13. Jahrgang
top schwaben
03 2015 B 1645 F Preis 4,50 €
Baustelle
stadttheater augsburg Millionen-Investition und Intendantenwechsel
Wasserwirtschaft
Bezirkskliniken Schwaben
Domonkos Héja
Welterbestätte Augsburg?
100 Jahre BKH Günzburg
Neuer GMD im Porträt
Veranstaltungen und Spezial Landkreis Oberallgäu
Reisewelt24 3
E d itori al
Andreas Stetter
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Seabourn: Quest
Südamerika – Antarktis
22 Tage vom 3. bis 24. Februar 2016
Großes Theater Liebe Leserin, lieber Leser, wer sich in München als Augsburger „outet“ und womöglich zu den Vorzügen seiner Stadt gefragt wird, muss sich oft genug mit dem Vorurteil „Nichts los“ auseinandersetzen. Das ist die Sicht von außen. Lebt man in der Stadt, öffnet sich ein ganz anderer Blick auf den kommunalen Kleinkosmos. „Panta rhei“, alles fließt, auch zwischen Lech und Wertach – kaum etwas, was nicht in Bewegung ist in dieser Stadt des Wassers und der Wasserwirtschaft. Und es sind Riesensummen, die fließen – wenn auch nicht ins Wasser. Umso erfreulicher, dass es die Welterbe-Bewerbung dennoch auf die Tentativ-Liste geschafft hat. Weit weniger erquickend, dass in Augsburg für das Thema kaum jemand ein offenes Ohr hat (Seite 20). Zu sehr überlagern neue Baustellen und die damit verbundenen Millionenlöcher die Möglichkeit, die Stadt mit extrem hoher und nachhaltiger Wertigkeit neu zu justieren und sie mit einem positiven Thema im Wettbewerb der Städte einzigartig zu positionieren. Szenenwechsel: Die für Augsburger Verhältnisse gewaltige Summe von 188 Millionen Euro vergräbt die Stadt in die umstrittene Untertunnelung des Augsburger Hauptbahnhofs. Und von weiteren 189 Millionen Euro, die ins ins Stadttheater fließen, muss die Stadt 82 Millionen schultern – ein weiterer Kraftakt (Seite 6). Diese zwei „Dauerbrenner“ werden die Augsburger bis nach 2022 begleiten. Da waren, im Nachhinein betrachtet, das große Getöse und das Säbelrasseln der Kombattanten vor dem Bürgerentscheid zur Energie-Fusion eher kleine Nebengeräusche: Die Fusion zwischen den Stadtwerken Augsburg und erdgas schwaben kommt nicht. Die Bürger haben mit großer Mehrheit gegen den politischen Willen entschieden. Misstöne wie bei der Fusion kamen an anderer Stelle nicht auf: Augsburg hat einen neuen Generalmusikdirektor (Seite 34) und auch das Mozart-Thema im Augsburg-Marketing scheint sich in neuer Harmonie zwischen den Akteuren zu arrangieren (Seite 38). „Nichts los“ also? Mitnichten. Trotz der sprichwörtlichen schwäbischen Gelassenheit scheint Augsburg eine Stadt zu sein, die derzeit das „große Theater“ liebt und nicht zur Ruhe kommt. Aus diesem Grund hat top schwaben in dieser Ausgabe den Fokus ganz bewusst auf die Bezirkshauptstadt gelegt – weil Augsburgs Wohl und Wehe Bedeutung für ganz Schwaben hat.
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Wolfgang Strobl redaktion@topschwaben.de
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t o p s chwaben
I nhalt
Inhaltsverzeichnis Titel und Schwerpunkt 06 Augsburger Stadttheater: Wenn Theater, dann richtig 10 Standpunkte: Intendantin Juliane Votteler Schwerpunkt Mut: 12 Teil 2 der philosophischen Reise Gerhard Hofwebers: „Das schöne Kind“
14 Gerhard Hermanutz: „König von Augsburg“
16 Die Geschwister Ziche: Vorspielen für das SJSO
18 Sonja Fischer macht mit Märchen Mut
13. Jahrgang
top schwaben
20 Mit Mut ans Thema Welterbe: Martin Kluger
03 2015 B 1645 F Preis 4,50 €
Baustelle
STADTTHEATER AUGSBURG Millionen-Investition und Intendantenwechsel
Neue Rubriken
Aktuelle Ausstellungen
Kleines Jubiläum
Chefetage und Zwiebelspalten
Schatzkästchen und Blutgeld
top schwaben wird „50“!
Veranstaltungen, und Spezial: Landkreis Unterallgäu
Wirtschaft und Politik
27 Allgäuer Kliniken schlagen Alarm 32 Bewegung im Busverkehr: Familien Brandner fahren wieder gemeinsam 56 BEW und Landkreis Unterallgäu eröffnen LEADER Projekt Flussraum Iller
Kultur und Soziales
28 100 Jahre Bezirkskrankenhaus Günzburg Tag der offenen Tür, stilles Gedenken, Benefizgala 34 Augsburgs neuer Generalmusikdirektor Domonkos Héja im Porträt 38 Mozart – eine Bindungskraft Augsburg will mit Mozartmanager punkten 40 Junge Künstler – Stars von morgen Konzertreihe in Illertissen
Impressum 03/15 Verlag und Adresse aller Verantwortlichen: contrast marketing-kommunikation & verlag gmbh, Eserwallstr. 17, 86150 Augsburg, Tel. 0821/3199950, Fax 0821/31989140, info@topschwaben.de Herausgeber und verantwortlich i. S. d. P.: Wolfgang Strobl Copyright: Der Inhalt des Magazins ist in vollem Umfang urheberrechlich geschützt. Alle Rechte liegen beim Verlag. Die Verwendung von Texten, Fotos und Illustrationen in anderen Publikationen und im Internet bedürfen – auch auszugsweise – der schriftlichen Genehmigung des Verlags Autoren dieser Ausgabe: Anna Karger (aka), Roswitha Mitualla (rmi), Hans Rainer Strobl (hrs), Florian Pittroff (pif), Wolfgang Strobl (wos), Wolfgang Wiedemann (wiwo) Titelmotiv und Illustrationen: Anja Daschner Cartoon: Klaus Prüfer Layout: Anja Daschner, Stephanie Endemann. Verlagsbüro: Werner Vöst, Tel. 0821/4506945, info@voewe Anzeigenverwaltung: contrast marketing-kommunikation & verlag gmbh Fotografen dieser Ausgabe: Peter Buchner, Stefan Mayr, Axel Weiss, Wolfgang Strobl, Simon Strobl. Weitere Bildnachweise auf den Seiten. Konzeption, Layout, Satz: www.contrast-marketing.de Druck: Druckerei Walch, Augsburg top schwaben erscheint vierteljährlich, zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1. Januar 2014, EVP € 4,50 Jahresabo € 18,- (einschl. Postgebühr). Unser spezieller Dank gilt Dr. Gerhard Hofweber für die Möglichkeit, Teile seines Buches „Das schöne Kind“ vorab exklusiv abdrucken zu dürfen.
In h a lt
41 Ein „Fest der Sinne“ in Betzigau „Schwabentag“ am 19. und 20. September 42 Runter von der Bühne! 25-jähriges Jubiläum der Volksmusikberatungsstelle
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Kulinarik
58 Kochköpfe Armin Frei
43 Präsent wie nie: Trachten haben Konjunktur
60 Zwiebelspalten Hotel-Landgasthof Hirsch
44 Spannende Zeitreise über vier Stockwerke Das Rieser Bauernmuseum – ein Glanzstück
62 Maultaschen & Meer Empfehlenswerte Gastronomie-Adressen
46 Römerlager: Das Römische Augsburg in der Kiste Literarischer Boxkampf in der Brechtstadt: Slam 2015
Spezial
65 Veranstaltungshighlights in Schwaben September bis November 2015
Veranstaltungen
48 Landkreis Oberallgäu 50 Interview mit Landrat Anton Klotz Oberallgäuer Kulturhighlights
52 Die Wirtschaft brummt
54 Allgäu – mehr Freiraum
11 Chefetage: Michael Grandel 66 Zu guter Letzt / Aufgefallen / Hand auf‘s Herz Die nächste Ausgabe erscheint im November 2015
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tTohpe m s chwaben engebi et farbi g
Kolumnentitel Titelthema
Wenn Theater, dann richtig nicht nur die 189 mio. euro schwere sanierung des augsburger stadttheaters wird heiss diskutiert, sondern auch „das theater der zukunft“ selbst – eine bestandsaufnahme.
Drama, Tragödie und Komödie in einem, Kabale und Liebe, Gerüchte, Diskussionen und Dissonanzen wabern um das Theater Augsburg. Der Grund ist ein schlichtes Faktum: Dem Großen Haus droht definitiv die Schließung, wird nicht ebenso definitiv ab 2017 eine grundlegende, wahrscheinlich achtjährige Sanierung in Angriff genommen
S t a d ttheater
Eleganter 50er-Jahre-Stil von der Garderobe über die Treppenhäuser, die Lüster bis in den Zuschauerraum mit rund 950 Plätzen. Das ist die Schauseite. Tropfendes Dach, schimmlige Wände, Künstlergarderoben im 50-er-Jahre-Wiederaufbau-Look, ein Orchesterprobensaal mit üblich drangvoller Enge, ohne Lüftungsanlagen, dafür Fenster, die aus der Wand fallen – Behelfe von oben bis unten. Eine Folge: 42 Arbeitsunfälle bei insgesamt 300 Beschäftigten im vorigen Jahr, sogar 54 im Jahr 2013. Der Theaterbetrieb ist Spitzenreiter unter allen Ämtern inklusive Müllabfuhr und Straßenreinigung. „Es kann nicht sein, dass Kunst in Barackenform stattfindet“, stellte Bayerns Finanzund Heimatminister Markus Söder denn auch markig fest, und macht 107 Millionen Euro für Augsburg locker, um eine „erkennbar schlimme Bausubstanz“, wie es Oberbürgermeister Kurt Gribl formulierte, zu sanieren. Ein bisschen hatte man mal an dem als Denkmalschutz-Stadtmarke firmierenden Bühnenturm und seiner Maschinerie vor 25 Jahren repariert, nachdem das 1944 zerbombte Haus 1956 wiederaufgebaut worden war. Die Stadt hatte den Bau 1877 von den Wiener Theaterbauarchitekten Helmer und Fellner errichten lassen. Direkt daneben treten seit 2012 im befristet nutzbaren Interimsbau Bert Brecht-Bühne das Schauspiel und das Ballett auf. Am Geld fehlte es der relativ klammen Stadt seit Jahrzehnten, um den Millionen-Musentempel präsentabel, vor allem wieder sicher (Brandschutz!) und nicht zuletzt barrierefrei zu machen. Politik und Verwaltung fassten immerhin 2009 den ersten Ausschussbeschluss, einen Planungsauftrag an den Theaterarchitekten Professor Jörg Friedrich zu vergeben. 2011 wurde der „Masterplan zur Sanierung des Theaters Augsburg“ präsentiert. Zwei Jahre später beschloss man im Bauausschuss, mit der Planung zur Sanierung des Großen Hauses, mit Neukonzeption des Werkstättenareals und Schauspielhaus-Neubaus den Münchener Architekten Walter Achatz (Referenzen: Kammerspiele und Cuvilliés-Theater München) zu betrauen. „Alles
t op schwaben
nachlesbar“, verwahrt sich Augsburgs Kulturreferent, Ex-Kulturamtschef und einstiger Musikdramaturg des Theaters Augsburg, gegen Intransparenz-Vorwürfe. Am 29. Juli 2015 hat nun das Stadtratsplenum nach dreistündiger Debatte der Vorlage 15/03306 „Grundsatzbeschluss zur Generalsanierung und Neukonzeption des Theaterstandortes Augsburg und zur Regelung der Interimsphase“ definitiv grünes Licht gegeben.
„Es kann nicht sein, dass Kunst in Barackenform stattfindet.“
Augsburgs Politiker haben damit einen großen Brocken geschultert. Auf 189 Millionen Euro werden derzeit die Kosten kalkuliert, immerhin schon weit über 30 Millionen weniger als im ersten Entwurf. Fairerweise muss gesagt werden, dass darin ein 20-Millionen-Puffer und pauschale Umzugskosten eingepreist waren. Im Vergleich zu den Sanierungen etwa des Ingolstädter Theaters mit Einspartenbetrieb oder des Staatstheaters Karlsruhe nehmen die Augsburger dennoch für sich in Anspruch, „eines der schlanksten Finanzierungskonzepte“ (Weitzel) aufgelegt zu haben, laut Studie im Durchschnitt je Kubikmeter umbauten Raumes noch unter den Kosten des derzeit ebenfalls sanierten Münchner Gärtnerplatztheaters. Am Ende der Fahnenstange glaubt man trotzdem noch nicht zu sein. Unter anhaltenden Einspardruck sind Kultur- und Baureferat gesetzt. Die SPD-Stadtratsfraktion brütet dem Vernehmen nach an einem Modell mit Kostenziel 160 Millionen. Kulturreferent Weitzel warnt allerdings eindringlich davor, das einschließlich Münchener Ministerialen-Sachverstand gestrickte Konzept zu verwässern. Das hat den Aufwand für die Bühnentechnik um 2,5 Millionen, beim Ausbau um 3,3 Millionen und beim Durchforsten quer durch alle Positionen nochmals um 4,8 Millionen Euro gedrückt.
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Fotos: Peter Buchner, Simon Strobl
Wenn schon Theater, dann aber richtig. Ein Motto, das eine etwa 50-köpfige Gruppe von Kulturakteuren ganz differenzierter Bandbreite zum Verfassen eines „Offenen Briefs“ an den Oberbürgermeister trieb. Der Brandbrief sorgt sich um die Stadtfinanzen und verlangt vorab einen ergebnisoffenen Diskurs über das Theater der Zukunft, was dann in einem Kulturentwicklungsplan zu dokumentieren sei. Die Autoren vermissen Verfahrens-Transparenz und fordern überhaupt erst mal ein Moratorium, sprich „Stopp der aktuellen Planung“. Redlich bemühen sie sich um den Anspruch, für die Stadtgesellschaft zu sprechen. Irgendwie erinnern sie an die 70-er Jahre („Kultur zum Bürger“) und streuen schon mal radikale Befunde ein. Wenn etwa die Sanierungsplanung speziell des Bühnenturms als „Konservieren des Musiktheaters der 50er Jahre“ verdächtigt wird. Ob dann überhaupt noch Oper inszenierbar sei, wäre immerhin der Diskussion wert. Wer etwas davon versteht, bezweifelt es stark. Dieses Beispiel illustriert die innige Vermengung von Theaterinhalt mit einem Bauprojekt. Unmissverständlich positioniert sich dazu umgehend Kulturreferent Weitzel. Weder werde am 3-Sparten-Betrieb gerüttelt, noch komme ein Moratorium für das Große Haus in Frage, „Brandschutz und Denkmalschutz sind nicht verhandelbar“. Was die Begehrlichkeiten und Ideale der Briefschreiber geweckt hat, ist in Fakten zusammengefasst nach Stand der Dinge folgendes: Wenn Ende Januar 2017 die Lichter nach dem Opernball erlöschen, sperrt das Große Haus zu. Musiktheater und Ballett spielen in der Kongresshalle mit etwa ebenso vielen Plätzen weiter. Es beginnt der auf etwa vier Jahre veranschlagte Bauteil 1. Die Schauspiel-Sparte bleibt auf der Brechtbühne, braucht aber ebenfalls ihre Interimsspielstätte. Industriebrachen bieten sich an, doch von besonderem Charme wäre das große Ofenhaus auf dem Gaskessel-Gelände im Stadtteil Oberhausen. In der SPD-Stadtratsfraktion ist man davon hellauf
Titelthema
2 begeistert. Denn dort wäre Platz für alle Werkstätten – Malsaal, Schreinerei, Kaschieren und Schlosserei – und viel Raum, der nachhaltig von Nutzen sein könnte. Schließlich ist das Gelände als „Kulturpark West“ für die freie Kulturszene in üppiger Breite designiert. Träten noch dazu die Stadtwerke als Investor ein, bliebe sogar die Miete im Stadtsäckel. Routine hat das Theater schon lange, zusätzliche Spielstätten aufzutreiben – das Schauspiel hat schon im Textilmuseum, im Großen Sitzungssaal des Landgerichts, in einer Fabrikhalle unter Applaus debütiert, Intendantin Juliane Votteler hätte etliche mehr in petto.
Wenn die Lichter des Opernballs 2017 erlöschen, sperrt das Große Haus zu.
Derartige Aufgaben kommen allerdings auf den/die Nachfolger/in an der Theaterspitze zu (siehe Beitrag „Standpunkte“). 2016 soll er bereits berufen werden. Er hat es dann wohl bis 2025 mit Bauen und Interim zu tun. Phasenverschoben zur Sanierung des Großen Hauses werden nämlich im Bauteil 2 Brechtbühne und „Bruchbuden“ einschließlich Verwaltungsbau angelegt. Spätestens 2025 stehen ein Schauspielhaus, die funktionierende Werkstätteninfrastruktur samt optimiertem „Workflow“ zur Bühne des Großen Hauses (dann übrigens im Bühnenturm mit einer Stahlkonstruktion als Korsett für die Bühnentechnik), Lager und ein Opernprobenzentrum, das den Augsburger Philharmonikern gerecht wird sowie ein schon abgespeckter Verwaltungsbau. Fragezeichen stehen allerdings schon hinter der Realisierung des Lagerbaus. Auch am Opernproben laut Plan des Architekten Achatz beginnen sich „Sparfüchse“ in Bedenken zu üben.
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3 Und pro/contra neuem Schauspielhaus bringen sich die Kombattanten allmählich in Stellung. Eröffnet haben die städtischen Kultur- und Bauprojektanten mit einem realistischen Spielzug. Keine Luxus-Bühne soll‘s werden, sondern ein multifunktionaler Bau, konzipiert als offener Raum mit flexiblen Tribünenelementen für viele Varianten bis zum Bürgerforum – nach dem Vorbild des derzeit in Dresden-Hellerau entstehenden Theaterhauses. „Wünschenswert für die Stadtgesellschaft“, bewertet Intendantin Juliane Votteler die Sache, um die Frage anzuschließen, ob denn wirklich gleich gebaut werden müsse. Die Fronde des offenen Briefs hat sich bis dato noch nicht erklärt, mag sein, weil denn doch eine unübersehbare Gemengelage diverser Interessen zu bündeln wäre.
grusele ob der ungeschminkten Verfallserscheinungen hinter dem Bühnenglanz. Euling-Stahl arbeitet seit einem Jahr als Baubeauftrager des Theaters quasi als Scharnier zur städtischen Bauverwaltung. Er bringt spezielle Sanierungserfahrung mit, war er doch an den Umbauten der Theater in Kiel und Freiburg, Paderborn, Köln, Düsseldorf und Dresden beteiligt. In Augsburg jedenfalls dürfte sich bis Februar 2016 in einer wahrscheinlich munter bis heftig und trickreich geführten Diskussion abzeichnen, wie es mit Theaterkultur weitergeht ... hrs
Wen das Theater quasi in derzeitiger „Echtzeit“ interessiert: Regelmäßig werden „Sanierungs-Führungen“ offeriert. Mit dem Ergebnis, so Architekt Hendrik Euling-Stahl, dass es den Theaterzuschauer nicht selten
rchitekt Hendrik Euling-Stahl bietet derzeit „Sanie 2 A rungs-Führungen“ durch das Stadttheater
reuen sich über 107 Mio. Euro Zuschüsse aus München: 1 F Intendantin Juliane Votteler und Referent Thomas Weitzel
in Blick hinter die Kulissen des Augsburger Stadttheaters: 3 E An vielen Stellen „grusele“ es so manchem Führungsteilnehmer
Das Theater Augsburg ist die große Bühne Schwabens: • Der einzige Drei-Sparten-Betrieb mit Oper, Operette, Musical, mit Schauspiel und Ballett. • Das unmittelbare Einzugsgebiet zählt rund 850.000 Einwohner. Theaterbusse bringen das Publikum aus einem Radius von rund 100 Kilometern zu den Vorstellungen. • An allen Spielstätten bedient der Theaterbetrieb insgesamt über 4.400 Plätze, allein im Großen Haus sind es 950. • Jährlich werden fast 380 Vorstellungen, davon 220 Mal Schauspiel, geboten. • In jeder Spielzeit besuchen konstant an die 240.000 Zuschauer die Aufführungen des Theaters Augsburg • Die Statistik der jüngsten Saison: 25-Jahre-Rekord mit 259.100 Zuschauern, davon 45.200 auf der Freilichtbühne (Auslastung 95%). Die Ballettauslastung stieg um plus 17 % auf insgesamt 82%, drei Produktionen waren zu 95 % bis 99 % ausgebucht. Das Musiktheater registrierte eine Auslastung von 70 %, das Schauspiel 76 %.
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Standpunkte Viele reden über das Theater. Jetzt bezieht Intendantin Juliane Votteler dezidiert Stellung.
Foto:: Peter Buchner
In der Diskussion über die Generalsanierung des Theaters Augsburg geht einiges durcheinander. Bauplanung für ein marodes Gebäude ist ein Thema, die Vermittlung künstlerischer Inhalte ein anderes. Überschneidungen führen zwangsläufig zu einem Dilemma, das heillos wird, wenn beide Themen in einen Sack gepackt und kräftig geschüttelt werden, um dem staunenden Publikum das „Theater der Zukunft“ zu präsentieren. Dass das „klassische“ Stadttheater seit langem im Wandel begriffen ist, dokumentiert eine intensive Diskussion im Deutschen Bühnenverein. Für Augsburg stellt Juliane Votteler, seit acht Jahren an der Spitze des Theaterbetriebs, klar, dass das Haus weit weg von einem Reservat des klassischen Bildungsbürgers sei. Steigende Abonnenten- und Besucherzahlen, ein deutlicher Zuwachs vor allem wieder bei den 40- bis 50-Jährigen, und der hohe Zuspruch zu einem auch auf Publikumswünsche hin orientierten Spielplan sprächen dafür. Einher ging eine Lernkurve. „Meine frühere Strategie, berühmte Stücke völlig neu zu inszenieren und Unbekanntes ganz werkgetreu zu machen, habe ich modifiziert zur Inszenierung werkgetreu und dennoch zeitgemäß gespielter Klassiker wie „Hänsel und Gretel“ sowie im modernen experimentellen Musiktheater ungewohnte Wege zu gehen“, sagt sie. Für letzteres steht Luigi Nonos „Intolleranza“ – auch dank Kooperation mit dem Off-Theater. Denn, so die Theaterfrau Juliane Votteler, „Kunst kann und muss verstören, eine Gesellschaft und ihre Verhältnisse in Frage stellen und uns immer wieder bewusst machen, in was für einer gesettelten und leider oft verfetteten Welt wir leben“. Der „Macbeth“ steht als jüngstes Beispiel dafür, mit einer angesichts täglicher Kriegsgeräusche in Syrien und der Ukraine als Provokation gedachten Befragung eines klassischen Werks. Diese zeitgenössische Auseinandersetzung mit den Klassikern versteht Juliane Votteler als Dreh- und Angelpunkt des Schauspiel-Spielplans, ob in Brechts „Heilige Johanna der Schlachthöfe“ oder demnächst in Shakespeares „Sommernachtstraum“ oder Tschechows „Platonow“. Das Theater stecke, konstatiert die Intendantin dennoch kühl, „generell in einer weinerlichen Verteidigungshaltung“. Doch sein Selbstbewusstsein wachse.
Sie kündigt resolut an, dass sich das Theater Augsburg einmischen werde in die durch einen offenen Brief von Augsburger Kulturakteuren befeuerte Theatersanierungsdebatte. Das sei „überfällig aufgrund eines Eindrucks, man rede mit der Stadt über uns, aber ohne uns“. Es ist nachvollziehbar, dass sie Formulierungen von der „Theaterfestung“, die der „kulturellen Entwicklung der Stadt den Atem zu nehmen droht“, in Rage bringen. Sie drückt es als ihr „Gefühl“ aus, „da wollen Leute über einen Umweg von hinten ins subventionierte Theater kommen, ohne die Hürden zu nehmen, die alle gingen, die sich in bis zu 60 Wochenstunden fünfmal die Woche auf der Bühne beweisen, eine Aufnahmeprüfung durch Bewerbung bestehen müssen und jährlich kündbar sind“. Ein „unlauterer Wettbewerb“ sei das. Und wer etwa das Musiktheater abschaffen wolle, stelle 130 Arbeitsplätze zur Disposition und spreche einem riesigen Publikum das Recht ab, in diesem Bedürfnis abgeholt zu werden. Paradox ist es geradezu, dass regelrecht hymnische Elogen auf die Qualität des Theaters unter Juliane Vottelers Intendanz aus demselben Kreis kommen, der dem Musiktheater Augsburg konservierende Verkrustung unterstellt. Doch sie signalisiert Konzilianz. Selbst „Diffuses“ wie im Offenen Brief könne in einem moderierten Prozess zu gemeinsamen Absichtserklärungen gebündelt werden. „Wir müssen unbedingt der Stadtgesellschaft signalisieren, dass die Kulturakteure gemeinsam etwas bewegen wollen.“ Menschen und Quartiere anders kennenlernen, so was könne sie beispielsweise von der Tanzcompany einmal im Monat verlangen. Mehr Spielstätten? „Planen wir ohnehin“ (Votteler). Kunst zu den Leuten zu tragen, davon hält sie indes wenig, das erschöpfe sich in Entertainment mit Liederabend, kleinem Konzert, Sketchen. Vaudeville-Theater also, eine ganz andere Theaterform. Warum aber Hamlet in einer Turnhalle, „wenn wir ein gut ausgestattetes Theater haben“? fragt sie und setzt amüsiert provokant nach „wenn Frau Du Randt in einer Turnhalle das hohe C singt, fliegt das Dach weg“. Sie selbst und ihr engstes Team werden mit Beginn der Theater-Generalsanierung ab 2017
Augsburg verlassen. Die Stadt hat beschlossen, ihren Vertrag nicht weiter zu verlängern.
