Alpentourer - Europas Motorrad - Tourenmagazin

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alpenTOURER 4/2015

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w w w. alpenTOURER.EU | VOL 10 | NR 36 |

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SPEZIAL Italien: Abruzzen • Apulien • Dolomiten • Emilia-Romagna • Gardasee • Lombardei • Piemont • Sardinien • Sizilien • Toskana

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Die schönsten Routen in

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Toskana • Sardinien Dolomiten • Gardasee Piemont • Lombardei Sizilien • Emilia-Romagna Abruzzen • Apulien

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ALPENtourer 4/2015

Spezial Italien Regionen

Regionen in Italien

Der italienische Stiefel ist von ebenso unterschiedlichen Landschaften wie von vielen regionalen Eigenarten geprägt. Wir stellen Euch die Regionen des Landes von Nord nach Süd vor.

Karten: Wikimedia Commons CC-BY-SA 3.0

Trentino-Südtirol (Trentino-Alto Adige)

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Landschaft: Die Doppelprovinz ist geprägt von der großartigen Bergwelt der Alpen. Saftige Hochalmen und tie­ fe Schluchten, eisige Gletscher und die Blütenpracht in den Tälern sorgen für landschaftliche Gegensätze. Touristisch ist Trentino-Südtirol seit Generationen erschlossen. Vor allem Wanderer, Skifahrer und Bergsteiger ver­bringen hier ihren Ur­ laub. Das Angebot an Hotels und Pensionen ist riesig. In den Tälern zieht der Frühling schon im Feb­ ruar ein, und der Oktober ist meist noch mild und warm. Städte: Besonders sehenswert sind Brixen und Bozen mit ihren schönen Altstädten und Lauben­ gängen, der Kurort Meran mit seiner üppigen Vegetation und den eleganten Flanierpromenaden sowie der prächti­ ge Domplatz von Trento. Spezialitäten: Die herzhafte Tiroler Kost hat einen großen Einfluss auf die Speisekarten vor Ort. Zu ihren High­ lights gehören die kräftige Gerstensup­ pe, der Bauernspeck sowie Knödel und Teigwaren in allen möglichen Variatio­ nen (Kasnockerln, Schlutzkrapfen, Spi­ natnockerln). Zum Nachtisch gibt es eine üppige Mehlspeise, zum Beispiel Topfenstrudel. Als Jause (Zwischen­ mahlzeit) wird meist etwas Schüt­ telbrot, ein Vintschgerl, etwas Speck und eine Kaminwurzen aufgetischt. Touren-Tipp: Eine Panorama-Tour über die Große Dolomitenstraße von Bozen nach Cortina d’Ampezzo.

Venetien (Veneto) Landschaft: Das Veneto schließt sich wie ein großer Kreis um seinen kul­ turellen und gesellschaftlichen Mittel­ punkt Venedig. Hügel mit Zypressen bestimmen das Landschaftsbild, zin­ nengekrönte Palazzi die Architektur der Städte. Mancher Urlauber hat den Eindruck, dass erst hier das wahre Ita­ lien beginnt. Der abendliche Rummel auf den Plätzen zeugt von der unnach­ ahmlichen südländischen Lebensart. Trotzdem handelt es sich um eine Landschaft mit großen Gegensätzen: Im Norden der mondäne Wintersport­ ort Cortina d’Ampezzo, im Süden das eintönige Po-Delta. Städte: Allein Venedig ist einen gan­ zen Urlaub wert und ohne Zweifel eine der größten Sehenswürdigkeiten Ita­ liens. Ein Muss ist auch Verona mit sei­ ner bildschönen Altstadt und der römi­ schen Arena, die noch heute für Opern­ aufführungen benutzt wird. Spezialitäten: Venedig ist „die Köni­ gin der Meere“ und auch die Stadt der Meerestiere: Lecker ist das „fritto misto del mare“, ein buntes Allerlei aus Scam­ pi, Krebsen und Seespinnen oder die berühmte „fegato alla veneziana“, ge­ bratene Kalbsle­ berscheiben mit Zwiebeln. Beliebte Beilage ist die Po­ lenta, ein gekochter Maisbrei, der sich beim Kauen wundersamerweise noch ver­ mehrt. Touren-Tipp: Ein Ausflug zu den Eu­ ganäischen Hügeln (Colli Euganei): Südlich von Padua steigen unvermit­

telt über 100 Bergkegel vulkanischen Ursprungs aus der Po-Ebene auf.

