#50 / 12 / 2014
5 years
Playing hard to get! not everywhere and not for everyone – m a k e s ure you get t h e p r i n t s p e c i a l
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w w w . v a n g a r d i s t . c o m / P RINT
Editorial Liebe VANGARDISTEN! Willkommen zur Jubiläumsausgabe – 5 JAHRE VANGARDIST. Fünf Jahre VANGARDIST, 50 Ausgaben, 100 Fotoeditorials und unzählige Stories älter sind wir geworden. Zeit zu prüfen, ob wir unserem Claim – progressive men – nach so langer Zeit immer noch entsprechen und was uns in den nächsten fünf Jahren bevorsteht, um es zu bleiben. Als Dankeschön für eure Lesertreue haben wir 24 Geschenke für euch ausgesucht: vom Rasierer über ein Komplettoutfit von Joop, silberne Manschettenknöpfe oder dem neuen HTC Desire reicht das Angebot. Einfach mitspielen und auf das Weihnachtswunder warten. Inhaltlich hauen wir zum Jahresende noch einmal ordentlich auf die Pauke. Mit dabei ein Porträt von Hussein Chalayan, dessen Mode unter trivialen Kritikern als untragbar verschrien ist, und Gustavo Lacerda, der drei Jahre lang Albinos für seine Fotografien suchte und ablichtete. Quer durch das weniger bekannte Amerika reisend, hat es unseren Redaktionshaudegen Hendrik auf seinem jüngsten Roadtrip durch die USA der Gegenwart verschlagen. Dass nach Schiefergas bohrende Hillbilly-Rednecks progressiver sein können, als man glaubt, hat nicht nur ihn überrascht. Wer noch kein Geschenk hat, dem empfehlen wir unsere Gentlemen’s Box mit den feinsten Produkten, von Shiseido, Biotherm bis hin zu Bottega Veneta. Herzlichen Dank für eure progressive Lesertreue sagen Julian Wiehl, Carlos Gómez und das um fünf Jahre gealterte VANGARDIST-Team
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SHOOTINGS
themen
Fassade
Radar
revelLers
32
von berufs wegen progressiv
20 Über die Tücken der Selbstgerechtigkeit
VangART Fassade
Black or white
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COVERY STOR
white is beautiful
Fotograf Gustavo Lacerda
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INDEX EDITORIAL Fassade
Editor's Choice
15 60
Lieblinge aus der Redaktion Fassade
Shopzone Balance
Beauty
126 112
Die Jubiläumsausgabe: Hall of Fame Auf Achse
how to survive in Obama's USA Auf Achse
Places
94 140
Futuristic VangART
Hört das! VangART
fashion rebel
Designer Hussein Chalayan
152
Empfehlungen für Hörsinnige
80
Celebration
Upcoming
Was geht ab in...?!
160
20 radar
Von Berufs wegen progressiv Chefredakteur Julian Wiehl 端ber die T端cken der Selbstgerechtigkeit TEXT: Julian Wiehl illustration: Julia Diallo
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Fünf Jahre sind eine lange Zeit Nach einem halben Jahrzehnt VANGARDIST, 50 Online-Ausgaben und 100 Mode-Editorials darf man sich mit gutem Gewissen zurücklehnen. Es ist an der Zeit, es sich mit einem Chai Latte oder besser gleich einem Whiskey Sour auf der Couch gemütlich zu machen und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Fünf Jahre haben wir gekämpft, um den Underground zum neuen Lifestyle-Mainstream zu machen. Zum anfänglichen Online-Magazin haben sich bald Facebook-Auftritt, Daily News Channel, Eventkalender und iTunes-App dazugesellt. Alles, um den Mann und inzwischen auch viele Frauen mit frischen Ideen für neue Lebenskonzepte zu versorgen. Wir haben Gedanken Flügel verliehen, alternative Sichtweisen auf die Gegenwart angeboten und dadurch Platz für Neues geschaffen. Wir haben eine Vision für den progressiven Mann entworfen
und dieses diffuse Bild in mühevoller Detailarbeit verfeinert. Jetzt steht er da, vor unserem inneren Auge, gestählt und strahlend. Mann, was sind wir stolz! Da trifft einen so eine Frage wie Thors Hammerschlag zwischen die Beine. Dabei ist sie aus der Perspektive dieses dreisten Milchgesichts vielleicht berechtigt: Als wir unsere erste Ausgabe gelauncht hatten, war der wahrscheinlich noch in der Schule. In den letzten fünf Jahren ist viel passiert. Wir waren jetzt sicher nicht die eine ausschlaggebende Kraft dahinter, aber unseren Beitrag haben wir dazu bestimmt geleistet. Der Lifestyle dieses jungen Herrn ist für ihn tatsäch-
lich eine Art Mainstream. Und ich ruhe mich vielleicht einfach nur ein bisschen zu sehr auf meinen Lorbeeren aus. Sonst hätte mich diese Frage vermutlich nicht so verstimmt.
V e r ö ff e n t l i c h t e M e i n u n g w i r d ö ff e n t l i c h e M e i n u n g Weil wir unsere Entscheidungen gerne von der Allgemeinheit und der Medienwelt abhängig machen, wollten wir mit VANGARDIST von Anfang an
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eine Stütze für all jene sein, die noch zweifeln und sich erst orientieren müssen. Wir geben kontroversen Themen eine Plattform und tragen diese damit in den Mainstream. Die einen fühlen sich endlich verstanden und die anderen werden ermutigt, ihre individuelle Identität mehr auszuleben! Was wir als Magazin tun, kann man auch als Person machen. Als Medium wollen wir immer einen Einblick geben, wie mutig und kontrovers andere Pioniere waren und sind. Sei das im Design, in der Musik, in der Kunst, in der Wahl des passenden Lebenskonzepts oder bei alltäglichen Banalitäten. Wir haben dafür auch einiges an Post erhalten, wo sich Leser dafür bedankten, ihnen mit VANGARDIST eine Alternative zu klassischen Lebensentwürfen geliefert zu haben.
G r e tc h e n f r a g e Sexualität Ausgangspunkt war für uns das Thema Sexualität, denn hier trennt sich
die Spreu vom Weizen. Lebe ich ein Leben nach allgemein gültigen Vorstellungen oder nach meinem tatsächlichen Inneren? Die traditionellen Kulturen machen es einem da nicht leicht. Wer sich als Mann zu Männern, als Frau zu Frauen hingezogen fühlt oder in keiner herkömmlichen Schublade Platz findet, braucht vielerorts vor allem eines: Eier! Und zwar die Eier, zu seinen Gefühlen zu stehen. Dabei riskiert man neben sozialer Ausgrenzung und Anfeindungen in manchen Ländern sogar Gefängnis, Todesstrafe oder Mord. Aber wenn man es zustande bringt, den Widrigkeiten der Gesellschaft zu trotzen, erwartet einen ein Leben in Freiheit: ein Leben, das nicht von einer großen Lüge der Gefälligkeit und des Entsprechens überschattet ist. Klar ist es nicht bequem, und mancher entdeckt seine Gefühle erst Jahre später, weil sie unter einem
Berg falscher Vorstellungen, Einschränkungen, Ängsten und einem fremdbestimmten Selbstbild begraben liegen. Doch von hier geht die Reise erst los. Solange diese Frage nicht authentisch beantwortet ist, erwartet uns ein Leben voller Kompromisse und am Ende die Enttäuschung, etwas verpasst zu haben. Egal, welche sexuellen Präferenzen man letztendlich hat.
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Z u m Sc h e i t e r n v e r u r t e i lt ? Um den gesellschaftlichen Vorstellungen zu entfliehen, haben wir ein Bild kreiert: Wir schufen eine Vorstellung von Eigenschaften des neuen Mannes. Ein Mann, der sich ganz individuell von der Welt inspirieren lässt. Er hat seine eigenen Gedanken, geht seine eigenen Wege durchs Leben und ist relativ unbeeindruckt vom gesellschaftlichen Mainstream, von Trends und MustHaves. Mit seinem Sinn für Ästhetik fühlt er sich angezogen von den schö-
nen Dingen im Leben, fordert aber auch Tiefgang und gibt sich nicht mit oberflächlicher Ablenkung und BlingBling zufrieden. Nach fünf Jahren stellt sich aber eine große Frage: Haben wir mit dieser Vorstellung nicht ein neues Stereotyp erschaffen, dem es zu ent-
Das Ende der a l lg e m e i n e n G ü lt i g k e i t
sprechen gilt? Kann man Progressivität überhaupt auf einen allgemein gültigen Nenner bringen oder ist man mit diesem Vorhaben schon von vornherein zum Scheitern verurteilt? Denn sobald wir eine offene Lebensweise in das Korsett einer Definition pressen wollen, haben wir sie damit schon wieder in ihrer Vielfalt eingeschränkt und beschnitten. Es gleicht fast einem Verrat, Freiheit zu versprechen und diese dann auf konkrete Eigenschaften zu beschränken. Ist der progressive Mann also ein Widerspruch in sich?
Während ich mich mit solch quälenden Gedanken herumgeschlagen habe, bin ich über eine Erinnerung mit einem alten Freund von mir, dem Filmemacher Wolfgang Murnberger, gestolpert. Sein allererster Film handelt von seinen ganz persönlichen Kindheitserinnerungen. Er zeigt, wie er auf einem Bauernhof am österreichischen Land aufwuchs und welche Abenteuer einem zehnjährigen Burschen dort so passieren können. Nach dem Filmrelease meinte ein japanischer Zuseher zu ihm, der Film habe ihn sehr berührt, er habe eine ähnliche Kindheit am japanischen Land erlebt. Anfang der 90er waren die offensichtlichen Gemeinsamkeiten zwischen dem ländlichen Österreich und jenem in Japan wohl an einer Hand abzuzählen. Aber in seinem Film hat Murnberger seinen Kindheitsgefühlen Ausdruck verschafft, und die waren deckungsgleich mit denen eines 10.000 km entfernt lebenden Jungen in Japan.
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Dabei ist mir eines klar geworden: Der Ausdruck individueller Gefühlswelten kann allgemein gültig sein. Einem abstrakten Männerbild kann man als Mensch kaum entsprechen, während man sehr wohl Gefühle teilen kann. Wollen wir doch im Inneren meistens das Gleiche, solange wir es nicht an Worthülsen oder Begriffen festmachen. Persönliche Eindrücke können mehr Menschen berühren und verbinden als universelle Aussagen.
