VISAVIS Economy 06/2009 - Nachhaltigkeit

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www.visavis.de • Ausgabe 6/2009

ECONOMY Altersvorsorge Betriebsrente als sichere Geldanlage.

Krankenversicherung Steuerliche Vorteile ab dem neuem Jahr.

Outsourcing Kosten senken und Produktivität steigern.

GUT GEHANDELT Eine nachhaltige Entwicklung zählt nicht nur zu den ökologischen Herausforderungen unserer Zeit. Sie ist Leitbild zukunftsgewandter Unternehmen.


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Herausforderungen der Zeit verantwortung Heute sind nachhaltige Strategien in allen Unternehmensbereichen gefragt. achhaltigkeit ist mehr als eine hoh­ le Marketingphrase. Eine öko­lo­gisch, ökonomisch und sozial ausgewoge­ ne, zukunftsfähige Entwicklung ge­ hört zu den großen Herausforderungen unserer Zeit und erzeugt klare Wettbewerbsvorteile für Unternehmer. In der Titelreportage stellt Brigit­ te Freitag fest: Führungskräfte müssen sich heu­ te an ihren nachhaltigen Unternehmensentschei­ dungen messen lassen. Dabei zeigt sich: Bil­ dung ist eine Schlüsselkompetenz. Privatschulen nehmen eine wertvolle Hilfe­ stellung ein. Und sie sind weiter auf dem Vor­ marsch. Wie aus dem Artikel von Christoph Berger hervorgeht, profitieren private Schulen nicht zuletzt von der Unsicherheit vieler Eltern in unsicheren Zeiten. Mut macht eine Branche, die oft als Zukunftsbranche schlechthin ange­ sehen wird – die Biotechnologie. Karlton Wei­ de zeigt in seiner Reportage auf, dass Biotech auch in der Krise der ideale Nährboden für aus­

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sichtsreiche Investments ist. Gerade in wirt­ schaftlich turbulenten Tagen sind Strategien zur Kostensenkung und Produktivitätssteigerung ge­fragt. Mittels Outsourcing können Unterneh­ men diese Ziele erreichen, wie Hadi Stiel be­ richtet: Wer Dienstleistungen auslagert, schafft Freiräume, kann sich auf seine Kernkompeten­ zen konzentrieren, stärkt die eigene Innovati­ onskraft – und senkt die Kosten. Weitere Einsparmöglichkeiten zeigt die Re­ portage zur betrieblichen Altersversorgung auf: Nicht zuletzt Mittelständler können mithilfe der bAV zusätzliche finanzielle Spielräume ge­ winnen. Die Krankenversicherung ist ein The­ ma, das erfahrungsgemäß vielen Lesern unter den Nägeln brennt: Wann lohnt sich der Wech­ sel zu einem Privatversicherer? Oder ist die ge­ setzliche Krankenversicherung womöglich doch die bessere Wahl? Sabine Olschner gibt mit ih­ rem Bericht einen wertvollen Ratgeber an die Hand. Ihre Redaktion

Inhalt

Zum Titelmotiv Das Motiv ist einer Karte von UNICEF entnommen. Es stellt dar, wie bereits die „Kleinsten“ unserer Gesellschaft lernen müssen, mit der Welt und der Verantwortung, die sie dafür haben, zu leben.

Magazin 2 Editorial, Wachstumsstarke Unternehmen in Bayern, Rudern im Wohnzimmer – das perfekte Fitnesstraining, Virtuelles Postgeheimnis auf den Weg gebracht, Ergonomisch hochwertige Sitzmöbel für eine verbesserte Gesundheit Biotechnologie 6 Die Biotechnologie-Branche zeigt sich unbeeindruckt von der Wirt­ schaftskrise. Der Umsatz nahm 2008 um neun Prozent auf mehr als zwei Milliarden Euro zu, wäh­ rend die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stabil blieben. Titelreportage 8 Der Nachhaltigkeitsgedanke hat längst die globale Wirtschaft erreicht. Manager erkennen heute zunehmend, dass Fachkompe-

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tenzen alleine nicht ausreichend sind, um ein Unternehmen erfolgreich zu leiten. Altersvorsorge 18 Die betrieb­liche Altersvorsorge erweist sich auch in Zeiten der unsicheren Geldanlage als zuverlässiges Mittel, den Lebensabend erfolgreich abzusichern. Krankenversicherung 22 Wählt man die private oder gesetzliche Krankenversicherung? Ab einem bestimmten Einkommen hat man die freie Wahl. Outsourcing 25 In Zeiten eines erhöhten Kos­ten­ drucks und mangelnden Ver­trau­ ens müssen Manager ihre Kosten senken und Vertrauen zu­ rückgewinnen. Out­sour­cing-Pro­ jekte können die Lösung sein.

Privatschulen 31 In Zeiten von Lehrermangel und Mobbing und angesichts über­ füll­ter Klassen sowie maroder Schul­gebäude erfreuen sich Pri­ vatschulen größter Beliebtheit.

impressum Ver­lag: visAvis Ver­lags GmbH; August­str­. 19-29, 53229 Bonn; Tel.: 02 28/ 3 07 94-0, Fax: 02 28/ 3 07 94-10, Vanity: 07000 / visavis, E-Mail: visavis@visavis.de, www.visavis.de; Chef­re­dak­­tion: Wolf­gang Hasel­ bau­­er; Schluss­re­dak­tion: Jens Voß; Re­­ dak­­tion: Cornelia Hornschild, Cornelia Ha­fermann, Martina Bartlett-Mattis, Laura Mendelssohn, Oliver Hammel, Reinhard Krab­be; Bild­ma­terial teilwei­se entnommen von photocase.com; pixelio.de; sxc.hu; istock­photo.com; Druck: Weiss-Druck GmbH & Co. KG, In­dus­trie­straße 7, 52156 Mon­­schau; Layout: Andreas Schnittker, Marcel Roh­land, Michael Döhring; Ge­­ schäfts­füh­rer: Bern­hard Ha­sel­bau­­er; Ver­ breitete Auf­la­ge: 135.000 Exem­plare. 130.000 Exem­­plare lie­gen der FI­NAN­CIAL TIMES Deutschland bei. ISSN: 0942-8615; Kon­zep­tion und Mar­k­e­­­ting: new­public communication KG, Bonn; newpub­lic.org


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Preisverleihung Der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (dritter von links) mit Preisträgern am 1. Juli 2009 in München.

„Bayerns Best 50“ Nachhaltigkeit Der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil würdigt in München die wachstumsstärksten Unternehmen des Freistaates. Mittelständische Unternehmen sollen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten positiv in die Zukunft schauen. Aus diesem Grund hat das Baye­rische Staatsministerium für Wirtschaft, In­ frastruktur, Verkehr und Technologie die fünfzig dynamischsten und wachstumsstärksten Un­ter­ nehmen des Bundeslandes geehrt: „In der aktu­ ellen wirtschaftlichen Lage sind mehr denn je Unternehmen gefragt, die mit Leistungswillen, vernünftiger Risikobereitschaft und unternehme­ rischer Voraussicht handeln“, so Zeil. Da­bei wird nicht zuletzt Wert auf ökonomische Nachhaltig­ keit gelegt. Seit 2002 findet die jährliche Preis­ verleihung statt, 2009 haben 200 Unternehmen

Ausgleichssport |

die Bewerbungskriterien erfüllt. Als un­ab­hän­gi­ ger Juror war die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young für die Ermittlung der Preisträger verantwortlich. Bei deren Auswahl wurde neben der Größe und dem Standort der Firmen beson­ derer Wert auf nachhaltige Unternehmenserfol­ ge gelegt. So sind sich „Bayerns best 50“ auch ihrer sozialen Verantwortung bewusst: in den ver­gangenen fünf Jahren haben sie sich als über­ durchschnittlich wachstumsstark er­wiesen und stei­gerten die Zahl ihrer Mitarbeiter. „Jeder weiß, dass der Schlüssel für lang­fristige Erfolge moti­ vierte und gut ausgebildete Mitarbeiter sind“, betont Zeil in seiner Rede zur Preisverleihung.

Rudern zuhause für kleines Geld

Rudern ist ein perfektes Training, um Kreislauf und körperliche Fitness zu verbessern und zu stär­ken. Rudern bildet die Muskulatur einheit­ lich und proportional. Rudern ist eine herausfor­ dernde Kombination von Kraft, Konzentration und Körperbeherrschung. Rudern ist gesund für Männer und Frauen, in jedem Alter, für Sport­ler und bisherige Nicht-Sportler. Die WaterRower GmbH in Nordhorn ist Hersteller von qualitativ hochwertigen Rudergeräten und Trainingsstatio­ nen für den Heimgebrauch und setzt dabei auf innovative Materialien und intelligente Ver­ triebssysteme. Schon seit 20 Jahren beschäftigt sich WaterRower mit dem Rudersport und den Möglichkeiten, das Rudern zuhause einzusetzen. Rudern ist ein Ganzkörper-Ausdauersport: Im­ merhin 84 Prozent der Muskelmasse werden da­ bei trainiert. Im Zeitvergleich zum Laufen oder Rad fahren werden mehr Kalorien verbrannt und somit in weniger Zeit größere körperliche Erfolge erzielt. Durch den selbst zu bestimmen­ den Wasserwiderstand (je härter man zieht, de­ sto größer ist der Widerstand) ist der WaterRower unbedenk­lich für Jedermann einzusetzen und hat zudem den Vorteil im Gebrauch sehr leise zu

sein. Durch einfaches Hochklappen nimmt das Gerät nicht mehr Platz in Anspruch als ein Kü­ chenstuhl und sieht dabei auch noch wie ein schönes Möbelstück aus. Der Leistungsmonitor kann an einen PC oder Laptop angeschlossen werden, um im Internet gegen andere WaterRo­ wer-Besitzer zu rudern, um eigene Daten zu analysieren, zu vergleichen und um Informatio­ nen auszutauschen. Für nur 9,98 Euro pro Woche kann das Gerät inklusive Leistungsmonitor auch gemietet wer­ den. www.waterrower.de oder telefonisch unter: +49 (0)5921/1798424

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Virtuelles Postgeheimnis kommt Die EU hat die Einführung eines neuen rechts­ verbindlichen E-Mail-Systems auf den Weg gebracht. In Deutschland trägt die neue Tech­ nik den Namen De-Mail. Sie soll es möglich machen, bald auch vertrauliche Daten online zu versenden. So finden wir in naher Zukunft wo­möglich sowohl die Arztrechnung als auch

Büromöbel |

Ergonomisch Seit der Gründung im Jahre 1976 hat sich die Köhl GmbH der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung ergonomisch hochwerti­ ger Sitzmöbel verschrieben. Mit seinem Produktprogramm will das Unter­neh­ men aus dem hessischen Rödermark einen Beitrag für perfektes Sitzen und somit für die Gesundheit leisten.

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den Strafzettel in unserem virtuellen Postfach. Die Deutsche Post passt ihr Angebot dem neu­ en Trend an. Der Bonner Konzern will sich die Abkehr vom Schrei­ben zu Nutze machen und arbeitet derzeit an der Entwicklung eines si­ cheren Datenversandsystems. Denn der elek­ tronische Brief der Post soll so sicher sein wie Briefe aus Papier. Hier liegt das einzige Manko: Die Kunden fürchten um das Postgeheimnis und bewerten elektronische Medien als ver­ gleichsweise unsicher. Laut einer repräsentativen Studie von Goer­gen Kom­munikation, Agen­tur für Research und Public Relations, ist für 78 Prozent der Befragten die klare Identität von Absendern und Empfängern der wichtigste As­ pekt bei den geplanten Bürgerportalen. Ist die Datensicherheit gegeben, steht dem neuen Zeit­alter nichts mehr im Wege. Eine De-Mail gilt als persönlich zugestellt und zur Kenntnis genommen, wenn der Empfänger die E-Mail geöffnet hat. Damit sollen jährlich 1,0 bis 1,5 Milliarden Euro gespart werden.

Sessel und Skulptur zugleich

Die Kunst, einen guten Sessel zu entwickeln, besteht nicht nur darin, den Körper ergonomisch optimal vor Belastung zu schützen, sondern ihn gleichzeitig in Bewegung zu halten, ohne dass der Mensch aktiv dabei mitwirkt. Artiso ist ein Lounge-Programm für alle Bereiche, in denen kom-

muniziert, gewartet oder entspannt wird. Schon beim ersten Hinschauen lässt sich erahnen, was sich beim Sitzen einstellen wird: Entspannung und Erholung. Ergonomisch optimiert ist das Design dieser komfortablen Kollektion der Köhl GmbH ein Sinnbild für das Ineinanderfließen von sanfter Bewegung zu entspanntem Sitzen. Artiso ist Sessel und Skulptur zugleich: außen geschwungen und einladend in der Form, innen charmant und weich. Die gemütlich gepolsterte Schale bietet eine Ruheinsel der Entspannung. Diese Sessel sind nicht nur bloße Sitzmöbel, sie strukturieren die Räume, in denen die Menschen sich aufhalten. Sie geben ihnen ein neues, spannungsreiches Erscheinungsbild, das immer wieder flexibel variiert wer-

den kann. Artiso-Lounge setzt als Einzelelement, freistehend im Raum oder als Gruppe konfiguriert, interessante und zugleich harmonische Akzente nicht nur in der Bürolandschaft. Von der Hotellerie über Bibliotheken bis hin zu privaten Wohnbereichen hat Artiso schon Einzug gehalten. Durch die Kombination von Sessel und Tisch entstehen Sitzgruppen, die den Menschen zum Verweilen einladen. Bequeme Fußkissen sorgen für zusätzliche Entspannung in diesen Wohlfühlsesseln. Die Serie und alle verwendeten Materialien tragen das LGA-Prüfsiegel „schadstoffgeprüft“. Die verwendeten Hölzer stammen aus heimischer Forstwirtschaft und sind FSC-zertifiziert. Weitere Informationen unter: www.koehl.com


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Mobilfunk |

Einheitliche Ladegeräte Zertifikate |

Welthandel verdoppelt

Laut Weltbank hat sich der weltweite Handel mit CO2Emissionsrechten verdoppelt. Waren es 2007 noch 63 Milli­ arden Dollar, sind es 2008 bereits 126 Milliarden Dollar. Davon entfiel ein beachtli­ cher Teil, insgesamt rund 74 Prozent, auf den Handel in der Europäischen Union. Hier wurde vor allem mit CO2-Zer­ tifikaten für Energieversorger und Industrieunternehmen gehandelt. In Zukunft soll es auch für Privatanleger mög­ lich sein, in diesen Markt

einzusteigen. Dabei ist aber Vorsicht geboten. Denn es gilt zu beachten, dass die Zertifikate stark von der Kon­ junktur abhängig sind. Über den weiteren Verlauf des Handels für den Klimaschutz entscheidet der Klimagipfel in Kopenhagen: Verpflichten sich die USA zu ambitionier­ ten Klimazielen, dürfte auch die EU ihre Kontingente ver­ knappen und so die Preise für Zertifikate in die Höhe treiben. Infos: www.bmu.de/ emissionshandel

Software |

> visAvis spricht mit Raimund Schlotmann, Geschäftsführer der Itella Information GmbH, über E-Invoice: www.visavis.de/ interviews > Die Verlagspublikationen online im FlashFormat zum Blättern und zum kostenlosen Download: www.visavis.de/ publikationen

Auf dem Mobilfunkmarkt tut sich etwas: Führende Handy­ hersteller haben sich auf ein­ heitliche Ladegerättypen geei­ nigt. Damit sind sie einer dro­ henden Regulierung durch die EU-Kommission zuvorgekom­ men. Bis zum Jahr 2012 wird die Mehrzahl der Handys mit einem standardisierten Netz­ teil ausgeliefert. Die freiwillige Vereinbarung wurde von App­ le, LG, Motorola, NEC, Nokia, Qualcomm, Samsung, Sony­ Ericsson, Texas Instruments und RIM unterzeichnet. Hof­ fentlich ein gutes Vorbild für weitere Equipments.

Das intelligente Haus

Die Gebäude der Zukunft sind intelligent, sagt man. Dass die Zukunft bereits in der Gegenwart liegt, zeigt der deutsche Hersteller Tobit.Software mit der modula­ ren Softwarelösung David.fx. Zum einen regelt sie effizient sämtliche Kommunikations­ prozesse in Gebäuden, zum anderen bringt sie ein großes Maß an Möglichkeiten mit, um die Gebäudesicherheit bei Privat- und Zweckbauten effektiv umzusetzen. David.fx übernimmt die Rol­ le des „zentralen Hirns“ sämtlicher Automationspro­ zesse und ermöglicht eine flexible Anpassung an indi­ viduelle Wünsche. Über Regelwerke lassen sich einfache Aktionen ausführen oder auch komplexe Situa­ tionen auswerten: So regis­ triert die Software über Be­ wegungsmelder, wenn nie­

mand anwesend ist und schaltet gewünschte Steck­ dosen ab. Auch eine Notifi­ kation bei vordefinierten Vorgängen per SMS oder E-Mail, etwa bei ungewöhn­ lichen Aktivitäten zur Nacht­ zeit, gehört zum Funktions­ umfang des Systems. Die Software regelt Licht, Klima und Heizung bedarfsgerecht und sorgt so für eine opti­ male Energieeffizienz. Auch die Anbindung von Videokameras ist möglich. Aufzeichnungen können auf Wunsch direkt aus David.fx heraus ausgeschnitten, wei­ tergeleitet oder archiviert werden. David.fx ist das Bin­ deglied für sämtliche Auto­ mationsprozesse und erspart dem Anwender so lästige In­ sellösungen. Weitere Informationen fin­ den Sie im Internet unter: www.tobit.com

Gebäudeautomation Von einer zentralen Oberfläche kann das Ge­ bäude mit David.fx überwacht und gesteuert werden. Die Software re­ gelt unter anderem Licht, Klima und Heizung und sorgt so für eine op­­­­ti­ male Energieeffizienz.

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Märkte

Biotechnologie

Krisenfest und innovativ

Zukunftsbranche Die Biotechnologie lässt Investoren aufhorchen: Die Branche trotzt der Krise und gilt als Schlüssel zur Bewältigung zahlreicher gesellschaftlicher Probleme.