Friaul-Julisch-Venetien (Friuli-Venetia Giulia) Landschaft: Die Grenzregion am oberen Ende der Adria ist ein eigen­ ständiges Gebiet mit eigener Sprache, seit jeher kulturell hin- und hergerissen zwischen Italien, dem Balkan sowie der österreichi­ schen k.u.k.-Monarchie. Landschaftlich lohnend ist vor allem die Küste: Das Lagunen­gebiet von Grado setzt einen interessanten Kon­ trast zu den schneebedeckten Gipfeln der Karnischen Al­pen. Städte: Einen Be­such wert ist vor al­ lem Triest mit seinen Palästen aus der k.u.k.-Monarchie und seiner melancho­ lischen Kaffeehaus-Romantik. Sehr in­ teressant sind auch die Lagunenstadt Gra­do und der Ort Aqui­leia mit seiner römischen Basilika. Spezialitäten: Po­lenta ist allge­gen­ wärtig, dazu gibt es eine fette Koch­ wurst mit vergorenen Rüben („muset e brovada“) oder eine „Jota“-Suppe aus Bohnen, Mais, sauren Rüben, Zwie­beln und Speck. Wem das zu bäuerlich ist, der kann sich am feinen San DanieleSchinken erfreuen. Im Osten der Re­ gion trifft man häufig auf die Klassiker Wiener Schnitzel, Gulasch, Ćevapčići und Liptauer. Touren-Tipp: Gorizia (Görz), die Pro­ vinzhauptstadt am Isonzo, ist eine Be­ sonderheit: Sie ist heute die einzige geteilte Stadt Europas. Während im historischen Görz die italienische Flag­ ge weht, gehört der Stadtteil Nova Gorica bereits zu Slowenien. > 11


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Spezial Italien Regionen

Lombardei (Lombardia) Landschaft: Die Region reicht vom südlichen Alpenrand bis in die stickige Po-Ebene mit dem Wirtschaftszentrum Mailand. Zu den touristi­ schen Magneten zählen vor allem die zahlreichen Ge­ wässer: Lago Maggiore, Comer See, Gardasee, Lago d’Iseo, Lago d’Orta. Im Frühjahr sind die Seen mit ihrer üppigen Vegetation eine Pracht. Städte: An erster Stelle muss hier Mailand mit dem Dom genannt wer­ den. Einmal im Leben sollte man Leo­ nardo da Vincis „Abendmahl“ gesehen haben. Künstlerisch im krassen Gegen­ satz dazu zeigt sich die Villa „Vittoriale degli Italiani“ im noblen Gardone Rivie­ ra am Gardasee. Die schrullige Behau­ sung des exzentrischen Kriegshelden und Poeten Gabriele d’Annunzio ist ein überdimensionales Kuriositäten­ kabinett. Spezialitäten: Vieles kommt aus der feinen Küche Mailands: „cotoletta mi­ lanese“ (Schnitzel), „ossobuco“ (Kalbs­ haxe), „risotto“ (Reis) mit Safran und „vitello tonnato“ (Kalbfleisch in Thun­ fischsauce). Zum Dessert gibt es mild­ würzigen Gorgonzola, Mascarpone oder ein Stück Panettone-Kuchen. Be­ kannte Suppen sind die „zuppa pave­ se“ (Fleischbrühe mit geröstetem Brot, Eiern und Käse) und die „minestra di zucca“ (Kürbissuppe). Rund um die Seen werden viele feine Fischgerichte serviert. Touren-Tipp: Ein Werksbesuch bei Moto Guzzi in Mandello del Lario am Comer See. Hier befindet sich ein inter­ essantes Museum mit vielen der bisher gebauten Fahrzeuge vom Trecker bis zur Rennmaschine.