C h e G u e va r a der progressiven Männer Schon der weise Aristoteles hat uns erklärt, dass Underground (fast) immer zum neuen Mainstream wird. Und wenn man von Berufs wegen progressiv ist und das zu einem Teil des eigenen Selbstverständnisses wird, sollte einem zu jedem Zeitpunkt klar sein, dass man dieses Konzept permanent hinterfragen muss. Ist man erfolgreich, schafft man sich quasi selbst ab, wenn man Progressivität nicht immer wieder neu definiert. Die Frage des jungen
Milchbarts auf der Party hat mich gekränkt. Warum? Weil ich vermutlich – wie die allermeisten Menschen, die das Gefühl haben, etwas mit Blut, Schweiß und Tränen erreicht zu haben – dazu tendiere, mich auf dieser Leistung ein klein wenig auszuruhen. Weil ich mir in schwachen Momenten gern einbilde, der Che Guevara der progressiven Männer zu sein. Diese freche Frage hat mich aber daran erinnert, was aus dem kernigen comandante mit den schönen Koteletten und der Zigarre geworden ist, nachdem er kein Revolutionär mehr war, sondern Minister: nach einigen Monaten des Triumphs war er zum bornierten, selbstgerechten Arschloch geworden. Im Unterschied zu seinem Kollegen Fidel hat er das aber rechtzeitig erkannt. Nur weil wir eine Revo-
lution geschafft haben, heißt das noch lange nicht, dass es anderswo keinen Bedarf mehr danach gibt. Der Che Guevara ist daraufhin nach Bolivien gefahren und hat da von vorne angefangen. Das hat ihn sein Leben gekostet. Da werde ich es ja wohl schaffen, elegant von der Couch zu robben und auch für die nächsten fünf Jahre ein zeitgemäßes, progressives Männermagazin zu machen, das sich nicht nur auf frühere Leistungen beruft.
Progressiv von B e r u f s w eg e n Die Welt, in der wir leben, verändert sich permanent. Was gestern noch eine mit Ablehnung konfrontierte Randerscheinung war, kann heute schon in der Mitte der Gesellschaft angekommen sein. Das heißt aber noch lange nicht, dass unsere Welt deswegen eine bessere geworden ist. Gesellschaften entwickeln sich nicht kontinuierlich in eine positive Richtung. Spätestens seit dem 20. Jahrhundert wissen wir, dass Fortschritt und Rückschritt wunderbar miteinander vereinbar sind. Während wir in unseren Anfängen sehr stark auf die sexuellen Präferenzen Bezug genommen haben, werden in den kommenden Jahren wohl auch andere Aspekte stärker in den Vordergrund treten. Angesichts einer sich – besonders in Europa – abzeichnenden Reprovinzialisierung im Fahrwasser eines transkontinentalen Rechtsrucks von Dänemark über Frankreich bis Ungarn, werden wir uns vor progressiven Lifestyle-Themen kaum retten können.
In Zukunft heißt es nicht mehr straight oder gay, sondern liberal oder reaktionär. Und hier steht der Welt wohl eine immerwährende Auseinandersetzung bevor, die jeden einzelnen Tag ausgefochten werden will. Also werden weiterhin mutige, progressive Männer gebraucht, die sich gegen Engstirnigkeit und eingemottete Stereotype kreativ zur Wehr setzen. Wohl dem, der in der Unsicherheit sicher ist, dem kann so leicht nichts passieren. Der ist gewappnet für das Abenteuer Leben und den wird am Ende auch keine Frustration oder Existenzkrise erwarten. Er wird auf eine spannende Reise zurückblicken, auf der er ganz für sich persönlich alle Entscheidungen richtig getroffen hat. In diesem Sinne gibt es kein Bild des Mannes, dem man entsprechen kann, um progressiv zu sein, sondern nur eine offene Lebenseinstellung, die sich an den eigenen Gefühlen und der inneren Ehrlichkeit mit sich selbst orientiert. Diese Gefühle können sich täglich ändern, und deshalb soll es uns vergönnt sein, jeden Tag aufs Neue zu entscheiden und neu zu leben.
H e m d D i e s e l , A r m S t u t z e n P i e r A n T o n i o G a s pa r i
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Ma n t e l & H o s e D i e s e l , Sh i r t S e l e c t e d
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Ka m e r a : M e l a n i e S c h n e i d e r S c h n i t t : C r i s t 贸 ba l H o r n i t o I n t e r p r e t / T r a c k : Da m o n I c e / S w i n g
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VANGART
White is
beautiful
S chรถnheit neu definiert
Text: Dennis Stephan Fotos: Gustavo Lacerda
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In den Fokus
Ihre Haut ist so weiß wie mit Kreide bestäubt, die Augen frostblau und das Haar platinblond. Ihre Blicke sind verschleiert, die Körpersprache schüchtern. Dennoch treten sie vor die Kamera; einzeln, zu zweit, zu dritt. Sie sind nicht allein, es gibt viele von ihnen, wenn sie zahlenmäßig auch immer in der Minderheit bleiben werden. Heute, in einer Zeit des Umbruchs, treten sie endlich aus der Verborgenheit – und bringen uns zum Nachdenken. Mit seiner Fotoserie „Albino“ unterwandert der aus Brasilien stammende Fotograf Gustavo Lacerda die Klassifizierungen Schön und Hässlich. 2009 kam ihm die Idee, Albinos zu porträtieren – ein Projekt, das ihn drei Jahre lang beschäftigte. 44 Models traten vor seine Linse, viele von ihnen hatte er über soziale Netzwerke kennengelernt, einige auf der Straße und wieder andere schrieben ihn initiativ an, weil sie von seiner Arbeit gehört hatten und sich daran beteiligen wollten. Der 44-Jährige gibt seinen albinotischen Models den
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Raum, sich zu entfalten, ohne sie voyeuristisch zur Schau zu stellen. Er setzt ihnen keine Hörner auf, zeigt sie nicht als Ungeheuer oder Missgeschicke eines unbegabten Schöpfers. Im 21. Jahrhundert fällt Hohn und Spott von ihnen ab: Zurück bleibt die Gewissheit, jedes einzelne Bild präsentiere dem aufmerksamen Betrachter nicht mehr als eine hellere Variante unserer selbst.
Die Macht des Blickes
Die menschliche Begeisterung für die vielgestaltigen Launen der Natur ist ebenso alt wie Sensationslust und Diskriminierung. Blässe wurde seit alters her als etwas Besonderes empfunden. Die Rolle, die dem Albinismus in den letzten Jahrhunderten zukam, ist aber eine völlig andere. Sie variierte stark von Kultur zu Kultur, zu keiner Zeit aber waren Albinos „normal“ in den Augen ihrer Umwelt. Indigene Stämme sahen in ihnen fleischgewordene Götter, während sie anderorts gemeuchelt und für viel
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Geld als magische Requisiten verkauft wurden. Wer als Freak gilt oder nicht, bestimmt nicht die Natur, sondern die Gesellschaft – das ist die Botschaft, die Lacerdas Bilder in die Welt tragen. Und während wir progressive Gegenwartsmenschen meinen, diskriminierende Vorurteile und Rassismus hinter uns gelassen zu haben, werden wir beim Betrachten von Lacerdas Porträts schmerzhaft daran erinnert, dass wir, gerade in Bezug auf unsere Definition von Schönheit und Hässlichkeit, noch immer recht engstirnig sein können. Wir sind fasziniert, aber auch befremdet beim ersten Hinsehen. Und es ist dieser Blick, der diskriminiert und isoliert. Eine Isolation, die nicht Mutter Natur ihnen in die Wiege gelegt hat, sondern die eine Folge der Sozialisierung durch ihre Mitmenschen ist. Das Gefühl der Fremdheit und Scheue haftet allen fotografierten Personen an, kann nicht zur Gänze von ihnen abgelegt werden. Aber genau das macht die Bilder sympathisch und unterstreicht ihre Authentizität: Rückt man eine
Person, die immer am Rand der Öffentlichkeit gelebt hat, an eine exponierte Stelle, wird aus ihr nicht plötzlich ein selbstbewusstes Katalogmodell – dessen war sich Lacerda wohl bewusst. Vielleicht wählte er deshalb pastellene Farben, helle Hintergründe und puristische Kostüme, um die Blässe seiner Models nicht zu übermalen, sondern sie ins rechte Licht zu rücken.
Schönheit ist eine Frage der Perspektive
Lacerdas Bilder machen begreiflich, dass nicht die Zeiten sich ändern – der Mensch selbst verändert das Denken und damit die Zeit. Der Fotograf zeigt eine Schönheit, die zuvor als hässlich gegolten hat, und ändert erst mit diesem Akt des (Auf-)Zeigens die Sichtweise seiner Mitmenschen. Gleichzeitig vermeidet er aber eine Positiv-Diskriminierung mit erhobenem Zeigefinger. Der große Anklang, den seine Albino-Porträts weltweit fanden und nach wie vor finden,
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spricht für sich. Er zeigt den Prozess des geistigen Umformens einer Gesellschaft, die der ihr auferlegten antiquierten Konventionen und Schönheitsideale müde und bereit ist, über veraltete Ansichten hinauszuwachsen. „Schönheitsstandards sind ziemlich grausam, denn sie haben unmittelbaren Einfluss auf unser eigenes Selbstwertgefühl und den Wert, den wir anderen Menschen zurechnen. Die Leute fühlen sich unwohl in einer Welt, die Perfektion und Schönheitsbilder derartig überbewertet“, fasst Lacerda in einem Interview treffend zusammen. Der Fotograf ist kein Weltverbesserer und kein Missionar, der an unserer Haustür klingelt, um uns vom vermeintlich Richtigen zu überzeugen. Und doch bewirken seine Bilder eine Veränderung, die wie der springende Stein übers Wasser hopst und immer weitere Kreise zieht. Progressives Handeln fordert progressives Denken, fordert die Abkehr von althergebrachten Mustern und das Annehmen von Neuem.
