Top Schwaben 2014_04

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12. Jahrgang

04 2014 B 1645 F Preis 5,90 €

Die starken Seiten unserer Region Titelthema

Starke Marken & echte Originale Schwäbische Sparkassen

Verantwortung für Menschen? Spezial

Landkreis Aichach-Friedberg Veranstaltungen und Termine

66.

SCHWÄBISCHE KUNSTAUSSTELLUNG „Auseinandersetzung mit der Kunst“ Der BBK und die 66. Große Schwäbische Kunstausstellung

MULTIMEDIALES GESCHICHTSBUCH Das neue Fugger und Welser Erlebnismuseum in Augsburg

WILLKOMMEN IM WOHNZIMMER

„Schwäbisches Krippenparadies“ in Mittelschwaben

HILFE AUS KAUFBEUREN Die Hilfsorganisation Humedica


Aktion Deutschland Hilft Das starke Deutschland Bündnis bei Katastrophen Aktion Hilft

Das starke Bündnis bei Katastrophen

Wenn Menschen durch große Katastrophen in Not geraten, helfen wir. Gemeinsam, schnell und koordiniert. Aktion Deutschland Hilft - Bündnis deutscher Hilfsorganisationen. Wenn Menschen durch große Katastrophen in Not geraten, helfen wir. Gemeinsam, Spendenkonto (IBAN): DE62 3702 0500 Hilft 0000- Bündnis 1020 30deutscher Hilfsorganisationen. schnell und koordiniert. Aktion Deutschland Jetzt Förderer werden unter: www.Aktion-Deutschland-Hilft.de Spendenkonto (IBAN): DE62 3702 0500 0000 1020 30 Jetzt Förderer werden unter: www.Aktion-Deutschland-Hilft.de


Edito r ial

Starke Marken & echte Originale

top schwaben

im (Geschenk-) Abonnement ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

... für Sie selbst oder als Geschenk, das ein Jahr

Kunst braucht Raum und jemanden, der sie

lang Freude bereitet. Zuverlässig, direkt in den

entfaltet – wie den Berufsverband Bildender

Briefkasten und günstiger als im Handel.

Künstler und die Stadt Augsburg, die der Gegenwartskunst in der Großen Schwäbischen Kunstausstellung mit dem Schaezlerpalais zum zweiten Male einen stilvollen Rahmen gegeben hat. Die Vernissage zeigte deutlich das große Publikumsinteresse und den Hunger nach kultureller, nach geistiger Nahrung in einer durchkommerzialisierten Welt. Bei der Titelplanung dieser Ausgabe war durchaus die Überlegung, eine „starke Marke“ oder ein „echtes Original“ unserer Region in Szene zu setzen – bevorzugt weiblich, jung, blond,

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(Zutreffendes bitte ankreuzen)

Lieferbeginn Ausgabe 1/2015

(Anfang März 2015)

Meine Anschrift: Rechnungsanschrift

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wie von diversen Illustrierten am Zeitungskiosk verkaufsfördernd bekannt. Weil die regionale Kunst jedoch auch medial Raum braucht, haben wir uns entschieden, unser Titelbild der zeitgenössischen Kunst zu widmen, auch wenn BBK-Chef Norbert Kiening – er möge verzeihen – nicht dem gängigen Ideal eines Covergirls entspricht. Dennoch ist der Titel ein Volltreffer zum

Straße / Hausnummer

PLZ / Ort

Schwerpunktthema: Denn die „Große Schwäbische“ ist im 66. Jahr ihres Bestehens längst zur Marke geworden – und ein schwäbisches Original. Neben der „Großen Schwäbischen“ (Seite 10) haben wir für dieses Heft mal mehr, mal weniger bekannte Persönlichkeiten Schwabens in den Mittel­ punkt gerückt, die für ihr Thema „brennen“. Neben Porträts aus Kultur, Wirtschaft, Politik und Sport finden Sie in dieser Ausgabe allen voran die hochgradig spannende Lebensgeschichte des Augsburger Ehrenbürgers Kurt Viermetz, dessen kürzlich erschienene Biografie Hanns-Rainer Strobl

Telefon

E-Mail Anschrift Des Beschenkten:

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bereits für Sie gelesen hat (Seite 38). Straße / Hausnummer

In diesem Sinne besinnliche Feiertage, einen guten Jahreswechsel und ein frohes, neues Jahr 2015 wünscht Ihnen

PLZ / Ort

Wolfgang Strobl, Herausgeber, wos@topschwaben.de Telefon

Aus der Redaktion

Kristin Ruckschnat hat sich 2014 als Redakteurin bei top schwaben vor allem sozialen, kulturellen und Bildungsthemen angenommen, für die sie besonderes Herzblut entwickelt hat. Jetzt zieht es sie wieder zurück in ihre Heimat nach Berlin. Wir wünschen an neuer Stelle alles Gute!

Annika Litzel kam am 1. November neu ins top schwaben-Team. Nach ihrem Germanistik-Studium und ersten beruflichen Stationen in einem Startup-Unternehmen und einer Werbeagentur ist die Bobingerin nun bei top schwaben journalistisch tätig und bildet die Schnittstelle zwischen Redaktion, freien Autoren, Fotografen, Illustratoren und unserer Grafik.

E-Mail Der Bezugspreis beträgt für ein Jahr zurzeit € 18,- inkl. Porto Inland und inkl. MwSt. Der Bezug erfolgt für mindestens 1 Jahr und verlängert sich um den gleichen Zeitraum, falls nicht 6 Wochen vor Ablauf des Abonnements gekündigt wird. Sie erhalten eine Auftragsbestätigung von unserem Aboservice zugesandt.

Bitte ankreuzen, wenn das Geschenkabo von vornher ein auf 1 Jahr befristet sein soll Ort, Datum, Unterschrift Mir ist bekannt, dass ich diese Bestellung binnen zehn Tagen schriftlich bei top schwaben, Aboservice, Eserwallstraße 17, 86150 Augsburg widerrufen kann. Es gilt das Datum des Poststempels Dies bestätige ich durch meine zweite Unterschrift

Unterschrift

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04 2014 Schwaben ist top! Noch vor zehn Jahren wurde Schwaben als Wirtschaftsraum von vielen als rückständig und nicht mehr zeitgemäß betrachtet. Diesen Kritikern haben wir gerade in letzter Zeit das Gegenteil bewiesen. Bayerisch-Schwaben steht „1 a“ da und kann den Schwung nutzen, um aus den angeschlagenen Märkten kraftvoll herauszustarten. Was die Industrie in Bayerisch-Schwaben auszeichnet, sind die soliden Grundlagen der Unternehmer und die breite Diversifizierung. Weil es keine ausgeprägten Branchenschwerpunkte gibt und damit keine Abhängigkeiten, zum Beispiel von der Automobilindustrie, ist unsere Wirtschaft auch weniger anfällig. Auch für die Zukunft ist Schwaben gut aufgestellt. Maschinenbau und Elektronik sind aus ihrer Tradition heraus stark. Dazu kommt die Faserverbundtechnik, die sich hier konzentriert hat und inzwischen weit in andere Branchen streut. Auch die Luft- und Raumfahrttechnik ist hier fest etabliert. Die Herzstücke des deutschen Flugzeugbaus liegen in Schwaben. Und schließlich – oft übersehen und vergessen – die Lebensmittelindustrie, die heute symbiotisch mit der Verpackungs-

06

Willkommen im Wohnzimmer: Schwäbisches Krippenparadies

10 Nummer 66: Die Große Schwäbische Kunstausstellung 13 Das Zentrum Schwabens 14

17

Multimediales Geschichtsbuch: Besuch im Fugger- und Welsermuseum Augsburg

Weit gespannte Erinnerungen Das „Musikfest Tonspuren“ in Irsee 2015

18

Walter Althammer: „Verdi liegt mir absolut!“

technik voranschreitet. Es gibt keine Region in Europa, wo beide so eng verbunden sind und sich gegenseitig befruchten, wie in Schwaben. Auch bei der Produktvielfalt sind Schwaben und das Allgäu unschlagbar. Nirgendwo sonst gibt es so viele milchverarbeitende Betriebe wie hier, genossenschaftlich wie privatwirtschaftlich. Bayerisch-Schwaben ist der Feinkostladen Europas! Auch die Umwelttechnik spielt heute in Schwaben eine große Rolle. Das freut mich als Ingenieur, der in dieser Branche aktiv war, natürlich besonders. Heute sind Schwaben und das Allgäu der führende Wirtschaftsraum in Europa. Das ist keine Übertreibung, das lässt sich wunderbar logisch ableiten: Schwaben ist vom Arbeitsmarkt und der Wirtschaftsdynamik her führend in Bayern. Bayern ist führend in Deutschland. Deutschland ist führend in Europa. Ergo: Schwaben ist europäisch gesehen „top“.

Für weitere Informationen: www.markus-ferber.de

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Impressum Verlag und Adresse aller Verantwortlichen: Contrast Marketing-Kommunikation & Verlag GmbH, Eserwallstr. 17, 86150 Augsburg, Tel. 0821/3199950, Fax 0821/31989140 Geschäftsführer und verantwortlich i. S. d. P.: Wolfgang Strobl Copyright: Der Inhalt des Magazins ist in vollem Umfang urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte liegen beim Verlag. Die Verwendung von Texten und Bildern in anderen Publikationen und im Internet bedürfen – auch auszugsweise – der schriftlichen Genehmigung des Verlags. Autoren: Annika Litzel (al), Roswitha Mitulla (rmi), Florian Pittroff (pif), Kristin Ruckschnat (ruc), Hanns-Rainer Strobl (hrs), Wolfgang Strobl (wos) Titelbild: Axel Weiss / www.werbefotografie-weiss.de Verantwortlich für den Anzeigenteil: Birgit und Wolfgang Strobl Fotografen dieser Ausgabe: Moritz Beierlein, Daniel Mühlebach, Roswitha Mitulla, Simon Stöckel, Wolfgang Strobl, Axel Weiss. Weitere Bildnachweise befinden sich direkt auf den Seiten. Korrektorat: KorrekturService Sand, Landsberg Druckvorstufe: Gerd Krautmacher, Thannhausen Konzeption, Layout, Satz: Contrast Marketing-Kommunikation & Verlag GmbH, Augsburg, www.contrast-marketing.de Druck: Appl-Druck, Wemding top schwaben erscheint vierteljährlich, zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1. Januar 2014 Druckauflage/Verteilauflage: 9.000 Exemplare EVP € 5,90, Jahresabo € 18,- (einschl. Postgebühr)


inhaltsverzeichnis 36

Klaus Marschall: „Animationsfilme befriedigen die Fantasie nicht“ 38 Der beispiellose Weg des Kurt Viermetz

42 Bücher 44 Neuer Energieriese? swa & erdgas schwaben auf Annäherungskurs

46 Moritz Beierlein: Natur, so wie sie ist 54 „Gute Jugendarbeit ist keine, von der man nichts hört“ 56 Strom auf Abruf: LEW und SGL FORenergie 58 Der ländliche Raum muss flexibler werden: VVM-Symposium zeigt Möglichkeiten im ÖPNV auf

Spezial: Aichach-Friedberg 62 „Ein Stück Offenheit“ Interview mit Aichach-Friedbergs

20 Hilfsorganisation Humedica:

Landrat Dr. Klaus Metzger

In der Welt zuhause, im Allgäu daheim

23

64 Immer noch Zwangsschwaben. Oder schon zarte Liebe?

26 Umweltnetzwerk KUMAS kürt Leitprojekte 27 Markenbildung ist keine Frage der Größe: Bregenz 28 Bernd Kränzle: „Ich war immer der Jüngste!“ 30 Luis Walter: „I bin halt a Schwob“ 32 Sebastian Priller: „Das Glas ist halbvoll, aber nicht mehr lang“ 34 Nadine Rebel: „Der Sport hat auf dich gewartet“

66 Der Landkreis investiert in die Zukunft 68 Mehrgenerationen-, Wohn- und Arbeitsprojekt Blumenthal 69 „Wittelsbacher Land“ – eine Marke im Aufbruch 70 Tourismus: Entdeckungstour im Wittelsbacher Land 72 Wirtschaft: Von Friedberg aus an die New Yorker Börse 74 Veranstaltungen: Dezember 2014 bis Februar 2015 03 Impressum

Verantwortung für Menschen? Die schwäbischen Sparkassen in schwierigem Wettbewerbsumfeld

Das schwäbische Altbayern

Äusseres Pfaffengässchen 23 | 86152 Augsburg Öffnungszeiten: Di – So | Feiertag 10 – 17 Uhr www.Fugger-und-Welser-Museum.de

CEO

ERLEBE DIE

VORSTÄNDE DER RENAISSANCE

Gefördert durch den Kulturfonds Bayern

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Ko lu m nent itel

Holzschnitzer Arnold Haiß mit Figuren in seiner Werkstatt. Unten: Krippendarstellungen aus dem „Schwäbischen Krippenparadies“

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Ku lt u r

Willkommen im Wohnzimmer Über die Terrasse hinein, zur Wohnungstür wieder hinaus: In Mittelschwaben ist es schöne Tradition, dass Familien und Privatleute wildfremden Menschen im privaten Haus die Türen öffnen, um ihre Krippe zu zeigen. Als Franz von Assisi 1223 im Wald bei

bedeutenden Krippen in den Häusern

Lindenholz und nicht gefasst. Das bedeu-

Greccio mit Tieren und Menschen das

und konnten nicht besichtigt werden.

tet, dass sie nicht farbig bemalt sind. Die

Weihnachtsgeschehen darstellte, begann

Deshalb richteten die Krippenfreunde

meisten der bekleideten Figuren für die

die Historie des Krippenbaues in der

im Winter 1995/1996

einen Krippen-

schwäbische Heimatkrippe hat Vater Al-

christlichen Welt. Die Jesuiten statteten

weg ein. Seitdem ist Edelstetten über

fred Zeman hergestellt. Dann gibt es im

alle ihre Ordenskirchen mit Krippen aus

die Landkreisgrenzen hinaus bekannt

Stadel noch eine dritte Krippe im Naza-

und so entwickelte sich rasch – vor allem

und der Besucheransturm immer grö-

rener-Stil, die mit alten Gipsfiguren aus

in Süddeutschland – eine tiefe Krippen-

ßer geworden. In jeder Saison kommen

Kevelaer bestückt ist.

frömmigkeit. „Die Geschichte der Weih-

rund 20 Busse aus Bayern und Baden-

nachtskrippe in Kirchen und Privathäu-

Württemberg mit bis zu 50 Personen.

Wer in Edelstetten ist, sollte zudem die

sern ist spannend“, schreibt Prälat Dr.

Die Krippenfreunde empfangen sie und

Barockkrippe von 1750 in der Pfarrkir-

Wilhelm Imkamp, Wallfahrtsdirektor von

führen sie zu den Stationen des Krippen-

che St. Johannes Baptist und Johannes

Maria Vesperbild, im Vorwort der aktu-

wegs, der am Kirchplatz beginnt. Große

Evangelist besuchen. Der Krippenweg ist

ellen Krippenbroschüre, welche die Re-

Gruppen werden aufgeteilt.

vom 4. bis 25. Januar 2015 an Sonn- und

gionalmarketing Günzburg als „SchwäKrippenparadies

2014/2015“

Papierkrippe im Gartenhaus

Gruppen können nach telefonischer An-

herausgebracht hat. Spannend war es für

Auf dem Weg liegt das Gartenhaus der

meldung auch an Werktagen kommen.

die Krippenbauer tatsächlich – vor allem

Familie Böck, in dem man Papierfigu-

von 1782 bis 1823, als die öffentliche

ren und lebensgroße bekleidete Figuren

Auch heute wird noch geschnitzt

Darstellung des christlichen Weihnachts-

anschauen kann. Familie Mörz baut im

Dass im Landkreis von Privatleuten

geschehens verboten war. „Wenn es in

Keller die Großkrippe des Landwirts und

Krippenfiguren geschnitzt werden, geht

der Kirche nicht mehr möglich war, dann

Laienschnitzers Josef Zeller auf, die so

laut Peter Zeman auf die Zeit nach der

stellte man zu Hause eben eine Krippe

genannte „Bauernzeller-Krippe“.

großen Pestseuche im Jahr 1634 zu-

auf und sorgte dafür, dass sie auch von vielen gesehen wurde“, erklärt Imkamp.

rück. „Weil so viele Menschen ums LeBei Familie Zeman kommt man heute

ben gekommen sind, haben Tiroler die

nicht mehr in die gute Stube, sie hat einen

Dörfer besiedelt und die Tradition mit-

Das tun die Bürger im Ortsteil Edelstetten

Stadel zum Krippenparadies gemacht.

gebracht“, berichtet er. Auch in Ziemets-

der Gemeinde Neuburg an der Kammel

Eine Besonderheit ist hier die gro-

hausen, das nach Meinung der Bürger

schon seit langem. Krippenfreund Peter

ße orientalische Simultankrip-

durch einen Schwur von der Pest

Zeman erinnert sich daran, dass seine

pe, die entsprechend der Evan-

verschont blieb, begeisterte man

Mutter früher die Gäste in ihr Wohnzim-

gelientexte in sieben Bildern

sich dafür, an Winterabenden

mer ließ. „Die Leute gingen durch die

gleichzeitig das Geschehen von

Krippenfiguren zu schnitzen. Im

Terrassentür rein und durch die Haustür

Maria Verkündigung bis zu Josefs

Ortsteil Vorderschellenbach, in

wieder raus, wer die Krippe ein zweites

Zimmererwerkstatt

Nazareth

der Nähe der Wallfahrtskirche

Mal sehen wollte, musste sich nochmal

darstellt. Die 120 Figuren stammen

Maria Vesperbild, ist Arnold

anstellen“, erzählt er. Bis vor kurzem stan-

vom Holzschnitzer Helmut Reischl,

Haiß aufgewachsen. „Schon

den die meisten der kulturell oft sehr

sind 20 Zentimeter groß, aus rohem

als Kind wollte ich Schnitzer

in

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Fotos: Regionalmarketing Günzburg, Roswitha Mitulla

bisches

Feiertagen von 13 bis 17 Uhr geöffnet.


Ku lt u r

Krippenausstellung im alten Pfarrhof St. Martin am Kirchplatz 1. Besichtigung mit Führung jeweils donnerstags um 10 und 17 Uhr, samstags um 15 und 16 Uhr und sonntags um 10.30 Uhr. Vom 28. Dezember bis 1. Februar 2015 nur sonntags um 10.30 Uhr oder nach Vereinbarung. Info-Telefon: 08341-16922.

Die lebende Krippe Im Krippenstadel im Märzenburgweg in Kaufbeuren sind Maria, Josef und das Jesuskind, Ochs, Esel und junge Schäfchen zu sehen. Geöffnet am Samstag, 20., und Sonntag, 21. Dezember von 14 bis 19 Uhr. Ansprechpartner: Günther Seydel, Tel. 0171-7850521. Kempten:

Weiß‘sche Krippe Biedermeierkrippe von Ludwig Weiß im Allgäu-Museum, Kornhaus, Großer Kornhausplatz 1. Ansprechpartner: Stadt Kempten, Kulturamt/Museen, Telefon 0831-2525-390. Kempten

oder Bildhauer werden“, erinnert sich

Seine Figuren stehen in Kirchen, Kapellen

der 51-Jährige. Weil er aus familiären

und Privathäusern, auf Friedhöfen und in

Gründen in seinem Heimatort bleiben

Gärten. Vom Trend zu modernen Krip-

musste, absolvierte er in Ziemetshau-

penfiguren, die keine Gesichter haben, ist

sen eine Ausbildung zum Schreiner und

Arnold Haiß nicht begeistert. Er zieht die

eine zweite Ausbildung zum Zimmerer.

traditionellen Formen vor. Am liebsten

Als er an der Augsburger Berufsschule

und am häufigsten schnitzt er Madonnen.

Schnitzerseminare belegte, wurde der

Für eine Kirche in Memmingen hat er

Kindheitstraum wieder lebendig. In

eine Lourdes-Madonna angefertigt, und

Oberammergau, Elbigenalp

und den

in einer Grotte in Ziemetshausen steht

Südtiroler Hochburgen St. Ulrich und

eine Gnadenspenderin in Lebensgröße

Wolkenstein erlernte er in vielen Se-

aus seiner Werkstatt. In den italienischen

minaren das Schnitzerhandwerk. Den

Wallfahrtsort San Giovanni Rotondo hat

Schritt in die Selbstständigkeit wagte

er mehrere Skulpturen des dort verehr-

er 2003. Das Geschäft im eigenen Haus

ten Heiligen Pater Pio geliefert und nach

in Vorderschellenbach, wo sich auch die

Kasachstan einen Barmherzigen Heiland.

Werkstatt befindet, ist nicht nur in der

Auch die Kirchenkrippe in St. Martin in

Adventszeit ein Paradies für Krippen-

Ebershausen stammt von Arnold Haiß.

freunde und Sammler. Sie finden hier rund 70 Markenkrippen und eine große

Damit sich auch ärmere Familien eine

Auswahl an Zubehör.

Hauskrippe leisten konnten, hat man frü-

Bründl-Krippe Die Simultankrippe von Adolf Bründl ist auf 25 Quadratmetern in der Krypta der Pfarrkirche St. Lorenz vor einer Kulisse mit den Allgäuer Bergen aufgebaut. Samstag und Sonntag sowie am 25. und 26. Dezember und 6. Januar von 14 bis 16 Uhr.

Krippen-Visionen Im Rathausfoyer präsentieren die Teilnehmer der Schnitzkurse aus der Krippenbauschule Kempten ihre selbst angefertigten Krippen. Bis 21. Dezember täglich von 12 bis 19 Uhr. Memmingen:

Madleners Weihnachtskrippe Im beleuchteten Innenhof des Antonierhauses mit lebensgroßen Figuren des Memminger Malers Josef Madlener. Im Antoniersaal sind Weihnachtsbilder von ihm zu sehen. Öffnungszeiten: bis 6. Januar von Dienstag bis Sonntag von 14 bis 19 Uhr.

her in Mittelschwaben Gloriawässerle fürs Krippenloben

einfache und kosten-

Dazu gehört seit einiger Zeit auch das

günstige Figuren aus

Gloriawässerle fürs Krippenloben. Da-

Lehm

hinter steckt der vor allem in Österreich

die so genannten

beliebte Brauch, jemanden zu besuchen,

„Bachenen“,

der eine Krippe hat und diese kräftig zu

in Kastenkrippen

loben, um an ein Stamperl Schnaps zu

gestellt wurden. Als

kommen. Statt „Prost“ sagt man „Gloria“

Vorbild für die reliefartigen „Loam-

und versucht es gleich noch einmal, dem

mandl“ dienten die kostbaren Krippen in

Besitzer ein weiteres Gläschen zu entlo-

Kirchen. Bis zum Ende des 19. Jahrhun-

cken. Meist wird Marillenschnaps ausge-

derts entstanden die einfachen Lehm-

schenkt, der beim Krippenloben Gloria-

männlein in Handarbeit, indem man Ton

wasser genannt wird. Arnold Haiß hat

oder Lehm in Modeln geformt, dann ge-

das Getränk schwäbisch umgetauft und

brannt und bemalt hat. Später ermög-

in sein Sortiment aufgenommen.

lichten Maschinen die Herstellung von

hergestellt, die

billiger Massenware, die man auf den Im Grunde seines Herzens aber ist er

Weihnachtsmärkten in der Region und

Holzschnitzer und deshalb freut er sich,

in Augsburg kaufen konnte. Viele Origi-

wenn er im Auftrag von Kunden nach de-

nale sind erhalten geblieben und stehen

ren Wunsch und nach eigenen Ideen reli-

heute in Heimatmuseen und bei privaten

giöse oder profane Kunst herstellen kann.

Sammlern.

Die Broschüre „Krippenparadies – Weihnachts- und Winterhöhepunkte“ der Regonalmarketing Günzburg GbR - Wirtschaft und Tourismus enthält neben detaillierten Beschreibungen der Privat- und Kirchenkrippen auch einen Kalender mit Veranstaltungshöhepunkten im Landkreis Günzburg. Zum Bestellen oder downloaden: www.familien-und-kinderregion.de

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rmi Fotos: Regionalmarketing Günzburg

Kaufbeuren:

Jesuiten-Krippenfiguren


Wir w端nschen Ihnen eine sch旦ne Weihnachtszeit sowie f端r das Jahr 2015 Gl端ck, Gesundheit und Erfolg. www.lew.de9


Ku lt u r

Nummer 66 In diesem Jahr steht bereits die 66. Große Schwäbische Kunstausstellung auf dem Programm. Altersmüde? „Im Gegenteil“, stellt Norbert Kiening, Vorsitzender des veranstaltenden Berufsverbandes Bildender Künstler BBK fest.

Im altehrwürdigen Schaezlerpalais ist gehängt. Ein schöner, stilvoller Rahmen für 60 aktuelle Arbeiten schwäbischer Künstlerinnen und Künstler, die in der 66. Großen Schwäbischen Kunstausstellung gezeigt werden. Die „Große Schwäbische“ kommt an – besser als in den Vorjahren, als im Schnitt rund 2.000 Kunstinteressierte die Ausstellung besuchten. „Im letzten Jahr kamen 3.500 Besucher. Das ist ein deutlicher Sprung nach oben“, freut sich der Vorsitzende des BBK Schwaben Nord und Augsburg, Norbert Kiening. Und noch etwas Positives gibt es in Sachen Großer Schwäbischer zu vermelden. Es gibt heuer erstmals einen Kunstpreis im Wert von 2.000 Euro für ein von der Jury vorgeschlagenes Kunstwerk, der von der Stadt Augsburg gestiftet wurde. Preisgelder gibt es aber nicht nur bei der Großen Schwäbischen Kunstausstellung.

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Ku lt u r

„Auseinandersetzung mit der Kunst“

Im Schloss Wertingen und in der städtischen Galerie findet zum Beispiel alle zwei Jahre „Kunst im Schloss“ statt. Die Stadt vergibt zu diesem Anlass Kunstpreise in Höhe von 2.500 Euro. Außerdem haben der Landkreis Dillingen von 1985 bis 2003 und seit 2010 die Gemeinde Buttenwiesen ebenfalls Kunstpreise zur Verfügung gestellt. Eine hohe Strahlkraft besitzt auch die Große Nordschwäbische Kunstausstellung, die kürzlich zum 34. Mal in Donauwörth stattfand. Die Ausstellung gab einen umfassenden Überblick über die Bandbreite künstlerischen Schaffens in der Region. Mit der Ausstellung ist die Verleihung des „Donauwörther Kunstpreises“ verbunden, der mit 1.000 Euro dotiert ist. Die Liste ließe sich noch über Irsee und Krumbach fortführen – um nur einige Kunstpreise herauszugreifen. Norbert Kiening spricht von einer „Kunstpreiskultur“. So ein Preis macht sich gut – für die Biographie und natürlich auch für den Geldbeutel. Dass mit einem Kunstpreis auch Öffentlichkeitsarbeit für die jeweiligen Städte und Sponsoren gemacht wird, ist ein angenehmer Nebeneffekt für den Veranstalter. In erster Linie, so Kiening, „geht es aber um die Auseinandersetzung mit der jeweiligen Kunst. Denn für die Besucher wird dann der Fokus auf ein besonderes Kunstwerk gelegt.“ Auf alle Fälle macht der Preis die vielfältigen künstlerischen Positionen und die Qualität der Kunst ihre Wirkung entfalten, wenn sie wahrnehmbar ist und sich möglichst viele mit ihr auseinandersetzen können.

Eine Frage der Kultur

Unterschiedliche Techniken, unterschiedliche Stile, unterschiedliche Formate: Für die 66. Große Schwäbische Kunstausstellung wurden mehr als 300 Werke eingereicht, 60 Arbeiten sind jetzt im Schaezlerpalais ausgestellt. Foto linke Seite: Norbert Kiening in den Ausstellungsräumen im Schaezlerpalais

Dennoch: Kunst ist in Schwaben ein hartes Brot – zumindest

für die Kunst. Eine besonders treffende Beschreibung hat

für die meisten. Nur wenige Künstler können von ihrer Kunst

der Dichter Jean Paul gefunden. Von ihm stammt der Satz:

leben. „Ich würde mal sagen: Unter zehn werden es sein“, so

„Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.“

Kiening, „wenn man davon ausgeht, dass sie ausschließlich

Wie wahr! Der Mensch könnte ohne Kunst zwar überleben,

ihre Einkünfte mit verkaufter Kunst bestreiten.“ Die Grün-

sie bereichert und verschönert das Dasein allerdings unge-

de sind vielfältig. Einer ist mangelnde Professionalität. Aber

mein. Und wie guter Wein braucht auch die Kunst jemanden,

nicht im negativen Sinne, denn viele Künstler wollen sich nicht

der sie entfaltet. „In den vergangenen 20 Jahren hat sich vie-

mit wirtschaftlichen Dingen beschäftigen. Was der Kunst na-

les gewandelt“, bedauert der BBK Chef. „So können wir nicht

türlich grundsätzlich zuträglich ist – dem Portemonnaie aber

wie früher durch den Verkauf eine Ausstellung finanzieren.“

eher nicht. Ein zweiter Grund ist mangelnde Wertschätzung

Am deutlichsten spürte es der Berufsverband bei der Großen

11

Fotos: Axel Weiss, BBK

Arbeiten für ein breites Publikum sichtbar. Nur dann kann


Ku lt u r

Schwäbischen: Waren in den 1990er-Jahren jährliche Ankäufe um 25.000 Euro die Regel, sind seit 2008 gerade noch 6.000 Euro zu verbuchen. „Natürlich ist niemand verpflichtet, Kunst zu kaufen“, so Norbert Kiening, aber es ist für ihn schon auch eine Frage der Kultur. Der Berufsverband Bildender Künstler unterstützt auch Aktionen wie z. B. die geplante Statue des Augsburger Fußball-Idols Helmut Haller. In Zusammenarbeit mit dem BBK wurde ein bayernweiter Ideenwettbe-

Wie wird der BBK „fit für die Zukunft?“

werb ausgeschrieben, vier Bewerbungen

Wie wollen Sie den BBK „fit für die Zukunft machen“, wenn man sich z. B.

kamen in die engere Auswahl. „Wir stel-

die rückläufigen Mitgliederzahlen vor Augen führt?

len unser Know-how zur Verfügung.“ Dies

Natürlich haben wir gerne sehr viele Mitglieder. Aber es ist für unseren Ver-

kommt dann den ausführenden Künstlern

band nicht das Hauptaugenmerk, eine möglichst hohe Mitgliederzahl zu ha-

und den Initiatoren solcher Aktionen zugute.

ben. Wir sind, wie der Name schon sagt, ein Berufsverband. Darum sind wir

Dem Regionalverband Schwaben-Nord und

daran interessiert, dass die professionellen Künstler bei uns organisiert sind.

