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Messereport 2015
• Ansturm
Der
• Dicke Dinger
SzenEtreff
Showdown in Friedrichshafen. Die Eurobike war groß wie nie. Keiner durfte auf der größten Fahrradmesse der Welt fehlen. Hier die spannendsten Trends:
• Neue Antriebe
• Integration
Foto: © Daniel Simon
digital
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Frank Schneider von Carbondrives (rechts) erklärt TREKKINGBIKEAutor Jörg Spaniol die neueste Evolutionsstufe des Gates-Antriebs.
InTerview Wie läuft das Riemen-Geschäft? Verhältnismäßig sehr gut. Wir haben für 2014 Antriebe für etwa 20.000 Neuräder verkauft – deutlich mehr als je zuvor. In welchem Segment sind die Riemen gefragt? Das sind drei Hauptgruppen: bei allen Rohloff-Rädern sind wir sehr stark, doch 70% verkaufen wir für Shimano-Naben. Ein paar davon gehen vermutlich an die hochwertigen Alfine-Räder, doch vor allem die Pedelec-Hersteller verwenden gerne den Riemen. Mittelmotor-Pedelecs haben kleine Antriebsritzel und damit viel Verschleiß. Da ist der Riemen eine Lösung. Der normale Alltagsradler ist kein Riemen-Kunde? Die Akzeptanz wäre möglicherweise da, und die Technik sowieso. Für mehr Verbreitung im Stadtbereich muss eigentlich nur noch der Preis runter...
Riemen auf Siegeszug Nach langem Anlauf hat der Riemenantrieb sich bei hochwertigen Rädern etabliert. Vor allem Rohloff-Räder kommen derzeit oft ohne Kette.
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Wenn es ein Indiz für das Potenzial des Riemenantriebes gibt, dann sind es die Rahmen vieler Trekkingbike-Anbieter: Immer mehr von ihnen haben eine teilbare Sitzstrebe, um eine Riemenmontage prinzipiell zuzulassen – auch wenn die Kette noch bei Weitem überwiegt. Vor allem im gehobenen Preissegment ist der Riemen stark. Uwe Matthies vom Custom-Anbieter Maxx lässt alle Naben-Rahmen teilbar bauen. Bei den Rädern mit Rohloff-Nabe hat dieser Antrieb die Kette mittlerweile stückzahlmäßig überholt. Doch noch immer kostet ein Rad mit Riemen etwa 300 Euro mehr als
eines mit Kette. Bei Stevens ist auch deshalb der Riemen-Anteil geringer, doch Verkaufsleiter Rainer König betont die Stärken im Pedelec-Bereich: „Wenn das Rad ohnehin über 2000 Euro kostet, ist der Riemen auch nicht mehr die Welt. Und Wartungsfreiheit ist für diese Kunden besonders wichtig.“ Auch ein meinungsstarker Riemen-Kritiker ist mittlerweile eingeschwenkt: Gerrit Gaastras Marke „Idworx“ liefert 2015 auch Riemen-Räder ab Werk. www.carbondrivesystems.com
@ Mehr Infos:
Webcode: #1913
Cube Hyde Race Für „progressives Urban Biking“ rüstet Cube das schlichte, aber sportliche Hyde 2015 auf Riemen um. Die aufgeräumte Optik beruht auf innenverlegten Zügen, einer Problemlos-Disc und der Nexus 8 von Shimano. Der Rahmen bietet nun einen raffinierten Verschluss an der Sitzstrebe und eine leicht einstellbare Riemenspannvorrichtung. Preis: 899 Euro. www.cube.eu
• Conti
Später Start für Contis Konter
Fotos: Eurobike, Daniel Simon (4), Hersteller
Der Reifenhersteller arbeitet schon lange an einer Gates-Alternative. Ist sie fertig? Am Messestand steht ein Testrad, und Conti-Mann Volker Stützinger gibt sich zuversichtlich, dass der von Benchmark Drives entwickelte Riemenantrieb jetzt in Serie geht – auch wenn wir auf der Messe noch kein Serienrad fanden. Anders als Gates verzichtet Conti auf die Führungsrille in der Mitte. Trotzdem soll eine einseitige „Bordscheibe“ reichen, das seitliche Abspringen zu verhindern – bei deutlich geringerer Vorspannung. Zwei technische Kniffe sollen das ermöglichen: Die im Inneren verlaufenden Aramidfasern sind angeblich so dehnungsresistent, dass der Riemen streng geradeaus läuft. Und deutlich grobere Zähne sollen auch bei geringer Spannung das Abspringen verhindern. www.conti-drive-system.de
Rose Black Lava
Frank Suhrmann und Volker Stützinger mit dem Conti-Drive.
