Ein Pferd hängt über dem Baum Der BÜCKEBERG in Geschichte(n) und Gegenwart

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Kulturlandschaft Schaumburg Band 24 Herausgegeben von der Schaumburger Landschaft

Redaktion: Lu Seegers Lektorat: Bernd Althammer

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-95954-085-8 © 2020 Verlag Jörg Mitzkat 2. leicht überarbeitete Auflage, 2021

Gefördert von

Lindemeier-Kremer-Stiftung in der BÜRGERSTIFTUNG SCHAUMBURG


Stephan Walter (Hg.)

Ein Pferd hängt im Baum Der BÜCKEBERG in Geschichte(n) und Gegenwart Ein Lesebuch

Verlag Jörg Mitzkat Holzminden 2021


Inhaltsverzeichnis Vorwort 8 Einleitung 10

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Profil eines Berges Auf einen Blick Schummerkarten bieten neue Perspektiven Es geht rau zu – Klima und Niederschläge Vielfältig, eigenartig und schön: Darum wird der Bückeberg geschützt Über den Berg kommen Weshalb der Bückeberg so heißt

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Urwelten Bei Malta fing es an – Wie der Bückeberg entstand Die schrecklichen Echsen – Eine Weltsensation Meteoritenfund im Steinbruch: Das Obernkirchener Eisen

60 69 88

Aus ganz früher Zeit Unterm Wald verborgen und erhalten: Archäologische Fundstellen Die Hügelgräber aus der Bronzezeit Das Heisterschlösschen Im Zentrum des Bukkigaus: Die Alte Bückeburg

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Vom Sandstein „Auf dem Bückeberg giebt es sehr erhebliche Steinbrüche“ In den Steinbrüchen Mit Hundefett und Dachsfell gegen den frühen Tod „Der Schnaps frisst den Staub“ Leider nur Legenden: „Weißes Haus“, Freiheitsstatue und „Batavia“ Im Fluss Von Schaumburg nach Schaumburg: Ein Stein geht nach Amerika Alte Steinbrüche

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Inhaltsverzeichnis

Vom Leben auf dem Berg Der schwierige Weg zum Bau der Arbeiterwohnungen Die Waldinsel Karl „Bum Bum“ „Auf dem Berge wohnt die Freiheit“. Das Gasthaus Zum Bückeberg und die Familie Walter Kinder, Kinder Aus Altem Neues schaffen – Das Jugend-, Bildungs- und Freizeit-Centrum

180 187 203 208 241 266

Vom Wald Vom Raubbau zur Nachhaltigkeit: Wald im Wandel Kyrill und andere Katastrophen Forstwirtschaft in der Kritik Von Ahrensbruch bis Ziegenbrinker Fleck – Forstorte und Flurnamen

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Mein Freund, der Baum Bemerkenswerte Bäume auf dem Bückeberg

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Über Fauna und Flora Vom Jagen und von wilden Tieren 368 Münchhausiaden und andere Jagdgeschichten 386 Aus der Vogelwelt 392 Pflanzenwelt 403 Wo die Natur unter Schutz steht 411

Vom Wandern Auf neuen Wegen!? 424 Wandertouren 427 Schaumburger Wandertag 436 Warum gibt es keinen „Bückeberg-Tag“? 437 Impressionen 438 Hütten einst und jetzt 439

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Inhaltsverzeichnis

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Bemerkenswerte Orte Forsthaus Halt – Ein Haus mit vielen Gesichtern Die Geschichte der Süßen Mutter Hoch hinaus: Der NDR-Sender Wenn „Yankee Uniform“ verzweifelt „Delta Lima Vier Oskar Alpha Tango“ um Hilfe bittet: Funkamateure im Jahn-Turm Selbstbestimmung für die Bienen – Die Schaumburger Waldimkerei Anlaufpunkte einst und jetzt Besondere Steine

458 467 472

477 480 484 506

Von Kohle, Glas und Wasser Auf der Suche nach dem Schwarzen Gold Wind, Wald und Kohle – Impulsgeber der Glasindustrie Ziegeleien Mergelgruben Vom Wasser

