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MiriamJunge

MiriamJungeist Diplom-Psychologin, Verhaltenstherapeutin und Coach. Ihr Wissen teilt sie unter anderem in ihrem Buch „Kleine Schritte mit großer Wirkung“, in verschiedenen Podcasts und auf Instagram

Fotos: Reza Brojerdi, PR

22|Wie uns könnenwir aufpassen, besser Miriam auf Junge?

Der erste Schritt ist das Erkennen der eigenen Bedürfnisse. Leichter gesagt als getan, denn wir leben in einer Gesellschaft, deren Geschwindigkeit wenig Raum für Eigenes lässt: die Deadline hier, die Kinder da, dazu die Beziehung, Freunde, alltägliche To-Dos. Oft schlafen wir im Bett ein, bevor unser Kopf das Kissen berührt – oder liegen wach, weil das Gehirn noch rattert, da es vorher nicht dazu kam, die Gedanken und Eindrücke des Tages zu sortieren. Wir haben es also verlernt, auf unsere Bedürfnisse zu achten. Und damit auch eine gewisse Leichtigkeit und Selbstbestimmung verloren.

Alte und zunächst unbewusste Glaubenssätze treiben uns an, alte Muster zu bedienen, damit wir uns sozial erwünscht, nicht isoliert oder liebenswert fühlen. Diese Dynamik führt dazu, dass wir unsere eigentlichen Bedürfnisse und Grenzen missachten. Das kann sogar in ungesunde Verhaltensweisen des People-Pleasings rutschen, was auf Dauer zu psychischen Erkrankungen führt: People-Pleaser möchten gefallen, um von anderen gemocht zu werden und deren Erwartungen zu erfüllen – Selbstfürsorge kommt dabei schnell zu kurz. In unserer Kindheit ist „sich anpassendes Verhalten“ bis zu einer gewissen Grenze normal, weil wir abhängig vom Schutz der Erwachsenen in unserem Umfeld sind. Würden wir durch unangepasstes Verhalten isoliert, wären wir gegebenenfalls sogar nicht überlebensfähig. Als Erwachsene rutschen wir durch People-Pleasing in eine ungesunde Abhängigkeit von unseren Mitmenschen. People-Pleaser können nicht Nein sagen, weil sie Angst haben, weggestoßen zu werden. So werden die Bedürfnisse anderer wichtiger als ihre eigenen.

Willst du dich von dieser Dynamik frei machen, kommt die Achtsamkeit ins Spiel – also der Schritt, der dich dazu bringt, innezuhalten und erst einmal wahrzunehmen, was du da eigentlich automatisch tust, und wie du damit dir und deiner mentalen Gesundheit eventuell schadest. Mach dir klar: Ein Nein zu anderen ist oft ein Ja zu dir. Grenzen müssen bei diesem Thema groß geschrieben werden. Dem eigenen Bedürfnis nach Ruhe und Balance zu folgen, um zu einer souveränen Gelassenheit zu kommen, bedeutet eben auch, nicht ständig brav den Wünschen und Bedürfnissen anderer zu folgen – denn das ist so nicht vereinbar mit emotionaler Stabilität. Eine sozial kompetente, wertschätzende, achtsame und klare Kommunikation deiner Bedürfnisse und Grenzen ist der letzte Schritt deines Weges zum Ziel, besser auf dich aufzupassen.

Niemand sagt, dass es leicht ist. Aber es sagt auch niemand, dass du das alles alleine schaffen musst! Es gibt Therapeut:innen, Coaches und Beratungen, die darauf spezialisiert sind und dich dabei unterstützen.

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