www.visavis.de • Ausgabe 7/2009
www.visavis.de • Ausgabe 07/09
ECONOMY ECONOMY Geoinformation
Daten für den Raum gewinnen
Bürowelten
Mehr Ästhetik, mehr Effizienz
Liechtenstein
Innovationskraft im Fürstentum
MÄRKTE VON MORGEN Wie der deutsche Mittelstand die Zukunft gestaltet
MAGAZIN
Märkte mit Potenzial PERSPEKTIVE Strategische Innovationen sichern die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts.
L
ange genug war die Wirtschaftskrise das beherrschende Thema. Jetzt gilt es, den Blick nach vorn zu richten: Das Ruhrgebiet schaut erwartungsvoll auf das kommende Jahr, wenn es seine Rolle als Europäische Kulturhauptstadt 2010 einnimmt. Und Kornelia Pfeiffer berichtet, wie Liechtenstein, eine weitere starke Region Europas, sich den Herausforderungen der Finanzkrise stellt und mit Produktinnovationen punktet. In der Titelreportage beschäftigt sich Brigitte Freitag mit den Technologien der Zukunft. Dazu zählt die Elektromobilität ebenso wie die Kommunikation von Maschinen untereinander (M2M), die in verschiedensten Branchen zum Einsatz kommt. Die wichtigen Regionen von morgen sind ebenso Gegenstand der Reportage, die auch renommierte Zukunftswissenschaftler zu Wort kommen lässt. Wissenswertes über Märkte mit Potenzial erfahren Sie auch in unserem Beitrag über Mikrofinanzierung. Unser Autor Dr. Ralf Magagnoli berichtet, wie Kleinstkredite mit „Hilfe zur Selbst-
hilfe“ einen wertvollen Beitrag zum Wachstum leisten – nicht nur in Entwicklungs- und Transformationsländern. Geodaten-Anwendungen bergen ebenfalls ein großes Zukunftspotenzial für verschiedenste Branchen: In seiner Reportage erklärt Timo Thalmann beispielsweise, wie sich mit der Analyse sogenannter Potenzialdaten die Kaufwahrscheinlichkeiten für einzelne Warengruppen ermitteln lassen. Um Innovationen beim Ausbau des Standorts Deutschland geht es in der Logistikreportage: Armin Hille zählt strukturelle Verbesserungen und moderne Informationstechnologien zu den wichtigsten Herausforderungen der Branche. Fortlaufende Innovationen sind auch im Speichermarkt gefragt: Die Storage-Reportage von René Purwin gibt einen Überblick über aktuelle Speicherlösungen und zeigt, wie diese zu mehr Effizienz im Unternehmen beitragen. Diese Fülle an Trends und Innovationen schafft Zuversicht für die Zukunft. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Erfolg bei der Realisierung Ihrer eigenen Visionen! Ihre Redaktion
Inhalt Liechtenstein 7 Europas viertkleinstes Land setzt auf Innovationskraft.
MIKROFINANZIERUNG Ein Finanzprodukt mit Blick für die Mitwelt. Kleinstkredite fördern unternehmerische Initiative und tragen so zu Wachstum und Arbeitsplatzsicherheit bei – nicht nur in Entwicklungs- und Transformationsländern.
Titelreportage 13 Welchen Technologien und Branchen gehört die Zukunft? Mikrofinanzierung 19 Kleinstkredite helfen nicht nur in Entwicklungsländern. Geoinformation 22 Das Marktpotenzial ist längst nicht erschöpft. Logistik 27 Die Branche steht vor neuen Herausforderungen. Storage 31 Datenspeicherung wird immer
IMPRESSUM
wichtiger. Innovative Technologien helfen, Kosten zu senken. Derivate 35 Welche Anlagemöglichkeiten versprechen sie? Risikomanagement 39 Viele Unternehmen blenden die Frühwarnindikatoren aus. Berufsunfähigkeit 43 Die richtige Versicherung hilft, die Folgen finanziell abzufedern. KFZ-Versicherungen 45 Wer Tarife und Leistungen vergleicht, kann viel Geld sparen. Bürowelten 49 Der Wohlfühlfaktor zählt für Top-Leistungen im Büro.
Verlag: VISAVIS Verlags GmbH; Auguststr. 29, 53229 Bonn; Tel.: 02 28/ 3 07 94-0, Fax: 02 28/ 3 07 94-10, Vanity: 07000 / visavis, E-Mail: visavis@visavis.de, www.visavis.de; Chefredaktion: Wolfgang Haselbauer; Schlussredaktion: Jens Voß; Geschäftsführer: Bernhard Haselbauer; Verbreitete Auflage: 135.000 Exemplare. 130.000 Exemplare liegen der FINANCIAL TIMES Deutschland bei. ISSN: 09428615; Konzeption und Marketing: newpublic communication KG, Bonn; newpublic.org
2
VISAVIS ECONOMY
07/09
> Die VISAVIS-Redaktion im Gespräch mit Stephan Ninow, Mitglied der Geschäftsleitung der abcfinance: www.visavis.de/ interviews > Die Verlagspublikationen online im Flash-Format zum Blättern und zum kostenlosen Download: www.visavis.de/publikationen
MAGAZIN
VISIONÄR Schon in 20 Jahren soll eine ganze Kleinstadt hinaus aufs Meer ziehen, in 100 Jahren eine Milliarde Menschen die Ozeane bevölkern. Allein die Existenz der Ozeanstädte zwänge die etablierten Staaten zu mehr Wettbewerb untereinander, glaubt der liberale Vordenker Patri Friedman.
Die Freiheit der Ozeane MODELL Patri Friedman, Utopist und Enkel des großen Volkswirtschaftlers Milton Friedman, sieht die Menschheit von morgen auf schwimmenden Inselstaaten. Abermillionen von Jahren brauchten unsere Vorfahren, um vom Wasser aufs Land überzusiedeln. Ginge es nach Patri Friedman, würden wir der Evolution ein Schnippchen schlagen und innerhalb kürzester Zeit ins Meer zurückkehren – besser gesagt: aufs Meer. Der amerikanische Utopist und Enkel des großen Volkswirtschaftlers Milton Friedman sieht die Zukunft der Menschheit auf schwimmenden Inselstaaten. Tausende modular aufgebaute Länder will er schaffen, über deren Zukunftsfähigkeit der freie Wettbewerb entscheiden soll. Denn ginge es nach Friedman, schlössen sich die Einwohner einem Staat ihrer Wahl an. Im Zweifelsfall ziehen sie auf eine andere künstliche Insel mit anderen Rechten und Regeln. Der Geist des Nobelpreisträgers Milton Friedman scheint in seinem 33-jährigen Enkel fortzuleben. Genau wie sein Großvater ist Patri Friedman unzufrieden mit den existierenden Staaten. „Ich bin ein Liberaler und
unternehmensfilm |
träume von besseren Systemen“, sagt der ehemalige Google-Softwareingenieur. Sein Zeitplan ist straff: Schon in 20 Jahren soll eine ganze Kleinstadt hinaus aufs Meer ziehen, in 100 Jahren eine Milliarde Menschen die Ozeane bevölkern. Um seine Vorstellungen zu verwirklichen, gründete Friedman 2008 das Seasteading Institute. Bald soll eine erste Testinsel in der Bucht vor San Francisco gebaut werden. Auch die Zukunftsforscherin Dr. Kerstin Cuhls hält schwimmende Inseln für mehr als reine Utopie: „Aufgeschüttete Städte sind mittlerweile realisiert, schwimmende Städte sind technisch in 20 Jahren möglich – kleinere sogar heute schon.“ Dennoch hegt sie Zweifel an Patri Friedmans ehrgeizigem Projekt. Als einen Grund des Scheiterns sieht sie weniger technische Hürden als vielmehr politische Barrieren: „Viele Staaten werden sich dagegen wehren, dass ihre Bevölkerungen einfach auswandern.“
Seriös werben
Immer rasanter fließen die Informationen in unserer vernetzten Gesellschaft. Immer höhere Ansprüche werden an ihre Qualität gestellt. Hochwertige Unternehmensfilme sind deshalb das effiziente und rentable Werbemittel unserer Zeit. Axel Gerke, Geschäftsführer und Regisseur der Berliner Filmproduktion cinemadirekt. com hat ein Konzept ent-
wickelt, das dieser Entwicklung Rechnung trägt. „Der dokumentarische Werbefilm vereint die Seriosität einer Dokumentation mit der Werbewirkung eines Imagefilms“, erklärt der gelernte Kameramann, der eine steigende Nachfrage nach seiner innovativen Form des Unternehmensporträts verzeichnet. „Ehrlichkeit und Offenheit sind Werte, die in der Unter-
nehmensdarstellung immer wichtiger werden“, weiß Gerke. Vor diesem Hintergrund trete eine rein emotionalisierende und oberflächliche Werbung zunehmend in den Hintergrund. „Der dokumentarische Werbefilm hingegen vermittelt einen klaren Eindruck von der Kraft und der Einzigartigkeit eines Unternehmens.“ Weitere Informationen unter: www.cinemadirekt.com
VISAVIS ECONOMY
07/09
3
MAGAZIN
Mit Leasing aus der Insolvenzfalle Laut Statistischem Bundesamt gab es im ersten Halbjahr 2009 deutlich mehr Unternehmensinsolvenzen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dem Präsidenten des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven, ist es „ein Rätsel, wie das Bundeswirtschaftsministerium angesichts dieser Insolvenz-
flut behaupten kann, die Unternehmen würden noch über ausreichend Finanzpolster verfügen“. Für Ohoven ist klar: „Die Antwort darauf kann nur sein, dass die Banken ihre restriktive Kreditpolitik, insbesondere bei Konditionen und Sicherheiten, radikal ändern. Dazu muss die Politik sie notfalls zwingen.“ Bei Liquiditätsproblemen ist Leasing oftmals ein probates Gegenmittel. Doch seit die Kreditklemme in der Leasing-Wirtschaft angekommen ist, steht die Branche vor ungewohnten Problemen: „Unsere Rolle als Wachstumsförderer ist zur Zeit gefährdet“, sagt Martin Mudersbach, Präsident des Bundesverbands Deutscher Leasing-Unternehmen. Es stünden nicht genug Refinanzierungsmittel zur Verfügung. Insbesondere für den Mittelstand droht dieser Umstand zur Konjunkturbremse zu werden. Hoffnung verspricht das KfW-Sonderkreditprogramm für Banken- und herstellerunabhängige Leasinggesellschaften, das kürzlich aufgelegt wurde. Diese Entscheidung dürfte der Branche wieder Auftrieb verleihen.
Automobilmarkt Finanzierung |
KOMPETENZ „Als banken- und herstellerunabhängiger Finanzdienstleister bieten wir alternative Finanzierungskonzepte“, so Stephan Ninow von abcfinance.
4
VISAVIS ECONOMY
07/09
Liquidität zählt
Gerade bei der derzeitigen Wirtschaftslage ist für Unternehmen ein ausreichender Liquiditätspuffer existenzsichernd, denn flüssige Unternehmen haben einen Wettbewerbsvorteil. Das Kölner Unternehmen abcfinance bietet Finanzierungslösungen aus einer Hand. „Wir versorgen den Mittelstand mit Liquidität“, erklärt Stephan Ninow, Mitglied der Geschäftsleitung. „Unser auf die Zielgruppe abgestimmtes Produktportfolio in den Geschäftsfeldern Leasing, Factoring und Solutions bietet Lösungen für den kurz-, mittel- und langfristigen Finanzierungsbedarf.“ Die Geschäftsfelder Leasing und Solutions halten ein um-
fangreiches Angebot alternativer Finanzierungslösungen bereit. „Unsere Kunden gewinnen durch die Ergänzung individueller Finanzkonzepte einen Vorsprung gegenüber ihren Wettbewerbern. Durch eine schnelle und einfache Abwicklung können wir gegenüber einer traditionellen Liquiditätsversorgung punkten“. Als Ergänzung zum herkömmlichen Kontokorrentkredit gewinne das Factoring als kurzfristige Finanzierungsform insbesondere im Mittelstand stetig an Bedeutung. „Durch den sofortigen Zahlungseingang auf Basis der angekauften Forderungen verbessert sich die Liquidität der Kunden und stärkt deren Unabhängigkeit“. Infos: www.abcfinance.de
Weniger Zulassungen Das erste Halbjahr des Jahres war von einem deutlichen Umbruch des deutschen Automobilmarktes gekennzeichnet. Während die Umweltprämie in einer Verdopplung der privaten Neuzulassungen in Deutschland resultierte, haben die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft bei den gewerblichen Zulassungen zu einem Minus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum geführt. Auch die Entwicklungen im Bereich der automobilen Finanzdienstleistungen, also Leasing und Finanzierung, sind 2009 laut Arbeitskreis Autobanken (AKA) von dieser Gesamtmarktentwicklung deutlich beeinflusst. Weitere Informationen unter: www.autobanken.de
REGIONEN
RUHRGEBIET
Dynamik tief im Westen ZUKUNFT In der Metropolregion Ruhrgebiet gelingt der Strukturwandel vom Kohlerevier zur pulsierenden Kultur- und Technologielandschaft. Die Weichen für die Zukunft werden jetzt gestellt.
D
as kommende Jahr wird sicher in mancherlei Hinsicht sehr ereignisreich: Die Agenda 2010 geht auf die Zielgerade, die Welt blickt nach Südafrika zur Fußballweltmeisterschaft, und Kulturinteressierte aus ganz Europa strömen ins Ruhrgebiet – dies hoffen jedenfalls die Veranstalter von RUHR.2010, dem Programm der Europäischen Kulturhauptstadt, die keine Stadt ist, sondern mit fünf Millionen Einwohnern Deutschlands größter Ballungsraum. Fritz Pleitgen, ehemaliger WDR-Intendant und nun Geschäftsführer der RUHR 2010 GmbH, bezeichnete die Region ganz überschwänglich als „deutsches New York“. Man mag ihm da zustimmen oder auch nicht. Fest steht: Kaum eine Gegend ist in der gesamten Geschichte seit ihrer Industrialisierung einer derartig dynamischen Entwicklung unterworfen wie die Region zwischen Duisburg und Dortmund mit ihrer Metropole Essen. Diese Dynamik kommt nicht von ungefähr. In den letzten Jahrzehnten wurde sie schlicht aus der Not geboren, als Kohle und Stahl die Menschen an Rhein und Ruhr nicht mehr ernähren konnten. Die Bevölkerung machte das Beste aus einer Situation, die sowieso nicht abzuwenden war. Sie schuf die Rahmenbedingungen für ein Zentrum ganz anderer Branchen, etwa Biotechnologie, Energiewirtschaft und Medien. Auf Zeche Zollverein in Essen drehen sich die Räder nicht mehr. Wo früher die Kumpel unter Tage malochten, stehen die
Anlagen heute als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO. Und genau hier steigt am 9. Januar 2010 die KulturhauptstadtEröffnungsfeier. Vergangenheit und Zukunft begegnen sich – eine symbolträchtigere Location kann man nicht wählen. Und wie genau sieht sie aus, die Zukunft? Bedeutet sie die Abkehr von der Industrie? Eben nicht, meint NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben. „Diejenigen, die die Wirklichkeit nicht kennen, sagen: Wir wollen keine In-
WACHSTUM Umwelt- und Klimaschutz sind eine herausragende industriepolitische Chance für unser Land, weiß Dr. Christa Thoben, NRWWirtschaftsministerin.
dustrie, wir wollen erneuerbare Energien“, resümierte die Ministerin im April 2009 während einer Rede im Landtag. „Gerade wenn man sich von den erneuerbaren Energien besonders viel verspricht, ist man auf modernste Maschinenbautechnik angewiesen, beispielsweise für Motoren und Turbinen.“ Und weiter: „In der Zukunft wird es weltweit darum gehen, Technologien zur effizienten Energieerzeugung und Nutzung für Umweltschutz, Recycling oder Wasseraufbereitung zu entwickeln und zu produzieren. Umwelt- und Klimaschutz made in NRW – so sehen die Überlebenstechnologien der Zukunft aus. Das ist eine große, herausragende industriepolitische Chance für unser Land.“ 16 Cluster hat die Politik für die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen definiert, und fast alle von ihnen haben im Ruhrgebiet einen ausgesprochen starken Standort gefunden: Die Energiewirtschaft gehört dazu, ebenso Biotechnologie, Mikro- und Nanowerkstoffe, der Automotive-Bereich, die Medien sowie Logistik. Regional tätige Finanzinstitute wie die National-Bank verstehen sich als Partner für den Mittelstand. Viel Dienstleistung und Hightech also - wo sind eigentlich Kohle und Stahl? Doch, es gibt sie noch, allerdings in einem Umfang, der mit dem Ausdruck „gesundgeschrumpft“ nur unzureichend zu beschreiben ist. In den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts hatte der Bergbau an der Ruhr einmal mehr als 470.000 Beschäftigte, 2009 waren es noch
VISAVIS ECONOMY
07/09
5
REGIONEN
RUHRGEBIET WARENSTROM Hier schlägt das Herz der Logistik: Der Duisburger Hafen ist nicht nur Europas größter Binnenhafen, sondern auch Schnittstelle für Bahn und Straße.
rund 30.000. Sechs von einst 141 Steinkohlezechen gibt es noch, bis Jahresende 2012 sollen drei weitere verschwinden. Und nach dem Kohleausstiegsbeschluss von Bund und Ländern läuft die Steinkohleförderung im Ruhrgebiet bis zum Jahr 2018 komplett aus. Auch in der Stahlindustrie setzte nach der Blütezeit in den Fünfzigerjahren ein Abwärtstrend ein, der nie mehr gestoppt wurde. Von einst 300.000 Beschäftigten gibt es heute noch 57.000. Nun standen die als Hightech bezeichneten Wirtschaftszweige nicht von Anfang an zur Verfügung, um den Niedergang der klassischen Industrien zu kompensieren. Ein älterer Motor des Strukturwandels ist der Logistiksektor. Und für diesen ist das Ruhrgebiet ein geradezu idealer Standort: In einem Umkreis von drei Autostunden sind geschätzte 50 Millionen Verbraucher zu erreichen. Das Herz der Logistik schlägt in Duisburg. Der „Duisport“ ist nicht nur Europas größter Binnenhafen, sondern auch Schnittstelle für Bahn und Straße. Er bildet die Drehscheibe für die Warenströme in Deutschland, Europa und zu den Nordseehäfen. Hier wurde seit Ende der Neunzigerjahre mit dem „Logport“ eines der modernsten europäischen Logistikzentren aufgebaut, rund eine Milliarde Euro investierten die Duisburger Hafengesellschaft und ihre Kunden. Angesiedelt ist dieses mit 300 Hektar zu den größten Industriearealen Europas zählende Gelände passenderweise – neu gegen alt auch hier – auf einer früheren Montanfläche, einem ehemaligen Stahlwerk. Mehr als 40 Unternehmen haben sich auf dem Gelände des Logport angesiedelt, rund 3.000 Menschen Arbeit gefunden. Beispiele wie diese weisen das Ruhrgebiet als eine Region voller Energie aus. Und das nicht nur im wörtlichen Sinne – weil die Gegend einen herausragenden Standort für die Energiewirtschaft bildet –, sondern einfach, weil das Ruhrgebiet Power hat! Markus Fischer
6
VISAVIS ECONOMY
07/09
Finanzen | Unterstützung für den Mittelstand
Der Region verpflichtet Die seit 1922 an Rhein und Ruhr tätige National-Bank hat immer ihre Unabhängigkeit wahren können und ist eine der bundesweit führenden Regionalbanken. Um diese Position weiter zu stärken, hat die National-Bank im Juni dieses Jahres eine umfangreiche Kapitalerhöhung erfolgreich umgesetzt. Damit sollen nicht nur die Eigenmittel gestärkt, sondern auch die Konkurrenz- und Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. Der Bank stehen nun zusätzliche Eigenmittel in Höhe von 58,24 Millionen Euro zur Verfügung. Das Geldinstitut, die Zentrale ist in Essen, betreut mit mehr als 800 Mitarbeitern an 20 Standorten in Nordrhein-Westfalen anspruchsvolle Privatkunden, wirtschaftlich Selbstständige und mittelständische Firmenkunden. Die National-Bank ist auf Wachstumskurs, denn das derzeitige Marktumfeld bietet beste Chancen für eine moderne und verlässliche Bank, die auf traditionelle Werte setzt und im Mittelstand zu Hause ist. Erst kürzlich wurde die Zentrale in Essen mit 47 Stellen verstärkt. Zudem wurde das Private Banking in den Niederlassungen Oberhausen und Dortmund personell deutlich ausgebaut. Dies signalisiert, dass die Bank vom Potenzial der Metropolregion Ruhrgebiet überzeugt ist. „Gerade in schwierigen Zeiten braucht man eine Bank als verlässlichen Partner“, betont Dr. Thomas A. Lange, Sprecher des Vorstandes. „Jeder Unternehmer sollte in der aktuellen Situation für sich überprüfen, wie krisenfest sein Unternehmen aufgestellt ist und frühzeitig mit seiner Bank darüber sprechen.“ Manchmal müssten sich auch traditionsreiche Unternehmen neu aus-
richten, um fit für die Märkte von morgen zu sein – das gelte besonders für Unternehmen, die in einer im Wandel befindlichen Region ansässig sind. Eine solche Region ist zurzeit das Ruhrgebiet. Die National-Bank ist sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst: So fördert sie kulturelle Ereignisse und unterstützt Projekte im Bildungs- und im sozialen Bereich. „Wir fühlen uns der Metropole Ruhr und ihren Menschen verbunden. Unser Erfolg ist untrennbar mit der gesunden Entwicklung des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Umfeldes verknüpft“, bekräftigt Lange. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.national-bank.de
ÜBERZEUGUNG „Wir fühlen uns der Metropole Ruhr und ihren Menschen verbunden“, betont Dr. Thomas A. Lange, Sprecher des Vorstandes der National-Bank AG, Essen.
REGIONEN
LIECHTENSTEIN
Innovationskraft im Fürstentum EXPORTNATION Der kleine Binnenmarkt zwingt die Industrie in Liechtenstein seit jeher zum Außenhandel. Das Gros der Unternehmen konzentriert sich auf innovative Hightech-Produkte.
I
n vielen Köpfen ist die Finanz- und Wirtschaftskrise schon vorbei. Anders im Fürstentum Liechtenstein. Hier wissen Finanzakteure, Werkplatz und Exportindustrie, wie sehr es gerade jetzt auf ihre Innovationskraft ankommt. Und zwar bei Private Banking und Mikrofinanz ebenso wie bei moderner Altersvorsorge und Hightech. Im viertkleinsten Land Europas gilt stärker als anderswo: Wandel ist wie das Wetter – unvermeidbar. So kann zwar auch der Vorzeige-Bautechnologie-Konzern Hilti der Wirtschaftskrise nicht entfliehen, doch der Marktführer ist in der Lage, sich schnell auf Veränderungen und wechselnde Bedürfnisse im Markt einzustellen. Dass „die Hilti“ als Rolls-Royce auf dem Bau gilt, ist kein Zufall. Jahr für Jahr bringt das Unternehmen rund 30 Produktinnovationen auf den Markt. Zum Erfolg tragen neben ständig neuen Kraftpaketen für den Bauprofi ein einzigartiges Direktvertriebssystem bei. Ähnlich die Weltmarke Ivoclar Vivadent: Zahnärzte und Zahntechniker sind zwar zurzeit zurückhaltender, in teure Dentalgeräte zu investieren. Jedoch hat das Dentalunternehmen zugleich Technologien für die einfacheren Bedürfnisse auf den asiatischen Märkten in der Produktpalette. Die Forschung hat Meilensteine in der Entwicklung von Vollkeramiken gesetzt. Damit rückte die kosmetische Zahnmedizin immer näher an die Seite der Schönheitschirurgie. Stark in neuen Technologien sind auch kleinere Unternehmen: Während die Autoindustrie weltweit ihre Produktion drosselt, produziert die Präzisionsfirma PAV Motorenteile für sparsame Autos. Während der Markt für Schreitbagger in Nordamerika einbricht, erobert Kaiser mit Kanalreinigungsfahrzeugen und einem einzigartigen Wasser-Recycling-System neue Märkte. Und Pantec Biosolutions will 2012 von Liechtenstein aus gar mit einer neuartigen Lasertechnologie den Zukunftsmarkt für künstlichen Befruchtung erobern. Liechtenstein ist eine Exportnation. Der kleine Binnenmarkt hat die Industrie immer
schon zum Außenhandel gezwungen. Der Löwenanteil der Hightech-Erzeugnisse und Nischenprodukte geht in die Länder des Europäischen Wirtschaftsraums EWR und in die USA. Die liechtensteinische Wirtschaft profitiert dabei seit Jahren von einer Reihe mittlerer und kleiner Unternehmen, die langfristig orientiert handeln. „Charakteristisch für die nationale Innovationsleistung Liechtensteins ist, dass 98,8 Prozent von privaten Unternehmen erbracht wird“, betont Wirtschaftsminister Martin Meyer. Daran beteiligt sich auch der Werkplatz Liechtenstein. Auf dem europäischen Markt gefragt ist die hochpräzise Fertigungsmesstechnik der Firma Messtechnik. Und der Druckerei Gutenberg ist jüngst eine Weltneuheit gelungen, bei der die Spucke wegbleibt: Sie produziert die ersten Selbstklebebriefmarken mit echter Lochperforation. Die Liechtensteinische Post hat die erste selbstklebende Briefmarkenserie dem „Briefmarkenland Liechtenstein“ gewidmet. „Die meisten Unternehmen konzentrieren sich we-
niger auf die Herstellung von Massen- und Billigwaren, sondern auf innovative Hightech-Produkte von hoher Qualität und Wertschöpfung“, bekräftigt Arnold Matt, Präsident der Wirtschaftskammer Liechtenstein. „Auch das Gewerbe zeichnet sich durch eine hohe Vielfalt aus. Die vielen anpassungsfähigen Klein- und Mittelbetriebe sind auf den Heimmarkt ausgerichtet, können aber auch im Wettbewerb in den angrenzenden Regionen der Schweiz und Österreichs bestehen.“ Die Politik unterstützt Industrie und Gewerbe in ihrer globalen Wettbewerbsfähigkeit. „Mit der geplanten Steuerreform, die eine Art Flat Tax bringen wird, werden günstige Rahmenbedingungen für alle Wirtschaftssektoren geschaffen“, bestätigt Matt. Ziel der Reform ist eine berechenbare Steuerpolitik, die jeder versteht und den Wirtschaftsstandort noch attraktiver macht. Der Werkplatz übrigens trägt zum Bruttoinlandprodukt (BIP) rund 40 Prozent bei, der Finanzplatz nur etwa ein Drittel. Und der Kleinstaat mitten in Europa bietet 33.000
VISAVIS ECONOMY
07/09
7
REGIONEN
LIECHTENSTEIN
Gastbeitrag Dr. Jörg zeuner Der Autor ist Chief Economist der VP Bank Gruppe.
Die Lehren aus der Krise VERMÖGENSVERWALTUNG Mit verstärkter Risikokontrolle, adaptierten Modellen und transparenten Anlageentscheidungen das Vertrauen der Kunden nach der Krise behalten.
Alles deutet darauf hin, dass die Krise langsam ausläuft. Sie hat die Finanz- und Wirtschaftswelt in ihrer Heftigkeit und Dauer überrascht. Was haben die Banken aus der Finanzkrise gelernt? Am Anfang eines Investmentprozesses steht die Marktbeobachtung. Aus den daraus erhaltenen Daten wird – mithilfe statistischer Verfahren – die Anlagestrategie erstellt. Sie legt fest, in welchem Umfang das Vermögen unserer Kunden in verschiedene Anlageformen investiert wird: Aktien, Anleihen, alternative Anlagen (zum Beispiel Rohstoffe, Hedgefonds oder Private Equity). Ziel ist es, die gemeinsam festgelegten Renditeziele bei minimalem Risiko zu erreichen. Im Rahmen der Anlagetaktik weichen wir für kurze Zeit von den vorgesehenen Quoten ab, wenn wir interessante Möglichkeiten im Markt sehen. Das Team der VP Bank verfolgt dabei einen fundamentalen Ansatz bei der Prognose der Ertragsmöglichkeiten. Sie werden aus den erwarteten Wachstums-, Gewinn- und Preisentwicklungen abgeleitet. Dafür braucht es Prognosemodelle. Doch haben die Prognosemodelle versagt? Das hängt von der Erwartung ab, die man in sie setzt. Wir verfügen in der VP Bank Gruppe über exzellente Modelle und ebenso erfah-
8
VISAVIS ECONOMY
07/09
rene Analysten, die aus den gewonnenen Daten ihre Schlüsse ziehen. Dass diese nicht immer exakt den tatsächlichen Entwicklungen entsprechen können, liegt in der Natur der Sache. Selbst das beste Prognosemodell kann eine Finanzkrise von derart globalen Ausmaßen wie die soeben durchgestandene nicht voraussehen. Modelle beruhen auf der Annahme stabiler Zusammenhänge. Gerade diese geraten in Zeiten großer Veränderungen aber in Bewegung. Das war zum Beispiel in den Transformationsländern des ehemaligen Ostens nach dem Fall der Mauer so. Ebenso verhält es sich bei großen Wirtschafts- und Finanzkrisen. Wir haben daher bereits im Verlauf der Krise eine kritische Analyse unserer Modelle und Abläufe durchgeführt. Unsere Prognosemodelle haben nicht versagt – wir müssen sie bloß anders einsetzen und interpretieren. So ist etwa die Geldpolitik nicht so inflationär wie im Umfeld vor der Krise, weil sich das Verhalten der Wirtschaftsakteure verändert hat. Sie geben das zusätzliche Geld nicht mehr aus wie zuvor, sondern halten größere Bargeldbestände. Wir hatten auch in der Krise Erfolge zu verbuchen. Zunächst haben wir unsere Vermögensverwaltungsmandate so weit wie möglich gegen Währungsrisiken abgesichert. Bereits im Herbst letzten Jahres nahmen wir Gelder aus dem Aktienmarkt und konnten anschließend an der Rallye der Staatsanleihen, später an jener der Unternehmens- und Wandelanleihen überdurchschnittlich partizipieren. Um nachhaltige Kundenzufriedenheit auch in und nach Krisen zu erhalten, müssen wir als Banker mehr denn je objektive Beratung anbieten. Das tut das Team der VP Bank durch die offene Produktarchitektur. Dabei werden nicht nur hauseigene Produkte angeboten, sondern die besten Lösungen am Markt, unabhängig vom Anbieter. Als Bindeglied zwischen Markt und Kunden handeln unsere Berater wie ein Broker, der Angebot und Nachfrage zusammenbringt. Dies erfordert eine genaue, laufend aktualisierte Marktkenntnis. Der Lohn für diese Bemühungen ist die Loyalität des Kunden, der sich objektiv und umfassend beraten fühlt. Sein wankendes Vertrauen wieder auf eine solide Basis zu stellen, das ist unsere Aufgabe nach der Krise. Wir sind zuversichtlich, mit unserer offenen Architektur auch in Zukunft Private Banking der Spitzenklasse bieten zu können. Die Lehren aus der Krise sind für uns klar: Die Risikokontrolle muss verstärkt werden, unsere Modelle sowie der Investmentprozess werden den aktuellen Gegebenheiten angepasst, und die Steueraspekte werden in der Geldanlage noch mehr an Bedeutung gewinnen. An vorderster Stelle steht dabei das Vertrauen unserer Kunden, das wir durch offene und ehrliche Beratung sowie Transparenz in den Anlageentscheidungen rechtfertigen. Weitere Infos unter: www.vpbank.com
REGIONEN
LIECHTENSTEIN
WELTNEUHEIT Die Druckerei Gutenberg produziert die ersten Selbstklebebriefmarken mit Lochperforation.
