8/2011 - You Leak

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端ber.morgen YOU Leak


über.ich

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Netguide

über.kurz Vom Täuschen und Tarnen

Die FPÖ-nahe Homepage uni-reform.at, welche dazu auffordert, eine Petition zu unterschreiben, verwendet das unibrenntLogo. In der Petition wird unter anderem gefordert, dass ausländische Studierende nur dann einen Studienplatz in Österreich bekommen sollten, wenn sie auch einen in ihrem Herkunftsland haben. Die unibrenntBewegung distanziert sich entschieden von dieser Plattform.

Die Rückkehr der Gestapo

Innenministerin Mikl-Leitner und Justizministerin Karl, beide ÖVP, treten das Erbe von Metternich an. Das von ihnen geschnürte Antiterror-Paket dient scheinbar nicht dem Schutz der Bürger, vielmehr kriminalisiert es politischen Aktivismus in Österreich. Kritik an der Gesetzesnovelle kommt nicht nur von den Oppositionsparteien, sondern auch von zahlreichen NGOs und der österreichischen Rechtsanwaltskammer. Deren Präsident Rupert Wolff äußerte im Gespräch mit derStandard.at Bedenken. Auffällig ist, dass die Sicherheitsbehörden in Zukunft weitgehend ohne richterliche Kontrolle agieren können.

Epizentrum eröffnet

Im siebten Wiener Gemeindebezirk wurde am 14. Oktober das Haus in der Lindengasse 60 besetzt. Im so genannten Epizentrum wurden bereits ein Medien-Zentrum, eine Volxküche, Frauen- und Kinderräume, eine freie Universität und eine Bar eröffnet. Mehr Information unter:

http://epizentrum.noblogs.org

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Wie man uns unterstützen kann: Nutzen Sie die Möglichkeit durch ein Spendenabo die über.morgen Monat für Monat frei Haus geliefert zu bekommen: http://abo.uebermorgen.at oder spenden@uebermorgen.at Konto: 20010926409 | BLZ: 14200 BIC: EASYATW1 IBAN: AT431420020010926409 Zweck: über.morgen Alle Einlagen gehen ausschießlich zugunsten des Vereins (Druckkosten). www.facebook.com/ueber.morgen

ediugteN

Dein Weg durch den Begriffsdschungel des WWW. David Eich

Netzneutralität

Im Internet werden Informationen in Form von Datenpaketen übertragen. Die meisten Netzwerkbetreiber verschicken alle Daten mit gleicher Geschwindigkeit - unabhängig von Herkunft und Inhalt; gesetzlich vorgeschrieben ist diese Netzneutralität jedoch nicht. Aktivisten fordern daher ein entsprechendes Gesetz, um Diskriminierung im Netz zu vermeiden.

Spyware

So nennt man Programme, die Informationen von einem Rechner ohne Wissen und Zustimmung des Nutzers an den Hersteller des Programms senden.

Digitaler Fingerabdruck

Killswitch

Die Idee ist es, per Knopfdruck ein System, etwa das Internet, lahmzulegen.

Jeder Browser (Firefox, Internetexplorer etc.) ist einzigartig. Durch individuelle Browsereinstellungen und Erweiterungsprogramme wie Spamblocker oder Toolbars verändert der Internetnutzer die Standardeinstellungen. Dadurch wird er im Internet trackbar.

Tor

Personalisierung

Vorratsdatenspeicherung

Gesichtserkennung

Ist ein Programm, das die IP-Adresse eines Computers verschlüsselt, damit sich der Nutzer anonym im Internet bewegen kann. Die Software gibt´s kostenlos unter www.torproject.org.

Damit bezeichnet man die Sicherung privater Daten durch öffentliche Unternehmen, etwa Telekommunikationsfirmen. Sie wollen es damit Behörden leichter machen, Straftaten nachzuvollziehen.

Unternehmen wie Google speichern Suchbegriffe und Schlagwörter aus E-Mails. Dann erstellen sie ein Profil des Nutzers und schneiden Ergebnisse seiner späteren Suchen darauf zu.

In Sozialen Netzwerken wie Facebook und Co. können Benutzer sich und andere auf Fotos verlinken. Dabei speichert das Netzwerk die biometrischen Daten der Person.


über.editorial

Inkompetenzkompensationskompetenz Dass PolitikerInnen Wahlversprechen nicht einhalten, ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. „Studiengebühren sind ein kleines Thema, über das man nicht dauernd streiten soll“, verkündete Bundeskanzler Werner Faymann im Interview mit Österreich. Mit Gabriele Burgstaller und Franz Voves haben sich auch zwei Landeshauptleute der SPÖ positiv gegenüber den Studiengebühren geäußert. Damit wird immer deutlicher, dass sich die offizielle Position der SPÖ zu Studiengebühren bald ändern könnte. Auch die Aussage: „Der Großteil soll weiterhin keine Studiengebühren zahlen“,

dentität als Bindemittel zwischen politischen AkteurInnen und WählerInnen kann von den PolitikerInnen nicht mehr glaubhaft vermittelt werden. In Bewegungen wie #globalrevolution formuliert sich Widerstand gegen eine Politik, der Viele ihr Vertrauen entzogen haben: „Vereinigt in einer Stimme werden wir die Politiker, und die Finanzeliten, denen sie dienen, sagen, dass es an uns, den Bürgern, ist, über unsere Zukunft zu entscheiden. Wir sind keine Waren in den Händen der Politiker und Banker, die uns nicht vertreten.“ Die Wirtschaftskrise hat nicht nur die Fi-

Studiengebühren sind ein kleines Thema, über das man nicht dauernd streiten soll. Werner Faymann von SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas, kann als Sympathisieren mit einem Stipendien-System als Ausgleich zu allgemeinen Studiengebühren gedeutet werden. Gebrochen werden aber nicht nur die eigenen Versprechen, sondern auch geltendes Gesetz. Dass Korruption in Österreich keinen Seltenheitswert hat, haben die Ereignisse rund um Buwog, Meischberger & Co gezeigt. Auch auf exekutiver Ebene wird rechtswidrig gehandelt. So liegen dem Nachrichtenmagazin Profil Informationen vor, wonach das Innenministerium eine Spionagesoftware, einen so genannten „Bundestrojaner“, erworben haben soll, ohne für dessen Verwendung eine rechtliche Grundlage zu haben. PolitikerInnen stehen unter Generalverdacht. Den Parteien gelingt es immer weniger, politische Gemeinschaft zu schaffen. Interessensi-

nanzmärkte erschüttert, sondern auch das Vertrauen in die Kompetenz der PolitikerInnen, die anstehenden Probleme zu lösen. Mit Blick auf die politischen Strategien in Zeiten der Wirtschaftskrise sagte der Theologe Manfred Lütz neulich: „Nicht unterschiedliche Auffassungen ringen miteinander, sondern unterschiedliche Inkompetenzen.“ Und der Philosoph Sloterdijk merkte an, dass sich bei PolitikerInnen vor allem die Inkompetenzkompensationskompetenz bemerkbar mache. Es grüßt, Die Redaktion PS.: ein Hörtipp der Redaktion: „Marc-Uwe Kling - Wer hat uns verraten?“

http://tiny.cc/verraten

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über.inhalt Seite über.thema: Datenschutz

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IT-Experte Peter Purgathofer im Interview Das neue Paradigma der Freiheit Privatsphäre ist ein Menschenrecht Terrorismus-Keule

über.krise

8 – 10

Supersauber statt Supernackt Die Welt empört sich

über.kommentar

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Was kann ein Bildungsvolksbegehren? Wir sind die Samples: Der Umgang mit Daten

über.politik

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Frühlingserwachen in Nordafrika Die richtigen Visionen: DIE LINKE kommentiert

über.denken

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Robbenblut und Wintermäntel

über.reste

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Hund der Woche: Studiengebühren Unser Lieblingsplatz: Café Bendl Sudereck: Liebe und Toleranz

Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. Taubergasse 35/15, 1170 Wien. Homepage: www.uebermorgen.at; Redaktion: Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. Taubergasse 35/15, 1170 Wien; Redaktionelle Leitung: Markus Schauta, Matthias Hütter; Layout: Alexander Gotter, Julia Wegerer; Herstellerin: Druckerei Fiona, www.fiona.or.at; Herstellungs- und Erscheinungsort: Wien; Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach §44 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz: © Verein zur Förderung studentischer Eigeninitiativen. Dem Ehrenkodex der österreichischen Presse verpflichtet. www.uebermorgen.at


über.thema

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Unsere Gesellschaft

ist so verletzlich

wie noch nie! Ein Interview mit Peter Purgathofer

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er IT-Experte Peter Purgathofer über Selbstbestimmung, die Romantik des Internets und die Zukunft. Das Interview führten Matthias Hütter und Alexander Gotter.