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Ereignisse und Geschichten, Anekdoten und Legenden Was alles so erzählt wird 592 Was alles so geschah 596 Grenzfälle 607 Der Berg und der Tod 617

Sport-Berg Tieffliegende Baumstämme – Das Jahn-Bergturnfest Demonstration für den Breitensport: Das Sportjugendfestival Fußball: Fritz Walter war „Ehrenspielführer“ Das Laufparadies Der Sternritt – „Ein Bekenntnis zum echten Reitergeist“ „Hier ist es ja wie im Harz!“ – Wintersport im Schaumburger Zentralgebirge Ski-Roller: „Die schönste Strecke Deutschlands“ Bergauf und mitten durch: Ein Treffpunkt für die Radsportler An den Grenzen der Angst: Klettern im Waldseilgarten Highland-Games im Schaumburger Hochland „Die gefährlichsten Kurven sitzen neben ihm“ – Motorsport auf zwei und vier Rädern Umstrittenes Spiel: Golfen im Liethbachtal

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Inhaltsverzeichnis

Kriege und Militär Der Berg im Krieg 692 Munitionssprengungen 710 Horchposten im Kalten Krieg – Die Royal Air Force auf dem Bückeberg 715 Manöver-Gebiet 723 „Nothing better since Pearl Harbor!“ – Mit der US Air Force im Wald 726 „Nichts entgeht dem Habicht“ – Raketen sicherten den Frieden 729 Wenn Nordkoreas Kim Jong-Un den Bückeberg wackeln lässt 738

Ein Vorschlag zum Schluss 740 Anhang Widmung und Dank 742 Abbildungen 744 Abkürzungen 744 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren und ihrer Beiträge 745

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Vorwort

Bückeberg – damit assoziieren die meisten Menschen in Deutschland zuerst den Höhenzug südlich von Hameln in der Gemeinde Emmerthal. Denn auf einem großen Gelände beim Weserdorf Hagenohsen fand von 1933 bis 1937 das „Reichserntedankfest“ statt. Die „Reichserntedankfeste“ gehörten mit bis zu einer Million Teilnehmenden zu den größten Propagandaveranstaltungen des „Dritten Reiches“ und dienten dazu, vor allem die Bauernschaft und die ländliche Bevölkerung als Teil der NS„Volksgemeinschaft“ zu rekrutieren. Dieses Buch handelt allerdings von einem anderen Höhenzug, der ebenfalls als Bückeberg bezeichnet wird. Gemeint ist der Schaumburger Bückeberg, der sich 20 Kilometer lang und 373 Meter hoch zwischen Stadthagen, Bad Nenndorf, Apelern, Rehren, Bad Eilsen und Obernkirchen erstreckt. Der Bückeberg prägt das charakteristische Landschaftsbild Schaumburgs, er liefert Holz und den weltweit bekannten Obernkirchener Sandstein, er ist reich an Flora und Fauna und ein attraktiver Verweilort für Naturliebhaber, Touristen und Sporttreibende.