Arbeitsplätze – fast so viele wie Einwohner – ist damit also ein großer Arbeitgeber für die Ostschweiz, Vorarlberg, Süddeutschland. Internationale Beziehungen sind lebenswichtig für das kleine Exportland. Liechtenstein profitiert vom Netzwerk zweier Wirtschaftsräume: als Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraumes EWR seit 1995 – und als Zoll- und Währungsunionspartner der Schweiz seit 1924. Und über das Netz an Freihandelsabkommen der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA hat Liechtenstein Zutritt zu den Weltmärkten. Natürlich hat die Wirtschaftskrise auch Liechtenstein getroffen. Die Exporte sind bis Juli 2009 um 30 Prozent zurückgegangen, die Betriebe fangen die Rezession durch Kurzarbeit auf, die Arbeitslosigkeit hat sich auf drei Prozent eingependelt. Doch während viele Länder Milliarden in Konjunkturprogramme einschießen, will sich der liechtensteinische Staat in die Wirtschaft nicht direkt einmischen. Das Wirtschaftsministerium sucht lediglich mit gezielten Maßnahmen die Jugendarbeitslosigkeit im Zaum und mit einem staatlichen Bauprogramm Gewerbe und Mittelstand stabil zu halten. Zugleich wird viel vom Wissen als Rohstoff der Zukunft geredet. Zurzeit wird an der Hochschule Liechtenstein ein Forschungsschwerpunkt „Finanzen und Wirtschaft“ aufgebaut – für mehr Finanz(platz)wissen. Als Wissenschaftsstandort hat Liechtenstein mit den Gottfried-von-Haberler-Konferenzen unter Fachleuten bereits einen Namen. Die European Center of Austrian Economics Foundation, kurz ECAEF, hat sich zum Ziel gesetzt, damit die Ideen der Österreichischen Schule bekannt zu machen. Die fünf Buchstaben ECAEF stehen für eine unabhängige Denkfabrik, die an die wirtschaftsliberalen Ideen Ludwig von Mises, Friedrich von Hayeks und Gottfried von Haberlers anknüpft. Liberale Querdenker fordern heute verstärkt, Freiheit im Wettbewerb wieder als verantwortliche Freiheit
jedes Unternehmers, Finanziers, Anlegers zu organisieren. Und der Finanzplatz? Hier sind die verwalteten Kundenvermögen 2008 um 19 Prozent auf 225,4 Milliarden Schweizer Franken geschrumpft. Aufgrund der massiven Verluste an den internationalen Finanzmärkten, erklärt die Finanzmarktaufsicht FMA. Die Krise zwingt die seit Jahrzehnten verwöhnte Finanzbranche nun innovativ zu sein. Liechtensteins Lebensnerv ist unter Druck: im Kräftemessen zwischen großen Staaten, die sich um Steuereinnahmen geprellt sehen, und kleinen Steueroasen, die Bankgeheimnis und Geldzuflüsse schützen wollen. So hat sich Liechtenstein im März zur Flucht nach vorn entschlossen und zum OECD-Standard für den Informationsaustausch bei Steuerbetrug und Steuerhinterziehung bekannt. „Vom Steuer- zum Vermögensparadies“ nennt der Vermögensberater Kaiser Ritter Partner
MITTELSTAND „98,8 Prozent der nationalen Innovationsleistung wird von privaten Unternehmen erbracht“, unterstreicht Wirtschaftsminister Martin Meyer.
entsprechend seine neue Strategie. Sie hilft amerikanischen und britischen Kunden in der Schweiz und Liechtenstein, nicht versteuerte Vermögen in versteuerte umzuwandeln. Lösungen für Deutschland und für weitere Länder sind in der Pipeline. Ob Liechtenstein es schafft, mit mindestens zwölf Ländern Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) abzuschließen und auf die weiße Liste der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu kommen? Ein paar große Schritte sind gemacht: Zehn OECD-konforme Abkommen zum Steuerinformationsaustausch (TIEA) sind beschlossen, acht davon unterzeichnet. „Die intensivierte Kooperation in Steuerfragen betrifft alle Finanzplätze weltweit“, steht der Bankenverband, vertreten durch Geschäftsführer Michael Lauber, hinter der neuen Finanzplatzpolitik. Liechtensteins 15 Banken sind von der Finanzkrise nur indirekt betroffen. Aber auch die relativ krisenfesten Institute mit ihrer hohen Eigenkapitaldecke sind gezwungen, den Ehrgeiz zu drosseln. Vom eingeschlagenen Weg allerdings, Wachstum zunehmend im Private Banking „onshore“ in Asien wie im Nahen und Mittleren Osten sowie Deutschland zu suchen, weicht niemand mehr ab. In Sachen Qualität jedoch sucht die VP Bank einen besondern, für Banken noch untypischen Weg. Sie entwickelt sich seit ein paar Jahren mit dem Modell für Exzellenz der „European Foundation for Quality Management“ weiter. Exzellenz gilt in Europa als Wettbewerbsvorteil. Von der Fachwelt hoch gelobt, funktioniert von Liechtenstein aus überdies ein Modell in einer Nische, die von der Wirtschaftskrise kaum berührt ist: Mikrofinanz, das Banking mit den Armen. Sogar große institutionelle Investoren nutzen die Anlageklasse inzwischen, um ihr Portfolio breiter aufzustellen. Seit neun Monaten ist der liechtensteinische EMF Microfinance Fonds auf dem Markt und schlägt längst den Index. Das Enabling-Microfinance-Modell
VISAVIS ECONOMY
07/09
9
REGIONEN
LIECHTENSTEIN
Sicherheit für jedes Budget ALTERSVORSORGE Transparenz, Verständlichkeit und Kosteneffizienz gehören zu den Maximen der liechtensteinischen PrismaLife AG. Ihre Kunden in Deutschland und Österreich wissen dies zu schätzen.
Die PrismaLife AG wurde vor neun Jahren von dem deutschen Diplom-Volkswirt und Versicherungsaktuar Markus Brugger gegründet. Aus der einstigen Produktfabrik ist längst ein führender liechtensteinischer Lebensversicherer geworden. Mit der Entwicklung von flexiblen und kostengünstigen Vorsorgelösungen für jedes Budget ist das Unternehmen rasant gewachsen – nicht ohne Grund. Die PrismaLife hat sich nicht nur der Transparenz, Verständlichkeit und der Kosteneffizienz bei der Produktentwicklung von Fondspolicen und Risikolebensversicherungen verschrieben. Zeitnah auf die Bedürfnisse des Marktes zu reagieren und Kundenprobleme zu lösen, gehört ebenfalls zur Maxime. Das wissen die Kunden in Deutschland und Österreich gleichermaßen zu schätzen. Herr Brugger, in welchem Maße profitiert die PrismaLife als Lebensversicherer vom Standort Liechtenstein? Liechtenstein hat als Versicherungsstandort eine ganze Menge zu bieten. Seit dem 1. Mai 1995 gehört das Fürstentum dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) an. Anfang 1996 trat ein EU-konformes Versicherungsaufsichtsgesetz in Kraft, dem ein Jahr später die entsprechende Verord-
10
VISAVIS ECONOMY
07/09
nung folgte. Als liechtensteinischer Lebensversicherer genießen wir den Vorteil, unsere Produkte im gesamten EWR-Raum und gleichzeitig in der Schweiz anbieten zu können – das schafft Kostenersparnis. Dadurch sind wir in der Lage, unsere Produkte in den von uns bevorzugten Märkten zu verkaufen. Und das von einem einzigen Standort aus. Außerdem (lacht) beurteilen unsere Mitarbeiter das Arbeiten im „Ländle“ als sehr angenehm. Liechtenstein bietet aufgrund seiner geografischen Lage, also seiner Nähe zu Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz, nahezu unerschöpfliche Freizeitmöglichkeiten. Das macht uns als Arbeitgeber zusätzlich attraktiv. Welche Vorteile hat der Versicherungsstandort Liechtenstein für deutsche Kunden? Die Vorschriften zur Kapitalanlage entsprechen weitgehend denen in Deutschland oder anderen Staaten der Europäischen Union. Wer meint, da sei Hexerei am Werk, der irrt gewaltig. Man findet bei uns keine Zockerprodukte – wir bieten moderne, rentable und für die jeweiligen Anlegertypen angemessene Kapitalanlagen. Die deutschen Kunden der PrismaLife profitieren von kostengünstigen und flexibel
gestaltbaren Vorsorgeprodukten, die sich den rechtlichen Vorgaben aus Deutschland anpassen. Unsere Fondspolicen sind steuerlich privilegiert, da sie ein rechtskonformes Instrument zur Vermeidung der Abgeltungsteuer darstellen. Wussten Sie übrigens, dass Liechtenstein über das modernste Versicherungsrecht im Europäischen Wirtschaftsraum verfügt? Dabei stehen Kundenschutz und Rechtssicherheit ganz klar im Vordergrund. Das ist ein entscheidender Faktor und sowohl für vermögende Kunden als auch für Retailkunden von besonderer Bedeutung. Welche Kundenbedürfnisse bedient die PrismaLife? Wir bedienen keine bestimmte Nische sondern entwickeln fondsgebundene Lebensund Rentenversicherungen für jedes Budget und für jeden Anlegertyp. Für unsere Retailkunden stehen Einfachheit, Flexibilität und Sicherheit des Vorsorgeproduktes im Vordergrund. Unseren vermögenden Kunden bieten wir angemessene Individualität und weitreichende Anlagefreiheit. Unsere Vorsorgelösungen finden sich sowohl in der ersten als auch in der dritten Schicht wieder. Wir sind in der Lage, ein großes Spektrum an unterschiedlichen Bedürfnissen zu bedienen. Unsere Kunden kommen aus allen Zielgruppen. Was unterscheidet die PrismaLife von anderen liechtensteinischen Lebensversicherern? Bei uns findet jeder, im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten, transparente und kostengünstige Vorsorgeprodukte, ab einem monatlichen Sparbeitrag von 50 Euro. Nach oben hin sind, auch bei den Einmalanlagen, keine Grenzen gesetzt. Dadurch sind wir imstande, auf individuelle Bedürfnisse zu reagieren, was uns wiederum Vorteile in der Produktentwicklung verschafft. Wir sind insbesondere aufgrund unserer vielseitigen Erfahrung ein gefragter Partner in unserem Geschäft. Infos unter: www.prismalife.com
REGIONEN
LIECHTENSTEIN
ANTREIBER Der Bautechnologie-Konzern Hilti, bringt Jahr für Jahr rund 30 Produktinnovationen auf den Markt.
geht zudem weiter als alles bisher Gekannte. Eine Kombination aus Fonds und Stiftung ergibt ein nachhaltiges Kreislaufmodell. Via EMF Fonds wird in erstklassige Mikrofinanzinstitute investiert. Über die Stiftung werden Überschüsse, die der Fonds erwirtschaftet, reinvestiert: zum Beispiel in den nachhaltigen Aufbau von zweit- und drittklassigen Mikrofinanzinstituten. „Microfinance hat sich in der Finanzkrise bewährt, ist aber kein Spekulationsinstrument“, unterstreicht Oliver Oehri, Geschäftsführer der Enabling Microfinance AG. Mit Mikro-
finanz investiert der Anleger in wirtschaftliche Erfolgsgeschichten in der Dritten Welt – und hat die Chance, selbst hiervon zu profitieren. Klimaschutz ist eine weitere Möglichkeit, die der Finanzplatz Liechtenstein nicht verpassen will. Haben sich früher eher Grüne und Alternative mit dem Klimawandel befasst, so sind inzwischen Banken und Versicherungen zu Treibern geworden. „Es braucht einfach riesige Investitionen. Das lässt sich ohne das Know-how des Finanzsektors nicht meistern“, sagt Michael Lau-
ber, Stiftungsrats-Vizepräsident der Anfang 2009 gegründeten LIFE Klimastiftung Liechtenstein. Die Stiftung ist eine Private-Public-Partnership. Wer eine Idee hat, soll sich einbringen. Die Stiftung will Akteure aus dem Finanzsektor, der Wirtschaft, der Politik und der Forschung zusammenbringen. Über den runden Stiftungs-Tisch sollen sich die besten Ideen und Investitionen finden. Kernstück in Liechtenstein – wie in den USA und der EU – ist der Handel mit Kohlendioxid-Emissionsrechten. Liechtenstein kann
Logistik | Rundum-Service aus einer Hand
Kontinuierlich auf Wachstumskurs Am 1. Januar 2000 hat die Liechtensteinische Post AG die operative Tätigkeit als eigenständiges marktwirtschaftlich orientiertes Unternehmen aufgenommen. Heute beschäftigt die Gesellschaft rund 350 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von über 30 Millionen Euro. Das Unternehmen hat den Auftrag, die postalischen Dienstleistungen flächendeckend als Universaldienst im Land Liechtenstein in hoher Qualität sicherzustellen. In den vergangenen Jahren hat sich die Post AG mit einer Vielfalt an physischen und elektronischen Logistikdienstleistungen auch als umfassender, attraktiver Supply-Chain-Anbieter etabliert. Die Liechtensteinische Post AG bietet heute bereits umfassende Leistungen von der Lagerung bis zum Versand an. Logisch und sinnvoll ergänzt werden diese Prozesse ab Januar 2010 mit E-Business-Lösungen über das Portal „postgate.li“. Das postgate.li bildet dabei den Drehpunkt zwischen den verschiedenen Geschäftskunden (B2B mit Händlern und Lieferanten) und de-
ren Privatkundschaft (B2C) und bleibt dabei diskret im Hintergrund. Von der Lieferantenevaluation über die Auftragsabwicklung bis hin zur elektronischen Archivierung stehen dem Kunden die Module auf postgate.li als Software-as-a-service zur Verfügung. Innovativ zeigt sich die Post AG auch im Bereich der Philatelie – mit einer Weltneuheit bei der Herstellung und Verwendung von selbstklebenden Briefmarken. Dieses Projekt wurde in deutsch-liechtensteinischer Partnerschaft erfolgreich umgesetzt. Viele Innovationen, die in den letzten Jahren realisiert wurden, sind laut Unternehmensphilosophie „das Resultat von der Befreiung der Routine in unserem Denken und Handeln“. Motivation, Kompetenz und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter betrachtet der Dienstleister als Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft und die kontinuierliche, innovative Weiterentwicklung des Unternehmens. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.post.li
ZUKUNFTSORIENTIERT Seit Januar 2000 ist die Liechtensteinische Post AG ein kompetenter, eigenständiger Partner für Logistiklösungen.
VISAVIS ECONOMY
07/09
11
REGIONEN
LIECHTENSTEIN
WERTSCHÖPFUNG „Die meisten Unternehmen konzentrieren sich auf innovative Hightech-Produkte“, erklärt Wirtschaftskammerpräsident Arnold Matt.
Altersvorsorge | Neue Wege sind gefragt
Garantierte Rente plus Ertragschancen Altersvorsorge wird immer wichtiger, aus wirtschaftlichen und demografischen Gründen. Die Baloise Life hat neue Versicherungsprodukte für die Generation 50plus entwickelt. Die liechtensteinische Tochter gilt seit zwei Jahren als innovative Produktplattform der Bâloise-Gruppe, einem der führenden Schweizer Versicherungskonzerne. Liechtenstein ist ein guter Standort. Von hier aus können Versicherungsprodukte im Europäischen Wirtschaftsraum und – das ist einzigartig – auch in der Schweiz vertrieben werden. Die integrierte Finanzmarktaufsicht FMA verpflichtet die Marktteilnehmer auf internationale Standards und reguliert und kontrolliert sie praxisnah. Verantwortungsvoll unterstützt sie zugleich die Entwicklung moderner Produkte. In zwei Geschäftsfeldern ist die Baloise Life zu Hause: Zum einen bietet sie vermögensgebundene Lebens- und Rentenversicherungen an. Diese vertreibt sie über Drittpartner – Vermögensverwalter, Family Offices oder Privatbanken – in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Italien und Liechtenstein. Zum anderen bietet sie flexible Lebensversicherungen mit Garantien an. Diese neue Generation von Rentenversicherungen vertreibt sie über die Gesellschaften der BâloiseGruppe. Die Baloise Life bedient aber auch Drittvertriebe. Garantie und Rendite sind zunehmend gefragt. Deshalb kombinieren flexible Lebensversicherungen mit Garantien die Vorteile einer klassischen mit denen einer fondsgebundenen Rentenversicherung: Die Rente ist lebenslang garantiert, zugleich profitiert der Versicherte von den Ertragschancen einer positiven Kapitalmarktentwicklung. Das
INNOVATIONEN Annemie D'Hulster zeichnet als CEO für die Versicherungsprodukte der Baloise Life (Liechtenstein) AG verantwortlich.
Kapitalmarktrisiko trägt die Versicherung. Unter dem Namen BelRenta Safe haben die Basler Versicherungen Deutschland im Oktober ein Produkt der neuen Generation zur Altersvorsorge auf den Markt gebracht. Seit einem Jahr vertreibt die Basler Schweiz ein ähnliches Produkt der Baloise Life, welches die höchste garantierte Rente in der Schweiz bietet. Die Basler Österreich wird im November nachziehen. Die Baloise Life erarbeitet bereits weitere innovative und attraktive Versicherungsprodukte.
als EWR-Land am europäischen Emissionshandel teilnehmen. Mit einem Emissionshandelsgesetz sind neue Rahmenbedingungen vorhanden. Eine neue Generation findet genauso aber vom Versicherungsplatz Liechtenstein aus ihren Weg. Der Schweizer Versicherer Baloise setzt auf Variable Annuities, entwickelt von der Liechtensteiner Tochter. „Das macht uns zu Vorreitern“, sagt Annemie D’Hulster, CEO der Bâloise Life in Balzers. Diese kapitalmarktnahen Rentenpolicen kombinieren die Vorteile der klassischen mit denen der fondsgebundenen Versicherungen. Private Altersvorsorge wird in einer alternden Gesellschaft immer wichtiger. Für jedermann. In Europa wächst zudem der Markt für betriebliche Altersvorsorge. In Liechtenstein ist 2007 der Start als Standort für Pensionsfonds gelungen. Außerdem unterhalten hier große, renommierte Konzerne aus der Schweiz und Österreich so genannte Captives, ein bewährtes Instrument für Industrie- und Handelsunternehmen zum umfassenden Risiko-Management. Insgesamt zählt der Versicherungsplatz Liechtenstein 42 Versicherungen – zum Großteil Lebensversicherungen. Einige haben Niederlassungen in Ländern wie der Schweiz, in Luxemburg, Singapur oder Deutschland. Den „besten internationalen Anbieter“ machte das deutsche Wirtschaftsmagazin „Focus Money“ im Dezember 2008 in Liechtenstein aus. „Mit Policen online von der Stange hält die Versicherungsfabrik PrismaLife Kosten niedrig und das Kleingedruckte durchsichtig“, sagt CEO Markus Brugger. 2009 hat der Lebensversicherer im Hauptmarkt Deutschland eine Niederlassung gegründet. Das Fürstentum Liechtenstein ist übrigens das einzige Land in Europa, von dem aus Versicherungen Zugang zu zwei Wirtschaftsräumen haben: Zur Schweiz und zu allen EU-EWR-Ländern. Kornelia Pfeiffer
12
VISAVIS ECONOMY
07/09
TITELTHEMA
ZUKUNFTSMÄRKTE
Beste Chancen für morgen AUSSICHT Mit faszinierenden Technologien und innovativen Produkten rüstet sich die deutsche Wirtschaft für die Zukunft. Ökonomen und Zukunftsforscher warnen davor, die Investitionen in F&E zu vernachlässigen.
V
ideomasken für Hobbytaucher, Fahrzeuge, die auf Knopfdruck ihre Außenlackierung ändern, oder Saugund Putzroboter für den heimischen Teppichboden: IFA, CeBIT und IAA haben in diesem Jahr tief in die technische Trickkiste gegriffen, um ihr Publikum zu begeistern. Was möglicherweise als technische Spielerei daherkommt, beinhaltet unter Umständen revolutionäre Zukunftsperspektiven. So ist Deutschland derzeit unter anderem führend in der Nanotechnologie, die uns die Welt der allerkleinsten Dinge erschließt. Viele Jahre lang galt die Devise „immer höher, immer weiter“. Inzwischen heißt das Motto „immer kleiner, immer schneller“. Die Nanotechnologie öffnet uns die Türen zur Welt der allerkleinsten Dinge. Mit dieser Technologie kann man nicht nur Autositze schmutzunempfindlich gegen Butterkekse machen, sondern auch Zellbarrieren durchbrechen. So dringen Nanopartikel mit Medikamenten beladen als Trojanische Pferde direkt in Tumorzellen ein und programmieren dort den Zelltod. Spitzentechnologien und Innovationen bestimmen in der globalisierten Welt von heute den wirtschaftlichen Erfolg in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland. Mittlerweile hängen mehr
als die Hälfte der Industrieproduktion und über 80 Prozent der Exporte Deutschlands vom Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnik (IuK-Technik) sowie elektronischer Systeme ab. Deutschland verfügt über eine hervorragende Forschungslandschaft für die IuKTechnologie, die mittlerweile rund 800.000 Arbeitsplätze sichert und deren Entwicklung Schlüsselkompetenzen verspricht. So schätzen Experten, dass der Elektronikanteil an den Herstellungskosten eines Autos in absehbarer Zeit auf über 30 Prozent steigen wird. Schon heute bestimmt er alle wichtigen Funktionen wie Antrieb, Kommunikation, Komfort und Sicherheit eines Fahrzeuges. Der schwedische Automobilhersteller Volvo will bereits im Jahr 2012 die Serienproduktion eines Plug-in-Hybridmodells, einer Kombination aus einem Elektround einem Dieselmotor, starten. Die Lithium-Ionen-Batterien des Elektroantriebs laden an einer herkömmlichen Steckdose auf. Mit der Lissabon-Strategie verfolgt die EU das Ziel, bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu werden. Drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts sollen europaweit in Forschung und Entwicklung
fließen, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Mit knapp 2,54 Prozent in den Jahren 2008 und 2009 sind wir fast auf der Ziellinie. Die Lissabon-Strategie stammt allerdings aus dem Jahr 2000 – einem Zeitraum, der steigende Wachstumsraten beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) prognostizierte. Bei jährlichen Zuwachsraten des BIP von drei Prozent im Jahre 2006, 2,5 Prozent 2007 und immerhin noch 1,3 Prozent im vergangenen Jahr war es eine solide Basis, die steigende Investitionen in Zukunftsbranchen versprach. Mit einem erwarteten Rückgang des BIP von rund zwei bis drei Prozent in diesem Jahr werden die Investitionen in Forschung und Entwicklung magerer ausfallen – trotz der annähernden Erfüllung des Lissabonner Auftrages. „Wenn die Forschungsausgaben drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen, wäre das viel und eine enorme Steigerung im Vergleich zu heute“, betont die Zukunftsforscherin Dr. Kerstin Cuhls. „Aber auch in absoluten Zahlen müssen die Forschungsausgaben steigen – und das ist in der weltweiten Wirtschaftskrise besonders schwierig“, so die Leiterin des Geschäftsfeldes Vorausschau und Zukunftsforschung am Fraunhofer-Institut für System- und Innovations-
VISAVIS ECONOMY
07/09
13
TITELTHEMA
ZUKUNFTSMÄRKTE
SCHLÜSSELINDUSTRIE Wer grüne Technologien fördert, investiert in die Zukunft, sagt SiemensChef Peter Löscher.
Automobiltechnik | Hybridmodelle auf dem Vormarsch
Sauberes Fahrvergnügen Nachhaltige Mobilität war das zentrale Thema auf der diesjährigen IAA in Frankfurt. Auch der schwedische Automobilhersteller Volvo setzt im Rahmen seiner „DRIVe Towards Zero“-Strategie auf die Entwicklung von Fahrzeugen ohne umweltschädliche Abgas- und CO2-Emissionen. Im Jahr 2012 startet Volvo die Serienproduktion eines Plug-inHybridmodells, einer Kombination aus Elektro- und Dieselmotor. Bei ausschließlicher Nutzung des Elektroantriebs beträgt die Reichweite etwa 50 Kilometer. Das reicht für 75 Prozent der europäischen Autofahrer und ihre täglichen Fahrten völlig aus. Bei längeren Distanzen kommt der effiziente und gleichermaßen leistungsstarke Dieselmotor zum Einsatz. Dann schafft der Volvo eine Gesamtreichweite von rund 1.200 Kilometern bei einem CO2-Ausstoß von nur 49 g/km. „Das neue Volvo-Plug-in-Hybridmodell verbindet Fahrspaß mit den hohen Sicherheits- und Komfortstandards von Volvo“, erklärt Stephen Odell, Präsident und CEO der Volvo Car Corporation. „Gleichzeitig werden die CO2und Verbrauchswerte nur noch die Hälfte der heute üblichen Werte betragen.“ Der Kaufpreis des Plug-in-Modells ist vor allem wegen der kostspieligen Lithium-Ionen-Batterie
zwar höher als der von vergleichbaren Benzinern oder Dieselmodellen. Doch seine Betriebskosten sind nur noch ein Drittel so hoch wie die eines konventionell angetriebenen Fahrzeugs. Ein weiterer Vorteil der Plugin-Technologie: Die Batterien werden an einer herkömmlichen Steckdose aufgeladen. Neben dem Hybridmodell prüft Volvo die Einführung eines rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugs. Der Volvo C30 BEV (Battery Electric Vehicle) fährt völlig emissionsfrei und schafft dabei eine Reichweite von bis zu 150 Kilometern. „Die Einführung des Elektroantriebs ist ein wichtiger Bestandteil unseres Paradigmenwechsels hin zu deutlich reduzierten CO2-Emissionswerten“, betont Paul Gustavsson, Leiter der Electrification Strategy der Volvo Car Corporation. Kunden, die bereits jetzt größten Wert auf niedrige Verbräuche und Emissionen legen, bietet Volvo schon heute ein Portfolio umweltfreundlicher Dieselfahrzeuge unter dem DRIVe-Label an. Von diesen stehen viele in ihren jeweiligen Segmenten an der Spitze. Das Top-Sparmodell ist der kompakte Volvo C30. Er begnügt sich mit einem Verbrauch von 3,8 l/100 km, was einem CO2-Ausstoß von nur noch 99 g/ km entspricht. www.volvocars.de
NACHHALTIG Überzeugend umweltfreundlich: Der kompakte Volvo C30 1.6D DRIVe Start/Stop verbraucht nur 3,8 l / 100 km und emittiert nicht mehr als 99 g CO2 / km.
14
VISAVIS ECONOMY
07/09
forschung ISI. Andere Länder wie beispielsweise Finnland haben die Drei-Prozent-Vorgabe längst erreicht. Positive Auswirkungen sind dort bereits spürbar. Die Bundesrepublik investierte bis 2009 insgesamt rund 15 Milliarden Euro in Spitzentechnologien und technologieübergreifende Querschnittsmaßnahmen. Es mangele dem Land, so Cuhls, nicht an vielen neuen Ideen, doch es herrschten einengende Rahmenbedingungen, die manch potenziellem Unternehmer nicht nur den Mut, sondern auch die finanziellen Möglichkeiten nähmen. Sie fordert ein Klima, dass Menschen „heiß“ macht auf Neues. Damit neue Produkte und innovative Dienstleistungen entstehen, hat die Bundesregierung bereits im August 2006 die Hightech-Strategie für Deutschland ins Leben gerufen, um strategische Partnerschaften und Innovationsallianzen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu fördern. Ziel der Strategie ist es, Kräfte zu bündeln und die Wege von der Produkteinwicklung zur marktreifen Serienproduktion deutlich zu beschleunigen. Eile ist geboten. Länder wie Brasilien, Russland, Indien und China drängen mit konkurrenzfähigen Leistungen auf den Weltmarkt und kratzen bereits am einst so strahlenden Image von „made in Germany“. Wie schnell Innovationsbonus und technischer Fortschritt eingeholt werden können, zeigt die ehemalige deutsche Vorzeigebranche für Solartechnik. Ein Angebotsüberhang bei Solarzellen und -modulen führt derzeit zu einem Verdrängungskampf, für den China gerade technisch aufrüstet. Der chinesische Marktführer Suntech eröffnet im kommenden Jahr seine erste Fabrik in den USA, und die Regierung kurbelt die heimische Solarindustrie zudem mit massiven Hilfen an. Die Wirtschaftskrise hat die schon erwartete Bereinigung am Solarmarkt noch zusätzlich verstärkt. Das Fraunhofer-Center für Silizium Photovoltaik CSP in Halle an der Saale, als weltweit einmaliges Kristallisations- und Materialanalysezentrum für den Fotovoltaik-Werkstoff Silizium, ar-
TITELTHEMA
ZUKUNFTSMÄRKTE
INVESTITIONEN „Wenn die Forschungsausgaben drei Prozent des BIP betrügen, wäre das eine enorme Steigerung“, meint Zukunftsforscherin Dr. Kerstin Cuhls.
beitet derzeit daran, dass alternative Energie zu gleichen Preisen wie konventioneller Strom angeboten werden kann. Mit dem technologischen Sonnenaufgang aus dem Osten will man sich wieder von den Mitbewerbern absetzen. Mit dem Pakt für Forschung und Innovation, der Exzellenzinitiative und dem Hochschulpakt 2020 hat die Bundesregierung wesentliche Schritte zur Modernisierung des Wissenschaftssystems eingeleitet. Welche Synergieeffekte sich daraus auch auf nationaler Ebene ableiten lassen, zeigt
der aktuelle Zukunftsatlas deutscher Topregionen. Hamburg, Berlin, München und Frankfurt am Main sind mit guten Infrastrukturen, hochwertigen Unternehmensansiedlungen und dem nötigen Wissenstransfer die Kraftfelder von morgen. Aber auch die Provinz hat eine Chance, wenn sie es schafft, kleine und mittelständische Betriebe für sich zu begeistern und das nötige Know-how zu organisieren. Ländliche Regionen, in denen sich Hochschulen angesiedelt haben, die für passgenauen Nachwuchs vor Ort sorgen, haben ähnlich gute
Zukunftsprognosen wie die bekannten Metropolregionen. In Biberach arbeitet heute schon fast jeder zweite Beschäftigte in einer Zukunftsbranche, nachdem sich eine stark praxisorientierte Hochschule angesiedelt hat und Ausbildungsnachschub im Bereich Ingenieurwesen und Technik liefert. Baden-Württemberg und Bayern, in der Nachkriegszeit wirtschaftlich eher unbedeutend, haben sich in den letzten Jahrzehnten durch gezielte Wirtschaftsförderung zu Hightech-Standorten profiliert. Ein OECD-Bildungsbericht bewertet den Ein-
Medizintechnik | Telemonitoring hilft bei chronischen Erkrankungen
Meilenstein im Kampf gegen Diabetes Mehr als 250 Millionen Menschen leiden weltweit an Diabetes mellitus. Damit hat sich die Anzahl der diagnostizierten Erkrankungen in den vergangenen 20 Jahren verzehnfacht. Allein zehn Prozent der Deutschen sind offiziell an Diabetes erkrankt. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich viel höher, denn die Symptome werden oft spät erkannt. Durch regelmäßige Überwachung des Stoffwechsels und schnelle Reaktion, falls Grenzwerte überschritten werden sollten, lassen sich indes Spätfolgen und akute Komplikationen vermeiden. Telemedizinisches Monitoring, also die Fernuntersuchung, -diagnose und -überwachung des Patienten, bildet einen Meilenstein im Kampf gegen Diabetes und andere chronische Erkrankungen. Der Patient misst wie gewohnt in regelmäßigen Abständen seine Blutzuckerwerte. Ein Machine-to-Machinefähiges Gerät (M2M) schickt diese Informationen über das Mobilfunknetz an ein Webportal. Der Patient kann die Werte mit Daten über seine körperliche Betätigung und Ernäh-
rung anreichern. Norbert Muhrer, CEO von Cinterion Wireless Modules, erläutert die Vorteile: „Der Nutzer eines solchen Geräts hat diese gespeicherten Werte im Gesamtzusammenhang und im zeitlichen Verlauf vor Augen. Studien zeigen, dass Patienten ihre Diabetes so ernster nehmen. Damit tragen sie selbst dazu bei, die Krankheit in den Griff zu bekommen.“ Auch die Mediziner profitieren: Das System verschafft Diabetologen eine solide Beratungsgrundlage für individuelle Therapien. Zudem fungiert es als Warnmelder: Gefährliche Werte gehen per SMS an den Arzt, der schnell reagieren kann. Der eHealthMarkt wächst schnell. Das hilft den Patienten und schafft enorme Einsparpotenziale. Die Behandlung chronischer Krankheiten verschlingt zwei Drittel des Gesundheitshaushalts. „Cinterion bringt das Telemonitoring mit seinen Partnern voran. Seine Kommunikationsmodule verhelfen MedizintechnikHerstellern bei der Entwicklung von gefragten Geräten“, so Muhrer. www.cinterion.com
INNOVATION Mit modernen Machine-to-Machine-fähigen Geräten (M2M) könnten Patienten ihre chronischen Erkrankungen in den Griff bekommen, so Norbert Muhrer, CEO von Cinterion Wireless Modules, Weltmarktführer für Funkmodule und M2M-Kommunikation.
