14. Jahrgang
02 2016 Preis 6,50 €
Menschen, Kultur & Wirtschaft einer besonderen Region
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Ein Leben lang lernen?
Titelthema
Kulturelle Bildung
Schwabentag
Schwerpunkt Bildung mit Hochschulführer!
Sommerliche Veranstaltungshöhepunkte
Beim Tag der Begegnung ist alles inklusiv!
Außerdem:
Friedberger Zeit Archäologisches Zentraldepot Kochköpfe, Chefetage Spezial: Landkreis Augsburg
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Warum mieter Bildungsdruck Liebe Leserin, lieber Leser, an den Moment, als ich meine Diplomarbeit zum Binden gab, erinnere ich mich noch gut. Es war die pure Erleichterung. Und es war das Gefühl, nach siebzehn Jahren Schule, Ausbildung, Studium endlich „fertig“ zu sein und bereit für den Beruf. Auch wenn es seither nie aufgehört hat, sich mit neuen Themen, neuen Technologien, neuen Entwicklungen beschäftigen zu müssen – vieles, was uns interessiert, lernen wir automatisch, fast von allein. Lernen ist ein Grundbedürfnis des Menschen, das Bildungseinrichtungen mit massiven wirtschaftlichen Interessen sich allerdings stark zunutze machen. Von allen Seiten wird unter dem Schlagwort des „lebenslangen Lernens“ viel Druck aufgebaut, damit man sich selbst optimiert – Thema und Auftakt unserer Kolumne, in der Dr. Gerhard Hofweber in dieser Ausgabe erstmals ein top schwaben-Schwerpunktthema philosophisch-kritisch betrachtet (Seite 11). Dennoch: Bildung hat einen extrem hohen Stellenwert, vor allem in einer wirtschaftlich starken Region wie Schwaben. Hohe Produktivität in der Wirtschaft lebt vom hohen Wissensstand ihrer (Fach-)Kräfte, der für Schwaben wichtig ist. Deshalb investieren auch die Kreise viel, um „Bildungsregion“ zu werden und damit gleichzeitig ihren Wirtschaftsstandort zu stärken. Doch was verbirgt sich eigentlich konkret hinter diesem schwammigen Begriff? (Seite 12). Eindeutig fassbar sind die Hochschulstandorte Schwabens. Länderübergreifend liefert top schwaben dem Abiturjahrgang 2016 erstmals in gedruckter Form Informationen zu den Top-Hochschulstandorten zwischen Bodensee und Alb, kompakt und übersichtlich als Beilage im Heft.
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Und weil top schwaben immer auch ein Medium kultureller Bildungsthemen war und ist, finden unsere Leser im Heft neben sommerlicher Open-Air-Kultur (Seite 36) herausragende Ausstellungen und Veranstaltungen (ab Seite 54) – allen voran der „Schwabentag“, mit dem der Bezirk erstmals eine große Publikumsveranstaltung zur Bewusstseinsbildung in Sachen Inklusion am 25. Juni in der Augsburger Schwabenhalle organisiert (Seite 34). Eine gewinnbringende Lektüre wünscht Ihnen
Wolfgang Strobl redaktion@topschwaben.de
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BACHELOR OF SCIENCE (B.SC.) · Betriebswirtschaft & Wirtschaftspsychologie
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Lebenslanges Lernen 7 Mehr Chancen oder vielmehr Bürde? 12 Bildungsregionen Warum alle Landkreise Bildungsregion sein wollen 14 Hochschule Augsburg Rohrmair neuer Präsident
16 Ausbildung vs. Studium
20 Internationale Schule Augsburg
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22 Studieren mit Ehrenamt
MASTER OF ARTS (M.A.) · Management Ausrichtung: · Unternehmensmanagement MASTER OF SCIENCE (M.SC.) Studiengänge: · IT Management · Wirtschaftspsychologie 0800 1 95 95 95 fom.de
Schwerpunkt
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Semesterstart März und September
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24 Auf dem Weg zur Uni-Klinik Augsburg
25 Chefetage: Klaus-Peter Dietmayer
26 Porträtserie
Impressum Verlag und Adresse aller Verantwortlichen: contrast marketing-kommunikation & verlag gmbh, Eserwallstr. 17, 86150 Augsburg, Tel. 0821/3199950, Fax 0821/31989140, info@topschwaben.de Herausgeber und verantwortlich i. S. d. P.: Wolfgang Strobl Copyright: Der Inhalt des Magazins ist in vollem Umfang urheberrechlich geschützt. Alle Rechte liegen beim Verlag. Die Verwendung von Texten, Fotos und Illustrationen in anderen Publikationen und im Internet bedürfen – auch auszugsweise – der schriftlichen Genehmigung des Verlags Autoren dieser Ausgabe: Dr. Gerhard Hofweber (gh), Anna Karger (ak), Petra Krauß-Stelzer (pks), Roswitha Mitulla (rmi), Florian Pittroff (pif), Günther Stauch (gs), Wolfgang Strobl (wos), Wolfgang Wiedemann (wiwo) Titelbild und -arrangement: Stefanie Endemann und istockphoto Layout, Illustrationen, Diagramme: Stephanie Endemann Cartoon: Klaus Prüfer. Verlagsbüro: Werner Vöst, Tel. 0821/4506945, info@voewe Anzeigenverwaltung: contrast marketing-kommunikation & verlag GmbH Fotografen dieser Ausgabe: Stefan Mayr, Axel Weiss, Wolfgang Strobl. Weitere Bildnachweise direkt auf den Seiten. Druck: Druckerei Joh. Walch, Augsburg Konzeption, Layout, Satz: www.contrast-marketing.de top schwaben erscheint vierteljährlich, zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 11 vom 1. Januar 2016, EVP € 6,50 Jahresabo € 18,- (einschl. Postgebühr) Dieser Auflage liegt die Infobroschüre „Top-Hochschulen in Schwaben“ bei.
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58 Zeitreise in Friedberg: Friedberger Zeit Das Altstadtfest der besonderen Art
Spezial
Der Landkreis Augsburg 46 „Die Schaffung von Arbeitsplätzen hat Priorität“ Interview mit Landrat Martin Sailer 48 Kunstpfad der besonderen Art Kunst in den Westlichen Wäldern
Fotos: Martin Duckek, Axel Weiss, Siegfried Geyer, Edwin Scharff Museum
50 Do it yourself! Ausstellung im Schwäbischen Volkskundemuseum Oberschönenfeld
52 Leuchtturm-Projekt Das SchmuttertalGymnasium Diedorf 53 Bildung als Motor für die Wirtschaft
Wirtschaft
42 erdgas schwaben: Gas und Glas für Tussenhausen
43 LEW unterstützen Spitzensportler für Olympia
Kultur
34 Schwabentag Bewusstseinsbildung, Spaß und Sport 36 Open Air Saison in Schwaben 40 Der Augsburger Kulturgut-Speicher
54 Voll abgefahren im Edwin Scharff Museum Neu-Ulm
55 Schwörwoche in Ulm
Kulinarik
60 Kochköpfe: Günther Jekle
63 Zwiebelspalten: Schreiegg‘s Post Thannhausen
Veranstaltungen
64 Termine: Juni bis September 2016
56 „Heimatfront Kinderzimmer“ im Schloss Höchstädt 57 Haus zur Schützenkultur eröffnet in Illerbeuren
Unsere nächste Ausgabe erscheint Mitte September
klewan_top-schwab_16-05-25_Layout 1 25.05.16 08:41 Seite 1
… de Chirico, Giacometti, Lassnig, Picasso …
unterstützt durch
In Kooperation mit
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Kolumnentitel
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Gesellschaft und Wirtschaft fordern mehr und mehr, das eigene Wissen ständig zu optimieren
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Lebenslanges Lernen:
Mehr Chancen oder vielmehr Bürde?
der bildungsdruck im beruf wächst weiter Lernt man für sich, fürs Leben oder für die Firma, machen Diplome wirklich bessere Arbeitskräfte oder führt der Leistungsdruck zu mehr Unzufriedenheit oder gar stressbedingten Krankheiten? Eine berechtigte Frage angesichts der Tatsache, dass Bildung heute als „verwertbares Humankapital“ bezeichnet wird, weil sie die Produktivität und das Einkommen des Einzelnen steigern soll. Lernen hört nicht mit dem Schulabschluss oder der Ausbildung auf. Erst Erfahrungen im erlernten Beruf machen eine Fachkraft aus. Doch Kritiker warnen davor, dass lebenslanges Lernen mittlerweile Zwangscharakter angenommen hat. Es sei auch nicht, wie oft gepriesen wird, ein Mittel gegen Arbeitslosigkeit, Armut, Ausgrenzung und Wettbewerbsnachteile, dies alles müsse auf breiter Ebene politisch und ökonomisch angegangen werden und nicht individuell und pädagogisch.
Bildungsangebot steigt ständig
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Illustration: Stephanie Endemann, istockphoto
Der Begriff „Lebenslanges Lernen“ entstand in den 1960er-Jahren als „lifelong education“. Gemeint war, dass der Mensch lernt, so lange er lebt und dass dies so notwendig ist, wie Essen und Trinken. Was damals positiv gemeint war, entwickelte sich dazu, die persönliche Optimierung mit der Steigerung des Marktwerts durch Qualifikationen gleichzusetzen. Wissen und Lernen sind zu einer Ware geworden, die sich gut verkaufen lässt. Die Zahl der Weiterbildungseinrichtungen und -angebote steigt ständig. Auf europäischer und auf Bundesebene gibt es Programme, die lebenslanges Lernen in jedem Alter und jeder Lebenslage fördern sollen. Denn auch der Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ ist Schnee von gestern. Er diente ja auch nur dazu, Kindern die Schule schmackhaft zu machen.
Wissen verdoppelt sich alle fünf Jahre Lernen gehört zum Wesen des Menschen, Nicht-lernen-wollen wäre Stillstand, Verweigerung des Lebens an sich. Kinder lernen durch Nachahmen von Erwachsenen und Gleichaltrigen, später am Arbeitsplatz, im Haushalt und in der Freizeit entdeckt man immer wieder etwas Neues, das man automatisch aufnimmt und behält. Doch damit ist es nicht getan. Laut Wissenschaftlern verdoppelt sich heute das Wissen der Menschheit alle fünf Jahre. In einer
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Ältere Mitarbeiter haben oft Angst davor, beim lebenslangen Lernen nicht mithalten zu können.
solchen Wissensgesellschaft braucht es die ständige Weiterbildung. Sie ist sinnvoll, wenn sie der Anpassung an die Veränderungen der Arbeitswelt durch neue Techniken und Digitalisierung dient. Schlagwörter: Industrie 4.0 und IoT/IdD, Internet der Dinge. Führt das Ganze aber zu Druck und in eine Art Weiterbildungs-Rausch – in diesem Fall ist von Seminar-Junkies die Rede – dann ist Lernzwang nicht nur Chance, sondern auch Bürde.
Lernen im Alter Gut ausgebildete Menschen sind ein Potential für die Wirtschaft, ein wichtiger Wettbewerbsfaktor auf weltweit umkämpften Märkten. Von den Angestellten wird deshalb erwartet, dass sie ständig dazulernen, dass sie sozusagen regelmäßige Updates machen wie ein Computerprogramm. Doch scheint es auch hier eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu geben. Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung werden Bildungsangebote je nach Region und Wirtschaftskraft ganz unterschiedlich genutzt. Und wer schon eine gute Bildung hat, kann leicht noch etwas draufsetzen, Menschen aus sogenannten bildungsfernen Schichten gehen meist leer aus. Die SPD in Schwaben forderte beim Bezirksparteitag 2015 Bildungsangebote, die für alle Schichten bezahlbar sind, die auch für Menschen in ländlichen Regionen erreichbar sind und von älteren Menschen und Menschen mit Behinderung wahrgenommen werden können. Diskussionsbedarf hat auch das Thema Lernen im Alter. Ältere Mitarbeiter haben oft Angst davor, beim lebenslangen Lernen nicht mithalten zu können, vor allem wenn sie sehen, dass man den Jüngeren einfach mehr zutraut. Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass die Lernfähigkeit mit zunehmendem Alter nicht abnimmt, höchstens die Lerngeschwindigkeit. Firmen, die altersgemischte Teams haben, profitieren vom gegenseitigen Lernen ihrer Mitarbeiter.
S chwerpunkt
Lernen ist wie rudern gegen den strom – Wer damit Aufhört, treibt zurück Was der englische Komponist Benjamin Britten in seiner Lebensweisheit für die persönliche Weiterentwicklung formulierte, ist gleichzeitig Antrieb für einen gewaltigen Wirtschaftssektor. 860 staatliche, kommunale und private Schulen, 12 Fachakademien, Universität und Hochschuleinrichtungen, 24 Volkshochschulen, unzählige Sprachschulen für Fremdsprachen, Aus-, Fort- und Weiterbildungszentren der Agentur für Arbeit und der Kammern, der Kirchen und Fernstudienangebote allein in Bayerisch-Schwaben sind Sektoren, in denen es um viel Geld geht. Über genaues Zahlenmaterial verfügen weder die Ministerien in München, noch das Statistische Landesamt. Jedoch, so schätzt man allein für Schwaben, geht es um bis zu drei Milliarden Euro jährlich, die staatliche Budgets und private Umsätze erreichen – eine gewaltige Summe. Vor allem die privaten Bildungseinrichtungen kämpfen, teils mit großen Marketingaufwendungen, um ihre bildungswilligen Kunden. Beispiel Volkshochschulen: Sechs Millionen Menschen nutzen jährlich die Angebote der Erwachsenenbildung in Bayern, die Hälfte davon besucht Angebote des Marktführers VHS. Umgerechnet auf Bayerisch-Schwaben entspricht das rund 450.000 VHS-Kursteilnehmern.
Kritik
am lebenslangen Lernen kommt von den Sozialwissenschaften. Bei näherer Analyse falle auf, dass Wirtschaftsverbände und politische Entscheidungsebenen vor allem kontinuierliche berufliche Anpassung und Flexibilität im Auge haben, wenn Weiterbildung als individueller Mehrwert behauptet werde. Mit entsprechender Rhetorik werde das Berufsleben oft einseitig als „eine Art Fitnessprogramm“ diskutiert.
Die Palette an Möglichkeiten zur Förderung und Qualifizierung von Mitarbeitern ist groß. Neben den Hochschulen und der Universität Augsburg widmen sich vornedran die Industrie- und Handelskammer mit der IHK-Akademie Schwaben, die Handwerkskammer mit der Akademie in Augsburg und Berufsbildungs- und Technologiezentren in Augsburg, Kempten und Memmingen, die Kolping-Akademie, das Berufliche Fortbildungszentrum der Bayerischen Wirtschaft (bfz) Augsburg dem Thema.
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Nicht für das Leben, für die Schule lernen wir Dann gibt es noch spezielle Fort- und Weiterbildungen beispielsweise an der DAA Deutschen-Angestellten-Akademie, der Dekra-Akademie, der Hans-Weinberger-Akademie der Arbeiterwohlfahrt, der Akademie für Gesundheitsberufe am Klinikum Augsburg, bei der Caritas, der katholischen Jugendfürsorge (KJF) und natürlich am Bayernkolleg, an der Volkshochschule, anderen kommunalen Einrichtungen und firmeneigenen Schulen. Bleibt die Frage, ob Bildung und immer noch mehr Bildung dem Einzelnen nutzt oder ob sie zu einem nicht mehr wegzudenkenden Wirtschaftsfaktor geworden ist und vor allem den Schulen, Akademien und Instituten nutzt. „Non vitae, sed scholae discimus“ (nicht für das Leben, aber für die Schule lernen wir) hat Seneca in einer Kritik an den römischen Philosophenschulen gesagt. Später wurde der Umkehrspruch „man lernt für das Leben, nicht für die Schule“ daraus. Apropos Schule: Der jährliche Pisa-Test
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zeigt, dass der Anteil der Schüler, denen grundlegendes Wissen beim Rechnen, Lesen oder Erkennen naturwisschenschaftlicher Zusammenhänge fehlt, aus Sicht der Bildungsexperten noch immer viel zu hoch ist. Mehr als jeder vierte 15-Jährige beendet in den OECD-Ländern (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit) die Schulzeit, ohne wenigstens in einem oder sogar in mehreren der drei Pisa-Kernfä-
Lernen und sich weiter entwickeln ist grundsätzlich positiv, wenn kein Zwang besteht ...
cher ausreichendes Wissen erworben zu haben. Das hat sich in Deutschland nach dem Pisa-Schock 2001 zum Positiven verändert. Deutschland sei es gelungen, den Anteil der besonders schwachen Schüler im Fach Mathematik zu reduzieren, erwähnen die OECD-Experten nun explizit lobend die bundesdeut-
© Eckhart Matthäus Fotografie
Foto: privat (2), Axel Weiß (2)
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© Eckhart Matthäus
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Wenn man nicht davon überzeugt ist, dass Fortbildung das Richtige ist, sollte man lernen, nein zu sagen
schen Bemühungen um die Bildung. Interessant: Die OECD-Experten haben herausgefunden, dass eine 15-Jährige mit einer Wahrscheinlichkeit von 83 Prozent zu den Leistungsschwächsten in Mathematik gehören wird, wenn auf sie folgende Punkte zutreffen: Sie stammt aus einem einkommensschwachen Haushalt mit alleinerziehendem Elternteil. Sie hat einen Migrationshintergrund, geht in einer ländlichen Gegend zur Schule, hat keine Vorschule besucht, ist einmal sitzengeblieben und wächst mit einer anderen Muttersprache auf als jener, die in der Schule gelehrt wird – wohlgemerkt für die 34 OECD-Länder statistisch gesehen.
S chwerpunkt
es dem Einzelnen und dem Unternehmen gebracht hat. Die Menschen brauchen das Gefühl, dass sie das Erlernte auch umsetzen können und dabei vom Unternehmen gestärkt werden“, so Helga Kramer-Niederhauser. Wer Angst vor einer neuen Belastung durch Weiterbildungen hat, dem rät sie, mit den Vorgesetzten und Kollegen darüber zu sprechen. Gemeinsam könne man überlegen, ob es der Firma wirklich hilft. Man soll den Chefs vermitteln, dass man gewillt ist, eine gute Leistung zu bringen und nicht einfach ablehnen. „Wenn man aber gar nicht davon überzeugt ist, dass die Fortbildung das Richtige ist, sollte man sich auch trauen, nein zu sagen, meint Helga Kramer-Niederhauser. Die psychosomatischen Erkrankungen, die durch extreme Belastungen am Arbeitsplatz entstehen, haben nach ihrer Erfahrung auch Einfluss auf das Privatleben. „Die Familie kann darunter leiden, denn oft finden Seminare in der Freizeit statt und der Arbeitnehmer muss zu Hause trainieren“, berichtet sie. rmi / wos
Doch zurück zum lebenslangen Lernen: „Lernen und sich weiter entwickeln ist grundsätzlich positiv, wenn kein Zwang besteht und wenn es mit den eigenen Interessen, Fähigkeiten und Bewältigungsmöglichkeiten vereinbar ist“, erklärt die Psychologin und Psychotherapeutin Helga Kramer-Niederhauser. Sie hat in der Beratung immer häufiger mit Menschen zu tun, die am Arbeitsplatz unter Stress leiden, der auch durch die Anforderungen häufiger Fortbildungen entsteht. Andererseits seien viele Arbeitnehmer froh, eine Weiterbildung machen zu können, um ihre Fähigkeiten zu erweitern und „bessere“ Mitarbeiter zu werden. Wichtig sei dabei die Reflektion nach der Schulung, die Nachbearbeitung mit der Frage, was
PISA
Die letzte Pisa-Studie zeigt, dass es in Deutschland 140.000 „Low-Performer“ in der Schulbank gibt. Dafür lassen sich klare Faktoren ausmachen (siehe Text links) . o
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Illustrationen: Stephanie Endemann, Foto: privat
lernen im alter? Die lernfähigkeit nimmt nicht ab! Wissenschaftler streiten sich darüber, wie gut ältere Menschen lernen können. Fakt ist, dass „ältere Menschen jüngere sogar übertrumpfen können“, wie Lernforscher Christian Stamov Roßnagel, Lernforscher des universitären Zentrums für lebenslanges Lernen in Bremen in einem ZEIT-Interview formuliert. Es sei ein Irrtum, dass wir im Alter nicht mehr lernen könnten. Die Lernfähigkeit selbst verschwände nämlich nicht allmählich, vielmehr lasse die Lerngeschwindigkeit nach. An der Universität Virginia (USA) wurden dazu 2.000 Männer und Frauen untersucht. Das Ergebnis: Im Alter zwischen 22 und 27 Jahren seien wir Menschen zu geistigen Höchstleistungen fähig. Danach setze eine Art geistige „Abnahme“ ein. Vor allem unsere visuelle Auffassungsgabe und die Schnelligkeit des Denkens verringerten sich. Dennoch mache das geringe Nachlassen der Hirnleistung sich im Alltag nicht bemerkbar, weil es durch Erfahrung ausgeglichen würde. Was Wissenschaftler noch herausgefunden haben: Pro Tag verliert der Mensch, so die Untersuchungen, zwischen 1.000 und 10.000 Gehirnzellen. Ausgehend von der Annahme, dass ein Mensch ursprünglich 15 Milliarden Hirnzellen hat und täglich 10.000 Zellen verliert, müsste er 410 Jahre alt werden, um nur zehn Prozent der Gehirnmasse zu verlieren.
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Dr. Gerhard Hofweber philosophischer Blickwinkel
Lebenslanges Lernen? Lieber lernen zu leben! Lebenslanges Lernen – das klingt scheinbar so vernünftig und einleuchtend, dass man sich ihm kaum verwehren zu können glaubt. Tatsächlich verbirgt sich dahinter aber etwas ganz anderes, was kaum einer wirklich möchte. Dazu müssen wir aber hinter die Kulissen blicken und verstehen, was sich in dem Ausdruck verbirgt. In Zeiten des immensen technischen Fortschritts, der Globalisierung und der virtuellen Welt, scheint lebenslanges Lernen eine Notwendigkeit zu sein. Wir müssen uns ständig informieren, aktualisieren, optimieren, um mit dem Herzschlag dieser Welt Schritt halten zu können. Ansonsten fallen wir zurück und zählen zu den Verlierern und das wollen wir selbstredend nicht. Außerdem passiert so viel auf der Welt und da sollten Sie nicht nur informiert sein, sondern es wird von Ihnen gefordert, eine Meinung dazu zu haben. Nicht nur zu den wichtigen Dingen, sondern auch zu all dem Unwesentlichen, das Tag täglich auf uns einströmt. Es herrscht Meinungszwang. Es herrscht Lernzwang. Hinter dem lebenslangen Lernen steht aber eine andere Botschaft. Sie lautet: Egal, wie viel Du schon gelernt hast, es ist zu wenig. Es ist nicht genug. Dies ist dieselbe Botschaft, die auch in der Idee der Maximierung steckt: Egal, wie viel Du hast und erreicht hast, es könnte noch mehr sein. Also ist es nicht genug. Es ist nie genug. Und Du bist auch nie genug. Egal, was Du erreicht, wie viel Du gelernt hast, es reicht nicht. Es gäbe noch so viel mehr zu lernen und niemals, niemals wird dies aufhören. Und was machen wir eigentlich bei unserem Bemühen des lebenslangen Lernens? Nichts als Informationen zu sammeln. Informationen sind aber zweidimensional. Sie bewegen sich nur an der Oberfläche der Wirklichkeit und können niemals zum Kern einer Sache vordringen.
Dazu nämlich müsste dreidimensional gedacht werden. In die Tiefe. Und wohin führt uns dann das Sammeln von Informationen? Zu einem leeren Leben. Statt eines lebenslangen Lernens bedürfte es vielmehr eines Lernens zu leben. Was ist wirklich wichtig für mein Leben? Worauf kann ich tatsächlich Einfluss nehmen? Wie kann ich aufhören, mich im Spiegel der anderen zu definieren und statt dessen lernen so zu sein und zu leben, wie ich bin? Wie kann ich das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden und mich vom Wesentlichen leiten lassen? Das sind die Fragen, welche darüber entscheiden, ob Ihr Leben erfüllt ist oder unerfüllt. Woran es uns fehlt sind nicht Informationen, sondern Erkenntnisse! Informationen führen aber nicht zu Erkenntnissen. Richtiges Denken führt zu Erkenntnissen! Damit ist allerdings ein Denken gemeint, welches nicht an der Oberfläche bleibt, sondern es vermag, in die tiefe Dimension der Dinge, der Wirklichkeit und des Lebens einzudringen. Dieses Denken gibt es wirklich und es gibt einen Begriff dafür: die Vernunft. Sie begegnet uns in der großen und tiefen Philosophie und sie begegnet uns in unseren stillsten Stunden. Das sind die Stunden, in denen wir ernsthaft vor die Fragen gestellt werden: Lebst Du richtig? Bist Du der Mensch geworden, der Du immer sein wolltest? Konntest Du Deinem Dasein einen Sinn geben? Hat es sich gelohnt, zu leben? Kannst du noch lieben? Das sind einfache Fragen. Das aber sind die Fragen, von denen die Erfülltheit unseres Lebens abhängt. Für die Beantwortung dieser Fragen braucht es kein lebenslanges Lernen. Es bedarf nur eines Lernens zu leben: gut zu leben. Richtig zu leben. Sinnvoll zu leben. Erfüllt zu leben. Das ist genug. Mehr braucht es nicht.
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S chwerpunkt
Kein Talent darf verloren gehen! Warum wollen alle landkreise „Bildungsregion“ sein?
