www.visavis.de • Heft 2/2007
„Westliche Unternehmen müssen in Schwellenländern präsent sein, um zu partizipiren“, so Meinhard Miegel.
Die Branche wird zum Wirtschaftsmotor für die Deutschland AG.
Mehr Effizienz durch Einsparungen und den richtigen Mix.
Die Wiederverwertung von Rohstoffen als profitables Geschäft.
INHALT
Magazin
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Editorial; Wettbewerbsfaktor Nachhaltigkeit – Sustainability Congress; Wandel durch Wertschätzung – Change Management, Kommunikation; Altersvorsorge im Überblick – die bAV-Essentials.
vorbereiten. Erforderliche Investitionen könnten sich dann schnell rentieren.
Zukunftsmärkte
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Regionale Zukunftsmärkte werden durch vielfältige Rahmenbedingungen beeinflusst. Der demografische Wandel schafft neue Probleme, bietet aber auch zahlreiche Chancen auf den internationalen Wachstumsmärkten.
Arbeitswelten
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Bedürfnisse der sich wandelnden Gesellschaft bestimmen Trends und Produkte. Deutsche Mittelständler nehmen diese Herausforderung an.
Recycling
Messen
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Sie gelten als Seimosgrafen der Wirtschaft, und die Messeetats der Unternehmen steigen im Vergleich zu den Vorjahren noch an.
SEPA
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Auf das Großprojekt eines einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums (SEPA) sollten sich die Unternehmen ausreichend
Energie
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Nur eine deutliche Effizienzsteigerung, gepaart mit dem richtigen Energiemix, bietet Sicherheit und Nachhaltigkeit für Unternehmen und private Verbraucher.
Industrieversicherung
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Call Center
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Die Schnittstelle zwischen Kunden und Firmen bietet vielfältige Vorteile. Die Angebote gehen inzwischen weit über die Entgegennahme von Bestellungen oder Beschwerden hinaus.
Factoring
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Mit ihrem Full-Service-Angebot helfen Factoringgesellschaften gerade kleineren und mittleren Unternehmen. Drei Komponenten bestimmen eine erfolgreiche Kooperation: Vertrauen, Zuverlässigkeit und Transparenz.
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Der diversifizierte Markt überzeugt mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten. Dabei wird die deutsche Biotech von der Roten Biotechnologie dominiert. Börsennotierte Unternehmen rechnen für 2007 mit steigenden Kursen.
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Bei Dienstleistungen kommt es besonders auf gut geschulte Mitarbeiter an. Die Verleihung des internationalen Trainingspreises erfolgt im März auf der Bildungsmesse didacta in Köln.
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Die Branche ist in Bewegung. Der Wettbewerb belebt das Geschäft, und die Kunden der Industrie- und Gewerbeversicherungen können auf leicht sinkende Prämien hoffen.
Ökologie – ein deutsches Vorzeigemodell? Das Duale System führt in Fachkreisen zu heftigen Diskussionen, zugleich eröffnen sich neue Geschäftsbereiche für Konkurrenten.
Biotechnologie
Qualität im Service
Facility Management
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Fein abgestimmte Kundenorientierung, effektives Kostenmanagement und hohe Qualitätsstandards bestimmen die Branche, die eines der umfassendsten Dienstleistungspakete erbringt.
Mittelstandsfinanzierung 34 Durch die Kombination von Factoring und Private Equity können mittelständische Unternehmen einen etwaigen Finanzierungsbedarf decken.
Vorgemerkt – Sustainability Congress 2007 Wer sich für eine ethisch-ökologische Kapitalanlage interessiert, sollte sich den 3. und 4. Mai 2007 vormerken. Dann öffnet der dritte Sustainability Congress in Bonn seine Tore. Beim Branchenereignis für verantwortungsvolles Investment diskutieren namhafte Kapitalmarktvertreter gemeinsam mit Experten aus Politik und Wissenschaft das Thema Nachhaltigkeit als Innovationsund Zukunftsfaktor für den Finanzmarkt. Zum Programm des zweitägigen Top-Events gehören auch ein Workshop und verschiedene Vorträge. Ein weiteres Highlight der Veranstaltung bildet die Award-Verleihung durch Schirmherrin Bärbel Höhn. Die Stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen prämiert die jeweils besten Vertreter aus den Kategorien „Nachhaltigstes Unternehmen“ und „Nachhaltige Innovation“. Vorjahressieger waren die Firma Henkel, die für ihr Umwelt- und
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Sozialengagement gewürdigt wurde, und Toyota, dessen Modell Prius dank seiner wegweisenden Hybridtechnologie einen Meilenstein auf dem Weg in ein umweltschonendes Verkehrszeitalter darstellt. In einer dritten Kategorie wird ein im Nachhaltigkeitsbereich engagierter Medienvertreter geehrt. Martin Hesse von der Süddeutschen Zeitung erhielt den Award im letzten Jahr. Das breit angelegte Angebotsspektrum des Kongresses soll es den Teilnehmern ermöglichen, sich über die ethisch-ökologische Thematik als Wettbewerbsvorteil zu informieren, denn immer mehr Kunden fordern Produktkompetenz im nachhaltigen Bereich. Veranstalter des Kongresses ist der Verein zur Förderung des Sustainability-Gedankens e. V., ein Zusammenschluss von Unternehmen und Personen, die den Ausbau einer nachhaltigen Finanzwirtschaft aktiv mitgestalten. Eigenwirtschaftliche Ziele in Form einer Gewinnerzielungsabsicht wer-
den nicht verfolgt. Weitere Informationen unter: www.sustainability-congress.de
NACHHALTIG Namhafte Kapitalmarktvertreter diskutieren am 3. und 4. Mai 2007 mit Experten aus Politik und Wissenschaft über verantwortungsvolles Investment.
EDITORIAL
Chancen der Zukunft Rund um die Uhr informieren wir Sie mit topaktuellen Unternehmensnachrichten unter visavis.de.
Liberalisierung Exklusivinterview mit Dr. Florian Haslauer, Geschäftsleiter von A. T. Kearney und Leiter der Studie zur Strommarktliberalisierung. www.visavis.de/interviews
Schwellenländer Prof. Dr. Meinhard Miegel über die Emerging Markets: „Sie sind jung, hungrig, dynamisch und expansiv.“ www.visavis.de/interviews
Im Jahr 2030 werden Indien und China über eine Mittelschicht verfügen, die viermal größer ist als die europäische Gesamtbevölkerung. Diese Emerging Markets bieten auch europäischen Produzenten von Konsumgütern einen riesigen Absatzmarkt. Die westlichen Industrienationen müssen nicht zu Verlierern der Globalisierung werden, mit schlauen Strategien können Anleger und Unternehmen vom Wachstum profitieren. Mit dem Titelthema „Zukunftsmärkte“ liefert diese Ausgabe realistische Marktbeobachtungen ohne wolkige Prognosen. Im Fokus stehen neben den aufstrebenden Schwellenländern auch Energieeffizienz, Recycling, Wasser, Arbeitswelten und Nanotechnologie. Als diversifizierter Zukunftsmarkt präsentiert sich die Biotechnologie. Neue Produkte, anstehende Börsengänge und ein gestärkter europäischer Markt bieten attraktive Investitionschancen. Dem rasanten Wachstum der Branche widmen wir eine gesonderte Reportage, da sich Deutschland bereits heute im Spitzenfeld aller Sparten des Biotech-Sektors positioniert. Viele Mittelständler sehen ihre Zukunft in der internationalen Etablierung ihres Know-hows. Finanzielle Liquidität ist hierbei eine Grund-
Wandel durch wertschätzende Kommunikation Der „richtige“ verbale und nonverbale Umgang in der Zusammenarbeit ist ein entscheidender Faktor für erfolgreiche Change Management-Prozesse. Führungskräfte, die das „Wie“ ihrer Kommunikation reflektieren und weiterentwickeln, treten nicht nur aus Veränderungsphasen mit besseren Resultaten hervor. Vor allem ein „kommunikatives Investment“ in Vertrauen und Anerkennung schafft einen Nährboden für messbaren wirtschaftlichen Erfolg. Mit diesen Leitideen entwirft der Autor im ersten Teil des Buches ein klares Konzept von „wertschätzender Kommunikation“. Hier geht es nicht nur um den Einsatz von Lob und die Generierung von Vertrauen, son-
dern auch um eine Sensibilisierung für die Potenziale von Mitarbeitern. Darauf aufbauend schildert der zweite Teil der Publikation, wie wertschätzende Kommunikation im Change Management effektiv eingesetzt werden kann. Es wird ausgeführt, welche Funktionen externe und interne sowie formelle und informelle Kommunikation in Veränderungsprozessen übernehmen. Ein runder Abschluss der Gedankengänge erfolgt über die Beschreibung möglicher Risiken wertschätzender Kommunikation. Das Buch richtet sich an Manager, die Wertschätzung nicht als „Motivations-Tool“, sondern als lebensnotwendige Ressource für die Unternehmenskultur
verstehen und aktiv vorleben wollen. Bezugsinformationen: André Nowak: „Wertschätzende Kommunikation: Ressource in Change Management-Prozessen“, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2006, ISBN-10: 3-86550-406-x
voraussetzung. Unsere Redaktion stellt in der Factoring-Reportage Finanzdienstleister vor, die nicht nur exportorientierte Unternehmen als verlässliche Partner unterstützen. Zukunftsorientierte Entwicklungen finden Sie ebenfalls in unseren Reportagen zum Messemarkt und zu Facility Management. Und dass Nachhaltigkeit auch in der Kundenkommunikation eine große Rolle spielt, veranschaulicht unser Call-Center-Report. Die von uns vorgestellten Unternehmen beweisen anschaulich, dass sie eine wirklich nachhaltige Gestaltung der Zukunft aktiv und dynamisch angehen – Grund genug, zuversichtlich nach vorne zu schauen! Ihre Redaktion Verlagsanschrift: Auguststraße 19-29, 53229 Bonn; Tel.: 02 28/ 3 07 94-0, Fax: 02 28/ 3 07 94-10, Vanity: 07000/visavis, E-Mail: visavis@visavis.de, Internet: http://www.visavis.de; Chefredaktion: Wolfgang Haselbauer; Schlussredaktion: Andreas HodappSchneider; Redaktion: Bernhard Haselbauer, Christoph Blome, André Nowak, Frank Grootens, Melanie Sy, Ellen Drechsler, Martina Sauer, Oliver Hammel, Peter Hanser (Saarbrücken), Martina BartlettMattis (Nürnberg), Ina Schmidt (London); Verlag: VISAVIS Verlags GmbH; Layout: Andreas Schnittker, Eric Cieslik, Christian Albert; Bildmaterial teilweise: www.photocase.com; www.pixelquelle.de Druck: Weiss-Druck GmbH & Co.KG, Industriestraße 7, 52156 Monschau; Geschäftsführer: Bernhard Haselbauer. Verbreitete Auflage: 135.000 Exemplare. 130.000 Exemplare liegen der FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND bei. ISSN: 0942-8615; Konzeption und Marketing: newpublic communication KG, Bonn
Altersvorsorge im Überblick Für einen schnellen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge im Bereich betriebliche Altersvorsorge (bAV) können Interessenten auch in diesem Jahr wieder auf die bewährten bAV-Essentials der Delta Lloyd zurückgreifen. Der Ratgeber im praktischen Pocketformat informiert auf 50 Seiten über grundlegende Daten und Fakten zur betrieblichen Altersversorgung mit dem Wichtigsten aus dem Steuer-, Sozialversicherungs- und Arbeitsrecht. Eine für Arbeitgeber wichtige Neuerung ist beispielsweise die Umstellung des sogenannten PSVaG-Beitragsverfahrens. Statt des bisherigen Rentenwertumlageverfahrens gilt hier nun ein Kapitaldeckungsverfahren. Dies hat u. a. zur Folge, dass die Beiträge für die Arbeitgeber erheblich steigen. Die bAV-Essentials können kostenlos bei der Delta Lloyd angefordert werden. Weitere Infos unter: www.deltalloyd.de VISAVIS ECONOMY
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MESSEN
Indikator für Business Seismografen Zuwachsraten deuten auf einen stabilen Aufschwung
hin. Unternehmen profitieren von internationalen Marktplätzen. von Markus Ridder ndlich geht wieder etwas in Deutschland: Die Experten übertreffen sich mit ihren Prognosen für die anspringende Konjunktur. Für die Organisatoren der großen Messen kommt die Entwicklung allerdings nicht unerwartet. Messen gelten als Seismografen der Wirtschaft, und sie dokumentierten bereits im vergangenen Jahr rund 1,5 Prozent mehr Flächenvermietungen, einen Zuwachs bei den Ausstellern um knapp ein Prozent sowie rund 2,5 Prozent mehr Besucher als bei den Vorveranstaltungen. Leitmessen wie die Konsumgütermesse Ambiente oder die Funkausstellung IFA profitieren hiervon im gleichen Maße wie kleinere Spezialmessen, etwa die Facility Management.
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Auch dieses Jahr rechnet der Ausstellungs- und Messeausschuss AUMA in Berlin mit der Fortsetzung des Aufwärtstrends. An den 141 internationalen Messen, die dieses Jahr hierzulande stattfinden, werden sich rund 160.000 Aussteller beteiligen. Das sind rund zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Die vermieteten Flächen dürften im Durchschnitt um rund ein Prozent wachsen und insgesamt 6,5 Millionen Quadratmeter erreichen, während die Besucherzahl auf prognostizierte 10,2 Millionen zulegen soll. „Damit würde – bedingt durch die Zusammensetzung des Messeprogramms – erstmals seit 2001 wieder die magische Zehn-Millionen-Besucher-Marke überschritten“, stellt AUMAGeschäftsführer Peter Neven zufrieden fest.
Dass die Messen sich auf weiteres Wachstum einstellen können, zeigt auch eine Ausstellerbefragung, die der AUMA in
Weltleitmesse gibt Wachstumsimpulse Auf der größten ISH aller Zeiten stehen Energieeffizienz und Badkomfort im Mittelpunkt. Rund 200.000 Besucher und 2.400 Aussteller aus 100 Ländern zieht es vom 6. bis 10. März auf das Frankfurter Messegelände. Dort treffen sie sich auf der alle zwei Jahre stattfindenden Fachmesse ISH. Die Weltleitmesse für Bad, Gebäude-, Energie-, Klimatechnik und erneuerbare Energien ist mit ih-
SUPERLATIVE Der weltweit größte Showroom für Bäderwelten bietet dem Besucher einen eindrucksvollen Einblick in Produktbereiche und Trends.
rem einzigartigen Produktangebot in Breite und Tiefe das wichtigste Branchenevent. „Die diesjährige ISH ist die größte aller Zeiten“, sagt Dr. Michael Peters, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, zu Wachstum und Erfolg der internationalen Fachmesse. Auf der ISH 2007 präsentieren sich alle Marktführer. Zudem ist die ISH die besucherstärkste Veranstaltung des Konzerns Messe Frankfurt, der weltweit rund 120 Messen organisiert. Der Erfolg der Messe basiert auf dem Konzept, eine gemeinsame Plattform für die Gewerke Bad / Sanitär, Energie- und Gebäudetechnik sowie Klima-, Kälte- und Lüftungstechnik zu bieten. Damit erfüllt die Weltleitmesse die von Politik und Markt geforderte ganzheitliche Betrachtungsweise von Gebäuden. Besucher erhalten auf der ISH einen umfassenden Überblick über effiziente Systeme und moderne Heiztechnik in Kombination mit erneuerbaren Energien, die tragfähige Lösungen für die Energieprobleme der Gegenwart und Zukunft versprechen. Das gilt gleichermaßen für die Klimatisierung von Gebäuden, wo die Frage der Energie-Effizienz einen sehr hohen Stellenwert besitzt.
Die Erlebniswelt Bad hebt sich bewusst von den eher technisch orientierten Produktbereichen ab. Im weltweit größten Showroom für Bäderwelten werden Produktneuheiten und Trends in Komfort, Design und Wellness in eindrucksvoller Art und Weise präsentiert – faszinierende Wasserinstallationen und andere stilvolle Badinszenierungen erwarten den Besucher. Die Erlebniswelt Bad ist damit auch für den Endverbraucher interessant. Am letzten Tag, Samstag, den 10. März, ist die Weltleitmesse für Bad, Gebäude-, Energie-, Klimatechnik und erneuerbare Energien (ISH) für Privatbesucher geöffnet. Rund 750 Hersteller aus dem In- und Ausland zeigen dann für den Lebensraum Bad Lösungen, die auch wichtige aktuelle Themen wie zum Beispiel Barrierefreiheit aufgreifen. „Die wachsende Ausstellerzahl deutet auf eine optimistische Branchenstimmung hin: Die ISH 2007 wird vielen Wirtschaftsbereichen wie Handwerk, Industrie und Handel zusätzliche wertvolle Wachstumsimpulse geben“, erklärt Dr. Michael Peters. Weitere Informationen im Internet unter: www.ish.messefrankfurt.com
Auftrag gegeben hat. Demnach soll der durchschnittliche Messe-Etat der Unternehmen für die Jahre 2007 und 2008 bei rund 270.000 Euro liegen, das ist knapp ein Prozent mehr als in den beiden Vorjahren. Zudem ist die Bedeutung von Messen im Kommunikationsmix der ausstellenden Unternehmen weiterhin sehr groß: 79 Prozent der Unternehmen betrachten Messen laut Umfrage als sehr wichtig oder wichtig – kein anderes Kommunikationsinstrument wurde so hoch eingestuft. Damit auch junge Unternehmen von diesen Sprungbrettern in den Markt profitieren können, hat das Bundeswirtschaftsministerium jetzt ein Förderprogramm für innovative Unternehmen an den Start gebracht, das diesen Sommer anläuft. Förderfähig sind Teilnahmen an Gemeinschaftsständen, die von den Veranstaltern auf ausgewählten internationalen Messen in Deutschland organisiert werden. Die jungen Unternehmen befinden sich in bester Gesellschaft. Auf den Messen do-
ANZIEHUNGSKRAFT „Erstmals seit sechs Jahren überwinden die Messen die Zehn-Millionen-Besucher-Marke“, freut sich Peter Neven, Geschäftsführer der AUMA.
miniert der Mittelstand, d. h. jeder zweite ausstellende Betrieb beschäftigt weniger als 50 Mitarbeiter. Insgesamt engagieren sich rund 56.000 deutsche Unternehmen als Aussteller von Fachmessen. Die Hauptziele der Unternehmen sind die Neukundengewinnung, die Pflege von Stammkundenkontakten und die Steigerung des Bekanntheitsgrades. Hierbei identifizieren sich die meisten Firmen mit ihrer Messe und wollen, so Neven, „in die Weiterentwicklung der Messen eingebunden oder zumindest regelmäßig über Veränderungen der Konzeption informiert werden“. Eine Veränderung, auf die sich die Messen eingestellt haben, ist die Zunahme des Internationalitätsgrads auf den Veran-
staltungen. So reisten etwa von den knapp 200.000 Besuchern der ISH 2005 in Frankfurt rund 42.000 Besucher aus dem Ausland an den Main. Noch internationaler ist die Ausstellerstruktur: Mit 1275 internationalen Unternehmen beteiligten sich mehr ausländische als inländische Firmen (1072) an der Weltleitmesse für Bad, Gebäude-, Energie-, Klimatechnik und erneuerbare Energien. Im März dieses Jahres wollen die Frankfurter bei Ausstellern und Besuchern weiter zulegen. „Die diesjährige ISH ist die größte aller Zeiten“, freut sich Michael Peters, Geschäftsführer der Messe Frankfurt.
Ähnlich hochgesteckte Ziele hat man auch bei der Mesago Messe Frankfurt. Rund 170 Aussteller erwartet Geschäftsführer Thomas Winkler bei seiner Gebäudetechnikmesse Facility Management im April dieses Jahres. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren stellten erst 136 Firmen auf der Messe aus. „Wir schaffen mit der ‚Facility Management’, einen Marktplatz für dieses Thema“, erklärt Winkler die Anziehungskraft der Messe. Auf diese Weise könnten sich die Teilnehmer direkt informieren und darüberhinaus bleibende wirtschaftliche Beziehungen und Partnerschaften etablieren.
Positive Entwicklung in Frankfurt ‘Facility Management‘ – Die Plattform für Facility Management. VISAVIS im Gespräch mit Thomas Winkler, Geschäftsführer der Mesago Messe Frankfurt GmbH.
Was bietet die Mesago Messe Frankfurt? Mesago als führender Veranstalter internationaler Special-Interest-Messen und -Kongresse veranstaltet seit dem Jahr 2001 die ‘Facility Management‘ Messe und Kongress. Der GEFMA e.V. ist ideeller Träger der Veranstaltung. Was sind die Schwerpunktthemen der ‘Facility Management‘ und wie gehen Sie darauf ein? Im Fokus der ‘Facility Management‘ 2007 stehen als Top-Themen FM-Lösungen für die Industrie, das Gesundheitswesen, die Immobilienwirtschaft und die öffentliche Hand. Die ‘Facility Management‘ 2007 liefert spezielle Angebote für FM-Verantwortliche aus diesen Branchen: praxisrelevante Vorträge im Kongress sowie hochkarätig besetzte Diskussionsrunden auf dem Messeforum. Verantwortliche für interne Leistungen finden auf der Veranstaltung Produkte, Dienstleistungen und Dialogmöglichkeiten. Entscheider über das Outsourcing von FM-Leistungen treffen auf kompetente Lösungsanbieter, die sie umfassend über die Benefits des Outsourcings informieren. Welche Angebote und Dienstleistungen bieten Sie den Ausstellern und Besuchern der Messe? Mesago bietet Ausstellern und Besuchern modernste und umfassende Marketing-, Networking- und Service-Programme. Und das Wichtigste: Wir schaffen einen Marktplatz für das Thema FM und ermöglichen es damit den Teilnehmern, sich eingehend zu informieren und bleibende wirtschaftliche Beziehungen und Partnerschaften zu etablieren, die auch lange nach der Veranstaltung Wirkung haben. Im Mittelpunkt steht der Erfolg der Veranstaltung für alle Beteiligten. Die Basis für den Erfolg bildet unser opti-
maler Service. Ein Beispiel: Besucher können sich vorab unter www.fm-messe.de für einen kostenfreien Messebesuch qualifizieren und diesen planen. Wie sehen Ihre Erwartungen für die ‘Facility Management‘ aus? Die ‘Facility Management‘ ist eine exzellente Plattform für alle, die sich professionell mit dem Thema FM beschäftigen. Über 170 Aussteller werden erwartet. Im Übrigen ist sie in Deutschland die einzige auf FM fokussierte und von Besuchern wie Ausstellern gleichermaßen angenommene Messe. Neben den vielen Highlights freue ich mich insbesondere auf die Eröffnungsveranstaltung mit einem der führenden Köpfe der Immobilienbranche, Prof. Dr. Peter Linneman, Linneman Associates USA., und mit dem Experten zum Thema FM im Gesundheitswesen, Prof. Dr. C. Hartung, European Competence Center of Healthcare Engineering. www.mesago.de
QUALITÄT Thomas Winkler, Geschäftsführer der Mesago Messe Frankfurt GmbH, veranstaltet die einzige auf Facility Management fokussierte Messe in Deutschland.
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ADVERTORIAL
Partner für das Grenzenlose SEPA Vorausschauend bereiten sich viele europäische Unternehmen schon jetzt auf die SEPA-
Einführung im Jahr 2008 vor. Investitionen sind erforderlich, rentieren sich aber rasch.
GROSSPROJEKT Karoline von Richthofen, Direktorin Firmenkundenzahlungen Deutsche Bank AG, mahnt Systemanpassungen auf Unternehmensseite an.
