Top Schwaben 2015_01

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13. Jahrgang

top schwaben

01 2015 B 1645 F Preis 4,50 €

Gebrüder Lohner

Die Spargelkönige Fugger-Express

„Es ist frustierend“ Stadtmuseum Kaufbeuren

Europäischer Preis? Veranstaltungen, Termine und „Spezial Landkreis Dillingen“

Augsburg, Irsee, Oberschönenfeld:

Wer ist dieser Mann? Brecht, Mozart, Tonspuren & Höchste Eisenbahn


Typisch Kaufbeuren

Von Kreuzen und Heiligen

N E B E L R E E T H GESCHIC ! n re u e fb u a K m u e s u tm im Stad

Mit spitzer Feder

ruckkunst D r zu de ie m ch ns fe af W Von der g

R DANIEL HOPFruEng Erfinder der Radie

Die schönen Dinge des Lebens

Sonderausstellun 28. März - 2. August 2015 Di - So, 10-17 Uhr


Edito r ial

Was soll der Geiz? Liebe Leserin, lieber Leser,

Veranstaltern zunehmend krankhaft in Richtung Geiz entwi-

Molières „Der Geizige“ scheint derzeit auf allen Spielplänen

ckelt. Und Geiz, so die Überzeugung Platons, ist ein Übel für die

seinen festen Platz zu haben. Geiz ist geil; schon lange nicht

Gesellschaft und jeden Einzelnen – weil das Leben eines Geiz-

mehr nur im Elektromarkt, sondern auch in den Auslagen der

halses auf eine ganz, ganz schmale Spur reduziert wird. Dass

Kulturbetriebe. Ob 64. Deutsches Mozartfest, „Alpenländische

bereits die Motive des Geizkragens „zu verurteilen sind“, meinte

Galerie“ oder „Philosophie am Pass“ – der Geldbeutel bleibt zu.

auch Immanuel Kant. Denn dem Geizhals geht es lediglich dar-

Für Anzeigen gibt es kein Geld, doch gleichzeitig wird hinter

um, etwas haben zu wollen. Und genau hier sind wir wieder im

der höflich formulierten Absage eine wohl kalkulierte Denke

PR-Segment angelangt: Kostenloser Platz soll es sein, möglichst

offenbar. „Wir sehen uns nicht in der Lage, eine Anzeige zu

viel, möglichst oft – Platz, der für die knausernden Entscheider

schalten. Wir wären Ihnen dennoch sehr verbunden, wenn wir

händereibend gegen eingesparte Anzeigenflächen aufgerechnet

Ihnen unser interessantes Thema über unsere PR-Agentur zur

wird – ein Unding, weil die Denkweise dahinter eine Einbahn-

redaktionellen Veröffentlichung zur Verfügung stellen dürfen“,

straße ist, die zwangsläufig in einer Sackgasse endet.

schreibt ein rühriger Tourismuschef aus dem Allgäu – und steht damit stellvertretend für die Mehrzahl seiner Kolleg/innen aus

Den Wert einer Publikation hinsichtlich Informationsvermitt-

Veranstaltungsbüros, Museumsdirektionen und Kulturbetrieben.

lung und -verbreitung sowie den Preis einer Anzeige sieht die Kommunikationschefin einer hiesigen Kammer als Win-Win-

Ein grober Denkfehler, der sich da bei den Akteuren einge-

Situation. „Ich verstehe partnerschaftliches Miteinander so“,

schlichen hat: Sich ein teures PR-Büro oder eine eloquente

sagt sie klipp und klar: „Mal gibt man, mal nimmt man.“ Und

Pressedame zu leisten, mag schick und auf den ersten Blick

nur so funktioniert es, dass Medien, Anbieter und Werbetrei-

effizient sein. Bei genauerem Hinsehen tritt jedoch ein grund-

bende gemeinsam die Möglichkeit haben, Schwaben in seiner

legendes Problem auf: Wer soll denn berichten und PR ver-

kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Vielfalt darzustellen

öffentlichen, wenn die entsprechenden Medien langsam, aber

– und Geschichten zu erzählen, die interessieren. „Ein geiziges

sicher ausbluten? Zeitschriften brauchen keine PR-Texte, son-

Auge trocknet die Seele aus“, heißt es. Die aber freut sich vor

dern Anzeigengelder, um ein Heft produzieren zu können.

allem auch über eine kulturelle Nahrungsvielfalt.

Kunst und Kultur sind deshalb auf Mäzene und Förderer an-

Ganz nebenbei: Wie viel ist Ihnen ganz persönlich Kultur wert?

gewiesen, ebenso die Medien, die Kulturthemen Raum geben.

17,96 Euro, die jeder Donauwörther über die öffentliche Hand

„Zur Kreativität eines Unternehmens gehört das Engagement

der Stadt für den Ankauf einer Käthe-Kruse-Puppensammlung

für Kunst und Kultur“, so die Philosophie eines Wertinger Un-

ausgab? Oder 1.146 Euro, die rechnerisch jeder der 283.544

ternehmers, der nicht nur die eigenen Zahlen im Blick hat, son-

Augsburger Einwohner für die 235 Millionen Euro schwere Sa-

dern auch über den eigenen betriebswirtschaftlichen Tellerrand

nierung des Augsburger Stadttheaters zu tragen hätte? Kommu-

hinaus blickt und um den Wert der Kultur als vielbeschworenen

nen und Staat zeigen sich in eigener Sache hie und da durchaus

„weichen Standortfaktor“ für die Region weiß. Unternehmen

großzügig – was gut ist. Denn eine vielfältige Kultur muss leben-

wie erdgas schwaben, LEW, Magnet Schultz, die Brauerei Rie-

dig gehalten werden und deswegen für ihre Sache werben. Denn

gele oder AL-KO – um einige beispielhaft zu nennen – gehören

wer nicht wirbt, stirbt. Was also soll der Geiz?

dazu, ebenso die Stadtsparkasse Augsburg. Sie sind die Antipoden eines Trends, der sich in vielen Unternehmen und bei

Wolfgang Strobl, Herausgeber, wos@topschwaben.de

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01 2015

inhaltsverzeichnis

08 Stadtmuseum Kaufbeuren: Die nächste Auszeichnung? 14 Ausstellung Turiner Grabtuch: Echt? Oder nicht ... 16 Die verschollene Leda Kunstsammlungen Augsburg 17

Musikalischer Frühling im Landkreis Günzburg: 30 Jahre Aktivposten im kulturellen Leben

18 Tonspurenfestival in Irsee

Eine Premiere, Kooperation mit dem Gorki und Spurensuche

19

17. Irseer Pegasus im Kloster Irsee

20 Käthe Kruse Puppenmuseum Donauwörth: 21

Volkskundemuseum Oberschönenfeld

30 Stefan Mayr sucht das kreative Moment in der Fotografie 38 Magnet Schultz Memmingen: Ziemlich anziehend 40 Die Spargelkönige Josef und Georg Lohner 45 Fugger-Express: „Es ist oberfrustrierend.“ 46 Junge Migranten im Handwerk 48 Wißner-Verlag schlägt neue Seiten auf

Hochkarätiger Zuwachs und Suche nach Sponsoren

Fünf Jahre Textil- und Industriemuseum Augsburg Fünf Ausstellungen zum 5. Geburtstag

50 250 Slammer kommen nach Augsburg

www.agentur-richter.com / Stand: 02.15

22 Trachtenkulturberatung: Mission in Sachen Tracht 26 Höchste Eisenbahn! Sonderausstellung im Schwäbischen

Neuer Verlagsleiter setzt auch auf regionale Comics Slam-Meisterschaften im November

10. bis 12. April 2 0 1 5

TICKETS unter www.tonspuren.de

4

Gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)

Schwäbisches Tagungs- und Bildungszentrum Eine Einrichtung des Bezirks Schwaben


Reisewelt24 Andreas Stetter

Wir nehmen uns Zeit für Sie! ● ●

51 Nachschau Brechtfestival 2015 in Augsburg

Interview mit Kulturreferent Thomas Weitzel

52 Immer nur bis Ostern Die Eierfärberei Beham

färbt an Spitzentagen bis zu 200.000 Eier

70

Veranstaltungen: NEULAND_Digitale Kunst, Cartoonica und „kopfüber herzwärts“ 72

Veranstaltungen und Termine

74 Übersatz 03 Impressum

Spezial: Dillingen a. d. donau 56

„Ich lehne die Trasse entschieden ab!“ Interview mit Leo Schrell, Landrat Landkreis Dillingen

58 „Arzt verzweifelt gesucht“ Pilotprojekt Kreisklinik Dillingen 60 Die Wirtschaft „brummt“ mit krisenfester Branchenvielfalt

Beratungstermine auch außerhalb der Geschäftszeiten nach Vereinbarung Urlaub, individuell an Ihre Wünsche angepasst Qualität, Service, Kompetenz

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Traditionsbewusster und zukunftsorientierter Wirtschaftsstandort

62 Ein Bildungslandkreis par excellence Seit 2000 investiert

der Landkreis mit hoher Intensität in den Bereich Bildung

64

Wasser, Wandern, Radfahren – und eine Lauschtour zum Goldberg Der Tourismus im Landkreis Dillingen wächst

66 Lebendiger Platz für Kunst und Kultur Kulturgewächshaus Birkenried

68

„Neustart“ im Schloss Höchstädt Ausstellungsvorbereitung läuft auf Hochtouren p. P. ab

Impressum Verlag und Adresse aller Verantwortlichen contrast marketing-kommunikation & verlag gmbh, Eserwallstr. 17, 86150 Augsburg Tel. 0821/3199950, Fax 0821/31989140, www.contrast-marketing.de, Geschäftsführer und verantwortlich i. S. d. P.: Wolfgang Strobl Copyright: Der Inhalt des Magazins ist in vollem Umfang urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte liegen beim Verlag. Die Verwendung von Texten und Bildern in anderen Publikationen und im Internet bedürfen auch auszugsweise der schriftlichen Genehmigung des Verlags. Autoren dieser Ausgabe: Annika Litzel (al), Roswitha Mitulla (rmi), Florian Pittroff (pif), Wolfgang Strobl (wos), Angelika Urbach (urb) Titelbild: Idee, Arrangement, Fotografie: Anja Daschner Layout: Stephanie Endemann, Anja Daschner Verantwortlich für den Anzeigenteil: Birgit Strobl, Wolfgang Strobl Verlagsbüro: Werner Vöst, Augsburg, Tel. 0821/4506945, info@voewe.de Fotografen dieser Ausgabe: Peter Buchner, Stefan Mayr, Daniel Mühlebach, Roswitha Mitulla, Wolfgang Strobl. Weitere Bildnachweise befinden sich direkt auf den Seiten. Druckvorstufe: Gerd Krautmacher, Thannhausen Konzeption, Produktion: contrast marketing-kommunikation & verlag GmbH, Augsburg Druck: Appl-Druck, Wemding top schwaben erscheint vierteljährlich, zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1. Januar 2014, EVP € 4,50, Jahresabo € 18,- (einschl. Postgebühr) Webpräsenz und Digitalarchiv: www.topschwaben.de, www.issuu.com/topschwaben Social Media: www.facebook.com>top schwaben www.twitter.com/topschwaben

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Ku lt u r

Die nächste Auszeichnung? Das Stadtmuseum Kaufbeuren wurde für den „European Museum of the Year Award 2015“ nominiert, der im Mai in Glasgow vergeben wird. Kommt nun nach dem Bayerischen Museumspreis die nächste Auszeichnung?

Die jetzige und die frühere Chefin des Stadtmuseums Kaufbeuren: Petra Weber und Dr. Astrid Pellengahr (von links).

Ein zartes Lichtband markiert den Anfang und das Ende der Freien Reichsstadt Kaufbeuren. Fünfzehn Meter, die dem Zeitraum von 1286 bis 1802 sichtbar Raum geben – der Zeitspanne, für die König Rudolf I. von Habsburg der Stadt grundlegende Rechte einräumen bzw. bestätigen sollte und jener grundlegenden Verschiebung europäischer Machtstrukturen durch Napoleon, die letztlich das Ende der Reichsstadt Kaufbeuren einläuteten. Sichtbar wird dieses Ende bis heute im Stadtmuseum an einer mächtigen, hölzernen Tragsäule aus dem ehemaligen Rathaus, an der das Symbol des Kaisers, ein geschnitztes Wappenschild mit dem doppelköpfigen Adler, zerstört und durch die bayerische Rautenflagge ersetzt wurde. „Ein Stadtmuseum lebt von seinen Exponaten“, sagt Museumsleiterin Petra Weber, „die echten, authentischen Ausstellungsstücke aus jener Zeit tragen eine Aura, die bei den Museumsbesuchern eine vollkommen andere Wirkung hinterlassen als es ein virtueller

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Ku lt u r

Rundgang je tun könnte oder reine Informationstafeln mit Abbildungen von Exponaten ermöglichen würden.“ Genau das ist das „Erfolgsrezept“ des Stadtmuseums Kaufbeuren, das jetzt ins Rennen um den Europäischen Museumspreis geht, der Mitte Mai im schottischen Glasgow vergeben wird. „Im Moment entsteht unsere Präsentation, die der Jury dort das Besondere an unserem Museumskonzept nahebringen wird“, ist Petra Weber sicher, dass Kaufbeuren gegen die starke Konkurrenz der insgesamt 42 Nominierungen, die vom Alpinarium in Galtür über das „Museum of European an Mediterranean Civilisations“ in Marseille oder das „Olympic Museum“ in Lausanne bis zum „Titanic Belfast“ über den gesamten Kontinent reichen, eine Chance hat. Zwei weitere bayerische Mitbewerber sind ebenfalls Schwergewichte, neben dem Limesmuseum im Römerpark Ruffenhofen hat vor allem auch das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst in München seinen Hut in den Ring geworfen. „Ich drücke die Daumen“, sagt Dr. Astrid Pellengahr, bis 2014 selbst Leiterin des Stadtmuseums Kaufbeuren und heute Leiterin der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern. Der „European Museum of the year Award“ wird jährlich an Museen vergeben, die sich durch eine einzigartige Atmosphäre auszeichnen, einfallsreiche Interpre-

Oben: Das Wappen der Freien Reichsstadt Kaufbeuren wurde zerstört, die bayerische Rautenflagge kam für den Doppeladler – Säule in der Ausstellung. Unten: Typisch Kaufbeuren – textiler Kopfschmuck.

tationen und Präsentationen in ihren Ausstellungen bieten und

scher Probleme im Gebäude geschlossen wurde. Das Stadtmu-

sich ihrer pädagogischen und sozialen Verantwortung mit ei-

seum wurde als eines der ältesten Museen in Schwaben be-

nem kreativen Ansatz nähern.

reits 1879 gegründet und war immer ein beliebter Ort der nicht nur die Stadtgeschichte, auch eine wertvolle Kruzifix-

bereits die Jury des Bayerischen Museumspreis überzeugt, die

sammlung, die einmalige Sammlung protestantischer Hinter-

eine „herausragende Museumsarbeit voraussetzt“, so Pellen-

glasbilder, Sonderpräsentationen zur literarischen Geschichte

gahr, die sich als damalige Leiterin nicht nur über den Titel,

der Stadt und Einblicke in die Kulturgeschichte des Umlan-

sondern auch über 20.000 Euro Preisgeld für das Stadtmu-

des machten das Stadtmuseum zu einem Anziehungspunkt

seum freuen durfte. „Unser Haus überzeugte die Jury mit sei-

der Heimatverbundenheit vieler Menschen in Kaufbeuren von

nem inhaltlichen und didaktischen Konzept ebenso wie mit

Kindesbeinen an. Deswegen war der Schock der Schließung

seiner Gestaltung. Vor allem die mediale Auseinandersetzung

groß – und die Kaufbeurer, allen voran Oberbürgermeister

mit Themen der NS-Zeit in Kaufbeuren, insbesondere mit dem

Stefan Bosse und sein Amtsvorgänger Andreas Knie – kämpf-

Thema Euthanasie, wurde von der Fachkommission herausge-

ten mit langem Atem darum, ein neues Stadtmuseum auf den

hoben“ – Punkte, die nach Meinung beider Museumschefinnen

Weg zu bringen. Am 16. Mai 2003, bezeichnenderweise der

auch für den Europäischen Museumspreis eine wichtige Rolle

„Internationale Museumstag“, bildete sich der Freundeskreis

spielen dürften.

des Kaufbeurer Stadtmuseums, der sich aus der engagierten Bürgerschaft, Unternehmern und Würdenträgern zusammen-

Was sowohl Petra Weber wie Astrid Pellengahr freut, ist die

setzt und Benefizveranstaltungen wie auch Aktionen zuguns-

Tatsache, dass der jahrelange Kraftakt um das Stadtmuseum

ten des Stadtmuseums durchführt. „Der inzwischen auf 400

nun sichtbare Früchte trägt. „Man muss ein bisschen zurück-

Mitglieder angewachsene Förderverein konnte in elf Jahren

blättern“, erinnert Pellengahr an die Zeit, als 2002 das frühere

mehr als 750.000 Euro Spenden sammeln, die der Arbeit des

Stadtmuseum Kaufbeuren nach 123 Jahren aufgrund stati-

Stadtmuseums zugute kommen“, freuen sich Weber und Pel-

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Foto: Daniel Mühlebach, Stadtmuseum Kaufbeuren

Begegnung mit der eigenen städtischen Vergangenheit. Aber Genau davon haben die Kaufbeurer Museumsmacherinnen


Ku lt u r

lengahr über die finanzielle Unterstützung und vor allem auch

Jahrhunderte hinweg stark geprägt haben – die Textilherstel-

den ideellen Rückhalt, dessen Bedeutung für das Museumspro-

lung ebenso wie ihre seit der Reformation ausgeprägte Kon-

jekt nicht hoch genug angesiedelt werden könne. Denn das

fessionskultur. Auch der „Volkskunst im Allgäu“ wird Raum

Gesamtprojekt „Stadtmuseum Kaufbeuren“ war aufwändig.

gegeben, ebenso den in Kaufbeuren geborenen Schriftstellern

Rund acht Millionen Euro kostete das Haus – „eine Dimension,

Sophie La Roche (1730 bis 1807) und Ludwig Ganghofer (1855

die für eine Stadt wie Kaufbeuren alles andere als selbstver-

bis 1920), die „Mit spitzer Feder“ in der obersten Etage des Hau-

ständlich ist“, so Pellengahr.

ses ihre eigene Abteilung gefunden haben. Gleich hinter dem Eingangsbereich öffnet sich die Wiebel’sche Kruzifixsammlung,

14.750 Besucher kamen letztes Jahr ins Stadtmuseum, darun-

eine Spezialsammlung, aus der eine Auswahl präsentiert ist. Sie

ter viele Kinder und Jugendliche, die sonst einen großen Bogen

umfasst Exponate aus neun Jahrhunderten und ist weit über

um ein Museum machen würden. Genau das ist ein Punkt, der

Kaufbeurens Grenzen hinaus bekannt. Die neue Präsentation

für den Bayerischen wie auch den Europäischen Museumspreis

der eindrucksvollen Objekte versucht mit ihrem theologisch-

wichtig ist. „Wir haben hier die Möglichkeit genutzt, bereits in

anthropologischen Konzeptansatz allen Besuchern gerecht zu

der Planung der Ausstellung ein museumspädagogisches Kon-

werden. Auch die Geschichte der heiligen Crescentia (1682 bis

zept einzubinden, das der Wissensvermittlung und Aktivität

1744) darf nicht fehlen. Ihr ist bei „Kreuzen und Heiligen“ ein

vom Kindergartenkind bis zum Jugendlichen gerecht wird“,

eigener Raum gewidmet – der einzige außerhalb der Mauern

sagt Petra Weber. Das didaktische Konzept will unterschied-

des benachbarten Crescentiaklosters.

lichen Lerntypen gerecht werden – neben den typischen Texttafeln (mit kurz gehaltenen Texten) mithilfe von Hörstationen, Audioguides, Hands-on-Stationen, interaktiven Multimedia-

Auch der Holzwurm ist mit eingezogen

stationen und Taststationen für Blinde. Das Konzept entstand in Zusammenarbeit mit zahlreichen Fachleuten: Archäologen, Theologen, Kunsthistoriker, Zeithistoriker und Museums-

Und auch der Holzwurm ist gleich wieder mit ins Museum

pädagoginnen arbeiteten daran mit. Die Museumsgestaltung

eingezogen: Für Kinder im Vorschulalter steht mit „Helmut

wurde an das Münchner Atelier Erich Hackel übertragen, das

Holzwurm“ – einer Comicfigur – ein findiger Begleiter für Kin-

die inhaltlichen Vorgaben – mit eben jenem reichsstädtischem

dergärten bereit, während sich die Führungsfigur LISA an

Leuchtband – in die Räume umsetzte und die inhaltlichen Aus-

Kinderhorte richtet. Bei diesem Kooperationsprojekt mit der

sagen mit gestalterischen Mitteln verstärkte.

örtlichen Kulturwerkstatt werden theater- und museumspädagogische Methoden miteinander verbunden. „Ich denke, wir

Die Dauerausstellung thematisiert unter dem Titel „Stadtspu-

haben mit unseren Themen, unserem Bildungsauftrag und der

ren“ die Geschichte Kaufbeurens als städtisches Zentrum und

Art und Weise, wie wir Wissen vermitteln wollen, aus unseren

fragt, was das Besondere einer Reichsstadt war, welche Errun-

1.200 Quadratmetern Fläche das Optimum herausgeholt“, sagt

genschaften damit verbunden waren, welche Rechte und Pflich-

Petra Weber, „jetzt möchten wir gern zeigen, dass Kaufbeu-

ten die Einwohner hatten und welche Entwicklung Kaufbeuren

rens Stadtmuseum auch auf europäischer Bühne ein gutes Bild

seit seinem Bestehen nahm. Was Friedrich der Große mit der

abgibt.“ Zwischen 13. und 16. Mai wird die Kaufbeurer Dele-

Hinterglasmalerei aus Kaufbeuren zu tun hat, erfährt man an-

gation beim Jahrestreffen des Europäischen Museumsforums

schaulich und an Mitmachstationen in „Typisch Kaufbeuren“,

öffentlich präsentieren. Am Ende der Jahrestagung wird der

wo jene Aspekte vertieft behandelt werden, die die Stadt über

Preisträger bekanntgegeben.

Wolfgang Strobl

Auch Kinder haben ihren Spaß: interaktive Mitmachstationen wurden im Stadtmuseum bereits in die Planungen in ein museumspädagogischen Konzeptes integriert

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Ku lt u r

hier angeboten wurde, ist schlicht nichts anderes als ein Traumjob, der nur alle 20 Jahre mal frei wird.“ Am 23. Dezember 2013 war es dann soweit: Das Telefon klingelte wieder. „Es war das schönste Weihnachtsgeschenk, als ich die Nachricht erhielt, die Stelle antreten zu dürfen“, zaubert die Erinnerung an diesen Tag noch immer ein strahlendes Lächeln in das Gesicht Astrid Pellengahrs. „Ich freue mich, dass wir mit Frau Dr. Pellengahr eine wissenschaftlich profilierte und sehr erfahrene Museumsexpertin für die Leitung der Landesstelle gewinnen konnten“, würdigte Wissenschaftsminister Spaenle die Berufung der heute 47-jährigen. „Sie wird den Verantwortlichen von nichtstaatlichen Museen, Sammlungen, Burgen und Schlössern vielfältige Impulse geben und so einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Museumslandschaft im Freistaat leisten können“. Die im Allgäu aufgewachsene Astrid Pellengahr hat an der Ludwig-Maximilian-Universität München Deutsche und Vergleichende Volkskunde, Völkerkunde und Soziologie studiert und dieses Studium 1995 mit „Magister Artium“ abgeschlossen. Sie hat sich durch zahlreiche Publikationen zu unterschiedlichen Themen der Volkskunde, etwa mit ihrer Dissertation „Vereinswesen als Integrationsfaktor – eine Fallstudie zur Eingliederung der Vertriebenen und Flüchtlinge in Bayern nach 1945“, aber auch mit einschlägigen Arbeiten zur religiösen Volkskunde sowie zur Literaturrezeption, etwa von Ludwig Ganghofer, ebenso einen Namen gemacht wie in der Museumslandschaft, wo sie als Verantwortliche für das Stadtmuseum Kaufbeuren mit dem Bayerischen Museumspreis eine der bedeutendsten Auszeichnungen in Deutschland erhielt.

Schlicht ein Traumjob Mit langem Atem hat sich Dr. Astrid Pellengahr in Kaufbeuren ihre Meriten verdient. 2002, mit der Schließung des alten Stadtmuseums, trat sie ihre Aufgabe als Museumsleiterin an. „Mit Herzblut und viel Engagement“ habe sie „die eigene Begeisterung für das Projekt Stadtmuseum nach außen getragen“ und gemeinsam mit ihrem Team am 7. Juni 2013 das Stadtmuseum eröffnen dürfen – ein Engagement, das sich nicht nur für Kaufbeuren ausgezahlt hat. „Irgendwann nach unserer Eröffnung und dem Gewinn des Bayerischen Museumspreises klingelte mein Telefon“, erinnert sich die immer fröhlich wirkende Museumsspezialistin gerne daran, wie sie den Hörer abnahm und das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst am anderen Ende der Leitung war. Ob sie ihre Unterlagen nach München schicken möchte, die Leitung der Landesstelle für nichtstaatlichen Museen in Bayern werde vakant. „Ich zögerte nicht lange“, verrät sie, „denn was mir

Vor fast genau einem Jahr bezog Astrid Pellengahr ihr Chefbüro im Herzen der Münchner Altstadt am Alten Hof, zwischen Frauenkirche und Hofbräuhaus. Die Landesstelle fungiert als zentrale ServiceEinrichtung des Freistaats Bayern für rund 1.360 kunst- und kulturhistorische Museen, Burgen, Schlösser, archäologische Sammlungen usw. bei Fragen der Museumsarbeit und -pädagogik und ist eine freiwillige Einrichtung des Freistaats. „Wie auch beim Stadtmuseum, das in seiner Entstehungsphase eng mit der Landesstelle zusammengearbeitet hat, begleiten wir Projekte oft Jahrzehnte lang“, berichtet sie aus ihrer neuen, spannenden Tätigkeit, die im Jahr rund 400 Projekte umfasst und sie in alle Ecken Bayerns führt. „Rund 200 Projekte werden von uns gefördert. Dazu kann die Landesstelle beratend und empfehlend tätig sein, um so Projekte zu stärken und einen Qualitätssprung in der bayerischen Museumslandschaft zu erreichen“, sagt sie – und man merkt, dass Astrid Pellengahr „Feuer und Flamme“ für die Arbeit der Landesstelle ist. Wie schwer ihr der Abschied aus Kaufbeuren gefallen sei? „Sehr schwer“, betont sie, „doch wir haben immer wieder engen Kontakt – bei Fragen des Stadtmuseums an die Landesstelle ebenso wie umgekehrt.“ Denn auch an neuer Wirkungsstätte lässt sie ihre eigene Vergangenheit nicht los, wie in Lindau, wo sie im Sommer quasi in „Doppelfunktion“, als Leiterin der Landesstelle und „frühere Direktorin des Stadtmuseums Kaufbeuren“ als „Berichterstatterin“ im Kulturausschuss der Stadt Rede und Antwort stand – mit der klaren Aussage, das Projekt „Generalsanierung Stadtmuseum Lindau“ anzugehen. wos

Foto: Daniel Mühlebach, Stadtmuseum Kaufbeuren

Dr. Astrid Pellengahr ist seit März 2014 Leiterin der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern in München

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Ku lt u r

Fugger und Welser Erlebnismuseum: Nach vier Monaten bereits 10.000 Besucher Das Besucherinteresse am „Fugger und Welser Erlebnismuseum“ lässt nicht nach: Am 27. September wurde das neue Haus eröffnet, Mitte November wurde der 5.000. Besucher empfangen, und noch im Januar wurde die Zielmarke von 10.000 Gästen erreicht. Als Jubiläumsbesucherin konnte Museumsmitarbeiterin Ursula Lehmann von der Regio Augsburg Tourismus GmbH ausgerechnet eine in Augsburg weithin bekannte Wahl-Münchnerin begrüßen: Inge Hofmann-Hirmer war Inhaberin einer Augsburger Druckerei, ehe sie die Liebe in die bayerische Landeshauptstadt führte.

Die 10.000 Besucherin des Fugger- und Welser-Museums

Das „Fugger und Welser Erlebnismuseum“ zieht nicht nur während der regulären Öffnungszeiten. Sogar zu viele Besucher hatte zuletzt ein Abendvortrag des Jakob-FuggerZentrums, des Forschungskollegs für transnationale Studien der Universität Augsburg.

