Radfahren im Winter

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sicher durch den Winter trekkingbike.com

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Ausr 체stung

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Foto: Andrew McCandlish/Endura

DAS FAHRRADMAGAZIN


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sicher durch den Winter

Wintersportler

Die kalte Jahreszeit ist kein Grund, das Fahrrad einzumotten. Drei eingefleischte Winterfahrer berichten.

Die Kurzstreckenfahrerin Liebt: Helm mit Visier, Spikes, lange Regenhose „Ein guter Start in den Tag ist für mich ohne Fahrrad kaum denkbar. Wenn ich trotzdem einmal das Auto oder den Bus benutzen muss, kommt mir das wie eine Strafe vor. Das Schöne für mich ist die kalte Luft in den Lungen. Da wache ich gleich richtig auf. Zudem gibt es sehr schöne Stimmungen am Mor­ gen, die ich so nur auf dem Rad genießen kann. Nebel oder fri­ scher Schnee machen die Mor­ genstimmung im Winter ganz besonders. Wenn ich dann im Büro ankomme, ist meine Haut durchblutet, ich habe Sauerstoff getankt. Auch die Begegnungen mit anderen Radfahrer sind im

Kerstin Bierl

Kerstin Bierl pendelt bei Wind und Wetter, Eis und Schnee tagtäglich sechs Kilometer zu ihrem Arbeitsplatz. Schneetreiben hat auf Sie einen ganz besonderen Reiz: „Dann gehören die Radwege in der Großstadt mir allein.“

Winter meist intensiv. Man ach­ tet sich oder begegnet skurrilen Gestalten. So stand kürzlich ein Typ eingemummt mit Skibrille neben mir an der Ampel. Das war irgendwie verrückt. Darauf habe ich mir jedoch einen Helm mit Visier besorgt, damit ist die Sicht bei Schnee und Regen ein­ fach besser. Spezielle Radsachen brauche ich für meine kurze Strecke eher nicht. Unentbehrlich ist nur eine wasserdichte Winter­ jacke und wenn es regnet ziehe ich eine lange Regenhose über meine Jeans. Natürlich habe ich lange Handschuhe, sogar beheizt. Diese würde ich mir allerdings nicht mehr leisten. Sie sind sehr groß, sehr unhandlich und machen auch nicht richtig warm. Auf mein Rad montiere ich ab Dezember Spikereifen, da fühle ich mich einfach sicherer. Diese lagere ich bei meinem Fahrradhändler ein. Er montiert sie auch um und macht den Winterser­ vice.“

Der Langstreckenfahrer Liebt: Spritzlappen, Spikereifen, Pinon mit Riemen „Meine Radsachen liegen immer griffbereit, also schaue ich mor­ gens nicht einmal aus dem Fens­ ter. Nebel, Regen, Schnee – Ich fahre das ganze Jahr über mit dem Rad, überwiegend mit ganz normalen Klamotten. Im Winter bin ich einfach langsamer unter­ wegs und wenn es ganz kalt wird, mit Überziehhose. Mein

altes Rad mit Kettenschaltung funktionierte im Winter irgend­ wann nicht mehr, auch die Seil­ zugbremsen froren ein. So habe ich jetzt in ein Rad mit PinionGetriebe und Riemenantrieb investiert. Nach zwei Wintern kann ich sagen: Das Rad ist per­ fekt. Im Dezember ziehe ich nur zusätzlich Spikereifen auf und

Nur festgefrorene Spurrillen hasst Michael Ebnet-Feit auf seinem über 20 Kilometer langen Arbeitsweg.

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montiere am vorderen Schutz­ blech einen langen Spritz­ schutz. Schneematsch kann ganz schön widerlich sein. Mich bei Schmuddelwetter in den Sattel zu schwingen, kostet mich keine Über­ windung mehr. Im Gegen­ teil. Der letzte Winter war sogar genial trocken, da fährt man genauso wie im Sommer. Nur dass die Bier­ gartenradler fehlen. Und das ist äußerst angenehm.“

Michael Ebnet-Feit


Die wenigen Tage, wo ordentlich Schnee liegt, steigt Jörg Wenzel auf sein MTB um und montiert Licht und Steckschutzbleche.

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2015

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Fotos: Daniel Simon

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Jörg Wenzel

Fahrbericht Audi A4 Avant Der neue MittelklasseKombi punktet mit noch mehr Komfort, Raumangebot und Dynamik

Der Mittelstreckenfahrer

Jubiläum

Liebt: Überschuhe, dicke Wollhose, breite Reifen

1950 erschien die erste GUTE FAHRT-Ausgabe. Wir feiern dies mit 16 Seiten Extra und einem großen Gewinnspiel

„Das Fahren im Winter ist für mich keine lästige Notwendigkeit. Ich radle gerne, außer auf matschigen Straßen mit Autoverkehr. Diese lassen sich jedoch meist vermeiden. Öffentliche Verkehrsmittel sind für mich keine Alternative. Hier fängt man sich nur irgendwelche Krankheiten ein. Schma-

len Trekkingradreifen habe ich jedoch komplett abgesagt. Ich vertraue 26-Zoll-Reifen mit MTB-Profil. Nur auf eisigen Spurrillen kommt man damit ins Wackeln. Bei Fahrten im Schnee stabilisiert zudem die Geschwindigkeit. Ich gebe auf einsamen Radwegen dann besonders gerne Gas. Seit zwei Jahren bin ich mit einem 26-Zoll-Rad von Tout Terrain unterwegs. Ich bin vom Riemenantrieb begeistert. Richtig breite Reifen passen jedoch nicht ans Rad. So steige ich bei Schnee doch wieder aufs MTB mit Steckschutzblechen um. Ich radle in normalen Klamotten. Eine dicke Wollhose genügt. Eine Regenhose ziehe ich wirklich nur bei extrem starken Regen über. Überschuhe habe ich aber immer dabei. Grundsätzlich gilt für mich im Winter: Je kälter, desto angenehmer ist es auf dem Rad.“

