Sizilien Mit dem Rad Ăźber die Insel
Kerstin, Dagmar, Alex und Tom Mai 2013 
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Gruß aus der Wüste
1. Tag - Castellammare - Erice - 57km - 1366 Höhenmeter Über 30 Grad heisser Saharawind bläst uns ins Gesicht, als wir am 1. Mai das nette Küstenörtchen Castellamara zu unserer ersten Etappe verlassen. Gestern klappte alles perfekt. Mit einem großen Lieferwagen waren wir und unsere Räder am Flughafen abgeholt worden. Die Empfehlung des Hoteliers zum Abendessen erwies sich als der Hit. Der Schwertfisch vom Grill war für uns die richtige Einstimmung. Jetzt strampeln vor uns zwei Trekkingradler mit Leihrädern und Packtaschen. Während diese der befahrenen Landstrasse folgen, weist uns das Gps schon am Ortsausgang nach rechts auf eine einsame Höhenstraße. Wir sind mitten drin in Sizilien. Eine rollende Hügellandschaft umgibt uns. Sattes Grün so weit das Auge reicht. Sizilien 2013
Schade, dass die Sonne keinen Weg durch die milchig-grauen Wolken findet, sonst wäre wohl alles kitschig schön. Schon nach einer Stunde erreichen wir den ersten archäologischen Höhepunkt. Die antike Stadt Segesta. Wir besichtigen das bestens erhaltene Amphitheater, staunen über den sagenhafen Blick und bewundern den top erhaltenen Tempel. Die Griechen wären dankbar, wenn sie so ein Prachtexemplar auf der Akropolis stehen hätten. Ruckzuck sind zwei Stunden vergangen und wir ziehen die Mittagspause vor. Hier gibt es alles, wenngleich zu etwas überteuerten Preisen. Ein weiser Entschluss, wie sich im weiteren Verlauf der Strecke herausstellen sollte. Denn es ist 1. Mai und im ursprünglich angepeilten Landgasthof "Il Contadino" hätten wir sicherlich drei Stunden tafeln müssen. So aber gehört die beschauliche Nebenstrasse gänzlich uns. Ich glaube uns begegnet zwei Stunden lang kein einziges Auto. Kurz vorm finalen 500 Höhenmeter Anstieg nach Erice finden wir noch eine rettende Eisdiele. Der Cappu kostet 1.30, das fette Eis 2.20 Euro. Da kann man nicht meckern. Wie zum einem Adlerhorst schrauben wir uns zur 730 Meter hoch gelegenen Altstadt von Erice. Die Blicke lohnen jeden Schweißtropfen. Oben könnte der Empfang im Bikehotel "Elimo" nicht herzlicher sein. Antonio kümmert sich sofort um die Räder und wir trinken frischgepressten Orangensaft. Das Haus ist ein echtes Kleinod. Antonio verspricht zum Abendessen frischen Fisch. Mmh!