Viel Aufwind spürt Erwin Rose bei den leichten, schnellen Touren-Rädern. „Hochsportliche Räder, die nicht in Konkurrenz zu E-Bikes stehen, liefen diese Saison besonders gut“, stellt der Chef des Rose-Versand fest. Diesem Trend folgt Roses 2015er Modell „Black Lava“ mit hydro-geformten Rohren, optimierten Wandstärken und frischem Design. Der moderne Exzenter-Rahmen ermöglicht den Einsatz von Steckachsen und ist ausschließlich auf Discbrakes ausgelegt. Ein Gates-Antrieb trägt zu hoher Wartungsarmut, aber auch zur eleganten Linie bei. www.rose.de
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Messereport 2015 Großen Wert legen die Entwickler auf die eigenständige Gestaltung ihres Urbanbikes.
Nicht nur am Fototermin hatte das Canyon-Entwickler-Team seinen Spaß.
Newcomer Canyon Highend-Sportmarke Canyon entdeckt das Alltagsrad für sich. Eine neue „Urban-Division“ stellte ihre Modelle vor.
> Sportliche Stadt-Radler sind ab Frühjahr 2015 neuen Versuchungen ausgesetzt: Die Marke Canyon bringt ihre futuristische „Commuter-“ und „Urban-“Serie für Vielfahrer auf den Markt. Einst als günstige Versender-Marke gestartet, hat sich Canyon innerhalb weniger Jahre zum Schrittmacher in der MTB- und Rennrad-Technik
entwickelt. In diesen Segmenten spielen die Koblenzer auf Augenhöhe mit den gro ßen, internationalen Bike-Herstellern. Nun möchte man sich auch im Bereich Alltagsrad entwickeln: „Mit unserer Urban-Linie wollen wir den Rennrad- und MTB-Fahrer aufs City-Rad bekommen“, gibt sich MarketingMann Sebastian Hegerle zielbewusst. Die
sieben City-Modelle liegen zwischen 700 und 1800 Euro. Dafür bekommt man einen wendig und schnell fahrbaren NahverkehrsSportler mit Discbrakes und Naben- oder Kettenschaltung. Spezielle Parts wie eine Carbon-Flex-Sattelstütze oder diebstahl sichere Achsen machen die Canyon-Bikes unverwechselbar. ww.canyon.de
• Cannondale Tesoro und Contro
Stadtradler im Visier Mit zwei neuen Modellreihen will Cannondale künftig stärker bei Alltagsfahrern punkten. „Tesoro“ und „Contro“ sind funktionell.
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Die Firma Cannondale ist bekannt, bei Weltmeisterschaften auf dem Siegerpodest zu stehen. Im Alltags- und Stadtradbereich fuhren bislang aber eher nur eingefleischte Fans auf die meist stylischen Modelle ohne Schutzblech und Lichtanlage ab. Das könnte sich mit der Vorstellung zweier Urban-Konzepte ändern. Die neuen Modellreihen „Tesoro“ und „Contro“ versteht das europäische Entwicklerteam als „technisch anspruchsvolles Mode-Statement“. Konkret sind die Räder voll alltagstauglich und zudem mit einer Reihe von netten Designfeatures und pfiffigen, integrierten Lösungen bestückt. Die Räder gibt es in unterschiedlichsten Ausstattungsvarianten, ob mit oder ohne Federgabel. Eigen ist jedoch allen Modellen der in den Rahmen integrierte Gepäckträger mit den minimalistischen Aufnahmen für das Ortlieb QL3-System. www.cannondale.com
Durchdachtes Stadt- und Alltagsrad. Das Cannondale Tesoro verdient Aufmerksamkeit. 32
TREKKINGBIKE 6-2014
Video
trekkingbike.com Webcode: #3891
Tout Terrain Metropolitan Shopper Mit einem zeitgemäßen Einkaufs-Rad begleitet Tout Terrain den wachsenden Trend zur Velomobilität in den Städten. „Es ist bewusst kein Lastenrad“, betont Oliver Römer dabei. Der Shopper ist handlich gehalten; die Träger nutzen Snap-It-Elemente von Racktime, auch Frontträger und die Box-Halterung steuert der Gepäckträger-Spezialist bei. Ein Riemen-Nabenantrieb, besonders lange Schutzbleche und eine „Always on“-LED-Leuchte vom Freiburger Nachbarn Supernova machen den Shopper alltagstauglich. Durch einen Zweibein-Ständer und einen blockierbaren Lenker parkt auch das beladene Rad standsicher. Mit Alfine 11 oder Rohloff-Schaltnabe ab ca. 2000 Euro erhältlich. ww.tout-terrain.de