über.morgen: Viele InternetbenutzerInnen sagen: „Ich habe nichts zu verbergen.“ Wie würden Sie diesen sagen, dass Datenschutz trotzdem ein Thema für sie ist? Peter Purgathofer: Die traditionelle Antwort ist die, dass jede große Sammlung von Daten, die über mich existiert, potentiell für mich gefährlich werden kann, weil ich nicht davon ausgehen kann, dass der Zugriff darauf gut geregelt ist. Im Fall von Google haben wir das vielleicht schon alle erlebt, direkt oder indirekt. Ich bewerbe mich um einen Job und die googlen natürlich inzwischen alle, und dann wird man abgelehnt mit diesem komischen Gefühl, dass man eigentlich nicht wirklich weiß, warum. Dasselbe gilt für Facebook und alle diese großen Sammlungen von Daten, über die ich nicht mehr die Herrschaft habe – im Sinne der informationellen Selbstbestimmung. Wie kommen Unternehmen zu diesen Datensätzen, zum Beispiel über Facebook? Drei Wege. Weg Nummer eins: Es gibt systematische Datensammler, die so tun als wären sie Freunde. Nummer zwei: Der junge Mensch hat seine Privacy-Einstellungen nicht unter Kontrolle, weil sie sich dauernd ändern. Nummer drei: Freunde haben es über ihn erzählt, haben ihn getagged etc. Welche gesellschaftlichen Zukunftsszenarien gibt es in dieser Richtung? Da könnte man sich zwei Szenarien vorstellen. Das erste Szenario: Wir bewegen uns in eine Welt hinein, wo niemand mehr Privatsphäre hat und alle darunter leiden. Das wäre das zweite Szenario: Wir bewegen uns in eine Welt hinein, wo niemand mehr Privatsphäre hat, aber wir eigentlich finden, dass das längst überfällig war. In Schweden gibt es zum Beispiel gar keinen Datenschutz. Dort herrscht Informationsfreiheit. Dort können Sie ins Finanzministerium gehen und über jeden den Steuerakt lesen. Alles was dem Staat an www.facebook.com/ueber.morgen

Daten übergeben wird, ist für alle offen. Das ist schon auch irgendwie ein interessantes Modell, über das man nachdenken kann. Es ist eine sehr schöne Vorstellung von einer Welt, wo man sagen kann: „Ich war so, ich bin so, so ist es“, und trotzdem keine Diskriminierung erfährt. Vielleicht ist das ein Weg, um die Gesellschaft so zu verändern.

Es ist ganz leicht, der Vorratsdatenspeicherung zu entkommen, wenn man will. Wie halten Sie es mit der Vorratsdatenspeicherung? Die Vorratsdatenspeicherung ist ein Witz. Die ist ganz klar nicht verfassungsrechtlich konform. Die Vorratsdatenspeicherung wird es nicht lange geben, das ist unmöglich. Es ist ein Gesetz, das eigentlich schon jetzt völlig unzeitgemäß ist, weil da aufgelistet wird, welche Formen von Kontaktaufnahmen stattfanden. Wenn ich aber über Facebook Kontakt habe, dann wird das nicht aufgelistet. Geht ja nicht. Das heißt der Provider sieht nur einen Bruchteil der Kontaktaufnahmen. Es ist ganz leicht, der Vorratsdatenspeicherung zu entkommen, wenn man es will, weshalb sie für den Zweck, für den sie vorgesehen ist, auch komplett wertlos ist. Woher kommt diese staatliche Überwachungstendenz ? Es wird davon geträumt, dass Verbrechen zu verhindern sind und dass das nur funktionieren kann, wenn man über die Menschen, die diese Verbrechen potentiell begehen, genug weiß. Das alles sind Versuche, die Kompetenzen der Exekutive so weit auszubauen, dass unrechtmäßige Handlungen verhindert werden. Das ist gesellschaftlich ein ganz neuer

Foto: Alexander Gotter

Ansatz. Bis jetzt, also bis vor zehn, zwanzig Jahren, war das Grundprinzip immer das, was Foucault die Disziplinargesellschaft genannt hat. Das heißt: Die Tatsache, dass man erwischt werden könnte, sorgt dafür, dass die meisten Menschen keine ungesetzlichen Handlungen begehen. Jetzt ist man auf einmal in weiten Kreisen der Meinung, dass die Exekutive nicht dazu da ist, Verbrechen aufzuklären, sondern Verbrechen tatsächlich zu verhindern, bevor sie passieren. Ich halte das für einen ganz großen Fehler. Das ist die Ursache für diese ganzen Eingriffe von staatlicher Seite. Es zeigt sich immer wieder, dass das nicht effizient ist. Und dass es für die, die willentlich etwas Ungesetzliches tun wollen immer einen Weg gibt, das zu tun, ohne dabei während der Vorbereitung ertappt zu werden. Man kann es auch anders sagen: Einem Selbstmordattentäter ist es herzlich wurscht, ob man in dem Moment, wo er sein Attentat macht schon weiß, wer er ist und herausgefunden hat, dass er es macht. Dieser Ansatz, die Exekutive als Verbrechensverhinderungsorganisation anzusehen ist einer, der notwendigerweise dazu führen muss, dass wir gesellschaftliche Freiheiten aufgeben müssen, und zwar Grundrechte, Menschenrechte. Die Frage muss eine andere sein, und zwar: Warum passieren diese Verbrechen? Das ist eine gesellschaftliche Frage und diese muss man in der Gesellschaft lösen und nicht über die Exekutive. Die Verbrechen hören ja nicht auf, nur weil man einen Apparat hat, der glaubt einige davon zu verhindern. Die hören dann auf, wenn man die Ursache behebt. Und das ist etwas, das verschwunden ist. Das ist im politischen Diskurs nicht mehr vorhanden. Woher kommt dieses Bedürfnis der Politik, Verbrechen schon im Vorhinein verhindern zu wollen? Dieser Verhinderungswahn ist eine Frage von zur Schau gestellter politischer Handlungsfähigkeit. Da geht es einfach darum, zu sagen:


über.thema Wir tun etwas dagegen. Da gibt´s eine Studie einer amerikanischen Universität. Die haben sich die Verfahren rund um die etwa 150 verhinderten Terroranschläge nach 09/11 angeschaut. Sie haben festgestellt, dass etwa in der Hälfte davon ein Geheimdienst involviert war, in der Anbahnung des Anschlags. Weil der Rechtfertigungsdruck auf diese Geheimdienste so groß geworden ist, dass sie sie dazu bringen oder drängen, einen Anschlag zu machen, um diesen dann als verhindert melden zu können. Das ist keine Verschwörungstheorie, das kann man nachschauen. Man muss sich die Frage stellen, wie das mit dieser unsicherer werdenden Welt eigentlich ist. Unsere Gesellschaft ist so verletzlich wie noch nie. Wo sind die Anschläge in den USA, die mit einer Leichtigkeit zu machen wären?

Das, was auf meinem Rechner ist, ist Gedankenfreiheit, und darf daher nicht angegriffen werden. Sprengstoff in die U-Bahn zu schaffen ist überhaupt nicht schwer zu organisieren. Im Irak machen sie uns das die ganze Zeit vor, wie einfach das ist. Wöchentlich. Wo sind sie in den USA? Ich glaube, es gibt diesen Terrorismus nicht in dem Maß, in dem er uns vorgegaukelt wird. Das ist eine selbsterhaltende Behauptung von diesen ums zehnfache gewachsenen Organisationen, wie Homeland-Security, die das machen müssen, um sich selber am Leben zu erhalten. Wir sind in einem Teufelskreis gefangen. Staatliche Vorratsdatenspeicherung, Digitaler Fingerabdruck (Browser-Abdruck), Google-Allmacht, Gesichtserkennungsprogramme: Die Überwachungsmöglichkeiten sind perfekt. Wo setzt man als IT-Spezialist bei dieser Hydra den Hebel an? Es gibt den Begriff vom so genannten SuperCookie. Es ist eine Sammlung von zehn Arten, um identifizierende Information auf Ihrem Rechner zu hinterlassen. Es wird versucht, Sie identifizierbar zu machen, über eine Session hinaus. Das ist der technologische State-of-theArt. Wenn man es schafft, sich gegen dieses Paket zu wehren, dann ist man einigermaßen untrackbar. Aber das ist für die meisten Menschen außerhalb jeder Reichweite. Ich glaube, im Moment muss man sich einfach damit abfinden, dass alles getrackt wird und entsprechend vorsichtig sein. Die Hauptkonsequenz von diesem Tracking ist momentan sowieso noch, dass man Werbung bekommt, die angeblich den eigenen Interessen entspricht. Man kann sich allerdings zumindest informieren. Es gibt ein nettes Browser-Plug-In, das heißt Ghostery [ghostery.com, Anm.]. Damit können Sie sehen, wer Sie trackt. Auskommen kann man nur, wenn man technisch sattelfest ge-