■ Zertifizierung 2015/2016 ■ Start seit 2014/2015/2016 ■ Zertifizierung 2013/2014 ■ Start 2010 ■ Start 2006
„Bestimmt nicht, damit man die Metallplakette unten an der Tür vom Landratsamt hat“, sagt Neu-Ulms Landkreis-Chef Thorsten Freudenberger, der vor seinem Amt als Landrat bis April 2014 noch als Gymnasiallehrer gearbeitet hat. Wer das Zertifikat Bildungsregion trägt, der steht für ein transparentes Bildungsangebot und die damit verbundene Vernetzung der verschiedenen Bildungseinrichtungen. Im April 2013 erhielt Neu-Ulm als erster Landkreis die Zertifizierung von Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle, mittlerweile haben sich alle weiteren Kreise und kreisfreien Städte Bayerisch-Schwabens beworben. Aber was ist eigentlich eine Bildungsregion? Die Idee zur „Bildungsregion“ nahm 2012 das damalige Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus in Kooperation mit dem Staatsministerium für Arbeit und So-
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starteten die ersten Landkreise, Bildungsregion zu werden – auf württembergischer Seite. In Bayern wurde der Landkreis Neu-Ulm als erster zertifiziert – 2013.
zialordnung, Familie und Frauen auf. Die Initiative „Bildungsregionen in Bayern“ startete. „Es geht vor allem um konkrete Projekte und die Schaffung von Netzwerken“, so Landrat Freudenberger, Ziel ist die regionale Weiterentwicklung der Bildungslandschaft. Denn ein Manko, das vielen Städten und Landkreisen anhaftete, war die unzureichende Vernetzung zwischen den einzelnen Bildungsinstitutionen. Der Freistaat fördert dafür auch die Schaffung personeller Ressourcen, um an einer Stelle die Netzwerkarbeit zusammenlaufen lassen zu können, die sich an fünf Säulen orientiert. Der erste und wichtigste Punkt ist dabei die Organisation der Übergänge, zum Beispiel vom Kindergarten und Schule. Dem folgt die Verbindung von schulischen und außerschulischen Bildungsangeboten mit Bildungsträgern. Der dritte wichtige Aspekt ist die Unterstützung von Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen. Unter dem Motto „Kein Talent darf verloren gehen“ sollen Jugendliche und Eltern in alltäglichen Problemen unterstützt werden. Der Landkreis Augsburg, seit 2014 Bildungsregion, entwickelt dafür gerade ein kommunales Gesamtkonzept zum Thema Medienbildung. Bildungs- und Erziehungsträger haben dafür ihre Programme und Schwerpunkte gemeldet, an einem runden Tisch soll nun entschieden werden, wer zukünftig für welchen Bereich zuständig ist. Ziel ist ein transparentes Angebot, das beispielsweise Eltern zur Seite steht, wenn es um die Mediennutzung ihrer Kinder geht. Fotos: Wolfgang Strobl (1), Landratsamt Aichach-Friedberg (1), Fotolia (1)
Was ist eine „Bildungsregion“? Und warum sind alle Kreise so begierig darauf, Bildungsregion zu werden? Als der Landkreis Neu-Ulm als erster bayerischer Landkreis überhaupt das Zertifikat „Bildungsregion in Bayern“ erhielt, wurde in der „Kupferburg“, wie das Neu-Ulmer Landratsamt wegen seiner metallenen Außenhaut im Volksmund genannt wird, vielleicht auch das eine oder andere Fläschchen „Kupferberg“ geköpft. Öffentlich gratulierten in der Zeitung per Anzeige Unternehmen dem Kreis zu diesem „Meilenstein“, nun „Bildungsregion“ zu sein. Warum?
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Der vierte Punkt konzentriert sich auf die Stärkung der Bürgergesellschaft. Im Zentrum sind dabei Ganztagsangebote und der generationenübergreifende Dialog, der den Jugendlichen eine Vorstellung von ihrer Rolle in der Gesellschaft vermitteln soll. Das fünfte Ziel ist, dem demographischen Wandel und den damit verbundenen Herausforderungen zu begegnen, denen sich die Stadt oder der Landkreis stellen muss. Hierbei geht es beispielsweise um die Beschulung der Kinder, die in ländlichen Regionen aufwachsen. Die Aufgabe der Bildungsregion ist es, die jungen Mitbürger vom Kindergarten bis zur Ausbildungsstelle oder zum Studienplatz zu begleiten und so die bestmöglichsten Perspektiven zu bieten. Vom Konzept der Bildungsregion profitieren jedoch nicht nur die Jugendlichen. Denn durch die verbesserte Bildungssituation sind mehr qualifizierte Arbeitskräfte für den Markt verfügbar, die wiederum die regionale Wirtschaft vor Ort stärken. Kommunikation
muss hierbei an erster Stelle stehen, denn nur wenn ein reger Austausch zwischen den einzelnen Institutionen stattfindet, kann das Ziel einer optimalen Vernetzung erreicht werden. „Wir wollen mit der Gestaltung der Bildungsregionen auch unserem Ziel näherkommen, dass der Verfassungsauftrag gleicher Lebensbedingungen im ganzen Land realisiert wird“, so Minister Spaenle. Mittlerweile wurden neben dem Landkreis Neu-Ulm auch Kempten, Kaufbeuren, Augsburg Stadt und Land, die Landkreise Lindau, Dillingen, Ost- und Oberallgäu, Donau-Ries und Aichach-Friedberg zertifziert, die Landkreise Günzburg, Unterallgäu und die Stadt Memmingen haben sich auf den Weg gemacht, Bildungsregion zu werden. Übrigens: die Bayern waren relativ spät dran, ihre Idee der Bildungsregionen umzusetzen. Bereits 2006 starteten der Landkreis Ravensburg, 2010 der Ostalbkreis, Ulm und Heidenheim, 2011 kamen Biberach und der Bodenseekreis hinzu. Nur der Alb-DonauKreis beteiligt sich bisher nicht. ak/wos
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ach nur einem Jahr Bil 1 N dungsregion: Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle überreichte 2015 das Gütesiegel an Aichach-Friedbergs Landrat Dr. Klaus Metzger bergänge vereinfachen, 2 Ü das Ziel der Bildungsregion.
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S chwerpunkt
Rohrmair gewinnt Präsidentenwahl Die Hochschule Augsburg wird ab Oktober 2016 von einem neuen Präsidenten geleitet. Der Hochschulrat wählte Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair zum Nachfolger von Prof. Dr. Hans-Eberhard Schurk, der nach zwölfjähriger Amtszeit als Präsident mit Ende des Sommersemesters 2016 in den Ruhestand geht. Im Bereich angewandte Forschung und Entwicklung, den man an der Hochschule Augsburg als Basis für eine exzellente Lehre betrachtet, hat Rohrmair in seinen beiden Amtszeiten als Vizepräsident seit Oktober 2010 bedeutsame Fortschritte erzielt. Durch gezielte Maßnahmen zur Forschungsförderung konnte der akademische Forschungsmittelbau personell immens verstärkt werden. Durch ihre Forschungsleistungen und den Wissenstransfer hat die Hochschule die Innovationsbemühungen insbesondere der mittelständischen Unternehmen in der Wirtschaftsregion Augsburg und Bayerisch-Schwaben kontinuierlich unterstützt, so Rohrmair. Er sagt: „Im weiteren gilt es nun, den Forschungsschwerpunkt Ressourceneffizienz noch weiter zu schärfen und den Kontakt mit den Unternehmen weiter auszubauen.“ Auch der Vorsitzende des Hochschulrats, Roland Kreitmeier, Leiter der Niederlassung Augsburg der Siemens AG, sieht
die Hochschule mit Rohrmair als künftigem Präsidenten gut aufgestellt: „Es gilt im Wettbewerb zu bestehen – nicht nur regional und überregional, sondern auch international.“ Neuer Studiengang: Sozialpädagogik Ein neues Studienangebot für Sozialpädagogik mit jährlich 80 bis 100 Absolventen soll aus Sicht Rohrmaiers der erste Schritt für größere Pläne sein. Mit einer neuen Fakultät für Sozialwesen mit weiteren Studiengängen soll auf die neuen gesellschaftlichen Herausforderungen reagiert werden, die durch Migranten, Flüchtlinge, Fachkräftemangel sowie die Einbindung behinderter Menschen entstehen. Die Pläne wurden bereits dem Wissenschaftsministerium vorgestellt. „Eine Reaktion haben wir noch nicht“, sagt der künftige Hochschulpräsident.
Der amtierende Präsident, Prof. Dr. Hans-Eberhard Schurk (links) und der Vorsitzende des Hochschulrats, Roland Kreitmeier (rechts), gratulieren dem Wahlsieger Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair (Mitte). Rohrmair wird sein Amt als Präsident der Hochschule Augsburg im Oktober 2016 antreten.
Fotos: Matthias Leo (1), Donau-Krems Uni (1)
20.400 Studierende an der Uni Augsburg 1970 gegründet, zählt die Universität Augsburg zu den jungen Reformuniversitäten Bayerns. Sieben Fakultäten bieten derzeit über 20.400 Studierenden ein breites Spektrum von über 80 Bachelor-, Master- und Staatsexamensstudiengängen in den Bereichen der Geistes- und Sozialwissenschaften, der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie der Natur- und Technikwissenschaften. Fakultäts-
übergreifende Forschungsinteressen und -schwerpunkte sind in den drei Kompetenzzentren „Global Business and Law“, „Kultur- und Bildungswissenschaft“ sowie „Innovative Technologien“ gebündelt. Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft werden derzeit ca. 120, von der EU ca. 16 Projekte gefördert, an denen Wissenschaftler der Universität Augsburg arbeiten. Durch Kooperationsvereinba-
rungen mit mehr als 82 Universitäten und Forschungseinrichtungen in über 28 Ländern ist die Universität Augsburg weltweit vernetzt. Rankings bestätigen ihr in den letzten Jahren konstant sowohl hervorragende Forschungsqualität als auch beste Studienbedingungen. Mit sieben Masterprogrammen ist die Universität Augsburg überproportional im Elitenetzwerk Bayern vertreten.
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Berufsbegleitend studieren in Memmingen Die Donau-Universität Krems ist die einzige staatliche Universität für Weiterbildung im deutschsprachigen Raum. Sie zählt zu den europäischen Pionieren auf dem Gebiet der universitären Weiterbildung und zu den Spezialisten für lebenslanges Lernen. Mit ihrem Studienangebot konzentriert sich die Donau-Universität Krems speziell auf die Bedürfnisse von Berufstätigen und bietet Master-Studiengänge und Kurzprogramme in fünf Studienbereichen an. Mit rund 9.000 Studierenden aus 93 Ländern und 20.000 Absolventen ist sie einer der führenden Anbieter von Weiterbildungsstudien in Europa. Dabei setzt die Weiterbildungsuniversität gezielt auf neue interdisziplinäre Querverbindungen und zukunftsträchtige Spezialgebiete: So kombiniert sie Medizin mit Management, Pädagogik mit Neuen Medien oder Recht mit Sozialwissenschaft. Höchste Qualitätsstandards, die Verbindung von Wissenschaftlichkeit mit Praxisorientierung und der Einsatz innovativer Lehr- und Lernmethoden zeichnen alle Studienangebote aus.
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S chwerpunkt
Ausbildung vs. Studium Auch in Schwaben buhlen Unternehmen und Bildungsstätten um die jungen Menschen – mit leichtem Vorsprung für die Unis Die deutsche Berufswelt kommt immer bunter daher: Es gibt den Maurer, den Altenpfleger, den Klempner, Metzger und Stahlbetonbauer. Den Bäcker und Modist genauso wie den Physiklaborant und Goldschmied, den Gebäudereiniger, Orgelbauer und Mechatroniker. Neuerdings zählen die Gesellschaftsbewegerin und der Alltagsverschönerer dazu. Die Jugend kann unter den mehr als 320 verschiedenen Ausbildungsjobs wählen. Tut sie aber offensichtlich nicht so gern, denn sie möchte lieber weiter zur Schule gehen, genauer gesagt: vom Schulhof zum Campus überwechseln. Seit drei Jahren liegt die Zahl der Studienanfänger über jener der neuen Lehrlinge.
Die Zahl der offenen Ausbildungsstellen hat die Rekordmarke von 41.000 überschritten
320 verschiedene Ausbildungsberufe konkurrieren in Deutschland mit einer Vielzahl von Studienangeboten.
Seit die Zahl von offenen Ausbildungsstellen die Rekordmarke von 41.000 überschritten hat, scheinen sich Bundes- und Landesministerien, Ausbildungsbehörden, Tageszeitungen sowie Gewerbe- und Betriebsorganisationen mit Aufklärungsinitiativen überbieten zu wollen. Da wird in der Bundeshauptstadt die Kampagne mit der Gleichung „DU + Deine Ausbildung = Praktisch unschlagbar!“ aufgelegt. Im knapp 600 Kilometer entfernten München startet die „Elternstolz“-Aufklärungsbewegung. Als Vorkämpfer für die Karriere mit Lehre tat sich besonders Metzgermeister Hans-Peter Rauch hervor, der – landauf, landab – die Vorzüge einer dualen Ausbildung preist, also die Kombination aus betrieblicher Lehre und Berufsschule.
Fotos: Fotolia (2), Jan Scheutzow
Weshalb diese Entwicklung ausgerechnet der obersten Bildungshüterin in Berlin nicht so richtig gefällt, hat Ministerin Johanna Wanka nach der Verabschiedung des Bildungsberichts 2016 erklärt: „Der Wert der beruflichen Ausbildung – ein Erfolgsmodell mit Weltklasse – muss auch in Deutschland wieder stärker in die Gesellschaft verankert werden.“ Der Grund: Die im Ausland als Vorbild gelobte deutsche Berufsausbildung steckt anscheinend im eigenen Land in einer Krise. Der laute Aufruf der CDU-Politikerin zu einer großen Informationskampagne für die Lehre musste gar nicht erst ins schwäbische Bayern hallen. Ziehen dort doch Vertreter von Industrie und Handwerk sowie vor allem die Unternehmen seit Monaten durch die Lande, um vor einer „Akademikerschwemme“ zu warnen. Sie wird für die Misere am Lehrstellenmarkt mit verantwortlich gemacht. Tatsächlich leidet die Branche neben dem Rückgang der Schulabgängerzahlen auch unter dem Trend zum Studium, wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) im Frühjahr erklärte.
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Sieht sich die Hochschule gewissermaßen als „Konkurrent“ zu den klassischen Ausbildungsbetrieben? Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Wir gehen sogar in die Schulen und sagen den Eltern, sie mögen sich reiflich überlegen, in welchen Bereich sie ihre Kinder schicken wollen. Wir empfehlen, dass jeder den zu seiner Neigung am besten passenden Ausbildungsweg einschlägt. Schulabgänger sollen sich gemeinsam mit ihren Eltern genau überlegen, wo ihre Talente liegen. Es gibt keinen Grund, immer unbedingt an eine Hochschule gehen zu müssen. Es geht vielmehr darum, das Handwerk und die Ausbildung insgesamt wieder wertiger und attraktiver zu machen. Die Ausbildungswege bei uns sind so durchlässig, dass jeder je nach Wunsch auch noch später an einer Hochschule Karriere machen kann.
Hans-Eberhard Schurk, Präsident der Hochschule Augsburg im interview
„Wir haben viel mehr Bewerber als wir aufnehmen können!“ Vertreter von Industrie und Handwerk sowie Arbeitgeberorganisationen wurden in den vergangenen Wochen nicht müde, von einer „Akademikerschwemme“ zu sprechen, die für die Misere am Lehrstellenmarkt mit verantwortlich gemacht wird. Haben wir zu viele Studenten und zu wenige Lehrlinge? Das können wir als Hochschule eigentlich nicht beantworten. Wir haben in der Tat viel mehr Bewerber als wir aufnehmen können. Raum- und Lehrkapazität sind bei uns in den vergangenen Jahren nicht im gleichen Ausmaß mitgewachsen wie die Zahl an Studieninteressierten. Neben Eignungsprüfungen in den Kreativfächern müssen wir auch Studienbeschränkungen durch Numerus Clausus in allen übrigen Studiengängen anwenden. Wir müssen also mehr junge Menschen ablehnen als es uns lieb ist. Gleichzeitig reagieren wir aber auf das gewachsene Interesse an unserem praxisnahen Studium mit neuen innovativen Angeboten – wie etwa dem zweisprachigen Bachelor „Internationales Wirtschaftsingenieurwesen“. Außerdem bieten wir mit unserem dualen Studienangebot motivierten Schulabgängern die Möglichkeit an, Ausbildung und Studium miteinander zu verknüpfen. Auch wer sich erst später in seiner Berufslaufbahn dazu entschließt, sich durch ein Studium weiterzubilden, kann dies sogar berufsbegleitend bei uns absolvieren.
Bei der Entscheidung für Studium oder Ausbildung kommt den Eltern auch heute noch eine Schlüsselrolle zu. Was raten Sie den Erwachsenen und welchen Beitrag kann die Hochschule dabei leisten? In unserer Studienberatung vermitteln wir gerne, auf welche Faktoren es ankommt, damit ein Studium erfolgreich ist. Schüler und Eltern sollen gerne auf uns zukommen. Wir gehen auch von uns aus in die Schulen und auf Bildungsmessen und informieren dort objektiv. Im persönlichen Gespräch können gerne ganz individuelle und grundsätzliche Fragen der Entscheidungsfindung geklärt werden: Soll ich studieren? Bringe ich für mein Wunschstudium die richtigen Voraussetzungen mit? Welche Anforderungen erwarten mich in einem Bachelorstudium? Wer sich über Antworten darauf im Klaren ist, trifft mit Sicherheit eine tragfähige Entscheidung.
19. Juli 2016 ,1
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Als Präsident der Handwerkskammer für Schwaben (HWK) geht er auf Veranstaltungen schon mal ganz undiplomatisch auf die Politik los, der er „falsche Signale“ vorwirft, indem sie den Erfolg des Bildungssystems an Akademikerquoten messe und gleichzeitig immer mehr Geld in die Hochschulen pumpe, die Berufsschulen aber mit ihren Problemen allein lasse. „Die Wirtschaft braucht dringend hoch qualifizierte Fachkräfte und bei weitem nicht nur Akademiker.“ „Wir brauchen sie, aber nicht in dieser Menge“, stimmt auch Oliver Heckemann, Geschäftsbereichsleiter Bildung bei der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK) in Augsburg ein. Zwar geht es dem studierten Juristen wie dem Hauptgeschäftsführer der HWK, Ulrich Wagner, nicht darum, das Studium gegen die gewerblich-technische Ausbildung auszuspielen. Beide Wege hätten ihre Berechtigung. Und die Präsidentin der Universität
Ulrich wagner Interview
„Handwerker verdient deutlich mehr als ein Bachelor-Absolvent“ Im „Schwabenpaket 2020“ schnürten die Kammern Strategien und Projekte für Handlungsfelder, die für die zukünftige Entwicklung Schwabens wichtig sind. Vor allem dem Thema „Bildung“ mit dem Modell des dualen Ausbildungssystems räumen die IHK Schwaben und die Handwerkskammer Schwaben große Bedeutung ein, um dem demografischen Wandel und Fachkräfteengpässen zu begegnen. Darüber sprachen wir mit Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben. Akademisierungswahn – dieses Schlagwort beherrscht landauf, landab die Diskussion über die zunehmende Zahl an Studenten, die zu Lasten des Ausbildungsmarktes geht. Würden Sie diesen harten Ausdruck übernehmen und wer sind Ihrer Ansicht nach die Verursacher? Akademisierungswahn ist ein Begriff, der durch das gleichnamige Buch von Prof. Julian Nida-Rümelin verstärkt publik wurde. Er beschreibt die Lage im Bildungsbereich, auch in Bayern, recht treffend. Denn es ist immer noch Ziel der bayerischen Bildungspolitik, möglichst viele junge Menschen an die Hochschulen zu bringen, um im europäischen Vergleich eine höhere Akademikerquote zu
S chwerpunkt
Die Wirtschaft braucht dringend hoch qualifizierte Fachkräfte und bei weitem nicht nur Akademiker Augsburg, Sabine Doering-Manteuffel, stellt zu der Diskussion lapidar fest: „In diesem Land herrscht Studienfreiheit.“ Doch Heckemann trommelt kräftig für die duale Ausbildung und hält die Strecke Gymnasium – Studium für einen „ausgetrampelten Karrierepfad“. Den anhaltenden Run auf die Universitäten sieht Anette Göllner, Hauptabteilungsleiterin Berufsausbildung bei der HWK, auch als eine Folge des Bologna-Prozesses, also die kurz vor der Jahrtausendwende beschlossene Harmonisierung des Studiums in Europa, das den Studentenschub mit hervorgerufen habe.
erzielen. Allerdings werden hier Äpfel mit Birnen verglichen. Dabei wird unterschlagen, dass in Deutschland die berufliche Ausbildung und Weiterbildung z. B. zum Meister weit verbreitet ist und einen sehr hohen Stellenwert hat, der einem Akademikerabschluss gleichgesetzt ist. Es gibt Berufe für die man in anderen europäischen Ländern an der Hochschule studiert und die in Deutschland über das duale System zu erreichen sind. Hinzu kommt die Meinung bei Eltern, dass die Lebensperspektiven für ihre Kinder mit einem Studium erheblich besser sind. Das ist jedoch hinten und vorne nicht zutreffend. Warum hat die klassische berufliche Ausbildung ihren ehemals hohen Stellenwert so eingebüßt und wie kann dem begegnet werden? Das duale Ausbildungssystem hat nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert und wird gerade im Ausland hochgeschätzt. Schließlich ist es der Garant für eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit. Auf die duale Ausbildung wirken mehrere Faktoren ein. Da ist zum einen der demografische Wandel zu nennen. Es gibt einfach weniger Schulabgänger, um die sich gleichzeitig Wirtschaft, weiterführende Schulen, Hochschulen und Unis bemühen. Zum anderen halten sich hartnäckig Vorurteile, die jungen Menschen und ihren Eltern suggerieren, dass berufliche Erfüllung (finanziell und ideell) nur mit einem Studium realisierbar ist. Eltern wollen, dass es ihr Nachwuchs einmal „besser haben soll“ und vermuten fälschlicherweise, dass dies nur mit einer möglichst hochwertigen Schulbildung oder einem Studium funktioniert. Und auch bei jungen Leuten hält sich diese Vorstellung, auf jeden Fall erst mal auf ein Studium hin zu arbeiten. Da-
Fotos: Fotolia, HWK Schwaben
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Eine gewichtige Rolle bei der Entscheidung zwischen Ausbildung und Hochschule spielen ihrer Erfahrung nach die Eltern, um die sich die Kritiker der „Akademisierung“ seit Monaten verstärkt bemühen. Da ist zum Beispiel die junge Frau aus dem Landkreis Donau-Ries, die gerne eine Lehre in der Zimmerei beginnen würde, aber weiß, dass ihre Eltern sie zum Studieren drängen möchten. Selbst Großeltern mischen bei der Berufswahl der Jungen immer noch kräftig mit. Sogar der gut gemeinte Ratschlag eines Lehrers kommt da nicht an. Kein Wunder, dass IHK wie HWK mit Argwohn verfolgen, wie gerade die Erwachsenen ihren Kindern Abitur und Studium als Königsweg für eine erfolgreiche Karriere schmackhaft machen würden – ohne Rücksicht auf Neigung und Talente. Bildungsexperte Oliver Heckemann: „Wir müssen die Eltern für die richtige Entscheidung sensibilisieren.“ Im Elternhaus sieht denn auch der bayerische Wirtschaftsstaatsekretär und gebürtige Haunstettener
bei ist es doch wichtig, auf die Talente und Neigungen von jungen Menschen zu schauen. Unser Bildungssystem ist so flexibel und durchlässig, dass auch mit einer Berufsausbildung studiert werden kann. Gerade in den Unternehmen sind Nachwuchskräfte mit Berufsausbildung und Studium gefragt. Die haben nämlich Ahnung von Praxis und Theorie. Doch das wissen viel zu wenige. Wir steuern hier mit aller Macht dagegen. Aufklärung, Information, direktes Erleben der handwerklichen Berufswelt, Zusammenarbeit mit Multiplikatoren und Infos an den Schulen. So ist das Handwerk Partner bei der Kampagne Elternstolz und fährt in Bayern auch die Kampagne „Macher gesucht“. HWK-Präsident Hans-Peter Rauch ist bei einer Veranstaltung in Mindelheim mit den Schüler-Eltern hart ins Gericht gegangen. Welche Rolle spielen sie bei der Entscheidung für den weiteren Weg nach der Schulzeit? Eltern übernehmen eine sehr wichtige Rolle, wenn es um Schul- bzw. Berufsentscheidungen geht. Sie sind die wichtigsten Berater für die Jugendlichen. Und Eltern wollen naturgemäß das Beste für ihre Kinder. Häufig stellen wir fest, dass eine berufliche Ausbildung oft noch mit körperlicher Anstrengung, also Maloche, und gleichzeitig wenig Aufstiegschancen gleichgesetzt wird. Das Studium scheint hier dann die bessere Alternative und verspricht vermeintlich hohes Einkommen und Schutz vor Arbeitslosigkeit. Das stimmt jedoch nicht. Denn wer heute das Einkommen eines Handwerksmeisters mit dem Gehalt eines Bachelorabsolventen vergleicht, wird feststellen, dass der Handwerker deutlich mehr Geld verdient. Das ist eine Tatsache. Diese Fakten hat Präsident Rauch bei seiner Rede in Mindelheim hervorgehoben und davor gewarnt, junge Menschen ohne Rücksicht auf ihre Talente und Neigungen einseitig nur Richtung Hochschulen zu trimmen. Wichtig ist, dass die be-
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Franz Josef Pschierer den Schlüssel für die Berufswahl. Vater und Mutter müssten auch den Stolz zeigen, dass Töchter und Söhne nicht nur für ein Studium brennen, sondern auch für einen handwerklichen oder technisch-gewerblichen Beruf. gs
rufliche Ausbildung als gleichwertige Alternative auch in das Bewusstsein gebracht wird. Wie können die Schulen dazu beitragen, dass sich die jungen Menschen mit dem lange erfolgreichen Modell der betrieblichen Lehre wieder mehr anfreunden? Neben den Eltern sind die Lehrer und Lehrerinnen zentral für die Berufsorientierung. Die Handwerkskammer pflegt traditionell eine sehr enge Verbindung zu den Mittelschulen, die ja durch den Lehrplan verpflichtet sind, Berufsorientierung in Form von Praktika durchzuführen. Das klappt prima und diese Lehrkräfte kennen auch die handwerklichen Berufe und die damit verbundenen Chancen. Auch bei den Realschulen ist der Kontakt intensiver und konstruktiver geworden, obwohl hier wie auch bei den Gymnasien Berufsorientierung und Schülerpraktika nicht verpflichtend sind. Das geht unseres Erachtens in die falsche Richtung. An allen weiterführenden Schulen muss Berufsorientierung auf dem Lehrplan stehen und nicht freiwillig in das Ermessen der einzelnen Schulen gestellt sein. Hier ist das Kultusministerium gefordert. Allerdings lässt es tief blicken, wenn Staatsminister Spaenle einen Brief mit den entsprechenden Forderungen unserer Handwerkskammer bereits seit drei Monaten überhaupt nicht beantwortet. Wir gehen hier einen sehr pragmatischen Weg. Wir suchen den Kontakt zu Realschulen und Gymnasien in Schwaben, bieten Informationen und Praktika sowohl für Lehrkräfte als auch für Schüler an und versuchen so Interesse an handwerklicher Ausbildung zu wecken. Unser Ziel ist es, dass sich auch Gymnasien sich öffnen und ihren Schülern Aufklärung über alle beruflichen Möglichkeiten anbieten, nicht nur in Richtung Studium oder an der Realschule in Richtung FOS.
