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Feigwarzen State-of-the-Art behandeln

Etwa 5–10% aller sexuell aktiven Menschen in Deutschland erkranken im Laufe ihres Lebens an Feigwarzen (Condylomata acuminata, Abb. 1) [1]. Dabei handelt es sich um eine gutartige Erkrankung, die unter anderem durch eine Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) verursacht wird. Bei den HPV wird zwischen Low-Risk und High-Risk-Viren unterschieden. Während die LowRisk-Varianten für die gutartigen Feigwarzen verantwortlich sind, bergen die High-Risk-Viren unter anderem ein Risiko für die Krebsvorstufen an Gebärmutterhals, Anus, Vagina, Vulva und Penis [1, 2]. Menschen mit Immunsuppression sind besonders gefährdet, an HPV-assoziierten Tumoren und Warzen zu erkranken [3, 4, 5]. Daher wird bei diesen Patienten ein regelmäßiges Screening empfohlen. Kondylome gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Sie treten vor allem im äußeren Genital- und Analbereich auf. Die Warzen können verschiedene Beschwerden wie Juckreiz, Blutungen, Fissuren oder Dyspareunien hervorrufen, zudem sind sie ansteckend [3]. Der gründlichen Diagnostik und adäquaten Therapie kommt daher eine hohe Bedeutung zu.

Diagnostik und Therapiemöglichkeiten

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Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine visuelle Inspektion. Diese kann durch eine Biopsie ergänzt werden, um z.B. eine bösartige Entartung abzuklären [6]. Bei der Therapie äußerlicher Anogenitalwarzen wird zwischen arztangewandten und patientenangewandten Behandlungen unterschieden. Zu den arztangewandten

Abbildung 1: Condylomata acuminata treten vor allem im äußeren Genital- und Perianalbereich auf. Sie können wenige Millimeter bis zu mehrere Zentimetern groß sein, neigen zur Streuung, können aber auch wuchernde Ansammlungen bilden.

Methoden gehören die Kürettage/ Scherenschlagexzision, die Elektrokoagulation, Laser, Kryotherapie und Trichloressigsäure [1]. Chirurgische bzw. ablative Verfahren sollten aber erst zum Einsatz kommen, wenn topische Therapien nicht zur Abheilung geführt haben.

Vorteile der topischen Therapie mit Sinecatechinen

Topische Therapien können von den Patienten selbst angewendet werden. Hierfür stehen 3 Wirkstoffe zur Verfügung: Podophyllotoxin (als Lösung), Imiquimod (als Creme) und Sinecatechine (als Salbe). Letztere werden aus den Blättern des Grünen Tees gewonnen und als Extrakt (patentiert als Polyphenon E®) der Salbe zugesetzt. Alle drei genannten Wirkstoffe sind effektiv – allerdings kann es während der Behandlung mit Podophyllotoxin und Imiquimod zu vermehrten Nebenwirkungen und Rezidiven kommen [7, 8]. Die Therapie mit einer Salbe, die 10% Sinecatechine enthält (Veregen®), ist dagegen schonender, zeigt aber gleichzeitig eine gute Wirksamkeit. Der große Vorteil ist, dass es sich um eine natürliche Behandlung gegen genitale Feigwarzen handelt. Außerdem ist die Evidenz für die Wirksamkeit dieses Wirkstoffs besser – in die Studien mit Polyphenon E® waren deutlich mehr Patienten eingeschlossen als in die Studien, die Podophyllotoxin oder Imiqui-

Veregen®

Veregen® enthält 10 % Sinecatechine. Diese Polyphenole werden als Extrakte aus den Blättern des grünen Tees gewonnen. Der Hauptwirkstoff der Sinecatechin-Salbe ist Epigallocatechingallat. Sinecatechine wirken antiinflammatorisch, antiproliferativ und antioxidativ. Diese Eigenschaften tragen zu den therapeutischen Effekten der Sinecatechin-Salbe bei [8]. Zur Behandlung von Feigwarzen wird die Salbe dreimal täglich lokal aufgetragen, die Anwendungsdauer beträgt bis zu 16 Wochen.

mod untersuchten. Mit Polyphenol E® wurden Heilungsraten zwischen 52,3% und 60,9% erreicht [9, 10, 11]. Gleichzeitig ist die Rezidivrate gering: Sie betrug in den Studien 4,1–8,3% [9, 10, 11] und ist damit so niedrig wie unter keinen anderen topischen Therapie. Die Salbe wird dreimal am Tag aufgetragen, am besten morgens, nachmittags und abends.