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2. Tag - Erice - Favignana - 60km - 250 Hm
In den Morgenstunden gehören die Gassen der mittelalterlichen Altstadt noch uns. Wir drehen mit den Rädern eine holprige Runde und rauschen dann bergab. Alle Felder sind grün und bewirtschaftet, überall herrscht geschäftiges Treiben. Nur auf den von uns ausgesuchten Sträßchen nicht. So gut wie kein Auto begegnet uns bis zur Mittagspause. Herrlich! An der Küste radeln wir einsam durch die riesigen Salzgewinnungsanlagen, die in früher Zeit den Reichtum Trapanis begründeten. Heute, so erfahren wir aus dem Reiseführer, sprudelt der Reichtum eher aus dubiosen Quellen. Die "Trattoria del Sale" erweist sich als Tipp für alle Touristen und wir haben Mühe zwischen den Busladungen einen Tisch zu ergattern. Die Küche und die Umgebung lohnen trotzdem. Gestärkt treten wir gegen den Wind in Richtung Fähre. Das Timing war perfekt, wäre da nicht die Macht des italienischen Capitanos. Er verweigert den Transport unserer Räder auf dem Sizilien 2013
riesigen Tragflächenboot, doch glücklicherweise schaffen wir es noch auf den letzten Drücker zur Autofähre. Eine Stunde später legen wir auf der Insel an. Schon der Empfang ist trotz wolkenverhangenem Himmel spektakulär. Im Hafen scheint die Zeit stehengeblieben, hier hat sich ein ursprüngliches Italien bewahrt. Die Fischer bieten ihren Fang an und der Radverleih hat den größten Laden am Eck. Favignana, das begreifen wir schnell, ist die Insel der Radfahrer. Wir fühlen uns auf Anhieb pudelwohl. Hektik - die gibt's hier nicht! Wir wohnen in einem netten Stadthotel in unmittelbarer Nähe zum Kirchplatz. Das Leben des Städtchens schlägt uns auf Anhieb in seinen Bann. Alles riecht und schmeckt hier nach Urlaub.
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Insel der Glückseeligen 3. Tag - Inselrunde Favigana - 25km
Wir starten mit unseren Rädern in einen herrlichen Sommertag. Favignana ist im Mai für Radfahrer das Paradies. Auch die Einheimischen haben das "Bicicletta" zu ihrem Lieblingsverkehrsmittel erkoren und so scheint fast die ganze Insel am Morgen auf zwei Rädern unterwegs zu sein. Die Kulisse gleicht dabei beinahe einem kitschigen Kinofilm über die schöne, heile Welt. Mehr Urlaubsfeeling als in Favignana scheint nicht möglich. Schnell haben wir das nette Städtchen hinter uns gebracht und rollen über die Insel. Überall verstecken sich in Sizilien 2013
der struppig- urwüchsigen Vegetation die unterschiedlichsten Feriendomizile. Die Bewohner sägen dabei anscheinend seit Generationen das Baumaterial regelrecht aus dem Garen heraus. So hat jedes Haus quasi seinen eigenen Steinbruch, der dann manchmal liebevoll in einen üppigen Garen umgewandelt wird. Dieser liegt quasi ein Stockwerk tiefer. Die "Kellergärten" sind somit bestens vor widrigen Winden geschützt. Und diese muss es wohl reichlich geben, wie die wiederkehrenden Häusernamen Tramuntana oder Scirocco vermuten lassen. In wenigen Minuten ist auf einsamen Strassen das Inselende erreicht. Dort erwartet uns eine Überraschung. Zwei große Tunfische vergnügen sich im Wasser und springen hoch heraus. Ein tolles Spektakel. Auch die Küstenlandschaft selbst ist spektakulär. Schroffe Klippen ragen aus türkisblauem Wasser. Traumhaft.
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Fruchtbare Küste
4. Tag - Favignana - Selinunt - 99km -330 Höhenmeter
Alle Diskussionen mit den Ticketverkäufern fruchten nichts und sogar der Kapitän ruft schon beim Anlegemanöver bestimmt von der Brücke: No Bici! So müssen wir unsere Hoffnung begraben, mit dem Tragflächenboot direkt nach Marsala überzusetzen. Die Schiffe wären zwar groß genug, aber der Wille des Kapitäns ist Gesetz und dieser scheint gegenüber Fahrradfahren allergisch. So reihen wir uns zwischen Mülllaster und Moto Guzzi Maschinen im Frachtraum der Autofähre zurück nach Trapani ein. Wenig später sind wir ganz froh, dass wir diese Transportart gewählt haben. Wir genießen bei herrlichstem Wetter jede Minute der Fahrt. Die ersten 20 Kilometer von Trapani nach Marsala treten wir auf der Hauptverkehrsstraße mit aller Kraft in die Pedale. Erst nach dem Flughafen können wir wieder recht weg Richtung Küste auf kleine Straßen abbiegen. Wieder hüllt uns ein beschauliches Italien ein. Total überrascht sind wir von den Salinen nördlich von Marsala. Die Kulisse gleicht einer Kitschpostkarte. Wir studieren das Treiben vom Tisch einer netten Capuccino-Bar. Perfekt, Der Wind frischt auf und wir fliegen gen Süden. Die Steckenwahl ist wieder top. Kaum Verkehr und eine wilde Küste. Pünktlich zum Sizilien 2013
Mittagessen steuern wir ein ausgesuchtes Lokal an. Wir genießen eine frische Fischpasta und gönnen uns dazu ein Gläschen Wein. So gestärkt können uns auch die noch anstehenden 50 Kilometer nicht schrecken. Ausgepowert, aber begeistert erreichen wir unser Hotel in Selinunt. Die letzten Kilometer waren doch anstrengender als gedacht. Glücklicherweise steht morgen nur eine kurze Etappe an.
