VANGARDIST Mag # 47 (Deutsch)

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#47 / 09 / 2014

uniform





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Editorial Liebe VANGARDISTEN! Willkommen zur Uniform-Issue. Die Uniform identifiziert ihren Träger als zugehörigen Teil einer definierten Gemeinschaft. Dessen individuelle Züge verblassen hinter der Fassade, die unweigerlich Respekt vonseiten des Gegenübers einfordert. Respekt, den man sich normalerweise erst durch Taten verdienen muss. Das ist sehr bequem und stärkt auch gleich das schwächelnde Ego. So bedienen sich vor allem Popstars militärischer Accessoires, um Stärke auszustrahlen und ihre Fangemeinde hinter sich zu versammeln. Aber auch der progressive Mann weiß um die Wirkung von Abzeichen und Co. auf seinem Outfit Bescheid. Hier ein Wappen, da ein Orden und die Bewunderer zollen gleich die nötige Ehrfurcht. Welche archaischen Triebe auf diese Weise sublimiert werden, kann in dieser Ausgabe nachgelesen werden. Respekt verdient aber auch Melanie Scheriau. Sie ließ sich von uns noch schnell vor ihrer Babypause gemeinsam mit Topmodel Papis Loveday in elegante Uniformlooks stecken und formidable ablichten. Mit Uniformen und mystischen Figuren will Mustafa Sabbagh vor Konformität warnen. In einem exklusiven Interview erzählte uns der Fotokünstler von seinem Glauben an das Göttliche der menschlichen Unvollkommenheit. Viel Spaß mit dieser fulminanten Fashion Issue. Julian Wiehl und das gar nicht so uniforme VANGARDIST Team PS: Wer Lust hast VANGARDIST als Print Version in Händen zu halten, der kann sich hier die Collector's Issue kostenlos bestellen. https://vangardist-print-issue.myshopify.com


SHOOTINGS

themen

Fassade

Radar

UNIFORM

Fassade

64

i married a communist 30

Trophy Hunters

Von Schrumpfköpfen, Tartans und Trophäenshopping

VangART

human and divine Ein Interview mit Mustafa Sabbagh

COVERY STOR

16

110


INDEX EDITORIAL Fassade

Editor's Choice

11 48

Lieblinge aus der Redaktion

VangART

fashion shows Fassade

Shopzone Balance

Beauty

148 126 106

Die Schönheitskämpfer Fassade

VangART

The Godfather of Ornament

90

Ein Interview mit Walter Van Beirendonck

I SECRETLY LIKE to WEAR...

100

Auf Achse

how to survive in kyoto Auf Achse

Places

52 132

Fire Stations VangART

Hört das!

144

Empfehlungen für Hörsinnige

Fassade

M hoch drei Ein Interview mit Melanie Scheriau

76

Celebration

Upcoming Was geht ab in ...?!

166


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Model: Katerina Netolicka/next company Photo: Mario Schmolka Photo-Assistenz: Markus Hollo Digital Imaging: Malkasten Hair & Make Up, Styling: Sergej Benedetter Assistenz: Rene Schopf Location: OBEN

www.mqviennafashionweek.com


16 radar


Trophy

Hunter V o n S c h r u m p f k Ü p f e n , T a r t a n s und Trophäenshopping

Text: klemens gindl illustration: Magdalena Weyrer


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Ä u SS e r e W e r t e Britisches Fashion-Understatement ist auch nicht mehr das, was es mal war. Wir alle kennen ihn: den berühmten Trenchcoat der Firma Burberry’s. Aus den Trenches (engl. für Schützengräben) des Ersten Weltkriegs in die Straßen der City of London und von da in die ganze Welt exportiert, ist er ein klassisches Sinnbild des guten Geschmacks: unförmig, unscheinbar, fast ein bisschen abgeranzt, qualitativ hochwertig und schweineteuer. Die finanzielle Potenz seines Trägers offenbarte sich lange Zeit nur dann, wenn der geöffnete Mantel den Blick auf das charakteristische hellbraune Karomuster des Innenfutters preisgab. Eine Angeberei, die sich der wahre Gentleman von Welt niemals leisten würde. Seit einiger Zeit aber ist man dazu übergegangen, den famosen Karotartan auch auf die Unterseite des Mantelkragens zu nähen. Stellt man diesen nun wetterbedingt hoch, so kann jeder weithin sehen: Dieser Herr kann dreitausend Eier für einen Regenmantel hinblättern, der nicht mal warm ist, und fühlt

sich offenbar den Werten und Haltungen eines klassischen Gentleman verpflichtet. Was – wie bereits erwähnt – zwar ein Widerspruch ist, aber was soll’s. Die Verführung, öffentlich Farbe zu bekennen, ist eben ein archaisches Bedürfnis, das auch im zivilisierten Großstadtdschungel ausgesprochen stark ist. Cl a n k r i e g e r d e r G r o SS s ta d t Dass es sich beim offenen Tragen von Fashion-Brands um ein Lifestyle-Bekenntnis handelt, ist trivial. Wie sehr dieses Verhalten in unserem Kriegsund Jagdtrieb wurzelt, ist aber doch erstaunlich. Gerade Burberry’s – um beim eingangs gebrachten Beispiel zu bleiben – schlägt die Brücke zu unserer weniger zivilisierten Vergangenheit recht unmittelbar: Das auf den Modemeilen der ganzen Welt so bekannte Karomuster ist eine Abwandlung des schottischen Tartan – jenes charakteristischen Webmusters, das seinerzeit in der Form des tradi-


tionellen Kilts die Zugehörigkeit zum jeweiligen Highland-Clan sichtbar machte. Jeder schottische Clan hatte (und hat) sein eigenes Karomuster. Die Erlaubnis, einen bestimmt gemusterten Kilt zu tragen, kam der Aufnahme in einen Sippenverband gleich. Damit verbunden war ein umfassendes Verständnis von Identität: ein Bedürfnis, das auch den urbanen Fashionista von 2014 umtreibt. Jetzt ist Burberry’s zwar kein schottischer Clan, in den man sich für ein paar tausend Euro einkaufen kann, aber mit ihrem Branding spielt die Firma gekonnt mit diesen tribalen Versatzstücken. Zeigt man seinen hellbraunen Tartan, unterstreicht man die Zugehörigkeit zu einer Gruppe von


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Leuten, die wirtschaftlich und stilistisch in der Lage sind, sich diese nach innen glänzende Prunkrüstung für den harten Kampf ums tägliche Überleben im von Konkurrenzgerangel geprägten Alltag zu leisten. Die militärische Vergangenheit des Trenchcoats – Weltkrieg außen, Clankrieg innen – dürfte da kein Zufall sein. N o pa i n , n o g a i n Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten, die Berechtigung zum Tragen solcher Insignien der Zugehörigkeit zu erlangen: Man kann hineingeboren werden oder man kann sie sich verdienen. Ersteres ist eher eine feudale Angelegenheit, die für unsere Welt des Modekonsums weitgehend unbedeutend ist. Das mit dem Verdienen ist da schon viel spannender. Unser moderner Begriff von verdientem Geld, mit dem man sich dann Kleidungsstücke kaufen kann, die mit ihrem Branding wiederum die Identität des Trägers konstituiert und die Kraft ihres jeweiligen Images auf diesen überträgt, hat seine Entsprechung

in einem vielleicht noch archaischeren Trieb: jenem des Beutemachens – des Sammelns und Demonstrierens von Trophäen. Die Jagd gilt gemeinhin als Urtrieb, den der moderne Mensch zwar längst nicht mehr zum Überleben braucht, der aber – wie Triebe nun mal so sind – keiner rationalen Begründung bedarf. Er ist nun mal Teil der menschlichen Natur und als solcher muss er irgendwie bedient werden. Spätestens seit Freud ist bekannt, dass wir dazu tendieren, Triebe, die wir in ihrer ursprünglichen Variante nicht (mehr) ausleben können, zu sublimieren, das heißt, sie auf andere Objekte der Begierde zu übertragen. Im Falle des urbanen Gegenwartsmen-


schen geschieht das hauptsächlich über den Erwerb von Konsumgütern. Jetzt ist die Jagd zwar im Sinne der Nahrungsbeschaffung obsolet, aber als Mittel zur sozialen Abgrenzung taugt sie in ihrer sublimierten Form allemal: indem wir unsere Beute nämlich zur Schau stellen, um aus ihr mystische Kraft zu beziehen und Überlegenheit zu demonstrieren. Dafür eignet sich nichts so gut wie Mode und Kleidung.


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K o pf j ä g e r Mystische Kraft? Klingt etwas weit hergeholt. Im Grunde greift hier aber ein Prinzip, das sich nur unwesentlich etwa von den Praktiken der berüchtigten Kopfjäger des Amazonas unterscheidet, die die spanischen Conquistadores einst das Fürchten lehrten. Diese auf Kolonialherrenjagd spezialisierten Krieger hatten, so will es zumindest der blutlüsterne Volksmund, die abseitige Angewohnheit, die Köpfe ihrer besiegten Feinde im Zuge einer Reihe komplexer Rituale so lange zu kochen, bis die gesamte Haut abziehbar war. Diese wurde danach auf ein etwa faustgroßes Objekt gespannt und zum Trocknen aufgehängt. Die so entstandenen Schrumpfköpfe befestigte der stilsichere Kopfjäger von Welt dann an seinem Gürtel, um sicherzustellen, dass Kraft und Gewandtheit seines Opfers auf ihn selbst übergehen wür-

den. Und um allen Bräuten und Konkurrenten im Dorf klarzumachen, wer hier die dicksten… äh… Köpfe hat. Auf Mode und vor allem ihre Brands lässt sich das wunderbar übertragen. Man muss das gute Stück erst mal finden – das setzt voraus, dass man weiß, wo man suchen muss. Dann muss man es in seine Gewalt bringen. In aller Regel bedeutet das kaufen, tauschen, geschenkt bekommen oder klauen. Jede dieser Möglichkeiten setzt ein gewisses Maß an Leistung, sozialem Prestige und/oder Verwegenheit voraus. Nach erfolgreichem Beutezug geht es dann zurück ins Dorf, um vor seinen Clankollegen zu prahlen: „Schau mal, was ich mir zugelegt hab. Echt Prada, Alter!“ Die mystische Kraft des erlegten Produkts findet sich im jeweiligen Image der Marke wieder, mit dem sich deren Träger identifiziert. Ob Converse, Ray