Velotraum Zurück zu den Wurzeln Ausstattungsvorschlag VK-4 nennt Velotraum-Chef Stefan Stiener lapidar ein Bestseller-Rad, das sich auch im Modelljahr 2015 nachdrücklich gegen alle Neuentwicklungen stellt. Stahlrahmen, Kettenschaltung, V-Brakes, 26-Zoll Laufräder, klassischer Randonneur-Lenker und alles andere am Rad haben sich seit Jahren bewährt und können ohne großen Aufwand repariert werden. Damit ist dieses Rad ein Beispiel für einen Reiserad-Klassiker mit reduzierter, einfacher, solider Technik und bewährten Fahreigenschaften. Zudem lässt der Baukasten natürlich viele individuelle und moderne Wünsche zu. Zum Beispiel das Bestücken mit den weniger als 400 Gramm leichten Schwalbe Reifen „Thunder Burt“. Ein modernes Fahrerlebnis! www.velotraum.de
Fotos: Daniel Simon (4), Hersteller
27,5 Zoll
SWISS TOOL SPIRIT
Kompakt und wendig, aber dennoch ruhiger Lauf: Das soll die Laufrad-Größe 27,5 Zoll bringen.
Contoura Caldera Mit substanziellen Produkten und großer AusstattungsVielfalt begegnet Contoura der Abwanderung vieler Kunden zum E-Bike für den City-Verkehr. „Andererseits zieht das Pedelec auch völlig neue Kundengruppen in die Fahrradläden“, konstatiert Pressesprecher Thomas Göbel. Dort treffen die Kaufinteressenten auch auf das neue Problemlos-Rad Caldera. Das punktet
mit wartungsarmer, aber zeitgemäßer Technik und zurückhaltendem Chic. Laufräder der Zwischengröße 27,5 Zoll sollen die kompakte Handlichkeit und Agilität von 26-Zöllern mit der Rollfreudigkeit von 28ern versöhnen. Schwalbe liefert dafür den modernen BallonPneu Big Ben. Wahlweise 7 Nabenschaltungen und 12 Rahmenfarben, ab 969 Euro. www.contoura.de
3.0227
WWW.VICTORINOX.COM
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Messereport 2015
Vatergefühle? Stolz stellt Pinion-CEO Christoph Lermen auf der Eurobike seine neue GetriebeFamilie vor.
Neue Vielfalt der Antriebe Pinion überrascht mit einer ganzen Getriebe-Familie, Rohloff baut für Fatbikes und FAG arbeitet an Schaltautomatik.
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Bald wird die Wahl zur Qual: Immer mehr Auswahl bietet sich den Fahrradherstellern beim Antrieb. Pinion präsentierte auf der Eurobike vier Getriebevarianten: Gleich zwei Neun-Gänger mit 364 und 568% Übersetzung, das kleine mit 17%-, das größere mit 24%-Gangsprüngen. Ein weiteres Getriebe offeriert 12 Gänge bei 600% Spannbreite und 18%-Sprüngen. Daneben bleibt das
P1.18 mit 636% und 11%-Abstufung. „Alle Varianten basieren auf derselben Plattform“, erklärt Pinionist Christoph Lermen. „Unser Getriebe arbeitet mit einer 3-Gang-Gruppe, die wir mit Teilgetrieben multiplizieren können. So können wir relativ einfach Varianten für unterschiedliche Einsatzbereiche bauen.“ Inzwischen finden sich Pinion-Varianten für alle Fahrrad-Typen. Dem Trendthema
Fatbike hat sich Rohloff gewidmet: Die 170mm breite Naben-Version „Speedhub XL“ garantiert auch bei Matsch, Sand und Schnee wartungsarmen Vortrieb. Und der deutsche Automotive-Zulieferer FAG zeigte eine Schaltautomatik für einzügige Schaltsysteme, die sich im Sitzrohr versteckt. www.pinion.eu, www.rohloff.de, www.fag-velosolutions.de
• Nuseti
Wasserdichter Antriebsstrang Das Nuseti Inner Drive System könnte das Ende aller Wartungssorgen bedeuten. Noch ist es nur ein Projekt: Der polnische MTB-Sportler Gregory Zielinski arbeitet mit Nachdruck daran, seine Vision eines komplett gekapselten Bike-Antriebs
mit einem eigenen, integrierten 16-GangGetriebe zur Serienfertigung zu bringen. Ein spezieller Carbonrahmen umschließt Tretlagergetriebe (das nichts mit Pinion zu tun hat), Kettenantrieb und Antriebsritzel absolut wasserdicht. So läuft die Kette jederzeit in nur einer definierten Linie; Verschleiß und Verschmutzung spielen so gut wie keine Rolle mehr. Das Hinterrad lässt sich ohne Ritzel ausbauen. Die Konstruktion erinnert an das ähnliche Prinzip der Schweizer Brüder Katz vor einigen Jahren.
