VANGARDIST Mag # 44 (Deutsch)

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#44 / 05 / 2014

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#44 Die in Artikeln get채tigten Meinungen obliegen der Verantwortung ihrer jeweiligen Urheber und entsprechen nicht notwendigerweise jenen von VANGARDIST.


Editorial Liebe VANGARDISTEN! Willkommen zur Berlin-Ausgabe! Mit Redakteuren aus Bogotá, Lektorat in London, Übersetzern in Hamburg und dem Assembling in Wien kommt nun die deutsche Bundeshauptstadt als fixer VANGARDIST-Standort hinzu. Das feiern wir mit einer Berlin-Ausgabe, damit die ganze Welt weiß: „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“ Internationale Medien wie die New York Times haben kürzlich das Ende der Stadt lästernd vorausgesagt. Dabei haben sie etwas Wesentliches vergessen: Berlin war seit jeher im Wandel. Das Berlin der 80er und 90er mag tot sein, aber das dicke B ist eben nicht hängen geblieben wie manche Print-Journalisten oder Nostalgiker der SM-Szene. Nun zeigt die Metropole der Kunst, wie man aus dem kreativen Angebot Kapital schlagen kann. Die Stadt hat ihren Wert erkannt und will ihn auch einfordern. Dass diese Emanzipation einigen aufstößt, ist klar, haben viele doch lange genug profitiert von einem ungerechtfertigten Preisgefälle. Wir sagen, Berlin ist ein Garant für Veränderungen und somit der beste Platz für ein progressives Medium. Berlin, hier sind wir! Ab heute gibt es also mehr tagesaktuelle Berichterstattung sowie einen gut gefüllten Eventkalender mit Partys aus der ganzen Bundesrepublik. Für alle NichtBerliner hat sich unser durstiger Dennis im Schatten der Nacht durch die Berliner Clubszene getrunken, und Mr. M. hat in seinem Editorial eine Hommage an die harte (und die weiche) Seite der Stadt gezaubert. Viel Spaß mit dieser Berlin-Ausgabe wünschen euch das Berliner VANGARDIST-Team und Julian Wiehl



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SHOOTINGS

themen Fassade

BERLINER JUNGS

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Radar

Fassade

EDGAR

COVERY STOR

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Berlin

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das Metropolen-Cham채leon

Fassade

Fassade

reach for the sky

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ivanman Der Atem Berlins

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INDEX EDITORIAL

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Fassade

Editor's Choice

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Lieblinge aus der Redaktion Fassade

Shopzone

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Balance

Beauty

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Deutsche Pflegeprodukte Auf Achse

how to survive a party weekend in Berlin 102 Auf Achse

Places

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Berlin VangART

Hört das!

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Empfehlungen für Hörsinnige Celebration

VangART

Der Nullpunkt – dort, wo das Leben pulsiert

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Upcoming Was geht ab in der Welt?!

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radar


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das Metropolen-Cham채leon Text: Daniel Segal illustration: ruth moosbrugger


Alternativ-Metropole vs. Start-Up-boom Es tut sich einiges in der deutschen Hauptstadt. „Arm, aber sexy“, der inoffizielle Stadt-Slogan, war einst die Durchhalteparole von Klaus Wowereit, Berlins regierendem Bürgermeister seit 2001. Längst gilt sie nicht mehr für alle: Der wirtschaftliche Aufschwung hat nicht wenige in Gehaltsklassen befördert, die früher nur Westdeutschland vorbehalten waren. Dabei stellt sich die Frage: Ist das wirklich so schlimm, wie viele behaupten? Man nehme nur einmal das Beispiel Kunst. Längst ist klar, dass sich ein erfolgreicher Kunstmarkt und gut verdienende Menschen gegenseitig bedingen – man blicke nur auf


entsteht – eine verloren geglaubte Utopie schien plötzlich greifbar nah. Die Spree-Metropole muss aufpassen, sich nicht durch vermögende Investoren und wirtschaftlichen Erfolgsdruck auffressen zu lassen. Noch gibt es Refugien für jene, die anders sein wollen. Noch versprüht Berlin genug Sexyness. Werden diese Anders-Lebenden aber verdrängt und werden die reinen Konsumenten des Berliner Lifestyles zur passiven Mehrheit, kann das – neben einem kreativen – schnell auch zu einem wirtschaftlichen Infarkt führen. Denn wenn es allein ums Geldverdienen geht, haben München, Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart die Nase weit vorn.

Städte wie Mumbai oder Montreal. Kunstglamour als Indikator für Lebensqualität – definitiv ein Faktor, den Berlin in letzter Zeit ausbauen konnte. Jedoch: Nicht ohne Grund haben vor 20 Jahren Künstler aus den Metropolen dieser Welt ihre Koffer gepackt, um in Berlin neu anzufangen. Günstige Ateliermieten und viel freier Raum galten als Garant für Gegenkultur. Kunst, die sich allein der Kunst verpflichtet fühlt, die nicht aus finanziellen Interessen

Ein Working-Class-Bezirk im Aufbruch Ein Glück, dass es noch nicht so weit gekommen ist. Zwar sind auch im Bezirk Neukölln, einst so gefeiert wie New Yorks SoHo in den 60er Jahren, die Mieten teurer geworden, aber trotzdem findet man dort noch genau das, was junge Menschen weltweit dazu bewegt, ins Flugzeug Richtung Flughafen Tegel zu steigen: Bars ohne Sperrstunde, kleine Bühnen, Künstler aus aller Welt und auch am Kulturfestival „48 Stunden Neukölln“, welches Ende Juni


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stattfindet, ist noch immer ein freies und unbekümmertes Flair zu verspüren. Dabei sind die Ambitionen durchaus ernsthaft. Das Thema 2014 lautet „Courage“ – die sozialen Einflüsse von Kunst und Kreativität sollen aufgezeigt, Neukölln für ein Wochenende zum „künstlerischen Labor“ werden. Neben klassischen Galerie-Locations soll gerade auch der öffentliche Raum Austragungsort diskursiver, interdisziplinärer und fordernder Kunst sein. Für eine Gegend, die bis vor nicht allzu langer Zeit vor allem für Arbeitslosigkeit, soziale Härtefälle und Straßenkriminalität bekannt war, stellt die Gentrifizierungsentwicklung vom Underground zum Mainstream nicht nur einen Grund zum nostalgischen Meckern dar. Wanderzirkus Underground Andere sind dagegen schon vor einiger Zeit weitergezogen. Ihnen wurde das Caffè-Latte-Gehabe zu viel, die Macbook-Dichte zu hoch, die Studenten aus besserem Hause zu langweilig – und die Mieten zu teuer. Mehr und mehr machen es sich die NeuköllnVerdrossenen jetzt im Bezirk Wedding gemütlich. U-Bahn-Linie 8, 12 Stationen, ca. 25 Minuten Fahrtzeit: Schon

befindet man sich in diesem nördlich gelegenen Kiez, einem klassischen Arbeiter-Stadtteil, in dem – ebenso wie in Neukölln – auch viele Menschen mit dem viel zitierten Migrationshintergrund zu Hause sind. Seit Jahren wird prophezeit, dass der Bezirk im Kommen sei, seit Jahren kommt er nicht und doch sehen Experten Anzeichen dafür, dass Wedding schon bald Anziehungspunkt für all jene sein wird, die sich nicht als Teil des Mainstreams begreifen. „Wedding ist super – und mit der U8 bin ich sofort in Mitte, Kreuzberg oder Neukölln“ ist ein Satz, den jeder zu hören bekommt, der den Bezirk ein wenig kritisch beäugt. Mit Imageproblemen hat der Wedding nämlich immer noch zu kämpfen: „Zu abgefuckt und zu abgelegen“ sind gern verwendete Attribute. Dass diese Kritik völlig fehl am Platz ist, zeigen nicht nur die immer noch relativ günstigen Altbauwohnungen, die zahlreich in Beschlag genommen werden, sondern auch die Creative Industries, die sich aufgemacht haben, den Bezirk mit Leben zu füllen. Wild herumlaufende Künstler, sanierte Indus-


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triebauten und meterhohe Proberäume findet man zum Beispiel in den ehemaligen Zentralwerkstätten der Berliner Verkehrsbetriebe, die jetzt als Uferstudios firmieren. Hier hat sich die freie Tanz- und Performanceszene angesiedelt, für die Berlin inzwischen international bekannt und ein gutes Beispiel dafür ist, dass in dieser Stadt eben beides geht – freie Szene und Art-Kommerz. Doch die Uferstudios bieten noch mehr: Björn Frers zum Beispiel ist Neuköllner, 2010 hat er sich mit einem Freund selbstständig gemacht. Seitdem bietet ihre Agentur auf dem Gelände der Uferstudios Presse, Dramaturgie und Produktion all jenen Künstlern an, die sich dem Performativen verschrieben haben. „Für unsere Klienten ist Berlin nach wie vor hochattraktiv, die Lust am Sich-Ausprobieren ist ungebrochen, die Branche internationaler denn je. Natürlich merken die Künstler, dass der Kostendruck zunimmt, doch haben wir es mit Menschen zu tun, die kreativ in ihrer Arbeit sind, kreativ aber auch darin, sich verändernden Rahmenbedingungen anzupassen.“ Björn ist optimistisch, dass Berlin die Gratwanderung meistern wird, dass sich jeder einzelne seiner Einwohner verwirklichen kann.