Augsburg gehören mit rückläufiger Tendenz

Und für diese Klientel bieten wir einiges. Auf www.kunst-aus-schwaben.com

aktuell rund 270 Mitglieder an, dem BBK

sind, neben allen aktuellen Ausstellungen und Informationen, Ausschreibun-

Schwaben-Süd 200. Die Große Schwäbische

gen für Ausstellungen und Wettbewerbe, viele Hinweise für die künstleri-

Kunstausstellung dauert noch bis zum 18.

sche Tätigkeit zu finden. Künstler haben hier die Möglichkeit, sich mit ihrem

Januar 2015 – und findet gleich an zwei Aus-

Werk vorzustellen. Besonders für junge Künstler bieten wir attraktive Förde-

stellungsorten statt. Im Schaezlerpalais und

rungen wie z.B. die Debütantenförderung, die mit einer Ausstellung inklusi-

in den Kabinett-Räumen des H2 (Glaspalast).

ve einer hohen Förderung für die Produktion eines Kataloges verbunden ist.

Dort sind auch erstmals größere Installatio-

Unsere Mitglieder haben in vielen Museen verbilligten oder freien Eintritt.

nen in Augenschein zu nehmen.

pif

Gehört die Große Schwäbische zu den Höhepunkten im Kunstjahr des BBK?

Übrigens: Bis 14. Februar 2015 stellt BBK-

Ja sicher, wiewohl wir mit unserer Ausstellung „Beste Kunst“ in der BBK-

Vorsitzender Norbert Kiening selbst Malerei

Galerie, die parallel zur Großen Schwäbische Kunstausstellung läuft, ein

und Holzschnitt in der Galerie am Fischer-

weiteres Format haben, das sehr viele unserer Mitglieder erreicht.

tor in Augsburg aus. Aber die lange Historie, die Regelmäßigkeit und der Aufschwung, den die Große Schwäbische Kunstausstellung in den letzten Jahren genommen hat, besonders mit den neuen Spielorten im H2 und im Schaezlerpalais, macht

Große Schwäbische Kunstausstellung

diese zu einem Höhepunkt für das Publikum und die Aussteller. Es freut uns sehr, dass Medien und Politik diese Ansicht teilen, wie uns die entsprechenden Reaktionen zeigen. Kommt Kunst eigentlich von Können? Nein, meiner Ansicht nach kommt Kunst von Wahrheit. Denn nur wenn ein Komposition, Aussage, Modernität standhalten. Das klassische Beispiel für wahre Kunstwerke sind die Zeichnungen von noch unverbildeten Kindern,

S c h a ez l er p a la i s + H2 BBK

29.11.14 - 18.1.15

BERUFSVERBAND BILDENDER KÜNSTLER SCHWABEN-NORD UND AUGSBURG E.V.

die uns in ihrer Direktheit und Ehrlichkeit oft überraschen, weil die Werke so ehrlich und direkt sind wie die Kinder in ihrer Entwicklung. Zu dieser Kraft des Werkes muss ein Künstler erst wieder zurückfinden über verschiedene Wege der Ausbildung, der Selbstbefragung, der Reflexion. Und wenn

Kunstsammlungen und Museen Augsburg im Schaezlerpalais · Maximilianstrasse 46 · 86150 Augsburg H2 – Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast Augsburg · Beim Glaspalast 1 · 86153 Augsburg Infos: www.kunst-aus-schwaben.de Öffnungszeiten: Di. – So. 10 - 17 Uhr — An den Weihnachtsfeiertagen geschlossen am: 24.12.14 und 31.12.14 Veranstalter:

Nichts bietet Berufsverband Bildender Künstler Schwaben Nord und Augsburg e.V. mehr Freiheiten als die Kunst. Berufsverband Bildender Künstler Schwaben Süd e.V. in Zusammenarbeit mit den Kunstsammlungen und Museen Augsburg TREFF PUNKT KUNST Bad Reichenhall Forstinning Alte Saline 14 Römerstraße 5 Tel.: 08651-965 93-0 Tel.: 08121/9304-0 Augsburg Proviantbachstr. 30 Tel.: 0821/567593-0

er oder sie dann im Können, in der geistigen Haltung zum eigenen Tun sehr weit fortgeschritten ist, stimmt die Aussage der Frage doch, weil Kunst dann

Nürnberg Sprottauer Str. 37 Tel.: 0911/98862-0

von „Können“ kommt.

12

pif

Fotos: Axel Weiss, Wolfgang Strobl, istockphoto

Kunstwerk wahr ist, kann es den Fragen der Rezipienten an Ästhetik, Inhalt,


Ko lu m nent itel

Das Zentrum Schwabens So sieht er also aus, der geografische Mittelpunkt Schwabens: ein Stück grüne Wiese, ein paar Schritte südöstlich der Unterallgäuer Gemeinde Eppishausen, 560 Meter über dem Meer und zehn Meter über dem friedlich dahinplätschernden Haselbach, der durch die 1.850-Seelen-Gemeinde fließt. Berechnet wurde der geografische Schwerpunkt anhand der mathematischen Formel der Koordinaten der äußeren Grenzlinie Schwabens.

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Ku lt u r

Multimediales Geschichtsbuch

Das neue Fugger und Welser Erlebnismuseum in Augsburg ist genau genommen gar kein Museum. Es zeigt fast keine musealen Gegenstände aus der Zeit der Patrizierfamilien. Es wurde vielmehr als multimediales Geschichtsbuch angelegt, in dem der Besucher auf Entdeckungsreise gehen kann.

Für Tourismusdirektor Götz Beck ist es

Wunsch, ein Fugger-Museum einzurich-

Designer Ilja Sallacz von der Liquid Agen-

die richtige und zeitgemäße Form, Men-

ten, hatte Beck bereits vor 15 Jahren. „Es

tur für Gestaltung erarbeite ein erstes

schen Geschichte näherzubringen. Er

war wichtig, den Menschen zu erzählen,

Konzept. Bis zur Verwirklichung war es

nennt es „Storytelling“ und verweist auf

wie es möglich war, Einfluss auf die Kai-

noch ein weiter Weg, auf dem irgend-

Häuser in den USA und in England, wo

ser des Heiligen Römischen Reiches zu

wann klar wurde, dass man nicht nur

solche Konzepte erfolgreich sind. „Man

nehmen und Geschichte zu schreiben“,

die Fugger, sondern auch die Welser als

kann heute bei Museen auch andere Wege

sagt er rückblickend. Als Geschäftsfüh-

bedeutendes Augsburger Wirtschaftsim-

gehen und sie spannend gestalten. Trotz-

rer der Regio Augsburg Tourismus GmbH

perium darstellen muss.

dem ist alles wissenschaftlich absolut

wollte er zudem das Thema Fugger bes-

seriös, denn wir wussten ja, dass man

ser vermarkten, das seiner Meinung nach

Nachdem mit dem Wieselhaus ein idealer

uns kritisch betrachtet“, betont er. Den

damals noch vernachlässigt wurde.

Standort für ein Museum gefunden war,

14


Ku lt u r

wurden die Planungen konkret und von

der Räume sorgte Ullrich Styra, die inter-

Gerd Mordstein, dem damaligen Leiter

aktive Ausstellungstechnik stammt vom

des städtischen Wohnungs- und Stif-

Historiker und Informatiker Dr. Maximi-

Schwerpunkt

tungsamts, unterstützt. Als Kuratorinnen

lian Kalus.

im Museum sind

nahm die Regio Dr. Stefanie von Welser und Angelika Westermann ins Boot. Ihre

Auch Martin Kluger, der schon zwei Mu-

„Goldenes Zeitalter Augsburgs“ genannt

Texte für die Museumsstelen gerieten

seen für die Fuggerei konzipiert hat, ist

werden. Dabei wird nicht nur die Ge-

dann aber bei mehreren Beteiligten in

davon überzeugt, dass das neue Muse-

schichte der Fugger und Welser erzählt,

die Kritik, weil sie Themen wie Kinder-

um dem Zeitgeist und den Anforderun-

sondern auch die lange Zeit blühende

arbeit und soziale Unruhen im Bergbau

gen der heutigen Zeit entspricht. „Es

Wirtschaft in weiten Teilen Deutschlands,

und den Umgang der Europäer mit den

hat Erlebnischarakter und man kann

Italiens und Flanderns beleuchtet. Das

indigenen Völkern Südamerikas ausge-

Spaß haben. Mit den historischen Tex-

Wirtschaftswunder basierte auf Baum-

spart hatten.

ten der Stelen haben wir aber auch den

wollhandel, Barchentweberei, Finanz-

Bildungsauftrag des Museums erfüllt“,

geschäften, Montanwirtschaft, brachte

Auf wenig Begeisterung stieß auch der

meint er. Jeder könne sich ganz indivi-

technische Erfindungen und das Postwe-

Ansatz, die Fugger und Welser bei vielen

duell aussuchen, was er machen möchte.

sen hervor. Die Erforschung neuer See-

Themen

darzustellen,

Dazu erhält der Besucher an der Kas-

wege im 15. Jahrhundert ermöglichte

anstatt die jeweiligen Stärken der bei-

se ein Pfeffersäckchen, in dem sich ein

den Direkthandel der Europäer mit Afri-

den Handelshäuser herauszuarbeiten.

elektronischer Chip befindet. Es erinnert

ka, Indien und Amerika.

Die beiden Damen legten sechs Wochen

daran, dass man die reichen Handelsher-

vor der Eröffnung des Hauses ihre Mit-

ren ironisch „Pfeffersäcke“ nannte. Man

Dass die Fugger nicht allein als Ban­kiers

arbeit nieder. Die Texte schrieb dann der

legt das Säckchen beim Rundgang an

eine wichtige Rolle spielten, sondern

Fugger-Kenner, Verleger und Buchautor

die multimedialen Erlebnisstationen und

auch beim Abbau von Silber, Kupfer, Blei

Martin Kluger vom Context Verlag Augs-

ruft so informative Inhalte ab. Kinder

und Quecksilber, macht der Gewölbekel-

burg. Als Berater war der Wirtschafts-

bekommen dazu noch ein Handelsbuch,

ler des Wieselhauses anhand eines nach-

historiker und Welser-Experte Dr. Peter

mit dem sie das Haus auf eigene Faust

gebauten Bergwerks deutlich. Hier unten

Geffcken mit dabei. Für die Ausstattung

erkunden und Aufgaben lösen können.

gibt es sogar einige echte Exponate zu be-

gleichgewichtig

staunen. Es sind Manillen, Armringe aus Kupfer, Bronze oder Messing, die einst so genannte Primitivwährung im Handel mit Menschen, Gold und Elfenbein waren.

Im historischen Wieselhaus im Äußeren Pfaffengäßchen befinden sich die Räume des neueröffneten Fugger und Welser Erlebnismuseums, das im ersten Monat nach Eröffnung bereits 5.000 Besucher zählen konnte. Keine klassischen Ausstellungsgegenstände, sondern multimediales „Storytelling“ steht im Mittelpunkt des Museumskonzeptes.

15

Fotos: Liquid Agentur für Gestaltung, Roswitha Mitulla

die Jahre von 1490 bis 1560, die auch


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Das Wieselhaus Das um 1530 im Stil der Renaissance erbaute Haus am Äußeren Pfaffengässchen 23 grenzt an den Garten der Benediktinerabtei St. Stephan. Es ist nach dem Optiker und Fernrohrbauer Johann Wiesel (1583 bis 1662) benannt, der von 1637 bis 1642 hier gewohnt und gearbeitet hat. Im 17. Jahrhundert wurden die Arkaden zugemauert. Ob das Haus einmal der Familie Welser gehört hat, ist nicht nachweisbar. Sicher ist nur, dass 1583 der Augsburger Humanist, Historiker und Verleger Markus Welser den Garten neben dem Anwesen, den heutigen Stephansgarten, erworben hat.

Ballen zeigen, wie Baumwolle und Seide

beitsbedingungen in den Bergwerken, in

verpackt waren.

denen auch Frauen und Kinder schufteten, hart waren. Der Bogen spannt sich

Originale Objekte aus der Zeit der Fug-

bis in die Gegenwart und führt nach Bo-

ger und Welser werden an anderen Orten

livien, wo heute wertvolle Rohstoffe wie

ausgestellt und aufbewahrt. Für das neue

Zink für Batterien, Karosserien und Sal-

Museum wurde im ersten Obergeschoss

ben oder andernorts Tantal und Wolfram

die Goldene Schreibstube Jakob Fuggers

für Elektronikgeräte gewonnen werden.

des Reichen, die Schaltzentrale seines Unternehmens, nachempfunden. Mit Hil-

Das

dem

fe des Pfeffersäckchens wird ein fiktives

Wirtschaftszentrum Augsburg und der

Erdgeschoss

widmet

sich

Gespräch von Jakob Fugger und Bartho-

Handelsmetropole Venedig, erklärt die

lomäus V. Welser in Gang gesetzt.

Handelswege in Europa und die Seehandelsrouten nach Indien und Südamerika.

Wer mit dem Aufzug oder über die his-

Ein Raum wurde nach Vorlagen aus Bü-

torische Treppe ins oberste Stockwerk

chern wie ein Schiff eingerichtet. In einem

kommt, kann am Augsburger Geschlech-

anderen steht ein Modell des Handels-

tertanz teilnehmen und Patrizier belau-

schiffes Nao Lionarda, das auf der Route

schen, die sich über Wirtschaft, Religion

von und nach Indien unterwegs war und

und Politik unterhalten und den neusten

mindestens 3.000 Zentner Pfeffer an Bord

Klatsch austauschen. Die virtuellen Per-

hatte. Die Säcke in der Ecke ähneln jenen,

sonen in der „magischen Galerie“ sind

in denen man Zimt, Muskatnuss, Pfeffer

wie auf einem Gemälde aus dem 16. Jahr-

und Gewürznelken transportierte, die

hundert gekleidet.

16

rmi

Fugger und Welser Erlebnismuseum Äußeres Pfaffengässchen 23 86152 Augsburg Telefon 0821/50207-0 www.Fugger-und-Welser-Museum.de Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr Eintritt 5 Euro / Familienkarte 10 Euro

Fotos: Liquid Agentur für Gestaltung, Roswitha Mitulla

Nicht verschwiegen wird, dass die Ar-

Mitte des 19. Jahrhunderts fiel das Wieselhaus mit Garten der Stiftung Katholischer Studienfonds zu, die auch das Anwesen Jesuitengasse 12 mit dem Kleinen Goldenen Saal besitzt. Die Stiftung wird seit 1817 von der Stadt verwaltet. Schon lange gab es Konzepte für eine Sanierung und eine neue Nutzung. Während aber ein Plan nach dem anderen verworfen wurde, verfiel das Wieselhaus immer mehr. Um es in ein Museum zu verwandeln, mussten jetzt über 3,6 Millionen Euro in die Hand genommen werden. Weil das Haus künftig öffentlich genutzt wird, gab es Fördergelder. Außerdem halfen Sponsoren mit, das Projekt zu stemmen. Das Museum erstreckt sich auf vier Etagen. Betrieben wird es von der Regio Augsburg Tourismus GmbH, die für den Unterhalt keine Zuschüsse bekommt.


Weit gespannte Erinnerungen Das „Musikfest Tonspuren“ in Irsee zieht 2015 weite Kreise. Mit hohem avantgardistischem Anteil und viel Improvisation durch zeitgenössische Künstler präsentiert es sich im Schwerpunkt als ein Musiktheater, in dessen Zentrum der armenische Mönch und Musiker Komitas Vardapet (1869-1935) und der armenische Genozid durch die Türkei stehen. Eingebunden sind im erneut aufgelegten Jugendprojekt „Spurensuche“ junge Leute mit erster künstlerischer Erfahrung und auch wieder Grundschüler bei den „Kinderspuren“. Das Musikfest

Einstimmung, Vorhang auf: Die Video-

zwischen zerstörten oder missbrauchten

sprechen. Dem „Erinnern im Hier und

Kulisse ist ein karges, weites Feld im

armenischen Klöstern und dem sakralen

Jetzt“ gehen junge Leute mit ersten künst-

ostanatolischen Kars, der armenische

Raum hier in Irsee wie dort in Asien, Be-

lerischen Erfahrungen aus der durch den

Kaukasus am Horizont. Musik von Gi-

züge zur Psychiatrie (Komitat starb in einer

Bezirk getragenen Berufsfachschule für

tarre und Bassklarinette, vielfach elek-

geschlossenen Anstalt in Frankreich) und

Musik in Krumbach und der Staatlichen

tronisch verfremdet, mit Geigenbogen

nationalsozialistischer wie türkischer Ver-

Berufsfachschule für Glas und Schmuck

und Percussions-Stock in langen, ele-

folgung – hier wie dort geschlagene Wun-

in Kaufbeuren-Neugablonz nach. Sie wer-

gischen, sehnsüchtigen, traurigen Ton-

den – bilden für Marc Sinan den Boden, aus

den, auch ein Wagnis und Neuland, mit

reihen schwebend. So ungewohnt wie

dem „Musik von großer Schönheit“ wächst.

älteren Menschen mit psychischen Er-

anrührend legen Marc Sinan und Oguz

Sie wird am ersten Abend in „Tonspuren“

krankungen aus der Kaufbeurer Organi-

Büyükberger erste Tonspuren. Sinan,

zu hören sein, ebenso in kammermusika-

sation „Blaue Blume Schwaben Zentrum

der türkisch-deutsche Gitarrist mit ar-

lischen Miniaturen („Spurenelemente“) an

für seelische Gesundheit im Alter“ zusam-

menischer Großmutter, ist 2015 Compo-

verschiedenen Orten im Kloster und als

menfinden. Aus ihrer gemeinsamen Erin-

ser in Residence und künstlerischer Lei-

großes Musiktheater in der abschließen-

nerung und deren Verortung, an der sich

ter in Irsee, Büyükberger einer seiner

den sonntäglichen Messe „Komitat“. Diese

kulturelle und individuelle Identität zu ori-

Solisten. Zu ihm gesellen sich während

Uraufführung Marc Sinans interpretiert

entieren vermag, soll eine experimentel-

des Musikfestes ein multiethnisches

der auf zeitgenössische Werke speziali-

le musiktheatralische Collage entstehen.

Künstlerensemble, das eine Vorliebe für

sierte Münchener via-nova-chor. Die vom

Als „Katalysator“ ist zum wiederholten

Improvisationen eint. Der Münchner

Solisten­ensemble untermalte Messe wird

Mal der Wiener Klangkünstler Gammon

Flötist Sascha Friedl, die deutsch-japa-

danach in Berlin und Dresden, Istanbul

beteiligt, zu dem sich für die Regie Pa-

nische Geigerin Ayuni Paul, die Percus-

und Liechtenstein aufgeführt werden.

trick Schimanski und für die Szenografie Stephanie Müller und Klaus Erich Dietl,

sionistin Maria Schneider, die unter anderem mit Zubin Mehta arbeitete, und

Weil das historische Tabuthema vom

München, gesellen. Ebenfalls zum dritten

die türkische Schauspielerin mit arme-

Genozid an den Armeniern allemal und

Mal werden, nun mit der Österreicherin

nischen Wurzeln Sesede Terziyan, fes-

intensiv zur Diskussion anregt, hat Ton-

Veronika Großberger, die „Kinderspuren“

tes Ensemble-Mitglied des kürzlich zum

spuren-Intendantin

Tau-

mit Irseer Grundschülern wieder ins Pro-

„Theater des Jahres“ gekürten Maxim-

benberger erstmals einen Dialog ins

gramm der „Tonspuren“ einbezogen. hrs

Gorki-Staatstheaters in Berlin.

Programm aufgenommen, der die Ausei-

Dr.

Martina

nandersetzung mit dieser geschichtlichen Parallelen zwischen dem 1915 depor-

Ebene und ihre künstlerische Vermittlung

tierten Mönch Komitat – Debussy und

fördern soll. Von Tradition lässt sich hin-

Tschaikowsky rühmten seine Musik –,

gegen bereits beim Projekt „Spurensuche“

Mehr über Programm und Akteure unter www.tonspuren.de Bild oben: Marc Sinan, Gitarre, und Oguz Büyükberger, Bassklarinette: Einführung in die Irseer Tonspuren.

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Foto: Hanns-Rainer Strobl

„Tonspuren“ will vom 10. bis 12. April 2015 Impulse geben.


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„Verdi liegt mir absolut!“

Foto: Simon Stöckel

Es atmet Italien im ersten Renaissance-Prunkhof Deutschlands. Mit einem kleinen Haydn-Orchester dirigiert ein 22-Jähriger in den lauen Nächten des Sommers 1984 im Augsburger Damenhof den „Apotheker“, den seine Regisseurin im Commedia-dell’Arte-Stil an diesen wunderbaren Raum angepasst hat. Jetzt, 30 Jahre später, und um die Erfahrung eines halben Dirigentenlebens reicher, ist Walter Althammer in seiner Heimatstadt zurück – zumindest für ein Wochenende. Ein Porträt. „Die Idee war, in der opernlosen Zeit im August in Augs-

Heute dirigiert Walter Althammer Lohengrin am Teatro Real in

burg eine Oper unter freiem Himmel aufzuführen“, erin-

Madrid, gibt in Lehrtätigkeit den Rosenkavalier an der Indiana

nert sich Walter Althammer zurück in seine Studienzeit. Die

University/USA, hat Verpflichtungen für die musikalische Ein-

Fugger’schen Stiftungen gaben ihr okay, der damalige Inten-

studierung an der Mailänder Scala, der De Nederlands Opera/

dant Helge Thoma unterstützte die jungen studentischen Mu-

Amsterdam, der Bayerischen Staatsoper in München oder an

siker mit Licht, Maske und Kostümen – und Petrus wie auch

der Opera Bastille in Paris. „Ich wusste schon mit zehn, elf Jah-

das Augsburger Publikum dankten den jungen Künstlern mit

ren, dass Musik mein Leben ist und ich Musik machen will“,

regenlosen und komplett ausverkauften Opernabenden im

erzählt der gebürtige Augsburger, der im Stadtteil Hochzoll auf-

atmosphärisch-intimen Rahmen des Augsburger Damenhofes

gewachsen ist. Mit sechs Jahren ging er bereits zur Singschule,

im Fuggerpalais an der Maximilianstraße.

im Gymnasium St. Stephan förderte Pater Anselm sein Talent

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Ku lt u r

am Klavier und an der Violine. Bald war

auch das phänomenale Arbeitspensum

er auch Solostimme im Chor. Klar, dass es

und tiefe Verständnis eines Wolfgang Sa-

direkt nach dem Musikabitur zum Diri-

wallisch ist für mich vorbildhaft“, erinnert

gierstudium an die Hochschule für Musik

sich Walter Althammer, „ich habe alle

nach München ging.

sehr, sehr bewundert.“ Seinen eigenen Weg hat Walter Althammer schnell ge-

„Man lernt, das Geheimnis des Dirigenten zu verstehen“

funden. Als Repetitor hatte er seine erste Festanstellung 1985 an der Bayerischen Staatsoper. „Die beste Lehrstunde“, wie er sagt, „man kann alles lernen – und

Das Examen mit Auszeichnung ermög-

gleichzeitig Geld verdienen.“ Im Prinz-

lichte es ihm, den ganz Großen in der

regententheater gab er mit Henzes Mär-

„Meisterklasse“ über die Schulter zu

chenoper Pollicino 1988 sein Debüt an

sehen. Leonard Bernstein, für den er

der Bayerischen Staatsoper.

Beethovens Leonoren-Ouverture Nr. 3 dirigieren durfte, Sergiu Celibidache, Kurt Masur, Carlos Kleiber – und Wolfgang Sawallisch, der lange vor seiner Zeit als Bayerischen Staatsoper auch am Augs-

Nach festen Anstellungen als Solorepe-

burger Stadttheater wirkte. Die Möglich-

titor in Dortmund und Studienleiter und

keit, bei den Proben dabei zu sein, hat er

Kapellmeister an den Städtischen Büh-

gern wahrgenommen. „Ich denke, dabei

nen Münster wurde er Chefdirigent an

lernt man das große Geheimnis zu ver-

der Hoofdstad Operette Amsterdam, des

stehen, was die Persönlichkeit eines Di-

Stravinsky Ensembles Amsterdam und

rigenten ausmacht und wie er auf seine

der Internationalen Donauoper, mit der

ganz persönliche Art Musik gestaltet.“

er auf Tourneegastspielen in Westeuropa

Später assistierte Althammer bei Welt-

Opern von Bizet, Verdi und Puccini auf-

stars: Riccardo Chailly, Simon Rattle,

führte. Besonders mit Stravinsky jedoch

Kent Nagano, Hartmut Haenchen und

wollte er sich intensiver befassen.

anderen klangvollen Namen der Klaszu erkennen, die absoluten Stärken, die ein Dirigent ans Pult bringt – das sind die

Als Dirigent und künstlerischer Leiter des Festivals zeitgenössischer Musik startete in Marktoberdorf 2005 eine Konzertreihe mit zehn Uraufführungen. Gastspiele und unterwegs sein – das ist das musikalische und berufliche Leben, wie es sich Walter Althammer vorstellt. 2002 hat das Amsterdamer Concertgebouw-Orchester angefragt, eine Amerika- und Kanarische-Inseln-Tournee mit Mahlers 2. Symphonie als Dirigent des Fernorchesters

„Die beste Lehrstunde als Repetitor“

Intendant und Generalmusikdirektor der

sikwelt. Das Besondere an der Person

Deutsches Repertoire gefragt

mitzumachen.

Dabei

lernte er Riccardo Chailly kennen und dessen Interpretationen von Puccinis Turandot und Tosca. „Das ist unübertroffen für mich.“ Auch wenn Walter Althammer als Deutscher im Ausland vor allem für das deutsche Repertoire gefragt ist – er hat mittlerweile fast den kompletten Strauss und Wagner dirigiert –, begeistert ihn ein italienischer Komponist sehr: „Verdi liegt mir absolut“, sagt er.

„Ich gehe Arbeit offen an“ „Ich gehe meine Arbeit ganz offen an und schaue, was kommt.“ Zuletzt war

„Ich habe alle sehr, sehr bewundert“

wesentlichen Punkte, die Walter Altham-

das eine Vertretungsprofessur als musikalischer Leiter der Gesangsabteilung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. „Ich

mer dabei halfen, seinen eigenen Weg zu

„Am Gymnasium hat Pater Anselm ‚Le

habe vorher noch nie etwas Pädagogi-

finden, selbst Musik wahrzunehmen und

sacre du printemps‘ über Schallplatte

sches gemacht. Da stecke ich im Moment

zu interpretierten.

vorgestellt und wir durften die Partitur

ganz fest drin, das finde ich spannend.“

mitlesen“, sagt er. Sein Interesse war

Und wie ist der Blick auf Augsburg,

geweckt und Grund dafür, warum er in

wenn man nur selten in der Stadt ist?

Amsterdam

Stravinsky-Ensemble

„Ich lebe mit meiner Familie seit 2007 in

gegründet hat. „Das lag mir am Herzen.

Berlin“, sagt er, „da pulsiert das Leben.

Wir haben mit 15 bis 20 Musikern jedes

Wenn man sich in Augsburg so umsieht,

„Ich hatte das Glück, mit den unterschied-

Jahr zwei Programme gemacht – ein

ist im Hochsommer kulturell recht we-

lichsten Charakteren zusammenarbeiten

Stück von Stravinsky und Uraufführun-

nig los“ – was auch damals so war, Mitte

zu dürfen. Kleiber war derart spontan

gen von jungen, unbekannten Kompo-

der 80er-Jahre, als er in der opernlosen

und genial, Celibidache lieferte eine ein-

nisten. In der Blüte von Hollands Ensem-

Zeit zwischen Ende der Freilichtbühne

malig philosophische Erklärung von Mu-

ble-Kultur war dies eine wahnsinnig tolle

und Start der Theatersaison als Dirigier-

sik, Chailly ist hochgradig impulsiv – ex-

Zeit“, die ihn auch wieder ins heimische

student das Augsburger Publikum mit

tremer können Personen nicht sein. Und

Schwaben geführt hat.

Haydns Oper verzauberte.

„Carlos Kleiber war spontan und genial“

das

wos

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Fotos: humedica e.V.

Sc hwe rpun kt : starke M arken & echte Or iginale

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Sc hwe rpunk t : starke M arken & echte Or iginale

In der Welt zu Hause, im Allgäu daheim Ebola, Taifun Haiyan, Flüchtlingsströme in Syrien: Die Hilfsorganisation Humedica aus Kaufbeuren ist international für ihre schnelle Reaktion im Katastrophenfall bekannt. Mit allein 300 ehrenamtlichen Helfern aus der Umgebung ist das Allgäuer Unternehmen fest in der Region verwurzelt und steht für christliche Werte wie Nächstenliebe.