Video
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Nuseti in Action Das Nuseti-Bike im Einsatz zeigt ein Video auf www.nuseti.com und www.facebook.com/nusetibikes
Ergotec-Lenker werden nach Belastung klassifiziert.
Humpert Sicheres Cockpit Lenker, Vorbau und Sattelstütze sind definitiv sicherheitsrelevante Bauteile am Rad. Das bilden jedoch derzeit gültige Normen so nicht ab. Rolf Häcker, Leiter Produktentwicklung bei Hersteller Humpert, sitzt auch im Normenausschuss. Er erklärt: „Wir haben alle unsere Bauteile eigenen Langzeittests unterzogen. So können wir die Teile in 6 Sicherheitslevels einstufen. Je nach Gewichtsklasse und Einsatzbereich bieten wir damit jedem Radler ein sicheres Cockpit.“ www.ergotec.de
Fotos: Daniel Simon (2), Hersteller
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Preisentwicklung 2015 Gute Nachrichten für alle, die sich 2015 ein neues Fahrrad kaufen wollen: Die Preise bleiben stabil.
> Wie unsere Recherchen bei einer Reihe von Fahrradherstellern auf der Eurobike ergaben, ist im neuen Modelljahr nicht mit großen Preissprüngen zu rechnen. Im Gegenteil. „Die Wechselkurse von Yen und Dollar waren in der Einkaufsphase für uns so freundlich, dass wir die Preispunkte nicht nur halten, sondern die Räder für das gleiche Geld sogar noch besser ausstatten können“, berichtete nicht nur der Produktmanager von Radon Florian Menzen. So erhalte beispielsweise das Bestsellerrad Sunset Supreme einen deutlich höherwertigen Rahmen und die neue Rockshox-Federgabel Paragon. Der Preis gehe jedoch 100 Euro runter. Ins gleiche Horn stößt auch
Anke Namendorf von Koga. „Insbesondere für den Einkauf von ShimanoProdukten war der Wechselkurs top. So konnten wir den Einstieg in unsere Fahrradklasse bei einem Preis von 1000 Euro belassen.“ Insgesamt sieht Namendorf zudem eine große Bereitschaft, in Qualität zu investieren. So habe sich die individuell konfigurierbare Signature Linie bestens verkauft. Hier werden für ein Rad häufig auch mal 3600 Euro ausgegeben. Doch die Spitzenpreise steigen weiter. Hier hat sich bei Rädern mit der Pinion-Getriebeschaltung eine neue Preisklasse etabliert. Für ein damit ausgestattetes Koga Signature kann der Liebhaber auch knapp 5500 Euro auf den Tisch blättern.
Schindelhauer Wilhelm Das kaiserliche Pinion-Bike steht künftig an der Spitze des Schindelhauer-Programms. Die Besonderheit: Der elegante Wilhelm-Rahmen wird mit jeder der drei erhältlichen Pinion-Varianten angeboten: Wilhelm IX, XII, und XVIII fahren also mit 9, 12 oder 18 Getriebe-Gängen. Das Top-Modell kostet 5000 Euro. www.schindelhauerbikes.de
Koga Signature Mit einem Verkaufspreis von knapp 5300 Euro ist das Koga World Traveller Pinion sicherlich eines der teuersten Räder der Messe.