„Wenn Frau Du Randt in einer Turnhalle das hohe C singt, fliegt das Dach weg.“
Sie selbst sei ohnehin nie davon ausgegangen, die gesamte, wahrscheinlich achtjährige Sanierung mitzumachen. Allerdings sieht sie sich in der Verantwortung „zu beobachten und zu begleiten, die Kommunikation nach außen und nach innen zu gewährleisten“ – für den Fall gegenüber Begehrlichkeiten zu Synergien oder Stellenzusammenlegungen oder gar eine ganze Sparte einzusparen. Sparsam wird ohnehin der Spielplan während der Sanierung. Immerhin behilft man sich mit einem Kniff, dem Stagione-Spielbetrieb. Also ein Stück fortlaufend zu zeigen, bis es abgespielt ist und sich das nächste anschließt. So spiele alle Welt außer den deutschsprachigen Bühnen mit ihrem anspruchsvollen Repertoire-Betrieb eines täglich wechselnden Theaterangebots. „Auf Dauer ein bisschen langweilig“, sagt Juliane Votteler dazu. Etliche Kurzweil lässt dagegen die weitere Haupt- und Staatsaktion Theatersanierung erwarten. hrs
„Wir sichern Arbeitsplätze und Erträge für heute und morgen.“ Es ist mehr als ein Leitsatz, der an der Tür zum Chefbüro steht. Der Satz ist Auftrag an die Geschäftsleitung der „Beautyness Company“ Dr. Grandel, die mitten in der Augsburger Altstadt ihren Firmensitz hat. Dieser ist verteilt über mehrere Gebäude der mehr als 1.000 Jahre alten, verwinkelten Pfladermühle direkt am Vorderen Lech. „Jede Abteilung und jeder unserer 240 Mitarbeiter hat einen klaren Auftrag für die eindeutige Orientierung, Klarheit und Sicherheit der eigenen Position“, erläutert Geschäftsführer und Diplom-Ökonom Michael Grandel den Leitfaden „In besten Händen“, der Mitarbeitern und Partnern ausgehändigt wird. „Es ist wichtig zu
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Michael Grandel Geschäftsführer der Dr. Grandel GmbH wissen, wofür man da ist und was den eigenen Beitrag unverzichtbar macht.“ Dass diese Unternehmensphilosophie äußerst erfolgreich ist, zeigt ein Blick ins Büro: Auf einem schwarzen Board, vom Schreibtisch Michael Grandels ebenso zentral im Blick wie vom Besprechungstisch, zeugen zehn Awards von herausragenden Leistungen des 1947 gegründeten Unternehmens – und auch von Michael Grandels Leistungen
selbst, der nach dem Tod des Vaters bereits 1979 sehr jung die Leitung des unabhängigen mittelständischen Familienunternehmens mit heute rund 40 Mio. Euro Jahresumsatz übernahm. Hochqualifizierte Mitarbeiter der Unternehmensgruppe forschen und entwickeln am Stammsitz Augsburg, wo auch die Produktion, eine hochmoderne Lagerlogistik, die Versandorganisation und der komplette Vertrieb für die vielfach ausgezeichneten Premiumprodukte beheimatet ist. „International sind wir ein kleiner Player“, stellt Michael Grandel mit einem Augenzwinkern fest, „deshalb zählen bei uns neben der Qualität selbst vor allem drei Dinge: die Marke, die Marke und nochmals die Marke.“ wos
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Foto:: Peter Buchner
S p itz e i n Schwaben: C hef etage
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S chwerpunkt
Eine spannende philosophische Reise Welches sind die drei Wege, die für das Leben zur Auswahl stehen? Dass es auch für das schöne Kind keinen Weg zurück gibt und es sich an der Lebenswegkreuzung für einen der Wege entscheiden muss, erfordert den Mut der Entscheidung. Der zweite Teil der philosophischen Reise des Buchautors Dr. Gerhard Hofweber öffnet unser Schwerpunktthema „Mut“ mit Porträts auf den nachfolgenden Seiten.
Teil 2
Das schöne Kind „Der Mensch kann sich nur für einen dieser drei Wege entscheiden, weil genau diese sein Leben ausmachen. Einen weiteren gibt es nicht. Die Wege sind durch das Selbstverständnis des Menschen gegeben. Einen dieser Wege muss jeder Mensch beschreiten. Auf dem linken Pfad bestimmt sich der Mensch durch das, was er hat, auf dem mittleren durch das, was er kann, auf dem rechten, durch das, was er ist. Der erste Weg führt zum Besitz, der zweite zu den Fähigkeiten, der dritte zu sich selbst.“ „Aber warum wählen dann die meisten Menschen den Weg zu dem, was sie haben?“ „Die meisten denken, dass es das Wichtigste sei, viel zu besitzen. Alles andere, so denken sie, würde dann von alleine kommen.“ „Stimmt das denn? Und sind sie denn glücklich?“, fragte das schöne Kind. „Nein, natürlich nicht“, antwortete der Wächter. „Deshalb kommen viele von ihnen zurück, um erneut zu wählen. Aber fast alle von ihnen entscheiden sich erneut für dasselbe Tor und denselben Weg. Manche meinen, nicht genug bekommen zu haben, und so hoffen sie, dass sie beim nächsten Mal mehr erreichen können. Andere wiederum haben zwar sehr viel bekommen, aber sie sind dennoch unzufrieden und es stellt sich das Gefühl des Glücks einfach nicht ein. Sie haben Angst, ihren Besitz wieder zu verlieren, und auch sie nehmen wieder denselben Weg, um noch mehr zu erhalten und so endlich glücklich zu werden. Aber sie verstehen nicht, dass materieller Reichtum ohne seelischen Reichtum niemals glücklich machen kann. Und so wiederholen sie immer wieder denselben Weg, verrennen sich und lernen nichts dabei.“ „Und was ist mit den Menschen, die sich für die mittlere Pforte entscheiden? Wie ergeht es ihnen und kehren auch von ihnen einige zu dir zurück?“ „Auch von diesen kehren viele wieder. Einige entscheiden sich dann für das große Tor, denn sie hatten zwar wunderbare Fähigkeiten, aber sie sind dadurch nicht reich geworden und sie dachten insgeheim, dass dies der Fall hätte sein müssen. Schließlich sind sie außergewöhnlich und leisten Dinge, für die sie von vielen bewundert werden, welche diese Fähigkeit nicht haben. Aber die Bewunderer rächen sich insgeheim an den Talentierten, indem sie diese darben lassen. Sie beklatschen sie zwar, bezahlen sie aber nicht. Wenn sich ihre Fähigkeiten aber nicht auszahlen, verbittern die Menschen, welche das mittlere Tor gewählt haben, und treten desillusioniert durch das große Tor. Andere wählen denselben Weg durch das mittlere Tor von Neuem, welchen sie schon einmal beschritten haben, versuchen es aber dieses Mal mit einem anderen Talent. Auch sie kehren wieder. Denn sie müssen erkennen, dass ihnen ein sekundäres Talent noch weniger Reichtum einbringt, als ihr eigentliches. Wenn sie gebrochen und resigniert sind, kehren sie wieder und wählen das große Tor, welches die meisten wählen.
Mu t t op sch w aben
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Die aber, die das richtige Talent wählen und es nicht um eines Zweckes, sondern um seiner selbst willen pflegen und wachsen lassen, haben ihren Weg gefunden. Sie erkennen im Laufe der Zeit, dass es sich bei der Ausübung der ihnen eigenen Fähigkeit nicht um eine Leistung handelt, sondern um ein Geschenk, und dass ich meine Talente keineswegs ausleben muss, sondern ausleben darf. Sie werden nicht eitel, sondern demütig. Denn weder das Talent selbst noch das Schöne, was daraus entsteht, ist ihr Eigentum, sondern Teil eines höheren Ganzen. Die Schönheit ist göttlicher Natur und der Mensch tritt nur mit ihr in Resonanz und ahmt sie nach. Deshalb verstehen sich diese Leute auch nicht als die Konstrukteure ihrer Werke, sondern als Diener der Schönheit. Indem sie das tun, was ihnen eigen ist, erkennen und verwirklichen sie sich selbst. Sie haben ihren Weg gefunden und verlassen ihn nicht mehr, denn wer auf dem richtigen Weg durchs Leben geht, der ist glücklich.“ „Aber warum gehen dann so wenige Menschen den Weg zu dem, was sie sind? Es kann doch wohl nichts Schöneres und Besseres geben, als zu sich selbst zu finden und mit sich im Einklang zu sein?“, fragte das schöne Kind. „Du musst wissen“, antwortete der Wächter, „dass viele Menschen sich selbst nicht mögen, und von daher wollen sie gar nicht zu sich. Sie meinen, so wie sie sind, nicht liebenswert zu sein. Sie meinen, sie müssten besser, schöner, reicher, jünger, dünner sein. So wie sie sind, verachten sie sich, und sie sind sich selbst gegenüber ein schrecklicher Richter. Aber das ist natürlich Unsinn. Sie verkennen ja auch ganz ihr eigenes Selbst. Sie meinen, ihr Selbstwert hätte etwas mit Leistung, Fähigkeiten und Funktion zu tun. Sie denken, sie müssten sich besonders anstrengen, um wertvoll zu sein, sie müssten sich ihren Selbstwert verdienen. Sie glauben, sie müssten perfekt und fehlerlos sein, um sich selbst mögen zu können. Aber das ist natürlich gänzlicher Unsinn und eine Krankheit des Geistes. Sie brandmarken sich selbst mit dem Attribut ‚ungenügend‘, von dem sie glauben, dass es auch für alle anderen sichtbar und unauslöschlich eingraviert auf ihrer Stirne steht. So versuchen sie zu überleben statt zu leben. Sie halten das Leben für etwas, das überstanden werden muss, und verkennen dabei, dass es etwas ist, dass Leben gelebt werden möchte. Da sie sich als grundlegend defizitär erfahren, strengen sie sich unglaublich an, um dieses Defizit auszugleichen. Sie fühlen in sich einen bodenlosen Abgrund und sie schaufeln und schaufeln, um ihn zu füllen. Aber so viel sie auch schaufeln und schnaufen dabei: Die Kluft in ihrer Seele lässt sich auf diese Weise nicht füllen. Sie glauben ja selbst nicht einmal daran, dass es möglich ist, und so betreiben sie einen unendlichen Aufwand, um wenigstens die anderen glauben zu machen, dass sie ganz, heil und wertvoll sind. Nur wenn sie ihre selbstgefühlte Wertlosigkeit verbergen und eine glänzende Fassade um sich errichten, so meinen sie, sind sie liebenswert für andere. Aber sie wissen selbst, dass dies Betrug an den anderen und an sich selbst ist und so verlieren sie immer mehr die Achtung vor sich und werden des Lebens überdrüssig. Ach, wie viel vergebene Liebesmüh! Ach, wie traurig dieses Schauspiel anzusehen ist! Es ist tragisch, wenn sich der Mensch so selbst verkennt, und es ist schrecklich zu sehen, wie die Krankheit des Geistes in ihm wütet.“
Teil 3 dieses Kapitels aus dem Band „Das schöne Kind“ veröffentlicht top schwaben in der kommenden Ausgabe
Gerhard Hofweber, Das schöne Kind, Belka Verlag 2015, ISBN 978-3-946126-00-3
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Mutig – mit seiner Art, anders zu sein FAST JEDER AUGSBURGER KENNT gerhard hermanutz ALS „KÖNIG“ Ob er nackt im Wald herumwandert, im Sommer auf dem Rathausplatz Weihnachtslieder singt oder barfuß im langen Gewand durch die Stadt flaniert, Gerhard Hermanutz fällt auf. Er hat den Mut, anders zu sein, Regeln und soziales Verhalten zu hinterfragen und an jedem Tag das zu machen, was ihm gerade in den Sinn kommt. Seit er vor vielen Jahren einmal mit einer selbstgebastelten Krone aus Goldpapier vor dem Rathaus stand, ist er für die Bürger der „König von Augsburg“. „Der Name war ein Gemeinschaftsprojekt“, erklärt er lakonisch. „Mensch“ wäre ihm lieber, denn der Name „König“ sei nur ein Ersatz, weil sich „Mensch“ nicht so würdevoll anhört. Ganz schön mutig, so zu leben, denken viele Augsburger und einige sagen ihm das auch. Für Gerhard Hermanutz ist Mut eher ein abstrakter Begriff. „Wenn jemand Mut hat, dann wird er vielleicht als übermütig, leichtsinnig oder dumm bezeichnet“, sagt er. Mut ist seiner Ansicht nach vor allem für das Leben, für den Alltag, für das Hinausgehen in die Welt nötig. „Im Leben braucht man Nerven, Kraft und Mut“ zitiert er Mr. Banks, der diesen Satz im Musical an Mary Poppins richtet. „Zu Hause bleiben, sich abkapseln, auch das erfordert Mut … daheim bleiben ist Demut“, philosophiert der König. Demut könne jedoch auch Feigheit sein, spinnt er den Faden weiter und kommt zur Religion. Er bedauert, dass die Päpste keinen Bart mehr tragen, wie es im 16. Jahrhundert noch üblich gewesen sei. Er selbst zeigt Mut zum Bart und zum langen Kopfhaar, das stets gepflegt aussieht. Die Kleider, mit denen der „König“ früher aufgefallen ist, hat er alle selbst genäht. Heute sieht man ihn meist in Hose und Pullover. Am liebsten aber würde er nackt herumlaufen. Einfach deswegen, weil es in seinen Augen das Normalste der Welt ist. „Ich möchte nackt sein, aber ich möchte mich nicht vor anderen aus-
ziehen, denn das Ausziehen erregt das Ärgernis der Menschen“, denkt er. Im letzten Jahr ist Gerhard Hermanutz 40 Mal im Adamskostüm vom Auensee auf dem Lechdamm zum Kuhsee gegangen. Die Kleidung und die Schuhe trug er auf dem Kopf. „Kleidung trägt man“, erläutert er und gibt zu, dass das wirklich mutig war. Aufgehalten hat ihn niemand, bis zu dem Sonntag, an dem der Kuhsee-Marathon stattfand. „Die Läufer, die mir begegnet sind, haben sich beschwert und die Polizei gerufen“, erzählt er. Daraufhin musste er ein Ordnungsgeld zahlen. Badehosen mag Hermanutz überhaupt nicht, „ganz oder gar nicht“ ist seine Devise. Nackt sieht man ihn trotzdem nur noch gelegentlich, wie einmal im Univiertel. „Die Menschen haben sich nicht über das Nacktsein aufgeregt, sondern über die rot-weiß gemusterte Tasche, in der ich meine Kleider trug. Die ist aufgefallen, nicht ich“, reimt er sich zusammen. Ansonsten sieht man ihn auch an Tagen mit über 30 Grad in langen Hosen, einem langärmeligen Pullover und festen Schuhen. In seinen Augen haben auch die Menschen Mut, die ihn ansprechen oder ein Foto machen. „Die jungen Leute sind da viel aufgeschlossener, die anderen werden Angst haben, mit mir gesehen zu werden, man könnte ja schlecht über sie reden“, vermutet er. Dabei ist Gerhard Hermanutz keiner, mit dem man sich schämen muss. In Saulgau in Baden-Württemberg geboren, hat er nach der Schule eine Ausbildung zum Schriftsetzer gemacht, ein Studium zum Wirtschaftsingenieur absolviert und ist dann noch Altenpfleger geworden. „Im Beruf des Königs kann man das alles zusammenfassen“, freut er sich. Mut zum Leben, Mut zum Älterwerden, Mut zum Sterben? Darauf hat Gerhard Hermanutz keine schnelle Antwort. Nach einigem Nachdenken meint er, dass man eben Mut für das ganze Leben braucht. rmi
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Foto: Peter Buchner
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„Etwas Mut braucht man schon!“ therese und clara ziche spielen für das sjso vor
Als erste soll Clara Ziche aus Königsbrunn zeigen, was sie kann. Die 14-Jährige spielt seit sieben Jahren Geige. „Ich habe ein gutes Gefühl, aber wenn es diesmal nicht klappt, dann versuche ich es beim nächsten Mal wieder“, sagt sie gelassen. Ihre jüngere Schwester Therese, die später auf der Bratsche, auch Viola genannt, vorspielen wird, ist etwas aufgeregter. Als ruhender Pol für beide agiert Mutter Barbara Ziche. Sie macht ihren Töchtern Mut und rät Clara, die Geige noch einmal zu stimmen. Dann ist es soweit. Christine Lichtblau vom SJSO bringt das Mädchen zum Konzertsaal, wo sie von den Jurymitgliedern Allan Bergius, Wolfgang Fritzen, Franz Mayr-Musiol, Pamela Rachel und Hartmut Tröndle freundlich begrüßt und gebeten wird, auf die Bühne zu gehen. Pianistin Stefanie Knauer begleitet am schwarzen Flügel alle Bewerber, die jeweils ein langsames und ein schnelles Stück aus verschiedenen Epochen vortragen müssen. Clara hat eins von Henryk Wieniawski und eins von Johann Sebastian Bach ausgewählt. Sie spielt ohne Noten und wirkt dabei sehr sicher. Das wird ihr am Ende auch von der Jury bestätigt. Sie habe „eine gute Haltung, spiele sehr natürlich und fließend, es mache Spaß, ihr zuzuhören“, sind die ersten Kommentare. Mehr erfährt sie vorerst noch nicht. Zurück in dem kleinen Zimmer, in dem sich
die Schwestern auf ihren Auftritt vorbereiten können, erzählt Clara, dass sie beide Stücke schon einmal bei der Aufnahmeprüfung zur Jungstudentin am Leopold-Mozart-Zentrum gespielt hat. „Etwas Mut braucht man dazu schon, aber ich habe es ja jetzt schon öfter gemacht“, meint sie. Ihre zwölfjährige Schwester will mit Werken von Antoni Vivaldi und Henri Casadesus zeigen, wie gut sie die Bratsche beherrscht. Ihre Lehrerin, bei der sie seit sechs Jahren Unterricht nimmt, hat sie ausgewählt. Therese spielt nach Noten und verliert schnell ihre anfängliche Nervosität. Auch diesmal ist die Jury zufrieden. Man merke, dass sie gerne Bratsche spiele, es sei ein schöner Gesamteindruck gewesen, aber sie könne das Vibrato noch etwas ausbauen, heißt es. „Man muss schon mutig sein, wenn man hier vorspielt, aber für Musiker ist das Auftreten ja ganz normal und bei der Aufnahmeprüfung kann man das schon einmal üben. Mut machen können wir letztendlich nicht, aber wir versuchen, das Ganze so zu gestalten, dass es den jungen Leuten auch Spaß macht“, erklärt Allan Bergius, Dirigent des Orchesters. Und über ein paar kleine Fehler würde man hinwegsehen. Von den 21 Bewerbern haben es diesmal 14 geschafft. Wie man unter Musikern sagt, sind es drei Violinen, eine Viola, fünf Violoncelli, eine Harfe, eine Trompete, eine Oboe und eine Klarinette. Groß ist die Freude bei Familie Ziche, denn auch Clara und Therese wurden für die Herbstarbeitsphase 2015 aufgenommen. Aktuell gehören dem 1959 durch den Augsburger Richard Maier gegründeten Orchester 89 Mitglieder an. Sie proben zweimal im Jahr und treten anschließend mindestens dreimal auf. Die Herbstkonzerte des SJSO: Bläserserenade am 17. September in Ottobeuren, Sinfoniekonzerte am 18. September in Babenhausen, am 19. September in Betzigau und am 20. September in Augsburg. rmi
Foto: Peter Buchner
An einem schwülwarmen Sonntagvormittag sind 21 junge Musikanten mit ihren Instrumenten in das Leopold-Mozart-Zentrum in der Augsburger Maximilianstraße gekommen. Sie wollen sich für die Aufnahme in das Schwäbische Jugendsinfonieorchester (SJSO) des Bezirks Schwaben bewerben. Im Konzertsaal wartet eine fünfköpfige Jury. Sie entscheidet, ob die Kinder und jungen Erwachsenen künftig in einem der besten Jugendorchester Bayerns mitspielen dürfen.
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Leben und Tod, Trauer und Trost Sonja Fischer aus Allmannshofen macht mit Märchen Mut Sonja Fischer hat ihren Traumberuf gefunden. Schon als Kind hatten Märchen für sie einen Zauber. Auf der Harburg im Landkreis Donau-Ries sah die heute 41-Jährige schon immer das Rotkäppchen umherlaufen. Ihr Weg begann als Erzieherin im Kindergarten. Ihr Studium der Psychologie und der Soziologie sind ihr bis heute nützlich. „Viel habe ich auch Traudl Vogler von der Augsburger Puppenkiste zu verdanken“, betont Sonja Fischer. Dort erhielt sie eine Ausbildung im Puppenspiel. Als Kindergartenleiterin in Kutzenhausen im Landkreis Augsburg wurde das Grimm‘sche Märchen vom Schneewittchen zum Jahresprojekt. Neben der Zeit im Märchenzelt Augsburg besuchte Sonja Fischer zahlreiche intensive Märchenseminare. Viel gelernt hat sie auch von Margarete Möckl und Dagmar Wiecke, beides bekannte Märchenerzählerinnen. Heute ist sie seit fast 17 Jahren selbstständig und kommt viel herum. Beim Augsburger Brecht-Festival und beim Dessauer Kurt-Weill-Fest trat sie auf („Brecht für Kinder“). Im Fernsehen auf BayernAlpha erschien ein Feature für Kinder, bei dem sie gemeinsam mit dem „Bär Ralphi“ von der Augsburger Puppenkiste den Beruf des Märchenerzählers vorstellte. Kinder wollen Märchen hören und zwar nicht nur einmal, denn „Helden und Hexen sind ewige Begleiter“, sagt Sonja Fischer. „Kinder können ausblenden, immer neue Varianten während des Märchenerzählens entdecken und vor allem intuitiv fühlen“. Oft waren gerade die gruseligsten Stellen die wichtigsten Wegbereiter. Denn aus Fehlern oder schlimmen Situationen können neue Dinge entstehen und man kann daraus Mut schöpfen. Dass Märchen erzählen auch „heilend“ wirken und Trost spenden kann, zeigt sich inzwischen bei Einsätzen in Krankenhäusern, Altenheimen und in der Therapie. Auf der Kinderkrebsstation in Augsburg hat Sonja Fischer Märchen zum Trost aber
auch zur Freude erzählt. Dabei erlebte sie immer wieder, dass Erzählen Herzen öffnet. Familien kommen ins Gespräch, man findet wieder den Mut, über den Tod zu sprechen und sich mit der Endlichkeit auseinander zu setzen. Die Geschichten geben den Weg frei zu den eigenen Gefühlen und durch die gehörten Worte können die eigenen Gefühle wieder in eigene Worte gefasst werden. Sonja Fischer nennt das „die Alchemie für die Seele“. Denn Märchen schützen, geben Geborgenheit und gehen doch immer gut aus. „Auch bei der Trauerarbeit ist das so“, erzählt Sonja Fischer. Durch Märchen kann man erschrecken, man kann die Endlichkeit begreifen. Märchen handeln von Leben und vom Tod. Aber man kann auch Schwere in Ertragbares wandeln. Und daraus kann man für sich selbst neue Aufgaben stellen. Da fällt ihr auch ein umgewandelter Spruch aus Schneewittchen ein: „Spieglein, Spieglein an der Wand – im Du hab ich mich selbst erkannt“. Ohne Buch oder Skript, allein durch Sprache, Ausdruck und Gestik verleiht Sonja Fischer ihren Märchen eine wunderbare Aufgeschlossenheit. Zwischen 300 und 400 davon kann sie mittlerweile erzählen. Auswendig gelernt hat sie die vielen Geschichten um das Rotkäppchen, das Schneewittchen, um die Hexe und um die kluge Bauerntocher aber nicht. Das Wort „auswendig lernen“ mag sie nicht. „Learning by heart“ nennt sie das. Und sie sagt, dass es für jedes Thema des Lebens ein passendes Märchen gibt, von der erotischen Liebesgeschichte bis zur Grusel-Story. Diese Botschaften darf die Allmanshofenerin (Landkreis Augsburg) den Menschen überbringen, dafür ist sie sehr dankbar, wie sie immer wieder betont. Sonja Fischer ist mit Leib und Seele Märchenerzählerin: „Ich liebe meinen Beruf nicht nur. Ich lebe ihn“. pif
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Foto: Peter Buchner
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Mut, ins „kalte Wasser“ zu springen Martin kluger und das welterbe-thema wasserwirtschaft Wasser bringt Leben. Auch in die angestaubte Debatte, wie sich Augsburg im Wettbewerb der Städte präsentiert. Fugger? Mozart? Brecht? Puppenkiste? FCA? „Alles richtig und alles wichtige Bausteine für die Ausrichtung der Stadt als Tourismusziel“, sagt Autor und Marketingstratege Martin Kluger, der vor fünf Jahren zwischen die teils zarten, teils abgewirtschafteten Pflänzchen einen mittlerweile deutlich wahrnehmbaren Pflock in die Positionierungsbemühungen Augsburgs gerammt hat: die historische Wasserwirtschaft. Belächelt wurde er anfangs, die Idee von nicht wenigen mit Hohn und Spott übergossen. „Bitterböse Leserbriefe und hämische Pressekommentare ließen erkennen, dass es manchem Augsburger und manchem Journalisten überaus suspekt ist, dass in seiner Stadt etwas weltweit einzigartig und vorbildlich sein könnte“, sagt er rückblickend auf die Zeit, als Augsburg sich auf den Weg gemacht hat, seine Interessensbekundung „Wasserbau und Wasserkraft, Trinkwasser und Brunnenkunst in Augsburg“ – so der offizielle Titel – zur Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO abzugeben. Zu ambitioniert, zu „weit weg“ und zu frisch die noch recht lebendigen Erinnerungen an den teuren Riesenflopp der Augsburger Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2004, die vielen den Blick auf das immense Potenzial verschlossen, das ein „Welterbe Wasserwirtschaft“ an den Lech brächte. Kaum jemand will sich für das Augsburger Wasser erwärmen, als die städtische Interessensbekundung ausgearbeitet und im Juli 2012 zur Einreichung beim Bayerischen Kultusministerium fertig ist. Von „Hirngespinsten“ und „Größenwahn“ sprach man nicht nur hinter vorgehaltener Hand. Ein erster Präsentationstermin im Stadtrat fiel ins Wasser. Eine süddeutsche Zeitung kom-
mentiert böse, dass man der aufgeblasenen Idee in Augsburg die Luft rauslassen solle. „Da wird man kurz mutlos“, sagt Kluger, den es zuweilen schmerzt, wenn das kommunalpolitische Tagesgeschäft die Arbeit an einer Jahrhundertchance überschattet. „Eines ist klar“, sagt Kluger, „das Thema Wasserwirtschaft ist kein Mainstream-Thema, dem man mit Straßenfesten und Halligalli begegnen kann.“ Es sei auch nicht Aufgabe, vor großem Publikum Sympathiepunkte zu sammeln und vorrangig die Interessen von Politikern zu befriedigen – „es geht darum, die Kriterien der UNESCO zu erfüllen mit einem Thema für anspruchsvolle, gebildete Menschen.“ Denn genau für dieses Zielpublikum böte Augsburg zuwenig. Zu diesem mentalen Problem gegenüber der Augsburger Interessensbekundung, Welterbe-Stätte zu werden, kommt ein materielles: Aus Sicht der Stadt brächte der Titel „Weltkulturerbe“ zwar immenses Renommee, jedoch erst mal kein Geld in die Kassen. Im Gegenteil: Zuerst einmal müssen Euros fließen, um die ersten Schritte zu tun, wesentliche Elemente des Themas zu dokumentieren und die Interessensbekundung zu erarbeiten. Das ist Voraussetzung dafür, sich als Welterbestätte überhaupt bewerben zu dürfen. „Es sind relativ überschaubare Beträge – vor allem angesichts der zu erwartenden Nachhaltigkeit, was Ergebnis und Umwegrentabilität betrifft“, sagt Kluger. Doch wer die Augsburger Seele kennt, weiß auch, dass der Schwabe unvorhergesehene Ausgaben scheut wie der Teufel das Weihwasser. Und das nicht erst, seit seit Millionenbeträge für das marode Stadttheater bereitgestellt und im Bahnhofstunnel vergraben werden. Auch die Aussicht, unter Umständen ein Welterbezentrum bauen zu müssen, ermuntert nicht jeden, mit voller Kraft am Projekt „Welterbestätte Augsburg“ mitzuarbeiten.