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Ban oder Burberry’s: Sie alle pflegen eine bestimmte Corporate Identity, die sich auf den Besitzer des jeweiligen Accessoires überträgt. Schlechtes Karma Das offene Tragen von Marken kann demnach als die zivilisatorische Umdeutung zweier recht urtümlicher Bedürfnisse betrachtet werden: jenem nach Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe von Leuten mit einem einigermaßen definierten Set von Haltungen und Werten sowie dem nach Zurschaustellung der Tatsache, dass man sich diese stilistische Uniform namens Style redlich erkämpft bzw. verdient hat. Wie stark diese mystische Kraft der getragenen Marke sein kann, offenbart sich oft erst, wenn diese durch eine Umdeutung plötzlich eher negatives Karma bringt. Gesell-

schaftlich untragbare Äußerungen ihrer Stifter, wie etwa jene, die man Tommy Hilfiger fälschlicherweise immer wieder nachsagt, sind dafür ein eindrucksvolles Beispiel. In der Welt der Mode geht das aber auch in die andere Richtung. Die Tennislegende Fred Perry stand einst für eine recht unschuldige Sportbekleidungsmarke Pate. Deren rechtsradikale Umdeutung erfolgte vonseiten ihrer Träger, welche die Poloshirts mit dem Lorbeer-Emblem zur ultimativen Skinhead-Uniform von Manchester bis Buenos Aires machten. C i v i l i s at i o n r u l e s Damit wäre auch das entscheidende, progressive Element – so negativ das eben genannte Beispiel ist – der modischen Sublimierung von Trophäenjagd und Zugehörigkeitssym-


bolen gefunden. Kleidungsstücke und Accessoires kann man nach Belieben kombinieren, hinzufügen oder ablegen. Marken-Images können von mutigen Trägern verändert werden, indem sie einfach im falschen Kontext getragen werden. Denn egal, ob man sich den Kilt des wildesten Highland-Clans oder die Uniform der härtesten US-Marines verdient hat, die damit verbundenen Identitäten sind immer starr, intolerant und von oben bestimmt. Sie bieten zwar oft soziales Prestige, zwingen einen aber fast immer, Dinge zu tun, die man für unrichtig hält. Die gerne als oberflächlich geschmähte Welt der Mode mit ihrer Kulturtechnik des Konsumierens


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und Prahlens ist dabei nichts weniger als eine bessere Form der Zivilisierung unseres Kriegs-, Jagd- und Sammeltriebs. Eine kulturelle Errungenschaft, die solche archaischen Bedürfnisse in sozial verträgliche Bahnen lenkt. Ob diese unsere These jetzt wissenschaftlich wasserdicht ist, sei einmal dahingestellt. Als progressives Männermagazin fühlen wir uns aber verdammt gut damit, unserem Lieblingsthema – Fashion – so viel zivilisatorisches Gewicht zuzuschreiben.






i married a communist Creative Director & Fashion Editor Mirza Sprecakovic, www.mirzasprecakovic.com | Photography Sam Scott S c h i avo, s a m s c ot ts c h i avo.c o m | H a i r & M a k e U p Julian Burlacu , julianburlacu.tumblr.com | Models Viktor M / Exit Model Management, exitmm.sk, Tibor , Mix Model Management / mixmodels.sk, Kristof , sam the agency | Fashion Assistant Kevin MorocutTi


shirt Valentino at AMICIS, Jeans Diesel, Leather belt vintage


shirt Givenchy at AMICIS, hat vintage


Left: scarf Diesel, hat vintage / Right: Pullover Diesel, Leather belt vintage



Jacket Madanti, glasses Gucci


pants Diesel, watch Hugo Boss, necklace Tommy Hilfiger


Shirt Givenchy at AMICIS, Briefs Calvin Klein


Jacket Madanti, Sweater Ute Ploier, Briefs Bjรถrn Borg, boots Moon Boot


shirt Diesel, Headpiece Marina Hoermanseder



Look Diesel, schiffchen vintage


overall H&M STUDIO, m端tze vintage


shirt, Jacket & bag Diesel, Jeans Balmain at AMICIS


Parka Diesel, leg piece Marina Hoermanseder


ofakingM r h e M e r iPhon e d in Fotos : d App a iP d un sehen hier an


i married a communist making of

Kamera: Crist贸bal Hornito S c h n i t t: C r i s t 贸 b a l H o r n i t o I n t e r p r e t / T r a c k : N e m p h i r e x / "A r a b i c N i g h t s "


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FASSADE

Editor‘S Choice:

style-

TIPP

Uhr von Hermès

Jacke von Franklin & Marshall


Tasche von Louis Vuitton

Ring von Ele Misko

Armband von Balenciaga bei AMICIS

G端rtel von K.O.I

Sneakers von Patrick Mohr & Reebok

Armreif von AND_i


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T-Shirt von G-Star Raw

Taschenmesser von Victorinox

Kulturbeutel von Farah Vintage

M端tze von Franklin & Marshall

Sonnenbrille von ic! berlin

Stiefel von Dr. Martens


stylE-

TIPP

Bomberjacke von Farah Vintage Jeans von G-Star Raw

Jackett von Tiger of Sweden Hemd von Ben Sherman


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AUF ACHSE


Text und Fotos: David aminger


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Zwischen Fashion und Kostüm Die Gesellschaft in Japan ist eine vollkommen andere als jene, die wir in Europa kennen. Leute verbringen die meiste Zeit in ihrem Job, haben daher wenig Freizeit und hetzen von einem Termin zum nächsten. Gestresste Büroangestellte strömen in der Mittagspause zu Tausenden aus den Hochhäusern, um essen zu gehen, das Handy immer griffbereit in der Brusttasche. Ihre Outfits und Frisuren wirken uniform und die Farbpalette reicht von grau bis grau. Doch bei diesem ersten Eindruck bleibt es nicht. Denn an den Wochenenden verwandeln sich die Menschen: Bunte Kleidung, verrückte Accessoires und Perücken sind dann keine modischen Ausnahmen. Von himmelhohen Plateauschuhen und Ganzkörperkostümen à la Pikachu und Naruto bis zu Plastiksushi in den Haaren ist alles dabei. Lolita-Mädchen stecken in zuckerwatterosa Rüschenkleidern oder gleich in Goth-Korsagen. Die Jungs machen mit gegelten Haaren, Lederjacken und Chelseaboots einen auf James Dean – was in Europa nur zur Karnevalszeit möglich ist, passiert in japanischen Großstädten jedes Wo-

chenende. Setzt der Alltag am Montag wieder ein, verschwinden die schrillen Individuen wieder im kollektiven Büro-Outfit in der Masse. Doch auch unter der Woche genieren sich junge Männer nicht, in ihren riesengroßen Handtaschen nach dem Handy zu suchen, an dem ein verspielter Anhänger baumelt. Man hat das Gefühl, die Grenze zwischen männlicher und weiblicher Mode verläuft hier fließender als in unseren Breiten. Gleiches gilt für jene zwischen Fashion und Kostümierung. Der Fächer – ein verlängerter Arm Ein gutes Beispiel dafür ist auch der Fächer, welcher in Japan ein schönes, aber vor allem zweckmäßiges Accessoire für beide Geschlechter geblieben ist. In Kyoto muss man als Mann nicht erst zum exzentrischen Modedesigner avancieren, um lässig mal kurz den Fächer zücken zu können und sich damit ein wenig Abkühlung zu verschaffen. Er wird in Japan aber nicht nur während der heißen Sommermonate eingesetzt. Seit jeher ist der Fächer Requisit in traditionellen Tänzen. Er gilt als Verlängerung des Armes, mit dem man seiner


Tempelfahnen


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Gion Matsuri


Gestik mehr Ausdruckskraft verleihen kann. Frauen haben fast immer einen Schirm dabei. Bei Sonne spenden sie Schatten und bei dem im Sommer immer wieder spontan einsetzenden Regenwetter bleibt man auch gleich trocken. Während wir stundenlang unsere Körper dem UV-Licht aussetzen, um eine attraktive Sommerbräune zu erlangen, tragen die Ladys in Kyoto Stulpen aus dünnem Stoff auf ihren Unterarmen, um die noble Blässe ihrer Haut zu bewahren. Auch wenn das Ganze ein wenig komisch wirken mag, dermatologisch betrachtet haben Japaner sicher das gesündere Schönheitsideal. Zurück zu den Wurzeln Der Zeitpunkt, an dem fast jeder traditionelle Kleidung am Leibe trägt, ist sicher das Gion-Matsuri-Fest, welches in Kyoto den ganzen Juli lang gefeiert wird. Während dieser Tage verabschiedet sich die Stadt vom 21. Jahrhundert und verfrachtet sich und alle Anwesenden in das Jahr 869, in dem das Fest zum ersten Mal gefeiert wurde. Alle Einwohner Kyotos machen mit und finden die Sache großartig. Die Innenstadt wird komplett für den Autoverkehr gesperrt und mutiert zu

einer riesigen Fußgängerzone. Neben eindrucksvollen Paraden, auf denen riesige Wägen durch die Straßen Kyotos gezogen werden, trägt hier Alt und Jung Yukatas (die Kimonos für den Sommer), welche nicht nur unglaublich bequem, sondern auch sehr luftig und daher ideal für die heiße Jahreszeit sind. Frauen-Yukatas sind heller und auch bunter als jene der Männer, ähneln einander ansonsten aber stark. Beliebtes Stoffmotiv ist alles, was typisch und stereotypisch für Japan ist: Kraniche, Seerosen, Kirschbaumzweige in voller Blüte und so weiter. Weiße Socken in Flip-Flops, bei uns Grund genug, auf offener Straße aufs Hämischste verspottet zu werden, sind hier Teil des traditionellen Outfits. Während des Gion Matsuri gibt es auch abseits der Straßen in den zahlreichen Tempelanlagen ein volles Programm. Von Märkten, auf denen es die unterschiedlichsten Köstlichkeiten gibt, bis hin zu traditionellen Theatervorführungen reicht das Spektrum. Flötenmusik hallt durch die Straßen, hunderte Lampions erhellen die Tempelanlagen, die Stimmung ist ausgelassen und enthält doch einen Hauch von Respekt und Wertschätzung für die alten Traditio-