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sicher durch den Winter

Das ideale Winter Man braucht kein spezielles Rad für die kalte Jahreszeit. Doch passionierte Winter-Radler werfen bereits beim Fahrradkauf einen Blick auf wintertaugliche Details. Ein erstes Kriterium ist sicherlich die Schaltung: Eine Nabenschaltung bringt die meisten Vorteile mit. Sie ist am besten gegen die Witterung geschützt und kann mittels Riementransmission sogar den perfekten Winterantrieb abgeben. Bremsenseitig haben sich moderne Discbrakes bewährt. Ihre Hydraulik ist unanfällig gegen tiefe Temperaturen oder Schmutzbeschuss, die Bremswirkung liegt bei allen Wetterverhältnissen zuverlässig so hoch, wie die Bedienkräfte niedrig. Bei den Laufrädern ist vor allem wichtig, dass sie breiten Reifen Platz bieten: Je breiter, desto besser sind Grip und Spurführung an Vorder- und Hinterrad. Besonders sollten Sie auf ausreichenden Grip am Vorderrad achten. Kommt das ins Rutschen, ist ein Sturz fast unvermeidlich. Großen Durchlauf am Rahmen und unter den Radschützern brauchen auch SpikeReifen – bei Schnee- und Eislage die allerbeste Lösung. Die Laufradgröße spielt nur eine geringe Rolle: 28- oder 29-Zöller rollen ruhiger und leichter, sind jedoch träger im Antritt und beim Lenken. 26er rollen etwas holpriger auf unebenem, vereistem Grund, bringen dafür aber einfacheres Handling. Generell gilt: Je kompakter der Rahmen, je tiefer der Schwerpunkt einstellbar ist, desto besser fährt das Bike im Winter.

Sitzposition Tief und zentral – Die Stabilität von Rad und Fahrer nimmt bei optimiertem Schwerpunkt enorm zu. Stellen Sie die Sattelstütze etwa ein, zwei Zentimeter niederer, legen Sie den Lenker durch Entnahme von Spacern oder Umdrehen des Vorbaus tiefer. Verlagern Sie mehr Gewicht aufs Vorderrad: Das ganze Fahrrad rollt deutlich stabiler.

@ Mehr Infos:

Radfahren im Winter ist ein wiederkehrendes Thema in Trekkingbike. Weitere Artikel dazu finden Sie auf unserer Webseite www.trekkingbike.com in der Artikelstrecke Radfahren im Winter; Webcode #3419

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Nabenschaltung

Kettenschutz

Mit der geschlossenen Schaltnabe kommen Sie am besten durch den Winter. Geben Sie regelmäßig Sprühwachs auf das Ritzel, pflegen Sie die Kette und fetten Sie die Schaltzüge in den Hüllen, bevor es nass und kalt wird. Regulieren Sie die Zugspannung fein nach, so dass die Gänge zuverlässig, knackig und unmittelbar einrasten.

Mit einem Hebie Chainglider ist die (vorher geölte, dann gewachste) Kette sicher vor Rost. Wer keinen geschlossenen Schützer möchte, muss sich mehr kümmern: Kette ölen, Öl einziehen lassen, trocken wischen, danach sprühwachsen. Komplett wartungsfrei bleibt in der Regel ein Gates-Riemen.


rad

Cockpit Der Lenker sollte so breit wie möglich ausfallen. Das bringt deutlich mehr Kontrolle auf rutschigen Straßen. Richten Sie Lenkergriffe, Schalt- und Bremshebel perfekt aus: Die Griffe müssen auch mit dicken Handschuhen noch gut in der Hand liegen. Auch Brems- und Schalthebel müssen sich mit Handschuhen treffsicher ohne Hakeln bedienen lassen.

Lichtanlage

Hydraulische Bremse

WinterReifen

Scheibenbremsen sind 100% nässefest und sehr wartungsarm. Ihre Bremswirkung ist absolut witterungs- und temperaturunabhängig. Zweiter Platz: Die wartungsarme Magura-Felgenbremse. Doch bei Tiefschnee und gefrorenen Felgen bremst sie deutlich schwächer.

Auch am Fahrrad gilt: Spezielle Winterreifen verbessern Grip und Spurführung bereits ab etwa 8°C – selbst bei trockener Bahn. Bei Eis und Schnee sind Spike-Reifen unverzichtbar. Besonders das Vorderrad ist rutschgefährdet – die Spikes führen die Laufräder sicher und geben Grip.

Foto: Daniel Simon

Nabendynamo, LED-Front- und Rücklicht, sowie Standlicht sind im Winter unverzichtbar. Vor allem am Scheinwerfer sollten Sie nicht sparen. Greifen Sie hier grundsätzlich zum bestmöglichen Modell. Achten Sie auf hohe Helligkeit und breite, gleichmäßige Ausleuchtung. Sehen und gesehen werden, lautet die Devise.

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sicher durch den Winter

Das ABC der richtigen Ein bisschen hier, ein bisschen dort: Wer einige kritische Stellen am Rad rechtzeitig gegen Winterwetter und Kälte pflegt und schützt, kommt besser durch die kalte Jahreszeit. Bowdenzüge sind tückisch: Dringt Regen oder Luftfeuchte zwischen Zug und Hülle, geht am Morgen manchmal gar nix mehr. Nächtliche Minusgrade haben den Zug fest in der Hülle vereist. Auch bei Nabenschaltungen kann dies passieren. Daher ist ein routinemäßiger Ölwechsel vor dem Winter sinnvoll, weil damit auch Schwitzwasser aus der Nabe entfernt wird. Kettenschaltungen wiederum können durch überfrierenden Schneematsch im Ritzel oder gar im Schaltwerk lahmgelegt werden. Ganz kann man dies nicht vermeiden. Die Gefahr eindämmen kann man wohl. Fett, Öl und Wachs heißen die Wundermittel. An richtiger Stelle und maßvoll angewendet, ist ein gut gewartetes Rad relativ wenig anfällig für winterliche Gemeinheiten. Und wie beim Radler, hilft auch hier manchmal eine warme Dusche.