Der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum (Single Euro Payments Area = SEPA), der am 1. Januar 2008 in Kraft treten soll, wird den nationalen und grenzüberschreitenden Euro-Zahlungsverkehr innerhalb der EU-Länder grundlegend verändern. Die Initiative der Europäischen Kommission wird einheitliche Zahlungsverkehrsinstrumente und -verfahren für Euro-Zahlungen schaffen, welche mittelfristig die vielfältigen nationalen Verfahren ablösen werden. Damit wird der zwischenstaatliche Handel in der EU vereinfacht und ein wichtiger Beitrag für den gemeinsamen Markt geleistet. SEPA ist ein Großprojekt, dessen Umsetzung für Unternehmen erhebliche Verbesserungen im Zahlungsverkehr mit sich bringen wird. Auf dem Weg dorthin sind jedoch noch einige Hindernisse zu überwinden. Die Diskussionen über die EU-Richtlinie zu Zahlungsdiensten im Binnenmarkt (Payments Services Directive = PSD) haben dazu geführt, dass die Verabschiedung des neuen Rechtsrahmens für SEPA von den EU-Institutionen nicht wie geplant Ende 2006 erreicht werden konnte. Dies lässt Stimmen laut werden, die den geplanten SEPA-Fahrplan, nach dem die Einführung der neuen Instrumente am 1.1.2008 stattfinden soll, in Frage stellen. Es kann jedoch kein Zweifel daran bestehen, dass zumindest der Startschuss für die neue SEPA-Überweisung
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pünktlich erfolgen wird, da für dieses Instrument der bereits bestehende Rechtsrahmen ausreicht. Es ist allerdings aus heutiger Sicht denkbar, dass die Lastschrift erst nach Umsetzung des neuen Rechtsrahmens und damit etwas später von den Kunden eingesetzt werden kann. Die technischen Vorbereitungen werden aber auf Bankenseite unverändert mit dem Zieltermin Januar 2008 fortgesetzt. Auch auf Unternehmensseite sind einige Prozess- und Systemanpassungen notwendig, u. a. die Ersetzung der nationalen Kontonummern und Bankleitzahlen in den Datenbanken durch IBAN (International Bank Account Number) und BIC (Bank Identifier Code), die zukünftig die einzige Kontoidentifizierung darstellen werden. Die Transaktionsbanken, die bei der Gestaltung von SEPA in ihren jeweiligen Ländern führend sind, können aktiv das Interesse der Unternehmen an der geplanten UmstelKAMPAGNE Wenn SEPA das Vertrauen europäischer Unternehmen gewinnen soll, ist der Einsatz der Transaktionsbanken gefordert. Mit Newslettern, Broschüren und einer speziellen SEPA-Webseite informiert die Deutsche Bank daher ihre Kunden laufend über aktuelle Entwicklungen. Hinzu kommt eine umfassende Print-Kampagne, deren Anzeigenmotive seit August 2006 bis zur Einführung von SEPA auf das Thema aufmerksam machen. Ferner werden die Kunden im Rahmen einer Roadshow zu SEPA-Foren in ganz Europa eingeladen, auf denen die Prozesse und Verfahren dargelegt werden und ein Fahrplan für die Umsetzung vorgeschlagen wird.
lung der bereits bestehenden Verfahren auf SEPA fördern. Sie sollten ihren Firmenkunden die Vorteile der Einführung von SEPA vermitteln und ihnen als kompetente Partner während der Umstellung zur Seite stehen. Dies nützt allen Beteiligten, denn die Vorteile von SEPA können die Kosten ausgleichen und deutliche Effizienzsteigerungen im Zahlungsverkehr bewirken. Die Einführung von SEPA wird eine Harmonisierung der Zahlungsverkehrsinstrumente, Formate und Regelungen für nationale und grenzüberschreitende Euro-Zahlungen herbeiführen. Dies wird Unternehmen dabei helfen, ihre Prozesse und Systeme EU-weit zu rationalisieren, und eine weitgehende Zentralisierung von Zahlungsverkehrskonten und Cash-ManagementFunktionen ermöglichen. Auch für das Working Capital Management werden sich durch erhöhte Transparenz und Effizienzgewinne positive Effekte ergeben. www.db.com/gtb/sepa
von Andreas Hodapp-Schneider as 21. Jahrhundert stellt Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vor strategische Herausforderungen, die weit über kurz- oder mittelfristige Trends hinausgehen. Sie verlangen nach Antworten und Entscheidungen mit weitreichenden Folgen für einzelne Unternehmen wie auch für die gesamte Volkswirtschaft. Einerseits wird sich die Nachfrage nach einzelnen Produkten unter den Bedingungen der alternden westlichen Industriegesellschaften revolutionär wandeln. Andererseits werden Bevölkerungswachstum und Energiehunger der Wachstumsökonomien in Asien, Südamerika und Osteuropa die Kosten für fossile Brennstoffe und sauberes Wasser in die Höhe treiben. Diese Entwicklung birgt nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen für innovative Unternehmen in den Bereichen IT, Nano- und Biotechnologie, erneuerbare Energien, Medizin, Entsorgung, Bildung, Mobilität, Wasseraufbereitung und Ökologie. Der Erfolg mittelständischer Unterneh-
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men aus Deutschland beruhte auch schon in der Vergangenheit auf Spitzentechnologie und Erfindungsreichtum. Dies dürfen die verantwortlichen Entscheider nicht aus den Augen verlieren. Welche Indikatoren, Rahmenbedingungen und Voraussetzungen sind für die Entstehung regionaler Zukunftsmärkte nötig? Wo sind die Zukunftsregionen? Welche Unternehmen und Produkte geben bereits heute eine Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft? Wie können Anleger von Zukunftsmärkten profitieren, welche Entscheidungen müssen Mittelständler heute treffen?
„Demografischer Wandel“ Innerhalb von drei Generationen hat sich die Lebenserwartung der Einwohner der westlichen Industriestaaten um ein gutes Drittel erhöht. Die nächste Generation, die das Rentenalter erreicht, kann sich bereits über ein im Vergleich zu ihren Eltern um 15 Jahre höheres Lebensalter freuen. Was diese Entwicklung für die Gesundheitssysteme, die
Pharmaindustrie, den Wellness-Sektor, aber auch für die Unterhaltungselektronik und die Einrichtungsbranche bedeutet, beginnen wir heute erst zu erahnen. Allein im letzten Jahr schrumpfte Deutschland durch die niedrigste Geburtenzahl, die je ermittelt wurde, um 130.000 Einwohner. In den nächsten 40 Jahren wird dies dazu führen, dass auf 20 Mio. Menschen über 65 Jahren nur noch fünf Millionen unter 20 Jahren kommen. Der Mangel an jungen Arbeitskräften, die gleichzeitige Alterung der Gesellschaft und das Sinken der Einwohnerzahl müssen zu einer massiven Steigerung von Produktivität und Innovationskraft führen, damit Deutschland im globalen Wettbewerb bestehen kann. Die Auswirkungen auf die Arbeitswelt der Zukunft und die Nachfrage nach bestimmten Konsumgütern wird ganze Branchen zu schmerzhaften Umwälzungen zwingen. Das altersgerechte Büro und neue Formen der finanziellen Altersvorsorge sind nur zwei Stichworte, welche die Vielfältigkeit der notwendigen Veränderungen umreißen. VISAVIS ECONOMY
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und den dazugehörigen Produkten entwickelt, der bisher den Einwohnern der Hochlohnländer vorbehalten war. Der Markt für Marktpotenzial Das Entstehen einer breiten Mittelschicht in den Emer- Non-Food-Produkte in China und Indien umfasst heute addiert etwa 700 Mrd. US-Dolging Markets bietet Chancen für europäische Konsumgüterhersteller. lar mit großem Wachstumspotenzial, denn während sich in den USA der private Konsum auf nahezu 70 Prozent des BIP summiert, Erwartetes BIP-Wachstum liegt dieser Wert in Schwellenländern wie China noch bei unter 40 Prozent. In der KonWachstum in Prozent sequenz werden die multinationalen Kon10 zerne ihre globalen Markenprodukte einem 2008 2007 9 wachsenden Kundenkreis anbieten können. Als Gewinner dieser Entwicklung sehen 8 wir die Unternehmen, die über starke Mar7 ken, leistungsfähiges Marketing sowie inno6 vative Forschungs- und Entwicklungsabteilungen verfügen und zudem die Kostenvor5 teile der Produktion in Niedriglohnländern 4 nutzen können. Vor allem weltweit agierende Unternehmen aus den Branchen Nah3 rungsmittel, Konsumgüter, Einzelhandel und 2 Luxusgüter wurden von den Fondsmanagern der LBBW Asset Management GmbH 1 als Profiteure der aufstrebenden Konsumen0 ten der globalen Mittelschicht identifiziert. Ostasien China Südasien Indien Osteuropa LateinMittlerer Afrika und Pazifik und Zentralamerika Osten und Nord- (SubBeispielsweise erzielen international aufgeasien und Karibik amerika Sahara) Quelle: Weltbank stellte Bierproduzenten wie Carlsberg oder WACHSTUM China und Indien werden in den nächsten Jahren voraussichtlich ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts Inbev inzwischen über 60 Prozent ihres ope(BIP) von über sieben Prozent erzielen. Die LBBW Asset Management GmbH sieht Potenziale für heimische Unternehmen. rativen Ergebnisses in den Emerging Markets. Wer sich also fragt, warum einige gloDie Weltbevölkerung wird innerhalb zent anwachsen. Bei 1,4 Mrd. Chinesen im bal agierende Unternehmen aus den zuvor der nächsten 25 Jahre von heute etwa 6,5 Jahr 2030 bedeutet dies eine konsumfreudi- genannten Sektoren mit einer Prämie am Mrd. Menschen auf über acht Mrd. Men- ge Bevölkerungsschicht von etwa 650 Mio. Markt bewertet werden, der findet in den schen wachsen. 97 Prozent dieses Wachs- Menschen. In Indien ist ebenfalls mit meh- Schwellenländern die Antwort: Wachstum, tums wird in den Emerging Markets stattfin- reren hundert Millionen gesellschaftlichen Wachstum, Wachstum. www.lbbw-am.de den, was dazu führen könnte, dass weltweit Aufsteigern zu rechnen, wenngleich mit geder Anteil der arbeitenden Bevölkerung an ringeren Zuwächsen als in China. Weltder Gesamtbevölkerung von heute etwa 46 weit wird in den Schwellenländern eine neue Prozent auf 51 Prozent ansteigt. Gleichzeitig Mittelschicht entstehen, die im Jahr 2030 ist von einem Anstieg des durchschnittli- mit rund 1,2 Mrd. Menschen dreimal so groß chen Pro-Kopf-Einkommens in den Emerging sein wird wie heute. Diese globale MittelMarkets auszugehen, welches 2006 bei rund schicht wird wesentlich schneller wachsen 5.000 US-Dollar lag. Bis zum Jahr 2030 ist als die übrige Weltbevölkerung. Immer mehr Menschen werden in den ein Anstieg auf 12.000 USD denkbar, was in etwa dem derzeitigen Niveau in der Tsche- aufstrebenden Volkswirtschaften vom Land chischen Republik entspricht. Während die in die Stadt ziehen. So lebten 1981 in China Schwellenländer aktuell ca. 16 Prozent des 21 Prozent der Bevölkerung in Städten. 2005 Einkommens in Relation zu den Hochlohn- waren es bereits 43 Prozent. Die zunehmenländern auf sich vereinigen, könnte dieser de Urbanisation und die steigenden Einkommen ändern auch das Konsumprofil der Anteil bis 2030 auf 23 Prozent ansteigen. Unter zehn Prozent der chinesischen Gesellschaft grundlegend. Der Aufstieg von Bevölkerung zählten 2006 zur Mittelschicht hunderten Millionen Einwohnern der Emer(Jahreseinkommen 4.000 bis 17.000 US-Dol- ging Markets in die Mittelschicht wird dazu lar) und Oberschicht (Jahreseinkommen > führen, dass in den Schwellenländern eine AUTOR Jochen Wolf, Fondsmanager von LBBW Asset Ma17.000 US-Dollar). Dieser Anteil wird bis Konsumentengruppe entsteht, die eine im- nagement: „Die Mittelschicht in den Emerging Markets zum Jahr 2030 auf geschätzte 40 bis 50 Pro- mense Nachfrage nach dem Lebensstandard wächst wesentlich schneller als die übrige Weltbevölkerung.“
Aufstrebende Konsumenten
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„Regionale Zukunftsmärkte“ Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum bescheren Ostasien eine explodierende Nachfrage bei Wasser und Energie. Nur 2,5 Prozent des Wassers auf der Welt steht als Süßwasser zur Verfügung, lediglich 0,28 Prozent ist für den menschlichen Gebrauch verfügbar. Dabei geht es nicht nur um Trinkwasser für immer mehr Menschen, sondern auch um den Wasserbedarf der Industrie. Noch sind deutsche Mittelständler Weltmarktführer in der Aufbereitung und Klärung von Wasser und Abwasser, in der Meerund Brackwasserentsalzung sowie in der Produktion von reinem und ultrareinem Wasser für industrielle Prozesse. Der steigende Energiebedarf wird heute durch einen höheren Verbrauch fossiler Energieträger gedeckt. Indien und China werden dadurch nicht nur zu Konkurrenten des Westens bei der Ausbeutung der Ressourcen des Mittleren Ostens, es droht auch eine Wiederholung der Fehler Europas in Bezug auf den Schutz der Umwelt. Hier bietet sich ein umfangreicher Markt für den Bau neuer und die Umrüstung bestehender Kraftwerke, aber auch für kompetente Anbieter im Bereich der erneuerbaren Energien, wirksamen Filteranlagen und der Energieeffizienzsteigerung. Allein in Ostasien ist für die nächsten Jahre der Bau von mehreren hundert Großkraftwerken geplant. Das bedeutet auf Jahrzehnte volle Auftragsbücher für die „Branche Kraftwerksbau“, aber auch ausgelastete Kapazitäten und Probleme für europäische Nationen, die ebenfalls noch das eine oder andere Kraftwerk in Auftrag geben wollen. Die Boston Consulting-Studie 2005 warnt davor, dass Deutschland bis 2020 rund 40.000 Megawatt Kraftwerksleistung wegen Veraltung der Anlagen ersetzen muss. Das entspricht der Leistung von 40 Atomkraftwerken. Zwischen 2015 und 2020 öffnet sich dadurch eine Kapazitätslücke, die bis 2025 auf etwa 40 Prozent der Nachfrage in Deutschland anwachsen kann. Die Notwendigkeit, solchen Lücken vorzubeugen, ist nur die eine Seite der Medaille, die andere Seite besteht in den Chancen, die sich für Deutschland in den Emerging Mar-
MAHNER „Den Vorsprung, den wir gegenwärtig haben, werden wir nicht halten können“, warnt Prof. Dr. Meinhard Miegel, Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft.
kets ergeben: kostengünstige Produktionsstandorte, profitable Anlagemöglichkeiten und Absatzmärkte für Konsumgüter. Jochen Wolf, Portfolio-Manager der Asset Management GmbH der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), weist darauf hin, dass in Indien und China eine riesige Mittelschicht mit entsprechenden Konsumbedürfnissen heranwächst: „Unter zehn Prozent der chinesischen Bevölkerung zählten 2006 zur Mittelschicht und Oberschicht. Dieser Anteil wird bis zum Jahr 2030 auf geschätzte 40 bis 50 Prozent anwachsen. Bei 1,4 Mrd. Chinesen im Jahr 2030 bedeutet dies eine konsumfreundliche Bevölkerungsschicht von etwa 650 Mio. Menschen.“ Ähnlich wird es dann in Indien und anderen Schwellenländern aussehen – eine Mittelschicht, die mit rund 1,2 Mrd. Menschen insgesamt dreimal so groß sein wird wie die europäische Gesamtbevölkerung. Neben den Chancen, die sich eu-
ropäischen Konsumgüterproduzenten bieten, können auch Anleger von hohen Wachstumsraten profitieren. Die Deutsche Börse startete im Februar 2007 mit dem neuen Index DAXglobal Asia: 40 der liquidesten und größten Aktienwerte aus zehn asiatischen Ländern versprechen zweistelligen Wertzuwachs pro Jahr. So zumindest sah die Entwicklung der Werte seit 2001 aus. In den Index aufgenommen wurden Papiere aus China, Südkorea, Indien, Taiwan, Indonesien, Hongkong, Thailand, Malaysia, Singapur und den Philippinen. Nicht nur die „etablierten“ Tigerstaaten bieten Anlegern Chancen, auch sogenannte „kleine Tiger“ wie Vietnam locken mit hohen Wachstumsraten, über sieben Prozent im letzten Jahr und 15 Prozent jährliches Wachstum beim Energieverbrauch. Wichtig für die Position als Zukunftsmarkt ist auch die Alphabetisierungsquote von 90 Prozent. Das alles haben die Deutsche Bank und die Landesbank Berlin im Blick, wenn sie ihre Indexzertifikate Vietnam empfehlen. Damit insbesondere Europa den Anschluss an die Konkurrenz nicht verliert, sind größere gemeinsame Anstrengungen nötig. Vieles hängt davon ab, wie reibungslos im Binnenmarkt mit über 490 Mio. Konsumenten der Handel abläuft. Ein Baustein ist der Euro, ein weiterer die rechtliche Angleichung der Zahlungssysteme. Die Standardisierung der bargeldlosen Zahlungen ist eine Notwendigkeit, die mit der Einführung der Single Euro Payments Area (SEPA) bewältigt werden soll. Bereits vor zwei Jahren legte die EU-Kommission einen Vorschlag für einen einheitlichen Rechtsrah-
Globale Wasservorräte
www.visavis.de/interviews
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Das vollständige Interview mit Prof. Dr. Meinhard Miegel finden Sie unter: www.visavis.de/interviews
WASSERMANGEL Ein Großteil des globalen Süßwassers ist in den Gletschern der Polarkappen gebunden. 40 Prozent der Weltbevölkerung lebt als Folge der ungleichen Verteilung mit unzureichender Wasserversorgung.
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men vor, der von den Mitgliedsländern und Institutionen bisher nicht verabschiedet wurde. Dies gefährdet die pünktliche Einführung zum 1. Januar 2008. Karoline von Richthofen, Direktorin Firmenkundenzahlungen der Deutschen Bank, warnt eindringlich davor, den Startschuss zu verpassen. Auch Prof. Dr. Meinhard Miegel, Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft in Bonn, sieht im Gespräch mit VISAVIS „in spätestens einer Generation“ die ost- und südostasiatischen Länder an der Spitze. Die künftigen Wirtschaftsriesen zeichne das Gleiche aus, was die heutigen Riesen früher ausgezeichnet habe: „Sie sind jung, hungrig, dynamisch und expansiv.“ Profitieren können westliche Firmen vor allem dann, wenn sie „in diesen Märkten präsent sind“, so Miegel. Dann könnte auch die westliche Welt am Wachstum und an der steigenden Nachfrage nach Konsumgütern in den Schwellenländern partizipieren. Miegel warnt allerdings in Bezug auf den Bereich Forschung und Entwicklung: „Den Vorsprung, den wir gegen-
Forschung in Deutschland
WACHWECHSEL Prof. Achim Bachem wechselte im Oktober 2006 von der Deutschen Zentrale für Luft- und Raumfahrt (DLR) zum Forschungszentrum Jülich.
wärtig noch haben, werden wir sicher nicht halten können.“ Der Wissenschaftler hofft jedoch, dass der Westen wenigstens in einzelnen Branchen die Nase vorn behalten wird. „Das aber erfordert erhebliche Anstrengungen bei Bildung und Ausbildung, Forschung und Entwicklung.“
Forschungsinstitute sind als Partner der Wirtschaft die Triebkraft der Innovation in Deutschland. Bei der Fraunhofer-Gesellschaft und im Forschungszentrum Jülich forschen Wissenschaftler an den Zukunftstechnologien Kernfusion, Brennstoffzellen, Nanotechnologie, Biotechnologie, Robotik – um nur einige wenige Bereiche zu nennen. In Jülich entwickeln Forscher die Nanodrähte der Zukunft. Die Computerchips der nächsten Generation werden Strukturen besitzen, die unter 45 Nanometern klein sind. Im Forschungszentrum gelang es, auf einer Siliziumoberfläche Drähte aus Silizium und Germanium aufzudampfen, die nur 3,3 Nanometer oder 21 Atome breit waren. Dabei arbeiten die Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich und der Fraunhofer-Institute keineswegs im akademischen „Elfenbeinturm“. Im Gegenteil: Bei vielen Projekten handelt es sich um konkrete Auftragsforschung der Wirtschaft. Damit neh-
Effizienter Druckereinsatz Potenzial Mike R. Rüschenbaum, Lexmark, empfiehlt im Gespräch mit
der Redaktion den intelligenten Einsatz von Multifunktionsgeräten. Inwieweit beeinflusst die Druckerlandschaft die Effizienz in den Unternehmen? Wir unterscheiden grundsätzlich zwei Ansätze: beim zentralen Ansatz versucht ein Unternehmen, möglichst alle Druck-, Kopierund Faxvolumen auf ein Gerät zu lenken. Hier können zwar niedrige Seitenkosten erreicht werden, aber durch lange Wege sinkt die Effizienz. Lexmark hingegen präferiert den dezentralen Ansatz. Dabei steht der Zugang der Mitarbeiter zu den benötigten Funktionen im Vordergrund, und es wird ein schneller Zugriff auf die entsprechenden Dokumente ermöglicht. Häufig genutzte Geräte stehen im direkten Zugriff, während man für Geräte und Funktionen, die seltener gebraucht werden, auch mal ein paar Meter mehr in Kauf nimmt. Welchen Mehrwert kann ein Druckerhersteller zur Produktivitätssteigerung leisten? Wir unterstützen Unternehmen dabei, den Medienbruch zu überwinden. Ein Beispiel: Kundenanfragen erreichen Unternehmen heute in den verschiedensten Formen wie
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E-Mail, Brief, Fax oder Telefon. Die für die Beantwortung notwendigen Daten liegen ebenfalls in unterschiedlichen Formen vor, müssen jedoch an das vom Kunden vorgegebene Medium angepasst werden. Durch Consultingleistungen und den intelligenten Einsatz von Multifunktionsgeräten unterstützt Lexmark Unternehmen dabei, Informationen möglichst schnell und kostengünstig zu verteilen – unabhängig davon, ob diese digital oder analog vorliegen. Das bietet die Chance zur Produktivitätssteigerung, da die eigentlichen Einsparpotenziale nicht auf den Seitenkosten beruhen. Können Sie die Kosten beziffern, die Unternehmen jährlich für Drucken, Faxen und Kopieren ausgeben? Studien ergeben, dass viele Unternehmen ihre Kosten für das Drucken und Kopieren nicht kennen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass sich die Outputkosten in Unternehmen durchschnittlich auf ein bis drei Prozent des Umsatzes belaufen – dies bestätigen auch Marktforschungsinstitute wie Gartner.
men diese Institute eine außergewöhnliche Rolle an der Schnittstelle von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ein. Prof. Dr. Achim Bachem, seit Oktober 2006 der neue Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums Jülich: „Die deutsche Wissenschaft ist international nur wettbewerbsfähig, wenn wir die verschiedenen Säulen vernetzen bis hin zu vollkommen neuen Strukturen. Die Politik muss Jülich als eine der ganz großen wissenschaftlichen Einrichtungen in die Diskussion einbinden, um solche neuen Strukturen zu gestalten.“ Was bedeuten nun all diese Entwicklungen für Wirtschaft und Gesellschaft? Eine ganze Welle der Veränderung, einen revolutionären Wandel und letztendlich auch ein Umdenken der Menschen, wenn sie nicht unter die Räder der Globalisierung geraten wollen. Die Zukunft birgt nicht nur Gefahren, sie bietet auch große Chancen und Möglichkeiten für innovative Unternehmen und wache Anleger, die rechtzeitig aufstrebende Märkte erkennen. Welche Wettbewerbsvorteile generieren Unternehmen durch den Einsatz Ihrer Produkte und Lösungen? Allein durch aktiv verwaltete Drucker können 10 bis 30 Prozent der Kosten gespart werden. Lexmark unterstützt Unternehmen dabei, weniger zu drucken, und bietet neben dem Flottenmanagement Branchenlösungen für Unternehmen, die traditionell sehr viel mit Dokumenten in Papierform arbeiten wie zum Beispiel Versicherungen oder Banken. Der Markt für Multifunktionsgeräte ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Sehen Sie eine Trendwende? Nein, im Gegenteil. Immer mehr Unternehmen nutzen die Möglichkeiten von Multifunktionsgeräten. Bei Tintenstrahlprodukten werden heute schon mehr Multifunktionsgeräte verkauft als Drucker. Für Lasergeräte erwarten wir mittelfristig eine vergleichbare Entwicklung. Beim Druck-Business ist vieles bereits „commodity“. Welche neuen Herausforderungen erwarten Sie in Zukunft? Die Technologie ist bereits sehr weit fortgeschritten. Dazu gehören wasserfeste und lichtechte Tinte sowie einfache Bedienbarkeit trotz hoher Funktionsvielfalt. Ein wichtiges Thema für die Zukunft ist die Sicherheit. Die Verschlüsselung der Daten und das PINgestützte Drucken werden künftig einen ho-
Innovative Arbeitswelten Die demografischen Probleme werden nicht nur einen Mangel an jungen Arbeitskräften nach sich ziehen, sondern auch ein Umdenken bei der Ausstattung der Arbeitsplätze. Eine längere Lebensarbeitszeit und ein höherer Anteil an älteren Mitarbeitern bedeuten auch spezielle Anforderungen an Möbel und EDV. Gleichzeitig werden die Arbeitnehmer weitaus flexibler und mobiler arbeiten müssen. Unternehmen wie Wini Büromöbel haben das bereits erkannt. Carolina SchmidtKarsch, Wini Möbel GmbH: „Das fängt schon bei der Ergonomie an: Ein Steh-/SitzArbeitsplatz z. B. fördert nachweislich die Gesundheit der Mitarbeiter, und ein geringerer Krankenstand und zufriedene Mitarbeiter sind sicher für jedes Unternehmen von Nutzen.“ Freiwillig unterwirft sich der Mittelständler höheren Qualitätsnormen, als
PRODUKTIV „Wir unterstützen Unternehmen dabei, den Medienbruch zu überwinden“, so Mike R. Rüschenbaum, Geschäftsführer Lexmark Deutschland GmbH.