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Foto: Axel Weiss
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Fotos: Simon Strobl (4), Stadtwerke Augsburg (3), Martin Kluger (1)
Rückblende: Als 2010 ein Schreiben des Bayerischen Kultusministeriums auf dem Schreibtisch des damaligen Kulturbürgermeisters Peter Grab landete, ergriff der die Initiative. Die Frage nach einem „welterbewürdigen Thema“ gab er weiter an Tourismus-Chef Götz Beck. Der wiederum besprach sich mit seinem langjährigen Partner in Sachen Augsburg-Publikationen, namentlich Martin Kluger. „Natürlich lagen die Themen Renaissance-Rathaus und Fuggerei nahe“, erinnert er sich. Das Problem dabei: Die UNESCO hat für ihre Welterbestätten eindeutige Kriterien festgelegt: Die Denkmale müssen einen außergewöhnlichen universellen Wert, Authentizität und die Integrität besitzen, wenn die Bewerbung eine Chance haben soll – was durch die amerikanischen und britischen Bomber in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 sowohl bei Rathaus als auch bei Fuggerei zunichte gemacht wurde. „Beides war damit ausgeschlossen“, sagt er, vor allem auch, weil Deutschland mit Baudenkmälern und (Alt-)Stadtbildern auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste überrepräsentiert ist und Augsburg damit nicht die kleinste Chance gehabt hätte. Doch Kluger hatte einen weiteren Pfeil im Köcher: Weil er sich bereits 2007/2008 bei der Konzeption des Lechmuseums Bayern und etlichen Buchproduktionen, z. B. mit Franz Häußler und dem Industriekulturexperten Prof. Karl Ganser mit den Themen Kulturgeschichte und wirtschaftliche Nutzung von Wasser am Fluss beschäftigte, stellte er schnell fest, dass in Augsburg ein hohes Potenzial schlummert. „Das Thema Wasser ist in der Stadt überall sichtbar. Aber nur wenige nehmen es wirklich wahr.“ Von einst bis zu neun historischen Wasserwerken sind noch sechs Wasser-
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Facetten der Bewerbung – Wasserbau, Wasserkraft, Trinkwasser und Brunnenkunst – und die Vernetzung miteinander wird das neue Buch von Martin Kluger darstellen.
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Der Weg zum Welterbe
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Stünden die Prachtbrunnen in München, würde man wohl einen Riesenbohei um sie machen
türme vorhanden. Allein das sei schon einmalig. Dazu kämen die Kanäle, das historische Wasserwerk am Hochablass, die frühen Wasserkraftwerke und die Monumentalbrunnen – „alles bereits jetzt geschützt“, freut Kluger die Tatsache, dass dieser Punkt der Welterbeanforderungen damit bereits abgehakt werden könne. Doch weil das Thema mit Zeitgeschichte, Stadtgeschichte, Kunstgeschichte, Architekturgeschichte, Technikgeschichte, Sozialgeschichte und Wirtschaftsgeschichte äußerst vielschichtig ist (Kluger: „Wie Tortenstückchen geben viele Teile ein Ganzes“), ist es auch schwierig zu greifen und für viele offensichtlich auch schwierig zu begreifen – eine Unwissenheit über den Stellenwert
28.02.2011: Einreichung der Interessensbekundung November 2011: Die vom Bay. Kultusministerium eingesetzte Expertenkommisssion empfiehlt die Augsburger Bewerbung für bundesdeutsches Auswahlverfahren. 02.11.2013: ein entscheidender Tag: Mitglieder des Fachbeirats besichtigen die Denkmäler in Augsburg 13.06.2014: Augsburgs Kulturreferent, Thomas Weitzel, erhält die Nachricht, dass die Augsburger Interessensbekundung unter den 31 Kandidaten aus 13 Bundesländern auf die deutsche Tentativliste gesetzt wurde April 2015: Augsburg erhält den Zeitplan für die Einschreibung in die Liste des UNESCO-Welterbes: bis 01.08.2017: Vorlage des vollständigen Antrags zur Einleitung der Vorprüfung im Bay. Kultusministerium bis 15.08.2017: Vorlage des Antrags beim Beauftragten der Kultusministerkonferenz zur ersten Vorprüfung bis 30.09.2017: Vorlage des Antrags beim UNESCOWelterbezentrum in Paris zur Vorprüfung bis Mitte November 2017: Rückmeldung des Welterbezentrums über das Ergebnis der Vorprüfung bis 01.01.2018: Vorlage des Antrags an Bay. Kultusministerium über Kultusministerkonferenz und Auswärtiges Amt bis 1. Februar 2018: definitive Einreichung des Antrags beim UNESCO-Welterbezentrum
dieser Stadt in der Geschichte, die der gebürtige Donauwörther nicht verstehen kann. „Es ist schon erstaunlich, wie weit dieser typische, lokale Minderwertigkeitskomplex reicht, mit diesem Schatz nichts anzufangen zu wissen“, wundert sich Kluger. „Stünden zum Beispiel die Prachtbrunnen in München, würde man wohl einen Riesenbohei um sie machen.“ Die Trägheit im Umgang mit Idee und Thema machte es anfangs auch den Machern schwer. Auch wenn es für viele Einzelpunkte innerhalb einer Forschungsrichtung ausgewiesene Spezialisten gibt, ist es schwierig, die Brücke z.B. zwischen Ingenieurs- und Handwerkskunst der Wasserbauwerke mit der sozialen und kulturellen Bedeutung zu schlagen. Doch mit der ihm eigenen Beharrlichkeit kämpfte Kluger gegen Ressentiments und trotz fehlender Budgets für das Zusammensetzen des Puzzles „Wasserwirtschaft“, kocht das Thema seit fast fünf Jahren immer
1 Hochablass 2 Wasserwerk auf der Wolfzahnau 3 Historisches Wasserwerk am Hochablass 4 Wasserturm am Gänsbühl in der Jakobervorstadt 5 Trinkwasserbrunnen in der Stadt
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6 Unterirdischer Kanallauf zum Wasserwerk am Roten Tor 7 Blick ins historische Wasserwerk am Hochablass
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die kosten der bewerbung 1,5 Mio. Euro bis zur Einreichung
Je 100.000 Euro Budget sind für 2015 und 2016 in den städtischen Haushalt eingestellt. Insgesamt rechnet Thomas Weitzel mit 1,5 Mio. Euro Kosten der Bewerbung.
Fotos: Simon Strobl (1), Stadtwerke Augsburg (2), Peter Buchner, Martin Kluger (1)
„Wir sind gerade dabei, die Kosten für die gesamte Bewerbungsphase zu ermitteln“, sagt Augsburgs Kulturreferent Thomas Weitzel. Er rechnet für die Dauer der Bewerbung „wahrscheinlich“ mit Kosten in Höhe von 1,5 Mio. Euro. Die Umsetzung bei einem möglichen Zuschlag würde dann deutlich teurer, weil Planungen für ein Welterbezentrum auch umzusetzen wären. „Angesichts der Haushaltssituation und der Bindung über mehrere Jahre soll auch der Mehrwert des Labels beleuchtet werden“, so Weitzel. Grundsätzlich zeigten Untersuchungen: Eine solche Bewerbung nur aus touristischen Gründen zu machen, wäre eher falsch.
wieder auf und bringt es in Fluss. 2011 finden sich zwar Sponsoren, sein Verlag geht jedoch ins eigene wirtschaftliche Risiko, um zwei Bücher zum Thema „Historische Wasserwirtschaft und Wasserkunst in Augsburg“ zu realisieren. Schnell zeigt sich, dass in Fachkreisen großes Interesse da ist – Band 1 ist bald in erster, dann in zweiter Auflage ausverkauft. Ein zweites, vertiefendes Werk kommt 2013 hinzu – wie sich herausstellt ein äußerst wertvoller Baustein auf dem Weg zum Welterbe-Status. Denn darin hat Kluger en detail beschrieben, was Wasserbau und Wasserkraft, Trinkwasser und Brunnenkunst in Augsburg welterbewürdig macht: Das Wasserwerk am Roten Tor erinnert an die Anfänge der reichsstädtischen Fließwasserversorgung im frühen 15. Jahrhundert, mit dem Wasserwerk am Hochablass begann 1879 die moderne Trinkwasserversorgung der Stadt. Denkmäler der Wasserwirtschaft reichen von dem seit dem frühen Mittelalter gegrabenen System der Lech- und Wertachkanäle über den Hochablass bis zu den frühen Wasserkraftwerken auf der Wolfzahnau oder am Wertachkanal. Stadtbäche durchziehen das Naturund Trinkwasserschutzgebiet „Stadtwald Augsburg“: Sie sind – wie die Kanäle von Lech und Wertach – industriearchäologische Denkmäler. Die drei Monumentalbrunnen von Hubert Gerhard und Adriaen de Vries erregten als Renommierprojekte der reichsstädtischen Fließwasserversorgung europaweit Aufsehen. Und – ein gewichtiges Pfund in der Bewerbung ums Welterbe – Archive, Bibliotheken und eine weltweit einzigartige Modellkammer haben bis zum heutigen er Augustusbrunnen, einer der Prachtbrunnen 1 D 2 Quelltopf im Augsburger Trinkwasserschutzgebiet 3 Aufgedeckter Kanal in der Augsburger Altstadt 4 Rotes Tor, Ulrichsbasilika und Wasserturm
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Tag die Dokumente des seit dem 15. Jahrhundert gewachsenen „Clusters Wassertechnologie“ bewahrt, wie man die Ballung Augsburger Wasserwissens, Handwerks- und Ingenieurskunst heute nennen würde. Dass Wasser und damit auch die Antriebskräfte von Lech und Wertach auch zum frühen Aufstieg zur Industriestadt und der Entstehung von Unternehmen mit Weltgeltung beitrug (Kluger: „Ohne das Wasserwissen wäre der Dieselmotor nicht in Augsburg entwickelt worden“), ist ein weiterer Aspekt der Bücher und der Augsburger Bewerbung. Denn die Dokumentation der Fakten ist ein Erfolgsfaktor einer Bewerbung.
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Anfang November 2013 besuchen Mitglieder des Fachbeirats – welcher der Deutschen Kultusministerkonferenz die Kandidaten für die deutsche Bewerberliste empfiehlt –, Augsburg, um sich die historische Wasserwirtschaft zeigen und erklären zu lassen. Die beiden im context verlag erschienenen Bücher zur Wasserwirtschaft bekommen sie im Rahmen der Präsentation übergeben. Als wenige Tage später diese Bücher auch für die an diesem Tag in Augsburg nicht anwesenden Mitglieder des Fachbeirats angefordert werden, ist für Kluger klar, dass Augsburg mit seinem Thema einen guten Eindruck hinterlassen hat, auch wenn Kritiker der Bewerbung bislang keine großen Chancen eingeräumt hatten. Seit April 2014 ist nun sicher, dass es das technisch-kulturelle Denkmalensemble „Wasserbau und Wasserkraft, Trinkwasser und Brunnenkunst Augsburg“ auf die Vorschlagsliste (Tentativliste) für zukünftige Nominierungen Deutschlands zur
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überlegt habe, was passiert wäre, wenn wir den Schritt auf die Tentativliste nicht gepackt hätten, musste ich erst richtig schlucken.“ Er vermutet, nicht wenige Kritiker, die bisher im stillen Kämmerlein abgewartet hätten, wären dann über ihn und die anderen Initiatoren hergefallen. Und das, obwohl bisher weder der städtische Geldsäckel noch das Image gelitten hätten.
4 Aufnahme in die UNESCO-Welterbe-Liste geschafft hat – und weltberühmte Orte wie den Gerichtssaal 600 der Nürnberger Prozesse hinter sich gelassen hat. „Dies übrigens, selbst wenn das kaum ein Journalist verstanden hat oder verstehen wollte, mit sehr viel besseren Chancen als etwa die bayerischen Königsschlösser. Augsburgs Aussichten sind gut, 2019 UNESCO-Weltkulturerbe zu werden“, ist Kluger überzeugt, weil die Denkmäler, das Thema und die „Story“ stimmen würden. „Als die Nachricht kam, ist mir das Herz in die Hose gerutscht“, erinnert sich Kluger, weil ihm die Bedeutung sofort klar war. „Als ich dann aber
Im Gegenteil: Weil er und Augsburg mit der Idee „ins kalte Wasser gesprungen sind“, habe die Stadt bereits jetzt gewonnen, bei Fachleuten sowieso. Durch die Aufnahme auf die Tentativliste, jedoch auch bereits im touristischen Sektor. Bereits jetzt kommen Fachbesuchergruppen ganz gezielt nach Augsburg, um sich die Wasserhistorie zeigen zu lassen. Und von anderen Welterbestätten weiß man, dass gerade Touristen aus Asien Welterbestätten systematisch „abreisen“, weil es dort für europäische Welterbestätten regelrechte Reiseführer gibt. „Mit Sicherheit bietet sich für Augsburg derzeit eine so rasch nicht wiederkehrende Jahrhundertchance, und zwar – gemessen an früheren Versuchen – mit wenig Aufwand, aber immenser Nachhaltigkeit“, sagt Kluger, „und wir reden davon, dass das Augsburger Wasser für die Stadt eine wahre Quelle ist, deren Potenzial langfristig ausgeschöpft werden kann.“ wos
die weiteren schritte auf dem weg zum welterbe Die Notwendigkeit, eine Projektleiterstelle zu schaffen, ist aufgrund des Stellenzuschnitts schwierig Der „Managementplan“ als wichtiger Teil der Bewerbung wurde in der letzten Kulturausschusssitzung als Auftrag an die Agentur Scheuvens und Wachten vergeben. Diese hat die erfolgreiche Bewerbung der Speicherstadt Hamburg begleitet, die erst im Sommer zum Welterbe erhoben wurde. Einen Projektleiter zu finden, der die Augsburger Bewerbung bis zur endgültigen Abgabe der Schrift bei der UNESCO Anfang 2018 begleitet, wird nicht einfach. „Wir würden eigentlich einen Denkmalpfleger, Kunsthistoriker, Technikgeschichtler, Stadtentwickler und Wasserwirtschaftler in Personalunion benötigen, um nur ansatzweise den Stellenzuschnitt zu definieren“, sagt Augsburgs Kulturreferent Thomas Weitzel (Foto unten). Der Grund liegt im vielschichtigen Zuschnitt der Bewerbung. „Möglicherweise ist es sinnvoller, Teilaufträge an Fachleute im jeweiligen Bereich zu vergeben, um diese zum Schluss redaktionell zusammenzuführen“, so die Überlegung im Kulturreferat, das momentan mit einer Honorarkraft die Arbeitsaufträge erfüllt und an der Schnittstelle zwischen Referat und Managementplan agiert. Dieser wird von den Dortmundern Scheuvens und Wachten, Agentur für „Stadt- und Regionalplanung, des Städtebaus und Wettbewerbsmanagement“ entwickelt, die zuletzt auch die erfolgreiche Hamburger Speicherstadtbewerbung begleitet hat. Auch der Auftrag für die technikgeschichtliche Untersuchung der Objekte läuft. Dazu wurde das Darmstädter „Büro für Industriearchäologie“ eingeschaltet. Darüber hinaus ist momentan ein Symposium für das nächste Jahr geplant, bei dem es um die „Comparative Analysis“ mit anderen Objekten im internationalen Vergleich gehen wird – ebenfalls ist ein wichtiger Baustein für die Bewerbung und zwingend von der UNESCO vorgegeben. Die im Referat angesiedelte Honorarkraft recherchiert hierzu die notwendigen Kontakte zu internationalen Experten und steht im Kontakt mit ICOMOS und dem Welterbebüro in Bonn.
Parallel laufen die Vorbereitungen für eine kulturgeschichtliche Ausstellung zum Thema Wasser in den Kunstsammlungen, die für Beginn 2018 geplant ist, damit in der letzten Phase der Bewerbung eine entsprechende öffentliche Wirkung entsteht, „die auch nochmals die Medien auf Augsburg aufmerksam machen sollte“, wie Weitzel hofft. Für 2017 und 2018 sollen dann über eine befristete Projektleiterstelle Formen der Bürgerpartizipation angegangen werden, die als begleitender Teil der Bewerbung ebenfalls von Wichtigkeit ist. Weil das Thema so komplex ist, beschäftigt sich die Stadt im Moment damit, sich die Frage zu stellen: Welche Objekte kommen in die Bewerbung hinein, welche fallen heraus, wo sind Kern- und wo sind Schutzzonen definiert. Thomas Weitzel gibt ein Beispiel: „In den Unterlagen von Martin Kluger ist z. B. das Wasserwerk in der Wolfzahnau enthalten. Ob dies neben dem Hochablass-Wasserwerk Welterbestatus besitzt, muss technikgeschichtlich durch einen Gutachter untersucht werden. Dabei muss erkennbar sein, dass es einen „Outstanding Universal Value“ besitzt. Ist dies nicht zweifelsfrei zu belegen, dann wird das Wasserwerk in der Wolfzahnau nicht aufgenommen.“ Zunächst also müssten in diesem Sinne alle Punkte inhaltlich definiert werden, erst dann könnten die Fragen eines Leitsystems zur touristischen Wegeführung etc. angegangen werden. Weitere Verfahrensschritte, die über den Managementplan hinaus gehen, könnten erst dann, im Herbst 2017 nach den Voruntersuchungen und der konkreten Fokussierung, gemacht werden. wos
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Augsburg hat Freude am Teilen Seit vier Monaten bieten die Stadtwerke Augsburg mit 25 Autos an neun Stationen Carsharing an. Jetzt hat sich bereits der 300. Nutzer dafür angemeldet. Eigentlich hatten die Stadtwerke erst nach einem Jahr mit so vielen „Autoteilern“ gerechnet. „Wir haben das Angebot an die tolle Nachfrage angepasst und die Zahl der Stationen ausgebaut“, freut sich Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Walter Casazza. Mit acht weiteren Autos an vier Standorten wurde das Netz der Stellplätze mit Carsharing-Fahrzeugen in einem ersten Schritt noch im Juli erweitert. In der Nähe des Klinikums in Kriegshaber, auf dem Dierig-Gelände in Pfersee, an der Königsbrunner Straße 17 in Haunstetten und im Schaezler-Parkhaus wurden Stationen mit je zwei Autos eingerichtet. „Wir wollen mit der Nachfrage schritthalten“, so Casazza. Fünf weitere Standorte in Stadtteilen sind bereits in der Planung. „Unser Ziel ist, ein flächendeckendes Netz mit Carsharing Stützpunkten in Augsburg einzurichten“, so Casazza. So nutzen auch die ersten städtischen Ämter swa Carsharing. Dem Amt für Kinder, Jugend und Familie sowie dem Hauptamt stehen je nach Bedarf flexibel Autos zur Verfügung, ohne diese in einem eigenen Fuhrpark ständig und teuer bereitstellen zu müssen. Deshalb sind
Als erstem Nutzer aus der Stadtverwaltung hat Stadtwerke Geschäftsführer Dr. Walter Casazza (li.) Bürgermeister und Sozialreferent Dr. Stefan Kiefer die Kundenkarte überreicht. Mitarbeiter des Amts für Kinder, Jugend und Familie sind somit künftig flexibel mit swa Carsharing unterwegs. auch immer mehr Firmen an dem Angebot interessiert. Nun soll weiter in das Konzept investiert werden, das in Augsburg das Mobilitätsangebot erweitert und eine sinnvolle Alternative zum eigenen Auto bietet.
Neues Eisstadion für Kaufbeuren
Fotos: swa/Hosemann, GC Augsburg, Stadt Kaufbeuren
Herrenmannschaft des GC Augsburg schafft die Sensation: Aufstieg in die 2. Bundesliga ist perfekt! Die Ausgangsposition konnte spannender nicht sein: die Herrenmannschaft des Golfclubs GC Augsburg lag punkt- und schlaggleich mit der Mannschaft des GC Liebenstein vor dem letzten Spieltag Anfang August im Jura Golf Hilzhofen bei Neumarkt an der Tabellenspitze der Regionalliga Süd1. Angespornt durch die gute Nachricht, dass Topspieler Dr. Antonio Fernandez rechtzeitig von einer Geschäftsreise aus Japan zurückgekehrt war und am Sonntagmorgen am Start sein würde, legten die Augsburger in den acht Einzeln glänzend vor und schockten die Liebensteiner sichtlich: mit 12 Schlägen Vorsprung vor den Vierern am Nachmittag wurden die Liebensteiner förmlich deklassiert. Aber Liebenstein gab sich nicht geschlagen und holte in den Vierern Schlag um Schlag auf. Das GCATeam gab noch einmal alles und kämpfte verbissen um jeden Schlag, konterte erfolgreich und die zwölf Schläge Vorsprung wurden bis zum Ende verteidigt. Erschöpft nach rund sieben Stunden Golf auf höchstem Niveau, aber total glücklich und stolz auf die tolle Leistung, traten Christian Pitz, Robin Schnurr, Dr. Antonio Fernandez, Patrick und Daniel Prazak, Johannes Hartmann, die beiden Playing-Kapitäne Sven Rampf und Roland Krause sowie die Ersatzspieler Philipp Schweyer und Vincent Pairan die Heimreise nach Augsburg an. Damit spielt die Herrenmannschaft des GC Augsburg kommendes Jahr in der 2. Bundesliga.
Der Kaufbeurer Stadtrat ist in seiner letzten Sitzung mehrheitlich den Empfehlungen des Verwaltungsrates und des Bauausschusses gefolgt und hat die von den Architekten und Fachplanern vorgelegte Vorentwurfsplanung und Kostenschätzung beschlossen. Im Ergebnis wird der weiteren Planung der Vorentwurf eines Eisstadions zu Grunde gelegt, der das bereits beschlossene Raumprogramm funktional bestmöglich umsetzt und eine Kapazität von max. 3.500 Zuschauern vorsieht. Die Kostenschätzung sieht eine voraussichtliche Investitionssumme von rund 22,5 Millionen Euro vor, die damit im vorgegebenen Budgetrahmen liegt. Der Entwurf des Stuttgarter Architektenbüros asp orientiert sich an der Eisarena in Weißwasser und erinnert mit seiner rechteckigen weißen Hülle an einen Eisblock. Diese kann in der Dunkelheit illuminiert werden. Das neue Eisstadion soll auf dem Trainingsgelände des benachbarten Parkstadions gebaut werden, in der Nähe des jetzigen Stadions zwischen Bahnhof und Altstadt gelegen. Nach dem derzeitigen Stand ist der Baubeginn für Mai 2016 geplant, wenn alles nach Plan verläuft soll das neue Stadion im Juli 2017 fertiggestellt werden.
Ge sundhei t
Diskussion über Konsequenzen des geplanten Krankenhausstrukturgesetzes in Kempten Die Allgäuer Kliniken schlagen Alarm: Mit dem geplanten Krankenhausstrukturgesetz würden massive finanzielle Einschnitte drohen. Deshalb haben sich Landräte, Oberbürgermeister und Geschäftsführer der kommunalen Kliniken im Allgäu jetzt mit den Bundestagsabgeordneten Stephan Stracke (CSU) und Karl-Heinz Brunner (SPD) in Kempten zu einem runden Tisch getroffen. Dabei diskutierten sie über die Konsequenzen des neuen Krankenhausstrukturgesetzes, das zum 1. Januar 2016 umgesetzt werden soll. Die Vertreter der Kliniken im Allgäu brachten ihre Bedenken zum Ausdruck und legten die Folgen für die finanzielle Situation der Kliniken sowie das Personal dar. Grundsätzlich, so das gemeinsame Statement gegenüber den Bundestagsabgeordneten, besteht auch unter den Kliniken im Allgäu Konsens, dass eine Krankenhausreform notwendig ist. Nur so könnten die Rahmenbedingungen einer hochwertigen Patientenversorgung in den Krankenhäusern weiterentwickelt werden. Bedauerlich sei jedoch, dass die Regierung mit dem nunmehr vorgelegten Gesetzentwurf den Erwartungen und Bedürfnissen der Krankenhäuser in keiner Weise gerecht werde. Die Krankenhäuser im Allgäu unterstützen vollumfänglich die Prämisse, dass eine konsequente Patientenorientierung im Mittelpunkt einer solchen Reform stehen muss. Konsequente Patientenorientierung erfordere jedoch, dass in den Krankenhäusern die dafür notwendigen Ressourcen und Strukturen vorgehalten werden können und die Leistungsfähigkeit der Kliniken gefördert werde. Das geplante Gesetz, so die einhellige Meinung der Klinikvertreter, werde die finanzielle Situation der Krankenhäuser jedoch weiter verschärfen und die bereits große Arbeitsbelastung für das Personal weiter erhöhen. Landrat Hans-Joachim Weirather befürchtet darüber hinaus, dass die unter anderem angestrebte Bereinigung von Überkapazitäten insbesondere den ländlichen Raum treffen wird und nicht die Regionen in Deutschland, in denen tatsächlich eine Überversorgung zu verzeichnen ist. Dies sei insbesondere deshalb kritisch zu sehen, da im Allgäu in der Vergangenheit bereits entsprechende Anpassungen in der stationären Versorgung vollzogen wurden.