Vorwort

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Mit dem vorliegenden Band wird erstmals die enorm facettenreiche und vielgestaltige Geschichte des Bückebergs von seiner urzeitlichen Entstehung bis in die Gegenwart gebündelt dargestellt. Der Herausgeber Stephan Walter hat als „Bückeberger“ und promovierter Historiker über mehrere Jahre eine Vielzahl von Quellen und Materialien aus Archiven zusammengestellt. Flankierende Hilfe erhielt er von zahlreichen Zeitzeugen und Informanten aus dem Schaumburger Land und von außerhalb. Hinzu kommen Beiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Archäologie, Paläontologie, Biologie, Geschichte und Informatik. Manche Texte wurden bereits vor vielen Jahren und breit verstreut publiziert, sie werden hier erstmals systematisch zusammengeführt. Als „Lesebuch“ konzipiert, handelt es sich bei der Publikation um ein informativ-unterhaltsames Nachschlagewerk, das neben „großen Themen“ wie Wald und Forst, Sandstein und Bergbau zahlreiche Beiträge zur Gesellschaftsgeschichte, zu Tourismus, Sport, Natur und Umwelt des Schaumburger Bückebergs enthält. Besonders gekennzeichnet sind Anekdoten und Zeitzeugen-Berichte von Menschen, die auf dem Bückeberg lebten und arbeiteten. Sie zeigen, wie lebendig der Bückeberg in den Köpfen der Menschen und in ihrer Lebenswelt ist. Unser Dank gilt, neben dem Herausgeber Stephan Walter, auch Bernd Althammer, der das Buch lektorierte sowie an Doreen Bade und Sabine Meyer, die an der Redaktion der Texte beteiligt waren. Die Drucklegung des Buches wurde durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung und der Lindemeier-Kremer-Treuhandstiftung in der Bürgerstiftung Schaumburg erst ermöglicht. Ihnen gebührt unser besonderer Dank.

Lu Seegers


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Einleitung

„Schaumburg ohne den Bückeberg? Undenkbar!“ … so schrieben 2014 die Schaumburger Nachrichten unter der Überschrift „Unser Bückeberg“ und fügten hinzu: „Nichts prägt das Landschaftsbild des Landkreises so sehr wie der 367 Meter hohe (neu vermessen: 373,3 Meter; Hg.) und 20 Kilometer lange Höhenzug.“ (SN v. 11.12.2014) In der Tat, der Bückeberg liegt ja auch genau in der Mitte des Schaumburger Landes. Er ist nicht zu übersehen. Dieser geografischen Mittellage entsprach über Jahrhunderte hinweg auch seine wirtschaftliche Bedeutung: Sandstein, Kohle, Glas und Wald waren wesentliche Grundlagen des Erwerbslebens in Schaumburg. Das ist heutzutage anders, aber der Berg mit seinem Wald und einer vielfältigen Natur ist ein wichtiges Naherholungsgebiet für Wanderer und Sportler im Herzen des Landkreises – und mit dem Centrum für Jugend, Bildung und Freizeit verbinden zahlreiche Schaumburger viele positive Erlebnisse auf dem Gebiet der Weiterbildung und der Freizeitgestaltung.

Veränderung als Kennzeichen Allein diese wenigen Hinweise machen deutlich, dass sich der Berg selbst und seine Bedeutung verändert haben. Für Heraklit, den griechischen Philosophen, besaß nichts mehr Wirklichkeit als die Veränderung. Sie ist in diesem Sinne geradezu ein Kennzeichen für den Bückeberg. Schon in seiner Entstehungsgeschichte wird im wahrsten Sinne