Fährt man durch das ruhige Wohngebiet im Norden von

medizinisches Personal in Liberia, um der Ausbreitung von

Kaufbeurens Stadtteil Neugablonz, taucht in der Goldstraße

Ebola entgegenzuwirken; Solarmodule, die in ein Kranken-

überraschend eine moderne, rot-weiße Lagerhalle zwischen

haus nach Niger gehen, weil es dort viele Stromausfälle gibt.

den Häusern auf. Über der Einfahrt steht in großen Buchsta-

Wenn neben den Bedarfsgütern noch Platz im Container ist,

ben „humedica“ und „internationale Hilfe“. Vor dem Lager ist

schickt Humedica zudem weitere Güter mit, in diesem Fall

nicht viel los und auch drinnen ist es still. „Das ändert sich

eine Nähmaschine mit Fußantrieb. Der Umfang des Engage-

bald“, erklärt Pressereferentin Lina Koch. „Wir machen das

ments ist überwältigend: Jährlich versendet Humedica bis zu

Lager gerade frei, damit wir genug Platz für die Geschenke

800 Tonnen Hilfsgüter und ist in über 90 Ländern aktiv.

haben.“ Für das Projekt „Geschenk mit Herz“ sammelt die Organisation jedes Jahr im November Geschenke ein, die

Neben der Hilfsgüterlieferung gibt es drei weitere Kernberei-

Weihnachten an Kinder in Armut verteilt werden. Schulen,

che der internationalen Projekte und Programme: die Not- und

Kindergärten, Unternehmen und Privatpersonen in ganz

Katastrophenhilfe, das Familienpatenschaftsprogramm und

Bayern beteiligen sich an der Aktion. Der Inhalt der schuh-

die Entwicklungszusammenarbeit. „Für die Not- und Kata­

kartongroßen Päckchen ist vorgeschrieben, damit es bei der

strophenhilfeprojekte ist Humedica besonders bekannt, weil

Verteilung gerecht zugeht. Dazu gehören beispielsweise ein

wir zu den schnellsten Organisationen in Deutschland gehö-

Kuscheltier, ein paar Süßigkeiten oder ein Zahnputzzeug, da

ren“, erklärt Pressereferentin Koch. „Wir waren zum Beispiel

viele der Kinder nicht einmal eine eigene Zahnbürste haben.

nach dem Taifun Haiyan auf den Philippinen die schnellste

„Unsere ehrenamtlichen Kräfte schauen in jeden Karton hin-

internationale medizinische Organisation vor Ort.“ Geplant

ein, ob alle Komponenten da sind. Wenn nicht, ergänzen sie

werden die Einsätze in einem Bürogebäude gegenüber der

das Geschenk“, erklärt Koch. 2013 konnten durch Geld- und

Lagerhalle. An den Wänden hängen Fotos von den Einsätzen

Geschenkspenden insgesamt 86.724 Kinder zu Weihnachten

und die internen Regeln. Regel Nummer zwei: „Jeder Mitar-

beschenkt werden.

beiter soll spüren können, dass er/sie ‚dazugehört’.“ Regel Nummer drei erklärt, dass damit nicht nur die 38 hauptamt-

„Viele Kinder haben nicht einmal eine eigene Zahnbürste“ Lina Koch, Pressereferentin Humedica

lichen Mitarbeiter gemeint sind, sondern gleichermaßen die Ehrenamtlichen. Dazu zählen einerseits gut 300 Personen aus der Region, die etwa die „Geschenke mit Herz“ überprüfen, sowie rund 600 Freiwillige, die ein einwöchiges Einsatztraining absolviert haben und für Humedica ins Ausland gehen

Dort, wo die Helfer jedes Jahr die Geschenke überprüfen, ste-

(können). Es ist zu einem großen Teil medizinisches Personal,

hen sonst Hilfsgüter in den deckenhohen Regalen. Am Ein-

aber auch Menschen anderer Berufsgruppen unterstützen die

gang der Lagerhalle warten fertig verpackte Paletten auf ihre

Einsätze als Koordinatoren. Für die Not- und Katastrophen-

Reise in die Welt: Untersuchungshandschuhe für Ärzte und

hilfe arbeiten die Teams in der Regel für zwei bis drei Wochen

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Sc hwe rpun kt : starke M arken & echte Or iginale

im Einsatzgebiet. „Danach tauschen wir die Teams aus, weil

Vertrauen der lokalen Bevölkerung in Humedica hoch: „Die

die Einsätze psychisch und physisch sehr anstrengend sind“,

Menschen sagen immer wieder, dass sie lieber eine Organisa-

so Koch. „Viele Leute entscheiden sich für Humedica, weil wir

tion aus der Region unterstützen, zu der sie hinkommen und

diese Kurzeinsätze anbieten. Sie haben im Urlaub drei Wochen

sie anschauen können“, erklärt Koch. Firmen und Schulklas-

Zeit und möchten helfen. Außerdem ist es in vielen Organisati-

sen haben die Möglichkeit, Führungen bei Humedica mitzu-

onen nicht so einfach, in den Einsatz zu gehen, weil viel mehr

machen, zudem kommen immer wieder Privatpersonen vor-

Background verlangt wird.“

bei, um die Projekte und Menschen hinter Humedica kennen zu lernen. „Wir müssen natürlich schauen, wie wir das bei

Christlicher Glaube als Basis, aber nicht als Pflicht

steigendem Arbeitsaufwand stemmen können“, sagt Koch. „Aber die Leute schätzen diese Nahbarkeit.“

Hilfsorganisation zum Anfassen Der Gedanke „Da muss man doch was tun!“ prägt Humedica von Beginn an. Der heutige Geschäftsführer Wolfgang Groß kennt die Not in der „Dritten Welt“, als er 1979 den Verein „humedica e. V.“ gemeinsam mit seinem Bruder gründet. Der Marktoberdorfer sammelt erste Spendengelder im Rahmen einer Wohltätigkeitsveranstaltung. Einige Jahre später erkennt er, dass nicht nur sein Idealismus seine Arbeit trägt, sondern auch der christliche Glaube. Auf der Website der Organisation beschreibt Groß: „Seit ich Christ bin, rückt für mich der einzelne Mensch viel stärker ins Blickfeld. Und trotzdem lasse ich mich von der Not nicht erdrücken.“ Die Organisation entwickelt sich kontinuierlich weiter; im Jahr 1999 leistet das erste Ärzteteam nach einem schweren Erdbeben in Kolumbien schnelle medizinische Hilfe. Die christlichen Werte sind bis heute die Basis der Hilfsorganisation, der Glaube aber keine Pflicht, so Koch: „Es gibt das Angebot, morgens eine Andacht zu besuchen, und der Glaube prägt die Arbeit vieler Mitarbeiter. Aber nicht von allen. Es ist keine Voraussetzung, praktizierender Christ zu sein, um

Die Finanzierung der Hilfsorganisation läuft über zwei Säulen. „Das sind zum einen institutionelle Geber, also das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit“, sagt Koch. Zum anderen kämen gerade in der Weihnachtszeit viele Geld- und Sachspenden von Privatpersonen. Auf das ganze Jahr gesehen hinge die Spendenbereitschaft stark von Typus des Ereignisses ab, so Koch: „Für Naturkatastrophen wird grundsätzlich sehr viel gespendet. Bei kriegerischen Konflikten, wie beispielsweise dem Syrienkonflikt, wo es jetzt große Flüchtlingsprojekte im Libanon gibt, ist die Spendenbereitschaft viel, viel geringer. Ebola liegt dazwischen; da fehlt einfach das Momentum. Beim Taifun kann man sagen: ‚Das ist der Tag, an dem die Katastrophe passierte.’ Ebola streckt sich jetzt aber schon über viele Wochen.“ Wichtig seien daher für die Organisation gerade auch zweckungebundene Spenden, die etwa für Flüchtlingsprojekte oder medial weniger beachtete Ka-

hier zu arbeiten. Wir missionieren auch nicht.“

tastrophen eingesetzt werden können.

300 lokale Mitarbeiter, Standort Kaufbeuren, christliche Wer-

Spendeninfo: humedica e.V., IBAN: DE35 7345 0000 0000 0047 47, BIC: BYLADEM1KFB, Sparkasse Kaufbeuren

te: Trotz der internationalen Ausrichtung sind der Hilfsorganisation ihre bayerischen Wurzeln wichtig. Umgekehrt ist das

Humedica bittet darum, bei der Überweisung die vollständige Adresse des Spenders anzugeben. Zudem kann entweder ein Spendenstichwort genutzt werden, um ein bestimmtes Projekt zu fördern, oder eine allgemeine Spende getätigt werden.

Am Mittleren Moos 48 86167 Augsburg Telefon +49 821 450781-0

www.kumas.de 22

ruc


Sc hwe rpunk t : starke M arken & echte Or iginale

Verantwortung für Menschen? Die schwäbischen Sparkassen in schwierigem Wettbewerbsumfeld Das rote „S“ mit dem Punkt oben drauf ist nach dem Mercedes-Stern das bekannteste Logo Deutschlands. Es steht für die Sparkassen. Otl Aicher, ein gebürtiger Ulmer, der zu einem der prägendsten Designer des 20. Jahrhunderts wurde, hat das Logo und das Erscheinungsbild für die Sparkassen-Organisation 1972 durchgängig gestaltet – ein Meilenstein in Zeiten, als der Begriff „Corporate Design“ in den Chefetagen mittelständischer Unternehmen noch kaum bekannt war. Zu dieser Zeit gab es in der Bundesrepublik 766 einzelne Sparkassen, 165 in Bayern und 24 in Schwaben – und jede führte ein Eigenleben in Sachen Geschäftspolitik und Erscheinungsbild. Mit Otl Aicher wurde erstmals sichtbar, dass jede noch so kleine Sparkasse Teil eines großen Ganzen war, ein Glied in einer flächendeckenden Organisation. 40 Jahre lang wurden die Farbe Rot und das signifikante „S“ kaum angefasst, nur äußert behutsam modernisiert, sodass das Zeichen unbeschädigt und praktisch unverändert die Zeit überstanden und drei Generationen Sparer begleitet hat – in Zeiten von Banken- und Finanzkrisen sowie dem Haifischbecken einer globalisierten Finanzwelt ein wichtiger Punkt, Solidität und Vertrauen zu symbolisieren. Zu Recht?

Die Sparkassen liegen nicht auf der „Insel

sen, um einen Euro Rohertrag zu erzielen

der Glückseligkeit“. Sie befinden sich im

(Cost-Income-Ratio), liegt das Verhältnis

knallharten Wettbewerb mit konditions-

bei einer Direktbank wie der ING-DiBa

aggressiven Direktbanken, den großen

wesentlich günstiger: Dort mussten 2013

Geschäfts- und Privatbanken sowie den

nur 46 Cent eingesetzt werden, um einen

ebenfalls flächendeckend operierenden

Euro zu verdienen. „Der Unterschied ist

Genossenschaftsbanken, die im Großen

der“, so Walter Pache, „dass eine Spar-

und Ganzen dieselben Probleme plagen

kasse nicht auf Gewinnmaximierung

wie die Sparkassen. Der Markt wird en-

für die Shareholder ausgerichtet ist. Die

ger, vor allem auch durch die niedrigen

Sparkasse gehört allen und ist daher

Zinsmargen, die seit der Lehman-Pleite

dem Gemeinwohl verpflichtet.“ Zumin-

Ende 2008 auf die Bilanzen der Geldin-

dest die Zahlen zeigen eindeutig in diese

stitute drücken. „Unser Geschäftsmodell

Richtung: Während die ING-DiBa 2012

ist, dass wir das Geld unserer Sparer in

mit nur 3.198 Mitarbeitern eine Bilanz-

unserem Geschäftsgebiet wieder an pri-

summe von 120,3 Mrd. € und ein Ergeb-

vate, geschäftliche und kommunale Kre-

nis von 486 Mio. € erzielte, sind bei den

ditnehmer ausleihen“, sagt Walter Pa-

schwäbischen Sparkassen mit 6.162 Mit-

che, Obmann des Bezirksverbands der

arbeitern fast doppelt soviele im Einsatz,

elf schwäbischen Sparkassen. Die Frage

für ihr Erspartes gutgeschrieben werden.

um eine Bilanzsumme von lediglich 25,4

ist, ob und wie lange dieses Geschäftsmo-

„Gerade darin kommt zum Ausdruck, dass

Mrd. € und ein Ergebnis von 37 Mio. € zu

dell in Zeiten des Niedrigzinsniveaus und

die durch die Finanz- und Staatsschulden-

erreichen (2013) – eklatante Unterschie-

kostenintensiver Regulierungen (Pache:

krise verunsicherten Kunden den Qualitäts-

de, die jedoch „unmittelbar der Region

„Basel III ist ein Regulierungs-Tsunami“)

anbieter Sparkasse als ‚sicheren Hafen’ für

zugutekommen“, wie die Schwäbischen

so noch funktioniert. Die schwäbischen

die Anlage ihrer Ersparnisse wählen“, stellt

Sparkassen zuletzt auf ihrer gemeinsa-

Sparkassen selbst sprechen zwar von ei-

Walter Pache fest. Die Pro-Kopf-Quote blieb

men

nem „in dieser Höhe nicht erwarteten gu-

in Schwaben bei den Einlagen im vergan-

Nicht nur, dass die Sparkassen als Arbeit-

ten Ergebnis“, das sie noch 2013 erreicht

genen Jahr übrigens gleich – bei 10.395 €,

geber, Ausbildungsbetriebe, Steuerzahler

haben. Die Bilanzsummen stiegen leicht,

die jeder Schwabe durchschnittlich bei ei-

und wichtiger Finanzierer des Mittelstan-

das Kreditgeschäft erzielte ein deutliches

ner Sparkasse „auf der hohen Kante“ hat.

des eine tragende Rolle im wirtschaftli-

Plus und die Kundeneinlagen wuchsen –

Dennoch: Die Zeiten sind hart. Während

chen Leben Schwabens spielen, auch die

trotz niedrigster Zinsen, die den Kunden

die Sparkassen 63 Cent aufwenden müs-

direkte Projektförderung und Spenden

Bilanzpressekonferenz

betonten.

23


Sc hwe rpun kt : starke M arken & echte Or iginale Der Vorstand des Sparkassenbezirksverbandes Schwaben: (v. l. n. r.) Landrat Leo Schrell (Dillingen), Richard Fank (Kreissparkasse Augsburg), Landrat Hubert Hafner (Günzburg), Walter Pache (Bezirksobmann, Sparkasse Günzburg-Krumbach), Dr. Ivo Holzinger (Oberbürgermeister Memmingen), Thomas Munding (Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim) und Dr. Ulrich Netzer.

Konsequenz beweist die Neu-Ulmer Sparkasse auch in puncto Baumaßnahmen: Mit dem Brückenhaus entsteht in Neu-Ulm derzeit an markanter Stelle direkt auf der Donauinsel die neue Hauptgeschäftsstelle, die auch einen städtebaulichen Akzent für NeuUlm setzen soll. Auf dem ca. 2.500 Quadratmeter umfassenden Areal werden auch zwei Wohngebäude mit insgesamt 17 qualitativ hochwertigen Eigentumswohnungen erstellt. Das 30 Mio. €-Projekt soll größtenteils durch den Verkauf der Wohnungen fi-

sind im Bereich der Geldinstitute in die-

„Meine Zinsen helfen“ ist das Motto,

ser Form einmalig. So flossen 2013 5,8

unter dem Geldanleger seines Hauses

Mio. € der Sparkassen-Erträge als Spen-

seit kurzem einen Sparkassenbrief ab

Wahrer Kraftakt in Kaufbeuren

den vor allem in die schwäbische Kultur,

2.500 € zeichnen können, dessen kom-

Einen wahren Kraftakt meisterte auch die

Umwelt, Forschung und Wissenschaft,

pletter Zinsertrag nicht dem Sparer, son-

Sparkasse Kaufbeuren. Sie zeigte Verant-

den Sport und Soziales. 2,5 Mio. € gingen

dern direkt einem Hospiz in Illertissen

wortung in einer Situation, in der es für

nanziert werden.

ins Sponsoring. 415.000 € verwendeten

zukommt – praktisch gedacht und mutig

die Stadt Kaufbeuren nicht einfach gewe-

die Sparkassen für ihre eigenen (Bürger-)

gemacht. „Viele Kunden denken doch

sen wäre zu reagieren. Das alte „Park-

Stiftungen, sodass insgesamt 9,4 Mio. €

so“, erläutert Armin Brugger, „wenn ich

haus Süd“, ein wichtiger Faktor in der

auf diesem Weg wieder zurückflossen.

eh kaum Zinsen für mein Erspartes be-

Infrastruktur der südlichen Altstadt Kauf-

„Das sehen wir auch als Verantwortung

komme, gebe ich das wenige doch gleich

beurens, war marode, musste abgerissen

für die schwäbische Region“, so der Spar-

für einen guten Zweck“ – Gemeinwohl-

werden. Der Stadt waren die Hände ge-

kassen-Bezirksverband Schwaben. Diese

orientierung konsequent zu Ende gedacht

bunden: Sie hätte als Bauherr und Betrei-

Besonderheit versuchen die Sparkassen

und in den Markt getragen.

ber den Neubau des Parkhauses europa-

aktuell mit ihrer Kampagne „Der Unter-

weit ausschreiben müssen. Das hätte Zeit

schied beginnt beim Namen“ herauszu-

gekostet, viel Zeit, die Kaufbeuren nicht

stellen – und dabei den Mensch in den

hatte. Die Sparkasse, die selbst gerade den

Mittelpunkt zu rücken.

Umbau ihrer Hauptstelle plante, sprang ein. „Es gehört zwar nicht zu unseren

„Meine Zinsen helfen!“ – einem Hospiz

Kernaufgaben, jedoch ist ein Parkhaus

Wie tief die gesetzlich festgeschriebene

im Süden auch für die Erreichbarkeit un-

Gemeinwohlorientierung geht, legt jede

serer Hauptstelle elementar“, beschreibt

Sparkasse für sich selbst fest. „Wir sind

Vorstandsvorsitzender Winfried Nusser

den Menschen verpflichtet“, heißt es bei der Stadtsparkasse Augsburg. Die Kreissparkasse verspricht „Verantwortung für den Menschen“. Andere gehen einen deutlichen Schritt weiter und entwickeln sogar komplett neue und bisher ungewohnte Produkte. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Neu-Ulm – Illertissen selbst, Dr. Armin Brugger, nutzt die Niedrigzinsphase dafür, seiner Sparkasse ein echtes Alleinstellungsmerkmal

Foto: privat

zu verschaffen. Er ist wohl der Erste, der seine Kunden aktuell dazu ermuntert, auf die Guthabenzinsen komplett zu verzichten – für einen guten Zweck.

24

Dr. Ulrich Netzer

die damalige Situation. Kurzerhand über-

Am 1. Mai wurde Dr. Ulrich Netzer (59) Präsident des Sparkassenverbandes Bayern und damit oberster Repräsentant der 71 bayerischen Sparkassen. Der gebürtige Allgäuer war von 1996 bis 2014 Oberbürgermeister der Stadt Kempten (Allgäu).

jektierung des 4,5-Mio.-€-Projektes mit

Finanzpolitische, steuerliche und betriebswirtschaftliche Inhalte prägten seine Laufbahn als Leiter des Ministerbüros im Finanzministerium von Mecklenburg-Vorpommern wie auch als Oberbürgermeister und damit Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse Allgäu. Netzer war zudem zwölf Jahre Verbandsverwaltungsrat des Sparkassenverbandes Bayern und Vorstandsvorsitzender des Sparkassenbezirksverbandes Schwaben.

wurde. Mittlerweile hat sich die Sparkasse

nahm die Sparkasse Kaufbeuren die Proknapp 500 Parkplätzen auf zehn Ebenen, das schließlich in nur knapp zehn Monaten zwischen Abriss des alten und Inbetriebnahme des neuen Hauses realisiert daran gewöhnt, dass das Immobilien- und Parkhausmanagement mit zu den Aufgaben gehört. „Jetzt sieht man, wie wichtig diese Entscheidung war“, so Winfried Nusser, „denn über unser Parkhaus erhalten wir auch Frequenz in der südlichen Altstadt.“ Dort hat die Sparkasse einen


S c hwe rpun kt: s tarke Marke n & e c h te Or iginale

weiteren städtebaulichen Akzent gesetzt

kommt, ganz so, wie es von Beginn an die

und ihre Hauptstelle in offener Gestal-

Aufgabe der Sparkassen gewesen sei. „Die

tung in die Zugangspassage zur Kaiser-

200 Jahre alte Sparkassenidee basiert auf

Max-Straße – der „guten Stube“ der Stadt

Solidarität, Subsidarität, Regionalität und

– integriert. Erst im November wurde die

Gemeinwohlorientierung“, so der neue

„Sparkassen-Passage“ als eines der größ-

Präsident des Sparkassenverbandes Bay-

ten Bauprojekte der letzten Jahrzehnte in

ern, Dr. Ulrich Netzer. Wie tief die „Verant-

Kaufbeuren kompett fertiggestellt und er-

wortung für Menschen“ unter derzeitigen

öffnet – eine Maßnahme, die der Altstadt

Rahmenbedingungen reichen wird – da-

und damit dem Gemeinwohl sehr zugute-

rauf darf man gespannt sein.

wos

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Vermieten leicht gemacht

„Ihre Mietverwaltung“ bietet neue Dienstleistung. Handwerker bestellen, Mieteinnahmen überprüfen und dann noch die korrekte Berechnung der Nebenkosten – ein Vermieter hat alle Hände voll zu tun. Vor allem für Privatpersonen, die in der Wirtschaftskrise in eine Immobilie investiert haben, ist die Verwaltung eine zusätzliche Belastung. „Um Vermietern diese Arbeit abzunehmen, haben wir ‚Ihre Mietverwaltung’ gegründet“, sagt Geschäftsführer Manfred Kiening. Sein Partner Thomas Wirth fügt hinzu: „Wir betreuen Immobilien rund 100 Kilometer um unseren Firmensitz in Augsburg. Unser Team steht den Mietern immer als Ansprechpartner zur Verfügung.“ Als Teil der THASOS Unternehmensgruppe kümmern sich die Mitarbeiter von Ihre Mietverwaltung seit vielen Jahren um Miet- und Eigentumswohnungen. Die Kunden profitieren nicht nur von der Routine wie etwa bei der Verwaltung von Mietkautionen oder der Erstellung korrekter Abrechnungen. Auch der rechtliche Beistand für Mietvertragsabschlüsse und bei Streitigkeiten mit den Mietern sowie ein großes Netzwerk an Handwerkern und anderen Dienstleistern gehören zum Service. Das bedeutet für den Mieter: ein erreichbarer Ansprechpartner und schnelle Hilfe. Für den Vermieter bedeutet das: Weniger Stress und Arbeit mit der Immobilie. Und mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben.

Unser Leistungsspektrum

 Neuvermietung und Abwicklung  Nebenkosten-/ Heizkostenabrechnung

 Verwaltung Mietkaution/ Abrechnung

 Bonitätsprüfung der Interessenten  Mietvertragsabschluss  Wohnungsübergabe und -abnahme  Abmahnungen  Handwerker

und Reparaturen

 Abwicklung der

Kommunikation

 Reporting Vermie ten kann

so einfa sein!

Nutzten eine Marktlücke für ihre Geschäftsidee: Prokurist Thomas Wirth (l.) und Geschäftsführer Manfred Kiening initiierten „Ihre Mietverwaltung“ für die THASOS Unternehmensgruppe.

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Sc hwe rpun kt : starke M arken & echte Or iginale

Umweltnetzwerk KUMAS kürt Leitprojekte Was in der Region exemplarisch für die Umwelt geleistet wird, bilanziert das Umweltnetzwerk KUMAS Jahr für Jahr mit seinen Leitprojekten. Sie sind zu einer wichtigen Marke für den Umweltschutz geworden. Auch heuer wurden Entwicklungen ausgezeichnet, die nachhaltig Ressourcen schonen und Energie effizient einsetzen.

Die Bioabfallvergärungsanlage, integriert in der

ausgezeichnet. Drei Partner haben sich ver-

thermischen Abfallverwertung der Augsburger

bündet, um in dreijähriger Projektlaufzeit

Abfallverwertung AVA ist ein Vorzeigeprojekt.

„CogSYS“ zu entwickeln, der Druckmaschi-

Es war nur folgerichtig, dass diese Anlage zum

nenhersteller manroland websystems, die Dru-

KUMAS-Leitprojekt 2014 gekürt wurde. Die In-

ckerei Baumann und Wissenschaftler des iwb

vestitionssumme von 17,4 Millionen Euro zeigt,

Anwenderzentrums Augsburg, ein Transfer-

welcher Kraftakt ohne öffentliche Fördergelder gestemmt wurde. Die seit einem Jahr laufende Anlage kann jährlich 55.000 Tonnen Bioabfälle aus der Region schlucken. Daraus werden 30 Millionen Kilowattstunden Biogas – genug für den jährlichen Wärmebedarf von 3.000 Haus-

Bioverwerter: AVA-Aufbereitungsanlage (rechts oben), Presse (rechte Seite) und Nutzung des Flüssigdüngers in der Landwirtschaft.

Ableger der Technischen Universität München. Sie rüsteten eine Druckmaschine auf, die hohe Papiermengen verarbeitet und relativ viel Zeit braucht, bis die geforderte hohe Druckqualität eingestellt ist. Durch künstliche Intelligenz mittels eines neuronalen Netzes gelang es, die

halten oder Strom für 3.700 Haushalte oder

Anfahrmakulatur, also den Abfall bis zur ge-

den Kraftstoffverbrauch von 3.000 gasbetrie-

wünschten Druckqualität, um bis zu 80 Prozent

benen Pkws mit einer gesamten Jahresleistung

zu verringern. Das macht bei einer mittelgroßen Druckmaschine im Jahr mehr als 100.000

von 45 Millionen Kilometern. Außerdem werden pro Jahr rund 12.000 Tonnen Kompost und 14.000 Tonnnen Flüssigdünger produziert. Die Bedeutung dieses Projekts für die Region liegt auf der Hand: Sie kommt voran auf dem Weg zu Energieautarkie und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende, zum Klima- und Ressourcenschutz. Und sie stärkt die Bedeutung Augsburgs als „Umweltkompetenzzentrum“. Maschinen können lernen, mit Ressourcen so effektiv wie möglich umzugehen – wenn sie mit intelligenten Steuerungssystemen ausgelastet werden. Ein derartiges Projekt für Druckmaschinen wurde jetzt als KUMAS-Leitprojekt

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Euro weniger Papierkosten oder etwa 150 Ton-

Sparhelfer: optimiertes Kupplungsgetriebe

nen Papier aus. Dazu addiert sich eine jährli-

Künstliche Intelligenz in der Druckmaschine: Weniger Makulatur, geringerer Stromverbrauch.

stunden. Auf 857.980 Euro kam das gesamte

che Stromersparnis von rund 200 MegawattProjektvolumen, das die Firmenpartner und Fördergelder aus einem Forschungsprogramm


Sc hwe rpunk t : starke M arken & echte Or iginale

des Freistaats je zur Hälfte tragen. Als ökologische und ökonomische Vorteile für die Region schlagen Wettbewerbs-

Markenbildung ist keine Frage der Größe: Stadt Bregenz – Stadtmarke des Jahres 2014

vorsprung auf dem Weltmarkt, höhere Wirtschaftlichkeit der Druckereien und damit auch Arbeitsplatzsicherheit zu Buche. Hinter dem KUMAS-Leitprojekt „mechatronisches System zur geregelten und

energiesparenden

nasslaufender

Betätigung

Lamellenkupplungen“

steckt eine innovative Entwicklung für die Autoindustrie. Sie stellt einen weiteren Schritt dar, die CO2-Emissionen in Autos um immerhin mehrere Gramm pro Kilometer durch Einsparung von bis zu 3,6 Prozent Kraftstoff zu reduzieren. Ein Stück weit mehr Optimierung zugunsten der Umweltschutzziele wird damit erreicht. BeJuroren die Bedeutung des Projekts der Partner BMW, Kirstein Technische Systeme Augsburg und der Augsburger Forschungsstelle für Zahnräder

Das kleine Bregenz ist der große Sieger: Die österreichische 28.000-Einwohner-Stadt am Bodensee ist „Stadtmarke des Jahres 2014“ und ein Musterbeispiel dafür, wie sich eine Kleinstadt gegen größere Mitbewerber aus dem deutschsprachigen Raum durchsetzen kann.

und Getriebebau FZG der Technischen Universität München für die Region. Schwabens Industrie mit vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen mit

Antriebsteil-Know-how

komme

als Entwickler, Hersteller und Zulieferer für dieses Konzept in Frage: ein Wettbewerbsvorzug. Gefördert wurde das Projekt mit fast 250.000 Euro im Programm „Mikrosystemtechnik“ des bayerischen Umweltministeriums. hrs

Der Preis zeichnet die Strategie, den Gesamtauftritt oder eine erfolgreiche Kampagne aus, die das kulturelle Potenzial einer Stadt oder einer Region in den Mittelpunkt stellt. Ausschließlich Städte aus dem deutschsprachigen Raum waren aufgerufen, sich zu beteiligen. Die Jury entschied sich dann eindeutig für Bregenz, weil die Stadt zwar klein, aber sehr bekannt ist, auch im europäischen Ausland. Bregenz hat es verstanden, sich und sein Angebot an Kunst, Kultur und einzigartiger Landschaft als Marke zu präsentieren. Das Stadtmarketing hat gezielt die Kulturmarke nicht nur aktuell gehalten, sondern weiterentwickelt, wie durch eine Verkleinerung von Veranstaltungen aus qualitätstechnischen Gründen oder durch veränderte Nutzung von bestehenden Plätzen. Auch wurden neue Zielgruppen erschlossen und Qualitätskriterien für Festivitäten definiert. „Wir haben alle öffentlichen Veranstaltungen hinterfragt und verbessert. Wir haben längst überfällige Veränderungen getroffen und folglich auch Widerstände ausgelöst, die es in gemeinsamen Gesprächen zu lösen galt, und das ist uns sichtbar gelungen“, so Christoph Thoma, Geschäftsführer des Stadtmarketings in Bregenz. Hans-Conrad Walter, Geschäftsführer des Veranstalters des Kulturmarken-Awards, erläutert,

dass die Bregenzer Festspiele und die größte Seebühne der Welt die Stadt bekannt machen, aber dass auch andere Aktionen aus dem Kulturbereich, wie das Statisten-Casting für den Bond-Film „Ein Quantum Trost“ von 2008 oder das Stellen der Hintergrundkulisse für das ZDFSportstudio ein Jahr später, dazu beigetragen haben, Bregenz den Preis zu verleihen. Die Beliebtheit der Kleinstadt wird auch an der direkten Rentabilität abgelesen: An steigenden Übernachtungen und Touristenzahlen, die durch die Markenkraft der Stadt Bregenz nach vorn getragen werden. Auf die Frage, warum sich bislang keine Stadt aus Bayerisch-Schwaben beworben hat, antwortete Walter: „Das ist schwierig zu sagen, vielleicht ist der Award noch nicht so bekannt.“ Der Preis für die Stadtmarken wird zudem erst seit 2010 vergeben. „Das Potenzial ist aber auf alle Fälle vorhanden!“, macht Walter Mut. Fragt man Christoph Thoma, warum er und seine Stadt an diesem Wettbewerb teilgenommen haben, so erklärt er: „Hier geht es nicht um eine Auszeichnung, sondern vielmehr darum, sich immer wieder kritisch zu hinterfragen, wie laufen die aktuellen Projekte, wo gilt es anzusetzen, intern zu reflektieren und schlussendlich auch wettbewerbstaugliche Aufbereitung zu erstellen, wo die Stärken und Qualitäten dargestellt werden.“ Weitere Ziele des Stadtmarketings sieht er darin, weiter und konsequent das kulturelle Angebot der Stadt zu optimieren und natürlich auch wirtschaftliche Steigerungen verzeichnen zu können. al

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Fotos: Kumas, Bregenzer Festspiele

sonders hoch bewerten die KUMAS-


Sc hwe rpun kt : starke M arken & echte Or iginale

„Ich war immer der Jüngste!“ Mittagessen? Fehlanzeige! „Heute ist es ein bisschen eng“, sagt

Eigentlich ist er schon fast wieder weg. Gerade von einer Sitzung bei den Stadtwerken gekommen, ist er schon wieder „auf dem Sprung“. In München tagt das Präsidium des Bayerischen Landessportverbands BLSV, dessen Vizepräsident er ist. Bernd Kränzle hat keine Zeit. Er muss sie sich nehmen.