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FASSADE
Editor'S Choice:
style-
TIPP
Bomberjacke von Fred Perry / Uhr von Topman / M端tze von Undefeated
Schokokaviar von MW / Ă„rmelhalter von Herr von Eden / Kette von Lulu Forest / Hemd von Cos / Einstecktuch von Tiger of Sweden
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Gßrtel von M Missoni / Speaker von Philips / Jacke von Levi’s / Turnbeutel von Marsimoto x Cayler & Sons / Uhr von Breitling / Armreif von Lulu Frost
Brille von Fendi / Shirt von 5Preview / Urbanears x Marc by Marc Jacobs / Clutch von Vivienne Westwood / Rucksack von Walter van Beirendonck f端r Eastpak Artist Studio
black or White
Shorts Amelie Goetzl, Hemd Savile Row, Mantel Kaufman Franco by edition k, Schuhe Amelie Goetzl, Brille Amelie Goetzl
links: Kleid IrfĂŠ by edition k, Bluse Pier Antonio Gaspari, Schuhe Boss, Handschuhe Ermanno Scervino by edition k / rechts: Hose Barbara Gongini by Wall, Pulli Daryn Chook
Body Greta Constantine by edition k
links: Lange Weste Barbara Gongini by Wall, Netzoberteil Amelie Goetzl, Hose Tiberius, Sneakers Converse rechts: Hemd Savile Row, Mantel Kaufman Franco by edition k, Schuhe Amelie Goetzl, Brille Amelie Goetzl
Top Amelie Goetzl
links: Hose Pier Antonio Gaspari, Top Jean Paul Gaultier, Stiefel Moon Boot / rechts: Hemd Savile Row, Mantel Kaufman Franco by edition k, Schuhe Amelie Goetzl, Brille Amelie Goetzl
Rock & Bluse Tiberius, Schwarz
Fashion Editor Mi www.mirzaspr Production B bybrickandm Photography Ana Styling Sw Hair & Make Up heidimalt.blo Models Serge Rigva stellamo Making Of A sutter.ga
zes top ROEE, Stiefel Hugo Boss
irza Sprecakovic recakovic.com Brick&Mortar mortar.com astasia Ehlakova weta Brik p Heike Harzer ogspot.co.at ava & Laura Stranz odels.com Alex Sutter llery.com
king-ofMehr Ma r iPhone e d n i s Foto A p p: und iPad ehen hier ans
black or White
m a k i n g of
Kamera: Crist贸bal Hornito S c h n i t t: C r i s t 贸 b a l H o r n i t o Interpret / Track: G.R.O.K / First Movement
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FASSADE
FASHION REBEL TEXT: jenny koutny
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Ein Model betritt den Laufsteg. Bis auf Sandalen ist sie völlig nackt. Nur ein kleines Stück Tuch bedeckt ihr Gesicht und macht sie trotz völliger Blöße anonym und eigenartig fremd. Der schwarze Stoff verlängert sich mit jedem weiteren Model, lange bleibt der Schambereich entblößt, während das Gesicht immer verdeckt ist. Am Schluss wird klar: dieser schwarze, die Identität verhüllende Stoff stellt eine verkehrte Burka dar. Jenes Kleidungsstück, das vielen muslimischen Frauen auch heute noch aufgebürdet wird. Eine Kollektion, die die Grenzen zwischen Fashion Show und Kunst-Perfor-
mance verschwimmen ließ und deren politisches Statement noch lange nachhallten sollte. Bringen wir unsere Persönlichkeit mit Mode und Stil wirklich zum Ausdruck oder verstecken wir uns eher hinter ihr? Hussein Chalayan ist eigentlich einer der ganz Großen. Seine Bekanntheit fällt aber weit hinter jene der Big Player in der Fashionwelt zurück. Wir haben unsere Jubiläums-Issue zum Anlass genommen, ihm ein Porträt zu widmen…
Die Kunst, zu provozi eren Hussein Chalayan, Designer, Unternehmer und Konzeptkünstler. Ein Liebhaber der schönen Künste, der die Themen auf den Laufsteg bringt, die die meisten Designer nicht mal mit Samthandschuhen anfassen würden. 1970 im türkischen Teil der Insel Zypern geboren, musste er sich den Traum, seine Kreativität ausleben zu dürfen, hart erkämpfen. Arzt oder ein Posten in der Wirtschaft, das sah man damals in Zypern als anständige, ehrenhafte Berufe an. Irgendwann überzeugte er dennoch seine Eltern, verließ sein Heimatland und studierte am renommierten Central Saint Martins College of Art and Design in London. Noch während seines Abschlussjahres erregte er mit seinen gewagten
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sozialkritischen Entwürfen Aufsehen. Wo seine Kollegen überlegten, welche Designs sich am Markt am besten verkaufen würden, war Chalayan auf der Suche nach einem möglichst starken Statement. Anstatt sich auf beeindruckende Verarbeitung und teure Stoffe zu konzentrieren, vergrub er seine Entwürfe kurzerhand im Garten und holte sie erst kurz vor der Show, verdreckt und am Verwesen, wieder heraus. Alles, so sein Statement, ist vergänglich und die Zeit, die uns bleibt, ist knapp. Und wer jetzt denkt, exhumierte, dreckige Kleider seien unverkäuflich, der irrt. Alle Entwürfe wurden nach der Show an eine Londoner Boutique verkauft. Eine Gratwanderung zwischen kommerziellem Erfolg und kreativer Freiheit, die ihn seine ganze Karriere lang begleiten sollte.
Mister Magic „Schön, aber nicht tragbar“ waren die Zwischenrufe mancher Kritiker, die er in der nach Gewinn und Kommerz strebenden Modewelt einfach nicht loswurde. Eine Zeit, in der gute Modedesigner als Cash Cows gelten, deren Kreativität in immer kürzeren Abständen restlos gemolken werden soll. Grund genug für die meisten Designer, sich auf den sicheren Pfad zu begeben und dem Verkauf der Produkte mehr Beachtung zu schenken als dem kreativen Prozess.
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Hussein Chalayan allerdings entwarf anziehbare Möbel. Mit der Show, in der Models begannen, die Möblierung des Catwalks „anzuziehen“, wollte er auf die steigende Anzahl an Flüchtlingen und das Grauen hinweisen, all sein Hab und Gut zurücklassen zu müssen. Es folgten Kleider, die sich mit nur einem Ruck an der richtigen Stelle komplett verwandelten, und erste Versuche, die LED-Technik im Fashiondesign zu integrieren. Ab diesem Zeitpunkt durfte man sicher sein: das war nicht der letzte Hase, den er aus dem Hut zaubern würde. Bis heute ist seine Auffassung von Fashion mehr Gaudí als Gucci, mehr Dalí als Dior.
Seine Ideen beschäftigen sich nicht nur mit Bekleidung, immer wieder macht er Ausflüge in die Kunst und die Architektur. Was ist nun Kunstinstallation und was noch Fashion Show? Die Übergänge zerfließen bei ihm manchmal wie die Uhren in Dalís Gemälden. Viele Kollektionen lässt er nicht wie gewohnt über den Laufsteg präsentieren, sondern kreiert Fotomontagen oder Kurzfilme, die das Konzept erläutern. Immer wiederkehrende Themen des WahlLondoners sind Fragen nach kultureller Identität, Entwurzelung und Migration, denn auch seine eigene Geschichte ist von verschiedenen Kulturen geprägt.
Zurück zum Mann Einen anderen Zugang zu Dingen finden, als es die breite Masse tut, progressiv sein, wo andere zur Sicherheit nur alten Mustern folgen ist der Leitfaden, dem man auch bei der Menswear-Kollektion treu bleibt. Im Jahr 2002 brachte Chalayan seine erste Männerkollektion heraus, konzentrierte sich dann aber ausschließlich auf Frauenmode. „Moor’s Chorus“ zeigt nun endlich wieder, dass der Chalayanismus auch die Männermode aufmischen kann. Hybride aus Hemd, Kleid und Rock und Mischungen aus Bomberjacke sind da zu sehen. Das vage Gefühl von 50’s-Einflüssen, das alle Outfits subtil umspielt. Warum zu spießigen Shorts und rosa
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Polohemden greifen? Weil man’s, mit der nötigen Attitude, eben kann. Auch in die Kombination schwarzer Blazer – weißes Hemd bringt er einen völlig neuen Effekt. Erst beim Ausziehen sieht man, dass der weiße Hemdstoff nahtlos in das Futter des Blazers übergeht. So lässt er sich nicht ganz ausziehen, dafür aber nach hinten klappen und am Rücken als eine Art Cape drapieren. Solche kleinen Kniffe und versteckte Besonderheiten sind bereits ein Markenzeichen des Designers. Da muss einfach mehr dahinterstecken, auch – oder besonders – wenn man es auf den ersten Blick gar nicht sieht. Da liegt natürlich die alte Frage seiner Gegner nicht allzu fern: Braucht man(n) denn so was? Die Antwort der meisten wäre wohl ein klares Nein. Eine Antwort, die Mr. Chalayan wohl egal wäre, denn für Experimentierfaule sind seine Designs ja sowieso nicht gedacht. Wer weiß, vielleicht legt er es gerade darauf an, ein bisschen mehr Aktion, mehr Überraschung und mehr Staunen in das (Mode-)Leben der breiten Masse zu bringen. Ein kleiner Revoluzzer, das war er ja schon immer.
Das U nsichtbare sichtbar machen Mit 44 Jahren kann Hussein Chalayan bereits auf unzählige Auszeichnungen zurückblicken, darunter auch die für sein Lebenswerk. Gerechtfertigt, wenn man auf sein zukunftsweisendes Schaffen zurückblickt. Mit seiner Arbeit will er nach eigener Aussage blin-
den Flecken eine Gestalt geben, dem Betrachter Dinge zeigen, die er zwar sieht, aber nicht wirklich wahrnimmt. Eine Haltung, die die Idee und die Message hinter der Kleidung in den Vordergrund stellt und sich nicht nur vom kommerziellen Gedanken leiten lässt. Mit Beginn des Wintersemesters 2014/15 wird er die Leitung der Modeklasse an der Universität für angewandte Kunst in Wien übernehmen. Er, der selbst bereits in allen Mode-Lehrbüchern der Welt zu finden ist, wird nun zum Mentor des wissbegierigen Design-Nachwuchses. Die Erwartungen an seine Nachkömmlinge sind also berechtigt hoch und wir hoffen auf etwas Lautes, Progressives.