Ausschreibung: 11. Schwäbischer Literaturpreis 2015 mit dem Thema: „In der Nacht“

Foto: Stadt Augsburg, Regio Augsburg Tourismus

Der Bezirk Schwaben fördert schriftstellerisches Schaffen im schwäbisch-alemannischen Sprachraum mit Buchveröffentlichungen, drei dotierten Preisen sowie einem Sonderpreis für „Junge Autoren bis 25 Jahre“ auch den literarischen Nachwuchs in der Heimat. Der Sonderpreis ist als Einladung zur „Meisterklasse Literatur“ beim Schwäbischen Kunstsommer 2016 an der Schwabenakademie Irsee (Landkreis Ostallgäu) eingerichtet. Die Förderung der Literatur nimmt seit Beginn der Kulturarbeit des Bezirks Schwaben einen besonderen Stellenwert ein. Er verleiht seit 2005 den Schwäbischen Literaturpreis, der im Jahr 2015 für einen unveröffentlichten Prosatext zum Thema „In der Nacht“ ausgeschrieben wird: „Ein klassischer Erzählstoff, der den Literaten einen weitgesteckten Raum für die Imagination eröffnet“, begründet Bezirksheimatpfleger und Initiator des Preises, Dr. Peter Fassl, das gewählte Motiv „In der Nacht“ als literarische Herausforderung für Schwabens Schriftsteller in diesem Jahr. Teilnahmeberechtigt sind Autoren, die im schwäbisch-alemannischen Kulturraum leben oder in diesem ihre biografischen Wurzeln haben. Das Preisgeld beträgt für den ersten Preis 2.000 Euro, für den zweiten Preis 1.500 Euro und für den dritten Preis 1.000 Euro. Dazu gibt es einen Sonderpreis für einen jungen Autor oder eine junge Autorin bis 25 Jahre. Dieser Preis wird vergeben in Form einer Einladung zur „Meisterklasse Literatur“ beim Schwäbischen Kunstsommer 2016 an der Schwabenakademie Irsee. Es ist beabsichtigt, eine Anthologie mit Texten aus dem Wettbewerb zu veröffentlichen. Einsendeschluss ist der 30. Juni 2015. Die Preisverleihung findet voraussichtlich im November 2015 in Augsburg statt. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert und Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl freuen sich über eine rege Teilnahme. Die vollständigen Wettbewerbsbedingungen finden Sie unter www.bezirk-schwaben.de

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Fassade für Kunstprojekt zum Friedensfest 2015 gesucht Das Kulturamt der Stadt Augsburg (Büro für Popkultur & Friedensbüro) und die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) mit Sitz an der Universität Augsburg suchen eine Außenfassade zur Gestaltung eines Wandbilds im Friedensfestprogramm 2015. Seit 2013 ist die künstlerische Bemalung einer Häuserfassade, ein sogenanntes „Mural“, fester Bestandteil des Rahmenprogramms zum Augsburger Hohen Friedensfest. 2013 entstand das erste Mural zum Thema „Protest“ am Gebäude des Verbands für soziale Dienste e.V., 2014 ein Bild zum Thema „Heimat“ am Grandhotel Cosmopolis. Viele positive Reaktionen und eine breite öffentliche Aufmerksamkeit haben die Bemalungen begleitet. Um das große Potenzial der Kunst im öffentlichen Raum weiterhin zu nutzen und um auf gesellschaftsrelevante Themen in der Friedensstadt Augsburg aufmerksam zu machen, wird zur Fortsetzung der Serie eine Hauswand gesucht. Diese sollte folgende Kriterien erfüllen: mindestens 50 Quadratmeter (ideal ohne oder mit wenigen Fenstern), gerne an einem vielfrequentierten Ort, in der Innenstadt oder an vielbefahrenen Straßen, an Verkehrs- oder Umstiegsknotenpunkten des öffentlichen Nahverkehrs, an Schulen, in Uni-/FHNähe. Die Bemalung und Motivauswahl erfolgt von professionellen Künstlern und in Abstimmung mit dem Hausbesitzer. Alle entstehenden Kosten tragen die Organisatoren. Kontakt: Stadt Augsburg, Tel. 0821/3243261, friedensstadt@augsburg.de


Ku lt u r

64. Mozartfest: Klarinetten im Mittelpunkt Für Nachwuchsmusiker ist das diesjährige Mozartfest in doppelter Hinsicht interessant: Nicht nur, dass das Fest zum 64. Mal klangvolles für die Ohren bietet. Es findet auch ein Meisterkurs für den Nachwuchs im Fach Klarinette statt. Zum Meisterkurs geben Profis wie Sabine Meyer, die auch Schirmherrin der Veranstaltung ist, und Rainer Wehle an drei Tagen Wissen an junge Talente weiter und beenden ihren Kurs mit einem Abschlusskonzert. Ab 7. Mai können Mozartfans unter dem zentralen Thema „Mozart und die Klarinette“ auch dessen berühmtestes Klarinettenkonzert hören (A-Dur KV 622), ebenso wie andere Variationen seiner Werke, kombiniert mit Loungeklängen oder Jazz. Eröffnet wird das Musikfest durch die Akademie für Alte Musik und der Sopranistin Alex Penda. Bis 17. Mai dauert das Mozartfest, bei dem heuer Klarinettenvirtuosen wie Jörg Widmann und Sharon Kam in Augsburg erlebt werden können, ebenso wie die Bayerische Kammerphilharmonie unter der Leitung von Reinhard Goebel, Hugo Siegmeth und David Gazarov. Das detaillierte Programm ist veröffentlicht unter www.mozartstadt.de, www.mozartgesellschaft.de und bei der Deutschen Mozartgesellschaft. Unter 0821/51 85 88 sind Karten beim Besucherservice des Theaters Augsburg erhältlich. Onlinebestellungen ab sofort unter www.theater-augsburg.de. al

www.waldmann-weinold.de

Schwäbisches Volkskundemuseum Oberschönenfeld

HÖCHSTE EISENBAHN ! Mobilität für alle?

die verschollene

Fotos: Kristof Fischer, Marco Borggreve, Christian Rurolo

Leda joseph heintz d.ä. Augsburger Bürger und kaiserlicher Hofmaler

22. März bis 18. Oktober 2015 ausstellungsdauer: 21.03.–31.05.2015 schaezlerpalais augsburg maximilianstr. 46, 86150 augsburg öffnungszeiten: di–so 10–17 uhr www.schaezlerpalais-augsburg.de

Öffnungszeiten: Di bis So 10–17 Uhr, montags geschlossen, an Feiertagen geöffnet. Für Gruppen auch nach Vereinbarung.

Oberschönenfeld 4 86459 Gessertshausen Tel. (0 82 38) 30 01-0 svo@bezirk-schwaben.de www.schwaebisches-volkskundemuseum.de

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Ku lt u r

Echt? Oder nicht ... Wer ist der Mann auf dem Tuch? Bis 26. April ist die bemerkenswerte Ausstellung zum Turiner Grabtuch im Diözesanmuseum St. Afra in Augsburg zu sehen Ist es echt oder nicht? Stammt es aus

echte Tuch, das in einem aufwändigen

Abdrücke auf dem Leinen von Pflanzen

der Zeit Jesu Christi oder aus dem Mit-

Fischgrätmuster gewebt ist, einen Mann

stammen, die nur auf dem Sinai und in

telalter? Das Grabtuch, das in der Ka-

in Vorder- und Rückansicht. Er war zwi-

der Wüste rund um das Tote Meer wach-

thedrale von Turin aufbewahrt wird, gibt

schen 30 und 40 Jahre alt und um 1,80

sen. Winzige Teile von Straßenstaub,

viele Rätsel auf. Für Gläubige ist es eine

Meter groß, wog etwa 76 Kilogramm,

Aragonit-Kristalle, konnten zudem ein-

Reliquie und damit Gegenstand der Ver-

trug langes Haar zu einer Art Pferde-

deutig der Erde Jerusalems zugeordnet

ehrung, Wissenschaftler wollen das erst

schwanz zusammengebunden. Ein Bild

werden. Andere Staubpartikel entspre-

beweisen. Eine Sonderausstellung im Di-

des Mannes kann man sich anhand eines

chen denen in Jerusalemer Gräbern aus

özesanmuseum St. Afra in Augsburg lädt

liegenden Korpus machen, der nach einer

der Zeit Jesu. Kopf und Stirn der abge-

ein, auf Spurensuche zu gehen. Mit dem

3-D-Betrachtung der Spuren am Tuch an-

bildeten Figur sind von Wunden über-

Titel „Wer ist der Mann auf dem Tuch?“

gefertigt wurde. Die Rekonstruktion einer

sät, die Handgelenke durchbohrt und die

greift die Wanderausstellung eine Frage

Dornenkrone, eine historische Geißel und

Füße stark verwundet. Auch gibt es eine

auf, die Theologen, Historiker und For-

Nägel, wie sie von den Römern zur Kreu-

große blutende Wunde an der Seite, die

scher seit langem beschäftigt. Diese ers-

zigung verwendet wurden, veranschau-

von einer Lanze stammen könnte. Das

te Ausstellung zum Turiner Grabtuch in

lichen das Martyrium Jesu. Dass es sich

alles passt zu den Evangelientexten über

Deutschland wurde vom Malteser Hilfs-

um ein echtes Grabtuch handelt, wird

das Martyrium Christi am Karfreitag. Auf

dienst zusammen mit dem Erzbistum

heute nicht mehr angezweifelt.

dem Lid des rechten und der Augenbraue

Köln und vielen Fachleuten konzipiert.

des linken Auges entdeckte man Spuren

Sie umfasst 20 Stelen, sieben Expona-

von Münzen, die es wirklich gab. Sie wur-

te und acht Sitzwürfel. „Jeder kann auf

den in den Jahren 29 bis 32 in Judäa im

seinem ganz eigenen Weg an das Thema

Auftrag des Statthalters Pontius Pilatus

herangehen, entweder über den Glauben

geprägt und auch dazu benutzt, die Au-

oder über die Wissenschaft, und dann

gen eines Toten verschlossen zu halten.

seine Schlüsse ziehen, es wird nichts vorgegeben“, erklärt Kuratorin Bettina

Ausführlich werden auch die zahlreichen

von Trott zu Solz. Dokumentiert wird die

Aufbewahrungsorte des Grabtuches vor-

spannende Geschichte des Tuches, zu der

gestellt, von der alten Stadt Edessa über

auch eine umfangreiche wissenschaftliche

Konstantinopel, Athen, bis es 1578 nach

Forschungsarbeit gehört. Dass die Wan-

Turin überführt wurde. Natürlich kann

derausstellung auch ins Bistum Augsburg

die Ausstellung trotz der vielen Doku-

kommt, hat sich Bischof Konrad Zdarsa

mente die Frage „Wer ist der Mann auf

gewünscht, nachdem er sie in Köln gese-

dem Tuch?“ nicht endgültig beantworten.

hen hatte. „Wir freuen uns natürlich sehr,

Sie wird aber Verständnis dafür wecken, dass das Grabtuch eine der wichtigsten

diese Ausstellung zu einer der bekanntes-

Fotos: Malteser

ten Reliquien der Welt in Augsburg zeigen

Sicher ist aber noch lange nicht, dass es

Reliquien der Christenheit ist.

zu können“, sagt Melanie Thierbach, die

den Leichnam Jesu umhüllte. Intensive

Leiterin des Diözesanmuseums.

Forschungen begannen 1973. Mithilfe

Alle wichtigen Informationen zu Öff-

moderner Methoden kamen die Wissen-

nungszeiten, Eintrittspreisen und zur

Kernstück ist eine originalgetreue 4,40

schaftler zu erstaunlichen Erkenntnis-

Konzeption der Sonderausstellung un-

mal 1,13 Meter große Kopie des Grab-

sen und waren immer wieder verblüfft.

ter:

tuches. Der Leinenstoff zeigt wie das

Sie fanden heraus, dass die Pollen und

rmi

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Die verschollene Leda Sie galt als unauffindbar – vor kurzem jedoch hat ein Augsburger Sammler die Kupfertafel „Leda mit dem Schwan“ erworben. Der neu entdeckte Bilderfund wird ab 21. März im Augsburger Schaezlerpalais zu sehen sein. Ein Augsburger Sammler hat vor kurzem die Kupfertafel „Leda mit dem Schwan“ von Joseph Heintz d. Ä. (1564 bis 1609) erworben, den Joachim von Sandrart, der Begründer der Augsburger Kunstakademie, im 17. Jahrhundert in seiner „Teutschen Academie“ mit einem längeren Text würdigte. Spektakulär ist es insbesondere wegen seiner Provenienz: Es ist ein hoch gelobtes Gemälde aus der Kunstsammlung Kaiser Rudolf II. in Prag, für den Heintz ab 1591 als Hofmaler tätig war. Von dort wurde es 1623 in Frankfurt an den Antwerpener Kunsthändler und Goldschmied Daniel de Briers verkauft und war seitdem verschollen. Außerdem gibt es in der Wiener Albertina zwei Vorzeichnungen dazu, die eine von gleicher Größe der Gestalt und durchgegriffelt, wobei die Griffelung genau den Konturen der Leda entspricht. Eine weitere Zeichnung befindet sich in der Grafischen Sammlung der Tschechischen Nationalgalerie in Prag. Joseph Heintz d. Ä. war 1589 bis 1609 abwechselnd in Prag und Augsburg tätig. Ab 1591 war er Hofmaler von Kaiser Rudolf II. in Prag. In Augsburg sind mehrere Gemälde von Heintz erhalten (zwei in St. Anna, eines in der Friedhofskapelle St. Michael/Hermanfriedhof, drei bei den Kunstsammlungen). Von Heintz stammen zudem die Entwürfe für die Fassade des Augsburger Zeughauses. Die wiederentdeckte Leda wird in der Sonderpräsentation im Schaezlerpalais den Entwurfszeichnungen aus Wien und Prag gegenübergestellt. Ergänzt wird die Ausstellung mit Gemälden und Zeichnungen Joseph Heintz‘ d. Ä. aus den Beständen der Kunstsammlungen und MuFoto: Richter + Fink

seen Augsburg.

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Weitere Informationen zur Sonderausstellung unter

www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de


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Musikalischer Frühling: 30 Jahre Aktivposten im kulturellen Leben „Das Publikum kann sich im Jubiläumsjahr auf eine gewohnt abwechslungsreiche Konzertreihe in festlicher Atmosphäre freuen“, so Landrat Hubert Hafner, der als Schirmherr der erfolgreichen Konzertreihe dafür dankbar ist, dass die Musi-

Das vollständige Programmheft ist im Landratsamt Günzburg oder im Internet unter:

www.familien-und-kinderregion.de/musikalischerfruehling

kerinnen und Musiker durch ihr Engagement seit 1985 aktiv beitragen, das Kulturleben im Landkreis Günzburg zu bereichern. Bis Ende Juni finden 17 konzertante Veranstaltungen in Burgau, Günzburg, Gundremmingen, Krumbach, Leipheim, Wettenhausen, Münsterhausen und Ichenhausen statt. Vor allem die Mischung aus professionellen Musikgruppen und Laienensembles machen den Musikalischen Frühling zu etwas Besonderem. Neben geistlichen Werken stehen unterschiedlichs-

14. März bis 28. Juni

Musikalischer Frühling im Schwäbischen Barockwinkel

te, spannende Musikstile im Programmheft. So erlebt man unter dem Titel „Vom Barock zum Jazz“ das Guntia-Consort, bestehend aus Lehrern und Lehrerinnen der Städtischen Musikschule Günzburg. Das Ensemble präsentiert Kompositionen großer Meister bis hin zu modernen Standards. Facettenreich zeigt sich auch der klassische Teil des Programms, etwa durch kommen: Neben Picasso und Klee werden weitere Künstler mit Mozarts Kirchenmusik verbunden. Der Kammerchor Burgau hat sich der Johannespassion von Johann Sebastian Bach angenommen, die den Höhepunkt der musikalischen Ausgestaltung der Leidens- und Sterbensgeschichte Jesu Christi darstellt. Und in Ichenhausen laden drei Sängerinnen zu einer „italienischen Nacht“: Die Opernsängerinnen Brigitte Thoma, ihre Tochter Anna-Maria Thoma und Barbara Buffy präsentieren „Ohrwürmer“ wie „Caprifischer“ oder „O sole mio“. Der Nachwuchs aus der Region lädt zum „Konzert junger Talente“ nach Gundremmingen. Musikschulen aus dem gesamten Landkreis zeigen, welche Talente sie beherbergen und geben der Jugend eine Bühne.

17 Konzerte und Musikabende im Landkreis Foto: Städt. Musikschule Günzburg,

„Moz&Art“, wenn Musik und Kunst zu einem Dialog zusammen

Information und Programm erhältlich im Landratsamt Günzburg An der Kapuzinermauer 1 89312 Günzburg, Tel. (0 82 21) 95-158 www.landkreis-guenzburg.de

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„Außergewöhnlich!“ tonspuren-Festival von 10. bis 12. April in Irsee: Eine Premiere, Kooperation mit dem „Gorki“ und Spurensuche – Erinnerungen im Hier und Jetzt Der künstlerische Leiter, Marc Sinan, und die Intendantin des TONSPUREN-Festivals, Dr. Martina Taubenberger.

Uraufführung „Komitas“ am 10. April: „Thema, das aktueller nicht sein könnte“ Zum inhaltlichen Schwerpunkt sprach top schwaben mit dem künstlerischen Leiter der TONSPUREN 2015, Marc Sinan: tonspuren spannt diesmal einen weiten Bogen: Irsee – Armenien. Das klingt sehr weit weg... Wenn ich heute in die Zeitung sehe, passiert mit der Zerstörung in Mossul gerade exakt das, was vor 100 Jahren in Armenien passiert ist. Ich denke, wir haben dadurch ein Thema, das aktueller nicht sein könnte. War das Zufall? Nein. Als Frau Dr. Taubenberger vor drei Jahren auf mich zukam, ein Thema zu entwickeln, hatte ich bereits die Idee, dass ich mich 2015 mit dem Genozid in Armenien beschäftigen will, weil sich der Völkermord dort heuer zum hundersten Mal jährt. Sie machen das Thema an der Figur des armenischen Mönchs Komitas Vardapet fest... Komitas, die große armenische Komponistenfigur, wurde gemeinsam mit 600 armenischen Intellektuellen 1915 aus Istanbul deportiert. Davon war er so gezeichnet, dass er die letzten 20 Jahre seines Lebens in der geschlossenen Anstalt verlebt hat. Die „Brücke“ zum Veranstaltungsort Irsee? Natürlich. Das ist auch die Motivation gewesen, dies hier zu realisieren. Wir haben die Verbindung zur christlichen Musik, christlicher Kultur, zur Psychiatrie, zum Genozid und zur Übermalung von Geschichte und damit sehr viele Parallelen auch nach Irsee. Was erwartet uns bei der „Komitas“-Premiere? Wir werden uns auf eine virtuelle Reise in den Kopf dieser gezeichneten Person begeben – wie in einem Fiebertraum, in dem wir in 15 Bildern Szenen aus dem Leben von Komitas erzählt bekommen, mit spektakulären Videoprojektionen, im Kontext seiner Musik, der armenische Geschichte, mit Aktualitätsbezug zu 2015. Wir hören in Fragmenten die Schönheit Komitas‘ Musik, die sich mit meiner eigenen musikalischen Sprache reibt.

Foto: Wolfgang Strobl

Wie aufgeregt sind so kurz vor der Premiere? Aufgeregt bin ich nicht. Mir ist wichtig, eine Diskussion anzustoßen, damit kollektive Verbrechen wie in Armenien und jetzt im Nordirak und Syrien nicht mehr passieren, wo ethnische Zugehörigkeit verfolgt und gemordet wird. Ich hoffe, die westliche Welt ist nicht mehr bereit, ein weiteres Mal zuzuschauen. Interview: Wolfgang Strobl

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„Es sind außergewöhnliche Menschen hier zusammengekommen, die normalerweise nicht zueinander finden würden“, so Marc Sinan, künstlerischer Leiter der TONSPUREN 2015. Und das merkt man dem Festival auch an, das von 10. bis 12. April in Irsee mit hohem avantgardistischen Anteil, der Improvisation zeitgenössischer Künstler, dem Jugendprojekt „Spurensuche“ und der Kooperation mit dem Berliner Maxim-GorkiTheater (Theater des Jahres 2014) weit gespannte Erinnerungen auf die Bühne bringt. „Da entsteht etwas, das anders nicht zu schaffen wäre“, sagt Sinan am Probenwochenende in Kloster Irsee, „das ist ein wichtiger Kern der Arbeit.“ Während im Probenraum der via-nova-Chor (Leitung Florian Heigarth) mit 31 Sängerinnen und Sängern aus München geistliche Originalwerke von Komitas Vardapet in der Bearbeitung Sinans probt, wird zwei Stockwerke tiefer improvisiert. Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule für Musik (Krumbach) und der Berufsfachschule für Glas und Schmuck (Neugablonz) erzeugen gemeinsam mit professionellen Künstlern Geräusche, atmen rhythmisch in laut aufgedrehte Mikrofone, lassen mit sprudelnden Mineralwasserflaschen Soundfetzen entstehen, die gleichzeitig mit Klangschalen, raschelnden Alufolien, Papierblättern und elektronischen Soundschnipseln einen lebendigen Klangteppich bilden, der sich bei geschlossenen Augen ein wenig wie Filmmusik anfühlt. Dazwischen sitzt Marc Sinan, hat die E-Gitarre auf seinen Oberschenkeln liegen – tief versunken in die Ton gewordenen Erinnerungen und Identitäten, die in Workshops der Schüler mit psychisch erkrankten älteren Menschen in Installationen hör- und erlebbar gemacht wurden. Diese sind am Sonntag, 12. April bei freiem Eintritt um 16 Uhr in Kloster Irsee begehbar. Eine Besonderheit ist auch die Premiere von „Komitas“ (siehe Interview links). Für das Musiktheater arbeitet das TONSPUREN-Team mit dem Berliner Gorki-Theater zusammen. „Aus organisatorischer Sicht eine WinWin-Situation“, so Intendantin Dr. Martina Taubenberger, „über die Mittel des Gorki gelang eine größere Produktion, die man hier vielleicht allein nicht hätte realisieren können.“ Weitere Infos, Programm und Karten unter: www.tonspuren.de wos


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CD-Tipp Moderner Jazz und alte Musik

Die Erinnerungen an das erfolgreiche Tonspuren-Festival 2014 können aufgefrischt werden: „Hexacor“ heißt die neue Doppel-CD, auf der die Aufnahmen des Bayerischen Rundfunks des Eröffnungskonzerts sowie des Finales der Tonspuren aufgezeichnet wurden. Der Bassist Henning Sieverts übernahm damals die künstlerische Leitung. Seine Kompositionen im vergangenen Jahr orientierten sich an der Irseer Renaissance-Musik des Abtes Carolus Andreae und seines Ordensbruders Gregor Stemmele sowie an der Solennia – Festmusik. al

Birgit Birnbacher (links) erhielt für ihre Erzählung „aber wir“ den Autorenpreis. Der Jurypreis ging an Ulrich Effenhauser für „Der Auftrag“. Sigrid Löffler (Mitte) stellte ihr aktuelles Buch über Migrations-Literatur vor.

Der Vorkartenverkauf für das neue Tonspuren-Festival vom 10. bis 12. April 2015 läuft bereits – Karten können über die Homepage www.tonspuren.de oder direkt im Schwäbischen Bildungszentrum Kloster Irsee erworben werden.

18 Literaten im Kloster Irsee

Irseer Festmusik als CD-Einspielung 150 Schriftsteller hatten sich beworben und 18 kamen in die engere Auswahl beim „Irseer Pegasus“, der im Kloster Irsee stattfand. Der Verband deutscher Schriftsteller und die Schwabenakademie Irsee luden zum 17. Autorentreffen. Birgit Birnbacher

SOLENNIA irsee und die welt der renaissance

und Ulrich Effenhauser gingen als Preisträger hervor. Kollegial, kritisch und gleichberechtigt – unter diesem Motto wird das li-

Aurelius Sängerknaben Calw Roland Götz, Orgel Samuel Schick, Orgel & Intonationen Leitung Bernhard Kugler

terarische Fachgespräch im Autorenworkshop geleitet und die vorgeleseSprache und Aufbau werden hier gezielt von Teilnehmenden und der Jury analysiert und besprochen. Die Autoren erhalten währenddessen eine Vielzahl an hilfreichen Rückmeldungen. Der Workshop dient auch als Übung einer literarischen Lesung und bereitet die Teilnehmer auf weitere und ähnliche Situationen gut vor. Die beiden Literaturpreise, die vergeben werden, zeichnen die literarische Leistung der Autoren aus. Der Irseer Pegasus leistet im Rahmen seiner Literaturpreisvergabe professionelle Öffentlichkeitsarbeit: Autoren, die den Preis erhalten haben, werden mit Namen veröffentlicht und erreichen einen größeren Bekanntheitsgrad. Eine weitere Besonderheit ist die Aufteilung in einen Autoren- und einen Jurypreis. Der Autorenpreis wird dabei in geheimer Wahl von den Teilnehmern bestimmt. Im Übrigen lässt sich der Name des Preises auf eine Tür im Kloster Irsee zurückführen, auf die ein Pegasus gemalt wurde.

Als Abschluss des Jubiläumsjahrs 2014 ist die CD-Einspielung „Solennia. Irsee und die Welt der Renaissance“ erschienen. Nach dreijähriger Kooperation von Schwäbischen Bildungszentrum und Roland Götz, ist jetzt die CD-Einspielung der Abschluss der Zusammenarbeit. Die Aurelius-Sängerknaben Calw arbeiteten unter der Leitung von Bernhard Kugler sowie unter Mitwirkung des Klaviervirtuosen Roland Götz an der Aufnahme; welche erneut vom Bayerischen Rundfunk übernommen wurde. 400 Jahre Klostermusik der Renaissance zum Patrozinium des Heiligen Benedikt und Ausschnitte aus der Irseer Orgeltabulatur sind auf der CD zu genießen.

Foto: Schwaben Akademie Irsee

nen Texte der Teilnehmer diskutiert. Konzeption, Figurenzeichnung sowie

Zusätzlich sind die zu Grunde liegenden Noten in neun Bänden der Edition Ursin erschienen. Die Noten können kostenlos unter www.edition-ursin.de online heruntergeladen werden. Eine gedruckte Version ist im Kloster Irsee käuflich zu erwerben. al

al

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Puppenmuseum bekommt hochkarätigen Zuwachs Die größte Käthe-Kruse-Puppensammlung ging nach Donauwörth

Seit Kurzem verfügt das Käthe-Kruse-Puppen-

Herzen zur Hand“ gezeigt und der Öffentlich-

museum in Donauwörth über die bedeutendste

keit zugänglich gemacht. Die Käthe-Kruse-

Käthe-Kruse-Sammlung. „Es gibt keine vergleich-

Puppen stellen nicht nur ein bedeutendes

bare Sammlung“, erklärt Thomas Heitele, Leiter

Kulturgut dar, sie sind auch zusammen mit

des Museums. Die Privatsammlung von Frans und

dem Museum ein Alleinstellungsmerkmal

Tiny Riemersma, die einen Wert von 1,1 Millionen

für die Stadt Donauwörth. Schon jetzt besu-

Euro hat, konnte vollständig in den Besitz des Muse-

chen zwischen 8.000 und 11.000 Interessierte

ums in Donauwörth übergehen. Thomas Heitele kann-

jährlich das Museum – mit dem aktuellen Puppen-

te die Sammlung in den Niederlanden und verfolgte

zuwachs erhofft sich auch Bürgermeister Armin

seit langem das Ziel, diese nach Donauwörth zu holen.

Neudert neue Impulse für den Tourismus.

Jetzt hat es geklappt. „Wir haben nun die seltensten Stücke, die man sich vorstellen kann“, schwärmt er.

Es gibt keine vergleichbare Sammlung

Hier finden sich wertvolle Einzelstücke oder Puppen, die niemals für den freien Verkauf bestimmt waren: Die „Puppe I“, der „Schielböckchen“ oder das „Schlenkerchen“ sowie Postkarten, Gemälde und der einzige Kinderwagen, der von Käthe Kru-

Seit dem Ankauf der Sammlung macht sich Thomas Heitele

se jemals als wirklicher Babywagen genutzt werden konnte.

auch Gedanken um den Erhalt und die Refinanzierung. Denn,

„Wir haben mit der Riemersma-Sammlung 99 Prozent un-

einige Stücke müssen restauriert und eingelagert werden, da

serer Sammlungslücken geschlossen und verfügen nun über

der Platz des Museums nicht ausreicht, um alle Puppen gleich-

rund 800 Puppen“, sagt Heitele. Da Riemersma großzügig auf

zeitig ausstellen zu können. So entstand die Idee der Puppenpa-

einen Großteil des Geldes verzichtete, konnten die Stadt Do-

tenschaften: „Wenn man sich für eine Patenschaft entscheidet,“

nauwörth und die Käthe-Kruse-GmbH zusammen für die ver-

erklärt Heitele, „stellt man für den Zeitraum von fünf Jahren

bleibende Summe von 500.000 Euro aufkommen. Die GmbH

einen jährlichen Betrag von 150 Euro zur Verfügung oder ein-

stellt ihren Puppen-Anteil dem Museum als Dauerleihgabe zur

malig 750 Euro. Die Kosten für Reinigung, Restaurierung sowie

Verfügung, sodass die Sammlung in ihrer Gesamtheit erhalten

Konservierung der Puppen und Kleider sind damit gedeckt.“

Foto: Diana Eckhart Matthäus, Frouke Ringenoldus

bleiben kann – der Hauptgrund, warum die Sammlung nach Donauwörth kam. Ab dem 9. Mai werden die Puppen von Tiny

Nicht nur dem Museum und den Puppen ist damit geholfen: Die

Riemersma in einer Sonderausstellung mit dem Titel „Vom

Spender erhalten für die Dauer der Patenschaft freien Eintritt in

Sonderausstellung

Vom Herzen zur Hand Die Käthe-Kruse-Sammlung von Tiny Riemersma – Die Sonderausstellung zeigt die ursprünglichen Bestandteile der Sammlung. Mit dabei sind u. a. das „Schielböckchen“ - ein extrem seltenes Stück von 1930. 9. Mai bis 4. Oktober 2015 Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 - 18 Uhr 500 Puppen und andere Raritäten hatte Tiny Riemersma gesammelt (Mitte)

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Wussten Sie schon...

Fünf Jahre „tim“ – fünf Ausstellungen zum 5. Geburtstag

...dass Sammler für Käthe-Kruse-Puppen aus den Jahren 1905 bis 1940 bis zu 40.000 € bezahlen?