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nen. Wer hier dazugehören will, kauft sich eine Yukata bei den vielen kleinen Händlern in der Stadt, lernt schnell, wie man den Obi bindet, und schlapft in hölzernen Flip-Flops, auch Geta genannt, durch die Stadt. Sake saufen nicht vergessen. Zwischen Tradition und Moderne Ihren angestammten Platz hat sich die Tradition nicht nur in Form von jahrhundertealten Festen und Zeremonien, sondern auch im alltäglichen Stadtbild bewahren können. Während der Großteil von Kyoto von hohen Gebäuden, riesigen Reklametafeln, digitalen Anzeigen und mas-

Gion Matsuri

senhaft Verkehr geprägt ist, findet man mitten im Großstadtdschungel ruhige und versteckte Gärten sowie eine enorme Anzahl an Tempelanlagen, die bestimmten Shinto-Göttern oder auch ehemaligen Regenten gewidmet sind. Im Stadtteil Gion kann man mit viel Glück auch eine Geisha erspähen, die sich in ihrem sündteuren Seidenkimono vor den fotografierenden Touristen ins nächste Teehaus flüchtet. Während die Ausbildung dieser „Bewahrerinnen der alten Künste“ nach wie vor sehr streng nach traditionellen Regeln und hinter verschlossenen Türen erfolgt, sind einige Geishas sehr aktiv


in den sozialen Netzwerken und lassen die ganze Welt an ihrem Leben teilhaben. Und während die traditionelle Teezeremonie schon mal vier bis sechs Stunden lang dauern kann, wandern beim Starbucks um die Ecke hunderte Getränke pro Stunde über die Theke und direkt in die Hände westlich orientierter Jugendlicher. So prallt in den Großstädten Japans Tradition auf Moderne, was in der Gesellschaft und damit im Alltag einen wahrhaft einzigartigen Mix aus Gestern und Heute hervorbringt. Das coole, stylische Traditions-Japan, das man als Besucher unbedingt erleben will, existiert in Kyoto nach wie vor.

Shosei-en-Garten

Ruhige Gärten und größenwahnsinnige Kriegsherren Wohnt man zentral, sind viele Sehenswürdigkeiten auch zu Fuß erreichbar. Während man bei fast allen Tempeln nichts zu zahlen hat, wird für den Eintritt in die traditionell japanischen Gärten ein kleiner Obulus verlangt. Der Shosei-en-Garten, gar nicht weit entfernt von Kyoto Station, ist ein unbedingtes Muss. Die Ruhe und Harmonie, die man hier empfindet, ist unvergleichlich. Während man über kleine Brücken und an Teehäusern vorbeispaziert und auf Steinen kleine Flüsse überquert, kann man Kois und Schildkröten beobachten,


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die mutig auf einen zugeschwommen kommen, sobald man nah am Ufer stehen bleibt. Nicht nur Touristen, auch die Kyotoer selbst kommen hier oft stundenlang her, um Abstand von der hektischen Stadt zu bekommen und sich zu erden. Dass japanische Shogune auch mal ein bisschen größenwahnsinnig waren, beweist der Goldene Pavillon oder auch Kinkaku-ji. Inmitten einer unglaublich schönen Gartenanlage hat sich hier ein gewisser Ashikaga

Yoshimitsu ein Denkmal gesetzt, das einen bei strahlendem Sonnenschein im wahrsten Sinne des Wortes blendet. Die ersten zwei Etagen dieses Pavillons sind nämlich mit Blattgold verkleidet. Hat man dann erst mal genug vom Prunk aus längst vergangenen Zeiten, sollte man einen Ausflug an den nordwestlichen Stadtrand von Kyoto machen. Hier kann man auf angelegten Pfaden durch Bambuswälder wandern, die die stadtbegrenzenden Hügel bewachsen.


Goldener Pavillon

Großstadtdschungel im Wortsinn Die schattigen Bambuswälder sind, vor allem in den Sommermonaten, bei Touristen wie auch bei Einheimischen sehr beliebt. Wer schwüles Wetter nicht wirklich genießen kann oder am liebsten in der Sauna und nur dort so richtig schwitzt, der sollte die Stadt lieber im Herbst oder Frühling besuchen. Im Sommer staut sich die Luft in Kyoto, es gibt selten Tage, an denen das Quecksilber unter der

30-Grad-Marke stehen bleibt, und die Luftfeuchtigkeit erinnert an die Tropen. Als zartbesaiteter Bewohner der gemäßigten Klimazone kann man sich da schon mal stöhnen hören: „Ich bin Europäer, holt mich hier raus!“ Die Japaner sind jedoch das Wetter gewohnt, und man staunt als Ausländer wirklich über die Menschen, die bei sengender Hitze im Anzug leichtfüßig durch die Stadt hetzen, während man sich selbst nur unter Zufuhr enormer Wassermengen auf den Beinen hal-


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ten kann. Wenn es dann doch zu heiß wird, empfiehlt es sich, in ein Restaurant zu flüchten – die sind nämlich gut gekühlt und bieten zu jeder Mahlzeit immer Wasser oder Tee umsonst an. Schlürfen erlaubt Das Essen in Kyoto und allgemein in ganz Japan ist unglaublich köstlich. Man will nie wieder Sushi in Europa essen, wenn man einmal seine Zähne in einen japanischen Butterfisch versenkt hat. Aber nicht nur das Sushi, auch die Soßen, die Suppen, die Nudeln, Om-Reis, Ramen, Tempura, Tofu in unheimlich vielen Variationen und nicht zu vergessen die Wurzel der Lotuspflanze lassen die Geschmacksnerven Dinge erfahren, die sie nie wieder vergessen werden. Das Tolle: Schlürfen ist in Japan erlaubt und niemand schaut einen böse an, wenn man sich das Essen geräuschvoll in den Mund schiebt. Friede, Freude, Eierkuchen Böse Menschen scheint es in Japan generell nicht zu geben. So sind auch die Leute in Kyoto unglaublich freundlich und hilfsbereit. Es kann schon mal passieren, dass ein vor-

beigehender Japaner euch einfach fragt, ob er euch helfen kann, wenn er die durch vollkommene Orientierungslosigkeit ausgelöste Verzweiflung in euren Augen bemerkt. Die Freundlichkeit geht so weit, dass sich der Buschauffeur bei jedem einzelnen Fahrgast dafür bedankt, dass man ein Stück weit mitgefahren ist, wenn man den Bus wieder verlässt. Was zu Beginn für einen Europäer fast befremdlich ist, wird sehr schnell zu einer angenehmen Gewohnheit. Man selbst wird genauso freundlich und schwebt durch die Stadt, als gäbe es täglich den Eierkuchen, der mit Friede und Freude gefüllt ist, zum Frühstück. „Vielen Dank“ kann man immer und zu jeder Tages- und Nachtzeit sagen. „Arigatou gozaimasu“ heißt das dann, wobei die zwei u am Ende der beiden Wörter nicht ausgesprochen werden. Es sind genau diese Freundlichkeit und der Respekt vor den Mitmenschen, welche eine Harmonie in der Öffentlichkeit erzeugen, die wir in Europa so nicht kennen, die uns aber hier ordentlich gut tun würde. Und so stellt sich der Kulturschock nicht ein, wenn man in Kyoto ankommt, sondern erst, wenn man wieder zurück ist.


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making of

Kam e r a : C r i s t 贸 ba l H o r n i t o S c h n i t t : C r i s t 贸 ba l H o r n i t o I n t e r p r e t / T r a c k : LE S A RTRE / " CINE M A "


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FASSADE


m hoch 3

E i n e P o w e r f r au im österreichischen TV

Text: Mirza Sprecakovic & Evelyn Höllrigl / fotos: Cristóbal Hornito

Model, Mama, Moderatorin. Melanie Scheriau ist zum zweiten Mal das Gesicht von „Austria’s next Topmodel“ auf PULS 4 und zeigt mit ihrer feinen Art und ihrem bescheidenen Charme, dass nicht alles in der Modebranche schnell und oberflächlich ist.


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Nachwuchs gesucht

Es ist kaum abzustreiten, dass werdende Mütter einen ständigen Glanz mit sich tragen. Eine Art Aura, die sich dann zu verbreiten scheint, wenn sie gerade den Raum betreten. So ist das auch bei Melanie Scheriau. Das Shirt wölbt sich leicht über die Schwellung ihres Bauches, das Haar glänzt und die Haut strahlt. Melanie ist glücklich, mit jeder Faser ihres Körpers. Die Modelmama kann sich auch glücklich schätzen: Sie ist jung, erfolgreich und sympathisch. Seit 17 Jahren ist sie im Geschäft, ist für die ganz Großen gelaufen – Armani, Trussardi, Alexander McQueen –, hat unzählige Städte gesehen, und dennoch ist ihr Privatleben stabil und ruhig. Seit zehn Jahren lebt die Villacherin mit ihrem Ehemann Seth Harris in New York. Und jetzt ist sogar das erste Baby unterwegs.

