucht Harmonie.“
Schwäbisches Tagungs- und Bildungszentrum Eine Einrichtung des Bezirks Schwaben
8. November 2014 | 18:30 Uhr IRSEER DÎNER-KONZERT MIT KLAUS HAMPL UND DEM PHILHARMONISCHEN STREICHQUARTETT MÜNCHEN
Im Anschluss an ein Konzert mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Antonin Dvorák ˇ öffnet das stimmungsvolle Restaurant von Kloster Irsee seine Türen zu einem vorzüglichen Dîner. Eintritt: 57,– € (Konzert: 25,– €, Dîner: 32,– €) Vorverkauf: Schwabenakademie Irsee Tel: 08341 906-662 28. Dezember 2014 | 20 Uhr KONZERT ZUR JAHRESWENDE: CABANILLES, DER SPANISCHE BACH Roland Götz spielt barocke iberische Musik für Tasteninstrumente: streng durchorganisiert und von innerer Glut erfüllt. Eintritt 15,– € Vorverkauf: Schwabenakademie Irsee Tel: 08341 906-662
twirdmusik.de
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Veranstalt u ngen
Sa., 1. November 2014
Fr., 14. November 2014
Burr & Klaiber
Candle-Light-Shopping
KONZERT
Kulturgewächshaus Birkenried, Gundelfingen ...wo Blues, Folk, Jazz, Flamenco und Rock in sphärisch-meditativen Sequenzen münden.
Sa., 8. November 2014 Literatur aus dem alemannischen Sprachraum
Kaufbeurer Innenstadt Ab 17 Uhr sorgen Feuer- und Lichteffekte für eine unvergleichliche Atmosphäre beim Einkaufsbummel. Zu jeder vollen Stunde gibt es eine Licht-Musik-Schau mit Pyroeffekten.
Sa., 15. November 2014
LESENACHT
Benefiz-Kultur-Abend
Literaturhaus Allgäu, Immenstadt i. Allgäu
KONZERT
Sa., 8. November 2014 Johanna Hofbauer & Bärlauch Buaba ALLGÄU-KABARETT
Haus Hopfensee, Hopfen am See
Sa., 15. November 2014 – So., 1. Februar 2015
Jan Josef Liefers & Radio Doria
Warten auf’s Christkind. Adventskalender von ihren Anfängen bis zur Gegenwart AUSSTELLUNG
Stadtmuseum Kaufbeuren, Kaufbeuren
Di., 20. November 2014 Schokolade das Konzert – Christina Rommel und Band KONZERT
Unterthingau
Kulturzentrum WolfgangEychmüller-Haus, Vöhringen
Zu Gunsten der Sozialarbeit des gemeinnützigen NOTHilfe e.V. tritt die Gruppe ALLESWASREACHTISCH (Irish Folk) im Roten Schloss zu Unterthingau (bei Marktoberdorf) auf.
Während Christina Rommel und Band facettenreich die Bandbreite ihres deutschen Rock/ Pop präsentieren, bereitet der Chocolatier Köstlichkeiten aus Schokolade, die von Schokoladenmädchen serviert werden.
Rotes Schloss,
Do., 27. November 2014 KONZERT
Kaminwerk, Memmingen
So., 30. November 2014 Un-er-hört: im Schatten der Macht KONZERT
bayerische kammerphilharmonie, Augsburg Werke von Schreker, Weinberg und Schostakowitsch; Gabriel Adorján: Violine, Leitung und Konzertmeister
So., 14. Dezember 2014 „Messias“ von Georg Friedrich Händel KONZERT
Wallfahrtskirche Herrgottsruh, Friedberg
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aussetzung. Ihre Bewerbung mit aussagekräftigen Unterlagen bitte nur online an: Wolfgang Strobl, wos@topschwaben.de
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04 2014
Schwerpunktthema Starke Marken & echte Originale
Ausgabe 4/2014 erscheint am 18. Dezember 2014. Schwerpunkt: Starke Marken & echte Originale mit Portraits aus Kultur, Musik, Wirtschaft, Politik und Sport – und einer ausführlichen Rezension des Buches „Magie der Märkte“ des Augsburger Ehrenbürgers Kurt Viermetz. Dazu Veranstaltungen im Winter und das neue top schwaben-Spezial Wittelsbacher Land
Fotos: Wolfgang Strobl, Fotolia, N. Rebel
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