Piemont (Piemonte) und Aosta-Tal (Valle d’Aosta) Landschaft: Piemont (al pié dei monti: am Fuß der Berge) liegt am Al­ penrand und wird geprägt von den Ausläufern der Po-Ebene sowie dem umgebenden Hügelland. Nördlich 12

schließt sich das Valle d’Aosta an, ein breites Bergtal am Fuße des mächti­ gen Mont Blanc-Massivs. Architektur, Küche und Sprache sind von den Nach­ barn Frankreich und Schweiz beein­ flusst. Städte: Im Dom von Turin kann man das Lei­ chentuch Jesu besichti­ gen. Seine Echt­ heit ist allerdings umstritten. Asti ist die Heimat vieler guter Weine, unter ande­ rem des prickelnd-sü­ ßen Asti Spumante und des Cinzano. Das Alpenstädtchen Aosta ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in die Berge. Spezialitäten: Deftig, deftig. In den Höhenlagen gibt es Polenta, Blutwurst („boudin“), verschiedene Ragouts von Bergtieren und zum Nachtisch Edel­ kastanien und Haselnusskuchen. In der Po-Ebene gedeiht der beste Reis Italiens („riso superfino Carnaroli“). Eine Offenbarung für Feinschmecker sind die weißen Trüffel – tartufo bianco – aus der Umgebung von Alba und Asti. Touren-Tipp: Zur Trüffelernte in die mittelalterliche Stadt Alba fahren. Überall stehen die Edelpilze für teures Geld zum Verkauf. Gleichzeitig probiert man Barolo-, Barbera- und Barbares­ co-Weine, die zu den besten Rotwei­ nen Italiens zählen.

Ligurien (Liguria) Landschaft: Die Küste Liguriens reicht von der französischen Grenze bis hinunter zur Tos­kana. Im Norden wird die Region von den Ausläufern der Seealpen und dem Apennin abgeschirmt.

Durch diese geschützte Lage konnte sich eine üppige subtropische Vegeta­ tion entwickeln. Die Städte und Dörfer ziehen sich steil die Berghänge hinauf, an der Küste wechseln sich lange Sand­ strände und wilde Klippenlandschaf­ ten ab. Städte: Die Altstadt von San Remo („La Pigna“) gilt als „Kasbah“ der Rivie­ ra. Das Labyrinth der Gassen erinnert an einen arabischen Souk. In Portofino kann man die High Society mit ihren Super-Yachten bestaunen. Finale Ligu­ re ist seit den 1960er Jahren fest in deutscher Hand. Spezialitäten: Ein Wahrzeichen Li­ guriens ist der „pesto“, eine würzige Paste aus Basilikum, Knoblauch, Pini­ enkernen und Käse. Dazu gibt es „tre­ nette“ – flache Spaghetti – oder gefüll­ te Teigtaschen. Köstlich sind auch die kräftigen Fischsuppen „burrida“ oder „ciuppin“. Fisch ist an der Küste ohne­ hin das Grundnahrungsmittel, zum Beispiel der delikate „stoccafisso“ (Stockfisch). Ein nahrhaftes, hier be­ liebtes Gericht aus Fisch, Krustentieren und Gemüse ist der „cappon magro“. Touren-Tipp: Eine Fahrt durch die Cinque Terre. Der zwölf Kilometer lan­ ge Küstenstreifen ist der landschaftli­ che Höhepunkt der Re­gion. An den tie­ fen Einschnitten der Steilküste kleben fünf kleine, schwer zugängliche Dörfer.