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ährend die Wirtschaftskrise in vielen traditionellen Indus­trien Spuren hinterlässt, ist die Bio­ tech­nologie-Branche bislang verhältnismä­ ßig wenig betrof­fen: Nach Angaben des Bun­des­for­schungs­ministeriums und der Un­ter­neh­mens­be­ra­tung Ernst & Young ist der Um­­satz 2008 um neun Prozent auf mehr als zwei Milliarden Euro gewachsen. Die Ausgaben für Forschung und Ent­ wick­lung blieben weit­gehend stabil, mit einer leichten Zunahme um 1,1 Prozent auf nunmehr 1,06 Milliar­den Euro. Das stimmt mit der Erfahrung überein, dass sich der Gesundheitsmarkt in den letz­ ten Jahrzehnten immer als relativ krisen­ fest erwiesen hat. Zudem gilt die Bio­tech­ no­logie nach wie vor als Schlüs­sel­tech­ no­logie zur Bewältigung zahlreicher Pro­ ble­me: z. B. für eine Ressourcen sparende, umweltfreundlichere Produktion von Che­ mi­kalien und Grundstoffen (weiße Bio­ tech­nologie), für verbesserte Pflanzen zur Steigerung der Nahrungsmit­tel­pro­duk­tion und zur Energieversorgung (grüne BT) so­ wie für neue Medikamente zur Be­hand­lung chronischer und degenerativer Er­kran­kun­

gen, die angesichts der zunehmen­den Zahl von alten Menschen immer mehr nachge­ fragt werden (rote BT). Dennoch ist die Gefahr nicht gebannt: „Das Eigenkapital, die wichtigste Finan­ zierungsquelle der hauptsächlich kleine­ ren und mittleren Biotech-Unternehmen, droht zu versiegen,“ sagte Dr. Peter Hein­ rich, Vorstandssprecher der BIO Deutsch­ land e.V., des Branchenverbands der deut­ schen Biotechnologie-Industrie. Von Eigen­ kapital lebt etwa die Hälfte der deutschen Firmen, die Medikamente entwickeln und nicht an der Börse notiert sind. Diese Fir­ men müssen sich jetzt nach alternativen Finanzquellen umsehen, und dazu zäh­len zum Beispiel Auslizenzierungen von Pro­ duk­ten an oder Kooperationen mit Phar­ ma­un­ter­neh­men. Denn deren Bedarf an neuen, innovativen Medikamenten steigt seit einigen Jahren stetig an, da derzeit viele umsatzstarke Medikamente, so ge­ nann­te Block­buster, den Patentschutz ver­ lieren und da­mit als preiswerte Ge­ne­ri­ka auf den Markt drängen. Auch die Chemie-Industrie steht unter Druck, Kosten zu senken und zugleich im­

mer höhere Umweltschutzauflagen zu er­ füllen. Auch hier bietet die Biotechno­lo­ gie Lösungen: Die Produktion mittels Bio­ ka­talysatoren spart Kosten und ermög­ licht zugleich verbesserte Produkte, z. B. Waschmittel, die Schmutz und Flecken auch bei kaltem Wasser schonend entfernen. Langfristig orientierte Anleger können in dieser Situation durchaus Chancen wahr­ nehmen, meint Dr. Matthias Hallweger, Vorstand der HMW Emissionshaus AG. Er verweist auf die Family Offices der Fa­mi­ li­en Strüngmann und Hopp, die sich als agile Biotech-Investoren hervorgetan ha­ ben, aber auch auf die MIG AG, deren Fonds von Privatanlegern gespeist werden. Aus Sicht eines VC-Investors ergebe sich in­ des nicht nur ein aktuell günstiges Ein­ stiegs­szenario in Bio­tech­nologie-In­ves­ti­ tio­nen. Vielmehr stünde bei ent­sprechend positivem Verlauf ein Paket an finanzkräf­ tigen Exit-Kanälen zur Ver­fügung. Un­ terschiedliche Branchen, wie zum Beispiel die Pharma- und Chemie­in­dus­trie, seien an roter bzw. weißer Bio­tech­no­logie nicht nur in besonderem Maße interessiert – viele Unternehmen müssten mangels ei­ gener In­novationskraft diesen technolo­ gischen Fort­schritt einkaufen. Dafür sind die Voraussetzungen derzeit vor allem in Deutschland und Österreich hervorragend. Hallweger nennt exempla­ risch die Brain AG aus Zwingenberg, die seit 1993 Standards für die Anwendung bio­ technologischer Verfahren in der Chemie­ industrie gesetzt hat. Ein weiteres Beispiel ist die ebenfalls zum MIG-Portfolio gehö­ rige Firma Affiris aus Wien, die ihren Impf­ stoff gegen Alz­heimer kürzlich an das Phar­ma­un­ter­neh­men GlaxoSmith­Kline li­ zenziert hat und dabei einen der größten Lizenzverträge Europas abschließen konn­ te. Für VC-In­vestoren ist die Bio­tech­no­lo­ gie daher auch in der Krise der ideale Nähr­ boden für aussichtsreiche Investments. Karlton Weide

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Märkte

Biotechnologie

Gastbeitrag Dr. Matthias Hallweger Der Autor ist Vorstand der HMW Emissions­haus AG.

Werttreiber der Zukunft Investments Die Biotechnologie hat das Potenzial für eine neue industrielle Revolution made in Ger­many. Sie bietet Venture-Capital-Investoren einen idealen Nährboden.

Langfristig erfolgreiche Volkswirtschaften zeichnen sich durch einen stetigen kreativen Wandel aus. Die de­ mografische Entwicklung in den westlichen Industrie­ län­dern erleichtert die Prognose, welche Märkte künf­ tig sta­bil wachsen werden: Die Biotechnologie etwa ist ein In­dustriefeld mit revolutionärem Potenzial. Die LifeScience-Industrie wird in den kommenden Jahrzehnten mehr Menschen mit höhe­ren Ansprüchen an ihre L­e­ bens­­qualität und mehr Menschen mit Krank­hei­ten er­ leben, die heute noch nicht oder zumindest nicht ur­ sächlich heilbar sind. Der Drang der Menschheit zur Stei­ge­rung der eigenen Lebens­qualität endet nicht im unmittelbar eigenen gesundheitlichen Wohlbe­fin­den. Höhere An­forderungen an die Umwelt und deren Er­ halt führen zu überproportional steigenden An­sprü­ chen an die Bio­logisierung zahlreicher Vorgänge. Da­ mit ist Dynamik in die Märkte gegeben, auf die Bio­ tech­nologie und Um­welt­technologie treffen. Gerade in Deutsch­land und Österreich steckt enormes Po­ten­ zial in der Entwicklung neuer, tatsächlich innovativer Tech­no­lo­gien. Die mit Ab­stand meis­ten Patent­an­mel­ dungen Europas stammen aus diesen beiden Ländern – Indiz für hohe Innovationskraft. Die Grundvoraussetzungen insbesondere in Deutsch­ ­land und Österreich für äußerst potenzialträchtige In­ vest­ments in biotechnologische Unternehmen sind erst­ klassig. Allerdings haftet dem Thema „Investition in Bio­tech­nologie“ so manches Trauma aus Investitionen des ausgehenden zu­rückliegenden Jahrtausends an. Einige sogenannte „Bio­tech-Fonds“-Anbieter haben mit dem damals praktizierten Gieß­kannenprinzip er­ heblichen Misserfolg erlitten. Sie investierten in mög­ lichst viele Biotech-Unternehmen oder solche, die sich selbst als solche betrachteten. Die Auswirkungen der Finanzkrise hindern zudem aus einer rein monetären Res­sourc­en­knappheit heraus den einen oder anderen In­vestor an einem Markteintritt. In der jüngsten Zeit haben sich Family-Offices wie Strüngmann und Hopp als agile Bio­tech-Investoren in Deutschland ebenso hervorgetan wie die von Privatanlegern gespeisten MIG Fonds aus Mün­chen. Die Finanzierung dieser in­ dustriellen Revolution durch die Biotechnologie zeigt außergewöhnlich ho­hes Potenzial. Aus Sicht eines Ven­ture-Ca­pital-In­ves­tors ergibt sich allerdings nicht nur ein aktuell günstiges Ein­­stiegs­szenario in Bio­tech­ no­logie-In­vestitionen, viel­mehr ist bei entsprechend positivem Verlauf ein Bün­del an finanzstarken ExitKanälen gegeben. Unter­schied­liche Indus­trie­zwei­ge, wie insbesondere die Pharma- und Chemieindustrie, haben

an Ro­ter bzw. Weißer Bio­technologie nicht nur großes In­te­resse, sondern müssen mangels eigener Inno­va­ tions­kraft über Zukäufe diesen technologischen Fort­ schritt einkaufen. Rote wie Weiße Biotechnologie werden die Innova­ tions­schmieden des technologischen Wandels sein. Un­ ­­­ter­neh­men wie die Brain AG aus dem hessischen Zwin­­gen­berg setzen Standards in der Weißen Bio­tech­ nologie. Die Biolo­gi­sierung der chemischen Industrie war auch Grund­lage für die Verleihung des Deutschen Um­welt­prei­ses an den Grün­der und Chef des Hauses Brain, Dr. Holger Zinke, durch Bundespräsident Horst Köhler. Die Affiris AG aus Wien hat für ihren Impfstoff gegen Alzheimer einen der größten Li­zenzverträge der zurückliegenden Jah­re in Europa mit GlaxoSmithKline geschlossen. Anti­sense Pharma aus Regensburg hat mit ihrem Wirkstoff „Tra­be­dersen“ die Zu­lassungsstudie gegen bestimmte Gehirn­tu­mor­arten begonnen. Diese und andere Unternehmen ge­ben der Ent­wick­lung der Bio­tech­nologie exakt jene Kri­te­rien als prägende Ele­ mente, die die Volkswirtschaften in Österreich und Deutschland zu veritablem Wohlstand geführt haben: Erfin­­dungsreichtum mit Weitblick und nach­haltige, ak­ ­ribische Umsetzung der Idee hin zum Markt. Für Ven­ ture-Captial-Investoren ist dies der ideale Nähr­bo­den für aussichtsreiche Investments. www.alfred-wieder.ag

Autor Dr. Matthias Hallweger, Vorstand der HMW Emissionshaus AG.

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Titelthema

Nachhaltigkeit

„Die richtige Zeit für Investitionen“

investitionen Energieeffizienz ist ein wichtiger Hebel zur Kostensenkung. „Die Praxiserfahrung zeigt, dass auch kleine Schritte eine große Wirkung entfalten können“, erklärt Wilhelm von Haller.

Haben deutsche Unternehmer Zeit, mit­ ­­­­ten in der Krise über En­ergie­ef­fi­zienz­ maßnahmen nachzudenken? Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Um­feldes erkennen die Verant­wort­li­ch­ en zunehmend, dass eine höhere En­er­ gie­effizienz nicht nur ein wertvoller Bei­ trag zum Umweltschutz ist, sondern auch ein wichtiger Hebel, um Kosten zu sen­

INterview Wilhelm von Haller, Mitglied der Geschäftsleitung Firmenkunden Deutsch­land und des Management Committee Deutsch­land der Deutschen Bank, im Gespräch.

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ken – und so die Wett­bewerbsfähigkeit nach­haltig zu steigern. Es ist jetzt ge­ nau die richtige Zeit, mit Investitionen in effizientere Produktionsverfahren oder moderne Ge­­­bäudetechnik dem steigen­ den Kosten­druck frühzeitig zu begegnen. Wie hoch sind die Ausgaben dafür? Die Praxiserfahrung zeigt, dass beim The­ ma Energieeffizienz auch kleine Schrit­ te eine große Wirkung bringen können: Allein der Einsatz von moderner Be­leuch­ tung sowie besserer Pum­pen und Druck­ ­luftsysteme kann in ei­nem durchschnitt­ lichen mittelständisch­en Unter­neh­men die Stromkosten um mehr als 25 Pro­zent sen­ ken. Ein weiteres Beispiel ist der Um­bau der Dop­peltürme der Zentrale der Deut­ schen Bank in Frankfurt. Das ist die größ­ te Ge­bäudesanierung, die es im Mo­­ment in Eu­ropa gibt. Wenn die „green towers“ 2010 wie­­­der bezogen werden, sollen sich die durch den Ener­giebedarf des Ge­bäu­ des bedingten CO2-Emi­ssio­nen mehr als halbieren. Eine neue Ver­glasung, Wär­ me-Kälte-Kopplung und ei­­ne Anlage für solare Warm­was­ser­er­zeu­gung hel­­­fen, die Heizenergie um zwei Drittel zu ver­ ringern. Der W­ass­­­­­erverbrauch senkt sich um über 40 Pro­zent, der Strom­bedarf um mehr als die Hälfte. Besteht die Gefahr, dass Un­ternehmen teure Investitionen jetzt lieber auf­schie­ ben, weil Kredite schwerer zu bekom­ men sind? Die Deutsche Bank hat ihre Kredite an mittelständische Unternehmen in den vergangenen Monaten nicht reduziert, sondern ausgeweitet. Auch in Zukunft wird ausreichend Kapital für Zu­kunfts­ investitionen der Unternehmen zur Ver­ fügung stehen. Hinzu kommt eine gan­ ze Reihe von Förder­pro­gram­men der öffentlichen Hand, die Firmen für Um­ weltschutzmaßnahmen in An­spruch neh­­­men können. Aktuell stellt die KfW im Rahmen des Konjunkt­ur­pak­etes II er­ gänzende Förderungs­möglichkeiten für

Projekte zur Nutzung erneuerbarer Ener­ gien zur Verfügung. Hier kann die Haus­ bank wichtige Hil­festellungen bei der Beantragung geben. Von der zunehmenden Bereitschaft zum Umweltschutz im Unternehmen pro­ fitieren auch deutsche Anbieter von Umwelttechnik... ... und zwar in erheblichem Ausmaß. Deutschland ist in vielen Bereichen in­ zwischen weltweit führend. Deutsche Un­ ternehmen sind schon heute mit einem Anteil von zehn Prozent international hervorragend aufgestellt. Eine Schlüs­ selrolle übernimmt dabei der Ma­schi­ nen- und Anlagenbau – denn dieser liefert die entscheidenden Technologien für die Umwelttechnik- oder GreentechBranche, zu der auch die Energie­ef­fi­ zienz zählt. Eine Studie von Deut­sche Bank Research sieht den Ma­schi­nen­ bau ebenfalls als einen Hoff­nungsträger für die Zukunft nach dem Ölzeitalter. Die Deutsche Bank unterstützt Green­ tech-Unternehmen mit einem eigenen Expertenteam. Welche Idee steckt da­ hinter? Eine erfolgreiche Bank muss über spe­ zielle Expertise verfügen. Deshalb ha­ ben wir ein eigenes Expertenteam Green­ tech ein­gesetzt. Es besteht aus Leuten, die über große Erfahrungen in dem Seg­ ment ver­fügen und vorher über Jahre in verant­wortlicher Funktion in Unter­ neh­men oder Forschung tätig gewesen sind. Sie stehen mit Firmenvertretern in einem stetigen konstruktiven Dialog über Markt­umfeld, Produkte oder Tech­ nologien. So können sie nach außen wich­tige Be­ra­tungsleistungen bieten und gleich­zei­tig nach innen Know­-how ver­ mitteln, et­wa unserem Credit-Risk-Man­ ­­age­ment Wissen über die Ge­schäfts­mo­ delle der Unternehmen bieten. Das al­ les trägt dazu bei, Finanzierung und Ge­ schäfts­er­folg deutscher Anbieter lang­fris­ tig zu sichern. www.firmenkunden.db.com


Titelthema

Nachhaltigkeit

Durch Verantwortung zum Erfolg leitbild Nachhaltigkeit ist heute weit mehr als eine bloße Marketingstrategie. Sie verschafft Unternehmen Wettbewerbsvorteile, die Anlegern nachweislich höhere Renditen ermöglichen.

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ier Fehler, setzen – mangelhaft“, wer hat diesen Satz nicht schon einmal gehört, vielleicht sogar während der „ eigenen Schulzeit? Für Schü­ler früherer Gene­rationen war es wichtig, Fon­tane und Schiller fehlerfrei vorzutragen. Wer sich in von Ribbecks Birnengarten im Ha­vel­land gut auskannte, dem läutete die Glocke zu einer glänzenden Schul­lauf­bahn. So einfach struk­turiert hatte sich frü­her das Bildungs­ wesen auf die pure Ver­mittlung und das Abfragen von Wissen im Fron­tal­­unter­richt beschränkt. In den 1980er Jahren tauch­ ten erstmals die so ge­nannten Soft Skills auf. Schlagworte wie Eigen­ver­ant­wor­tung, Toleranz, Sprach­kom­pe­tenz und Teamfä­ higkeit sollten Be­stand­teile der Bil­dungs­ po­li­tik wer­den. Schüler ent­­wick­el­ten da­raus ein neues Selbst­be­wusst­­sein und zitierten Ein­stein als nachgewiesenen schlech­ten Schü­ler mit an­er­kann­­ten Ge­nie­ei­gen­­schaf­ ten. Pädagogen ta­ten sich schwer mit der Ver­mitt­lung sozialer Kom­pe­ten­zen, die zu­dem in ihrer Be­wer­tung nicht mit ei­­ nem Sys­tem zwischen „sehr gut bis ungenügend“ be­herrsch­bar wa­­ren. Mit Beginn des neu­en Jahr­tau­ sends zog dann der Be­griff der Nach­hal­tig­keit in deutsche Lehr­ pläne ein. Ur­sprüng­lich aus dem forst­­wirt­schaft­lichen Nach­hal­ tig­keitsgedanken entstanden, wur­de er zum Synonym für be­ sonders wertvoll und voraus­ schauend. Dabei be­schreibt das Konzept der Nach­hal­tig­keit vor­ rangig nur die Nut­zung eines regenerierbaren Systems, dessen wesentliche Ei­genschaften erhal­ ten bleiben und Bestand auf na­ tür­liche Weise nachwächst. In­­ zwischen ist der Nachhaltigkeits­ gedanke erwachsen ge­wor­den und hat seine forst­wirtschaftliche Kinderstube verlassen. Als Modell auf drei Säulen hat man ihm noch den Schutz der wirt­schaft­lichen Re­s­­sour­cen und die Verantwortung

für eine zukunftsfähige, le­bens­werte Ge­ sellschaft un­tergeordnet. Dien­te der ur­ sprüng­liche öko­logische Gedanke der Er­ haltung von Natur und Umwelt für die nachfolgende Generation, so müssen sich heute Führungskräfte an ihren nachhalti­ gen Un­ter­neh­mens­ent­schei­dungen mes­sen lassen. Spätestens hier holt die Entschei­ dungsträger ihre Schulbildung wieder ein. Lange Zeit forderten Unterneh­mer und Man­ager von ihren Mitarbeitern nur, was unmittelbar der Ökonomie und dem Ar­ beitsprozess diente. Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass neben den be­rufs­orien­tierten Fachkompeten­zen auch soziale Fähigkeiten er­forderlich sind, um die modernen Grund­­lagen einer nachhalti­ gen Wirtschaftsweise zu erfüllen. Mit die­ ser Entwicklung be­schäf­tigt sich der so­

ziale Leitgedanke als dritte Säule des Nach­haltigkeitsmodells. Schon heute müs­ sen wir uns dafür einsetzen, dass die Chan­ cen auf ein erfülltes Leben auf der Erde auch fair verteilt sind. Diese beiden Forde­run­ gen bilden den Kern einer in­ter­natio­nalen Bildungsinitiative der Ver­einten Nationen, die die Welt­dekade zur „Bildung für nach­ haltige Entwicklung“ ausge­rufen haben. Auf nationaler Ebene hat Bundespräsi­ dent Horst Köh­ler die Schirmherrschaft für die Umsetzung der UN-Dekade übernom­ men. Die Stadt Neumarkt i.d. Oberpfalz ist als bisher erste und einzige Stadt Deutsch­ lands zum zweiten Mal von der UNESCO als Stadt der Weltdekade ausgezeichnet wor­den. Neben einem Bün­del von Maß­ nahmen, wie der Aus­arbeitung eines Ener­ gienutzungs­planes oder dem 100­-DächerPlus-Pro­­gramm für Fotovoltaikanlagen, setzt man auch auf Weiterbildung zur ak­ tiven und verantwortungsbewussten Ge­ staltung der eigenen Zukunft. Nachhal­ tigkeit hat sich längst im Bewusst­sein der Menschen verankert. Wäh­rend aus ökologischer Perspektive zu­ nehmend ein globaler Ansatz ver­ folgt wird, denn ein Land allei­ ne kann keinen effektiven Kli­ maschutz garantieren, steht hin­ ­sichtlich der Wirt­schaft­lich­ keit und des so­zialen Gedan­ kens oft die na­tionale Entwick­ lung im Vordergrund. Im­mer mehr Be­rei­che ordnen sich frei­­willig dem Schutz­schirm der Nachhaltigkeit unter, sei­ en es der individu­elle Lebens­ stil, die Mobilität oder eine zu­ kunftsfähige Energieversorgung. Gerade die Energieeffizienz gilt als „Mut­ter aller Nach­ haltigkeitsgedanken“ und steht für mittelständische Unternehmen immer noch ganz oben auf ihrer Agen­ da. So wollen rund 40 Pro­ zent der mittelständischen

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Titelthema

Nachhaltigkeit

Futuristisch Visionäre Flugzeuge wie der ClaireLiner verbrauchen durch ihre besondere Tragflächenkonstruktion weniger Treibstoff.