nug wird. Private-Mode [beim Browser, Anm.] verwenden ist schon einmal ein guter Ansatz. Ein Staat gibt einem wegen Bestechung verurteilten Softwareentwickler 13 Millionen Euro für ein dilettantisches Spionageprogramm, das bewusst gegen das deutsche Grundgesetz verstößt. Was sagt das über diesen Staat aus? Es zeugt natürlich von technischer Inkompetenz. Dass Organistationen, die davon leben, dass sie eine gewisse Konstanz in ihrem Sein haben, wie Strafverfolgungsbehörden, nicht jeden neuen technischen Trend aufgreifen, ist ganz klar. Vor zwei Jahren gab es in Deutschland ein bahnbrechendes OGH-Urteil, das den Begriff der digitalen Privatsphäre erstmals einführt und sagt: Das, was auf meinem Rechner ist, ist wie Gedankenfreiheit und darf daher nicht angegriffen werden. Das finde ich eine ausgezeichnete Metapher. Damals war in Österreich von der Diskussion nichts zu hören. Es war eigentlich ganz klar, dass in Österreich so etwas verwendet wird, und auch in Deutschland. Zu glauben, dass man mit so etwas davonkommt, ist leider Gottes sehr realistisch, weil in vielen Bereichen passieren Dinge, die wir nie erfahren. Was spannend ist, ist dass sie nach diesem OGH-Urteil in Deutschland diese Software haben, die klar gegen dieses verstößt. Das ist ein Skandal. Teilen sie den Eindruck, dass sich im Internet eine liberale, gesellschaftliche Bewegung formiert? Ich geh jetzt einmal zurück auf den John Perry Barlow und seine „Declaration of the Independence of Cyberspace“, die er in den 90er-Jahren beim Weltwirtschaftsforum in Davos verlesen hat. Wenn man das heute liest, merkt man, dass es von Jahr zu Jahr aktueller wird. Er spricht den Staaten und Firmen die Hoheit über das Internet ab und sagt: „Wir machen hier ein utopisches Experiment, das versteht ihr nicht. Wir machen hier eine Society of Mind.“ Das ist eine Geschichte, die sich durchzieht bis heute. Das ist eine Art von magnetischer Wirkung, die das Internet auf kritisch-Intellektuelle hat. Zu recht. Das hat natürlich einen ganz klaren historischen Hintergrund. Das TCP/IP -Protokoll, das dem Internet zugrunde liegt, wurde geschaffen mit der ganz klaren Intention, eine Struktur zu schaffen, die nicht beherrschbar ist. Und es ist gelungen. Ist das nicht trotzdem eine romantische Vorstellung? Wenn man zum Beispiel die Internetzensur im Iran betrachtet? Ganz sicher, klar. Das ist der Grund, warum wir für Netzneutralität kämpfen müssen, als wäre es das letzte Stück Fleisch, das wir haben. Solang es einen Anflug von Netzneutralität gibt, ist es immer möglich, die globalen Strukturen so zu verwenden, wie die, die das Internet unter

5 Kontrolle haben wollen, es nicht wollen. Daher ist es zwar natürlich eine romatische Vorstellung, aber es ist auch eine technische Realität. „Niemand kann das Internet kontrollieren, aber wir dürfen auch nicht alles dem Zufall überlassen“, meinte vor kurzem der britische Außenminister William Hague auf der Londoner Konferenz zum Cyberspace und er rief zu einer internationalen Kooperation auf. Was würden Sie dieser Aussage entgegnen? Ist das eine Drohung? Natürlich ist das eine Drohung. Und das ist nicht der erste Versuch. Ich kann in dem Fall nur darauf vertrauen, dass die Strukturen des Internets wiederum resilient [belastbar, Anm.] genug sind gegen solche Angriffe. Bis jetzt war es immer nur purer Aktionismus. Wie die Zurverfügungstellung des Internetkillswitches des amerikanischen Präsidenten. Das ist ein

Internetkillswitches: Vollkommen unmöglich.

Scherz. Das ist vollkommen unmöglich. Auch in England wurde es für Socialmedia-Systeme im Fall von Katastrophen diskutiert. Aber die Kritik daran war so laut, dass man es wieder sein gelassen hat. Weil Socialmedia-Systeme ja mehr Gutes als Negatives anrichten in solchen Fällen. Aber ich kann wieder nur sagen: Denkt darüber nach, warum es diese Riots gibt, anstatt hier irgendwelchen Aktionismus zu machen. Nehmen wir an, es gibt totale Überwachung und alle Befürchtungen werden wahr: Was würden Sie tun? Es ist gut, wenn man für solche Fälle ein gutes technisches Know-How hat, aber sich darauf vorzubereiten ist unmöglich. Also gibt’s kein Pendant zum Horten von Essensvorräten im Falle eines Atomkrieges? Ich sage einmal: Die Überwachungsgesellschaft wird uns nicht das Essen verweigern. Von dem her ist das keine Vorbereitung darauf. Wie man sich vorbereiten kann ist, indem man „Little Brother“ von Cory Doctorow liest. Das ist vielleicht die Buchempfehlung zu diesem Interview. Kann man gratis herunterladen und ist eine Art Lehrbuch über den Umgang mit oppressiven Verhältnissen. ♦

über.peter

Peter Purgathofer ist ao. Univ.-Prof. am Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung der TU Wien und Jurymitglied der Big Brother Awards. www.uebermorgen.at


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Das neue Paradigma der Freiheit Kommentar zur Umsetzung der Vorratsdatenspeicherung

Foto: Andreas Schmidt

Die EU-Richtlinie zur „Vorratsdatenspeicherung“ (VDS) wurde im Parlament im Mai 2011 durch Änderungen im Telekommunikationsgesetz (TKG) sowie in der Strafprozessordnung (StPO) und im Sicherheitspolizeigesetz (SPG) im österreichischen Recht umgesetzt. Den Anbietern von öffentlichen Kommunikationsdiensten bleibt eine Galgenfrist zur technischen Umsetzung bis 1.4.2012 - kein Aprilscherz. StPO und SPG regeln dabei, in welchen Fällen und nach welchem Verfahren solche Daten durch Polizei- und Justizbehörden begehrt werden dürfen. Das TKG schreibt demgegenüber, vereinfacht gesagt, vor, welche Daten zu speichern sind und welche Datenschutzgrundsätze dabei zu beachten sind. Der wichtigste Grundsatz des Datenschutzes, die strenge Zweckbindung, wird allerdings durch die Vorschrift zur flächendeckenden und verdachtsunabhängigen Speicherung selbst verletzt. Wie z.B. Art. 6 der EU-Datenschutzrichtlinie formuliert, dürfen personenbezogene Daten nämlich nur „für festgelegte eindeutige und rechtmäßige Zwecke erhoben und (…) weiterverarbeitet werden.“ Die VDS jedoch verfolgt den Zweck, die Verbindungsdaten aller Menschen für mindestens 6 Monate verfügbar zu halten, weil diese möglicherweise später nützlich zur Aufklärung von Straftaten einiger www.facebook.com/ueber.morgen

Weniger sein könnten, die bei der Speicherung zumeist noch gar nicht begangen wurden. Außerdem lässt die VDS-Richtlinie den EU Mitgliedsstaaten den Spielraum, die Vorratsdaten auch für die reine Prävention von Straftaten zu verwenden. Diese Zwecke mögen vielleicht rechtmäßig sein, „festgelegt und eindeutig“ sind sie keines-

rechtskonvention (EMRK) garantiert. Als Ausfluss der Menschenwürde darf dieser Anspruch demnach nur beschränkt werden, wenn damit eindeutige und höherwertige Ziele verfolgt werden und die Maßnahme „in einer demokratischen Gesellschaft notwendig“ ist. Weder die Notwendigkeit noch der tatsächliche Nutzen der VDS wurden jemals hinreichend nachgewiesen, schon deshalb ist die Richtlinie mit den europäischen Grundrechten nicht vereinbar. Wirksam feststellen kann dies im Hinblick auf die innerstaatliche Umsetzung aber nur der Verfassungsgerichtshof (VfGH). Daher sollten wir uns organisieren und diese Frage schnellstmöglich dort hin tragen, auf den Schultern einer starken und mündigen Zivilgesellschaft. ♦

Christof Tschohl ist wissenschaftlicher Mitar-

falls. Auf der Strecke bleibt dabei das Grundprinzip der Grundrechte, wonach der Staat rechtfertigen muss, wenn er die Freiheiten seiner Bürger beschneidet - und nicht umgekehrt die Menschen, wenn sie eine Geheimnissphäre beanspruchen. Das Recht, etwas zu verbergen, ist u.a. in Artikel 8 der Europäischen Menschen-

beiter am Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte (BIM) und Gründungsmitglied des Arbeistkreises AKVorrat.at Edri-gram vom 2.12.2009:

www.tiny.cc/edri-gram BIM-Stellungnahme:

www.tiny.cc/bmi-stellungn


über.thema

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Die Unverletzbarkeit der Privatsphäre ist ein Menschenrecht