Toskana (Toscana) Landschaft: Für viele Reisende ist die Toskana der Inbegriff italienischer Landschaft und Kultur. Abseits der be­ rühmten Städte Florenz, Siena und Pisa prä­ sentiert sich ein Hügelland wie aus dem Bilderbuch – malerische Zyp­ ressen-Alleen, kur­ vige Straßen, Weinfelder, Ölbäume und mittelalterliche Städtchen (allen voran San Gimi­ gnano). Zur Toskana gehört auch Elba, die drittgrößte Insel Italiens.

Städte: Allein für Florenz, eine der großen Kunststädte Italiens, könnte man seinen Jahresurlaub opfern. Äu­ ßerst sehenswert sind aber auch die 99-Kirchen-Stadt Lucca oder die Ge­ schlechtertürme von San Gimignano, Volterra mit seiner herben MittelalterArchitektur, der prachtvolle Dom von Siena und der Schiefe Turm von Pisa. Spezialitäten: Das Olivenöl der Tos­ kana gilt als besonders edel; ein einfa­ ches, aber unglaublich raffiniertes Ge­ richt ist die „fett’unta“, eine Scheibe gerösteten, mit Knoblauch eingeriebe­ nen Landbrots, das mit Olivenöl ge­ tränkt wird. Gar nicht einfach ist das „bistecca alla fiorentina“, ein Monster­ steak vom toskanischen Rind, über dem Holzkohlenfeuer gegrillt. Pienza ist die Hauptstadt des Schafskäses; dort gibt es den „pecorino“ in allen möglichen Variationen. Touren-Tipp: Die „Crete Senesi“, eine karge, felsreiche Hügellandschaft süd­ lich von Siena. Dabei sollte man gleich einen Abstecher zum Kloster Sant’ An­ timo bei Montalcino einplanen – mehr­ mals täglich singen die Mönche schau­ rig-schöne gregorianische Choräle.

Emilia-Romagna Landschaft: Die große Po-Ebene schiebt sich wie ein Keil zwi­ schen das Voralpen­ land im Norden und die Hänge des Apen­ nin im Süden. Die Emilia-Ro­ magna ist eine fruchtbare, aber auch recht eintönige Landschaft, die voll­ ständig von Landwirtschaft und Indus­ trie erschlossen wurde. Dabei wird die Region oft von Nebel heimgesucht; im Sommer ist es heiß und stickig. Städte: Einige der wichtigsten Kultur­ städte Italiens liegen in der Emilia-Ro­ magna: Modena und Bologna, Raven­ na und Parma, Piacenza und die Republik San Marino. Eine der wich­

tigsten Renaissance-Städte Italiens war Ferrara. Spezialitäten: Die Emilia-Romagna ist das Schlaraffenland Italiens: Es gibt vielerlei köstliche Würste, raffinierte Teigwaren, den besten Parmesan („parmigiano reggiano“), einen wun­ dervollen, in Weinfässern gereiften Es­ sig („aceto balsamico“), das beste Brot Italiens, den legendären Parmaschin­ ken und vieles mehr, was einen die Schrecken der Po-Ebene vergessen lässt. Touren-Tipp: Eine lässige Runde über die längste Stadtuferstraße Itali­ ens in Rimini mit jeder Menge Trubel; vor allem abends avanciert die Straße zum Laufsteg der Eitelkeiten.