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des Wortes ein Auf und Ab erkennbar, sind Senkungen und Hebungen feste Bestandteile seiner Entwicklung. Wo einst ein ausgedehnter tropischer See mit Lagunenstränden war, auf denen Dinosaurier spazieren gingen, entstand eine mehrere Hundert Meter hohe Erhebung aus hartem Sandstein, durchzogen von Kohleflözen, überdeckt von einem dichten Buchenwald. Auch dieser Wald unterlag dem Wandel, denn sein Erscheinungsbild hing ab von den wechselnden Einflüssen des Klimas und vor allem von den Nutzungsbedürfnissen der Menschen, die um ihn herum wohnten. Der Wald lieferte alles, was gebraucht wurde: Baustoff, Energie, Nahrungsgrundlage für Mensch und Tier. Doch musste er gerade deshalb Ausplünderung und Verwüstung erleben. Raubbau und Wiederaufbau lösten sich mehrfach ab. Das Antlitz des Berges war jedes Mal ein völlig anderes. Denken wir nur an den Sandstein! Dieses einzigartige Material bot die stoffliche Grundlage für die steinerne Manifestation des Glaubens in Kirchen- und Klosterbauten, für die Versinnbildlichung landesherrschaftlicher Macht, wie sie in den Burgen und Schlössern zum Ausdruck kam, aber auch für den dargestellten Stolz bürgerlicher Kaufmannschaften – nicht nur in der näheren Umgebung, auch in ganz Deutschland und weit darüber hinaus: im Baltikum, in Russland, in Skandinavien, in den Niederlanden, der Schweiz und sogar in Amerika finden sich Stücke des Bückeberges in der Baukultur wieder. Der zentrale Schaumburger Höhenzug war Lieferant eines Exportschlagers, aus dem Kultur entstand, weil er zum Beispiel die Schmuckfreude der Renaissance in so eindrucksvoller Weise unterstützte. Hunderte Menschen und ihre Familien erhielten dadurch Arbeit und Brot. Dem Berg haben die Steinbrüche ein völlig neues Gepräge gegeben. Der Bückeberg hat tausend Jahre Sandsteinabbau geduldig ertragen. Tiefe Einschnitte sind bis heute geblieben. Wer einmal in einen alten Steinbruch geht und genug Phantasie hat, um sich vorzustellen, wie viel Leben es hier einst gab, welche rufenden, kreischenden und polternden Geräusche die Luft erfüllten, der wird den kontrastreichen Wandel ganz unmittelbar spüren, denn er sieht sich umgeben von einem dichten Bewuchs aus Bäumen, Sträuchern, Gräsern und Moos zwischen hohen felsigen Abbruchkanten – bei fast völliger Stille. Nicht viel anders verhält es sich mit der Kohle. Der Bückeberg ist das vielleicht älteste Steinkohle-Revier Deutschlands gewesen. Mehr als 500 Jahre haben Menschen ihn auf der Suche nach dem „Schwarzen Gold“ durchwühlt und durchlöchert. Der Bergbau hat nicht nur die Landschaft, sondern auch die Mentalität ihrer Bewohner geprägt. Ganze Orte sind am Bückeberg auf Grund der Kohle entstanden, wie etwa Liekwegen. Auch der Bergbau brachte Leben auf und in den Berg.

Einleitung


Einleitung

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Wer mag sich vorstellen, wie es noch vor 70 Jahren auf Lietschacht IV zuging? Heute ist der Ort für jemanden, der ihn nicht kennt, kaum mehr auszumachen. Altes ist vergangen oder besteht in neuer Form weiter. Das Gasthaus Walter war über Jahrzehnte ein wichtiger Anlaufpunkt. Bückeberg und „Walter“, das war für viele gleichbedeutend. Wer hätte noch vor 30 Jahren gedacht, dass es einmal eine Zeit geben wird, in der es auf dem Berg gar keine Gaststätte mehr gibt und auch an seinen Hängen beliebte Traditionslokale längst geschlossen haben – der Ölkrug, Stieler, die Süße Mutter, um nur drei zu nennen. Wie viele Menschen kennen den Bergzug durch den Sport! Das Jahn-Bergturnfest zog Tausende jährlich hinauf, bald achtzigmal. Es findet nur noch im Randbereich des Berges statt. Doch neue Sportarten haben den Bückeberg als ideales Terrain entdeckt: Mountainbiking, Inlineskating, Rollski-Laufen, Gotcha und sogar das gute alte Wandern kommt als „Walking“ wieder zurück. Auch für das Militär hatte der Bückeberg vor allem im 20. Jahrhundert Bedeutung. Der Kalte Krieg zwischen Ost und West blieb nicht ohne Auswirkungen auf das Schaumburger Zentralmassiv. Ob Briten, Niederländer, Belgier oder Amerikaner – sogar sowjetische Soldaten hat der Bückeberg in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis kurz vor der Jahrtausendwende immer wieder gesehen. Wenig ist davon geblieben, nur noch selten nutzt vor allem die Bundeswehr den Berg als Übungsgelände. Der Wandel in der Weltgeschichte hat auch den Bückeberg verändert. Immer wieder war der Berg Objekt des Zeitgeistes. Er wurde romantisch und national verklärt. Der Fall des Mörders Seidenfaden wurde zum wohlig-schauerlichen Räubermythos des 19. Jahrhunderts. Bei der Arbeit am Forsthaus Halt überkam 1930 die schuftenden Junggenossen „so eine Ahnung, wie die Arbeit in unserem sozialistischen Reich sein wird: frei von Ausbeutung als Dienst für alle Volksgenossen.“ Die Nationalsozialisten versuchten, den Berg für ihre Zwecke ideologisch zu nutzen, wie etwa bei der Feier des 1. Mai 1933. Das „Jahnerinnerungsturnen“ „auf diesem Stück urdeutscher Erde“ sollte „Deutschlands Herrlichkeit“ dienen und „uns zu Kämpfern heranreifen lassen“. Der Sandstein war für die Monumentalarchitektur in Berlin ein begehrtes Baumaterial. Es gab sogar den Versuch, den Berg von seinem angestammten Namen zu entfremden und ihn in „Bückeburger Wald“ umzubenennen. Später diente der Bückebergwald als Kulisse für die Angst vor dem „Waldsterben“. Diesen Wandel im Lauf der Jahrhunderte, ja mitunter sogar im Lauf der Jahrmillionen nachzuzeichnen, ist Anliegen der folgenden