Bernd Kränzle beim Blick auf die Uhr. Doch wer dem Augsburger CSU-Politiker öfter begegnet ist, weiß, dass „heute“ eigentlich „immer“ ist. Dabei könnte es der 72-Jährige durchaus geruhsamer angehen lassen – wie andere seiner Altersgenossen auch. Bernd Kränzle ist als ältester CSU-Abgeordneter des Bayerischen Landtags Mitglied im Ältestenrat – nur Peter Paul Gantzer von der SPD im Landtag ist älter. 1962 Abitur mit 20, Wehrdienst, 1964 bis 1969 Studium Jura, Volkswirtschaft und politische Wissenschaft, Regierungsrat im Staatsdienst, Oberlandesanwalt und 1975 berufsmäßiger Stadtrat in Augsburg. „Ich war immer der Jüngste“, schaut Bernd Kränzle auf die

Foto: Silvio Wyszengrad

Zeit zurück, die ihn im Eiltempo geprägt hat. „Als ich Perso-

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Sc hwe rpunk t : starke M arken & echte Or iginale

nalreferent bei der Stadt Augsburg mit über 6.000 Mitarbei-

obersten Ebene der CSU seit den Zeiten der Jungen Union mit

tern wurde, hat die Zeitung 1975 geschrieben: Wie kann ein

Theo Waigel, Edmund Stoiber oder Horst Seehofer immer eine

33-Jähriger Personalreferent werden? Wie geht das gut? – Ich

sportliche Grundphilosophie gab. „Sicher hat der eine mehr

wäre damals gern ein bisschen älter gewesen.“

von einem Alphatier, der andere weniger“, sagt Kränzle, „aber eines ist allen klar: In einem Team, in einer Partei braucht jeder

Doch Zeit gab er sich schon damals nicht. „Ich habe immer

jeden“ – vor allem in verantwortlichen Positionen, wie sie „BK“

versucht, gut aus den Startblöcken herauszukommen“, erin-

inne hatte: Er ist seit 1972 im Augsburger Stadtrat, Fraktions-

nert er sich zurück an die Zeit seines Aufbruchs: Beide Groß-

vorsitzender der CSU, war Bezirksrat, Bezirksvorsitzender der

väter waren „extrem politische Köpfe“, beide Gewerkschaftler,

Augsburger CSU und von 1993 bis 1998 erst Staatssekretär im

„alte Gewerkschaftsschule, wo der Klassenkampf zwischen

Bayerischen Kultusministerium, dann im Justizministerium.

Arbeitnehmer und Arbeitgeber das zentrale Motiv war.“ Eine

Dazu ist er vielerorts ehrenamtlich engagiert: im Personalaus-

Klassenfahrt 1961 nach Berlin, dem Jahr des Mauerbaus, gab

schuss des Städtetages ebenso wie seit 1972 beim BLSV – dort

dann den Ausschlag, sich in der Politik engagieren zu wollen.

seit 2000 als Vizepräsident und Vorsitzender in Schwaben.

Doch warum nicht bei der gewerkschaftsnahen SPD? „Weil ich geprägt war durch Menschen, die der CSU nahestehend waren“, sagt er. Schon früh war Kränzle in der Evangelischen

„Die Auseinandersetzung wird ausgefeilter“

Kirche engagiert – und das wohl Entscheidendste: Er lernte Dr. Ludwig Kotter kennen, Studienrat an einem Augsburger Gymnasium und engagiert in der Augsburger CSU. „Ludwig

Der Sport, das ist neben – oder besser gesagt gemeinsam mit –

Kotter war ein exzellenter Biologie- und Chemielehrer. Und

der Politik Bernd Kränzles Lebenselixier. „Ich habe viel mehr

jemand der politisch sehr aktiv war. Er war ein junger, dy-

Wahlen und Abstimmungen verloren als gewonnen“, sagt er,

namischer Mann mit einer unglaublichen Ausstrahlung – der

„das reizt.“ Das sei genau das, was Demokratie so interessant

Shooting-Star der 60er-Jahre in der Augsburger Politik.“ Im

und stark macht. Wenn er sagt, dass er nicht der „Leiseste“

Abiturjahr 1962 trat er mit 20 Jahren in die Junge Union bei,

sei, „in der Debatte schon mal poltert“ und „sehr hart, aber

ein Jahr später der CSU.

auch versöhnlich“ sein kann, glaubt man ihm das sofort. „Im Alter wird die politische Auseinandersetzung immer ausgefeil-

„Ich habe mich angelegt“

ter und das Fairplay wird in der Politik genauso wichtig wie im Fußball“, vergleicht er. Der Erfolg heißt Anerkennung – ein wichtiger Punkt, der ihn treibt, weiter politisch tätig zu sein. „Wer das erlebt hat in der Demokratie und in der Politik, kann

„Wenn du als junger Mann mit Schwung und Elan in die Politik

es eigentlich nicht lassen“, erklärt er seine Motivation, auch

gehst, kommst du nicht an allen Ecken und Kanten geräusch-

mit Anfang 70 neben drei Generationen jüngerer Abgeordne-

los vorbei. Ich habe mich damals mit den führenden Leuten

ter im Landtag noch im politischen Ring zu stehen.

angelegt“, sagt er und zieht durchaus Parallelen zwischen seinen Anfängen auf der politischen Bühne und denen des Augs-

Überhaupt: die Jüngeren. Wie oft musste Bernd Kränzle in den

burger Bundestagsabgeordneten Volker Ullrich, „der auch so

letzten Jahren hören, er könne nicht loslassen, solange er da-

manche Klippe überwinden musste, bis er angekommen ist“.

bei sein kann. „Das kann ich so nicht gelten lassen“, sagt er

Dass ein gewisses Maß an Ehrgeiz für das politische Geschäft

bestimmt, „ich stehe lange nicht mehr in vorderster Front und

Voraussetzung ist, daran lässt Bernd Kränzle keinen Zweifel.

denke, es ist gut, wenn man mit seiner Erfahrungen guten Leu-

„Ohne Ehrgeiz geht gar nichts. Ich bin 100 Meter in 11,4 Se-

ten Tipps geben, sie fördern und unterstützen kann.“ Sein im-

kunden gelaufen, war stark im Weitsprung und mir ist das Stu-

mer noch jugendlicher Elan hilft ihm dabei sicher. „Ich tue eini-

dium leichtgefallen – da ist es klar, dass man auch in der Politik

ges dafür, dass man mir mein hohes Alter erst auf den zweiten

schnell etwas erreichen will.“ Dennoch: So wichtig der Begriff

Blick ansieht“, schmunzelt er – „ich passe heute noch in itali-

der „Leistung“ für Bernd Kränzle ist, ohne Mannschaftsgeist

enische Sakkos der Größe 50.“ Einen guten, wenn auch nicht

geht es für ihn auch nicht – wieder so eine Parallele zum Sport,

ernst gemeinten Rat gab Kränzle auch einer Landtagskollegin

die das Denken und Handeln des schwäbischen CSU-Granden

aus Unterfranken, die ihn bei einem gemeinsamen Fototermin

prägt. „Wo viele Menschen mitwirken, muss man so weit kom-

nicht auf 71, sondern auf 60 Jahre geschätzt hätte. „Ich habe

men, dass jeder ein Stück zum Gesamten beiträgt. Wer sich

ihr gesagt: Sag das ja nie laut, sonst ist deine politische Karri-

da ausklammert, hat die Gesetzmäßigkeiten der Demokratie

ere zu Ende, weil die sagen: ‚Das ist das System Kränzle’ – er

nicht verstanden“, gibt er einen Einblick, dass es auch in der

versucht wirklich jeden zu beeinflussen.“

wos

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Sc hwe rpun kt : starke M arken & echte Or iginale

„I bin halt a Schwob“ Luis Walter ist Werkzeugmacher, Bürgerreporter, Heimatdichter, Blogger, Herausgeber, Trachtenfan – und als Hausmeister in einem der ältesten Schlösser Bayerns in der Stadt Krumbach mittlerweile eine Institution.

Luis Walter ist in Krumbach fest verwur-

ten Menschen, dem das Leben mehr

heraus und ließ die Leser an seinen Ge-

zelt und obendrein stadtbekannt. Aber

Lach- als Sorgenfalten ins Gesicht ge-

fühlen Anteil nehmen. In den folgenden

geboren wurde er 1957 in Ichenhausen,

zeichnet hat. Aber er hat auch schwere

Jahren flossen noch viele Mundartge-

sein Elternhaus steht in Ellzee. Der Liebe

Zeiten hinter sich. Einen Tiefpunkt gab

dichte und Liedtexte aus seiner Feder.

wegen zog es ihn 1980 in die mittelschwä-

es, als seine Ehe in die Brüche ging. Das

„Ich schreibe am liebsten im Dialekt,

bische Stadt an der Kammel. Den erlern-

Verfassen von Gedichten hat ihm damals

i bin halt a Schwob“, sagt Luis Walter

ten Beruf des Werkzeugmachers hängte

geholfen. 2005 brachte er sein erstes

und lächelt verschmitzt. Trotzdem hat er

er gleich an den Nagel, weil er ihn nie so

Buch „Gedichte, die das Leben schrieb“

fünf Bücher mit Erzählungen und Versen

recht gemocht hat. Stattdessen arbeitete

in Hochdeutsch auf den Markt gebracht.

er zehn Jahre lang als Lagerverwalter bei

Sein neuestes Werk heißt „Weihnachten –

der Tuchfabrik Strobel. Dann wurde er

ein Fest der Liebe und des Friedens“.

Hausmeister beim Bezirk Schwaben und war zuständig für die Berufsfachschule

Weil man auf schwäbisch so schön

für Musik im ehemaligen Englischen Ins-

schimpfen und über die Leut’ herziehen

titut sowie für die Volksmusik- und Trach-

kann und der Luis Walter das auch ger-

tenberatung und das Archiv für Volksmu-

ne macht, bekam er 2005 eine eigene

sik im Hürbener Wasserschloss.

Kolumne im Krumbacher Wochenblatt. „So denkt der Baschte“ stand über sei-

Das macht er noch immer. Luis Walter hat heute eine Teilzeitstelle beim Bezirk

nen philosophischen Betrachtungen, die

Schwaben, die ihn aber ganz ausfüllt.

Hürbener Wasserschloss

Mit Engagement und Herzblut küm-

Das Wasserschloss in der Karl-Mantel-

mert er sich um das Hürbener Wasser-

Straße 51 wurde 1478 als gotisches

schloss, das Landauer Haus, das alte

Weiherhaus errichtet. 1580 wird

Rathaus und um die technischen Dinge

erstmals ein Wassergraben erwähnt,

beim Schlossfest, beim Trachtenmarkt,

1750 ein Teich. 1780 wurde das Haus

bei der Kunstnacht und vielen anderen

umgestaltet und mit einer Malerei ver-

Veranstaltungen und Festen des Bezirks.

ziert. 1977 erwarb die Stadt Krumbach

Für offizielle Anlässe schlüpft er in eine

das Wasserschloss. Nach zehnjähriger

schwäbische Festtagstracht oder in ei-

Renovierung mit einem Kostenaufwand

nen einfachen Bauernkittel. Einmal ist

von rund 2,4 Millionen Mark zogen 1990

er sogar als tapferes Schneiderlein auf

die Volksmusik- und Trachtenberatung

einer Veranstaltung der Trachtenbera-

sowie das Archiv für Volksmusik ein.

tungsstelle aufgetreten.

1999 übersiedelte die Trachtenberatung in das Landauer Haus, das Archiv für

Die Krumbacher kennen Luis Walter als

Volksmusik 2002 in das Alte Rathaus

heimatverbundenen, meist gut gelaun-

am Marktplatz.

30

den Bürgern gut gefielen. „Ein Jahr später habe ich dann wohl zu viel Pfeffer hineingeben“, denkt er. Weil einigen, die Einfluss haben, die eine oder andere Kritik nicht gepasst hat, wurde die Kolumne eingestellt. Aber der Luis Walter findet immer einen Ausweg. Er wurde Bürgerreporter und schrieb regelmäßig auf der Internetplattform myheimat seine Gedanken nieder. Die Berichte erschienen auch in der gedruckten Ausgabe der Plattform. „Zwei Drittel der Artikel über Krumbach stammten von mir“, weiß er noch. Aber dann wurde das Blatt eingestellt und Luis Walter musste sich wieder ein neu-


Sc hwe rpunk t : starke M arken & echte Or iginale

es Medium suchen. „Freunde sagten, ich solle doch eine eigene Zeitung machen“, erzählt er. Und das tat er dann auch. Im Juli 2010 erschien die erste Ausgabe von „s’Krumbacher und drum rum“. Am Anfang waren noch drei weitere Blattmacher dabei, mittlerweile macht er alles allein. Er arbeitet am Abend zu Hause, schreibt die meisten Texte selbst, kümmert sich um Anzeigen, Druck und Vertrieb. Reich wird er damit nicht. „Ich mache es aus Idealismus“, sagt er. Zuerst war das Magazin nur für Krumbach und Umgebung gedacht. Mittlerweile wird die Auflage von monatlich 5.000 Exemplaren zwischen Pfaffenhofen und Günzburg, Babenhausen und Illertissen, in Roggenburg und außerhalb des Landkreises gelesen. In Krumbach wird sie in Briefkästen gesteckt, andernorts liegt sie in Geschäften aus. Man kann die Zeitung auch in digitaler Form im Internet lesen oder als Datei bestellen. „s‘Krumbacher und drum rum“ hat 16 Seiten, ist kostenlos und soll laut Luis Walter keine Konkurrenz zur Tageszeitung oder zum Wochenblatt sein. Er sieht es vielmehr als Ergänzung zu beiden (www.luis-walterskrumbacher.de). Sein Fazit dabei: „Ich schreibe, was die Leute lesen wollen und nicht, was die Leute lesen sollen.“ Und er greift Themen auf, über die andere Autoren nicht schreiben. Das macht den Erfolg des Heftes aus, in dem man aktuelle Termine, Mundartgedichte, Sport- und Kulturberichte, Interessantes über Bräuche und Traditionen, Kunst, Kultur, Natur, einen Buchtipp und natürlich die Ecke „Schwäbisch g’schwätzt!“ findet. Bei der Gesundheitsseite, den Rezepten und dem Heilpflanzen-Tipp bekommt Luis Walter Unterstützung. Gerne bloggt er via Facebook Neuigkeiten und druckt auch Artikel ab, die der Bezirk Schwaben, das Landratsamt Günzburg oder Professor Dr. Hans Frei liefern, der Interessantes über Sitten und Bräuche zu erzählen hat. rmi

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Fotos: Roswitha Mitulla

Über 50 Ausgaben des Magazins „s’Krumbacher und drum rum“ hat Luis Walter seit 2010 heraus- und unter die Leut gebracht.


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„Das Glas ist halb voll, aber nicht mehr lang“ „Zum Biertrinken muss der Anlass passen, Das Genussmoment muss passen. Und dann muss auch das richtige Bier für diesen Genussmoment da sein“, so Sebastian Priller, der mit feiner Nase für Bierspezialitäten 2011 Biersommelier-Weltmeister wurde. Für den Pessimisten ist das Glas halb leer,

die Geschäftsleitung des Unternehmens

de bereut. Jetzt mache ich endlich das,

für den Optimisten ist das Glas halb voll.

vor. Nach dem Betriebswirtschaftsstudi-

was wirklich meine Leidenschaft ist.“ Bei

Für Sebastian Priller als optimistischen

um an der privaten Universität WHU Otto

seiner Leidenschaft geht es aber nicht

Brauer geht der Spruch so: „Das Glas

Beisheim School of Magement in Koblenz

um das Biertrinken an sich, sondern um

ist halb voll – aber nicht mehr lang“. Die

war er bei der Unternehmensberatung

gute Qualität. „Bier steht weltweit für Ge-

Verbundenheit mit Bier wurde ihm qua-

Boston Consulting Group, wo er in seinen

nuss und Lebensfreude.“ Nach und nach

si in die Wiege gelegt. „Ich bin praktisch

Projekten in Frankreich, Italien und Eng-

wurde die Brauerei umgekrempelt, das

mit dem Bierschnuller groß geworden“,

land Banken, Logistikunternehmen und

Produkt rückte in den Mittelpunkt. 2009

schmunzelt er. Zum anderen war er von

Konsumgüterproduzenten beriet.

wurde Sebastian Priller Biersommelier-

frühester Kindheit an überall dabei – bei gesellschaftlichen Verpflichtungen musste man halt mit. „Im Nachhinein geht das

Vizeweltmeister, zwei Jahre später wur-

„Jeder muss mal raus“

unseren Töchtern nicht anders.“ Schon als

de sein immer feiner werdender Sinn für Gerstensaftnuancen schließlich in Anif bei Salzburg mit dem Weltmeistertitel be-

Schüler wollte Priller immer selbststän-

Jeder in der Riegele-Familie muss mal

dig arbeiten und gründete deshalb „Die

raus. „Jede Generation soll Erfahrungen

Heinzelmännchen“. Wir haben das nicht

außerhalb

Familienunternehmens

Als gekürter Biersommelier-Weltmeister

gemacht, um viel Geld zu verdienen –

sammeln, egal als was“, erzählt Priller.

folgte dann die Tour durchs Fernsehen.

wir wollten nur so viel Geld verdienen,

„Das Leben als Berater hat mir durchaus

Es ging u. a. zu TV total mit Stefan Raab,

um in Kneipen gehen zu können. Mit ei-

Spaß gemacht.“ Man kam viel rum in der

in den Fernsehgarten, zum ARD- und

nem Freund kellnerte er in Faschingszel-

Welt, man saß viel im Flugzeug – mehr

ZDF-Morgenmagazin und in die NDR Talk

ten, machte den Ausschank und vermit-

als hundert Flüge pro Jahr standen auf

Show mit Barbara Schöneberger. Dort

telte Aushilfskräfte an Unternehmen.

dem Programm. Nicht Augsburg, son-

hat der frischgebackene Titelträger dann

dern Berlin wurde als Lebensmittelpunkt

sein Können präsentiert – eigentlich ein

auserwählt. Aber 2006 war dann Schluss.

Männertraum: beruflich Biertrinker zu

Sebastian Priller kam zurück nach Augs-

sein. Doch Bierbauch? Fehlanzeige. „Bier

burg, und – auch das war bei Riegele üb-

macht nicht dick! Bier hat weniger Kalo-

„Ich bin mit dem Bierschnuller groß geworden“

des

lohnt.

lich – wollte man in der Firma arbeiten,

rien als Wein“, sagt der 39-Jährige. „Wie

„Als ich mich dann zum ersten Mal bei

gab es ein Vorstellungsgespräch. Und so

beim Wein muss zum Biertrinken der

uns in der Brauerei beworben habe, sag-

fragte eines Tages Sebastian Priller seni-

Anlass passen. Das Genussmoment muss

te man mir, dass man als Privatperson 15

or seinen Sohn Sebastian Priller junior,

passen. Und dann muss auch das richtige

D-Mark in der Stunde verdient – als Firma

was er denn so gehaltstechnisch für Vor-

Bier zu diesem Moment da sein.“ So wie

aber 30 D-Mark abrechnet.“ Für ihn als

stellungen habe. Da zog der Rückkehrer

bei einer feuchtfröhlichen Silvesterfeier

Betriebswirtschaftler gab es da nichts zu

seine Verdienstbescheinigung der Unter-

vor einigen Jahren. Jeder seiner Freunde

überlegen. Sebastian Priller gründete eine

nehmensberatung aus der Tasche. Der

brachte „Biere aus aller Welt“ mit. „Und

GbR und rechnete seine Stationen in der

Vater warf einen Blick drauf und sagte

die haben wir dann fast alle getrunken an

Brauerei vom Fahrer bis zum Braumeis-

dann ganz trocken: „Halbes Gehalt – dop-

Silvester in Augsburg“ – ganz im Riegele-

ter als Firma ab – und bereitete sich so auf

pelter Spaß.“ „Ich habe es keine Sekun-

Sinne von „Schönes Leben hier!“

32

pif


Foto: Axel Weiss

Sc hwe rpunk t : starke M arken & echte Or iginale

33


„Der Sport hat auf dich gewartet“

Im Studio ist es still. Es ist eine ehemalige Schleckerfiliale neben einem Eiscafé in AugsburgHaunstetten, in der Nadine Rebel ihre „Schule“ gestaltet hat. Sieben chrombeschichtete Poles, also Stangen, stehen mitten im Raum, mindestens zwei Meter voneinander entfernt. Die gegenüberliegende Wand ist auf rund sieben Metern von oben bis un-

Die Unternehmensberaterin Nadine Rebel unterrichtet Pole-Dance und ist Autorin des umfassendsten Buches über diesen Nischensport.

ten mit rechteckigen Spiegeln beklebt. Am hinteren Ende es Raumes stehen zwei Stühle an einer Bar, gegenüber der Spiegelwand befindet sich hinter vier Billy-Regalen ein Raum zum Umziehen. Nadine Rebel unterrichtet hier eine Sportart, die leicht und elegant aussieht, in Wirklichkeit aber harte Arbeit ist: Pole-Dance. Ihre Schülerinnen und Schüler lernen Drehungen und Haltefiguren an der Stange. Für den Halt auf der glatten Oberfläche sorgt nur die Haut, weshalb in knapper Kleidung trainiert wird. Rebel, hauptberuflich selbstständige Unternehmensberaterin, verliebte sich auf den ersten Blick in Pole-Dance: „Ich habe im Februar 2011 ein Video von den ersten Wettkämpfen gesehen und sofort gesagt: Ich probiere das.“ Das stellte sich als schwieriger heraus als gedacht. „Beim ersten Kurs, zu dem ich mich anmeldete, kamen nicht genug Teilnehmer zusammen. Beim zweiten Kurs fiel die Trainerin aus. Dadurch kam ich mit dem Besitzer des Fitnessstudios ins Gespräch und erfuhr, dass der Zuspruch immer mehr wird und dass sie jemanden bräuchten, der sich als Trainer ausbilden lässt. Da hab ich gesagt: ‚Ist mir egal. Ich will das machen, ich lass mich gleich ausbilden.’“ So war Rebels erste Pole-Stunde im April 2011 auch ihre erste Ausbildungsstunde als Trainerin. „Hardcore“ sei die Ausbildung gewesen, denn obwohl Rebel zu diesem Zeitpunkt schon zehn Jahre als Fitnesstrainerin arbeitete, konnte sie sich anfangs vor lauter Anstrengung nach dem Training kaum bewegen. Danach trainierte sie allein weiter und testete ihr Trainer-Können an ihrer Tochter Sophie. Mit Erfolg: Bereits im Juni unterrichtete sie ihren ersten Grundkurs. „Wenn man merkt, wie es einem gut tut, will man es nicht mehr hergeben“, beschreibt Rebel die Anziehungskraft des Sports. Nur zur Profi-Pole-Stunde in ihrem Fitness-Studio traut sie sich anfangs noch

34


Der Kampf gegen Vorurteile

nicht. „Die war immer Mittwochabend, da liefen meine Lieblingsserien im Fernsehen, so hatte ich eine Ausrede, nicht hinzugehen. Dann habe ich mit mir gesprochen und gesagt: ‚Mehr als erkennen,

Es gibt kaum einen Sport, der sich mehr gegen Vorurteile und Klischees wehren muss, als PoleDance. Trainerin Nadine Rebel erlebte nicht nur Unmut in der Nachbarschaft, als sie ihre Schule in Augsburg-Haunstetten eröffnete. Auch Verleumdungen über das Internet kommen vor.

dass du noch nicht so weit bist, kannst du nicht.’ Deshalb habe ich mich dann doch angemeldet. Nur genau an diesem Tag wurde ich angerufen, die Stunde sollte ausfallen, Trainerin verletzt. Und ich weiß noch, wie ich das Gefühl hatte, neben mir zu stehen und mich zu mir sagen hörte: ‚Soll ich die Stunde geben?’“ Beiden Seiten war klar, dass es sich um einen Versuch handelte. Doch Rebel wuchs in ihre neue Auf-

Was haben die Leute für ein Problem mit Pole-Dance?

gabe hinein und mietete bald selbst Räumlichkeiten

„Der Sport an sich ist noch recht frisch, obwohl es ihn eigent-

in Studios an. Nachdem es dort schwierig wurde,

lich schon seit Menschengedenken gibt. In irgendeiner Form

die Trainingszeiten zu behalten, fand Rebel im Mai

hat man immer schon um Stangen getanzt oder Figuren ge-

2014 eine ehemalige Schlecker-Filiale neben einem

macht. Das Aufleben hier wird stark mit dem Rotlichtmilleu

Eiscafé in Haunstetten und richtete den Raum lie-

in Verbindung gebracht, mit Strip-Schuppen, was eigentlich

bevoll ein. Schülerinnen von 13 bis 55 Jahren und

ein Schlag ins Gesicht von jedem Sportler und jeder Sport-

auch männliche Interessenten kommen seitdem in

lerin ist. Daraus resultiert einerseits der Versuch, alles was

ihre Schule, um Drehungen und Haltefiguren zu

sinnlich und weiblich ist, aus dem Sport zu verdrängen. Und

lernen. Insbesondere im Winter ist die Nachfrage

es gibt die anderen, die sagen: Sexyness is back und tatsäch-

nach Schnupperstunden und Grundkursen hoch,

lich in Richtung Popo-Wackeln unterrichten. Für mich ist

danach siebe sich schnell aus, wer dabeibleibt und

Pole-Dance eine Mixtur dazwischen.“

wer nicht. „Pole fordert einen ganz“, sagt Rebel. „Man vergisst alles um sich herum. Man muss un-

Mit einem Augenzwinkern: Muss so viel Haut denn wirklich sein?

glaublich konzentriert sein, weil man es sonst nicht

„Ja, das Einzige, was uns an der Stange hält, ist unsere Haut.

hinkriegt.“ Neben körperlicher Fitness und vielen

Übrigens gibt es im Beach-Volleyball Vorschriften, dass die

kleinen Erfolgen liegt darin auch ein Reiz der Sport-

Höschen an der breitesten Stelle 5 cm nicht überschreiten

art: den Alltag vergessen können.

dürfen, obwohl es dort keine Notwendigkeit ist. Da regt sich keiner darüber auf.“

Rebel hat in nur dreieinhalb Jahren Pole-Dance erlernt, zahlreiche Auftritte absolviert, an Wettbewer-

Und es gibt ja auch Vorhänge, die man zuziehen kann ...

ben teilgenommen. Sie hat die wenigen Trainingsmög-

„Wenn es gewünscht ist, machen wir im Training Vorhänge

lichkeiten in der Region vervielfältigt und ihre eigene

und Rollos zu. Die Wenigsten lernen Pole-Dance, um damit

Schule eröffnet. Mit einem Team hat die Power­frau

auftreten zu können. Die machen das aus Spaß und lernen

ein 576 Seiten starkes Buch herausgebracht, das ers-

hier in einem geschützten Raum. Sonst lassen wir die Vorhän-

te umfassende Buch über den Pole-Dance überhaupt.

ge auf, dann können die Leute sehen, dass hier keine roten

Täglich wird Rebel nach der englischen Übersetzung

Plüschsofas stehen und dass hier nichts Schlimmes passiert.“

gefragt. Eine Freundin von ihr beschrieb treffend: ruc

Fragen auch welche nach? Fotos: Christina Bulka (2), Nadine Rebel

„Der Sport hat auf dich gewartet.“

„Ich wünschte, sie würden fragen. Mich regt es gar nicht auf, dass die Leute Vorurteile haben. Denn seien wir mal ehrlich: Pole-Dance kommt auch aus ‚dieser’ Richtung. Was mich ärgert, ist, dass die Leute nicht versuchen, ihre Vorurteile auszuräumen und uns stattdessen verurteilen. Eine Mutter brachte mal ihre Tochter zum Unterricht und fragte: ‚Sie machen hier schon Sport, oder?’ Aber sie wollte später nicht bleiben und zuschauen, wie und was unterrichtet wird.“

ruc

35


Sc hwe rpun kt : starke M arken & echte Or iginale

„Animationsfilme befriedigen die Fantasie nicht!“ Klaus Marschall und der Kasperl – zwei Originale für die starke Marke „Augsburger Puppenkiste“.