Mit mehreren Ausstellungen feiert das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) Geburtstag

...dass Käthe Kruse 1925 einen Urheberrechtsstreit gewann? Der amerikanische Bing-Konzern verkaufte nachgemachte Puppen, die den Kruse-Puppen ähnelten. Die Macherin wehrte sich dagegen.

alle Donauwörther Museen. Außerdem veranstaltet das Puppen-Museum regelmäßige Treffen, bietet Vorträge, Führungen oder Begutachtungen an und gibt Raum für Gespräche. Im Dezember 2014 übernahm die Fachgruppe „Chancengleichheit“ des Bayerischen Journalistenverbands bereits die erste Patenschaft. Heitele hofft, dass sich noch weitere Interessenten finden werden. „Wer keine ganze Patenschaft übernehmen kann, kann sich uns auch anderweitig zuwenden. Hierfür sind wir immer dankbar“, fügt der Museumsleiter hinzu. Bis Redaktionsschluss dieser top schwaben-Ausgabe konnte das Museum zehn Patenschaften und knapp 20.000 Euro an zugesagten Spenden verzeichnen. Mit weiteren Organisationen und Privatpersonen ist man in Kontakt und hofft auf Zusagen. Weitere Geschichten und Fakten über Käthe Kruse und ihre Arbeit im Käthe-Kruse-Puppen-Museum: Käthe-Kruse-Puppen-Museum, Pflegstraße 21a, 86609 Donauwörth

al

Ein Juwel feiert Geburtstag: Das Bayerische Textil- und Industriemuseum, kurz „tim“ genannt, wird in diesem Jahr fünf Jahre alt. Am 20. Januar 2010 hatte der damalige bayerische Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch das „tim“ als erstes Landesmuseum in Bayerisch-Schwaben eröffnet. Die ersten Pläne, ein Industriemuseum in Augsburg zu errichten, gehen wohl auf die 1920erJahre zurück. Nach dem Niedergang der einst so starken Textilindustrie der Stadt in den 1980er-Jahren gewann die Idee neue Aktualität. Tausende entlassener Textilarbeiter wollten »nicht einfach so gehen«, sondern ein wahrnehmbares Zeichen ihrer Geschichte hinterlassen. Federführend bei der Durchsetzung dieser Idee war ein Förderverein, der zusammen mit der Stadt, dem Bezirk und dem Freistaat Bayern dieses einzige staatliche Museum in Bayerisch-Schwaben mit einem Etat von weit über 20 Millionen Euro realisierte. Mittlerweile ist das „tim“ zu einem Besuchermagnet und zu einem Glanzpunkt der bayerischen Museumslandschaft geworden. Die Dauerschau sowie die unterschiedlichen Sonderausstellungen rund um das Thema Stoff und Mode, zum Beispiel die Landesausstellung 2010 „BayernItalien“ oder 2011 „Reiz und Scham – Kleider, Körper & Dessous“, lockten bislang mehr als eine halbe Million Besucher in die so genannten Shedhallen im Augsburger Textilviertel. Dazu gab es mehrere Museums- und Designpreise. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass „tim“-Museumsleiter Dr. Karl Borromäus Murr eine positive Bilanz ziehen kann: „Die ersten fünf Jahre „tim“ Revue passieren zu lassen, bietet einen freudigen Anlass, über eine wirkliche Erfolgsgeschichte zu reden. Denn mit dem „tim“ ist es gelungen, ein neues vitales, kulturelles Zentrum der Stadt Augsburg, der Region und des Landes zu etablieren. Ein Museum lebt mit den Menschen, die es besuchen, die es beleben, die es tragen“.

Und so wurden auch für das Jubiläumsjahr sehr interessante Ausstellungen konzipiert und initiiert. So zum Beispiel die Ausstellung „Deine Blicke fliehen - Stickbilder von Victoria Martini“. Dabei setzt die Künstlerin mit ihren Stickereien und textilen Bildern einen künstlerischen Kontrapunkt zu einer hastig beschleunigten Moderne; zu sehen noch bis zum 12. April. In einer Sonderausstellung vom 27. März bis 28. Juni zeigt das „tim“ faszinierende Quilts von 22 renommierten Textilkünstlerinnen aus Deutschland und der Schweiz, bei der die bunten Stoffdecken und deren Tradition im Mittelpunkt stehen. Unter dem Titel „Quilts - 22 textile Positionen“ werden klassische Spielarten genauso gezeigt wie die skulpturale Umsetzungen. Inhaltlich kreisen die Quilts um Themen wie Natur, Gesellschaft, Politik oder auch Mythologie. Laut Pressechef eine „einzigartige Ausstellung, bei der die Grenzen des Quilts neu definiert werden“. Die Ausstellung „kunst | stoff“ stellt das „tim“ ab Mitte Mai „ästhetisch auf den Kopf“, so die Veranstalter. Mit der Schau wagt das Landesmuseum fünf Jahre nach seiner Eröffnung nämlich eine neue kulturelle Positionsbestimmung. Dazu hat das „tim“ eine ganze Reihe von Künstlerinnen und Künstlern eingeladen, mit herausfordernden Interventionen die Erzählung der Dauerausstellung des „tim“ aufzubrechen. Ob nun als Lichtprojektion, Verhüllung, Vorhang, gewebter Stoff oder als avantgardistischer Teppich - die präsentierten Kunstwerke spüren aktuellen Fragen von Mustern, Codes und Identität der gegenwärtigen Gesellschaft nach – da muss man sich einfach überraschen lassen. Im Sommer, genauer gesagt am 17. Juli, startet dann noch die Extra-Schau rund um die Caprihose. Denn die hat dem Bayerischen Textil- und Industriemuseum 65 Jahre voraus – die Caprihose wird nämlich heuer 70 Jahre alt. pif

„Der Liebesbrief“ mit drei Exemplaren der Puppe I

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Foto: tim

...dass Käthe Kruse nicht nur Spielzeug für Kinder, sondern auch bis 1958 Schaufensterpuppen herstellte?


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Mission in Sachen Tracht Raus aus dem angestaubten Image und hinein in die farbenfrohe Gegenwart: Die Trachtenkulturberatung in Krumbach ist mehr als eine Anlaufstelle für Historiker. (v.l.) Handarbeitsrunde mit Sandra-Janine Müller, Monika Chaudry, Karla und Monika Hoede.

„Heute sind vor allem die Trachten aus dem süddeutschen,

Im Gegensatz zu anderen Beratungsstellen, die es in ganz Bay-

oberbayerischen Raum bekannt. Aber es gibt viel mehr tra-

ern gibt, werden in Krumbach zusätzlich Kurse zum Anfertigen

ditionelles Gewand, auch aus Schwaben“, erklärt Monika

von Trachten angeboten. Genauso kann man die Beratungsstel-

Hoede. Sie leitet in Krumbach die Trachtenkulturberatung,

le nach Bezugsquellen für Stoffe oder Materialien fragen – dafür

zusammen mit ihren zwei Assistentinnen Janina Lindner und

wird eine eigene Liste geführt. Über das ganze Jahr hinweg

Sandra-Janine Müller. Das Besondere hier: Alle drei haben

werden verschiedene Kurse angeboten. Eine enge Zusammen-

eine Ausbildung im Schneiderhandwerk absolviert – gute Vor-

arbeit mit weiteren Handwerkern als Kursleiter ist von der

aussetzungen. Hoede und Müller haben zusätzlich Volkskunde

Trachtenkulturberatung gewünscht. „Vor allem die Knopf-Kur-

studiert. Finanziert wird die Beratungsstelle durch den Bezirk

se sind beliebt, oder die zum Thema Mieder und Werktagsge-

Schwaben. Sehr grob schätzt Monika Hoede, dass es in der

wand“, resümiert Janina Lindner. Ganze Vereine sowie ältere

Zeit zwischen 1850 und 2000 in Bayerisch-Schwaben zehn

und jüngere Frauen kommen, auch ein paar Männer sind dabei

verschiedene Trachtenarten gab – hinzu kommt der Aspekt,

– und viele kommen immer wieder. „Manchmal“, Lindner fängt

dass mit jeder neuen Generation ein Wandel in der Trachten-

an zu lachen, „haben wir auch Frauen, die Männerhemden im

silhouette einhergeht.

Kurs anfertigen, aber gar keine Männer zuhause haben.“

Janina Lindner inspiziert einen Spenzer (eine kurze, enganliegende Jacke) für die nächste Publikation.

Natürlich ist den Frauen bewusst, dass es gerade im Trend liegt, etwas selbst zu entwerfen und herzustellen. „Junge Frauen kaufen sich zunächst ein billiges Dirndl für das Oktoberfest und wollen später doch ein richtiges Gewand haben“, meint Sandra-Janine Müller. „Sie kommen also vom Gekauften zum Authentischen.“ Den Schaffensprozess erleben und das Gemachte tragen – das übt einen großen Reiz aus. Ein großes Plus ist die Freiheit im Kurs; es werden keine Vorschriften gemacht, wie das Kleidungsstück auszusehen hat. Der Schnitt ist

Trachtenkulturberatung des Bezirk Schwaben

Landauer Haus, Hürbener Str. 15, 86381 Krumbach, Tel. 08282/828389, trachtenkulturberatung@bezirk-schwaben.de

Highlight

Wochenende voller Trachtenkurse: 11. und 12. April 2015, Jeweils 9-12 und 14-17 Uhr. Das Kursangebot an einem Wochenende zum Reinschnuppern: Knöpfe, Rüschen, Leibchenmaßschnitt und Nähproben für Biedermeier-Steppmieder

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Beratungsstelle erworben werden. Das Bewahren von Wissen, aber vor allem die Weitergabe dessen ist den drei Frauen wichtig. In längerfristigen Projekten, die bis zu zehn Jahre Forschung benötigen, werden alle Informationen gesammelt, aufgearbeitet und schließlich in Buchform veröffentlicht. Das erste hatte als Thema Rüschen und gerade wird ein Buch zum Thema Spenzer erarbeitet, weil darauf die Rüschen besonders häufig zu finden sind. Nicht nur Frauen, die handwerklich begabt sind, finden den Weg in die Trachtenberatung. Mitunter kommen auch Berufsgruppen, die man hier vielleicht nicht vermuten würde: Übersetzer und Schriftsteller, die sich nach der ursprünglichen Bezeichnung von Im Oktober findet wieder der Schwäbische Trachtenmarkt in Krumbach statt. Rechts: Sandra-Janine Müller: „Das Selbstgemachte übt einen großen Reiz aus.“

Kleidungsstücken erkundigen oder Illustratoren, die für ihre Bücher Originalstücke suchen, die sie als Vorlage verwenden können. Müller erinnert sich: „Einmal hatten wir eine Dame

historisch, aber Farbe und Stoffe werden nach Geschmack der

hier, die als Übersetzerin des Romans ‚Das Mädchen mit dem

Teilnehmer verarbeitet. „Wir finden es gut, dass authentische

Perlenohrring’ arbeitete und Fragen hatte.“

Trachten mit modernem Flair ausgestattet werden“, meint Janina Lindner. Trachten waren immer von modischen Strömun-

Fragt man die drei Damen nach den Zukunftsaussichten, so

gen geprägt – warum sollte es heutzutage anders sein?

ist die Stimmung sehr positiv: Die Kurse erfreuen sich von Jahr zu Jahr immer größerer Beliebtheit und das trotz Start-

Die Arbeit geht nie aus

schwierigkeiten. Oftmals werden sie im ersten Jahr wegen

Für die alten Schnittmuster misst Monika Hoede die Original-

mangelndem Interesse abgesagt, um dann im nächsten Jahr

stücke aus und überträgt die Daten in ein CAD-Programm für

stattzufinden, da sich das Angebot herumgesprochen hat.

Schneider. Die so entstehenden Maßschnitte können bei der

„Die Kurse haben auf alle Fälle Zukunft“, stellt Hoede fest. al

SOLENNIA irsee und die welt der renaissance

Aurelius Sängerknaben Calw Roland Götz, Orgel Samuel Schick, Orgel & Intonationen Leitung Bernhard Kugler

K LOS TER IR S E E – KU LT U R HAT TR ADITION Als Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum des Bezirks Schwaben ist das Schwäbische

Schwäbisches Tagungsund Bildungszentrum

SOLENNIA – FESTM U SIK AU S K LOSTER IR SEE

Eine Einrichtung des Bezirks Schwaben

Klosterring 4 | 87660 Irsee · www.kloster-irsee.de · T 08341 906-00 · F 08341 74278

Foto: Georg Drexel,, Tanja Kutter

Bildungszentrum der musikalischen Tradition von Kloster Irsee bis heute verpflichtet. Die aktuelle CD-Einspielung entstand in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk und erschließt den Kosmos der Irseer Renaissance in historisch informierter Aufführungspraxis.

23


So ziales

Uni Augsburg untersucht Genderaspekte in der Robotik zur Altenpflege

Humanoide Roboter, die den Menschen bei unterschiedlichen Aufgaben unterstützen oder einfach nur zur Unterhaltung dienen, dringen immer mehr in die Alltagsbereiche von Nutzerinnen und Nutzern vor. Diese Entwicklung zeichnet sich aufgrund des demografischen Wandels vor allem im Bereich der Pflege ab. Im ForGenderCare-Teilprojekt „Genderaspekte in der Robotik zur Altenpflege“ geht Prof. Dr. Elisabeth André mit dem Team ihres Lehrstuhls für Multimodale Mensch-Technik Interaktion an der Universität Augsburg der Frage nach, welche diversifizierenden Faktoren wie Geschlecht, Kultur oder Persönlichkeit bei der MenschRoboter-Interaktion wirksam werden. Zum einen soll untersucht werden, welchen Einfluss diversifizierende Merkmale von Endnutzern auf die Mensch-Roboter-Interaktion haben. Zum anderen sollen Möglichkeiten erkundet werden, wie diversifizierende Merkmale von Robotern gezielt zur Verbesserung der Mensch-RoboterInteraktion eingesetzt werden können. Neben dem durch die Robotik neu herausgeforderten Verhältnis von Mensch und Maschine steht also die Frage der zielgruppengerechten Gestaltung v on Technik im Zentrum des Projekts.

Führungsposition in der Altenhilfe Augsburg ist neu besetzt Seit Jahresbeginn ist die Position des Fachbereichsleiters Entwicklung in der Altenhilfe Augsburg wieder besetzt. Das anspruchsvolle Arbeitsfeld hat der Sozialwirt (FH) Michael Haschner (46) übernommen. Seine Aufgabe ist es, strukturelle Maßnahmen auf den Weg zu bringen, die wirtschaftlich sind und das Pflege- und Betreuungsangebot des kommunalen Betriebes zukunftsfähig ausrichten. Der gebürtige Nordschwabe ist zudem als Stellvertreter der seit 2003 amtierenden Werkleiterin Susanne Greger vorgesehen. „Mit sozialem Augenmaß für Mitarbeiter und Bewohner“ will Michael Haschner die Herausforderungen des kommunalen Betriebes der Altenhilfe Augsbrg mit rund 650 Mitarbeitern angehen.

Neue Psychiatrie an der Donauwörther Klinik

1.500 Besucher beim Tag der offenen Tür im neuen BKH Kempten

Die Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie der Bezirkskliniken Schwaben an der Donau-Ries Klinik Donauwörth ist umgebaut und erweitert worden. Seit März stehen dort 40 vollstationäre Behandlungsplätze zur Verfügung – doppelt so viele wie bisher. Bevor die Patienten kamen, hatte die Bevölkerung Gelegenheit, sich bei einem Tag der offenen Tür in den neu gestalteten Räumen umzusehen. Zahlreiche Besucher informierten sich an den Ständen zur Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA), zum Home Treatment (ein Behandlungsangebot mit Hausbesuchen), zu Akupunktur, zur Aromapflege und zum Gedächtnistraining. Außerdem boten Chefarzt Dr. Karel Frasch, Pflegedienstleiterin Gabriele Bachhuber und ihr Team Führungen an.

Auf großes Interesse ist der Tag der offenen Tür im neuen Bezirkskrankenhaus (BKH) Kempten gestoßen. Etwa 1.500 Besucher nutzten die Gelegenheit, hinter die Kulissen der Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an der Robert-Weixler-Straße zu blicken. Hier werden ab Mitte April Menschen mit psychischen Krankheiten und Suchtpatienten ambulant, stationär oder in der Tagesklinik behandelt. Der alte Standort im Freudental gehört dann der Vergangenheit an. Bei Rundgängen schauten sich die Besucher im neuen Gebäude, das 34 Millionen Euro gekostet hat, um. Die Räume sind groß, hell und freundlich geworden. Das Besondere: Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf die Berge. Mitarbeiter aller Berufsgruppen und Abteilungen präsentieren das Leistungsspektrum des BKH, hielten Fachvorträge und informierten über die enge Zusammenarbeit mit dem unmittelbar angrenzenden Klinikum. Besucher konnten sich aktiv an einem Gedächtnistraining beteiligen, sich selbst anhand ihres Spiegelbildes zeichnen und in der Mehrzweckhalle ihre sportlichen Fähigkeiten testen. Außerdem wurden Filme gezeigt und ungewöhnliche Musikinstrumente vorgeführt.

Der Altbau der DonauChefarzt Dr. Karel Frasch und Pflegedienstwörther Klinik (rechts im leiterin Gabriele Bachhuber freuen sich über Bild) spiegelt sich im neuen die neuen Patientenräume in der Abteilung Zwischenbau. für Psychiatrie und Psychotherapie.

Fotos: Georg Schalk – Bezirkskliniken Schwaben, Uni Augsburg, privat

Zahlreiche Besucher sahen sich beim Tag der offenen Tür die neuen Räume des BKH Kempten an.

24


Ko lu m nent itel

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25


Ku lt u r

Höchste Eisenbahn! Vor 175 Jahren wurde die Bahnstrecke Augs-

Transport gewährleisteten und nahezu jeder Ort

burg – München eröffnet. Wenig später brachten

nach einem Anschluss ans Schienennetz strebte.

Dampfloks die ersten Touristen ins Allgäu. Diese

Eröffnungsfahrplan der MünchenAugsburger-Eisenbahn aus dem Baierischen Eilboten, No 120 vom 4.10.1840.

und weitere Auswirkungen der neuen Mobilität

Seitdem im Jahr 1835 mit der Kurzstrecke zwi-

zeigt eine temporeiche Ausstellung im Volkskun-

schen Nürnberg und Fürth die erste deutsche Ei-

demuseum Oberschönenfeld.

senbahn in Betrieb gegangen war, befand sich die Nation im Rausch der neuartigen Geschwindig-

Es war ein großer Bahnhof, mit dem die Augs-

keit. Und das bei einem zulässigen Höchsttempo

burger ihre Ehrengäste aus München empfingen:

von 36 Fuß pro Sekunde, also 36,5 km/h. Nach

Böller, Musik und anhaltendes Juchzen dicht ge-

der sechs Kilometer kurzen Nürnberger Strecke

drängter Neugieriger am Bahnsteig begleiteten

wurde im Jahr 1840 die Verbindung zwischen

die Ankunft der schnaubenden Dampflokomoti-

Augsburg und München eröffnet. Die Privatbahn

ven „Jupiter“ und „Juno“, die knapp 30 Wagons

war die erste lange Strecke im Königreich Bayern.

übers Gleis schoben. Am Morgen des 4. Oktober 1840 war der Zug mit 600 Passagieren in Mün-

Der schnelle Gütertransport war ein Motor für

chen zur Jungfernfahrt nach Augsburg gestar-

die Industrialisierung der Textilstadt Augsburg.

tet. Nur zweieinhalb Stunden später hatten die

An anderen Orten erschloss er neue Märkte

elegant gekleideten Fahrgäste ihr Ziel erreicht.

für kleine Gewerbebetriebe. So wurde der Auf-

Welch eine Sensation! Zuvor hatte die Reise per

schwung der Allgäuer Milchwirtschaft durch die

Kutsche zehn Stunden gedauert – bei fünfmaligem

nach König Ludwig I. benannte Ludwig-Nord-

Pferdewechsel. „Für die Menschen von damals

Süd-Bahn ermöglicht. „Plötzlich konnten die All-

war die Eisenbahn ein unfassbarer Fortschritt“,

gäuer ihren Käse bis nach Köln und Frankfurt

sagt die Volkskundlerin Dorothee Pesch. Sie hat

transportieren“, erzählt Dorothee Pesch. 1852

die Sonderausstellung „Höchste Eisenbahn! - Mo-

fand der Anschluss statt, drei Jahre später hatte

bilität für alle?“ im Volkskundemuseum Ober-

sich der Käseabsatz bereits um die Hälfte erhöht.

schönenfeld konzipiert. Während des Rundgangs

In der Ausstellung erfahren die Besucher, wie die

tauchen die Besucher mühelos in jene Zeit ein, als

moderne Eisenbahn die Weichen für den Aufstieg

rauchende Lokomotiven den schnellstmöglichen

des Allgäus zur Tourismusregion stellte.

Weichenstellung fürs Allgäu als Tourismusregion: Die modernen Dampflokomotiven machten das Reisen unkompliziert und für eine breite Masse bezahlbar.

26


Ku lt u r

Sonderausstellung „Höchste Eisenbahn! Mobilität für alle?“ 22. März – 18. Oktober 2015 Thema: Die Geschichte der Eisenbahn als Innovationsmotor in und für Schwaben Gestaltung: Mitmachstationen, Tondokumente mit Zeitzeugenberichten, Bahn-Exponate. Im Mittelpunkt steht ein zwölf Quadratmeter großes Modell des Fischacher Bahnhofs mit fahrenden Zügen.

„Die Fahrt von Augsburg nach München war köstlich. Ich saß ganz allein mit meinem Gott und meiner Zigarre und vielen lieben Erinnerungen an euch. Die Dampfmaschine arbeitete auf das beste, und die Sonne ging unter auf das schönste.“ Nikolaus Lenau, 1841

Aktionen: Expertengespräche mit Modellbauer Thomas Krüger über sein Modell des Fischacher Bahnhofs: 1. Mai, 16. August, 18. Oktober, jeweils 16 Uhr. Familienführungen mit Kreativaktionen: 19. Juli, 16. August, 18 Oktober; jeweils 15 Uhr Schwäbisches Volkskundemuseum Oberschönenfeld, 86459 Gessertshausen, Tel. 0 82 38/ 30 01-0 www.schwaebisches-volkskundemuseum.de

standes einen Eisenbahnverein. Unternehmer und Bankiers aus Augsburg und München sicherten die Finanzierung der

Mit der neuen Form von Mobilität wurde das Reisen für die

Strecke zu. Drei Jahre später begannen die Arbeiten an der 60

kleinen Leute erschwinglich. Komfortabel war es deshalb aber

Kilometer langen Strecke mit ihren verschiedenen Bodenbe-

noch lange nicht für jedermann. Das zeigt ein Leserbrief an die

schaffenheiten. Die Holzbrücke über den Lech mit einer lichten

Redaktion der „Bayerischen Landbötin“ aus dem Jahr 1839:

Weite von 95 Metern bezeichneten Zeitgenossen schlichtweg

„Wer in der vierten Klasse fährt, riskiert Kleidung und Augen-

als Meisterwerk. Als am 4. Oktober 1840 der erste Zug über

licht. Der Einsender schreibt dies mit einem verbundenen, von

die Brücke ratterte, strömten die Augsburger Schaulustigen in

den sprühenden Funken der Lokomotive verletzten Auge.“

Scharen zum Bahnhof. Dass dieser damals am Roten Tor lag

Auch Unfälle durch Entgleisungen waren in den Anfangsjah-

und unter welchen Umständen er an seinen heutigen Standort

ren keine Seltenheit. Stoppen konnten sie den Siegeszug der

verlegt wurde, lernen Besucher in den kommenden Wochen

Eisenbahn dennoch nicht.

im Volkskundemuseum Oberschönenfeld. Die Anreise zur Ausstellung lohnt sich – per Bus, im Auto oder stilecht mit der

Immer wieder knüpft die Ausstellung ein Band zwischen Ver-

Staudenbahn. In den Monaten Juni bis Oktober werden Züge

gangenheit und Gegenwart. Klar, dass dabei die im Landkreis

immer samstags im 2-Stunden-Takt zum Bahnhof in Margerts-

Augsburg gelegene Staudenbahn eine besondere Rolle spielt.

hausen fahren. Von dort geht man in 20 Minuten gemütlich

„Soll der reguläre Betrieb auf der Strecke wieder aufgenommen

zum Museum – ein Ausflug wie zu Urgroßvaters Zeiten.

urb

werden?“, fragen die Macher ihr Publikum. Aufgrund der Nähe Oberschönenfelds zur Bahnlinie darf man auf die Antworten gespannt sein. Auch an anderen Stellen der Ausstellung sind große und kleine Besucher eingeladen, selbst aktiv zu werden. Wer mag, schlüpft an der Fotostation in die Rolle des Stationsvorstehers. An einem kleinen Schalter darf man Billets verkaufen und Auskünfte erteilen. Fast wie vor 175 Jahren. Augsburgs damaliger Bürgermeister Carron du Val hätte heute sicherlich seine Freude an der liebevoll aufbereiteten Bahnschau. Schon bei seinem Amtsantritt im Februar 1835 hatte er den Bau der Verbindung nach München gefordert. Noch im selben Jahr bildeten Mitglieder des Augsburger Handels-

Dank ihrer Stromlinienform stellte die Lokomotive S2/6 im Jahr 1907 auf der Strecke Augsburg – München einen Geschwindigkeitsrekord von 154,5 km/h auf. Aufgrund fehlender Strecken für so schnelle Lokomotiven wurde das Einzelstück nie in Serie produziert.

27

Quelle: Schwäbisches Volkskundemuseum, Archive Josef Schoner, Siegfried Baum, drehscheibe-online

Der Bau der Eisenbahn brachte Arbeit für viele Menschen: Im Jahr 1911 lichtete ein Fotograf diese Männer beim Bau der Schmutterbrücke in Fischach ab.


Nam en u nd Neu igkeiten

Franz Dobler holt Krimipreis und liest im Ballonmuseum Zum vierten Mal steht Franz Dobler mit »Ein Bulle im Zug« auf der KrimiZEIT-Bestenliste: Der eher unsympathische, grobe Kommissar Fallner hat einen Jungen erschossen. Notwehr? Seither ist er dienstunfähig und hat Lücken. Ziellos reist er im Zug durch Filme, Ängste und ganz Deutschland. Doblers lässige, rotzige, lakonische, hartgesottene, super instrumentierte Alltagssprachkunst weckt Todes- und Lebensgeister. Der Thriller ist innerer Monolog über Sex, Stadt, Müll und Psyche und ein kleines Deutschlandpanorama, voll von aggressiven, angespannten Menschen, die sich vor Amokläufen fürchten. Mit „Ein Bulle im Zug“ holte der 1959 in Schongau geborene Augsburger Franz Dobler den Deutschen Krimipreis 2015: Dobler habe „unfassbar gute Augen und Ohren für den Irrwitz, die furchtbare Komik und den Wahnsinn nicht nur des gesellschaftlichen Pandämoniums, das in Zügen unterwegs ist“ – „Ein Bulle im Zug“ sei außerdem ein richtig guter Kriminalroman, begründet Jurymitglied Thomas Wörtche die Auszeichnung.

Durchs wilde Absurdistan Bis 7. Juni sind im Museum für bildende Kunst, Nersingen-Oberfahlheim, skurrile Zeichnungen von Florian L. Arnold auf oder hinter Glas, Papier und Wand sowie andere Objekte zu sehen, die der Fantasie des Multitalents entsprungen sind, der sich selbst als „Phantast und wirkungsloser Prophet“ bezeichnet. Im Kellergewölbe erwarten die Besucher zudem Kunstkurzfilme. Das Museum für bildende Kunst in Nersingen-Oberfahlheim widmet dem Ulmer, der auch in Naumburg (Sachsen-Anhalt) lebt, eine Einzelausstellung, die von zwei Veranstaltungen begleitet wird. Am Freitag, 27. März um 19 Uhr gibt die E. M. U. (Experimentelle Musik Universität Ulm) ein Konzert mit dem Titel „Herab fiel Ohm“. Am Pfingstmontag, 25. Mai, um 17 Uhr stellt Florian L. Arnold seine neue Novelle „Ein ungeheuerlicher Satz“ vor und steht zum Autorengespräch bereit. Bis 7. Juni läuft auch die Kabinettausstellung „Im Schutz der Bäume“, die Bilder und Grafiken der Wertacherin Dr. Magdalena Willems-Pisarek präsentiert. Der Eintritt ist frei. Mehr Informationen

www.landkreis.neu-ulm.de

Bay. Staatspreis für Unterricht und Kultus nach Nördlingen

Naturmuseum der Stadt Augsburg/Sparkassen-Planetarium Schließung bis 17. April Das Augsburger Naturmuseum und das SparkassenPlanetarium sind vorübergehend bis voraussichtlich Freitag, 17. April, für die Öffentlichkeit geschlossen. In diesem Zeitraum ist aufgrund einer Baumaßnahme in den Augusta Arcaden kein Zugang für Besucher zu den beiden Einrichtungen möglich.

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Bildungsminister Dr. Ludwig Spaenle hat in München den Bayerischen Staatspreis für Unterricht und Kultus an Joachim Kaiser aus Nördlingen verliehen. Minister Spaenle würdigte das Projekt KINDERRESTAURANT des Gastronomen dabei als „wertvollen Beitrag zur anschaulichen und praxisnahen Gesundheits- und Verbrauchererziehung.“ Der Minister betonte: „Joachim Kaisers Engagement ist es zu verdanken, dass an den teilnehmenden Mittelschulen das Thema einer gesunden und guten Ernährung auf spannende Weise in den Fokus gerückt wird.“ Gleichzeitig hob der Minister hervor, dass das KINDERRESTAURANT ein Vorbild für mittelständische Unternehmen sei, auch in Zukunft auf die Fähigkeiten der Absolventinnen und Absolventen der bayerischen Mittelschulen zu bauen. „Joachim Kaiser ist in diesem Sinne auch ein Botschafter für die bayerische Mittelschule“, so Spaenle. Im Rahmen des Projekts KINDERRESTAURANT vernetzen sich Restaurants und örtliche Mittelschulen in zahlreichen bayerischen Städten und Gemeinden mit dem Ziel, Kindern und Eltern die Grundlagen gesunder Ernährung, die Wertschätzung heimischer Nahrungsmittel und deren Zubereitung zu vermitteln.


Nam en u nd Neu igkeiten

Kostbare Silberstatuette in Augsburg

Mit Dr. Kathrin Mädler hat das Landestheater Schwaben eine engagierte und hochmotivierte Dramaturgin zur neuen Intendantin gewählt. Wie Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger mitteilte, hat die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Landestheater Schwaben Mädler nahezu einhellig zur Intendantin ab der Spielzeit 2016/2017, also ab August 2016, gewählt. Die Struktur eines Landestheaters erfordert wegen der jeweils zwei Jahre vorher zu erstellenden Spielpläne einen mindestens eineinhalbjährigen Vorlauf bei der Bestellung einer neuen Intendanz. Der Intendantenvertrag läuft über fünf Jahre. Gleichzeitig geht damit im nächsten Jahr die Ära von Walter Weyers als langjährigem, verdienten Intendanten in Memmingen zu Ende.