Unternehmen in Deutsch­land noch in die­ sem Jahr in eine Steigerung der Energie­ effizienz investieren, ergab eine Umfrage der Deutschen Bank unter Finanzentschei­ dern. Im Fokus stehen dabei Investitionen in die Gebäudetechnik. Spielte noch vor wenigen Jahren ausschließlich der Preis der Energiebeschaffung eine Rolle, so arbei­ ten Ingenieure und Techniker heute ver­ stärkt an einer Optimierung des Energie­ verbrauchs. Private Verbraucher und ge­ werbliche Nut­zer fordern maßgeschnei­ derte Energieeffizienzkonzepte. Eine stei­

gende Zahl von Dienstleistern versorgt mitt­lerweile die Ver­braucher nicht nur mit Heizöl oder Erdgas, sondern liefert gleich ein komplettes Energiemanagement, das von der Auswahl der richtigen Heizanlage bis hin zur Finanzierung und der Berück­ sichtigung von Fördermitteln reicht. Mit welcher Geschwindigkeit auch Logistik­ transporte nach­haltig unterwegs sein kön­ nen, zeigen die gedanklichen Ansätze von Franz-Joseph Miller, Geschäftsführer des Speziallogistik-Dienstleisters time:mat­ters GmbH: „Die Nutzung umweltfreundlicher

Verkehrs­träger, insbesondere der Bahn, ist geeignet, um ökologische Nachhaltigkeit in besonderen Bereichen zu schaffen.“ Gemeint ist damit der Transport wichtiger Dokumente oder dringender Sen­dungen per ICE- und IC-/EC-Zügen. Ohnehin sind quer durch Deutschland ver­kehrende Per­ sonen­züge eine güns­tige und umweltscho­ nende Alternative zu Sonderfahrten und Flugzeug-Charter. Mit einer staufreien Rei­ segeschwindigkeit von bis zu 250 km/h bie­­tet sich hier eine innovative Lösung, den Klimaschutz zu unterstützen.

Advertorial

Value-Aktien weit vorne Unterbewertete Aktien mit überdurchschnittlichem Kurspotenzial

Wer in Aktien investieren möchte, für den ist der Wirtschaftsraum Europa nach wie vor die erste Wahl. Experten sind von der robusten Ertragskraft europäischer Unternehmen überzeugt und halten in Krisenzeiten gerade Value-Titel für eine vielversprechende Anlage. Auch in vergangenen Wirtschaftszyklen haben sich Value-Aktien nach einer Rezession besonders gut entwickelt. Mit dem europäischen Aktienfonds H&A Lux Equities – VALUE Invest können Investoren von der Performance der europäischen Aktienmärkte direkt profitieren. Ziel des Fonds ist es, unterbewertete Aktien mit überdurchschnittlichem Kurspotenzial zu identifizieren und dadurch eine vergleichsweise hohe Rendite zu erwirtschaften. Dies erreicht das Fondsmanagement durch einen zweistufigen Prozess: Nach einer Vorauswahl, die sich an quantitativen Kriterien orientiert, werden potenzielle Investitionsobjekte systematisch nach qualitativen Kriterien wie Management-Leistung oder Produkt­ innovationen analysiert. Die aus diesem

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Prozess resultierende Titelauswahl ist vielen Wettbewerbsprodukten überlegen: Im Fünf-Jahres-Vergleich bei Morningstar belegt der H&A Lux Equities – VALUE Invest in seiner Peergroup konstant einen Platz unter den zehn besten Publikumsfonds (Peergroup: Aktien Europa Standardwerte Value). Die Fondsmanager Nils Bartram und Gerold Granzeuer sind langjährige Mitarbeiter des Hauses Hauck & Aufhäuser. Vor ihrer Tätigkeit als Fondsmanager arbeiteten sie als Analysten im Research-Team. Ihre breit gefächerte Erfahrung war die Voraussetzung für die gute Performance des Fonds. Seit der Übernahme des Fonds durch Nils Bartram im Jahre 2003 weist der Fonds eine Performance von rund 60 Prozent auf. Sowohl Fonds als auch Fondsmanager erhielten von Rating-Agenturen gute Bewertungen und zahlreiche Auszeichnungen. Weitere Informationen hierzu finden Sie auch im Internet unter: www.haam.de

Wertentwicklung des Fonds 300

H&A Lux Equities VALUE Invest B

250 200 Benchmark (MSCI Europe Value)

150 0 ~~

31.5.2003

31.3.2006

31.5.2009

- Fondsname: H&A Lux Equities – VALUE Invest B; - Fondsberater: Hauck & Aufhäuser Asset Management GmbH; Verwaltungsgesellschaft: Hauck & Auf­­häuser Investment Gesellschaft S.A.; - WKN/ISIN: 921695 / LU0100177426; - Auflegung: 16.07.1999; - Fondsvolumen: 135,7 Mio. Euro (alle Anteilsklassen); - Ausgabeaufschlag: 5,00 %; - Verwaltungsvergütung: 1,5 % p.a.; - Depotbankvergütung: 0,08 % p.a.

Quelle: Hauck & Aufhäuser Asset Management GmbH; Wert­ent­ wicklung gemäß BVI-Methode. Ausgabeaufschlag unberücksichtigt.


Titelthema

Nachhaltigkeit

Solidität Erol Bilecen vom Basler Bankenhaus Sarasin setzt auf Nachhaltigkeitsfonds: „Die Anleger haben erkannt, dass sich die Grundprinzipien des Marktes nicht durch komplizierte Produkte außer Kraft setzen lassen.“

Längst hat der Nachhaltigkeitsgedanke den globalen Boden verlassen und ist auch in der Luft- und Raumfahrt ange­ kommen. Der Druck der Gesellschaft, die zunehmende Luftverschmutzung der Flug­ linien nicht mehr hinzunehmen und die erwartete Preissteigerung von Treibstoff lassen die Luft über den Fluggesellschaf­ ten dünner werden. Mit dem Technologie­ vorhaben Clean Air Engine (Claire) will MTU Aero Engines bis zum Jahr 2035 ei­ ne CO2-Reduzierung von bis zu 30 Prozent erreichen. Ingenieure arbeiten an schnell­ laufenden Nie­derdruckturbinen und neu­ artig entwickel­ten Getriebearten. Damit re­ a­giert die Bran­che auf den 2012 angekün­ digten Emissionshandel der Europäischen Union. Der CO2-Ausstoß der Airline be­ stimmt dann die Rendite im Flugverkehr. Ein futuristisches Projekt heißt Claire Li­ ner: Das neue Flugzeugmodell verfügt statt zweier einzelner Tragflächen über eine so­ genannte Boxwing-Konstruktion – ein gro­ßes Recht­eck, das die Flügel über dem Rumpf miteinander verbindet. Damit soll sich die Aero­­dynamik verbessern und der Energieverbrauch sinken. Für kaum eine Branche zeichnet sich soziale Verant­ wortung so mess­­bar aus, denn Öko­nomie und Ökologie treffen hier fast deckungs­ gleich aufeinander. Die notwendige Glaubwürdigkeit nach­ haltiger Produktlösungen steht und fällt allerdings mit der Umsetzung sozialer Ver­ antwortung für eine bestimmte Personen­ gruppe oder Sache. Darin sieht auch Ar­ beitgeberpräsident Dr. Dieter Hundt den Un­terschied zwischen Sponsoring und Cor­porate Social Responsibility (CSR). „CSR bietet den Unternehmen die Chance auf einen möglichen betriebswirtschaftli­ chen Nutzen, während Sponsoring als kom­­munikatives Marketinginstrument le­ diglich der Außenwirkung dient.“ Das im Zuge der derzeitigen Krise viele Unter­ nehmen auf existenzsichernde Maßnah­ men setzen und CSR-Strategien zeitweise aussetzen, findet bei Hundt kein Ver­

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Stärken erkennen

Potenziale entfalten

Ziele umsetzen

Die Macht des Wortes –

Beteiligen Sie sich beim Zienterra® Rhetorikpreis 2009 Wer gewinnt den Redewettbewerb 2009 zum Thema: „Jeder von uns trägt eine besondere Verantwortung für das Gelingen einer nachhaltigen Entwicklung“? 1. Schritt: Senden Sie Ihr Redeskript (max. 4000 Zeichen, inkl. Leerzeichen) bis zum 15.09.2009 an: rhetorikpreis2009@rhetorik-online.de Schicken Sie Ihre Kontaktdetails (Name, E-Mail, Adresse, Tel.) zusammen mit Ihrem Skript. 2. Schritt: Aus allen Einsendungen werden 5 Teilnehmer für den Redewettbewerb ausgewählt. 3. Schritt: Am 17. Oktober 2009 präsentieren diese 5 Teilnehmer ihre Rede vor der Zienterra® Jury im Bornheimer Studio und Landhaus.

Auszeichnung und Preise Die offizielle Ehrung der Redetalente und die Verleihung des Rhetorikpreises erfolgt direkt im Anschluss an den Wettkampf: 1. Sieger: Goldene Rhetorik-Nadel mit Urkunde sowie ein Seminargutschein für das 5-tägige „Rhetorik-Intensiv-Training“ im Wert von € 2.450,00 2. Sieger: Silberne Rhetorik-Nadel mit Urkunde sowie ein Seminargutschein für das 3-tägige Training „Moderation“ im Wert von € 1.490,00 3.-5. Platz: Alle rhetorischen Leistungen werden honoriert - mit je einem Seminargutschein im Wert von € 980,00!

Rhetorisch fit mit Zienterra®! Am Vormittag des 17. Oktober 2009 bietet Günter Zienterra allen Teilnehmern meisterliche rhetorische Unterstützung an: Die Wettbewerber können mit ihm noch einmal durch ihre Texte gehen und sich fit machen! Zienterra® GmbH | Geschäftsführerin: Gabriele Zienterra · Seminarleiter: Günter Zienterra Landhaus im Neuen Park Alfred-Rademacher-Str. 2 D-53332 Bornheim / Bonn Tel 0 22 22 / 9 11 70 Fax 0 22 22 / 6 18 26

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Titelthema

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit rentiert sich mehrfach

Kapitalanlage Sozial und ökologisch korrekte Fonds sind auf dem Vormarsch: Einer aktuellen Studie zufolge planen rund 50 Prozent der Investoren Anlagen in Socially Responsible Investments.

Nachhaltige Geldanlagen führten in Deutsch­­land lange ein Nischendasein. Neue Studien belegen jedoch: Sozial und ökologisch korrekte Fonds stehen vor dem Durchbruch. Ende 2008 lag nach An­ gaben des im Silicon Valley ansässigen Sustainable Business Institute das ver­ waltete Vermögen von 274 in Deutsch­ land, Österreich und der Schweiz vertrie­ benen nachhaltigen Investmentfonds noch bei lediglich 21 Mrd. Euro. Dass sich dies bald ändern könnte, belegt die Studie der skandinavischen Fonds­ge­sell­ schaft Bank­­invest und der Leuphana Uni­ versität Lü­ne­burg im Januar 2009, die 225 insti­tu­­tionelle Investoren zu Socially Respon­si­ble In­­vest­ments (SRI) befragt hat: Da­nach planen rund fünfzig Prozent der In­vestoren in den kommenden drei Jah­ren Investitionen in SRI-Anlagen. Dass sich nachhaltiges Denken und eine aussichtsreiche Performance nicht ausschließen müssen, beweist der Mitte 2000 aufgelegte Fonds ING (L) Invest Sus­tainable Growth von ING In­vest­ment Management, der globalen Invest­ment­ tochter der niederländischen ING Grup­ pe. „Im Rahmen der SRI-Strategie von ING Investment werden derzeit rund 1.800 überwiegend im MSCI World ver­

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tretene Unternehmen im Hinblick auf ihre Sozialverträglichkeit eingestuft“, er­ klärt Hendrik-Jan Boer, Fondsma­nager des ING Nachhaltigkeitsfonds. „Der Fonds wählt diejenigen Unternehmen aus, die die besten Ratings bezüglich der drei Faktoren Mensch, Umwelt und Gewinn aufweisen. Dieses ‚Best-in-Class‘-Ver­ fahren beinhaltet die Auswahl der bes­ ten Unternehmen, die neben finanziel­ len Kriterien auch messbare, unterneh­ menspolitische Zielsetzungen in sozialer und ökologischer Hinsicht erfüllen.“ Informationen über Unternehmen lie­ fern Researchdaten des externen Ana­ly­ se­­unternehmens Sustainable Invest­ment Research International. Auf Grundlage dieser Daten erfolgt eine Nach­haltig­ keits­prüfung, die Unternehmen mit der besten Geschäftstätigkeit in zwei Aus­ wahl­stufen weltweit herausfiltert. In ei­ nem ersten Auswahlprozess wer­den glo­ bale Sektoren nach ethischen Grund­sät­ ­zen überprüft, die in einer um­fang­rei­ chen Positivliste enthalten sind. Auf­ge­ ­führt sind hier Aspekte wie die Ein­hal­ tung von So­zial- und Um­welt­stan­dards, Schutz vor Diskri­mi­nierung von Min­der­ heiten und Fragen der Un­ter­neh­mens­ transparenz. Durch diese „Best-in-Class“-

Selektion der ersten Aus­­wahl­stufe fallen bereits 50 Prozent der insgesamt erfas­ sten Unternehmen weg. Die zwei­te Stu­fe reduziert diesen Be­stand abermals durch absolute Aus­schluss­kriterien wie Ta­bak, Alkohol, Porno­gra­fie, Glücks­spiel, Waffen, Kernenergie und Pelz­han­del. „Auf keines dieser Tätig­keits­­gebiete dür­ fen mehr als fünf Prozent des Um­sat­zes bzw. bei mehreren Ge­schäfts­fel­dern nicht mehr als zehn Prozent des Ge­ samtumsatzes entfallen“, sagt Boer. Allerdings räumt er Unternehmen mit derartigen Geschäftsbereichen Rehabili­ tie­­rungs­­möglichkeiten ein: „Sofern ein Unter­neh­men nachweisen kann, dass es die fragliche Ak­tivität in Kürze aufgeben wird, wird dies berücksichtigt.“ Boer glaubt, dass nachhaltigen Invest­ ment­­fonds eine große Zeit bevorsteht. Er sieht ein Wachstumspotenzial des SRIMarktes mit marktsegmentspezifischen Einschrän­kun­gen von jährlich et­wa 15 bis 20 Pro­zent. „Allerdings sollten Unter­ nehmen sich nicht nur auf einzel­ne SRIZiele fokussieren, um in SRI-Fonds wie den ING (L) Invest Sus­tainable Growth auf­genommen zu werden“, so Boer. Viel­ mehr müssten die SRI-Ziele Grund­be­ standteil der gesamten Ge­­schäfts­tä­tig­ keit werden. Von ihrer SRI-Fähigkeit überzeugen kön­nen auch Unternehmen, deren Ge­ schäfts­bereiche nicht unbedingt für öko­ logisches Verhalten bekannt sind. Der brasilianische Ölriese Petrobras ist ein solches Beispiel. „Der Konzern infor­ miert die Öffent­lich­keit offen und um­ fassend über seine Un­ter­nehmenspolitik, In­­ves­ti­tionen und Cor­porate Social Res­ pon­si­bi­li­ty“, sagt Boer. Daher gehört das Un­ter­neh­men neben Konzernen wie AT&T, Johnson&John­son, Procter&Gam­­ ble zu den Top-10-Positionen im Port­ folio des ING (L) In­vest Sustainable Growth. Weitere In­fos: www.ingim.de oder funds.germany@ingim.com


„ ständnis. „Gerade die gegenwärtige Krise macht deutlich, dass CSR keine SchönWetter-Veranstaltung ist, sondern fester Bestandteil der Unternehmenspolitik“, so Hundt. Wie ernsthaft man sich in Deutsch­ lands größtem Industriegüterkonzern Sie­ mens mit sozialen und ökologischen Standards beschäftigt, zeigt die Aussage von Peter Löscher, Vorsitzender des Vor­ stands der Siemens AG: „Wir investieren jedes Jahr rund eine Milliarde Euro in neue grüne Technologien.“ Von energie­ effizienten Zügen bis zur einfachen Ener­

Energiemanagement

Gerade die gegenwärtige Krise macht deutlich, dass CSR keine Schön-Wetter-Veranstaltung ist, sondern fester Bestandteil der Unternehmenspolitik. - Dr. Dieter Hundt

giesparlampe, mit grünen Pro­dukten hat der Konzern im vergangenen Jahr rund 19 Milliarden Euro umgesetzt. Seine Kun­ den ersparten der Umwelt so rund 148 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Wie erfolgreich private Haushalte den Gedanken der Nachhaltigkeit umsetzen kön­nen, zeigt auch ein Blick über den Tel­ lerrand ins europäische Ausland: Der Markt­anteil der Getränkedosen steigt seit Jahren stetig. Die leichte und kompakte Verpack­ung mit der höchsten Recycling­ rate zeich­net sich zudem als „Stapelwun­

der“ aus. Berechnungen haben ergeben, dass ein mit Dosen beladener Lastwagen doppelt so viel Flüssigkeit transportieren kann wie ein vergleichbares Fahrzeug mit Flaschen. So kann Verbraucherverhalten zu hohen CO2-Emissionen beim Trans­ port führen, wie eine britische Studie 2008 bestätigte. Oftmals unterschätzt der Endkunde leider seinen Einfluss auf zu­ kunftsfähige Nachhaltigkeitsstrategien in Unternehmen. Eine Gruppe, die in dem der­ zeitig schwie­rigen wirtschaftlichen Um­feld einen Sinneswandel durchläuft, sind die

Verbrauch und Kosten senken

Ansprechpartner für Energieeffizienz Wenn die Energieverträge unterzeichnet sind, ist das Thema Energie damit für viele Unternehmer bis zur nächsten Verhandlung abgeschlossen. Dadurch verschenken viele Firmen weitere Kostenoptimierungspotenziale. „Dabei ist insbesondere bei Händlern und Dienstleistern eine Verbrauchsoptimierung sinnvoll“, weiß Michael Berg, Vertriebsleiter der Enoplan GmbH. „Fast 80 Prozent der Verbrauchsauffälligkeiten sind auf Fehlverhalten bei der Bedienung der Anlagen wie zum Beispiel Kälte- oder Lüftungsanlagen zurückzuführen. Diese können oft mit einfachen Mitteln optimiert werden.“ Seit fast 20 Jahren beschäftigen sich die Ingenieure und Techniker sowie die Kaufleute der Enoplan Ingenieurgesellschaft mbH mit der Optimierung der Kosten und Verbräuche für Energie. Deshalb wissen sie genau, welcher Wandel sich auf Verbraucherseite vollzogen hat. „Spielte noch vor wenigen Jahren ausschließlich der Preis eine Rolle

bei der Beschaffung von Energie, hinterfragen heute viele unserer Kunden weitere Möglichkeiten im Bereich der Energieeffizienz“, sagt Berg. Gemeinsam mit der Eno Energy Gesellschaft für effiziente Nutzenergielieferung mbH, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Enoplan, werden Alternativen geboten, die weit über den bloßen Einkauf hinausgehen. Insbesondere für Händler und Dienstleister erarbeitet die Eno Energy maßgeschneiderte Energieeffizienzkonzepte, wobei sie Fördermöglichkeiten für den Aufbau eines Energiemanagements nutzen. Berg erklärt: „Im Rahmen von Benchmarks lassen sich durch ein kaufmännisches Energiemanagement auffällige Standorte bei Händlern und Dienstleistern identifizieren. Durch den Einsatz eines Energiemanagements an diesen Standorten können die Energieverbräuche um bis zu 30 Prozent reduziert werden.“ Weitere Informationen unter: www.enoplan.de

Kostenminimierung „Die Kombination aus kaufmännischer Energiedienstleistung und gezielten Energieeffizienzmaßnahmen verschafft dem Kunden ein nachhaltiges Optimum bei den Energiekosten“, betont EnoplanVertriebsleiter Michael Berg.