Umbrien (Umbria) Landschaft: Im Schatten der Toska­ na liegt Umbrien, das „grüne Herz Itali­ ens“. Die Region hat keinen Zugang zum Meer, bezaubert aber durch ihre schöne Landschaft mit dichten Wäl­ dern, Schluchten und Flüssen. Bade­ zentrum Umbriens ist der große Trasi­ menische See. Eine wildromantische Gegend findet man am Monte Cucco, dem höchsten Gipfel Umbriens. Städte: Das quirlige Perugia mit sei­ nen engen Gassen und tiefen Häuser­ schluchten ist Standort einer der ältes­ ten Universitäten Italiens. Viele ausländische Studenten, ein interna­ tionales Flair und das großes Jazz-Fes­ tival im Juli machen die Stadt inter­ essant. Sehenswert ist auch der Wallfahrtsort Assisi mit seiner Basilica di San Francesco. Spezialitäten: Ausgezeichnete Süß­ wasserfische liefert der Trasimenische See, außerdem gibt es eine schmack­ hafte Fischsuppe („tegamaccio“). Eine Köstlichkeit sind die kleinen schwar­ zen Schweinchen von Norcia, die als

„porchetta“ mit wildem Fenchel am Spieß gebraten werden. Zum Abschluss gönnt man sich einen „pannocciato“, einen Brotkuchen mit Schafskäse, Rosinen, Nüssen, Wein und Gewürzen. Touren-Tipp: Eine der eindrucks­ vollsten Tropfsteinhöhlen Italiens be­ findet sich im Monte Cucco-Massiv. Die „Grotta di Monte Cucco“ hat eine Aus­ dehnung von 24 Kilometern und eine Tiefe von fast 950 Metern.

Die Marken (Le Marche) Landschaft: Die Marken sind ein hügeliges Land zwischen Apennin und Adria mit viel Tru­ bel an der Küste. Ein wunder­ schönes Kap bildet der Monte Cone­ ro, wenige Kilometer südlich von Ancona. Er steigt 600 Meter an und stürzt steil ins Meer. Unten finden sich weiße Klippen und einsame Buch­ ten, die man oft nur mit dem Boot er­ reichen kann. Städte: Der Inbegriff einer Renais­ sance-Stadt ist Urbino, einmalig schön gelegen auf einer Hügelkuppe. Alles ist aus ockerfarbenem Ziegel gebaut. Das riesige Schloss ist einer der größten Renaissance-Paläste Italiens. Spezialitäten: Fisch steht hier an erster Stelle auf der Speisekarte. Ein Beispiel ist die köstliche Suppe „bro­ detto“, die in vielen Variationen zube­ reitet wird. Ansonsten gibt es viel Leckeres vom Schwein (Würste, ge­ räucherter Schinken, Spießbraten). Touren-Tipp: Das „centro storico“ von Ascoli Piceno. Die Altstadt liegt malerisch zwischen zwei Flüssen, mit­ tendrin die Piazza del Popolo – eine bildschöne Oase der Ruhe.

Rom und Latium (Roma-Lazio) Landschaft: Der besondere Reiz La­ tiums liegt in der Vielfalt seiner Land­ schaften. Von der flachen Küste aus ge­ langt man durch ein sanftes Hügelland binnen kurzer Zeit ins vulkanisch ge­ prägte Gebirge. Im Norden trifft man auf eine üppige Vegetation und schöne 13


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Spezial Italien Regionen Wälder. Im Süden ist das Land eher karg, dafür ist die Küste attraktiver. Mit­ tendrin liegt die „Ewige Stadt“ Rom. Städte: Alle Wege führen nach Rom. Die Stadt ist immer noch eine der schönsten europäischen Haupt­ städte, auch wenn der Verkehr mörderisch ist und die Abgase al­ les ersticken. Das Forum Romanum, der Vatikan und die Peterskirche ste­ hen ganz oben auf der Besichtigungs­ liste, aber auch die Altstadt ist absolut sehenswert. Spezialitäten: Im Latium ist die Kü­ che sehr bodenständig. So stehen auf dem Speiseplan Lammbraten („pi­ gnataccia“), geschmorte Kutteln („pa­ jata“), hausgemachte Nudelgerichte („pasta asciutta“) und vielerlei Gemü­ se. Die Küche Roms hat Pasta-Lecke­ reien wie „fettuccine all’ amatriciana“ oder „bucatini alla carbonara“ hervor­ gebracht, ferner das dünne Kalbs­ schnitzel „saltimbocca“ mit Schinken und Salbei sowie das würzige Schmor­ gericht „stufinato“. Zum Abschluss gibt es Sambuca (Anislikör) mit einer unge­ raden Anzahl an Kaffeebohnen. Touren-Tipp: Der fast kreisrunde Lago di Bolsena ist der größte See vul­ kanischen Ursprungs in Italien. Am ein­ samen Westufer führt eine Holperpiste entlang. Es gibt viele kleine Badestel­ len, die zum Schwimmen einladen.