Die einen gründen eine Social-MediaPlattform, die anderen ein Hinterhoftheater – auf die Balance kommt es an. Spannend, aufregend und unglaublich unterhaltsam Berlin war schon immer anders, sperrig, und noch immer gelingt es dieser Stadt, sich ständig neu zu erfinden. Denn allen Unkenrufen und allem Kostendruck zum Trotz gibt es sie noch, die kreativen Nischen, die unsanierten Lofts, man muss nur etwas genauer hinschauen als früher. Doch keine Frage: Berlin kann nerven! Aggressive Pöbler in der U-Bahn, viel zu viele Hundehaufen, sibirische Winterstürme, zu kurze Tage, lange Anfahrtswege und Dreck an jeder Ecke lassen Berlins Einwohner immer mal wieder an den Rand der Verzweiflung geraten. Manche drohen ihrer (Wahl-)Heimat sogar, sie irgendwann zu verlassen, sich in ruhigere Gefilde zurückzuziehen. Doch spätestens, wenn nach einem langen Winter die ersten Sonnenstrahlen heraus- und die ersten Knospen zum Vorschein kommen, das Fahrrad aus dem Winterschlaf


geholt wird, sind sie vertröstet, die stolzen Hauptstädter. Was interessiert sie ihr Geschwätz von gestern, wenn doch die Gegenwart Berlin at its best zeigt. Grüne Parks, volle Bars ohne Sperrstunde und „Bitte jetzt hineingehen“Terror, exzessive Draußen-Partys und vieles mehr sind Gründe dafür, weshalb


die zweitgrößte Stadt der EU noch immer legendär ist und eine Anziehungskraft wie kaum ein anderer Ort besitzt. Kurzum: Das Leben in Berlin ist nicht immer einfach. Spannend, aufregend und unglaublich unterhaltsam ist es aber allemal. VANGARDIST kommt nach Berlin Und apropos Berliner Frühling, in dem alles wieder erneut zum Leben erwacht: Wir finden, dass dieser Zeitpunkt auch für uns genau der richtige ist, die Fühler auszustrecken und VANGARDIST einen Zweitwohnsitz in der deutschen Hauptstadt zu gönnen.

Ab sofort berichten wir aus und vor allem über diese Stadt, zeigen Trends aus Musik, Fashion und Lebensart auf und versorgen euch mit Partytipps. Mit diesem Magazin-Special läuten wir die neue Zeitrechnung offiziell ein. Um es mit dem Slogan der BVG auf den Punkt zu bringen, verkünden wir hiermit laut: Es lebe Berlin!


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sticks & stones Der rockstar unter den

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VANGART


Der Nullpunkt – d o r t, w o d a s L e b e n

pulsiert

TEXT: andrew Ăźtt / fotos: josePH wolfgang ohlert


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Unter der Inspiration von Fotografen wie Ryan McGinley und Wolfgang Tillmans hat Ohlert im Laufe der Zeit seinen eigenen Stil gefunden, der seine volle Kraft vor allem in den reifen Darstellungen einer Jugend entfaltet, die mit Verwunderung auf die Welt um sie herum blickt. Seine Bilder sind von einem gewissen Feingefühl, aber stets gespickt mit etwas Humor. Ohlerts für seine Generation sinnbildliche Darstellungen transportieren einen authentischen und gleichzeitig inszenierten Ausdruck von Freiheit – oft in Form von Nacktheit dargestellt –, der darauf besteht, die Naivität der Jugend genauso anzunehmen wie das Erwachsensein, für das wir sie hinter uns lassen müssen. Im Gespräch mit Ohlert haben wir herausgefunden, dass es ihm bei seinem Bemühen, Sexualität zu „befreien“, einfach um die Erkundung der natürlichen Ästhetik des menschlichen Körpers geht, die leider viel zu wenig verbreitet ist. Dessen Gegenteil, wie von der Werbung proklamiert, weigert sich hingegen, Nacktheit als unsere ursprünglichste Form anzuerkennen und sieht Körper als simple Werkzeuge zur Verkaufsförderung. Damit bewegen wir uns in Richtung des treffenden Titels dieses Interviews: Der Nullpunkt ist, laut Ohlert, der Punkt, an dem wir

alle gleich sind, noch unversehrt von Markenkleidung und Gesinnungen jeglicher Art – nach der christlichen Lehre bereits Sünder, frei nach Rousseau noch im Zustand des noblen Wilden. Man kann Ohlerts simplifizierende und gleichzeitig äußerst präzise Betrachtungsweise aber auch als das Produkt einer Welt verstehen, die infolge des digitalen Zeitalters brüsk durcheinandergewirbelt worden ist – wohl auch ein Grund dafür, dass er sie uns in einer Form übermittelt, die vielen bereits altmodisch erscheint: der Analogfotografie. Das weiche Licht und die heitere Verzückung, die wie



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eine feine Schicht Puderzucker über dem dünnen Fotopapier liegen, rufen dem Betrachter in Erinnerung, wie subtil Schönheit sein kann, und unterstreichen die Jugendlichkeit, die jedes Modell verkörpert, dem das Privileg widerfährt, zum Gegenstand seiner Bilder zu werden. VANGARDIST hat den aufstrebenden Fotokünstler und Wahlberliner zum Interview getroffen. VANGARDIST: In einem Interview mit Kaltblut Magazine hast du einmal erwähnt, dass du deine erste künstlerische Serie mit 17 produziert hast. Aber wann hast du deine erste Ka-

mera bekommen? Oder noch interessanter: Seit wann fotografierst du? Ohlert: Am Anfang meiner künstlerischen Tätigkeit habe ich mich gar nicht ausschließlich auf Fotografie konzentriert. Ich wuchs zu einer Zeit auf, als die Analogfotografie sich gerade ihrem Ende näherte, aber Digitalfotografie noch nicht so weit entwickelt war, dass man damit wirklich schöne Fotos hätte machen können. Damals konnte ich mir sowieso noch keine teure Kamera leisten. Aber soweit ich mich erinnere, waren die ersten Digitalfotos von wirklich schlechter Qualität. Heute ist Digitalfotografie interessant, aber damals konnte ich sie echt nicht ernst nehmen. Am Anfang habe ich also nicht, so wie heute, viel fotografiert oder Selbstportraits gemacht. Manchmal hatte ich eine Wegwerfkamera dabei, um auf Ausflügen zu Seen oder in die Berge Fotos von meinen Freunden und mir zu machen. Auf gewisse Art hat diese Art von Fotografie mehr Spaß gebracht, in etwa so wie die Fotos, die ich heute mit meinem Smartphone mache. So sah also mein erster Kontakt mit der Fotografie aus. Tatsächlich war ich der Einzige in meinem Freundeskreis, der eine Kamera besaß, also war es wohl irgendwie vorbestimmt, dass ich Fotograf werden sollte.