hen Stellenwert einnehmen. Auch in puncto Farbdruck wird es Neuerungen geben. Wichtig dabei ist vor allem der effiziente Einsatz von Farbe. Wir bieten mit der „Lexmark ColorCare“-Technologie eine Funktion, die Kunden beim Umgang mit Farbe unterstützt. Welche Ziele verfolgt Lexmark mittelbis langfristig im Druckermarkt ? Wir konzentrieren uns auf den Ausbau unserer Marktposition, vor allem bei Multifunktionsgeräten und Farblaserdruckern. Des Weiteren sehen wir vor allem in den Bereichen Services, Finanzierungskonzepte und Consulting ein hohes Wachstumspotenzial. Infos unter: www.lexmark.de
dies notwendig wäre, und bietet damit seinen Kunden die Chance auf größere Effizienz und höhere Produktivität. „Im Dschungel der Vereinsamung durch die digitale Arbeitswelt ist alles gefordert, was dem Menschen die direkte Kommunikation erleichtert“, umreißt Carolina Schmidt-Karsch die Herausforderungen, vor denen sich die Hersteller von Büromöbeln sehen. „Die Qualität des Arbeitsumfeldes hat unmittelbare Auswirkungen auf die Qualität der Arbeitsleistung“, erklärt Hendrik Hund, Vorsitzender des Verbandes Büro-, Sitz- und Objektmöbel (BSO). „So hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart ermittelt, dass die durchschnittliche Produktivitätsrate in deutschen Büros erst bei 60,7 Prozent liegt“, macht er deutlich. Bei optimaler Gestaltung des Arbeitsumfelds seien indes Produktivitätssteigerungen „von bis zu 36 Prozent möglich“. Sein Verband ist Mitherausgeber der Leitlinie „Quality Office“. Ziel dieses Standards ist es, Qualitätskriterien für Büroarbeitswelten zu entwickeln, „um nicht nur Krankheitskosten zu reduzieren sondern auch das Leistungspotenzial in den Büros zu aktivieren“. Der so geschaffene Qualitätsstandard geht weit über bestehende Qualitäts- und Prüfsiegel für Büroarbeitsplätze hinaus. Geschaffen wurden die Kriterien von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), inqa buero, DIN und der BSO. Lexmark setzt bei der Büroausstattung auf Produktivitätssteigerung durch kurze Wege. Auch hier hat man begriffen, dass sich die Anforderungen an die modernen Bürowelten auf vielfältige Weise verändert haben. Heute stehen zunehmend Sicherheit und Effizienz im Vordergrund. In der Vergangenheit befanden sich die Geräte wie Drucker, Fax und Kopierer an unterschiedlichen Orten. „Durch das Zusammenwachsen mehrerer Geräte ist heute ein zentraler Zugriff auf sämtliche Aufgabenbereiche eines Multifunktionsgeräts möglich. Der intelligente Einsatz von Multifunktionsgeräten führt so zu einer optimalen Auslastung und zu Kosteneinsparungen“, erläutert Mike R. Rüschenbaum, Geschäftsführer Lexmark Deutschland. Informationen: www.quality-office.org VISAVIS ECONOMY
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Qualität nach Maß Ergonomie VISAVIS sprach mit Carolina Schmidt-Karsch, Geschäftsführerin
Wini Büromöbel GmbH, über Innovationen und die Zukunft der Bürowelt. Seit der Orgatec 2006 präsentiert sich Ihr Unternehmen mit einem neuen Corporate Design unter dem Namen „Wini. Mein Büro“. Das verspricht große Kundennähe. Inwiefern gilt das auch für Ihre Produkte? Welche Innovationen und Alleinstellungsmerkmale bieten diese? Wenn ein Kunde „Wini. Mein Büro“ sagt, dann impliziert das uneingeschränkte Zufriedenheit – mit dem Produkt, unseren Fachhandelspartnern, aber auch mit der damit verbundenen Dienstleistung. Wir wollen unseren Kunden eine hochwertige und maßgeschneiderte Einrichtungslösung bieten, die dem Erreichen der Ziele des Unternehmens und seiner Mitarbeiter optimal begegnet. Unsere Produkte verbinden zweckgebundene Büroeinrichtung mit wohnlicher Arbeitsplatzgestaltung und bieten die passende Antwort auf technische Entwicklungen ebenso wie auf die funktionalen, qualitativen, gestalterischen und ergonomischen Anforderungen der Bürowelt. Beste Beispiele dafür sind unsere neuen Produkte: das Tischsystem Winea Focus, unser Stauraumsystem Winea Matrix oder unser Steh-Sitz-Profi Winea Active. Darüber hinaus entstehen viele Produktinnovationen gerade aufgrund unserer großen Kundennähe, denn im Tagesgeschäft sehen wir uns oft mit ganz speziellen Problemen konfrontiert, die nach speziellen Lösungen verlangen. Hier können wir oft schneller und flexibler reagieren als Konzerne der Branche und maßgeschnei-
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derte Produkte kurzfristig in Kleinserien fertigen. Auch dafür steht „Wini. Mein Büro“. Wie kann eine Optimierung der Büroeinrichtung heute zu einer verbesserten Wirtschaftlichkeit und Steigerung der Leistungsperformance beitragen? Das fängt schon beim Thema Ergonomie an: Ein Steh- / Sitz-Arbeitsplatz z. B. fördert nachweislich die Gesundheit der Mitarbeiter, und ein geringer Krankenstand und zufriedene Mitarbeiter sind sicher für jedes Unternehmen von Nutzen. Ein anderer Ansatz ist beispielsweise das Bilden von Clustern für Büroarbeitsplätze, was Flexibilität für die Zukunft schafft und Kosten spart. Gleiches gilt für den Einsatz mobiler Möbel-Elemente: Neben Schulungseinrichtungen profitieren heute vor allem Projektteams von schnellen Umbaumöglichkeiten durch mobile Büromöbel. Und nicht zuletzt fördert die Integration von „Meeting Points“ in die Bürolandschaft die Kommunikation und den Ideenaustausch unter Kollegen – alles Faktoren, die Unternehmen zugutekommen. Welchen Herausforderungen stellen Sie sich durch die Erfüllung der „Norm“ Quality Office und welche Vorteile haben Ihre Kunden dadurch? Bislang wurden unsere Produkte nachträglich zertifiziert, d. h. Wini produziert bereits seit Jahren in einer Qualität, die weit über die vorgeschriebenen Mindestnormen wie CEN, DIN und ISO hinausgeht. Künftig gilt
es, diesen Standard zu halten, wenn nicht sogar noch zu übertreffen. Größter Vorteil für den Kunden ist die Gewissheit, ein Produkt erworben zu haben, das durch überdurchschnittlich hohe Verarbeitungsqualität überzeugt und bestehende Normen als Aufgabenstellung ansieht. Dazu garantiert das Siegel eine konsequent ökologische Ausrichtung, die Modularität des Produktsystems, die Nachlieferbarkeit, eine optimale Beratung sowie die flexible Kombinierbarkeit mit unseren anderen Produktserien. Wie wird sich die Arbeitswelt in den nächsten Jahren entwickeln und wo sehen Sie Ihre Produkte und Dienstleistungen in diesem Kontext? Ich denke, der Faktor „Mensch“ behält den größten Einfluss auf die Entwicklung der Bürowelt. Seine individuellen Bedürfnisse werden auch künftig die allgemeinen Trends und die Produkte der Büromöbelhersteller bestimmen. Im Dschungel der Vereinsamung durch die digitale Arbeitswelt ist alles gefordert, was dem Menschen die direkte Kommunikation erleichtert. Hinzu kommt, neben der emotionalen Forderung nach Design und Individualisierung, sicherlich auch der rationale Anspruch auf Nachhaltigkeit – im Sinne von verlässlichen Leistungen. Wini hat hier den richtigen Weg eingeschlagen: Wir haben uns bereits in den letzten Jahren erfolgreich als Spezialist für kundenindividuelle Einrichtungslösungen am Markt etablieren können. Dazu bieten wir unseren Kunden neben innovativen, designorientierten, hochwertigen Produkten einen umfassenden verlässlichen Service rund um die Büroeinrichtung. Diesen Weg werden wir konsequent fortsetzen. Infos: www.wini.de
KUNDENORIENTIERT „Die Bedürfnisse des Menschen bestimmen künftig die allgemeinen Trends und Produkte“, erklärt Carolina Schmidt-Karsch.
RECYCLING
Wiederverwertung Umweltschutz und Preisanstieg bei Rohstoffen machen das Recycling zu einem lohnenden Geschäft.
Gebraucht
von Andreas Stowasser ezeichnen Fachleute Deutschland als Vorbild in puncto Ökologie, erwähnen sie im nächsten Atemzug häufig das getrennte Sammeln von Verpackungsmüll. Lange Jahre stand der Grüne Punkt als Synonym für das separate Erfassen von Verkaufsverpackungen. Der Grüne Punkt ist die Marke des Dualen Systems Deutschland (DSD), des langjährigen Monopolisten in diesem Segment. Doch inzwischen hat der Wettbewerb Einzug gehalten. Allerdings befürchten Skeptiker, dass das System der haushaltsnahen Erfassung von Verpackungsabfällen kollabiert, wenn sich die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht schnell ändern. Eine Novelle der Verpackungsverordnung, die das Erfassen und Verwerten regelt, steht deswegen auf dem Plan. Drohte Deutschland in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch ein Müllnotstand, sind Rohstoffe heute weltweit knapp und teuer geworden. Wesentliche Ursache hierfür ist das Wachstum in Boomregionen, an erster Stelle steht hier China. Vor diesem Hintergrund sind aus Abfall gewonnene Sekundärrohstoffe zum begehrten Wirt-
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schaftsgut geworden. Was früher die Deponien überquellen ließ, wird nun in immer größerem Maße verwertet – aus rein ökonomischen Gründen. Dr. Stephan Harmening, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE): „Unsere Unternehmen sind immer weniger Entsorger, stattdessen immer mehr Produzenten und Händler von Rohstoffen.“ Allerdings spielen gesetzliche Rahmenbedingungen immer noch eine wesentliche Rolle bei der Wiederverwertung mancher Arten von Abfall. Die derzeit kontrovers diskutierte Verpackungsverordnung zählt zu diesen Vorschriften. Mit dem Begriff „Selbstentsorger“ bezeichnet man Hersteller und Vertreiber von Verkaufsverpackungen, die ihre abfallrechtliche Produktverantwortung originär wahrnehmen und sich von ihren Pflichten nicht durch Teilnahme an einem System (duales System) freistellen lassen. Als zweiter Entsorgungsweg für leere Verkaufsverpackungen von Verbrauchern dienen die sogenannten „dualen Systeme“. Der bei Weitem bekannteste und immer noch größte Spieler auf diesem Markt ist das Duale System Deutschland.
Als einer von derzeit drei Anbietern betreibt das DSD ein bundesweit zugelassenes duales System zur Sammlung und anschließenden Verwertung von Verpackungsabfällen. Die aktuell bundesweit agierenden Konkurrenten des DSD sind die Interseroh AG und die Landbell AG. Wolfgang Schertz, Vorstandsvorsitzender von Landbell, macht deutlich: „Wir haben die in jeder Hinsicht starren Strukturen aufgebrochen. Das bedeutet klare Vorteile für Industrie und Handel bei Preis, Qualität und Service.“ Erkennungszeichen der beim DSD lizenzierten Produkte ist der Grüne Punkt. Verpackungsabfälle mit diesem Kennzeichen können per Gelben Sack oder Gelbe Tonne entsorgt werden. Unternehmen, die ihre Produkte mit dem Grünen Punkt versehen, müssen dafür Lizenzgebühren abführen. Aufgrund einer Entscheidung der EUKommission darf das Zeichen „Grüner Punkt“ auch auf Verkaufsverpackungen von anderen dualen Systemen und von Selbstentsorgern angebracht werden. Das schafft nach Meinung von Experten allerdings Unklarheiten und Probleme: Ob für eine Verpackung im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne tatsächlich Lizenzgebühren bezahlt wurden, ist auf diese Weise nämlich nicht erkennbar. Mehr als ein Drittel der Verpackungen soll im Jahr 2005 in die Sammlungen der dualen Systeme gelangt sein, ohne dass dafür bezahlt wurde. Diese sogenannte Trittbrettfahrerproblematik droht nach Auffassung von Fachleuten das gesamte System der haushaltsnahen Erfassung von Verkaufsverpackungen zu gefährden. Der Bundesverband der Selbstentsorger von Verkaufsverpackungen (BSVV) schätzt die Lage anders ein. Der langjährige Rechtsberater des DSD, Prof. Dr. Klaus-
ENTWICKLUNG „Wir sind immer weniger Entsorger, sondern zunehmend Produzenten und Händler“, erläutert Dr. Stephan Harmening, Hauptgeschäftsführer des BDE. VISAVIS ECONOMY
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Hocheffiziente Ersatzbrennstoffanlage Energienutzung Mit einem Budget von 300 Millionen Euro wird die größte Einzelinvestition im hessischen
Industriepark Höchst geplant. Das Projekt war Hauptthema des VISAVIS-Gesprächs mit Roland Mohr.
Infraserv Höchst plant eine Ersatzbrennstoffanlage mit einer Kapazität von 675.000 Jahrestonnen. Ist der Energiebedarf im Industriepark Höchst so stark gestiegen, dass der Bau dieser Anlage erforderlich ist? In der Tat entwickelt sich der Industriepark Höchst sehr dynamisch, was sich durch die kontinuierlich hohen Investitionszahlen belegen lässt. Allein 2006 haben die Standortgesellschaften rund 370 Millionen Euro im Industriepark investiert. Mit dem Bau der Ersatzbrennstoffanlage, die 70 MW elektrische Leistung bzw. 250 Tonnen Dampf pro Stunde erzeugt, erhöhen wir unsere eigenen Erzeugungskapazitäten und werden im Interesse unserer Standortkunden unabhängiger von den Entwicklungen auf dem Energiemarkt. Wir wollen nämlich unseren Kunden langfristig Energie zu international wettbewerbsfähigen Konditionen anbieten, um als Standort weiterhin attraktiv zu bleiben. Warum eine Ersatzbrennstoffanlage? Weil es einen Bedarf für solche Anlagen gibt und es sich um eine ressourcenschonende Art der Energieerzeugung handelt, die unter ökonomischen und ökologischen Aspekten sinnvoll ist. Ersatzbrennstoffe dürfen seit dem 1. Juni 2005 in Deutschland nicht mehr deponiert werden, doch die Verwertungskapazitäten reichen nicht aus. Wir schaffen die im Rhein-Main-Gebiet erforderlichen Verwertungskapazitäten. Gleichzeitig erzeugen wir
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auf eine sehr effiziente und umweltfreundliche Weise Energie, denn wir sparen durch die Nutzung der Ersatzbrennstoffe fossile Brennstoffe wie Erdgas und Steinkohle ein. Ohnehin sind Energieerzeugungsanlagen im Industriepark Höchst besonders effizient. Warum sind Ihre Anlagen effizienter als andere? Weil wir am Standort neben der elektrischen Leistung auch die Wärme in Form von Prozessdampf direkt verwerten können. Viele der Standortfirmen benötigen Prozessdampf für die Chemie- und Pharmaproduktion. So erreichen wir mit unserem Kraftwerk einen Energieausnutzungsgrad von über 90 Prozent. Kraftwerke, die primär der Stromproduktion dienen, erreichen nur einen Energieausnutzungsgrad von 40 bis 45 Prozent, da die Wärme ungenutzt entweicht. Energieerzeugung im Industriepark Höchst ist also
UMWELTBEWUSSTSEIN „Wir setzen auf effiziente und umweltfreundliche Energieerzeugungskonzepte“, erklärt Dr. Roland Mohr, Geschäftsführer Infraserv Höchst.
immer besonders wirtschaftlich und damit auch umweltfreundlich, da wir aus fossilen Brennstoffen oder auch aus Ersatzbrennstoffen ein Maximum an Energie herausholen und somit Ressourcen schonen. Dieses Ziel, Energie auf umweltfreundliche Weise zu erzeugen, verfolgen wir auch mit dem Bau einer Co-Fermentationsanlage, die im Juli im Industriepark in Betrieb genommen wird. Hier wird Biogas aus Klärschlämmen und organischen Abfällen erzeugt. Infraserv Höchst unterstützt auch das EU-Projekt „Zero Regio“, in dessen Rahmen vor kurzem eine Wasserstoff-Tankstelle am Industriepark Höchst eröffnet wurde. Wie hoch ist das Investitionsvolumen? Das Projektbudget beläuft sich auf insgesamt rund 300 Millionen Euro. Es handelt sich somit um die größte Einzelinvestition, die bisher im Industriepark Höchst getätigt wurde. Zur Realisierung des Projekts wurde die Betreibergesellschaft „Thermal Conversion Compound Industriepark Höchst GmbH“ gegründet, an der Infraserv Höchst maßgeblich beteiligt ist. Als Finanzierungspartner fungiert die HSH Nordbank, die über große Erfahrung bei der Durchführung internationaler Großprojekte verfügt. Die japanische Firma Ebara, die im Bereich der zirkulierenden Wirbelschicht-Technologie erfahren ist, wird als Generalunternehmer den kompletten Bau der Anlage inklusive der Anlagentechnik übernehmen. Woher werden die Ersatzbrennstoffe stammen? Wir haben langfristige Verträge mit 14 seriösen und zertifizierten EBS-Lieferanten abgeschlossen, sodass bereits eine weitgehende Besicherung der Anlage mit aufbereiteten und qualitätsgesicherten Ersatzbrennstoffen gewährleistet ist. Wann soll die Anlage in Betrieb gehen? Die Grundsteinlegung wird 2007 erfolgen, die Inbetriebnahme ist für 2009 vorgesehen. Informationen unter: www.infraserv.com
RESSOURCE Viele Verpackungen, die früher als Abfall entsorgt wurden, sind heute ein begehrter Rohstoff, von Kunststoffen über Metall bis hin zu Papier.
Peter Dolde, sieht in der Selbstentsorgung keine Gefahr für die haushaltsnahe Getrenntsammlung, da die Kapazität von Selbstentsorgersystemen beschränkt sei. Bund und Länder haben aber beschlossen, die Verpackungsverordnung mit einer 5. Novelle zu ändern, um sicherzustellen, dass alle Verpackungen, die im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne entsorgt werden, an einem dualen System teilnehmen. Die Novelle soll außerdem die rechtlichen Rahmen-
bedingungen für fairen Wettbewerb verbessern. Dadurch soll die flächendeckende haushaltsnahe Erfassung von Verpackungsabfällen auf Dauer gesichert werden. Einen Wachstumsmarkt im Rahmen der Entsorgungswirtschaft stellt die Gewinnung von Energie aus Abfällen mithilfe sogenannter Ersatzbrennstoffe (EBS) dar. Unter Ersatzbrennstoffen versteht man alle thermisch verwertbaren Brennstoffe, die dem Regelbrennstoff, zumeist ein fossiler Brennstoff, beigemischt werden. Das Marktforschungsinstitut Prognos rechnet mit EBS-Kraftwerkskapazitäten von rund drei Millionen Tonnen im Jahr 2008. Derzeit werden laut Experten 6,7 Millionen Tonnen Ersatzbrennstoffe jährlich aus Haus- und Gewerbeabfällen hergestellt. Die aktuell nicht verwertbaren EBS müssen zwischengelagert werden. Die hohen Energiepreise machen sie als Energiequelle immer interessanter. Beispiele hierfür sind Werke der Chemie-, Papier-, Hütten-, Nahrungsmittelindustrie und Gewerbeparks. Infraserv Höchst etwa plant eine Ersatzbrennstoffanlage mit 675.000 Jahrestonnen Kapazität. Weitere Industrieanlagen werden folgen, wenn die Primärenergiepreise dauerhaft hoch bleiben.
Recycling hat eine große Zukunft vor sich. Mehrere Faktoren sprechen dafür: Der globale Rohstoffbedarf wird künftig weiter wachsen. Daraus resultierende steigende Preise für Primärrohstoffe machen Sekundärrohstoffe aus Abfall attraktiv. Außerdem nimmt das Umweltbewusstsein weltweit zu, wie die derzeitige Diskussion um den Klimaschutz zeigt. Dies wird zu erhöhten Anforderungen an die Wiederverwertung von Abfällen führen. Höhere Quotenvorgaben vom Gesetzgeber werden die Folge sein. Auch die Energiegewinnung aus Abfällen wird durch die global knapper werdenden Primärressourcen beflügelt. Unsicherheiten bestehen nur hinsichtlich der Gesetzgebung wie im Fall der Novelle der Verpackungsverordnung. Auch deswegen bleibt die Branche in Bewegung. Nicht zuletzt profitieren neben den Unternehmen auch Umwelt und Menschen von Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit. WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
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+ www.bde.org + www.bsvv.de + www.recyclingmagazin.de
Neue Spielregeln bei der Abfallentsorgung Die Landbell AG hat als Erste das DSD-Monopol bei der Verpackungsentsorgung geknackt. VISAVIS
sprach mit Wolfgang Schertz, Vorstandsvorsitzender des Entsorgungsspezialisten Landbell. Wie wird der freie Wettbewerb im Markt der Dualen Systeme von den Kunden aus Industrie und Handel angenommen? Die Unternehmen können jetzt frei wählen, welchem System sie ihre gesetzlichen Recyclingauflagen übertragen – und sie nutzen diese Möglichkeit. Nachdem keiner mehr gezwungen ist, mit der Duales System Deutschland GmbH (DSD) zusammenzuarbeiten, registriert das Duale System von Landbell einen enormen Zulauf. Das zeigt, dass die von Politik und Wirtschaft geforderte Marktöffnung überfällig war. Welche Vorteile bringt der neue Wettbewerb? Wir haben die in jeder Hinsicht starren Strukturen aufgebrochen. Landbell ist unabhängig, kooperiert mit verschiedenen Entsorgungsunternehmen und bietet je nach Anforderung spezifische Recyclinglösungen. Das bedeutet klare Vorteile für Industrie und Handel bei Preis, Qualität und Service. Macht sich die Marktöffnung auch für die Endverbraucher bemerkbar?
Wie bei jeder Deregulierung wirkt sich der Wettbewerb auf die Preise aus, sprich die zum Beispiel in den Lebensmittelpreisen enthaltenen Entsorgungskosten für die Verpackungen sind gesunken. Der Wettbewerb bringt neue Impulse, über alternative Erfassungsmethoden wie die Gelbe Tonne Plus nachzudenken. Neben den Dualen Systemen wetteifern Selbstentsorgersysteme um die Recyclingaufträge. Wie wird sich der Markt entwickeln? Vom Grundsatz her ergänzen sich die Dualen Systeme mit der haushaltsnahen Entsorgung und die Selbstentsorgerlösungen, die das Recycling am Ort der Übergabe abwickeln. Wettbewerb ist daher kontraproduktiv. Es muss vielmehr darum gehen, Richtlinien für ein faires Miteinander aller Marktteilnehmer zu definieren. Dazu gehört mehr Transparenz bei der Verteilung des Recyclingvolumens auf die einzelnen Entsorgungssysteme. Hier darf es keine Grauzone geben. Was erwarten Sie von der anstehenden 5. Verpackungsnovelle? Welche Ziele hat Landbell für die Zukunft? Wir fordern klare Qualitäts- und Kontrollmechanismen bei den Schnittstellen für Duale Systeme und Selbst-
entsorger sowie präzise verifizierte Meldemengen. Nur so können Recyclingpreller und Falschmelder gestoppt werden. Das sichert langfristig die Institution der Dualen Systeme. Unser Ziel ist, die Position als größter Wettbewerber der DSD auszubauen, in neue Geschäftsfelder zu expandieren und unsere europäischen Aktivitäten weiterzuentwickeln. www.landbell.de
KONKURRENZ Wolfgang Schertz, Vorstandsvorsitzender der Landbell AG, ist stolz, dass sein Unternehmen auf dem deutschen Entsorgungsmarkt so gut positioniert ist.
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Attraktive Renditen im Blick Potenzial Viele Unternehmen der Biotechnologie-Sparte sind mittlerweile erfolgreich. Die Fondsmanager der
Clariden Leu AG erwarten für 2007 Gewinnsteigerungen von bis zu 20 Prozent.
EXPERTEN Die Fondsmanager Eric Bernhardt und Nathalie Flury investieren in lohnende Produkte, die nicht nur den Patienten einen klaren Nutzen bringen. Sie geben darüber hinaus auch den interessierten Anlegern neue Perspektiven.