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Magnet-Schultz Memmingen (MSM) ist eine international dynamische, familiengeführte Firmengruppe mit 2600 Mitarbeitern und Betrieben in Deutschland, der Schweiz, den USA, Großbritannien, Italien und China. Als HighTech-Unternehmen produzieren wir elektromagnetische Aktoren und Sensoren für höchste Qualitätsansprüche. Unsere Produkte und Dienstleistungen sollen unseren Kunden und Mitarbeitern Sicherheit geben. Sorgfältige Ausbildung, motivierendes Betriebsklima, hohe Investitionen, starke Innovation und Präsenz auf den Weltmärkten erhalten den Spitzenplatz. VERANTWORTUNGSBEWUSSTE INGENIEURLEISTUNG FÜR EINE MENSCHENGERECHTE ZUKUNFT! AUTOMATION MEDICAL OFFSHORE AUTOMOTIVE AEROSPACE

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Fotos: S.Kerpf/Stadt Augsburg, Diözesanmuseum, fotolia, privat

Für kurze Zeit beherbergt das Diözesanmuseum St. Afra eine kostbare Silberstatuette des heiligen Sebastian aus dem Bayerischen Nationalmuseum in München. Die lebhaft bewegte Statuette des Märtyrers Sebastian entstand Anfang des 17. Jahrhunderts. Zwar besitzt sie keine Silbermarken und kann deswegen keinem Künstler namentlich zugeordnet werden, jedoch steht die qualitätsvolle Arbeit in der Tradition des in Augsburg tätigen Bildhauers Hubert Gerhard (ca. 1540/1550 bis 1620). Die balancierende Körperhaltung des Heiligen geht wiederum auf den fliegenden Merkur Giovanni Bolognas (1529 bis 1608, genannt Giambologna) zurück. Das Werk des berühmten Florentiner Hofbildhauers hat Gerhard maßgeblich beeinflusst. Die zierliche Figur des beliebten Heiligen ist bis zum 25. Mai 2015 im Diözesanmuseum zu bewundern. Die Statuette wurde dem Diözesanmuseum im Austausch für ein Bronzekruzifix von Giambologna (um 1590) überlassen. Es stammt aus der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Wullenstetten und wird als Dauerleihgabe im Diözesanmuseum aufbewahrt. Bis 25. Mai 2015 ist es nun in der Sonderausstellung „Bella Figura. Europäische Bronzekunst in Süddeutschland um 1600“ im Bayerischen Nationalmuseum in München zu sehen.

Dr. Kathrin Mädler ist neue Intendantin am Landestheater Schwaben


Unterwegs in der Philippine-Welser-StraĂ&#x;e in der Augsburger Altstadt

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Das kreative Moment in der Fotografie Mit seiner Fotoschule ist der Augsburger Fotograf Stefan Mayr oft unterwegs in der Stadt

Wenn Stefan Mayr mit seiner Kamera

hat,“ verrät er seine ganz eigene Phi-

durch Augsburg zieht, ist er oft nicht

losophie, mit der er meist sehr redu-

allein unterwegs. Eine Gruppe von bis

ziert auf das Wesentliche an das Werk

zu sechs Personen sieht ganz genau hin, wie und wo er seine Motive inszeniert. Stefan Mayr hat 2012 die Fotoschule Augsburg

mit Licht und Formen geht – für seine wunderbaren, häufig schwarzweißen Motive aus Augsburg oder Schottland ebenso wie

gegründet, gibt eigenes Wissen als Fotograf gerne

für Auftragsarbeiten, wo seine ganz persönliche Bild-

weiter und organisiert Vorträge und Workshops zu

sprache gefragt ist. „Ich stelle mich nicht einfach hin

Natur-, Akt- oder Architekturfotografie. „Mir geht es

und mache ein Bild“, sagt Mayr, „ich fordere die Per-

nicht darum, die Technik der Kamera zu erklären“,

son vor der Kamera schon heraus und will wissen:

sagt er, „mir geht es um die Idee, um das kreative

Wer bist du? Was machst du? Da fließt viel Herzblut

Moment. Denn nichts ist schlimmer als ein attrakti-

rein – eigenes und das der Portätierten.“ Seit einem

ves Foto machen zu wollen und keine Idee zu haben.“

Jahr hat Stefan Mayr auch sein ideales fotografisches

Seine Fotoschule gründete der 48-Jährige, als er eine

Zuhause. In den Räumen der Hutfabrik Lembert am

Auszeit von seinem Beruf als Qualitätsmanager in

Rande der Augsburger Altstadt fühlt sich der fotogra-

der Kinderjugendhilfe nahm. „Ich habe ein Abitur in

fische Autodidakt wohl. „Die industrielle Vergangen-

Kunst und ein Studium in der Sozialpädogagik“, sagt

heit bietet für meine Arbeit, das Atelier, die Galerie

Mayr. Da lag es für ihn nahe, sein langjähriges Hobby

und die Fotoschule ein besonderes Flair“, ist er froh,

zum Beruf zu machen, „Ich glaube an den Charme

das zu seiner Philosophie passende Ambiente für sei-

und die Intensität zeitloser Fotografien und verfolge

ne Arbeit gefunden zu haben.

wos

den Anspruch, emotional sichtbar zu machen, was für gewöhnlich unsichtbar bleibt. Beim Betrachten von Bildern werden wir immer etwas empfinden. Idealerweise das, was sich der Fotograf dabei gedacht

Beispiele seiner Arbeit auf den folgenden Seiten und auf der Homepage www.lighthouse-fotografie.de. Kursangebote für die Fotoschule unter www.lighthouse-fotoschule.de

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Architektur, schnรถrkellos in Szene gesetzt: die Hochschule Augsburg

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33


Ostern und der Firmensitz der Patrizia AG gegen端ber des Augsburger Stadttheaters

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35


St. Ulrich und Afra am südlichen Ende von Augsburgs „Prachtmeile“, der Maximilianstraße

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37


Wir t schaf t

Ziemlich anziehend ... Als Magnet-Schultz Memmingen (MSM) am 30. Juni 2014 sein 102. Geschäftsjahr abschloss, waren erneut hervorragende Geschäftszahlen zu vermelden. Mit 2.475 Mitarbeitern erzielte die MSM-Group vergangenes Geschäftsjahr weltweit einen Umsatz von 352 Mio. Euro – Tendenz steigend.

sie angemessen qualifiziert sind und externe Berufserfahrung haben“, erläutert Schultz senior die strengen Regeln des Unternehmens. „Dieses ‚Familiengesetz’ stellt klare Regeln und Verpflichtungen auf, wie man sich zu verhalten hat“, sagt Sohn Albert auch in Hinblick darauf, dass es für nachhaltiges Unternehmens-

„Wir wachsen stark“, stellt Wolfgang

wachstum vor allem auf die Kompetenz,

E. Schultz fest, der das Unternehmen

Disziplin und Pflichtbewusstsein ankom-

seit 46 Jahren in der Nachfolge seines

me – Werte, die bei MSM offen ange-

Großvaters und Vaters führt. Sein ei-

sprochen und auch eingefordert werden.

gener Sohn, Dr.-Ing. Albert W. Schultz

„Mein Sohn und ich verstehen uns als

(39), steht ihm seit 2010 als Einzel-Ge-

Treuhänder unserer Generation“, erläutert Wolfgang E. Schultz die Werte, Ziele

schäftsführer zur Seite und führt künftig die MSM-Group, damit bereits in vierter Generation der Familie. Wer nun meint,

Wolfgang E. Schultz (oben), Albert W. Schultz (unten)

und Ethik, die in der MSM-Firmenphilosophie stecken. Das bedeutet auch, dass

dass der Übergang vom Vater auf den

die Familie Schultz gezielt den Rat und

Sohn ein Automatismus sei, kennt die

die Kompetenz externer und dem Unter-

Philosophie von Magnet-Schultz nicht.

nehmen konstruktiv zur Seite stehender

„Ein großes mittelständisches Familien-

Persönlichkeiten schätzt und einholt.

unternehmen zu sein ist kein Vorteil an

„Wie im Kodex vorgeschrieben, ist neben

sich“, sagt Schultz senior, „aber wenn

zwei familienfremden Geschäftsführern

wir professionell arbeiten und die rich-

unser Beirat komplett extern äußerst

tigen Werte leben, können wir eben die

qualifiziert besetzt“, so der Senior-Chef.

nachhaltige Vision eines Generationenwerkes umsetzen, statt immer nur den

überraschenden Tod des Vaters mit 24

Ein weiterer Punkt, der zeigt, dass es

nächsten Quartalsbericht im Blick zu

Jahren als frischgebackener Ingenieur

dem MSM-Führungskreis auf Nachhal-

haben.“ Albert W. Schultz sieht das ähn-

ohne Berufserfahrung das Steuer des

tigkeit ankommt, ist das eindeutige Be-

lich: „Wenn Sie gewisse professionelle

Unternehmens übernahm, verdreifachte

kenntnis zum Standort. „Was sich hier

Standards schaffen und absichern, dann

sich die Mitarbeiterzahl auf aktuell rund

machen lässt, machen wir hier“, ist die

kommen die Vorteile des Familienunter-

2.600 Personen, und der Umsatz ist mit

klare Überzeugung von Vater und Sohn

nehmens, wie schnelle Entscheidungs-

jetzt 400 Mio. Euro fast dreißig Mal so

Schultz, die neben den deutschen Wer-

findung, langfristiger Planungshorizont,

groß – dank einer großartigen Teamleis-

ken in Memmingen, Memmingerberg

geringe Bürokratie, eine eigene Kultur

tung, der sich auch die Unternehmens-

und Karlsruhe auch in Illinois/USA,

mit Belegschaft, Kunden, Lieferanten

führung stellt. Zu den professionellen

Ramsau/Schweiz

und Umfeld, zum Tragen. Dadurch wird

Standards gehört ein firmeninterner Ko-

Werke haben. „Es geht nicht darum, in

man richtig schlagkräftig und kann in

dex, der wie Wolfgang E. Schultz betont,

China billig zu produzieren“, sagt Albert

anspruchsvollen Nischen auch mit den

bereits 1993 eingeführt wurde, zehn

W. Schultz, „sondern in einem qualita-

ganz Großen mithalten.“

Jahre vor Inkrafttreten der „Corporate

tiv wie quantitativ wachsendem Indus-

und

Suzhou/China

Governance“-Regeln der Bundesregie-

triemarkt genau dann präsent zu sein,

Dass genau dieser Ansatz funktioniert,

rung. „Zu den Regeln des Schultz-Kodex

wenn unsere hochwertigen Produkte

beweist MSM heute mehr denn je. Seit

zählt, dass Familienmitglieder nur dann

benötigt werden.“ Und diese Produk-

Wolfgang E. Schultz 1969 nach dem

in der Führung arbeiten dürfen, wenn

te sind in der industrialisierten Gesell-

38


Wir t schaf t

Rechts: Ausbildungswerkstatt Bereich Grundausbildung. Unten: Robotereinsatz in der Fertigung

Magnet-Schultz Memmingen

schaft praktisch allgegenwärtig. „Mein

terschiedliche Branchen wie wir“, sagt

Wirtschaft“, sagt Thomas Kreuzer, Chef

Großvater hat einmal gesagt, dass man

Albert W. Schultz. Dabei sind drei Fak-

der bayerischen Staatskanzlei anlässlich

im Leben wahrscheinlich nicht weiter

toren entscheidend für den Erfolg in der

der 100-Jahr-Feier 2012. Aus Anlass des

als 50 Meter von einem Elektromagne-

Magnetbranche: die Qualität, die Liefer-

Jubiläums spendierte man „’m Mate“,

ten entfernt sein wird“, erzählt Albert W.

termintreue und die Kosten. „Qualität ist

dem Turm der St.-Martinskirche in Mem-

Schultz. Tatsächlich befinden sich elek-

nicht verhandelbar, wenn man in sicher-

mingen aus dem 14. Jahrhundert, die Sa-

tromagnetische Geräte und Sensoren

heitsrelevanten Feldern wie Luftfahrt,

nierung des Oktogon, der stilistisch her-

in Autos, Flugzeugen, pneumatischen

Medizintechnik oder Fahrzeugstabilität

vorgehobenen achteckigen Turmspitze.

und hydraulischen Steuerungen, in der

arbeitet“, so Vater und Sohn Schultz

Doch investiert wird auch in den eigenen

Raumfahrt, Schifffahrt, Medizintechnik

unisono. Dabei spielt der Standort in

Standort. Zuletzt ist das Segment „Elek-

und in der Gastronomie. Sie arbeiten im

Schwaben eine nicht unwesentliche Rol-

tronik“ in einen renovierten Altbau des

All, im Vakuum, bei minus 40 Grad, bei

le. Nicht nur, dass hier aktuell fast 2.000

ehemaligen Fliegerhorstes Memminger-

plus 120 Grad – und im Bereich Auto-

MSM-Mitarbeiter arbeiten und bei einer

berg umgezogen, womit der Weg frei war,

motive mit einer Fehlerquote von unter

Ausbildungsquote von neun Prozent je-

nebenan eine 12.000 Quadratmeter gro-

3 ppm, das heißt: von 1.000.000 Ge-

des Jahr 60 Azubis ausgebildet werden –

ße Halle zu bauen, die bereits wieder voll

räten arbeiten 999.997 fehlerlos – ein

hier wird investiert. „Im Allgäu daheim,

belegt ist. Magnet Schultz wächst weiter

Wert, der sich sehen lassen kann. „Kein

in der Welt zuhause: Ihr Unternehmen

– und scheint Neugeschäft noch stärker

Magnet-Hersteller beliefert so viele un-

ist ein Aushängeschild für die bayerische

anzuziehen denn je...

wos

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Fotos: Magnet Schultz

wurde 1912 in Memmingen gegründet und ist ein Top-Anbieter elektromagnetischer Geräte und Sensoren für das Anspruchsniveau der Investitionsgüterindustrie. MSM-Produkte finden sich unter anderem in Kfz, Flugzeugen, pneumatischen und hydraulischen Steuerungen, Raumfahrt, Schifffahrt, Medizintechnik und Gastronomie. Magnet-Schultz hat Tochterunternehmen in Europa, den USA und China. Dipl. Ing. Wolfgang E. Schultz ist unter anderem Träger des Bayerischen Verdienstordens, des Bundesverdienstkreuzes und der Staatsmedaille des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. Sohn Dr.-Ing. MBA IMD Albert W. Schultz führt die MSM-Group in vierter Generation.


Ko lu m nent itel

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Ko lu m nent itel

Die Spargelkönige Der Aufstieg von Josef und Georg Lohner in die „Top 3“ deutscher Spargelproduzenten �

Auf nur zwei Hektar Fläche fingen Josef und Georg Lohner vor 25 Jahren an, professionell Spargel anzubauen. Heute gehören sie zu den ganz großen Erzeugern und sind mit Abstand der größte Spargelproduzent Bayerns und einer der „Big Three“ in Deutschland. Rund um Inchenhofen bewirtschaften die Brüder rund 1.000 Hektar Spargelfelder – mehr als alle anderen 100 Schrobenhauser Spargelbauern zusammen. Eine Erfolgsstory.

von Wolfgang Strobl

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Wir t schaf t

Spaß gemacht.“ Das Geschäft wuchs kontinuierlich, von Jahr zu Jahr schafften es die beiden mit Fleiß, einer guten Pacht und Vertrauen „aus dem Nichts“ heraus mehr Flächen anzupachten und mit Spargel zu bepflanzen – weil immenser Bedarf da war. „Man muss sich das vorstellen“, erinnert sich Georg Lohner zurück, „eine unserer Schwestern war damals Krankenschwester in Starnberg. Wenn sie zur Arbeit fuhr, nahm sie Spargel mit – so viel es ging. Die Ärzte rissen ihr das Edelgemüse quasi aus der Hand – und Josef Lohner wunderte sich: „Wo sind wir denn, dass man eine Ware quasi zuteilen kann, weil es einfach zu wenig davon gibt?“ Die ZeiDas riesige Rolltor fährt langsam und

kaum hörbar hoch. Licht dringt nach und nach auch in die hintersten Ecken der nagelneuen Halle, wo in Reih und Glied,

Spargelernte gebraucht werden. Doch bis

„Wenn man all die Jahre geackert hat, will man irgendwann etwas Eigenes schaffen“

dahin ist noch Zeit. Im Moment liegt mit

Josef Lohner

sauber geputzt Pflanzmaschinen, Spezialtraktoren und zahlreiche andere Landmaschinen stehen, die speziell für die

dem Schnee noch winterliche Ruhe über den Feldern und Dächern von Inchenhofen bei Aichach, wo einer der größten seinen

der Familie wieder zurückgeholt nach

chen standen auf Expansion – wenn auch

Sitz hat: der Spargelhof Lohner. 30 Jah-

Inchenhofen. Schnell war klar, dass Ge-

immer noch im bescheidenen Rahmen.

re ist es in diesen Tagen exakt her, dass

org sein Leben ändern will. Die Zeit des

„Im elterlichen Hof bekamen wir immer

Josef Lohner – damals zarte 22 Jahre

erlernten Berufs als Zimmermann war

mehr Platz. Erst unter dem Vordach,

alt – einen Versuch wagte. „Aus der Not

bereits Mitte 20 für ihn passé. Er wollte

dann im Stadel, irgendwann waren wir

heraus haben wir nur zum Test ein paar

etwas Neues anfangen – am liebsten mit

auch im Stall.“ Mitte der 90er Jahre kam

Reihen Spargel gepflanzt. Das waren 0,15

dem Bruder. „1990 bauten wir beide zum

dann der entscheidende Schritt: Die Brü-

Hektar“, erinnert der ältere der beiden

ersten Mal auf zwei Hektar richtig Spar-

der Lohner beschlossen, nicht mehr alles

Lohner-Brüder an das erste schüchterne

gel an,“ erzählt er, „zwei Jahre später

selbst zu machen. „Wir haben gepflanzt,

Anbandeln an den Spargel. „Unsere El-

wurde zum ersten Mal geerntet“. Tag und

tern hatten Milchvieh, der Hof baute vor

Nacht waren die „jungen Wilden“ darauf-

allem Getreide an. Mit Spargel wollten wir

hin draußen, geschlafen haben sie kaum.

eigentlich nichts zu tun haben“. Doch wie

In der späten Nacht beim Stechen, über

so oft im Leben: es kam ganz anders. Der

den Tag beim Verkaufen. „Georg war auf

drei Jahre jüngere Bruder Georg wollte

den Wochenmärkten und dem Münch-

nach der Maueröffnung „etwas Eigenes

ner Großmarkt unterwegs. In Landsberg,

machen“, am liebsten im Osten. Doch auf

Memmingen, Bad Tölz, Schongau, Nörd-

dem Weg dorthin tat es auf der Autobahn

lingen – in der Spitze haben wir 30 Wo-

einen Schlag – der alte Daimler/8 hatte

chenmärkte angefahren“, so Josef Lohner,

einen Getriebeschaden. Georg Lohner

„die Direktvermarktung war genau unser

kam nur bis Nürnberg – und wurde von

Ding, das hat trotz aller Anstrengung

deutschen

42

Spargelproduzenten

4.500 t

4.000 t

15.000 t

85.000 t

Erntemenge Spargel restliches Deutschland Bayern, davon Schrobenhauser Erzeuger Lohner Inchenhofen


Auland Agrar GmbH Sonnenberg Eurospargel

Von drei Standorten aus erschließen die Lohners ihre Märkte (Schaubild oben).

geerntet, geschweißt, verkauft, die Buch-

man wie wir von ganz unten kommt, hast

haltung gemacht, und Standorte für Ver-

du jede Arbeit irgendwann schon einmal

kaufshäuschen gesucht“. Spätestens jetzt

gemacht. Du weißt, wie’s geht. Aber: Wenn

war klar, dass es so nicht weitergehen

die Zeit fehlt, wird’s Ergebnis oft nicht gut

stück und Abendessen. Heuer bauen wir

kann. Allein die eigenen Verkaufshäus-

genug.“ Deswegen haben die Brüder die

ein Fußballfeld und einen Basketballplatz,

chen für die Direktvermarktung waren

Weichen frühzeitig gestellt. Personal wur-

weil wir die Leute binden wollen.“ Das

für die beiden ein logistischer Wahnsinn.

de eingestellt, der Hof an den Ortsrand

zahle sich aus: Aus der Stammbesetzung

„Sie müssen erst einmal die ganzen Plätze

ausgesiedelt, Platz geschaffen – und damit

kommen jedes Jahr rund 90 Prozent auch

finden“, sagt Josef Lohner, „wir sind an-

beste Möglichkeiten, den Spargeltraum

deswegen immer wieder, „weil bei uns

fangs tagelang selber umeinander gefah-

konsequent in die Realität umzusetzen.

die Gemeinschaft, das soziale Umfeld,

ren, haben mit Pächtern und Behörden

In der Au am Fuße Inchenhofens liegt der

die Verköstigung und auch die Fürsorge

gesprochen – mit dem Ergebnis, dass am

Spargelhof Lohner heute – gut erreichbar

passen,“ freuen sich die Brüder darüber,

Schluss vielleicht drei Standorte heraus-

für die Sattelzüge, die in der Hochsaison

dass auch in diesem großen Rahmen das

kommen.“ Doch die Lohners wären nicht

mehrfach am Tag fertig konfektionierte

meiste von allein läuft. „Die neun Trupps

die Lohners, wenn sie das Thema nicht

und verpackte Ware holen – samt vorbe-

richtig angehen würden: Nach dem Motto

reitetem EAN- und Barcode für die gro-

„Wenn schon, dann g’scheit“, stellten sie

ßen Handelsketten und Discounter. „Das

jemanden ausschließlich für die Standort-

war schon eine gewaltige Erfahrung für

suche ein – dann lief’s. „Erst hatten wir 30

uns und unsere Eltern“, erinnert sich

Häuschen, dann 70 und bald waren es in

Josef Lohner zurück, „als wir das ers-

der Spitze über 150 Verkaufsstellen – von

te Mal an einem Tag eine Tonne Spargel

Rosenheim bis Stuttgart machen wir jetzt

verkauft haben“ – aus heutiger Sicht eine

mal den ganzen Süden zu,“ lacht Josef

Kleinmenge, die überhaupt nicht mehr

Lohner heute über die ersten Schritte.

ins Gewicht fallen würde. Denn 2015 ist

Das war die Zeit, in der Josef und Georg

son ein eigenes Dorf im Dorf: Rund 2.800

Lohner merkten, dass sie sich vollkom-

Einwohner hat Inchenhofen zwischen

men anders strukturieren müssen als bis-

Juli und Februar. Während der Spargel-

her gewohnt. „Wenn man erfolgreich sein

saison kommen rund 1.000 Saisonarbei-

will, braucht man Zeit. Man braucht Luft

ter, vor allem aus Polen und Rumänien,

zum Nachdenken und kann sich nicht um

dazu. „Wir haben feste Unterkünfte in

„Wenn du wachsen willst, musst du ein Spezialist in deinem Bereich sein“

alles kümmern – auch wenn’s manchmal

einer Wohncontaineranlage, eine Kantine

Georg Lohner

schwerfällt“, sagt Georg Lohner. „Wenn

mit Koch und Küchenpersonal für Früh-

Foto: Peter Buchner, fotolia

der Spargelhof Lohner während der Sai-

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KoWir lu mtnent schaf itel t

mit Vorarbeitern sind mit 60 bis 120 Leuten bestens organisiert. 14 Linienbusse bringen die Arbeiterinnen und Arbeiter von Montag bis Sonntag jeden Tag vom Spargelhof aus hinaus zu den Feldern“, freut sich Georg Lohner auf Anfang ApGrüner Spargel ist beim Verbraucher weniger beliebt. Die weißen Stangen dominieren das Mengengeschäft

ril, wenn’s dann wieder richtig los geht. „Es gibt bei uns anständige Verköstigung, das Essen schmeckt. Und wenn jemand krank wird, wird er von einer Person, die Deutsch spricht, zum Arzt begleitet“. Zwischen März und dem Johannistag am 24. Juni werden in Inchenhofen knapp 4.000 Tonnen bayerisch-schwäbischer Spargel – das sind acht Millionen (!) handlicher Ein-Pfund Päckchen Spargel – geerntet, gereinigt, geputzt, verpackt und in den Handel gebracht. Das allein ist für sich bereits eine Riesenmenge – und doch bei weitem nicht alles. Denn die Brüder

Marktbedeutung, die Präsenz der Lohners

Spargel

das Gemüse mit der größen Anbaufläche Weißkohl

Verbraucher besonders gut bezahlte) Ern-

andere Gesmüsearten

Möhren/ Karotten

Bein: Seit 2007 produzieren sie nahe der

Spargel

Gemüse gesamt

für den europäischen Markt. Den Betrieb leiten zwei Polen, die viele Jahre bei den Lohners in Inchenhofen das Geschäft mit der weißen Stange gelernt haben. „Die ticken wie wir“, freuen sich die Brüder, die erst im letzten Jahr einen weiteren wich-

Kritiker und Neider zu Wort – obwohl die Anlage mit umweltfreundlichen Hackkleineres Unternehmen gewesen wäre, hätte man dies vielleicht als gelungene Innovation bezeichnet. Weil wir mittlerweile

130 Kilometer östlich der deutschen Grenze, ca. 2.250 Tonnen polnischen Spargel

te im März einführte, meldeten sich viele

schnitzeln befeuert wird. „Wenn es ein

Lohner stehen nicht gern nur auf einem niederschlesischen Stadt Breslau, etwa

Lohners Innovationen wie die Beheizung von 15 Hektar Feldern für die erste (vom

Blumenkohl

Speisezwiebeln

im Markt Jahr für Jahr zunahm und die

ca. 25.000 Hektar ca. 10.200 Hektar ca. 9.700 Hektar 5.800 Hektar 4.200 Hektar ca. 57.300 Hektar 112.200 Hektar (2013 – Statistisches Bundesamt)

sehr groß geworden sind, betrachtet man unsere Ideen vielleicht eher skeptisch“. „Doch wenn man sich unsere Entwicklung ansieht“, überlegt Georg Lohner, „können wir nicht alles verkehrt gemacht haben. Vor 25 Jahren haben wir mit zwei Hektar angefangen – jetzt bewirtschaften wir rund 3.000 Hektar und werden ab 2016

tigen Schritt für die Zukunft getan haben. frage an qualitativ hochwertigstem deut-

fast 10.000 Tonnen Spargel ernten“ – wo-

„Wenn man all die Jahre nur geackert hat,

schen Bleichspargel gerecht werden. „Die

mit Lohner mit Abstand der größte Spar-

will man irgendwann auch etwas Eigenes

Märkte in Nord- und Mitteldeutschland

gelproduzent Bayerns und einer der „Top

schaffen“, sagt Josef Lohner. Der elterli-

lieben frischen deutschen Spargel, hier in

3“ in Deutschland geworden ist. Diese

che Betrieb war eher klein – nur knapp 16

Bayern schätzt man natürlich den Spar-

drei etwa gleich großen Spitzenerzeuger

Hektar eigenes Land, der Rest angepach-

gel weiß-blauer Provenienz“, sagt Lohner,

produzieren alleine rund ein Drittel der

tet. „Deswegen waren wir froh, als wir am

„deswegen passt Sonnenberg perfekt in

rund 100.000 in Deutschland produzier-

1. Januar 2014 mit der Agrar GmbH Son-

unser Portfolio“.

ten Spargeltonnen jährlich. So viel Spargel ... doch welcher Spargel schmeckt denn

nenberg im brandenburgischen Oberhavelland einen Betrieb mit eigenem Land-

Doch auch über dem Spargelhof Lohner

besonders? Die Einschätzung der Lohner-

besitz übernehmen konnten“. Der Vorteil:

scheint nicht immer nur die Sonne. Die

Brüder ist unisono eindeutig – und mehr

Die besonderen Bodenverhältnisse und

Brüder haben im Laufe der Jahre gelernt,

als überraschend. „Der beste Spargel

eine bereits seit Mitte des 18. Jahrhun-

mit Anfeindungen, Neid und Missgunst

kommt eindeutig vom Hochfeld zwischen

derts andauernde Tradition, Spargel in

umzugehen. „Anfangs haben uns die Kol-

Schwabmünchen und Graben. Das ist gi-

Brandenburg zu kultivieren, passen per-

legen nur milde belächelt“, erzählt Georg

gantisch, was da wächst. Es gibt nichts

fekt zu Lohner. Denn mit diesem Standort

Lohner, „den ganzen Tag buckeln für we-

Besseres. Der Spargel von dort ist das Filet

will die Lohner Group die große Nach-

nig Ertrag“. Als dann das Geschäft, die

unter dem bayerischen Spargel.“

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Wir t schaf t

„Es ist oberfrustrierend.“ Der Fugger-Express kann sein schlechtes Image nicht abschütteln. Die privaten Anbieter ziehen – teilweise – an ihm vorbei.

tet, dass andere Anbieter, wie Veolia (Bayerische Regiobahn) – im Ranking auf Platz 5 – auch deswegen besser abschneiden, weil sie in kleineren Organisati-

„Sardinendosenzug. Zu enge Plätze. Zu spät.“ Punk-

onsstrukturen flexibler auf Veränderungen reagieren

te, die immer wieder angeführt werden bei Be-

können. Die Bayerische Regiobahn fährt unter der

schwerden von Pendlern. Und jetzt auch noch de-

Bezeichnung Paartalbahn zwischen Augsburg und

fekte Motoren. Im vergangenen sowie im aktuellen

Ingolstadt und schneidet jährlich in der Rangliste zur

Jahr bleibt der Fugger-Express das Sorgenkind der

Verkehrsqualität überdurchschnittlich gut ab.