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Das Gesetz sieht auch vor, den Krankenhäusern seit Jahren bestehende Vergütungskomponenten ersatzlos zu streichen und ihnen weitere Abschläge für Mehrleistungen aufzuerlegen. „Diese Mehrleistungen sind jedoch insbesondere dem demographischen Wandel sowie dem medizinischen Fortschritt geschuldet, so dass Krankenhäuser hierfür unverschuldet zur Kasse gebeten werden sollen. Außerdem lasse das Gesetz die bereits seit Jahren bestehende Problematik der Unterfinanzierung der Notfallversorgung in Krankenhäusern nahezu ungelöst. Während die Anzahl der Patienten, die in den Notaufnahmen der jeweiligen Krankenhäuser vorstellig werden, jährlich zunimmt, werden die hierdurch entstehenden Kosten seitens der Kassen nur zu einem Bruchteil getragen.“ Für Gebhard Kaiser, Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikverbundes Kempten-Oberallgäu, ist es unerklärlich, dass Krankenhäuser, die der Bevölkerung an 365 Tagen im Jahr ihre gesamte Infrastruktur zur Verfügung stellen, im Schnitt lediglich rund 32 Euro für die Behandlung eines ambulanten Notfallpatienten erhalten. Dieser Betrag könne die durch Diagnostik und Behandlung entstehenden Kosten bei weitem nicht decken. Sollte das Gesetz in der vorgelegten Fassung verabschiedet werden, würden den kommunalen Krankenhäusern im Allgäu in der Summe innerhalb der nächsten fünf Jahre Vergütungen in Höhe von rund 20 Millionen Euro gestrichen werden und circa 50 Pflegestellen wegfallen. „Dies ist im Hinblick auf die bereits bestehende Arbeitsbelastung und die ohnehin seit Jahren nicht finanzierte tarifliche Personalkostensteigerung nicht hinzunehmen.“ Stephan Stracke erläuterte bei dem Treffen in Kempten, dass der vorgelegte Gesetzentwurf zwar im Konsens entstanden sei, er jedoch ebenso wie die Klinikvertreter in einzelnen Punkten Verbesserungs-, bzw. Anpassungsbedarf sehe. Eine Verschlechterung der Versorgung im ländlichen Raum sowie eine weitere Arbeitsverdichtung dürfe seines Erachtens unter keinen Umständen die Folge des Gesetzes sein. Karl-Heinz Brunner signalisierte ebenfalls, die angesprochenen Bedenken in die öffentliche Anhörung im Bundestag Anfang September einbringen zu wollen. Aus Sicht der beiden Bundestagsabgeordneten sind im Rahmen dieser öffentlichen Beratung insbesondere der Wegfall von bestehenden Vergütungsbestandteilen sowie die unzureichende Vergütung ambulanter Notfallleistungen anzusprechen. Unser Foto zeigt die Klinik Sonthofen
Foto: Klinikverbund Kempten-Oberallgäu
Allgäuer Kliniken schlagen Alarm
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100 Jahre BKH Günzburg Besucherandrang beim Tag der offenen Tür, stilles Gedenken bei der Einweihung des Mahnmals und Begeisterungsstürme bei der Benefizgala mit Star-Sopranistin Diana Damrau in Günzburg Mehr als 4.000 Besucher informierten sich beim „Tag der offenen Tür“ anlässlich des 100. Geburtstages des Bezirkskrankenhauses Günzburg (BKH) am 21. Juni. „Eine enorme Zahl – mehr als wir erwarten durften“, resümierte Vorstandsvorsitzender Thomas Düll. Am längsten Tag des Jahres öffnete das BKH Günzburg seine Pforten für die Öffentlichkeit. Zwar ist das weitläufige, parkähnliche Gelände des BKH das ganze Jahr frei zugänglich, ein so tiefer Blick hinter die Kulissen ist jedoch eher selten. Aus diesem Grund waren die Führungen, Vorträge und Workshops für interessierte Besucher beim „Tag der offenen Tür“ schnell ausgebucht: Ein Besuch in der psychiatrischen Institutsambulanz, den psychiatrischen oder den gerontopsychiatrischen Stationen oder auch im Dienstleistungs- und Logistikzentrum des BKH Günzburg mit der Live-Herstellung von sog. „Kapselmedikamenten“ öffnete den Blick in eine Welt, die üblicherweise nicht zugänglich ist. Wer weiß z. B. schon, dass die Küche jeden Tag bis zu 1.200 Mittagessen auf den Tisch bringt, in der Wäscherei täglich fünfeinhalb bis sechs Tonnen Wäsche verarbeitet oder in der Apotheke für 214 Lieferanten rund 2.100 Einzelpräparate hergestellt werden? Auch Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig mit Ehefrau Bettina informierte sich bei einem mehrstündigen Rundgang bei den Vorträgen, Aktionen und Workshops der BKH-Teams. „Das Informationsangebot ist überwältigend“, meinte der OB, „von der Vielfalt und Qualität der Präsentationen bin ich beeindruckt. Für den Veranstalter zehn Punkte von zehn.“ Ob Kirchenführung, OP-Simulation in der Neurochirurgie, Schlaganfall-Risikotest für Besucher in der Neurologie, die Therapiehunde „Spike“ und „Joy“ im Team von „Wohnen und Fördern“ – das Angebot kam hervorragend an. Die Vorträge im Hörsaal, wo je 160 Plätze zur Verfügung standen, waren größtenteils so gefragt, dass die Türen geschlossen werden mussten. „Die lange Vorbereitungszeit und der große organisatorische Aufwand – bei laufendem Klinikumsbetrieb – haben sich gelohnt“, so Vorstandsvorsitzender Thomas Düll. Düll durfte unter dem Geburtstagsmotto „Feiern und stilles Gedenken“ in der Woche darauf am 1. Juli die Wanderausstellung „erfasst, verfolgt, vernichtet“ eröffnen, die sich mit der
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100 Jahre 100 Jahre Bezirkskrankenhaus Günzburg: Das Jubiläumslogo (unten) ging aus einem Malwettbewerb hervor, den die 16-jährige Jessica Schwegler aus Illertissen gewann. Die Collage interpretiert die Bedeutung des BKH für die Menschen.
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1 Star-Sopranistin Diana Damrau bei der Benefizgala im Günzburger Forum 2 OP-Besteck in der Neurochirurgie 3
Mehr als 4.000 Besucher nutzten beim beim „Tag der offenen Tür“ die Möglichkeit, Führungen, Vorträge und Workshops zu besuchen
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Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben
Schlaganfall? Zeit ist Hirn! Versorgungsnetzwerk NEVAS
Warum muss die Psychiatrie nach 100 Jahren neu gebaut werden? Weil die im Lauf der Jahrzehnte immer wieder nachgebesserten Gebäude jetzt nicht mehr wirtschaftlich saniert werden können. Und weil sich das Therapiespektrum heute ganz anders darstellt. Neben einem zeitgemäßen Unterbringungsstandard bekommen wir mit dem Neubau speziell integrierte Therapieräume, auch eine Sporthalle ist mit dabei. Die gibt es bislang nicht auf dem BKH-Gelände. Wann startet der Neubau? 2017, wenn alle Hürden rechtzeitig übersprungen werden können. Wir werden das größte Bauvorhaben in der Geschichte des BKH Günzburg nur gemeinsam mit dem Freistaat Bayern schultern können, der den weitaus größten Teil der Finanzierung übernimmt. Der Neubau soll in zwei Bauabschnitten verwirklicht werden. 1.500 Mitarbeiter und modernste OP-Techniken: Günzburg setzt Maßstäbe – nicht nur in Schwaben? Dass die OP-Leistungen in der Neurochirurgie weit über Schwaben und Bayern hinaus bekannt sind, sehen wir an der Zahl der Aufnahmen und an der jeweiligen Herkunft der Patienten. Diese gehen zum Beispiel bis nach Stuttgart und ins Oberbayerische hinein. Dank des Knowhows in der technischen Ausstattung und des Könnens der OP-Teams hat die Klinik sich einen exzellenten Ruf erarbeitet. Durch unser vielfältiges Tätigwerden für die Uni Ulm haben wir Universitätsstandard. Viele unserer Einzelkliniken wie Neurochirurgie und Psychiatrie wirken bei Forschung und Lehre mit und sind so am Puls der Zeit. Welche Bedeutung hat die Gedenkkultur für das BKH Günzburg? Eine große. Die Geschichte des BKH, auf die wir anlässlich des runden Jubiläums zurückblicken, ist von einer Phase gekennzeichnet, die sehr bedrückend ist. Daraus entsteht für uns die Verpflichtung, der Opfer zu gedenken und dieses Andenken lebendig zu halten. Dazu braucht es ein nach außen sichtbares Zeichen, ein Mahnmal. Dieses wurde etabliert und setzt auch innerbetrieblich Zeichen.
Ein Schlaganfall ist eine Erkrankung, die eine schnellstmögliche Behandlung notwendig macht, weil „Zeit Hirn ist“. Je mehr Zeit bis zur Behandlung verstreicht, desto mehr Hirnzellen gehen verloren. Das Bezirkskrankenhaus Günzburg mit seiner Klinik für Neurologie und Neurologischen Reha-
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bilitation und ihrer zertifizierten, überregionalen „Stroke Unit“ hat als wichtiges Glied im neurovaskulären Versorgungsnetzwerk NEVAS das Ziel der Sicherstellung einer flächendeckenden Versorgung von Schlaganfallpatienten in Südwestbayern. Durch NEVAS mit seinem Netzwerk aus 17 hochspezialisierten Kliniken erfolgt eine heimatnahe Versorgung von Schlaganfallpatienten auf höchstem Niveau. Also: Schlaganfall ist ein Notfall. Bei Verdacht sofort mit Notruf 112 Notarzt verständigen. Mehr Info unter www.nevas-netz.de.
Günzburger BrainSuite: Moderner geht es nicht Spezial-OP-Saal bundesweit an der spitze Eine bundesweite Spitzenstellung verschafft die „BrainSuite“ der Neurochirurgischen Klinik der Universität Ulm, die an ihrem Standort Bezirkskrankenhaus Günzburg Maßstäbe setzt. Die „BrainSuite“ ist ein digital integrierter neurochirurgischer Operationssaal, der über einen Hochfeld-Magnetresonanz-Tomografen für intraoperative Bildgebung verfügt. Diese funktionelle Einheit aus Kernspintomografie, Operationsmikroskop und Neuronavigation erhöht die Sicherheit dank genauer Bildgebung und exakter Navigation bei sehr komplizierten Eingriffen. Dank dieser Möglichkeiten war es zum Beispiel in der „BrainSuite“ möglich, ein Neugeborenes zu operieren, dessen kleinste Gefäße an Kopf und Hirn bei der Geburt Schaden genommen hatten. Auch heute, sieben Jahre nach Start, bietet die „Brain Suite“ höchsten Standard in der Medizintechnik zum Wohle der Patienten. Weltweit gibt es nur 24, in Europa lediglich sechs vergleichbare Einrichtungen. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert: „Gemessen an der Zahl von Eingriffen gehört die Günzburger Neurochirurgie zu den drei größten deutschen Neurochirurgien.“
Fotos: Bezirkskrankenhaus Günzburg, Peter Buchner
Interview
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1 Frage nach dem Wert des Lebens beschäftigt und kranke und behinderte Menschen als NS-Opfer in den Blickpunkt rückt – ein wichtiges Thema auch für das Bezirkskrankenhaus Günzburg. Aus diesem Grund stand im Geburtstagsjahr 2015 der Monat Juli ganz besonders im Zentrum. Während im März der frisch renovierte Festsaal und die Festschrift in Buchform präsentiert wurden, im Mai ein Fachsymposium stattfand und im Juni bei einem Mitarbeitertag und Mitarbeiterfest mit darauffolgendem „Tag der offenen Tür“ gefeiert wurde, war der Juli eher eine Zeit des stillen Gedenkens an die Ermordung psychisch Kranker in der Zeit des Nationalsozialismus – das dunkelste Kapitel bei den Bezirkskliniken Schwaben und auch im Bezirkskrankenhaus Günzburg. „Wir haben die Verpflichtung, der Opfer zu gedenken und ihr Andenken lebendig zu halten“, sagt Thomas Düll. Am 5. Juli wurde feierlich ein Euthanasie-Denkmal eingeweiht (siehe rechte Seite). Selbst Weltklasse-Sopranistin Diana Damrau und das Bayerische Ärzteorchester stellten sich bei der Benefizgala des BKH im Forum am Hofgarten in den Dienst der Sache: Der Erlös aus der Jubiläumsgala kommt Kindern psychisch kranker Eltern zugute. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert: „Damit wurde nicht nur ein musikalischer Höhepunkt in der 100-jährigen Geschichte des BKH gesetzt, sondern auch ein Kontrapunkt zur Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankung.“ wos
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1 Das BKH Günzburg ist der größte Standort der Bezirkskliniken Schwaben 2 Kapselherstellung live in der Apotheke des Dienstleistungs- und Logistikzentrums 3 Die Küche versorgt mehrere Kliniken und Kindergärten in der Region mit Essen 4 Das Team von Wohnen und Fördern mit den Therapiehunden Joy und Spike
Das Bezirkskrankenhaus Günzburg im Überblick Zahlen, Daten, Fakten Das Bezirkskrankenhaus Günzburg konzentriert sich als einziges Krankenhaus in Deutschland ausschließlich auf die Versorgung von Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems. Innerhalb dieser Spezialisierung deckt das BKH Günzburg alle relevanten Fachrichtungen ab. Patienten und Ärzten bietet die Klinik dadurch eine hoch spezialisierte und umfassende Expertise. Als Akademisches Krankenhaus für die Universität Ulm engagiert sich das BKH seit Jahren stark in Forschung und Lehre. Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik besitzt 312 Betten und zwei teilstationäre Plätze, die Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie 116 Behandlungsplätze, die Klinik für Neurochirurgie hat 52 Betten, die Klinik für Neurologie und Neurologische Rehabilitation 58 Betten. Im BKH Günzburg sind rund 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. 2014 gab es mehr als 22.500 Aufnahmen von Patienten aus der Region, länderübergreifend aus Bayern und Baden-Württemberg.
Timo Müller ist neuer Leiter des interdisziplinären Schmerzzentrums am Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg. Der 37-jährige Oberarzt aus Leipheim folgt Professor Bernhard Widder nach, der zur Jahresmitte in den Ruhestand gegangen ist.
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Seele und Gehirn im Fokus Geschichte des Bezirkskrankenhauses Günzburg
Ein Mahnmal für die Opfer Das „Haus im Rosengarten“
Ausweichkrankenhaus für Augsburg Im November 1943 wird die Anstalt vom Krankenhaus Augsburg als Ausweichkrankenhaus verwendet, die Patienten der Heil- und Pflegeanstalt Günzburg werden an der Jahreswende 1943/44 in die Anstalt Kaufbeuren verlegt. Die gesamte Kapazität der Anstalt Günzburg wird in den Kriegsjahren vom Krankenhaus Augsburg zur Patientenversorgung in Anspruch genommen. Bei Bombardierungen 1945 waren Sachschäden zu verzeichnen, Menschen wurden nicht verletzt. 1964 Umbenennung in Nervenkrankenhaus des Bezirks Schwaben, 1970 Eröffnung der Neurologischen, 1971 der Neurochirurgischen Abteilung. 1976 neuerliche Umbenennung in „Bezirkskrankenhaus – Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Neurologie und Neurochirurgie – Akademisches Krankenhaus der Universität Ulm“. 1985: Das „Günzburger Modell“ verbindet das BKH mit dem neuen Grundversorgungskrankenhaus des Landkreises und dem Versorgungszentrum auf dem Areal des BKH. 1990er-Jahre: Preise für medizinische Ausbildung und Forschung. 2000er-Jahre: Aufbau des Qualitätsmanagements mit Zertifizierungen, Beginn des Forschungsprojektes FIPS (Kinder psychisch kranker Eltern). 2014 Neubau der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie.
Neubau der Psychiatrie Größtes Bauvorhaben in der Geschichte Europaweit wurde das größte Bauvorhaben in der Geschichte des BKH Günzburg ausgeschrieben, nun steht der Sieger fest. Das baden-württembergische Architekturbüro „Broghammer Jana Wohlleber“ hat mit seinem Beitrag eine „maßstäbliche, städtebaulich wohlproportionierte Lösung“ vorgestellt, „die sowohl dem äußeren Erscheinungsbild als auch in der Funktion einer zukunftsfähigen psychiatrischen Klinik sehr nahe kommt“, so das Preisgericht. Der Neubau, der rund 75 bis 80 Mio. Euro kosten wird, startet 2017. 2020/21 will man fertig sein. Der Freistaat habe den Neubau nachdrücklich gefordert und eine 100-prozentige Förderung in Aussicht gestellt, so Vorstandsvorsitzender Düll.
Fotos: Bezirkskrankenhaus Günzburg
Als die „Heil- und Pflegeanstalt“ in Günzburg 1915 eröffnet wird, sind die Anfänge bescheiden: Zwölf männliche Patienten werden aus der überfüllten Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren in das Haus nach Günzburg überstellt. Aufgrund seines Einzugsgebiets und guter Erreichbarkeit an den Hauptverkehrsachsen zwischen Augsburg und Ulm, München und Stuttgart wächst das Haus schnell. 1923 erfolgt die Anerkennung als Krankenpflegeschule. Es folgen die schrecklichen Jahre der Herrschaft des NS-Regimes: 1934 beginnt man in Günzburg mit Zwangssterilisationen und der erbbiologischen Kartierung der Patienten, wofür 1936 ein eigener Arzt eingestellt wird. Humanexperimente zur Epilepsieforschung werden in einem „Stoffwechsellabor“ ab 1938 durchgeführt, im September 1939 ist die erste planmäßige Krankenverlegung aus anderen Anstalten nach Günzburg zur Weiterverlegung in Tötungsanstalten dokumentiert. 1940 ist mit 692 belegten Betten die damalige Kapazitätsgrenze erreicht.
Gegen den Himmel geschrieben sind die Namen von 394 Günzburger Patientinnen und Patienten im Dach des „Hauses am Rosengarten“. Das Euthanasie-Mahnmal ist ein Geschenk des Bezirks Schwaben an seine Bezirkskliniken und speziell an das Bezirkskrankenhaus Günzburg. „Das Haus am Rosengarten ist ein sichtbares Zeichen, ein Mahnmal“, sagt Vorstandsvorsitzender Thomas Düll, „das auch innerbetrieblich Zeichen setzt.“ Die Gedenkkultur an die Opfer der NS-Herrschaft war in Kaufbeuren und Irsee seit längerem ausgeprägt. Seit Einweihung des „Hauses im Rosengarten“ am 5. Juli hat sie nun auch in Günzburg einen festen Platz. Künftig soll jedes Jahr am 5. Juli ein feierliches Gedenken an die ermorderten Patienten stattfinden.
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Wirtschaft
Bewegung im Busverkehr Familien Brandner nach 52 Jahren wieder gemeinsam unterwegs 52 Jahre fuhren sie eigene Routen – jetzt führt der Weg sie wieder zusammen. Josef Brandner (BBS) und Karl Brandner (Brandner Unterallgäu) kooperieren ab sofort sehr eng miteinander. BBS und Brandner Unterallgäu fahren ab sofort einen gemeinsamen Kurs. „Wir wollen beide Betriebe zukunftssicher machen“, sagt Josef Brandner, dessen Management-Team von BBS Brandner Bus Schwaben in die Leitung bei Brandner Unterallgäu aktiv einsteigt. Deren Vorstand Karl Brandner steht zukünftig dem Aufsichtsrat der Brandner Unterallgäu AG vor und tritt im operativen Tagesgeschäft kürzer. „Ziel ist, dass wir in einem zunehmend harten Wettbewerbsumfeld zusammen ein größeres gemeinsames Unternehmen weiterentwickeln und die neuen Möglichkeiten der Innovation im Geschäftsfeld der Mobilität 4.0 nutzen“, informiert Karl Brandner über die Intention des Zusammenschlusses, bei dem alle Betriebsstandorte in Babenhausen, Günzburg, Krumbach, Ottobeuren sowie Thannhausen – und damit auch die vorhandenen Arbeitsplätze – erhalten bleiben.
Fotos: Peter Buchner, privat
Ein wesentlicher Eckpunkt der engen Kooperation, bei der die Brandner Unterallgäu AG
Karl Brandner (links) wechselt als Vorsitzender in den Aufsichtsrat, Josef Brandner (rechts) wird Vorstand der Brandner Unterallgäu AG.
mit Sitz in Babenhausen als eigenständige Gesellschaft mit neuem Vorstand Josef Brandner erhalten bleibt, ist die Nutzung von Synergien: „Der Zusammenschluss lag auf der Hand, weil unsere Unternehmen eine hohe Übereinstimmung in wichtigen Segmenten aufweisen“, so Josef Brandner. BBS hat seine Stärken in der hohen Innovationskraft, die z.B. in die Günzburger Mobilitätsdrehscheibe oder das 2011 vom Verkehrsclub für Deutschland (VCD) prämierte FLEXIBUS-System eingeflossen sind, das mit großem Erfolg im Landkreis Günzburg flächendeckend eingeführt wurde. Brandner Unterallgäu spielt seine Stärken im Kleinbusverkehr aus, wo das Unternehmen zwischen Ulm und Füssen aktiv ist. Unter Beibehaltung aller bekannten und bewährten Mobilitätsangebote in den Bereichen Linien- und Kleinbusverkehr werden insbesondere die Kräfte in der Bustouristik gebündelt. Denn auch hier ergänzen sich die BBS und Brandner Unterallgäu sinnvoll. „Beide Unternehmen haben eine klare Ausrichtung“, so Karl und Josef Brandner, „es stehen Zuverlässigkeit und Sicherheit im Vordergrund, die regelmäßig im Rahmen des Qualitätsmanagements nach DIN EN ISO 9001:2008 geprüft werden.“ Darüber hinaus verfügen beide Unternehmen seit langem über das jährlich neu nachzuweisende Zertifikat „Sicherer Busbetrieb“ und „Sicherer Behinderten- und Krankentransfer“. Durch das gemeinsame Management und die Bündelung von Kompetenz (dem neuen Aufsichtsrat werden auch Verkehrsexperte Siegfried W. Kerler und Josef Brandner sen. angehören) entsteht eine Unternehmensgruppe mit ca. 140 Omnibussen und zahlreichen Kleinbussen, die durch mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Geschäftsfeldern der Mobilität und Touristik getragen wird. „Unsere Mitarbeiter und deren Engagement sind für unsere beiden Familien elementar, um auch in Zukunft eine positive Unternehmensentwicklung zu erreichen“, so Josef und Karl Brandner, die in den Landkreisen Augsburg-Land, Günzburg, Neu-Ulm, Ostallgäu und Unterallgäu sowie in den kreisfreien Städten Augsburg, Kaufbeuren, Memmingen und Ulm tätig sind. wos
Un t e rnehmen
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Jahre Forschungs- und Beratungsstelle für Volksmusik in Schwaben
Alte Volkslieder im neuen Gewand Konzert mit den Liadhabern Krumbach, Gasthof Munding, Fr., 18. September, 20 Uhr
Eintritt: 12,00 € / erm. 9,00 € Einlass ab 19 Uhr
Jubiläumskonzert
Krumbach, Stadtsaal, Sa., 26. September, 20 Uhr
Der erste Omnibus der Firma Schapfl (Krumbach) verkehrte bereits im Jahr 1926 regelmäßig im Linienverkehr auf der Strecke zwischen Babenhausen, Krumbach, Ursberg und Thannhausen.
Reservierung für die Veranstaltungen: Tel. 08282-62242 oder volksmusik@bezirk-schwaben.de
Eintritt frei!
Hintergrund zur familiengeschichte Beratungsstelle für Volksmusik in Schwaben Hürbener Wasserschloss, Karl-Mantel-Str. 51, 86381 Krumbach
Man schrieb das Jahr 1926, als der Urgroßvater der heutigen Firmenchefs, Josef Brandner (geboren 15. Juni 1871), in Thannhausen ein Busunternehmen gründete, das aus der nachweislich bereits vor dem Jahr 1900 begonnenen Lohnkutscherei entstand. Ein pferdegezogener Vierspänner, ein PKW mit sechs Sitzen und ein für die damalige Zeit recht respektabler Omnibus mit 16 Sitzplätzen standen Josef Brandner und seinen Söhnen Josef und Karl zur Personenbeförderung zur Verfügung. Im Auftrag der Verkehrsvereine Thannhausen und Kirchheim wurden am 20.12.1926 die ersten Linienfahrten durchgeführt, ab 1929 fuhr die Familie für den Verband Mittelschwäbischer Kraftfahrzeuglinien (VMK). Durch die Eingliederungen der Firmen Schapfl, Krumbach, und Brugner, Unterwiesenbach, sind die Betriebe seit 1978 unter der Marke BBS am Markt tätig.
www.bezirk-schwaben.de
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Einen neuen Abschnitt für die Familie Brandner brachte das Jahr 1963. Karl Brandner sen. schied aus dem Familienunternehmen in Thannhausen aus und erwarb mit seinem Sohn Karl das alteingeführte Omnibusunternehmen Schenk in Babenhausen. Mit unternehmerischem Geschick baute Karl Brandner sen. das Unternehmen aus und expandierte mit dem Erwerb der Firma Omnibus Rietzler in Ottobeuren. Ab 2004 führte Karl Brandner jun. das Unternehmen mit heutigem Sitz in Ottobeuren.
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Der Omnibusbetrieb der Familie Karl Brandner in seinen Anfängen
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T h e m engebi et farbi g
Kolumnentitel
Eine volltönende Bassstimme mit unverkennbar ungarischem Akzent – die Augsburger Musikfreunde werden ihren neuen Generalmusikdirektor bald überall identifizieren. Seine künstlerisch-musikalische Handschrift nicht minder – an Richard Strauß und Dimitri Schostakowitsch, bei Puccini und Mozart … Domonkos Héja im top schwaben-Gespräch. Der 40-jährige GMD hat sich wacker geschlagen in einer Laufbahn, die ihm den Ruf eines der talentiertesten Dirigenten seiner Generation einbrachte, nachdem er das Studium an der Budapester Franz-Liszt-Akademie mit Bravour beendet und umgehend mit dem Gewinn eines
K o lu m nenti tel
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„Ganz kühl ein bisschen draußen bleiben“
großen Dirigenten-Wettbewerbs in Budapest Zeichen gesetzt hatte. Domonkos Héja wird als „hochsensibler, präzise arbeitender, qualitätsbewusster Dirigent“ beschrieben. Und der Mann hat Humor: „Das finde ich wunderbar“, kommentiert er solche Meriten locker lächelnd im noch chaotischen Augsburger Büro. Er hat ja auch schon eine ganze Menge drauf. Denn dem Ersten Kapellmeister am Theater Chemnitz war zwischen 2005 und 2012 ein breites Repertoire übertragen: Idomeneo und Zauberflöte, Figaros Hochzeit und Cosi ebenso wie Wagners Holländer in der Urfassung, dazu Ballette von Dornröschen bis Cinderella. Turandot
und Pique Dame hat er dirigiert, La Traviata und Rigoletto – und Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“, die er in seiner ersten Spielzeit auch in Augsburg dirigieren wird. Überhaupt hat es ihm die slawische Musik angetan, er schwärmt für Tschaikowski und Janacek. Und lässt sich auf Experimente ein, Jonathan Doves „Kammeroper“ steht beispielsweise dafür. Besetzt mit Violine, Akkordeon, Harfe, Horn, Schlagzeug und Kontrabass hat die gar nicht so einfache Familienoper des 56-jährigen englischen Komponisten bei der deutschen Erstaufführung Chemnitz und die deutsche Musikwelt begeistert (Londons Royal Opera hat sie übrigens im April aufgeführt).