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Kapitel. Dabei spielen Geologie, Natur und Klima eine wichtige Rolle. Wirtschaft, Technik und Politik bleiben nicht unbeachtet. In fast keinem Fall handelt es sich um rein wissenschaftliche Beiträge. Den Autorinnen und Autoren sowie dem Herausgeber war allerdings wichtig, die Fakten genau zu recherchieren und darzustellen. Das schließt nicht aus, dass manche Frage offen bleibt, dass trotz aller Sorgfalt auch der eine oder andere Fehler entdeckt werden kann. Ältere Texte sind entweder neu abgedruckt oder in die Beiträge mit einbezogen worden. Sie werden nicht wissenschaftlich zitiert, aber im Anschluss an jeden Beitrag wird auf die verwendete Literatur hingewiesen.

Ein Lesebuch Im Vordergrund steht das Interesse an der Lesbarkeit, denn dieses Buch soll ein „Lesebuch“ sein. Man muss es nicht von der ersten bis zur letzten Seite lesen, sondern kann sich aussuchen, was gerade interessiert. „Lesebuch“, das heißt auch, sich über „große Themen“, die für den Bückeberg von besonderer Bedeutung sind, etwas ausführlicher informieren zu können. Dazu zählen die Abschnitte über den Wald, den Bergbau und die Sandsteinbrüche. Manches wird hier zum ersten Mal erzählt, wie zum Beispiel die Entwicklung des JBF-Centrums, die Planung von Talsperren, der Bau der Arbeitersiedlung, die Geschichte der Raketenstation, von Forsthaus Halt oder wie die Dinospuren gefunden wurden und was es mit den Flugzeugabstürzen auf sich hat. Dabei soll neben der Information die Unterhaltung nicht zu kurz kommen. Manche Geschichten und Anekdoten haben deshalb Eingang in die Beiträge gefunden. Zahlreiche Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart illustrieren die Texte. Marc-André Rehberg aus Borstel hat u.a. Wildtierfotos aus dem Bückeberg beigesteuert, die zumeist nur mit viel Geduld aufgenommen werden konnten. Im Zentrum fast aller Beiträge steht der Mensch. Er hat den Wandel oft hervorgerufen, er musste sich auf ihn einstellen, er war auch manches Mal sein Opfer. Menschen wurden vom Berg geprägt, Menschen haben den Berg geprägt. Deshalb nehmen ihre Geschichten und Schicksale, ihre Erfahrungen und Erlebnisse einen wichtigen Platz in diesem Buch ein. An erster Stelle sind dabei diejenigen zu nennen, die auf dem Bückeberg gelebt und/oder auf ihm gearbeitet haben. Für viele von ihnen war und ist er ein geradezu „magischer Ort“. Wie verrichteten die Bergleute ihre schwere Arbeit? Wie gingen die Steinbrucharbeiter mit den Gefahren für ihre Gesundheit um? Wie lebten die Italiener dort oben in der Fremde? Warum errichtete jemand ein Gasthaus mitten im Wald auf einem Berg? Wie erging es den Kindern und wie kamen sie zur Schule? Carl Battermann gibt einen Einblick in