Tipp

➤ Ballistol X-Lube eignet sich nicht nur zum Kettenschmieren. Es verhindert auch ein Vereisen.

Das brauchen Sie:

➤ Hanseline Sprühwachs versiegelt Metalloberflächen gegen Nässe und Rost. Nach dem Ölen auch die Kette.

➤ Tiptop Bike Fluid pflegt und schützt lackierte und polierte Oberflächen an Rahmen und Cockpit.

➤ Shimano Universalfett dichtet, schmiert und schützt Kugellager, Lagerspalte und Klemm- und Reibflächen von Metall auf Metall.

So machen Sie Ihr Rad winterfest

Fotos: Daniel Simon

Nass, kalt und salzig ist das Winterklima hier bei uns. Das mögen Metalle überhaupt nicht. Korrosion blüht schnell und häufig im Verborgenen. Bemerkt man den Rost am Rad, ist es oft zu spät, die Teile sind hinüber. Deshalb lautet die Devise: Schmieren!

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Steuersatz fetten

Sattelstütze fetten

Bowdenzüge

Salzreste abwaschen

Permanente Lasteinflüsse aus verschiedenen Richtungen machen dem Lenkungslager das Leben schwer. Durch die Spalte kann Spritz- und Waschwasser eindringen: Lagersitze, Lagerringe und Kugeln leiden unter Rost. Nehmen Sie die Lager auseinander, reinigen und fetten Sie alle Bauteile sorgfältig.

Die Sattelstütze verharrt meist sehr lange in derselben Position im Sitzrohr. Das birgt bei Alu-Stützen Risiken: Die Metalle können festfressen. Ziehen Sie die Stütze vor der kalten Saison aus dem Rahmen, fetten Sie sie dünn und klemmen Sie sie neu. Stellen Sie sie winters ein, zwei Zentimeter tiefer als gewohnt.

Schalt- und Bremszüge sind sowieso sehr verschleißanfällig. Zusätzlicher Rost aus feuchter Luft macht die Züge schwergängig bis zum Festrosten oder Einfrieren. Vorsorgliches Fetten hilft! Hängen Sie Züge aus den Rahmenhalterungen, geben Sie Montagefett auf die Bowdenzüge und bewegen Sie sie so weit wie möglich in ihren Hüllen hin und her.

Die meisten Straßen werden gesalzen. Dieses Spritzwasser wirkt hoch aggressiv auf Metalle: Waschen Sie die Kette, aber auch Felgen, Bremsanlage und Rahmenrohre nach Winterfahrten öfters einmal mit einem Eimer warmen Wasser großzügig ab. Ölen Sie danach unbedingt Ihre Kette!


@ Mehr Infos:

Radfahren im Winter ist ein wiederkehrendes Thema in Trekkingbike. Weitere Artikel dazu finden Sie auf unserer Webseite www.trekkingbike.com in der Artikelstrecke Jahresinspektion; Webcode #3363

Pflege Kettenschaltung

Die völlig offen liegende Antriebstechnik ist gerade im Winter sehr anfällig. Rost und Schmutz, sogar Schneematsch und Eis, können die Schaltfunktion stark beeinträchtigen oder sogar komplett lahmlegen.

BuchTipp

Ölen

Schaltwerke wachsen

Ritzel säubern

Verwenden Sie zähfließendes Kettenöl im Winter. Eine kurze Vorreinigung der Kette lässt das Öl besser in die Kettenglieder gelangen. Wischen Sie überschüssiges Öl nach etwa 30 Minuten Einwirkzeit von der Kette und versiegeln Sie den Antriebsstrag mit Sprühwachs.

Geben Sie ein paar gezielte Tropfen Öl auf die Gelenke beider Schaltwerke. Großzügig Sprühwachs-Stöße wirken eindringendem Spritzwasser und Schmutz entgegen. Die Wachsschicht hält die Schmierung in den Gelenken und beugt Eisbildung vor.

Holen Sie zuvor den Schmutz aus Ihrem Ritzelpaket. Sprühen Sie dann ausgiebig Wachs oder zähes Pflegeöl wie Ballistol X-Lube auf – so mindern Sie die Gefahr, dass Schneematsch anhaftet und das Ritzelpaket verklumpt.

Die „Trekkingbike-Werkstatt“ hilft weiter. ISBN 978-3-7688-5293-7; 14,90 Euro www.delius-klasing.de/ trekkingbike

Nabenschaltung

Riemen Putzen

Die hermetisch geschlossene Fahrradschaltung ist in Sachen Wartungsarmut ideal. Kritische Stellen gibt es aber auch hier.

„Nahezu wartungsfrei“ ist ein Gates-Riemenantrieb. Doch bei Schmuddelwetter braucht auch er ein wenig Pflege.

Wenn die Schaltnabe von einer Kette angetrieben wird, gilt auch hier: • Schaltzüge fetten gegen Einfrieren. • Sprühwachs auf Ritzel und Kettenblatt schützt vor Korrosion bei längerem Stillstand und vor Anfrieren der Kette bei Minustemperaturen. • Reinigen Sie die Kette von grobem Schmutz. Kurbeln Sie sie durch einen Lappen, der mit Waschbenzin oder Öl getränkt ist.

• Ölen Sie die Kette mit zähem Kettenöl, das einige Zeit einwirken soll. • Wischen Sie überschüssiges Öl ab, versiegeln Sie die Kette abschließend mit Sprühwachs. Das Wachs hält das Öl in den Gliedern und erhöht die Gleitwirkung. • Ein Ölwechsel vor dem Winter entfernt Kondenswasser aus der Nabe und verhindert das Einfrieren (Rohloff, Alfine 11).