Peter Stadlmaier, Justizsprecher der Piratenpartei Wien, im Interview mit über.morgen. Warum sind Datenschutz und Privatsphäre so wichtig? Datenschutz ist wichtig, weil die Anhäufung von Daten oft Ziel von Verbrechern oder Institutionen werden. So lassen sich zum Beispiel Gesundheitsdaten sowohl von Kriminellen zur Erpressung verwenden, als auch von Versicherungen zur Risikobewertung. Die Unverletzbarkeit der Privatsphäre ist ein Menschenrecht. Ein Verstoß dagegen, etwa durch Überwachung, erzwingt geradezu normenkonformes Verhalten. Personen werden in der freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit gehemmt. So könnten zum Beispiel die Teilnahme an Versammlungen auf überwachten, öffentlichen Plätzen oder ähnliches gemieden werden, wenn die Menschen dadurch Nachteile zu befürchten haben. Das ist für die Zivilgesellschaft äußerst schädlich. Selbst die theoretische Möglichkeit, dass fremde Personen Zugriff auf die eigenen Kommunikationswege haben (zum Beispiel durch Vorratsdatenspeicherung/VDS), genügt meist, um das Kommunikationsverhalten, auch unbewusst, zu verändern. Was wird im Zuge der Vorratsdatenspeicherung gemacht? Bei der VDS werden verdachtsunabhängig vom

Telekommunikationsanbieter Verbindungsdaten erfasst (keine Inhalte), um sie auf Verlangen den Ermittlungsbehörden auszuhändigen. Das heißt, es wird protokolliert, wer mit wem wann und von wo aus kommuniziert hat. Bei der Mobiltelefonie wird auch noch die Gerätekennung mit erfasst. Auf diese Weise können unter anderem auch sehr detaillierte Persönlichkeitsprofile erstellt werden. Ist das Anti-Terror-Paket sinnvoll? Nein, die dortigen Regelungen werden keinen einzigen echten Terroristen von einer Tat abhalten. Sie schränken lediglich BürgerInnenund Menschenrechte ein. Allerdings sind die meisten Formulierungen darin derart vage und unscharf, dass sie problemlos auch auf NGOs, kritische JournalistInnen etc. angewendet werden können. Dadurch stellen diese Gesetze eine massive Bedrohung der Zivilgesellschaft dar. Was ist/macht der Bundestrojaner? Er ermöglicht das Mithören von Voice-over-IPTelefonie (zum Beispiel Skype), das Protokollieren von Online-Messengern (zum Beispiel Internet Relation Chat), das Manipulieren bzw. Einschleusen von Daten sowie das Anfertigen von Screenshots des PCs. Allerdings ist die

Software so schlecht abgesichert, dass sie auch sehr einfach von Dritten übernommen und für kriminelle Zwecke missbraucht werden kann. Wie kann man seinen PC/Laptop am besten schützen? Es gibt drei Möglichkeiten, den Trojaner auf einen PC zu bringen: 1. Durch Ausnutzen einer Sicherheitslücke im Betriebssystem. Davor schützt die Wahl eines wenig anfälligen Betriebssystems, welches auch ständig aktuell gehalten wird. Zusätzlich kann man auch noch den Datenverkehr mit dem Internet über einen Router mit Firewall laufen lassen. 2. Durch eine infizierte Datei bzw. einen infizierten Datenträger. Hier hilft vor allem Vorsicht bei der Arbeit mit fremden Daten(trägern). Nicht jeden Mailanhang gleich aufmachen oder jede Gratis-CD in den PC einlegen. Ein aktuelles Virenschutzprogramm kann hilfreich sein, am wichtigsten ist jedoch die Wachsamkeit. 3. Durch manuelle Installation (Diese Methode wurde vom Deutschen Zoll gewählt). Um das zu verhindern, kann man nur die Festplatte verschlüsseln und den PC nie unbeaufsichigt laufen lassen. ♦

Terrorismus-Keule Kommentar

Als ÖH-Vorsitzende wirft Sigrid Maurer Zettel im Parlament und schafft es damit auf die Extremismusliste der Polizei. So schnell wird man in Österreich zur Terroristin. Am 22. Dezember 2010 kam es im österreichischen Nationalrat zu einer Protestaktion: Um ihren Unmut gegenüber geplanten Bildungskürzungen Luft zu verschaffen, besuchte eine Gruppe Studierender - unter ihnen mehrere Mitglieder der ÖH, auch Sigi Maurer - das Parlament und störten die Tagung indem sie Flugzettel von der Besuchergalerie warfen. Dabei skandierten sie das bekannte „Wir sind hier, wir sind laut - weil man uns die Bildung klaut“. Die Studierenden mussten die Galerie umgehend verlassen und bekamen ein 18-monatiges Hausverbot. Als Maurer diesen Herbst ein Auskunftsbegehren stellte, erfuhr sie, dass sie auch auf der Extremismus-Liste des Bundesamtes für Ver-

fassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) gespeichert ist. Dafür gibt es vom Gesetz her zwei Gründe: die Abwehr einer kriminellen Verbindung oder eines gefährlichen Angriffs. Da eine Wiederholung der Flugzettel-Attacke unwahrscheinlich schien (siehe Hausverbot) wurde Maurer in eine kriminelle Verbindung gedacht, die es nun zu beobachten gilt. Es ist frech genug, einen so genannten „Terrorparagraphen“ bei einem Fall von zivilem Ungehorsam einzusetzen; jedoch schafft es die Polizei nicht mal hier, trotz aller Freiheiten, die diese Gesetze für die Exekutive bringen, im Rahmen der Legalität zu operieren. Für eine Speicherung muss nämlich neben einer Gruppe von Personen auch eine strafbare Handlung vorliegen, wobei genannter Vorfall im Parlament aber nur verwaltungsrechtliche Relevanz hat. Das Vorgehen der Polizei ist also nicht nur verhältnismäßig überzogen, sondern auch rechtlich gesehen ein Fehltritt. Nach dem Tierschützerprozess (und dem Paragraph 238a mitsamt seiner großzügigen

Auslegung) also eine weitere Zweckentfremdung dieser bedenklichen Rechtsmittel gegen politisch engagierte Menschen. Am 19.10. wurde im Parlament ein weiteres Anti-Terror-Paket beschlossen. Dieses lässt solche Maßnahmen nun auch auf Einzelpersonen zu, ebenso wie eine Überwachung von verdächtigen Menschen, für die keine Genehmigung von RichterInnen oder der Staatsanwaltschaft notwendig ist. Auch hier ist Missbrauch zu befürchten, zeigt doch die Erfahrung, dass Ermittlungsfreiheit schnell als politisches Mittel eingesetzt werden kann. Und ganz plötzlich hat man seinen Listenplatz nicht mehr bei einer wahlwerbenden Partei, sondern beim Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung. ♦

Christopher Glanzl Informationen zum Auskunftsbegehren:

www.gras.at/service/wasweissderstaat

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Supersauber statt Supernackt Leerstehendes BUWOG-Areal in Neubau besetzt

D

ie Freiraum-Bewegung in Wien erreicht mit der Besetzung eines großräumigen Areals mitten in „Boboville“ (Wien-Neubau, 7. Bezirk) ein neues Level. Nach der spürbaren Aufbruchstimmung während der einwöchigen Besetzung des Lobmeyr-Hofs in Ottakring (7. bis 14. Juli), die nur bedingt in die weiteren Besetzungen im Rahmen der „Sommer Sonne Squatting Action“ 2011 mitgenommen werden konnte, startete nach einer Phase der Reflexion und Neuorientierung zu Semesterbeginn mit dem „Epizentrum“ ein neuer Anlauf.. Nick Wolfinger

Fotos: Nick Wolfinger

Das Gewerbeareal in der Lindengasse 60-62 steht seit etwa ein bis zwei Jahren leer und wurde zuvor von Logistik-Unternehmen sowie der „Neue Sentimental Film“ genutzt. EinE NachmieterIn fand sich bezeichnenderweise wegen zu hoher Mieten nicht. In der Folge verkaufte der damalige Besitzer das Areal an die BUWOG, die hier bis 2013 das neue Wohn- und Geschäftshaus „7central“ errichten will – obwohl das Areal Teil einer städtischen Schutzzone zur „Erhaltung des charakteristischen Stadtbildes“ ist. Das Projekt sei noch „in Planung“ – liest man auf der BUWOG-Webseite – man solle sich aber schon jetzt vormerken lassen, denn: „Wer kreativen Freiraum zum Leben sucht, findet ihn hier.“ Was bei einem nach Gewinnmaximierung konzipierten Wohnhaus stark bezweifelt werden darf, trifft seit 14. Oktober dennoch zu. Seither ist die BUWOG mit Menschen konfrontiert, die neusprachliches PR-Sprech von „kreativen Freiräumen“ noch www.facebook.com/ueber.morgen

ernst nehmen und danach handeln. Die BUWOG hingegen hat wohl eher jene „Kreativen“ als Klientel angesprochen, die für ihren „höchstpersönlichen Freiraum“ 13 bis 14 Euro pro Quadratmeter und Monat zu zahlen bereit sind und die ihre Kreativität lieber im Büro als am Wohnort ausleben. Stattdessen verkündet nun ein Transparent am Einfahrtstor, dass hier „mietfreie Wohnungen“ entstehen. Auf Fenstern zeugen aufgemalte Großbuchstaben von der „Freien Universität Wien“, Kost-Nix- und Info-Laden bieten künstlerisch umgestaltete Kleidungsstücke sowie Broschüren und alternative Zeitschriften zur freien Entnahme an. Frauenund Kinderräume wurden eingerichtet, eine Mediengruppe hat sich einquartiert, KünstlerInnen aus der ganzen Stadt überziehen die Mauern mit immer eindrucksvolleren Graffitis, verschiedene Gruppen halten im „Epizentrum“ ihre Treffen ab. Die Volxküche sorgt täglich für

Verpflegung und finanziert sich ebenso durch freie Spenden wie die selbst gezimmerte Bar, die bei Konzerten und (Soli-)Festen Verwendung findet.