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Advent kalender
24 Produkte an 24 TAge gewinnen
#1 Zegna Uomo Absolute Duft, #2 G端rtel von Edwin Noble, #3 Johnnie Walker Black Label Whisky, #4 Brille von ic! Berlin, #5 Uhr von Komono, #6 Baldessarini Nautic Spirit Duft, #7 Lautsprecher von Philips, #8 1 Nacht f端r 2 Personen im Hotel Das Stue, #9 Burton Rucksack, #10 Legacy Jogginghose, #11 Gillette BODY Geschenkset & Stylingcreme
#12 Schuhe von Palladium, #13 Handschuhe von Otto Kessler, #14 Laptoptasche von Freitag, #15 Manschettenknรถpfe von Stilnest.com, #16 Rucksack von Eastpak, #17 Anzug von Joop, #18 Rasierer von Braun, #19 Egf Eye Serum von Bioeffect, #20 Schuhe von Timberland, #21 Just Cavalli Duft, #22 Uhr von G-Shock, #23 Jacke von Volcom, #24 HTC Desire 516
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AUF ACHSE
Text: Heindrik h. / Fotos: Lisa Koller
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Progressiver Entdeckerdrang Das Bild vom christlich-fundamentalistischen, kriegs- und waffengeilen Amerika, das sich – zu Recht für eine solche Verstocktheit – gegenwärtig im Niedergang befindet, mag etwas überspitzt sein. So ganz frei sind wir selbstgerechten Europäer von solchen Ressentiments dann aber auch wieder nicht. Aus diesem Grund hatte ich mich dazu entschieden, diese bislang gefährlichste meiner Reisen nicht alleine zu wagen: Carla, meine italienische Kollegin und Profi-Abenteurerin, musste mich als meine Frau begleiten. Man weiß ja nie. Aber jetzt mal Spaß beiseite: Die USA sind – nach wie vor – eine kulturelle Supermacht, die einen unschätzbaren Einfluss auf unsere europäische Gesellschaft hatte und hat. Als progressiver Mensch ist man den Amis so eine Reise durch ihr Land eigentlich schuldig, bevor man in den hierzulande doch recht populären Chor der antiamerikanischen Vorurteile einstimmt. Gay Parties, Unabhängigkeit und Dawson’s Creek Die USA bestehen aus mehr als New York, San Francisco und L.A. Wer das wahre Amerika kennenlernen
will, muss sich hinters Steuer eines herrlich überdimensionierten, übermotorisierten Amischlittens mit Automatikgetriebe, Tempomat und Satellitenradio klemmen, der einen dann über Tage und Wochen hinweg über schnurgerade Landstraßen quer durch dieses riesige Land kutschiert. Über Berge, Ebenen und Wüsten, vorbei an Kleinstädten, Diners und Motels – wie im Kino. Kommt man von Europa, fliegt man am besten irgendwo an die Nordwestküste. New York empfiehlt sich dabei nicht wirklich, weil man das irgendwie schon kennt und weil die Mietautos da schweineteuer sind. Carla und ich haben es mit Boston versucht. Sie meinte, diese eine 90er-Serie, die so schön war, die spielte dort. Elitär, aber wunderschön am Meer, mit klassisch amerikanischen Vorstadthäusern inklusive Flagge vor der Tür, ultraliberal, mit einer lebendigen Party- und Gayszene und einer geschichtsträchtigen Altstadt aus dem 19. Jahrhundert – ein guter Start. Die Mietautos kosten einen Bruchteil von denen im Big Apple, und mit ein paar 100 Dollars und einem europäischen Führerschein bewaffnet sind wir in der Früh dann zum nächsten Hertz-Stützpunkt spaziert:
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Chevrolet Impala, 300 PS, 17-irgendwas am Tag. Den Nachmittag haben wir schon Muschelsuppe schlürfend im historischen New Bedford verbracht – in der gleichen Kneipe, in der Herman Melville dies vor 150 Jahren auch schon gemacht hatte, bevor er sich auf die Jagd nach Moby Dick begab. Ein erstes Vorurteil mussten wir im Zuge der Fahrt durch das idyllische New England – die Wiege der amerikanischen Unabhängigkeit – schon mal revidieren: Natürlich haben die Amis eine Geschichte! Eine sehr lebendige sogar, und natürlich haben sie historische Bauwerke, die meisten älter als die durchschnittliche Stadtarchitektur in London, Paris, Berlin oder Wien. The loneliest road Neuengland ist aber nur ein sehr kleiner (und stinkreicher) Fleck auf der amerikanischen Landkarte. Jetzt gibt es eine Menge klassischer Roadtrips. Der berühmteste – Route 66 – ist dabei nicht unbedingt der geilste. Tausende Meilen Autobahn und viel Touristenkitsch auf den paar hundert Meilen historischer Straße sind ein wenig unbefriedigend. Der ultimative Trip durch das Amerika, das
nicht jeder kennt, ist die US-Route 50 – auch The loneliest road genannt. In ihrer ursprünglichen Verfasstheit noch von George Washington persönlich vermessen, verläuft diese Straße von Ocean City, M.D. (auf der Höhe von D.C.) im Osten über 3000 Meilen schnurgerade nach San Francisco, C.A. im Westen. Falls ihr euch immer schon gefragt habt, wo dieses Kansas, von dem Queer-Ikone Judy Garland gesungen hat, eigentlich ist: Die US-50 geht da durch! Von Boston runter nach Washington, wo Carla und ich auf unsere eigentliche Route treffen wollten, ist es schon ein ganz ordentlicher Weg. Diesmal also ein sich bestätigendes Klischee: Dieses Land ist groß! Wie groß, das sollten wir aber erst noch erfahren. The hills have eyes Die US-50 folgt in etwa dem, was in der Pionierzeit der Staaten der sogenannte Santa Fé Trail war: jene Handelsroute, die Neuengland mit den spanischen Kolonien am Pazifik verband und die gewissermaßen die schrittweise Eroberung des Wilden Westens durch die europäischen Siedler nachzeichnet. Bevor man in das Land der Goldsucher und Trapper
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kommt, muss man aber erst mal durch die verlassenen Virginias. Auch wenn John Denver weder aus Denver noch aus West Virginia stammt, sondern aus freakin’ Roswell, N.M., hatte er mit seiner Country-Roads-Schnulze irgendwie recht. West Virginia ist saumäßig schön, wären da nicht die heruntergekommenen Bergbaustädte, die ein wahrhaft postapokalyptisches Flair versprühen. Aus Mangel an geöffneten Unterkünften mussten meine Begleiterin und ich nahe des Städtchens Grafton eine Nacht im Zelt verbringen. Es empfiehlt sich, in einem solchen Ambiente nicht an Filme wie The Texas Chainsaw Massacre oder The Hills Have Eyes zu denken. Grafton ist ein bisschen wie Gelsenkirchen, nur mit rostigen Pickup-Trucks und fast verlassen. Was zum Geier ist denn bitte Fußball? Lässt man die Virginias hinter sich, muss man aber erst mal noch durch ganz viel Zivilisation, bevor die große Einsamkeit beginnt. Die sogenannten Great Lake States wie Illinois, Indiana und Missouri haben wir recht schnell passiert – im Süden, wo die US-50 sie kreuzt, bestehen die aus Stahlin-
dustrie, Tankstellen und Sportbars. Rechtzeitig zum WM-Finale in Brasilien hat es uns in so ein Etablissement verschlagen: 20 Flachbildschirme, auf allen Sonntagnachmittags-Baseball. Wir mussten recht lieb bitten, damit uns die freundliche, aber leicht irritierte Bardame eine der Glotzen mit etwas so Unwichtigem wie der Fußball-WM bespielte. Keinen hat es interessiert. Wir wurden als Exoten freundlich belächelt. Auf dem Weg zum Tor des Westens – Kansas City – haben wir unseren Chevrolet eigentlich nur zum Schlafen verlassen. Sobald man aus den großen Städten raus ist, kann man in Amerika alles, wirklich alles, vom Auto aus machen. Nicht nur Drive-Thru-Fastfood-Restaurants liegen da am Wegesrand, auch Banken, Apotheken, Tierärzte, Supermärkte und Margarita-Bars kann man mit dem motorisierten Vehikel frequentieren. Der Hillbilly ist immer der Nachbar Das abrupte Ende der Zivilisation, heute wie vor hundert Jahren, ist Kansas City. An der Grenze zum gleichnamigen Bundesstaat gelegen, ist diese Stadt zwar noch in Missouri, aber die
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unendlichen Weiten der Great Plains, America’s Heartland, kann man schon in der Luft schnuppern. Früh am Morgen haben wir die City gen Westen hinter uns gelassen – eingedeckt mit Musik von Johnny Cash, Riesenpackungen Dorritos und diesen tollen amerikanischen Marlboros mit den weißen Filtern. In der Bar, in welcher wir am Vorabend den Rausch unseres Lebens akkumuliert hatten, weil die Amis – im Unterschied zu den Euro-
päern – mit dem Sprit in ihren Drinks nicht geizig sind, wurden wir von den wahnsinnig netten und aufgeschlossenen Locals schon mal vorgewarnt: Da drüben in Kansas sind alle Hillbillys, die an die Schöpfung glauben und noch nie einen Ausländer zu Gesicht bekommen haben. Langsam wurde unsere Vermutung zur Gewissheit, dass die Amis überall wahnsinnig nett und aufgeschlossen sind, von ihren Nachbarn aber immer be-
haupten, diese wären das nicht. Mal sehen, wie das in Kansas so werden würde. Wir befürchteten natürlich das Allerschlimmste. Mehr Öl als Saudi-Arabien Die Mitte der USA ist flach wie ein Brett, besteht ausschließlich aus Weizen- und Maisfeldern und heißt Kansas. Peter, ein Selfmade-Man aus Tennessee, dem wir beim abendlichen Bud-Light-Trinken auf einer hie-
sigen Motelterrasse begegnet sind, hat uns dann auch erklärt, wo all die Leute aus den Geisterstädten West Virginias abgeblieben sind: in Kansas. Das Geld liegt hier nämlich unter der Erde, heißt Schiefergas und wird mithilfe des recht umstrittenen Fracking und dem Know-how der ehemaligen Bergarbeiter aus den Blue Ridge Mountains in den globalen Ölmarkt gepumpt. „We have more oil than freakin’ Saudi Arabia“, hat uns
Peter erklärt. Das sei zwar schlecht für die Umwelt, aber gut für die Economy. Anders als wir Europäer hat die Obama-Administration nach dem großen Crash 2008 nämlich nicht gespart, sondern Milliarden an Konjunkturpaketen in die Reindustrialisierung des Landes gesteckt. Das Ergebnis: die Wirtschaft wächst. Die Leute haben Jobs und blicken positiv in die Zukunft. Die Bereitschaft, sich immer wieder neu zu erfinden und nicht zu jammern, dass sich Althergebrachtes überholt hat, gehört zum grundsätzlichen Selbstverständnis der Amerikaner. Darauf sind sie auch stolz. Wir könnten uns davon ruhig ein Scheibchen abschneiden. Der „Kill Me“ State Nachdem wir die einzige Touristenattraktion der Gegend – ein Schild am Straßenrand mit der Aufschrift Midway USA und der Info, dass es da nach New York und San Francisco gleich weite 1700-irgendwas Meilen sind – besucht hatten, sind wir so lange geradeaus gefahren, bis die Rocky Mountains vor uns aus dem Staub der Ebene erschienen sind. Diese sich von Nord nach Süd durch den ganzen Kontinent erstreckende Gebirgsket-
te ist die wahre Grenze zum Wilden Westen, klimatisch, landschaftlich und kulturell. Statt Maisfeldern sind hier plötzlich Winnetou-Berge, Pferde und verlassene Goldminen aus dem 19. Jahrhundert zu sehen. Der Bundesstaat heißt Colorado, Oralsex ist hier kein Verbrechen, gleichgeschlechtliche Ehen sind vor dem Gesetz den klassischen gleichgestellt und Gras kann man an jedem Kiosk kaufen. Ein Großteil Colorados besteht aus Nationalparks, wo man von den Rangers zwar erschossen wird, wenn man auch nur einen Zigarettenstummel in der Natur zurücklässt, ansonsten aber alles erlaubt ist, was das Herz begehren könnte: Fischen, Campen, Motorbootfahren kann jeder machen. Ohne Genehmigung oder was. Der Park Ranger, bei dem wir Feuerholz für unser Nachtlager geholt hatten, meinte: „We call it the ‚kill me‘ state, ‘cause you can do whatever you want. Even jump from a cliff with a self-made airplane. There’s no law against it!“ So haben wir uns Amerika vorgestellt. Sogar der Bär, der nächtens um unser Zelt geschlichen ist, war sehr freundlich. Obwohl Touristenfressen hier vermutlich für Bären erlaubt ist.
Mormonenwüste Das Irre an den Rockies ist, dass sie zwei Welten voneinander trennen, ohne besonders breit zu sein. Wer es drauf anlegt, kann sie an einem Tag mit dem Auto überqueren. Kommt man drüben wieder runter, ist man aber nicht wieder in den Maisfeldern, sondern in der Wüste! Mit den Bergen endet auch das charmante Colorado und man findet sich bei 45 °C im mormonischen Utah wieder. Halb so groß wie Deutschland und mit etwa so vielen Einwohnern wie Hamburg oder Wien, strengsten Sittengesetzen (bis vor kurzem gab es hier eine Art generelles Alkoholverbot) und einem Tempolimit von gefühlten 0 km/h ist dieser doch recht lebensfeindliche Ort ein absolutes Naturparadies. Es empfiehlt sich, hier an der US-50 die falsche Abzweigung zu nehmen. Ist uns passiert, und wir wurden mit einer atemberaubenden kleinen Straße, die sich entlang des Colorado River durch jene Wüstenschlucht schlängelt und dann weiter südlich zum Grand Canyon wird, belohnt. Wir haben sogar im Fluss gebadet. Vorsicht ist nur wegen der Klapperschlangen und Skorpione geboten.