Einleitung


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das Leben auf der „Waldinsel“ zu seiner Zeit. Es ist nur ein Ausschnitt aus hundert Jahren Siedlungsgeschichte auf dem Bückeberg. Aber er verdient es, festgehalten zu werden. Die Geschichte des Berges und seine Geschichten sind Teil der Natur-, Sozial-, Wirtschafts- und der politischen Geschichte Schaumburgs, ja auch der Geschichte Deutschlands. Manche mögen überrascht sein, welche Vielfalt dieser „bewaldete Hügel“ offenbart. Doch nicht nur der Blick in die Vergangenheit, sondern auch auf die Gegenwart hält manche Überraschung und manche neue Einsicht für die interessierten Leserinnen und Leser bereit, die eigentlich glauben, der Bückeberg sei ihnen ein „alter Bekannter“. Auch wer den Berg noch nicht so lange kennt, mag sich fragen, wieso er auf einem Spaziergang im Wald einem Rudel Mufflons begegnet ist – eine Tierart, die doch eigentlich in felsigen Gebirgsregionen zu Hause ist. Oder was hat es damit auf sich, wenn sich mancherorts plötzlich ein Tor zur Unterwelt auftut und der kalte Atem des Berges einen anhaucht, weil man vor einem alten Stollenportal des Bergbaus steht? Vielleicht tragen die Beiträge in diesem Buch dazu bei, hinter die vielen Geheimnisse, Mythen und Legenden des Bückeberges zu blicken.

Vom trennenden zum verbindenden Mythos Der Bückeberg liegt in der Mitte des Schaumburger Landes. Das hat dazu geführt, dass er oft wie eine Barriere wirkt, die den Norden vom Süden, den Osten vom Westen Schaumburgs trennt. Deshalb gab es immer wieder Überlegungen, den Berg in Nord-Süd-Richtung mit einer Straße zu überqueren. Auch der Gedanke, aus östlicher Richtung eine Zufahrt zu schaffen, kam hin und wieder auf. Doch beinahe schwerwiegender als die natürliche wirkt die emotionale Barriere, die der Bückeberg manchmal zu sein scheint. Denn natürliche Barrieren lassen sich mit gutem Willen im Zeitalter von Mobilität und Kommunikation relativ leicht überwinden. Emotionale Barrieren hingegen sind oft hartnäckiger. So kommt es, dass der Süden sich weniger für den Norden interessiert und umgekehrt, zumal der Bückeberg auch über Jahrhunderte hinweg die Grenze zwischen Schaumburg-Lippe und der Grafschaft Schaumburg bildete. Doch vielleicht ist diese Vorstellung Teil seines Mythos. Was aber ist ein Mythos? Eine falsche Wahrnehmung, die zwar hohe symbolische Bedeutung hat, aber dann, wenn es nach dem Verstand geht, nicht zu halten ist. In der religiösen Vorstellung der Alten Griechen trennte der Mythos nicht, sondern verband das Dasein der Menschen mit dem der Götter. Es ist an der Zeit, den trennenden „emotionalen Bückeberg“ in einen verbindenden zu verwandeln. Wer den Bückeberg nicht nur in


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seinen Teilen, sondern als Ganzes sieht, versteht auch Schaumburg als ein Ganzes! Am Ende mag die Erkenntnis stehen, wie wichtig es ist, im Zuge globaler Entwicklungen das lokale Denken und Handeln nicht zu vernachlässigen. Dann wird deutlich, wie sehr es darauf ankommt, mit diesem kleinen Stück Lebens-, Wirtschafts-, Natur- und Kulturraum sorgsam und nachhaltig umzugehen. Denn „Schaumburg ohne den Bückeberg? Undenkbar!“ Stephan Walter