Das Krebsprodukt Avastin von Genentech zeigt deutlich, dass innovative Produkte, die dem Patienten einen klaren therapeutischen Nutzen bringen, von den Ärzten aktiv angewendet werden. Nach unseren Schätzungen dürften die Umsätze dieses Produktes bei rund fünf Mrd. Dollar liegen. Ebenfalls erwarten wir, dass weitere Produkte in anderen Gebieten in den nächsten Jahren erfolgreich lanciert werden können. Ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Forschung und Entwicklung stellt die Therapie von Hepatitis dar. Wir erwarten, dass die Behandlung von Hepatitis C innerhalb der nächsten sechs Jahre stark verbessert wird. Die neuen Produkte werden signifikant wirksamer und weisen zudem weniger Nebenwirkungen auf. Der Hepatitis-C-Virus greift die Leberzellen an und repliziert sich. Die Symptome dieser Krankheit umfassen u. a. Fieber, Gelbsucht, Gelenk- und Muskelschmerzen. Längerfristige Folgen können Leberzirrhose oder Leberkrebs sein. Nachdem man das Genom, die Struktur und den Lebenszyklus des Virus analysiert hat, ist es nun möglich, den Virus direkter und somit effizienter zu bekämpfen. Die Protease-Inhibitoren erachten wir als eine der vielversprechendsten Produkteklassen. Sie verhindern die Entstehung eines wichtigen Enzyms, das für die Entwicklung des Virus wichtig ist. Zudem erhöhen diese Inhibitoren die Wir-
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kung des Interferons, das für die Behandlung von Hepatitis bereits eingesetzt wird. Das Produkt VX-950 des Unternehmens Vertex hat in den klinischen Studien ausgezeichnete Resultate erzielt. Der antivirale Effekt ist so groß, dass der Virus nicht mehr nachweisbar ist. Dieses Produkt dürfte die Behandlung von Hepatitis revolutionieren. Johnson & Johnson wird VX-950 gemeinsam mit Vertex in den USA vermarkten. Zudem dürften weitere Produkte wie z. B. Albuferon von Human Genome Sciences Fortschritte in der HepatitisBehandlung mit sich bringen. Nach unseren Schätzungen könnte ein erfolgreiches Produkt auf diesem therapeutischen Gebiet einen Umsatz von rund zwei Mrd. USD erzielen. Die Biotechnologieunternehmen investieren weiterhin kräftig in Forschung und Entwicklung. Nach unseren Schätzungen betrifft das rund 25 Prozent der Umsätze in 2006 (Pharmaunternehmen: 15 Prozent). Die Ausgaben der Biotechnologiebranche liegen höher, weil sie in gering therapierbaren Krankheitsbereichen tätig sind. Dies wiederum erlaubt eine flexiblere Preispolitik; überdies benötigen viele dieser Unternehmen nur einen kleinen Außendienst. Zurzeit befinden sich über 800 Produkte in klinischen Studien – ein Drittel davon in Phase III, der letzten Phase vor der potenziellen Zulassung eines Produkts. Die FDA (Food & Drug Administration) wird in diesem Jahr voraus-
sichtlich über die Zulassung von 25 neuen Produkten entscheiden. Produkte mit hohem Umsatzpotenzial, die in der Lancierungsphase stehen, sind Exubera von Nektar / Pfizer – das erste inhalative Insulin für DiabetesPatienten – und Revlimid von Celgene, das gegen Multiples Myelom eingesetzt wird. Die profitablen Biotechnologieunternehmen haben mit sehr guten Quartalszahlen das überdurchschnittliche Wachstum des Sektors bestätigt. Das Potenzial künftiger Produktzulassungen ist groß, was die Gesamtperformance des Sektors zusätzlich untermauern wird. Darüber hinaus bestehen gute Chancen, dass sich auch die positiven Umsatz- und Gewinnzuwachstrends der bereits rentablen Unternehmen weiter fortsetzen werden. Die Bewertungen liegen im historischen Durchschnitt. Über das Gesamtjahr gesehen rechnen wir mit einer Gewinnsteigerung der rentablen Biotechunternehmen um rund 20 Prozent. Wir sind zuversichtlich, dass Biotechnologiefonds, die selektiv in eine Palette von Unternehmen mit potenziellen und bewährten Therapien anlegen, in den kommenden fünf Jahren attraktive Renditen erzielen werden. Unsere Autoren Eric Bernhardt und Nathalie Flury sind Analysten und PortfolioManager der Clariden Leu AG für Life Sciences beziehungsweise Biotechnologie. Weitere Einzelheiten unter: www.claridenleu.com
Gene mit Umsatzpotenzial Aufwind Patienten und Anleger profitieren von der Expansion der Biotechnologiebranche. Wachstums-
treiber sind die demografische Entwicklung und das Ablaufen des Patentschutzes vieler Medikamente. von Ullrich Niehoff Im letzten Jahrhundert hat vor allem die Informationstechnologie der Weltwirtschaft einen enormen Wachstumsschub beschert. In diesem Jahrhundert, so glauben viele Wissenschaftler und Wirtschaftsexperten, wird die Biotechnologie der wichtigste Wirtschaftsmotor werden. Dazu zählen nicht nur medizinische Anwendungen, also neue Diagnostika, Impfstoffe und Medikamente, sondern auch die sogenannte Grüne Biotechnologie mit Anwendungen in der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie sowie die Weiße Biotechnologie, die den Einsatz nachwachsender Rohstoffe und biologischer Verfahren in der chemischen Industrie vorantreibt. Seit mehr als einem Jahrzehnt befinden sich Bio- und Gentechnologie in einem rasanten Aufbruch. 2006 wurden hier weltweit erneut überdurchschnittliche Wachstumsraten von mehr als 20 Prozent erzielt. Wichtigstes Segment ist nach wie vor die medizinische, also die Rote Biotechnologie. Nach Angaben der OECD sind weltweit 51 Prozent aller Biotechnologiefirmen auf diesem Sektor aktiv, 19 Prozent in der Grünen und 15 Prozent in der Weißen Biotechnologie. Trotz des starken Wachstums in diesem Sektor ist ein Ende nicht abzusehen, denn vom weltweiten Umsatz mit Medikamenten in Höhe von ca. 600 Milliarden Dollar im
Jahr 2005 entfielen nur neun Prozent auf biotechnologisch gewonnene Wirkstoffe. Dieser Anteil wird in den kommenden Jahren stetig steigen, weil heute immer mehr neue Wirkstoffe mit biotechnologischen Methoden entwickelt bzw. produziert werden. Für das Jahr 2007 wird daher prognostiziert, dass der Biotechnologiesektor um ca. 15 bis 16 Prozent und der Pharmamarkt um etwa fünf bis sechs Prozent wachsen wird. Bis 2010 sollen mehr als 60 Prozent der Um-
EXPERTE Prof. Dr. Detlef Weigel, Max-Planck-Institut, warnt vor einer Abwanderung der Forschung, falls sich die Akzeptanz der Grünen Biotechnologie nicht verbessert.
sätze mit biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln erzielt werden. In den USA stammt bereits heute mehr als die Hälfte der neu zugelassenen Medikamente von BiotechFirmen. Weltweit sind derzeit ungefähr 700 bis 1.000 Produkte der Biotechnologie – neue Medikamente ebenso wie neue Impfstoffe, darunter fast die Hälfte gegen Krebserkrankungen – in der klinischen Erprobung. Der Markt wächst aus mehreren Gründen. Zum einen ermöglicht die Biotechnologie erstmals einen Zugang zum Verständnis und damit zur Therapie vieler Erkrankungen. Zum anderen sind der Mangel an neuen Produkten in der Pharmaindustrie und die demografische Entwicklung Wachstumstreiber. Bei den großen Pharmafirmen fallen im Zeitraum von 2005 bis 2008 Umsätze in Höhe von über 50 Mrd. Euro weg, weil für die entsprechenden Medikamente der Patentschutz abläuft und sie daher von GenerikaHerstellern angeboten werden. Diese Lücken versuchen viele Unternehmen durch Kooperationen oder die Akquisition innovativer Biotech-Firmen bzw. vielversprechender Produkte zu füllen. Allein in Europa investieren die Pharmafirmen derzeit rund ein Viertel ihres Forschungsbudgets in Kooperationen mit Biotech-Firmen. Die Berlin Noxxon AG z. B. konnte im letzten Jahr eine Kooperation mit VISAVIS ECONOMY
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Pfizer eingehen, bei der Pfizer für die Rechte an einem präklinischen Arzneimittelkandidaten gegen Übergewicht bis zu 166 Mio. Euro zahlt. GlaxoSmithKline, der größte Pharmakonzern Europas, erwarb vom dänischen Biotech-Unternehmen Genmab für bis zu 1,6 Mrd. Euro die Rechte an einem Leukämiemedikament, das sich in der letzten Phase der klinischen Erprobung befindet. Und die deutsche Merck übernahm im letzten Jahr das schweizerische Biotech-Unternehmen Serono für rund elf Mrd. Euro. Große Nachfrage besteht auch nach Serviceleistungen, da weder Pharma- noch Biotechnologiefirmen sämtliche wissenschaftlichen Aufgabenstellungen selbst bewältigen können. Die Dortmunder Protagen AG etwa bietet Firmen und Forschungseinrichtungen Dienstleistungen wie Proteinanalytik, die Aufklärung von Wechselwirkungen verschiedener Proteine im Stoffwechsel und die Identifizierung unbekannter Eiweiße. Das Unternehmen plant aber auch, seine Expertise auf den Diagnostiksektor auszuweiten. Die Boehringer Ingelheim GmbH wiederum hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von therapeutischen Proteinen spezialisiert und profitiert vom Boom dieser hochwirksamen und gut verträglichen Wirkstoffklasse. Die demografische Entwicklung sorgt ebenfalls für steigende Umsätze, weil mit steigender Lebensdauer auch die Zahl degenerativer und chronischer Erkrankungen zunimmt. Dazu zählen nicht nur Demenzerkran-
Biotechnologie in Deutschland
BIOTECHNOLOGIE
Die deutsche Biotechnologie wird eindeutig von der Roten Biotechnologie dominiert: Von den 480 Biotechnologie-Unternehmen, die der biotechnologie.de-Report „Die deutsche Biotechnologie-Branche 2006“ untersucht hat, arbeiten fast 80 Prozent auf diesem Gebiet; der Rest verteilt sich vor allem auf Grüne und Weiße Biotechnologie. Der Umsatz der deutschen Biotechnologie-Branche liegt bei ca. 1,5 Mrd. Euro, der von rund 24.000 Mitarbeitern erwirtschaftet wird. Für Forschung und Entwicklung wurden 714 Mio. Euro aufgewandt. Nach Angaben des Deutschen Industrieverbands Biotechnologie (DIB) waren im Juni 2006 in Deutschland 119 Biotech-Medikamente mit 85 verschiedenen Wirkstoffen zugelassen, davon 17 aus deutscher Produktion. Im Jahr 2005 wurden mit solchen Arzneimitteln rund 2,06 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspricht zehn Prozent des deutschen Arzneimittelmarktes.
kungen, Arthritis und Osteoporose, sondern z. B. auch die Sarkopenie, ein altersbedingter Muskelschwund, den Dr. Andreas Schulze, Vorstandsvorsitzender der Schweizer Neurotune AG, als „demografisches Damoklesschwert“ bezeichnet. Zwar kann der Prozess womöglich durch regelmäßige Bewegung und bewusste Ernährung verlangsamt werden, letztendlich aber ist eine Therapie noch nicht möglich. Neurotune hat die biochemi-
Gesundheit
Sarkopenie auf der Spur „Sarkopenie, das ist eines der demografischen Damoklesschwerter, deren Schärfe wir heute nur erahnen können“, weckt Dr. Andreas Schulze, Vorstandsvorsitzender der Schweizer Neurotune AG, das Interesse seiner Zuhörer. Das vor zwei Jahren gegründete Biotech-Unternehmen hat sich ganz den Erkrankungen des peripheren und zentralen Nervensystems gewidmet. Als Fokus kristallisierte sich der altersbedingte Muskelschwund, auch Sarkopenie (griechisch: sarco = Fleisch, penia = Verlust) heraus. Es handelt sich um eine durch den beschleunigten Verfall der Verbindungen zwischen den Nervenund Muskelzellen verur-
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sachte Erkrankung. Die Behandlungskosten der Betroffenen häufiger Stürze sind schon heute ein die Gesundheitskassen belastender Milliardenfaktor. Wenngleich mangelnde Bewegung, falsche Ernährung und die altersbedingte Abnahme der Steroidhormone als Auslöser vermutet werden, ist eine Therapie noch nicht möglich. Wissenschaftler von Neurotune haben nun die biochemischen Zusammenhänge herausgefunden und das Protein Neurotrypsin als Übeltäter erkannt. Auf Basis der patentierten Technologie hat Neurotune bereits erste Wirkstoffkandidaten in der präklinischen Entwicklung. www.neurotune.com
Einzelne Bereiche der Biotechnologie haben es hierzulande schwer. „Beispielsweise existieren in Deutschland kaum Chancen für die Grüne Biotechnologie“, beklagt Dr. Ulrich Martin, Leiter der Leibniz-Forschungslaboratorien für Biotechnologie und künstliche Organe (LEBAO) sowie der klinischen Forschergruppe Lungentransplantation an der Medizinischen Hochschule in Hannover. „In anderen Bereichen sieht das anders aus, so zum Beispiel in der Roten Biotechnologie. In meinem eigenen Bereich, der Stammzellforschung, sehe ich das allerdings deutlich kritischer, insbesondere was die Verwendung embryonaler Stammzellen angeht. Hier ist in Deutschland zurzeit keine Kommerzialisierung denkbar, und ich sehe auch nicht, dass es diesbezüglich Gesetzesänderungen geben wird. In Bezug auf embryonale Stammzellen ist meiner Ansicht nach in Deutschland eine große Chance verpasst worden.“
schen Hintergründe der Erkrankung aufgeklärt und arbeitet inzwischen bereits an ersten Medikamentenkandidaten. Von dieser Entwicklung können nicht nur Patienten, sondern auch Anleger profitieren, denn die Zahl der börsennotierten Unternehmen ist in den letzten Jahren ebenfalls sehr stark gestiegen. Während es in Europa Ende 1996 nur 17 börsennotierte Biotech-Firmen mit einer Marktkapitalisierung von ca. zwölf Mrd. US-Dollar gab, waren es Ende 2006 bereits über 150 mit einem Wert von 112 Mrd. US-Dollar. Allein im letzten Jahr gingen in Europa über 20 Firmen neu an die Börse, davon fünf in Deutschland. Die Börsengänge spülten 670 Mio. Euro in die Kassen der Unternehmen (D: 93 Mio. Euro); weitere drei Mrd. Euro (D: 228 Mio. Euro) flossen 2006 über Risikokapitalunternehmen und neue Aktienplatzierungen in den Sektor. Da sich die Kurse vieler börsennotierter Biotech-Unternehmen im letzten Jahr seitwärts bewegt haben, liegen die Bewertungen auf historisch niedrigem Niveau. Damit ist für dieses Jahr mit überdurchschnittlich steigenden Kursen zu rechnen. Nathalie Flury und Eric Bernhardt, Fondsmanager des Clariden Leu Biotechnology Equity Fund, bescheinigen denn auch dem Biotechnologiesektor überdurchschnittliche Wachstumschancen und weisen darauf hin, dass mit zunehmender Reife der Industrie das Potenzial künftiger Produktzulassungen groß ist. „Wir
FUTURISTISCH Die internationale Unternehmenszentrale des Konzerns in Ingelheim.
Zelllinien auf Erfolgskurs Biotechnologie Rolf G. Werner, Boehringer Ingelheim GmbH, erläutert
im Gespräch mit VISAVIS die aktuellen Trends der Biopharmazie. Wie positioniert sich Ihr Unternehmen im Markt für Biotechnologie? Boehringer Ingelheim ist bereits seit mehr als 25 Jahren in der Entwicklung und Herstellung von Biopharmazeutika im großtechnischen Maßstab tätig und auf diesem Gebiet in Europa führend. Als „One-stopShop“ bietet Boehringer Ingelheim als Auftragshersteller die gesamte Prozesskette, beginnend mit der Zelllinien-Entwicklung über die Fermentation und Proteinchemie bis zum Medikament und seiner internationalen Registrierung, an. Diese Technologie-Plattform, die wir für die eigene Entwicklung und Produktion therapeutischer Proteine aus Zellkulturen und Mikroorganismen etablieren, stellen wir im Auftragsgeschäft unseren Kunden zur Verfügung. Wir sind derzeit mit 47 Prozent Marktanteil der größte Auftragsproduzent für Biopharmazeutika aus Zellkulturen und produzieren für zehn der Top-25-Pharmaunternehmen innovative Biopharmazeutika, darunter auch die vier „Blockbuster“ Enbrel®, Synagis®, Betaferon® sowie Erbitux®. Was sind aus Ihrer Sichtweise zurzeit die interessantesten Entwicklungen im Bereich Biopharmazeutika? Hoch dosierte Antikörper-Therapeutika in der Onkologie und Immunologie sowie für chronische Erkrankungen erfordern geringe Herstellkosten als Voraussetzung für akzeptable Therapiekosten. Boehringer Ingel-
heim trägt dieser Herausforderung durch die Entwicklung hoch exprimierender Zellkulturen und Mikroorganismen Rechnung. Die vorhandenen großtechnischen Fermentationsvolumina sowie eine hohe Auslastung der Produktionsanlagen sind weitere Faktoren, mit denen wir die Herstellkosten minimieren. Im Downstream-Prozess sollten wenige Reinigungsschritte sowie alternative Technologien der Kristallisation von Proteinen hohe Ausbeuten erzielen (> 70 Prozent). All diese Maßnahmen dienen dazu, die Therapiekosten bei chronischen Erkrankungen möglichst niedrig zu halten. Alternativ zu den Antikörper-Immuntherapeutika gewinnen Protein-Scaffolds zunehmend an Bedeutung. Sie sind relativ klein und zeichnen sich durch hohe Temperatur- und pHStabilität aus, gleichzeitig sind sie kostengünstig durch Mikroorganismen zu produzieren. Boehringer Ingelheim verfügt über entsprechende Plattformtechnologien zur Produktion. Bedingt durch die Proteinstruktur der Biopharmazeutika werden bis auf wenige Ausnahmen, wie inhalatives Insulin, Biopharmazeutika parenteral verabreicht. Hier ist es erstrebenswert, stabile, hochkonzentrierte Flüssigformulierungen zu entwickeln, die dem Patienten durch eine vorgefertigte Spritze verabreicht werden können. Langfristig wird zudem angestrebt, für die Behandlung chronischer Erkrankungen orale Applikationsformen anzubieten.
Welche Rolle spielen die Produktionsstandorte Biberach und Wien im Rahmen Ihrer internationalen Biopharmazie-Strategie? Die für die Entwicklung und Produktion von Biopharmazeutika erforderlichen Kernkompetenzen haben wir an unseren Produktionsstandorten in Biberach/Riss und Wien aufgeteilt. In Biberach fokussieren wir auf die Entwicklung und Produktion komplexer und glykosilierter therapeutischer Proteine, die sich ausschließlich durch Zellkulturen produzieren lassen. Für die wirtschaftliche Herstellung dieser therapeutischen Moleküle stehen zwölf großvolumige Bioreaktoren im 15.000-LiterMaßstab zur Verfügung, die wir mit hoher Auslastung kommerziell betreiben. Unsere „Produktpipeline“ wird mittelfristig eine weitere Investition in diese Zellkulturtechnologie erforderlich machen. Am Standort Wien entwickeln und produzieren wir nichtglykosilierte therapeutische Proteine und DNA-Produkte. Im Mittelpunkt stehen Interferone, Interleukine, Wachstumsfaktoren, Antikörperfragmente, Protein-Scaffolds und DNA-Plasmide. Für die Herstellung dieser Biopharmazeutika stehen eigene hocheffiziente Expressionssysteme in E.coli und Hefen zur Verfügung. Mit unserer Franchise-Technologie für die Herstellung von DNA-Produkten verfügen wir über einen patentgeschützten Prozess mit Fermentationstitern von 2 g / L. Derzeit werden zehn der weltweit in der Klinik befindlichen Gentherapeutika und DNAVakzine bei uns entwickelt und produziert. www.boehringer-ingelheim.com/biopharm
CHANCEN Prof. Dr. Dr. h.c. Rolf G. Werner, Senior Vice President of Corporate Division Biopharmaceuticals, Boehringer Ingelheim GmbH: „Geringe Herstellkosten sind Voraussetzung für akzeptable Therapiekosten.“ VISAVIS ECONOMY
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Expansion mit Perspektive Metagenomik VISAVIS sprach mit Dr. Holger Zinke, CEO der Brain AG,
einem in Europa führenden Unternehmen der weißen Biotechnologie. Herr Dr. Zinke, was versteht man unter weißer Biotechnologie und womit beschäftigt sich diese? Schon seit Jahrhunderten werden bestimmte biologische Prozesse zur fermentativen Herstellung von industriellen Rohstoffen genutzt, das heißt man setzt Mikroorganismen zur großtechnischen Produktion ein. Heute ist es dank der Fortschritte der Molekularbiologie möglich, diese Organismen sehr viel eleganter und auch schneller und effizienter zu nutzen, sodass sie das gewünschte Produkt in kürzerer Zeit oder unter günstigeren Bedingungen und mit größerer Ausbeute herstellen. Welche Bedeutung hat das für die heutige Chemieindustrie? Hier sind mehrere Aspekte zu nennen. Zum einen Kostenersparnis: Die chemische Industrie leidet heute vor allem unter der Verteuerung der petrochemischen Ressourcen. Deswegen sucht man nach Ersatzmethoden, um bestehende Chemikalien auf anderen Wegen, z. B. fermentativ oder mithilfe von Biokatalysatoren, herzustellen und das möglichst auf der Basis von nachwachsenden Rohstoffen. Zum anderen können die Methoden der weißen Biotechnologie zu ganz neuen Produkten führen, z. B. in der Kosmetik- oder Nahrungsmittelindustrie. Letztlich steht die weiße Biotechnologie für die Transformation etablierter Branchen, allen
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voran natürlich der chemischen Industrie, zu einer Industrie, die vorwiegend biologische Verfahren nutzt und dabei nachwachsende Rohstoffe einsetzt und biologische Produkte und Vorprodukte erzeugt. Wo liegen derzeit die interessantesten Perspektiven? Am spannendsten sind die sogenannten Biokatalysatoren, d. h. Biomoleküle, die chemische Reaktionen beschleunigen. Derzeit werden in der Industrie nur 130 verschiedene Biokatalysatoren eingesetzt, eine verschwindend geringe Zahl verglichen mit den Mil-
WACHSTUM Dr. Holger Zinke, CEO Brain AG: „Wir setzen auf den Ausbau von eigenen Produktions- und Vertriebskapazitäten für Enzyme und Biokatalysatoren.“
lionen unterschiedlicher Biokatalysatoren, die viereinhalb Milliarden Jahre Evolution hervorgebracht haben. Da steckt ein riesiges Potenzial, das erst jetzt erschlossen werden kann. Welche Rolle spielt die Brain AG bei der Erschließung? Unsere Spezialität ist die sogenannte Metagenomtechnologie. Als Metagenom bezeichnet man die Gesamtheit der genetischen Informationen in einer Probe. Ein Beispiel: In etwa einem Gramm Erde finden sich etwa 5.000 verschiedene Mikroorganismen, von denen jeder etwa 1.500 verschiedene Gene hat. Früher musste man all diese Organismen zunächst einmal kultivieren, um sie untersuchen und einsetzen zu können. Das gelingt aber nur bei deutlich weniger als einem Prozent. Wir überspringen diesen Kultivierungsschritt, indem wir genetisches Material direkt aus einer Umweltprobe isolieren und dann in industriell bewährte Mikroorganismen einsetzen. Wir legen dabei eine Bibliothek des gesamten genetischen Materials einer Umweltprobe an. Wie kann man sich diese Bibliothek vorstellen? Unsere Bibliotheken sind sowohl real als auch elektronisch vorhanden. Zum einen haben wir in etwa 60 Kühl- und Gefrierschränken sowie diversen Stickstofftanks Sammlungen von real existierenden Mikroorganismen, die Fremd-DNA aus einer gegebenen Probe aufgenommen haben. Zum anderen haben wir eine Datenbank, die all diese Organismen und die darin enthaltene Fremd-DNA katalogisiert und den gezielten Zugriff ermöglicht. Wie steht es um die Zukunftsaussichten der Brain AG? Wir sind seit unserer Gründung 1993 profitabel und haben unser Wachstum bislang selbst finanziert. Da aber der Markt zurzeit pro Jahr mit 20 oder 30 Prozent wächst und wir daran noch mehr partizipieren wollen, haben wir uns jetzt erstmals für die Aufnahme von Kapital entschieden. Wir wollen nämlich bioaktive Naturstoffe, Biokatalysatoren und Enzyme in Zukunft selbst herstellen, müssen also Produktions- und Vertriebskapazität ausbauen. Investor ist die MiG AG, ein unternehmerisch geprägter Mittelstandsinvestor, der uns 12,5 Mio. Euro bereitstellt. Wir sind überzeugt, dass wir damit auch einen wesentlichen Beitrag zum Ausbau der Wettbewerbsvorteile der großen und traditionsreichen deutschen Chemieindustrie leisten können. Infos: www.brain-biotech.de
Quelle: www.biotechnologie.de
Biotechnologie-Segmente
SCHWERPUNKT Deutsche Biotech-Unternehmen haben sich im Jahr 2005 hauptsächlich auf den Bereich Gesundheit und Medizin konzentriert. Die übrigen Forschungsgebiete spielten hingegen nur eine untergeordnete Rolle.
sind daher zuversichtlich, dass Biotechnologiefonds, die selektiv in eine Palette von Unternehmen mit potenziellen und bewährten Therapien anlegen, in den kommenden fünf Jahren attraktive Renditen erzielen werden“, so Flury und Bernhardt. Allerdings raten Börsenexperten Anlegern grundsätzlich von Einzelinvestments in der Biotechnologie ab. „Die Risiken der Wirkstoffentwicklung sind einfach zu groß“, betont Prof. Dr. Thomas Szucs, Verwaltungsrat der Schweizer Beteiligungsgesellschaft BB Biotech AG. Er weist darauf hin, dass gerade bei kleinen Firmen negative Nachrichten leicht zu Kursstürzen von 50 Prozent und mehr führen können. Anleger sollten daher besser in spezialisierte Fonds oder Beteiligungsgesellschaften investieren, wo sich Profis um die optimale Anlage kümmern. Die Grüne Biotechnologie gewinnt ebenfalls immer mehr an Bedeutung. 2005
wurden weltweit auf rund 90 Millionen Hektar gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut. Von dieser Fläche entfielen 55 Prozent auf die USA, 19 Prozent auf Argentinien und zehn Prozent auf Brasilien. Im selben Jahr stammten knapp 70 Prozent der Sojaernte von gentechnisch veränderten Pflanzen, außerdem etwa 28 Prozent der Baumwollernte sowie 18 Prozent der Rapsund 14 Prozent der Maisernte. Die Umsätze mit gentechnisch veränderten Pflanzen erreichten weltweit ca. 5,3 Milliarden Dollar. In Deutschland gibt es demgegenüber lediglich Anbauflächen von 950 Hektar, auf denen gentechnisch veränderter Mais angebaut wird. Dies liegt zum Teil an der noch immer vorherrschenden Skepsis in weiten Teilen der Bevölkerung und bei vielen Politikern, zum Teil aber auch daran, dass die entsprechenden Pflanzen bzw. Eigenschaften in Mitteleuropa nur geringe Bedeutung haben.