Blackjack und Nutten Zurück auf dem Highway gelangt man nach einigen 100 Meilen Desert Road – es empfiehlt sich, bei jeder Gas Station vollzutanken, die sind recht weit auseinander und man will da nicht hängen bleiben in the middle of nowhere – zur Kehrseite der janusköpfigen Wüstenei: Nevada. Geografisch ist die Veränderung nicht wahrnehmbar, aber an der Art der Roadside Attractions sehr wohl. Sobald man die Grenze vom puritanischen Utah überschritten hat, reihen sich Bordelle, Stripklubs und Casinos aneinander. Mitten in der Wüste! Aus dem einfachen Grund, dass in Nevada als einzigem Bundesstaat der USA Prostitution und Glücksspiel legal sind. Eine Tatsache, der auch das berüchtigte Las Vegas seine Existenz verdankt. Wenn man in einem der hiesigen Motels übernachtet, kommt man sich vor wie im Film. Das Städtchen Baker, in das es Carla und mich eines Abends verschlagen hat, besteht aus einer Tankstelle, einem Liquor Store und einem runtergekommenen Motel. Nevada ist unerträglich heiß, und egal wie abgeranzt ein Motel auch ist, jedes hat einen Pool. Dass es in der Wüste des
Nachts furchtbar kalt wird, haben wir im Übrigen als Legende entlarvt: Um Mitternacht hatte es noch immer 35 °C, die AC war im Arsch und so haben wir die Nacht Bourbon trinkend im Pool verbracht, der buchstäblich in den Staub gebaut war. Land of the free... Hat man das verrückte Nevada hinter sich gelassen, muss man nochmal übers Gebirge und hat es dann endlich ins Schlaraffenland geschafft: California, here we come!
Die letzten 200 Meilen sind uns wie im Flug vergangen. Am Morgen noch im staubigen Wüstenmotel, waren wir am Nachmittag am Pazifik. Hier angekommen, hat sich uns ein letztes Klischee bestätigt: Die kalifornischen Sonnenuntergänge sind wirklich die schönsten der Welt. Zur Feier des Tages sind wir in den nächsten Schnapsladen zum Whiskeyholen. Die Verkäuferin war eine tätowierte Frau mit Ex-Army-Frisur und entsprechender Kleidung. Wir sind ins Gespräch gekommen – in
Amerika kommt man immer mit allen ins Gespräch –, und auf die Frage, was wir denn back in Europe so für Jobs hätten, hab ich geantwortet, ich würde für ein progressives Männermagazin schreiben und ich wäre mir nicht sicher, wie das im konservativen Amerika so ankommen würde, weshalb ich mich mit dieser Info eher zurückhielte hier. Die auf diesen Ausdruck der Feigheit und Schwäche folgende Predigt war irgendwie berührend: „Here in America we value the individual. No one should be
afraid of expressing what he is or is not. You shouldn’t care about what others might say. You Europeans are such sissies! I’m glad to be American.“ Oder so ähnlich, jedes Wort haben wir nicht verstanden. In ihrer Militärschule – tatsächlich war sie ExNavy – hatte sie vermutlich gelernt, dass alle Europäer unter dem Joch eines schrecklichen, sozialistischen Regimes stünden und nur Amerika der Hort der Freiheit sei. Ziemlich lächerliches Klischee. Aber unsere sind auch nicht besser!
Factbox uSA
Schlafen Motels gibt es überall und sie sind meistens auch bezahlbar. Obwohl es gerade in den Wüstengegenden und in den Rockies echt coole gibt, die genauso aussehen, wie man sich das vorstellt, sind die meisten recht charmebefreit. Es empfiehlt sich, unter allen Umständen ein Zelt dabeizuhaben. Das absolute Highlight der USA ist die Natur. Campieren ist eigentlich überall erlaubt. Besonders in den riesigen Nationalparks – die gefühlt zwei Drittel des Landes ausmachen – ist das ein unglaubliches Erlebnis, das obendrein nichts oder fast nichts kostet.
Essen Wer keine Burger und keine Fries mag, ist außerhalb von Kalifornien oder Neuengland arm dran. Frühstücken sollte man im Waffle House (gibt’s überall an der Straße). Sobald man am Wasser ist, immer die Fischsachen bestellen. Und im Hinterland, nachdem man aus den Ortschaften mit ihren Fastfoodketten-Restaurants geflüchtet ist, gibt’s eigentlich immer einen BBQ-Joint. ACHTUNG: Macht sehr schnell ziemlich fett! Aber leider geil. Wenn man diese Diät dann gar nicht mehr packt, schaffen die Mexikaner Abhilfe. Deren Küche ist zwar auch nicht der Brüller, sie verwenden aber frisches Gemüse und so. An der Pazifikküste ist man im Paradies: Entlang des US-Highway 1 gibt’s überall Shrimps- und Seafood-Läden – einen großen Haufen bestellen und mit herrlichem kalifornischem Bier runterspülen!
Trinken Die USA sind das Land der Drinks. Egal in was für einem Laden man ist, Whiskey Sour, Old Fashioned, Gin Fizz und Bloody Mary gibt es immer und überall. Im Unterschied zu europäischen Verhältnissen ist das dort nichts Besonderes. Alle trinken das immer. Auch zum Essen. Für drei bis vier Dollars ist man auch meistens dabei. Ach ja, die Amis haben natürlich auch gutes Bier. Sehr gutes sogar! Einfach im Liquor Store nach den local brews suchen bzw. in der Bar bestellen. Ausgehen Natürlich hat jede US-Großstadt Clubs, da schaut man einfach im Netz nach. Amerika ist aber vor allem das Land der Livemusik, nicht nur in New Orleans. In fast jedem Kaff von Kansas bis Texas gibt es eine Bar, in der jeden Tag jemand spielt. Die meisten Leute, die am Land leben, gehen am Abend nicht fernsehen, sondern tanzen, musikhören und trinken. Wenn man da als Ausländer dazukommt,
muss man in der Regel nie bezahlen, weil man eingeladen wird. Und noch was: Las Vegas ist furchtbar. Es ist nicht mal wirklich abgefahren. Eigentlich muss man es nicht mal unbedingt gesehen haben – Privatmeinung des Autors. Auto ACHTUNG: Es gibt einen ganz einfachen Grund, warum die Mietpreise bei Autos in den USA so billig sind: Die obligatorische Haftpflichtversicherung deckt nur läppische 15.000 Dollar. Wer das Risiko, jemanden umzufahren und von amerikanischen Gerichten zu vielen Millionen Dollar Kompensationszahlung verurteilt zu werden nicht eingehen möchte, sollte das am Schalter des jeweiligen Car Rentals bekanntgeben. Dann wird’s aber auch gleich teurer.
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BALANCE
Beauty Die Jubiläumsausgabe: Hall of Fame von Juán d. Zamora
Ein Vangardist weiß, wie wichtig gutes Aussehen ist, und achtet auf sich, egal wie viele Jahre er bereits auf dem Buckel hat. Aus diesem Grund haben wir in den letzten fünf Jahren aus dem allgemeinen Angebot an Männerpflegeprodukten immer nur die hochwertigsten und umweltfreundlichsten Produkte ausgewählt, die uns genau zu dem Aussehen verhelfen können, das wir uns wünschen. Für diese Ausgabe haben wir die besten derzeit erhältlichen Schönheitsprodukte, von exotischen Gesichtswaschlotionen aus dem Himalaya bis hin zu Hightech-Rollstiften, die das Haarwachstum anregen, für euch getestet – alles, damit ihr euch gut fühlt und noch besser ausseht. Und hier sind unsere Gewinner: die Highlights aus der Welt der Beauty-Produkte.
L'Occitane Cade After Shave Balm
Dieses Produkt hat es bereits zum Klassiker gebracht. Wer nach dem Rasieren häufig auftretende Übel wie Hautirritationen und -rötungen vermeiden will, hat jetzt die ideale Lösung gefunden. L’Occitane steht für ausgesuchte Inhaltsstoffe, und mit diesem Pflegeprodukt hat die Marke einen Trend unter Männern ins Rollen gebracht: Hautpflegeprodukte, die auf unseren jeweiligen, ganz speziellen Teint abgestimmt sind. Ihr After-Shave-Balsam versorgt die Haut nach der Rasur mit der nötigen Feuchtigkeit und lässt sie wohlduftend zurück.
The 7 Virtues Patchouli of Rwanda
Mit diesem Duft werdet ihr die Welt ein Stück weit verbessern. Er basiert auf biologisch gewonnenem Patschuliöl aus Ruanda. Die Rohstoffe werden von erwachsenen Waisen und Witwen hergestellt, deren Väter und Männer im Völkermord 1994 ums Leben gekommen sind. Barb Stegemann rief dieses Projekt mit ihrem letzten Ersparten ins Leben und unterstützt heute weltweit fair produzierende Kleinfamilien und Bauern, zum Beispiel in Afghanistan, Haiti und im Nahen Osten. Eine bezaubernde Geschichte, die berührt und auch eine wichtige politische Dimension hat. The 7 Virtues, erhältlich EXKLUSIV bei ESBJERG.
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Clinique For Men Dark Spot Corrector
Ein gleichmäßiger Teint verleiht uns ein gesundes, zufriedeneres Aussehen. Niemand braucht sich zu schämen, wenn man sich hierfür ein bisschen Hilfe von den Beauty-Experten holt. Dieser Korrekturstift lässt Aknenarben, Alters- und Leberflecken im Handumdrehen verschwinden, gibt dem Gesicht so sein jugendliches Aussehen zurück und bekämpft außerdem lästige eingewachsene Härchen. Das ideale Produkt für Männer und männliche Bedürfnisse. Dank seiner handlichen Verpackung passt es bequem in die Hosentasche und kann so auch unterwegs zur Anwendung kommen, wann immer es brennt.
Kérastase Homme Capital Force Roll On Anti-Chute
Fast nirgendwo am Körper ist die Haut so empfindlich wie auf dem Kopf. Und hier hat sie außerdem eine ganz besonders verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen, nämlich unsere Haare zu beherbergen. Aus dem Grund solltet ihr eure Kopfhaut mal so richtig verwöhnen, am besten mit dieser Kur in Form eines praktischen RollOn-Stifts, der die Durchblutung fördert. Die darin enthaltenen Taurine stimulieren außerdem das Haarwachstum. Bei regelmäßiger Anwendung lässt sich bereits nach sechs Wochen eine Verbesserung feststellen. Kein Wunder, dass die Einzigartigkeit und hohe Wirkkraft dieses Produkts ihm Zugang zu unserer Hall of Fame verschafft haben.