Foto: Ulrich Wagner
domonkos héja ist in augsburg angekommen. im probedirigat war der neue generalmusikdirektor nicht zu toppen. ein porträt.
t o p s chwaben
Der Dirigent Héja mit Hochschuldiplom für Schlagzeug war da so richtig in seinem Element. Mit dem Schlagzeug hat der sechsjährige Domonkos sein Musikleben begonnen. Die Mutter, Geigenlehrerin, gab ihm ein Jahr später ersten Geigenunterricht, Klavier und Trompete kamen dazu, am Budapester Bela-Bartok-Konservatorium – er besuchte es schon mit 13 Jahren – fakultativ die Bratsche, das Instrument des Vaters. In die Musik hatten die Eltern schon den Dreijährigen eingeführt. „Ich saß in einer in der Tür befestigten Schaukel und hörte ständig Musik“, erinnert sich Héja an Figaro, den Barbiere und, betont er, Tristan. Indessen ein Ungar ohne Faible für die Operette? Ist das überhaupt möglich? Die Frage amüsiert Héja königlich. Er habe natürlich viele dirigiert, Zigeunerbaron, Fledermaus, Czárdásfürstin – die er diese Spielzeit auch in Augsburg gibt – findet Operettenmusik schön und lustig, vergleicht sie mit Sahne. Doch löffelweise Sahne sei einfach zu viel. Héja serviert wieder einen kulinarischen Vergleich und outet sich ohnehin im Lauf des Gesprächs als Gourmet. Mit Musik sei es wie mit dem Essen, sagt er. So sehr er seine ungarischen (Mehl-)Speisen liebt, so gerne stellt er sich auf die französische oder japanische Küche ein. „Das gilt übertragen für Schostakowitsch wie für Wagner.“ In Japan wird er, nebenbei, bewundert. Der allererste Auftritt 1999 in Tokio war übrigens sein Preis für den Gewinn des Dirigenten-Wettbewerbs. Seitdem wird er regelmäßig zu Gastdirigaten eingeladen, spielte unter anderem das Neujahrskonzert der Tokyo City Philharmony.
Fotos: Axel Weiss, KUMAS
„Dirigent kann man nicht lernen“
Was ist denn nun sein Verständnis vom Dirigieren? Auf diese Kernfrage antwortet er nicht, wie meist viele seiner Kollegen, mit pathetischen, geheimnisvollen Sentenzen, sondern meint erst einmal lapidar: „Mein Lehrer, Ervin Lukácz, sagte stets, Dirigent kann man nicht lernen.“ Selbstverständlich beispielsweise das Taktschlagen, jedoch bestehe Dirigieren zu 80 Prozent aus Psychologie: „Man steht alleine vor 70 Leuten und ich muss ihnen meinen Willen vermitteln.“ Wenn er in die Probe gehe, wisse er genau „was ich hören will“. Was dort klingt, könne er daraufhin verbessern. „Man muss ganz kühl ein bisschen draußen bleiben und durchhören, um Änderungen zu formulieren“, präzisiert Héja, der herzlich über den ihm bislang völlig unbekannten Begriff „Pultlöwe“ lachen
Kultur
muss. Bedarf es für einen Dirigenten des absoluten Gehörs? Die Frage beantwortet er wortspielerisch „ich habe absolut kein Gehör“, sondern ein „relatives“, will heißen, dass er von einem gegebenen Ton aus jeden anderen exakt bestimmen kann. Arbeite man im Musiktheater mit Sängern, erweitert er seine Erläuterungen, „so müssen sie das Gefühl haben, dass sie begleitet sind. Doch ich selbst weiß, ich muss sie führen.“ So wichtig Proben seien, sie können auch quasi kontraproduktiv werden. Denn ein Stück entwickle sich, feile man allerdings immer weiter, so könne das den Spannungsbogen brechen. Domonkos Héja hat allemal Erfahrung genug. Er gründete bereits 1993 mit 18 Jahren das Jugendsinfonieorchester Danubia, das er bis 2011 bei Festivals in Berlin, Schleswig-Holstein, Frankreich, Österreich und natürlich Ungarn dirigiert. Assistenzen unter anderem bei Heinz Holliger und Ivan Fischer schmücken seine Vita. Bei letzterem arbeitete er im Bartok-Jahr an allen drei Bühnenwerken und den drei Klavierkonzerten des großen ungarischen Komponisten mit. Die vergangenen vier Jahre war er als Leitender Musikdirektor der Ungarischen Staatsoper in Budapest tätig. Jetzt ist Héja in Augsburg angekommen. Seine erste Begegnung mit dem Orchester fällt auf einen warmen Septembertag 2014. Von der Straße aus hört Héja aus den offenen Probenbühnefenstern das Orchester mit einem GMD-Mitbewerber Strauß‘ Don Juan proben. Sein erstes eigenes 65-minütiges Probedirigat beginnt mit Beethovens Vierter und schon nach zehn Minuten tragen ihn Neugier und strahlende Gesichter im Orchester, erinnert er sich. Bald war im komplexen Findungsverfahren klar, dass der ungarische Dirigent nicht zu toppen war. Nach einem Konsensvotum von Orchester, Intendanz, Ensemble und Stadt wurde das Verfahren vorzeitig beendet.
65
Minuten dauerte das erste Probedirigat in Augsburg. Nach zehn Minuten trugen ihn Neugier und die strahlenden Gesichter des Orchesters.
P o r trät Domonkos Héj a
t op schwaben
Die Familie Héja, seine ungarische Frau, von Beruf Bratschistin, und die Kinder Dorothe (6), Lily Camilla (zweieinhalb) und der gerade erst ein paar Wochen alte kleine Daniel –, richtet sich in der Stadt ihren Wohnsitz ein. In der Garage wartet die schwere BMW GS auf Motorradtouren in die Umgebung, vielleicht wird sich der Feinschmecker Domonkos Héja auch in regionales kulinarisches Neuland wagen – „ich schäme mich fast, aber ich trinke kein Bier und mag keine Weißwürste“. Von „Riesenangst“ vor der ersten offiziellen Vorstellung des neuen Generalmusikdirektors im Golde-
Neuer KUMAS-Vorstand gewählt Der Gesamtvorstand des Fördervereins KUMAS – Kompetenzzentrum Umwelt e. V. – wurde anlässlich der Jahresvollversammlung im Parktheater des Kurhauses Göggingen für drei Jahre neu gewählt. Zu neuen Vorsitzenden wurden Dr.-Ing. Joachim Knüpfer, HPC AG (1. Vorsitzender) und Norbert Schürmann, LEW AG (2. Vorsitzeder), gewählt. Die bisherigen Vorsitzenden Dr. Hermann Teufel und Walter Ernst traten nicht mehr zur Wahl an. Sie wurden von der Vollversammlung jedoch in Anerkennung ihrer Verdienste zu Ehrenvorsitzenden ernannt. Dieter R. Kirchmair, Ehrenmitglied der Vollversammlung der IHK Schwaben, wurde als Schatzmeister im Amt bestätigt. Die weiteren Vorstandsmitglieder: Reiner Erben, Umweltreferent der Stadt Augsburg, Prof. Dr. Ulrich Eckern, Universität Augsburg, Roland Kreitmeier, Siemens AG, Augsburg/ München, Claus Kumutat, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Augsburg, Edmund Langer, C.A.R.M.E.N. e. V., Straubing, Heinz Mergel, MVV Enamic IGS Gersthofen GmbH, Prof. Dr. Stefan Murza, Hochschule Augsburg, Dr. Markus Partik, SGL Carbon GmbH, Meitingen, Hans-Peter Rauch, Handwerkskammer für Schwaben, Augsburg, Gerhard Reiter, Augsburger Schwabenhallen Messeund Veranstaltungs-GmbH, Augsburg, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Rommel, bifa Umweltinstitut GmbH, Augsburg, Leo Schrell, Landrat des Landkreises Dillingen an der Donau, Maria Rita Zinnecker, Landrätin des Landkreises Ostallgäu.
nen Saal des Augsburger Rathauses ist nicht mehr die Rede. Die Musikfreunde und Politiker dort hat er schon erobert. Schließlich wünscht sich sein Arbeitgeber, die Stadt, angesichts der Riesensumme für die Baustelle Theater von ihrem künstlerischen Leiter des Musiktheaters wohl nichts sehnlicher als ein ebenso begeistertes Werben um Sponsoren, wie es Vorgänger Dirk Kaftan pflegte. Domonkos Héja ist sich auch dieses Parts seiner Position bewusst. Der Dirigent kündigt Musik als sinnliches Hörerlebnis an – ein Programm, das dem Publikum gefallen dürfte. hrs
Dr. Hermann Teufel, 13 Jahre lang Vorsitzender des KUMAS e. V., blickte auf erfolgreiche Jahre zurück und freute sich, dass der neue Vorstand in der jetzigen Zusammensetzung alle Chancen habe, auf dem Erreichten aufzusetzen und das KUMAS–Umweltnetzwerk weiter zu entwickeln. Um den Kerngedanken der nachhaltigen Entwicklung aktiv leben und die Lebensgrundlagen durch aktiven Umweltschutz erhalten zu können, bedarf es der weiteren, intensiven Zusammenarbeit der Netzwerkpartner aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Bildung.
Die neuen Vorsitzenden des KUMAS e. V. Norbert Schürmann und Dr.-Ing. Joachim Knüpfer zusammen mit Geschäftsführer Thomas Nieborowsky (von links).
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Kultur
Mozart – eine Bindungskraft bisher sind alle versuche gefloppt, eine augsburger dachmarke „mozartstadt“ zu begründen. nun will augsburg mit einem mozart-manager im marketing punkten. denn 2019 steht ein jubiläumsjahr ins haus: Leopold Mozart würde 300.
Mozartstadt? Salzburg natürlich, aber auch Würzburg will es sein (Wolfgang Amadé war mal dort, berichtet er brieflich). Augsburg hat da in Deutschland weit mehr Berechtigung, sowohl was die Mozart‘sche Familiengeschichte und den Komponisten selbst angeht als auch mit Blick und Ohr auf die Mozartpflege in der Stadt. Dennoch tut sie sich schwer, mit Mozart in ihrem Marketing zu punkten. Das soll jetzt anders werden mit einem neu installierten Mozart-Manager, der für Konzept und Kooperation steht.
Vier
unterschiedliche Vereinigungen gibt es in Augsburg, die sich alle mit dem Thema Mozart beschäftigen. Mit dabei die „Deutsche Mozartgesellschaft“, „Deutsche Mozartstadt Augsburg“, das „Leopold-Mozart-Zentrum“ und „mozart@augsburg“
Das ebenfalls neue „Mozartbüro“ soll er leiten, laut Stellenausschreibung in der „Zeit“ ein Job für einen Super-Organisator mit Marketing-Kopf und starker künstlerischer Ader. Angesichts der bisher gefloppten Versuche, eine Augsburger Dachmarke Mozartstadt zu begründen ein ambitioniertes Unterfangen. Denn hinzu kommt, dass die mozartaffinen Akteure in Augsburg allemal lieber ihr eigenes Süppchen kochen, als alle an einem Strang zu ziehen. Folglich (fast) alles zurück auf Start, so die Linie des Augsburger Kulturreferenten und Ex-Kulturamtschefs Thomas Weitzel – der ein mehr als einmal „gebranntes Kind“ im Kontext diverser Mozartaktivitäten war. Binnen gut eines Jahres schuf er Fakten und das Fundament zu einem tragfähigen Konzept: Erstens platzierte er das städtische Mozart-Festival heuer mit einem wie seit jeher schon kreativen, originellen Programm, nun zusätzlich auch großen Namen (die Klarinettisten Sabine Meyer und Jörg Widmann, die Akademie für Alte Musik Berlin). Was den Bayerischen Rundfunk endlich wieder zu Konzertaufzeichnungen animierte und das Publikum weit über Augsburg hinaus begeisterte. Bilanz: Fast alle Konzerte des zehntägigen Festivals ausverkauft, über 90 Prozent Auslastung.
Zweitens kehrte Ruhe ein an einer Front, die politischen Wirbel und intensive Diskussionen ins Musikleben der Stadtgesellschaft gebracht hatte. Mit dem Festival mozart@augsburg hatte nämlich dessen künstlerischer Leiter Sebastian Knauer dank wohlgesonnener Sponsoren vor allem aus Hamburg nicht nur weltberühmte Interpreten nach Augsburg gelockt, sondern die Augsburger Akteure kräftig aufgemischt. Allerdings droht wohl finanziell die Luft auszugehen. Zu alledem will sich offenbar der Augsburger „Stadthalter“ und Geschäftsführer Johannes Boeker von mozart@ augsburg lossagen.
Augsburg soll jetzt zur offiziellen Mozartstadt werden und gemeinsam an einem Strang ziehen.
Kurzum, das hochklassige, niveauvolle Festival im Mainstream des internationalen Konzertbetriebs, doch nicht allzu schlüssigem Bezug auf Mozart (heuer etwa Katja Riemann mit Gershwin im Multiplex-Kino) dürfte sich künftig sinnvoller mit Synergien in der Mozartstadt Augsburg integrieren lassen. Die Weichen haben Knauer und Weitzel gestellt, das Operative wird der neue „Mozart-Manager“ Simon Pickel als Leiter des Mozartbüros bewältigen. Für die Marke Mozartstadt ist das allemal eine gute Perspektive. Drittens hat es eben Pickel, der seit September amtierende Kulturmanager, Musikwissenschaftler und Ex-Geschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Chorverbände in Marktoberdorf und Berlin, mit einem wei-
Mo zarts tadt Augs burg
teren Schwerpunkt zu tun, dem Augsburger Leopold Mozart Violinwettbewerb. Ab sofort ist er für dessen Organisation und Durchführung verantwortlich. Auch dies hat Kulturreferent Thomas Weitzel klug eingefädelt und vertraglich mit dem Leopold-Mozart-Kuratorium als nach wie vor eigenständigem Träger des Wettbewerbs vereinbart. Weil sich Kuratorin Agnes Maria Schilling, Initiatorin und unermüdliche Treiberin, wenn nicht gar die Seele dieses mittlerweile international renommierten Concours, altersbedingt aus dem operativen Geschäft zurückzieht, weil das Kuratorium folglich die Berufung eines hauptamtlichen Geschäftsführers in Erwägung ziehen musste, fiel der städtische Vorschlag auf fruchtbaren Boden. Mochten manche Gründungsväter des Wettbewerbs heftig granteln ob dieser vermeintlichen Einvernahme. Dagegen hält Weitzel, der Wettbewerb bleibe als Institution und finanziell eigenständig, die Budgetierung weiterhin in Kuratoriumshänden. Die tragenden Instrumente für den Auftritt der Mozartstadt Augsburg sind also gestimmt. Der „Mozart-Beauftragte“, so das Amtsdeutsch, Simon Pickel kann sich an die Partitur machen. Organisatorisch ist er gerüstet. Vier Jahre Management, Tournee- und Probenplanung beim Londoner Chamber Orchestra of Europe und vier Jahre Generalsekretär/Geschäftsführer des Dachs der über 7.000 deutschen Chöre bringt der 35-Jährige an Erfahrung auf die Waage. Musikalisch ist der gebürtige Nürnberger im Windsbacher Knabenchor groß geworden. Im Chor singen bei Bachs Johannespassion und Mahlers Zweiter fallen ihm spontan als persönliche Highlights ein. Diplomatie und Durchsetzungsfähigkeit bringt Pickel mit, belässt er es doch kurz vor seinem Amtsantritt in Augsburg bei Andeutungen, dass er bei seiner Aufgabe „vielleicht in eine andere Richtung, aber nicht einen radikalen Wechsel“ steuere, und spricht programmatisch von einer Mischung aus „wahnsinnig wichtigen“ lokalen Akteuren und Spitzenkünstlern. Da trifft es sich doch bestens, dass er mit Sebastian Knauer bereits in seiner Londoner Zeit für Tourneeplanungen zusammenarbeitete. Die hiesigen Ensemblechefs von Musica Suevica bis Fronhof-Konzerte werden es zu schätzen wissen, wenn die Vernetzungsaufgabe des Mozartbüros, ein Jahresspielplan sowie übergreifende Media- und Marketingaktivitäten als Ziele definiert sind.
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Das wird sich spätestens im Jubiläumsjahr 2019 zum 300-jährigen Geburtstag Leopold Mozarts definitiv weisen: Mit der Chance zur Verbindung der jetzt „schmerzenden“, weil wenig publikumsfreundlichen (Weitzel) beiden Mozartstadt-Glanzpunkte. Von seinem Vorgänger waren sie politisch gewollt „entzerrt“ worden. Künftig könnte im Jahr eines Violinwettbewerbs das Mozartfest als reizvolles „Beiprogramm“ zusätzlich die Dachmarke aufpolieren. Das Mozartfest selbst gehört ab sofort selbstverständlich zu den Kernaufgaben von Simon Pickel. Aus dem ersten gescheiterten Vorstoß zur Dachmarke Mozartstadt hat Thomas Weitzel gelernt. Er übt Bescheidenheit, indem er sie als einen Cluster im Oberbegriff „europäische Kulturhauptstadt“ einordnet. In der Sache selbst hat er eine Art „Plattform für Kern-Initiativen“ mit Potenzial gebastelt. Im Konzert der Städte spielt Augsburg allemal lockend und vielleicht bald laut mit. hrs
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Kultur
junge Künstler – Stars von Morgen in Illertissen „Wir wollen den Besuchern professionelle Kunst mit professionellen Künstlern bieten“, sagt Fritz Unglert (74), der Veranstalter des Festivals „Junge Künstler – Stars von Morgen.“ Schon zum zweiten Mal findet das Festival an drei Wochenenden im Oktober im Vöhlin-Schloss zu Illertissen statt. Es ist das einzige Festival seiner Art und bietet großartigen, jungen Künstlern aus ganz Deutschland eine hervorragende Plattform. Doch wie entstand die Idee, eine solche Veranstaltung ausgerechnet in der 17000-Einwohnerstadt Illertissen zu initiieren? Als im Jahr 2000 die Sanierungsarbeiten im Schloss Vöhlin abgeschlossen waren, wünschte sich der Bürgermeister, das Schloss zu einem „lebendigen Ort“ zu machen. Fritz Unglert war dafür der richtige Mann. Der gebürtige Loppenhausener begeisterte sich schon in seiner Kindheit für Gesang und ließ sich unterrichten. Im Rahmen seines Berufs als Bankkaufmann kam er schließlich in ganz Bayern herum und blieb der Musik stets treu. So war er auch schon Mitglied im renommierten Münchener St. Michaels Männerchor. Diese Leidenschaft ist ausschlaggebend für sein Engagement in Illertissen. Er dirigierte 33 Jahre lang den Illertissener Männerchor, der unter anderem zu Konzerten bis nach Rom eingeladen wurde. 1977 kreierte Unglert das berühmte Weinfest, das heuer zum 38. Mal stattfand, und übernahm bis 2007 die Leitung. Nun hat er es sich seit dem Jahr 2000 zur Aufgabe gemacht, das Schloss wiederzubeleben und als eine Stätte der Kultur zu etablieren.
Foto: Anna Karger
Im Jahr 2002 gründete der ehemalige Direktor der Hypo-Bank Illertissen schließlich den Freundeskreis Kultur im Schloss, der mittlerweile rund 340 Mitglieder umfasst. Der Verein entlastet aber nicht nur die Gemeinde, er ist auch Initiator der Veranstaltungen im Schloss. Der Freundeskreis sei sehr dynamisch, immer wieder bekomme er Künstlerempfehlungen von Mitgliedern. Doch
Junge künstler – stars von morgen! Datum: 03. & 04. / 10. & 11. / 17. & 18. Oktober 2015 Ort: 89257 Illertissen Weitere Informationen: http://www.schloss-classics.de Musikalischer Mentor: Albrecht Mayer Künstler (Auswahl): Diana Tischenko – Violine (Konzertmeisterin Gustav-Mahler-Jugendorchester) Simone Rubino – Schlagzeug Junges Kammerorchester Stuttgart mit Yeonsu Nam (16) – Oboe und Sebastian Fritsch (17) – Violoncello Valentina Babor – Klavier (2004 mit 15 Jahren erstmals in Illertissen) Augsburger Künstler ehemaliger Veranstaltungen: Frank Lippe: Theaterorchester Augsburg, Illertissen als Gründungsort für sein Tanzorchester
eben genauso häufig kontaktieren die Künstler auch Fritz Unglert selbst. Schließlich hat sich Illertissen als Ort der Kultur mittlerweile etabliert und die Künstler, die bereits da waren, treten immer wieder gerne im Schloss auf. „Ich bekomme jeden Tag Angebote,“ stellt der frühere Banker stolz fest. Sowohl Besucher als auch Künstler genießen das familiäre Klima, das bei den Veranstaltungen vorherrscht. Der Grund für die positive Atmosphäre liegt im Engagement der kompletten Familie für die Kultur im Schloss und das organisatorische und künstlerische Mitwirken bei Veranstaltungen. Eine seiner Töchter ist selbst Musiklehrerin in Berchtesgaden und trat als Pianistin bei einem Konzert im Schloss auf. Für den Erfolg der Veranstaltungen sprechen auch die Besucherzahlen. Im Jahr 2014 zählte das dreitägige Festival rund 1.000 Besucher. „Die Idee war, ein Festival zu gründen, das auch in Illertissen zu einer festen Instanz und regelmäßig wiederholt werden soll.“ erklärt der 74-Jährige, „Denn nur so kann es auch bekannt werden.“ Deshalb war es auch wichtig, die Politik mit ins Boot zu holen. Schirmherrin ist Europaministerin Dr. Beate Merk. Finanzielle Unterstützung bekommt die Veranstaltung durch den Freistaat Bayern, den Bezirk Schwaben und die Stadt Illertissen selbst. Ein besonderes Highlight für den Veranstalter seien dieses Jahr die Preisträger aus dem Bundesund Landeswettbewerb „Jugend musiziert“, die am 4. Oktober auftreten. Außerdem begrüßt das Festival Sieger des ARD-Musikpreises. Unglert betont immer wieder: „Wir haben wirklich die besten jungen Künstler bei uns.“ Die Nähe zwischen Künstlern und Besuchern ist Fritz Unglert ebenfalls ein Anliegen. Dieses Mal wird es drei Workshops geben, bei denen sich Nachwuchskünstler von den Profis Tipps geben lassen können. Unglert freut sich sehr auf das bevorstehende Festival und lädt herzlich dazu ein. aka
Ku lt ur
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Ein „Fest der Sinne“ in Betzigau Vom 19. bis 20. September feiert die Gemeinde den „Schwabentag“
Elisabeth Bader (*1978) Objektkunst, Betzigau; Lk Oberallgäu; Terrence Carr (*1952) Bildhauen, Burgau, Lk Günzburg; Markus Elhardt (*1957) Bildhauen/ Performance, Kempten; Leonie Felle (*1979) Fotografie/ Konzeptkunst, MünchenLindenberg im Allgäu; Endy Hupperich (*1967) Malerei, München-Kaufbeuren; Lukas Kindermann (*1984) Konzeptkunst; München-Lindenberg im Allgäu; Josef Lang (*1947) Bildhauen; Denklingen, Lk Landsberg/Lech; Hama Lohrmann (*1965) Land Art, Tronetshofen Lk Augsburg; Harry Meyer (*1960) Malerei, Gessertshausen, Lk Augsburg; Maximilian Moritz Prüfer (*1986) Konzeptkunst, Augsburg; Max Schmelcher (*1956) Bildhauen/ Konzeptkunst, Scheidegg, Lk Lindau; Bruno Wank (*1961) Bildhauen, Görisried, Lk Ostallgäu; Guido Weggenmann (*1980) Bildhauen/ Konzeptkunst, Kempten; Evelina Velkaite (*1982) Malerei, Basel (CH)
„Das ganze Dorf ist in Bewegung“, freut sich auch Betzigaus Erster Bürgermeister Roland Helfrich, denn für den „Schwabentag“ wurden in Betzigau kurzerhand zwei Feste zusammengelegt: Die 777-Jahr-Feierlichkeiten der Gemeinde und die im Oberallgäu seit Jahren etablierte Betzigauer Veranstaltung „Kunst am Bach“. Entlang des Baches, der auf rund zwei Kilometern den ganzen Ort durchfließt, wartet auf die Besucher ein „Kulturfest der Sinne“. Es gibt viel Kunst zum Schauen und zum Mitmachen, ein Fest, das sowohl für Kunstinteressierte als auch für Familien mit Kindern ein vielseitiges Programm bietet. Das abwechslungsreiche Musik- und Showprogramm mit zahlreichen Konzerten von Klassik mit dem Schwäbischen Jugendsinfonieorchester über Volksmusik zu HipHop- oder Stepptanz-Vorstellungen bietet eine großartige Unterhaltung und rundet das erlebnisreiche Kulturprogramm ab. Neben dem „Kunstpfad“, also einer Galerie unter freiem Himmel, gibt es auch einen „Familienweg“, an dem Kinder sich unter anderem beim Goldschürfen und Heuhüpfen austoben können. Eine Musikbühne, kulinarische Angebote, ein Wandertheater und anderes sollen das Programm abrunden. Mit einem „Illuminierten Bach“ klingt der Tag zudem stimmungsvoll am späten Abend aus.
Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert skizziert die Idee des „Schwabentages“ mit seinen jährlich wechselnden Austragungsorten auch über die historisch gewachsene Vielgliedrigkeit des über 300 Kilometer langen Regierungsbezirks. Die rund 1,8 Millionen Einwohner verteilen sich dabei auf vier kreisfreie Städte, zehn Landkreise und 336 Gemeinden. Das vom Bezirk Schwaben 2008 ins Leben gerufene und mit ca. 30.000 Euro bezuschusste Fest „dient der Förderung einer gesamtschwäbischen Identität, der Zusammengehörigkeit und des Austausches und bringt über unterschiedliche Themen aus Kultur, Natur und Gesellschaft Menschen aus ganz Schwaben zusammen“, betont Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert. Jeder „Schwabentag“ hat sein eigenes Thema. Frühere Schwabentage wurden in Neu-Ulm, Rain am Lech, Füssen, Gundelfingen an der Donau sowie in Friedberg veranstaltet. „Ich bin mir sicher, dass dieses Konzept Interessierte aus ganz Schwaben nach Betzigau locken wird“, begrüßte der Bezirkstagspräsident die Planungen der Gemeinde, die für die Veranstaltung einen Zuschuss in Höhe von 30.000 Euro erhält. Kommunen, die Interesse an der Ausrichtung des „Schwabentages“ haben, können sich an die Kulturverwaltung des Bezirks wenden. Die Gemeinde Betzigau als Trägerin der Kunstakademie Allgäu bietet seit vielen Jahren von international renommierten Künstlern geleitetet Seminare auf den Gebieten der Malerei, der Bildhauerei sowie der Drucktechniken an. Aus deren Netzwerk an rund 70 namhaften Kunstdozenten sowie mit Unterstützung von Dr. Mechthild Müller-Hennig, Bezirks-Kuratorin der „Schwäbischen Galerie“ im Volkskundemuseum Oberschönenfeld, konnten 14 Persönlichkeiten aus ganz Schwaben für ein neuntägiges Künstlersymposium in Betzigau gewonnen werden. Sie arbeiten dabei im engen nachbarschaftlichen Austausch vor Ort am Bach oder in einem Betzigauer Atelier. Vertreten sind Kunstschaffende aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Objektkunst, Konzeptkunst, Land-Art und Fotografie. Im Nachgang erscheint eine umfangreich bebilderte Dokumentation. Für den „Schwabentag 2015“ entstehen Gemälde, Skulpturen sowie unterschiedlichste temporäre Installationen und vergängliche Objekte. „Uns geht es darum, dass Kunst nicht nur im Museum stattfindet, sondern erlebbar gemacht wird“, betont die ehrenamtliche Organisatorin Bettina Kolb. „So können Besucher und Betzigauer den Künstlern vor Ort „über die Schulter schauen“ und sich im Dialog begegnen“. Programm und Information: www.schwabentag-in-betzigau.de
Foto: Bettina Kolb
Die Künstler
Zum ersten Mal findet in diesem Jahr der „Schwabentag“ im Oberallgäu statt. „Das Konzept, das neben der anstehenden „777-Jahr-Feier“ der Gemeinde Betzigau, die Ausrichtung des im dreijährigen Rhythmus stattfindenen Projekts „Kunst am Bach“ und ein neuntägiges Künstlersymposium zum Inhalt hat, ließ sich schlichtweg nicht überbieten“, so Landrat Anton Klotz zu den Betzigauer „Feiertagen“ am 19. und 20. September.
t o p s chwaben
Kultur
Runter von der Bühne! Ihr 25-jähriges Jubiläum feiert die Volksmusikberatungsstelle im Wirtshaus Seit 2007 ist er Leiter der Beratungsstelle für Volksmusik des Bezirks Schwaben. Er hat in Bamberg Ethnomusikologie studiert und spielt Klarinette. Die Rede ist von Christoph Lambertz. Weit vor seinem Dienstantritt – genauer gesagt vor 25 Jahren, im September 1990 – nahmen die Forschungs- und die Beratungsstelle für Volksmusik in Schwaben ihre Arbeit im Hürbener Wasserschloss in Krumbach auf. Dieses Jubiläum soll nun mit einer Reihe von Veranstaltungen in Krumbach gebührend gefeiert werden. Wozu aber eine Volksmusikberatungsstelle? Ganz einfach, meint Christoph Lambertz: „Sie ist Ansprechpartnerin für alle Belange der traditionellen Musik“. Dies gilt sowohl für das Volkslied wie auch für den Volkstanz in Bayerisch-Schwaben. Ziel ist es und soll es sein, überlieferte Musizierpraxis zu vermitteln und mit neuem Sinn zu füllen. Der momentane Volksmusikhype um La BrassBanda hat damit aber nichts zu tun. Der Sound der Blasmusikgruppe aus Übersee am Chiemsee zählt zum Genre der Neuen Volksmusik. Laut Christoph Lambertz ist La BrassBanda beeinflusst von Balkan- und modernem New Orleans Jazz. Also nix mit Volksmusik. „Aber das sagen sie auch selbst, weiß der Volksmusikbeauftragte des Bezirks. Im Übrigen ist der Hype ja auch nicht neu. Schon vor 20 Jahren war es Hubert von Goisern mit dem „Hirtamadl“oder der „Bairisch Diatonische Jodelwahnsinn.“ Jetzt sind es eben La BrassBanda, Django 3000 oder Zwirbeldirn“.
Fotos: Volksmusikberatungsstelle, Georg Drexel, Bezirk Schwaben
Natürlich werden 25 Jahre Beratungsstelle für Volksmusik auch gefeiert. So wird am 12. September zu einem bunten Abend mit Wirtshausmusik und Tanz geladen und zwar im Gasthof Traubenbräu in Krumbach. In den 60er- bis 80er-Jahren war die Volksmusikpflege noch stark auf die Bühne fixiert, Volksmusik wurde als „Vorführkultur“ gelebt. Aber inzwischen gilt eher die Devise „Runter von der Bühne“, das Aufspielen im Wirtshaus wird wieder mehr gepflegt, Mitmach-Aktionen stehen wieder im Mittelpunkt, „die Volksmusik soll quasi mitten im Leben der Menschen ihren Platz haben“, so Lambertz. Bei der Gruppe „Liadhaber“ geht es dann am 18. September im Gasthof Munding in Krumbach wieder mehr ums Zuhören. Im Mittelpunkt der Gruppe um die Volksliedforscherin Dagmar Held, die sich Anfang 2011 für ein CD-Projekt zusammengetan hat, stehen die Ergebnisse der Volksliedforschung, die in den vergangenen 25 Jahren in Bayerisch-Schwaben und in deutsch besiedelten Orten in Südosteuropa aufgezeichnet wurden: Lustige Wirtshauslieder, traurige Balladen, Lieder vom Unterwegssein, von der Liebe und vom Abschiednehmen. Von den „Liadhabern“ wurden sie in abwechslungsreiche Arrangements gekleidet und so präsentieren sich diese alten Lieder teils im traditionellen, teils im neuen Gewand und zeigen, dass sie ihre Strahlkraft auch im 21. Jahrhundert nicht eingebüßt haben.
1 1 Auf‘gspielt wird zwar nicht im Wald, aber in den Krumbacher Wirtshäusern – die Gruppe „Liadhaber“ 2 Im Hürbener Wasserschloss (Krumbach) hat die Volksmusikberatungsstelle ihren Sitz
2 Das 25-jährige Bestehen der Forschungs- und Beratungsstelle für Volksmusik ist Anlass, diese Schätze auch einmal in Krumbach zu präsentieren. Zum Abschluss gibt es am 26. September einen großen Festabend, bei dem der Volksmusikpreis „Schwäbische Nachtigall“ verliehen wird. Und zwar an „alte Haudegen“ der Volkmusikpflege, im speziellen Fall in diesem Jahr an „Wegbegleiter unserer Arbeit, die auch als Multiplikatoren in ihren Regionen wirken“, so Christoph Lambertz. Trotz der „alten Haudegen“, Nachwuchsprobleme kennen Lambertz und die Beratungsstelle für Volksmusik des Bezirks Schwaben nicht. Und das soll auch so bleiben! pif
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„Präsent wie nie!“ Zum Plärrer und zur Wies‘n-Zeit haben Trachten Hochkonjunktur. Und die Bandbreite ist enorm. Wenn die Spieler des FC Bayern zum Oktoberfest gehen, tauschen sie Fußballtrikots gegen Lederhosen und Karo-Hemden ein. Die trainierten Beine stecken in Haferlschuhen und die Frauen an ihrer Seite kommen im Dirndl daher. Tracht ist kein Zwang, aber ein Muss. Während sich Promis aus den Kollektionen bekannter Trachtenwerkstätten und Designer bedienen, kauft der „normale“ Oktoberfestbesucher sein Gewand möglichst billig ein. Im Internet gibt es Dirndl für weniger als 30 Euro, eine Lederhose ist schon unter 40 Euro zu haben. Touristen statten sich in Geschäften rund um die Wiesn oder in Kaufhäusern mit einer all-inclusive-Tracht aus und bekommen zum Festpreis Hose, Hemd, Schuhe, Strümpfe und Hut. Vor allem Italiener und Japaner werden so zu Kurzzeit-Bajuwaren und nehmen das Gewand als „typisch bayerisch“ und als Andenken an feuchtfröhliche Bierzeltabende mit nach Hause. Authentizität spielt keine Rolle. Auch beim Plärrer in Augsburg und bei den vielen Volksfesten in Schwaben dreht sich das Modekarussell mit Dirndln und Lederhosen. „Es ist eine Welle, aber auch eine Chance für die Tracht, das Thema ist so präsent wie nie“, meint Monika Hoede, Leiterin der Trachtenkulturberatung des Bezirks Schwaben im Landauer Haus in Krumbach. Die Trachtenschneidermeisterin und Volkskundlerin unterscheidet zwischen historischer Festtracht und Festzelttracht, freut sich aber, dass bei den Festzeltdirndln historische Formen erkennbar sind. „Sie haben ein Mieder, eine Bluse, eine Schürze und traditionelle Zierformen, das ist schon besser als die einstige Landhausmode“, erklärt sie. Gegen eine kreative Interpretation des klassischen Dirndls, das früher einmal die einfache Form der Werktagskleidung war und von Dienstboten und Bäuerinnen getragen wurde, hat sie nichts. Sie gibt aber zu bedenken, dass heute die traditionellen schwäbischen Trachtenschneider nichts von dem Massenphänomen Festzelttracht haben. Es ärgert sie, dass die Kleidung in Rumänien, Taiwan oder Pakistan unter teils erbärmlichen Umständen gefertigt wird. „Ein junger Mann sollte lieber ein paar Jahre auf eine originale Lederhose sparen“, schlägt Monika Hoede vor, die selbst häufig in Tracht geht. rmi
Dr. Philipp Herzog neuer Leiter am Schwäbischen Bauernhofmuseum Illerbeuren Seit 1. August 2015 hat das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren einen neuen Leiter. Die Verbandsversammlung entschied sich für den Historiker Dr. Philipp Herzog. Der 38-Jährige ist in Braunau, Oberösterreich, geboren. Er hat sowohl sein Magisterstudium als auch sein Doktoratsstudium in Geschichte an der Universität Wien mit Auszeichnung abgeschlossen. Weitere Stationen waren während seines Auslandsstudiums Russland und Estland, Erfahrungen in der Museumsarbeit sammelte er bereits während des Studiums am Litauischen Jüdischen Museum Vilnius. Als Lehrbeauftragter kam Herzog 2009 in die Universitätsstadt Passau. Es folgte beim Zweckverband Niederbayerischer Museen ein wissenschaftliches Volontariat. In der Folge war Herzog unter anderem für die grenzüberschreitenden Landesausstellungen Oberösterreich-Bayern und Oberösterreich-Südböhmen als örtlicher Ausstellungsleiter tätig, zudem betreute er weitere Kulturprojekte. Neben diesen Erfahrungen in musealer Arbeit befasste sich Herzog auch intensiv mit volkskundlichen Themen.
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Kultur
Eine spannende Zeitreise über vier Stockwerke ein glanzstück an präsentation: das Rieser Bauernmuseum im maihingen
Soviel vorneweg: Es ist ein richtiges Schmuckkästchen geworden. Nachdem das sogenannte Brauhaus des Rieser Bauernmuseums in Maihingen über ein Jahr lang für die Öffentlichkeit geschlossen war, erstrahlt das Ausstellungsgebäude des Bezirks Schwaben nun in neuem Glanz. Die Dauerausstellung „300 Jahre Alltagskultur im Ries“ hat für die Besucher geöffnet und zeigt Einblicke in das Alltagsleben im Ries, Bekanntes und Spannendes auf vier Stockwerken – von den ältesten Möbeln aus der Zeit um 1660 bis zum Transistorradio und einem Strenesse-Hosenanzug. Den sichtbarsten Wandel erfuhren die Räumlichkeiten mit dem Einbau der maßgefertigten Podeste und Vitrinen. Sie sind bewusst modern gehalten und fügen sich passgenau in die Architektur des barocken Gemäuers. Bei den verwendeten Materialien wurde speziell darauf geachtet, dass es sich um Naturprodukte handelt, die den Charakter des Hauses trotz der großen Eingriffe bewahren. Auf diese Weise konnte eine Symbiose zwischen zeitgemäßen Ausstellungstechniken, dem historischen Gebäudebestand und den Exponaten geschaffen werden. In der Sonderausstellung „Zeit-Raffer“ kann sich der Besucher noch bis Ende der Museumssaison ein genaues Bild von den Umbauarbeiten machen. Es wurden Böden abgeschliffen und neu eingebracht, kilometerweise elektrische Leitungen verlegt, das Haus brandschutzgerecht ausgestattet, marode Balken ausgetauscht und die Statik verstärkt. Spannend war auch das Bestücken der 1300 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche: Unzählige Objekte – von der einzelnen Rasierklinge bis hin zur kompletten Küchenzeile – wurden aus den Depots geholt, vom Restaurator behandelt und richtig in Szene gesetzt. Der Rundgang durch die Dauerausstellung „300 Jahre Alltagskultur im Ries“ beginnt im Erdgeschoss mit der Themenwelt „Das Ries – Eine besondere Kulturlandschaft stellt sich vor“ und mit einer Orientierung über die Region. Eine bunte Mischung aus Objekten und Bildern zeigt die Vielfältigkeit und die Eigenheiten dieses
1 Rieser Bauernmuseum – Öffnungszeiten: bis 15. September: täglich außer Montag 10 Uhr - 17 Uhr 16. September - 10. November: täglich außer Montag und Freitag 13 Uhr - 17 Uhr Montags geschlossen (außer an Feiertagen) an Feiertagen geöffnet! Gruppen nach Vereinbarung auch gerne außerhalb dieser Zeiten
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Weitere Info unter www.rieser-bauernmuseum.de
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Landkreises. Das reicht von berühmten Riesern, wie dem ehemaligen Augsburger Bischof Josef Stimpfle, Johannes Hanselmann, seines Zeichens früherer Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Anton Jaumann, einst Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft und Verkehr, Gerd Müller, dem „Bomber der Nation“, oder dem Botaniker Leonhart Fuchs (1501 bis 1566), nach dem die Fuchsie benannt wurde, über Biogasentwicklung bis hin zum Rieser Bauernkalender 2014.
welt „Wohnen und Haushalt“, in der Abteilung Radios, Plattenspieler und Fernseher, Heinz Rühmann von den „Herzen der stolzesten Frauen“ singt oder düstere Nachrichten aus einer dunklen Zeit aus dem Volksempfänger kommen. An der dortigen Medienstation kann der Besucher nämlich eine Auswahl aus verschiedenen Tondokumenten der jeweiligen Zeit treffen. Und wer hätte es gedacht, Unterhaltungselektronik verbreitete sich schneller als Waschmaschinen – schließlich waren daran auch Männer interessiert.
Vom Erdgeschoss fährt man mit dem Aufzug in den vierten Stock zur Themenwelt Nummer zwei „Kleidung im Ries“. Dort geht es um Tracht, um den Zusammenhang zwischen Tracht und Konfession und um bürgerliche Kleidung. In einer Installation kann sich der Besucher fünf kurzweilige Histörchen zu fünf verschiedenen Kleidern anhören.
Weitere Themenwelten sind Waren und Werbung, Kindheit und medizinische Betreuung. Hingucker sind ein Krämerladen aus Möttingen und eine Milchhandlung aus Nördlingen aus den 1920er Jahren, eine Arztund Zahnarztpraxis sowie ein Friseursalon aus der Zeit um 1950/60. Die Gans Marie führt die jüngeren Besucher auf einem speziellen Kinderpfad durch das Museum. Egal ob Kind oder Erwachsener, wenn man ans Ende des Rundgangs gekommen ist, kann man sich noch an den Kinderfotos der anfänglich erwähnten Rieser Promis erfreuen: Jaumann, Stimpfle, Müller und Hanselmann.
„Eine zeitgemäße Gestaltung setzt auf Interaktionsmöglichkeiten“, betont Museumsleiterin Dr. Ruth Kilian. Medien- und Hörstationen ziehen sich durch das ganze Haus und da kann es dann schon mal vorkommen, dass im zweiten Obergeschoss, bei der Themen-
1 Damenfriseursalon aus der Zeit um 1950/60 – wieder auf- gebaut im historischen Brauhaus des ehemaligen Klosters 2 Historische Kleidungsstücke erzählen ihre Geschichte 3 Medizinisches Besteck zeigt das Berufsbild der Hebamme 4 Vor der Selbstrasur ging Mann regelmäßig zum Herrenfriseur
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5 Ein originaler Krämerladen samt Ware und Werbung – ein besonderes Schmuckstück der Ausstellung
Fotos: Rieser Bauernmuseum, Heike Fauter
Ganz zum Schluss der sowohl interessanten als auch vergnüglichen Zeitreise gibt es für den Besucher noch den Film „Das Ries – ein luftiger Spaziergang“. Und mit dem Berg Ipf im Abendlicht ist man dann schließlich wirklich am Ende angekommen. pif
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Kultur
Das römische Augsburg in der Kiste
Fotos: Städtische Kunstsammlungen
Ausstellung in der Toskanischen Säulenhalle ist der Ankommer des Sommers Nein, mit der „Puppenkiste“ in der Spitalgasse hat das nichts zu tun. Und nein, es geht auch nicht um Umzugskisten. Es geht um eine völlig neugestaltete Ausstellung: Ende Juni eröffnete in der Toskanischen Säulenhalle die Sonderpräsentation „Römerlager. Das römische Augsburg in Kisten“, in der Glanzstücke der Sammlungen und bislang Unbekanntes wieder der Öffentlichkeit zugänglich sind. Das Dilemma ist ja hinlänglich bekannt. Als Ergebnis einer statischen Untersuchung musste das Römische Museum in der Dominikanerkirche Ende 2012 geschlossen werden. Da es bis zur Wiedereröffnung an alter Stelle noch ein wenig dauern wird, wurde im Augsburger Zeughaus eine Interimsausstellung eingerichtet. „Die Präsentation kommt sehr gut an“, wie der Direktor der Kunstsammlungen und Museen Augsburgs, Dr. Christof Trepesch, betont, „im Juli kamen bereits 4.112 Besucher.“ Insbesondere von der Konzeption und der Gestaltung seien die Leute begeistert. Die Ausstellungsgestaltung nimmt die Situation des „Zwischenlagers“ der Exponate in den historischen Räumen des ehemaligen Arsenals auf. Sie lässt die Präsentation zu einem lebendigen Forum über den zukünftigen Umgang mit dem römischen Erbe der Stadt werden. So liegen die Ausstellungsstücke in weißen Kisten, die Füße der Schränke und Tische bestehen aus Euro-Paletten. Alles hat etwas Leichtes, Flüchtiges, alles wirkt provisorisch und doch charmant. Neben bekannten Objekten aus der bisherigen Dauerausstellung – so z.B. der Augsburger Pferdekopf – wird auch Unbekanntes gezeigt. In aufwändiger
Handarbeit entstand der getreue Nachbau eines Militärwagens für Nachschubzwecke, wie er wohl im Militärlager Oberhausen zur Zeit des Kaisers Augustus Verwendung fand. Für die Entwicklung zur vermögenden Handelsstadt war nicht nur die Straßenverbindung nach Norditalien, die Via Claudia, von Bedeutung. Meterlange originale Überreste einer Schiffsanlegestelle lassen vermuten, dass es in Augsburg einen kleinen Flusshafen gab. Darüber hinaus ist die Stadtarchäologie mit kleinen und großen Funden aus aktuellen Grabungen vertreten. Der jüngst entdeckte, ungewöhnliche Grabstein für die Kinder Burilla und Burinianus aus der Franziskanergasse wird gezeigt. Ebenfalls zu sehen: der Fund eines beinahe 2.000 Jahre alten römischen Börsenarmreifs aus Bronze, die bei Ausgrabungen auf dem Gelände des Diakonissenkrankenhauses freigelegt wurde. Die inzwischen restaurierte Geldbörse wird nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Das „besondere Römerlager“ soll übrigens die nächsten fünf Jahre in der Toskanischen Säulenhalle zu sehen sein. pif
Börsenarmreif aus Bronze
Literarischer Boxkampf in der Brechtstadt Hier fliegen nicht die Fetzen, sondern die Worte
Augsburg ist Brechtstadt – aber Brecht war gestern. Im November ist Augsburg die Stadt der Slammer. Die Deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam vom 3. bis 7. November zeigen, was Dichten im Jahre 2015 heißt. Fast 250 der besten Slammer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein werden erwartet. Darunter alteingesessenen Slam-Größen genauso wie Newcomer und Nachwuchs-Slammer. Horst Thieme freut sich daher: „Wenn die Poeten ankommen, ist das wie ein großes Klassentreffen.“ Die deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam sind der größte Dichter-Wettkampf dieser Art im deutschsprachigen Raum und finden bereits zum 19. Mal statt. Und zwar in Augsburg. Denn Augsburg hat mittlerweile eine 17-jährige Poetry-Slam-Tradition. „Damit gehören wir zu den ältesten Slam-Städten Europas,
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und für mich als Augsburger war es natürlich klar, dass Deutschlands größtes Literaturfestival mit knapp 250 Teilnehmern aus dem deutschsprachigen Raum auch endlich in die Schwabenmetropole kommen muss“, so Thieme. Bei der Sitzung vom Slam-Master-Meeting 2013 bekam Horst Thieme die Chance, Augsburg vorzuschlagen – „und wir erhielten prompt und ohne Gegenstimmen den Zuschlag“.
Philipp Zymny, Yasmin Hafedh, Pierre Jarawan und Fatima Moumouni.
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Minuten und darf außer dem Mikro keine weiteren Hilfsmittel benutzen. Neben dem Einzelwettbewerb gibt es einen gesonderten Teamwettbewerb. Favoriten gibt es natürlich auch. Dieses Jahr werden einige Poeten als „sehr heiße Kandidaten“ gehandelt. Horst Thieme geht von einer unglaublichen Dichte an potentiellen Champions aus. „Die Qualität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Jahr ist enorm“, so Thieme, „jede Vorrunde wird ein heißes Battle“.
Zur Eröffnungsgala am 3. November präsentiert Thieme zusammen mit der österreichischen Moderatorin Mieze Medusa die besten Slammerinnen und Slammer der letzten Meisterschaften. Dabei kommen natürlich die Vorjahressieger Lars Ruppel (Einzel-) und Team Scheller (Team-Wettbewerb) zur Geltung. Zusammen mit den Siegern von 2012 und 2013 sowie von U20- und anderen Meisterschaften geben sie einen Einblick in das breite Spektrum der deutschsprachigen Slam-Szene: von feiner Lyrik über Spoken Word Poetry bis zu krawalliger Bühnen-Literatur! Noch mit dabei: Jan
Horst Thieme holt „Deutschlands größtes Literaturfestival“ nach Augsburg In Vorrunden und Halbfinals kämpfen sich die Poetinnen und Poeten dann an den darauffolgenden Tagen ins Finale vor. Die Regeln des modernen Dichterwettstreits sind einfach: Der Slammer tritt allein oder im Team mit einem selbst geschriebenen Text gegen die anderen Teilnehmer an. Er hat dabei ein Zeitlimit von wenigen
Dazu finden ein Rap-, ein Singer-Songwriter- und ein Erotik-Slam statt. Im Jahr 2009 kamen die Organisatoren der deutschsprachigen Slam-Meisterschaften auf die Idee, neben dem wortgewaltigen Wettbewerb auch ein Fußballspiel auszurichten. Diese Tradition wird auch in Augsburg fortgesetzt. Am Final-Samstag steht am Vormittag Fußball auf dem Programm und am Abend wird der diesjährige deutschsprachige Poetry-Slam-Meister ermittelt. pif Tickets unter www.slam2015.de
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top schwaben-Serie „Die Landkreise und kreisfreien Städte Schwabens“. Teil 7: Landkreis Oberallgäu
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Spezial Landkreis Oberallgäu Das bayerische Schwaben umfasst vier kreisfreie Städte und zehn Landkreise. top schwaben stellt in jeder Ausgabe eine dieser Gebietskörperschaften vor. Im Regierungsbezirk Schwaben gibt es eine alpine Region: den Landkreis Oberallgäu, der gleichzeitig der südlichste Landkreis Deutschlands ist. Das Oberallgäu umschließt die kreisfreie Stadt Kempten, mit der im Gesundheitswesen und ÖPNV eine enge Zusammenarbeit erfolgt. Der Landkreis Oberallgäu ist mit einer Fläche von 1.528 Quadratkilometern der fünftgrößte Landkreis Bayerns. Er ist der größte Landkreis Schwabens. Bei knapp über 150.000 Einwohnern umfasst die Bevölkerungsdichte nicht einmal 100 Einwohner pro Quadratkilometer, ist jedoch eine der erfolgreichsten Tourismusregionen Deutschlands. Jährlich zählt man hier rund 1,3 Mio. Gästeankünfte und 8 Mio. Übernachtungen.
Foto: Jonathan Besler
Der Landkreis setzt sich aus 28 Gemeinden zusammen, die Verwaltung hat ihren Sitz in Sonthofen. Landrat Anton Klotz wurde als Stellvertreter des bisherigen Landrats 2014 ins Amt gewählt.
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„Im Landkreis Oberallgäu darf kein Talent verloren gehen!“ interview mit Landrat ANton klotz Herr Landrat, die Oberallgäuer leben im größten Landkreis Bayerisch-Schwabens, dort, wo andere Urlaub machen. Was macht „Ihr“ Oberallgäu besonders? Klotz: Das Oberallgäu ist eine Region, die Tradition und Moderne miteinander vereint. Neben der einzigartigen Landschaft, die zu den schönsten Deutschlands gehört, hat der Landkreis auch eine hohe Wertschöpfung aus Wirtschaft und Tourismus zu verzeichnen. Eindeutige Stärken des Landkreises sind Natur, Landschaft und hoher Freizeitwert. Inwieweit schränken diese die Wirtschaft ein? Klotz: Durch eine vernünftige Bauleitplanung wird die Wirtschaft nicht eingeschränkt und die Naturlandschaft mit ihrer Vielfalt geschützt. Mit seiner gut ausgebauten Infrastruktur, ist das Oberallgäu Standort für klein- und mittelständische Betriebe sowie für weltweit agierende Unternehmen. Mit einer ausgewogenen Branchenstruktur versuchen wir die Attraktivität zu steigern, ohne dabei unsere Natur, unsere Kultur und unser Brauchtum zu vernachlässigen.
Stichwort Energiewende: Der Landkreis hat 2013 ein Klimaschutzkonzept beschlossen. Bis 2022 sollen 70 % des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien erzielt werden. Sind diese Ziele erreichbar? Klotz: Ein zentrales Anliegen der Oberallgäuer Energiewende ist es, das Zieldreieck der Energiepolitik mit den Schenkeln Versorgungssicherheit, günstiger Preis und Umweltfreundlichkeit nicht zu verfehlen.
Der Freiheitskampf hat in Altusried Tradition
Fotos: Allgäu GmbH (2), Privat (1)
freilichtbühne, musiksommer, theater: oberallgäuer kulturhighlights Man weiß es ja: Der Freistaat Bayern ist eine der attraktivsten Destinationen in Europa, hier schlägt das Herz des deutschen Tourismus. Aber, Erfolg kommt nicht von ungefähr. Es bedarf schon mehr als „nur“ landschaftlicher Schönheit, um Reisende aus nah und fern zu begeistern. Der Ideenreichtum aller Beteiligten hat keine Grenzen. Da macht der Landkreis Oberallgäu keine Ausnahme. Egal, ob regionale Schmankerlküche, WLAN auf dem Bauernhof, Wellness oder Wandern. Dies alles sind aber nur die Basics. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist die Allgäuer Freilichtbühne in Altusried in europaweit einzigartiger Holzbauweise mit 2.500 überdachten Sitzplätzen und einem Programm, das sich sehen lassen kann. Seit rund 135 Jahren werden in Altusried bereits Freilichtspiele aufgeführt. Schwerpunktthema ist der „Freiheitskampf“. So kommen von den großen Volkstheatern über Märchen und Operetten bis hin zu verschiedensten Konzertveranstaltungen
zur Aufführung. Der Durchbruch als anerkannte Freilichtbühne gelingt den Altusriedern mit einem ganz besonderen Stück. 1911 machten sich 500 Gemeindemitglieder daran, mit „Andreas Hofer“ in seinen Kampf gegen Unterdrückung und Willkürherrschaft zu ziehen.