Die deutsche Forschung zählt indessen sowohl im industriellen als auch im akademischen Bereich der Grünen Biotechnologie zur Weltspitze, meint Prof. Dr. Detlef Weigel, Direktor der Abteilung für Molekularbiologie am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen. Er glaubt, dass die Grüne Biotechnologie in den nächsten Jahren erheblich an Bedeutung gewinnen wird. „Zum einen werden immer mehr Produkte auf den Markt kommen, die einen klar erkennbaren Vorteil nicht nur für die Produzenten, sondern auch für den Endverbraucher haben. Ich denke dabei an functional Foods, d. h. gesündere Nahrungsmittel, die zum Beispiel höhere Mengen an Antioxidantien enthalten. Zum anderen werden biologische Energieträger eine wichtige Rolle spielen.“ Allerdings, so Weigel weiter, besteht die Gefahr, dass sich der Trend zur Verlagerung industrieller Forschungslabore in das Ausland fortsetzen wird, wenn sich die Akzeptanz der Grünen Biotechnologie nicht verbessert. Dies könnte langfristig dazu führen, dass internationale Konzerne zwar die wertvollen Forschungsergebnisse aus Deutschland nutzen, die Wertschöpfung allerdings ins Ausland und sogar außerhalb Europas verlegen – zum Schaden der deutschen Volkswirtschaft. Die oft geäußerten Bedenken gegen Grüne Biotechnologie teilt Weigel nicht: „Der weitaus überwiegende Teil der Befürchtungen, die öffentlich geäußert werden, ist unberechtigt. Gesundheitsgefahren, die über das hinausgehen, was auch bei Pflanzen aus der konventionellen Züchtung zu befürch-
Biochips
Mit Proteinen auf der Überholspur
Die Protagen AG ist auf Proteine spezialisiert und zählt zu den technologisch führenden Unternehmen im Bereich Protein Biochips. Bisher sind die Dortmunder fast nur dem Fachpublikum bekannt und das obwohl sie am 5. November 2007 im Rahmen der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ihr zehnjähriges Jubiläum feiern. Anfangs ein Spin-off der RuhrUniversität Bochum, konzentrierte sich das Gründerteam auf hochwertige Dienstleistungen für Forschungsinstitute und Unternehmen. Was einst mit Proteomics-Schwerpunkt begann, bildet nun die Basis eines soliden Unter-
nehmens der Nanobiotechnologie. Heute agiert Protagen auf den drei Geschäftsfeldern Protein Biochips, Protein Analytik und Bio-Informationstechnologie, bedient weltweit zahlreiche renommierte Kunden und kooperiert mit namhaften Partnern. Mit der Bruker Daltonik, einem Spezialisten für Massenspektrometrie, entstanden Branchenstandards setzende Produkte. Heute ist es die erste Generation der eigenen ProteinbiochipProduktfamilie UNIchip® zur beschleunigten Entwicklung neuer Medikamente durch standardisierte Analysen. Mit dem im Mai des vergangenen Jahres von der S-Venture Capital
Dortmund GmbH, einer 100%igen Tochter der Sparkasse Dortmund, und den Fonds 1 und 3 der MIG AG aus München eingeworbenen Eigenkapital wappnet sich das 33 Mann starke Unternehmen für den Markt. So wird die im September 2006 in Chester / New Jersey gegründete Protagen, Inc. den Vertrieb in den USA ausbauen. „Wir sind sehr froh, auf eine kontinuierliche Unternehmensentwicklung gesetzt zu haben und sehen uns heute gut positioniert, bald auch den wachsenden Diagnostikmarkt zu bedienen“, prognostiziert Vorstandsvorsitzender Dr. Christoph Hüls zuversichtlich. www.protagen.com
SOLIDE „Langfristige Kundenbeziehungen sichern ein nachhaltiges Geschäft“, so die Überzeugung von Christoph Hüls.
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fahren durch den Einsatz von Enzymen und Mikroorganismen billiger und effizienter zu machen. In Deutschland sollen in den nächsten fünf Jahren als Teil der neuen HightechStrategie der Bundesregierung bis zu 60 Mio. an Fördermitteln in diesen Sektor fließen. Die Entwicklung, so Dr. Holger Zinke, CEO der Brain AG, wird letztlich zu einer Transformation der chemischen Industrie hin zu nachwachsenden Rohstoffen und biotechnologischen Verfahren führen; getrieben wird der Umbruch von stark steigenden Rohstoffpreisen. Zinke sieht darin eine große Chance für die chemische Industrie in Deutschland
Weiterer Kursschub erwartet Aktie der BB Biotech legt in zwölf Monaten um 16 Prozent zu. Thomas Szucs, Verwaltungsrat der Schweizer Beteiligungsgesellschaft BB Biotech AG informierte die VISAVIS-Redaktion über Anlagechancen in der Biotechnologie. Was können Anleger in diesem Jahr von der Biotech-Branche erwarten? Die Industrie hat bereits im letzten Quartal 2006 durch positive Nachrichten von sich reden gemacht. Dennoch sind die Anleger nach wie vor skeptisch: Der wichtigste Leitindex der Branche, der Nasdaq Biotech Index, bewegt sich seit einiger Zeit seitwärts. Die Biotech-Industrie hat jedoch für 2006 erneut eine Umsatz- und Gewinnsteigerung von mehr als 20 Prozent ausgewiesen. Das hat dazu geführt, dass die Bewertungen vieler Gesellschaften auf historisch niedrigem Niveau liegen. Wir rechnen damit, dass
AUSRICHTUNG „Wir nutzen die Chancen einzelner Unternehmen, statt uns dem Zwang des Index-Investierens auszusetzen“, erläutert Prof. Dr. Thomas Szucs.
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diese Unterbewertung im laufenden Jahr zu überdurchschnittlich steigenden Kursen führt – gute Gewinnchancen also für Anleger. In letzter Zeit haben einige große Übernahmen die Anleger aufhorchen lassen. Wie sehen Sie diese Entwicklung? Die Pharmaindustrie leidet großen Mangel an neuen Produkten, gleichzeitig fallen Umsätze in Höhe von über 50 Mrd. Euro im Zeitraum von 2005 bis 2008 weg. Diese Lücken versuchen viele Unternehmen durch Akquisitionen innovativer Biotech-Firmen mit vollen Produkt-Pipelines zu füllen. In den USA stammt bereits mehr als die Hälfte der neu zugelassenen Medikamente von Biotech-Firmen. Daher werden die Entwicklungen der Biotech-Branche auch in 2007 auf reges Interesse der Pharmaindustrie stoßen. Die Übernahmetätigkeit dürfte zunehmen, zumal die Kassen der Pharmafirmen randvoll mit Cash sind. Die meisten Deals werden eher kleine Akquisitionen in der Spannweite von ein bis fünf Mrd. USD sein. Sollten Anleger also in diesem Jahr in der Hoffnung auf Übernahmegewinne auf die kleineren Biotech-Werte setzen? Wir raten Anlegern grundsätzlich von Einzelinvestments in der Biotechnologie ab. Die Risiken der Wirkstoffentwicklung sind einfach zu groß. Negative Studienergebnisse oder Verzögerungen in der klinischen Entwicklung kommen immer wieder vor, führen aber gerade bei kleineren Unternehmen mit nur wenigen Produkten zu Kursstürzen von 50 Prozent und mehr. Besser fahren Anleger mit Indexfonds oder einem Instrument wie der BB Biotech. Übrigens bietet die BB Biotech langfristig orientierten Anlegern die Möglichkeit, über unseren Aktienplan regelmäßig Beträge zu investieren und so das Risiko nochmals zu minimieren. www.bbbiotech.com
Schwerpunkte Biotech 58,2 %
DNA/RNA
68,9 %
Proteine Zell- und Gewebekultur
46 %
Bioverfahrenstechnik Subzelluläre Organismen Systembiologie/ Bioinformatik NanoBiotechnologie Andere
29,3 % 11,5 % 24,2 % 18,3 % 17,6 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 %
Quelle: www.biotechnologie.de
ten ist, gibt es nicht und sind auch nicht zu erwarten. Ökologische Bedenken sollten jedoch ernst genommen werden. Bei Arten, die sich leicht mit nah verwandten heimischen Wildpflanzen kreuzen, sollte man genau analysieren, welche Konsequenzen der Transfer von Transgenen in das Erbgut der Wildpflanzen nach sich ziehen könnte.“ Die Weiße Biotechnologie ist mit Wachstumsraten von 20 bis 30 Prozent derzeit der am stärksten wachsende Sektor der Biotechnologie. Dabei geht es darum, chemische Grundstoffe durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen und chemische Produktionsver-
VIELFÄLTIG Tätigkeitsbereiche deutscher Biotechnologieunternehmen in Prozent (Mehrfachnennungen möglich). Genomik und Proteomik waren 2005 führend.
bzw. Europa. „Die chemische Industrie ist eigentlich eine europäische Industrie, und wir sind nach wie vor sehr stark aufgestellt. In der Liste der zehn umsatzstärksten globalen Chemieunternehmen finden Sie allein vier deutsche Unternehmen“, so Zinke. „Ich meine daher, dass Europa eine sehr gute Chance hat, im Bereich der Weißen Biotechnologie eine Führungsrolle zu übernehmen.“ Wirtschaftsexperten schätzen, dass bis zum Jahr 2010 rund 20 Prozent der Umsätze der gesamten Chemieindustrie (derzeit rund 300 Milliarden Dollar) auf die Nutzung Weißer Biotechnologie zurückzuführen sein werden. Nach Jahren der Marktbereinigung geht es mit dem Biotech-Sektor seit einiger Zeit wieder aufwärts. Branchenkenner rechnen mit einer Fortsetzung dieses Trends und erwarten für das laufende Jahr lukrative Übernahmen und Kooperationen. Denn noch immer ist die Pharmaindustrie auf der Suche nach innovativen Produkten und neuen Blockbustern, d. h. Medikamenten mit einem Umsatzpotenzial von über einer Milliarde Euro pro Jahr. Diese Nachfrage lässt die Preise steigen. Während die Biotechnologiefirmen im Jahr 2000 für neue Produkte Prämien in Höhe von 30 Prozent auf den Marktpreis erzielen konnten, stiegen die Aufschläge Ende 2006 bereits auf 50 Prozent. Zudem sind weiterhin Börsengänge und Zulassungen neuer Medikamente – vor allem aus deutscher Produktion – zu erwarten. Risikofreudigen Anlegern bieten sich damit interessante Investitionsmöglichkeiten. WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
@
+ www.biotechnologie.de + www.lebao.de + www.weigelworld.org
ENERGIE
Mehr Energieeffizienz Nachholbedarf Deutschland liegt bei der Nutzung der Kraft-Wärme-
Kopplung noch im unteren Mittelfeld. von Bernward Janzing nergieeffizienz hat viele Facetten. Sie kann durch neue Technik erzielt werden, etwa wenn Kraftwerke mehr Energie aus dem Brennstoff herausholen. Sie kann aber auch auf Optimierung einer Steuerung beruhen, z. B. wenn Heizungen bedarfsgerecht heruntergefahren werden. Und Wirtschaftlichkeit hat auch schlicht mit Grips zu tun: Ein klug konstruiertes Gebäude spart schon allein durch die Architektur viel Energie. So wird auch auf der ISH, der Weltleitmesse für Gebäude- und Energietechnik, die Anfang März in Frankfurt stattfindet, Effizienz das entscheidende Thema sein. Im Bausektor nämlich schlummern die größten Effizienzpotenziale: Durch kluge Sanierungen lässt sich oft bis zu 90 Prozent der Heizwärme einsparen. Das demonstriert die Wohnungsbaugesellschaft GBG in Mannheim, die ein Wohnhaus aus den Dreißigerjahren mittels Wärmedämmung zu einem sogenannten Drei-Liter-Haus machte. Jetzt braucht es pro Quadratmeter nur noch so viel Wärme wie in drei Litern Heizöl steckt – das sind nur noch zehn Prozent des früheren Verbrauchs. Sparen kann man auch mit der Modernisierung von Fußbodenheizungen. „Sanieren statt ersetzen“ heißt daher das Motto
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von Karim Kudsi, Geschäftsführer der TGA Anlagenbau GmbH. Das Unternehmen sichert mit seinem propagierten „HAT“-System die Erneuerung von Fußbodenheizungen ohne jedweden baulichen Eingriff zu und saniert energiefressende Kunststoffrohre mit einer Spezialbeschichtung nach einem patentierten Schweizer Verfahren. Noch einfacher lassen sich natürlich Neubauten auf Effizienz trimmen. In Passivhäusern sind Jahresverbräuche von 1,5 Litern Heizöl pro Quadratmeter, also 15 Kilowattstunden Wärmeenergie, keine Seltenheit mehr. Es gibt sogar schon Häuser, die mit-
DEVISE „Sanieren statt ersetzen“ lautet das Motto von TGA-Geschäftsführer Karim Kudsi, dessen HAT-System aus der Welt der Heizung nicht mehr wegzudenken ist.
tels Solaranlage mehr Energie erzeugen als sie an Strom und Wärme verbrauchen. Plusenergiehäuser werden sie auch genannt. Wirtschaftlicher gehts wirklich nicht mehr. Enorme Einsparpotenziale schlummern auch in Nutzbauten, vor allem in Bürogebäuden. Das Darmstädter Institut Wohnen und Umwelt hat festgestellt: Der Energiestandard moderner Verwaltungsgebäude bleibt oft sogar hinter dem Niveau des 19. Jahrhunderts zurück. Die Wissenschaftler ermittelten jährliche Energieverbräuche von 300 bis 700 Kilowattstunden je Quadratmeter, im Einzelfall sogar 1000 Kilowattstunden – das sind pro Quadratmeter 100 Liter Heizöl jährlich. Zum Vergleich: Bei Wohngebäuden lässt das geltende Recht maximal sieben Liter zu. Gegen die Möglichkeiten des Energiesparens im Bausektor wirken die erzielbaren Fortschritte in der Kraftwerkstechnik bescheiden. Wichtig sind sie gleichwohl. In den vergangenen 20 Jahren ist der Wirkungsgrad neuer Steinkohlekraftwerke von 37 auf 46 Prozent gestiegen. Bei Braunkohlemeilern wurde er von 31 auf 43 Prozent gesteigert. Für erdgasbefeuerte Kraftwerke, die heute bereits bis zu 58 Prozent erreichen, sollen künftig gar 65 Prozent möglich werden. Doch wer an Wirtschaftlichkeit im Strommarkt denkt, muss auch die Strukturen im Blick haben. Denn effizienter als die alleinige Erzeugung von Strom ist stets die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Nutzwärme. Ob das mit Brennstoffzelle oder einer anderen Form der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) geschieht, ist zweitrangig. Unter den europäischen Staaten hat Deutschland bei der KWK noch erheblichen Nachholbedarf. Ihr Anteil an der gesamten Stromerzeugung liegt hierzulande gerade bei elf Prozent. Dänemark hingegen erreicht 53 Prozent, die Niederlande kommen auf 38 Prozent, und auch Finnland ist mit 36 Prozent erheblich weiter. Studien zeigen, dass das wirtschaftlich erschließbare KWK-Potenzial in Deutschland mit diesen Ländern vergleichbar ist. Große Chancen bei der Energieeinsparung versprechen in diesem Zusammenhang auch die stromerzeugenden Heizungen. Das können Brennstoffzellen für den heimischen Keller sein, aber auch Mikrogasturbinen oder Stirling-Motoren. Effizienz gewinnt man manchmal aber auch schlicht durch gute Ideen. Ein Beispiel dafür ist ein Instrument, das sich Einsparcontracting nennt: Unternehmen sanieren auf VISAVIS ECONOMY
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ENERGIE AUSBLICK RWE Power plant das weltweit erste großtechnische CO2-freie Kohlenkraftwerk mit integrierter Kohlenvergasung sowie CO2-Abtrennung und -Speicherung.
Engagement für den Klimaschutz Energie Jan Zilius erläutert im Gespräch mit der Redaktion die Klimaschutzstrategie von RWE Power,
die CO2-Emissionen bei der Stromerzeugung erheblich reduzieren kann. Was unternimmt RWE Power, um den CO2-Ausstoß bei der Stromerzeugung nachhaltig zu senken? Das Thema CO2-Emissionen ist eine globale Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen. Das gilt natürlich auch für RWE Power als einem der größten europäischen Energieerzeuger. Wir haben deshalb ein Klimaschutzprogramm aufgelegt, in das wir bis 2014 rund zwei Milliarden Euro investieren. Dieses Programm ruht auf drei Säulen: Erstens wollen wir im konventionellen Kraftwerksbereich durch den Einsatz modernster Technik Steigerungen der Effizienz erreichen und dadurch die CO2-Emissionen nachhaltig senken. Unser Leuchtturmprojekt in diesem Sektor ist der Bau des weltweit ersten großtechnischen CO2-freien Kohlenkraftwerks mit integrierter Kohlenvergasung sowie CO2-Abtrennung und -Speicherung. Zweitens investieren wir massiv in den Aus-
ALTERNATIVE Jan Zilius, Vorstandsvorsitzender RWE Power AG: „Die Reduzierung von CO2-Emissionen ist eine globale Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen.“
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bau erneuerbarer Energien und zwar dort, wo es ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist. Deshalb haben wir Standorte und Projekte überall in Europa im Blick. Die dritte Säule sind JI / CDM-Maßnahmen, also Instrumente des Kyoto-Protokolls. Die Idee, die dahintersteckt: ein Unternehmen wie RWE Power investiert in Entwicklungs- und Schwellenländern in Klimaschutzprojekte und kann sich die daraus gewonnenen CO2Zertifikate für den Handel mit Emissionsrechten anrechnen lassen. Das ist sinnvoll, da in diesen Ländern mit weniger Aufwand viel mehr für den Klimaschutz getan werden kann als in hoch entwickelten Industriestaaten. Können Sie ein Beispiel nennen? Aktuell haben wir in Ägypten beim weltgrößten Hersteller für Düngemittel die Finanzierung eines Lachgas-Katalysators übernommen. Dieses Klimagas ist um ein Vielfaches schädlicher als CO2. Durch die Maßnahme ist die Anlage mit einem Schlag eine der weltweit saubersten ihrer Art geworden. Was haben Sie im Bereich der erneuerbaren Energien vor? Wir wollen in den nächsten vier Jahren rund 700 Millionen Euro in die Stromerzeugung aus Wasser, Wind und Biomasse investieren. Auch hier ein aktuelles Beispiel: unsere Mehrheitsbeteiligung, die Radag, baut für 70 Millionen Euro am Hochrhein zwischen Bodensee und Basel ein neues Laufwasserkraftwerk. Welche Rolle trauen Sie den regenerativen Energien zukünftig zu? Bis 2020 soll der Anteil der regenerativen Energieerzeugung bei 20 Prozent liegen. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, das wir unterstützen. Auch wenn das gelingt, muss der
ganz überwiegende Teil unserer Stromversorgung weiterhin durch fossile Energien gedeckt werden. Das bedeutet: Die ehrgeizigen Klimaschutzziele werden wir nur erreichen, wenn wir mit Wirkungsgradsteigerungen Ressourcen schonen und den CO2Ausstoß deutlich verringern. In den kommenden Jahren will RWE Power weit mehr als elf Milliarden Euro in hochmoderne Kraftwerke investieren. Damit würden wir pro Jahr – im Vergleich zu Altanlagen – über 13 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das ist ein wichtiger Beitrag in Sachen Klimaschutz. Um diese Projekte realisieren zu können, brauchen wir jedoch verlässliche energiepolitische Rahmenbedingungen. Haben Sie einige dieser Neubauprojekte schon in Angriff genommen oder liegen die Pläne dafür noch in der Schublade? Keineswegs. Wir bauen! So entsteht zurzeit in Grevenbroich-Neurath für 2,2 Milliarden Euro das modernste Braunkohlenkraftwerk der Welt, mit dem sechs Millionen Tonnen CO2 pro Jahr im Vergleich zu Altanlagen eingespart werden. Darüber hinaus errichten wir in der Nähe von Köln eine Wirbelschichttrocknungsanlage zur Vortrocknung von Braunkohle. 50 Millionen Euro haben wir für die Anlage vorgesehen, die von unseren Ingenieuren selbst entwickelt worden ist. Sie wird den Wirkungsgrad in der Braunkohlenverstromung um weitere vier Prozentpunkte anheben und ist ein wichtiges Element bei der Realisierung des CO2-freien Kohlenkraftwerks. Wir wollen aber noch weitere hocheffiziente Kraftwerke bauen und damit auch Schrittmacher des wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland sein. Infos unter: www.rwe.com
eigene Rechnung ein fremdes Gebäude. Dafür fließt der überwiegende Teil der eingesparten Energiekosten über einen festgelegten Zeitraum in die Kassen des Investors. So profitieren am Ende alle Beteiligten: der Eigentümer des Gebäudes (häufig die Kommune), der Investor und obendrein die Umwelt. Hauptstadt des Einsparcontractings ist Berlin. Weit über 1.000 Gebäude hat die Stadt inzwischen in solchen „Energiesparpartnerschaften“ unter Vertrag. Es sind Schwimmbäder, Schulen, Hochschulgebäude, aber auch andere Einrichtungen wie etwa die Justizvollzugsanstalt. Mitunter lässt sich der Energieverbrauch der Objekte damit um 30 Prozent senken – und das auch noch wirtschaftlich hochprofitabel. Auftragnehmer sind oft namhafte Unternehmen wie die Siemens-Tochter SBT, die Mannheimer MVV Energie AG oder Vattenfall Berlin. Wie ein roter Faden zieht sich das Thema Effizienz durch alle Zweige der Wirtschaft. Auch für die erneuerbaren Energien ist eine Steigerung der Ausbeute ein wichtiges Thema. Dabei sind die Fortschritte deutlich: Vor 25 Jahren kamen Solarmodule noch auf eine magere Ausbeute von acht Prozent,
heute sind Module auf dem Markt, die bereits 19,3 Prozent erreichen. Unterdessen steht auch der Biogassektor vor einem Effizienzsprung. Statt das Gas am Ort der Erzeugung zu verstromen, soll es zunehmend aufbereitet und ins Gasnetz eingespeist werden. Eines der ersten Beispiele dieser Art ist eine Biogasanlage im bayerischen Pliening, geplant von der Aufwind Schmack GmbH. Seit Dezember 2006 speist die Anlage Gas mit einem Energiewert von 43 Millionen Kilowattstunden jährlich ins Erdgasnetz der Stadtwerke München. Damit wird ein Manko vieler heutiger Biogasanlagen behoben. Sie nutzen die anfallende Wärme nur unzureichend, weil oft nicht genügend Abnehmer vor Ort vorhanden sind. Wird das Gas jedoch über das Erdgasnetz zu einem Verbraucher geleitet, der die anfallende Wärme komplett nutzen kann, dann ist die Gesamtausbeute deutlich höher. Wohin man auch schaut, längst ist absehbar, dass Energieeffizienz für die globale Wirtschaft in den kommenden Jahren eines der wichtigsten Themen überhaupt werden dürfte. Effiziente Technologien werden nämlich entscheidende Wettbewerbsvorteile brin-
ÖKOLOGISCH „Nachhaltige Geldanlagen gewinnen insgesamt an Attraktivität“, verspricht Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Gemeinschaftsbank eG.
gen – ob im Strommarkt, im Wärmemarkt oder auch im Verkehr. Davon werden auch Investoren profitieren. „Aus meiner Sicht werden die Werte für den Bereich nachhaltige Geldanlagen insgesamt an Attraktivität gewinnen“, unterstreicht Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der sozial-ökologisch orientierten GLS Gemeinschaftsbank eG in Bochum. Effizienzstrategien haben nämlich einen starken Verbündeten: steigende Energiepreise.
Nachhaltige Wege aus der Energiekostenfalle ISH präsentiert rund 200.000 Fachbesuchern eine zukunftsorientierte Energie- und Gebäudetechnik. VISAVIS
sprach mit Dr. Michael Peters, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, über die internationale Leitmesse ISH. Vom 6. bis 10. März präsentiert die Fachmesse ISH erstmals erneuerbare Energien als Schwerpunktthema. Warum gerade jetzt?
