49. Jahrgang Nr. 2 Mai 2019
Die Campus-Zeitung der Universität Zürich Surfen ohne Hindernisse
Doktorat im Wandel
Was gute Lehre ausmacht
Seitenwechsel
Die Fachstelle Studium und Behinderung leistet Unterstützung bei der Entwicklung barrierefreier Websites.
Prorektor Michael Schaepman und Claudine Leysinger vom Graduate Campus diskutieren die neuen Empfehlungen zur Doktoratsstufe.
Verrückte Ideen ernst nehmen, das ist einer der Grundsätze des Lehrpreisträgers Chatchavan Wacharamanotham.
Marianne Fassbind, die langjährig als TV-Wirtschaftsjournalistin tätig war, hat ins Beratungsbusiness gewechselt.
Aktuell, Seite 7
Debatte, Seite 8 und 9
Im Rampenlicht, Seite 15
Meine Alma Mater, Seite 17
Bild: Frank Brüderli
6,7 Millionen Euro
Eine kleine Portion Prüfungsangst ist durchaus nützlich, zuviel Angst hingegen blockiert.
Nervenflattern vor der Prüfung Prüfungsängste können ganz schön quälend sein. Was sich dagegen tun lässt. Fabio Schönholzer
Tagelang – nein, wochenlang – wälzt man sich als Studierender durch Stapel an Fach literatur, vernachlässigt Freunde, Familie und aktuelle TV-Serien-Highlights oder lässt auch die eine oder andere Fete sausen: Es ist Prüfungszeit. Doch im entscheiden den Moment, auf den man sich doch so lange vorbereitet hat, versagen plötzlich die Nerven: Habe ich genug gelernt? Bringe ich mein Wissen auch richtig aufs Papier? Und was, wenn ich plötzlich den ganzen Stoff vergesse? Prüfungsangst ist das Fokusthema dieser Ausgabe. Es treibt viele Studierende um. Die Nervosität lässt die Gedanken kreisen, ver unsichert und wirkt sich auf Leib und Seele aus: Schweissausbrüche, Unruhezustände, Müdigkeit und Magenbeschwerden sind beim Nervenflattern vor den Prüfungen keine Seltenheit. Besonders problematisch
wird die Angst aber, wenn sie das Lernen und die Prüfungen behindert oder gar zu Blackouts führt. Spätestens dann ist eine pro fessionelle Beratung sinnvoll. Diese Unterstützung gibt es an der Uni versität Zürich bei der Psychologischen Be ratungsstelle UZH/ETH. Das neunköpfige Team rund um Leiterin Cornelia Beck be treut Studierende und Doktorierende, die Hilfe bei der Bewältigung von Prüfungs stress oder schwierigen Lebensphasen su chen. «Eine gewisse Anspannung gehört natürlich zum Studium wie auch zu den Prüfungen dazu», sagt Beck. «Die Ausbil dung fordert nicht nur das eigene Wissen, sondern auch die Person selbst.» Der Schwerpunkt dieser Ausgabe zeigt vier Studierende, die auf unterschiedliche Weise mit Prüfungen, Stress und Ängsten umgehen: Philipp knabbert an Trocken früchten, um fokussiert zu bleiben, Seraina
will ein Mentalcoaching besuchen, Gabrielle erkennt ihre Anspannung und schiebt sie bewusst beiseite, Jacqueline kümmert sich nicht nur um ihren eigenen Prüfungsstress, sondern sorgt auch dafür, dass andere Stu dierende eine anonyme Anlaufstelle für ihre Sorgen haben: Sie ist Vizepräsidentin von Nightline Zürich. Mit der Immunologin Nicole Joller und dem Japanologen Raji C. Steineck kommen auch zwei Dozierende zu Wort, die auf ihre Studienzeit zurückblicken und erzählen, wie sie damals selbst mit dem Stress umgin gen und wie sie heute als Prüfende selbst mündliche und schriftliche Prüfungen ge stalten. Und im Interview zeigt Cornelia Beck die vielen Gesichter der Prüfungsangst und erklärt, wie sich Studierende dagegen wappnen können. Fokus, Seite 10 und 11
Fördergelder. Drei Forschende der Univer sität Zürich werden mit einem begehrten ERC Advanced Grant ausgezeichnet: der Physiker Gino Isidori, der Mathematiker Benjamin Schlein und der Theologe Konrad Schmid. Zusammen erhalten sie insgesamt 6,68 Millionen Euro Fördergelder vom Eu ropäischen Forschungsrat. Isidori erforscht die Physik von Elementarteilchen und beob achtet spezielle Teilchen, die scheinbar iden tisch sind und sich nur in ihrer Masse unter scheiden; mittels hochpräziser Messungen seltener Prozesse will er Abweichungen vom Standardmodell auf den Grund gehen. Schlein untersucht die makroskopischen Eigenschaften quantenmechanischer Sys teme, die aus vielen mikroskopischen Teil chen bestehen. Dazu wird er neue mathe matische Werkzeuge entwickeln, um Korrelationen zwischen den interagieren den Teilchen zu beschreiben und deren Aus wirkungen auf grosse Quantensysteme zu verstehen. Schmid untersucht im Rahmen eines kulturvergleichenden Forschungspro jekts die historischen Hintergründe der Vor stellung von Gott als Gesetzgeber, die in der Tora der hebräischen Bibel zum ersten Mal formuliert wurde. www.uzh.ch/media (3.4.2019)
Frauenanteil grösser Studierendenzahlen. Die aktuellen Zahlen zeigen: Im Herbstsemester 2018 waren 25 827 Studentinnen und Studenten an der UZH eingeschrieben, der Frauenanteil lag bei knapp 58 Prozent. Die Gesamtzahl der Studierenden bleibt damit auf hohem Ni veau stabil. Der stärkste Zulauf zeigt sich wie schon in den Vorjahren bei den MINT- Fächern mit 4407 Studierenden (+145) und bei der Medizin mit 3613 Studierenden (+197). Leicht rückläufig sind hingegen die Zahlen bei der Philosophischen Fakultät mit 9898 Studierenden (–121) und bei der Rechtswissenschaftlichen Fakultät mit 3375 (–113) Studierenden. Während bei den Bachelor- und Masterstudierenden knapp 20 Prozent ausländischer Nationalität sind, sind es bei den Doktorierenden bereits 43 Prozent und bei den Professorinnen und Professoren 56 Prozent. Ein Zeichen dafür, dass die UZH international auch für fortge schrittene Wissenschaftler eine attraktive Forschungs- und Bildungsstätte darstellt.