Shiseido – Urban Environment Oil-Free UV Protector SPF 42
Jeder Kosmetiker wird euch dasselbe sagen: Sonnenschutz ist essenziell für gesunde Haut und mit seiner Hilfe lassen sich schwerwiegende Probleme wie Falten und Hautkrebs bereits im Keim ersticken. Ein Sunblocker ist also in vielen Situationen ein Muss. Dieser hier basiert auf einer hautverträglichen Formel, die simultan vor drei Hauptgründen für geschädigte Hautzellen schützt: Oxidation, UV-Strahlung und Talgüberproduktion. Was wir an dieser Creme besonders lieben: Sie lässt die Haut nicht wie so viele andere Produkte ölig, sondern durch und durch geschmeidig zurück.
Bottega Veneta Shaving Cream
Anlässlich des Jahrestags des SignatureHerrenduftes kreiert Bottega Veneta pour Homme die Luxury Shaving Collection mit einer faszinierenden Shaving Cream und einem dazugehörenden After Shave Splash. Darin finden sich die unverkennbaren Noten von Bottega Veneta aus kostbarem Labdanum, Tannenbalsam und Bergamotte wieder. Ein luxuriöses Geschenk für den Liebsten und ein Duft, den man selbst noch lange mitgenießen kann.
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Dior Homme – Dermo System Age Aveda Men Pure-Formance Shave Cream Control Firming Care Auch ein Vangardist ist sich bewusst, dass Altern etwas ganz Natürliches ist. Das bedeutet für ihn aber noch lange nicht, dass er sich deshalb gehen lassen darf, ohne gegenzusteuern. Eins der bekanntesten Modehäuser der Welt hat jetzt ein Produkt für uns entwickelt, das die Folgen der Hautalterung auf magische Weise reduziert. Der einzigartige Inhaltsstoff Retensium wirkt schon bei der ersten Anwendung revitalisierend auf die Haut und verleiht ihr bei regelmäßiger Anwendung ein strafferes und festeres Aussehen. Endlich haben wir ihn, den Schlüssel zu altersloser Schönheit, für die man sich nicht unters Messer legen muss.
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Arinobu Fukuhara
Japanische Rockstars im Kosmetik-Paradies Shiseido Eine 140-jährige Erfolgsgeschichte
Text: Jenny Koutny / Bilder: Shiseido
Die Geschichte um die Marke mit den drei Silben ist voll von Innovationen, Pionierarbeit und genialen Marketingstrategien. Sie erzählt aber vor allem die Geschichte zweier Männer, die ihrer Zeit lange voraus waren und eine Vision schufen, die über 140 Jahre später eines der marktführenden Unternehmen sein sollte. Eine lange Geschichte, die bis heute fortgeschrieben wird.
Sanitary Toothpaste
Tokios Asche als Grundstein Es war 1872, als ein verheerender Brand den gesamten Ginza-Bezirk in Tokio zerstörte. Ein großes Umbruchsjahr, denn die Stadt wurde aus der Asche zu einer neuen, weltgewandteren Hauptstadt aufgebaut und die Japaner begannen den Lebensstil und die Ästhetik des Westens für sich zu entdecken. In diesem Umfeld der Erneuerung eröffnete Arinobu Fukuhara Japans erste Apotheke nach westlichem Vorbild. In einer Zeit, in der die gängigen Make-up-Produkte aus Nachtigallenkot bestanden oder sogar Eisen und Blei beinhalteten, an denen sich Japanerinnen regelmäßig vergifteten, war es Arinobus Ziel, die täglichen Schönheitsrituale einfacher und unkomplizierter zu machen und vor allem der Haut Erleichterung zu verschaffen.
Revolution für das Badezimmer Für viele Produkte des Alltags, die wir heute für selbstverständlich halten, wurde Arinobu bald auch außerhalb Japans berühmt. Er entwickelte als Erster überhaupt Haarwuchsmittel, Atemerfrischer und Nahrungsergänzungsmittel gegen Krankheiten, die davor noch gar nie erforscht wurden. Auch die Zahnpasta, die damals noch ein übel schmeckendes Pulver aus Salz und Kalkstein war, wurde von ihm revolutioniert und die „Sanitary Toothpaste“ sogar ins Lexikon aufgenommen: als Basis für das japanische Wort für Zahnpasta.
Apotheke 1872
Eiscreme als Marketing Vielleicht war es die ewige Neugier und Verspieltheit, die Arinobus Erfolg mit seiner Avantgarde-Apotheke ausmachte. Verbinden wir typische Apotheken heute mit Sterilität und Pharmazie, mussten sich die Japaner damals bei Shiseido wie im Paradies gefühlt haben. Zwischen Medikamenten und Kosmetika errichtete man zum Beispiel Japans ersten Soda-Brunnen und stellte Eiscreme her, die zu dieser Zeit nicht an jeder Ecke zu finden war. Menschen kamen nur wegen Shiseidos Eiscreme oder um das Sodawasser zu testen. Klare Sache, dass man schon bald auch über die Grenzen von Tokio darüber sprach: Da gibt’s etwas Neues, da geht es nicht um Krankheit und Heilmittel, da kann man auch Spaß haben und Neues probieren. Die Marktstrategie für das Unternehmen Shiseido war damit festgelegt.
A r i n o bu F u ku h a ra
Whitening Cream Verpackung 1927
Expansion und erste Skandale – what else? Die Kunst des Verkaufens Arinobu Fukuhara war schon ein Pionier seiner Zeit, sein Sohn aber wusste, wie man die zukunftsweisenden Ideen seines Vaters auch noch geschickt vermarktet. Shinzo Fukuharas Berufswunsch war eigentlich Künstler. Er studierte in Amerika, lebte als Fotograf in Paris und war wie sein Vater ein wahrer Kosmopolit. Nach seiner Rückkehr nach Japan und der Übernahme der Firma verwandelte er die Apotheke in eines der führenden Kosmetikunternehmen Japans. Seine Leidenschaft für Kunst begründete die Designorientiertheit der Marke, die noch heute ein Kennzeichen des Unternehmens ist. Er war der Erste, der die Kosmetik als ausbaufähige Marktlücke erkannte, und richtete gleich gegenüber Shiseidos erstes Kosmetikinstitut ein.
Zu dieser Zeit war es nicht notwendig, Produkte speziell zu bewerben. Die gängigen Dinge besaßen meist Monopol-Status – sie waren die einzigen am Markt. Shinzo erkannte, dass man das Bedürfnis nach etwas Neuem erst wecken musste, und richtete eine eigene Werbeabteilung ein. Aufsehenerregende Plakate wurden von hochrangigen Künstlern gefertigt (die erstmals Europäerinnen statt Japanerinnen zeigten – damals ein wahrer Skandal!), Schaufenster regelmäßig neu dekoriert und Promotion-Mädchen als das damalige Comic-„It-Girl“ Betty Boop verkleidet auf die Straßen geschickt. Heutzutage können wir keine fünf Meter weit gehen, ohne auf Plakaten von einem prominenten Schönling lächelnd Espresso angedreht zu bekommen, aber damals war das neu, gewagt, mutig oder wie wir so schön sagen: progressiv.
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Waffen statt Kosmetik Es folgten neue Technologien, revolutionäre Texturen und noch weitere Expansion. Die Liste aller von Shiseido kreierten kosmetischen Neuerungen ist lang. Der Krieg stürzte das Unternehmen aber in eine Krise. Metall und andere Rohstoffe durften nicht länger für Lappalien wie Kosmetik verschwendet werden, sondern wurden zur Herstellung von Waffen und Ausrüstung verwendet. Ohne aufzugeben und den drohenden Ruin der Marke hinzuneh-
men, feilte Shinzo aber bereits an dem nächsten Erfolgsprodukt und fertigte kurzerhand einen Lippenstift in Holzverpackung. „Alles muss von höchster Qualität sein.“ Pflegte Shinzo Fukuhara zu sagen. Damit meinte er nicht unbedingt den materiellen Wert, sondern eine Hochwertigkeit, die sich auf die Fülle menschlichen Erlebens bezieht, und ein kompromissloses Streben nach Bestleistung. Krise hin oder her. Weitaus bedeutender als Lippenstift
und Betty Boop ist allerdings, was Shiseido an Forschungs- und Entwicklungsarbeit leistet. Schon der Name Shisei-do gibt, frei übersetzt, Hinweis auf den Fokus des Unternehmens: „Preise die Tugenden der Erde, die neues Leben gibt und neue Werte schafft.“ Jedes Jahr werden über 100 Millionen Euro in Biotechnologie und Forschung investiert, um noch ausgefeiltere Rezepturen zu entwickeln, Ressourcen zu bewahren und Wirkstoffe aus rein pflanzlichen Quellen zu gewinnen. Harte Arbeit, die sich lohnt, denn hinter der Marke steht nicht nur Asiens größtes Kosmetikunternehmen. Shiseido
ist bis heute führend in der Forschung: Kein anderes Kosmetikunternehmen hat mehr IFSCC-Auszeichnungen erhalten (IFSCC = Internationaler Verband der Kosmetikforschung). Im Gegensatz zur Konkurrenz schlägt Shiseido neue Richtungen ein und spezialisiert sich in einem eigenen Forschungszentrum auf die Aromachologie: eine Lehre, die besagt, dass spezielle Düfte über das limbische System aufgenommen werden und so ihre Wirkung entfalten. Einfacher gesagt: an manchen Cremen muss man zuerst riechen, damit sie beim Auftragen ihre volle Wirkung entfalten. Das klingt erst mal wie ein Zaubertrick, ist aber durch jahrelange Forschung wissenschaftlich bewiesen.
Nach so vielen Jahren hat Shiseido aber nicht seine ursprünglichen Werte vergessen und arbeitet nach dem Motto „the beauty is already in you“ an weiteren Revolutionen in der Schönheitspflege, zu der auch die Erforschung von Körper, Geist und Seele gehört. Die Pionierarbeit, die das Familienunternehmen damals mit seiner kleinen Apotheke auf der Ginza geleistet hat, trägt heute noch Früchte. Einige Produkte wie die Pflegelotion Eudermine gibt es in leicht veränderter Form auch heute noch zu kaufen – ein Jahrhundert später. Arinobu und Shinzo Fukuhara haben mit ihrem Erfolg bewiesen, wie weit man kommen kann, wenn man hohe Ansprüche, Kreativität und Verkaufstalent kombiniert. Deshalb sind sie für uns die zwei Rockstars ihrer Zeit.
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ScotchMobil
Ein Rucksack f端r alle Sinne
Text: Andres Damm
Es ist kalt, nebelig und die Kulisse, in der wir uns befinden, wirkt alles andere als einladend: Ein stillgelegter, ehemaliger Militärflughafen. Doch genau diese wenig freundliche Atmosphäre ist für den heutigen Tag höchst erwünscht. Denn es sind ideale Voraussetzungen, um an Ort und Stelle einen Rucksack in Szene zu setzen, der Schottland und seine wohl bedeutendsten und berühmtesten Kulturgütergüter - Scotch und Tweed – in sich vereint.