Maxx Crossmaxx Pinion Auch Custom-Spezialist Maxx hat einen Rahmen für Vielfahrer ganz auf die neue Pinion-Getriebefamilie abgestimmt. Von 43 bis 63er Rahmenhöhe bietet der robuste, aber dreifach konifizierte Trekking-Rahmen „Pinion für alle“. Dabei gilt: Ausstattung nach Wahl. Alle Brems- und Pinion-Antriebsvarianten sind möglich. Die Preise liegen zwischen 2600 (P1.9) und 3200 Euro (P1.18). www.maxx.de
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Messereport 2015
Über Stock und Stein. Fatbikes machen nur im Gelände Spaß.
Lutz Scheffer, Entwickler Canyon.
Dicke Dinger
„Jeder, der ein leichtes Fatbike ausprobieren kann, wird vom Grip-Niveau und dem extrem niedrigen Rollwiderstand begeistert sein. Abseits asphaltierter Strecken ist das Fahrerlebnis phänomenal. Für mich klar die Steigerung von 29 Zoll. Hier liegt enormes Entwicklungspotential.“
Vor einem Jahr noch als „Spinnerei“ abgehakt, erobern die Fatbikes jetzt die Herzen vieler Radfans im Sturm. Das neue „Fahrgefühl“ begeistert.
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Natürlich kommt der Trend wieder einmal aus den USA, natürlich schüttelt man darüber erstmal nur den Kopf. Waren Fatbikes vor einem Jahr nur eigenartige Exoten, fahren jetzt selbst traditionelle Hersteller wie Stevens voll auf die dicken Dinger ab. Jede namhafte Bikemarke rollte auf der Eurobike das eigene Fatbike in die erste Reihe. Dass die Ungetüme nicht gleichzeitig bleischwer sein müssen, bewies Leichtbauspezialist Uli Fahl. 9,1 Kilo brachte das Carbon-Fatbike am Tune-Stand auf die Waage. „Schon lange hat mich in der Fahrradwelt nichts mehr so begeistert. Ich bin regelrecht elektrisiert“, beschreibt Fahl seine Erfahrungen. Der über 60-Jährige ist in der Branche seit mehr als 20 Jahren eher als besonnener Entwickler bekannt. Wohl fühlt sich das Fatbike erst, wenn man damit die Asphaltstraße verlässt. Doch
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TREKKINGBIKE 6-2014
dann vermittle es ein unglaubliches Gefühl der Fahrsicherheit. In den USA, Canada, Australien und Neuseeland hat sich bereits eine feste Fatbike-Szene etabliert. Dort wird es oft als Hardcore-Reiserad benutzt. Mit speziellen Taschen bepackt, geht es damit in die Wildnis. In unseren Breitengraden ist das Einsatzgebiet jedoch begrenzt. So vergleicht der deutsche Fahrradfan und Fatbike-Pionier Gunnar Fehlau sein Fatbike mit einem Ballkleid. „Fünfmal im Jahr habe ich damit einen großen Auftritt.“ So bewältigte Fehlau im vergangenen Winter die Strecke Trondheim-Oslo mit Gepäck und träumt in diesem Jahr von einem Inselhopping im Watt an Deutschlands Küste. Für Radentwickler wie Lutz Scheffer stößt das Fatbike jedoch ganz andere Türen auf. „Die festgelegten Laufradgrößen sind damit für uns endgültig aufgelöst. Wir
Mit dem knapp 1 Kilo leichten „Jumbo Jim“ gibt Reifenhersteller Schwalbe sein Debüt in der Fatbike-Szene.
können ab sofort über völlig neue Dimensionen nachdenken.“ Scheffer und andere sehen in der Optimierung des Laufrades an sich enormes Potential für die nächsten Jahre. Die amerikanische Kultschmiede und Fatbike-Marktführer „Surly“ hat erste Konzepte bereits umgesetzt. Ihr Modell „Krampus“ rollt auf 3 Zoll breiten Reifen auf 29er Felgen durchs Land. Mit RohloffNabe und Tubus-Träger möglicherweise ein Prototyp für das Extrem-Reiserad der Zukunft. www.fat-bike.com
Surly Krampus
Stevens Mobster
29er mit drei Zoll breiten Reifen. Surly-Entwickler Peter Redin sieht im Krampus bereits den Urahn für das Reiserad der Zukunft. www.surlybikes.com
1199 Euro kostet beispielsweise das Fatbike von Stevens. Der Mobster bringt dabei 13,9 Kilo auf die Waage. www.stevens.de
Handy und Tablet am Lenker 10 Stunden nach der Präsentation des neuen iPhones war die passende Fahrradhalterung bereits verfügbar. Der Markt boomt.