ANPASSUNG Michael Peters: „Wir präsentieren moderne Heiztechnik in Kombination mit erneuerbaren Energien, also tragfähige Lösungen, die heute umsetzbar sind.“
Weil wir jetzt handeln müssen, wenn wir die Energieprobleme der Zukunft lösen wollen. Klimawandel, politische Vorgaben wie die EU-Direktive „Energy Performance of Buildings“ und der Markt fordern eine gesamtenergetische Betrachtung des Gebäudes. Genau das bietet die Messe mit ihrem Verbundkonzept, einem einzigartigen Angebot, das alle relevanten Gewerke miteinander verbindet. Und sie präsentiert moderne Heiztechnik in Kombination mit erneuerbaren Energien, also tragfähige Lösungen, die heute umsetzbar sind. Deshalb ist die ISH eine internationale Leitmesse mit rund 200.000 Fachbesuchern und zugleich die Plattform für das Thema erneuerbare Energien. Da das Thema auch für den Endverbraucher höchst interessant ist, möchte ich kurz darauf hinweisen, dass die ISH am letzten Messetag – also am 10.März – auch für Privatbesucher geöffnet ist. Was erwartet den Besucher der Messe konkret? Zugespitzt formuliert: Wege aus der Energiekostenfalle. Rund 300 Hersteller aus Europa zeigen Systeme zur Nutzung erneuerbarer Energien und bieten damit das umfassendste und neueste Produktangebot des Weltmarktes – zum Beispiel Technologien
zur Nutzung von Pellets und Biomasse oder Solarthermie und Fotovoltaik. Erneuerbare Energien alleine werden aber unsere Zukunftsprobleme nicht lösen. Energieeffizienz spielt eine ebenso große Rolle. Besonders stark können die Energiekosten gesenkt werden durch einen Mix aus Gas- / Ölbrennwerttechnik und erneuerbaren Energien. So können Energieeinsparungen von bis zu 40 Prozent erreicht werden. Das Herstellerangebot wird ergänzt durch ein umfassendes Rahmenprogramm, das sich in Foren, Vorträgen und speziellen Präsentationen dem Schwerpunktthema widmet – etwa das ISH Technologieund Energieforum oder speziell für Architekten und Planer das Event Outlook – Integrating Energy. Entwickelt sich die ISH zu einer „Solarmesse“? Wir verfolgen weiter den Weg der Verbund- und Weltleitmesse für Bad, Gebäude-, Energietechnik sowie die Klima-, Kälte- und Lüftungstechnik. Aber genauso sicher gehören die erneuerbaren Energien zur ISH. Rund 80.000 der insgesamt 200.000 Fachbesucher kommen aus dem Installationshandwerk, also genau diejenigen, die die Produkte und Technologien im Markt umsetzen. www.ish.messefrankfurt.com
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VERSICHERUNGEN
Markt in Bewegung In der Versicherungsbranche kommt es zu Fusionen und Übernahmen. Der harte Wettbewerb belebt das Geschäft.
Ausblick
von Ellen Bocquel as das Jahr 2006 angeht, sorgten weniger Elementarschäden als ein heftig tobender Wettbewerb in der Branche für Bewegung. In den Jahren nach dem 11. September 2001, als sich mit der menschlichen Ausnahmetragödie auch versicherungstechnisch einer der größten Versicherungsschäden aller Zeiten ereignete, ist für die Assekuranz etwas mehr Ruhe eingekehrt. Jetzt belebt vor allem der Wettbewerb das Geschäft. Die Kunden der Industrie- und Gewerbeversicherungen können sich für das Jahr 2007 auf leicht sinkende Prämien ein-
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stellen. Weltweit tätige Versicherungsmakler, die vornehmlich die Vermittlung und Beratung im Industrieversicherungsgeschäft betreiben, berichten, dass sich der Markt im dritten Jahr in Folge nachgiebig zeigt und damit auch die Preise aufweicht. Durch Ausschreibungen in der Sachversicherung seien sogar Nachlässe bis zu 30 Prozent drin. Die Versicherer seien heutzutage bereit, günstige Konditionen für drei Jahre zu gewähren. In der Haftpflichtsparte ist der Markt härter und weniger nachgiebig. Die immens kostspieligen Hurrikan-Schäden, die 2005 vor allem in den USA auftraten, und auch der enger werdende Markt, in dem große Un-
Nachhaltige Programme Gastbeitrag Neuer systematischer Ansatz der Zurich bietet Lösungen
für eine grenzüberschreitende Versicherungsdeckung. Für multinationale Unternehmen gewinnt der Aspekt der Sicherheit im Zusammenhang mit der Versicherungssteuerthematik aus Compliance-Gründen zunehmend an Bedeutung. Besitzt und versichert ein Unternehmen Niederlassungen in verschiedenen Ländern Europas oder weltweit, muss es in der Lage sein, die folgenden Fragen zu seinen Versicherungspolicen zu klären: Werden in allen Ländern die ausländischen Steuervorschriften korrekt befolgt? Wer muss die Steuern für diese Versicherungspolicen begleichen: der Makler, die Versicherung oder etwa das Unternehmen? Und zuletzt: Wie hoch sind diese für jede einzelne Versicherungssparte? Die Komplexität nationaler Versicherungssteuern im Zusammenhang mit multinationalen Policen wurde im Jahre 2001 durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs hervorgehoben. Im Fall „Kvaerner plc gegen Staatssecretaris van Financien“ wurde festgehalten: „Ein Mitgliedstaat kann Versicherungssteuern auf eine Versicherungsprä-
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mie für eine Tochtergesellschaft erheben, die sich in seinem Territorium befindet, und zwar auch dann, wenn die Versicherungsprämie in einem andern Land durch die Muttergesellschaft beglichen wurde.“ Kritisch bleibt aber weiterhin die Frage, wer für die Abrechnung und Bezahlung der lokalen Versicherungssteuern und -abgaben verantwortlich ist. Wesentlich ist, ob der Versicherer auch in dem Land eine Lizenz
ternehmen fusionierten (z. B. die Übernahme des Industrieversicherers Gerling durch den Konkurrenten HDI), konnten den weltweiten Abwärtstrend aufhalten. „Trotzdem waren die Ergebnisse der Industrieversicherer in den letzten Jahre infolge der geringen Schadenlast gut“, unterstreicht Prof. Dr. Stefan Materne, der am Lehrstuhl für Risk Management und Rückversicherung an der Fachhochschule Köln besitzt, in dem der „Risikostandort“ oder die Niederlassung des Unternehmens liegt. Zeichnet der Versicherer die Police ohne eine gültige Lizenz, wird die Behörde die ihr zustehenden Steuern (wie im Fall Kvaerner) vom Versicherungsnehmer einfordern. Hinzu kommt, dass der Begriff „Risikostandort“ in den meisten Ländern außerhalb der EU zugleich als der Standort der versicherten Niederlassung definiert wird, doch die damit verbundenen Lizenzierungs- oder Steuervorschriften müssen nicht zwangsläufig denen der EU entsprechen und werden sogar innerhalb desselben Landes für einzelne Versicherungssparten verschieden geregelt. Wenn man nun noch bedenkt, dass es weltweit fast 200 Länder mit entsprechen-
doziert. Der Wissenschaftler verweist darauf, dass die Erinnerung an die noch länger zurückliegenden Verlustzeiten in den Neunzigerjahren inzwischen verblasst sei: „Somit ist mit einem weiteren Abrieb der Prämien vor allem in der Sachsparte zu rechnen und auch mit einem leichten Prämienrückgang in der Haftpflichtsparte.“ Unterm Strich verdienen die Industrieversicherer heute wieder Geld. Ihr Beitragsden Versicherungssteuergesetzen gibt und diese sich in Ländern wie den USA oder Kanada sogar von Staat zu Staat bzw. Provinz unterscheiden und auch in Europa keine einheitlichen Regelungen für Versicherungssteuern gelten, kann man sich vorstellen, wie schwer es ist, den Überblick zu behalten. Vielfältig wie die einzelnen Gesetzgebungen sind auch die daraus resultierenden Konsequenzen bei Verstößen. Diese können Strafen beinhalten oder gar dazu führen, dass Versicherungsleistungen nicht wie erwartet erbracht werden. Unnötig zu erwähnen, dass ein Verstoß nicht nur teuer werden, sondern auch das Verhältnis aller Beteiligten zu den Behörden und das Image in der Öffentlichkeit nachhaltig schädigen kann. Zurich Financial Services Group (Zurich) hat sich der oben beschriebenen Problematik spartenübergreifend angenommen und als führender Versicherer von internationalen Programmen mit der Multinational Insurance Proposition (MIP) einen systematischen Ansatz erarbeitet. MIP beinhaltet eine Reihe von Underwriting-Prozessen und -Produkten, die es Zurich erlauben, bei jeder einzelnen Transaktion die Verpflichtungen für Kunden und Makler weltweit zu implementieren und zu administrieren. Dazu gehört ein globales Informationssystem, das anwendbare Gesetze und Steu-
volumen für das vergangene Jahr wird auf rund elf Milliarden Euro geschätzt, die Schadenquote auf unter 30 Prozent. Und auch die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) lag in den letzten drei Jahren bei rund 90 Prozent. Man geht davon aus, dass die Industrieversicherer 2006 einen Gewinn zwischen 700 und 800 Mio. Euro eingefahren haben. Genauere Angaben wird es auch nach der Fertigstellung der Unternehmensbilanzen für das Jahr 2006 nicht geben, weil dazu keine Vergleichsstatistiken existieren. Das liegt daran, dass die Industrieversicherung kein einheitlicher Versicherungszweig ist. Unter dem Oberbegriff werden verschiedene Deckungskonzepte und -arten industrieller Risiken geführt, die in den Versicherungsverbänden nicht einheitlich oder extra erfasst werden. Es geht hier um Feuer-, Feuer-Betriebsunterbrechungsversicherung, Haftpflicht-, Transport- und technische Versicherungen. In der Haftpflichtsparte werden an offizieller Stelle beispielsweise auch die Privathaftpflicht, die Managerhaftpflicht, die In-
VIELFÄLTIG „MIP wird der Komplexität ausländischer Lizenzierungs- und Steuervorschriften gerecht“, erklärt Zurich-Vorstand Andreas Bruckner.
ervorschriften für nahezu 200 Länder umfasst und permanent aktualisiert wird. Für multinationale Deckungen, die außerhalb des Heimlandes vereinbart und unterzeichnet werden, fertigt dieses System für den Kunden Dokumente an, die sämtliche eingezogenen bzw. überwiesenen Versicherungssteuern ausweisen. In enger Zusammenarbeit mit Maklern und Kunden erarbeitet Zurich somit nachhaltige Versicherungsprogramme, welche die Compliance unterstützen, indem sie den weltweiten Versicherungsaufsichts- und Steuergesetzen Rechnung tragen. www.zurich.com
AUFSCHWUNG „Inzwischen sind die Verlustzeiten der Neunzigerjahre verblasst“, erklärt Prof. Dr. Stefan Materne, Lehrstuhl Risk Management, Fachhochschule Köln.
dustriehaftpflicht und die Autohaftpflicht „in einen Topf geworfen“. Für die Industrieversicherer und ihre Kunden ist eine Trennung zwischen den einzelnen Segmenten ohnehin wenig aussagekräftig. Die sehr erfahrenen Risikomanager prüfen in jedem Einzelfall in den Industriebetrieben, wo der Hebel anzusetzen ist, das heißt auch, wo mit Präventivmaßnahmen der Super-GAU vermieden werden könnte. So werden individuelle Tarifbündelungen konzipiert. Der Stellenwert von Betriebsunterbrechungs- (BU) und Feuerversicherung im Gesamtkonzept der Industrieversicherung ist hoch. Darauf weist auch Hartmuth KremerJensen vom weltweit tätigen Industriemaklerbüro Willis hin. Seine Markteinschätzung: „Die Wahrscheinlichkeit, von einem existenzbedrohenden Ereignis betroffen zu werden, ist in keiner Versicherungssparte so ausgeprägt wie in Sach und BU. Man muss sich von dem Gedanken lösen, dass derartige Ereignisse nur auf einige schadendisponierte Risiken entfallen. Im Gegenteil. Der Trend der Erweiterung von Gefahren auf Basis von sogenannten ‚All Risks‘-Verträgen hält weiter an. Die Kunden nutzen die Chancen des weichen Marktes und sichern sich, im Zusammenhang mit den zunehmenden Risiken im Bereich der Naturgefahren, entsprechend hohe Limite.“ Eine der großen Herausforderungen für die Industrieversicherer wird im Bereich der Rückrufaktionen gesehen, wenn vermeintlich defekte „Ware“ ins Werk zurückbeordert wird. Hier wird sich die technische Kompetenz der Industrieversicherer beweisen. Immer mehr Versicherer bieten nämlich über die reine Versicherung hinaus Serviceund Beratungskomponenten sowie separate Zusatzleistungen an. VISAVIS ECONOMY
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FACILITY MANAGEMENT
Ganzheitlicher Ansatz Neben Komplettdienstleistern finden sich mittelständische Unternehmen, die spezifische FM-Module offerieren. Differenzierung
von Stephanie von Keudell er Facility Management (FM) als Modewort für Hausmeistertätigkeiten ansieht, hat eine der faszinierendsten Entwicklungen der letzten Jahre bestenfalls am Rande miterlebt. FM ist eines der umfassendsten Dienstleistungspakete, die ein Unternehmen überhaupt erbringen kann. Für ein wirkliches Verständnis von FM muss das englische „Facilities“ die Grundlage bilden. Danach umfasst FM die Verwaltung und Bewirtschaftung von Gebäuden, Anlagen und Einrichtungen während ihrer gesamten Nutzungsphase. Und das ist ein Markt von beeindruckender Größe: Im Jahr 2005 erwirtschafteten die zehn größten FM-Unternehmen in Deutschland einen
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Gesamtumsatz von 5,64 Mrd. Euro, das sind 2,5 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts. Und dabei decken diese führenden Unternehmen nicht einmal zehn Prozent des gesamten deutschen Marktes ab! Europaweit wird der Markt für internes und externes FM auf bis zu 100 Mrd. Euro geschätzt. Trotz dieser zahlenmäßigen Bedeutung ist FM in den seltensten Fällen das Kerngeschäft eines Unternehmens, sodass vielerorts der Fehler begangen wird, diesen sogenannten „Sekundärprozessen“ nur geringe Aufmerksamkeit zu schenken. Dieses Vorgehen rächt sich spätestens, wenn es irgendwo „brennt“. Durch den zunehmenden Kostendruck sind Unternehmen nämlich immer weniger in der Lage, die geforderten Qualitätsstandards aus eigener Kraft zu sichern.
Der Trend zum Outsourcen wenig profitabler Unternehmensfunktionen trägt dazu bei, dass im FM zunehmend Professionalisierung gefragt ist. Damit beantwortet sich die Frage nach dem „Selbermachen oder Einkaufen“ von selbst. Da der Erfolg eines Unternehmens entscheidend vom reibungslosen Funktionieren und dem optimalen Einsatz seiner „Facilities“ abhängt und die Immobilie als gewichtiger Bilanzposten einen eigenen Erfolgsbeitrag leisten soll, ist ein zentrales Management dieser Aufgaben durch kompetente Dienstleister oberstes Gebot. Advertorial
Neue Chancen in der Immobilienbranche Der Immobilienmarkt braucht Komplettdienstleister, die den neuen Anforderungen gerecht werden. DeTeImmobilien stellt als Komplettdienstleister den wirtschaftlichen Betrieb und das professionelle Management von Immobilien sicher. Das Leistungsspektrum umfasst alle Bereiche des Real Estate Management vom Property Management über das kaufmännische Management bis hin zur Nutzerakquisition. Hinzu kommt ein ausgeprägtes Know-how im technischen Facility Management und im Management infrastruktureller Dienstleistungen. „Die Entwicklungen der letzten Monate haben auch Einfluss auf die Strategie, die große Immobiliendienstleister wie wir verfolgen“, erläutert Detlef Breitzke, Leiter Real Estate Management bei DeTeImmobilien. „Aufgrund der Zukäufe großer Portfolios durch Investoren ergeben sich für die Dienstleistungsunternehmen zahlreiche neue Chancen. Die Investoren müssen professionell begleitet und beraten werden“, so Breitzke weiter. Das heißt konkret: Bereits vor dem Erwerb neuer Immobilien ist eine Due Diligence zu erstellen, die Verkaufsunterlagen sind vorzubereiten. Nach dem Erwerb der Portfolios müssen die Ge-
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bäude kaufmännisch betreut sowie Bestände und Mietverträge analysiert werden. Im Vorteil ist, wer hier ein qualitativ hochwertiges und proaktives Property Management für den Eigentümer leistet. DeTeImmobilien bietet mit dem Real Estate Management eine reibungslose und eng miteinander verzahnte Leistung zwischen der Im-
KOMPETENT „Die Investoren müssen professionell begleitet und beraten werden.“ So lautet das Erfolgsrezept von Detlef Breitzke, DeTeImmobilien.
mobilien-, Markt- und Nutzerkompetenz. Für die Kunden aus den Bereichen Corporate Real Estate und Finance bietet DeTeImmobilien als Dienstleister damit genau die Kernkompetenzen, die der Immobilienmarkt zukünftig fordert. Neben Real-Estate-Management-Produkten und technisch hochwertigen Dienstleistungen bekommt zudem die Übernahme kompletter Geschäftsprozesse einen höheren Stellenwert. Es geht dann nicht mehr nur um die Dienstleistung in einem oder mehreren Gebäuden, sondern um die Übernahme ganzer Abteilungen oder Gesellschaften, die Dienstleistungen wie Property Management erbringen. Für Detlef Breitzke steht fest: „Die Entwicklung zum proaktiven Property Management wird auch das Geschäft von DeTeImmobilien prägen. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Eigentümer und dessen Assetmanager auf der einen Seite und dem proaktiven Property Manager auf der anderen Seite sowie das Definieren und Verfolgen gemeinsamer Ziele stehen für uns dabei im Mittelpunkt.“ www. deteimmobilien.de
derungen gerecht. Der Markttrend wird deshalb auch in Zukunft mehrere Richtungen aufweisen: auf der einen Seite ausgegliederte Konzerntöchter, die ihre Management-Expertise auch auf dem externen Markt verwerten möchten, auf der anderen Seite Mittelständler mit gewachsenem Kundenstamm und hoher Problemlösekompetenz. „Durch die bundesweite Niederlassungsstruktur sichern wir unseren Kunden einen einheitlichen Qualitätsstandard in jeder Region“, betont Arnulf Piepenbrock, Vorstand Technik und Vertrieb der Piepenbrock-Gruppe aus Osnabrück. Quantitatives Wachstum Bei der Suche nach dem „richtigen“ Anbieter zeigen sich schnell die unterschiedlichen Strukturen auf dem deutschen Markt: Komplettanbieter, ob sie nun als Tochtergesellschaften aus großen (Bau-) Konzernen stammen oder aus eigener Kraft im Markt gewachsen sind, liefern im Idealfall bundesweit qualitativ hochwertigen Service in Sachen Gebäudemanagement, Sicherheit und Instandhaltung. Selbstständige mittelständische Unternehmen konkurrieren in diesem Marktsegment mit großen Konzerntöchtern. Für Großunternehmen bieten sie bundesweit weitreichende Services aus einer Hand. Die Angebotspalette reicht vom InfrastrukturFacility-Management bis zu einem umfassenden strategischen Portfoliomanagement inklusive einem modernen und innovativen Immobiliencontrolling, unterstreicht Detlef Breitzke, Leiter Real Estate Management bei DeTeImmobilien. Insbesondere die Gebäudetechnik nimmt einen immer breiteren Raum ein. Neben diesen großen Anbietern finden sich auch spezialisierte Unternehmen, die einzelne modulare FM-Leistungen für spezifische Problemlösungen offerieren. Der dynamische Markt des FM verlangt den Anbietern einiges ab: Konsequente Kundenorientierung, rigoroses Kostenmanagement und einheitliche Qualitätsstandards werden in Zukunft nicht nur deutschlandweit, sondern auch über Ländergrenzen hinweg gefragt sein. Die zunehmende Globalisierung verlangt von einer derart zentralen Dienstleistung wie dem FM eine umfassende Begleitung und Unterstützung der Kernprozesse des Kundenunternehmens. FM-Anbieter stehen vor einer Strukturveränderung, wie sie beispielsweise die Zulieferer der Automobilindustrie schon hinter sich haben. Nur eine integrierte Leistungserstellung mit stringenten Qualitätssicherungsmaßnahmen wird diesen gestiegenen Anfor-
allein ist in diesem Umfeld jedoch keine sinnvolle Strategie. Vielmehr muss ein Anbieter in der Lage sein, die Bedürfnisse des Kunden zu handelbaren Projekten zu bündeln und in integrierten Leistungspaketen deutliche Kosten- und Effizienzvorteile darzustellen. Allerdings ist in Zukunft mit weiteren Akquisitionen durch die Branchenriesen zu rechnen. Am anderen Rand des Spektrums werden sich hoch spezialisierte Nischenanbieter aber auch weiterhin halten können, solange sie überlegene Kompetenz mit Markt- und Kundennähe sowie innovativen Problemlösungen vereinen können.
Gütesiegel für beste Leistungen Garantie für Kosteneffizienz, Qualität und Zuverlässigkeit. Mit über 24.000 Mitarbeitern in 60 Hauptniederlassungen an 800 Standorten sorgt die Piepenbrock Service GmbH & Co. KG als bundesweit marktführender Gebäudedienstleister für Sauberkeit, Werterhalt und Sicherheit in den Gebäuden und Liegenschaften seiner Kunden. 2006 erzielte das Unternehmen eine Umsatzsteigerung von 343 Millionen Euro auf 360 Millionen Euro. „Basis für unseren Erfolg sind die innovativen, qualitätsorientierten Lösungskonzepte und die flexiblen Managementstrukturen, mit denen Piepenbrock Marktentwicklungen aufgreift und in Kundennutzen umwandelt“, so Arnulf Piepenbrock, Vorstand Technik und Vertrieb. „Wir haben die marktführende Stellung in unserer Kernkompetenz – dem infrastrukturellen Gebäudemanagement – flächendeckend ausgebaut, die Geschäftsfelder Sicherheit und IndustrieInstandhaltung strategisch weiterentwickelt und die Vernetzung des Leistungsportfolios für die Ausführung von Komplettaufträgen im Gebäudemanagement gezielt vorangetrieben.“ Immer mehr Kunden entscheiden sich beim Gebäudemanagement für Piepenbrock, weil sie erkennen, dass der Dienstleister mit der längsten Wertschöpfungskette die Steuerungs- und Kontrollfunktion erhalten muss. Arnulf Piepenbrock: „Mit durchschnittlich 70 Prozent macht das Segment des infrastrukturellen Gebäudemanagements den Großteil des durch Dienstleister verantworteten Leistungs- und Umsatzvolumens aus. Piepenbrock bietet seinen Kunden dabei mit seiner Marktführerschaft in der Gebäudereinigung die Garantie für Kosteneffizienz, Qualität und Zuverlässigkeit in der Dienstleistung. Im technischen und kaufmännischen Gebäudemanagement arbeitet Piepenbrock projektbezogen und vertrauensvoll mit leistungsfähigen Partnern zusammen. Durch
die Flexibilität dieser Zusammenarbeit schaffen wir für unsere Kunden die jeweils optimale Lösung.“ Einen bundesweit einheitlichen Qualitätsstandard gewährleistet Piepenbrock. Durch eine intensive Kooperation mit Forschungsinstitutionen, Verbänden und Herstellern wird der Einsatz modernster Verfahren, Maschinen und Materialien garantiert. Das Qualitätsmanagementsystem „QM-Vital“ definiert kundenorientierte Prozesse und ist durch seine Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001:2000 ein Gütesiegel bei der Leistungserbringung. Durch die bundesweite Niederlassungsstruktur des Unternehmens bietet Piepenbrock seinen Großkunden einen einheitlichen Qualitätsstandard in jedem Gebäude. Anspruchsvolle Aufträge werden von zentraler Stelle gesteuert. Das sichert den Kunden die Erschließung bisher ungenutzter Synergieund Einsparpotenziale. www.piepenbrock.de
VERTRAUEN Arnulf Piepenbrock, Vorstand Technik und Vertrieb, erläutert die Bedeutung von optimalen FacilityManagement-Lösungen nach einheitlichen Standards.
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CALL CENTER
Service mit Qualität Qualifizierung Der Dienstleister Vivento Customer Services setzt auf
eine ganzheitliche und zielgerichtete Schulung seines Personals.
