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Stahlbauheute 3/2021
Nachruf
Trauer um Jörg Schlaich
Zum Tod eines wahrlich herausragenden Bauingenieurs
Jörg Schlaich (17.10.1934–04.09.2021) © Amin Akthar
Wer sich für das Bauen generell oder eben den Brückenbau im Speziellen interessiert, weiß natürlich, dass Jörg Schlaich vor Kurzem verstorben ist. Wie gedenkt man aber eines Mannes, über den inzwischen (wohl) schon alles gesagt und geschrieben worden ist – und dessen Leben und Werk in unserer Zeitschrift bereits vor sieben Jahren in, wie wir hoffen, angemessener Form gewürdigt worden sind? Nach reiflicher Überlegung haben wir uns nun entschlossen, diesem Vorbild für Generationen von Bauingenieuren unsere Ehrerbietung zu erweisen, indem wir keinen neuen Text verfassen, also nicht versuchen, den Inhalt der damaligen Veröffentlichung zu übertreffen oder umzugewichten, was ohnehin kaum möglich wäre. Stattdessen sollen die ehedem formulierten Zeilen, aktualisiert und um zwei, drei Sätze erweitert, hier nochmals in Erinnerung gerufen werden, waren und bleiben sie doch Ausdruck unserer unveränderlich großen Wertschätzung.
Anlässlich seines 80. Geburtstages am 17. Oktober 2014 ist Prof. Dr.-Ing. Drs. h. c. Jörg Schlaich in diversen Fachartikeln sowie Beiträgen in der Tagespresse für sein umfangreiches Werk und ausgeprägtes Engagement gerühmt worden: Schlaich, der kreative Ingenieur, Schlaich, der politisch-kritische und verantwortliche Denker, und Schlaich, der ebenso fördernde wie fordernde Lehrer, dies waren und sind die Facetten, die seine Person ausmachen. Dennoch gilt es einige »ergänzende« Aspekte zu vertiefen. Was in dem Zusammenhang als Erstes zur Sprache kommen soll, sind seine teamorientierte Arbeitsweise, die Konsequenz, mit der er für die von ihm als richtig erachteten Lösungen kämpfte, sowie seine Fairness. Selbst wenn er unverblümt und direkt unliebsame Wahrheiten thematisierte, ging es ihm jederzeit um die Sache, nicht um die Person. So hat er auch, speziell bei der Entgegennahme von Ehrungen und Auszeichnungen, stets verdeutlicht, dass das 1980 gegründete Büro Schlaich Bergermann und Partner heißt und dass die Erfolge, die in der Öffentlichkeit meist ihm allein zugeschrieben wurden, ein Resultat gerade dieser Partnerschaft mit Rudolf Bergermann (und später weiteren Geschäftsführern) seien.