Erfahrungsgemäß übersteht ein Gates-Zahnriemen die Zumutungen eines Fahrrad-Winters leicht. Schneematsch und Eis drücken die Riemenzähne leicht durch die Profil-Stege an Ketten- und Ritzelscheibe. Werden Geräusche hörbar, sollte man die Mittelnut des Centertrack-Riemens mit einem Schraubendreher vorsichtig von

Splitsteinchen säubern. Die CDSVariante ohne Mittelnut hat vertiefte, schräg zulaufende Aussparungen an den Antriebsscheiben, sogenannte Mudports. Dort wird alles Störende nach unten herausgedrückt. Bei grober Verschmutzung lässt eine Reinigung mit Spülmittel und warmem Wasser den Antrieb wieder geschmeidig laufen. 6-2015 TREKKINGBIKE

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Spezial

sicher durch den Winter

tipps für mehr Si Es gibt Kleinigkeiten, die verursachen großen Ärger. Unsere Umfrage unter erfahrenen Winterradlern förderte hilfreiche Praxis-Tipps für eine entspannte Fahrradnutzung in der kalten Jahreszeit zutage.

Plattform-Pedale montieren Weg mit festen Klick- oder rutschigen Bärentatzen-Pedalen im Winter. Viel Grip mit jeder Sohle und eine sichere, breite Auflage garantieren Plattformpedale mit Kunststoff-Zapfen. Achtung: MTB- oder Freeride-Pedale mit Metall-Pins sind extrem aggressiv zu Schuhsohle, Hosen- und Schienbein. Cube RFR HQP, ca. 15 Euro. www.cube.eu

Akku-Leuchten ins Warme Alles was leuchtet, ist in der dunklen Jahreszeit von Vorteil. Zusätzliche Akkuleuchten am Lenker oder am Helm bringen spürbar mehr Sicherheit. Doch Akkus mögen keine Kälte. Das gilt auch für Radcomputer und ähnliches Zubehör. Kein Problem, solange die Geräte in Betrieb sind und ausreichend Wärme entwickeln. Doch beim Abstellen oder über Nacht gehören Leuchten und alles, was Akkus oder Batterien hat, ins Haus.

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Spritzlappen montieren

Bremszug dichtmachen

Das Vorderrad fördert Nässe direkt auf die Füße. Die meisten Schutzbleche können das nicht verhindern: Sie sind zu kurz. Abhilfe schafft die Montage eines zusätzlichen Spoilers am Radschützer. SKS Spoiler, Breite 35, 45, 53 mm, ca. 3 Euro. www.sks-germany.de oder Hebie Schutzfinger, www.hebie.de

Am Bremshebel kann Nässe ungehindert in die Zughüllen eindringen. Rost und, bei Minustemperaturen, das Festfrieren des Bremszugs sind die Folgen. Achten Sie darauf, die Schlitze der Zugeinstellschrauben nach unten zu drehen. Fetten Sie die Züge und versiegeln Sie die Zughüllen mit Wachs oder zähem Fett.

Schloss ölen

Hände schützen

Denken Sie daran: Auch das Schloss am Schloss kann rosten oder einfrieren. Geben Sie deshalb gelegentlich einen Stoß Sprühöl oder KFZ-Türschlossenteiser in den Schließzylinder.

Gegen kalte Finger: Diese Neopren-Hussen lassen sich mittels Schlaufen am Lenker direkt über den Armaturen befestigen. Zum Fahren greift man mit der (behandschuhten) Hand hinein. Die Bar Mitts blocken Zugluft, Kälte und Nässe zuverlässig ab. Für gerade oder Rennlenker; 44,90 Euro. www.crossladen.de


cherheit Winter-Fahrtechnik Auf rutschigem Untergrund zählt vor allem eine stabile Fahrposition. Diese Tipps helfen dabei.

Schutzblech hochziehen Meist muss für Spikereifen der letzte Millimeter frei gemacht werden. Öffnen Sie die Klemmschraube am Rahmensteg oder der Gabelkrone und stellen Sie die Haltemanschette des Radschützers in ihrem Langloch so hoch wie möglich.

Vorbau drehen

Sattel tiefer

Ein tieferer Lenker bringt mehr Gewicht aufs Vorderrad und verbessert die Spurführung. Drehen Sie Ihren Ahead-Vorbau um oder nehmen Sie einige Spacer heraus.

Stellen Sie die Sattelhöhe winters um ein, zwei Zentimeter tiefer. Der etwas niedrigere Schwerpunkt zentriert die Sitzposition und stabilisiert die Fahrt.

➤ SCHWERPUNKT RUNTER Wenn es richtig glatt wird, sorgt das Absenken von Sattel und Lenker um ein, zwei Zentimeter für sicherere Fahrt. Das liegt neben der niedrigeren Höhe des Körperschwerpunktes auch am guten Gefühl, sich bei rutschigen Straßen jederzeit mit den Füßen abfangen zu können.

➤ LUFTDRUCK SENKEN Je größer der „Fußabdruck“ des Reifens, desto größer die Chance, dass er auf griffigem Boden steht. Geringerer Druck vergrößert die Aufstandsfläche. Der noch fahrbare Druck richtet sich nach der Reifendimension und Körpergewicht: Der Druckbereich steht bei SchwalbeReifen auf der Seitenwand: Orientieren Sie sich am unteren Wert!

➤ HINTEN ANBREMSEN

Wasser oder Eis? Griffiger oder glatter Schnee? Die Vorderbremse ist zwar sehr wirksam, doch im Zweifelsfalle testet man die Griffigkeit des Untergrundes besser kurz mit der hinteren an, bevor die vordere dazukommt. Benutzen Sie jedoch immer beide Bremsen gleichzeitig!

Fotos: Daniel Simon

➤ NEULAND BEFAHREN

Strebenlänge nutzen Auch an den Streben lässt sich oft noch der entscheidende Millimeter rausholen. SKS-Bleche haben meist verstellbare Strebenhalterungen am Radschützer. Egal ob sie mit Inbusschraube oder Sechskantmutter verschraubt sind: Öffnen Sie die Klemmschrauben, ziehen Sie die Strebenfassung vorsichtig Richtung Strebenende, bis sich der Spikereifen unter dem Schutzblech ungestreift dreht.

Wenn Schnee auf dem Radweg liegt, ist er meistens rasch durchfurcht. Hier helfen möglichst dicke Reifen und Spikes. Etwas kraftraubender, aber sicherer ist eine Fahrlinie im unverspurten Schnee.