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Außerdem bin ich etwas sentimental und habe eine nostalgische Ader. Meine Freunde waren mir sehr wichtig, und ich wollte diesen Teil meines Lebens in Erinnerung behalten. Ich habe es geliebt, meine Fotos entwickeln zu lassen und sie dann in die Schule mitzubringen und meinen Freunden zu zeigen. Alle standen um mich herum, und wir haben gemeinsam über das gelacht, was wir in den letzten Wochen erlebt hatten, Dinge, die wir schon fast wieder vergessen hatten. V: Auf welche Weise hat das Fotografiestudium die Art wie du fotografierst und deine

konzeptionelle Entwicklung beeinflusst? Ohlert: Einen neuen Blick auf meine Arbeit zu entwickeln hat mich sehr weitergebracht. Jeder kann Aufnahmen von einem attraktiven Model machen: Man legt einen Schwarzweiß-Filter drüber, positioniert das Model oben ohne auf einem Bett und setzt seine Muskeln in Szene. Aber dafür muss man kein besonders guter Fotograf sein. Ich habe dank des Studiums angefangen, meine Schwerpunkte anders zu setzen. Ich hatte keine Lust, weiter MainstreamFotos zu machen, nur weil die sich eben gut verkaufen. Deshalb veröffentliche ich jetzt andere Sachen. Zu wissen, wo der Unterschied zwischen schönen Modelfotos und authentischen Portraits liegt, ist essenziell für meine Arbeit. Meine Ausbildung hat mir geholfen, den Unterschied zu verstehen und danach noch einen Schritt weiter zu gehen, Risiken einzugehen. Jedes Mal, wenn ich wieder mit Fotos von männlichen Models in die Hochschule kam und sie meinen Kommilitonen und Professoren gezeigt habe, meinten die: „Wow, die sind toll. Aber wie geht es jetzt weiter?“ Und diese Frage war für mich sehr wichtig, um zu erkennen, wo ich künstlerisch stand und wo ich hinwollte. Ich begriff, dass es nicht darum geht, schöne Fotos zu machen; dass ich das



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konnte, hatte ich bereits unter Beweis gestellt. Worum es ging, war, Geschichten zu erzählen, und das habe ich damals begriffen. Ich muss die gut gemachten Fotos hinter mir lassen und etwas machen, das eine Aussage hat. V: Viele deiner Bilder haben Makel, sind verschwommen oder nicht einheitlich, was Beleuchtung und den Kamerawinkel betrifft. Sind diese Entscheidungen, genau wie die Verwendung der Analogkamera, eine weitere Reflektion deines Wunsches, den menschlichen Körper komplett nackt darzustellen? Ohlert: Auf die Frage, was ein gutes Bild ausmacht, versuche ich seit Beginn meiner Beschäftigung mit Fotografie eine Antwort zu finden. Welche Techniken machen ein Foto visuell ansprechend? Seit die meisten Fotografen sich fast ausschließlich auf Digitalfotografie verlassen, gewöhnen wir uns mehr und mehr an die Präsentation der Welt als perfekt ausgeleuchtet und bestehend aus klaren Linien. Natürlich kann man mit Analogfotografie dieselben Resultate erzielen, aber meiner Meinung nach transportieren meine Bilder mehr Emotionen, wenn ich nicht zu sehr bemüht bin, die perfekte Auflösung hinzukriegen. Imperfektion verleiht einer Geschichte Authentizität. Ich weiß, dass es viele Fotografen gibt,

die besser sind als ich; ein guter Fotograf muss sein Handwerk beherrschen. Leute wie Nan Goldin, Jürgen Teller, Walter Pfeiffer, Wolfgang Tillmans und Ryan McGinley hingegen sind keine Fotografen im herkömmlichen Sinne, sondern schlicht einige der besten Künstler, die mit dem Medium Fotografie arbeiten. Das bedeutet natürlich nicht automatisch, dass alle verschwommen fehlerhaften Bilder künstlerischen Wert besitzen. Aber all diese Künstler haben einen bestimmten, einzigartigen Blick auf das Leben, den sie über ihre Bilder mit uns teilen wollen, und genau das macht sie zu echten Kunstwerken.







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V: In deinen Bildern spielt Sexualität eine große Rolle, was eine natürliche Weiterentwicklung deiner Auseinandersetzung mit dem nackten Körper zu sein scheint. Aber ich frage mich: Findest du persönlich den menschlichen Körper an sich sexy oder ist das Ganze für dich eher eine Art „wissenschaftliche“ Untersuchung? Ohlert: Bei der Entstehung meiner Fotos geht es mir nicht bewusst um Sexualität. Ich plane nicht vorher, meine Bilder attraktiv oder sexy aussehen zu lassen. Meine Modelle sind meistens Freunde oder Leute, die ich auf der Straße sehe und die mich irgendwie

faszinieren. Ich wähle sie aus, ein Teil meiner Arbeit zu sein. Außerdem interessiere ich mich für Mode und habe viele Freunde, die in diesem Bereich arbeiten, also bin ich oft umgeben von Modeleuten. Die Leute, die ich abbilde, sind oft in meinem Alter. Und wahrscheinlich werden, je älter ich selbst werde, auch meine Modelle immer älter werden. Wenn jemand meine Bilder sexy findet, dann liegt das höchstens daran, dass ihrer Meinung nach die Person auf dem Foto sexy ist. Ich und meine Kamera tun nichts dafür, die Leute auf den Bildern attraktiver aussehen zu lassen. Und der einzige Grund, warum ich viele von ihnen oben ohne oder nackt fotografiere, ist, dass es mir gefällt, sie entblößt von jeglicher Attitüde zu zeigen. Kleidung ist eine Art Sprache, über die wir ein bestimmtes Bild von uns präsentieren; ich möchte den Betrachtern lieber die Person zeigen, die ich sehe, anstelle eines Styles, der sie verdeckt. V: Was ist deine Einstellung zu der sehr offenen Darstellung von Sexualität unter westlichen Jugendlichen heutzutage und den Ausdrucksformen dieses Trends in der europäischen Kultur? Ohlert: Für mich ist das in Ordnung. Ich sehe




Nacktheit nicht als großen Tabubruch an. Sie war schon immer ein Teil der menschlichen Kultur. Auch in der Kunst wurde der menschliche Körper schon immer in Bildern dargestellt. Wir stehen noch immer zu sehr unter dem Einfluss eines konservativen Denkens, oder warum sonst sollten wir uns so große Sorgen über unser Aussehen machen? Das liegt daran, dass wir ständig Angst vor dem Urteil anderer haben, was mir komisch vorkommt. In der Betrachtung religiöser Kunst wird beeindruckend deutlich, wie sehr die Kirche noch immer das Konzept von Scham propagiert. Adam und Eva rannten schließlich auch nackt im Paradies herum, bis sie den Apfel gegessen haben. Was also ist so schlimm daran, den menschlichen Körper in seiner natürlichsten Form darzustellen? Dass zum Beispiel nach seinem Tod alle sexuellen Elemente in Michelangelos Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle verdeckt wurden, ist einfach nur seltsam. Was mir jedoch nicht gefällt, ist, wenn Fotografen oder Unternehmen Nacktheit benutzen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Sie vermarkten den nackten Körper und ignorieren dabei völlig die Bedeutung, die dahintersteht, oder die abgebildete Person. Man sammelt Models fürs Portfolio oder benutzt sie, um Produkte zu verkaufen. Das stößt mich ab.

Wenn ich Fotos mache, betrachte ich das nie als bloßen Job, sondern versuche die Verbindung sichtbar zu machen, die zwischen mir und dem Model besteht. V: Du hast einmal erklärt, dass du deine Models gerne schräg zur Kamera positionierst, weil sich so ihre „Körperlichkeit“ besser einfangen lässt. Viele deiner Bilder erwecken jedoch auch den Eindruck, ganz spontan entstanden zu sein und ohne jegliche Pose. Wie beeinflusst diese Unterscheidung generell die Art der Aufnahmen und gleichzeitig die Reaktion, die du dir vom Betrachter erhoffst? Ohlert: In der Regel gilt für alle meine Shoots das


Konzept: einfache Positionen (stehend, sitzend oder liegend) und ein klarer Bildaufbau. Das Modell muss mit seiner Umgebung verschmelzen, so dass ein harmonisches Ganzes entstehen kann. Im Vorfeld analysiere ich die Farbkomposition und das Licht, aber während der Aufnahmen mache ich kaum Ansagen, ich lasse meine Modelle einfach nur sitzen. Manchmal frage ich sie, ob sie sich wohlfühlen, und solange sie das nicht tun, drücke ich auch nicht auf den Auslöser. Manchmal verändere ich die Positionierung ihrer Hände oder sage ihnen, wie sie den Kopf drehen sollen. Die meiste Zeit tun sie aber einfach, wonach ihnen

ist oder sitzen ganz still. Abgesehen davon bin ich bei der Arbeit immer hochkonzentriert. Meine Bilder sind meistens inszeniert. Jedes Foto stellt eine in sich abgeschlossene Welt dar, und die wirkliche Welt existiert nur noch für den Fotografen. Aber unabhängig davon, ob ein Bild inszeniert ist oder nicht, wird der Betrachter darin stets seine eigene Welt erkennen, und dabei ist es ganz egal, ob man ein Werk von James Nachtwey oder von Ryan McGinley vor sich hat. V: Wenn du vom „Nullpunkt“ sprichst, wie genau definierst du diesen Zustand, in dem wir alle gleich sind? Und ist es dir schon gelungen, dahin zu kommen? Ohlert: Meiner Erfahrung nach kann ich viel besser nachvollziehen, wie sich jemand fühlt, wenn ich mich in ihn hineinversetze. Im Grunde genommen haben wir alle dieselben Bedürfnisse. Wir entwickeln uns weiter, basierend auf den Erfahrungen, die jeder von uns macht, und sind geprägt von den jeweiligen Wegen, die wir im Leben einschlagen. Metaphorisch ausgedrückt wachsen uns im Laufe unseres Lebens viele Äste und wir tragen die verschiedensten Früchte. Alles ist miteinander verbunden und immer irgendwo präsent, und aufgrund all