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Die Kunst der Griechen 5.Tag - Selinunt - Sciacca - 46km - 460 Höhenmeter
Bis kurz vor Mittag erkunden wir die ausgedehnten Tempelanlagen von Selinunt. Wir haben Glück, denn erst nach uns kommen die Reisegruppen. Zudem sind die antiken Stätten heute Austragungsort für ein lokales Mountainbike Rennen. Wir feuern die Jungs begeistert an. Rollten wir gestern durch schier endlose Weinberge und Olivenhaine, umgeben uns auch heute intensivst genutzte landwirtschaftliche Flächen. Auf den rollenden Hügeln gedeihen Mandeln, Orangen, Artischocken und vieles mehr. Von Monokultur sind die Sizilianer zumindest hier weit entfernt. Alles wirkt extrem fruchtbar. An der Grenze zur Provinz Agrigent sticht uns zudem eine große Infotafel ins Auge. Hier beginnt das Medinbike-Projekt. Auch Sizilien 2013
Sizilien möchte Radtouristen und beginnt mit dem Ausbau eines Radwegenetzes. So kommen wir schon wenig später in den Luxus einer zum Radweg ausgebauten Bahntrasse, die superkomfortabel bis hoch in die Altstadt von Menfi führt. Dort ist's mit dem Luxus aber auch schon wieder vorbei. Doch auch auf den von uns gewählten Straßen herrscht kaum Verkehr. Wir genießen jeden Meter der Tour bis Sciacca. Für Das Geburtstagsdinner von Alex ist im im Slowfood Restaurant ein Tisch reserviert. Küche und Keller lassen keine Wünsche offen.
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Den Wind im Rücken ... 6. Tag - Sciacca - Agrigent - 89km - 1400 Höhenmeter
Als wir bei kräftigem Rückenwind zur 90 Kilometer Etappe starten, ahnen wir noch nicht, daß dies unser bisher anstrengendster Radltag wird. Wieder herrscht Kaiserwetter und der Rückenwind lässt uns jauchzen. Wir folgen dem GPS-Track des Medinbike-Projekts und lernen schnell: die Streckenwahl fordert heute all unser Können, denn wir biegen bald auf einen holprigen Feldweg ab. Die Routenplaner haben sich offensichtlich maximal bemüht, Verkehr weitgehend zu vermeiden und teils abenteuerlich zu fahrende Abschnitte ausgewählt. So Sizilien 2013
wechseln sich steilste Feldwege mit einsamsten, kleinsten Asphaltstrecken ab. Auch wenn die Strecke mit Packtaschen nicht immer einfach zu meistern ist, sind wir uns einig, dass wir keinen Meter missen wollten. Die Route ist anstrengend aber traumhaft schön
und extrem abwechslungsreich. Nach vier Stunden Fahrzeit haben wir - auch wegen der vielen Fotostopps - noch nicht einmal die Hälfte unseres Tagespensums absolviert. So empfinden wir die Gelateria am wilden Strand von Secca Grande geradezu wie einen Segen. Mit Heißhunger machen wir uns über die in der Microwelle Sizilien 2013
aufgewärmten Pizzastücke her. Es schmeckt herrlich. Danach müssen wir mit unseren Rädern erst einmal ein Bachbett queren und wieder steilste Anstiege meistern. Das stetige Auf- und Ab will heute nicht enden. Doch dafür ist die Landschaft mehr als grandios. Zehn Kilometer vor unserem Zielort Agrigent folgt allerdings jäh die Ernüchterung. Wir müssen auf die Hauptverkehrsstraße zurück. Nach dem Tag im Paradies fällt uns dies jetzt besonders schwer, zumal zusätzlich noch knapp 300 Höhenmeter zu absolvieren sind. Ausgepowert, aber glücklich, beziehen wir im Bed&Breakfast "Terrazze de Montelusa" unsere Zimmer. Es ist das schönste Quartier bisher.