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S chwerpunkt
Bildungsaktien für die Schule Internationale schule augsburg feierte 10-jähriges jubiläum
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Schüler im Jahr 2016
ie Internationale Schule 1 D Augsburg liegt eigentlich in der Stadt Gersthofen (Fotos oben) ielgruppen sind Familien, 2 Z die ins Ausland gehen oder ausländische Familien, die in der Region leben.
Weltweit gibt es mehrere Tausend IB-WorldSchulen. Dass in der Nähe von Augsburg eine errichtet wurde, geht auf die Initiative der IHK Schwaben zurück. Internationale Unternehmen hatten den Wunsch nach einer solchen Schule geäußert, um die Attraktivität des Wirtschaftsraums für ausländische Mitarbeiter zu verbessern. Das erste Schuljahr 2005 an der Internationalen Schule Augsburg (ISA), die in Gersthofen angesiedelt ist, begann mit 61 Schülern, im laufenden Schuljahr sind es 323. Mittlerweile macht der Anteil der deutschen Schüler 62 Prozent aus, die anderen kommen aus 26 Nationen. Die ISA kann entweder mit dem International Certificate of Secondary Education (IGCSE), einem Abschluss der Cambridge University, der der mittleren Reife entspricht, oder dem IB-Diploma abgeschlossen werden. Zielgruppen seien Familien, die damit rechnen, ins Ausland gehen zu wollen oder zu müssen, erklärt ISA-Geschäftsführer Marcus Wagner. Interessant ist sie aber auch für Unternehmen. Weil qualifizierte Führungs- und Fachkräfte weltweit umworben werden, können sie mit der Schule punkten. Unterrichtet wird nach internationaler Standardisierung, sodass ein weltweiter Schulwechsel problemlos möglich ist. Die ISA ist aber auch eine Alternative für hiesige Unternehmerfamilien. Im Vorstand des Fördervereins „Freunde der International School Augsburg ISA“ sind Inhaber, Vorstände und geschäftsführende Gesellschafter renommierter Firmen, die Kinder an der Schule haben.
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Verlockend wären Internationale Schulen für viele. Sie haben kleine Klassen mit Ganztagsbetreuung, Fünf-Sterne-Ausstattung und es gibt kaum Gewaltprobleme. Die Schüler der ISA werden mit Schulbussen zu Hause abgeholt und wieder zurück gebracht. Was so schön klingt, ist aber nur für wenige erschwinglich. Die ISA erhebt das Schulgeld jährlich, die Gebühren liegen je nach Jahrgangsstufe zwischen rund 11.000 und fast 15.000 Euro. Die Mittagsverpflegung ist im Preis enthalten, keine Selbstverständlichkeit an IB-Schulen. Voraussetzung für die Aufnahme eines Kindes ist die sogenannte „School-Investment-Fee“ in Höhe von 5.000 Euro, die zu Beginn je Kind bezahlt werden muss. Außerdem fallen Gebühren bei Abschluss des Vertrages, für Prüfungen, das Diplom, den Transport, Ausflüge und andere Veranstaltungen an. Das dürfte für die meisten Familien alle Überlegungen beenden, ihr Kind dorthin zu schicken. Trotz des hohen Schulgelds kann die ISA damit allein nicht finanziert werden. Deshalb wurde sie in diesem Jahr in die Rechtsform einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft, einer gAG, umgewandelt. Ausgegeben wurden über 14.000 Stückaktien zu je 100 Euro. Unternehmen, Investoren und Privatpersonen waren eingeladen, in das internationale Bildungsangebot in und für die Region zu investieren. Mit
Fotos: ISA Augsburg (5)
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Wer die besten Zukunftschancen für seine Kinder will, der lässt sie nicht das Abitur machen, sondern das International Baccalaureate Diploma (IB). Mit diesem Abschlussexamen in der Tasche können sie weltweit an allen Universitäten studieren. Ablegen kann man das IB in der Region an Internationalen Schulen.
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der Ausgabe der ISA-Bildungsaktie sollte laut Marcus Wagner die finanzielle Basis geschaffen werden, um weiter zu wachsen. Das Erziehungsprogramm der ISA richtet sich an Schüler im Alter von vier bis 18 Jahren, die in Vorschule, Lower-, Middle- und High-School unterrichtet werden. Wovon Schüler an normalen Schulen nur träumen können: der Unterricht beginnt in den ersten Klassen um 9 Uhr, für die älteren um 8.50 Uhr. Der Lehrplan orientiert sich an der Philosophie der Internationalen Baccalaureate-Organisation. Außer in Deutsch und Spanisch werden alle Fächer in Englisch unterrichtet. Anders als an vielen staatlichen und städtischen Schulen nehmen die Fächer Sport, Fitness, Kunst, Schauspiel und Musik einen breiten Raum ein. „Ein wesentlicher Bestandteil des Schulkonzeptes und der Philosophie ist es, sich sozial zu engagieren“, erklärt Schulleiterin Cathie Mullen. Die Schule kooperiert dazu mit verschiedenen Partnern. Unterstützt wird sie zudem von vielen Partnern aus der Wirtschaft und von Privatleuten. Privatschulen haben den offiziellen Titel „Schulen in freier Trägerschaft“. Sie werden immer beliebter, der Verband der Freien Schulen bemerkt eine steigende Nachfrage.
SIS Friedrichshafen
Sowohl mit dem Abitur als auch mit dem IB schließt der Besuch der Swiss International School (SIS) in Friedrichshafen ab. In Kindergarten, Grundschule und Gymnasium wird in Deutsch und Englisch unterrichtet. Die Schulgebühren richten sich nach dem Einkommen der Eltern. Die Schule strebt nach eigenen Angaben „eine ausgewogene soziale Mischung in der Schülerschaft“ an und bietet die Möglichkeit einer einkommensorientierten Ermäßigung der Elternbeiträge. Familien mit einem Jahresbruttoeinkommen von unter 40.000 Euro, für die der Elternbeitrag nicht erschwinglich ist, können unter Umständen eine zusätzliche Ermäßigung für den Besuch der Grundschule oder des Gymnasiums erhalten. Wie an den anderen Schulen auch, gibt es einen kleinen Geschwisterrabatt.
Mehr als 25 Prozent der Eltern würden ihr Kind lieber auf eine private, als auf eine staatliche oder städtische Schule schicken und es sind nicht nur Eltern, die selber einen hohen Bildungsstand haben. In Bayern gibt es die meisten privaten Schulen, der Anteil der Privatschüler liegt bei über zehn Prozent. Das kommt daher, weil es im Freistaat traditionell viele kirchliche Schule, vor allem katholische, gibt. Nach dem Grundgesetz kann jeder eine private Schule gründen, wenn sie ein besonderes pädagogisches Profil aufweist, das eine normale Schule nicht hat. Doch die juristischen Hürden sind hoch. rmi
READY TO GO? Ganztags in Englisch zur Schule gehen von 3 bis 18 Jahren
3 Vorschule – Early Learning Center ab 3 J.
leine Klassen mit Ganztagesbetreuung: Szene in der Inter3 K nationalen Schule Augsburg
ISU Ulm/Neu-Ulm
Rund 75 Kilometer entfernt gibt es mit der Internationalen Schule Ulm/Neu-Ulm (ISU) eine weitere Elite-Bildungseinrichtung. Sie ist eine von der Regierung von Schwaben genehmigte Ersatzschule mit den Klassenstufen eins bis zwölf und einem Kindergarten. Englisch als Unterrichtsund Umgangssprache soll die Kinder zu Weltbürgern mit interkulturellen Kompetenzen machen. Auch hier kann das IGCSE und das IB-Diploma erreicht werden. Die jährlichen Kosten liegen zwischen knapp 10.000 Euro für Kinder von drei bis sechs Jahren und rund 14.000 Euro für 16- bis 18-Jährige, die auf das Diplom zusteuern. Hinzu kommen die üblichen Nebenkosten.
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S chwerpunkt
Studieren mit Ehrenamt Die Hochschulen machen sich stark für ehrenamtlich tätige Studierende
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hrenamtlich aktive Studie 1 E rende mit Prof. Dr. Nik Klever, Günter Gsottberger und Kai Faßnacht. hrenamtlich aktive Stu2 E dierende, Staatsminister Joachim Herrmann (3. v. l.) und Hochschul-Vizepräsident Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair (ganz rechts).
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Studierende sind heute bereits bei Feuerwehren und Hilfsorganisationen in der Region aktiv.
Denn die Hochschule ist Partner der Arbeitsgemeinschaft der Augsburger Hilfsorganisationen sowie des Stadtfeuerwehrverbandes: „Damit haben Sie für die Zielgruppe der Studentinnen und Studenten ein vollständig neuartiges Konzept zur Nachwuchsgewinnung und -erhaltung in Feuerwehren und freiwilligen Hilfsorganisationen entwickelt“, so der bayerische Innenminister Joachim Herrmann bei der Auftaktveranstaltung am 10. März. Er habe gerne die Schirmherrschaft für die Kooperation übernommen, da diese Säule der Sicherheitsarchitektur in Bayern so dauerhaft gestärkt werden könne. „Ich würde mich freuen, wenn wir diese Kooperationsvereinbarung als Vorbild für weitere Kooperationen zwischen bayerischen Hochschulen und den Feuerwehren und Hilfsorganisationen vorstellen könnten“, so Herrmann. „Diese organisationsübergrei-
fende Zusammenarbeit ist vorbildlich und besonders im Einsatzfall von unschätzbarem Wert.“ Auch Kai Faßnacht, stellvertretender Vorsitzender des Stadtfeuerwehrverbandes Augsburg und ehrenamtlich aktiver Feuerwehrmann, hofft auf den Vorbildcharakter der Kooperation als „innovativen Impuls“: „Viele Arbeitgeber haben für die plötzliche Abwesenheit ihrer Mitarbeiter leider gar kein Verständnis mehr. Doch oft haben die Hochschulen und Universitäten einen Anstoß gebracht, der dann durch Arbeitgeber weiterverfolgt wurde.“ Wer sich beim Arbeiter-Samariter-Bund, beim Bayerischen Roten Kreuz, bei der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft, bei
Die organisationsübergreifende Zusammenarbeit ist vorbildlich und von unschätzbarem Wert.
Foto: Matthias Leo
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Maximilian Ritter hat gerade sein Maschinenbau-Studium an der Hochschule Augsburg begonnen. Der 19-Jährige verdankt seinen Platz nicht nur seiner schulischen Leistung, sondern auch seinem ehrenamtlichen Engagement.
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den Johannitern, Maltesern oder bei einer Freiwilligen Feuerwehr dauerhaft engagiert und zum Studium an die Hochschule Augsburg kommt, hat ab sofort auch Vorteile beim örtlichen Auswahlverfahren, denn die Hochschule kann zukünftig den Zugang für ehrenamtlich Aktive ermöglichen. Außerdem sollen sich engagierte Studentinnen und Studenten vernetzen: „Es soll miteinander Verständnis bei Professoren und Dozenten dafür geweckt werden, dass man aufgrund der ehrenamtlichen Tätigkeit im Studium öfters mal nicht anwesend sein kann“, erklärt Prof. Dr. Nik Klever, der selbst bei der Bergwacht aktiv die Kooperation mit den Partnern der Feuerwehren und Hilfsorganisationen initiiert hat. Darüber hinaus soll das Engagement über das ganze Studium hinweg ermöglicht werden, gemeinsame Veranstaltungen und Exkursionen sollen die Vernetzung fördern. Zusätzlich solle der Technologie- und Wissenstransfer zwischen den Partnern gefördert werden, so Professor Klever. Seit 2014 ist die Förderung des Ehrenamts eines der bayerischen Staatsziele und gelte damit auch für die Hochschulen. Eine solche Kooperation sei in Bayern, wenn nicht gar
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deutschlandweit, einzigartig. Staatsminister Herrmann bezeichnet die Kooperation als „Pionierleistung für das ganze Land“. Maximilian Ritter verfolgt seine Ziele im Studium und Ehrenamt weiterhin: Im Herbst beginnt der Johanniter seine Ausbildung zum Rettungssanitäter parallel zum Studium, er engagiert sich bei Sanitätsdiensten und im Bevölkerungsschutz. Er ist froh, in der Heimat studieren und sich für die Bürger engagieren zu können. Gleichzeitig soll das Studium an der Hochschule erfolgreich absolviert werden. Die Chancen stehen damit gut, eine künftige Fachkraft für die Region erhalten zu haben. ak
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Auf dem Weg zur Uni-Klinik Stadt und Landkreis augsburg stellen die weichen
„Aktuell werden die Modalitäten geklärt, wie die Verantwortung für das Unternehmen und die Mitarbeiter des Klinikums in die Hände des Freistaats übergeben werden sollen. Außerdem klären wir, wer in Zukunft welche Kosten zu tragen hat, beispielsweise für die Generalsanierung“, sagt der Verwaltungsratsvorsitzende des Klinikums, Augsburgs Landrat Martin Sailer, der sich unter standortpolitischen Aspekten „unglaublich positive Impulse“ von einer Uni-Klinik erwartet (siehe auch Interview Seite 46). Rückblende: Als Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer in einer Regierungserklärung ein paar Monate vor den Kommunalwahlen Ende 2013 verkündete, dass das Klinikum Augsburg zum Universitätsklinikum und an der Universität eine medizinische Fakultät eingerichtet werden soll, sprach er selbst von einer „Jahrhundertentscheidung von enormer Tragweite“. Laut Wissenschaftsminister
Ludwig Spaenle wird der Freistaat später jährlich 70 bis 100 Millionen Euro für Wissenschaft und Forschung in Augsburg ausgeben. Zusätzlich investiere das Land weitere 200 Millionen Euro in infrastrukturelle Maßnahmen. „Es ist momentan die einzige Unternehmung dieser Art in Deutschland“, stellte Spaenle bei der Vorstellung seiner Pläne für das Universitätsklinikum Augsburg fest. Damit werden in dem derzeitigen kommunalen Großkrankenhaus zukünftig nicht mehr nur Patienten versorgt. Es entstehen neue Forschungszentren und Fakultäten mit mindestens 80 Professoren. Nach der Umwandlung in Bayerns sechste Uniklinik sollen in der ersten Phase pro Jahr rund 80 Studienanfänger zugelassen werden. Im Endausbau sollen dann rund 1.500 angehende Mediziner studieren können. Wissenschaftliche Schwerpunkte sollen dabei die Umweltmedizin und die medizinische Informatik werden. Derzeit werden am Klinikum Augsburg von den 730 Ärzten und 5.500 Mitarbeitern pro Jahr rund 250.000 Patienten versorgt. Die Notaufnahme mit jährlich 80.000 Patienten ist die zweitgrößte Notaufnahme bundesweit. Mit der Umwandlung zur Universitäts-Klinik „steigt das medizinische Versorgungsniveau, wovon die Menschen in der Region unmittelbar profitieren“, so Landrat Martin Sailer. wos
Uni-Klinik in Günzburg Auch wenn der Standort Günzburg nicht offiziell als bayerische Uniklinik geführt wird – im Moment sind dies fünf bayerische Unikliniken in München, Erlangen, Regensburg und Würzburg – so gehört die Neurochirurgische Klinik der Universität Ulm am Standort der Bezirkskliniken Schwaben zu den größten Kliniken ihrer Fachrichtung in Deutschland. Die Klinik verfügt über vier OP-Säle, davon einer mit intraoperativer Kernspintomographie, und eine neurochirurgische Intensivstation. Ein hochspezialisiertes Team von Ärzten verschiedener Fachrichtungen (Neurochirurgen, Neuroanästhesisten, Neuroradiologen) und Pflegekräften betreut die Patienten im gesamten Spektrum neurochirurgischer Erkrankungen.
Fotos: Wolfgang Strobl, Fotolia, privat
Der Weg ist frei. Nach der Stadt hat auch der Landkreis Augsburg der Übernahmevereinbarung für das Klinikum durch den Freistaat Bayern zugestimmt. Damit ist klar, dass die Altschulden in Höhe von rund 98 Millionen Euro zum Zeitpunkt der Übernahme bei den bisherigen Trägern bleiben, wenn das Klinikum 2019 unter neuer Trägerschaft des Freistaats Uni-Klinik wird.
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Energieversorgung ist eine der Branchen, in der die 4. industrielle Revolution, die Digitalisierung, für rasante Änderungen in den Beziehungen zwischen Unternehmen, Geschäftskunden, Privatkunden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Gesellschaft sorgen wird. Vieles läuft längst papierlos, ja sogar responsiv, das heißt auf mobilen Endgeräten, wie Handy oder Tablet. „Doch ganz ohne Papier wird es nie gehen. Manches bedarf der Niederschrift“, schmunzelt der Geschäftsführer des erdgas schwaben Unternehmesverbundes. Früh schon hat der 57-jährige Versorgungstechniker auf Digitalisierung und neue Kommunikationsformen im Unternehmen gesetzt.
Klaus-Peter Dietmayer Geschäftsführer erdgas schwaben Dietmayer ist ein unkonventioneller Managertyp, das zeigt sich auch in seinem Arbeitsraum. „Energieversorgungsunternehmen müssen neue Wege gehen. Da brauche ich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die traditionelle Routinen in Frage stellen können und zu denen brauche
ich keine rituellen Abstandshalter wie Riesenschreibtisch oder Statussymbole, die nur der Chef hat. Hierarchien dürfen keine Barrieren sein. Daher ist mein Büro eigentlich ein Hotspot für Besprechungen“, sagt er. Veränderungen sind für den Vater zweier erwachsener Kinder kein Selbstzweck, der den regionalen Energieversorger mit seinen sieben Betriebsstellen in ganz Schwaben und den 315 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und einem Jahresumsatz von knapp 300 Millionen Euro€in eine neue Zeit führen muss. Die Wirtschaftswelt verändert sich zwar gerade dramatisch, doch der dynamische Augsburger erkennt Chancen in Hülle und Fülle.
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Porträt
Frau mit schmuckem Campus Universitäts-Präsidentin Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel Sabine Doering-Manteuffel, 58, mag Menschen. Gut, könnte man sagen, eine Selbstverständlichkeit für studierte Ethnologen. Aber die Präsidentin der 20.000-Studenten-Universität von Augsburg betreibt auch vier Jahrzehnte nach ihrem Studium noch eine Art Völkerkunde: Sie mischt sich immer wieder unter Studierende wie Lehrende. Gelebte Kommunikation eben. Die ruhige und besonnen wirkende Frau ist niemand, die sich in einer Spitzenposition hinterm Schreibtisch verschanzt und die Kontakte auf Email-Basis beschränkt. Die Nutzung neuer Medien ist bei ihr ohnehin nur auf das dienstlich notwendige Maß reduziert. Lieber sucht Doering-Manteuffel die persönliche Begegnung. Das schafft Vertrauen und motiviert die Beteiligten am Studienbetrieb: „Ich bin es gewöhnt, den Leuten zuzuhören.“ Das sind mehr als 200 Professoren, dazu fast 4.000 Mitarbeiter und vor allem das Heer an Studierenden, die bei sieben Fakultäten unter 85 Studiengängen wählen können. Obwohl ihre Uni rein studentenmäßig eher zu den „kleinen“ Häusern gehört – in München oder Berlin belagern zweimal so viele Kommilitonen die Hörsäle –, schwärmt die sonst so nüchtern und diplomatisch wirkende Frau von ihrer Lehrstätte wie von einer Sehenswürdigkeit des über 2000 Jahre alten Augsburg: „Wir haben hier eine ganz besondere Campusatmosphäre.“ Dabei meint die passionierte Hobby-Gärtlerin nicht etwa nur das satte Grün von Bäumen und Wiesen, durch das man auf dem gesamten picobello sauberen Gelände streifen kann, oder den weiten See und die überall natürlich abgeschirmten Plätzchen zum Verweilen. Ein gutes Klima fürs Lernen schaffen auch die überaus kurzen Wege: „Die nahe Verbindung zwischen Professoren und Studierenden ist uns sehr wichtig“, betont die Uni-Chefin aus der beschaulichen Residenzstadt Bonn, die einen modernen und entschiedenen Führungsstil pflegt, der sich nicht in erster Linie an hierarchischen Funktionen orientiert.
Das Übersichtliche zählt ohne Zweifel zu den Vorteilen dieser relativ jungen Bildungsstätte mit dem Gründungsjahr 1970. Die Akteure müssen nicht wie etwa in den Großstädten München und Berlin durch ganze Stadtviertel rennen, um von einer Vorlesung zur anderen zu gelangen. Doering-Manteuffel: „Wir haben hier nicht das Problem der Zerstreuung, da wir alles besser überblicken können. Wir entdecken anstehende Aufgaben ziemlich schnell.“ Schließlich gehöre es auch dazu, dass sich die Studenten ihre Universität als Ganzes, also als die klassische Alma Mater vorstellen können, wie diese in früheren Zeiten feierlich genannt wurde. Die „guten alten Zeiten“ schienen auch vor fünf Jahren bei ihrer Wahl zur ersten Präsidentin einer bayerischen Universität neu aufgebrochen zu sein. Da meldeten sich skeptische Stimmen insbesondere aus Wirtschaft und Politik, aber auch dem Lehrbetrieb: Ein Geisteswissenschaftler ohne juristischen oder betriebswirtschaftlichen Background? Eine Frau, noch dazu mit einem Doppelnamen, den sie mit der Heirat von dem Historiker Anselm Doering-Manteuffel übernommen hatte? „Diese Kombination hat wohl manchen Beobachter überrascht“, lächelt die als diplomatisch geltende Rheinländerin. Dieser Menschenschlag gilt ohnehin als kaum nachtragend und eher versöhnend. Im Herbst wurde die seit Mitte der Neunzigerjahre in der Fuggerstadt lehrende Frau für eine zweite Amtszeit bestätigt. Und hat dabei klare Ziele vor Augen, gilt sie doch als „Netzwerkerin“, die Menschen und Ideen verbinden möchte. Der sehr auslandserfahrenen Akademikerin liegt nicht nur der Austausch mit den drei Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayerisch-Schwaben am Herzen. Sie setzt auch auf Internationalisierung. Was auf dem Planeten so passiert, holt sich die Frau mit dem gewinnenden Lachen aber weder vom Smartphone noch von einem HD-Fernseher: „Ich höre einfach nur Radio“, outet sich Sabine Doering-Manteuffel ganz ehrlich. gs
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Dr. S abi ne D oeri ng-Ma nteuff el
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Dr. Chri s toph H enzl er
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„Ich will ausprobieren“ Dr. christoph henzler leitet die akademie in dillingen an der donau
„Auch Lehrer müssen am Puls der Zeit sein bzw. bleiben“, sagt Dr. Christoph Henzler auf die Frage, warum Lehrer überhaupt Fortbildungen machen sollten. Neue Impulse und Unterstützung sind wichtig. „Wir betrachten Bildung als Voraussetzung für eine intakte Gesellschaft und damit für eine dauerhaft hohe Lebensqualität in unserem Land“. Man nimmt dem sympathischen Mitfünfziger ab, was er zu sagen hat, er weiß was er will, er ist innovativ und kann begeistern. 25.000 Lehrer und Lehrerinnen aller Schularten besuchen die mehrtägigen Seminare zu allen Fächern – außer Religion und Sport – in der einstigen Jesuitenhochschule. „Sie sind froh, sich dort fern vom Zeitdruck und Schulalltag mit Kollegen aus ganz Bayern austauschen und über neue Entwicklungen unterrichten lassen zu können“, so Henzler. Die Akademie bietet Fortbildung für Lehrkräfte aller Schularten an, ist für die Beratung und Fortbildung in Medienpädagogik sowie Informations- und Kommunikationstechnik zuständig und sie qualifiziert Führungskräfte für das Schulwesen. „Wir schulen auch sogenannte Multiplikatoren“, erzählt Henzler. „Die gehen dann hinaus in die Schulwelt und informieren und schulen die Kollegen vor Ort“. Denn bei bestimmten Themen ist es praktisch unmöglich, alle Lehrkräfte in Dillingen zu unterrichten.
Die Akademie ist einzigartig in Bayern, im gesamten Bundesgebiet gibt es keine zentrale Tagungsstätte in dieser Art. Deshalb ist der Akademiedirektor, der erst am 1. September 2015 von Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle zum neuen Leiter der ALP Dillingen ernannt wurde, auch von der neuen Herausforderung rundum begeistert. Denn Henzler will immer neue Wege gehen und keinen Stillstand. Wenn er weiß, wie es endet, dann ist es nicht sein Ding. „Ich will immer etwas ausprobieren“, sagt er. Abwechslung, Umgestaltungen und Innovationen prägten seine Tätigkeiten vor Dillingen. Zum Beispiel am Institut für Bayerische Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München oder während seiner Arbeit im Haus der Bayerischen Geschichte, als Gymnasiallehrer, als stellvertretender Schulleiter und schließlich als Schulleiter des Dossenberger-Gymnasiums in Günzburg. Dort führte er eine Einführungsklasse und die offene Ganztagsschule ein. Unter seiner Ägide wurde mit den Eltern zusammen eine Mensa eingerichtet, ein Begabtenkreis realisiert und zuletzt das Fach Archäologie etabliert. Der Erfolg gab ihm recht. In den elf Jahren unter seiner Leitung hat sich das Gymnasium einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Ohne Unterstützung kann man aber solche wegweisenden Projekte nicht umsetzten, weshalb er dem Kollegium, den Eltern und Schülern des Dossenberger-Gymnasiums für „eine wunderbare Kultur der Gemeinschaft“ sehr dankbar ist. E-Learning und Inklusion, Fremdsprachendidaktik und Führungskompetenzen – an der ALP gehen Bayerns Lehrer zur Schule. Die Kurse sind beliebt, die Nachfrage ist groß und der Auftrag ebenso: „Wir sehen es als unseren gemeinsamen Auftrag, Schule in Bayern nachhaltig zu stärken, so dass motivierte, verantwortungsbewusste Jugendliche aus ihr hervorgehen“. pif
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„Dr. Henzler ist eine Persönlichkeit, die in vielfältigen Tätigkeiten hohe inhaltliche Kompetenz und enorme Organisationsfähigkeit unter Beweis gestellt hat. Gerade an unserer Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (ALP) ist ein hochqualifizierter und erfahrener Allrounder eine ideale Besetzung“, so Kultusminister Spaenle bei der Ernennung von Dr. Christoph Henzler zum neuen Direktor.