1 Bühne für Erfolg: das Stadttheater Kempten 2 Die überdachte Freilichtbühne Altusried
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Allerdings geht es heute mit den Themen Wasserkraft, Windkraft, Photovoltaik und Pumpspeicherkraftwerke nicht recht weiter. Nach den derzeitigen Rahmenbedingungen steht fest, dass wir unser Ziel, 70 % des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu erzeugen, bis 2022 nicht erreichen können. Und weil wir in der Erzeugung von regenerativen Energien nur mühsam voran kommen, müssen wir den Fokus verstärkt auf das Einsparen und den effektiven und intelligenten Einsatz von Energie richten. Mit Ihrem Amtsantritt im Mai 2014 haben Sie das Thema Bildung ganz oben auf Ihrer Agenda angesiedelt. Wie gehen Sie das Thema konkret an? Klotz: „Kein Talent darf verloren gehen“ – ist die Hauptaussage unseres Projektes und war mein Hauptbeweggrund, mich dieser Initiative des Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst anzuschließen. Die „Bildungsregion Oberallgäu“ soll eine Verantwortungsgemeinschaft aller Schulen, Träger, Vereine, Kammern, Arbeitgeber, Behörden und Eltern werden. Sie soll den jungen Menschen in der Region mit ein passgenaues Bildungsangebot bieten und ihnen die Wahrnehmung ihrer Bildungs- und Teilhabechancen ermöglichen. Der Landkreis Oberallgäu ist dabei ein wichtiger Knotenpunkt im kommunalen Bildungsnetzwerk. Sommers wie winters leidet das Oberallgäu unter starkem Autoverkehr – die Kehrseite des Tourismus. Was ist Ziel des 2013 beschlossenen Verkehrskonzeptes? Klotz: Die zunehmenden Verkehrsbelastungen stoßen immer häufiger an die Grenzen der Verträglich-
Ein weiterer Höhepunkt ist der „Oberstdorfer Musiksommer“. Das größte Klassikfestival im Allgäu mit attraktiven Konzerten im Tal und auf dem Berg lockt im Juli und August die Gäste an. Oberstdorfer Brauchtum erlebt man bei den Brauchtumstagen Allgäu-Tirol-Kleinwalsertal oder den traditionellen Viehscheiden am 12. und 13. September, wenn die Hirten das Vieh nach ca. 100 Tagen auf den Alpen zurück ins Tal treiben, wo dann ein großes Volksfest stattfindet.
keit und Akzeptanz. Mit dem Verkehrskonzept streben wir die Verzahnung aller Akteure und Beteiligten an. In drei Fachgruppen, Straße, Schiene und ÖPNV, sammeln wir Ideen und Visionen und prüfen diese auf Umsetzbarkeit. Wir stellen uns gemeinsam diesem Problem und wollen versuchen, die Verkehrsströme zukünftig anders zu leiten und damit für Entlastung zu sorgen. Seit kurzem gibt es mit MONA einen neuen Verkehrsverbund für die Region. Was wären Ihre dringlichsten Wünsche an einen attraktiven ÖPNV? Klotz: Eine wesentliche Aufgabe von MONA muss sein, in enger Zusammenarbeit der Aufgabenträger mit allen Verkehrsakteuren auf Straße und Schiene eine flächendeckende, einheitliche und transparente Tarifstruktur zu schaffen. Darüber hinaus gilt es unter Nutzung der modernen Techniken die Fahrgastinformation zu vereinheitlichen und auszubauen. Die MONA ist eine große Chance und ideale Plattform für die Weiterentwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs im Oberallgäu, in Kempten und in der Region. Als Landrat und gebürtiger Oberallgäuer kennen Sie jeden Winkel Ihres Landkreises ganz genau. Verraten Sie uns aus der Fülle schöner Flecken Ihre persönlichen Favoriten? Klotz: Meine ganz persönlichen Favoriten im Oberallgäu sind der so genannte „Huber Buckel“ hoch über meinem Heimatort Haldenwang, das bezaubernde Straußbergmoos nahe Sonthofen sowie der Grünten, der auch als „Wächter des Allgäus“ bekannt ist. wos
Oberdorf ins Pfarrheim nach Martinszell folgten: Hermann Gabler wollte den Versuch wagen, eine Jugendtheatergruppe zu gründen. Aus dieser Idee entstand das Jugendtheater Martinszell.
Wir bleiben in luftigen Höhen. Das auf über 1000 Meter Höhe gelegene Bergbauernmuseum Diepolz ermöglicht interessante Einblicke in das Leben und Arbeiten der Allgäuer Bergbauern.
Aus den damals 18 Mitgliedern sind heute weit über 150 aktive Mitglieder geworden. So wurden z.B. die Stücke „Wer hat Angst vorm kleinen Mäx“ oder „Trip in die Freiheit“ von Kindern und Jugendlichen allein zur Aufführung gebracht. Mit den beiden Theatersonderformen Gauklerei und Schwarzes Theater rundet das Jugendtheater sein Angebot an sinnvollen Freizeitbeschäftigungen gekonnt ab.
Das Museumsgelände befindet sich in Hanglage des Hauchenbergs, eingebettet in das Dorf Diepolz. Das „Museum zum Anfassen“ besteht seit dem Jahr 2002. Ziel der Museumsmacher ist es, das „Be-greifen“ zu ermöglichen und zum Mitmachen anzuregen: Interaktive Ausstellungen, Zeitreise ins Jahr 1920, Entdeckungsreisen, Führungen sowie Gruppenprogramme für Kinder und Erwachsene. Es begann alles 1981 mit einem Aufruf des Pfarrgemeinderats, dem 18 Jugendliche aus Martinszell und
Apropos Theater, der Schriftsteller und Theaterautor Carl Zuckmayer (1896 bis 1977) war nach dem Zweiten Weltkrieg mehrmals Gast im Oberallgäu, genauer gesagt in Oberstdorf in der renommierten Privatklinik Stillachhaus. Dort schrieb er 1948/49 sogar ein ganzes Theaterstück (Der Gesang im Feuerofen). Das Grab seiner Eltern im Oberstdorfer Waldfriedhof besteht heute noch. Die bekanntesten Werke von Carl Zuckmayer sind „Des Teufels General“ und „Der Hauptmann von Köpenick“. pif
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Die Wirtschaft brummt im oberallgäu finden tourismus und industrie, altes handwerk und neue technologien erfolgreich zusammen
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Fotos: Allgäu GmbH
Wenn die Stimmung gut ist, dann läuft vieles besser. Und die Stimmung im Oberallgäu ist sehr gut. Die Nachfrage hat sich weiter belebt und die Unternehmen freuen sich über eine gute Auslastung. Diese positive Entwicklung wird sich nach Einschätzung der regionalen Wirtschaft in den nächsten Monaten auch fortsetzen. Dies sind die wesentlichen Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Schwaben. Traditionell ist die Wirtschaft im Landkreis Oberallgäu von Landwirtschaft und Tourismus, Industrie und Handwerk geprägt. Vor allem mittelständische Unternehmen und Handwerker sind hier angesiedelt. Lange Tradition hat die metallverarbeitende Industrie im südlichen Landkreis, international agierende Industriebetriebe wie Bosch, Voith Turbo, Dr. Werner Röhrs KG und andere profitieren von den Kenntnissen und Fertigkeiten der „Allgäuer Tüftler und Mächler“. Darüber hinaus sind Lebensmittelund Verpackungsindustrie, Bauwirtschaft und Ernährungswirtschaft weitere Säulen der Wirtschaft im Landkreis Oberallgäu.
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Die Fachkräfte, die der Landkreis natürlich benötigt, werden auch in der Hochschule Kempten ausgebildet. Der Landkreis Oberallgäu hat sich Ende des Jahres 2014 an der Initiative „Bildungsregionen in Bayern“ des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst beteiligt und sich so auf den Weg zur Bildungsregion gemacht. Nach den Vorstellungen des Landkreises wird am Ende des Prozesses ein kommunales Bildungsmanagement stehen, das es ermöglicht, schnell auf aktuelle Entwicklungen und gesellschaftliche Herausforderungen zu reagieren. Insgesamt soll die Bildungsregion Oberallgäu eine Verantwortungsgemeinschaft aller Schulen, Träger, Vereine, Kammern, Arbeitgeber, Behörden und Eltern werden. Ziel ist es, zusammen mit der hohen Lebensqualität Fachkräfte in der Region zu halten, so der Tenor im Landratsamt. Nicht minder wichtig für eine funktionierende Region ist die Verkehrsinfrastruktur. Auch hier hat der Landkreis in der jüngsten Vergangenheit viel getan: Eröffnung der B 19 neu zwischen Waltenhofen und Immenstadt und der Allgäu Airport in Memmingen.
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EU-Forschungsprojekt „Demochange“ Überall wird vom demografischen Wandel gesprochen – da macht der Landkreis Oberallgäu keine Ausnahme. Um diese Thematik auf eine breite Basis zu stellen, wurde das EU-Forschungsprojekt „Demochange“ ins Leben gerufen. „Demochange“ behandelt als erstes und bisher einziges Projekt des Alpenraumprogramms die Thematik des demografischen Wandels. Ziel ist es, das Verständnis für den vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Einfluss des demografischen Wandels speziell auf alpine Regionen zu verbessern.
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Zusammen mit der Bahnlinie München - Kempten Immenstadt - Lindau bzw. Oberstdorf, der Autobahn A 7 Flensburg - Füssen, den Bundes-, Staats- und Kreisstraßen finden Unternehmen eine ansprechende Anbindung an den Fernverkehr vor. In den letzten Jahren hat die Wirtschaftsförderung des Landkreises auch sehr stark in den Ausbau des Tourismus investiert. Sichtbare Zeichen und Projekte sind zum Beispiel die Einführung der „Allgäu-Walser-Card“, die Informations- und Buchungsplattform „www. oberallgaeu.de“, der Ausbau des Service-Centers bei der OberAllgäu Tourismus Service GmbH und nicht zuletzt auch die Gründung der Allgäu GmbH.
Euregio via salina Im Jahr 1997 wurde die Euregio via salina gegründet. Sie ist eine Dachorganisation für drei Vereine: Regio Allgäu e. V., Regionalentwicklung Außerfern REA (Tirol) und Regio Kleinwalsertal (Vorarlberg). Durch den Zusammenschluss soll die Region diesseits und jenseits der deutsch-österreichischen Grenze gestärkt werden. Durch zahlreiche Projekte in den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Tourismus findet ein ständiger Austausch statt. pif
1 Handwerk in der Sennerei Hüttenberg/Ofterschwang 2 Auch Hightech und Maschinenbau spielen in der Wirtschaft des Lankreises eine bedeutende Rolle in ein Labor der Lebensmitteltechnologie 3 Blick
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alles Käse: Das Allgäu ist weit mehr als 4 Nicht Tourismus und Milchwirtschaft
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„Allgäu – mehr Freiraum“ Das oberallgäu ist die alpine region des ferienparadieses allgäu. hier erlebt man die alpenregion von einer ihrer schönsten seiten.
Mal ehrlich: Wissen wir nicht manchmal mehr über Italien oder die Malediven als über das Allgäu? Der Landkreis Oberallgäu ist z. B. der südlichste Landkreis Deutschlands. Das Gebiet umfasst alpines und voralpines Gelände. Der höchste Berg ist die Hochfrottspitze (2649 m). Der niedrigste Punkt liegt an der Iller bei Fluhmühle in der Gemeinde Altusried (622 m).
Fotos: Allgäu GmbH
Und eine der tiefsten Schluchten Europas liegt zwischen Oberstdorf und dem Kleinwalsertal, die Breitachklamm. Die früher „Großer Zwing“ genannte Klamm verbindet Deutschland und Österreich. Erste Versuche, die Klamm Ende des 19. Jahrhunderts begehbar zu machen, scheiterten. Der Tiefenbacher Pfarrer Johannes Schiebel schaffte schließlich, was vielen unmöglich erschien: am 4. Juli 1905 wurde die begehbare Breitachklamm eingeweiht. Seit damals haben sich Hunderttausende von Besuchern an dem Nervenkitzel der steilen Felswände und Schluchten, der tosenden Wasserfälle und strudelnden Gumpen erfreut. Der Naturpark Nagelfluhkette ist 410 Quadratkilometer groß und beherbergt eine große Anzahl unterschiedlicher Lebensräume und speziell daran angepasster Pflanzen- und Tierarten. Er überwindet, bedingt durch die Lage am Nordrand der Alpen, Höhenunterschiede von bis zu 1.500 Metern. Die Nagelfluhkette ist ein Gebirgszug, bestehend aus dem namensgebenden Gestein. Der wohl bekannteste Gipfel ist der Hochgrat bei Oberstaufen (1.834 m). Und von Hochgrat bei Oberstaufen ist der Sprung dann auch nicht mehr weit zu einem weiteren touristischen Höhepunkt im Oberallgäu. Drei Routen, 53 Etappen und 876 Kilometer. Die Rede ist von der sogenannten „Wandertrilogie Allgäu“, ein einzigartiges Weitwanderwegenetz durch das gesamte Allgäu, also auch durch das Oberallgäu. Für jeden Wandertyp ist etwas
dabei, ob genussvoll durch die grünen Wiesen, abwechslungsreich auf mittleren Höhen oder sportlich über die Gipfel. Und das Besondere daran ist, dass man nicht von A nach B wandert, sondern sich seine ganz persönliche Route zusammenstellen kann – ganz nach Vorlieben und physischer Kondition. Wer Glück hat, kann dann auch auf den Gipfeln des Naturschutzgebietes „Allgäuer Hochalpen“, also Bad Hindelang und Oberstdorfer Berggebiete, Steinadler entdecken. Auf dem Heimweg kann man dann gleich noch die deutsche Alpenstraße erkunden. Die erstreckt sich auf einer Länge von über 450 km zwischen Bodensee und Berchtesgaden. Die Alpenstraße führt vorbei an 25 Burgen und Schlössern, 21 Bergseen, 64 Kurorten und zeigt das bayerische Alpenpanorama von einer seiner schönsten Seiten. pif
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3 1 Breitachklamm
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2 Die Landschaft bei Unterjoch 3 Wander- und Radelziel Allgäu
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Wirtschaft
BEW und Landkreis Unterallgäu eröffnen LEADER-Projekt Flussraum Iller Die Bayerische Elektrizitätswerke GmbH (BEW) und der Landkreis Unterallgäu haben das LEADER-geförderte Projekt „Flussraum Iller – Wasserkraft und Natur am Allgäuer Illerdurchbruch erleben!“ offiziell eröffnet. Mit dem Projekt soll der Illerwinkel für Wanderer und Radfahrer attraktiver gemacht und der Naturraum im und am Wasser ökologisch aufgewertet werden. Eine Hängebrücke überspannt nun die Iller bei Legau auf einer Länge von rund 80 Metern. Auf diese Weise kann der Fluss im Bereich zwischen Legau und Bad Grönenbach überquert werden. Am südlichen Ufer ermöglicht eine 23 Meter hohe Aussichtsplattform den Besuchern einen Blick in die naheliegende Illersteilwand, ohne dass sensible Naturbereiche betreten werden müssen. Der Illersteg wird an das bestehende Rad- und Wanderwegenetz angeschlossen. Um den Besuchern den Zugang zum Gewässer wieder zu ermöglichen, wurden die Uferbereiche abgeflacht und ein naturnahes Illerufer geschaffen. Die Uferaufweitung bietet neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Ein zentrales Ziel des 863.000 Euro-Projekts ist das Thema Umweltbildung: An einem zusätzlichen Seitengewässer können interessierte Gruppen aus der Umweltstation Unterallgäu Bachpatenschaften übernehmen. Bachpaten unterstützen bei der naturnahen Pflege und Gestaltung von Gewässern und ihrer Uferbereiche. Außerdem schafft eine Fischbeobachtungsstation mit Zählbecken an der neu errichteten Fischwanderhilfe umweltpädagogische Möglichkeiten. Durch ein beleuchtetes Sichtfenster können heimische Fischarten wie Huchen und Äsche beobachtet werden. Besonders attraktiv für Radler und Wanderer ist schließlich das naturnah gestaltete Tretbecken. Hier bietet sich die Gelegenheit zu rasten und die Iller im Kneippland Unterallgäu „hautnah“ zu erleben. Mit der Eröffnung des Projekts „Flussraum Iller“ wurden die Baumaßnahmen fertiggestellt. Nun gilt es, das Projekt mit Leben zu füllen. Da mit den Maßnahmen vor allem der sanfte Tourismus gefördert werden soll, wird gemeinsam mit den Anliegern, Vereinen und Verbänden ein Konzept zur Besucherlenkung ausgearbeitet: In enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis Unterallgäu und den
Kommunen sind bei Oberbinnwang und Legau/Graben zusätzliche Parkplätze entstanden und die Zufahrt zur Staustufe Legau ist auf Anlieger beschränkt. Zusammen mit einer entsprechenden Beschilderung sollen diese Maßnahmen zu einer rücksichtsvollen Freizeitnutzung an der Iller beitragen. „Für LEW und BEW steht ein nachhaltiger Betrieb der Wasserkraftwerke im Vordergrund. Deshalb beteiligen wir uns an Infrastruktur- und Umweltprojekten, die der Region zu Gute kommen“, sagt Norbert Schürmann, Vorstandsmitglied der Lechwerke. „Daneben setzen wir mit der Iller-Strategie in den kommenden Jahren ein umfangreiches Paket ökologischer Maßnahmen um. Diese sollen dazu beitragen, den Lebensraum der heimischen Tier- und Pflanzenwelt nachhaltig zu verbessern.“
Eröffneten das LEADER-Projekt „Flussraum Iller“: Franz Abele, 1. Bürgermeister Legau, Norbert Schürmann, LEW-Vorstandsmitglied, Hans-Joachim Weirather, Landrat Landkreis Unterallgäu, Ethelbert Babl, LEADER-Koordinator beim AELF Kempten, Hermann Gromer, 1. Bürgermeister Kronburg und Bernhard Kerler, 1. Bürgermeister Bad Grönenbach (v.l.).
Fotos: LEW/Bleier
Der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather sieht in den Maßnahmen eine Bereicherung: „Mit dem Illersteg schaffen wir eine wichtige Rad- und Wanderwegeverbindung in der Region. Für den Landkreis Unterallgäu ist das besonders erfreulich, da wir so einen gewaltigen Schritt in Sachen Infrastruktur machen“, so Weirather. „Aber auch Umweltbildung spielt für uns eine wichtige Rolle: Mit den Bachpatenschaften möchten wir vor allem Kinder und Jugendliche dazu bringen, den Flussraum Iller zu entdecken und selbst zu gestalten. Auf diese Weise können wir das Bewusstsein für diesen wertvollen Lebensraum fördern.“ Das Projekt „Flussraum Iller“ besteht aus fünf unterschiedlichen Bausteinen: An der Staustufe Legau sind in den vergangenen Monaten ein Steg über die Iller, ein naturnahes Illerufer, ein neues Auengewässer, eine Fischbeobachtungsstation sowie ein Tretbecken entstanden. An den Staustufen Altusried und Fluhmühle im Landkreis Oberallgäu wurden die Illerufer ebenfalls naturnah gestaltet. Zusätzlich entstand in Fluhmühle eine weitere Fischbeobachtungsstation.
Wirt schaft
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Aktuell können Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz haben, aus dem Vollen schöpfen. In der Lehrstellenbörse der HWK Schwaben (www.lehrstellenboerse-schwaben.de) wurden zum Eintrittstermin 1. September schwabenweit noch 1.262 Lehrstellen angeboten. „So viele Angebote hatten wir um diese Zeit noch nie“, so Rauch zur Situation. Selbst in besonders gefragten Berufen wie Elektroniker, Anlagenmechaniker oder Kfz-Mechatroniker gibt es zum jetzigen Zeitpunkt Ausbildungsstellen in ganz Schwaben. Grund hierfür ist die anhaltend hohe Konjunktur im Handwerk sowie die rückläufigen Schulabgängerzahlen.
Noch 1.262 Ausbildungsplätze sind im Handwerk frei HWK-Präsident Hans-Peter Rauch und Staatssekretär Johannes Hintersberger besuchen Betriebe in der Region Anlässlich des Bayerischen Tages der Ausbildung haben HWK-Präsident Hans-Peter Rauch und der neue Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, Johannes Hintersberger, zwei Handwerksbetriebe in Schwaben besucht. Dabei betonte Rauch die Chancen einer handwerklichen Ausbildung: „Mit einer Berufsausbildung im Handwerk stehen alle Wege offen. Das besondere Plus sind die individuellen Aufstiegsmöglichkeiten. Jeder kann sein eigenes Tempo bestimmen.“
Die Unternehmensbesuche fanden bei Werbefotografie Weiss in Gersthofen und der Bäckerei/Konditorei Wolf in Augsburg statt. Die Firma Weiss, die mit ihrer Fotografie auch maßgeblich zum optischen Erscheinungsbild unseres Magazins top schwaben beiträgt, ist im Bereich Werbefotografie, Videoproduktion, Postproduction/Bildbearbeitung tätig und bildet den handwerklichen Beruf Fotograf/in aus. Derzeit absolviert eine junge Dame eine Teilzeitausbildung. Weitere sechs Azubis sind momentan in der Ausbildung. Bei Wolf werden aktuell über 40 junge Menschen in den Berufen Bäcker/in, Konditor/in und Bäckereifachverkäufer/in ausgebildet.
Fotos: Werbefotografie Weiss
HWK-Chef Hans-Peter Rauch (rechts) und Johannes Hintersberger (3. v. l.) neben Axel Weiss und Azubis von Werbefotografie Weiss
Eine Möglichkeit, die angespannte Lage auf dem Ausbildungsmarkt zu entzerren, ist auch die Ausbildung von jungen Asylbewerbern. „Unsere Handwerkskammer für Schwaben (HWK) nimmt hier eine Vorreiterrolle ein. Doch Euphorie ist nicht angebracht. Denn die gesetzlichen und bürokratischen Hürden sind noch hoch und den Unternehmen fehlt Planungssicherheit. Wer Jugendliche mit Flüchtlingshintergrund ausbildet, muss die Gewissheit haben, dass die Ausbildung komplett durchgeführt werden kann und die fertigen Gesellen unserem Wirtschaftszweig noch mindestens zwei Jahre zur Verfügung stehen,“ fordert Rauch.
tTohpe m s chwaben engebi et farbi g
Kolumnentitel Kulinarik
Kochkรถpfe
Foto: Peter Buchner
heute: Armin Frei
Ku lin rik K oalu m nenti tel
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Armin Frei arbeitet im Klosterbräuhaus in Ursberg. Der aus Salgen stammende 47-jährige Koch machte sein Fachabitur in Krumbach und besitzt – man höre und staune – kein Smartphone. Hört sich in der heutigen Zeit zwar komisch an, aber um die gastronomischen Herausforderungen zu meistern sind ja die neuen Medien nicht unbedingt von Nöten. Er habe dann auch mehr Zeit zum Nachdenken, sagt er. Klar finden es die Kollegen manchmal komisch, „aber es gab noch nicht wirklich Momente, dass ich ein Smartphone ganz dringend gebraucht hätte.“ Schon früh hatte Armin Frei Berührungspunkte mit der Küche bzw. mit dem Kochen. Seine Eltern waren beide berufstätig und so half er der Oma in der Küche. Seine dreijährige Ausbildung absolvierte er in Bad Wörishofen, ehe er dann seine heutige Frau kennenlernte. Und weil die in Augsburg studieren wollte, zog es das junge Paar in die Fuggerstadt. Dort schaute sich Armin Frei in diversen Restaurants um, und landete schließlich in den Eckestuben, gleich hinter dem Augsburger Rathaus. Er arbeitete dort als Jungkoch. In den Eckestuben wurde mit verschiedenen Aromen, Produkten und Gewürzen aus aller Welt gearbeitet. Die Zutaten kamen zum Großteil aus der Region, Fleisch natürlich aus artgerechter Haltung und Wild stammte ausschließlich aus den umliegenden Wäldern. „Erst in den Eckestuben habe ich erkannt, was kochen sein kann und was kochen für mich bedeutet“, erzählt Armin Frei. Man merkt dem 47-jährigen eine spürbare Liebe und ein ehrliches Interesse für das Kochhandwerk an. Wichtige Voraussetzungen für diesen Beruf, der für Armin Frei auch etwas mit Berufung zu tun hat, sind manuelles Geschick, ein guter Geschmackssinn, schnelle Auffassungsgabe, körperliche Belastbarkeit und ausgeprägte Teamfähigkeit. Darüber hinaus, so Frei, ist Kochen auch ein „sinnlicher Beruf“. Man hat ganz schnell einen Bezug zu dem, was man macht und kocht, denn man kann es mit seinen Händen berühren und anfassen. Da sind Geschmäcker, Gerüche, Formen und Texturen. Das Hacken, Schneiden, Schnetzeln, Würzen, Rühren fordert Handfertigkeit, und das Ergebnis ist jeweils ein kleines Werk, auf das
Kochausbildung in Bad Wörishofen. Dann Ecke-Stuben Augsburg, Bermudas, Ursberg. Faible für saisonale und regionale Produkte Leitet die Küche im Klosterbräuhaus Ursberg, dessen Ensemble mit Kloster, Restaurant und Biergarten ein beliebtes Ausflugsziel ist
man stolz sein kann. An seinem Beruf faszinieren ihn die immer neuen Herausforderungen. Natürlich kann man nicht immer völlig neue Gerichte kreieren, aber es gibt so viele Möglichkeiten, etwas zu verbessern oder anders zu machen. „Aber wir sind keine Handwerker, sondern Dienstleister“, erklärt er. Der Gast ist Kunde und er entscheidet ob es schmeckt und ob er wiederkommt. „Dies ist auch das Spannende an unserem Beruf“, sagt Armin Frei. Da kann es schon mal stressig werden, wenn Gerichte für mehrere Personen aus vier Küchenstationen zusammengeführt werden und gleichzeitig auf den Tisch kommen müssen. Kochen ist harte Arbeit. In der Küche muss jeder wissen, was zu tun ist. Da kann der Ton auch mal zackig sein, erzählt er weiter.