➤ STUMPF QUEREN Bei entsprechender Witterung sind schon die millimeterdünnen Kanten von Fahrbahnmarkierungen tückisch – enge Kurven und Straßenbahnschienen sowieso. Solche Hindernisse überfährt man bei Glätte immer im stumpfen Winkel (mehr als etwa 40 Grad).

➤ DRAUFHALTEN Glatteispassagen überquert man geradeaus im Winkel von 90 Grad und ungebremst. Kurze Stellen mit zermahlenem Schnee oder Matsch durchquert man mit kräftigem Antritt. Höheres Tempo stabilisiert die Fahrt. Das gilt erst recht an kritischen Stellen.

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sicher durch den Winter

Winterkrallen

Manche Radfahrer trauen sich bei winterlichen Temperaturen nicht mehr auf ihr Stahlross. Doch mit der richtigen Ausrüstung wird auch die Fahrt auf verschneiten Radwegen zum Vergnügen.

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, im Winter mit Spikereifen zu fahren? Mit Spikes verlieren verschneite und sogar vereiste Strecken ihren Schrecken und, anders als beim Auto, darf jeder an seinem Fahrrad Spikereifen montieren. Sie brauchen keine Angst davor zu haben, dass Sie danach auf Straßen schnell die Bodenhaftung verlieren – die Haftung ist auch

bei trockenem Asphalt mehr als gut genug. Die Nachteile liegen eher bei deutlich hörbaren Laufgeräuschen und beim erhöhten Rollwiderstand. So geben Spikereifen beim Fahren auf der Straße ein lautes Surren von sich. Manche stört das Geräusch sehr, andere weniger. Um den Rollwiderstand zu minimieren, kann man die Reifen bei guten Witterungsbedingun-

Drei Profi-Tipps Spikes nach vorne

Technik-Redakteur Kai Hilbertz

Falls Sie sich nur einen Spikereifen leisten wollen, montieren Sie den Reifen unbedingt vorne, nicht hinten! Noch wichtiger als der Antrieb hinten ist es nämlich, mit dem Vorderrad nicht aus der Spur zu driften.

So dick wie möglich Kaufen Sie die dicksten Spikereifen, die noch in Ihren Rahmen passen. Die tatsächlichen Maße weichen oft von den offiziellen Angaben ab – unsere Messwerte geben Ihnen einen Anhaltspunkt. Aber Achtung: 60

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mindestens 10 mm Platz zu den Schutzblechen lassen, besser mehr!

Einfahren ist wichtig Neue Spikereifen sollten zunächst für ca. 30-50 km auf Asphalt (nicht auf unbefestigten Wegen!) eingefahren werden, damit sich die Spikes einbetten. Vermeiden Sie schnelle Beschleunigungen und scharfe Bremsmanöver. Falls Sie doch ein paar Spikes verlieren sollten, können Sie neue einsetzen, z. B. mit dem Spikes-Kit von Schwalbe (Artikel 5512) für 12,90 Euro.

gen mit dem maximal zulässigen Luftdruck aufpumpen. Bei Eis fährt man dagegen sicherer an der unteren Grenze. Wer oft bei Matsch und weichem Schnee, aber nicht bei Eis unterwegs ist, findet mit Lamellenreifen (s. rechts unten) eine Lösung, die immer noch deutlich besser ist als sogenannte Ganzjahresreifen. Spikes haben eine zylindrische Grundform aus Stahl mit einer flachen, plattenförmigen Basis. Oben an der Spitze wird ein kleinerer Stift aus Wolframcarbid oder einer ähnlich harten Legierung eingesetzt. Bei der Reifenherstellung werden die Spikes entweder in zwei oder (besser!) in vier Reihen angeordnet. Wegen der geringen Stückzahlen ist hier immer noch Handarbeit angesagt – jeder einzelne Stahlstift wird bei der Herstellung von Hand eingesetzt. Diese Handarbeit, gekoppelt mit niedrigen Produktionszahlen, sind die Gründe, warum Spikereifen deutlich teurer als normale Pneus sind. Mit Spikereifen auf einsamen, verschneiten Radwegen zu fahren kann richtig Spaß machen. Man rostet nicht ein und der Grip der Reifen vermittelt Sicherheit – probieren Sie es aus!

Fotos: Daniel Simon

Spezial


Empfehlenswerte Spikereifen

Kenda Klondike Skinny

Schwalbe Marathon Winter

SUOMI W240

Messingschlager GmbH & Co. KG, www.messingschlager.com Preis/Gewicht*/Reflex 42,90 Euro / 815 g / keine Reflexstreifen Spikes: Anzahl / Reihen 100 Spikes in 2 Reihen (Skinny), sonst 4 Reihen 37-622 / Drahtreifen Größe/Draht o. Falt Breite/Höhe/Profiltiefe* 32 mm / 32 mm / 3,4 mm 37-622 (Skinny), 50/54/56-559, 54-584, 54-622 erhältl. Größen 3,5-6 bar / 50-85 psi Luftdruck min.- max.

Ralf Bohle GmbH, www.schwalbe.de 51,90 Euro / 972 g / Reflexstreifen 240 Spikes in 4 Reihen 42-622 / Drahtreifen 40 mm / 38 mm / 2,5 mm 47-559, 50-559 / 35-622, 42-622, 50-622 2-5 bar / 30-70 psi

T&S Vertriebs GmbH, www.tunds.com 69,90 Euro / 996 g / keine Reflexstr. 240 Spikes in 4 Reihen 37/40-622 / Drahtreifen 38 mm / 34 mm / 3,6 mm 47-559 / 40-622 maximal 4,5 bar / 65 psi

Fazit: Ausgestattet mit vier Reihen von Spikes, weist diese Konstruktion insgesamt 240 Stahlstifte auf. Der Marathon Winter ist sowohl für Straßen wie für unbefestigte Wege geeignet, allerdings ist die mit 2,5 mm relativ niedrige Profiltiefe nicht ideal für weiches Gelände. Da er mit nur zwei Bar Druck gefahren werden kann, kommt er auch mit stark vereisten Passagen super zurecht.