> Die Zukunft am Fahrradlenker gehört dem Smartphone. Davon sind nicht nur die Hersteller von Befestigungssystemen überzeugt. Auch die rasant steigende Zahl von Apps für Radfahrer spricht eine klare Sprache. „Der Markt boomt“, beschreibt nicht nur Janosh Stindt von Klickfix die derzeitige Situation in den Shops. Statt sich für 300 Euro ein reines GPS-Gerät zu kaufen, investiert man lieber erstmal 2,95
Euro in eine App. Klickfix notiert dabei auch eine stark wachsende Nachfrage für die Halter von Tablets. Immer mehr Radfahrer schnallen sich iPad oder iPad mini an den Lenker. Der nötige Extra-Strom kommt aus Zusatzakkus oder wie bei Topeak aus der einfach zu montierenden Oberrohrtasche. Findige Systeme gibt es mehr als genug. www.topeak.de
„Die Nachfrage nach Befestigungsmöglichkeiten am Rad fürs Smartphone ist enorm. Einfache und preiswerte Lösungen sind besonders gefragt.“ Topeak-Lenkertasche mit Extra-Strom.
Janosh Stindt, Klickfix
E-Antrieb Nachrüsten
Fotos. Daniel Simon (5), Jörg Spaniol, Hersteller
Im Unterschied zum Mittelmotor ist ein elektrischer Hinterradantrieb nachrüstbar. BionX hat dafür einen neuen Antrieb im Programm. Vorab eine Frage zum Aufwand: Sie haben extra einen Motor entwickelt, mit dem aus einem Trekkingbike ein Pedelec wird? Nein. Die D-Serie ist unser neues Produkt mit erhöhtem Drehmoment, also besserer Beschleunigung. Das ist für Serienhersteller interessant, vor allem beispielsweise bei Mountainbikes, aber wir bieten die Kombination aus komplettem Hinterrad, Akku und Steuereinheit auch als UmrüstSet an. Ein übliches Trekkingrad hat die technischen Voraussetzungen dafür, anders als etwa beim Mittelmotor, der ja einen speziellen Rahmen erfordert. Eignet sich jedes Rad dafür? Sicher nicht, aus verschiedenen Gründen: Das Hinterrad hat einen Freilauf für Zahnkränze von Shimano oder SRAM, also passt es nicht zu Nabenschaltungen. Außerdem sollte das Rad genügend Platz für den Akku im Rahmendreieck haben
und ausreichende Wandstärken im Unterrohr. Der Akku wird an den Flaschenhaltergewinden befestigt, und die müssen das vertragen. Zarte Röhrchen oder gar Carbonrahmen sind nicht geeignet. Spätestens bei drei Millimeter AluminiumWandstärke gibt es da keine Probleme. Wer einen Motor einbaut, kann die Herstellergarantie auf sein Rad vergessen, oder? Rechtlich gesehen wird derjenige, der den Umbau macht, selbst zum Hersteller, das ist richtig. Aber wir sehen keine grundsätzlichen Sicherheitsprobleme, denn ein Fahrradrahmen ist genau für eine Krafteinleitung am Hinterrad ausgelegt – egal, ob die aus den Beinen, aus einem Akku oder aus beiden Quellen stammt. Auf der ganz sicheren Seite ist man, wenn man sich beim Radhersteller nach einer entsprechenden Freigabe erkundigt.
Christian Winand, BionX
Bionix D-Serie Der komplette Umrüstsatz (7,8 Kilo) kostet 2000 Euro. www.ridebionx.com
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Das WeatherCase von Biologic schützt das Smartphone vor Regen, Schweiß und Schmutz.
