AKTUELLE THERAPIEKONZEPTE FÜR DIE PRAXIS
20
E
twa 5 – 10 % aller sexuell aktiven Menschen in Deutschland erkranken im Laufe ihres Lebens an Feigwarzen (Condylomata acuminata, Abb. 1) [1]. Dabei handelt es sich um eine gutartige Erkrankung, die unter anderem durch eine Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) verursacht wird. Bei den HPV wird zwischen Low-Risk und High-Risk-Viren unterschieden. Während die LowRisk-Varianten für die gutartigen Feigwarzen verantwortlich sind, bergen die High-Risk-Viren unter anderem ein Risiko für die Krebsvorstufen an Gebärmutterhals, Anus, Vagina, Vulva und Penis [1, 2]. Menschen mit Immunsuppression sind besonders gefährdet, an HPV-assoziierten Tumoren und Warzen zu erkranken [3, 4, 5]. Daher wird bei diesen Patienten ein regelmäßiges Screening empfohlen. Kondylome gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Sie treten vor allem im äußeren Genital- und Analbereich auf. Die Warzen können verschiedene Beschwerden wie Juckreiz, Blutungen, Fissuren oder Dyspareunien hervorrufen, zudem sind sie ansteckend [3]. Der gründlichen Diagnostik und adäquaten Therapie kommt daher eine hohe Bedeutung zu. Diagnostik und Therapiemöglichkeiten
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine visuelle Inspektion. Diese kann durch eine Biopsie ergänzt werden, um z.B. eine bösartige Entartung abzuklären [6]. Bei der Therapie äußerlicher Anogenitalwarzen wird zwischen arztangewandten und patientenangewandten Behandlungen unterschieden. Zu den arztangewandten
Feigwarzen State-of-the-Art behandeln
Abbildung 1: Condylomata acuminata treten vor allem im äußeren Genital- und Perianalbereich auf. Sie können wenige Millimeter bis zu mehrere Zentimetern groß sein, neigen zur Streuung, können aber auch wuchernde Ansammlungen bilden.
Methoden gehören die Kürettage/ Scherenschlagexzision, die Elektrokoagulation, Laser, Kryotherapie und Trichloressigsäure [1]. Chirurgische bzw. ablative Verfahren sollten aber erst zum Einsatz kommen, wenn topische Therapien nicht zur Abheilung geführt haben. Vorteile der topischen Therapie mit Sinecatechinen
Topische Therapien können von den Patienten selbst angewendet werden. Hierfür stehen 3 Wirkstoffe zur Verfügung: Podophyllotoxin (als Lösung), Imiquimod (als Creme) und Sinecatechine (als Salbe). Letztere werden aus den Blättern des Grünen Tees gewonnen und als Extrakt (patentiert als Polyphenon E®) der Salbe zugesetzt. Alle drei genannten Wirkstoffe sind effektiv – allerdings kann es während der Behandlung mit Podophyllotoxin und Imiquimod zu vermehrten Nebenwirkungen und Rezidiven kommen [7, 8]. Die Therapie mit einer Salbe, die 10 % Sinecatechine enthält (Veregen®), ist dagegen schonender, zeigt aber
JOURNAL PHARMAKOL. U. THER. 1/2022 · 31. JAHRGANG
gleichzeitig eine gute Wirksamkeit. Der große Vorteil ist, dass es sich um eine natürliche Behandlung gegen genitale Feigwarzen handelt. Außerdem ist die Evidenz für die Wirksamkeit dieses Wirkstoffs besser – in die Studien mit Polyphenon E® waren deutlich mehr Patienten eingeschlossen als in die Studien, die Podophyllotoxin oder ImiquiVeregen® Veregen® enthält 10 % Sinecatechine. Diese Polyphenole werden als Extrakte aus den Blättern des grünen Tees gewonnen. Der Hauptwirkstoff der Sinecatechin-Salbe ist Epigallocatechingallat. Sinecatechine wirken antiinflammatorisch, antiproliferativ und antioxidativ. Diese Eigenschaften tragen zu den therapeutischen Effekten der Sinecatechin-Salbe bei [8]. Zur Behandlung von Feigwarzen wird die Salbe dreimal täglich lokal aufgetragen, die Anwendungsdauer beträgt bis zu 16 Wochen.
© VERLAG PERFUSION GMBH