VISAVIS ECONOMY
07/09
15
INTERNATIONAL ClickandBuy ist derzeit in ganz Europa, den USA und in Asien verfügbar. Der Firmensitz ist in London.
Sicher bezahlen im Netz E-COMMERCE Zahlungssysteme im Internet verzeichnen einen enormen Zulauf. Endverbraucher und Händler profitieren gleichermaßen. Immer mehr Käufer finden ihre Waren im Netz. Europas führender Online-Bezahldienst ClickandBuy profitiert vom florierenden Internethandel und wird im zehnten Jahr seiner Unternehmensgeschichte einen neuen Rekord bei Umsatz und Gewinn aufstellen. Seit 1999 ist das Unternehmen mit Hauptsitz in London und Servicepartner in Köln am Markt aktiv. ClickandBuy hat die große Internetblase 2001 ebenso gemeistert wie die jüngste globale Rezession. Nach einer Umsatzverdoppelung auf über 900 Millionen Euro im vergangenen Jahr strebt das Unternehmen für 2009 erneut ein rasantes Wachstum an. CMO Michael Grodd nennt den Grund für die Umsatzexplosion: „Die nötige Schubkraft gibt uns der Boom beim E-Commerce.“ Attraktive Preise und bequemes Einkaufen am heimischen Computer und zunehmend von unterwegs (SmartphoneBoom) sprechen die Kunden an. 97,4 Prozent der im Internet aktiven Bundesbürger kauften laut einer aktuellen Quelle-Stu-
EXPANSION „Der anhaltende Boom beim E-Commerce gibt uns die nötige Schubkraft“, so Michael Grodd, ClickandBuy.
die im vergangenen Jahr online ein; im Vergleich zu 2007 bedeutet das eine Zunahme von mehr als 28 Prozent. Heute setzen mehr als 14.000 Händler auf ClickandBuy, darunter Stiftung Warentest, iTunes oder Spiegel Online. Der Nutzen besteht in einem einfach zu integrierenden, individuell variablen, komfortablen und transparenten System. Es ist internetbasiert und unabhängig vom jeweiligen Betriebssystem. Weitere Vorteile: Als Global Player bietet ClickandBuy 47 nationale und internationale Zahlungsmethoden und sichere Transaktionsabwicklung. Laut Studie des ECC Handel der Universität Köln bringt der Einsatz den Online-Shops eine Umsatzsteigerung von bis zu 150 Prozent. Schon jetzt bezahlen bereits mehr als zwölf Millionen Kunden online mit ClickandBuy, das einfache und sichere Zahlung per Lastschrift, Banküberweisung, Giropay, Sofortüberweisung, Kreditkarte oder eWallet/prepaid bietet. Das Bezahlen mit ClickandBuy ist mit Ausnahme der Kreditkarteneinzahlung kostenlos. Darüber hinaus trägt ClickandBuy als erstes TÜV-geprüftes Internet-Bezahlsystem das Sicherheitszertifikat von McAfee. Grodd, der das Unternehmen sehr gut gerüstet sieht für eine weitere Expansion auch außerhalb Europas: „Unser System wurde in den vergangenen zehn Jahren auf Wachstum und Skalierbarkeit aufgebaut. Davon profitieren wir auch in Zukunft, wenn 2010 der M-Commerce einen zusätzlichen Umsatz- und Gewinnschub auslösen wird.“ Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.clickandbuy.com
fluss des Elternhauses für Bildungserfolge höher als den der Schule. Daraus lässt sich ableiten, dass wohl auch die Postleitzahl des elterlichen Anwesens für das Bildungsniveau des Nachwuchses eine wichtige Rolle spielt. „Der Exportweltmeister Deutschland braucht gut ausgebildete Fachkräfte, um den Wohlstand auch in Zukunft zu erhalten und zu mehren“, fordern die Wirtschaftsjunioren Deutschland. Derzeit halten wir noch unter allen Industrieländern der OECD den zweitgrößten Anteil an forschungsintensiven Industrien und führen mit traditionellen Industrieländern wie den USA und Japan die Weltwirtschaft an. Welche Branchen aber sind die zukunftsträchtigsten? Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Consult) hat das Ergebnis des Branchenrankings 2009 vorgelegt. Sieger des Rankings sind die Medizin-, Mess-, Steuer- und Regeltechnik/Optik. Stärke weist die Branche vor allem in den Bereichen Technologie und Innovation auf. Mit Rang eins bei den Innovationsausgaben und Rang zwei bei der Anzahl der Patente belegt die Branche Spitzenwerte. Platz zwei des Branchenrankings nimmt die Pharmaindustrie ein. Mit einem Anstieg von 8,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen 2003 und 2008 zeigt sie eine starke Dynamik bei der Beschäftigtenentwicklung. Interessant ist der Abstieg des Branchensiegers von 2007. Die Unternehmensdienste landeten 2009 nur noch auf dem neunten Platz. Dies zeigt, dass Branchen, die Produkte anbieten, die auf den Weltmärkten gefragt sind, vom industriell geprägten Aufschwung der vergangenen Jahre profitierten. Für den Zukunftswissenschaftler und Berater für Wirtschaft und Politik Prof. Dr. Horst W. Opaschowski sind die Gesundheits-, Umwelt- und Bildungsforschung die drei wichtigsten Wachstums- und Zukunftsmärkte in Deutschland. „Dazu zählen Biotechnologie, Gentechnik, Zelltherapie und regenerative Medizin. Umwelttechnologisch steht die Förderung von Wind- und Solar-
TITELTHEMA
WACHSTUM
ZUKUNFTSMÄRKTE
Optik
Mikrosystemtechnik
16,0 %
65,3 %
18,0 % 55,8 %
19,5 % 77,0 %
32,7 %
Informationstechnologie
Biotechnologie
energie im Zentrum.“ Im Bildungsbereich geht es ihm vorrangig um vorsorgende Sozialpolitik einschließlich Integration. Im Aufbau von bezahlbarer Infrastruktur für Kindererziehung und Seniorenbetreuung stehe Deutschland erst am Anfang und drohe Europas Schlusslicht zu werden. Gut aufgestellt sind wir laut Masterplan Umwelttechnologie vom November 2008 dagegen heute schon in der Umwelttechnik. Klimaschutz ist eine der größten globalen Verantwortungen für unser Land, denn für den vom Menschen verursachten Treibhauseffekt sind vor allem die Industriestaaten verantwortlich. Deutschland verfügt in der Umwelttechnik über eine ausgezeichnete Weltmarktposition, die sich auch in einer vorteilhaften Außenhandelsposition niederschlägt. Global Player wie Siemens haben das Potenzial längst erkannt. „Mit grünen Produkten haben wir 2008 rund 19 Milliarden Euro umgesetzt, mehr als jedes andere Unternehmen auf der Welt“, betont Peter Löscher, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. „Wir investieren jedes Jahr rund eine Milliarde Euro in neue grüne Technologien. Kunden, die in die Produkte investieren, investieren in die Zukunft.“ Die Delphi-Studie (Delivering Tomorrow – Kundenerwartungen im Jahr 2020 und darüber hinaus) der Deutschen Post AG zeigt, dass neben einer „grünen Revolution bei Produkten und Dienstleistungen“ das Internet weltweit Kundenerwartungen und -verhalten radikal ändern wird. Geschwindigkeit und Verfügbarkeit werden die Königsdisziplinen der zukünftigen Märkte sein. Erste Tendenzen gibt es schon. Trotz Finanzkrise gaben in diesem Jahr so viele Deutsche wie nie zuvor ihr Geld im Internet aus. Laut Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) hat sich der OnlineUmsatz mit Waren in diesem Jahr voraussichtlich um 15 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro erhöht (2008: 13,4 Milliarden Euro). Damit wird der Versandhandel in diesem Jahr ca. 53 Prozent seiner Erlöse im Web erwirtschaften und hat erstmals die
75,0 %
34,6 %
Nanotechnologie
90,4 %
65,4 %
48,1 %
63,4 %
56,9 %
59,6 %
Neue Werkstoffe
Medizintechnik Umwelttechnik
59,7 %
63,4 % 55,8 %
73,1 % 65,4 %
69,2 %
90,4 %
Quelle: IW-Köln Consult
Technologien wie Umwelt- und Medizintechnik oder der Optik gehört die Zukunft.
Potenzial in Deutschland
Software
Gentechnik
Internet
Potenzial weltweit
für Vertriebsleiter so wichtige psychologische 50-Prozent-Hürde übersprungen (2008: 46,9 Prozent). Virtuelle Shoppingtouren ersetzen allerdings nicht den realen Verlust auf dem Bankkonto des Käufers. Mehr als zwölf Millionen Kunden zahlen mit Europas führendem Online-Bezahldienst ClickandBuy und schätzen dabei die sichere Transaktionsabwicklung sowie die hohe Anzahl an Zahlungsmethoden. ClickandBuy profitiert von dem florierenden Internethandel und peilt im zehnten Jahr seiner Unternehmensgeschichte das bislang erfolgreichs-
te Jahr an. Das Unternehmen wird voraussichtlich 2009 die Schallmauer von einer Milliarde Euro Umsatz durchbrechen. Post-AG-Chef Frank Appel sieht daher für seine Branche eine der größten Herausforderungen in dem immer einfacher werdenden Zugang zu Leistungen. „Der Kunde der Zukunft ist kontinuierlich online. Menschen, die rund um die Uhr alles kaufen können, erwarten auch, dass ihnen ihr Einkauf sofort überallhin geliefert werden kann.“ Seiner Meinung nach steigt damit der Innovationsdruck auf die Logistikbran-
Expertenmeinung | Deutsche Zukunftsmärkte
Wo liegt das größte Potenzial? Drei Fragen an den Zukunftswissenschaftler Professor Dr. Horst W. Opaschowski. Wo sollten Forschungsausgaben in Deutschland vergrößert werden, damit der Standort auch in den nächsten Jahrzehnten zukunftsfähig bleibt? Die drei wichtigsten Wachstums- und Zukunftsmärkte sind Gesundheitsforschung, Umweltforschung und Bildungsforschung.
Dazu zählen Biotechnologie, Gentechnik, Zelltherapie und regenerative Medizin. Umwelttechnologisch steht die Förderung von Wind- und Solarenergie im Zentrum. Und im Bildungsbereich geht es um vorsorgende Sozialpolitik einschließlich Integrationspolitik. Welche deutschen Branchen verfügen Ihrer Ansicht nach über das größte Potenzial? Ökostrom ist die neue Leitenergie der Zukunft. Deutschland hat die besten Chancen bei der Erschließung neuer regenerativer Energiequellen. Die Förderung der Windund Solarenergienutzung birgt das Zukunftspotenzial für Deutschland. In welchen Bereichen hat Deutschland Nachholbedarf? Wo drohen wir von anderen Ländern überrundet zu werden? Im Bildungs- und Sozialbereich droht die Bundesrepublik von anderen Ländern überholt zu werden. Im Aufbau einer bezahlbaren Infrastruktur für Kindererziehung und Altenbetreuung stehen wir erst am Anfang und laufen Gefahr, Europas Schlusslicht zu werden.
VISAVIS ECONOMY
07/09
17
INTERNETHANDEL „Der Kunde der Zukunft ist kontinuierlich online“, prognostiziert Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post AG.
che. Dezentrale Steuerungssysteme, bei denen sich Waren und Informationen selbst durch Logistiknetze steuern, werden Alltag sein. Die Deutsche Post DHL, als größter Logistikunternehmer der Welt, entwickelt sich daher auch zum Innovationsführer neuer Technologien, die den immensen Umbruch der Logistikbranche bewältigen müssen. Laut Appel sind etliche RFID-Anwendungen bereits über das Pilotstadium hinaus entwickelt und in der Lage, stabile Lieferketten zu steuern. Der englische Begriff RFID (Radio Frequency Identification) beschreibt die Fähigkeit der Identifizierung von Gegenständen mithilfe elektromagnetischer Wellen. Diese Technik setzt der Weltmarktführer für bedruckte Dekorpapiere bereits ein, um logistische Prozesse des Rollenhandlings zu unterstützen und durchgehend bis zu seinen Kunden zu gewährleisten. So integrierten Software-Spezialisten in der bestehenden WLAN-Infrastruktur Handheldterminals, die mit RFIDReadern und Barcodescanner ausgestattet sind. Es wurde damit möglich, die Produktionsnummer via Barcode zu lesen, online im SAP-System die benötigte Charge zu ermitteln und die im Kern der Dekorrollen befindlichen UHF-Tags zu beschreiben. Auch die M2M-Technologie (Machine to Machine) macht zunehmend Schlagzeilen. Sie sorgt dafür, dass alle Komponenten eine einheitliche Sprache sprechen. Mithilfe spezieller Module kann der Informationsaustausch unterschiedlichster Endgeräte und Anwendungen, seien es nun Maschinen, Automaten, Fahrzeuge oder Computer, über Mobilfunknetze deutlich optimiert werden, bis hin zum intelligenten Heizkörper mit Funkchip. In der Medizintechnik etwa helfen M2M-fähige Geräte bei der Fernuntersuchung, -diagnose und -überwachung des Patienten. Behandelnde Ärzte können sofort und adäquat reagieren – ohne den Patienten zu Gesicht zu bekommen. Wohin uns die Reise führt, bleibt weiterhin spannend. Ob in 100 Jahren eine Milliarde Menschen auf dem
18
VISAVIS ECONOMY
07/09
Meer wohnen werden, kann heute nur aus technischer Sicht beurteilt werden. Aufgeschüttete Städte und Flughäfen im Meer gibt es bereits. Eines ist gewiss: Deutschland ist fähig, die Zukunft mitzugestalten. Bereits in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts enthielt der VW Käfer rund 30 Kilo Magnesium als Leichtbauwerkstoff. Mit einer Renaissance des vollständig recyclebaren Wertstoffklassikers greift die Automobilindustrie derzeit die exzellenten Gießeigenschaften und das geringe spezifische Gewicht von Magnesium wieder
auf. Sie entwickelt neue erweiterte Einsatzmöglichkeiten, wie etwa Getriebegehäuse und Innenelemente. Vorausschauende, kreative Ingenieurskunst, die 80 Jahre später wieder begeistert. Wenn auch aktuell manchmal der Mut zu neuen Wegen fehlt, sollte sich Deutschland doch weiterhin großartige Visionen gönnen. Die Vergangenheit hat gezeigt: die meisten werden Realität. Brigitte Freitag
Drucklogistik | Mobile Lösung vereinfacht Produktion
Papier verarbeiten mit System Der Weltmarktführer für bedruckte Dekorpapiere setzt jetzt RFID-Technik ein, um interne logistische Prozesse des Rollenhandlings effizient zu unterstützen und die Lieferketten bis zu seinen Kunden durchgehend zu gewährleisten. Dafür mussten als Voraussetzung die RFID-Tags verlustsicher an den Dekorrollen angebracht werden. Außerdem wurde eine mobile SoftwareLösung benötigt, die nicht nur RFID-Tags lesen und beschreiben kann, sondern zugleich auch schnellen Zugriff auf das verwendete SAP-System bietet. Deshalb integrierten die erfahrenen Spezialisten von Smilog in die bestehende WLAN-Infrastruktur zusätzliche HandheldTerminals, die mit RFID-Readern und Barcode-Scanner ausgestattet sind. Auf diesen mobilen Endgeräten läuft das Herzstück der RFID-Lösung: die Software smiRFID der Smilog GmbH. Durch den Einsatz von smiRFID ist es jetzt möglich, die Produktionsnummer via Barcode zu lesen, gleichzeitig online im SAP-System die benötigte Charge zu ermitteln und darüber hinaus auch gleich
die im Kern der Dekorrollen befindlichen UHF-Tags zu beschreiben. Die Online-Kommunikation mit dem SAP-System verkürzt die bisherigen Bearbeitungszeiten erheblich und senkt die Fehlerrate im Vergleich zur herkömmlichen Mehrfacherfassung. Smilog bietet von der Barcodeerfassung über Pick-by-Voice bis zur RFID-Anwendung sämtliche Lösungen für mobile Prozesse in der Logistik. Hierbei legt das Unternehmen im brandenburgischen Falkensee vor allem Wert auf eine kundenindividuelle und ganzheitliche Beratung. www.smilog.com
TITELTHEMA
MIKROFINANZIERUNG
Rendite mit Verantwortung FINANZEN Mikrokredite fördern nicht nur das Wachstum in Entwicklungs- und Schwellenländern. Sie entwickeln sich auch zu einem immer wichtigeren Instrument in den Industriestaaten.
I
m Kampf gegen die Kreditklemme setzt die Bundesregierung auf Mikrofinanzierung. Das Bundesarbeitsministerium bereitet einen Garantiefonds vor, der speziell Mikrokredite für Kleinunternehmen absichert. Der Fonds mit einem geplanten Gesamtvolumen in Höhe von 100 Millionen Euro soll kleine Unternehmen unterstützen, die „von der Finanzmarktkrise besonders betroffen sind und über ihre Hausbanken keinen Kredit mehr erhalten“, zitiert das Handelsblatt ein Eckpunktepapier des Ministeriums. Dennoch tut man sich in Deutschland immer noch vergleichsweise schwer mit Mikrofinanzierung. Die Idee ist recht alt: Sie stammt aus der Zeit der industriellen Revolution, als die ersten Sparkassen und Genossenschaftsbanken Menschen aus ärmeren Bevölkerungsschichten Kleinstkredite gewährten. Mit den Mikrokrediten konnten sich Menschen eine Existenz aufbauen, die keinen anderen Zugang zum Bankensektor hatten. Das Konzept, das immer unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ stand, verband wirtschaftliche Ethik mit vernünftigem Renditestreben. Dann geriet die Idee der Mikrofinanzierung für lange Zeit in Vergessenheit, bis sie in den Entwicklungsländern neu entdeckt wurde. Als Vater der heutigen Mikrofinanzierung gilt Muhammad Yunus, ein Wirtschaftswissenschaftler und Mikrokreditgeber aus Bangladesch, der 2006 den Friedensnobelpreis erhielt. Sein Wunsch war und ist es, die vom regulären Geldkreislauf faktisch ausgeschlossenen Armen so einzubinden, dass diese nicht länger auf private Wucherer angewiesen sind. Denn die treiben mit Zinsen von 100 Prozent und mehr die Kreditnehmer oft in den Bankrott. Yunus’ Grameen Bank kann auf eine stolze Bilanz verweisen: In den über 30 Jahren ihrer Existenz schrieb sie nur in drei Jahren rote Zahlen. In der Regel sind Mikrokreditnehmer an kurzfristigen Darlehen interessiert; die Motivation der Kreditnehmer ist relativ hoch,
die Ausfallrisiken sind vergleichsweise gering. Mit der Finanzkrise hat sich einiges geändert. Ein niedriges Wirtschaftswachstum, stagnierende Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen und eine gestiegene Arbeitslosigkeit haben höhere Ausfallrisiken für die Mikrofinanzinstitute zur Folge. Um sie zu stützen, hat die KfW Entwicklungsbank, einer der weltweit größten Finanziers auf dem Feld der Mikrofinanz, im April 2009 mit der International Finance Corporation (IFC) einen gemeinsamen Fonds mit einem Zielvolumen von 500 Millionen US-Dollar gegründet. „Die Förderung von Mikrounternehmen ist von sehr hoher entwicklungspolitischer Relevanz“, betont Dr. Norbert Kloppenburg vom Vorstand der KfW Bankengruppe. „Die kleinsten und kleinen Unternehmen in Entwicklungs- und Transformationsländern sind der Motor für Wachstum sowie die Grundlage zur Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen.“ Mit dem Fonds könne man dem „aktuell zu verzeichnenden Rückgang der Kreditvergabe durch Mikrofinanzierer rasch entgegenwirken“, so
Kloppenburg. Die KfW kooperiert eng mit der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG). Neben dem Finanzsektor fördern die beiden Institute die Entwicklung der wirtschaftlichen und sozialen Infrastruktur, vor allem auch der Siedlungswasserwirtschaft. „Wir unterstützen in Entwicklungs- und Schwellenländern unternehmerische Initiativen, die zu einem nachhaltigen, effizienten und sparsamen Umgang mit der Ressource Wasser beitragen“, erklärt Dr. Winfried Polte, Sprecher der DEG-Geschäftsführung. Der Nachhaltigkeit hat sich auch die Bank im Bistum Essen eG verschrieben. Man verstehe den Auftrag der Förderung der Kunden und Mitglieder als einen „Beitrag für eine gerechtere Welt, für Frieden und die Bewahrung der Schöpfung“, sagt Heinz-Peter Heidrich, Vorstandssprecher der Bank, die in ihrer Produktpalette stark auf die Mikrofinanzierung setzt. Einwände, dieses Konzept rechne sich für die Banken nicht, weist Heidrich zurück. Die Anleger betrieben mit ihren Geldern nicht nur effektive Armutsbekämpfung, sondern er-
VISAVIS ECONOMY
07/09
19
TITELTHEMA
MIKROFINANZIERUNG
RELEVANZ „Die kleinsten Unternehmen in Entwicklungsländern sind der Motor für Wachstum“, betont KfWVorstand Norbert Kloppenburg.
wirtschafteten auch in Zeiten der Krise stabile Erträge. Die Bank im Bistum Essen stellt ihr Know-how und Kapital in Sachen Mikrofinanzierung derzeit in mehr als 40 Staaten zur Verfügung. Doch anders als in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern, aber auch einigen Industriestaaten, gibt es in Deutschland zwar rund drei Millionen in Frage kommende Kleinunternehmer, aber kaum Anbieter. Während beispielsweise spanische und französische Banken um dieses Segment kämpfen, sind deutsche Banken immer noch vergleichsweise
zurückhaltend. In hochentwickelten Volkswirtschaften könne man nicht in wenigen Monaten einen Kredit zurückzahlen, dessen Zinssatz aufgrund der kurzen Laufzeit kaum von Bedeutung sei, lautet die gängige Bankenargumentation. Dr. Alexander Kritikos vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und Dr. Jan Evers vom Finanzdienstler Evers Jung bestreiten diese Einwände. Sie verweisen auf die hohe Zahl von Kleinunternehmern, die gerne Kredite mit den Charakteristika von Mikrokrediten, also schnelle
Bearbeitung, flexible Rückzahlung und kurze Laufzeit, in Anspruch nähmen – laut einer Studie des DIW Berlin sprach sich jeder sechste Kleinunternehmer mit einem Jahresumsatz unter 100.000 Euro für solche Kredite aus. Allerdings müsse man diese Kunden aktiv umwerben, was in deutschen Banken immer noch zu selten geschehe. „Deutsche Banker aber warten hinter dem Schalter und treffen dort nur auf Antragsteller, die verzweifelt genug sind, um wochenlange Prozeduren über sich ergehen zu lassen“, lautet ihre überspitzte Diagnose.
Mikrofinanzierzung | NRW.Bank startet Pilotprojekt
Darlehen für Kleinbetriebe und Gründer Die Idee der Mikrofinanzierung kommt aus der Entwicklungshilfe. Der Leitgedanke: Einer Klientel, die nach konventionellen Kriterien keinerlei Aussicht auf den Erhalt eines Darlehens hat, werden Geldmittel bereitgestellt. Entwickelt hat dieses Kreditsystem Prof. Dr. Muhammad Yunus, der 2006 für seine Idee mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Inzwischen finden auch in Europa Kleinstkredite eine zunehmende Verbreitung. Hier richten sie sich vornehmlich an zwei Gruppen: an Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten und an potenziell benachteiligte Gruppen. Das Konzept besteht darin, den Aufbau und Erhalt unternehmerischer Existenzen zu ermöglichen, indem man ihnen den Zugang zu kleinen Finanzierungen erleichtert. Denn trotz eines hochentwickelten Bankensektors haben in Deutschland Unternehmer mit kleinvolumigem Finanzierungsbedarf aufgrund von meist ungünstigen Ertragskostenverhältnissen und erhöhten Aufwendungen
20
VISAVIS ECONOMY
07/09
für die Bonitätsprüfung oft Schwierigkeiten, Mittel von ihrer Hausbank oder anderen Kapitalgebern zu erhalten. Im Auftrag des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums unterstützt die NRW.Bank Gründer sowie Kleinstunternehmen in NRW mit dem neuen NRW/EU.Mikrodarlehen. „Die Besonderheit dieses Mikrofinanzierungskonzeptes besteht darin, dass die Beziehung zum Kreditnehmer keine rein finanzwirtschaftliche ist, sondern auch Beratungsdienstleistungen hinzukommen“, erklärt Dietmar P. Binkowska, Vorstandsvorsitzender der NRW.Bank. So sieht das NRW/ EU.Mikrodarlehen eine obligatorische Beratung vor der Antragstellung sowie eine zwingende Begleitberatung während der Darlehenslaufzeit vor – beides leisten 32 lokale Startercenter NRW sowie die Senior Coaches im GO!-Gründernetzwerk des Landes Nordrhein-Westfalen. Finanziert wird das Angebot aus Mitteln der EU und des Landes. „Durch die Verzahnung von Beratung und
STRATEGIE „Durch die Verzahnung von Beratung und Finanzierung werden die Erfolgsaussichten des Gründungsverhaltens deutlich erhöht“, sagt NRW.Bank-Chef Dietmar P. Binkowska.
Finanzierung werden die Erfolgsaussichten des Gründungsverhaltens deutlich erhöht“, betont Binkowska. www.nrwbank.de
TITELTHEMA
MIKROFINANZIERUNG
KUNDENBESUCH Michael P. Sommer (rechts) bei Mikrofinanzkunden in Uganda.
Zu den deutschen Banken, die Kleinstunternehmen fördern, gehört die NRW. Bank, die im Auftrag des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums Unternehmen mit Mikrokrediten unterstützt. Diese werden aus einem Fonds in Höhe von zwei Millionen Euro finanziert, der je zur Hälfte aus EU- und Landesmitteln besteht. Kleinstunternehmen vom Malerbetrieb über die Schneiderei bis zum Pizzataxi greifen auf die Angebote der NRW.Bank zurück, die in ihrem Umfang von 5.000 bis 25.000 Euro variieren. „Wir fördern Menschen mit Hauptwohnsitz in Nordrhein-Westfalen, die im Land ein Kleinstunternehmen gründen, oder Kleinstunternehmen, die weniger als drei Jahre bestehen und ihren Geschäftssitz in Nordrhein-Westfalen haben“, erläutert Caroline Gesatzki, Sprecherin der NRW.Bank. Bei der Gewährung von Darlehen achte man auf eine umfassende begleitende Beratung der Gründer – zum Beispiel durch einen Coach aus dem Netzwerk „Go! Senior Coaching NRW“. Auch die Startercenter in Nordrhein Westfalen leisten wertvolle Hilfen. „Die begleitende Beratung ist eine zwingende Voraussetzung für die Kreditvergabe“, so Gesatzki. Die Mikrofinanzierung ist ein Finanzprodukt für Anleger, die nicht nur bestmögliche Renditeaussichten für sich selbst im Blick haben, sondern auch ihre Mitwelt. Denn Geldanlagen in der Mikrofinanzierung helfen anderen Menschen, fördern die Entwicklung in vielen Staaten der Welt und unterstützen den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Heinz-Peter Heidrich von der Bank im Bistum Essen formuliert es so: „Erfolgreiche Anleger erwarten heute von ihrem angelegten Geld nicht nur ausreichende Sicherheit und Rendite. Für sie spielen ethische Kriterien und die Übereinstimmung ihrer Investitionen mit ihren persönlichen Werten eine enorm wichtige Rolle.
Die Krise als Stresstest ANLAGE Die Mikrofinanzierung ist kein modisches Nischenprodukt. Wertegebun-
dene Institute haben das Know-how, Kunden realitätsnah zu beraten. Investments in Mikrofinanz erweisen sich als krisenrobust und als vergleichsweise stabile und wenig volatile Anlagen. Gleichwohl sollte nach Jahren ungebremsten Wachstums niemand sich zu Euphorie über das eigene „gute“ Handeln hinreißen lassen. Denn die Mikrofinanzinstitute (MFI) agieren nicht im luftleeren Raum. Sie durchlaufen – je nach Grad der Integration in die Wirtschaftskreisläufe unterschiedlich ausgeprägt – weltweit infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise erstmals einen wirklichen „Stresstest“. Zunächst floss im schwierigen Finanzjahr 2008 plötzlich kein Geld mehr seitens der Investoren - mit der Folge, dass Liquidität vor Ort fehlte, Anschlussfinanzierungen gefährdet waren und die geplanten Wachstumsziele neu überdacht werden mussten. Dies verstärkte sich zu Beginn dieses Jahres, als die Wirtschaftskrise bei den Endkunden ankam, die Portfolioqualität der MFIs sich verschlechterte und der Rückstellungsbedarf sich deutlich erhöhte. Durchaus problematisch kann im Einzelfall auch eine übergroße Abhängigkeit vom internationalen Kapitalmarkt sein sowie die meist bei den MFIs verbleibenden Währungsrisiken. Genossenschaften und Mikrofinanzbanken haben hier durch das Einlagengeschäft Vorteile. Mehr noch: zu beobachten ist, dass Faktoren wie die Nähe zum Kunden, die Kleinteiligkeit des Geschäfts und die kurzen Kreditlaufzeiten ein insgesamt auch in Krisenzeiten tragfähiges Geschäftsmodell darstellen. Viele MFIs nutzen die Krise auch als Chance, jahrelanges starkes Wachstum abzusichern durch die Optimierung der internen Prozesse und Strukturen.