Modern Highlander Genau wie die Location ist auch Anatol, das Model des Shoots, keine Schönheit im klassischen Sinne. Die Nase des Jungen sieht verdächtig nach verlorenem Boxkampf aus und bietet einen reizvollen Kontrast zu seinen sanften Augen. Wie ein einsamer Krieger, gekleidet in futuristischen Entwürfen von Berliner und Londoner Jungdesignern, scheint er sich für und vor der Kamera seinen Weg zu bahnen. Ständiger Begleiter des jungen Highlander am heutigen Tag: Ein Rucksack im Schottenkaro.
Ziemlich guter Stoff Das Shooting am Brandenburgischen Militärhangar ist aber nur der krönende Abschluss eines sinnlichen Designprojekts. Monate zuvor be-
schlossen im Norden des britischen Königreichs die beiden schottischen Traditionsunternehmen Harris Tweed und Johnny Walker, gemeinsame Sache zu machen. In Zusammenarbeit wurde ein Stoff entwickelt, dessen Glencheck nicht nur farblich das Produkt Johnnie Walker Black Label und seine wichtigsten Inhaltsstoffe widerspiegelt, sondern dieser Marke auch olfaktorisch entsprechen sollte. Man entwickelte hierfür eigens einen Duft – Aqua Alba – der mit seinen Aromen an Torfrauch, Moos und schottische Hölzer erinnert. Also genau an jene Noten, die auch den heimischen Whisky definieren. Der Stoff, der nicht etwa nur in letzter Etappe mit dem feinen Wässerchen aromatisiert wird, sondern bei dem die Duftnoten in unterschiedlichen
Phasen der Produktion eingearbeitet werden, trägt den klangvollen Namen „Fabric of Flavour“.
Touch of a Dandy Mit diesem „Fabric of Flavour“ trat man nun in unterschiedlichen Ländern an verschiedene kreative Köpfe heran. Die Idee: Es sollten ganz besondere und individuell gestaltete Produkte entstehen. In Deutschland fiel die Wahl auf das Blogger Duo von Dandy Diary. Eine durchaus mutige Wahl. Wer den Blog verfolgt weiß, dass eine der Grunddevisen der Gründer schonungslose Ehrlichkeit ist und allzu plumpe Marketinganfragen auch schon mal verbal zerrissen werden. Doch die Schotten hatten Glück. Die Berliner Blogger waren von vornerein von der Idee begeistert.
Mobile Comfortzone „Macht uns ein Kleidungsstück oder ein Accessoire“ –- das waren auch schon die gesamten Vorgaben für
den Designprozess. Auf weitere Anweisungen wurde, um die künstlerische Freiheit des Projektes zu bewahren, verzichtet. Für die Blogger war klar, sie wollten nicht nur ein Produkt entwerfen, hinter dem sie optisch absolut stehen können, sondern etwas schaffen, dass auch einen echten Mehrwert für sie und Menschen mit ähnlichem Lebensstil besitzt. Als Vielreisende fiel die Wahl somit auf einen XL-Rucksack, der ein vollwertiges Gepäckstück ersetzt. Mit seinen Maßen bietet das gute Stück problemlos zwei Komplettoutfits Platz und passt trotzdem gerade noch ins Handgepäck. Zudem wurde der Rucksack mit diversen Extras ausgestattet, die auf Reisen bereits den Weg zum Ziel machen sollen. So sind in speziellen Fächern Nackenrolle und Schlafmaske, aber auch ein Flachmann untergebracht. Besonderes Highlight für den unterkühlten Langstreckenflug ist allerdings die beigegebene Decke, die ebenfalls aus dem Duft-Tweed gefertigt wurde. Dank der Aromen kann man so Nachts im viel zu kalt tem-
perierten Flugzeug nicht nur gut gew채rmt, sondern auch von den sanften Herznoten des Scotchs umgeben sanft entschlummern. Da die Zielgruppe der urbane Weltenbummler ist, werden sich die auf 50 St체ck limitierten Exemplare des Rucksacks aller Voraussicht nach gut verteilen. Somit kann man als K채ufer sicher sein, ein ganz besonderes St체ck zu ergattern, das auf dem Flug nach Delhi oder Dallas nicht so schnell auch der Sitznachbar bei sich hat ...
R U FUT TIC IS
The
Places
140 auf achse
von Ann-Kathrin Erler
Mirage House Tinos, Griechenland Designer: Kois Associated Architectures
www.koisarchitecture.com
Das „unsichtbare“ Mirage House, versteckt in der felsigen Landschaft der Kykladen-Insel Tinos, ist ein Rückzugsort der ganz besonderen Sorte. Der Pool auf dem Dach spiegelt die umliegende Landschaft und der weite Blick über das
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ägäische Meer übertrifft vermutlich alles, was man bislang an Griechenlandfantasien gehabt hat. Die zwei Liegestühle am kühlen Nass laden zum Relaxen ein. Steinwände umgeben den unteren Teil des Hauses, der zur anderen Seite
mit Glas umgeben ist. Gerne hätten wir das nötige Kleingeld, um diese Vision Realität werden zu lassen. Gebaut muss diese Villa nämlich erst werden. Bei Interesse schreibt doch einfach an Kois...
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Terminal 3, Shenzhen Bao'an International Airport New York, USA Architekten: Massimiliano und Doriana Fuksas / Fotos: Archivio Fuksas
www.warrentricomi.com
Wenn man verreist, will man sich in der Regel nicht länger als nötig an Flughafenterminals aufhalten. Nicht so am Shenzhen Bao'an International Airport. Der Terminal 3 dieses Flughafens könnte genauso gut der Himmel auf Erden
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sein: GleiĂ&#x;end hell und glänzend wird er durch sechseckige Dachfenster von natĂźrlichem Licht durchflutet. Das Dach ist kurvig und wickelt sich geradezu um den Flughafen. In einigen Teilen spiegelt sich die Decke, welche einer Bie-
nenwabe gleicht, im polierten Boden wider. Entworfen von Massimiliano und Doriana Fuksas, setzt der Flughafen mit diesem Terminal neue MaĂ&#x;stäbe und bezaubert mit atemberaubenden und raffinierten architektonischen Stilen.
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Heydar Aliyev Center in Baku, Aserbaidschan Architekten: Zaha Hadid Architects / Fotos: Iwan Baan
www.heydaraliyevcenter.az
Es wirkt wie fast nicht mehr von dieser Welt: das Heydar Aliyev Center in Baku, Aserbaidschan. Gebaut als Hauptlocation für Konzerte, Ausstellungen und andere kulturelle Großveranstaltungen, begeistert es zunächst durch sein faszi-
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nierendes Außendesign: geschwungene, mit Gläserfronten durchsetzte Linien, welche durch ihre imposanten Ausmaße beeindrucken und ein wenig an islamische Sakral-Architektur erinnern. Von Balkonen lässt sich über die verschiede-
nen Ebenen des Centers blicken, w채hrend sich das Licht innen an den W채nden spiegelt. Hier trifft modernstes Design auf traditionelle Zitate, womit das Heydar Aliyev Center zum Must-See der aserbaidschanischen Hauptstadt geworden ist.
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VANGART
hört das! e g i n n i s r ö H r ü f g n u l h e f Emp
von Juán d. Zamora
In den letzten fünf Jahren haben unzählige Musiker ihren Beitrag zum Soundtrack unseres Lebens geleistet. Das vangardistischste unter den Alben der letzten Jahre auszuwählen, wäre schier unmöglich gewesen. Also haben wir uns stattdessen auf Werke beschränkt, die die gängigen Vorstellungen in Sachen Musik auf die eine oder andere Art verändert haben: neue Sounds aus wenig erforschten Breitengraden; talen-
tierte Diven, die die Bühne mit Stimmgewalt und beeindruckenden Texten erobert haben; Bands, die ihren Ruhm der Magie ihrer Instrumente verdankten; göttliche Songs, die wir so schnell nicht mehr vergessen werden. Sie alle haben wir für euch zusammengetragen, auf dass ihr euch an ihnen erfreuen könnt. Also lehnt euch entspannt zurück und geht mit uns auf eine kleine musikalische Zeitreise.