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Nachhaltigkeit

Gastbeitrag Manfred Schnieders Der Autor ist Vorstand der oeco capital Lebensversicherung AG.

Nachhaltigkeit ist Trumpf privatvorsorge Wie die oeco capital eine lohnende Verbindung von Ökonomie und Ökologie herstellt.

Private Altersversorgung mit umweltorientierter Ka­ pitalanlage? Ökonomische Erwartungen mit ökologi­ schen Vorteilen kombinieren? Noch vor zehn Jahren war das für die meisten Anbieter von Finanz­dienst­ leis­tungen, für Vermittler und auch für die meisten Kunden ein Thema mit einem großen Fragezeichen. Aber die Zeiten haben sich geändert. Schon seit ei­ nigen Jahren legen viele Verbraucher verstärkt Wert auf einen nachhaltigen Umgang mit ihrem Spar­gro­ schen. Das Geld, das in die Sicherung der eigenen Ver­ sorgung gesteckt wird, soll nicht nur effektiv arbeiten, sondern auch ökologischen Anforderungen genügen. Schon seit Jahren bieten viele Lebensversicherungs­ gesellschaften daher Produkte auf Fondsbasis an, bei denen der Kunde unter mehreren Ökofonds auswäh­ len und so seinen Vertrag mit einer nachhaltigen Kom­ ponente versehen kann. Was in der Theorie einfach und schlüssig klingt, stellt aber in der Praxis häufig nicht zufrieden. Denn zwei für viele Kunden wichtige Punkte bleiben unbe­ rücksichtigt: Die Nachhaltigkeit erstreckt sich nur auf ein einzelnes Produkt – in allen anderen Bereichen er­ folgt die Kapitalanlage nach konventionellen Kriterien - und die Kapitalanlage der Gesellschaft bleibt für den Ver­sicherungsnehmer eine „black box“.

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Die oeco capital hat sich seit ihrer Gründung des­ halb eine umfassende Kombination aus Ökonomie und Ökologie auf die Fahnen geschrieben. Egal, für wel­ ches Produkt sich der Kunde entscheidet – sein Spar­ beitrag wird zu 100 Prozent nach den Umwelt­leit­li­ nien der Gesellschaft investiert. Darüber wachen ein eigens bestellter Ökologischer Beirat sowie der Um­ welt­beauftragte des Unternehmens. Besonderes Gewicht liegt dabei auf einer durch­ gängigen Transparenz des kompletten Angebots. Auf der Homepage der oeco capital findet der interessier­ te Leser nicht nur Einzelheiten zum Beirat und zu den Umweltleitlinien, sondern auch den detaillierten Um­ weltbericht mit Einzelheiten zur Kapitalanlagen­aus­ wahl. Darüber hinaus erhalten alle Versicherten ein­ mal im Jahr eine schriftliche Information zu Art und Umfang der Kapitalanlage. So viel Transparenz ist neu auf dem deutschen Versicherungsmarkt. Um diese nachhaltige Grundeinstellung auch nach außen dokumentieren zu können, hat die oeco capital ihr Umweltmanagementsystem nach ISO 14001:2004 zertifizieren lassen und ist nach EMAS (EU-UmweltAudit-Verordnung) validiert. Und die ökonomische Seite? Auch die stimmt. Die private Rente – egal, ob es sich um einen geförderten Vertrag (Riester- oder Basis-Rente) handelt oder um eine klassische Rentenversicherung – stellt für den Kunden in der Regel das Fundament seiner Alters­ver­ sorgung dar. Die absolute Verlässlichkeit einer lebens­ langen garantierten Leistung steht damit im Fokus. Bei der Tarifkalkulation wird daher besonderes Ge­wicht auf hohe garantierte Leistungen gelegt. In neutralen Vergleichen belegt die oeco capital hier regelmäßig vordere Plätze. Ein weiterer Pluspunkt ist – die Produktwelt zeich­ net sich durch zahlreiche Besonderheiten aus, die auf dem Markt ihresgleichen suchen: So hat die oeco ca­ pital mit ihrer Risikoversicherung mit „terminal illness“-Komponente in Verbindung mit „oeco fit“ für besonders risikobewusste Kunden schon vor einigen Jahren Neuland betreten. Unter dem Namen „oeco futur“ bietet die Gesellschaft seit Juli ihre neueste Pro­ duktinnovation: Die Möglichkeit, eine klassische pri­ vate Rentenversicherung mit einer zusätzlichen Pfle­­ gefallabsicherung zu kombinieren, schließt eine Lücke in der Vorsorgeplanung vieler Menschen. Die umfassende Palette aus allen Schichten der pri­ vaten Vorsorge bietet damit jedem Kunden die Mög­ lichkeit, eine qualifizierte Absicherung nach seinen Wün­ ­­schen mit einer umfassenden nachhaltigen Ka­pi­tal­ anlage zu kombinieren. Infos: www.oeco-capital.de


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Nachhaltigkeit

Umweltschutz „Wir investieren jedes Jahr rund eine Milliarde Euro in neue grüne Technologien“, Peter Löscher, Vorstands­ vorsitzender der Siemens AG.

Kleinanleger, die sich im Zuge der Fi­ nanzmarktkrise konkret auf die Suche nach der Verwendung ihres Kapitals ma­ chen. Erol Bilecen vom Basler Bankhaus Sarasin stellt erfreut fest: „Viele Anleger haben erkannt, dass sich die altherge­ brachten Grundprinzipien des Marktes nicht durch komplizierte Produkte außer Kraft setzen lassen.“ Dem entspricht auch die Idee von Nachhaltigkeitsfonds: Rendi­ te ist wichtig, aber diese ist nur gewähr­ leistet, wenn das Fundament der Invest­ ments auch solide ist. Übersetzt man die

Verpackung

griechische „Krisis“ in den deutschen Sprach­ gebrauch, so landet man bei der Beschrei­ bung einer „entscheidenden Wendung“. Diese Wandlung erleben gerade die nachhaltigen Geldanlagen. Ehemals als Marktnische für besserverdienende Ökos verkannt, belegen mitt­lerweile Umfragen unter Investoren, dass rund die Hälfte von ihnen in den kommenden drei Jahren In­ vestitionen in so genannte Socially Res­ ponsible Investments (SRI) plant. Nach­ haltiges Denken und eine aussichtsreiche Performance schlie­ßen sich angesichts von

Managerbankrotterklärungen und Ban­ kenversagen nicht mehr aus. Nachhaltigen Investmentfonds werden inzwischen zwei­ stellige jährliche Zuwachsraten vorherge­ sagt. Nicht nur klassische nachhaltige Ka­ pitalanlagen bedienen ökologische und öko­nomische Ansprüche. Auch völlig neu ent­wickelte Produkte beruhigen das sozi­ ale Gewissen. Seit Anfang 2009 werden zusammengetragene Patente und Syste­ me an der Deutschen Börse gehandelt. An­ leger können sich an dem gebündelten Knowhow von Erfindern, Wissenschaftlern und

Recyclingrate liegt bei rund 90 Prozent

Umweltfreundliche Getränkedosen auf dem Vormarsch

Raumnutzung Getränkedosen lassen sich perfekt stapeln. Berechnungen haben ergeben, dass ein mit Dosen beladener Last­ wagen doppelt so viel Flüssigkeit transportieren kann, wie ein mit Flaschen bepackter. Das entlastet die Umwelt.

Ein Blick über den Tellerrand zeigt im europäischen Ausland eine interessante Ent­wick­­ lung: International steigt der Absatz von Getränkedosen seit Jahren stetig – insbe­son­de­­re im Biersegment. Tatsächlich hat sich allein in Europa der Absatz von Bier in Dosen in den zurückliegenden zehn Jahren nahezu ver­­ doppelt. Aber auch in anderen Getränkesegmenten zeigte die Dose in den vergangenen Jahren sehr gute Wachstumsraten. Grund dafür ist die zunehmende Popularität der Dose beim Verbraucher. „Nicht nur in Bezug auf Formate, Verschluss­ technik und Gestaltung hat die Dose seit Be­ginn der neunziger Jahre einen deutlichen Sprung nach vorne getan – sondern auch und gerade im Hinblick auf die Umwelt“, erklärt Rob Miles, Vice President Sales und Marketing bei Ball Packaging Europe. „Je höher die Recyclingrate und je geringer das Dosengewicht, desto kleiner ist der ökologische Fußabdruck. Und in beiden Punkten hat die Getränkedose enorme Fortschritte gemacht.“

So nimmt die Getränkedose in Sachen Um­ welt­schutz inzwischen eine Spitzenposition ein. Be­trachtet man den Zeitraum von 1995 bis heute, so wurde durch kontinuierliche Weiterent­wicklung und verstärkte Re­cyc­ling­ anstren­gun­­gen gerade auch in Deutschland viel erreicht: Hierzulande stieg in dieser Zeit die Recycling­rate für Weißblech von 66,5 Pro­ zent auf rund 90 Prozent, die für Aluminium sogar von 56,6 Prozent auf gut 90 Prozent. Auch beim Dosengewicht konnten seit 30 Jah­ ren Erfolge erzielt werden. Ball Packaging Eu­ro­p­e unterstützt die Suche nach der Reduzierung des Gewichts mit einem eigenen Forschungs- und Entwicklungszentrum in Bonn. Rob Miles fügt hinzu: „Kaum ein anderes Pro­dukt wurde in den zurückliegenden Jahren so intensiv und erfolgreich weiterentwickelt wie die Getränkedose.“ Stu­dien belegen, dass die leichten und kom­ pakten Getränkedosen rund 57 Prozent weniger CO2­-Emissionen beim Transport verursachen als Flaschen. www.ball-europe.de

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Nachhaltigkeit

umwelttechnologie „Unsere Produkte und Lösungen sind zukunftsweisend und revolutionär“, sagt Wolfgang Goese, Geschäftsführer der Genesis Invest AG.

Sauberes Trinkwasser für alle innovationspromoter Das Schweizer Unternehmen Genesis Invest engagiert sich als Förderer alternativer ökologischer Systemlösungen.

Der Zugang zu sauberem Trinkwasser, die um­­­weltverträgliche Produktion und Spei­ cherung von Energie sowie die Bereitstellung von ge­sunden Lebens­mit­teln ge­hören zu den entscheidenden Herausforderungen unseres Planeten. Diese drei Aspekte bilden die Basis für ein er­träg­liches Sein und ein langfristiges Über­­leben der Spezies Mensch. Das Schwei­zer Un­ternehmen Genesis Invest AG wurde 2008 mit dem Ziel gegründet, Erfindungen, Patente und Systeme zu sichern, die über die letzten 15 Jahre optimiert wurden. Daraus entwickelt Genesis zukunftsgerichtete umweltverträg­ liche System­lösungen für die drei Pro­blem­ be­reiche und bietet diese am internationalen Markt an. Mit ihren Tochtergesellschaften ver­fügt Ge­ nesis Invest über fundiertes Know-how, das auf einem Qualitätsnetzwerk von Er­fin­dern, Wissenschaftlern, Technikern und der Fin­dung von unorthodoxen und alternativen Lö­sun­ gen basiert. Dank diesem Know-how ist es dem deutschen Ge­schäfts­führer Wolfgang Goese gelungen, Ein­zel­er­fin­dungen und dar­ aus entwickelte Pro­dukte zusammenzuführen. So ist es erstmals möglich – unabhängig von Ort und Um­welt­­bedingungen – sauberes Trink­ wasser, Ener­gie aus regenerativen Ressourcen und die Vo­raus­setzungen für eine ökologi­ sche Produktion von inhaltstoffreichen Nah­ rungsmitteln bereitzustellen. Heute ist Genesis Invest Inhaber diverser pa­ tentierter Produkte wie beispielsweise einer autarken mobilen Kleinanlage zur kombi­ nierten Strom- und Trinkwassererzeugung, einem revolutionären System für die Be­pflan­ ­zung von Blumentöpfen und einer ökologi­ schen Alternative zu chemischen Dün­ge­mit­

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teln. Letztere wird auch zur Wüstenrand­be­ grü­nung eingesetzt, da da­mit ge­­düngte Böden wesentlich weniger Was­s­er benötigen. Zudem verfügt das Unter­neh­men über Vertriebsrechte für sta­tio­­näre Was­­seraufbereitungsmodule und verti­kale Wind­energieanlagen, die derzeit ins­­besondere in Nordamerika auf An­klang sto­ßen. Die Pro­dukte der Genesis Invest grei­ fen so ineinander, dass das Interesse an mo­ bilen An­lagen zur Trinkwassererzeugung un­ auswei­ch­lich auch auf immobile Lösungen für En­ergie oder die Regeneration von ero­ dierten und aus­gelaugten Böden gelenkt wird. Sämt­liche Pro­dukte entsprechen höchs­ ­ten westlichen Quali­täts­stan­dards und wer­ den ausschließlich in Deutsch­land und der Schweiz hergestellt. „Dank unseren revolutionären zukunftswei­ senden Produkten und Lösungen wird es end­ ­lich möglich, mit der Investition in intellek­ tuelle Ressourcen, in umweltschonende Tech­ ­no­­lo­gien sowie den Erhalt unserer Um­welt auch wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen“, un­ terstreicht Geschäftsführer Wolf­gang Goese. Das Unternehmen mit Haupt­sitz in der Sch­weiz und Repräsen­tan­zen in Deutsch­­­land, Frank­ reich, USA und China ist seit Ja­nuar 2009 an der Deutschen Börse in Frank­furt ge­listet. Goese blickt voller Zu­ver­sicht in die Zukunft. Sein Un­ter­neh­men, das sich als In­no­va­ti­ons­ ­pro­moter und nachhaltiger För­der­er alterna­ tiver ökologischer Lösungen en­gagiert, ver­ fügt über einen gesunden Mix an marktrei­ fen und sich in der Einführung befindlichen Produkten. Inte­res­sier­te In­ves­to­ren haben hier die Möglichkeit, an diesem aufstreben­ den Markt zu partizipieren. www.genesisinvest.com, WKN: A0REQT, Börse Frankfurt

Technikern beteiligen. Gemeinsames Ziel des Netzwerkes ist es u.a. den Zu­gang zu sauberem Trinkwasser oder die Bereitstel­ lung von gesunden, inhaltstoffreichen Le­ bensmitteln zu sichern. Das Un­ternehmen greift Ideen auf und entwickelt daraus Lö­ sungen, die als fertige Produkte auf inter­ nationalen Märkten angeboten werden. Wer lieber sein Kapital innerhalb Deutsch­­ lands im Blick behalten möchte, hat mit Investments in Robinienplantagen im Os­ ten unserer Republik ebenfalls einen kre­ ativen Spielraum. Die Robinie als schnell­ wachsende Edelholzart bietet idealen Raum für Insekten und Vögel, bevor nach zehn Jahren die Holzernte beginnt. Wou­ ter Bakker, Geschäftsführer von RobiniaInvest, sichert seinen Kunden durch die Anlage der Plan­tagen in Deutschland ein Grundpfand­recht zu, inklusive Versiche­ rung der Bäume gegen Sturm und Feu­er. Die Zahlen belegen, dass Nachhaltig­ keit keine grüne Marketingstrategie mehr ist. Unternehmen verschaffen sich mit ihr Wettbewerbsvorteile und Anleger erwirt­ schaften nachweislich höhere Renditen. Es muss möglich werden, dass die gegen­ wärtige Generation ihre Bedürfnisse er­ füllen kann, ohne die Fähigkeit der zu­ künftigen Generation zu gefährden, eben­ falls ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können. Menschen, die in diesem Sin­ ne handeln sollen, müssen über Kompe­ tenzen verfügen, die es ihnen ermögli­ chen, interdisziplinäres Wissen zu erlan­ gen und zu lebendigem autonomem Han­ deln umzusetzen. Für den notwendigen gesellschaftlichen Wandel bleibt daher die Bildung die entscheidende Schlüsselkom­ petenz. Und hat sich nicht Fontane schon sehr früh mit dem Gedanken der Nachhal­ tigkeit beschäftigt? Er legte dem alten Ribbeck eine Birne ins Grab und versorg­ te so die nachfolgende Generation mit Obst aus dem Havelland. Brigitte Freitag


Titelthema

Nachhaltig­keit lernen Bildungsinitiative Mit der Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ will die UN dazu beitragen, die Prinzipien nachhaltiger Entwicklung in den nationalen Bildungssystemen zu verankern.

Menschen, die in 25, 50 oder 100 Jah­ ren geboren wer­den, sollen die gleichen Chancen auf ein erfülltes Leben haben wie die heutigen Generationen. Dafür müssen die Chan­cen auf ein gutes Leben bereits jetzt und hier fairer verteilt werden. Diese beiden For­de­­rungen bilden den Kern des Leit­bilds der nachhaltigen Entwicklung, die zu den gro­ßen Herausforderungen der Zeit zählt. Wenn Menschen im Sinne der Nach­ hal­tigkeit ge­bildet werden sollen, müssen sie sich Kompetenzen aneignen, die es ih­ nen ermöglichen, die Zu­kunft aktiv und verantwortungsvoll zu ge­stalten. Die Ver­ein­ten Nationen haben diese He­raus­­for­de­rung in den Fokus einer in­ ternationalen Bildungsinitiative gerückt und die Welt­de­kade „Bildung für nach­ haltige Ent­wick­lung“ für die Jahre 2005 bis 2014 ausgerufen. Als koordinierendes Organ fungiert die UNESCO, die Welt­or­ ga­ni­sa­tion für Bil­dung, Kultur, Wissen­ schaft und Kom­­mu­nikation. Hierzulande kümmert sich die Deut­sche UNESCO-Kom­­­ mission unter der Schirm­herrschaft von Bun­des­prä­sident Horst Köh­ler um die Um­set­zung der UN-Dekade. Überdies wer­ den he­raus­ragen­de Projekte – von Schü­ ler­ini­ti­ativen, die Solar­­­fahr­zeuge und öko­ logische Wasser­ver­sor­­­gungs­systeme ent­

Nachhaltigkeit

wickeln, über Ju­gend­her­ber­gen, die kom­ plett CO2-neutral arbeiten, bis hin zu Stadt­ ­ver­waltungen, die auf erneuerbare Ener­ gien setzen, prämiert. Seit 2006 werden auch Kom­munen ausgezeich­net, die ein Zei­chen für Nach­hal­tigkeit setzen. Sie müs­ sen nachweisen, dass sie auf politischer Ebene Bildung für nachhaltige Ent­wick­ lung als Bestandteil ihres Leit­bil­des be­ schlossen haben und Aktivitäten im Rah­ men der Ziele des nationalen Ak­ti­ons­plans durchführen. Bis­her wurden die Städte Ham­burg, Hei­del­berg, Neu­markt i. d. Ober­ pfalz, Ahlheim, Frankfurt a. M., Hell­en­thal, Er­furt, Gel­sen­kirchen, Minden und Bonn aus­gezeichnet. In Bonn fand vom 31. März bis 2. April 2009 auch die UNESCO-Welt­konferenz „Bil­dung für nachhaltige Entwicklung“ als Start­­schuss für die zweite Halbzeit der UN-De­kade statt. Über 900 Vertreter von UNESCO-Mitgliedstaaten und Experten nah­ men an der Konferenz teil. Sie verfolgte das Ziel, den zentralen Beitrag der Bil­ dung für nach­haltige Entwicklung für das Er­rei­chen von Bildungsqualität her­ auszustellen. Die Welt­kon­ferenz machte deutlich, dass es sich bei diesem Anliegen um eine globale Ge­mein­schafts­aufgabe handelt. Infos unter: bne-portal.de

„Unser Ziel ist die energieautarke Stadt“ Interview Die UNESCO hat Neumarkt in der Oberpfalz als bislang einzige Stadt Deutsch­lands zum zweiten Mal zur Stadt der Weltdekade ernannt.