Deutschen Bahn: Er befindet sich nun auf Platz 14 von 26 des Qualitätsrankings der Bayerischen Eisenbahngesellschaft – zwar besser als im Vorjahr, aber immer noch nicht gut genug. Und aktuell scheint sich kaum etwas an der Situation für Pendler geändert zu haben.

Winfried Karg vom Fahrgastverband PRO BAHN e. V.: „Die Privaten haben etwas mehr Schwung und Pfiff.“

Ausnahmen bestätigen die Regel Aber auch bei den privaten Anbietern gibt es „schwarze Schafe“, wie den ALEX-Süd, der im aktuellen Qualitätsranking sogar drei Plätze schlechter abschneidet als der Fugger-Express. Überprüft werden bei diesem Ranking vor allem die Sauberkeit der

Fast 500 Einträge im Internet-Blog Nun hat der Fugger-Express auch noch das Pech, eine einflussreiche Mitfahrerin zu haben: Christine Kamm, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Abgeordnete des Bayerischen Landtags, und regelmäßige Pendlerin nach München. Diese war so erbost über die schlechten Noten, dass sie zunächst eine schriftliche Anfrage an den Bayerischen Landtag stellte und dann auf ihrer Website ein Mängel-Forum für Betroffene einrichtete. Diese Kommentare wurden dann an die Bayerische Eisenbahngesellschaft weitergeleitet. Das Angebot wurde sehr aktiv genutzt, wie die fast 500 Einträge zeigen. Oftmals sind mehrere unterschiedliche Mängel an verschiedenen Tagen in einem Kommentar aufgelistet. Vereinzelt erhält Kamm auch noch E-Mails von Betroffenen. „Es

Fahrzeuge, die Fahrgastinformation im Regel- und Die schlimmsten Mängel: •Z üge fallen ersatzlos aus •Z üge sind so überfüllt, dass nicht alle Fahrgäste einsteigen können

Störfall, die Funktionsfähigkeit der Ausstattung, die Serviceorientierung der Zugbegleiter und der Umgang mit Kundenbeschwerden. Im vergangenem Dezember wurde bekannt gegeben, dass ab 2017 keine ALEX-Züge mehr im Allgäu verkehren werden. Die Deutsche Bahn hat den Zuschlag für die Strecken und die Regionalisierungsmittel erhalten.

•D ie Hälfte der Toiletten und Türen sind häufig defekt

Derzeit laufen auch Ausschreibungen für den Raum

•E s stehen weniger Zugteile zur Verfügung als angegeben

letzten Ausschreibung wurden auch Fehler gemacht

Augsburg. Kamm bemängelt, dass diese Ausschreibungen nicht öffentlich einsehbar sind. „Bei der und nicht auf die Verfügbarkeit geachtet“, fügt Kamm hinzu. Bleibt zu hoffen, dass diesmal für alle Beteiligten eine Verbesserung der Situation eintritt.

al

ist oberfrustrierend, dass sich auf Jahre die Probleme wiederholen“, beschwert sich Kamm. „Verbesserungen, die umgesetzt werden sollen, benötigen viel Zeit, bis zu zwei Jahren muss man warten und es sind nur Kleinigkeiten, die verändert werden.“ Sie fordert, dass „die Staatsregierung endlich dafür sorgen muss, dass die wichtigste Pendlerstrecke Bayerns besser wird.“ Die Hauptstrecke von Dinkelscherben und Treuchtca. 40 Prozent mehr Fahrgäste erhalten hat. Winfried Karg vom Fahrgastverband PRO BAHN e. V. erklärt: „Der Fugger-Express hat die meisten Fahrgäste. Wenn Probleme auftreten, sind auf einen Schlag gleich 500 oder 1.000 Leute betroffen.“ Karg vermu-

Der Fugger-Express bleibt das Sorgenkind der Deutschen Bahn - die Probleme häufen sich.

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Foto:s: privat, Simon Strobl

lingen über Augsburg nach München hat seit 2007


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Junge Migranten im Handwerk Ismael Bagayoko von der Elfenbeinküste will Straßenbauer werden. Mahmood Mostajeran Gortani aus dem Iran wäre gerne Konditor. Die beiden sind als Flüchtlinge nach Schwaben gekommen und hoffen, hier ihre Berufswünsche verwirklichen zu können. Die Handwerkskammer hilft dabei, dass der Traum in Erfüllung geht und sie in den Arbeitsmarkt integriert werden.

listischen Gesellschaft schaffen kann“, umschreibt Rauch die Gründe für das Engagement der Handwerkskammer. Die Integration der jungen Flüchtlinge ist ihm ein persönliches Anliegen. Deshalb hat er eine Patenschaft für die beiden Männer übernommen. Dem 17-jäh-

„Mit dem aktuellen Flüchtlingsstrom

in Berufen, die in Deutschland keinen

rigen Ismael Bagayoko konnte er einen

kommen viele Minderjährige ohne Be-

hohen Stellenwert mehr haben, wie im

Praktikumplatz in einem Baugeschäft in

gleitung nach Schwaben, die keine

Nahrungsmittelgewerbe und am Bau.

Kempten vermitteln. Den 24-jährigen

Sprachkenntnisse haben, aber hoch-

Allerdings könne auf diesem Weg die

Mahmood Mostajeran Gortani brachte

motiviert sind“, erklärt Handwerks-

Fachkräftelücke nicht geschlossen wer-

er bei einer Bäckerei in Kempten unter.

kammerpräsident Hans-Peter Rauch.

den, denn es sei kein Massengeschäft.

„Der Meister ist begeistert von ihm und

Wenn man sie qualifiziere, sei das eine

„Wichtig sind uns auch die positiven,

hat erzählt, dass er sich schnell in das

Riesenchance für die Unternehmen,

gesellschaftlichen Impulse, die Integ-

Team integriert habe“, freut sich Rauch.

Facharbeiter zu gewinnen, vor allem

ration durch Arbeit in unserer plura-

Er will weitere Patenschaften überneh-

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Wir t schaf t

ben“, erläutert Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Deshalb hat die Kammer das Personal im Bereich Integrationsberatung aufgestockt und ein Netzwerk für interkulturelle Laufbahnberatung aufgebaut. Seit September 2014 wurden 62 Jugendliche durch die Kammer betreut, 14 in ein Praktikum vermittelt, sechs junge Männer traten eine Ausbildungsstelle an. „Der Schlüssel zur Integration ist eine berufliche Qualifizierung, die auf dem men. Bagayoko und Gortani besuchen

Arbeitsmarkt anerkannt wird und der

eine Klasse für berufsschulpflichtige und

bietet momentan die besten Vorausset-

-berechtigte Asylbewerber und Flücht-

zungen, weil wir einerseits Vollbeschäf-

linge (BAF) an der Berufsschule Immen-

tigung und andererseits einen Fach-

stadt. Derzeit leben rund 1.500 junge

kräftemangel haben“, erklärt Wagner.

berufsschulpflichtige Asylbewerber und

Aufgrund der unterschiedlichen Le-

Flüchtlinge in Schwaben. Doch an den

bensläufe der jungen Migranten müs-

acht Berufsschulen stehen nur 440 Plät-

se man individuelle Lösungen finden.

ze zur Verfügung. Im zweiten Schuljahr

„Flüchtlinge aus Syrien sind überwie-

ist ein Praktikum vorgesehen. Auch das

gend gut qualifiziert, andere haben nie

macht den Schulen Probleme, denn es

in ihrem Leben eine Schule besucht“, so

ist schwierig, passende Stellen in geeig-

Wagner.

neten Unternehmen zu finden. Eines haben sie fast alle gemeinsam, sie Die Handwerkskammer will helfen und

müssen die deutsche Sprache lernen und

ihre über 15-jährige Erfahrung bei der

für einen Handwerksberuf auch Begriffe

Integration von Migranten einbringen.

aus der Fachsprache. Das versetzt alle,

Es begann 1999, als in großer Zahl Bür-

die mit jungen Migranten zu tun haben,

gerkriegsflüchtlinge aus dem Balkan

ins Staunen. „Die jungen Leute lernen

nach Schwaben kamen. Weil viele junge

sehr schnell, sind wissbegierig, haben

Leute eine Berufsausbildung im Hand-

ein Ziel und wollen das verwirklichen“,

werk machen wollten, brauchten die

hat Wagner festgestellt.

rmi

Firmen Unterstützung. Die Kammer fungierte als Lotse durch den Bürokratiedschungel, half bei den Prüfungsvorbereitungen der Azubis und bei rechtlichen Fragen. Damit dies kein einmaliges Projekt blieb, wurde das Thema als fester Bestandteil in die betriebliche Beratung integriert. Mittlerweile beschäftigt etwa die Hälfte der 29.000 Mitgliedsfirmen der Handwerkskammer Mitarbeiter mit Migrationshintergrund. „Derzeit kommt mit den unbegleiteten Minderjährigen eine neue Gruppe Asylbewerber und Flüchtlinge nach Schwa-

Bei einem Besuch der Berufsschule in Immenstadt (v. l.): Die Auszubildende Sozette Herkommer erklärte Mahmood Mostajeran Gortani aus dem Iran, Handwerkskammerpräsident Hans-Peter Rauch, Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner und Ismael Bagayoko von der Elfenbeinküste, wie duale Ausbildung funktioniert.

Nachgefragt bei Hans-Peter Rauch, Präsident der Handwerks­ kammer für Schwaben Warum haben Sie Patenschaften für junge Flüchtlinge übernommen? Hans-Peter Rauch: Grundsätzlich möchte ich gegenüber der Politik ein Zeichen setzen. Dabei ist es mir wichtig, aus der Praxis heraus selbst zu erfahren, wo Unternehmen an Schwierigkeiten stoßen und Bürokratie, die es vielleicht so gar nicht braucht, entsteht. Es soll aber auch klar werden, wie schwer es ist, für uns wertvolle Menschen in ein Praktikum oder eine Ausbildung einzubinden. Eine tragfähige politische und gesetzliche Basis ist für eine erfolgreiche Integration unverzichtbar. Was müsste verbessert werden? Hans-Peter Rauch: Unsere Unternehmen brauchen Planungssicherheit. Dazu gehört Klarheit über den rechtlichen Status des jeweiligen Flüchtlings. Ins Blaue hinein zu agieren wird niemandem gerecht, schon gar nicht den oftmals schwer traumatisierten Menschen. Die Wirtschaft und das Handwerk werden nur dann ausbilden, wenn sichergestellt ist, dass die jungen Menschen nach der Ausbildung ihrem Arbeitgeber und auch dem deutschen Arbeitsmarkt als Fachkräfte zur Verfügung stehen. Was bedeutet die Integration junger Flüchtlinge in das Handwerk? Hans-Peter Rauch: Diese Maßnahmen sind kein Allheilmittel, um die Fachkräftelücke zu schließen, sondern nur ein kleiner Baustein. Die Bereitschaft der Betriebe sich zu engagieren ist hoch. Mit der Patenschaft möchte ich aus der Praxis heraus aufzeigen, wie dies funktionieren kann.

Foto: HWK Schwaben

Das Handwerk braucht Fachkräfte und jugendliche Migranten haben großes Interesse daran, einen Handwerksberuf wie Friseur oder Metallbauer zu erlernen.

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Wir t schaf t

Wißner-Verlag schlägt neue Seiten auf Neuer Verlagsleiter setzt auch auf regionale Comics

Unterschiedlicher könnten zwei Bücher nicht sein: Auf der

alle zwei Monate eine Zeitschrift für Geodäsie erscheint, in

einen Seite liegt der schöne Bildband, in dem der Augsburger

der die NASA ihre Anflugberechnungen der Spaceshuttles

Jugendstil auf 200 Seiten zwischen zwei Hardcover-Buchde-

weltweit zuerst veröffentlicht“, freut sich Wißner über diese

ckel gepresst ist. Auf der anderen Seite schaut Martin Lu-

Besonderheit seines Verlages ebenso wie auch darüber, dass

ther die Leser vom Titel einer DIN A4-Broschüre ein wenig

der Verlag in der Musikpädagogik und Musikwissenschaft

nachdenklich an – als Comicfigur, die die Stetten-Schülerin

bundesweit einen hervorragenden Ruf genießt.

Isabelle Rodin gezeichnet hat. „Die beiden Bände zeigen sehr schön unsere ganze Bandbreite im Bereich ‚Bunte Bücher‘

Dabei hat alles ganz anders angefangen: Als junger Mann

aus Augsburg und Schwaben“, freut sich Dr. Bernd Wißner,

kam Bernd Wißner über seine Geburtsstadt Gifhorn, Köln

der den Verlag 1987

und

gegründet

Augsburg,

hat.

Seit-

Hannover

nach

um

dort

her hat Wißner mehr

im

ersten

als 200 Titel über die

der

Augsburger

Stadt und die Region

Wirtschafts- und So-

herausgebracht – mehr

zialwissenschaften zu

als jeder andere Ver-

studieren.

lag. Die Bände haben

Aufkommen der elek-

das Unternehmen in

tronischen

Schwaben bekannt ge-

arbeitung hat Bernd

macht – und doch ist es

Wißner

mit rund 1.100 Werken

gefunden, das ihn bis

weitaus breiter aufge-

heute

stellt. „Die wenigsten

Nachdem

wissen, dass bei uns

puterberater

Michael Moratti und Dr. Bernd Wißner

48

Jahrgang Uni

Mit

dem

Datenver-

ein nicht er

Thema loslässt. Comfür

die


Wir t schaf t

Geisteswissenschaftler an der Uni war,

zuprobieren und selbst neue Seiten auf-

übernahm er anschließend bald erste

zuschlagen – im Moment mehr denn je.

Aufträge von Verlagen. „Wir waren eine

Verantwortlich dafür zeichnet Michael

der wenigen, die in Deutschland damals

Moratti (46), der seit Mitte 2014 die Ver-

Lautschrift auf dem PC setzen und in

lagsleitung übernommen hat. Als gebür-

Datenbanken verarbeiten konnten“, er-

tiger Donauwörther, gelernter Lithograf,

innert er sich gern zurück an die Zeit,

Drucktechniker, Technischer Betriebs-

als der Langenscheidt-Verlag auf ihn zu-

wirt und Wahlaugsburger hat Moratti

kam, um ein Wörterbuch zu bestellen.

ein ebenso starkes Faible für die Regi-

Was war zu tun? „Verleger ist kein Lehr-

on, Augsburg und das Verlagswesen wie

beruf, hier musste ich reinwachsen“,

Wißner selbst. Und dass sich die beiden

sagt er, und freut sich, dass er in seiner

seit Jahren gut kannten, machte es Bernd

Selbstständigkeit von Anfang an erfolg-

Wißner leicht, den Stab zu übergeben.

reich war – bei gedruckten Büchern wie

„Ich habe zuerst überlegt, den Verlag zu

auch bei eBooks. Vor elf Jahren war der

verkaufen“, sagt der 65-jährige Wißner,

Wißner-Verlag als Erster in Deutschland mit einem eBook auf dem Markt. Auftraggeber war die Puppenkiste mit Lilalu

Buchtipp

Jugendstil in Augsburg

„doch die Sorge war groß, dass sich der neue Inhaber die Rosinen herauspicken, den Verlag zerschlagen und Mitarbeiter entlassen würde.“ Die Übergabe war vom

im Schepperland.

ersten Tag an problemlos. „Als ich am 1. Nicht jedes Buch ist ein Kassenschla-

Juli meinen ersten Arbeitstag hatte und

ger, doch einige Beststeller hat auch

eine Mitarbeiterin etwas von Bernd Wiß-

der Verlag Wißner im Programm. Mehr

ner wollte, zeigte er auf mich und sagte:

als 70.000-mal wurde „Augsburg ent-

‚Das ist der Chef’“, erinnert sich Michael

decken“ verkauft. Ähnlich erfolgreich:

Moratti. Die Rollen sind seither klar ver-

„Die Fugger in ihrer Zeit“, das sowohl

teilt, Bernd Wißner steht Michael Morat-

legt wird. Der momentane Renner ist ein Stadtführer für jüngeres Publikum, der auch in englischer und russischer Auflage erscheint. „Ob ein Titel ankommt oder nicht, kann vorher niemand sagen“, gibt Bernd Wißner aus seinem Erfahrungsschatz preis. Anfangs verlegte Wißner nur Fremdautoren, seit Legoland sich 2002 in Günzburg angesiedelt hat und beim Verleger ein Legoland-Buch in Auftrag gegeben hat, ist Wißner auch selbst als Autor tätig, im Schulbuchbereich ebenso wie für den freien Markt. Im Moment laufen Rad-, Wander- und Stadtführer, früher waren die historischen Titel die mit den höchsten Verkaufszahlen. Der Markt ist in Bewegung, Trends ändern sich. Deswegen ist es wichtig, Entwicklungen zu erkennen, Neues aus-

Jugendstil in Augsburg – das ist eine Epoche, die in der „Stadt der Renaissance“ bisher kaum Beachtung fand. Zu Unrecht, denn über 400 Fotos in diesem Bildband Karl Fiegers zeigen, dass auch diese faszinierende Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in den Ersten Weltkrieg das Gesicht der Stadt nachhaltig geprägt hat. Beste Beispiele sind das begehrte Beethoven- und das Prinzregentenviertel, die Gartenstädte und natürlich die Pferseer Herz-Jesu-Kirche – Augsburgs schönstes Jugendstiljuwel. Das frühe 20. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs, die nicht nur durch den Jugendstil – die „neue Kunst“ –, sondern auch durch ein Nebeneinander verschiedener Stile geprägt wurde: fortdauernder Historismus, Jugendstil, Vorboten des Neuen Bauens. Viele Architekten kümmerten sich nicht um Schubladendenken und mischten munter alles, was Gefallen fand. Das Buch erkundet dieses reizvolle Miteinander in Augsburgs Vierteln. Eine praktische Übersichtskarte führt zu den schönsten Häusern im Stadtzentrum.

ti beratend zur Seite, auch bei dessen Ideen. Als Comic-Fan schweben Moratti zusätzlich zum bestehenden Verlagsprogramm „Graphic Novels“, Comics und Bilderbücher zu Augsburg und zur Region vor. „Das Leseverhalten ändert sich“, stellt er fest und öffnet eine Mappe mit eigenen, eindrucksvollen Illustrationen, „warum nicht einmal plakativ Bischof Ulrich beim Kampf auf dem Lechfeld oder die Römer in Augsburg als Comic in Szene setzen?“ Ideen gibt es genug und jeden Tag meldet sich ein/e Autor/in, um dem Verlag ein neues Buchprojekt nahezubringen. Auch wenn die Branche über den Niedergang der Lesekultur klagt – weder Wißner noch Moratti machen sich darüber Sorgen. „Wir machen Bücher, die wichtig für Augsburg sind – und die haben immer ihren Markt.“

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Foto:s: Karl Fieger (4), Daniel Mühlebach

in Deutsch als auch in Englisch aufge-


Veranstalt u ngen

250 Slammer kommen nach Augsburg Vorbereitungen für die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften laufen auf vollen Touren Dichterwettstreite haben eine lange Tradition. Schon im antiken Griechenland wetteiferten Sprachkünstler um die Gunst des Publikums. Die mittelhochdeutsche Gedichte-Sammlung des Sängerkriegs auf der Wartburg erzählt von einem angeblichen Dichterwettbewerb, Schiller und Goethe konkurrierten im Balladenschreiben und auch die Gruppe 47 traf sich und kritisierte einander, seit 1977 sucht der Ingeborg-BachmannPreis bei öffentlichen Lesungen einen Sieger. 1983 ritzte sich dabei Autor Rainald Goetz bei einer Lesung mit einer Rasierklinge die Stirn ein. Nicht ganz so blutig verläuft ein Poetry Slam, dennoch ist er der moderne Dichterwettstreit: Selbstverfasste Texte werden innerhalb eines Zeitlimits ohne weitere Hilfsmittel einem Publikum präsentiert, das durch Applaus den Sieger bestimmt. Formale Beschränkungen gibt es nicht: von flammenden Reden, über lustige Shortstorys bis hin zu nachdenklich stimmender Performance-Lyrik kann man alles auf einem Poetry Slam erleben. Als dieser moderne Dichterstreit in Augsburg begann, war dieses Format noch vollkommen unbekannt. „Vor 17 Jahren wusste keiner, was ein Slam überhaupt sein soll“, erzählt Horst Thieme, Gründer und Moderator der Augsburger Slams. Im Jahre 2015 ist dies anders. Poetry Slam kann man im Fernsehen und im Internet auf YouTube erleben und ist fester Bestandteil vieler Festivals geworden. Und Horst Thieme zählt mittlerweile zu den bekannten Slam-Mastern im deutschsprachigen Raum. Seit 1998 organisiert Thieme Slams in Augsburg – zuerst im Blauen Salon, später in der Kresslesmühle und seit zwei Jahren in der Brechtbühne. Mittlerweile gibt es in Augsburg die unterschiedlichsten Slamveranstaltungen: den Grand Slam, quasi die Mutter aller Slams, den Hate-, den Song- und den Erotik-Slam. 2013 holte Horst Thieme schon den BayernSlam in der Fuggerstadt. In diesem Jahr ist der ganz große Coup gelungen: Die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften

Die Karusselle drehen sich wieder

Foto: Siegfried Kerpf

Der Frühling kommt – und mit ihm der Osterplärrer, dem der Augsburger Dramatiker und Lyriker Bertolt Brecht bereits 1917 sein „Plärrerlied“ gewidmet hat. 98 Jahre später dauert der Plärrer wieder zwei Wochen – vom 5. bis zum 17. April.

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finden erstmals in Augsburg statt. Sie bilden jedes Jahr den Höhepunkt in der deutschsprachigen Poetry-Slam-Szene und finden jedes Jahr in einer anderen Stadt statt. Rund 14.500 Besucher kamen im letzten Jahr nach Dresden zu den Entscheidungen. Die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften in der Brechtstadt sollen vom 3. bis 7. November im Kongress am Park ausgetragen werden, mit zwölf Slams in der Vorrunde, sechs Halbfinals und zwei großen Finals im Einzel- und Teamvortrag. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange. Unterstützt wird Horst Thieme dabei von Richard Goerlich. 15.000 Besucher werden erwartet, 250 Slam-Poeten und Slam-Poetinnen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg wollen für vier Tage in Augsburg untergebracht werden. Es braucht Technik, Koordination und Räumlichkeiten. Dazu muss ein Rahmenprogramm auf die Beine gestellt werden. Und: Es werden Sponsoren gesucht. Denn insgesamt kostet die SlamMeisterschaft 180.000 Euro. So ist der 41-jährige Augsburger dieser Tage fleißig unterwegs, um Gespräche zu führen und zu verhandeln. Fördermittel bei Stadt und Land sind beantragt und ein großer Teil der Sponsoren ist auch schon unter Dach und Fach. „Zwischendurch erfordert es schon viel Kraft und vor allem Time-Management um alles unter einen Hut zu bekommen“, betont Thieme, im „richtigen Leben“ Business Development Manager. Dazu fällt ihm dann auch gleich eine Geschichte aus früheren Slamtagen ein: „2006 hatten wir dem Gründer der Slamkultur, Marc Kelly Smith aus Chicago, bei uns. Er lobte das Niveau unserer Veranstaltung. So etwas entschädigt für die viele Arbeit, die drin steckt“. Der Slogan für die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften im November in Augsburg heißt übrigens, frei aus dem englischen Fußball übernommen: „Poetry slam`s coming home“. pif

Plärrerlied Bertolt Brecht, 1917 Der Frühling sprang durch den Reifen Des Himmels auf grünen Plan Da kam mit Orgeln und Pfeifen Der Plärrer bunt heran.

Nachts ruhn die Karusselle Wie Milchglasampeln still Jede Nacht wird sternenhelle Nun geh es, wie es will!

Dort hab ich ein Kind gesehen Das hat ein goldenes Haar Und ihre Augen stehen Ihr einfach wunderbar.

Nun bin ich trunken, Mädel! Und trag zu aller Hohn Statt meinem alten Schädel Einen neuen Lampion.

Und in der Sonne drehen Die Karusselle dort – Und wenn sie stille stehen Dann dreht mein Kopf sich fort.

Nun mag der Frühling gehen Ich seh ihn immerdar: Ich hab ein Kind gesehen Die hat ein goldenes Haar.

EX


Das Brechtfestival 2015 Das Brechtfestival 2015 gehört der Vergangenheit an. Schon jetzt beginnen die Planungen für 2016. Florian Pittroff hat Ende Februar mit dem Kulturreferenten der Stadt Augsburg, Thomas Weitzel, gesprochen. Herr Weitzel, wie sind Sie mit dem Brechtfestival 2015 zufrieden? Das Brechtfestival ist mit seinen bewährten Formaten, der Eröffnung mit Thomas Thieme, dem Exilabend und dem Gastspiel des Berliner Ensembles beim Publikum mit Begeisterung aufgenommen worden. Auch das von Girisha Fernando kuratierte umfangreiche Musikprogramm hat insbesondere junge Besucher für das Festival interessiert. Das Festival hat sich somit in der Festivallandschaft etabliert und gewisse Formate sind fast zu einem Selbstläufer geworden. Das war in Sachen Brecht in Augsburg nicht immer so und ist sicherlich auf die lückenlose Kontinuität der letzten sechs Jahre zurückzuführen, in der vieles aufgebaut wurde. Als Kulturreferent gilt mein Dank an dieser Stelle natürlich dem künstlerischen Leiter, Herrn Dr. Lang, dem Brechtbüro sowie allen Beteiligten wie der freien Szene und insbesondere auch dem

Brechtfestival hat sich in der Festivallandschaft etabliert Rund 13.000 Besucher kamen in diesem Jahr Elf Tage lang wurde Brecht wieder mit rund 50 Veranstaltungen in seiner Geburtsstadt geehrt. Und zwar u. a. mit großen Theateraufführungen („Mutter Courage“, „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“), interaktiven Inszenierungen („Schwarze Liste – Exilhaus“, „Reise ins Exil“), mit Konzerten („Schauspiel für die Ohren“), konzertanten Lesungen („Leben des Galilei“) und szenischen Lesungen („großer Abend zu Brecht im Exil“), mit einer Neuinszenierung der Stückskizze „Die Reisen des Glücksgotts“ durch Johanna Schall, mit Auftritten von drei Exilschriftstellern aus Syrien und Tunesien in Augsburger Flüchtlingsheimen und im Grandhotel Cosmopolis, mit Chansonabenden, Kabarettaufführungen und einem popkulturellen Programm (u. a. mit Mia und Peter Licht). „Über den enormen Zuspruch, den das Programm und Konzept des Brechtfestivals erfahren haben, freue ich mich sehr und bedanke mich ganz herzlich bei allen Künstlerinnen und Künstlern, bei der Stadt Augsburg, dem Stadttheater Augsburg, bei der freien Szene sowie bei allen Kooperationspartnern, Medienpartnern, Sponsoren und Organisatoren!“, sagte Festivalleiter Dr. Joachim A. Lang. „Elf Tage lang haben wir unterschiedliche künstlerische Perspektiven auf die Exilzeit Brechts geworfen und das Werk in den aktuellen Zusammenhang gestellt, mit Themen wie Flucht, Terror und Krieg. Auf beeindruckende Weise wurde erkennbar, wie sehr Kunst die Menschen bewegen kann, wenn sie von den Schicksalen der Menschen bewegt wird.“ pm/pif

Theater Augsburg, das mit der Logistik der Gastspiele oder auch der Brechtnacht viel zum Gelingen des Festivals beiträgt. Wie weit sind die Verhandlungen mit Festivalleiter Dr. Joachim A. Lang bezüglich der einjährigen Verlängerung? Verlängert er oder eher nicht? Diese Frage kann nur Herr Dr. Lang beantworten. Die Stadt hat Herrn Dr. Lang vor Beginn des Festivals einen Vertrag übermittelt, der sich im Leistungsvolumen an den bisherigen Verträgen

dern zunächst mit den Beteiligten selbst in einen Dialog treten.

orientiert. Wir haben Herrn Dr. Lang in den letzten Tagen gebe-

Wann wird es einen endgültigen Nachfolger geben?

ten, uns eine Rückmeldung zum Vertrag zukommen zu lassen.

Der Stadtrat hat in seiner Sitzung vom 18. Dezember 2014 die

Darüber hinaus habe ich Herrn Dr. Lang zu einem inhaltlichen

Verlängerung für ein Jahr beschlossen, damit 2016 der Zyk-

Gespräch über die Festivalplanungen für 2016 ins Kulturreferat

lus von Herrn Dr. Lang mit der Rückkehr Brechts aus dem

eingeladen, zumal auch die Verzahnung mit dem Theater keinen

Exil abgeschlossen werden kann. Ab 2017 werden wir mit der

allzulangen Aufschub duldet, da die Spielpläne für 2016 thea-

Festivalkonzeption flexibel auf die Situation der Interimsspiel-

terseitig schon fertig sind und die Fragen der

stätten des Theaters reagieren müssen. Das wird eine span-

Disposition geklärt werden müssen.

nende und die Phantasie fordernde Aufgabe, die aber lösbar ist. Festhalten möchte ich – nachdem es hier widersprüchliche

Wo gibt es beim Festival Ansatz-

Meldungen gab – dass ich an einer lückenlosen Fortsetzung

punkte bezüglich Veränderungen/Ver-

des Festivals interessiert bin. Das Festival soll nicht durch eine

besserungen?

ganzjährige Brechtpflege ersetzt werden. Vielmehr soll diese

Nachdem wir die inhaltlichen Punkte

flankierend zu dem ca. zehntägigen Leuchtturmprojekt ein

weder im Kulturausschuss noch mit den

ganzjähriges Kontinuum mit kleineren Akzenten, insbesonde-

Kuratoren besprechen konnten, möchte

re im literarischen Bereich, darstellen. In diesem Zusammen-

ich diesen Diskurs nicht in der Öffent-

hang denke ich auch an die Weiterentwicklung des Literatur-

lichkeit und über die Presse führen, son-

hausgedankens im Zusammenhang mit dem Brechthaus.