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Ruhe und Kultur 7. Tag - Agrigent Das Frühstück auf der Dachterrasse steht den herrlichen Zimmern in nichts nach. Besser hätten wir es nicht erwischen können. Danach bringt uns der Stadtbus zum Tal der Tempel und wir lunchen herrlich in einer Gasse der Altstadt. Nach einer Woche im Sattel können wir den Ruhetag so richtig genießen. Morgen geht es in die Berge.
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Wildes Hinterland
8. Tag - Agrigent - Sant Angelo de Muxaro 36km - 660 Höhenmeter
Die strategische Lage von Agrigent begreifen wir als Radfahrer sofort, als wir die vor zwei Tagen mühsam erkämpften Höhenmeter hoch zur Stadt auch auf der anderen Seite sofort wieder vernichten. Bis zum Agrarstädtchen Raffadali folgen wir überwiegend der stark frequentierten Staatsstrasse. Alle Lastwagen und viele Pkw's hupen lautstark und wir begreifen schnell: dies sind begeisterte Grüße. Die Sizilien 2013
Dolce in der Pasticheria von Raffaldi stimmen uns jedoch wieder versöhnlich und als wir in Richtung Santa Elisabetha abbiegen, ist es auch auf der Straße mit dem Rummel wieder vorbei. Wir sind uns einig, hier in Raffaldi wollten wir nicht geboren sein, aber irgendwie hat das Leben dort auch seinen Reiz. Als wir im kleinen Dorfladen von Santa Elisabetha nach einem belegten Panini fragen, antwortet uns die Besitzerin in perfektem Schwäbisch. Die junge Frau ist in Deutschland aufgewachsen und musste mit 17 wieder zurück nach Italien. Überhaupt scheint hier im Land fast jeder Deutsch zu sprechen, überall werden wir entsprechend begrüsst. Die Paninis sind für uns die perfekte Stärkung für das weitere Auf- und Ab. Das uns umgebende Hügelland wird wilder und die Blicke sind einfach toll. Kurz nach 14 Uhr haben wir bereits unser Tagesziel erreicht. das Städtchen San Angelo de Muxaro thront wie ein Adlerhorst auf einer Bergspitze. Je höher wir kommen, desto phantastischer wird der Blick auf die uns umgebende Landschaft. Oben am Platz angekommen begrüßt uns Pierfilippo Spoto von der Gemeinschaft Val di Kam. Unser Bed & Breakfast ist gleich gegenüber der Trattoria am Hauptplatz gelegen. Wir nutzen den Nachmittag noch zu einer gut einstündigen Wanderung zu den Höhlengräbern der Stadt. Absolut empfehlenswert!
