Zeitung Vinschgerwind 15-22 vom 28.07.2022 Bezirk Vinschgau Südtirol

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Vinschgerwind 15-22

Rom Info ins Tal Vor ca. 525 Tagen waren wir nach dem Fall der Regierung Conte II beim Ministerpräsident Draghi und haben ihm unsere Zusammenarbeit angeboten und ersucht, die Südtiroler Eigenheiten bestmöglichst zu berücksichtigen. „Vedremo“ war seine kurze Antwort. Mit der Leistung der Regierung Draghi können wir aus Südtiroler Sicht sehr zufrieden sein. Italien hätte ihn aber noch 6 – 8 Monate für eine geordnete Übergabe der Regierungsgeschäfte gebraucht. Der Abschied des Ministerpräsidenten am 20. Juli um Punkt 9.00 Uhr in der Abgeordnetenkammer war beeindruckend und gleichzeitig schockierend durch das „Pharisärertum“ bei vielen Kollegen, die beim Eintreffen und der Verabschiedung lange stehend applaudiert haben. „Alla luce del voto espresso ieri sera dal Senato chiedo di sospendere la seduta per recarmi dal Presidente della Repubblica, per comunicare le mie dimissioni. Grazie per l´applauso e per tutto il lavoro fatto in questo periodo”. Das waren Draghi´s Abschiedsworte. Danke Herr Ministerpräsident, auch meinerseits. Jetzt hilft kein Jammern mehr, der Blick muss nach vorne gerichtet werden. Meine Partei muss die Reihen schließen und Einigkeit leben und demonstrieren, um auch in Zukunft mit einer einzigen Stimme in Rom auftreten zu können. Dann wird auch eine Mitte-Rechtsregierung mit den „Fratelli d´Italia“ zu überleben sein. Die Trentiner Leghisti sind auf jeden Fall für unsere Autonomie eine Garantie. Das haben diese in den vergangenen Jahren ausreichend bewiesen. Selbstverständlich müssen wir die Trentiner „ordentlich pflegen“ und den Schulterschluss mit ihnen suchen. In der Senatsdebatte zur Vertrauensabstimmung hat mich die Rede von Ex Ministerpräsident Renzi am meisten beeindruckt. https://www.rainews.it/video/2022/07/senato-renzi-4efbab6d-8bff-48f2-907db980aca78228.html Es sei unverständlich, dass die Müllverbrennungsanlage für das im Müll erstickende Rom zu einer solchen Auseinandersetzung geführt habe, und es sei unverständlich, dass man die im Herbst anstehenden Verhandlungen zum Stabilitätspakt in der EU ohne Draghi führen wolle. Nichts werde mehr wie früher sein („nulla sarà come prima“). Politische Erdbeben stehen an. Renzi hat dafür den Riecher.

Internationales Sportforum in Mals In Mals findet vom 23. bis 29. Juli 2022 das 8. Sportforum statt. Bei diesem internationalen Sportevent werden sich Sportlehrpersonen, Grundschullehrer:innen für Sport und Bewegung, pädagogische Fachkräfte, Trainer:innen, Fachleute und Interessierte aus aller Welt über die neuesten Sport-Trends informieren. Über 50 internationale Expertinnen und Experten aus 13 Nationen werden in den Themenbereichen Sport, Bewegungs- und Gesundheitsförderung wichtige Inputs für zeitgemäßen Sportunterricht geben.

Droht das Aus?

Stilfserjoch. Der Betreiber des Ortlerhauses „Baita Ortler“ im Gletscherskigebiet am Stilfserjoch, Karlheinz Tschenett, blickt in eine ungewisse Zukunft. Er kämpft derzeit nicht nur um die Aufrechterhaltung seines Ski-Betriebes, sondern auch um die Verlängerung der Benützungskonzession für die Gletscherpiste. Mit der Konzession steht oder fällt sein Betrieb.

Karlheinz Tschenett kämpft um das Überleben seines Skibetriebes am Stilfserjoch Gletscher von Magdalena Dietl Sapelza

W

enn ich keine Verlängerung der Konzession für meine Pisten bekomme, schließe ich das Hotel“, erklärt Karlheinz Tschenett unmissverständlich. „Dann haben sie es endlich geschafft, den letzten „crucco“ auf dem Stilfserjoch loszuwerden.“ Seit der Übernahme der Aktienmehrheit in der Seilbahngesellschaft SIFAS im Jahr 2000 durch den Hotelier Umberto Capitani herrscht dicke Luft. Capitani hat kürzlich seinen Skibetrieb eingestellt. Tschenett möchte weitermachen. „Meine Pisten werden gut gewartet und schauen nicht aus wie ein Saustall, so wie die neben mir“, wettert er. In den 1960er Jahren hatte die Familie Tschenett mit der „Baita“ einen Grundpfeiler für den Aufbau des Skigebietes gesetzt. Der Sommerskilauf boomte lange Zeit. Mitlerweile trainieren dort nur noch Skinationalmannschaften und deren Skiasse. „Die Wertschöpfung ist da, und ich bin ein guter Steuerzahler“, betont Tschenett. Nachdem Capitani im Jahr 2000 dem Hotelier Arthur

Gfrei die SIFAS Anteile abgekauft hatte, wurde es für Tschnett ungemütlich. „Es hat ein Kampf begonnen mit Druck auf die Gäste, denen vermittelt wurde, wo sie zu logieren hätten, wenn sie nicht das Nachsehen bei der Pistenbenutzung haben wollten“, erklärt er. Bei der Neuausschreibung der Konzession 2012 erhielt Tschenett dann nach Prüfung aller rechtlichen Voraussetzungen von LH Luis Durnwalder die Konzession für einen Teil des Gletschers. Zuvor hatte die SIFAS freiwillig auf einen Teil der Gletscherfläche verzichtet. Tschenetts Konzession müsste nun verlängert werden. Denn das Überleben seines Hotels und der Arbeitsplatz seiner Mitarbeiter:innen hängen davon ab. Es ist auch ein Kampf um die Sommertrainingsmöglichkeiten für die weltbesten Rennstars, für den Skinachwuchs im Landeskader, für Südtiroler Skiklubs usw., die er in der „Baita“ betreut. Tschenett hat bereits öfters bei den zuständigen Landespolitikern vorgesprochen. Bislang ist es bei reinen Lippenbekenntnissen geblieben. Doch Tschenett will nicht aufgeben und hofft, dass er nicht schließen muss.

Foto: Magdalena Dietl Sapelza

von Albrecht Plangger

28.07.22


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