Beruflich hat sich ihre Karriere verändert. Mit 34 will sie nicht mehr mit 16-jährigen Models über den Laufsteg spazieren und hat sich umorientiert: Sie wurde Moderatorin. Talent hat Melanie allemal. Zum zweiten Mal steht sie mit ihren Nachwuchsmodels vor der Kamera und moderiert „Austria’s next Topmodel“. Dieses Jahr wird es allerdings heiß hergehen, denn zum ersten Mal im europäischen Fernsehen werden nicht nur Female-Models, sondern auch Male-Models gecastet. Melanie bringt also frischen Wind in das Casting-Format. Unterstützung bekommt sie dieses Mal von gleich zwei internationalen Topmodels: Papis Loveday und Michael Urban. Die Moderation macht der Kärntnerin dabei sichtlich Spaß, sie ist redefreudig und scheut sich nicht davor, ihre eigene Meinung zu sagen. Melanie weiß, was sie will, und neben ihrer Modelkarriere, ihrer Ehe, ihrem Kind und der Moderation ist ihr Ausbildung auch noch wichtig. Sie hat bereits einen Bachelor in Literaturwissenschaften und besucht


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interview//////// derzeit zusätzlich noch Kurse auf der New York University. Sie ist nicht aufzuhalten. Neben ihrem letzten Fashion-Shooting vor der Babypause für die auch im Druck erhältliche Collector’s Issue haben wir sie zum Interview getroffen und festgestellt, dass sie nicht nur natürlich schön, sondern auch natürlich liebenswert ist. VANGARDIST: Liebe Melanie, du bist Model, Moderatorin, bald Mama, Ehefrau... In welcher von diesen Aufgaben gehst du denn am meisten auf und warum? Melanie: Jede Aufgabe ist völlig verschieden von der anderen. Modeln und Moderieren ist mein Beruf, und aus diesem Grund blüht man in jenen Bereichen auch anders auf. Ich bin seit 17 Jahren in der Modebranche tätig, daher sehe ich diese Branche auch wie eine Art Heimat an. Moderation hingegen ist völliges Neuland für mich. Hier ist alles frisch, neu und aufregend. Mutter zu sein wird spannend. Wir wissen absolut nicht, was uns erwartet. Wird

das Baby brav sein? Wird es die ganze Nacht schreien? Hausfrau bin ich dabei ja auch noch. Ich habe lange Zeit immer aus dem Koffer gelebt und dann vor 13 Jahren meinen Mann kennengelernt. Wegen ihm bin ich dann auch nach New York gezogen und wurde sesshaft. Ich war ein Modenomade: ein paar Monate Paris, ein paar Tage London und ein Abstecher nach Mailand. Letzten November haben wir uns dann ein Haus gekauft und ich übe mich jetzt als Gärtnerin. Glaub mir, ich hatte anfangs wirklich kein gutes Händchen für Blumen, denn bei mir gingen sogar die Kakteen ein. Aber jetzt grünt und blüht es bei mir im Garten. VANGARDIST: Was war denn dein erster Gedanke, als du das Angebot erhalten hast, Moderatorin bei „Austria’s next Topmodel“ zu werden? Melanie: Ich erhielt das Angebot und wurde nach Wien eingeladen, um zu testen, wie ich mich „on cam“ verhalte. Anfangs hatte ich natürlich Bedenken


und fragte mich, ob ich selbst bereit wäre, im TV durchzustarten. Doch dann hab ich mit der Moderation begonnen und gemerkt, dass mir das wahnsinnig viel Spaß macht. Ich bin kein redefauler Mensch und quake ständig in der Gegend herum. Da ich generell jemand bin, der sich selbst pusht und neue Dinge erkundet, habe ich mich dafür entschieden, den Auftrag anzunehmen. Ich liebe es einfach, ständig neue Erfahrungen zu sammeln. Zum Beispiel besuche ich nebenbei Kurse – einen Wirtschaftskurs in Marketing und einen Italienisch-Auffrischkurs – auf der NYU. Bei mir müssen immer hunderttausend Sachen parallel laufen, damit ich glücklich bin. Ansonsten fühle ich mich unausgelastet. VANGARDIST: Wie sehen denn deine Erwartungen für diese Staffel „ANTM“ aus? Melanie: Das Tolle an der neuen Staffel ist, dass wir das erste europäische Topmodel-Format sind, bei dem Jungs


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interview//////// und Mädels gegeneinander antreten. Du hast keine Ahnung, wie sich die Burschen und Mädchen in dieser 9:9-Konstellation zusammenfügen werden. Schon seit langer Zeit hatten wir immer wieder Anfragen bekommen, wann denn Burschen in diesem Format zu sehen sind, weil es doch unfair ist, das männliche Geschlecht so auszuschließen. Deshalb haben wir auch darauf reagiert und die Sendung neu erfunden. So bleibt das Format nicht nur für uns als Jury spannend, sondern besonders für die Zuschauer. VANGARDIST: Wie betrachtest du das Model-Mentoring der Jungs? Führt man Burschen anders als Mädchen? Melanie: Jein, denn im Endeffekt ist es ja der gleiche Job, außer dass Jungs anders posieren und andere Klamotten bekommen als Mädchen. Für weibliche Models ist es viel aufwändiger, in dieser Branche zu arbeiten, weil viel mehr Zeit in Hair & Make-up und das ganze Styling geht, als es bei den Jungs der Fall ist. VANGARDIST: In der Sendung gibst du den Kandidaten viele Tipps, wie


sie sich verbessern können. Doch was würdest du einem Model raten, auf keinen Fall zu tun? Melanie: Ein absolutes No-Go ist schlechte Laune am Set. Versuche einfach, die Probleme beiseitezulegen und das Shooting so professionell wie möglich über die Bühne zu bringen. Danach kannst du nach Hause gehen und dich in ein Eck setzen und heulen. Ein weiteres No-Go ist definitiv auch, unvorbereitet zu einem Shoot zu kommen, z. B. ungewaschene Haare. Komm auch nie mit Make-up ans Set! Dafür gibt’s den Visagisten! VANGARDIST: Wie wird denn deiner Meinung nach der österreichische Modelnachwuchs international wahrgenommen? Melanie: Man darf nicht vergessen, dass Österreich im Vergleich zu anderen Ländern wie Deutschland, USA oder Brasilien – die bereits viele erfolgreiche Models hervorgebracht haben – ein sehr kleines Land ist. Im Moment sind wir allerdings wirklich gut im Rennen. Wir haben sehr viele gute

Models wie Iris Strubegger oder Nadine Leopold. Vor allem bei den männlichen Models sind wir unantastbar. Man denke nur an Patrick Kafka. Das heißt natürlich nicht, dass es in Österreich keine hübschen Frauen gibt! Ich denke aber, dass sich unsere Jungs einfach mehr trauen. VANGARDIST: In unserer Ausgabe geht’s um Uniformen. Was hältst du generell von diesen? Melanie: Ich finde Uniformen cool und liebe es, mit dem Thema zu spielen. Das ist eine Modeerscheinung, die immer wieder zurückkommt und gerade jetzt im Moment wieder sehr en vogue ist. Jeden Tag würde ich mich allerdings nicht gerne in eine Uniform werfen müssen, da ich schon eher ein Jeans-und-T-Shirt-Typ bin. VANGARDIST: In unserer Zeit könnten Jeans und ein weißes T-Shirt auch eine Art Uniform sein… Melanie: Das könnte man definitiv auch so sehen. Die Uniform liegt irgendwie


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interview//////// auch immer im Auge des Betrachters. VANGARDIST: Denkst du, dass die Modewelt uns jede Saison neue Uniformen bietet? Denn es werden immer einige Trends diktiert, die besagen, man solle dies und jenes tragen. Wir kämpfen alle um Individualität und doch wollen wir jede Saison wissen: „Kann ich das jetzt anziehen?“ Melanie: Ich glaube schon, dass die Modebranche uns jede Saison eine Art Uniform vorschlägt. Es kommt aber immer auf die Person drauf an. Es gibt Menschen, die sich gerne an der Fashionwelt orientieren und alle sechs Monate den neuesten Trends nacheifern. Ich persönlich muss sagen, dass ich es hasse, shoppen zu gehen. Ich mache alles online. Ich lasse alles heim zu mir kommen und kann die Teile dann in Ruhe anprobieren. Was mir nicht gefällt oder nicht passt, wird dann ganz easy zurückgesendet. VANGARDIST: Jedes Jahrzehnt hat so sein Revival. Auf welches würdest du gerne verzichten? Melanie: Das Einzige, was mir wirklich

nicht steht, sind A-Line-Kleidchen aus den 60ern. Diese Teile passen einfach nicht zu meinem Körper. VANGARDIST: Was ist dein erster Gedanke, wenn du morgens die Augen öffnest? Melanie: Jetzt während ich schwanger bin oder generell? (lacht) Denn zurzeit ist es: „Wo ist das Frühstück?“ Im Moment denke ich permanent ans Essen! Vor der Schwangerschaft war der erste Gedanke eher: „Hoffentlich ist jetzt schon ein Kaffee fertig!“ VANGARDIST: Und dein letzter Gedanke, bevor du einschläfst? Melanie: Ich lasse immer meinen Tag Revue passieren und denke daran, was ich hätte besser machen können und was ich am nächsten Tag zu erledigen habe. VANGARDIST: Vielen Dank, Melanie, für das nette Gespräch! „Austria’s next Topmodel – Boys & Girls” wird ab 11. September immer donnerstags um 20.15 Uhr auf PULS 4 ausgestrahlt.



harlem style forthe

american establishment Matteo Lamandini ist der diesjährige Gewinner des „Designer for Tomorrow“ Awards von Peek & Cloppenburg. Seine Kollektion greift den rebellischen „Zoot Suit“-Stil aus dem Harlem der 30er Jahre auf und überzeugte damit Schirmherrn Tommy Hilfiger, der sonst eher für seinen ClAsic American Cool bekannt ist…

w

as schon Al Capone und seine Mafiabrüder styletechnisch überzeugt hat, versucht Johnny Depp wiederaufleben zu lassen: Anzüge mit wattierten Schultern, eng zulaufender Hose, dazu ein langer Mantel mit weiten Ärmeln. Genannt wurde das Ganze


„Zoot Suit“ und galt Anfang der 30er Jahre als Uniform der Jazzkultur Harlems. Als stilsichere Kopfbedeckung wurde dazu meist der Fedora getragen. Der Stil verbreitete sich daraufhin in den ganzen USA und wurde durch seine große Beliebtheit in Mafiakreisen

alsbald mit dem Image eines bösen Buben verbunden. Später rebellierten junge Männer mit ihren makellos geschnittenen Anzügen gegen die Upper Class, welche die Bewegung dafür als verschwenderisch und snobistisch abstempelte.


Lamandinis Kollektion besch채ftigt sich mit diesem Thema von Rebellion und Unverst채ndnis. Er greift das typisch Schnittige der Zoot Suits wieder auf und erschafft so seine ganz eigene Idee von formeller M채nnerkleidung. Verschiedene Tartan- und Hahnentrittmuster werden im selben Modell

vermischt und ergeben so einen sehr 체berraschenden, modernen Look. Statt dramatischem Fedora tun es heutzutage auch Caps, und eine Fliege ersetzt auch schon mal die strenge Krawatte. 30er-Jahre-Jazzmusiker trifft schottischen Clansman trifft modernen Streetstyle.


