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Vinschgerwind 12-21
10.06.21
Lodernde Berge, rote Strommasten
Vinschgau/Südtirol - Vor 225 Jahren sind die Tiroler Landstände erstmals eine Verbindung in Form eines Gelöbnisses mit dem Herzen Jesu eingegangen. Die Franzosen standen damals, 1796, mit Truppen vor den Toren Tirols - und die Tiroler waren auf einen Krieg nicht vorbereitet. „Feuernacht“, die Anschläge auf die Strommasten vor 60 Jahren. Zwei denkwürdige Jahrtage. von Erwin Bernhart
W
enn am kommenden Herz-JesuSonntag am Abend die Berge in Flammen stehen, dann ist das weit mehr als eine Touristenattraktion. Jährlich wird mit den weithin sichtbaren Feuern auf Bergrücken und Bergflanken am 3. Sonntag nach Pfingsten Geschichte sichtbar. Die Tiroler Landstände nahmen am 1. Juni 1796 den Vorschlag, man möge das Land Tirol dem Herzen Jesu weihen, an. Die Tiroler hatten Knieschlottern, denn die Franzosen standen vor den Toren des Landes. „Trotz der schnell und weitgehend improvisiert getroffenen Verteidigungsmaßnahmen wusste der engere Ausschuss über seine schlechten Erfolgschancen Bescheid. Da auf weltlicher Ebene die Tiroler verloren schienen, flüchteten sie in die Religiösität“, schreibt David Atzwanger in seiner Diplomarbeit „Die Entwicklung des Herz-Jesu-Festes“. Auszüge davon sind in
der „Tiroler Schützenzeitung“ Nr. 3 vom Juni 2021 erschienen. Am 3. Juni 1796 wurde das Versprechen zum ersten Mal im Bozner Dom feierlich eingelöst, Innsbruck folgte am 24. September. Dieses Gelöbnis, diese Weihe ist heuer 225 Jahre her. Damals „Volk in Not“. Bei Spinges siegten die Tiroler 1787 gegen die Franzosen völlig unerwartet. In Tirol wurde daraufhin das Gelöbnis als „von Gott akzeptiert und angenommen“ interpretiert. Die Weihe eines Landes an eine Heiligenfigur oder allgemein in Richtung Religion ist zwar kein Tiroler Privileg. Denn im 17. Jahrhundert wurden in Europa ganze Königreiche der Mutter Gottes geweiht, auch die Habsburger stellten ihr Reich unter dem Schutz Mariens - eine marianisch geprägte Pietas Austriaca ging daraus hervor. Die Tiroler waren in jenen Zeiten auch auf der Maria-Welle, schwenkten aber um 1796 auf das Herz-Jesu um. Das ist geblieben.
Atzwanger schreibt: „Das Herz-Jesu-Fest gehört in Tirol seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert zu den zentralen öffentlichpolitischen Manifestationen, deren Anspruch weit über den religiösen Rahmen hinausreicht.“ Das Gelöbnis an das Herz Jesu ist im Laufe der Jahrzehnte, der Jahrhunderte geblieben, die Ausgestaltung hat sich allerdings - je nach Ereignis - gewandelt. Die Herz-Jesu-Feuer sind wohl eine Umdeutung von älteren Bräuchen zur Sonnwende. Andreas Hofer etwa hat das Bündnis vor der Bergiselschlacht 1809 erstmals erneuert. „In den darauffolgenden Jahrzehnten kam es in Tirol immer wieder in Verbindung mit Kriegsgefahren zu Erneuerungen des Herz-Jesu-Gelöbnisses. Dabei setzte sich ein Prozess in Bewegung, durch den das Herz-Jesu-Gelöbnis zum Herz-JesuBund und zum „Exklusivvertrag“ zwischen
„Auf zum Schwur“ - Herz-Jesu-Lied
Text: Pfarrer Josef Seeber 1896. Melodie: Ignaz Mitterer 1896.
1) Auf zum Schwur, Tiroler Land, heb zum Himmel Herz und Hand! Was die Väter einst gelobt, da der Kriegssturm sie umtobt, das geloben wir aufs neue, Jesu Herz, dir ewge Treue! Das geloben wir aufs neue, Jesu Herz dir ewge Treue.
2) Wundermächtig immerfort, warst du deines Volkes Hort, stets in Not und Kriegsgefahr, schirmtest du den roten Aar. Drum geloben wir aufs neue, Jesu Herz, dir ewge Treue!
3) Fest und stark zu unsrem Gott stehen wir trotz Hohn und Spott, fest am Glauben halten wir, unsres Landes schönster Zier. Drum geloben wir aufs neue, Jesu Herz, dir ewge Treue!