Mit einer Impfung vorbeugen

Vorbeugen ist besser als eine Therapie – dieses Prinzip gilt auch für Feigwarzen. Eine Impfung gegen HPV kann Infektionen vorbeugen und somit auch Feigwarzen und u.a. Gebärmutterhalskrebs verhindern. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt die HPV-Impfung mit einem tetra- oder nonavalenten Impfstoff für Jungen und Mädchen im Alter von 9–14 Jahren [12]. Fabian Sandner, Nürnberg

Literatur 1 S3-Leitlinie zur Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien (2013). www.awmf. org/leitlinien/detail/ll/082-002.html 2 Yanofsky VR et al. J Clin Aesthet Dermatol 2012;5:25-36 3 Mosthaf FA et al. Dtsch Med Wochenschr 2006;131:1849-1852 4 Dotta L et al. J Allergy Clin Immunol

Pract 20197:1568-1577 5 Patel HS et al. Int J Colorectal Dis 2007;22:1-5 6 Lacey CJN et al. J Eur Acad Dermatol

Venereol 2013;27:e263–e270 7 S2K-Leitlinie „HPV-assoziierte Läsionen der äußeren Genitalregion und des Anus – Genitalwarzen und Krebsvorstufen der

Vulva, des Penis und der peri- und intraanalen Haut.“ www.awmf.org 8 Schöfer H et al. Int J STD & AIDS 2017;2:1433-1443 9 Tatti S et al. Obstet Gynecol 2008; 11:1371-1379 10 Stockfleth E et al. Br J Dermatol 2008; 158:1329-1338 11 Tatti S et al. Br J Dermatol 2010;162: 176-184 12 RKI. Epidemiologisches Bulletin 34/2020 Zystische Fibrose:

Kaftrio® mit Ivacaftor jetzt auch für Kinder von 6 bis 11 Jahren zugelassen

Dank einer Zulassungserweiterung ist die Behandlung der zystischen Fibrose (CF, Mukoviszidose) mit der Tripel-Kombination Kaftrio® (Ivacaftor/Tezacaftor/Elexacaftor) plus Ivacaftor jetzt auch bei Kindern im Alter von 6–11 Jahren möglich, die mindestens eine F508del-Mutation im CFTR-Gen (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator) aufweisen. Europaweit können nun erstmalig mehr als 1.500 Kinder frühzeitig einer Therapie zugeführt werden, die auf den der zystischen Fibrose zugrunde liegenden Proteindefekt abzielt, unabhängig davon, welche Mutation das zweite Allel aufweist.

Gendefekt mit fatalen Folgen

Die zystische Fibrose ist eine seltene, genetisch bedingte progressive Multiorganerkrankung, die Lunge, Leber, Bauchspeicheldrüse, Verdauungstrakt, Nebenhöhlen, Schweißdrüsen und Reproduktionsorgane betreffen kann. Ursache der CF sind bestimmte Mutationen im CFTR-Gen, die zur Bildung eines dysfunktionalen CFTR-Proteins oder zu einem Mangel oder Fehlen des CFTR-Proteins an der Zelloberfläche führen. In der Folge kommt es zu einem unzureichenden Fluss von Salz und Wasser in und aus den Zellen. In den Atemwegen kann dies zur Ansammlung von dickflüssigem, zähem Schleim, zu chronischen Lungeninfektionen und zur fortschreitenden Schädigung der Lunge bis hin zum Tod führen. Das mediane Sterbealter an Mukoviszidose erkrankter Menschen weltweit liegt derzeit bei Mitte 30. Um an CF zu erkranken, muss ein Kind 2 defekte CFTR-Gene – jeweils eines von beiden Elternteilen – geerbt haben. Diese Mutationen lassen sich durch einen Gentest bestimmen. Auch wenn es viele verschiedene Arten von CFTRMutationen gibt, die die Krankheit verursachen können, weist die große Mehrheit aller Menschen mit CF weltweit mindestens eine F508del-Mutation auf.

Erhöhung der Menge an funktionsfähigem CFTR-Protein

CF-Patienten ab einem Alter von 12 Jahren können bereits seit vergangenem Jahr von der Behandlung mit Kaftrio® in Kombination mit Ivacaftor profitieren. Das oral einzunehmende Arzneimittel und wurde entwickelt, um die Menge funktionsfähigen CFTR-Proteins an der Zelloberfläche zu erhöhen. Die beiden Komponenten Elexacaftor und Tezacaftor sind als Korrektoren bezeichnete CFTRModulatoren, die die Menge reifen Proteins an der Zelloberfläche steigern. Ivacaftor ist ein CFTRPotentiator, der die Fähigkeit der CFTR-Proteine verbessert, Chloridionen durch die Zellmembran zu transportieren. In Kombination trägt die Wirkung der beiden CFTR-Korrektoren und des -Potentiators dazu bei, die Atemwege zu befeuchten und von Schleim zu befreien.

B. S.

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