In den nächsten zwölf Monaten erwartet den Newcomer nun ein Förderprogramm zum Ausbau seines eigenen Labels. In Tommy Hilfiger, der als Erfinder des „All American Style“ gilt und dadurch ja selbst eine Art Uniform für das amerikanische Establishment erschaffen hat, dürfte Mat-

teo wohl genau den richtigen Mentor gefunden haben. Nächstes Jahr wird dann seine eigene „Capsule Collection“ bei Peek & Cloppenburg zu erwerben sein. Wer weiß, welchen Stil er dafür wiederaufleben lässt. www.designer-for-tomorrow.com


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FASSADE

The godfather of ornament


TEXT: Evelyn Hรถllriegl & Mr. M.


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Belgium’s finest Angefangen hat er wie viele andere an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Antwerpen. Nach seinem Abschluss hat er sich mit seinen Kollegen Dirk Van Saene, Dries Van Noten, Ann Demeulemeester, Marina Yee und


Dirk Bikkembergs zu den „Antwerp Six“ zusammengeschlossen und in den 1980er Jahren auf den Fashionshows für Furore gesorgt. Die avantgardistischen Kreationen von damals revolutionierten die Modewelt und richteten einen Scheinwerfer auf die belgische Kreativszene. Seit 31 Jahren entwirft Walter Van Beirendonck seine eigenen Kollektionen – und er ist nach wie vor im Geschäft. 1997 war er für die Bühnenoutfits von U2 auf der Popmart Tour verantwortlich und im Jahr 2000 zeigte er seine Kollektion am Wiener Rathausplatz im Rahmen des Life Balls.

Bart. Ringe. Leder. Das Leben hat es gut mit Van Beirendonck gemeint. Vielleicht auch, weil er sich einfach nicht angepasst hat. Er hat gekämpft und Ausdauer bewiesen. Und natürlich Können. Sein langer Bart, die schweren, glitzernden Klunker an seinen Fingern und die skurrilen Outfits

haben nicht nur seine Mode berühmt gemacht, sondern auch ihn selbst als Kunstfigur. Van Beirendonck ist eine Ikone. Seit acht Jahren leitet der Designer nun die Modeabteilung der Königlichen Akademie in Antwerpen, wo er einst selbst studiert hat, und bildet dort ständig neue Talente aus. Letztes Jahr hat Van Beirendonck sein erstes Buch auf den Markt gebracht: „Dream the World Awake“. Darin zeigt er seine innovativsten und extravagantesten Kreationen, natürlich von den Größen der Modefotografie porträtiert: Nick Knight, Juergen Teller oder David Bailey.


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D ie Symbolik der Ornamente In seiner aktuellen Frühjahrs- und Sommerkollektion tragen die Models neben floralen Kimonos auch Karategürtel und Jacketts. Wie immer stehen die Ornamente im Mittelpunkt – dieses Mal die adaptierten Zeichnungen von Scooter LaForge, welche in Form von Stickereien als Haifische, Enten, Kätzchen, Hibiskusblüten und Maschinengewehre die Kollektion zieren. Die Jacken sind mit runden Stoffteilen behangen, die im Laufe der Show immer größer werden und – wie ein Brustpanzer – den Träger beschützen sollen. Wovor? In einer Welt, in der man ständig beobachtet wird, sollte der Mensch sich in Acht nehmen und seine Identität als privates Eigentum schützen. Nur Walter Van Beirendonck ist imstande, eine solch düstere Botschaft in einem so hellen, freundlichen Ensemble zu vermitteln.


Der Mann mit der Botschaft Der Mangel an Privatsphäre, den die Gesellschaft gegenwärtig zu beklagen hat, setzt dem Designer offensichtlich zu. Die Kontraste zwischen paradiesisch-bunten und dunklen Farben tragen zur Symbolkraft dieses Dilemmas bei. Einerseits liebt der Designer Technik, Innovation und die Kommunikation, die damit einhergeht, andererseits betrachtet er die ständige Medienpräsenz kritisch und distanziert. Seine Herbst-/Winterkollektion setzt sich stark mit dem Thema Rassismus auseinander. Models mit Federschmuck mit der Aufschrift „Stop racism“ – auf Englisch wie auch auf Russisch – schritten über den Laufsteg und verbreiteten die Message, dass Kulturen bis ins kleinste Detail den Respekt verdienen, der ihnen zusteht. Um diese Botschaft noch deutlicher zu machen, engagierte der Designer junge und unerfahrene Models, um anzudeuten, dass es die Jugend ist, die Neues tun soll.


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her und hatte die Möglichkeit, viele Talente zu entdecken. Was mir dabei auffällt, ist, dass die jungen Leute heutzutage keine Geduld mehr haben. Sie verstehen nicht, dass Erfolg Geduld braucht. Das ist es auch, was ich ständig predige: Habt Geduld, denn nur so könnt ihr euch entwickeln und reifen.

Dieses Jahr fungierte der Designer als Juror bei der Fashionshow des Artesis Plantijn University College in Antwerpen. Zu diesem Anlass haben wir den Freigeist getroffen und von ihm erfahren, was Talent bedeutet, was blaue Augen bei ihm so alles können und warum Bärte gar nicht (mehr) so männlich sind. VANGARDIST: Du lehrst seit vielen Jahren an der Königlichen Akademie in Antwerpen – welchen Rat kannst du jungen Talenten mit auf den Weg geben? Van Beirendonck: Ja, ich lehre seit je-

V: Was bedeutet Talent für dich? Van Beirendonck: Talent ist die Art, sich auszudrücken. Wir versuchen als Juroren zu sehen und zu fühlen, was die Jungdesigner uns vermitteln wollen, und so ihr Talent zu entdecken, um es dann wachsen zu sehen. V: Ist es hart, über Personen zu urteilen? Van Beirendonck: Ja, manchmal weiß man nicht, ob man den Falschen hat gehen lassen. Aber wenn man dasitzt und sich überlegt, was zu tun ist, spürt man einfach, was einen am meisten anspricht – und dafür entscheide ich mich dann auch, einfach aus dem Bauch heraus.


V: Bist du manchmal oberflächlich bei deinen Entscheidungen? Van Beirendonck: Oh, ich werde bei blauen Augen schwach! (lacht) Nein, ich versuche nicht vorschnell zu urteilen. Das Schöne birgt manchmal wenig Talent. Bei dem Wettbewerb achten wir auch darauf, dass wir mit allen Kandidaten reden und ihnen die Chance geben, sich zu äußern. V: Du bist bereits seit Jahrzehnten im Business und hast viel erlebt. Welche sind die grundlegendsten Veränderungen? Van Beirendonck: Ich glaube, jene in der Kommunikation. Die Art und Weise, wie die Kommunikation die Modewelt beeinflusst hat, ist unglaublich. Als ich zur Schule ging, funktio-


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nierte Mode im Sechs-Monats-Zyklus. Zuerst in Paris, nach vier Monaten in den Magazinen und dann, sechs Monate später, auf den Shows. Mit der Möglichkeit der schnellen – beinahe augenblicklichen – Kommunikation haben sich diese Zyklen stark verändert, ja revolutioniert. Auch die digitale Fotografie hatte darauf einen großen Einfluss. V: Deine Werke wurden weltweit in Museen präsentiert – hast du noch Wünsche offen? Van Beirendonck: Es gibt immer noch weitere Wünsche und Ziele, aber ich bin einfach nur glücklich, dass meine Arbeit ausgestellt wird. Die Anfrage der Museen ist in den letzten Jahren gestiegen und darüber freue ich mich sehr. Nächstes Jahr werden 15 meiner Looks in L.A. ausgestellt. Das ist das Schöne an meiner Arbeit. V: Wie siehst du die Welt, in der wir leben? Van Beirendonck: Ich denke, ich sehe das Ganze positiv, aber kritisch. Es ist eine schwere Zeit in der Modebranche.

Dennoch versuche ich das Beste zu sehen. Das gilt übrigens auch für die Leute, die mich umgeben. V: Du trägst schon seit Jahren einen Bart. Was hältst du vom neuen Bart-Trend? Van Beirendonck: Ich habe meinen Bart im Jahr 1993 wachsen lassen, also vor einiger Zeit. Es war die letzten 20 Jahre keineswegs „modisch“, ich hab mich auch oft wie der Außenstehende in dieser verrückten Modewelt gefühlt. Aber ich wollte so aussehen – mit langem Bart und Ringen und Leder. Wie ein Biker oder Rocker. Ich wollte die Branche so erobern, wie ich bin. Jetzt gibt es gerade diesen Bart-Hype, aber ich denke, das hört bald wieder auf. V: Ist der Bart ein Symbol der Männlichkeit? Van Beirendonck: Ich denke schon. Zumindest ein bisschen. Aber es ist sehr interessant zu beobachten, wie die Haltung zum Bart sich verändert hat. Früher wurde er mit purer Männlichkeit assoziiert, heutzutage ist er eher ein Accessoire, das auch gender-übergreifend getragen wird.


V: Was ist momentan deine größte Leidenschaft? Van Beirendonck: Nach wie vor meine Arbeit. Ich freue mich schon auf die Resonanz meiner neuen Kollektion. Die Arbeit ist für mich das Wichtigste im Leben.

Jeder, der bisher geglaubt hat, Mode sei nicht in der Lage, Gedanken zu sammeln und lautstark zu vermitteln, hat mit Sicherheit noch nichts von Walter Van Beirendonck gehört. Dank Menschen wie ihm ist Männermode ständig im Wandel und wird zu Kunst und Botschaft. Wir danken Walter Van Beirendonck für das Gespräch und wünschen ihm alles Gute für die Zukunft. Dank geht auch an www.flandern.at für das Ermöglichen dieses Interviews.


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I secretly to

like wear… fotos: 1. Bernhard Musil, 2. Almin Zrno, 3. Julian Leidig, 4. Marie Staggat, 5. Joachim Baldauf, 6. Vratko Barcik, 7. DfT Award Show, 8. Rick Day Redaktion: mirza Specakovic

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1. Marina Hoermanseder / Designer Verschiedene glitzernde Vintage-Teile, eins davon sieht aus wie ein goldener PaillettenSchmetterling. Ich liebe solche Teile, darin fühle ich mich wie eine 80er-Jahre-Sängerin. Auf die Straße trauen würde ich mich damit trotzdem nicht, obwohl ich in Berlin wohne.