Engagement Thomas Thumann, Oberbürgermeister der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz, hat ein umfangreiches Maßnahmenpaket in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit geschnürt.

Neumarkt ist als bislang einzige Stadt Deutschlands zum zweiten Mal von der UNESCO als Stadt der Weltdekade ausgezeichnet worden. Was macht Ihre Stadt so besonders? Neumarkt ist in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz bereits seit Jahren sehr aktiv. Wir sind dem Klimabündnis beigetreten, haben das Klimaforum gegründet und im Februar habe ich mit vielen Kollegen aus ganz Europa die Konvention der Bürgermeister in Brüssel unterschrieben. Was unternimmt die Stadt Neumarkt für den Klimaschutz? Es gibt ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Derzeit erarbeiten wir einen Energienutzungsplan und einen Klimaschutzfahrplan: Unser 100-Dächer-Plus-Programm für Fotovoltaikanlagen ist sehr erfolgreich gestartet und durch den Bau eines Biomasseheizkraftwerkes wollen wir zum einen Strom für rund 11.500 Neumarkter Haushalte erzeugen und gleichzeitig Wärme über eine Fernwärmeleitung an private und gewerbliche Nut­zer verteilen. Insgesamt wird alleine die­ses Biomasseheizkraftwerk rund 45.000 Tonnen CO2 einsparen und den Energiemix der Stadt von bisher 53 Prozent auf 67 Prozent aus erneuerbarer Energie stammende Energie steigern. Unser Ziel ist die energieautarke Stadt. Beschränkt sich die Stadt auf eigene Aktivitäten? Keinesfalls. Wir erstellen derzeit ein kommunales Förderprogramm für die Bürger, wirken am bayerischen Modellprojekt „Nachhaltige Bürgerkommune“ mit und arbeiten im Qualitätszirkel zum kommunalen Klimaschutz mit. Mit der Neumarkter Nachhaltigkeitskonferenz haben wir ein wichtiges Forum geschaffen. Namhafte Referenten werden auf der Konferenz am 17. Juli sprechen, darunter Prof. Dr. Klaus Töpfer und Prof. Dr. Martin Faulstich, Vorsitzender des Sachverständigenrates für Umweltfragen der Bundesregierung. Am Tag zuvor verleiht unser Kooperationspartner, die Neumarkter Lammsbräu, bereits zum achten Mal ihren Nachhaltigkeitspreis. www.neumarkt.de

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Finanzen

Altersvorsorge

Keine Angst um die Betriebsrente

Alterssicherung In Zeiten unsicherer Geldanlagen ist die betriebliche Altersvorsorge in Deutschland ein sicherer Hafen: Auch in finanziellen Krisenzeiten muss kein Anleger um sein Erspartes fürchten.

D

ie Altersvorsorge ist ein Dauer­the­ ma in den Medien: Wird die Rente ab 67 wieder gekippt? Sind die pri­ vaten und gesetzlichen Rentenzahlungen in diesen Zeiten wirklich sicher? Was passiert, wenn der Arbeitgeber Insolvenz anmeldet? Viele Fragen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Auch wenn das Geld derzeit bei vie­ len nicht so locker sitzt, gilt nach wie vor: An den Rücklagen für die Altersvorsorge soll­te niemand sparen. Dabei kann man über­ legen, welche der drei Vorsorge-Schich­ ten am besten für die persönliche Vorsorge geeignet ist: Dies kann die erste Schicht sein, also die gesetzliche Renten­ver­si­che­ rung, die für die meisten Arbeitnehmer Pflicht ist – plus eine zusätzliche RiesterRente, um die staatlichen Zulagen mitzu­ nehmen. Da die erste Schicht allein in der Regel nicht ausreicht, um seinen Lebens­ standard im Alter halten zu können, ist eine Kombination mit der zweiten Schicht, der privaten Vorsorge, sinnvoll: Renten- oder Lebensversicherungen, Immobilien oder Fonds

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sind hier nur einige der Mög­lich­keiten, um auf eigene Initiative etwas für den Le­ bens­abend zu sparen. Und dann gibt es noch die dritte Schicht: die betriebliche Alters­vor­sorge (bAV). Auch wenn die Pen­ sions­vermögen vieler Unternehmen in der Kri­se schrumpfen und offene Rechts­fra­ gen die Verbraucher verunsichern, ist die bAV nach wie vor eine gute Ergänzung für die Finanzierung der Rentenzeit. Wer regelmäßig die Nachrichten ver­ folgt, wird es bemerkt haben: Der Sturm der Finanzmarktkrise hat auch im inter­ nationalen bAV-Markt seine Spuren hin­ terlassen: Irische Pen­sionspläne sind un­ terfinanziert, japanische Pensionsfonds mel­ den Rekord­ver­luste, ös­­terreichische Pen­ sionisten verlieren Geld. Solche und ähn­ liche Meldungen gingen in den vergange­ nen Monaten durch die Pres­se. Für Deutsch­ land gibt Dr. Boy-Jürgen Andresen, Vor­ standsvorsitzender der Ar­beits­gemein­schaft für betriebliche Alters­versorgung (aba), je­ doch Entwarnung: „Dop­pel- und Drei­fach­

sicherungen sorgen da­für, dass Be­triebs­ rent­ner anders als in an­de­ren europäischen Ländern am Ende nicht leer ausgehen, selbst dann, wenn eine Ver­sor­gungs­ein­ rich­tung oder der Arbeitgeber teilweise oder ganz ausfallen sollte“, sag­te Andre­ sen auf der 71. aba-Jahrestagung im Mai 2009 in Stuttgart. Unstrittig sei aber auch, so der aba-Vorsitzende weiter, dass die deut­ sche betriebliche Alters­ver­sorgung kei­ne „Insel der Glückseligen“ sei, die unbeein­ trächtigt bleibe durch die globale Finanzund Wirtschaftskrise. Das viel­fach als an­ tiquiert bezeichnete deutsche System der betrieblichen Alters­ver­sor­gung habe die Wir­ren aber besser überstanden als so man­ches andere moderne europäische oder amerikanische Betriebs­rentensystem. Grund für die relativ gute Situation der deutschen Betriebsrenten ist der niedrige Aktienanteil bei den Anlagen der deut­ schen Versorgungswerke. Damit waren sie weniger von den Kurseinbrüchen betrof­ fen. Dies bestätigt auch eine Studie der Be­ ratungsgesellschaft Watson Wyatt Heiss­ mann. Demnach ist der Deckungsgrad der Pensionsverpflichtungen von DAX-30-Un­ ternehmen Ende 2008 im Vergleich zu 2006 nur geringfügig gesunken. Der Grund da­ für: Deutsche Unternehmen haben weit mehr in festverzinsliche Wertpapiere und ähnliche Produkte investiert als ihre aus­ ländischen Pendants. „Insgesamt sind die Pensionspläne der DAX-30-Unternehmen damit vergleichsweise solide finanziert“, er­klärt Alfred-E. Gohdes, Geschäftsführer von Watson Wyatt Heissmann. 65 Prozent aller Beschäftigten nutzen bisher die betriebliche Altersvorsorge. Je nach Angebot des Unternehmens ste­ hen fünf verschiedene Durchfüh­rungs­ wege zur Verfügung: Bei der Direkt­ver­ sicherung schließt der Arbeitgeber für seine Mit­arbeiter eine Lebensversicherung ab. Die Leistungen rech­net der Pensionär später direkt mit dem Versicherungs­un­ ternehmen ab. Bei der Di­rektzusage wird der Ar­beit­geber gewisser­maßen selbst


Finanzen

Deckungsgrad

entwicklung Der Deckungsgrad (= Verhältnis der zweckgebundenen Planvermögen zum Ver­ pflich­tungsumfang) ist nur geringfügig von 70 Prozent Ende 2007 auf 64 Prozent zum Jahresende 2008 gesunken. Ein Grund: Die Planvermögen der DAX-30-Unternehmen sind wegen der geringeren Aktienanteile von der Börsenbaisse weniger stark betroffen als die ihrer ausländischen Pendants.

zum Ver­si­cherer: Er zahlt die Rente zu Pensionszeiten direkt an den Ar­beit­neh­ mer aus. Der Pen­sionsfonds kann fle­ xibler angelegt werden und bietet so­mit höhere Rendite­chan­cen. Ebenso wie die Pensions­kassen wird er ausschließlich für die betriebliche Altersversorgung ei­nes oder mehrerer Un­ternehmen gegrün­det. Auch Unterstüt­zungskassen sind selbst­ stän­dige Ver­sor­gungs­ein­rich­tungen, sie bieten jedoch grö­ßere rechtliche Frei­räu­ me als Pen­sions­kas­sen oder -fonds. Für wel­chen der Durch­führungswege der Ar­

Einsparpotenzial

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62%

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Deckungslücke

53% 47%

53% 47% 38%

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Quelle: Watson Wyatt Worldwide

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Altersvorsorge

36% 30%

30 20 10 0

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beit­geber sich entscheidet, liegt in sei­nem Er­messen. Er ist lediglich dazu ver­pflich­ tet, seinen Mitar­beitern mindes­tens einen der Wege anzubieten. In der Realität ha­ ben sich jedoch zahlreiche klei­ne und mit­ tel­stän­dische Unter­neh­men (KMU) bisher kaum Gedan­ken über eine bAV gemacht, wie ei­ne Stu­die der Haufe Marktforschung zeigt. Das Haupt­argu­ment der Befragten: Die Mit­ar­bei­ter zeig­ten kein Interesse an der bAV. Knapp 38 Prozent hielten den Verwal­tungs­aufwand für zu groß. Dabei unterschätzen viele der KMU die Vorteile

2005

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einer bAV: Lohnnebenkosten lassen sich reduzieren, und durch die Arbeit­geber­zu­ schüsse macht sich ein Unter­neh­men als Arbeit­geber at­traktiver. Vielleicht steigt das Interesse mit wei­ teren gesetzlichen Verbesserungen: So wur­ de 2009 im Betriebsrentengesetz das ge­ setzliche Un­ver­fallbarkeitsalter für ar­beit­ geberfinanzier­te Neuzusagen auf 25 Jahre heruntergesetzt. Dies gilt für alle neuen Verträge ab Jahresbeginn. „Wer also heu­te eine Be­triebs­rente zugesagt bekommt und nach der Mindestzugehörigkeitszeit von

bAV-Lösungen nutzen allen im Betrieb

Clevere Vorsorge für den Mittelstand

Lohnnebenkosten Je mehr Mitarbeiter in eine bAV-Lösung einzahlen, desto größer ist die Ersparnis für den Arbeitgeber – diese kann sich auf mehrere Tausend Euro belaufen.

Von der Werkbank bis zum Chefsessel – betriebliche Altersvorsorge (bAV) nutzt allen im mittelständischen Betrieb. Mithilfe der bAV können mittelständische Firmen von Anfang an Kosten sparen: Die Beiträge werden durch das Bruttogehalt finanziert und senken damit die Lohnnebenkosten für den Betrieb. Je mehr Mitarbeiter in eine bAV-Lösung einzahlen, desto größer ist die Ersparnis für den Arbeitgeber, die sich auf bis zu mehrere Tausend Euro im Jahr belaufen kann. Zudem sind Betriebe, die ihren Mitarbeitern eine bAV-Lösung bieten, ein attraktiver Arbeitsplatz. Wer als Mittelständler qualifizierte Fachkräfte sucht, sie halten und motivieren möchte, hat ein gutes Argument mehr an der Hand. Neben den Betrieben sparen auch die Beschäftigten bares Geld. Denn der Staat stockt die Beiträge für ihre Altersvorsorge durch Steuerersparnis großzügig auf. Auch vermögenswirksame Leistungen (VL), die der Arbeitgeber seinen Angestellten zahlt,

können in die bAV fließen. Dann fallen – ­an­ders als bei der klassischen VL – keine Steuern oder Abgaben an. Das einmal angesparte Guthaben ist auch dann sicher, wenn die Arbeitnehmer Hartz IV beziehen müssen. Um Arbeitgeber und -nehmer zufriedenzustellen, muss eine bAV-Lösung die notwendigen Garantien sicherstellen und eine ausreichend hohe Rendite erwirtschaften. Hier hilft die fondsbasierte Rentenversicherung „Generation Business“ von Canada Life. Neben hohen Renditechancen steht auch der UWP-Fonds I zur Verfügung, der durch ein Glättungsverfahren die Schwankungen des Aktienmarktes abfedert. Für unvorhergesehene Ereignisse wie Scheidung oder bei Lohnfortzahlung im Krankheitsfall kann der Vertrag für zwölf Monate beitragsfrei laufen. Auch Boni können in die Vorsorge eingezahlt werden. Ein weiterer Vorteil ist die Marktoption. Damit bestimmt der Arbeitnehmer die Art seiner Rente erst, wenn er in Rente geht. www.canadalife.de

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Finanzen

Altersvorsorge

Entwarnung „Doppel- und Dreifachabsicherungen sorgen dafür, dass Betriebsrentner am Ende nicht leer ausgehen“, versichert Dr. Boy-Jürgen Andresen, Chef der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersvorsorgung.

fünf Jahren 2014 das Unternehmen ver­ lassen würde, hat einen gesetzlichen An­ spruch auf die Betriebsrente – zumindest, wenn er zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre alt ist“, erläutert Rolf Duben, bAV-Experte beim Finanzdienstleister DeltaLloyd. Des Wei­teren dürfen Arbeitnehmer jetzt einen hö­he­ren Betrag über die Entgelt­um­wand­ lung in die bAV einzahlen – nämlich 2.592 Euro. „Das wirkt sich heute für sie steuer­ mindernd aus, und in Zukunft sollten sie zusätzlich höhere Betriebsrenten erhal­ ten“, so Duben. Für Unternehmen ist neu, dass sie bei der Direktzusage und der Un­ terstützungskasse die Pensions­rück­stel­lun­ gen für ihre Mitarbeiter schon ab dem 27. Lebensjahr bilden müssen. Bis Ende De­ zem­ber war das erst ab dem 28. Le­bens­ jahr nötig. Nicht ganz neu, aber noch im­ mer nicht bei allen Arbeitnehmern bekannt, ist die Möglichkeit der Portabilität. Das be­ deutet, dass der Arbeitnehmer bei einem Jobwechsel sein angespartes Ka­pi­tal ohne Verluste zum neuen Arbeitgeber mitneh­ men kann. Auf diese Flexibilität soll­te man vor Abschluss eines Vertrags achten, denn häufige Arbeitgeberwechsel sind bei einer Erwerbsbiografie keine Sel­ten­heit mehr.

Darüber hinaus sollte es auch möglich sein, zum Beispiel bei Elternzeit oder Arbeits­ losigkeit die Einzahlungen zu unterbre­ chen. Nicht zuletzt ist ein Blick auf die Rendite sinnvoll: Wer einen An­bieter mit einer hohen Zinsgarantie wählt, kann sich auch in finanziellen Krisenzeiten beruhigt zurücklehnen, denn der versprochene Zins ist ihm sicher. Fondsbasierte Ren­ten­ver­ siche­rungen – am besten mit eingebauter Garantie – bieten zudem meist höhere Ren­ diten als klassische Renten­ver­sicherungen. Und was passiert, wenn der Arbeitgeber oder auch der Versicherer zahlungsunfä­ hig wird? Sind die Renten in solch einem Fall verloren? Die Deutsche Gesellschaft für betriebliche Altersversorgung (DGbAV) kann künftige Pensionäre beruhigen: „Auch wenn die Finanzwelt derzeit eine bislang nie dagewesene Vertrauenskrise durchläuft und sich die Auswirkungen bereits in der Realwirtschaft zeigen, müssen sich Ar­beit­ nehmer mit Anspruch auf eine Betriebs­ rente nicht sorgen“, gibt die DGbAV be­ kannt, nachdem sie erneut die Siche­rungs­ systeme der verschiedenen Durch­füh­rungs­ wege auf ihre Werthaltigkeit hin unter­ sucht hat. Für den Bestand der Betriebs­

Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge in der Privatwirtschaft1) 60 50 40

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Männer Frauen 12/2001

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1) Anwartschaften auf Leistungen der betrieblichen Altersversorgung 2) Nur sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ohne geringfügig Beschäftigte

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Quelle: Bundesregierung (2008): Alterssicherungsbericht

In Prozent aller Beschäftigten2) ; Männer und Frauen

ren­ten sorgen Sicherungsnetze, die der Ge­ setzgeber gezogen hat: Hinter Direkt­ver­ si­cherung, Pensionskasse, Pen­sions­fonds oder Unterstützungskasse stehen meis­tens Versicherungsprodukte, so dass die bAVVereinbarungen durch ein Versicherungs­ unternehmen rückgedeckt sind. Sollte ei­ne Versicherungsgesellschaft wider Er­ warten pleite gehen, tritt der Si­che­rungs­ fonds der Lebensversicherungen namens „Protektor“ ein. Die DGbAV geht in ihrem Szenario noch einen Schritt weiter: Selbst wenn entgegen jeder Erwartung alle Ver­ sicherer ausfallen würden, wären die Be­ triebsrenten geschützt, denn dann müsste der Arbeitgeber für die Renten aufkommen. Sollte der Arbeitgeber selbst zahlungsun­ fähig werden, tritt der Pensions-Si­che­rungsVerein (PSV) für die garantierte Altersrente ein. Jeder Arbeitgeber, der seinen Mit­ar­ bei­tern Pensionsfonds, Un­ter­stüt­zungs­kas­ se oder Direktzusage anbietet, zahlt Bei­trä­ ge an den PSV. Angesichts der aktuellen Verän­de­run­ gen auf dem Finanzmarkt stellt sich die Frage, wie es in den nächsten Jahren mit der betrieblichen Altersvorsorge weiter­ geht. Die aktuelle Studie „Betriebliche Ver­ sorgungswerke in Deutschland“ von Wat­ son Wyatt Heissmann kommt zu dem Er­ gebnis, „dass Unternehmen bei der Ge­stal­ tung von Versorgungsplänen ihre Kostenund Risikoaspekte stärker im Blick behal­ ten“, so Dr. Christan Odenthal, einer der Au­toren der Studie. „Das erklärt den Trend zu den so genannten beitragsorientierten Leistungszusagen.“ Das bedeutet: Unter­ neh­men beziehen ihre Mitarbeiter zuneh­ mend in die Finanzierung der betriebli­ chen Altersvorsorge ein. Leisten Arbeit­ nehmer freiwillige Eigen­bei­träge zu ihrer Altersversorgung, gibt jeder siebte Arbeit­ geber zusätzliche Beiträge da­zu. Der An­ reiz, für sein Alter mehr zu spa­ren, wird dadurch auf jeden Fall erhöht. Sabine Olschner


Finanzen

Altersvorsorge

Gastbeitrag Jürgen Weiler Der Autor ist Bereichsleiter betriebliche Altersversorgung der Zurich Gruppe Deutschland

Wenn der Chef den Lebensabend sponsort VORSORGE Die Zurich Gruppe Deutschland bietet ein neues zukunftsfähiges Direktversicherungsprodukt mit größtmöglicher garantierter Sicherheit.