Sicher ist aber: mehr denn je kommt es im Mikrofinanzsektor auf Qualität an. Dies betrifft eine auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit ausgerichtete Geschäftspolitik ebenso wie eine klare sozial-ethisch ausgerichtete Unternehmensphilosophie. Und auf Anlegerseite? Dort schaue man sich gut um: Wer Mikrofinanz lediglich als modisches Nischenprodukt oder als Instrument der Corporate Social Responsibility ansieht, gehört nicht auf den Markt! Wertegebundene Institute mit eigenem Knowhow im Mikrofinanzsektor wie die Bank im Bistum Essen haben die Kapazität, ihre Kunden bei der Anlage realitätsnah und transparent zu beraten. Dies ist ein langfristig geschäftspolitisch wie sozial erfolgreicher Weg. Weitere Infos unter: www.bibessen.de. Autor: Michael P. Sommer ist Direktor bei der Bank im Bistum Essen und unter anderem für den Aufbau des Mikrofinanzengagements zuständig.
Dr. Ralf Magagnoli
VISAVIS ECONOMY
07/09
21
TITELTHEMA
GEOINFORMATION
Richtungsweisend für viele Märkte MARKTCHANCEN Geoinformationssysteme haben unseren Alltag erobert: Allein in Deutschland sind hunderte IT-Unternehmen in der Zukunftsbranche tätig. Und das Potenzial ist längst noch nicht ausgeschöpft.
D
as Geheimnis steigender Umsätze lautet Potenzialanalyse. Und ein kleines saarländisches Unternehmen mit rund 40 Warenhäusern hat vor kurzem bewiesen, welche entscheidende Rolle dabei eine räumliche Betrachtung der Sortimentsplanung spielt. Im Mittelpunkt stand die vergleichsweise einfache Ausgangsfrage: An welchen Standorten werden besonders viele Drogerieartikel verkauft und wo besonders wenige? Und warum ist das so? Gestellt wurden diese Fragen allerdings nicht nur für Zahnpasten und Kosmetika, sondern für jede Warengruppe im Sortiment, von Tiefkühlkost bis Tiernahrung. Der erste Analyseschritt dazu war noch Statistik mit den hauseigenen ITLösungen. Am Ende gab es für jede Warengruppe und jeden Standort einen Indexwert. Nur warum der Index beispielsweise für Weine in einem Haus bei 50 und am nächsten Standort ein paar Dutzend Kilometer weiter bei 500 lag, war damit noch nicht erklärt, zumal unterschiedliche Größen bei den Verkaufsflächen schon berücksichtigt waren. Antworten lieferten schließlich geographisch aufbereitete Statistikdaten eines externen Marktforschers. Für diese so genannten Potenzialdaten werden bis zu 700 sozio-demographische, sozio-ökonomische und infrastrukturelle Merkmale der amtlichen Statistik ausgewertet. Dadurch lassen sich bis hinunter auf die Ebene so genannter Mikromärkte die Kaufwahrscheinlichkeiten für einzelne Warengruppen relativ zuverlässig angeben. Mikromärkte sind dabei zum Beispiel ein Wohnblock oder auch ein Schulbezirk. Da folgt jeder GeodatenProduzent seiner eigenen Philosophie. Aus diesen räumlichen Einteilungen ließ sich rund um einen Verkaufsstandort das jeweilige Einzugsgebiet zusammensetzen und sofort das örtliche Umsatzpotenzial für bestimmte Produkte ablesen. Dann zeigte sich, ob ein niedriger Index bei einer Warengruppe einfach nur den Umstand widerspiegelt, dass etwa Frischobst regional grundsätzlich nicht gefragt ist oder nur das Obst
22
VISAVIS ECONOMY
07/09
der eigenen Frischeabteilung liegen gelassen wird. Wo immer das örtliche Potenzial hoch und die Indizes niedrig waren, haben die Warenhauseigentümer schließlich investiert: Es wurde gezielt Werbung gemacht, Verkaufsflächen vergrößert oder die Qualität der Ware angehoben. Umsatzsteigerungen von 40 bis 50 Prozent mit den ausgewählten Warengruppen waren danach an allen Standorten die Regel. Das Beispiel zeigt ein Grundprinzip geographischer Analysen. Unterschiedliche Daten – in diesem Fall die Umsatzzahlen der Warenhäuser und die Potenzialdaten für einzelne Warengruppen - können durch eine räumliche Betrachtung miteinander in Beziehung gesetzt werden. So genannte Geoinformationssysteme (GIS) sind dafür das Werkzeug der Informationstechnik. Sie verwalten Daten in Form von geografischen Ebenen, den Layern. Im Prinzip kann man
sich eine solche Ebene wie eine durchsichtige Folie vorstellen, auf der die Daten gewissermaßen aufgemalt sind. Das ist einfach, wenn es sich um reale Gegebenheiten handelt, also Flüsse, Straßen, Grundstücke usw. Jede Art dieser geographischen Objekte bekommt einen eigenen Layer. Aber auch mit statistischen Informationen und Unternehmensdaten lassen sich eigene Layer erzeugen. Die Umsatzzahlen der Warenhäuser sind zum Beispiel mit dem Standort des Gebäudes verknüpft, und dieser lässt sich als Punkt auf einen Layer zeichnen. Um schließlich Karten zu erzeugen, schiebt das GIS die Folien einfach übereinander. So bringt man Potenzialdaten mit den Warenhausstandorten und den damit verknüpften Umsatzzahlen zusammen. Und da Computer vor allem darin gut sind, große Mengen von Daten zu verarbeiten, kann ein GIS problemlos Tausende von Layern
TITELTHEMA
GEOINFORMATION
FLEXIBEL Mit modernen Geoinformationssystemen lassen sich geobasierte Daten mobil erheben und auswerten.
verwalten und daraus je nach Wunsch des Nutzers beliebige Karten erzeugen, die exakt die Informationen liefern, die gerade gebraucht werden. Mit dieser Fähigkeit haben Geoinformationssysteme unseren Alltag erobert. Jedes Navigationssystem im Auto arbeitet zum Beispiel hinsichtlich der Kartendarstellung nach dem Layer-Prinzip. Es gibt einen Layer für das Autobahnnetz, eines für die Bundesstraßen usw. Nur so können bei einer Routenfindung zum Beispiel Autobahnen bevorzugt werden: Die Route wird so-
weit es eben geht allein auf und mit dem entsprechenden Layer berechnet. Und wenn ein Navi-Besitzer neue Points of Interest (POI) hinzulädt, ist auch dies lediglich ein neuer Layer mit Punkten, die zum Beispiel für Restaurantstandorte stehen. Die Möglichkeiten eines GIS, nahezu jede Information mit einem räumlichen Bezug zu versehen, hat in den zurückliegenden 20 Jahren dazu beigetragen, aus einer anfänglich eher technischen Branche, deren Hauptkunde das amtliche Vermessungswesen war, eine breite Geoinformati-
onswirtschaft entstehen zu lassen. „Visualisierung“ und „Echtzeit“ sind dabei zwei wichtige IT-Trends, die das Wachstum der Branche weiter befördern. Entlang eines Prozesses, der bei der Produktion von Geodaten unterschiedlichster Art beginnt und über Speicherung, Auswertung, Darstellung bis zur eigentlichen Nutzung führt, sind heute in Deutschland hunderte vor allem kleiner und mittlerer IT- Unternehmen tätig. Aber auch Firmen, bei denen man dies auf den ersten Blick nicht erwartet, sind Anbieter von Dienstleistungen rund um das Thema Geo-
Advertorial
Geodaten erschließen neue Welten Enterprise GIS wertet gesamte Unternehmens-IT auf. Kostenersparnis und Umweltbewusstsein sind aktuelle Eckpunkte unternehmerischen Handelns. Für fundierte Entscheidungen muss heute und in Zukunft auf umfassende Informationen zugegriffen werden. Unter ihnen ist der geografische Bezug von steigender Bedeutung. Dadurch werden zeitkritische Vorgänge verkürzt und Prozesse effizienter gestaltet. Geoinformationssysteme (GIS) von ESRI sind dafür konzipiert und unterstützen durch ihre Integration in die Business-IT als Enterprise GIS Unternehmen aller Branchen. „GIS ist eine seit Jahrzehnten in zahlreichen Projekten erprobte Technologie, die durch die Einführung des ArcGIS Server von ESRI vor zwei Jahren revolutioniert wurde“, erläutert Dr. Gerhard Haude, geschäftsführender Gesellschafter der ESRI Deutschland GmbH. Und weiter: „Mit ESRI-Technologie wird der Raumbezug von Informationen unternehmensweit nutzbar gemacht.“ Heiko Harms, Vorstandsmitglied des
Energieversorgers EWE ist vom Potenzial der Enterprise GIS überzeugt: „Wir haben GIS-Technologie zunächst für unsere Netzdokumentation genutzt, dann aber die abteilungsübergreifenden Vorteile des umfangreichen Angebots erkannt.“ Dank des Know-hows des IT-Dienstleisters BTC konnten Enterprise GIS Lösungen bei EWE in die IT-Infrastruktur integriert werden. Seit Jahren nutzt auch der Außendienst von EWE Geodaten für seine Aktivitäten. Harms: „Unsere Geschäftsprozesse verlaufen schneller und reibungsloser, weil alle Mitarbeiter Zugriff auf dieselben Daten haben. Wir haben zum Beispiel 500 Fahrzeuge mit GIS ausgestattet. Unsere Außendienstmitarbeiter können davon etwa bei Wartungsoder Instandhaltungstouren profitieren.“ ESRI Deutschland GmbH steht seit 30 Jahren für innovative GIS-Produkte und -Lösungen. Infos unter: http://esri.de
Wertschöpfung durch GIS: Die Netzdokumentation wird bei EWE abteilungsübergreifend genutzt. Das Ergebnis sind reibungslose Geschäftsprozesse und effiziente Entscheidungen.
VISAVIS ECONOMY
07/09
23
TITELTHEMA
GEOINFORMATION
PLATTFORM Hier werden die Trends erfasst. Die Intergeo in Karlsruhe ist die weltweit größte Messe für Geoinformation.
Dienstleistung | Lösungen für Netzbetreiber
Professionelles Geodatenmanagement Informationen über Leitungsnetze, nicht nur die Anlage selbst, sind ein wichtiges Kapital für deren Betreiber. Die Erhebung, Dokumentation und Verwaltung von Geodaten bilden daher eine wesentliche Aufgabe in allen Unternehmen, die Leitungsnetze betreiben, beispielsweise in der Telekommunikation oder in Industrieanlagen. Für dieses Datenmanagement ist Expertenwissen gefragt, der Aufwand ist personalintensiv. Er lässt sich jedoch mit externen Dienstleistern, die sich in diesem Bereich spezialisiert haben, erheblich und effizient reduzieren. PRÄZISE Daten zum Leitungsnetz auf der Baustelle minutenschnell und punktgenau im Internet abrufen: Externe Dienstleister machen es möglich.
24
VISAVIS ECONOMY
07/09
Mit den Lösungen der PLEdoc behalten Unternehmen den Überblick über ihre Geodaten, ohne sich um das Verwaltungsmanagement kümmern zu müssen. Es kann für den Betrieb von Leitungs-, Rohr- und Telekommunikationsnetzen ganz oder teilweise ausgelagert werden. Das Leistungsangebot umfasst sämtliche Arbeiten, die für Planung und Errichtung, Instandhaltung und Management erforderlich sind. Als Tochtergesellschaft der E.ON Engineering mit 130 hoch qualifizierten Ingenieuren, Technikern und IT-Spezialisten verfügt die PLEdoc über ausreichende Kapazitäten, um auch komplexe Projekte im In- und Ausland professionell und zuverlässig abzuwickeln. Ein Beispiel dafür ist die Online-Planauskunft where2dig, die namhafte Unternehmen sich bereits zu Nutze machen. Werden auf der Baustelle beispielsweise kurzfristig Daten benötigt, können wichtige Leitungsinformationen im Internet in Minutenschnelle und rund um die Uhr abgerufen werden. Um die personellen Ressourcen und IT-Infrastrukturen für diesen Service kümmert sich die PLEdoc. Auch andere Produkte setzen in der Branche Standards: Die Lösungen zum Dokumentenmanagement können dem bestehenden Datenbestand angepasst werden und reichen von der digitalen Bereitstellung der „Papierkopie“ bis zur Integration der digitalisierten Dokumentation in moderne CAE-Systeme. Für Energieversorger schließlich, die ihre vorhandenen Netze zum Aufbau einer Breitbandinfrastruktur nutzen wollen, hat die PLEdoc unter der Bezeichnung FTTnet ein ganzes Bündel von Leistungen für den Aufbau und Betrieb von Breitbandnetzen auf den Markt gebracht. www.pledoc.de
information. Die großen Kundenkartenanbieter wie Happy Digits oder Payback beispielsweise werten die durch ihre Plastikkarten entstehenden Kundendaten nicht nur unter geographischen Gesichtspunkten aus, sondern produzieren damit direkt neue raumbezogene Marktdaten, auf deren Basis sie für ihre Partner Dienstleistungen der Marktanalyse und -bearbeitung anbieten. Gleichwohl sind solche Unternehmen in ihrem Selbstverständnis natürlich keine Mitglieder der Geobranche. Und auch ein Anbieter wie die PTV AG, der sich unter anderem auf professionelle Lösungen für Navigation und Außendienstmanagement spezialisiert hat, ist einerseits Anwender und Produzent von Geodaten, er ist aber andererseits genauso ein Dienstleister der Verkehrsbranche. Die allgemeinen Marktchancen von GISSystemen werden deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass weltweit zwei Drittel aller Wirtschaftsprozesse geographische Daten nutzen, aber lediglich 20 Prozent dieses Potenzials derzeit ausgeschöpft sind. Flexibilität und modulare Einsetzbarkeit sind besondere Stärken, die Geoinformation auch außerhalb der „klassischen“ Anwendungsbereiche einsetzbar machen. Dieses Wesen der Geoinformation als Querschnittsbranche sollte man im Hinterkopf haben, wenn man die Zahlen des USMarktforschungsunternehmens Daratech betrachtet, die einer globalen Geoinformationswirtschaft seit dem Jahr 2000 durchschnittliche Wachstumsraten von elf Prozent jährlich bescheinigen – gemessen am Umsatz der Anbieter. Spitzenreiter war danach das Jahr 2007 mit einem Plus von 17,4 Prozent. In diesen Zahlen ist der Bereich Navigationssysteme zum Beispiel nur mittelbar enthalten, nämlich in Form jener Umsatzanteile der „klassischen“ GIS-Anbieter, die zusätzliche Software als Werkzeuge an die Hersteller von Navigationskarten und -geräten verkaufen konnten. Die in den vergangene Jahren erzielten Zuwächse im Bereich Navigation, wie auch
TITELTHEMA
GEOINFORMATION
KARTENDARSTELLUNG Geoinformationssysteme verwalten Daten in Form von geografischen Ebenen, so genannten Layern.
die jetzigen Prognosen hinsichtlich künftiger Umsätze bei den ortsbezogenen Diensten, liegen um ein Vielfaches über den Zahlen der GIS-Branche, wenn man darunter wie Daratech allein die Hersteller von Geoinformationssystemen versteht. Geoinformationen als solche sind demnach schon ein Wachstumssektor, aber Geoinformationen sind etwa aus Sicht der Telekommunikationsdienstleister zusätzlich ein kaum zu überschätzender Rohstoff für künftige Märkte. Dass der weltgrößte Handyhersteller Nokia im vorigen Jahr mit rund 5,6
Milliarden Euro für den Navigationskartenlieferanten Navteq die teuerste Firmenübernahme seiner Geschichte vollzogen hat, unterstreicht das. Und schon heute werden zumindest in Europa mehr Handys mit integriertem GPS und Navigationsanwendungen verkauft als Navigationsgeräte selbst. Mit der Allgegenwärtigkeit und problemlosen Verfügbarkeit geographischer Informationen auf dem Mobiltelefon und im Internet, wo Portale wie Google Maps und Openstreetmap in einer globalen Flächen-
deckung, Straßenkarten, Luft- sowie Satellitenbilder und stellenweise sogar topographische Karten anbieten, steigt auch in Öffentlichkeit und Politik der Stellenwert von Geoinformation. Die Europäische Union hat bereits eine Richtlinie verabschiedet, die den
Außendienst | Einsparpotenziale dank Software für Besuchstourenplanung
Optimale Terminplanung Wenn im Außendienst zu viel Arbeitszeit auf der Strecke bleibt, lohnt sich eine Software zur Besuchsoptimierung. Sie senkt die Fahrzeitanteile um durchschnittlich zehn Prozent bei gleicher Besuchsleistung. Thorsten Frerk, Director Sales GeoManagement PTV AG, erläutert die Vorzüge einer optimierten Außendienststeuerung. Wann sollte man über Software für die Besuchstourenplanung nachdenken? Sobald im Außendienst mehr als zehn Mitarbeiter arbeiten, die täglich mindestens drei Kunden besuchen. Üblicherweise verbringt der Außendienst 30 bis 50 Prozent seiner Arbeitszeit im Auto. Mit einer Software, die alle relevanten Anforderungen in die Besuchsplanung einbezieht, lassen sich jährlich 50 bis 100 Stunden pro Mitarbeiter sparen. Und welche Anforderungen sind das? Zeitliche Restriktionen der Kunden und Ziele, die je nach Art des Außendienstes sehr verschieden sind. So verfolgen etwa Markenartikler, die mit Hunderten von Mitarbeitern
den Einzelhandel besuchen, andere Ziele als etwa Pharmareferenten. Auch ist zu unterscheiden, ob die Touren zentral vorgegeben werden oder ob die Mitarbeiter ihre Besuche selbst planen. Was kann Software hier leisten? Sie sorgt für Transparenz und Planungssicherheit. Ideal ist ein skalierbares System, etwa von PTV, das den komplexen Anforderungen einer zentralen Planung genügt und eine operative Tourenplanung bietet, die der Außendienstler einfach am Laptop bedienen kann. Der Planer wird bei der strategischen
und taktischen Standort-, Gebiets- und Auslastungsplanung unterstützt. Mit digitalen Karten gewinnt er Überblick über Zielgruppen, Märkte, Potenziale und Außendienststrukturen. Danach berechnet der Außendienstler mit der dezentralen CRM-integrierten Software die günstigste Reihenfolge für seine Termine. Eine solche Lösung ist für unterschiedliche Branchen und Unternehmensgrößen geeignet. Das zeigt auch unser Kundenkreis, darunter Dr. Oetker, Queisser Pharma, Pepsi oder Bosch und Siemens Hausgeräte. www.ptv.de
UNTERWEGS Mithilfe spezieller Software zur Besuchsoptimierung können Unternehmen Touren optimal zusammenstellen und somit viel Zeit sparen.
VISAVIS ECONOMY
07/09
25
TITELTHEMA
GEOINFORMATION
VERSCHIEBUNG Planungs- und Dokumentationssysteme machten im Jahr 2000 mit 45 Prozent den Hauptteil des Marktes aus. Inzwischen hat die Navigation die Marktführerschaft übernommen.
350 Mio. Euro
278 Mio. Euro
200 Mio. Euro Navigation Geomarketing Planungs- und DokumentationsSysteme 728 Mio. Euro
450 Mio. Euro
500 Mio. Euro
Vernetzung | geonet NRW sucht Unternehmen der Geobranche
Neues Technologie-Cluster in NRW Auch innerhalb eines hochgradig spezialisierten Wirtschaftsbereichs wie der Geoinformationswirtschaft existieren Technologieund Anwendungsfelder nebeneinander, deren Akteure in der Praxis kaum den direkten Austausch pflegen. Dabei könnten Kooperationen für starke Innovationen und neue Wertschöpfungen sorgen – die Voraussetzung für nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Mit dem Projekt geonet NRW wird dieses Thema nun in Nordrhein-Westfalen hochaktuell. Drei Partner, die im Kerngeschäft in unterschiedlichen Anwendungsbereichen der Geobranche tätig sind, wollen neue technologieübergreifende Netzwerke knüpfen. Zusammengeführt werden die Bereiche Satellitennavigation (GPS/Galileo), Satellitenfernerkundung – hier steht das EU-Programm GMES (Global Monitoring for Environment and Security) im Mittelpunkt – sowie amtliche und private Geoinformation. Alle drei Felder können voneinander profitieren und sind oft direkt aufeinander angewiesen: Navigationslösungen sind ohne digitale Karten kaum denkbar. Die stetige Aktuali-
sierung der darin verarbeiteten Geodaten wiederum kann heute mit der Auswertung von Luft- und Satellitenaufnahmen realisiert werden. Die intensive Zusammenarbeit an den Nahtstellen dieser Technologien verspricht deshalb innovative Lösungen in vielen Anwendungsfeldern der Geoinformation – von der amtlichen Vermessung bis zum Umwelt- und Naturschutz. Die Projektpartner Eftas aus Münster für den Bereich Fernerkundung, Cenalo aus Herne für den Bereich Satellitennavigation sowie das Center for Geoinformation in Dortmund für den Bereich Geoinformation wollen deshalb im Rahmen von geonet NRW vorhandene Netzwerke in den drei Feldern ausbauen. Das Ziel ist, einen landesweiten TechnologieCluster zu schaffen. Unternehmen aus allen Bereichen sind angesprochen, sich mit ihrem Know-how in die Vernetzung einzubringen sowie mit geonet NRW in Kontakt zu treten. Das Projekt wird mit Mitteln des Landes und der EU unterstützt und läuft bis Ende 2011. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.geonetnrw.de PRÄSENTATION Mitarbeiter von geonet NRW stellen sich vor. Kooperation in der Geoinformationswirtschaft ist angesagt.
Mitgliedstaaten auferlegt, in der Zukunft umfassende Webdienste aufzubauen und große Teile ihrer amtlichen Geodaten frei wenn auch nicht im Sinne von kostenfrei - zugänglich zu machen. Der Bundestag und einige Länderparlamente haben daraufhin hierzulande bereits so genannte „Geodatenzugangsgesetze“ auf den Weg gebracht. Auch diese Entwicklung dürfte künftige Märkte beflügeln. Zum einen profitieren aktuell Anbieter wie zum Beispiel ESRI, conterra aus Münster oder der auf Umweltdaten spezialisierte IT-Dienstleister disy Informationssysteme aus Karlsruhe von öffentlichen Aufträgen, wenn es darum geht, genau diese von der EU verlangten Webdienste aufzubauen. Zum anderen bedeuten einfach zugängliche amtliche Geodaten, die raumbezogene Informationen von der Bevölkerungsentwicklung bis zur Biotopkartierung liefern, einen wachsenden Rohstoffvorrat für innovative Geodaten-Anwendungen, die heute aufgrund fehlender Daten noch gar nicht realisiert werden können. Und solche Geodatenanwendungen wiederum könnten zahlreichen anderen Branchen zu mehr Wachstum verhelfen. Nur ein Beispiel: Touristische Informationsportale auf dem Handy offerieren mit Wetterdaten und Routenvorschlägen für Radler, Wanderer, Reiter oder Skilangläufer, Hinweisen auf Events in der unmittelbaren Umgebung und integrierten Daten zu öffentlichen Einrichtungen vom Museum bis zur Busverbindung stets ein aktuelles Angebot für eine ganze Region. Damit sind sie viel mehr als bloß ein reines Geoinformationssystem. Und davon profitiert dann auch wieder der örtliche Einzelhandel, der auf seinen Karten mit den Potenzialdaten wieder steigende Kaufkraftindizies findet. Sie können als Wachstumsmotor für die gesamte Ferienregion dienen und steigern so die Attraktivität des Standortes. Timo Thalmann
26
VISAVIS ECONOMY
07/09
Quelle: MICUS Management Consulting
2007: gesamt 1,51 Mrd. Euro
2000: gesamt 1,0 Mrd. Euro
TITELTHEMA
LOGISTIK
Eine Branche in Bewegung TRANSPORT Im weltweiten Vergleich spielt die Logistik ganz oben mit. Dennoch steht die Branche vor zahlreichen neuen Herausforderungen wie Klimawandel und Ressourceneffizienz.
D
ie Logistik ist nach Handel und Automobilindustrie die drittgrößte Branche in Deutschland. Mit einem Umsatz von 215 Milliarden Euro beschäftigt sie 2,7 Millionen Menschen. Derzeit gehen Experten davon aus, dass die Umsätze im Vergleich zu 2008 um fünf bis sechs Prozent sinken werden. Die Rahmenbedingungen für den Logistikstandort Deutschland sind nach wie vor gut. Im europäischen Vergleich führt Deutschland das Ranking der „Top 100 der Logistik 2008/2009“ an – und zwar mit einem fast doppelt so hohen Gesamtumsatz wie der Zweitplatzierte Frankreich. Auch im weltweiten Vergleich spielt die deutsche Logistikbranche ganz oben mit. Denn der Logistikstandort Deutschland bietet nicht nur einen hohen Industrialisierungsgrad und wirtschaftliche Offenheit. Vor allem die zentrale Lage in Europa, die polyzentrische Wirtschaftsstruktur sowie die qualitativ und quantitativ gute Verkehrsinfrastruktur schaffen erhebliche Standortvorteile. Durch die Finanzkrise, schwankende Ölpreise und Überkapazitäten kämpft die Branche derzeit mit Problemen. Sorgen bereitet das Überangebot bei den Dienstleistern. „Daher gilt es in Zeiten des konjunkturellen Abschwungs für Unternehmen und Logistikdienstleister, die Umsetzung innovativer Logistikkonzepte gemeinsam zu forcieren“, unterstreicht Gunnar Gburek, Leiter der Sektion Logistik im Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Verladern könne nicht daran gelegen sein, dass Logistikdienstleister in die Insolvenz gingen. Deren Know-how stehe dann in der Aufschwungphase nicht mehr zur Verfügung. Logistik soll nicht nur wettbewerbsfähig agieren und Güter transportieren. „Zwar stellt Logistik selbst keine physischen Produkte her, sie produziert jedoch Effizienz in den Prozessen und kann erheblich dazu beitragen, Ressourcen zu schonen“, betont Professor Dr. Michael ten Hompel, Geschäftsführender Institutsleiter
des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML), Dortmund, und Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL), Bremen. Für die Branche sei die Informationstechnologie von entscheidender Bedeutung. Denn mit immer individuelleren Produkten, Verpackungen und Belieferungsformen steigen die Datenmengen exponentiell an. Nur mit innovativen IT-Lösungen lässt sich die Datenflut managen. Der Logistikbranche kommt als Motor für die Informationstechnologie eine entscheidende Bedeutung zu. Mit Internettechnologien lassen sich zum Beispiel firmenübergreifende Analysesysteme aufbauen, welche die Informationen der Transportmanagementsysteme (TMS) ganzer Regionen zusammenfassen und optimieren. Auf dem Vormarsch sind serviceorientierte Architekturen (SOA), eine Weiterentwicklung des klassischen Projektma-
nagements hin zu autonomen Systemen und Services. „IT-Services erweitern zudem den Fokus von der Abteilung zum Unternehmen, von der Funktion zum Prozess, von der lokalen Aufgabe zum regionalen Prozess, von der Landesfassung zum globalen Netz“, unterstreicht Heinz-Paul Bonn, Vizepräsident von BITKOM e.V., Berlin, und Vorstandsvorsitzender der GUS Group, Köln. Neben der Informationstechnologie sind strukturelle Verbesserungen in den Verkehrsnetzen von entscheidender Bedeutung für eine effiziente und ressourcenschonende Logistik. „Zwar ist Deutschland Vorreiter beim Thema Green Logistics. Jedoch existieren noch viele ungenutzte Potenziale, innovative Lösungen umzusetzen“, sagt Gunnar Gburek. Ökologisch nachhaltiges Wirtschaften erfordere Investitionen, sei aber mittel- und langfristig ökonomisch sinnvoll. Eine herausra-
VISAVIS ECONOMY
07/09
27
TITELTHEMA
LOGISTIK
SCHLÜSSELFUNKTION Binnenhäfen wie der Duisport nehmen eine tragende Rolle innerhalb multimodaler Verkehrskonzepte ein.
Kurierdienst | Schneller und zuverlässiger Lieferservice
Optimale Lösung für jeden Bedarf Seit 25 Jahren bietet GO! Express & Logistics zuverlässigen Service für besonders eilige Sendungen. Das können Kurierfahrten in Ballungsräumen sein, Same-Day-Zustellungen oder Express-Sendungen. Egal, ob es sich um ein einzelnes Dokument oder ein größeres Paket handelt – GO! macht vor keiner Anforderung halt: Der Kurier- und Express-Spezialist transportiert in wenigen Minuten im Stadtgebiet, über Nacht zwischen Flensburg und München oder in kürzester Zeit rund um den Globus. „Unser Motto lautet: Alles geht! Wenn der Kunde ein Transport- oder Logistikproblem hat, finden wir eine Lösung“, betont Helmut Schwertler, Head of Marketing / PR in der Bonner GO!Systemzentrale. Als Zusammenschluss von mittelständischen Kurier- und Expressdienstleistern mit 15 Gesellschaftern an über 100 Stationen in Deutschland und Europa, 1.400 Mitarbeitern und 3.000 Kurieren erreicht GO! einen vorderen Rang im Expressmarkt. Mit 3,1 Millionen Sendungen konnte der Dienstleister im schwierigen
Markt erneut im zweistelligen Prozentbereich zulegen. „Wir sind schneller als die Großen“, freut sich Schwertler. „Wir produzieren selbst, vor allem in Deutschland. Wir haben ein engmaschiges Netz eigener Stationen, die jede Leistung zu jedem Zeitpunkt erbringen. So sind wir in der Lage, Sendungen in jedem Zeitfenster zu liefern.“ Die Marke GO! steht für geprüfte Zuverlässigkeit in einem der schnellsten Netzwerke. GO!-Kunden schätzen die maßgeschneiderten Lösungen für verschiedene Branchen, ob Hightechgüter, Modeartikel, technische Ersatzteile, vertrauliche Dokumente oder pharmazeutische Produkte. Gerade Unternehmen, die Wert auf späte Abholung und termingerechte Zustellung legen, setzen auf GO!-Individualität anstelle von Standardlösungen. Um die hohe Qualität und Zuverlässigkeit zu gewährleisten, sind alle Mitarbeiter den im GO! Verbund aufgestellten Qualitätsrichtlinien verpflichtet. „Die Zufriedenheit unserer Kunden steht bei GO! an erster Stelle“, unterstreicht Schwertler. www.generalovernight.com
QUALITÄTSOFFENSIVE „Wenn der Kunde ein Transport- oder Logistikproblem hat, finden wir eine Lösung“, so Helmut Schwertler.
28
VISAVIS ECONOMY
07/09
gende Funktion innerhalb multimodaler Verkehrskonzepte nehmen Binnenhäfen ein. Der Duisburger Hafen duisport etwa hat durch seine zentrale Lage in Europa und den optimalen Anschluss an das Straßen- und Schienennetz eine Schlüsselposition inne. Auch der Hafen Magdeburg bildet nicht nur ein zentrales Wasserstraßenkreuz mit einer direkten Anbindung an das Autobahnnetz. Er ist zugleich Dienstleister für die Seehäfen Hamburg und Bremen. Neben der Organisation des klassischen Transportgeschäftes und den Vorund Nachläufen für diverse Verkehrsträger bietet der Hafen die Disposition von Umschlag- und Lagergeschäften oder das Kommissionieren und die Distribution von Gütern. Europas größter Terminalbetreiber Eurogate hat den Hafen als zentralen Standort für Mittel- und Ostdeutschland ausgewählt. Eine Verkehrsdrehscheibe mit Zukunft ist das Güterverkehrszentrum (GVZ) Bremen. Der Pionier der GVZ-Entwicklung wurde Mitte der 80er Jahre als bundesweit erstes Zentrum eröffnet. Heute sind hier mehr als 150 Unternehmen der Logistikbranche mit etwa 5.500 Beschäftigten ansässig. Geprägt durch die Häfen in Bremen und Bremerhaven, zeichnet sich der Logistikstandort durch seine vielfältigen Transportwege und die Massenleistungsfähigkeit der Verkehrsanbindungen aus. Auch die Logistikzentren der Wirtschaftsregion Südwest mit den Landkreisen Lörrach und Waldshut bieten gute Perspektiven für den Ausbau des Standortes Deutschland. Durch ihre Nähe zu Frankreich und der Schweiz ist die Region direkt in die internationale Warenabwicklung eingebunden. Neben den Grenzübergängen an den Autobahnen A5 und A98 bilden das Güterverkehrszentrum „Freight Village“, der Rail Freight Hub sowie das KV-Terminal der DB AG in Weil am Rhein zentrale Knotenpunkte im intermodalen nationalen wie im grenzüberschreitenden Güterverkehr. Die Nähe zum Euroairport
TITELTHEMA
Basel-Mulhouse und Flughafen ZürichKloten erhöht die Attraktivität der Region. Aber auch mitten in Deutschland haben sich wichtige Logistikzentren etabliert. Seit 25 Jahren betreibt der Logistikdienstleister GO! Express und Logistik, ein Zusammenschluss 15 regionaler Kurierdienste, neben der Unternehmenszentrale in Bonn seinen zentralen HUB in Niederaula, Hessen. Von diesem Sortierzentrum aus verteilen 4400 Mitarbeiter und Kuriere die Sendungen der Kunden in Deutschland und Europa, aber auch weltweit.