Lana Del Rey
Born to Die / The Paradise Edition
Wenn es in den letzten fünf Jahren eine Künstlerin gegeben hat, die die Musikwelt im Sturm erobert hat, dann ist das die vielseitig talentierte Miss Del Rey. Geboren in LA als Lizzie Grant und Tochter eines Millionärs, hat sich die Sängerin ganz allein in den Olymp des Ruhms hinaufgearbeitet. Ihre Songs nahm sie zunächst daheim am eigenen Computer auf, postete sie dann im Internet, und plötzlich gingen sie in rasender Geschwindigkeit um die Welt. Natürlich gibt es Gerüchte, wie viel Daddys Einfluss und Reichtum mit ihrem Ruhm zu tun gehabt haben mögen. Doch Fakt ist, dass Lana Del Rey einen Hauch von Klasse und Eleganz in die von billigen Elektro-Konserven dominierte Musikwelt zurückgebracht hat. Zu ihren Songs über Liebe, Rock ‘n Roll und Glamour zählen wunderschön melancholische Balladen wie Born to Die und Videogames, unvergessliche Film-Soundtracks wie Young and Beautiful (The Great Gatsby) und Once Upon a Dream (Maleficent) sowie Runway-Hits wie This Is What Makes Us Girls (Dior). Und dann sind da natürlich noch Songs wie National Anthem, Gods and Monsters und Summertime Sadness von ihrem preisgekrönten Album Born To Die – The Paradise Edition, die wir uns wieder und wieder anhören können. go to amazon
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Metronomy
The English Riviera
Ein Album, das sich selbst eine Aufgabe gestellt hat, nämlich der englischen Küste etwas von dem Glamour zurückzugeben, den sie seinerzeit an die französischen Nachbarn gegenüber verloren hat. Zum Erreichen ihres Ziels fuhr die Band mit ihrem mondänen Sound, eleganten Beats und unverwechselbaren Vocals schwere Geschütze auf. Und als wir zum ersten Mal ihre umwerfenden Videos und kunstvollen Visuals sahen, wussten wir, sie hatten gesiegt. Mit ihrem zugleich nachdenklichen und entspannten Sound und ihren hochwertigen Melodien, die vor allem anspruchsvollen Hörern liegen, haben sie frischen Wind in die Elektropop-Szene gebracht. So sind denn auch die meisten Songs auf diesem Album empfehlenswert: Vom sexy-gemächlichen Everything Goes My Way bis hin zum aufwendig produzierten The Bay ist der Vierer-Kombo mit The English Riviera ein unvergessliches Album gelungen. go to amazon
Röyksopp & Robyn
Do It Again
Ein Zusammenschluss der Giganten: Während Robyn uns mit Songs wie Call Your Girlfriend und Indestructible zum Tanzen und Weinen bringt, erschafft Röyksopp einen elektronischen Sound, wie es anspruchsvoller kaum geht. Die Zusammenarbeit dieser Talente erwies sich dann auch als eine göttliche Fügung. Ihr erstes gemeinsames Werk ist ein aufwendig produziertes Album, das man in vielerlei Hinsicht als revolutionär bezeichnen kann. Zunächst einmal wurde damit das neue Format der Mini-EP eingeführt, was mit dem herkömmlichen Modell von Alben aufräumt, auf denen wir uns die Hälfte der Lieder kaum je anhören. Do It Again ist wie ein Destillat aus reinen Qualitätssongs. Seitdem haben viele bekannte Künstler, von Kylie Minogue bis hin zu Kleerup, das neue Format übernommen und können so ihre Hörer jetzt regelmäßig mit ihren neuesten Singles versorgen. Eine weitere Besonderheit dieses Albums ist die Zusammenführung von zwei völlig eigenständigen musikalischen Einheiten, die für ihre Zusammenarbeit einen umwerfenden neuen Sound kreiert haben. Kein Zweifel, mit Songs wie Monument und Do it Again haben uns R&R echte Kunstwerke geschenkt. go to amazon
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Bomba Estéreo
Estalla / Blow Up
Afrikanische Rhythmen, die vor langer Zeit mit den Sklaven nach Amerika kamen, kombiniert mit modernen Sounds und der starken Stimme des LeadSängers ergeben eben jenen einzigartigen Mix, mit dem die kolumbianische Band Bomba Estéreo in den letzten fünf Jahren die Musikwelt erobert hat. Auf Festivalbühnen von Amerika (Coachella) bis Spanien (Sonar) hat der kolumbianische Sänger das Publikum mit seinem energiegeladenen Sound begeistert. Cumbia und Champeta, zwei der traditionellsten karibischen Rhythmen, werden mit harten Beats, Drums und etwas Rap kombiniert, was dem Ganzen einen modernen Twist verleiht. Sich auf jeden Fall anhören sollte man: Fuego, Pa’ Ti, Niña Rica, La Boquilla und das hypnotisch anmutende Cosita Rica. go to amazon
Daft Punk
Random Access Memories
Das französische Duo gehört bereits seit Jahren zu den Pionieren der Musikszene. Letztes Jahr haben sie uns einmal mehr mit einem Album erfreut, das bewiesen hat, dass auch elektronische Musik stilvoll und elegant sein kann. Das Ganze versahen die Kult-DJs mit eingängigen Texten über Liebe und Spaß und ließen sich von einer Reihe musikalischer Größen unterstützen: Pharrell Williams lieh Get Lucky, einem der meistgespielten Lieder aller Zeiten, seinen Namen, Giorgio Moroder, der Vater des Elektro, der mit I Feel Love von Donna Summer den ersten Song komponiert hat, der ganz ohne klassische Instrumente auskommt, gewährt uns auf dem Album Einblick in sein Leben, und Julian Casablancas singt Instant Crush, eine romantische Ballade mit kraftvollem Bass. Vom ersten Moment seines Erscheinens an wurde Random Access Memories bereits als Klassiker gehandelt. Tatsächlich ist es eines dieser Alben und erfreut einfach zu jeder Tages- und Nachtzeit. go to amazon
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FKA Twigs
LP1
Genug von der Vergangenheit: sprechen wir lieber über die Zukunft. Immer mal wieder erklingt plötzlich in der Musikszene eine Stimme, die uns augenblicklich fasziniert und neue musikalische Maßstäbe setzt. Die diesjährige Offenbarung ist eine britische Sängerin, die durch ihren ganz eigenen Stil und ihre einzigartige Stimme auf sich aufmerksam gemacht hat. Das Billboard Magazine führt sie auf seiner Liste der 14 Musiker, die man im Auge behalten sollte, und die BBC nominierte sie bereits letztes Jahr für den “Sound of 2014”. Außerdem ist sie das neue Werbegesicht der Google Datenbrille und momentan mit dem begehrten “Twilight”-Star Robert Pattinson zusammen – zwei Fakten, die darauf hindeuten, dass sie mit dem, was sie tut, nicht ganz falsch zu liegen scheint. Und was können wir von dem Album erwarten? Aufwendig produzierte, düster-schöne Melodien und sexy Elektrosounds, die gleichzeitig sanft und überwältigend klingen. Zur Einstimmung auf die musikalische Herrschaft von FKA Twigs empfehlen wir Two Weeks (am besten in Kombination mit dem hypnotisch/ schönen Video) und Pendulum. go to amazon
Beyoncé
Beyoncé
Wie wir alle wissen, bedeutet Information erstens Macht und findet zweitens im digitalen Zeitalter meist einen Weg, nach draußen zu gelangen. Wenn man jedoch eine der mächtigsten Frauen der Musikwelt ist, ist man in der Lage, das zu verhindern. So gelang es Beyoncé denn auch, ihr neues Projekt über Monate geheimzuhalten. Unbemerkt von der Öffentlichkeit nahm die Sängerin 14 Songs und 17 Videos auf und veröffentlichte sie überraschend in einer x-beliebigen Nacht des Jahres 2013. Damit hat sie uns gleichzeitig gezeigt, dass es nichts gibt, das sie nicht kann, und ihren Mitkünstlern eine Lektion in Sachen effektiver Werbung erteilt. Musikalisch stellt ihr neues Album Beyoncé eine Reise in die Seele der Sängerin dar, und in jedem Lied präsentiert sie uns eins ihrer vielen Gesichter. Vom sexy Partition bis hin zum herzzerreißenden Pretty Hurts stellt die Vielseitigkeit ihrer Songs erneut Mrs. Carters Talent unter Beweis, die sich dafür in die Gesellschaft herausragender Künstler wie Sia und Frank Ocean begeben hat. Unsere Lieblingssongs auf dem Album, Flawless und Drunk in Love, wurden über Nacht zu Hits und haben mittlerweile unter den Fans der Diva Hymnenstatus erlangt. go to amazon
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UP Coming
! ? . . . n i b a t h e Wa s g
//BERLIN
FEIERLICHE SZENE-VERABSCHIEDUNG VON KLAUS WOWEREIT /10. Dezember
//Wien
LOVEBALL
/31. Dezember WUK Währinger Straße Wien „More info soon...“. So knapp kann eine Eventbeschreibung ausfallen. Fürs Erste zumindest. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass der Loveball von kurzer Dauer sein wird. Immerhin eröffnet er die Ballsaison des kommenden Jahres schon heuer und beendet damit zugleich das Jahr 2014. Eine große Bürde, die sich die Veranstalter damit auferlegt haben. Ebenso groß werden auch die Erwartungen an den letzten und ersten Ball – je nachdem, welches Jahr man im Datum angibt – sein. Wer sich aber traut, seine Party mit nur drei Wörtern zu beschreiben, wird schon wissen, was er tut. visit on facebook.com
Rotes Rathaus Rathausstraße Berlin Klaus Wowereit legt am 11. Dezember nach 13 Dienstjahren sein Amt als Berliner Bürgermeister nieder. Dabei wehrte er sich noch im Jänner erfolgreich gegen einen Misstrauensantrag der Opposition. Für Wowereit sind aller guten Dinge allerdings 13, und so verabschiedet sich der beispiellose Vorreiter für Homosexuelle in der Politik von ebendieser. Für seine Pionierleistungen möchte sich vor allem die LGBT Community in Berlin bedanken. Die deutsche Bundeshauptstadt wäre bei weitem nicht das, was sie heute ist ohne Wowi, wie er gerne genannt wird. Ein Meer an Regenbogenflaggen soll Wowereit in seinen wohlverdienten Ruhestand begleiten. Ein schönes Ende der Amtszeit für einen einzigartigen Bürgermeister. https://berlin.lsvd.de/neuigkeiten/lesben-und-schwule-verabschieden-klaus-wowereit-feierlich/
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//zürich
// AMSTERDAM
/14. Dezember
/12. Dezember
WONDERWORLD DREAMS AFTERHOUR
THE AMAZING PARTY
Bagatelle Langstrasse Zürich
Club Lite Amsterdam Jan van Galenstraat Amsterdam
Nach der Party ist vor der Party, währenddessen ist mittendrinnen und ein Ende gibt’s ohnehin nur dann, wenn die Exekutive einschreitet und der Versuchung widerstehen sollte, nicht doch auch mitzufeiern. Also befassen wir uns hier ausnahmsweise nicht mit dem Main-Event. Nein, wir werfen einen Blick auf das Dessert: die Afterhour, jener aberwitzigen Erfindung der ewig Rastlosen, die nicht wissen, wann genug ist. In diesem Fall geht’s um die Afterhour zum Wonderworld Dreams in Zürich. Wo? Keine 500 Meter vom X-TRA, dem Zuhause der eigentlichen Party, und damit schon jetzt perfekt. Plädoyer beendet. visit on facebook.com
The Amazing Party – dieser Eventname hat natürlich sofort unsere Aufmerksamkeit erregt. Aussagekräftig und ein ganz klares Versprechen. Und das dürfte die Party auch halten. Ausgefallene Verkleidungen sind obligat, schillernde Persönlichkeiten Programm und auch die Acts haben es in sich. Mit dabei sind unter anderem das niederländische Transgender-Supermodel Valentijn De Hingh und CLEO, die heurige Song-Contest-Vertreterin aus Polen. Quite a thing! Auch wenn sie nicht gewonnen hat – wie man Stimmung macht, weiß die Gute jedenfalls. Davon hat sie uns schon überzeugt. visit on facebook.com
//NEW YORK
GREAT GATSBY: A NEW YEAR’S EVE MASQUERADE /31. Dezember
// FUERTEVENTURA
RAINBOW FUERTEVENTURA /4. bis 8. Dezember Fuerteventura Kanaren Spanien Die zügellose Feierei auf der sonst so züchtigen kanarischen Insel, die gestresste Familien und langweilige Paare im Dezember einfach gegen LGBTs tauscht und dem kalten, faden Winter ein Schnippchen schlägt, ist schlicht legendär. Nicht umsonst trägt Fuerteventura den Beinamen „Insel des ewigen Frühlings“. Die Insel der ewigen Party wird sie wohl nicht so schnell, also sollte man diese Veranstaltung besser nicht verpassen. h t t p : / / w w w. g ay w e l c o m e . c o m / g ayevents-detail/22/clubbing/canary-islands/rainbow-fuerteventura.php
Amazura Concert Hall Jamaica, New York City New York „So regen wir die Ruder, stemmen uns gegen den Strom – und treiben doch stetig zurück, dem Vergangenen zu.“ Auch 2014 ist bald nur noch eine kollektive Erinnerung. Durchaus eine gute, in jedem Fall eine vielfältige. Vergehen wird das Jahr der Wurst mit Gewissheit. Muss man allerdings schon der Endlichkeit ins Auge blicken, kann man das auch mit Stil, Eleganz und ganz viel Pomp machen. Wie einst der große Gatsby. Und nicht nur in etwa, sondern ganz genauso! Im Sinne des Romanhelden aus Fitzgeralds gleichnamigem Literaturklassiker wird in New York abseits des Times Square das heurige Jahr zu Grabe getragen und die Geburt eines hoffentlich noch aufregenderen neuen Jahres gefeiert. Das grüne Licht am anderen Ufer wird uns leiten! http://gatsby.squadup.com
happy new yeaR!