Impressum Herausgeber: Solling-Vogler-Region im Weserbergland e.V., Lindenstr. 8, 37603 Holzminden/Neuhaus Texte: Birgit Czyppull Texte Seite 5, 6, 7 u. 224: SVR Fotografie: Jörg Mitzkat © 2022 Verlag Jörg Mitzkat und bei den Autoren Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch oder Teile dieses Buches dürfen nicht ohne die schriftliche Genehmigung des Verlages verfielfältigt, in Datenbanken gespeichert oder in irgendeiner Form übertragen werden.
Gestaltung: Verlag Jörg Mitzkat Druck: Color+ GmbH, Holzminden ISBN 978-3-95954-125-1 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar. Holzminden, 2022 www.mitzkat.de
e d l i w e Di Heimat
Zu Fuß erleben
27 wandertouren in der Qualitätsregion Wanderbares Deutschland Solling Vogler Verlag Jörg Mitzkat · Holzminden 2022
INHALT
Inhalt Willkommen Allgemeine Infos Feldläufer, Ot 6, Ottenstein, 8,9 km Zweitürmetour, Bw 2, Bodenwerder, 12 km Weserhöhen, Bw 5, Bodenwerder, 6,9 km Hilskammweg, Gr 1, Grünenplan, 14,5 km Zum Ebersnacken, Ki 1, Ebersnacken, Kirchbrak, 12,7 km Wilder Vogler, Go 1, Holenberg, 8,3 km Über den Ith und durch Holzen, Hz 1, Holzen, Selter-Hilswanderung, Del 1, Delligsen, 15,5 km Durch das Habichtstal, Po 2, Polle, 7 km Kirschenweg, Go 3, Golmbach, 4,2 km Klostertour, St1 + St2, Stadtoldendorf, 7,9 km Durch das Hasselbachtal, H 1, Holzminden Grafenstieg, Da 5, Dassel, 8 km Lebensraumroute Hellental, LRR, Hellental Hochmoorgeist, S1, Silberborn, 8,5 km Berg und Tal, N6, Neuhaus, 5,1 km Sollinghöhen, HS1, Silberborn, 20,6 km Wichtelpfad, Sievershausen Wilde Burschen, La 1 & LRR, Lauenberg, Hinauf zum Höxterborn, Der 1, Derental Alte und Junge Schmacht, Am 15, Amelith Lunauborn, Schö 1, Schönhagen, 9,3 km Sollingturm und Italblick, Us 4, Uslar Archotrail, Bo4, Bodenfelde-Nienover, 23,2 km Waldläufer, De 6, Uslar-Delliehausen, 8,6 km Heubergweg, Hb 1, Oedelsheim, 13,4 km Höllengraben und Kiffing, Oe 2, Oedelsheim Regionalmarke Echt!Solling-Vogler [dunkel: Qualitätstouren Wanderbares Deutschland]
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5 6 10 18 28 36 46 54 62 70 78 84 90 100 108 116 124 132 140 148 154 162 168 176 182 190 200 210 216 224
WILLKOMMEN
Willkommen in der Solling-VoglerRegion im Weserbergland Niedersachsens erste Qualitätsregion Wanderbares Deutschland
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ier fällt Durchatmen, Ruhe spüren und sich verwöhnen lassen leicht. Gemeinsam mit den zertifizierten Fernwanderwegen Weserbergland-Weg (225 km) und Ith-Hils-Weg (80 km), bietet ein Wegenetz von ca. 1.000 Kilometern ausgiebigen Wandergenuss. Die Herzstücke der Region, 16 charaktervolle und spannende Qualitätstouren, gemäß dem Motto „Wilde Heimat“ sowie weitere ausgewählte Wandertouren, findet ihr in diesem Wanderführer. Lasst euch durch die Solling-Vogler-Region leiten und holt euch Inspirationen für bevorstehende Wanderungen. Mit diesem Büchlein in den Händen, könnt ihr gedanklich eurem Alltag entfliehen und findet euch kurzerhand in eurem nächsten Wanderausflug in der „Wilden Heimat“ wieder. Ob allein, mit Partner/-in oder mit der ganzen Familie, hier kommen Jung und Alt gleichermaßen auf ihre Kosten. Einem kleinen Ausflug in die Natur oder einer kompletten Tageswanderung