Abruzzen (Abruzzo) und Molise (Molise) Landschaft: Beim wilden Bergland der Abruzzen handelt es sich um eine touristisch weitgehend unerschlosse­ ne Region. Das Inland ist dünn besie­ delt, die steilen Berghänge dienen hauptsächlich als Weideland für Scha­ fe. Der Gran Sasso ist mit 2 912 Metern das höchste Massiv des gesamten Apennins; etwas weiter im Süden liegt der weitläufige Nationalpark der Ab­ ruzzen mit einer großen Fläche un­ berührter Natur. Städte: Vasto hat eine male­ rische Altstadt auf einem Pla­ teau hoch über dem Meer, unten eine schöne Promenade mit gutem 14

Strand. Sehr nett ist das Badestädt­ chen Termoli. Es liegt auf einer Land­ zunge; auf der Oberkante der Stadt­ mauer verläuft eine Panoramastraße. Spezialitäten: Lämmer und Zicklein liefern zartes Fleisch, scharf ge­würzt mit Peperoncini. Fette Käse wie der „caciocavalli“ werden über Holzfeuer geröstet und mit Brot verspeist. In den Küchen hängen pfeffrige Schinken und Leberwürste („fegati“), im Topf brodelt herzhafte „minestrone“ – eine dicke Fleisch- und Gemüsesuppe. Zum Nach­ tisch gibt es Gebäck, zum Beispiel den „parrozzo“ mit Mandeln und Schokola­ denüberzug. Touren-Tipp: Über eine 27 Kilometer lange Serpentinenstraße erreicht man die Hochebene Campo dell’ Imperato­ re im Gran Sasso-Gebiet. Sie liegt in 2 100 Metern Höhe und ist fast 30 Kilo­ meter lang. In dem einsam gelegenen Gasthaus „Campo Imperatore“ wurde einst Mussolini von den Alliierten ge­ fangen gehalten.

Kampanien (Campania) Landschaft: Nur ein Katzen­ sprung von Rom ent­ fernt be­ ginnt der italienische Süden. Im Norden Kampaniens liegt der Moloch Neapel, chaotisch und doch irgendwie faszinierend. Von hier aus starten die Schiffe nach Ischia und Capri. Südlich von Neapel befindet sich die Halbinsel von Amalfi mit einer der schönsten Küsten des Mittelmeers. Nicht zu vergessen die Region des Ve­ suvs mit dem weltberühmten Pompeji. Städte: Für Neapel braucht man star­ ke Nerven – nicht jedermanns Sache. Viel angenehmer ist ein Abstecher nach Positano an der Amalfi-Küste. Steil hängen die malerischen Häuser an den Hängen hinunter, labyrinthisch verschachtelt, mit unzähligen steilen Treppengassen. Für Fahrzeuge ist hier kein Platz. Wunderschön ist auch

Amalfi, eine der vier historischen See­ republiken Italiens. Spezialitäten: Neapel ist die Ge­ burtsstätte der Pizza und die Heimat Sophia Lorens. Die Küche ist im Grun­ de genommen häuslich-bürgerlich mit Fleisch und Gemüse, Pasta in unzäh­ ligen Variationen sowie nahrhaften Ein­ töpfen. An der Küste werden natur­ gemäß viel Fisch und Meeresfrüchte gegessen, so etwa „cozze“ (Muscheln) und „seppie“ (Tintenfische). Touren-Tipp: Schwindlig fahren kann man sich auf der spektakulären Serpentinenstraße nach Ravello ober­ halb von Amalfi. Dabei genießt man ei­ nen herrlichen Blick hinunter an die Küste.