Fazit: Wer meint, trotz des neuen Namens hier einen SpikeKlassiker vor sich zu haben, liegt richtig. Ganz früher gab es Reifen von Nokia, seit 1988 wurden sie als Nokian verkauft. Heute stellt Nokian keine Fahrradreifen mehr her – sie werden aber nach wie vor in Finnland produziert, jetzt von der Firma Suomi. Der „W240“ ist ein bewährter Allrounder, der sich sowohl auf Asphalt wie im Gelände wohl fühlt.

Vertrieb

Fazit: Es gibt eine ganze Klondike-Familie: der „Skinny“ ist der 28 Zoll Crossreifen-Ableger mit nur zwei Reihen Spikes. Ein relativ leichter Spike-Reifen der nicht nur für die Straße, sondern auch fürs Gelände und matschige Verhältnisse hervorragend geeignet ist. Wer lieber vier Reihen Spikes fahren will, kann zum Klondike Standard (26") bzw. zum Klondike Wide (26, 27,5 + 29") greifen.

*Alle Reifen wurden auf 622 mm/28" Trekkingfelgen mit 19 mm Maulweite montiert und vermessen. rot = Trekkingbike-Messwerte

Alternative Lamellenreifen Wer im Winter gute Haftung ohne Spikes sucht, sollte sich mal moderne Lamellenreifen näher anschauen. Anders als bei Ganzjahresreifen können die Gummimischungen von Lamellenreifen speziell auf die kalte Jahreszeit abgestimmt werden. Beim Fahren verzahnen sich die vielen kleinen Kanten des Profils regelrecht mit dem nasskalten oder schneebedeckten Untergrund – der Grip solcher Reifen ist enorm. Sie sind auch leiser und haben weniger Rollwiderstand als Spikereifen. Allerdings sollte man Realist bleiben: Wenn es eisig wird, geraten auch diese Reifen an ihre Grenzen. Dann führt an Spikes kein Weg vorbei. Continental AG, www.conti-fahrradreifen.de 69,90 Euro / 735 g / Reflexstreifen keine Spikes 42-622 / Faltreifen 44 mm / 42 mm / 2,5 mm 50-559, 55-559 / 37-622, 42-622 3,5-6 bar / 50-85 psi

Fazit: Der Preis ist stolz, dafür erhält man allerdings einen Gegenwert. Continental hat den „normalen“ Top Contact Winter II (59,90 Euro) mit einem faltbaren Wulst und dem Einsatz von Vectran-Garn weiter veredelt. Vectran bietet ausgezeichneten Pannenschutz bei niedrigem Gewicht. Der Premium fährt sich in der Praxis super. Achtung: in 42-622 baut der Reifen mit 44 mm sehr breit!

Montagehilfen Lange Hebel sparen Kraft. In der Praxis haben sich beispielsweise die Exemplare von Xtreme (Art. 184588, 3,50 Euro, www. rose.de); oder Park Tool (TL-5, ca. 24,95 Euro, www.grofa.de) bewährt. Will der Reifen nicht zurück ins Bett, hilft Montageflüssigkeit wie Easy Fit von Schwalbe (ca. 5,90 Euro). 6-2015 TREKKINGBIKE

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Spezial

sicher durch den Winter

Kühle Eleganz Wer bei Eis und Schnee aufs Rad steigt, wird von anderen Sportlern bewundert. Doch an kalten Tagen hat der Körper besondere Bedürfnisse. Diese Tipps bringen Sie gesund durch den Winter.

Winter-Liebhaber planen ihre Ausfahrten meist während der knappen Sonnenstunden um die Mittagszeit. Wenn die Sonne am höchsten steht, sind die Temperaturen am angenehmsten. Unser Rat: Planen Sie Ihre Runde im Vorfeld kurz genug, damit Sie vor Sonnenuntergang zu Hause ankommen. Denn danach wird es sehr rasch empfindlich kalt.

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Vor der Tour Häufig listen Fahrrad-Ratgeber pauschale Tipps zur richtigen Bekleidung bei bestimmten Temperaturen auf. Für den einzelnen Radfahrer sind diese jedoch nur bedingt hilfreich. Vielmehr gilt es vor einer Ausfahrt im Winter, den Kälteschutz individuell richtig zu wählen. Wer generell stark schwitzt, benötigt eine gut isolierende Außenschicht, die den Wind ausbremst. Wer dagegen leicht friert, fühlt sich mit mehreren wärmenden Bekleidungsschichten wohler. In vielen Fällen hat sich folgende Faustregel bewährt: Was beim Losfahren knapp zu kalt erscheint, wird nach der Aufwärmphase meist passend. Die empfindlichen Hautpartien im Gesicht lassen sich durch das Auftragen

einer Kälteschutzcreme aus der Apotheke schützen. Auch die Hände kühlen an kalten Tagen besonders schnell aus, weil sie kaum von Fettgewebe und Muskeln umgeben sind und darüber hinaus unterwegs keine wärmende Bewegungsarbeit verrichten. Vor dem Losfahren gilt: Ziehen Sie die Handschuhe grundsätzlich über warme Finger und fahren Sie nicht mit kalten Händen los.

Auf der Tour Trainingsexperten raten dazu, an kalten Tagen die Ausfahrten langsamer anzugehen als sonst. Denn bei niedrigen Temperaturen kommt der Körper weniger schnell auf Touren und die Muskeln, Bänder und Gelenke benötigen mehr Zeit


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Radfahren im Winter ist ein wiederkehrendes Thema in Trekkingbike. Weitere Artikel dazu finden Sie auf unserer Webseite www.trekkingbike. com in der Artikelstrecke

„Fit durch den Winter“ Webcode #4843

Sportler-Regeln bei Schnupfen & Co Radfahrer erkranken weniger häufig als andere Menschen. Wer dennoch von einem Infekt heimgesucht wurde, sollte die Symptome beachten. In manchen Fällen ist eine Pause angesagt.