dieser Erfahrungen und Entwicklungen wachsen wir. Ich sehe das Leben jedoch nicht als einen endlosen Kreis, sondern mehr als einen pulsierenden Punkt – den Nullpunkt eben. V: Woran arbeitest du momentan? Ohlert: Ich mache gerade eine Art Dokumentation über die unterschiedlichen Arten der Selbstdefinierung von Transsexuellen und darüber, wie wir heute unsere sexuelle Identität selber wählen. Ich hinterfrage sozusagen Geschlechterrollen. Ich besuche meine Modelle zu Hause und erstelle dort ihre Portraits. Abends gehe ich dann oft gemeinsam mit ihnen zu Partys und Veranstaltungen, die meistens superspannend sind. Es macht echt Spaß, mit diesen Jungs und Mädels Zeit zu verbringen. Ich habe das große Glück, vom ersten Tag an, seit ich nach Berlin gezogen bin, Leute kennengelernt zu haben, die in der Drag- und Trans-Szene unterwegs sind. Außerdem arbeite ich für Lifestyle-Magazine, mache Modeaufnahmen und erstelle Portraits von interessanten Persönlichkeiten aus der Kunstszene. V: Wir bedanken uns für das Gespräch.


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AUF ACHSE


Text: dennis stephan Fotos: Juan Burchard (wenn nicht anders angegeben)


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Club Hopping Als (Ur-)Berliner erleidet man wohl früher oder später eine Art Betriebsblindheit: Man wird des Ausgehens müde, schaut nicht mehr über den Tellerrand seines Stammclubs und verbringt mehr Zeit damit, seine Grünpflanzen zu wässern, sich über bummelnde Passanten zu ärgern und Petitionen gegen die Bebauung des ehemaligen Flughafengeländes zu unterzeichnen, anstatt das Nachtleben auszukosten. Dieses Wochenende aber verlasse ich meine traute Altbauwohnung in Tempelhof (eewwww, kein Szene-Bezirk!) und werde Club Hopping betreiben, dabei nach Möglichkeit einen Bogen um meine Stammlocations machen

und mich möglichst ziellos durch die Nacht treiben lassen. Die Eieruhr beginnt am Freitag nach Feierabend zu ticken. Und weil in Berlin gewissermaßen sexuelle Offenheit vorherrscht und es niemanden interessiert, wer nun mit wem rödelt, habe ich versucht, das Publikum der Clubs, in denen ich war, nach seiner jeweiligen Queerness zu differenzieren. Genaueres entnehmt ihr der Factbox weiter unten. Stil-Spagat Berlin ist wahrscheinlich – was das Nachtleben angeht – mit keiner anderen Stadt vergleichbar. Die Stadt ist günstig, mit einem Ausländeranteil von knapp 15 % multikultureller als


eine Polonaise von Kasachstan nach Frankreich und scheinbar nie müde. Die Partys hier beginnen verhältnismäßig spät, ziehen sich mitunter aber über mehrere Tage, zumindest immer bis in den späten Morgen, an dem man dann aus dem Club geradewegs zum nächsten Imbiss stolpern kann, um einen Dürüm zu frühstücken. Charlottenburg, Schöneberg und Mitte protzen eher mit geleckten Clubs und prolligem Dresscode, in Friedrichshain, Kreuzberg und Neukölln dagegen ist man stolz auf die runtergerockten Absteigen und die Woodstock-Atmosphäre. Der Muskelprotz mit den Bling-Bling-Ohrsteckern findet hier genauso seine musikalische Anlauf-

stelle wie der angehipsterte Flanellhemdtyp. Das ist schön und muss auch so bleiben, denn nur über Toleranz und Vielfalt zu predigen bringt nichts, wenn es an der Umsetzung hapert, weil aus Individuen irgendwann massenproduzierte Mainstream-Klone werden. Berlin besteht eben nicht nur aus alternativen, avantgardistischen Fashion Victims, sondern eben aus einer Vielzahl von Subkulturen, von denen jede ihre Spielplatzecke besitzt. Der Plumpbeutler Ich treffe ein paar Freunde nach Feierabend in der Möbel Olfe. Die Bar direkt im Kreuzberger Kiez am Kotti ist die Location, um den überstande-


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Magnet


nen Werktagen den Stinkefinger zu zeigen. Hier ist es recht multisexuellemanzipiert. Das Wochenprogramm richtet sich an lesbische Mädels (Dienstag), Stammkundschaft (Mittwoch/Sonntag), queere Jungs (Donnerstag) und natürlich die wochenendlichen Touristen. Irgendwer fragte mich einmal, ob es in der Möbel Olfe Mobiliar zu erstehen gäbe. Nein, gibt es nicht, dafür aber Bier, Cocktails, Zigarettenqualm und internationale Gesprächspartner zu moderaten Preisen. Der Name stammt übrigens vom Olfomoidae, dem Plumpbeutler, einem nachtaktiven Nager, der ausgestopft und halb gerupft als Maskottchen über dem Eingang baumelt. Platzangst sollte kein Gast mitbringen – Gerüchten zufolge musste das Lokal dann und wann schon wegen Überfüllung geschlossen werden. Sommernachtsträume Kreuzberg ist generell ein großartiger Bezirk für Leute, die günstig ausgehen wollen und nicht an Xenophobie leiden. Der Umgangston ist härter, die türkischen Culinessen nirgends besser. Mit seinen unzähligen Bars und Clubs (Watergate, Magnet, Ritter Butzke etc.) ist der Bezirk wohl der

Laden mit dem größten Sortiment an Spielzeug im Fenster. Bei ein paar Bierchen kommt man schon mal mit Fremden ins Gespräch und sinniert gemeinsam über den GEMA-Schock, der im vorletzten Sommer die Clubszene erschütterte, über erste warme Frühlingsstunden und die Aussicht auf kommende Sommernächte. Denn Berlin im Sommer ist die Welt. Es ist das Talent der Stadt, sich immer wieder neu zu definieren, wenn sie etwa, wie eine sonnenliebende Staudenpflanze, neben den großen Festivals unzählige kleinere Open Airs austreibt, von denen man manchmal nur durch Mundpropaganda erfährt. Ich erinnere mich ans Neustockland im Jahr 2012, irgendwo in der Einöde um die S-Bahn-Station Südkreuz, wo ich einem One-Night-Stand nach Hause folgte, der sich gar nicht als solcher herausstellte, weil wir, bei ihm angekommen, nicht mehr taten, als nebeneinander einzuschlafen. Und ans Kater Holzig, dem Nachfolger der berühmten Bar 25, das einem noch im letzten Sommer chillige Tanznächte an der Spree bescherte. Anfang des Jahres wurde der Club leider von der Gentrifizierung (denn auf die schieben wir doch alles!) genauso plattgemacht


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SchwuZ

wie sein Vorgänger. Wir fassen zusammen, dass man in Berlin schnell sein muss, will man sich zum Puls der Stadt rhythmisch bewegen. Und vielleicht macht auch das den Charme aus: Alles ist vergänglich, lässt uns im Hier und Jetzt das Leben und unsere Jugend betanzen, um im nächsten Moment wieder in den kreativen Gründen zu verschwinden, aus denen es kam. Königsdisziplin: Geduld Wir folgen zwei Typen ins SchwuZ. Der seit Jahrzehnten bekannte Szeneclub zog erst im Herbst von „Xberg“ nach Neukölln, weil größere Räumlichkeiten lockten. Ich muss gestehen, dass ich seitdem an keiner der Partys teilgenommen habe, obwohl ich dem Club eine besondere Erinnerung ver-

danke: meine erste große Liebe. Der Eintritt kostet bis null Uhr nur fünf Euro und die Location überrascht. Waren die alten Räumlichkeiten eher ein Wir-Kinder-aus-der-Vorstadt-mischenKorn-und-Cola-Partykeller, hat sich das neue SchwuZ ein fettes Stück industriellen Charme der Nachtclubgrößen abgesäbelt. Backsteinmauerwerk, Stahlbetonträger und hier und da eine Diskokugel, weil man sich selbst nicht zu ernst nimmt. Auch Musik und Publikum wirken irgendwie gereifter. Klar gibt es noch Twinks, die Lollis lutschen und am liebsten zu Pop schmusen, aber heute, zur London Calling, schrammeln, rumpeln und stottern auch Deep House, Techno und IndieRock durch die Flure. Von hier geht’s ab nach Friedrichshain in die Wilde Rena-