Wer im Alter den Gürtel nicht zu eng schnallen möch­ t­e, muss in jungen Jahren nach alternativen Vorsor­ge­ möglichkeiten Ausschau halten. Dies hat auch der Ge­ setzgeber erkannt und im Januar 2002 eine attraktive Ergänzung zur gesetzlichen Rente in Form der be­trieb­ ­­lichen Altersvorsorge (bAV) auf den Weg gebracht. Seit­ dem hat jeder Arbeitnehmer in Deutschland das Recht auf das Angebot einer bAV über seinen Arbeitgeber. Arbeitnehmer sollten sich die Vorteile dieser Vor­sor­ge­ alternative unbedingt zu eigen machen – jeder Bei­trags­ monat zählt. Auch wenn sie nicht dazu verpflichtet sind, übernehmen viele Arbeitgeber einen Teil der Vor­ sorge­beiträge und sponsern somit die Rente ihrer Mit­ arbeiter. Einmal für die bAV entschieden, stehen fünf ver­ schiedene Durchführungswege zur Wahl. Sehr beliebt ist die Direktversicherung. Hierbei schließt der Ar­beit­ geber auf das Leben seines Arbeitnehmers eine Ren­ tenversicherung ab. Der Arbeitnehmer oder seine Hin­ terbliebenen sind hinsichtlich der Leistungen des Ver­ sicherers ganz oder teilweise bezugsberechtigt. Ver­si­

cherungsnehmer und Beitragszahler ist der Arbeit­ge­ ber. Die Beiträge können dabei allein aus dem Brut­to­ gehalt des Arbeitnehmers (sog. Entgeltumwandlung) oder aber anteilig von beiden Parteien (sog. Misch­mo­ delle) finanziert werden. Auch ausschließlich arbeit­ geberfinanzierte Direktversicherungen sind möglich. Dank staatlicher Förderung der Beiträge in Form von Steuer- und Sozialabgabenersparnissen kann so mehr Geld in die zusätzliche Altersvorsorge fließen, als tat­ sächlich netto aufgewendet werden müsste. Neben den Steuer- und Sozialversicherungsvorteilen ist die Direktversicherung auch ein flexibles Instrument der bAV. So kann sich der Arbeitnehmer neben einer ga­rantierten lebenslangen Rentenzahlung auch für eine teilweise Kapitalauszahlung von bis zu 30 Pro­zent mit anschließender Verrentung des Restkapitals oder aber auch für eine einmalige Auszahlung des gesam­ ten Kapitals entscheiden. Bei einem Arbeitgeberwechsel kann die Direktversicherung mitgenommen oder pri­ vat weitergeführt werden. Die Anwartschaften sind zudem Hartz IV- und pfändungssicher. Die Zurich Gruppe Deutschland hat ein neues zu­ kunftsfähiges Direktversicherungsprodukt mit größt­ möglicher garantierter Sicherheit entwickelt. So bietet das neue Premium-Produkt „bAV Direktgarant Pre­mium“ eine Vorsorgelösung, die als Beitragszusage mit Min­ dest­leistung angeboten wird. Dabei profitieren die Ar­ beitnehmer von einer vollen Beitragsgarantie ab dem ersten eingezahlten Euro zum Ende der Vertragslaufzeit, bei gleichzeitig maximalen Renditechancen einer pro­ fessionell gemanagten Fondsanlage. Einzigartig im Markt ist das sogenannte Abrufmanagement, bei dem die Bei­ tragsgarantie nicht erst bei Ablauf, sondern bereits bei vorzeitigem Rentenübergang ab dem 63. Lebens­jahr aktiv wird. Das exklusiv von Zurich in dem Pro­dukt ein­ gesetzte Investment- /Garantiemodell wurde von der Deutschen Bank Tochter DWS entwickelt. Die Experten der DWS überprüfen mithilfe eines speziellen Ana­ly­ se­­tools tagesaktuell die Entwicklung an den Ka­pi­tal­ märkten. So können Kunden sicher sein, dass ihr An­ la­ge­portfolio immer auf den größtmöglichen Ertrag ausgerichtet wird – bei gleichzeitiger Sicherstellung der Beitragsgarantie. Dabei wird in guten Börsenzeiten je­ der verfügbare Euro in renditestarke Aktien angelegt – in schlechten Börsenzeiten je nach Restlaufzeit auto­ matisch in sichere Rentenfonds und Anleihen. Hier­ durch wird auch in der bAV die Garantie einer Bei­ tragszusage mit Mindestleistung sichergestellt, wodurch Zurich die Attraktivität der betrieblichen Altersvorsorge noch­mals deutlich erhöht. www.zurich.de

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Märkte

Krankenversicherung

Privat oder gesetzlich?

Gesundheitswesen Ab einem bestimmten Einkommen hat man die Wahl: Lieber gesetzlich oder pri­vat krankenversichern? Für alle Versicherten gilt: Ab 2010 sind die Beiträge steuerlich besser absetzbar.

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uf der Steuererklärung tauchten die Beiträge für Kranken-, Pflege-, Be­ ­rufsunfähigkeits- und Unfall­ver­sich­ e­rung auch bisher schon auf. Allerdings wa­ ren die absetzbaren Kosten bisher für Selbst­ ständige, die ihre Kranken­ver­sich­er­ung alleine finanzieren müssen, auf insgesamt 2400 Euro begrenzt, für Arbeit­neh­mer und Beihilfeberechtigte auf 1500 Euro. Dies hat der Gesetzgeber nun geändert: Ab 2010 werden die Beiträge zur Kranken- und Pfle­ geversicherung in vollem Umfang steuerlich absetzbar sein. Dies gilt zumindest für

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die gesetzlich Versicherten. Privat Ver­sich­er­ te können ihre Beiträge bis zur Höhe der gesetzlichen Kranken­kass­en­bei­träge bei der Steuererklärung angeben, ebe­n­­so wie die Beiträge für Ehegatten und Kinder. Über privat Versicherte war in den ver­ ­gan­genen Wochen ohnehin viel in der Presse zu lesen. Demnach gelten sie als „Pa­ ­tienten erster Klasse“: Sie bekämen bevorzugt Ter­mine beim Arzt und eine bessere medizinische Behandlung, meinen die Kritiker der „Zwei-Klassen-Medizin“. Dass die Pri­vatpatienten bei Terminvergaben bevorzugt behandelt werden, hat eine Umfrage im Auftrag der Kassenärztlichen Bun­des­vereinigung zwar widerlegt. Aber dass die privaten mehr Kosten übernehmen als die gesetzlichen Kassen, ist und bleibt eine Tatsache. Doch wer kann sich eigentlich privat versichern? 44.100 Euro Einkommen pro Jahr – das ist die aktuelle Beitragsbemessungsgrenze, ab der Ange­ stellte wählen können, ob sie wei­terhin in der gesetzlichen Kranken­ver­sicherung (GKV) bleiben oder in die private Kranken­ver­si­ che­rung (PKV) wechseln wollen. Während es bis vor Kurzem ge­­nüg­te, mehr als die festgelegte Summe zu ver­dienen, gilt seit Anfang 2009: Erst wer in drei aufeinander­ folgenden Jahren die Beitrags­be­mess­ungs­ grenze überschreitet, er­­hält Zugang zur privaten Krankenversicherung. Für Arbeit­ neh­mer, die nur kurzfristig mehr verdienen, ist ein Wech­sel nicht möglich. Selbst­ ständigen, Freiberuflern und Be­­am­­ten werden hingegen keine Hürden ge­­setzt: Sie kön­nen unabhängig vom Ein­kommen ent­ scheiden, ob sie in die private Kranken­ versicherung gehen oder sich freiwillig bei einer gesetzlichen Kran­ken­kasse versichern. Die Wahl will gut überlegt sein, denn beide Systeme haben Vor- und Nach­ ­­teile – und wer einmal in die private Kranken­ versicherung ge­­wechselt ist, kann nur schwer zurück. Ein Vorteil der gesetzlichen Kran­ kenversicherung: Hier sind alle Fa­­mi­li­en­ mitglieder mit einem einzigen Beitrag mit­­­­­ versichert – egal wie viele Kinder zur Fa­­­­mi­

lie gehören. Der Versicherungsbeitrag ist allein abhängig von der Höhe des Gehalts. Anders bei der privaten Kranken­ver­sich­e­ rung: Hier muss jeder vor seiner Mit­glied­ ­schaft eine Gesundheitsprüfung über sich ergehen lassen. Hat er bereits verschiedene Krankheiten gehabt, kann der Ver­sich­e­ rer Risikoaufschläge verlangen oder so­gar be­­stimmte Leistungen aus dem Lei­s­tungs­ um­fang ausschließen. Je älter ein An­­trag­ stel­ler ist, umso teurer wird seine Kran­ken­ ver­sicherung, denn naturgemäß kommt es im Laufe des Lebens zu immer mehr ge­­­­


Märkte

Krankenversicherung

Kontrovers Reinhold Schulte, Vorsitzender des Verbands der privaten Kranken­ver­ sicherungen, gibt sich nach dem Karlsruher Urteil kämpferisch: „Das Gericht hat ausdrücklich das Nebeneinander von gesetzlicher und privater Kranken­ versicherung und damit das Existenzrecht der privaten Kranken­versiche­rung bestätigt. Das ist eine klare verfassungsrechtliche Absage an eine Bürger­ versicherung. Die private Krankenversicherung ist trotz der Gesundheits­ reform weiterhin eine wachsende Branche mit Zukunft. Es wollen sich viel mehr Menschen privat krankenversichern, als die Politik erlaubt.“ Dem widerspricht Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, die den Weg zur Bürgerversicherung nach dem Urteil weiter offen sieht.

sund­heitlichen Problemen. Eine Fa­milien­ ver­sich­erung gibt es bei den Pri­vaten nicht: Für den Ehepartner und für jedes Kind muss ei­n ei­gener Vertrag abgeschlossen werden. Auch das Ge­­­schlecht spielt eine Rolle: Frau­ en zahlen in der Regel höhere Beiträge als Männer glei­chen Alters. Auch wenn eine pri­vate Ver­si­cherung in jungen Jahren ei­ne kostengünstige Alternative zu sein scheint, sollte man bedenken, dass die Beiträge im Al­ter eine stattliche Summe erreichen kön­ nen. Nicht nur bei den Beiträgen gibt es Un­­ter­schiede zwischen privaten und gesetz-

Zusatzversicherung

lichen Krankenkassen. Auch die Lei­st­un­ gen un­­ter­scheiden sich. So haben die ge­ setzlich Versicherten jederzeit Anrecht auf die ge­­setzlich vorgeschriebene Grundver­ sor­gung. Manche Kranken­kassen bieten Gesund­heits­kurse, Bo­nus­systeme und andere Zu­­satzleistungen. Wer mehr will, kann private Zusatz­ver­si­cherungen ab­schließen. Die Gothaer Kran­­ken­ver­si­che­rung etwa „bietet einen Schutz, der aus­schließlich für alternative Medizin gilt“, erklärt Sylvia Gimmler, Leiterin Pro­­dukt­marketing Ge­ sundheit des Versicherers. Kar­stadtQuelle-

Versicherungen wiederum hält ein An­ge­ bot bereit, das gesetzlich Kran­ken­ver­sicher­ ten umfangreiche Leis­tungen in Sachen Zahnerhalt und Zahn­ersatz of­­fe­riert. Ein Vorteil der privaten Kranken­ver­si­ cherungen: Was ein­mal vertraglich festgelegt wurde, kann nicht gekürzt werden. In vielen Tarifen sind Ein­zelzimmer und Chef­ arztbehandlung in­­­klu­sive, wahlweise und gegen einen entsprechenden Betrag kann man zum Beispiel auch den Zahnersatz oder die Kos­ten­über­nah­me einer neuen Brille komplett versichern. Ob gesetzlich

Alternative Heilmethoden auf dem Vormarsch

Jetzt auch passende Zusatzversicherung am Markt In einem sind sich alle einig – Gesundheit ist das höchste Gut des Menschen. Diese gilt es zu erhalten oder bei einer Erkran­ kung schnellstmöglich wiederherzustellen. Dazu sind immer wieder neue Wege ge­ fragt, besonders Naturheilverfahren stehen ganz oben auf der Liste. Naturheilverfahren sind längst kein Modetrend mehr: Was frü­ her noch bei vielen Medizinern und Laien Kopfschütteln hervorrief, ist heute oft Teil einer Behandlung. Viele alternative Be­ handlungsmethoden haben sich in der langjährigen Anwendungspraxis aus medi­ zinischer Sicht als wirkungsvoll und hilf­ reich erwiesen. Ganzheitliche Methoden wie Schmerztherapie durch Akupunktur, atemtherapeutische Behandlung, Chiro­ praktik oder Osteopathie gewinnen zuneh­ mend an Bedeutung. Verließ man sich frü­ her ausschließlich auf seinen Arzt, vertrau­ en heute immer mehr Patienten zusätzlich auf alternative Heilmethoden. Sie gehen nicht nur zum Hausarzt ihres Vertrauens,

sondern setzen auch auf den Heilpraktiker oder nutzen Naturheilverfahren durch Ärzte. Während privat Versicherte schon seit län­ gerem Krankheitskostenvollversicherungen mit alternativen Heilmethoden abschließen konnten, werden die Kosten für solche Be­ handlungen von der gesetzlichen Kranken­ kasse in der Regel nicht übernommen. An­ stelle der gesundheitlichen Beschwerden schmerzt dann die Lücke im Geldbeutel. Für gesetzlich Versicherte gab es daher oft nur zwei Alternativen: Entweder selbst zah­ len oder ambulante Ergänzungstarife bei privaten Krankenversicherern abschließen. Einen reinen Tarif nur für alternative Medi­ zin gab es bisher nicht, immer waren ande­ re Leistungen wie Sehhilfen oder Zahner­ satzleistungen in einem Bündel enthalten. Wer ausschließlich Versicherungsschutz für alternative Heilmethoden absichern wollte, suchte vergebens. Die Gothaer Krankenversicherung schlägt als erste Gesellschaft einen ganz neuen

Weg ein und geht dabei auf den Wunsch ­ihrer Kunden nach der reinen Absicherung alternativer Heilmethoden ein. Mit dem ­Zusatztarif MediNatura bietet der Kölner Versicherer als bisher einziger Anbieter am Markt einen Schutz, der ausschließlich für alternative Medizin gilt: So können 100 Pro­ zent der Kosten für Naturheilverfahren durch Ärzte nach dem Hufelandverzeichnis sowie Heilpraktikerbehandlungen gemäß dem Gebührenverzeichnis für Heilpraktiker einschließlich verordneter Arzneimittel – bis zu insgesamt 2.000 Euro pro Kalender­ jahr – abgesichert werden. Weitere Leis­ tungsbausteine müssen dabei nicht mitver­ sichert werden. Das Praktische dabei: Der Tarif kann als Zu­ satzversicherung sowohl zur gesetzlichen als auch privaten Krankenversicherung ab­ geschlossen werden. Wer ausschließlich ­alternative Heilmethoden versichern möchte, ist mit MediNatura daher optimal versorgt. www.gothaer.de, Autorin: Sylvia Gimmler

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Märkte

Krankenversicherung

Vorteil „Mit unserem Tarif erhalten gesetzlich Krankenversicherte quasi den Status eines Privatpatienten beim Zahnarzt“, betont Peter Endres, Vorstandsvorsitzender der KarstadtQuelle-Versicherungen. Novum „Wir bieten einen Schutz, der ausschließlich für alternative Medizin gilt“, sagt Sylvia Gimmler, Leiterin Produktmarketing Gesundheit der Gothaer Krankenversicherung.

oder privat: Seit dem 1. Ja­nuar 2009 ist jeder gesetzlich dazu verpflichtet, eine Kran­ kenversicherung abzu­schließen. Dazu hat der Gesetzgeber den so­genannten Basis­ta­ rif ins Leben gerufen: Jede private Kran­ kenversicherungs­ge­sell­schaft muss diesen Tarif anbieten. Er steht allen freiwillig gesetzlich Versi­cher­ten offen sowie Personen ohne Ver­si­che­rungs­schutz, die früher privat versichert waren oder der PKV zuzuordnen sind. Der Leistungs­um­fang des neu­ en Angebots ist mit der ge­­setz­lichen Kran­ kenversicherung vergleichbar. Die Beiträge dürfen den Höchst­betrag der GKV, der derzeit bei knapp 570 Euro liegt, nicht überschreiten. Die bei den Pri­vaten üblichen Gesund­heits­prü­fun­gen ent­­fallen. Für die Be­rechnung der Beitrags­höhe sind aus­ schließ­lich das Eintrittsalter und das Ge­ schlecht ausschlaggebend. Da durch den Basistarif unter anderem auch Menschen mit einer längeren Kran­ kengeschichte Zutritt zur PKV haben und diese deshalb hohe Kosten befürchtet, ha­ben verschiedene Versicherer vor dem Bundes­ ­verfassungsgericht in Karlsruhe geklagt: Kun­den im Normaltarif müssten den billigen Basistarif mitfinanzieren, sodass die Beiträge voraussichtlich stark ansteigen und die Privatversicherer damit unattraktiv für ihre Kunden würden. Die Karlsruher Rich­ ter entschieden jedoch: Der Basistarif bedroht die Existenz der Versicherer nicht – schon allein deshalb, weil das Interesse an dem Billigtarif äußerst gering sei. Ge­­rade einmal 6000 Versicherte haben das An­ge­ bot bislang angenommen – bei insgesamt rund 8,6 Millionen privat Ver­si­cherten. Neben dem Basistarif hat die Ge­­sund­ heitsreform 2009 eine weitere Neuerung mit sich gebracht: Jetzt können Neu­ver­ sicherte, die nach dem 1. Januar 2009 eine private Krankenversicherung abschließen, uneingeschränkt zu einem anderen Ver­ sicherer in den Basistarif wechseln. Sabine Olschner

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Zusatzschutz

Erweitertes Leistungsspektrum für gesetzlich Versicherte

Ohne Schrecken zum Zahnarzt Verantwortungsbewusste Menschen kom­ men heute kaum mehr ohne Kranken­zu­satz­ versicherung aus. Dies liegt daran, dass die gesetzlichen Krankenversiche­rungen (GKV) immer weniger Kosten übernehmen. Besonders bei den Zähnen kommt bei ei­ ner guten Versorgung schnell mal ein klei­ nes Vermögen zusammen. Die gesetzlich Krankenver­sicherten erhalten jedoch le­ diglich den sogenannten „befundorientier­ ten Fest­zuschuss“, der abhängig vom Ge­­ sund­heitszustand der Zähne ist. Erst­klas­ sige Leistungen und der Einsatz von hoch­ wertigen Materialien erfordern meist hohe Zuzahlungen. Um diese Lücke zu schließen, haben die seit Ende 2002 vollständig zur Ergo-Gruppe gehörenden KarstadtQuelle-Versicherun­ gen ein Angebot entwickelt, das gesetzlich Krankenversicherten ein Leistungs­spek­ trum offeriert, das sonst nur Privatpa­tien­ ten vorenthalten ist. Das Zahn-Ersatz-Pre­ mium- und Zahn-Erhalt-Pre­mium-Pro­ gramm kombiniert bestimmte und äu­ßerst erfolgreiche Zahnersatz- und Zahn­erhaltBausteine der KarstadtQuelle-Ver­siche­run­ gen so, dass hohe Zahn­arzt­rech­nungen ih­ ren Schrecken verlieren. Denn schließt ein gesetzlich Versicherter diese Zusatz­ver­ siche­rung ab, werden die Kosten beim Zahnerhalt mit hochwertigen Inlays und Onlays aus Gold oder Keramik, Kunst­stoffFüllungen und Knirsch­er­schie­nen zu 100 Prozent erstattet. Gesetzlich Kran­ken­ver­ sicherte erhalten mit diesem Tarif quasi den Status eines Privat­pa­tien­ten beim Zahnarzt. Der Fürther Direktversicherer ermöglicht seinen Kunden mit der Premium-Absiche­

rung, inklusive anrechenbarer Vor­leis­tun­g­ en der gesetzlichen Kran­ken­kas­sen, zu­ dem 90 Prozent bei Implantaten und Zahn­ ersatz mit privatzahnärztlicher Ver­sor­gung. Entscheidet sich der Kunde für einen Zahnersatz, bei dem nur die Regel­ver­sor­ gung in Rechnung gestellt wird (z. B. Me­ tallkrone), erstatten die KarstadtQuelleVer­sicherungen sogar bis zu 100 Prozent der Gesamtkosten. Das Angebot gilt je­ doch nicht nur im akuten Behandlungsfall: Der Kunde profitiert von Individual-Pro­ phylaxe-Maßnahmen inklusive professio­ neller Zahnreinigung sowie Wurzel- und Paro­don­tose-Behandlungen. www.privatpatient-beim-zahnarzt.de

Eingriff Auch wenn die Behandlung schmerz­ haft bleibt: Dank des neuen Angebots der KarstadtQuelle-Versicherungen für gesetzlich Versicherte verlieren immerhin hohe Zahnarztrechnungen ihren Schrecken.


