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MichaelTrautmann

Michael Trautmann

spricht über seinen Job im turi2.de/jobspodcast

MichaelTrautmann

hat Erfahrung als Werber, war Marketingchef von Audi und Mitgründer der Agenturen Kempertrautmann undThjnk. Bekannt ist er auch für seinen Podcast „On the way to new work“

Foto: Sebastian Fuchs

»Ichhabemichvonallen Nachrichten-Appsgetrennt«

Der Frühling 2022 bringt für New-Work-Tausendsassa Michael Trautmann eine dringend nötige, selbstverordnete Auszeit von allem. Aus der hat er gelernt, worauf es 2023 ankommt

Was hat 2022 mit dir, deiner Arbeit, deinem Leben gemacht?

Das war ein großes Umbruchjahr. Ich wollte im Januar remote von der wunderbaren Insel Mallorca arbeiten. Ich dachte, das gibt mir einen guten Flow ins Jahr. Aber ich habe meinen Körper und Dinge, die ich nicht richtig verarbeitet habe, ein bisschen unterschätzt. Im März und April hatte ich zwei sehr schwere Monate. Ich habe mich selbst „aus dem Verkehr gezogen“, sehr viel Zeit mit Selbstreflexion verbracht und gemerkt: Auch ein sehr positiver Mensch kann so eine Phase haben.

Die Welt hat sich in den vergangenen drei Jahren krass verändert. Was hat das mit dir gemacht?

Die Corona-Krise hat mir vor Augen geführt, dass einige meiner Verhaltensweisen nicht zielführend waren. Ich bin zu viel in der Welt herumgereist, ohne, dass es hätte sein müssen. Ich habe zu viele Dinge parallel gemacht und Corona hat mir geholfen, runterzukommen. Das war gut. Aber wahrscheinlich habe ich ein paar Dinge nicht zu Ende verarbeitet, sodass 2022 doch noch die psychische Krise kam. Der beginnende Ukraine-Krieg hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Das hat mich unheimlich bewegt. Ich komme aus zwei Soldaten-Familien, vermutlich trifft das familiäre Traumata. Insgesamt bin ich aus dieser persönlichen Krise gestärkt hervorgegangen. Ich habe gelernt, an welchen Stellen ich mich auch mit 57 Jahren noch mal ändern und weiterentwickeln kann.

Viele gehen angesichts von Krieg und Krise Nachrichten aus dem Weg. Wie ist das bei dir?

Ich habe mich im Mai, als ich gestärkt und gefühlt sehr resilient wieder ins Berufsleben eingestiegen bin, von allen Nachrichten-Apps getrennt. Philipp Westermeyer hat mir damals geraten, mir lieber eine gute Zeitung zu nehmen. Jetzt lese ich eher mal einen tief recherchierten Artikel in der „Zeit“ und höre mir Podcasts wie „Okay America“ an. Diese News-Junkie-Kultur ist einer der Treiber, die Menschen mental so belastet, dass daraus Krankheiten werden können. Ich versuche daher, viel spazieren zu gehen, nach Möglichkeit auch mal keinen Podcast zu hören und mich an der Natur zu erfreuen.

Ich habe mal gelernt: Wenn ich eine Tätigkeit gefunden habe, die mir Spaß und Geld bringt, muss ich eigentlich nie wieder arbeiten. Ist das das Ziel von New Work?

Das ist sicherlich die große Vision. Der Vordenker Frithjof Bergmann hat prognostiziert, dass Menschen in Zukunft nur noch ein Drittel ihrer Zeit für Gehalt arbeiten, ein Drittel ihrer Zeit Dinge selbst erschaffen und ein Drittel ihrer Zeit Dinge tun, die sie wirklich wollen. Mein Anspruch ist aber, dass Menschen von ihrem Tun für mehr als ein Drittel ihrer Zeit erfüllt sind. Ich habe das häufig in Service-Berufen gesehen – in Zügen, im Flugzeug oder auch bei Pflegepersonal. Das Problem: Viele müssen unter solchen Umständen arbeiten, dass sie ihrer Berufung nur durch Selbstausbeutung gerecht werden können.

Müssen wir harte oder unattraktive Arbeit besser bezahlen als Liebhaber-Jobs, wie wir beide sie machen?

Ja. Es geht auch darum, wie die Gesellschaft insgesamt mit diesen Menschen umgeht. Lachen wir sie an? Geben wir ein Trinkgeld? Plus: Wir müssen den Leuten die Bedeutung ihres Jobs klarmachen. Wer etwa in einem Krankenhaus putzt, verhindert, dass sich Keime verteilen und Menschen sterben.

Interview: Markus Trantow

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