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Neue Therapieansätze für Alkohol-bedingte Lebererkrankungen

Alkohol-bedingte Lebererkrankungen (alcoholic liver diseases, ALD) haben in den vergangenen Jahren in der Öffentlichkeit und Wissenschaft an Aufmerksamkeit gewonnen. Dies hängt unter anderem auch mit dem alarmierend gestiegenen Alkoholkonsum in manchen Ländern und schweren Formen des Alkoholmissbrauchs wie dem „binge drinking“ zusammen, sodass ALD nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein weltweit zunehmendes gesellschaftliches Problem sind.

Risikofaktoren rechtzeitig erkennen

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So gut wie jeder Mensch, der regelmäßig Alkohol zu sich nimmt, wird in Abhängigkeit von der Alkoholdosis eine mehr oder weniger ausgeprägte Fettleber (Steatosis) entwickeln. Bei bis zu einem Drittel der Betroffenen kommt eine entzündliche Komponente hinzu, also eine Steatohepatitis mit oder ohne Fibrose. Diese wiederum kann bei einem Teil der Patienten in eine Zirrhose münden, die jährliche Leberkrebsrate bei alkoholbedingter Zirrhose liegt bei 1–2%. Das heißt: Nur eine Minderheit jener, die regelmäßig Alkohol konsumieren, entwickelt eine progressiv verlaufende und fortgeschrittene Lebererkrankung. Warum das so ist, und wer besonders gefährdet ist, dafür findet die Forschung zunehmend Erklärungen. So existieren sowohl genetische Risikofaktoren als auch protektive genetische Konstellationen. Die täglich aufgenommene Alkoholmenge und die Trinkmuster, das Vorhandensein weiterer Suchterkrankungen und Komorbiditäten wie Hepatitis B/C und Adipositas spielen ebenfalls eine Rolle. Dennoch ist es weiterhin schwierig, Risikopatienten für eine progressive Lebererkrankung frühzeitig zu identifizieren, zumal die Leberveränderungen über lange Zeit keine klinischen Symptome auslösen können. Die Leber ist zwar ein Organ mit ausgeprägter Regenerationsfähigkeit, Entzündungen und Fibrose müssen jedoch rechtzeitig erkannt werden, um therapeutisch die Regeneration anstoßen zu können.

Neue Therapieansätze für Alkohol-bedingte Lebererkrankungen

die Regenerationsfähigkeit der Leberzellen zu unterstützen. Da ALD oft mit bakteriellen Infektionen einhergehen, müssen diese ebenso konsequent behandelt werden wie die Begleiterkrankungen Bluthochdruck, hepatische Enzephalopathie oder Niereninsuffizienz. Dabei darf die Leber bei ALD nicht isoliert betrachtet werden – denn ALD sind auch mit Veränderungen des Darmmikrobioms, des Mykobioms und des Viroms assoziiert. Umgekehrt verstärkt die intestinale Dysbiose die Leberveränderungen bis hin zur Zirrhose. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, Mikrobiom-zentrierte Therapien für die Behandlung von Lebererkrankungen einzusetzen. Tierversuche mit Bakteriophagen, die (Darm-) Bakterien infizieren und zerstören können, haben ermutigende Resultate erbracht. Eine weitere Therapieoption bei Dysbiose ist die Stuhltransplantation (faecal microbiom transplantation, FMT).

Vielfältige Pathomechanismen schädigen die Leber

Forscher in den USA haben bestimmte Entzündungsmuster in der Leber identifiziert, die das Fibroserisiko anzeigen. Damit eröffnet sich einerseits die Möglichkeit, die Inflammation zielgerichteter als bisher zu bekämpfen, andererseits können hepatoprotektive Maßnahmen ergriffen werden, um

Entwicklung neuer Therapien

Hoffnungen setzen Forschende aus der Klinik derzeit in ein Fusionsprotein, das u.a. aus humanem Interleukin (IL)-22 besteht. Bei moderater bis schwerer Alkoholhepatitis ist es mit dem IL22-Fusionsprotein in Pilotstudien gelungen, Reparaturmechanismen in der Leber anzuregen und die Leberfibrose zu reduzieren. Un-

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