steht nichts mehr im Wege. Je nachdem, wie viel Zeit und Kondition ihr mitbringt, findet ihr in diesem Büchlein alles, was das Herz begehrt. Euch packt die Abenteuerlust? Oder seid ihr doch eher Kulturliebhaber? Neben sanften Hügeln und offenen Wiesen warten steile Stiege und dichte Wälder darauf, von euch entdeckt zu werden. Sowohl menschengemachte als auch natürliche Sehenswürdigkeiten prägen die Wanderwege in der Solling-Vogler-Region und verwandeln jeden Aufenthalt in ein einmaliges Erlebnis. Macht unsere Wilde Heimat zu eurem Zufluchtsort und spürt die Natur mit all’ euren Sinnen. Hinter jeder Wandertafel erwartet euch Abwechslung pur. Also: Nichts wie raus aus dem Alltag und rein in die Solling-Vogler-Region!
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WANDERWEGS-MARKIERUNGEN
Verlaufen ausgeschlossen Unser Alltagsleben ist geprägt von vielen kleinen täglichen Entscheidungen. Umso schöner ist es, wenn die Wanderwege in der Solling-Vogler-Region euch diese Entscheidungen abnehmen. Alle hier beschriebenen Wege sind durchgehend nach den Regeln des Deutschen Wanderverbands beschildert und markiert. An den sogenannten Knotenpunkten (Kreuzungspunkte markierter Wanderwege) steht ein praktischer Zielwegweiser mit Richtungs- und Entfernungsangaben. Zwischen den Knotenpunkten sind die Wege durch eindeutige farbige Markierungszeichen alle 250 Meter markiert, meist an Bäumen, aber in unseren Dörfern und Städten auch mal an Laternenpfosten. Ehrenamtliche Wegepaten in allen Orten kümmern sich regelmäßig um die Markierungszeichen, achten auf Pfosten und sind die „guten Engel“ der Wege – wie schön, dass es solch ein Engagement und Heimatverbundenheit in diesen Zeiten bei uns noch gibt. Für euch hat dies den großen Vorteil, dass Ihr nur loslaufen müsst und euch um die Navigation nicht kümmern braucht. An den Qualitätstouren sind zusätzlich Informationstafeln installiert und an jedem offiziellen Wanderparkplatz findet Ihr ebenfalls eine große Übersichtskarte. Das Touristikzentrum Solling-Vogler-Region bietet auch eine App fürs Handy an, auf der ebenfalls alle Wege enthalten sind. Sollte euch bei euren Wanderungen auffallen, dass ein Markierungszeichen fehlt oder ein Baum quer liegt – bittet meldet euch beim Naturpark Solling-Vogler per E-Mail an info@naturpark-solling-vogler.de
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DIE WILDE HEIMAT BEWAHREN
Die Wilde Heimat bewahren und wertschätzen • • • •
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Bleibt bitte auf den markierten Wegen Respektiert die Ruhe- und Schutzzonen unserer Wildtiere Achtet bitte auf ein respektvolles Miteinander im Wald und in der Natur – ob zum Wandern, Radfahren oder Reiten. Bitte lasst keinen eigenen Müll in der Natur zurück. Wenn möglich, nehmt bitte auch fremden Müll mit nach Hause, wenn Ihr irgendwo Müll entdeckt. Größere Mengen (illegaler Sperrmüll etc.) bitte an die zuständige Gemeinde oder das Touristikzentrum SVR melden Falls Ihr oder jemand Fremdes in Not geratet – auf der Wanderkarte und in der SVR-App sind alle Rettungspunkte eingezeichnet. Bei einem Notfall gebt den Einsatzkräften die dortige Nummer durch, dann können sie insbesondere im wilden Gelände schneller zu euch kommen.