Glücklich Wohnen

In ersten Zeitungsberichten zeigte sich die BUWOG noch abwartend – man plane „keine übereilte Räumungsaktion“. Man halte das ganze für eine „spontane Aktion“ und „auf ein paar Tage auf oder ab“ komme es nicht an. Man betonte jedoch, dass die Gebäude baufällig und für eine Zwischennutzung „nicht geeignet“ seien. Am achten Tag der Besetzung erschien dennoch eine Delegation der BUWOG und der Stadt Wien, um ein Angebot für eine befristete Zwischennutzung bis Jänner 2012 (angekündigter Beginn der Abbrucharbeiten) zu unterbreiten. Dieses ist freilich an gewisse Bedingungen gebunden, darunter eine relativ willkürliche Kündigungsklausel. Zu Redakti-


über.krise onsschluss lag noch keine Reaktion des Plenums vor.

„Her mit dem schönen Leben!“

Was verschiedene Gruppen und Individuen seit Jahren immer wieder versucht haben, scheint nun erstmals für einen (für Wiener Verhältnisse) längeren Zeitraum möglich: Einen offenen Raum für alle zu schaffen, die ohne Miet-, Subventions- und Profitdruck gemeinsam, durch Kooperation und Bündelung von Kräften an einem Ort etwas erschaffen wollen, das wiederum allen zugute kommen soll. Täglich kommen hunderte Personen, um auf die eine oder andere Weise Unterstützung zu leisten oder

Interesse und Empathie auszudrücken. Zu angekündigten Festen (z.B. die Soli-Party des Lastenrad-Kollektivs am Abend der OktoberCritical Mass) kommen bis zu 1.000 Personen oder mehr – weit über typische Szene-Grenzen hinaus. Umso wichtiger ist es, in der Wahrnehmung

9 der BesucherInnen nicht auf eine „nette“ und günstige Party-Alternative reduziert zu werden. Vielmehr handelt es sich um ein emanzipatorisches Projekt, das nicht bloß konsumiert, sondern mitgestaltet und mitgetragen werden will. Eigenverantwortung – und Verantwortung für andere – sind hier die „Zauberwörter“, von denen es abhängt, dass die gelebte Utopie des schönen Lebens gelingen kann. Als Antwort auf die nicht bloß öde, sondern lebensgefährliche Konsum- und Leistungsgesellschaft, die ihr „Humankapital“, angetrieben durch Ängste und die Illusion der „Leistungsgerechtigkeit“, in BurnOuts, Depressionen und Vereinzelung treibt. ♦

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Die Welt empört sich W

Foto: flickr, how will i ever

illkommen in der Welt der sozialen Kämpfe! Die stärkste wirtschaftliche Krise seit den 1930er-Jahren legt eine lang unterdrückte Dimension des Sozialen wieder frei: Den Streit um wirtschaftliche und politische Partizipation. Damit du den Überblick über die verschiedenen Schauplätze und Anlässe nicht verlierst, hat dir dein Begleitheft zur Krise eine „Weltkarte der Revolution“ zusammengestellt. Victor Höck

Tag der Empörung Der Aufruf für die weltweiten Proteste am 15. Oktober 2011 gegen die Macht des reichsten Prozents über die ärmeren 99% wird in den Medien gern den New Yorker Wall-Street- BesetzerInnen zugeschrieben. Tatsächlich wurde dieses Datum schon im Sommer von der spanischen Protestbewegung „Democracia real Ya!“ angesetzt. Die im Internet angekündigte „World Revolution“ fand dann freilich nicht statt, stattdessen aber eine Reihe von Protesten auf der ganzen Welt. Die Größe der Kundgebungen bewegte sich auf einer Bandbreite von eher kleineren Aktionen mit wenigen hundert Teilnehmenden (Wien, Dublin, Mexico City und andernorts) bis hin zu massiven Kundgebungen mit mehreren tausend Beteiligten (Madrid, New York, Lissabon, Berlin und einige weitere). Hervorzuheben sind hier die schweren Ausschreitungen in Rom, die Schäden in Millionenhöhe verursachten, in ihrer Gewalttätigkeit aber am „Tag der Empörung“ eine Einzelerscheinung blieben.

Arabischer Frühling

Dass dieses Jahr nicht unbedingt die beste Saison für arabische Despoten ist, hat das jüngste Schicksal von Muammar Al-Gaddafi eindrucksvoll veranschaulicht - aber auch in anderen Ländern wird es eng für Diktatoren: In Syrien und im Jemen richten sich nach wie vor heftige Proteste gegen die Alleinherrscher der jeweiligen Länder, die diese mit eiserner Faust beantworten. So mussten in Syrien laut Schätzungen der UNO bereits 3.000 Menschen das Leben für den Machterhalt von Präsident Assad lassen, darunter rund 190 Kinder. Im postrevolutionären Ägypten hingegen versucht sich Marschall Tantawi an einer Restauwww.facebook.com/ueber.morgen

ration der Diktatur unter seine Ägide - nicht ohne den Widerstand der Jugendbewegung, die immer noch Zehntausende für Proteste gegen die langsamen Reformprozesse mobilisiert. Und auch in Saudi-Arabien und Bahrain kam es zu vereinzelten Zusammenstößen zwischen regimekritischen Demonstrierenden und den jeweiligen Exekutiven.

Griechenland streikt

Während sich die finanzielle Situation für das Mittelmeerland immer schlechter entwickelt, entlädt sich der Volkszorn über die Regierung Papandreou, die als willfährige Verrichterin des schmerzhaften IWF-Programms gilt. Dies äußert sich in mehrtägigen Generalstreiks, Großkundgebungen mit mehreren hunderttausend TeilnehmerInnen und teilweise verheerenden Ausschreitungen, bei denen die Fronten nicht nur zwischen Exekutive und Demonstrierenden verlaufen, sondern neuestens auch zwischen den verschiedenen Protestfraktionen.

In Chile brennt nicht nur die Uni

Was die unibrennt-Bewegung immer als großes Ziel anpeilte, jedoch nie erreichen konnte, wird derzeit von einer kämpferischen Bewegung in Chile realisiert: Ein breites, solidarisches Bündnis zwischen einer studentischen Bildungsbewegung, großen, kampfbereiten Gewerkschaften und weiten Teilen der Bevölkerung. Das Ergebnis dieses Schulterschlusses ist, dass die Ziele der Bewegung mittlerweile weit über die einer bloßen Bildungsbewegung hinausgehen und nicht weniger als eine gerechtere Gesellschaftsordnung fordern. Der jüngste Höhepunkt dieser Bewegung mit der charismatischen Sprecherin Camila Vallejo war der Sturm einer Parlamentsdebatte zum Bildungsetat.

Coming up next Auch wenn in der derzeitigen Situation schwer vorherzusagen ist, wo und wann in Zukunft soziale Kämpfe ausgetragen werden, lassen sich zwei Termine schon heute festmachen, sind sie doch mittlerweile regelrechte Schlager progressiver Protestkultur: Am 3. und 4. November tagt der G20-Gipfel in Cannes, hier ist durchaus mit massiven Demonstrationen zu rechnen - Frankreich erwägt sogar eine Sperre der italienischen Grenze im Vorfeld der Konferenz. Und Ende November wird in Deutschland erneut Atommüll ins Lager Gorleben verfrachtet. Letztes Jahr versuchten mehrere tausend DemonstrantInnen, den Castorzug durch Sitzblockaden, Barrikaden und verschiedenste Aktionen aufzuhalten. Bündnisse wie „Atomstaat stilllegen“ wollen auch dieses Jahr den Transport sabotieren.

Und Österreich?