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Reden kann sie, die Hannah hannah augustin im Landesfinale von „Jugend debattiert“ Hannah Augustin ist eine „ganz normale“ Schülerin. Und doch unterscheidet sich die 15-jährige Aichacherin von ihren Klassenkameradinnen. Denn im April stand Hannah als eine von vier Regionalsiegern des renommierten Wettbewerbs „Jugend debattiert“ im Landesfinale in München. „Reden kann sie halt, die Hannah!“, sagt ihr Deutschlehrer Volker Bippus. Das Haus der Familie Augustin befindet sich in Aichach, ein großer Garten umrahmt das Grundstück des Mehrgenerationenhauses. Hannah fühlt sich wohl hier, in ihrer Freizeit ist sie am liebsten draußen und geht mit ihrem Hund Georgie spazieren, ein gutmütiger, verspielter Golden Retriever. „Nur der Schulweg, der ist echt lang“, bedauert das Mädchen. Jeden Tag fährt Hannah mit dem Zug nach Augsburg, wo sie die 9. Klasse des A.B. von Stettenschen Institut besucht. Ihr Lieblingsfach ist Deutsch, was wohl auch an Lehrer Bippus liegt: „Er ist einfach toll und motiviert einen wirklich, das Beste aus sich heraus zu holen.“ In der 9. Klasse ist die Debatte eine Form der mündlichen Schulaufgabe. Hannah war in ihrer Klasse die Beste, und Lehrer Bippus war so begeistert, dass er sie dazu animierte, bei „Jugend debattiert“ mitzumachen. Schnell stand also die Entscheidung fest, Hannah setzte sich auf Schulebene gegen acht Mitbewerberinnen durch und belegte den ersten Platz. Dann fand in Donauwörth ein professionelles Seminar statt, das alle 24 Regionalsieger auf den Landeswettbewerb vorbereiten sollte. „Einerseits war es toll, sich gegenseitig kennenzulernen, andererseits war ich teilweise richtig eingeschüchtert, weil die anderen ein so hohes Niveau hatten“, erzählt Hannah über diese Zeit, die sie als „sehr intensiv“ beschreibt. Professionelle Trainer verlangten den Teilnehmenden alles ab. „Es war schon
witzig, einmal mussten wir darüber debattieren, ob Gummibärchen in die Schule gehen sollen“, schmunzelt sie. Das war tatsächlich eine wichtige Übung, denn bei einer Debatte kommt es darauf an, seinen Standpunkt zu vertreten, Argumentationsstrukturen aufzubauen und die schließlich rhetorisch überzeugend zu verpacken. Ernster die These im Landesfinale, das im Münchener Landtag stattfand. Sie lautete: „Sollen in Großstädten bei Feinstaub-Alarm Fahrverbote verhängt werden?“ Während der zehntätigen Vorbereitungszeit beriet sich Hannah mit ihrem Vater, der sie dabei unterstützte, ihre Argumentation aufzubauen: „Mein Papa ist wie ein Lexikon.“ 24 Minuten dauerte die finale Debatte: Mit vier weiteren Regionalsiegern wird debattiert, in einem vollen Raum, in der ersten Reihe wichtige Politiker, die zuhören. Es ist der Schülerin wichtig, dass sich jemand für die Debatte interessiert. Die Bewertung der Jury erfolgt anschließend anhand von vier Kriterien: Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit sowie die Überzeugungskraft der Redner. Hervorragende Dritte ist sie geworden. Jetzt darf sie sogar mit nach Berlin, wo der Wettbewerb auf Bundesebene ausgetragen wird, Hannah sagt dazu: „Die Teilnahme bei ‚Jugend debattiert‘ war einfach eine tolle Erfahrung. Ich bin dadurch eine selbstbewusstere und stärkere Person geworden.“ Jetzt freut sie sich aber erst mal auf die Ferien, wenn die fünfköpfige Familie und Hund Georgie wieder das Familiencottage in Norfolk besucht. Und später? Dann möchte sie sich beim Alumni-Programm des Wettbewerbs anmelden und eine Ausbildung zum Jurymitglied absolvieren. Nach dem Abitur strebt Hannah ein Jurastudium an, am liebsten mit Auslandssemester in England. ak
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Tastengenie an der Orgel Roland götz ist ein meister der alten tastenmusik
Die Ergebnisse dieses Eintauchens ins kompositorische Musikschaffen der Benediktinerabtei Anfang des 17. Jahrhunderts hat Roland Götz in seiner „Edition Ursin“ zusammengefasst. Er machte das Notenwerk von früher lesbar und aufführbar. Eines der von Götz – allerdings nicht in Irsee selbst, sondern in Regensburg – wieder entdeckten Chorbücher hat den Titel „Solennia“ und enthält die komplette Musik, die damals die beiden Irseer Mönche Carolus Andreae und Gregor Stemmele zum Fest des Ordensgründers Benedikt von Nursia am 21. März 1614 komponiert hatten. Heute ist sie auf CD mit Roland Götz an der Orgel zu hören. Daraus erschließt sich schon das hochspezielle Genre des Musikers. Die gängige Orgel-Literatur gehört eher nicht dazu. 77 Jahre, schlohweißes Haar, ein souverän-gelassen scheinendes Gemüt, den Kopf voller Projekte und noch kein bisschen müde, wie schon allein der Blick auf den mit heuer über 15 Konzerten gefüllten Terminkalender zeigt. Götz konzertierte schon in Japan, Italien, Portugal, England, Österreich. Der begnadete Künstler begeistert Freunde geistlicher Musik mit seinen Spezialitäten auf der Orgel, dem Spinett, dem Cembalo: Götz gilt als Experte
für Tastenmusik von der Gotik bis in die galante Zeit, Schwerpunkt 17. Jahrhundert und Hochbarock. „Ich habe ein Fachpublikum“, ist er sich bewusst, und dieses schätzt es natürlich, wenn er während eines Konzertes immer wieder die Hände von den Tasten nimmt, um den Zuhörern den historischen und musikalischen Kontext eines Stückes zu erklären: „Das ist mein Markenzeichen.“ Der Aufführung eines Werkes geht eine geradezu spirituelle Vertiefung in dieses voraus. Ja, er meditiere die Stücke, beschreibt er das Ergründen dessen, was der Komponist sich vor 400 Jahren gedacht haben könnte, auch in das, was die Orgel nun dazu sage. „Die alte Tastenmusik ist eine tolle Welt. Es gibt wahnsinnig viel zu entdecken. Und das ist spannend, weil es 300 Jahre entfernt ist.“ Diese Begeisterung kam früh: „Ich habe als Kind einen phantastischen Klavierunterricht gehabt.“ Irgendwann, mit 13 oder 14 Jahren, sei er der Orgel begegnet und „so fasziniert gewesen, dass ich mich darauf gestürzt habe.“ Mit 16 schon war er Kantor an einer Münchner Kirche, gleichzeitig Meisterschüler des Ersten Bayerischen Staatskapellmeisters. 1962 ging es zu den Fuggern nach Kirchheim, dort zweigleisig als Organist und Lehrer. 1971 folgte Augsburg, wo Götz wieder auf beiden Schienen agierte. 1972 gründete er „studio XVII augsburg“ und damit sein eigenes Platten-/ CD-Label, das Konzerte und Projekte plant und in Zusammenarbeit mit vielen Rundfunkanstalten Aufnahmen produziert. Etwa 40 Tonträger wurden bis heute veröffentlicht. Götz ist als Musikwissenschaftler ebenso gefragt wie als Interpret oder Fachmann bei der Restaurierung historischer Orgeln, wie der über 400 Jahre alten Günzer-Orgel in Gabelbach / Landkreis Augsburg. Mit 77 ist Götz immer noch ausgelastet mit Musik und Forschung: „Wenn man sich solchen Sachen öffnet, ist das was fürs Hirn. Da kriegt man so schnell keinen Alzheimer.“ pks
Foto: Stefan Mayr
Er sei ein Diaspora-Bayer, lächelt Roland Götz, auf seine Münchner Sprachfärbung hingewiesen. Aber Schwaben ist ihm, der als junger Kantor 1962 ans Fuggerschloss nach Kirchheim gekommen war und dort eine viel beachtete Konzertreihe im Zedernsaal gegründet hatte, längst ans Herz gewachsen. Heute lebt der 1939 in München geborene Organist und Musikwissenschaftler mit seiner Frau Irene in Augsburg. Voriges Jahr ehrte ihn der Bezirk Schwaben mit der „Sieben-Schwaben-Medaille“ in Würdigung seiner kulturellen Verdienste unter anderem um die Erforschung und Wiederbelebung von Renaissance-Musik aus der Reichsabtei Irsee.
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Bewusstseinsbildung, Spaß und Sport Der Schwabentag 2016 widmet sich ganz der Inklusion Um 12.00 Uhr wird er durch „Blas den Blues“, der ersten inklusiven Kapelle in Schwaben, bestehend aus Musikern der Lebenshilfe Dillingen und der Stadtkapelle Lauingen, eröffnet. Die Rede ist vom Schwabentag 2016, dem „Tag der Begegnung“ am Samstag, 25 Juni. Bis 18.00 Uhr wird dann in der Halle 7 der Messe Augsburg und in deren Außenbereich ein abwechslungsreiches, informatives und inklusives Programm für junge Leute, Familien und Senioren geboten. Aber auch Menschen, die einfach mal sehen wollen, wie das so funktioniert mit der Inklusion, sollten sich diesen Tag nicht entgehen lassen. Der Eintritt ist frei.
Alles inklusiv! Am Tag der Begegnung ist alles „inklusiv“. Soll heißen: Es werden Texte in Leichter Sprache auf eine Leinwand übertragen, Gebärdensprach- und Schriftdolmetscher sind vor Ort. Es gibt Infopoints für Menschen mit Behinderung, CABito (ein leicht begreifliches Informationssystem) und Pro-
Die Vielfalt der schwäbischen Region mit ihrer Kultur, Tradition und ihren Werten darzustellen – das ist das Konzept des Schwabentages, den der Bezirk Schwaben seit 2008 jährlich an eine schwäbische Kommune vergibt. Nach Stationen unter anderem in Neu-Ulm, Rain am Lech und Füssen wird der Schwabentag erstmals in der „Bezirkshauptstadt“ Augsburg durchgeführt – und in Eigenregie des Bezirks. Der Schwäbische Bezirkstag hat 2010 Leitlinien zur Umsetzung der UN-Menschenrechtskonvention in Schwaben beschlossen. „In einem Aktionsplan haben wir dann konkrete Maßnahmen festgelegt. Deren Erfüllung wird immer wieder überprüft“, so Gastgeber und Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert. Ein ganz wichtiges Anliegen ist es dem Bezirkstagspräsidenten auch, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, was Inklusion bedeutet und wie man dazu beitragen kann. „Denn: Inklusion geht uns alle an – sie ist nicht nur eine Sache der Politik oder des Geldes, sondern vor allem eine Angelegenheit der Bewusstseinsbildung. Der Tag der Begegnung soll zeigen, wie man – beispielsweise in der Politik, im Sportverein, im Arbeitsleben, in der Freizeit – Inklusion leben und oft auch mit ganz
Fotos: Andreas Jekic, Dominikus-Ringeisen-Werk
Die Schirmherrschaft haben Irmgard Badura, die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, und das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, vertreten durch Staatssekretär Johannes Hintersberger, übernommen.
grammhefte in Leichter Sprache, ebenso wie Hilfen für Menschen mit Sehbehinderung und Blinde.
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Resonanz ist überwältigend – mehr als 87 Aussteller und über 1000 aktive Teilnehmer aus ganz Schwaben haben zugesagt.
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wenig Aufwand und Mitteln umsetzen kann“, so Reichert weiter. Auch für Staatssekretär und Schirmherr Johannes Hintersberger liegt das Hauptaugenmerk auf der Bewusstseinsbildung: „Ein Bewusstseinswandel ‚pro Inklusion‘ kann nur gelingen, wenn die Zielsetzung der Inklusion von allen gesellschaftlichen Ebenen und von der breiten Bevölkerung mitgetragen wird. Menschen mit und ohne Behinderung, die ganz selbstverständlich miteinander leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen – so stellen wir uns eine inklusive Gesellschaft in Bayern vor.“ Dass sich in Sachen „Inklusion“ in Schwaben und in Bayern was bewegt, davon weiß auch Irmgard Badura, die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, zu berichten. Trotz Fortschritten: Bayern barrierefrei 2023 bleibt ein ganz wichtiges Ziel. „Auch das Jahr 2023 ist als Ziel sehr wichtig, damit schnell begonnen wurde, wirklich ernsthaft daran gearbeitet wird und bis 2023 möglichst viele Angebote barrierefrei sind“, so Badura. Optimistisch gibt sich auch der Bezirk Schwaben, was den „Tag der Begegnung“ betrifft: die
Ganz besonders freut sich Johannes Hintersberger, dass die Initiatoren des Schwabentages die Ausstellung „Miteinander“ des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration nach Augsburg geholt haben. „Barrieren abzubauen hat nicht nur etwas mit der Beseitigung von Stufen oder dem Bau von Rampen zu tun. Es geht immer auch um die Barrieren in den Köpfen. Mit der Ausstellung wollen wir allen Besuchern zeigen: So kann Inklusion funktionieren, so kann mehr Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung entstehen“, so der Staatssekretär. Neben Kultur, Unterhaltung und Musik, Information und Beratung für alle Lebenslagen, Sport und Mitmachaktionen für die ganze Familie wird es eine Tombola mit tollen Preisen geben. So gibt es zum Beispiel eine Tagesfahrt mit dem erdgas schwaben-Bus Bobo zu gewinnen, einen Ausflug mit der Bayerischen Regiobahn, Eintrittskarten in Museen in ganz Schwaben und in Erlebnisbäder, sowie Ammersee-Fahrten dank des Bahnparks Augsburg und viele Sachpreise. Das komplette Programm im Überblick findet sich auf www.bezirk-schwaben.de/ Schwabentag2016 (mit Vorlesefunktion). pif 1 Tischharfenorchester „Die Bunten“ port zum Mitmachen: Rollstuhlmannschaft AuXburg Basketz 2 S (SV-Reha Augsburg e.V.) Der Funke springt über“ – das inklusive Tanzprojekt des 3 „ Dominikus-Ringeisen-Werkes Ursberg mit der Tanzschule Trautz & Salmen.
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Illustration: Stephanie Endemann
Musik und Theater unter dem abendlichen Sternenzelt
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Wenn der Sommer nicht mehr weit ist, und der Himmel violett, weiß ich, dass das meine Zeit ist, weil die Welt dann wieder breit ist, satt und ungeheuer fett. „Ungeheuer fett“ ist nicht nur Konstantin Weckers Liebeserklärung an die warme Jahreszeit, fast überbordend ist auch das Angebot an kulturellen Highlights, die in dieser Saison wieder unter dem Sternendach des schwäbischen Himmels geboten werden. Ganz Schwaben putzt sich für die Sommersaison heraus. Die Opernfestspiele in Heidenheim, die Freilichtbühnen in Augsburg oder Altusried sind nur Paradebespiele für zahlreiche Open Air-Veranstaltungen landauf, landab. Ein kleines, feines, jedoch über die Grenzen Krumbachs hinaus fast unbekanntes Juwel ist das „Amphitheater“ in Mindelzell. Das ungewöhnliche Bauwerk im Krumbacher Stadtteil überrascht durch eine verblüffende Akustik und bietet nach den Sternenzelt-Konzerten der letzten Jahre in diesem Sommer ein populäres Programm aus Pop und Musical. Man darf gespannt sein, wie der „Tanz der Vampire“, „ABBA“ oder „Dirty Dancing“ unter dem Titel „Musical Classics“, die „Klassik hautnah!“, „Blasmusik unter dem Sternenzelt“ und „Shakespeare trifft Italo-Hits“ ankommen. Das Amphitheater wurde 2008 aus Natursteinen erbaut und bietet 391 Menschen Platz. (www.mindelsaal.de) In Augsburg wird der Botanische Garten zur Bühne für die Crème de la Crème der weltweit agierenden Jazzer. Zum 24. Mal organisiert der Christian Stock in seiner Heimatstadt den Augsburger Jazz-Sommer. Stock, der in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert, hat mit 16 Jahren angefangen, Bass zu spielen – eine Leidenschaft, die ihn bis heute nicht loslässt. Zum Augsburger Jazzsommer holte er letztes Lenny White und Bennie Maupin. Beide waren an der legendären Aufnahme „Bitches Brew“ von Miles Davis beteiligt. Bei Redaktionsschluss stand das aktuelle Programm für 2016 noch nicht fest. Ab Mitte Juni werden Künstler, Veranstaltungen und Termine auf der auf der Homepage veröffentlicht. (www.augsburger-jazzsommer.de)
Stimmungsvolles Ambiente im Amphitheater Mindelzell (links) und im Botanischen Garten Augsburg, wo ab 15. Juli zum 24. Mal der Augsburger Jazz-Sommer stattfindet.
Fotos: Großes Motiv Heidenheim Rittersaal: Oliver Vogel,, Georg Drexel, Herbert Heim
Große Oper im Heidenheimer Schloss: Aufführung der Opernfestspiele Heidenheim im Rittersaal
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Musikalische Höhepunkte, diesmal mit italienischem Flair, bieten in diesem Sommer auch die renommierten Opernfestspiele in Heidenheim. Freunde der italienischen Oper kommen wieder voll auf ihre Kosten. Die Neuinszenierung von Puccinis Welterfolg La Bohème markiert die Rückkehr von Regisseurin Petra Luisa Meyer, die an gleicher Stelle bereits vor zwei Jahren mit dem Verismo-Doppel Der Bajazzo und Cavalleria rusticana für überregionales Aufsehen sorgte und den Opernfestspielen Heidenheim damit einen ihrer größten Publikumserfolge bescherte. Gewohnt hochkarätig und vielseitig präsentiert sich auch das breit gefächerte Konzertangebot der Opernfestspiele Heidenheim. So finden sich im Konzert-Kalender unter anderem prominente Gäste wie Stargeiger Daniel Hope, der am 7. August die festliche „Last Night“ bestreitet. Die Aufführungen finden bei schönem Wetter in der malerischen Ruine des Rittersaals auf Schloss Hellenstein oder bei Regen im Festpielhaus im Congress Centrums statt. Neu im Programm ist das an vier Sonntagen stattfindende Jazzfrühstück im Brunnengarten des Schlosses mit jungen Musikern und Formationen der internationalen Jazzszene. Zu ihnen gesellt sich mit der SWR Big Band am 21. Juli ebenfalls noch ein Ensemble, das man Jazzkennern wohl nicht mehr lange vorstellen muss. Im vierten Jahr in Folge bei den Opernfestspielen bringen die SWR-Musiker den Trompeter Joo Kraus mit nach Heidenheim. Weitere Infos zum Programm und Tickets unter www.opernfestspiele.de Wer lieber ins Theater geht, findet mit dem Naturtheater in Heidenheim ein ganz besonderes seiner Art. Seine Geschichte beginnt im Ersten Weltkrieg, als der Gärtnermeister Gustav Müller im Schützengraben verkündet: „Wenn ich hier rauskomme, will ich mein Leben einsetzen für etwas, was die Menschen verbindet: die Kunst.“ Mehr als bald 80 Jahre später wurden über zwei Millionen Besucher in Heidenheims besonderem Theater gezählt. In diesem Jahr wird Heinrich Spoerls Roman Die Feuerzangenbowle inszeniert. Kinder können in dieser Spielzeit Ottfried Preußlers Kleine Hexe bei ihren Abenteuern begleiten. (www.naturtheater.de) Abenteuerlich wird es auch auf der Freilichtbühne Altusried. Die Legende um Robin Hood und seine Bande, die zusammen im Sherwood Forest leben, wird unter Dominik von Guntens Regie von rund 400 Altusriederinnen und Altusriedern aus drei Generationen auf die Bühne gebracht. Mit vereinten Kräften, großer Spielfreude und Theaterliebe wird der freiheitsliebende „Robin Hood“ vor dem Bühnenbild von Philipp Nicolai für Groß und Klein temporeich erzählt – mit bunten Massenbildern, einem mittel-
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alterlichen Markt, actiongeladenen Szenen, einem großen Bogenschuss-Turnier und wilden Pferderennen. Musikalisch begleitet wird das Stück von einem 30-köpfigen Orchester, dessen Werke eigens für die Aufführung komponiert wurden. (Spielzeiten und Tickets unter www.altusried.de) Unter dem Motto „Mozart meets Mahler & Beethoven“ lädt die Augsburger Mozartstadt zu den 18. Konzerten im Fronhof ein. Ein großartiges Musikwochenende mit der weltberühmten Pianistin Janina Fialkowska, den beliebten Sängern Bea Robein und
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herausragende Konzert- und Theaterveranstaltungen zwischen Bodensee, Allgäu und der Alb. Open-Air hat eben seinen ganz besonderen Reiz.
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Veranstaltungsübersicht 2016 noch bis 7.8. noch bis 21.8. 23.6. bis 25.6. 2. bis 30.7. 2./16./17./30.7. 13.7. bis 14.8. 22.7. bis 24. 7. 29.7. bis 7.8.
Opernfestspiele Heidenheim Robin Hood auf der Freilichtbühne Altusried Augsburger Sommernächte Cabaret auf der Freilichtbühne in Augsburg Amphitheater Mindelzell Augsburger Jazz-Sommer Konzerte im Fronhof, Augsburg Kulturufer Friedrichshafen
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hafen lädt zum Beispiel das Kulturufer ab 29. Juli dazu ein, Musik, Tanz und Schauspiel am Ufer des malerischen Bodensees zu erleben. Jedes Jahr zieht die bunte Szenerie des Kulturufers Tausende auf die Meile zwischen Gondel- und Yachthafen und zeigt internationale Ensembles sowie zahlreiche Gruppen aus dem Bodenseeraum. Nähere Informationen zum Programm auf der Homepage www.kulturufer.de
4 Johannes Martin Kränzle und einem „Refugees Welcome“ Konzert in Kooperation mit den flüchtlingsbetreuenden Institutionen erwartet die Besucher des einzigen Klassikfestivals der Mozartstadt Augsburg. (www.konzerteimfronhof.de) Cabaret heißt das Musical, das in diesem Sommer auf der Freilichtbühne am Roten Tor vom Theater Augsburg inszeniert wird. Die Kulisse ist der legendäre Kit-Kat-Club der ausgehenden zwanziger Jahre: rauschhafte Tänze, Champagner in Strömen, die schönsten Mädchen weit und breit! Die brodelnde Stimmung überdeckt jedoch lediglich die düstere Zukunft Berlins: Armut, Inflation, Fremdenfeindlichkeit. Der Schatten der Nationalsozialisten breitet sich immer bedrohlicher aus... Davon will man im Kit-Kat-Club jedoch nichts wissen, die Wirklichkeit bleibt vor der Tür, hier heißt es „Life is a Cabaret“. Mittendrin verlieben sich der amerikanische Schriftsteller Cliff Bradshaw in die Sängerin Sally Bowles, Star des Clubs. Als sich die politische Situation verschärft, werden die Liebenden vor ihre schwerste Entscheidung gestellt. Mit über 2.100 Sitzplätzen hat Augsburg die größte Freilichtbühne im süddeutschen Raum und verzeichnete im letzten Jahr rund 45.000 Besucher beim Musical Blues Brothers. Straßenfeste gehören zum Sommer genauso wie Weihnachtsmärkte in die Winterzeit. In FriedrichsEine Veranstaltung der
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Und auch Augsburg kann nach sechs Jahren endlich wieder zu einem Straßenfest einladen! Als Nachfolger der Max-Feste werden in diesem Sommer zum ersten Mal die Augsburger Sommernächte stattfinden. Aus Sicherheitsgründen musste das Konzept der Max-Feste grundlegend überdacht werden. Denn Jahr für Jahr kamen zum Max-Fest über 100.000 Besucher auf die Augsburger Prachtmeile – zuviel, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Deshalb hat die City Initiative Augsburg unter Leitung von Heinz Stinglwagner ein neues Konzept erarbeitet: Der Rathausplatz, Moritzplatz oder Fuggerplatz sollen jeweils als eigenständige Veranstaltungsorte dienen. Auf diese Weise soll die Situation auf der Maximilianstraße entschärft und die Besucher gleichmäßig verteilt werden. Besonderes Highlight ist die Illuminationsshow auf dem Rathausplatz oder die gehobene Gastronomie, die in der Philippine-Welser-Straße zu finden ist. Der Garten im Schaezlerpalais wird zur Ruheoase, in St. Ulrich werden sowohl im Hof als auch in der Kirche erstklassige Konzerte stattfinden. ak 1 Freilichtbühne Altusried 2 Naturtheater Heidenheim 3 Veranstaltung auf der Freilichtbühne Augsburg 4 Augsburger Konzerte im Fronhof Joe Masteroff | Fred Ebb | John Kander
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MAHLER & BEETHOVEN 22/23/24 JULI 2016 MEHR INFOS UNTER www.konzerte-im-fronhof.de
Janina Fialkowska, Bea Robein, Sharleen Joynt, Johannes Martin Kränzle, Carsten Süss, ein/e Preisträger/in des 9. Internationalen Violin wettbewerbs Leopold Mozart, den Augsburger Domsingknaben, dem Orchester SUK-Symphony Prag, und vielen mehr …
Freilichtbühne präsentiert von :
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MUSIKALISCHE LEITUNG: Wilhelm F. Walz
Besucherservice 0821. 324 4900 | www.theater-augsburg.de/cabaret
Foto: Nik Schölzel, Peter Ulbrich, Veranstalter
MIT:
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Kultur
AKS – der „Augsburger Kulturgut-Speicher“ Das Sammeln römischer Antiquitäten hat in Augsburg seit der Renaissance Tradition. In den 1970er-Jahren, besonders seit der Einrichtung der Stadtarchäologie im Jahr 1978, wurde begonnen, die Grabungstätigkeit zu systematisieren. Auch mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde wurden zunehmend berücksichtigt. Die Konsequenz: Das Fundmaterial wuchs gewaltig. Bis dato hatte man die Grabungsfunde in den Kellern oder Dachböden der Museen untergebracht. Das war möglich, weil dort zunächst genügend Platz geboten war. Erst später wurde der Depotraum knapp. Daher mussten nach und nach Depots angemietet werden, die bald übervoll waren. Gelegentlich hatte man mit Wasserschäden oder Schimmelbefall zu tun. Die Depots waren über die ganze Stadt verteilt und der ein oder andere Hausmeister hat schon mal eine nicht benutzte Vitrine ins Magazin zu den „alten Scherben“ gestellt – der eigenen Raumnot geschuldet, versteht sich. Alles nicht unbedingt die Ideallösung, die nun aber kommt. Mit dem Zentraldepot für die Stadtarchäologie wird auch die ewige Improvisation ein Ende finden. Das Archäologische Zentraldepot wird nun in denkmalgeschützte Hallen auf dem früheren Gelände der Augsburger Kammgarnspinnerei (AKS) an der Provinostraße einziehen. „Da waren wir schon alle froh, dass es geklappt hat“, betont Michaela Hermann von der Augsburger Stadtarchäologie. Darauf haben die städtischen Archäologen nämlich seit 15 Jahren gewartet. Das Gebäude schließt südlich ans Textilmuseum und das neue Augsburger Stadtarchiv an. Das Motto lautet dann: Alles unter einem Dach. Bevor es soweit war, musste intensiv geplant werden: Was braucht der Nutzer? Wie stellt man sich die Arbeitsabläufe vor? Welche Menge an Funden muss untergebracht werden? Wie viel Platz wird dafür benötigt? Tierknochen und Keramik werden in ca. 22.000 Holzkisten aufbewahrt, das sogenannte Lapidarium – Bezeichnung für die Sammlung der Steindenkmäler – besteht aus mehr als 1.200 Objekten. Die Zahl der Kleinfunde ist derzeit nicht zu beziffern. Und last but not least soll auch der nicht ausgestellte Altbestand im Römischen Museum ins neue Zentraldepot integriert werden.