Für kleine und große Entdecker Wir lieben Karten und das altbekannte Gefühl von Papier. Auf einer Wanderung gemeinsam über eine Karte beugen, Kindern spielerisch die Kartographie und Orientierung erklären – das gelingt nur mit einer guten Karte und kann kein Handy ersetzen. Die Wander-Übersichtskarte der SVR (1:45.000) bietet hier guten Überblick über das gesamte Wegenetz, über 1.000 km können erkundet werden. Alle Qualitätstouren, Fernwanderwege, kommunale Wege sind praktisch auf einer Karte schnell erkennbar. Sie ist in allen Tourist-Informationen sowie online unter www.shop-svr.de zum Preis von 3,00 € erhältlich. Unbezahlbar ist jedoch das Gefühl, wenn eine Karte „altert“ und zu einem festen Wegbegleiter mit schönen Erinnerungen wird. 7
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Auf geht‘s
in die Wilde Heimat
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FELDLÄUFER
Feldläufer OT6
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ine umwerfende Sicht öffnet sich euch, wenn ihr ein Stück durch die kleine Ortschaft Lichtenhagen gegangen seid und in die freie Landschaft tretet: Die Ottensteiner Hochebene als bis zu 376 Meter hohe Hochfläche des Pyrmonter Berglandes muss sich hinter berühmten Hochplateaus nicht verstecken. Euer Blick fällt auf eine offene und weitgehend durch landwirtschaftliche Nutzung geprägte Landschaft, die umringt ist von den umliegenden Höhenzügen des Pyrmonterund des Weserberglandes. Der Wanderweg führt euch an den Rand des Hochplateaus. Von oben betrachtet, liegt ein vielseitiger Wechsel von Wald, Wiesen und Weiden
8,9 km 160 Höhenmeter ca. 2,5 Stunden Anspruch: leicht Start: Parkplatz Ortseingang K41 ÖPNV: Buslinie VSN 524 Beste Zeit: Frühjahr
300 m 250 m 200 m 150 m 0,0 km
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8,9 km
OTTENSTEIN / LICHTENHAGEN
oben Über dem Wesertal
Ungewöhnlich eben und ungewöhnlich weit ist die Landschaft für diese Gegend. Nicht nur die Natur, sondern auch der Mensch haben die Ottensteiner Hochebene im Weserbergland geformt – heute ist das fruchtbare Land vor allem von weitläufigen landwirtschaftlichen Flächen und Windrädern geprägt. Bergdörfer werden die Ortschaften genannt, die hier liegen. Das imposante Hochplateau hat jedoch keine klare Abbruchkante, sondern geht in steilen, aber harmonischen Schwüngen in das Vorland über. Als Wanderer wird man mit weiten Blicken und atemberaubenden Ausblicken verwöhnt.
unter euch. Die kleinen Ortschaften dazwischen scheinen verspielt in der Gegend platziert zu sein. Besonders Ende April leuchten strahlend gelbe Rapsfelder mit ersten blühenden Obstbäumen um die Wette. Kleinen Zinnsoldaten gleich, begleiten euch von Flechten überzogene Holzzaunpfähle entlang eines weichen Grasweges ins Tal hinunter.
Im Frühjahr oder Herbst: Die Ottensteiner Hochebene ist zu jeder Jahreszeit reizvoll. Wir empfehlen einen sonnigen Tag im Frühjahr oder
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FELDLÄUFER
Gelb leuchtende Felder
Herbst. Im Sommer brennt die Sonne oft recht unerbittlich auf das Hochplateau, und im Winter bei eisigen Temperaturen (und häufigem Schnee) lässt einen der Wind oft sehr frösteln. Farbenfroh, kontrastreich und vom betörenden Duft der blühenden Rapsfelder durchzogen ist der Frühling. Während auf der Hochebene im frischen Morgentau eines sommerlichen Spätherbsttages die Sonne längst am Himmel ist, schaut ihr tief unter euch auf ein im herbstlichen Nebelmeer versunkenes Wesertal, aus dem nur die Spitzen der umliegenden Höhenzüge herauslugen.