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www.marina-hoermanseder.com

2. Vladan Gavric / Blogger Ich bin heimlich besessen von Fleece-Strampelanzügen, obwohl ich natürlich weiß, wie kindisch man darin aussieht. www.lonely-robot-in-a-wasteland.blogspot.com


3. Jason Romeyko / International Creative Director Saatchi & Saatchi Ich stimme gern die Farbe meiner Unterwäsche auf die meiner Socken ab. Das macht vor allem bei leuchtend grünen oder knallpinken Socken irgendwie Spaß.

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www.saatchi.com

4. Michael Michalsky / Designer Ultraweiße Tennissocken, auch wenn sie als die Modesünde schlechthin gelten. Aber für mich sind das die einzigen Socken, die zu all meinen Turnschuhen passen.

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www.michalsky.com


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5. Patrick Mohr / Designer Ich trage gern heimlich einen schwarzen, wadenlangen Lederrock in Dreiecksform mit lachsfarbenen Lederfransen. Damit f체hle ich mich stark und frei und ganz eins mit mir. Darin bin ich weder Mann noch Frau, sondern einfach nur ein reines, authentisches Wesen.

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www.patrick-mohr.com

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6. Filip Jankovic / T채nzer Sehr enge Bikinis f체r M채nner. Ich mag, wie sie meinen Hintern und meinen Schwanz betonen. Besonders, wenn ich Selfies von mir mache. instagram.com/filipdancer


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7. Matteo Lamandini / Designer Ich trage gern heimlich Unterhemden, weil sie sich wie eine zweite Haut anf체hlen und mir Sicherheit geben. www.designer-for-tomorrow.de

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8. Jonathan Agassi / Porn actor Strumpfhosen. Ich finde M채nner in Strumpfhosen echt sexy, und es hat was Unerwartetes, findet ihr nicht? www.jonathanagassi.com


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9. Linda Van Waesberge / Stylist

Zu Hause trage ich am liebsten dicke Wollsocken zu Schürzen. Das ist zwar überhaupt nicht modisch, aber soooo gemütlich! www.lindavanwaesberge.be

10 10. Marcos Valenzuela / Designer Pyjama den ganzen Tag. Mittlerweile bin ich sehr selten zu Hause und wenn ich diesen Luxus habe, dann trage ich heimlich den ganzen Tag nur meinen gemütlichen Pyjama. Es tut gut in der Seele, er fühlt sich an wie eine Umarmung. Er bietet mir Ehrlichkeit und Sicherheit zugleich. www.tiberius.at



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BALANCE

Beauty Die Schönheitskämpfer

von Juán d. Zamora

Es herrscht Krieg, und zwar zwischen unserer Haut und ihren ständigen Feinden: Hautalterung, Trockenheit und reizende Umwelteinflüsse. Aber keine Sorge, wir haben starke Verbündete. Modehäuser auf der ganzen Welt geben uns jetzt revolutionäre Waffen an die Hand, um damit unser Aussehen zu bewahren und zu verbessern. Werdet ein Teil dieser mächtigen Armee und gewinnt den Kampf.


Dior Homme Dermo System Age Control Firming Care

Seit Jahrhunderten wird das Geheimnis der ewigen Jugend schon gejagt, und jetzt haben seine Verfolger einen neuen, mächtigen Verbündeten gefunden. Diese federleichte Emulsion wirkt schon nach der ersten Anwendung und sorgt für eine samtweiche, glatte Haut, die bei regelmäßiger Anwendung bald mattiert und straffer wirkt. Der aktive Inhaltsstoff ßZINC™ verhindert glänzende Haut und verkleinert die Poren. Das ideale Produkt für den reiferen Mann von Welt, der attraktiv altern möchte.

Issey Miyake L’Eau D’Issey Pour Homme Aftershave Balm

Ein simpler Geheimtipp für langanhaltenden Ganzkörperduft: Man benutze ganz einfach die Schönheitsprodukte einer Parfum-Marke! Hinter diesem Aftershave Balsam steht der frisch duftende, allseits beliebte Klassiker L’Eau D’Issey Pour Homme. Ausgestattet mit dem hochwirksamen Inhaltsstoff Aquaexpert™, versorgt es die Haut optimal mit Feuchtigkeit und wirkt gleichzeitig beruhigend. Die optimale Wahl für alle, die sich nach der Rasur erfrischt und sexy fühlen wollen.


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Giorgio Armani Beauty Eye Master For Men

Um die Augen ist unsere Haut nicht nur mit am empfindlichsten, von diesem Teil unseres Gesichts hängt es auch zu einem Großteil ab, wie frisch und gepflegt wir aussehen. Aus exotischen Zutaten wie vulkanischen Mineralien und Koffein hat Armani jetzt eine Lösung für die ideale Pflege dieses hochempfindlichen Hautbereichs entwickelt. Mit dieser Spezialformel lassen sich Fältchen um die Augen herum und dunkle Ringe darunter in Zukunft ganz leicht vermeiden. Müde und alt aussehen war gestern!

Yves Saint Laurent Wake-Up Eyecare

Alle, die keine Lust mehr auf den zerknautschten „Ich-bin-gerade-erst-ausdem-Bett-gekrochen“-Look am Morgen haben, werden sich freuen, diesen neuen Verbündeten kennenzulernen: Dieser „Roll-on“-Stift ist perfekt zur Bekämpfung von sichtbaren Müdigkeitserscheinungen und sorgt stattdessen für glatte, frisch strahlende Haut im Augenbereich. Am besten in Reichweite zum Bett im Nachtkästchen aufbewahren: Man weiß nie, wann man es mal brauchen kann.


Tom Ford Beauty Skin Revitalizing Concentrate

Eines der berühmtesten Labels der Welt bietet jetzt auch eine komplette Pflegeserie für Männer an, und das Highlight der Kollektion ist ein Serum, das die Hautzellen auf natürliche Weise revitalisiert. Die darin enthaltenen aktiven Wirkstoffe wie ätherische Öle und der exklusive, hautberuhigende und belebende „Tom Ford Complex“ machen dieses Produkt zu einem Must-Have in jedem Männer-Kulturbeutel. Dank diesem Tonic können wir uns jetzt ein für allemal von gestresster und gereizter Haut verabschieden und uns auf jugendlich frisches Aussehen freuen.

Givenchy Man Intense Anti-Wrinkle Force

Collagen und Elastin sind die wirksamsten Verbündeten im Kampf um elastische, glatte Haut, und für diese Schönheitsformel wurden sie kombiniert. Diese Creme bietet intensive Pflege für die empfindliche Haut an Hals und Gesicht und verspricht höchste Wirksamkeit bei der Bekämpfung von Falten und Hautalterung. Vereint im Kampf für ein jüngeres Aussehen!


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VANGART

h u m a n AND

d i v i n e


Interview mit fotograf M u s ta fa Sa b b a g h TEXT: juรกn d. Zamora Fotos: Mustafa Sabbagh


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Ein b o d e n s t ä ndi g e r G e n t l e m an

Es gibt Bilder, die man nie mehr vergisst. Einige davon verändern sogar unser Denken für immer. Als wir das erste Mal Mustafa Sabbaghs Fotografien begegneten, waren wir beeindruckt von seinem besonderen Umgang mit Licht und Schatten und der Genauigkeit in der Umsetzung jedes einzelnen Details. Gleichzeitig war da auch eine gewisse Verstörung, dieses Gefühl, das einen beschleicht, wenn man weiß, dass da etwas unter der Oberfläche lauert – etwas leicht Beängstigendes, aber auch sehr Faszinierendes. Der Mann, der diese Bilder erschaffen hat, lässt sich am besten als bodenständiger Gentleman, Querdenker und virtuoser Konzept-Kombinator beschreiben. Er zeigt uns militärische Kleidung, zum Teil von renaissanceartiger Opulenz, an Körpern, die alles andere als perfekt sind. Kunst und Mode, Uniformen und Schleier, das Menschliche und das Göttliche – er kombiniert all diese Elemente auf eine Weise, die man meint, so noch nie gesehen zu haben. S c h ö n h e i t i s t Ma k e l

Wir haben uns mit Herrn Sabbagh über seine Arbeit, seine Einflüsse, seine Vergangenheit und Zukunft sowie die Bedeutung, die Begriffe wie Schönheit, Mode, göttlich und menschlich für ihn haben, unterhalten. Dabei haben wir einen Künstler kennengelernt, der einer höchst ungewöhnlichen Sicht auf die menschliche Unvollkommenheit mithilfe seiner Kamera Ausdruck verleiht. So wie ich es sehe, muss Schönheit nackt und wahrhaftig sein, um wirklich schön sein



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zu können. Falten und Fältchen, Sonnenbrand und Narben, aber auch eine dramatische Stimmung, die bis an die Grenzen des Perversen oder Widersinnigen geht, sind die Elemente meiner Werke. Was auf den ersten Blick sichtbar ist, sind natürlich die Mängel und Fehler, die in meinen Bildern betont sind. Das zweite Element aber, das Dunkle und eine darunter verborgene, beunruhigende Stimmung, nimmt man eher auf einer Gefühlsebene wahr. In einer Welt, die um jeden Preis – sei es mithilfe von Photoshop, Botox oder Instagramfiltern – nach optischer Perfektion strebt, können sich vermutlich nur wenige mit der Idee anfreunden, Unvollkommenheit als Kunst zu präsentieren und sie auf eine göttliche Ebene zu erheben. Wer jedoch Sabbaghs Bilder betrachtet, kann nicht leugnen, dass sie in ihrer Darstellung von Makel und Fehlern etwas Mystisches an sich haben. Der Künstler zitiert in diesem Zusammenhang Wittgensteins „Wenn etwas gut ist, so ist es auch göttlich“ und erklärt: Ich glaube fest an den Menschen und daran, dass er von Geburt an gut ist. Um den Menschen so zu zeigen, wie er in meinen Augen ist, nämlich als etwas Heiliges und Gottgewolltes, benutze ich die Fotografie. Wi e a l l e s b e g ann Jedes Kind erträumt sich, was es einmal werden möchte; zum Beispiel ein Astronaut, der zu den Sternen fliegt, oder ein Arzt, der anderen Menschen hilft. Als wir Sabbagh nach seinem Kindheitstraum fragen, erzählt er uns von dem Moment, in dem seine Fas-

zination für Bilder begann und sich sein Leben für immer veränderte. Als ich sechs war, war ich einmal im Haus meiner Tante in Jordanien und fand dort in einer Schublade eine Polaroid-Kamera. Die Freude, die ich beim Fotografieren empfand, war so intensiv wie nichts, was ich je zuvor empfunden hatte. Wenn ich heute fotografiere, fühle ich mich wieder wie der entzückte kleine Junge von damals. Wer jemals eine so reine Freude gespürt hat, tut alles, um sie immer wieder zu empfinden. Sein Erweckungserlebnis erinnert an Alice, die eine Tür öffnet und das Wunderland entdeckt. Auch für Sabbagh war es der Beginn einer Entdeckungsreise, die ihn zu seinen tiefsten Empfindungen geführt hat und es ihm erlaubte, seine eigene Realität zu erschaffen.