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So geht es bei der Depotplanung um ausreichendes Raumvolumen, effiziente Lagertechnik und ganzheitliche Sammlungspflege. Das zu-
künftige Sammlungszentrum soll aber nicht nur baulich gut umgesetzt sein, sondern sowohl im täglichen Betrieb funktionieren, als auch zukunftstauglich sein. So sind im neuen Gebäude Werkstätten, Depoträume und Büros zusammengefasst. Dort soll es eine Forschungsbibliothek geben und einen Bereich für kleinere Präsentationen. Die Innenräume werden in unterschiedlichen Qualitäten ausgestattet, vom nur temperierten Magazinraum bis zur Trockenkammer für empfindliche Eisenfunde. Und die Stadtarchäologen wollen regelmäßig über ihre Arbeit informieren. Allein in den vergangenen zehn Jahren haben sie rund 300 Ausgrabungen betreut und durchgeführt. Ende des Jahres soll der Umbau fertig sein, 2017 will die Stadtarchäologie einziehen. 4.000 Quadratmeter Fläche wird das neue Schmuckstück haben. „Für Umzug und Einräumen und Einrichten sind zwei Jahre veranschlagt“, so Michaela Hermann. „Die wichtigsten und bekanntesten Sachen sind natürlich im Museum ausgestellt“, sagt sie. Doch die Depots bergen Überraschungen. Denn vieles konnte, laut Hermann, in den letzten Jahren nur provisorisch versorgt werden und muss nun vor dem Umzug gesichtet, erfasst und sortiert werden. Mit dem Archäologischen Zentraldepot wird der Schlusspunkt in einem größeren städtebaulichen Zusammenhang gesetzt. Augsburgs Kulturreferent Thomas Weitzel spricht vom „Augsburger Kulturgut-Speicher“ auf dem AKS-Gelände. Ein Wortspiel abgeleitet aus dem Kürzel AKS Augsburger Kammgarn Spinnerei. Drei verschiedene Einrichtungen werden nach Abschluss der Baumaßnahme dann auf der früheren Textilbrache zu finden sein. Neben dem tim sind es das neue Stadtarchiv, das 2014 eröffnet wurde und eben auch das Zentraldepot der Archäologen. Alle drei stehen für wichtige Bereiche der Augsburger Stadtgeschichte – die Römerstadt, Reichsstadt und Textilstadt. Die künftige Kulturmeile im Textilviertel soll sich dann zu einer Anlaufstelle für Forscher und Augsburger Bürger entwickeln. Für Kulturreferent Thomas Weitzel wird das neue Zentraldepot „das kulturelle Gedächtnis der Stadt. Eine Art analoge Datenspeicherung aus der Römerzeit“. Darüber hinaus ermöglicht die Sortierung die bessere wissenschaftliche Erschließung der Bestände und ist für den Kulturreferenten „ein erster Abschnitt zum Thema Römerstadt“. pif
Ve r a ns tal tungen
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Einweihung des neuen touristischen Hinweisschilds an der A 7 Ein neues touristisches Hinweisschild an der A 7 zeigt stilisierte Tropfsteine und einen Teddybären. Es weist künftig auf die beiden größten Tourismus-Magneten der großen Kreisstadt Giengen hin, die jährlich rund eine Viertelmillion Besucherinnen und Besucher anlocken: die HöhlenErlebnisWelt und das Steiff Museum. Nachdem das Hinweisschild mit der Aufschrift „Höhlen & Teddybären“ in Fahrtrichtung Würzburg seit längerer Zeit beschädigt war und ausgetauscht werden muss, haben sich die Stadt Giengen und die Margarete Steiff GmbH erfolgreich dafür eingesetzt, dass der Markenname Steiff nun auch namentlich auf den Schildern vertreten ist. „Ich freue mich sehr über die neue Ausschilderung und bin fest davon überzeugt, dass Giengen und seine touristischen Hauptattraktionen durch diese Maßnahme profitieren werden“, so Giengens Oberbürgermeister Gerrit Elser.
Kreativ-Kunst Formen und Gestalten, das ist die Welt des Augsburger Künstlers Friedrich Brenner. Dem akademisch ausgebildeten Bildhauer und Medailleur hat das Augsburger Maximilianmuseum eine Sonderausstellung gewidmet, die bis zum 17. Juli läuft. Bronzene Reliefs „hochnäsiger Flaschen“, „Apfelbusen“, die aus einem Kieselstein erwachsene „Venus von Willendorf“, das „Paradies“ oder eine bronzene Porträtbüste Bert Brechts für den Tastraum im Rathaus zeugen von kreativen Einfallsreichtum und spielerischem Witz, mit dem Brenner an sein handwerklich perfektes Werk geht. Mehr zu Friedrich Brenner in unserer nächsten Ausgabe. Ausstellung: „Formen und Gestalten. Der Künstler Friedrich Brenner“, Augsburg, Maximilianmuseum, Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr. Zu sehen bis 17. Juli.
Von links: Gerrit Elser, Oberbürgermeister der Stadt Giengen, Eduard Geisser, Vorsitzender des Höhlenvereins, Regierungspräsident Johannes Schmalzl, Daniel Barth, Geschäftsführer der Margarete Steiff GmbH, Simone Pürckhauer, Leiterin des Steiff Museums, Louis Schumann, Geschäftsführer Schwäbische Alb Tourismusverband
Historisches Altstadtfest
www.friedberger-zeit.de
8. bis 17. Juli 2016
Fotos: Wolfgang Strobl (1), Friedrich Brenner (2), Stadt Giengen (1)
Die Förderung der Literatur nimmt seit Beginn der Kulturarbeit des Bezirks Schwaben einen besonderen Stellenwert ein und verleiht seit 2005 den Schwäbischen Literaturpreis. Im Jahr 2016 wird er für einen unveröffentlichten Prosatext zum Thema „Kindheit“ ausgeschrieben. „Ein klassischer Erzählstoff, der den Literaten einen weitgesteckten Raum für die Imagination eröffnet“, begründet Bezirksheimatpfleger und Initiator des Preises, Dr. Peter Fassl, das gewählte Motiv „Kindheit“ als literarische Herausforderung für Schwabens Schriftsteller in diesem Jahr. Teilnahmeberechtigt sind Autoren, die im schwäbisch-alemannischen Kulturraum leben oder in diesem ihre biographischen Wurzeln haben. Das Preisgeld beträgt für den ersten Preis 2.000 Euro, für den zweiten Preis 1.500 Euro und für den dritten Preis 1.000 Euro. Dazu gibt es einen Sonderpreis für einen jungen Autor oder eine junge Autorin bis 25 Jahre. Die komplette Ausschreibung unter: www.bezirk-schwaben.de
Foto: Andreas Schmidt
Ausschreibung: 12. Schwäbischer Literaturpreis zum Thema „Kindheit“
t o p s chwaben
Wirtschaft
Spatenstich für die Zukunft: Gas & Glas für Tussenhausen erdgas schwaben realisiert ein Pilotprojekt: Nach dem enormen Zuspruch der Tussenhausener – 70 Prozent aller Haushalte haben sich für einen Anschluss an Erdgas und Breitband-Internet entschieden – wird das Projekt „Gas & Glas“ jetzt Wirklichkeit: erdgas schwaben bringt Erdgas und Glasfaser in alle drei Ortsteile – also Tussenhausen, Zaisertshofen und Mattsies. Parallel zum Erdgas-Leitungsnetz werden Leerrohre für Glasfaser verlegt. Damit sind die Weichen in Richtung Zukunft für Tussenhausen gestellt.
Zum Spatenstich für das 7 Mio. Euro-Pilotprojekt kam auch Politprominenz aus München: Franz Josef Pschierer, Staatssekretär im Bayerischen Wirtschaftsministerium (Mitte) sowie Klaus-Peter Dietmayer, Geschäftsführer erdgas schwaben (ganz rechts)
Damit ist nicht nur die klimaschonende Energieversorgung gesichert, sondern auch der Zugriff auf Highspeed-Internet via Glasfaser. Es ist das erste Mal, dass erdgas schwaben gleichzeitig mit dem Erdgas-Leitungsnetz ein Leerrohrnetz für Glasfaserkabel verlegt, „eine Investition von sieben Millionen Euro“, wie erdgas schwaben-Geschäftsführer Klaus-Peter Dietmayer sagt. Das Leerrohrnetz wird nach der Fertigstellung an einen Telekommunikationsanbieter vermietet. Vor allem sichert es den Menschen in Tussenhausen auch in Zukunft ausreichend Übertragungskapazität für das Internet. Während das in vielen Regionen eingesetzte Vectoring die bereits liegenden Kupferkabel auf maximal 100 Mbit/s-Übertragungsgeschwindigkeit aufrüstet, sind die Kapazitäten beim Glasfaserkabel nahezu unbegrenzt und versprechen deshalb auch langfristig eine schnelle Datenübertragung für gewerbliche und private Telefonie, Internet und sogar hochauflösendes Fernsehen. Aktuell sind 190 Städte und Gemeinden an 6.500 Kilometer Erdgasleitungen angeschlossen. Sowohl öffentliche Einrich-
tungen wie private Haushalte nutzen Leistungen von erdgas schwaben. Erdgas ist heute Wunschenergie Nr. 1: „Über 75 Prozent aller Bauherren wünschen einen Erdgasanschluss“, freut sich Dietmayer, dessen Unternehmen jährlich zehn Millionen Euro in erneuerbare Energien investiert. Anfang des Jahres ist die Power-to-Gas-Anlage, an der das Unternehmen maßgeblich beteiligt ist, offiziell in Betrieb gegangen. Mit ihr produziert erdgas schwaben Wasserstoff, der auch ausschließlich von erdgas schwaben vertrieben wird, z.B. an AUDI. Erdgas ist der Partner der erneuerbaren Energien und lässt alle Zukunftsoptionen zu – sei es schwäbisches Bio-Erdgas oder Wasserstoff. erdgas schwaben ist mittlerweile Vollsortimenter im Energieangebot: Erdgas, Bio-Erdgas, Strom, Bio-Strom, Wasserstoff sowie Contracting. Seit 2011 bietet erdgas schwaben neben Erdgas und Bio-Erdgas auch Stromprodukte an, mit dem „schwaben strom spar“ ein variables Stromprodukt. Die Bio-Variante aus 100 Prozent Wasserkraft trägt den Namen „schwaben strom bio“.
Fotos: swa/Thomas Hosemann, Wolfgang Strobl
Straßenbahntunnel rückt bis ans Bahnhofsgebäude vor Die Arbeiten für den Straßenbahntunnel im Westen des Augsburger Hauptbahnhofs im Bereich der Gütergleise laufen auf vollen Touren. Und auch bis etwa 30 Meter vor das Bahnhofsgebäude ist der Tunnel von Osten im Rohbau bereits fertig: Eine 120 Meter lange Auf- und Abfahrtsrampe für die Straßenbahnen in der Halderstraße und der anschließende, ebenfalls rund 120 Meter lange Tunnelabschnitt unter der Viktoriastraße und dem Bahnhofsvorplatz. In diesem Jahr wird die Lücke bis zum Gebäude geschlossen. Für diesen Abschnitt wird ab Mai eine rund 20 Meter tiefe Baugrube zwischen bisherigem östlichem Tunnelende und Bahnhofsgebäude ausgehoben. Betonbohrpfähle werden als Teil der Baugrube und zum Schutz des denkmalgeschützten Gebäudes unmittelbar vor der Fassade des Bahnhofsgebäudes eingebracht. Dafür müssen Teile der Arkaden im unmittelbaren Baufeld zerstörungsfrei rückgebaut werden. In enger Absprache mit dem Denkmalschutz werden die Säulen und Teile der Decke abgebaut und sicher eingelagert,
um diese nach Fertigstellung des Tunnels wieder originalgetreu aufbauen zu können. Ende 2016 / Anfang 2017 werden die Geschäfte und das Reisezentrum der Bahn in Container auf dem Vorplatz umziehen. 2017 beginnen die Vorarbeiten für den Tunnel unter dem Bahnhofsgebäude. In den nächsten Monaten starten auch die Arbeiten für den zusätzlichen Personenbahnsteig „F“, der bis Ende 2017 fertig sein soll. Dann kann ab 2018 unter den Personenbahnsteigen abschnittsweise das Stationsbauwerk, also die Straßenbahnhaltestelle und die darüber liegende Verteilerebene, gebaut werden. 2022 sollen der Straßenbahntunnel und die -haltestelle unter den Bahnsteigen der DB in Betrieb gehen. Blick in die Tiefe: Eine auf dem Boden aufgeklebte Grafik vermittelt in der Bahnhofshalle einen optischen Eindruck von den künftigen beiden Ebenen unter dem Hauptbahnhof – im ersten Untergeschoss die Verteilerebene und darunter die Straßenbahnhaltestelle.
Me ldungen
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Weitblick in Sachen Asyl Mitte Mai kamen die schwäbischen Landräte im Schloss Leitheim an einem geschichtsträchtigen Ort zu einer Arbeitstagung zusammen. Im Jahr 1805 hatte nur wenige Kilometer entfernt Napoleon Bonaparte den weitläufigen Blick über das Donautal genutzt – damals aus militärpolitischen Gründen. Auch bei Tagung der Kreischefs stellten diese ihren Weitblick unter Beweis: Allen voran dominierte die Asylthematik die Gespräche, wie Hubert Hafner und Elmar Stegmann, Landräte der Kreise Günzburg und Lindau erklärten: „In allen schwäbischen Landkreisen gibt es nun freie Kapazitäten in Asylunterkünften. Dies zeigt die gute Arbeit der Verwaltungen und verschafft uns Handlungsspielraum.“
aus der Region auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2016
Wenn am 5. August in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele beginnen, werden auch einige Spitzensportler aus Bayerisch-Schwaben dabei sein und um die Medaillen mitkämpfen. Die Lechwerke unterstützen fünf Athleten aus der Region bei deren Vorbereitung und beim Kampf um die Qualifikation für Rio, darunter auch eine paralympische Sportlerin. Ziel des Projekts ist es, den regionalen Spitzensport zu fördern und bekannter zu machen. Im Zentrum steht eine Social-Media-Kampagne rund um den Hashtag #RegionFuerRio. Folgende Sportler sind Teil des Projekts: Janine Berger aus Bubesheim (Turnen), Lisa Brennauer aus Durach (Radsport), Alexander Grimm aus Augsburg (Kanuslalom), Lisa Nothelfer aus Biessenhofen (Rollstuhlbasketball) und Melanie Pfeifer aus Augsburg (Kanuslalom). Unter dem Hashtag #RegionFuerRio halten die Sportler ihre Fans in den sozialen Netzwerken und auf http://www.regionfuerrio.de auf dem Laufenden. In Bildern, Texten und kurzen Videos erzählen sie von ihrem Sportleralltag und ihren Vorbereitungen auf Olympia. Weitere Sportler können genau wie jeder andere Olympiabegeisterte aus der Region in die Kampagne einsteigen, indem sie ebenfalls den Hashtag #RegionFuerRio nutzen. „Die Athleten arbeiten ihr ganzes Sportlerleben lang tagtäglich für die Verwirklichung dieses einen Traums: Olympia. So viel Leidenschaft, Wille und Energie verdienen größten Respekt und Unterstützung“, sagt LEW-Vorstandsmitglied Dr. Markus Litpher. „Wir wollen die Spitzensportler aus der Region den Menschen bekannter machen. Unsere fünf Athleten treten in verschiedenen Disziplinen an und sind alle gemeinsam Botschafter für Bayerisch-Schwaben: Eine Region, ein Team!“ Bild: In zwei Monaten beginnen in Rio die Olympischen Spiele. Aus der Region trainieren dafür Melanie Pfeifer, Alexander Grimm, Lisa Nothelfer, Lisa Brennauer und Janine Berger (v.l.n.r.).
v.l.n.r.: Landrätin Maria Rita Zinnecker (Ostallgäu), Landrat Martin Sailer (Augsburg), Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, Landrat Stefan Rößle (Donau-Ries), Landrat Dr. Klaus Metzger (Aichach-Friedberg), Landrat Hubert Hafner (Günzburg), Landrat Elmar Stegmann (Westallgäu), Landrat Anton Klotz (Oberallgäu), stv. Landrätin Marlene Preißinger (Unterallgäu), Sabine Ahlers vom Bayerischen Landkreistag, Landrat Leo Schrell (Dillingen) und Regierungspräsident Karl-Michael Scheufele
Bekommt AREALpro ein Gaskraftwerk? Die Optionsfläche für die Energiewirtschaft steht bereit, jetzt nimmt die Planung für ein Gaskraftwerk im Interkommunalen Gewerbegebiet AREALpro in direkter Nachbarschaft zur Autobahn A 8 in Leipheim Formen an. Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm haben mit Siemens und der Gaskraftwerk Leipheim GmbH & Co. KG einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Nach Zeitungsberichten soll nun das Anlagenkonzept für die Genehmigungen erarbeitet werden, um ein Kraftwerk mit zwei Blöcken und einer Gesamtleistung von rund 660 Megawatt bauen zu können. Falls das Projekt auf dem AREALpro den Zuschlag erhält, rechnen die Stadtwerke mit der Realisierung Ende 2017.
Fotos: LEW/ Breba2.de, Simon Kapfer/Landkreis Donau-Ries
Lechwerke unterstützen Spitzensportler
Landrat Stefan Rößle stellte klar: „Sowohl bei den unbegleiteten Minderjährigen, als auch bei anerkannten Asylbewerbern kommen auf die Kreise erhebliche Kosten zu. Wir fordern die Übernahme dieser Kosten durch den Staat.“ Auch bei der Integration mahnte der Donau-Rieser Kreischef: „Nun müssen frühzeitig alle erforderlichen Maßnahmen zur Integration anerkannter Asylbewerber unternommen werden. Diese müssen wir schnellstmöglich unterbringen und wollen dazu auch die im Moment freien Kapazitäten in Asylunterkünften nutzen.“
T h e m engebi et farbi g
top schwaben-Serie „Die Landkreise und kreisfreien Städte Schwabens“. Teil 10: Landkreis Augsburg
Kolumnentitel
K o lu m nenti tel
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top schwaben
Spezial Landkreis Augsburg Das bayerische Schwaben umfasst vier kreisfreie Städte und zehn Landkreise. top schwaben stellt in jeder Ausgabe eine dieser Gebietskörperschaften vor. Das Augsburger Land ist mit 243.532 Einwohnern (Stand 30. Juni 2015) bevölkerungsmäßig der drittgrößte Landkreis in Bayern. Im Nordwesten beginnend grenzt er an die Landkreise Dillingen und Donau-Ries, im Osten an Aichach-Friedberg, an die kreisfreie Stadt Augsburg sowie an die Landkreise Landsberg am Lech, Ost- und Unterallgäu und den Landkreis Günzburg. Auf einer Fläche von 1.071 Quadratkilometern erstrecken sich die 46 Kommunen um die Flüsse Wertach, Lech, Singold und Zusam. Der Naturpark Augsburg – Westliche Wälder ist ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Einheimischen, aber auch für jährlich 215.000 Touristen. Den sogenannten „Speckgürtel“ rund um Augsburg bilden gleichzeitg auch die größten Städte im Landkreis: Königsbrunn (27.446 Einwohner), Stadtbergen (14.624), Neusäß (21.565) und Gersthofen (21.628). Sie sind im Vergleich zum Umland finanziell und wirtschaftlich besonders gut aufgestellt. Mit Bobingen (16.761) und Schwabmünchen (13.625) befinden sich zwei weitere Foto: Wolfgang Strobl
städtische Zentren im Landkreissüden. Landrat Martin Sailer ist seit 2008 im Amt.
t o p s chwaben Spezi al
„Die Schaffung von Arbeitsplätzen hat Priorität!“ interview mit dem Landrat des Landkreises Augsburg, Martin Sailer Herr Landrat, im Januar forderten Sie als erster Unionspolitiker im Streit um die Flüchtlingspolitik öffentlich den Rücktritt von Kanzlerin Merkel. Was wollten Sie damit erreichen? Ich wollte das deutliche Signal nach Berlin senden, dass wir Kommunen zu diesem Zeitpunkt an der Grenze unserer Möglichkeiten waren. Die Situation vor Ort war, was die Unterbringung der vielen Geflüchteten betrifft, extrem angespannt. Die Unterkünfte reichten nicht aus, wir mussten Schulturnhallen belegen, unsere Mitarbeiter konnten sich kaum mehr ausreichend um die vielen Schutzsuchenden kümmern. Hätte dieser Zustrom weiterhin in dieser Form angehalten, wäre eine Integration der unzähligen Asylbewerber völlig unmöglich geworden.
Foto: privat
Wie passt der scharfe Ton in Richtung Berlin zu Ihrer bemerkenswerten Landkreis-Initiative „Denk nach bevor Du urteilst“? Unsere Initiative „Denk nach bevor Du urteilst“ passt sehr gut zu meinem Appell an unsere Bundeskanzlerin, sie solle ihren Kurs in der Flüchtlingsfrage ändern. Denn wir legen im Landkreis Augsburg sehr viel Wert darauf, dass die Menschen, die hier anerkannt werden und in Deutschland bleiben dürfen, bestmöglich integriert werden. Unsere Initiative begleitet unser Bestreben, die Landkreisbürger dazu anzuregen, vorurteilsfrei auf Asylbewerber zuzugehen. Wirkt sich die Flüchtlingssituation im Landkreis auch auf die bereits angespannte Situation im Wohnungsmarkt aus? Die Wohnraumsituation ist in der Tat angespannt und wird durch die Suche der anerkannten Asylbewerber noch zusätzlich verschärft. Leider stehen sie hier ein Stück weit in Konkurrenz zu heimischen Bürgern. Wir tun mit Hilfe unserer Wohnungsbau GmbH (WBL) unser Möglichstes, um zeitnah weiteren bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. So haben wir zum Beispiel das Ausbauprogramm der WBL auf 300 Wohnungen bis zum Jahr 2020 erhöht. Obwohl es auch staatliche Förderprogramme gibt, werden diese Maßnahmen jedoch nicht ausreichen, um allen Wohnungssuchenden gerecht zu werden. Hier sind wir auch auf private Investoren angewiesen.
Mit Königsbrunn, Stadtbergen, Neusäß und Gersthofen liegen vier Städte mit guter Finanzlage im sogenannten «Speckgürtel» um Augsburg herum. Wie beurteilen Sie die Idee, das Augsburger Umland zur Finanzierung des Augsburger Stadttheaters mit heranzuziehen? Ich denke, diese Überlegungen sind realitätsfremd. Zum einen unterhalten die Städte des Landkreises eigene Einrichtungen wie Stadthallen oder Bürgersäle, in denen kulturelle Veranstaltungen wie Theater oder Konzerte stattfinden. Zum anderen erhalten alle Städte, auch Augsburg, aus der Hochbauförderung nach Art. 10 des Finanzausgleichsgesetzes (FAG) Zuweisungen. Diese werden pro Einwohner berechnet und liegen bei der Stadt Augsburg deutlich höher als im Landkreis. Des Weiteren stellt sich die Frage, ob eine Finanzierung des Theaters durch Umland-Städte kommunalrechtlich überhaupt zulässig wäre. Im Tourismus punktet das Augsburger Land unter anderem mit schwäbischem Mozartwinkel und dem Naturpark Augsburg – Westliche Wälder. Dennoch verzeichnete der Landkreis als einziger in Schwaben 2015 weniger Ankünfte. Woran lag dies? Im Zuge des massiven Zustroms an Flüchtlingen im vergangenen Jahr wurden viele Betriebe Asylbewerbern zur Verfügung gestellt, woraufhin die Bettenkapazität für Touristen deutlich zurückgegangen ist. Deshalb stehen im Landkreis Augsburg derzeit sogar weniger Betten zur Verfügung als beispielsweise 1998, dem Gründungsjahr der Regio Augsburg Tourismus GmbH. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Ankünfte.
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Mit dem Güterverkehrszentrum und Andreas Schmid an der A 8, mit Amazon, DHL, BMW / Goodmann an der B17 prägt die Logistik an den Fernstraßen das Bild des Landkreises. Kritiker bemängeln wenig Arbeitsplätze und viel Flächenverbrauch. Wie stehen Sie zu dieser Einschätzung? Wir haben das Cluster Logistik im Landkreis gezielt ausgebaut und uns damit deutschlandweit einen Namen als Logistikstandort gemacht. Insgesamt entstehen durch diese Bemühungen mehrere tausend Arbeitsplätze, insbesondere auch für Menschen mit geringer Qualifikation. Damit hat sich unser Bestreben bereits mehr als gelohnt und ich persönlich werde mich weiter für die Ansiedlung von Logistikunternehmen stark machen. Die Schaffung von Arbeitsplätzen hat Priorität, denn Beschäftigung und florierende Unternehmen sind das Rückgrat einer Gesellschaft und Voraussetzung dafür, dass es einer Region gut gehen kann. Das Klinikum Augsburg soll 2019 Uniklinik werden, eine „Jahrhundertchance“, wie Sie als dessen Verwaltungsratsvorsitzender sagen. Welche Schritte haben die Träger – Stadt und Landkreis Augsburg – bis dahin zu tun, damit der Freistaat das Großkrankenhaus tatsächlich übernimmt?