Zur Blütezeit des Rapses prägen die leuchtend gelben Felder mit ihrem großartigen Kontrast zum strahlend blauen Himmel die Ottensteiner Hochebene. Seit 2005 wird alljährlich während des Rapsblütenfests eine Rapsblütenkönigin gewählt. In der Ölmühle in Ottenstein wird diese regionale Spezialität zur Gewinnung von Kraftstoff und Speiseöl verarbeitet und kann vor Ort auch erworben werden. Die Ottensteiner Ölmühle bietet ihre Produkte auch in der Regionalmarke „Echt!“ an.
Aussicht ohne turm Das erste Stück des Wanderweges ist eigentlich wie ein einziger Aussichtsturm. Hier kommen Kindheitserinnerung hoch: Die Wiesen sind so steil, dass man sich wünscht, sich dort herunterkugeln zu lassen, um danach mit einem mulmig-berauschten Gefühl im Bauch wieder hoch zu rennen und wieder und wieder zu kugeln, bis man sich vor Erschöpfung ins Gras fallen lässt und den hoch oben kreisenden Rotmilanen zuschaut. Weiterwandern ist jedoch auch eine gute Alternative, denn es scheint, als würdet ihr – wie der Rotmilan – über die Landschaft hinwegfliegen und alles von oben betrachten. Nach einer Weile bergab wandern steht am Heckensaum bald schon die erste Bank, von wo ihr auf die
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OTTENSTEIN / LICHTENHAGEN
Auf die Hochebene
umliegenden Höhen und Täler blickt. Der schöne Grasweg führt nun steil Die Anfahrt zur Feldläufer-Tour auf die Ottensteiner Hochebene ist für sich alleine nach Lüntorf hinunter. Wunderschön schon ein kleines Abenteuer. Egal, von anzuschauen sind die wellenförmigen wo ihr kommt, ihr merkt schnell, dass das Modellierungen in den Hügeln. Wenn Plateau immerhin über 200 höher Meter der Wind über Gras und Getreide weht, liegt als die umgebende Landschaft. Kurve sieht die Landschaft aus wie ein großes um Kurve schraubt ihr euch hoch – von wogendes Meer. Eingestreute Hecken Bevörde aus sind es 13 wirklich enge Serpentinen. Einzigartig ist der Blick zurück in mit weit ausladenden Einzelbäumen das Wesertal. begleiten euren abwechslungsreichen Auf der Hochebene angekommen, künden Weg — von den ehemals hier grasen- schon die Windräder davon, was euch hier den Nutztieren zeugen leider nur noch fast immer erwartet: Frische Höhenluft mit die Holzpfosten als Zaunrelikte einer einem Wind, der euch häufig scharf um die jahrhundertelangen kleinbäuerlich ge- Ohren pfeift. Daher solltet ihr auf jeden Fall eine schützende Windjacke im Rucknutzten Landschaft. sack haben. Der Weg durch Lüntorf ist kurz. In einer sehr unübersichtlichen Kurve durchquert ihr die Durchfahrtsstraße, um dann wieder in der freien Feldmark auf sehr ruhigen Wirtschaftswegen fern-
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FELDLÄUFER
An der Jägerquelle
ab von großen Straßen die weiten Blicke in die Ferne zu genießen. Schnell erreicht ihr wieder ein wirklich schönes Wegstück: Hier trefft ihr auch auf den Weserbergland Weg XW, dem ihr eine Weile entlang bunter Heckenfeldgehölze bis an den Waldrand folgt. Euch öffnen sich tolle Blicke in das steil abfallende Waldtal. Das flache Licht der (Frühlings-) Sonne taucht die hellen Buchenstämme in einen goldenen Schimmer und lässt den Waldrand von innen heraus leuchten. Im Sommer bietet der geschlossene Buchenwald Schutz, und ob Frühling, Sommer oder Herbst: Der Wind scheint verschwunden. Der dichte Bestand empfängt euch mit einer angenehmen Geborgenheit sowie Schatten und frischer Kühle im Sommer.