„Die heute 40- und 50-Jährigen beglei-

senz in der breiten Öffentlichkeit“, sagt

in der SGL Arena keinen Wimpel, wie

tete sie durch ihre Kindheit, die 30-Jäh-

Klaus Marschall. „In der heutigen Zeit

sonst üblich, sondern eine Marionette

rigen kennen das Lied von Jim Knopf als

muss man andere Wege suchen, um im

der Augsburger Puppenkiste. Wer hatte

Dance-Hit, die 20-Jährigen wissen im-

Gespräch zu sein und zu bleiben. Oder

die Idee? Kein Augsburger, sondern ein

mer noch um den Kult – und die Kinder

anders gesagt – man muss was tun.“

Rheinländer. „Der damalige Manager des

von heute kommen in die Puppenkiste in

FCA, Andreas Rettig, war es, der auf uns

der Innenstadt, um die Marionetten live

zukam“, erzählt Klaus Marschall. Rettig

zu sehen.“ Das schrieb kürzlich die Bild-

Immer wieder Innovationen

zeitung über die Augsburger Puppen-

dachte sich, es solle zusammenkommen, was seiner Meinung nach zusammen

kiste. Und wahr ist: Über nunmehr 66

gehört. Und so kam es zur Zusammen-

Jahre hat sie nichts von ihrer Anziehung

Bevor er 1992 die Leitung der Augsbur-

arbeit von Augsburger Fußballern und

verloren. Für 420 Vorstellungen im Jahr

ger Puppenkiste in dritter Generation

Augsburger Puppenkiste.

öffnet sich die Kiste. „Wir sind zu 96 Pro-

übernahm, zeigte Klaus Marschall viele

zent ausgelastet“, sagt Klaus Marschall.

Jahre sein Können als Puppenspieler.

16 festangestellte Puppenspieler gib es

Seiner Lieblingspuppe Kasperl gibt er

mittlerweile und insgesamt arbeiten 80

noch heute die Stimme. Zu seinen größ-

Menschen in der Spitalgasse. „1982,

ten Erfolgen als Theaterleiter und Regis-

als ich in der Puppenkiste angefangen

seur zählen der Umbau des Augsburger

Noch mal zurück zum Artikel in der

habe, waren dort acht Puppenspieler

Puppentheaters und die damit verbun-

Bildzeitung und der Präsenz in der Öf-

beschäftigt – die Garderobendamen

dene Neueröffnung des Museums „Die

fentlichkeit. So eine Geschichte wird na-

liefen damals noch über das Theater

Kiste“. Mit dem amerikanischen Film-

türlich gelesen und die Folge war, dass

Augsburg“, erzählt Klaus Marschall,

studio Warner Bros. drehte er 1997

auch gleich ein Radiosender aus Berlin

Leiter

Puppenkiste.

den Kinofilm Monty Spinnerratz. Der

bei der Puppenkiste anrief, um ein Inter-

Aus der beschaulichen Puppenkiste in

Film erreichte über eine Million Kino-

view mit dem Leiter zu machen, wieso

den 60er- und 70er-Jahren ist also ein

besucher und gewann den Bayerischen

und weshalb das „Urmel“ in Rente geht.

richtig großes Unternehmen geworden.

Filmpreis. 2003 rief er gemeinsam mit

„So was erhöht natürlich den Bekannt-

der HEXAL Foundation die Kliniktour-

heitsgrad der Puppenkiste immens“, so

nee „Das kleine Känguru und der Angst-

Marschall.

der

Augsburger

Aktuell 80 Mitarbeiter Das hat natürlich seine Gründe. Vor 30

„Wieso ist Urmel in Rente?“

hase“ nach dem Buch von Paul Maar ins Leben. Mit diesem Projekt engagiert

Die Augsburger Puppenkiste in der Spi-

sich Klaus Marschall – selbst dreifacher

talgasse 15 in Augsburg zählt mittlerweile

Vater – für schwerkranke Kinder.

zum nationalen Kulturgut. Im Jahre 1940

Jahren war die Puppenkiste einmal im

wurde der Soldat Walter Oehmichen, der

Jahr im Fernsehen, und zwar mit Weih-

Klaus Marschall beweist, dass auch

Großvater von Klaus Marschall, in einer

nachtsvierteilern wie Bill Bo, „Der Löwe

nach über einem halben Jahrhundert

Schule bei Calais einquartiert. Dort ent-

ist los“ und dem Evergreen „Urmel aus

noch Innovationen möglich sind und

deckte er ein kleines Puppentheater und

dem Eis“. „Mit dem, was man damals

sein müssen. Die Bundesliga-Fußballer

unterhielt damit seine Kameraden. 1943

produziert hat, gäbe es heutzutage keine

des FC Augsburg zum Beispiel über-

baute er zusammen mit seiner Frau Rose

TV-Präsenz, geschweige denn eine Prä-

geben an die Gegner beim Heimspiel

und den Töchtern Hannelore und Ulla

36


Sc hwe rpunk t : starke M arken & echte Or iginale

sein eigenes Marionettentheater, genannt der Augsburger Puppenschrein. Ein Jahr später allerdings verbrannte der Puppenschrein bei einem Bombeneinschlag im Augsburger Stadttheater. Nach Ende des Krieges begann Walter Oehmichen ein neues Augsburger Puppentheater zu planen, welches am 26. Februar 1948 Premiere mit dem Stück „Der gestiefelte Kater“ feierte. 2014, also 66 Jahre später, gab es einen ganz besonderen Preis für die Puppenkiste: den „Schwäbischen Lindwurm für herausragende Leistungen für die Fantastik“. So weit, so gut. Klaus Marschall kannte den Preis bis dato nicht, war aber umso erfreuter, als er die Begründung der Jury gelesen hatte. „Darin hebt sie nämlich genau das hervor, was aus unserer Sicht die Augsburger Puppenkiste so einzigartig macht: die Fantasie, die hinter dem Figurentheater steckt. Das Puppentheater befriedigt die Sinne eben ganz anders. Wir liefern ein unvollständiges Bild, das mit Fantasie ergänzt werden muss. Heutzutage gibt es immer perfektere Animationsfilme, die befriedigen die Fantasie aber nicht.“ Die Puppenkiste ist in Augsburg verwurzelt geblieben – wofür allein schon der Kasperl mit seiner typisch „augschburgerischen“ Aussprache steht. Trotz der scheinbaren Schwerelosigkeit der Puppen hat die Puppenkiste die Bodenhaftung nicht verloren – die enge Verbindung zu Augsburg ist geblieben. Es gibt Ferienangebote für Kinder, Vorstellungen bei Familientagen in Firmen, Märchenstunden in der Kiste, eine Zusammenarbeit mit anderen Puppentheatern in der Region, einen Puppenkistenspielplatz in der Altstadt. Jim Knopf, Lukas der Lokomotivführer, Urmel, die Preußler-Figuren Hotzenplotz, Mikesch und verzauberten Kinder und bis heute alle, die sich gerne in „Lummer”-Länder der Fantasie entführen lassen.

pif

37

Foto: privat

der kleine Wassermann und viele mehr


Sc hwe rpun kt : starke M arken & echte Or iginale

Der beispiellose Weg des Kurt Viermetz Von der Banklehre in Augsburg zum Mitglied der obersten Führungsriege einer der weltweit bedeutendsten Banken: Kurt Viermetz beschreibt seine Karriere und die Entwicklung der Finanzmärkte über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren. Hanns-Rainer Strobl hat die Neuerscheinung „Magie der Märkte“ für top schwaben gelesen.

38


Sc hwe rpunk t : starke M arken & echte Or iginale

Eine Neuerscheinung auf dem Buch-

machen wesentlich den (Miss-)Erfolg im

markt, die unter dem Titel „Magie der

Aktienhandel aus. Zweitens: Probleme

Märkte“ die globale Bankenwelt behan-

und Exzesse müssen durch Marktricht-

delt, könnte durchaus ins Genre der

linien kontrolliert werden, der Handel

Thriller gehören. Heißt sein Autor je-

mit außerbörslichen Derivaten bedarf

doch Kurt Viermetz, so erweist sich die

rasch verstärkter Transparenz. Den-

Magie als Faszination des Bankers, der

noch, drittens, haben die Börsen nur mit

als Lehrling bei der Filiale der Deutschen

innovativen Produkten (den Hochfre-

Bank in Augsburg anfing und mit allen

quenz-Computerhandel etwa rühmt er

Ehren, die einem Vorstandsmitglied von

als „Meisterleistung“) Zukunftschancen.

JP Morgan Chase, New York, kurz JPM, gebühren, im Jahr 2000 seine berufliche Laufbahn abschloss. Eine gut 30-jährige

Kurt Viermetz‘ Karriere ist beeindruckend: vom Lehrling der Deutschen Bank in Augsburg zum Vorstandsmitglied bei JPM in New York.

steile Karriere beim weltweiten Banken-

Überzeugt ist Viermetz übrigens davon, dass die Frankfurter Börse AG dazugehöre, er ist ihr ja als ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender verbunden.

primus JPM (siehe Kasten „Die Bank“) beschreibt Kurt Viermetz so distinguiert wie diplomatisch, hin und wieder lässt

anekdotische Episoden sind nicht Vier-

Die Liste der (Aufsichtsrats-)Mandate

er aufblitzen, wie dramatisch es hinter

metz´ Anspruch: Zwei ineinander ver-

von Kurt Viermetz ist lang und beein-

geschlossenen Türen herging. Ganz in-

wobene Fäden ziehen sich durch seine

druckend. Vom Who’s who der Indus-

ternationaler Banker mit angelsächsi-

Autobiografie: Der eine ist die Beschrei-

trie (Höchst AG, Metro, E.on, Grosve-

scher Bankenwelt-Sozialisation, setzt er

bung seines Berufswegs, mit Ergänzun-

nor Estate Holdings London) und der

hin und wieder dennoch Sottisen. Etwa

gen um einen Freundeskreis namhafter

Finanzwelt (New York Stock Exchange,

die Beschreibung des Besuchs eines

Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Po-

Federal Reserve Bank of New York)

neu bestellten Vorstandsvorsitzenden

litik und Wirtschaft. Der andere Faden

reicht sie über Kulturinstitutionen wie

eines führenden Konzerns Europas bei

lässt im Kern Selbstverständnis und

dem Board of Trustees der New Yorker

JPM-Chairman Preston: „Elegant, mit

Ethik des Bankers und der Finanzmärk-

Philharmoniker, Engagement in Wissen-

Geschick und eloquent“, formuliert der

te erkennen. Viermetz´ Plädoyer ist ein-

schaftsgremien

Autor unüberhörbar sarkastisch, habe

deutig, wohl auch unter dem Eindruck

der Universität Augsburg) bis zum Vor-

der Mann eine Stunde lang doziert, dann

der enormen Verwerfungen, die seit sei-

stand der von ihm und seiner verstor-

eine Frage zu JPMs Geschäften gestellt

ner Verabschiedung von JPM die Welt

benen Frau Felicitas Viermetz gegrün-

und sich verabschiedet. Viermetz zitiert

erschütterten: Erstens, Intuition und

deten gleichnamigen Stiftung. Seit rund

Prestons treffsichere Bewertung „dieser

gesunder Menschen-

Mann wird sein Unternehmen in den

verstand

zehn Jahren wurden bei einem Stiftungskapital von acht

so weit“. Der Name bleibt ungenannt, weil besagte Person noch lebt. Doch

Das „Corporate Office“, die Spitzenbanker im engeren Vorstand von JPM 1989 (v. l.): Chairman Lewis T. Preston, Kurt Viermetz, Sandy Warner, Roberto Mendoza, Dennis Weatherstone und Jack Raffle.

39

Fotos: privat, Fotolia

Ruin treiben“ und ergänzt „fast kam es

(Hochschulratsvorsitz


Sc hwe rpun kt : starke M arken & echte Or iginale

Vice Chairman Kurt Viermetz in einem der drei großen Händlersäle von JP Morgan in der New Yorker Wallstreet.

Millionen Euro bereits fünf Millionen Euro für 350 Projekte aus Kunst und Wissenschaft verwendet. Ein beispielloser Weg führte Kurt Viermetz, der dieses Jahr seinen 75. Geburtstag beging, in solche Positionen. Der

Die Systembank schlechthin Die Bank JP Morgan Chase finanziert Großmächte und gilt als Haus- und Hauptbank von Ölmultis

Augsburger, dessen Vater nicht aus dem Weltkrieg heimkehrte, macht Abitur im Donauwörther Heilig-Kreuz-Gymnasium und wird 1956 Banklehrling. Weil er die Ausbildung bei der Deutschen Bank als „Klassenbester“ beendet, darf Kurt Viermetz in den Devisenhandel der Frankfurter Zentrale wechseln – macht 1963 eine Weiterbildung in New York bei der damaligen Morgan Trust Company und erhält damit die hauseigene „Morganisierung“. Drastisch formuliert, wird ihm jener „Stallgeruch“ verpasst, der für die höheren Weihen bei JPM unabdingbar ist. Konsequent ist der Wechsel zur neugegründeten Niederlassung des USHauses in Frankfurt zwei Jahre später,

40

Ob die Nummer eins in der Welt oder, nach anderen Kennzahlen, „nur“ die weltweit zweitgrößte, das ist für eine Bank wie JP Morgan Chase JPM ein nachrangiges Kriterium. Das New Yorker Unternehmen ist die Systembank schlechthin, das heißt, ihr Ausfall gilt als so riskant, dass er ein besonders hohes Risiko für die Finanzmärkte bedeuten würde. Traditionell Finanzier selbst von Großmächten, Haus- und Hauptbank beispielsweise der Ölmultis, hat JPM voriges Jahr eine Bilanzsumme von 2,4 Billionen Dollar ausgewiesen. Die gesamte Verschuldung der Bundesrepublik Deutschland beläuft sich umgerechnet auf etwa 2,7 Billionen Dollar. Mehr als 259.000 Mitarbeiter beschäftigt JPM. 2013 verdiente die Bank rund 18 Milliarden Dollar (nach Steuern), obwohl durch Fehlspekulationen über 6 Milliarden verzockt wurden, was einen Handelsskandal in London hervorrief. Aus einem Nebensatz in der Biografie ihres einstigen Vorstandsmitglieds Kurt Viermetz geht übrigens hervor, dass sich JPM eine eigene Yacht mit dem sinnigen Namen „Corsair“ hält.


Sc hwe rpunk t : starke M arken & echte Or iginale

mit dem legendären Hermann Josef Abs

Kunst der Kalligrafie, die Küche, die Far-

als Gast und Glückwunsch-Überbringer

benpracht der Wüstenblume in den ers-

(!). Fünf Jahre später nimmt er das An-

ten morgendlichen Sonnenstunden …

gebot an, als Vice President zur Banque Morgan nach Paris zu gehen, die füh-

So rar Ausflüge ins Private in der Bio-

rende ausländische Bank in Frankreich,

grafie des Bankers sind, sein Metier und

und betreut mit rund 500 Mitarbeitern

seine rasante Entwicklung beschreibt er

das internationale Finanz-, Devisen- und

umso eindringlicher. In seiner Position

Geldgeschäft, aber auch Kunden wie den Herzog und die Herzogin von Windsor. Die Buchführung der Bank damals, vor gerade einmal etwas mehr als 40 Jah-

Kurt Viermetz, Magie der Märkte. Meine Geschichte als internationaler Banker, Murmann Publishers, Hamburg, 2014, 320 Seiten, Preis 24,99 Euro.

an der „Systembank“ schlechthin standen ihm Türen etwa zu maßgeblichen Akteuren der Politik in allen Erdteilen offen. Auf der Basis dieser Erfahrungen stellt Kurt Viermetz Banking, Finanz-

ren: tagtäglich jede Menge Einträge von Hand. Viermetz´ trockener Kommentar:

anderem das Euro-Finanzmanagement

märkte und Finanzpolitik in große stra-

heute gar nicht mehr vorstellbar.

(Treasury), wechselt nochmals in die Li-

tegische Zusammenhänge. Es liest sich

nie, nach Frankfurt, um das kontinen-

einfach spannend! So energisch er dabei

Eng sind die Morgan-Beziehungen in

taleuropäische Geschäft zu führen, wird

für Wirtschaft und Börsen „in einem ei-

die Politik hinein. Wegmarken: Mit Fi-

1990 in den Vorstand berufen und 1998

nigermaßen freien Marktwirtschaftsum-

nanzminister Giscard d`Estaing konfe-

Director of the Board. Daneben pflegt

feld“ eintritt, so deutlich spricht er sich

riert Viermetz in den späten 1960er-

Viermetz seit 1988 als Board-Mitglied

für die Grundregel des gesunden Men-

Jahren – mit Chinas Staatschef Deng

der New Yorker Philharmonic Socie-

schenverstands, „Risiken von oben nach

Xiao­ping Mitte der 1980er. Sensible Auf-

ty seine kulturelle Neigung, die in eine

unten zu managen“, aus. Meldepflichten

träge führen ihn in den Nahen Osten und

Freundschaft mit Kurt Masur, dem Chef-

und geschickte Trennung der Verant-

zu einem wohl für jeden Banker nach-

dirigenten des renommierten Ensembles,

wortung hält Viermetz für unabdingbar,

gerade märchenhaften Projekt: Für JPM

mündet. Er kann ihm bei Proben zuhö-

um Fehler im System früh zu entdecken.

gründet Kurt Viermetz mit einem Kolle-

ren, ihn auf Konzertreisen begleiten. In

Das legitimiert ihn, „unverantwortli-

gen als General Manager in London die

Paris schon hat er im bildenden Künstler

ches, rechtswidriges“ Verhalten in der

Saudi International Bank. Er hat sich

André Hambourg einen bewunderten

Finanzkrise 2008 mit „signifikanten

einerseits das Vertrauen der saudischen

Freund gefunden, eine Anzahl seiner Bil-

Fehlern“ der Überwachungs- und Auf-

Königsfamilie und der führenden Ban-

der schmückt Viermetz´ private Samm-

sichtsratsinstitutionen weltweit anzu-

ken des Landes erworben, andererseits

lung. Zu seinem Freundeskreis zählt auch

prangern. Die Erinnerungen von Kurt

gilt es, die mit der ersten Ölkrise ange-

Ernst Cramer, wie er Augsburger Ehren-

Viermetz aus kompetenter Warte taugen

schwemmten Petrodollars klug in die

bürger und seinerzeit als „Gewissen Axel

allemal, einen unvermindert rasant aus-

internationalen Geldmärkte zu verteilen.

Springers“ bekannt. Bis heute bewundert

greifenden Finanzmarkt ein Stück weit

Viermetz bewährt sich als General Mana-

Viermetz Saudi-Arabien, die islamische

vertiefter zu sehen.

hrs

ger, der tatkräftig selbst das Besteck für die Bank-Kantine aussucht. Spätestens jetzt wird er als Spitzenbanker mit Perspektiven für die höchsten Ränge in JPMs New Yorker Machtzentrum gehandelt. 1977 ist es so weit: Als Senior Vice PreFotos: Barbara Klemm/FAZ, Archiv

sident verantwortet er in New York für die weltweite Unternehmensgruppe unter Zum Dank für das langjährige Engagement bei der New York Stock Exchange durfte Kurt Viermetz das offizielle „Closing“ am 21. Januar 1998, 16.30 Uhr, vornehmen.

41


lesenswer t

Bücher

„Alles lebt immer von ganz bestimmten engagierten Menschen“

aus, von & über Schwaben

Schwarzkopf & Schwarzkopf, ISBN: 978-3-934113-12-1, 13,50 EUR (D) Im Handel oder direkt bei der Bezirksheimatpflege des Bezirks Schwaben, Prinzregentenstraße 8, 86150 Augsburg, Telefon: 0821 3101-309, E-Mail: heimatpflege@bezirk-schwaben.de.

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emons-Verlag, ISBN 978-3-95451-270-6 Euro 10,90 Mal wieder ist Augsburg Schauplatz für ein Buch, genauer gesagt für einen Krimi: „Tod in Augsburg“ heißt die Geschichte, aber ist in dem Augsburg-Krimi auch Augsburg drin? Jawohl! Oberhausen kommt vor, die Ackermannstraße, das Zentralklinikum, aber auch der Dom und natürlich die Fuggerei. Und worum geht`s? Eine Erbenermittlerin sucht in Augsburg nach den Nachkommen eines Verstorbenen. Was als einfache Recherchearbeit beginnt, wächst sich zu einer gefährlichen Suche aus. Der alte Mann führte ein erstaunliches Doppelleben, und je weiter Anne in der Vergangenheit des Toten gräbt, desto klarer wird, dass diese mit ihr selbst zu tun hat – und dass sie ihre Nachforschungen womöglich mit dem Tod bezahlt. Das Buch ist gut geschrieben, man muss sich nicht durch die Zeilen quälen. Die Geschichte ist spannend, es kommt zu etlichen Verwirrungen, Wendungen und Verwicklungen. Aber zwei kleine Kritikpunkte gibt es doch: Die Erbenermittlerin Anne Karg ist, besonders zu Beginn der Geschichte, etwas unangenehm, unsympathisch und besserwisserisch. Und der Schluss passt nicht ganz zum übrigen Plot. pif

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42

Am 27. Juli 1953 wurde die Bezirksordnung für den Freistaat Bayern bekannt gegeben, am 28. November 1954 fanden dann die ersten freien Wahlen zu den Bezirkstagen in Bayern statt: Damit wurden vor 60 Jahren im Freistaat die Bezirke neu gegründet. „Der Bezirk Schwaben hat in diesen sechs Jahrzehnten eine enorme Entwicklung gemacht, sowohl in politischer als auch in verwaltungstechnischer Hinsicht, was seine Aufgaben und Zuständigkeiten des Bezirks anbelangt“, resümiert Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert. Das ist jedoch nicht nur allein eine Sache der politischen Rahmenbedingungen. Denn: „Alles lebt immer von ganz bestimmten Menschen.“ Dieses Zitat ist Titel eines Buches, das der Bezirk Schwaben nun zu seinem 60-jährigen Bestehen publiziert. „Bei den Planungen zu unseren Jubiläumsaktivitäten ist uns bewusst geworden, dass es interessant und wertvoll wäre, die Akteure der früheren Zeiten unmittelbar zu Wort kommen zu lassen und von ihnen quasi aus erster Hand zu erfahren, wie es in den Anfängen war“, so Reichert. Professorin Dr. Sarah Scholl-Schneider führte unter Mitarbeit von Jennifer Stahl mehrstündige Interviews mit neun Zeitzeugen durch, so mit ehemaligen Bezirksräten wie Rupert Reitberger, Karl Kling und Albert Graf Fugger von Glött sowie Ewald Schmid, der langjährigen Personalleiterin des Bezirks, Edeltraud Fischer, Chefsekretärin Gerlinde Schmid und weiteren „Urgesteinen“ der Bezirksverwaltung. Das Buch entspringt der Idee, Bezirksgeschichte quasi „von unten“, aus dem Blickwinkel langjähriger Akteure, zu betrachten. Es geht dabei nicht um eine lückenlose Darstellung der Geschichte, vielmehr kristallisierten sich aus den persönlichen Erinnerungen unterschiedliche Themenbereiche wie die Arbeit der Bezirksverwaltung, des Bezirkstags, das Aufgabenspektrum des Bezirks, seine Partnerschaften mit Frankreich und der Bukowina oder der technische und personelle Wandel heraus, die durch persönliche Anekdoten, die sonst unbekannt blieben, erzählt werden. So berichtet Rupert Reitberger, mehr als 30 Jahre lang als Bezirksrat aktiv, von den erschütternden Eindrücken, die er von den ersten Fahrten in die rumänisch-ukrainische Partnerregion Bukowina mitbrachte, Gerhard Mayr, lange Jahre geschäftsleitender Beamter in der Sozialverwaltung, erinnert sich, wie die Einführung des Bundessozialhilfegesetzes 1962 die Arbeit in der Verwaltung für Menschen mit Behinderung wesentlich änderte, und Elmar Sedlmayr berichtet unterhaltsam und lebendig von kulturellen Höhepunkten, so beispielsweise der Rettung des Chorgestühls der Kartäuserklause Buxheim. „Diese vielen persönlichen Erinnerungen machen das Buch zu etwas Besonderem - denn all diese Erzählungen und Anekdoten sind aus anderen Quellen nicht zu schöpfen, sind weder in Sitzungsprotokollen noch in Verwaltungsakten zu finden“, so Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl, der das Buchprojekt mit seinen Mitarbeitern Christine Böhm und Georg Abröll betreute. Das Buch ist bislang eines der ersten Werke zur jüngeren Bezirksgeschichte.


lesenswer t

Markus Hilpert

Beliebtes Brauchtum in schwäbischen Wallfahrtsorten

111 Gründe, den FC Augsburg zu lieben – Eine Liebeserklärung an den

ISBN 978-3-86357-100-9, Preis 5,00 €

Endlich: Es gibt nicht nur 111 Gründe Real Madrid, den FC St. Pauli oder den FC Bayern zu lieben. Jetzt gibt es auch 111 Gründe für den FCA. Das brandneue Fanbuch liefert auf 288 Seiten 111 Geschichten rund um den Verein, viel Hintergrundwissen, witzig geschrieben und gut zu lesen. Viele denkwürdige Episoden mit schillernden Protagonisten – von Helmut Haller über Mourad Hdiouad bis Ernst Middendorp – sind keine aufpolierten Marketing-Anekdoten, sondern tatsächlich noch richtige „Gschichta“ vom FCA. Da kann man dann auch gleich beim Lesen in Erinnerungen schwelgen über das Rosenaustadion und die Spiele in der Bayernliga gegen Kempten, Helmbrechts oder gar im Derby gegen Schwaben Augsburg. Darüber hinaus geht es um das Stadionheft, das schon immer von den Fans gemacht wurde, um den offiziellen Zuschauerrekord, den der FCA für die zweite Liga hält, und darum, dass der FC Augsburg gegen den großen FC Bayern gewinnen konnte. Sehr spannend, sehr gelungen. Macht Spaß, darin zu verweilen. pif

Verfassungsfeindliche Symbole in einer Wallfahrtskirche? Ein rätselhafter Fleck auf dem Mond? Ein Supermodel bei einer Maiandacht? Professor Dr. Markus Hilpert stellt in diesem amüsanten Büchlein Traditionelles und Kurioses rund um die wichtigsten Wallfahrtsorte in Bayerisch-Schwaben vor, zeigt ungewöhnliche Bräuche auf und fast vergessene Riten.

Weihnachten daheim

Mit „Weihnachten daheim“ hat Mundartdichter Hermann Wächter seine letzte CD herausgebracht. Zu hören sind darauf heitere und besinnliche Geschichten und Gedichte zur Advents- und Weihnachtszeit, die von der Inninger Saitenmusik musikalisch umrahmt werden. Weil er in zwei Jahren achtzig wird und alles gesagt hat, was zu sagen war, möchte Wächter keine Bücher und keine CDs mehr machen. Nur bei Lesungen kann man ihn noch erleben. Am liebsten trägt er die „Schwäbische Weihnacht“ von Arthur Maximilian Miller vor. Am 28. Dezember liest er das Stück um 19 Uhr im Heilbad Krumbad. rmi

Foto: Roswitha Mitulla

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Neuer Energieriese? Als Klaus-Peter Dietmayer im August Geschäftsführer bei den Stadtwerken Augsburg wurde, rieben sich manche verwundert die Augen. Denn der 55-Jährige blieb gleichzeitig auch Geschäftsführer von erdgas schwaben und leitet im Moment beide Unternehmen – die Stadtwerke Augsburg gemeinsam mit Dr. Walter Casazza. Mittlerweile ist klar, warum. Die Stadtwerke Augsburg und erdgas schwaben überprüfen, ob und wie intensiv sie im Energiesektor zusammenarbeiten können.

Dr. Walter Casazza,

Klaus-Peter Dietmayer,

Geschäftsführer

Geschäftsführer

Stadtwerke Augsburg.

Stadtwerke Augsburg und erdgas schwaben

Ende November hat auch der Augsburger Stadtrat „grünes

Mio. Euro um, die Stadtwerke Augsburg Energie wiesen in

Licht“ gegeben, die Kooperationsmöglichkeiten ergebnisoffen

ihrem zuletzt veröffentlichten Jahresabschluss 2012 mehr als

zu prüfen. Augsburgs Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl: „Durch

500 Mio. Euro Umsatzerlöse aus. Dennoch: Es geht um mehr.

die detaillierte Prüfung wird darauf hingearbeitet, dass wir im

„Unser Ziel ist es, aus einer Position der Stärke heraus auf ei-

Stadtrat zu einer Entscheidungsreife kommen.“ „Entschei-

nem veränderten Markt zu agieren“, sagt Dietmayer. Vor al-

dungsreife“, das heißt, dass es der Stadt Augsburg im Falle der

lem die Liberalisierung des Marktes, die Regulierung durch die

Stadtwerke vor allem darum geht, „Herr im eigenen Haus“ zu

Regierung wie auch die Energiewende drücke auf die Margen.

bleiben. Denn ohne die Gewinne im Energiesektor funktionieren

„Wir müssen uns nach vorne entwickeln und unseren Kunden

die sog. „Inhouse-Geschäfte“ bei den Stadtwerken nicht mehr,

pfiffige Produkte und einen echten Mehrwert bieten“, fordert

z. B. die Querfinanzierung des ÖPNV durch die Energiesparte.