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Foto: Diana Deniz

XIL

Veranstalt u ngen


Wir t schaf t

Von Januar bis Ostern laufen die Maschinen in der Eierfärberei, danach werden sie abgebaut. Markus und Inge Rothermel leiten den „Teilzeit“-Betrieb

Immer nur bis Ostern Die Eierfärberei Beham in Thannhausen kocht an Spitzentagen bis zu 200.000 bunte Eier Der Alkoholgeruch der Farben liegt in der Luft. Es ist recht

mäßig oder unvollständig bemalte, werden sofort aussortiert.

warm und es herrscht eifriges Treiben. Inge Rothermel steht

Das ist aufwendig und kostenintensiv. „Deswegen beliefern wir

auf einer Empore, auf der überdimensionale Eier und Darstel-

keine Supermärkte“, fügt Rothermel hinzu. Die Dampfgaranla-

lungen aus Märchen aufgebaut sind. Die Empore ist die erste

ge befindet sich am anderen Ende der Halle. Was im Inneren

Station für Besucher, die sich die Produktionsstätte ansehen

dieses grauen Stahlkastens vor sich geht, kann man nicht se-

möchten: „Viele Kindergärten schauen bei uns vorbei oder

hen, aber nach zwölf Minuten kommen die Eier gegart und mit

auch Gruppen, die einen Betriebsausflug machen“, freut sich

wachsweichem Kern wieder heraus. In Spitzenzeiten werden

Rothermel. Von hier oben kann man Maschinen und die derzeit

bis zu 200.000 Eier am Tag produziert. „Wir produzieren nicht

15 Mitarbeiter gut überblicken. Die Halle ist klein und wirkt auf

auf Vorrat, daher sind die Eier garantiert frisch“, betont Inge

Fotos wesentlich größer, als sie es tatsächlich ist.

Rothermel. Nach diesem „Saunagang“ können die Eier an die verschiedenen Färbestationen gebracht werden und erhalten ih-

Inge Rothermel erzählt, dass ursprünglich ihr Großva-

ren bunten Anstrich. Insgesamt verbraucht

ter in Niederbayern die Eierfärberei Beham aufgebaut

die Eierfärberei Beham bis zu 15.000 Liter

und sich spezialisiert hat. Der Sohn gründete dann sei-

Farbe. Zum Vergleich: Ein handelsüblicher

ne eigene Firma zum Färben von Eiern und kam 1981

Farbeimer hat einen Inhalt von fünf Litern.

nach Thannhausen. Warum in das Städtchen mit 6.000 Einwohnern im Landkreis Günzburg? „Er fand, dass es strategisch gut gelegen wäre: Ulm, Stuttgart und Augsburg sind um uns herum und gut zu erreichen“, erklärt

Die nächste Ladung für den Dampfgarer

70 Meter misst das Trocknungslaufband. Früher war es kürzer, weil man zum Versiegeln der Farbe Kopal verwendet hat.

Rothermel. Derweil laufen die bunten Eier auf einem Gitter-

Mittlerweile hat die EU festgelegt, dass nur noch Shellac einge-

laufband zum Trocknen unter der Empore, durch die ganze

setzt werden darf. Der Nachteil für die Firma Beham: Shellac

Halle. Ab und zu zischt es von der Seite.

trocknet schlechter. „Wir haben uns dann verschiedene Trock-

Foto:s: fotolia, Anja Daschner

nungsanlagen angesehen. Aber letztendlich haben wir uns daJedes Ei wird von unterschiedlichen Personen geprüft

für entschieden, den Eiern einfach mehr Zeit zum Trocknen zu

Vor allem Metzgereien und Bäckereien in der Umgebung wer-

geben“, erinnert sich Inge Rothermel. Gut Ding will Weile ha-

den von der Firma Beham beliefert. „Wir haben einen hohen

ben. Auch die Farben werden stetig verbessert und optimiert.

Personalaufwand, weil jedes Ei von unterschiedlichen Personen

Aktuell wurde die Zufuhr der violetten Eier verlängert, damit die

überprüft wird. Die gleichbleibende Qualität ist uns wichtig.“

Eier besser überschüssiges Farbmaterial verlieren und schnel-

Eier mit Rissen

ler trocknen können. Ob sie sich auch vorstellen kann, andere

oder ungleich-

Farben zu verwenden? „Nein, diese Farben sind die besten bis-

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Nam en u nd Neu igkeiten

lang, weil sie schön kräftig und leuchtend sind,“ antwortet Inge Rothermel. Biofarben hatten bisher nicht diesen Effekt. Nach Ostern wird pausiert – bis nächstes Jahr. Von Januar bis Gründonnerstag werden die bunten Leckerbissen produziert. Danach werden die Maschinen abgebaut, verstaut und die Halle an eine

Dr. Sylke Schlenker-Wambach

Spedition als Lagerhalle vermietet. Für

neue Geschäftsführerin der Regionalen Energieagentur Augsburg

das weitere Einkommen ist gesorgt: Die Eheleute Rothermel haben eine eigene Sportschule in München und organisieren Kurse für Betriebssport. In der Zeit bis Ostern laufen die beiden Geschäfte dann parallel. Die Zukunft stellt sich das Ehepaar so vor: „Wir wollen das so in der Form betreiben, wie es geht. Es ist stetig gewachsen und wir wollen es weiter ausbauen.“ Einen Schritt dazu haben sie bereits unternommen: Um im Raum München bekannter zu werden fährt seit drei Jahren sogar dreimal die Woche ein Eier-Mobil, das auch telefonisch angefor-

Anfang Februar hat Dr. Sylke Schlenker-Wambach die Position der Geschäftsführung der Regionalen Energieagentur Augsburg angetreten. Sie löst Hans Peter Koch, Umweltamt Augsburg, ab, der seit der Gründung der Energieagentur im Herbst 2011 die kommissarische Leitung innehatte. Als studierte Diplom-Geologin und promovierte Naturwissenschaftlerin der TU Bergakademie im sächsischen Freiberg nahe Dresden ist Dr. Sylke Schlenker-Wambach eine ausgewiesene Expertin rund um die Themen Energie, Klima, Umwelt und Ressourcen. Die 49-Jährige blickt auf eine lange Berufserfahrung zurück, unter anderem als Geologin an der Freiberger TU Bergakademie und in Ingenieurbüros mit Schwerpunkt Umwelt und Energietechnik. Als Bereichsleiterin Marketing/Vertrieb war sie für die Deutsche Solar GmbH (jetzt SolarWorld Industries Sachsen GmbH) tätig, einem der führenden Produzenten von Hightech-Solarstromlösungen. Zusätzlich gestaltete sie dessen Nachhaltigkeitsmanagement und das Recycling mit. Die Regionale Energieagentur Augsburg bietet Bürgern, Unternehmern und Kommunen produktneutrale und anbieterunabhängige Informationen zu den Themen Energiesparen, Energieeffizienz und erneuerbaren Energien.

dert werden kann. Fabrikverkauf in Thannhausen: Bis Ostern können die bunten Eier auch im täglichen Fabrikverkauf in kleinen Mengen erworben werden.

4.000 Besucher kamen: Veranstaltungsreihe „Offene Türen“ der LEW wird fortgesetzt

al

Bei der Veranstaltungsreihe „Offene Türen“ waren die Führungen durch die Wasserkraftwerke in Günzburg oder Gersthofen und durch das LED-Leuchtenkompetenzzentrum in Königsbrunn besonders beliebt. Darüber hinaus zog es viele Besucher in die LEW-Netzleitstelle, wo Mitarbeiter das Leitungsnetz der Lechwerke mit einer Gesamtlänge von 32.000 Kilometern überwachen und steuern. Aufgrund der großen Nachfrage wird die Veranstaltungsreihe „Offene Türen“ heuer fortgesetzt und um weitere Angebote ergänzt. Bis 30. November können Besucher an 19 Terminen u.  a. die Vogelbeobachtungsstation Lautrach, die Wasserkraftwerke Höselhurst, Maria Steinbach und Gersthofen, die LEW-Netzleitstelle und den Berufsinfotag im LEW-Ausbildungszentrum besuchen oder an Führungen durch das LED-Leuchtenkompetenzzentrum in Königsbrunn oder im Lechmuseum Bayern (Langweid) teilnehmen, letzteres inklusive Modellfloßbau oder Tauchaktion. Darüber stehen nun auch E-Bike-Touren entlang der Wertach, Vogelbeobachtungen oder den Besuch des ersten intelligenten Stromnetzes „Smart Operator“ in Schwabmünchen auf dem Programm.

In sechs leuchtenden Farben auf dem Trocknungsband: Eierlauf in der Firma Beham

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen und den Terminen gibt es im Internet unter www. lew.de/offenetueren. Die Anmeldung ist jeweils bis zwei Wochen vor dem Termin per Telefon unter 0821 328-1658 oder per E-Mail unter offene.tueren@lew.de möglich.

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Quelle: privat, Anja Daschner

Wie funktioniert ein Wasserkraftwerk, was passiert in einer Netzleitstelle und wie fühlt es sich an, mit einem E-Bike durch die Region zu radeln? All diesen Fragen können Besucher bei den Lechwerken (LEW) nachgehen. 2014 informierten sich über 4.000 Menschen an verschiedenen Standorten der Lechwerke über den Weg des Stroms in Bayerisch-Schwaben – von der Erzeugung bis zur Anwendung. Dabei zählte das 2008 eröffnete Lechmuseum Bayern im Wasserkraftwerk Bayern die meisten Besucher.


S pezial top schwaben

aben top schw

e i r e S ise und

dkre Die Lan en Städte i kreisfre bens Schwa – – Teil 5 gen is Dillin Landkre onau a. d. D

ses r a l p m 54


top schwaben

Spezial

Landkreis Dillingen a. d. Donau Das bayerische Schwaben umfasst vier kreisfreie Städte und zehn Landkreise. top schwaben stellt in jeder Ausgabe eine dieser Gebietskörperschaften vor.

27 Kilometer entlang der Donau liegt der Landkreis Dillingen. Angrenzend an das Ries, die Landkreise Augsburg und Günzburg und an Baden-Württemberg leben rund 93.200 Einwohner auf einer Fläche von 792 Quadratkilometern. Wie das Magazin „Focus“ 2014 in seinem Ranking herausfand, sind die Menschen hier sehr zufrieden. Im Ranking belegt der Landkreis Dillingen Platz 14 von 402 Landkreisen. Wirtschaft, Natur, Kultur und Bildung – das sind die Stärken des Landkreises. Als dynamischer Wirtschaftsstandort bildet er die Grundlage für eine hohe Lebensqualität mit Perspektiven. Und mit dem Schloss Höchstädt und seinen Ausstellungen, seinen zahlreichen Museen und seinen der Landkreis jedes Jahr tausende Touristen an – vor allem aus dem Inland.

Von Wolfgang Strobl, Annika Litzel und Florian Pittroff

Foto: Wolfgang Strobl

geschichtsträchtigen Städten wie Dillingen, Gundelfingen oder Lauingen zieht

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Spezial top schwaben

„Ich lehne die Trasse entschieden ab!“ Interview mit Leo Schrell, Landrat Landkreis Dillingen a. d. Donau Herr Landrat: Mit den Reizthemen „Stromtrasse“ und „Flutpolder“ erlebt der Landkreis Dillingen im Moment die wohl unruhigsten Zeiten Ihrer Amtsperiode seit 2004? Leo Schrell: Sowohl die geplanten Stromtrassen als auch die vier an der Donau auf der Grundlage einer Studie der Technischen Universität München geplanten Flutpolder würden massive Eingriffe in Natur und Landschaft bedeuten. Davon wären beispielsweise sensible Ökosysteme betroffen. So sind 25 Prozent der Landkreisfläche als Natura 2000-Gebiete (FFH-Flächen und Vogelschutzgebiete) ausgewiesen, die einen hohen Schutzstatus haben und die Entwicklung mancher Gemeinden stark ein-

in Natur und Landschaft bedeuten würde. Aus diesem

schränken. Zudem wären viele Grundstückseigentümer

Grund lehne ich eine derartige Trasse entschieden ab.

insbesondere von den Flutpoldern persönlich betroffen.

Vielmehr bleibe ich bei meinem Vorschlag der Bünde-

Dies führt verständlicherweise zu Emotionen. Umso

lung mit vorhandener Infrastruktur wie beispielsweise

mehr müssen die berechtigten Sorgen und Anliegen,

mit Autobahnen. Auch sollte die Nutzung bestehender

die ich vielfach nachvollziehen kann, von den Entschei-

Stromtrassen sowie die Erdverkabelung einer vertief-

dungsträgern ernst genommen werden. Deshalb wer-

ten Prüfung unterzogen werden. Anfang Februar haben

de ich mich weiterhin bei den zuständigen staatlichen

Vertreter des Netzbetreibers Amprion den Landkreis be-

Stellen für eine möglichst transparente Vorgehensweise

sucht und sich vor Ort einen Eindruck von den Gegeben-

bei den weiteren Planungsprozessen einsetzen. Sowohl

heiten verschafft. Dabei habe ich eine Aufgeschlossen-

eine gesicherte und bezahlbare Energieversorgung als

heit für die Anliegen der Region festgestellt. Ungeachtet

auch ein nachhaltiger und effektiver Hochwasserschutz

dessen werden wir die weiteren Planungen aufmerksam

muss unser gemeinsames Anliegen sein. Dabei darf eine

und kritisch begleiten.

Region wie unser Landkreis jedoch nicht unverhältnismäßig belastet werden. Die jetzigen Planungen sind für

Parallel zum „Energiedialog“ läuft derzeit der „Hoch-

mich nicht akzeptabel.

wasserdialog“: Entlang der Donau will die bayerische Staatsregierung zwölf Flutpolder errichten – vier da-

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Zur Starkstromtrasse: Stand heute ist weder klar, ob

von an den 27 Kilometern, die die Donau durch den

die Trasse überhaupt kommt bzw. wie deren Verlauf

Landkreis Dillingen fließt...

sein wird. Käme sie jedoch, wären landschaftlich sen-

Leo Schrell: Zwischenzeitlich fanden im Landkreis zwei

sible Fauna-Flora-Habitat-Gebiete betroffen. Was wäre

Dialogveranstaltungen mit der Bayerischen Umwelt-

Ihr Vorschlag?

ministerin Ulrike Scharf unter großer Beteiligung der

Leo Schrell: Zunächst muss auf politischer Ebene zwi-

Bevölkerung statt. Bei beiden Veranstaltungen habe

schen Berlin und München geklärt werden, ob zur Si-

ich deutlich gemacht, dass der Landkreis Dillingen mit

cherstellung einer nachhaltigen Energieversorgung

dem Riedstrom bereits seit Jahren einen enormen An-

zusätzliche Stromtrassen benötigt werden und wenn

teil zum Hochwasserschutz leistet. So wurde der Ried-

ja, wo konkret die Anfangs- und Endpunkte solcher

strom aufgrund wasserrechtlicher Bescheide seit 1999

Trassen wären. Unabhängig davon bleibe ich bei mei-

durch Ausleitung von Donauwasser unter anderem bei

ner Überzeugung, dass ein Verlauf durch den Landkreis

der Staustufe Faimingen bereits fünfmal geflutet. Zuletzt

Dillingen und das benachbarte Ries einen allein aus na-

waren davon im Juni 2013 rund 2.000 Hektar landwirt-

turschutzfachlicher Sicht nicht ausgleichbaren Eingriff

schaftliche Fläche betroffen. Aus diesem Grund halte


ich es für unverhältnismäßig, neben einer Vielzahl an

D. h., nach Flutung der Polder würde das Wasser an-

festgesetzten Überschwemmungsgebieten im Bereich

schließend nicht mehr abfließen. Zudem kann die Studie

der Donau und der nördlichen Donauzuflüsse nun auch

eine Vielzahl von drängenden Fragen, so zur Sicherung

noch vier von zwölf an der Donau geplanten Flutpoldern

des Trinkwassers und einem möglichen Grundwasser-

im Landkreis Dillingen zu schaffen. Die Donau fließt

anstieg mit weitreichenden Folgen für Hauseigentümer,

über eine Länge von 355 Kilometern durch Bayern, je-

nicht beantworten. Die von den Poldern betroffenen

doch nur über eine Länge von 27 Kilometern durch den

Gemeinden und der Landkreis haben deshalb auf Ini-

Landkreis Dillingen. Dies entspricht 7,6 Prozent. Aller-

tiative unseres Stimmkreisabgeordneten Georg Winter

dings sollen ein Drittel der Flutpolder im Landkreis ent-

ein Bündnis mit dem Ziel gegründet, mit externer fach-

stehen. Allein an diesen Zahlen wird die Unverhältnis-

licher Begleitung die Schwächen der Studie aufzuzeigen

mäßigkeit deutlich. Wir stehen zur Verantwortung für

und gegenüber der Staatsregierung die Belange der Be-

einen effektiven Hochwasserschutz. Dabei muss es sich

völkerung, der Landwirtschaft und der Gemeinden zu

jedoch um ein gesamtgesellschaftliches Anliegen aller

vertreten und sich dabei für ein effektives Hochwasser-

Anlieger an der Donau handeln, zu dem auch alle ihren

schutzkonzept für die Region einzusetzen, von der viele

Beitrag leisten müssen!

profitieren würden.

Vor allem die Flutpolder würden die Entwicklungsmög-

Zum Bereich Bildung: Zwischen 2009 und 2018 inves-

lichkeiten der Städte Dillingen, Lauingen, Höchstädt

tiert der Landkreis rund 85 Mio. Euro in Schulen und

wie auch der Gemeinden Blindheim, Schwenningen

Bildungseinrichtungen. Wo liegen die Schwerpunkte?

und Tapfheim doch massiv einschränken? Ist das eine

Leo Schrell: „Bildung schafft Zukunft“ – nach dieser Prä-

Gefahr für die weitere Entwicklung im Landkreis?

misse handelt der Landkreis seit vielen Jahren und inves-

Leo Schrell: Die vorliegende Studie der TU München

tiert dabei hohe Summen in die Modernisierung und den

geht davon aus, die Flutpolder zum Teil unmittelbar

zukunftsfähigen Ausbau seiner Bildungseinrichtungen.

angrenzend an die vorhandene Bebauung zu errich-

Damit schaffen wir für die jungen Menschen im Kreis

ten. Dies würde sowohl die Entwicklungsmöglichkeiten

wohnortnah beste Ausbildungsvoraussetzungen und

der jeweiligen Gemeinden in Bezug auf die Ausweisung

binden sie damit an ihre Heimat. So konnte im Herbst

von Bau- und Gewerbegebieten als auch die Entwick-

des vergangenen Jahres der Neubau der Berufsschule in

lungsmöglichkeiten landwirtschaftlicher Betriebe stark

Lauingen (Donau) in Betrieb genommen werden. Die In-

einschränken. Um den Wirtschaftsstandort Landkreis

vestitionskosten lagen bei 22 Mio. Euro. Weitere 6 Mio.

Dillingen nachhaltig zu stärken, steht der Bau der Orts-

Euro kostet der Erweiterungsbau des Schülerheimes der

umfahrungen von Höchstädt, Schwenningen und Tapf-

Berufsschule, den wir im April offiziell in Betrieb neh-

heim im Zuge der B 16 für die Zukunft ganz oben auf

men. Ebenfalls im Herbst vergangenen Jahres konnten

der Agenda. Deshalb haben die betroffenen Gemeinden

wir nach längerer Sanierungsphase die 15 Mio. Euro

und die Landwirte nur nach Süden nennenswerte Ent-

teure Generalsanierung des Gymnasiums in Wertingen

wicklungsmöglichkeiten, die durch den Bau der Flutpol-

abschließen. Eine Einrichtung, die weit über die Grenzen

der stark eingeschränkt würden. Diese Einschränkun-

des Landkreises hinaus Anerkennung findet. In diesem

gen wären auch für den Landkreis schmerzhaft.

Jahr wollen wir mit der Generalsanierung des JohannMichael-Sailer-Gymnasiums in Dillingen beginnen. Da-

Hochwasser an der Donau gab es zuletzt mehrfach im

für investiert der Landkreis in mehreren Bauabschnitten

Jahr. Aktuell wurde dazu auch die Initiative für einen

rund 20 Mio. Euro. Mit diesen Investitionen bringen wir

effektiven „Hochwasserschutz für unsere Heimat“ ins

unsere Bildungseinrichtungen in räumlicher, pädagogi-

Leben gerufen. Was sind deren zentrale Punkte?

scher und energetischer Sicht auf Topniveau.

feststellen, dass sich die geplanten Polderflächen teil-

Der Landkreis Dillingen kann auf extrem gute Arbeits-

weise mit den vorläufig zu sichernden HQ-100-Flächen,

marktdaten verweisen – es herrscht quasi Vollbeschäf-

also Flächen, die der natürlichen Ausuferung der Do-

tigung. In welchen Schwerpunktbereichen will der

nau und der nördlichen Donauzuflüsse vorbehalten sein

Landkreis die Wirtschaft weiterentwickeln?

sollen, überlagern. Wir stellen uns die Frage, wie dies

Leo Schrell: Die Wirtschaft im Landkreis Dillingen

im Ernstfall funktionieren kann. Zudem weist die Studie

zeichnet sich durch einen krisenfesten Branchenmix

offensichtliche Fehler in Bezug auf die Topografie aus.

aus. Leistungsstarke Unternehmen aus Industrie, Han-

Foto: privat

Leo Schrell: Aufgrund der Studie der TU mussten wir

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Spezial

del, Handwerk und Dienstleistung tragen mit quali-

top schwaben

bei 2,2 Prozent. Allein in den letzten zehn Jahren hat

fizierten Ausbildungs- und Arbeitsplätzen zu einer hervorragenden Arbeitsmarktsituation bei. So betrug die Arbeitslosenquote im Durchschnitt des Jahres 2014 2,5 Prozent. Auch im Januar und Februar 2015 sind wir unter der 3-Prozent-Marke. Damit herrscht

Pilotprojekt zwischen Kreisklinik Dillingen und TU München erfolgreich angelaufen

im Landkreis Dillingen seit drei Jahren Vollbeschäftigung. Die Jugendarbeitslosigkeit (15 bis 25 Jahre) liegt die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse um 4.880 Beschäftigte (19 Prozent) zugenommen. Neben dem produzierenden Gewerbe liegt ein Branchenschwerpunkt im Bereich des Maschinenbaus und der Mechatronik. Führend dabei ist die BSH Hausgeräte GmbH mit rund 2.300 Mitarbeitern. Am Standort Dillingen wurde erst vor Kurzem das neue Entwicklungszentrum in Betrieb genommen. Sehr wichtig für unsere stabile Wirtschaftslage sind darüber hinaus die vielen klein- und mittelständischen Betriebe und die Handwerksbetriebe. Auch der Tourismus scheint langsam, aber kontinuierlich zu wachsen. Wo liegen hier die Potenziale?

gestartet wurde. Sehr hohes Potenzial sehe ich zudem

„Arzt verzweifelt gesucht“

im Bereich der radtouristischen Angebote im Dillinger

„Gute medizinische Versorgung darf auch in Zukunft

Land. Die durchgängige Radwegebeschilderung (the-

keine Frage des Wohnorts sein. Gerade im ländlichen

matische Rundtouren), ein professionelles Qualitäts-

Raum sind verstärkte Anstrengungen nötig, um eine

management und nicht zuletzt das jährliche Radevent

gute Versorgung aufrechtzuerhalten.“ Mit diesen Wor-

„Donautal-Radelspaß“ kennzeichnen das touristische

ten kommentiert Bundesgesundheitsminister Her-

Profil des Landkreises. Bei den Gästeankünften konn-

mann Gröhe (CDU) den Beschluss des „Gesetzes zur

ten wir im vergangenen Jahr einen Zuwachs von 2,6

Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Kranken-

Prozent auf 84.500 Übernachtungsgäste verzeichnen.

versicherung“, kurz GKV-Versorgungsstärkungsgesetz

Leo Schrell: Die Potenziale liegen in der Weiterentwicklung des touristischen Wanderangebotes, das in den letzten Jahren mit den Donautal-Panoramawegen

genannt. Doch für eine Tätigkeit als Hausarzt interesIm Focus-Ranking belegt der Landkreis Dillingen unter

siert sich laut einer bundesweiten Umfrage nur jeder

402 Landkreisen und kreisfreien Städten einen hervor-

zehnte Medizinstudent, jeder Fünfte schließt selbst die

ragenden Platz 14. Was sind die entscheidenden Stär-

Weiterbildung zum Allgemeinmediziner kategorisch

ken, die diese Spitzenposition ermöglicht haben?

aus. Erschwerend kommt hinzu, dass jeder Dritte sei-

Leo Schrell: Der Landkreis Dillingen verfügt über sehr

nen späteren Arbeitsort auf keinen Fall in einem Ort

gute Arbeits- und Lebensbedingungen. Hervorragende

mit weniger als 10.000 Einwohnern sieht, knapp die

Arbeitsmarktdaten, eine qualifizierte Ausbildung in

Hälfte der Befragten lehnt die potenzielle Niederlas-

Berufen der Zukunft, moderne Bildungseinrichtungen,

sung in Orten mit weniger als 2.000 Einwohnern ab.

ein bedarfsgerechtes Angebot der Kinderbetreuung,

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eine wohnortnahe Patientenversorgung auf hohem

Stattdessen sehen sich die Jung-Mediziner eher in ei-

medizinischen Niveau, günstige Mieten und Bauland-

nem Angestelltenverhältnis in urban gelegenen Kran-

preise, ein vielfältiges kulturelles Angebot sowie at-

kenhäusern. Die Gründe lägen vor allem in der Ver-

traktive Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten tra-

einbarkeit von Beruf und Familie und der besseren

gen dazu wesentlich bei.

Planbarkeit. Folglich bleibt die Sicherstellung der ärzt-

wos


lichen Versorgung im Landkreis vor allem wegen der anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen für den Betrieb der Kreiskliniken, die überwiegend vom Bund vorgegeben werden, eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre. Auf diesem Gebiet kann der Landkreis Dillingen mit seinen beiden Kreiskliniken in Dillingen und Wertingen punkten. Beide Häuser bieten dank eines qualifizierten Ärzte- und Pflegepersonals eine

Weiterbildungsverbund die Kooperation mit dem

hochwertige medizinische und pflegerische Ver-

ersten bayerischen Lehrstuhl für Allgemeinmedi-

sorgung der Patienten aus der Region und darüber

zin gesucht, der Technischen Universität München.

hinaus.

Unter Federführung der Chefärztin Dr. med. Ulrike Bechtel entstand ein innovatives Ausbildungscurri-

Der laufende 3. Bauabschnitt der Generalsanierung

culum, das bisher in der Bundesrepublik einmalig

der Kreisklinik in Wertingen bildet derzeit einen

ist, weil es vom Studium bis zur Facharztprüfung

Schwerpunkt der Investitionen des Landkreises. Im

gezielt auf die Besonderheiten der hausärztlichen

Herbst diesen Jahres soll der neue Patienten- und

Praxis vorbereitet. Mit diesem Pilotprojekt wurde

Pflegetrakt mit 65 Betten in 27 Zimmern bezugsfer-

die Kreisklinik Dillingen im März 2013 als akade-

tig sein. Dann stehen im Krankenhaus Wertingen

misches Lehrkrankenhaus der Technischen Uni-

insgesamt 117 Betten in modern ausgestatteten

versität München akkreditiert.

Patientenzimmern zur Verfügung. Als Hauptabteilungen führt die Kreisklinik Wertingen die Chirur-

Chefärztin Dr. Ulrike Bechtel entwarf zusammen

gie und Unfallchirurgie, die Chirurgie und Unfall-

mit dem Institut für Allgemeinmedizin der Univer-

chirurgie/Schwerpunkt Wirbelsäulenchirurgie, die

sität München (Prof. Dr. A. Schneider) und dem

Innere Medizin mit Kardiologie und die Anästhesie

Dillinger Praxisnetzwerk „Pradix“ ein rund 100

und Intensivmedizin. Die Kreisklinik St. Elisabeth

Seiten umfassendes innovatives Ausbildungskon-

führt als Hauptabteilungen die Innere Medizin mit

zept für junge Ärztinnen und Ärzte. „Mit diesem

Nephrologie, Hypertensiologie, Gastroenterologie

Ausbildungs-Konzept Allgemeinmedizin Dillingen

und Pneumologie sowie die Schlaganfallstation und

(AKADemie) wirken wir seit März 2013 dem Ärz-

die Palliativmedizin, die Chirurgie mit Allgemein-,

temangel im Landkreis effektiv entgegen“, so Chef-

Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie sowie Un-

ärztin Dr. Ulrike Bechtel. Staatsministerin Melanie

fallchirurgie, Orthopädie, Anästhesie und Inten-

Huml bezeichnete das innovative Ausbildungskon-

sivmedizin. Im Spätsommer 2013 wurde das neue

zept als „Leuchtturmprojekt für Deutschland“ und

KfH-Nierenzentrum mit 32 hochmodernen Dialyse-

fördert die AKADemie mit 300.000 Euro.

Hervorragende medizinische Versorgung im Landkreis: die Kreiskliniken Dillingen (oben) und in Wertingen (Mitte).

plätze in Betrieb genommen. Aktuell sind fünf Medizinstudierende und elf junge Die niedergelassenen Haus- und Fachärzte haben

Ärzte in Aus- und Weiterbildung. „Die jungen Me-

sich in einem Praxisnetzwerk zusammengeschlos-

diziner werden fachlich durch strukturierte Rota-

sen (PRADIX) und gemeinsam mit der Kreisklinik

tionen in allen stationären und ambulanten Fach-

St. Elisabeth in Dillingen als erster Bayerischer

bereichen intensiv ausgebildet, erlernen moderne chen Umgang mit den wirtschaftlichen Ressourcen. Besonderen Wert legen wir aber auch auf das spezielle Kommunikationstraining. Zuhören können, nachfragen, Empathie vermitteln, motivieren und Mut machen ist heute in der Medizin vielleicht wichtiger denn je“, berichtet die Chefärztin weiter. Das moderne Ausbildungskonzept bereitet mit seinem fächerübergreifenden Ansatz ganz speziell auf

Foto: Kreiskliniken im Landkreis Dillingen

apparative Diagnostik ebenso wie verantwortli-

59


Spezial

die Hausarztpraxis vor und ermutigt die jungen Me-

Die Gemeinden des Landkreises kooperieren eng mit

die Chefärztin mit der Universität und unsere Kom-

dem Ausbildungsprojekt, um für die jungen Mediziner

munalpolitiker mit den Staatsministerien –, ist unser

top schwaben

attraktiv zu sein. Sie stellen Wohnmöglichkeiten vor

Ausbildungskonzept so erfolgreich, dass es uns gelin-

Ort und bieten den jungen Medizinern z. B. kostenlo-

gen kann, die medizinische Versorgung im Landkreis

se Teilnahme an Aktivitäten der örtlichen Vereine. In

zu sichern.“

Bachhagel wurde ein Supermarkt zu einer modernen

diziner, sich später im Landkreis niederzulassen. Drei

Praxis umgebaut. Auch umliegende Gemeinden au-

Ärzte beenden in diesem Jahr ihre Ausbildung an der

ßerhalb des Landkreises sind hoch interessiert, am

Kreisklinik und verstärken danach die Hausarztpra-

medizinischen

xen der Region.