Gerade bei den Dienstleistungen macht die Mitarbeiterqualität häufig den entscheidenden Unterschied aus. Deshalb hat das Unternehmen Vivento Customer Services (VCS), vor drei Jahren als Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom gegründet, von Beginn an die Führungskräfte aus dem eigenen Personalstamm heraus entwickelt und intern qualifiziert. Dabei war die VCS erfolgreich, wie die Nominierung für die Finalrunde des diesjährigen Internationalen Deutschen Trainingspreises zeigt: Anfang März wird auf der Bildungsmesse didacta in Köln über den Gesamtsieger entschieden. Bei der Führungskräfteentwicklung steht die umfassende Qualifizierung der Teamleiter als Vorgesetzte der Serviceagenten im Mittelpunkt, denn sie spielen die Schlüsselrolle an der Schnittstelle zum Kunden. Um zu verstehen, weshalb die VCS gerade in ihre Teamleiterausbildung besonders investiert, ist es wichtig zu wissen, welche Aufgaben der Teamleiter ausübt und welche Tätigkeiten seinen Alltag bestimmen. Er führt als erster Ansprechpartner sein Team von in der Regel 15 Agenten fachlich und disziplinarisch, stellt Qualität und Produktivität sicher, überwacht und steuert die Leistungen jedes Einzelnen, coacht und moti-
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viert individuell und in der Gruppe. Dem Positionsinhaber muss täglich neu der Spagat zwischen „Führung und Kollegialität“ gelingen. Der Karriereschritt zum Teamleiter steht allen interessierten und geeigneten Agenten offen. Mit ihrem siebenstufigen Führungskräfteprogramm vom Agenten zum zertifizierten Teamleiter hat die VCS bundesweit Maßstäbe gesetzt und neue Wege beschritten. Das durchgehende integrierte Gesamtkonzept besteht im Einzelnen aus sieben verschiedenen Stufen: 1. Identifizierung des Potenzials für den Führungskräftenachwuchs; 2. ein viermonatiges Programm mit Präsenzseminaren zur Vermittlung von Theorie und Praxis; 3. kommissarische Übernahme einer Leitungsfunktion; 4. ein intensives Transfer-Coaching mit regelmäßigem Feedback; 5. Ableistung eines Lehrgangs im internen Assessment Center; 6. einjährige Begleitung in der Praxis, um die erworbenen Kenntnisse zu festigen und diese mit der beruflichen Erfahrung zu verbinden; 7. besonders leistungsstarke und motivierte Teamleiter können sich anschließend durch die IHK Saarland zum „Call Center Teamleiter (IHK)“ zertifizieren lassen. Die VCS hat gemeinsam mit der CallCenter-Akademie Saarland ein Verfahren
entwickelt, bei dem erstmals in Deutschland betriebsinterne Elemente der Personalqualifizierung in ein offizielles Zertifizierungsverfahren integriert werden. Die Absolventen zeigen sich dadurch motiviert, dass ihre Fähigkeiten offiziell bescheinigt und weitere berufliche Karrierepfade eröffnet werden. Mit Aufbaulehrgängen, die vor allem betriebswirtschaftliches Wissen vermitteln, werden sie auf weitere Aufgaben vorbereitet. Einige von ihnen haben inzwischen die nächste Stufe zum Abteilungsleiter erreicht. Neben den Führungskarrieren sieht die VCS auch Fachlaufbahnen vor. Diese stehen ebenfalls allen Mitarbeitern offen und bieten den Agenten Perspektiven im Trainingsbereich, aber auch als Supportkräfte im Sektor IT oder im Reporting. Fachtrainer durchlaufen ähnlich wie Teamleiter ein Qualifizierungsprogramm; ihre offizielle Prüfung erfolgt durch die Deutsche Gesellschaft für Qualität (DGQ). Die Mitarbeiter sollen nach dem Verständnis der VCS transparent und strikt nach Qualität ausgewählt, sämtliche Auswahlentscheidungen neutral, objektiv und fair getroffen werden. Aus diesem Grund wurden sowohl der Personalauswahlprozess als auch alle hausinternen Beobachter, Assessoren und Personalentwickler nach DIN 33430 zertifiziert. Diese Norm für berufsbezogene Eignungsbeurteilung ist unter maßgeblicher Beteiligung der Deutschen Psychologenvereinigung entwickelt worden und wird immer häufiger den Branchenmaßstab für die Personalauswahl in Unternehmen darstellen. Mit der erstmaligen vollständigen Anwendung der Norm übernimmt das Unternehmen bundesweit eine Vorreiterrolle. Weitere Informationen unter: www.vivento-cs.de
KOMPASS Mit der Broschüre „Kundenservicecenter“ beleuchten das FAZ-Institut und Vivento Customer Services die strategischen Aspekte des Servicegeschäfts.
Erfolg am Telefon Die Nutzung eines Call Centers als Schnittstelle zwischen Kunden und Firma bietet vielfältige Vorteile.
Kommunikation
von Brigitte Kasper n Zeiten, in denen die Ansprüche an Support und Erreichbarkeit auf eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung hinauslaufen, kommt den Call Centern eine immer größere Bedeutung zu, sei es, dass der Computer streikt oder eine Bestellung am Wochenende aufgegeben werden muss, ein Ersatzteil fehlt oder ein Tarif nachgefragt werden soll. Demzufolge befindet sich die Branche seit Jahren in einem stetigen Wachstum
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und wird auch weiter zulegen – vielleicht nicht mehr ganz so schnell, aber dafür mit mehr Qualität sowohl hinsichtlich der Betreuung der Kunden als auch bezüglich der Technologie. Alles in allem zählte man Ende 2006 in Deutschland circa 400.000 Beschäftigte in rund 5.600 Call Centern. Während große Unternehmen bereits auf die Vorteile von Call Centern setzen, kämpft die Branche bei kleinen und mittleren Unternehmen noch um Akzeptanz. Gerade hier können sich die Dienstleister jedoch
durch spezifischen Kundenservice einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Ein Beispiel ist der Smart Service der PTV AG, der neben einer vollautomatischen Einsatzplanung von Servicetechnikern auch einen Überblick über die geografische Position von Kunden und Mitarbeitern bietet. Wer die Investition für ein Call Center scheut, kann bei BT Germany zum Contact Center on Demand (CCoD) greifen, das alle Funktionen aus dem Netz bereitstellt. Unternehmen, insbesondere solche mit einem stark schwankenden Aufkommen, können damit ihr Call Center über ein Web-Interface vollständig selbst administrieren, konfigurieren und an den jeweiligen Bedarf anpassen. Die Agents benötigen nur ein herkömmliches Telefon und einen Internet-fähigen PC. Eine gute Gelegenheit für kleinere und mittlere Unternehmen, sich über Neuheiten und Angebote der Call-Center-Branche zu informieren, stellen Messen wie die CallCenter World dar, die vom 27. Februar bis zum 1. März in Berlin stattfindet. Unter dem Motto „Zentraler Motor für Erfolg“ hilft sie den Besuchern, die Trends für Call Center auszumachen. Diese liegen laut Helga Haag, Kongress-Managerin der CallCenterWorld, beispielsweise in der steigenden Industrialisierung der Call Center sowie in einer Zunahme verkaufsaktiver Call Center. Komplettiert wird das Messeprogramm erstmalig an zwei Tagen durch „ein Live-Call-Center vor Ort, das die neuesten Entwicklungen in Akustik, Ergonomie und Technik hautnah zum Anfassen präsentiert“, so Helga Haag.
Kompetenz
Durchgängiger Service in allen Phasen
Die Telenet GmbH Kommunikationssysteme ist mit ihrer 25-jährigen Erfahrung und ihrem geballten Knowhow einer der führenden Spezialisten im deutschsprachigen Raum für Sprachdialoglösungen sowie Testlösungen für VoIP, Voice, Video, Sprachanwendungen und Contact Center. Sprachanwendungen von Telenet finden in allen Branchen ihren Einsatz, um kundenfreundliche Teil- oder Vollautomatisierung telefonischer Anrufservices zu gewährleisten. Ihre Testlösungen garantieren Unternehmen mit hohem Anrufvolumen einen gesicherten und störungs-
freien Betrieb, da der komplette Lebenszyklus von Komponenten, Anwendungen, Diensten und Funktionen von der ersten Entwicklungsphase über die Integration bis zum Betrieb abgedeckt wird. Telenet begleitet zudem seine Kunden in allen Projektphasen. Angefangen bei der Konzeption über Systemaufbau und Integration bis zum Echtzeitbetrieb, stehen sie auch bei Wartung und Support zur Seite. Egal wie hoch die Anforderungen sind, individuelle Lösungen werden zum Festpreis entwickelt. Der Kunde trägt dabei kein Risiko. Die Vorteile, die automatisierte Sprachportale mit sich brin-
gen, liegen auf der Hand. Unternehmen bieten ihren Kunden besseren Service und senken ihre Kosten. Unabhängig von Öffnungszeiten sind sie jederzeit erreichbar. Gewünschte Informationen werden schnell und effektiv vermittelt, ganz ohne Wartezeiten seitens des Anrufers. Agenten werden frei für hochwertige Beratungsleistung. Die individuellen Sprachdialoge, deren Qualität durch die Testlösungen gesichert wird, sorgen im Sinne der Corporate Identity für ein positives Unternehmensimage und eine hohe Kundenzufriedenheit. Weitere Informationen im Internet unter: www.telenet.de
KUNDENZUFRIEDENHEIT „Der Kunde trägt bei unseren Lösungen kein Risiko“, erklärt Jörg Emonts, Geschäftsführer Telenet.
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Enormes Verbesserungspotenzial steckt beispielsweise in der meist mangelhaften E-Mail-Bearbeitung. Obwohl die E-Mail als Kommunikationsinstrument auch im CallCenter-Bereich weiter an Bedeutung gewinnt, wird sie oft noch nicht genügend zur Kundenbindung herangezogen. Selbst lernende E-Mail-Response-Managementlösungen können hier für mehr Transparenz im Umgang mit den eingehenden E-Mails und für deren schnellere Bearbeitung sorgen. „Einsatzszenarien belegen, dass mit ihrer Hilfe die doppelte bis dreifache Menge von Kundenanfragen bearbeitet werden kann“, bestätigt Bernd Kraft, Director Retail Sales und Country Manager bei Verizon Business. Andererseits sind für die Sicherung der Servicequalität Testlösungen außerordentlich wichtig, da sie die Betreiber mit wichtigen Daten zu den Kommunikationsabläufen beliefern. Insbesondere „das Testen aus Kundensicht mit der Nachbildung von virtuellen Anrufern bietet Qualitätssicherung vom ersten Schritt bis zum laufenden System“, erläutert Markus Kesting, Account Manager bei der Telenet GmbH Kommunikationssysteme. „Neben dem positiven Effekt, dass neue Services
könnte ein guter Ausgangspunkt sein. Dabei geht es laut Manfred Stockmann, Präsident des Branchenverbandes Call Center Forum Deutschland e. V., „nicht nur um das Ansehen der Call Center, sondern vielmehr um das deutliche Abgrenzen der redlich arbeitenden Call Center von den schwarzen Schafen, die sich nicht an Regeln, Standards und Gesetze halten“. Zudem werde in Europa eine gemeinsame Norm für Call und Contact Center diskutiert, so Stockmann weiter. Außerdem orientieren sich die Auftraggeber bei der Auswahl ihres Servicepartners immer häufiger an der Qualifikation des Personals. Dem trägt zum einen der neu geschaffene Ausbildungsberuf Call-CenterAgent Rechnung. Zum anderen darf die ständige Weiterqualifizierung der Mitarbeiter nicht vernachlässigt werden. So bietet z. B. der Service-Dienstleister Vivento Customer Services für jede seiner Mitarbeitergruppen ein eigenes Qualifizierungsprogramm an.
MESSE „Steigende Industrialisierung und verkaufsaktive Call Center liegen im Trend“, erklärt Helga Haag, Kongress-Managerin der CallCenterWorld.
schneller und qualitativ hochwertiger integriert und dem Kunden zur Verfügung gestellt werden können, wird gleichzeitig die Kundenzufriedenheit und -akzeptanz gesteigert.“ Neben dem Einsatz neuer Technologien und Lösungen gilt es, sich für das allgemeine Ansehen der Branche in der Gesellschaft stark zu machen. Der Anfang 2006 für CallCenter-Betreiber als verbindliche Grundlage ihrer Arbeit beschlossene Ehrenkodex
WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
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+ www.callcenterworld.de + www.call-center-forum.de
Intelligente Call-Center-Technologien Dreifache Arbeitsmenge durch richtiges Kommunikationsmanagement. Die elektronische Kommunikation per E-Mail gehört seit Jahren zum Alltag eines Call Centers und wird laut aktuellen Studien des Marktforschungsinstituts IDC auch in Zukunft enorm zunehmen. Um so überraschender ist es, dass dieser Kommunikationskanal nicht intensiver zur Kundenbindung ge-
LÖSUNGEN Effizienz, Kostensenkung und Prozessoptimierung sind die Ziele von Bernd Kraft, Director Retail Sales und Country Manager, Verizon Business.
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nutzt wird. „Bedenkt man, dass jede fünfte E-Mail unbeantwortet bleibt oder mit tagelanger Verspätung beantwortet wird, zeigt sich der dringende Handlungsbedarf für Call-Center-Betreiber“, so Bernd Kraft, Director Retail Sales und Country Manager bei Verizon Business. Die Forderung nach intelligenten Lösungen zur Erhöhung der Transparenz im E-Mail-ManagementProzess liegt nahe. E-Mail-Response-ManagementLösungen, wie sie von Verizon Business-Kooperationspartner ITyX Solutions AG entwickelt werden, analysieren als selbst lernendes System die eingehenden Kundenmitteilungen automatisch, ordnen sie Call-Center-Agents zu und liefern auf Grund von vorangegangener Kommunikation bereits Vorschläge für deren Beantwortung. Dass sich das Management von E-Mails und Anrufen im Call Center so hervorragend ergänzen lässt, belegen Einsatzszenarien, in denen die doppelte bis dreifache Menge von Kundenanfragen bearbeitet wurde. Die Erfüllung der Kundenanforderungen stellt Call-Center-Betreiber jedoch nicht nur vor die komplexe Aufgabe, das steigende Aufkommen der An-
fragen steuern zu müssen. Gleichzeitig sollen auch Kosten gesenkt und Prozesse optimiert werden. Mithilfe von Outsourcing-Modellen wie Dialer-On-Demand-Lösungen kann die Effizienz eines Call Centers ohne hohen Aufwand gesteigert werden. Hierbei werden die Technologie, deren Betrieb und Wartung ausgelagert, während das performante IP-Backbone und das Sprachnetz des Netzbetreibers die Grundlage bieten. In der Outsourcing-Variante liefert beispielsweise der Partner itCampus GmbH die DialerTechnologie und Verizon Business die Infrastruktur. Je nach Bedarf und Auslastung des Call Centers kann die Lösung „direkt aus dem Netz“ bezogen werden. Dabei variiert die Ausbaustufe des Outsourcings nach den individuellen Anforderungen. Neben der reinen Infrastruktur sind es eigene Sprach- und Datenlösungen von Verizon Business, wie beispielsweise „Hosted IVR“, die das Produktportfolio speziell für Call Center abrunden. Call Center konzentrieren sich so auf ihr Kerngeschäft – die Kundenbindung und Dienstequalität – während gleichzeitig dem Investitions- und Innovationsdruck begegnet wird. www.verizonbusiness.com/de
FACTORING
Der schnelle Weg zum Geld Für Unternehmen mit solidem Debitorenbestand bietet die Kooperation mit einem Factoringinstitut auch im Außenhandel die Möglichkeit eines raschen Liquiditätszuflusses. Vorteil
von Jürgen Hermann enn Rechnungen nicht oder nur mit Verzögerung bezahlt werden, wenn die Hausbank unter Hinweis auf die Eigenkapitalrichtlinien nach Basel II restriktiver handelt oder wenn der Firmenchef nur wenige Informationen über den neuen Handelspartner im Ausland besitzt, kann eine Factoringgesellschaft mit ihrem FullService-Angebot helfen, vor allem kleineren und mittleren Unternehmen. Zum einen ist der sofortige Mittelzufluss durch den Ankauf offener Forderungen von Nutzen, zum anderen wird das Management von vielen administrativen Aufgaben entlastet und bei seinen Geschäftsbeziehungen ins Ausland begleitet. Kein Grund also für den Mittelständler, angesichts der breiten Palette von Problemen und Herausforderungen zu resignieren. Der Factor wird ein auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden zugeschnittenes Servicepaket ausarbeiten, das neben dem Forderungsankauf meist das Debitorenmanagement sowie den Delkredereschutz umfasst. Das Risiko des Forderungsausfalls übernimmt der Factor, oft in vollem Umfang.
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Da die offenen Forderungen in die Bilanz des Factoringinstituts übergehen, verbessert sich die Bilanzstruktur und damit auch die Voraussetzung für die Bonitätsprü-
fung des Mittelständlers. Er wird zudem von zeitraubender Büroarbeit entlastet, kann sich daher auf sein Kerngeschäft konzentrieren und auf diese Weise einen wichtigen Wettbewerbsvorteil am Markt erlangen. Die Datenübertragung findet mittlerweile meist online statt, wobei ein hoher Sicherheitsstandard beachtet wird. Der Kunde wird dadurch in die Lage versetzt, jederzeit seine aktuellen Kontendaten abzurufen. Als Lösungsweg für bereits in Schwierigkeiten befindliche oder gar von der Insolvenz bedrohte Firmen darf Factoring aber nicht verstanden werden. „Es eignet sich für solide Unternehmen, die sich im Idealfall in einer Wachstumsphase befinden und deren Liquiditätslage durch ein Factoringkonzept verbessert werden kann“, betont Rainer Stockhausen, Inhaber und Geschäftsführer von ZAG Plus medicalFinance und West Factoring FinancialServices in Troisdorf. „Das effiziente und kontinuierliche Monitoring ist generell unverzichtbar und beschränkt sich nicht auf die Debitoren, deren Bonität geprüft wird. Auch der neue Factorkunde selbst muss einer fortlaufenden Beobachtung unterzogen werden.“
International
Baustein der Außenhandelsfinanzierung
Exportfactoring ist bereits in den vergangenen Jahren für international tätige mittelständische Unternehmen ein wichtiger Baustein in ihrer Außenhandelsfinanzierung geworden. Bei dem Verkauf von Auslandsforderungen geht es häufig nicht nur um die Finanzierung und Bilanzentlastung wie bei inländischen Forderungen, sondern auch um die Absicherung von Ausfallrisiken. Die Postbank Factoring hat ihr Angebot im Exportfactoring nun um den Ankauf von APG-gedeckten Forderungen (APG = Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistung) erweitert. Über die AusfuhrPauschal-Gewährleistung können For-
derungen mit Laufzeiten bis maximal zwölf Monate in allen Ländern außerhalb der EU und der OECD sowie in Korea, Mexiko und der Türkei gegen politische und wirtschaftliche Risiken abgesichert werden. PB Factoring kauft den gesicherten Teil und finanziert diesen zu 100 Prozent. Exportorientierte Unternehmen können damit ihre sonstigen Exportforderungen und ihre APGgedeckten Forderungen innerhalb eines Factoringvertrages verkaufen. Die komplette Finanzierung der Auslandsforderungen kann über einen Partner erfolgen, der Abwicklungsaufwand reduziert sich durch eine Verein-
heitlichung der Prozesse. Daraus resultieren niedrigere Kosten und die Möglichkeit, aufgrund eines größeren Volumens attraktivere Konditionen zu erhalten. Nicht nur Finanzierungen in Euro, sondern auch in US-Dollar und englischen Pfund sind möglich. Ein weiterer Vorteil, APG-gedeckte Forderungen im Rahmen eines Factoringvertrages zu finanzieren, liegt im IT-Know-how des Factors. Die PB Factoring verfügt über Erfahrung im Umgang mit großen Rechnungsmengen, sodass auch eine höhere Anzahl mit kleineren Beträgen problemlos verarbeitet werden kann. Infos: www.postbank.de/factoring
SERVICE Monika Loock-Weber, Geschäftsführerin Postbank Factoring stellt Finanzierungsalternativen vor.
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FACTORING
Finanzierungsformen miteinander kombinieren? Die Erfahrung der Mainzer Heller Bank, eine 100-prozentige Tochter von GE Commercial Finance (General Electric), zeigt als eines der größten deutschen Factoringinstitute: Die Zusammenarbeit mit einem Factor kann sich für alle Beteiligten als Vorteil erweisen. Schon im Jahr 2002 entschied sich die Heller Bank für die erste derartige Transaktion, der zahlreiche weitere Deals folgten, teilweise mit europäischen Partnern. Denn Private-Equity-Gesellschaften sind daran interessiert, ihre Akquisitionen zum Großteil mit Fremdkapital zu finanzieren, um auf diese Weise vom Leverage-Effekt zu profitieren. Das Prinzip ist einfach: Je geringer der Anteil an eigenen Mitteln, welchen die Private-Equity-Gesellschaft in eine Übernahme investieren muss, desto mehr Engagements kann das Unternehmen eingehen. Für solche Leveraged-Buy-outs braucht das Beteiligungsunternehmen FinanzierungsMittelstandsfinanzierung Mit dem Verkauf von Forderungen verschaffen partner. Bei Übernahmen mit hohen Finanzierungsvolumina stellen meist Großbansich Private-Equity-Investoren einen größeren Handlungsspielraum. ken, Versicherungen oder Pensionsfonds die nötigen Mittel zur Verfügung. Anders bei Die zunehmende Aktivität von Private- wenigen bekannt sein. Noch mehr überra- mittelständischen Private-Equity-Aktivitäten: Equity-Firmen in Deutschland macht eines schen dürfte die Tatsache, dass bei einigen Hier kann sich der Factor als gefragter Fideutlich: Größe sichert allemal mediale Auf- dieser Transaktionen Factoringinstitute mit im nanzierungspartner positionieren. Er vermerksamkeit, denn nur die spektakulären Boot sind. Wie geht das zusammen? Facto- fügt über mittelständisches Know-how und Transaktionen sind Schlagzeilen wert. Dass ring, also der Ankauf von Forderungen bei ist aufgrund seiner im Vergleich zu großen Private Equity auch für mittelständische Be- schneller Liquidität des Kunden, erfreut sich Investmentbanken günstigen Kostenstruktur triebe eine wichtige, oftmals sogar Existenz im Mittelstand deutlich höherer Nachfrage, in der Lage, auch mittelgroßen Finanziesichernde Rolle spielt, ist weniger bekannt. und der Umsatz der führenden deutschen rungsbedarf erfolgreich zu bedienen. Aus Sicht des Beteiligungsunternehmens Dabei bringen gleich drei kraftvolle Moto- Factoringgesellschaften stieg im Jahr 2005 sprechen weitere gute Gründe für die Zuren das Private-Equity-Geschäft auf Tou- um 21,6 Prozent auf über 55 Mrd. Euro. ren. Große Firmen haben den Weg zurück Doch wie kompatibel ist dieses Instru- sammenarbeit mit einem Factor. Dazu gezum Kerngeschäft eingeschlagen; die öffent- ment mit der dynamischen Private-Equity- hört der Aspekt der Nachhaltigkeit der Filiche Hand veräußert immer mehr Unter- Branche? Wie lassen sich beide alternative nanzierung. Stellt ein Factoringinstitut Mittel für den erfolgreichen Abschluss eines nehmen; und für mittelständische Betriebe Private-Equity-Deals zur Verfügung, so hanstellt Private Equity eine attraktive Form delt es sich in den meisten Fällen um ein der Finanzierung dar. dauerhaftes Engagement. Der Factor ist über Nicht selten handelt es sich dabei sodie wirtschaftliche Entwicklung seines Kungar um die einzige Möglichkeit, überhaupt den stets auf dem Laufenden, und das konZukunftsinvestitionen vornehmen zu köntinuierliche Monitoring durch einen erfahnen, da Bankdarlehen immer restriktiver verrenen Partner ist sichergestellt. Kurzum: geben werden und für den Mittelstand die Private Equity und Factoring ergänzen sich Möglichkeit begrenzt ist, Liquidität direkt am bei der Akquisition von Unternehmen mittKapitalmarkt zu erhalten. Private-Equitylerer Größe optimal. Und aus den eingangs Engagements bieten sich in dieser Situation erwähnten Gründen dürfte die Zahl der Prials willkommene Alternative an. Das gilt vate-Equity-Aktivitäten im Bereich des Mitauch, wenn in Familienunternehmen die telstands in den nächsten Jahren weiter steiheikle Nachfolgefrage nicht geklärt werden gen, wobei aus Sicht des Factors vor allem kann und die Firma einer ungewissen Zukunft entgegengeht. EXPERTE Joachim Secker, Vorstandsvorsitzender der die Branchen Konsumgüter, Elektronik, CheDie zunehmende Bedeutung von PriHeller Bank AG in Mainz, zählt die Vorteile einer Kombi- mie, Kunststoffe und leichter Maschinenbau nation von Factoring und Private Equity auf. in Betracht kommen. www.heller-bank.de vate Equity im Mittelstand mag bislang nur
Sinnvolle Partnerschaft
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RECHT Caroline Philipp, PricewaterhouseCoopers: „Der Factor kann seine Rechtsposition durch Abtretung des Herausgabeanspruchs durch seinen Kunden stärken.“
Ebenso wie WestFactoring verzeichnet die gesamte Branche im deutschsprachigen Raum eine seit Jahren anhaltende Nachfrage nach Factoringlösungen. Immer mehr Firmenchefs überwinden einstige Vorbehalte, und immer mehr Branchen zählen zu den Klienten. Dabei werden ein bestimmter Jahresumsatz sowie Forderungen aus vollständig erbrachten Leistungen vorausgesetzt. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist die Grundlage für eine lange Zusammenarbeit gegeben, bei welcher das Unternehmen in seinem Wachstum meist durch einen umsatzkongruenten Liquiditätszufluss unterstützt wird. Vorbei ist die Zeit, als man mit dem Rückgriff auf ein Factoringkonzept zögerte, da in der Außenwirkung ein Liquiditätsproblem des Unternehmens vermutet werden konnte. Und beim „stillen Factoring“ werden die Debitoren ohnehin nicht über die Kooperation mit einem Factor in Kenntnis gesetzt. Am häufigsten findet sich in Deutschland jedoch das „offene Factoring“, bei dem der Schuldner den Rechnungsbetrag direkt an den Factor überweist. Die Osterweiterung der EU und die Suche nach neuen – auch weit entfernten – Absatzmärkten jenseits der Grenzen machen die Kooperation mit einem Factoringinstitut zusätzlich attraktiv: In vielen Fällen wird der Factor die Forderungen übernehmen, welche aus dem Exportgeschäft resultieren, die Bonität des ausländischen Kunden prüfen und in Bezug auf die Rechtslage sowie die Usancen in dem Drittland beraten. Dabei wird oft auf ein eigenes Netzwerk zurückgegriffen oder – im Rahmen des Zwei-FactorSystems – mit einem ausländischen Institut kooperiert. Auf diese Weise ist die Gefahr gebannt, dass die viel versprechende Zusam-
menarbeit mit dem neuen Auslandskunden in die Liquiditätsfalle führt. Über die unverändert hohen Wachstumsraten der Branche berichtet der Deutsche Factoring-Verband, der vor kurzem ein Hauptstadtbüro in Berlin eröffnet hat. Es wird von dem Juristen Dr. Alexander Moseschus geleitet. „Die deutsche Factoringbranche blickt auf sehr gute Jahre zurück, doch betrachtet man das Factoringgeschäft im Ausland oder das Wachstum beim Leasing, so wird das hohe Nachholpotenzial deutlich“, erläutert Moseschus im Gespräch mit VISAVIS. „Die Verbandsmitglieder erhoffen sich von
dem neuen Hauptstadtbüro vor allem eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit. Hinzu kommt die Erwartung, dass das gesetzliche Umfeld für das Factoringgeschäft verbessert und der Forderungsverkauf erleichtert wird.“ Der von Dr. Ulrich Brink geleitete Verband mit Sitz in Mainz umfasst mittlerweile 22 Factoringinstitute als Mitglieder; sie weisen einen akkumulierten Jahresumsatz von weit mehr als 50 Milliarden Euro aus. Am deutschen Markt ist mittlerweile eine große Zahl von Factoringinstituten tätig. Mit der zunehmenden Akzeptanz dieser Finanzierungsform steigt auch die Vielfalt
Schlechte Zahlungsmoral Dienstleistungen rund um das Finanzwesen zunehmend gefragt. Der Kunde zahlt nicht – jedes Unternehmen sah sich schon mit diesem Problem konfrontiert. Außenstände und uneinbringliche Forderungen sind teuer. Sie beeinflussen die Liquidität, die Wettbewerbsfähigkeit und damit letztlich das Betriebsergebnis. Laut der Frühjahrsumfrage 2006 des Bundesverbandes Deutscher Inkassounternehmen ist eine Verbesserung der Zahlungsmoral nicht in Sicht. Der beste Weg, Außenstände zu vermeiden, ist ein dauerhaft effizientes Kredit- und Forderungsmanagement. Inkassounternehmen als Drittdienstleister bieten eine umfassende Betreuung im Bereich Kredit- und Forderungsmanagement. Welche Anforderungen stellen Unternehmen an ein Inkassounternehmen? Auf welche Kriterien legen Unternehmen bei der Auswahl des richtigen Inkassopartners Wert? Fachkompetenz und lösungsorientiertes Vorgehen sollten das Aushängeschild eines jeden Inkassounternehmens sein. Faktoren wie Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit und Vertrauen, verbunden mit einer flexiblen und kundenorientierten Arbeitsweise, sind nach Erfahrung der EOS KSI für die meisten Unternehmen ebenso unverzichtbar wie schnelle und kostengünstige Realisierung der offenen Forderungen. Mittlerweile wünschen Unternehmen mehr als nur das klassische Beitreiben. Ganzheitlichkeit wird eine Anforderung, auf die sich Inkassounternehmen einstellen müssen. Forderungsmanagement beginnt in diesem Verständnis nicht erst mit dem Beitreiben offener Forderungen. Dienstleistungen rund um das Finanzwesen werden verlangt. Je nach Unternehmensausrichtung zählen dazu u. a. Debitorenund Kreditmanagement, Erfahrungen im Auslandsinkassoverfahren und Consultingleistungen sowie ein umfassendes Angebot an Technologie.
