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Kurzdarmsyndrom mit Darmversagen – eine schwer zu be- handelnde Erkrankung
Das Kurzdarmsyndrom mit Darmversagen (KDS-DV) ist die Folge einer starken Reduktion der resorptiven Kapazität des Darms, die nach einer ausgedehnten Darmresektion auftritt. Bei dieser Form des Darmversagens kann die Protein-, Energie-, Flüssigkeits- und Mikronährstoffbilanz mit einer konventionellen Diät nicht mehr aufrechterhalten werden. Basis der Therapie sind daher eine den individuellen Bedürfnissen des Patienten angepasste enterale und parenterale Ernährung [1]. Eine neue medikamentöse Option ist das GLP-2-Analogon Teduglutid (Revestive®), das die Aufnahme von Nährstoffen und Flüssigkeiten aus dem Darm verbessert und so den Bedarf an parenteralem Support (PS), d.h. parenterale Ernährung (PE) und/oder intravenöse Flüssigkeitsgabe, verringern kann [2].
Ätiologie und Prävalenz
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Die Notwendigkeit einer Darmresektion kann sich aufgrund angeborener Anomalien oder erworbener Ursachen ergeben. Ätiologisch lassen sich dabei 3 Gruppen unterscheiden [3, 4]:
• Vaskuläre Erkrankungen:
Mesenterialinfarkte, Mesenterialthrombosen, Dünndarmvolvulus, Malrotationen, Inkarzerationen des Darms
• Entzündliche Erkrankungen:
Morbus Crohn, Strahlenenteritis, schwere Colitis ulcerosa,
Autoimmunenteritis • Weitere Ursachen: Trauma,
Tumor, nekrotisierende Enterokolitis, Motilitätsstörungen, kongenitale Erkrankungen wie z.B. intestinale Atresie und
Gastroschisis Es gibt nur wenige Daten zur Prävalenz der Erkrankung. Nach von Websky et al. betrug die Gesamtanzahl der Patienten mit KDS-DV in Deutschland im Jahr 2011/2012 etwa 2.800. Daraus ergibt sich eine Prävalenz von ca. 34 Patienten pro 1 Million Einwohner [5].
Kurzdarmsyndrom mit Darmversagen – eine schwer zu behandelnde Erkrankung
Brigitte Söllner, Erlangen
Klassifikation
Schweregrad, Verlauf der Erkrankung sowie die Aufnahme von Mikro- und Makronährstoffen sind sehr patientenspezifisch und vor allem davon abhängig, welche Darmabschnitte in welchem Ausmaß reseziert wurden (Resektionsort und Restdarmlänge), außerdem von der funktionellen Kapazität des Restdarms, der Grunderkrankung und den Begleiterkrankungen. Grundsätzlich werden nach Messing 3 Typen der postoperativen Anatomie unterschieden, die einen prädiktiven Einfluss auf die zu erwartende Malabsorption haben (Abb. 1) [6]: • Typ I: Resektion von (Jejunum +) Ileum + Kolon: terminale Jejunostomie • Typ II: Resektion von (Jejunum +) Ileum (+ Kolonabschnitten): jejunokolonische Anastomose • Typ III: Resektion von Ileumabschnitten (+ Kolonabschnitten): jejunoileokolonische Anastomose In Abhängigkeit von der verbleibenden Restfunktion des Darms
Typ I Typ II Typ III
Abbildung 1: Typen des Kurzdarmsyndroms nach Messing [6] (Abb. mod. nach [1]).
können akute (vorübergehende oder reversible) von chronischen (nicht reversiblen) KDS-DV-Formen unterschieden werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) klassifiziert in ihrer Leitlinie folgende klinische Formen des Darmversagens [1]: • Typ I: Akutes, selbstlimitiertes, passageres Darmversagen nach resezierender Operation, das sich innerhalb von Tagen nach der OP regeneriert. • Typ II: Akutes, anhaltendes
Darmversagen mit septischen und metabolischen Komplikationen, Malabsorption/Mangelernährung infolge einer Resektion. Eine multidisziplinäre
Betreuung einschließlich Ernährungstherapie ist notwendig, um Malabsorption und
SIRS (systemisches inflammatorisches Response-Syndrom) zu überwinden und Rekonvaleszenz zu ermöglichen. Das
Darmversagen regeneriert sich innerhalb von 48 Stunden bis 24 Monaten nach der OP. • Typ III: Chronisches Darmversagen mit der Notwendigkeit der weitgehenden/vollständigen parenteralen Flüssigkeitstherapie und Ernährung, da es sich auch nach Erreichen der maximalen Adaptation (>24
Monate) nicht regeneriert.