© links: Guido Woller / rechts: Mike Breeuwer

Watergate

te (eigentlich: Salon zur wilden Renate). Ein Geheimtipp ist die Bar-ClubInstitution schon lange nicht mehr, hat der Kult um das schräge, klapsmühlenartige Ambiente es längst in die Reiseführer geschafft. In der Schlange warten wir geduldig – Zeit muss man übrigens viel mitbringen, wenn man in Berlin ausgehen will. Ich empfehle dies daher immer in Begleitung zu tun. Mein derzeitiger Rekord im Anstehen (zwei Stunden!) gilt übrigens dem ://about blank – eine abgefuckte, leerstehende Gewerbeimmobilie, die seit einiger Zeit zur monatlichen Party Homopatik lädt. (Ohren-)Schmaus Etwas zu futtern ist vorm Ausgehen in Berlin eine Bedingung, zumal def-

tiges Essen eine gute Grundlage für alkoholischen Treibstoff bietet. Mal eben einen Happen für unterwegs hat man schnell gefunden, vom Inder bis zum Mexikaner haben alle arrangiert, ihre frittierten Kartoffeln und getunkten Satéespieße an den To-goMenschen zu bringen. Meine Freunde und mich treibt der Bärenhunger ins White Trash, in dem ich noch nie gegessen habe, obwohl es ein ziemlich bekanntes (Fastfood-)Restaurant sein soll. Mir wird gesagt, dass der Laden mal Kult gewesen ist – inzwischen ist er von Touristen überlaufen. Die Burger sind lecker, die Preise aber ziemlich gesalzen. Im Keller beherbergt das Restaurant einen Club. Aus Mangel an Publikum (es scheint einfach noch zu früh zu sein) entschei-


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den wir uns allerdings zum Aufbruch. Auf dem Weg zur U-Bahn kommen wir an einem Nachtflohmarkt vorbei: Hier verkaufen lebende Side- und Undercuts ihre Secondhand-Designerstücke zu klasse abgemischter Musik vom Live-DJ. Dazu gibt es Sekt und kleine Häppchen. Weil ich die Preise dort zwar bescheuert-verteuert finde, die Idee aber super, soll dieses Ereignis nicht ungenannt bleiben. Berlin ist immer für eine Überraschung gut. Die neue Liebe Wir finden uns am Ostkreuz wieder. Das Berliner Liniennetz ist übrigens top. Hier summt die Bahn und brummt die Tram noch bis in die frühen Morgenstunden – kein ewiges Warten auf den

Nachtbus aus der Pampa. Wir sind im Sisyphos gelandet und ich frage mich, wieso ich eigentlich vorher noch nie hier war? Das Sisyphos ist ganz nach meinem Geschmack: außen wie ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene mit Feuerstellen, schief zusammengenagelten Holzschenken, ein bisschen Fusion-Stimmung und drinnen verwinkelt wie ein Dünndarm, düster, heruntergerockt und schmuddelig. Die Musik erinnert mich ans „Hain“, und zwar im besten Sinne: Es rumst gewaltig. Und das Tollste: Das Publikum ist noch auf dem Boden, hält die verschnupfte Nase noch nicht in den Himmel, weil es sich einbildet, zu irgendeiner subkulturellen Elite zu gehören. Vielleicht legen hier weder Dixon noch Steffi


Vitamine vs. Amphetamine Wer nicht genug bekommt, der kann sich im Prince Charles vergnügen. Zur Horse Meat Disco gibt es da zwar kein Pferdefleisch, stattdessen aber lebensfrohe Männer mit Borsten im Gesicht und Haaren auf der Brust.

Ritter Butzke

Weil es uns hier irgendwann zu sexualisiert wird und sich die weibliche Begleitung darüber beschwert, nicht angegraben zu werden, entscheiden wir uns, den Sonnenaufgang in der Panoramabar zu begrüßen. Der Kult ist bekannt: Hier knallen zu jeder vollen Stunde die Jalousien und blenden das musikalisch-vergnügte Vampirvolk mit Tageslicht… Leider kommt nicht jeder rein. Ganz großartig ist übrigens die Eisbar über dem Berghain-Floor, wo man sich mit ein paar Kugeln der cremig-kalten Süßigkeit akklimatisieren kann und Bananen oder Äpfel den ausgelaugten Vitaminlevel anheben. Bei dieser Gelegenheit sollten wir ein Dauerthema der Partyszene ansprechen, über das immer nur hinter

© Ben de Biel

(wahre DJ-Größen der Technoszene) oder sonst wer auf, vielleicht ist die Auflösung von Geschlechterrollen und sexuellen Orientierungen noch keine homogene Emulsion und vielleicht trägt das Sisyphos auch noch kein mediales Krönchen, aber der Club ist schlicht geil. Ich habe das Gefühl, ich hätte mich gerade neu verliebt – vielleicht ist es aber auch einfach der zur Neige gehende Sauerstoffgehalt.


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GMF


vorgehaltener Hand gemurmelt wird: Drogen. Ob man selbst konsumiert oder verschämt wegschaut, sie gehören zur Nacht wie das Veilchen zum Faustkampf. Es ist normal, dass Klokabinen blockiert sind, weil darin sechs Mann eingequetscht eine Line von der Toilettenbrille ziehen. Frauenblasen leiden unter diesem Phänomen mehr als unsereins. Ob Pillen, Pulver, Tropfen – ihr müsst selbst wissen, was ihr tut. Man kommt auch ohne chemische Hilfe durch die Nacht und hat sogar mehr Spaß beim Ausgehen, wenn man nicht ständig an das Ketaminloch denken muss, in das man am nächsten Morgen plumpst. Ein müdes Resümee Am Sonntagmittag torkeln wir leicht fiebrig und müde aus dem Club. Mein Geldbeutel ist leer, mein iPhone entladen. Eine Freundin von mir arbeitet im Princess Cheesecake in Mitte: kein Must-See, aber schon sehr nett, und der Kaffee ist top. Dort versorgen wir uns mit Koffein. Beim Späti um die Ecke knallen wir eine Flasche Sekt, um den Alkoholspiegel behutsam abzusenken. Den Katzenjammer kann man übrigens im Burgeramt Frühstücksklub besänftigen, ganz in der Nähe

des U-Bahnhofs Samariterstraße – die wichtigste Mahlzeit des Tages gibt es dort durchgehend. Meine Unterarme sind übersät von schwarzen und blauen Malen, die aussehen wie die schlimmsten Hämatome. Ich habe zwar einen Kater und eigentlich gar nicht vorgehabt, in diesem Maße auszugehen, aber irgendwie fühlt es sich schon gut an, Clubstempel zu sammeln wie Philatelisten Briefmarken. Ein paar von uns planen heute Abend ins Weekend zu gehen (Sonntag findet dort die Electro/Pop-Party GMF statt, für all jene, die montags nicht zur Arbeit müssen). Wir bahnen uns unseren Weg durch die Stadt, stinken nach Rauch und sind durchgeschwitzt. Ich empfehle übrigens, das Wochenende über nicht zu duschen – sobald der Clubstempel einmal weg ist, muss man wieder zahlen oder kommt vielleicht gar nicht mehr rein. Wir tanken Sonne – verdammt, es wird Frühling! – und genießen einfach das Gefühl, uns der Erschöpfung geschlagen geben zu können. Vielleicht macht auch das Berlin aus: dass man hier auf spielerische Art an seine noch jungen Grenzen stoßen kann, ohne dass irgendjemand sich nächste Woche noch an etwaige Peinlichkeiten erinnert.