Fotos: Daniel Simon

Schnupfen

Eine Infektion der oberen Atemwege ist meist harmlos. Bei Schnupfen ohne begleitenden Kopfschmerz und ohne entzündete Nebenhöhlen ist Ausdauersport erlaubt. Gehen Sie dabei aber bitte nicht an die Grenze der Erschöpfung! Wer sich auf dem Rad auspowert, schwächt seinen Körper und damit die Kraft der Selbstheilung.

Radfahren tabu. Anstelle einer Schwitzkur auf dem Rad benötigt der Körper Ruhe.

Halsschmerzen

Wiedereinstieg Warten Sie nach einem Infekt zwei fieberfreie Tage ab, bevor Sie wieder aufs Rad steigen. Auf den ersten Fahrten sollte der Puls den Bereich der Grundlagenausdauer nicht übersteigen. Treten trotz aller Vorsicht wieder Krankheitssymptome oder körperliche Erschöpfung auf, muss das Radfahren noch warten.

Treten zu normalen Erkältungsbeschwerden Halsschmerzen oder geschwollene Lymphknoten hinzu, sollte ein Arzt konsultiert werden. Sind bestimmte Bakterien wie z.B. Streptokokken die Ursache, gilt absolutes Sportverbot.

Fieber

Bei einer erhöhten Körpertemperatur ab 38 Grad ist

Antibiotika

Die Einnahme entfacht im Körper einen Kampf gegen Erreger. Darauf reagieren die meisten Menschen mit Müdigkeit oder Fieber. Selbst kurze Strecken mit mäßigem Tempo sind nicht ratsam!

Medizin auf zwei Rädern Winterradfahren stärkt die Gesundheit. Die fünf wichtigsten Argumente gegen den inneren Schweinehund lauten:

1 Abwehr stärken Die vielfältigen Reize der Bewegung an frischer Luft stärken unser Immunsystem und beugen Erkältungen vor. Ein simpler Schnupfen kann sich durch die abschwellende Wirkung der Luftfeuchtigkeit auf die Schleimhäute sogar bessern.

2 Stimmung aufhellen Kann man seinen Sorgen davonradeln? Ja, sagen Studien über den Zusammenhang zwischen Sport und psychischer Gesundheit. Ausdauersport löst im Gehirn entsprechende molekulare Prozesse aus. Auch das Glückshormon Endorphin wird während des Pedalierens vermehrt ausgeschüttet.

3 Röllchen wegrollen Die Formel ist einfach: Wer mehr Kalorien verbraucht als er über die Nahrung aufnimmt, verbrennt Fett. Winter-Radfahrer dürfen also Plätzchen und Festtagsbraten ohne schlechtes Gewissen genießen.

4 Gelenke schmieren

zum Warmlaufen. Gut, wenn die Aufwärmphase rund ein Fünftel der gesamten Tour einnimmt, mindestens aber zehn Minuten. Auch danach gilt: Lassen Sie es ruhig angehen! Ein lockeres Tempo, bei dem Sie sich gut unterhalten können, ist an kalten Tagen genau richtig. Merke: Der Winter ist die Zeit, um die im Sommer aufgebaute Fitness zu halten – nicht umgekehrt. Vorsicht ist bei Minusgraden geboten: Die Gefahren einer Unterkühlung oder von Erfrierungen wird von vielen Radfahrern unterschätzt. Gerade der Fahrtwind setzt dem Organismus stark zu. Für Laien ist es schwierig zu erkennen, wie schlimm eine Erfrierung oder Unterkühlung tatsächlich ist. Deshalb sollte bei Anzeichen wie blassen oder weißlichen Hautstellen bzw. bei Muskelzittern und erhöhtem Pulsschlag rasch ein warmer Ort aufgesucht werden und der Notruf 112 gewählt werden.

Nach der Tour Die schönste Belohnung für eine Wintertour ist das Hochgefühl danach: die angenehme Erschöpfung des eigenen Körpers bei der Rückkehr in die warme Wohnung und das Prickeln der Haut während dieses Temperaturwechsels. Bitte legen Sie nach der Rückkehr rasch die feuchte Radbekleidung ab. Zum Aufwärmen eignen sich am besten eine heiße Dusche oder ein Wannenbad. Selbst im Winter sollten Ausdauersportler viel trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Saftschorlen eignen sich besser als Fruchtsäfte oder Limonaden. Denn: Werden Getränke mit viel Zucker unverdünnt getrunken, muss der Körper Wasser zu deren Verdünnung in den Darm abgeben. Dadurch entsteht zunächst ein noch größerer Flüssigkeitsverlust.

Die zyklischen Bewegungen beim Radfahren gewährleisten eine optimale Versorgung des Gelenkknorpels. Wer unter Beschwerden bei nasskaltem Wetter leidet, sollte die Gelenke durch Überziehlinge oder wärmende Bandagen schützen.

5 Fit fürs Frühjahr Regelmäßiges Radfahren verbessert langfristig das Schlagvolumen des Herzens und senkt den Blutdruck. Folge: Die körperliche Fitness steigt. Nicht vergessen: Ausdauersportler ohne Winterpause starten im Frühjahr mit einem Trainingsvorsprung in die neue Saison.

6-2015 TREKKINGBIKE

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Spezial

sicher durch den Winter

Gut verpackt

Ob Sportradler oder Berufspendler – schön warm eingepackt kann selbst im tiefsten Winter das Radfahren durchaus Spaß bereiten.

