Wir Mitteleuropäer/innen kommen auch mit deutlich weniger aus! Diese Erfahrung müssen bzw. dürfen wir in dieser Zeit, die uns aus primär gesundheitlichen Gründen eine Rückbesinnung aufzwingt, machen. Globalisierung, Übernutzung, Verschwendung und Ausbeutung sowie soziale Ungerechtigkeit haben ein schier unerträgliches Maß erreicht. Die biologischen Systeme unserer Erde melden es immer deutlicher retour: Es gibt ein nie dagewesenes globales Artensterben und ökosystemare Funktionsverluste auf allen Ebenen! Mehr denn je sind unabhängige Institutionen wie das Grazer Naturkundemuseum dazu aufgerufen, die kritischen Entwicklungen, insbesondere auch vor unserer eigenen Haustür, zu dokumentieren und im Rahmen vielfältiger Programme und Veranstaltungen, etwa in Form von Ausstellungsrundgängen, Workshops, Aktionstagen oder Exkursionen, zu vermitteln. Ein objektiver Zugang ist uns dabei ebenso wichtig, wie klar Stellung zu beziehen und unsere Einstellungen kundzutun. Kinder und Jugendliche spielen in der Diskussion und Weitergabe unserer Werthaltungen eine besondere Rolle. Sie sind nicht nur die Akteurinnen und Akteure der Zukunft, sondern schon jetzt wichtige Umsetzer/
innen und hocheffiziente Influencer/innen in allen Ebenen der Gesellschaft. Wir wollen sie nicht mit Weltuntergangsszenarien belasten, sondern ihr Interesse an der Vielfältigkeit des Lebens und den zugrunde liegenden Voraussetzungen wecken und sie insbesondere für die Schönheit der Natur begeistern! Fachliches Wissen, aber vielmehr emotionale Bindung an die Natur in ihrer epochalen Faszination sehen wir als Basis zur persönlichen Entwicklung eines verantwortungs- und umweltbewussten Handelns. Denn „man liebt nur, was man kennt, und man schützt nur, was man liebt“, hat bereits Konrad Lorenz sehr treffend formuliert! Es möge uns als Naturkundemuseum gelingen, einen kleinen Betrag in dieser wünschenswerten Entwicklung zu leisten.
Wolfgang Paill Leitung Abteilung Naturkunde
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