Apulien (Puglia) Landschaft: Apulien liegt im Süd­ osten Italiens und entspricht quasi der flachen Stiefelferse. Das Land ist weit­ gehend wasserarm, karstig und öde. Das leicht gewellte Flach- und Hügel­ land ist zum Teil mit riesigen Olivenhai­ nen bedeckt. Landschaftliche Ausnah­ me ist der Gargano mit seinem 1 000 Meter hohen Felsgebirge, einer wild­ zerklüfteten Küste und vielen pracht­ vollen Stränden. Städte: Vor allem am Gargano lohnt eine Besichtigung von Vieste, Peschici und Rodi Garganico, schon allein we­ gen der schneeweißen Häuser auf ho­ hen Klippen, der verwinkelten Altstäd­ te und der tollen Ausblicke. Se­­henswert sind auch das Stauferschloss Castel del Monte, Lecce mit seinen zahlrei­ chen Barockbauten und Gallipoli mit seiner luftigen Insel-Altstadt. Spezialitäten: Schwerpunkt der apulischen Küche sind die Gemüsesor­ ten Auberginen, Bohnen, kleine, aro­ matische Toma­

ten, Artischocken und wilde Zwiebeln. Jede dieser Arten gibt es gefüllt, in Teigwaren gehüllt oder als gemischtes Ragout aus der Pfanne. Touren-Tipp: Eine Fahrt zu den wei­ ßen Zipfelmützenhäusern der TrulliRegion (rund um Alberobello und Lo­ corotondo).

Kalabrien (Calabria) und Basilikata (Basilicata) Landschaft: Kalabrien ist die wilde und gebirgige Stiefelspitze Italiens. Über 2 000 Meter hohe Bergmassive bestimmen das Landschaftsbild. Im Osten schließt sich die Basilikata an, ebenfalls ber­ gig, aber in Richtung Apuli­ en allmählich fla­ cher werdend. Bei­ de Regionen sind dünn be­ siedelt und wir t schaf tlich ziemlich schwach. Städte: Das Aushängeschild Kalabri­ ens ist Tropea, ein quirliger Badeort auf einem hohen, senkrecht ab­ fallenden Felsen mit engen Gassen, uriger Atmosphäre und einer Treppe zum Strand. Scilla ist die Heimat des gleichnamigen Un­geheuers, das Ho­ mer in seiner „Odys­see“ beschrieb. Das nette Fischerdorf kuschelt sich an ei­ nen mächtigen Felsklotz. Spezialitäten: Kleine, schwarze Schweinchen werden mit Tomaten, Pfefferschoten und Wein zu einem herzhaften Ragout abgeschmeckt („soffrito“) oder zu einer würzigen Wurst verarbeitet („capocolli“). Eine wunderbare Nudelart heißt „strango­ lapreti“ – Pfaffenwürger. Sehr lecker ist auch eine „parmigiana“, ein Auflauf aus frischen Gemüsen und Kräutern. An der Küste stärkt man sich an „sarde a scapece“, mit Knoblauch und Minze in Essig und Öl gebackenen Sardinen. Touren-Tipp: Eine Fahrt über die „strada panoramica“ an der wilden Ri­ viera von Maratea. Die Straße verläuft hoch über dem Meer und bietet atem­

beraubende Ausblicke auf die Steilküs­ te und die vorgelagerten Inseln.