Krankheitsverlauf
Nach der Entfernung der betroffenen Darmabschnitte können 3 Phasen des Krankheitsverlaufs unterschieden werden: Die Hypersekretionsphase tritt unmittelbar nach der Operation ein und ist gekennzeichnet durch einen hohen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust infolge einer Diarrhö. Diese Verluste können durch vermehrtes Trinken meist nicht ausgeglichen werden, weil die Resorptionsfähigkeit des Darms zu stark eingeschränkt ist. Normalerweise werden pro Tag 100–200ml Wasser mit dem Stuhl ausgeschieden, beim Kurzdarmsyndrom sind es 1,5–6 Liter. Auch große Mengen an Mineralien und Spurenelemente gehen dem Körper verloren. Daher sind postoperativ eine der Restfunktion des Darms, dem Ausmaß der Malabsorption und dem individuellen Bedarf des Patienten angepasste parenterale Ernährung sowie eine Flüssigkeits- bzw. Elektrolytsubstitution indiziert, die sich an den von der Leitlinie empfohlenen Richtwerten orientieren sollten (Tab. 1) [1]. Unerlässlich ist ein engmaschiges Monitoring mit einer kontinuierlichen Anpassung der Zusammensetzung der Nährstoffe. Zur langfristigen parenteralen Ernährung empfehlen sich einlumige, getunnelte zentralvenöse Katheter. Alternativ können auch implantierbare Portsysteme verwendet werden [1]. Es folgt die Adaptationsphase, die von mehreren Monaten bis zu 2 Jahre andauern kann. In dieser Phase beginnt der Körper damit, die noch vorhandenen Abschnitte des Darms dazu zu nutzen, die Funktionen der resezierten Ab-
Nahrungsbestandteil Richtwerte
Natrium und Gesamtvolumen normale Natriumausscheidung im Urin (>20mmol/l) und normales Urinvolumen (>15ml/kg KG/d)
Kalium normales Serumkalium (3,8–5,2mmol/l) Verhältnis Urin-Natrium zu Urin-Kalium >1
Kalzium
Magnesium
Phosphat
Basen
Aminosäuren
normaler Parathormonspiegel (10–65pg/ml evtl. zusätzlich Kalziumausscheidung im 24-h-Urin normales Serummagnesium (Frauen: 0,77–1,03mmol/l; Männer: 0,73–1,06mmol/l) evtl. zusätzlich Magnesiumausscheidung im 24-h-Urin normales Serumphosphat (0,84–1,45mmol/l) unter Berücksichtigung des Parathormonspiegels Basenzufuhr und das Verhältnis von Chlorid zu Basen sollen auf einen ausgeglichenen Basenexzess ausgerichtet sein individualisierter Ausgleich der enteralen Malabsorption und bestehender Defizite Proteinsubstitution zwischen 0,8 und 2,0g/kg KG pro Tag Glukose und Lipide Ersatz des enteral nicht gedeckten Energiebedarfs mit Glukose und Lipidemulsionen im Verhältnis 60:40 bis 40:60 (kcal) Vitamine und Spurenelemente vollständige Substitution aller Vitamine und Spurenelemente Cave: erhöhter Zinkbedarf bei Durchfall und erhöhtem Stoma-Output!
Tabelle 1: Richtwerte für die Zusammensetzung der parenteralen Substitution [1].
schnitte zu übernehmen. Die resorbierende Oberfläche vergrößert sich, die Enzymaktivität nimmt zu und die intestinale Transitzeit verlängert sich. So kann sich die Nährstoffaufnahme über den Dünndarm nach und nach verbessern. In dieser Phase sollte sobald wie möglich eine vom Patienten vertragene orale Ernährung begonnen werden, die die enterale Adaptation stimuliert. Alternativ kann eine Sondennahrung appliziert werden [1]. Hat sich die Resorptionsleistung des Darms maximal verbessert, beginnt die chronisch adaptierte, stabile Phase, in der eine orale Supplementation in Form von bilanzierten Diäten als Ergänzung zur normalen Nahrung empfohlen wird, um orale Autonomie zu erreichen. Idealerweise sollte die orale Mischkost bis zum Zielbedarf täglich um 200kcal gesteigert werden [1]. Dies klappt aber nicht bei allen Patienten. Bei ihnen ist dann auch weiterhin eine parenterale Supplementierung nötig und es kann eine weitgehend bis vollständige Abhängigkeit von der parenteralen Flüssigkeitszufuhr und Ernährung bestehen bleiben. In einer retrospektiven Studie benötigten trotz körpereigener Adaptation 47% der 268 untersuchten Patienten auch noch nach 5 Jahren eine parenterale Ernährung, um ihr Darmversagen zu kompensieren [7].
Risiken und mögliche Komplikationen
Die notwendige vorübergehende oder dauerhafte parenterale Ernährungstherapie und/oder Flüssigkeitssubstitution ist zeitaufwendig und schränkt das Leben der Patienten erheblich ein [8]. Außerdem belasten die Abhängigkeit von der parenteralen Ernährung und die
Teduglutid
Teduglutid (Revestive®) ist ein stabiles Analogon des humanen Glucagon-like Peptid-2 (GLP-2), das von den intestinalen L-Zellen sezerniert wird. Die GLP-Ausschüttung führt zu einer Erhöhung der intestinalen und der portalen Durchblutung sowie zu einer Hemmung der Magensäuresekretion und der Darmmotilität. Außerdem fördert sie die Absorption von Nährstoffen und die Vergrößerung der Zottenlänge und Kryptentiefe [2]. Vom natürlich vorkommenden GLP-2 unterscheidet sich Teduglutid durch den Austausch der Aminosäure Alanin an der 2. Position des N-Terminus durch Glycin. Im Vergleich zum natürlichen GLP-2 führt dieser Austausch zu einer In-vivo-Resistenz gegen den Abbau durch das Enzym Dipeptidyl-Peptidase-IV (DPP-IV). Dadurch verlängert sich die Halbwertszeit von Teduglutid. Teduglutid weist eine terminale Eliminationshalbwertszeit von etwa 2 Stunden auf [2]. In präklinischen Studien zeigte sich, dass Teduglutid die Unversehrtheit der Schleimhaut erhält, indem es die Wiederherstellung und das normale Darmwachstum durch eine Zunahme der Darmzottenhöhe und der Darmkryptentiefe fördert [2]. Teduglutid ist zugelassen zur Behandlung von Patienten ab dem Alter von 1 Jahr mit Kurzdarmsyndrom. Nach einem chirurgischen Eingriff sollte zunächst eine Phase der intestinalen Adaptation abgewartet werden, die Patienten sollten sich in einer stabilen Phase befinden. Die empfohlene Dosis Revestive® für die Langzeittherapie beträgt 0,05 mg/kg Körpergewicht einmal täglich und wird subkutan ins Abdomen injiziert [2]. Teduglutid darf nicht verabreicht werden bei • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile oder gegen das in Spuren vorhandene
Tetracyclin, • aktiver oder vermuteter Krebserkrankung (Malignität), • anamnestisch bekannter maligner Erkrankung des Gastrointestinaltraktes, einschließlich des hepatobiliären Systems und des
Pankreas, in den vergangenen 5 Jahren [2].
damit verbundenen Ängste viele Patienten auch psychisch. Hinzu kommen körperliche Symptome, die sich gravierend auf den Alltag, die Lebensqualität und die Gesundheit der Patienten auswirken. In erster Linie sind das die massiven Durchfälle und/oder Fettstühle, die aufgrund der Malabsorption zu einer Dehydratation, Gewichtsabnahme, Anämie, Hypokalzämie, Osteopathie, aber auch zu Polyneuropathien sowie zur Ausbildung von Gallen- und Nierensteinen führen können [3]. Schwerwiegende Komplikationen, die eine Klinikeinweisung erfordern, kann aber auch die überlebensnotwendige parenterale Ernährung selbst mit sich bringen (Tab. 2). Der häufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt ist eine katheterassoziierte Sepsis (61%), gefolgt von Leberstoffwechselstörungen (27%) und Thrombosen im venösen Zugang (12%) [9].
Katheterbezogene Komplikationen [10]
3,6 Komplikationen pro 1.000 Kathetertage (bei 53 Patienten), darunter: – Infektionen – Venenthrombosen – Verschlüsse
Mit PE assoziierte Lebererkrankungen [11]
– Signifikante Lebererkrankungen bei 0–39% der PEPatienten in verschiedenen Kohortenstudien – Abnorme Leberfunktionstests bei 28–64% der PE-Patienten
Tabelle 2: Häufige Komplikationen bei KurzdarmsyndromPatienten, die durch parenterale Ernährung (PE) versorgt werden.
STEPS Randomisierte, doppelblinde Studie 24 Wochen
Teduglutid (TED) 0,05 mg/kg/Tag oder Placebo (PBO) Erwachsene Patienten mit KDS-DV und Abhängigkeit von PE/IV an ≥ 3 Tagen/ Woche seit ≥ 12 Monaten TED (n=43)
Baseline
PBO (n=43) STEPS-2#,†
Open-label Verlängerung Bis zu 24 Monate
Teduglutid (TED) 0,05 mg/kg/Tag
TED - TED (n=37)
PBO - TED (n=39)
NB – TED# (n=12) BaselineRevestive ® Klinische StudienRevestive ® Klinische Studien
Baseline STEPS-3 Open-label Verlängerung Bis zu 12 Monate
Teduglutid (TED) 0,05 mg/kg/Tag
TED - TED (n=5)
NB/ PBO - TED (n=9)
Primärer Primärer Endpunkt Endpunkt
Sekundäre Sekundäre EndpunkteEndpunkte STEPSSTEPS
Anteil der Patienten mit Anteil der Patienten mit klinischem Ansprechen* klinischem Ansprechen* sowohl in Woche 20 als sowohl in Woche 20 als auch in Woche 24auch in Woche 24 Wirksamkeit und Sicherheit Wirksamkeit und Sicherheit von Teduglutid in der Lang-von Teduglutid in der Langzeittherapiezeittherapie
Veränderung des PS-Volumens Entwöhnung vom PS Zeit bis zur Entwöhnung
Veränderung des PS-Volumens Veränderung des PS- Entwöhnung vom PS Volumens vs. Baseline Zeit bis zur Entwöhnung Anteil der Patienten mit klinischem Ansprechen vs. Baseline Beibehaltung des Ansprechens Reduktion der PS-Tage pro Woche ⁄ Entwöhnung vom PS
Veränderung des PS-
Volumens vs. Baseline Anteil der Patienten mit klinischem Ansprechen vs. Baseline Beibehaltung des
Ansprechens
Reduktion der PS-Tage pro Woche ⁄ Entwöhnung vom PS Langfristige Sicherheit Langfristige Sicherheit von Teduglutidvon Teduglutid
Veränderung des wöchentlichen PSVolumens vs. Baseline Reduktion von Tagen, an denen PS gegeben werden musste Entwöhnung vom⁄ PS
Veränderung des wöchentlichen PSVolumens vs. Baseline Reduktion von Tagen, an denen PS gegeben werden musste Entwöhnung vom PS
Abbildung 2: Klinische Studien, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Teduglutid (RevestiBeschreibungBeschreibung ve®) bei erwachsenen Patienten mit Kurzdarmsyndrom mit Darmversagen belegen [12, 13, 14].* Klinisches Ansprechen: ≥ 20%ige Reduktion des wöchentlichen PE/IV-Volumens. Eine 20%ige Reduktion entspricht in etwa einem zusätzlichen PS freien Tag/Woche. 1,14,15* Klinisches Ansprechen: ≥ 20%ige Reduktion des wöchentlichen PE/IV-Volumens. Eine 20%ige Reduktion entspricht in etwa einem zusätzlichen PS freien Tag/Woche. 1,14,15 # # Patienten mit Flüssigkeitsoptimierung und -stabilisierung, die wegen der Erreichung der Ziel- Patienten mit Flüssigkeitsoptimierung und -stabilisierung, die wegen der Erreichung der Zielpatientenzahl nicht in STEPS randomisiert wurden, konnten direkt in# Patienten mit Flüssigkeitsoptimierung und -stabilisierung, die wegen der Erreichung der Zielpatientenzahl nicht in STEPS randomisiert wurden, konnten direkt in
STEPS-2 aufgenommen werden.STEPS-2 aufgenommen werden. patientenzahl nicht in STEPS randomisiert wurden, konnten direkt in STEPS-2 aufgenommen † Von den 37 Teduglutid-Patienten in STEPS schlossen 30 eine 24-monatige Weiterbehandlung mit Teduglutid in STEPS-2 ab (die Teduglutid/Teduglutid-Gruppe). † Von den 37 Teduglutid-Patienten in STEPS schlossen 30 eine 24-monatige Weiterbehandlung mit Teduglutid in STEPS-2 ab (die Teduglutid/Teduglutid-Gruppe). werden. † Von den 37 Teduglutid-Patienten in STEPS schlossen 30 eine 24-monatige Weiterbehandlung mit Teduglutid in STEPS-2 ab (die Teduglutid/Teduglutid-Gruppe). * Klinisches Ansprechen: ≥20%ige Reduktion des wöchentlichen PSVolumens. Eine 20%ige
Reduktion entspricht in etwa einem zusätzlichen PS freien Tag/Woche.
Im schlimmsten Fall können diese Komplikationen lebensbedrohliche Folgen haben. In der retrospektiven Studie von Amiot et al. verstarben innerhalb eines medianen Follow-up von 4,4 Jahren 13% der Patienten an Komplikationen, die auf die parenterale Ernährung zurückzuführen waren [7].
Teduglutid – die erste zielgerichtete Therapie bei Kurzdarmsyndrom
Die Therapie des KDS-DV ist in vielen Fällen sehr schwierig und langwierig, ein dauerhafter parenteraler Support (PS), d. h. parenterale Ernährung (PE) und/oder intravenöse Flüssigkeitsgabe, nötig. Ziel müsste es daher sein, die Resorptionskapazität des Restdarms Inhalt zu maximieren, um damit den Bedarf an PS langfristig reduzieren
Revestive® – kurz und knappzu können. Wie wirkt Revestive®? Eine neue Option in der BehandWie profitieren erwachsene lung des KDS-DV ist Teduglutid KDS-Patienten von Revestive® (Revestive®). Es ist das erste zuRevestive® – Klinische Studien gelassene Medikament, das das Revestive® – Wirksamkeit bei Erwachsenen Wachstum der Darmmukosa för-Revestive® – Real-World-Daten dern und somit die Resorptions-Morbus Crohn-Patienten mit KDS-DV kapazität erhöhen kann [2]. Damit Revestive® – Sicherheitsdaten steht für Patienten mit Kurzdarmbei Erwachsenen syndrom erstmals eine zielgerichFazit tete Behandlung zur Verfügung. Pflichttext InhaltInhalt
Abkürzungen und Referenzen Indiziert ist Teduglutid zur Behandlung von KDS-Patienten ab
Revestive ® – kurz und knappRevestive ® – kurz und knapp dem Alter von 1 Jahr. Nach einem Wie wirkt Revestive ®? Wie wirkt Revestive ®? chirurgischen Eingriff sollte zu Wie profitieren erwachsene Wie profitieren erwachsene -
KDS-Patienten von Revestive ® KDS-Patienten von Revestive ® nächst eine Phase der intestinalen Revestive ® – Klinische StudienRevestive ® – Klinische Studien Adaptation abgewartet werden und Revestive ® – Wirksamkeit Revestive ® – Wirksamkeit die Patienten sollten sich in einer bei Erwachsenenbei Erwachsenen
Revestive ® – Real-World-DatenRevestive ® – Real-World-Daten stabilen Phase befinden. In der ReMorbus Crohn-Patienten Morbus Crohn-Patienten gel wird Teduglutid dann als Langmit KDS-DVmit KDS-DV zeittherapie einmal täglich subkuRevestive ® – Sicherheitsdaten bei Erwachsenen Revestive ® – Sicherheitsdaten bei Erwachsenen tan in das Abdomen appliziert. Die Fazit Fazit empfohlene Dosis von Teduglutid Pflichttext Pflichttext
Abkürzungen und ReferenzenAbkürzungen und Referenzen beträgt einmal täglich 0,05mg/kg Körpergewicht [2]. Die Wirksamkeit und Sicherheit von Teduglutid bei erwachsenen KDS-DV-Patienten wurden im zulassungsrelevanten STEPS-Studienprogramm (STEPS, STEPS-2, STEPS-3) nachgewiesen (Abb. 2) [12, 13, 14]. Neben den STEPS-Studien bestätigten auch Real-World-Daten aus dem klinischen Alltag die Effektivität von Teduglutid [15, 16, 17]. Außerdem wurde die Behandlung
mit Teduglutid bereits in der S3Leitlinie von 2014 zur klinischen Ernährung bei chronischem Darmversagen empfohlen, um die Anzahl der infusionspflichtigen Tage zu verringern [1].
Kontinuierliche Reduktion des parenteralen Supports
In den 3 STEPS-Studien überzeugte Teduglutid durch eine anhaltende Wirksamkeit mit kontinuierlicher Reduktion des PS-Bedarfs bei erwachsenen KDS-Patienten: • In STEPS erreichten 63% (27/43) der Patienten unter der
Behandlung mit Teduglutid eine Reduktion des PS-Volumens um ≥20%. Eine 20%ige
Reduktion entspricht in etwa einem zusätzlichen PS freien
Tag pro Woche [12]. • In STEPS-2 sprachen 93% (28/30) der Patienten auf die Therapie mit Teduglutid an, d.h., sie erreichten eine ≥20%ige Reduktion des wöchentlichen PS-Volumens. 70% (21/30) gewannen 1 oder mehrere infusionsfreie Tage und 33% (10/30) erreichten sogar eine vollständige Unabhängigkeit von PS [13]. • In STEP-3 erreichten 2 Patienten nach etwa 2,5 Behandlungsjahren eine vollständige Unabhängigkeit von PS [14].
Die Ergebnisse der klinischen Studien werden durch Real-WorldDaten untermauert. So zeigten in einer in Berlin durchgeführten Untersuchung, in der KDS-Patienten bis zu 2 Jahre lang beobachtet wurden, 79% (15/19) der Patienten in Woche 24 ein klinisches Ansprechen und 21% erreichten eine komplette PS-Unabhängigkeit [15].
Sicherheitsprofil
Basierend auf 2 placebokontrollierten klinischen Studien mit insgesamt 109 erwachsenen KDS-DV-Patienten, die mit Teduglutid-Dosen von 0,05mg/kg/Tag (zugelassene Dosis) und 0,10mg/ kg/Tag bis zu 24 Wochen lang behandelt wurden, wurde das Nebenwirkungsprofil erfasst [2]: • Bei ca. 52% der mit Teduglutid behandelten Patienten traten
Nebenwirkungen auf (vs. 36% unter Placebo). • Die am häufigsten berichteten
Nebenwirkungen waren abdominale Schmerzen und Blähungen (45%), Atemwegsinfektionen (28%) (einschließlich
Nasopharyngitis, Grippe, Infektionen der oberen bzw. unteren
Atemwege), Übelkeit (26%),
Reaktionen an der Injektionsstelle (26%), Kopfschmerzen (16%) und Erbrechen (14%). • Bei etwa 38% der behandelten
Patienten mit Stoma gab es gastrointestinale Komplikationen des Stomas. • Die Mehrheit der Reaktionen war leicht oder mäßig ausgeprägt.
Teduglutid bei Kindern
Teduglutid ist in der Dosierung von 0,05mg/kg KG/Tag auch für die Behandlung von Kindern mit Kurzdarmsyndrom ab dem Alter von einem Jahr zugelassen. Das GLP-2-Analogon bewies in 2 Phase-III-Studien seine Wirksamkeit und Sicherheit bei pädiatrischen Patienten. In der doppelblinden 24-wöchigen Studie erreichten 69% (18/26) der mit Teduglutid behandelten Patienten ein klinisches Ansprechen (Reduktion des PS-Volumens um mindestens 20% gegenüber Baseline) und 12% (3/26) der Kinder erreichten den sekundären Endpunkt der enteralen Autonomie [18]. In der offenen 12-wöchigen Studie erreichten 20% (3/15) der Kinder und Jugendlichen die enterale Autonomie. Das PS-Volumen konnte im Vergleich zum Ausgangswert um 1,3l/Woche reduziert werden. Dabei wurde die PE-Kalorienzahl um 52% verringert und das Volumen der enteralen Ernährung um 40% gesteigert [19]. Teduglutid wurde in den Studien generell gut vertragen, bei keinem Patienten musste die Behandlung aufgrund therapiebedingter unerwünschter Ereignisse abgebrochen werden. Das allgemeine Sicherheitsprofil war ähnlich demjenigen der erwachsenen Population mit KDS-DV.
Fazit für die Praxis
Patienten mit Kurzdarmsyndrom können erheblich von einer Behandlung mit Teduglutid (Revestive®) profitieren, denn das GLP-2-Analogon verbessert die intestinale Erneuerung und ermöglicht es den Betroffenen, mehr Flüssigkeit und Nährstoffe zu resorbieren. Da Teduglutid den Volumenbedarf der parenteralen Unterstützung verringern kann, gewinnen die Patienten mehr Tage ohne PE/IV oder können sogar eine völlige Unabhängigkeit von der parenteralen Ernährung erreichen, was ihre Lebensqualität erheblich verbessert [20].
Literatur
1 Lamprecht G et al. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 073/026. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. in Zusammenarbeit mit der AKE, der GESKES und der DGVS. Klinische
Ernährung in der Gastroenterologie (Teil 3) – Chronisches Darmversagen. Aktuel
Ernahrungsmed 2014;39:e57-e71 2 Fachinformation Revestive®; Stand: Dezember 2021 3 Buchman AL. Etiology and initial management of short bowel syndrome. Gastroenterology 2006; 30:S5-S15 4 Leiß O. Diätetische und medikamentöse
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Anschrift der Verfasserin:
Brigitte Söllner Medizinjournalistin und Wissenschaftliche Lektorin Lärchenweg 10 91058 Erlangen brigitte.soellner@online.de
Sichelzellkrankheit: Voxelotor setzt direkt an der molekularen Ursache an
Die Sichelzellkrankheit ist eine seltene genetische Erkrankung, die pathophysiologisch durch Hämoglobin S (HbS, „Sichelzellhämoglobin“) verursacht wird. Sie beginnt bereits im Säuglingsalter und wird durch die Polymerisation des Sichelhämoglobins hervorgerufen. Dadurch verändern sich die Form und Flexibilität der roten Blutkörperchen, was die Hämolyse der Erythrozyten beschleunigt. Weltweit leiden viele Menschen an der hämolytischen Anämie und es besteht ein hoher, bisher noch nicht gedeckter Bedarf an Therapien, die in den Krankheitsverlauf eingreifen und die Lebensqualität der Patienten verbessern. In Deutschland hat die Prävalenz der Sichelzellkrankheit erst in den letzten 3 Jahrzehnten durch den demographischen Wandel zugenommen. Heute rechnet man hierzulande mit rund 3.200 Betroffenen, die vor allem Wurzeln im subsaharischen Raum sowie im Nahen Osten haben. Nach der Zulassung von Voxelotor (Oxbryta®) durch die EMA im Februar 2022 können nun auch in Deutschland alle Patienten mit Sichelzellkrankheit von der Behandlung mit dem Wirkstoff profitieren. Davor stand Voxelotor dem deutschen Markt seit April 2021 bereits im Rahmen eines Arzneimittel-Härtefallprogramms zur Verfügung. Das von Global Blood Therapeutics (GBT) entwickelte Arzneimittel ist der erste in der EU zugelassene Wirkstoff, der direkt an der molekularen Ursache der Sichelzellkrankheit ansetzt: Indem Voxelotor die Affinität des Hämoglobins, an Sauerstoff zu binden, erhöht, inhibiert es die Polymerisation von Hämoglobin S. Die Erythrozyten behalten ihre Form, ihr übermäßiger Abbau wird reduziert und ihre Lebensdauer verlängert. Voxelotor kann als Monotherapie oder in Kombination mit Hydroxycarbamid bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen ab dem Alter von 12 Jahren angewendet werden. Es wird einmal täglich oral eingenommen. Die empfohlene Dosis beträgt 1.500mg/d (3 Filmtabletten zu je 500mg).
S. M.