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Aktuell werden die Modalitäten geklärt, wie die Verantwortung für das Unternehmen und die Mitarbeiter des Klinikums in die Hände des Freistaats übergeben werden sollen. Außerdem klären wir, wer in Zukunft welche Kosten zu tragen hat, beispielsweise für die Generalsanierung. Unter standortpolitischen Aspekten erwarten wir uns unglaublich positive Impulse. Es entstehen neue Forschungszentren und Fakultäten mit mindestens 80 Professoren und weiteren Wissenschaftlichen Mitarbeitern. Außerdem lassen sich Studenten in der Region nieder, wodurch auch die Kaufkraft wächst. Darüber hinaus steigt das medizinische Versorgungsniveau, wovon die Menschen in der Region unmittelbar profitieren. Wir haben den großartigen Dreiklang – Medizin – Forschung – Lehre – direkt vor Ort. Insgesamt schließt sich mit der Umwandlung zur Universitätsklinik für mich persönlich ein Kreis. 2008 haben wir das Haus in einem sehr schwierigen Zustand und mit tiefroten Zahlen übernommen. Inzwischen schreiben wir schwarze Zahlen und der Übergang in die Trägerschaft des Freistaats schließt ab, was wir 2008 versprochen haben: das Klinikum Augsburg in eine sichere Zukunft zu führen. wos
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Ein Jugendpräventionsprojekt des Landkreises Augsburg
Alkoholfreie Cocktails von Jugendlichen für Jugendliche! Ein Angebot für Veranstaltungen im Landkreis Augsburg.
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Kunstpfad der besonderen Art Wunderschöne Landschaften, der Waldboden mit weichem Moos bewachsen, Grüntöne soweit man schaut, Kletterpflanzen winden sich um Baumstämme und Pilze thronen auf halb vermoderten Baumstämmen. Die ganze Atmosphäre hat etwas von Caspar David Friedrich. Wir befinden uns aber nicht in den Kunstsammlungen der Stadt Augsburg, sondern in den Westlichen Wäldern im Landkreis Augsburg. Genauer gesagt in der Gemeinde Bonstetten. Dort gibt es seit gut eineinhalb Jahren einen Kunstpfad der besonderen Art. Man kann weder Stahlinstallationen oder Granitblöcke, die für die Ewigkeit geschaffen sind und niemals verwittern würden, in Augenschein nehmen, sondern Arbeiten, die von natürlichen Gegebenheiten bestimmt werden. Geschaffen hat sie der Künstler Hama Lohrmann im Rahmen des „LandArt-Projektes“. Landart ist eine Kunstform, die alle Sinne berührt und inspirieren möchte, die Natur neu zu entdecken und auch sich selbst als Teil der Na-
Fotos: Pittroff (1), Lormann (4), context/Baumgartner (1)
tur wahrzunehmen. Zu Lohrmanns Materialien zählen Steine, Kies, Holz und Äste. Materialien, die dem natürlichen Zerfall unterliegen und aus der Gegend um Bonstetten stammen. Nach seiner Eröffnung im Herbst 2014 pilgerten „ganze Karawanen nach Bonstetten“, so Lohrmann. Aber auch jetzt kommen immer noch Leute, um die Stille des Waldes und die Schönheit der Objekte zu genießen. Einheimische machen einen Spaziergang durch den Kunstpfad, Auswärtige zeigen Interesse. Der 50-jährige Künstler, der in Fischach im Landkreis Augsburg lebt, beschreibt seine Werke als „vergänglichen Teil der Natur, die sich ständig verändert“. Die Objekte sollen die Nichtbesitzbarkeit von allem, im Besonderen der Natur aufzeigen. Es ist ein künstlerisches Werk, das von vornherein nicht auf Verewigung des Künstlers abzielt. Ein Versuch, die ästhetische Empfindsamkeit beim Betrachter zu stimulieren. Der Farben- und Formenreichtum der Natur in Verbindung mit Ruhe und verminderter Reizflut vertieft die Wahrnehmung. So wird eine sehr sinnliche und zugleich ästhetische Erfahrung möglich. Und schließlich ist es die Schönheit von einfachen „normalen“ Werkstoffen und die bloße Art der Anordnung, welche die Objekte so spannend machen.
Lohrmann kann auf die Erfahrung von weit über 1.000 Landart-Objekten zurückgreifen. Am Anfang entsteht ein Gedanke im Kopf, es folgte eine Entwurfsskizze „und dann kristallisiert sich heraus, auf was es ankommt“, erläutert der Künstler seinen Schaffensprozess. Auf dem 6,5 Kilometer langen Rundkurs stehen sieben Landart Kunstwerke, die auch dazu einladen, innezuhalten und zu meditieren. Zwei Objekte sollen noch hinzu kommen – obwohl diese Form einer Wandertour zu Landart-Objekten bereits jetzt „in Deutschland wohl einmalig ist“, wie Hama Lohrmann vermutet. pif Das Projekt wurde durch das Förderprogramm „Leader“ des Freistaats Bayern und der Europäischen Union gefördert. Die Vermittlung der Zuschüsse und Begleitung des Leader-Projekts erfolgte durch die Regionalentwicklung Augsburg Land West (ReAL West) und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Nördlingen. Projektpartner waren darüber hinaus die Gemeinde Bonstetten, der Erholungsgebieteverein Augsburg (EVA), die Regio Augsburg Tourismus GmbH, der Naturpark Augsburg – Westliche Wälder sowie der Landkreis Augsburg.
Schwäbischer Mozartwinkel
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Wer denkt bei „Mozartwinkel“ nicht automatisch an Österreich? Doch weit gefehlt: Den Mozartwinkel gibt es auch in im Landkreis Augsburg. Es spricht einiges dafür, dass die Familie von Vater Leopold Mozart aus dem Gebiet von Fischach stammt. Zwar wurde Leopold Mozart (1719 bis 1787) am 14. November 1719 als ältestes von neun Kindern in der Frauentorstraße 30 in Augsburg als Sohn des Buchbindermeisters Johann Georg Mozart und seiner Frau Anna Maria geboren, die Vorfahren von Wolfgang Amadeus Mozarts sind also städtische Augsburger. Ihre Wurzeln jedoch haben sie im Landkreis Augsburg. Schon 1331 wurde ein Namensvetter der Mozarts aus Fischach in Urkunden des Klosters Oberschönenfeld erstmals erwähnt. Man kann also davon ausgehen, dass die Linie der Mozarts, die später das „Musikgenie“ Wolfgang Amadeus hervorbrachte, hier in Heimberg ihren Ursprung hat. In der Region fand man
in mehr als 30 Orten rund 600 Träger des Namens, weshalb man das Gebiet „Schwäbischen Mozartwinkel“ nennt. Diese Mozarts waren Bauern, Uhrmacher, Kunstmaler, Buchdrucker, Buchbinder, Baumeister, Maurer und Lehrer. Die letzte direkte Verwandte, Caroline Jakobine Grau, geborene Mozart, sarb 1965. Vor allem durch ihre Fähigkeiten als Baumeister sind sie bekannt. So war zum Beispiel Hans Georg Mozart, geboren 1647 und ein Bruder des Urgroßvaters von Wolfgang Amadeus Mozart, mit 40 Jahren der Werkmeister des Domkapitels Augsburg. Im Landkreis Augsburg war er 1713 verantwortlich für den Neubau des Turms und den Umbau der Hirblinger Pfarrkirche. In der Pfarrkirche St. Adelgundis in Anhausen errichtete er den Chor, den Turmoberbau und den 1
2 St. Adelgundis, Anhausen
Schwäbisches Volkskundemuseum Oberschönenfeld
Jahre
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Neubau des Langhauses. In der Wallfahrtskirche Biberbach nahm Wolfgang Amadeus am Orgelwettstreit der Wunderkinder teil. Der „Mozartweg“ führt heute zu sechs Orten, die an den Komponisten und seine Vorfahren erinnern: Heimberg, Fischach, Anhausen, Biberbach, Kloster Oberschönenfeld und der Stadtberger Stadtteil Leitershofen. Von dort zogen die Vorfahren Mozarts nach Pfersee, von wo 1643 David Mozart in die nahe Freie Reichsstadt Augsburg einwanderte. Und so gelangten die Mozarts vom Mozartwinkel in die Mozartstadt. pif ie roten Mozartstelen kennzeich 1 D nen Mozartorte im Landkreis
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Do it yourself – Mach‘s doch selber! bis 9. Oktober 2016
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www.titania-neusaess.de
Oberschönenfeld 4 86459 Gessertshausen Tel. (0 82 38) 30 01-0 svo@bezirk-schwaben.de
Öffnungszeiten: Di bis So 10–17 Uhr, Mo geschlossen, an Feiertagen geöffnet. Für Gruppen auch nach Vereinbarung. www.schwaebisches-volkskundemuseum.de
www.bezirk-schwaben.de
t o p s chwaben Spezi al
Do it yourself – von der Notwendigkeit zum Hobby Cool – so eine „used“-Jeans, mit abgewetztem Stoff und offenen Schlitzen an den Knien: Was heute gewollt und modisch up to date ist, galt noch vor wenigen Jahren als schlampig. Und weil man es sich vielleicht nicht leisten konnte, eine kaputte Jeans wegzuwerfen, wurde sie geflickt, fein säuberlich mit der Nähmaschine im Zickzack hin und her gesteppt oder einfach ein Stoffrest über das Loch genäht. Ein Beispiel, wie sich die Zeiten ändern, zu sehen auf der Sonderausstellung „Do it yourself – Mach‘s doch selber!“ im Schwäbischen Volkskundemuseum Oberschönenfeld.
Fotos: SVO/Magg (2), SVO (2), Seitzer (1), Weilguni (1)
So sehr „Selber machen“ heute wieder im Trend liegt – die Motivation dazu ist eine völlig andere. Wurde früher in Haus, Hof und Garten aus wirtschaftlichen Gründen ausgebessert und repariert und gerade in Notzeiten alles bis zum letzten Rest verwertet, so ist „Do it yourself“ heute ganz einfach eine bei Mann und Frau gleicherweise beliebte Freizeitbeschäftigung. Das zwiespältige Thema und den Bedeutungswandel der letzten rund 100 Jahre beleuchtet die bis zum Sonntag, 9. Oktober zu sehende Schau. Sie spannt den Bogen vom mühevollen Selbermachen aus wirtschaftlicher Notwendigkeit bis hin zum trendigen Hobby der Gegenwart und zeigt soziale, historische und biografische Bezüge auf. Das Volkskundemuseum hat bei der Wahl der Exponate vor allem auf den eigenen Fundus zurückgegriffen, aber auch Ausstellungsobjekte von Menschen der Umgebung erhalten, erklärt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dorothee Pesch, die das Konzept der Ausstellung erarbeitet und die Umsetzung besorgt hat.
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Selbstgemachtes und Reparieren gehörte gerade in vorindustrieller Zeit ganz selbstverständlich zum Alltag. Es war eine mühselige Notwendigkeit. Da sind die mit einem Stoffrest geflickte Unterhose, der mit Pflaster innen geklebte Zylinderhut, die selbst gestrickten Socken und Jacken, deren Löcher sorgfältig gestopft wurden, die Scheibengardinen, die zum Unterkleid umfunktioniert wurden, das Baby-Jäckchen, das aus der aufgetrennten Jacke der Mutter gestrickt
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wurde. Kleidung wurde so oft umgeschneidert, bis der Stoff zu nichts anderem mehr taugte als zu Lumpen oder zum Flickenteppich. Zwar änderten sich mit der Industrialisierung die Rahmenbedingungen: Vieles war durch die Serienproduktion günstiger zu haben und lohnte sich nicht mehr, ausgebessert zu werden. Aber gerade auf dem Land hielten sich die Gewohnheiten, einhergehend mit Sparsamkeit, bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein. Ja, es entwickelte sich oft sogar eine Beziehung der Wertschätzung zwischen dem lang gebrauchten Objekt und seinem Nutzer, der mit dem Wegwerfen „hätte Abschied nehmen müssen von einem Stück seiner Lebensgeschichte“, heißt es im Begleitbuch zur Ausstellung. Zudem erforderten gerade Notund Kriegszeiten eine durch Mangel ausgelöste Form der Kreativität, wenn es galt, notwendige Dinge selbst herzustellen. Aus einem Uniformstoff wurde ein Kindermantel genäht, Schafwolle auf einem Behelfsspinnrad versponnen und schließlich für ein kratziges Kinderkleidchen verstrickt. Besucher können im Rahmen des Begleitprogramms der Ausstellung auch selbst aktiv werden. Kinder werden von „Kater Bernhard“ durch die Schau gelotst. Am Sonntag, 24. Juli, gibt es von 11 Uhr bis 17 Uhr einen „Markt der Möglichkeiten – Mach´s doch selber“, mit Mitmach-Aktionen für Groß und Klein. Infos unter www.schwaebisches-volkskundemuseum.de Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 Uhr bis 17 Uhr. An allen Feiertagen geöffnet.
L a n d krei s Augs burg
Aus Funkdraht wurden Körbe geflochten, aus Gasmaskendosen wurden Milchkannen geformt. Alles wurde verwertet. Paradebeispiel dafür ist ein von einer nach Bad Wörishofen gekommenen baltischen Flüchtlingsfamilie 1945 selbst gebauter Herd. Er ist aus im Wald gefundenen Flugzeugblechen konstruiert. Szenenwechsel zum Hobby „Do it yourself“, das Ausgleich zum Beruf wird, Entschleunigung im hektischen Alltag, Kommunikation beim gemeinsamen Tun bietet: Schon Anfang des 20. Jahrhunderts wurden aus praktischen und pädagogischen Gründen Jungen im Werken und Mädchen im Handarbeitsunterricht in die Fertigkeiten des Selbermachens eingeweiht. In Amerika wurde Selbermachen schon als sinnvolle Freizeitbeschäftigung angesehen. Hierzulande kam „Do it yourself“ als Hobby erst ab den 50er Jahren richtig in Schwung. Fachzeitschriften motivierten zum Handarbeiten und Heimwerken. Die 1957 erschienene Zeitschrift „Selbst ist der Mann“ mit dem Untertitel „Das deutsche Do it yourself“ war die erste auf dem deutschen Markt, die sich dem aus den USA kommenden Trend widmete. Heute fühlen sich nicht nur männliche Bastler in Baumärkten zu Hause. Auch Frau bekommt in der Lady-Night“ im Baumarkt Anleitung im Gebrauch Dübeln und Bohrern. Gerade die neuzeitlichen Ausprägungen des Freizeitkults zeigt die Ausstellung in Oberschönenfeld blitzlichtartig auf: Da ist der 24-Euro-Chair von 1995, ein aus einem einzigen Brett hergestellter Stuhl, da sind die fürs Rennen in Thannhausen selbst gebauten Seifenkisten, da ist das Upcycling-Wohnzimmer mit dem Sofa aus Europalletten. Auch die Gemeinschaftsgärten in Städten zeugen letztlich von der Lust am Selber-Tun und an der damit gewonnen Gemeinschaft. Anleitungen zum Selbermachen gibt es heutzutage natürlich online. pks
ingestricktes Fahrrad 1 E 2 Seifenkistenrennen Thannhausen 2 Besucher in der Ausstellung
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Do it yourself – künstlerische Reflexionen Noch bis 19. Juni ist die Sonderausstellung „Do it yourself – künstlerische Reflexionen“ zu sehen. Begleitend zur großen kulturhistorischen Ausstellung „Do it yourself – Machs doch selber!“ zeigt die Schwäbische Galerie eine künstlerische Annäherung an das Thema. Junge Kunstschaffende und Studierende haben sich teils mit neuen Ideen, teils mit dem Aufgreifen vorhandener Zugangsweisen auf den Weg gemacht, zum schöpferischen Handeln aufzufordern. Durch Mitmachstationen und Aktionen können die Besucherinnen und Besucher die Grenzen zwischen Kreativität und handwerklicher Tätigkeit selbst erfahren und erspüren.
fertigte aus verschiedenen vorgefundenen Materialien ein Siebdruckkarussell, mit dem Textilien bedruckt werden können. Um die Wiederverwendung von Ausrangiertem geht es auch bei dem skulpturalen Kopfschmuck von Jasmin Arntzen und Kira Buchenau. „Vom Klimbim zum Rewin“ nennt sich ihr Projekt, das nicht nur zum Nachdenken und Staunen, sondern auch zum Nachahmen anregt.
Katharina Schlosser studiert derzeit Kunstpädagogik an der Universität Augsburg. Schon lange interessiert sie sich für das Aufwerten und Umdeuten von nutzlos Viola Relle und Raphael Weilguni, beide erscheinenden Gegenständen, wie ihre aus Absolventen der Akademie der Bildenden verschiedenen Schubladen vom Sperrmüll Künste München, stellen mit ihren Gemein- gebaute Kommode zeigt. schaftsarbeiten Identitätsvorstellungen und Autorenschaft im Sinne von „was ma- Selina Tappe entwickelte für die Ausstelchen wir eigentlich wirklich selber“ in Fra- lung ein Konzept mit dem Titel „Das Leben ge. Sie formulieren damit „Do it yourself“ in als Brot“. Damit will sie der Frage nach„Do it yourself together“ um. gehen, wie altbekannte Materialien in eine neue Form gebracht werden können und Für Eva Krusche stehen Hände für „Do it welche Wirkung sie dann erzielen. yourself“ schlechthin. Neben einer WerkMatinee-Führung gruppe mit Malereien zum Thema „Hände“ mit Bärbel Steinfeld M. A.: zeigt sie ein selbstgestaltetes Magazin mit Sonntag, 19. Juni, 11 Uhr, anschließend dem Titel: „It‘s all about hands“, das sie in Vorführung am Siebdruckkarussell durch kleiner Auflage selbst vervielfältigt hat. Martin Reisacher. Martin Reisacher befasste sich im Rahmen seines Masterstudiums an der Universität Augsburg mit der Thematik des Upcyclings in der heutigen Wegwerfgesellschaft. Er
Familienführung mit Oda S. Bauersachs M. A.: Kunstbegegnung mit kreativem Gestalten Sonntag, 12. Juni, 15–16.30 Uhr
Ankündigung: Ab 26. Juni wird in der Schwäbischen Galerie die Ausstellung „Gratwanderung. Gemälde von Kilian Lipp“ zu sehen sein. Im Mittelpunkt der umfangreichen Einzelausstellung des Allgäuer Künstlers steht die Gratwanderung zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, zwischen Klischee und Eigeninterpretation.
t o p s chwaben Spezi al
Schmuttertal-Gymnasium Diedorf:
Leuchtturm-Projekt am Schmetterlingsplatz Es liegt am Rande von Diedorf mit freiem Blick in die idyllische Landschaft des Schmuttertals und noch dazu am Schmetterlingsplatz. Ein seltener, jedoch im Schmuttertal vorkommender Schmetterling, der Wiesenknopf-Ameisenbläuling, findet sich auch im Logo des Schmuttertal-Gymnasiums Diedorf, das in jeder Hinsicht als europäisches Leuchtturmprojekt gilt. Der Falter weist auf die Erziehung zum verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung hin: Es geht um Nachhaltigkeit im Schmuttertal-Gymnasium. Denn der Landkreis Augsburg ging als Gründer und Bauherr der Schule sowohl ökologisch-architektonisch als auch pädagogisch-didaktisch neue Wege: In dem Passiv-Plus-Haus in Holzbauweise lernen Schüler in sieben offenen Lernlandschaften. Eine Lernlandschaft besteht aus drei bis vier Klassenzimmern, einem Campus von 100 Quadratmetern und Nebenräumen.
Foto: Frank Schwindling
Im Jahr 2018 wird der erste Jahrgang am Schmuttertal-Gymnasium das Abitur machen, sagt Studiendirektor Günter Manhardt, Leiter der noch jungen „Traumschule“. Dann wird sie mit voraussichtlich 850 Schülern und 75 Lehrkräften ihre endgültige Größe erreicht haben. Zurzeit tummeln sich 620 Jungen und Mädchen in 23 Klassen der Jahrgangsstufen 5 bis 10 im Schmuttertal-Gymnasium. Günter Manhardt begleitete die Gründung und den Aufbau des Gymnasiums vom ersten Tag an. Von 2010 bis 2012 war es lediglich eine Außenstelle des Paul-Klee-Gymnasium Gersthofen, das in Diedorf ein weiteres Gymnasium für den Landkreis Augsburg aufbauen sollte. „Wir sind von unten gewachsen“, erzählt der 51-jährige Manhardt, damals stellvertretender Schulleiter des Gersthofer Gymnasiums. Seit 2012, als das Diedorfer Gymnasium eigenständig wurde und der Kreistag bereits die Entscheidung für einen Neubau gegenüber dem Bahnhof getroffen hatte, ist Manhardt Chef des Hauses. Mit dem 2013 gegebenen Na-
Zentrum der Berufsausbildung Ein Zentrum der Berufsausbildung für die jungen Bürger des Landkreises ist das Staatliche Berufliche Schulzentrum Neusäß. 2.100 Schüler lernen dort derzeit in 90 Klassen in verschiedenen Berufs- und Berufsfachschu-
men „Schmuttertal-Gymnasium“ wollte man die Verbindung zur Region ausdrücken. Im September 2013 war Spatenstich, im September 2015 bezogen Schüler und Lehrer das neue, klar strukturierte, nüchterne und doch warm erscheinende Gebäude aus Holz. Die Bausumme des Vorzeige-Projekts, das als Forschungsvorhaben von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wurde, beläuft sich auf 40 Millionen Euro. Den Neubau des noch ganz jungen Gymnasiums sahen Elternschaft und Kollegium als Chance, etwas Neues auch in pädagogischer Hinsicht zu wagen, zu überlegen, „ob Schule im 21. Jahrhundert“ anders sein kann“, so Manhardt. Man orientierte sich am Albrecht-Ernst-Gymnasium in Oettingen. „Die Schüler dürfen mehr selbst arbeiten als an anderen Schulen. Die Lehrer zielen auf maximal 50 Prozent Instruktion der Schüler, sind Begleiter, Helfer und kommen aus ihrer Dompteurrolle heraus“, fasst Manhardt die Intention zusammen, für deren Umsetzung Architekten, Lehrer und Elternvertreter nicht nur ein pädagogisches, sondern auch ein architektonisches Raumkonzept entwickelten: die offenen Lernlandschaften. „Zuerst war die pädagogische Idee, dann kam der architektonische Wunsch des Landkreises nach einem Passiv-Haus aus Holz“, erinnert Günter Manhardt. Ergebnis des damit verwirklichten ausgeklügelten Energiesystems: „Wir erzeugen in 50 Jahren mehr Energie als durch den Bau, Betrieb und den Abriss des Hauses jemals verbraucht werden“, fasst es der Schulleiter zusammen. Konkret wirkt sich das in einer hervorragenden Wärmedämmung, in einem wohltuenden Raumklima und einer für eine Schule angenehmen Akustik aus. Sogar die Lichtsteuerung funktioniert automatisch. Günter Manhardt fühlt sich hier so wohl wie seine Schüler: „Ich hatte noch nie den Reflex, ein Fenster aufzumachen.“ pks
len sowie in BOS und FOS. Für sie baut der Landkreis für circa 38 Mio. Euro einen neuen Gebäudekomplex, der im Frühjahr 2017 bezugsfertig sein soll. Der Neubau umfasst 65 Klassen-, Seminar- und Fachräume, eine Traktorenhalle, im Außenbereich ein Gewächshaus, Schaugärten und Sportanlagen. Der Altbau wird wegen der hohen Zahl junger Flüchtlinge vorübergehend weitergenutzt.
Im Beruflichen Schulzentrum Neusäß sind Berufsschulen für Büro/Industrie, Einzel- und Großhandel, Landwirtschaft, Gartenbau und Floristik untergebracht. In Berufsfachschulen werden Diätassistenten, Hauswirtschafterinnen, Kinderpfleger ausgebildet. FOS und BOS berücksichtigen die Fachrichtungen Agrar/Bio/Umwelt/Wirtschaft, die FOS zusätzlich den Bereich Sozialwesen. pks
L a n d krei s Augs burg
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Vorsorge für die Fachkräfte von morgen
MVV Enamic IGS bildet den Nachwuchs in acht Berufen aus
Bildung ist ein zentrales Thema im Landkreis Augsburg. Denn Bildung ist der Schlüssel zu nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung, zu Wohlstand und zu einer stabilen Demokratie. Aber Bildung ist auch Grundstein der persönlichen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung einer Gesellschaft. Es geht dabei zentral um die Zukunftschancen junger Menschen und die Zukunftschancen der Region insgesamt. Um diesem Bildungsleitbild Rechnung zu tragen, soll eine Initiative, der „Bildungslandkreis Augsburg“, den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises den Zugang zu lebenslangem Lernen ermöglichen, erleichtern und dabei die Entwicklung jedes Einzelnen fördern. Folgende Ziele liegen im Fokus des Bildungslandkreises Augsburg: • Vernetzung von Bildungsträgern und anderer Bildungspartner in der Region durch Kommunikation, Events und Bildungsmarketing zur Schaffung einer integrierten, kreativen Bildungslandschaft • Schaffung einer transparenten Darstellung der formalen und non-formalen Bildungsangebote im Landkreis Augsburg • Sensibilisierung und Unterstützung des Lernens in jedem Alter (Lifelong Learning), Motivation für Bildung schaffen und die Betreuung und Begleitung vor allem der Lebensumbrüche • Schaffung eines kontinuierlichen Angebots für eine lebenslange Bildung in allen Bereichen • Bestehende Synergien weiter ausbauen und bedarfsspezifisch ergänzen • Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger der Region • Abbau von Lernbenachteiligungen und Vermeidung von Ausgrenzungen • Einführung und Vermittlung neuer Lernformen und Lernorte • Verbesserung der Qualität in Aus- und Weiterbildung • Attraktivität des Landkreises darstellen und steigern
Bildung als „Motor“ für die Wirtschaft Bildung ist der elementare Motor für die Wirtschaft. Und der „brummt“ im Landkreis. Der Mittelstand stellt mit etlichen Marktführern den größten Anteil der regionalen Unternehmen. Was kaum jemand vermutet – im beschaulichen Augsburger Land haben Branchenriesen wie die Molkerei Müller, die SGL Carbon Group, der Outdoorspezialist Schöffel, Sortimo oder Humbaur Anhängerbau ihren Sitz. Zu diesen namhaften und überregional bekannten Firmen gruppieren sich z.B. der IGS Industriepark Gersthofen, Logistikunternehmen wie DHL, GLS, UPS, Andreas Schmid, BTG, etc., die Logistikzentren von Amazon, Aldi und Lidl in Graben, Osram in Schwabmünchen sowie Umwelttechnologiefirmen ÖkoFEN, KUMAS, Kompetenzzentrum Umwelt, vier renommierte Brauereien und über 4000 Handwerksbetriebe mit mehr als 16.000 Mitarbeitern. Die Wirtschaftsförderung schafft optimale Rahmenbedingungen für die Unternehmen im Augsburger Land und rüstet die kreisangehörigen Kommunen für die Zukunft. Das Motto ist: Service statt Verwaltung. So begleitet das Team im Landratsamt Neuansiedlung und Betriebserweiterungen im engen Schulterschluss zwischen der Politik, den Kommunen und der Landkreisverwaltung. Es ermöglicht kreative, unbürokratische Genehmigungsverfahren und gehört damit zu den Schnellsten in Deutschland, pflegt regelmäßigen Meinungsaustausch zwischen Wirtschaft und Politik und vernetzt Kommunen untereinander. Weiteres Ziel ist es, Partner und Förderer für ländliche Entwicklungsprojekte zu finden. Außerdem bewirbt das Wifoe-Team den Standort Landkreis Augsburg national und international im Verbund mit privatwirtschaftlichen und öffentlichen Partnern aus der Region Augsburg (A3 und Regio Augsburg Tourismus) und im Großraum München (EMM) und entwickelt die Standortfaktoren der Zukunft weiter.
