5 minute read

Namibias nasses Wunderland

Zwischen den Flüssen Kwando und Linyanti, am südlichsten Ende der Sambesi-Region, liegt Namibias größtes geschütztes Feuchtgebiet: der 28.500 ha große Nkasa-Rupara-Nationalpark. Komplexe tektonische, klimatische und hydrologische Ereignisse haben das Feuchtgebiet über Jahrmillionen hinweg immer wieder neu geformt. Die dramatischste Veränderung zu Urzeiten war die Hebung entlang der Linyanti-Verwerfung, durch die der Kwando in nordöstliche Richtung umgeleitet wurde.

Das Schicksal dieses äußerst dynamischen Systems hängt seither von den Niederschlägen im Einzugsgebiet des Kwando in Zentralangola ab, wo er Cuando heißt. Keine Jahreszeit gleicht der anderen. Aufgrund von Blockierungen durch Sedimentation und dichte Schilfbestände oder treibende Vegetation fließt das Wasser in Kanäle, die seit Jahrzehnten wasserlos waren, während Kanäle, in denen erst kürzlich noch Wasser war, unerwartet austrocknen. Flusspferde spielen eine Rolle für die sich ständig verändernden Wasserwege, weil sie Kanäle offen halten. Allerdings kann ein Termitenhügel, der während einer Trockenperiode in einem Kanal errichtet wurde, das Wasser zwingen, einen anderen Weg zu finden. Torfbetten wirken wie Schwämme, die das Wasser allmählich wieder abgeben, aber während der Trockenzyklen werden sie Teil des Graslands auf den Flussauen und sind anfällig für Brände.

Seinen Höchststand erreicht der Kwando üblicherweise im Mai/Juni bei Kongola. Sein Wasser gelangt jedoch erst einige Wochen später nach Nkasa Rupara, da der Fluss einen mäandrierenden Verlauf und ein geringes Gefälle hat und durch Schilf, Papyrus und treibende Vegetation gebremst wird. Bei sehr hohem Wasserstand verteilt sich der Kwando durch ein kompliziertes Netz von Kanälen, die sich in südöstlicher Richtung durch das Grasland und die Flussauen ziehen. Weite Gebiete werden überflutet, wenn die Kanäle über die Ufer treten.

In Jahren mit besonders starken Überschwemmungen, wie 2008/2009, stehen bis zu 80 Prozent des Nationalparks unter Wasser. Dann bleiben nur noch die Erhebungen Nkasa und Rupara wie Inseln inmitten einer riesigen Wasserfläche. Das Wasser in den Kanälen, die sich durch die Flussauen ziehen, verwandelt die Feuchtgebiete in ein Mosaik aus Seerosen, ausgedehnten Schilfgürteln, ruhigen Nebengewässern, Tümpeln und Altwasserseen. Nach der letzten großen Flut blieben weite Gebiete bis 2014 überschwemmt. Tiefe Kanäle verhinderten noch mehrere Jahre den Zugang nach Nkasa.

Auf feuchte Zyklen folgen in regelmäßigen Abständen trockene Zeiten. Der unterdurchschnittliche Wasserstand des Kwando von 1991 bis 2000 zog eine mehr als zehn Jahre dauernde Trockenperiode nach sich. Bereits 1994 waren die Flussauen vollständig ausgetrocknet und blieben bis zum Beginn der Regenzeit 2005 trocken.

NKASA-RUPARA-NATIONALPARK

Der ehemalige Mamili-Nationalpark, der 1990 proklamiert worden war, wurde 2012 nach den beiden höher gelegenen Gegenden (den sogenannten Inseln) in Nkasa-Rupara-Nationalpark umbenannt. Er ist das Stammgebiet der größten Büffelpopulation in Namibia, und auf Nkasa und Rupara versammeln sich in den trockenen Wintermonaten riesige Elefantenherden. In den Flussauen halten sich Rote Letschwe, Moorantilopen und Riedböcke auf. Die selten sichtbare Sitatunga zieht die dichten Papyrusbestände vor. Auch Steppenzebras, Streifengnus, Impalas, Buschböcke, Kudus, Warzenschweine, Grüne Meerkatzen und Paviane sind in diesem Nationalpark zu Hause.