Für die Zukunft geht Professor Ten Hompel davon aus, dass drei Themen die zentralen Herausforderungen ausmachen werden: Individualität, Mobilität, vor allem aber Ressourceneffizienz in den Prozessen. Logistik werde in etwa zehn Jahren nicht mehr als Dienstleistung, sondern als gesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. Als wesentlicher Faktor werde sie dazu beitragen, drängende Aufgaben wie Klimawandel und Ressourceneffizienz zu lösen. Logistik werde so zu einer bestimmenden Instanz. Allen diesen Aspekten
LOGISTIK
werde sich auch das neue, interdisziplinäre Forschungszentrum Logistikcampus in Dortmund widmen. Die dort entstehenden acht Lehrstühle, unter anderem aus den Bereichen Informatik, Statistik, Wirtschaftswissenschaften und Maschinenbau, werden neue Systeme für die Herausforderungen der Zukunft mit entwickeln. „Ein wichtiges Ziel ist es, die verschiedenen Partner entlang der multimodalen Transportketten wie Zulieferer und Abnehmer jedoch noch besser zu integrieren und die physischen mit den informations-
Binnenschifffahrt | Der Magdeburger Hafen expandiert
Florierende Geschäfte im Duisburg des Ostens „Der Hafen Magdeburg“, ist Karl-Heinz Ehrhardt sicher, „wird sich innerhalb der nächsten zehn Jahre zum zentralen und führenden Binnenhafen in Deutschland entwickeln.“ Damit, so der Geschäftsführer der Magdeburger Hafen GmbH, avanciere er zum „Duisburg des Ostens“ und etabliere sich in den Top Ten der deutschen Binnenhäfen. In der Tat zeichnet sich der Hafen Magdeburg durch seine zentrale und geostrategisch günstige Lage im mitteldeutschen und damit auch mitteleuropäischen Wirtschaftsgebiet aus. Die Wasseranbindung sowohl zur Ostsee (Stettin) als auch zu den Nordseehäfen Hamburg, Bremen und Bremerhaven ist ideal für die Positionierung als Hinterland-Dienstleister für die Seehäfen. Hinzu kommt die Nähe zu den Autobahnen A2 und A 14 sowie den Ost-West- und Nord-Süd-Bahnachsen. Nach Ausbruch der Wirtschaftskrise ist jedoch der Plan, gemeinsam mit Eurogate, Europas führender Containerlogistik-Gruppe, ein Containerdepot aufzubauen, zweitrangig.
Im Vordergrund steht jetzt das sogenannte Drei-Säulen-Projekt: Neben dem traditionellen Hafengeschäft (erste Säule) mit seinen marginalen Gewinnspannen konzentrieren sich die Betreiber auf das deutlich wachsende Speditions- und Logistikgeschäft (zweite Säule). Die dritte Säule schließlich soll den Hafen durch die Ansiedlung logistikaffiner Industrie noch attraktiver machen. Zurzeit wird im Magdeburger Hafen an der Niedrigwasserschleuse gebaut; ihre Fertigstellung ist für das Jahr 2011 geplant. „Durch diese Schleuse in Kombination mit der Anbindung an das europäische Kanalsystem werden wir der einzige Hafen an Mittel- und Oberelbe sein, der ohne Einschränkung ganzjährig für Binnenschiffe mit maximalem Tiefgang erreichbar ist“, sagt Ehrhardt. Darüber hinaus gebe es weitere Vorhaben, wie den Bau einer 2 x 10.000 Quadratmeter großen Logistikhalle. Ansiedler für ein Stahlterminal und ein Getreideumschlagzentrum wurden bereits gewonnen. www.magdeburg-hafen.de
WACHSTUM Magdeburg ist schon jetzt der größte Binnenhafen Mitteldeutschlands – und ab 2011 sogar ganzjährig befahrbar.
VISAVIS ECONOMY
07/09
29
TITELTHEMA
LOGISTIK
INFRASTRUKTUR Der Logistikstandort Deutschland bietet ein flächendeckendes Angebot an Transportlösungen, das die Verkehrsträger Straße, Schiene, Luft und Wasser miteinander kombiniert.
technischen Prozessen effektiv zu verknüpfen“, erklärt Professor Dr.-Ing. Uwe Clausen, Institutsleiter des IML, Dortmund. Derzeit gebe es weder eine neue singuläre Technologie noch ein einfaches Patentrezept, um mit energieeffizienter Logistik auf die drängenden Klimaanforderungen reagieren zu können. Unterstützend wirken könnten nachhaltige Mobilitäts- und Verkehrskonzepte, Satellitennavigation, Web-Applikationen zur Transportoptimierung wie das Projekt E.L.V.I.S., sowie die Radio Frequenz Identifikationstechnik
RFID. Auf der Agenda stehe auch die Einbindung umweltverträglicher Verkehrsträger wie Schiene und Binnenschiff sowie eine ausgewogene Politik der Entlastung logistischer Dienstleistungsbereiche, zum Beispiel die befristete Aussetzung der Maut oder eine zügige Umsetzung des Masterplans Logistik und Verkehr sowie die Modernisierung der Infrastruktur. Ökologisch orientiertes Handeln bei der Umsetzung neuer Logistikkonzepte fordert Michael J. Kolodziej, Beiratsmitglied im BVL. So dürften sich Hersteller hinsicht-
lich einer ressourcenschonenden Logistik nicht allein auf den Dienstleiter verlassen, sondern müssten die gesamte Supply Chain von der Produktion bis zu Endkunden betrachten. Jeder müsse in der gesamten Kette die Verantwortung für das eigene Handeln auf lokaler, regionaler und globaler Ebene übernehmen. Erforderlich sei dafür eine transparente Kommunikation und zugleich faire Kooperation. Armin Hille
Güterverkehr | Bestnoten für das Logistikzentrum Bremen
Spitzenposition als Umschlagplatz In der Welt der globalisierten Warenströme nimmt Bremen einen Spitzenplatz ein – dank des Güterverkehrszentrums (GVZ) Bremen. Das Zentrum hat sich innerhalb von 25 Jahren zur Drehscheibe für logistische Dienstleistungen entwickelt: Es fungiert als Schnittstelle des regionalen und internationalen Güterverkehrs auf Straße, Schiene und Wasser. Als das Bremer GVZ Mitte der 80er Jahre an den Start ging, war es das erste seiner Art in Deutschland. Mittlerweile gibt es bundesweit 34 Güterverkehrszentren. Das GVZ im Bremer Süden erzielt in unabhängigen Rankings immer wieder Bestnoten, die es sich unter anderem für den konstanten Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und seine nachhaltige Flächenpolitik verdient hat. Mehr als 150 Unternehmen der Logistikbranche mit rund 8.000 Beschäftigten sind heute auf einer Fläche von 500 Hektar tätig und nutzen mehr als eine Million Quadratmeter Hallenfläche für Logistik, Produktion und Großhandel. Die Präsenz aller logistischen Oberklassen in
30
VISAVIS ECONOMY
07/09
Bremen ist das Ergebnis einer beständigen Grundstückserschließung. „Mit dem bedarfsgerechten Ausbau des GVZ hat Bremen optimale Bedingungen für eine Etablierung der Logistikbranche geschaffen. Es ist uns gelungen, mit unseren nachhaltigen Aktivitäten eine hohe regionale wirtschaftliche Schlagkraft zu entwickeln“, sagt Andreas Heyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung Bremen GmbH (WFB). Hinzu kommt eine optimale Verkehrsanbindung an den Flughafen und die überregionalen Autobahnen. Darüber hinaus steht im GVZ Bremen das bundesweit einzige rein privatwirtschaftlich organisierte Terminal für den kombinierten Ladungsverkehr. Mit der bevorstehenden Inbetriebnahme des Tiefwasserhafens Jade-Weser-Port und einer Zunahme der Warenströme erhofft man sich eine weiter wachsende Bedeutung des Bremer Güterverkehrszentrums im Hafendreieck Bremerhaven, Hamburg und Wilhelmshaven. Weitere Infos unter: www.wfb-bremen.de
SCHNITTSTELLE Das Güterverkehrszentrum Bremen bietet eine optimale Anbindung an den Flughafen und die überregionalen Autobahnen.
TITELTHEMA
STORAGE
Vom Datensilo zum Marktvorteil DATENSICHERUNG Die steigenden Kosten der Datenhaltung bereiten Kopfschmerzen. StorageExperten setzen große Hoffnung in Solid-State-Disks.
D
atenspeicherung ist ein bislang häufig unterschätztes Thema, das jedoch immer mehr an Bedeutung gewinnt. Zum einen geht es um die Relevanz der Daten für die Unternehmen und um die Bewältigung der wachsenden Datenmenge, zum anderen um eine möglichst effiziente und kostensparende Bearbeitung. Laut Infinity Research weist der Storage-Markt angesichts einer Verdopplung der Speicherkapazitäten alle 18 Monate ein mittleres Investitionswachstum von zehn bis zwölf Prozent im Jahr auf. Auch wenn der Storage-Markt aktuell mit einem Wachstum um fünf Prozent weit von dieser Zielmarke entfernt ist, erweist er sich, im Unterschied zu vielen anderen Industriezweigen, als ausgesprochen robust. Das hat gute Gründe, denn die Speicherung von Unternehmensdaten wird längst nicht mehr als ein technisch und fiskalisch notwendiges Übel angesehen. Richtig gemanagt erweist sich der wachsende Datenbestand eines Unternehmens, gleich welcher Größe, als außerordentlich positiver Faktor, den es zu nutzen gilt.
Viele Unternehmen nutzen die Datenflut als strategischen Vorteil. Vom „Data Warehousing“, das vor rund 15 Jahren noch Großkonzernen vorbehalten war, bis zur aktuellen „Business Intelligence“ (BI), hat sich viel getan. Die mittlerweile zur Verfügung stehenden Systeme sind einfacher zu administrieren und zu benutzen. Sie sind so aufgebaut, dass sie auch in kleineren und mittleren Unternehmen problemlos eingesetzt werden können. Genauso profitieren kleinere und mittlere Unternehmen davon, dass Netzwerkspeicher (NAS, Network Attached Storage) heute viel preiswerter und einfacher zu handhaben sind als noch vor wenigen Jahren. Denn der Feind jeder durchgehenden Storage-Optimierung sind die Daten, die sich auf den einzelnen Arbeitsplatz-PCs befinden und oftmals weder im Unternehmen bekannt sind noch von der unverzichtbaren Datensicherung erfasst werden. Storage-Spezialisten müssen auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Unternehmens eingehen können, für die ihre Datenbestände unverzichtbare Existenzgrundlage
sind. Deshalb bringt die Industrie ihnen Veränderungen gerne schonend bei. So werden die langsamen und teuren Bandspeichersysteme, auf denen nachts und am Wochenende die berühmten „Backupläufe“ stattfanden, weil sie während der normalen Arbeitszeit zu einer völligen Netzwerküberlastung führen würden, durch „virtuelle Bandbibliotheken“ (Virtual Tape Libraries) ersetzt, also schnellere und billigere festplattenbasierende Systeme. Die steigenden Kosten der Datenhaltung bereiten Kopfzerbrechen. Immer mehr Daten fallen an. Und da nutzt es wenig, dass ein Megabyte Speicherkapazität heute nur mit rund einem Cent zu Buche schlägt, während es im Jahr 2000 noch das Siebenfache kostete. 60 bis 80 Prozent der Kosten werden nicht durch die Hardware verursacht, sondern durch alles, was mit Installation, Pflege und Wartung sowie dem effizienten Management der Speicherlösungen zu tun hat. Hinzu kommen die Kosten für Flächenbedarf und natürlich der Energieverbrauch. „Wachsende Datenmengen und steigende Strompreise zwingen Un-
VISAVIS ECONOMY
07/09
31
TITELTHEMA
STORAGE
KAPAZITÄT Storage-Experte Andreas Wagner rät Unternehmen zu einem ganzheitlichen Ansatz, der Werkzeuge wie Virtualisierung und Thin-Provising kombiniert.
Softwarelösung
| Langzeitarchivierung in der Cloud
Utopie oder Outsourcing der Zukunft? Viele IT-Verantwortliche sehen im Cloud Computing lediglich einen vorübergehenden Hype, andere erkennen das erhebliche Einsparpotenzial dieser Form von Outsourcing. Insbesondere die Langzeitarchivierung von Unternehmensdaten in der Cloud könnte ein Einstieg sein. DataGlobal liefert hierfür das ideale Rüstzeug. Durch die virtuelle Nutzung von Software, Speicher, Rechenleistung und IT-Infrastrukturen über das Internet lassen sich bis zu 30 Prozent der IT-Kosten einsparen. Dennoch setzen bisher nur zehn Prozent der Unternehmen „Cloud Computing“ ein. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Managementberatung A.T. Kearney, zu der über 50 IT-Manager aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt wurden. Doch gerade für die Langzeitarchivierung ist das kosteneffiziente Cloud Storage eine intelligente Alternative zu teuren SAN- oder NAS-Technologien. Langfristig gewinnbringend ist die Cloud jedoch nur, wenn man über ein Werkzeug verfügt, mit dem man zu-
vor die Unternehmensdaten sinnvoll und klar strukturieren kann. „Die DataGlobal Enterprise Resource Suite (ERS) ist hierfür ideal. Denn als nahtlos integrierte Softwarelösung stellt die ERS alle Funktionen für das professionelle Management heterogener Speicherlandschaften bereit, wie Quantifizierung, Qualifizierung, Überwachung, Auslagerung, Archivierung und Löschung von Daten und Informationen“, sagt Dr. Rainer Pollak, CTO der DataGlobal GmbH. Mit diesem Ansatz können Unternehmen von Einsparpotenzialen bis zu 30 Prozent und mehr profitieren. Voraussetzung ist eine lückenlose Analyse des Datenbestandes. Die Policies werden dann zentral und hoch automatisiert ausgeführt und sorgen für vollständige Transparenz über alle Daten und Ressourcen in heterogenen, verteilten Speicherumgebungen. Auf dieser Grundlage erfolgt dann die regelbasierte Migration oder Archivierung, wobei die Daten an das jeweils optimale Speichermedium ausgelagert werden. www.dataglobal.de
CLOUD-COMPUTING Bei diesem Prinzip erstellt der Benutzer unklassifizierte Daten. Diese können analysiert, gefiltert und dann aus der „Cloud“ strukturiert wieder aufgerufen werden.
32
VISAVIS ECONOMY
07/09
Analyze
Filter
Classify Recall
Policies
Archive Cloud
ternehmen dazu, über die Energieeffizienz ihrer Speichersysteme nachzudenken und diese Faktoren bei der Beschaffung neuer Storage-Systeme zu berücksichtigen,“ sagt Winfried Grünert, Director Solution Sales SAP/Storage beim Systemhaus Cancom. Grünert erwartet, „dass in Zukunft Storage-Systeme, die durch den Einsatz intelligenter Softwaretechnologie – zum Beispiel Data Deduplication – das Datenwachstum und die Anzahl der Speichermedien verringern, eine größere Verbreitung bei unseren Kunden finden werden.“ Auch brachliegende Speicherkapazitäten im Unternehmen könnten besser genutzt werden. Vielfach ist es nämlich so, dass bestimmten Anwendungen im Unternehmen auch gezielte Speicherbereiche zur Verfügung gestellt werden. Oft bleiben bis zu 90 Prozent der zugewiesenen Speicherbereiche ungenutzt. Technologien wie Speichervirtualisierung erlauben es, den zur Verfügung stehenden Speicher unabhängig von den Kapazitäten der installierten Hardware zu verteilen und diese besser auszulasten. Andreas Wagner, Leiter Global Services bei Hitachi Data Systems in Deutschland, ist davon überzeugt, dass „Virtualisierung allerdings nur ein taktischer Schritt für mehr Effizienz im Rechenzentrum“ ist. „Für eine dynamische Infrastruktur benötigen Unternehmen einen ganzheitlichen, strategischen Ansatz, der die einzelnen Werkzeuge wie Virtualisierung, Thin Provisioning und andere gezielt kombiniert. Unsere Storage-Economics-Methodik bietet darüber hinaus Möglichkeiten, bereits vorhandene Infrastrukturen zu optimieren und so den Return on Assets zu erhöhen.“ Von der unternehmensinternen Virtualisierung scheint es nur noch ein kleiner Schritt zur Storage Cloud, also dem Auslagern der Daten auf verteilte Speichereinheiten, die sich „irgendwo“ befinden. Am naheliegendsten ist dieses „Irgendwo“ sicher im standortübergreifenden Unternehmensnetzwerk zu finden, der privaten
TITELTHEMA
VERBREITUNG Speicherlösungen wie vernetzte Storagesysteme und Bandlaufwerke kommen in Unternehmen am häufigsten zum Einsatz. Die Datensicherung über das Internet hingegen ist kaum verbreitet.
STORAGE
Datensicherung über das Internet
15%
USB-Stick
19% 7% 6% 3%
„Cloud“ eines Unternehmens. Weniger wichtige oder sensible Daten, die aber trotzdem langfristig bewahrt werden sollen, könnten auch in die öffentliche „Cloud“, also in verteilte Speichersysteme des Internets verschoben werden. Das sichert in jedem Falle ein sehr langfristiges Bestehen dieser Daten. Allerdings wird zumindest in der öffentlichen Cloud das Datenmanagement so komplex, dass man es mit unternehmenseigenen Mitteln kaum sinnvoll an-
24%
Angaben in Prozent Quelle: NetApp Deutschland GmbH
26% getrennte Partition auf einer Festplatte externe Festplatte CDs/DVDs Bandlaufwerke vernetztes StorageSystem (SAN, NAS, iSCSI)
gehen kann, sondern spezialisierten Dienstleistern überlassen sollte. Große Hoffnungen verbinden sich auch mit so genannten Solid State Disks als Speicherhardware der Zukunft. Im Prinzip kennt man ja diesen „nicht-drehenden“ Speicher, der eben im Unterschied zur Festplatte nicht rotiert, längst von den kleinen Speicherkärtchen für Kameras oder MP3-Player. Große Solid State Disks sollen helfen, die Kosten drastisch zu senken.
Sie versprechen geringere Wartungsaufwendungen und einen niedrigeren Energieverbrauch – zwei der wichtigsten Kostentreiber. Noch ist dieses Speichermedium viel zu teuer, um für Unternehmen eine relevante Kapazität zu erreichen. Doch solche Einschränkungen ändern sich erfahrungsgemäß sehr schnell. René Purwin
IT-Netzwerk | Mehr Platz für die Datensicherung
Schnelle Hilfe bei knappem Speicher Enormes Datenwachstum einerseits, andererseits gekürzte Budgets: IT-Verantwortliche sind zunehmend auf eine kostengünstige und dabei einfach integrierbare Backup- und Speicherlösung im Unternehmen angewiesen. Dieser Trend zum günstigen Speicher verschärft sich bis 2010 sogar noch, so die Einschätzung von Experten. Denn viele ITSpezialisten greifen zwar auf eine leistungsfähige IT-Struktur zurück. Trotzdem müssen sie mit immer weniger freiem Speicher auf dem Server auskommen. Häufig haben sie zusätzlich noch mit Datenredundanzen aufgrund der noch nicht weit verbreiteten Deduplizierungs-Technologie zu kämpfen. Die Firma Buffalo Technology bietet dafür eine schnelle Hilfe mit NAS- und iSCSI-Lösungen, etwa aus der Serie TeraStation. Gemäß dem Motto „Never touch a running system“ integrieren sich diese Geräte ohne weitere Kosten oder Umstellungen in bestehende ITStrukturen. Beide Varianten ergänzen oder erweitern den Speicherplatz im Unternehmensnetzwerk. Wobei es sich allerdings um zwei unterschiedliche Methoden im Netz-
werk handelt. Hinter einem NAS (Netzwerkspeicher) wie der TeraStation III von Buffalo Technology (Bild) verbirgt sich ein Desktopoder Rackgehäuse mit integrierten ServerFunktionen. In diesem arbeiten bis zu vier Festplatten mit derzeit maximal 4x2 Terabyte Kapazität. Der Netzwerkspeicher wird über Ethernet in das Netzwerk integriert. Darauf erstellte Ordner tauchen als Laufwerke im Firmennetzwerk auf. Deshalb bietet sich ein NAS als ergänzender Datenserver und Backup-Lösung an. iSCSI-Lösungen werden hingegen meist über das iSCSI-Protokoll in den Server integriert, der zusätzlichen Speicherplatz als eigene interne Kapazität verwaltet. Für den Nutzer im Netzwerk bleibt iSCSI unsichtbar und ist nur über das Mehr an freiem Speicher ersichtlich. Durch die Integration in den Server eignen sich iSCSI-Lösungen vor allem für Datenbankanwendungen. Unternehmen sollten darauf achten, dass die Netzwerkspeicher-Lösung die erforderliche Skalierbarkeit, Leistung und Verfügbarkeit sicherstellt. Außerdem sollte es eine klare Disa-
ster-Recovery-Strategie geben. Wichtig ist auch eine hohe Bandbreite an Verbindungsmöglichkeiten wie NFS, SMB und Active Directory. www.buffalo-technology.de
WACHSTUM Die TeraStation III von Buffalo Technology bietet die Möglichkeit, den bestehenden Speicherplatz im Unternehmen zu erweitern. In eine neue IT-Struktur und den damit verbundenen Aufwand muss nicht investiert werden.
VISAVIS ECONOMY
07/09
33
FINANZEN
DERIVATE
Ölinvestments – gewusst wie PORTFOLIO Erdöl eignet sich bestens zur Depotbeimischung. Populär sind Ölengagements über Terminkontrakte. Auf dem Futuresmarkt stehen drei Anlagestrategien zur Verfügung.
Die Schlüsselstellung in der Wirtschaft und die guten Eigenschaften zur Portfoliodiversifikation machen Erdöl zu einer der sinnvollsten Depotbeimischungen. Nach dem Aufschwung der vergangenen Monate hat der Energierohstoff eine Rastpause eingelegt. Der Preis war von 147 $ je Barrel im Juli 2008 auf 32 $ je Barrel im Dezember eingebrochen und hat sich derzeit auf über 70 $ wieder mehr als verdoppelt. Für die erste Hälfte 2010 erwarten die Analysten von J.P. Morgan einen Preis von rund 65 $. Anleger, die Öl ihrem Depot beimischen wollen, können aus einem breiten Angebot wählen. Sie müssen sich jedoch über Besonderheiten von Ölinvestments im Klaren sein. Um direkt am Preistrend des Spotmarktes zu partizipieren, ist der Kauf von Öl die einzige, jedoch wenig realistische Möglichkeit. Auch Investitionen in Ölwährungen oder Aktien ergeben wenig Sinn. Populär sind Ölengagements über Terminkontrakte (Futures). Ob Future-Akteure steigende oder fallende Preise erwarten, zeigt die Terminkurve, die die Future-Preise diverser Liefertermine abbildet. Liegt wie derzeit der Preis für kurze Laufzeiten niedriger als der für künftige Termine, existiert ein „Contango“. Notieren kurzlaufende Futures höher als die Preise am langen Ende, besteht eine „Backwardation“. Dies ist der Fall, wenn physische Ware knapp ist. Auf dem Future-Markt stehen drei Anlagestrategien zur Verfügung: Rolling-FrontMonth-Ansätze, Portfolios mit Futures
34
VISAVIS ECONOMY
07/09
unterschiedlicher Laufzeiten sowie einzelne Futures am langen Ende der Kurve. Die erste Strategie entspricht dem Ansatz traditioneller Indizes wie dem S&P-GSCI-Crude-OilExcess-Return-Index. Wegen der begrenzten Laufzeit von Futures müssen Kontrakte kurz vor Fälligkeit in die nächste Laufzeit umgeschichtet – „gerollt“ – werden. In der aktuellen Contango-Situation erleiden Anleger Verluste, da Positionen die Kurve „hochgerollt“ werden – in einen teureren Kontrakt. „Die Wertentwicklung von Ölindizes setzt sich aus der Öl- und Rollperformance zusammen“, so Michael Schülli, Executive Director bei J.P. Morgan. Ölindizes weisen also ein anderes Chance-Risiko-Profil als der Ölpreis selbst auf. So liegt der S&PGSCI-Crude-Oil-Index seit Jahresbeginn mit 7,5 Prozent im Minus, obwohl der Ölspotpreis um 47,9 Prozent zulegte. Damit weist der investmentfähige Excess-Return-Index eine schlechtere Wertentwicklung als der investmentfähige Spot-Index auf. Dieses Prinzip wenden auch viele ÖlETFs an. Sie sind die verbriefte Form eines Rolling-Front-Month-Index und einer Kapitalanlage am Geldmarkt. Daher sind auch Öl-ETF–Anleger der Gefahr von Rollverlusten ausgesetzt. Der Anleger muss wissen, dass die ETFs keine physischen Bestände halten und deren Wertentwicklung nicht dem Ölspotpreis folgt. Doch es gibt Indizes, die die gesamte Futurekurve und nicht nur das vordere Ende abbilden. Die Kontrakte unterschiedlicher Laufzeiten werden
meist monatlich gerollt. Diese Entwicklung ist auch Folge einer sich ändernden Liquidität der Futurekurve. War die Ölmarkt-Liquidität Anfang der 90er Jahre am sehr kurzen Ende der Kurve konzentriert, so liegt die Durchschnittslaufzeit heute bei rund acht Monaten. Ein Index, der nur am kurzen Ende investiert, ist weniger repräsentativ. Diese Indizes dürften geringere Rollkosten haben als eine Rolling-Front-Month-Strategie; die Terminkurve wird mit längerer Kontraktlaufzeit flacher. Dies gilt für den J.-P.-Morgan-Commodity-Curve-Index auf Öl, der in ein Futures-Portfolio unterschiedlicher Laufzeiten investiert. Seine Performance lag in diesem Jahr mit plus 16,2 Prozent deutlich über der des S&P-GSCICrude-Oil-Excess-Return-Index. Rollverluste sind durch Investition in länger laufende Futures zu lösen, werden diese bis kurz vor Fälligkeit gehalten. In einem Contango-Markt wird ein höherer Preis für den langlaufenden Future bezahlt. Heute notiert der einjährige Future um 14 Prozent höher als der einmonatige. Der Vorteil: Der Break-even der Anlage ist zum Verfallsdatum bereits bekannt. Diese Strategie setzen Emittenten mit Zero-Strike-Calls auf Futures um. www.jpmorgansp.com
PERFORMANCE Michael Schülli weist darauf hin, dass Ölindizes ein anderes Chance-Risiko-Profil aufweisen als der Ölpreis selbst.
FINANZEN
DERIVATE
Ein Markt wächst VIELFALT Derivate sind das womöglich am rasantesten wachsende Segment am heutigen Finanzmarkt. Anleger profitieren von einer großen Bandbreite an Produkten.