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Steil bergauf, steil bergab
9.Tag - Sant Angelo di Muxaro - St. Stefano Quisquina 44km - 1500 Höhenmeter
Keine Ortschaft liegt heute laut Karte auf der geplanten BackcountryStrecke, und so packen wir reichlich zusätzliche Wasserflaschen ein. Knapp 1500 Höhenmeter und 43 Kilometer sind zu bewältigen. Mehr Mountainbike als Trekkingbike Route, aber bis auf fünf Kilometer steilsten Schotteranstieg weitgehend asphaltiert. Bevor wir jedoch los rollen können, müssen wir auf Bitten von Pierfilippo unbedingt bei der alten Dorfbäckerei vorbeischauen. Dort werden wir herzlich begrüßt, und wir müssen natürlich sofort probieren. Duftendes Weißbrot mit Sizilien 2013
heimischem Olivenöl. Auch die Bäckerin reicht uns weiter. Gleich um die Ecke werde der Käse noch per Hand hergestellt, das müssen wir uns unbedingt anschauen... . Wir verstehen das Prinzip von Val di Kam man macht Urlaub bei Einheimischen.
Keine Wolke trübt den blitzblauen Himmel, als wir endlich die Auffahrtsstraße hinunterrollen. Hier im Hinterland von Sizilien geht es eigentlich immer nur steil rauf oder steil runter. Jetzt geht es erstmal steil runter. Aber auf kleinster Nebenstrecke ohne jeglichen Verkehr. Das Sträßchen ist asphaltiert aber die Hälfte der Fahrbahn hat sich die Natur bereits wieder zurückgeholt. Es geht wieder steil rauf. Die nächsten 1 1/2 Stunden begegnen uns lediglich zwei Traktoren. Die Sicht ist phantastisch. Wir fühlen uns wie in einem gigantischen Amphitheater, das von teils schroffen, teils sanften Hängen umgeben ist. Dann gehts wieder steil runter. Wir prüfen oben nochmal unsere Wasservorräte, doch es gibt ohnehin kein zurück mehr. Im Tal machen wir Mittagspause und dann geht es wieder steil bergauf. Die ersten fünf Kilometer aber auf teils groben Schotter. Es wird so steil, daß wir teilweise sogar schieben müssen. Doch wo es geht, steigen wir wieder auf, fahren ist deutlich angenehmer als schieben. Doch die Landschaft und die Blicke entschädigen für alle Mühen. Nach zwei Stunden sind wir oben. Die einzige Begegnung hatten wir mit zwei Schafhirten, die im kühlen Schatten mit ihren Tieren die Siesta genossen, während wir regelrecht vor Schweiß triefend vorbeikeuchten. Viele Radfahrer sind den beiden auf dieser Strecke sicherlich noch nicht begegnet. Aber wir Sizilien 2013
bereuen keinen Meter. Oben empfängt uns ein dichter Wald und sogar ein kühler Brunnen. Die Quelle wird als Mineralwasser gefasst und verkauft. Obwohl das Gps nur noch fünf Kilometer zu unserem Countryhotel angibt, beschließen wir in St. Stefano Quisquina einen Gelatistop. Eine weise Entscheidung. Es geht nämlich fünf Kilometer steil rauf - aber das hätten wir eigentlich heute schon wissen müssen.