Unternehmen

Outsourcing

Kostendruck macht erfinderisch

management Wer Dienstleistungen auslagert, schafft Frei­räume, kann sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren und die eigene Innovationskraft stärken.

D

ie Unternehmen aller Branchen ver­ ­suchen mangels Absatzmarkt ihre Kosten zu drücken. Im Fi­nanz­­be­ reich ist dieser Kostendruck, zusätzlich aus­ gelöst durch die Banken- und Vertrau­ens­ krise, besonders stark. Also müssen sich die Top-Manager etwas einfallen lassen, um ihre Kosten zu reduzieren und paral­ lel das verloren gegangene Kunden­ver­trau­ en wieder zurückzugewinnen. Insider räu­ men an­gesichts des Kostendrucks IT-Out­ sourcing einen wachsenden Markt ein. Der Auslagerung von Teilen der IT als Trä­ ger der Prozesse kommen flexible Beliefe­ rungs­modelle entgegen. Hinter Etiketten wie On-Demand, Cloud-Computing, SaaS (Soft­ware-as-a-Service) und Managed Ser­ vices verbergen sich Dienstleistungs­kon­ zepte, die sich am Bedarf der Kunden ori­ entieren. Sie müssen nur das an IT-Ka­pa­ zitäten respektive Softwareleistungen be­ zahlen, was sie an ihren Standorten abge­ rufen haben. Besonders auf globaler Tribüne ist der Druck groß, über gezielte Hard-/SoftwareAuslagerungen Kosten einzusparen. Das ruft Anbieter auf den Plan, die ihre Kun­ den aus der Wolke heraus mit SaaS, also Software als Dienstleistung basierend auf Internettechnologien, bedienen. Die An­ bie­ter versprechen deutliche Kosten­sen­ kun­gen über solche SaaS-Suites, dazu kei­ ne Kapitalauslagen für Inhouse-Sys­teme im Bannkreis der drei Ap­pli­ka­tions­land­ schaften. Das Ganze aus Anwen­der­sicht: Die Software-gestützten Geschäfts­prozes­ se werden einfach in die Wolke ver­lagert. Dieses Belieferungsprinzip kommt in der Wirtschaftskrise, in der Unter­neh­men ihre Kosten kontrollieren und eigenen Mittel schonen, besonders gut an. Für die flexible Belieferung muss vor­ gearbeitet werden. Das gilt für beide Sei­ ten, im Unternehmen wie beim Dienst­leis­ ter. „Wenn Server und Speicher virtualisiert werden, können ihre Kapazitäten dyna­ misch und kostensparend zugeordnet, zu­ dem bedarfsgerecht verteilt werden“, er­

klärt Michael Ziegler, Teamleiter Vir­tu­ali­ sie­rung und Sicherheit bei Ma­ter­na. Er misst besonders der Virtualisierung von Clients gegenüber klassischen PCs mehr Flexibilität und durch Automati­sierung hohe Ein­spa­ rungen bei. Eine Studie des Fraunhofer In­stituts bestätigt seine Ein­schätzung: Da­ nach können Unternehmen wie Dienst­leis­ ter durch Client-Vir­tua­li­sie­rung ihre jähr­ lichen Kosten je Arbeitsplatz von 2.400 Euro auf rund 1.700 Euro senken. Ziegler: „Eine virtuelle und damit Cloud-fähige Um­ setzung senkt generell die Kos­ten und be­ günstigt eine dynamische Auf­stellung ge­ genüber neuen Anforde­run­gen.“ Außerdem sei eine solche Architektur of­fen für künf­ tige In- oder Outsourcing-Stra­tegien. Für die Probe aufs Kostenexempel im virtuel­ len Umfeld empfiehlt er, einen kompeten­ ten Dienstleister zurate zu ziehen. Oft wird die Entscheidung auf eine Misch­kultur zwischen eigener und ausge­ lagerter IT hinauslaufen. Beide Teile, die in- und aushäusigen, müssen harmonie­ ren. Denn erstens sollte die IT insgesamt wirtschaftlich zusammenspielen. Zweitens kommt es in Zeiten durchgehender Ge­ schäftsabläufe zu Überschneidungen von

Kern- mit Randprozessen. Kenner der Sze­ ne plädieren deshalb für professionelle Man­ aged Testing Services. Denn eines sollte den Unternehmen keinesfalls passieren: dass hoch komplexe Software-Tests auf Kos­ten der Kernprozesse und des eigenen Geschäfts gehen. Das passiert, wenn lang­ wierige Tests in Eigenregie zuviel an per­ sonellen Kapazitäten rauben und aufgrund unerkannter Software-Risiken zu geschäft­ lichen Ausfällen führen. Mit Blick auf die geteilte IT-Verantwortung hat ein Ge­ne­ ra­tionswechsel von aktivitäts­getriebenen hin zu ergebnisorientierten Testing-Mo­ dellen stattgefunden. Mit der neuen TestGeneration werden die Be­lie­fe­rungs­mo­ delle des IT-Outsourcings gleich mit be­ dient. Damit im hoch komplexen IT-Um­ feld nichts schief geht, beziehen die Tes­ ting-Services den gesamten Software-Le­ bens­zyklus ein. Die eigene Or­ganisation wird dadurch flexibler und dy­namischer, die Software-Testkosten können um bis zu 30 Prozent reduziert werden. Die Software ist Dreh- und Angelpunkt des Unternehmensgeschäfts. Das sehen An­bieter, die so genanntes Inhouse Out­ sourcing offerieren, genauso. Ein Beispiel:

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Unternehmen

Outsourcing

Managed Test Services Interview Die Indus­tria­ lisierung von Softwaretests erleichtert den Umbau von IT-Landschaften, weiß Stefan Wichert.

IT-Experte Stefan Wichert ist Head of Managed Test Services Germany bei Logica, einem internationalen Beratungs- und IT-Dienstleister. Logica ist unter anderem spezialisiert auf Management- und Technologie-Consulting, Managed Test Services und Application Management.

Wie sollten Unternehmen den Heraus­ forderungen beim Umbau von IT-Land­ schaften begegnen? Die Neuformierung von Geschäfts­pro­ zessen zieht immer große Veränderungen in Applikationen nach sich, bis hin zu einer vollständigen Umgestaltung der IT-Landschaften. Die neuen Kon­stel­la­ tionen müssen ausgiebig getestet wer­ den. Oft können Unternehmen diese Auf­ gabe wegen der hohen Komplexität und des Risikos nicht alleine stemmen. Ge­ hen sie das Wagnis ein, bindet dies in­ tern viele personelle Ressourcen, auch in den Fachabteilungen. Die Folge: Das Kerngeschäft leidet – und das in der Wirtschaftskrise. Aber nicht nur das! Was meinen Sie damit? Wird Software nicht professionell gete­ stet, erhöht dies das Fehlerrisiko nach dem Go Live einer Applikation erheb­ lich. Fehler im Produktivbetrieb kön­ nen sich unmittelbar auf den Geschäfts­ erfolg auswirken, erst recht wenn die Applikationen Kundenschnittstellen dar­ stellen. Dann tritt zusätzlich ein Image­ verlust ein. Wenn Fehler in der Software erst vor Auslieferung oder in der Pro­ duktion gefunden werden, sind die Kos­ ten der Behebung sehr viel höher. Angesichts dieser Ausgangslage müss­ te der Markt für Managed Test Ser­ vices expandieren, oder? Das tut er, wie auch die aktuelle Studie

Trendstudie

von PAC verdeutlicht. Logica konnte als Marktführer in diesem Bereich bereits im letzten Jahr sein Geschäft verdoppeln. Was raten Sie den Unternehmen? Sich kompetente Dienstleister an Bord zu holen, die ihr Testhandwerk verste­ hen. Sie haben die richtigen Modelle und das notwendige Know-how, um die Kos­ ten dauerhaft zu reduzieren, die Qua­ lität der Applikationen zu verbessern und die Time-To-Market zu beschleuni­ gen. Zudem werden die Fach­abtei­lun­ gen entlastet und können sich ihren ei­ gentlichen Aufgaben zuwenden, wie der Weiterentwicklung von Produkten und Innovationen. Was kann Logica für diese An­for­ derungen in die Waagschale werfen? So Einiges! Unser Test Factory-Frame­ work basiert auf einem Industrie­stan­ dard, der Logica TestFrame-Methode, die seit fast zwei Jahrzehnten im Einsatz ist – und das mit überzeugenden Ergeb­ nissen für die Kunden. Durch unser Blen­ ded-Delivery-Modell können wir Soft­ ware-Tests on- und offsite, near- und offshore durchführen. Dazu kommt un­ sere langjährige Erfahrung in komple­ xen Testumfeldern. Die Vorgehens­mo­ del­le ergänzen wir durch ein innovati­ ves ergebnisbasiertes Preismodell mit transparenten Service-Level-Agree­ments. Weitere Informationen unter „Ser­v­ices and Solutions“ auf: www.logica.com

Eine Marktanalyse von Pierre Audoin Consultants (PAC) und Logica

· Der deutsche Markt für Managed Test Services ist noch sehr jung: Derzeit nutzen 25 Prozent der befragten Unternehmen Managed Test Services oder planen die Einführung. · Bis 2012 wird eine Verdoppelung des Vertragsvolumens auf 200 Mio. Euro erwartet. · Managed Test Services werden vorrangig zur Bewältigung komplexer Vorhaben eingesetzt. Dazu zählt etwa die Konsolidierung von Anwendungen oder die Modernisierung ganzer IT-Landschaften. · Primärere Auslöser für den Einsatz von Managed Test Services ist die Kostenreduzierung: Durch Einsatz von Managed Testing reduzieren sich die Kosten um 20 bis 50 Prozent. · Vielfältige Ziele stehen im Fokus, z. B. Risikotransfer, Zugriff auf externes Knowhow, Entlastung interner Ressourcen. · Insgesamt konnten die Zielvorgaben zu über 94 Prozent erreicht werden. · Die gesamte Studie ist demnächst kostenlos bei Logica erhältlich. Schreiben Sie an info.de@logica.com. · Literatur zum Thema: - TestFrame: ISBN: 978-3-642-00821-4, Axel Springer Verlag - Successful Test Management: ISBN: 978-3-540-22822-6, Axel Springer Verlag - TestGrip: ISBN: 978-90-9022167-0 (NL), 978-90-71195-01-3 (UK)

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Unternehmen

Outsourcing

Forderungen „In den Debitoren eines Unternehmens stecken enorme Potenziale zur Optimierung des Working-Capital, was wiederum die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens verbessert“, so Siegward Tesch.

Der Anbieter setzt auf der IT-Infrastruktur im eigenen Haus mit seiner Call-CenterSoftware auf, um darüber stellvertretend für das Unternehmen diese Aktivitäten zu übernehmen. Neben dem kompletten CallCenter-Auftritt werden der Kundenservice und der technische Betrieb von den Ex­ ternen gleich mit absolviert. Den An­bie­ tern solcher Dienste zufolge schlagen die Kunden mit dieser Strategie vier Fliegen mit einer Klappe. Die Gefahr, dass exter­ ne Call-Center-Dienste durch die eigene komplexe IT-Infrastruktur ausgebremst wer­ den, werde eliminiert. Die geschäftswich­ tigen Kundendaten blieben innerhalb des Unternehmensradius. Die Integration von IT-Infrastruktur, Software und Kunden­ pro­zessen erreiche eine höhere Aus­füh­ rungsqualität. Das Ergebnis: Das Unter­ neh­men hält stets Kontakt zu den Kunden und zum laufenden Geschäft. Dafür ar­ beiteten die externen Teamleiter mit Er­

Forderungsmanagement

gebnismitverantwortung mit der unter­ nehmenseigenen Mannschaft Hand in Hand. Die Inhouse-Outsourcing-Lösung mit Fo­ kus auf Call-Center findet zunehmend Zu­ spruch, bei Banken und Versicherungen ebenso wie bei Energieversorgern und Tele­ kommunikationsanbietern. Ob selbst finanziert oder delegiert: In­ vestitionen und Aufwände müssen in bei­ den Fällen bezahlt werden. Denn auch der IT-Outsourcer legt seine Investitionen auf die Kunden um. Wäre da nicht die Wirt­ schaftskrise und Kreditklemme: Li­qui­di­ täts­sicherung, z. B. durch ein professionelles Forderungsmanagement, wird dadurch für viele Unternehmen überlebenswichtig. For­ derungen gegenüber den Kunden rechtzei­ tig einzutreiben, ohne Skon­ti aufs Spiel zu setzen: dafür gibt es mittlerweile Portale. Die von Zahlungs­pro­ble­men betroffenen Unternehmen können darüber einfach und schnell ihre In­kas­so­aufträge erteilen.

Verlangt wird von den meisten Anbietern weder eine Mit­glied­schaft noch ein Jah­ res­beitrag. Die Kosten für die Inkasso-Maß­ nahmen werden stattdessen den Schuld­ nern in Rechnung gestellt. Die Er­folgs­ quote kann überzeugend ausfallen. Die meisten Debitoren lenken vorgerichtlich ein und zahlen – solange sie können. Diese Beträge werden, sofern die An­bie­ ter­wahl stimmt, in vollem Um­fang an die Auftraggeber weitergeleitet. Neben Inkas­ so haben einige dieser An­bie­ter Fac­to­ring, Vorfinanzierung, sogar den Ankauf von Portfolios zahlungsgestörter Schuldner im Programm. Das alles seien Dienste, mit denen angeschlagene Unternehmen ihre Liquidität deutlich verbessern könnten. Besonders die Finanzbranche ist kri­ sengeschüttelt. „Die bankeninternen Ver­ änderungen bleiben nicht aus“, registriert Dr. Karsten Füser, verantwortlich für Qua­ lity&Risk Management im Finanzbereich

Außenstände in Barmittel umwandeln

Inkasso sichert die Liquidität „Je nach Branche und Portfoliostruktur ­können bis zu 60 Prozent der Außenstände kurzfristig in Barmittel umgewandelt werden“, so Siegward Tesch, Geschäftsführer der Teschinkasso Forderungsmanagement GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in Wiehl ist seit 24 Jahren im gesamten Spektrum der Liquiditätssicherung aktiv und gehört heute mit über 200 Mitarbeitern und Mandanten aus allen Wirtschaftsbereichen zu den Marktführern. Schwerpunkt ist das Inkasso von offenen Forderungen. „Eskalationsfrei“, heißt es, und die Zahlen sprechen für sich. Die psychologisch geschulten Teams, die mit den

Schuldnern in Kontakt treten, sind in rund 50 bis 60 Prozent der Fälle bereits vorgerichtlich erfolgreich, so dass 100 Prozent der Hauptforderung ausgezahlt werden. Inkassoaufträge können einfach und komfortabel über das „TESCH WEB“ erteilt werden – ohne die sonst branchenüblichen „Vorbedingungen“. Teschinkasso verlangt weder eine Mitgliedschaft noch einen Jahres­beitrag. Die Kosten des Inkassos selbst werden verauslagt und später direkt an den Schuldner berechnet. Neben dem klassischen Inkasso gehören unter anderem mit Factoring und Vorfinanzierungen noch weitere Instrumente der Li-

quiditätssicherung zum Leistungsspektrum. Ein neues innovatives Produkt ist der Forderungskauf, bei dem Teschinkasso ein ganzes Portfolio an zahlungsgestörten Debitoren zu einem Pauschalpreis erwirbt. Nicht nur finanzschwache, auch unzufriedene Käufer etc. lassen ihre Rechnungen gern einmal liegen. Mit dem Beschwerdemanagement-System werden nicht nur die offenen Posten reduziert, sondern auch Kundenbeziehungen verbessert. Um das Forderungsportfolio seiner Kunden transparent zu machen, bietet Teschinkasso auch Wirtschafts- und Bonitätsinformationen, z.B. der Schufa. www.teschinkasso.de

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Unternehmen

Outsourcing

Partnerschaft Inhouse Outsourcing ist in vielen Fällen der goldene Mittelweg. Ein InhouseOutsourcing-Team arbeitet wie eine zusätzliche Abteilung, das Kundenunternehmen behält sein eigenes Know-how.

Dienstleistung im eigenen Haus Kundenservice Neben der internen Lösung und der kompletten Auslagerung von Arbeitsprozessen etabliert sich das Inhouse Outsourcing als dritter Weg.