A
m Begriff Derivate entzünden sich hitzige Diskussionen. Die einen betrachten diese synthetischen Finanzinstrumente als Teufelszeug, die anderen sehen darin Investmentvehikel mit hohem Anleger-Nutzwert. Dass sich die Geister der Fachleute scheiden, ist Resultat komplizierter Strukturen eines intransparenten Marktes – denn Derivat ist nicht gleich Derivat. Die eine Gruppe – börsengelistete Produkte wie Optionen und Futures – haben die Krise relativ gut überstanden, weil sie über Clearinghäuser abgerechnet werden. „Terminbörsen sind der am besten funktionierende Teil der Finanzmarkt-Infrastruktur“, sagt Terry Duffy, Chairman der größten USTerminbörse CME. Clearinghäuser von Börsen wie CME und Eurex übernehmen als zentrale Kontrahenten das Bonitätsrisiko geschäftlich miteinander verbundener Kontraktpartner. So hat der Ausfall einzelner Akteure keine größeren negativen Folgen. Wenn Kritiker Derivate als wesentliche Ursache der Weltwirtschaftskrise ausgemacht haben, dann trifft dies für die andere Gruppe des bunten Derivate-Spektrums zu. Denn die Risiken der von Banken maßgeschneidert auf Bedürfnisse der Kunden ausgerichteten OTC-Kreditderivate waren zuletzt in der Tat kaum mehr beherrschbar. Diese synthetischen Finanzprodukte werden im Interbankenhandel (OTC = Freiverkehrsmarkt) direkt zwischen Banken gehandelt und abgerechnet. Gerade mit dem Bankrott der US-Investmentbank Lehman
Brothers trat hier die Schwäche – das Emittentenrisiko – offen zutage. Inzwischen versuchen Clearinghäuser der Börsen unter dem Druck der Aufsichtsbehörden einen Teil dieser OTC-Derivate auf ihren Plattformen abzurechnen und Risiken zu minimieren. Mit der Frage der Bonitäts- und Emittentenrisiken wurden auch die Investoren bei Privatanleger-Derivaten wie Zertifikate oder strukturierte Produkte konfrontiert. Deutschland ist hier mit den beiden Sekundärmarkt-Handelsplätzen Euwax (63 Prozent Marktanteil) und Scoach (37 Prozent) einer der führenden Märkte. Am Zertifikatemarkt ist es auch wegen der Probleme von Lehman Brothers und Bear Stearns zu einem Umsatzeinbruch gekommen. „Es geht nichts mehr“, hieß es zeitweise. Verunsicherte Anleger zeigten lange kaum Interesse an diesen flexiblen Produkten. Mit dem Anstieg der Aktienkurse um rund 50 Prozent, der zunehmenden Risikobereitschaft der Anleger und der Hoffnung auf ein Ende der weltweiten Rezession kam auch der Zertifikatemarkt wieder zu Kräften. Eine nachhaltige Veränderung der Anlegergewohnheiten war gerade am Markt für Anlegerzertifikate festzustellen, während für Hebelprodukte noch immer geringe Nachfrage besteht. Nach den negativen Erfahrungen mit Lehman-Zertifikaten steht das Thema „Emittenten-Bonität“ bei den Anlegern im Fokus. Einer Umfrage des Deutschen Derivate Verbandes (DDV) zufolge schauen knapp 72 Prozent der Anleger in Deutsch-
land beim Erwerb von Zertifikaten genau auf die Bonität der Emittenten. Aber aufgepasst: Da Zertifikate nichts anderes als Schuldverschreibungen von Banken sind, bieten Emittenten mit geringerer Kreditwürdigkeit in der Regel ein besseres Auszahlungsprofil als Konkurrenten mit besserem Kredit-Rating. Denn so wie Emittenten mit einem schlechten Rating bei der Kreditaufnahme – die Emission von Zertifikaten ist nichts anderes – höhere Zinsen zahlen müssen, so tun sie das auch bei der Zertifikate-Emission. Das Emittentenrisiko ist aber nur ein Kriterium beim Zertifikatekauf. „Jeder Anleger sollte vor dem Kauf die allgemein verfügbaren Ratings nutzen, deren Bewertung auch andere Entscheidungsmerkmale umfasst“, mahnt der geschäftsführende DDV-Vorstand Hartmut Knüppel. Emissionsbanken zeigten sich zuletzt beim Thema „Emittentenrisiko“ innovativ und kreativ: Sie brachten Zertifikate auf den Markt, deren Rückzahlung etwa durch die Hinterlegung von Staatsanleihen oder anderen Collaterals (werthaltigen Finanzinstrumenten) gesichert wurde. In der Regel kostet eine solche pfandbesicherte Struktur jedoch Rendite. Die Swiss Exchange (SIX) geht jetzt so weit, pfandbesicherte Zertifikate als Collateral Secured Instruments oder „COSI“ zu listen. Wirklich durchgesetzt hat sich die Idee bis heute aber nicht, wohl auch auf Grund der zunehmenden Risikobereitschaft. Denn während bis vor kurzem noch galt, dass Emissionsbanken
VISAVIS ECONOMY
07/09
35
DERIVATE
ANLEGERINTERESSE
2,0
4,1
1,9 2,2 0,4
11,4 7,3 6,6
63,7
Zertifikate mit Kapitalschutz erfreuten sich im Juli besonderer Beliebtheit. Auch Express- und Discountzertifikate wurden stark nachgefragt. Anlageprodukte nach Produktkategorie: Kapitalschutz/Zertifikate
Index-Zertifikate
Bonus-/ Teilschutzzertifikate
Hedge Fonds-Zertifikate
Discount-Zertifikate
Sonstige
Aktienanleihen Express-Zertifikate Basket-/ Themen-/ Strategie-Zertifikate Outperformance-/ Sprint-Zertifikate
Garantiezertifikate | Produkte mit eingebautem Schutz überzeugen
Anbieterqualität entscheidet
36
VISAVIS ECONOMY
07/09
Beim Garantiezertifikat hat aber auch die Qualität des Anbieters einen neuen Stellenwert erlangt – Stichwort Emittentenbonität. Kritisch werden heute die emittierenden Finanzinstitute selbst hinterfragt, was angesichts der Unwägbarkeiten der Aktienmärkte nicht verwundert. Anleger sollten daher bei sicherheitsorientierten Zertifikaten auch auf einen ebenso sicherheitsorientierten Emittenten Wert legen. Nur wenn zum Produkt der passende Emittent gewählt wird, können Garantiezertifikate auch in Zukunft das sichere Kreuzfahrtschiff zum Anlageziel sein. Weitere Informationen unter: www.zertifikate.lbb.de
WACHSTUM
70%
64,48%
60% 50% 40%
Quelle: Landesbank Berlin
Garantiezertifikate sind wie große Kreuzfahrtschiffe: Auch in stürmischen Zeiten können sich Anleger mit ihnen an die Börse wagen. Deshalb sind die Papiere gerade bei schwankungsreichem Börsenwetter, wie es an den Kapitalmärkten nach wie vor herrscht, sehr gefragt. Nicht umsonst investieren immer mehr Anleger ihr Geld in Garantiezertifikate. Das investierte Volumen hat sich seit Anfang 2008 bis zum Sommer dieses Jahres laut Statistik des Deutschen Derivate Verbands beinahe verdoppelt. Die Ausgestaltung ist schnell erklärt: Meist sind Garantiezertifikate an einen Index als Basiswert gekoppelt. Steigt dieser, partizipieren Anleger in festgelegtem Maße am Wachstum. Bei einem sinkenden Basiswert greift der Kapitalschutz, und die Anleger erhalten am Laufzeitende den Anlagebetrag zurück. Diese einfache Erklärung reicht jedoch in der „Post-Lehman-Ära“ nicht mehr aus, denn auch die grundsätzliche Konstruktion dieser Sicherheitspapiere sollte verständlich sein. Garantiezertifikate setzen sich aus zwei Komponenten zusammen: einer Nullkuponanleihe und einer Ertragskomponente. Nullkuponanleihen sind Zinspapiere, die keine Erträge ausschütten. Stattdessen werden sie mit einem Abschlag auf ihren Nennwert emittiert und steigen mit der Zeit im Wert. Zum Schluss werden die Anleihen zu 100 Prozent zurückgezahlt. Sie sorgen für den Kapitalerhalt. Vom Abschlag erwirbt der Zertifikateanbieter ein Anteilsrecht an der Entwicklung des Basiswerts – die Ertragskomponente. Steigt der Basiswert, wird das Recht wertvoller – und damit steigen das Zertifikat und die Anlage.
33,45%
30% 20% 10% 0%
30. Jan. 08
30. Jun. 09
Das in Garantiezertifikate investierte Volumen hat sich von Anfang 2008 bis zum Sommer 2009 fast verdoppelt.
Quelle: Deutscher Derivate- verband (DDV)
0,3
Angaben in Prozent, Bezugszeitraum Juli 2009
FINANZEN
nur einfach verständliche und kapitalgarantierte Zertifikate verkaufen können, zeigen sich jetzt klare Tendenzen in Richtung „mehr Risiko“. Und dennoch: Im Mittelpunkt der Emissionstätigkeit stehen weiterhin kapitalgarantierte Produkte. Der deutsche Zertifikatemarkt zeigte sich nach dem ruhigen Geschäft der Vormonate im Monat Juli 2009 wieder erholt. Das Marktvolumen der etwa 85 Prozent des Gesamtmarktes repräsentierenden vierzehn größten Banken ist um 5,1 Milliarden Euro (also um 6,8 Prozent) gestiegen. Anleger hätten einen Teil der Beträge aus Produkten reinvestiert, die zur Jahresmitte fällig wurden, heißt es beim DDV. Schätzungen von Fachleuten zufolge belief sich das Gesamtvolumen am deutschen Zertifikatemarkt Ende Juli 2009 auf 94,7 Milliarden Euro. Insgesamt existierten an diesem Markt zu jenen Zeitpunkt rund 360.000 Produkte. Im Juni 2009 war die Zahl der ausstehenden Produkte bei knapp 325.000 auf ein Mehrjahrestief abgesackt. „Anleger, die sich mit der teils komplexen Materie wirklich auseinandergesetzt haben, erkennen die Vorteile von Zertifikaten“, betont DDVGeschäftsführer Lars Brandau. Er berichtet in diesem Zusammenhang von der Transparenz-Offensive, die der Verband gemeinsam mit den Emittenten auf den Weg gebracht hat. „Nach wie vor können Anleger ruhigen Gewissens in Zertifikate investieren“, sagt Brandau und weist darauf hin, dass es am Markt Angebote für jede Risikoneigung gibt. Frank Klingelhöfer, Director Capital Markets der Landesbank Berlin, rät Anlegern bei sicherheitsorientierten Zertifikaten auch auf einen ebenso sicherheitsorientierten Emittenten Wert zu legen. Die Einführung der Abgeltungsteuer führte dazu, dass sich die Nachfrage der in Zertifikate aktiven Anleger in jüngster Zeit verschoben hat. Im umsatzstarken Segment der Discount-Zertifikate – rund ein Drittel des Marktes – entscheiden sich Anleger stärker für Produkte, deren Laufzeit im Durchschnitt weniger als sechs Monate
FINANZEN
DERIVATE
Investitionsziel „Anleger, die sich mit der Materie auseinandergesetzt haben, erkennen die Vorteile von Zertifikaten“, sagt DDVGeschäftsführer Lars Brandau (links). Um die Risiken zu minimieren, rät Frank Klingelhöfer von der Landesbank Berlin, bei sicherheitsorientierten Zertifikaten auch auf einen ebenso sicherheitsorientierten Emittenten Wert zu legen.
beträgt. Beobachter wiesen darauf hin, dass sich Zertifikate mit solch kurzen Laufzeiten vor der Abgeltungsteuer fast überhaupt nicht verkaufen ließen. Das hat sich geändert. Der aktuelle Trend ist auch damit erklärbar, dass sich Investoren nach dem kräftigen Aufschwung der Aktienkurse für die kommenden zwölf bis 18 Monate keine Marktmeinung zutrauen. Generell profitieren Käufer von kurz laufenden Discount-Zertifikaten nicht nur von den niedrigen Kapitalmarktzinsen, sondern auch von einem Effekt, der sich aus der Produkt-Konstruktion ergibt. Mit Discount-Zertifikaten verkaufen Privatinvestoren Kauf-Optionen. Die Prämie, die Anleger dafür vom Emittenten erhalten, ermöglicht die Schaffung des „Discounts“. Konkret heißt das: Je größer der Discount, desto höher die maximale Rendite. Der Zeitwertverlust der Kaufoption sorgt dafür, dass sich der Preis eines Discount-Zertifikats mit abnehmender Restlaufzeit erhöht. Der
Preisanstieg erfolgt auch – oder gerade dann –, wenn sich der Preis des Basiswerts nicht verändert. Dieser Zeitwertverlust verläuft nicht linear. Gerade bei Discount-Zertifikaten, deren Cap sich in unmittelbarer Nähe des aktuellen Basiswert-Kurses befindet, steigt der Zeitwertverlust der Kaufoption mit abnehmender Laufzeit überproportional. Der Grund: In diesem Fall nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass die Kaufoption wertlos verfällt. Ein anderer Trend besteht darin, dass Anleger auf Währungen und Rohstoffe setzen – zwei Anlageklassen, die nicht einfach zu erfassen sind. Hier bringen Banken ihre Fachkompetenz bei der Kreation und Strukturierung von Produkten ein. Das Wissen darüber, dass sich die Ölvorkommen in den kommenden Dekaden ihrem Ende zuneigen, bringt Anleger an die Energiemärkte zurück. „Wir bieten Anlegern auf diesem Gebiet mit unseren Produkten maßgeschneiderte Lösungen“, sagt Michael Schülli von J.P. Morgan.
Auch andere Banken sind innovativ: Die Raiffeisen Centrobank in Wien etwa hat ein Produkt kreiert, das Anlegern eins zu eins auf Basis der beobachteten Schwankungen der Aktienkurse eine interessante Rendite bietet. Ziel des Produktes ist es, die Volatilität als Indikator für das Risiko eines Investments zu nutzen. Auf Basis exakter Kriterien wird das Kapital regelbasiert je nach Aktien-Volatilität im EuroStoxx 50 und im 3-Monats-Euribor investiert. Ob Zertifikate, Optionen, Futures oder Swaps: Die Derivatevielfalt ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Der Markt für Privatanleger-Derivate leidet unter der Wirtschaftskrise, entwächst aber trotz vorhandener Schwächen den Kinderschuhen. An einer der Schwächen – der fehlenden Liquidität – hat sich wenig geändert. Bernhard Haselbauer
Aktieninvestment | Volatilität als Risikoindikator
Anlagezertifikat der neuen Generation Die dramatischen Kursverluste auf dem Höhepunkt der Finanzkrise haben einmal mehr gezeigt, dass die Schwankungsfreudigkeit der Aktienmärkte in Krisenphasen stark zunimmt. In steigenden Aktienmärkten lässt sich meist eine geringere Volatilität beobachten, wohingegen fallende Kurse fast immer mit einem Anstieg der Volatilität einhergehen. „Der neue innovative Portfolio Navigator der Raiffeisen Centrobank macht sich das Prinzip der Volatilität als Indi-
kator für das Risiko eines Investments zunutze“, erklärt Heike Arbter, stellvertretende Direktorin der Raiffeisen Centrobank in Wien. Als Index-Basiswert für den Portfolio Navigator dient der wichtigste europäische Aktienindex: der Dow Jones Euro Stoxx 50. Das besonders innovative Element am Portfolio Navigator ist jedoch, dass Anleger nicht vollständig in den Index investieren und damit von dessen Entwicklung abhängig sind. Vielmehr wird der Investi-
tionsgrad von der Volatilität des Index abgeleitet. Bei starken Kursschwankungen wird der Investitionsgrad automatisch reduziert und somit das Risiko minimiert. Bei niedriger Volatilität hingegen erhöht sich der Anteil des Dow Jones Euro Stoxx 50, um von steigenden Kursen stärker zu profitieren. Jener Anteil, der gerade nicht im Dow Jones investiert ist, wird wöchentlich mit dem Eonia-Satz verzinst. Weitere Informationen unter: www.rcb.at
VISAVIS ECONOMY
07/09
37
MANAGEMENT
RISIKOMANAGEMENT
Gastbeitrag Dr. Ulrich Schürenkrämer Mitglied des Management Committee Deutschland, Deutsche Bank AG
Risikomanagement ist Chefsache PLANUNGSSICHERHEIT Deutsche Unternehmen haben Nachholbedarf beim Risikomanagement. Das ist das Fazit einer repräsentativen Umfrage der Deutschen Bank.
Ob Währungen, Rohstoffnotierungen oder Zinsen: Die Volatilitäten im Markt verändern die Kalkulationsgrundlage der Unternehmen und damit ihre Liquiditätsplanung. Das bewusste Steuern von Risiken ist in jeder Marktlage wichtig, weil Risiken reduziert und Ertragsaussichten verbessert werden können. In wirtschaftlich turbulenten Zeiten allerdings ist ein professionelles Risikomanagement unverzichtbar. Zwar lassen sich die exogenen Rahmendaten nicht beeinflussen. Wohl aber können Unternehmenslenker mit einem effizienten Risikomanagement für Planungssicherheit sorgen und die Erträge stabilisieren. Unternehmen in Deutschland haben Nachholbedarf beim Risikomanagement. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 400 Unternehmen, die die Deutsche Bank veröffentlicht hat. Abhängig von der Unternehmensgröße und der Region messen Unternehmen dem Risikomanagement unterschiedlich große Bedeutung zu. Die Ergebnisse der Studie zeigen, welche Risiken für Unternehmen vor dem Hintergrund der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise im Zentrum stehen. Erstaunlich ist, dass Unternehmen trotz der großen wirtschaftlichen Herausforderungen immer noch auf ein Risikomanagement verzichten – obwohl die meisten Firmen sich der großen Bedeutung eines Risikomanagements bewusst sind. Für 82 Prozent der Befragten ist das Thema Risikomanagement sehr wichtig oder wichtig. Abhängig von der Unternehmensgröße und der Region messen Unternehmen dem Risikomanagement unterschiedlich große Bedeutung bei. Dabei halten größere Unternehmen das Thema für wichtiger (89 Prozent) als kleinere. Trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise will weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen in Sachen Risikomanagement Änderungen vornehmen. Von denjenigen, die ihr Risikomanagement ändern, sind die meisten im Osten (42 Prozent) und Westen Deutschlands (40 Prozent) ansässig. 34 Prozent der Unternehmen mit Änderungswunsch kommen aus dem Süden und nur 27 Prozent aus
38
VISAVIS ECONOMY
07/09
dem Norden. Einheitlich beurteilen große und kleinere Unternehmen die Gefahr, die durch Rohstoffpreisschwankungen ausgeht. Für rund die Hälfte aller Befragten sind Rohstoffrisiken ein Thema. Bemerkenswert ist, dass Zinsrisiken eine untergeordnete Rolle spielen. Nur 26 Prozent der kleineren und 31 Prozent der größeren Unternehmen sehen darin eine Gefahr. Unternehmen können an vielen Stellschrauben drehen. Die einfachste Variante: zentrale Risiken absichern. Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Sicherungsmaßnahmen: festgeschriebene Preise einerseits, optionale Transaktionen andererseits. Preise, die für die Zukunft festgelegt werden, ermöglichen in erster Linie eine sichere Kalkulationsbasis. Bestimmte Derivate wie etwa Termingeschäfte haben jedoch den Nachteil, dass sie nicht nur die Risiken einer nachteiligen Preisentwicklung, sondern auch die Chancen einer positiven Preisentwicklung eliminieren. Daneben gibt es auch flexiblere Sicherungsinstrumente, die nur die Risiken, nicht aber die Chancen ausschalten. Diese Derivate haben einen optionalen Charakter, da der Käufer wählen kann, ob er sie ausüben will. Für diesen Schutz, der eine Partizipation an einer positiven Entwicklung ermöglicht, müssen Unternehmer – wie bei einer Versicherung – eine Prämie zahlen. Der Einsatz von Derivaten erfordert allerdings sehr viel Sorgfalt. Falsch eingesetzt, können sie zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Ein Unternehmen sollte daher den Umgang mit ihnen genau regeln. Unter anderem müssen die Risiken klar identifiziert und definiert werden. Risikomanagement stellt damit hohe Anforderungen an das Management und sollte zur Chefsache erklärt werden. Es ist aber nicht nur ein Thema für Großunternehmen, sondern auch für Mittelständler. Dabei reicht es nicht, nur Währungen, Zinsen oder Rohstoffpreise abzusichern. Auch Finanzierungssicherheit, Energiesicherheit, Umweltbedingungen oder regulatorische Rahmenbedingungen sind zu berücksichtigen. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.firmenkunden.db.com
MANAGEMENT
Kunst der Propheterie? KRISENSZENARIO Die Finanzkrise hat Lücken im Risikomanagement zahlreicher Unternehmen freigelegt.
D
ie Turbulenzen auf den Finanzmärkten werden die Weltwirtschaft bis Ende 2009 rund 7,3 Billionen Euro kosten. Je Erdenbewohner belaufen sich die Kosten damit auf mehr als 1.100 Euro. Warum haben viele Unternehmen die Frühwarnindikatoren ausgeblendet und Planabweichungen billigend in Kauf genommen? Immer mehr Unternehmen erkennen, dass letztlich der Unternehmenserfolg maßgeblich davon abhängt, dass bei den Entscheidungen neben den Risiken auch die Chancen berücksichtigt werden. Tatsache ist, dass bessere Risikoinformationen zu besseren unternehmerischen Entscheidungen führen und damit Planabweichungen reduziert werden. Mit Hilfe von rein reaktiven Steuerungssystemen dürfte es immer schwieriger werden, die Komplexität der Prozesse und Risiken zu erfassen und zu analysieren. Insbesondere die Methode der Szenario-Analyse unterstützt Unternehmen dabei, nicht
nur ein einzelnes Bild der Zukunft zu skizzieren, sondern softwarebasiert mehrere alternative Zukunftsbilder zu entwerfen. „Wichtiger als das Durchspielen von WorstCase-Szenarien ist es, die richtigen Schlüsse zu ziehen“, stellt Dr. Anette Köcher, Risikomanagerin und Dozentin im Masterprogramm Risiko- und Compliancemanagement der Hochschule Deggendorf, fest. „Dabei müssen Entscheider die Erkenntnisse aus den Szenarien in der strategischen Steuerung berücksichtigen. Die Finanzkrise hat vor allem gezeigt, dass ein gesunder Menschenverstand zwar fast jeden Grad von Bildung ersetzen kann, aber kein Grad von Bildung den gesunden Menschenverstand.“ Im Zusammenspiel mit den Frühaufklärungs- und Controllingsystemen hat das Risikomanagement vieler Unternehmen seine ökonomische Aufgabenstellung in der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise nicht erfüllt. „Der Umfang speziell
RISIKOMANAGEMENT
makroökonomischer Risiken wurde unterschätzt“, unterstreicht Dr. Werner Gleißner, Leiter der Risikoforschung des Versicherungsmaklers und RisikomanagementBeraters Marsh. Die notwendigen Informationen über den risikobedingt erforderlichen Eigenkapital- und Liquiditätsbedarf zur Sicherung des Ratings lägen vielen Vorständen nicht vor. Und bei vielen unternehmerischen Entscheidungen der Vergangenheit hätte man erwartete Gewinne und die eingegangenen Risiken nicht gegeneinander abgewogen. Bei vielen Unternehmen führen vor allem Währungsrisiken zu unkalkulierten Planabweichungen. Eine durch die Deutsche Bank jüngst veröffentlichte repräsentative Befragung unter 400 Unternehmen kam indes zu dem Ergebnis, dass rund 80 Prozent der kleineren und rund drei Viertel der größeren Unternehmen Währungsrisiken keine Beachtung schenken. Zur Absicherung von Währungs-, Rohstoffund Zinsrisiken existieren auf dem Markt eine Reihe von Instrumenten – allerdings erfordert deren Einsatz eine sehr große Sorgfalt. Falsch eingesetzt können sie zu unerwünschten Nebenwirkungen führen, so die Experten der Deutschen Bank. Auch ein effizientes Credit Management kann entscheidend zur Sicherung und Wertsteigerung eines Unternehmens beitragen. Ein unzureichendes Credit- bzw. Debitorenmanagement ist die vierthäufigste Ursache, warum Unternehmen Insolvenz beantragen müssen. „Um die Risiken der eigenen Insolvenz minimieren zu können, ist es erforderlich, die Risiken des Forderungsausfalls und der Zahlungsverzögerung zu kennen und entsprechend zu steuern“, betont die Credit Managerin Nicole Neumerkel. Pleiten, Übernahmen, düstere Konjunkturprognosen: Interimsmanagement boomt vor allem in Zeiten schwacher Wirtschaftsentwicklung. Doch Interimsmanagement soll vor allem die Geschäftskontinuität sicherstellen: Wichtige Geschäftsprozesse dür-
VISAVIS ECONOMY
07/09
39
MANAGEMENT
RISIKOMANAGEMENT
FACHMANN Autor Frank Romeike analysiert Risiken und Gefahren für Unternehmen.
fen in kritischen Situationen nicht oder nur temporär unterbrochen werden. Eine Geschäftsaufrechterhaltungs- und -fortsetzungsplanung ist integraler Bestandteil des unternehmensweiten Risikomanagements. „Der Ausfall von Führungskräften und Mitarbeitern im eigenen Betrieb kann Teile oder den ganzen Leistungsprozess stilllegen“, weiß Prof. Dr. Josef Scherer, Studiengangsleiter des Masterprogramms Risiko- und Compliancemanagement an der Hochschule Deggendorf. Interimsmanager Jörg Jacob ergänzt: „Wer Hilfe von außen
Kreditmanagement
sucht, braucht keine Leute, die sagen, wie eine Firma aus der Krise zu führen ist. Er braucht Leute, die die Firma aus der Krise führen.“ In der Regel erfolgt der Ruf nach externer Unterstützung jedoch eher zu spät als rechtzeitig. Dies war vor allem in der jüngsten Praxis leider wieder häufig zu beobachten. Und welche Lehren können Unternehmer aus der jüngsten Wirtschaftskrise ableiten? Risikomanager werden zukünftig auf Ungleichgewichte zwischen dem Willen, Renditechancen zu nutzen, und der Bereit-
schaft, Risiken vorausschauend einzuschätzen, hinweisen. Risikomanager werden die Ampel auf „Rot“ stellen müssen, wenn ein Abwägen der erwarteten Rendite und der Risiken zum Ergebnis führt, dass das Grundprinzip einer wertorientierten Unternehmensführung verletzt wird. Risikomanagement versteht sich nicht als Kunst der Propheterie, sondern liefert Prognosen zur besseren Steuerung von Risiken. Frank Romeike
| Schutz vor Forderungsausfällen
Bonitätsprüfung mindert Risiken
40
VISAVIS ECONOMY
07/09
Kreditmanagements, die erfüllt sein müssen, um Unternehmen wirksam vor Forderungsausfällen und Zahlungsverzögerungen schützen zu können.“ Ein Hauptaugenmerk der MaCM gilt der Bonitätsprüfung und -überwachung. Diese Prüfung soll ausschließen, dass der Kunde zahlungsunfähig oder -unwillig ist. Sie muss daher bereits vor der eigentlichen Leistungserbringung erfolgen. Bei kleineren Beträgen kann es zur Vermeidung von Betrug schon ausreichen, eine Personen- oder Anschriftenverifizierung vorzunehmen. Das Risiko der Zahlungsverzögerung lässt sich durch Überprüfung der bisherigen Zahlungsweise einschätzen. Bei größeren finanziellen Engagements sollte auch die Einholung einer Personen- bzw. Wirtschaftsauskunft verbindlich sein. Auch die Analyse der Bilanz des potenziellen Kunden kann einen Beitrag leisten. Da die Bonität eines Kunden Schwankungen unterworfen ist, müssen auch bislang zuverlässige
Bestandskunden dauerhaft auf das Auftreten von Frühwarnindikatoren geprüft werden. Dabei sollte insbesondere die Zahlungsweise Einfluss auf die Bonitätseinschätzung haben. Externe Dienstleister bieten hier auch spezielle Warnservices an. www.saf-solutions.de LIQUIDITÄT
Risikofaktoren
Unzureichendes Kredit- bzw. Debitorenmanagement ist laut einer aktuellen Untersuchung der Euler Hermes KreditversicherungsAG die vierthäufigste Ursache für eine Insolvenz. Forderungsausfälle und Zahlungsverzögerungen haben die Liquidität und die Ertragssituation der betroffenen Unternehmen derart belastet, dass sie entweder in die Zahlungsunfähigkeit oder in Überschuldung geraten sind. Um das Risiko der eigenen Insolvenz zu minimieren, ist es erforderlich, die Risiken des Forderungsausfalls und der Zahlungsverzögerung zu kennen und entsprechend zu steuern. „Als Leitbild für den Aufbzw. Ausbau eines professionellen Kreditmanagements können den Unternehmen die vom Verein für Credit Management e.V. herausgegebenen ‚Mindestanforderungen an das Credit Management (MaCM)‘ dienen“, erklärt Nicole Neumerkel, accumio finance services gmbh, Vorstandsmitglied des Verein für Credit Management e.V. „Das Regelwerk beschreibt sämtliche Prozesse innerhalb des
Schlechte Zahlungsmoral
Verspätete Liquidität
Insolvenzen
Fehlende Liquidität
Kreditverknappung
Teure Liquidität
Gefahr der eigenen Insolvenz
Kreditklemme, schlechte Zahlungsmoral oder Insolvenz der eigenen Kunden: Das sind die Gründe dafür, warum Unternehmen in existenzielle Schwierigkeiten geraten.
MANAGEMENT
RISIKOMANAGEMENT
Supermänner in Nadelstreifen? INTERIMSMANAGEMENT Die Berater der MSP Management Support Partners, Lothar Hiese und Jörg Jacob, im Gespräch mit VISAVIS über Erfahrungen aus Sanierungsprozessen.
Bisweilen wird der Eindruck vermittelt, Interimsmanager wären in der Unternehmenskrise Supermänner und -frauen, denen im Alleingang in kürzester Zeit Unglaubliches gelingt. Sind Sie ein Superheld, Herr Hiese? Lothar Hiese: Das gilt selbstverständlich weder für uns noch für andere an einer Unternehmenssanierung beteiligte Personen. Die nachhaltige Sanierung eines Unternehmens ist immer die Leistung eines guten Teams, in dem der Interimsmanager je nach konkreter Ausgangslage eine unterschiedliche und freilich erfolgsrelevante Rolle spielt. Warum werden Interimsmanager um Rat gebeten? Jörg Jacob: Der Interimsmanager ist aus dem Kreis der am Sanierungsprozess beteiligten externen Experten die einzige Person, die drei Kernvoraussetzungen erfüllt: Erstens verfügt er über Kenntnisse der Geschäftsprozesse des jeweiligen Unternehmens aufgrund langjähriger Fach- und Führungserfahrung im Branchenumfeld des zu sanierenden Unternehmens. Zweitens sind ihm Besonderheiten des Sanierungsprozesses an sich bekannt. Unternehmer und Manager, die nicht zuletzt aufgrund der Finanzkrise unerwartet in eine Krisensituation gerutscht sind, stehen plötzlich vor vollkommen neuen Themen. Zum Beispiel verändert sich in einer Krise die Qualität der Beziehung zu den finanzierenden Banken. Außerdem hat das Management des in die Krise geratenen Unternehmens in der Regel die Maßnahmen, die im Rahmen einer harten Sanierung ergriffen werden, in der Vergangenheit noch nie umgesetzt. Dies gilt insbesondere mit Blick auf den Umfang der Maßnahmen und die gebotene Umsetzungsgeschwindigkeit. Drittens verfügt das Interimsmanagement über solide finanzwirtschaftliche Kenntnisse, vor allem was die Bedeutung des integrierten Dreiklangs aus Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), Bilanz und Liquidität betrifft. Letztere ist in der Krise das knappste
VISAVIS ECONOMY
07/09
41
MANAGEMENT
RISIKOMANAGEMENT
KRISENKONZEPT Lothar Hiese und Jörg Jacob als geschäftsführende Gesellschafter und ihre Partner von MSP Management Support Partners lotsen Unternehmen in der Krise durch unruhige Gewässer.
Gut, über sie wird prioritär mit Banken gesprochen. Diese verlangen ein absolut professionelles Reporting im Sinne von IstZahlen und rollierender Planung. Diese drei Kernvoraussetzungen bedeuten, dass der Interimsmanager eine ideale Person ist, um einerseits die erfolgskritische und hochsensible Schnittstelle zwischen Unternehmensmanagement, Gesellschaftern, weiteren externen Sanierungsexperten und den finanzierenden Kreditinstituten erfolgreich zu gestalten und andererseits eine Neuausrichtung des Unternehmens zu bewirken. In welcher Situation befindet sich ein Unternehmen, wenn der Interimsmanager engagiert wird?
Unternehmensberatung
Lothar Hiese: In der Regel befindet sich das Unternehmen in einer prekären Liquiditätssituation. Oft werden wir sehr spät, ja manchmal auch zu spät gerufen. Wir können nur dringend an Manager und Unternehmer appellieren, uns zu einem frühen Zeitpunkt für ein erstes, unverbindliches und streng vertrauliches Beratungsgespräch zu rufen, wenn sich deutlich abzeichnet, dass Umsatz-, Margen- und Ergebnispläne nicht eingehalten werden können, mit entsprechender Konsequenz für die Liquidität. Die mittelfristige Finanzierung ist nicht gesichert. Die Kommunikation mit Vertretern finanzierender Kreditinstitute wird sich erfahrungsgemäß schon zu diesem Zeitpunkt intensiviert haben.