Ortlieb treibt es bunt Vier neue Ton-in Ton-Farbkonzepte geben der Plus-Serie und einigen Citytaschen aus Cordura eine neue Optik. Außerdem werden die meisten Gepäckträgertaschen mit dem werkzeuglos einzustellenden Quick-Lock2.1-System ausgerüstet. www.ortlieb.com
Topeak Ständer-Pumpe Kompakter und mit mehr Funktionen ist eine Standpumpe schwer vorstellbar. Zubehör-Spezialist Topeak präsentiert mit der „Transformer RX“ eine neue leicht zu transportierende Standpumpe, die gleichzeitig als Fahrradständer glänzt. Preis: ab 89,95 Euro. www.topeak.com
Shimano SH-CT80 Als feiner Lederschuh mit tollen Radfahrer-Genen entpuppt sich der neue Shimano SH-CT80. Er ist zudem für das besonders leicht auslösende Click’r-System konzipiert und damit funktionell und chic zugleich. www.paul-lange.de
Brooks-Laden Vom legendären Ledersattel zum voll ausgestatteten Zubehör-Shop. Das Programm von Brooks umfasst mittlerweile die volle Rad-AccessoirePalette. Alle Produkte beweisen dabei ihren eigenen Style, wie beispielsweise diese hochfunktionellen Packtaschen. www.brooksengland.com 6-2014 TREKKINGBIKE
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Messereport 2015
Die neuen federgabeln Mit RockShox’ Paragon-Gabel kommt Bewegung ins Thema. Doch auch Platzhirsch Suntour hört die Zeichen der Zeit.
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Fotos: Daniel Simon (2), Tom Bierl, Georg Grieshaber, Hersteller
„Bisher lag unser Fokus hauptsächlich auf dem Thema MTB – das hat viele Ressourcen gebunden“, entschuldigt sich RockShox-Entwickler Fritz Hoff im Gespräch mit TREKKINGBIKE. Lange hat es gedauert, doch nun hat sich Komponenten-Konzern SRAM mit seiner Marke RockShox auf eine qualitativ hochwertige Trekking-Federgabel eingelassen. Die Paragon hatten wir im letzten Heft bereits kurz getestet – mit erfreulichen Resultaten. Die Gabel arbeitet auf hohem Niveau und kann mit 225 Euro auch als Nachrüstlösung überzeugen. „Das urbane Fahrradsegment wird für uns immer wichtiger, und das auf allen Ebenen“, erklärt Hoff die
Der Mann hinter der Paragon-Gabel: Fritz Hoff hat die neue RockShox-Federgabel für europäische Radler entwickelt.
Detailarbeit bei Suntour: Konische Schaftrohre und Steckachsen versprechen höhere Lenk- und Fahrstabilität.
Hintergründe. Ein Grund, dass die Amis ihr geballtes Federungs-Know-how in die Waagschale werfen, sind sicher die sich verändernden Märkte: MTB und Rennrad stagnieren eher, auf sehr hohem Niveau. Die Segmente Alltagsrad und erst recht E-Bike dagegen versprechen Steigerungs-
raten. „Uns war wichtig, gute Funktion mit hoher Betriebssicherheit und einfacher Bedienung zu verbinden“, so Hoff. Input holte man sich auch bei deutschen Firmen wie Bergamont, Winora oder Busch & Müller. Nahtlose Integration ins Rad wird auch hier immer wichtiger. www.sram.com
Harmonie im Detail Komponenten fügen sich ins Radkonzept ein – wie dafür gemacht.
> Gepäckträger, deren Streben sich an den Hinterbau schmiegen, LED-Rücklichter, die sich unsichtbar im Träger verbergen, Scheinwerfer, die mit der Federgabel zu verschmelzen scheinen – das Bestreben, harmonische Übergänge zwischen einzelnen Fahrrad-Komponenten zu schaffen, ist ein starker Trend der letzten Jahre. Und er wächst noch immer: Auch die klare Linie, aussagekräftiges Design und eine gefällige Optik werden als Kaufargument immer wichtiger. Das Fahrrad als Statement – das ist harte Arbeit für die Produktmanager von Radherstellern und Zubehör-Industrie. Ob Licht-, Gepäckträger- oder Rahmen-Konstrukteur, eine so 38
Beispielhaft: So unauffällig integriert Träger-Hersteller Racktime moderne LED-Rücklichter.
frühzeitige Abstimmung zu finalen Details ist sportlich. „Aber“, so Peter Ronge von Tubus, „das Ergebnis wird dafür um so schöner, aufgeräumter und funktionaler.“ www.tubus.com
20"-Reifen machen das i:sy CAR:GO wendig – mit und ohne Elektroantrieb.
InTerview
Arne Behrensen vom Verkehrsclub Deutschland (VCD)
Lastenroller holen auf Als Pedelec bieten Transporträder neue Möglichkeiten für Familien und Firmen. Auf der Messe waren sie gefragt wie nie zuvor.