Debitorenmanagement hilft, Ausfallrisiken durch qualifizierte Maßnahmen, wie beispielsweise kontinuierliche Stammdatenpflege und eine umfassende Kontobearbeitung, zu reduzieren. Ein systematisches Kreditmanagement unterstützt die Vergabe von Kreditlimiten bei Neukunden und beobachtet die Entwicklung von Bestandskunden. Das frühzeitige Ausbuchen von Auslandsforderungen kann durch ein kompetentes Inkassoverfahren aufgefangen werden. Eine innovative und kundenorientierte Technologie vereinfacht und optimiert die Prozesse im Debitoren-, Kredit- und Forderungsmanagement. Die Beratungsleistung umfasst demnach alle Phasen einer Geschäftsbeziehung. Ein effektives und effizientes Forderungsmanagement darf sich also heute nicht mehr nur auf das Beitreiben offener Forderungen konzentrieren. Infos unter: www.eos-ksi.de
ENTLASTUNG Jürgen Fischer, Geschäftsführer EOS KSI Inkasso Deutschland GmbH, erläutert die Anforderungen an effektives Kredit- und Forderungsmanagement.
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der Anbieter, und immer mehr wenden sich dem klassischen Mittelstand zu, der einen Jahresumsatz ab 250.000 Euro aufweist, wobei einzelne Institute auch geringere Umsatzvolumina akzeptieren. Viele der kleineren Anbieter sind im Bundesverband Factoring für den Mittelstand (BFM) zusammengeschlossen. Die Coface Finance GmbH hat sich in den letzten Jahren als feste Größe im Markt etabliert und bietet vor allem im Exportfactoring einen umfassenden Service an. Durch die Nutzung der Coface-Gruppe werden Forderungen aus Auslandsgeschäften mit rund zwei Dutzend Staaten übernommen, zu denen viele wachstumsstarke Schwellenländer gehören. Zu den renommiertesten Anbietern zählt die Deutsche Factoring Bank in Bremen, die bereits seit 1971 im Markt tätig und als Mitglied der Sparkassen-Finanzgruppe traditionell auf die Interessen des Mittelstands ausgerichtet ist. Die Heller Bank in Mainz kann ebenso wie SüdFactoring in Stuttgart, PB Factoring in Bonn und Fortis Commercial Finance in Düsseldorf auf eine erfolgreiche Tätigkeit im deutschen Factoringmarkt zurückblicken. Andere Institute wie
JURIST „Wir erwarten eine Verbesserung des gesetzlichen Umfeldes für das Factoringgeschäft“, betont Dr. Alexander Moseschus vom Deutschen Factoringverband.
die activ factoring AG in München – eine Tochter der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich – haben erst vor wenigen Jahren ihre Tätigkeit in Deutschland aufgenommen, aber eine solide Marktstellung erreicht. „Für jede Situation das passende Konzept“ bietet ABC Factoring in Köln an, ein Mitglied der Werhahn-Gruppe. Das Factoringkonzept des
Instituts wird detailliert an den Liquiditätsund Sicherheitsbedarf des Kunden angepasst und beinhaltet viele wichtige Serviceleistungen wie das Debitorenmanagement. Natürlich ist die Gestaltung des Factoringvertrags von großer Bedeutung, stellt er doch die Grundlage für die langjährige Zusammenarbeit zwischen Factor und Kunden dar. Dr. Caroline Philipp, Steuerberaterin bei PricewaterhouseCoopers in München, weist im Gespräch mit VISAVIS auf die relevanten Punkte in dem Dokument hin: „In den Factoringvertrag sollte eine Vertragsklausel integriert werden, wonach der Factorkunde alle bestehenden und zukünftigen Forderungen aus seinem Geschäftsbetrieb an den Factor abtritt. Die Abtretung sollte unter der aufschiebenden Bedingung erfolgen, dass die jeweiligen Forderungen vom Factor angekauft werden. Vertraglich ist klarzustellen, dass bei dem nur teilweisen Ankauf der Forderungen durch den Factor die betreffende Forderung zunächst nur in Höhe des Teilbetrags als abgetreten gilt. Ferner sollte zwischen Factor und Factorkunde vereinbart werden, dass auch Forderungen, die zunächst Gegenstand
Weltweites Finanzierungsnetzwerk ausgebaut Forderungen können durch Coface international, individuell und innovativ finanziert werden. Factoring wird für international tätige Unternehmen als Baustein ihrer Außenhandelsfinanzierung weiter an Bedeutung gewinnen. Diese Ansicht vertritt der Geschäftsführer der Coface Finanz GmbH, Franz Michel. Er sieht dabei zwei Grundrichtungen:
WELTUMSPANNEND Franz Michel, Geschäftsführer der Coface Finanz GmbH, erläutert die internationale Factoringstrategie des Mainzer Unternehmens.
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„Zum einen geht es weiter darum, den Export der Unternehmen zu unterstützen, indem die in der Regel notwendige Finanzierung durch den Verkauf von Forderungen unterstützt oder überhaupt erst möglich wird.“ Zum anderen, so Michel, suchten Unternehmen, die in Auslandsmärkten mit Niederlassungen oder Tochtergesellschaften präsent seien, auch nach Möglichkeiten, ihr dortiges Binnengeschäft mit Factoring zu unterlegen (= multinationale Finanzierungslösungen). Die Coface Finanz GmbH ist das einzige Factoringinstitut in Deutschland, das auf globaler Ebene im internationalen Factoring eine Rolle spielt. Bis Ende 2007 werden Factoringlösungen über die Coface-Gruppe weltweit in 28 Ländern angeboten werden. Aktuell bietet die Coface-Gruppe in elf Ländern ihre Factoringlösungen an, unter anderem in den USA, Kanada, Polen und Chile. Die aktuellen positiven Entwicklungen in der deutschen Konjunktur führen zu einer vermehrten Nachfrage nach internationalen Factoringkonzepten, die weit über eine reine Exportfinanzierung und -absicherung hinausgehen.
So bietet die Coface Finanz ihren Kunden über neue Finanzierungslösungen einen „true-sale“ zu günstigen All-in-Margen an. Die Spezialfinanzierungen PLAF, Inhouse-S und M2ABS gewinnen zunehmend an Bedeutung und zeichnen sich durch einfaches Handling aus. Die Produktvariante coface SMART 100 bringt interessierten Unternehmen einen hundertprozentigen Schutz vor debitorischen Forderungsausfällen. Mit Reverse-Factoringkonzepten bietet Factoring neue Möglichkeiten und Vorteile für die Kunden auf der Lieferantenseite. Über eine Invest-Factoringlösung (Single Risk Finance) können die Kunden der Coface Finanz aus mittelfristigen Forderungen (bis 36 Monate Laufzeit) kurzfristige Liquidität schöpfen. Alle diese Entwicklungen zeigen, dass innovative Finanzierungslösungen rund um den regresslosen Forderungsankauf auch im Exportgeschäft verstärkt bei den Unternehmen nachgefragt werden. Das Profil der Coface Finanz GmbH: international, individuell und innovativ. Weitere Informationen im Internet unter: www.coface.de
Nach 24 Stunden bezahlt Dynamisch VISAVIS erfuhr von Geschäftsführer Thorsten König das Erfolgs-
rezept der Fortis Commercial Finance: exakt zugeschnittene Lösungen. Wie stellt sich die aktuelle Geschäftsentwicklung Ihres Unternehmens dar? Wir sichern mit unseren Dienstleistungen die finanzielle Unabhängigkeit unserer Kunden. Dieser Service wird von immer mehr Firmen angenommen, sodass wir im zweiten Halbjahr 2006 eine Umsatzsteigerung um rund 50 Prozent verbucht haben. Innerhalb des Deutschen Factoring-Verbands liegen wir nach der Übernahme der Atradius Factoring GmbH und mit unserem dynamischen organischen Wachstum auf dem sechsten Platz – Tendenz steigend. Wir greifen auf das Netzwerk des belgisch-niederländischen Finanzkonzerns Fortis zurück, der 1990 entstanden ist. Heute zählt die FortisGruppe mit 58.000 Mitarbeitern und Aktivitäten in mehr als 50 Ländern zu den zwanzig größten Finanzkonzernen in Europa. Welche Vorteile bietet die Kooperation mit Ihrem Haus? Unsere mittelständischen Partner können weder durch eine schleppende Zahlungsmoral noch durch unterschiedliche internationale Zahlungsmodalitäten ins Schlingern kommen. FCF ist seit 1981 auf dem deutschen Factoringmarkt aktiv, und schon frühzeitig haben wir uns für den Mittelstand geöffnet. Wir arbeiten mit Unternehmen ab einem Jahresumsatz von fünf Mio. Euro zusammen, wobei wir uns zum Ziel setzen, mit individuell zugeschnittenen Lösungen
die Basis der Unternehmen zu verbreitern. Einzige Voraussetzung für die Kooperation ist die Bonitätsprüfung der Bestandskunden und die von vornherein richtige Einschätzung neuer Geschäftskontakte. Welchen Serviceumfang bieten Sie Ihren Kunden an? Wir versichern sie sozusagen gegen jede Unwägbarkeit und gehen für sie das Risiko ein. Mit ihrer fundierten Kenntnis der Eigenheiten vieler Branchen können unsere Mitarbeiter sehr schnell jede Forderung bewerten und so die Liquidität ihrer Kunden nachhaltig verbessern. Das Ausfallrisiko übernehmen wir dabei zu 100 Prozent, indem wir die offenen Forderungen kontinuierlich ankaufen. Bereits 24 Stunden nach abgeschlossener Lieferung oder Leistung und Übermittlung der Rechnungsdaten können Fortis-Kunden über das Guthaben auf ihren Abrechnungskonten verfügen. Bis zu 90 Prozent der Rechnungssumme stehen sofort bereit, der Rest nach Bezahlung durch den Debitor. Die Vorteile übertreffen die anfallende Delkredereprovision deutlich, denn durch die höhere Liquidität können Unternehmen flexibler im Einkauf agieren und Vorteile nutzen, sobald sich diese anbieten. Zusätzlich ist es ihnen möglich, die Forderungen aus der Bilanz zu nehmen und so ihre Eigenkapitalquote zu steigern. Generell lässt sich sagen, dass einstige Vorbehalte
gegen das Factoring erkennbar an Bedeutung verloren haben. Vor allem die jüngere Generation deutscher Unternehmer, Geschäftsführer und Finanzvorstände zeigt sich sehr aufgeschlossen: Ihnen können wir unsere Lösungsansätze erfolgreich vorstellen und unsere Konzepte anschließend umsetzen. Allenfalls bei sehr traditionsbezogenen Firmen beobachten wir noch Bedenken. Hier machen wir deutlich, dass Factoring ein sinnvoller Service zu attraktiven Preisen ist. Unterstützen Sie Ihre Kunden auch beim Export? Wir kaufen natürlich auch Forderungen aus dem Auslandsgeschäft an, denn hier kann schon eine einfache Banküberweisung wochenlang unterwegs sein. FCF ist als Asset Based Service Provider grenzüberschreitend in 15 Ländern aktiv und bietet länderübergreifende Dienste aus einer Hand: das Multi-local Factoring. Bei einer Zusammenarbeit mit uns zahlen die Kunden unserer Klienten den Gegenwert fälliger Rechnungen vor Ort in der jeweiligen Landeswährung auf ein Konto der Fortis Bank ein. Via Internet erfährt unser Kunde in Deutschland sofort vom Eingang des Geldes und kann bereits am nächsten Tag darüber verfügen. Maßgeschneiderte Lösungen und die individuelle Betreuung der einzelnen Gesellschaften vor Ort sind hierbei wesentliche Erfolgsgaranten. Damit unterscheiden wir uns deutlich von unseren Wettbewerbern. FCF ist zudem Mitglied der Factors Chain International, eines Netzwerks von über 200 Factoringgesellschaften in mehr als 60 Ländern, und neben unserem Kernmarkt Europa sind wir auch in Asien mit seinen boomenden Märkten präsent. www.fortiscomfin.de
LIQUIDITÄT Thorsten König, Geschäftsführer der Fortis Commercial Finance GmbH, erläutert, wie das Unternehmen seine Kunden in Europa unterstützt. VISAVIS ECONOMY
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Wachstum mit Exportfactoring Beratungsbedarf SüdFactoring sieht ein erhebliches Informationsdefizit bei
exportorientierten mittelständischen Unternehmen in Deutschland.
SICHERHEIT Hans Volker Mayer, Geschäftsführer Süd Factoring betont: „Exportfactoring befreit Unternehmer von administrativem Ballast zu geringen Kosten.“
Im Jahr 2006 hat sich die deutsche Wirtschaft – getragen von einer verstärkten Inlandsnachfrage sowie einer erneut hohen Exportquote – wesentlich besser entwickelt als ursprünglich angenommen. Mittelständische Betriebe, die häufig Exportquoten zwischen 20 und 50 Prozent aufweisen, sind allerdings besonders von Schwankungen im Auslandsgeschäft betroffen und müssen sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen, um Einbußen beim Export zu vermeiden. Andere Mittelständler stehen nunmehr vor dem Beginn von Auslandsaktivitäten, weil die Inlandsnachfrage keine nennenswerten Zuwachsraten verspricht. Beiden Gruppen bietet das Exportfactoring eine hervorragende Möglichkeit, ihre Ziele zu verwirklichen. Die noch weit verbreitete Unwissenheit veranlasst die Factoringinstitute, in verstärktem Maß auf den ExportfactoringService hinzuweisen und zu verdeutlichen, dass nicht nur Forderungen aus dem Inlandsgeschäft angekauft werden können. Das Exportfactoring – in Deutschland mit jährlichen Wachstumsraten von zuletzt rund 20 Prozent – lässt die Exportgeschäfte quasi zu Inlandsgeschäften werden und ähnelt in seinem Ablauf dem Inlandsfactoring. SüdFactoring wickelt die Exportgeschäfte grundsätzlich direkt mit den infrage kommenden Ländern und ohne Ein-
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schaltung eines Importfactors ab. Sie führt selbst die Bonitätskontrolle der Abnehmer durch und bedient sich hierbei nationaler und internationaler Auskunfteien, Rückversicherungsgesellschaften und Banken. Das bedeutet kurze und schnelle Wege, die dem Exporteur zugutekommen. In Fällen, in denen der Factor keine Limitzusage erteilt, sollte der Exporteur von Lieferungen Abstand nehmen, da er sich sonst der Gefahr des Forderungsausfalls aussetzen würde. Im Rahmen der vom Exportfactor genehmigten Warenkreditlimiten kann der Exporteur hingegen bedenkenlos liefern, da derartige Forderungen vom Exportfactor zu 100 Prozent gegen Ausfall abgesichert sind. In der Folge braucht sich der Exporteur auch über Zahlungsziele keine allzu großen Gedanken zu machen, weil der Exportfactor nach Auslieferung der Waren 90 Prozent der Forderungen vorfinanziert. Damit verfügt der Unternehmer ständig über ausreichende Liquidität, die es ihm ermöglicht, seinen Abnehmern branchen- und landesübliche Zahlungsziele einzuräumen. Auf die Forderungsübergabe folgt der Forderungseinzug durch den Exportfactor. Sollte der Abnehmer nicht bezahlen, übernimmt der Exportfactor das Mahnwesen unter Beachtung der landes-, branchen- und gesetzesüblichen Gepflogenheiten. Dabei bedient er sich eines weltweit ausgebauten Netzes renommierter Anwaltskanzleien sowie der guten Beziehungen zu den jeweiligen ausländischen Banken. Mit Exportfactoring ist der Unternehmer also von administrativem Ballast befreit, und die anfallenden Kosten – zwischen 1,0 und 2,5 Prozent des Umsatzes und im Einzelfall konkret zu ermitteln – sind als vergleichsweise gering zu bezeichnen. Weist die Mehrheit der Auslandskunden eine schlechte Bonität auf, sollte sich der Mittelständler um einen neuen Repräsentanten vor Ort bemühen. Die langjährige Erfahrung der Exportfactoring-Institute zeigt nämlich, dass die Exportgeschäfte so gut sind wie die in dem entsprechenden Land eingesetzten Vertreter. Weitere Infos: www.suedfactoring.de
einer Vorausabtretung waren, im Falle von deren Unwirksamkeit dem Factor zum Kauf angeboten werden. Außerdem ist es ratsam, die Abtretung offenzulegen. Dies kann in der Form erfolgen, dass der Factorkunde den Factor unwiderruflich bevollmächtigt, für ihn die Abtretungsanzeige gegenüber Debitoren abzugeben. Damit wird sichergestellt, dass die Debitoren ihre Zahlungen direkt an den Factor leisten.“ Zu beachten ist auch die Rechtsklausel des Eigentumsvorbehalts, denn mit dem Ankauf der Forderung erwirbt das Factoringinstitut auf der Grundlage von § 401 BGB grundsätzlich alle akzessorischen Nebenrechte wie die Bürgschaft und die Pfandrechte. „Dazu gehören jedoch nicht die selbstständigen Sicherungsrechte wie das Sicherungs- und Vorbehaltseigentum. Folglich bedarf es hierzu einer gesonderten vertraglichen Vereinbarung zwischen den Parteien: Factor und Factorkunde einigen sich über den Eigentumsübergang, und der Factorkunde tritt zudem seinen Herausgabeanspruch gegenüber den Debitoren an den Factor ab. Dies ist aus Sicht des Factors zu empfehlen, da dadurch seine Rechtsposition gestärkt wird. Im Fall der Insolvenz des Debitors dient die Eigentumsvorbehaltsware dem Factor als Sicherheit“, so Philipp. Veränderungen haben sich durch die seit 1999 geltende neue Insolvenzordnung ergeben, denn diese Rechtsnorm schwächt die Position des gesicherten Gläubigers, indem sie die umfassende Anfechtung von Rechtsgeschäften des Schuldners vor und während einer Liquiditätskrise zulässt. „Neue Konsequenzen für das Factoringgeschäft und dessen Vertragsgestaltung ergeben sich daraus jedoch nicht“, erläutert Caroline Philipp. „Der Forderungsverkauf an den Factor ist nicht als (vorsätzliche) Benachteiligung des Insolvenzgläubigers zu qualifizieren. Als Begründung dafür wird in der Literatur der ‚Zug-um-Zug-Charakter‘ des Factoringgeschäfts angeführt.“ Zur Sanierung der Firmenkasse können weitere Finanzierungsformen als Alternative bzw. Ergänzung zum klassischen Kredit der Hausbank genutzt werden. Hierzu WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
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+ www.factoring.de + www.pwc.de + www.bundesverband-factoring.de + www.bdiu.de
Quelle: Deutscher Factoring-Verband
Der deutsche Factoringmarkt
MARKTLAGE Die vier größten Factoringanbieter Deutschlands teilen sich mehr als 50 Prozent des Marktes. Zum Stichtag 02.01.2006 schuldeten insgesamt 1,9 Millionen Debitoren den Factoringinstituten Geld.
zählt das mittlerweile populäre Leasing, bei dem ebenfalls ein individuelles Konzept erarbeitet, die Liquidität geschont und längst nicht mehr nur der Firmenwagen gemietet wird: Maschinen, Möbel, Computeranlagen und Firmengebäude sind längst im Sortiment renommierter Anbieter vertreten. Beim Rückgriff auf die Angebote der Finanzmärkte sollten auch Mezzaninekapital, ABS-Konzepte oder – allerdings nur bei optimalen Rahmenbedingungen – der Börsengang in
Erwägung gezogen werden. Immer häufiger arbeiten übrigens Private-Equity-Firmen mit Factoringinstituten zusammen; sie reduzieren auf diese Weise das Volumen eigener Finanzmittel bei ihren Transaktionen und nutzen über den Leverage-Effekt faktisch einen Hebeleffekt. Offene Forderungen können schließlich auch durch die Einschaltung von Inkassounternehmen beigetrieben werden. Zu ihnen zählt die EOS KSI Inkasso Deutsch-
land GmbH in Bad Rappenau, ein Unternehmen der EOS Gruppe, das auf die Folgen hoher Außenstände sowie uneinbringbarer Forderungen verweist und auch das Auslandsinkasso übernimmt. Nicht wenige Mittelständler haben aufgrund der sinkenden Zahlungsmoral erhebliche Wettbewerbsnachteile erlitten oder sind in die Insolvenz geraten. Ein effizientes und intelligentes Forderungsmanagement ist demnach sinnvoll, da das Monitoring der Schuldner zu einem frühen Zeitpunkt einsetzt. Parallel hierzu findet die umfassende Beratung der Kunden durch ein Team kompetenter Mitarbeiter statt. Vertrauen, Zuverlässigkeit und Transparenz – diese drei Komponenten zeichnen die erfolgreiche Kooperation zwischen Inkassogesellschaft und Kunden aus. Inzwischen haben sich viele Anbieter – darunter die EOS KSI Inkasso Deutschland GmbH – im Bundesverband Deutscher Inkassounternehmen (BDIU) mit Sitz in Hamburg zusammengeschlossen. Sie sorgen für die rasche Beitreibung offener Forderungen, bieten einen Katalog begleitender Dienstleistungen an und weisen in zunehmendem Maß Erfahrung im Auslandsgeschäft auf.
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