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FACTBOX Berlin

Charlet Vor dem Schlesischen Tor 3 10997 Berlin www.chalet-berlin.de Hetero XX / Gay XX / Lesbian X

Club der Vision채re Am Flutgraben 1 12435 Berlin www.clubdervisionaere.com Hetero XX / Gay XX / Lesbian X


Loftus Hall, Homopatik Maybachufer 48 12045 Berlin www.loftushall.de Hetero X / Gay XXX / Lesbian XX

Möbel Olfe Reichenberger Straße 177 10999 Berlin www.moebel-olfe.de Hetero XX / Gay XXX / Lesbian XX

Golden Gate Schicklerstraße 4 10179 Berlin www.goldengate-berlin.de Hetero XXX / Gay XX / Lesbian

SchwuZ Rollbergstraße 26 12053 Berlin www.schwuz.de Hetero / Gay XXX / Lesbian X

Kino International Klub International Karl-Marx-Allee 33 10178 Berlin www.klub-international.com

Salon zur wilden Renate Alt-Stralau 70 10245 Berlin www.renate.cc

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The Club Biebricher Str. 14 12053 Berlin www.the-club-berlin.de

Ritter Butzke Ritterstraße 26 10969 Berlin www.ritterbutzke.de

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Badeschiff Eichenstraße 4 12435 Berlin www.arena-berlin.de/badeschiff

Magnet Falckensteinstraße 48 10997 Berlin www.magnet-club.de

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Watergate Falckensteinstr. 49 10997 Berlin www.water-gate.de Hetero XX / Gay XX / Lesbian X

://about blank, Homopatik Markgrafendamm 24c 10245 Berlin www.aboutparty.net Hetero X / Gay XXX / Lesbian XX

White Trash Schönhauser Allee 6-7 10119 Berlin www.whitetrashfastfood.com Hetero XXX / Gay / Lesbian

Sisyphos Hauptstraße 15 10317 Berlin www.sisyphos-berlin.net Hetero XXX / Gay X / Lesbian

Prince Charles Horse Meat Disco Prinzenstraße 85f 10969 Berlin www.princecharlesberlin.com Hetero X / Gay XXX / Lesbian

Panoramabar Am Wriezener Bahnhof 10243 Berlin www.berghain.de Hetero XXX / Gay XXX / Lesbian X

Weekend Club, GMF Alexanderstraße 7 10178 Berlin www.gmf-berlin.de Hetero / Gay XXX / Lesbian X

Princess Cheesecake Tucholskystraße 37 10117 Berlin www.princess-cheesecake.de Burgeramt Krossener Straße 22 10245 Berlin www.burgeramt.com



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© Juan Camilo Roa


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© Juan Camilo Roa


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Fassade

IVANMAN Der Atem Berlins Text: Mirza Sprecakovic, Evelyn Höllrigl fotOS: Kollektion IVANMAN ss14 und AW 14 (lukasz WOLEJKO-WOLEJSZO)

Autos, Sirenen, Lachen, Geschrei: Geräusche, die eine Großstadt wie Berlin ausmachen. Und zwar eine mit etwa 3,5 Millionen Einwohnern und zumindest halb so vielen Kleidungsstilen. Berlin ist hip und mutig. Berlin ist sexy. Dass die deutsche Hauptstadt mittlerweile ein Mekka für Designer ist, wundert kaum. Auch Ivan Mandzukic hat es nach Berlin verschlagen, und mit seinem Label IVANMAN mischt er die deutsche Herrenmode ordentlich auf.



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Männer in rosa Anzügen, rückenfrei und mit kurzen Hosen: IVANMAN zeigte auf der Berlin Fashion Week im September, dass der gegenwärtige Moment die Zeit des Umbruchs ist. Seine Kollektion präsentierte einen mutigen Mann, der mit Bescheidenheit Haut zeigt. Bei der Fashion Week im Februar waren die Schnitte wieder minimalistisch und geometrisch, die Farbpalette schwankte zwischen dunklen Rot- und milden Erdtönen. Das Geschlecht ist für den gebürtigen Serben ein wichtiges Thema. Die Stilelemente sind manchmal weiblich, aber zugleich militärisch, ruhig und klar. Er findet die Geschlechtsneutralität der heutigen Zeit einmalig und bewundernswert und zeigt das auch in seinen Kollektionen.


Bescheidenheit und Avantgarde Ivan Mandzukic ist der Mann hinter dem Label, das 2010 gegründet wurde. Seine Inspirationsquelle ist nach wie vor die Stadt an der Spree. Doch es sind nicht nur seine Modelle, welche das Label so besonders machen. Es ist vielmehr seine Art. Seine Kreationen entstehen nicht auf dem Papier, sondern im Kopf. Mandzukic malt nicht, er schafft. Eigentlich hatte Ivan Informatik studiert. Er unterstreicht gerne, dass er im Balkan wahrscheinlich Techniker und nicht Modedesigner wäre. Seine Affinität zur Technik zeigt sich in den klaren Linien und sauberen Schnitten seiner Kreationen. Vom Chaos Berlins ist bei der neuen Kollektion von IVANMAN wenig zu sehen. Doch Mandzukic fühlt sich in der deutschen Metropole daheim, auch wenn der Atem der Stadt von Zeit zu Zeit nervt. Aber Berlin inspiriert, Berlin hält wach. Berlin schafft Mode.


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SS 14


INterview: VANGARDIST: Erzähl mir etwas über dein Leben. IVANMAN: Eigentlich habe ich Informatik studiert und bin aufgrund eines Praktikums in der Staatsoper als Kostümbildner plötzlich in die Modewelt geschlittert. V: Du hast schnell entschlossen, mit deinem Label selbstständig zu werden. Wie war das für dich? IVANMAN: Schon im vergangenen Jahr, während meines Studiums, habe ich mir gedacht, dass ich mich entweder selbstständig mache oder wahrscheinlich wieder in der Informatikbranche lande. So kam es dann auch und ich habe IVANMAN gegründet. V: Arbeitest du allein oder hast du ein Team? IVANMAN: Ich bin nicht unbedingt ein Teamplayer, aber ich arbeite mit Kollegen zusammen. V: Bei deiner Show im September ist uns aufgefallen, dass du Wert auf klare Schnitte legst. Woher kommt das? IVANMAN: Ich bin ein Perfektionist und kein großer Fan von Collagen. In dieser Hinsicht spürt man meine mathematische, technische Ader – ich brauche klare Linien.


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AW 14


V: Wo entstehen deine Visionen? IVANMAN: Sicher nicht am Blatt, denn ich bin zeichnerisch nicht der Beste. Eher im Moment. Wenn ich ein Gespräch habe, wie jetzt auch, dann kommt plötzlich ein Keyelement für die nächste Kollektion auf. Es gibt zwei Arten, Mode zu machen, glaube ich: die spontane und die zeichnerische. V: Du lässt dich manchmal von Architekten inspirieren – sind deine Kleidungsstücke Häuser für den Körper? IVANMAN: Auf eine abstrakte Art und Weise schon. Allerdings zweifle ich daran, dass man Mode und Architektur miteinander vergleichen kann. V: Deine letzte Kollektion schöpfte Inspiration aus dem Film “Das große Fressen”. Gibt es bei der aktuellen Kollektion auch einen Film-Favoriten? IVANMAN: Die Ästhetik eines Filmes kann mich durchaus in ihren Bann ziehen. Bei der neuen Kollektion war dies bei “Der heilige Berg” der Fall. Auch die Freiheit der Geschlechter in unserer Welt hat mich inspiriert. V: Erzähl uns etwas von der aktuellen Kollektion! IVANMAN: Die Farben sind klassisch: Bordeaux,


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Orange, Aubergine. Der Balkankrieg, den ich als Kind gesehen habe, spielt, glaube ich, auf einer unterbewussten Ebene auch noch mit. Vor allem die Uniformen, die ich damals gesehen habe. V: In der vorigen Kollektion hattest du keine Angst vor Pastellfarben – glaubst du, es verlangt einem Mann Mut ab, solche Farben zu tragen? IVANMAN: Wenn der Look von Kopf bis Fuß rosa ist, dann schon. Allerdings glaube ich, dass jeder Mann ein rosa Hemd daheim hat. Es ist eher ein Klischee, dass Männer Angst vor Rosa haben. V: Was bedeutet Mut im modischen Sinn? IVANMAN: Schwierig zu definieren – ich bin selbst auch nicht so mutig. Vielleicht werde ich es aber irgendwann, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich beobachte schon lange, dass die Zielgruppe der 16bis 20-Jährigen experimentierfreudig ist. Von 20 bis 40 Jahren sind Menschen am konservativsten. Dann aber, von 50 Jahren aufwärts – vor allem in der Kunstszene –, sind die Männer am besten angezogen. Farben über Farben: rosa Hosen mit knallig grünen Hemden. V: Glaubst du, es liegt am Alter? Wird man erst später so richtig modebewusst?