Fotos: MVV Enamic IGS, Sortimo
Bildungslandkreis Augsburg BILA
Der Fachkräfte-Nachwuchs ist im Industriepark Gersthofen auch für die nächsten Jahre ein wichtiges Thema. Der Standortbetreiber MVV Enamic IGS ist einer der größten Ausbildungsbetriebe im Landkreis Augsburg und bildet im Auftrag der Unternehmen am Standort die „Fachkräfte von morgen“ aus – in acht verschiedenen Berufen. Die MVV Enamic IGS setzt bei der Berufsausbildung seit vielen Jahren erfolgreich auf das duale Ausbildungssys- Im Industriepark Gersthofen lernen Chemikanten den Umgang mit Chemieanlagen. tem, in dem das theoretische Wissen aus der Berufsschule mit der praktischen Ausbildung im Betrieb kombiniert wird. In einem modernen Ausbildungszentrum mit Lehrwerkstatt, Lehrlabor und Lehrtechnikum sorgt ein Team von erfahrenen Ausbildern für die Vermittlung der erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten in den jeweiligen Ausbildungsberufen. Diese werden nach der Einlernphase in den Produktionsbetrieben und Werkstätten der Unternehmen im Industriepark vertieft. Weitere Informationen im Internet: www.mvv-igs.de/ ausbildung
t o p s chwaben
Au sstellungen
Voll abgefahren im Edwin Scharff Museum, Neu-Ulm Wie kann ein Schiff beladen werden, ohne dass es umkippt? Welche Folgen hat Lärm für die Gesellschaft? Und wie fliegt eigentlich ein Flugzeug? Voll abgefahren sind nicht nur die Fragen, die sich rund ums Bewegen drehen, „Voll abgefahren!“ lautet auch der Titel der aus dem Grazer Kindermuseum FRida & freD kommenden interaktiven Ausstellung im Edwin Scharff Kindermuseum in Neu-Ulm.
Fotos: Nik Schölzel, Edwin Scharff Museum (3), Tourismus Ulm/Neu-Ulm (2)
„Eigentlich ist es viel mehr als ein Kindermuseum“, sagt die stellvertretende Leiterin des Edwin Scharff Museums Birgit Höppl, „es ist eine interaktive Ausstellung, ein Familienmuseum, Man muss erst alles ausprobieren, um etwas lernen zu können!“ In einem Simulator kann man beispielsweise testen, wie es sich anfühlt, einen echten Bus zu fahren, oder selbst Segelbote basteln, die dann auf ihre Seetauglichkeit geprüft werden dürfen. An einer anderen Station können die Kinder selbst eine Rakete basteln und am eigenen Leib testen, wie ein Rückstoß funktioniert und welche Kräfte dabei freigesetzt werden. „Die besondere Herausforderung war, die Informationen so herunterzubrechen, dass Kinder sie verstehen können, ohne dabei unrichtig zu werden“, stellt Höppl fest. Die Ausstellung wurde vom Grazer Kindermuseum FRida & freD konzipiert und als Wanderausstellung vom Neu-Ulmer Kindermuseum übernommen. Das Edwin Scharff Museum wurde 1999 eröffnet und 2009 um das Kindermuseum ergänzt. Unter dem Motto „Mitmachen, anfassen, erleben“ bietet es mit seinen Ausstellungen immer eine aktive Ergänzung zum schulischen Lehrplan. Auf drei Stockwerke verteilt wurde ein lebendiger Ort der kulturellen Vermittlung geschaffen. Dass das Konzept ankommt, zeigen die Besucherzahlen. Bis zu 800 Besucher kommen an manchem Sonntag in die aktuelle Ausstellung, für die kleinen Räume ein echtes Problem, wenn auch ein schönes. Für die Entlas-
Anderthalb Tonnen Kunst Auf Initiative des Edwin Scharff Museums wurde im Neu-Ulmer Wiley-Freizeitpark eine Großplastik eines der Hauptvertreter der konstruktiv-systematischen Kunst in Deutschland aufgestellt. „Endlich“ lautet
tung soll ein Café und die Vergrößerung des Foyers sorgen, die mit dem ab September geplanten Umbau umgesetzt werden soll. „Dann können die Besucher sich auch mal gemütlich in den schönen Innenhof oder auf den Petrusplatz setzen, wenn gerade zu viele Besucher in der Ausstellung sind“, erklärt Höppl. Denn der Wert eines Besuchs steht und fällt mit der Interaktion, weshalb es auch so wichtig ist, dass die Eltern mit ihren Kindern zusammen durch die unterschiedlichen Stationen gehen. Auch für die pädagogischen Mitarbeiter ist das Kindermuseum eine besondere Herausforderung. „Die
Endlich
heißt die Plastik von Klaus Staudt, die im Wiley-Park aufgestellt wurde.
der Titel der zwei mal vier mal zwei Meter großen Plastik von Klaus Staudt. Das große Werk des Schülers, Assistenten und engen Vertrauten von Ernst Geitlinger kommt aus dem Saarland. Es ist eine Dauerleihgabe aus der dortigen Sammlung Dietmar Klütsch. Museumsleiterin Dr. Helga Gutbrod freut sich sehr auf die große Plastik,
denn „so wird das herausragende Werk eines Meisterschülers von Geitlinger im öffentlichen Raum erlebbar. Die Ausstellung zu Geitlinger, dessen Nachlass das Edwin Scharff Museum zum großen Teil verwaltet und dem eigene Ausstellungsräume gewidmet sind, erfährt dadurch eine Ausdehnung ins Freie“.
Ve r a ns tal tungen
t op schwaben
Revolverheld bei der Schwörwoche in Ulm
diversen Hintergründe der Theater-, Musik- und Museumspädagogen bieten verschiedene Zugänge, über die Kinder und Eltern in die Ausstellung eingeführt werden. Während der Öffnungszeiten sind immer zwei Mitarbeiter unterwegs, die gerne unterstützen oder neue Zusammenhänge herstellen. In einer Hörstation kann man zum Beispiel etwas über Lärm lernen und sich gleichzeitig fragen, wie sich das auf die Gesellschaft bzw. auf den Menschen auswirkt. „Es ist uns wichtig, bei den technischen Aspekten immer den Zusammenhang zu soziologischen und kulturellen Fragestellungen herzustellen“, erklärt Höppl. Der Anspruch an das Kindermuseum ist, ein ganzheitliches Konzept zu bieten, das durch Teilaspekte weitere Themenfelder anreißt und die Besucher dazu animiert, über den Tellerrand hinauszuschauen. ak Auch die Kinder fahren „voll ab“ auf die Ausstellung: Mitmachstationen im Edwin Scharff Kindermuseum, Neu-Ulm
Edwin Scharff Museum Neu-Ulm
Der Berliner Skulpturenfund „Entartete Kunst“ wiederentdeckt 11.6.-28.8.2016
Edwin Scharff Museum Kunstmuseum. Kindermuseum. Erlebnisräume Edwin Scharff Museum Petrusplatz 4 89231 Neu-Ulm www.edwinscharffmuseum.de
Das Münster ist wohl das bekannteste Markenzeichen der Stadt Ulm. Der größte Kirchturm der Welt ragt vom Rathausplatz über die 100.000-Einwohner-Stadt, die direkt an der Grenze zu Bayern liegt. Genauso wichtig wie das Münster ist den Ulmern aber auch ihre Donau. Jedes Jahr im Juli wird der Fluss anlässlich der Schwörwoche zum Schauplatz für das traditionelle Nabada. Besonderes Highlight ist in diesem Jahr der Auftritt von Revolverheld am 17. Juli auf dem Münsterplatz. Am Schwörmontag säumen Zehntausende die Ufer der Donau von der Stadtmauer bis hinab zur Friedrichsau und lassen einen imposanten, farbenprächtigen Wasserfestzug an sich vorbeiziehen. Sicher wird der Begriff „Nabada“ so manchem Nichtschwaben Rätsel aufgeben, doch sei einfach und kurz erklärt, dass die Silbe „na“ im schwäbischen Sprachgebrauch nichts anderes bedeutet, als „hin“. Sie baden oder schwimmen also die Donau hinunter, wie es bereits im 18. Jahrhundert Gepflogenheit einiger Schüler- und Studentengruppen war. Mit oder neben einigen traditionellen Donauschiffen, den Zillen, schwimmen die vielen, auch auswärtigen Gäste, in ein nahegelegenes Erholungsgebiet stromab, um dort zünftig zu feiern. Am Schwörsonntag (17. Juli) rocken die Jungs von Revolverheld dieses Jahr den Münsterplatz, denn der Schwörmontag ist für die Ulmer der Festmittelpunkt des Jahres. Immer am vorletzten Montag im Juli spricht der Oberbürgermeister vom Balkon des Rathauses die gleiche Schwörformel: „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein in allen gleichen, gemeinsamen und redlichen Dingen ohne allen Vorbehalt, so wahr ihm Gott helfe.“ Diese Schwörformel ist mindestens sechseinhalb Jahrhunderte alt, sie besteht bereits seit der ersten Verfassung, die in Ulm alljährlich nicht nur vom Bürgermeister, sondern auch von der Bürgerschaft beschworen und höchstwahrscheinlich im Jahr 1345 verabschiedet wurde. Stimmungsvoller Auftakt zur diesjährigen Schwörwoche ist am Samstagabend die Romantische Lichterserenade auf der Donau, bei der schwimmende Lichter die Donau in ein leuchtendes Band verwandeln. ak
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t o p s chwaben
Ausstellung
Kann man Frieden spielen? „Heimatfront Kinderzimmer“ im Schloss Höchstädt Während Kriegsspiele am Bildschirm heute ein weit verbreitetes Hobby sind, hatte „Krieg spielen“ in Zeiten der Weltkriege einen ganz anderen Hintergrund. Als Teil der Erziehung zu Heimattreue und Nationalstolz wurde Kinderspielzeug instrumentalisiert und so schon die Gedanken der Kleinsten mit politischen Ideologien verseucht. Die Ausstellung „Heimatfront Kinderzimmer“ im Schloss Höchstädt zeigt die Chronik von Kriegsspielzeug vom Ersten Weltkrieg bis heute.
Fotos: Bezirk Schwaben, Andreas Brücklmair
Ob Zinnsoldaten, Schwerter oder Revolver – Waffen waren schon immer ein beliebtes Mittel, das Kinder nutzen, um die Welt der Erwachsenen nachzuahmen und zu verstehen. Die Ausstellung im Schloss Höchstädt zeigt die Verbindung zwischen Kindheit und Krieg, die unterschwellige Propaganda, die in die Kinderzimmer einzog. So wurde beispielsweise das beliebte Kinderbuch „Struwelpeter“ 1915 zum „Bombenpeter“, der eine Imitation Königs Peter I. von Serbien darstellen sollte. Ein populäres Medium waren auch die sogenannten Kriegsbilderbögen. Farbenfroh illustriert wurde über das aktuelle Kriegsgeschehen berichtet, natürlich mit dem Ziel, den Nationalstolz an der Heimatfront und die Kriegseuphorie aufrecht zu erhalten. Der natürliche Spieltrieb der Kinder wurde in diesen Zeiten auf drastische Weise ausgenutzt. Schon der Erste Weltkrieg als Vorreiter des modernen Propagandakriegs nutzte sämtliche Kommunikationsmedien, um die Bevölkerung in der Heimat für den Krieg einzunehmen. Dazu zählten natürlich auch Kinder. Im Nationalsozialismus erreichte die Kriegspropaganda schließlich ihren Höhepunkt: Unter dem Regime wurden Spielzeug und Kinderliteratur in den Dienst einer Erziehung zu Nationalismus und Kriegsbegeisterung gestellt. Von besonderer Bedeutung war dabei die Propaganda, die auf den ersten Blick nicht wahrnehmbar war. In scheinbar harmlosen Gegenständen wie Schulund Kinderbüchern, Anstecknadeln oder Kartenspielen wurden politische Ideen in die Köpfe und Herzen der Kinder verpflanzt. „Ihre Sprengkraft versteckte sich hinter ihrer Fassade der Kindlichkeit und Banalität“, erklärt Ausstellungskuratorin Stefanie Kautz.
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Öffnungszeiten Noch bis 9. Oktober 2016 Di. – So. 9 – 18 Uhr Gruppen außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung Schloss Höchstädt HerzoginAnna-Straße 52 89420 Höchstädt
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Die Exponate, bestehend aus Spielzeug und Büchern, lassen nachvollziehen, wie tief der Krieg in den kindlichen Alltag eingriff. gab, die sich lieber in der Rolle des Kämpfers gesehen hätten. Vom Spiel in die Realität geholt wird das Thema durch die Ausstellung „Kriegskinder – Begegnungen heute“ des Anne Frank Zentrums Berlin. Im Rahmen dieses Projekts wurden Kinder dazu angehalten, Menschen in ihrem persönlichen Umfeld zu ihren Kriegserfahrungen als Kind zu befragen. Sowohl Erfahrungen von Zeitzeugen als auch die aktuelle Situation der Flüchtlingskinder in Deutschland werden in der Ausstellung beleuchtet. ak
1 Soldatenspiel in einem Bilderbuch, das um Jahr 1930 erschien röffnung der Ausstellung in Schloss Höchstädt. Von links: Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl, Bezirkstagspräsident 2 E Jürgen Reichert, Ausstellungskuratorin Stefanie Kautz M.A., Erster Bürgermeister der Stadt Höchstädt Stefan Lenz.
K u lt ur
Das Haus zur Schützenkultur eröffnet
t op schwaben
Von Schießwiesen und Schützenscheiben „Am Schützengraben“ oder „Schießstattstraße“ sind in Deutschland geläufige Straßennahmen. Sie sind Relikte des Schützenwesens, das sich seit dem Mittelalter in Deutschland entwickelte. Allein in Bayern gibt es derzeit rund 4.700 Schützenvereine mit knapp 470.000 Sportschützen, in Schwaben 900 Vereine mit rund 100.000 Mitgliedern.
Der Name „Haus zur Schützenkultur“ resultiert aus dem künftigen Nutzungskonzept des Gebäudes. Es beherbergt eine kulturgeschichtliche Ausstellung und zugleich einen Tagungsort für die heutige Schützenwelt. Die neuen Ausstellungsräume kombinieren nun eine über 600 Jahre alte Tradition mit neuester Technik und präsentieren über 8.000 Exponate – darunter die historische Schützenscheibe mit Schießwiese von 1785 (Foto oben) – in einer einmaligen Ausstellung, die seit 2014 auf einem bisher nicht zugänglichen Teil des Bauernhofmuseums Illerbeuren entstand. Das Gebäude orientiert sich in seiner Formgebung an einer Sägewerkshalle des seit 1950 am Standort befindlichen Holzwerkes Fickler, das nach seiner Stilllegung 1985 dem Bauernhofmuseum als Betriebsgelände, Werkstatt und Lagerhallen diente. Für das „Haus zur Schützenkultur“ wurde auch einer der alten Spänetürme umkonzipiert. Ein darin enthaltener Fahrstuhl sorgt dafür, dass alle Ebenen des Museums miteinander verbunden sind. Neben der Barrierefreiheit ermöglicht der Turm den Besuchern auch einen Blick über das Freilichtmuseum. Bei der feierlichen Eröffnung am 10. Juli wird neben Schwabens Bezirkstagspräsidenten Jürgen Reichert auch Helmut Brunner, Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, das „Haus zur Schützenkultur“ an die Öffentlichkeit übergeben. Im Anschluss an den Festakt treffen sich im Bauernhofmuseum über 300 Volksmusiker und -tänzer zum „Tag der Volksmusik in Illerbeuren“.
Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert
In diesem einzigartigen Projekt der (rechts) informiert sich beim Leiter des Schwäbischen Bauernhofmuseums bundesdeutschen Museumslandschaft Illerbeuren, Dr. Philipp Herzog, wollen die kulturgeschichtlichen Wurüber den Stand der Baustelle zeln ergründet werden. Bis zu 200 Jahre alte Ausstellungsstücke werden in einem hochmodernen Neubau ausgestellt, der sich inmitten der Gebäude des Schwäbischen Bauernhofmuseums Illerbeuren befindet. Schützen wie Nicht-Schützen erhalten im neuen „Haus zur Schützenkultur“, in das der Bezirk Schwaben 4,7 Millionen Euro investiert, Einblicke in ein Thema, das in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle für das kulturelle Leben der Region inne hat. „Die Schützenvereine prägen die Dörfer wie kaum jemand anderes. Außerdem sind sie in der Jugendarbeit sehr aktiv“, so Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert. Die Aktualität und kulturpolitische Bedeutung der neuen Dauerausstellung zeigt die Eintragung des Schützenwesens in die deutsche Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO im Herbst 2015.
Silberpokale oder Schalen sind Trophäen der großen Bundesschießen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit diesen Festivitäten etablierte sich das Schützenwesen im öffentlichen Raum. Die Schützen waren damit sogar im Vorfeld der Reichgründung 1871 und in den Reihen der Nationalstaatsbewegung beispielhaft zukunftsorientiert. Von politischem Gehalt ist auch die spannende Geschichte der Schützin Anny Müller aus Pfaffenhofen an der Ilm. Ganz im Zeitgeist der 1920er Jahre und der Frauenemanzipation erkämpfte sie ihre Teilnahme an Schießwettkämpfen. Sie war die erste aktive Schützin in ihrem Verein der „Königlich Privilegierten Feuerschützengesellschaft Pfaffenhofen“ und eine der ersten weiblichen Mitglieder im Deutschen Schützenbund. Höhepunkte der Ausstellung sind der Scheibenkosmos und die Schützenwiese, die im Obergeschoss zu finden sind. Über 50 Schützenscheiben werden in einer bislang einmaligen Konstruktion als ein wahrer Scheibenkosmos präsentiert. Zusätzlich kann man in einer Medienstation digital durch diesen Kosmos reisen und so die Bildsprache von überdies 250 Schützenscheiben aus etlichen Orten im süddeutschen Raum und ihre kulturellen Hintergründe durchdringen. Wer selbst seine Trefferkünste erproben will, hat auf einer multimedial animierten Schützenwiese die Möglichkeit dazu. Der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather betont: „Unser Landkreis steht für ein lebendiges Schützenwesen.“
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t o p s chwaben
Ve r a n staltungen
Eine Zeitreise in Friedberg historisches altstadtfest „Friedberger Zeit“ feiert zehntes Jubiläum Die Cordonisten waren Wachleute, die im 17. Jahrhundert an der Grenze von Bayern und Schwaben Patrouille liefen. Friedberg war als Grenzstadt oftmals umkämpft, weshalb die Cordonstation an der südlichen Stadtmauer besonders wichtig war. Auch heute sorgen die Cordonisten bei der Friedberger Zeit für Recht und Ordnung, zuletzt begleiteten sieben von ihnen das besondere Altstadtfest, das in diesem Jahr zum zehnten Mal stattfindet. Mit großer Historientreue wird die Blütezeit der Stadt Friedberg im 17. und 18. Jahrhundert in diesem Jahr zum zehnten Mal nachempfunden. Uhrmacher, Steinmetze und Töpfer sind nur ein Teil der vielen Aussteller, denen beim historischen Handwerken zugesehen werden kann. Tatsächlich ist es bemerkenswert, wie viele Teilnehmer, insbesondere auch die Handwerker, trotz der Festdauer von zehn Tagen und der persönlichen und wirtschaftlichen Einschränkungen dem Fest über Generationen hinweg die Treue halten. Wie sehr sich die Bürgerinnen und Bürger mit der Friedberger Zeit identifizieren zeigt auch die hohe Zahl an Besuchern in historischem Gewand. Rund 10.000 Gewänder wurden seit dem ersten Altstadtfest registriert, immer noch kommen weitere dazu. Ihre Premiere feierte die „Friedberger Zeit“ 1989 anlässlich der 725-Jahr-Feier der Stadtgründung. Seitdem erwacht die Blütezeit der Stadt alle drei Jahre zu neuem Leben. Eine Zeit, in der das Handwerk in Friedberg goldenen Boden hatte und vor allem die ansässigen Uhrmacher international ein hohes Ansehen genossen.
Fotos: Andreas Schmidt, Klaus Linscheid
Eine tragende Säule im Konzept der Friedberger Zeit ist das Schulspiel. Schulen und Besuchern bekommen so die Möglichkeit, sich mit der Geschichte des Ortes auseinanderzusetzen. Dieser Grundgedanke wird seit dem ersten historischen Stadtfest engagiert von vielen Lehrern und Schülern umgesetzt. Mit dabei ist auch die Firma Sedlmeyer von der Schreinerinnung Aichach-Friedberg, die auf dem Stadtfest an die traditionelle Zunft aus dem 18. Jahrhundert erinnert. Beim 7. Stadtfest fertigte die Firma ein Dächlein für den historischen Tiefbrunnen beim Pfarrzentrum. Neu dazu kommen zum Anlass des zehnten Jubiläums Papierschöpfer, Herrgottsschnitzer und Beutelschneider, die ihre Handwerks-
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künste von anno dazumal zum Besten geben werden. Neben den Schaustellern gibt es natürlich auch zahlreiche kulinarische Besonderheiten und musikalische Höhepunkte. Ein besonderer Höhepunkt ist das Konzert mit barockem Feuerwerk und die große Aufführung eines besonderen Uhrenspektakels.
Dass sich die Friedberger Zeit im Gegensatz zu anderen historischen Festen stark an historischen Vorgaben orientiert, ist der Stadt und den Organisatoren zu verdanken. In einer Präambel sind viele Details vom passen 2 den Gruß über die Kleiderordnung bis hin zum Trinkspruch geregelt. All das schafft einen stimmigen Rahmen und ist auch für die Bürger der richtige Weg, das zeigt das anhaltende Interesse der Mitwirkenden und der Gäste. Die Cordonisten, die übrigens allesamt im normalen Leben Polizisten sind, kontrollieren regelmäßig die Stände und prüfen die Historientreue der Schausteller. ak
in Uhrmacher bei der 1 E Arbeit. estzug in Begleitung der 2 F Stadtwache. 3 Gaukler
Friedberger Zeit
8. – 17. Juli 2016 Historisch gekleidete BürgerInnen im Gewand der Friedberger Zeit bezahlen keinen Eintritt. Öffnungszeiten Freitag, 8. Juli 2016 18 – 1 Uhr Samstag, 9. Juli 2016 16 – 1 Uhr Sonntag, 10. Juli 14 – 24 Uhr Montag, 11. Juli – Donnerstag, 14. Juli 18 – 24 Uhr Freitag, 15. Juli 18 – 1 Uhr Samstag, 16. Juli 16 – 1 Uhr Sonntag, 17. Juli 14 – 24 Uhr www.friedberger-zeit.de
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N a men und Neui gkei t en
t op schwaben
Sarah Straub:
Weltpremiere mit neuem Album am 22. Juli in Dillingen Seit fast zwei Jahren tourt die preisgekrönte Gundelfinger Sängerin und Songwriterin Sarah Straub mit ihrem aktuellen Album RED durch die Republik. Exklusiv für ihre Heimat wird sie ihr neues noch unveröffentlichtes Album zusammen mit ihrer Band am 22. Juli in der stimmungsvollen Atmosphäre des Dillinger Schlosshofs erstmals live präsentieren. „Dieses Konzert soll etwas ganz Besonderes werden, da es für meine Band und mich ein neues Kapitel in unserer Karriere einläutet“, sagt Sarah. „Ich freue mich, dass mir der Kulturring Dillingen diese Plattform im Rahmen des 3. Dillinger Schloss Open Airs bietet“, betont die gebürtige Ellenbacherin ihre Verbundenheit zur Region und den lokalen kulturellen Aktivitäten. Mit von der Partie ist außerdem ein ganz besonderer „special guest“: Siggi Schwarz, der im Landkreis Dillingen geborene Gitarrist, Komponist und Produzent, zu dem Sarah eine tiefe Freundschaft und musikalische Verbundenheit pflegt. Er zählt zweifellos zur Elite der europäischen Spitzengitarristen und man merkt sofort, dass die Chemie zwischen den beiden Musikern stimmt.
Die Wittelsbacher im Fokus
Der neue Band von Altbayern in Schwaben zum Wittelsbacher Jahr
Foto: Wolfgang Strobl (1), Veranstalter (1), www.picslocation.de
Wieder ein ganz besonderes Thema beim neuen Band des Jahrbuchs „Altbayern in Schwaben“, das der Landkreis herausgab: Passend zum Jubiläum „900 Jahre Wittelsbacher“, das die Stadt Aichach 2015 feierte, fasst der Band alle Vorträge zusammen, die im „Wittelsbacher-Jubiläumsjahr“ zu diesem ergiebigen Thema gehalten wurden. Insgesamt zwölf Beiträge umfasst der Band. Sie befassen sich beispielsweise mit der Schenkungsurkunde Kaiser Heinrichs V., die im Jahr 1115 den Grundstein für die Geschichte der Wittelsbacher legte, oder auch mit der Archäologie der Stammburg der Wittelsbacher. Der spätere Herzog Otto I. von Wittelsbach, der 1155 Kaiser Friedrich Barbarossa in der Veroneser Klause den Weg freikämpfte, steht ebenfalls im Mittelpunkt eines Beitrags. Zudem werden die historischen Zusammenhänge zwischen dem Haus Wittelsbach und der Stadtgründung von Aichach aufgezeigt und König Ludwig III. porträtiert, der zur 800-Jahrfeier der Burg Wittelsbach, am 28. Mai 1914, Aichach besuchte. Autoren sind Justina Bayer, Wolfgang Brandner, Gottfried Hecht, Prof. Dr. Wilhelm Liebhart, Dr. Marita Panzer, Dr. Christof Paulus, Hermann Plöckl, Dr. Jörg Schwarz, Andreas Scherrer und Martin Straßburger.
„Altbayern in Schwaben“ hat 209 Seiten und kostet 15,90 Euro. Zu beziehen ist es im Buchhandel oder beim Landratsamt Aichach-Friedberg.