Dietmayer von seinen beiden Unternehmen ein. Gemeinsam

Doch genau eine Fusion bräch-

habe man die Möglichkeit, wirt-

te die größten Potenziale, wie

schaftlich unabhängig vielleicht

das

Beratungsunternehmen

sogar in der „ersten Energie-

A.T. Kearney im Auftrag der

Liga“ zu spielen. Bis März 2015

beiden regionalen Energiever-

soll nun die favorisierte Form

sorger in seiner Untersuchung

der Kooperation ausgearbeitet

festgestellt hat – jährliche fusi-

sein. Im April entscheidet der

onsbedingte Kosteneinsparun-

Stadtrat, ob das Konzept dann

gen bzw. ein Gewinn von 9,5

tatsächlich so umgesetzt wird.

bis 11,3 Mio. Euro seien ab

„Ob ich von der Kooperation

2019 möglich. Das scheint nicht

überzeugt bin, weiß ich erst im

viel angesichts der Umsatzzah-

April“, sagt Oberbürgermeister

len: erdgas schwaben setzte im Geschäftsjahr 2013 rund 350

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Dr. Gribl. Die Zentrale der Stadtwerke Augsburg am Hohen Weg.

wos


Qu er du r ch die Regio n

Ganz in Weiß

Bis 1. März läuft die Foyerausstellung im Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg. Die ausdrucksstarken Fotografien der in Havanna geborenen Künstlerin Elvira Rodriguez Puerto nehmen den Betrachter unmittelbar in Beschlag. Mit ihren Bildern gelingt es Puerto, die Würde und Individualität der in weißes Papier gekleideten Frauen einzufangen. Mit dieser Würde und Integrität macht die Künstlerin zugleich die einzigartige Schönheit der Frauen sichtbar, die

sich jenseits überlieferter Schönheitsideale offenbart. Dabei stellen die Fotografien selbst nur ein Stadium des groß angelegten Performance-Projektes dar, in dem Puerto in mehreren Städten Europas über 1.000 Frauen in weißes Papier gehüllt hat – im Sinne eines Designs für den Augenblick. Indem die Künstlerin schließlich für jedes ihrer Fotomodelle ein individuelles Kleid geschaffen hat, akzentuiert sie damit die Einzigartigkeit der menschlichen Person. Der Eintritt ist frei.

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Fotos: Stadtwerke Augsburg, Wolfgang Strobl, tim

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„Die Finanzfachhochschule in Kauf­ beuren wächst: Wir mieten zwei neue Lehrsäle für 60 zusätzliche Studenten“, sagte Dr. Markus Söder, Staatsminister der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat, Anfang November bei der Mietvertragsunterzeichnung für die neuen Lehrsäle der Finanzfachhochschule Kaufbeuren. „Wir investieren in unsere Finanzverwaltung und machen sie so effektiver und besser das beginnt schon bei der Ausbildung“, so Söder weiter. Aufgrund steigender Einstellungen steigt in den kommenden Jahren auch der Bedarf an Ausbildungsplätzen. Derzeit studieren rund 230 Studenten in Kaufbeuren, einer Außenstelle des Fachbereichs Finanzwesen der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege in Bayern. In den nächsten Jahren werden knapp 300 Studenten in Kaufbeuren ausgebildet. „Damit setzen wir ein klares Zeichen für Kaufbeuren als Hochschulstandort und die Förderung des ländlichen Raums“, betonte Söder.

Wir beraten Sie gerne persönlich über die Möglichkeiten und unterstützen Sie bei der Planung. Tel. 08282/906-0, Fax: 08282/906-200, info@krumbad.de, www.krumbad.de

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Natur, so wie sie ist Moritz Beierlein liebt Landschaften und die Natur


Moritz Beierlein ist mit seiner Kamera am liebsten draußen in der Natur – auch eisige Kälte kann ihn davon nicht abhalten.

Vor allem Landschaften und die Natur haben es Moritz Beierlein angetan, und die nähere Umgebung auf dem Lechfeld oder im Naturpark Augsburg bietet dem Oberottmarshausener sehr viel. Häufig findet er Motive vor der Haustür – und entdeckt sie immer wieder neu. Die stetige Veränderung der Umgebung und die Witterungseinflüsse üben einen starken Reiz aus. „Man geht niemals in den gleichen Garten, auch wenn es immer derselbe ist“, zitiert er ein Sprichwort, das in puncto Fotografie gleichzeitig sein Credo ist. Das Echte, das Authentische, das sucht der 27-Jährige. Dazu passt, dass er auch analog fotografiert. „Erst habe ich nur digital fotografiert“, erzählt er, „400 bis 500 Bilder pro Motiv waren keine Seltenheit“ – Fotos, die im digitalen Nirwana verschwinden. Das hat er eingedampft. „Aus 500 Bildern wurden erst 10 oder 20, die ich ganz bewusst fotografiert habe.“ Das Spiel mit Blende, Schärfe und Belichtungszeit rückte mehr in den Fokus – und wurde mit dem Kauf einer Analogkamera konsequent weitergetragen. Die Sinar 4x5-Zoll-Großbildkamera hat seine Art der Fotografie nochmals massiv verändert. Diamaterial ist rar und teuer – und setzt das richtige Handwerkszeug, Können und Geduld voraus. Nicht selten steht auch die Frage im Raum, ob sich der Aufwand für ein Bild lohnt. Er will einmalige Aufnahmen und möglichst moderate Eingriffe im Nachhinein. Die Bilder sollen so authentisch wie möglich sein. „Das Lechfeld zeigt sich so, wie es ist, und nicht so, wie ich es gerne hätte.“ Andere retuschieren Strommasten oder Autos. In seinen Bildern bleibt alles bestehen. Weil er einen enormen Anspruch an sich selbst hat – zu wissen, zu lernen und es anders zu machen als andere – gründete der Jurist den „Fotostammtisch Augsburg“, um Erfahrungen auszutauschen. Sein nächstes Ziel: die Vollmitgliedschaft bei der GDT (Gesellschaft Deutscher Tierfotografen e. V.), die – wie er – hohen Wert auf fotografische Qualität legt. Aufnahmen hat er noch keine eingereicht, seine Ansprüche sind hoch. Fotos gibt es auf seiner Website www.moritzbeierlein.com, Fototipps in seinem Blog: www.lanpho.de

al/wos

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Blick bis zum Bodensee: auf dem Hochgrat im Naturpark „Nagelfluhkette“ in Oberstaufen in den Allgäuer Alpen.

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Eintauchen in eine andere Welt: Nebelbank bei Hardt / Reinhartshofen.

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51


Winter auf dem Lechfeld – bei Oberottmarshausen, Landkreis Augsburg

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Bezirk S chwaben

„Gute Jugendarbeit ist keine, von der man nichts hört!“ Der Bezirk Schwaben engagiert sich für die Jugend. Ausbildung, offene Jugendarbeit und politische Bildung gehören zu seinen Aufgaben.

Jugend und Bildung wird im Bezirk Schwaben großgeschrieben: Bereits 1986 hat der Bezirk als erster Bezirk überhaupt ein Jugendprogramm aufgelegt, das die Situation der Jugendlichen, die Rechtsgrundlagen und das Selbstverständnis sowie die Strukturen der Jugendarbeit thematisiert. 2003 wurde dieses erneuert und soll auch im kommenden Jahr wieder aktualisiert werden. Auch bietet der Bezirk im Bereich der Bildung verschiedene Möglichkeiten: Zum einen stellt er Ausbildungsplätze in der eigenen Verwaltung sowie in den bezirkseigenen Einrichtungen bereit und bietet somit Jugendlichen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Die Bezirkskliniken Schwaben unterhalten Berufs-

Adressen auf einen Blick: Bezirk Schwaben Hafnerberg 10 86152 Augsburg

organisiert und betreut außerschulische Filmsowie Medienprojekte. Bekannt ist diese auch für die Ausrichtung des Jugend-Film-Festivals-JUFINALE, in Zusammenarbeit mit der Medienstelle Augsburg des JFF e.V. Auch im politischen Be-

Bezirksjugendring Schwaben Holbeinstraße 12 86150 Augsburg Medienfachberatung Schwaben Prinzregentenstr. 9 86150 Augsburg Jugendbildungs- und Begegnungstätte Babenhausen Am Espach 7 87727 Babenhausen

reich engagiert sich der Bezirk: So wurden 2002 mit dem Projekt „Politische Bildung Schwaben“ des Bezirksjungendrings die Weichen für ein regionales Netzwerk mit Akteuren der politischen Bildung gestellt. Ziel ist es mit den erschienenen Publikationen, Politik und Demokratie für junge Menschen erfahrbar zu machen. Nicht nur das politische Bewusstsein ist für Jugendliche notwendig. Renate Deniffel ist seit 2008 Jugendbeauftragte und Mitglied im Jugendausschuss und kümmert sich auch um die wirkungsvolle

fachschulen für Gesundheit- und Krankenpflege, Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie. Zum anderen wird auch der kulturelle Bereich gefördert: So können angehende Ensembleleiter für alle Bereiche der Laienmusik an der Berufsfachschule für Musik in Krumbach ihre Ausbildung beginnen und fortführen. Zudem werden begabte Nachwuchsmusiker auf weiterführende Studien an Hochschulen und Universitäten

Fotos: Andreas Lode, Bezirk Schwaben, Peter Wrba

vorbereitet. Ein weiterer Bereich ist die offene Jugendarbeit: Mit einem Jahresbudget von aktuell über 233.000 Euro fördert der Bezirk die Finanzierung des Bezirksjugendrings Schwaben und trägt gemeinsam mit diesem die Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Babenhausen. Für diese beiden Bereiche der Jugendarbeit stellt der Bezirk fast eine Dreiviertelmillion Euro in seinem aktuellen Jahreshaushalt bereit. Die Medienfachberatung Schwaben, ein weiteres gemeinsames Projekt des Bezirks und des Bezirksjugendrings,

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Links: Renate Deniffel, Mitglied des Bezirkstags und im Jugendausschuss, gleichzeitig Jugendbeauftragte des Bezirkstags. Unten: Die Jugendgruppe Wertingen präsentiert ihren Film über die Jugendaktivitäten in ihrer Gemeinde.


Bezirk S chwaben

Ein neues Gesicht bei der Medienfachberatung Schwaben: Roman Linzenkirchner (rechts) verstärkt das Team um Daniel Beiter bei der Beratungsstelle, In Zusammenarbeit mit dem Bezirk Schwaben und dem Bezirksjugendring werden Projekte organisiert und betreut.

städte. Passend hierzu veranstaltete der Bezirk gemeinsam mit dem Bezirksjugendring ein Jugendforum unter dem Motto „Was macht eine Kommune für junge Menschen attraktiv?“ Bereits im Jahr davor war zum selben Thema ein Jugendempfang eingerichtet worden. 130 Teilnehmer kamen zum Forum: Jugendbeauftragte aus ganz Schwaben, der Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, Manfred Gahler, Vorsitzender des Bezirksjugendrings Schwaben sowie Vertreter aus Gemeinden und Politik. Dass die Jugendarbeit in Schwaben sehr wichtig ist, kann Jürgen Reichert nur bestätigen. Früh lernte man zu verhandeln und für etwas zu kämpfen, wenn es einem wichtig war. „Jugendarbeit ist ein Lernfeld für später!“, betont Reichert. Das erste Highlight des Nachmittags stellte der selbstgedrehte Film der Jugendgruppe Wertingen dar: Diese haben sich intensiv mit dem Thema Gemeinde, Heimat sowie Jugend auseinandergesetzt und ein liebevolles Portrait ihrer Stadt entworfen. Dr. Uwe Brandl, Präsident des Bayerischen Gemeindetags war begeistert von der Kreativität der Jugendlichen und von ihrem Filmbeitrag, wurde aber bei seinem Impulsvortrag sehr ernst: „Nicht jede Gemeinde kann alle StrukOben: Die Jugendbildungsstätte in Babenhausen bietet ein reichhaltiges pädagogisches Programm. Mitte: Die Medienfachberatung Schwaben unterstützt Kinder und Jugendliche in außerschulischen Filmprojekten. Unten: (v. l. n. r.) Manfred Gahler, Jürgen Reichert und Uwe Brandl tragen sich ins Buch der Begegnung des Bezirks ein, im Rahmen des Jugendforums.

turen bieten“, erklärte er. Vor allem brauche es engagierte Menschen verschiedenen Alters, die zusammen agieren – ein wichtiges Plus von Landgemeinden gegenüber der Großstadt. Im Anschluss konnten die Jugendbeauftragten aus Schwaben im Austausch mit anderen ihre Arbeit vorstellen und ihre Sor-

Umsetzung von Jugendarbeit. Sie versteht sich als Bindeglied

gen und Bedenken loswerden.

zwischen Bezirkstag Schwaben und Bezirksjugendring. Woher das Engagement für die Jugend kommt? „Ich gestehe Jugend-

Dass dem Bezirk Schwaben die Jugendarbeit sehr am Her-

lichen uneingeschränkt zu, selbst herauszufinden wo ihr Platz

zen liegt, ist deutlich, und er zeigt es auch aktiv: Die po-

in der Gesellschaft ist. (...) Diese brauchen Raum und die Mög-

litische Bildung wird nun zur festen Aufgabe des Bezirks-

lichkeiten, sich entfalten zu können um Ideen zu entwickeln,

jugendrings. „Damit geben wir ein wichtiges Signal an die

wie sie sich ihre Zukunft vorstellen.“

Wähler von morgen“ erklärt Jürgen Reichert. Nur durch solch eine Bildungsarbeit sei es möglich Jugendliche stärker

Gleichzeitig stehen die Kommunen vor dem Problem der Ab-

in politische Prozesse einbinden und einen Wählerrückgang

wanderung von jungen Menschen und Familien in die Groß-

vermeiden zu können.

al

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Wir t schaf t

Strom auf Abruf Die „energieflexible Fabrik“ ist Ziel eines Pilotprojekts im bayerischen Forschungsverbund FOREnergie. Vor allem die Energie aus erneuerbaren Quellen soll optimiert einbezogen werden. LEW als regionaler Stromvermarkter und das Meitinger Werk der SGL Group mit seiner stromintensiven Produktion von Graphitkomponenten gehen die Optimierung gemeinsam an.

Der Stromverbrauch im SGL-Werk Meitingen ist enorm. Ein

lumina von regenerativer Energie ins Stromnetz ist dies ein

Graphitofen verbraucht in einer Nacht so viel Strom wie 58

ständig komplexerer Prozess über den ganzen Tag hinweg.

Haushalte im ganzen Jahr. Und SGL hat im Betrieb nördlich

Thomas Reitemann, Leiter Energiebeschaffung bei LEW,

von Augsburg acht bis zwölf solcher Öfen im Einsatz. Das

spricht von der „Minutenreserve“, die der Netzbetreiber im

geht ins Geld. Was liegt also näher, als die „energieflexible

täglichen Vermarktungsprozess an der Strombörse Leipzig

Fabrik“ zur Optimierung der Energiekosten? Für den SGL-

bedarfsgenau beschafft. Umgekehrt bietet er überschüssige

Energiemanager Dr. Thomas Müller heißt das Tag für Tag,

Energie an. Er erhält sie von Strompartnern in der Region,

Strom sowohl zum günstigsten Preis einzukaufen als auch

vom Betreiber eines im Moment nicht benötigten 400-Kilo-

alle nicht gebrauchten Megawatt mit Gewinn zu verkaufen.

watt-Stromaggregats bis zum 40-Megawatt-Kraftwerk eines

Was allerdings gar nicht so einfach ist, sondern eine hoch-

Industriekunden und natürlich den zigtausend Photovolta-

komplizierte Steuerung erfordert.

ikanlagen in Schwaben. Also viel Energie, wenn die Sonne strahlt, doch bescheidene Mengen bei trübem Wetter oder in

Zur Umsetzung dieser Strategie haben sich konsequenterwei-

Wintermonaten.

se der regionale Stromlieferant und der zehntgrößte von etwa 900 deutschen Verteilnetzbetreibern, die LEW in Augsburg,

In der Theorie scheint das eine einfache Regelung zu sein.

und SGL in Meitingen im Forschungsprojekt „FOREnergy“

Weil Strom in einem modernen Industrieland einer der we-

verbündet. Gemeinsam wollen sie „Innovationen der Ener-

sentlichen Innovationstreiber sei, gelte es, etablierte Struk-

giewende in Schwaben vorantreiben“, gibt der Technik-Vor-

turen und Prozesse in Frage zu stellen und neue Wege

stand von LEW, Norbert Schürmann, vor.

einzuschlagen,

macht

Bayerns

Wirtschaftsstaatssekretär

Franz Pschierer der heimischen Industrie Mut. Das Projekt Der technische Ansatz liegt auf der Hand, es geht um „Regel-

FOREnergy versteht der Schwabe Pschierer denn auch als

leistung“. Weil Stromverbrauch und Stromeinspeisung sich

Modell, wie Unternehmen die Energiewende angehen und

zwingend die Waage halten müssen, wird zum Ausgleich Re-

zukunftsweisend realisieren – konkret den Ausgleich zwi-

gelenergie eingesetzt. Angesichts steigender Einspeisungsvo-

schen Angebot und Nachfrage von Strom in der betrieblichen

56


Wir t schaf t

Produktion steuern zu können. Der Freistaat fördert die wis-

Die Marke SGL

senschaftliche Begleitung dieses Pilotprojekts deshalb mit zwei Millionen Euro. Die Praxis hat es freilich in sich. Vor Ort bei SGL in Meitingen rechnet ein vierköpfiges Planungsteam dafür haarscharf. So fließt beispielsweise der Wetterbericht von der einwöchigen Prognose bis zur taggenauen Vorhersage maßgeblich in die Steuerung der Graphitöfen ein. Damit hat man das Energievolumen aus regenerativen Quellen im Visier. Denn heute kommen in Bayern bereits 36 Prozent Strom aus erneuerbarer Energie, zitiert Staatssekretär Pschierer die Statistik.

Schwäbische Fußballfans kennen die SGL Group: Das Stadion des Bundesligaclubs FC Augsburg trägt den Namen „SGL Arena“. Der Konzern ist als starke Marke weltweit ein Global Player. Zur SGL Group gehören Unternehmen von den USA bis Malaysia, von Shanghai bis Meitingen bei Augsburg. Weltweit zählt die Gruppe zur Handvoll Produzenten des „Schwarzen Goldes“ Karbon, dem Werkstoff des 21. Jahrhunderts. Mit 43 Produktionsstandorten, rund 6.300 Beschäftigten und etwa 1,5 Milliarden Euro Umsatz spielt die SGL Group in der globalen Spitzenklasse.

Bei einer Leistung von zehn bis 25 Megawatt je Graphitofen

fördert. Der Kühlprozess nimmt acht Tage in Anspruch. Die

lässt sich durch Optimierung ihrer Fahrzeiten eine Menge

Abwärme der Ringofenkammer geht allerdings nicht in die

Energiekosten sparen. Dr. Hermann Berwe, Geschäftsführer

Luft, sondern wird zum Vorheizen des nächsten Ofens ab-

der SGL Carbon GmbH, hält sich zwar aus Wettbewerbsgrün-

geleitet. „Auch das gehört zur Optimierung“, erklärt Diana

den über das Einsparvolumen bedeckt, betont jedoch, „die

Windele. Rund 150 Beschäftigte sind in diesem Arbeitsbe-

technischen Herausforderungen dieses Lastmanagements

reich eingesetzt.

passen ideal in den Prozess bei uns“. Das Endprodukt Graphitelektrode wird vor allem im größDie Planer verschieben das Anfahren eines Graphitofens schon

ten Recyclingprozess eingesetzt, den es überhaupt gibt, der

mal um eine „Zeitscheibe“, wenn der Strompreis aufgrund

Stahlerzeugung, erläutert Geschäftsführer Dr. Hermann

hohen Energieangebots absackt, die Produktion also kosten-

Berwe. Auf den durch das Recycling von Schrott gewonnenen

günstiger gefahren werden kann. Dieses nachgerade peni-

Elektrostahl entfallen etwa 30 Prozent der weltweiten Stahl-

ble Fahrplan-Jonglieren lohnt sich auch aus einem weiteren

erzeugung. In einem weiteren stromintensiven Geschäftsbe-

Grund. Denn quasi gesparter Strom wird dem Netzbetreiber

reich der SGL-Group, den Kohlefaser-Komponenten, macht

als Minutenreserve angeboten, sprich ins Netz zurückverkauft.

der Konzern hohes Wachstumspotenzial aus. „Wenn bei zehn Millionen Autos nur je fünf Kilogramm Karbon verarbeitet

In einer riesigen Werkshalle ist beeindruckend das Ergebnis

werden, ist der Absatz gigantisch“, rechnet SGL-Vorstands-

dieser Optimierung des Lastmanagements zu sehen. Diana

chef Jürgen Kohler vor. 2013 wurden weltweit rund 47 Mil-

Windeler, die Leiterin der Graphitierung, lässt einen über-

lionen Tonnen des „Schwarzen Goldes“ hergestellt und nur

dimensionalen Portalkran loslegen: Er greift einen mehrere

ein Bruchteil geht bislang an Fahrzeugbauer. Die Luftfahrt

Meter langen, dicken, rotglühenden und Funken sprühenden

(Airbus, Boeing) ist dran, ganze Flugzeuge aus diesem Mate-

Graphitzylinder aus dem Ofen und transportiert ihn auf eine

rial zu bauen, selbst als Baustoff hat es gute Aussichten. Das

Lore. Von dort wird das Material zum Abkühlen weiterbe-

Manko: der noch hohe Preis. Die Graphit-Leute von SGL in Meitingen gehen die Herausforderung in der energieflexiblen Fabrik an. Technisch stecke noch etliches Potenzial mehr zur Optimierung drin, sind die Fachleute bert Schürmann, für die zukünftige Energieversorgung aus erneuerbaren Energien sei dieses „ein wichtiger Baustein“.

hrs

Innovationsstrategen (v. l.): SGL Carbon-Geschäftsführer Dr. Hermann Berwe, Staatssekretär Franz Pschierer, LEW-Vorstand Norbert Schürmann und SGL-Managerin Diana Windeler.

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Bild: SGL Group/Michael Hochgemuth, Fotolia

überzeugt. Und, so LEW-Vorstandsmitglied Nor-


Po lit ik

Der ländliche Raum muss flexibler werden Das VVM-Symposium im Unterallgäu zeigt der Politik und Kommunen innovative Möglichkeiten auf, attraktiven und erfolgreichen ÖPNV für den Bürger zu entwickeln. Der Verkehrsverbund Mittelschwaben VVM lud zum ersten

grad der ländlichen Bevölkerung in Bayern ansprach. Auch

Symposium „Chancen und Herausforderungen für den ÖPNV

die steigenden Anforderungen an die Barrierefreiheit stehen

im ländlichen Raum“ – und fast 120 Zuhörer kamen. Die zen­

im Fokus. Fregin wies auf die Regierungserklärung des Mi-

tralen Fragen des Symposiums lauteten: „Wie sieht die Zu-

nisterpräsidenten Horst Seehofer vom 12.11.2013 hin, in der

kunft des öffentlichen Personennahverkehrs im ländlichen

er versprach: „Bayern wird in zehn Jahren komplett barrie-

Raum aus? Wie gehen wir mit den Folgen der demografischen

refrei – im gesamten öffentlichen Raum, im gesamten ÖPNV.“

Entwicklung, den stark rückläufigen Schülerzahlen und den

Ein Punkt, den Cornelia Hesse, Referentin des Bayerischen

wachsenden und verän-

Gemeindetags, gerne auf-

derten

Mobilitätsbedürf-

griff. Hierbei können fle-

nissen älterer Menschen

xible ÖPNV-Systeme eine

um? „Es geht darum, den

wichtige Rolle spielen, so

ländlichen Raum nachhal-

Hesse, die dem VVM klar

tig attraktiv und lebens-

attestierte: „Hier haben

wert für seine Bürgerinnen

die Schwaben die Nase

und Bürger zu gestalten“,

vorn.“

sagt VVM-Geschäftsführer Dr. Josef Zeiselmair, der

Die speziellen Anforde-

die

an

rungen an den ÖPNV er-

acht Fachleute weitergab,

läuterte Brigtte Herkert,

die in ihren Impulsvor-

die sich mit gerontologi-

trägen und Best-Practice-

schen Fragestellungen zur

Beispielen

Einzelaspekte

Versorgung älterer Men-

aus der Thematik in der

schen und Menschen mit

Sontheimer

Behinderung beschäftigt.

Fragestellungen

„Dampfsäg“

vorstellten.

Sie verdeutlichte, dass vor allem auf die Gruppe der Senioren eingegangen werden müs-

Carsten Fregin, Ministerialrat der Obersten Baubehörde im

se, da diese mit dem Wegfall der Infrastruktur in ländlichen

Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Ver-

Regionen zu kämpfen hätten und oftmals auf den ÖPNV an-

kehr, beleuchtete die Rolle und die Aktivitäten des Freistaats,

gewiesen seien.

der 2013 knapp 1,2 Mrd. Euro für Leistungen des ÖPNV aufgewendet hat. „Die ältere Generation will heute länger und

Einen Blick nach Großbritannien lieferte ÖPNV-Berater Dirk

flexibler mobil sein und verfügt zunehmend noch selbst über

Dannenfeld. Er erläuterte am Beispiel der englischen Graf-

einen Führerschein und ein eigenes Fahrzeug“, so Fregin, der

schaft Lincolnshire, wie bedarfsgerechter ÖPNV durch pri-

den mit 70 Prozent sehr hohen individiuellen Motorisierungs-

vate Betreiber sehr erfolgreich dort aufgefangen wurde, wo

58


Po lit ik

sich der Staat aus Beför-

Richtung zielen“, so Dobe-

derungsleistungen

schinsky.

Ehrenamtliche

rückgezogen hatte. „Das

Fahrer sitzen am Steuer

funktioniert

über

des Bürgerbusses, der für

Markenbildung“, so Dan-

die Mobilität in der Alb-

nenfeld, „nicht das Bus-

Gemeinde sorgt. Ein wei-

unternehmen

der

teres Beispiel für flexible

Verkehrsanbieter: Die Li-

Angebotsformen im ÖPNV

nie ist gleichzeitig die er-

stellte Thomas Mügge, Ge-

folgreiche Marke im Fahr-

schäftsführer der D.I.N.G

nur

oder

gastangebot“, ist er sicher.

(Donau-Iller-Nahverkehrs-

Ein Thema, das der Krumbacher Verkehrsunternehmer Josef

verbund-GmbH) vor: den so genannten Pfiffibus, der im süd-

Brandner in Schwaben bereits seit einiger Zeit sehr erfolg-

lichen Landkreis Neu-Ulm seit Ende 2013 im Einsatz ist. Der

reich spielt. Seine Marke „Flexibus“ ist in ÖPNV-Kreisen in

Bus wird ab Weißenhorn-Bahnhof eingesetzt, um weniger

aller Munde. Die anwesenden Landtagsabgeordneten, Bür-

lukrative und befahrene Strecken für die Nutzer des ÖPNV

germeister, ÖPNV-Beauftragte aus Städten und Landkreisen

erreichbar zu machen. Auch hier wird dieses Angebot von

Schwabens staunten, als Brandner die neuesten Zahlen des

der Bevölkerung dankbar angenommen: „Wir haben bereits

Flexibus vorlegte. In Krumbach schnellten die Zahlen von der

jetzt durchschnittlich mit mehr als vier Personen pro Fahrt

Umstellung des Krumbacher Stadtbusses auf den Flexibus

mehr Fahrgäste als erwartet“, so Mügge. Die vorbildliche

von ursprünglich nur 2.500 Fahrgästen im Jahr auf aktuell

Art, wie ganzheitliche Fahrplanauskunft für die ländlichen

65.000 hoch – im gesamten Landkreis Günzburg, wo der

Räume umgesetzt werden kann, erklärte Dr. Hans-Joachim

Flexibus als flächendeckendes Pilotprojekt für ganz Bayern

Mentz, Inhaber der Mentz Datenverarbeitung, am Beispiel

getestet wird, werden heuer 150.000 Fahrgäste erreicht.

des Verkehrsverbunds Mittelschwaben. Die lebhafte Podi-

„Wir würden uns wünschen, dass der Fahrgast im ländli-

umsdiskussion zum Schluss des Symposiums zeigte, dass alle

chen Raum vom Freistaat ebenso bezuschusst wird wie der

Beteiligten – Anbieter, Politik und Bevölkerung – die Einfüh-

Fahrgast auf der Schiene“, sagt Brandner in Richtung Mi-

rung von flexiblen Systemen als sehr sinnvoll erachten. VVM-

nisterialrat Fregin – die Bahn erhält für jeden Fahrgast von

Geschäftsführer Dr. Josef Zeiselmaier bedankte sich zum

der Staatsregierung 2,31 Euro Förderung. Weil die ÖPNV-

Schluss des Symposiums bei den Referenten sowie beim Mo-

Förderung im ländlichen Raum davon weit weg ist, braucht

derator Dr. Georg Bayerle, der durch den mit Informationen

es neue Ideen, um attraktive Verbindungen für den Fahrgast

prall gefüllten ÖPNV-Tag in Sontheim führte: „Ich bin sicher,

zu schaffen. Eine davon stellte Fabian Dobeschinsky vor, der

dass mit innovativen ÖPNV-Angeboten der ländliche Raum

mit seinem Vater im baden-württembergischen Salach den

im Wettbewerb der Regionen auch zwischen den Metropolen

Bürgerbus initiierte. Mittlerweile ist der „Bürgerbus Salach“

München und Stuttgart attraktiv gehalten werden kann“, so

elf Jahre in Betrieb. „Das Modell ist nur möglich, weil Bür-

Zeiselmair, „und freue mich, dass der VVM hierzu mit dem

ger, Verkehrsunternehmen und politischer Wille in die gleiche

Symposium einen weiteren Impuls setzen konnte.“

wos

Großes Interesse bei Lokal- und Landespolitikern: Rund 120 Gäste informierten sich beim 1. VVMSymposium in der Sontheimer Dampfsäg‘, wie ÖPNV im ländlichen Raum attraktiver gemacht werden kann. Links: Diskussionsrunde mit allen Referenten und Unterallgäus Landrat HansJoachim Weirather, der das Symposium eröffnete.