Wir sind keine Handwerker, sondern Dienstleister. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah? Der Koch aus Leidenschaft arbeitet in der Hauptsache mit regionalen und saisonalen Produkten, es geht um Nachhaltigkeit und um die Vermeidung von irgendwelchen Zusatzstoffen. Produkte aus der Region stehen für eine hohe Nachvollziehbarkeit, eröffnen die Möglichkeit, Landwirte oder Gärtnereien vor Ort in den Blick zu nehmen und dies wiederum schafft Vertrauen. Regionale Produkte sind authentisch, weil sie in der Saison reif geerntet werden und nicht für den kulinarischen Kick erst per Flieger oder Schiff Tausende von Kilometern zurücklegen müssen. Und so kooperiert das Klosterbräuhaus in Ursberg zum Beispiel auch mit Gärtnereien aus der Region und deshalb gibt es zum Spargel in der Spargelzeit eben auch keine „neuen Kartoffeln“, denn „neue Kartoffel“ gibt es zur Spargelzeit eben noch nicht. „Bisher hat sich auch noch niemand beschwert“, erzählt Frei. Die Rückbesinnung auf die regionale Küche und auf heimische Produkte, die um die Ecke wachsen, liegt im Trend. Es hat seinen eigenen Reiz, wenn man mit dem kocht, was Saison hat und aus der eigenen Region kommt. Der Spaß- und Genussfaktor steigt nicht nur beim Kochen, sondern auch beim Essen selbst. Denn was in heimischer Erde gewachsen ist, schmeckt in aller Regel auch viel intensiver. Sein Beruf ist in Zeiten der Globalisierung hochaktuell. „Als Koch kann man überall hingehen und arbeiten“, erzählt er. Er selbst war auch schon auf den Bermudas tätig, hat dort verschiedene Strömungen zusammengeführt, seine eigene Art des Kochens entwickelt und kreiert. Sein Fazit: Köche werden überall auf der Welt gebraucht. Insbesondere Köche aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. pif
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Fotos: Hotel-Landgasthof Hirsch, Porträt: Stefan Mayr
MANGIO ERGO SUM Ich esse, also bin ich! Aufmerksame Feuilletonleser denken bei diesem Satz sofort an den berühmten Esser und Hau-drauf-Philosophen Carlo Pedersoli und dessen unterhaltsames Buch über Gedanken beim Betrachten leerer Kühlschränke. Da im Umkehrschluss ohne Essen keiner sein kann und mit schlechtem Essen nur eine mindere Existenz droht, müssen wir uns an dieser Stelle auch einmal Gedanken über die Nahrungsaufnahme und die damit zusammenhängenden Sorgen und Nöte unserer Leserschaft machen. Beileibe allerdings nicht jeder will sich hierzu Gedanken machen, einige sind schon höchst zufrieden, wenn sie regelmäßig ihr Pappbrötchen mit fettiger Hackfleischeinlage bekommen. Andere versetzt der Gedanke an solche kulinarischen Minimalismen in Schnappatmung oder gar Todesangst. Hier raten wir zu Gelassenheit, denn der menschliche Organismus ist auch durch furchtbarstes Essen kaum zu zerstören, und falls doch, dann nur sehr langsam. Unwissenschaftlich belegen lässt sich dies durch die unpraktisch große Entfernung zwischen Stätten lieblosester Nahrungszubereitung – also vor allem Fast-Food-Tempeln und Herzzentren – zu den Ortsfriedhöfen als von Besser-Essern vermuteter Endpunkt derer Genusserlebnis-Veranstaltungen. Neueren und nun tatsächlichen
wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge führt denn ja auch nicht mehr alles zum unmittelbaren Frühableben, was in unserem Essen den guten Geschmack ausmacht. Butter oder Sahne in der Bratensoße, ein paar Eier in den Spätzle ebensowenig wie eine schöne Fettmaserung im Fleisch. Bemerkenswerter Weise sollen diese Dinge gar keinen so großen Einfluss auf den Cholesterinspiegel haben, der bei älteren Genießern ohnehin nicht zu niedrig ausfallen sollte. Auch diese Erkenntnis ist ganz neu, ebenso die, dass Kaffee nun doch ein gesundheitsförderndes Lebensmittel sei. Wie auch das Glas Rotwein durch seine antioxidativ wirkenden Bestandteile gar den Alterungsprozess ein wenig hinaus schieben kann, wenn man’s – wie bei Kaffee, Fleisch und Alkohol grundsätzlich – nicht allzu sehr übertreibt. Ein unwissenschaftliches Fazit hierzu kann deshalb nur lauten: Feines und sorgfältig zubereitetes Essen aus guten Zutaten und ein gutes Glas Rotwein, danach noch ein Tässchen Espresso von der besseren Sorte, können doch einfach nur lebensverlängernd wirken. Weil’s glücklich und zufrieden macht, was auch Herr Pedersoli, Jahrgang 1929 und besser bekannt als Bud Spencer, sicher gerne bestätigen wird. Ihm kann man diese Erkenntnis übrigens auch heute, mit 86 Jahren, noch ansehen… wiwo
Ga st ro-Kri ti k
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Zwiebelspalten wolfgang wiedemann testet die schwäbische gastronomie: heute Hotel-Landgasthof Hirsch
Hotel-Landgasthof Hirsch Neu-Ulm, Finningen Deutsch, Biergarten Manches Mitglied der Generation „Analog“ kann sich vielleicht noch an die Zeit erinnern, als man als Stadtbewohner gerne mal ein paar Kilometer auf’s Land hinausgefahren ist, um preiswert, gut und reichlich essen zu gehen. Landgasthöfe versprachen solide Hausmannskost, in satt-glücklich und zufrieden machender Menge und Qualität serviert. Auf der Suche nach der guten alten Zeit haben wir uns ins Umland der Stadt Neu-Ulm begeben und sind – wie damals üblich ohne Reservierung per E-Mail – an einem Samstag in den großzügigen Gasträumen des „Landgasthofes Hirsch“ erschienen. Zunächst auf einen der wenigen freien Pätze an den Laufgängen verwiesen, gewährte man uns auf unsere freundliche Nachfrage ebenso freundlich Platz an einem schönen Ecktisch, dessen Reservierung vermutlich uneingelöst geblieben war. Überhaupt war im gesamten Lokal, dessen unterschiedliche Einrichtungsstile – Landhaus rustikal, Landhaus modern, Landhaus stylisch – wohl für jeden Geschmack ansprechende Gaststuben bereithielt, trotz heftigstem Betrieb kein einziges grantig dreinblickendes Servicemitglied zu entdecken, alle waren freundlich. Die noch unverdächtig umfangreiche Karte hält mit Ausnahme eines Schweinebratens wohl alle erwartbaren Landgasthofgerichte bereit, darüber hinaus fanden sich auch ansprechende vegetarische und vegane Gerichte. Wir bestellten vorab eine Kartoffelsuppe mit Räucherlachsstreifen und eine Tomaten-
essenz mit Griesklößchen, die beide zwar den erwarteten Eigengeschmack der Suppengrundlagen etwas vermissen ließen, darüber hinaus jedoch sehr wohlschmeckend waren. Als bekennende Carnivorer fiel unsere Wahl anschließend auf das „Hirschpfännchen“, welches ein Konglomerat aus Zwiebelrostbraten und Schweinefilettöpfchen mit Käsespätzle und Maultaschen darstellt. Dazu noch einen Hirschbraten mit Spätzle, um zu sehen, ob man hier auch mit „wilderen“ Wünschen umgehen kann. Man konnte, und dies abermals sogar recht fix und wieder mit der offensichtlich hier angeborenen Herzlichkeit. Nicht recht umgehen konnte man allerdings mit dem gastronomischen Angstgegner Käsespätzle, die hier aus mehligen Spätzle und betongewordenem Käse bestanden. Beides ließe sich richten, durch Zugabe zusätzlicher Eier und der gerne spärlicheren Verwendung einer mit etwas Butter und reifem Romadur vermengten Käsemischung vielleicht. Lobenswert hätte man die reichliche Soßenzugabe nennen können, wäre diese nicht mittels Soßenpulver deutlich schmeckbar gestreckt gewesen. Schade eigentlich, denn alle Fleischsorten waren von guter, wenn auch nicht überragender Qualität und jeweils richtig gebraten. Vielleicht haben wir aber nur einen schlechten Tag erwischt, denn in weiteren Räumlichkeiten waren größere Hochzeitsfeierlichkeiten mitzuversorgen. Ein hübsch dekorierter Dessertauswahlteller, der im Zweifelsfalle auch mal für vier Personen ausreichen würde, richtete unsere kindlichen Erinnerungen dann wieder zurecht. Man findet vor den Toren Neu-Ulms in Finningen einen sehr ordentlichen Landgasthof, in den sich – wir haben‘s gesehen – auch die digitale Generation wagt, nicht mehr, aber gewiss auch nicht weniger.
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Maultaschen & Meer Die qualitätvolle bayerisch-schwäbische Küche - hier und da durchaus auch mit mediterranem Einschlag - liegt der Redaktion von top schwaben sehr am Herzen. Aus diesem Grund legen wir keinen Wert auf Sterne, Kochmützen, Hauben, Töpfe, Rauten - und was es sonst noch alles an kreativen Einfällen für Bewertungskategorien gibt – sondern auf Geschmack,, Qualität und ein authentisches Ambiente. Wir freuen uns auch auf die Anregungen unserer Leser – auch, um entsprechende Lokale testen zu können.
Berghof
Obere Mühle
Waldvogel
Bergstraße 12, 86199 Augsburg Tel. 0821 99 84 322 www.berghof-augsburg.de
Ostrachstr. 36/40, 87541 Bad Hindelang Tel. 08324 2857 www.obere-muehle.de
Grüner Weg 1, 89340 Leipheim Tel. 08221 27 97 0 www.wald-vogel.de
Die Ecke Elias-Holl-Platz 2, 86150 Augsburg Tel. 0821 510 600 www.restaurant-die-ecke.de
Drei Königinnen Meister-Veits-Gäßchen 32, 86152 Augsburg Tel. 0821 15 84 05
Zum Tobias
Weber am Bach
Rothen 129 1/2, 7471 Durach Tel. 0831 63355 www.waldgasthaus-tobias.de
Untere Bachgasse 2, 87700 Memmingen Tel. 08331 24 14 www.weber-am-bach.de
Lustiger Hirsch Akams 3, 87509 Immenstadt Tel. 08323 49 15 www.lustiger-hirsch.de
Hotel Hirsch Kaiser-Max-Str. 39 - 41, 87600 Kaufbeuren Tel. 08341 43 03-0 www.goldener-hirsch-kaufbeuren.de
Lustküche
Posttürmle
Mittlerer Lech 23, 86150 Augsburg Tel. 0821 780 84 22 www.restaurant-lustkueche.de
Hanuselhof
Wendelwirt Kaufbeurer Straße 32, 87656 Germaringen Tel. 08341 966 28 40 www.wendelwirt.de
Bahnhofsplatz 4, 87534 Oberstaufen Tel. 08386 74 12 www.posttuermle.de
Helinger Straße 5, 87480 Weitnau-Hellengerst Tel. 08378 9200-0 www.hanusel-hof.de
Bayerischer Hof
Maximilians
Füssenerstr. 96, 87437 Kempten Tel. 0831 571 80 www.bayerischerhof-kempten.de
Freibergstraße 21, 87561 Oberstdorf Tel. 08322 96 78-0 www.das-maximilians.de
Hubertus
Zum Stift
Wenglinger Str. 2, 87674 Apfeltrang Tel. 08341 819 76 www.hubertus-apfeltrang.de
Stiftsplatz 1, 87439 Kempten Tel. 0831 22 3 88 www.zum-stift.de
Silberdistel Sonnenalp 1, 87527 Ofterschwang Tel. 08321 272 900 www.sonnenalp.de/kulinarik-kultur/ essen-trinken/silberdistel
Re staurant-Gui de
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Mittelburg
Dorfhaus
Mittelburgweg 1-3, 87466 Oy-Mittelburg Tel. 08366 180 www.hotel-mittelburg-allgaeu.de
Kirchdorfer Str. 7, 87534 Oberstaufen Tel. 08325 95 80 www.dorfhaus.de
Landhaus Weller Wohlmutser Weg 2, 87463 Dietmannsried/Probstried Tel. 08374 232 40 90 www.landhaus-weller.de
Traube Kirchdorfer Straße 12, 87534 Oberstaufen Tel. 08325 92 00 www.traube-thalkirchdorf.de
Speisemeisterei Burgthalschenke Vöhringen Untere Hauptstraße 4, 89269 Vöhringen Tel. 07306 52 65 www.burgthalschenke.de
Waldhäusle Waltenhofen Helen 95 1/2, 87448 Waltenhofen-Memhölz Tel. 08303 256 www.waldhaeusle.de
Goldener Stern
Gänsweid
Dorfstraße 1, 86316 Rohrbach Tel. 08208 407 www.gasthaus-goldenerstern.de
Gänsweid 1, 86637 Wertingen Tel. 08272 64 21 32 www.gaensweid.de
Brauerei-Gasthof Hirsch Hirschstraße 2, 87527 Sonthofen Tel. 0 8321 67 2 80 www.brauereigasthof-hirsch.com
Klosterbräuhaus Ursberg Dominikus-Ringeisen-Str. 2, 86513 Ursberg Tel. 08281 99 89-0 www.klosterbraeuhaus.de
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Goldenes Kreuz Marktplatz 1, 87487 Wiggensbach Tel. 08370 922 780 www.goldeneskreuz-wiggensbach.de
Das Steakhaus das mehr kann!
Öffnungszeiten: Mo.-Sa. 17.30-23 Uhr Sonntag für geschlossene Gesellschaften reservierbar Telefonische Reservierung erbeten.
Fotos: privat
Fotos: Lighthouse-Fotografie
Provinostraße 13 86153 Augsburg Tel. 0821/455 65 57 www.pauls-steakhaus.de info@pauls-augsburg.de
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Kultur
Veranstaltungen September bis November 2015
TAGESVERANSTALTUNGEN
So., 20. September
So., 13. September
Donautal-RadelspaSS 2015
125 Jahre Jordanpark: Jubiläumsfest am Tag des offenen Denkmals Kaufbeuren 125 Jahre nach Fertigstellung des ersten Abschnitts des Jordanparks in Kaufbeuren rückt der Landschaftspark wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Zum Jubiläum findet am Tag des offenen Denkmals, von 13 Uhr bis ca. 16:30 Uhr ein Fest im Park statt, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind.
17.- 20. September Sjso Herbstkonzerte Bläserserenade in Ottobeuren (17.09.), Herbstkonzerte in Babenhausen (18.09.), in Betzigau zum „Schwabentag“ (19.09.) und in Augsburg (20.09.).
Sa., 19. September Residence NonAme life im HoSchMi-Stadel HoSchMi-Kulturstadel Mit einem facettenreichen Programm - das sich von energiegeladenen Rocksongs bis zu gefühlvollen Balladen erstreckt - kommt die Gruppe Residence NonAme am 19.09. um 19 Uhr in den HoSchMi-Kulturstadel nach Holzgünz-Schwaighausen (Hoschmi-Weg 1).
Zwei gesperrte Rundstrecken zur freien Befahrung. Zentrale Veranstaltung in Leipheim (Kinderfestplatz) mit Showbühne und Moderatoren der Schwabenredaktion des BR. Offizieller Start 10.00 Uhr. Zahlreiche Raststationen an den Rundstrecken (donautal-radfahren.de)
So., 20. September Erlebnistag für GeschwisterkinderFamilien Ravensburger Spieleland Zum vierten Mal in Folge laden die „Geschwisterzeit“ und das Ravensburger Spieleland alle Familien, in denen ein Kind mit schwerer Erkrankung oder Behinderung und Geschwisterkinder leben, dazu ein, einen unbeschwerten Tag im Freizeitpark zu verbringen.
So., 20. September Märchen in der Spielzeugausstellung im Kastenturm Am 20.09. werden um 14.15 und 16 Uhr Märchen im Rahmen der Spielzeugausstellung erzählt. Am 4. Oktober wird es um 18.30 und 20 Uhr bei der Krimilesung „Tatort Spielzeugmuseum“ spannend im Kastenturm.
So., 27. September 43. Schwäbischen Mariensingen
auf dem „Holga“, dem heiligen Berg der Wallfahrtskirche von Allerheiligen bei Jettingen-Scheppach im Landkreis Günzburg statt. Das Mariensingen besetzt damit seinen festen Platz im Kulturkalender der Region. Um 14.30 Uhr veranstaltet die Beratungsstelle für Volksmusik im Bezirk Schwaben dieses beliebte Konzert unter der Leitung von Evi Heigl.
So., 4. Oktober Donau-Rieser Schaftag Maihingen
Rieser Bauernmuseum Maihingen, Klosterhof 3 und 8, 86747 Maihingen, 11-17 Uhr Eintritt: Museumseintritt
Sa., 10. Oktober Abschlusskonzert BAD GRÖNENBACHER SCHLOSSKULTUR Schlosskapelle Unter Schirmherrschaft von 1. Bürgermeister Bernhard Kerler zu Gunsten des gemeinnützigen NOTHilfe e.V. Mit dem Erlös wird der gemeinnützige Verein zur Unterstützung in Not geratener Menschen gefördert, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum begeht.
So., 18. Oktober
Wallfahrtskirche Allerheiligen
Von Wien bis Kopenhagen
Das älteste Mariensingen in Bayerisch-Schwaben findet in diesem Jahr bereits zum 43. Mal
Das Casal-Quartett im Kleinen Goldenen Saal – die erste
Augsburg
Matinee der Saison bei der Deutschen Mozart-Gesellschaft und der Theatergemeinde. Beginn: 11 Uhr
Schwäbisches Tagungs- und Bildungszentrum Eine Einrichtung des Bezirks Schwaben
31. Oktober 2015 | 18 Uhr IRSEER DÎNER-KONZERT MIT RUSSISCHEM DÎNER TRIO ARDOR – DIE MUSIK RUSSLANDS
Seit mehr als zehn Jahren spielt das Ensemble von Angela Rossel, Ruth Maria Rossel und Berno Scharpf mit großem Erfolg auf europäischen Bühnen und jüngst auch in der arabischen Welt. Wiederholte Male waren sie außerdem in Funk und Fernsehen zu hören. Überall begeistert das Trio das Publikum mit seinem spritzig-virtuosen Spiel. Die drei Künstler stehen für die neue und moderne Klassik. Dass beim Irseer Dînerkonzert herausragende Komponisten Russlands zu Gehör kommen, hat auch biographische Bezüge: Die beiden Rossel-Schwestern, die aus Bayerisch-Schwaben stammen, absolvierten ihr Musikstudium unter anderem in Sankt Petersburg. Auf dem Programm stehen Dmitri Schostakowitsch, Serge Prokofiew, Aram Khatchaturian und Anton Arensky. Im Anschluss an das Konzert im Festsaal von Kloster Irsee öffnet das stimmungsvolle Restaurant des Bildungszentrums seine Türen, um Sie zu einem vorzüglichen russischen Dîner zu begrüßen.
KÜNSTLER: Angela Rossel, Violine; Ruth
Maria Rossel, Cello; Berno Scharpf, Klavier
PREIS: Irseer Dîner-Konzert 55,– €
(Konzert 19,– € / Dîner 36,– €) Anmeldung bis 20. Oktober 2015
VORVERKAUF: Schwabenakademie Irsee, Tel: 08341 906-662, E-Mail: buero@schwabenakademie.de
Ve r a ns tal tungen t op sch w aben
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LÄNGERFRISTIGE VERANSTALTUNGEN
17. September bis 4. Oktober
spannenden Gedankenwelt zum Thema „Gegenwart“ einzutauchen.
Bis 1. November
Grafisches Kabinett
15. bis 25. Oktober
Höhmannhaus, Augsburg
JAZZ GOES TO KUR
Irdische Entwicklungsstufen Von Alt-Metall zu neuem Leben Augsburg Die Sonderausstellung Irdische Entwicklungsstufen - Von Alt-Metall zu neuem Leben, Plastiken von Martin Reisacher, ist im neuen Foyer des Naturmuseums, Augsburg, zu sehen.
25. September bis 3. Oktober Festival der Nationen Bad Wörishofen Das Klassik-Festival wird 2015 international renommierte Künstler aus aller Welt in Bad Wörishofen begrüßen. Ein besonderes Augenmerk gilt darüber hinaus der Kombination von Klassik-Stars und der Nachwuchselite. So wird Kindern und Jugendlichen aus ganz Bayern im Alter von 11 bis 17 Jahren ermöglicht, Bühnenluft mit internationalen Stars zu schnuppern.
Gott nur genügt – Die heilige Teresa von Àvila in der Druckgrafik
Bis 4. Oktober 30 Jahre Schwäbisches Handerwerkermuseum Handwerkerhof Der 30. Geburtstag des Handwerkermuseums wird nicht mit einem großen Fest gefeiert. Stattdessen finden während des Jahres mehrere Veranstaltungen statt. Im Kastenturm im Handwerkerhof ist bis 4. Oktober die Ausstellung „Spielzeug im Turm – eine Zeitreise durch Kinderträume“ zu sehen.
Bad Wörishofen Hörgenuss vom Feinsten verspricht das diesjährige Blues- und Jazzfestival in Bad Wörishofen. Vom 15. bis 25. Oktober 2015 dürfen sich alle Musikbegeisterten auf die Jubiläums-Ausgabe von „JAZZ GOES TO KUR“ in der Kneippstadt freuen. Dann findet das Festival zum 25. Mal statt. Der Vorverkauf hat bereits begonnen! www.jazzgoestokur.de
Bis 16. Oktober 2016
Bis 31. Dezember
„Aufruhr in Augsburg“
„Es geht nach oben“
Staatsgalerie Moderne Kunst
Startschuss frei für das neue, ergänzende und stilverbindende
Deutsche Malerei der 1960er bis 1980er Jahre, Glaspalast
Bis 18. Oktober Eröffnung der Ausstellung „Hier - jetzt - heute“ Schwäbische Galerie Bis 18. Oktober 2015 zeigt die Schwäbische Galerie in Oberschönenfeld eine neue Sonderausstellung mit dem Titel „Hier – jetzt – heute“. Zeichnungen, Gemälde, Fotografien und Drucke der vier Künstler Dorothea Dudek, Christian Hof, Christian Hörl und Jo Thoma geben den Besuchern Gelegenheit in eine
Glaspalast Augsburg
Die Malweiber von Paris
DEUTSCHE KÜNSTLERINNEN IM AUFBRUCH 12. SEPTEMBER 2015 BIS 24. JANUAR 2016
Ausstellungsformat der GALERIE NOAH mit der Stadt Augsburg! Es präsentieren sich zehn frische, freie und freche Newcomer und Vertreter abstrakter, fotorealistischer und konkreter Malerei, Zeichnung, Grafik-Design, Illustration, Street-Art und Fotokunst im dritten und vierten Stock des Augsburger Glaspalastes.
Bis 3. Januar 2016 „175 Jahre Eisenbahn München - Augsburg, Bayerns erste Fernbahn“ Heimatmuseum Mering Sonderausstellung mit über 700 überwiegend historischen Bildern, Plänen, Dokumenten, Uniformen und vielen originalgetreuen Bahngebäude- und Zugmodellen auf einer Ausstellungsfläche von ca. 200 m2. Es wird die gesamte Strecke mit allen Bahnhöfen von den Anfängen bis heute behandelt. Die Ausstellung wurde so konzipiert, dass jeden Sonntag von 14.00 - 17.00 Uhr im Heimatmuseum Mering auch Kinder ihren Spaß haben und an technische Dinge herangeführt werden.
Edwin Scharff Museum Petrusplatz 4 89231 Neu-Ulm www.edwinscharffmuseum.de
Edwin Scharff Museum Kunstmuseum. Kindermuseum. Erlebnisräume
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Hand auf’s herz Ferdinand Munk Geschäftsführer Günzburger Steigtechnik
Da war bereits geschlossen: ein letzter Blick in den Innenbereich der Königstherme.
Adieu, du Mutter aller Thermen!
Sang- und klanglos schloss die Königstherme zu Schwabe oder Bayer?
Ich bin ein bayerisch-schwäbisches Vollblut
Spätzle oder Maultaschen?
Es geht nix über Dampfnudla mit saurer Soß‘
Wasser oder Wein?
Es gibt nichts besseres als ein kühles Weizen … aus der Region versteht sich
Berge oder Meer?
Berge und das schwäbische Meer. Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Beste und Beides liegt so nah.
G‘lobt oder nix g‘sagt? Nix g'sagt isch g'lobt g'nua.
Stadt oder Land?
Eine Kleinstadt mit Flair und Herz nah an der Natur. Wie „mein“ Günzburg.
Radfahren oder Laufen? Schwimmen!
FCA oder FCB?
Wer braucht den Fußball, wenn er in seinem Unternehmen das tollste Team hat, das immer am Ball bleibt!
Es war einmal ein schönes, prächtiges Bad – die „Mutter aller Thermen“. Voller Stolz kümmerte sich Vater Deyle anfangs um seine königliche Braut. Doch nach der ersten Euphorie war es mit der Hege und Pflege schnell vorbei. Mutter wurde älter und der Zahn der Zeit nagte kräftig an ihr, wie an allem Vergänglichen. Als dann Sohnemann Uwe das Ruder der Deyle-Gruppe übernahm, hat er lieber genommen, was ihm die in die Jahre gekommene Thermen-Mutti noch abgeworfen hat. Und zunehmend wurde aus dem ehemaligen Mutterschiff der Stuttgarter Bäderkönige ein abgetakeltes, unansehnliches Wrack. Die meisten Stammgäste indes hielten der Königstherme die Treue – obwohl sie seit dem Jahrtausendwechsel ein liebloses Dasein fristete. Hier einmal ein bisschen Spachtel, dort einmal eine Kübel Farbe. Dann – vor sieben, acht Jahren – nochmals ein kleines Aufhübschen, um für den einen oder anderen Besucher doch ein bisschen attraktiver zu wirken. Trotz Solebecken und neuer Sonnenterrasse samt Ruheraum für die Saunafreunde war es wieder schnell vorbei mit dem Zauber, und die alte Dame verabschiedete sich in einen langen Dämmerschlaf, der gegen Schluss in eine Art Wachkoma überging. Schmuddelig, lieblos, defekt und marode das Bild, das sich den Gästen bot und in einem Facebook-Shitstorm kumulierte, bevor der Todesstoß kam. Uwe Deyle, Sohn des Bauherrn, meldete Insolvenz an. Die Königstherme ist Geschichte. Auch wenn die Königstherme in unserem Thermentest vor genau einem Jahr mit den schlechtesten Besucherbewertungen und deutlichem Abstand den letzten Platz eingenommen hat – wir haben sie gern gehabt. Trotz Marotten, optischer Mängel, technischer Inkontinenz an vielen Stellen. Wir sagen „Adieu“ und gratulieren der Stadt Königsbrunn, dass sie nicht einsteigt in dieses Fass ohne Boden. Denn der ungekrönte Bäderschreck aus Stuttgart, der bereits in Oberstdorf und Neusäß verbrannte Erde hinterlassen hat, muss für sein mangelndes Unternehmertum in Hinsicht auf Investition und Engagement nicht auch noch wirtschaftlich aus öffentlicher Hand belohnt werden. Insofern, liebe Königsbrunner Stadträte: Alles richtig gemacht – auch wenn eine Bauruine droht. wos
eCar oder SUV?
Weder noch. Die Forschung für innovative Antriebsysteme muss forciert werden.
Sparen oder „Häusle baue“?
Firma bauen … unser Bau Nr. 38 steht an, eine neue Lagerhalle, Wir expandieren weiter am Standort. Dahoim isch dahoim.
Fotos: privat, W. Strobl (2)
Volksmusik oder Jazz?
Nach einem langen Tag am liebsten einfach nur Vogelgezwitscher und Ruhe im Garten.
Am liebsten wäre mir jetzt ...
Ein Spaziergang mit meiner Frau an der schönen Donau Rettungsreifen für‘s Augsburger Stadttheater, die Königstherme sitzt dagegen auf dem Trockenen.
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