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|1 Profil eines Berges


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Überschrift


1 | Profil eines Berges

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Auf einen Blick Eigentlich ist er der Erste. Wenn man aus Richtung Nordsee kommt, dann sieht man nämlich lange Zeit nichts außer plattes Land. Erst die Rehburger Berge am Steinhuder Meer ragen etwas aus der großen Norddeutschen Tiefebene hervor. Aber die ersten „richtigen“ Berge sind der Deister und der Bückeberg, wobei der Bückeberg mit seinem Ende bei Beckedorf ein ganz klein wenig weiter nach Norden reicht. Dafür ist sein Nachbar Deister mit 405 Metern Höhe gut 32 Meter mehr Berg als der Bückeberg. Ab hier beginnt das Weserbergland, ja die deutsche Mittelgebirgslandschaft überhaupt, die bis zum Alpenvorland reicht. Nach dem Handbuch der Naturräumlichen Gliederung gehört der Bückeberg zum Weser-Leine-Bergland („Haupteinheit Nr. 37“) und als „Untereinheit Nr. 378“ zum Calenberger Bergland, wobei allerdings niemand wirklich erklären kann, was der Bückeberg mit Calenberg zu tun hat.

Topographische Karte des Bückeberges (Quelle: NIBIS Kartenserver, Nds. Landesamt für Bergbau u. Energie, LBEG)


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Auf einen Blick

Höher als gedacht Anders als seine Nachbarn Süntel, Deister und Wesergebirge hat der Bückeberg einen wenig gegliederten, langgestreckten Kamm mit einer ausgedehnten Hochebene. Auf ihr liegt auch der höchste Punkt. Jahrzehntelang wurde auf Landkarten die höchste Erhebung mit 367,2 Metern angegeben. Doch der Bückeberg ist tatsächlich höher. Das hat eine Neuvermessung des Landesamtes für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) nach dem Airborne-Laserscanning-Verfahren ergeben. Sie wurde 2016 durchgeführt und für dieses Buch 2017 nochmals überprüft. Danach ist der Bückeberg mit 373,3 Metern mehr als sechs Meter höher als bislang auf den Karten verzeichnet ist. Der höchste Punkt liegt zwischen der ehe- Der höchste Punkt des Bückeberges ist rot markiert, der blaue Punkt liegt auf der Halde im Ostbruch. maligen NATO-Straße und dem aktiven Sandsteinbruch und gehört zum Gebiet der Stadt Obernkirchen. Es ist kein natürlicher höchster Punkt, denn er befindet sich auf einer alten Halde im Bereich der früheren Steinbrüche (siehe Bild). Damit ist der Bückeberg die zweithöchste Erhebung im Landkreis Schaumburg nach einer Erhebung bei Klein Goldbeck, die wohl noch etwas höher liegt als die bislang angegebenen 378 Meter. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass der Bückeberg noch wächst. Denn innerhalb des aktiven Steinbruchs wurde in den letzten Jahren eine neue Halde aufgeworfen, die nach der neuesten Messung immerhin 372,8 Meter Höhe über dem Meeresspiegel erreicht. Sollte diese Halde noch um einige Meter anwachsen, hätte der Landkreis Schaumburg einen neuen Höhepunkt. Erhebungen abseits der Hochebene hat der Bückeberg im Südwesten und im Nordosten. Die höchste von ihnen ist der Große Karl (302 Meter). Weiter nördlich befinden sich der Münchhausener Berg (185 Meter) und der Heisterberg (165 Meter). Im Südwesten liegen die Heeßer Berge (240 Meter) und der Steinberg (260 Meter). Leider konnte das LGLN für diese Erhebungen nicht die neuesten Ergebnisse der Höhenvermessung mitteilen. Als alte Bezeichnungen gibt es noch den Hackenberg und den Kohlen­berg bei Obernkirchen, die Bezeichnungen Kahlenberg bei Rolfs­


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