In Österreich, wo seit 2003 nie mehr als zwei Minuten pro ArbeiterIn und Jahr gestreikt wurde, ist schon eine im Vergleich zu Griechenland recht vorsichtige Streikaktion wie jene der MetallerInnen beinah eine kleine Revolution. Doch auch die „Insel der Seligen“ wird von der Krise und den daraus resultierenden Verteilungskämpfen nicht verschont bleiben. Sei es die gefährliche Drohung des Bildungsministers, die Unis Studiengebühren in frei wählbarer Höhe einzufordern zu lassen, der Ausbau des Überwachungsstaates durch die Terrorgesetze oder das Krisenmanagement, das die Verluste der Banken auf die arbeitende Bevölkerung abwälzen will: Anlass zur Empörung gibt es genug. ♦


über.kommentar

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Was kann ein Bildungsvolksbegehren? Kommentar Aufwertung der Kindergartenpädagogik, eine moderne gemeinsame Schule, Ausfinanzierung der Unis - soweit könnte auch der breite bildungspolitische Konsens von Studierenden mitgetragen werden - trotz Androsch. In Studierendenkreisen wird das, in den kommenden Wochen über die Bühne gehende, Bildungsvolksbegehren bislang wenig diskutiert. Spricht man etwa mit Leuten aus dem Umkreis der #unibrennt-Bewegung stößt man auf Skepsis: Die Forderungen seien problematisch und wo nicht problematisch, da sind sie zu schwammig. Außerdem sei der Initiator Hannes Androsch eine recht suspekte Figur, ein Wirtschaftsliberaler, der doch für Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen und ähnlich Grausliches sei. So richtig funkt es nicht zwischen politisch wachen Studierenden und dem Bildungsvolksbegehren. Die ÖH übt sich einstweilen in Zurückhaltung. Sie ist in dieser Angelegenheit gespalten, was eine energische Parteinahme für oder gegen eine Unterschrift nach außen hin schwierig macht. Natürlich ist sie auch ein bisserl angefressen, die ÖH: Zwar war sie in die Erstellung

des Forderungskataloges involviert, konnte sich in manchen Punkten, wie keine Studiengebühren und keine Zugangsbeschränkungen, nicht durchsetzen. Ein wichtiger Multiplikator fällt damit für das Volksbegehren samt ihrer beachtlichen Expertise weg. Tatsächlich ist die Unterstützung des Bildungsvolksbegehrens sehr breit aufgestellt, mit zahlreichen NGOs, über die Produktionsgewerkschaft, SP-Organisationen, die Liberalen bis hin zu den Grünen, und damit weit mehr als der Ex-Finanzminister Androsch und die Industriellenvereinigung. Man hat das Gefühl vom Initiator Hannes Androsch ist hier wenig drinnen - die Regel „Wer zahlt schafft an!“ greift hier nur bedingt. Auch der Grundtenor der Forderungen macht sich keineswegs schlecht: kein Sitzenbleiben, keine Nachhilfe, eine gemeinsame Schule, Aufwertung des LehrerInnen Berufs, Individualisierung des Unterrichts, darüber hinaus ein Bekenntnis zu Frühförderung, flächendeckendem Kindergartenangebot und 2 % des BIP für die Universitäten bis 2020. Vieles wirkt dabei atmosphärisch und wenig konkret. Aber gerade diese Unschärfe macht es notwendig, an der Diskussion teilzunehmen. Schließlich sind auch Punkte wie die Studien-

platz-Finanzierung, die momentan in den Forderungen stehen, nicht in Stein gemeißelt. Bei Erfolg werden die Forderungen neuverhandelt werden, denn schließlich kann ein Volksbegehren die Behandlung eines Gesetzesvorschlags im Nationalrat verlangen. Um ein Volksbegehren zum Erfolg – sprich zu einer Behandlung im Parlament – zu führen, müssen die Initiatoren zunächst für einen Zulassungsantrag und dann folgend für das eigentliche Volksbegehren in einer Frist von einer Woche 100.000 Unterschriften Wahlberechtigter vorlegen. Von 3. bis zum 10. November kann man unterschreiben, in den Bezirk- oder Gemeindeämtern. Das kann es, das Volksbegehren. Was es noch können würde, wäre ein reger und kritischer Diskurs. Und viele, denen an einer grundlegenden Reform des Bildungssystems liegt, täten gut daran, diese Gelegenheit am Schopf zu packen und sich einzubringen. Schließlich gibt es derart breite Allianzen für tief greifende Veränderungen hierzulande selten. ♦ Mehr Infos: www.nichtsitzenbleiben.at

Daniel Knopper, Karin St.Anger

Wir sind die Samples Kommentar Nicht mehr lange und Facebook wird das neue Profil-Feature einführen. Die alte Profilansicht wird dann zur Timeline. Diese wird das gesamte online preisgegebene Leben dokumentieren. Virtuelle Realität 3.0, mentales Outsourcing, digitale Selbstkonstruktion – die Effekte und das „Service“ für die Nutzer. Noch mehr private Daten, Einblicke, Macht, Geld – die Effekte für das Unternehmen. FacebookGründer und CEO Marc Zuckerberg hat nichts mehr zu verlieren. Die Konkurrenz schläft nicht, wie die Lancierung von Google+ in Erinnerung rief. Es gilt die Allmacht zu verteidigen. Es gilt, sich als emotionaler Teil des Nutzerlebens zu positionieren. Denn niemand entsorgt aufs Leichte hin seine Fotoalben, verbrennt seine Tagebücher, löscht seine Vergangenheit. Es gilt schlichtweg unersetzbar zu werden. Soweit die Marktstrategie von Facebook. Man mag hierbei an Orwells „1984“ denken. Zu viel Wissen, zu viel Macht in einer Hand.

Doch auch die Parallelen zu Orwells „Krieg der Welten“ und der „Matrix“ der Wachowski-Brüder sind bedrückend. In beiden wird dieselbe menschliche Urangst heraufbeschworen: Es geht um die Degradierung des Menschen zum Produkt, die Verwertung des Menschen als Nahrung, die Züchtung des Menschen als Energieversorger. Ein Albtraum. Wir sind Konsumenten, Nutzer, Kunden, wir sind keine Waren, so die selbstberuhigende innere Stimme. Das jedoch ist leider ein Irrtum, denn heute schon ist jeder eine gewinnträchtige Ressource, und zwar im Internet. Wir geben etwas von uns Preis: sei es das schlichte Surfverhalten, das man mittels Spyware erforschen kann, seien es auf werberelevante Keywords durchscannte E-Mails auf Gmail oder der Facebook-Account. Es geht um Analyse-Daten für die Werbebranche, für Produktentwicklungsabteilungen, für Parteien, für den Staat. Wir sind die Samples. Firmen wie Facebook und Gmail werden in Zukunft Meinungs- und Marktforschungsinstitute obsolet machen. Das Gratis-Service: freundlich-warme Benutzeroberflächen, sozi-

ale Kontakte. Der Preis: Daten. Das Paradoxon: Wir sind gleichzeitig auch die Konsumenten/ Nutzer der auf uns über diese Daten zugeschnittenen Online-Produkte. Ressource und Konsument gleichzeitig. Ein marktwirtschaftliches Wunderding. Das ökonomische Perpetuum Mobile. Es funktioniert. Und genau hier scheiden sich die Geister: Ist man ein rechtlich geschützter Konsument oder ein freiwillig rechtloser Nutzer. Vor kurzem lancierten einige Wiener Jus-Studenten die Initiative „Europe versus Facebook“. Das Ziel: Facebook muss sich an das europäische Datenschutzgesetz halten. Ein wichtiges Anliegen. Der Ansatz jedoch ist diskussionsbedürftig: Denn der einzige Gewinn des auf Gewinn angelegten Unternehmens Facebook sind die Daten. Vielmehr sollte man sich die Frage stellen, ob die Zukunft der sozialen Online-Netzwerke nicht in Common-Sites a la Wikipedia zu suchen ist. Facebook selbst wird dann obsolet sein. ♦

Matthias Hütter www.uebermorgen.at


über.politik

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Frühlingserwachen in Nordafrika Wie es zu den Umstürzen in der arabischen Welt kam. Ein Gastbeitrag von Marko Novosel

Foto: flickr, thecoldwhisper

Was zweifellos feststeht, ist, dass außer dem demographischen Bevölkerungswandel, die „neuen sozialen Medien“ eine Schlüsselfunktion dabei spielten. Somit enthält das Internet eine potenzielle Kraft, die politischen und sozialen Organisationsweisen neu mitzugestalten.

„Neuen sozialen Medien“

Die neuen sozialen Medien haben den Menschen die Möglichkeit gegeben die staatlich dominierte Medienlogik, die als Realitätsdefinition von oben definiert wurde, zu umgehen. Die Internettechnik wurde benutzt, um die Realität, so wie sie von den Menschen erlebt wird, zu dokumentieren. Ferner bot sich die Möglichkeit für andere, diese passiv zu bezeugen, zu kommentieren oder mit weiterführenden Links zu versehen. Dadurch entstanden netzwerkartige, zivilgesellschaftliche Wechselwirkungen des Informationsaustausches, die staatliche Realitätsdefinitionen umgangen haben. Die

zu machen, um so einen konsumorientierten Lebensstil führen zu können. In den arabischen Ländern wuchs eine neue Generation der unter 36-Jährigen heran, die 30 Prozent der Bevölkerung ausmachte. Diese jungen Menschen wollten nicht mehr die StatistInnenrollen ihrer

Die Personen auszutauschen ist leicht.