„Weil im Landkreis Dillingen alle Beteiligten eng zu-

Ausbildungskonzept

teilzunehmen.

sammenarbeiten – die Hausärzte mit der Kreisklinik,

pif

Die Wirtschaft „brummt“ mit einer krisenfesten Branchenvielfalt Ein traditionsbewusster und zukunftsorientierter Wirtschaftsstandort orientiert.“ Sichtbare Zeichen dafür sind führende Unternehmen aus innovativen und zukunftsträchtigen High-Tech-Branchen, die einer Vielzahl von Menschen eine gute berufliche Perspektive für einen qualifizierten Arbeitsplatz bieten. Beispielsweise das Gundelfinger Traditionsunternehmen Gartner, das 1868 als kleiner Handwerksbetrieb gegründet wurde und sich bis heute mit 1.300 Mitarbeitern zu einem der führenden Fassadenbauer der Welt entwickelt hat. Was Gartner auszeichnet: Das Unternehmen koppelt High-Tech und Design mit echtem Handwerk. „Die Fassaden sind allesamt Unikate“, verlautbart das Unternehmen, das seit 2001 zur italienischen Permasteelisa-Gruppe gehört. Jüngster Coup: Gemeinsam mit Glas Seele (Landkreis Augsburg) baut Gartner mit an der imageträchtige „Ufo“-Fassade von Apple, dem derzeit teuersten Unternehmen der Welt, im kalifornischen Cupertino. Doch nicht nur in den USA, Hongkong, London Die Zeiten, in denen die schwäbische Region an

oder Basel sind bemerkenswerte Gartner-Bauten zu

der Donau ein reiner Agrarstandort war, sind

bewundern – auch in Bayern haben die Gundelfin-

längst vorbei. Wie der Freistaat Bayern hat auch

ger mit der BMW-Welt einen signifikanten Finger-

der Landkreis Dillingen den Wandel von einer

abdruck aus Stahl und Glas hinterlassen.

landwirtschaftlich gepägten Struktur zu einer wirt-

60

schaftlich starken und vielfältigen Region bestens

Wasser steht seit jeher bei Grünbeck im Mit-

bewältigt. „Der Landkreis Dillingen ist durch zwei

telpunkt. Die Kernkompetenz des Höchstädter

markante Kennzeichen geprägt“, sagt Landrat Leo

Unternehmens liegt dabei bei der Erforschung,

Schrell, „er ist traditionsverbunden und zukunfts-

Entwicklung, Produktion und Vermarktung von


Die spektakuläre Außenhaut des Musée des Confluences, Lyon – realisiert durch Gartner/Gundelfingen,.

Technologien wie auch in Verfahren und Produk-

Group International ins Leben gerufen. Ab 2009

ten zur Wasseraufbereitung. Grünbeck sorgt mit

werden alle Unternehmen in der Erwin Müller

hochqualifizierten Teams und innovativer, wissen-

Group zusammengefasst – zu diesem Zeitpunkt

schaftlich erklärbarer Technik für die Qualität un-

produzieren 170 Mitarbeiter auf 30.000 Quadrat-

seres wichtigsten Lebensmittels, des Wassers. Von

metern täglich 4.500 bis 5.000 Pakete für Kunden

Höchstädt aus arbeitet die Grünbeck-Firmengrup-

in ganz Europa. Heute sind in der Erwin Müller

pe mit 750 Mitarbeitern weltweit in allen wichtigen

Group mit den Marken VEGA, Hotelwäsche Erwin

Märkten und ist vertraut mit länderspezifischen

Müller, Jobeline und Ulsiva rund 720 Mitarbeiter

Anforderungen

beschäftigt, die mehr als 40.000 Artikel führen.

an

unterschiedlichste

Wässer.

Herzstück ist nach wie vor das Stammhaus in Höchstädt. Hier ist neben Forschung und Entwick-

Mit 2.300 Mitarbeitern ist die BSH Hausgeräte

lung, Konstruktion, Projektierung und Verwaltung

GmbH der größte Arbeitgeber am Standort Dillin-

auch der Großteil der Produktion angesiedelt.

gen. Dort wurde erst vor Kurzem das neue Entwicklungszentrum in Betrieb genommen. Neben weite-

Eine Erfolgsstory ohnegleichen schrieb auch die

ren „Big Playern“ wie Creaton AG (Wertingen), der

Erwin Müller Group, die in Wertingen ihren Sitz

Molkerei Gropper (Bissingen), Same-Deutz-Fahr

hat. Im Alter von nur 17 Jahren gründet Erwin

Deutschland (Lauingen), Nosta (Höchstädt) oder

Müller jun. 1987 das Unternehmen „Hotelwäsche

den Systemhäusern Reitzner (Dillingen) und Bis-

Erwin Müller GmbH“ in Donauwörth. Mit Hotel-

singer (Gundelfingen) tragen vor allem mittelstän-

textilien werden Hotel- und Gastronomiebetriebe

dische und Handwerksbetriebe zur stabilen Wirt-

in Deutschland über den Versandhandel beliefert.

schaftslage im Landkreis bei. So arbeiten Landkreis

Bereits drei Jahre später erfordert das schnelle

und Kommunen im engen Schulterschluss zusam-

Unternehmenswachstum mehr Platz. Erwin Mül-

men, um den Wirtschaftsstandort weiter effektiv zu

ler investiert drei Millionen Euro in den Neubau

stärken. Aufgrund der Verflechtungen zu den Wirt-

eines neuen Versand- und Verwaltungsgebäudes –

schaftsräumen Augsburg und München hat Land-

und zieht nach Wertingen um. Das Wachstum geht

rat Leo Schrell den Beitritt zur Europäischen Met-

weiter: 1993 wird Müller mit der Marke VEGA

ropolregion München (EMM) zum 1. Januar 2012

zum europäischen Marktführer im Versandhandel

forciert und verspricht sich dadurch nicht nur einen

von Gastronomiebedarf, 1995 wird in Österreich

Imagegewinn für den Landkreis.

eine Niederlassung gegründet, 1999 in Frank-

allgemeiner wirtschaftlicher Schwäche in Deutschland auf weitere Expansion und baut ein Verwaltungsgebäude und ein modern ausgestattetes Logistikgebäude mit Hochregallager für 13 Millionen Euro – das rasante Wachstum geht weiter, weitere Niederlassungen werden in Schweden, Italien und den Niederlanden gegründet. 2007 wird die E.M.

Der Stammsitz von Grünbeck in Höchstädt. Foto linke Seite: Die Molkerei Gropper in Bissingen aus der Vogelperspektive. Foto: Unternehmen

reich. 2000 setzt Erwin Müller jun. in einer Zeit

wos

61


S pezial

Ein Bildungslandkreis par excellence

top schwaben

Seit 2009 investiert der Landkreis Dillingen an der Donau mit hoher Intensität in den Bereich Bildung

gebote hat im Landkreis Dillingen a. d. Donau deshalb seit Jahrzehnten höchste Priorität. Da wird dann auch sehr viel Wert auf ein vielfältiges Angebot an schulischer und beruflicher Ausbildung gelegt und deshalb wird der Landkreis Dillingen auch gerne mal als „Bildungslandkreis“ bezeichnet. Einzige Lehrerakademie im Freistaat Zu diesem Image tragen drei herausragende Einrichtungen bei, deren Einzugsbereich sich auf den gesamten bayerischen Raum und teilweise darüber hinaus erstreckt. Dazu zählt die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung, die 1971 in den Räumen der nach Augsburg verlegten Philosophisch-Theologischen Hochschule sowie des Priesterseminars eingerichtet wurde. Sie ist die derzeit einzige Lehrerakademie im Freistaat Bayern. Daneben ist das 1998 in Lauingen (Donau) eröffnete Bildungszentrum der Bayerischen Verwaltungsschule ein Gewinn für den gesamten Landkreis, insbesondere für das dortige Schulzentrum. Und last but not least dient das Schloss Schlachtegg in Gundelfingen a. d. Donau als dritte Fortbildungseinrichtung, die bayernweit von Bedeutung ist. Der Landesverband Bayern des Fachverbandes Deutscher Floristen nahm nach aufwendiger Sanierung im Jahr 1995 sein berufliches Fort- und Weiterbildungszentrum in Betrieb. Fachkräfte für die Region Seit 2009 investiert der Landkreis mit hoher Intensität in

„Das Schönste, was wir erleben können, ist das

den Bereich Bildung. Von 2009 bis 2018 werden es ins-

Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der

gesamt mindestens 85 Mio. Euro sein. Um Schülerinnen

Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht.

und Schülern der Gymnasien sowie der Fachober- und

Wer es nicht kennt und sich nicht mehr wundern,

Berufsoberschulen wichtige Anregungen zu geben, gibt

nicht mehr staunen kann, der ist sozusagen tot und

es im Landkreis Dillingen den sogenannten Hochschul-

sein Auge erloschen.“ Albert Einstein.

tag. Rund 600 Schülerinnen und Schüler nahmen am

Fotos: Fotolia, Wolfgang Strobl, Landkreis Dillingen

diesjährigen 5. Hochschultag teil und informierten sich

62

Neugier und Freude an Bildung sind nicht nur die Mo-

bei 11 Hochschulen und Universitäten sowie der Indust-

tivation der Wissenschaftler, sie sind existenziell für die

rie- und Handelskammer für Schwaben, der Handwerks-

Zukunft des Landes. Viele große Denker früherer Gene-

kammer für Schwaben und der Kreisklinik St. Elisabeth

rationen haben mit ihrem Forschergeist den Fortschritt

über die vielfältigen Studienmöglichkeiten sowie Alter-

ermöglicht und mitgestaltet. Die Zukunftsfähigkeit ei-

nativen der beruflichen Ausbildung. Dillingens Landrat

nes Landes oder eines Landkreises hängt damit ganz

Leo Schrell wird nicht müde, zu betonen, dass es wichtig

entscheidend auch von den Bildungschancen junger

sei, über Studienmöglichkeiten und berufliche Perspekti-

Menschen ab. Und da könnte man dem Landkreis Dil-

ven insbesondere in Wohnortnähe zu informieren. Denn

lingen a. d. Donau eine Vorbildfunktion zukommen las-

um für die Zukunft gerüstet zu sein, benötige man Fach-

sen, denn durch zielgerichtete politische Initiativen und

kräfte aus der Region für die Region. Apropos Gymnasi-

hohe Investitionen ist es gelungen, bedeutende Einrich-

um: 2014 wurde die Generalsanierung des Gymnasiums

tungen im Landkreis anzusiedeln und die weiterführen-

Wertingen für 15,2 Mio. Euro abgeschlossen, in diesem

den Schulen konsequent auszubauen. Der nachhaltige

Jahr beginnen die Baumaßnahmen am Johann Michael

Ausbau der Bildungseinrichtungen und der Bildungsan-

Sailer-Gymnasium Dillingen für 20 Mio. Euro.


Die Berufsschule Lauingen und das Berufliche

wie der Baumschüler weit über die Grenzen des

Schulzentrum Höchstädt rüsten sich für die Zukunft

Landkreises hinaus als attraktive Bildungseinrich-

Ende letzten Jahres konnte die Berufsschule Lau-

tung bekannt und beliebt. Während der Schulzeit

ingen 50-jähriges Bestehen feiern, gleichzeitig

besuchen täglich rund 500 Schüler das Staatliche

wurde der 22 Millionen Euro teure Neubau einge-

Berufliche Schulzentrum Höchstädt. Der Einzugs-

weiht. Grund für die Erweiterung waren in erster

bereich der Schule erstreckt sich im Bereich der

Linie die steigenden Schülerzahlen. Jetzt stehen

Berufsschulen bei einzelnen Berufen auf ganz

14 Klassenräume, 24 Fachräume, Sanitärräume,

Bayern, im Bereich der Berufsfachschulen im We-

ein Mehrzweckraum, Räume für die Schulleitung

sentlichen auf den Landkreis Dillingen. Im ange-

und die Verwaltung sowie eine Aula und eine Ca-

gliederten neuen Schülerheim der Berufsschule

feteria mit Küche für die berufliche Ausbildung

sind täglich rund 200 Schüler untergebracht. Der

neu zur Verfügung. Die Berufsschule ist als Kom-

Landkreis Dillingen hat ein differenziertes und gut

petenzzentrum für umwelttechnische sowie me-

entwickeltes Bildungswesen. Wo man früher zum

tall- und elektrotechnische Berufe Anlaufstelle

Besuch einer weiterführenden Schule häufig weite

für junge Menschen aus ganz Süddeutschland. In

Wege in Kauf nehmen musste, findet sich heute ein

sechs Abteilungen (Bau-, Elektro-, Informations-,

engmaschiges Netz an Schulen und anderen Bil-

Metall- und Umwelttechnik sowie Wirtschaft) wird

dungseinrichtungen. Als Lebensraum stellt er eine

auf höchstem Niveau ausgebildet. Schon früh er-

Infrastruktur bereit, die für eine hochwertige und

kannte der Landkreis das Potenzial der umwelt-

moderne Bildung wie geschaffen ist. Es geht aber

technischen Berufe und ergriff die Initiative zum

noch um viel mehr. Denn Bildung ist ja mehr als

nachhaltigen Ausbau der Berufsschule zu einem

Unterricht. Bildung ist ein Prozess der Individua-

Kompetenzzentrum. Ein weiteres Vorzeigepro-

lisierung, durch den der Mensch seine Persönlich-

jekt ist die Berufsschule Höchstädt a. d. Donau.

keit ausbilden kann. Der Landkreis Dillingen a. d.

Selbige ist insbesondere durch die landesweiten

Donau hat für diesen Prozess hervorragende Vor-

Sprengel der Garten- und Landschaftsbauer so-

aussetzungen geschaffen.

Die E. M. Group Holding AG ist die Managementholding der Erwin Müller Group, die am Stammsitz in Wertingen und in den acht europäischen Niederlassungen derzeit rund 700 MitarbeiterInnen beschäftigt. Mit mehr als 35.000 Artikeln ist der Konzern mit den Marken VEGA, Hotelwäsche Erwin Müller, Jobeline, Pulsiva und Lusini Marktführer im Versandhandel für Gastronomiebedarf.

E. M. Group Holding AG Hettlinger Straße 9 86637 Wertingen bewerbung@em-group.de www.em-group.de

Bildungsstandort Landkreis Dillingen: Von 1551 bis 1803 war Dillingen sogar Universitätsstadt.

pif

Suchen Sie Ihre berufliche Heimat? „Für unsere Mitarbeiter sind wir die berufliche Heimat – ein Ort, an dem mit Lust, Freude und Professionalität gearbeitet wird.“ Das ist die Vision, die die Erwin Müller Group als Arbeitgeber nachhaltig verfolgt. Denn nur, wenn es den MitarbeiterInnen gut geht, geht es auch dem Unternehmen gut. Die Erwin Müller Group ist ein angesehener Arbeitgeber und bietet begehrenswerte Arbeitsplätze in der europäischen Versandhandelsbranche. Wir fördern unsere MitarbeiterInnen und sorgen dafür, dass sie über die für ihre Stelle erforderlichen Qualifikationen verfügen und sich stetig weiterentwickeln. Alle Mitarbeiter tragen durch ihre Motivation und Qualifikation verantwortlich und wirkungsvoll zum Unternehmenserfolg bei. Die Ausbildung junger Menschen liegt uns hierbei besonders am Herzen. Unsere MitarbeiterInnen sind stets zufrieden und motiviert! Um dies zu erreichen, legen wir sehr großes Augenmerk auf Integration und Einarbeitung, umfangreiche Personalentwicklung für alle MitarbeiterInnen, Führungskultur und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Basis hierfür bilden unsere konzernweiten Unternehmenswerte. Interesse? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!

63


Spezial top schwaben

Wasser, Wandern, Radfahren – und eine Lauschtour zum Goldberg Auf Tour im schwäbischen Rom und Umland zu Fuß, per Rad und mit dem Gehör.

Fotos: Donautal aktiv (1), W. Strobl (3)

Oben: Die Donau prägt den Landkreis – Ansicht Lauingen, Stadt Dillingen.

64

Nicht jeder Landkreis kann behaupten, dass er

mehr heraus findet. Als besonderes Schmankerl

„erlauscht“ werden kann – der Landkreis Dillin-

genießt man den wunderschönen Panoramablick

gen in weiten Teilen schon.

auf dem Goldberg.

Drei Lauschtouren werden angeboten: „Sagen-

Aktiv durch die Region

haftes rund um den Goldberg“, die „Kneipp-Tour

Das Wassererlebnis steht im Dillinger Land im

durch Dillingen“ und „Auf der Via Danubia durchs

Vordergrund, denn durch den Kiesabbau ent-

Donautal“. Die Idee dahinter ist, die Region mit al-

standen zahlreiche Wasserflächen mit sehr gu-

len Sinnen zu entdecken – ob zu Fuß oder mit dem

ter

Rad. Die Lauschtouren können in Form einer App

der Segelclub Dillinger Land oder die Tauchmög-

auf das Smartphone geladen oder als Audiodatei-

lichkeiten bieten viel Abwechslung“, erläutert

en auf einem iPod ausgeliehen werden. Die Tour

Angelika Tittl vom Donautal-Aktiv e.V. Und egal,

„Sagenhaft“ geht einen spielerischen Weg und lässt

ob man Sportradler ist oder nur ab und zu fährt

den Besucher die Region durch Geschichten und

– für jeden Fitnessgrad ist etwas dabei: hügelig

Sagen erleben. Das dazugehörige Sagenbüchlein ist

oder vollkommen eben – Alpenvorland, Donautal

hierbei der kleine Wegbegleiter für die Wanderung.

und die Ausläufer der Schwäbischen Alb. Auch

Darin sind Sagen und Märchen rund um den Gold-

für Senioren gibt es spezielle Angebote, damit

Wasserqualität:

„Eine

Wakeboard-Anlage,

berg enthalten, über verborgene Schätze und Geheimnisse. Bereits zu Beginn der Wanderung wird ein dringender Hinweis gegeben, dass man dem Gold-Männle keine Auskunft geben darf, da man sonst für immer im Wald bleiben muss und nicht

Auf der Homepage www.dillingerland.de können sich Gäste zu den Angeboten im Dillinger Land informieren. Aktuelle Veranstaltungstipps und Informationen zum ÖPNV runden das Angebot ab.


Fotos: Donautal-Aktiv (1). Wolfgang Strobl (4)

Besonderheiten

Schwäbisches Ofenmuseum in Wertingen 154 gusseiserne Öfen aus drei Jahrhunderten: Die Privatsammlung ist jeden zweiten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Bier- und Brauereimuseum in Dillingen

„Um’s Bier, über’s Bier und um’s Bier herum“; wer sich vorher anmeldet, kann jederzeit sich das Museum ansehen.

chingen eine große Rolle: Hier wird im „mooseum“ der Lebensraum im Schwäbischen Donautal vorgestellt und Besucher können die Umwelt durch einen Barfußpfad mit Sinnesgarten oder Feuchtbiotop erleben. Eine weitere Besonderheit stellt das Radiound Telefonmuseum Wertingen dar. So zeigt es unter anderem 400 Röhrenradios, Plattenspieler und Grammophone. sie die Fahrten mit dem Rad genießen können: E-Bikes werden hier groß beworben. Die Städte im Landkreis lassen sich mit Themenwegen wie z. B. den Historischen Stadtrundgang in Gundelfingen entdecken. Fährt man nach Wertingen und Binswangen, überzeugen diese durch ihre geschichtsträchtigen Bauten, wie dem Wertinger Schloss und der ehemaligen Synagoge. Der Apollo-Grannus-Tempel

in

Faimingen/Lauingen

war einst einer der größten römischen Tempelbauten nördlich der Alpen; heute sind die Überreste frei zu begehen. Die Stadt Dillingen wird aufgrund ihrer kirchlichen Bedeutung in der Vergangenheit

Der Landkreis Dillingen ist bei Touristen aus dem Inland sehr beliebt. „Wir konnten eine Steigerung der Gästeankünfte von rund 2,6 Prozent auf rund 84.500 Übernachtungsgäste im Jahr 2014 verzeichnen“, erklärt Angelika Tittl. Vor allem Paare und Fami-

Apollo-Grannus-Tempel in Lauingen (oben) Synagoge Binswangen (unten) und Eingansportal (großes Bild oben). Links: Albertus MagnusStatue in Lauingen.

lien aus Deutschland verbringen ihre freien Tage in der Region. Auch

Kurzurlauber

haben den Landkreis für sich entdeckt. al

noch heute „Schwäbisches Rom“ genannt. Lauingen rühmt sich die „Albertus Magnus-Stadt“ zu sein. Der Dominikanermönch und Gelehrte wurde um 1200 in der Stadt geboren und war unter anderem der erste deutsche Professor, der an der Universität von Paris unterrichtete. Das Thema Natur spielt in Bä-

Kulturgewächshaus Birkenried Kulturoase an der B16 zwischen Günzburg und Gundelfingen.

Ca. 70 Konzerte pro Jahr Geheimtipp für Hochzeiten und Firmenfeiern!

22.-25. Mai 2015

Afrika-Festival, Flameco-Camp, Bluegrass-Festival, Aquarell-, Schmiede- und Bildhauer-Workshops, Skulpturenpark, Galerien, Ausstellungen

www.afrika.birkenried.de Kontakt: info@birkenried.de

65


Spezial top schwaben

Kultur wächst in Birkenried

Ein Platz für lebendige und gelebte Kunst und Kultur

Kultur, von lateinisch cultura „Bearbeitung, Pflege, Ackerbau“, bezeichnet im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt. So steht es zumindest bei Wikipedia. Ebenfalls bei Wikipedia steht, ein Gewächshaus ist eine lichtdurchlässige Konstruktion, die das geschützte und kontrollierte Kultivieren von Pflanzen ermög-

Leben live auf dem Gelände des Kulturgewächshauses Birkenried im Landkreis Dillingen

licht. Ergo ist ein Kulturgewächshaus ein Platz für

regionalen, nationalen und vor allem internatio-

lebendige und gelebte Kunst und Kultur. Dies steht

nalen Musikern, Interpreten und Gruppen haben

so nicht bei Wikipedia, dafür aber in Birkenried.

dort schon stattgefunden. Höhepunkte sind u. a.

Der Macher des ungewöhnlichen Gewächshauses

immer der „Tag der offenen Tür“ am 1. Mai mit

im Landkreis Dillingen a. d. Donau ist Bernhard

jährlich mehr als 2.500 Besuchern. Der hat in Bir-

Eber. Er wuchs in Birkenried auf, besuchte die

kenried eine über 40-jährige Tradition.

Volksschule Günzburg, das Studienseminar und das Gymnasium in Dillingen. Nach einer Lehre

Bernhard Ebers Bruder Bruno gestaltete damals

als Dekorateur folgte das Studium an der Hoch-

den „Tag der Arbeit“ immer „mit offenen Türen“.

schule der Künste in Berlin. Danach entwickel-

Heute wird der Hof von Birkenried zum Markt-

te er seine künstlerische Seite von Zeichnungen

platz, es gibt Live-Musik und die Stimmung ist

über Großformate in Öl und Acryl bis zu schwe-

einzigartig. Ebenso wie beim Afrika-Festival mit

ren Skulpturen, andererseits stand er aber immer

ebenfalls rund 2.500 bis 3.000 Gästen. In diesem

zu seinem Job als PR- und Werbechef in Berlin.

Jahr steigt das Festival vom 22. bis 25. Mai 2015.

Im Jahre 2000 rief der heute 66-jährige

Zum Start am Freitagabend gibt es afrikanische

Eber in seiner alten Heimat Birken-

Rhythmen und Reggaesound. Ab Samstagmittag

ried das Kulturgewächshaus ins

kann man dann in das bunte und authentische

Leben. 2012 gab er seinen beruf-

Treiben in Birkenried eintauchen. Auf dem Markt

lichen Abschied aus der Haupt-

finden sich afrikanische Textilien, Lederwaren,

stadt und kann sich nun mehr

handgefertigte Gebrauchsartikel, Schmuck, Mu-

um sein Projekt in Birkenried

sikinstrumente und Kunsthandwerk. Dazwischen

kümmern.

faszinieren kontinuierlich Vorführungen mit afrikanischer Musik, Trommelgruppen, Trommel-

Bernhard Eber veranstaltet mit dem Verein „Freunde und Förderer Kulturgewächshaus Birkenried e.V.“ Konzerte, Ausstellungen, Festivals.

66

Das 250 Quadratmeter große

und Bildhauerworkshops und dem legendären

Gewächshaus ist das Prunkstück

Eggman. Neben den Gruppen Diamoral mit Aliou

in Birkenried und dient als Kon-

Badji, Pamuzinda mit authentische Musik- und

zerthalle. Rund 200 Konzerte mit

Tanzshow aus Simbabwe, Ganjaman und Tor-


menta Jobarteh wird auch afrikanischer Reggae

Laufe der Zeit immer älter geworden“. Mit dem

mit Ghettoman & The Believers live geboten. Da-

Einzug von Reggae und Ska soll nun auch das

mit erlebt man in Birkenried hautnah die rhyth-

Publikum jünger werden. Die lockere Atmosphä-

mische und gefühlvolle Musik des afrikanischen

re in Birkenried kam und kommt gut an – auch

Kontinents. Tanzwütige bekommen dazu viel Platz

2015. Nicht nur beim Publikum, sondern auch

im Kulturgewächshaus.

bei den Künstlern. Hier wurde ein ganz besonderes Kleinod in der bereits bestehenden und

Über die Jahre ist es aber nicht beim Hauptgebäude

auszubauenden

Kulturgewächshaus geblieben. In zwei Galerien fin-

Ein Haus für alle Genres der Kunst, ein Ort, an

den Ausstellungen zeitgenössischer Künstler statt.

dem man Genießen und Entspannen kann! Auch

Dabei wird auf ein ausgewogenes Verhältnis von re-

Bernhard Eber kann in der Abgeschiedenheit gut

gionalen, nationalen und internationalen Künstlern

Entspannen und Arbeiten, „aber hin und wieder

geachtet. Am Ufer des kleinen Sees lädt ein Skulp-

muss ich schon auch zurück ins hektische Ber-

turenpark zum Verweilen, in einem Kinderwork-

lin“.

Kulturlandschaft

entwickelt.

pif

shop wurde 2009 ein „Insektenhotel“ gebaut und Skulpturenparks im Sommer Schmetterlinge und Libellen. Seit dem Einzug des „Little Zim“ in Birkenried gehört auch die Präsentation afrikanischer

Weitere Infos und Veranstaltungstermine:

www.afrika.birkenried.de und www.birkenried.de

Fotos: privat

am Seeufer tummeln sich neben den Besuchern des

Kunst und Kultur – und hier insbesondere der Fokus auf das Land Simbabwe – zu den Highlights der jährlich wiederkehrenden Events. Dabei legt FranzLudwig Keck, Galerist des „Little Zim“ besonderen Wert auf Authentizität in allen Details. Offiziell steht mittlerweile der Verein „Freunde

Landkreis Dillingen a.d.Donau

WohLfühLen in Südbayern

und Förderer Kulturgewächshaus Birkenried e.V.“ hinter dem gesamten Projekt. Dieser hat sich der Förderung und Entwicklung des Kulturgewächshauses im Allgemeinen zur Aufgabe gemacht. Dazu gehören Konzerte, Ausstellungen, Festivals und Workshops verschiedenster Art. Erster Vorsitzender ist Bernhard Eber. Um das gesamte Projekt „Kulturgewächshaus“ auf eine breitere Basis zu stellen, will man in diesem Jahr verstärkt Mitgliederakquise betreiben. Das Kulturgewächshaus in Birkenried, mit all seinen Einrichtungen wie der Galerie, Little Zim, Skulpturenpark, Biergarten, ist seit Jahren ein Anziehungspunkt für Menschen aus nah und fern, die gerne ein paar Stunden abseits des stressigen Alltags verbringen möchten. Mit dem Kariba gibt es nun ein weiteres Highlight in Birkenried. Das

• starke Wirtschaftsregion

Kariba ist eine sogenannte Eventlocation und wird

• zukunftsorientierte Bildungseinrichtungen

von Sascha und Christoph Völpel betrieben. Beide zeichnen auch für das Sunrise Reggae und Ska Festival in Burtenbach verantwortlich. Bernhard Eber sieht in der Zusammenarbeit eine interessante Vernetzung, denn „unser Publikum ist im

• wohnortnahe Patientenversorgung • regenerative Energiegewinnung • attraktives Freizeitangebot

www.landkreisdillingen.de

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Spezial top schwaben Ausstellungsvorbereitung läuft auf Hochtouren

sondern handschriftlich zu verfassen. Diese und

„Neustart“ im Schloss Höchstädt

andere Geschichten werden dann größtenteils als

Der Bezirk Schwaben stellt das Thema „Flüchtlinge von heute und damals“ in den Mittelpunkt seiner Ausstellung im Schloss Höchstädt. Über die Vorbereitung und Schwierigkeiten im Vorfeld.