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IVANMAN: Das kann gut sein. Ich bin – nach eigenen Angaben – ja in der konservativen Zielgruppe. Vielleicht wird das ja noch was. V: Zu deinem 30. Geburtstag ging dein Traum in Erfüllung: Du warst zum zweiten Mal bei der Fashion Week in Berlin dabei. Glaubst du, dass das erste Mal etwas Besonderes ist? IVANMAN: Es ist immer besonders, wenn man so eine Show hat. Vor allem in Berlin – die ganze Welt schaut nach Berlin. Die erste große Show war in Kroatien, es war sehr aufregend und ich bin dem Land immer noch dankbar. V: Hast du dir schon mal überlegt, in eine andere Stadt zu ziehen? IVANMAN: Bei mir hat sich bisher alles durch Zufall ergeben. Ich gehöre zu den leisen Designern – denn es gibt laute und leise. Ich habe keinen konkreten Plan, zum Beispiel nach Paris zu ziehen. Na gut, das hat auch finanzielle Gründe und ich würde mich trotzdem auf Paris freuen, aber ich mag es hier. V: Du bist aus Serbien und wohnst jetzt in Berlin. Was unterscheidet, in Bezug zur Mode, dein Heimatland von Berlin? IVANMAN: Es ist ein enormer Unterschied, gleich wie zwischen Berlin und Paris. Ich kenne mich zu wenig in der serbischen Szene aus, aber ich habe


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AW 14


bereits als Kind die Gesellschaft dort unten nie verstanden. Ich habe den Eindruck, dass Berlin meine Heimat ist. Als ob ich immer schon da gewesen wäre. V: Wie unterscheidet sich der Style von Belgrad und Berlin? IVANMAN: Ich nehme an, dass der Balkan einfach der Balkan bleibt. Das glaube ich bei den Shows zu sehen. Im Balkan wird sehr viel Wert auf Inszenierungen gelegt und dennoch geht man dort mit Bierflaschen auf den Laufsteg – es ist die pure Anarchie. In Berlin passiert so etwas nicht. Natürlich gibt es in Belgrad auch gute Designer wie Diana Paolo. Die macht es sehr gut. Aber Berlin ist ein gesunder Mix aus Skandinavien und Japan. V: Glaubst du, dass die Inszenierungen der Modeszene im Balkan kitschig sind? IVANMAN: Ja, das sehe ich wirklich so. Viel zu viel Make-up, zu kurze Röcke und zu enge Kleidung. Abgesehen von gewissen Designern, die probieren, etwas Neues zu erschaffen, ändert sich nicht viel. V: Wie würde Berlin aussehen, wenn die Stadt ein Mann wäre? IVANMAN: Ein Mann in schwarzer Uniform mit weißen Akzenten, denke ich. Ein Mann, der wie ein Mercedes aussieht.


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V: Und welche Musik würde er hören? IVANMAN: Schwierig. Ich stehe eher auf Klassiker, höre aber auch Electro. Musik ist nicht so mein Gebiet. Ich denke, er würde Hurts hören. V: Hast du einen Slogan, den du wie einen roten Faden durch dein Modeleben ziehst? IVANMAN: Auf viele Leute gleichzeitig hören, aber ihre Meinungen dann auch wieder vergessen und das eigene Ding durchziehen. V: Wie bist du auf den Namen IVANMAN gekommen? IVANMAN: Na ja, er klingt irgendwie wie Iron Man und er ist ein Konglomerat aus Ivan, meinem Vornamen, und “Mann”. Es klingt witzig, sollte aber dennoch ein seriöser Name sein. V: Vielen Dank für das Gespräch!

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Die Kollektionen von IVANMAN können auf www.ivanman.de erstanden werden.



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© Juan Camilo Roa


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BALANCE

Beauty Seit Jahrhunderten bringen deutsche Kosmetikfirmen revolutionäre Pflegeprodukte auf den Markt, die im Geschäft mit der Schönheit Standards setzen. Vor allem Marken wie Nivea und Eucerin haben sich mit Hautpflegemitteln über die Jahre einen guten Namen gemacht, aber auch viele andere Firmen entwickeln heutzutage einzigartige Pflegeformeln, die unseren Blick auf Pflege und Schönheit verändern. Von Kaviarcreme bis hin zu außergewöhnlichen Körperölmixturen überschreiten deutsche Marken die Grenzen der Innovation und entwerfen stets neue Formeln, Kombinationen und Verbesserungsmöglichkeiten. Verabschiedet euch also von den langweiligen, althergebrachten Pflegemitteln und freut euch auf innovative Beispiele guter deutscher Wertarbeit.


REDAKTION: Juán danilo zamora

Sans Soucis Naturkosmetik Gentle Toner Ein asiatischer Inhaltsstoff mit deutschem Touch. Dieses Gesichtswasser enthält Granatapfel (aufgrund seiner antioxidativen Wirkung auch die „Superfrucht“ genannt), reinigt die Haut extrasanft und ist so auch für empfindliche Haut bestens geeignet. Es entfernt sorgfältig Schmutz und Talgabsonderungen und dient gleichzeitig als Schutz gegen die bösen freien Radikale, die für die Alterung der Hautzellen verantwortlich sind. Abgerundet wird das Ganze durch Aloe-Vera-Extrakt, der für den richtigen Grad an Hautfeuchtigkeit sorgt und Hauttrockenheit verhindert.

Schwarzkopf – [3D]MENSION Activating Serum Shots Eine der traditionsreichsten deutschen Marken hat nun ein revolutionär neues Serum entwickelt, das sich eines der am weitesten verbreiteten Schönheitsprobleme unter Männern annimmt: des Haarausfalls. Mit einer Mischung aus Taurin, Panthenol und Carnitin stimuliert es die Haarfollikel, unterstützt das Haarwachstum und verbessert so die Haardichte. Denn in einem sind wir uns wohl alle einig: lieber cool als kahl.


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Lavera Men Sensitive Calming After Shave Balm Es ist die Mischung aus Aloe Vera und Bambus, die diese erfrischende Pflegeformel so effektiv bei der Bekämpfung von Rasierbrand macht. Diese Marke verwendet nur rein pflanzliche Zutaten aus eigenem Anbau. Das Resultat ist ein Aftershave-Balsam, das angenehm leicht einzieht, die Haut nach der Rasur mit der nötigen Feuchtigkeit versorgt und sie angenehm weich zurücklässt.

ARTDECO Rich Caviar Eye Cream Eine opulente Creme mit Anti-AgingEffekt. Die Hauptinhaltsstoffe ihrer außergewöhnlichen Formel sind KaviarExtrakt und Hyaluronsäure, die sie zur absoluten Wunderwaffe im Kampf gegen Hautalterung machen und gleichzeitig auf natürliche Weise belebend wirken. Diese Creme verringert nicht nur die lästigen Fältchen um die Augen, sie reduziert außerdem mögliche Schwellungen und Hautrötungen. Für den perfekten Teint sorgen außerdem Avocado-Öl, reich an ungesättigten Fettsäuren, sowie Vitamin E.


Dr. Hauschka Blackthorn Body Oil Was sicher kein Fitnessfreak auf seinem Körper sehen will, sind Dehnungsstreifen. Die drohen immer dann, wenn man in relativ kurzer Zeit viel ab- oder zunimmt und sind einfach das Gegenteil von sexy. Aber keine Sorge, es gibt eine ganz natürliche Lösung für dieses Problem: ein Körperöl aus Schlehdornextrakt, Sonnenblumenöl und Birkenblatt, das die Haut elastisch macht und so die unliebsamen Streifen verhindert.

Weleda Smooth Shave Toner Die deutsch-schweizerische Marke gehört zu den Pionieren unter den Herstellern von Naturkosmetik, die Tierversuche ablehnen. Bereits seit 1921 beliefern sie den Markt, und noch heute sind ihre Produkte die ideale Kombination aus natürlichen Zutaten und hochmodernen Herstellungstechniken. Dank Zutaten wie Hamamelis und Myrrhe wirkt dieses Gesichtswasser beruhigend auf gereizte Haut und hilft sogar bei kleinen Schnittwunden. Und erfrischt und weich wie ein Babypopo fühlt sich das Gesicht danach selbstverständlich auch an.


n i l r Be

The

Places

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Aesop Berlin Mitte by Weiss-heiten Berlin, Deutschland Fotos Š Aesop Text: Mario Kollinger

www.weiss-heiten.com / www.aesop.com


Vor kurzem wurde der erste deutsche Aesop Signature Store in Berlin Mitte erรถffnet. Die australische Marke ist da-


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für bekannt, ihre überlegenen Haut-, Haar- und Körperpflegeprodukte nur in individuell und ortsspezifisch gestalteten Geschäften anzubieten. So wurden beim Design des ersten Ladens in Deutschland Elemente des historischen Ber-


© Wolfgang Günzel

lin mit Einflüssen aus Bauhaus und Moderne vermählt. Das Ergebnis ist ein in einer Palette von Blattgrün erscheinender Innenraum mit einer leisen, klinischen Ästhetik.


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Das Stue by Patricia Urquiola Studio Berlin, Deutschland Fotos 1&2 © Patricia Urquiola Studio, Fotos 3&4 © Alessandro Paderni

www.patriciaurquiola.com / www.das-stue.com


In einem prachtvollen Gebäude aus dem Jahr 1940, in welchem lange Zeit die dänische Botschaft ihren Sitz hatte, befindet sich Berlins Das Stue („Wohnzimmer“ auf Dänisch). Star-Architektin Patricia Urquiola schuf hier mit einem gekonnten


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Mix aus cleanem, skandinavischem Design und gelegentlich schrillen Farbakzenten ein wahres Luxushotel mit Wohnzimmer-Wohlf체hlcharakter. Durch das Hotel verstreut findet man Kunstwerke und skurrile Objekte, welche die G채ste


spielerisch daran erinnern, dass sich Das Stue direkt neben Berlins Zoo befindet. So stehen in der Lobby eine riesige Giraffe und zwei Gorillas aus bemaltem Maschendraht und ausgestopfte Ledertiere fungieren als FuĂ&#x;auflagen.