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Lastenräder gewinnen deutlich an Fahrt. Darin waren sich Hersteller und die Experten vom Verkehrsclub Deutschland einig, die in diesem Jahr zum ersten Mal eine Ausstellung und Gesprächsforen über die (neue) Rolle der Lastenroller auf der Eurobike veranstalteten. Vor allem kleine Hersteller freuten sich über ein deutlich gestiegenes Interesse im Vergleich zu den Vorjahren. „Die Nachfrage ist explodiert“, bestätigte Sebastian Eberleh von der Firma Radkutsche aus Mössingen. Der Grund dafür seien neue Möglichkeiten durch den Antrieb aus der Steckdose, vermutet Eber-
Schwalbe Procore:
leh: „Für kein anderes Segment ist der E-Antrieb besser geeignet als für das Lastenrad.“ Selbst mit 80 Kilo Zuladung sei das Stop-andGo an innerstädtischen Ampeln für E-Lastenräder kein Problem. Ob das ausreicht, um die Lastenräder aus der Nische der Szenebezirke deutscher Großstädte herauszuholen? Firmen wie Radkutsche und Urban Arrow arbeiten daran. Die Größe der Ladefläche des „Musketiers“ von Radkutsche entspricht einer Europalette. Gewerbliche Besitzer nutzen das Rad zum Beispiel zum schnellen Transport zwischen Arztpraxen, Laboren, Apotheken.
Der VCD ist zum ersten Mal mit dem Projekt „Lasten auf die Räder“ auf der Eurobike. Was ist Ihr Ziel? Wir wollen das Potential von (E-) Lastenrädern stärker ins Bewusstsein der Hersteller rücken. Unser Projekt, das vom Umweltbundesamt gefördert wird, zielt auf die Chancen im Wirtschaftsverkehr. Für welche Branchen eignen sich Lastenräder? Das geht von der Post- und Paketzustellung über Kurier- und Lieferdienste bis zu kleinen Handwerksbetrieben, die ihre Arbeitsausrüstung in einer geräumigen Transportbox unterbringen. Es gibt
in Deutschland Schornsteinfeger, Raumausstatter und Gärtner, die per Lastenrad unterwegs sind. Wie punktet das Transportrad gegenüber dem Auto? Für viele Unternehmen bedeutet das Verkehrschaos in den Städten erhebliche Verzögerungen – und diese verlorene Zeit bedeutet verlorenes Geld. Mit dem Lastenrad fährt man am Stau vorbei und kann teilweise Einbahnstraßen in entgegengesetzter Richtung und Fußgängerzonen befahren. Wie punktet das Transportrad gegenüber dem Auto? Ersetzt ein Unternehmen einen Kleinwagen durch ein Lastenrad, entfallen Kosten für Sprit, KfzSteuer und Versicherung. Mitarbeiter ohne Führerschein können eingesetzt werden. Wie viele Autofahrten können Lastenräder ersetzen? Es gibt Berechnungen, dass Lastenräder mit einem Radius von sieben Kilometern und einer Zuladung von 200 kg die Hälfte aller Kfz-Transporte in europäischen Städten ersetzen könnten.
Die Ladefläche des Musketiers von Radkutsche fasst eine Europalette.
Den Reifen neu erfunden
Das Laufrad bestimmt die Innovationen des nächsten Jahrzehnts. Schwalbe wagt mit Procore einen Anfang.
> „Unplattbar“ – Der Werbeslogan für den legendären „Marathon XR“ überzeugte weltweit alle Fahrradfahrer. Wer flickt schon gerne einen Platten? Gravierender Nachteil dieser unplattbaren Generation war jedoch ihr hohes Gewicht und der extreme Rollwiderstand. Der Reifen war ein Klotz am Rad. Auch deshalb ist der Marathon XR bereits Geschichte. Jetzt wirbt Schwalbe wieder mit dem Slogan „Nie wieder platte Reifen“ und verkündet damit – zunächst am Mountainbike – einen neuen Evolutionsschritt bei der Reifentechnik. Das Procore-System eröffnet das Zeitalter der Niederdruck-Reifen.
Drücke von einem Bar sind damit möglich, ohne die Gefahr von Durchschlägen oder Luftverlust durch einen wegknickenden Reifen zu riskieren. Das bringt zudem deutlich mehr Traktion und Komfort, sowie geringeren Roll- Mit nur einem Spezialventil werden beide widerstand auf Schotter. Kammern aufgepumpt. Der Clou ist der mit vier bis sechs Bar befüllte Innenreifen, der zuverlässig das Wandern verhindert und vor Durchschlägen schützt. www.schwalbe.de 6-2014 TREKKINGBIKE
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