Leuchthelm Besser sichtbar geht kaum! Große Reflexionselemente und ein Rücklicht ergänzen die Leuchtfarbe. endura Luminite Helmet 74,99 Euro; www.endurasport.com

Unterhelmmütze Flauschiges Polyestermützchen mit Windschutzmembran, die zusätzlich Stirn und Ohren schützt. Shimano Unterziehmütze 24,95 Euro; www.paul-lange.de

Sportbrille Große Gläser mit wintertauglichen Filtern schützen die Augen vor Fahrtwind, Sonne und Schmutz. adidas Evil Eye Halfrim Pro ab 209 Euro; www.adidas.com

Fleecetuch Der flauschige Polyesterschlauch dient als Halstuch und bei Bedarf auch als Kinn- und Nasenschutz. BUFF Polar 30 Euro; www.buffwear.com

Softshelljacke Wasserdicht (!), atmungsaktiv und angenehm elastisch. Für die Sichtbarkeit gibts viele Reflexelemente. endura Nightvision Jacket 219 Euro; www.endurasport.com

An einem bitterkalten, stockdunklen Wintermorgen fällt es besonders schwer aufs Rad zu steigen, vor allem wenn es draußen schneit oder gar Eisregen vom Himmel fällt. MarketingManager von Outdoor-Firmen zitieren dann gerne mantramäßig den alten Satz „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Bekleidung“. So völlig daneben liegen sie damit nicht. Denn die richtige Bekleidung entscheidet über Gesundheit und Sicherheit, egal, ob man zur Arbeitsstelle radeln muss oder in der Freizeit ein paar sportliche Runden drehen will. Ganz wichtig: Wind und Kälte müssen draußen bleiben, um eine Auskühlung zu vermeiden. Am empfindlichsten sind Hände und Füße. Deshalb gehören warme Wollsocken und gefütterte Winterradhandschuhe zur Grundausstattung. Kälteempfindliche Zeitgenossen ziehen sogar zwei Paar Socken übereinander und tragen zusätzlich Innenhandschuhe aus Merinowolle. Glücklich ist dabei, wer sich nach der winterlichen Anreise per Rad am Arbeitsplatz umziehen und ggf. eine warme Dusche nehmen kann. Ansonsten gilt für alle nach wie vor das gute alte Zwiebeloder Schichtprinzip. Die erste Lage bildet die Wintersportunterwäsche, die es in unterschiedlichen Wärmegraden gibt, darüber folgt oft ein Fleecepulli oder eine Isolationsjacke bzw. -weste. Die äußere Schicht bildet in der Regel eine mehr oder wenige dicke winddichte und wasserabweisende Jacke. Wie auf dieser Seite links und rechts zu sehen, gibt es die wintertaugliche Fahrradbekleidung in sportlich sowie in business- bzw. alltagsorientierten Varianten. Und für die zusätzliche Erwärmung empfehlen sich noch kleine Helferlein (Vergleiche dazu Trekkingbike 5/2015 Seite 60 ff.) wie Kniewärmer, BalaclavaGesichtsmaske, Nierengurt, Helmüberzug, wind- oder wasserdichte Socken sowie Regenüberschuhe.

Softshellhose

Windgeschützt

Warme Windstopper-Hose in sportlichem Schnitt. Praktisch sind die verstellbaren Träger. gore bike wear WS Bibtights 169,95 Euro; www.goreapparel.de

Die Wind- und Kälteempfindlichkeit im Genitalbereich wird oft unterschätzt. Deshalb versieht Craft seine Winterunterwäsche auch mit einem Windstopper-Einsatz. Die Winter-Unterhose gibt es in Kurz-, 3/4- oder Langversion. Preis: ab 39,95 Euro. www.craft-sports.de

Handschuhe Winddicht, wasserabweisend und mit warmem Fleecefutter – ein Handschuh für wirklich kalte Tage. craft Siberian Glove ab 34,95 Euro; www.craft-sports.de

Stabile Schuhe Ein spezieller Winter-Bike-Schuh mit Profilsohle und Gore-Tex, der auch mit Cleats die Füße lange warm hält. shimano SH-MW7 249,95 Euro; www.paul-lange.de

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TREKKINGBIKE 6-2015

Wolleinlage Zur Vorbeugung gegen kalte Füße helfen Einlegesohlen aus Wolle. Vor allem Radler, die Klickpedale verwenden, werden dies zu schätzen wissen. Die Sohlen aus Merino-Resten gibt’s z.B. von Woolpower oder Globetrotter. Preis: ab 6,95 Euro.

Fotos: Daniel Simon

Der Sportler


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Der Pendler

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Winterhelm Für den eleganten Pendlerhelm gibt’s ein warmes Winterpolster als Zubehör zum Nachrüsten. abus Urbanaut 124,95 + 16,95 Euro; www.abus.de

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Helmmütze Das einlagige Wollmützchen bringt zusätzliche Wärme unter den Helm. buff Wool Hat 25 Euro; www.buffwear.com

nur 3,– € (statt 22,– €)

Kurzmantel Der Wollmantel ist nicht ganz billig, aber schick, warm, praktisch und ein guter Wetterschutz. triple2 Schaap Jacket 429,95 Euro; www.triple2.de

Isolationsweste Leichtgewichtige Wärmeweste mit Primaloft-Füllung – ideal als zweite Lage. vaude Sulit Insulation Vest 100 Euro; www.vaude.de

Winterhandschuhe Kunstleder sorgt für die schicke Optik, die Windstopper-Membran schützt die Finger vor Auskühlung. roeckl Rovere 59,95 Euro; www.roeckl.de

Winddichte Radhose Pflegeleichtes Beinkleid im ChinoSchnitt – bequem, schnell trocknend und mit Reflexelementen. endura Urban Softshell Hose 99,99 Euro; www.endurasport.com

Reflex-Hosenband Der preiswerte Schutz hält die Hose von der Kette fern und lässt den Radfahrer im Dunkeln leuchten. wowow Reflex Klettband 4 Euro; www.fahrrad-online-24.de

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Alltagstauglicher Outdoor-Treter aus Yak-Leder mit warmem Futter, griffiger Sohle und Gore-Tex-Membran. hanwag Tudela GTX 229,95 Euro; www.hanwag.de

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TLS 9.0 Erhältlich ab Ende Oktober 2015, www.radon-bikes.com

Foto: fotolia / trendobjects | Irrtümer, Druckfehler, Preisänderungen & Liefermöglichkeiten vorbehalten! Nur solange der Vorrat reicht. Sitz der Gesellschaft: H&S Bike-Discount GmbH | Wernher-von-Braun-Str. 15 | 53501 Grafschaft

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