Abstecher zur Jägerquelle Bald erwartet euch ein besonderer Platz, den man so nicht erwartet hätte: eine gemütliche kleine Jagdhütte nebst Bächlein und Quelle zur Frischwasserversorgung — hier hat man es sich richtig nett gemacht. Die Infotafel klärt darüber auf, dass hier einst der Schießstand des örtlichen Schützenvereins betrieben wurde. Jetzt beginnt ein völlig unterschiedlicher Charakter der Wanderung: Statt weiter Blicke in offene Landschaften, geht es durch einen schier undurchdringlichen Waldbestand. Der Pfad ist nicht nur steil, schmal und oft kaum zu erkennen, sondern bringt euch auch ganz ordentlich aus der Puste. Die glatten Buchenstämme ragen dicht neben euch und bis weit über euren Köpfen auf, wo sich das dichte Kronendach schließt. Von dort oben scheint es eigentümlich zu rauschen. Es ist der Wind, der über die
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OTTENSTEIN / LICHTENHAGEN Hochebene pustet und von den Kronen der Bäume ausgebremst wird. Unten spürt ihr nichts davon. Ein echtes Highlight ohne Schnick und Schnack ist dieses kurze Stück durch den Buchenwald. Auf einem bequemen Schotterweg geht es dann weniger steil weiter bergauf. Der Buchenwald lichtet auf und bietet faszinierende Durchblicke: Schier endlos bilden dort die glatten Buchenstämme eine hallenartige Waldlandschaft — die Bäume stehen dort so weit auseinander, dass sie der Bezeichnung „Hallenbuchenwald“ gerecht werden. ,Wo ist der Weg?‘ müsst ihr euch plötzlich fragen. Der Naturweg zwischen einem ungewöhnlich vielfältigen Mischwald aus Bergahorn, Lärche, Esche, Buche, Eiche und anderen Baumarten ist besonders im Sommer recht dicht mit Krautvegetation bewachsen.
Skulpturen und mehr Ihr seid schon fast wieder auf der Hochebene angelangt, von dort scheint die Sonne mit hellen Strahlen in den bunten Wald hinein. Einsam erscheint es hier. Der Flair des Wanderweges auf diesem Abschnitt besteht darin, dass die Wälder sehr abwechslungsreich sind. Das kurze Stück Asphalt wird mit Ruhe und einem leicht anachronistisch anmutenden „Wald-Erlebnis-Ort“, der auf einigen Internet-Wander-Plattformen als Highlight angekündigt ist, entschädigt. Einige Installationen haben einen gewissen Liebreiz, strotzen aber nicht vor Aktualität, um es großzügig auszudrücken. Es ist ein wirklich schöner Platz, um eine Pause zu machen und ihr trefft auf eine wohl bekannte Patina, von der hier in der Ge-
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FELDLÄUFER gend viele Rastplätze angehaucht sind. Der „Skulpturengarten“ ist ebenfalls in die Jahre gekommen – einzig das Eichhörnchen ist noch ganz gut zu erkennen. Eine nette kleine Abwechslung am Wegesrand.
Abwechslungsreiche Wälder – weite Blicke
Infotafel mit Durchblick
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Vom Schotterweg geht’s wieder auf weiche sanfte Waldwege, und auch, wenn ihr sie noch nicht sehen könnt, spürt ihr die Rauheit der Hochebene. Knorrige alte Eichen stehen dicht an dicht mit vielen anderen Baumarten. Die hier wachsenden Mischwälder mit viel Totholz sind ökologisch sehr hochwertig und abwechslungsreich. Der Sonne bietet ihr Astwerk viel Raum für Lichtspiele. Auch der Blick auf den Blätterteppich des Erdbodens verrät es euch: hier sind viele Baumarten zu Hause.