Flusspferde und Krokodile tummeln sich im Kwando, in den Altwasserseen, den Nebengewässern und Tümpeln. Die großen Raubtiere sind durch zwei ansässige Löwenrudel sowie Leoparden und Tüpfelhyänen vertreten. Serval und Zibetkatze, zwei eher scheue Arten, sind ebenfalls gesichtet worden.

In den zahlreichen Lebensräumen der Gewässer, im Grasland und in den bewaldeten Stellen ist eine höchst vielfältige Vogelwelt heimisch. Nkasa-Rupara gehört zu den besten Vogelbeobachtungsgebieten im Land: die Vergleichsliste enthält mehr als 400 Arten, darunter auch gefährdete Arten wie Hornrabe, Klunkerkranich, Braunkehlreiher, Rotbauchreiher und Sattelstorch.

Zu den weiteren bemerkenswerten Arten gehören Mönchskuckuck, Zweifarbenwürger, Meves-Glanzstar, Sumpfzistensänger und Rotkehlgroßsporn. TNN

KOMPLEXE ZUSAMMENHÄNGE

Dort, wo der Kwando fast im 90-Grad-Winkel nach Nordosten schwenkt, wird er zum Linyanti, und an dieser Stelle verbindet der Selinda-Abflusskanal den Kwando mit dem Okavango-Delta. Während der außergewöhnlich starken Überschwemmungen von 2008/2009 floss zum ersten Mal seit fast 30 Jahren Wasser aus dem Delta in den Kwando, und ebenso lange war es her, seit Wasser des Linyanti wieder den Savuti-Kanal erreichte.

Bei starken Überschwemmungen fließt der Linyanti in den ephemeren Liambezi-See. Der See wird auch vom BukaloKanal gespeist, der mit dem Sambesi verbunden ist. Wenn er voll ist, fließt das Wasser in einen als Chobe bekannten Teil des Flusssystems ab.

ERKUNDUNG VON NKASA RUPARA

Voraussetzung für einen Besuch in Nkasa Rupara sind Fahrzeuge mit Allradantrieb. Reisegruppen sollten aus mindestens zwei Fahrzeugen bestehen und für Notfälle mit Bergungsgerätschaft ausgerüstet sein. Nach Überschwemmungen sind weite Bereiche des Parks unzugänglich.

Zelten ist nicht gestattet, aber nur wenige Kilometer vom Parkeingang entfernt gibt es mehrere Campingplätze:

• Das Rupara Restcamp, 3 km nördlich des Parkeingangs, wird im Auftrag der Hegegemeinschaft Wuparo betrieben. Es verfügt über Zeltplätze mit Gemeinschaftssanitäranlagen, Stellplätze mit eigenen Sanitäranlagen sowie Zweibett-Häuschen für Selbstversorger und ein Familienhäuschen. Tel.: 066 686 101; E-Mail: info@rupara.com

• Das Nkasa Lupala Tented Camp, 1 km vom Parkeingang entfernt, ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Mitgliedern der Hegegemeinschaft Wuparo und der Eigentümerfamilie Micheletti. Diese umweltfreundliche Lodge gewann 2016 den Preis für verantwortungsvollen Tourismus und hat die höchste Auszeichnung (fünf symbolische Wüstenblumen) von Eco Awards Namibia erhalten. Die Gäste werden in luxuriösen Zelten untergebracht. Der Hauptbereich der Lodge besteht aus Rezeption, Speisesaal, Lounge, Bar und einer Aussichtsplattform mit Blick auf einen Kanal. Zahlreiche Aktivitäten werden angeboten. Tel: 066 68 6101; E-Mail: info@nkasalupalalodge.com

• Das Jackalberry Tented Camp liegt in einem Konzessionsgebiet im Park, 13 km vom Parkeingang bei Shishintze entfernt. Für Gäste stehen vier luxuriöse Zelte zur Verfügung. Im Hauptbereich, dem dreistöckigen Jackalberry Tower, befinden sich Rezeption, Speiseraum, Lounge und Bar mit herrlichem Blick über das Grasland. Zahlreiche Aktivitäten werden angeboten. Tel: 061 25 0725; E-Mail: jackalberry@resdest.com

Karten: Die Karte des grenzüberschreitenden KavangoZambesi-Schutzgebiets (KAZA), die alle Wege in und um Rupara abdeckt, ist unverzichtbar.

Text Willie Olivier | Fotos Simone Micheletti

Für audiostory: www.thisisnamibia.com/podcasts/

This article is from: