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Zusammenarbeit mit Partnern und Veranstaltungsstätten
KLAUS HOHEISEL
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Dass unsere Vereinsgeschichte auf der Burg Hardeg ihren Anfang nahm, war eher ein Zufall. Andreas Kohrs und Klaus Hoheisel hatten im Herbst 1979 die Idee zu einem Konzert mit dem Gitarristen Peter Finger. Einen Ort dafür gab es zunächst nicht. Andreas Kohrs hatte Kontakt zur damaligen Kassenwartin des Stadtjugendrings Hardegsen. Sie verfügte über eine gut gefüllte Kasse. Im Stadtjugendring gab es zu diesem Zeitpunkt allerdings keine Akteure mehr, die damit etwas hätten anfangen können. Zudem gab es in Hardegsen den „weißen Saal“ in dem um 1300 fertiggestellten historischen Muthaus. So wurde das Konzert mit Peter Finger am 9. Dezember1979 die erste Kooperation. Auch die folgenden Gitarrenkonzerte dort wurden mit der fi nanziellen Unterstützung des Stadtjugendringes und der Stadt Hardegsen durchgeführt. Der Muthaussaal und auch der Gewölbekeller in der Burg Hardeg sind bis heute immer wieder für Veranstaltungen gewählt worden. Inzwischen gibt es mit der „Kultur-Initiative Hardegsen e.V.“ vor Ort einen sehr aktiven Verein, der die Burg Hardeg verwaltet und eigene Veranstaltungen durchführt. Auch als nach den ersten Veranstaltungen klar war, dass die Initiative Kunst & Kultur Northeim als gemeinnütziger Verein gegründet und ins Vereinsregister eingetragen werden sollte, ist eine eigene Spielstätte nicht angedacht worden. Stattdessen war der Plan weiterhin, je nach Konzert einen dafür geeigneten Veranstaltungsort im Landkreis Northeim zu suchen und bei der Planung, Organisation und Durchführung mit den Trägern und Unterstützern vor Ort zusammenzuarbeiten. So ist es bis heute geblieben, und dadurch sind über den langen Zeitraum vielfältige Kontakte entwickelt und gepflegt worden. Auf diese Weise ist ein weitreichendes Kultur-Netzwerk entstanden. Von den bislang insgesamt rund 600 Veranstaltungen sind 70 in Hardegsen über die Bühne gegangen, fast 120 haben in Einbeck-Sülbeck „Beim Esel“ und mit etwa 230 die meisten in Northeim stattgefunden. Ungefähr 150 Veranstaltungen sind in verschiedenen Spielstätten in nahezu allen Kommunen des gesamten Landkreises Northeim angeboten worden. Kooperationspartner waren fast alle Kommunen im Kreis, der Landkreis Northeim mit der Kreisjugendpflege und der Gleichstellungsbeauftragten, die Kreis-Volkshochschule und die Kontaktstelle Musik. Eine beständige Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung hat es insbesondere mit verschiedenen anderen Kulturanbietern in der Region in deren Veranstaltungsräumen gegeben. Gern haben wir auch viele Jahre die bemerkenswerten Angebote der Kreis-Sparkasse Northeim im Rahmen der Niedersächsischen Musiktage als Werbepartner unterstützt. Gespielt wurde an mehr als 55 Orten. Dabei waren die Spielstätten sehr unterschiedlich. Unser Bestreben war, immer wieder neue Orte zu entdecken, die gut zu dem jeweils geplanten Konzert passten. Von der Atmosphäre im kleinen Töpfer-Café Klett in Moringen-Fredelsloh sind die Künstlerinnen und Künstler besonders begeistert gewesen. Diane Pon-
Stadthalle Northeim
Alte Brauerei Northeim
Gewölbekeller der Alten Brauerei Northeim
Büdi Siebert und Beo Brockhausen im Gewölbekeller der Alten Brauerei Northeim
St. Blasien, Eingang zum Bürgersaal Northeim
Blick in den Bürgersaal Northeim
Vinothek Northeim, Konzert mit Falk Zenker
Waldbühne Northeim
Domfestspielbühne Bad Gandersheim / Naked Raven zio kam aus New York, Muriel Anderson aus Nashville, und die fabelhafte Saxophon-Frauenband „The Billy Tipton Memorial Saxophon Quartet“ kam ebenfalls aus den USA. Auch Colum Sands aus Irland und Sally Barker aus London haben hier gespielt. Für alle galt im Café Klett das Motto „Ton für Töne“. Nach dem Konzert durften sich die Künstlerinnen und Künstler jeweils zusätzlich zur Gage ein Stück der wunderbaren Töpferwaren aus der Töpferei aussuchen. Gelegentlich haben wir bei erneuten Begegnungen mit diesen Künstlerinnen Jahre später gehört, wie gern sie Zuhause aus den mitgebrachten „Klett-Bechern“ trinken. Alle haben hier die besondere Nähe zum Publikum und die ausgesprochen familiäre Atmosphäre genossen.
Die imposante Klosterkirche in Fredelsloh der Evangelischen Kirchengemeinde Leine-Weper ist aufgrund ihrer besonderen Akustik mehrfach Spielort für außergewöhnliche Konzerte gewesen. Die „KulturKirche“ hat mittlerweile schon ein Stammpublikum.
Außergewöhnlich in Erinnerung sind auch die beiden Konzerte der australischen Gruppe „Naked Raven“ auf der Domfestspielbühne in Bad Gandersheim. In Zusammenarbeit mit der Stadtjugendpflege Bad Gandersheim war es gelungen, die Bühne unmittelbar vor bzw. nach den Domfestspielen für unsere Konzerte zu nutzen. Das hat uns zwei sehr nachhaltige Konzert-Erlebnisse vor eindrucksvoller Kulisse beschert.
Eine besondere Bedeutung für uns hat der Verein „Kultur im Esel e.V.“ in Einbeck-Sülbeck am Salinenplatz. Der Verein wurde 2007 gegründet. Zuvor hatten Jörg Bachmann und Birgit Berger über einen langen intensiven Zeitraum von 1990 bis 2010 in der Initiative Kunst & Kultur Northeim mitgearbeitet. Die Initiative Kunst & Kultur Northeim blickt mit gewissem Stolz auf den „Esel“, der sich heute als hervorragende und weithin bekannte Spielstätte in der Region präsentiert. Nicht umsonst hat der Verein „Kultur im Esel“ in den vergangenen Jahren mehrfach den Bundeskulturpreis „Applaus“ verliehen bekommen, der jährlich in verschiedenen Kategorien als Auszeichnung für die Programmplanung unabhängiger Spielstätten vergeben wird.
Eine dauerhaft schöne Verbindung ist die zur Kultur-Initiative Hardegsen. Schon aus dem Grund, dass auf „ihrer“ Burg für uns alles angefangen hat, aber besonders auch deshalb, weil die Zusammenarbeit mit den Kultur-Aktiven in Hardegsen immer konstruktiv und angenehm ist und einfach Freude macht. Auch ergänzen sich unsere unterschiedlichen Angebote sehr gut.
Northeim ist mit bislang rund 230 Konzerten der Hauptspielort des Vereins. In den achtziger Jahren haben einige „große“ Konzerte in der Stadthalle stattgefunden. Unvergesslich der ausverkaufte Abend (in der später abgebrannten) alten Stadthalle im Dezember 1981 mit der Dortmunder Folk-Rock Gruppe „Cochise“. Aber auch die Veranstaltungen im Rahmen der „Musiktage im Landkreis“ in Zusammenarbeit mit der Kreisjugendpflege Northeim und Konzerten mit Jazz-Größen wie Michael Sagmeister und Volker Kriegel, dem Auftritt von „René Bardets Poesie & Musik“ mit dem Programm „Vielleicht, weil ich ein Wilder bin“, „Friedemann´s Aquamarin Orchester“, der weltberühmten Jazz-Formation „Oregon“ aus den USA und das Konzert mit dem jungen koreanischen Gitarristen Sungha Jung sind in bleibender Erinnerung.
Ein besonderes Erlebnis war die Zusammenarbeit vieler Akteure zur Wiederbelebung der Waldbühne Northeim im Sommer 2019. Die „Rocknacht“ sollte der Beginn für weitere derartige Events sein. Wir haben uns gern daran beteiligt. Angefangen bei der „Freilegung“ der weiten Waldbühne-Ränge, des Bühnenbe-
reichs und der Zugänge vom Jahrzehnte gewachsenen Unkraut mit einigen Arbeitseinsätzen bis hin zur Programmbeteiligung mit der regionalen Band „YOYO“ war das eine gelungene Aktion mit viel Spaß in der Vorbereitung: Leider war das Ergebnis nicht erfolgreich. Es blieb bis jetzt bei diesem einen Versuch.
Insgesamt wurden in Northeim über zehn Spielstätten vereinzelt oder regelmäßig für Veranstaltungen genutzt, so beispielsweise die Stadthalle, der Kulturkeller der Kreis-Volkshochschule, das Theater der Nacht, das Forum des Gymnasiums Corvinianum Northeim, die Neue Schauburg, zuletzt die „Vinothek“ mit der „WeinKlang“-Reihe und natürlich vor allen anderen die „Alte Brauerei“ und seit einigen Jahren der „Bürgersaal“. Allein in der „Alten Brauerei“ haben insgesamt mehr als 100 Veranstaltungen stattgefunden, sie ist so etwas wie die Heimstätte des Vereins. Die Aktivitäten in der Kreisstadt Northeim leben von der unkomplizierten und guten Zusammenarbeit mit der Stadt Northeim.
Wir wollen auch die vielen anderen nicht vergessen, die uns Möglichkeiten gegeben haben, unsere Programme anzubieten, und auf die wir hier nicht im Detail eingehen können. Veranstaltungsstätten mit unterschiedlichen Kapazitäten und Stimmungen, angefangen bei den „Großen“, wie dem Bendow-Theater in Einbeck bis hin zur Scheune des Dorfcafés in Wachenhausen. Wir waren zu Gast in der charmanten „Weltbühne“ im kleinen Heckenbeck, im „Kaisersaal“ in Bad Gandersheim, im Klosterhof-Café Löning in Brunshausen, im Gasthaus „Tappe“ in Opperhausen, in Keese´s Bauernhof in Großenrode, im „Kaffeelino“ in Fredelsloh, im Museumsstübchen, im Forum Gymnasium und im Kulturbahnhof in Uslar, in der St. Martini-Kirche in Hardegsen, im Alten Rathaus , der Mendelssohn-Musikschule und der „TangoBrücke“ in Einbeck, in der St. Anna-Kapelle in Dassel-Eilensen, in der Marienkirche in Nörten-Hardenberg, auf der Burg in Katlenburg-Lindau und vielen anderen.
Über 40 Jahre haben wir daran gearbeitet, die so breit gefächerte und anregende Kultur jenseits des „Mainstreams“ auch in unserer Region auf die Bühnen zu bringen und damit vielen wunderbaren Künstlerinnen und Künstlern den auch für sie so wichtigen Raum für Auftritte zu geben. Für Begegnungen braucht es Räume. Wir danken allen unseren Kooperationspartnern, dass sie uns dafür immer wieder ihre Spielstätten zur Verfügung gestellt haben und so zu einer vielfältigen Kulturlandschaft beigetragen haben.
Naked Raven im Kurpark Hardegsen, 2004 Kaisersaal Bad Gandersheim
Scheune Dorfladen Wachenhausen / Front Porch Picking
Café Klett in Fredelsloh
Publikum im Muthaussaal Hardegsen