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Know-how

Informations- und Cyber-Sicherheit ist auch für KMU essenziell Unternehmensnetzwerke sind in der Regel schwieriger vor cyberkriminellen Angriffen zu schützen als private. Grund dafür sind die höhere Komplexität und die gravierenderen wirtschaftlichen Folgen von Störungen oder Ausfällen. Griffige Massnahmen zur Risikominderung sind daher unumgänglich. >> Oliver Hirschi | Hochschule Luzern

Unternehmensnetzwerke sind meist komplexe, oft über längere Zeit gewachsene Strukturen mit zahlreichen Schnittstellen und Datenflüssen zu Kunden und Geschäftspartnern. Bereits kurzzeitige Störungen oder gar Ausfälle dieser Infrastruktur zeitigen oft gravierende wirtschaftliche Auswirkungen für das Unternehmen. Damit sind KMU im Allgemeinen grösseren Risiken durch Cyberkriminalität ausgesetzt als Private. Wichtigste Merkpunkte: ▪ Stützen Sie sich für die Abwägung der Risiken und Massnahmen auf Leitfäden und Merkblätter etablierter Institutionen ab. ▪ Identifizieren Sie, welche Prozesse, Systeme und Daten für Ihr Unternehmen am wertvollsten sind und gehen Sie diese zuerst an. ▪ Fassen Sie zur Erhöhung der Informationssicherheit im Unternehmensnetzwerk geeignete technische wie auch organisatorische Massnahmen ins Auge. ▪ Definieren Sie Verantwortlichkeiten, Zuständigkeiten und Ansprechstellen für sicherheitstechnische Belange. Um die Widerstandskraft von KMU vor solchen Gefahren – die sogenannte IKT-Resilienz – zu erhöhen und die damit verbundenen Risiken zu minimieren, sind geeignete Schutzmassnahmen vorzusehen. Infolge der Komplexität und des Umfangs sind solche jedoch meist kosten- und ressourcenintensiv. Eine sorgfältige Abwägung ist hier deshalb eminent wichtig.

Leitfäden und Merkblätter nutzen Wie soll ein KMU diese grosse Aufgabe anpacken? Und wie stellt es sicher, dass nichts übersehen wird? Viele Institutionen haben sich eingehend mit der Umsetzung von IKT-Schutzmassnahmen speziell für KMU befasst. Im Laufe der Zeit sind so zahlreiche Leitfäden und Merkblätter entstanden, die ein gleichzeitig effizientes wie effektives Vorgehen ermöglichen. Die Nutzung dieser Hilfsmittel ist empfehlenswert.

Als Einstieg in die Thematik dient das «Merkblatt Informationssicherheit für KMUs» von NCSC (ehemals MELANI). Das kompakte Merkblatt richtet sich explizit an Schweizer KMU und soll diesen dabei helfen, die Informationssicherheit in ihrer Systemlandschaft und im Unternehmensnetzwerk zu erhöhen. (www.tinyurl.com/tsm21-3-Schutz)

Die Liste ist auch bei den organisatorischen Massnahmen umfangreich. Folgende Punkte sind besonders wichtig: ▪ Regelmässige Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeitenden ▪ Etablierung einer strengen Passwort-Policy ▪ Sichere Abläufe bei kritischen Anwendungen (z. B. Mehr-Augen-Prinzip)

Prozesse, Systeme und Daten identifizieren

Verantwortlichkeiten definieren

Welche Prozesse, Systeme oder Daten soll ein KMU zuerst angehen? Die Basis zur Beantwortung dieser Frage bildet eine (vereinfachte) Risikoanalyse. Dazu sind die für die Wertschöpfungskette des Unternehmens besonders wichtigen Prozesse, Systeme und Daten zu identifizieren und deren Anfälligkeit hinsichtlich IKT-Gefahren zu beurteilen.

Technische Massnahmen ergreifen Technische Schutzmassnahmen bilden die erste Abwehrkette, wenn es darum geht cyberkriminellen Gefahren zu begegnen. Welche Massnahmen sind die richtigen? Diese Frage hängt stark von der spezifischen Bedrohungslage des KMU ab. Einige technische Massnahmen gehören aber zum Grundschutz, dazu gehören sicherlich: ▪ Regelmässiges Durchführen von Datensicherungen (Backups) ▪ Installation und Betrieb eines aktualisierten Virenschutzes ▪ Einspielen regelmässiger Sicherheitsupdates

Organisatorische Massnahmen ergreifen Technische Massnahmen alleine können keinen umfassenden Schutz gewährleisten. Es sind deshalb immer auch ergänzende organisatorische Massnahmen vorzusehen.

Für einen reibungslosen Betrieb müssen innerhalb des KMU Verantwortlichkeiten, Zuständigkeiten und Ansprechstellen mit Bezug zu IKT-Sicherheit definiert und den Mitarbeitenden auch bekannt sein. ▪ Wer verantwortet die Datensicherung? ▪ Wer ist zuständig für das Einspielen von Sicherheitsupdates? ▪ An wen wenden sich Mitarbeitende, die beispielsweise einen Malware-Befall vermuten? Mittels einer geeigneten Informationsplattform kann ein niederschwelliger Zugang zu den richtigen Stellen gefördert werden. Damit lassen sich die Antwortzeiten auf Vorfälle reduzieren und die Meldequote erhöhen. Weiterführende und praxisnahe Informationen zur Informations- und CyberSicherheit für KMU finden sich auch unter www.ebas.ch/kmu <<

Der Autor Oliver Hirschi ist seit 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter und seit 2013 Dozent für Informationssicherheit an der Hochschule Luzern. Einerseits ist er in diversen Forschungs-, Entwicklungsund Dienstleistungsprojekten und andererseits in Lehraufträgen tätig. Insbesondere ist er mit der Leitung der Dienstleistung «eBanking – aber sicher!» (www.ebas.ch) beauftragt. Ausserdem ist er nebenberuflich Inhaber und Geschäftsführer der SecAware GmbH (www.secaware.ch).

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