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Foto: Wolfgang Strobl

zu-


top schwaben

Sp e z i al

Ko lu m nent itel

aben top schw

e i r e S ise und

dkre Die Lan en Städte i kreisfre bens Schwa – – Teil 4 is e r Landk rg -Friedbe Aichach

s r a l p

60


top schwaben

Spezial

Landkreis AichachFriedberg Das bayerische Schwaben umfasst vier kreisfreie Städte und zehn Landkreise. top schwaben stellt in jeder Ausgabe eine dieser Gebietskörperschaften vor.

Rechtsseitig des Lechs und an der Grenze zu Oberbayern liegt der Landkreis AichachFriedberg. Hier leben knapp 129.000 Einwohner auf einer Fläche von 783 Quadrat­ Ranking von Städten und Landkreisen, laut Magazin Focus. Zwei Seelen schlagen hier in einer Brust: schwäbisch und oberbayerisch. Das hört man, das schmeckt man und das sieht man auch. Einst war die Region Stammsitz des bayerischen Herrschergeschlechts der Wittelsbacher. Daher nennt man den Landkreis auch Wittelsbacher Land. Sonst eher ländlich geprägt, ist die Wirtschaft des Landkreises auch durch technisch innovative, mittelständische Unternehmen gekennzeichnet.

Von Wolfgang Strobl, Annika Litzel und Florian Pittroff

Foto: Fotografie Holger Weiss / Stadt Aichach

kilometern mit hoher Lebensqualität: Der Landkreis belegt Platz 11 im bundesweiten

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Interview mit Aichach-Friedbergs Landrat Dr. Klaus Metzger Interview: Wolfgang Strobl und Kristin Ruckschnat

offenes Ohr für die Bürgerinnen und Bürger. Lässt sich

top schwaben

Spezial

„Ein Stück Offenheit“

dieser Ansatz auch im nächsten Jahr durchhalten? Klaus Metzger: So wie man startet, muss man auch durchhalten können. Es wäre fatal, wenn man erst einen großen Aufwand betreibt und es dann nach einem halben Jahr langsam auslaufen lässt. Nein, nein, das ist nicht meins. Also das Niveau – dessen bin ich sicher – wird so gehalten. Lässt sich das gut mit der Familie vereinbaren? Klaus Metzger: Ja, es lässt sich vereinbaren, weil beide Kinde ja schon erwachsen und aus dem Haus sind. Ich habe natürlich im Vorfeld lange mit meiner Frau gesprochen und es war klar, dass die Wahl zum Landrat viel Arbeit mit sich bringen wird. Wir waren uns jedoch einig, dass das mit dazugehört. Und das Interessante ist – denn ich hatte gestern erst gerade meinen ersten Tag Urlaub –, dass die Intensität mit der Familie eine andere ist als vorher. Was ich mir nicht vorstellen konnte: Ich bin gestern nicht ans Telefon gegangen. Der Tag war privat. Herr Dr. Metzger, Sie führen auf Ihrer Homepage seit

Was sind Ihre Kernthemen für das Jahr 2015?

Amtsantritt am 1. Mai 2014 Woche für Woche eine Art

Klaus Metzger: Die drei Kernthemen liegen auf der

Online-Tagebuch. Für wen machen Sie das? Für sich

Hand: Das eine ist der Teilneubau des Krankenhauses

selbst? Für Ihre Wähler? Für die Bürger?

in Aichach, der nun so richtig startet und für den wir

Klaus Metzger (lacht): Für alle drei. Bei der Fülle der

im März eine stolze Vergabesumme im achtstelligen

Termine und Veranstaltungen war es mir wichtig, dass

Bereich im Kreistag zu verabschieden haben. Da wird

ich später einmal wirklich zurückblicken kann. Ich

sich im nächsten Jahr ganz viel tun. Im Zusammen-

möchte gern sehen, was da alles passiert ist. Das war

hang damit wird natürlich die Haushaltsfrage interes-

der Impetus für mich. Für die Bürgerinnen und Bür-

sant. Dann hatten wir noch im November die Grund-

ger mache ich das deswegen, damit sie sehen, dass ein

steinlegung für das Gymnasium in Mering, das nächste

Landrat neben der Verwaltungsarbeit, die er hier im

große Bauprojekt. Und was uns 2015 sicher in ganz

Büro gerne tut, natürlich auch mit vielem konfrontiert

hohem Maße beschäftigt, ist das Thema Asyl.

ist, das ihn sehr viel Zeit kostet. Und für die Wählerinnen und Wähler, da denke ich dann mal in fünfeinhalb

Das Gymnasium Mering kostet 30,7 Mio., das Kranken-

Jahren nach, ob das wichtig sein könnte. Aber es ist

haus in Aichach 47,5 Mio., die Realschule in Affing ca.

schon so, dass jeder wissen sollte: Wo ist der Landrat?

7,2 Mio. Euro. Das schränkt Ihr Budget ganz schön ein.

Was tut der Landrat? Das ist für mich so ein Stück Of-

Klaus Metzger: Ja. Wir müssen nachdenken. Es gibt

fenheit, die ich in allen Bereichen pflege.

ein paar Dinge, die sind einfach Pflicht. Kinder- und Jugendhilfe ist ein Bereich, der vom finanziellen Bedarf

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Diese Chronik zeugt von einer großen Arbeitsintensi-

her enorm steigt, aber da können Sie als Landkreis

tät, zudem haben Sie am Telefon oder persönlich ein

nicht sagen: Da tun wir nichts. Und entsprechend wer-


den sich der Haushalt und die Schulden – das wusste

Klaus Metzger: Aber Sie sehen ganz viele Biogas- und

man vorher – entwickeln. Da muss man Schwerpunkte

Photovoltaik-Anlagen. In Bezug auf die Windkraft wird

setzen. Wir werden etwas zurückhaltender sein, was

im Landkreis in größerem Maße geplant. Zwei Stand-

unsere Kreisstraßen und die Infrastruktur betrifft, weil

orte sind bereits genehmigt, vier werden es wohl sein:

wir da gut aufgestellt sind. Da hat mein Vorgänger al-

bei Aichach, Friedberg, Pöttmes und Baar. An den

les perfekt eingefädelt, sodass uns das ein bisschen Luft

Standorten planen private Investoren Windräder in

schafft.

unterschiedlicher Anzahl.

Wie ist geplant, mit den steigenden Asylbewerberzah-

Bis 1972 war Friedberg schwäbisch, Aichach ober-

len umzugehen?

bayerisch – eine Besonderheit innerhalb der schwä-

Klaus Metzger: Es gibt eine Gemeinschaftsunterkunft

bischen Landkreise. Gibt es Mentalitätsunterschiede

in Aichach, ansonsten setzen wir ausschließlich auf

zwischen den Schwaben und den Altbayern?

dezentrale Unterbringung, weil wir da die Chance ha-

Klaus Metzger: Was die Altbayern in Schwaben aus-

ben, unsere Asylbewerber gut betreuen zu können.

zeichnet, ist ein hohes Maß an Traditionsbewusstsein.

Je kleiner die Gruppe ist, umso besser klappt das und

Das ist etwas, das ich hier im Landkreis völlig anders

umso weniger Auseinandersetzungen gibt es vor Ort.

erlebe als in Gersthofen. Hier schaut man auf die eige-

Deshalb haben wir Ruhe im Landkreis. Wie die an-

ne Tradition und hat ein ganz großes Zusammengehö-

deren Landkreise und kreisfreien Städte auch haben

rigkeitsgefühl, gerade im Norden. Das zeichnet diesen

auch wir unseren Notfallplan abgeliefert. 300 Asylbe-

altbayerischen Teil aus.

werber in eine Turnhalle zu verfrachten, sehen wir als ultima ratio an und haben einen Plan B, der – sollte

Tut man sich als Gersthofer schwer? Gibt es die Gren-

es dazu kommen – den Asylbewerbern in einem ganz

ze in den Köpfen: „Jetzt haben wir einen Landrat, der

anderen Maße die Unterbringung zusichert, die sie im

ist gar nicht von hier?“

Winter auch brauchen. Ich stehe zu dem Begriff der

Klaus Metzger: Ja, die gab’s. Vor allem in der Zeit vor

menschenwürdigen Unterbringung. Das ist der Maß-

dem Wahltermin. Mir ist das oft auch gesagt worden:

stab, den wir auch halten.

Na ja, falsche Lechseite. Was ich aber auch verstehe ist, dass die Bevölkerung einen Landrat haben will, der

Das Thema Klima scheint Ihnen auch am Herzen zu

mit im Landkreis lebt. So war es auch mit meiner Fa-

liegen. Strebt der Landkreis bestimmte Klimaziele an?

milie verabredet: Sollte es etwas werden, dann werden

Klaus Metzger: Der Kreistag hat sich vor meiner Zeit

wir selbstverständlich in den Landkreis ziehen. Wir

schon Klimaziele gegeben. Die zu realisieren ist es auch,

suchen bereits, sind aber noch nicht fündig geworden.

Wir haben hier im Landkreis mit meinem Amtsantritt

Ist die Marke Wittelsbacher Land auch ein Vehikel, um

die Voraussetzungen geschaffen, dass wir das tatsäch-

die Landkreis-Einheit stärker nach vorne zu bringen?

lich nicht nur auf dem Papier haben, sondern auch in

Klaus Metzger: Ja, natürlich. Das steckt dahinter.

der praktischen Politik umsetzen können. Wir haben

Wenn Sie auf der A 8 entlangfahren, lesen Sie auf dem

einen neuen Ausschuss gebildet, der den Klimaschutz

braunen Kulturschild nicht „Landkreis Aichach-Fried-

ausdrücklich auch im Titel trägt: „... für Umwelt, Klima

berg“, sondern „Wittelsbacher Land“ – auch um ein

und Energie.“ Es ist nun so, dass sich Bauausschuss und

Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen. Wir haben

Klimaausschuss einigen müssen, wenn es z. B. um Neu-

ja nicht nur Aichach und Friedberg, sondern auch den

bauten geht. Nur wenn beide Ausschüsse sich einigen,

Süden, also drei Teilregionen, die sich sehr selbstbe-

werden die Dinge vorangebracht. Sollte das nicht der

wusst aufstellen. Der Wittelsbacher-Land-Verein und

Fall sein, dann muss der Kreistag in die Pflicht genom-

das Gütesiegel „Wittelsbacher Land“ sollen in der Tat

men werden. Dann ist die Frage: Tendieren wir eher

dazu beitragen, dass dieser Landkreis, der „zwangs-

dahin oder dorthin? Daran lässt sich dann auch Politik

verheiratet“ wurde, tatsächlich in sich Identität fin-

messen, die sich Umwelt und Klima oder auch eine ver-

det. Das heißt nicht, dass man die Tradition vergessen

nünftige Energiepolitik auf die Fahnen geschrieben hat.

muss. Aber wir wollen das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Und deshalb machen wir uns jetzt auch

Und wie sieht es im Bereich der regenerativen Ener-

auf den Weg zur Bildungsregion. Und die wird eben-

gien aus? Man sieht im Landkreis keine Windräder.

falls „Bildungsregion Wittelsbacher Land“ heißen.

Foto: Landratsamt Aichach-Friedberg

worum sich das Sachgebiet in hohem Maße kümmert.

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Spezial top schwaben

Zwei Zentren plus zwei starke Orte Sie sind zwei Wittelsbacher Schwestern. Die eine, in diesem Jahr 750 Jahr jung, ist Friedberg. Die andere – Aichach – kann auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurückblicken. Weil in beiden Kreisstädten ein Wittelsbacher Schloss steht, könnte man annehmen, dass auch die Verbindungen eng sind – doch das ist so einfach nicht. Der Reihe nach: Als am 16. April 1970 das Bayerische Staatsministerium des Innern unter Minister Bruno Merk den „Entwurf für ein Gesetz zur Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung“ vorlegte, war der bis dato selbstständige Landkreis Friedberg schon seit 1944 bayerisch-schwäbisch. Der Landkreis Aichach dagegen gehörte zu Oberbayern. Als dann am 1. Juli 1972 die Gebietsreform in Kraft trat, wurde aus den beiden Landkreisen einer – und komplett dem Regierungsbezirk Schwaben zugeordnet. Auch wenn die Fläche des Landkreises sich damals in etwa verdoppelt hat – die alten Bezugspunkte sind geblieben. Wohl weil sich die Attraktivität der beiden Landkreisstädte als Mittelzentren die Waage hält, orientiert man sich im Landkreissüden nach Friedberg, im Norden nach Aichach. „Die Tradition und das Zusammengehörigkeitsgefühl in und um Friedberg und in und um Aichach sind sehr ausgeprägt“, stellt Landrat Dr. Metzger fest, „das zeichnet die zwei Landkreiszentren aus.“ Wie stark der Lokalbezug ist, bringt eine alteingesessene Friedbergerin, die angeblich noch nie in Aichach war, auf den Punkt. „Was soll ich in Aichach?“, sagt eine 70-Jährige, die wir am Friedberger Marienplatz danach fragen, „ich bekom-

me doch in Friedberg alles, was ich brauche.“ In der Tat: Die 29.000-Einwohner-Stadt hoch über dem Lechrain verfügt neben der Außenstelle des Landratsamtes über Einkaufsmöglichkeiten, Fachärzte, Krankenhaus, Hallenbad – ebenso wie die 20.000-Einwohner-Stadt Aichach, die für ihre Bürger und die Umlandbewohner ebenso attraktiv ist wie Friedberg für die Bewohner im Süden. Apropos Attraktivität: Entlang der Bahnstrecke Augsburg–München wachsen die Gemeinde Kissing und der Markt Mering kräftig an. Die gute Wohnlage für Pendler in die Landeshauptstadt einerseits und in die Bezirkshauptstadt andererseits macht’s möglich. „Mit dem Zug bin ich in einer halben Stunde im Herzen Münchens und in einer Viertelstunde in Augsburg“, lobt ein Familienvater seinen Wohnstandort in Mering, wo im Moment auch kräftig in das Gymnasium investiert wird. Die exzellenten Bahnverbindungen rückt die Marktgemeinde auch auf ihrer Internetseite in den Mittelpunkt – in der heutigen Zeit, da Mobilität in der Arbeitswelt gefragt ist, ein zentrales Thema. Weil auch die Infrastruktur mit Schulen, Bad und noch moderaten Miet- und Baulandpreisen in Mering passt, zählt die 14.000-Seelen-Gemeinde zu einem der beliebtesten Ansiedlungsziele im Großraum Augsburg – ebenso wie Kissing, das mittlerweile auch bereits über 11.000 Einwohner aufweist. Auch Kissing hat einen eigenen Bahnhof, von dem die Regionalbahn im Takt nach Augsburg und München fährt. wos

Die schwäbischen Altbayern

Immer noch Zwangsschwaben? Oder nach 42 Jahren zarte Liebe? Als mit der Gebietsreform Adelzhausen, Affing, Aichach, Aindling, Inchenhofen, Kühbach, Petersdorf, Pöttmes, Obergriesbach, Rehling, Schiltberg, Sielenbach und Todtenweis gemeinsam mit einem Teil des Landkreises Aichach dem Regierungsbezirk Schwaben zugeordnet wurden, war der Aufschrei groß. Immerhin gab es im Altlandkreis mit Altomünster, Hilgertshausen und Tandern auch Gemeinden, die oberbayerisch blieben – sie wurden dem Landkreis Dachau zugeordnet. Für die Bevölkerung Grund genug, mit der Gebietsreform, die nun bereits 42 Jahre zurückliegt, lange Zeit zu hadern. Das ist vor allem bei der älteren Bevölkerung so, die die Gebietsreform erlebt hat. Der Landrat stellt einen starken Zusammenhalt vor allem im Landkreisnorden fest. „Was die Altbayern in Schwaben auszeich-

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net, ist ein hohes Maß an Traditionsbewusstsein“, sagt Landrat Dr. Metzger, „man schaut auf die Tradition.“ Und die ist im Landkreis sehr lebendig – und individuell: Leonhardiritte, Oxenfest oder das Programm für Häuser in bäuerlicher Tradition sind sichtbare Zeichen für gelebte Tradition – die auch für die Jüngeren wichtig sind und ein Kennzeichen der regionalen Identität darstellen. „Ich möchte hier nicht weg“, sagt eine 37-jährige Aichacherin, „ich bin hier aufgewachsen und liebe Aichach – aber es ist auch selbstverständlich, dass ich jeden Tag nach Augsburg zur Arbeit fahre. Für mich ist die Beziehung von Aichach in Richtung Augsburg ganz normal.“ Das stellt auch der Landrat durch seine Gespräche mit den Bürgern fest. „Bei den Jüngeren spielt die Thematik heute nur noch eine untergeordnete Rolle“, sagt Landrat Dr. Metzger, „man ist mobil und in alle Richtungen hin unterwegs.“ wos


Ein Landkreis, zwei Dialekte!

„Mit Dialekt kann man sich ein Stück Identität bewahren. Er zeigt, wo man herkommt und wo man daheim ist.“ Siegfried Bradl, Dialektexperte im Landkreis Aichach-Friedberg

die Mundart besonders in SMS-Nachrichten beliebt macht“, so Bradl. Und wer kennt sie nicht, die Regionalkrimis von Augsburg über Altbayern bis ins Allgäu. In denen wird der regionale Klang als Markenzeichen benutzt. Der hauptsächlich oberbayerische Dialekt des Landkreises war schon immer mit schwäbischen Einflüssen durchsetzt. Typisch ist hierbei die generell oberbayerische Aussprache der Wörter. Bei den meisten Verben wird in der zweiten Person Singular jedoch das für das Schwäbische typische „-sch“ angeschlossen, „konnst“ spricht man somit „konnsch“ aus oder „host“ wird zu „hoscht“, „bist“ zu „bischt“ und „muasst“ zu „muascht“, was für Personen aus anderen Sprachräumen oft den Eindruck erweckt, man hätte es mit einem „echten“ Schwaben zu tun. Die alteingesessenen Bewohner des Wittelsbacher Landes legen allerdings großen Wert auf ihre Zugehörigkeit zu Altbayern. pif

Foto:s Wolfgang Strobl, privat

Rathausturm (vorn) und der Kirchturm von St. Jakob in Friedberg.

Hochdeutsch sprechen nicht alle Deutschen. In ländlichen Regionen, aber auch in der Stadt, unterscheiden sich Betonung, Wortwahl, Grammatik zum Teil erheblich von dem, was man so um 20.00 Uhr in der Tagesschau hört. Im Landkreis AichachFriedberg zum Beispiel kann man gleich zwei verschiedene Dialekte hören, wenn man hinhört! Nämlich Lechrainisch und Altbayerisch (mit schwäbischem Einschlag). Und das kam so: Der Landkreis Aichach-Friedberg entstand im Zuge der Gebietsreform in Bayern 1972 aus Großteilen der bisherigen Landkreise Aichach und Friedberg sowie aus Einzelgemeinden der damals bestehenden Landkreise Fürstenfeldbruck, Neuburg an der Donau und Schrobenhausen. „Das heutige Landkreisgebiet ist also keine historisch gewachsene Region bzw. kein Kulturraum, sondern eine künstlich geschaffene politische Verwaltungseinheit, in der sich auch zwei verschiedene Dialekte wiederfinden“, so Siegfried Bradl, 2. Vorstand im Förderverein für Bairische Sprache und Dialekte e.  V. und nebenamtlicher Volksmusikberater beim Bezirk Schwaben, zuständig für den Landkreis Aichach-Friedberg. Die Bevölkerung des Wittelsbacher Landes ist überwiegend bayerischen Ursprungs (ca. zwei drittel), weshalb der Kreis auch als der altbayerische Landkreis in Schwaben bezeichnet wird. Die unterschiedlichen Mentalitäten im eher schwäbisch geprägten Süden des Kreises und die altbayerischen Teile im Norden werden immer wieder als trennend empfunden. „Das Lechrainische ist eine Mischung aus Alemannisch, Altbayerisch und Tirolerisch, das von den Wanderarbeitern kam“, erklärt der Dialektexperte. „Es wird im Lechrain zwischen Friedberg, Landsberg und Schongau gesprochen.“ Die Grenze für diese Mischform zwischen Bayerisch und Schwäbisch waren der Lech und die Ammer. Heute werden im Landkreis AichachFriedberg beide Dialekte noch gesprochen und vor allem auch gelebt. Da legt Bradl besonderen Wert darauf: „Mit dem Dialekt kann man sich nämlich ein Stück Identität bewahren.“ Denn der Dialekt zeigt, so Bradl weiter „wo ich herkomm‘ und wo ich daheim bin“. Und das ist insbesondere in Zeiten der Globalisierung sehr wichtig für die Menschen. „I hob di liab“ klingt für viele verliebte Teenager besser als „Ich liebe dich“. Oft ist der Dialekt zudem kürzer als der gleiche Satz auf Hochdeutsch, „was

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Spezial top schwaben So wird das Gymnasium in Mering später einmal aussehen

Der Landkreis investiert in die Zukunft Bildung und Schulen, Krankenhäuser und Klima

Es tut sich was in der Region! In den letzten Jah-

Erhalt des Zertifikats beginnt die Arbeit erst rich-

ren hat sich der Landkreis Aichach-Friedberg

tig“, stellt Klaus Metzger allerdings fest. Dazu

weiter sehr positiv verändert. „Es gibt ein paar

wurden fünf Arbeitskreise ins Leben gerufen, die

Dinge, die sind einfach Pflicht“, antwortet Land-

sich dieser Thematik annehmen, um jungen Men-

rat Klaus Metzger auf den Ausbau der schulischen

schen bestmögliche Perspektiven bieten zu kön-

Infrastruktur. So wurde bereits 2012 ein neues

nen: Übergänge zwischen Kindergärten und Schu-

Gymnasium für Mering auf den Weg gebracht

len organisieren, Vernetzung von schulischen und

und mittlerweile bewilligt. Im August 2016 soll es

außerschulischen Bildungsangeboten, Einbezug

bezugsfertig sein. Dafür investiert der Landkreis

von Schülern mit Migrationshintergrund, Behin-

30,7 Millionen Euro.

derung oder schwierigen Lebensphasen, ehrenamtliches Engagement junger Menschen und die

Zunehmende Schülerzahlen machen auch eine

Herausforderungen des demografischen Wandels.

Erweiterung der Realschule Affing-Bergen not-

Die Arbeitskreise ermitteln den Bedarf, schlagen

wendig. Ein hohes Ziel hat sich der Landkreis

Verbesserungen vor und errechnen die Kosten.

auch gesetzt, was seine Bildung im Allgemei-

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nen angeht: 2015 soll die Region das Zertifikat

Ein weiteres Bauprojekt im Landkreis startete

„Bildungsregion Wittelsbacher Land“ des baye-

dieses Jahr und wird bis Mitte 2017 abgeschlos-

rischen Kultusministerium erhalten. „Nach dem

sen sein: der Neubau des Krankenhauses in


Angebote für Schulen, Gemeinden, Privathaushalte und Unternehmen geschaffen. Das Projekt „Energie macht Schule im Wittelsbacher Land“ wird sogar durch die EU gefördert. Damit Funktion und Nutzen eines energiesparenden Verhaltens erlebbar werden, bietet Aichach-Friedberg einen Energielehrpfad, bestehend aus 19 Anlagen oder Gebäuden mit erneuerbaren Energien. Auch Spatenstich am 19. September 2014 für das neue Krankenhaus in Aichach - Fertigstellung bis Mitte 2017.

Broschüren und Unterrichtsmaterialien können erworben werden. Letztere sind Bestandteil der so genannten „Energiekisten“. Vor allem Grund-

Aichach. Bürgermeister Klaus Habermann freute

und Hauptschulen werden dazu angehalten, sich

sich über das „große Jubiläumsgeschenk“, denn

in der Medienzentrale Aichach-Friedberg diese

die Klinik feiert aktuell ihren 150. Geburtstag. Der

auszuleihen, um den Schülern einen ressourcen-

Landkreis stand vor der Frage, ob man das alte

sparenden Umgang beizubringen. „Das Ausleih-

Krankenhaus sanieren oder ein neues Gebäude

verhalten ist ganz unterschiedlich“, erklärt die

errichten sollte. Letztendlich entschied man sich

Medienzentrale. Beliebt sind vor allem die Kisten

bewusst für den Neubau für 47,5 Millionen Euro,

zum Thema Sonnenenergie, Wind und Wasser.

da die Vorteile klar zu erkennen waren: Eine Verbesserung

der Arbeitsabläufe und die Zeit als

Auch die nächsten Jahre bleiben zukunftsgerich-

solches. Eine Sanierung würde zehn Jahre be-

tet und spannend – eine Weiterentwicklung des

nötigen und die Arbeit wäre stark eingeschränkt.

Landkreises ist daher positiv zu betrachten. An-

Zudem erhält der Landkreis Aichach-Friedberg

dere können sich gerne ein Beispiel an Aichach-

einen finanziellen Zuschuss vom Staat. Wie mit

Friedberg nehmen.

Oben: Spatenstich für das Gymnasium Mering. Unten: Viel zu tun für den Landkreis: Ab 2015 hoffentlich dann „Bildungsregion Wittelsbacher Land“.

al

dem Altbau verfahren werden soll, ist noch nicht klar. Der kaufmännische Direktor Peter Schiele meinte hierzu, dass es „unterschiedliche Ansätze gibt, zum Beispiel eine Tagesklinik und weitere Arztpraxen dort anzusiedeln“. Dafür müsste

Erleben und genießen im Wittelsbacher Land

das Objekt dann saniert werden, wäre aber nicht mehr Teil des Krankenhauses. Auch das Thema Klima steht im Landkreis ganz

Rad- und Wanderstrecken, Hofläden, Biergärten, Wirtshäuser

oben auf der Agenda. Aichach-Friedberg ist Teil des regionalen Klimaschutzkonzepts der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH und verpflichtet sich zu einer Stärkung und einem Ausbau eines Kli-

Nach und nach wurden daher mobile Beratungsangebote, kostenlose Energiesprechstunden und

In den herrlichen Biergärten im Wittelsbacher Land kann man sich wunderbar für die nächste Etappe einer Rad- oder Wandertour stärken. Heimisches Bier und gepflegte altbayerisch-schwäbische Kochkunst bieten auch die vielen Wirtshäuser, allen voran die elf „Spezialitätenwirte“. Wittelsbacher Land e. V. Münchener Str. 9 • 86551 Aichach • Tel. 08251/92-259 www.wittelsbacherland.de • info@wittelsbacherland.de

Podiumsdiskussion: Aichach-Friedberg will die nächste „Bildungsregion in Bayern“ werden, wie andere Landkreise zuvor.

Gefördert durch das Bayerische Staatministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER).

Foto: Landratsamt Aichach-Friedberg

ma- und Energienetzwerkes und vielem mehr.

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Mehrgenerationen-, Wohn- und Arbeitsprojekt im Schloss Blumenthal jeder Bewohner von Schloss Blumenthal wird angehört und darf und soll mitreden.

top schwaben

Spezial

Gesellschaftsprojekt im Schloss

Die Neugier der Interessenten und die Beliebtheit des Projekts sind groß, denn alle zwei Monate werden Informationsveranstaltungen durchgeführt. Will man ein Teil dieser Gemeinschaft sein, durchläuft man einen Annäherungsprozess über verschiedene Stationen, bis man dann für sechs Monate probewohnen darf und letztendlich ganz einzieht. Zudem ist das dauerhafte Wohnen nicht kostenfrei: Man muss je Quadratmeter eine Ein-

Ein Großteil der Gemeinschaft

lage von 1.400 Euro bereitstellen und in die KomWenn sich eine Gruppe aus Jung und Alt zusam-

manditgesellschaft einzahlen. Die Gemeinschaft

menschließt und in ein Schloss auf dem Land ein-

zahlt an sich selbst Miete sowie Pacht und trägt

zieht, kann das gewisse Skepsis auslösen. Schnell

somit die Kredite ab, die sie aufgenommen hat,

sind Vorurteile ausgesprochen, die eine Kommu-

für Renovierungen und andere Projekte.

ne, einen Kibbuz (ländliche Kollektivsiedlung in Israel) oder wenigstens eine große WG vermuten

Mehrere Generationen leben auf dem Schlossgut

lassen. Mittlerweile sind aber sowohl Schlossbe-

zusammen. Jung und Alt werden in die Gemein-

wohner als auch Einheimische mit der Situation

schaft eingebunden. Vor allem für Familien soll

sehr zufrieden.

dieses Wohnkonzept attraktiv sein. Langfristig ist sogar eine Kinderbetreuung in Planung sowie ein

Im Landkreis Aichach-Friedberg, genauer gesagt

Kindergarten und betreutes Wohnen.

im dörflichen Teil Aichach-Klingen, findet sich das ehemalige Fuggerschloss Blumenthal. Hier

Seit 2007 wird die schlosseigene Gaststätte unter

leben im Grünen 39 Erwachsene und zehn Kin-

Eigenregie weiterbetreut. Das Schlosshotel mit 80

der in einer großen Gemeinschaft zusammen, die

Betten wurde umgebaut zum Abhalten von Semi-

nicht religiös motiviert ist oder auf eine bestimme Weltanschauung besteht. Die Grundidee dieses Zusammenlebens fußt auf vier Säulen: der sozialen, der ökonomischen, der kulturellen und der ökologischen. Das ist auch der größte Unterschied: Man hat es hier mit einem richtigen Unternehmen zu tun und genauso Fotos von oben nach unten: Das alte Fugger-Schlossgebäude, jetzt Hotel, vom Park aus gesehen; Die Lounge des Hotels; Blumenthal, Gesamtansicht

wird auch agiert. „Soft Skills“ wie Teamfähigkeit, Kommunikation und Gruppenintelligenz werden hier großgeschrieben. Aber auch eine Streitkultur ohne Gewalt ist erwünscht. „Vielfalt ist wichtig, wie auch in der Biologie“, bemerkt Martin Horack, einer der beiden Geschäftsführer von Blumenthal. Viele Entscheidungen dauern dann zwar wesentlich länger, als es sonst der Fall wäre, aber

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naren und Hochzeiten, aber auch Ferienaufenthalte sind hier möglich. Viele der Bewohner arbeiten allerdings nach

Vom Siegel zur Marke zur Gemeinschaft und Identität.

wie vor in ihren eigentlichen Berufen und helfen dann in ihrer Freizeit auf dem Schloss. Blumenthal sorgt mit ca.