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L e h r j a h r e in L o nd o n Seine außergewöhnliche Karriere erreichte einen ersten Höhepunkt, als er mit Richard Avedon arbeitete – einem der einflussreichsten und wichtigsten Fotografen unserer Zeit –, der mit seinen stilvollen, raffinierten und provokanten Bildern der Fotokunst seinen Stempel aufgedrückt hat. Während meiner Zeit in London habe ich zwei Jahre lang als Assistent von Richard gearbeitet, und diese Erfahrung ist für mich ein unvergesslicher Schatz. Ich empfinde die gleiche Liebe für Menschen. Ich will sie, wie Avedon, mit Licht umgeben. Und auch ich bin überzeugt, dass alles Kunst ist, wenn man es auf der Ebene von Kunst macht. Mittlerweile entspringt Sabbaghs Inspiration aber aus dessen eigener Sicht der Dinge. Die Arbeit kommt für ihn einer Art Katharsis gleich und ist ein völlig befreiter Akt, der ihn am Ende zum perfekten Bild führt. Meine Art zu sehen ist das Resultat einer langen Planungsphase, die dann in der Entstehung des Bildes ihren Höhepunkt findet. Ich stelle mich sozusagen neben mein Unterbewusstsein und versuche das, was dort vor sich geht, in meinen Bildern festzuhalten – ein erhabenes Erlebnis. K o s m o p o l i t i s c h e r N o m ad e Sabbaghs faszinierende Sichtweise entspringt einer simplen Wahrheit: Für Menschen, für die Grenzen nicht existieren, ist es ein Leichtes, sie zu überschreiten. Natürlich hat auch er Wurzeln, aber er hat das Konzept Heimat im Laufe seines Lebens immer

mehr ausgedehnt und präsentiert uns in seinen Arbeiten nun eine globale Vision, mit der wir uns alle identifizieren können. Geboren wurde ich in Jordanien, aber ich bin überzeugt, dass die kulturellen Einflüsse meiner Kindheit ähnlich oder dieselben waren wie die von Kindern in New York, Berlin oder Sizilien; ganz einfach, weil wir uns dieselben Zeichentrickfilme angesehen haben, dieselben Träume hatten und dieselben Bücher gelesen haben. Ich würde meine Nomadeneinstellung niemals aufgeben. Sie ermöglicht es mir, mich überall auf der Welt zu Hause zu fühlen, und befreit mich von der Bindung an eine einzige Kultur. Die Tatsache, dass wir in der Lage sind, uns einfach so zwischen den Kontinenten hin- und




herzubewegen, bestätigt für mich meine Vorstellung von der Welt als einen einzigen großen Raum, der sich für einen New Yorker genauso anfühlt wie für einen Wiener, einen Jordanier oder einen Italiener. D a s K o n z e p t da h in t e r Beim Betrachten wird schnell klar, dass hinter Sabbaghs Arbeiten ein ganz eigenes Konzept steckt, welches den Künstler und dessen Stil so einzigartig macht. Zunächst wird die Aufmerksamkeit von der scheinbaren Simplizität der Bilder gefangen genommen. Das täuscht jedoch, denn bei näherem Hinsehen erkennt man eine Unzahl von Referenzen, aus denen sich oft mehr Informationen ziehen lassen als aus dem Gesamtbild. Wir wollten das Rätsel lösen und haben ihn zu einigen Details befragt. Die erste Frage galt seinen Hauptthemen, dem Göttlichen und dem Menschlichen: In meinen Bildern tauchen Jungfrauen, Madonnen, Jesusfiguren, aber auch Bacchanten und Satyrn auf, wodurch ich zeigen will, dass wahre Göttlichkeit für mich immer auch etwas essenziell Menschliches hat. Dieses Konzept findet seinen Widerhall in der Art und Weise, wie der Künstler den Makel als einen essenziellen Bestandteil von Perfektion porträtiert. Ich arbeite viel mit Kontrasten, indem ich Unvollkommenheit glorifiziere und so die Perfektion gewissermaßen entweihe. Mithilfe von Uniformen und anderen Arten von Militärbekleidung verwandelt Sabbagh seine


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Charaktere in Soldaten einer dunklen Armee auf einer bedeutsamen Mission: Sie sind gekommen, um uns zu warnen. Hier kommt die zweite Bedeutungsebene des Begriffs "uniform" ins Spiel, nämlich gleichförmig, konform. Und natürlich haben Uniformen etwas mit Gleichmachung zu tun und damit, wie ein auferlegtes Normalmaß uns beeinflusst. Wenn ich mir totalitäre Regime anschaue, die sich positive Dinge auf die Fahnen geschrieben haben, nur um sie dann für negative Zwecke zu missbrauchen, dann erscheint mir das wie eine einzige Massenzähmung. Indem ich widersprechende Elemente miteinander vermische, will ich mir diese totalitäre Logik zu eigen machen – als eine Art Warnruf. Ein Beispiel für solche widersprüchlichen Elemente in Sabbaghs Bildern sind etwa Spitze und Latex. Aber warum wählt er ausgerechnet diesen Verweis auf Bondage und sexuellen Fetisch? Steckt dahinter noch etwas anderes als der reine Dualitätsanspruch? Die Latexmaske wird in unserer Gesellschaft dämonisiert und gilt als eine Metapher für sexuelle Abartigkeit. Ich hingegen zeige sie in meinen Bildern, um damit auf eine viel gefährlichere Art von Maske zu verweisen, nämlich die Maske der Resignation und Duldung. Genau wie Uniformen also Gleichmachung hinterfragen können, sind Masken in der Lage, die Maskierung bestimmter Dinge anzuprangern. Man muss die allgemeingültige Logik nur umstoßen.



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Sabbaghs Madonnen wiederum stellen ein auffälliges Accessoire zur Schau: eine Zigarette. Was will der Künstler uns damit sagen? Die Zigarette repräsentiert das menschliche Laster, das uns überall und zu allen Zeiten begleitet hat. Unsere Laster versklaven uns und sind gleichzeitig ein Ausdruck von Masochismus und Sadismus gegen uns selbst. Es steht außer Frage, dass der Mensch – und ich bin da keine Ausnahme – Sklave seiner eigenen Schwächen ist, die er sich auf sadomasochistische Weise selbst erschaffen hat. Es ist immer wieder faszinierend, wie jeder Geist eine ganz eigene Welt beinhaltet. Dank Sabbaghs einzigartiger Wahrnehmung der Realität wird jedes seiner Konzepte zu einer tiefsinnigen Interpretation der Welt, die ihn umgibt. Schönheit ist Wahrheit; die Natur ist das Königreich der Wahrheit; Kunst ist ihre Sprache. Und Mode – solange sie einen individuellen, einzigartigen, nicht vereinheitlichten Geschmack ausdrückt – verkörpert ihren Stil. Vom 18. Juli bis zum 28. September ist Mustafa Sabbagh bei der Ostrale´014 zu Gast. Ab Oktober wird seine Arbeit im MUDAC in Lausanne als Teil der Ausstellung Nirvana – Strange Forms of Pleasure zu sehen sein. In der Zwischenzeit wird er an seinem Buch weiterarbeiten und dabei wie gewohnt auf jedes Detail achten – so lange, bis das Endprodukt seiner Vision genügt.



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fire ns statio

The

Places

132 auf achse

von JoĂŤl Macher

Brandweerkazerne Leerpark Dordrecht, Niederlande Fotos: Š Christian Richters

www.renevanzuuk.nl


© Christian Richters

Die Brandweerkazerne ist Teil des Bildungscampus Leerpark und dient neben der Beherbergung einer Feuerwache mit ihren 12 Metern Höhe als Lärmschutzwall zwischen der vorbeiführenden Autobahn und den dahinterliegenden Bil-


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dungseinrichtungen. Der Gebäudekomplex besteht aus drei Bodeneinheiten mit Garagen und Werkstätten und zwei im rechten Winkel darüber gelegenen Einheiten mit Büro- und Gemeinschaftsräumen. Durch die Verwendung von Ma-


Š Christian Richters

terialien wie perforiertem Aluminium, Polykarbonat und grĂźnem Glas verlieh das Architektenstudio der Kaserne einen cleanen, industriellen Look.


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Estación de Bomberos Ave Fénix Mexico City, Mexico Fotos © Jaime Navarro, Fito Pardo

www.at103.net / www.bgp.com.mx


Das 2006 erbaute Feuerwehrhaus in Mexico City ist voller Symbolik: Es steht auf dem Grundstück eines einst niedergebrannten Gebäudes. Heute ragt die verchromte Box wie ein Phönix aus dessen Asche empor, tatsächlich scheint


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sie über dem Grund zu schweben. Im Inneren befindet sich neben einer Feuerwache auch ein Beratungs- und Trainingszentrum, was eine strikte räumliche Trennung erfordert. Der große, lichtdurchflutete Innenhof schafft jedoch eine


Verbindung der beiden Nutzungsbereiche, wo man zeitweilig Feuerwehrm채nner die Stangen zu den Einsatzfahrzeugen runterrutschen sehen kann.