OTTENSTEIN / LICHTENHAGEN
Wieder ist ein wenig Vorsicht beim Überqueren der Straße angesagt: nicht allzuviel Verkehr, aber unübersichtlich. Euren Wegweiser müsst ihr suchen: Gegenüber der Straßenabbiegung, ein kleines Stück links durch die Kurve hinunter, geht es weiter. Den Sonnenuntergang vor Augen, die am Horizont aufragenden Windräder im Blick und dem Köterberg vermeintlich ganz nahe, führt der Weg entlang des Waldrandes quer über die Wiese, der meist vorherrschende Westwind pfeift euch um die Ohren — das Hochplateau hat euch zurück. Übrigens: Die Wiesen hier oben sind meist nass, gutes Schuhwerk hilft. Der starke Wind zerzaust euch das Haar: am Ende der Wanderung spürt ihr wieder, warum hier so viele Windkrafträder herumstehen — durch die Weite der offenen Landschaft hindurch, habt ihr jedoch bald wieder das schützende Dorf und den Parkplatz erreicht.
Abendstimmung auf der Hochebene
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ZWEITÜRMETOUR
ZweiTürmeTour BW2
12 km 495 Höhenmeter ca. 4,5 Stunden Anspruch: mittel Start: Parkplatz Buchhagen ÖPNV: Buslinien VSN 523, 526 Buchhagen Lenne-Freizeitweg Beste Zeit: ganzjährig
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en Wanderparkplatz findet ihr am Rande der Lenneaue in der von Wiesen und Weiden geprägten Feldmark. Den Fahrweg kurz wieder hinauf, geht’s ein kleines Stück durch‘s Dorf. Über einen von Efeu überwucherten, verwunschenen Pfad verlasst ihr schnell die Straße. Taubenhaus und Zehntscheune des alten Gutes Buchhagen, das ihr alsbald durchquert, erzählen Geschichten von vergangenen Zeiten.
Richtung Königszinne Euer erstes Etappenziel heißt zunächst einmal Königszinne. Um diese zu erreichen, müsst ihr vom Lennetal 200
200 m 150 m 100 m 0,0 km
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BODENWERDER
Von der Aue in die Höhe
Blick vom Bismarckturm
Diese Tour ist nichts für kniekranke Wanderer. Es geht mächtig bergauf und bergab. Wer genau hinschaut, kann einiges über die Kulturgeschichte der Landschaft lernen. Und natürlich bestechen die beiden von euch zu erklimmenden Aussichtstürme mit umwerfenden Ausblicken. Aber irgendwie ist ja immer auch der Weg das Ziel und die Wege sind in diesem Fall einfach phänomenal. Ihr solltet nicht nur eure Wanderstöcke dabei haben, sondern auch ausreichend Zeit, um z.B. mit einem guten Fernglas einen Specht zu entdecken. Was ihr auf keinen Fall vergessen dürft: eine satte Extraportion Luft zu tanken, für die sehr steilen Aufstiege. Höhenmeter überwinden, und das auf einer relativ kurzen Strecke von zwei Kilometern. Mächtige alte Kirschbäume säumen den Wegesrand. Zur Sommerzeit sitzen sie voll mit süßen Früchten. Dazwischen altehrwürdige Eichen — skurril wirkende Begleiter. Der schmale Saum erlaubt fantastische Blicke in die Landschaft und bald auf das heiliges Dreifaltigkeitskloster.
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ZWEITÜRMETOUR
Das Leben als Mönch Nicht wenige von uns möchten gerne mal das Leben eines Mönches kennenlernen. Nichts anderes zu tun als Gebet, Arbeit und das Lesen in der Bibel? Die Zweitürmetour führt an einem Kloster vorbei, welches gezielt an dieser Stelle erbaut wurde. Die Wanderung bietet euch in weiten Teilen Rückzug und Abgeschiedenheit, doch nur wenige hundert Meter weiter begegnet ihr Kulturgeschichte und Promenade.