Inhouse Call Center bauen über Jahre ein umfassendes Know-how über Pro­duk­te und Ser­vices der eigenen Firma auf. Ist daher al­ leine die interne Lö­sung für Kundenservice sinn­voll? An­dreas Buchelt, Ge­schäfts­­führer der Adec­co Call Center Solutions GmbH, (ACCS) meint dazu: „Outsourcing kann effi­ zienter und fle­xibler sein und muss nicht die Kom­plett­verlagerung des Kunden­service beinhal­ten. Inhouse Out­sourcing bie­tet hier den drit­ten Weg für Kun­denservice-Center.“ Die ei­ge­nen Aufgaben und IT-Land­schaft sind oft so komplex, dass die An­bin­dung ei­ nes ex­ternen Call Centers zu aufwändig er­ scheint. Wer­den dann handhabbare Teil­auf­ gaben aus­gelagert, riskiert der Unternehmer Rei­bungs­verluste. Dagegen betont Andreas Bu­chelt: „Beim Inhouse Out­sourcing bleibt das Know-how bei unserem Auftraggeber, wir nutzen dessen IT-Sys­teme, und die Ab­ läufe vor Ort werden direkt mit unseren Team­leitern koordiniert. Weitere Vorteile lie­ gen auf der Hand: optimale Integration, der Auf­traggeber bleibt stets am Puls seiner Kun­den.“ Im Tages­ge­schäft profitiert man von den kur­zen Ent­schei­dungs­wegen. Viele Pro­ble­ me, die aus der Distanz eines Dienstleisters entstehen können, werden von vornherein aus­ge­schlos­sen, andere können durch den unmittelbaren Kontakt sofort geklärt wer­ den. Da­bei handelt der In­house Outsourcer wie ein üblicher Out­sour­cing-Dienstleister: volle Ver­antwortung für sein eingesetztes Per­so­nal, volle Ergebnis-Verantwortung im Pro­jekt, vo­lumen- und qualitätsorientierte Ver­gütung. Diese Lö­sung findet bei Ener­gie­ ver­sorgern und in der Tele­kommunikation,

vor allem aber bei Ver­sicherungen und Banken An­klang. Den Kundenservice einer Bank etwa kann ACCS komplett oder als „Überlauf“ überneh­ men. Das steigert die Erreichbarkeit der Bank. Die Kontenbearbeitung, die Sach­bearbeitung im Backoffice und die fallabschließende Be­ arbeitung von Anfragen im 1st Level werden in diesem Bereich vollständig von ACCS über­ nommen. Viele Unternehmen machen sehr gute Erfahrungen, wenn Kundenservice und erfolgshonoriertes Forderungsmanage­ment vom selben ACCS-Team durchgeführt wer­ den, so zum Beispiel im Kreditbereich. Das Outbound des Forderungsmanagements führt zu einer besseren Auslastung und ein Anruf bei der Hotline hat für die Bank einen wei­ teren entscheidenden Vorteil: Der Agent kann neben der Klärung des An­lie­gens den Dar­ lehensnehmer im gleichen Gespräch zu of­ fenen Forderungen ansprechen – somit er­ höhen sich die Zahlungseingänge. Ein weiteres Beispiel: Bei einem großen deut­ ­schen Telekommunikationsanbieter führt ACCS den Kundenservice und den techni­ schen Support für die Bestandskunden durch. Am Un­ternehmensstandort sind mehrere Teams inklusive Teamleiter von ACCS im Einsatz und arbeiten Hand in Hand mit der firmen­ eigenen Mannschaft. Das Inhouse-Out­sour­ cing-Team funktioniert wie eine zusätzliche Ab­teilung, die darüber hinaus ein Bench­ mark für die eigenen Mitarbeiter liefert. „Durch langjährige Projekt-Partnerschaften wird Qualität und Erfolg des Outsourcings garantiert“, sagt An­dreas Buchelt. Weitere Informationen unter: www.adecco.de/ccs, info@adecco-ccs.de

bei Ernst&Young für EMEIA. „Sie struk­ turieren ihre Organisation und ihr Pro­ dukt­portfolio um, auch um das verloren gegangene Kundenterrain wieder zurück­ zu erobern. „Alle mit diesem Umbruch ver­bun­denen finanziellen Risiken müssen ge­meistert werden, damit dem letzten De­ sas­ter nicht ein weiteres folgt“, rüttelt Fü­ ser auf. Dazu kämen bald neue Re­gulie­ rungen. „Auch sie müssen von den Ban­ ken risikofrei und finanzschonend bewäl­ tigt werden.“ Angesichts solch massiver Veränderungen ginge ohne ein professio­ nelles Liquiditätsmanagement nichts: „Es ist nötig, um künftig sämtliche Geld­ge­ schäfte einschließlich der Rahmen­be­din­ gungen und Risiken besser zu durchleuch­ ten und bei finanzieller Gefahr die Not­ bremse zu ziehen“, betont er. Das Liqui­di­ tätsmanagement berücksichtigt den kom­ pletten Geld- und Anlagekreislauf. „Denn auch die Banken lagern verstärkt die IT und Geschäftsfelder aus, die nicht zu ih­ rer Kernkompetenz zählen“, so Füser. Ein kritischer Faktor für die Geld­ge­ schäfte und Liquidität ist der Zuspruch der Kun­den. „Neue Strategien müssen her“, sagt Andreas Vogt, verantwortlich für den Be­reich Managed Services bei Wincor Nix­­dorf. Vonnöten sei eine moderne ITAr­chitektur: „Nur darüber können gezielt Bankbereiche, die nicht zur Kernkompe­ tenz gehören, an Partner abgegeben wer­ den, ohne dass die Qualität des Zu­sam­ men­spiels darunter leidet“, untermauert Vogt. Win­cor Nixdorf etwa bietet auf Ab­ ruf Netz­leistungen und sämtliche Trans­ ak­tionen rund um den Bankbetrieb, ein­ schließlich Online-Banking. So zeigt sich: Wer Dienst­leistungen auslagert, spart nicht nur Kos­ten. Er schafft sich Freiräume, kann sich auf seine Kernkompetenzen kon­zen­ trieren und die eigene Innovationskraft stär­ken. Das Wachstumspotenzial der Bran­ che ist längst nicht erschöpft. Hadi Stiel

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Kundenservice im E-Business

Unternehmen

Outsourcing

Prozessoptimierung Mit der E-Mail-Bearbeitung durch Vivento Customer Services (VCS) können Unter­ nehmen Bestnoten bei der Kundenzufriedenheit erreichen.

Quelle: Bildarchiv Deutsche Telekom

Eine solide Basis für Kunden­be­zie­hun­ gen im E-Business schaffen – mit diesem Anspruch startete die Vivento Customer Services (VCS) 2007 ihren E-Mail-Service für das E-Business von T-Home. Mit der Beantwortung von rund 50.000 E-Mails pro Woche, die über die Kontaktbuttons der Internetportale www.telekom.de oder www.t-home.de eingehen, bieten rund 165 Mitarbeiter am Standort Uelzen umfas­ senden Kundenservice. Der Auftraggeber hat die Entscheidung, den Service an den konzerninternen Dienstleister VCS aus­ zulagern, nicht bereut. Marcel Nachtwey, zuständiger Account-Manager bei der Tele­kom, er­klärt: „Der überwiegende Teil der E-Mails wird innerhalb von zwei Stunden bearbeitet. Das ist unschlagbar schnell. Nur bei besonderen Lastspitzen und sehr ho­hem Rechercheaufwand nut­ zen die Agen­ten den vorgegebenen grö­ ßeren Zeitrah­men. Die Zusammenarbeit mit der VCS ermöglicht uns, das Qua­li­ tätsversprechen, das die Deutsche Tele­ kom ihren Kunden gegeben hat, sogar noch zu übertreffen. Ich bin begeistert.“ Seit 2006 hat die Tele­kom ihren Kunden

versprochen, alle eingehenden E-Mails in­­nerhalb von 24 Stunden abschließend zu bearbeiten. 50.000 E-Mails pro Woche – das sind im Jahr rund 2,5 Millionen Anfragen. Nur ein perfekt funktionierender und effizi­ enter Prozessablauf kann diese Menge an Anfragen zufriedenstellend bewältigen. Hin­­zu kommt, dass eine auf Vertrauen sowie auf echter Partnerschaft basierende Beziehung Grundlage für den rei­bungs­ losen Ablauf des operativen Ge­schäfts ist. Die Aufgabe der VCS-Mitarbeiter besteht darin, alle eingehenden Anliegen, die über die Internetportale von T-Home ankom­ men, anzunehmen und, soweit mög­lich, vollumfänglich zu bearbeiten. Dabei wird der überwiegende Teil direkt per Ant­wort­ mail (im First Level) bearbeitet. Bei den restlichen Fällen bearbeiten Agen­ten im spezialisierten Backofficebereich (Second Level) Anfragen, die mehr Recherche­auf­ wand benötigen oder an spezielle Fach­ ab­teilungen weitergeleitet werden müs­ sen. In diesem Fall erhält der Kunde ei­ nen Zwischenbescheid. Er weiß also kurz­ fristig, woran er ist. Die meisten Kunden wünschen Infor­ mationen rund um die Produkte und Ta­ rifstruktur, beispielsweise zu DSL-An­schlüs­ sen oder Entertain-Produkten. Aber auch Anfragen zum Konzern Deutsche Tele­kom, zu aktuellen Ereignissen, Bestellungen, Prospektanforderungen oder Be­schwer­den werden über die Internetseiten als Kon­ taktmeldung eingegeben. Um die Be­ant­ wortung kontinuierlich zu optimieren, hat die Telekom einen Frage-Antwort­ka­talog angelegt, der mit Hilfe des Dienst­leisters VCS stets aktualisiert und erweitert wird. Dies ist nicht der einzige Bei­trag zur Pro­ zessverbesserung. Axel Hup­pers, Stand­ ortleiter der VCS in Uelzen, weist stolz auf die von der VCS entwickelte und in­ tern durchgeführte Qualitäts­messung als weiteres Projektmerkmal hin: „Unsere Qua­ litätsmanager überprüfen stichprobenar­ tig drei Kriterien: Formale und sprachlich

rhetorische Richtigkeit, fachliche Korrekt­ heit und Kundenorientierung. Unsere Feh­ ­lerquote ist mit unter drei Prozent dabei erfreulicherweise gering.“ Jüngst schnitt der E-Mail-Dienst T-Home in einer Stu­ die der Zeitschrift PC-Welt als Bester un­ ter den DSL-Anbietern ab und 2008 hat das Branchenmagazin Teletalk dem Uel­ zener E-Mail-Service sogar die Bestnote „Sehr gut“ verliehen. Am Ende nutzen alle guten Noten nichts, wenn sie nicht direkt vom Kunden bestätigt werden. Um die Kundenzufriedenheit kontinuierlich zu verbessern, investiert die VCS nicht nur in Uelzen in die stetige Schulung ihrer Mit­ arbeiter. Seitens der Telekom wurde zu­ sätzlich eine gute Idee generiert, welche die VCS prompt umgesetzt hat: Über einen E-Mail-Link in seiner Antwortmail kann nun der Kunde selbst auch direkt seine Anregungen zu oder Kritik an dem E-MailService äußern und an einer Kun­den­ zufriedenheitsbefragung teilnehmen. In­ formationen unter: www.vivento-cs.de

Qualität Marcel Nachtwey, zuständiger AccountManager bei der Telekom, ist vollauf zufrieden mit der geringen Fehlerquote.

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Unternehmen

Outsourcing

Turbulente Zeiten HERAUSFORDerUNGEN Mithilfe von HumanResources-Verfahren (HR-Verfahren) können Unternehmen sich für die Zeit nach der Krise wappnen.

Wenn der Sturm kommt, bauen die ei­ nen Mauern, die anderen Windmühlen, be­ sagt ein chinesisches Sprichwort. Unter­ nehmen stehen in der Krise vor einer ganz besonderen Herausforderung: Einerseits müs­sen sie schnelle Kostensenkungen er­ reichen, andererseits das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig si­ chern. Wenn die Wirtschaft wieder anzieht und Personalengpässe drohen, soll das Un­ ternehmen gut aufgestellt sein. Beim Be­ wältigen der Krise helfen oft spezielle HRVerfahren zur Verbesserung der Führungs­ kultur oder zur Gewinnung von „High Po­ tentials“ weiter. „Die Wirtschafts­krise führt in vielen Unternehmen dazu, laufende Maß­ nahmen in den Kernbereichen der Perso­ nalentwicklung zu kürzen oder gar ganz auf Eis zu legen: Ein zunächst nachvoll­ ziehbares Verhalten, um kurzfristig Kosten zu sparen, als Signal an die Mitarbeiter aber sicher fatal“, so Silke Hermann, Ge­ schäftsführerin Insight Group Deutsch­ land. Gerade der abzusehende dauer­hafte Fachkräftemangel erfordert von den Un­ ternehmen eine Änderung ihrer Rekrutie­ rungsstrategie. Die Personalberatung Lü­ nendonk kommt in einer aktuellen Trend­ studie zu dem Ergebnis, dass die Rekrutie­ rung von Fachkräften und der Erfolg im „War for Talents“ immer wichtiger für den

Unternehmenserfolg werden. Gerade „in­ tegrierte Per­sonaldienstleister“, gibt sich Hart­mut Luer­ßen von der Lünendonk GmbH überzeugt, die ein breites Feld an Bereichen abdeck­en, hätten die Chance, „sich als strategischer Partner der Perso­ nalbereiche zu positionieren“. Bei der Re­ krutierung von Fach- und Führungskräf­ ten bietet das sogenannte E-Recruiting, also das onlinebasierte Verfahren zur Mit­ arbeitergewinnung, gegenüber herkömm­ lichen Verfahren zahlreiche Vorteile. Spe­ zialisten haben Tools ent­wickelt, mit de­ nen sich Bewerberprofile schnell sich­ten und herausfiltern und Medienbrüche ver­ meiden lassen. Auch Partnernetzwerke mit spezieller internetbasier­ter Suchtechnolo­ gie ermöglichen es Unternehmen, hoch quali­fizierte Bewerber aus­zuwählen. Da­ neben gewinnt immer stärker die Mitar­ beiterführung an Bedeutung. Oft sind es weniger die „extrinsischen“, stark mone­ tären Anreize als die „intrinsischen“ Fak­ toren – Sinn der eigenen Arbeit, Vertrau­ ens- und Fehlerkultur im Unternehmen – bei denen Verbesserungsbedarf besteht. Auch die Füh­rungskultur im Unterneh­ men hat einen erheblichen Einfluss auf die Mitarbeiterbindung. Auch hier entwi­ ckeln einige HR-Anbieter spezielle, auf den Kunden zugeschnittene Lösungen.

Human Resources: Bewährung in der Krise Wertschöpfung Nicht nur in schwierigen Zeiten kommt speziellen HR-Verfahren eine be­sondere Bedeutung für den Geschäftserfolg zu.

MaSSgeschneidert „Wir entwickeln kundenspezifische Lösungen. Was bei dem einen Kunden funktioniert, muss nicht zwangsläufig bei allen anderen passen“, so Dr. Frauke Bastians von YouGovPsychonomics.

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Es gibt viele Instrumente und Verfahren im Bereich Human Resources (HR). Nicht immer sind die populärsten Instrumente auch diejenigen mit dem höchsten Zusammenhang zum Unternehmenserfolg, also der besten Wirkung auf das Geschäft. Oft zahlen sich im wörtlichen Sinne diejenigen Verfahren aus, die im Zusammenhang mit einer leistungsförderlichen Führungskultur stehen. Gerade in der Krise, aber auch bei der Bewältigung z. B. des demografischen Wandels, bewähren sich maßgeschneiderte Lösungen, die sich mit Aspekten wie dem Führungsfeedback oder der Kommunikation von Werten und Leitlinien beschäftigen. Dies zeigen unter anderem Studien der YouGovPsychonomics AG, eines Unternehmens, das sich auf die Entwicklung individueller Lösungen spezialisiert hat. Eine aktuelle Untersuchung von YouGovPsychonomics und der FH Koblenz bringt es an den Tag: Intelligente Mitarbeiterkommunikation kann gerade im Zeichen der Krise die Bindung des Teams an das Unternehmen steigern und die Motivation der Beschäftigten verbessern, wenn die Kommunikation der Personalabteilung als vertrauenswürdig wahrgenommen wird. „Unsere Kunden haben gegenwärtig einen besonderen Bedarf an kurzfristig wirksamen Maßnahmen, um die Krise zu meistern“, sagt Dr. Frauke Bastians, Leiterin des Organisational Consulting der YouGovPsychonomics AG. „Hier nutzen wir unsere Erfahrungen, um kundenspezifische Lösungen zu entwickeln. Denn was bei dem einen Kunden funktioniert, muss nicht zwangsläufig bei allen anderen Kunden passen.“ Zuerst wird die Organisation analysiert, dann werden individuelle Lösungen vorgeschlagen und in einem dritten Schritt umgesetzt – Maßnahmen, die über die Krise hinaus wirksam sind. Denn wenn der Markt wieder anzieht, wollen die Kunden „schnell wieder in voller Stärke am Ball sein“, ist sich Dr. Frauke Bastians sicher. www.psychonomics.de


Erfolgreiche Alternative

Bildung

Privatschulen

Leistungsförderung Schulen privater Träger sind auf dem Vormarsch. Allein in den vergangenen Jahren stieg ihr Anteil um rund 43 Prozent. Haben Deutschlands Eltern Angst vor Rütli-Verhältnissen?

Ü

berfüllte Klassen, Lehrermangel, Mob­bing, Gewalt und marode Schul­gebäude: Nicht nur in Berlin und seinem Brennpunkt Neukölln ist das Lernumfeld heikel. Kein Wunder, dass die Privatschulen boomen. In den letzten 15 Jahren stieg ihr Anteil um etwa 43 Prozent. Neben der Tatsache, dass Bildung zu einem

ausschlaggebendem Faktor für die spätere Karriere geworden ist, bieten Privatschulen eine Reihe vielfältiger Vorteile. „Privatschu­ len können den Wünschen der Eltern nach einer fundierten Ausbildung, nach indivi­ dueller Förderung und spe­­zieller Profilbil­ dung sowie nach Wertevermittlung in be­ sonderer Weise entsprechen“, ist sich Julia

Schier, Bundesgeschäfts­führerin des Ver­ bands Deutscher Pri­vat­schul­verbände, si­ cher. Denn in Bezug auf die Qualität des Abschlusses sind keine gravierenden Un­ terschiede zu öffentlichen Schulen zu fin­ den. Allerdings bei der Motivation des Lehrpersonals und den Betreuungsangebo­ ten privater Schulen sowie in der Speziali­ sierung auf unterschiedlichste Begabungen bzw. Lehr- und Lernmethoden. Laut Statistischem Bundesamt besuch­ ten im Schuljahr 2007/08 912.300 Schüler private Schulen. Das entspricht einem An­ teil von 7,6 Prozent. Während der Anteil bei Grundschülern mit 2,4 Prozent noch re­lativ gering ist, steigt er bei den weiterführenden Schulen rapide an: Im Bereich der Real­ schu­len besuchen bereits 8,9 Prozent der Schüler eine Privatschule, bei den Gym­na­si­ as­ten sind es sogar 10,9 Prozent. Dieser Zu­ wachs wird auch in Zeiten der Wirtschafts­ krise nicht abnehmen, ist sich Julia Schier sicher: „Der Andrang auf die Privatschulen ist ungebrochen und steigt stetig weiter an.“ Ebenso nimmt die Zahl der Schulen in privater Trägerschaft weiter zu. Im Ver­ gleich zum Schuljahr 2006/07 stieg deren Zahl um fünf Prozent und liegt nun bei et­ wa 5000 Bildungseinrichtungen. Doch die vorhandenen Plätze decken noch lange nicht die Nachfrage. Experten schätzen, dass die Anmeldungen die zur Verfügung stehenden Plätze um das Fünffache über­ steigen. Es ist gerade die Transparenz und der Wettbewerb, dem sich Privatschulen stellen und dem sich auch die öffentlichen Schulen zukünftig nicht mehr entziehen können. Key Schools, sogenannte EliteSchulen wie sie etwa in China existieren, sind Deutschland, alleine schon aufgrund der Chancengleichheit, allerdings nicht zu wünschen. Im Fokus sollte die individuelle Förderung des ein­zelnen Schülers stehen sowie die Anhebung des gesamten Leis­ tungs­niveaus der Schülerschaft. Christoph Berger

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