Textausschnitte in der Ausstellung zu lesen sein. „Die Zeitzeugen haben meist eine sehr genaue Vorstellung, was mit ihren Erinnerungen geschehen soll. Daher muss man sehr sensibel und verantwortungsvoll mit diesem Thema umgehen“, weiß Kautz. Aber nicht nur Texte werden ausgestellt. Die wenigen Gegenstände, die Kautz dann doch erhalten hat, stellen etwas Besonderes dar. Zum einen konnten die Flüchtlinge kaum etwas mitnehmen, zum anderen sind die Objekte sehr gut erhalten geblieben. Zum Beispiel wird eine Puppenstube zu

Wie macht man eine Ausstellung über das Thema

sehen sein und eine Puppe, die zum Schmuggeln

Flüchtlingskinder, wenn man Nichts zum Aus-

von Wertgegenständen verwendet wurde.

stellen hat? Der Ausweg: Das Emotionale wird in Form von Geschichten und Erlebnisberichten im

Grundsätzlich sind die Befragten sehr hilfsbereit

Vordergrund stehen.

und stellen gerne dem Museum etwas zur Verfügung. „Manche schicken kurz vor Eröffnung immer

Oben: Echte Unikate sind z. B. diese kleine Puppenstube. Unten: Flüchtlingskinder fotografieren „ihr“ Deutschland.

68

Vor allem Sudetendeutsche wollte Stefanie Kautz

noch Fotos. Manche sind sogar beschriftet oder

nach ihren Erinnerungen befragen und dann einen

nummeriert und eine Legende angefügt“, freut sich

Bogen zu heutigen Flüchtlingskindern schlagen.

Stefanie Kautz. Auch wenn sie erst kurz vor Beginn

Kautz besuchte hierfür Zeitzeugen in ganz Schwa-

wirklich überblicken kann, was an Ausstellungs-

ben. „Ich wollte die Leute zuhause aufsuchen und

stücken vorhanden ist. Die Beteiligten hängen ver-

mir alles in ihrer gewohnten Umgebung schildern

ständlicherweise an ihren Sachen und trennen sich

lassen, daher auch die Beschränkung auf den Be-

ungern vorher von ihnen. Eine der größten Schwie-

zirk“, erklärt sie. Eine Dame hatte sogar darauf

rigkeiten in diesem Projekt ist es aber, den Leuten

bestanden, ihre Geschichte nicht zu erzählen,

gerecht zu werden. Stefanie Kautz erklärt: „Diese


Personen haben so viel zu erzählen und

Hausaufgabenbetreuung der Wohnein-

doch kann man immer nur Ausschnitte

richtungen leistete hier Beratungshilfe.

einer Geschichte zeigen, um den Besu-

Mit einer Digitalkamera haben sie die

cher nicht zu überanstrengen.“

Aufgabe, zu dokumentieren was ihnen an Deutschland gefällt. Sogar ein kleiner Film ist dabei entstanden, der voraus-

en zusammen. Die kennen die Arbeit

sichtlich in der Ausstellung über einen di-

und die Abläufe, die eine Ausstellung

gitalen Bilderrahmen gezeigt werden soll.

mit sich bringt. Mit Privatpersonen zu arbeiten ist hingegen eine andere Her-

Christina Bleier, die eine Ausbildung

ausforderung. Der Zeitraum von einem

als Erzieherin absolvierte bevor sie

Jahr bis Ausstellungsbeginn war für

zum Journalismus und zur Fotografie

viele sehr groß und so blieben konkre-

wechselte, übernahm das Fotoprojekt.

te Zusagen zur Eröffnungsfeier länger

Stefanie Kautz war es wichtig, dass die

unbeantwortet. Ein Teil wird dennoch

Kinder eine professionelle Hilfestellung

anwesend sein.

hatten, aber selbst entscheiden konnten, was sie fotografieren wollten. Die Bilder werden dann zusammen mit einem Portraitplakat des Kindes ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sein.

Videospiel -Highlight

Feste Termine mit den Kindern und den Eltern auszumachen war ebenfalls herausfordernd. Durch die allgemeine

Für die Ausstellung wurde ein Videospiel entwickelt, bei dem unter Zeitdruck ein Koffer gepackt werden muss. Am Ende wird einem durch den Zoll nochmal etwas Persönliches weggenommen, aber man weiß nicht, was es sein wird. Dieses Spiel fördert die Empathiefähigkeit und gibt Einblicke in die Situation.

Unsicherheit und die Erlebnisse waren längerfristige Planungen kaum möglich und so mussten Kautz und Bleier flexibel reagieren und spontaner Treffen ausmachen, als sie es erwartet hatten. Und das war nicht die einzige Sorge: „Wir mussten auch damit rechnen, dass die Familien nicht vollständig am Projekt teilnehmen könnten, weil die Aufenthaltsgenehmigung entzogen wird“, erinnert sich Stefanie Kautz. Jetzt, wo sich alles dem Ende zuneigt, werden zwei Familien Augsburg verlassen – die

Auch die heutigen Flüchtlingskinder

einen gehen nach München, die ande-

waren sehr aufgeschlossen und der

ren zurück in die Heimat.

Schloss Höchstädt Die Vierflügelanlage im RenaissanceStil ist das Kulturzentrum der gleichnamigen Stadt. Von 1589 bis 1603 erbaut, finden hier Konzerte, Seminare, Konferenzen und vereinzelt Hochzeiten statt. Von 1980 bis 2004 wurde das Anwesen komplett renoviert. Träger ist der Freistaat Bayern, genauer die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Der Bezirk Schwaben, der Landkreis Dillingen a. d. Donau und die Stadt Höchstädt beteiligen sich an den Personal- und Betriebskosten des Gebäudes, in dem auch Dauer- als Wanderausstellungen stattfinden. So konnten Besucher im vergangenen Jahr die Ausstellung „Kinderkram“ begutachten. Ab April sind die Geschichten der Flüchtlingskinder von heute und damals zu sehen. In der Dauerausstellung „Über den Tellerrand...“ finden Besucher einen Überblick der Deutschen Fayence des 17. und 18. Jahrhunderts sowie Techniken und deren Produktionsweise. Für ein ganzheitliches Erlebnis gibt es Mitmachstationen für Groß und Klein. Als zweite Dauerausstellung wird die Schlacht von Höchstädt von 1704 gezeigt. Das Ringen der Großmacht um die Vorherrschaft in Europa um 1700 steht im Mittelpunkt. Auch für Kinder und Jugendliche werden spezielle Führungen angeboten.

Fotos: Stefanie Kautz, Christina Bleier, Melanie Potoski (Grafik), Bavaria Luftbild und Bayerische Schlösserverwaltung

Normalerweise arbeitet sie mit Muse-

Andrang war groß. Die Befürchtung, dass die Kinder traumatisiert wären

Die Ausstellung „Neustart“ wird am

und eine Zusammenarbeit nicht mög-

1. April eröffnet und bis 4. Oktober in

lich sein könnte, war unberechtigt. Aus

Höchstädt zu sehen sein. Der Ausstel-

logistischen Gründen entschied man

lungsteil der Kinder wird dann ab Ok-

sich aber nur für sechs Kinder. Aus

tober in der Stadtbücherei Augsburg ge-

drei Wohneinrichtungen in Augsburg

sondert nochmals zugänglich gemacht.

wurden jeweils zwei ausgesucht. Sie

Die Vorbereitungen waren für Stefanie

stammen zum Beispiel aus Syrien oder

Kautz zwar anstrengend, aber missen

Afghanistan und sind Zweitklässler, die

möchte sie diese auf Erfahrung nicht:

bereits Deutschkenntnisse haben – die

„Es lohnt sich auf alle Fälle.“

al

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Veranstalt u ngen

NEULAND_Digitale Kunst Arbeiten von Aram Bartholl, JODI und Evan Roth vom 27. März bis 28. Juni 2015 im kunsthaus kaufbeuren

Wie unterscheidet ein Computer Mensch von Maschine? Wie würde sich ein Computer mit einem Eigenleben verhalten? Und wie sieht es aus, wenn ich die Daten, die mein Browser in vier Monaten automatisch speichert, physisch darstelle? Computer und Internet begleiten uns inzwischen täglich. Die Generation der „Digital Natives“ ist mit den neuen Technologien aufgewachsen, diese sind für eine Mehrheit der Menschen zur zweiten Natur geworden. Wir verwenden sie wie selbstverständlich, wir sind in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter zuhause und dank Smartphone auch überall und jederzeit damit verknüpft. Es ist selbstverständlich, dass wir über verschiedenste Dinge nicht mehr lange nachdenken müssen, sondern zum Handy greifen und Google oder Siri befragen.

Foto:s: kunsthaus kaufbeuren

Das Internet eignet sich aber nicht nur dazu, E-Mails zu versenden, Wikipedia zu durchstöbern oder lustige Katzenvideos auf YouTube anzusehen, sondern auch zur Kunstproduktion. Die in der Ausstellung gezeigten Künstler sind im Bereich der Digitalen Kunst äußerst renommiert und bereits mehrfach ausgezeichnet. Sie beschäftigen sich in ihrer Arbeit seit geraumer Zeit mit den zahllosen Möglichkeiten des Internets, der Technisierung des Alltags, dem Computer als Gegenstand und der sehr eigenen Ästhetik des Digitalen. Aram Bartholl lebt und arbeitet in Berlin. Sein Werk bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Internet, Kultur und Realität. Die vielfältigen Kommunikationskanäle sind selbstverständlich geworden, doch wie beeinflussen uns diese? Gemäß des Paradigmenwechsels der Medienforschung fragt Bartholl nicht nur, was der Mensch mit den Medien macht, sondern auch in wie weit die Medien den Menschen verändern. Das Spannungsverhältnis von öffentlich und privat, online und offline, von Technologieverliebtheit und Alltagsleben liegt im Kern seines Schaffens. In Form von In-

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terventionen und Installationen im öffentlichen Raum untersucht Bartholl die Wirkung, wenn Bestandteile der digitalen Welt mit der Realität zusammentreffen. JODI ist ein Kollektiv zweier Internet-Künstler: Joan Heemskerk, 1968 geboren in Kaatsheuvel (Niederlanden), und Dirk Paesmans, geboren 1965 in Brüssel (Belgien). Paesmans studierte bei Nam June Paik an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf und gründete mit der Fotografin Heemskerk 1994 die Gruppe JODI. Ab Mitte der 1990er Jahre schufen sie bereits Kunst für das Netz, einige Jahre später arbeiteten sie ebenfalls im Bereich Software Kunst und künstlerischer Computerspiele-Modifikation. Ihre Art von Digitaler Kunst mit einer deutlichen Low-Tech-Ästhetik fällt in die Kategorie des so genannten „Hacktivism“: Im Gegensatz zu Hackern, die sichere Websites infiltrieren, um Informationen zu erlangen oder diese einfach nur zu stören, versuchen Künstler, durch ihre Aktivitäten eine Art öffentliches Bewusstsein zu wecken und festgefahrene Regeln zu hinterfragen. Sie nehmen Elemente der Computerwelt wie den Browser, den Desktop oder

Spiele, und zerstörten sie förmlich. Dem Betrachter soll die Anfälligkeit der Maschine vor Augen geführt werden. Evan Roth ist ein New Yorker Künstler, der in Paris lebt und arbeitet. Seine Kunst visualisiert und archiviert zeitgenössische Kultur durch den Einsatz moderner Technologien. Roth erschafft seine Kunst in unterschiedlichster Weise: Er erstellt Drucke, Skulpturen, aber auch Videos und Webseiten, programmiert Software und realisiert Performance-Kunst, die er durch Foto- und Videodokumentationen festhält. Dabei fließen verschiedenste Elemente in seine zumeist durchaus kritischen Arbeiten mit ein, von Street Art über die Erforschung des Verhältnisses zwischen Macht und Missbrauch. Gezeigt wird eine Auswahl dieser Künstler, die sich mit den verschiedensten Aspekten des „Neulands“ Internet auseinandersetzt. Den Besucher erwarten nicht nur Computer, Videos und Projektionen, sondern genauso Skulpturen, Fotos und Objekte. Browserkunst kann jederzeit im Netz betrachtet werden: Sie wird mittels Animationen, so genannten GIFs, realisiert oder durch die Kompromittierung vertrauter Seiten, die augenscheinlich verrückt spielen und ein vom User nicht kontrollierbares Eigenleben entwickeln. Wandobjekte verdeutlichen uns, wie Monitore, deren Formate und Einteilung in standardisierte Fenster sich im Laufe der Zeit verändern. Andere Werke zeigen, was der Computer und seine Programme automatisch für Unmengen an Informationen speichern, die in gewisser Weise Abbilder unserer digitalen Identität sind. Auch die Gefahren durch Sicherheitslücken werden auf humoristische Weise aufgezeigt.


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„Kopfüber Herzwärts“ wird verlängert Aktuelle Sonderausstellung im Kindermuseum des Edwin Scharff Museums noch bis zum 13. September Eigentlich hätte am 1. März Schluss sein sollen. Doch weil die aktuelle Sonderausstellung im Kindermuseum des Edwin Scharff Museums am Neu-Ulmer Petrusplatz so gut läuft, wird verlängert. „Kopfüber Herzwärts - In meinem Körper bin ich zu Haus“ (aus dem Kindermuseum FRida&freD in Graz) ist nun noch bis zum 13. September zu sehen.

Es darf gelacht werden Seit 25. Februar ist im Kundenzentrum der Kreissparkasse Augsburg am Martin-Luther-Platz wieder „Cartoonica“-Zeit. Bei der mittlerweile 29. Ausgabe der Kultausstellung werden bis zum 15. Mai „Beste Bilder 2014“ gezeigt. Rund 150 Meisterwerke von 70 der bekanntesten, beliebtesten und bissigsten Zeichner aus ganz Deutschland. Wenn Friedenstauben in Urlaub fliegen müssen, reibt sich die Rüstungsindustrie die Hände! 2014 war mal wieder ihr Jahr! Aber 2014 war mehr als Angst und Schrecken. Es war das Jahr einer unglaublichen ADAC-Pannenserie, der Einführung der Frauenquote beim Steuerhinterziehen durch Alice Schwarzer, des Siegeszuges von Europagegnern ins Europäische Parlament... Und natürlich auch ein Jahr, in dem der Zeitgeist unbeirrbar voranschritt und der Humor sich nicht unterkriegen ließ! Das alles zeigen die Ausstellung „Beste Bilder 2014“ und der gleichnamige Begleitband. Die Auswahl erfolgte aus etwa 3.000 Cartoons. Eingesandt von Künstlern, die zu den wichtigsten Vertretern dieses Genres in Deutschland zählen. Auch diesmal sind wieder neue Namen dabei. Mit den „Besten Bildern 2014“ verfolgen die Ausstellungsmacher weiterhin, wie sich Satire, Humor und Zeichenstile in Deutschland entwickeln und was von einem Jahr in Erinnerung bleibt. Verantwortlich für die Auswahl sind die Berliner Cartoonfabrik und der Lappan Verlag in Oldenburg. Die Cartoonfabrik ist ein Verein, der seit 1991 Cartoons durch Ausstellungen und Publikationen fördert und sich unter anderem mit dem „Cartoonair“ am Meer, einem alljährlich stattfindenden Karikaturen-Freiluftfestival an der Ostsee (www. cartoonair.de), einen Namen gemacht hat. Der vor über 30 Jahren gegründete Lappan Verlag ist der führende Cartoonverlag in Deutschland.

Die Ausstellung, die Kinder und Erwachsene dazu einlädt, sich auf spielerische Weise mit dem eigenen Ich zu befassen, ist bei kleinen und großen Besuchern beliebt. Auf über 400 Quadratmetern gibt es an 80 Stationen viel Spannendes für alle Sinne zu erleben und entdecken. Das eigene Ich wird in der Ausstellung in die Funktionen eines Hauses übertragen, wo der Körper als erlebbarer, begehbarer Wohnraum gestaltet ist, als komfortable Unterkunft, deren unterschiedliche Räume erforscht werden können. Das Kindermuseum im Edwin Scharff Museum ist dienstags und mittwochs von 13 bis 17, donnerstags bis samstags von 13 bis 18 und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Edwin Scharff Museum, Am Petrusplatz 4, 89231 Neu-Ulm, Tel.: 0731/70502520, www.edwinscharffmuseum.de

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Foto:s: Edwin Scharff Museum, Kreissparkasse Augsburg

Die 29. Augsburger „Cartoonica“ ist bis zum 15. Mai 2015 von Montag bis Freitag täglich von 9 bis 18 Uhr im Kundenzentrum der Kreissparkasse am Martin-Luther-Platz in Augsburg zu sehen. Das Begleitbuch (mit 270 Cartoons von 80 Künstlern) und alle Cartoon-Postkarten zur Ausstellung gibt’s gleich nebenan in der Schlosser’schen Buchhandlung.


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Veranstaltungen ranstaltung – Laufende Ve

en –

Bis So., 28. Juni 2015

Do., 19. bis 22. März

Bis So., 7. Juni 2015

H2 – Die Sammlung Neue Kunst VII

22. Mindelheimer Jazztage JAZZ ISCH

Ausstellung H2 – Zentrum für Gegen­ wartskunst im Glaspalast, Augsburg

Stadttheater, Mindelheim & Dampfsäg Sontheim

Aus der heiteren fließenden Welt. Ukiyo-e und Netsuke aus den Beständen der Kunstsammlungen und Museen Augsburg

Werke von Benjamin Appel, Georg Bernhard, Günther Förg, Maik und Dirk Löbhert, Norbert Tadeusz und Christof Rehm.

Konzert

„Woman4jazz“ – Julia Hülsmann Quartett, The Puppini Sisters, Nicole Jo und Torun Eriksen spielen vier Tage lang Jazzmusik für Kenner und Liebhaber.

Höhmannhaus Augsburg Personen und Orte wurden zwischen 1600 und 1867 in Farbholzschnitten festgehalten, die man Ukiyo-e nannte, „Bilder aus der fließenden Welt“. Netsuke sind kleine kunstvoll geschnitzte Anhänger, mit denen z. B. Taschen an Gürteln befestigt wurden.

Bis Mo., 4. Oktober 2015 „Zum Abschied“ von der Alpenländischen Galerie Ausstellung

Bis Fr., 5. Juni 2015

Alpenländische Galerie Kempten

Donauwörther KulturFrühling

Nur noch bis Oktober 2015 ist die religiöse und mittelalterliche Kunst des Alpenraums zwischen Bodensee und Ostalpen zu sehen. Öffentliche Führungen jeden zweiten Sonntag im Monat um 11 Uhr.

Festival

Zeughaus u. a., Donauwörth

Do., 19. März 2015

Jazz, A-Cappella-Sound und Gute-Nacht-Lieder von Schubert bis Rachmaninoff und der Künstler Marc Rogat präsentiert bei der Ausstellung „Donauwörth dunkel“ seine Zeichnungen.

Heimat? Da war ich noch nie!

Bis So., 28. Juni 2015 Musikalischer Frühling im Landkreis Günzburg

Lesung

Kulturfabrik, Augsburg Szenische Lesung der Siegerstücke des 4. Augsburger Dramatikerpreises durch die Mitglieder des S’ensemble-Theater in Kooperation mit dem Theater Augsburg, unterstützt durch das Büro für Frieden und Interkultur der Stadt Augsburg und den Bezirk Schwaben. Gelesen werden: Maja Das Gupta „Michels Stein“, Samuel Langers „Lampedusa“ und Alexander Rupflins „Die Mutter“. Beginn: 19.30 Uhr.

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Ausstellung

Bis So., 3. Mai 2015 Homestories II – Henk Kouw (1920 – 2001) Ausstellung

Schaezlerpalais Augsburg Nach dem Auftakt mit Werken der Sammlung Herbert Rieß im Frühling 2013 bieten das Café und das Liebertzimmer im Erdgeschoss des Schaezlerpalais nun erneut den Rahmen für einen Einblick in die Sammlertätigkeiten und Wohnzimmer Augsburger Kunstliebhaber.

Konzertreihe

Landkreis Günzburg Eine Mischung von Musikern aus renommierten Berufsensembles wie auch aus qualifizierten Laienensembles geben bis 28. Juni 17 Konzerte in den Städten und Gemeinden des Landkreises. So wird neben der Johannespassion von Johann Sebastian Bach, die Jahreszeiten von Joseph Haydn und das Konzert junger Talente zu hören sein.


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Veranstaltung – Kommende

en –

Sa., 25. April 2015

Sa., 9. Mai 2015

Eröffnung der 9. Bad Grönenbacher SchlossKultur

Veranstaltung

Veranstaltung

Schloss Grönenbach Bad Grönenbach Eröffnet wird mit dem Duo „Liebeslänglich“: Nicole Martin (Gesang) und Michael Sisto (Gesang, Gitarre), zwei Größen der lokalen Musikszene. Mit dem Erlös wird der gemeinnützige Verein zur Unterstützung in Not geratener Menschen NOTHilfe e.V. gefördert, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum begeht.

Do., 26. März – So., 7. Juni 2015

Künstlerhaus Marktoberdorf

Matinee mit Cataleya Fay

Konzert

Konzert

Kaminwerk Memmingen

Kulturgewächshaus Birkenried

Die „Volxmusik“ mit Dialekt, typischen Instrumenten einer Volksmusikbesetzung und ein- bis dreistimmiges „Geschroa“.

Sängerin, Songschreiberin und Musikerin; 14 – 17 Uhr

Fr., 10., Sa., 11. und So., 12. April 2015 Schwäbisches Jugendsinfonieorchester KOnzert

Sa., 28. März – Do., 02. August 2015 Daniel Hopfer, Erfinder der Radierung

Musikakademie Marktoberdorf Stadtsaal, Kaufbeuren Kongress am Park, Augsburg www.sjso.de

Sa., 11. – So., 19. April 2015

Ausstellung

afa 2015

Stadtmuseum Kaufbeuren

Messe

Erstmals präsentiert das Stadtmuseum Kaufbeuren in einer umfassenden Ausstellung die museumseigene Grafiksammlung zu Daniel Hopfer und seinen Söhnen Hieronymus und Lambrecht.

Messe Augsburg Das Schaufenster BayerischSchwabens zeigt aus den Bereichen Wohnen, Nahrungsmittel, Automobil sowie Freizeit und Sport das Angebot der Region.

Sa., 9. Mai bis Sa., 6. Juni 2015 Jahresausstellung des BBK zum Thema „STADT – LAND – FLUSS“

So., 17. Mai 2015

Für Bernd Zimmer bedeutet Malen Reflexion über das in der Natur Gesehene und Erlebte. Das Künstlerhaus Marktoberdorf zeigt einen beeindruckenden Querschnitt seiner aktuellen Arbeit auf 600 qm.

Kofelgschroa

Unter dem Motto „lose, lache und mitmachen“ unterhalten Sie Max Adolf und das Duo Zweierlei mit Geschichten und Gedichten in Allgäuer Mundart.

Stadtbücherei Immenstadt

Ausstellung

So., 29. März 2015

Allgäuer Bergbauernmuseum, Immenstadt

ausstellung

Bernd Zimmer - Kristallwelt

Sa., 28. März 2015

Mundart-Abend

Internationaler Museumstag Museumsfeste, aktionen

Sa., 23. Mai 2015 Sa., 25. April – So., 03. Mai 2015

5 ohne Namen

Kemptener Jazzfrühling

Schloss Bad Grönenbach, Bad Grönenbach

Festival

Kornhaus u.a., Kempten International bekannte Bands und Solisten machen Kempten alljährlich von Ende April bis Anfang Mai zur Jazz-Metropole weit über das Allgäu hinaus.

Konzert

A-capella-Konzert mit „5 ohne Namen“ im Hohen Schloss Bad Grönenbach im Rahmen der Bad Grönenbacher Schlosskultur. Mit dem Erlös wird der Verein NOTHilfe e.V. gefördert, der sein 30-jähriges Jubiläum begeht.

Mi., 29. April – So., 03. Mai 2015 Philosophie am Pass Vortragsreihe

Kurhaus Bad Hindelang, Hotel Prinz-Luitpold-Bad, Katholisches Pfarrheim, Bad Hindelang Dialog zwischen Kulturen – Grundlagen und Möglichkeiten des Gesprächs.

9. Mai 2015 Blue Night Festival

Kaufbeuren 16. Blue Night – zahlreiche Bands in den Kneipen mit nur einer Eintrittskarte.

Mi., 27. Mai 2015 Milchwirtschaft mit Käseprobe Führung

Allgäuer Bergbauernmuseum Immenstadt Das Allgäuer Bergbauernmuseum und die Bergkäserei Diepolz bieten Führungen zur historischen Milchwirtschaft im Allgäu an.

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Übersatz „Ja zu NÖ“, aber

„NÖ“ zum Feiern... Was macht eine Stadt, die ein Jubiläum im Kalender hat? Sie feiert. 800 Jahre wird man schließlich nicht alle Tage. Deswegen geht’s richtig rund, zum Beispiel in Bielefeld. „Bielefeld 800“ hieß es dort 2014 mit einem Riesenprogramm für die Bürger und für Gäste. Auch Witten, Ebersweier und Geesthacht feiern, Nördlingen aber nicht. Euphorisch scheint einzig und allein Stadtarchivar Dr. Wilfried Sponsel zu sein. Er schreibt im VHS-Programm: „2015 kann Nördlingen ein bemerkenswertes Jubiläum begehen. Vor 800 Jahren, also im Jahre 1215, erwarb der Stauferkönig Friedrich II. Nördlingen durch Tausch aus der Oberhoheit des Bischofs von Regensburg für das Reich. Nördlingen war nun eine königlich staufische Stadt, die sich in der Folgezeit schrittweise zu einer (freien) Reichsstadt entwickelte.“ Doch Feiern? Fehlanzeige. Und eigentlich schade. Denn jeder Marketinglehrling weiß, dass ein solches Jubiläum gleichzeitig ein Segen ist, um der Bevölkerung etwas zu bieten und Gäste in die Stadt zu bringen. Wangen hat dies zum 1200-jährigen Bestehen erkannt. „Wir können bündeln, unterstützen und motivieren“, sagt Oberbürgermeister Michael Lang und fügt hinzu, „dass die Stadt Wangen nicht alle Aktivitäten zum Jubiläum auf ihren schmalen Schultern tragen kann.“ Doch keine Gelegenheit ist besser, die regionale Wirtschaft zu aktivieren, ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen und „die Menschen mitzunehmen.“ Jeder kann etwas tun, damit das Jubiläum ein großes Fest wird. Nicht so in Nördlingen. Sogar auf der CMT, einer der großen Tourismusmessen in Stuttgart, behielten die Nördlinger ihr Jubiläum für sich – ganz und gar untypisch in der lauten, plakativen Tourismuswelt. Auch auf der Website: Fehlanzeige. Das Jubiläum wird totgeschwiegen. Warum?

Foto:s: Wolfgang Strobl, Simon Strobl

Offiziell heißt es, die 1100-Jahr-Feier der Stadt wäre wichtiger gewesen als das Jubiläum zum Stadtrecht. Die war aber schon 1998 – also nicht gerade erst gestern. Und auch nachgefragt bei denen, die eigentlich berufsmäßig „trommeln“ sollten, heißt es zwar „ja zu NÖ“ – aber auch „NÖ“ zum Feiern. „Wir haben übers Jahr so viele Veranstaltungen, da wäre für das Jubiläum gar kein Platz“, sagt die Geschäftsstellenleiterin Susanne Vierkorn vollkommen emotionslos. Na dann: Alles Gute, Nördlingen! wos/al

Neue Episode beim Augsburger „Treppenwitz“ Ein Ort für Romantiker ist er, der Fünffingerlesturm am Äußeren Stadtgraben. Und ein Ort, der typisch ist für Augsburg – weil hier die Sieben Schwaben zuhause sein könnten. Wir erinnern uns: Kurz nach der Jahrtausendwende fasste die Altaugsburggesellschaft den Plan, den Turm mit einer Außentreppe besser begehbar zu machen. Dagegen gründete sich eine Bürgerinitiative, die 2007/08 ein Bürgerbegehren gegen die Pläne zum Teil bereits gestarteten Baumaßnahmen initiierte. Rund 10.000 Unterschriften kamen zusammen, wogegen der Stadtrat entschied, dass das Bürgerbegehren unzulässig sei. Trotzdem verhängte die Stadt im Mai 2008 einen Baustopp gegen die bereits begonnenen Arbeiten: Das Grundstück sei zu klein und die Treppe würde auf den Gehweg reichen. Der Baustopp wiederum wurde vom Verwaltungsgericht für rechtswidrig erklärt, weil die Altaugsburggesellschaft die Treppe so gebaut habe wie geplant. Dass sie zu weit in den Gehweg ragt, sei nicht das Problem der Treppenbauer – eine kräftige „Watschn“ für die Stadt. Seit dem Baustopp ist nun nichts mehr passiert – die unvollendete Außentreppe endet eingesperrt in einen schwarzen Kasten bislang auf halber Höhe und hat es als „Augsburger Treppenwitz“ bundesweit in die Schlagzeilen geschafft. Rechtzeitig zum Faschingshöhepunkt 2015 ging die Narretei nun weiter: Nach fast sieben Jahren Dornröschenschlaf kippte die Stadt die Baugenehmigung, „weil die Planungsunterlagen falsch erstellt worden seien. Der Antrag der Gesellschaft, die Genehmigung für den Treppenbau zu verlängern, wurde abgelehnt. Die Treppe bleibt unfertig; wie es weitergeht, ist völlig offen. wos.

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THINK OUTSIDE THE BOX

www.cmkv.de

contrast Die Lรถsungsagentur


NATUR. BEWUSST. LEW. Als Betreiber von 35 Wasserkraftwerken achten wir auf den Erhalt der Lebensräume von Pflanzen und Tieren und streben eine nachhaltige Verbesserung der Ökosysteme an. Mitarbeiter wie Dr. Gerhard Haimerl, Ingenieur für Wasserbau-Technik bei den Bayerischen Elektrizitätswerken (BEW), entwickeln dafür beispielsweise mit den Experten der örtlichen Fischereivereine neue Fischaufstiegshilfen.

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