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La Soupe Populaire by Luis Mock Berlin, Deutschland Fotos © Bützow Berlin

www.lasoupepopulaire.de


Im Areal von Bützow Berlin, einem ehemaligen Brauereigelände direkt am Fuße des Prenzlauer Bergs, serviert Spitzenkoch Tim Raue seit neuestem inmitten von Kunstwerken seine kulinarischen Kreationen. Als Teil des sogenannten Ate-


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lierhauses, in dem wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst gezeigt werden, vereint La Soupe Populaire somit Kreativität und Kulinarik in einem außergewöhnlichen Konzept. Luis Mock war für das schlichte Vintagemobiliar mit


minimalistisch gedeckten Tischen und einer warm anmutenden Beleuchtung verantwortlich, welches den Fokus auf die ausgestellten Kunstobjekte und nat端rlich auf das, was auf dem Teller serviert wird, lenkt.


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VANGART

hört das!

für Empfehlung Hörsinnige

Mia TACHELES Diese Band mischt bereits seit zehn Marla Blumenblatt IMMER DIE BOYS Jahren in der Musikszene mit und überrascht uns trotzdem noch jedes Mal Vertraut uns einfach: Es gibt mehr als mit neuen, frischen Sounds. Egal, was unser „Opener“-Autor von ihnen halnur einen Grund, Marla zu lieben. Nicht nur klingt sie wie die Tarantino-Muse ten mag, ihr neuestes Album bestätigt per se, sie lässt sich außerdem mit einmal mehr, dass die Band noch nicht keinem anderen Musiker vergleichen. am Ende ihrer Reise angekommen ist und dass sie nicht nur einfach Musik Wie also beschreibt man sie am besmacht – das hier ist Kunst! Eine Komten? Vielleicht so: eine wilde Rock ‘n Roll-Prinzessin, die über Gefühle, Män- bination aus retro-futuristischen Beats und der umwerfenden Stimme von ner und Berlin singt. Dieses Album ist Mieze Katz. Wir wünschen viel Spaß Vintage mit dem gewissen modernen Etwas. Cornetto, Lichter von Berlin und mit Immer Wieder und der Leadsingle Gefühle zeigen ist nicht sexy müsst Fallschirm, die seit einem Monat sicher der Großteil Deutschlands hört. ihr euch einfach anhören.

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Text: Juán D. Zamora

DENA FLASH

Seeed SEEED

In ihrem ersten Song Cash, Diamond Rings, Swimming Pools geht es um drei unserer liebsten Dinge, und D E N A hat damit nicht nur unsere volle Aufmerksamkeit bekommen, sondern auch allen klargemacht, dass man mit ihrer Musik auch in Zukunft zu rechnen hat. Ihre hinreißende Art und der einzigartige Sound ihres Debütalbums sind denn auch wirklich ein Grund, D E N A im Auge zu behalten, und wir sind sicher, ihr werdet unserem Beispiel folgen und es eurer Playlist hinzufügen. Produziert wurde ihr Erstlingswerk, das die Gehörgänge unter anderem mit erhebenden Songs wie Flashed und Bad Timing erfreut, von bekannten Namen wie Erlend Øye von den Kings of Convenience.

Diese Reggaeband hält ihrer großen Liebe Berlin die Treue. Und das ist auch kein Wunder, denn schließlich verdankt sie ihren Ruhm dem Erfolg von Dickes B, in dem sie im Jahr 2000 die guten Vibes dieser Stadt besungen hat. Nachdem es sechs Jahre still um die Band geworden war, sind Seeed jetzt zurückgekehrt, und zwar mit Seeed, einem Album voll eingängiger Songs, die jeden sofort in Partystimmung versetzen. Müsste man ihr neues Werk mit einem einzigen Adjektiv beschreiben, dann wäre das wohl „reichhaltig“. Hauptsingle des Albums ist der beeindruckend produzierte Song Augenbling, eine Mischung aus arabischen Rhythmen, Reggae und Rap, unterlegt mit einem fetten Bass, der der Band einfach jedes Herz öffnen wird.

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CELEBRATION

UP Coming . ?! . . n i b a t h Was ge


// BERLIN 8. BERLIN BIENNALE / 29. Mai bis 3. August Auguststraße 69 10117 Berlin Bereits seit 1998 ist die BERLIN BIENNALE eine der Veranstaltungen für zeitgenössische Kunst in der deutschen Bundeshauptstadt. Alle zwei Jahre stattfindend ist sie ein Magnet für Kunstinteressierte aus aller Welt und setzt den Schwerpunkt auf experimentelle Konzepte etablierter und neuer Kuratoren. Unbekanntem und Ungesehenem wird hier an unterschiedlichsten Veranstaltungsorten eine Bühne geboten. 64 Tage, 2 Stunden und 41 Minuten Kunst zum Erforschen. www.berlinbiennale.de

// WIEN Life Ball 2014 / 31. Mai Rathaus Wien Friedrich-Schmidt-Platz 1 1010 Wien Ballsaison ist Hochsaison in Wien. In schönen Kleidern und straffen Fracks tanzt sich die Wiener Bevölkerung durch altehrwürdige Säle prestigeträchtiger Bauten. Staatsoberhäupter, Künstler und ABC-Promis inklusive. Highlight und zugleich gebührender Abschluss der Ballsaison ist der LIFE BALL. Seit 1993 wird vor der Kulisse des Wiener Rathauses im Kampf gegen HIV die Vielfalt des Lebens im Frack oder aber in den verrücktesten Kostümen zelebriert. Dieses Jahr lautet das Motto 'Garden of Earthly Delights'. www.lifeball.org


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// VANCOUVER SIN CITY 'LUCKY 13' / 31. Mai Imperial Vancouver 319 Main Street Vancouver, BC Fetische, Fetische und noch mehr Fetische. SIN CITY ist die Party der Partys für alle Formen von Fetischisten in Vancouver. Die Karten gehen weg wie warme Semmeln und die Outfits sind kreativ und wild. Wofür oder für wen man nun eine Vorliebe hat, spielt keine Rolle. Für Zartbesaitete ist dieser Event definitiv nichts, wer aber bereit ist für das Unkonventionelle, wird hier gut bedient sein. www.imperialvancouver.com

// LAS VEGAS MUSCLE BEAR HEAVEN / 3. Mai Blue Moon Resort 2651 Westwood Dr Las Vegas, NV 89109 Das MUSCLE BEAR HEAVEN gehört in die Gruppe von Events, die als Geburtstagsparty im kleinen Kreis ihren Anfang genommen haben. Offenbar war es auch in diesem Fall genau der richtige Kreis. Fünf Jahre später zählt diese Party zu einem der Fixpunkte in den Eventkalendern dieser Welt. Veranstaltungsort ist kein geringerer als das Blue Moon Resort, das von ganz großen Namen wie Elton John, Miley Cyrus und Lady Gaga bespielt wird. www.bluemoonlv.com


// DARWIN 3RD ASIA PACIFIC OUTGAMES / 10. bis 16. Mai Darwin Northern Territory Australien

// NEW YORK GLAAD MEDIA AWARDS / 3. Mai Waldorf Astoria New York 301 Park Avenue New York, NY

Sport, Party, Kultur und Menschenrechte: das sind die ASIA PACIFIC OUTGAMES im tropischen Darwin am nördlichsten Punkt Australiens. Der Ableger der World Outgames lässt das Motto 'Dabei sein ist alles' wieder hochleben. Und dabei sein kann man bei einigem: Neben Fußball, Golf, Hockey und skurrileren Angeboten wie Dragon Boating und Roller Derby bietet der Event nach dem Sport den feierlaunigeren Athleten auch noch genug Möglichkeiten zum Feiern – egal ob Sieg oder Niederlage. www.asiapacificoutgames.org

Seit 1990 zeichnet die Gay and Lesbian Alliance Against Defamation mit den GLAAD MEDIA AWARDS faire und integrative Darstellung der LGBT-Community in den Medien der Nachrichtenund Unterhaltungsbranche aus. Nach Los Angeles im April dieses Jahres wird am 3. Mai im Waldorf Astoria New York die zweite Tranche der heurigen Auszeichnung verliehen. Dass sich die Liste an Nominierten nicht nur einmal mit den diesjährigen Academy AwardGewinnern überschneidet, spricht für den Erfolg dieser Awards. www.glaad.org/mediaawards



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