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KirstenLudowig

KirstenLudowig

ist Vize-Chefredakteurin beim „Handelsblatt“. Im Wechsel mit Charlotte Haunhorst hostet sie den Podcast „Rethink Work“

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Als Lehman Brothers Pleite ging, war ich beim „Handelsblatt“ noch in der Probezeit. Die Finanzkrise war meine erste „Großlage“ als Journalistin – und es sollte nicht die letzte sein. Ich habe über den Brexit aus London berichtet und von der Trump-Wahl aus Washington, habe die Stille der Fabriken im Corona-Lockdown erlebt und den russischen Einfall in die Ukraine in den frühen Morgenstunden aus dem Newsroom verfolgt.

Das menschliche Leid steht immer im Vordergrund. Aber auch das große Ganze muss betrachtet werden. Schließlich bekommen die Auswirkungen solcher Zäsuren auf die Wirtschafts- und Finanzpolitik, auf die Märkte, auf Unternehmen und damit auf Jobs, Wohlstand und Wachstum früher oder später alle zu spüren. Lücken in Regalen, Rekord-Energiepreise, wachsende Ungleichheit, steigende Zinsen, Börsenturbulenzen, Arbeitskräftemangel, Dekarbonisierung der Industrie, Ressourcenknappheit, Übermacht von Konzernen: All das greift Wirtschaftsjournalismus auf und beweist so seine Relevanz.

Wirtschaftsjournalismus muss aber nicht nur die Newslage abbilden – er muss enthüllen, erklären und einordnen. Es braucht die 24/7-Informationen über die Energiekrise genauso wie exklusive Papiere aus Berlin zu Entlastungen, tief recherchierte Einblicke in die Investitionspläne der Firmen für China oder die große Länderanalyse. Es gilt Fragen zu stellen, die auf der Hand liegen, aber noch nicht beantwortet sind. Nützliches Wissen gehört ebenfalls dazu: für die Geldanlage, den Immobilien(ver-) kauf, die Karriereplanung. Und Wirtschaftsjournalismus sollte Spaß machen. Ein wenig Optimismus schadet auch nicht. Braut sich ein „perfekter Sturm“ zusammen, wie Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff sagt, darf man nichts beschönigen. Aber: Wege aus der Krise aufzeigen, Innovationen und neue Technologien beschreiben – das ist nicht nur Kür, sondern Pflicht.

Ein unabhängiger Wirtschaftsjournalismus, der genau das bietet, ob zum Lesen, Hören oder Anschauen, hat seinen Preis – und eine große Zukunft! Trotz oder gerade wegen aller Umbrüche.

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