Manager auf Zeit
Kompetente Partner bei der Sanierung Erfahrene Senior Partner von Management Support Partners mit unterschiedlichen Standorten in Deutschland stehen Unternehmen zur Seite, wenn es um die Lösung erfolgskritischer Aufgaben geht. Das Team besteht ausschließlich aus Partnern, die über langjährige Fach- und Führungserfahrungen in Unternehmen sowie mehrjährige Projekterfahrungen verfügen. In allen drei wesentlichen Mandatstypen, Restrukturierung/Sanierung, Prozessoptimierung/Effizienzsteigerungsprogramme sowie die Überbrückung von Vakanzen, steht das Umsetzungsmanagement im Vordergrund. Die Interimsmanager der MSP Management Support Partners machen da weiter, wo andere aufhören. MSP Management Support Partners erstellt Sanierungs- und Fortführungsgutachten in Zusammenarbeit mit renommierten Beratungsunternehmen und WP-Gesellschaften;
42
VISAVIS ECONOMY
07/09
Partner der MSP Management Support Partners bringen mit ihrer Branchenexpertise in diesem Zusammenhang im Wesentlichen den leistungswirtschaftlichen Teil ein. Die Rolle eines Partners der MSP Management Support Partners im Projekt hängt jeweils vom Mandatstyp ab; sie reicht vom Projektmitarbeiter und -leiter bis hin zur Übernahme einer Linienmanagementaufgabe auf Zeit, auch in Organfunktion, in allen Funktionsbereichen eines Unternehmens. In Sanierungssituationen steht die Rolle „CRO Chief Restructuring Officer“ im Vordergrund. Über besonderes Branchen-Know-how verfügt MSP Management Support Partners bei Herstellung und Handel im Bereich von Konsumgütern und Markenartikeln. Ein Team Verarbeitende Industrie (Maschinenbau, Anlagenbau, Automotive) befindet sich im Aufbau. Weitere Informationen im Internet unter: www.msp-web.com
Wenn Sie eher spät als rechtzeitig gerufen werden, bedeutet das Sand im Getriebe des Diagnose-Prozesses im Unternehmen durch das Management. Wo hakt es? Lothar Hiese: Unzureichende ControllingInstrumente sowie eine – menschlich verständliche – Tendenz, in der Krise die Zukunft deutlich besser einzuschätzen, als sie realistischerweise zu planen ist. In der Folge werden Sanierungsmaßnahmen zu spät oder gar nicht eingeleitet. Gibt es eine Hürde, die Unternehmer und Manager im Rahmen der Krisenbewältigung überwinden sollten? Jörg Jacob: Ja, die Hürde, in schwieriger Situation rechtzeitig die diskrete Unterstützung von Experten wie uns anzunehmen. Wir haben höchsten Respekt vor unternehmerischer Leistung. Es gibt allerdings Situationen, die am besten gemeinsam mit krisenerfahrenen Managern gemeistert werden. Es kann fatale Folgen haben, wenn man in der Krise die Lernkurve von unten beginnend gehen will. Und welche weiteren konkreten Tipps geben Sie Un ternehmenslenkern in schwierigen Situationen? Lothar Hiese: Erstens sollten Unternehmen ihr „Navigationssystem“, das Finanzplanungsund Controllingsystem, sofort einem „Kriseneignungstest“ unterziehen. Wer nicht über monatlich rollierende Forecastprozesse verfügt, die in die Darstellung der jeweils verfügbaren oder zusätzlich benötigten liquiden Mittel in den nächsten zwölf Monaten münden, erkennt in der Regel zu spät, dass er sich in einer existenziellen Krisensituation befindet. Wir unterziehen Controllingsysteme in wenigen Tagen einem Gesundheitscheck in diesem Sinne. Zweitens: Manager und Unternehmen sollten so früh wie möglich mit einem sanierungserfahrenen Interimsmanager in den Sparring gehen, den Restrukturierungsprozess auf diese Weise proaktiv gestalten. Im Restrukturierungsteam kommt dem Interimsmanager die Rolle zu, Lotse zu sein auf einem Schiff in unruhigen und unbekannten Gewässern.
VERSICHERUNG
BERUFSUNFÄHIGKEIT
Auf der sicheren Seite AUSGEJOBBT Ein Unfall, eine schwere Krankheit und schon steht die Karriere auf dem Spiel. Wer die richtige Versicherung abgeschlossen hat, braucht sich zumindest finanziell keine Sorgen zu machen.
B
erufsunfähigkeit ist für die meisten Menschen ein unangenehmes Thema. Wer denkt schon gern an die Möglichkeit, plötzlich schwer zu erkranken oder sogar invalid zu werden und infolgedessen außerstande zu sein, aus eigener Kraft Geld zu verdienen. Eine aktuelle Studie von Delta Lloyd Deutschland und dem F.A.Z.-Institut ergab, dass sich gerade einmal jede zweite Familie in Deutschland gegen Berufsunfähigkeit abgesichert hat. Nur 10,6 Prozent aller Befragten halten es für wahrscheinlich, dass sie von Berufsunfähigkeit betroffen sein könnten. „Tatsächlich scheidet heute aber bereits jeder fünfte Arbeitnehmer aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben aus“, so Dr. Rainer Reitzler, Vorstandsvorsitzender der Münchener Verein Versicherungsgruppe. Die Folgen können gravierend sein: Sabine Peters, Vorsorgeexpertin von Delta Lloyd, rechnet vor: „Wenn man ein Monatsein-
kommen von 2.000 Euro annimmt, fehlt einer Familie in zehn Jahren rund eine Viertelmillion Euro – ohne Berücksichtigung der Inflation.“ Bei etwa jedem sechsten Arbeitnehmer sind Unfälle oder Krankheiten, die körperliche Organe betreffen, die Ursache für eine Berufsunfähigkeit. Psychische Erkrankungen sind bei einem Drittel aller Fälle der Grund für den unfreiwilligen Rückzug vom Job. 15 Prozent scheiden wegen einer Krebserkrankung vorzeitig aus dem Beruf aus. Wer in diesem Fall auf Hilfe vom Staat setzt, wird enttäuscht sein: Versicherte, die nach dem 1. Januar 1961 geboren wurden, erhalten nur noch eine sehr geringe Erwerbsminderungsrente. Laut Berechnungen des Bundesfinanzministerium würde ein 30-Jähriger mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 2.500 Euro bei voller Erwerbsminderung zurzeit eine Rente von gerade einmal 802 Euro erhal-
ten. Zudem können von Berufsunfähigkeit Betroffene auf andere Tätigkeiten verwiesen werden – auch wenn diese weitaus schlechter bezahlt sind. Anders bei einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung: Je nach Vertragsgestaltung zahlt die Versicherungsgesellschaft bereits ab einer Berufsunfähigkeit von 25 Prozent – in diesem Fall gibt es eine Teilleistung der vereinbarten Summe. Die volle Summe wird meist ab einer Berufsunfähigkeit von 50 Prozent ausbezahlt. Einige Versicherer leisten erst ab 66,6 oder ab 75 Prozent in vollem Umfang. Wer einen Vertrag abschließen will, hat die Wahl zwischen einer Selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung oder einer Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (BUZ). Bei einer BUZ wird der Schutz gegen Invalidität mit einer Lebens- oder Rentenversicherung gekoppelt. Verbraucherschützer raten in der Regel von solch einer kombinierten
VISAVIS ECONOMY
07/09
43
VERSICHERUNG
BERUFSUNFÄHIGKEIT
URSACHEN 0%
10%
5%
20%
15%
25%
30% 30%
Bewegungsapparat 24%
Nerven, Psyche
12%
Gefäße, Herz, Kreislauf
Innere Krankheiten
Versicherung ab. Denn wenn die Lebensoder Rentenversicherung gekündigt wird, verfällt auch der Anspruch auf Leistungen bei Berufsunfähigkeit. Und wer bei einem neuen Versicherer unterkommen möchte, muss erneut eine Gesundheitsprüfung absolvieren. Je nach Vorerkrankungen kann es teurer werden – oder das Versicherungsunternehmen kann sogar einzelne Risiken aus dem Vertrag ausschließen. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt natürlich nur so lange, wie der Betroffene seinem Beruf nicht nachgehen kann. Ist er
Störungen des Bewegungsapparats und psychische Erkrankungen sind die Hauptursachen für Berufsunfähigkeit. Ein staatlicher Schutz existiert indes nur für Menschen, die vor dem 2. Januar 1961 geboren wurden. Dieser ist nach Meinung zahlreicher Experten überdies vollkommen unzureichend.
9%
Krebs 7%
3%
wieder einsatzfähig, werden die Leistungen eingestellt. Schwierig wird es in diesem Fall zum Beispiel für Menschen, die an einer lang anhaltenden schweren Krankheit leiden oder einen Schlaganfall hatten. Für diese Gruppe ist unter Umständen eine sogenannte Dread-Disease-Versicherung sinnvoll. Diese „Schwere-Krankheiten-Vorsorge“ zahlt, wenn eine vorher definierte schwere Krankheit auftritt. Anders als bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung wird bei einer Dread-Disease-Versicherung die fest vereinbarte Versicherungssumme einmalig
nach Diagnosestellung gezahlt und nicht erst bei Feststellung bleibender Schäden. Mit dieser Einmalsumme können so eventuell notwendige Rehabilitationsmaßnahmen bezahlt werden. Außerdem ermöglicht dieses finanzielle Polster dem Versicherten, beruflich etwas kürzer zu treten. Der Begriff „dread disease“, zu Deutsch „gefürchtete Krankheit“, ist etwas irreführend. Die Versicherung zahlt nämlich auch, wenn Betroffene nach einem Unfall zum Beispiel blind werden oder Lähmungen auftreten. Auch schwere chirurgische Eingriffe
Risikoschutz | Finanzielle Versorgungslücke schließen
Absicherung im Fall von Krebs und Infarkt
SICHERHEIT Um das Leben unbeschwert genießen zu können, kann man sich gegen die finanziellen Folgen schwerer Erkrankungen absichern. Dread-DiseaseVersicherungen heißt die Lösung.
44
VISAVIS ECONOMY
07/09
Es gibt kein Patentrezept gegen Krebs. Aber gegen die finanziellen Folgen schwerer Erkrankungen kann man sich absichern. Über 900.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt oder eine Krebserkrankung. Viele der Betroffenen sind unter 40. Zahlreiche Deutsche verlassen sich auf die gesetzliche Absicherung. Diese ist allerdings magerer geworden. Denn Arbeitnehmern, die nach 1961 geboren wurden, wird nur noch eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente gezahlt. Auch sind Verweise auf andere Berufe möglich, was in Teilen ebenso für private Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsversicherungen gilt. Sind Betroffene aber mit einer akuten Versorgungslücke konfrontiert, brauchen sie vor allem eines: schnelle finanzielle Hilfe. Hierfür gibt es innovative Lösungen aus dem angelsächsischen Raum: Dread-Disease-Versicherungen, auch unter dem Namen Criticaloder Serious-Illness-Policen bekannt, bieten eine Absicherung gegen schwere Erkrankun-
Quelle: SwissLife
15%
Unfälle
Sonstige
35%
gen. Bei Eintritt einer vertraglich definierten lebensbedrohlichen Krankheit wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Krebs helfen sie den Versicherten mit einer einmaligen Kapitalzahlung aus. Die Leistung soll den Betroffenen das Leben in der neuen, schwierigen Situation erleichtern und erfolgt unabhängig davon, ob sie noch arbeiten können oder nicht. Seit den 90er Jahren finden die Policen in Großbritannien viel Zuspruch. Wie stark die Idee des privaten Risikoschutzes in angelsächsischen Ländern verankert ist, zeigen Statistiken: Bereits rund zehn Prozent der arbeitenden Bevölkerung Großbritanniens genießen einen Versicherungsschutz gegen schwere Krankheiten. Bei uns sind Dread-DiseaseVersicherungen seit 1991 erhältlich. Auch bei deutschen Kunden haben sich die innovativen Lösungen durchgesetzt. Marktführer ist der Versicherer Canada Life mit dem Produkt „Schwere-Krankheiten-Vorsorge“. Kunden können sich hier gegen insgesamt 41 Krankheiten absichern. www.canadalife.de
VERSICHERUNG
BERUFSUNFÄHIGKEIT
Auf dem Vormarsch: Dread-Disease-Versicherungen bieten eine Absicherung gegen lebensbedrohliche Erkrankungen.
wie Bypass-Operationen oder Organtransplantationen sind im Leistungskatalog enthalten. Ein vollwertiger Ersatz für eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist die DreadDisease-Police sicherlich nicht, aber sie ist eine sinnvolle Alternative für Personen, die beispielsweise aufgrund von vorangegangenen Erkrankungen keine Möglichkeit mehr haben, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Die Dread-Disease-Versicherung stammt aus dem angelsächsischen Raum und ist dort unter dem Begriff Critical-Illness-Versicherung weit verbreitet. Seit einige deutsche Anbieter Anfang der 90er-Jahre diese Police in ihr Portfolio aufgenommen haben, erfreut sie sich auch bei uns zunehmender Beliebtheit. Canada Life gehört zum Beispiel zu den Versicherern, die „Dread Disease“ seit mehreren Jahren im Angebot haben – ebenso wie andere britische Versicherungen zur privaten und betrieblichen Altersvorsorge. Der Vorteil der britischen Policen: Sie unterliegen keinen Einschränkungen bei der Kapitalanlage, so dass sie einen wesentlich höheren Anteil von Aktien in ihre Anlagen aufnehmen können. Das führt – vor allem auf lange Sicht gesehen – zu einer höheren Rendite. Deutsche Versicherer sind hingegen verpflichtet, mindestens 65 Prozent in sichere Zinsanlagen zu investieren, so dass sie einen geringeren Aktienanteil und damit in der Regel weniger Rendite haben. Besonders beliebt unter den britischen Versicherungen sind derzeit die Unitised-With-Profits-Produkte (UWP), bei denen dank spezieller Anlageverfahren hohe Renditemöglichkeiten mit Garantien und Sicherheiten verknüpft werden können. Keiner sollte sich darauf verlassen, dass er bis zum Rentenalter voll einsatzfähig bleibt. Mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung deckt man alle möglichen Risiken ab und ist so auf der sicheren Seite.
Zusatzversicherungen | Erwerbsunfähigkeit erfolgreich Paroli bieten
Sicherheit im Fall der Fälle Die Arbeitskraft sichert unsere Existenz. Doch was geschieht, wenn die Gesundheit nicht mehr mitspielt? Berufsunfähigkeits-, Dienstunfähigkeits- und Grundfähigkeitsversicherungen decken die Risiken ab. Der Markt an Absicherungsinstrumenten ist komplex und bietet viele miteinander kombinierbare Leistungsbausteine. Transparenz
LEISTUNGSBAUSTEINE „Nur die Kombination aus Produkt, Beratung und Erfahrung verschafft dem Kunden die Sicherheit, im Fall der Fälle richtig versorgt zu sein“, erklärt Dr. Rainer Reitzler, Vorstandschef der Münchener Verein Versicherungsgruppe.
verschafft sich der Kunde zunächst durch die Wahl eines zielgruppenorientierten Versicherungsunternehmens, durch kompetente Berater, die Produkte individuell anpassen, und nicht zuletzt durch verständlich formulierte Versicherungsbedingungen. Heutzutage scheidet jeder fünfte Bundesbürger aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben aus. Selbstständige und Angestellte sollten deshalb Wert auf eine umfangreiche Deckung und Sicherheit im Falle einer Berufsunfähigkeit legen. Laut aktuellem Versorgungsbericht der Bundesregierung scheiden auch rund 30 Prozent der Beamten wegen Dienstunfähigkeit vorzeitig aus dem aktiven Dienst aus. Auch für sie existieren verlässliche Instrumente. Eine kostengünstige Absicherung vor Verlust von Grundfähigkeiten wie Sehen, Sitzen, Hören etc. bietet überdies die Grundfähigkeitsversicherung. Diese wird nicht zuletzt von Schülern und Studenten sehr positiv angenommen. Weitere Anhaltspunkte für die Produktqualität bieten Rankings unabhängiger Finanzinstitute und Fachzeitschriften. Hierbei spielt die Bewertung der Versicherungsbedingungen eine zentrale Rolle, denn die zahlen sich im Ernstfall in barer Münze aus. „Die Versicherungsbedingungen der Premium-Berufsunfähigkeitszusatzversicherung der Münchener Verein Versicherungsgruppe wurden vom Analysehaus Morgen & Morgen als ausgezeichnet bewertet“, betont Dr. Rainer Reitzler, Vorstandsvorsitzender der Versicherungsgruppe Münchener Verein. Die Zeitschrift Capital bestätigt in ihrer Augustausgabe die ausgezeichnete Leistungsfallprüfung des Generationen-Versicherers. Weitere Infos unter: www.muenchener-verein.de
Sabine Olschner
VISAVIS ECONOMY
07/09
45
VERSICHERUNG
KFZ-VERSICHERUNG
Gut versichert zu kleinen Preisen LEISTUNGSSTARK Wer sein Fahrzeug versichern will, kann durch Vergleichen der Tarife viel Geld sparen, ohne dabei auf gute Leistungen und Service verzichten zu müssen.
Für die meisten Menschen gehört ein Auto heutzutage einfach dazu – ob als unersetzliches Muss für die Fahrt zur Arbeit, zum Tätigen von großen oder kleineren Einkäufen oder zur Erledigung verschiedenster Termine. Für einige kann ein Auto auch Liebhaberei bedeuten oder ein kleiner Luxus. Für alle aber gilt die finanzielle Verpflichtung, das Fahrzeug zu versichern (Kfz-Haftpflichtversicherung). Tatsächlich locken bereits beim Autokauf Prämien, Rabatte oder zinsgünstige Kaufraten; wirklich sparen aber – und dies dauerhaft! –lässt sich jedoch nur bei der Autoversicherung. Hier gilt es deshalb, genau hinzuschauen. Wie immer im Herbst gerät Bewegung in den Kfz-Markt, denn zum Stichtag 30. November ist für alle Fahrzeugbesitzer ein Versicherungswechsel zu einem anderen Anbieter möglich, unabhängig davon, ob ein Schadensfall vorlag oder das Fahrzeug gewechselt wurde. Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist gesetzlich verpflichtend und greift, wenn ein Pkw-Fahrer mit seinem Auto Sachen beschädigt oder Personen verletzt. Wechselwillige kündigen ihrem alten Versicherer am besten schriftlich. Dass sich ein Versicherungswechsel finanziell lohnen soll, versteht sich dabei von selbst. Deshalb gilt: Erst vergleichen, dann entscheiden. Viel- oder Wenigfahrer, als Single im Cabrio oder als Familienvater in der geräumigen Familienkutsche unterwegs: Für jeden gibt es den passenden Tarif. Häufig
46
VISAVIS ECONOMY
07/09
werden verschiedene, meist zwei Varianten angeboten: ein Standardtarif mit abgespecktem und ein Comforttarif mit deutlich erweitertem Leistungsumfang. Wichtig ist, dass der Vertrag der persönlichen Situation angepasst ist. Daher ist es angeraten, das Leistungsspektrum genau unter die Lupe zu nehmen. Allerdings: Wer einen neuen günstigen Anbieter sucht, kommt laut Stiftung Warentest nicht an Direktversicherern vorbei. Doch nicht allein der Preis, auch Service und transparente Vertragsbedingungen sollten mit ausschlaggebend sein. CosmosDirekt arbeitet im zeitgemäßen Direktvertrieb mit Service – dies mit qualifizierten Beratern, die den Kunden 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr persönlich beratend zur Seite stehen. „Direkt“ steht für direkte Beratung ohne Außendienst und Maklerverbindungen und damit für direkte Kostenvorteile. Ein geldwerter Vorteil, der selbstverständlich auch für den Kfz-Bereich gilt. Als Serviceversicherer ist es das Ziel von CosmosDirekt, Versicherungsnehmern und Anspruchstellern den größtmöglichen Service zu bieten. Insbesondere die Schadensabwicklung erfolgt sehr schnell und unbürokratisch; dabei werden bereits 90 Prozent der Kasko-Schäden rein telefonisch abgewickelt. Dass dies Hand in Hand mit einer hohen Servicequalität geht, bestätigt aktuell die KUBUS-Kundenbefragung: CosmosDirekt wird hier mit der Note „sehr gut“ ausgezeichnet.
Ein Bonbon ist die gegenüber Kunden ausgelobte Garantiezusage, Schäden innerhalb von sieben Tagen nach Vorlage aller relevanten Unterlagen zu regulieren. Dabei gewinnt der Kunde immer, denn sollte dies ausnahmsweise einmal nicht gelingen, erhält der Kunde 50 Euro extra. Weitere Highlights machen den Kfz-Tarif von CosmosDirekt noch attraktiver. Zum hervorragenden Preis-/Leistungsverhältnis gibt es eine umfassende Absicherung mit attraktivem Rabattschutz (bis zu drei Schäden frei), einer Neupreisentschädigung bis zu 24 Monaten oder auch einer fallenden Selbstbeteiligung. Dies gepaart mit einem ausgezeichneten Schadenservice und gekrönt von einem bequemen, einfachen und schnellen Abschluss im Internet – so ist CosmosDirekt besonders für preissensible Kunden eine qualitätsorientierte Option im Versicherungsmarkt. Serviceorientiert ist auch das kundenfreundliche Internetangebot von CosmosDirekt: Hier kann sich der Interessierte in übersichtlichen Tabellen auf einen Blick über die Leistungen der einzelnen Policen informieren, Detailinformationen abrufen und sogar Tarifkosten vergleichen. Der individuelle Beitrag kann online berechnet, ein Angebot angefordert und natürlich auch der Vertragsabschluss getätigt werden alles transparent, einfach zugänglich und eben direkt. Informationen finden Sie im Internet unter: www.cosmosdirekt.de
VERSICHERUNG
KFZ-VERSICHERUNG
Optimal geschützt mit top Tarifen PREISSPANNEN Die jährliche Überprüfung der Kfz-Versicherung rentiert sich. Mitunter lässt sich durch einen Anbieterwechsel viel Geld sparen. Vor allem Frauen profitieren.
D
ie Abwrackprämie ist ausgelaufen, der Fördertopf leer. Die Autofahrer können auch weiterhin Bares sparen. Weil die Händler jetzt Umsatzeinbrüche befürchten, locken sie die Kunden mit satten Rabatten. Sparen können Autofahrer auch durch die Wahl der richtigen Versicherung. Wichtig ist der Stichtag 30. November: Bis dahin können Versicherte ihre Kfz-Police kündigen, um einen neuen Vertrag bei einem anderen Versicherer abzuschließen. „Wer vom teuersten zum günstigsten Kfz-Versicherer wechselt, kann jährlich Summen im vierstelligen Bereich sparen“, sagt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale NordrheinWestfalen. Manche Versicherungsgesellschaften verzichten mittlerweile aber auf die Stichtagsregelung im November und bieten eine Kündigung jeweils zum Jahrestag des Termins an, an dem der Vertrag abgeschlossen wurde. „Für den Autofahrer bedeutet das allerdings, dass er sich selbst an den Kün-
STICHTAG „Autofahrer müssen sich an ihren individuellen Kündigungstermin erinnern“, erklärt Katrin Rüter de Escobar, GDV.
digungstermin erinnern muss“, gibt Katrin Rüter de Escobar vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zu bedenken. Über einen Wechsel nachzudenken, lohnt sich allemal: Direktversicherer und klassische Versicherungsunternehmen stehen in einem Konkurrenzkampf und buhlen mit günstigen Tarifen um die Gunst der Kunden. Nach einer Auswertung des unabhängigen Verbraucherportals toptarif.de variieren die Beiträge für ein bestimmtes Modell und den gleichen Schutz der Policen aktuell um mehr als 50 Prozent im Jahr. Doch wer seinen Versicherer wechseln will, sollte nicht nur auf den Preis schauen, sondern sich auch mit einzelnen Konditionen und Vertragsbedingungen beschäftigen. Eine hohe Deckungssumme bis zu 100 Millionen Euro sollte zum Beispiel inklusive sein. „Häufig bieten Versicherer zwei unterschiedliche Varianten an“, erklärt Peter Kilian, Kfz-Experte bei CosmosDirekt, „einen Standardtarif mit abgespecktem und einen Komforttarif mit deutlich erweitertem Leistungsumfang.“ Preislich im Vorteil sind vor allem Frauen: Sie fahren laut Statistik sicherer als
Männer und verursachen nach Angabe des „Gender Datenreport“ des Bundesfamilienministeriums nicht einmal jeden dritten Unfall. Dies haben die Versicherungsgesellschaften zum Anlass genommen, die Beiträge für Autofahrerinnen zu senken. Auch für umweltschonende Modelle gewähren immer mehr Versicherungsunternehmen Öko-Spartarife. Die DEVK bietet ihren Versicherten zum Beispiel Preisnachlässe, wenn der Pkw nicht mehr als 140 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt. Die Jahresfahrleistung darf dann allerdings maximal 15.000 Kilometer betragen, und der Kunde muss ein Jahresticket für Busse oder Bahnen nutzen. Für Thorsten Bohg von toptarif.de ist zudem klar: „Viel Sparpotenzial steckt in der optimalen Anpassung des Versicherungsschutzes an das Fahrzeug und die persönlichen Lebensumstände.“ Zum Beispiel empfiehlt er bei Autos, die älter als fünf Jahre sind, von Vollauf Teilkaskoschutz umzustellen. Dies bringt oftmals mehrere hundert Euro im Jahr“, so Experte Bohg. Sabine Olschner
VISAVIS ECONOMY
07/09
47
TITELTHEMA
NACHHALTIGKEIT
Zukunft Vom Partner profitieren Mit einem Konjunkturrückgang von rund fünf Prozent bleibt 2009 das bei weitem schlechteste Jahr Deutschlands seit dem Zweiten Weltkrieg. Doch nicht jeder Wirtschaftszweig ist gleichermaßen betroffen. Eine traditionell von Wachstum verwöhnte Branche ist die deutsche Franchise-Wirtschaft. Allein 2008 sprang der Umsatz von 41,5 Milliarden auf 47 Milliarden Euro. Von der guten Konjunktur im Vorjahr haben vor allem die Franchise-Partner profitiert. Natürlich leiden auch Franchise-Systeme unter der Rezession. Die Zahlen im Einzelhandel und im Dienstleistungsbereich sind deutlich zurückgegangen – Branchen, in denen sich 63,7 Prozent aller Franchise-Systeme in Deutschland bewegen. Doch liegt nicht in jeder Krise eine Chance? Oder ist dieser Satz bloßer Euphemismus, der von strukturellen Problemen ablenken soll? Aus dem Griechischen stammend, bedeutet das Wort „crisis“ schlichtweg: Entscheidung. Um richtige Entscheidungen zu treffen, ist eine tiefgehende Auseinandersetzung erforderlich. Wer ein Unternehmen erfolgreich führt, betrachtet diese Auseinandersetzung als naturgegeben, nicht als Zumutung. Torben Brodersen, Geschäftsführer des Deutschen Franchise-Verbandes, rät dazu, die Zeit zu nutzen, um in Klausur zu gehen. Unternehmen sollten ihr Geschäftsmodell auf Zukunftsfähigkeit überprüfen: „In Zeiten guter Konjunktur wird dies leider oft vergessen.“ So gesehen ist es kein Zufall, dass so manches Geschäftsmodell in schlechten Zeiten wankt. Doch es ist auch kein Zufall, dass ein flexibles Konzept eine Krise übersteht, weil das Potenzial für Marktanpassungen bereits in üppigen Zeiten vorherrschte. Für letztere Unternehmen gibt es viele Beispiele, eines davon: „Das Futterhaus“. Mit mehr als 200 Franchise-Märkten macht der Zoofachhändler nicht nur in guten Zeiten gute Geschäfte, sondern hat auch den Nerv in schlechten Konjunkturphasen getroffen. Denn die Liebe zum Tier gedeiht auch dann, wenn die Lust auf Luxus abnimmt: Der typische Heimtierhalter gibt kaum weniger Geld für die Versorgung des zusätzlichen Familienmitglieds aus. Bewährte Konzepte haben reelle Chancen, die Krise zu überstehen. Es werden, so Brodersen, einige Systeme aufgrund der Marktsituation wegbrechen – übrigens durchaus zum Vorteil für Franchise-Anwärter: Die Auswahl an Systemen wird hochwertiger. Gleichzeitig werden künftig auch Filialisten auf Franchising umstellen, wovon selbstständige Unternehmer profitieren. Insgesamt strahlt die Franchise-Wirtschaft Zuversicht aus.
Partner Erfolg mit kompetentem Service
ERFOLGSKONZEPT Der Fachhändler für Tiernahrung expandiert mit einem erfolgreichen Franchisemodell. Herwig Eggerstedt, Gründer und Geschäftsführer der Firma, will die Anzahl der Märkte bis 2013 verdoppeln.
48
VISAVIS ECONOMY
07/09
Die Erfolgsgeschichte von „Das Futterhaus“ beginnt 1987: In Pinneberg eröffnet das erste „Futterhaus“ als damals größter Zoofachmarkt in Norddeutschland seine Pforten. Seitdem geht es beim Fachhändler für Tiernahrung und -zubehör steil und kontinuierlich bergauf. Heute ist die Unternehmensgruppe mit über 200 Märkten bundesweit der zweitgrößte Fachhändler seiner Branche und hat sich als Kompetenzhaus für Tiere fest auf dem Markt positioniert. Grundlage des Erfolgs sind eine umfassende Angebotspalette und die kompetente Beratung, die gerade in einem Umfeld, das der Kunde emotional und persönlich wahrnimmt, von großer Bedeutung ist. Der Heimtiermarkt ist attraktiv: Die Deutschen geben jährlich über drei Milliarden für ihre Haustiere aus. So erzielte „Das Futterhaus“ 2008 einen Umsatz von 157 Millionen Euro, ein Plus von knapp 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit zählt das Unternehmen zu den am schnellsten wachsenden seiner Branche. Um diesen Erfolg zu sichern, setzt die Gruppe auf ein seit langem bewährtes Franchisingmodell. Mehr als 100 Franchisepartner vertrauen dem Konzept der Unternehmensgruppe. Mit guten Gründen: Die Franchisenehmer der Zoofachmarktkette profitieren von der bekannten Marke und einem kontinuierlichen Wachstum im zweistelligen Bereich. Die jahrelange Erfahrung, das markterprobte Gesamtkonzept und das Netzwerk von starken Partnern aus dem Handels- und Finanzwesen bieten Existenzgründern entscheidende Vorteile bei ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Allein im Jahr 2008 entschieden sich 13 Existenzgründer für das Konzept, das die familiengeführte Futterhaus-Gruppe bietet. Und das Potenzial am Heimtiermarkt ist weiterhin groß. Auch in Zukunft will „Das Futterhaus“ seinen Expansionskurs fortsetzen. Mittelfristig sind daher bereits 40 neue Standorte in Mittel-, Süd- und Ostdeutschland geplant. „400 Märkte bis 2013 in ganz Deutschland sind unser Ziel“, erklärt Gründer und Geschäftsführer Herwig Eggerstedt. Weiter Informationen unter: www.futterhaus.de
BÜROWELTEN
Foto: orgatec 2008
MÄRKTE
Mehr Ästhetik, mehr Effizienz ARBEITSPLATZ Nur wer sich in seiner Bürowelt wohlfühlt, vermag Großes zu leisten. Ein attraktives und ergonomisches Arbeitsumfeld schafft hochmotivierte Mitarbeiter.