Bewegung wurde von der neu entstanden Mittelklasse getragen und nicht etwa von den unterprivilegierten Klassen. Mittels der neuen Medien empfing die Mittelklasse die propagierten Botschaften der Konsummärkte und sah sich auch in die Lage versetzt, mittels ihrer neu hinzugekommenen Technologien diese auch praktisch umzusetzen.

Eltern einnehmen, um für eine kleine Elite, die sich auf ihre Kosten bereichert, ein Leben lang zu schuften. Der Zugang zu den neuen Technologien schuf neue Möglichkeiten, um diese neu entstandenen Bedürfnisse umzusetzen. Dies führt zu dem Schluss, dass die Revolution systemimmanent von den Diktatoren selbst unfreiwillig fabriziert wurde. Überspitzt formuliert könnnte man sagen, dass spätmoderne oder postmoderne netzwerkartige Strukturen die vormodernen abgelöst haben. Die Revolution selber wollte teilweise die vormodernen Strukturen transformieren, die in einem modernen Staat nichts verloren haben, und nicht in erster Linie die Diktatoren als Personen stürzen. Hätten die Regierungen dies verstanden und vor den Revolutionen modernisiert, wären sie heute möglicherweise noch im Amt. Die Regierungen beruhten generell auf einem Klientelsystem, das überwiegend über Beziehungen und Korruption (als vormoderne Logik des Schenkens), von einer relativ geringen Anzahl privilegierter Profiteure am Laufen gehalten wurde.

Revolution war absehbar

Kontrollierte Abhängigkeit

Mittels der neuen Medien empfing die Mittelklasse die propagierten Botschaften.

Die Jungen wurden relativ gut ausgebildet, hatten aber wenige Chancen, am Markt Karriere www.facebook.com/ueber.morgen

Die Diktatoren hielten jedoch mittels physischer (militärisch-polizeilicher), ökonomischer

und symbolischer Gewalt (zum Beispiel traditioneller oder religiöser Abhängigkeitsverhältnisse) die Mehrheit in Schach. Die Medien samt ihrer Träger wurden kontrolliert, die Loyalität des Polizeiapparates, Geheimdienstes und Militärs wurde als Repressionsmittel benutzt. Gleichzeitig hielt das Diktatursystem dadurch traditionelle patriarchalisch-patrimoniale Strukturen der Repression gegenüber Jüngeren, Frauen, Homosexuellen und anderen Minderheiten aufrecht. In so einer Konfiguration muss der Diktator (der starke Mann an der Spitze) weitere starke Männer kontrollieren können. Die, sei es aus Ideologie, persönlichen Interessen, Angst und Einschüchterung oder sonstiger Abhängigkeiten, ihm absolut ergeben sind. Diese wechselseitige Abhängigkeitslogik widerspricht der modernen Marktlogik. Das System funktioniert, solange es die Kontrolle und die Setzungsmacht über alle Informationen hat, um dem Volk seine Regeln als absolut gewisse Realitätsdefinitionen unmittelbar aufoktroyieren kann.

Die Daten der virtuellen Gemeinschaft werden marktökonomisch verwertet.

Freiheit durch „neue Medien“ Dieses Monopol über die Informationstechnologien ging mit den neuen Medien verloren. Die Menschen schauten über Satellit ausländisches Fernsehen, hatten Zugang zu WikiLeaks, Twitter, Facebook und anderen nichtstaatlichen Informationsquellen, die ihre Ahnungen,


über.politik wie korrupt der Staat sei, bestätigten. Sie begannen sich als eine Art Schwarmintelligenz kollektiv zu organisieren. Die Stärke, Reichweite und Wirkung des Netzwerks reichte aus, um die diktatorischen Organisationsweisen zu umgehen. Das Problem war bis dato, dass die Polizei oder das Militär jede reale größere Menschenansammlung mittels physischer Gewalt zerschlagen konnten. Dies misslang jedoch im virtuellen Raum trotz zahlreicher Versuche.

13 er nur ungern hergeben wird. Gleichzeitig fehlen ein einheitliches Programm, sowie Parteien, die dieses umsetzen. Was die Bewegung einte, war in erster Linie der gemeinsame Feind und nicht so sehr eine gemeinsame Ideologie oder Zukunftsvision. Eine solche gilt es erst zu finden und auszuhandeln.

Neue Abhängigkeiten

Gleichzeitig besteht die Kritik an der Geschlossenheit der sozialen Netzwerke (Facebook) fort. Die Daten der virtuellen Gemeinschaft werden marktökonomisch verwertet. Sie dienen mehr den Konzernen und Marktinteressen als der Allgemeinheit. Die Bewegung hat die faktische Diktatur mit jener des freien Marktes ersetzt. Welchen Preis werden die dort lebenden Menschen dafür zahlen und wird es bald neue Revolutionen geben, wenn dieser zu hoch ausfällt? ♦

Systemabsturz

Jetzt hat die Bewegung die Personen an der Spitze gestürzt, aber das System ist noch immer da; zumindest in den Köpfen der ehemaligen Akteure. Seine Strukturmechanismen warten nur darauf, wieder aktualisiert zu werden. Die Personen auszutauschen ist leicht, schwieriger ist es, das System als Ganzes neu zu starten. Der ehemalige Repressionsapparat hat noch enorme Ressourcen und Einflussbereiche, die

Die richtigen Visionen Gastkommentar

Durch die linken Bewegungen geht ein Riss, was die Forderung nach Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens anbelangt. Meines Erachtens handelt es sich um eine charmante Idee (Erhöhung der persönlichen Selbstbestimmung und Freiheit durch Auflösung der seit Konstitution der europäischen Sozialsysteme bestehenden Arbeitspflicht), die bei genauerem Hinsehen die Versprechen nicht halten kann und sich gleichzeitig für die linke Sache als kontraproduktiv herausstellen würde. Es gibt verschiedene Modelle eines bedingungslosen Grundeinkommens, die sich teilweise stark unterscheiden. Gemein sind ihnen zwei Dinge: Erstens sollen alle Bürger einen monatlichen Betrag erhalten. Also auch der überwiegende Teil der Bevölkerung, der gegenwärtig aufgrund seines Lohneinkommens bzw. erarbeiteten Pensionsansprüche eine solche Zuwendung gar nicht benötigt. Außerdem auch alle 37.000 in Österreich ansässigen Vermögensmillionäre. Zweitens, ist eine Finanzierung über höhere Lohnsteuern vorsehen. Die sind in Österreich aber schon jetzt auf einem sehr hohen Niveau. Außerdem soll die Mehrwertsteuer erhöht werden (auf bis zu 100%). Es würde somit die groteske Situation eintreten, in der finanziell schwächere Bevölkerungsgruppen durch an-

teilig höhere Steuern die Wohlhabenden und Reichen dieses Landes unterstützen. Abgesehen davon muss Geld auch in einem solchen System weiterhin erwirtschaftet werden. Es müssen Waren produziert und verkauft, Haare geschnitten, Alte gepflegt, Kranke behandelt und Schüler unterrichtet werden. Auch in einer zunehmend technisierten Welt wird Arbeit nicht verschwinden, zumal wir in den Ländern der EU auf einen demografisch bedingten Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung zusteuern. Die Auswirkungen des BGE auf Arbeitsmarkt, Wirtschaftswachstum und Produktivität sind schwer vorauszusehen. Tendenziell muss davon ausgegangen werden, dass die extrem hohen Steuersätze (vor allem der Mehrwertsteuersatz) negative Auswirkungen auf die Nachfrage und den Binnenmarkt haben. Die Abhängigkeit vom Export würde weiter steigen, was dann wiederum Druck auf die Löhne ausübt, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Die mit dem BGE verbundenen Hoffnungen auf steigende Löhne (wegen des scheinbaren Verhandlungsvorteils der ArbeitnehmerInnen, nicht mehr gezwungen zu sein, Arbeit anzunehmen) würde sich somit als Illusion erweisen. In meinen Augen handelt es sich summa summarum um kein tragfähiges System. Viel wichtiger aber ist die Feststellung, dass derartige Modelle nicht geeignet sind, zentrale Pro-

bleme zu lösen. Linke Politik muss versuchen, Antworten auf zentrale Fragen unserer Zeit zu geben: Welche Möglichkeiten des Wirtschaftens gibt es jenseits der gegenwärtigen Form unseres Kapitalismus? Wie können wir es schaffen, das Auseinanderdriften von Arm und Reich in unserer Gesellschaft zu stoppen bzw. rückgängig zu machen? Auf welche Weise können wir Unternehmen strukturieren, damit die Belegschaften von den Früchten ihrer Arbeit profitieren und nicht Banken und Aktionäre? Wie können wir verhindern, dass unsere westliche Lebensweise in großen Teilen der dritten Welt zu Hunger, Armut und Umweltzerstörung führt? All diese Fragen und Probleme können mit der Forderung nach dem BGE weder beantwortet noch gelöst werden. Linke Politik muss Visionen entwickeln, auch jenseits der kleinschrittigen und überpragmatischen Alltagsdiskussionen und in einem zweiten Schritt durch Überzeugungsarbeit und mit Argumenten für die Verwirklichung kämpfen. All dies bedeutet harte Arbeit und daher sollten es die richtigen Visionen sein! ♦