Sizilien (Sicilia) Landschaft: Sizilien ist das größte Eiland des Mittelmeers und gleichzei­ tig eine Insel der Kontraste: Der Reisen­ de trifft auf blühende Plantagen und kahle Wüsten, chaotische Städte und idyllische Dörfer, Massentourismus so­ wie einsame Buchten. Sizilien ist auch ein Schmelztiegel der Kulturen, ge­ prägt von Arabern, Griechen, Spaniern, Franzosen und Normannen. Städte: Taormina ist Siziliens meist besuchter Urlaubsort, ein turbulenter Rummelplatz mit einem schönen mit­ telalterlichen Zentrum. Bedeutende Al­ tertümer findet man in Siracusa, einst die mächtigste Stadt der westlichen Welt. Noto mit seinen vielen Palästen und Kirchen gilt als schönste Barock­ stadt Siziliens. Die interessanteste ar­ chäologische Stätte der Insel ist das Tal der Tempel in Agrigent. Spezialitäten: Dem arabischen Ein­ fluss verdankt Sizilien den „cuscussu“, eine Hirsegrütze mit Fleisch und Ge­ müse, und den „pasticcio di sostanza“, eine gefüllte Makkaroni-Pastete. Ein netter Imbiss sind die gefüllten, geba­ ckenen Reisbällchen „arancine di riso“. Unter den Fischsorten dominieren „tonno“ (Thunfisch), „pesce spada“ (Schwertfisch) und „sarde“ (Sardinen). Eine Spezialität Siziliens sind auch das weinselige Schnitzel „scaloppine al marsala“ und die „spaghetti alla sira­ cusana“ mit Thunfischrogen, Sardellen und zahl­reichen Kräutern. Touren-Tipp: Eine Ätna-Umrundung per Eisenbahn. Die Fahrt mit der „Fer­ rovia circumetnea“ dauert etwa vier Stunden und führt in unterschied­ lichen Höhen am So­ ckel des Vulkans entlang.

Sardinien (Sardegna) L a ndsch a f t: Von oben sieht Sardinien, die zweitgrößte Insel des Mittelmeers, wie eine Schuhsohle aus. Der Legende nach ist sie die Fußspur Gottes, der am Ende der Schöpfung ein paar übrigge­ bliebene Felsen ins Wasser warf, sie feststampfte und etwas Natur darüber streute, bis sich die steinerne Insel in ein Spiegelbild seiner Schöpfung ver­ wandelt hatte. Auch wenn jemand an dieser Version seine Zweifel haben mag, so lässt sich nicht bestreiten, dass diese sehr schön klingt und zu­ dem den Charakter der Landschaft sehr genau beschreibt. Städte: Eine originelle Architektur „sponsored by Ölscheich“ zeigt Porto Cervo an der traumhaften Costa Sme­ ralda im Nordosten der Insel. Entstan­ den ist das Ganze Anfang der 1960 Jah­ re, als sich der steinreiche Prinz Karim Aga Khan nach einem neuen Refugium für sich und seine begüterten Freunde umsah. Die schönste Stadt Sardiniens ist jedoch Alghero mit einer beeindru­ ckenden Altstadt aus der Zeit der Spa­ nier. Gleich danach folgt in der Ranglis­ te Cagliari. Spezialitäten: Es gibt ein eigentüm­ liches, papierdünnes Brot („pane cara­ sau“), ehemals Wegzehrung der Hirten, das mit Schafskäse, Eiern und Toma­ ten zu einer nahrhaften Mahlzeit na­ mens „pane frattau“ angerichtet wird. Typisch für Sardinien sind auch Grieß­ klößchen („malloreddus“ und „fregu­ la“) und Zicklein oder Spanferkel, die am Spieß geröstet werden („porcet­ tu“). Eine besondere Spezialität des Meeres sind „aragoste“ – Langusten. Touren-Tipp: Eine Tour durch die Barbagia, das gebirgige Herz Sardi­ niens, mit einem Abstecher in das „Banditennest“ Orgosolo. Schaurige Wandmalereien beschreiben den Frei­ heitskampf der sardischen Hirten.  15


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