V
erspannungen, Rückenschmerzen, Bandscheibenprobleme – den Statistiken der Krankenkassen zufolge verursachen die sogenannten Dorsopathien die meisten Arbeitsunfähigkeitstage. Allein in Deutschland sind rund 80 Millionen Arbeitsausfalltage die Folge chronischer Rückenprobleme. Jahr für Jahr verursachen Muskel-, Skelett- und Bindegewebserkrankungen Kosten von mehr als 25 Milliarden Euro. Jede fünfte Frühverrentung geht auf Rückenprobleme zurück. Auch die Unternehmen sind durch die Kosten von Arbeitsausfällen und Frühverrentungen negativ betroffen. Kein Wunder, dass immer mehr Betriebe den ergonomischen und ergodynamischen Bedürfnissen ihrer Beschäftigten eine hohe Priorität einräumen. Die Bereitschaft der Unternehmen, sich mit Fragen der Ergonomie und Ergodynamik auseinanderzusetzen, hat aber auch noch einen weiteren Grund. Denn Mitarbeiter zeigen nur dann Leistungsfreude und Leistungsbereitschaft, wenn sie sich am Arbeitsplatz wohlfühlen, wenn die Bedingungen in jeder Hin-
sicht stimmen. Immerhin, so hat eine Studie des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart ergeben, lässt sich die Arbeitsproduktivität um bis zu 36 Prozent steigern, wenn die Bedürfnisse der Mitarbeiter berücksichtigt werden. Ganz allgemein geht der Trend hin zu offeneren Bürolandschaften und mehr Flexibilität – Stichwort Open Space, Desksharing und Roomware. Open Space hat nichts mit den alten Großraumbüros zu tun, sondern bezeichnet geräumige Arbeitsflächen, auf denen mehrere Mitarbeiter ihren Tätigkeiten nachgehen. Open Space, ein Konzept, auf das auch Unternehmen wie die Deutsche Bank, Swisscom Mobile, Accenture oder Sixt setzen, versucht, die ideale Balance zwischen Zusammenarbeit und Kommunikation sowie Rückzugsmöglichkeiten und Entspannung zu bieten. Einer der Anbieter, die Open-Space-Produkte auf den Markt gebracht haben, ist der Büromöbelhersteller Sedus Stoll mit einem „No limits“-Programm, das den immer wieder neuen individuellen Aufbau von Büroland-
schaften je nach Nutzer erlaubt. Freilich stimmen Unternehmensphilosophie und Kostenbetrachtung nicht immer überein. Variable Räume ohne feste Sitzordnungen und feste Mitarbeiter? Hier stellen sich besonders beim Desksharing Fragen. Der Vorteil: Über ein flexibles „Raumbelegungssystem“ lassen sich Flächenkosten reduzieren. Desksharing ist vor allem in Dienstleistungsunternehmen beliebt, bei denen viele Mitarbeiter in auswärtigen Projekten tätig sind. Der Nachteil: Mit dem festen „Arbeitsplatz“ geht auch ein Stück Identifizierung verloren. Viele Unternehmen, die auf Desksharing setzen, achten darauf, über Feng-Shui, firmeneigene Fitnessstudios, Inhouse-Massagen und sonstige Maßnahmen die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Arbeitgeber zu erhalten. Immer stärker wird die Arbeitswelt zum Interface, ein Ansatz, den die Roomware verfolgt. Mit in die Kommunikationstechnik integrierten Raumelementen wie Wänden, Möbeln und Türen wird sichergestellt, dass der Rechner fast unsichtbar wird, aber seine Funktionalität
VISAVIS ECONOMY
07/09
49
BÜROWELTEN
Quel e le: le: We le Wer Wern ern er nerr Huthm uth ut hmac ach a he h er
MÄRKTE
Einsparpotenzial | Bessere Nutzung vorhandener Ressourcen
Kosten runter – Leistung rauf Ein Großteil der Kosten in Unternehmen entsteht durch Personal und benötigte Räume und Flächen. Ungenutzte Ressourcen zur Produktivitätssteigerung finden sich oft in Arbeitsprozessen und in der Leistungsmotivation von Mitarbeitern. Besonders in wirtschaftlich angespannten Zeiten ist es wichtig, sowohl Abläufe in der Produktion zu optimieren als auch Ressourcen in der Bürowelt vorteilhafter zu nutzen. „Wir müssen das komplette Arbeitssystem ‚Büro‘ betrachten“, erklärt Patrick Heinen, Geschäftsführer einer der größten europäischen Büromöbelhersteller, Kinnarps Büromöbel GmbH mit Sitz in Ratingen bei Düsseldorf. Das 1942 gegründete Unternehmen hat sich auf innovative Produkt- und Dienstleistungslösungen für die Bürowelt spezialisiert und beschäftigt inzwischen etwa 2.000 Mitarbeiter. „Nicht nur Einrichtungen und Räumlichkeiten sind wichtig. Auch die psychischen und physischen Bedürfnisse der Mitarbeiter müssen berücksichtigt werden, um eine produktive Arbeitsumgebung zu gestalten.“ Optimale Flächennutzung ist ein Schritt zur kurzfristigen Kostensenkung. Sie lässt sich beispielsweise durch die Reduzierung von Mietkosten oder die Weitervermietung von Flächen realisieren. „Eine reine Flächenreduktion ist aber kein Allheilmittel“, betont Heinen. „Wenn Mitarbeiter zu wenig Platz haben, droht verminderte Leistungsfähigkeit. Deshalb ist eine ganzheitliche Situationsanalyse erforderlich, die den Unternehmenszweck, die Unternehmenskultur und die konkreten Arbeitsaufgaben einbezieht.“ Zu diesem Zweck bietet Kinnarps Consultingkonzepte mit einem umfassenden
50
VISAVIS ECONOMY
07/09
Dienstleistungspaket an: Es beinhaltet die Analyse, Auswertung und Optimierung der Arbeitsumgebungen sowie der darin stattfindenden Prozesse. Ziel ist es, die psychische und physische Gesundheit aller Mitarbeiter zu steigern, ihre Leistungsbereitschaft zu erhöhen und kostenintensive Fehlzeiten zu senken. Eine ruhige Arbeitsatmosphäre, ausreichende Beleuchtung und ein gutes Raumklima leisten dazu einen entscheidenden Beitrag. Weitere Informationen unter: www.kinnarps.de EFFEKTIV Das schwedische Familienunternehmen Kinnarps bietet Komplettlösungen für den Bürobereich. Schließlich ist eine schöne Büroatmosphäre nicht nur die Visitenkarte eines jeden Unternehmens, sie steigert auch die Leistungsfähigkeit.
trotzdem überall erhalten bleibt. Ein Beispiel für Roomware ist der Multimedia-Tisch „Surface“ von Microsoft mit MultitouchBedienung und Gestensteuerung. Die Lösung, die nach Aussage des Herstellers die virtuelle mit der realen Welt verschmelzen lässt, vermittelt dem Anwender nicht mehr das Gefühl, es mit einem Computer zu tun zu haben. Im Fraunhofer Institut ISPI, dem ehemaligen GMD-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme, hat man sich mit dem Thema der Roomware auseinandergesetzt und in Kooperation mit Büromöbelherstellern und Designbüros entsprechende Lösungen auf den Markt gebracht. Auch in anderen Bereichen engagiert sich Fraunhofer. So hat Fraunhofer im Rahmen der Studie Office 21 „Mehr Leistung für innovative Arbeitswelten“ eine Untersuchung durchgeführt, welche Faktoren entscheidenden Einfluss auf die Minderung der Leistungsfähigkeit im Büro haben. Dazu zählen nach Ansicht der Spezialisten auch Störungen am Arbeitsplatz durch Unterbrechungen und unangenehme Geräuschkulissen. Eine Einschätzung, die Patrick Heinen von der Kinnarps Büromöbel GmbH teilt: Eine aus Kostengründen sinnvolle Flächenreduktion über optimale Flächennutzung stellt aus seiner Sicht „noch kein Allheilmittel“ dar. Stünden Mitarbeitern keine ausreichenden Flächen zur Verfügung, so drohe eine verminderte Leistungsfähigkeit. Heinen: „Die Durchführung einer gründlichen Analyse der unternehmensindividuellen Situation ist Grundvoraussetzung für die Ausrichtung aller Optimierungsmaßnahmen auf den Unternehmenszweck.“ So bietet der Büromöbelhersteller Beratungsdienstleistungen von der Analyse über die Auswertung bis zur Umsetzung der Optimierungsmaßnahmen. Der optimalen Raumnutzung ohne Einbußen an Leistungsfähigkeit und Konzentrationsvermögen der Beschäftigten hat sich auch das Unternehmen Bruynzeel Of-
MÄRKTE
BÜROWELTEN
Quel Qu Que ellle e lle: e We Wer Wern W ern e er r e err Huth uthm u ut hmach h ache a ac che h r
Ambitioniert
fice verschrieben. Design nach Maß lautet das Konzept des Spezialisten für mobile Schränke. Anders als bei stationären Schränken ist nur ein einziger Zugang erforderlich, der dort entsteht, wo er gebraucht wird. Zu den Lösungen des Anbieters zählen unter anderem „Compactus Office“, ein System mit Zentralverriegelung und Schiebetüren zur gesicherten Aufbewahrung, das offene und flexible System „Sysco“, auch mit Roll- und Schiebetüren erhältlich, und das „Side2Side“-System für unauffälligen, aber effizienten Stauraum.
Übrigens: Alle Schränke können mit dem Logo des Käufers versehen werden, so dass sie die Corporate Identity stärken. Inzwischen gilt es als erwiesen, dass ständiges Sitzen sich nicht nur negativ auf die Kondition auswirkt, sondern auch die Gehirn- und Gedächtnisleistung unter Umständen mindert. Einige Unternehmen versuchen dem mit dem Konzept des „Powernappings“ entgegenzuwirken. Dabei handelt es sich um einen kurzen Mittagsschlaf zwischen fünfzehn und dreißig Minuten – eher ein Wegnicken als eine Siesta. Die
Der Kölner Rheinauhafen besticht durch seine zukunftsweisende Architektur. Seit Anfang des Jahres logiert Rödl und Partner im preisgekrönten Kranhaus 1. Auch die Büros können sich sehen lassen: Modern, transparent und kommunikativ – so konzipierte Bene die offene Bürolandschaft.
Idee dahinter: Der Mensch ist über den Tag gesehen nicht gleichmäßig leistungsfähig. Zwischen zwölf und vierzehn Uhr tritt ein Leistungstief ein, in diesem Zeitraum empfiehlt sich nach Angaben von Dr. Martin Braun vom Stuttgarter Fraunhofer Institut laut DDP ein Wegnicken besonders. Das Nickerchen in der Mittagspause steigert – dies belegen Untersuchungen – die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Aus den USA ist die Powernapping-Welle nach Deutschland übergeschwappt, wo sie zunächst Großunternehmen und dann den
Raumakustik | Mit Holzelementen Arbeitsplätze effizient gestalten
Angenehme Büro-Atmosphäre mit Echtholz Die Welt dreht sich schneller. Flexibilität ist gefragt, gerade auch in der Arbeitswelt. Nicht nur deshalb haben sich Bürokonzepte in den vergangenen Jahren komplett verändert. Der Trend geht zu offenen Bürolandschaften mit KombiBüros und „Open Spaces“. Rascher Austausch soll begünstigt, Kommunikation unterstützt, Projektarbeit gefördert und zugleich ein Sichwohlfühlen ermöglicht werden. Dabei zählt das Zusammenspiel von Einrichtung, Licht, Boden, Technik und – Raumakustik. Sie verbindet, besonders wenn sie mit Holzelementen gestaltet wird, zwei Anliegen nachhaltiger Innenarchitektur: den bevorzug-
ten Einsatz natürlicher, nachhaltiger Materialien und die effiziente Gestaltung der Arbeitsplätze. Und: Mit einer höheren Arbeitsleistung dank ausgewogener Geräuschkulisse werden letztendlich auch wirtschaftliche Belange erfüllt. Für Büroarbeitsplätze und andere Räume bietet zum Beispiel Lignotrend, ein Brettsperrholz-Hersteller aus Weilheim-Bannholz, eine Akustikverkleidung aus natürlichem Holz an. Mit dem Akustikelement Ligno Light alpha lassen sich Innenräume höchst wirksam, architektonisch anspruchsvoll, flexibel und damit nachhaltig akustisch ausrüsten.
RUHESPENDER Die helle, natürliche Holzoberfläche der Akustikelemente, als Deckensegel und an der Wand montiert, harmoniert durch ihre Schlichtheit und Funktionalität gut mit Beton- oder Glasoberflächen.
Die hell gefärbte Oberfläche besteht aus astrein verarbeitetem Weißtannenholz: Zwölf Millimeter breite Holzleisten sind in geringem Abstand neben- bzw. übereinander angeordnet, dahinter integrierte Holzfaserabsorber senken den Geräuschpegel, zum Beispiel in Büros mit mehreren Arbeitsplätzen. In Schulungs- oder Konferenzräumen angewendet, verbessern sie die Sprachverständlichkeit. Die Elemente können als vollflächige Verkleidung befestigt werden. Interessant, zum Beispiel für die Nachrüstung von Büroarbeitsplätzen, ist die Variante als frei im Raum hängendes Akustiksegel – lieferbar mit filigranen Randprofilen und auf Wunsch mit passenden, besonders flachen Leuchten. Die Verwendung von Holz nutzt nicht nur der Akustik, sondern auch dem Raumklima: Der natürliche Baustoff kann Luftfeuchtigkeit sehr gut aufnehmen und wieder abgeben. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.lignotrend.com
VISAVIS ECONOMY
07/09
51
MÄRKTE
BÜROWELTEN
DESIGN Der Trend im Büro geht hin zu offenen Bürolandschaften die auch ästhetischen Kriterien entsprechen sollten.
Mittelstand erreicht hat. Als besonders wichtig gilt eine entspannte Körperhaltung. Wer Probleme mit dem Wegnicken hat, kann auf Yoga, autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung zurückgreifen. Vieles hängt von der Beschaffenheit des Bürostuhls ab, weiß Helmut Berger von der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VGB) zu berichten. Qualität, Funktionalität, Design, aber auch Sicherheit und Ergonomie seien die entscheidenden Kriterien für den Kauf eines Bürostuhls, es komme aber auf die Ge-
wichtung der Faktoren an. Berger: „Wenn man an die unterschiedliche Gewichtung herangeht, dann muss man sicherlich daran denken, dass wir alle als Büromenschen im Laufe unseres Bürolebens 60.000 Stunden sitzend am Arbeitsplatz verbringen. Der Mensch braucht bekanntlich Bewegung, dass heißt, es soll auch im Sitzen für ausreichende Dynamik gesorgt werden“. Dabei, so Berger, sei es ein Fehler, bei der Auswahl eines Stuhls diesen isoliert zu betrachten, man müsse unbedingt das Arbeitsumfeld in die Überlegungen
mit einbeziehen. „Ein wirklich guter Bürostuhl, der an den Benutzer anpassbar ist, hilft aber wenig oder überhaupt nicht, wenn er nicht an den Bürotisch anpassbar ist.“ Büromöbelanbieter wie Aeris haben darauf reagiert und bieten entsprechend flexible, anpassbare Bürostühle an. Im Fall von Aeris den 3-D-beweglichen Bürostuhl „swopper“, dessen Konstruktion es erlaubt, ihn auf den Be-Sitzer und die Arbeitsumgebung anzupassen sowie die Bewegung durch vielfältige Positionswechsel zu unterstützen. Das Unternehmen ver-
Archivsysteme | Ergonomie und Raumnutzung
Mobile Schränke sparen Platz
ORDNUNG Heute liegen zahlreiche Daten in Unternehmen bereits ausschließlich in digitaler Form vor. Trotzdem existieren viele Schriftstücke immer noch nur auf Papier. Dafür gibt es moderne Archivsysteme. Sie sehen gut aus – und sparen Platz.
52
VISAVIS ECONOMY
07/09
Die Idee vom papierlosen Büro ist bestechend – doch kaum ein Unternehmen kann sie in die Wirklichkeit umsetzen. Jede Firma muss zahlreiche Dokumente nach wie vor in Papierform aufbewahren. Diese Unterlagen sollen schnell greifbar und unkompliziert zu sammeln sein, ohne dass die Lagerung allzu viel Platz beansprucht. Bürofläche und Lagerräume sind schließlich teuer. Moderne Archivsysteme bieten hier eine praktische Lösung: Die Bruynzeel Archiv- und Bürosysteme GmbH unterstützt Unternehmen durch ein raumsparendes Programm. Die mobilen Schranksysteme lassen sich einzeln oder komplett bewegen. Sie benötigen nur Platz für einen einzigen Zugang. So bleibt das Büro für seine eigentliche Bestimmung erhalten und erweckt nicht den Eindruck eines Lagers. Schalldämmende Paneele auf den Archivschränken verbessern die Akustik im Büro. Es entsteht eine ruhige, konzentrationsfördernde Arbeitsumgebung. Eine ergonomische, elektronische Steuerung
erleichtert den Zugang zum Archivsystem. Sie lässt sich auch dann bedienen, wenn man keine Hand frei hat. In der Praxis ist dies ein wichtiges Detail. Darüber hinaus können einzelne Gänge bei Bedarf bestimmten Personen vorbehalten bleiben. Damit finden auch vertrauliche Unterlagen jederzeit einen sicheren Aufbewahrungsort. Bürosysteme müssen allerdings nicht nur den Anforderungen an Funktionalität, Sicherheit und Ergonomie genügen: Eine ansprechende Optik verbessert die Ausstrahlung des Büros und schafft eine repräsentative Arbeitsumgebung. Die Archive lassen sich völlig unkompliziert der bestehenden Büroeinrichtung anpassen. Und es besteht die Möglichkeit, das System zu individualisieren, etwa über ein integriertes Firmenlogo. Dass sich Ergonomie und Design nicht ausschließen, zeigt die Verleihung des Innovationspreises „Architektur und Office“ an Bruynzeel. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.bruynzeel.de
BÜROWELTEN
Quel Que ue le: l Wern le ner Hu uttthm th hmac ach ache a cche er
MÄRKTE
spricht einen sofortigen, hohen Return on Investment, der auch noch steuerlich absetzbar ist, da Arbeitgeber bis zu 500 Euro steuerfrei in die betriebliche Gesundheitsförderung investieren können. Auch die Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz spielen eine entscheidende Rolle. Der Bundesverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) und die Deutsche Ophtalmologische Gesellschaft (DOG) empfehlen, farbige Leuchtkörper zu vermeiden, ebenso wie nackte Leuchtstoffröhren und andere Leuchtkörper, die Blendeffekte hervorrufen. Für Wände und Möbel im Bereich des Arbeitsplatzes sollten Farben gewählt werden, die einen mittleren Reflexionsfaktor aufweisen – etwa Beige –, um übermäßige Kontrastsprünge zu vermeiden. Die Anordnung des Bildschirms hänge von der Arbeitsaufgabe ab, allerdings sollte die Bildschirmoberkante nicht über die Augenhöhe hinausreichen. Als angenehm werde eine Blickneigung von circa 30 Grad empfunden, so die Augenärzte. Auch beim Licht haben sich spezialisierte Anbieter Gedanken gemacht und entsprechende Produkte entwickelt. Das Unternehmen Interferenz Daylight hat das Tageslichtsystem „Solatube“ auf den Markt gebracht – ein System, das auf der Prismakuppeltechnik basiert und das Sonnenlicht über einen hochreflektierenden Schacht ins Gebäudeinnere transportiert. „Solatube“ sorgt so für tageslichtartig erleuchtete Innenräume. Dadurch wird der Einsatz von teurem Kunstlicht überflüssig. Für die Kunden ergeben sich zwei Vorteile durch den Einsatz von Prismendachkuppel und hochreflektierender Röhre: Natürliches Licht, das das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördert, und erhebliche Energieeinsparungen. Auch der Beleuchtungsspezialist Waldmann GmbH hat sich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, welche Gestaltungs- und Modulationsmöglichkeiten das Licht „als Schein der Wirklichkeit“ bietet – und hat kreative Lösungen hervorgebracht. Das Unter-
Arbeitsplatz | Tischleuchten steigern die Konzentration
Ins rechte Licht gerückt
SCHMUCKSTÜCK Ihnen gehört die Zukunft: LEDs erfüllen alle Wünsche an eine moderne Büro-Tischleuchte.
Der Monitor flackert, die Leuchtstofflampe strahlt grell von der Decke: Wer im Büro arbeitet, weiß um die tägliche Belastung für die Augen. Spätestens wenn die Konzentration im Laufe des Tages abnimmt oder Kopfschmerzen zum Dauerzustand werden, sollte man sich ernsthaft Gedanken um die Optimierung der Bürobeleuchtung machen. „Die Raumbeleuchtung sollte durch individuelle Arbeitsplatzleuchten ergänzt werden“, empfiehlt Stefan Lang, Geschäftsführer der SIS-Licht Gebr. Lang GmbH & Co. KG. Dafür sprechen viele Faktoren. Menschen haben einen äußerst unterschiedlichen Lichtbedarf. Ältere Menschen brauchen oft doppelt so viel Licht, um die gleiche Sehleistung wie jüngere zu erzielen. Und sogar am selben Arbeitsplatz können sich die Anforderungen an die Augen im Tagesverlauf ändern. Anhand von arbeitswissenschaftlichen Feldstudien konnte nachgewiesen werden, dass sich eine Drei-Komponenten-Beleuchtung aus direkter und indirekter Raumbeleuch-
tung plus einer zusätzlichen Tischleuchte positiv auf die Konzentrationsfähigkeit auswirkt. Und das steigert die Effizienz am Arbeitsplatz. Nicht ohne Grund fordert auch die EU in ihrer Bildschirmrichtlinie, dass die Beleuchtung an das individuelle Sehvermögen der Benutzer angepasst sein müsse. „Unsere Leuchten tragen dieser Forderung Rechnung und bestechen nicht zuletzt auch durch ihr innovatives, ausdrucksstarkes Design“, betont Lang, der das Schweinfurter Unternehmen in vierter Generation führt. Vor allem der LED-Leuchte gehöre die Zukunft am Arbeitsplatz. Keine künstliche Lichtquelle erfülle die Anforderungen hinsichtlich Miniaturisierung, Effizienz und Lebensdauer besser als sie. Ihre Lichtausbeute hat sich in den letzten Jahren fulminant erhöht. Weitere Vorteile der LED gerade bei Verwendung in Tischleuchten: Keine Wärmebelastung des Benutzers und das abgegebende Licht ist UV-frei. Weitere Informationen unter: www.sislicht.de
VISAVIS ECONOMY
07/09
53
MÄRKTE
BÜROWELTEN
FLEXIBEL Beste Haltungsnoten: Ein guter Bürostuhl sollte an den jeweiligen Bürotisch anpassbar sein.
nehmen betont, bei den Entwicklungen sei „herkömmliches Schachteldenken in Form einer Unterteilung in funktionales und dekoratives Licht bereits im Vorfeld rigoros eliminiert“ worden. Flaggschiff der Entwicklung ist eine aus eingefärbtem Polymethylmethacrylat (PMMA) bestehende Prismenscheibe, die sehr lichtdurchlässig ist. Das Produkt mit seiner aus zahlreichen Mikroprismen bestehenden Oberfläche sorgt für den Ausgleich zwischen normgerechter Entblendung und höchstmöglichem Wirkungsgrad. Nach Anga-
ben des Anbieters werden durch das Zusammenspiel von Lampen, Optik und Thermik Wirkungsgrade bis zu 99 Prozent erzielt. Damit werde das Licht der Lampen bestmöglich genutzt, so ein Pressebericht des Unternehmens. Mindestens ebenso wichtig wie die richtige „Optik“ ist die richtige Akkustik. Schließlich hängt ein nicht unbeträchtlicher Teil des Wohlbefindens und damit auch der Arbeitsleistung der Beschäftigten davon ab, dass diese ihren Tätigkeiten ungestört von negativen äußeren Einflüssen nach-
gehen können. Hier haben einige Unternehmen das Element Holz wiederentdeckt, das nicht nur ein nachhaltiger, weil nachwachsender Werkstoff ist, sondern sich auch hervorragend zur Lärmdämmung eignet. Eine entsprechende, besonders leichte und einfach zu montierende Akustikverkleidung aus Holz bietet etwa die Lignotrend Produktions GmbH an. Gerade in Büros mit mehreren Arbeitsplätzen eignen sich die Elemente mit integrierten Holzfaserabsorbern, die den Geräuschpegel
Advertorial
Beschwingt sitzen rechnet sich Mit betrieblicher Gesundheitsvorsorge langfristig investieren Unbequemer, ja gefährlicher, als man denkt, sind Büroarbeitsplätze oftmals. Bei der Einrichtung wird viel und gern auf Design, Normen und Konventionen geachtet. Der gesundheitliche und betriebswirtschafliche Nutzen bleibt oft auf der Strecke. Egal wie schick die Bürostühle sind: Dicke Polster, Rücken- und Armlehnen führen zu starrem, falschem Sitzen – und damit vielfach zu Rückenschmerzen, Verspannungen, Bandscheibenproblemen. Davon sind heute fast 80 Prozent der Menschen in den Indus-
trienationen betroffen. Das ist nicht nur schmerzhaft für die Betroffenen, sondern auch für die Bilanz: Rund 80 Millionen Ausfalltage sind auf Rückenprobleme zurückzuführen, ebenso jede fünfte Frühverrentung. RICHTIG RECHNEN Es ist eine ganz einfache Formel: Lange Arbeitszeiten und langes, starres Sitzen führen zu Rückenproblemen und damit zu erhöhtem Krankenstand. Die Rechnung kann aber auch andersherum aufgemacht werden: Lange Arbeitszeiten und ein hoher Anteil an Bewegung haben nachweisExklusiv für FTD-Leser: Testen Sie das 3D-aktive Sitzen auf dem "swopper" exklusiv und kostenlos drei Wochen im Büro. Stichwort: „FTD-Test“, ServiceHotline: 089 - 900 506-0
54
VISAVIS ECONOMY
07/09
lich einen positiven Effekt auf Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit. SWINGEN STATT ZWINGEN Wie das geht? Unternehmer sollten beim Kauf von Bürostühlen bewusst investieren. Ein Beispiel für ein Sitzmöbel, das trotz sitzender Tätigkeit Bewegung garantiert, ist der 3D-bewegliche Bürostuhl „swopper“. Seine positive Wirkung auf die Gesundheit ist wissenschaftlich bewiesen: Er fordert und fördert vielfältige Positionsveränderungen und hält so Rücken, Bandscheiben, Gelenke und Kreislauf fit. Durch seine 3D-Beweglichkeit passt er sich seinem „BeSitzer“ an und erzwingt nicht – wie herkömmliche Bürostühle – die Anpassung in umgekehrter Richtung. Der Effekt kann sich auch betriebswirtschaftlich sehen lassen. Ein „swopper“ liegt in der mittleren Preislage für einen hochwertigen Bürostuhl – seine Wirkung ist jedoch fast unbezahlbar. www.aeris.de
MÄRKTE Wasser
drastisch senken. Die Nachrüstbarkeit von Büroarbeitsplätzen ist mit frei im Raum hängenden Akustiksegeln, komplett lieferbar mit filigranen Randprofilen, gewährleistet. Für die Verwendung von Holz als Baustoff spricht auch das verbesserte Raumklima, da Holz Luftfeuchtigkeit besonders gut aufnehmen und wieder abgeben kann. Manchmal sind es kleine Dinge, die den Arbeitsalltag der Mitarbeiter erleichtern und für mehr Wohlbefinden sorgen. Beispiel Wasser. Dass Trinken gesund ist und die Gesundheit fördert, hat sich inzwischen herumgesprochen. Mit dem Wasserspender der Firma revos watercooler GmbH in München können Mitarbeiter gesundes, von allen Zusatzstoffen befreites und besonders bekömmliches Trinkwasser per Knopfdruck genießen. Auch Kaffee- und Teetrinker kommen mit dem „Office Cooler“, der nach Bedarf auch heißes Wasser liefert, auf ihre Kosten, da das
BÜROWELTEN
Erfrischung in eleganter Form
Wasser erfrischt und steigert die Leistungsfähigkeit im Büroalltag. Ein Wasserspender der revos watercooler GmbH in München hält gesundes Trinkwasser stets auf Knopfdruck bereit. Das Raumwunder unter den zahlreichen attraktiven Modellen ist der „OfficeCooler“, der im Design einer Wassersäule für stilvolle Erfrischung sorgt. Das gesunde „revos pure water“ bietet einen besonderen „Wellness-Effekt“: Durch Umkehrosmose veredelt, ist es von allen Zusatzstoffen befreit und
somit besonders bekömmlich. Der unverfälschte Geschmack lässt zudem die Aromen von Kaffee und Tee voll zur Geltung kommen. Daher ist das Wasser nicht nur gekühlt oder raumtemperiert, sondern auf Wunsch auch heiß zu entnehmen. Neben interessanten Finanzierungsmöglichkeiten bietet revos einen deutschlandweiten Lieferservice, der ebenso die regelmäßige Wartung übernimmt. Mehr Informationen unter: www.revos.de oder Tel. 0 18 05/44 98 98.
Wasser die Aromen von Kaffee und Tee voll zur Geltung kommen lässt. Die regelmäßige Wartung des auch optisch anspruchsvollen „Office Coolers“, vom Unternehmen selbst als „Raumwunder“ bezeichnet, übernimmt revos. Wie Office-Architektur zum Motivationsfaktor werden kann, verdeutlicht das Beispiel der Rechtsanwalts-, Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner aus Köln. Das Unternehmen mit seinen 80 Standorten in 40 Ländern bezog für seinen Firmensitz den Rheinauhafen – ein neues städtebauliches Highlight der Domstadt. Der Rheinauhafen erstreckt sich auf einer Länge von etwa zwei Kilometer in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt. Dabei stand die lebendige und innovative Architektur des Komplexes Pate für die Unternehmensphilosophie von Rödl & Partner. Bei der Konzeption der Räumlichkeiten, für die das Team des Spezialisten Bene verant-
wortlich zeichnete, achtete man auf OpenSpace-Lösungen mit Einzelarbeitsplätzen, Glaskuben für Besprechungen inklusive modernster Medientechnik und eine anspruchsvolle Formengebung bei Böden und Beleuchtungselementen, die eine sympathische, vertrauenserweckende Atmosphäre schaffen. Bei der Konzeption flossen die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung ein, was die hohe Akzeptanz der Architektur bei den Mitarbeitern erklärt. Welche Trends sich als besonders zukunftsweisend herausstellen werden, welche vielleicht doch nur eine vorübergehende Modeerscheinung sein werden, bleibt abzuwarten. Sicherlich werden sich in der Wissensgesellschaft diejenigen Lösungen und Trends durchsetzen, die tatsächlich das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter steigern. Dr. Ralf Magagnoli
Gesundheit | Sitzen am Arbeitsplatz
Schmerzfreier Rücken dank Ergonomie Die ergonomischen Köhl-Stuhlserien bieten den Nutzern Komfort, Sicherheit und Unterstützung durch die individuelle Anpassbarkeit bei allen Bewegungsabläufen am Arbeitsplatz. Hierzu zählt insbesondere die hochwirksame, entlastende Köhl-Bandscheibenstütze, die durch das leicht bedienbare Handrad direkt aktiviert wird. So wird beim Zurücklehnen der Rücken stabilisiert, gleichzeitig der Brustbereich geöffnet und durch die entstandene Streckung die Atmung verbessert. Die hochwertige Polsterung mit hervorragenden Rückstelleigenschaften sorgt für ermüdungsfreien, entspannenden
Sitzkomfort, was sich positiv auf die Steigerung der Leistungsfähigkeit auswirkt. Die Sitzpolster sind werkzeugfrei durch das Köhl-Clip-System austauschbar, ein weiteres Markenzeichen, das eine unkomplizierte, preiswerte Möglichkeit bietet, die Köhl-Sitzmöbel über einen langen Zeitraum einzusetzen. Die neueste Entwicklung ist der Köhl-Selleo+. Dieser Stuhl bietet selbst Personen mit größerem Körpervolumen ergonomischen Sitzkomfort. Die Multifunktions-Synchronmechanik erlaubt die Einstellung auf ein Körpergewicht von 75 kg bis 150 kg. Das Zentrum für Präventivmedizin in Bad Kissingen, unter der
Leitung von Dr. med. Andreas Bernhardt, hat mehrere Stuhlserien der Firma Köhl als Ergonomieprodukte mit dem Siegel „Gesundheitsprodukt – empfohlen vom Zentrum für Präventivmedizin“ ausgezeichnet. Des Weiteren tragen alle Köhl-Stuhlreihen das GS-Zeichen, das Ergonomie- Zertifikat und das Zertifikat „schadstoffgeprüft“ der LGA Nürnberg. Weitere Informationen im Internet unter: www.koehl.com
VISAVIS ECONOMY
07/09
55
Wir digitalisieren Ihre Dokumente. Blatt f端r Blatt f端r Blatt ...
Wir digitalisieren. Einfach. Alles.