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Vitra Feuerwehrhaus Weil am Rhein, Deutschland Fotos: Š Christian Richters

www.zaha-hadid.com


© Christian Richters

Nach einem verheerenden Brand am Produktionsgelände der Möbelfirma Vitra war man sich einig: ein eigenes Feuerwehrhaus musste her. Doch gemäß der Firmenphilosophie durfte es nicht gewöhnlich aussehen. Nein, wenn schon


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investiert werden sollte, dann in etwas ganz Besonderes. Mit der heutigen Stararchitektin Zaha Hadid traf man die richtige Wahl. Ihr 1994 erbautes Erstlingswerk besticht mit seiner schnittigen, dynamischen Formgebung und der spitzen,


© Christian Richters

auf schmalen Stäben balancierenden Dachauskragung. Das Gebäude scheint durch seine sanft gekrümmten und geneigten Betonwände instabil und in einer Bewegung eingefroren.


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VANGART

hört das! Empf

e g i n n i s r ö H r ü f EN g n u l h e von Juán d. Zamora


PICASSO BABY

Jay-Z _Chanel, Paris Fashion Week Spring Summer 2014

Wenn jemand weiß, wie man den typischen Superstar raushängen lässt, dann ist das Jay-Z. Dieser Song führt vor Ohren, dass der Künstler nicht immer Musik-Mogul und Beyonces Ehemann gewesen ist, sondern seine Anfänge in den damals noch rauen Straßen von Brooklyn hatte und mittlerweile als Superstar mit Superdesigner Riccardo Tisci feiert und über Tom Ford rappt. Seit ihm die Modewelt zu klein geworden ist, streckt er nun seine Fühler verstärkt in Richtung Kunstszene aus. Und mit Unterstützern wie Marina Abramovic, der “Godmother of Performance Art”, und einer Vorliebe für Jeff Koons ist er sicher bestens ausgerüstet für seine neue Eroberung. go to amazon


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LIFTED

Naughty Boy feat. Emeli Sandé _Tom Ford, London Fashion Week Spring Summer 2014 Wenn man Mode als die Uniform unserer Zeit ansieht, dann bietet dieses Label dafür die Ausstattung von Kopf bis Fuß. Denn wenn Mr. Ford in die Schlacht zieht, um Trends zu setzen und Moderegeln zu brechen, ist er dabei stets perfekt gekleidet. Und was für einen Soundtrack braucht eine Show vor diesem Hintergrund? Selbstverständlich einen mit vibrierenden Geigen und Miss Sandés lieblicher Stimme, die sich vereinen zu einem wunderschönen Schlachtgesang. Die ElektroBeats und Instrumentals verbinden sich auf eine Weise, dass wir uns beim Zuhören sofort stark fühlen. Selbst am trostlosesten Tag bringt einen dieser Song wieder hoch. Das versprechen wir, und Tom Ford stimmt uns zu. go to amazon


LOSE YOURSELF TO DANCE

Daft Punk feat. Pharrell Williams _Diane von Fürstenberg, NY Fashion Week Spring Summer 2014 Die Modelbrigade, die den Laufsteg bei der Diane von Fürstenberg-Show runterkam, hatte diese frische, gutgelaunte Art, REFLEKTOR die wir so lieben. Und der Soundtrack, Arcade Fire bestehend aus perfekten Sommersongs, _Gucci und Giorgio Armani, ließ die Designs gleich noch lebendi- Milan Fashion Week Spring Summer 2014 ger erscheinen. Lose Yourself to Dance stammt von Daft Punks hochgelobtem Ein Song, wie gemacht, um damit in den Album Random Access Memory und ist Kampf zu ziehen. Als Hintergrund David eine weitere Retro-Funky-Disco-Melodie, Bowies schillernd-rätselhafte Stimme, dazu bei der sich jeder nach dem nächsten eine Mischung aus rebellischen Beats und Dancefloor sehnt. Und auch wenn er nicht Vintage-Klängen – kein Zweifel, dies ist ganz so hohe Wellen schlägt wie Get der bisher größte Hit der kanadischen Band. Lucky, hat auch dieser Song zweifellos Ein Song so mysteriös und glamourös, dass das Potenzial, zu einem zeitlosen Hit zu es niemanden überrascht, dass gleich zwei werden, bei dem es uns jederzeit in den große Modehäuser ihn zum Soundtrack für Beinen juckt. ihre Laufstege erkoren haben. go to amazon go to amazon


148 Fassade

fash sh


hion hows


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Givenchy



Photos b y S hoji Fujii

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Henrik Vibsko


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Photos by Olivier Claisse

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Icosphere


Ph oto s Getty I mages

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Boris Bi


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Louis Vuitton



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Nicome Talaver


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Songzio


o Photos by Sh oji Fu jii


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CELEBRATION

UP Coming

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//BERLIN //Wien

GATE

/ 13. September Gasometer Guglgasse 8 1110 Wien It's gonna be big!!! Mit GATE startet eine neue Eventserie der Superlative im Wiener Gasometer. GATE hat sich nichts Geringeres als die Aeronautik zum Vorbild genommen, ganz nach dem Motto “Abheben und Davonschweben”. Der internationale Top-DJ Phil Romano als Hauptakt ist jetzt schon ein Garant für exzessives Abfeiern. Daneben sorgen Gogos der ES Collection, Flammenwerfer, CO2-Jets, Konfettiregen, 24 Videoprojektoren und über 100 Moving Heads für ein Spektakel der Übersinnlichkeit. Diese Party kommt so schnell nicht wieder. Also Ticket checken, anschnallen und los geht's. It's boarding time! visit on facebook.com

GLOBAL KISS-IN GALA / 6. September The Liberate Berlin Kleine Präsidentenstraße 4 10178 Berlin Seit der Verabschiedung jenes Gesetzes, welches sogenannte „homosexuelle Propaganda“ in Russland verbietet, haben sich an allen Ecken und Enden der westlichen Welt LGBTs zum Widerstand formiert, und das in unterschiedlichsten Ausführungen. Unter anderem hat man sich vor russischen Konsulaten getroffen, um sich demonstrativ zu küssen. Mittlerweile werden die Global Kiss-Ins von zentraler Stelle aus koordiniert und fanden bereits in 58 Städten statt. Jetzt kommt der Global Kiss-In Award, mit welchem besonderer Einsatz gegen Diskriminierung von LGBTs ausgezeichnet werden soll. Der Kick-off zum Kiss-In Award findet im Rahmen einer Gala am 6. September in Berlin statt. visit on facebook.com


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//ZÜRICH

//NEW YORK

/ ab 19. September Landesmuseum Zürich Museumstrasse 2 8021 Zürich

/ 3. bis 14. September BOSI Contemporary 48 Orchard Street New York City 10002

Die Krawatte hängt sich der Mann schon seit zwei Jahrhunderten als wohl unverschämtestes Phallussymbol aller Zeiten um den Hals und zeigt dabei stets viel Kreativität, was Farbe, Form, Muster und Knoten des „Wegweisers zum Fortpflanzungsorgan“ betrifft. Auch heute ist die Krawatte ein beliebtes Accessoire. Kein Stück Stoff macht so schnell aus einem Partytiger einen Projektleiter oder einen Sportler zum Ehrengast eines Galadinners. Im Zürcher Landesmuseum widmet man sich ab 19. September in einer ganzen Ausstellung der Krawatte und ihrer Geschichte. www.nationalmuseum.ch

Gingers sind, wie die namensgebende Wurzel, etwas ganz Spezielles. Die einen lieben sie heiß, die anderen können rein gar nichts mit ihnen anfangen. Früher waren sie Hexen, heute sind sie kostbare Seltenheiten. Thomas Knights Fotoserie RED HOT hat in der Männerwelt und darüber hinaus schon längst seine Wellen geschlagen und für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Ziel war es, das Stereotyp des Rothaarigen aufzubrechen und ihn als stark, männlich und heroisch darzustellen – als das Gegenteil vom schwachen Milchbubi, das mit seinem roten Haar fürs Leben gezeichnet ist. www.redhot100.com

KRAWATTEN

RED HOT : NEW YORK


//LONG BEACH

// VANCOUVER

/ 12. bis 14. September Art Theatre of Long Beach 2025 E. Fourth Street Long Beach, CA 90814

/ 6. bis 15. September Vancouver BC Harbour, English Bay Anchorage Vancouver, BC

Große und kleine Städte rund um den Globus gönnen sich gerne Filmfestivals. Vom Sundance im bescheidenen Park City bis zu den pompösen Festspielen in Cannes: es gibt Festivals zu allen möglichen Genres, Filmstilen oder Neigungen. Da ist es durchaus erstaunlich, dass das älteste Filmfestival einer so großen und auch berühmten Stadt wie Long Beach ausgerechnet ein ausgesprochen queeres ist. Nicht anders lässt sich das Q in Q Films erklären. Die bunte Vielfalt des Filmemachens wird auch dieses Jahr ausgelassen zelebriert. Und heuer sogar noch etwas mehr, feiert man doch Jubiläum. www.qfilmslongbeach.com

Eine Kreuzfahrt nach Alaska ist fast schon so kitschig wie eine in die Karibik oder rund um diverse griechische Inseln. Aber Kitsch ist kein Grund, um etwas nicht zu tun. Sonst gäbe es kein Weihnachten. Von Vancouver aus geht es also nordwärts durch den Golf von Alaska bis hin zu den kältesten US-Metropolen wie Anchorage. Im Leder-Outfit und mit Cocktail im Händchen darf man einen Blick auf Wale werfen, die Küsten Alaskas erforschen und sogar einen Plausch mit Libby Riddles, der ersten Gewinnerin des berüchtigten Iditarod, dem härtesten Hundeschlittenrennen der Welt, halten. Setzt die Segel! visit on facebook.com

Q FILMS

NORTHERN LIGHTS LEATHER CRUISE


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Be a vang-Artist VANGARDIST sucht VANGARDISTEN DU bist Journalist, Fotograf, Model, Grafiker, Illustrator, Filmemacher, Musiker oder einfach so kreativ t채tig? WIR suchen immer nach neuen Talenten f체r unser Team und bieten dir die Chance Deine Arbeiten in unserem Magazin zu pr채sentieren! F체r mehr Informationen schreib eine Email an: redaktion@vangardist.com


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