Eine Marke im Aufbruch

1.000 Übernachtungen pro Monat in ristischen Effekt: „Damit hat sich die Anschauung der Bewohner aus dem Ort und dem Umland gewandelt“, sagt Martin Horack. Auch die Bereiche Kunst und Kultur fehlen nicht: Vor allem in den Themen Musik, Tanz, Malerei und Theater engagieren sich die Blumenthal-Bewohner

und es wurde ein detailliertes

künstlerisches Konzept auf die Beine gestellt. Bis zu 20 Konzerte pro Jahr können Besucher im Schloss, in der Kirche oder auf dem Gelände genießen. Eine der Säulen der Gemeinschaft ist die ökologische Landwirtschaft, die natürlich biologisch und ökologisch unbedenklich sein muss und ist. 17 Hektar werden zukünftig bewirtschaftet. Ein Ausbau ist geplant, doch die steigenden Grundstückspreise haben bislang den Kauf von weiterer Fläche zunächst verhindert. Idee ist es, sich auf Dauer mit Gemüse, Obst, Eiern und Milch selbst versorgen zu können. Interessenten des Projekts können auf der Homepage von Schloss Blumenthal die Zeiten der Informationsveranstaltungen finden sowie die aktuellen kulturellen Highlights. Martin Horack erklärt, dass man folgende Eigenschaften mitbringen sollte, wenn man sich dieser Gemeinschaft anschließen möchte: „Man sollte die Bereitschaft haben, sich mit Menschen auseinanderzusetzen, unterschiedliche Standpunkte aushalten können und offen sein für andere Ansätze.“ Akzeptanz und Toleranz spielen für die Blumenthaler eine wichtige Rolle, aber auch Streit sieht man eher sportlich.

al

Das Wittelsbacher Land steht für Qualität: Auch dieses Jahr wieder konnte der gleichnamige Verein zwei Betrieben in der Region das Qualitätssiegel überreichen. Ausgezeichnet wurden die Imkerei Haile und die Hofmetzgerei Franz Ottillinger. Letztere bereits zum zweiten Mal. Mit den Jahren entwickelte sich aus dem Siegel eine Marke, die für qualitativ gute Produkte steht und mit der heute nicht nur Nahrungsmittel aus regionaler Herstellung beworben werden, sondern auch Dienstleistungen. Klaus Metzger, Landrat im Landkreis Aichach-Friedberg, erklärt, dass die Marke und das Siegel auch identitätsstiftend sind, „um ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen.“ Voraussetzung für den Erhalt eines Siegels ist der Firmensitz im Landkreis Aichach-Friedberg, die Mitgliedschaft im Wittelsbacher Land e. V. und die Erfüllung der Richtlinien. So heißt es im Informationsflyer zum Qualitätssiegel: „Die Kriterien lassen sich kurz mit den Schlagworten Regionalität, Qualität und Umweltschutz zusammenfassen. Nach einem festgelegten Punktesystem prüft der Vergabeausschuss das Unternehmen oder das beantragte Produkt auf Herz und Nieren und entscheidet über die Verleihung des Qualitätssiegels. Im Mittelpunkt steht dabei die Vermarktung regionaler Erzeugnisse, da hier eine direkte Wertschöpfung für den Landkreis erfolgt. Bereits bekannte Namen wie die Weinkellerei Kunzmann – Verbrauchern wird das Mineralwasser Albertusquelle bekannt sein – und die Brauerei Kühbach haben dieses Siegel erhalten. Durch die Förderung von regionalen Vermarktungsinitiativen profitieren Land-

wirtschaft und Gastronomie vor Ort. In den letzten Jahren erhielt der Verein Wittelsbacher Land e. V. Gelder der Förderprogramme „Leader in ELER“ (Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums) und „LEADERplus“: Hierbei werden ländliche Regionen zur selbstbestimmten Entwicklung unterstützt. Ein bürgerorientierter Ansatz und die Partnerschaft zwischen kommunalen, wirtschaftlichen und sozial engagierten Akteuren stehen dabei im Vordergrund. Auch für die nächste Generation wird etwas getan: Im Projekt „Na(h) gut“ wird Kindern im Kindergarten oder jungen Menschen im schulfähigen Alter gesunde Ernährung mit regionalen Produkten nähergebracht. Das geschieht durch Geschmacksschulungen, Betriebsbesuche und durch Kinderkochkurse. Ziel des Siegels und der Marke ist es, ein nachhaltiges Vertrauen zur Nahrungsversorgung für Speisen aus dem Umland zu schaffen. Im Zuge dessen haben sich zehn Spezialitätenwirte gefunden, die sich verpflichtet haben, regionale und bodenständige Esskultur anzubieten, mit Hilfe von einheimischen Produkten und mit dem Anspruch einer hohen Qualität. Fritz Kühner ist Mitbegründer und Sprecher dieser Gemeinschaft: „Eigentlich sind wir eine Marketinggemeinschaft, die das Ziel hat, überregional wahrgenommen zu werden und in der Gruppe mehr erreichen zu können.“ Einige Wirte können steigende Kundenzahlen vermerken und haben diese zum Anlass genommen, weiter an sich zu arbeiten und ihre Küche weiter auszubauen. Für das kommende Jahr sind auch wieder Feste und Aktionen geplant wie das Laurentiusfest in Mering. al

Vorteile der Marke „Wittelsbacher Land“ auf einen Blick: • nachhaltige Vertrauensbildung zu Produkten aus der Region • Steigerung der Bekanntheit • Förderung, Steigerung des Gastronomie-Tourismus • Unterstützung der Imageförderung der Region Wittelsbacher Land

Fotos: Wolfgang Strobl, Gemeinschaft Schloss Blumenthal

der Region für einen tatsächlichen tou-

69


Spezial top schwaben (v. l. n. r.) Karl-May-Festspiele in Dasing, Radlziel Schloss Blumenthal und Schloss Scherneck

Das Wittelsbacher Land hat weit mehr zu bieten als zwei Städte Wittelsbacher, Sisi, der Bairische Hiasl und Old Shatterhand sind neben Fußballgolf touristische Anziehungspunkte der Region Was haben Sisi, Karl May und der Jakobsweg

das Schloss herum die ausgeschilderten Rad- und

gemeinsam? Das Wittelsbacher Land.

Wanderwege. Nordöstlich, in Kühbach, findet sich ein weiteres Schloss, das Sisis Vater gehör-

Doch der Reihe nach: In Oberwittelsbach begin-

te, mit der gleichnamigen Kühbach Brauerei. Von

nen wir unsere Tour durch das Wittelsbacher

dort führt die Sisi-Straße weiter nach Possen-

Land. Wer sich über das Adelsgeschlecht Wittels-

hofen, Wien und Budapest.

bach informieren möchte, ist hier genau richtig.

Oben: Ochsenkarren beim Ochsenfest. Unten: Fußballgolfanlage in Rehling

70

Auf dem Burgplatz stand früher die Stammburg

Schloss Blumenthal (Seite 68) und Schloss

der Wittelsbacher. Heute ist nur noch die Burgka-

Scherneck im Westen des Wittelsbacher Landes

pelle erhalten, denn die Steine der Burg dienten

sind als beliebte Ausflugsziele bekannt. Einhei-

im 13. Jahrhundert der Errichtung der Aichacher

mische zieht es häufig

Stadtmauer. Eingefleischte Fans kennen in Un-

und Kabarett hinauf auf den Schlossberg nach

terwittelsbach das Sisi-Schloss. Der Vater Herzog

Scherneck. Erstmals erwähnt wurde Scherneck

Max in Bayern erwarb 1838 das Wasserschlöss-

im 14. Jahrhundert, heute ist das Schloss ein

chen als Sommerresidenz, und seine Tochter Eli-

Gutshof mit den Schwerpunkten Landwirtschaft,

sabeth Amalie Eugenie (genannt Sisi) verbrachte

Forstwirtschaft und Brauerei. Zudem bietet es

ebenfalls ihre Sommertage dort. Heute befindet

auch sportliche Aktivitäten wie einen Kletter-

sich eine Ausstellung in den Räumen, in der Ge-

wald. Von den Schlössern im Landkreis führt

schichtsinteressierte und Fans der österreichi-

meist kein Weg an Kirchen und Klöstern vorbei.

schen Kaiserin sich breit informieren können.

Hat man sich in Blumenthal das Fuggerschlöss-

Wer auf Sisis Spuren wandeln möchte, findet um

chen angesehen, sieht man bereits von weitem

zu Kulturfesten, Musik


der bayerischen Gegenwart in den „Wilden Westen“ entführen. In der Gemeinde Kissing wurde dem „Bayerischen Hiasl“ ein Denkmal gesetzt. Die vom „Förderverein Bayerischer Hiasl“ initiierte Gründung eines „Erlebnis-Museums“ im ehemaligen Kornspeicher auf Gut Mergenthau wurde von der Gemeinde ebenfalls unterstützt.

Fotos: LRA Aichach-Friedberg (3), W. Strobl (3), Archiv (1), Dr. Hubert Raab (1)

Western-City in voller Pracht und lässt sich von

Auch eine Teilstrecke des bayerischen Jakobswegs befindet sich im Wittelsbacher Land. 54 Kilometer ist der Weg lang und führt von Schrobenhausen nach Hollenbach, Haunswies und Friedberg bis nach Augsburg. Ein weiterer besonderer Weg ist der Altbaierische Oxenweg, der durch „Leib und Magen“ geht. Dieser war ursprünglich ein Ochsentriebweg, der quer durchs Wittelsbacher Land ging und Teil der ehemaligen Handelsroute von

Die Wallfahrtskirche Maria Brinbaum bei Sielenbach: Die Wallfahrt um das Gnadenbild besteht bis heute.

Ungarn bis Augsburg war. Heute ist die letzte Etappe des transnationalen Oxenweges ein 25 km langer Rad- und Wanderweg. Passend dazu wird den Sakralbau Maria Birnbaum. Im 17. Jahr-

in den angesiedelten Gastwirtschaften Ochsen-

hundert entwickelte sich um ein Gnadenbild in

fleisch in unterschiedlichs-

einem hohlen Birnbaum eine Wallfahrt, die bis

ten Variationen angeboten.

heute besteht. Der Bau wirkt mit seinen byzantinisch anmutenden Türmen und Kuppeln wie ein

Apropos

orthodoxes Kirchengebäude und gilt als originelle

Wittelsbacher Land sind zehn

bayerische Baukunst. Ein Teil des Birnbaums be-

Restaurants aufgelistet, deren

findet sich immer noch im Hochaltar.

Besitzer sich „Spezialitäten-

Gastronomie:

Im

wirte“ nennen. Diese GastwirtIn Inchenhofen kommt man zur Kirche St. Leonhard,

schaften im Landkreis haben

in der während des Mittelalters eine der bedeu-

es sich zur Aufgabe gemacht,

tendsten christlichen Wallfahrten stattfand. Genauso

regionale und bodenständige

bekannt ist der Leonhardiritt in den ersten Novem-

Esskultur zu etablieren – und

bertagen, der mehrere tausend Besucher anzieht.

das mit Hilfe von einheimischen Produkten und hoher Qualität.

Neben kirchlicher Architektur widmet man sich

(Siehe hierzu Seite 69 – „Eine

auch weltlichen Dingen: Winnetou und Old Shat-

Marke im Aufbruch“.) Und noch

terhand sind jedem Leser von Karl-May-Büchern

etwas Spezielles: In Rehling ent-

ein Begriff. In Dasing kann man daher die „Süd-

stand eine Fußballgolfanlage – ein

deutschen Karl-May-Festspiele“ im Sommer live

interessantes Freizeitprojekt für

erleben und seine Bucherinnerungen wahr wer-

Alt, Jung, Einheimische und Gäste.

den lassen. Von Mai bis Oktober erlebt man die Die Region Wittelsbacher Land hat also viel zu bieten für Groß Weitere Informationen und Reiseführer: Wittelsbacher Land, context verlag Augsburg, 8,90 € www.wittelsbacherland.de/schloesser-und-burgen.html www.augsburg-tourismus.de

und Klein und für unterschiedliche Interessen. Über 105.000 Übernachtungsgäste im Juli dieses Jahres beweisen das sehr eindrucksvoll.

al

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Starke Unternehmen im Landkreis Aichach-Friedberg 3-D-Drucker produziert, von denen der größte vier

top schwaben

Spezial

Von Friedberg aus an die New Yorker Börse mal zwei Meter verarbeiten kann – mehr als das sechsfache Volumen des nächstgrößten kommerziell verfügbaren 3-D-Druckers. Mittlerweile haben sich Anleger blutige Nasen geholt – und der Hype ist verebbt. Bei Redaktionsschluss dieser top schwaben-Ausgabe lag der Börsenkurs bei nur noch 10.30 US-Dollar – weniger als der Ausgabekurs. Dennoch: Das Geld aus dem Börsengang und einer Kapitalerhöhung vom April 2014 ist da und wird in Materialentwicklung, ins Marketing und in den Vertrieb gesteckt, wie Finanzchef Rudolf Franz im April 2014 in einem Interview mit „Focus-Online“ sagte: „Wir investieren in Wachstum.“ Doch Voxeljet ist als Technologieunternehmen eher die Ausnahme in der Wirtschaft des Landkreises Aichach-Friedberg. Mit Segmüller sitzt ebenfalls in Friedberg ein „Möbelriese“, der mit seinen Standorten bei München, Frankfurt, Stuttgart, Nürnberg,

Bei Voxeljet in Friedberg werden die größten 3-D-Drucker der Welt gebaut.

Produktion bei Juzo Aichach (links). Mitte: Haimer in Igenhausen. Rechts: Segmüller

72

Als das deutsche 3-D-Unternehmen Voxeljet am

Mannheim und Weiterstadt einer der ganz großen

23. Oktober 2013 an die New Yorker Technologie-

bekannten Namen in Süddeutschland ist. Das Un-

Börse Nasdaq ging, zog es weltweite Aufmerk-

ternehmen ist seit mehr als 40 Jahren erfolgreich

samkeit auf sich. Mit 13 US-Dollar pro Aktie ging

tätig – ebenso wie eine Reihe weiterer ebenso nam-

es in den ersten Handel, zwei Wochen später lag

hafter wie erfolgreicher Traditionsunternehmen:

der Kurs des 3-D-Printer-Unternehmens bei 34

Juzo in Aichach z. B. ist seit 1912 ein mittelständi-

US-Dollar, schoss kurz vor Weihnachten 2013 auf

sches Unternehmen in der Kompressionstherapie.

70 US-Dollar nach oben. Die Fachpresse rieb sich

Die Firmengruppe beschäftigt heute weltweit mehr

verwundert die Augen: „Die Gesellschaft, die im

als 800 Mitarbeiter und wird in vierter Generati-

dritten Quartal (2013) lediglich einen Umsatz von

on nach wie vor als reiner Familienbetrieb geführt.

3,5 Mio. Euro erzielte, war an der Börse zwischen-

Familienbetriebe sind auch die Getränkeherstel-

zeitlich mehr als eine Milliarde US-Dollar wert!“

ler im Landkreis – die Brauerei Kühbach ebenso

Voxeljet ist nicht etwa ein hippes Start-up aus Si-

wie die Schlossbrauerei Unterbaar und die Firma

licon Valley, sondern im Friedberger Businesspark

Kunzmann, die als Weinkellerei, Mineralbrunnen

beheimatet – in bescheidener Nachbarschaft zwi-

und Fruchtsaftproduzent seit mehr als 50 Jahren

schen einem VW-Händler und Aldi. Dort werden

erfolgreich im Markt agiert. „Wir sind stolz darauf,


als älteste Glühweinkellerei Deutschlands ein echter Spezialist für Glühwein, Punsch und winterliche Heißgetränke zu sein“, verlautbart Kunzmann, der sich in diesem Segment „unbestritten zu einem der führenden Anbieter“ zählt. Auch die metallverarbeitende Industrie spielt im Landkreis eine tragende Rolle. Federal Mogul – die früheren Goetze-Werke – in Friedberg ist ein global tätiger Hersteller von Komponenten, Modulen und Systemen für die Automobilindustrie. In Friedberg werden Kolben, Dichtungen, Systemschutzprodukte, Kolbenringe und Zylinderlaufbuchsen und viele weitere Dinge rund ums Auto produziert. Wurzer in Affing dagegen produziert seit 65 Jahren Dach­entwässerungssysteme und setzt auf höchste Standards bei Profiliertechnik für Dach und Fassade. „Revolutonäre Joint-Technologie“ liefert die Haimer GmbH in Igenhausen. In 36 Jahren ist sie vom Ein-Mann-Unternehmen zum Global Player mit mehr als 300 Patenten und Gebrauchsmustern

Filetstück fürs Gewerbe: Acht300 Hinter „Acht300“ verbirgt sich der Name eines der großen Flächenangebote im Landkreis Aichach-Friedberg. In der Nähe des Autobahnanschlusses Dasing an die A 8 und südlich der B 300 – daher der Name – stehen gewerblichen Investoren 26 Hektar Fläche im Zentrum der Metropolregion München-Augsburg-Ingolstadt zur Verfügung. Großflächige Gewerbegrundstücke von 10.000 bis 100.000 Quadratmetern wie auch Grundstücke kleineren Zuschnitts für Handwerksbetriebe und kleinere Gewerbeunternehmen sind verfügbar. Das Besondere: „Acht300“ wird als „Interkommunaler Gewerbepark Wittelsbacher Land“ von der Stadt Aichach und der Gemeinde Dasing gemeinsam angeboten.

aufgestiegen und beliefert heute 20.000 Kunden in 80 Ländern der Erde. Hier geht es um innovative, hochpräzise Produkte auf dem Gebiet der Werkzeugspanntechnik. Mechanische Werkzeugaufnahmen in allen gängigen Schnittstellen und Längen, Werkzeugauswuchtmaschinen, 3-D-Taster, Zentriergeräte und Zubehör zählen zu den Produkten. Auf dem Gebiet der Werkzeugspanntechnik ist Haimer nach eigener Aussage Markt- und Technologieführer in Europa.

wos

Bei der Entwicklung des „Acht300“-Gewerbeparks Aichach Dasing wurde ein Hauptaugenmerk auf eine ausgewogene Balance zwischen optimal geschnittenen Gewerbeflächen und der Einbindung des gesamten Areals in die Landschaft gelegt.
„Die gegebene Topografie wurde planerisch exzellent aufgegriffen, und optimal geschnittene Gewerbeflächen wurden in die Landschaft eingepasst“, so die Verantwortlichen.
Auf die Anlage öffentlicher Grünflächen, die Raum für Erholung und Entspannung in den Arbeitspausen bieten, wurde größter Wert gelegt. wos

Handschuhe, Schals und Kopfbedeckungen Die „Nitzsche International Accessories GmbH & Co. KG“ hat ihren Standort in Aichach – und lässt in China produzieren. In der Geschäftsführung sitzen Claudia Redder, Friedrich August und Bruder Dieter Nitzsche. Letztgenannter (54) ist bereits seit 30 Jahren im heimischen Betrieb in der Robert-Bosch-Straße 6 in Aichach tätig. Und während die Berufswünsche anderer Kinder eher zu Lokomotivführern oder Fußballprofis tendierten, wollte Dieter Nitzsche schon immer in den elterlichen Betrieb. Schmackhaft hat es ihm der Vater gemacht. „Er hat den Betrieb immer mit großer Leidenschaft geführt“,

erinnert er sich. Das Unternehmen Nitzsche existiert seit 1827 und beschäftigte sich damals mit Handschuhen, Schals und Kopfbedeckungen. Es gehörte zu den ersten Firmen, die sich in Deutschland mit industrieller Fertigung beschäftigten. Heute besteht der Betrieb aus drei Firmen in Deutschland und dem Mutterhaus in Aichach, in dem 30 Mitarbeiter beschäftigt sind, sowie aus drei Firmen in China. Warum China? Dieter Nitzsches Vater ließ Ende der 1950er-Jahre probeweise Häkelhandschuhe in China produzieren und nahm selbige dann auch gleich ins Programm auf. 1971 wurde dann die

Produktion in Deutschland aufgegeben und komplett nach China verlegt. Heute kooperiert Nitzsche mit 40 Produktionsstätten in sechs chinesischen Provinzen. Insgesamt beliefert der Betrieb fast 3.800 Kunden. „Wir sind Mitglied der BSCI, der ‚Business Social Compliance Initiative’“, erklärt der Geschäftsführer. Diese zertifiziert Produktionsstätten und definiert die sozialen Minimalstandards. „Das ist uns sehr wichtig.“ Nitzsche ist im „Noname“ Bereich tätig – und stellt Hausmarken für den Handel her. „Unser Kundensegment reicht vom Discounter bis hin zum Einzelhandel.“ pif

Fotos: JUZO, Daniel Mühlebach, Haimer GbmH

Nitzsche in Aichach ist seit 1827 mit Winteraccessoires erfolgreich

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Veranstalt u ngen

Veranstaltungen

Dezember 2014 bis Februar 2015 ranstaltung – Laufende Ve

en –

Bis Mi., 7. Januar 2015

Bis So., 25. Januar 2015

Sa., 27. Dezember 2014

„Von Abgründen, Geistern und Zwergen – Kunstwerke aus der Sammlung“ und „60 Jahre Bezirk Schwaben“

Jaume Plensa – The Secret Heart – Das Geheimherz

Blues und Silach

Ausstellung

Kaminwerk Memmingen Nach dem Erfolg der letzten Jahre können sich die Besucher auf eine Neuauflage der Blues und Silach Veranstaltungen im Kaminwerk freuen.

Ausstellung

Bis Ende Dezember 2014 Weihnachtsmärkte in Allgäuer Städten Weihnachten

Immenstadt, Leutkirchen, Isny, Kaufbeuren, Kempten, Füssen, Marktoberdorf, Memmingen, Mindelheim und Wangen

Bis So., 1. Februar 2015 Warten auf’s Christkind. Adventskalender von ihren Anfängen bis zur Gegenwart Ausstellung

Stadtmuseum Kaufbeuren, Kaufbeuren

Bis So., 1. Februar 2015 „Kleine Welten – Spielzeug in alten Zeiten“ Ausstellung

Maximilianmuseum Augsburg Auch dieses Jahr präsentiert das Maximilianmuesum zur Advents- und Weihnachtszeit ab 29. November altes Spielzeug. Was Kinder einst erfreute, kann wieder bestaunt werden: Puppen in prächtigen Kleidern, zierliches Geschirr aus Kuper, Zinn und Mesing, eine Ritterburg und fein möblierte Stuben.

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Schwäbisches Volkskunde­museum Oberschönenfeld Doppeleröffnung beider Ausstellungen. Präsentiert werden Bilder aus eigenen Beständen der Schwäbischen Galerie und die Wanderausstellung „60 Jahre Bezirk Schwaben“, anlässlich des 60. Jubiläums.

Bis So., 11. Januar 2015 Haitzinger, Karikaturen & Gemälde Ausstellung

Mindelheimer Museen Mindelheim Anlässlich des 75. Geburtstags von Horst Haitzinger bieten die Mindelheimer Museen einen Überblick über das Werk des großen Karikaturisten von den 70er Jahren bis in die Gegenwart; ab Anfand des neuen Jahres sogar Sonderführungen.

Bis So., 18. Januar 2015 Nachrichten zum Nutzen und Vergnügen

Gaswerk Augsburg, Gaskessel, Schaezlerpalais H2 – Zentrum für Gegen­ wartskunst im Glaspalast, Augsburg

KonZERT

Mo., 29. Dezember 2014 Unter dem Regenbogen Kino

Veranstaltung – Kommende

en –

Sa., 20. Dezember 2014 Alt-Russische Weihnacht

Kaminwerk Memmingen Toller Abschluss des Kinojahres mit einer wunderbaren französischen Komödie. Ab 19 Uhr wieder Sushi und Suppe.

Weihnachten

Kurhaus Göggingen Augsburg Gesang, Tanz, Artistik und Bräuche aus dem weihnacht­ lichen Russland.

Brecht Festival Augsburg

30. Januar bis 10. Februar 2015 Informationen und Programm: www.brechtfestival.de

Ausstellung

Grafisches Kabinett im Höhmannhaus Augsburg Die Ausstellung thematisiert auch mit der Stadt Augsburg verbundene Zeitungsgeschichte vom Beginn des 17. Jahrhunderts. bis in die Gegenwart.

Termine ohne Gewähr


Veranstalt u ngen

agentur-richter.com / Stand: 12.14

Sa., 3. Januar 2015 Kreativkurs „Perlendrehen vor dem Brenner“ BASTELN/HANDWERK

Werkstadl Pfronten-Ried Glas wird heiß gemacht und über einen Edelstahldraht gewickelt. Die Form und Größe der Perlen können selbst bestimmt werden. Anschließend kreiert jeder Teilnehmer (ab 13 Jahren) seine eigene Halskette. Dauer ca. 3 Stunden. Anmeldung bis Freitag im „Haus des Gastes“.

NEU: Doppel-CD TONSPUREN 2014

AUSSTELLUNG

Museum für Zeitgenössische Kunst Marktoberdorf Daniel Spoerri ist Sammler und „Jäger“, Flohmärkte sind sein Revier. Dort erbeutet er Knochen und Tierfelle sowie außergewöhnliche, oft einst alltägliche und heute in Vergessenheit geratene Gegenstände, die er in seinen Arbeiten zu neuem Leben erweckt. In Hara Walters Leben und Werk bilden Kunst und Falknerei eine untrennbare Einheit.

DIAVORTRAG

Haus des Gastes Pfronten

6. Januar 2015 Haitzinger, Karikaturen & Gemälde AUSSTELLUNG

Sonderführun

Gutscheine und Festivalpässe für die TONSPUREN 2015

Jäger und Gejagte – Daniel Spoerri und Hara Walter

„Ferienträume im Allgäu – unterwegs im Pfrontener Land“

henken!

Ihre Geschenkidee:

17. Januar bis So., 15. März 2015

Di., 6. Januar 2015

Erinnerungen sc

INFO und BESTELLUNG unter www.tonspuren.de

Schwäbisches Tagungs- und Bildungszentrum Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)

Eine Einrichtung des Bezirks Schwaben

gen

Offene Führungen durch die Sonderausstellung Museen im Colleg Mindelheim Die Sonderausstellung zeigt noch bis 11. Januar 2015 Arbeiten des deutschlandweit renommierten Karikaturisten Horst Haitzinger.

Fr., 13. Februar 2015 Sebastian Fitzek: „Der Seelenbrecher“ LESUNG

Theater im Hofgarten Immenstadt

Drei Frauen verschwinden spurlos. Nur eine Woche in den Fängen des Psychopathen, der „Seelenbrecher“: Dann sind sie verwahrlost, psychisch gebrochen – wie lebendig im eigenen Körper begraben

So., 22. Februar 2015

GROSSE KUNST IM KLEINEN FORMAT

…DEIN MAX KÜNSTLERPOSTKARTEN DER EXPRESSIONISTEN AUS DER SAMMLUNG DES ALTONAER MUSEUMS HAMBURG

Max Pechstein, Varieté-Tänzerin, Postkarte an Erich Heckel, Altonaer Museum

31. JANUAR BIS 26. APRIL 2015

Edwin Scharff Museum Petrusplatz 4 89231 Neu-Ulm www.edwinscharffmuseum.de Öffnungszeiten Di, Mi 13-17 Uhr Do, Fr, Sa 13-18 Uhr So 10-18 Uhr Mo geschlossen

Edwin Scharff Museum Kunstmuseum. Kindermuseum. Erlebnisräume

Funken VERANSTALTUNG

Viehmarktplatz Immenstadt Der Fasching ist beendet und zugleich ist der erste Sonntag der Fastenzeit. An diesem Tag soll nach einem alten alemannischen Brauch durch ein Funkenfeuer der Winter ausgetrieben und die Hexenpuppe verbrannt werden, zur Verabschiedung der dunklen Jahreszeit.

Bis So., 27. September 2015 „Im Sommer brach der Krieg aus“ AUSSTELLUNG

Edwin Scharff Museum Neu-Ulm Neueste Forschungen zu Edwin Scharff mit über 900 Zeichnungen und Druckgrafiken aus den Jahren 1914 bis 1918. Gezeigt wird aus diesem Zeitraum neben unveröffentlichten Zeichnungen und Dokumenten auch eine Skulptur Scharffs.

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