Thomas Jeide ist Lehrer in Bayern und Mitglied bei DIE LINKE.

www.uebermorgen.at


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raurig schauende Robbenbabys, blutbesprenkelter Schnee und harpunenbewaffnete Jäger auf den Titelblättern: Die Jagd auf Robben war schon einige Male im Fokus der Medien. Zur Zeit ist es still um das Thema, nur

Tierschutzorganisationen versuchen weiterhin zu informieren – und die über.morgen, die sich fragt: Ist's denn vorbei mit der Robbenjagd? Franka Fuchs

Robben werden schon seit Jahrtausenden gejagt – ursprünglich von den Inuits, einem indigenen Volk im Norden Kanadas, um Fell, Fett und Fleisch zu verwerten. Die kommerzielle Jagd kam erst später dazu. Es bestand eine große Nachfrage, besonders nach dem weichen Fell der so genannten „whitecoats“, der Babyrobben. Bis zum Jahr 1971 gab es in Kanada keine Regulierung der Robbenjagd, geschätzt wird der Fang in den 70-er Jahren auf über 300.000 Sattelrobben pro Jahr, was zu einer Reduzierung der Robbenbestände um zwei Drittel führte – schließlich wurden vom Fischereiministerium Fangquoten eingeführt. Gegen Ende des Jahrzehnts drangen erste Bilder der Jagd nach außen, die Medien zeigten Fotos von Babyrobben, die vor den Augen ihrer Mütter gehäutet wurden, die Empörung der Öffentlichkeit war geweckt. Daraufhin erließ die Europäische Union 1983 ein Importverbot für die Felle von Sattelrobbenbabys und Klappmützenjungtieren, wodurch sich die stark verkleinerte Population etwas erholen konnte. In den 90er Jahren erhöhte das kanadische Fischereiministerium die Fangquoten mit der Begründung, die Robben würden die Kabeljaubestände stark dezimieren. Die Provinzregierungen von Neufundland und Labrador begannen zusätzlich, Robbenfleisch zu subventionieren. Im Jahr 2009 schließlich reagierte die Europäische Union auf die Forderungen der Tierschützer und erließ eine Verordnung zum Handel mit Robbenerzeugnissen, die besagte: „Robben sind fühlende Wesen, die Schmerzen, Qualen, Angst und andere Formen von Leiden empfinden können. In seiner Erklärung zum Verbot von Robbenprodukten in der Europäischen Union hat das Europäische Parlament die Kommission ersucht, unverzüglich den Entwurf einer Verordnung zu erarbeiten, in der die Ein- und Ausfuhr und der Verkauf sämtlicher Produkte aus Sattel- und Mützenrobben untersagt werden.“ Eine Ausnahmeregelung gibt es allerdings für die Inuits, die Robben für ihren Lebensunterhalt erlegen – ihre Erzeugnisse dürfen auch www.facebook.com/ueber.morgen

Foto: flickr, Tambako the Jaguar

Geschichte der Robbenjagd

weiterhin in Umlauf gebracht werden.

Kritik an der Robbenjagd

Die Robbenjagd ist keine Jagd im eigentlichen Sinne, denn die Robbe erkennt den Menschen nicht als ihren Feind. Sie flieht weder, noch wehrt sie sich – so kann sie ohne größeren Aufwand durch einen Schuss oder einen Schlag mit dem „Hakapik“, einer stumpfen Metallstange, die vor allem früher sehr häufig verwendet wurde, um das Fell nicht zu beschädigen, getötet werden. Dieses Töten eines wehrlosen Lebewesens wird oft als unethisch kritisiert. Der zweite Kritikpunkt wäre, dass Robben oft durch einen falsch gezielten Schlag nicht getötet, sondern nur betäubt werden. Das führt dazu, dass sie bei lebendigem Leib gehäutet werden – ganz abgesehen von der Frage, inwiefern es vertretbar ist, ein Tier aufgrund seines Fells zu töten. Oft wird nämlich das Fleisch der Robben liegen gelassen, da durch den aufwändigen Transport und die notwendige Kühlung kein großer Gewinn daraus geschlagen werden kann.

Wer engagiert sich?

Tierschutzorganisationen und Umweltschützer setzen sich seit Jahren gegen die Robbenjagd ein. Greenpeace kämpft in diesem Zusammenhang allerdings besonders gegen den Klimawandel, denn auch dieser birgt Gefahren für die Robben. Durch die Erwärmung werden

die Eisschollen dünner, auf denen die Robbenjungen geboren werden. Sie können in den ersten zwei Wochen noch nicht schwimmen, bricht die Eisscholle, ertrinken sie. Besonders zu erwähnen im Kampf gegen die Robbenjagd ist Paul Watson, einer der Mitgründer von Greenpeace, der aufgrund seines extremen Kurses aus der Organisation ausgeschlossen wurde, nachdem er den Knüppel eines Robbenjägers und dessen bereits erbeuteten Felle in das Meer warf. Daraufhin gründete er die Sea Shepherds, eine Organisation, die sich dem Schutz der Meere verschrieben hat. Besonders aktiv ist sie im Kampf gegen Walfänger und Robbenjäger, die sie mit Hilfe ihres Schiffs verfolgen, behindern und die Jagd dokumentieren.

Alles in allem

Trotz des Einfuhrverbots in die Europäische Union und dem Einsatz der TierschützerInnen geht die Schlachtung der Robben weiter: Im Jahr 2010 wurden in Kanada 330.000 Robben erlegt, die Fangquote für das Jahr 2011 liegt bereits bei 400.000 Tieren. Und nicht nur in Kanada wird Jagd auf Robben gemacht, auch in Namibia, Russland, Litauen, Finnland, Norwegen, Island und vielen weiteren werden die Flossenfüßer für ihr Fell getötet. Deshalb, traurig aber wahr: Die Robbenjagd ist absolut nicht von vor.gestern. ♦


rerl!

über.reste

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Unser Lieblingsplatz

Heute haben wir einen Problemwelpen zu vergeben. Den kleinen Studiengebühr. Sobald er von irgendjemandem aus seinem Loch geholt wird, scheidet er die Geister. Die einen würden ihn gerne richtig fett anfüttern, die anderen ihn sofort zurück in sein Loch jagen. Aber eine richtige Lösung hat natürlich keiner parat. Naja, vielleicht hat ja eine/r unserer LeserInnen bei sich Platz, um den widerspenstigen Köter bis nach den nächsten Wahlen irgendwo zu verstecken? Eure über.morgen-Tierredaktion

Heute ein echter Klassiker, aber ob seiner gruftartig-versifften Einmaligkeit gleichzeitig ein Geheimtipp: Das „Bück´ dich“, so sein alter Name, weil man beim Eintritt auf seine Birne achten muss. „Café Bendl“, der offiziöse Titel. Bei Song Nummer 403 aus der Jukebox, einem „Koks“ für´s Wachbleiben und kunterbunter Gesellschaft auf den durchgesessenen Schmuddelbänken DER Heimathafen für sämtliche Dämmerstunden. Von anscheinend vollen Plätzen nicht abschrecken lassen: Im Bendl herrscht eine ausgeprägte Setzt´s-euch-zu-unsKultur. Hier herrscht noch Solidarität. Die Adresse bleiben wir dir diesmal schuldig: Einfach mal rumfragen, irgend eine Freundin wird´s sicher kennen und dich aufklären. Ungeahnte Anekdoten inklusive. Garantiert.

Foto: Andy_BB

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Neul i c h erst passiert in den Wiener Linien: Da macht man sich einen schönen Tag auf dem idyllischen Kahlenberg, ein bisschen wandern, ein bisschen die letzten Sonnenstrahlen genießen, kauft sich seinen ersten Glühwein des Jahres zum Aufwärmen – und da kommt der Bus. Naja, rein in den Bus mit dem Glühwein. Die Frau vor uns dreht sich nach einer Weile irritiert um, verzieht das Gesicht, murmelt „Suffköpfe!“ und hält sich den Rest der Fahrt angewidert die Hand vors Gesicht, angesichts des von ihr als Fahne interpretierten Glühweindufts. Ein paar Minuten später in der Bim: Da sitzt man friedlich, freut sich auf das Sofa zuhause, gibt seinem Freund einen Kuss und...die alte Dame eine Reihe weiter hinten tippt einem auf die Schulter und meint: „Entschuldigung, Sie sind hier in der Straßenbahn. Da küsst man sich nicht.“ Hier werden einem noch Manieren beigebracht - Oh Wien, du junge Stadt der Liebe und der Toleranz. to Fo

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