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Zu Besuch beim König 10. Tag - St. Stefano Quisquina - Ficuzza 62km - 750 Höhenmeter
Mit etwas schweren Beinen von den Anstrengungen des gestrigen Tages erklimmen wir gleich am Morgen unsere ersten zwei 900 Meter Pässe. Anders als die Tage zuvor folgen wir dabei der Staatsstraße und so sind die Steigungen gut zu bewältigen. Vor uns tut sich wieder eine völlig neue Landschaft auf. Das saftig grüne Hügelland erinnert mehr an die Rhön als an Sizilien. Oben angekommen schwingt sich die Straße sanft bergab. Wir sausen nur so durch die Hochebene, die jetzt in allen Farben leuchtet. Tiefrote, riesige Kleefelder, Rapsblüten und wilder Fenchel strahlend gelb, roter Mohn und das blaugrün der Stauseen - wow. Im Sizilien 2013
verschlafenen Ort Filaga genießen wir einen willkommenen Cappucchinostopp. Die Landschaft wird wild, die Schluchten tiefer. Zum satten Grün gesellen sich leuchtend weiße Kalkfelsen, die uns beinahe an die Dolomiten erinnern. Kurz vor Prizzi beginnt einer der schönsten Radlabschnitte unserer Reise. Mit dickstem Gang brausen wir auf feinstem Asphalt kilometerlang leicht bergab. Die tolle Landschaft fliegt nur so vorbei. Trotzdem summieren sich die Höhenmeter bis Corleone auf gut 500. Wir stoppen in einem Restaurant kurz vor der Ortschaft. Eine gute Wahl, denn im Ort hätten wir unsere Räder nicht sicher gewusst. Auf den letzten Kilometern nach Corleone wird der Verkehr auf der Staatsstraße erstmals dichter. Doch schnell haben wir unser Tagesziel erreicht. Der alte Bahnhof von Ficuzza erweist sich als echte Überraschung. Hier stieg um 1900 der Adel aus Palermo aus, um der Hitze der Stadt zu entfliehen. Wir entdecken eher zufällig auch das Jagdschloss des sizilianischen Königs hinter dem sich spektakulär die weiße Felswand des über 1600 Meter hohen Busambra erhebt. Dolomiten in Sizilien - verrückt. Wir ruhen und essen vorzüglich in der Antica Statione. Morgen hat sich dort allerdings eine Hochzeit angesagt, dann sind wir glücklicherweise wieder weg ...
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Endspurt zum Meer
11. Tag - Ficuzza - Castellammare - 64km - 820 Höhenmeter
Mit der Zubereitung eines kräftigenden Radlerfrühstücks war die Mannschaft von der Antica Statione heute etwas überfordert. Deshalb drehen wir noch einen Kreis durch den herrlichen Eichenwald und machen den Cappuccino-Stop in der Bar vor dem Jagdschloss des Königs. Das erweist sich als Volltreffer. Die Signora füllt die frischen Hörnchen gerade mit Vanille oder Schokolade und wir greifen zu. Alles schmeckt göttlich, zumal zusätzlich noch Kaiserwetter herrscht. Schöner könnte eine letzte Etappe nicht beginnen. Um die ersten paar Sizilien 2013
Kilometer auf der lästigen Hauptstraße zu vermeiden, wählen wir die Schottervariante auf der ehemaligen Bahntrasse. Wir bleiben den Strada Biancas bis zum Mittagstop in Camporeale weitgehend treu. Bis 12.30 Uhr begegnen uns weniger als fünf Autos, dafür verlangen die Pisten teils echtes MTB Geschick. Wieder sieht die Landschaft ganz anders aus. Der Vormittag gehört üppigen Getreidefeldern und sanften
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Hügeln. De einzigen Lebewesen, die wir bewußt wahrnehmen, sind verstreut grasende Schafe. Ein echtes Idyll. Von Camporeale aus können wir beinahe zwei Tagesetappen komplett überblicken. Die Fernsicht ist heute phantastisch. Danach brausen wir durch üppige Weinberge in Richtung Küste. Wein soweit das Auge reicht. Der geplante Abschlusseisbecher in Alcamo fällt leider aus. Am Hauptplatz dröhnt laute Musik und wir wollen weiter. Die per Google Earth geplante Küstenanfahrt erweist sich als genial. Quasi durch die für Autos gesperrte Hintertür rollen wir bis vor zum Strand. Das Meer leuchtet in der Nachmittagssonne strahlend türkis und der Eisbecher schmeckt bestens. Wir sind uns alle einig: Rundum eine tolle Tour.
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Unsere Reiseroute: 10 Fahrtage, 577 Kilometer - 8000 Hรถhenmeter
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