Günztal-Klinik Allgäu startet im Oktober Der Chefarzt steht fest: Dr. Achim Grinschgl leitet als künftiger Chefarzt die Psychosomatische Klinik Obergünzburg. Im Moment ist der 50-Jährige dabei, die Personalauswahl vorzubereiten. Denn das Haus mit 50 Betten, dessen Träger die Bezirkskliniken Schwaben sind, soll bereits im Oktober eröffnet werden – auch wenn die aktuelle Baustelle im Moment noch nicht danach aussieht. „Wir sind im Plan“, sagt Thomas Düll, Geschäftsführer der Bezirkskliniken Schwaben, über die psychosomatische Akutklinik, die in ihrer Konzeption einmalig in Schwaben sein wird. Die Günztal-Klinik Allgäu, wie das Haus heißen wird, wird ganzheitlich Angst-, Stress- und Erschöpfungszustände behandeln. Mehr dazu im nächsten Heft. wos Der Umbau des ehemaligen Kreiskrankenhauses geht voran. Thomas Düll (links) und Achim Grinschgl steuern die internen Vorbereitungen, damit im Oktober der Betrieb aufgenommen werden kann.
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tTohpe m s chwaben engebi et farbi g
Kochköpfe
Foto: Axel Weiss
Heute: Günther Jekle
Kolumnentitel Porträt
K u lin rikm nenti tel K oalu
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Der junge Profikoch Günther Jekle hat bei Alfons Schuhbeck, Christian Henze und Eberhard Aspacher gelernt, außerdem in St. Moritz und auf Mallorca gekocht, ehe es ihn wieder zurück in heimische Gefilde zog. In Neuburg an der Kammel hat er 2012 das Gasthaus mit Metzgerei seiner Eltern übernommen. Aus der Dorfwirtschaft wurde ein Gourmet-Restaurant. Dank den Kochkünsten des Profikochs ging es schnell steil nach oben, sodass gar ein Michelin-Stern in Reichweite war. Aber Probleme blieben nicht aus. „Ich habe versucht, meine Eltern aus dem Betrieb herauszuhalten“, aber so einfach ist das nicht mit dem Personal. „Fremde machen es halt nicht immer gut“, sagt Günther Jekle. „Ich kann keinen Koch gebrauchen, der sich in seinem bisherigen Berufsleben damit begnügt hat, Convenience aufzuwärmen“, so Jekle weiter. Er selbst hat mit 13 Jahren ein Praktikum gemacht und mit 15 eine Kochlehre begonnen. „Ein guter Koch kann man entweder mit voller Leidenschaft und vollem Einsatz sein, oder gar nicht“. Die Entwicklungschancen und die Herausforderung, immer besser zu werden, haben ihn aber immer angetrieben. Das mit der Kochschule hat er schon in Neuburg probiert – aber da lief nichts. „Ich dachte mir, das gibt’s doch nicht, dass kein Mensch kommt, kein Mensch anruft, nichts – es ging null“, so Jekle. In seiner jetzigen Location in der Tulpenstraße 1 in Günzburg läuft es besser, um nicht zu sagen sehr gut. Personal ist besser zu bekommen als auf dem Land, das Umfeld ist großartig und „die Leute kommen, weil der Koch was kann und gut ist“, sagt er selbstbewusst wie er nun mal ist. Seine Kunden kommen aus dem Landkreis, aber auch aus einem weiter entfernten Umkreis. „Ich habe auch Stammgäste, die extra aus München nach Günzburg kommen.“ Die moderne Kochschule mit Profi-Ausstattung hat erst im März 2015 ihre Eröffnung gefeiert. In den
Kochausbildung bei Alfons Schuhbeck, Christian Henze und Eberhard Aspacher Credo: „Du kannst als Koch nicht aus Mittelmäßigem Gutes machen!“ Kochschule und Catering in Günzburg kochschule-jekle.de
Räumlichkeiten mit Weitblick finden bis zu 120 Personen Platz. Ideal für besondere Veranstaltungen mit vielen Gästen. Hier kann man Tricks für Zuhause lernen, Küchenpartys feiern oder bei einem Geschäftsessen die nächsten gemeinsamen Projekte planen. Aber auch kleine Gruppen können in der Kochschule feiern. „Gerade zu Weihnachten oder für Junggesellinnen-Abschiede bieten wir Kochkurse an, die schon ab zehn Personen stattfinden können“.
Man lebt von Erfolgserlebnis zu Erfolgserlebnis – ein unvergleichliches Gefühl, das ich nicht missen möchte.
Natürlich gibt es vor Veranstaltungen viel Anspannung und Anstrengung. Aber mit dem ganzen Küchenteam lebt man von Erfolgserlebnis zu Erfolgserlebnis und „das ist ein unvergleichliches Gefühl, das ich nicht missen möchte“, meint Jekle. „Wir machen von der bloßen Essenslieferung bis hin zum All-In Service alles.“ „Was wir essen und trinken bestimmt unser Leben“, hat er sich zum Wahlspruch gemacht. In unserer heutigen Zeit muss die Ausstattung immer „mega“ sein – aber beim Essen wird dann gespart. „Ich weiß was ich verkaufe und ich weiß, dass meine Produkte gut sind“. Da war es wieder, das Selbstbewusstsein. Das ist ein hoher Anspruch, zumal der Großteil der Konsumenten in Deutschland durch die Supermarktmassenware die Feinheiten des Geschmacks verlernt habe. Günther Jekle macht Desserts, Knödel und Suppen selbst. Deshalb ist er in der Küche souverän und flexibel und kann auf Extrawünsche jederzeit eingehen. Ausgangspunkt ist immer das perfekte Produkt. „Du kannst als Koch nicht aus Mittelmäßigem Gutes machen“. Deshalb gilt für jedes Produkt, das der ambitionierte Koch verarbeitet: Nur das optimal erzeugte Produkt, das natürlich gewachsene, darf in die Küche, um dort zu kulinarischen Kreationen verarbeitet werden. Und das mit dem Stern, gibt ihm dies nicht manchmal zu denken – was wäre wenn? Da gibt Jekle dann schon zu, dass ein Stern das Ziel gewesen wäre. „Wir hätten es auch geschafft“, ist er sich sicher. pif
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Kulinarik
Sommerfreuden
Fotos: Symbolbilder/Panthermedia, Wikipedia, Porträtfoto: Stefan Mayr
Nach einem Winter, der in zurückliegenden Zeiten auch schon mal als schlechter Sommer durchgegangen wäre, und einem viel zu kurzen Frühling drängt sie nunmehr mit aller Macht auf die Terrassen der Republik: die Grillsaison. In den Küchen findet lediglich noch das große Salatputzen statt, der Rest der Mahlzeiten, also Fleisch, Bratwürste, Grillkäse und Knoblauchbaguette landet nach einem bestenfalls angemessenen Aufenthalt in den Grillkugeln auf den blau-weiß rautengedeckten Gartentischen aus Plantagenteak oder gar zeitgeistig nachwachsenden Kunststoffgeflechten. „Wird schon noch“, denkt sich der einzige noch aufzufindende Grillmeister ohne dreistufige Seminarausbildung, die passenden Garzeiten haben wir spätestens im August wieder drauf und außerdem haben es unsere steinzeitlichen Vorfahren, die ja erwiesenermaßen die Erfinder des angekokelten Wildbrets waren, damit auch nicht so genau genommen. Und sie haben es überlebt, wie es ihre Ur-Ur-Ur-Enkel überleben werden, also die heute eingeladene Gäste. Die dürfen doch wohl froh sein, dass sie selbst nichts anbrennen lassen müssen und sie so ihre vom letzten Jahr noch übriggebliebenen Grillsoßen vielleicht gar ins nächste Jahr hinüber retten können. Also wird zusammen mit den schwarzgrindigen Bratwürsten und dem blutrünstig-zart angeschweißten Schweinenacken ein äußerst bestimmtes „das muss so“ serviert, nicht ohne noch einen Hinweis auf die gewollt bittere Würze zu versäumen, die der Knoblauch auf der gebutterten Baguette sowieso erst bei massivstem Anrösten entwickeln kann. Dies verträgt sich dann ja bestens mit der würzigen Bitterkeit des neuentdeckten Craftbiers, dessen Malz natürlich über Holzkohlenfeuer geröstet worden war. Aber das haben die am Tisch versammelten Biersommeliers mit Leichtigkeit bereits ebenso herausgeschmeckt wie die
leicht ranzige Note im Nudelsalat. Diese können sich die anwesenden Feinschmecker nur damit erklären, dass die neuesten Presseverlautbarungen der Ernährungs- und Verbraucherminister zur Unverbindlichkeit von Mindesthaltbarkeitsdaten wohl doch nicht für das bereits im letzten Sommer angebrochene Majogebinde gedacht waren. Wird schon nicht giftig sein, und falls doch, war ja wohl ausreichend Aktivkohle am Fleisch, ähnliches empfehlen schließlich auch Notarztzentralen, um Giftstoffe im Magen zu binden. Der Rest wird mit jeder Menge Craftbier weiterverdünnt. Alkohol ist bekanntlich ein hochwirksames Desinfektionsmittel und mit Verdünnung arbeiten Abwasserentsorgungsbetriebe in Drittweltländern schließlich auch erfolgreich, diese vorläufigen Maßnahmen sollten also genügen. Spätestens nach der gegrillten Ananas an Akazienhonig-Mascarponecreme sind alle wieder versöhnt, wenn auch so mancher den angekündigten Apfelküchle im Dunkelbierteig vom Grill ein wenig nachweint. Leider haben sich diese allzu innig mit dem Grillrost verbunden und lassen sich nur noch mit der Drahtbürste abkratzen. Wahrscheinlich war uns in gut gelaunter Runde das Zeitgefühl wieder mal etwas abhandengekommen. Aber macht nichts, denn frühere Experimente haben ergeben, dass man lange vergessenes Grillgut ganz prima als Holzkohleersatz weiterverwenden kann, das dient dann dem Schutz der Wälder. Und jetzt warten wir auf viele Einladungen zu Grillabenden, wir freuen uns jetzt schon wie ein Grillschnitzel und wir werden selbstverständlich zu Fuß kommen. Den Weg nach Hause haben wir jedenfalls früher auch nach gründlichen Desinfektionsrunden mit vollem Bauch und strahlenden Gesichtern immer gefunden. wiwo
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Zwiebelspalten wolfgang wiedemann testet die schwäbische gastronomie: heute Restaurant Schreiegg‘s post in thannhausen
SCHREIEGG‘S POST Thannhausen, Restaurant
Wenn das Wochenende und der kleine Hunger zusammentreffen, dann beginnt sie wieder, die Suche nach dem Neuen und Aufregenden in der Welt der kulinarischen Angebote. Und so macht man sich in den diversen Restaurantführern auf Papier und im Netz auf die Suche. Und da das Auge ja bekanntlich immer mitisst, bleibt der Blick gerne mal bei Schreiegg‘s Post in Thannhausen hängen. Denn auf halbem Weg zwischen Ulm und Augsburg versprechen bereits die Bilder ein wunderschön und gediegen eingerichtetes Restaurant mit geradezu edel eingedeckten Tischen bei – passend zum angekündigten Regenwochenende – offenem Kaminfeuer. Nachdem das Wetter am Pfingstwochenende ernste Anstalten machte, den Sommer komplett überspringen zu wollen, haben wir neben einem Tisch für zwei Personen auch gleich die offenkundig als Spezialität des Hauses angebotene „knusprige Ente aus dem Ofen im Ganzen am Tisch tranchiert“ bestellt, augenscheinlich das richtige Mahl für kalte Novembertage im Mai. Das Restaurant bietet die Wahl zwischen drei Gaststuben, jeweils mit Liebe zum Detail und geschmackssicher im Stile eines italienischen Gutshofes und eines schottischen Landhauses möbliert. Passend dazu der Auftritt des Kellners, der sich um die Kleidung kümmerte und eine Auswahl an freien Tischen anbot. Im Restaurant befanden sich zu diesem Zeitpunkt lediglich drei weitere Gäste, woran sich im Laufe dieses Samstagabends bemerkenswerter Weise nichts mehr
änderte. Wir bestellten als Vorspeise Bärlauch- und Safranschaumsüppchen, die nur im Falle des Bärlauches Rückschlüsse auf die wenig konzentrierten Zutaten zuließen. Dazwischen wurde der aus der sehr umfangreichen Weinkarte ausgewählte ausgezeichnete südafrikanische Pinotage von 2006 unaufgefordert und sorgfältig dekantiert. Auch dies ist ein Hinweis darauf, dass der uns bestens bedienende Kellner sicher eine außergewöhnlich gute Ausbildung genossen hat. Eine entsprechend hochklassige Behandlung hätte auch der Ente gutgetan, aber diese hat durchgängig eine solche leider gewiss nicht genossen. Zwar wurde sie vor unseren Augen kunstvoll tranchiert, aber ihr Dasein zuvor kann kein schönes gewesen sein. Sicher eher lieblos und auch noch viel zu kurz gemästet, war es ihr nicht vergönnt, ein wenig geschmackstragendes Fett an die Rippen zu bekommen. Anschließend vermutlich schockgefrostet und dann ohne angemessene Würzung einiges zu lange im Backofen gedarrt, war ihr kaum eine Chance vergönnt, irgendeinen Menschen von ihren Qualitäten zu begeistern. Ein verkochter Kohlrabi und pappige Kartoffelplätzchen retteten den Gesamteindruck auch nicht mehr. Einen zaghaften Versuch starteten anschließend noch die Leckereien von Erdbeeren und Rhabarber mit luftiger Creme und fruchtigem Sorbet. Leider waren die beiliegenden frischen Erdbeeren ohne jedes Aroma, und die als nette Dreingabe vorgesehenen Miniberliner waren nicht lange genug im Fett verblieben, um ihr breiiges Innenleben in einen fluffigen Leckerbissen zu verwandeln. So bleibt als Fazit die Erkenntnis, dass ein beinahe menschenleerer Gastraum doch gelegentlich damit zu tun haben könnte, dass es auch anderen Gästen nicht so weit geschmeckt hat, um eine Weiterempfehlung auszusprechen.
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Kultur
Veranstaltungen
Bis So., 13. November 2016 Beim Zeus! Geschichten von Göttern und Helden
Sommer 2016
Ausstellung
Laufende Veranstaltungen
Marstall, Kempten Die Staatliche Antikensammlung und Glyptothek aus München präsentieren anhand von antiken Vasen, Amphoren und Kleinplastiken die griechischen Götter.
Bis So., 3. Juli 2016 Vom Wegmüssen und Ankommen Ausstellung
Stadtmuseum, Kaufbeuren Noch bis zum 3. Juli 2016 wird das Stadtmuseum Kaufbeuren dem Thema Migration eine Ausstellung widmen. Gezeigt wird eine Foto-Ausstellung, die Geschichten, Erfahrungen und Eindrücke von einzelnen Migranten erzählt, die in Deutschland angekommen sind, hier inzwischen ein neues Leben aufgebaut haben oder noch im Ungewissen leben, wie ihre Zukunft aussieht.
Bis Fr., 17. Juli 2016 Werkschau Hans Engel Ausstellung
Architekturmuseum Schwaben, Augsburg Der Architekt Hans Engel hat annähernd vier Jahrzehnte das Baugeschehen in Augsburg und Umgebung entscheidend mitgeprägt. Anlässlich seines 80. Geburtstags widmet ihm das Architekturmuseum eine Werkschau.
Bis So., 28. August 2016
Bis So., 25. September 2016
Pablo Picassos Passionen
„Die Kruses“ – eine geniale Künstlerfamilie und ihr Freundeskreis
Ausstellung
Museum, Lindau Pablo Picasso gilt als einer der bedeutendsten Wegbereiter und Repräsentanten der modernen Kunst. Die Ausstellung in Lindau widmet sich den großen Passionen des Meisters, denen im Leben wie in der Kunst seine besondere Hingabe galt. Anhand ausgewählter Arbeiten präsentiert die Schau zentrale Leitmotive, die sein gesamtes Schaffen durchziehen.
Bis So., 25. September 2016 Kultursommer Günzburg Veranstaltung
Stadt Günzburg
Bis So., 24. Juli 2016 Musikfestwochen Oberschwaben Konzerte
Sigmaringen, Ostrach u.a. Auch in diesem Jahr laden die Festwochen wieder zu besonderen Highlights wie der italienischen Folkgruppe „I Liguriani“ und dem Reutlinger Oboenquartett ein. www.musikfestwochen.de
Der Günzburger Kultursommer bietet jedes Jahr Musik, Kunst und Kultur auf Günzburgs schönsten Plätzen. Vier Monate lang, von Juni bis Ende September, lockt die Donaustadt mit über 40 hochkarätigen Veranstaltungen, darunter Konzerte, Tanzvorführungen, und vieles mehr. www.guenzburg.de
Ausstellung
Käthe-Kruse-PuppenMuseum, Donauwörth Werke der Familie Kruse
Bis So., 25. September 2016
Bis So., 15. Januar 2017 Sinnlich! Lustvoll! Mensch. Natur – Max Beringer Ausstellung
Museen im Colleg, Mindelheim Er war ein leidenschaftlicher Maler, jener Mindelheimer, der nach München ging, um seine Bilder mit den Großen der Zeit im Glaspalast auszustellen. In den 20er und 30er Jahren war er gut in die vitalen Münchener Künstlerkreise integriert und Mitglied der Münchener Sezession.
Günther Förg Ausstellung
MEWO Kunsthalle, Memmingen Die Ausstellung zeigt Werke von Günther Förg aus der Sammlung Kopp in München. Die Eigenheit des Künstlers war seine Vielfalt: Zeichnung, Aquarell, Malerei, Fotografie oder Skulptur. Zum ersten Mal zeigt die Ausstellung Arbeiten in Memmingen, der Stadt in der er seine Kindheit und Schulzeit verbrachte.
Bis So., 23. Oktober 2016 „Kaiserin Sisi – drunter & drüber“ Ausstellung
Sisi-Schloss, Unterwittelsbach Die neue Sonderausstellung zeigt den Wandel der Mode von der Barockzeit bis ins 21. Jahrhundert, von den wunderschönen Roben der Kaiserin, über Mieder bis hin zur jeweils aktuellen Hut- und Schuhmode.
Kommende Veranstaltungen
Mi., 29. Juni 2016 Charles Bradley Konzert
Ulmer Zelt, Ulm Jeder, der den Soul und Funk der 60er und 70er mag, wird diesen Mann lieben! Charles Bradley ist ein sehr emotionaler Performer. Mit seiner Musik transportiert er auch seine reiche Lebenserfahrung. Blues und ergreifender Gesang gehen eine gelungene Symbiose ein.
Ve r a ns tal tungen t op sch w aben
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Do., 14. – Mo., 25. Juli 2016
So., 11. September 2016
Tänzelfest
Tag des offenen Denkmals
historisches Fest
Veranstaltung
Kaufbeuren Kaufbeurens fünfte Jahreszeit: Das Tänzelfest, Bayerns ältestes Kinderfest, ist ein lebendiges, buntes Geschichtsbuch. Die vielen Besuche Kaiser Maximilians in seiner „viellieben Stadt“ werden alljährlich am vorletzten Wochenende vor den Sommerferien für Kaufbeurens Kinder zum Anlass, die Geschichte ihrer Stadt vom ausgehenden Mittelalter bis zur Biedermeierzeit mit Begeisterung nachzuempfinden.
So., 24. Juli 2016 10. Oldtimer Rallye Augsburg Land
Der Tag des offenen Denkmals am 11. September 2016 steht mit „Gemeinsam Denkmale erhalten“ im Zeichen des gemeinschaftlichen Handelns. Der Eintritt in die teilnehmenden Museen ist frei.
Do., 15. September – So., 18. September 2016 SJSO Herbstkonzerte Ottobeuren, Babenhausen, Dillingen, Augsburg Das Schwäbische Jugendsinfonieorchester präsentiert Stücke von Beethoven, Sibelius und Tschaikowsky. www.sjso.de
maschine. Besichtigung des Mühlenmuseums möglich. Von 13.30 – 17 Uhr www.museumkulturlandries.de
Veranstaltung
Dreifachturnhalle, Langweid An diesem Tag fällt um 10 Uhr zum zehnten Mal der Startschuss. 200 Fahrerinnen und Fahrer gehen in Langweid an den Start. Von dort aus führt die rund 150 Kilometer lange Strecke quer durch den Landkreis und endet gegen 13 Uhr am Stadtplatz in Schwabmünchen.
Sa., 30. Juli 2016 Leitheimer Schlosskonzerte Konzert
Schloss Leitheim, Kaisheim Die Brüder Homburger sind Preisträger der weltweit renommiertesten Wettbewerben für Klavierduo. Am 30. Juli präsentieren sie Werke von Bach, Brahms, Schubert u.a. Am 31. Juli wird der jüngste Ableger des Windsbacher Knabenchors „Sonat Vox“ im Münster zu Kaisheim klassisch modernes A-Capella bieten. Weitere Informationen: www. leitheimerschlosskonzerte.de
16. Juli 2016 | 17 Uhr Prälatengarten Kloster Irsee * Sa., 13. und So., 14. August 2016 Summertime! Oldtimer - Event Veranstaltung
Erwin-Hymer-Museum, Bad Waldsee Das diesjährige Motto „Let’s go West“ stellt amerikanische Caravans in den Fokus und lässt den „American Way of Life hochleben“! Erleben Sie Geschichte(n), Träume und Sehnsüchte aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Sa., 3. – Sa., 17. September 2016 Mozart @ Augsburg Festival
So., 7. August 2016
Ev. St. Ulrichskirche u.a., Augsburg
Schnitterfest
Am 3.9. Eröffnungsgala mit Rezitation von Hannelore Elsner. Bis 17.9. acht Konzerte (Mozart, Mahler, Brahms, Schumann, Haydn u.a.). Schlussveranstaltung im Goldenen Saal mit Klaus Maria Brandauer. www.mozartaugsburg.com
Veranstaltung
Museum KulturLand Ries, Maihingen Ernten und Dreschen wie früher mit Sense und Dreschflegel, Bindemäher und Dresch-
Sommerfest musikalische gestaltung Musikverein Irsee The Original Royal-Sulgemer Crown-Swamp-Pipers fürs leibliche wohl Ochs am Spieß eintritt frei
* Bei schlechtem Wetter findet die Veranstaltung in den Innenräumen von Kloster Irsee statt.
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Das LETZTE
Hand auf’s herz Markus Ferber
Mitglied des Europäischen Parlamentes CSU-Bezirksvorsitzender von Schwaben
Rote Ampeln im Boden und 12.000 Quadratmeter Folie für die Scheinfassade des Augsburger Rathauses
smombies, bompeln und scheinfassaden
Augsburger innovationen für einen echten sparhaushalt?
Dass den Augsburgern weltweites Interesse widerfährt, kam lange nicht vor. Die Reichstage mit Kaisern und Königen sind lange her, die Verkündigung des Augsburger Religionsfriedens 1555 auch. Doch jetzt berichten sogar Medien aus Übersee über der Stadt. Warum?
Schwabe oder Bayer? Ein bayerischer Schwabe in Europa.
Spätzle oder Maultaschen? Maultaschen – am liebsten mit viel gerösteten Zwiebeln.
Wasser oder Wein? Bier
Berge oder Meer? Die Allgäuer Berge
G’lobt oder nix g’sagt? Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Stadt oder Land? Raus auf‘s Land, wann immer es geht!
Radfahren oder Laufen? Foto: Christian Creutz, Stadtwerke Augsburg, Stadt Augsburg, Cartoon: Klaus Prüfer
Schwimmen
FCA oder FCB? Denn ich bin Augsburger und ihr nicht!
eCar oder SUV? eBike
Sparen oder Häusle bauen? Sparen und dann Häusle bauen.
Volksmusik oder Jazz? Als Altstephaner natürlich Klassik.
Am liebsten wäre mir jetzt … weniger lange Wartezeiten am Brüsseler Flughafen.
Weil Bayerns Heimatminister Söder Augsburg zur „Metropole“ ausgerufen hat? Oder weil die Augsburger den 107-Millionen-Euro-Zuschuss zur Sanierung des Stadttheaters nicht wollen? Weit gefehlt. Weil die findigen Schwaben eine Innovation auf den Weg gebracht haben, die der digitalen Revolution endlich Einhalt gebieten, zumindest auf dem Gehweg. Dort sind, in Augsburg wie überall sonst auf der Welt, zunehmend „Smombies“ unterwegs – die Sorte Mensch, die zombiehaft und unentwegt hinunter Richtung Smartphone glotzt und dabei gern mal die herannahende Straßenbahn übersieht. Für die haben die Stadtwerke nun 20.000 Euro investiert. In Bodenampeln, vulgo „Bompeln“, rote LED-Leuchten, die die „Smombies“ stoppen sollen. Gleichzeitig sorgt eine weitere städtische Investition für Aufsehen. Fast zeitgleich mit dem „Bompeln“ gab die Stadt den Schnäppchenpreis von 10.000 Euro für ein 1.200 Quadratmeter großes Riesenposter des städtischen Rathauses aus. Eine 1:1-Reproduktion der Renaissance-Fassade, die – man staune – nun blitzeblank vor der in die Jahre gekommenen echten Rathausfront hängt. Kann diese Scheinfassade Zufall sein? Wohl kaum. Sie scheint Testlauf und Blaupause zugleich. Für die noch immer geschuldete Fassadenverkleidung des Fußballtempels, für die der FCA kein Geld ausgeben will. Für den Fuggerboulevard, für den der Stadt schlicht das Geld ausging. Fürs Stadttheater, für das im Grunde noch nie Geld da war. Und für den Bahnhofstunnel, der zusätzlich 188 Millionen Investitionssumme verschlingt. Das haben sich die Scheinriesen in der Puppenkisten-Stadt toll ausgedacht: Warum soll man in einer Zeit, in der alle nur zu Boden schauen, teuer bauen? Ein paar rote LEDs zur Ablenkung, ein paar tausend Quadratmeter günstige Folie – und die Welt sieht gleich ganz anders aus. Viel schöner. Zumindest in Augsburg. Und in deren chronisch-klammem Haushalt. wos
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Der individuellste Energiemix Erdgas // Bio-Erdgas Strom // Bio-Strom Geld sparen, Klima schonen – unser Mix macht’s möglich
Wir sind da, wo unsere Kunden sind www.erdgas-schwaben.de
Manfred Dattler ehemaliger Geschäftsführer erdgas schwaben
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Zukunft PersPektive Dynamik Ihr neuer Unternehmensstandort direkt an der A 8 und A 7. Mit Flächen ab 3.000 m2 bis 100.000 m2. Zweckverband Interkommunales Gewerbegebiet Landkreis Günzburg Verbandsvorsitzender: Herr Landrat Hubert Hafner | An der Kapuzinermauer 1 | 89312 Günzburg Interessentenbetreuung: Herr Egon Remmele | Stadt Leipheim, Marktstr. 5 | 89340 Leipheim Tel. (08221)707-25 | E-Mail: remmele.egon@leipheim.de
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