Deutsches orthodoxes Dreifaltigkeitskloster: In den 1990er Jahren wurden Mönche (Altvater Johannes) auf der Suche nach einem meditativen Rückzugsort oberhalb von Buchhagen fündig. Geradezu traumhaft ist die abgeschiedene Lage des „Deutschen Orthodoxen Heiligen Dreifaltigkeitsklosters“ am Vogler über dem Tal der Lenne. Das Kloster ist Stammsitz der ersten deutschen orthodoxen Mönchsgemeinschaft. Es ist ein Ort, in dem die Mönche neben dem Gebet, Gottesdienst und Gesang dem biologischen Gartenbau sowie künstlerischen und anderen Tätigkeiten nachgehen.
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steil bergauf — Stille genießen Abgeschieden steht der Neubau im Stil der in dieser Gegend von Sandstein geprägten Architektur am Fuß des Voglers. Kontemplation und Meditation sollten hier möglich sein. Auch auf dem Wanderweg könnt ihr zur Ruhe kommen, abschalten und einfach entspannen. Und dabei der wechselvollen Geschichte der Landschaft und der großartigen Natur mit Umsicht und allen Sinnen begegnen. Die 1,6 km bis zur Königszinne haben es in sich. Stetig schlängelt sich der Weg hinauf. Phantastische Naturgraswege führen euch durch schöne Wälder. Die Buchen sind teilweise recht alt. Viele sind den Stürmen der letzten Jahre zum Opfer gefallen — eine gute Gelegenheit, eine Pause zu machen oder viel Spaß beim Überklettern eines Stammes zu haben. Die letzten Meter bis zur Königszinne auf dem Kammweg — schon bald taucht dieser eigentümliche Bau mitten im Wald auf.
BODENWERDER
Unbedingt einen Stopp machen! Die Königszinne ist eine Wucht. Hoch oben auf der Kuppe des Steilhanges der Weser gelegen, thront sie. Eingebettet in die Geschlossenheit der Eichenwälder genießt ihr eine atemberaubende Aussicht auf das kleine Städtchen Bodenwerder, auf das Wesertal und weit darüber hinaus. Zudem ist der kleine burgähnliche Sandsteinbau ein kleiner Abenteuerspielplatz. Der über die Steine rankende Efeu und der von Moosen und Flechten überzogene, grün angelaufene Sandstein geben dem Ort etwas geheimnisvolles. Das ganze Areal zu erkunden, mitsamt Treppen und Torbogen, macht Spaß und ist zu empfehlen.
Steil hinab im Spechtwald
Keine alte Burg Die Anlage der Königszinne ist zum 50. Jubliläum der Völkerschlacht 1863 zu Ehren des damaligen hannoverschen Königs Georg V. im historisierenden Stil einer mittelalterlichen Burganlage errichtet worden. Die Lage auf dem steilen Berg oberhalb Bodenwerders hätte einer Burg zur Ehre gereicht, doch Ritter Bodo hat sich um 1340 anders entschieden und baute die Siedlung auf einer Weserinsel zu einer befestigten Stadt aus – daraus resultiert auch der Stadtname Bodenwerder – Bodos Werder (Insel).
Am südexponierten Hang geht es im Zickzack hinunter nach Bodenwerder. Wildnis? Ein Naturwald? Auf jeden Fall ein echter Spechtwald. Viele knorrige alte Bäume findet ihr hier. Sie wimmeln von morschen Ästen und Höhlen. Auch die hier wachsenden jungen Bäume haben es nicht leicht und müssen sich auf den dünnen Gesteinsschichten festkrallen. Trockenheit und Hitze bestimmen diesen Standort. Vor allem im Frühjahr ist das eindringliche Trommeln der Spechte zu hören. Traumhaft schön, traumhaft steil: Ihr könnt euch freuen, wenn ihr Wanderstöcke dabei habt. Der Pfad über Stock und Stein mit Stolperwurzeln und Stolpergestein fordert euren Knien einiges ab.
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